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German Pages [436] Year 2014
DIE SECURITATE IN SIEBENBÜRGEN
SIEBENBÜRGISCHES ARCHIV ARCHIV DES VEREINS FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE DRITTE FOLGE – IM AUFTRAG DES ARBEITSKREISES FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE HERAUSGEGEBEN VON HARALD ROTH UND ULRICH A. WIEN
BAND 43
DIE SECURITATE IN SIEBENBÜRGEN
Herausgegeben von Joachim von Puttkamer Stefan Sienerth und Ulrich A. Wien
2014
BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN
Das Siebenbürgische Archiv setzt in III. Folge die vier Bände der »Alten Folge« (1843–1850) und die 50 Bände der »Neuen Folge« (1853–1944) des »Archivs des Vereins für siebenbürgische Landeskunde« fort.
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagabbildung: Aktentransfers vom früheren rumänischen Geheimdienst in das Archiv der „Nationalen Behörde für das Studium der Securitate-Akten“ (CNSAS) in Bukarest 2005 (Foto: picture alliance / dpa/dpaweb)
© 2014 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat: Carmen Kraus, Landsberg Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-22253-6
I N H A LT Vorwort der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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D I E S E C U R I TAT E I N D E R G E S E L L S C H A F T R U M ÄN I E N S Dragoș P e t r e s c u: The Resistance that Wasn’t: Romanian Intellectuals, the Securitate, and “Resistance through Culture” . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Gerd S t r i c k e r : Die Rumänische Orthodoxie und die Securitate . . . . . .
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Georg H e r b s t r i t t : Siebenbürgen in den Akten der DDR-Staatssicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Martin J u n g : Ein schwieriges Erbe. Der Umgang mit der Securitate im heutigen Rumänien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Katharina L e n s k i : Der zerbrochene Spiegel. Methodische Überlegungen zum Umgang mit Stasi-Akten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
DIE MINDERHEITEN U N D D I E U N T E RWA N D E R U N G D E R P R O T E S TA N T I S C H E N K I R C H E N Silviu B. M o l d o v a n : Die deutsche Minderheit in Rumänien. politisches Problem und historisches Erbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Hannelore B a i e r : Objekt und Instrument. Die deutsche Minderheit im Fokus der Securitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Virgiliu Ţ â r ă u : Die deutsche Minderheit und die Securitate. Schuldzuschreibung durch Gesetz und Ideologie bis 1970 . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Stefano B o t t o n i : Integration, Collaboration, Resistance. The Hungarian Minority in Transylvania and the Romanian State Security . . . . . . 187 Dezső B u z o g á n y : Secret Police Surveillance of the Guests of the Reformed Church and of the Dutch Theology Students in Socialist Romania . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 Corneliu P i n t i l e s c u : Umdeutung religiöser Praktiken in politische Schuld durch das Militärgericht Klausenburg/Cluj 1948-1958 . . . . . . . 253
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Inhalt
D I E S E C U R I TAT E U N D D I E L I T E R AT U R Gundel G r o ß e und Wolfgang D a h m e n : Die Auseinandersetzung der rumänischen Literatur mit der Securitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Liviu B u r l a c u : Maßnahmenpläne der Securitate gegen deutsche Schriftsteller in Rumänien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 Stefan S i e n e r t h : Zielstrebig, leidenschaftlich, übereifrig. Zur Securitate-Akte des Literaturhistorikers Heinz Stănescu . . . . . . . 308 Cristina P e t r e s c u : Eine Zeugin gegen die Securitate. Herta Müller versus Akte „Cristina“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342 Michael M a r k e l : Im Fadenkreuz der Verleumdung. Aspekte der Klausenburger Germanistik im Spiegel von Securitate-Akten . . . . . . . 374
ERINNERUNGSSPLITTER Anton S t e r b l i n g : Das Motiv der Freiheit und die Machenschaften der Securitate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399
Mitarbeiterverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 420 Register der geographischen Namen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428
V O RW O R T D E R H E R A U S G E B E R „N-am caracterul, ich hab nicht diesen Charakter.“ Mit diesen knappen Worten beschied Herta Müller den Geheimdienstoffizier, der sie für die Securitate anwerben wollte. Nach eigenem Bekunden war es der Begriff des Kollaborierens, der ihr die ganze moralische Zumutung dessen offenbarte, wozu man sie unter hohem Druck zu drängen versuchte. Umso tiefer fühlte sie sich verletzt, als sie von Freunden und Kollegen dennoch der Spitzelei verdächtigt wurde. „Das war das Schlimmste. Gegen Angriffe kann man sich wehren, gegen Verleumdung ist man machtlos. Ich rechnete jeden Tag mit allem, auch mit dem Tod. Aber mit dieser Perfidie wurde ich nicht fertig. Keine Rechnung machte sie erträglich. Verleumdung stopft einen aus mit Dreck, man erstickt, weil man sich nicht wehren kann.“1 In diesen Worten zeigen sich die tiefen Verletzungen, die die Securitate nicht nur Angehörigen der deutschen Minderheit zufügte. Sie schmerzen bis heute. Der vorliegende Band vermag davon allenfalls eine Ahnung zu vermitteln. Er geht zurück auf die Jahrestagung, die der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde in Zusammenarbeit mit dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) im September 2010 an der Friedrich-SchillerUniversität Jena durchgeführt hat. Angeregt von dem AKSL-Vorsitzenden, Ulrich A. Wien, ist eine solche Tagung bereits länger geplant gewesen. Denn in den vielfältigen und kontroversen Debatten, welche Spuren die Securitate in der rumänischen Gesellschaft hinterlassen habe und wie zwanzig Jahre nach dem Untergang des Regimes Ceaușescu mit diesem Erbe umzugehen sei, drohte das besondere Schicksal der Minderheiten an den Rand gedrängt zu werden. In Jena sollte, so die ursprüngliche Idee, in einem breiten Panorama aufgefächert werden, wie der rumänische Geheimdienst die Minderheiten unterwanderte und bedrängte, insbesondere in ihren sichtbarsten und wichtigsten Ausdrucksformen, den Kirchen und der Literatur. Jena bot sich als Ort schon deshalb an, weil die dortige, deutschlandweit einzige Professur für Rumänistik einen Anknüpfungspunkt bietet, das Thema auch in seinen literarischen Dimensionen für die rumänische Mehrheitsgesellschaft auszuloten, und weil die eigene Vergangenheit mit dem Ministerium für Staatssicherheit, der Bruderbehörde der Securitate, hier seit Langem differenziert unter1 Herta M ü l l e r : Jedes Wort weiß etwas vom Teufelskreis. Nobelpreis-Vorlesung im Wortlaut. In: Frankfurter Rundschau, 07.12.2009, hier zitiert nach http://www. fr-online.de/kultur/nobelpreis-vorlesung-im-wortlaut-jedes-wort-weiss-etwas-vomteufelskreis,1472786,2821916.html [letzter Zugriff am 30.08.2013].
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Vorwort
sucht wird und sich so Anhaltspunkte auch für vergleichende Überlegungen boten. Solche frühen Planungen wurden von den Ereignissen bald überholt. Je mehr Betroffene Einsicht in ihre Akten erhielten, desto deutlicher wurde, wie sehr auch das eng vernetzte Milieu deutscher Schriftsteller in Rumänien von der Securitate durchdrungen worden war. Auf einer Tagung des IKGS zum Thema „Deutsche Literatur in Rumänien im Spiegel und Zerrspiegel ihrer Securitateakten“ im Dezember 2009 gestand der Schriftsteller Werner Söllner öffentlich ein, seine engsten Freunde und Kollegen bespitzelt zu haben. Wenige Wochen, nachdem Herta Müller nicht zuletzt für ihre literarische Auseinandersetzung mit dem Alltag in Ceauşescus Rumänien den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte, zog dieses überraschende Geständnis breite Aufmerksamkeit auf sich. Nicht minder groß war die Unruhe, als wenige Tage vor der Jenaer Tagung bekannt wurde, dass auch der Dichter Oskar Pastior eine einschlägige Verpflichtungserklärung unterschrieben hatte. Recherchiert hatte dies der Germanist Stefan Sienerth, damaliger Direktor des IKGS und als Mitveranstalter der Jenaer Tagung auch Mitherausgeber des vorliegenden Bandes.2 Die lebhaften, sehr persönlichen und teils schmerzlichen Debatten, die auch in Jena geführt wurden, können hier nicht dokumentiert werden. Auch drei Jahre später, jetzt, da ein Großteil der Vorträge in schriftlich ausgearbeiteter Form vorliegt, hat das Thema jedoch nichts von seiner Brisanz verloren. Vielmehr zeigt sich in den unterschiedlichen Perspektiven, dass eine sachliche Auseinandersetzung nur gelingen kann, wenn sie die großen politischen Zusammenhänge differenziert in den Blick nimmt und sie mit individuellen Fallstudien verschränkt, indem auch sehr persönliche Erfahrungen ihren Niederschlag finden, ja, finden müssen. Auch werden die spezifischen Erfahrungen der Deutschen in Siebenbürgen mit der Securitate erst dann deutlich, wenn sie im breiteren Zusammenhang der rumänischen Mehrheitsgesellschaft sowie der Politik auch gegenüber anderen Minderheiten, insbesondere den ungarischen und deutschen, und den jeweiligen für die Minderheiten besonders relevanten Kirchen (der reformierten, römisch-katholischen sowie der lutherischen) gesehen wird. Der vorliegende Band soll einen Anstoß bieten, die Diskussionen der Jenaer Tagung weiterzuführen. Sicher wird die wissenschaftliche Sachlichkeit der meisten Beiträge den tiefen Verletzungen und Bedrängnissen nicht gerecht, die viele Lebensläufe für immer geprägt haben und an die sich nur unter Schmerzen rühren lässt. Es gibt bessere Formate, das Leiden der Opfer angemessen zu würdigen. Es bleibt jedoch zu hoffen, dass sie durch klärende Impulse dazu beitragen, eine heilsame Auseinandersetzung zu ermöglichen, die alte Wunden nicht wieder aufreißt und keine neuen Konflikte erzeugt. 2 Stefan S i e n e r t h: „Ich habe Angst vor unerfundenen Geschichten.“ Zur „Securitate“-Akte Oskar Pastiors. In: Spiegelungen Jg. 5/59 (2010), H. 3, S. 236-271.
Vorwort
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Dem Bundesbeauftragten für die Angelegenheiten der Kultur und der Medien sei an dieser Stelle für die großzügige finanzielle Unterstützung der Tagung gedankt. Zu danken ist auch dem IKGS München, aber auch Georg Aescht für die zahlreichen Übersetzungen aus dem Rumänischen sowie Katharina Haverkamp für die sorgfältige redaktionelle Arbeit. Die Herausgeber. Jena, Landau, München im Herbst 2013.
T H E R E S I S TA N C E T H AT WA S N ’T : ROMANIAN INTELLECTUALS, T H E S E C U R I TAT E , A N D “R E S I S TA N C E T H R O U G H C U LT U R E ” By Dragoș P e t r e s c u After the collapse of the communist regime in Romania, the issue of intellectual dissent under communist rule in that country has stirred lively debates and heated polemics. Undoubtedly, the key question regarding the end of the communist rule in Romania has always been: “Was it, or not?” In other words, was it a genuine revolution or a more or less disguised coup d’état that brought down the regime of Nicolae Ceaușescu on 22 December 1989? At the same time, it may be argued that the question: “Why were there so few dissidents in communist Romania?” is second only to the fundamental question concerning the revolutionary character of the 1989 events in that country. The present paper addresses the thorny issue of a concept – “resistance through culture” – that has been seriously questioned after the opening of the files of the communist secret police in Romania, the infamous Securitate. Numerous Romanian intellectuals claimed, before and after the 1989 revolution, that communist rule in their country was so harsh and the secret police so powerful, that any attempt at intellectual dissidence was doomed to immediate failure. Instead, the practitioners of “resistance through culture” have argued that the most efficient way to resist the regime was to concentrate on cultural production. More than two decades after the collapse of communist rule in Romania, one can evaluate the cultural production which resulted from the socalled “resistance through culture” and assess the issue of collaboration or dissent among the “resisters through culture” in the light of the Securitate files that are now open for research. This paper consists of two parts. The first part examines the problem of intellectual dissent in communist Romania – with a special emphasis on the few cases of radical dissent – and the arguments put forward by the “resisters through culture”. The second part discusses the polemics provoked by the opening of the Securitate files with regard to the phenomenon
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Dragoş Petrescu
of “resistance through culture” as well as the ongoing debates regarding the literary value of the works produced under communist rule.
Radical Dissent and “Resistance through Culture” Speaking about the Romanian dissidence in the 1970s, a Western specialist in East European affairs affirmed in the early 1980s that “Romanian dissent lives in Paris and his name is Paul Goma”.1 This seemed to be true since, after the suppression of the Goma movement, other radical dissidents of the 1980s, such as Doina Cornea, Radu Filipescu, Gabriel Andreescu or Dan Petrescu, experienced a similar loneliness of radical dissidence. As mentioned above, a fundamental question related to opposition and dissent under communist rule in Romania has not yet received a convincing answer. This question might be rephrased as follows: Why did intellectual dissent in communist Romania develop so slowly? This part of the paper provides a brief analysis of the dissident phenomenon and explains why dissidence developed only tortuously in communist Romania and took a more articulate form only in the late 1980s. When writer Paul Goma launched in 1977 the movement for human rights that now bears his name, radical dissent was almost non-existent in communist Romania. One can explain this relative quiescence of Romanian intellectuals by the success of the political strategy of the Romanian Communist Party (RCP), which was based on two pivotal issues, that is, industrialization and independence from Moscow. Ceaușescu adapted the strategy his predecessor initiated cautiously after 1956 to the post-1968 context and focused on “socialist” modernization and nation-building. Especially after the August 1968 public condemnation of the suppression of the Prague Spring, as Cristina Petrescu aptly noted, this stance made of Ceaușescu himself a most prominent “dissident”.2 Such a strategy was consistent with the strategy of economic and political development adopted by the successive 1 Michael Shafir: Romania – Politics, Economics, and Society. Political Stagnation and Simulated Change. London 1985, p. 168. For a comprehensive analysis of dissent in Ceaușescu’s Romania see Cristina P e t r e s c u : From Robin Hood to Don Quixote. Resistance and Dissent in Communist Romania. Bucharest 2013. See also Cristina P e t r e s c u : Romania. In: Dissent and Opposition in Communist Eastern Europe. Origins of Civil Society and Democratic Transitions. Eds. Detlef Pollack, Jan Wielgohs. London 2004, pp. 141-160. 2 Cristina P e t r e s c u : Ar mai fi ceva de spus. Despre disidenţa din România lui Ceaușescu [There is something more to say. On dissidence in Ceaușescu’s Romania]. Afterword to Dan P e t r e s c u , Liviu Cangeopol: Ce-ar mai fi de spus. Convorbiri libere într-o ţară ocupată [What remains to be said. Free conversations in an occupied country]. New and revised edition. Bucharest 2000, p. 319.
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governments and regimes since the inception of the modern Romanian state in 1859 and thus appealed to a majority of the Romanian intelligentsia. Furthermore, the cautious distancing from Moscow implied, apart from de-Sovietization, a return to traditional cultural values, and consequently the regime engaged in a considerable effort to co-opt the cultural as well as the technical intelligentsia. After the period of Stalinist terror of the 1950s, the “tacit deal” offered by the regime led to the co-optation of the intellectual elites that benefitted widely from the period of relative ideological relaxation. Throughout the 1980s, the “new social contract” became more and more restrictive in the sense that the regime was increasingly selective in allowing individuals and groups to enter the “tacit deal”. During the 1980s, the “tacit deal” was no longer open to all those willing to abide by the rules because the regime did not need to co-opt the elites anymore. In the conditions of a deep economic crisis, the resources became increasingly scarce and the regime was less and less able properly to reward the rapidly increasing numbers of opportunists. One should not forget that from the public condemnation of the invasion of Czechoslovakia in 1968 until the coming to power of Mikhail Gorbachev in 1985, the power elite in Bucharest was able to instrumentalize nationalism as a substitute ideology, which allowed the creation of a relatively enduring focus of identification with the regime and hampered to some extent development of intellectual dissidence. Towards the mid-1980s, however, many intellectuals started to realize that after all they had something in common with ordinary people: they also had to feed their families regularly. This did not apply to prominent public figures. To them, the regime had until its very end something very precious to offer: the permission to travel abroad, especially to the West. At the same time, from 1977 onwards nobody could pretend that nothing happened in Romania in terms of opposition towards the regime: Goma offered a chance to all those willing to protest against the rule of Ceaușescu if they wanted to do so. Unfortunately, with few exceptions, his fellow writers left him alone to confront the regime. The movement for human rights initiated by writer Paul Goma was the Romanian response to the Czechoslovak Charter 77 and was inaugurated in January 1977 by a letter of solidarity sent by Goma to Pavel Kohout, one of the leaders of the Charter 77. In addition, Goma wrote an appeal to the 1977 Belgrade conference, that is, the Helsinki follow-up conference, demanding that the Ceaușescu regime comply with the provisions of the 1975 Helsinki conference concerning the
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observance of human rights by the signatory governments. What followed explains to some extent Goma’s frustration and his post-1989 sharp criticism of the Romanian cultural establishment. Apart from writer Ion Negoiţescu and psychiatrist Ion Vianu, no other intellectuals supported Goma’s actions. Moreover, among the approximately 200 persons who eventually signed the appeal, the overwhelming majority actually wanted just to obtain a passport – the so-called “Goma passport” – in order to emigrate to the West. After trying in vain to persuade Goma to renounce his radical stance, the communist authorities imprisoned him on 1 April 1977. When the news of his arrest reached the West, an international campaign, in which the Romanian desk of Radio Free Europe (RFE) played a major role, was immediately launched. As a result of the sustained international campaign, the communist authorities released Goma from prison on 6 May 1977. Embittered by the lack of support from the part of his fellow writers, marginalized and frustrated, in November 1977 Goma left Romania for good, together with his wife and son, and settled in Paris.3 One should bear in mind that at the moment when the Goma movement was launched, the overwhelming majority of the population thought that communist rule in Romania, as well as in the rest of the sovietized East-Central Europe (ECE), was unlikely to be challenged in the foreseeable future. The rise and fall of the Goma movement showed that: (1) it was possible to initiate an opposition movement in Romania; (2) the Romanian desk of RFE was ready to act swiftly and efficiently to spread the news and provide some protection to the protesters by making their names known to international organizations, such as Amnesty International; and (3) that the elites, cultural and technical alike, were not prone to join the protest; those who nevertheless joined the movement, wanted in general to obtain a passport and leave the country. The strictly limited echo of the Goma movement among his fellow intellectuals can be also explained by the existence of a growing number of intellectuals that were convinced that the most appropriate way to resist the regime was “through culture”. Let us examine this main argument that stayed behind the concept of “resistance through culture”. The rule of Ceaușescu was so harsh – perhaps the harshest of its kind in East-Central Europe, and the communist secret police in Romania so powerful – maybe the most powerful in Sovietized 3 Goma wrote extensively about his dissidence and subsequent anticommunist activity in Paris. A detailed account of the events during the period January - April 1977 is provided in Paul G o m a : Culoarea curcubeului ’77. Cutremurul oamenilor [The color of the rainbow ’77. The earthquake of the people]. Oradea 1993.
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Europe, that any attempt at radical dissidence was repressed almost instantaneously. Thus, the argument read further, the most efficient way to resist the regime was to concentrate on cultural production, that is, to resist “through culture”. Beginning in the early 1970s, numerous intellectual debates were concerned with the latent conflict between the so-called “protochronists” and the “europeanizers” or “modernists”. The debate was primarily concerned with the problem of literary values. “Europeanizers” argued in favor of the cultural values of the West, which was to some extent a bold stance after the launch of Ceaușescu’s “theses” of 6 July 1971, as models for improving native literary works. For their part, the protochronists argued, as the literary historian and aesthetician Edgar Papu put it, that a “number of Romanian literary developments chronologically precede similar achievements in other countries”.4 A majority of the protochronists thus advocated the recognition of Romanian contributions to world culture. In many respects, as Katherine Verdery has perceptively argued, protochronism “was an intensified resuscitation of interwar indigenist arguments about national essence”.5 The “europeanizers” did not act as a dissident group. In general, they did not protest publicly against the ideological pressure on cultural production – such as the return to autochthonous values in the realm of culture after the so-called “Theses of July 1971”, and what is more, they did not oppose the violation of fundamental human rights by the communist regime – such as the harassment of those who adhered to the Goma movement. The debate regarding cultural values was carried out within the limits imposed from above by the communist regime. As Verdery astutely observes, those who opposed protochronism expended “their energies in a joint defense of intellectual authority rather than in a more substantial critique of power”.6 Sadly enough, “resistance through culture” proved to be a strategy that offered the communist regime the opportunity to co-opt gifted intellectuals by offering them the illusion of living a normal professional life and, of course, by giving them the chance to travel to the West. Instead of epitomizing a form 4 For more on Edgar Papu, considered the founder of Romanian protochronism, see Anneli Ute G a b a n y i : Romanian “Protochronism” and the New Cultural Order. In: The Ceaușescu Cult. Bucharest 2000, p. 156. For a recent overall assessment of the phenomenon, see Alexandra Tomiță: O istorie “glorioasă”. Dosarul protocronismului românesc [A “glorious” history. The dossier of Romanian protochronism]. Bucharest 2007. 5 Katherine Verdery: National Ideology Under Socialism. Identity and Cultural Politics in Ceausescu’s Romania. Berkeley 1991, pp. 168, 179. A brief survey of the debate on “protochronism” is provided in G a b a n y i : The Ceaușescu Cult, pp. 155-162. 6 Verdery: National Ideology Under Socialism, p. 169.
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of “everyday resistance” against the violation of fundamental – therefore universal – human rights, “resistance through culture” proved to be ultimately a form of “everyday co-optation” through culture. To those who were not asked to collaborate with, or still had scruples in serving the regime, “resistance through culture” offered a minimal mental comfort in a period when hardships and widespread malaise disrupted normalcy. Their stance, however, did not annoy the regime. Furthermore, as dissident writer Dorin Tudoran put it, one cannot “defend and preserve culture only by culture”.7 One should also fight for a cause, and up to the spring of 1989 there were not many literati willing to do so. One should stress that a cross-class alliance on the Polish Solidarity model did not emerge in Romania until December 1989, when the overwhelming majority of the population became united in its protest against the Ceaușescu regime. In fact, until the 1987 Brașov revolt, working-class protests did not receive support from the part of either critical or technical intelligentsia. A good opportunity to link intellectual dissidence with working-class unrest was lost in 1977. Unfortunately, there was no connection between the two major protests that occurred in 1977, i.e. the dissident movement led by the writer Paul Goma (January-April) and the strike organized by miners in the Jiu Valley basin (August). The latent hostility between intellectuals and the working class could also explain why a cross-class alliance could not be established in Ceaușescu’s Romania. For instance, Istvan Hosszu, a Jiu Valley miner who participated to the August 1977 strike, observed in 1989: “My discussions, as a worker in Romania, with the Romanian intelligentsia were very unpleasant …. The intelligentsia in Romania, unfortunately, misunderstands, in fact disdains the working class and, in a way, brutalizes it.”8
Nevertheless, there existed a daring attempt at creating a free trade union in Romania as early as 1979, that is, before the creation of the Polish Solidarity. The Free Trade Union of the Working People in Romania (Sindicatul Liber al Oamenilor Muncii din România – SLOMR) existed practically from January to June 1979. Its leaders – Ionel Cană, Gheorghe Brașoveanu and Nicolae Dascălu – were imprisoned immediately after RFE broadcast the founding declaration of the SLOMR on 4 March 1979. Following the imprisonment of its leaders, the initiative was suppressed rapidly. SLOMR never became a movement. It was just a daring and timely initiative that did not receive adequate support, 7 8
Freedom House: Romania. A Case of “Dynastic” Communism. New York 1989, p. 75. Freedom House: Romania, pp. 86-87.
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neither from the part of the workers nor the intelligentsia, in order to structure itself properly and spread across the country.9 In terms of dissidence and public protests by intellectuals, after the termination of the Goma movement (1977) and the suppression of the SLOMR (1979), the first major act of dissidence belonged to Doina Cornea, a lecturer in French at the University of Cluj. In August 1982, RFE broadcast an open letter by Doina Cornea on the crisis of the educational system in Romania.10 Over the next seven years, Doina Cornea represented one of the most powerful dissident voices in communist Romania. She adamantly criticized the Ceaușescu regime in spite of the permanent surveillance and harassment to which the Securitate subjected her. Cornea’s last open letter before the collapse of the regime was broadcast by RFE in the autumn of 1989.11 A promising poet from Bucharest, Dorin Tudoran, decided in 1982 to make his criticism towards the establishment public. Until 1985, when he decided to emigrate, Tudoran radicalized his position and evolved from comments strictly limited to the abuses concerning the literary milieus to the denunciation of the communist system itself. After emigrating and settling in the United States, he remained an acerbic critic of the Ceaușescu regime.12 Another significant act of opposition belonged to Radu Filipescu, a young engineer from Bucharest. During the period January – May 1983, Filipescu produced and disseminated in Bucharest some thousands anti-Ceaușescu manifestos. Arrested on 7 May, Filipescu was 9 On the Securitate reports concerning the SLOMR see Mihai Pelin: Operațiunile “Melița” și “Eterul”. Istoria Europei Libere prin documente de Securitate [The “Grinder” and “Aether” operations. History of Radio Free Europe through documents of the Securitate]. Bucharest 1999, pp. 172-178. A work that focuses on the Vasile Paraschiv case – a prominent case of working-class dissent – provides relevant details on SLOMR. See Vasile Paraschiv: Lupta mea pentru sindicate libere în România. Terorismul politic organizat de statul comunist [My struggle for free trade unions in Romania. The political terrorism organized by the communist state]. Eds. Oana Ionel, Dragoș Marcu. Iași 2005, pp. 367-371. 10 For more on her bold dissidence, see Doina C o r n e a : Libertate? Convorbiri cu Michel Combes [Freedom? Conversations with Michel Combes]. Bucharest 1992; see also Doina C o r n e a : Jurnal. Ultimele caiete [Diary. The last notebooks]. Bucharest 2009. 11 C o r n e a : Jurnal, pp. 126-132. 12 As for his dissident texts, see for instance Dorin Tudoran: Frig sau frică? Asupra condiției intelectualului român de astăzi [Cold or fear? On the condition of the contemporary Romanian intellectual] and Scrisoare adresată lui Nicolae Ceaușescu [Letter addressed to Nicolae Ceaușescu], both dating from 1984. Republished in: Dorin Tudoran: Kakistocraţia [Kakistocracy]. Chișinău 1998, pp. 25-30 and pp. 31-76, respectively. See also OSA/RFE Archives, Budapest. Romanian Fond, 300/60/3/Box 9. File Dissidents: Dorin Tudoran.
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sentenced on 12 September 1983 to ten years in prison for “propaganda against the socialist system”. He was eventually released from prison in 1986 after a sustained international campaign organized by RFE and Amnesty International.13 Such protests were not singular. Isolated protests abounded during the 1980s but their authors did, or could, not make their acts known abroad. Thus, many courageous acts of opposition simply passed unnoticed in the West and organizations such as RFE or Amnesty International could not intervene. Radu Filipescu confessed that, while in prison, he was astonished to see how many people dared to speak out or disseminate manifestos against the communist regime in Romania.14 Physicist Gabriel Andreescu engaged during the period 1984-1987 in dissident activities related mainly to the monitoring of the numerous violations of human rights in communist Romania and the transmission of such information abroad. Towards the late 1980s, he became one of the Romanian dissidents best known in the West.15 Nevertheless, beginning in 1988 the stances of open dissent multiplied. In January 1988, an intellectual from the city of Iași, writer Dan Petrescu, openly protested against the Ceaușescu regime. Dan Petrescu’s first act of dissidence was an interview he gave in Iași, towards the end of 1987, to the French reporter Jean Stern (pen name Gilles Schiller). The French left wing newspaper Libération published the interview on 27 January 1988 under the title “Ceaușescu nu e singurul vinovat” (Ceaușescu is not the only one to be blamed). A second essay, “Mic studiu de anatomia răului” (Short study on the anatomy of evil) was published in Libération on 15 February 1988, and was subsequently broadcasted by Radio Free Europe. Petrescu’s criticism towards the regime was sharp: he stated clearly that it was the communist system to be blamed for Romania’s disastrous situation and not solely the person of Nicolae Ceaușescu.16 From that moment on, in the city of Iași 13 For an account of Filipescu’s dissident actions see Herma K ö p e r n i k - K e n n e l : Jogging cu Securitatea. Rezistența tînărului Radu Filipescu [Jogging with the Securitate. The resistance of the young Radu Filipescu]. Bucharest 1998, pp. 11-84; a copy of a manifesto authored by Filipescu is provided at p. 273. 14 K ö p e r n i k - K e n n e l : Jogging cu Securitatea, pp. 106-108. 15 Gabriel A n d r e e s c u : L-am urît pe Ceaușescu. Ani, oameni, disidență [I hated Ceaușescu. Years, people, dissent]. Iași 2009; see also OSA/RFE Archives, Budapest. Romanian Fond, 300/60/3/Box 6. File Dissidents: Gabriel Andreescu. 16 Details on Dan Petrescu’s dissidence are provided in Dan P e t r e s c u , Liviu C a n g e o p o l : Ce-ar mai fi de spus. Convorbiri libere într-o țară ocupată [What remains to be said. Free conversations in an occupied country]. New and revised edition. Bucharest 2000. The Minerva Publishing House in Bucharest published a first edition of the book in 1990; the second and revised edition published by the Nemira Publishing House in
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a nucleus of dissidence emerged around the person of Dan Petrescu and his wife, Thérèse Culianu-Petrescu. Bucharest intellectuals eventually joined the anti-Ceaușescu opposition. On 17 March 1989, the same French newspaper Libération published an interview with poet Mircea Dinescu.17 Until the publication of the interview, Dinescu had not been a radical dissident and was rather perceived as belonging to the intellectual establishment. Nevertheless, Dinescu’s criticism went beyond the current professional issues related to the literary field and was directed against the way in which Romania was ruled. He ridiculed regime’s attempts at creating a “new man” able to “feed on ideology and dress in the gross rhetoric of propaganda”. Moreover, he praised Gorbachev’s reforms by saying that in Romania the Soviet leader was perceived as the “Messiah of socialism with human face”.18 As a consequence, Dinescu was placed under house arrest; at the same time, his protest did not follow the pattern of “solitary dissidence” that was so characteristic of Romanian dissent. Thus, seven intellectuals – Geo Bogza, Ștefan Augustin Doinaș, Dan Hăulică, Alexandru Paleologu, Andrei Pleșu, Octavian Paler and Mihai Șora, subsequently joined by another two, Radu Enescu and Alexandru Călinescu – wrote a letter of solidarity with Dinescu. Alexandru Călinescu lived in Iași and had links with the most prominent dissident in that city, Dan Petrescu. All the others signatories were from the capital city of Bucharest.19 Although their letter, written on 20 March 1989, was addressed to the head of the Writers’ Union, Dumitru Radu Popescu, it was a first major gesture of solidarity between regime’s opponents. The first major post-Goma intellectual protests occurred in two major cultural centers of Romania, the cities of Cluj and Iași, but not in the capital city of Bucharest. To be sure, in Bucharest it was more difficult to carry out open protest due to the thorough surveillance by the Securitate. Nevertheless, from the spring of 1989 onwards, the situation changed significantly. Six former communist officials wrote a highly critical open letter to Ceaușescu. Nine prominent intellectuals publicly expressed their solidarity with Dinescu. Slowly, group protests were 2000 also comprises Dan Petrescu’s major dissident essays: Ceaușescu is not the only one to be blamed, pp. 231-235; and Short study on the anatomy of evil, pp. 236-243. 17 Gilles S c h i l l e r [Jean S t e r n ]: Entretien avec Mircea Dinescu. In: Les Temps Modernes, no. 513 (Avril 1989), pp. 17-28. 18 Romanian Poet Mircea Dinescu Criticizes Ceaușescu’s Policies and Appeals for Reforms. OSA/RFE Archives, Budapest. Romanian Fond, 300/60/3/7. File Dissidents: Dinescu Mircea, pp. 2-3. 19 Cristina P e t r e s c u : On dissidence in Ceaușescu’s Romania, pp. 337-338.
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replacing isolated dissident acts by courageous individuals. In November 1989, dissident Dan Petrescu initiated a campaign of collecting signatures against the reelection of Ceaușescu at the Fourteenth Congress of the RCP. Petrescu, who, one should be reminded, was living in the Moldavian city of Iași, contacted Doina Cornea, who was living in the Transylvanian city of Cluj. It was the first time that prominent dissidents tried to organize a joint action against the regime. Another story, which is telling of the efforts and vacillations of the intellectuals who felt that they should do something to protest against communist rule, is that of the “letter of the eighteen”. It took until mid-December for the signatures to be collected and the letter transmitted abroad.20 The fact that eighteen intellectuals eventually managed to become solidary in their protest in the autumn of 1989 indicates that something had changed by that time: a timid but shared feeling of solidarity was gradually replacing the “egoism of small groups”. At the same time, it was quite late for a dissident movement to take shape and give birth to a political opposition able to fill the power vacuum in the afternoon of 22 December 1989. Nevertheless, some intellectuals managed that day to speak to the large crowds gathering at Palace Square in downtown Bucharest and argue convincingly that the monopoly of the RCP was over.21 They told the people that it was not about an anti-Ceaușescu uprising, but about an anti-Communist revolution.
Stories of Dissent: Witness Accounts and “Drawer Literature” The issue of opposition and dissent under communist rule surfaced immediately after the regime change of 22 December 1989, all the more since the number of those who claimed to have resisted Ceaușescu’s dictatorship surged. However, the fact that the archives of the secret police, the Securitate, remained closed throughout the 1990s was a major hindrance in assessing the deeds of the great number of alleged dissidents. Apart from witness accounts, there was little evidence that would permit an analysis of the impact on the communist regime of the silent opposition of those who claimed to have resisted “through culture”. The coming to power in May 1990 via free elections of a large number of second- and third-rank nomenklatura members, shepherded by Ion Iliescu, significantly postponed the questioning of the antiregime stances of a majority of the intellectuals that joined the political 20
Stelian T ă n a s e : Ora oficială de iarnă [The official wintertime]. Iași 1995, pp. 138,
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T ă n a s e : Ora oficială de iarnă, pp. 191-192.
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parties that opposed the National Salvation Front (NSF). The Iliescu regime was perceived as a more immediate threat for the consolidation of democracy in post-1989 than the possible collaborators of the defunct communist regime that had shifted sides after 22 December 1989 and become fierce critics of Iliescu and the NSF. However, former political prisoners joined forces with civic organizations and asked repeatedly for the public exposure of the wrongdoings of the ancien régime and the punishment of perpetrators of crimes committed under communism, as well as for the moral and material compensation of the victims. As long as the authorities were not willing to open the archives of the Secret police and expose the systematic violation of fundamental human rights under communist rule, many thought that at least books that accounted for the terror and sufferings imposed on the Romanians by the communist regime should be written. Thus, throughout the 1990s, a majority of the writings on repression and surveillance by the Securitate were based almost exclusively on memoirs and witness accounts, as well as on foreign documentary sources. As part of the general effort aimed at recuperating the history of opposition and dissent under communism, the radical dissidents of the Ceaușescu period, well-known to the Romanian public due to the programs of Radio Free Europe, published their dissident texts and diaries from the period, wrote their memoirs or gave book-length interviews. The novels by Paul Goma became extremely popular, especially those that described his period of imprisonment in the 1950s and the “movement for human rights”. Doinea Cornea published her open letters addressed to the regime,22 while Dan Petrescu and Liviu Cangeopol published the book they wrote jointly and managed to smuggle to the West in late 1988 and remained unpublished until the collapse of communism in East-Central Europe.23 Herma Köpernik-Kennel’s novel, Jogging with the Securitate, is based on the detailed account of Radu Filipescu concerning his opposition to the Ceaușescu regime.24 Similarly, Gabriel Andreescu and Dorin Tudoran published their dis22 Doina C o r n e a : Scrisori deschise și alte texte [Open letters and other texts]. Bucharest 1991. 23 The writing of the book started in the spring of 1988 and was finished in the autumn the same year. Subsequently recorded on tape, the book was smuggled abroad around Christmas 1988 but was never published in the West, apart from some excerpts broadcast by the Voice of America. 24 The book conveys the image of a lonely young adult engaged in an unequal battle with the communist regime. See Ana Blandiana: Onestitatea, ca armă [Honesty, as a weapon]. Foreword to Köpernik-Kennel: Jogging with the Securitate, p. 5.
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sident writings.25 One should mention however, that although these writings contributed to a better understanding of the wrongdoings of the communist regime in the 1970s and 1980s, the general public was truly shocked by the appalling sufferings of the former political prisoners sent to the Romanian Gulag in the late 1940s and throughout the 1950s. During the 1990s, the witness accounts of the former political prisoners and the few radical dissidents contributed to a major change in terms of teaching the history of postwar Romania. The introduction of the first series of alternative history textbooks in post-communist Romania during the 1999/2000 academic year contributed significantly to a change in terms of teaching the troubled postwar period in Romania. These textbooks contained relevant information regarding the Stalinist repression and wrongdoings of the secret police, as well as on the daring acts of dissent and opposition to the communist regime. Consequently, the radical dissidents of the Ceaușescu period entered the canon of contemporary history. At the same time, the introduction of alternative history textbooks provoked one of the most heated polemics on the way “national” history should be taught in the post-communist context, which revealed that the task of reforming the teaching of national history was much more difficult than previously thought. The polemic was initiated by a parliamentary speech by Sergiu Nicolaescu, delivered on 5 October 1999. An independent member of the Senate and a film director known for his historical movies produced under the communist regime, Nicolaescu condemned the alleged “anti-national” character of the history textbook for the 12th grade coordinated by the Cluj-based historian Sorin Mitu. The textbook, dedicated to Romanian history, was one of the five alternative textbooks released that academic year.26 In his intervention, Nicolaescu stated that the textbook coordinated by Mitu “should be burned in a public square” because it presented the history of people without identity. Subsequently, Nicolaescu was joined by a number of politicians, academics and journalists in his criticism of the above-mentioned textbook. The arguments of those who contested that particular textbook were related chiefly to an alleged undignified treatment by the authors of great figures of the past, such as the Dacian king Decebal or of sacred themes like the formation of the Romanian people.
25 Gabriel A n d r e e s c u : Spre o filozofie a disidenţei [Towards a philosophy of dissent]. Bucharest 1992. 26 Sorin Mitu et al.: Istorie [History]. Bucharest 1999.
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Of the very few serious critical analyses of the alternative history textbooks one should mention the one authored by historian Adrian Niculescu, who argued that the textbook coordinated by Mitu had many theoretical weaknesses, but that none of them related to the arguments set forth by its fiercest critics.27 In fact, one could find theoretical and methodological weaknesses in all of the five textbooks released in 1999.28 Moreover, among the five textbooks mentioned above the one coordinated by Mitu provided the most updated and modern approach, challenging many of the clichés of national-communist historiography. On the contrary, the textbook coordinated by historian Ioan Scurtu with minor alterations reproduced the national-communist idea of Romanian history, as it emerged in the late 1960s and the early 1970s.29 Nevertheless, with regard to the communist period, the alternative history textbooks spoke of the major moments of opposition and dissent, and thus the names of the most famous dissidents such as Paul Goma, Doinea Cornea or Radu Filipescu entered the “canon” of contemporary history.30 At the same time, the polemic provoked by the introduction of the alternative history textbooks demonstrated that a professional reconstruction of the past in post-communist Romania had to overcome numerous difficulties. In the case of the communist past – with a special emphasis on the dissident phenomenon – the hindrances were even greater. As long as the archive of the former communist secret police, the Securitate, was accessible only with great difficulty, one could not assess the extent of the dissident phenomenon, not to speak of the regime perceptions of the alleged threat represented by the “resistance through culture”. Consequently, students of Romanian communism were left with only the witness accounts by the actors themselves, and in a majority of cases such accounts were obviously self-serving. Furthermore, given 27 Adrian Niculescu: Manualele de istorie [History textbooks]. In: Revista 22, 14-20 December 1999, p. 9. 28 The other four alternative history textbooks were: Ovidiu Bozgan et al.: Istorie [History]. Bucharest 1999; Nicoleta Dumitrescu et al.: Istoria Românilor [History of the Romanians]. Bucharest 1999; Ioan Scurtu et al.: Istoria Românilor [History of the Romanians]. Bucharest 2000; and Stelian Brezeanu et al.: Istorie [History]. Bucharest 1999. 29 For instance, the textbook authored by Ioan Scurtu et al. provided a rather misleading interpretation of the so-called Declaration of April 1964 by presenting that document as a crucial document of reform communism in Romania, while in reality it was the document that proclaimed that each and every communist party had the right to pursue its own path for “building socialism”. See Scurtu et al.: Istoria Românilor, pp. 215, 255. 30 For more on “canonization” and cultural memory see Aleida Assmann: Canon and Archive. In: Cultural Memory Studies. An International and Interdisciplinary Handbook. Eds. Astrid Erll, Ansgar Nünning. Berlin 2008, pp. 99-100.
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the significant number of intellectuals that claimed to have resisted “through culture”, many expected that a large corpus of “drawer literature” would surface immediately after the collapse of the Ceaușescu regime. To the general surprise, it was not so. If one is to speak about genuine “drawer literature” born of commitment to the freedom of creation and refusal to collaborate with the regime, then only two names are to be mentioned: Nicolae Steinhardt (1912-1989) and Ion D. Sîrbu (1919-1989). In terms of literary value, intellectual sophistication, and public impact, Nicolae Steinhardt’s Jurnalul fericirii (Diary of blissfulness) was perhaps the most influential piece of “drawer literature” published in Romania immediately after the breakdown of the communist regime. A sophisticated intellectual of Jewish origin, born Nicu Aurelian Steinhardt, he was imprisoned between 1959 and 1964 after a famous trial staged by the communist regime against a series of prominent intellectuals beginning in December 1958.31 The Diary of blissfulness had a tremendous public impact also due to the passionate account of the epiphany experienced by the author while in detention, which transformed him fundamentally: he became a genuine believer, embraced Greek-Orthodoxy, and after his release from prison he entered monastic life and lived at the Rohia Monastery in northern Romania.32 The other fine piece of “drawer literature” was a novel authored by Ion D. Sîrbu and entitled Adio Europa! (Farewell, Europe!). The novel was finished in 1985, but was published only in 1993, that is, after the breakdown of the communist regime. Farewell, Europe! captures perfectly the atmosphere of the 1980s, characteristic of the economic and moral ruin of the Ceaușescu regime. The main character of the novel is an intellectual who wanted to live in the civilized West, but had no other choice than to live on the other side of the Iron Curtain, in Isarlîk, an imaginary town in southern Romania. Here, the similarity between Sîrbu’s biography and that of his character is obvious. Raised and educated in the main cultural center of Transylvania, the city of Cluj, Sîrbu was forced because of his political biography to settle in the city of Craiova, located in the historical region of Oltenia. Even more interesting is the way in which the author depicts some major aspects of 31 An authoritative collection of documents regarding this trial is: Prigoana. Documente ale procesului C. Noica, C. Pillat, S. Lăzărescu, A. Acterian, Vl. Streinu, Al. Paleologu, N. Steinhardt, T. Enescu, S. Al-George, Al. O. Teodoreanu și alții [Persecution. Documents of the trial C. Noica, C. Pillat, S. Lăzărescu, A. Acterian, Vl. Streinu, Al. Paleologu, N. Steinhardt, T. Enescu, S. Al-George, Al. O. Teodoreanu and others]. Second and revised edition. Bucharest 2010. 32 Nicolae Steinhardt: Jurnalul fericirii [Diary of blissfulness]. Cluj-Napoca 1991.
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everyday life in Romania during the 1980s. Thus, Sîrbu’s book is about corruption and cowardice, nepotism and bribery, false patriotism and duplicity, urban decay and nostalgia for the bygone days of normality. In other words, it is about everyday life in late communist Romania. The masterful depiction of Ceaușescu’s Romania as an “Ottomanized” Balkan country gives one the feeling that Isarlîk could have been any town in communist Romania. Isarlîk, in fact, is the epitome of urban Romania in the 1980s.33 By the end of the 1990s, professional attempts at assessing the impact of the phenomenon of “resistance through culture” on the defunct communist regime reached a deadlock. In spite of some obvious facts, such as: the weakness of radical dissidence under communist rule, the scarcity of “drawer literature” that surfaced after 1989, and the lack of synchronism between cultural developments in Romania and those in the West during the last two decades of communist rule, one could not document to what extent “resistance through culture” threatened or at least annoyed the Ceaușescu regime. This became possible only after the Securitate files had been opened for research.
Documenting Dissent: Researching the Securitate Files Former political prisoners played a paramount role in the opening of the Securitate archive for those interested in accessing their files or for research.34 The former political prisoners organized themselves from the very days of the 1989 revolution in an association of the survivors of the Romanian Gulag, named Association of the Former Political Prisoners in Romania (Asociaţia Foștilor Deţinuţi Politici din România – AFDPR). AFDPR promoted a specific agenda related to restitution for all those who were persecuted under communism.35 From a legal point of view, one of greatest victories of the AFDPR was the passing 33
Ion D. Sîrbu: Adio, Europa! [Farewell, Europe!]. 2 vols. Bucharest 1993. The concept of “restitution” is understood in the sense employed by Offe. See Claus Offe: Varieties of Transition. The East European and East German Experience. Cambridge Mass. 1997, pp. 82-104. 35 AFDPR was established on 2 January 1990, and, by the end of the year, it enrolled 98,700 members; it was an exemplary case of self-organization of interests, being the first group that succeeded in legalizing its existence and publicly advocating the interests of its members. The Decree-Law no. 118 of 1990 granted special rights to former political prisoners, including medical care, and local transport free of charge, subventions for medicines, limited free railroad transport, etc. For the Decree-Law no. 118 regarding the rights of the persons politically persecuted by the dictatorship established on 6 March 1945, see Monitorul Oficial al României [Official Bulletin of Romania], no. 118, 18 April 1998, pp. 5-7. 34
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of the Law 187/1999 or the “Law regarding the access to the personal file and the disclosure of the Securitate as political police” by the Romanian Parliament in December 1999. Known to everyone as the “Ticu Law” after its main proponent, former senator of the National Peasant Party and president of AFDPR, the late Constantin Ticu Dumitrescu (1928-2008), it was passed only after years of heated debates and repeated modifications. The law granted to Romanian citizens as well as to foreign citizens that had been citizens of Romania after 1945 the right to access their Securitate files. Law 187/1999 created for the first time a legal framework for the study of the Securitate archives by any citizen interested in assessing “the political police activities of the former secret police in order to offer to society a picture of the communist period that was as correct as possible”. In order to achieve such a goal, a new institution was established: the National Council for the Study of the Securitate Archives (Consiliul Naţional pentru Studierea Arhivelor Securităţii – CNSAS), which has been destined to take over the files of the former secret police. Up to the year 2006 the application of Law 187/1999 proved to be very difficult, and it may be argued that a major hindrance in this respect was the lack of political will by the Emil Constantinescu (1996-2000) and the second Ion Iliescu (2000-2004) regimes to push for the transfer of the Securitate archives to the CNSAS. One can identify three stages in the ten-year long history of the CNSAS. During the first stage, i.e., 2000-2005, CNSAS was confronted with major problems related to the transfer of the archives of the former Securitate – hosted mainly by the Romanian Intelligence Service (Serviciul Român de Informaţii – SRI); the Foreign Intelligence Service (Serviciul de Informaţii Externe – SIE) and the Ministry of National Defense (Ministerul Apărării Naţionale – MapN) – to its archive. Since its establishment in the year 2000, CNSAS has constantly struggled with the above mentioned institutions over the custody of the documents produced by the former Securitate. Over the period 2000-2005, such documents were transferred to CNSAS very selectively. Nevertheless, after the general elections of 2004, things changed tremendously. The second stage in the activity of CNSAS was inaugurated in midDecember 2005, when SRI transferred over 1 million files to CNSAS, which had to inaugurate a new building for their preservation. Over the period April-August 2006 a number of four decisions of Romania’s Supreme Council of National Defense (Consiliul Suprem de Apărare a Ţării – CSAT) have made the transfer to the CNSAS archive of 1,555,905 files comprising 1,894,076 volumes possible. As a result, the
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activity of the CNSAS has gained momentum and consequently more and more public figures – from politicians to the higher clergy and from all fields of activity, ranging from the judiciary to the academia – were gradually disclosed as former collaborators. The collaboration of prominent politicians was revealed not by their personal files, which were not preserved in many cases, but by the files of their victims, in which evidence of collaboration (usually copies of informative notes) was found. In other words, even though some files of former collaborators are now missing, their informative notes can still be found in the files of those on whom the respective individuals provided information. The third stage in the activity of the CNSAS was inaugurated in January 2008, when the Romanian Constitutional Court (Curtea Constituţională a României – CCR) decided on several grounds that the Law 187/1999 was unconstitutional. The decision was highly contested and commented as another attempt of the “neo-communist” camp to stop a process that finally started to look promising.36 The sole genuine problem though was the simultaneous function of prosecutor and judge performed by the CNSAS Collegium, which was empowered by the law of 1999 not only to search for proofs of collaboration with the Securitate as “political police”, but also to formulate a first judgment on the collaboration of the persons under verification. Consequently, CNSAS functioned on a governmental ordinance until November 2008, when a new law was passed.37 Though the new legislation is more restrictive than the previous one with regard to disqualification, it ultimately allows more transparency in the process of unmasking former collaborators. The new law defines the collaboration with the Securitate as those acts that not only violated fundamental rights of individuals, but also “denounced activities or attitudes adverse to the
36 For an insightful analysis of the CCR decision see Corneliu-Liviu Popescu: Uzurparea de putere comisă de Curtea Constituțională în cazul cenzurii dispozițiilor legale privind deconspirarea poliției politice comuniste [The usurpation of authority by the Constitutional Court in the case of censoring the legal dispositions regarding the unmasking of the communist political police]. In: Noua Revistă de Drepturile Omului, Vol. 4 (2008), pp. 3-14. 37 Both the decision of the Constitutional Court regarding the non-constitutionality of Law 187/1999 and the Governmental Ordinance of February 2008 that provided a legal basis for prolonging the activity of CNSAS were published together in Monitorul Oficial al României [Official Bulletin of Romania], no. 95, 6 February 2008, pp. 2-8, respectively pp. 9-10. A subsequent Governmental Ordinance of March 2008 ensured the functioning of CNSAS until a new law was passed. See Monitorul Oficial al României [Official Bulletin of Romania], no. 182, 10 March 2008, pp. 2-10.
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communist state”.38 This principle of simultaneity – infringement of fundamental rights and denunciation of anti-regime attitudes and activities – obviously reduces the number of cases that can be brought in front of the administrative court of justice on the grounds of collaboration with the Securitate. In spite of the initial reservations and criticism coming especially from civil society organizations, the new legislation has unleashed a multifaceted process of unmasking and exposing the repressive actions of the Securitate, as the CNSAS Annual Reports for the years 2009, 2010 and 2011 clearly show.39 The brief history of the CNSAS presented above shows that the process of formation and opening for research of the Securitate archive gained momentum from 2006 onwards. Currently, the CNSAS archive amounts to some 24 km and is constantly growing. As far as radical dissent and “resistance through culture” are concerned, the opening of the Securitate files for research revealed at least two crucial elements: (1) the information gathered from the Securitate files has not contradicted the already existing information concerning the dissident actions of the major figures of Romanian dissent in the 1970s and 1980s, such as Paul Goma, Doina Cornea, Gabriel Andreescu, Radu Filipescu, Dan Petrescu or Dorin Tudoran; and (2) among those who claimed to have “resisted through culture” many were in good terms with the communist authorities. Of the writers that were also radical dissidents under the Ceaușescu regime, some decided to publish documents from the files devised by the former Securitate on their names, one should mention Paul Goma and Dorin Tudoran. Thus, Goma published a revised edition of his book on the human rights movement he initiated in 1977 – The color of the rainbow ’77: The earthquake of the people, which was completed with a series of documents from the Securitate files. Regarding his decision to publish both his novel and excerpts from his Securitate file, Goma stated: “In The color of the rainbow I had bore witness of what I and my family, as well as my friends and sympathizers – and their families – had endured from the part of the Securitate, only because we had asked for … human rights.”
As for the relevance of the Securitate documents published in addition to the said novel, the same author affirms: 38 For the text of the law that sanctioned the Governmental Ordinance of March 2008 and which constitutes the current legal basis for the functioning of the CNSAS see Monitorul Oficial al României [Official Bulletin of Romania], no. 800, 28 November 2008, pp. 1-4. 39 For more on the activity of the CNSAS – related legislation, annual activity reports, research projects, publications etc. – visit its institutional website at www.cnsas.ro.
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“One will acknowledge without effort: the Monstrous Apparatus of Terror – the Securitate – was not only cruel, unjust, criminal. But also grotesque. For those with a sense of humor: comical.”40
Similarly, poet Dorin Tudoran has published a volume of some 600 pages containing a large selection of relevant documents from his Securitate file covering the period 1982-1985 under the title I, their son. Given the large amount of documents related to the Tudoran case produced by the Securitate and preserved in the CNSAS archive, the volume represents a rich source of information concerning the surveillance and harassment of dissident intellectuals in communist Romania. In his introductory remarks to the volume, entitled “Guide for the long haul reader”, Tudoran refers to a series of moral dilemmas he faced after accessing his Securitate file. As the author confesses, some of the most troublesome questions have been related to the decision to publish the real names of those – friends, acquaintances, fellow writers – who informed on him: “In the end, I decided to publish these names. Some of them had already been exposed publicly in relation to other files. I did not make this decision without pain, my mind is not totally at ease now that I did it, but I would have been more disturbed if I did not make such a decision.”
Moreover, speaking of those who provided information on him, Tudoran argues that they have the chance to make their stories public as well: “I do not judge them. The living ones can tell their story. If they decide to do so, I invite everybody to listen to what these people have to say. It will be a great chance for us to understand if, put in a situation or another, we would have manifested ourselves the weaknesses they displayed.”41
With regard to the thorny issue of “resistance through culture”, the opening of the Securitate files revealed that the phenomenon represented more often than not a sort of “co-optation through culture” rather than an original form of resisting the intrusion of the communist regime into the realm of high culture. Simply put, a significant number of those who claimed to have resisted through culture turned out to have been in good, or even very good, terms with the communist regime. After the year 2006, numerous public intellectuals that were perceived as “resisters through culture” or even dissidents were ex40 Paul G o m a : Culoarea curcubeului ’77. Cutremurul oamenilor – Cod “Bărbosul. Din dosarele Securităţii, 1957-1977 [The color of the rainbow ’77. The earthquake of the people – Codename “Bearded man”. From the Securitate files, 1957-1977]. Iași 2005, pp. 275-276. 41 Dorin Tudoran: Eu, fiul lor. Dosar de Securitate [I, their son. Securitate file]. Iași 2010, p. 44.
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posed as sources of the former Securitate.42 Nevertheless, the case that stirred a controversy that has not come yet to an end is that of writer Nicolae Breban, who has been perceived as an epitome of the “resistance through culture” and praised for his literary talent.43 Breban wrote at length in his memoirs about his critical stances towards the Ceaușescu regime. In his three-volume memoirs – entitled The meaning of life – Breban has stated that he was among those who opposed resolutely Ceaușescu’s dictatorship: “My reaction was principled and methodical, similar to that of the great dissidents of the communist countries in the East: I was not criticizing a single person, be it the head of the state, but the system – the one established in literature and in the entire culture – and then, by extension – as Russian or Polish dissidents used to do – other state structures as well.”44
In contradistinction to Breban’s self-assessment concerning his relationship with the Ceaușescu regime, in the spring of 2011 information regarding the collaboration of the same author with the infamous Securitate became public and provoked a major controversy in the cultural milieus. Some defended Breban and emphasized his central place in contemporary Romanian literature as a “canonical” figure. Others however questioned the very relevance of “resistance through culture” as long as Breban was a major, perhaps the major, writer associated with that phenomenon.45 Moreover, in connection with the 42 Cristina Darmina Iamandi: Ambasadorul României la Viena a demisionat în urma verdictului CNSAS [Romanian Ambassador to Vienna resigned following the CNSAS verdict]. In: România liberă, 26 May 2007; Internet: http://www.romanialibera.ro/actualitate/eveniment/ambasadorul-romaniei-la-viena-a-demisionat-in-urma-verdictuluicnsas-96465.html. See also Ovidiu Şimonca: Herta Müller și Richard Wagner versus ICR [Herta Müller and Richard Wagner versus ICR]. In: Observator Cultural, no. 434, 31 July 2008; Internet: http://www.observatorcultural.ro/Herta-M%C4%82%C5%BAllersi-Richard-Wagner-versus-ICR*articleID_20186-articles_details.html [both accessed 8 April 2012]. 43 Ioana Macrea-Toma: Privilighenţia. Instituţii literare în comunismul românesc [Privilegentsia. Literary institutions in Romanian communism]. Cluj-Napoca 2009, p. 226 and pp. 256-260. 44 Nicolae Breban: Sensul vieţii – Memorii [The meaning of life – Memoirs]. 3 vols. Iași: vol. I 2003; vol. II 2004; vol. III 2006. For the passage cited see vol. III, pp. 293-294. See also Nicolae Breban: Confesiuni violente [Violent confessions]. Bucharest 1994. 45 In this respect, Horaţiu Pepine aptly noted: “For the time being, nobody would question the value of the literary work, operating a well-consolidated distinction between person and work, but sooner or later the bringing into disrepute of the real person would reopen a discussion on the hidden sources of his novels and about the way the corruption of the person was sophisticatedly reflected and kaleidoscopically metamorphosed in the very quality of the literary texture.” Horațiu Pepine: Nicolae Breban și cărțile bolnave [Nicolae Breban and the sick books], Deutsche Welle, 7 April 2011; Internet: http://www. dw.de/dw/article/0,,6496841,00.html [accessed 8 April 2012].
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Breban case a scandal erupted within the Romanian Writers Union (Uniunea Scriitorilor din România – USR), which culminated with a highly polemical open letter addressed by Breban to literary critic Nicolae Manolescu, the president of the USR.46 The relevance of the cultural production of the “resisters through culture” is yet to be assessed. Nevertheless, twenty years after the fall of the communist regime the literary canon is about to suffer further modifications due to renewed polemics regarding the tension between the literary value and the ethical, or even dissident, value of a given work. In this respect the debates are likely to last longer than previously thought. As shown above, very few dissident writers and poets eventually entered the historical canon after the 1999 controversy over alternative history textbooks. Thus, future generations of pupils are likely to learn about the courageous deeds of Paul Goma as a significant figure of the opposition to the Ceaușescu regime and thus of Romania’s postwar history. At the same time, Goma’s critical – often overcritical – stance towards the behavior of his fellow writers under communist rule brought him an equally overcritical treatment with regard to the literary value of his works. The publication of Goma’s three-volume diary has not made things easier.47 On the contrary, Goma’s pungent comments concerning the collaboration with the communist regime of a significant number of intellectuals stirred violent reactions from the part of a majority of the literary establishment in post-1989 Romania. For instance, literary critic Dan C. Mihăilescu wrote about Goma’s diary: 46 Nicolae M a n o l e s c u : Cum ne asumăm trecutul [How do we come to terms with the past]. In: România literară 2011, no. 16, Internet: http://www.romlit.ro/cum_ne_ asumm_trecutul [accessed 3 September 2012]; Nicolae M a n o l e s c u : Cum ne asumăm prezentul [How do we come to terms with the present]. In: România literară 2011, no. 18, Internet; http://www.romlit.ro/cum_ne_asumm_prezentul [accessed 3 September 2012]; and Nicolae M a n o l e s c u : Cui i-e frică de CNSAS? [Who is afraid of CNSAS?]. In: România literară 2011, no. 21, Internet: http://www.romlit.ro/cui_i-e_fric_de_cnsas [accessed 3 September 2012]; Nicolae Breban: Rușine, domnule N. Manolescu! [Shame on you, Mr. N. Manolescu!]. Posted on: Blog Ideea Europeană, 1 May 2011, Internet: http:// blog.ideeaeuropeana.ro/rusine-dle-n-manolescu-367.html [accessed 8 April 2012]; see also Scriitorii și Securitatea: Editorial de Ovidiu Șimonca și articole de Daniel CristeaEnache et al. [Writers and the Securitate: Editorial by Ovidiu Şimonca and articles by Daniel Cristea-Enache et al.]. In: Observator Cultural, no. 574, 13 May 2011, Internet: http://www.observatorcultural.ro/Numarul-574-13-Mai-2011*numberID_941-summary. html [accessed 8 April 2012]. 47 Paul G o m a : Jurnal [Diary]. 3 Vols. Bucharest 1997; see also Paul G o m a : Alte jurnale [Other diaries]. Cluj-Napoca 1998; Jurnalul unui jurnal [Diary of a diary]. ClujNapoca 1998; and Jurnal de apocrif … [Apocryphal diary …]. Cluj-Napoca 1999.
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“It is a book, how shall I put it? It is a funeral book, which falls like a tombstone over a talent that has been long gone. Once the autobiographical element is consumed, Goma’s entire literature disappears.”48
One can observe an intriguing aspect regarding the clash between the historical and literary canons with regard to dissident writers in present day Romania: while these dissident writers – Goma most prominently – have entered the historical canon, they are threatened to be ousted from the literary one. An equally intriguing aspect is related to the phenomenon of “resistance through culture”. Thus, “resistance through culture” is increasingly seen as a strategy of “peaceful coexistence” with the regime by talented writers and poets that ensured them vertical mobility. Consequently, the topic is losing its historical relevance as a form of opposition to the communist regime. At the same time, a new generation of literary critics advocates a departure from the so-called “East-ethical” principle. The “East-ethical” principle has been intrinsically linked with the works of literary critic Monica Lovinescu, who represented one of the most lucid voices of the Romanian exile. Due to her programs dedicated to Romanian literature – and Romanian culture in general, realized for RFE, she became one of the main targets of the Ceaușescu regime and therefore of the Securitate. With regard to her approach to literary criticism in the special context of Romanian literature under communism, Monica Lovinescu wrote: “I am talking about literature, and one should not infer literary criticism. In order to pass again into literature – after the sign of socialist realism that abolished it – one has to stop inevitably on the ethical threshold. From this threshold I have been mostly looking, without confusing it for a moment with the aesthetic criterion.”49
This is what Monica Lovinescu did in her programs broadcast by RFE and listened to by numerous Romanian citizens, that is, looking at both literary value of the works produced under communism and the critical stances towards the regime of their authors. However, in a recent analysis of the literary field in Romania, literary critic Paul Cernat argued for a resolute distinction between the “East-ethical” and aesthetic criterions: “The post-1989 East-ethical revisionism […] has been responsible for the persistent protracting of a deliberate confusion between ethical, aesthetic and 48 See Mihăilescu’s polemic article: Paul cel Groaznic și Goma cel Jalnic [Paul the Terrible and Goma the Pitiful]. In: Dan C. M i h ă i l e s c u : Literatura română în postceaușism. Memorialistica sau trecutul ca re-umanizare [Romanian literature in the post-Ceaușescu period: Memoirs or the past as re-humanization]. Iași 2004, p. 438. 49 Monica L o v i n e s c u : Unde scurte. Jurnal indirect [Short waves. Indirect diary]. Bucharest 1990, p. 8.
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political, which has led not only to a vitiation of numerous value judgments, but also to a malicious parochialization of our cultural field.”50
Concluding Remarks The opening of the Securitate files for research following the massive transfer of documents to the CNSAS archive beginning in December 2005 had a major impact on the historical reconstruction of dissident phenomenon in Romania. On the one hand, the opening of the Securitate files added supplementary information with regard to the cases of radical dissent. In this respect, the Securitate documents only confirmed that those who dared to oppose Ceaușescu’s dictatorship represented models of exemplary behavior. Some dissidents, such as writer Paul Goma or poet Dorin Tudoran, decided to publish documents from their Securitate files. Such documents not only unveil some of the most appalling wrongdoings of the communist regime, but also show that it was still possible to struggle for the observation of fundamental human rights in spite of political adversities. On the other hand, the process of opening the files of the former Securitate revealed that many of those intellectuals that apparently were on “our” side and resisted the regime, in reality collaborated with “them”, that is, the regime and its secret police. In this respect, the most interesting revelations concern the so-called “resistance through culture”. One should be reminded that numerous Romanian intellectuals claimed that the communist rule in Romania was so harsh, and the secret police so powerful, that any attempt at intellectual dissidence was doomed to failure in the shortest time. Thus, the proponents of the “resistance through culture” argued the most efficient way to resist the regime was to maintain the professional standards and concentrate on cultural production. However, as some recent cases disclosed by CNSAS show, several important figures of the “resistance through culture” were in very good terms with the regime and even provided information to the former communist secret police. Due to the unveiling of such facts, two contrasting processes have gained momentum and the related debates are likely to intensify. First, one can argue that the dissident writers have entered the history textbooks and consequently the canon of recent history, while the value of their literary works is increasingly disputed. Second, due to the facts revealed by the Securitate files, the exponents of “resistance through 50 Paul C e r n a t : Iluziile revizionismului est-etic [The illusions of the East-ethical revisionism]. In: Observator Cultural 539 (Part I); 540 (Part II); and 541 (Part III), AugustSeptember 2010. The passage quoted was published in: Observator Cultural 541 (2010).
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culture” are less and less mentioned as opponents of the regime, but rather as persons “co-opted through culture”. At the same time, representatives of a new generation of literary critics argue in favor of renouncing to the “ethic” criterion in favor of a purely “aesthetic” criterion. This would lead to a reevaluation of the works of those writers or poets that were in good relations with the defunct communist regime and result in significant changes in the Romanian literary canon.
Rezumat Rezistența care n-a fost: Intelectualii români, Securitatea și “rezistența prin cultură” Studiul de față analizează două aspecte fundamentale ale dezbaterii privind fenomenul disidenței anticomuniste din România din perioada regimului lui Nicolae Ceaușescu (1965-1989) – disidența radicală și așa-numita “rezistență prin cultură” – în contextul deschiderii pentru cercetare, mai ales după anul 2006, a arhivelor fostei poliții secrete comuniste, temuta Securitate. După căderea regimului comunist din România în decembrie 1989 s-a discutat mult despre lipsa unor rețele disidente și despre resemnarea cu care majoritatea populației a răbdat abuzurile regimului în ultimii ani ai domniei lui Ceaușescu. Cu toate acestea, în România comunistă au existat persoane care au riscat aproape totul pentru “a trăi în adevăr,” după celebra expresie a lui Václav Havel. În același timp, spre deosebire de Polonia, Ungaria sau cu fosta Cehoslovacie, în România nu au existat structuri disidente care să acopere întreg teritoriul țării. Cu privire la acest din urmă aspect, istorici, politologi și intelectuali publici au afirmat că, în ciuda aparentei resemnări a societății, locuitorii României și-au manifestat totuși opoziția față de regimul comunist pe diverse căi, dintre care cele mai semnificative au fost “rezistența din munți” și “rezistența prin cultură”. “Rezistența din munți” a reprezentat un fenomen cu adevărat remarcabil. A fost vorba despre grupuri înarmate ai căror membri s-au angajat într-o luptă inegală împotriva sovietizării țării și, ulterior, împotriva regimului comunist. Această luptă a durat de la sfârșitul celui de-al Doilea Război Mondial până la începutul anilor ’60, iar majoritatea membrilor acestor grupuri din munți au căzut în luptă. Spre deosebire de “rezistența în munți”, “rezistența prin cultură” se
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referă la comportamentul unor grupuri de intelectuali care, deși nu au protestat în vreun fel împotriva abuzurilor regimului Ceaușescu, au depus eforturi pentru a-și îndeplini cu onestitate sarcinile profesionale în conformitate cu standardele meseriei respective. Acești intelectuali au refuzat, în general, ingerința sistematică a politicului în activitatea lor curentă sau, în cazul scriitorilor sau poeților, au evitat să scrie lucrări de propagandă. În studiul de față se afirmă că, după trecerea unei perioade îndeajuns de lungi de la deschiderea pentru cercetarea istorică a arhivelor fostei Securități, se poate face un bilanț – e drept, încă provizoriu – cu privire la cele două concepte enunțate la început: disidența radicală și “rezistența prin cultură”. Informațiile devenite publice prin deschiderea dosarelor Securității nu au adus modificări semnificative cu privire la cazurile, puține la număr, de disidență radicală. Documentele fostei Securități au confirmat ceea ce se știa deja despre persoanele care au îndrăznit să critice deschis regimul Ceaușescu, și anume, faptul că acestea reprezintă modele exemplare privind opțiunea de a “trăi în adevăr” în România lui Ceaușescu. Pe de altă parte, documentele din dosarele fostei Securități au adus în dezbaterea publică informații privind legăturile dintre reprezentanți importanți ai așa-numitei “rezistențe prin cultură” și fosta Securitate și au demonstrat că, în numeroase cazuri, aceste persoane erau în termeni foarte buni cu fostul regim comunist. Astfel de cazuri, care au generat ample dezbateri publice, duc la concluzia că “rezistența prin cultură” a însemnat mai degrabă o strategie menită să asigure deopotrivă mobilitatea verticală și onorabilitatea profesională, și nicidecum o formă de disidență. În același timp, lucrarea de față discută și câteva aspecte legate de încercările de reconfigurare a canonului literar românesc, în special luările de poziție ale unor critici literari din noua generație, care se pronunță în favoarea renunțării la “criteriul etic” și pentru concentrarea aproape exclusivă pe valoarea literară a operelor create sub comunism. Conform acestor opinii, atunci când se discută opera autorilor din perioada comunistă, în special a celor care s-au pus în slujba regimului sau care au “rezistat” doar “prin cultură”, se impune disocierea atitudinilor și acțiunilor cu caracter politic de valoarea literară intrinsecă a operei acestor autori.
D I E R U M ÄN I S C H E O R T H O D O X I E U N D D I E S E C U R I TAT E Von Gerd S t r i c k e r Bei meiner kirchlichen Arbeit habe ich in den 80er Jahren zuweilen den langen Arm der Securitate gespürt – sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz, und zwar im Gespräch mit rumänischen Emigranten. Die meisten von ihnen weigerten sich, im Westen mit Gemeinden des Rumänischen Patriarchats in Kontakt zu treten – aus Furcht vor der Securitate: Für Auslandsrumänen gab es keinen Zweifel daran, dass alle rumänischen Priester im Ausland Werkzeuge der Securitate seien. Ich kannte dieses Phänomen von meiner Beschäftigung mit der russischen Orthodoxie1; allerdings habe ich diese fast panische Furcht der Exilrumänen vor Priestern des Bukarester Patriarchats in der westlichen Diaspora des Moskauer Patriarchats nur selten angetroffen. Oder: Wenn ich bei Gastvorlesungen am lutherischen Zweig des Vereinigten Protestantischen Theologischen Instituts mit Sitz in Hermannstadt etwas kopieren wollte, war das immer ein heikles Unterfangen: Die Securitate kontrollierte auch die Kopierer. Die Frage nach dem Wirken der Securitate in Rumäniens Kirchen ist nicht nur ein innerkirchliches, sondern ein allgemein-politisches Problem und zielt grundsätzlich auf das Verhältnis von Kirche und Staat in den einstmals sozialistischen Ländern. Dort versuchten die jeweiligen Führungen, sich die Religionsgemeinschaften – und namentlich die orthodoxen Volkskirchen – gefügig zu machen: durch Kontrolle, Lenkung und nicht zuletzt durch Unterwanderung der Kirchen; das ausführende „operative“ Organ der neuen Regimes bildete jeweils die politische Polizei: in Rumänien die Securitate, in der 1 Einen deprimierenden Eindruck davon, wie die kommunistischen Behörden die orthodoxen Kirchen unterwanderten und instrumentalisierten, vermittelt der Geheimbericht von Vasilij Furov, dem Stellvertretenden Vorsitzenden des „Rates für Angelegenheiten der Religion beim Ministerrat der UdSSR“: Tätigkeitsbericht für das Jahr 1974. In: Die Orthodoxe Kirche in Rußland. Dokumente ihrer Geschichte (860-1980). Hgg. Peter H a u p t m a n n , Gerd S t r i c k e r . Göttingen 1988, S. 884-891; Gerd S t r i c k e r : Religion in Russland. Darstellung und Daten zu Geschichte und Gegenwart. Gütersloh 1993, S. 98-109.
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Sowjetunion der KGB, in der DDR die „Stasi“ usw. In Deutschland leistete seit 1990 die sog. Gauck-Behörde („Der Bundesbeauftragte für die Untersuchung des Staatsicherheitsdienstes der ehemaligen DDR“) beispielhafte Arbeit. Die einer Zusammenarbeit mit der Stasi Verdächtigten pflegten ihr Handeln mit dem Wohl ihrer Kirche zu rechtfertigen und darzulegen, dass Widerstand gegen das DDR-Regime der Kirche geschadet hätte; Zusammenarbeit mit der Stasi erschien manchen evangelischen Geistlichen in der DDR auch deshalb nicht wirklich als Verrat an ihrer Kirche, weil der „Bund der evangelischen Kirchen in der DDR“ im Kontext der offiziellen kirchlichen Haltung („Kirche im Sozialismus“) die DDR als Staat bejahte und auf möglichst enge Zusammenarbeit mit diesem setzte. Selten war endgültig zu klären, ob ein Geistlicher oder kirchlicher Mitarbeiter im Interesse der Kirche mit dem Regime auf „Schmusekurs“ ging oder aber ob Bequemlichkeit beziehungsweise persönliche Vorteile eine wichtigere Rolle gespielt haben. Die Verdächtigten verteidigten sich in der Regel sinngemäß mit folgenden Worten: „Ich habe weder unserer Kirche noch jemandem persönlich geschadet.“ Wenn man sich darüber wundert, dass in Rumänien die Aufklärung der „Kooperation“ von Geistlichen mit der Securitate überaus zögerlich voranschreitet, dann sei nur an den Fall von Manfred Stolpe erinnert. Endgültige Klarheit konnte nicht gewonnen werden darüber, ob Manfred Stolpe, der frühere Konsistorialpräsident der „Ev. Kirche von Berlin-Brandenburg (Ost)“ und Stellvertretende Vorsitzende des „Bundes der Ev. Kirchen in der DDR“ – und spätere Ministerpräsident von Brandenburg (1990-2002) als IM (Inoffizieller/Informeller Mitarbeiter) der Stasi zugedient hatte: Zwanzig Jahre lang soll er als IM „Sekretär“ wichtige Informationen geliefert haben („zum Wohl der Kirche“, wie er betonte). Bemühungen, seine Verbindungen zur Stasi zu klären, scheiterten nicht zuletzt daran, dass sie aus (partei) politischen und kirchlichen Interessen vielfältig behindert wurden. Weder wollten westdeutsche evangelische Kirchenführer glauben, dass Stolpe ein IM der Stasi gewesen war (man hatte doch jahrzehntelang vertrauensvoll mit ihm zusammengearbeitet), noch wollten westdeutsche Politiker etwas davon wissen (z. B. Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt2): Offenbar mochte man seitens der SPD nicht zulassen, dass der einzige SPD-Ministerpräsident in der früheren DDR der Zusammenarbeit mit der Stasi bezichtigt wurde. Dagegen meint Pfarrer Joachim Gauck, 1990-2000 Leiter der nach ihm benannten Behörde, dass 2 Erzähl doch mal von früher. Loki Schmidt im Gespräch mit Reinhold Beckmann. München 2008, S. 180f.
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„Stolpe, nach den Maßstäben des Ministeriums für Staatssicherheit über einen Zeitraum von ca. 20 Jahren ein wichtiger IM im Bereich der Evangelischen Kirche der DDR war.“ Diese Einschätzung ergab sich aus den vorgefundenen Akten.3 Wenn also trotz aller akribischen Versuche, die Mitarbeiterschaft von IMs zu klären, auch in Deutschland viele Problemfälle ungelöst blieben (wie gesagt: nicht zuletzt wegen der Einflussnahme politischer und kirchlicher Institutionen), dann darf es nicht verwundern, dass in sozialistischen Ländern Ost- und Südosteuropas, etwa in Rumänien, der Nachweis einer Kollaboration von Kirchenleuten mit der politischen Polizei nur selten erbracht werden konnte; so sind letztlich relativ wenige kirchliche Mitarbeiter als Informanten der Stasi zur Rechenschaft gezogen worden. In Rumänien hat man insgesamt den Eindruck, dass dort der politische Wille fehlt, die Vergangenheit der Rumänischen Orthodoxen Kirche unter dem Kommunismus wirklich aufzuarbeiten. Die Aufklärung kirchlicher Zusammenarbeit mit kommunistischen Regimen leidet unter mancherlei Schwierigkeiten: Die Betroffenen geben meist nur zu, was bewiesen ist, und tragen kaum zur Klärung bei; Selbstanzeigen kommen selten vor. Unterschiedlich ist das Vorverständnis von Forschern aus dem kirchlichen und solchen aus dem außerkirchlichen Raum – Theologen und kirchlich gebundene Autoren tendieren „irenisch“ dazu, den mit den kommunistischen Regimen verstrickten „Brüdern und Schwestern“ fast alles nachzusehen und zu entschuldigen. Säkularhistoriker hingegen kommen oft zu einem kritischeren Urteil als ihre kirchennahen Kollegen. Ähnliche Gegensätze zeigen sich zwischen Forschern im Westen und jenen im einstigen Ostblock: Während diese die Situation aus persönlichem Erleben kennen und für die „Kooperation von Geistlichen mit den staatlichen Organen“ bis zu einem gewissen Grade Verständnis aufbringen, tendieren viele westliche Historiker zu schroffer Verurteilung. Wobei das östliche Argument, „Ihr im Westen habt ja keine Ahnung, wie es war!“, zuweilen auch als „Totschlag“-Argument missbraucht wird, um unangenehme Fragen abzuschmettern. Jürgen Henkel aus Bayern, der nach der „Wende“ mehrere Jahre als lutherischer Pfarrer in Siebenbürgen tätig war und die Rumänische Kirche stets gegen Vorwürfe der Kollaboration mit dem Regime verteidigt hat,4 erklärt: 3 Joachim G a u c k : Winter im Sommer – Frühling im Herbst. Erinnerungen. München 2009, S. 302. 4 Jürgen H e n k e l : Einführung in Geschichte und kirchliches Leben der Rumänischen Orthodoxen Kirche. Berlin, Münster 2007; d e r s .: Ein neuer Frühling. Die Rumänische Orthodoxe Kirche blüht nach der langen Zeit der Unterdrückung wieder auf. In: Zeit-
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„Viele, die heute vom gemütlichen Schreibtisch aus bei gefälligen Temperaturen selbst im Hochsommer unter der surrenden Klimaanlage mit spitzer Feder und hoch erhobenem Zeigefinger über das Handeln der Hierarchen vor 1989 [in Rumänien] urteilen, standen nie in einer solchen persönlichen Zwangslage oder vor einer solchen Verantwortung.“5
Gewiss hätten sich Geistliche dem Regime als Informanten, also als Securitate-Mitarbeiter, zur Verfügung gestellt – aber die meisten von ihnen hätten dies zum Wohle der Kirche getan: um deren Überleben zu sichern. Schwarze Schafe, die der Kirche oder Mitchristen wissentlich geschadet hätten, seien die Ausnahme gewesen.
Das Verhältnis von Staat und Kirche in Byzanz: die „Symphonia“ Für die sog. orthodoxen Länder ist eher eine devote Haltung der orthodoxen Kirchen gegenüber dem Staat charakteristisch, als dies im römisch geprägten Westen meist der Fall war: Dort treten die römischkatholische und die protestantischen Kirchen sehr selbstbewusst, zuweilen sogar kämpferisch dem Staat entgegen. Ein Blick auf das Verhältnis der Orthodoxie zum Staat muss auf die frühchristliche, die byzantinische Epoche zurückgreifen. Wie die Beziehungen zwischen weltlicher und kirchlicher Macht, zwischen Imperium und Sacerdotium in idealer Weise zu gestalten seien, hatte bereits Kaiser Justinian I. (527-565) formuliert. Sein Modell der „Symphonia“ beruhte auf einem auf Harmonie basierenden Verhältnis von Kaiser und Patriarch.6 In der Vorrede Kaiser Justinians zur Novelle VI vom 16. März 535 heißt es: „Von der höchsten Güte des Himmels sind den Menschen zwei erhabene Gottesgaben zuteil geworden: das Bischofsamt (sacerdotium – Priesteramt) und die Kaisermacht. Jenes obliegt dem Dienst an den göttlichen Dingen, diese hat die oberste Leitung der menschlichen Angelegenheiten inne […]. Beide gehen hervor aus dem einen und selben Urquell (principium), und sie sind Zierde des menschlichen Daseins. Darum liegt den Kaisern nichts so sehr am Herzen als die Ehrfurcht vor dem Bischofsamt (sacerdotium), da umgekehrt die Bischöfe zu immerwährendem Beten für die Kaiser verpflichtet sind. Denn wenn dieser Gebetsdienst in jeder Hinsicht makellos und voll Gottvertrauzeichen 9 (2001), S. 42-44; d e r s .: Papst Johannes Paul II. in Rumänien. Hintergründe und Szenen eines „historischen Besuches“. In: Südosteuropa-Mitteilungen 39 (1999), S. 247-284. 5 Jürgen H e n k e l : Zwischen Anpassung und Widerstand. Die Kirchen Rumäniens im Kommunismus. In: Vergangenheitsbewältigung im Osten – Russland, Polen, Rumänien. Hg. Bernd R i l l . München 2008 (Argumente und Materialien zum Zeitgeschehen 60), S. 103-115, hier S. 107f. 6 Vgl. dazu Gerd S t r i c k e r : Zum Verhältnis von Staat und Kirche in der Orthodoxie. Münster 2011 (= Essener Gespräche zum Thema „Staat und Kirche“. Bd. 45. Hgg. Burkhard K ä m p e r , Hans-Werner T ö n n e s ), S. 7-124.
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en vollzogen wird, wenn umgekehrt die Kaisermacht sich nach Recht und Zuständigkeit der Entfaltung des ihr anvertrauten Staatswesens annimmt, dann gibt es gleichsam einen guten Klang, und für das ganze Menschengeschlecht quillt daraus nur Nutz und Segen. So sind denn auch wir erfüllt von der hingebendsten Sorge um die wahren Dogmen von Gott und um die Ehrenstellung der Bischöfe. […] Wird doch die Gesamtleitung des Staates nur dann reibungslos und Rechtens vor sich gehen, wenn schon an der Wurzel alles schön und gottgefällig geordnet ist. Nach unserer Überzeugung kann dies aber nur dann sein, wenn die Treue zur Glaubensüberlieferung bewahrt wird, die uns die Apostel […] als Erbe hinterlassen haben und die von den Heiligen Vätern gehütet und ausgelegt worden ist.“7
Natürlich war das hier formulierte Ideal der Symphonia, das der hellenistisch-christlichen Kaiserideologie entsprang,8 weit entfernt von der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Die Repräsentanten staatlicher Realität – Kaiser und Patriarch – begegnen sich (der Idee nach) ebenbürtig „auf gleicher Augenhöhe“ und handeln in Einklang und Harmonie. Der Kaiser sorgt gleichsam für die äußere Wohlfahrt, für den sozialen Frieden, und er symbolisiert das Schwert der Kirche, das das christliche Volk vor unchristlichen Feinden beschützt. Dem Patriarchen hingegen obliegt das Seelenheil der christlichen Herde und der reichsweit korrekte Vollzug der Liturgie; zusammen mit dem Kaiser sorgt er für die Reinheit der Lehre und das Funktionieren der Kirchenorganisation im ganzen Reich, auf die sich die weltliche Macht stützt. Hans-Georg Beck hat diese Art des Zusammenwirkens, da Staat und Kirche untrennbar ineinander verwoben sind, „politische Orthodoxie“9 genannt. „Die Kirche erhielt vom Staat reiche materielle Mittel, wurde von ihm […] in der Bekämpfung antikirchlicher Strömungen unterstützt, geriet aber eben dadurch unter seine Bevormundung.“10
So nahm der Kaiser völlig selbstverständlich Funktionen wahr, die man heute dem Aufgabenbereich der Kirche zuordnen würde, und griff bewusst in die Rechte der Kirche ein: Er bestimmte nach dem Ableben eines Patriarchen oft dessen Nachfolger11 – zuweilen ernannte er sogar 7 Friedrich W i n k e l m a n n : Die östlichen Kirchen in der Epoche der christologischen Auseinandersetzungen im 5.-7. Jahrhundert. Berlin 1980, S. 131f. – Übersetzung von Hugo Rahner in: Kirche und Staat im frühen Christentum. Dokumente aus acht Jahrhunderten und ihre Deutung. Hg. Hugo R a h n e r . München 1961, S. 299. 8 Herbert H u n g e r : Das byzantinische Herrscherbild. Darmstadt 1975; vgl. bei W i n k e l m a n n : Die östlichen Kirchen (wie Anm. 5), S. 132, Anm. 2. 9 Hans-Georg B e c k : Das byzantinische Jahrtausend. München 1978, S. 87-89. 10 Georg O s t r o g o r s k y : Geschichte des byzantinischen Staates. München 1963, S. 23. 11 Konrad O n a s c h : Einführung in die Konfessionskunde der orthodoxen Kirchen. Berlin 1962, S. 172.
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weltliche Staatsbeamte zu Patriarchen, die nicht einmal Kleriker waren; er berief Konzilien ein, denen er persönlich vorstand, und setzte die Konzilsbeschlüsse im ganzen Reich durch. Der Schwachpunkt des Symphonia-Modells bestand darin, dass staatliche Garantien, wo das Imperium endete und das Sacerdotium begann, vollkommen fehlten. „Es gab ja keine rechtlichen Bestimmungen, die die Befugnisse von Kaiser und Patriarch streng umrissen und gegeneinander abgegrenzt hätten. So lag es an den Persönlichkeiten des Kaisers und der höheren Kleriker, wie sie ihre Einflußsphäre bestimmten.“12
Das Übergewicht des Kaisers wurde im Laufe der Jahrhunderte immer größer. Die anfangs noch deutliche Abgrenzung zwischen Imperium und Sacerdotium verschwamm. Der höhere Klerus wurde in das kaiserliche Zeremoniell und in die byzantinische Aristokratie integriert. Allerdings darf die byzantinische „Symphonia“ nicht mit dem westlichen „Caesaropapismus“13 gleichgesetzt werden. In diesem Modell fließen die höchste weltliche und kirchliche Macht (zum Nachteil der letzteren) in der Person des Herrschers zusammen. Im „Caesaropapismus“ steht dem weltlichen Herrscher nicht einmal ein (wenigstens dem Anschein nach) gleichberechtigter kirchlicher Repräsentant gegenüber. Unter den Bedingungen des „Caesaropapismus“ waren die Monarchen zugleich Oberhaupt der Kirche und konnten unumschränkt in das kirchliche Regiment eingreifen. Dieses Modell konkretisierte sich im „Staatskirchentum“.14 – Im byzantinischen Reich jedoch ist das Amt des Patriarchen von den Kaisern nie in Frage gestellt worden. Bis heute sind die einstigen orthodoxen Volkskirchen von der byzantinischen Vorstellung der „Symphonia“ von Staat und Kirche, von der Harmonie zwischen Kaiser und Patriarch, durchdrungen – in dem Sinne, dass der weltliche Herrscher selbstredend die stärkere, der Patriarch die eher dienende Position einnimmt. Aus dieser Ausgangslage entwickelte sich im Laufe von 1500 Jahren eine Haltung der kirchlichen Würdenträger, der Priesterschaft und vielfach auch der Laien dem Staat und seinen Vertretern gegenüber, die nicht anders als „servil“ bezeichnet werden kann. Diese Beflissenheit erwies die Geistlichkeit 12
W i n k e l m a n n : Die östlichen Kirchen (wie Anm. 7), S. 133. Unter vielen Arbeiten zum Thema siehe u. a. Hartmut L e p p i n : Von Constantin dem Großen zu Theodosius II. Das christliche Kaisertum bei den Kirchenhistorikern Socrates, Sozomenus und Theodoret. Göttingen 1996; Gilbert D a g r o n : Emperor and Priest. The Imperial Office in Byzantium. Cambridge 2003. 14 Wie zwischen 1721 und 1917 im Russischen Reich, wo das Amt des Patriarchen der Russischen Orthodoxen Kirche abgeschafft und durch ein faktisch vom Zaren bestimmtes Kollegium – den Heiligen Synod – ersetzt wurde. Man denke aber auch an das Staatskirchentum in evangelischen Landeskirchen Deutschlands im 19. Jahrhundert. 13
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nicht nur christlichen, sondern auch nichtchristlichen Herrschern – z. B. den osmanischen Sultanen oder den kommunistische Diktatoren. Diese Haltung wurde biblisch begründet: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott verordnet“ (Röm. 13,1) und: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ (Mt. 22,23). Sprach man in kommunistischer Zeit solche Geistliche, die der Kommunistischen Partei und der Staatsmacht gegenüber besonders huldigend auftraten, auf den Bibelvers an „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg. 5,29), dann reagierten diese in der Regel unwirsch. Orthodoxer Tradition entsprechend war das Bemühen der Kirchen um Einvernehmen mit den kommunistischen Diktatoren ganz natürlich. Widerstand war kein Thema. Angesichts der (im Vergleich zu katholischen Geistlichen) größeren Anfälligkeit orthodoxer Hierarchen gegenüber den kommunistischen Pressionen bedarf es noch eines Hinweises, der zwar nicht alles erklärt, der aber die orthodoxe Nachgiebigkeit etwas verständlicher macht: Die orthodoxen Kirchen haben – als einstige Volkskirchen in Ost- und Südosteuropa – genauso, wenn nicht noch mehr, unter kommunistischen Verfolgungen leiden müssen wie andere Konfessionen. Trotzdem erfuhr man im Westen lange Zeit meist nur von der Not katholischer Mitchristen (und den Verfolgungen von Baptisten und Pfingstchristen). Der Vatikan und die katholische Weltkirche haben weltweit auf die kommunistischen Kirchenverfolgungen hingewiesen. Die römisch-katholischen Gläubigen im Ostblock vertrauten auf Rom, wo der Papst im fernen Vatikan von kommunistischen Führungen nicht erpresst und bedroht werden konnte. Rom war den Katholiken in den kommunistischen Ländern eine moralische Stütze, stärkte ihr Selbstbewusstsein und gab ihnen Kraft, den gegen die Religionen gerichteten Schikanen Widerstand entgegenzusetzen; als Glieder der katholischen Weltkirche fühlten sich die Katholiken im Osten nicht alleingelassen. Im Vatikan hatten die Katholiken in kommunistischen Ländern immer eine Appellationsinstanz.15 Ganz anders die orthodoxen Kirchen in kommunistischen Ländern – ihre Bischöfe, Priester und Laien hatten im Westen keine wirkliche Lobby. Während man auf katholischer Seite bei aller diplomatischen Vorsicht zuweilen doch deutliche Worte wagte, wiesen offizielle Vertreter des protestantisch geprägten Weltkirchenrates (= des „Ökume15 Gerd S t r i c k e r : Die katholische Kirche auf dem Boden des Russischen Reiches, der Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten. In: Russland – Politik und Religion in Geschichte und Gegenwart. Hg. Bernhard Mensen SVD. St. Augustin 1995, S. 138-154.
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nischen Rates der Kirchen“ – ÖRK) nur selten auf die Notlage der orthodoxen Kirchen im Ostblock hin – irenische Verschleierung war an der Tagesordnung. Häufig diffamierten protestantische Ökumeniker solche, die Kritik an der repressiven Religionspolitik im Ostblock übten, als Provokateure: als „Ewig-Gestrige“, „Kalte Krieger“ und Antikommunisten.16 1961 hatte der sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow erstmals orthodoxe Repräsentanten in den ÖRK entsandt; die meisten anderen Ostblockstaaten folgten dem sowjetischen Beispiel. Oftmals unter dem Beifall westlicher ÖRK-Vertreter priesen hochrangige orthodoxe Repräsentanten aus dem Ostblock die Segnungen des Kommunismus und feierten ihre Regierungen als Retter des Weltfriedens. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass der Weltkirchenrat die Nöte und Verfolgungen der Orthodoxie im Ostblock vielfach ignorierte und ihr offiziell wenig moralische Unterstützung angedeihen ließ. Das erleichterte es den kommunistischen Führungen, in ihrer repressiven Religionspolitik fortzufahren. – Das Gefühl der Verlassenheit, des Vergessenseins, das den Orthodoxen die Hoffnung auf wirkliche Hilfe aus dem Westen nahm, war einer der Gründe dafür, dass sich orthodoxe Hierarchen und Priester in Ost- und Südosteuropa häufiger mit „ihrem“ Regime arrangierten als ihre katholischen Kollegen.
Rumänien seit der kommunistischen Machtergreifung Wie die Bolschewiki in Russland nach der blutigen Oktoberrevolution von 1917, so versuchten auch die Kommunisten in Rumänien bereits, besonders aber nach ihrer Machtergreifung (13. April 1948), die Religionsgemeinschaften – und namentlich die Orthodoxie als Volkskirche – politisch auszuschalten; die ethnischen Rumänen (90 % der Gesamtbevölkerung) waren nominell fast durchwegs orthodox (97 %) und die stellte in den Augen der Kommunisten ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Bereits am 30. August 1948 wurde ein Informationsdienst geschaffen: die „Direcţia Generală a Securităţii Poporului“ (Generaldirektion der Volkssicherheit) – die Geheimpolizei Securitate. Sie war das ausführende Organ der rumänischen Führung bei der Kontrolle und Lenkung von Institutionen, aber auch einzelner Perso16 Die Problematik kirchlicher „Zusammenarbeit“ zwischen orthodoxen und evangelischen Kirchen in den Ökumenischen Gremien (Weltkirchenrat/ÖRK, Konferenz Europäischer Kirchen/KEK, Prager Christliche Friedenskonferenz) wird besonders brisant thematisiert bei Armin Boyens: Ökumenischer Rat der Kirchen und Evangelische Kirchen in Deutschland zwischen Ost und West. In: Nationaler Protestantismus und Ökumenische Bewegung. Kirchliches Handeln im Kalten Krieg (1945-1990). Hgg. Gerhard B e s i e r , Armin B o y e n s , Gerhard L i n d e m a n n . Berlin 1999, S. 7-321.
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nen. Natürlich spielte sie eine zentrale Rolle bei allen Aktivitäten von Partei- und Regierungskadern, die Religiosität im Lande zu liquidieren. Die Zahl der Agenten und inoffiziellen Mitarbeiter der Securitate, die zwischen 1948 und 1990 aktiv waren, wird auf 400 000 bis eine Million veranschlagt.17 Im Mai 1947 beschloss das bereits kommunistisch ausgerichtete Parlament ein Gesetz (Dekret 166/30), das der neue Kultusminister Radu Roșculeţ eingebracht hatte. Danach wurden Bischöfe, die älter waren als 70 Jahre, pensioniert und andere kirchliche Mitarbeiter bereits mit 60 Jahren in den Ruhestand versetzt. „Außerdem konnte das Kultusministerium jene Bischöfe, welche für ihre Ämter nicht mehr geeignet schienen, zum Rückzug zwingen.“18
Auf diese Weise hatte das noch ungefestigte Regime die Möglichkeit, problemlos ältere Hierarchen und Priester zu entfernen, von denen Widerstand gegen den politischen und antireligiösen Kurs der Kommunisten zu befürchten war. Zugleich mit Dekret 166/30 verabschiedete das Parlament das Dekret 167/30, das eine Umgestaltung der Organisationsstruktur der Rumänischen Orthodoxen Kirche vorsah: Durch neue Strukturen sollte die staatliche Einflussnahme auf die Kirche erleichtert werden, so auch der Modus der Bischofswahl. Nach 1947 wurden insgesamt ca. 20 orthodoxe Bischöfe abgesetzt, unter Hausarrest gestellt oder verhaftet; Bischofssitze wurden aufgehoben.19 Zehntausende von Gläubigen (Bischöfe, Priester, Laien) aller Konfessionen (vor allem natürlich der Rumänischen Orthodoxen Kirche) fielen Repressalien zum Opfer. Bis zu 2 000 orthodoxe Priester20 wurden in kommunistischer Zeit (überwiegend in den 40er und 50er Jahren) zu Haft, Lager oder zu Zwangsarbeit am Donau-Schwarzmeer-Kanal verurteilt. In den Lagern waren auch Folterungen üblich, Zehntausende wurden ermordet oder kamen infolge der unmenschli17 Lavinia S t a n , Lucian T u r c e s c u : Religion and Politics in Post-Communist Romania. Oxford, New York 2007, S. 66. 18 Paul B r u s a n o w s k i : Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche während und nach der kommunistischen Diktatur. Historische und juristische Perspektiven. In: Kommunismus im Rückblick. Ökumenische Perspektiven aus Ost und West (1989-2009). Hgg. Ingeborg G a b r i e l , Cornelia B y s t r i c k y . Ostfildern 2010, S. 276-307, hier S. 86. 19 Ioan Vasile L e b : Die Rumänische Orthodoxe Kirche im Wandel der Zeiten. In: ZfSL 23 (2000), S. 179-199, hier S. 180f. Nach 1947 wurden Metropolit Irineu (Mihălcescu) der Moldau, Metropolit Nifon (Criveanu) von Oltenien, Metropolit Lucian (Triteanu) von Roman, Cosma (Petrovici) von Dunărea de Jos und noch einige andere zum Rücktritt gezwungen oder zwangspensioniert; unter rätselhaften Umständen starb am 28.02.1948 Patriarch Nicodim (Munteanu), ebenso Metropolit Irineu (Mihălcescu) und Bischof Grigore (Leu). 20 H e n k e l : Einführung (wie Anm. 4), S. 26.
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chen Lebensbedingungen ums Leben. Vieler Opfer und Märtyrer der Kirchenverfolgungen in Rumänien wird nach den „Ereignissen“21 in Publikationen – Martyrologien – gedacht.22 Im Märtyrerbuch „Kirche im Kerker“23 werden 2 544 Opfer der Securitate genannt – davon 1 725 orthodoxe, 226 griechisch-katholische (unierte), 165 römischkatholische Priester, 90 evangelische und freikirchliche Pfarrer und Prediger sowie 36 Geistliche anderer Religionsgemeinschaften.24 Bald mussten die orthodoxen Ausbildungsstätten (mit Ausnahme derer in Bukarest und Hermannstadt/Sibiu sowie einiger Seminare) ihre Tore schließen. – Geistliche waren schon deshalb Gefangene des Regimes, weil sie einen Teil ihres Gehaltes vom Staat erhielten.25 Ähnlich stand es um die Kirchengebäude: Sie wurden im Wesentlichen mit staatlichen Mitteln unterhalten, was die Abhängigkeit der Kirche vom Staat noch vergrößerte. Mit Hilfe des neuen Wahlmodus von Mai 1947 war am 16. August 1947 Justinian (bürgerlich: Ioan Marina) zum Metropoliten der Moldau erhoben worden; knapp ein Jahr später (am 6. Juni 1948) erfolgte seine „Wahl“ zum Patriarchen.26 Justinian (Marina) war eine charismatische Gestalt. Gegner werfen ihm einerseits eine angebliche frühere Mitgliedschaft in der rechtsextremistischen „Eisernen Garde“ (Garda de Fier)27 und andererseits seine kommunistische Gesinnung vor; letztere habe sein Verhältnis zur rumänischen Führung von vornherein positiv 21 Siebenbürger Sachsen bezeichnen die Vorgänge Ende 1989, die zum Sturz der kommunistischen Diktatur und zur Hinrichtung Ceaușescus geführt hatten, häufig als die „Ereignisse“. 22 Martiri pentru Hristos din România, în perioada regimului comunist [Zeugen für Christus in Rumänien zur Zeit des kommunistischen Regimes]. Bukarest 2007 (das sog. „Rumänische Martyrologion“); Lidia A n a n i a u. a.: Biserica osândită de Ceaușescu [Die Kirche in den Fesseln Ceaușescus]. Bukarest 1995. 23 Paul C a r a v i a , Virgiliu C o n s t a n t i n e s c u , Florin S t ă n e s c u : Biserica întemniţată. România 1944-1989 [Kirche im Kerker. Rumänien 1944-1989]. Bukarest 1998 (hgg. vom Nationalen Institut zur Erforschung des Totalitarismus). 24 H e n k e l : Zwischen Anpassung und Widerstand (wie Anm. 5), S. 107. 25 Auch in anderen sozialistischen Staaten wurden die Geistlichen – jeglicher Konfession – auf diese Weise zum Gehorsam dem Staat gegenüber gezwungen – in der Tschechoslowakei, in Bulgarien usw. 26 B r u s a n o w s k i : Rum.-Orth. Kirche (wie Anm. 18), S. 281f. Ioan Marina, geb. 1901, der spätere Patriarch Justinian (1948-1977), studierte 1925-1929 Theologie in Bukarest, wirkte seit 1924 als Pfarrer in verschiedenen Gemeinden, engagierte sich in sozialen Projekten. 27 S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 71. Justinian habe 1941 an einem Massaker der Eisernen Garde mitgewirkt, bei dem 416 Menschen umgebracht worden waren – darunter 120 Juden. Die politische Polizei benutzte solche dunklen Flecken in der Biographie (nicht nur) von Kirchenleuten, um diese zu erpressen und zur Zusammenarbeit mit der Securitate zu zwingen.
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bestimmt. 1944 hatte er, noch als Priester, den damaligen Führer der Kommunistischen Partei Rumäniens und späteren Ministerpräsidenten Gheorghe Gheorghiu-Dej28 bei seiner Flucht aus dem Lager Târgu Jiu in seinem Pfarrhaus verborgen und damit dessen Rettung ermöglicht. Gheorghiu-Dej blieb dem einstigen Priester Ioan Marina deshalb stets gewogen und hat zweifelsohne die „Wahl“ des Metropoliten Justinian zum Patriarchen entscheidend beeinflusst. Der Konsens zwischen dem politischen Führer Gheorghiu-Dej und dem Patriarchen Justinian bildete die Basis einer für das Überleben der Kirche oft wichtigen Zusammenarbeit.29 Patriarch Justinian nahm die staatliche Propaganda auf und trug sie, in sakraler Verhüllung, in die Kirche. Trotz seiner nach außen angepassten Haltung erwies sich Patriarch Justinian jedoch keineswegs als bedingungsloser Erfüllungsgehilfe der politischen Führung. Vielmehr versuchte er durchaus, die Kirche und ihre Einheit vor den Angriffen des atheistischen Regimes zu verteidigen. Dass er in der Kirche zuweilen eine ganz andere Sprache sprach als in der Öffentlichkeit, bezeugen Vertraute. So sagte er jungen Geistlichen einmal (um 1949/1950): „Die kommunistische Herrschaft wird von langer Dauer sein. Deswegen muss auch unsere Strategie eine langfristige sein. Eine kurzfristige Strategie bedeutet Konfrontation mit einem ungleich stärkeren Feind und für einige auch das Martyrium. […] Aber ich will, dass während dieser Herrschaft meine Pfarrer nicht in den Kerkern, sondern in ihren Kirchen sind, um die Liturgie zu zelebrieren, solange es noch möglich ist.“
Metropolit Valeriu (Anania), der Patriarch Justinian mit obigen Worten zitiert hatte, fuhr in seinem Bericht fort: „Die langfristig angelegte Strategie sah einen Modus vivendi vor. Der Patriarch hat diesen Kompromiss, diesen Modus vivendi, vorgeschlagen und realisiert. Einerseits hat er sich für die Freiheit der Kirche, […] sich zu organisieren, aber insbesondere die Freiheit der Gläubigen, zu glauben und ihren Glauben zu bezeugen, eingesetzt, andererseits hat er alles getan, was möglich war, damit die Lehre nicht angetastet werden konnte. […] Seine ganze Politik bestand darin, die kommunistischen Führer zu überzeugen, dass die Kirche durch ihre bloße Existenz eine Macht darstellt – und zwar eine moralische Macht.“30
Justinian legte sich zuweilen auch mit der Kultusbehörde an, wenn es um die Besetzung von Bischofsstühlen ging; da jedoch manchmal keine 28 Gheorghe Gheorghiu-Dej (1901-1965); einflussreicher Funktionär der Kommunistischen Partei Rumäniens, seit 1944 eigentlicher Führer der Partei, 1952-1955 Premierminister der Volksrepublik Rumänien, 1955-1961 Erster Sekretär der Partei, 1961-1965 Staatspräsident Rumäniens. Gilt als Motor und Organisator der Securitate. 29 B r u s a n o w s k i : Rum.-Orth. Kirche (wie Anm. 18), S. 283. 30 Ebenda, S. 284f. Sprachliche Mängel der hier zitierten Übersetzung wurden vom Verf. geglättet.
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Einigung zustande kam, legte die Kultusbehörde verwaiste Eparchien einfach zusammen. Der Patriarch schreckte auch nicht davor zurück, Personen zurückzuweisen oder sogar aus einem kirchlichen Amt zu entfernen, die der Regierung zu nahe standen.31 Bei der Securitate war man davon nicht erbaut. In einem Securitate-Bericht von 1949 heißt es: „Obwohl die demokratische Welt [= die Kommunisten – G. S.] große Hoffnung in die Ehrlichkeit des Patriarchen Justinian gesetzt hatte, hat dieser durch sein Verhalten nach der Wahl alle Unterstützer enttäuscht. Als Vikarbischof und danach als Metropolit folgte er einer demokratischen Linie; die Front wechselte er erst nach seiner Wahl zum Patriarchen. „[…] Er treibt ein doppeltes Spiel […]. Er entfernt Priester, welche den demokratischen Parteien nahe stehen […]. Er setzt sich noch heute mit allen Mitteln dafür ein, dass Archimandrit Valerian (Zaharia)32 und Vikarbischof Emilian (Antal)33 nicht zu Bischöfen gewählt werden.“34 „Er entfernt aus der patriarchalen Administration alle Geistlichen, welche durch die Demokratie [= den sozialistischen Aufbruch – G. S.] in die Kirche befördert wurden, sogar zwei Abgeordnete […]. In die bedeutendsten kirchlichen Stellen erhob er Reaktionäre, sogar Kriegsverbrecher […]. Obwohl er sich den Vertretern der Regierung als Partisan der Demokratie vorstellt, sagt er jedem in privaten Gesprächen, dass er von den Kommunisten gewählt wurde, um die Kirche zu zerstören, dass er aber alles machen werde, um sie zu retten. Wir [= die Securitate – G. S.] glauben, dass der Partei die Atmosphäre in der Kirche nicht gleichgültig sein kann, insbesondere weil Justinian beansprucht, dass er in seiner Haltung von der Partei geleitet wird – und zwar von den Genossen Vasile Luca und Gheorghiu-Dej.“35
Der Patriarch unterstützte in den 1960er Jahren Theologen und Intellektuelle, die aus Gefängnissen oder Lagern entlassen und staatlicher Verfemung ausgesetzt waren und die deshalb keine Anstellung fanden. So sammelte er einen Kreis bedeutender Theologen um sich, und auf den Baustellen des Patriarchats beschäftigte Justinian Personen mit „ungesunder Herkunft“. In den 1960er Jahren soll der Patriarch zeitweise unter Hausarrest gestanden haben und an der Ausübung seines Amtes behindert gewesen sein, weil er sich geweigert hätte, bestimmte antikirchliche Maßnahmen zu befolgen.36 31
Ebenda, S. 288. Archimandrit Valerian (Zaharia, 1905-1996) ist trotz dieser Aussage 1951 zum Bischof geweiht worden und wirkte 1951-1969 als Vikarbischof in Oltenien. 33 Vikarbischof Emilian (Antal, 1894-1971) beim Patriarchen (mit dem Titel „von Târgoviște“) wurde offenbar tatsächlich nie zum Eparchialbischof erhoben. 34 B r u s a n o w s k i : Rum.-Orth. Kirche (wie Anm. 18), S. 288f. Sprachliche Mängel der hier zitierten Übersetzung wurden vom Verf. geglättet. 35 Ebenda, S. 289. Sprachliche Mängel der hier zitierten Übersetzung wurden vom Verf. geglättet. 36 L e b : Rum. Orth. Kirche (wie Anm. 19), S. 188, nennt einige von ihnen: Prof. Mihail Rădulescu, Priester Gheorghe Drăgulin, Archimandrit Sofian (Boghiu), Priester 32
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Zwangsvereinigung der Griechisch-katholischen Union mit der Orthodoxie Nach der Eingliederung Siebenbürgens in das Habsburgerreich 1687 waren die Orthodoxen zu Bürgern zweiter Klasse geworden und hatten sich im Rahmen einer „Union“ im Jahre 1700 der römischen Kirche unterstellt. Die mit Rom „unierten“37 Kirchen werden von der Orthodoxie bis heute als ein Stachel im orthodoxen Fleisch empfunden und vehement abgelehnt. Am 1. Dezember 1948 wurde – nach Stalins Vorbild – die Zwangsvereinigung der Griechisch-katholischen/ Unierten Kirche (1,5 Mio. Glieder) mit der Rumänischen Orthodoxen Kirchen dekretiert.38 Alle sechs Bischöfe und 600 der 1700 Priester der Unierten Kirche in Rumänien wurden inhaftiert, 20039 ermordet, Tausende Laien verhaftet und Hunderte von ihnen umgebracht.40 Die etwa 2 000 „unierten“ Gotteshäuser gingen meist an die Rumänische Kirche über.41 Ein Teil des „unierten“ Klerus war zum Übertritt zur Orthodoxie gezwungen, ein kleiner Teil ging in den Untergrund.42 Die „unierten“ Gläubigen sollten sich ebenfalls der Orthodoxen Kirche anschließen, ein kleinerer Teil hat aber zur römisch-katholischen Kirche gehalten. Stimmen aus den Reihen der Orthodoxie, die gegen diese Zwangsvereinigung protestiert oder sie gar als Verbrechen gebrandmarkt hätten, waren nie zu vernehmen. Constantin Voicescu, den nachmaligen Metropoliten Antonie (Plămădeală) und den nachmaligen Erzbischof Bartolomeu (Anania). 37 „Unierte“ (heute meist „Griechisch-katholische“) Kirchen sind in orthodoxen Gebieten entstanden, die infolge historischer Entwicklungen mehrheitlich katholischen Ländern (Polen, Habsburg) zugeschlagen worden waren; ihre Bischöfe haben sich und ihre Eparchien (Bistümer) oft auf politischen Druck hin, aber auch aus seelsorgerlichen Gründen Rom unterstellt; als Gegenleistung für die Anerkennung der Oberhoheit des Papstes wurde ihnen der Gebrauch des byzantinischen Ritus und der Kirchensprache (des Altkirchenslawischen resp. des Rumänischen) zugestanden. Neben den Unionen von Brest (1596) und Siebenbürgen (1698/1700) kam es zu Unionen in Kroatien (1611), in der Karpato-Ukraine und der heutigen Slowakei (Užhorod 1646). 38 Dekret Nr. 358 vom 1. Dez. 1948 und Beschluss Nr. 1719 des Ministerrats vom 27. Dez. 1948. Vgl. S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 93. 39 L e b : Rum. Orth. Kirche (wie Anm. 19), S. 186. 40 Zur Zwangsauflösung der „Unierten“ Kirche in Rumänien seit 1948 siehe S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 91-94. 41 Dies scheint unter kaum geklärten Umständen geschehen zu sein: Der Immobilienbesitz der „Unierten“ ging an den Staat über – nicht aber die Gotteshäuser, die dann sukzessive die Rumänische Kirche übernahm. 42 Zum Symbol des Widerstandes wurde der griechisch-katholische Bischof Iuliu Hossu von Klausenburg/Cluj, der zur Haft in ein orthodoxes Kloster eingewiesen wurde, wo er 1970 starb. Papst Paul VI. hatte ihn geheim zum Kardinal erhoben. Vgl. H e n k e l : Einführung (wie Anm. 4), S. 132.
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Mit diesem faktischen Verbot der „Unierten Kirche“ war ein alter Wunsch der Rumänischen Orthodoxen Kirche in Erfüllung gegangen. Die Frage wird gestellt, ob die kommunistische Führung auf deren Drängen die Zwangsvereinigung dekretiert hätte. Einen derartigen Einfluss auf die Parteiführung jedoch dürfte Patriarch Justinian aber nie gehabt haben – schon gar nicht während der schwersten Verfolgungen Ende der 40er Jahre. Vielmehr lag dieses Verbot im Interesse des Regimes. Die Partei wollte durch dieses Verbot die Sympathie der orthodoxen Mehrheitsbevölkerung gewinnen. Für die Parteiführung war dieses Verbot aber noch aus einem anderen Grunde wichtig: Sie wünschte neben der römisch-katholischen keine weitere Rom-orientierte Kirche, weil sich diese zu Zentren der politischen Opposition entwickeln und Gegnern des Kommunismus eine Plattform bieten würden; die Rom-orientierten Kirchen galten allen Machthabern im Ostblock als „Fünfte Kolonne“ des Vatikans. Bei diesem faktischen Verbot der „Unierten“ ging es der rumänischen Führung um nichts anderes, als (für sie) hochgefährlichen Kontakten mit Rom vorzubeugen.
Die rumänische Orthodoxie seit den 1950er Jahren Trotz aller Brutalität, die für die Verfolgungs- und Vernichtungskampagnen von 1948 bis 1952, in geringerem Maße aber auch für die spätere große Verfolgungswelle (1959-1962) kennzeichnend war, gelang es auch den Kommunisten in Rumänien nicht, den Glauben gänzlich zu vernichten. Deshalb ging das Regime in den 50er Jahren dazu über, die Religionsgemeinschaften verdeckt zu manipulieren und die Geistlichkeit für seine Zwecke einzuspannen. Diese wurde kontrolliert, gesteuert und instrumentalisiert, damit von der Religion keine Gefahr für das kommunistische Regime ausgehe. Die Rumänische Orthodoxe Kirche war besonders im Visier des Staates. Ihre Geistlichkeit (Episkopat und Priesterschaft) sollte die Gläubigen zur Unterstützung des kommunistischen Regimes anhalten. Stalin hatte schon vorgeführt, dass es vollauf genüge, den Klerus in einem permanenten Angstzustand zu halten: Dann sei es ein Leichtes, die Orthodoxe Kirche auf ideologisch korrekten Kurs zu bringen. Die Klöster gelten in der Orthodoxie als Rückgrat der Kirche. Es musste der kommunistischen Führung besonders bedenklich erscheinen, dass in Rumänien seit Mitte der 1940er Jahre ein deutliches Aufleben des Klosterwesens zu beobachten war – und dass dieser Aufbruch von Patriarch Justinian energisch unterstützt wurde. Die rumänischen Klöster standen zusätzlich unter intensiver Beobachtung der Securitate, weil einige zu Zentren des antikommunistischen Widerstandes geworden waren – so dienten Klöster in den Bergen den Parti-
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sanen,43 die dem Regime noch lange Zeit bewaffneten Widerstand entgegensetzten,44 als Schutz und als Versorgungsdepots. Allein 60 Mönche45 wurden in diesem Zusammenhang Repressionen ausgesetzt. Im Juni/Juli 1958 hatte die Sowjetunion nach 14 Jahren ihre Besatzungstruppen aus Rumänien zurückgezogen. Die rumänische Führung befürchtete, dass nun eine heftige antikommunistische Stimmung und Widerstand gegen das Regime ausbrechen würden. Vor diesem Hintergrund kam es zur Verfolgung nicht konformer Gruppierungen, z. B. einer intellektuellen Gruppe („Brennender Busch“ – Rugul aprins), die in den 1950er Jahren Fragen der rumänischen Kultur und soziale Probleme diskutierte.46 Ihr spirituelles Zentrum bildete das Kloster Antim in Bukarest. Seit November 1958 und danach wurden 16 Mitglieder dieser Gruppe (Theologen, Mönche, Intellektuelle, Studenten) verhaftet und wegen „Verschwörung gegen den Arbeiterstaat Rumänien“ zu oft langjährigen Haftstrafen verurteilt, mancher sogar hingerichtet. Zu den damals Verhafteten gehörte auch Prof. Dr. Dumitru Stăniloae (1903-1993), der bedeutendste Theologe der Rumänischen Kirche im 20. Jahrhundert, der von fünf Jahren Haft vier in dem berüchtigten Gefängnis Aiud verbringen musste.47 Das berüchtigte Dekret 410 vom 1. Januar 1959 sollte die Klöster als geistliche Zentren der Kirche ausschalten und dem Klosterwesen einen entscheidenden Schlag versetzen. Von den 224 Klöstern der Rumänischen Orthodoxen Kirche am 1. Januar 1959 wurden bis Oktober 1959 allein 72 geschlossen. Noch schwerwiegender war, dass im gleichen Zeitraum 76 % (!) aller Mönche und Nonnen (4 558 von 6 014) die Klöster verlassen mussten; künftig durften nur noch Männer über 55 Jahren Mönche und Frauen über 50 Jahren Nonnen werden.48 1989 verfügte die Rumänische Orthodoxe Kirche nur noch über 114 Klöster mit lediglich 450 Monastizierenden.49 Der Patriarch hat diese Nieder43 H e n k e l : Anpassung und Widerstand (wie Anm. 5), S. 107. Die Partisanenbewegung soll 20 000 Personen umfasst haben, die von 20 Stützpunkten aus operiert hätten. 44 Ebenda. Der letzte Partisan, Ion Gavrilă Ogoranu, wurde erst 1976 gefasst. 45 Ebenda. „Der Abt des Klosters Durău im Kreis Neamț, Filaret Gamalău, wurde als Führer einer Freischärlergruppe mit zwölf anderen Mönchen seines Klosters zu 25 Jahren Haft verurteilt.“ 46 Lucian N. L e u s t e a n : The Romanian Orthodox Church. In: Eastern Christianity and the Cold War, 1945-91. Hg. d e r s . London, New York 2009, S. 40-59, hier S. 47. 47 H e n k e l : Einführung (wie Anm. 4), S. 53; L e b : Rum. Orth. Kirche (wie Anm. 19), S. 187, nennt 13 Verhaftete namentlich. 48 L e b : Rum. Orth. Kirche (wie Anm. 19), S. 188. Diese Verfügung findet sich im Dekret 410/1959 – sie galt für Laien, die in ein Kloster eintreten wollten; verwitwete und ledige Geistliche konnten weiterhin auch in jüngerem Alter Mönche werden. 49 H e n k e l : Einführung (wie Anm. 4), S. 72.
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lage hinnehmen müssen – er konnte die Klosterschließungen und die Vertreibung von Tausenden Mönchen und Nonnen nicht verhindern. Bald nach der Machtübernahme der Kommunisten waren alle Religionsgemeinschaften in der nunmehrigen Volksrepublik 1948 rechtlich formal gleichgestellt und dem Ministerium für die Kulte (seit 1956/1957: „Departement für die Kulte“) zugeordnet worden. In einer späteren Fassung des „Organisationsdekrets“ hieß es: Das Departement für die Kulte „beaufsichtigt und kontrolliert die gesamte Tätigkeit der Kultgemeinschaften, damit sich diese im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften bewegt“ (Art. 5a).50 Für die Religionsgemeinschaften gewannen die territorialen „Kultusinspektoren“ oftmals verhängnisvolle Bedeutung, die das religiöse Leben in den einzelnen Bezirken kontrollierten, oft auch schikanierten. Die Securitate war ihr wichtigstes Instrument; engste Zusammenarbeit der Kultusinspektoren mit der politischen Polizei Securitate war vorgegeben. Die Orthodoxie als einstige Volkskirche war das wichtigste Zielobjekt dieser Behörde, deren orthodoxe Abteilung sich einer personell besonders guten Ausstattung erfreute. Bei der Ernennung von Patriarchen und Bischöfen der Rumänischen Kirche war die Einflussnahme des Staates a priori gewährleistet – von einer Wahl konnte keine Rede sein. Im „Organisationsdekret“ war die Besetzung kirchlicher Leitungsämter klar geregelt: Das Departement „gibt für die Ernennung der Oberhäupter von Kultusgemeinschaften und der Leiter von Diözesen Empfehlungen an den Ministerrat“ (Art. 5g). Diese „Empfehlungen“ hatten natürlich den Charakter von Weisungen. Das Departement „erlaubt Personen, die in die Reihen des Personals einer Kultgemeinschaft eintreten sollen, entsprechende Funktionen auszuüben (Art. 5i)“.51 Für die Securitate war es unter solchen Umständen leicht, den kirchlichen Apparat sowie den gesamten Klerus systematisch zu infiltrieren und zu unterwandern. Man fragt sich, wie eine wohl nicht unbeträchtliche Zahl von Bischöfen, Priestern, Diakonen und kirchlichen Mitarbeitern für die Kollaboration mit der Geheimpolizei angeworben werden konnte: Nach den brutalen Verfolgungen von 1948 bis 1952 war ein Großteil des Klerus regelrecht traumatisiert: Angst herrschte allenthalben. Viele meinten wohl, dass es – um ihres und der Kirche Überleben zu sichern – keinen anderen Ausweg gebe, als mit dem Regime Kompromisse zu schließen. Mit Hilfe von physischem und 50 L e b : Rum. Orth. Kirche (wie Anm. 19), S. 184. Hierbei handelte es sich um das Dekret Nr. 334 vom 13.07.1970. 51 Ebenda, S. 185.
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psychischem Druck wurden Geistliche gefügig gemacht: durch blanke Drohungen, Bestechung (Geld oder Privilegien) und Erpressung. Häufig konnten Geistliche auch durch die Befriedigung ihrer Eitelkeiten und ihres persönlichen Ehrgeizes folgsam gemacht werden. So lockten kirchliche Karrieren als Belohnung für „Kooperation“, die Zuweisung lukrativer Bistümer oder Gemeinden, ein für rumänische Verhältnisse hoher Lebensstandard (z. B. luxuriöse Residenzen), glanzvolle Auftritte an der Seite politischer Größen oder die Aussicht auf den begehrten Auslandspass (wenn Hierarchen, natürlich nur mit Genehmigung der Regierung und mit speziellen Aufträgen, ins Ausland reisen durften, wurde ihnen diplomatischer Status zugestanden – ein Privileg, das sie besonders genossen). Ein wichtiges Instrument der Securitate stellte die Einschüchterung dar: Frühere politische „Fehler“ (z. B. Verflechtungen mit dem Antonescu-Regime oder der „Eisernen Garde“52) oder auch moralische Verfehlungen wurden ausgegraben (oder konstruiert), um Geistliche gefügig zu machen: Wenn sie nicht zur „Kooperation“ mit der Securitate bereit seien, würden diese Sünden bekannt gemacht – eine prestigeträchtige kirchliche Laufbahn wäre damit ausgeschlossen. „Eine Karriere […] ohne Kontakte zur allmächtigen Partei und zur ‚Securitate’ war damals unmöglich“,53 konstatierte nach der „Wende“ ein Politik-Analytiker, Prof. Gheorghe Ceaușescu.54 Die Securitate suchte vor allem Bischöfe in ihr Netz einzuspannen: Da die Priester diesen zu Gehorsam verpflichtet sind, konnte die Geheimpolizei die Priesterschaft über angeworbene oder erpresste Hierarchen in Schach halten. Geistliche und auch engagierte Laien waren traumatisierendem Psychoterror ausgesetzt. Keiner wusste letztlich wirklich, wer wo stand und wem man trauen konnte. Schließlich wurden ja auch diejenigen, die im Dienst der Securitate standen, beobachtet. Bis zu einem gewissen Grad war der Jäger also immer zugleich auch der Gejagte. Zuweilen schalteten Bischöfe in vorauseilendem Gehorsam regimekritische Geistliche durch Amtsenthebung aus; taten sie das nicht von sich aus, wurde politischer Druck ausgeübt. Dissidente Priester wurden oft unter irgendwelchen Vorwänden verhaftet und zu langjährigen Gefängnis- oder Lagerstrafen verurteilt (z. B. Gheorghe Calciu zu 52 Die politischen „Organe“ sollen Patriarch Justinian wegen angeblicher aktiver Mitwirkung in der Eisernen Garde zur Kollaboration mit den Kommunisten erpresst haben. S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 71. 53 H e n k e l : Zwischen Anpassung und Widerstand (wie Anm. 5), S. 107. 54 Universitätsprofessor, 1996 Parlamentsabgeordneter der „Nationalen Christdemokratischen Bauernpartei“ (PNŢCD), die in kommunistischer Zeit natürlich verboten gewesen war.
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insgesamt 20, Stelică Popovici zu 13, Alexandru Capotă zu 4 Jahren55). Priester Gheorghe Calciu war Professor am Theologischen Seminar in Bukarest gewesen und hatte eine Art freie Gewerkschaft mit den Zielsetzungen der polnischen „Solidarność“ gegründet; sie wurde alsbald aufgelöst, die Anführer verhaftet. Gheorghe Calciu wurde zum Ziel einer politischen Kampagne. Mit seiner Amtsenthebung hoffte die Rumänische Kirche offenkundig, den Zorn der Machthaber abwenden zu können. Zunächst erfolgte eine öffentliche Verdammung Calcius durch den Episkopat; sodann mussten seine Priesterkollegen eine Erklärung unterschreiben, in der ihm „subversive Aktivitäten gegen das Regime“ vorgeworfen wurden.56 Von Interesse ist übrigens ein Hinweis von Neculai Constantin Munteanu, einem früheren Korrespondenten von Radio Free Europe: Aus den Securitate-Akten, die man einsehen könne, gehe hervor, dass vor 1951 die meisten Berichte über die Orthodoxe Kirche von Laien geschrieben worden seien, dass aber danach hauptsächlich rumänisch-orthodoxe Geistliche solche Berichte geliefert hätten.57 Metropolit Nicolae (Corneanu, *1923) von Temeswar/Timișoara bekannte 1997 öffentlich, auf Druck der Securitate 1981 fünf dissidente Priester amtsenthoben zu haben (darunter Gheorghe Calciu). Später erklärte der Metropolit, seine Zusammenarbeit mit der Securitate sei völlig harmlos gewesen: „Bis auf wenige Ausnahmen habe ich nur kleine Konzessionen gemacht“ – zu den „wenigen Ausnahmen“ gehörte wohl die Suspendierung der erwähnten fünf Priester. 1978 offenbarte sich ein Securitate-General, Ion Mihai Pacepa, bei der Ausführung eines Auftrages im Westen. Er erklärte: Die Geistlichen der Rumänischen Kirche, die in den Westen reisen dürften, hätten ausnahmslos Aufträge der Securitate (Abteilung „Auslandsspionage“) zu erfüllen.58 Ein ehemaliger Securitate-Offizier, Roland Vasilievici,59 berichtete, dass in den 60er Jahren ein hoher Securitate-Führer seinen Untergebenen erklärt habe, es dürfe
55 Zu den Fällen Popovici und Capotă – siehe S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 76. 56 L e u s t e a n : Rom. Orth. Church (wie Anm. 48), S. 52. 57 S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 84. 58 L e u s t e a n : Rom. Orth. Church (wie Anm. 46), S. 53. P a c e p a veröffentlichte seine Kenntnisse in einem Buch: Red Horizons. Chronicles of a Communist Spy Chief. Washington 1987. 59 Roland Vasilievci war 1976 bis 1986 als Securitate-Offizier in der Securitate-Filiale zu Temeswar für die Anwerbung von Geistlichen (aller Religionsgemeinschaften) zuständig.
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„keinen orthodoxen Priester geben, der nicht Informant sei. […] Genossen Offiziere! Bringen Sie diesen faulen Priestern das Arbeiten bei! Die haben genug Zeit übrig, um Informationen zu sammeln.“60
Priester Alexandru Capotă äußerte, die Bemühungen der politischen Polizei hätten letztlich keinen großen Erfolg gehabt: Lediglich 1-2 % der Geistlichen seien tatsächlich aktive Kollaborateure der politischen Polizei gewesen. Hingegen behauptete Roland Vasilievici 1999,61 mehr als 80 % der Geistlichen hätten für die politische Polizei gearbeitet.62 Manche von diesen Aktivisten hätten sich nach den „Ereignissen“ für deren Nachfolgeorganisation „Serviciul Român de Informaţii“, den neuen Informationsdienst, verpflichtet, um sich vor Entdeckung zu schützen.63 Ein weiteres düsteres Kapitel bildet die Zerstörung von Kirchen, die sozialistischen Großprojekten weichen mussten: 1987 waren das allein in Bukarest 22; in ganz Rumänien wurden zwischen 1948 und 1988 insgesamt 46 orthodoxe Kirchen abgerissen.64 In der Provinz geschah dies im Zuge der „Systematisierung“, im Rahmen derer Ceaușescu historische Bausubstanz, auch Kirchen, vernichten ließ. Von der orthodoxen Führung war kein Protest zu vernehmen. Manche Orthodoxen sind überzeugt: Hätte sich ein Bischof in einer von Zerstörung bedrohten Kirche verbarrikadiert, hätte es die Securitate nicht gewagt, sie abreißen zu lassen. Andererseits sollte man nicht übersehen, dass in kommunistischer Zeit mehr als 500 neue orthodoxe Kirchen errichtet65 und viele Gotteshäuser restauriert worden sind. Immerhin war es Patriarch Teoctist (Arăpașu, 1915-2007; Patriarch: 1986-2007) Ende der 80er Jahre gelungen zu verhindern, dass der Patriarchenpalast abgerissen wurde. Er hatte argumentiert: Wenn dies geschehe, könnte es zu einer Revolte der Gläubigen kommen.66 Darauf wollte es Ceaușescu nicht ankommen lassen. Gegenüber anderen Religionsgemeinschaften war die Rumänische Orthodoxe Kirche erheblich privilegiert. Obgleich sie in den Verfassungen der kommunistischen Periode nirgends erwähnt wurde (vor 60
S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 78. Ebenda, S. 78. Vgl. „Evenimentul Zilei“ vom 10.6.1999. 62 Hier deutet sich die Diskrepanz an zwischen der großen Zahl jener, die Verpflichtungserklärungen unterschrieben haben, und der viel kleineren Zahl von Geistlichen, die trotz ihrer Verpflichtung passiv geblieben sind. 63 S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 78. 64 B r u s a n o w s k i : Rum-Orth. Kirche (wie Anm. 18), S. 295. 65 Ebenda. In Anm. 33 wird Constantin Pătuleanu zitiert, der erwähnt, dass zu Lebzeiten des Patriarchen Justinian 557 Kirchen errichtet worden seien. 66 L e u s t e a n : Rom. Orth. Church (wie Anm. 46), S. 53: Ceaușescu wollte an seiner Stelle ein Mausoleum errichten lassen. 61
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1944 war sie in der Verfassung als dominante Kirche hervorgehoben worden), konnte sie ihren Sonderstatus faktisch auch in sozialistischer Zeit beibehalten. In der Ceaușescu-Ära (1965/1967-1989) war sie in der Öffentlichkeit zunehmend präsent. Den Auftakt ihrer öffentlichen Rolle bildete vermutlich der Empfang der Oberhäupter der anerkannten Religionsgemeinschaften im Palais des Staatsrats durch Ceaușescu am 29. Februar 1968, bei dem die orthodoxen Hierarchen das Geschehen dominierten. In der Presse wurde das ausführlich kommentiert.67 Die Kirchenführer sicherten der Regierung demonstrativ Unterstützung für die neue rumänische Außenpolitik zu.68 Insgesamt gesehen litt in Rumänien das innerkirchliche Leben nicht annähernd unter solchen Behinderungen wie beispielsweise in der Sowjetunion. 1960 verfügte die Russische Orthodoxe Kirche (heute angeblich ca. 100 Mio. Glieder) nur noch über fünf geistliche Ausbildungsstätten69 – dagegen hatte die Rumänische Kirche (heute ca. 20 Mio. Glieder) damals zwei Akademien und sieben Seminare; der Russischen Kirche unterstanden seit 1960 noch 17 Klöster mit höchstens 1 000 Mönchen und Nonnen, der Rumänischen Kirche hingegen (trotz der Klosterschließungen von 1959) in späteren Jahren 125 Klöster mit etwa 4 500 Mönchen und Nonnen; während die Russische Kirche lediglich eine Zeitschrift (Alibi-Auflage: 3 000 Ex.) und nur selten theologische Literatur herausgeben durfte, erschienen im Rumänien Ceaușescus acht, zeitweise sogar zehn orthodoxe Zeitschriften und zahlreiche theologische Werke.70
Die Rumänische Kirche – Dekor für Ceaușescu und seinen ultranationalen Kurs Bei manchen Geistlichen waren infolge ihres glühenden Patriotismus’ Schuld- und Problembewusstsein offenkundig geschwächt: Sie fühlten sich dem chauvinistischen System Ceaușescus verbunden und betrachteten die „Kooperation“ mit der Securitate als patriotische Pflicht. Der einstige Securitate-Offizier Roland Vasilievici wies auf 67
B r u s a n o w s k i : Rum.-Orth. Kirche (wie Anm. 18), S. 293. Ebenda. 69 Daten zur Russ. Orth. Kirche bei S t r i c k e r : Religion in Russland (wie Anm. 1), S. 98f.; Statistik zur Russ. Orth. Kirche für die Jahre 1917 bis 1995 siehe Gerd S t r i c k e r : Die Russische Orthodoxe Kirche in Geschichte und Gegenwart. In: Russland – Politik und Religion in Geschichte und Gegenwart. Hg. Bernhard M e n s e n SVD. St. Augustin 1995, S. 61-105, hier S. 77. 70 Vgl. Jahrbuch der Orthodoxie. Schematismus 1976/77. Hg. Alex P r o c . München 1977, S. 118-120. 68
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den patriotischen Aspekt jener Ausbildung hin, der sich angeworbene Geistliche unterziehen mussten: „Es gab ein spezielles […] Training, im Rahmen dessen die Teilnehmer mit Kommunismus, Nationalismus und Chauvinismus indoktriniert wurden […]. Der Grund für den gegenwärtigen paranoiden […] Nationalismus liegt im Umerziehungs- und Trainingsprogramm der ‚Securitate’. Das erklärt den exzessiven Nationalismus unter jenen Geistlichen, die aufgehört haben, kritisch zu denken […], und die stattdessen para-logische Denkmuster verinnerlicht haben, was es ihnen ermöglicht, Marx und Ceaușescu zu preisen […]. Diese Ausbildung führte [im orthodoxen Klerus – S./T.] zu Intoleranz gegenüber anderen Denominationen und gegenüber der Griechisch-katholischen Kirche.“71
Der patriotische Kurs der Rumänischen Orthodoxen Kirche deutete sich bereits Anfang der 60er Jahre an – etwa in den Predigten von Patriarch Justinian, in die er mehr und mehr nationale Elemente einwob. Und im Gegensatz zu den 50er Jahren, als in Rumänien die sozialistischen Errungenschaften der Sowjetunion gepriesen und die Politik des Westens, namentlich der USA, heftig kritisiert wurde, verlor die Polemik gegen den Westen in den 60er Jahren deutlich an Schärfe.72 Metropolit Iustin (Moisescu) von der Moldau, Patriarch der Rumänischen Kirche 1977-1986, kommentierte das enge Zusammengehen von Staat und Rumänischer Kirche: „Ebenso wie andere Institutionen […] zieht auch unsere Kirche heute Nutzen aus der neuen Ordnung, die als Ergebnis der revolutionären Errungenschaften des Volkes unserer rumänischen Gesellschaft errichtet worden ist. Da der Staat den Religionsgemeinschaften Freiheiten gewährt und garantiert, können die Kulte jetzt sowohl ihren religiösen Verpflichtungen gegenüber den Gläubigen als auch ihren […] Verpflichtungen im öffentlichen Leben nachkommen.“73
Vor diesem Hintergrund schwenkte auch die Rumänische Kirche freudig auf den nationalistischen Kurs Ceaușescus ein: Rumäne sein, rumänisch leben und fühlen, Volk und Kirche lieben und dem Vaterland dienen. Durch seinen ultranationalen Kurs, der orthodoxen Empfindungen entgegenkam, gewann Ceaușescu breite Teile der orthodoxen Hierarchie, der Priesterschaft und offenkundig auch der orthodoxen Laien. Markante nationale kirchliche Feierlichkeiten fanden gelegentlich in Anwesenheit staatlicher Vertreter statt. Aus seiner Selbstidentifikation mit der alten Volks- und Staatskirche machte Ceaușescu kaum einen Hehl. So ließ er seinen Vater im April 1972
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S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 79. L e u s t e a n : Rom. Orth. Church, (wie Anm. 46), S. 48. 73 B r u s a n o w s k i : Rum.-Orth. Kirche (wie Anm. 18), S. 295. Diese Übersetzung enthält einige Präzisierungen durch den Verfasser. 72
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durch den orthodoxen Bischof von Râmnic und 13 Priester74 bestatten und stiftete auf dem Friedhof eine Kirche.75 Die Mitwirkung der Patriarchen bei öffentlichen Auftritten Ceaușescus sollte den Glanz der Orthodoxie auf den Diktator übertragen: Dieser täuschte Volksverbundenheit und religiöse Toleranz vor – vor allem benutzte er aber die Rumänische Kirche als Dekor seiner Macht.76 Die Huldigungen orthodoxer Hierarchen deutete er als Legitimierung seines Regimes durch die Volkskirche. Deren peinliche Ergebenheitsadressen an den „Conducător“ (= Führer), den „Titan der Titanen“, den „Auserwählten“ usw. standen in den Parteizeitungen an markanter Stelle. In der Provinz umschmeichelten orthodoxe Ortsbischöfe lokale Parteigrößen. Zu diesen Huldigungen waren auch die Oberhäupter und Führer aller anderen Religionsgemeinschaften verpflichtet. Deren Grußbotschaft zu Ceaușescus 70. Geburtstag (26. Januar 1988),77 die an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist, wurde auf einer Konferenz (3.-4. November 1987) anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Volksrepublik Rumänien verabschiedet, zu der die führenden Vertreter der „Kulte“ beordert worden waren. Unterzeichnet hatte die Botschaft der orthodoxe Patriarch Teoctist – im Namen der Oberhäupter der meisten Religionsgemeinschaften in Rumänien. „Werter Herr Präsident Nicolae Ceaușescu! Wir, die Vertreter aller Kulte der Sozialistischen Republik Rumänien […], möchten Ihnen unsere Dankbarkeit ausdrücken für die beispielhafte Selbstverleugnung und die grenzenlose Hingabe, mit der Eure Exzellenz die kontinuierliche Entwicklung unserer Heimat zu Fortschritt und Wohlergehen […] sichern, für den Eifer und die Ausdauer, mit der Sie für Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern wirken. Die Teilnehmer der Konferenz haben das Klima der Religionsfreiheit hervorgehoben, das […] durch Sie persönlich gesichert ist […]. Wir schätzen die mit der Errichtung der Republik weit geöffneten Perspektiven, welche durch den antifaschistischen und antiimperialistischen sozialen und nationalen Befreiungsaufstand […] möglich wurden – jener Entwicklungsprogramme, deren Ziel der Aufbau eines modernen mächtigen Rumäniens ist, dessen Söhne frei und gleichberechtigt durch ihre begeisterte Arbeit die leuchtende Zukunft der Heimat aufbauen. [Und wir bewundern] den tiefen Realismus der weitreichenden innen- und außenpolitischen Vision Euerer Exzellenz, Herr Präsident Nicolae Ceaușescu. Sie sind auf allen Breitengraden als genialer Denker und außergewöhnlicher 74 Allerdings sollen einige von ihnen verkleidete Securitate-Männer gewesen sein. Vgl. Thomas Kunze: Nicolae Ceaușescu. Eine Biographie. Berlin 2009 (3. Aufl.), S. 192. 75 B r u s a n o w s k i : Rum.-Orth. Kirche (wie Anm. 18), S. 295. Allerdings erscheint nicht Ceaușescu persönlich als Stifter, sondern seine Eltern sind als Stifter abgebildet. Das Begräbnis seiner Mutter 1977 fand (offenbar auf Weisung des Diktators) ohne Priester statt. Ceaușescus Eltern erhielten ein Marmorgrab – wie hohe Staatsfunktionäre. 76 H e n k e l : Zwischen Anpassung und Widerstand (wie Anm. 5), S. 105. 77 Ebenda, S. 108.
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Staatsmann, als eine politische Persönlichkeit anerkannt, die unserer Epoche Ihren Stempel aufgedrückt hat. Wir […] unterstützen mit aller Kraft die Innen- und Außenpolitik des Sozialistischen Rumäniens, zu dessen Steuermann unser Volk Sie einmütig gewählt hat. […] Wir betrachten mit Bewunderung das neue, so strahlende Gesicht Rumäniens und profitieren von den wunderbaren Errungenschaften unseres tapferen Volkes, die wir in den fruchtbarsten Jahren – mit berechtigtem Stolz nennen wir sie ‚Epoche Ceaușescu‘ – empfangen haben […]. Motiviert durch das wunderbare Beispiel Eurer Exzellenz, des Helden unter den Nationalhelden, versichern wir […] Ihnen, lieber Herr Präsident, dass wir in voller Übereinstimmung mit den Gedanken und Gefühlen unseres ganzen Volkes, mit der gleichen aufrichtigen Ergebenheit und mit ebensolchem Patriotismus alle Anstrengungen unterstützen werden, die dem Erblühen unserer lieben Heimat sowie dem Wachstum und der Bestätigung ihres internationalen Ansehens […] gelten. Im Namen des Präsidiums der Konferenz, TEOCTIST, Patriarch der Rumänischen Orthodoxen Kirche.“78
Außenpolitische Funktionen der Rumänische Kirche 1961 gestattete auch die rumänische Regierung der Orthodoxen Kirche, im Weltkirchenrat/ÖRK mitzuarbeiten. Faktisch handelte es sich dabei jedoch um eine staatliche Weisung (wie in der Sowjetunion79 und anderen kommunistischen Staaten). Sie sollten im Westen die Segnungen des kommunistischen Systems und den „genialen Führer“ preisen. Ceaușescu sah im ÖRK eine besonders geeignete Plattform für die Propagierung seiner Ambitionen. So wurde die Rumänische Orthodoxe Kirche mehr und mehr zu einem bedeutenden Faktor der Außenpolitik Ceaușescus. Ihr oblag es zum einen, der Securitate Informationen über die rumänisch-orthodoxe Diaspora zu beschaffen und diese zu kontrollieren, zum anderen, in der Ökumene durch Falschinformationen den Eindruck zu erwecken, die Rumänische Kirche sei innerlich frei. Der ehemalige Securitate-Offizier Roland Vasilievici konstatierte 1999: „Kirchliche Verantwortungsträger waren ständig unter Beobachtung […]; sie wurden ins Ausland geschickt, um ihrer sozialistischen Heimat zu dienen: Sie hatten Informationen zu sammeln, sich in die nationale und kommunistische Propaganda einzugliedern und sich an Desinformations-Kampagnen 78 Abgedruckt in: G2W 16 (1988), H. 3, S. 7. Grobe Unebenheiten der Übersetzung aus dem Englischen (in: ROC News 11-12/1987) wurden vom Verf. geglättet. 79 S t r i c k e r : Religion in Russland (wie Anm. 1), S. 105. Mit der Entsendung orthodoxer Vertreter in den ÖRK wollte Chruschtschow die neuen Kirchenverfolgungen (seit 1958) verschleiern und im Westen die sowjetische „Friedenspolitik“ als der kapitalistischen Aufrüstung moralisch überlegen darstellen. Die übrigen Volksrepubliken folgten dem sowjetischen Beispiel alsbald.
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zu beteiligen sowie den führenden Persönlichkeiten unter den rumänischen Emigranten Falschinformationen zu liefern.“80
Nachdem sich Ceaușescu 1968 geweigert hatte, Truppen zur Niederschlagung des „Prager Frühlings“ zu entsenden, hofierte ihn der Westen. Da er für seinen „eigenen sozialistischen Weg“ ohne Moskau die Unterstützung des Westens benötigte, sollten ihm die rumänischorthodoxen Bischöfe über den ÖRK im Westen Sympathie und Vertrauen verschaffen und seine Glaubwürdigkeit erhöhen, indem sie Märchen über das angebliche Wohlergehen der Kirchen und über die angebliche Zufriedenheit der Bevölkerung verbreiteten. Das taten sie denn auch ausgiebig. Metropolit Antonie (Plămădeală) von Siebenbürgen, langjähriger Lobredner Ceaușescus, wiegelte in einem Interview Ende Januar 1990 ab: „Öffentlich waren wir gezwungen, vor internationalen Gremien eine Menge Lügen zu verbreiten – aber privat habe ich jedem die Wahrheit gesagt.“
Der Interviewer, der Journalist Alexandru Paleologu, wies die Rechtfertigung – man habe ja unter vier Augen die Wahrheit ausgesprochen – zurück: „Was allein verpflichtet, was bindet, was bleibt, ist das öffentlich Gesagte, das mit der ganzen offiziellen oder persönlichen Autorität Unterschriebene“ – das unter vier Augen Gesagte sei nicht zitierfähig, trage daher keinen offiziellen Charakter, nütze also nicht viel. An anderen Stellen dieses Interviews finden sich bagatellisierende Äußerungen wie diese: „Viele von uns haben gesündigt“; „Wir haben alle Kompromisse gemacht – kleinere und größere“; „Wir hatten nicht den Mut, Märtyrer zu sein“; „Man konnte ja nur ein einziges Mal Märtyrer werden, was nutzlos war, da die Masse der Gläubigen das lebendige Wasser des Gotteswortes brauchte.“81
Die Orthodoxe Kirche in Rumänien befand sich in einer paradoxen Lage: Einerseits wurde sie von der kommunistischen Führung privilegiert, andererseits aber unterdrückt und instrumentalisiert. Letztlich muss man konstatieren, dass die Hierarchie der Rumänischen Orthodoxen Kirche durch ihre Huldigungen und Lobpreisungen und durch ihre falschen Informationen im Westen entschieden zur Stabilisierung der Ceaușescu-Diktatur beigetragen hat.
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S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 79. Das Interview mit Metropolit Antonie erschien in der Wochenzeitschrift „22“ des „Grupul pentru dialog social“ am 27.01.1990, S. 4. Das Interview hatte den Titel: „Caţavencu Mitropolit“ – hier zitiert nach Al. Paleologu: Sind Sie Christ, Herr Antonie Plămădeală? In: G2W 18 (1990), H. 11, S. 18f. 81
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Aufarbeitung der Vergangenheit nach 1989? Im Jahre 2007 konstatierten zwei in den USA lebende rumänische Autoren: „Die vielseitige Kollaboration der Rumänischen Orthodoxen Kirche mit den kommunistischen Organen ist relativ gut dokumentiert. Sie umschmeichelte Ceaușescu und verherrlichte ihn als ‚irdischen Gott‘, auch als ‚Erlöser‘. Sie nahm schweigend die Kirchenzerstörung82 durch die Kommunisten in Kauf und richtete ihr Handeln nach den Launen der politischen Führer.“83 „In der Hoffnung, dass ihr Eigentum von Verstaatlichung ausgenommen werde und sie ihre privilegierte Stellung unter den Religionsgemeinschaften Rumäniens behalten könne, hat die Rumänische Kirche eng mit den Kommunisten kollaboriert.“84
Nach dem Ende der Ceaușescu-Diktatur beschäftigte viele Rumänen die Frage, ob diese radikale Feststellung der Realität entspricht – oder aber nicht. Der einstige Securitate-Offizier Roland Vasilievici hatte ja 1999 behauptet, dass mehr als 80 % aller Geistlichen Informanten der Securitate gewesen seien. Andere Priester wie Alexandru Capotă meinen jedoch, die Zahl der Informanten unter den Priestern sei in Wirklichkeit nicht groß gewesen. Wie in der DDR hat sich auch in Rumänien zwar eine Reihe von Klerikern schriftlich für eine Zusammenarbeit mit der politischen Polizei verpflichtet, doch haben auch hier längst nicht alle aktiv für sie gearbeitet. Der Zusammenarbeit mit der Securitate verdächtigte Priester erklären in der Regel, sie hätten nur harmlose Berichte abgeliefert, die keinem Dritten – und schon gar nicht der Kirche – geschadet hätten.85 Auch Bischöfe spielen den Securitate-Faktor herunter: Gewiss hätten einige Schwarze Schafe der Kirche wissentlich geschadet – aber das wäre die Ausnahme gewesen. Die angebliche „Kollaboration“ rumänischer Geistlicher sei in Wirklichkeit meist eine fruchtbare „Kooperation“ gewesen, die das Überleben der Kirche als Organisation sichern sollte. Alle seien sie Gefangene des Regimes gewesen und hätten nur auf Druck mit dem Staat kooperiert. Offenbar haben die Gläubigen aber nicht immer die Lobreden von Patriarch Teoctist widerspruchslos hingenommen. So wird berichtet, dass dieser zuweilen ausgepfiffen
82 Mit anderen wurde auch das prächtige Kloster Văcărești in Bukarest mit allen seinen Baulichkeiten zerstört. 83 S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 80. 84 Ebenda, S. 86. 85 H e n k e l : Zwischen Anpassung und Widerstand (wie Anm. 5), S. 109.
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worden sei – etwa in Jassy, als er einmal am Fest der Hl. Parascheva Huldigungen an den Diktator in seine Predigt eingeflochten hatte.86 Am 15. Dezember 1989 begannen in Temeswar die Protestdemonstrationen, die nach Tagen in einem Blutbad endeten87 und letztlich den Sturz des Regimes Ceaușescu auslösten. Kurz darauf, am 19. Dezember 1989, wurde ein Solidaritätstelegramm von Patriarch Teoctist an den Diktator veröffentlicht, in dem der Patriarch das „brillante Wirken“, das „kühne Denken“ und die „weise Führung“ Ceaușescus pries; das rumänische Volk lebe in einem „Goldenen Zeitalter, das mit Recht Ceaușescus Namen trage“.88 Das Telegramm wurde als Aufruf des Patriarchen an das rumänische Volk verstanden, die Kommunistische Partei und ihre Nachfolgeorganisation, den „Rat der Nationalen Rettungsfront“ (Consiliul Frontului Salvării Naţionale), zu unterstützen. Dieses Telegramm hat viele Menschen erschüttert und zutiefst verunsichert. Ein Augenzeuge89 erinnert sich an einen Fernsehauftritt Teoctists in diesen Tagen: „Der Inhalt des Telegramms war in allen Köpfen. Ich kann mich erinnern, wie wir im Fernsehen die Revolution live verfolgten. Als der Patriarch ins Fernsehstudio kam, waren wir ziemlich erschrocken. Wir hatten damals mehrere Leute zu Besuch, und der Patriarch wurde verflucht. Man ahnte nun, dass die Kirche mitgemacht hatte; die Kirche war in einer Zwickmühle. Sie musste sich schnell bewegen und hat dies auch getan. Bereits am 3. Januar hat sie den Brief mit der Bitte um Verzeihung geschickt [s. u. – G. S.]. Doch, wie gesagt, war der Inhalt des Telegramms [vom 19. Dezember 1989 – G. S.] bereits in allen Köpfen.“90
Die Tageszeitung „România liberă“ kommentierte am 31. Dezember das Telegramm des Patriarchen: Er habe damit die Orthodoxe Kirche entwürdigt, habe ihre Traditionen und ihr Martyrium befleckt. Die Intelligenz im Lande sah in diesem Telgramm einen weiteren Beweis für die bedingungslose Unterwerfung der Kirchenführung unter die kommunistischen Autoritäten.91 Patriarch Teoctist und die Kirchenleitung haben dieses Telegramm als eine Routineangelegenheit, als politisches Ritual heruntergespielt. 86 Nicolae Ionescu: Revolution in der Orthodoxen Kirche? In: G2W 18 (1990), H. 11, S. 14-18, hier S. 15. 87 Gegen die gewaltigen Demonstrationen in Temeswar gegen das Regime Ceaușescu gingen Polizei und Militär mit Waffengewalt vor, sogar von Hubschraubern aus wurde in die Menschenmenge geschossen. Um 150 Frauen, Männer und Kinder (die genaue Zahl ist nicht endgültig geklärt) verloren dabei ihr Leben. 88 S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 69. 89 Paul Brusanowski, heute Dozent an der Theologischen Fakultät an der LucianBlaga-Universität zu Hermannstadt. 90 B r u s a n o w s k i : Rum.-Orth. Kirche (wie Anm. 18), S. 308. 91 S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 69.
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Es habe keinen Bezug zu den Vorgängen in Temeswar gehabt.92 Teoctist sei ein Gefangner in seiner Patriarchenresidenz gewesen. Solche Telegramme wären in bestimmten Situationen vom Kultus-Departement verfasst worden, ohne dass die Unterzeichner, hier also Patriarch Teoctist, überhaupt gefragt wurden. Das Kultus-Department habe dieses bereits früher formulierte Telegramm erst verbreitet, als der Diktator und das Regime die Unterstützung der Kirche benötigt hätten.93 Nachdem Nicolae und Elena Ceaușescu am 25. Dezember 1989 hingerichtet worden waren, zog sich Patriarch Teoctist in das SinaiaKloster94 zurück. Der Heilige Synod veröffentlichte am 3. Januar 1990 eiligst eine Erklärung: „Wir bitten Gott und Euch, tiefgeliebte Gläubige, für alle unseren öffentlichen Erklärungen […] um Vergebung, mit denen wir gezwungen waren, Euch zu sagen, dass wir uns über das Ausmaß an religiöser Freiheit freuen. Unsere Kirche hat unter Repressalien und Einschränkungen aller Art gelitten. Wir bitten um Vergebung dafür, dass wir zu große Furcht hatten, uns offen der Diktatur entgegenzustellen, und um Vergebung dafür, dass wir uns in solchem Maße zwingen ließen, dem Diktator zu huldigen.“95
Am 18. Januar 1990, drei Wochen nach der Hinrichtung Ceaușescus, bat Patriarch Teoctist den Heiligen Synod, ihn – angeblich aus Gesundheitsgründen – von seinem Amt zu entbinden, am gleichen Tag wurde seiner Bitte entsprochen. Dieser Rücktritt war wohl nicht nur Ausdruck der Verunsicherung, sondern mehr noch ein Schuldeingeständnis. Später erklärte der Patriarch immer wieder (z. B. in einem BBC-Interview des Jahres 2000), dass er es „als seine größte persönliche Schuld empfinde, nicht mehr Widerstand [gegen die Kirchenzerstörungen – G.S.] geleistet zu haben“.96
Im April 1990 bat der Heilige Synod den Patriarchen, er möge das Patriarchenamt wieder aufnehmen. Im Heiligen Synod befürchtete man, die Spannungen zwischen den einzelnen Gruppierungen im Episkopat könnten zum Auseinanderbrechen der Kirche führen. Nur Patriarch Teoctist habe genügend Autorität und Erfahrung, die Kirche zusammenzuhalten. Ursache dieser Spannungen waren unterschiedliche Positionen der Bischöfe in der Kollaborationsfrage. Während jüngere Bischöfe hofften, dass einigen besonders „befleckten“ Hierarchen das Bischofsamt entzogen würde, hatten andere, die nicht auf ihre Privile92 Eigentlicher Auslöser des Telegramms war die Wiederwahl Ceaușescus auf dem 14. Parteikongress zum Führer der Partei. 93 S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 70. 94 Kloster in der Stadt Sinaia, ca. 50 km südlich von Kronstadt. 95 H e n k e l : Zwischen Anpassung und Widerstand (wie Anm. 5), S. 108f. 96 Ebenda, S. 108.
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gien verzichten wollten, die Rückkehr des Patriarchen befürwortetet,97 z. B. der damalige Bischof Nifon (Mihăiţă, *1944) von Ploiești98 oder der damalige Vikarbischof Calinic (Argatu, *1944) von Argeș.99 Diese hatten sich – wie der Patriarch – nach den „Ereignissen“ in Klöster zurückgezogen und nahmen nach der Rückkehr des Patriarchen ebenfalls ihre Bischofsämter wieder auf. In der Folge wurden einige besonders exponierte Hierarchen versetzt – wie der höchst umstrittene Bischof Emilian (Birdaș, 1921-1996) von Alba Iulia/Karlsburg oder wie Dan (Dionisie), ein Vikarbischof von Sibiu/Hermannstadt. Dagegen verblieb Metropolit Antonie (Plămădeală, 1926-2005) von Siebenbürgen trotz seiner Lobreden auf den Diktator in Sibiu/Hermannstadt; Metropolit Nicolae (Corneanu, *1923) vom Banat, der 1990 seine Securitate-Vergangenheit öffentlich bekannt hatte, residiert bis heute in Temeswar. Auch der damalige Vikarbischof der Maramuresch, Iustinian (Chira, *1921),100 gehört zu jenen, von denen manche meinen, sie hätten dem Regime sehr nahegestanden. Einige von diesen sind inzwischen verstorben bzw. haben die politische Wende gar nicht mehr erlebt.101 Inzwischen wurden viele neue Bischöfe ernannt, darunter der jetzige Patriarch Daniel (Ciobotea), so dass sich das Problem der durch Kollaboration belasteten Hierarchen allmählich auf biologischem Wege löst. In der Folge wurden innerhalb der Kirche durchaus Forderungen erhoben, umstrittene Hierarchen102 sollten zurücktreten und jüngeren, unbelasteten Männern Platz machen; die Kirche solle „befleckte“ Geistliche zur Rechenschaft ziehen. So konstituierte sich bereits am 9. Januar 1990 eine siebenköpfige Kommission mit Prof. Dumitru Stăniloae an der Spitze, die „Überlegungen zur Erneuerung der Kirche“ anstellte. Sie forderte den Heiligen Synod auf, Securitate-Leute innerhalb des Episkopats zu benennen. Patriarch Teoctist lehnte dieses Ansinnen kategorisch als „unzulässigen Akt der Erpressung und Einschüchterung“ ab103 und desavouierte diesen Vorstoß als eine gegen die Kirche 97
I o n e s c u : Revolution in der Orthodoxen Kirche (wie Anm. 86), S. 15. Derzeit Erzbischof von Târgoviște. 99 Als Bischof von Argeș war er 1990 Vikarbischof von Râmnic. Heute ist er Eparchialbischof von Argeș. 100 Seit 1990 Eparchialbischof. 101 Metropolit Nestor (Vornicescu, 1927-2000) von Oltenien; Erzbischof Pimen (Zainea, 1929-1991) von Suceava; Metropolit Nicolae (Bălan, 1882-1955) von Sibiu (1920-1955) und andere. 102 S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 82, nennen hier Patriarch Teoctist selbst, Metropolit Antonie (Plămădeală) von Siebenbürgen und Metropolit Nestor (Vornicescu) von Oltenien. 103 Ebenda, S. 82. 98
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gerichtete „beleidigende Kampagne“, die sich stalinistischer Methoden bediene.104 Nach diesem Fehlschlag wandte sich die Gruppe nicht mehr mit Reformforderungen an den Heiligen Synod. Als einige Mitglieder der Gruppe zu Bischöfen geweiht worden waren,105 erwiesen sich diese bald als Verteidiger des Status quo. Nach dem Tod von Prof. Stăniloae (1993) löste sich die Gruppe faktisch auf. Senator Ioan Moisin von der Demokratischen Partei, ein griechischkatholischer Laie, erhob schwere Vorwürfe gegen einige orthodoxe Hierarchen. So habe Metropolit Nicolae (Bălan, 1882-1955) von Siebenbürgen noch vor dem Einmarsch der Roten Armee dem Moskauer Patriarchen Aleksij I. gegenüber die rumänische Mitwirkung am Krieg gegen die Sowjetunion als schweren politischen Fehler bezeichnet, die sowjetische Besetzung Rumäniens begrüßt und auf einem Kongress (16./17. Oktober 1945) der Sowjetunion für die Befreiung Rumäniens öffentlich gedankt.106 Ein staatlicher „Rat zum Studium der Securitate-Archive“ sollte – im Vorfeld der Wahlen des Jahres 2000 – eventuelle Securitate-Verstrickungen der Kandidaten klären. Insbesondere der Bürgerrechtler Gabriel Andreescu setzte sich dafür ein, dass auch die Vergangenheit der orthodoxen Geistlichkeit durchleuchtet würde. Offenbar missbilligte jedoch die Kirchenleitung eine „Durchleuchtung“ des orthodoxen Klerus. Erst 2001 wurden sechzig harmlose Biographien von Geistlichen vorgelegt. Falls es darüber hinaus Resultate gegeben hat, sind diese jedenfalls nicht veröffentlicht worden. Als Gabriel Andreescu gegen diese Verzögerungstaktik protestierte, wurde er öffentlich beschimpft: Leute wie er diskreditierten die Rumänische Orthodoxe Kirche – die vertrauenswürdigste Institution im Lande, einen Grundpfeiler rumänischer ethnischer Identität.107 Der Versuch, die Zusammenarbeit von Kirchenleuten mit der Securitate aufzuhellen, entwickelte sich zu einem öffentlich geführten Schlagabtausch – ohne sichtbare Ergebnisse. Dabei ging die Tendenz immer stärker dahin, den Klerus von den Nachforschungen auszunehmen. 104 Vor allem das öffentliche Vorgehen der Gruppe wurde mit dem stalinistischen Methoden der Kommunisten der Anfangsjahre nach 1944 verglichen, vgl. ebenda, S. 82. 105 Der 2011 verstorbene Metropolit Bartolomeu (Anania, *1921) von Siebenbürgen, der 1993 zum Bischof geweiht worden und bis 2005 Erzbischof bzw. Metropolit von Klausenburg war; der heutige Erzbischof Andrei (Andreicuţ, *1949) von Alba Iulia, der 1990 zum Bischof geweiht wurde und zunächst als Vikarbischof von Mureș (Eparchie Alba Iulia), im gleichen Jahr zum Eparchialbischof von Alba Iulia und 1998 zum Erzbischof erhoben wurde. Auch der heutige Patriarch, Daniel (Ciobotoea, *1951), der 1990 seine Bischofsweihe empfing, gehörte zu den sieben Mutigen. 106 S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 84. 107 Ebenda, S. 85.
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Schließlich wurde im Dezember 1999 ein Gesetz (Nr. 187) über die Regelung des „Zugangs zu den ‚Securitate’-Akten“ verabschiedet: Danach sollten die Akten von Persönlichkeiten und Personengruppen in öffentlichen Funktionen einer Art Regelüberprüfung unterzogen werden – auch die der Geistlichkeit. Daraufhin verlangte die Kirchenleitung, der Klerus müsse davon ausgenommen werden. Da Staat und Kirche getrennt seien, dürfe sich der Staat nicht in das Leben der Kirche einmischen. Der damalige Präsident Rumäniens, Ion Iliescu von der Sozialdemokratischen (zuvor Kommunistischen) Partei, schloss sich dem Votum der Kirche an. „Keine staatliche Institution darf über kirchliche Angelegenheiten entscheiden.“108 Auch die chauvinistische „Großrumänien-Partei“ (Partidul România Mare) unterstützte die Rumänische Kirche. Mit den Stimmen dieser beiden Parteien wurde im April 2004 das Gesetz Nr. 187/1999 geändert: „Eine Überprüfung der Securitate-Akten von Geistlichen kann nur auf Ersuchen der Leitung von Religionsgemeinschaften aufgenommen werden.“109
Der freie Zugang zu Securitate-Akten von Geistlichen ist seitdem erschwert. Am 19. Mai 2010, fast 21 Jahre nach dem Sturz des CeaușescuRegimes, war es doch noch gelungen, im Parlament ein sogenanntes „Lustrations“-Gesetz110 durchzubringen, das endlich einen allgemeinen Zugang zu den Securitate-Akten von Personen in öffentlichen Ämtern ermöglichen sollte. Ein erster Gesetzesentwurf (2005) war weit gefasst: Personen, die unter Ceaușescu politische Funktionen bekleidet hatten und in Aktivitäten der Securitate involviert waren, sollten „unmittelbar aus ihrem öffentlichen Amt entlassen werden“.111 Das 2010 verabschiedete Gesetz war hingegen weniger weitreichend. Immerhin sollten danach Personen, die führende Funktionen im Staatsapparat Ceaușescus innegehabt hatten, für fünf Jahre aus ihren Ämtern entfernt werden. Zwar hatten kirchliche Würdenträger keine eigentliche Funktion im früheren Staatsapparat ausgeübt; aber viele, die Ceaușescu allzu offen geschmeichelt hatten, mussten nun Nachforschungen befürchten. Aber wenige Tage später erklärte das Verfassungsgericht, das neue Gesetz von 2010 widerspreche der rumänischen Verfassung, der inter108
Ebenda, S. 88. S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 88. 110 Der Terminus „Lustration“ wurde und wird in Polen auf die Erhellung der Verbindungen von Geistlichen zur politischen Polizei angewandt. 111 Holger D i x , Corina R e b e g a : Die kurze Geschichte des rumänischen Lustrationsgesetzes, unter: http://www.presserecht.de/index.php?option=com_content&task= view&id=871&Itemid=1 [letzter Zugriff: 24.01.2014]. 109
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nationalen Menschenrechtskonvention und der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte; zudem rechtfertige der zeitliche Abstand (21 Jahre nach dem Ende der Diktatur) eine „Lustration“ nicht mehr. Damit bleibt die Situation, wie sie seit der Novellierung des Gesetzes 187/1999 vom April 2004 besteht: Die Securitate-Akten von Geistlichen aller Religionsgemeinschaften können grundsätzlich nur dann eingesehen werden, wenn die jeweilige Kirchenführung ihr Einverständnis gibt. Und das ist eher selten zu erwarten.
* Offizielle Vertreter der Rumänischen Kirche betonen, dass sich die Servilität der Rumänischen Orthodoxen Kirche gegenüber Diktator und Partei ausgezahlt habe. So rechtfertigte Prof. Dr. Dumitru Stăniloae, der den Sozialismus durchlebt hatte und selbst fünf Jahre lang eingekerkert war, die „Lobeshymnen“: Die Rumänische Kirche als Organisation habe allein durch diese Taktik den Kommunismus besser überlebt als ihre Schwesterkirchen im Ostblock. „Man vergisst die Tatsache, dass jene gesagten, aber nicht so gemeinten lobenden Worte in dem Bewusstsein ausgesprochen wurden, dass davon die gesamte Aktivität der Kirche […] abhing. Man vergisst, dass die Kirche im Allgemeinen […] ihre liturgische und geistliche Tätigkeit während der 45 Jahre so fortsetzen konnte, wie es die Kirchen in Bulgarien und zum Teil selbst in Jugoslawien nicht vermocht haben.“112
Wer die Orthodoxie in Rumänien pauschal als Gehilfin der kommunistischen Diktatur bezeichnet, tut der Kirche ganz sicher Unrecht. Gewiss – viele hohe Repräsentanten der Rumänischen Kirche haben Ceaușescu gehuldigt, haben durch ihre liebedienerische Haltung zur Stabilisierung der Diktatur beigetragen. Andererseits haben Tausende von Geistlichen und Laien (oft in innerer Emigration) Widerstand geleistet, wurden verfolgt, manche von ihren kirchlichen Oberen im Stich gelassen, viele sogar ermordet. Es ist aber nach wie vor nicht eindeutig zu klären, in welchem Maße die Rumänische Kirche wirklich mit dem Regime liiert war. Weiterhin ist es schwer einzuordnen, ob bestimmte Kollaborationsvorwürfe, die im Raum stehen, berechtigt sind oder nicht. Ihre Zusammenarbeit mit der Securitate haben nur relativ wenige Kleriker zugegeben. Das eigentliche Problem sind ungeklärte Verdächtigungen und Gerüchte – und: dass sich die Rumänische Kirche der öffentlichen Diskussion weitgehend verschließt. Ein ehemaliger Securitate-Mitarbeiter 112 Hans-Christian M a n e r : Zwischen Staat und Nation. Die orthodoxen Kirchen in Südosteuropa. In: JKGS 3 (2001), S. 27-62, hier S. 46. Diese aus dem Rumänischen übersetzte Textstelle wurde vom Verf. etwas präzisiert.
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seit 1980, der seine Securitate-Tätigkeit bekannt und bereut hat, Priester Eugen Jurcă, erklärte einmal: „Eine echte nationale Befriedung ist unmöglich, solange wir uns nicht von der Doppelmoral reinigen, in der wir leben. Die Wahrheit muss bekannt werden – so peinlich und beschämend sie auch ist.“113
Also: Nur rückhaltlose Offenheit kann die Atmosphäre reinigen. Wenn die Kirche sich ernsthaft an Aufarbeitung und Klärung der Vergangenheit beteiligte, trüge sie dazu bei, heimliche Kollaborationsvorwürfe und Gerüchte zu entkräften. Würde die Rumänische Orthodoxe Kirche den freien Zugang zu den Securitate-Akten ihrer Geistlichen und ihrer Mitarbeiter zulassen, wäre dies ein entscheidender Schritt zur – vielleicht schmerzlichen – Wahrheitsfindung, der aber ihre Glaubwürdigkeit unter der rumänischen Bevölkerung befördern würde.
Zusammenfassung In Rumänien bildeten die ersten Jahre, die Jahre 1944 bis 1952, die blutigste Phase der kommunistischen Herrschaft. Auch die Rumänische Orthodoxe Kirche hat damals zahllose Märtyrer hervorgebracht. Dass Partisanen, die noch lange das Regime beunruhigten, von orthodoxen Klöstern aus unterstützt wurden, hat die Kommunisten in ihrer Ablehnung der Orthodoxen Kirche bestärkt. Nachdem der Versuch gescheitert war, die Religion mit Gewalt zu vernichten, sollten die Religionsgemeinschaften mit Hilfe von Unterwanderung durch die Securitate gleichgeschaltet werden. Ein zentrales Ziel war es, mit allen denkbaren Mitteln Bischöfe, Priester und Diakone zur Mitarbeit zu gewinnen oder zu erpressen und so vor allem die Orthodoxe Kirche zur öffentlichen Unterstützung des Regimes zu bewegen. Zudem ermöglichte das Organisationsdekret des „Departements für die Kulte“ direkte Einflussnahme der Partei auf das innere Leben der Kirchen. Die Frage, in welchem Maße sich die Orthodoxe Kirche hat instrumentalisieren lassen, ist bis heute umstritten. Viele (angeblich bis zu 80 % der Geistlichen) sollen Verpflichtungserklärungen unterschrieben haben; von kirchlicher Seite wird jedoch betont, dass in Wirklichkeit nur wenige aktiv („zum Schaden der Kirche oder zum Schaden Dritter“) für die Securitate gearbeitet hätten. Zwar haben sich einige Kleriker zu ihrer Kollaboration (in der Kirche spricht man lieber von „Kooperation“) mit der Securitate bekannt. Trotzdem weiß man aber auch heute nicht sehr viel Konkretes. Nur wenige der umstrittenen Bischöfe wurden an unbedeutende Posten versetzt. Die Kirchenleitung hält 113
S t a n , T u r c e s c u : Religion and Politics (wie Anm. 17), S. 76f.
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sich bedeckt; alle hätten sich unter dem schweren Druck des Regimes befunden; manche hätten dem Druck nicht standgehalten; nicht jeder sei zum Märtyrer geboren usw. Von kirchlicher Seite ist es gelungen, Gesetzesinitiativen, die einen allgemeinen Zugang zu den SecuritateArchiven durchsetzen wollten, zu unterlaufen: So hat es vor allem die Orthodoxe Kirche – mit Unterstützung politischer Parteien – vermocht, das Dekret Nr. 187 von 1999 durch eine Novelle aus dem Jahr 2004 zu verwässern: Danach ist der Zugang zu den Akten von Geistlichen nur mit Zustimmung der jeweiligen Kirchenleitung möglich. So wird sich das Problem der politischen Vergangenheit der Rumänischen Orthodoxen Kirche wohl auf biologischem Wege erledigen. Ein Priester und ehemaliger Securitate-Mitarbeiter konstatierte: So lange viele Rumänen das Gefühl haben, die orthodoxe Kirchenleitung verschließe sich rückhaltloser Offenheit in Sachen Kollaboration mit dem Regime und weiche der Aufarbeitung und Klärung von Kollaborationsvorwürfen und Gerüchten aus, so lange werde „nationale Befriedung unmöglich“ sein.]
Summary The Orthodox Church in Communist Romania. The Romanian Orthodox Church and Securitate The bloodiest period of Communist rule in Romania comprized the first years between 1944 and 1952. At that time, the Romanian Orthodox Church also had its martyrs, and in great number. One of the reasons was, that an Orthodox monastery supported the partisans which were still troubling the regime. But the ensuing bloody persecutions didn’t ensue in the annihilation of the Orthodox Church. The endevour to obliterate religion by force failing, the next plan envisiged by Securitate was to undercut all the religious denominations in order to ’harmonize’ them in some way or another. Paramount was the aim to recruit or coerce all the bishops, priests, and dicons to supporting the regime, cost it whatever it may. Moreover, the organisational decree issued by the “Department for the Cults” allowed the Party to directly entervene into the inner life of each of the churches. In the eyes of the public, the Orthodox Church aquired a rather negative image because of the frequent public appearances of its high representatives together with state and party officials as well as their embarassing panegyrics and adresses of homage to Ceaușescu. The extend to
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which the Orthodox Church permitted its being exploited by the regime isn’t clear yet. Roumours have it that up to 80 per cent of its clergy had signed a so-called formal commitment. Adversely, the Church is insisting on a very small number of those who had actively supported Securitate, thereby having endangered the Church or privat persons. The administration of the Church is still keeping a low profile, and it had also succeeded to undermine legislation permitting a free access to the files of Securitate, whenever clerics are being concerned. In such cases the placet of the individual church administration is still needed. As a priest and former collaborator of Securitate put it like this: “National reconciliation will be impossible” as long as many Romanians feel that the leadership of the Orthodox Church is hindering full-scale transparency as regards collaboration with the regime, evading any refurbishment in case of rumours in this direction.
Rezumat Ortodoxia în comunism. Biserica Ortodoxă Română și Securitatea Primii ani de comunism – între 1944 și 1952 – reprezintă pentru România perioada cea mai sângeroasă. Biserica Ortodoxă Română a avut în acea vreme nenumărați martiri. Partizanii care au neliniștit încă multă vreme regimul, au fost sprijiniți de mănăstiri ortodoxe. Aceasta a întărit aversiunea comuniștilor față de biserica ortodoxă. Persecuțiile sângeroase din acei ani nu au slăbit totuși masiv această biserică. După ce încercarea de a desființa prin forță religia a eșuat, comunitățile religioase au fost infiltrate de Securitate cu scopul de a le face ineficiente. În acest scop s-au folosit toate mijloacele posibile pentru a determina pe episcopi, preoți și diaconi să coopereze cu Securitatea sau să șantajeze biserica pentru a o determina să sprijine în mod oficial regimul. Decretul de organizare a Departamentului Cultelor permitea influențarea de către partid a vieții interne a bisericii. Imaginea negativă de astăzi a bisericii ortodoxe este marcată de aparițiile frecvente ale demnitarilor bisericești alături de cei din conducerea comunistă sau panegirice și discursuri de laudă la adresa acestora până în era Ceaușescu. Întrebarea în ce măsură s-a lăsat instrumentalizată Biserica Ortodoxă nu este clarificată nici astăzi. Mulți clerici (se pare ca circa 80 la sută) au semnat declarații prin care se obligau să cola-
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boreze cu Securitatea. Purtătorii de cuvânt ai bisericii afirmă astăzi că doar o minoritate ar fi fost activă pe acest tărâm (“în dauna bisericii și a multor persoane”). Conducerea bisericii este aici rezervată. Biserica a reușit să blocheze proiecte de legi care ar fi permis un acces general la arhivele Securității. Actele privind membrii clerului pot fi cercetate doar cu aprobarea prealabilă a organelor bisericești locale. Un fost colaborator al Securității a constatat că atâta vreme cât mulți români au sentimentul că chiar conducerea bisericii ortodoxe se opune clarificării totale a colaborării cu regimul comunist și evită cercetarea reproșurilor și a zvonurilor respective, tot atâta vreme va fi imposibilă “o conciliere națională” adevărată.
S I E B E N B ÜR G E N I N D E N A K T E N D E R D D R -S TA AT S S I C H E R H E I T Von Georg H e r b s t r i t t
1. Einleitung In Rumänien trat im Dezember 1999 das Gesetz Nr. 187/1999 in Kraft, das die Öffnung und Nutzung der Securitate-Akten regelte.1 Hatte bislang der rumänische Inlandsgeheimdienst SRI (Serviciul Român de Informaţii) gelegentlich Securitate-Akten an Forscher herausgegeben oder selbst publiziert,2 schuf das Gesetz Nr. 187/1999 einen Rechtsanspruch auf Akteneinsicht und eine unabhängige Aktenverwaltungs-Behörde. Diese Behörde, der „Nationalrat für das Studium der Securitate-Archive“ (Consiliul Naţional pentru Studierea Arhivelor Securităţii, CNSAS), orientierte sich am Modell der deutschen Stasi-Unterlagen-Behörde (Bundesbeauftragter für Stasi-Unterlagen, BStU). Doch erst im Jahre 2006 erhielt der CNSAS in großem Umfang Securitate-Unterlagen von den bisherigen Aktenverwaltern und Securitate-Nachfolgern, also vom Inlandsgeheimdienst SRI und vom Auslandsgeheimdienst SIE. Bis in das Jahr 2006 hinein gab es faktisch kaum Möglichkeiten, Securitate-Unterlagen einzusehen oder ergiebige Forschung zu betreiben.3 1 Lege privind accesul la propriul dosar și deconspirarea securității ca poliție politică [Gesetz über den Zugang zur eigenen Akte und der Enttarnung der Securitate als politischer Polizei]. Dieses Gesetz Nr. 187/1999 vom 7.12.1999 ist veröffentlicht in: Monitorul Oficial al României, Partea I, nr. 603, din 9.12.1999, S. 1-5. In den Jahren 2006 und 2008 wurde das Gesetz an mehreren Stellen neu gefasst. 2 Zu den quellengestützten Publikationen der rumänischen Geheimdienste gehören beispielsweise: Cartea Albă a Securității. Istorii literare și artistice [Das Weißbuch der Securitate] 1969-1989. Hg. Serviciul Român de Informații. O. O., 1996, oder Mihai P e l i n: Culisele spionajului românesc. D.I.E. 1955-1980 [Die Kulissen der rumänischen Spionage. Der Auslandsgeheimdienst D.I.E. 1955-1980]. București 1997. Obwohl materialreich, sind diese Publikationen mit Vorsicht zu verwenden. 3 Gabriel A n d r e e s c u : Landesrat erweist sich als Mittel zur Verschleierung und nicht zur Enttarnung der Securitate. Das Gesetz 187/1999 und das erste Tätigkeitsjahr des Landesrats für die Einsichtnahme in die Unterlagen der ehemaligen Securitate (CNSAS). In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik 14 (2002), H. 1, S. 5-26. Axel Bormann: Die rechtliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergan-
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In dieser Situation erschien die Idee besonders verlockend, den Umweg über das Archiv des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS, „Stasi“) auszuprobieren und zu prüfen, ob hier Dokumente über Aktionen der Securitate vorhanden sind. So gingen in der Berliner Stasi-Unterlagen-Behörde mehrere Anfragen ein, die sich auf StasiUnterlagen zu Siebenbürgen und zur Securitate bezogen. Der Verfasser dieses Beitrages hat auf Anregung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde im Herbst 2006 einen Aufsatz zum Thema „Stasi in Siebenbürgen“ veröffentlicht und gezeigt, auf welche Weise und in welchen historischen Zusammenhängen sich siebenbürgische Themen in den MfS-Unterlagen niedergeschlagen haben.4 Darauf wird noch einzugehen sein. Das damalige Fazit gilt auch weiterhin: In den MfS-Unterlagen bildet sich nur ein kleiner Ausschnitt siebenbürgischer Zeitgeschichte ab. Ein Ersatz für fehlende Securitate-Akten sind sie nicht. Insofern führt an Bukarest kein Weg vorbei. Bis 2006 hatte das Thema „Stasi in Siebenbürgen“ vor allem den Charakter einer Ersatz-Fragestellung, denn eigentlich wollte man auch damals schon mehr darüber wissen, wie die Securitate auf das Leben in Siebenbürgen Einfluss genommen hat. Nachdem in der Zwischenzeit zahlreiche Securitate-Unterlagen für Betroffene und Forscher zugänglich geworden sind, können diese Fragen auf direktem Wege geklärt werden. Die Frage nach der Stasi in Siebenbürgen ist dadurch zu einem nachrangigen Thema geworden. Dennoch haben Forschungen zu Siebenbürgen in den MfS-Unterlagen weiterhin durchaus einen Wert für sich, der zudem über die bloße Regionalgeschichte hinausreicht. Anhand dieses Themas kann gezeigt werden, wie kommunistische Geheimdienste einerseits kooperierten, sich andererseits aber auch beargwöhnten. Das Thema steht außerdem exemplarisch für die Geschichte der Beziehungen zwischen dem sozialistischen Rumänien und der DDR. Und schließlich ist es lehrreich im Hinblick darauf, was den Umgang mit Geheimdienstakten als zeithistorischen Quellen angeht. Die bisherigen, intensiven Recherchen in den MfS-Unterlagen zu rumänischen und siebenbürgischen Themen haben ergeben, dass das MfS-Archiv in keiner Weise eine Parallel- oder Gegenüberlieferung genheit in Rumänien. In: Die rechtliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Osteuropa. Hgg. Friedrich-Christian Schroeder, Herbert Küpper. Frankfurt/M. u. a. 2010 (= Studien des Instituts für Ostrecht München, 63), S. 157-185, hier 178-185. 4 Georg H e r b s t r i t t : Stasi in Siebenbürgen. Eine geheimdienstliche Regionalstudie. In: ZfSL 29 (2006), H. 2, S. 187-196. In der damaligen Veröffentlichung wird ein breiter angelegter Überblick zur Thematik geboten. Dagegen vertieft der hier vorliegende Beitrag einige Aspekte und konzentriert sich auf neue Archivfunde.
Siebenbürgen in den Akten der DDR-Staatssicherheit
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zum Archiv der Securitate darstellt. Die beiden Archivüberlieferungen überschneiden und ergänzen sich nur vereinzelt. Für diesen Befund gibt es auch plausible Gründe: Erstens lässt kein Geheimdienst einen anderen Geheimdienst gerne in seine Karten schauen. Schon innerhalb eines Geheimdienstes soll die eine Abteilung nicht wissen, was die andere tut. „Konspiration“ gilt als höchstes Gebot. Zweitens hat die Securitate seit Mitte der sechziger Jahre mit dem MfS und anderen kommunistischen Geheimdiensten kaum noch kooperiert. Vielmehr hat sich die Securitate seit dieser Zeit in eine Außenseiterrolle begeben.5 Vor dieser Zeit führten MfS und Securitate gemeinsame Aktionen durch, indem sie beispielsweise rumänische Emigranten in Berlin kidnappten, und sie tauschten Informationen zu Personen und Sachverhalten aus. In solchen Fällen gibt es tatsächlich Überschneidungen in der Archivüberlieferung. Drittens ist zu bedenken, dass sich das MfS nicht grundsätzlich für alles auf der Welt interessierte. Vornehm ausgedrückt orientierte sich das MfS an einer Art von Sicherheitsdoktrin. Diese lief darauf hinaus, alles abzuwehren, was als Bedrohung für die DDR und die anderen sozialistischen Staaten empfunden wurde. Geprägt war diese Perspektive von einem aggressiven und bösartigen Feindbilddenken, ideologischen Verzerrungen und daraus resultierend einem Tunnelblick, der beim MfS zu einer sehr schematischen Wahrnehmung der Wirklichkeit führte und auch offensive Handlungen beinhaltete.6 Bei der Aufarbeitung der Geheimdienstaktivitäten ist es allerdings erforderlich, auch diese Perspektive zu verstehen. Denn erst dann wird nachvollziehbar, warum man zu einigen Themen sehr viele Unterlagen in den Geheimdienstarchiven findet, zu anderen hingegen sehr wenige.
Die Stasi-Akten mit Bezug zu Siebenbürgen Die MfS-Akten mit Bezug zu Siebenbürgen lassen sich thematisch in drei Gruppen unterteilen. Zur ersten Gruppe gehören solche Akten, in denen die Zusammenarbeit zwischen MfS und Securitate dokumentiert ist. Zeitlich umfassen sie die fünfziger und frühen sechziger Jahre, mit einem Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre. Nachdem sich die Secu5 Zur Kooperation der kommunistischen Geheimdienste siehe Monika Tantzscher: Die Stasi und ihre geheimen Brüder. Die internationale geheimdienstliche Kooperation des MfS. In: Diktaturen in Europa im 20. Jahrhundert – der Fall DDR. Hg. Heiner T i m m e r m a n n . Berlin 1996, S. 596-601. Zur Außenseiterposition der Securitate siehe Stejărel O l a r u , Georg H e r b s t r i t t : Stasi și Securitatea [Die Stasi und die Securitate]. București 2005. 6 Vgl. hierzu auch den Beitrag von Katharina Lenski in diesem Band.
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ritate in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre weitgehend aus der geheimdienstlichen Kooperation zurückgezogen hatte, blieb es fortan überwiegend bei formalen Kontakten. Reguläre und kontinuierliche Arbeitsbeziehungen, wie sie das MfS mit den „Bruderorganen“ in Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und Bulgarien pflegte und intensivierte, gab es zu Rumänien nicht mehr. Die zweite Gruppe umfasst solche Akten, in denen das MfS die politische Situation Rumäniens analysierte und der DDR-Führung entsprechende Informationsberichte vorlegte. Zeitlich setzen sie 1967 ein.7 Den geschichtlichen Hintergrund bildete der außenpolitische Sonderweg Rumäniens seit Mitte der sechziger Jahre, als sich das Land von den anderen Ostblock-Staaten entfernte.8 Nicht nur die DDR-Führung, sondern auch das MfS sah darin ein ernst zu nehmendes Problem. Das MfS fürchtete um die „Einheit der Sozialistischen Staatengemeinschaft“ – so der damalige offizielle Ausdruck. Es wollte herausfinden, wie zuverlässig Rumänien in außenpolitischen und wirtschaftlichen Fragen noch sei. Mit Siebenbürgen hatte das zunächst nichts zu tun. Doch um entsprechende Analysen zu erstellen, brauchte man Informationen und Informanten, die man auch in Siebenbürgen fand. Eine dritte Gruppe bilden jene MfS-Akten, die in Reaktion auf den wirtschaftlichen Niedergang Rumäniens seit Beginn der achtziger Jahre entstanden. Als in Rumänien Nahrungsmittel und Heizmaterial knapp wurden und die Bevölkerung in den Wintern hungerte und fror, sah das MfS die Gefahr von inneren Unruhen und Hungerrevolten, die das politische System insgesamt bedrohen könnten. Die Erinnerung an den Aufstand am 17. Juni 1953 in der DDR war der MfS-Führung 7 Vgl. die Übersicht der MfS-Informationsberichte an die Staats- und Parteiführung in: BStU [Bundesbeauftragter für Stasi-Unterlagen], MfS, ZAIG 14383-14389. Die Mehrzahl der Informationsberichte wurde von der Auslandsspionageabteilung des MfS, der Hauptverwaltung A (HV A, auch Hauptverwaltung Aufklärung) erstellt. Die HV A legte zwar schon vor 1967 gelegentlich Berichte mit Rumänienbezug vor, darin ging es aber stets um den Blick anderer, westlicher Länder auf Rumänien. Soweit ersichtlich, ist die Einzelinformation Nr. 388/67 über die „rumänische Haltung zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur westdeutschen Bundesrepublik“, ca. Mai 1967, die erste, in der die HV A innerrumänische politische Positionen zum Gegenstand ihrer Berichterstattung an die Staats- und Parteiführung machte. Rumänien war somit in den Blick der DDR-Auslandsspionage gerückt. 8 Zu den außenpolitischen Ereignissen, die die rumänische Sonderrolle markierten, gehörten die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Rumänien und der Bundesrepublik Deutschland Anfang 1967, obgleich in der Bundesrepublik noch die „Hallstein-Doktrin“ galt; die Beibehaltung der diplomatischen Beziehungen zu Israel nach dem Sechs-Tage-Krieg im selben Jahr, als die übrigen Ostblockstaaten ihre Beziehungen zu Israel abbrachen; Ceaușescus öffentliche Verurteilung des Einmarsches der Warschauer-Pakt-Truppen in der Tschechoslowakei im August 1968.
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stets präsent, und im Nachbarland Polen bildete seit 1980 die unabhängige Gewerkschaft Solidarność eine permanente Herausforderung. In dieser Situation wollte man imstande sein einzuschätzen, wie explosiv die Lage in Rumänien tatsächlich sei. Im März 1983 begann das MfS deshalb, gemeinsam mit dem sowjetischen Geheimdienst KGB, systematisch Informationen über die Stimmung in der rumänischen Bevölkerung und über die konkreten Lebensverhältnisse zusammenzutragen. Es ging nicht um ausgefeilte politische Analysen, sondern um Informationen aus der Bevölkerung. Aus dieser Phase finden sich im MfS-Archiv zahlreiche Zustandsbeschreibungen und Berichte über den entbehrungsreichen Alltag, über kursierende Gerüchte und Stimmungen in Rumänien und insbesondere in Siebenbürgen. Im Folgenden werden die drei angesprochenen Themenkreise anhand konkreter Beispiele genauer vorgestellt.
2. Formen der Zusammenarbeit zwischen Stasi und Securitate in den fünfziger Jahren 2.1. Der Kronstädter Schriftstellerprozess 1959 in den Akten des MfS In den Jahren 1958 bis 1961 fanden in Rumänien viele politische Strafprozesse statt, in denen unschuldige Menschen kriminalisiert und zu Unrecht zu hohen Haftstrafen, zu Kerker und Arbeitslager verurteilt wurden. Das kommunistische Regime beabsichtigte damit, die eigene Macht zu sichern, indem es die Bevölkerung einschüchterte und potenziellen politischen Widerstand auszuschalten versuchte. Hintergrund dieser Repressionswelle, der nach vorsichtigen Schätzungen zwischen 100 000 und 300 000 Menschen zum Opfer fielen, waren der Ungarnaufstand im Herbst 1956 und die fast zeitgleich ausgebrochenen Unruhen in Polen. Die rumänischen Machthaber unternahmen alles, um ähnliche Entwicklungen von vornherein zu unterbinden; außerdem wollten sie angesichts des sowjetischen Truppenrückzugs aus Rumänien 1958 demonstrieren, dass sie innenpolitisch das Land weiterhin unter Kontrolle hatten.9 Mehrere dieser inszenierten Schein- und 9 Romulus R u s a n (unter Mitarbeit von Dennis D e l e t a n t , Ştefan M a r i ţ i u , Gheorghe O n i ș o r u , Marius O p r e a , Stelian T ă n a s e ): Das repressive kommunistische System in Rumänien. In: Das Schwarzbuch des Kommunismus 2. Hgg. Stéphane C o u r t o i s u. a. München, Zürich 2004, S. 377-446, hier 434-437. Demnach hatte das Innenministerium in diesen Jahren gegen 323 207 Menschen Verfolgungsakten angelegt. Peter Ulrich W e i ß : Zwei Regime – ein System. Gewaltherrschaft in Rumänien 19441989. In: Osteuropa 50 (2000), H. 6, S. 683-697, hier 691f. Über die Anzahl der politisch Verfolgten in Rumänien gibt es prinzipiell nur sehr vage Angaben. Die sogenannte Tismăneanu-Kommission schätzt die Zahl der aus politischen Gründen Verfolgten und Inhaftierten im kommunistischen Rumänien auf 500 000 bis 2 Mio.; siehe Comisia Prezi-
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Schauprozesse richteten sich gezielt gegen Angehörige der ethnischen Minderheiten. So fanden 1958 und 1959 mehrere Gruppenprozesse gegen Siebenbürger Sachsen statt, wie der „Schwarze-Kirche-Prozess“, der „Sankt-Annen-See-Prozess“, der Heltauer Prozess und der Kronstädter Schriftstellerprozess.10 Folgt man den bislang bekannten MfS-Unterlagen, so hatte die DDRStaatssicherheit mit diesen Prozessen nichts zu tun. Das erscheint auch plausibel, da es sich um eine innerrumänische Angelegenheit handelte und die rumänischen Repressionsorgane nicht auf Unterstützung aus der DDR angewiesen waren. Dennoch beschäftigte der Kronstädter Schriftstellerprozess 1959 auch das MfS. Die Art und Weise, wie das geschah, offenbart das spezielle Sicherheitsdenken der Geheimdienste. Im April 1959 ermittelte das MfS gegen den damals 36-jährigen DDR-Schriftsteller Günther Deicke.11 Er stand im Verdacht, als Redakteur der „Neuen Deutschen Literatur“12 die „Liberalisierungstendenzen in der deutschen Gegenwartsliteratur“ vertreten zu haben und „ideologische Diversion“13 zu betreiben.14 Das MfS fungierte hier ganz klassisch als Ideologie- und dențială pentru Analiza Dictaturii Comuniste din România: Raport Final [Schlussbericht der Präsidialen Kommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien]. București 2007, S. 14, 779. 10 Günter V o l k m e r : Der Schwarze-Kirche-Prozeß. Manuskript. O. O., o. J. [Horben, ca. 1992], S. 1-2; demnach wurden 1958-1960 rund 120 000 Menschen verurteilt. Michael K r o n e r : Politische Prozesse gegen Deutsche im kommunistischen Rumänien. Versuch einer Bestandsaufnahme und eines Überblicks. In: Worte als Gefahr und Gefährdung. Schriftsteller vor Gericht – Kronstadt 1959. Hgg. Peter M o t z a n , Stefan S i e n e r t h . München 1993, S. 31-49, hier 39-44. Hans B e r g e l : Ein Schriftstellerprozess und seine späten Folgen. Vor 33 Jahren fünf deutsche Autoren in Rumänien vor Gericht. In: Sodt. Vjbll. 41 (1992), H. 2, S. 95-105. 11 Die nachfolgenden Ausführungen und Zitate beziehen sich auf ein Schreiben der MfS-Hauptabteilung V (damals für die Verfolgung von politischer Opposition, Kirchen und Schriftstellern zuständig) an die MfS-Abteilung X (lies: „zehn“, zuständig für die Zusammenarbeit mit den „Bruderorganen“) vom 15.4.1959; BStU, MfS, AP 1244/62, Bl. 3f. Die Schreibweise der Namen ist oft fehlerhaft und wird hier vom Autor stillschweigend verbessert; aus Hermine Pilder-Klein wurde an manchen Stellen beispielsweise Pilka Klein, wobei Pilka der Vorname sein sollte. 12 Die „Neue Deutsche Literatur“ war eine der wichtigsten Literaturzeitschriften der DDR. Sie wurde Ende 1952 gegründet und erschien monatlich. 13 „Ideologische Diversion“ war ein zentraler Begriff im kommunistischen Sprachgebrauch. Er beinhaltete die Anschuldigung, ein Mensch verbreite abweichende politische oder ideologische Auffassungen. Im Weltbild von SED und MfS galten Einflüsse aus dem Westen als die Hauptursache für derartige Entwicklungen; vgl. Das MfS-Lexikon. Begriffe, Personen und Strukturen der Staatssicherheit der DDR. Hg. Roger E n g e l m a n n . Berlin 2011, S. 67f. 14 BStU, MfS, AP 1244/62, Bl. 3.
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Gedankenpolizei. Bei den Ermittlungen fand es heraus, dass Deicke vom 1. Oktober bis 1. November 1957 als Vertreter des (Ost-)Deutschen Schriftstellerverbandes nach Rumänien gereist war und dort unter anderem die Autoren Andreas Birkner und Georg Scherg und die Germanistin und Übersetzerin Hermine Pilder-Klein getroffen und mit ihnen gesprochen hatte. Auch wenn die DDR-Geheimdienstmitarbeiter nichts Genaues wussten, so hatten sie doch immerhin auf irgendeine Weise davon gehört, dass die Genannten „als Staatsfeinde mit noch anderen Personen verhaftet worden sein“ sollen.15 Deicke hatte in der April-Ausgabe 1958 der „Neuen Deutschen Literatur“ ausführlich und wohlwollend die rumäniendeutsche Literaturszene vorgestellt.16 Und in der DDR-Kulturzeitschrift „Aufbau“ veröffentlichte er einige Wochen später sieben freundliche und schlichte Landschafts- und Stimmungsgedichte über Rumänien, die er als „Skizzen einer Rumänienreise“ betitelte.17 In der MfS-Akte zu Deicke werden diese beiden Veröffentlichungen nicht erwähnt. Auf seine Verbindungen zu den genannten Schriftstellern nach Rumänien war das MfS offenbar aus anderen Quellen aufmerksam geworden. In der Denklogik der DDR-Staatssicherheit war es fast zwangsläufig, dass Günther Deicke nun in den Verdacht geriet, von seinen siebenbürgischen Gesprächspartnern geistig infiziert worden zu sein und staatsfeindliche Ideen in die DDR mitgebracht zu haben. MfS-Major Paul Kienberg übermittelte deshalb der Securitate die Bitte, Andreas Birkner und Hermine Pilder-Klein zu ihren Kontakten zu Deicke zu vernehmen; die Securitate bezog dann auch Georg Scherg in die Vernehmung mit ein. Kienberg ließ der Securitate einen Fragespiegel zukommen, der folgenden Inhalt hatte: „1. Unter welchen Umständen ist Deicke mit den rumänischen Staatsbürgern Birkner und Klein zusammengekommen? 2. Welche Probleme hat Deicke mit ihnen besprochen? Wie reagierte er auf die von Birkner und der Klein vorgebrachten Argumente? 3. In welchen Beziehungen stand Deicke zu diesen Personen? 4. Haben diese ihn über ihre staatsfeindlichen Absichten informiert? 15 Ebenda. Zunächst ist an dieser Stelle nur von Birkner und Pilder-Klein die Rede; Scherg rückte erst kurz darauf mit ins Blickfeld. 16 Günther D e i c k e : Deutsche Literatur in der rumänischen Volksrepublik. In: Neue Deutsche Literatur 10 (1958), H. 4, S. 66-80. Auf diesen Aufsatz verweist auch Peter M o t z a n in seinem Aufsatz „Risikofaktor Schriftsteller. Ein Beispielfall von Repression und Rechtswillkür“. In: Worte als Gefahr und Gefährdung (wie Anm. 10), S. 51-81, hier 60. 17 Günther D e i c k e : Skizzen einer Rumänienreise [= sieben Gedichte mit den Titeln „Den Freunden“, „Bukarest“, „Flug über die transsylvanischen Alpen“, „Banat“, „Moldau“, „Gemeinderat in Woinescht“, „Herbst in Muntenien“]. In: Aufbau. Kulturpolitische Monatsschrift 14 (1958), H. 5-6, S. 530-535.
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5. Wurde Deicke durch Birkner und die Klein mit weiteren Personen in Verbindung gebracht? 6. Was ist ihnen sonst über Deickes Verhalten während seines Aufenthaltes in der Volksrepublik Rumänien bekannt geworden? Deicke hat in Bukarest im Deutschen Club eine Vorlesung gehalten, wobei er Werke von negativ eingestellten Schriftstellern gelesen haben soll. Im Zusammenhang damit bitte ich Sie, feststellen zu lassen, über welche Schriftsteller Deicke eine Vorlesung hielt und welche Fragen er behandelte.“18
Unterzeichnet war diese Bitte um Amtshilfe von Stasi-Chef Erich Mielke, der sie mit Datum vom 24. April 1959 persönlich an den rumänischen Innenminister Alexandru Drăghici richtete. Die Securitate kam dem Ersuchen der Ostberliner Kollegen bald nach. Am 11. Mai 1959 verhörte sie Andreas Birkner, einen Tag später Hermine Pilder-Klein und Georg Scherg. Alle drei befanden sich bereits seit 1958 in Haft. Birkner und Scherg gehörten, gemeinsam mit Wolf von Aichelburg, Hans Bergel und Harald Siegmund, zu den fünf siebenbürgisch-deutschen Autoren, die dann am 19. September 1959 im sogenannten Schriftstellerprozess in Kronstadt zu vielen Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurden, Birkner zu 25 Jahren, Scherg zu zwanzig Jahren. Scherg kam am 12. Oktober 1962 wieder frei, Birkner am 7. April 1964. Die Urteilsbegründung, „Aufwiegelung gegen die soziale Ordnung durch Agitation“, war durchweg konstruiert.19 Hermine Pilder-Klein wurde in einem Gruppenprozess ebenfalls völlig zu Unrecht, aus politischen Gründen, zu sechs Jahren Haft verurteilt. Ihr wurde zum Verhängnis, dass ihr Bruder Karl Kurt Klein, inzwischen ein bekannter Germanistikprofessor in Innsbruck, eine kritische Rede gegen das Regime in Bukarest gehalten hatte und sie eine Kopie des Redemanuskripts besaß. Daraus konstruierte die rumänische Justiz eine Anklage „wegen Aufbewahrung und Verbreitung verbotener Schriften“. Von Juni 1958 bis Dezember 1963 befand sie sich deshalb in politischer Haft, und zwar in Gefängnissen in Bukarest, Kronstadt (Brașov), Zeiden (Codlea), Klausenburg (Cluj) und Miercurea Ciuc.20 18 BStU, MfS, AP 1244/62, Bl. 3-6. Kienberg war zu dieser Zeit stellvertretender Leiter der MfS-Hauptabteilung V, die 1964 in Hauptabteilung XX umbenannt wurde und von ihm von 1964 bis 1989 geführt wurde. 19 M o t z a n : Risikofaktor Schriftsteller (wie Anm. 16), S. 51-81, hier 63, 75-81. Auszugsweise Übersetzung des Urteils in: Worte als Gefahr und Gefährdung (wie Anm. 10), S. 375-396. 20 K r o n e r : Politische Prozesse (wie Anm. 10), S. 44; Helmut K e l p : Dr. Hermine Pilder-Klein. Nachruf. In: ZfSL 21/92 (1998), H. 2, S. 237; Pamfil Ş e i c a r u : Der Fall Hermine Pilder-Klein – ein Fall Sadoveanu. Postscriptum zu „Was nicht vergessen werden darf“. Aus dem Rumänischen übersetzt und postum veröffentlicht von Hannes Elischer.
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Die Vernehmungsprotokolle, die Alexandru Drăghici mit Schreiben vom 11. Juni 1959 an Erich Mielke schickte, enthielten indes nichts Belastendes gegen Günther Deicke. Hermine Pilder-Klein hatte demnach ausgesagt, sie habe Deicke in Bukarest bei seinem Vortrag über „die heutigen Gedichte in der DDR“ im Friedrich-Schiller-Kulturhaus gehört. Anschließend habe sie mit ihm drei bis vier Minuten über den in Leipzig lebenden rumäniendeutschen Lyriker und Übersetzer Georg Maurer gesprochen.21 Von Georg Scherg notierte die Securitate, Deicke sei im Herbst 1957 an seine Schule nach „Orașul Stalin“ (Stalinstadt, damalige amtliche Bezeichnung für Kronstadt/Brașov) gekommen und habe dort mit dem Lehrerkollegium gesprochen. Er habe ihm dann die Stadt gezeigt und mit ihm einen Ausflug in die Umgebung nach Rosenau (Râșnov), Tartlau (Prejmer) und zur Törzburg (Schloss Bran) unternommen. Deicke sei an der deutschen Literatur Siebenbürgens sehr interessiert und wolle darüber etwas in der DDR-Monatsschrift „Neue Deutsche Literatur“ veröffentlichen. Deshalb habe er Deicke seine Novelle „Hoinarul Schneeweiss“22 und weitere Texte mitgegeben. Deickes Vortrag in Kronstadt über „die neue Tendenz in der deutschen Literatur“ sei auf großes Interesse gestoßen. Er, Scherg, habe Deicke keinen anderen Personen vorgestellt. Die Frage des Vernehmers, ob er Deicke von seinen „staatsfeindlichen Absichten“ berichtet habe, verneinte Scherg.23 Ähnliche Aussagen protokollierte die Securitate von Andreas Birkner, der nicht nur Schriftsteller, sondern auch evangelischer Pfarrer war. Auch ihm stellte man die Frage, ob er mit Deicke staatsfeindliche Gespräche geführt habe, was Birkner verneinte. Auch er sei von Deickes Besuch überrascht worden, habe mit ihm Mediasch (Mediaș) und die Umgebung besichtigt, ihn einem Redakteur der deutschsprachigen Tageszeitung „Neuer Weg“ und drei siebenbürgischen Pfarrern vorgestellt und ihm seine Schriften „Feuer im Weinberg“ und „Aurikeln“ zur Veröffentlichung mitgegeben. Deicke sei über die regionale Literatur gut informiert gewesen und habe ihm berichtet, er sei bereits mit Hans Bergel und Georg Scherg
In: Sodt. Vjbll. 49 (2000), H. 4, S. 320-322. Horst S c h u l l e r : Namen verschweigen. Als die Übersetzungen von Hermine Pilder-Klein (1901-1998) ungezeichnet erscheinen mussten. In: Spiegelungen 5/59 (2010), H. 3, S. 272-286. Für biografische Auskünfte zu Hermine Pilder-Klein danke ich auch Hannes Elischer und Horst Schuller. 21 Vernehmungsprotokoll der Beschuldigten Pildner, Hermina [!], 12.5.1959; BStU, MfS, AP 1244/62, Bl. 18f. 22 Eine Novelle Schergs unter diesem Titel ließ sich bislang nicht ermitteln. 23 Vernehmungsprotokoll des Beschuldigten Scherg, Georg, 12.5.1959; BStU, MfS, AP 1244/62, Bl. 23f.
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zusammengetroffen. Nach seiner Weiterreise habe es keinen Kontakt mehr zwischen ihnen gegeben.24 Das MfS schlussfolgerte aus diesen Vernehmungsprotokollen, Deicke sei während seines damaligen Aufenthaltes in Rumänien „nicht verdächtig aufgefallen“.25 Es schloss die Akte, ohne gegen Deicke weiter vorzugehen. Letztlich blieben Deickes Verbindungen nach Rumänien, seine Beiträge in der „Neuen Deutschen Literatur“ und im „Aufbau“ im Frühjahr 1958 über die rumäniendeutschen Schriftsteller und die Veröffentlichung von Birkners Erzählung „Aurikeln“26 für ihn ohne nachteilige Folgen. Es ist erwähnenswert, dass Deicke in der April-Ausgabe 1958 der „Neuen Deutschen Literatur“ auch vier Gedichte von Oskar Pastior abdruckte und ihn als den „wohl begabtesten unter den jungen Lyrikern“ der Rumäniendeutschen vorstellte.27 Eine öffentliche Zurechtweisung erfuhr Deicke 1958 indes von dem rumäniendeutschen Germanisten und Literaturkritiker Heinz Stănescu aus Bukarest, der eine zentrale Rolle innerhalb der rumäniendeutschen Literatur innehatte und der literarisch eine dogmatische sozialistische Linie vertrat. Stănescu war bis 1952 hochrangiger Securitate-Offizier gewesen, wurde dann entlassen und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er verpflichtete sich 1953 noch in der Haft, künftig als IM „Abrud“ für den rumänischen Geheimdienst zu arbeiten und tat dies tatsächlich bis in die siebziger Jahre hinein; seinen Decknamen wechselte er später in „Silviu“, dann in „Traian“.28 Im August 1958 veröffentlichte Stănescu in der „Neuen Deutschen Literatur“ einen dreiseitigen „offenen Brief“ an Deicke.29 Darin kritisierte er neben 24 Vernehmungsprotokoll des Beschuldigten Birkner, Andreas, 11.5.1959; Ebenda, Bl. 20-22. 25 Schreiben des Leiters der MfS-Abteilung X, Willi Damm, an den Leiter der MfSHauptabteilung V, Fritz Schröder, 14.7.1959; ebenda, Bl. 25. 26 Andreas B i r k n e r : Aurikeln. In: Neue Deutsche Literatur 10 (1958), H. 4, S. 84-100. In derselben Ausgabe wurde auch das Gedicht „Der Pflüger“ von Werner Bossert (S. 83) veröffentlicht sowie die nachfolgend genannten Gedichte von Oskar Pastior (S. 81-83). Von Scherg erschien in der NDL 1958 kein Text. 27 D e i c k e : Deutsche Literatur in der rumänischen Volksrepublik (wie Anm. 16), S. 79. Die Gedichte „Vom Vorübergehen“, „Späte Stunde“, „Landschaft“ und „Licht auf Nausikaa“ von Oskar P a s t i o r in: ebenda, S. 81-83. 28 Zu Stănescu siehe William T o t o k : Streiflichter. Aus den Hinterlassenschaften der Securitate. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik 22 (2010), H. 1-2, S. 33-64, hier 38. Vgl. auch die beiläufigen Erinnerungen rumäniendeutscher Schriftsteller in M o t z a n , S i e n e r t h : Worte als Gefahr und Gefährdung (wie Anm. 10), S. 63, 96, 115. 29 Heinz S t ă n e s c u : Nochmals zur rumäniendeutschen Literatur. In: Neue Deutsche Literatur 10 (1958), H. 8, S. 125-127.
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vielem anderen Deickes Auffassung, wonach die meisten rumäniendeutschen Schriftsteller der Zeitspanne 1933 bis 1944 sich zwar vom Faschismus hätten missbrauchen lassen, aber „in ihren Werken dem Faschismus nicht das Wort geredet“ hätten. Sachlich lag Stănescu mit seiner Kritik zwar richtig. Aber Deickes Aufsatz verstand sich vor allem als wohlwollende Präsentation einer wenig bekannten Literaturlandschaft und nicht als zeitgeschichtliche Analyse. Indem die Redaktion der „Neuen Deutschen Literatur“ Stănescus Replik publizierte, setzte sie Deicke dem gefährlichen Verdacht aus, er nehme NS-belastete rumäniendeutsche Schriftsteller bewusst in Schutz. Stănescu selbst hatte in der März-Ausgabe 1958 des „Aufbau“ über aktuelle Entwicklungen der rumäniendeutschen Literatur geschrieben, aber das heikle Feld der NS-Vergangenheit nicht angesprochen. Stănescu bescheinigte den rumäniendeutschen Schriftstellern, sie seien erfolgreich in der neuen, „volksdemokratischen“ Gesellschaftsordnung angekommen. In dieses zweifelhafte Lob bezog er auch den damals jungen Hans Bergel mit ein. Bergel habe mit seinen letzten Erzählungen bewiesen, dass er künstlerisch und in der Wahl seiner Themen „vorangekommen“ sei.30 Bemerkenswert ist im Zusammenhang mit dem Kronstädter Schriftstellerprozess noch ein Bericht, den das MfS im November 1958 von seinem inoffiziellen Mitarbeiter „Hannes“ erhielt. „Hannes“, mit bürgerlichem Namen Johannes Schellenberger, war zu dieser Zeit in der Ostberliner Zentrale des DDR-Schriftstellerverbandes als Sekretär der Nachwuchsabteilung tätig.31 Am 5. November 1958 sprach er mit seinem Führungsoffizier Benno Paroch über die bereits ein Jahr zurückliegende Rumänienreise Deickes und kontrastierte sie mit einer späteren Rumänienreise des DDR-Schriftstellers Karl Veken. Deicke habe sich in Siebenbürgen mit deutschsprachigen Schriftstellern unterhalten und „offensichtlich ihren Standpunkt [vertreten]“, denn er habe nach seiner Rückkehr „keine Mitteilung dem Schriftstellerverband über dieses geführte Gespräch“ gemacht. Später sei Karl Veken in Siebenbürgen mit denselben Schriftstellern zusammengetroffen. Veken habe bei diesen Personen eine „profaschistische Ideologie“ festgestellt, sich von ihnen aber nicht ideologisch beeinflussen lassen. Stattdessen 30 Heinz S t a n e s c u [!]: Neue deutsche Erzähler aus der Rumänischen Volksrepublik. In: Aufbau. Kulturpolitische Monatsschrift 14 (1958), H. 3, S. 319-321. Bei Stănescus Beitrag handelt es sich im Wesentlichen um eine Rezension der Anthologie „Deutsche Erzähler aus der Rumänischen Volksrepublik“, Bukarest 1956. Stănescu verweist in seinem Beitrag in der NDL auf seine Rezension im „Aufbau“, gibt in der NDL aber irrtümlich einen falschen Erscheinungsjahrgang seiner Rezension im „Aufbau“ an. 31 Joachim W a l t h e r : Sicherungsbereich Literatur. Schriftsteller und Staatssicherheit in der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin 1996, S. 732.
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habe er über seine diesbezüglichen Beobachtungen einen Bericht an das Zentralkomitee der Rumänischen Arbeiterpartei geschrieben. Kurze Zeit später, so „Hannes“, sei diese „profaschistische Gruppe, der auch ein Geistlicher angehörte, festgenommen worden“.32 Sicherlich ist diese Meldung des IM „Hannes“ mit Vorsicht zu lesen, weil er nur aus zweiter Hand berichtete. Ob Karl Veken Schriftsteller wie Andreas Birkner und Georg Scherg tatsächlich bei der Rumänischen Arbeiterpartei denunzierte und welche Auswirkungen dies dann gehabt hätte, müsste in den rumänischen Archiven eingehender untersucht werden. Veken scheint nie für das MfS gearbeitet zu haben. Er gehörte aber bereits in der Weimarer Republik seit 1929 der Kommunistischen Partei Deutschlands an, wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und erlebte das Kriegsende im Konzentrationslager Sachsenhausen.33 Seine Denunziation könnte demnach seiner ureigenen politischen Überzeugung entsprungen sein. Insgesamt zeigt dieser Vorgang um Günther Deicke, in welcher Weise das MfS mit den Repressionsmaßnahmen in Rumänien verbunden war. Ideologisch gab es mit den rumänischen Genossen keine Differenzen. Wer damals in Rumänien als Staatsfeind galt, war das auch für das MfS. Handlungsbedarf sah man zu dieser Zeit in Ostberlin erst dann, wenn staatsfeindliches Gedankengut auf die DDR überzugreifen drohte.
2.2. Eine Siebenbürger Sächsin als Schlüsselfigur in den Menschenraub-Aktionen von Stasi und Securitate Eine intensive Zusammenarbeit beider Geheimdienste gab es in den fünfziger Jahren im Hinblick auf die Flüchtlinge und Emigranten aus Rumänien, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland niedergelassen hatten.34 Die Securitate unternahm vor allem nach dem Ungarnaufstand 1956 verstärkt Anstrengungen, die Emigrantenverbände der Rumänen und Rumäniendeutschen im 32 MfS-Hauptabteilung V/1/IV: Treffbericht, 8.11.1958; BStU, MfS, AIM 11823/68, Bd. A/II, Bl. 174. Auszugsweise auch in BStU, MfS, AIM 10774/84, Bl. 65. 33 Biografische Daten in: Schriftsteller der DDR. Leipzig 1974, S. 570f. 34 Die Ausführungen zu dem Abschnitt über die Menschenraub-Aktionen von Stasi und Securitate basieren auf dem Aufsatz von Georg H e r b s t r i t t : Menschenraub in Berlin: Die gemeinsamen Aktionen von Securitate und Stasi gegen die rumänische Emigration in den fünfziger Jahren, eine siebenbürgisch-sächsische Agentin als Schlüsselfigur und die unscharfen Erinnerungen des Securitate-Überläufers Ion Mihai Pacepa. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik 22 (2010), H. 1-2, S. 7-32. Dort finden sich auch ausführliche Quellennachweise, auf die hier verzichtet wird.
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Westen zu unterwandern. Das MfS leistete hierbei auf Anforderung logistische Unterstützung und ermöglichte es der Securitate, Ostberlin als Basis für geheimdienstliche Operationen in Richtung Westen zu nutzen. Sofern sich die Aktionen gegen Emigrantenverbände und Landsmannschaften in Westberlin richteten, hatte das MfS auch ein eigenständiges Interesse. Denn die in Westberlin ansässigen Organisationen hatten oftmals Kontakte zu Landsleuten in Ostberlin oder in der DDR, was das MfS als gezielte politische Unterwanderung interpretierte. Insofern lag der Schwerpunkt der gemeinsam durchgeführten Operationen in Berlin. Im Visier der beiden Geheimdienste stand damals vor allem die „Rumänische Kolonie Berlin“, also der Zusammenschluss der Rumänen in der ehemaligen Reichshauptstadt; ferner die „Vereinigung der Deutschen aus Rumänien“, aus der 1955/1956 die Berliner Landesverbände der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben hervorgingen. Für das MfS galt die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen damals als „militaristische Organisation“. Das Ziel der geheimdienstlichen Bearbeitung bestand darin, die Verbände zumindest als politische Faktoren unwirksam zu machen, indem man beispielsweise Mitglieder einschüchterte. Die überlieferten Akten in den beiden Geheimdienstarchiven ergänzen und überschneiden sich bei diesem Thema. So führte die Securitate den Vorgang „Lena“ gegen die „Rumänische Kolonie Berlin“, während das MfS im Objektvorgang „Balkan“ systematisch Informationen über Emigranten und Flüchtlinge aus Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Albanien sammelte. In den fünfziger Jahren gehörten auch gemeinsame Entführungsaktionen zum Repertoire von MfS und Securitate. Ihnen fielen in Berlin mehrere Mitglieder der „Rumänischen Kolonie“ zum Opfer: 1950 Eugen Luca, 1951 Eugen Bisoc, 1953 Theodor Bucur, 1956 Vergiliu Eftimie; außerhalb der „Rumänischen Kolonie“ 1958 Traian Puiu und Oliviu Beldeanu. Die Umstände und Folgen der Entführungen waren jeweils unterschiedlich, ebenso die politische Haltung der Entführungsopfer gegenüber dem rumänischen Staat. Bei den drei Entführungen der Jahre 1956 und 1958 spielte eine Siebenbürger Sächsin jeweils eine wichtige Rolle, die bei der Securitate unter dem Decknamen „Gerda“ geführt wurde. „Gerda“, mit bürgerlichem Namen Helene Michel, stammte aus Petersdorf bei Mühlbach in Südsiebenbürgen, arbeitete bis Kriegsbeginn als Verkäuferin in einer Hermannstädter Metzgerei, diente ab 1942 als Krankenschwester in einem deutschen Armeekrankenhaus in Galatz (Galaţi), folgte den deutschen Truppen bei ihrem Rückzug aus Rumänien und gelangte
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so nach Berlin. Als sie im Frühjahr 1956 in der rumänischen Botschaft in Ostberlin ein Visum nach Rumänien beantragte, um ihre Mutter und ihren Bruder in Petersdorf zu besuchen, geriet sie in den Blick der Securitate. Ion Dumbravă, der der Securitate-Residentur in Ostberlin angehörte, formal aber als Konsul auftrat, warb sie als Agentin an. Am 15. Juni 1956 unterschrieb sie eine Verpflichtungserklärung. Offenbar hoffte sie, auf diese Weise häufiger nach Rumänien fahren zu können. Auch der Agentenlohn motivierte sie. Zunächst spionierte sie die „Rumänische Kolonie“ und die „Vereinigung der Deutschen aus Rumänien“ in Berlin aus, berichtete über ihr bekannte Vereinsmitglieder und Vereinsaktivitäten. Im Herbst 1956 fasste die Securitate den Plan, den stellvertretenden Leiter der „Rumänischen Kolonie“, Vergiliu Eftimie, nach Ostberlin in einen Hinterhalt zu locken, um ihn als Informanten anwerben zu können. Helene Michel kam dabei die Aufgabe zu, Eftimie trotz seiner erheblichen Bedenken zu einem Einkaufsbummel nach Ostberlin zu überreden. Am 28. November 1956 machten sie sich dann tatsächlich gemeinsam auf den Weg nach Ostberlin. Das MfS war informiert, beschattete sie, nahm Eftimie schließlich unter einem Vorwand fest und übergab ihn zwei Securitate-Offizieren, die als Botschaftsangehörige auftraten. Sie unterzogen ihn einem nächtlichen Verhör und ließen ihn erst nach Westberlin zurück, nachdem er sich zur Zusammenarbeit bereit erklärt hatte. Nach zwei Begegnungen in Westberlin widerrief er sein Zugeständnis kategorisch, so dass die Securitate wieder von ihm abließ. Sie hatte damit aber immerhin erreicht, Eftimie und seine Umgebung nachhaltig eingeschüchtert zu haben. Helene Michel diente der Securitate im Januar 1958 als Lockvogel bei der Entführung Traian Puius in Wien. Puiu gehörte zu den prominentesten Vertretern der faschistischen Legionäre im Exil. Nachdem die Securitate ihn von Wien nach Rumänien verschleppt hatte, verurteilte ihn dort ein Gericht zu lebenslanger Zwangsarbeit. 1964 wurde er im Rahmen der großen Amnestie entlassen. Unmittelbar nach dieser Aktion nutzte die Securitate Helene Michel, um des in München lebenden Emigranten Oliviu Beldeanu habhaft zu werden. Beldeanu hatte 1955 mit vier weiteren Emigranten die rumänische Gesandtschaft in Bern überfallen, wobei einer der Mitarbeiter von ihnen getötet wurde. Helene Michel überzeugte ihren in Schweden lebenden Bruder Alfred Bohlinth, nach München umzuziehen und eine Kantine und Metzgerei zu eröffnen. Bohlinth, der im Krieg für den deutschen Sicherheitsdienst gearbeitet hatte, verpflichtete sich nun im Frühjahr 1958 unter dem Decknamen „Gerhard“ als Securitate-
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Informant. In seiner Kantine fand neben seiner Schwester auch Ioan Chirilă eine Anstellung, der an der Aktion in Bern beteiligt gewesen war. Auf diese Weise kam es auch zu Kontakten mit Beldeanu. Beldeanu wurde mit dem Versprechen nach Westberlin gelockt, dort eine gut bezahlte Arbeit zu finden. In Westberlin geriet er, wie vorgesehen, an einen anderen Securitate-Agenten, der ihn am 31. August 1958 über die damals noch offene Grenze nach Ostberlin fuhr. Dort nahmen ihn die vorab informierten MfS-Mitarbeiter nach einem kurzen Schusswechsel fest und übergaben ihn der Securitate. Er wurde nach Rumänien ausgeflogen, im November 1959 von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und am 18. Februar 1960 hingerichtet. Als die westliche Spionageabwehr im Herbst 1958 Helene Michel auf die Spur kam, wurde sie Anfang 1959 in den Osten zurückgezogen, zunächst nach Leipzig, 1962 dann nach Kronstadt. Die Geschichte der siebenbürgischen Agentin „Gerda“ konnte hier nur skizziert werden. Anhand dieses Beispiels wird sichtbar, wie der gefürchtete „lange Arm der Securitate“ funktionierte. Geheimdienstoffiziere planten und steuerten entsprechende Operationen und bedienten sich dabei unauffälliger, bereitwilliger Helferinnen und Helfer, die sie auch unter den Siebenbürger Sachsen fanden. Zu bedenken sind schließlich auch die längerfristigen Folgen. Für viele Emigranten und Flüchtlinge bildete die Erfahrung, dass Menschen aus dem näheren oder weiteren Umfeld verschwanden, ein Schlüsselerlebnis, das ihnen Angst machte und sie auch nach Jahren oder Jahrzehnten noch vorsichtig sein ließ.
3. Prominente Siebenbürger Sachsen als Informationsquellen: Die Informationsberichte des MfS zu Rumänien Die Abteilung für Auslandsspionage des MfS, die „Hauptverwaltung A“ (HV A; auch „Hauptverwaltung Aufklärung“) fertigte fast täglich Berichte für die Staats- und Parteiführung der DDR an. Darin informierte sie über politische, militärische und wirtschaftliche Erkenntnisse, die sie aus ihrer weltweiten Spionagetätigkeit gewann. Ein Bericht umfasste zumeist zwischen drei und sechs Seiten und behandelte jeweils ein bestimmtes Thema. Je nach Inhalt variierte der Empfängerkreis. Den inhaltlichen und regionalen Schwerpunkt bildeten Informationen über die Bundesrepublik Deutschland, ferner über Westeuropa und die NATO-Staaten. Nachdem sich Rumänien Mitte der sechziger Jahre auf seinen außenpolitischen Sonderweg begab, analysierte das MfS als Reaktion darauf immer wieder auch die politische Lage Rumäniens und legte der Staats-
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und Parteiführung entsprechende Berichte vor. Die HV A konnte sich hierbei allerdings nicht auf ein eigenes Agentennetz stützen, denn ein solches baute sie in Rumänien nicht auf. Etliche Informationen gewann sie über die DDR-Botschaft in Bukarest, wo viele DDR-Diplomaten zugleich als IM dem DDR-Geheimdienst zuarbeiteten. Da die Akten der DDR-Auslandsspionage zum größten Teil beseitigt wurden, lassen sich die Wege der Informationsbeschaffung nur noch bruchstückhaft nachvollziehen. Offenkundig waren die Rumäniendeutschen für die DDR-Diplomaten beliebte Gesprächspartner, und zwar schon deshalb, weil es keine Sprachbarriere gab. Die rumäniendeutschen Gesprächspartner wurden aber nicht als Informanten angeworben, sondern in aller Regel nur ausgehorcht oder „abgeschöpft“, wie das im Geheimdienstjargon heißt. Zu diesem Personenkreis gehörte der Chefredakteur der Kronstädter „Karpatenrundschau“, Eduard Eisenburger, der ranghöchste Funktionär der deutschen Minderheit im kommunistischen Rumänien. Er war Abgeordneter in der „Großen Nationalversammlung“, dem rumänischen Parlament, gehörte seit 1969 dem Zentralkomitee der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP) an und fungierte als Vorsitzender des „Rates der Werktätigen deutscher Nationalität in der Sozialistischen Republik Rumänien“ seit 1969 gleichsam als Repräsentant der deutschen Minderheit des Landes.35 Er führte regelmäßig Gespräche mit DDR-Diplomaten, auch solchen, die für das MfS arbeiteten. Auf diesem Weg gelangten kontinuierlich politische Einschätzungen Eisenburgers über die rumänische Innenpolitik an die DDR-Staatssicherheit. Die HVA registrierte ihn deshalb als „Kontaktperson“ und versah den Vorgang mit der Bezeichnung „Berger“.36 „Kontaktpersonen“ waren den MfS-Richtlinien zufolge Personen, die unbewusst, aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit „abgeschöpft“ werden konnten.37 35 Gheorghe C r i ș a n : Piramida puterii. Oameni politici și de stat, generali și ierarhi din România. Bd. I: 23 august 1944 – 22 decembrie 1989 [Die Pyramide der Macht. Persönlichkeiten aus Politik und Staat, Generäle und Kirchenführer in Rumänien. Bd. 1: 23. August 1944 – 22. Dezember 1989]. 2. Aufl. București 2004, S. 133f. 36 BStU, MfS, Bestand „Rosenholz“ und BStU, MfS, HV A/MD/2-5, SIRA-TDB 11-14, jeweils Recherche zu den Registriernummern XV/1671/68 und XV/5855/84 in Verbindung mit dem Decknamen „Berger“. BStU, MfS, AIM 1619/91 („Reinhard Walter“), hierzu auch BStU, MfS, Bestand „Rosenholz“, Registriernummer XV/4358/77. 37 In der Durchführungsbestimmung zu den MfS-Richtlinien 1/68 und 2/68 ordnete HV A-Chef Markus Wolf am 1.8.1972 an: „Kontaktpersonen dürfen den tatsächlichen Bezugspartner nicht erkennen. Sie werden zur Beschaffung von Informationen und operativen Hinweisen genutzt“; zit. in: Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 2: Anleitungen für die Arbeit mit Agenten, Kundschaftern und Spionen in der Bundesrepublik Deutschland. Hg. Helmut M ü l l e r - E n b e r g s . 2. Aufl.
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Dass ihr Gesprächspartner in Wirklichkeit Mitarbeiter des MfS war, sollten sie nicht bemerken. Sie konnten deshalb allenfalls ausgenutzt werden. Ein richtiger Agent, also ein IM, arbeitete hingegen bewusst mit dem Geheimdienst zusammen, er konnte gesteuert werden und war insofern sehr viel wertvoller. Bei Eisenburgers politischer Funktion waren Gespräche mit beiden deutschen Botschaften in Bukarest nichts Ungewöhnliches. Dennoch war die Securitate 1971 misstrauisch geworden und überwachte fortan Eisenburgers Beziehungen zur DDR-Botschaft, hörte sein Telefon ab und verwanzte die Redaktion der „Karpatenrundschau“. Nach sieben Jahren stellte sie die Maßnahmen offenbar wieder ein. In einem Abschlussbericht der Securitate-Kreisverwaltung Kronstadt vom 4. Dezember 1978 hieß es, die Überwachung Eisenburgers habe „keine besonderen Aspekte ergeben“.38 Aus den verbliebenen MfS-Unterlagen lässt sich nicht feststellen, seit wann die HV A Eduard Eisenburger als Informationsquelle ausnutzte. Die Datenbank der HV A enthält zu ihm nur Angaben aus den achtziger Jahren; demnach sind zwischen 1982 und 1987 insgesamt 25 Informationseingänge der Quelle „Berger“ zugeordnet. Die Berichte waren für die HV A von durchschnittlichem Wert; das heißt, es handelte sich durchaus um aktuelle, relevante und zuverlässige Angaben, aber nicht um Spitzeninformationen. Sie betrafen verschiedene Aspekte der rumänischen Innen- und Außenpolitik.39 Eisenburgers Einschätzungen zur Lage in Rumänien vor dem 13. Parteitag der Rumänischen Kommunistischen Partei im November 1984 schien der HV A immerhin so bedeutend, dass sie alleine aus seinen Angaben einen drei Seiten langen, zusammenfassenden Bericht anfertigte und der DDR-Führungsspitze vorlegte, beginnend mit SED-Generalsekretär Erich Honecker und DDR-Ministerpräsident Willi Stoph. Die Machtposition des Ehepaares Ceaușescu wurde darin als „unumstritten“ eingeschätzt, gleichwohl thematisierte der Bericht eine weit verbreitete Unzufriedenheit sowohl in weiten Teilen der Bevölkerung als auch innerhalb der kommuBerlin 1998, S. 451. Ausführlicher und differenzierter hierzu: MfS, HV A: 5. Kommentar zur Richtlinie 2/79 des Ministers. Die Gewinnung operativ bedeutsamer Informationen durch die Diensteinheiten der Aufklärung des MfS, Februar 1982; veröffentlicht in ebenda, S. 687-726, hier 699-706. 38 ACNSAS, Fond Informativ, i 88363, Bd. 1, Bl. 2. 39 Bei der Datenbank der HV A handelt es sich um das „System der InformationsRecherche der HV A“ (SIRA-Datenbank), in der die Informationslieferungen der einzelnen Quellen nachgewiesen sind. Nachdem die Datenbank ab 1999 rekonstruiert werden konnte, gehört sie zur elektronischen Archivüberlieferung des BStU. Zum konkreten Vorgang: BStU, MfS, HV A/MD/2-5, SIRA-TDB 11-14: Recherchen zu den RegistrierNummern XV/1671/68 und XV/5855/84 in Verbindung mit dem Decknamen „Berger“.
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nistischen Partei, wobei die „realitätsfremde und widersprüchliche Politik Ceaușescus“ als eine wesentliche Ursache für diese negative Stimmung genannt wurde. Die häufigen Personalveränderungen unter mittleren und höheren Funktionären, die sogenannte Kaderrotation, wurde als Gegenreaktion Ceaușescus auf diese Tendenzen sowie als Versuch, seine Machtposition zu festigen, beschrieben. Der „politischideologische Zustand“ der Rumänischen Kommunistischen Partei sei „besorgniserregend“, weil die Parteimitglieder fast nur noch mit den Werken Nicolae Ceaușescus vertraut gemacht würden, während „die Klassiker des Marxismus/Leninismus eine untergeordnete Rolle spielten“. Die HV A vermied es in derartigen Berichten grundsätzlich, ihre Quellen zu benennen und schrieb in diesem Falle nur allgemein von „informierten Führungskreisen der RKP“.40 Ein anderer prominenter Rumäniendeutscher, den die HV A in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre systematisch ausnutzte, war der aus Hermannstadt stammende Ernst Breitenstein. Breitenstein war zu dieser Zeit, bis Jahresende 1988, Chefredakteur der überregionalen deutschen Tageszeitung Rumäniens „Neuer Weg“, gehörte von November 1979 bis November 1989 als Kandidat dem ZK der RKP an, war von 1975 bis 1980 und von 1985 bis 1989 Abgeordneter in der „Großen Nationalversammlung“ und fungierte ab 1988 als Stellvertreter Eisenburgers im „Rat der Werktätigen deutscher Nationalität“.41 Bei ihm nutzte die HV A seine Verbindungen zu dem Leipziger Journalistikprofessor Heinz Halbach aus. Breitenstein hatte von 1959 bis 1962 bei ihm ein Fernstudium absolviert. Bei der HV A war Halbach unter den Decknamen „Taube“ und „Klaus Wagner“ als inoffizieller Mitarbeiter erfasst. Als das MfS 1983 die Informationsbeschaffung zu Rumänien intensivierte, wurde Halbach veranlasst, seine Verbindungen zu Breitenstein wieder zu beleben. Halbach sollte ein so gutes Verhältnis zu ihm aufbauen, dass Breitenstein ihm gegenüber möglichst 40 Der zitierte dreiseitige Bericht an die DDR-Führungsspitze trägt den Titel „Information [Nr. 429/84] über die Lage in Rumänien und in der RKP vor dem XIII. Parteitag der RKP“, 15.11.1984; BStU, MfS, HV A 32, Bl. 1-3; er basiert ausschließlich auf („abgeschöpften“) Angaben von Eisenburger/„Berger“; vgl. hierzu die SIRA-Datensätze in der SIRA-Teildatenbank 12, SE8407643 und SA8450429. Der Bericht ging außer an Honecker und Stoph auch an DDR-Außenminister Oskar Fischer, dessen Stellvertreter Herbert Krolikowski, die Politbüromitglieder Hermann Axen (Axen war ZK-Sekretär für internationale Verbindungen und faktisch der wichtigste DDR-Außenpolitiker), Kurt Hager und Werner Krolikowski, den Leiter der Abteilung für internationale Beziehungen im Zentralkomitee der SED, Günter Sieber und, wie in vielen Fällen, an den sowjetischen Geheimdienst KGB. Der Parteitag fand vom 19. bis 23.11.1984 statt. 41 C r i ș a n : Piramida puterii (wie Anm. 35), S. 61. Neuer Weg, 22.5.1990, S. 3: Ernst Breitenstein gestorben.
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offen und umfassend über die innere Situation Rumäniens sprechen würde. Aus Perspektive der HV A ging es darum, an Informationen zu gelangen, die zur „Festigung der Einheit und Geschlossenheit der SSG [sozialistischen Staatengemeinschaft]“ beitragen konnten. Anders ausgedrückt, man wollte den rumänischen Sonderweg möglichst zuverlässig einschätzen und eventuell Ansatzpunkte finden, um bündnistreue Kräfte in Rumänien zu fördern. Außerdem sollte die DDR bei der rumänischen Führungsspitze in einem möglichst günstigen Licht erscheinen.42 Aufgrund dieser Zielstellung wurde Breitenstein bei der HV A, ohne sein Wissen, unter dem Decknamen „Einheit“ als Kontaktperson registriert.43 Der Plan ging auch weitgehend auf. Breitenstein folgte 1985 und 1986 Einladungen Halbachs zu Besuchen in die DDR, erfuhr dort verschiedene Ehrungen, und Halbach kam von 1985 bis 1988 jährlich unter verschiedenen Vorwänden bei Ernst Breitenstein in Bukarest vorbei. Die HVA war mit dem Vorgang zufrieden. Nach jeder Begegnung Halbachs mit Breitenstein erhielt sie von „Klaus Wagner“ bzw. „Taube“ eine umfangreiche Ausarbeitung über die innenpolitische Situation Rumäniens. Es handelte sich um Einschätzungen und Hintergrundinformationen, die Breitenstein im politischen Meinungsaustausch mit seinem DDR-Gesprächspartner gegeben hatte. Dazu gehörten Ausführungen zum Einfluss und zur Position hochrangiger rumänischer Politiker innerhalb der Partei- und Machthierarchie sowie zu aktuellen Personalveränderungen in der Staats- und Parteiführung, Überlegungen zu möglichen Nachfolgern Ceaușescus, Einschätzungen zu Parteitagen der RKP, außenpolitische Positionen und Beziehungen Rumäniens, Angaben zur Stimmung in der Partei und in der Bevölkerung, zur Situation der Volkswirtschaft oder zur Lage der Massenmedien.44 42 Siehe Pläne und Konzeptionen der Abt. XV der BV Leipzig zum „Abschöpfkontakt ‚Einheit’“, beispielsweise vom 28.11.1984, 16.4.1985, 11.3.1986, [Juli/August] 1986, sowie ein Abschöpfbericht vom 30.8.1986; BStU, MfS, BV Leipzig, AIM 2984/91, Bd. 1, Bl. 13-15, 45-48, 53f., 89-92, 123-128, Bd. 2, Bl. 64-67. 43 Ebenda, Bd. 2, Bl. 16. 44 Die Berichte aus den Jahren 1984 bis 1988 wurden zum Teil mit „Klaus Wagner“ unterzeichnet und von der HV A dem Vorgang „Taube“ zugeordnet. Sie umfassen jeweils sieben bis zwanzig hand- und maschinengeschriebene Seiten und sind vorhanden in BStU, MfS, BV Leipzig, AIM 2984/91, Bd. 1, Bl. 25-33, 54-69, 71-84, 99-111, Bd. 2, Bl. 4-10, 50-62, 76-90, Bd. 3, Bl. 43-54, 80-99. Ihnen entsprechen in der SIRA-Teildatenbank 12 die Informationseingänge SE8404704 vom 4.7.1984, SE8408543 vom 17.12.1984, SE8505850 vom 9.8.1985, SE8602656 vom 27.3.1986 und SE8610159 vom 29.12.1986, die jeweils der Quelle „Taube“ zugeordnet sind, sowie SE8606795 vom 4.9.1986 und SE8703753 vom 11.5.1987, die der Quelle „Einheit“ zugeordnet sind. Beide Quellen sind unter Reg.-Nr. XV/2877/80 erfasst, Halbach zudem in BStU, MfS, Bestand Rosenholz unter Reg.-Nr. XV/1001/66 und XV/2877/80.
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Da er seinem Gesprächspartner aus Leipzig vertraute, hielt er sich auch mit kritischen Anmerkungen über Ceaușescu nicht zurück. Mehrfach verglich er ihn, den Akten zufolge, ganz nüchtern mit Adolf Hitler. Beispielsweise habe er im „Neuen Weg“ lange Zeit Ceaușescu mit dem sachlich nicht korrekten Titel eines „Oberbefehlshabers“ bezeichnet, um den korrekten Titel eines „Obersten Befehlshabers“ zu umgehen, denn jene Bezeichnung habe ihn allzu sehr an Hitlers „Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht“ erinnert, berichtete Breitenstein seinem Leipziger Gastgeber. Erst nach einer Rüge des Zentralkomitees der rumänischen KP habe er nachgeben müssen. Ebenso erinnere ihn der Bau des riesigen Palastes im Zentrum Bukarests an Hitlers gigantomanische Bauprojekte. Das Verhältnis des ZK-Mitglieds Emil Bobu zu Ceaușescu verglich er mit dem Verhältnis Martin Bormanns,45 des Chefs der NSDAP-Parteikanzlei, zu Adolf Hitler.46 Auf diese Weise gelangte die HV A an kompetente, fundierte, durchdachte und verlässliche Informationen aus Rumänien, die im Gegensatz zu vielen anderen Berichten weitgehend frei von Gerüchten, Kolportagen oder Vermutungen waren. Vor den Begegnungen übermittelten HV A-Mitarbeiter an „Taube“/„Klaus Wagner“ ihre Fragen, die er dann in den Gesprächen geschickt und diskret abarbeitete.47 Die Informationsauswerter der HV A schätzten die meisten der Berichte als überdurchschnittlich wertvoll ein, und ihnen fiel der vertrauliche Charakter der Informationen auf.48 Ihre Inhalte gab die HV A wiederholt der DDR-Führung zur Kenntnis.49 45 Martin Bormann gehörte zum engsten Kreis um Adolf Hitler. Nachdem Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß 1941 nach England geflogen war, übernahm Bormann seine Funktion; ab 1943 war er Hitlers Privatsekretär. 46 Treff- und Informationsberichte nach Gesprächen von „Taube“ mit Breitenstein vom 10.12.1984 und Ende Juli 1985. In: BStU, MfS, BV Leipzig, AIM 2984/91, Bd. 1, Bl. 34f, 78. 47 BStU, MfS, BV Leipzig, AIM 2984/91, Bd. 1, Bl. 51, 69, 91f., 125, 134, Bd. 2, Bl. 65. 48 Von den sieben Informationsberichten der Jahre 1984 bis 1987 (siehe Anm. 44), deren Benotung in der SIRA-Teildatenbank 12 dokumentiert ist, wurden sechs mit der überdurchschnittlich guten und eher selten vergebenen Note „II“ versehen, eine mit der durchschnittlichen Einschätzung „III“. Siehe auch BVfS Leipzig, Abt. XV, 6.10.1986: Aktennotiz zum Vorgang „Einheit“/„Wende“; BStU, MfS, BV Leipzig, AIM 2984/91, Bd. 2, Bl. 16. 49 Die in Anm. 44 mit Datum angeführten Eingangsinformationen (SE) fanden Eingang in folgende Lageberichte für Honecker und andere: Information [Nr. 308/84] über westliche und rumänische Einschätzungen zu innen-, wirtschafts- und außenpolitischen Fragen der SR Rumänien, vom 10.8.1984; BStU, MfS, HV A/MD/3, SIRA-TDB 12, SA8450308. Information [Nr. 203/85] über einige [aktuelle] Aspekte der rumänischen Innen- und Außenpolitik im Zusammenhang mit dem Staatsbesuch des Genossen Ceaușescu in der DDR vom 28.5. bis 30.5.85, vom 20.5.1985; BStU, MfS, HV A/MD/3,
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Folgt man den Gesprächsaufzeichnungen des IM „Taube“/„Klaus Wagner“, so wusste Breitenstein, dass der Inhalt ihrer Gespräche innerhalb der SED ausgewertet wurde, um die Beziehungen zwischen beiden Ländern und ihren kommunistischen Parteien zu verbessern. Breitenstein hatte damit offenbar auch keine Probleme, sondern ordnete diese Kontakte als legitimen Meinungsaustausch unter Genossen ein. Der Sozialismus in der DDR entsprach damals seinen eigenen, alten Idealen auch mehr als der rumänische Personenkult um Ceaușescu, den er entschieden ablehnte. Dass er sehr weitgehende, ja vertrauliche Angaben machte und über Themen informierte, die aus Sicht der rumänischen Machthaber sensibel waren, war ihm bewusst. Doch ob er den geheimdienstlichen Hintergrund erfasste, lässt sich nicht sicher sagen, obgleich die Akten dies nahelegen.50 Es wäre in diesem Fall aber ohnehin nur von zweitrangiger Bedeutung. Wichtiger ist die Feststellung, dass Breitenstein dem Ceaușescu-Regime offenkundig die Loyalität aufgekündigt hatte und seine Kontakte zur DDR dazu benutzte, auf die Missstände im Rumänien der späten achtziger Jahre aufmerksam zu machen. Die Bemühungen des MfS in Bezug auf Eisenburger und Breitenstein veranschaulichen, auf welche Weise Menschen aus Siebenbürgen als Informationsquellen benutzt wurden und sich darauf auch einließen. Sie waren gewiss keine „fünfte Kolonne“ der DDR in Rumänien, fühlten sich der DDR aber durchaus verbunden. Das MfS fand bei ihnen direkte oder indirekte Ansatzpunkte, um ihre Meinungen auszuhorchen und von ihrem politischen Insiderwissen zu profitieren.
4. Lage- und Stimmungsberichte aus Rumänien seit 1983 Als in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren die wirtschaftliche Situation in Rumänien immer schwieriger wurde, reagierte das SIRA-TDB 12, SA8550203 sowie BStU, MfS, HVA 36, Bl. 225-232. Information [Nr. 432/86] über einige Hintergründe der jüngsten Kaderveränderungen im Ministerrat der SR Rumänien, vom 24.9.1986; BStU, MfS, HV A/MD/3, SIRA-TDB 12, SA8650432, sowie BStU, MfS, HVA 43, Bl. 260-263. Der Bericht vom 14.4.1986 über die „personelle Situation in der Führungsspitze der SR Rumänien“ vom 14.4.1986 ging lediglich an das DDRAußenministerium; BStU, MfS, HV A/MD/3, SIRA-TDB 12, SA8672249 sowie BStU, MfS, HVA 57. Den Bericht „über BRD-Einschätzungen zu möglichen Entwicklungen in der Innenpolitik der SR Rumänien im Falle eines Führungswechsels“ vom 12.1.1987 legte die HV A nur Egon Krenz und dem KGB vor; BStU, MfS, HV A/MD/3, SIRA-TDB 12, SA8750014. 50 Treffberichte und Einsatzpläne der Begegnungen von „Taube“ mit „Breitenstein vom 10.12.1984, 31.7.1985, 11.3.1986 und 2.9.1986. In: BStU, MfS, BV Leipzig, AIM 2984/91, Bd. 1, Bl. 35f., 38, 67, 90, Bd. 2, Bl. 3f. BVfS Leipzig, Stellvertreter Aufklärung, 25.11.1986: Jahresbericht 1986, Bl. 13; BStU, MfS, BV Leipzig, Abt. XV 89/06, Bl. 13.
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MfS darauf auf seine Weise: Nun interessierte es sich mehr für die instabile politische Lage, die anfangs mit der Entwicklung in Polen verglichen wurde. MfS-Chef Erich Mielke griff – zeitgleich mit dem KGB – zu einer ungewöhnlichen Maßnahme und ließ am 29. März 1983 alle MfS-Diensteinheiten anweisen, umfassend Informationen über die innere Lage Rumäniens zusammenzutragen. Er wollte erfahren, wie sich die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten Rumäniens auf die Lage im Land auswirkten. Er erwartete von seinen inoffiziellen Mitarbeitern frühzeitige Hinweise auf eine politische oder wirtschaftliche Destabilisierung, auf daraus resultierende soziale Spannungen, auf negative Stimmungen und Unmutsäußerungen in der rumänischen Bevölkerung, auf die Entstehung oppositioneller Strömungen und Gruppen und auf drohende Unruhen. Damit wollte er auch in der Lage sein zu verhindern, dass eventuelle Proteste in Rumänien sich auf andere sozialistische Länder ausbreiteten.51 Anders als bei den Abschöpfkontakten zu herausgehobenen Funktionären wie Eisenburger oder Breitenstein ging es dem MfS nunmehr darum, die Stimmung unter der einfachen rumänischen Bevölkerung zu erfassen. Ein Agentennetz baute das MfS in Rumänien aber auch zu diesem Zweck nicht auf. In erster Linie bezog es nun seine Informationen von inoffiziellen Mitarbeitern (IM), die berufliche oder private Beziehungen nach Rumänien unterhielten. Deshalb findet man heute in den MfS-Unterlagen zahlreiche Berichte ab 1983 über die Lebensverhältnisse in jenen rumänischen Regionen, in die DDRBürger bevorzugt reisten. Da die meisten DDR-Bürger einfach aus sprachlichen Gründen am ehesten zu den Rumäniendeutschen Kontakte unterhielten, beschreiben die meisten der zahlreich erhaltenen Berichte die aktuelle Situation in den Siedlungsgebieten der deutschen Minderheit, also auch in Siebenbürgen. Die Meldungen bezogen sich nicht nur auf Städte wie Hermannstadt (Sibiu) und Kronstadt (Brașov), sondern auch auf Dörfer wie Marktschelken (Şeica Mare), Stolzenburg (Slimnic) oder Rășinari. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die meisten DDR-Bürger, die nach Rumänien reisten, nicht mit dem MfS zusammenarbeiteten. Ergiebige Quellen des MfS waren die beiden DDR-Schriftsteller Ernst-Otto Luthhardt (IM „Hugo“) und Horst Deichfuß (IM „Warnot“). Beide veröffentlichten in der DDR in den achtziger Jahren schöne Bü51 MfS, ZAIG, Leiter: Schreiben an die Leiter der MfS-Diensteinheiten, 29.3.1983; BStU, MfS, BV Leipzig, Leitung 1178, Bl. 4-5. Vgl. auch BStU, MfS, ZAIG 7120, Bl. 7-10, 15-16. Zur Beteiligung des KGB siehe Oleg Gordiewski, Christopher Andrew: KGB. Die Geschichte seiner Auslandsoperationen von Lenin bis Gorbatschow. München 1990, S. 824.
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cher über Rumänien,52 aber inoffiziell gaben sie dem MfS mitunter sehr detaillierte Einschätzungen über politische Ansichten und private Verhältnisse ihrer siebenbürgischen Gesprächspartner und Bekannten.53 Es liegt auf der Hand, dass das MfS mit solchen IM, die als DDRBürger für kurze Zeit durch Rumänien reisten, kaum wirklich geheime Informationen beschaffen konnte. Auch entsprachen nicht alle Meldungen über Streiks und andere Protestformen der Realität. Immer wieder wurden auch Gerüchte weitergegeben. Was diese Berichte interessant macht, sind nur in zweiter Linie die Zustandsbeschreibungen des rumänischen Alltags. Interessanter sind Randnotizen und Kommentare, mit denen die MfS-Offiziere einige dieser Berichte versahen. Tauchte in einem Bericht das Wort „Streik“ auf, dann wurde dieses Wort fett unterstrichen oder mit großen Fragezeichen versehen. Ein Stasi-Offizier, der nicht an die Meldung von Streiks in Rumänien glauben wollte, notierte an den Rand eines solchen Berichtes: „Das muss konkret bewiesen werden!“54 Aus solchen Randnotizen spricht die ungläubige, skeptische Reaktion der DDR-Staatssicherheit, die sich mit der Vorstellung von Streiks und Unruhen in Rumänien schwer tat. Das waren augenscheinlich Reizwörter, die innerhalb des MfS Befürchtungen und Angst auslösten. Die Vermutung ist naheliegend, dass derartige Meldungen innerhalb des MfS nicht nur an die Krise in Polen erinnerten, sondern auch an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR, der für das MfS bis zum Schluss ein Trauma blieb. Beruhigend erschien hingegen, dass sich in Rumänien keine Oppositionsgruppen etablierten, wie das beispielsweise in Polen, in der Tschechoslowakei oder in der DDR der Fall war.
5. Schlussbetrachtung Als kommunistische Geheimdienste funktionierten MfS und Securitate im Prinzip sehr ähnlich. Doch auf Siebenbürgen bezogen, unterschieden sie sich in ihrer Bedeutung. Die Securitate als inländischer Geheimdienst überwachte und unterdrückte die Bevölkerung und verfolgte tatsächlichen und vermeintlichen Widerstand. 52 Ernst-Otto Luthhardt: Die Hora nimmt kein Ende. Rumänische Reisen. Rudolstadt 1987. Horst Deichfuß: Rumänische Rhapsodie. Berlin (Ost) 1987. 53 Siehe beispielsweise die Unterlagen und Berichte der IM „Hugo“: BStU, BV Gera [AIM] X/722/78, Bd. I/2, Bl. 81-85, Bd. II/1, Bl. 37-42, Bd. II/3, Bl. 35-47, 135-143; IM „Warnot“: BStU, BV Halle [AIM] VIII/905/66, Bd. I/1, Bl. 1a, 87-95, Bd. II/2, Bl. 237f, Bd. II/3, Bl. 324f, 335f, 386f, 403f, Bd. II/4, Bl. 92-105, 182-198, 281-289, Bd. II/5, Bl. 127-136, 181, 211-220, 226-233, 296-302; ein Bericht aus Marktschelken von IM „Bernd Hempel“: BStU, BV Dresden, AIM 10/90, Bd. II/1, Bl. 113, 232-236. 54 Siehe die entsprechenden Berichte und Randnotizen in BStU, MfS, ZAIG 7120, Bl. 64-66; BStU, MfS, ZAIG 14038, Bl. 1-3; BStU, MfS, ZAIG 14072, Bl. 79-81, 124-126.
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Dagegen trat das MfS in Siebenbürgen nicht als Repressionsapparat in Erscheinung. Das MfS beschränkte sich vielmehr darauf, in Siebenbürgen Informationen über politische Entwicklungen, Stimmungen, Personen und Ereignisse zu sammeln. Es trat hier als ausländischer Geheimdienst auf. Die Interessenslage des MfS in dieser Region war eine andere als die der Securitate. Das MfS sah seine Sicherheitsinteressen gefährdet, wenn es etwa im Falle der grenzüberschreitenden Schriftstellerkontakte davon ausgehen musste, dass staatsfeindliches Gedankengut aus Rumänien in die DDR einsickern könnte. Derartige Befürchtungen gab es nicht nur 1959, sondern auch in den siebziger und frühen achtziger Jahren.55 Obwohl sich die DDR nicht als Schutzmacht für Auslandsdeutsche verstand, spielte die deutsche Minderheit für das MfS, und mehr noch für die DDR-Diplomatie in Rumänien eine politische Rolle, weil sich die Bundesrepublik Deutschland intensiv um die Minderheit bemühte. Da die DDR-Politik stets auf die Bundesrepublik fixiert war, musste sie auch das westdeutsche Agieren in Rumänien im Blick behalten. Für eine Landesgeschichte Siebenbürgens in der kommunistischen Zeit können die MfS-Unterlagen nur einen kleinen Beitrag beisteuern. Die Geschichte von Überwachung, Verfolgung und Widerstand in dieser Region dokumentiert sich archivseitig im Wesentlichen in den rumänischen Staats-, Partei- und Geheimdienstakten.
Summary
Transylvania in the Files of the German Democratic Republic’s Security Service In Romania, the files of Securitate had actually been opened as late as 2006. Before that date researchers had occasionally been using East German Secret Service [Stasi] materials instead when trying to elucidate specific cases in Transylvania. But it soon became evident that the Stasi 55 Vgl. hierzu Georg H e r b s t r i t t : Literatur und Macht. Rumäniendeutsche und rumänienungarische Schriftsteller im Blick der DDR-Geheimpolizei – ein Stasi-Dokument aus dem Jahre 1977. In: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas 2/56 (2007), H. 1, S. 54-58; d e r s .: Doppelt überwacht. Rumäniendeutsche Schriftsteller 1982 in den Akten der Stasi und der Securitate. In: Horch und Guck 17 (2008), H. 4, S. 50-53; d e r s .: Die „Klausenburger Gruppe“. Wie aus liberalen Literaten siebenbürgische Separatisten werden sollten – ein Stasi-Dokument aus dem Jahre 1972 und seine rumänischen Ursprünge. In: Spiegelungen 4/58 (2009), H. 1, S. 40-47.
Siebenbürgen in den Akten der DDR-Staatssicherheit
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files didn’t present parallels to the Romanian Securitate case material. The Stasi documents are rather mirroring the activities and interests of the East German Secret Service. Only during the 1950s and 1960s was there some sort of scarce cooperation between the two Services. Later on, the Stasi was monitoring more recent Romanian activities rather suspiciously. Therefore, the Stasi files with regard to Transylvania may be grouped into three lots: 1) co-operation – exchange of information as is the case with the Brașov legal proceedings against five Saxon writers in 1959, or a case of kidnapping envolving a Transylvanian Saxon woman living in Berlin. 2) Successful attempts of Stasi since the 1970s to make use of elite members of the Transylvanian Saxon community in Romania as informers. 3) Since 1983, files produced by East German citizens sent to Transylvania as well as other parts of Romania as Inofficial Informants [Germ.: IM]. While Securitate was mainly tracking and smothering people in Transylvania, Stasi merely kept an observing outpost there. Despite the fact that the GDR refused to act as a protector of the Germans in Romania this ethnic minority group plays a special part in the Stasi’s files.
Rezumat Transilvania în organele de siguranță ale Republicii Democrate Germane Deschiderea actelor Securității a început de fapt abia în anul 2006. Cercetătorii au încercat deja înainte sporadic să folosească actele serviciilor de siguranță [Stasi] ale Republicii Democrate Germane pentru a clarifica unele situații din Transilvania. S-a constatat însă că actele Stasi nu ofereau paralelisme sau stări comparabile cu cele existente în actele Securității. Actele Stasi reflectează mai ales interesele și activitatea serviciilor secrete estgermane, care colaboraseră ocazional în anii cincizeci și șaizeci cu Securitatea. Ulterior organele Stasi au urmărit cu suspiciune evoluția din România. Actele Stasi care se referă la Transilvania se pot împărți în trei grupe. 1) Colaborarea – schimbul de informații așa cum este cazul cu procedurile legale din Brașov împotriva cinci scriitori săsești din 1959 sau un caz de răpire în care a fost implicată o femeie de origine săsească din Transilvania, care trăia în Berlin. 2) Încercări încununate de succes ale Stasi din anii șaptezeeci de a folosi pe unii reprezentanți de marcă
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ai sașilor transilvăneni ca informatori. 3) După 1983 s-au adunat informații și rapoarte despre Transilvania și alte provincii ale României de la cetățeni ai RDG, care călătoreau ca informatori neoficiali ai Stasi. În vreme ce Securitatea urmărea și oprima pe oamenii din Transilvania, Stasi s-a comportat mai ales observând oameni și evenimente. Deși organele RDG nu erau un protector al germanilor din România, această minoritate etnică a ocupat în actele Stasi un rol deosebit.
EIN SCHWIERIGES ERBE. D E R U M G A N G M I T D E R S E C U R I TAT E I M H E U T I G E N R U M ÄN I E N Von Martin J u n g „Ceaușescu ist nicht gestorben“, lautet der Titel eines Liedes von Ada Milea.1 In dem Stück beschreibt die rumänische Liedermacherin die Präsenz und Wirkung Ceaușescus über seinen Tod hinaus: Wie zu Lebzeiten wache Ceaușescu weiter beharrlich über die Menschen, präge ihre Sprache, stecke letztlich in ihnen, genau so wie in den Plattenbauten und Fabriken. Alles in allem sei Ceaușescu weiterhin omnipräsent. Mit „Ceaușescu ist nicht gestorben“ beginnt auch die letzte Strophe, in der Ada Milea fortfährt: „Die Geschichte hat uns betrogen; wir sind die Lebenden und die Toten; wir sind alle Ceaușescus.“ In ihrem Lied beschreibt Ada Milea eine Transformation Ceaușescus: Aus einem realen Menschen ist ein mythisches Wesen geworden, das nicht nur in die Köpfe, Vorstellungswelten und Sprache der Menschen eindringen konnte, sondern in ihnen fest verankert und ein Teil von ihnen ist. Folgt man Ada Milea, dann hat der physische Tod Ceaușescus an diesem Zustand kaum etwas ändern können und wird daher im Nachhinein als „Betrug der Geschichte“ empfunden.2 Ähnlich wie im Falle Ceaușescus verhält es sich mit der Securitate. Trotz ihrer offiziellen Auflösung am 30. Dezember 1989 hält sich in Rumänien hartnäckig die Vorstellung, dass die Securitate nicht „tot“, sondern im Gegenteil weiter aktiv sei und quasi uneingeschränkt das ganze Land kontrolliere.3 Nach Lucian Boia werde der Securitate im postkommunistischen Rumänien nicht nur „eine Schlüsselposition in der Gesellschaft und dem rumänischen politischen Leben“ zuge1 Das Lied wurde auf der CD „Absurdistan“ veröffentlicht. Vgl. den Text unter http:// www.adamilea.ro/ [letzter Zugriff: 27.01.2014]. 2 Zu den Auswirkungen der Verurteilung und Hinrichtung Ceaușescus auf die politische Kultur in Rumänien vgl. Armin H e i n e n : Der Tod des Diktators und die Gegenwart der Vergangenheit: Rumänien 1989-2003. In: Leviathan. Zeitschrift für Sozialwissenschaft 31 (2003), S. 168-184. 3 Diese These wird insbesondere vertreten von Marius O p r e a : Moștenitorii Securităţii [Die Erben der Securitate]. București 2004 (Seria Istorie).
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sprochen, sondern sie habe sich zu einer wahrhaften „Obsession“ mit mythologischen Zügen entwickelt. Allerdings bleibe unklar, ob diese Sicht auf die Securitate der „Realität“ entspricht oder eher der „Vorstellungswelt der Rumänen“ entstammt.4 Folgt man dem Bukarester Politologen Daniel Barbu, so liegt der Ursprung des Bildes einer omnipräsenten und allmächtigen Securitate in der Zeit des Kommunismus: Nicolae Ceaușescu habe im April 1968 als erster die Securitate öffentlich angeklagt, in der Zeit massenhafter Repressionen der 1950er Jahre „außerhalb und sogar gegen die Partei“, also unkontrolliert gewirkt zu haben. Beim Prozess im Dezember 1989 wiederum habe sich Ceaușescu als Opfer der Securitate betrachtet, so dass Daniel Barbu zu dem Schluss kommt: „Auf paradoxe Weise ist Nicolae Ceaușescu der wirkliche Begründer des postkommunistischen Konsenses hinsichtlich der Allgegenwärtigkeit und Allmacht der Securitate.“5
Helmuth Frauendorfer wiederum merkte an, dass die Securitate selbst während der Zeit des Kommunismus ein solches Bild von sich gezeichnet und gezielt verbreitet habe, um „die Bevölkerung einzuschüchtern und in Angst und Furcht zu halten“.6 Wie sich vor diesem Hintergrund der Umgang mit der Securitate in Rumänien in der Zeit nach 1989 gestaltete, soll anhand verschiedener Bereiche nachgezeichnet werden. Während zunächst auf die Frage eingegangen wird, was nach 1989 mit den Securitate-Archiven geschah, wird in einem zweiten Schritt die Problematik der Informanten angesprochen. Daran knüpft die juristische Auseinandersetzung an, also wie nach 1989 strafrechtlich mit der Securitate umgegangen wurde. Anschließend richtet sich der Blick auf den „Nationalrat für die Erforschung der Securitate-Archive“ [Consiliul Naţional pentru Studierea Arhivelor Securităţii, CNSAS], bevor auf die Rolle, die der Securitate im Gesamtnarrativ „Kommunismus in Rumänien“ beigemessen wird, eingegangen werden soll, wie sich also die Securitate in das Bild, das von der kommunistischen Herrschaft in Rumänien gezeichnet wird, einfügt und welchen Stellenwert sie dabei hat.
4 Lucian B o i a : România. Țară de frontieră a Europei [Rumänien. Grenzland Europas]. București 2002 (Seria Istorie), S. 179. 5 Daniel B a r b u : Republica absentă. Politică și societate în România postcomunistă [Die abwesende Republik. Politik und Gesellschaft im postkommunistischen Rumänien]. 2. erw. Aufl. București 2004 (Biblioteca de politică 1), S. 259. 6 Helmuth F r a u e n d o r f e r : Das Recht auf Brot, Freiheit und Würde. Von der Opposition zur Revolution. In: Der Sturz des Tyrannen. Rumänien und das Ende einer Diktatur. Hgg. Richard W a g n e r , Helmuth F r a u e n d o r f e r . Hamburg 1990, S. 73-101.
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1. Zur Lage der Archive Unmittelbar nach dem Sturz Nicolae Ceaușescus wurde die Securitate noch vor ihrer offiziellen Auflösung per Dekret dem Verteidigungsministerium unterstellt.7 Damit übernahm die Armee auch die Archivbestände der Securitate sowie der Kommunistischen Partei [Partidul Comunist Român, PCR] und brachte sie aus Bukarest weg. Im Zuge der chaotischen Ereignisse im Dezember 1989 und der unmittelbaren Folgezeit ging ein Teil der Aktenbestände verloren bzw. wurde vernichtet, wobei bis heute unklar bleibt, welche und wie viele Akten verschwanden. Dies rührt auch daher, dass niemand genau wusste bzw. nicht rekonstruiert werden kann, wie viele Akten von der Securitate überhaupt angelegt worden waren.8 Teile der kommunistischen Archive wurden auf verschiedene Ministerien verteilt,9 so dass „bereits 1991/92 nicht mehr auszumachen war, wer welche Dokumente“ besaß.10 Während wesentliche Bestände der Partei-Archive bis 1993 bei der Armee blieben und dann an die Staatsarchive übergingen,11 wurden die Securitate-Akten Mitte 1990 dem kurz zuvor gegründeten „Rumänischen Nachrichtendienst“ [Serviciul Român de Informaţii, SRI] übergeben. Der SRI ist einer von neun Geheimdiensten, die entlang verschiedener Direktionen und Abteilungen der Securitate gebildet wurden.12 Von Beginn an standen die neuen Geheimdienste und insbesondere der SRI unter dem Verdacht, direkte Nachfolger der Securitate zu sein. Dafür sprachen zahlreiche Kontinuitäten und Verbindungen: Gerade in der Anfangszeit rekrutierte sich etwa das Personal der neuen Geheimdienste zu einem guten Teil aus ehemali7 Comunicatul Consiliului Frontului Salvării Naționale vom 25.12.1989. In: Monitorul Oficial al României 1 (1989), Nr. 2, S. 1. 8 Lavinia S t a n : Access to Securitate Files: The Trials and Tribulations of a Romanian Law. In: East European Politics & Societies 16 (2002), S. 145-181, hier S. 159. 9 Zum Stand von 2004 siehe Stejărel O l a r u : The Communist Party and its Legacy in Romania. In: Vademekum Contemporary History. Romania. A Guide through Archives, Research Institutions, Libraries, Societies, Museums and Memorial Places. Hgg. Stejărel O l a r u , Georg H e r b s t r i t t . Berlin, Bucharest 2004, S. 11-49, hier S. 43-45. 10 Wolf O s c h l i e s : Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Rumänien. Teil I: 1989-1995/96. Köln 1998 (Berichte des Bundesinstituts für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien 3), S. 26-27. 11 Ulrich B u r g e r : Die Aufarbeitung der kommunistischen Machtergreifung in Rumänien (1944-1947). Ein Archiv- und Literaturbericht. In: Südost-Europa 47 (1998), H. 9, S. 461-474, hier S. 462. 12 Dennis D e l e t a n t : Ghosts from the Past: Successors to the Securitate in PostCommunist Romania. In: Post-Communist Romania. Coming to Terms with Transition. Hgg. Duncan L i g h t , David P h i n n e m o r e . Basingstoke, Hampshire 2001, S. 35-58, hier S. 41-42.
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gen Securitate-Offizieren.13 Mit Blick auf den SRI wird mit dem „Fall Berevoiești“ ein weiteres Beispiel angeführt, das die Kontinuität zwischen Securitate und SRI untermauern soll: Ende Mai 1991 wurden in der Nähe des Ortes Berevoiești Akten entdeckt, die dort kurz zuvor vergraben worden waren. Diese Akten waren, wie sich herausstellte, von der Securitate zu „Schriftstellern, Persönlichkeiten des kulturellen Lebens und Dissidenten“ angelegt und zumindest teilweise nach 1989 vom SRI weitergeführt worden.14 Der SRI ging seinerseits Mitte der 1990er Jahre in die Offensive und veröffentlichte verschiedene Bände mit Dokumenten aus den Securitate-Beständen, wenn auch in geringer Auflage.15 Interpretiert wurden diese Veröffentlichungen in erster Linie als Versuch des SRI, „Vorwürfe zu entkräften und Imagepflege zu betreiben“.16 Vermutet wurde aber auch, dass politische Ziele damit verfolgt wurden. Letztlich ermöglichten die Bände, die der SRI herausgab, zwar einen Einblick in die Aktivitäten der Securitate, dieser Einblick blieb aber ein exemplarischer und war keinesfalls umfassend. Aufgrund der Kontinuitäten zwischen Securitate und SRI, argumentiert Mariana Hausleitner, „blieben die Akten der Securitate und des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei unter Verschluss“.17 Der Zugang zu Securitate-Akten war sicherlich in vielerlei Hinsicht erheblich erschwert und zudem durch gesetzliche Sperrfristen eingeschränkt, aber nicht vollständig unmöglich. Marius Oprea etwa berichtet, dass er im Dezember 1993 auf seinen Antrag hin eine Genehmigung vom SRI erhalten habe, in den Securitate-Archiven zu forschen, und dass dies auch für andere Personen möglich gewesen sei. Oprea selbst legte mit einem Dokumentenband zur Geschichte der Securitate ein konkretes Ergebnis seiner Nachforschungen vor.18 Auch Vladimir 13
O l a r u : The Communist Party (wie Anm. 9), S. 38. Hans-Christian M a n e r : Die „andauernde Vergangenheit“. Der Umgang mit dem Vermächtnis der kommunistischen Herrschaft in Rumänien (1990-1996). In: Osteuropa, 48 (1998), S. 1024-1040, hier S. 1038. 15 Dennis D e l e t a n t : The Successors to the Securitate: Old Habits Die Hard. In: Kieran W i l l i a m s , Dennis D e l e t a n t : Security Intelligence Services in New Democracies. The Czech Republic, Slovakia and Romania. Houndmills, Basingstoke 2001 (Studies in Russia and East Europe), S. 211-262, hier S. 238-239. 16 M a n e r : Die „andauernde Vergangenheit“ (wie Anm. 14), S. 1039. 17 Mariana H a u s l e i t n e r : Die verzögerte Aufarbeitung kommunistischer Verbrechen in Rumänien nach 1990. In: Schnittstellen. Gesellschaft, Nation, Konflikt und Erinnerung in Südosteuropa. Festschrift für Holm Sundhaussen zum 65. Geburtstag. Hgg. Ulf B r u n n b a u e r , Andreas H e l m e d a c h , Stefan T r o e b s t . München 2007 (Südosteuropäische Arbeiten 133), S. 521-537, hier S. 521. 18 Marius O p r e a : „Banalitatea răului“. O istorie a Securității în documente [„Die Banalität des Bösen“. Eine Geschichte der Securitate in Dokumenten]. Iași 2002, S. 20. 14
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Tismăneanu konnte eigenen Angaben zufolge um das Jahr 1994 herum aufgrund von „Glück, Hartnäckigkeit und vor allem persönlichen Beziehungen“ bis ins unmittelbare Umfeld von Präsident Ion Iliescu und zu SRI-Chef Virgil Măgureanu Bestände einsehen und für seine Forschungen nutzen.19 Auch von anderen Personen ist bekannt, dass sie Anfang der 1990er Jahre Einblick in Akten nehmen konnten, die die Securitate zu ihnen angelegt hatte.20 Ulrich Burger zufolge waren von den Archivbeständen der Securitate in der Zeit vor 1999 „die Berichte von Geheimdienstspitzeln über die politischen Aktivitäten der Parteien oder der Widerstandsbewegung sowie Materialien dieser Parteien aus der Phase der kommunistischen Machtergreifung nach dem Zweiten Weltkrieg […] im Gegensatz zu den persönlichen Akten zugänglich.“
Einschränkend verwies Burger auf praktische Schwierigkeiten und Hindernisse: zum einen hätten keine Findbücher zur Verfügung gestanden, zum anderen habe, wie im Falle der Staatsarchive, allein die Direktion darüber entschieden, ob Dokumente und Akten zugänglich gemacht wurden. Generell, so die Einschätzung Burgers, habe die Leitung versucht, „interessierten Benutzern den Zugang zu diesen Beständen [gemeint sind hier Akten des Ministerrats, des Königshauses sowie aus dem Archiv des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, M. J.] zu verwehren“.21 Insgesamt war die Lage der Partei- und Securitate-Archive nach 1989 in vielfacher Hinsicht extrem verworren und undurchsichtig. Weder konnte genau gesagt werden, welche Bestände vorhanden waren, noch wo diese lagerten bzw. von wem sie verwaltet wurden. Genauso wenig war klar, welche Akten wann und von wem vernichtet worden waren oder gar weitergeführt wurden. Der Zugang zu den Archivbeständen der Securitate war zwar nicht vollständig unmöglich, hing aber vom SRI ab, der mehr oder weniger ungehindert darüber entscheiden konnte, wem er welche Bestände zugänglich machte. Eine Gewissheit aber, dass die zugänglich gemachten Akten vollständig waren, gab es nicht. Diese mangelnde Transparenz und die bleibenden Ungewissheiten bekräftigten die Vorstellung, dass die Securitate in Gestalt des SRI weiterlebe. Insgesamt war mit den nur äußerst schwer zugänglichen Archiven ein Nährboden gegeben, auf dem Spekulationen über ein 19 Vladimir T i s m ă n e a n u : Stalinism pentru eternitate. O istorie politică a comunismului românesc [Stalinismus für die Ewigkeit. Eine politische Geschichte des rumänischen Kommunismus]. Iași 2005, S. 30-32. 20 Lavinia S t a n : Spies, Files and Lies: Explaining the Failure of Access to Securitate Files. In: Communist and Post-Communist Studies 37 (2004), S. 341-359, hier S. 350. 21 Ulrich B u r g e r : Zur Lage der rumänischen Archive. Verbesserter Archivzugang nach dem Machtwechsel? In: Osteuropa 49 (1999), S. A129-A135, hier S. A129.
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Weiterbestehen der Securitate und über Securitate-Verstrickungen um sich greifen konnten. Dies betraf insbesondere die Problematik der Informanten.
2. Die Problematik der Securitate-Informanten Wie in anderen postkommunistischen Ländern sorgten auch in Rumänien in der Zeit nach 1989 Beschuldigungen und Verdächtigungen der Zusammenarbeit mit der Securitate, Veröffentlichungen von Dokumenten aus ihrem Archiv und damit einhergehende Enttarnungen von Informanten für einige Aufregung. Deutlich wurde, dass Securitate-Akten in der politischen Auseinandersetzung bewusst als Waffe eingesetzt wurden.22 Allerdings zeigte sich in Bezug auf die Securitate-Akten ein unreflektierter und wenig präziser Umgang mit dem Begriff „Informant“. Jeder, der eine Vereinbarung mit der Securitate zur Lieferung von Informationen unterschrieben hatte, wurde als „Informant“ gebrandmarkt. Unter welchen Umständen es jeweils zu einer Vereinbarung mit der Securitate gekommen war, ob und welchen Gehalt übermittelte Informationen hatten und welche Konsequenzen auf sie folgten, hatte in der öffentlichen Diskussion keine Relevanz und wurde ausgeblendet. In der Einschätzung von Dennis Deletant zeigte sich die rumänische Öffentlichkeit nur wenig sensibel für die Frage, wie stark die Securitate in das Alltagsleben der Menschen eingedrungen war und wie sich ihr Verhältnis zur Bevölkerung in der Zeit des Kommunismus gestaltete.23 Durch den Fokus auf den Informanten und informellen Mitarbeiter der Securitate blieb „der eigentliche Apparat der Securitate […] unberührt“ und spielte in den Diskussionen eine deutlich untergeordnete Rolle.24 Die Schuld werde in erster Linie bei den verdeckten Informanten gesucht und damit in einem „privaten und okkulten Feld verortet“, „einer Gegend des Flüsterns und des Verrats“, wie Daniel Barbu es nannte, während „der sichtbare Teil des Kommunismus un22 Nach Meinung von Şerban Orescu, einem langjährigen Mitarbeiter von Radio „Freies Europa“, gab es in der ersten Hälfte der 1990er Jahre „kaum Hindernisse beim Zugang zu den Dossiers der Securitate, wenn es sich darum handelt, die Opposition [also das bürgerlich-konservative Lager, M. J.] in Misskredit zu bringen.“ Şerban O r e s c u : Der Zugang zu den Dokumenten der ehemaligen Securitate ist in Rumänien verboten. In: Einblick in das Herrschaftswissen einer Diktatur – Chance oder Fluch? Plädoyers gegen die öffentliche Verdrängung. Hg. Tobias H o l l i t z e r . Opladen 1996, S. 44-48. 23 D e l e t a n t : The Successors to the Securitate (wie Anm. 15), S. 241. 24 Stefan I h r i g : Die kommunistische Vergangenheit Rumäniens zwischen Skandalpolitik, Kontinuität und Aufarbeitung. In: Vergangenheitsbewältigung im Osten. Russland, Polen, Rumänien. Hg. Bernd R i l l . München 2008 (Argumente und Materialien zum Zeitgeschehen), S. 81-90, hier S. 84.
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problematisch“ bleibe und von „jedweder persönlichen Verantwortung entlastet“ werde.25 In diesem Zusammenhang spielte auch eine Rolle, dass Kategorien vermischt wurden, so dass die Tätigkeit von Informanten mit der Tätigkeit der Securitate-Offiziere gleichgesetzt wurde. Dies wurde sowohl in Rumänien als auch außerhalb des Landes als gezielte Ablenkungsstrategie interpretiert,26 die das Fortwirken der Securitate kaschieren sollte.
3. Die juristische Auseinandersetzung mit der Securitate nach 1989 Auch die Justiz trug wenig zur Klärung und Aufklärung über die Vergangenheit und die Securitate bei. Die wenigen Prozesse, die nach 1989 auf der Grundlage einer staatsanwaltschaftlichen Grundsatzentscheidung vom 25. Dezember 1989 gegen Angehörige der Securitate angestrengt wurden,27 bezogen sich fast ausschließlich auf die Ereignisse vom Dezember 1989 und beschränkten sich auf Führungspersonen. Die „Verantwortlichkeit von Institutionen wie der Kommunistischen Partei, der Miliz oder der Securitate“ stand nicht zur Debatte.28 Den Auftakt für die juristische Auseinandersetzung bildete der Prozess gegen Nicolae und Elena Ceaușescu, er bestimmte im Wesentlichen auch die Inhalte der darauffolgenden Verfahren. Deutlich wird dies etwa bei dem Verfahren, das im Februar 1990 gegen vier enge Vertraute Ceaușescus eröffnet wurde. Mit Tudor Postelnicu als einer der vier Personen wurde der letzte kommunistische Innenminister, dem die Securitate bis 1989 unterstand, vor Gericht gestellt. Zudem war Postelnicu von 1978 bis 1987 Chef der Securitate gewesen. Wie die beiden Ceaușescus klagte das zuständige Gericht ihn und die anderen drei Ceaușescu-Vertrauten des „Genozids“ an. Gemeint war damit der Einsatz von Gewalt gegen die Demonstranten in Temeswar/ Timișoara, Bukarest und anderen Städten im Dezember 1989, wofür die vier Angeklagten zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Das Urteil wurde im Mai 1990 bestätigt, drei Jahre später allerdings auf Antrag des Generalstaatsanwalts einer außerordentlichen Überprüfung unterzogen, da der Straftatbestand des Genozids nicht erfüllt 25
B a r b u : Republica absentă (wie Anm. 5), S. 255-256. H a u s l e i t n e r : Die verzögerte Aufarbeitung (wie Anm. 17), S. 533. 27 Julie T r a p p e : Rumäniens Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit. Eine Untersuchung aus strafrechtlicher Perspektive. Göttingen 2009 (Diktaturen und ihre Überwindung im 20. und 21. Jahrhundert 3), S. 81. 28 Raluca G r o s e s c u , Raluca U r s a c h i : Justiția penală de tranziție. De la Nürnberg la postcomunismul românesc [Transitional justice. Von Nürnberg zum rumänischen Postkommunismus]. Iași 2009, S. 206. 26
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sei. Im Ergebnis wurden die Urteile von 1990 aufgehoben und „die Angeklagten lediglich der Beihilfe zum besonders schweren Fall des Totschlags“ für schuldig befunden. In der Konsequenz bedeutete dies, dass auch das Strafmaß herabgesetzt wurde. Dieses „Ausweichen auf einen ‚harmloseren Straftatbestand‘ […] war typisch für die Verfahren“ gegen ehemalige Führungspersonen.29 Und schließlich bedeutete eine rechtskräftige Verurteilung noch lange nicht, dass die Haftstrafe auch abgesessen wurde. Tudor Postelnicu etwa wurde im Februar 1994 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus der Haft entlassen.30 Ähnliches galt für das Verfahren, das Mitte 1990 gegen Iulian Vlad, den letzten Chef der Securitate, eingeleitet wurde. Die Anklage gegen Vlad, der Ende Dezember 1989 verhaftet worden war, lautete zunächst auf „Beihilfe zum Genozid“, verurteilt wurde er schließlich wegen „Begünstigung des Genozids“ zu neun Jahren Freiheitsstrafe.31 Hinzu kamen zwei weitere rechtskräftige Verurteilungen im Jahre 1991, so dass seine Gesamtstrafe 15 Jahre betrug. Anfang 1994 aber wurde Vlad auf Bewährung aus der Haft entlassen. Auch andere hochrangige Securitate-Angehörige wurden 1991 verurteilt – allerdings aufgrund geringerer Straftatbestände zu noch niedrigeren Haftstrafen – und zu einem guten Teil ebenfalls früher aus der Haft entlassen.32 Mit Blick auf die Zeit von 1945 bis 1965, die Zeit massenhafter Repressionen also, gab es unmittelbar nach 1989 eine ganze Reihe an Initiativen zur strafrechtlichen Ahndung. Die Staatsanwaltschaft und Gerichte stellten allerdings bald ihre Ermittlungen ein, was sie mit der Verjährung der Straftaten begründeten. Lediglich im Falle Alexandru Drăghicis, Innenminister von 1952 bis 1965, sowie im Falle Gheorghe Crăciuns, dem ehemaligen Leiter des Gefängnisses Aiud, kam es zu einer Strafverfolgung: Das Verfahren gegen Alexandru Drăghici und drei Securitate-Offiziere wurde 1993 eröffnet. Es bezog sich auf das Jahr 1954, als auf Anweisung von Drăghici ein Mensch von eben jenen Securitate-Offizieren umgebracht worden war. Die „Frage der Verantwortlichkeit Drăghicis für die Massenverhaftungen, Verschleppungen [und] die unmenschlichen Bedingungen in den Gefängnissen“ klammerte das Gericht aber explizit aus.33 Mit dem Tode Drăghicis Ende 1993 wurde auch das Verfahren unter Verweis auf die Verjährung der Tat eingestellt. Mit Blick auf die anderen Angeklagten ging das Gericht nach der Berufung der Staatsanwaltschaft allerdings nicht 29 30 31 32 33
T r a p p e : Rumäniens Umgang (wie Anm. 27), S. 78. D e l e t a n t : The Successors to the Securitate (wie Anm. 15), S. 214. T r a p p e : Rumäniens Umgang (wie Anm. 27), S. 81-82. O l a r u : The Communist Party (wie Anm. 9), S. 40. T r a p p e : Rumäniens Umgang (wie Anm. 27), S. 166.
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mehr von einer Verjährung der Tat aus, so dass ein neues Verfahren eröffnet wurde. Zwar kam es zu einer Verurteilung, unter Rückgriff auf ein Amnestiedekret von 1988 aber blieben die Beschuldigten letztlich straffrei. Im Jahr 2000 schließlich hatte sich Gheorghe Crăciun, der ehemalige Leiter des Gefängnisses Aiud, vor Gericht zu verantworten. Im Gegensatz zu den anderen Verfahren in der Zeit nach 1989 stand hier auch die „Vernichtungspolitik, die der kommunistische Staat in den 1950er Jahren gegenüber seinen politischen Gegnern anwandte“, zur Diskussion. Allerdings blieb dies ohne Ergebnis und ohne weitere Konsequenzen, da das Verfahren Mitte 2001 mit Crăciuns Tod eingestellt wurde.34 Einen Sonderfall in der juristischen Auseinandersetzung mit Verbrechen aus der Zeit des Kommunismus stellen die Verfahren im Zusammenhang mit dem Tod von Gheorghe Ursu dar. Abgesehen von den Prozessen zu den Ereignissen vom Dezember 1989 waren dies die einzigen Fälle, in denen es zu rechtskräftigen Verurteilungen kam und bei denen eine Aufklärung der Vergangenheit im Vordergrund stand. Aufgrund erheblicher Hindernisse und großer Schwierigkeiten waren dafür aber ein hoher persönlicher wie finanzieller Einsatz von Mitgliedern der Familie Ursu vonnöten. Hinzu kam, dass verschiedene zivilgesellschaftlich ausgerichtete Organisationen die Familie Ursu bei ihren Bemühungen unterstützten und den Fall öffentlich machten. „Hunderte Artikel zum Fall Ursu wurden in der rumänischen und internationalen Presse zwischen 1990 und 2004 veröffentlicht“ und zahlreiche öffentliche Diskussionsrunden veranstaltet.35 Auch in dieser Hinsicht kam den Verfahren im Zusammenhang mit dem Tod Gheorghe Ursus eine Sonderstellung zu. Der Ingenieur Gheorghe Ursu war 1985 von der Securitate verhaftet worden. In Tagebüchern hatte Ursu viel Alltägliches und Persönliches, aber auch kritische Kommentare zur aktuellen Politik und Lage im kommunistischen Rumänien sowie zu Nicolae Ceaușescu vermerkt.36 Teile eines der Tagebücher gelangten in die Hände der Securitate, die daraufhin mehrmals Ursus Wohnung durchsuchte und ihn verhaftete, verhörte und während der Verhöre auch misshandelte. Ende 1985 wurde Gheorghe Ursu mit schweren inneren Verletzungen in ein Gefängniskrankenhaus eingeliefert, wo er kurz darauf starb. Unmittelbar nach 1989 bemühten Mitglieder der Familie Ursu die Justiz, um die Umstände, die zum Tode Gheorghe Ursus geführt 34
G r o s e s c u , U r s a c h i : Justiția penală de tranziție (wie Anm. 28), S. 206. Ebenda, S. 193. 36 Auszüge aus dem Tagebuch in deutscher Übersetzung sind zu finden bei T r a p p e : Rumäniens Umgang (wie Anm. 27), S. 133-134. 35
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hatten, aufzuklären und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Nachdem festgestellt worden war, dass Ursu entgegen des offiziellen Totenscheins gewaltsam zu Tode gekommen war, leitete die Staatsanwaltschaft 1990 erste Ermittlungen ein. Allerdings dauerte es bis zum November 1996, bis sie eine erste Anklageschrift verfasste. Obwohl die Staatsanwaltschaft zu Beginn auch gegen Angehörige von Securitate und Miliz ermittelt hatte, musste sich lediglich ein Mithäftling von Ursu vor Gericht verantworten. Dies rührte unter anderem auch daher, dass die Akten der Securitate zu Ursu bis zum Jahr 2000 vom SRI zurückgehalten wurden. Der angeklagte Mithäftling bestritt zunächst die Tat, legte dann aber ein Geständnis ab. Zwar widerrief er dies in der Hauptverhandlung, doch das zuständige Gericht verurteilte ihn 1999 auf der Grundlage des Geständnisses wegen Totschlags. Allerdings blieben begründete Zweifel und Unklarheiten, so dass kurz nach Abschluss dieses Verfahrens und einem zwischenzeitlichen Hungerstreik des Sohnes von Gheorghe Ursu ein weiteres Verfahren eröffnet wurde. Auch dieses zog sich in die Länge, bis 2005 zwei ehemalige Milizionäre verurteilt wurden. Insgesamt konnten die strafrechtlichen Untersuchungen aber „weder die Organe der Securitate einbeziehen noch die Kette der Verantwortlichkeit bis in die höchsten Kreise der Hierarchie nachvollziehen“.37 Allerdings befindet sich zum „Fall Ursu“ bei der Militärstaatsanwaltschaft noch eine offene Akte zu drei SecuritateOffizieren, so dass es „möglicherweise […] noch zu einem weiteren Strafverfahren kommen“ wird.38 Zusammengefasst beschränkte sich die juristische Auseinandersetzung mit der Securitate in erster Linie auf die Ereignisse vom Dezember 1989 und auf Führungspersonen. Wenngleich es zu rechtskräftigen Verurteilungen kam, wurden die Verurteilten weit vor Verbüßen ihrer Strafen aus der Haft entlassen. Mit Blick auf die Zeit der massenhaften Repressionen kam es lediglich zu zwei Verfahren gegen SecuritateAngehörige. Diese gingen allerdings alle straffrei aus, sei es durch ihren Tod oder durch den sonderbar erscheinenden Rückgriff auf ein Amnestiedekret von 1988. Zwar wurde auch im Zusammenhang mit dem Fall Gheorghe Ursu gegen Securitate-Offiziere ermittelt, zu einer Anklage aber kam es nicht. Damit begünstigte die rumänische Justiz letztlich Vermutungen und Vorstellungen, dass die Securitate über 1989 hinaus unantastbar sei, und trug kaum zu einer Aufklärung und Versachlichung bei.
37 38
G r o s e s c u , U r s a c h i: Justiția penală de tranziție (wie Anm. 28), S. 193. T r a p p e : Rumäniens Umgang (wie Anm. 27), S. 157.
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4. Einrichtung und Aktivität des „Nationalrats für die Erforschung der Securitate-Archive“ In diese Situation hinein, in der die Archive der Securitate weitestgehend unter Verschluss blieben, die geprägt war von einem Klima der Verdächtigungen und Beschuldigungen mit Blick auf Securitate-Verstrickungen und Informanten-Tätigkeiten und in der eine strafrechtliche Verfolgung von Securitate-Angehörigen kaum stattfand, wurde im Dezember 1999 per Gesetz der „Nationalrat für die Erforschung der Securitate-Archive“ [CNSAS] ins Leben gerufen.39 Die Einrichtung des CNSAS war eine schwere Geburt. Dass er überhaupt entstand, ist in erster Linie auf die Bemühungen der „Vereinigung ehemaliger politischer Häftlinge“ [Asociația Foștilor Deținuți Politici din România, AFDPR] und besonders ihres Vorsitzenden Constantin Ticu Dumitrescu zurückzuführen. Als Senator hatte Ticu Dumitrescu bereits 1993 einen Gesetzentwurf zur Öffnung der kommunistischen Archive und für eine Lustration eingebracht, der allerdings gar nicht erst vom Senat angenommen wurde. Nachdem das bürgerlich-konservative Lager um Emil Constantinescu bei den Wahlen von 1996 als Sieger hervorgegangen war, brachte Ticu Dumitrescu Anfang 1997 seinen Gesetzentwurf in überarbeiteter Form erneut ein. Mit dem Machtwechsel schienen die notwendigen politischen Rahmenbedingungen für eine schnelle Annahme und Umsetzung gegeben – zumal die „Christlich-Demokratische Nationale Bauernpartei“ [Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat, PNȚCD], deren Mitglied Ticu Dumitrescu war, zur Regierungskoalition gehörte. Unterstützt wurde die Initiative von Ticu Dumitrescu außerhalb des Parlaments von der Tageszeitung România Liberă sowie von verschiedenen außerstaatlichen und zivilgesellschaftlich ausgerichteten Organisationen wie der „Bürgerallianz“ [Alianța Civică, AC] oder der „Gruppe für den sozialen Dialog“ [Grupul pentru Dialog Social, GDS], die bereits die Familie Ursu in ihren Bemühungen unterstützt hatten. Diese Unterstützer von Ticu Dumitrescu verbanden mehrere Dinge: Sie waren in intellektuellen Kreisen beheimatet, standen in betonter Opposition zu Ion Iliescu und den unter seiner Präsidentschaft von 1990 bis 1996 regierenden Parteien und zeichneten sich in engem Zusammenhang damit durch einen vehementen Antikommunismus aus. Entgegen der Erwartungen nach dem Ausgang der Wahlen von 1996 schien diese außerparlamentarische Unterstützung umso notwendiger, 39 Der Gesetzestext, veröffentlicht im Monitorul Oficial al României nr. 603 vom 9.12.1999, ist zugänglich unter: http://legislatie.resurse-pentru-democratie.org/187_1999. php [letzter Zugriff: 27.01.2014].
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als sich zeigte, dass Ticu Dumitrescu mit seiner Initiative nur wenig Rückhalt in den eigenen Reihen fand und 1998 gar von seiner eigenen Partei ausgeschlossen wurde.40 In der Konsequenz zogen sich die oftmals sehr polemisch geführten Debatten um den Gesetzentwurf in den beiden Parlamentskammern in die Länge, was durch das komplizierte Gesetzgebungsverfahren zusätzlich begünstigt wurde. Diesen Verzögerungen sowie den sich abzeichnenden Änderungen am Gesetzentwurf versuchten die außerparlamentarischen Unterstützer mit einer Mobilisierung der Öffentlichkeit durch verschiedene Aktionen wie einer öffentlichen Diskussionsrunde oder einer Unterschriftensammlung entgegenzuwirken.41 Letztlich blieben diese Aktivitäten aber ohne nennenswerten Erfolg: Der Entwurf wurde erst nach knapp drei Jahren und unter erheblichen Modifikationen Gesetz. Zu den am heftigsten diskutierten Änderungen am Entwurf zählte der Artikel, der das Überstellen aller Securitate-Akten an den einzurichtenden CNSAS vorsah. Das Gesetz bestätigte dies zwar grundsätzlich, nahm aber explizit alle Dokumente aus, die die „nationale Sicherheit“ betreffen (Artikel 20). Damit wurde insbesondere dem Geheimdienst SRI die Möglichkeit gegeben, unter Berufung auf die „nationale Sicherheit“ Akten zurück und somit unter seiner Kontrolle zu halten. Dies war in der Praxis umso leichter möglich, als der Begriff „nationale Sicherheit“ undefiniert blieb – wie schon 1991 im „Gesetz zur nationalen Sicherheit“.42 Bezogen auf Securitate-Akten sollten CNSAS und SRI gemeinsam bestimmen, welche Dokumente unter die „nationale Sicherheit“ fielen, bei Uneinigkeit sollte der „Hohe Verteidigungsrat des Landes“ [Consiliul Superior de Apărare a Ţării] entscheiden. Damit war denn auch die Möglichkeit einer direkten politischen Einflussnahme auf den CNSAS und seine Tätigkeit gegeben. Eine Einflussnahme durch die Politik eröffnete sich aber auch mit Blick auf das Leitungsgremium des CNSAS, das vom Parlament auf Vorschlag der dort vertretenen Parteien und entlang der Zusammensetzung der beiden Kammern bestimmt wird (Artikel 8). Dies alles führte, so Ruxandra Ivan, „zu einer politisch vollkommen unausgewogenen Kontrolle über die ehemaligen Securitate-Archive“.43
40
H a u s l e i t n e r : Die verzögerte Aufarbeitung (wie Anm. 17), S. 523. S t a n : Access to Securitate Files (wie Anm. 8), S. 151-157. 42 Ebenda, S. 163. 43 Ruxandra I v a n : Der Stellenwert totalitärer Erfahrungen im aktuellen politischen Diskurs Rumäniens. In: Vergangenheit in der Gegenwart. Vom Umgang mit Diktaturerfahrungen in Ost- und Westeuropa. Hgg. Thomas G r o ß b ö l t i n g , Dirk H o f m a n n . Göttingen 2008 (Genshagener Gespräche 12), S. 75-82, hier S. 78. 41
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In der Zeit bis 2005 verweigerten der SRI und andere Institutionen eine Übergabe der in ihrem Besitz befindlichen Securitate-Akten an den CNSAS bzw. zögerten diese hinaus. Neben geringen finanziellen Mitteln, kaum angemessenen Räumlichkeiten und einem geringen Personalbestand verhinderte besonders die Zurückhaltung von Akten die praktische Arbeit des CNSAS und damit die Umsetzung des Gesetzes.44 Hinzu kamen innere Querelen und Streitigkeiten im Leitungsgremium des CNSAS, was zur zeitweisen Lähmung der Institution in ihren Anfangsjahren führte. In der Einschätzung des Bürgerrechtlers Gabriel Andreescu war aber das Leitungsgremium an der ausbleibenden Umsetzung des Gesetzes nicht ganz schuldlos. Indem es das Gesetz 187/1999 „gravierend fehlerhaft“ auslegte, habe es „beste Voraussetzungen dafür [geschaffen], sowohl das Gesetz als solches wie auch die Zweckmäßigkeit dieser Institution [gemeint ist der CNSAS, M. J.] in Frage zu stellen.“45
Erst im Jahr 2005 wurde ein großer Teil der Securitate-Archive an den CNSAS übergeben. Auf die Öffnung dieser Akten folgte eine „Welle öffentlicher Enttarnungen von ehemaligen Securitate-Kollaborateuren und Agenten“.46 Cristina und Dragoș Petrescu zufolge zeigte sich dabei erstens, dass eine Zusammenarbeit mit der Securitate sehr wohl hatte verweigert werden können; zweitens, dass das Eindringen der Securitate in das Leben der Menschen nicht nur umfangreicher war als angenommen, sondern durch die Verwischung von Täter-/Opferkategorien auch perverser; sowie drittens, dass eine Reihe für unverdächtig gehaltener ehemaliger politischer Häftlinge und öffentlicher Intellektueller als Offiziere oder Informanten der Securitate fungiert hatten.47 44 Rodica P a l a d e : Arhivele Securității trec la CNSAS. Cartotecile rămân la SRI (interviu cu Gheorghe Onișoru, președintele colegiului CNSAS) [Die Archive der Securitate gehen an den CNSAS über. Die Karteien bleiben beim SRI (Interview mit Gheorghe Onișoru, Vorsitzender des Leitungsrates des CNSAS)]. In: Revista 22, vom 12.-20.11.2003; Rodica P a l a d e : SRI se desparte greu de dosarele Securității [Der SRI trennt sich nur schwer von den Akten der Securitate]. In: Revista 22, vom 25.3.-1.4.2005. 45 Gabriel A n d r e e s c u : Landesrat erweist sich als Mittel zur Verschleierung und nicht zur Enttarnung der Securitate. Das Gesetz 187/1999 und das erste Tätigkeitsjahr des Landesrats für die Einsichtnahmen in die Unterlangen der ehemaligen Securitate (CNSAS). In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik 14 (2002), H. 1, S. 5-26, hier S. 13. 46 Cristina P e t r e s c u , Dragoș P e t r e s c u : Retribution, Remembering, Representation: On Romania’s Incomplete Break with the Communist Past. In: Geschichtsbilder in den postdiktatorischen Ländern Europas. Auf der Suche nach historisch-politischen Identitäten. Hgg. Gerhard B e s i e r , Katarzyna S t o k l o s a . Berlin 2009 (Mittel- und Ostmitteleuropastudien 9), S. 155-182, hier S. 162. 47 P e t r e s c u , P e t r e s c u : Retribution (wie Anm. 46), S. 170.
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Damit waren also gerade auch die Kreise betroffen, die sich für eine Öffnung der Securitate-Archive stark gemacht hatten, und eben nicht diejenigen wie Präsident Iliescu und die unter ihm regierenden Parteien, gegen die sich die Forderung nach Aktenöffnung eigentlich gerichtet bzw. deren Schwächung sich die Befürworter einer rumänischen „Gauck-Behörde“ durch die Öffnung der Akten versprochen hatten. Dass es insgesamt zehn Jahre und davon drei unter Präsident Constantinescu bis zur Gründung des CNSAS gedauert hatte, nährte „Zweifel an der Unschuld der politischen Klasse“ insgesamt.48 Allerdings hatte auch der CNSAS bzw. sein Leitungsgremium seinen Anteil daran, dass in der Bevölkerung nur wenig Vertrauen in die neugegründete Institution bestand. Dass es nach der Gründung weitere sechs Jahre brauchte, bis der CNSAS überhaupt arbeitsfähig war, trug kaum zu einer Versachlichung der Debatte um die Securitate bei und verstärkte eher die Aura des Mythischen, die sie umgab. Dieses wird letztlich auch durch die Rolle unterstützt, die der Securitate in dem Bild zukommt, das von der kommunistischen Herrschaft in Rumänien gezeichnet wird.
5. Die Securitate im Gesamtnarrativ „Kommunismus in Rumänien“ Die Securitate hat im Gesamtnarrativ über die kommunistische Vergangenheit in Rumänien eine herausgehobene Bedeutung. Das Narrativ geht in erster Linie auf die Kreise zurück, die sich für die strafrechtlichen Untersuchungen im Fall Gheorghe Ursu eingesetzt und die Gründung des CNSAS unterstützt hatten und die in ausdrücklicher Opposition zu Ion Iliescu standen. Seit Anfang der 1990er Jahre entstand aus diesen Kreisen heraus das Memorial Sighet, die „Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und für den Widerstand“, das als maßgeblich prägend für die generelle Deutung und Darstellung der kommunistischen Herrschaft in Rumänien anzusehen ist.49 Durch den Abschlussbericht der „Präsidialen Kommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien“ [Comisia Prezidenţială pentru Analiza Dictaturii Comuniste din România, CPADCR] bzw. durch 48
B o i a : România (wie Anm. 4), S. 173-174. Zum Memorial Sighet vgl. Martin J u n g : Zivilgesellschaft als Elitenveranstaltung? Das Memorial Sighet im Norden Rumäniens als Erinnerungsort kommunistischer Gewaltverbrechen. In: Südost-Forschungen 67 (2008), S. 277-294; Martin J u n g : Die Entstehung des Memorial Sighet, der „Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und für den Widerstand“. In: Kilometer Null. Politische Transformation und gesellschaftliche Entwicklungen in Rumänien seit 1989. Hgg. Thede K a h l , Larisa S c h i p p e l . Berlin 2011 (Forum: Rumänien 10), S. 143-168. 49
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die Annahme des Berichts durch den rumänischen Präsidenten Traian Băsescu und das rumänische Parlament im Dezember 2006 hat dieses Gesamtnarrativ einen offiziellen Status erlangt. Denn durch die Veröffentlichung im Monitorul Oficial al României, dem rumänischen Amtsblatt, wurden der Kommissionsbericht und die darauf basierende Verurteilung des Kommunismus durch den Präsidenten zu einem offiziellen Dokument des rumänischen Staates. Mit der Einberufung der Kommission war Präsident Băsescu Forderungen der Kreise um das Memorial Sighet nachgekommen, den Kommunismus offiziell zu verurteilen. Aus ihren Reihen rekrutierte sich ein guter Teil der Mitglieder und Experten der Kommission.50 Demnach liest sich die Auflistung der maßgeblichen „Hauptverbrechen“, die als „oberstes Argument für diese [aus Sicht der Kommission, M. J.] zu stark verzögerte Verurteilung“ dienen sollte, wie ein Gang durch die Ausstellungsräume des Memorial Sighet.51 Bereits in der Einführung konstatiert der Kommissionsbericht: „Einfach gesprochen war der rumänische Staat 45 Jahre lang von einer politischen Gruppe konfisziert, die den Interessen und dem Streben des rumänischen Volkes fremd war. […] Zwei Hauptinstrumente machten die Aufrechterhaltung der kommunistischen Diktatur möglich: die politische Polizei [also die Securitate, M. J.] und die Propaganda“ (S. 33).
Letztendlich, so der Kommissionsbericht, sei die kommunistische Herrschaft in Rumänien ein „Besatzungsregime“ gewesen und, mit gewissen Abstrichen für die Jahre 1965 bis 1968, durchgängig von der Bevölkerung so empfunden worden (S. 475-476). Mit der Charakterisierung als „Besatzungsregime“ und der Betonung eines grundsätzlich „antinationalen Charakters“ stempelte die Kommission den Kommunismus zum Import-Produkt ab. Relevanz hat dies auch für die Securitate, für die der Kommissionsbericht auf das entscheidende Mitwirken sowjetischer Berater und Agenten in der Anfangszeit verweist. Dementsprechend werden eigene rumänische Traditionen aus vorkommunistischer Zeit außer Acht gelassen, also die Aktivitäten der Siguranţa während der Zwi50 Aus der Reihe der Mitglieder wären etwa zu nennen: Romulus Rusan, Constantin Ticu Dumitrescu, Radu Filipescu, Sorin Ilieșiu, Nicolae Manolescu, Marius Oprea, Horia-Roman Patapievici und Stelian Tănase. Aus der Reihe der Experten: Ioana Boca, Ruxandra Cesereanu, Armand Goșu, Eugen Negrici, Smaranda Vultur. 51 Comisia Prezidențială pentru Analiza Dictaturii Comuniste din România [im Folgenden: CPADCR]: Raport final [Schlussbericht der Präsidialen Kommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien]. Hgg. Vladimir T i s m ă n e a n u , Dorin D o b r i n c u , Cristian V a s i l e . București 2007, S. 774-776. Für die Ausstellungsräume im Memorial Sighet und eine kurze inhaltliche Vorstellung ihrer Inhalte vgl. die Homepage: www.memorialsighet.ro [letzter Zugriff: 27.01.2014].
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schenkriegszeit, der Königsdiktatur Carols II. und der Militärdiktatur Ion Antonescus.52 Den ihrer Meinung nach entscheidenden Einfluss sowjetischer Berater und Agenten auf die Securitate versucht die Kommission durch den Verweis auf eine Notiz des Zentralkomitees von 1967/1968 zu stützen und zu belegen (S. 473), was insofern problematisch ist, als die Notiz aus einer Zeit stammt, in der mit Funktionsträgern aus der Zeit Gheorghiu-Dejs abgerechnet wurde. Der sowjetische Einfluss, so die Kommission, habe sich unmittelbar in den Organisationsstrukturen der Securitate niedergeschlagen sowie hinsichtlich der Methode, Angst als Machtmittel einzusetzen. Die durchgängige Hauptaufgabe der Securitate habe darin bestanden, der Bevölkerung „Angst einzuimpfen“ (S. 477) und sie dadurch unter „totaler Kontrolle“ zu halten (S. 505). Dies habe die Securitate „bis ins Detail von der Tscheka übernommen“ (S. 477-478). Insgesamt habe das kommunistische Regime in der Zeit von 1948 bis 1989 „auf direktem oder indirektem, strafendem und/oder prophylaktischem Terror gegründet“ (S. 30), die Behörden und insbesondere die Securitate hätten einen „erbarmungslosen Krieg gegen das eigene Volk“ geführt (S. 476). Zurückgeführt wird der Einsatz von Terror auf die kommunistische Ideologie: Letztlich habe Lenin die ideologische Basis dafür gelegt, wie überhaupt „die Vorherrschaft der Ideologie der Schlüssel für das Verständnis“ des kommunistischen Regimes sei (S. 31). Während die Partei „das Gehirn des repressiven Systems war, war die Securitate das Instrument, das die politischen Entscheidungen umsetzte“ (S. 13), fasste Präsident Băsescu bei der Vorstellung des Kommissionsberichts zusammen und entband im Einklang mit der Kommission die „einfachen Mitglieder“ der Kommunistischen Partei und die rumänische Gesellschaft ausdrücklich von jedweder Mitverantwortung und Schuld. Wie Daniel Barbu kritisch zu dem Bericht anmerkte, zog die Kommission die Attraktivität des Kommunismus als Ideologie und konkretes politisches Projekt sowie das persönliche Engagement von Millionen rumänischer Kommunisten weder in Betracht, noch nahm sie sie ernst.53 Gleichzeitig umgingen die Mitglieder der Kommission auf diese Weise die Frage, inwieweit sie selbst oder Intellektuelle generell zu einer Stabilisierung des kommunistischen Systems beige-
52
S t a n : Access to Securitate Files (wie Anm. 8), S. 146-147. Daniel B a r b u : O istorie naturală a comunismului românesc [Eine natürliche Geschichte des rumänischen Kommunismus]. In: Iluzia anticomunismului. Lecturi critice ale Raportului Tismăneanu [Die Illusion des Antikommunismus. Kritische Lektüren des Tismăneanu-Berichts]. Hgg. Vasile E r n u , Costi R o g o z a n u , Ciprian Ș i u l e a , Ovidiu Ț i c h i n d e l e a n u . Chișinău 2008, S. 71-104. 53
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tragen hatten, was Katherine Verdery am Beispiel der Historiographie aufgezeigt hat.54 Dafür benennt der Kommissionsbericht 65 Personen als „Schuldige für das Aufzwingen und die Aufrechterhaltung eines Systems, das auf Verbrechen und Gesetzlosigkeit basierte“ (S. 770-771).55 Mit der expliziten Nennung des ehemaligen Präsidenten Ion Iliescu als eine dieser Personen lässt sich der Bericht eindeutig in der politischen Auseinandersetzung verorten, die unmittelbar nach 1989 einsetzte. Dafür sprechen auch die Forderungen der Kommission, die „Proklamation von Timișoara“ vom März 1990 als „wahre Charta der Rumänischen Revolution“ (S. 34) und „den antikommunistischen Charakter“ der Ereignisse vom Dezember 1989 offiziell anzuerkennen (S. 777). Auch die Forderung, den Menschen, die im Mai 1990 bei den Demonstrationen gegen Ion Iliescu und die „Front der Nationalen Rettung“ [Frontul Salvării Naționale, FSN] verhaftet wurden, den Status politischer Häftlinge zuzuerkennen (S. 781), verweist auf die Auseinandersetzungen Anfang der 1990er Jahre. Mit Blick darauf, dass Ion Iliescu von 1968 bis 1971 Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei und von 1990 bis 1996 Präsident Rumäniens war, vertritt der Kommissionsbericht gar die These, dass der Kommunismus im Dezember 1989 „nur offiziell“ gestürzt worden sei (S. 776) – eine These, die Präsident Băsescu bei der Vorstellung des Berichts geflissentlich überging. Die Kommission kam in diesem Zusammenhang zu dem Urteil: „Der politische Wille der ehemaligen Securitate und des ehemaligen Aktivs der kommunistischen Partei, der im Rumänien der letzten 17 Jahre [seit 1989, M. J.] herrschte und in Parlaments- oder Verwaltungsbeschlüsse umgesetzt wurde, sorgt dafür, dass das Erbe der kommunistischen Vergangenheit […] genau von denen verwaltet wird, die das ehemalige Regime unterstützten“ (S. 479).
Damit kommt die Enttäuschung, vielleicht auch Verbitterung der in der Kommission versammelten intellektuellen Kreise nicht über das Ende des Kommunismus, sondern über das, was darauf folgte, mehr als deutlich zum Ausdruck.
6. Ein schwieriges Erbe Hält man sich die nach wie vor nicht vollständig geklärte Lage der Securitate-Archive, die Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem 54 Katherine V e r d e r y : National Ideology Under Socialism. Identity and Cultural Politics in Ceaușescu’s Romania. Berkeley, Los Angeles, London 1995 (Societies and culture in East-Central Europe 7), S. 215-255. 55 Vgl. auch die „Biographien der Nomenklatura“ im Schlussbericht (wie Anm. 51), S. 785-807.
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CNSAS sowie die Art und Weise vor Augen, in der vor Gerichten mit der Securitate und Verbrechen aus der Zeit des Kommunismus umgegangen wurde, erscheint diese Enttäuschung durchaus verständlich. Wie in dem eingangs erwähnten Lied von Ada Milea, in dem Ceaușescu über seinen Tod fortwirkt und weiterhin ein fester Teil der Menschen bleibt, kann durchaus nachvollzogen werden, dass das Ende des Kommunismus und die Zeit nach 1989 als „Betrug der Geschichte“ empfunden werden. Allerdings zeigt sich an den hier vorgestellten Bereichen, dass es nach 1989 durchaus Möglichkeiten gab, etwa Einsicht in SecuritateAkten zu erhalten oder, wie beim Fall Gheorghe Ursu, für Verbrechen verantwortliche Personen strafrechtlich zu verfolgen und auch zu verurteilen. Dass dies bei Weitem keine leichten Unterfangen waren, soll dabei nicht in Frage gestellt werden, ebenso wenig wie das Überdauern „alter Macht- und Schweigestrukturen“56 aus der Zeit des Kommunismus über den Bruch von 1989 hinaus. Grundsätzlich erscheint es doch zu einfach und zu kurz gegriffen, enttäuschte Erwartungen und Misserfolge allein mit einem Fortwirken des Kommunismus und der Securitate nach 1989 erklären zu wollen, wobei andere, unbequemere Faktoren aus dem Blick geraten bzw. gar nicht erst thematisiert werden (müssen). In diesem Sinne ist das Beharren auf einfachen „Freund-Feind-Schemata“ sowohl für die Zeit des Kommunismus als auch für die Zeit danach wenig erkenntnis- und verständnisfördernd. Alles in allem bleibt nicht nur die Securitate, sondern die kommunistische Vergangenheit insgesamt weiterhin ein schwieriges Erbe in Rumänien.
Summary A Burdensome Herritage. The Present-Day Perspective of Securitate in Romania This paper proposes to examine differing ways in which Securitate has been regarded since 1989. To do so, various documents are being scrutinized, as for example specific Secret Service files concerning lawsuits against Securitate, as well as crimes from the days of Communism in general, and not least the “National Council for the Study of the Securitate Archives” set up in 1999. 56
T r a p p e : Rumäniens Umgang (wie Anm. 27), S. 161-162.
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There had been considerable frustration ever since 1989 regarding the lack of progress in any of these fields, thus nurturing fears that Securitate might still be actively controlling the whole country. These fears were fuelled by the Securitate’s ponderosity in general and its part in the recent narrative of “Communism in Romania”, a narrative sanctioned in 2006 by the state. On the other hand, this same narrative is also covering up the fact that Securitate files had been investigated in, and “delinquents” had been prosecuted and sentenced ever since 1989. The handling of Securitate files proves to the fact – as shown in this paper – that the Romanian Communist era still is, generally speaking, a most challenging heritage.
Rezumat O moștenire grea. Securitatea în perspectiva actuală în România Autorul cercetează relațiile cu Securitatea în diferitele domenii după anul 1989. Este vorba de dosarele cu actele Securității, de dezbaterea polemică cu această instituție și crimele ei din perioada comunistă de care se ocupă Consiliul Național pentru cercetarea Arhivelor Securității înființat în 1999. Decepția provocată de evoluția în acest domeniu a produs o opinie foarte răspândită că Securitatea ar fi rămas activă și după 1989, controlând întreaga țară. La această opinie a dus și ponderea acordată Securității și rolului ei în narativul general “Comunismul în România”. Acest narativ sancționat de către stat din 2006 maschează faptul că de exemplu după 1989 actele Securității au putut fi cercetate sau că vinovații pot fi urmăriți în justiție și condamnați. Modul de a trata actele Securității – așa cum este prezentat în această cercetare – demonstrează că perioada comunistă reprezintă pentru România în continuare o moștenire grea.
DER ZERBROCHENE SPIEGEL. M E T H O D I S C H E ÜB E R L E G U N G E N Z U M U M G A N G M I T S TA S I -A K T E N Von Katharina L e n s k i
1. Einführung Diesen Vortrag hielt ich aus drei Perspektiven, die unmittelbar miteinander verbunden sind: als Wissenschaftlerin, als unmittelbar Betroffene und als Vertreterin des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ (ThürAZ). Als Mitglied der damaligen Bürgerbewegung baue ich dieses Archiv seit 1991 gemeinsam mit einigen Mitstreiter/innen in Jena auf. Es ist das Spezialarchiv zu Opposition und Zivilcourage und gehört zu den drei größten Archiven überhaupt, die systematisch solche Überlieferungen sammeln und der Forschung öffnen.1 Zunächst konzentrierten wir uns auf Stasi-Akten, stellten jedoch fest, dass die Wiedergabe der Inhalte aus diesen Akten zugleich den Raum der Diktatur verlängerte. Die Diskussionen über Verstrickungen von ehemaligen Inoffiziellen Mitarbeitern führten zu einigen Forschungsbemühungen, aus denen eine erste Publikation über die Thüringer Landeskirche hervorging.2 Ich selbst hatte nicht erwartet, dass über mich persönlich eine Akte existiert, zumal Frauen im Horizont der Staatssicherheit selten ins Blickfeld gerieten. Das war ein Trugschluss. Als ich 1998 nach sechsjähriger Wartezeit Akteneinsicht und damit die Chance zur beruflichen Rehabilitierung erhielt, musste ich einen vierfachen „Schock“ durchleben: einmal den über die bürokratische Situation in der Behörde, dann das Desinteresse der für mich zuständigen Angestellten nebst ihren Beteuerungen, mit „meinen Kreisen“ nie etwas zu tun gehabt zu 1 Vgl. www.thueraz.de und http://www.thueringen.de/imperia/md/content/tmbwk/ kulturportal/aufarbeitungsed-diktatur/empfehlungen_der_historiker-kommission_mit_ anlage.pdf [letzter Zugriff: 27.01.2014]. 2 „So bestehet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat …“ Die „Andere“ Geschichte. Hgg. Katharina L e n s k i u. a. Erfurt 1993.
Überlegungen zum Umgang mit Stasi-Akten
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haben.3 Zum dritten die Akteneinsicht selbst, bei der über die Hälfte des Materials abgedeckt wurde, so dass ich nur Splitter des sowieso schwierig zu erfassenden Konvoluts lesen konnte. Die dort festgehaltene bösartige Interpretation meines Tuns erschreckte, verletzte mich. Obwohl ich viele Erfahrungen mit Boshaftigkeit, Hinterlist und Lüge gesammelt hatte, war dies doch eine Bösartigkeit, die mich, ohne mein Wissen eng an mich selbst gebunden, in einen traumatischen Zustand versetzte, den ich ähnlich 1988 während der Verhaftung eines Freundes erlebt hatte.4 Meine Rehabilitierung wurde der nächste Schock, der mich noch mehr in die damalige traumatische Situation des Unrechts zurückkatapultierte, wenn sie auch letztlich Erfolg hatte. Doch seit der Akteneinsicht waren die meisten meiner Alpträume verschwunden, als ob sie nie dagewesen seien. Mit anderen Worten: so schockartig die Situation gewesen war, war sie doch ein erster Schritt zur Heilung.5 Zurück zum Archiv. Die eigenen Erfahrungen mit der Akteneinsicht, die Bemühungen um Rehabilitierung von jenen, die im Archiv um Hilfe baten, und die dortigen Forschungen zeigten umso mehr, dass es ein Trugschluss ist, den Stasi-Akten zu glauben. Deshalb begannen wir, die Tagebücher, Briefe, Fotografien, Gedächtnisprotokolle, Samisdat und all jene Dokumente zu sammeln, die Auskunft über die konkreten Denk- und Lebenswirklichkeiten der Einzelnen geben.6 In Fallstudien 3 Aus den Berichten weiterer Betroffener und aus eigener Erfahrung ist zu schlussfolgern, dass beispielsweise der in der BStU Gera geschaffene Rahmen wesentlich mehr Aufklärung erlaubte als in der BStU Halle, wo meine erste Akteneinsicht erfolgte. Die Beteuerung der Behördenangestellten, nichts mit „meinen Kreisen“ zu tun gehabt zu haben, ist deshalb erwähnenswert, weil sie mir damit zu verstehen gab, mich als „das Andere“, demnach wohl Feindliche, einzuordnen. 4 Diese Verhaftung stand im Kontext der offiziellen Januar-Demonstration in Berlin 1988, die jährlich zur Erinnerung an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht abgehalten wurde, und der sich Bürgerrechtler/innen mit Plakaten zugesellen wollten und deshalb festgenommen wurden. Auf ihren Plakaten stand u. a. ein Zitat von Rosa Luxemburg, dass Freiheit immer auch die Freiheit der „Andersdenkenden“ sei. Thomas K l e i n : „Frieden und Gerechtigkeit!“ Die Politisierung der Unabhängigen Friedensbewegung in Ost-Berlin während der 80er Jahre, Köln, Weimar, Wien 2007, S. 364-395. 5 Dass Umgang und individuelle Folgen der Akteneinsicht auch von der jeweiligen Vorgeschichte abhängen, schreibt Annette S i m o n : Psychoanalytische Reflektionen zur Funktion der Stasiunterlagen-Behörde. In: Traumatisierungen in (Ost-)Deutschland. Hgg. Christoph S e i d l e r , Michael J. F r o e s e . Vorwort Carl N e d e l m a n n . 2. Aufl. Gießen 2009, S. 136. 6 Im Jahr 2011 beherbergt das Archiv über 100 Sammlungen hauptsächlich von Menschen aus der Friedens-, Menschenrechts- und Umweltbewegung. Zur Bestandserweiterung werden aus der Erkenntnis heraus, dass die Schriftquellen oft nicht ausreichen, um etwas über Handlungen und Orientierungen zu erfahren, biographische Interviews geführt, die je nach Ressourcenlage den Nutzer/innen zeitnah zur Verfügung gestellt wer-
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zu den alternativen Jugendfestivals der Jahre 1978, 1979 und 1986 in der Thüringer Kleinstadt Rudolstadt, zu Diskursräumen in der Stadt Gera, in Ausstellungen und Publikationen versuchten wir, die verschiedenen Quellenebenen zu verbinden, um die konkreten Geschichten nicht nur mit ihren Machtbezügen, sondern in ihrem eigentlichen Eigen-Sinn, ihren Chancen und Blockierungen zur Kenntnis zu nehmen.7 In den Diskussionen um die Tätigkeit von inoffiziellen Mitarbeitern stellte sich heraus, dass ein Freund-Feind-Denken die Durcharbeitung der Traumata und damit ihre Bewältigung verhindert. Die langjährigen Erfahrungen im Spannungsfeld von Politik, Wissenschaft und Zeitzeugenschaft warfen immer wieder die Frage auf, welcher Rahmen notwendig ist, um nicht nur einer exklusiven Schicht, sondern allen Beteiligten zu ermöglichen, die Vergangenheit zu reflektieren. Auch die Blockaden könnten Hinweise geben, um einerseits die Überlieferungen der Staatssicherheit zu nutzen, doch nicht in die Falle des dort zelebrierten Weltbildes zu geraten. Im Folgenden werde ich deshalb die Ausgangssituation für die Betroffenen einerseits und die Wissenschaft andererseits skizzieren. Diese Situationen wirken sich auf die Wahrnehmung der Akten und deren Interpretation aus, tragen jedoch wenig zur Aufklärung und zum Verstehen bei. Eine zentrale Frage stellt sich nach den Folgen der geheimpolizeilichen Interventionen. Da diese oft für Dritte unsichtbar bleiben, unterliegt auch das Fortwirken der aus ihnen resultierenden den. Katharina L e n s k i : Vom bedrohten Gedächtnis zum lebendigen Kulturspeicher. Die Entstehung, Überlieferung und Bedeutung privater Sammlungen im ThürAZ. In: Archiv, Forschung, Bildung. Fünfzehn Jahre Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“. Hg. Reiner M e r k e r , Bearb. Manuel P e t k o v . Berlin 2009, S. 27-38. 7 Vgl. die Publikationen unter www.thueraz.de. Grundlegend zu den theoretischen und methodologischen Fragen Lutz N i e t h a m m e r : Erfahrungen und Strukturen. Prolegomena zu einer Geschichte der Gesellschaft der DDR. In: Sozialgeschichte der DDR. Hgg. Hartmut K a e l b l e , Jürgen K o c k a , Hartmut Z w a h r . Stuttgart 1994, S. 95-115, bes. S. 96f.; Die Grenzen der Diktatur. Staat und Gesellschaft in der DDR. Hgg. Richard B e s s e l , Ralph J e s s e n . Göttingen 1996. Dort neben der Einleitung der Herausgeber der Aufsatz von Mary F u l b r o o k : Methodologische Überlegungen zu einer Gesellschaftsgeschichte der DDR. Ebenda, S. 274-297; und der von Thomas L i n d e n b e r g e r : Alltagsgeschichte und ihr möglicher Beitrag zu einer Gesellschaftsgeschichte der DDR. Ebenda, S. 298-325; zum „Eigen-Sinn“ Alf L ü d t k e in verschiedenen Publikationen, zuerst d e r s .: Eigen-Sinn. Fabrikalltag, Arbeitererfahrungen und Politik vom Kaiserreich bis in den Faschismus. Ergebnisse. Hamburg 1993; d e r s .: Geschichte und Eigensinn. In: Alltagskultur, Subjektivität und Geschichte. Zur Theorie und Praxis von Alltagsgeschichte. Hg. Berliner Geschichtswerkstatt. Münster 1994, S. 139-153; d e r s .: Sprache und Herrschaft in der DDR. Einleitende Überlegungen. In: Akten. Eingaben. Schaufenster. Die DDR und ihre Texte, Erkundungen zu Herrschaft und Alltag. Hgg. Alf L ü d t k e , Peter B e c k e r . Berlin 1997, S. 11-26.
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Blockaden bei den Betroffenen wiederum Fehlinterpretationen. Diese Blockaden und Schlüsse wahrzunehmen und in darüber hinausgehende Überlegungen einzubeziehen wird dann möglich, wenn die weiteren Bedingungen beachtet werden. Dies sind neben den Fragen nach der Entstehung und Funktion der Akten auch die nach ihrer tatsächlichen Verwertung, den Leerstellen und Archivierungszusammenhängen.
2. Der zerbrochene Spiegel Die Kernsituation bei der Einsicht in Stasiakten ist für Betroffene grundverschieden von der Einsicht derer, die wissenschaftlich oder journalistisch arbeiten, sofern sie nicht selbst betroffen waren. Erstere werden in die damalige Repressionssituation zurückgestoßen: Alte Wunden werden aufgerissen, der Mensch sieht sich in Einzelteile zerlegt, die verdreht und einseitig zusammengepresst neu zusammengefügt wurden, um ein Bild zu zeichnen, das der Überwachungsintention entsprach: Das Bild vom Klassenfeind ist das, was in den Stasi-Akten festgehalten ist. Mancher übernimmt es gebannt als Selbstbild und geht damit ungewollt eine Allianz mit jenen ein, die ihn auch vorher nicht als Subjekt akzeptierten. Dem Lesen der Stasiakten folgen dann auch hauptsächlich zwei Strategien, mit dem Schock-Wissen umzugehen: das Verdrängen und die Perspektivumkehr. Die Verdrängung zeigt sich im gebannten Blick auf Teile des Repressionssystems, so auf die Inoffiziellen Mitarbeiter. Die Perspektivumkehr bildet sich so ab, dass Stigmatisierung als Form der Auseinandersetzung in der Regel das Mittel der Wahl ist, nicht aber der aufklärerische und aufklärende Diskurs. Alle, die in diesen Akten forschen, finden nämlich eines nicht: die Übereinstimmung des Fremdbildes mit dem Selbstbild, schon gar nicht die Wahrheit. Den Betroffenen enthüllen sich Beurteilungen, Grenzüberschreitungen und Denunziationen der eigenen Person. Stasi-Akten zu lesen bedeutet deshalb für sie vor allem, sich in einem zerbrochenen Spiegel ansehen zu müssen, den die Staatssicherheit dort zersplitterte, wo sie den Feind vermutet hatte.8 Das ist die erste Erfahrung: Erschrecken über ein Denken, das sich einer ideologisch gepanzerten Sprache bediente. Diese Sprache dokumentiert ein Handeln, das nicht zuließ, dass Zufälliges, Kreatives oder Unbestimmtes hörbar wurde. 8 Zum Problem des Nachwirkens des Traumas u. a. Stefan T r o b i s c h - L ü t g e : Das späte Gift. Folgen politischer Traumatisierung in der DDR und ihre Behandlung. Vorwort Marianne B i r t h l e r . Gießen 2004; Traumatisierungen (wie Anm. 5); Annette S i m o n : Versuch, mir und anderen die ostdeutsche Moral zu erklären. Gießen 1995.
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Die zweite Erfahrung: Die erhoffte Wahrheit ist nicht zu finden. Erschrecken und Ernüchterung sind die beiden zentralen Anfangserfahrungen aus der Akteneinsicht. Diese Erfahrungen finden sich im öffentlichen Diskurs einerseits in Verdrängung, andererseits in der Umkehrung der Perspektive in einem neuen Freund-Feind-Denken wieder.9 Doch beide Vorgänge bergen eines nicht: die Möglichkeit für die Betroffenen, die Akten für sich so durchzuarbeiten, dass sie sich von den an sie gebundenen Bildern befreien könnten, so dass ihr Selbstvertrauen gestärkt wird. Denn dies würde einerseits den Mut erfordern, aus der Selbstgewissheit in die unwägbare Parallelwelt der Stasi hinabzusteigen. Andererseits sind Anleitungen, Techniken der Akteneinsicht, doch auch Institutionen und Menschen gefragt, die nicht Mitleid zeigen, sondern die Menschen als Gegenüber, als Ganzes wahrnehmen, und die ihnen helfen, vom Objektstatus des „Feindes“ und „Opfers“ zu dem des fehlbaren doch seiner selbst bewussten Subjekts zu wechseln.10 Eine erste Schlussfolgerung lässt sich an dieser Stelle für die historische Forschung ziehen: Keinesfalls dürfen die Betroffenen für die Illustration von Weltbildern der Forschenden benutzt werden. Doch die Verführung der Stasi-Akten ist groß. Auf den ersten Blick findet sich hinter den entsiegelten Geheimakten ein unschätzbares Arkanwissen über die Diktatur. Da die Überwachungslogik oft eingängig mit dem Ruf nach „Ordnung und Sicherheit“ verbunden ist, wird sie bis heute weithin als legitim erachtet und nicht kritisiert.11 Doch genau hier beginnt die ideologische Spiegelung der Geheimpolizei. Ihr tatsächliches Geheimnis geben die Akten dabei nur preis, wenn man ihren Weg nachvollzieht.12 Vielfach sind die Spuren dieser Wege unter dem, was über 9 Zu den Folgen der Verdrängung Mario E r d h e i m : Die Produktion von Unbewusstheit in der Erinnerungskultur. In: Traumatisierungen (wie Anm. 5). S. 45-57. 10 Dabei ist die Anerkennung des Erlittenen nicht zu verwechseln mit einer Festlegung der gesamten Person auf jene repressiven Erfahrungen und den individuellen Umgang mit diesen. 11 Vgl. warnend die „Resolution zum Umgang mit der Zeitgeschichte in der Öffentlichkeit. Verabschiedet von der Mitgliederversammlung des Verbandes der Historiker Deutschlands während des 40. Historikertages in Leipzig am 30.09.1994“, dokumentiert in: hso (1994), Nov./Dez., S. 109-110. 12 Am deutlichsten wird dies bei den Fotodokumentationen der Staatssicherheit: Die Fotografien wurden ausschnittweise, aus dem Kontext gerissen und entsprechend der jeweiligen operativ-eingreifenden Funktion, aneinandergereiht und mit denunzierenden Unterschriften versehen. Ihre tatsächliche Aufgabe wird erst deutlich, wenn man ihre letztendliche Benutzung nachvollzieht, die jedoch allein aus dem Archivierungszusammenhang oft nicht erkennbar wird. So in der Fotodokumentation des MfS, abgedruckt in: Zwischen Utopie und Resignation, vom Bleiben und Gehen. Jugendkultur in der DDR in den 80er Jahren am Beispiel der Großveranstaltung „Jugend 86“ in Rudolstadt. Hgg.
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und mit Stasi-Akten in den vergangenen zwanzig Jahren geschrieben wurde, nur noch in Ansätzen sichtbar oder gänzlich verschwunden. Das neue-alte Freund-Feind-Denken kehrt nun die Perspektive um, so dass ideologische und nicht analytische Kriterien erkenntnisleitend sind – stumpfe Instrumente für versöhnende Bewältigung der Vergangenheit.13 Was damit gemeint ist: Die Stasi-Akten werden zur Illustration und als Beweis rückwärtsgewandter, sinnstiftender Thesen eingesetzt und selten, wenn überhaupt, auf ihre engere und weitere Funktion untersucht.14 Die damit geschriebene Geschichte dient somit eher einer Geschichtspolitik der Aufrechnung, einer Verordnung von Sinn-Normen, nicht aber der Reflexion im Sinne der Opfer und hinsichtlich zukünftig verantwortlichen Handelns. Diese Form der Aufarbeitung blickt zurück, um politische Entscheidungen zu legitimieren, Katharina L e n s k i , Uwe K u l i s c h . Jena 2003, S. 145-150. Erst einige Jahre später habe ich mich an eine Analyse dieser Fotodenunziation gewagt. Heute weiß ich, dass mich zuvor u. a. das Erschrecken über das sich dort offenbarende Denken der Stasi-Offiziere und ein ungenügend reflektiertes (Selbst-)Bewusstsein der Geschichte daran gehindert hatten. Vgl. Karin H a r t e w i g : Das Auge der Partei. Fotografie und Staatssicherheit. Berlin 2004; Die DDR im Bild. Zum Gebrauch der Fotografie im anderen deutschen Staat. Hgg. Karin H a r t e w i g , Alf L ü d t k e . Göttingen 2004; Axel D o ß m a n n : Transit. Die Autobahn im Blick von Polizei und Staatssicherheit. In: ebenda, S. 107-124; zur Problematik der Ausrisse Wolfgang B r u n n e r : Die Archivordnung des MfS. Auswirkungen auf die Bestandsbildung. In: Archiv, Forschung, Bildung. Fünfzehn Jahre Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“. Hg. Reiner M e r k e r . Berlin 2009, S. 51-81. 13 Hier zeigt sich die Sackgasse, die aus dem Begriff „Opposition“ entsteht, der, mit unterschiedlichen Sinngehalten gefüllt, doch letztlich in der Täter-Opfer-Perspektive verbleibt und bis heute umstritten ist. Zum Begriff: Artikel Opposition, innere. In: Das Wörterbuch der Staatssicherheit. Definitionen zur „politisch-operativen Arbeit“. Hg. Siegfried S u c k u t . 3. Aufl. Berlin 2001, S. 282; den inneren Zusammenhang beschreiben Ulrike P o p p e , Rainer E c k e r t , Ilko-Sascha K o w a l c z u k : Opposition, Widerstand und widerständiges Verhalten in der DDR. Forschungsstand – Grundlinien – Probleme. In: Zwischen Selbstbehauptung und Anpassung. Formen des Widerstandes und der Opposition in der DDR. Hgg. Ulrike P o p p e , Rainer E c k e r t , Ilko-Sascha K o w a l c z u k . Berlin 1995, S. 9-26; Ilko-Sascha K o w a l c z u k : Von der Freiheit, Ich zu sagen. Widerständiges Verhalten in der DDR. In: ebenda, S. 85-115 unterschied nicht, wie in der Literatur vorzufinden, Opposition als systemimmanent und Widerstand als Fundamentalopposition, sondern stellte vier Grundtypen des „Widerstands“ auf: gesellschaftliche Verweigerung, sozialer Protest, politischer Dissens, Massenprotest (ebenda, S. 97-114). 14 In der Literatur finden sich viele Beispiele dieser seitenverkehrt spiegelnden Sinnstiftung, z. B.: Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Hg. Stéphane C o u r t o i s u. a. Mit dem Kapitel „Die Aufarbeitung des Sozialismus in der DDR“ von Joachim G a u c k und Ehrhart N e u b e r t , dt. Ausgabe München, Zürich 1998 (zuerst Paris 1997). Am weiteren Beispiel der Deutung des Jahres 1989 kritisch Michael B e l e i t e s : Die Zukunftsfragen nicht aus dem Blick verlieren. Gedanken nach zehn Jahren als Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen. In: Horch und Guck 20 (2011), H. 1, S. 70-75.
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vernachlässigt jedoch zugleich die Folgen der Diktatur. Jene Spuren zu verfolgen bedeutet, sich darauf einzulassen, unter der Oberfläche der geschichtspolitischen Thesen den Abglanz einer Realität zu finden, die vielfältiger, doch auch bedrückender war als suggeriert wurde. Welche Spuren wären das? Im Folgenden soll versucht werden, das Vorgehen zu beschreiben, mit dem die zersplitterten Teile in Ansätzen zusammengefügt werden können.
3. Entstehungskontext Ein erster Hinweis ist das Feindbild der Geheimpolizei.15 Deren Sprache zu decodieren ist erste Voraussetzung für eine weitergehende Kontextbildung, denn die Sprache verweist auf das Weltbild und das von ihm geleitete Handeln. Im Wörterbuch der Staatssicherheit finden sich die Definitionen der jeweiligen Funktionstermini. Diese führen ins ideologische Abseits, wenn sie nicht in ihre konkrete Realfunktion übersetzt werden. Stereotype wie die Bezeichnungen „Agent“, „Saboteur“ oder „Diversant“ führen zum Sprachgebrauch der Tscheka zurück. Diese Begriffe bezeichnen zugleich Handlungsanweisungen, denn sie sind Kurzformeln aus den jeweiligen Paragraphen des stalinistischen Strafrechts.16 Konstitutiv für die Akten ist demnach eine Rechtssetzung, die sich auf Feindbilder bezog. Dies war die Grundlage für die Entstehung der Akten. Die Willkür der Feindbilder zog nach sich, dass den Interpretationen der Offiziere – je nach Hierarchieebene – viel Raum blieb.17 Damit nähern wir uns dem Entstehungskontext der Akten: ob sie zufällig oder geplant, durch die Berichtspflicht oder als Auswertungsakten entstanden, ob sie mit Statistiken operierten oder das Eindringen in das Privatleben der Betroffenen fixierten. In den Akten sind Struktur, Organisation und Denken der Offiziere do15 Zu Feindbildern des Sozialismus u. a.: Unsere Feinde. Konstruktionen des Anderen im Sozialismus. Hgg. Silke S a t j u k o w , Rainer G r i e s . Leipzig 2004. 16 Im Strafgesetzbuch der DDR (StGB) entsprachen dem Feindbild des „Agenten“ die §§ 97-100, dem des „Saboteurs“ § 104, dem des „Diversanten“ § 103. Clemens V o l l n h a l s : Der Schein der Normalität. Staatssicherheit und Justiz in der Ära Honecker. In: Staatspartei und Staatssicherheit. Zum Verhältnis von SED und MfS. Hgg. Siegfried S u c k u t , Walter S ü ß . Berlin 1997, S. 213-247; vgl. auch Walter S ü ß : Die Staatssicherheit im letzten Jahrzehnt der DDR. Berlin 2009, S. 108-110. 17 Bislang existiert lediglich eine systematische Untersuchung zu den Offizieren von Jens G i e s e k e : Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit. Personalstruktur und Lebenswelt 1950-1989/1990. Berlin 2000. Jüngst erschien eine Fallstudie von FSU und BStU zu den Offizieren, die in den ZOV „Bühne“ der Bezirksverwaltung Gera involviert waren: Bühne der Dissidenz und Dramaturgie der Repression: Ein Kulturkonflikt in der späten DDR. Hgg. Lutz N i e t h a m m e r , Roger E n g e l m a n n Göttingen 2013 (Analysen und Dokumente 35).
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kumentiert, außerdem gedankliche und strukturelle Verflechtungen mit ihren Unterstützern in Staat und Gesellschaft, ihren intellektuellen, ideologischen und polizeilichen Helfern.18 Die Informationen über die Betroffenen reichen von allgemeinen Regimebeschreibungen über biographische Kerndaten bis hin zu intimen Details. Fünf voneinander abhängige Bedingungen unterscheiden die Entstehung der Stasi- von „normalen“ Verwaltungsakten: a) die Betrachtung des „Anderen“ als „Feind“ lediglich wegen des Anders-Seins auf der Grundlage willkürlicher Kriterien, b) die Zuweisung eines vorverurteilenden Objektstatus an die Betroffenen, c) das Ziel der Inhaftierung und/oder des Ausschlusses aus Berufs- und Lebenskreisen bzw. der Homogenisierung von Denk- und Lebensweisen, d) die Konspiration sowie Einrichtung geheimer Informations- und Aktionskanäle und die damit einhergehende Unmöglichkeit öffentlicher Verhandelbarkeit, e) der mit der Hierarchiestufe steigende Abstraktionsgrad, mit dem u. a. gewalttätige und rechtsstaatswidrige Vorgänge verkleidet wurden. Die Illustration des jeweiligen Freund- oder Feindbildes schlägt sich in der Geheimhaltungsstufe der Entstehung nieder. Die Opferakten entstanden komplett ohne Wissen der Betroffenen. Die MfS-Mitarbeiter dagegen trugen in Abhängigkeit ihrer Funktion zu ihrer Entstehung bei. Sie füllten auch langatmige Fragebögen über sich selbst, ihre Familie und – sofern existent – Freunde aus, bevor sie eingestellt wurden. Während bei den Offizieren, jedoch auch den offiziellen und inoffiziellen Mitarbeitern, Bewegungs- und Gestaltungsmöglichkeiten lagen, konnten die Betroffenen keinen Einfluss nehmen – es sei denn, sie wechselten nach einer Anwerbung die Rolle. Sämtliche Arten von Stasi-Akten behandeln die Menschen als (militärische) Objekte, wenn sich auch die Stufe des Objektstatus unterscheidet. Das grundlegende Ziel war es, den „Anderen“, der aufgrund willkürlicher Merkmale zum „Feind“ stigmatisiert worden war, auszugrenzen oder zu inhaftieren. Dabei war der Handlungsspielraum umso größer, je weniger die Offiziere mit der konkreten Lebenswirklichkeit der Betroffenen in Berührung kamen. Mit steigender Hierarchie wuchs neben dem Grad der Geheimhaltung innerhalb des Apparates auch die Hand18 Zum politisch-operativen Zusammenwirken (POZW): Artikel Zusammenwirken, politisch-operatives. In: Wörterbuch (wie Anm. 16), S. 428.
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lungsmacht. Das bedeutet, dass in den Akten, die aus den höheren Hierarchien stammten, ungeschminkter über das eigene Herangehen, jedoch auch entfremdeter, abstrakter, schematischer über die „Bearbeitungsobjekte“, nämlich die letztlich Betroffenen, geschrieben wurde. Die Geheimhaltung übernahm somit folgende Funktionen: Die Informationen gelangten erstens unbemerkt zur Staatssicherheit, die damit zweitens Handlungsstrategien und -bausteine festlegen konnte, um vermeintliche Gegner zu bekämpfen, womit drittens einerseits der Mythos ihrer Allmacht, andererseits Feindbilder gegen „Andere“ realisiert wurden.
4. Funktions- und Verwertungskontext Als wichtigstes Ziel der Überwachung fällt der Ausschluss der Betroffenen aus ihrem Arbeits- und Freizeitbereich auf. Das Ziel, den „Feind“ zu „vernichten“, übersetzten die Offiziere so, dass den Betroffenen stufenweise die gesellschaftlichen Bereiche verschlossen wurden. Um das zu erreichen, setzten sie anfangs hauptsächlich Haft, seit den 70er Jahren zunehmend die „Zersetzung“19 ein. Wenn auch die Androhung der Haft über der Gesellschaft wie ein lautlos auf und nieder bebendes Schwert schwebte, änderte sich die Anwendung des stalinistischen Rechtes hin zu den unsichtbaren Methoden von Ausgrenzung und Ausschluss. Da die Ausgeschlossenen zwangsläufig andere Lebensbereiche bildeten, die oft genug wiederum als nicht „sicher“ galten, produzierte sich die Geheimpolizei mit den neuen Gegnern den eigenen Teufelskreis.20
19 Zur „Zersetzung“: Die Richtlinie 1/76 ist abgedruckt in David G i l l , Ulrich S c h r ö t e r : Das Ministerium für Staatssicherheit. Anatomie des Mielke-Imperiums. Hamburg 1993, S. 346-402, bes. S. 389-392; zum Begriff aus MfS-Sicht: Artikel Zersetzung, operative. In: Wörterbuch (wie Anm. 16), S. 422-424; aus Betroffenensicht: Zersetzung der Seele. Psychologie und Psychiatrie im Dienste der Stasi. Hgg. Klaus B e h n k e , Jürgen F u c h s . Hamburg 1995; Sandra P i n g e l - S c h l i e m a n n : Zersetzen. Strategie einer Diktatur. Berlin 2003. 20 Die Zwangsausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann 1976 beispielsweise zog Proteste nach sich, die u. a. durch Entlassungen befriedet wurden. Selbst wenn sie keine Ambitionen hegten, der Staatspolitik erneut zu widersprechen, wurden die Betroffenen an der neuen Arbeitsstelle stigmatisiert. Information der Auswertungs- und Kontrollgruppe der Hauptabteilung XX vom 22.12.1976 zu „erkannten Problemen aus den Bereichen Kultur, Jugend und Volksbildung“. BStU MfS HA XX/AKG 867, Bl. 4359. Für die Universitäten Jena und Leipzig Monika G i b a s : Clio am Scheideweg: Die Biermann-„Affäre“ und die akademische Geschichtswissenschaft in Leipzig und Jena. In: Couragierte Wissenschaft. Eine Festschrift für Jürgen John zum 65. Geburtstag. Hgg. Monika G i b a s , Rüdiger S t u t z , Justus H. U l b r i c h t . Jena 2007, S. 339-350.
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Als die wichtigste und wohl Kernüberlieferung in der BStU kann man die Operativakten ansehen, um die sich die übrigen Aktenarten gruppieren.21 In den dort zu findenden Maßnahmeplänen wurde geplant, Beweise gegen die Stigmatisierten zu fingieren und sie als „echte“ Beweismittel zu inszenieren, um Inhaftierung oder Ausgrenzung zu legitimieren. Danach richtete sich auch die Konstruktion der Zwischenberichte, Einschätzungen und Informationen. Häufig wiederholte man weit zurückliegende Stigmata, die bereits ideologisch konstruiert worden waren und weiterhin als Argument für die Illustrierung des Feindbildes dienten. Wichtige Indikatoren sind bei allen Aktenarten die Fragen nach dem Verhalten während des 17. Juni 1953 in der DDR oder dem Ungarnaufstand 1956, während des Mauerbaus, des Prager Frühlings oder der Ausbürgerung Wolf Biermanns. War jemand durch öffentlich-kritisches Sprechen aufgefallen, wurde er auch weiterhin in die Feindrolle gedrängt. Auch individuelle Lebensstile und ungewohnte Kulturen zählte man zum Gefährdungspotenzial der Sicherheit des Staates.22 Die Beurteilungen, Einschätzungen und Etikettierungen der Personen sind demnach im jeweiligen Zusammenhang als darauf zielende Argumente zu sehen, ihre Position anzugreifen, zu schwächen oder zu zerstören. Die Geheimpolizei beschränkte sich nicht nur auf das Arbeitsfeld oder den politischen und sozialen Bereich, sondern drang auch in die persönliche Sphäre ein. Dabei erweiterte sie ihren Handlungsradius über die Feind- auf die Freund-„Objekte“. Auch diese sollten uneingeschränkt kontrolliert werden, denn auch sie sollten einem immerwährenden „Erziehungsprozess“ unterliegen.23 Auch innerhalb 21 Zu den Operativakten zählen besonders die Operativen Vorgänge und Operativen Personenkontrollen. Zum Operativen Vorgang die Definitionen in: Wörterbuch (wie Anm. 13), S. 273-282 (= mehrere Artikel zu Operativer Vorgang: Anlage, Ausgangsmaterial, Eröffnungsbericht, Ziele der Bearbeitung, Operativplan, Einführung, Heranführen oder Herauslösen von IM, Sachstandsbericht, Einstellen der Bearbeitung, Abschluss, Ablage); zur Operativen Personenkontrolle: ebenda, S. 271-272 (= Artikel zu Operative Personenkontrolle und OPK/Kontrollziele); als zentrale Struktureinheiten betont Wolfgang B r u n n e r : Die Archivordnung des MfS (Anm. 12), S. 54-57 die Karteien der Staatssicherheit. 22 Ein Beispiel ist die Definition von Asozialität. Aus MfS-Sicht: Wörterbuch (wie Anm. 16), S. 57f.; aus historisierender Perspektive Dirk M o l d t : Nein, das mache ich nicht. Selbstbestimmte Arbeitsbiographien in der DDR. Berlin 2010, S. 7-10. 23 Vgl. Grundsätze für den Dienst im Ministerium für Staatssicherheit (Dienstordnung) vom 13.07.1972. BStU, MfS, BdL-Dok. 3213, abgedruckt in: Grundsatzdokumente des MfS. Bearbb. Roger E n g e l m a n n , Frank J o e s t e l . Berlin 2004, S. 241 (= MfSHandbuch, Teil V/5); auch: Dienstanweisung 43/53 des Staatssekretärs vom 6.11.1953: Richtlinien für die Kader- und Schulungsarbeit. BStU, ZA, DSt 100885; Jens G i e s e k e : Hauptamtliche (wie Anm. 12), z. B. S. 179-185, 200-208.
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des Apparats wurden deshalb Verwaltungs- und Kontrollaufgaben wiederum kontrolliert, gesteuert und reglementiert, doch auch um Anerkennung einer Arbeit gekämpft, die durch ihren destruktiven Charakter unter Legitimierungsproblemen litt. In den Abschlussberichten der Operativakten hieß es zwar mehrheitlich, man habe die Pläne realisiert. Doch oft erweist sich genau dies als interne Legitimation. Das zeigt sich daran, ob und in welcher Form die Betroffenen weiterhin überwacht und blockiert wurden.24 Diese Bedingungen und Aufgaben wirkten sich auf den Verwertungskontext aus, der primär von den Befehlen, Richtlinien und Dienstanweisungen vorstrukturiert wurde. Den Anweisungen Mielkes kam die höchste Bedeutung zu, dann den nachgeordneten Ebenen der Hierarchie. Ein wichtiges und zentrales Instrument wurde mit dem Jahr 1965 geschaffen, als zuerst die Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) und sukzessive in den Bezirks- und Kreisdienststellen die Auswertungs- und Informations- bzw. Kontrollgruppen (AIG/AKG) eingerichtet wurden.25 Seitdem wurde der Informationsfluss stärker rationalisiert und in die nachgeordneten Abteilungen und Behörden geleitet, 1979 wurde auch das Datenaustauschsystem der kommunistischen Geheimpolizeien hier angegliedert.26 Aus den in den Auswertungs- und Kontrollgruppen angelegten Überlieferungen wurden Synopsen von Gruppen und Personen zusammengestellt, die entsprechend als renitenter eingestuft wurden, und Vorlagen zur weiteren Bekämpfung erarbeitet. Die dort entwickelten Argumente gegen den so konstruierten Feind ließen zugleich eine Aufrüstung 24 So wurde beispielsweise gegen Mitglieder der Jenaer Friedensgemeinschaft wie Roland Jahn selbst nach seiner Zwangsausbürgerung aus der DDR der ZOV „Weinberg“ angelegt, der bis zum Ende der DDR geführt wurde. Udo S c h e e r : Kritisches oder oppositionelles Verhalten? Die politische Exmatrikulation von Siegfried Reiprich, Roland Jahn und Lutz Rathenow. In: Hochschule im Sozialismus. Studien zur Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena (1945-1990). Bd. 2. Hgg. Uwe H o ß f e l d , Tobias K a i s e r , Heinz M e s t r u p . Köln, Weimar, Wien 2007, S. 2204-2210, hier S. 2210. 25 Roger E n g e l m a n n , Frank J o e s t e l : Die Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe. Berlin 2009 (= MfS-Handbuch), hier S. 3-4 sowie 59-73. Der entsprechend lautende „Befehl 299/65 über die Organisierung eines einheitlichen Systems der politischoperativen Auswertungs- und Informationstätigkeit im Ministerium für Staatssicherheit“ ist abgedruckt in: E n g e l m a n n , J o e s t e l , Grundsatzdokumente (wie Anm. 15), S. 141-149. Zur Einordnung: d i e s s . In: ebenda, S. 13-15. 26 Zum SOUD (= Soglashenije o sisteme objedinjennowo utschota dannych [o protiwnike]), dem seit Ende 1977 beschlossenen und in der ZAIG/5 des MfS seit 1979 eingeführten „System der gemeinsamen vereinigten Erfassung von Informationen [über den Gegner]“ (vgl. BStU, MfS, SdM 425, Bl. 136-142), siehe Bodo W e g m a n n , Monika T a n t z s c h e r : SOUD. Das geheimdienstliche Datennetz des östlichen Bündnissystems. Berlin 1996. Ebenso: E n g e l m a n n , J o e s t e l , Zentrale (wie Anm. 25), S. 77-78.
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des Apparats sinnvoll erscheinen. Technischer Ausbau und Überwachungsdichte nahmen im gleichen Verhältnis zu, wie der direkte Kontakt der Offiziere zu den vorgeblichen Gegnern abnahm. Dies wiederum begünstigte die Schlüssellochperspektive der Stasi, gleichwohl wurden in kürzerer Zeit mehr Informationen verarbeitet, zu Lasten Betroffener gespeichert und in die weitere Überwachung umgesetzt. Diese Vorgänge verliefen nicht singulär, standen sie doch im Kontext der allgemeinen Sicherheits-Aufrüstung in Europa.27
6. Archivierungskontext Die Funktionen der Akten im engeren und weiteren Sinne können auch an ihrem Archivierungskontext abgelesen werden.28 Dabei stellt sich die Frage, warum bestimmtes Material archiviert oder warum es gelöscht wurde.29 Die destruktive Konstitution des Apparates zieht vielfach eine defizitäre Quellenlage nach sich. Manchmal lassen sich Fehlstellen aus Querüberlieferungen, jedoch nicht mit der diesen Prozessen eigenen Logik rekonstruieren. Manchmal wurden Spuren im Interesse der moralischen Legitimation sowohl nach innen als auch nach außen verwischt.30 Andererseits finden sich in den Ersatz27 Die Entwicklung verlief sowohl parallel zum Ausbau der staatlichen Überwachungssysteme in Ost wie West als auch zum KSZE-Prozess. Vgl. Walter S ü ß : Der KSZE-Prozess der 1970er Jahre aus der Perspektive der DDR-Staatssicherheit. In: Militär und Staatssicherheit im Sicherheitskonzept der Warschauer-Pakt-Staaten. Hg. Torsten D i e d r i c h . Berlin 2010, S. 319-340. Als Ost-West-Vergleich während der gesamten deutschen Zweistaatlichkeit Herbert R e i n k e : „Innere Sicherheit“ in beiden deutschen Staaten. In: Deutsche Zeitgeschichte von 1945 bis 2000. Hgg. Clemens B u r r i c h t e r , Detlef N a k a t h , Gerd-Rüdiger S t e p h a n . Berlin 2006, S. 650-682. 28 Bezeichnenderweise ist der Begriff „Archivierung“ im MfS-Wörterbuch so unkonkret definiert, dass daraus lediglich hervorgeht, dass der Leiter der jeweiligen Diensteinheit für die Entscheidung über die Form der Archivierung zuständig war: Artikel Archivierung. In: Wörterbuch (wie Anm. 13), S. 56-57. In den Operativakten wurde im Beschluss über die Einstellung des Vorgangs immer das vom Leiter bestätigte weitere Verfahren fixiert. 29 Die Entscheidung über die gesperrte oder nicht gesperrte Archivierung oder die Vernichtung geht aus den Abschlussberichten der Vorgänge hervor. Im Einzelfall wichen diese Verfügungen von den Vorgaben ab. Diese Abweichungen sind für die historische Einordnung von Belang. Zu den Archivierungszusammenhängen im Detail Wolfgang B r u n n e r : Die Archivordnung des MfS (Anm. 12), bes. S. 60-68. In manchen Akten finden sich auch Briefe oder andere Materialien der Betroffenen selbst, die dort jedoch als Beweis für vorgeblich feindliches Handeln dienten, weshalb dort zu fragen ist, warum was zu welcher Verwendung ausgewählt wurde. 30 Ein Beispiel sind die Widersprüche in der Todesakte des in Geraer Stasi-Untersuchungshaft umgekommenen Jenaer Jugendlichen Matthias Domaschk. Um sicherzugehen, dass auch nachträglich keine auswertbaren Spuren gefunden werden, wurde er kurz nach dem als „Suizid“ etikettierten Tod eingeäschert. Im Jahr 2011 trat erstmals
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verfilmungen häufig Operative Vorgänge, Untersuchungsvorgänge oder Personenkontrollen, doch auch wichtige IM-Akten wieder, die somit nach vielen Jahren aktualisiert und für die weitere Verfolgung benutzt werden konnten. Doch auch in den Vorgängen selbst finden sich oft Einleitungs-, Abschluss- und Zwischenberichte oder Berichte Inoffizieller Mitarbeiter aus früheren Vorgängen wieder, die, nun in den aktuellen Kontext gestellt, aktualisiert benutzt wurden. Hier kommt man zur Problematik der Findhilfsmittel, der Karteien und der Zentralen Personendatenbank, dem zentralen Instrument für die Recherche der Offiziere, durch die eine Einordnung als „Feind“ oder „Freund“ erfolgte, und auf deren Grundlage die Entscheidung über die weitere Bearbeitung gefällt wurde. Zusammenfassend ist festzustellen: Die Inhalte der Akten müssen auf ihre Funktion überprüft werden, damit man zu ihrem tatsächlichen Gehalt vordringt. Diese tut sich jedoch nicht unmittelbar auf. Vielmehr bilden Entstehung, Verwertung und Archivierung eine gemeinsame Sinneinheit. Vernichtete Unterlagen könnten durch die Verlängerung des Blickfeldes auf zeitlich vorausgehende und nachfolgende Handlungslinien, die Betrachtung von Personennetzwerken sowie Kenntnisnahme von regionalen und übergeordneten Verfolgungstraditionen als Leerstelle kenntlich gemacht und möglicherweise durch Querüberlieferungen ergänzt werden. Diese Zusammenhänge können nur spurenhaft aus den Geheimpolizeiakten rekonstruiert werden. Umgekehrt sind die Bestandteile der Vorgänge auf Teile zu überprüfen, die aus früheren Akten übernommen wurden. Daraus ergibt sich auch eine Schlussfolgerung für die Forschung mit diesen Akten. Es ist nicht damit getan, einzelne Aktenarten, wie zum Beispiel Berichtsakten Inoffizieller Mitarbeiter, anzusehen. Die Klärung der Zusammenhänge erfordert die Kenntnisnahme ganzer Aktenkomplexe, nicht nur einzelner Ausrisse.
7. Ein Beispiel Eine Frau war seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr, seit 1977, sozial und politisch engagiert gewesen. Trotz daraus resultierender politischer Schwierigkeiten absolvierte sie eine Ausbildung, in deren Anschluss sie zufällig als Sekretärin in einen Großbetrieb der Chemischen Inder damalige Obduzent während einer Veranstaltung am 9. April im Thüringer Archiv für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ auf und teilte mit, dass er weder Mord noch Selbstmord ausschließen könne, was die Suizid-These beträchtlich ins Wanken brachte, da vorher die Möglichkeit eines Mordes rigoros abgestritten worden war. Vgl. den LiveMitschnitt der Veranstaltung in ThürAZ-TT-CD 397.
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dustrie eingestellt wurde. Allerdings war zuvor ihre Kaderakte nicht rechtzeitig angefordert worden, so dass ihr Engagement erst nach der Einstellung bekannt wurde. Nachdem sie sich davon trotz Drängens der Vorgesetzten und Kollegen nicht distanzierte, wurde sie im Jahr 1982 mit Hilfe eines Aufhebungsvertrages entlassen und fand danach bis 1990 nur als Hilfsarbeiterin in Pflegeheimen eine Anstellung, eine Qualifizierung wurde mit Hinweis auf ihr Engagement regelmäßig abgelehnt. Bei ihren Nachforschungen fand sie in den 90er Jahren lediglich den Aktendeckel ihrer betrieblichen Kaderakte vor. In den Akten aus der BStU fand sie einige wenige, codierte Hinweise darauf, dass sie als „Feindin“ ausgegrenzt worden war. Eine berufliche Rehabilitierung wurde jedoch von allen, bei denen sie um Rat nachsuchte, als aussichtslos bezeichnet, da die Quellenlage der BStU keine eindeutigen Schlüsse zuließ. Zum Schluss wandte sie sich mit der Bitte um ein Gutachten hinsichtlich ihrer beruflichen Rehabilitierung an das ThürAZ. Sie war sich im Lichte der über sie abgegebenen Beurteilungen ihrer selbst nicht mehr sicher, denn sie gehörte nicht zu jenen, deren Engagement von der Staatssicherheit akribisch protokolliert worden war: Die vorhandenen Unterlagen gaben ihre Funktion nur bis zum nächsten offenbaren Schritt preis, der Sinn insgesamt blieb verborgen. So mussten weitere Informationen „ausgegraben“ werden. An erster Stelle stand das Gespräch mit der Betroffenen, dem die Suche nach personellen und sachlichen Netzwerken und deren Spuren folgte, anschließend konnte für den politischen wie auch sozialen Bereich der Kontext gebildet werden. So zeigte sich einerseits die Bedeutung ihrer Position im Großbetrieb. Die Bestimmungen zum Geheimnisschutz ließen ihre weitere Anstellung dort nicht zu, widersprachen jedoch den verfassungsmäßig garantierten Grundrechten und den gesetzlichen Bestimmungen. Aus den personellen Netzwerken konnte die Funktion besonderer Arbeitsgruppen zur Bekämpfung des Jugendprotests des MfS in jener Bezirksstadt rekonstruiert werden. Dabei wurde deutlich, dass die Staatssicherheit in den achtziger Jahren im Rahmen des „politisch-operativen Zusammenwirkens“ (POZW) eine Legitimierung nicht mehr für nötig befunden hatte, da die Handlungsstrukturen der Ausgrenzung sich im staatlichen Bereich angeglichen hatten. Im Laufe der Recherche eines hinzugezogenen Aktenkomplexes, der gegen einen zentralen Akteur angelegt worden war, wurde deutlich, dass das MfS im Kern darauf gezielt hatte, ein Zentrum alternativer Jugendkultur und Militarisierungsverweigerung zu zerstören. Dafür sollte nicht nur die Inhaftierung des genannten Zentralakteurs, eines Jugenddiakons, dienen, sondern auch die Ausgrenzung und Diszi-
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plinierung des Umfelds. Dieser Kern war der Betroffenen selbst bis zu dem Zeitpunkt, als das Gutachten vom ThürAZ vorlag, nicht bewusst gewesen.31 Hilfreich waren hier die Fragen an Dritte des Personennetzwerks, an den Sachzusammenhang und dessen Funktion im Repressionssystem sowie die Kenntnis der zeitparallelen Konflikte und Strukturen. Eine Beschränkung auf die MfS-Akten hätte einen ausschnitthaften Quellenteil aus einer perspektivenverengten Sicht als Kernquelle präsentiert und damit das Unrecht wiederholt, das der Grund für das Anlegen der MfS-Akten gewesen war. Umgekehrt jedoch zeigte die Suche nach weiteren Quellen, dass die Frage nach dem Lebensfeld der Betroffenen neben deren Perspektive auch die Vorgänge genauer und damit vollständiger rekonstruieren ließ. Das Hinzuziehen weiterer Akten zeigte, dass ihre persönliche Biographie an das eigentliche Ziel gekoppelt worden war, besagtes Jugendzentrum zu zerstören. Das Beispiel zeigt einen weiteren Zusammenhang. Seit den siebziger Jahren waren die Repressionserfahrungen zwar für die Betroffenen schmerzhaft spürbar, doch für Dritte nicht mehr sicht- und greifbar, weil sie unsichtbar gemacht wurden. Die alltägliche Blockierung von „anderen“, selbst denkenden Menschen hatte sich als Herrschaftsinstrument durchgesetzt und war damit nicht nur auf den Apparat begrenzt, sondern mit Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur verflochten.
8. Folgen Können die Offiziere, die geheimen Mitarbeiter oder die Verantwortlichen im Staatsapparat heute mit den Konsequenzen ihrer Tätigkeit leben? Wie haben sie ihr Gewalthandeln in ihre Biographie integriert? Oder ist dies ein Bestandteil ihres Lebens, den sie umdeuten? Welchen Sinn schreiben sie heute ihrem Leben in der DDR zu? 31 Die Folgen ihrer Entlassung zeigten sich weiter darin, dass die späteren Arbeitgeber ihr bis 1989 unter anderem in einem kirchlichen Altersheim sämtliche Bildungschancen verweigerten. Obwohl sie eigentlich in den Genuss der DDR-Frauen- und Mütterförderung hätte kommen müssen, wurden ihr diese Möglichkeiten verschlossen. Durch die Bewertungen dieser Blockierungen wurde sie abermals ausgegrenzt, und sie endeten 1989 nicht. Erst durch vehemente Interventionen erreichte sie Ende 1990, eine andere als die ihr zugewiesene Hilfsarbeiterstelle zu bekommen. Die berufliche Rehabilitierung erhielt sie 2010, nachdem sie längst ein Hochschulstudium abgeschlossen hatte, das sie mit Gelegenheitsarbeiten und BaföG (der staatlichen Studienförderung) finanziert hatte. Nebenbei hatte sie zwei Kinder großgezogen. Eigentlich gehörte sie als Angehörige der Bürgerbewegung zu den „Siegern der Geschichte“. Der eigentliche Sieg war der Bescheid des Studentenwerks, in dem ihr durch die Rehabilitierung die Rückzahlung des BaföG erlassen wurde.
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Die Betroffenen haben das Gewalthandeln existentiell erlebt und müssen es in ihren Träumen verarbeiten, die seelischen und körperlichen Schmerzen aushalten und überdies mit einer meist dürftigen, wenig abgesicherten materiellen Existenz haushalten. Der Grund dafür, dass die Täter die traumatischen Langzeitfolgen der Betroffenen bis heute ausblenden, liegt nicht nur im einseitigen Diskurs und darin, dass sie keine Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Die Zerstörungstechnik der „Zersetzung“ und deren Folgen sind bis heute nicht abzusehen, denn viele Betroffene können auf nichts Sichtbares als auf die Verwerfungen ihres Lebenslaufs verweisen, was allzu schnell, auch von ihnen selbst, ausgeblendet wird. Die Staatssicherheit, gestützt von Staats- und Parteifunktionären, Verwaltungsangestellten, Lehrern, Dozenten, Werkmeistern, Bekannten, Nachbarn, ja Freunden und Familienangehörigen blockierten und verwehrten den als „anders“ Stigmatisierten deren Chancen und Möglichkeiten. Diese Helfer haben nicht nur daran mitgewirkt, den vermeintlichen Feind auszuschalten. Noch schwerer wiegt, dass das gesellschaftliche Basisvertrauen, ohne das eine gesellschaftliche Verständigung nicht entsteht, durch jenes Handeln zerstört wurde. Dieses Vertrauensdefizit wirkt mit den Beschädigungen der Biographien nach. Wenn eine gesellschaftliche Aussöhnung erstrebt werden würde, dann wäre ein Schritt dorthin, die Deformationen zu erkennen, in ihrer Unumkehrbarkeit zu akzeptieren und eine Kultur der Anerkennung zu etablieren.
9. Splitterspiegelungen Die verschiedenen Positionen im Gefolge der Akteneinsichten lassen sich im persönlichen Feld, im politischen und wissenschaftlichen Bereich ausmachen. Während in der Geschichtspolitik jährlich und vorschnell die geglückte Aufarbeitung verkündet und Deutschland gar als Musterbeispiel vorgerechnet wird, werden die Opfer ebenso häufig als bloße Illustrationen zur Anklage des ausgelagerten „Anderen“ vorgeführt.32 Dies geht mit Ernüchterung der Zeit-Gezeugten einher. Die Verwerfungen und Blockierungen, in der damaligen Zeit gezeugt, wirken jedoch so lange fort, wie die Gewalt ausgelagert und an festgelegte Täter- und Opferrollen delegiert wird.33 Ohne die vielen allerdings, die mitgemacht oder geschwiegen haben, hätte sich der Allmachtsmythos der Stasi nicht etablieren können. Es kommt einer 32 Dies ist die andere Seite der Auslagerung der Repressionserfahrung in den „Kühlschrank“ BStU. Annette S i m o n : Psychoanalytische Reflektionen (Anm. 8), S. 138f. 33 Eindrucksvoll führt diese Kette Mario E r d h e i m vor Augen: Die Produktion von Unbewusstheit in der Erinnerungskultur. In: Traumatisierungen (wie Anm. 5), S. 45-57.
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Verharmlosung gleich, nimmt man diese in der Gegenwart weiter wirkenden Verhaltensweisen nicht wahr. Das ist jedoch die Realität und führt zu ebenjenem Paradoxon, dass dort von Aufarbeitung die Rede ist, wo Betroffene nur in ihrer handlungsverhinderten Rolle sozusagen als Comic der Diktatur, nicht jedoch in ihrer Ganzheit gelten dürfen. Oft genug ist deren einzige Chance, überhaupt öffentlich präsent zu sein, sich in solchen Stücken beschauen zu lassen.34 Das Gegenstück zu dieser Öffentlichkeit findet sich in den Rehabilitierungsbemühungen von Menschen, die beispielsweise im Rahmen des „politisch-operativen Zusammenwirkens“ von Staatssicherheit, Staat und Partei ihre Arbeitsstelle verloren, sozial ausgegrenzt wurden und das aber anhand der Stasi-Akten nicht beweisen konnten. Die Betroffenen können anhand ihrer Stasi-Akten meist nichts beweisen. Erst durch den oben beschriebenen Kontext kann ihre Geschichte geschrieben werden. Erst so wird ein Rahmen geschaffen, der erlaubt, die Stasi-Akten als Baustein einer Teilwelt wahrzunehmen, in der wir selbst lebten und in die wir selbst in Anteilen integriert waren und sind. Die Stasi-Akten geben nicht die Wahrheit wieder, doch sie sind Spuren vergangenen Gewalthandelns und weisen damit auf die Zusammenhänge von heute existierenden Verwerfungen und Blockierungen, die aus der Gewalt entstanden sind. Die an die Staatssicherheit anschließenden Kontexte herauszuarbeiten bedeutet deshalb, in akribischer Detailarbeit die jeweiligen konkreten Vorgänge und personalen Netzwerke zu analysieren. Problematisch bleibt, dass in der Akteneinsichtspraxis die „Partner des Politisch34 Als Beispiel sei die Praxis in der Gedenkstätte Hohenschönhausen genannt, wo hauptsächlich Zeitzeug/innen für Führungen eingesetzt werden. Der generell positive Aspekt, ihnen in der Gedenkstättenarbeit einen Rahmen für reflektierendes Erzählen zu bieten, wird jedoch dadurch getrübt, wenn nicht ganz verdrängt, dass sie nicht als ganze Personen, sondern nur mit ihrem ausschnittweisen Hafterlebnis gewürdigt werden. Sie erhalten dort zudem Schulungen, um dem Duktus entsprechend auf Fragen der Besucher/innen antworten zu können, was an den aus der DDR bekannten Unterricht in Staatsbürgerkunde erinnert und die Stärkung des ICH-Bewusstseins eher blockiert als fördert. Siegfried Reiprich bezeichnete die Zeitzeugen auf einem Podiumsgespräch am 23.2.2010 im Erfurter Kaisersaal als „Marktmacht“, die höhere Besucherzahlen garantiere: eine Funktionalisierung, die die Verarbeitung der Haftfolgen für die Betroffenen nicht mehr als zentrales Anliegen verfolgt, sondern den Marktwert der Einrichtung. Die Haftopfer werden damit unter Umständen in handlungsunfähiger Pose festgehalten, die Chance auf Verarbeitung ihrer Erlebnisse in ein Muster gegossen, das individuelles Erinnern mit auf einem eigenen Ich gegründeten Schlussfolgerungen blockiert, wenn nicht verhindert. Vgl. die Überlegungen für eine den Betroffenen angemessene Reflexionsstruktur zwar am Beispiel der NS-Geschichte, doch hier durchaus übertragbar bei Volkhard K n i g g e : Statt eines Nachworts. In: Verbrechen erinnern. Die Auseinandersetzung mit Holocaust und Völkermord. Hgg. d e r s . , Norbert F r e i . Bonn 2005, S. 459f.
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operativen Zusammenwirkens“, mit anderen Worten, Personen der staatlichen und politischen Ebene, meist geschwärzt werden und damit nur selten in die Analyse eingehen.35 Genau die Bedingungsgefüge dieses Zusammenwirkens, die die Stabilität und den Mythos der Allwissenheit der Staatssicherheit ermöglichten, können somit nur selten rekonstruiert werden.36 Diese Kontexte zu erforschen und zu dokumentieren ist jedoch nicht nur Voraussetzung von aktuellen Rehabilitierungen, sondern auch des verantwortlichen, nicht vorschnell überzeichnenden Umgangs mit der Geschichte. Eine Hilfe sind dort die weiteren Überlieferungen zur DDR-Geschichte, unter denen das Gedächtnis von Zivilcourage und Menschrechtsengagement eine herausragende Rolle einnimmt. Dort lässt sich die eigene Sicht der vermeintlichen Feinde finden, mithin eine Art Gegenüberlieferung zum Tunnelblick der Staatssicherheit. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs. Erinnern, wiederholen und durcharbeiten sind nicht nur leere Worthülsen, sondern Herausforderung an jene, die im Erinnerungsfeld arbeiten, dies auch zu ermöglichen. Will man verantwortlich mit der Geschichte umgehen, muss die Reflexion der Stasi-Akten vom Lebensfeld der Menschen ausgehen und nicht vom, wie wir gesehen haben, eingeschränkten Wahrnehmungswinkel der Staatssicherheit. Nur so können die erhalten gebliebenen Teile des Zerrspiegels so verlängert werden, dass eine Verbindung zwischen den Betroffenen, ihrer Erlebnis- und Handlungswelt und den spiegelnden Splittern hergestellt wird. Die oben beschriebenen Fragen nach dem Entstehungs- und Funktionskontext der Stasi-Akten könnten ermöglichen, diejenigen Fragen zu stellen, die dem Lebensfeld der Menschen gerecht werden und sich vom Schlüsselloch der Geheimpolizei emanzipieren. Auch wenn Anklage und Aufrechnung 35 Zu den „Partnern des politisch-operativen Zusammenwirkens“ (POZW): Artikel Zusammenwirken, politisch-operatives. In: Wörterbuch (wie Anm. 16), S. 428. 36 Ein Beispiel mag diesen Zustand beschreiben: Während bereits 1991 die ersten Bestimmungen der Staatssicherheit zur Arbeit mit Inoffiziellen Mitarbeitern und gegen Andersdenkende veröffentlicht worden waren und in den neunziger Jahren detaillierte Dokumentationen der Bestimmungen zu den IM folgten, wurden meines Wissens erst 2004 ausführliche Dokumente zur inneren Dienstverfassung der Staatssicherheit publiziert. David G i l l , Ulrich S c h r ö t e r : Das Ministerium für Staatssicherheit. Anatomie des Mielke-Imperiums. Berlin 1991. Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Richtlinien und Durchführungsbestimmungen. Hg. Helmut M ü l l e r - E n b e r g s. 2. Aufl. Berlin 1996. Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 2: Anleitungen für die Arbeit mit Agenten, Kundschaftern und Spionen in der Bundesrepublik Deutschland. Hg. Helmut M ü l l e r - E n b e r g s . Berlin 1998. Anatomie der Staatssicherheit. Geschichte, Struktur, Methoden. MfS-Handbuch V/5. Hgg. Siegfried S u c k u t u. a. (= Grundsatzdokumente des MfS. Bearbb. Roger E n g e l m a n n , Frank J o e s t e l ). Berlin 2004.
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unter dem Mantel der Aufklärung zu wirken scheinen, sind sie doch Bestandteil des Konflikts, der sich im Bannkreis der Staatssicherheit bewegt. Zur (oft bitteren) Erkenntnis, zum Verstehen und Abwägen der Handlungsorientierungen abseits einer vorschnellen Suche nach Sinn werden sich jene durcharbeiten, die zum Schluss nicht die Fehler aus der Geschichte wiederholen wollen.
Summary The Broken Mirror. Some Methodological Reflections Regarding the Handling of Stasi Documents Stasi documents aren’t similar to ordinary government or administration papers. Their unique structure results from the Stalinist practise of tracking down people named “enemies”. Thus, they are only relevant in this specific context. They differ from “ordinary” papers of the administration in five interdependent respects: a) The “other” is envisaged as an “enemy”, its characteristics of ’otherness’ being fixed arbitrarily; b) the individual is given the status of an “object under trial” having alreay been found guilty; c) imprisonment and/or the elimination from professional and private life, specifically aiming at creating homogenous ways of thinking and behaviour, is practised, as well as d) conspiracy or else the installation of secret channels of information and activity, leading to the loss of any chance of public hearing; e) a rising degree of abstraction, being correlated with higher positions in hierarchy, is applied, whereby e.g. violent and unlawful procedures are being disguised. Therefore, the contents of the documents will have to be examined according to their disguised and occulted sense. The creation, use, filing, as well as destruction of such documents will have to be regarded in its entirety. To these, a more comprizing radius, including activities not only from the past, but also regarding the future, a network of further individuals, and a knowledge of regionally relevant traditions of prosecution might be added in order to detect empty spaces and possible colateral ways of thinking or action. These connections can only partially be reconstituted from traces in Secret Service documents. And this is why so-called ego-documents will
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have to be added to ease the understanding of the life style of certain delinquents. Such documents will enable us to step back from the “enemy” perspective and look behind it, straight into the delinquent’s environment. Reading these papers will appear to the latter like looking into a broken mirror. From doing so, present-day investigators will arrive at further far-reaching conclusions. Studying isolated types of documents, e.g. IM [Germ.: Inoffizieller Mitarbeiter; Engl.: Inofficial Informant] reports, doesn’t suffice. To understand the entire context, one has to make oneself familiar with piles of documents of varying origin; it becoming necessary to study single cracks or issues. Joint action of researchers and political agents is to be preferred here in order to come to a reconciling end. Images of the “enemy” will have to be deconstructed by achieving transparency and accepting various versions of a given biography. Undoubtedly, one has to agree about the fact that violent action cannot be attributed only to some aspects of the former dictatorship. It had been part and parcel of society as a whole and is still being reflected in a number of injuries. Since overall trust in society had been deeply shattered by violence acting sureptitiously, its devious ways have to be uncovered and reconsidered, in order to allow basic trust to thrive once again. To create an appropriate climate for a conclusive re-evaluation of the Securitate papers a joint effort of professional staff from various different fields is going to be needed. This task cannot be left over to the ruling political actors now in power.
Rezumat Oglinzi sparte. Reflecții metodologice despre folosirea actelor Securității Actele Securității nu pot fi comparate cu celelalte acte ale administrației. Structura lor rezultă din practica stalinistă a urmăririi penale iminentă sistemului ei specific de funcționare. Cinci condiții interdependente deosebesc aceste acte de cele “normale” ale administrației. a) Considerarea “celuilalt” drept “dușman” pe baza unor criterii fixate arbitrar pentru definirea “alterității”. b) Atribuirea unui statut de precondamnare a celui implicat. c) Scopul arestării este excluderea din profesie și eliminarea celui acuzat din cadrul vieții sociale, respectiv omogenizarea modului de a gândi și trăi.
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d) Conspirația și crearea unor canale de informații și de acțiune secrete și de aici imposibilitatea de a trata cazul într-o dezbatere publică. e) Gradul de abstracție creștea odată cu nivelul ierarhic care masca acțiuni violente și contrare legilor statului. Conținutul actelor trebuie de aceea cercetat pentru a stabili funcția lor, care nu este direct descifrabilă. Crearea, utilizarea și arhivarea precum și distrugerea de documente sunt aspecte ale unui complex congruent. El ar putea duce la lărgirea perspectivei și a unor linii de acțiune viitoare. Tradiții de urmărire regionale și la nivel superior precum și considerarea unor grupuri de persoane pot fi marcate, iar eventuale legături între acestea pot fi relevate. Aceste interdependențe se pot reconstrui doar pe scară foarte redusă din actele poliției secrete, de aceea ele trebuiesc completate cu documente personale ale celor implicați. Acestea permit distanțarea de perspectiva orientată spre un ipotetic “dușman” și considerarea cadrului de viață al celui implicat. Cei din respectivul cadru sunt obligați, la lectura acestor acte, să se vadă ca într-o oglindă spartă. Aceasta implică alte concluzii pentru cercetare. Nu este suficient de aceea să se studieze acte izolate ca rapoartele unor informatori neoficiali. Clarificarea unor interdependențe solicită cunoașterea unor întregi complexe de acte de proveniențe diferite, nu numai o folosire a unora din ele. Cercetătorii și istoricii trebuie să aibă ca scop crearea unei dezbateri pozitive despre aceste conflicte din trecut. Se poate face astfel decodarea imaginilor “dușmanului”, o cercetare transparentă și recunoașterea diferitelor biografii ale celor implicați. Trebuie să se recunoască că procedeele violente nu se pot proiecta numai pe unele componente ale dictaturii, ci că ele reprezintă o problemă generală a societății de atunci, cu urmări în preocupări și moduri de acțiune actuale. Baza încrederii sociale a fost zguduită de modul violent secret de procedare. Aceasta trebuie recunoscut și corectat, pentru a permite refacerea încrederii sociale. Condițiile pentru o astfel de cercetare cu efecte de durată trebuiesc stabilite profesional de către cei ce participă la ea și nu să devină miza unor interese ale puterii.
D I E D E U T S C H E M I N D E R H E I T I N R U M ÄN I E N . POLITISCHES PROBLEM UND HISTORISCHES ERBE Von Silviu B. M o l d o v a n Eine der „Arbeitslinien“, die von der Securitate neben anderen Grundsatzproblemen konstant verfolgt wurde, war die der nationalen Minderheiten sowohl auf Landes- als auch, je nach nationaler Zusammensetzung der dortigen Bevölkerung, auf Regions- bzw. Kreisebene. In dieser „Arbeitslinie“ hatte die deutsche Minderheit neben der jüdischen und der ungarischen einen besonderen Stellenwert. Bei allen Ähnlichkeiten, die vor allem auf den Zweiten Weltkrieg zurückgingen, hatte die Problematik jeder einzelnen Minderheit ihren spezifischen Charakter, wie es die von der ehemaligen Securitate erstellten Akten belegen, unter anderem das umfangreiche Konvolut zum Problem „Deutsche Nationalisten“, das sich heute im Archiv des Nationalrates zum Studium der Akten der Securitate (ACNSAS, Fond Documentar, Akte Nr. 13.391, 43 Bände) befindet. Das gleiche Raster findet sich auch in den regionalen bzw. Kreisakten wieder, bis hin zum „Themenkreis westdeutscher und österreichischer Spionage“. Die Vorgänge der Securitate in diesem Bereich hatten, wie in den anderen Tätigkeitsfeldern, informativen Charakter, waren allerdings auch auf die Schaffung eines informativen Netzes und, vor allem in den ersten Jahrzehnten des kommunistischen Regimes, auf strafrechtliche Ermittlungen ausgerichtet. Im Rahmen der informativen Aktivitäten stand – wie in den 43 Beständen des „Fond Documentar“ immer wieder betont wurde – das Problem der „Vorbeugung nationalistisch-faschistischer und irredentistischer Aktionen von Seiten gewisser Elemente aus den Reihen der Bevölkerung deutscher Nationalität“ im Vordergrund, wobei „auf die Intensivierung der Erkenntnis- und Vorbeugungsarbeit gegen nationalistisch-faschistische und irredentistische Aktionen seitens feindlicher Elemente, die im Bereich der Presse, des literarischen und künstlerischen Schaffens, der Museen, Theater, Literaturkreise und Kulturhäuser tätig sind“, hingearbeitet wurde. Zugleich wurde eine Analyse der bestehenden Informationen unternommen und eine
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Auswahl und Erfassung der tätig erkannten Elemente getroffen. Den „aktiv bearbeiteten, in informativen Netzwerken erfassten Elementen“ wurden gemeinhin folgende Umtriebe zugeschrieben: „Nationalistisch-faschistische Äußerungen; Bemühungen, Arbeiten mit tendenziösem Charakter gegen die Politik unserer Partei und unseres Staates zu verfassen und zu veröffentlichen; Versuche, Stücke mit nationalistischdeutschem Inhalt zu verfassen und auf die Bühne zu bringen; Tendenzen, literarische Arbeiten mit feindlichem oder tendenziösem Charakter gegen unsere Gesellschaftsordnung zu verfassen und ins Ausland zu überführen; Beziehungen zu ausländischen Bürgern und einigen Spitzen der deutschen Emigration zu pflegen; Absichten, endgültig auszureisen, vor dem Hintergrund, dass sie die Lebensweise in der B. R. Deutschland hochloben und die gesellschaftspolitischen Zustände in unserem Land verleumden.“
Innerdienstlich lagen diese Tätigkeiten vor allem in der Zuständigkeit der 1. Direktion der Securitate (die manchmal auch unter dem Namen „Interne Informationen“ erscheint). Es war der Dienst 2 („Serviciul 2“), in dessen Rahmen gemäß Dienstordnung1 die „Organisation und Ausführung der informativ-operativen Arbeit unter den Mitgliedern der ehemaligen national-faschistischen und irredentistischen Parteien und Organisationen, die in Rumänien tätig waren, und anderen Personen mit feindlichen nationalistisch-chauvinistischen Anschauungen in den Reihen der mitwohnenden Nationalitäten: der ungarischen, der deutschen und der ukrainischen“
gewährleistet wurde.2 Zugleich richtete sich naturgemäß auch die Aufmerksamkeit der Direktion 3 (Spionageabwehr) auf die deutsche Minderheit, schließlich hatte diese Abteilung ein Augenmerk sowohl auf die von außerhalb kommenden Emissäre als auch auf die Ausgewanderten, Repatriierten oder rumänischen Bürger, die Verbindungen mit Nachrichtendiensten in den deutschsprachigen Ländern unterhielten oder unterhalten mochten.3 Allgemein lag der Grund zur Besorgnis in den sogenannten „nationalistisch-faschistischen Auftritten“; hinsichtlich der Evang. Kirche A. B. sprach man vom „Zweck der Vorbeugung und Neutralisierung jeglicher Versuche, feindliche oder nationalistisch-faschistische Tätigkeiten unter der Maske des Kultus“ zu unternehmen. In den Archiven findet sich auch die Formulierung „Ehemalige nationalistische Parteien und Organisationen“ – dabei geht es um Volksbund, Hitler-Jugend, Waffen-SS, Frauenwerk, aber auch um die sächsischen „Nachbarschaften“.
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Genehmigt durch Order Nr. 75 vom 25.09.1970, ergänzt 1975. ACNSAS, fond Documentar, dosar 92, vol. 12, ff. 31-38. ACNSAS, fond Documentar, dosar 92, vol. 13, f. 17-18.
Die deutsche Minderheit als politisches Problem
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Die Methoden zur „Bekämpfung“ der als feindlich angesehenen Äußerungen waren dieselben, die auch bei anderen Vorgängen Verwendung fanden. Im Falle des Kreisinspektorats Hermannstadt/Sibiu im Jahr 1979 und im ersten Trimester des Jahres 1980 beispielsweise: 3 Zerschlagungen von Beziehungsgruppen, 40 Abmahnungen, 82 Verwarnungen und 25 Personen, die zu „unerwünschten“ Personen erklärt wurden.4 Beim Kreisinspektorat Temesch/Timiș wurden in der Zeit vom 1. Januar 1979 bis zum 10. November 1980 75 Abmahnungen, 125 Verwarnungen, 19 Hinweise an die Organe der Kommunistischen Partei, 138 positive „Einflussnahmen“, 18 Artikel in der Lokalpresse zur Bekämpfung des Auswanderungsphänomens, 5 Personen, die den verantwortlichen Organen überstellt wurden, 2 Verurteilungen „auf der Linie der Milizorgane“, 28 kontrainformative Bearbeitungen, 17 Kontrollen in „Objekten“, 3 Unterbindungen der Veröffentlichung von Materialien mit feindlichem Inhalt und 74 Vermerke an die Leitung von Institutionen und Unternehmen vorgenommen. Diese eindrucksvolle Statistik bezog sich nur auf das „Problem deutsche Nationalisten und Faschisten“. Und die offizielle Schlussfolgerung der Kommission, die die Tätigkeit im Rahmen dieses Aufgabenfeldes zu kontrollieren hatte, war folgende: „Aufgrund des Wiedererstarkens des emigrationistischen Phänomens, bei dem in vielen Fällen Gründe nationalistischer Observanz vorgebracht werden, halten wir weiterhin eine anhaltende Tätigkeit zur Vorbeugung und Neutralisierung feindlicher Aktivitäten von Seiten dieser Kategorie von Elementen für notwendig.“5
Obwohl zahlreiche Dokumente emigrationistische Absichten vorrangig den Personen ohne höhere Ausbildung zuzuordnen versuchten,6 belegt die Liste der Beobachtungsziele das besondere Interesse für das Kulturleben der deutschen Minderheit. So wurden beispielsweise im Kreis Temesch/Timiș unter Beobachtung gestellt: die Redaktion der Tageszeitung „Neue Banater Zeitung“, die Lokalredaktion der Tageszeitung „Neuer Weg“, die deutsche Abteilung des Facla-Verlags, die deutsche Abteilung des Didaktischen und Pädagogischen Verlags, die Temeswarer Filiale des Schriftstellerverbandes, der deutschsprachige Literaturkreis „Adam Müller-Guttenbrunn“, der Schubert-Chor, das 4
ACNSAS, fond Documentar, dosar 13381, vol. 19, f. 38. ACNSAS, fond Documentar, dosar 13381, vol. 19, f. 34. Die Kontrolle beim Kreisinspektorat Temesch/Timiș im November 1980 zielte auf die Informationen zum Problem „Deutsche Nationalisten und Faschisten“ in der Zeitspanne 01.01.1979 - 10.11.1980 ab. 6 Die Zuordnung ist fragwürdig, obwohl vor allem die deutsche Intelligenz darum bemüht war, das kulturelle Erbe der Minderheit zu erhalten, griff die Auswanderungstendenz auch in diesem Umfeld um sich. 5
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Blasmusikorchester der Gemeinde Jahrmarkt/Giarmata, das LenauGedenkhaus in der Gemeinde Lenauheim und das Deutsche Staatstheater Temeswar.7 Eines der Ereignisse, das für das Ceaușescu-Regime besonders ab dem Jahr 1970 und noch ausgeprägter nach 1978-1980 kennzeichnend ist, war die (legale) Massenauswanderung der deutschen Bevölkerung aus Rumänien. Diese Minderheit,8 die sich eines fast uneingeschränkt guten Rufs in Rumänien erfreute,9 verließ das Ursprungsland in ununterbrochenem Strom, die erdrückende Mehrheit in Richtung Bundesrepublik Deutschland, zum berechtigten allgemeinen Bedauern. Ich meine damit sowohl das offene Bedauern der rumänischen Mehrheitsbevölkerung, die dem Zusammenleben mit den Deutschen nachtrauerte, als auch die Nostalgie, mit der die deutschsprachigen Emigranten erklärtermaßen auf das Leben in Rumänien zurückblickten.10 Die Dokumente der Securitate – wir führen eines von vielen an – die diesem Thema gewidmet sind, beginnen in der Regel recht „abrupt“, indem sie den Hang der Deutschsprachigen zur Auswanderung einzig und allein auf äußeren Druck zurückführen: „Die vorhandenen Informationen bestätigen die Tatsache, dass von Seiten der reaktionären Kreise im Ausland und der Organisationen der deutschen Emigration weiterhin eine intensive Tätigkeit der Anstachelung und Beeinflussung zur Emigration der Bürger deutscher Nationalität in unserem Land entfaltet wird, wobei vielfältige Formen und Methoden eingesetzt werden, an denen Propagandamedien, westdeutsche Rundfunksender und der Sender ‚Freies Europa‘, Presseorgane sowie Institutionen und Organe wie die westdeutsche Botschaft in Bukarest, das westdeutsche Rote Kreuz u. a. beteiligt sind.“11
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ACNSAS, fond Documentar, dosar 13381, vol. 19, f. 19. In Bezug auf die Deutschen in Rumänien ist der Begriff „Minderheiten“ berechtigt, schon angesichts der mundartlichen Vielfalt und der Herkunft aus verschiedenen historischen Provinzen Deutschlands. Hinzu kommen die Unterschiede zwischen Sachsen und Schwaben, den Hauptgruppen Deutschsprachiger in Rumänien. Das hier wiedergegebene Dokument bezieht sich auf die Banater Schwaben. 9 Hierbei beziehen wir uns nicht auf die gewissermaßen karikaturmäßige Qualität der simplen Zuschreibung deutscher Eigenschaften wie „Tüchtigkeit“ und „Pünktlichkeit“. Diese, im Übrigen real existierenden Eigenschaften jedoch bilden den Hintergrund für die „prosächsische“ Einstellung der Bevölkerung in Rumänien, die auf dem guten Zusammenleben von Mehrheit und Minderheit sowie auf der Kompatibilität der beiden Geisteshaltungen gründet. 10 Als Beispiel für diese Stimmung wählen wir ein Synthesedokument des Kreisinspektorats Temesch/Timiș (Securitate) des Innenministeriums. Das Entstehungsjahr ist gewissermaßen relevant, weil es am Anfang der Zeit großer materieller Entbehrungen steht, die die gesamte Bevölkerung Rumäniens im neunten Jahrzehnt zu ertragen hatte. 11 ACNSAS, fond Documentar, dosar 13381, vol. 19, f. 10. 8
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Die Massenauswanderung der deutschen Bevölkerung aus Rumänien ist zwar typisch für die Periode des Ceaușescu-Regimes, doch ihre Wurzeln liegen weiter zurück. Aufgrund einer Einwirkung von außen (die sowjetischen Truppen rückten immer näher an Rumänien und Ungarn heran12) hatte es schon im Herbst des Jahres 1944 eine erste Flüchtlingswelle gegeben. Das Schicksal einiger dieser Flüchtlinge ist bis heute ungeklärt, etwa der Treck aus der Gemeinde Birk/Petelea (Kreis Mureș), der bombardiert wurde. Die Bombardierung wurde damals auf einen Irrtum der deutschen Luftwaffe zurückgeführt, was eher unwahrscheinlich ist. Die Ungewissheit bestand allerdings auch noch bei den Nachkriegsbehörden (in den 1960er Jahren setzte die Securitate eine Liste auf mit den „Sachsen, die 1944 die Gemeinde verlassen haben“13). Die Zeit nach dem Frontwechsel Rumäniens war in der Tat schwierig für die deutsche Minderheit, wobei die äußeren Faktoren entscheidend waren. So erging, obwohl das Waffenstillstandsabkommen keine derartige Maßnahme ausdrücklich vorsah, ein Geheimbefehl des Staatskomitees zur Verteidigung der Sowjetunion (mit der Nummer 1761 vom 16. Dezember 1944), unterzeichnet von J. W. Stalin selbst, dass alle arbeitsfähigen Deutschen in den Gebieten, die von der Roten Armee besetzt worden waren,14 eingezogen und zur Arbeit in die UdSSR verbracht werden sollten. Später forderte das Schreiben Nr. 31 vom 6. Januar 1945 der Alliierten Kontrollkommission für Rumänien an den rumänischen Ministerpräsidenten (General Nicolae Rădescu) ausdrücklich, dass in der Zeit vom 10. zum 20. Januar „alle arbeitsfähigen deutschen Bürger, unabhängig von der Staatsangehörigkeit, zur Arbeit zu mobilisieren“ seien.15 Allerdings beweisen Unterlagen, dass das Innenministerium die Vorbereitungen zur Mobilisierung schon am 31. Dezember 1944 eingeleitet hatte, also vor dem Eingang des Befehls der Alliierten Kommission.16 Schließlich wurden 69 332 Personen deutscher Abstammung aus Rumänien deportiert, hinzu kamen 12 Die deutsche Bevölkerung äußerte keine Befürchtungen im Zusammenhang mit der Rückkehr der rumänischen Armee nach Nordsiebenbürgen. 13 Die Liste befindet sich heute in ACNSAS, fond Documentar, dosar 7.451, vol. 1. Bezeichnend ist die beschönigende Ausdrucksweise der Verfasser, handelt es sich doch bei denen, die „das Dorf verlassen haben“, um Flüchtlinge, die hinter der deutschen Front bombardiert wurden. 14 Comisia Prezidențială pentru Analiza Dictaturii Comuniste din România. Raport final [Schlussbericht der Präsidialen Kommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien]. Hgg. Vladimir T i s m ă n e a n u , Dorin D o b r i n c u , Cristian V a s i l e . București 2007, S. 358. 15 Ebenda. 16 Ebenda.
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5 324 Personen aus dem Nordwesten, der sich noch unter ungarischer Verwaltung befand. Von den am Leben gebliebenen Deportierten kehrten 74,4 Prozent nach Rumänien zurück, 25 Prozent gelangten nach Deutschland, 0,3 Prozent nach Österreich, und 7 Personen wurden in der UdSSR ansässig.17 Am 19. Februar schließlich forderte die Alliierte Kontrollkommission im Schreiben Nr. A/192 von Rumänien, „alle Deutschen zu mobilisieren, die sich den Aushebungsaktionen der Vergangenheit entzogen haben“, und sie im Landesinneren „in Arbeitsbataillonen oder -kolonien zu organisieren“.18 Später legitimierte die Potsdamer Konferenz der Alliierten (17. Juli - 2. August 1945) sogar politische Vorgehensweisen in den mitteleuropäischen Ländern, die man heute als „ethnische Säuberung“ bezeichnen würde und deren Hauptopfer die Deutschen waren (in erster Linie jene aus der Tschechoslowakei, die sogenannten Sudetendeutschen). In den Jahrzehnten, die auf diese Ereignisse folgten, integrierte sich die deutsche Minderheit sehr gut in die rumänische Gesellschaft, sie könnte sogar als beispielhaft in diesem Sinn gelten. Neben ihrem besonderen Beitrag zum Wirtschaftsleben des Landes zeichnete die deutsche Minderheit Loyalität gegenüber dem rumänischen Staat aus. Gleichwohl ist zu sagen, dass die Securitate bei Rekrutierungen aus den Reihen der Deutschen fortgeschrittenen Alters auf „kompromittierendes Material“ zurückgriff und ihnen die ehemalige Mitgliedschaft in prohitleristischen Organisationen wie der Deutschen Volksgruppe vorhielt. Tatsache ist, dass die Verbreitung von nationalsozialistischem Gedankengut in den Reihen der deutschen Minderheit in Rumänien in der Zeitspanne 1933-1944 zu Spannungen zwischen deren Angehörigen und dem rumänischen Staat geführt hatte, demgegenüber diese es an Loyalität mangeln ließen. In dem von der ehemaligen Securitate angelegten Archiv finden sich zahlreiche relevante Belege für die Loyalität der deutschen Minderheitler gegenüber dem rumänischen Staat,19 jenseits ideologischer 17 Ebenda, S. 359. Diese Aufstellung umfasst nicht jene Personen, die während der Deportation oder der Repatriierung verstorben sind. 18 Ebenda. 19 Als Beispiel für diese Haltung hier ein Auszug aus einem operativen Bericht (Notă informativă vom 08.05.1978) von „Mircea“, der von einem Gespräch mit einer Intellektuellen deutscher Nationalität, der Chefredakteurin des Kriterion-Verlags, berichtet: „Um wieder auf die Aussichten meiner Zusammenarbeit mit der deutschen Abteilung des Verlags zurückzukommen, erinnerte ich sie daran, dass sie vom Wohlwollen des Direktors Domokoș [Geza] abhängen. Mircea: Ich hoffe, er ist nicht ungehalten über gewisse antirevisionistische Materialien, die ich in der Presse veröffentliche, im ‚Magazinul istoric’ usw. Hat er mir doch vor einer halben Stunde berichtet, wie er in Amerika für unsere Sache, gegen die ungarischen Irredentisten gekämpft hat. H. Hauser: Hoffen
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Dogmen.20 Eine ähnliche Schlussfolgerung legt schon ein summarischer Überblick über die Lage der in die Bundesrepublik Deutschland emigrierten Rumäniendeutschen nahe, die sich zu keinerlei antirumänischen Aktionen einspannen ließen, wie das politische Establishment in Bukarest befürchtet hatte. So hat die neue „volksdeutsche“ Gemeinschaft,21 wie die Landsmannschaften in den Unterlagen der Securitate mitunter bezeichnet werden, obwohl sie unweigerlich zur Aufweichung der politischen Übermacht der Kommunisten, schon durch ihre einem politischen Misstrauensvotum gleichkommende massive Auswanderung, beigetragen hat, keine zusätzlichen Spannungen hinsichtlich Rumäniens verursacht. Eine ganze Reihe von Dokumenten, selbst synthetische Zusammenfassungen, sahen das Problem der Auswanderung allein als Folge der Propaganda, die von bestimmten westlichen Kreisen vor allem aus Westdeutschland ausgeübt wurde. Das ist freilich eine vereinfachende Sicht, weil damit die Vielzahl realer Gründe ausgeklammert wird, die dazu führen konnten, dass Bürger auszuwandern wünschten. Diese Unterstellung verzerrt die Wahrnehmung, denn die Behörden waren sich der Dimensionen des Exodus vollkommen bewusst (beispielsweise hatten 37 802 Personen deutscher Zugehörigkeit aus dem wir’s … Aber ich muss Ihnen sagen, was ich mit ihm erlebt habe. Ich habe beschlossen, einen deutschen Geschichtsband herauszubringen, in dem deutsche, sächsische, schwäbische Historiker die Wahrheit über die Herkunft der Rumänen, über die dakisch-römische Kontinuität auf dem Gebiet unseres Landes usw. darstellen. Als der Band fertig war, habe ich ihn ihm vorgestellt – er ist Direktor! Er hat mich fast brutal angeschrien: ‚Ich weiß nicht, was das Buch enthält, ich will es nicht wissen, und es interessiert mich auch nicht! Mach, was du willst!’ Mircea: Nun, das widerspricht einigermaßen seinen Erzählungen von dem, was er in Amerika getan hat … H. Hauser: Hat er auch getan, er sagt die Wahrheit. Das befiehlt ihm die Vernunft. Hier aber … (H. H. deutete zum Herzen hin). Mircea: Sie glauben also, ‚hier’ ist etwas anderes als auf den Lippen? H. Hauser: Aber natürlich.“ (ACNSAS, fond Informativ, dosar 105.854, vol. 1, f. 66v.) Siehe auch die Notizen von Wolf Aichelburg (eines der Opfer der politischen Nachkriegsprozesse) aus dem Jahr 1964 zur Loyalität der Deutschen gegenüber Rumänien im Vergleich zum ungarischen Revisionismus (ACNSAS, fond Informativ, dosar 6323, f. 7v.) 20 Viele der Dokumente, auf die wir uns weiter oben beziehen, gehen über die äußerst simple Sichtweise der Repressionsorgane hinaus. Als Beispiel für diese Sicht, die sich zugleich „mystifizierend“ auswirkt, zitieren wir – aus der Vielzahl möglicher Stellen – aus einem Bericht der „Ana-Maria“ (rumänischer Nationalität) vom 23.02.1989: „Bei aufmerksamer Lektüre stellt man bei der Arbeit Aus der geheimen Geschichte des Zweiten Weltkrieges eine prowestliche Orientierung des Autors (Gheorghe Buzatu – Anm. d. V.) fest, der scheinbar freiwillig den Anglo-Amerikanern in die Hände spielt.“ (ACNSAS, fond Documentar, dosar 12.618, vol. 5, f. 402v.) 21 Gemeint ist die Gemeinschaft der aus Rumänien Ausgewanderten in der Bundesrepublik Deutschland. Ähnliche Gemeinschaften von Auswanderern aus anderen osteuropäischen Ländern hatten sich dort ebenfalls gebildet.
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Kreis Temesch/ Timiș schon bis zum Jahr 1980 die endgültige Ausreise beantragt, und in den Jahren 1979/1980 stellten oder erneuerten 17 499 Personen ihren Antrag22). Zwar genossen die „volksdeutschen“ Emigranten (als unmittelbare Auswirkung des Artikels 116 im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, der die Verantwortung des westdeutschen Staates für die deutschen Minderheiten festschrieb) gewisse Vorzüge bei ihrer Ansiedlung im Mutterland, doch das bedeutete keinerlei Feindseligkeit gegenüber Rumänien, sondern natürliche ethnische Solidarität. Selbst wenn die Existenz einer gewissen politischen Propaganda im Rahmen des psychologischen und geheimdienstlichen Krieges zwischen Ost und West nicht von der Hand zu weisen ist, bei der manchmal auch Aspekte des Auswanderungsproblems überbewertet wurden,23 hing die Auswanderung nicht mit den westlichen Propagandamedien zusammen, sondern mit Problemen in Rumänien. Die Massenauswanderung der deutschen Minderheit in die Bundesrepublik Deutschland war ein natürliches, unter den gegebenen Umständen ein gerade unausweichliches Phänomen. Schwer zu sagen, was letztendlich entscheidend war, das wachsende Wohlstandsgefälle zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien oder der Wunsch der Deutschen, ihren Familienzusammenhalt und die ethnische Gemeinschaft zu erhalten, was im Westen leichter zu bewerkstelligen war als im Herkunftsland. Ich bin der Meinung, dass zu Beginn der Massenauswanderung der erste Faktor (für bestimmte beschränkte Gruppen im Verbund mit den durch Deportation oder politische Haft erlittenen Entbehrungen) entscheidend war, dass aber, jedenfalls ab dem Ende der 1970er Jahre, der hauptsächliche Beweggrund die Familienzusammenführung und der Erhalt der Volksgemeinschaft war. So führte die zunehmende Anzahl der Auswanderer automatisch zur Zunahme neuer Ausreiseanträge in fast geometrischer Reihe. Eine der umfangreichsten synthetischen Zusammenfassungen zu diesem Thema, die den Titel trägt „Analyse der ergriffenen Maßnahmen und 22 Einem Bericht vom 30.05.1980 zufolge gab es im Kreis Temesch/Timiș 97 811 Personen deutscher Nationalität, davon 28 075 im Munizipium Temeswar und 69 737 in den anderen Ortschaften des Kreises (ACNSAS, fond Documentar, dosar 13.381, vol. 19, f. 23). Die Ergebnisse der Volkszählung von 1977 wiesen im ganzen Land 360 000 Bürger deutscher Volkszugehörigkeit nach (1,8 % der Bevölkerung Rumäniens), im Vergleich zu 800 000 im Jahre 1940 (einschließlich der an die UdSSR abgetretenen Gebiete). 23 Dazu die Bemerkung, dass die Schlussakte der KSZE in Helsinki (1975 an deren Zustandekommen Rumänien einen bedeutenden Anteil hatte, den Grundsatz der Auswanderungsfreiheit vorsah. Dieser wurde vom rumänischen Staat häufig dadurch missachtet, dass Auswanderungsanträge gar nicht oder spät und nur auf Druck hin genehmigt wurden, allerdings auch von westlichen Staaten, die unberechtigterweise rumänischen Bürgern die Einreise verweigerten.
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der erzielten Ergebnisse im Kampf gegen Auswanderungspropaganda reaktionärer Kreise im Ausland sowie ihrer Konterkarierung. Schlussfolgerungen zur Verbesserung der Arbeit auf dieser Linie“, erstellt im März 1980 vom Kreisinspektorat Temesch/Timiș, erfasst auch die unter den Banater Schwaben um sich greifenden Befürchtungen in Bezug auf eventuelle Maßnahmen, die der rumänische Staat gegen ihre ethnische Identität ergreifen könnte. Diese Befürchtungen allein waren schon ein Faktor zur Förderung der Auswanderungstendenz. Ich halte diese Befürchtungen für unbegründet, doch war es nur natürlich, dass sie unter den Umständen eines politischen Regimes aufkamen, in dem die Öffentlichkeit sehr beschränkt informiert und die Regierungspolitik nur beschränkt kommuniziert wurde, so dass die Bürger oft vor „vollendete Tatsachen“ gestellt wurden. Das Dokument sucht vermeintlich feindliche Umtriebe im Rahmen der deutschen Minderheit im Kreis Temesch/Timiș offenzulegen (die auch auf besuchsweise aus der Bundesrepublik Deutschland Zurückgekehrte zurückgehen mochten). Einerseits jedoch beschränken sich diese „Umtriebe“ auf bestimmte harmlose und offenbar den Tatsachen entsprechende Äußerungen zum höheren Wohlstand in der Bundesrepublik Deutschland und zu dem (ebenfalls selbstverständlichen) Wunsch der Banater Schwaben, ihre Volksidentität zu bewahren. Selbst diese Äußerungen scheinen aus dem Zusammenhang umfangreicherer Diskussionen gerissen. Andererseits bestätigt das Dokument bei aufmerksamer Lektüre die allgemeine Mentalität der Deutschen, die keine Gegnerschaft gegen den rumänischen Staat und die bestehende Mehrheitsbevölkerung zulässt. Ich glaube nicht zu übertreiben mit der Behauptung, dass Angehörige der deutschen Minderheit in bestimmten Alltagssituationen einen höheren Grad von Patriotismus an den Tag legten als viele Rumänen.24 In der von Oberstleutnant Pădurariu verfassten 24 In dieser Hinsicht hat sich auch heute nicht viel geändert, da die deutsche Minderheit zahlenmäßig sehr klein ist. Dazu führe ich die diskreten, aber bestimmten Richtigstellungen des von der Opposition zum Ministerpräsidenten Rumäniens vorgeschlagenen Klaus Johannis an. Im Rahmen eines Rundtischgesprächs beim Sender „Antena 3“ (Sinteza zilei) korrigierte er die Einlassungen des Moderators über Fremdsprachenkenntnisse, wobei er das Rumänische nicht zu den international gebräuchlichen zählte: „gemäß den Normen der Europäischen Union ist die rumänische Sprache eine internationale Sprache“. Derlei „Kleinigkeiten“ erscheinen mir bezeichnend, denn ich habe unzählige Male selbst festgestellt, dass die Mehrzahl der Deutschen die Chancen und die Stellung Rumäniens auf internationaler Ebene gar nicht geringschätzen, sondern darauf vertrauen. Bemerkenswert auch, dass Klaus Johannis, obwohl seine Eltern nach Deutschland ausgewandert sind, sich entschieden hat, in Rumänien zu bleiben. In einer anderen Sendung (Biz Bazar) desselben Fernsehsenders korrigierte Johannis von Neuem die Behauptungen des Redakteurs zum Mangel an „Anstand“ im Land (?!): „Es mag
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„Analyse“ werden stellenweise Nuancen der von Auswanderern und Auswanderungswilligen unternommenen Versuche angesprochen, sich gegen den Verdacht antirumänischer Gefühle zu verwahren. Selbst der radikalste besuchsweise zurückgekehrte Emigrant (er war dem Dokument zufolge sogar von den rumänischen Behörden als unerwünscht erklärt worden) behauptete, „diese alle sind nicht nach Deutschland gekommen, weil sie in Rumänien Hunger gelitten hätten oder es ihnen materiell nicht gut ging, sondern weil sie keine Zukunft vor Augen hatten, sind sie gekommen, um mit ihrem Volk in Freiheit zu leben.“
Eine andere Person, die den Ausreiseantrag gestellt hatte, betonte, „es wird mir eng ums Herz bei dem Gedanken, dass ich das Land verlassen muss, in dem ich geboren wurde und gut gelebt habe, aber ich denke an die beiden Kinder, die hier im Land keine deutsche Schule mehr besuchen können, weil es in Billed nicht mehr genug schulpflichtige deutsche Kinder gibt, mit denen man eine Klasse bilden könnte, und weil wir Deutsche sind, möchten wir, dass unsere Kinder in eine deutsche Schule gehen.“
Überraschend durch ihren Realismus, gar Liberalismus sind einige am Ende des Dokuments formulierte Vorschläge: „Da viele, die auf der endgültigen Ausreise aus dem Land bestehen, oft als einen der Gründe vorbringen, dass sie keine Möglichkeit hätten, ins Ausland zu reisen, schlagen wir vor: Es soll durchgesetzt werden, dass touristische Reisen oder Verwandtenbesuche in alle sozialistische Länder mit Ausnahme der S. F. R. Jugoslawien25 wenigstens einmal jährlich für alle Kategorien von Personen genehmigt werden und Einschränkungen nur in besonderen Ausnahmefällen gelten. Aufgrund einer gründlichen Überprüfung und Analyse ist die Zahl jener Personen zu erhöhen, denen man die Reise zu Verwandten in der Bundesrepublik Deutschland, nach Österreich und in andere Staaten genehmigt, nach weiterer eingehender Überprüfung auch bei jenen, die vor Jahren die endgültige Ausreise aus dem Land beantragt haben.“
Diese Vorschläge sind beinahe eine implizite Anerkennung sowohl der Unausweichlichkeit des Transfers deutscher Bevölkerung in die Bundesrepublik Deutschland als auch der Tatsache, dass die Tätigkeit der Ausreisewilligen für die realen Interessen des rumänischen Staates keinerlei Gefahr darstellen.26 Das Ziel der Emigranten, zugleich aber auch der „Anwalt“ ihrer Sache gegenüber der rumänischen Regierung war die Bundesrepublik Deutschland (und in beschränktem Maße auch Österreich), doch Sie überraschen, aber ich glaube, wir sind ein ziemlich anständiges Land, geprägt von Menschen, nicht unbedingt von jenen, die uns regieren.“ 25 Jugoslawien hatte das bei Weitem liberalste Regime und erlaubte osteuropäischen Bürgern den Übertritt in die westlichen Länder. 26 Das Gesamtdokument siehe: ACNSAS, fond Documentar, dosar 13.381, vol. 19, ff. 10-18 f.+v.
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gab es auch Interessen der Deutschen Demokratischen Republik27 an den Problemen der deutschen Minderheit in Rumänien. Diese waren jedoch nicht primär und nachhaltig. In einem Bericht der ostdeutschen geheimdienstlichen Organe vom 12. Juli 1982 wird eine „Einschätzung von Horst Samson“ (Redakteur der „Neuen Banater Zeitung“) vorgenommen und seine Einstellung zum kommunistischen deutschen Staat herausgestrichen: „Er ist ein eigenwilliger, sehr selbstsicherer junger Mann. Ich glaube, dass er von unsichtbaren Helfern unterstützt wird. Bei der Begegnung mit Horst Samson waren etwa sieben Personen zugegen, Bekannte von Samson. Das Gespräch war sehr erhellend, denn es zeigt die Einstellungen zur DDR und zu unserer Literatur. Beim Versuch einer Wiedergabe des Gesprächs werden die ideologischen Positionen von Samson und Berwanger sehr deutlich. […] Samson war im Vorjahr (1981) in der DDR. Mit dem Staatstheater. Er hat keine gute Meinung von uns. Er sagt, wenn vor vier Jahren die Deutschen in Rumänien gefragt worden wären, ob sie in die DDR auswandern wollten, hätten 80 Prozent positiv geantwortet. Heute aber keiner, denn in der DDR läuft alles schlecht.“28
Der ostdeutsche Staat selbst verhielt sich oft ablehnend gegenüber den Vertretern der deutschen Minderheit in Rumänien, die ständig verdächtigt wurden, der zwischenstaatlichen Allianz unter der Führung Moskaus „feindlich gegenüberzustehen“. Dabei scheuten die ostdeutschen Diplomaten in Bukarest nicht davor zurück, bei den rumänischen Behörden repressive Maßnahmen einzufordern. Ein entsprechender Vorgang ist unlängst von Georg Herbstritt und William Totok dokumentiert worden: „Der Literaturkreis ‚Adam Müller-Guttenbrunn‘ kündigte für den 10. Februar 1982 in der deutschsprachigen Zentralzeitung ‚Neuer Weg‘ folgende Begegnung an: ‚Sitzung des Literaturkreises Temeswar – Bei der nächsten Sitzung des Literaturkreises ‚Adam Müller-Guttenbrunn‘ in Temeswar wird Richard Wagner neue Gedichte lesen. Im zweiten Teil der Begegnung, die am Donnerstag um 17 Uhr beim Sitz des Schriftstellerverbandes stattfinden wird, werden Lieder von Wolf Biermann gehört.‘“29 27 „Im Grunde durften die nationalen Komponenten auf offizieller Ebene für Ostdeutschland gar keine Rolle spielen. Das Regime in Ost-Berlin sah sich in keiner Weise verantwortlich für die deutsche Minderheit in Rumänien“ (Stejărel O l a r u , Georg H e r b s t r i t t : Stasi și Securitatea [Stasi und Securitate]. București 2005, S. 126). Mehr noch, 1972 beschuldigte die Stasi eine bedeutende und zahlreiche Gruppe Deutscher in Siebenbürgen, „ungerechtfertigt (Hervorhebung d. Verf.) einer sehr feindlichen Haltung gegenüber allen Rumänen, […] separatistischer Absichten gegenüber dem rumänischen Staat“ (ebenda, S. 128). 28 Siehe die Untersuchung: Dublă supraveghere. Scriitori germani din România în documente ale Stasi și ale Securității [Doppelte Überwachung. Deutsche Schriftsteller in Rumänien in den Unterlagen der Stasi und der Securitate]. Redigiert von Georg H e r b s t r i t t und William T o t o k („Caietele CNSAS“, anul II, nr. 1(3)/2009). 29 O l a r u , H e r b s t r i t t : Stasi și Securitatea (wie Anm. 27).
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Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Ankündigung die Botschaft der DDR in Bukarest dazu veranlasst hat, beim rumänischen Außenministerium Protest einzulegen. Schließlich war es aus Sicht der DDR eine Provokation, dass in einem öffentlichen Raum in einem „sozialistischen Bruderland“ die Lieder des berühmtesten Dissidenten der DDR, Wolf Biermann, gehört wurden und dass dies, trotz allgemeiner Pressezensur, auch noch in der Zeitung angekündigt wurde. Der Literaturkreis trat wirklich am 11. Februar zusammen. Drei Monate später (am 14. Mai 1982) durchsuchte die Securitate die Wohnungen von Horst Samson und William Totok, wobei sie als Grund für die Aktion den Protest der Botschaft der DDR gegen den Wolf Biermann gewidmeten Musikabend angab.30 Der ostdeutsche Staatssicherheitsdienst, bekannt unter dem Kürzel „Stasi“, unterhielt auch eine Agentur in Rumänien, als einer der Agenten wurde ab 1981 Klaus Behling, der Kulturattaché der Botschaft,31 eingesetzt, wobei der ostdeutsche Botschafter nichts von dessen geheimer Tätigkeit wusste.32 Seitens der Botschaft wurde allerdings auch politischer Einfluss ausgeübt, hatte doch die DDR die Rolle eines nahen Verbündeten der UdSSR inne. Deshalb wurde in einem Bericht der Securitate vom 15. Dezember 1980 Folgendes festgehalten: „Im Rahmen eines Cocktails bei der Botschaft der Deutschen Demokratischen Republik zum Abschluss der ‚Tage der deutschen Kultur‘ hat Rieger Günther,33 Kulturattaché und Zweiter Sekretär der Botschaft, unter Bezugnahme auf das Werk des Schriftstellers Marin Preda geäußert, ‚es gibt rumänische Bücher, in denen die Rolle der Sowjetarmee herabgemindert wird, wobei die ganze Politik der Partei dieses verwerfliche Empfinden ermutigt‘. Er hat diese Haltung als ‚Nationalismus‘ qualifiziert und sich gefragt, ‚ob die Außenpolitik Rumäniens von jedem rumänischen Bürger als gerechtfertigt angesehen und unterstützt wird‘. Rieger Günther hält dies für ‚einen gefährlichen Weg, da er einen Verrat an der Sache des internationalen Sozialismus, an der Sowjetunion darstellt‘.“34
Nach 1973 wird die Zusammenarbeit zwischen Securitate und Stasi eingestellt, weil die Regierung der DDR Rumänien als Gegner der UdSSR, ja des Warschauer Paktes betrachtet. Zahlreiche Informationen, die der Stasi von Seiten ihrer Agentur in Rumänien zugeleitet werden, unterstrichen (oft mit ausdrücklicher Verblüffung) die im Gegensatz zu den Einschränkungen in der DDR allzu „liberale“ Atmosphäre in Rumänien, dann aber, nach 1980, auch das zunehmende materielle 30 31 32 33 34
Ebenda. Ebenda, S. 124. Ebenda, S. 126. Vorgänger von Klaus Behling. ACNSAS, fond Documentar, dosar 13.381, vol. 19, f. 2.
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Elend, das auf die politischen Maßnahmen der Bukarester Regierung zurückzuführen sei.35 Die Bundesrepublik Deutschland dagegen wurde zunehmend als Mutterland der Rumäniendeutschen empfunden. Dieser Staat an der Grenze zur kommunistischen Welt war jenseits nationaler Erwägungen ein Vorbild an Wohlstand und Zivilisation und hatte zudem eine Sonderstellung im „Rundfunkkrieg“ inne, der (mit je nach den Zeitläuften wechselnder Intensität) zwischen den beiden politischen Blöcken geführt wurde, schließlich sendete von Deutschland aus nicht nur Radio Freies Europa, sondern auch, unabhängig davon, die Deutsche Welle, die im Mai 1953 über die Station Ostenloge ausstrahlte (das Gesetz, das deren Tätigkeit bestimmte, wurde 1960 veröffentlicht). In den letzten Jahren des kommunistischen Regimes in Rumänien wurde die Bundesrepublik Deutschland der Organisation subversiver Aktionen auf dem Gebiet Rumäniens verdächtigt, womit auch (unberechtigterweise) die gegen Ceaușescu gerichtete Revolte der Arbeiter in Kronstadt/Brașov (November 1987) erklärt wurde. Das Studium der Archive der ehemaligen Securitate ist dazu angetan, zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Nationen (der deutschen und der rumänischen) aufzuzeigen, die jenseits aller von bestimmten Regimen und Strömungen verursachten Verstörungen bestanden haben. Möglicherweise wird mir die subjektive Färbung dieser Stellungnahme vorgeworfen, diese mache ich mir aber gern zueigen, da ich einen möglichen, ja anzunehmenden Unterschied zwischen Objektivität und Neutralität sehe. Da ich nicht uneingeschränkt neutral bin, neige ich zur Objektivität, und als jemand, der in einem intensiv multikulturellen Milieu36 in der Mitte Siebenbürgens aufgewachsen 35
Ebenda. Im Sinne der (An-)Erkennung der kulturellen Werte der verschiedenen Volksgemeinschaften, keineswegs im Sinne der Aufgabe der eigenen althergebrachten Werte (ganz im Gegenteil). Selbst wenn ich beim Erstellen dieses Textes Dokumente verwendet habe, die sich auf andere Gebiete beziehen, wo der Stellenwert der deutschsprachigen Bevölkerung größer war, gibt es auch für den Kreis Mureș interessante Einschätzungen. Beispielsweise signalisiert der Bericht der „Hintergrundkontrolle im Problem Deutsche Nationalisten – Faschisten“ beim Kreisinspektorat Mureș in der Zeit vom 13. bis zum 17.10.1980: „Im Bereich des Kreises Mureș wohnen zur Zeit etwa 19 000 rumänische Bürger deutscher Nationalität, die große Mehrheit auf dem Land (13 Gemeinden), etwa 3 900 Personen in der Stadt Schäßburg/Sighișoara. […] Ein anderer wichtiger Fall ist die Akte zur informativen Überwachung (D.U.I.) „Colecţionarul“, eröffnet am 1.4.1977, der dadurch aufgefallen ist, dass er Verbindungen zu Elementen der sächsischen Emigration unterhält, denen er Dias und Fotografien von alten Gebäuden, Bauten in Schäßburg, schickt, wofür er Devisen und Gegenstände aus dem Ausland bezieht. Solche Dias und Fotografien werden von den Vertretern der Emigration bei den Versammlungen, die sie abhalten, als Belege für den Zustand historischer Denkmäler der Sachsen in unserem 36
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ist, richte ich meine Subjektivität gerade auf die sächsische/deutsche Minderheit. Und so wage ich, eine zukünftige positive Entwicklung der Studien zum deutsch-rumänischen Zusammenleben vorauszusagen – wobei ich mich nicht nur auf die kommunistische Periode beziehe –, ohne dabei die vielfältige Zusammensetzung der deutschen Minderheit aus dem Auge zu verlieren. Diese wird, wiewohl ich den Begriff „Multikulturalität“ verwendet habe (der in Rumänien gegen Ende des letzten Jahrzehnts an Stellenwert gewonnen hat), zugunsten umfassenderer Untersuchungen an Bedeutung verlieren. Paradoxerweise können diese Untersuchungen auch durch Forschungen in dem von der ehemaligen Securitate angelegten Archiv befördert werden, wo vielfach auf kulturelle Aspekte abgehoben wurde. Zwar ist das Archiv kein Hort der Wahrheit, dennoch stellt es eine unersetzliche historische Quelle für die Erforschung der Nachkriegsgeschichte Rumäniens, nicht zuletzt der jüngsten Vergangenheit der deutschen Minderheit in Rumänien dar. Diese Minderheit ist zu einem gewissen Zeitpunkt wegen der Auswanderungstendenz zu einem ziemlich heiklen politischen Problem geworden, allerdings hat die deutsche Gemeinschaft in Rumänien ein historisches Erbe geschaffen, das von der rumänischen Mehrheit angenommen wurde.
Summary The German Ethnic Minority in Romania. Political Issue and Cultural Heritage Both archives created by Securitate as well as the bourgeois officers of its forerunner institution, Siguranţa, have been proven to contain first-rate source material regarding the complete reconstitution of the historical past and cultural heritage of the German minority in Romania. Starting from this assumption, we have tried to briefly analize one particular “conducting line of work” which Securitate had been following all along (leaving alone other basic problems) – that is to say, the Land verwendet. […] Sowohl der verantwortliche Offizier dieses Problemfeldes als auch die anderen Offiziere, die für Gemeinden mit Bevölkerung deutscher Nationalität zuständig sind, müssen bei der Ausbildung der Unteroffiziere der Polizei mehr darauf bestehen, dass Informationen mit Securitate-Profil eingeholt werden, sie müssen den Unteroffizier mobilisieren und sensibilisieren für eine effiziente informative Einordnung dieser Kategorie von Elementen“ (ACNSAS, fond Documentar, dosar 13381, vol. 19, ff. 74-81).
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national minorities. This line had been persued on a national as well as on a regional (and judeţ) level, depending on the ethnic layout of each particular demographic zone. Following the afore mentionned “line of work”, the focus was laid on the differing importance of the German minority, as compared to the Jewish and the Magyar minorities. Leaving alone a number of similarities among these three minority groups, mainly connected to the aftermath of World War Two, each of them was presenting its own specific character. To this aspect the Securitate papers had been paying attention. In the case of the German, as well as the Jewish minorities the specific difference was hightened by the phenomenon of mass emigration to the German Federal Republic (respectively to Israel). This was a natural, and for the most part inevitable evolution, taking into account the given situation. When mass emigration began, the first aspect had been decissive. In the case of smaller groups of individuals it also was hightened by frustration resulting from the experience of deportation and political detention. But as late as the end of the 70s the fundamental mobile for emigration has to be seen in family reunion, followed by ethnic reunification. During the main part of the interbellic period the German minority had integrated itself very well into the Romanian society, even showing up as a positive example. Thus, apart from its outstanding contribution to the economy of Romania, one could attest the German minority an almost chivaleresque loyalty to the Romanian state, lacking any drawbacks and excesses.
Rezumat Minoritatea germană din România: Problemă politică și moștenire istorică În efortul de reconstituire a trecutului istoric și a moștenirii culturale complete a minorității germane din România, arhiva creată (inclusiv cea moștenită de la predecesori ai instituției din perioada antebelică) de fosta Securitate, se dovedește un izvor de primă importanță. Pornind de la acest aspect, am încercat să analizăm, succinct una din „liniile de muncă” urmărite constant de către Securitate (alături de celelalte problematici de bază), respectiv cea a minorităților naționale (atât la nivel național cât și la cel regional/județean, în funcție de compoziția etnică a fiecărei zone), în sensul în care, în cadrul acestei linii de muncă, minoritatea germană a ocupat un rol important, alături de cea evreiască
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și cea maghiară. Dincolo de anumite asemănări, rezultate în special din moștenirea celui de-al doilea război mondial, problematica fiecărei minorități a avut un caracter specific, care este evidențiat ca atare în documentele elaborate de fosta Securitate. În cazul minorității germane (ca și în cazul celei evreiești), diferența a fost potențată și de fenomenul emigrării în masă către R.F.G., care a fost o evoluție naturală, în foarte mare măsură inevitabilă, în condițiile date. La începutul emigrării în masă, primul factor (combinat, în ceea ce privește unele grupuri restrânse, și cu frustrări provocate de episoadele deportării sau detenției politice) a fost decisiv, însă, cel puțin de la finele anilor ’70, motorul fundamental al emigrării a fost reîntregirea familiilor și, apoi, a comunității etnice. În cea mai mare parte a perioadei interbelice, minoritatea germană s-a integrat foarte bine în cadrul societății românești, putând fi considerată chiar un exemplu din acest punct de vedere. Astfel, contribuției deosebite la viața economică a țării i se adaugă și o loialitate, aproape cavalerească, față de statul român, o atitudine netrucată și lipsită, totodată, de excese.
O B J E K T U N D I N S T R U M E N T. DIE DEUTSCHE MINDERHEIT I M F O K U S D E R S E C U R I TAT E Von Hannelore B a i e r Aus Sicht des späten Nationalstaates Rumänien konnte der deutschen Minderheit nie richtig vertraut werden: in der Zwischenkriegszeit pochte sie auf die ihr durch die Karlsburger Beschlüsse zugesicherten Gemeinschaftsrechte und kulturelle Autonomie.1 1940 wurde ihr mittels Volksgruppen-Gesetz ein Sonderstatus zuerkannt.2 In der Nachkriegszeit konnten trotz Repressionen und Enteignungen die gewachsenen Gemeinschaftsstrukturen der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen nicht zerschlagen werden. Statt die Verwirklichungen des „Goldenen Zeitalters“ zu genießen, verabschiedeten sie sich in den „feindlichen“ Westen.3 Die „Entlassung“ seiner Bürger ließ sich der Staat saftig bezahlen, interpretierte die Ausreise propagandistisch jedoch als „Verrat“.4 1 Die Beschlüsse der rumänischen Nationalversammlung in Karlsburg/Alba Iulia vom 01.12.1918 anlässlich der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien sicherten für „mitbewohnende Völker“ „Unterricht, die Verwaltung und die Rechtspflege in seiner eigenen Sprache durch Personen aus seiner Mitte“, „das Recht der Vertretung in den gesetzgebenden Körperschaften und in der Regierung im Verhältnis der Zahl seiner Volksangehörigen“, Vereins- und Versammlungsfreiheit zu. 2 Das Dekret-Gesetz Nr. 830 vom 20.11.1940 erklärte die Deutsche Volksgruppe in Rumänien (DVR) zur „rumänischen juristischen Person des öffentlichen Rechts“. Auf Grund von Art. 4 hatte die DVR das Recht, Bestimmungen zur „Erhaltung und Festigung ihres nationalen Lebens“ zu erlassen, und dies in einer Zeit, als alle Parteien aufgelöst und antijüdische Gesetze in Kraft getreten waren. 3 In der Propaganda-Sprache wurde die Regierungszeit von Nicolae Ceaușescu als „Goldenes Zeitalter“ bezeichnet, die westeuropäischen Staaten, in denen Stimmen gegen die Repressionen, die Misswirtschaft und den Personenkult zu hören waren, galten als „feindlich“. 4 Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien bestand seit 1968 ein geheimes Abkommen, auf Grund dessen für jeden aus Rumänien ausgereisten Bürger deutscher Herkunft eine bestimmte Summe gezahlt wurde. Der Ausreisewille und das Verlassen des Landes wurden von der Partei- und Staatsführung als das Prestige und das Image verletzend dargestellt.
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Eine „Sicherheitspolizei“, die Siguranţa, wurde in Rumänien nach dem Bauernaufstand 1907 gegründet.5 Beobachtungen von rumäniendeutschen Politikern sowie Berichte über die „Stimmungslage“ der deutschen Gemeinschaften gibt es seit 1920.6 Die „Noten“ und „Berichte“ aus den 1930er und 1940er Jahren und dann die vielen Tabellen und Listen der zur Waffen-SS Eingerückten,7 der Amtsträger und Mitglieder der Deutschen Volksgruppe in Rumänien, aber auch sonstigen Organisationen machten es dem „Sicherheitsapparat“ nach 1944 leicht nachzuweisen, dass die Sachsen und Schwaben „Hitleristen“ und „Faschisten“ seien. Die 1948 nach dem Muster des NKWD gegründete Securitate brauchte ihre Phantasie gar nicht erst anzustrengen, um Argumente zu finden, wieso und weshalb die Rumäniendeutschen eine Gefahr für die neue Gesellschaftsordnung darstellten, sie brauchte bloß das vorhandene Material auszuwerten.8 Die Unterlagen der Deutschen Volksgruppe in Rumänien (DVR) sind nämlich der Siguranţa und nachher der Securitate in die Hände geraten. Sie wurden mit großteils durch Erpressung erzielten Berichten von verhafteten Rumäniendeutschen ergänzt und dienten bis in die 1980er Jahre als Ausgangsbasis für Verfolgungen, Erpressungen und deren ideologische Rechtfertigung. Die rechtliche Grundlage für die Verfolgungen bildeten Regierungsbestimmungen und Gesetze. Die nach der Waffenumkehr vom 23. August 1944 konstituierte Regierung hatte im September 1944 die „Legionäre, Hitleristen, Cuzisten, Prohitleristen“ zu ihren „Todfein5 Viorel R o ș u : De la Securitate la Doi și un sfert via SRI [Von der Securitate zum neuen rumänischen Nachrichtendienst]. Bukarest 2008, S. 17. 6 Aus diesem Jahr stammt der erste Bericht („Notă“) im Dossier von Hans Otto Roth. Archiv des Rumänischen Nachrichtendienstes (SRI), Dokumentarfonds, Dossier 4030. 7 Dossier 13.217, Band 3, im Archiv des Nationalrates für die Aufarbeitung der Securitate-Akten (ACNSAS) beinhaltet zum Beispiel die in deutscher Sprache verfassten Personalakten der 1943 zum „Kriegsdienst“ Einberufenen samt Anschrift des „Unterstützungsempfängers“; in Bd. 21 sind Namenslisten der zur Waffen-SS Eingerückten sowie der Mitglieder der DVR – neben Namenslisten der zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion Deportierten – aus dem Kreis Alba enthalten. Im Dossier 14.875, Band 11, ist auf Seite 141 der „Dienstverpflichtungsschein“ eines Mannes aus Reschitza vom 18.3.1942 abgedruckt mit folgendem Wortlaut: „Ich verpflichte mich, die Aufgabe, die das großdeutsche Volk Adolf Hitlers an mich stellt, im Rahmen des Heimatdienstes diszipliniert und gehorsam durchzuführen […]“ (ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 13.217, Bd. 3 und 21, Dossier 14.875, Bd. 11, S. 141). 8 Dossier 4018 im ACNSAS umfasst unter dem Titel „Comunitatea săsească din România“ [Sächsische Gemeinschaft in Rumänien] u. a. Informantenberichte aus den Jahren 1942/1943 über das Verhalten der Siebenbürger Sachsen sowie Berichte über die Beschlagnahmung der Volksgruppen-Büros und deren Inhalt und Akten Ende August 1944 in Deva, Blasendorf/Blaj und Sankt-Martin/Târnăveni.
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den“ erklärt.9 In der Organisationsstruktur der Securitate gab es die Abteilung „Serviciu II – Naţionalităţi“ („Dienst II – Nationalitäten“ innerhalb der Direktion I), deren Aufgabe es war, die „chauvinistische Tätigkeit in den Gemeinschaften der mitwohnenden Nationalitäten, der Glaubensgemeinschaften und Sekten informativ zu verfolgen“.10 1978 wurde das „Departement für Staatssicherheit“ dem Staatspräsidenten und Generalsekretär der RKP, Nicolae Ceaușescu, direkt unterstellt.11 Zu den Aufgaben des Departements gehörten: a) die Organisation und Durchführung von Abwehrtätigkeiten zur Vorbeugung, Aufdeckung und Liquidierung der Aktionen gegen die Souveränität, Unabhängigkeit und Integrität des rumänischen Staates, die von fremden Spionagediensten und Agenten sowie von Organisationen, Kreisen und Personen aus dem Ausland unternommen werden; b) Aktionen, um Aktivitäten mit faschistischem, nationalistischirredentistischem Charakter oder solchen, die gegen die sozialistische Ordnung gerichtet sind, entgegenzuwirken und zu neutralisieren.12 Die Observierung und Verfolgung der Rumäniendeutschen erfolgte bis 1978 im Rahmen des Observierungsfeldes „Problem 13 – deutsche Nationalisten“, ab dann jedoch wurden sie als „Deutsche faschistische Nationalisten“ (Problema Naționaliști fasciști germani) geführt. Gegen eine strafrechtliche Verfolgung der an Verbrechen beteiligten Mitglieder der Waffen-SS, NSDAP oder DVR wäre nichts einzuwenden gewesen, ebenso gegen die vom Staat getroffenen Sicherheitsvorkehrungen. Zu kritisieren ist das Vorgehen des Repressionsapparates im kommunistischen Rumänien, der die einfache Mitgliedschaft in der DVR, die Wahrnehmung eines Auslandsstudiums – was in der Zwischenkriegszeit gang und gäbe war – oder die infolge der Kriegswirren ins „kapitalistische“ Ausland gelangte Verwandtschaft als Vorwand für Verfolgung und Erpressung nutzte. Untersucht werden sollen in diesem Beitrag die Mechanismen, die eingesetzt wurden, um die rumäniendeutschen Gemeinschaften mit Informanten zu durchsetzen, sie zu spalten, zu manipulieren und sie für die Interessen der KPFührung zu instrumentalisieren. Dies geschieht anhand von Berichten, 9 Marius O p r e a : Bastionul Cruzimii. O istorie a Securităţii [Die Bastion der Grausamkeit. Eine Geschichte der Securitate] (1948-1964). Iași 2008, S. 41. 10 Ebenda, S. 51-52. Zur Geschichte der Securitate und der Neuordnung ihrer Strukturen siehe auch Marius O p r e a : Banalitatea răului. O istorie a Securităţii în documente [Die Banalität des Bösen. Eine Geschichte der Securitate in Urkunden] 1949-1989. Iași 2002. 11 Dies geschah, nachdem Mihai Pacepa, der stellvertretende Leiter des Außenspionagedienstes (DIE) und persönliche Berater von Ceaușescu, 1978 politisches Asyl in den USA verlangt hatte. 12 R o ș u : De la Securitate (wie Anm. 5), S. 32.
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die von Securitate-Offizieren oder Informanten verfasst worden sind und zu denen ich Zugang hatte. Ich konnte aber bislang die grundlegenden Richtlinien der KP- und Securitate-Führung nicht einsehen, sodass eine strukturierte Analyse der unterschiedlichen Etappen in der Überwachung und Verfolgung der Deutschen in Rumänien zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich ist. Im Folgenden werde ich kurz eingehen auf: 1. die Kontinuität in der Überwachung und Verfolgung der Rumäniendeutschen durch die Securitate, und dabei das Schwergewicht auf die Gruppe der Siebenbürger Sachsen legen; 2. Ich will zeigen, wie eine „Gruppe“ – jene um Horst Depner – geheimdienstlich durchsetzt worden ist und wie dieser Tatbestand von der Securitate dann zu Schulungszwecken aufbereitet und verwendet wurde; 3. den Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL), der zu den von der Securitate durchsetzten Gremien gehört hat, und auf die AKSL-Tagung 1977 in Hermannstadt, die Inhalte für weitere Instrumentalisierungen liefern sollte.
1. Kontinuität Laut Rundbefehl 9000 der Generaldirektion der Polizei vom 4. Juni 194513 musste die „Tätigkeit der Legionäre und Hitleristen“, die Tätigkeit der „deutsch-hitleristischen Elemente“, und anderer Gruppen überwacht werden. Wegen ihrer „Vergangenheit“ festgehalten und in Lager interniert werden sollten unter anderen „deutsche Volkszugehörige“, die Kreis-, Orts-, Blockleiter der Deutschen Volksgruppe in Rumänien gewesen waren, nicht aber die einfachen Beitragszahler.14 Die Rumäniendeutschen im arbeitsfähigen Alter befanden sich zu diesem Zeitpunkt in sowjetischen bzw. rumänischen Arbeitslagern. Zahlreiche Anordnungen der Polizei bestimmten die genaue Überwachung der zu Hause Verbliebenen. Die systematische Identifizierung ehemaliger Mitglieder „faschistischer Organisationen“ begann 1949/1950. In den in regelmäßigen Abständen verfassten Berichten gibt es 1950 ein Kapitel über die „Tätigkeit der ehemaligen Führer und Mitglieder der NSDAP und DVR, der von der Waffen-SS oder Wehrmacht ins Land Zurückgekehrten, den Informanten der Gestapo“ usw.15 In ähnlichen Synthesen wird desgleichen über die aus der Zwangsarbeit in der 13 Der Rundbefehl war das Ergebnis der Konferenz der Generaldirektion der Polizei im Mai 1945 (Archiv des Rumänischen Nachrichtendienstes, Dokumentarfonds, Dossier 4683). 14 R o ș u : De la Securitate (wie Anm. 5), S. 32-34. 15 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 1881, Bd 2, S. 84.
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UdSSR Heimgekommenen, aber auch über die Aktivität des Deutschen Antifaschistischen Komitees16 berichtet.17 Die Rumäniendeutschen waren im Jahr 1948 als nationale Minderheit anerkannt worden,18 das Misstrauen aber galt weiterhin der gesamten Gruppe. In der Einleitung zum Bericht der Generaldirektion der Sicherheitspolizei und Miliz für das Jahr 1951 wird festgehalten, dass diese ihre Tätigkeit unter den Bedingungen des spannungsgeladenen Kampfes zwischen dem „Lager des Friedens und der Demokratie an der Spitze mit der UdSSR gegen das Lager der Aufstachler zu einem neuen Krieg“ und der „Zuspitzung des Klassenkampfes in unserem Land“ entfalten.19 Das bedeutete, dass sowohl jedwelche Verbindung zum „imperialistischen“ Ausland als auch die „falsche“ Vergangenheit Motive für sicherheitspolizeiliche Vorgänge gegen Rumäniendeutsche darstellen konnten. Diese beiden Aspekte – die Verwandtschaftsund Bekanntschaftsbeziehungen zu Bürgern in der Bundesrepublik Deutschland beziehungsweise deren Besuche sowie die „bürgerliche“ oder „faschistische“ Vergangenheit – blieben bis zur politischen Wende 1989 die Hauptgründe für die Überwachung und Verfolgung von Rumäniendeutschen durch die Securitate. Im Jahr 1951 waren, um der „subversiven Tätigkeit“ der „internen Reaktion“ vorzubeugen bzw. sie zu beseitigen, im Bereich „nationalistisch-chauvinistische Infiltration“ 519 Informanten unter den Deutschen und Ungarn in Rumänien im Einsatz – von insgesamt 10 698 Mitarbeitern in den unterschiedlichen Bereichen. Zu jenem Zeitpunkt waren 59 941 „Elemente“ aus den Reihen der mitwohnenden Nationalitäten im Visier, die ehemaligen bürgerlichen oder faschistischen Parteien angehört hatten. Zu diesen zählten auch 4 645 „Elemente, die Ämter in der DVR, der NSDAP innegehabt hatten oder in der WaffenSS gewesen“ waren.20 In den darauffolgenden Jahren erweiterte sich die „operative Grundlage“ der „informativ-operativen Arbeit“ mit Betätigungsfeld „deutsche Nationalisten“ zusehends. In einem Bericht der Securitate aus 16 Die von der KP gegründete politische Vertretung der Deutschen in Rumänien in der Zeitspanne 1949-1953. 17 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 1881, Bd 2, S. 128-131. 18 Siehe dazu Hannelore B a i e r : Die Rechtsstellung der Deutschen in Rumänien 1944-1952 im Lichte neuer Archivforschung. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 48 (2005), S. 87-99. 19 Historisches Staatsarchiv Bukarest, Fonds ZK der RKP, administrativ-politische Abteilung, Dossier 4/1952, S. 1. Der Tätigkeitsbericht ist mit Nr. 800 am 4.06.1952 in der Kanzlei des Sekretariats der RKP registriert. 20 Historisches Staatsarchiv Bukarest, Fonds ZK der RKP, administrativ-politische Abteilung, Dossier 4/1952, S. 13-14.
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der Region Kronstadt/Brașov21 vom 27. Januar 1964 wird angegeben, dass ca. 20 000 „Elemente“ der insgesamt rund 140 000 in dieser Region lebenden Bürger deutscher Nationalität im Rahmen der DVR tätig gewesen seien. In diesen Jahren wurden sämtliche Probleme der ehemaligen nationalsozialistischen und auch der anderen Organisationen unter der Bezeichnung „GEG“ (Grupul Etnic German) d. h. Deutsche Volksgruppe in Rumänien, geführt. Identifiziert hatte man nach dem Abgleich der Schemata der Organisationen und Strukturen von NSDAP, DVR, Einsatzstaffel usw. 17 953 Personen, von denen die Situation im Falle von 13 507 bekannt war. 8 518 dieser Personen hatte die Securitate ins Visier genommen, 1 433 identifiziert, ohne sie in ihren Verzeichnissen zu führen, 2 173 waren im Ausland und 928 mittlerweile verstorben. Informativ überwacht wurden 1 799 Personen, „von denen sich eine ansehnliche Zahl loyal verhält und am Arbeitsplatz ehrlich ihrer Pflicht nachgeht“, so dass sie als „passiv“ eingestuft werden könnten. Diese 1 799 „Elemente“ wurden von 296 Agenten informativ überwacht. Das Verhältnis sechs „Elemente“ je Agent sei nicht optimal, da sich die Deutschen untereinander kennen würden und man mittels einer besseren Führung der Agenten die Zahl der Überwachten erhöhen könne, heißt es im Bericht.22 Observiert – und mit Informanten durchsetzt – wurden auch die Anfang der 1950er Jahre wieder ins Leben gerufenen Bruderschaften und Schwesternschaften23 sowie die Nachbarschaften24 und „Kränzchen“,25 die als Ausdruck der „deutschen Einheit“ gedeutet wurden. Unter „deutscher Einheit“ verstand man im Stalinismus den Zusammenhalt innerhalb ethnischer Organisationsstrukturen, die gegen die kommunistische Propaganda und Gleichschaltung immun blieben. Diese galten als von der faschistischen Ideologie durchsetzt, sie würden „den Kampf gegen das volksdemokratische Regime schüren“.26 Im Archiv der ehemaligen Securitate sind zahlreiche konfiszierte Statuten, 21 Es handelt sich um die von 1950 bis 1965 geltende Verwaltungseinheit „Region“, zu der die Städte Kronstadt, Hermannstadt, Mediasch, Schäßburg, Agnetheln, Fogarasch samt umliegenden Dörfern gehörten, in denen der Großteil der Siebenbürger Sachsen lebte. 22 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 1837, Bd. 2, S. 20-21. 23 Das waren im Rahmen der evangelischen Kirche konstituierte Zusammenschlüsse, in die Jugendliche mit der Konfirmation eintraten und denen sie bis zur Heirat angehörten. 24 Organisationsstruktur, der die sächsischen Familien angehörten, die, in der Regel, in derselben Straße wohnten. 25 Es handelt sich um Freundeskreise sowohl unverheirateter als auch verheirateter Paare. In den Berichten der Securitate kommen sie als „Kreinzchen“ oder „Krünzchen“ vor. 26 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 1837, Bd. 2, S. 424-430.
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Tätigkeitsberichte bis hin zu Fotos aufbewahrt. Die seit Jahrhunderten geltenden Regeln der Schwester-, Bruder- sowie Nachbarschaften wurden ideologisch verformt gedeutet und boten Gründe für repressive Maßnahmen. Trotz fortschreitender Alterung der Bevölkerung und einsetzender Auswanderung in die Bundesrepublik Deutschland nahm die Zahl der zu beobachtenden Rumäniendeutschen im Verlauf der Jahre stetig zu. 1977 führte die Securitate im Kreis Kronstadt – zu dem seit 1965 bestehenden Verwaltungskreis gehörte kaum ein Drittel der ehemaligen Region Kronstadt – einem Bericht zur Frage der „deutschen Nationalisten“ zufolge in seinen Verzeichnissen insgesamt 2 017 „Elemente mit reaktionär-politischem oder strafrechtlich verfolgtem Vorleben“, von denen 22527 der NSDAP, acht der Deutschen Mannschaft, 206 der Waffen-SS und den Einsatzgruppen, 159 der Deutschen Jugend, 44 dem Frauenwerk und 685 der Deutschen Arbeiterschaft angehört hatten sowie 537 Mitglieder der Deutschen Volksgruppe in Rumänien gewesen waren. Ohne „Vorleben“ sind 20 Personen wegen „nationalistischen Äußerungen“ bekannt, zwei davon wurden informativ verfolgt. Für die Überwachung und Verfolgung der „deutschen Nationalisten“ gab es im Kreis Kronstadt 1977 ein informatives Netz von 104 Personen, davon waren 64 Informanten, 25 Mitarbeiter, zwei Residenten, acht Gastgeber von konspirativen Wohnungen, auch wurden fünf Parteimitglieder als „Quellen“ angeführt.28 Die Lage dürfte in den anderen Kreisen mit deutscher Bevölkerung ähnlich gewesen sein. Angestiegen, und zwar um jährlich 5,7 Prozent, war die Zahl der unter Beobachtung gestellten und verfolgten Rumäniendeutschen in den 1980er Jahren, wie ein Dokumentarbericht über „Aspekte der operativen Situation der Securitate in der Zeitspanne 1.1.1980 - 31.3.1984 in der Frage der deutschen Nationalisten – Faschisten“ darlegt.29 Am Ende des ersten Trimesters 1984 wurden um 26,2 % mehr Rumäniendeutsche überwacht als Anfang 1980, wobei in den Jahren 1980 bis 1983 im Durchschnitt 296 Akten zur informativen Verfolgung und 1 346 Akten zur Überwachung angelegt wurden. Die höchste „Zuwachsrate“, 254,3 %, wurde in Fällen von Verdacht auf Unruhestiftung verzeichnet. Um 81,7 % stiegen die Überwachungen von Personen, die die parteilichen Ereignisse für das kommunistische Regime „ungünstig“ kommentierten. In dieser Zeitspanne sind aber auch zunehmend Problemfälle dank der getroffenen Vorbeugemaßnahmen „gelöst“ 27 Diese Zahl ist eine Übertreibung, die NSDAP hatte in Rumänien nicht so viele Mitglieder, dass 1977 in einem Verwaltungskreis so viele gewesen sein könnten. 28 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 11.381, Bd. 8, S. 35-36. 29 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 14.920, S. 2-8.
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worden: War dies 1980 bei 41 Prozent der Fall, meldete die Securitate für 1983 eine Erfolgsquote von 54 %. Am 31. März 1984 waren dennoch 857 Verfolgungsdossiers offen, davon 534 seit bis zu zwei Jahren, 75 seit über fünf Jahren. Ein Jahr später – am 31. Oktober 1985 – wurde in einer Dokumentation über die Maßnahmen zur „Vorbeugung von Handlungen mit nationalistisch-faschistischem Charakter durchgeführt von Elementen aus der Reihe der deutschen mitwohnenden Nationalität“ mitgeteilt, dass 509 Personen – also 300 weniger – informativ verfolgt und 5 851 informativ beobachtet würden, insgesamt also 6 360 Personen. Hatte sich die Datenbasis geändert oder war bei den Meldungen im Jahr zuvor übertrieben worden? 76,5 Prozent der 1985 Bespitzelten waren rumänische Staatsbürger, der Rest – 1 497 Personen – ausgereiste, d. h. vorrangig in der BRD lebende Deutsche aus Rumänien.30 Von den 1985 beobachteten und verfolgten Personen wurde – immer noch – bei 250 die einstige Mitgliedschaft in einer „faschistisch-nationalistischen“ Partei und bei 154 jene in „faschistischen Truppen“ als belastendes Element angeführt.31 In den Berichten aus den 1980er Jahren gibt es auch genaue Statistiken über die nach Deutschland Ausgereisten bzw. jene, die illegal über die Grenze flüchteten oder von Besuchsreisen nicht zurückkehrten.
2. Die „Gruppe“ Horst Depner Die geheimdienstliche Durchsetzung der „Gruppe Depner Horst“ verwendete die Securitate zur Schulung ihrer Mitarbeiter: 1958 fasste der Schulungsdienst (Serviciul Învăţământ) eine 13 Seiten lange „Synthese der informativen Aktion, die auf die von Depner Horst geleitete nationalistische Gruppe aus Stalinstadt ausgeübt wurde“, zusammen.32 Der Bericht veranschaulicht, wie die Securitate eine Feindgruppe konstruierte, um sie dann als solche zu überführen.33 30
ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 14.924, S. 3. Ebenda, S. 6. 32 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 14.908. 33 Zu den Verhaftungen, der Konstruktion der „Gruppe“, dem Prozess und den verhängten Urteilen siehe Andreas M ö c k e l : Umkämpfte Volkskirche. Leben und Wirken des evangelisch-sächsischen Pfarrers Konrad Möckel (1892-1965). Köln, Weimar, Wien 2011, S. 296-313; Corneliu P i n t i l e s c u : Procesul Biserica Neagră 1958 [Der Schwarze-Kirche-Prozess 1958]. Kronstadt, Heidelberg 2008; d e r s .: Justiz und politische Repression im kommunistischen Rumänien: der Schwarze-Kirche-Prozess in Kronstadt/Brașov 1958. In: Zwischen Tauwetter und Neostalinismus. Deutsche und andere Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1953-1964. Hgg. Rudolf G r ä f , Gerald V o l k m e r . München 2011, S. 133-145. 31
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Der Synthese zufolge wurde zum Fall Horst Depner auf Grund der Informationen des Agenten „Klim Ion“ im April 1957 eine Überprüfungsakte (dosar de verificare) eröffnet. Dieser war ein guter Bekannter von Heinz Taute und Günther Melchior und hatte von diesen erfahren, dass sie einer „Gruppe junger deutscher Nationalisten“ angehörten, der Horst Depner vorstehe. Ziel der Gruppe sei es, „die deutsche Jugend zum Erhalt des ‚Nationalgefühls‘ zu organisieren“.34 Der Agent habe auch von den wöchentlichen Treffen der Gruppe bei Depner berichtet und dass bei einem dieser Treffen ein westdeutscher Tourist dabei gewesen sei. Nach diesem Besuch habe Depner sich mit den Forderungen der „konterrevolutionären Elemente“ in Ungarn einverstanden erklärt und daraufhin seine feindliche Tätigkeit intensiviert. Für den Führungsoffizier galt es nun, die vom Agenten gelieferten Informationen zu überprüfen und zu vertiefen. Auf Depner wurde ein weiterer Agent, „Roner Blum“, angesetzt, ein „ehemaliger Freiwilliger der deutschen Armee“. Erhofft hatte man sich, dass dieser in die Gruppe aufgenommen würde, was jedoch nicht geschah. Sein Führungsoffizier wurde kritisiert, er habe dem Agenten diesbezüglich ungenügende Anleitung erteilt. Bei der Überprüfung der Gruppenmitglieder stellten die SecuritateMitarbeiter fest, dass Theodor Moldovan-Sponer während der Studienzeit in Klausenburg als Informant angeworben, aus Krankheitsgründen jedoch fallengelassen worden war, also beschloss man, ihn erneut zu aktivieren. Er erhielt den Decknamen „Vasilescu Ion“ und lieferte Informationen. Moldovan wurde jedoch von der Hochschule exmatrikuliert, weil bei ihm ein Brief an einen französischen Radiosender gefunden wurde, so dass er keine weiteren Aufträge mehr erhielt. Beschlossen wurde, Heinz Taute anzuwerben. Die Securitate „organisierte“ für ihn eine „Dienstreise“, während der er festgenommen und verhört wurde. Im verharmlosenden Sprachgebrauch der Securitate hieß das „Untersuchung zwecks Anwerbung als Agent“. Dergleichen Verhöre waren stets mit Erpressungen verbunden. Von Taute will die Securitate Einzelheiten über die „Organisationsstruktur“ der Gruppe, die Kontakte zu Stadtpfarrer Konrad Möckel und sogar von einer Bewaffnung der Gruppe erfahren haben. Er berichtete aber auch, dass Moldovan-Sponer mitgeteilt habe, dass die Securitate ihn über die Tätigkeit einiger Mitglieder ausfrage. Daraufhin hätten die Jugendlichen beschlossen, sich nunmehr in Zweier- und Dreiergruppen zu tref34 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 14.908, S. 1. Die „Synthese“ umfasst eine Vielzahl an technischen Details betreffend die einzelnen Dienste und Direktionen der Securitate, auf die hier jedoch nicht weiter eingegangen wird.
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fen – wodurch in den Augen der Securitate der „Verschwörungsgrad“ erhöht wurde. Sie kam zur Schlussfolgerung, dass die von Depner geleitete Gruppe eine „konterrevolutionäre Tätigkeit“ durchführe, eine Bewaffnung und gewaltsame Aktionen gegen das volksdemokratische Regime geplant waren. Angesichts dieser Gefahr und dem von Moldovan-Sponer begangenen „Verrat“ wurde Taute nicht mehr angeworben, sondern die „Liquidierung“ der Gruppe beschlossen. Die ersten Jugendlichen, die später dann der „Gruppe“ von Horst Depner zugeordnet wurden, waren im Juli 1957 verhaftet worden, der letzte im August 1958. Im Synthesebericht der Securitate wurde jedoch gesagt, die „Gruppe“ sei im Sommer 1958 festgenommen worden. Auf Grund der in den Verhören erpressten Aussagen und der bei Hausdurchsuchungen beschlagnahmten Materialien wurde als Anklage konstruiert, die Gruppe habe sich seit dem Herbst 1956 organisiert, um im „geeigneten Augenblick“ eine „konterrevolutionäre Aktion“ durchzuführen, die der in Ungarn ähnlich sei. Aufgerollt wurde selbstverständlich auch die „nationalistische Vergangenheit“ Horst Depners.35 Als Lehrbeispiel sollte das Vorgehen im Fall dieser „Gruppe“ dienen, weil der Führungsoffizier die vom Agenten „Klim Ion“ gelieferten Informationen richtig eingeschätzt und zu deren Überprüfung einen zweiten Agenten angesetzt hatte. Ebenfalls positiv wurde bewertet, dass die Tätigkeit und Haltung von Taute genau überprüft wurde, bevor er angeworben werden sollte. Im Klartext bedeutet das: man hatte genug Erpressungsmaterial gefunden. Ein Fehler hingegen sei es gewesen, dass Theodor Moldovan-Sponer reaktiviert wurde, ohne ihn genau zu überprüfen. Kritisiert wurde, der für den Fall zuständige Securitate-Mitarbeiter habe zu viel Zeit vergehen lassen, ehe man Taute verhörte, d. h. von ihm Aussagen erpresste. Ob dieses „Schulungsmaterial“ genutzt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Bekannt ist aus Berichten der Betroffenen, dass die Kronstädter Jugendlichen keine konstituierte Gruppe waren. Ihre Zusammenkünfte hatten sie im Februar 1957 eingestellt, „nachdem sie festgesellt hatten, dass ein Basisprojekt zu gefährlich und unmöglich geworden war“.36 Theodor Moldovan hatte Depner mitgeteilt, dass die Securitate ihn auf die Freunde angesetzt hatte, mit dem Versprechen, er könne das Staatsexamen ablegen, wenn er kollaboriere.37 35 Er war Mitglied im „Jungvolk“ gewesen (ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 14.908, S. 1). 36 Andreas M ö c k e l : Der Schwarze-Kirche-Prozess (1957-1958); d e r s .: Der Schwarze-Kirche-Prozess (1957-1958) und Konrad Möckel. In: Zugänge 36 (2008), S. 45-58. 37 Theodor M o l d o v a n -S p o n e r : Einige Vor- und Zwischenworte zum SchwarzeKirche-Prozess. In: Zugänge 36 (2008), S. 78-86.
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Die „Gruppe Depner Horst“ wurde in den Dokumentationen der Securitate zum Problem „Deutsche Nationalisten – Faschisten“ auch in späteren Jahren als Beispiel für „nationalistisch-faschistische Elemente“ geführt, die ihre Einstellung nicht geändert hätten und im Untergrund subversive Gruppen organisierten.38
3. Der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde und die Instrumentalisierung der rumäniendeutschen Intellektuellen Zu den Kreisen in Deutschland, die Agenten in Rumänien einschleusen könnten, gehörte – in der Sicht der Securitate – auch der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL). Dieser veranstaltete vom 1. bis 3. August 1977 erstmals eine Tagung in Siebenbürgen, und zwar in Hermannstadt zum Thema „Der Beitrag Siebenbürgens zur Türkenabwehr“. Als Teilnehmer wurden „Persönlichkeiten des kulturellen und geistigen Lebens der sächsischen Emigration in der Bundesrepublik Deutschland und Österreich“ erwartet. Von einigen war der Securitate bekannt, dass sie die Ansichten bezüglich einer Auswanderung der Siebenbürger Sachsen aus Rumänien, dass nämlich dort die Zukunft als Gemeinschaft nicht gesichert sei, nicht teilten. Namentlich genannt wurden Paul Philippi, Andreas Möckel, Ernst Wagner, Otto Folberth und Balduin Herter. Andere gehörten in der Sicht der Securitate zu Rumänien „feindlich gesinnten reaktionären Kreisen“. Angemeldet zur Tagung waren aus diesen Kreisen, „die eine dem rumänischen Staat feindliche Tätigkeit durchführen und Kontakte zu rumänischen Staatsbürgern aufnehmen könnten“, Rolf Schuller, Hans Bergel oder Michael Rehs.39 Der Securitate war – einem Bericht aus dem Jahr 1964 zufolge – bekannt, dass es in der Bundesrepublik Deutschland zwei „Strömungen“ in der Frage der Auswanderung gab: jene der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, der zu jener Zeit Erhard Plesch vorstand, und die sich für die Ausreise aussprach, und eine zweite um Paul Philippi, 38 So zum Beispiel in der Dokumentation (Nr. 0066.783 vom 25.10.1979) der Direktion I des Departements für Staatssicherheit (ACNSAS, Dokumentarfonds Dossier 11.491, Bd. 80, S. 5). An dieser Stelle werden ebenfalls genannt: Konrad Möckel, die Gruppe um Eugen Resch sowie Georg Pirkmayer (Temeswar) und die Studentin Gudrun Zimmermann (Klausenburg). Dieselbe Dokumentation befindet sich in Dossier 8670, Bd. 2, S. 110-122, ehemals Informativfonds mit Anordnungen der Securitate zur Bekämpfung des Nationalismus und Irredentismus sowie der Auswanderungsbereitschaft bzw. der Kontrolle sämtlicher Ausländer in den 1980er Jahren. 39 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 13.381, Bd. 8, S. 178. Rolf Schuller wird als „Agent des BND“ angegeben.
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die für das Verbleiben in Siebenbürgen eintrat.40 Anfang der 1970er Jahre hatte man versucht, die Landsmannschaft Rumänien gegenüber „realistisch“ – so der Sprachgebrauch der Securitate, wenn keine negativen Aussagen gemacht wurden – einzustellen. So zum Beispiel war Plesch im April 1973 zu Besuch in Siebenbürgen und Eduard Eisenburger, der Vorsitzende des Rates der Werktätigen deutscher Nationalität,41 im gleichen Jahr beim Heimattreffen in Dinkelsbühl gewesen.42 Entgegengewirkt werden sollte dem Ausreisewillen der Rumäniendeutschen, der seit Ende der 1950er Jahre stetig zunahm. Die KP-Führung Rumäniens äußerte sich offiziell gegen die Ausreise – und die Securitate traf Maßnahmen zur Bekämpfung der „EmigrationsHysterie“ und der „Verleumdung“, Rumänien biete den deutschen Gemeinschaften nicht die besten Bedingungen zur Identitätsbewahrung. Das Erscheinen der Broschüre „Die Sachsen in Siebenbürgen nach 30 Jahren Kommunismus“ von Hans Bergel43 im Jahr 1976 rief jedoch großen Ärger hervor, und die Securitate startete eine Reihe von „Gegenmaßnahmen“, im Rahmen derer auch rumäniendeutsche Intellektuelle instrumentalisiert wurden.44 Die Aktion „Scutul“ (der Schild) war vermutlich bereits vor dem Erscheinen von Bergels Broschüre initiiert worden. Sie beinhaltete Maßnahmen als „Gegenschlag gegen die feindlichen Tätigkeiten, die einige Personen mit reaktionärer Einstellung aus der deutschen Emigration in der BRD“45 durchführten. Konkret ging es dabei unter anderem darum, rumäniendeutsche Intellektuelle anzuhalten, öffentlich gegen die Auswanderung Stellung zu beziehen und Persönlichkeiten der „Emigration“ zu positiver Einstellung gegenüber Rumänien zu beeinflussen.46 Um „nationalistisch-faschistischen“ Aktionen in Rumänien vorzubeugen, gehörte es zu den Hauptaufgaben der Securitate, das „informative Eindringen in die Organisationen der deutschen Emigration“, die den Ausreisewillen schürten, vorzunehmen. 40
ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 1837, Bd. 2, S. 47. 1968 von der KP gegründete Vertretung der Rumäniendeutschen. 42 ACNSAS, Informativfonds, Dossier 88.368, Bd. 1. 43 Hans B e r g e l : Die Sachsen in Siebenbürgen nach 30 Jahren Kommunismus. Innsbruck 1976. 44 Laut Unterlagen des Kronstädter Securitate-Inspektorats, die auf Berichten ihres Informanten „Dumitrescu“ fußten, soll Hans Philippi behauptet haben, Bergels Ziel sei es, die Bundesrepublik Deutschland zu überzeugen, die Mittel für den Rauskauf der Rumäniendeutschen zur Verfügung zu stellen, weil deren Gemeinschaften in Rumänien vom Untergang bedroht seien. (ACNSAS, Dossier 13.381, Bd. 6.) 45 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 13.381, Bd. 9, S. 290. 46 Siehe dazu auch Stefan S i e n e r t h : Operative Vorgänge der „Securitate“ im Problemfeld „Deutsche Faschisten und Nationalisten“. In: Spiegelungen 59 (2010), H. 2 und 5, S. 153-162. 41
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Angesichts der großen Anzahl ausländischer Teilnehmer – 117 und 19 Gäste – von denen einige „in der sächsischen Emigration tätig sind“, befürchtete die Securitate, die Tagung könne „die Grundlage für nationalistische oder staatsfeindliche Tätigkeiten darstellen, die von rumänischen Staatsbürgern deutscher Zugehörigkeit in der Gegend eingeleitet werden.“47
Der Arbeitskreis wurde fälschlicherweise als landsmannschaftsnah eingestuft, weil zu dessen Mitgliedern auch Hans Bergel gehörte. Misstrauisch war man aber auch bei anderen Personen, die der Securitate durch „reaktionäre Tätigkeit“ aufgefallen waren. Für die 1977 in Hermannstadt veranstaltete Jahrestagung des Arbeitskreises konzipierte die Direktion I des Innenministeriums die Aktion „Cibin 77“, die am 28. Juli 1977 genehmigt wurde.48 Der Maßnahmenplan umfasste sechs Punkte, darunter die „Intensivierung der informativen Überwachung der Orte, Medien und Personen, die sich nationalistisch-chauvinistischen Tätigkeiten in den Kreisen Hermannstadt, Kronstadt, Alba und Muresch hingeben könnten“,
die ständige Kontrolle von Personen deutscher Nationalität, die bekannt für ihre Haltung zugunsten der Ausreise waren, so dass jedwelche dem Staat feindlich gesinnte Aktionen neutralisiert werden könnten. Alle ausländischen Teilnehmer sollten in den Verzeichnissen des „Informatik- und Dokumentarzentrums“ überprüft werden, und je nach Ergebnissen sollten entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Spionageabwehrtechnische Maßnahmen wurden im Brukenthalmuseum, im Archiv und der Bibliothek des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche, in der Redaktion der Zeitung „Die Woche“, der deutschen Abteilung des Theaters, im Brukenthalgymnasium und der philologischen Fakultät getroffen, um – vermeintlichen – Veruntreuungen von Urkunden über Siebenbürgen oder dem Nichteinhalten der Bestimmungen das Vervielfältigungsverbot betreffend vorzubeugen. Sieben der Teilnehmer aus Bukarest, Hermannstadt und Kronstadt – sie trugen die Decknamen „Gilbert“, „Sergiu Nicolaescu“, „Băleanu“, „Vascu“, „Petreanu“, „Gunther“ und „Maria“ – wurden unterwiesen, mögliche „illoyale“ Äußerungen über Rumänien zu widerlegen und auf eine Kompromittierung Hans Bergels hinzuwirken.49 Wer diese Informanten waren, ist nicht eindeutig geklärt, aber es waren größtenteils Rumäniendeutsche. Berichte von der AKSL-Tagung haben 47
ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 13.381, Bd. 8, S. 178. Die Unterschrift des zustimmenden Offiziers ist nicht entzifferbar. Dossier 13.381, Bd. 8, S. 178. 49 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 13.381, Bd. 8, S. 179. 48
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auch eine Reihe anderer Informanten geliefert.50 Während sich die Tagungsteilnehmer auf der Exkursion befanden, wurde das Gepäck von ifa-Geschäftsführer Michael Rehs einer geheimen Durchsuchung unterzogen, jedoch kein „feindliches“ Material gefunden. Über die Tagungsteilnehmer berichteten Informanten seit dem 29. Juli 1977.51 Das von den Informanten im Verlauf der Tagung zusammengetragene „Material“ wurde zu einer zehn Seiten langen „Note“ zusammengefasst, die das Hermannstädter Securitate-Inspektorat am 18. August 1977 der Direktion I des Innenministeriums nach Bukarest zuschickte.52 Neben allgemeinen Einschätzungen zum Tagungsablauf wurden darin Daten über einige ausländische Teilnehmer und die Ergebnisse der getroffenen Maßnahmen mitgeteilt.53 Zwei Informanten hätten den AKSL-Vorsitzenden Ernst Wagner dahingehend „positiv beeinflusst“, dass er sich in den Medien positiv über die Lage der deutschen Minderheit in Rumänien geäußert habe. Er sei auch über die neue Leitung der Landsmannschaft ausgefragt worden.54 Berichtet wurde desgleichen über Leitungsmitglieder der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich, aber auch über Oskar Schuster, den stellvertretenden Landsmannschaftsvorsitzenden in der Bundesrepublik Deutschland, der seinen Beamtenstatus im Bundesministerium des Inneren (BMI) ausgespielt haben soll. Einer besonderen „Aufmerksamkeit“ erfreute sich auch Balduin Herter, dessen Wagen aufgebrochen und von dem Akten gestohlen wurden, wogegen nun Schadensbegrenzung betrieben werden musste. Außer den oben erwähnten Informanten beteiligten sich auch weitere Zuträger am Sammeln von Informationen, die die Decknamen „Mateescu“, „Suschi“, „Coriolan“, „Wagner“ und „Ene“ trugen. Aus dem Bericht, der nach Abschluss der Tagung verfasst wurde, geht auch hervor, dass Hans Bergel und Rolf Schuller die Einreisegenehmigung nicht erhalten hatten. Selbst wenn die Ausführlichkeit in diesen Berichten der Dienstbeflissenheit und den Übertreibungen der Securitate-Mitarbeiter 50 Informant „Penu“ aus Klausenburg gibt Auskunft über Gespräche, die im Hause von Gustav Gündisch stattgefunden haben bzw. zwischen Prof. Kurt Horedt aus Klausenburg und Prof. Heinz Stoob aus Münster. 51 An jenem Tag hatte ein Treffen des Informanten „Penu“ in Klausenburg mit dem Securitate-Maior Francisc Szekely stattgefunden, bei dem „Penu“ über die Gespräche von Prof. Dr. Heinz Stoob von der Universität Münster, der zur AKSL-Tagung nach Rumänien gekommen war, mit Klausenburger Historikern berichtet. (ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 13.381, Bd. 8, S. 185-186.) 52 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 13.381, Bd. 8, S. 187. 53 ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 13.381, Bd. 8, S. 190. 54 Im Mai hatte Wilhelm Bruckner Erhard Plesch an der Führung der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen abgelöst.
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zuzuschreiben ist, zeugen sie dennoch von einem Überwachungsgrad, den man in den allgemein als entspannt eingeschätzten 1970er Jahren nicht vermutet hätte. Das während der Tagung gesammelte „Material“ sollte für künftige Maßnahmen im Rahmen der Aktion „Scutul“ verwertet werden. Im Abschlussbericht wird die Beeinflussung von Alfred Coulin, Klaus Niedermaier, Harald Zimmermann, Andreas und Gerhard Möckel ins Auge gefasst. Ob aus diesem oder anderem „Material“ – für die AKSL-Tagung 1978 in Heidelberg wurde „Virgil“ spionageabwehrtechnisch vorbereitet.55 Dessen Namen wird in derselben „Note“ genannt, Mitarbeiter der Securitate war er seit 1975. Seither sei er auf Hans Bergel, Balduin Herter, Hans Philippi und andere angesetzt worden, ohne dass diese Verdacht geschöpft hätten, und hätte „wichtige Materialien“ geliefert. In seinem Fall bat der Führungsoffizier zu erwägen, ob man ihm 200 DM für die Reise geben könnte, da er keine Verwandten habe, die ihn unterstützen würden. Die meisten der in die Bundesrepublik Deutschland geschickten Agenten und Informanten belasteten die Securitate finanziell nicht, da sie sich dort auf Kosten von Verwandten oder Institutionen aufhielten.
Fazit Die deutsche Minderheit in Rumänien stand wegen ihrer Verstrickung mit dem nationalsozialistischen Deutschland unter besonderem Augenmerk der Siguranţa und der späteren Securitate. Der kommunistische Repressionsapparat nutzte in seinen Vorgängen die ihm aus der Vor- und Kriegszeit in die Hände gefallenen Unterlagen, um die Überwachung und Verfolgung bis zum Ende des Ceaușescu-Regimes zu begründen. Zur Einschüchterung auch der rumäniendeutschen Gemeinschaften wurden politische Prozesse inszeniert. Um Anschuldigungen konstruieren zu können, schleuste die Securitate Informanten in die vermeintlich gefährlichen Kreise ein. Wie es der geschilderte Fall um die Gruppe von Horst Depner zeigt, wurde das Vorgehen danach zu „Schulungs“-Zwecken der Securitate-Mitarbeiter genutzt. Genauestens beobachtet wurden aber auch die in Deutschland oder Österreich lebenden Rumäniendeutschen und ihnen nahestehende Akademiker. Diese Observierungen dienten unter anderem auch dazu, Personen zu Äußerungen zugunsten Rumäniens zu veranlassen, um jene kritischen Stimmen zu konterkarieren, die sich gegen den 55
ACNSAS, Dokumentarfonds, Dossier 13.381, Bd. 11, S. 384.
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Assimilationsdruck und für die Ausreise der Rumäniendeutschen aussprachen.
Summary Target and Tool. The German Speaking Minority Groups and Securitate Siguranţa [Rom.: State Security Police] until 1944, as well as Securitatea [Rom.: Secret State Police; Secret Service] after the Second World War, had been paying special attention to Romania’s German speaking minority groups. This was mainly due to the involvement of the latter with Nazi Germany. By doing so, the repressive apparatus of the Communist regime had been succeeding to make use of all sorts of evidence they had been able to lay their hands on, dating from previous epochs, but mainly concerning the period of the Second World War. These instruments were, till the end of the Ceaușescu area, aiming at keeping ethnic Germans under surveillance as well as to prosecute them. As for the “tools”, politically motivated trials (called “political trials”) were staged in order to intimidate the communities of ethnic Germans, so-called “Inofficial Informers” having beforehand been introduced into these supposedly dangerous minority groups to help construct evidence that would serve for an accusation. A good example are the investigations against the Horst Depner group of friends, helped along by using “Inofficial Informers”. The prosecution methods worked out in this case by Securitate were later re-formulated and used as didactic material to instruct more recently hired staff as Securitate collaborators. Other targets of Securitate were to be found mainly in intellectual circles, especially among ethnic Germans who had emigrated from Romania to West Germany and Austria. Here, Securitate aimed at co-opting individuals willing to make a positive statement about Romania. This strategy was meant to counteract emigration propaganda in general, but also to condone the assimilation of the ethnic Germans still living in Romania.
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Rezumat Obiect și instrument. Minoritatea germană și Securitatea Siguranța, iar mai apoi Securitatea, au acordat o atenție deosebită minorității germane din România din cauza legăturilor sale cu Germania nazistă. În demersurile sale, aparatul represiv al regimului comunist a folosit materiale care i-au căzut în mână, provenind din perioada de dinainte și din timpul celui de-al doilea război mondial, pentru a construi motive de supraveghere și urmărire până la sfârșitul regimului lui Ceaușescu. Pentru a intimida și comunitățile etnicilor germani, au fost înscenate procese politice. În scopul construirii de acuzații, în grupurile presupuse a fi periculoase au fost introduși informatori. După cum arată cazul grupului din jurul lui Horst Depner, măsurile întreprinse de Securitate au fost ulterior prelucrate pentru a putea fi folosite ca material didactic în formarea colaboratorilor Securității. Au fost observați îndeaproape și etnicii germani emigrați în Germania sau Austria, precum și intelectuali apropiați lor. Scopul acestui demers a fost, între altele, de a determina unele persoane să se exprime în favoarea României, pentru a contracara astfel vocile care se pronunțau împotriva măsurilor de asimilare și pentru emigrarea etnicilor germani.
DIE DEUTSCHE MINDERHEIT U N D D I E S E C U R I TAT E . SCHULDZUSCHREIBUNG DURCH GESETZ U N D I D E O L O G I E B I S 1970 Von Virgiliu Ţ â r ă u Die Securitate ist in den letzten Jahren zum Gegenstand höchsten öffentlichen Interesses geworden. Die Entdeckungen bei der Erschließung und Veröffentlichung der von der ehemaligen Securitate erstellten Akten in den Archiven des Nationalrates für das Studium der Securitate-Archive (CNSAS) haben die Wahrnehmung und Analyse der Art und Weise, in der die deutsche Gemeinschaft in Rumänien während des kommunistischen Regimes von der Securitate instrumentalisiert worden ist, von Grund auf verändert. Das Verhältnis beschränkte sich ursprünglich auf die Unterdrückung der Bürger deutscher Volkszugehörigkeit durch Deportation, ethnische „Säuberung“ und Marginalisierung, die von den kommunistischen Machthabern verfügt wurden. In der Folgezeit wurde die Beziehung komplizierter, blieb allerdings antagonistisch und stark ideologisch geprägt, etappenweise wurde durch verschiedene Aktionen die Maßregelung dieser Gemeinschaft angestrebt, wobei Terror und Gewalt durch integrative und auf Anpassung angelegte politische Maßnahmen ergänzt wurden, was zu widersprüchlichen Reaktionen der Betroffenen führte. Ein Versuch, diese Veränderungen historisch zu erfassen, muss sowohl die – planmäßig oder konjunkturbedingt von einschlägigen Einrichtungen in die Wege geleiteten – politischen Maßnahmen des kommunistischen Staates als auch die kollektiven oder individuellen Reaktionen der Deutschen, die davon betroffen waren und danach das kommunistischen Rumänien verlassen haben, in den Blick nehmen. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich allerdings darauf, von diesen beiden Gesichtspunkten aus zu verfolgen, wie sich die gesetzlich bestimmte Schuld der deutschen Gemeinschaft in Rumänien beziehungsweise deren ideologischer Inhalt diskursiv, aber auch durch die von der Securitate unternommenen Maßnahmen gewandelt hat.
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In einem jener Zeit gewidmeten Werk, Tanz in Ketten (Innsbruck 1977) versucht der bekannte Schriftsteller Hans Bergel von der anderen Seite des Eisernen Vorhangs aus diese Wandlungen zu illustrieren. Auf Seite 52/53 schildert eine der Gestalten, Stella, Tochter eines SecuritateOffiziers, der entlassen worden ist, weil einige seiner Untergebenen ausgewandert sind, mit von Trauer durchsetzter realistischer Schärfe ihr Umfeld: Sie schwieg, hielt meine Hand, sah vor sich nieder und flüsterte: „Wachen vor dem Haus, Wachen im Haus, eine Anschrift, die nicht genannt werden darf, und von jedem, der die Häuser in diesem Viertel betritt, zu wissen, daß er nur kommt, um nachher eine ,Informationsnote‘ darüber zu schreiben, wie man atmet, denkt, niest, schläft …“ Ich wollte etwas sagen, aber der Druck ihrer Hand ließ mich schweigen. „Ich hasse sie“, flüsterte sie heiser, „alle diese undurchsichtigen Oberste, diese Generale und Funktionäre von Partei und Sicherheitsdienst; gestern noch waren sie Hasardeure, bestenfalls Schuhputzer. Wie Schreckgespenster lähmen sie jeden, dem sie in die Nähe kommen. Sie fürchten einander wie die Pest, sind argwöhnisch wie räudige Tiere.“ Stella hob den Kopf, sie sah mich an und sagte laut: „Ich hasse es, dieser auserwählten Klasse anzugehören, dieser Sondergattung mächtiger Scheusale, mit auf ihre Jagden │ fahren, an ihren eingezäunten Strandplätzen baden und ihre bornierten Witzchen anhören zu dürfen – hinter jedem Busch einen pistolen- und feldstecherbewaffneten Leutnant in Zivil, der uns behütet. Vor wem denn? Vor verängstigten, geschändeten Menschen, wo du hinblickst? […]“
Was sucht nun ein solches Zitat am Anfang eines Aufsatzes, dessen Titel einen wissenschaftlichen Einblick in die Welt der ideologischen Schuldkonstruktionen, ob nun durch das Gesetz sanktioniert oder auch nicht, ankündigt? Die Antwort darauf ist relativ einfach: Der Textauszug stammt aus einem Anschreiben der „Direktion für nicht bestellte ausländische Druckerzeugnisse“, das deren Direktor Al. Dârnă an die Leitung der Securitate richtete. Das Schicksal wollte es, dass das Werk sofort von den Fachleuten der Direktion begutachtet und seine postalische Zustellung an die neun Adressaten in Rumänien untersagt wurde. Das Verbot liegt im Inhalt begründet, der in dem Anschreiben zusammengefasst wird. Was die Chefs der Securitate – zum wiederholten Mal in der Sache Hans Bergel – erboste, war wohl nicht allein die schonungslose Schilderung ihrer Welt, sondern sehr wahrscheinlich die literarische Darstellung des Dramas einer Gemeinschaft, in diesem Roman auf S. 153/154: Unter den Folianten stieß ich auf den Reisebericht eines Sebastian Münster, […]: „Dies Land Sybembürgen ist allenthalben mit hohen Bergen umgeben, gleich wie ein statt mit guten Bollwerken │ von außen umbmaueret, vun inwendig wol mit stette erbauwen […]. Und es ist ein träfflich volck in diesem land, gebrauchen sich der teütschen sprachen. Auch ist das Zekenland ein
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besunder volck in Sybembürgen, gebraucht sich der Ungarisch sprachen. Aber ausserthalb den Bergen wonnen die Walachen gegen mitnacht und mittag, böß leüt, die ein sunder geissel seind der Sybembürger …“. Noch mehr aber als die alten Karten, Schriftstücke und Bücher fesselte mich eine Erkenntnis, die mir im Lauf der nächsten Tage aufzugehen begann […]: eine gewisse Großartigkeit der Verwitterung und Verdämmerung, die schwermütige, dumpfe Starrheit, mit der sich hier ein Verfallendes in den Untergang fügte, ja, sich auf eine erschreckende Weise darin gefiel …
Die beiden Zitate sind der literarische, implizite symbolische Ausdruck der Sicht des Autors auf die schmerzlichen Lebensumstände der deutschen Volkszugehörigen sowie der Bürger des sozialistischen Rumänien überhaupt. Durch Rückgriff auf Archivmaterial kann das, was literarisch festgehalten und überliefert worden ist, so ergänzt werden, dass diese starken Bilder nicht an Eindringlichkeit verlieren, sondern mit Daten, Fakten und Personen aufgefrischt werden und die verwirrende Komplexität und Dramatik der Geschichte eines halben Jahrhunderts erst recht erkennen lassen. So lassen sich Einzelschicksale begreifen, ohne dass man sie zu beurteilen hätte, und man gelangt zu einem vertieften Verständnis der Beziehungen zwischen den Mitgliedern der deutschen Gemeinschaft und der Institution der Securitate im kommunistischen Rumänien. So erlangt das, was zuerst wie unter mattem Glas nur in Umrissen zu erkennen war, Form und Substanz und ermöglicht die dynamische Erkenntnis dieses Kapitels der Geschichte. Realistisch festzuhalten sind dabei sowohl die Schrecken des Stalinismus auf seinem Höhepunkt (Deportationen und Enteignungen) als auch jene des späten Stalinismus der Nachkriegszeit, als Strafverfolgung, Einschüchterungsaktionen und ständige Überwachung, die die schmerzliche Beziehung der deutschen Gemeinschaft zur Securitate geprägt haben. Den bestürzenden Beginn der Beziehung bestimmen Terror, Deportationen, Marginalisierung und Entwurzelung, sodann schreibt man sich unter dem ideologisch bestimmten Begriff des Zusammenlebens im Rahmen der sozialistischen Nation formal Versöhnung auf die Fahnen, das Ganze endet schließlich in einer Art Belagerungszustand, wobei die Mehrzahl der Burgbewohner sich angesichts der Mängelwirtschaft, unter politischem und kulturellem Druck, vor allem aber unter der unablässigen Verfolgung durch die allmächtige Securitate entschließt, den historisch angestammten Raum zu verlassen. Kurzum, es soll hier versucht werden zu erläutern, inwiefern und weshalb zur Zeit des kommunistischen Regimes in Rumänien die gesetzlich bestimmte Schuld ideologische Form und Substanz hatte. So soll neu bewertet werden, wie der kommunistische rumänische Staat mit dem „Problem“ deutsche Minderheit umgegangen ist. Dabei las-
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sen sich drei Abschnitte unterscheiden: 1. Übergangsjustiz, als Schuld auch nach Maßgabe internationaler politischer und rechtlicher Akte zugewiesen wurde; 2. ideologische Anpassung an das kommunistische Gesetzgebungssystem; 3. die 1970er und 80er Jahre, als die ideologischen Inhalte, auf die sich die Behandlung der Mitglieder der deutschen Gemeinschaft in Rumänien gründete, vielfältiger wurden. Ohne die Strafverfahren (Prozesse, Urteile und Haftstrafen) zu beurteilen, soll untersucht werden, inwiefern die verschiedenen Maßnahmen der Securitate (allgemeine Überwachungspläne, Gruppen- oder Individualüberwachung) Rückschlüsse auf die spezifischen Dimensionen der ideologisch bestimmten Schuld zulassen; so soll ein Beitrag dazu geleistet werden, dass die Vergangenheit in keiner Weise mehr eine Belastung für die Deutschen darstellt, die das kommunistische Regime in Rumänien erlebt haben. Vorab jedoch ein paar Bemerkungen zum Verhältnis von gesetzlich und ideologisch bestimmter Schuld in der Zeit des kommunistischen Regimes. Auszugehen ist dabei von einer der lang anhaltenden Auseinandersetzungen in der Fachliteratur, in deren Verlauf es schließlich zum Bruch zwischen der klassischen Betrachtung totalitärer Regime und der sozialwissenschaftlichen Argumentation in Bezug auf totalitäre Ideologien kam. Grundsätzlich gilt, dass Ideologie eine bedeutende Rolle bei den Handlungen von Individuen bzw. Kollektiven und bei der Schaffung ihrer Einrichtungen und Organisationen spielt. Mit anderen Worten, wir setzen voraus, dass die Handlungen der Gegenwart immer von Zukunftsvisionen bestimmt sind. Umso stärker steht in den nach totalitärem Vorbild organisierten Gesellschaften bei der Entscheidungsfindung die Zukunft in einer ideologisch geprägten Form im Vordergrund. Mit einem in der Geschichtsschreibung verwendeten Begriff bezeichnet man diese Form der Machtausübung in einer Gesellschaft als Ideokratie. Gekennzeichnet wird sie der Form und dem Inhalt nach durch das in der Fachliteratur „politische Religion“ benannte Phänomen. Es handelt sich um eine weltliche Religion, in der der ideologische Monismus die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Wirklichkeit bestimmt und jene, die den Glauben an die ideologischen Werte nicht teilen, unterdrückt, marginalisiert und ausgeschlossen werden.1 Wir sprechen von einem System, in dem nicht Gesetz und Gesetzlichkeit, sondern ideologische Variablen den staatlichen Beschlüssen zugrunde liegen. Lesen wir in diesem Kontext bei den Klassikern des 1 Jaroslaw P i e k a l k i e w i c z , Alfred Wayne P e n n : Politics of Ideocracy. Albany/N.Y. 1995.
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Marxismus nach, stellen wir fest, dass es in der marxistischen Ideologie keinerlei theoretische Grundlagen zu Rolle und Substanz des Gesetzes im Kommunismus gibt. Es gibt eine Kritik am Gesetzesbegriff, wie er im modernen demokratischen Staat gehandhabt wird, eine Kritik, die unter dem Vorzeichen des Klassenkampfes steht. Demzufolge waren die Gesetze in totalitären kommunistischen Regimen Anhängsel ideologischer Glaubenssätze, Werkzeuge des Klassenkampfes, die dem politischen Willen und den politischen Absichten unterlagen. Dementsprechend wurde der Begriff der Schuld im Kommunismus, wenngleich sie weiterhin durch das Gesetz und nach den von bürgerlichen Staatsformen geerbten Kodizes bestimmt wurde, ideologisch aufgeladen, indem Gesetzesartikel hinzugefügt oder so umgeschrieben wurden, dass sie der Durchsetzung und Vollendung der sozialistischen Revolution dienten. Mit anderen Worten: Sie dienten einer Gesellschaft mit revolutionärer Gesetzgebung und waren ideologischen Ansprüchen unterworfen, also instabil und von den Phasen revolutionärer Veränderungen abhängig. Ohne weitere theoretische Erwägungen soll hier ein Beispiel aus der sozialistischen Gesetzgebung im Nachkriegsrumänien angeführt werden, das speziell die deutsche Gemeinschaft betraf. Während in der Übergangszeit von 1944 bis 1948 noch die alten Gesetzeseinrichtungen und -verfahren aufrechterhalten wurden, hatten sie den Imperativen einer Übergangsjustiz zu genügen. Diese waren zum einen den Nachkriegsbeschlüssen der Siegermächte unterworfen, zum anderen wurden die Gesetzestexte nach und nach ideologisch umgedeutet. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass die Vertreibung der Deutschen aus den meisten osteuropäischen Staaten anlässlich der Gipfeltreffen in Teheran, Jalta oder Potsdam auf den euphemistischen Begriff des „Bevölkerungstransfers“ gebracht wurde, dass die Umsetzung dieser politischen Entscheidung aber zugleich je nach Stand der Machtergreifung durch die Kommunisten in den einzelnen Staaten nationalistische Formen annahm.2 So wurden in Rumänien aufgrund des Waffenstillstandsabkommens die Deutschen, die der Deutschen Volksgruppe3 angehört hatten, als 2 Norman N a i m a r k : Fires of Hatred. Ethnic Cleansing in Twentieth-Century Europe. Cambridge, London 2001; Redrawing Nations: Ethnic Cleansing in East-Central Europe, 1944-1948. Hgg. Philipp T h e r , Ana S i l j a k . New York, Oxford 2001. 3 Die Deutsche Volksgruppe wurde im November 1940 als Vertretung der Deutschen im rumänischen Legionärsstaat gegründet und nach Kriegsende für ihre Abhängigkeit von und für die Zusammenarbeit mit Nazideutschland beschuldigt. Erläuterungen dazu in: Raport final al Comisiei Pentru Analiza Dictaturii Comuniste din România [Abschlussbericht der Kommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Ru-
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Kollaborateure Nazideutschlands und aufgrund ihrer Kriegsbeteiligung als Schuldige abgestempelt. Aufgrund dieser Beschlüsse, aber auch aufgrund des Gesetzes Nr. 475 vom 7. Oktober 1944 über die Auflösung aller Organisationen faschistischen Typs, setzten die Sowjets die rumänischen Behörden unter Druck und forderten drastische Maßnahmen gegen jene, die sich der Kriegsbeteiligung schuldig gemacht hatten. Bis zum ersten Besuch Vyšinskijs in Rumänien im Oktober und November 1944 beschränkten sich die rumänischen Behörden darauf, die Bürger deutscher Volkszugehörigkeit in ihren Heimatortschaften zu erfassen, um dann auf dem Verwaltungsweg Strafmaßnahmen einzuleiten. So durch die unter dem Druck der Alliierten Kontrollkommission zustande gekommenen Order des Innenministeriums Nr. 4036 und 4061 vom 11. November 1944, nach denen die der Zusammenarbeit mit dem Hitlerregime verdächtigten Bürger festzusetzen und in Lager zu internieren waren. Ebenso wurde das Gesetz Nr. 18 über die Auflösung der hitleristischen Organisationen faschistischen Typs geschaffen, für den Umgang mit den Mitgliedern der deutschen Gemeinschaft. Mehr noch, auf ausdrückliche Anordnung der Alliierten Kontrollkommission wurde ab Januar 1945 ein Großteil der Deutschen aus Rumänien zur Aufbauarbeit in die UdSSR deportiert. Jene, die im Land zurückblieben, wurden aufgrund von Gesetzen oder administrativ-polizeilichen Beschlüssen ihrer politischen Rechte beraubt4 und fielen der Verarmung5 und der gesellschaftlichen Marginalisierung6 anheim, selbst wenn sie einige kulturelle oder schulische Rechte behalten durften. Nach und nach erlangten die Deutschen in Rumänien – nach ihrer formellen Entnazifizierung – aus ideologischer Rücksicht, die auf die mänien], unter: http://www.presidency.ro/static/ordine/RAPORT_FINAL_CPADCR. pdfI, S. 542 [letzter Zugriff: 25.10.2013]. 4 Siehe das Gespräch Stalins mit den führenden rumänischen Kommunisten im April 1946 in Moskau zur Einschränkung politischer Rechte, einschließlich des Wahlrechts der Deutschen in: Arhivele Naţionale Istorice Centrale (ANIC), fondul CC al PCR – Secția Cancelarie, dosarul 28/1946. 5 Vor allem die Agrarreform, aber auch die Enteignung der verschiedenen wirtschaftlichen Einrichtungen der Deutschen in Rumänien haben deren wirtschaftliche Lage schwer beeinträchtigt. Zu den Auswirkungen der Agrarreform für die deutsche Bevölkerung siehe: ACNSAS, fond D, dosar 11693ff. 6 Die gesellschaftliche Marginalisierung trat offen zutage, als Rumänien im Zweiten Weltkrieg die Front wechselte. Ohne klare gesetzliche Grundlage wurden die Schulen mit deutscher Unterrichtssprache geschlossen und die deutschen Lehrer entlassen. Die Auswirkungen werden in einem Memorandum über das Schicksal der deutschen Bevölkerung dargestellt, das von Vertretern des Innenministeriums im April 1946 ausgearbeitet wurde (und an dessen Anfertigung sehr wahrscheinlich auch die Generalinspekteure für Verwaltungsfragen beteiligt waren). ACNSAS, fond D, dosar 11693ff., S. 12-45.
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Verbrüderung mit den anderen Nationalitäten abzielte, ihren Platz in der politischen Ordnung des kommunistischen Staates.7 Genauer gesagt erlangte ein Teil von ihnen ihren Platz in der neuen politischen Ordnung, und zwar jene, die sich die Werte der neuen Ideologie zu eigen machten und mit den politischen Machthabern paktierten. Andere wiederum blieben aus Gründen, die mit ihrer Einstellung während des Krieges oder ihrer Mitgliedschaft in deutschen Organisationen der Zwischenkriegszeit zusammenhingen, außen vor. Aus diesem Grund unterteilte sich die deutsche Minderheit nach ideologischen Kriterien, wobei dem Deutschen Antifaschistischen Komitee die Aufgabe zugedacht wurde, den Klassenkampf auch in die Reihen dieser Gemeinschaft zu tragen. So wurden Schuldzuweisungen, die auf die repressive Gesetzgebung der Übergangszeit zurückgingen (in der die Tätigkeit der Volksgerichtshöfe in den Jahren 1945-1947 eine maßgebliche Rolle spielte), im Sinne des Klassenkampfes ideologisch neu interpretiert. Ohne dass die alten Gesetze und Strafverfahren geändert worden wären, gaben die kommunistischen Behörden der Gesetzgebung ideologischen Inhalt und verfälschten deren Anwendung durch illegitime Änderungen, etwa durch die Einführung des Analogieprinzips im Strafgesetzbuch von 1948 oder durch die Neufassung bestimmter Artikel der Strafgesetzgebung, die durch die Zweideutigkeit und Unverbindlichkeit ihrer Formulierungen den Bedürfnissen des Repressionsapparates angepasst wurden (z. B. die Fortschreibung des Artikels 209 im Strafgesetzbuch). So wurden nicht nur die Mitgliedschaft in der Deutschen Volksgruppe bzw. in anderen politischen Organisationen oder die Kriegsteilnahme als potenzielle Vergehen gewertet, vielmehr konnte jegliche Äußerung, ob es nun um den Klassenkampf, die staatliche Ordnung und Sicherheit, um Wirtschaft, um Kultur oder Religion ging, sobald sie von den Behörden erfasst wurde, Anlass zur Verfol-
7 Die ersten Versuche, sich demokratisch zu organisieren, gehen auf das Jahr 1946 zurück, als auf lokaler Ebene aufgrund einer eigenwilligen Auslegung des Minderheitenstatuts versucht wird, einen Antifaschistischen Verband der Sachsen oder eine Vereinigung der Demokratischen Deutschen zu gründen, beide Initiativen verlaufen sich allerdings mangels politischer Unterstützung binnen kurzer Zeit (ACNSAS, fond D, dosar 11491, vol. 80, S. 5). Erst aufgrund der Beschlüsse der Rumänischen Arbeiterpartei aus dem Jahr 1948 entsteht im Februar 1949 das Deutsche Antifaschistische Komitee, das für die Integration der deutschen Arbeiter in die Ordnung des kommunistischen Staates zuständig ist. Näheres zu den Umständen der Schaffung dieses ideologischen und organisatorischen Forums der deutschen Bevölkerung in: Csaba Zoltán N o v á k : Politica PCR față de minoritățile naționale 1948-1975 [Die Politik der Rumänischen Kommunistischen Partei und die nationalen Minderheiten in den Jahren 1948-1975]. Diss. Academia Română, Institutul de Istorie Nicolae Iorga 2011, S. 63-67.
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gung sein.8 Die Deportation der Banater Schwaben, die Verhaftung und Verurteilung hoher kirchlicher Würdenträger deutscher Abstammung, die Internierungen in Arbeitslagern, die Enteignungen wurden aufgrund dieser neuen revolutionären Gesetzgebung vollzogen.9 Die hauptsächlich normativen Beschlüsse, die juristische oder polizeiliche Maßnahmen gegen die deutsche Bevölkerung zur Folge hatten, waren: – Internationale Abkommen: Waffenstillstands-Abkommen (Kriegsverbrechen und nationalsozialistische Organisationen); Friedensabkommen vom 10. Februar 1947; – Nationale Gesetzestexte: D.I. 50, 51/1945, 291/1947, 207/1948, in denen Kriegsverbrechen und die Schuld an der Zerstörung des Landes definiert wurden; – Gesetz 217/1945 – zur Lustration der öffentlichen Verwaltung; – Wahlgesetze vom Juni und Juli 1946; – Strafgesetzbuch, Februar 1948, und seine Abänderungen bis 1968; – Verfügungen des Innenministeriums – beispielsweise die Order 50 000/Februar 1947; – Politische Maßnahmen zur Agrarreform (1945), Zuteilung landwirtschaftlicher Produkte, Steuern und Zwangsabgaben in der Landwirtschaft (1947), Industriegesetzgebung und die Nationalisierungsdekrete (1947-1952). Ebenfalls im Zeichen dieses Klassenkampfes wurden – allerdings in einem anderen internationalen Kontext – um die Mitte der 1950er Jahre einige Deutschstämmige rehabilitiert. Die politische Motivation des Dekrets 81/1954 ist überdeutlich. Nach Meinung der kommunistischen Führer mussten die Folgen der Übergriffe bei Kriegsende im Sinne des Klassenkampfes ausgeräumt werden, damit die arbeitende Bauernschaft nicht ein weiteres Mal bestraft würde.10 Die Rückkehr von der Aufbauarbeit aus der Sowjetunion und die Integration in die neue sozialistische Gesellschaft wogen die Schuld der Vergangenheit bzw. das ideologische Gewicht, das man ihr beimaß, nicht auf, lag es doch gerade im Interesse der Behörden, die Haltung, das Verhalten oder die Stellungnahmen der Deutschen im Zusammenhang damit zu interpretieren. Deshalb wurde jeder Ausrutscher, ob 8 Zu Beginn der 1950er Jahre hat die Securitate im Zuge der Verhaftungswellen, die sich gegen konterrevolutionäre Gruppen richteten, strafrechtliche Vorgänge gegen Deutschstämmige erfunden und eingeleitet, die in Organisationen faschistischer Natur Sabotageakte gegen die öffentliche Ordnung der Rumänischen Volksrepublik geplant haben sollten. Siehe: ACNSAS, fond D, dosar 11491, vol. 80, S. 5-6. 9 Unter: http://www.presidency.ro/static/ordine/RAPORT_FINAL_CPADCR.pdfI, S. 543 [letzter Zugriff: 25.10.2013]. 10 ANIC B, Fond CC al PCR – Cancelarie, dosar 3/1954, ff. 2f.
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nun eines Einzelnen oder einer Gruppe, automatisch zum feindlichen nationalistischen Akt, womit die kommunistischen Machthaber in alten Denkmustern verhaftet blieben. Repressivmaßnahmen galten den Mitgliedern der deutschen Volksgruppe und neuerdings auch den Gesellschaftsschichten, die als klassenfeindlich angesehen wurden. Dabei wurden spezifisch für die Phase, die mit der Auflösung des Deutschen Antifaschistischen Komitees (März 1953) und der Aufnahme deutscher Vertreter in die Rumänische Arbeiterpartei einsetzte, Bürger verfolgt, die entweder eine großbäuerliche, gutsherrliche oder bürgerliche Herkunft hatten oder eine nationalsozialistische Vergangenheit aufwiesen. Die Strafverfahren unter ideologischen Vorzeichen ließen nicht auf sich warten. Anfänglich machten sich die Auswirkungen dieses Vorgehens kaum bemerkbar, der Druck auf die deutsche Bevölkerung in Rumänien war vorerst eher verhalten, denn in dem Maße, in dem das Regime institutionalisiert und international anerkannt wurde, versuchte es seine Unterdrückungspolitik zu entspannen und zu legalisieren. Allerdings baute sich in dieser relativ liberalen Zeitspanne die nächste Welle der Unterdrückung Deutscher auf, die sich in erster Linie gegen deren geistig-kulturelle Eliten richtete. In den Jahren 1948-1953 hatte die Securitate, die auf die Archive der ehemaligen staatlichen Sicherheitsdienste (Sicherheitspolizei und SSI) zurückgreifen konnte, die Identifizierung und Unterdrückung all jener, die nach ideologischen Kriterien als Klassenfeinde definiert werden konnten, rücksichtslos betrieben,11 von 1954 an, in dem nunmehr neuen Kontext, richteten die Mitarbeiter der gefürchteten Institution ihr Augenmerk auf die immer noch in Freiheit Befindlichen, die sich das Wertesystem des neuen Regimes nicht zu eigen gemacht hatten. Mit anderen Worten: Die Aktionen der Securitate richteten sich ab 1954 gegen jene, die sich dem neuen Regime scheinbar angepasst hatten, aber eigene Mittel und Wege suchten, den Minderheitenstatus und die Identitätsprobleme dieser Gemeinschaft zu formulieren, die in einem monolithisch ge11 Die Heftigkeit des Klassenkampfes vermag die auf den ersten Blick anekdotisch anmutende Geschichte einer Aktion der Organe des Innenministeriums in Bukarest Ende Dezember 1948 zu illustrieren. Im vertraulichen Bericht Nr. 31.884 vom 23.12.1948 erläutert Oberst Tudor Sepeanu, Chef des Regionalbüros Bukarest, wie in der Hauptstadt der Kampf gegen Kopfbedeckungen, die jenen der Nazis ähnlich waren, geführt worden ist. Schon im November waren Personen, die solche Mützen trugen, auf deren konterrevolutionären Charakter aufmerksam gemacht und jene, die solche Gegenstände herstellten oder vertrieben, darauf hingewiesen worden, sie diskret vom Markt zu nehmen. Da die Wirkung keineswegs befriedigend war, sollten vom 25.12. alle Geschäfte, die Mützen führten, überprüft und die „hitleristischen“ konfisziert werden, und jene Bürger aber, die solche trugen, sollten festgenommen, auf die Polizeiwache gebracht und die Mützen in ihrer Gegenwart vernichtet werden. Vgl. ACNSAS, fond D, dosar 11702, f. 176.
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fügten System gefangen war. In diesem Kontext wurden die Vertreter traditioneller Institutionen (Eliten aus den Bereichen Kirche,12 Kultur oder Erziehung) vom Geheimdienst verdächtigt, weil sie in Bereichen arbeiteten, die dem Zugriff der Partei entzogen waren. Individuelle oder Gruppenaktionen auf regionaler oder lokaler Ebene lösten großangelegte geheimdienstliche Ermittlungen aus, bei denen Handlungen dokumentiert wurden, die im Kontext der Liberalisierung legitim und legal waren, im ideologischen Kontext jedoch als gefährlich angesehen werden mussten, weil sie die Sicherheit des kommunistischen Staates gefährdeten. Als Beispiel in diesem Kontext mag die Beobachtung der Tätigkeit nichtöffentlicher Literaturkreise gelten. Diese Beobachtung hielt seit 1948 an. Im Januar 1955, in nunmehr neuem politischem Kontext, ordnete das Securitate-Regionalbüro der Stadt Stalin den Rayonsbüros die Beobachtung der Tätigkeiten deutscher Gruppen an und forderte einschlägige Beweise.13 Das Rayonsbüro Sibiu/Hermannstadt antwortete mit zwei Berichten, am 4. Februar und am 12. Oktober desselben Jahres, es seien in seinem Zuständigkeitsbereich drei einschlägig tätige Gruppierungen ausgemacht worden. Die drei Literaturkreise unter der Leitung von Erna Bedeus, Irma Bilek und Harald Krasser wurden als potenziell gefährlich eingestuft. Einer der Kreise, der sogenannte Goethe-Kreis, geleitet von Erna Bedeus, umfasste sechs Familien, die einander freundschaftlich verbunden waren und sich des Gedenkens an Goethe und des Gesprächs über seine Werke verschrieben hatten. Der zweite, den die Lehrerin Irma Bilek organisierte, beschäftigte sich mit klassischen deutschen Schriftstellern. Diesem Literaturkreis wurde eine größere Gefahr zugeschrieben, da der Kreis eher offenen Charakter hatte und den Ausführungen der Englischlehrerin Irma Bilek im Schnitt 15 Personen folgten, darunter auch Kinder ehemals bürgerlicher Familien. Der dritte Literaturkreis legte eine beschränkte Tätigkeit an den Tag und stellte keine ausgesprochene Gefahr dar.14 Zur selben Zeit gab es in Hermannstadt auch öffentliche Literaturkreise, zwei davon, geleitet von Werner Bossert bzw. Bernhard Capesius, waren im Visier der lokalen Securitate-Organe.15 In der Folge dieser Aktion zur Beobachtung literarisch tätiger Gruppen legte die Securitate individuelle Ermittlungsakten an, durch die unter ideologischen und dann gesetzlichen Gesichtspunkten geklärt werden 12 Hier galt die stete Aufmerksamkeit dem Bischof Friedrich Müller, der als Hauptexponent der antidemokratischen Bewegung innerhalb der deutschen Gemeinschaft galt. 13 Ordinul nr. 332/1518 din 27 ianuarie 1955. Cf. ACNSAS, fond Informativ, dosar 31443, f. 6. 14 Ebenda. 15 Ebenda, S. 7.
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sollte, ob es sich um feindliche Aktivitäten handele. In einigen Fällen führte das zur Festnahme und Verurteilung der Betroffenen, während andere Überprüfungsakten aus Vorsicht oder zwecks Mangel an Beweisen geschlossen wurden.16 Besonders ab 1956, infolge der revolutionären Ereignisse in Polen, vor allem aber in Ungarn, wurden derlei Kulturveranstaltungen drastisch unterdrückt (die Prozesse gegen Vertreter der kulturellen Eliten sind ein ausdrückliches Zeichen dafür). Ab diesem Zeitpunkt wurden Nationalgefühle, Bewahrung der kulturellen Tradition, religiöse Bekenntnisse, Veranstaltungen zur Förderung ethnischer Identität nach ideologischen Kriterien umgemünzt zu Gründen, die Beteiligten zu verhaften. Nach Stalins Tod bis zum Ausbruch der ungarischen Revolution war eine gewisse Liberalität im Bereich der Literatur und Kultur gang und gäbe, sofern sich die Tätigkeiten in dem vom Regime vorgegebenen Rahmen hielten. Gerade diese Tätigkeiten aber erschienen angesichts der internationalen Ereignisse des Jahres 1956 dem Regime gefährlich. Der Fall, der die deutsche Gemeinschaft in Kronstadt/Brașov, aber auch in ganz Rumänien in Aufruhr versetzte, war jener der Jugendlichen Horst Depner, Heinz Taute, Günther Volkmer, Theodor Moldovan, Emil Popescu, Karl Dendorfer und Günther Melchior. Die Initialzündung kam in diesem Fall im Januar 1957 von dem inoffiziellen Mitarbeiter „Klim Ioan“.17 Da dieser jedoch nicht in der Lage war, vertiefende Informationen zu liefern – er war viel älter als die Jugendlichen, die ins Visier genommen wurden –, setzte die Securitate in einem operativen Vorgang einen anderen Spitzel unter dem Decknamen „Roner Blum“ ein, der den Betroffenen altersmäßig näher stand und eine belastete Vergangenheit hatte, da er als Freiwilliger in der deutschen Wehrmacht gedient hatte. Auch dieser vermochte lediglich zu bestätigen, dass es um eine literarisch interessierte Gruppierung ging, die sich mit Unterstützung der evangelisch-lutherischen Kirche in Kronstadt zusammengefunden hatte. Im Sommer des Jahres 1957 wurde der als Mitglied dieser Gruppe identifizierte Theodor Moldovan (Deckname Ioan Vasilescu), über den man herausgefunden hatte, dass er als Student Agent der Securitate gewesen war, reaktiviert, und aufgrund der von ihm gelieferten Informationen wurde aus individuellen 16 So im Fall Irma Bilek, die bis 1961 unter Beobachtung stand, als die Schließung der Akte verfügt wurde, weil keinerlei ideologische Schuldmomente nachzuweisen waren und sie lediglich kulturellen, erzieherischen und literarischen Tätigkeiten nachgegangen war. 17 Die in diesem Fall vorgetragenen Daten stammen aus einer Synthese der SecuritateErmittlungen, die nicht nur für diesen Fall gebraucht wurde, sondern auch als Vorbild für weitere ähnlich gelagerte dienen sollte. Vgl. ACNSAS, fond D, dosar 14908, 13f.
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Tätigkeiten der Gruppenmitglieder die Akte einer konterrevolutionären Gruppe eröffnet. Da allerdings die Quelle Moldovan versiegte – er wurde verhaftet, weil er versucht hatte, einen Brief mit feindlichem Inhalt ins Ausland zu schicken, und weil er den Freunden mitgeteilt hatte, dass er von der Securitate vereinnahmt worden war – wurde ein anderes markantes Mitglied der Gruppe, Heinz Taute, unter die Lupe genommen und verhört. Dieser gestand die literarischen, kulturellen und identitätsbildenden Absichten der Gruppe ein, sprach über die Kommentare am Rande von internationalen Ereignissen sowie über das Vorhaben, literarische und wissenschaftliche Kreise „zur Stärkung der sächsischen Einheit“ auch in anderen deutschen Gemeinschaften zu begründen. Aufgrund dieses Geständnisses konstruierte die Securitate ein vermeintliches Netzwerk dieser Gruppe, das die lutherische Kirche in Kronstadt zum Mittelpunkt hatte, sich bis nach Hermannstadt ausdehnte und unter der Leitung von Konrad Möckel stand.18 Die Ermittlungen führten zu Ergebnissen, die, da auch rumänische Intellektuelle aus denselben Gründen verurteilt wurden (die Gruppe Noica – Pillat oder Boantă – Iubu19), erkennen ließen, dass die Machthaber auf strafrechtlichem Weg zu schreiten bereit waren. Mit anderen Worten, das Tauwetter hatte ein Ende. Die Ausstrahlung, die von der ungarischen Revolution ausging, radikalisierte die Maßnahmen der Securitate, die durch die Konstruktion solcher Fälle die Liberalisierungs- und Verselbständigungstendenzen in der Gesellschaft einzudämmen trachtete.20 Ein sprechendes Beispiel für die verzerrte oder ideologische Interpretation und Anwendung des Gesetzes ist der Fall des bekannten Dirigenten Erich Bergel, der eines Abends einen um ein Lagerfeuer versammelten Chor dirigiert hatte. Bei dieser Gelegenheit waren auch ältere Lieder gesungen worden. Dieser Umstand war Anlass zu einer Aktion, die strafrechtlich endete. Die Beteiligten wurden verurteilt und der Dirigent als Anführer einer subversiven Gruppierung abgestempelt. Der Terror der Endfünfzigerjahre erschütterte einmal mehr das Vertrauen der deutschen Minderheit in den sozialistischen Staat. Da der rumänische Staat immer engere Beziehungen zu den westlichen Staaten 18 Der Pfarrer der Schwarzen Kirche wurde als Hauptziel der strafrechtlichen Ermittlungen der Securitate im Februar 1958 festgenommen, da man ihn als gefährlichen Komplizen der Gruppe Depner/Volkmer einstufte. Die Akten des Strafprozesses sind einzusehen unter ACNSAS, fond P, dosar 742, vol. 1-6. 19 Nach Zusammenführung der Ermittlungsergebnisse wurde die Gruppe auf strafrechtlichem Weg liquidiert. Siehe ACNSAS, fond Informativ, dosar 1561. 20 Ebenso relevant ist der Fall der deutschen Schriftsteller, die in den ausgehenden 1950er Jahren verhaftet wurden: Andreas Birkner, Wolf Aichelburg, Hans Bergel, Harald Siegmund und Georg Scherg. Prozessunterlagen unter ACNSAS, fond P, dosar 331, vol. 1-8.
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einging – in erster Linie aus wirtschaftlichen und erst nachrangig aus geopolitischen Gründen –, ergab sich ein weiteres Problem, und zwar die Ausreise der Deutschen durch das international geregelte Prozedere der Familienzusammenführung.21 Dadurch wurde die Lage der Rumäniendeutschen noch komplexer, zudem international, so dass einerseits die ideologischen Schuldzuweisungen zunahmen, sich aber andererseits ein Türchen auftat, durch das Einzelne sich retten konnten. Obwohl sich die Maßnahmen, die dagegen unternommen wurden, von einem Jahr zum anderen, von einem Landkreis zum anderen unterschieden, schenkte die Securitate dem „deutschen Problem“ bis zum Ende des kommunistischen Regimes ihre Aufmerksamkeit. Ich bin der Meinung, dass es in der Behandlung des deutschen Problems durch die Securitate mehr Kontinuität als Veränderungen gibt. Dabei beziehe ich mich in erster Linie auf die Einschätzung der deutschen Minderheit durch die Securitate als einer potenziell nationalistischen Gruppierung. Darauf lassen sich alle Aktionen der Securitate gegen die Deutschen zurückführen. Jede in den Augen der Ideokratie in Rumänien unkorrekte Äußerung wurde sogleich als feindlich eingestuft. Deshalb ist die weiter oben skizzierte Periodisierung nur von bedingter Relevanz. Allerdings erweist sie sich als hilfreich für die Untersuchung der letzten Jahrzehnte des kommunistischen Regimes. Der Blick auf einige Berichte, die vom Regionalbüro Kronstadt/ Brașov in den sechziger Jahren erstellt worden sind, gibt einen Eindruck von den Schwierigkeiten, die die Securitate bei der flächendeckenden Behandlung des Problems zu überwinden hatte, das unter dem Namen Deutsche Nationalisten lief. Zu Beginn des Jahres 1960 wurden ein paar Änderungen in der Überwachung der Rumäniendeutschen vorgenommen. Jenseits von Einzelaktionen und auf äußeren Druck hin wurde die Überwachung quantitativ ausgeweitet. Die rege Berichterstattung und der zahlenmäßige Anstieg überwachter Personen führten jedoch nicht zu einer qualitativen Steigerung. Eher griffen die Agenten auf ältere „Kundschaft“ der lokalen Securitate zurück oder meldeten geschönte Zahlen in dieser Sache, die immer mehr Raum in der Berichterstattung der Institution einnahm. So wurden beispielsweise aufgrund der Anweisungen aus Bukarest in einem einzigen Rayon (Mediasch/Mediaș) im 21 Dieser Prozess begann Mitte der 1950er Jahre. Mit dem Ursprung und der Entstehung des Systems, durch das die Auswanderung der Rumäniendeutschen nach Deutschland informell befördert wurde, setzt sich folgendes Buch auseinander: Florica D o b r e u. a.: Acțiunea „Recuperarea“. Securitatea și emigrarea germanilor din România [Die Aktion „Rückgewinnung“. Die Securitate und die Emigration der Deutschen aus Rumänien] (1962-1989). Bukarest 2011.
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ersten Halbjahr 300 Personen neu erfasst. Infolgedessen war man im September 1960 so weit, dass in einem einzigen Rayon an die 1 000 Deutsche als potenziell gefährlich eingestuft wurden. Die Überwachung ergab jedoch nicht die erhofften Ergebnisse, so dass im Jahr darauf gemäß Anweisung von oben diejenigen, die als unbescholten galten oder über die man keine Daten hatte, aus dieser Kartei entfernt wurden. Demzufolge gab es im Jahre 1961 im Bereich des Regionalbüros Kronstadt nur noch 139 „Elemente“ unter Beobachtung durch die Securitate, 45 waren aus dem Rayon Zeiden/Codlea verzogen, weitere 69 wurden aus der Kartei entfernt, weil es sich um einfache Mitglieder der Volksgruppe handelte. Bei der Durchsicht der Materialien in der Hauptakte zum „Problem“ deutsche Minderheit stellte eine Abordnung aus Bukarest fest, dass bei denjenigen, die informativ überwacht wurden, kein operativer Vorgang eingeleitet worden war, denn in der Akte befand sich lediglich das Material, aufgrund dessen sie erfasst worden waren. Zudem wurden drei individuelle Akten, die man im Laufe des Jahres eröffnet hatte, geschlossen, da sich die Verdachtsmomente der Securitate nicht bestätigt hatten. Ein typisches Beispiel für eine Überwachungsaktion ist der Fall Karl Knopf, geboren 1893 in Honigberg/Hărman, zu der Zeit Lagerverwalter. Ihm war eine belastete Vergangenheit nachgesagt worden (Zensor der NSDAP, kompromittierende Beziehungen zum Umkreis des Schriftstellers Adolf Meschendörfer, 20 Jahre lang Vertreter der IG Farben in Rumänien, was ihm ermöglichte, über seinen Bruder in München eine Rente zu beziehen. Was jedoch den Vorgang auslöste, war das Interesse an seiner Person seitens eines Vertreters einer deutschen Firma, der sich im Dezember 1959 in Rumänien befand. Da dieser der Spionage noch unter Hitler bezichtigt worden war, geriet automatisch auch der Gesuchte ins Visier der Securitate. Die Anfangsermittlungen ergaben, dass dessen Frau Nachrichten nach draußen zu übermitteln versucht hatte. Schließlich wurde die Sache nach eingehenden Überprüfungen eingestellt, weil sich nichts finden ließ, woran sich die Behörden stoßen konnten.22 Wie obiger Fall zeigt, wurden das ausländische Interesse, die mögliche Kontamination mit feindlicher Ideologie, die imperialistische Spionage zu weiteren Gründen für einen operativen Vorgang, zumal ab Mitte der 60er Jahre mit einer Entspannung der kommunistischen Machtausübung auch eine gewisse Öffnung des rumänischen Staates gegenüber einstigen Bürgern oder Geschäftsleuten aus dem Westen einherging. Allerdings war die Entspannung nur eine scheinbare, die jene besänftigen sollte, die den stalinistischen Terror bzw. dessen Nachwehen zur Zeit von Dejs Herrschaft durchgemacht hatten. Auf das Vorgehen 22
ACNSAS, fond D, dosar 1848, vol. 9, f. 74ff.
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der Securitate hatte dies keine Auswirkungen. So sahen sich die Rumäniendeutschen, kaum dass sie aus den Gefängnissen befreit wurden, wieder im Netz der allmächtigen Institution gefangen. Am 27. Juli 1964, kurz nach Beendigung der Amnestie, stellte die Securitate anhand ihr vorliegender Materialien fest, dass „die feindlichen Elemente in den Reihen der deutschen Minderheit – an deren Spitze einige Intellektuelle und der Klerus der Lutherischen Kirche stehen – ihre Tätigkeit zur Bewahrung der sogenannten nationalen Einheit verstärkt haben“.
Eine solche Haltung aber kam in den Augen der Securitate der „Unterwanderung des sozialistischen Aufbaus im Land, der Schaffung eines Zustandes der Ungewissheit und des Provisoriums und der Hasspropaganda gegenüber den anderen mitwohnenden Nationalitäten“23
gleich. Am 1. Oktober 1964 wurde aufgrund von zentralen Anweisungen ein Maßnahmenplan in Sachen deutsche Nationalisten ausgearbeitet. Das von mir entdeckte Dokument trägt die Unterschrift des Securitate-Obersts Ioan Bolintineanu, des Chefs des Kronstädter Regionalbüros, und darin heißt es: „[…] es wird weiter an der Wiederherstellung der Organigramme der ehemaligen deutschen nationalistischen Parteien und Organisationen: NSDP, Volksgruppe usw., gearbeitet.“
Sobald diese von der Securitate erstellt waren, ging man daran, die in den Organigrammen vorkommenden Personen zu identifizieren und zu erfassen. Es handelte sich in erster Linie um ehemals politisch Aktive und schon geheimdienstlich Vorbehandelte, wobei deren bereits abgeschlossene Fälle wiederaufgenommen wurden. Die Anordnungen wurden umgehend umgesetzt. Allein in der Region Kronstadt wurden Maßnahmen gegen folgende führende Persönlichkeiten der deutschen Gemeinschaft wiederaufgenommen: Victor Simonis, Hans Bordon, Georg Scherg, Hans Bergel, Hermann Scherg in Kronstadt; Albert Schwartz, Kurt Herming, Andrei Tudt, Gerhard Reb in Hermannstadt; Gerhard Schullerus, Friedrich Maitert, Karol Rommer, Hugo Weißircher, Heinrich Schneider in Mediasch; Gheorghe Schoser, Wilhelm Zebli, Gheorghe Maurer in Schäßburg; Hans-Kurt Kraft und Ioan Kraus in Reps/Rupea; Christian Junesch, Andrei Schmidt und Sara Rosenauer in Gheorghieni (Namen in der Schreibweise der Securitate). Neben diesen Fällen wurden Sondermaßnahmen gegen Pfarrer Herberth Gunther in Maniersch und den Historiker Gustav Gündisch in Hermannstadt eingeleitet, gegen die Spitzel aus anderen Rayons oder Regionen in Marsch gesetzt werden mussten. Zudem wurden zwecks Identifizierung jener Örtlichkeiten, 23
Ebenda, f. 100.
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wo es feindliche Aktionen oder Äußerungen gab (vor allem kulturelle und schulische Einrichtungen), bis zum Dezember 1964 neue Agenten rekrutiert: 25 in Kronstadt, 5 in Hermannstadt, 3 in Mediasch, 2 in Reps und Sankt Georgen/Sfântu Gheorghe. Zu den klassischen „Objekten“, die ausgekundschaftet wurden, Kultureinrichtungen, Kirche, Schule, kam jetzt auch die Arbeiterschaft hinzu, denn die Securitate stellte „eine Konzentration verdächtiger Elemente in den Werken Steagul Roșu, Hidromecanica, Partizanul Roșu oder dem Elektrizitätswerk“ fest.24 Das Ergebnis dieser Maßnahmen mit wöchentlicher Bilanzierung ließ nicht auf sich warten. Zumindest auf dem Papier wurden in den nächsten Monaten 71 Rekrutierungen von Spitzeln gemeldet. Nach und nach wurden alle unter die Lupe genommenen Bereiche penetriert, selbst wenn das nicht zum Verschwinden „feindlicher Äußerungen“ führte. In einer Zeit der Entspannung in den Beziehungen zwischen dem rumänischen Staat und der Bundesrepublik Deutschland wurden die Maßnahmen gegen jene, die für eine Auswanderung nach Deutschland plädierten, immer aggressiver. Der Terror war allerdings jetzt prophylaktisch und bürokratisch und nahm die verschiedensten Formen an, mit denen einerseits der Auswanderungswille der Rumäniendeutschen „kontrolliert und gebändigt“, andererseits feindliche Aktionen im Land verhindert werden sollten. Welche tiefen Spuren das „Problem der deutschen Nationalisten“ in der Tätigkeit der Securitate in den 1970er und 80er Jahren hinterlassen hat, wird Gegenstand einer künftigen Untersuchung sein.
Summary The German Ethnic Minority and Securitate This paper aimes at explaining to what extent, the ways in which, and why in Romania under Communist rule penal offence had to encompass an ideological shape and contents as regards the relationship between the state and certain members of the German minority. Consequently, we are proposing to revaluate the manner in which the Romanian Communist state had been monitoring and treating issues regarding the ethnic Germans. To do so, a brief look into three 24 Eine einzige Akte mit der Korrespondenz zur Überwachung dieses „Objekts“ umfasst im ACNSAS, fond D, dosar 13381, 47 Bände, jeder mit mehreren Hundert Seiten.
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different periods of time may be helpful: To begin with, during the era of “justice in transition” (1945-1948) guilt had been established by focussing on post-war political as well as penal documents; the second period was characterized by a sizable ideological accomodation of the Communist law system to varying concepts, when de-frosting and liberalization were followed by a new era of repression, also targetting elite groups within the German community (1949-1959); in the 1960s and 1970s of the 20th century a diversification of the ideological contents had taken place, whenever German communities in Romania were envisaged.
Rezumat Minoritatea germană și Securitatea. De la vina stabilită prin lege la constructe de vină ideologică în primele două decenii ale regimului comunist În cuprinsul studiului am încercat să explicăm cum, cât și de ce în timpul regimului comunist în România, vinovăția legală a avut o formă și o substanță ideologică în relația dintre stat și minoritarii germani. Ca urmare, ne-am propus să reevaluăm felul în care statul comunist din România a urmărit și tratat problema etnicilor germani în trei etape distincte: cea a justiției de tranziție (1945-1948), în care vinovăția a fost determinată și în lumina actelor politice și juridice internaționale postbelice; a doua etapă, cea a acomodării ideologice la sistemul de legislație comunist, în care dezghețul și liberalizarea au fost urmate de o nouă etapă represivă împotriva grupurilor elitare ale comunității germane (1949-1959); și, cea a decadelor șase și șapte, când s-a produs o diversificare a conținuturilor ideologice care stăteau la baza acțiunilor întreprinse în relație cu membrii comunității germane din România.
I N T E G R AT I O N , C O L L A B O R AT I O N , R E S I S TA N C E . T H E H U N G A R I A N M I N O R I T Y I N T R A N S Y LVA N I A A N D T H E R O M A N I A N S TAT E S E C U R I T Y By Stefano B o t t o n i
Securitate and ethnic minorities in communist Romania: an entangled history This paper aims to analyze the relationship between the Communist state security and the most sizeable ethnic minority in Romania, the 1, 5 million Hungarian community of Transylvania. The subject of my study is not entirely new, since a number of valuable books, articles and research papers have been published so far concerning the fate of Romania’s minorities under the Ceaușescu regime.1 These contributions have considerably broadened our knowledge of the discrimina1 The Hungarian-language bibliography on this issue is too large to be mentioned here. A good historiographical assessment in Balázs T r e n c s é n y i et al.: Nationalizing Minorities and Homeland Politics. The Case of the Hungarians in Romania. In: NationBuilding and Contested Identities. Romanian and Hungarian Case Studies. Budapest, Iași 2001; a balanced account in Robert R. K i n g : Minorities under Communism. Nationalities as a Source of Tension among Balkan Communist States. Cambridge/MA 1973; i d e m : A History of the Romanian Communist Party. Stanford/CA 1980. A more revendicative stance in George S c h ö p f l i n : Witnesses to Cultural Genocide. Firsthand Reports on Rumania’s Minority Policies. New York 1979; and Elemér I l l y é s : National Minorities in Romania: Change in Transylvania. New York 1982 (East European Monographs); for a comparation of the situation of the Hungarian minorities after 1918 see Stephen B o r s o d y : The Hungarians: a Divided Nation. New Haven 1988 (East European Monographs); and the most recent and comprehensive synthesis: Minority Hungarian Communities in the Twentieth Century. Eds. Nándor B á r d i , Csilla F e d i n e c , László S z a r k a . New York 2011; among the German-language works still useful Ottmar K o l a r : Rumänien und seine nationalen Minderheiten: 1918 bis heute. Wien 1997; among the post-1989 Romanian contributions, one worth mentioning the two-volume series by Andrea A n d r e e s c u , Lucian N a s t a s ă , Andrea V a r g a : Minorități etnoculturale. Maghiarii din România [Ethnic minorities. Hungarians of Romania] 1945-1955. Centrul de Resurse pentru Diversitatea Etnoculturală. Cluj-Napoca 2002; Minorități etnoculturale. Maghiarii din România [Ethnic minorities. Hungarians of Romania] 1955-1968. Centrul de Resurse pentru Diversitatea Etnoculturală. Cluj-Napoca 2003.
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tive policies carried out towards ethnic minorities by the Romanian communist system, touching upon relevant topics such as postwar deportation and resettlement, social deprivation following the nationalization campaign, linguistic rights, religious freedom, and migration to the West. As Walker Connor and Martin Mevius have pointed out in their large-scale comparative analysis of Communist nationalities policies during the Cold War, a basic contradiction affected the interplay between ideology (the Marxist-Leninist theoretical premise) and practice that is the compromise between internationalist utopia and realpolitik. In the postwar context, this meant a widely shared agreement between the various political parties on the necessity to “nationalize” the multiethnic territories of Central Europe by removing undesirable minorities.2 My research aims to put the majority-minority relation in a State security perspective, helping to understand the historical importance for the internal evolution of the Romanian communist regime and its relation system with the Hungarian community of two major crises generated by external events, such as the 1956 Hungarian revolution and the 1968 Prague Spring. To understand the Securitate’s policy towards the largest minority in Romania, it is very important to place the events into a new interpretative context. Earlier works on Romania’s minority policy under Gheorghiu-Dej and Ceaușescu focused almost exclusively on human rights’ violations committed by the Communist regime, and downplayed the active role of the minority communities. New scholarship recently published in Romania and Germany3 demonstrates, however, 2 Walker C o n n o r : The National Question in Marxist-Leninist Theory and Strategy, Princeton (NJ) 1984; a good up-to-date introduction to the comparative study of national policies in the Soviet Bloc in Martin M e v i u s : Reappraising Communism and Nationalism. In: Nationalities Papers. Vol. 37, no. 4, July 2009, pp. 378-400; on the Hungarian Communist Party’s approach to nationalism and the Hungarian minorities, Martin M e v i u s : Agents of Moscow. The Hungarian Communist Party and the Origins of Socialist Patriotism, 1941-1953. Oxford 2005. 3 Stejărel O l a r u , Georg H e r b s t r i t t : Stasi și Securitatea [GDR- and SSR-Intelligence Service]. București 2005; Anca C i u c i u : Acțiunea “credinciosul”: șef rabinul Moses Rosen și comunitatea evreiască în arhivele CNSAS [Operation “Believer”. Chief rabbi M.R. and the Jewish community at the archives of CNSAS]. București 2008; Acțiunea “Recuperarea”. Securitatea și emigrarea germanilor din România [Operation “Recuparation”. Securitate and the emigration of germans from Romania] (1962-1989). Eds. Florica D o b r e et al. București 2011; the most relevant works concerning the state security actions against the Hungarian community are Márton L á s z l ó : Magyarhermány kronológiája [The chronology of Magyarhermány / ro. Herculian] (1944-1964). Miercurea Ciuc 2008; János M o l n á r : Szigorúan ellenőrzött evangélium [Strictly controlled Gospel]. Nagyvárad 2009; Csaba Zoltán Novák: Aranykorszak? A Ceaușescu-rendszer magyarságpolitikája [Golden Age? The Hungarian-policy of the Ceaușescu regime] 1965-1974. Csíkszereda
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how fascinating and intricate the nationality issue was in communist Romania. Making use of previously inaccessible sources from the former secret police archives, these authors explore the activity of the security forces among and against ethnic minorities, but also the numerous cases of individual collaboration among the non-Romanian elites. This new scholarship challenges the widely shared view that central and local Romanian authorities are the only responsible for the mistreatment of minorities, discharging former collaborators as victims of an infernal mechanism. Professional historians dealing with ethnic relations in communist Romania still deal with the pernicious effect of self-victimizing, traumatic collective memory elaborated by minority groups during the 1980s, which easily becomes a defensive strategy against new, unpleasant findings about the complex relational network between the Romanian state security and the minority groups. My paper aims at contributing to a methodological renewal of historical research on interethnic relations in Transylvania by analyzing not only the concrete policies carried out by the Romanian authorities, but also the behind-the-scene organizational and ideological changes affecting Securitate. The fundamental shift of the Romanian secret police from strict internationalism and class repression to open support for soft ethnic cleansing can be considered as one of the most interesting features of the most general changes the Romanian communist regime underwent from the late 1950s onwards.
The age of State-sponsored integration The dilemma the Romanian communist party had to face after 1944 was common to left-wing parties of all newly established Soviet-sponsored “popular democracies”. On the one hand, their leaders and especially the rank-and-file members were not insensible to nationalist arguments. On the other hand, communist parties in the territories liberated/occupied by the Red Army had a multiethnic composition, and rejected “bourgeois” nationalism. External factors, such as the Soviet military occupation and Hungary’s position as a potenzial ally of Romania, also contributed to make the Romanian case an exception among the postwar Eastern European nations. Stalin firmly opposed ethnic revenge on the defeated Hungarian minority in Transylvania and ordered his representatives to support ethnic pacification of the province. Unlike in Czechoslovakia, where the Hungarians suffered for several years legal discrimination and forced resettlement, and similarly to Bulgaria, 2010. – William T o t o k : Minderheiten und Securitate. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik 23 (2011), H. 1-2 (Herbst), pp. 77-110.
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where the communist party offered cultural rights to the previously persecuted Muslim and Turk communities, Romania’s first left-wing government led by Petru Groza proclaimed the political and social integration of ethnic minorities regardless of their war record. Plans of population exchanges with Hungary involving hundred thousand ethnic Hungarians from Transylvania had been issued in 1945-46 by the Office for Peace preparation of the Ministry of External Affairs, but were never implemented due to Soviet opposition. Interethnic violence in postwar Transylvania did occur against the Hungarian and the Ukrainian minority, but retribution did not become the pattern of Romanian minority policy. The only relevant exception to this integrative stance was the harsh punishment inflicted to the German minority, who was proclaimed collectively guilty of collaboration with Nazi Germany. In January 1945, a deportation campaign affected some 70,000 ethnic German civilians – ca. 15% of Transylvania’s German population according to 1941 data – who suffered deportation from Satu Mare, Maramureș and Sălaj, Banat and Transylvanian counties to Soviet work colonies (“reconstruction work” as an instrument of reparation and retribution for war damages), along with ethnic Germans from other East-European countries. The relevant operative plans for this were issued by the Soviet security forces according to Stalin’s directions.4 Consistent proofs have also emerged showing the involvement of Romanian authorities in an act of cleansing resulting in more than 3,000 victims.5 Nevertheless, the 1945 deportation of Swabians was not followed by general plans of expulsion of the whole ethnic German population. Although Transylvanian Saxons and Swabians were excluded from the 1945 land reform, and were condemned to judicial discrimination as second-class citizens until 1949, they were not exposed to physical annihilation.6 Between 1945 and 1956, the integration of minority groups was generally encouraged by the Romanian state. Gaining the political support of non-Romanians in which remained, after all, a multinational entity, became one of the main goals of the left-wing government led by Petru Groza and supported by the Soviet Union. A number of internal and 4 The historical framework of post-1939 special operations carried out by Soviet security forces in Pavel P o l i a n : Against Their Will. The History and Geography of Forced Migration in the USSR. Budapest 2004. 5 Vladimir T i s m ă n e a n u , Dorin D o b r i n c u , Cristian V a s i l e : Raport Final. Comisia Prezidențială pentru Analiza Dictaturii Comuniste din România [Final report. An analysis of communist dictatorship in Romania by the presidential commission]. București 2007, pp. 358-359. 6 See the well-balanced account by Hannelore B a i e r in: T i s m ă n e a n u et al., op. cit., pp. 355-357.
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external factors made the Romanian-Hungarian compromise possible. Moscow wanted to achieve ethnic peace and cooperation in Romania, and Stalin looked at Transylvania as part of a broader scenario which included Bessarabia and Northern Bukovina. As a compensation for the definitive loss of the two regions vindicated by the USSR, Romania was granted the whole Transylvania under the condition that a “truly democratic”, pro-Soviet government was set up in Bucharest. On the Hungarian side, the loss of Northern Transylvania after World War II was painful, but not shocking: well before the Paris peace treaty of February 1947 put an end to the diplomatic conflict, Hungary had faced harsh Soviet refusal to any plans of territorial adjustments, and its war record of “last” Nazi ally put Hungary in weak position faced to Romania. After some failed attempts to regain its role of external homeland and diplomatic helper of its diaspora, Budapest had to accomodate to the basic principle of bilateral relations in the Soviet sphere: minority issue is par excellence an internal affair and shall never be discussed in public. On the ground, the majority-minority relationship also went through major changes. After 1945, the 1,5 million Transylvanian Hungarians, whose social, cultural and even demographic influence remained considerable in spite of the massive emigration of its middle class, accepted the compromise the Romanian state offered for their political loyalty: political integration without any pressure for cultural assimilation. The Romanian governments carried out with the Hungarians a policy resembling the Leninist korenizatsia of the early 1920s. For almost a decade, left-wing (since 1948 Stalinist) Hungarian cultural life was generously supported, and a full-scale educational network was allowed to exist throughout Transylvania. This positive approach contrasted with the discriminative policies of the interwar period, and stimulated popular participation from the Hungarian side, as well. The best expression of left-wing activism was the Hungarian Popular Union (HPU – 1944-1953), a minority organization which came to number half a million members (one ethnic Hungarian adult out of two) and gaining almost 10% of national ballots and 30 parliamentary seats at the November 1946 partially free elections. According to scholars Nagy Mihály, Ágoston Olti and Tamás Lönhárt, HPU and its political leaders played a double and contradictory role in the transition years to the one-party system: they acted as a spokesman and defender of the Hungarian interests, claiming for more integration and financial support to minority culture, but they represented also a Trojan horse for the penetration of Communist social radicalism into the Hungarian community, especially among workers and poorer peasants. Most prominent members and rank-and-file activists of the HPU were also
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members of the Communist party, and originally combined the ethnic discourse and the ideological allegiance to internationalism.7 From 1948 the Communist party acted as the main integrative network for the Hungarian minority. This strategy went far beyond the ruthless application of “salami tactics” against the opposition forces and their own allies within the short-lived popular fronts. In a difficult context, such as multi-ethnic Transylvania where the Hungarian presence seemed to represent a direct threat to state security, a complex mechanism of ethnic balance and power-sharing, consciously built up by the PCR with Soviet assistance from early 1945, helped the party to strengthen its political legitimacy among different national and social groups. Unlike the historical Romanian parties and the Hungarian nationalists, the PCR and the Petru Groza-led pro-communist government behaved as a multi-ethnic entity pursuing integrative policies. Starting from 1948, the new Communist state needed a huge number of politically reliable cadres of “healthy” social background. Archival data show that preferential access to the state and party apparatus was granted to ethnic minorities in the 1948-52 period. Due to their number, the Hungarians were the main beneficiaries of this policy of ethnic promotion. This helps explain why in Hungarian-inhabited areas of Transylvania the popular support for the RCP and the communist regime was in the early 1950s considerably higher than in other Romanian provinces. Between 1949-53, the mostly Hungarian inhabited areas of the Szeklerland in Eastern Transylvania were among the very few areas of the Romanian countryside not to be affected by peasant revolts and partisan activity against the collectivization campaign. Tolerance of the Communist regime, if not proper support, was greatly helped by the “affirmative action”. Ruthless class warfare against “kulaks”, the “clerical reactions” and the “remains of the bourgeoisie” there did not gain any ethnic connotation (the Romanian state fighting against the Hungarian peasantry), because the State officers, tax collectors, managers, policemen or local party secretaries, were ethnic Hungarian and were perceived to be closer to the local population, although recent scholarship (József Gagyi, Sándor Oláh, Zoltán Novák) tend to demonstrate that they proved to be reliable apparatchiks rather than carriers of ethnic concerns. 7 Érdekképviselet vagy pártpolitika? Iratok a Magyar Népi Szövetség történetéhez [Representation of interests or party politics? Documents concerning the history of the Hungarian Popular Union] 1944-1953. Eds. Mihály Zoltán N a g y , Ágoston O l t i . Csíkszereda 2009; Tamás L ö n h á r t : Uniunea Populară Maghiară în perioada instaurării regimului comunist în România [ Hungarian Popular Union during the implementation of communist rule in Romania] (1944-1948). Cluj-Napoca 2008.
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One of the most interesting features of the political integration of the Hungarian minority concerned, after 1948, the massive recruitment of ethnic Hungarian officers into the new established Securitate. Until 1948, figures on the social, ethnic and political composition of state security bodies – the “civil” internal intelligence (Siguranţă), the criminal investigative department handled by the PCR (Corpul Detectivilor), and the highly effective military counterintelligence (Serviciul Special de Informaţii – SSI) – show a high degree of continuity with the pre-war public administration. It was reported that, after 6 March 1945, about 40% of the 6,300 state security officers were assigned to the reserve, but only 195 were fired. In June 1946 the communist minister of Interior, Teohari Georgescu, reported that despite the party’s effort to set up a more “reliable” and committed security force made up of former communist activists, over 40% of the 8,500 information officers had been appointed before 1944.8 Old-style police and SSI officers, who had been trained during the interwar period, shared a double-faced attitude towards minorities. While implementing the policy of selective integration of democratic non-Romanians into the new state offered by the Groza government, they maintained the traditional concern that minorities might represent a security threat. In the years of transition, the SSI and the local police corps actively monitored and persecuted any form of Hungarian revisionism (even under the lighter form of calls for territorial or cultural autonomy), and also kept under strict surveillance the strong (and still legal) Zionist movement.9 These repressive bodies underwent a radical change only after the abolition of monarchy on 30 December 1947 and the subsequent formalization of exclusive communist rule. In August 1948 Departamentul Securităţii Statului (Securitate), a Soviet modelled political police, replaced the Siguranţă and started harsh political repression with the 8 Dennis D e l e t a n t : România sub regimul comunist [Romania under communist rule]. București 2006, p. 67. 9 See the report issued by Corpul Detectivilor from 15 June 1945 on the infiltration of “fascist elements” into the Hungarian Popular Union, the pro-communist mass organization of the Transylvanian Hungarians. Arhivele Naționale ale României, fond Comitetul Central al PCR, secția organizatorică, dosar 31/1945. Investigations against the Hungarian minority’s activity are also reported in A n d r e e s c u et al.: Maghiarii din România, op. cit.; the Groza government ambiguous approach towards the Jewish minority is treated in e i d .: Evreii din România 1945-1965 [Jews of Romania 1945-1965]. Cluj-Napoca, Centru de resurse pentru diversitate etnoculturală 2003; see also Liviu R o t m a n : Evreii din România în perioada comunistă [Jews of Romania in the communist period] 1945-1965. Iași 2004. On the so-called “Jewish problem” in the years of transition of power, also see the large documentation of the Securitate archives (Arhiva Națională pentru Studierea Arhivelor Securității / ACNSAS, fond Documentar, dosar pp. 151-164).
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military support of nearly 70,000 security troops (Trupele Securităţii). In January 1949 another military body, the Miliţia, inherited the tasks of the Jandarmeria, and guaranteed the police forces’ capillary presence in every single community in the country. Some Romanian scholars and former Securitate officers (Neagu Cosma, Evghenie Tănase) have argued that until 1952, when most Jews and a large number of Hungarians were purged from the state security, Securitate and the higher party organs such as the Central Committee and its sections were perceived by the Romanian majority as “alien” bodies, where ethnic Hungarians, Jews, and Ukrainians were over-represented and ruled, sometimes manifesting open hostility against the ethnic majority.10 Compared to other communist countries, the Romanian openness to minorities in such a sensitive issue may sound inexplicable. In fact, the few thousand Securitate officers working in the central apparatus were overwhelmingly of Romanian ethnic background (around 80% in 1949, nearly 85% ten years later11). Beside the long-standing minister of Defence, Leontin Sălăjan (called Levente Szilágyi), some ethnic Hungarians who had belonged to the pre-war illegal RCP acceded the highest ranks of the early Securitate. Among the others, one should mention the two vice-ministers appointed in 1952 by Alexandru Drăghici: Ion Vințe (János Vincze), who was also responsible for Securitate troops, antipartisan war) with the military rank of General Mayor,12 and Alexandru Mureșanu, whose real name was László Ady.13 Between 1951 and 1953 Mureșanu/Ady was among the members of the special ministerial commission responsible for sentencing over 15 thousand citizens to forced displacement. Another ethnic Hungarian officer appointed in a key position was the Cluj-born Ferenc Butyka, who joined the Securitate after a short apprenticeship at the Cadre section of the regional Party committee and thanks to his loyalty became the head of the criminal investigation central office between 1952
10 This provoked in the late 1940s several conflicts between “Romanian” institutions and the ethnic minorities, and also serious misunderstandings within the state security apparatus itself. See the documentation preserved by the Mureș county branch of the Romanian National Archives (Arhivele Naționale din România, Direcția Regională a Ministerului de Afaceri Interne Mureș – Regiunea Autonomă Maghiară 1923-1967, fond 594). 11 A n d r e e s c u et al.: Maghiarii din România, op. cit., p. 26. 12 Securitatea. Structuri – cadre. Obiective și metode [Securitate. Structures – cadres. Objectives and methods]. Eds. Florica D o b r e , Elis N e a g o e - P l e ș a , Liviu P l e ș a . Vol. 1 (1948-1967). București 2006, p. 62. 13 Ibidem, p. 70.
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and 1963, where he gained a sinister fame due to his uncontrolled brutality.14 At the peak of mass repression, between 1949 and 1953, Securitate strictly followed the party’s line. What Marius Oprea has called “state terrorism” against its own citizens targeted not only specific, albeit sometimes fictive “crimes” (ideological diversion, political resistance, personal misconduct), but also specific social groups. Repression was given political, professional and geographic aims, obsessively motivated by security concerns. The two great repressive waves of 1949-53 and 1958-61 primarily targeted the rural population, members of all faiths, former capitalists, and aristocrats. Thousands of people were physically removed from their property after 1949. It also hit people living in the multi-ethnic Banat region along the border with Yugoslavia, more than 45,000 of whom were forcibly relocated for security reasons to the Bărăgan Plain in June 1951. Nevertheless, political and social repression did not target any ethnic group in particular with the early exception of the Germans. Hungarians were not persecuted as Hungarians but as “former exploiters”, nationalists or “kulaks”. Until 1956, Hungarian nationalism and irredentism did not constitute a priority for Romanian state security. In Cluj region, for instance, the subunit responsible for internal political enemies (Serviciul III. Informații interne) was divided into six offices, and only the second one was assigned with the task to deal with “bourgeois parties, Trotskyites, Hungarian and German nationalists”,15 while great efforts were made to weaken the still active clandestine Iron Guard and to fight armed resistance in the mountains. The most notable exception to this was the arrest and condemnation of the Roman Catholic bishop of Alba Iulia, Áron Márton, who was sentenced to life long forced labour in 1951 along with fellow believers and members of the Hungarian aristocracy. Among the accusations, one finds the alleged plot machinated in 1946 under the leadership of Márton, aimed at separating Transylvania from Romania.16 The first turning point in the state security’s approach towards minority policy came in 1952, when Romania, on Soviet insistence, created a Hungarian Autonomous Region in the Szeklerland. The autonomous region reflected the Soviet Leninist principles of territorial federalism; 14 See Marius O p r e a : Bastionul cruzimii. O istorie a Securității [Bastion of cruelty. A history of Securitate] (1948-1964). Iași 2008, pp. 228-229. 15 Liviu P l e ș a : Direcția Regională de Securitate Cluj (1948-1968). Organizarea, personalul și direcțiile de acțiune [Regional head office of the Securitate at Cluj (19481968). Organization, staff and work instructions]. Anuarul Institutului de Investigare a Crimelor Comunismului și Memoria Exilului Românesc (IICCMER), 2011, p. 119. 16 Áron Márton’s trial is documented in ACNSAS, fond Penal, dosar 254.
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according to the Soviet constitution, national minorities were granted areas in which they could enjoy linguistic and cultural rights. The idea was mooted on 7 September 1951, by two Soviet advisers seconded to Romania. After long discussions, the region’s creation was proclaimed by the new Constitution issued on 21 September 1952. According to the 1956 census, its 13,500 square km contained 731,387 inhabitants, of whom 565,510 (77.3%) declared themselves to be of Hungarian ethnicity. In the regional capital Târgu Mureș (Marosvásárhely), a similar proportion of Hungarians (74%) could be found. Hungarians also provided some 80% of the party leadership and public officials, including the Communist Party first secretary (Lajos Csupor), the president of the People’s Council/Consiliul Popular (Pál Bugyi) and the regional head of the Securitate (colonel Mihály Kovács, who held this position until the administrative reshaping of 1961). These men, though, owed their first loyalty to the Romanian party state and did not pursue politics on a national basis. Colonel Kovács, for instance, had been implicated with other fellow officers in the execution of three peasants on 17 August 1950, when he was leading the district office of Turda, near the city of Cluj. “Autonomy” in this case did not mean self-determination: the Hungarian Autonomous Region was under the same tight control as the other Romanian provinces, and had to implement decisions taken by central authorities. But, at the same time, outside the Hungarian Autonomous Region Hungarians in positions of authority began to be systematically removed; while inside it Hungarian could be used freely at all levels of administration, and several cultural institutions were created.17 In extreme times, such as during the far-reaching purges of 1952-53, following Ana Pauker’s fall, a formal autonomy could even offer some protection from external dangers. The mass terror of “full blown” Romanian Stalinism spared the Szeklerland and the Hungarian “titular” community, because the political leadership gave instructions to the security forces not to strike unnecessarily against ethnic Hungarians in the newly established region. Outside of it, on the contrary, ethnic Hungarians suffered severe consequences, as for instance in the city of Cluj, where several hundred people were arrested under the accusation of “right-wing” deviationism. The ethnic composition of the regional branches of the Securitate in Transylvania was extremely mixed until the late 1950s. State security officers of Hungarian background (or Jewish-Hungarian descent, who were mostly identified as Hungarians) 17 A full account of the Hungarian Autonomous Region: Stefano B o t t o n i : Sztálin a székelyeknél. A Magyar Autonóm Tartomány története [Stalin in the Szeklerland. The history of the Hungarian Autonomous Region] 1952-1960. Csíkszereda 2008.
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made up over 70% officers in the Hungarian Autonomous Region, as the following chart shows: Table 1. State security and the Army’s ethnic composition in the Hungarian Autonomous Region, 1956.18 Ethnic background
Hungarian Romanian Other (German, Jew, Roma)
Securitate operative staff
Police (Militia) total staff
Miliția’s operative staff
% 71 20
% 60 38
% 62 34,6
Miliția administrative staff % 48,4 51
9
2
3,4
0,6
Army’s Regional regional Army’s command – commandtotal staff officers % % 26 3 74 97 /
/
Even more significantly, Hungarian-speaking Securitate officers were a majority in mostly Hungarian-inhabited cities like Oradea and Satu Mare, while in mixed localities such as Timișoara, Brașov and Arad their percentage started to decline quite early. As for the “civil” police, called Miliția, and the local Army commands, these always showed a preference for ethnic Romanian cadres. Nevertheless, the new system was effective in the stimulation of “civic” loyalty towards populardemocratic Romania. Hungarian-born officers tended to speak the state’s official language while on duty and in their private lives, and even when speaking their mother tongue they could not forget the (Romanian) context in which they were operating. Cluj, the intellectual crossroad of Transylvania whose population was still predominantly Hungarian in the 1950s, has been recently the object of the first systematic sociological analysis of a regional security branch by Romanian historian Liviu Pleșa.19 According to his findings, Cluj and its surroundings represented one of the most sensitive regional branches due to the symbolic importance of the city: Securitate had only 141 staff in 1948, but their number rapidly increased to over 600 employees in 1956. As Pleșa points out, the first generation of chief-officers shared an illegal communist background and battleground experience during the Spanish civil war and/or the Second World War, with an overwhelming presence of Hungarian-Jewish born officers.20 It is worth mentioning two of them. The first is Mihai Patriciu (his real name was Grünsperger), the chief of regional security in 1945-51. He was 18 19 20
B o t t o n i : Sztálin a székelyeknél, op. cit., p. 159. P l e ș a : Direcția Regională, op. cit., pp. 115-145. For a complete list see P l e ș a : op. cit., p. 129.
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active in Spain and in the French resistance movement, coming back to Romania in late 1944. Due to his close relations to former Minister of Interior Teohari Georgescu, he fell in disgrace in 1952 along with his protector. Even more fascinating appears the case of Wilhelm Einhorn, born in Cojocna on 2 March 1911, who joined the illegal Communist movement, left for Spain in 1937 and was then imprisoned in France along with his later superior, Mihai Patriciu. Then he succeeded to escape to the Soviet Union, and later followed the Soviet troops’ march into Central Europe, being recruited as a Romanian specialist by the NKVD. He returned to Cluj in January 1945, where he was involved in the organization of the new Popular Police, and in April, the same year, was appointed regional chief of Siguranță. Between 1948 and 1960 he held key positions in the central apparatus of Securitate, and in early 1957 was even sent to Hungary under diplomatic cover to help reorganize the Hungarian secret police and unmask political opponents of the freshly established Kádár regime.21 In many respects, Pleșa’s work follows earlier researches, such as Marius Oprea’s monumental inquiry into the Romanian communist repressive body, or Florian Banu’s analysis of the 1950s cadre policy within this institution, who underline the poor professional background of Securitate officers.22 At the same time, Pleșa made some interesting points regarding the ethnic composition of the Securitate staff of Cluj region and the importance of the Hungarian nationalism as a state security issue. According to his research, at a regional level the Hungarian-born officers made up almost one third of the 617 operative staff in 1956;23 their numbers sharply declined starting from the first half of the 1960s, when the regional branch of Cluj was put under the direction of a young, ambitious and well-connected officer named Nicolae Pleșiță. As he claims in his memoirs, at his arrival to Cluj in 1962 Pleșiță was shocked to find so many first-generation Hungarian officers in the state security, and immediately started to “romanize” the secret police by removing Hungarians and promoting young Romanian-born cadres, who 21 More information of Einhorn in the documentary collection: Az 1956-os forradalom és a romániai magyarság 1956-1959 [The revolution of 1956 and the Hungarian minority in Romania 1956-1959]. Eds. Stefano B o t t o n i et al. Csíkszereda 2006, p. 37 and pp. 252-255 (document no. 73). 22 Marius O p r e a : Banalitatea răului. O istorie a Securității în documente [Banality of evil. A history of Securitate according to its documents]. Iași 2002. See also Florian B a n u : Rețeaua informativă a Securității în anii ’50: constituire, structură, eficiență [Network of information of Securitate in the fifties: formation, structure, efficiency]. Caiete CNSAS 2 (2008), pp. 7-38. 23 P l e ș a : Direcția Regională, op. cit., p. 130.
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had been educated in a national-communist spirit and perceived the Hungarians as a collective threat.24
Turning points: 1956 and 1968 in a State security perspective The 1956 Hungarian revolution had an outstanding impact on the internal dynamics of the communist system of neighbouring Romania. The unforeseen and dramatic collapse of all main Hungarian power agencies alarmed the Bucharest party leadership. The first party secretary Gheorghe Gheorghiu-Dej put the army, the intelligence and the diplomatic corps on highest alert. In fact, no mass actions or armed disturbances took place in Romania during the Hungarian revolt, not even in the most densely Hungarian-inhabited regions (a student rally held on October 30-31 in Timișoara was an exception, not the rule). The reception of the 1956 Hungarian Revolution by Hungarians in neighboring countries was ambivalent. It was hoped that the Revolution’s democratic and national demands could be met, but it was feared that reprisals for failure might spread to all Hungarians who had shown sympathy. Still, there were some small initiatives, although the rebels in Budapest had not voiced any demands for the minority Hungarians. The Roman Catholic priest Aladár Szoboszlai, based in Arad, set about organizing a national conspiracy to overthrow the communists and achieve a Romanian–Hungarian confederation. This was soon broken up by the Romanian secret police, the Securitate, who arrested the conspirators. When they came to trial in 1958, ten main conspirators were executed and 47 others received sentences ranging from several years’ imprisonment to lifelong hard labor.25 Still, the Szoboszlai trial remains almost unknown despite being the largest politically motivated indictment ever carried out in post-1945 Romania. There were protests around Oradea and in the Szeklerland, organized by the Transylvanian Hungarian youth associations, which consisted mainly of secondary school pupils. Intervention by the Romanian Communist 24 Ochii și urechile poporului. Convorbiri cu generalul Nicolae Pleșiță [Eyes and Ears of the People. Talks with general N.P.]. Eds. Anca V o i c a n , Marian O p r e a . București 2001. 25 Proceedings of the trial have been collected and translated into Hungarian by Zoltán T ó f a l v i : 1956 erdélyi mártírjai I. A Szoboszlai-csoport [The Transylvanian Martyrs of 1956. The group Szoboszlai]. Marosvásárhely 2007. On Szoboszlai’s plot attempt see also Stefano B o t t o n i : A hontalan forradalmár – Reflexiók Szoboszlay Aladár ügyére [The homeless revolutionary – Reflections to the case of Aladár Szoboszlay]. In: Magyar Kisebbség 3 (2004), pp. 143-160, and i d e m : 1956 Romániában: Szoboszlay Aladár forradalma [The year 1956 in Romania: The revolution of Aladár Szoboszlay]. In: Limes 4 (2006), H. 4, pp. 37-50.
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Party and the Securitate led to severe reprisals, from November 1956 to the early 1960s, for all who had shown sympathy for the Hungarian cause. Also arrested and condemned were young people, some minors, who tried to cross the border into Hungary to join the struggle. One female student from Cluj received a ten-year prison sentence for sending a letter to a friend into which she had copied the poem “A Word about Tyranny” by the Hungarian writer Gyula Illyés. Initially the reprisals were against the whole society, but from 1957 onwards, repression affected an increasing number of professionals and intellectuals accused of cosmopolitism, and also teachers, traders, civil servants and even party and police officers. Furthermore, there could be noticed a growing shift from indiscriminate purges to more selective and ethnically founded punishment, targeting non-Romanian minorities, especially Jews, Transylvanian Hungarians – above all their intelligentsia – and (to a lesser extent) Germans, Jews and Russians/Ukrainians. Recent research indicates the number of people directly affected by the purges carried out between 1956 and 1961 to almost 30,000, of who well over one tenth were ethnic Hungarians.26 But Romania’s increasingly nationalist course cannot be simply explained by, as some scholars did, the “lessons learnt” by the Romanian communist leadership in 1956.27 Well before Nicolae Ceaușescu’s seizure of power in 1965, the official party line asserted the struggle for economic independence, the withdrawal of the Soviet occupation army and an increasing effort to “nationalize” the country by limiting the cultural rights of its most sizeable ethnic minority, the Hungarian one. The main feature of the Romanian reception of the 1956 Hungarian revolution was the launch of a severe repression despite no revolutionary events or other serious threat to state security had occurred. The “ethnic” interpretation given by the Bucharest communist leadership to the failed revolution 26 Stefano B o t t o n i : Transilvania roșie. Comunismul român și problema națională [The red Transylvania. Romanian communism and the ethnic problem] 1944-1965. Cluj-Napoca 2010, p. 250. 27 On the official interpretation of the 1956 Hungarian events by the Romanian communist authorities see Johanna G r a n v i l l e : Dej-a-Vu: Early Roots of Romania’s Independence. In: East European Quarterly 4 (2008), pp. 365-404; Temporary Triumph in Timișoara: Unrest among Romanian Students in 1956. In: History. The Journal of the Historical Association, 309 (January 2008), pp. 69-93; Forewarned is Forearmed: How the Hungarian Crisis of 1956 Helped the Romanian Leadership. In: Europe-Asia Studies 4 (2010), pp. 615-645; Hungary. 101: Seven Ways to Avoid a Revolution and Soviet Invasion of Romania. In: Cold War History 1 (2010), pp. 81-106; see also Dragoș P e t r e s c u : Fifty-Six as an identity shaping experience: The case of the Romanian communists. In: The 1956 revolution and the Soviet Bloc countries: Reaction and Repercussions. Eds. János R a i n e r , Katalin S o m l a i . Budapest 2007, pp. 48-68.
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in Hungary provided also the ground for a more general ideological reassessment of the Romanian communist regime. The most evident signs of that were a radical change of approach in minority issues, the struggle for self-distancing from Moscow and finally the transformation of nationalistic policy into a coherent national-communist doctrine under Nicolae Ceaușescu’s leadership. The 1956 Revolution brought about a change mainly in minority policy in Romania, where the minority elite had made a more active contribution to local and national administration compared to the other neighbouring countries. The moral of 1956 for the Romanian regime was that ethnic Hungarians still saw Hungary as their mother country, despite all the concessions and ostensible privileges given to them, and showed no desire to integrate into the Romanian state. So they had to be classed as an unreliable element even if they posed no direct threat to the country’s territorial integrity. In 1959, the Hungarian Bolyai University in Cluj was merged into the Romanian-taught Babeș University. In 1960, elementary and secondary schools teaching in Hungarian began to be merged with Romanian schools. In the end, on 24 December 1960, the Parliament passed a constitutional amendment altering the region’s boundaries. To be known henceforth as the Maros–Hungarian Autonomous Region (RMAM), its territory and ethnic composition were substantially altered. Two Szekler districts were transferred to the Brașov region, and the districts of Sărmaș, Târnăveni and Luduș, with a Hungarian proportion of around 20 percent, were annexed to the Maros–Hungarian Autonomous Region, making it a larger region with about 800,000 inhabitants, of whom 61% were Hungarian and 35% Romanian.28 A politically driven change of elite during 1961 replaced most of the Hungarian and Jewish functionaries with Romanian cadres.29 Although the Romanian authorities were forced by Soviet pressure into agreeing in 1952 to set up the Hungarian Autonomous Region, they made good use of it in subsequent years to justify pursuing homogenization in other parts of Transylvania, mainly in the cities, and refusing to recognize the minority’s specific cultural and social heritage and needs. Classes taught in Romanian were added to Hungarian educational institutions at lower and higher levels. Mergers of schools in multi-ethnic communities resulted in parallel sections and classes, while Romanian-taught courses were introduced into hitherto Hungarian-taught schools. The direct outcome was a fall in enrolment in Hungarian-taught secondary education. The nationalist 28 29
B o t t o n i : Sztálin a székelyeknél, op. cit., p. 418. B o t t o n i : Sztálin a székelyeknél. op. cit., pp. 422-424.
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turn of Romanian communism was also reflected in new terminology referring to non-Romanian ethnic groups. In 1959, the term “national minority” and the previously frequent references to the “multinational” character of the Romanian state were ousted by a new definition, “the Romanian people and the cohabiting national groups”. According to party ideologists, “national minority” implied forming a separate cultural nation. The hitherto large number of Hungarians working in the party and state apparatus found themselves squeezed out, along with the Jewish-born officials who were Hungarian in culture. From 1957 onwards, the secret police used blackmail and other methods to start a mass recruitment campaign among ethnic Hungarians as informers on other members of the Hungarian community.30 This applied particularly in the arts, the universities and newspaper offices, but it extended to factories and state institutions as well. Romania’s minority policy in the 1960s was guided by the so called nation-building stage in the transformation into a communist society. The progressive shift from a class-dictatorship toward an ethnicized totalitarian regime was the product of the Gheorghiu-Dej era and, as such, it was nothing but the natural outcome of a long-standing ideological fouling of communism and more traditional state-building ideologies.31 A good mirror of how the political changes penetrated the mentality of state security is a comparative analysis of speeches held by the minister of Interior, Alexandru Drăghici, during the operative meetings held throughout the 1950s. In a speech held on 11 February 1953 in front of the chiefs of the regional branches of the Securitate, Drăghici – whose wife was incidentally an ethnic Hungarian – blamed the poorly coordinated actions taken against “hostile elements” and “fugitives”, but made no reference to Hungarian “nationalist” threat.32 Thus, individual crimes and “faults” committed by ethnic Hungarians were explained in strictly ideological terms (criminals must belong to the declassed upper class), and individual cases were not explained as being part of a larger plot against the Romanian communist state. 30
B o t t o n i : Transilvania roșie, op. cit., pp. 236-248. The Soviet matrix has been extensively examined by Terry M a r t i n : The Affirmative Action Empire. Nations and nationalism in the Soviet Union 1923-1939. Itacha, London 2001; David B r a n d e n b e r g e r : National Bolshevism. Stalinist mass culture and the formation of modern Russian national identity 1931-1956. Cambridge Mass. 2002; on the Romanian case, see the outstanding biography of Ana Pauker by Robert L e v y : Gloria și decăderea Anei Pauker [Glory and decline of A.P.]. Iași 2002; on the nexus between the ideological transformation of the Romanian communist system and the ethnic issue, see Vladimir T i s m ă n e a n u : Stalinism for all Seasons: A political history of Romanian Communism. Berkeley 2003. 32 ACNSAS, fond Documentar, dosar 97, f. 8-15. 31
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On the contrary, the general meetings of high officers of the Securitate, called on several occasions between 1957 and 1958 were instrumented by Drăghici and his colleagues – among whom Nicolae Ceaușescu, at that time the energetic vice-secretary of the CC of the RCP – as a tribune to unmask and condemn the alleged infiltration of “fascist” and “revisionist” elements into the Hungarian minority.33 This new approach to the Hungarian issue was confirmed by the recently published “memories” of high-ranking Securitate officer Evghenie Tănase, written during the short-lived liberalization of 1967-68 with a self-defending purpose. Tănase described the increasing conflicts arisen over security risks assessment after 1956 between the centre and the (Hungariandominated) regional Securitate office of the Hungarian Autonomous Region. According to Tănase, colonel Kovács from Târgu Mureș used to stress in his reports that Romanian nationalism shall be considered as the main security threat, while after the Hungarian revolution the central apparatus had come to the conclusion that resurgent Hungarian nationalism had been grossly underappreciated so far, and Hungarian “fascists” are threatening the socialist state.34 The late 1950s and the early 1960s brought deep ethnic and cultural changes in the composition of the Securitate. As part of a general effort to get rid of mostly unskilled and ethnically “unreliable” cadres whose only merit was illegal activity before 1944, hundreds of first generation Securitate officers were pensioned or downgraded with administrative measures. Hungarian-born Securitate officers did not disappear from the scene, but their new generation tended now to belong to a new generation of professionals educated at the school of Romanian communist patriotism, like colonel Elemér Erdélyi, who became chief of Securitate of the newly established Szekler county of Harghiţa in 1968, and held this position until his replacement with an ethnic Romanian officer in 1980.35 Another ethnic Hungarian, lieutenant colonel Alexandru Csomós, was appointed in the 1970s assistant chief of Mureș county Securitate.36 Throughout the 1960s, Securitate became the first administrative body to “internalise” and practice the new national-communist ideology. According to archival sources, in his capacity as minister of Interior, Drăghici played an active role 33 A detailed analysis of the 1957-1958 Securitate meetings in B o t t o n i : Transilvania roșie, op. cit., pp. 228-248. 34 Evghenie T ă n a s e : Pseudomemoriile unui general de Securitate [Pseudo-memories of a Securitate-general]. București 2008, pp. 206-210. 35 Securitatea. Eds. D o b r e et al., op. cit., vol. 2, pp. 124-126. 36 Ibidem, pp. 189-191: 9 aprilie 1974 – referat de cadre al locotenent-colonelului Csomos Alexandru [9th of April 1974. Lecture by local responsable colonel C.A.].
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in the stimulation of socialist patriotism. In his speech delivered to a large audience of high-ranking Securitate officers on 17 November 1964, the minister described security measures undertaken over the last two years in order to stop “nationalist propaganda” spilling over to Romania not only through the Western Hungarian emigration, but also from a neighbouring socialist ally, Kádár’s Hungary.37 Preventive work and operative actions against the alleged centres of Hungarian revisionism (churches, schools, cultural networks) was intensified, and special attention was paid to the recruitment of ethnic Hungarian informers. The switch towards an openly discriminative approach was motivated by external factors, such as the bilateral crisis in the relationship with the Soviet Union which followed the so-called “declaration of independence” issued by the RCP in April 1964 on the necessity to establish equal relationships between the communist parties of the socialist camp. In the meanwhile, Romania was reconsidering its military and security ties with the other members of the Warsaw Pact. After 1948, two long-standing enemies such as the Hungarian and the Romanian secret service had been forced by the international situation to start a (mostly informal) mutual cooperation under Soviet guidance. Throughout the 1950s and the early 1960s, the two security forces carried out several joint operations targeting former war criminals, nationalist intellectuals, or ordinary people from Hungary visiting relatives and friends in Romania. Bilateral diplomatic relationships deteriorated after the “declaration of independence”, and so did the intelligence cooperation between the two ministries of Interior, which thus came to a long-lasting stop.38 After 1956 and 1964, the third and most decisive crisis to worsen the perception of the Hungarian minority by the Romanian state security came along in 1968, with the Prague Spring and the subsequent 37 Securitatea. Structuri – cadre. Obiective și metode. Eds. Florica D o b r e et al., cit., vol. 1, pp. 615-651: Expunerea ministrului Afacerilor Interne, Alexandru Drăghici, referitoare la munca organelor de securitate in perioada octombrie 1963 - octombrie 1964, cu prilejul ședinței organizate la minister cu toate cadrele de conducere din aparatul central si regional MAI. Stenograma ședinței din 17 noiembrie 1964 [Explanation of the Minister of the Interior, A.D., relating to the task of Securitate from Oct. 1963 to Oct. 1964, on the occasion of the conference of the minister and all head cadres of the central and regional offices by the Ministry of the Interior. Stenogram of the meeting on 17th of November 1964]. 38 On the Romanian-Hungarian intelligence cooperation see Stefano B o t t o n i : “Baráti együttműködés”: a magyar-román állambiztonsági kapcsolatok [“Friendly co-operation”: the relations of the Hungarian and Romanian intelligence agencies] (1945-1982). In: Történelmi Szemle 2 (2011), pp. 235-257.
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invasion of Czechoslovakia by the USSR and his allies. As Romanian and international scholars claim, after the 1968 Czechoslovak crisis, the Romanian authorities made further steps toward a new security doctrine focusing on national independence and territorial protection, setting up a special “anti-KGB” military unit (UM 110).39 The main targets of this unit were the USSR and the neighboring Hungary, whose leadership was suspected to fuel popular nationalism over the sensible issue of Transylvania. During the 1970s, formally recorded but highly ineffective security cooperation agreed between the two Ministries of Interior in 1972 could not cancel the emerging conflicts. As the most update scholarship has pointed out, in the late 1960s the intellectual debates on the condition of Hungarian communities abroad had re-emerged in the Hungarian public sphere after almost twenty years of self-imposed silence, and played an outstanding role in the formation of the first opposition platforms to the Kádár regime.40 The interest many Hungarians showed in their co-ethnics living in the neighbouring countries became a source of increasing annoyance to the Romanian authorities, who considered every word spent on this topic as an intolerable intervention in a sovereign state’s internal affairs. Since Hungary was a socialist country and a member of the Warsaw Pact, enjoying support from Moscow in its “national manoeuvres” against the Romanian national-communism, the emergence of an open 39 See Marius O p r e a : Moștenitorii Securității [The heritage of the Securitate]. București 2004; Lavinia B e t e a : 21 august 1968 – Apoteoza lui Ceaușescu [21st of August 1968 – The apotheosis of C.]. Iași 2009; for a more detailed account based on Romanian and East German sources Stejărel O l a r u , Georg H e r b s t r i t t : Stasi și Securitatea. București 2005, especially pp. 109-118. According to Larry L. Watts, the post-1968 infiltration of the Soviet Bloc’ security services into Romania would have been part of a larger plan aimed at destabilyzing the country. Larry L. W a t t s : Ferește-mă, Doamne, de prieteni! Războiul clandestin al blocului sovietic cu România [Save me, Lord, from friends. The secret war between Soviet Bloc and Romania]. București 2011. 40 Katalin M i k l ó s s y : Manoeuvres of National Interest. Internationalism and Nationalism in the Emerging Kádárist Criticism of Romania 1968-1972. Helsinki 2003; Martin M e v i u s : The Politics of History. Romanian-Hungarian historical disputes and the genesis of the “History of Transylvania”. In: Hungary and Romania beyond national narratives. Comparisons and Entanglements. Eds. Anders B l o m q v i s t , Constantin I o r d a c h i , Balázs T e r e n c s e n y i . Oxford 2013. See also the general overview by Nándor B á r d i : Tény és való. A budapesti kormányzatok és a határon túli magyarság kapcsolattörténete [Real Facts. The history of the relationship between the governments in Budapest and the Hungarians abroad]. Pozsony, Kalligram 2004; on the HungarianRomanian relations György F ö l d e s : Magyarország, Románia és a nemzeti kérdés [Hungary, Romania and the nationality-problems] 1956-1989. Budapest 2007; a more theoretical approach in János G y u r g y á k : Ezzé lett magyar hazátok? A magyar nemzeteszme és nacionalizmus története [What has become your country? The history of the Hungarian national idea and of the Hungarian nationalism]. Budapest 2007, pp. 501-534.
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conflict between two allies over the status of the Hungarian minority in Transylvania was out of question. In the 1970s and the 1980s, the Romanian security forces came to regard Hungary and the whole Hungarian community in Transylvania as a main security threat. Ignoring the rules of engagement of the Warsaw Pact countries, which forbade hostile intelligence activity on another member state’s territory, the Romanian security services started to infiltrate the political, cultural and economic structures of Hungary. Although cautious reaction of the Budapest authorities to the Romanian offensive posture aimed to reassure Moscow about the good will and the accountability of the Kádár regime, no gesture of appeasement could prevent the further worsening of the bilateral relations in the first half of the 1980s. Then, the Hungarian minority in Transylvania suffered demographic losses due to assimilation and growing emigration, becoming the hostage of an unprecedented conflict among the two socialist countries.
Collaboration as a sacrifice to the community: the case of Imre Mikó After sketching a general picture of the complex relationship between the Romanian state security and the Hungarian minority, I would conclude this study by touching upon the still very sensitive issue of the collaboration of a great number of ethnic Hungarians with Securitate. I will try to answer why they accepted to help a regime which did not favor them, and sometimes openly discriminated minorities, through the case of one of the most outstanding Transylvanian Hungarian intellectuals of the XXth century, Imre Mikó.41 He was born in Kolozsvár/Cluj in 1911 from a distinguished Transylvanian family, whose members since 1848 had held almost uninterruptedly the position of Curator-general within the Transylvanian Unitarian Church. He started writing for several periodicals in the early 1930s, when he was one of the very few ethnic Hungarian students to attend the faculty of Law of the newly established Romanian-language university of Cluj, where he graduated. Between 1934 and 1936, he completed his studies in international law in Budapest and Paris, and then in 1937, at only 26, started a brilliant political career as chief of the Bucharest office of the Hungarian National Party of Romania. After 1938, when King 41 The only comprehensive, though incomplete biography of Mikó is Sándor B a l á z s : Imre Mikó: Élet- és pályakép. Kéziratok, dokumentumok [The life and the career of Imre Mikó. Manuscripts and documents] (1933-1968). Kolozsvár 2003; see also Ernő Gáll’s earlier portrait in: Imre M i k ó : Változatok egy témra. Tanulmányok [Variations on a theme. Studies]. Bukarest 1981, pp. 9-23.
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Charles II introduced a personal dictatorship through the dissolution of all existing parties, Mikó remained in the capital as general secretary and chief of the legal office of the Hungarian minority’s new umbrella organization, the Hungarian People’s Community. In October 1940, after the Second Vienna Award gave back Northern Transylvania to Hungary, he left Bucharest, where he had been working since 1939 as the secretary of the Hungarian Popular Community, the Hungarian branch of the National Renaissance Front. By then the sober lawyer, who could speak an excellent Romanian along with English, German and French, had already become the most influent Hungarian politician in Transylvania. Prime Minister Pál Teleki asked Mikó to become a member of the Hungarian parliament and to serve his community as the chief of the Budapest office of the Transylvanian Party. He fulfilled this duty until March 1944, when he resigned in sign of protest against the German military invasion of Hungary and returned to his native town.42 A decisive turning point in his life came after the Romanian/Soviet joint liberation of Kolozsvár/Cluj, on 13 October 1944, when based on the lists preliminarily drafted by the Soviet security services; he was arrested along with hundreds of prominent members of the Hungarian community and deported to a forced labor camp in the USSR. During the 4-years captivity, he learned Russian and became a political responsible for his camp. After his return to Cluj, in 1948, the newly learnt language proved essential for his survival: despite being a wellknown bourgeois politician, he was one of the few persons in Cluj to have good command of Russian, and so could become a teacher of Russian at his former Unitarian College. Ten years after, the Ministry of Interior ordered to dismiss all “politically unreliable” cadres from the education system. The punishment affected Mikó as well, whose reactionary past became the object of long investigations, during which he was forced to work for several years as a storekeeper of the regional editorial trust, being promoted later to manager of the university bookshop. 42 Mikó’s involvement into the Hungarian political life is broadly documented in Nándor B á r d i ’s introduction “Egy girondista Erdélyben” [A girondist in Transsylvania] to Imre M i k ó : Az erdélyi falu és a nemzetiségi kérdés [The Transylvanian village and the nationality problem]. Csíkszereda 1998, pp. 5-36. On Mikó’s political and intellectual role as an authoritative member of the Hungarian parliament between 1941 and 1944, see Gábor E g r y : Az erdélyiség “színeváltozása”. Kísérlet az Erdélyi Párt ideológiájának és identitáspolitikájának elemzésére [The “color change” of the Transylvanians. An attempt to analyze the ideology and identity politics of Erdélyi Párt/Transylvanian Party] 1940-1944. Budapest 2008.
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His political and social rehabilitation came in parallel with the evolution of the Romanian communist regime. In the second half of the 1960s, during the first, and relatively liberal, years in power of Nicolae Ceaușescu, Mikó regained his former status of Curator-general of the Unitarian Church, a position he filled between 1964 and 1969, and again after 1973. In this capacity, in August 1968 he organized the international celebration of the 400th anniversary of the Unitarian movement, celebrated with great pomp in Cluj as a sign of openness of the Romanian communist state towards a minority cult. After February 1970 he became one of the editors and most influential staff members of the newly established Kriterion publishing house specialized on publishing literature of minority communities, a position he covered until his death. From 1948 to the day of his death, in March 1977, Mikó’s professional and private life was accurately monitored by the Securitate, which mobilized several dozens of officers and secret informers to unveil the smallest nuances of the ordinary life of a “declassed” element under the communist regime. The Securitate archives in Bucharest (ACNSAS) hold an impressive ten-volume collection documenting the relationship between Mikó and the state security. Six of them contain more than 1300 pages of operative investigation carried out on Mikó (Fond Informativ), while the other four (734 pages) testify Mikó’s secret cooperation with Securitate. He was recruited three times as an informer after 1948, when the secret police registered his comeback from the USSR and started spying on him.43 In February 1952, under physical and psychological constraint, he signed a cooperation agreement, but gave only little information about the pre-1944 activity of former colleagues and friends belonging to the liberal-conservative political side. In 1955, he suffered a short arrest, possibly motivated by his refusal to continue collaboration. After his release, he signed another agreement. Following the 1956 Hungarian revolution Mikó did not accept to speak about who had been supportive of the uprising among his colleagues and students, and wrote the first party secretary of Cluj region, asking for rehabilitation and denouncing his precarious condition as a police informer. Securitate reacted nervously to this rather unusual step, and after eliminating him from the collaborators’ network (January 1957), they put him under general surveillance as a former leader of a “fascist party”. In September 1958 Mikó also lost his job as a Russian language teacher, and the state security pressure increased on him, but he had become so prudent and suspicious, that 43 Mikó’s personal file in the Romanian secret police archives: ACNSAS, fond Informativ, dosar 235727 (6 vol.), and fond Rețea, dosar 182274 (4 vol.).
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all the attempts of the Securitate to provoke political debates among Mikó and his acquaintances spying on him proved to be unsuccessful. The most interesting phase of his collaboration was definitely the third and last one (1972-77). When he regained all ecclesiastical honors and a widely respected job as assistant editor of the main Hungarianlanguage publishing house, Mikó again had to come to terms with the Securitate. This time, the stake was not his personal freedom like in the 1950s, but the broadly-shared idea of intellectuals of “paying their duty to the nation” by serving their community even at the price of personal sacrifice. On the one hand, Securitate allowed Mikó to travel several times to the West (1972, one-month trip to West-Germany and Austria; 1973, one-month trip to the US; 1976, one-month trip to WestGermany, Austria and Switzerland). The possibility for a respected member of the Hungarian “high society” to travel in Western countries, certainly not suspected of communist sympathy for his political past and cultural background, would dismiss widespread allegations among the Hungarian émigrés of mistreatment of the Hungarian minority in Transylvania. The Romanian secret police helped Mikó to get in contact with the Western Hungarian emigration, using him, codenamed since 1973 as informer “Micu” or “Marcu”, as a channel of influence. Information he gave through detailed written reports on the attitude of the Western emigration towards Transylvania and the minority problems was rated of highest relevance, and after his last mission in 1976, he personally discussed the outcome with the chief of the Cluj county Securitate office, General Constantin Ioana, an utmost rare privilege for an informer. Throughout the files, one can follow both the general evolution of the political system from open brutality to sophisticated manipulation techniques, and a former opponent’s personal evolution from political and moral rejection of the communist regime to a critical conformation to it. The frightened and blackmailed petty informer of the 1950s by the mid-1970s had become a qualified source, whose diplomatic and analytic capacity was appreciated very much by the secret police. What may have motivated the collaboration of Mikó with a system he ideologically never adhered to? In the 1950s, his only aim was to survive Stalinism and to avoid another fall to poverty for his large family as it had happened during his long absence between 1944 and 1948. The case is rather different when we come to the 1970s. Then Imre Mikó had an excellent reason for accepting to collaborate with the Romanian communist security services. As a skilled lawyer and politician, he was well aware of the kind of tasks and compromises such a cooperation implied, and also of the moral borderline he could
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not cross. The first and most important goal of his travels to the West was to strike up (or re-establish) relationships with the Hungarian diaspora and to show that the Transylvanian Hungarian community still exists, produces valuable culture and – at the end of the day – it is worth being supported morally, politically and economically. He knew or felt on the ground how suspicious the Western emigration was of anyone coming from the “iron curtain”; as one of the few trustworthy persons representing abroad the Transylvanian Hungarian community under Ceaușescu, Mikó accepted the rules of play set by the Securitate in order to fulfill a higher ethical expectation: staying at the service of his community. Imre Mikó was not the only prominent member of the Hungarian minority to face after the Second World War the moral dilemma to resist or rather seek to integrate into the Romanian communist state. Many think that to cooperate with the central and local authorities was inevitable in order to physically preserve the community and avoid even harder repression, cultural assimilation or expulsion from Romania, even if the successfully uncompromising stance towards the national-communist regime of the Roman Catholic Bishop Áron Márton’s shows that other options were possible, as well. Then, a closer study of the state security’s perspective over the minority question gains importance to understand which paradigms and which rational choices marked the Romanian minority policy throughout the Communist era.
Rezumat Integrare, colaborare, rezistență. Minoritatea maghiară din Transilvania și Securitatea română In această conferință este analizată relația dintre Securitatea în statul comunist și minoritatea etnică cea mai numeroasă din România (în număr de 1,5 milioane) – cea a comunității maghiare în Transilvania. Istorici de profesie, ocupându-se de relații etnice în România comunistă, continuă să releveze autovictimizarea, trauma memoriei colective, așa cum au fost ele construite în anii optzeci de grupuri minoritare. Prin cercetarea unor documente din arhivele poliției secrete, inaccesibile în trecut, acum este posibilă contestarea acestui punct de
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vedere, conform căruia numai autoritățile românești locale și centrale ar fi fost responsabile pentru tratamentul opresiv al minorităților, prin care foști colaboratori ar fi fost victime ale unui mecanism infernal. Prin această conferință dorim să contribuim la o reînnoire metodologică a cercetărilor istoriei relațiilor interetnice în Transilvania, analizând nu numai politicile concrete ale autorităților românești, ci și schimbările organizatorice și ideologice efectuate de Securitate în secret. Remarcabilă în cadrul schimbărilor generale în anii cincizeci târzii a fost trecerea Securității de la internaționalism și conceptul luptei de clasă la sprijinirea unei politici de blândă epurare etnică.
S E C R E T P O L I C E S U RV E I L L A N C E OF THE GUESTS OF THE REFORMED CHURCH AND OF THE DUTCH THEOLOGY STUDENTS IN SOCIALIST ROMANIA By Dezső B u z o g á n y The history of the Romanian Secret Police (hereafter: SP) is well represented in the historical literature of the past twenty years, having resulted in a rather significant amount of professional studies.1 The 1 To mention only a few titles: “Serviciul Român de Informaţii” [Romanian Intelligence Service]. In: Cartea Albă a Securităţii (23 august 1944 - 30 august 1948) [The White Book of Securitate (23 August, 1944 - 30 August, 1948]. Vol. I. București 1997, vol. II. (1948-1958) București 1994, vol. III. (1958-1968) București 1995, vol. IV. (19681978) București 1995; Paul Ş t e f ă n e s c u : Istoria secretă a serviciilor secrete [The secret history of the Secret Services]. București 1992; Gheorghe P e l e : Servicii și acţiuni secrete [Secret services and actions]. București 1996; Neagu C o s m a : Securitatea, poliţia politică, dosare, informatori [Securitatea, political police, files, informers]. București 1998; Marius O p r e a : Nașterea Securităţii [The born of Securitatea]. București 1998 (Analele Sighet 6); i d e m : Fapte și moravuri la securiștii anilor ’50. Radiografie a Direcţiei de Anchete Penale a Securităţii [Facts and morals of Securitate members in the 50-es. Radioscopy of the Direction for Penal Investigation of the Securitate] (1949-1952). București 1999 (Analele Sighet 7); i d e m : O istorie a informatorilor Securităţii [The History of the Informers of Securitate]. București 2001 (Analele Sighet 9); i d e m : Pagini din “copilăria” Securităţii române [Pages of the “childhood” of Securitate]. In: Dosarele istoriei [Files of the History], 1996, no. 5; i d e m : Gheorghiu Dej, poliţia secretă și puterea [Gheorghiu Dej, the Secret Police and the Power]. In: Dosarele istoriei, 1997, no. 3(8); Dennis D e l e t a n t : Ceaușescu și Securitatea. Constrângere și disidenţă în România anilor 19651989 [Ceaușescu and the Securitatea. Extortion and Dissidence in Romania between 1965 and 1989]. București 1998; i d e m : Teroarea comunistă în România. Gheorghiu Dej și statul poliţienesc. 1948-1965 [Communist terror in Romania. Gheorghiu Dej and the Police State]. Iași 2001; Cristian T r o n c o t ă : Istoria serviciilor secrete românești. De la Cuza la Ceaușescu [The History of the Romanian Secret Services. From Cuza to Ceaușescu]. București 1999; i d e m : Istoria Securităţii regimului comunist din România [The History of the Securitatea during the Communist Regime in Romania] 1948-1964. București 2003; i d e m : Duplicitarii. O istorie a Serviciilor de Informaţii și Securitate ale regimului comunist din România [A history of the intelligence services and Security of the communist regime in Romania] 1965-1989. București 2003; i d e m : Torţionarii: istoria instituţiei Securităţii regimului comunist din România [Torturing – the history of the Securitatea during the communist regime in Romania] (1948-1964). București 2006;
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literature pertaining to this same topic in the Hungarian language is relatively little. There are far more analyses and studies examining the SP and its relationship with the Orthodox Church2 than there is about the SP’s relationship with the ethnic Hungarian Reformed Church in Romania. The quality of writings dealing with the Orthodox Church Marius O p r e a : Banalitatea răului. O istorie a Securității în documente [The Banality of the Evil. A History of the Securitatea by Documents]. 1949-1989. Iași 2002; Stejărel O l a r u , Georg H e r b s t r i t t : Stasi și Securitatea [The Stasi and the Securitate]. București 2005; Trupele de Securitate (1949-1989) [The Troops of the Securitatea]. Eds. Florica D o b r e et al. București 2004; Ioan O p r i ș : Istoricii și Securitatea [The Historians and the Securitatea]. București 2004. – Let us mention some memory writings published by the former SP employees. See in Neagu C o s m a ’s book: Securitatea văzută din interior. Pagini de memorii [The Securitatea from inside. Memories]. București 1994; Dumitru Iancu T ă b ă c a r u : Sindromul Securității [The Securitatea Syndrome]. București o. J.; Ionel G a l : Rațiune și represiune în Ministerul de Interne [Reason and Repression of the Internal Affairs]. 1965-1989. Iași 2001; Ochii și urechile poporului. Convorbiri cu generalul Nicolae Pleșiță. Dialoguri consemnate de Viorel Patrichi în perioada aprilie 1999 - ianuarie 2001 [Eyes and Ears of the People. Interview with General Nicolae Plesita. Written down by Viorel Patrichi between April 1999 - January 2001]. București 2001; Ion Mihai P a c e p a : Amintirile unui general de securitate [The Memories of a Secret Police General]. București 1992 (The original: Red Horizons: The True Story of Nicolae and Elena Ceusescus’ Crimes, Lifestyle, and Corruption. Washington/D.C. 1987); Victor N e g u l e s c u : Spionaj și contraspionaj: din viața și activitatea unui ofițer de informații (amintiri, deziluzii, speranțe) [Espionage and counter espionage: the life and activity of an Intelligence officer; memories, disillusion, hopes] 1966-1996. Târgoviște 1999. 2 In addition to the large number of newspaper articles, only the most important titles are mentioned here: Ioan D u r ă : Din istoria Bisericii Ortodoxe Române a anilor 1945-1989. Evidențe și realități din viața acesteia [From the history of the Romanian Orthodox Church between 1945-1989. Evidences and realities of its life]. București 1994; Ioan D u r ă : Pătimirea Bisericii ortodoxe Române (1945-1989) [The Suffering of the Romanian Orthodox Church]. București 1994; Gheorghe O n i ș o r u : Atitudini politice ale clerului din România. 1944-1948 [The Political Attitude of the Romanian Orthodox Clergy]. In: Arhivele totalitarismului, no. 2-3. 1997; Badu C i u c e a n u , Cristina P ă i u ș a n : Biserica Ortodoxă Română sub regimul comunist [The Romanian Orthodox Church under the Communist Regime]. Vol. I. (1945-1958). Institutul Național pentru Studiul Totalitarismului. București 2001; George E n a c h e , Adrian Nicolae P e t c u : Biserica Ortodoxă Română și Securitatea. Note de lectură [The Romanian Orthodox Church and the Securitatea. Lecture notes]. In: Totalitarism și rezistență, teroare și represiune. Studii [Totalitarianism and Resistance, Terror and Repression. Studies]. CNSAS. București 2001; Cristian V a s i l e : Biserica Ortodoxă Română în primul deceniu comunist [The Romanian Orthodox Church in the First Decade of the Communism]. București 2005; George E n a c h e : Ortodoxie și putere politică în România contemporană [Orthodoxy and Political Power in Romania Today]. In: Studii și eseuri. București 2005; George E n a c h e : Episcopul Antim Nica și poziția sa față de relațiile stat – biserică în România comunistă [Bishop Antim Nica and his position against the relationship state – church during communism in Romania]. In: Studii și eseuri. București 2005; Adrian Nicolae P e t c u : Securitatea și cultele în 1949 [The Securitatea and the Cults]. In: Partidul, Securitatea și cultele [The Party, the Securitatea, and the Cults] 1945-1989. București 2005.
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also surpasses those of the latter. In what concerns the Reformed Church in this regard, research is still in its earliest stages and has produced little other than a few simple writings coloured with subjective overtones. The only book which has appeared – published in 2009 – dealing with this topic reflects a genre which is difficult to categorize. It is only with generosity that the contents of this book might be considered a type of exploration of sources because a scientific treatment of church history cannot, by definition, include the “denunciation” or “stigmatization” of former Reformed Church secret agents/informants, something with which this book is seasoned.3 In what concerns the events and personnel of the Reformed Church of Transylvania, written studies based on the data found in SP archives, have only appeared in the Romanian language thus far.4 As a source for our research we were 3 János M o l n á r : Szigorúan ellenőrzött evangélium [Severely Controlled Gospel]. Nagyvárad 2009. The book leaves much to be desired and far more resembles a work in progress than a completed tome in church history. 4 Jánosi C s o n g o r : Procesul organizației Tineretului Maghiar din Ardeal. Studiu de caz [The process of organizing the Transylvanian Hungarian Youth Organization. Eine Fallstudie]. In: Experimentul Pitești. Comunicări prezentate la Simpozionul Experimentul Pitești. – Reeducarea prin tortură. Cultura, tineretul și educația în regimurile dictatoriale comuniste [The Pitesti experiment. Studies presented at the symposium: Pitesti experiment. – Reeducation by torture. Culture, youth, and education during dictatorial communist regimes]. Ed. Ilie P o p a . Ediţia a VII-a. Pitești 5 - 7 octombrie 2007, Fundaţia Culturală Memoria Filiala Argeș. Pitești 2008, pp. 347-360; i d e m : Procesul membrilor mișcării de reînnoire spirituală “Bethania” [Trials against the Members for the Spiritual Awakening “Bethania”]. In: Forme de represiune în regimurile comuniste [Repression-forms during the communiste regimes]. Eds. B u d e a n c ă et al. București 2008, pp. 318-339; i d e m : Alegere de episcop în Eparhia Reformată Cluj: numirea în funcție a protopopului de Sibiu, Nagy Gyula [Bishop election in the Hungarian reformed Church in Romania: putting in position of Dean Gyula Nagy]. In: Anuarul Institutului de Investigare a Crimelor Comunismului în România. Structuri de partid și de stat în timpul regimului comunist [Party and State Government Structures during the Communist Regime]. Vol. III. Iași, Polirom, 2008, pp. 303-318; idem: Reglementarea catehizării în eparhiile reformate Cluj și Oradea în anii ‘50 [Regulation of the Church Catechesis in the Hungarian Reformed Church in Romania]. In: Experimentul Pitești. Reeducarea prin tortură. Cultura, tineretul și educația în regimurile dictatoriale comuniste [The Pitesti experiment. Reeducation by torture. Culture, youth, and education during dictatorial communist regimes]. Ed. Ilie P o p a . Ediția a VIII-a, Pitești, 3 - 5 octombrie 2008, Fundația Culturală Memoria Filiala Argeș. Pitești 2009, pp. 475-492; i d e m : Organizația fictivă “Uniunea Preoților Reformați din Ardeal”, sau dezinformarea organelor securității: modalitate de răzbunare personală a agentului informator “Ardeleanu” [The Fictive Organization: Union of the Transylvanian Reformed Pastors – Misleading the Securitatea: the revenge method of the informer agent “Ardeleanu”]. In: Stat și viață privată în regimurile comuniste [State and private life during the Communist Regime]. Eds. B u d e a n c ă et al. Iași, 2009, pp. 331-359; i d e m : Cariera unui ofițer de Securitate. Ungváry József în documentele de arhivă și în memoria colectivă [The carrier of a Secret Police officer. József Ungváry’s person in the historical documents and the collective
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able to use a document collection, recently published in the format of a weighty book, which traces the forty-five-year history of the SP and which includes many important and interesting original documents from the SP archives.5 The foreign organizations and individuals with which and with whom the Reformed Church of Transylvania maintained contact and administered policy offers itself as a topic to be explored and researched all the more because, in terms of relevant material found in the archives of the former SP, it is relatively well limited. Nonetheless, even in such limited form, the amount of material is overwhelming, and justice to it can only be done if it is examined by means of a long-term investigative process and by a larger research team. It is for this very reason that we shall make no attempt here to provide a presentation charged with unending details; at best, our intent is to draw attention to the significance of this topic. For reasons of length, the examination undertaken was limited to a well-defined number of reports written by in-church agents. We have focused only on the most interesting cases, paying special attention to those in-church agents whose character or person were least likely to cast any shadow of suspicion about them being in close contact with the SP. Our aim here was and is not the revealing of the true identity behind the codenames. As individuals who have undertaken to do scientific research using the archival documents of the secret services, we can unequivocally state that we do not consider this “revealing of identities” to be the most important task of those who work in the field of church history. Instead, we sought to understand and document church events and phenomena on the basis of the existing reports. Furthermore, we endeavored to build an understanding of the very complicated relationship which evolved between these two institutions. In this, we tried to trace the SP’s covert modes of operation as well as that which was conducted openly.
memory]. In: Sfârșitul regimurilor comuniste. Cauze, desfășurare și consecințe [The end of the communist regimes. Causes, actions, consequences]. Eds. B u d e a n c ă et al. Iași 2010. 5 CNSAS: Securitatea. Structuri – cadre. Obiective și metode [Securitatea: Structures – members. Objectives and methodes]. Vol. I–II (1967-1989; 1967-1989). Ed. Florica D o b r e . Authors: Elis N e a g o e - P l e ș a , Liviu P l e ș a . București 2006 [hereafter: SecurStructObiect].
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General Surveillance of the Foreign Guests of the Reformed Church Periodic Surveillance The last more significant reorganization process which targeted the SP in the initial chapters of its history (1948-1967) began in February 1956 and was carried out within months. We make mention of this reorganization because the wealth of data pertaining to the surveillance of foreigners visiting the church began to greatly increase towards the end of the decade. In addition to attributing this to a reaction to the uprising in Hungary (1956), we suspected it to be a result of new directives from the Communist party. For within the document decreeing the afore-mentioned reorganization, clear references to the surveillance of foreign visitors are evident but not nearly in the measure and frequency which we expected. The document and its references, however, do not go beyond instructing SP personnel to filter out intelligence agents hailing from capitalist countries and landing in Romania. There is not the slightest reference in this document indicating that capitalist agents may resort to using religious institutions as cover for their work in our country (something which very often literally appears in the Communist party documents in the 1970s and 1980s). The SP reorganization called for the surveillance of foreigners to be the responsibility of Directorate III., the counter-espionage arm of the agency. This moves us one step closer to the issue of the surveillance of church activity, given that the surveillance of nationalist groups and sects, with special emphasis on discovering and monitoring the channels of contact maintained with the institutions of foreign countries, has always been the responsibility of Directorate III, but there is no direct reference to the surveillance of foreign visitors who are church guests. Not even the subunits of Directorate VI had any such or similarly defined task.6 Being aware of the very limited possibilities of border access and general visa restrictions in the 1950s, it may be assumed that the number of Western church visitors may not have been too numerous, their visits more occasional than regular, so that the building up of an all-encompassing network of agents within the Reformed Church was not really needed, at least not until the 1970s or 1980s. By these years a relaxing of Romanian foreign policy set in once the country had abandoned the rigid Soviet-styled orientation, all in the wake of president Ceaușescu having established the beginning 6 The entire documentation pertaining to the reorganization can be found at SecurStructObiect I-80.
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of spectacular Western European and American contacts (Nixon, the American president, and De Gaulle visited Bucharest; the American president Carter invited president Ceaușescu to visit the USA; the Romanian president also paid a visit to England as the queen’s guest, etc.). Thus the sporadic and occasional visitors from Western Europe would led us to believe that in the documents pertaining to the mentioned reorganization, there were no explicit directives for the monitoring of the Reformed Church’s foreign relations activities. This, of course, did not mean that the service was not watching and did not have the Reformed Church’s foreign guests watched. Reports about foreign visitors in the earlier years of SP history were filed only occasionally and not on regular and organized basis. Although such visits were more of a rare phenomenon, they nevertheless appeared in the personal folders of pastor agents. Due to the sheer quantity of information, we restricted our examination to only a small segment of all the available documentation in the SP archives which concerned two of the most significant institutions of the Reformed Church, the Headquarter of the Hungarian Reformed Church District and the Protestant Theological Seminary, which received the visitors and later the Dutch students, also. Dealing with the information exclusively related to these institutions, which were closed communities, had the advantage of it being more easily controlled and verified. Let us now take into account as examples a few samples from the 1960s. On 3 January 1958, agent POPESCU filed a report on the study trip of seminary professor JN to Switzerland and the lectures the professor had delivered in Czechoslovakia before the liberation of the country in 1945.7 On 29 May 1961, the same agent POPESCU reports on a Dutch pastor’s visit,8 and also, among other things, about his own visit abroad.9 On 18 December 1963, agent DÉNES JANOS relays information to an SP officer about the visit to Cluj/Kolozsvár of Benedictine monk Pere Boniface from Chevetagne (Belgium), providing details about the monk’s conversation with the theology professors, and about the monk’s contacts abroad.10 On 4 November 1964, agent DÉNES JANOS provides a written report on Hinrich Hellstern’s (pastor from Zurich) visit to the office of the bishop of the Reformed Church as well as that of the WFRC delegation (World Federation 7
ACNSAS, I-236523/1. 4-5. ACNSAS, I-17752/1. 142. 9 At the end of the report the officer put the following remark: “Comrade Captain Páll, the agent must be well instructed, call him to the appointment!” ACNSAS, I-17752/1. 142. 10 ACNSAS, I-180362. 47. 8
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of Reformed Churches). According to the SP officer’s note found at the end of the report, the agent had filed the report in accordance to instructions he had been given in fulfilling his duty toward the Agency. His task would continue to be the same: keeping a watch on foreigners arriving from abroad.11 On the same day, the same agent, DENES JANOS, wrote a second report in which he presents in more detail the above-mentioned visit of the WFRC representatives. In view of the report’s content, it can be said, that the SP was thus able to collect, in one place, the information it was seeking, both about guests from western countries and from the Hungarian language area. Agent DENES JANOS provides a detailed presentation of the meetings and discussion between the Hungarian bishop of Czechoslovakia, Imre Varga, bishops Sándor Búthi and Gyula Nagy from Romania and the general secretary of WFRC, Marcel Pradovan. He reports on the delegation’s visit to the countryside, emphasizing Prodovan’s displeasure about the latest elections for the position of general secretary within the Ecumenical World Movement, the source of his displeasure being the election committee’s ignoring of his advice. Agent DENES JANOS lets the officer know that Imre Varga, the Hungarian bishop from Czechoslovakia, had brought books for the Institute of Protestant Theology’s Library. At the end of the report, the intelligence officer formulates his regular observations: the informant has delivered to the meeting place the report according to the previous instructions; his task remains the same hereafter, that of “monitoring the high-level representatives of the Protestant churches who come either from western countries or elsewhere. He has also been assigned on a permanent basis the duty to report whenever the Institute or he personally receives foreign publications by unofficial means”.12 On 19 July 1963, the same agent, DÉNES JÁNOS,13 reports on bishop Gyula Nagy and the commemoration of the reformation organized in Hungary.14 Two informants mention the visit of the American United Presbyterian church’s representatives: GALOS ISTVAN on 3 August 1965,15 and KOROSI on the 28 August of the same year.16 On 17 July
11
ACNSAS, I-210099/3. 229-233. ACNSAS, I-236523/1. 169-171. 13 We quote the code-names as they are found in the report headings. It is due to this that differences occur for the same code-names and not due to typing errors on our part (KIS, KISS, IULIAN, IULIANO, DENES JANOS, DENES IANOS etc.) 14 ACNSAS, I-233523. 13. 15 ACNSAS, I-210099/3. 318. 16 ACNSAS, R-289276. 99-102. 12
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1967 PAL JOZSEF reports on András Hamza, an American clergyman,17 and on Sándor Babos, a missionary of the Hungarian Reformed Church in Transylvania18 serving abroad.
Regular Surveillance by the Reorganized SP There were two fundamental changes which resulted from the thorough reorganization carried out in 1968 within the SP: the Communist party’s peak leadership began itself to exercise tighter control and required the SP personnel to participate in professional and general knowledge educational training. An ever-increasing number of college and university graduates began to be recruited with the unconcealed intention of forming a vocational elite of the secret service (even a newly established directorate for professional training was established within the structural framework of the SP). In 1968, when the manifestation of nationalistic tendencies issue appeared on the horizon of the Council for State Security (CSS) – which was the highest directing body of the SP –, the newly-organized National Committee for Radio Free Europe was called upon to collect information about the status and evolution of the Romanian-Hungarian relationship as it concerned Transylvania.19 Nationalism, supposedly evident among the Hungarian population of Romania (mainly in the Transylvanian region), was promoted to issue status and was shortly thereafter inextricably connected to the churches, such as the Reformed Church. On 29 January 1970, Iana Aurel, the deputy director of Directorate I (the intelligence service of the interior) submitted his annual report to the CSS in which he etched the activities of the previous year. In the first half of the report one can read that Directorate I regarded as its task, among other things, “to prevent or suppress any kind of organized or individual attempt to disrupt state security […] which might originate from active elements of nationalisticchauvinistic and irredentist groups which expound hostile activity under the cover of churches and sects.”
It was noted that increasingly more religious literary material has found its way into the country in 1972, not only through the illegal sects but also via legal denominations. The procedure followed by the foreign churches was to send the religious literature to the specified 17
ACNSAS, R-289276. 175. ACNSAS, R-289276. 178. 19 “Evoluția relațiilor româno-maghiare cu privire la Transilvania.” Nota no. 27. Emisă de Consiliul Securității Statului privitoare la activitatea “Comitetului Național pentru Europa Liberă” (CNEL). 1968. February 8. SecurStructObiect. II-257. 18
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addressees through their envoys or tourists.20 The final section of the draft draws up a detailed schedule for uncovering these channels of communication. The reorganized service’s increased interest in the Reformed Church’s foreign country contacts is furthermore evidenced by the growing number of detailed reports supplied by informants. We only mention a few of these here simply as a type of confirmation of this tendency, these reports being from the end of the 1960s and the beginning of the 1970s. On 20 September 1968, one of the employees of a church institution of considerable import reports under his own name throughout lengthy pages the details and events of a conference organized by the WFRC executive committee at Cluj/Kolozsvár. Onto the bottom of the report sheet, reserved for the officer’s usual comments, the officer made this observation: “Juhász István a former informant of our organization, with whom we have severed relations; […] this time he has provided data of operative value on the delegates from the Western countries. This report was submitted as evidence of having carried out a previously attributed task. It is to be noted that, after contacting him in June this year, Juhász István asked that he be granted an opportunity to collaborate with our state security organizations in an organized manner. […] I recommend that we continue meeting with Juhász István, and, in view of his theological qualifications he should be reactivated as an informant.”21
During the many years of examing the vast SP archive material, not once did we encounter another such request in which, after having been excluded from the network, a Reformed Church pastor informant, seeks to be reintegrated into the Agency. This indicates two things. Firstly, if anyone ceased being part of the agency network, he or she could continue to be an active contact person (so-called “confidential person”), writing reports under his or her own civilian name as a collaborator and no longer under his or her code-name, as a professional informant would. (The report written by the mentioned agent on 12 August 1968 confirms this: in the upper part of the sheet, next to Juhász István’s civilian name, the officer marked the classification “collaborator”.22) Secondly, it indicates that, after reactivation, the agent did not necessarily receive a new code-name; in this particular case, he used one of his two previous code-names. As for the question of code-names themselves, this protocol can be taken for simple procedural practice, but knowing the secret service’s working methods, it is safe to say that there is nothing to which there cannot be an exception. 20 21 22
SecurStructObiect. II-412-416. ACNSAS, I-210099/5. 214-214verso. ACNSAS, I-211500/4. 36-37, see also ACNSAS, I-211500/1. 113.
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In returning to informants’ reports, we have agent ZOLTAN ENYEDI reporting, on 11 August 1971, that one of the institution’s employees paid a visit to bishop Martii Ilmari Siniojori in Helsinki.23 ZOLTAN VASS on 3 August 1971 reports that Ernst Eugen Meckel, clergyman from East Germany (Berlin), together with his family, spent his vacation in Transylvania.24 Agent CSOMA on 7 September 1971 reports that Samuel Calian, an American theology professor visited him.25 Agent BIBLIOTECARUL, on 16 September 1971, writes that two local clergymen visited the library of the Institute of Protestant Theology at Cluj/Kolozsvár in the company of a foreign person. The agent does not remember the foreigner’s name but does know that he is a theological teacher of dogmatics. After having made an inquiry, the same agent on the same day reports the name to be Cernegie Samuel Calian as well as the precise time of the visit: September 4th at 7 p.m.26 Kovacs Gyula, as collaborator, on 7 October 1971 reports that the wife of one of the church employees complained about the large number of local and foreign guests whom his husband hosts regularly; the previous summer, for example, at least twenty-five individuals from abroad visited in their flat.27 Agent CSOMA on 22 November 1971 reports that, between the 12th and 18th of the same month, Hebe Kohlbrugge,28 the general secretary of the Diaconal Office of the Dutch Reformed Church, visited the bishop of the Reformed Church, (the general secretary having brought 70 000 Dutch florins as aid for flood victims), and the foreign pastor István Tüski, together with his wife, 23
ACNSAS, I-210099/5. 389. ACNSAS, I-210099/5. 393. 25 ACNSAS, I-210099/5. 397. 26 ACNSAS, I-210099/5. 404-405. 27 ACNSAS, I-210099/5. 416. 28 Hebe Kohlbrugge was kept under strict surveillance. See some of the code-names of the informants who filed reports: On 21 May 1971 agent “ZOLTÁN VASS” submitted a lengthy report on her. ACNSAS, MD-20250. 2-5; “NAGY GÉZA” and “BIBLIOTECARUL”. ACNSAS, MD-20250. 11-14; “Raport protocolar” by István J u h á s z and Árpád P é n t e k . ACNSAS, MD-20250. 27, 31-32; “SZABÓ JÓZSEF”. ACNSAS, MD-20250. 42-44; “PÉTER ANDRÁS”. ACNSAS, MD-20250. 39; “CSOMA”. ACNSAS, MD-20250. 64; “BARTHA”. ACNSAS, MD-20250. 67; “ARTHUR”. ACNSAS, MD-20250. 68-69; “PÉTER ANDRÁS”. ACNSAS, MD-20250. 70; “PÁL JÓZSEF”. ACNSAS, MD-20250. 104; source: “IUHASZ STEFAN”. ACNSAS, MD-20250. 105-106; “SZABÓ BÉLA”. ACNSAS, MD-20250. 110; source: “PAPP LÁSZLÓ”. ACNSAS, MD-20250. 112; “KOVÁCS GHEORGHE”. ACNSAS, MD-20250. 118-122; “BALAOGH MÁRTON”. ACNSAS, MD-20250. 145; “IUHASZ STEFAN” “Notă informativă” 1968. June 18th. ACNSAS, 211500/4. 32; “IONESCU”. ACNSASR-289591. Vol. 2. 1-4verso; agent “BALINT” provided information about her to the SP in 1973. ACNSAS, R-259019/1. 37. The report can be seen under reference R-259019/2. 4. The vast majority of the informants are from the ranks of the so-called internal opposition of the Reformed Church. 24
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also paid a visit to the bishop. On 13 November, accompanied by Dutch students studying at the seminary, the same Tüski couple visited the Institute of Protestant Theology at Cluj/Kolozsvár. In the report, the informant notes that many Transylvanian pastors receive invitations to the Netherlands and many of them receive a car or a motorcycle as a present. The agent adds: “There is the suspicion that the gifts and invitations are planned, systematically prepared and serve personal interests.”29
Due to his position, the general secretary of the HEKS [Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz] charity organization had also captured the interest of the SP, especially because he played an important role in the management and distribution of Swiss aid. On 7 September 1971, agent CSOMA reports that Hans Schaffer, the general secretary of HEKS, visited Transylvania in July.30 On the 21 December 1979, agent KISS files a report on this. In one of the reports on Hans Schaffer, the officer mentions that he plans to set up a special network of four agents (BIBLIOTECARUL, PRODAN, DORU and URMOSI) to watch Shaffer’s every step and possibly influence him in a positive way.31 The SP had always had the intention of influencing the foreign policy of the Reformed Church according to its own aims. To accomplish this, it relied on the use of informants from within the Church’s own clerical ranks. At the bottom of the page of the report which the informant DORU filed with his handling officer on 12 June 1979, the officer appended the following remark: “the competent organizational bodies, with the assistance of agents CSOMA and DORU should organize that source Péntek Árpád dispatched to serve as contact person between the Reformed Church and the WFRC, the latter having head-quarters in both Switzerland and the Netherlands.”32
The meeting of the WFRC scheduled in Brașov/Brassó in 1980 was considered by the SP as an event of special import, as far as its own activity was concerned. The officer responsible for the surveillance of church activities in Cluj/Kolozsvár noted the following on 1 February 1980: “the agents mentioned beneath are under our direction and assigned to the conference of the WFRC for the purpose of collecting intelligence and all relevant data which may affect the interests of our homeland: BIBLIOTECARUL, DORU, CSOMA.”33 29
ACNSAS, I-210099/5. 430-432. ACNSAS, I-210099/5. 401. 31 ACNSAS, I-210099/8. 179. ACNSAS, I-210099/9. 172-173v. 32 ACNSAS, R-281208/1-3. 275. 33 “In order to collect information about the organizing process of the Reformed Congress, which could affect the interest of our country, we will direct our sources: BIBLIOTECARUL, DORU, CSOMA.” JI-I-210099/8. 221. 30
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This event would be worthy of a thorough study based on secret service documents. The activities of the WFRC must have been of a major importance for the SP, seeing that it had recruited for collaboratory tasks the wife of a well-positioned professor of theology, who, under the code-name SONIA, filed a report on 6 August 1984 detailing the visit of the WFRC Executive Committee.34 The Inspectorate of the Ministry of the Interior of Covasna (MI) reported, on 15 April 1980, to its partner organization in Cluj/Kolozsvár that, between March 31 and April 7, a four-membered Dutch group was detected in the region of Covasna/Kovászna County. Detailed data about the persons involved were provided: A. Jan Rohaan, Kreykes Berendina Rohaan, Will Rohaan and AJ Rohaan. “From the available information it appears that the named persons […] are members of a group which sympathizes with and supports one of the Reformed Church pastors from Cluj/Kolozsvár who would like to fill the office of bishop. To supplement your information we report that in our county they have established contacts with numerous individuals […], all of them being Reformed Church pastors, to whom were given significant amounts of money in foreign currency in order that their personal desires be fulfilled, or ‘to help’ the congregations for which they work. We further note that some of this ‘help’ was designated to persons who have no connection to the Reformed Church.”35
Even the funerals of the more important persons of the Church were considered a worthy event from the viewpoint of the intelligence service because many foreign guests would also attend these events. This is why, on 18 November 1987, a thorough operative plan of preparation was worked out to monitor former deputy bishop Gyula Dávid’s funeral ceremony. As a primary measure, the SP deploys twelve agents ensure surveillance of the foreign guests coming to the funeral: KISS, PETER, IMRE, DORU, BARTHA, COZMA, KISS, LASZLO, STEFAN, IULIU, PRODAN VALER and URMOSI.36 On 1 May 1988, one agent informed the lieutenant colonel Ungvári that three Dutch individuals arrived at the Institute of Protestant Theology in Cluj/Kolozsvár. The report informs the officer about the discussion which took place between the seminary’s teachers and the Dutch guests. The lieutenant colonel thinks it best to supplement the already acquired information by getting in contact with agent DOCTORANDUL.37 The intelligence gathering activity of agent IONESCU deserves a separate chapter, since he has had optimal personal and family con34 35 36 37
ACNSAS, I-210099. Vol. 8. 220. ACNSAS, I-210099/9. 250. ACNSAS, I-211237/3. 101. ACNSAS, R-187913. 122.
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nections with both people from Hungary and Western-Europe, even though he has never been a member of the staff in the mentioned church institution. From the inventory of his reports, we know that, on 8 February 1977, he denounced Sándor Babos, the missionary of the Reformed Church who settled in the USA.38 On 19 April 1978, he reported on two church representatives from West Germany, Hans Helmut Esser, moderator of the Reformed Church in the former West Germany, and Wilhelm Neuser, church history professor at Westfälische Wilhelms-Universität Münster;39 in 1980, he also provided information about the congress of the WFRC held in Brașov/Brassó;40 in June 1981, he reports on two Hungarian bishops, Tibor Bartha and Károly Tóth (the SP made a copy of this report on 10 June 1981);41 on 10 May 1976, 22 August and 24 October 1981, he reports about Henk van de Graaf,42 on 22 May 1982, about Klaas Eldering,43 twice about the visit of the HEKS’ general secretary, Franz Schüle, and his colleagues;44 he drafts a detailed report on a Dutch tour group lead by Henk van de Graaf,45 the first Dutch student at the Protestant Theological Seminary in Cluj/Kolozsvár, on 8 September 1986 he reports on Franz Bos, Hebe Kohlbrugge, Klaas Eldering, Jan Schippers, on 2 May 1988, again on Henk van de Graaf, on 24 October 1987, on Dutch student,46 Jan Struyk, and, on 10 August 1989, on Ida Eldreing, former Dutch theology student at Cluj/Kolozsvár.47 The SP was of the conviction that some of the Dutch students at Cluj/ Kolozsvár were also capitalist church newspaper correspondents. The upper leadership of the Communist party thus issued a few decrees in this regard. One of these, the one of 6 February 1978, states: “By gathering information, all MI units are to contribute to the uncovering and surveillance of the foreign journalists who dissimulate their true assign38
ACNSAS, R-289591/1. 26. ACNSAS, R-289591/2. 93. The church delegation from West Germany was also a top priority case for the SP. On 14 May 1973, agent GÉZA NAGY reported about Halaski, the general secretary of the Reformed Federation in West-Germany. ACNSAS, R-289276. 245. For further detail about the delegation’s visit to Sovata, see the report of MATHE DEZIDERIU of 14 November 1974. ACNSAS, R-292429/2. 17. This latter agent provided information about many Dutch visitors. ACNSAS, R-292429/2. 19-20. 40 ACNSAS, R-289591/2. 62. 41 ACNSAS, R-289591/2. 57. 42 ACNSAS, R-289591/2. 109., 43 ACNSAS, R-289591/2. 56.1984. ACNSAS, R-289591/2. 43. 44 ACNSAS, R-289591/2. 33-34. On 24 April 1983 he filed a report on Franz Schüle. ACNSAS, R-289591. Vol. 2. 49 45 ACNSAS, R-289591/2. 25-29 verso. 46 ACNSAS, R-289591/2. 1-4 verso. 47 ACNSAS, R-289591/2. 39. 39
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ments, make attempts to infiltrate institutions or try to develop connections among Romanian citizens in order to gather information concerning the cases they are interested in. Cases like this should be reported in proper time to Directorate III [counter-espionage].”
In hotels, motels, restaurants and elsewhere it was the duty of all collaborators to immediately report if they suspect that the person seeking accommodation might be a journalist. In the above-mentioned places, SP employees had full authorization to use listening devices, telephone tapping equipment and to conduct secret searches of hotel rooms, intercept letters, etc. Controls at the border were also tightened in order to better foil attempts to smuggle out of the country the presumed item or information which was deemed to have intelligence value.48
Priorities of SP Surveillance The Reformed Church and its connection to the nationalistic-irredentist circles are mentioned in a document providing a status analysis as of 25 June 1982. The anonymous author of this document lists the religious organizations, domestic and foreign, which are monitored by the SP. Never really particularly interested in the religious convictions or activities of the Church (always having looked upon these condescendingly), the SP was, instead, of the conviction that the representatives of capitalist and imperialist ideology would attempt to deliver dismembering blows to the socialist social order under the cover of the churches. They believed to have discovered the cache of threatening nationalism and irredentism within the ranks of the Protestant Churches and the Hungarian Roman Catholic Church. Among all the directives issued by the upper leadership of the Communist party, this is the only one which mentions the Reformed Church by name, so it is most likely that the monitoring of the Reformed Church in Transylvania was not a task of elevated priority for the SP. This may be surprising, but true. The Communist party directive (25 June 1982) does not even cite the correct name of the Reformed Church, referring instead to “reformist” which blurs it with the reformist wing of the Adventist sect which was kept under much more intensive surveillance. From the context, however, it is quite clear that the directive refers to the Reformed Church because it mentions the nationalisticirredentist phenomena in connection with the Hungarian-speaking Roman Catholic, Unitarian, Lutheran, and, of course the Reformed and not the “reformist” Churches. The Romanian Communist party’s upper leadership was primarily concerned with the Greek Catholic and Bap48
SecurStructObiect. II-462-466.
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tist Churches and the Jehovah Witnesses and Pentecostal sects, those churches which had substantial background support from Western Europe and the USA, and it was their members who were most often accused of doing intelligence work on behalf of imperialist countries. Even the Roman Catholic Church was considered at a higher level of priority because of its strong and significant links to the Vatican. The party’s document discusses the priorities of surveillance throughout eleven lengthy pages and mentions Protestant Churches only when prescribing the necessity of eliminating the nationalistic-irredentist manifestations and also the slandering of socialist reality.49 The SP focused its interest mainly on the mentioned nationalisticirredentist activity of the Reformed Church and its foreign connections. According to this interest, the Service emphasized the surveillance, on one hand, of the Church’s contacts in Hungary which were suspected to be providing the undesired ideological nourishing,50 and, on the other hand, of the Church’s links to Western Europe whose visiting representatives were all suspected of being agent serving Imperialism. If possible, the SP was thus to recruit agents who would be able to operate competently in both field. The sketch-like overview of agents’ reports which follow hereunder takes a special look at this aspect. The results, of course, are incomplete as we were able to examine only a fraction of the secret service archive matter available. Nevertheless, we believe that even this provides, at least, a sample of its character and proportions. We do not consider the purpose of this paper to provide an entirely thorough examination and analysis of the theme as this would be akin to a superhuman undertaking, once one is aware of the overwhelming quantity of the archive matter. We consider to have had accomplished our aim if we were able to demonstrate the character of intelligence work undertaken in at least this area by the secret services. Accordingly, our data originate from the subfield of only one single church institution, from that unit which had constant and regular contact with foreigners. Not even for this well-circumscribed case can we state that the presentation and interpretation is fully completed, consequently we have little choice but to state that our present conclusions may demand further fine-tuning. 49
SecurStructObiect 567-578. This does not mean that the Romanian SP was entirely indifferent to either Hungary’s political situation or the domestic reactions to it. When agent JÁNOS DÉNES reported on 29 April 1964, that bishop Búthi had formulated political comment by comparing the achievements of the leadership of the two countries, the officer instructed him to henceforth be on the watch in his surroundings for comments or observations touching on political issues. ACNSAS, I-180362. 52. 50
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The Surveillance of Foreign Hungarians and of the Irredentist Phenomenon In accordance with our main topic, it is necessary to make brief mention of the surveillance of visitors from non-imperialist countries. Hungary was a so-called “friendly” socialist neighboring country but because of the perceived nationalistic issue, the SP policy was to keep its guard up on this front also. This subject of surveillance evolved into a separate specialty of the Romanian secret service’s intelligence work. The guests arriving from Hungary, apriori, did not spell ideological danger. The reason for concern, however, had historical reasons, among which, in the first place, was the different border modifications during and after the two World Wars. It was for this reason that visitors from Hungary – together with their Transylvanian contacts – were automatically included within the irredentist-nationalistic category which was under surveillance. Under the code-name DORU, one of the employees of a Reformed Church institution provides observations [among others] about Hungarian visitors to Transylvania in a report. In this document he offers great detail about the festive occasion when Attila T. Szabó was honored with membership to the Hungarian Academy of Science. The Embassy of the Hungarian Republic organized the reception on 31 January 1978 in Cluj/Kolozsvár, in the festival hall of the Belvedere Hotel. The agent informs the SP about the content of ambassador György Biczó’s welcoming and laudatory speech; he further reports on the speech of Miklós Szabolcsi, chairman of the Philology department of the Academy, on writer Tamás Deák’s response, and on the lecture delivered by Attila T. Szabó. Agent DORU reports that once the festivities were over, ambassador Biczó invited the new Academy member to visit Hungary. The second part of the agent’s report belongs to the domain of nationalistic phenomenon. Agent DORU (perhaps instructed by his officer) reports that, on 1 February 1978, on the pretext of extending congratulations for the newly-bestowed Academy membership, he paid a short visit to Attila T. Szabó. During the visit, he also tried to direct the conversation toward the person and declaration of Károly Király (former member of the Central Committee of the Romanian Communist Party), the content of which was broadcast by Radio Free Europe. Király had not only expressed his own concern regarding the future of Hungarians in Transylvania but also of the future of intellectuals. He emphasized that the announced policy for 1971 of normalizing and improving the situation of the national minorities in Romania was mouthed only as a slogan and was never realized. In
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his report the agent repeated to the officer the academic’s opinion of the issue: “they always wave the adequate ideology abroad, while at home they are unwilling to put it in practice”.
The officer recorded the following observation: “the agent voluntarily undertook to compile the observations and comments of different, top-level Hungarian intellectuals and of those with a nationalistic conviction on the issue [raised by Király Károly]”.51
It is unavoidable to note the voluntary commitment of the agent to intentional provocation of the scholar by invoking the news which was broadcast by Radio Free Europe (a radio which was greatly detested by the Communist Party for long decades) being encouraged by the officer. The unbaiting interest in the so-called “Hungarian issue” caused the officer to reflect on entrusting agent DORU with being accompanying supervisor for the theology students’ planned excursion to Hungary in June 1980.52 Agent IULIAN53 was a good choice for effecting watch in the midst of both the irredentist Hungarians and the visitors from Western European. The SP officer mentions this code-name in his report made on 19 February 1983 concerning the discussion with the said agent in the University Library in Cluj/Kolozsvár.54 At this meeting the agent had appeared with a request addressed to State Department for Cults in which he seeks approval to travel to the Chambesy Orthodox Center in Geneva to participate in the Orthodox Church-Reformed Church round-table discussion scheduled for the middle of March 1983. He underlined the importance of his participation to the officer; all the while counting on the latter’s assistance. As a bargaining point, he offered to put pressure on the leaders of WFRC, influencing them to 51
ACNSAS, I-210099/7. 254-255; see also ACNSAS, I-210099/7. 262. “There will be watched [seminary students] by ‘DORU’ all over Helga [Hungary]”. ACNSAS, R-268543/3. 152. 53 The officer has very often used the same code-name, that of a person under surveillance as that of the regular informant’s code-name. The same thing arises in case of IULIAN, also. There is another similar case: on 30 March 1977, IMRE IOAN reports about Henk van de Graaf, who came to defend his PhD theses. To this the officer adds the following note: “Via the source ’IULIANO’ one can gain possession of the theses.” ACNSAS, I-210099/7. 183. 54 ACNSAS, I-210099/8. 157. The heading of the report: Source: “IULIAN”. Date: 19.02.1983. Place: Biblioteca Univ[versității] [University Library]. Part[icipat]: lt. col. “Ungvari”, no. 2416. The agent was also monitored under the code-name IULIAN or IULIANO, the code which was used when the person provided information as a source. In addition to this, the agent had two more informant code-names: POPESCU and DÉNES JÁNOS (or DENES IANOS, DENES I., DENES). 52
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adopt a realistic view of the Reformed Church’s present situation. He argued, that, as a result of his participation at the conference “hostile action directed against our homeland by foreign representatives can be prevented”.55 Taking advantage of the occasion at his turn, the officer suggested that the agent invite Mr. Csordás from America to spend some of his vacation time in Romania. The agent agreed to the idea while emphasizing that Mr. Csordás has significant influence among the Hungarian émigré community in the USA, something which he himself had experienced during the course of his American trip in 1982. A credible basis for inviting him, the agent further suggested, would be the fact that Mr. Csordás had met with him during his visit to the USA. Surely Mr. Csordás would accept the invitation since he had already tried to establish contact with the church institutions in Hungary but his wife was not issued an entrance visa. “When such a good occasion presents itself, advantage must be taken of it and it should be properly coddled”, IULIAN emphasized, “and in this way it may be possible to influence the leaders of the Hungarian emigration in a suitable manner, especially those who methodically discredit the reality in our country”, here openly referring to Sándor Havadtői.56 In the second part of the officer’s report of his conversation with agent IULIAN in the University Library in Cluj/Kolozsvár, there is mention of the agent’s encounter with Franz Bos, former Dutch seminary student, in the period of 8-16 February 1983, who had arrived to take an examination for his doctoral program. The agent remarked that he had experienced insecurity and doubting in Bos’ behavior. This the agent attributed to exam fever although Bos did present a thoroughly prepared paper. Bos told the agent that he was nervous when he suspected that he was being watched in the hotel’s restaurant. But after someone from the ranks of the Dutch Embassy personnel stepped to his table and explained to him it was someone else who was attracting the attention of the SP – and he pointed to the neighboring table – Bos calmed down. The conversation between IULIAN and the officer ended with the officer instructing the agent to submit an application to the State Department for Cults because SP would support him and he could then send the letter of invitation to Csordás.57 It is in December of the same year that subsequent information from IULIANO arrives. The report itself is proof that the agent has undertaken collaboration without any external pressure or constraint 55 56 57
ACNSAS, I-210099/8. 157. ACNSAS, I-210099/8. 157. ACNSAS, I-210099/8. 157.
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(we have already mentioned his request to collaborate voluntarily according to the Agency’s methods in connection with his earlier codename POPESCU). He thus participated actively in the operative actions initiated by the SP and he voluntarily accepted to be its instrument in prescribing church activity according to the Communist Party’s directives. Characteristic of his discourse and mode of operation was that he would ask the state security help to settle his family business, and, through defamatory letters, he tried to discredit one of his colleagues with the purpose of isolating him from all foreign contacts. In a further report he notes that he has completed his assignment according to the officer’s previous instructions.58 In his report of 28 December 1983, the intelligence officer makes mention of his previous meeting with agent POPESCU on November 10 when the latter had requested the SP’s help for personal reasons. To this the officer gave the following response: “He was given the necessary guarantee in the sense that we would establish contact with the State Department for Cults and we would support his request.”59
During the discussion he revealed – it says in the report –, that he had followed up on his promise made at the meeting of 1 November 1983: “1. To discredit Tőkés István he used his own influence, especially among the pastors from the Székely region. He contacted by phone those who have positions of authority and can thus influence their surroundings, informing them, that Tőkés had stepped beyond all possible limits of reason […]. 2. He sent letters to Mr. McCord, the former president of World Federation of Reformed Churches (WFRC), to Mr. Weiestal, who is an influential person in West Germany, to Csordás and Bertalan in the USA in which he revealed the real character of Dr. Tőkés. He unveiled in an objective manner that T. is a careerist, and, in his discontent wants to do nothing less than to strike at the Church. His being retired was effected in a totally lawful manner. ‘S’ confirmed this.”
He promised “that he will work on discrediting Tőkés hereupon, to prevent any possible action of the opposition”.60 The “S” identifier refers to the monitoring of letters, which means that the intelligence officer did check up on his claim of sending the discrediting letters.61 The “S” Service was a special unit of the SP between 1973-1989 which was charged with the monitoring of letters with the double purpose of 58
ACNSAS, I-210099/8. 198-198v. ACNSAS, I-210099/8. 198-198v. 60 ACNSAS, I-210099/8. 198-198v. 61 The checking and double checking of the agent has always been a regular procedure of the Agent SZABÓ JÓZSEF was checked on the 9th of December 1964 by agents KÖRÖSI, DENES IOAN and BALOGH MÁRTON. ACNSAS, R-251223/1. 85. Agent DÉNES JÁNOS was checked again on 6th of December 1964 by agent PETER. ACNSAS, R-251223/1. 87. 59
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gathering data for intelligence needs and for monitoring the recruited agents themselves62 (depending on their content and operative value, letters were copied and replaced into the postal service’s regular circuit, or they were held back and attached in original to the folder of a suspect; in this particular case, the letters were used to verify agent POPESCU’s claim). On the basis of this report, it can be seen, that émigré communities in foreign countries, and among them individual Hungarians, figured highly on the SP’s priority list. A formerly secret communist party document also exists as further proof to this.63
Surveillance of the Dutch students studying at the Institute of Protestant Theology at Cluj/Kolozsvár The SP always showed great interest towards foreign visitors, especially in the case of those who came from Western European countries or the USA. Two nationwide directorates were responsible for this work: Directorate III (counter-espionage) and Directorate I (general domestic/interior intelligence). These directorates fixed themselves the goal of uncovering or revealing all the possible contacts in the entire country which the foreigners had built up. At first glance, it may be considered as exaggerated xenophobia that the counter-espionage services targeted innocent theology students for surveillance, but let us remember that the Directorate III’s range of tasks was wide enough to include the students, also, given that the field of interpretation as to the concept of “spy” was equally large. After 1968, this being the Dutch students first year of study, the decrees and regulations issued by the leadership of the Communist party leadership for Directorate III of the SP became quite detailed. The State Security Council had produced, in April 1968, a thorough regulation for reorganizing the counter-espionage department. We quote here some of the introductory thoughts associated with this: “the task of the directorate’s units is to fight against other countries’ espionage activity directed against our homeland which has the aim of undermining the interests of the Romanian Socialist Republic in the international theatre.”64
This general governing principle is broken down into detail in the first and main chapter. The second paragraph in its a. article designates the mediums in which an SP officer is to do this work: embassies, the staff of companies involved in transportation and tourism and owned by 62 Special Unit “S” for letter interception and check. http://www.cnsas.ro/documente/ arhiva/Dictionartermeni.pdf (Accessed: August 30th, 2013.) 63 See the watch of emigration: SecurStructObiect II. 81. 64 SecurStructObiect II. 80.
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foreign corporations, suspicious official or tourist visitors from abroad (merchants, newspaper personnel, technicians, students, tourists etc.). Article b. is also interesting, since it takes into focus not only foreign visitors but the general population as well: the SP “organizes and harmonizes the whole range of activity touching on citizens’ official or unofficial travel from the country” and strictly enforces the regulations pertaining to the issuing of visas and passports by the Council of Ministry and State Council.65 It is important to note that the issuing of visas and passports for travel to Western Europe was fully dependent on SP approval. Article j. is also worth a closer look as its effect and imprint can be felt in many of the documents with which we have dealt: the Directorate is to monitor with guarded interest the activity of individuals who have emigrated. Full details of the responsibilities of the SP in this domain are provided in detail in the body of the document.66 It would then seem that the Dutch students could be included in at least two of the mentioned categories: they were students from abroad, and some of them were also church newspaper correspondents (for example Henk van de Graaf and Franz Bos). These two individuals were judged to be important enough for the SP to recruit a separate agent to ensure the necessary surveillance. In a document from agent DOCTORANDUL’s dossier, the officer argues the case for the need for a new recruit (already the second recruit in the case of this agent), pointing out the interest and activity of foreign countries in this domain have been steadily increasing and, consequently, hostile activity against Romania’s socialist system has been intensifying. “An eloquent example in this regard is the former Ph. D. student Henk van de Graaf, who is under intensive DUI surveillance, and Franz Bos, who is being attentively monitored by Directorate III [the counter-espionage arm]”
– says the intelligence officer.67 Țepeș-Horia Hoinărescu inspector at the Cluj/Kolozsvár office of State Department for Cults reports to the Department’s supervision and control bureau, that he has conducted an inspection in two “religious schools” in the city and also in the bishop’s office to determine their observation of law no. 40-42, which regulates the mode of contact with foreign visitors. His findings are that the institutions in question have kept records and filed reports pertaining to the visitors through special protocol personnel. The territorial head inspector had demonstrated concern that the activities of the Reformed and Lutheran Churches which involved content related to foreign sources was constantly increasing, as was the appetite by 65 66 67
SecurStructObiect II. 80. SecurStructObiect II. 81-86. ACNSAS, R-187913./1. 1.
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clergymen for knowledge and better grounding in the methods and teachings of Western theology. To compensate for the information deficiency resulting from protocol reports not being made, he recommends that State Department for Cults set up a process of inspection and questioning.68
Surveillance Reports In order to ensure the necessary surveillance of the Dutch students, the SP designated a separate sub-domain of operation code-named “Flying Dutchman”. Without exception, each student was thus tracked but at different levels of intensity and interest.69 As mentioned, two students were very much in the forefront of the SP’s operative intelligence activity. Henk van de Graaf was the very first foreign student of the Institute of Protestant Theology (enrolled from 1968 to 1970). He was awarded a Ph. D. degree by the Institute in 1978. In his native Holland, he serves in a higher function in one of the Dutch Reformed Churches. The second thoroughly tracked student was Franz Bos, student from 1978 of the Institute, we deal closer with his watch hereafter. As already mentioned, the first Dutch students, Henk and Sally van de Graaf, arrived in the fall of 1968 in order to begin their lessons to learn the language and to enroll for the Ph. D. program. Given that their stay was to be of a long-term nature, the SP prescribed the mounting of very thorough intelligence network coverage which was to last for years. Beyond the well-known or suspected official church informant, the Service infiltrated into their environment agents, who were not suspected at all of having contacts with the secret service. 68
ACNSAS, I-210099/6. 151-152. Klaas Eldering Cornelius, it appears that the SP had asked for only a few reports or official descriptive summaries: “Raport”, Geréb Pál MD-20403. page 1; reports by “SZÁSZ LEVENTE”, MD-20403. page 2, “ENYEDI ZOLTÁN”, MD-20403. page 3; “BIBLIOTECARUL”, MD-20403. page 4; “Raport Protocolar” written by Kozma Zsolt, MD-20403. page 6; and “Declarație”, made by László Tőkés MD-20403. page 7; Theun van Rhede Albertus: “KOZMA PAUL”. ACNSAS I-235422. page 10; “RADU”. ACNSAS, I-235422. page 12; “Caracterizare”, Gálfy Zoltán ACNSAS, I-235422. page 14; agent “BIBLIOTECARUL” on 18 November 1971 reported on Theun van Rhede and Magdalena van Rhede Dutch students. ACNSAS, I-210099/5. 427; on 1 November 1973 agent “CSOMA” reported on Theun van Rhede and his wife Magda, who together with their child visited bishop Gyula Nagy on 11 October 1973. They came to the Institute of Protestant Theology to take an examination pertaining to his Ph. D. program. I-210099/6. page 36-37; on 22nd August 1986, agent GEZA reported on Jan and Eveline Struyk. ACNSAS, I-211500/6. page 283. ACNSAS, I-210099/8. 173. Agent ARTHUS has mentioned his contact with the Dutch students, also, saying that through them he was able establish good contacts with Germany and with the USA, also. He was able to secure a scholarship in the USA for his eldest son and one in Germany for his youngest son. ACNSAS, I-210099/8. page 173. 69
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The agent TITUS, for example, is well-informed of Henk’s personal life and even produced a report in 1971 dealing with the content of Henk’s doctoral dissertation which was still far from completion.70 To the other report submitted by TITUS on 30 March 1977, the intelligence officer attached a comment saying that he himself plans to acquire the Ph. D. dissertation through agent IULIAN.71 Between the dates of the above-mentioned two reports the SP has kept them under scrutiny, closely monitoring their activities. The SP Inspectorate of Cluj/Kolozsvár accorded the special code-name of ZIMBRU to procedures and information pertaining to their visit in 1973. The detailed report bears the registration number 0672/7. “On 28 May 1973, between 12.00 and 12.20 p.m., the Dutch tourist, having a green Ford Escort automobile, registration number 21-46-VG, entered an apartment at str. Făcliei 34 Cluj/Kolozsvár […].The Dutch tourist whose name is Henk van de Graaf, doctor of theology, and his wife, Sally van de Graaf, have arrived from Zuidland. The man studied at the Institute of Protestant Theology for four years and he mastered very well the Hungarian language. In this period, namely between 14-31 May1973 they are spending their holiday.”72
Their visit must have been of a high interest to the SP because it ordered a high-level surveillance which was to be enforced throughout their stay in Cluj/Kolozsvár. On this occasion, Henk van de Graaf was given a separate code-name, too, that of ONIGA.73 Their visits to Transylvania became more frequent and regular and this raised the suspicions of the SP to an even higher level. On 18 January 1986, officer József Ungvári summarizes the phases and the stage of Henk van de Graaf’s surveillance and also prepares a plan for further surveillance. We quote the second paragraph of the plan: “we shall direct agents DANI, KOZMA and DOCTORANDUL to maintain contact with him by correspondence and by other indicated methods”.74 At the same time, the officer says that he intends to employ, for the most part, the agents DOCTORANDUL and BARTA for the next visit of the target person (Henk van de Graaf).75 Among the paragraphs referring to the officer’s priorities as planned for the year 70 I-B.O.I-ACNSAS, I-234973./3; ACNSAS, F.I.63009/SIBIU. 83; ACNSAS, R-268543. 262; ACNSAS, R-268543. 139. 71 “Prin sursa IULIANO se va intra în posesia tezei de doctorat a sus-numitului”. ACNSAS, I-234973/3. 29. 72 ACNSAS, I-210099/6. 287; another report has the name of the operative officer too: captain Maris Dimitrie, from the MI no. 0642/7. unit. ACNSAS, I. 210099/6. 289; agent “CSOMA” had reported on the same. ACNSAS, I-210099/6. 288. 73 ACNSAS, I-210099/7. 28-31v. 74 ACNSAS I-234975. 8v. 75 ACNSAS, I-234975. 9.
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1987 and noted down on January 8, he writes the following: the target person’s present situation to be re-evaluated with sources KIS, BARTA, DOCTORANDUL and BIBLIOTECARUL.76 Based on the directives issued in 1987 by the upper leadership of the Communist party, the SP Inspectorate in Cluj/Kolozsvár suspected the van de Graaf couple to be gathering data for intelligence purposes. Consequently, surveillance was raised by several degrees.77 Having thus become high-priority target persons, SP officers assigned an entire network of agents to follow their steps; not only was the surveillance considered to be of marked importance, but also the intent of exerting positive influence on them. From what we can ascertain, the most frequently mentioned names during the whole surveillance process were KIS, BARTA and DOCTORANDUL. On 10 April 1988, the SP Inspectorate in Cluj/Kolozsvár received a telephone note, that, on the previous day VA NE GRAF HAN DRIC (van de Graaf Hendrik) had taken out lodging in the Transylvania Hotel. To the notification the officer appended the following comment: “due to the fact that he is leaving Cluj/Kolozsvár, I did not consider it necessary to have him followed – his contacts are known; nevertheless, we have infiltrated into his entourage with the sources BARTA and DOCTORANDUL.”78
Parallel to the surveillance of the seminary students, the SP decides to extend its surveillance to the personnel employed at the Institute, searching for any trace of them having possible connections abroad. Of special interest to the SP are those who are in close, sometimes daily contact with the Dutch students. The officer charged with the 76 “To be reevaluated the present situation of the target person [Henk van de Graaf] with sources KIS, BARTA, DOCTORANDUL si BIBLIOTECARUL situația prezentă al obiectivului.” ACNSAS, I-234975. 10. 77 On 18 August 1987, agent “BARTA” reported on Henk van de Graaf. At the bottom of the final page, the officer added the note: suspected of intelligence gathering activity. ACNSAS, I-211500/6. 307; “KOVÁCS GHEORGHE”. ACNSAS, I-234973/2. 1; ACNSAS, I-234973/2. 8-9; “PÉTERFI JÁNOS”. ACNSAS, I-234973/2.12; “SZABÓ JÓZSEF”. ACNSAS, I-234973/2. 14; “SANDOR”. ACNSAS, I-234973/3. 1; “CSOMA”. ACNSAS, I-234973/3. 2; “ARTHUR”. ACNSAS, I-234973/3.3; “ENYEDI ZOLTÁN”. ACNSAS, I-234973/3.5; “VASS ZOLTÁN”. ACNSAS, I-234973/3. 7; “BIBLIOTECARUL”. ACNSAS, I-234973/3. 9; “TITUS”. ACNSAS, I-234973/3. 17; “SZÁSZ LEVENTE”. ACNSAS, I-234973/3. 19; “PETER”. ACNSAS, I-234973/3. 27; “IMRE IOAN”. ACNSAS, I-234973/3. 30; “IULIANO”. ACNSAS, I-234973/3. 30; “DOMBI LAJOS”. ACNSAS, I-234973/3. 33; agent “CLUJANA” reported on 15 October 1984 about Henk van de Graaf and the discussion with him; agent “IONESCU” made at least four reports on Henk van de Graaf: 10 May 1976. ACNSAS, R-289591/2. 109; 22 August 1981. R-289591/2. 56; on 24 October 1984. R-289591/2. 43; on the 2 May 1988. ACNSAS, R-289591/2. 1-4v, ACNSAS, R-289591/2. 25-29v. 78 ACNSAS, I-234975. 54.
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surveillance of the Institute relies on three agents to be active in their duties: KIS, BIBLIOTECARUL and DORU.79 After having given personal instructions to each of them, on 9 January 1979, he met with agent DORU in his workplace, who informed him in detail about the contact which one of the employees has with the Dutch students.80 On 21 March 1983, agent DORU meets in the MOCA meeting place with the officer, who had most likely previously asked him for information about the same person. In his report, agent DORU emphasized how the target person has regular contact with the Dutch students and other foreign guests but that these persons are never introduced to him. The officer gives out the further task of the need to influence the entourage of the target person in a positive way.81 But in addition to focusing on his special objective, agent DORU has, a matter of fact, been also focusing on some other colleagues, too, taking note of their visit abroad or their foreign guests. On 16 May 1987, he met with the officer at the LIBRARIA meeting place to hand over his report about another employee of the same Institute, on which occasion he was given the following special tasks: “to find out, whether his colleague’s foreign contacts would generate any hostile action against the politics of the state; what is [his colleague’s] perception about the participation of the seminary students at the Vienna congress.”82
Agent DORU has been denouncing not only his colleagues but his fellow pastors as well in what concerns their visits abroad.83 The SP furthermore plans to add to his duties of surveillance the seminary students’ planned trip abroad.84 79
ACNSAS, I-210099/5. 9. ACNSAS, I-210099/9. 85. About his connections see ACNSAS, I-210099/6. 78. 81 The officer speaks literally of “community of interest” [mediul de interes] which agent DORU should influence. ACNSAS, I-210099/9. 160-160v. 82 ACNSAS, R-187913. 93. Agent DORU has informed the intelligence officer about his colleague’s very personal and intimate affairs: on the 10 April 1988 “DORU” delivered his report in the “C. LIBRARIA” meeting place in which he denounced his fellow teacher GZ. The officer’s footnote: “we have tried to clarify the personal life of source BIBLIOTECARUL related to which he [agent DORU] reporting orally, that after each class he withdraws to his office, a rumor having been spread that he has intimate affairs with a female teacher”. Agent DORU has been given special instructions to acquire information about his contact outside the Institute. ACNSAS, R-268543/1. 113. 83 On 1 June 1979, agent “DORU” handed over his report in the “MARIANA” meeting place to the officer. It contained an account of András Kozma’s visit abroad and the people he met during the visit. ACNSAS, I-235928/2. 100. 84 Referring to the seminary students’ visit abroad, the officer notes on 27 June 1980: in HELGA [Hungary] they will be watched by DORU. ACNSAS, R-268543/3. 152; agent “CLUJANA” has also reported about her visit abroad. ACNSAS, I-211237/4. 282-288. 80
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Franz Bos – Case Study We have chosen the case of Franz Bos for case study, because all the methods which the SP has used for surveillance, here including harsh or intensive inspection at border points, detailed reports by agents, admonition, use of technical equipment, shadowing, etc., can be found to have been applied in his case.
The Source The dossier containing Franz Bos’ surveillance documentation can be found in the SP archive, under the registration number of I-235423; it is comprised of 93 numbered sheets. The documents were not organized in chronological order, rendering the investigation somewhat more difficult. The content of the documents is diverse. We did not undertake to make presentation of the material in chronological order but according to topics. Our primary aim is the delineation of the SP’s methods of surveillance and not the chronological presentation of the activity of the person serving as the case study. The substance of the folder has been supplemented with information from other documents originating from other sources but only in the case that the information concerns the person of Franz Bos.
Intensive Inspection at Border Points On 17 February 1982, number 0200 military unit in Bucharest, responsible for border control, received a telex notification from the territorial Inspectorate MI Cluj/Kolozsvár in which they request an intensive inspection and customs examination at the border control point for the Dutch reformed pastor Franz Bos, as they have checked and confirmed factual information that, in the period 18-25 February, he is planning a visit to Cluj/Kolozsvár and he has the intention of smuggling hostile propaganda-matter through the border. They ask the SP unit to inform the SP Inspectorate about this in due course. The request was signed by the leader of the Cluj/Kolozsvár territorial SP subunit, colonel Oprea Ioan.85 Although the dossier does not contain the Bucharest military unit’s report about the border check, nevertheless, we are able to ascertain out from other sources (a report dated 17 July 1985) that the smuggling attempt was muzzled and thirty books were confiscated from Franz Bos. The reason cited for their confiscation was their historical content, the books being undesirable due to their being published 85
ACNSAS, I-235423. 30.
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in the Horthy era.86 On this occasion, the SP posted an outstanding professional performance, its personnel having detected the Dutch pastor’s plan and effectively muzzling it at the border control point, thus closing the intelligence security action successfully.
The Admonition After the book transport failure József Ungvári, the lieutenant colonel of intelligence services, formulates a proposition towards admonition proceedings in the case of Franz Bos.87 His argument is manifold: after 1980, Franz Bos began to manifest hostile behavior against our country, in 1982; he made an attempt to smuggle through the border books from Hungary having hostile content; he has tried to take out of the country matter related to the Roman Catholic church, saying, that “now is the best occasion to place them [abroad]”; at present, he is press correspondent for the church. The officer asks for the approval of his superiors in order to take action. Having received the requested consent, he selects the local office of the passport registration service as the site administering the admonition. The admonition consists of the following: he will be blamed for manifesting unfriendly conduct and a hostile attitude toward Romania by virtue of his actions and behavior, he will be reminded to abstain from any action against the state, and, lastly, it will be made clear to him, that should he persist in veering in the negative direction, the SP will not hesitate to resort to the use of other legal methods. It is desirable that the chief of the I/B Inspectorate’s department, Oprea Florin, and lieutenant colonel József Ungvári be present at the admonition proceedings. On the bottom of the letter containing this proposal is the note appended by officer Ungvári, saying, that the admonition was carried out on 22 February 1982, when the target person “manifested a correct conduct, promising to hereafter respect the laws of the state. The admonition took place at the office of the passport registration service, in the presence of lieutenant colonel Crăciun F. and lieutenant colonel Ungvári J.”88
The Preparation of Complex Surveillance Before beginning to discuss the importance of the contents of the reports, something needs to be said about the process of surveillance 86
ACNSAS, I-235423. 1. The intention to admonish Franz Bos was brought up on 18th of January 1982. See the officer’s footnote on the report made by agent MEDESAN on that day. ACNSAS, I-235423. 29. 88 ACNSAS, I-235423. 31-31v. 87
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preparation. The book smuggling attempt, which triggered the mentioned action at the border control point, was just one of the reasons for more thorough inspections and a higher degree of observation. There was more than this involved, and understanding the background to it is much more important. The secret service had already classified information to the effect that, while in Hungary and through discussions with certain individuals, Franz Bos had adopted a hostile attitude towards Romania. Consequently, the SP suspected him to have intentions of carrying on gathering data of an intelligence nature and doing this mostly among members of the Hungarian ethnic group in Romania. Perhaps Franz Bos’ most interesting drawing card was his new position in church circles, for he had become the pastor of the congregation in the Hague, which was frequented by the highest state officials and the queen herself.89 Consequently, the weightiest reason for ordering his constant surveillance was the assumption of the SP that he had become a secret agent of the Dutch Intelligence Service and that he would be gathering information for this agency.90 All these factors combined induced the SP to mount a very thorough preparation for surveillance: 1. The territorial branches of the SP’s Directorate III (the counter-espionage arm), are to uncover and identify all his contacts in the counties of Brașov, Sibiu, Alba and Mureș; 2. I./B Inspectorates are to investigate the nature of his behaviour in all parts of Romania; 3. The officer in charge is to follow him throughout the country, and with the assistance of the territorial Inspectorates, shadow the target person’s each step, using all necessary and available technical devices; 4. Listening equipment is to be installed in the guest room occupied by Franz Bos at of the Institute of Protestant Theology; 5. He will be monitored by the “S” service (monitoring of correspondence); 6. The “F” method will be applied (shadowing) as well as effecting a secret house search in order to uncover the identity of his contacts.91 The plan as such was prepared by Captain Mocan Viorel and approved on 17 July 1985 by both the chief of the Inspectorate and the director of Directorate III (counter-espionage), Vulcan Filitaș. The target person was assigned a code-name (BRADU) in anticipation of his visit in the subsequent year. The plan for the surveillance project was prepared and approved by the same individuals. The entire surveillance process was greatly simplified, however, when Franz Bos elected to stay at a hotel. The SP used the usual method of surveillance, 89 90 91
ACNSAS, I-235423. 1-2. ACNSAS, I-235423. 71-73. ACNSAS, I-235423. 1-2.
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even though it was expanded to include three agents who were charged with uncovering his schedule of visits and identifying those comprising his circle of contacts. The captain who made the plan for surveillance wanted to use the agents to effect positive influencing, also, but the chief of the Inspectorate struck this sentence out and wrote beside it: “we don’t deal with positive influencing”. In addition to the planned intensive surveillance, a note was despatched to the MI military unit at Bucharest requesting a thorough examination by the customs authorities at the border point where the target person would leave the country.92 On 17 May 1987, a handwritten draft of the SP’s new surveillance strategy plan was made which, in effect, initiated a method of complex surveillance, similar to that which has been presented.93
The Tapping of Telephones Two days after agent SONIA’s written report of 5 May 1985, the colonel at the Inspectorate colonel appended to it the following annotation: let the officer in charge “prepare the necessary proposal for the installing of TO [Operative Technique] devices”. Deadline: May the 15th.94 Microphones were not only installed under the tables, “but in all locations where conversation is expected to occur and installation is convenient”. For such cases, IDEB equipment was used, that is, dry battery operated phone tapping apparatus. Responsible for this branch of intelligence was Mocan Viorel, a captain in Directorate III (counterespionage), who was instructed to establish contact with the colleague in interior intelligence service, lieutenant colonel József Ungvári.95 Agent EUGENIA, in his report made on 24 December 1985, speaks about Franz Bos’ visit in her flat at Câmpia Turzii/Aranyosgyéres, who told her, that, as soon as next January, he would be returning for consultation on the theme of his Ph. D. dissertation. Officer Mocan Viorel commented thus: “we will take action by installing TO devices in the flat of the source, which allow us to monitor the activities of the Dutch Ph. D. candidate, Franz Bos.”96
The counter-espionage officer of Directorate III, Mocan Viorel, notes at the end of SONIA’s report that suspicion of the gathering of intelligence data have arisen because of the target person’s activities, which means
92
ACNSAS, I-235423. 2-2verso. ACNSAS, I-235423. 3v. 94 ACNSAS, I-235423. 55v. 95 ACNSAS, I-235423. 2-2verso. 96 ACNSAS, I-235423. 56. 93
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that “we shall put complex surveillance measures into operation”, as described in the approved scheme.97 The MI Inspectorate in Cluj/Kolozsvár requested permission to use IDEB, i.e. dry battery-operated phone tapping equipment during Franz Bos’ visit planned for April 1989. To launch the official process the service chief had to complete a special form which needed to be signed by the chief of the territorial SP (Ioniţă Nicolae). In the application form, the officer had to specify the type of tapping equipment requested, the period of the usage and a well-supported motive for using it. To this effect, the counter-espionage unit wished to know the program schedule, the contacts and the content of the telephone conversations Franz Bos and his companion Jacob van der Meet were intended to make.98 Directorate III of MI service in Cluj/Kolozsvár indicated the reason of the intensive surveillance to be the suspicion of Franz Bos’ involvement in secret intelligence activity.99
The Reports Some of the details of the Dutch couple’s visit can be found in the reports. The very first report of their presence was made by agent INCZE W. on 5 October 1978 and handed over to the officer in his own flat, saying, that the Dutch couple had attended the school year opening ceremony on October 2 but they were somewhat ill at ease because no one had bothered with them. The intelligence officer, József Ungvári, put the usual comment at the end of report by which he let his superiors know the instruction he had given to the agent in order to win the Dutch couple’s confidence. Aim: to monitor them and influence them positively.100 On September 20 of the following year, Árpád Péntek formulated an official report under his own proper name giving an account of the Dutch ambassador’s visit to the offices of the Reformed Church. In the same report, he also mentions the ambassador’s visit to the Institute of Protestant Theology in Cluj/Kolozsvár, where the ambassador spent half an hour in the Dutch couple’s flat which was, in fact, the institute’s guest room.101 On 5 December 1979, agent CSOMA reports that, in the period of December 8-12, the couple had effected a trip to visit several Transylvanian Reformed Church congregations (Héviz, Illyefalva, Dálnok and Sepsiszentgyörgy) without obtaining 97 98 99 100 101
ACNSAS, I-235423. 57. ACNSAS, I-235423. 91. ACNSAS, I-235423. 93. ACNSAS, I-235423. 4. ACNSAS, I-235423. 3-4.
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the necessary special permit from the State Department for Cults.102 On 18 February 1980, agent IMRE reported that the Dutch couple paid a visit to the Dutch ambassador in Bucharest, having been invited by him.103 On May 16 of the same year, agent KIS includes information about Franz Bos in his report to the SP. At the end of the report, the intelligence officer instructed him to influence the target person in a positive direction: “persuade him [Franz Bos] to publish articles about our [socialist] achievements, especially about the religious freedom which the ethnic nationalities in our country should appreciate.”
The officer is determined not to cease maintaining close contact with Directorate III, the counter-espionage unit, because four Dutch pastors will soon be arriving to visit the Institute.104 Agent SANDOR I. informs the service that the target person has expressed his criticism about some of the deficiencies of the theological education program and about the Church’s position regarding the equality between female and male pastors.105 In his own office, on 18 January 1982, Agent MEDESAN handed his report to the officer saying that Franz Bos intends to take an exam sometime between 21-26 February, and he will be lodged in the Astoria Hotel. According to the officer’s comment on the report, he has the intention of requesting the MI no. 0200 military unit to exercise thorough and extensive controls at the border point.106 Agent BARTA’s report written on 20 February 1982 consists of two parts: in the first section she mentions things about the Ph. D. exam; in the second part, she enumerates Franz Bos’ contacts, mentioning that some Reformed Church pastors and seminary students maintain permanent contacts with them and that they monopolize the contacts. At the end of the report the officer’s remark says, that he intends to verify the information with two more agents.107 On 25 October 1982, agent KIS’ report mentions Bos’ meeting with Steven (István) Juhász, this occurring at the airport in Amsterdam where Juhász arrived on his way to the USA and accompanied by Iulian Sorin, the headmaster of the State Department for Cults.108 As we have already said, on 19 February 1983, intelligence officer József Ungvári wrote a report to the SP chief leaders about his meet102 103 104 105 106 107 108
ACNSAS, I-235423. 9-9v. ACNSAS, I-235423. 15. ACNSAS, I-235423. 15-15v. ACNSAS, I-235423. 17. ACNSAS, I-235423. See the officer’s footnote. 29. ACNSAS, I-235423. 32-32v. ACNSAS, I-235423. 34.
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ing and discussion with IULIANO at the University Library in Cluj/ Kolozsvár. In the second part of the report, he relates the information obtained from IULIAN, notably that Ph. D. student Franz Bos visited him on 16 February 1983 in connection with his exam. Due to the fact, that Franz Bos is the main object of our study, and the event has to do with his suspicion of being watched, we draw again the reader’s attention to the discussion.109 On 19 March 1984, three documents were issued by the MI territorial Inspectorate of Brașov/Brassó related to Franz Bos’ contacts: the first mentions the K. I. Reformed Church pastor, the second tells us about a certain C. C. [most likely Christoph Klein] professor at Sibiu/ Nagyszeben and in the third, the Inspectorate inquires about the owner of a certain telephone number at the brother organization in Cluj/Kolozsvár.110 Attempts to identify K. I. proved unsuccessful as the service could only track down a retired military officer under this name, who can hardly be the Reformed Church pastor in question. On 6 March 1984, the same Inspectorate reports to the Cluj/Kolozsvár branch that Franz Bos is lodged in the Carpați Hotel, in room 240 and that he maintains suspicious connections with people from Sibiu/Nagyszeben, Cluj/Kolozsvár and Aiud/Nagyenyed. The report made reference to his earlier visits, too (3 July 1982; 4 February 1983; 25 February 1984). The officer who made the report suspects that he gathers intelligence for the Netherlands, for which reason he suggests that he be kept under full surveillance.111 On 5 May 1985, agent SONIA made a report on the target person’s visit. She relates that he had met several Transylvanian pastors and that he had been promoted to the position of pastor in the Hague. There is something of interest in the officer’s remark: the meeting was attended even by the chief of Directorate III, lieutenant colonel Vulcan Filitaș, which indicates the elevated importance of the agent’s flat. As a matter of fact, the officer stresses the importance of the place saying: “her apartment is frequently visited by the most important church personalities”. On the report written by the same SONIA on 7 May 1985 is the comment: Franz Bos has established a wide network of connections and, in the Netherlands, he has been promoted in the hierarchy of the Reformed Church. For this reason “I consider it necessary – writes Vulcan Filitaș, the chief of MI Directorate III, the counter-espionage unit – to work seriously upon the Franz Bos question,
109 ACNSAS, I-210099/8. 157. Source: “IULIAN”. Date: 19.02.1983. Place: Biblioteca Univ. Part[icipant] [University Library]: lt. Col. Unvari I-Nr. 2416 110 ACNSAS, I-235423. 45., 46., 47. 111 ACNSAS, I-235423.54-54v.
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every possible means in every county where he has established contacts has to be used in order to uncover all his activities.”112
We mention SONIA’s next report only because of the detail that stirred her officers’ imagination. She reports that the royal family attends his church in Amsterdam every Sunday.113 The MI Inspectorate in Cluj/ Kolozsvár reports to the Mures/Maros branch that, on 2 September 1986, the Dutch couple was lodged in the Napoca Hotel, in room 316, and they made a phone call to Danes, near Sighișoara/Segesvár.114 Agent SORIN and PEXA, the hotel employees, reported on their staying there.115 At this time, the SP ordered a strict monitoring of their visit which we shall try to reconstruct here. On 8 September 1986, agent IONESCU reports about Franz Bos, among others.116 On 25 October 1988, agent KIS reports to the service that, on October 2, Franz Bos, together with his wife, paid a visit to the rector of the Institute of Protestant Theology. He informed the rector that, after five years of in-congregation service, each Dutch pastor is granted a Sabbatical leave of one year. He himself would like to use his Sabbatical leave year to complete his Ph. D. project, which would involve doing research work in Sibiu/Nagyszeben and in Cluj/Kolozsvár. In his comment, the officer says that this time agent DOCTORANDUL should be fully used to uncover Franz Bos’ connections in Cluj/ Kolozsvár.117 Agent KIS ISTVÁN handed his report to the officer on 25 October 1988 in which there is mention regarding Franz Bos’ intention to complete his Ph. D. dissertation. Officer Ungvári notes that agent DOCTORANDUL will be used again to uncover Bos’ connections.118 Agent DORU, on 7 November 1988, handed over his report to the officer in the “Consignaţia” meeting place. The report concerns the indignation expressed by both the Unitarian bishop József Ferenczi and the Reformed Church bishop Kálmán Tóth from Hungary over different matters. As a matter of fact, Agent DORU simply relayed to the SP the information obtained from Franz Bos about one of Ferenczi’s speeches in which the latter stated that Dutch students are no longer coming to the seminary in Cluj/Kolozsvár to study because an article putting Romania in a negative light had been published in the Netherlands. Bishop Tóth had another issue to air, which agent DORU 112 113 114 115 116 117 118
ACNSAS, I-235423. 55-55v. ACNSAS, I-235423. 57. ACNSAS, I-235423. 58. ACNSAS, I-235423. 59., 60-60v., see also page no. 69. ACNSAS, R-289591. Vol. 2. 1-4v. ACNSAS, I-234975. 36. ACNSAS, I-234975. 35v.
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recounts as the negative reaction of pastors in Hungary when seeing Transylvanian pastors fleeing Romania and settling down in Hungary, here quoting the words of a student of the seminary in Budapest. The officer gives the agent two tasks: to ascertain the real purpose of the visits of Franz Bos and of the other Dutch tourists and to report on his findings in due time according to previously established methods; furthermore, to make contact with the young seminary students from Hungary in order to reveal the veritable purpose of their visit.119 On 17 November 1988, the leadership of the SP Inspectorate in Cluj/ Kolozsvár issued a written note with the following text as formulated by the head chief: “BRADU has not been in Romania since 1987. In case he does appear, in the course of the forthcoming months, the measures formulated in the draft are to be applied. If he does not come, we shall terminate the planned action.”120
When Major Carac, head of Directorate III (the counter-espionage unit) reviewed the plan in 1989, he proposed the following plan of action and submitted it to Lieutenant Oltean Gheorghe: “a list of the contacts he has established in Cluj/Kolozsvár and in the other counties has to be pieced together; it needs to be established whether his address exists in the records of the ‘S’ service for the purpose of monitoring and tracking his correspondence; his connections in the Institute of Protestant Theology (to find out if he has the intention of returning in the near future) need to be monitored though Inspectorate no. 1, in the event that Franz Bos does not have any contacts, a report is to be made proposing the closing of his dossier.”121
The dossier was not closed. Tracking reports dating from the middle of the month indicate that Franz Bos was in Transylvania again.122 Two agents report on his visit. During his meeting with the officer at the “Casa Moca” meeting place, agent KIS informs the officer that he had suggested to Franz Bos to postpone his Ph. D. examination until the following year because 1989 was already rather crowded with different programs. To the end of the report the officer appended his having planted two agents in the entourage of the target person: COSMA and DORU. The second informant’s report, that of source DOCTORANDUL, was given to Lieutenant Colonel Ungvári in the “Casa Librăria” meeting place on 11 April 1989. In this, he reports, among other things, that Franz Bos visited him on April 10 and told him that he plans to do further work on his doctoral dissertation. The agent informed the officer that the target person intends to return again 119 120 121 122
ACNSAS, I-234975. 36-36v. ACNSAS, I-235423. 78. ACNSAS, I-235423. 79. ACNSAS, I-235423. 83.
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in June and July to do more research. The report also included information about Hungarian church circles being upset about the Dutch Reformed churches visiting and supporting only the Transylvanian Reformed Church congregations. The officer’s comment found at the end of the report is the following: “the agent has delivered the information according to previous instructions, and then further instructions for agent DOCTORANDUL to uncover Franz Bos’ contacts, the nature of his connections and the veritable purpose of his visit.”123
In accordance with instructions from his superiors, the intelligence officer responsible for this case summarized the information from the two reports, incorporating the most essential information, and forwarded it to Bucharest.
Shadowing Being a high priority target person during his visits, Franz Bos could not escape rigorous shadowing by the SP. This technique of surveillance generally does not yield any substantial operative information and reveals only a few isolated details about the person’s daily contacts. As a matter of fact, the personnel doing the shadowing were regularly looked down upon by the regular intelligence operative units of the SP and were considered to be second rank technicians. The shadowing records are more than extensive and their contents boring to read. Thus here we shall present only a short extract from these records, just to give a concrete example of what they contain. We mentioned earlier that the SP had prescribed a complex surveillance package for Franz Bos. Shadowing was an important component of this package and doing it was the responsibility and task of Service “F”, which was incorporated within the territorial Inspectorate of Cluj/Kolozsvár. The SP person charged with the assignment shadowed Franz Bos from 5 September 1986, 7.00 a.m. until the next day, 6 September midnight (0.15 a.m.). At this time, the shadowing itself was given a separate code-name: BUBU. “At 9 o’clock BUBU, with a brown bag in his hand, and his wife, descended into the hotel’s hall and went to the restaurant. They sat down, and they were served breakfast. At 9.30, the target person and his wife left the restaurant, his wife went up to the hotel room, he stopped at the reception desk. Here he talked with the receptionist for about 3 minutes and after that he also went up to his room. Ten minutes later the target person, BUBU, with a brown bag in his hand, together with his wife, who had a sports bag in her hand, descended to the ground floor and stopped before the reception desk.
123
ACNSAS, I-235423. 89.
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Standing not far from them was Dan Anghel, a merchandise distributor for a company in Bucharest […], who was lodged at the Napoca Hotel. Moving past the couple, he discretely nodded his head towards them and left the hotel. BUBU also left the hotel and together with his wife they proceeded along the sidewalk, walking parallel to or alongside Dan Anghel for about 200 meters, without it being possible to determine whether they spoke to each other or not. […] After crossing over the Samos River bridge, the target person and his wife entered the central park area while Dan Anghel proceeded further on the Youth Promenade until the Hungarian Opera building, where once again, he proceeded past the target person and his wife. […] At 10.30, BUBU and his wife left the Continental hotel and entered the adjacent COMRED shop. At 10.50, target person BUBU, with a fully packed bag, together with his wife, who was carrying a plastic bag brimming with merchandise, left the shop. Pretending to be taking a leisurely walk, they crossed Freedom Square, Peter Groza and Torch streets and, eventually, at 11.05, they entered the building at 29 Torch Street. At 14.20, together with his wife, he left the mentioned building and they proceeded along Wolf Street to the building with the address number of 21 and entered it. The time was 14.25 etc.”124
At the end of the report of this shadowing, it says that the shadowing continued for a few more days. The man from the counter-espionage unit followed them even when they got on the train and reported the identities of the persons with whom they had had contact.125 Once they arrived at the train station in Brașov/Brassó, the shadowing was taken over by the employees of the local counter-espionage unit.126 Based on the detailed records of information gleaned from several days of shadowing, the Directorate III of the SP county inspectorate in Cluj/Kolozsvár prepared and sent, on 25 September 1986, a summary report to the Bucharest branch of Directorate III (espionage). We quote the first sentence of the report: “In the focus of our watch stood the Dutch citizen Franz Bos, whom we placed under operative surveillance because suspicion arose about him being an agent of the Dutch Intelligence Service.”
The complex surveillance was extended to several counties, the Cluj/ Kolozsvár Inspectorate having collaborated with the partner inspectorates in Sibiu/Szeben, Brașov/Brassó, Mureș/Maros, and Covasna/Kovászna counties. At the end of the report, the SP chief in Cluj/Kolozsvár, Colonel Ioniţă Nicolae, and the chief of Directorate III, Colonel Vulcan Filitaș, together inform the central leadership about a set of measures to be taken: the individuals who had been in contact with Franz Bos while he was being shadowed do not yet figure in the files of the SP, thus it 124
ACNSAS, I-235423. 64-64v.-65. ACNSAS, I-235423. 66-66v.-67. 126 ACNSAS, I-235423. The report made on 8 September 1986 proves that the comprehensive shadowing was organized and carried out by the local Inspectorate of Directorate III. ACNSAS, I-235423. 68. 125
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will be a future task of the mentioned county inspectorates to supply information about the identity of these individuals and the nature of these contacts.127 There is a document in Franz Bos’ dossier which lists eleven names but has no date on it. Nonetheless, it is evidence of the plan of action having been realized because many of these eleven names can be found in the records which report the shadowing.128 The counter-espionage service made recourse to shadowing on two more occasions by having provided the same justification for it as before (secret intelligence activity on behalf of foreign countries).129 In April 1989, Franz Bos and one of his colleagues, Jacob van der Meet, visited Romania to undertake additional research work for his Ph. D. thesis in Sibiu/Nagyszeben and Cluj/Kolozsvár theological libraries and archives. On April 11 and 12, service “F” of the SP shadowed them in Cluj/Kolozsvár and then in Sibiu/Nagyszeben on April 14 during their stay there.130
Conclusions In the 1950s, the Romanian Communist Party’s policy laid great emphasis on adhering to the Soviet orientation and, as a consequence, Romania voluntarily undertook the implementation of policies by which it walled itself off from the West. This policy was similarly applied to its relations with its westerly adjacent socialist neighbor, Hungary, this posture being rooted not in ideological differences but more in questions of a historical and geographical nature. A direct result of this was the severe limitation of frontier traffic on the western border. This state of quasi-isolation had the effect of diminishing the number of visitors from Western European countries who actually visited the institutions or representatives of the Reformed Church. Because these visits were so few and far between, the secret services perceived no need to erect an extensive operative surveillance network focusing on the Reformed Church organization and its members. Thus the SP agents of the first era reported only at casual intervals and in a casual manner, the network not yet as well-organized as it later came to be in the 1970s. 127
ACNSAS, I-235423. 71-73. Dan Anghel, Köber Berthold, Sógor Gyula, Kozma András, Adorján Kálmán, Horváth Levente, Buzogány Dezső etc. 129 ACNSAS, I-235423. 96. Shadowing was considered successful because Ioniţă Nicolae received information from Bucharest that Franz Bos left the capitol city on 9 of April 1989 and went to an unknown place. 130 ACNSAS, I-235423. 83-83v. 128
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The reorganizing process started in 1968 and, although carried out in only a few months, it brought considerable change to the SP. At first, control of the Ministry of Interior (MI) was in the hands of the Communist party’s upper leadership but was then taken by Nicolae Ceaușescu, general secretary of the Communist party, into his own hands. Change thus came not only on the political level but also on the professional level. As new leader of the party, Ceaușescu wanted to initiate a quality-improvement process which was meant to produce an élite and more effective SP. In this process, step by step, the former semi-literate personnel of the SP were replaced with new, well-educated young officers, recruited directly from the university lecture halls. The frequent, openly brutal comportment which was characteristic of the SP in the 1950s eventually disappeared and the working methods of those involved in intelligence work became more refined and discreet. The beginning of the 1970s brought with it policies sanctioned by the highest levels of party leadership which initiated political openness toward Western Europe and the USA. The former, unwelcoming border regulations were loosened and visitors from the West could enter the country with less difficulty. The reorganization of the SP and the relaxed border policies soon resulted in an ever-increasing number of visitors from the West coming with ever-increasing frequency to visit the institutions and representatives of the Reformed Church. This naturally meant that the Reformed Church, its institutions, its representatives and individuals associated with it began to establish and maintain an ever-increasing number of contacts in the West. To counter this, the SP recruited an ever-increasing number of informants [who filed an ever-increasing number of reports] and was spurred to develop a fully organized network of active, in-church agents who made reports on a full-time basis, having access to the innermost circles of the Church. Although very much interested in the Church, the SP’s interest never had anything to do with the religious conviction or the faith of the church members and pastors. Reading through Communist party documents issued to the SP, it is entirely obvious that churches were characterized and categorized as being entrenchments and hotbeds of Imperialist ideology (particularly the sects, which kept regular close contacts with their partner organizations in the so called Imperialist countries). In the perception of the SP, the fact that the Reformed Church of Romania was an ethnically Hungarian and organized community was reason enough to link it with the potenzial dangers of Hungarian nationalism and irredentism. Church contacts with institutions in Hungary were in the forefront of SP interest, also, simply because
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they were viewed as means to refuel national ideology and strengthen Hungarian identity. It may seem strange but on the SP’s list of nationwide surveillance priorities the Reformed Church figured near the bottom, being accorded much lower priority than other churches and sects. This did not mean that the SP was fully indifferent towards it. Similar to its efforts with other denominations, the SP had unceasingly attempted to shape, influence and determine the internal and foreign policy of the Reformed Church. To do this effectively, the SP made use of agents recruited among church personnel, who actively participated in covert operative actions to help the SP achieve its purposes as it wished to determine them for the Reformed Church. The SP’s interest in foreigners visiting the Reformed Church and especially in Dutch students studying at the Institute of Protestant Theology was always of a high degree. The surveillance of these foreign visitors was co-ordinated by two central Directorates, Directorate III (counter-espionage) and Directorate I (the General Directorate of Domestic Intelligence). The SP suspected them to be spies doing intelligence work on behalf of an intelligence agency from an Imperialist country. To counter and neutralize this, the SP mounted a complex surveillance strategy specifically to monitor the activities of visitors who were suspect. The case study which has been included highlights the details of the complex surveillance method as it was applied: very often the SP apparatus of more than one county was involved; all the professional procedures were deployed (phone tapping, conversation interception, monitoring of correspondence, shadowing, strict border controls); the SP had successfully infiltrated agents into the target person’s surroundings and had also recruited agents from among the target person’s best friends. The SP had even initiated surveillance of the employees of the church institutions, particularly those who were some type of closer connection with target person. It is clearly seen that the SP’s work methods applied in the surveillance of visitors to the Reformed Church was the same as the working procedure of the intelligence service of any other democratic country. The principal difference between the two Services was in their purpose. While the agencies of Western countries were true defenders of the country’s democratic interests, the sole task of the SP in Romania was to protect the Communist party’s interests and to implement the Communist party’s dictatorial policy – by force, if necessary – at every level of society, and, consequently, even within the multiple strata of the Reformed Church.
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Rezumat Poliția Secretă supraveghind pe oaspeții Bisericii Reformate și pe studenții olandezi la teologie în România Socialistă În anii cincizeci politica Partidului Comunist Român a pus accentul pe aderarea la modelul sovietic și, în consecință, România s-a decis în mod voluntar pentru implementarea unei politici izolaționiste față de vest. Efectul acestei politici a fost, între altele, scăderea vizitelor din apus. Starea de quasi-izolare a dus la diminuarea numărului de vizitatori din țările occidentului european care, de fapt, au vizitat instituțiile și reprezentanții Bisericii Reformate. Deoarece aceste vizite au fost sporadice, Securitatea nu a considerat necesară instalarea unei rețele de extensivă supraveghere operațională, focusând pe Biserica Reformată și membrii ei. De aceea, agenții Securității nu au prezentat decât la intervale sporadice rapoarte vagi, rețeaua informațională nefiind încă atât de bine organizată ca în anii șaptezeci. La începuturile anilor șaptezeci au fost elaborate politici noi, sancționate la cel mai înalt nivel al conducerii partidului, care preconizau o deschidere spre apusul Europei și SUA. Dispozițiile restrictive de trecerea frontierelor au fost destinse, încît vizitatorii din apus au putut accesa România cu mai mare ușurință. Schimbarea acestor dispoziții a dus la creșterea continuă a numărului de vizitatori din apus, venind pentru a intra în relații cu instituțiile și membrii Bisericii Reformate, care la rândul lor au stabilit și menținut contacte tot mai intense cu acești vizitatori. Pentru a contracara această evoluție Securitatea a recrutat un număr permanent crescând de informatori (producând un număr tot mai mare de documente). Ca urmare, Securitatea s-a simțit obligată să organizeze o rețea tot mai deasă de informatori activi full-time și în sânul Bisericii Reformate. Aceștia, având acces la cercurile conducătoare ale acestei biserici, produceau un număr mereu crescând de acte. Interesul Securității pentru acești vizitatori, mai ales pentru studenții din Olanda, veniți pentru studii la Colegiul Teologic Reformat din Cluj, a fost foarte viu. In percepția Securității faptul că Biserica reformată din România a reprezentat o comunitate etnică maghiară bine organizată, a fost un motiv suficient pentru a o suspecta de iredentism și naționalism maghiar. Contactele acestei biserici cu instituții din Ungaria s-au aflat în primul plan al interesului Securității pentru simplul motiv că ele au
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fost privite ca o încercare de a reînvia ideologia națională și de a întări identitatea maghiară. Prezenta lucrare focusează pe aria metodelor de urmărire ale Securității ca și pe activitățile informatorilor dinăuntrul Bisericii Reformate.
U M D E U T U N G R E L I G I ÖS E R P R A K T I K E N IN POLITISCHE SCHULD D U R C H D A S M I L I T ÄR G E R I C H T K L A U S E N B U R G / C L U J 1948-1958 Von Corneliu P i n t i l e s c u
Einführung Diese Arbeit soll durch eine vergleichende Analyse dreier Prozesse verdeutlichen, wie die Unterdrückung religiöser Bekenntnisse im ersten Jahrzehnt des kommunistischen Regimes in Rumänien durch juristische Verfahren und einen juristisch abgesicherten Diskurs der beteiligten Institutionen Securitate, Staatsanwaltschaft und Militärgerichte gesetzlich sanktioniert wurde.1 Dazu sind die informativen und strafrechtlichen Akten der von den drei Prozessen betroffenen Personen untersucht worden, die von der ehemaligen Securitate erstellt worden sind. Die so erlangten Informationen werden abschnittweise hinterfragt, wobei jeder der drei Abschnitte eine Etappe in der Umdeutung religiöser Bekenntnisse zur politischen Schuld darstellt: geheimdienstliche Verfolgung, strafrechtliche Ermittlung, Anklageerhebung seitens der Staatsanwaltschaft und Gerichtsurteil. Die Entwicklung jedes Falles wird im Einzelnen und vergleichend über alle Etappen dargestellt und analysiert, ebenso die gesetzlich institutionalisierten Mechanismen des Prozesses, durch den politische Schuld diskursiv konstruiert wird. Zum besseren Verständnis des untersuchten Gegenstandes und der hier unternommenen Analyse müssen einige Grundbegriffe wie „repressive politische Maßnahmen“ oder „diskursiv konstruierte politische Schuld“ definiert werden. Als repressive politische Maßnahmen bezeichne ich jene, die vom kommunistischen Staat unternommen wurden, um gesellschaftliche Gruppen (bestimmt nach ideologischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlich-beruflichen Gesichtspunkten), 1 Die Arbeit beruht auf Erhebungen zur Erstellung der Dissertation (Titel: Justizmechanismen der politischen Repression in Rumänien (1948-1956). Fallstudie: Militärgericht Cluj), die der Autor im September 2010 an der Universität Babeș-Bolyai in Klausenburg/ Cluj verteidigt hat.
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die als widerständig oder möglicherweise widerständig betrachtet wurden, aufgrund der durch verschiedene Institutionen wie der Securitate, der Miliz, der Staatsanwaltschaft oder der Gerichte eingebrachten Strategien und Pläne zu unterdrücken. Da das Regime es wünschte, dass die politische Repression durch gerichtliche Urteile (meist von Militärgerichten) gesetzlich sanktioniert wurde, waren die Securitate, die Staatsanwaltschaft und die gerichtlichen Instanzen bemüht, eine politische Schuld zu konstruieren, wobei unter den verschiedenen Mitteln eine entscheidende Rolle die diskursiven spielten, mit denen argumentativ untermauert wurde, weshalb die betroffenen Personen „konterrevolutionärer“ Vergehen beschuldigt wurden und nach dem Gesetz zu strengen Strafen zu verurteilen waren. Es wird durch Beispiele belegt, wie die Konstruktion politischer Schuld in der institutionellen Praxis jener Zeit realisiert wurde. Der Sinn repressiver politischer Maßnahmen im kommunistischen Rumänien ist im Kontext jener Jahre zu sehen, die durch die großen sozioökonomischen Veränderungen (schnelle Kollektivierung und Industrialisierung), die Auswirkungen des Kalten Krieges und die Revolution von 1956 in Ungarn gekennzeichnet sind.2 Eine der repressiven politischen Maßnahmen war gegen die Tätigkeit verschiedener Glaubensgemeinschaften auf dem Gebiet Rumäniens gerichtet und ging einher mit der Einführung der staatlichen Kontrolle über die kirchlichen Einrichtungen. Um die Einstellung des kommunistischen Staates und seiner Institutionen gegenüber den Kulten zu begreifen, muss zunächst der Verwaltungsapparat, der die Repression plante und organisierte, in den Blick genommen werden. Ein Stenogramm der Sitzung, die die Leitung der Securitate am 1. März 1950 mit den Regional- und Kreiskommandanten abhielt, und das Marius Oprea in einem Dokumentarband veröffentlicht hat, lässt die Sicht der Leitung der Securitate auf die „Kulte“ erkennen. Dabei wird deutlich, dass sie je nach politischem Kontext unterschiedlich waren, aber stets denselben marxistisch-leninistischen Grundsätzen folgten. Bei diesem Treffen nimmt der stellvertretende Innenminister Gheorghe Pintilie zur Haltung der Securitate gegenüber Pfarrern folgendermaßen Stellung:
2 Zur Bedeutung dieses Jahres siehe Dennis D e l e t a n t : Impactul revoltei maghiare în România [Das Scheitern der ungarischen Aufruhr in Rumänien]. In: Analele Sighet – Anii 1954-1960. Fluxurile și refluxurile stalinismului [Das An- und Abschwellen des Stalinismus]. Hg. Romulus R u s a n . București 2000; Mihai R e t e g a n : Starea de spirit în România la sfârșitul anului 1956 [Die Stimmungslage in Rumänien am Ende des Jahres 1956]. In: Arhivele Totalitarismului II (1995), Nr. 2.
Umdeutung in Schuld durch das Militärgericht
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„Demnach sollen wir, gemäß den Richtlinien des Zentralkomitees,3 nicht jetzt zuschlagen, denn es ist nicht der Moment, auf alle Pfarrer einzuschlagen, und wir müssen uns jeden Einzelnen ansehen, im Einzelnen sehen, worin seine Feindschaft besteht. Auch die, die wir in unsere Arbeit einbeziehen, werden nicht zu hundert Prozent mit uns sein […].4 Nicht zu vernachlässigen sind die, die sich offen feindlich äußern, die treffen wir mit aller Kraft. Dies ist so etwas wie eine Richtlinie für uns, wer sich nicht offen feindlich äußert, obwohl wir ihn ziemlich gut kennen, wer eine Zeitlang seiner Arbeit nachzugehen versucht, den lassen wir in Ruhe.“5
Diese Äußerung ist charakteristisch für die allgemeine Haltung kommunistischer Regime gegenüber Kulten, die Pedro Ramet als „ambivalent“ bezeichnet hat, weil die Kulte als natürlicher Feind des Regimes und zugleich als „potenzielles Instrument“ betrachtet wurden.6 Wenngleich Religionsausübung im Allgemeinen als Element der alten Gesellschaftsordnung aufgefasst wurde, die den Übergang zur neuen Gesellschaft oder deren Festigung hemmte, hinderte die marxistisch-leninistische Ideologie die kommunistischen Regime nicht daran, hin und wieder religiöse Praktiken oder Institutionen für ihre Ziele einzuspannen. So war ihre Einstellung gegenüber verschiedenen Kulten zeitbedingt. Die bestimmenden Faktoren dabei waren: die Einstellung der Institution zum neuen Regime und seiner Politik, die Unterwürfigkeit gegenüber dem von dem kommunistischen Regime bestimmten gesetzlichen Rahmen, dem Stellenwert der religiösen Praxis in der Gesellschaft, dem Grad des missionarischen Einsatzes, den Beziehungen zu ausländischen Institutionen.7 Innerhalb der Institution Securitate war der Dienst 3 in der Direktion 1 Innere Informationen zuständig für das Problem der Kulte, darin gab es mehrere Büros, die auf sogenannte „Probleme“ spezialisiert waren: Büro 1 für den orthodoxen Kultus, Büro 2 für den katholischen Kultus, Büro 3 für die protestantischen und neoprotestantischen Kulte.8 3 Zentralkomitee der Rumänischen Arbeiterpartei. Das war offiziell das Führungsgremium der Partei, das die allgemeinen politischen Maßnahmen und die praktischen Strategien zu ihrer Umsetzung bestimmte. 4 Bezieht sich auf die Zusammenarbeit der Informanten mit der Securitate. 5 Marius O p r e a : Banalitatea răului. O istorie a Securităţii în documente [Die Banalität des Bösen. Eine Geschichte der Securitate in Dokumenten] 1949-1989. Iași 2001, S. 158. 6 Pedro R a m e t : Cross and Commissar. The Politics of Religion in Eastern Europe and the USSR. Bloomington, Indianapolis 1987, S. 4. 7 O p r e a : Banalitatea răului (wie Anm. 5), S. 159. 8 Marius O p r e a : Problema 132: Biserica Româno-unită în atenţia Securităţii (Prefaţă) [Problem 132: Die rumänisch-unierte Kirche im Visier der Securitate (Vorwort)]. In: Istoria Bisericii Greco-catolice sub regimul comunist [Geschichte der griechisch-katholischen Kirche unter kommunistischer Herrschaft] (1945-1989). Hg. Cristian V a s i l e . Documente și mărturii [Dokumente und Zeugnisse]. Iași 2003.
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Da die Instrumentalisierung der Kulte nicht Gegenstand dieser Arbeit ist, richten wir unser Augenmerk auf die repressiven politischen Maßnahmen. Die intensive Repression gegen kirchliche Einrichtungen in der Zeitspanne 1948-1964 ist Teil einer von Moskau „suggerierten“, in den osteuropäischen Satellitenstaaten der Sowjetunion flächendeckend angewandten Politik. Die Kirchen wurden aufgrund ihrer komplexen Organisation, der menschlichen und materiellen Ressourcen, über die sie verfügten, sowie ihrer ideologischen Deutungsmacht zu den größten Feinden der neuen kommunistischen Regime gerechnet. Es waren stark verwurzelte Institutionen, die den inneren Zusammenhalt von Gemeinschaften sicherten, die Moskau brutal umzustrukturieren trachtete. So wurden im Juni 1948 bei der zweiten Zusammenkunft der Kominform Direktiven für die Politik der „volksdemokratischen“ Staaten gegenüber den Kirchen erlassen. Sie sahen vor, dass die katholischen Kirchen der Kontrolle des Vatikans entzogen, die griechischkatholischen aufgelöst und die orthodoxen und protestantischen den neuen Regimen „unterstellt“ werden sollten.9 Für einen Einblick in die Details der institutionellen Mechanismen, die das kommunistische Regime in Rumänien gegen die Kulte einsetzte und gesetzlich zu sanktionieren suchte, werden in dieser Arbeit drei Fälle dargestellt und untersucht, in denen bestimmte religiöse Praktiken10 zu „konterrevolutionären“ Aktivitäten umgedeutet und als Vergehen verurteilt wurden: Es geht um Ermittlungen und Gerichtsverfahren gegen einen griechisch-katholischen Priester, einen „Zeugen Jehovas“ und einen lutherischen Pfarrer. Die Untersuchung der drei Fälle konzentriert sich auf drei wichtige Momente der repressiven Aktion: die geheimdienstliche Verfolgung, wie sie sich in der durch die Securitate erstellten Akte niedergeschlagen hat, die strafrechtliche Ermittlung, die ebenfalls in der Zuständigkeit der Securitate lag, die Begründung der Anklage durch die Militärstaatsanwaltschaft und die Verurteilung durch ein Militärgericht. Untersucht werden auch einige Elemente, die allen drei Fällen strukturell eigen sind: die Art und Weise, in der politische Schuld diskursiv konstruiert wurde, die Gesetzesartikel, auf die man sich zwecks gesetzlicher Sanktionierung berief und wie diese Artikel manipuliert wurden, die Frage der Gesetzmäßigkeit 9 Virgiliu Ţ â r ă u : Democraţiile populare și atitudinea lor faţă de religie și biserică în anul 1948. In: Anul 1948 – Instituţionalizarea comunismului. Hg. Romulus R u s a n . București 1998, S. 674 [Die Volksdemokratien und ihre Haltung gegenüber Religion und Kirche im Jahre 1948. In: Das Jahr 1948. Die Institutionalisierung des Kommunismus]. 10 Dazu gehören sowohl die Tätigkeiten des Kultuspersonals als auch jene der einfachen Gläubigen in all ihrer Vielfalt: Gottesdienste, Predigten, religiöse Zusammenkünfte, Gebete usw.
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des Urteils im gesetzgeberischen Kontext jener Zeit, das Strafmaß und die Rolle des repressiven Akts im Rahmen breit angelegter politischer Repressionsmaßnahmen.
Der Fall des griechisch-katholischen Priesters Gheorghe Neamţu Die Griechisch-katholische Kirche wurde als einzige durch das Dekret Nr. 358 vom 1. Dezember 1948 von den kommunistischen Behörden „abgeschafft“.11 Im Herbst 1948 wurde nach dem zwei Jahre zuvor in der Ukraine erprobten Muster Druck auf die Mitglieder ausgeübt, zur Orthodoxie überzutreten. Nach einschlägigen Vorbereitungen im September 1948 entsandten 432 griechisch-katholische Priester aus den eigenen Reihen 38 Priester und Erzpriester, von denen nur 37 an der sogenannten Synode am 1. Oktober 1948 in Klausenburg/Cluj teilnahmen. Parallel dazu wurden die Oberen der Griechisch-katholischen Kirche isoliert oder verhaftet. Bei dieser sogenannten Synode wurden eine „Erklärung“ zur Rückkehr in den Schoß der Orthodoxen Kirche und ein „Appell“ an die griechisch-katholischen Priester und Gläubigen angenommen.12 Am 1. Dezember 1949 wurden sämtliche griechischkatholischen Diözesen und Glaubensgemeinschaften „aufgelöst und ihre Besitztümer dem Staat übertragen“.13 Die Unterdrückung der griechisch-katholischen Kirche war die Folge ihrer Unterordnung unter eine äußere Oberhoheit (den Vatikan), die vom Sowjetblock als Feind betrachtet wurde, und des Widerstandes ihrer Elite gegen den Unterwerfungsversuch des kommunistischen Staates. Hier soll außerdem gezeigt werden, dass die Unterdrückung des griechischkatholischen Kultes nicht nur die kirchliche Elite, sondern massiv auch die Priester betraf.14 11 Ioan Marius B u c u r : Din Istoria Bisericii Greco-Catolice Române [Aus der Geschichte der griechisch-katholischen Kirche in Rumänien] (1918-1953). Cluj-Napoca 2003, S. 181f. 12 B u c u r : Din Istoria Bisericii (wie Anm. 11), S. 205f. Alle sieben griechisch-katholischen Bischöfe wurden zwischen dem 27. und dem 29.10.1948 verhaftet. Die von dieser Synode angenommenen Beschlüsse müssen im Zusammenhang mit dem Terror gegen die griechisch-katholische Kirche gesehen werden. Siehe V a s i l e : Istoria Bisericii (wie Anm. 8), S. 179-181. 13 Ion B ă l a n : Gulagul românesc în tranziţie [Der rumänische Gulag im Wandel] (1948). In: Anul 1948 – Instituţionalizarea comunismului [Das Jahr 1948. Die Institutionalisierung des Kommunismus]. Hg. Romulus R u s a n . București 1998, S. 28. 14 Diese Schlussfolgerung ist auch das Ergebnis einer eingehenderen Untersuchung der Tätigkeit des Militärgerichts Klausenburg/Cluj in den Jahren 1948-1956, die der Autor im Hinblick auf oben genannte Dissertation angestellt hat.
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Der Fall des griechisch-katholischen Priesters Gheorghe Neamţu illustriert die Unterdrückung des Widerstandes gegen die Auflösung der Griechisch-katholischen Kirche und der heimlichen religiösen Aktivitäten danach. Die geheimdienstliche Tätigkeit, die den strafrechtlichen Ermittlungen und dem Prozess vorausgeht, belegt die verschärfte Aufmerksamkeit, mit der die Securitate unter den geschilderten Umständen das Wirken der Griechisch-katholischen Kirche verfolgte. Dabei richtete sie ihr Augenmerk auf die Einstellung der Priester gegenüber dem neuen Regime und auf die gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Tätigkeit und ihrer Haltung. In der rumänischen Gesellschaft wirkten die Pfarrer entscheidend an der Meinungsbildung mit, wobei sich die katholischen Priester beider Riten darüber hinaus durch ein gesellschaftliches Engagement auszeichneten, das vom kommunistischen Regime nicht gern gesehen wurde. In einem Geheimdienstbericht (nota informativă) vom 21. Juni 1948 wurde vermerkt, dass sich Gheorghe Neamţu bei einem Gottesdienst in der Kapelle der griechisch-katholischen Schwestern im Universitätsklinikum von Klausenburg/Cluj aus religiöser Perspektive kritisch über das kommunistische Regime geäußert und die Anwesenden aufgefordert habe, „sich nicht von dieser Religion loszusagen, selbst wenn sie sterben sollten, denn sie werden als Märtyrer sterben und Gott wird sie ins Paradies führen und ihre Sünden werden vergeben“. Anlässlich einer Predigt am 26. September 1948 am Universitätsklinikum habe er behauptet, „die Führer der volksdemokratischen Staaten haben einen Irrweg beschritten“, und das Ende des kommunistischen Regimes vorausgesagt.15 Dieser gegen das nach dem 6. März 1945 eingesetzte Regime und die kommunistische Ideologie gerichtete Diskurs ist in der Zeitspanne 1945-1948 bei den griechisch-katholischen Priestern häufig anzutreffen, geht er doch auf Anweisungen seitens der Kirchenführung zurück.16 Die Securitate schreitet sodann zur Überprüfung des von den Informanten Gelieferten, die in einem Referat vom 26. Juni 1948 abgeschlossen wird mit der Feststellung, dass Gheorghe Neamţu Predigten „mit antidemokratischem Hintersinn“ hält, und dem Vorschlag, „eine persönliche Akte anzulegen“.17 Das bedeutet, dass eine Akte zur geheimdienstlichen Verfolgung erstellt werden soll, ein nächster, 15 ACNSAS (Arhiva Consiliului Naţional pentru Studierea Arhivelor Securităţii), FI (fond Informativ), I 221447, vol. 1, f. 19. 16 Ion Z u b a ș c u : Desfiinţarea bisericii greco-catolice în documentele Securităţii [Die Auflösung der griechisch-katholischen Kirche in den Securitate-Unterlagen]. In: Anul 1948 – Instituţionalizarea comunismului [Das Jahr 1948. Die Institutionalisierung des Kommunismus]. Hg. Romulus R u s a n . București 1998, S. 690-694. 17 ACNSAS, FI, I 221447, vol. 1, ff. 4, 7.
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komplexerer Schritt in der Praxis der Securitate nach der Überprüfung der nach dem Ersthinweis erlangten Informationen.18 Das genaue Datum der Verhaftung ist in den Akten der Securitate nicht auszumachen, lediglich eines der Dokumente ist ein vorläufiger Befehl vom 25. Oktober 1948 zur Verhaftung für eine Dauer von 30 Tagen aufgrund des Verdachts „öffentlicher Verhetzung“.19 Er ist allerdings mit Sicherheit schon vorher festgenommen und verhört worden, denn eine der Aussagen ist auf den 21. Oktober 1948 datiert. Dieses Vorgehen war in den Jahren 1948-1956 häufig der Fall, da Festnahmen und Verhöre oft vorgenommen wurden, noch bevor die vom geltenden Strafgesetz vorgesehenen Akten vorlagen.20 Das Protokoll zum Abschluss der Ermittlungen verzeichnet, dass Gheorghe Neamţu im Verhör zugegeben hat, „dass er als Pfarrer und Beichtvater an den Universitätskliniken sowohl am 3. Oktober als auch am 10. Oktober 1948 im Haus der griechisch-katholischen Schwestern in Klausenburg Predigten gehalten hat, bei denen Kranke, Schwestern und Klinikpersonal zugegen waren und in denen er den Anwesenden gesagt hat, sie sollten den katholischen Glauben nicht verlassen, selbst wenn sie leiden müssten, und sollten als Märtyrer sterben […].“21
Von den Ermittlern wird die Einstellung des Priesters gegen den Akt der gewaltsamen Vereinigung mit der orthodoxen Kirche hervorgehoben, er habe die griechisch-katholischen Pfarrer in der Abordnung, die mit dem Beschluss der sogenannten „Rückkehr“ der Griechischkatholischen Kirche zur Orthodoxie nach Bukarest gefahren sei,22 als „Verräter“ bezeichnet und von der Regierung behauptet, sie „verfolge die Zerstörung der Kirche“ (womit er die griechisch-katholische meinte). Die Ermittler der Securitate gelangten zu dem Schluss, dass Gheorghe Neamţu sich des „Deliktes der öffentlichen Verhetzung“ gemäß Artikel 218 des Strafgesetzbuches schuldig gemacht hat.23 18 Carmen C h i v u , Mihai A l b u : Dosarele Securităţii. Studii de caz [Die Unterlagen der Securitate. Fallstudien]. Iași 2007, S. 167f. 19 ACNSAS, FP, SRI Cj 106, vol. 1, f. 1, f. 4. 20 Dabei beziehe ich mich auf die Nichteinhaltung der Gesetze und Regelungen bezüglich der Fristen sowie auf Inhalt und Form dieser Dokumente. Erklärungen dafür könnten sein: 1. der Personalmangel im Kader der Securitate und die schlechte Ausbildung (vor allem unter juristischen Gesichtspunkten), was angesichts der Schwierigkeiten der Aufgaben (Anzahl der Fälle und deren Komplexität) schwer ins Gewicht fiel; 2. der Übergang vom „bürgerlichen“ zum „volksdemokratischen“ Verfahren, der den Ansprüchen des Unterdrückungsapparats oft zuwiderlief. 21 ACNSAS, FP, SRI Cj 106, vol. 1, f. 3. 22 Die Delegation wurde nach Bukarest entsandt, um die Führung der Orthodoxen Kirche über den Beschluss der Klausenburger Synode vom 3.10.1948 in Kenntnis zu setzen. 23 ACNSAS, FP, SRI Cj 106, vol. 1, f. 3.
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Wie in anderen Fällen übersahen die Repressionsorgane auch bei diesem Ermittlungsvorgang kompromittierende Informationen, gibt es doch eine Erklärung vom 21. Oktober 1948, die auf tätliche Übergriffe schließen lässt. In dieser Erklärung werden schwerere Vergehen angeführt als in den vorherigen. Es ist ein handschriftliches, allerdings nicht vom Prälaten, sondern nur vom Militärstaatsanwalt unterzeichnetes Exemplar, der im Namen des Verhörten schreibt: „Ich erhalte vorliegende Erklärung nicht aufrecht, weil ich sie unter Druck geschrieben habe.“24 Dazu findet sich eine maschinenschriftliche Variante desselben Inhalts, die von Gheorghe Neamţu unterzeichnet ist und mit folgendem Satz schließt: „Dieses ist die Erklärung, die ich aufrechterhalte und selbst unterzeichne, ohne von irgendjemandem gezwungen zu werden.“25 Die Berichte über Ermittlungen aus den Erinnerungen ehemaliger politischer Häftlinge liefern die Erklärung für diese Änderung in der Haltung des Verhörten, die ihm aufgrund der Angaben, mit denen er sich selbst belastete, zum Nachteil gereichte: Es ist physischer und psychischer Druck ausgeübt worden. Dies ist einer der seltenen Fälle, in denen die brutale Verhörsführung in der Ermittlungsakte Spuren hinterlassen hat. Der Verdacht, dass hier Geständnisse erpresst worden sind, gilt über die Erklärungen des Beschuldigten hinaus auch für jene der Zeugen,26 weiß man doch, dass auch sie von der Securitate denselben Methoden unterzogen wurden.27 Das Eingangsreferat28 zur Anklage vor Gericht wegen des Vergehens „öffentlicher Verhetzung“ vermerkt, dass „der Angeklagte im Haus der griechisch-katholischen Schwestern in Klausenburg Predigten gehalten hat, in denen er die Anwesenden aufgefordert hat, sie sollten den katholischen Glauben nicht verlassen“, und behauptet hat, jene, die es täten, seien „Verräter“. Als Beweise werden das Geständnis des Angeklagten und Zeugenaussagen angeführt. Diese Taten werden vom Staatsanwalt, anders als von der Securitate, als „Vergehen der öffentlichen Verhetzung, strafbar nach Artikel 327, Abschnitt 1, Strafgesetzbuch“, eingestuft, infolgedessen schlägt er „Anklageerhebung 24 ACNSAS, FP, SRI Cj 106, vol. 1, f. 4. Die Anwesenheit des Staatsanwalts lässt darauf schließen, dass Gheorghe Neamţu sich wegen mangelnder Korrektheit der Ermittlungen beschwert hat. 25 ACNSAS, FP, SRI Cluj 106, vol. 1, f. 5. 26 ACNSAS, FP, SRI Cluj 106, vol. 1, f. 6. 27 Zur Brutalität der Zeugenbefragung siehe Florian B a n u : Anchetele Securităţii – strategie și tactică în „demascarea dușmanilor poporului“ [Die Verhöre der Securitate – Strategien und Taktiken zur „Demoralisierung der Volksfeinde“]. In: Arhivele Securităţii [Archiv der Securitate]. București 2004, S. 87. 28 Der Akt, auf den die Staatsanwaltschaft ihre Anklage gründete.
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unter Arrest“ vor.29 Die Einstufung wird zum Zweck einer besseren Einpassung in den Gesetzestext abgeändert. Dieser Fall ist eines der zahlreichen Beispiele gegen die These, dass Staatsanwaltschaft und Gerichte lediglich die Befehle der Securitate erfüllt hätten. Diese Institutionen beteiligten sich aktiv, unter Beachtung einer Reihe von Regeln und Verfahrensvorschriften, an dem Prozess der Konstruktion politischer Schuld und der gesetzlichen Einordnung von Personen, die vom Regime aus politischen Gründen verfolgt wurden. Nach den im Gesetzbuch der Militärjustiz30 vorgesehenen Verfahrensregeln wird der Beschuldigte in der öffentlichen Gerichtsverhandlung befragt, bei dieser Befragung bekennt Gheorghe Neamţu, er habe gesagt, dass jemand, der die griechisch-katholische Kirche verlässt, „einen Verrat begeht“. Er verteidigt sich jedoch unter Berufung auf das Kultusgesetz, das von Gewissensfreiheit spricht, und bemerkt, er habe „niemanden davon abgehalten, zur Orthodoxie überzutreten“, und es als seine Pflicht als Pfarrer betrachtet, „den Gläubigen die Kraft des Glaubens zu erklären“.31 In der Begründung des Urteils des Militärgerichts Klausenburg/Cluj Nr. 2908 vom 10. November 194832 wird die Tätigkeit des Pfarrers zu Anfang Oktober dargestellt, als er vor Schwestern und Kranken in einem Klausenburger Krankenhaus „die Anwesenden aufgefordert hat, ihren katholischen Glauben nicht zu verlassen“. Ebenfalls als Argument wird auch die Aussage des Priesters angeführt, dass „all jene, die zur 29
ACNSAS, FP, SRI Cluj 106, vol. 1, ff. 8-9. Siehe Codul de Justiție Militară Regele Mihai I cu rectificările și modificările până la 1 noiembrie 1943 [Gesetzbuch der Militärjustiz König Michaels I. mit Korrekturen und Änderungen bis zum 1. November 1943]. București 1943. Das kommunistische Regime verwendete dieses Gesetzbuch aus der Zeit Carols II., nachdem es durch folgende Gesetze den eigenen Bedürfnissen angepasst worden war: Legea Nr. 33 pentru modificarea unor dispoziţiuni din Codul Justiţiei Militare [Gesetz Nr. 33 zur Änderung von Bestimmungen der Militärjustiz]. Art. 1, 2, 3, 8, 9. In: Monitorul Oficial (Partea I-a), Nr. 47, 26 februarie 1948; und: Legea Nr. 7 pentru organizarea instanțelor și procuraturii militare [Gesetz Nr. 7 zur Organisation der Instanzen und der Militärjustiz]. Art. 1-7, 22. In: Legi și decrete privind organizarea justiţiei în R.P.R. [Gesetze und Dekrete zur Organisation der Justiz in der Rumänischen Volksrepublik]. București 1952. 31 ACNSAS, FP, SRI Cluj 106, vol. 1, f. 12. 32 Gemäß den Verfahrensregeln der kommunistischen Zeit hatte das Urteil zwei Hauptabschnitte: die Begründung des Urteilsspruchs und den eigentlichen Beschluss. Die Begründung des Urteils bestand ihrerseits aus zwei Teilen: der Sachbegründung, in der die Tatsachen dargestellt wurden, über die befunden wurde, und der rechtlichen Begründung, in der die Einordnung unter bestimmte Gesetzesartikel begründet wurde. Der Abschnitt der Begründung des Gerichtsbeschlusses wurde nach dessen Verkündung verfasst. Im Prozess wurde nur der eigentliche Beschluss (auch als „Minute“ bekannt) verlesen, der mit dem Ausdruck begann: Das Gericht beschließt „im Namen des Volkes“. 30
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Orthodoxie übertreten, Verräter sind“. Die Urteilsbegründung erinnert auch daran, dass Gheorghe Neamţu die Anschuldigungen „nur zum Teil eingestanden und anerkannt“ hat, diese aber auch von Zeugenaussagen gestützt würden. Das Gericht hält es für erwiesen, dass das Vergehen den Tatbestand der öffentlichen Verhetzung nach Artikel 327, Absatz 1 des Strafgesetzbuchs erfüllt, denn es gebe „eine Aktion öffentlicher Verhetzung, verwirklicht in den vom Beschuldigten im Haus der griechisch-katholischen Schwestern gehaltenen Predigten“ und darin, dass die Aufforderung des Beschuldigten an die Gläubigen öffentlich ergangen sei, also das „Element der Öffentlichkeit“ erfüllt sei. Aufgrund dieser Argumentation wird er des „Vergehens der öffentlichen Verhetzung“ für „schuldig“ befunden33 und dementsprechend nach Artikel 327, Absatz 1, Strafgesetzbuch bestraft, ohne dass mildernde Umstände gelten. Infolgedessen wird er am 10. November 1948 zu zwei Jahren Besserungshaft, 2 000 Lei Korrektionsstrafe und 2 000 Lei Gerichtsgebühren verurteilt.34 Die Ermittlung und das Gerichtsverfahren wurden in aller Eile abgeschlossen, so dass der Priester schon etwa einen Monat nach seinen letzten Predigten verurteilt wurde. Die Eile erklärt sich aus dem Druck, dem die lokale Abteilung der Securitate infolge der Intensivierung der Unterdrückungsmaßnahmen in der zweiten Hälfte des Jahres 1948 von der Leitung der Institution ausgesetzt war. Der Fall ist im Kontext der erzwungenen „Rückkehr“ zur Orthodoxen Kirche und der Maßnahmen gegen den Widerstand der griechisch-katholischen Priester und Gläubigen zu begreifen. Wie bei anderen politischen Maßnahmen, wie der erzwungenen Kollektivierung beispielsweise, begleitete das Regime auch hier die Durchsetzung mit Repressionen, die den Widerstand bestimmter Gesellschaftsgruppen niederhalten sollten.
Der Fall R.H., Mitglied der Religionsgemeinschaft „Zeugen Jehovas“ Im Fall religiöser Gruppierungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg gesetzlich anerkannt und in öffentlichen Verlautbarungen als „neoprotestantische Kulte“ bezeichnet wurden, oder der nicht öffentlich anerkannten, die außerhalb des Gesetzesrahmens tätig waren und als „Sekten“ oder „anarchische Gruppierungen“ bezeichnet wurden, richtete das kommunistische Regime sein Verhalten nach dem Gewicht der eschatologischen Komponente, dem missionarischen Eifer und der 33 34
ACNSAS, FP, SRI Cluj 106, vol. 1, f. 22-23. ACNSAS, FP, SRI Cluj 106, vol. 1, f. 24.
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heimlichen Tätigkeit aus.35 Das äußerte sich nicht nur in einer massenhaften Unterdrückung durch den Staat, sondern auch in spezifischen Formen gesetzmäßiger Repression. Unter diesen Gruppierungen traten die „Zeugen Jehovas“ als eine von jenen hervor, die am wenigsten zu Kompromissen mit dem Staat geneigt waren.36 So wurden die „Zeugen Jehovas“ wegen des missionarischen Eifers ihrer Anhänger, wegen des Widerstandes gegen das kommunistische Regime (und gegen jegliche Staatsform), wegen ihrer geheimen Tätigkeit und der Unterordnung unter eine Leitstelle im „kapitalistischen Lager“ sowie der Tatsache, dass sie sich dem Militärdienst und der Teilnahme an verschiedenen politischen Kundgebungen entzogen, massiv verfolgt.37 Drei dieser Gründe wurden als ausnehmend gefährlich für das Regime aufgefasst: 1. Die „Zeugen Jehovas“ betrieben eine intensive Veranstaltungstätigkeit in Privathäusern, die sich der unmittelbaren Kontrolle durch das Regime entzog; 2. sie verweigerten den Militärdienst, was ein Regime in permanentem Konfliktzustand (unter den Umständen der Verschärfung des Kalten Krieges) zutiefst verstörte; 3. sie waren einer Leitstelle in den USA (New York) unterstellt, der sie Berichte über die Tätigkeit in Rumänien lieferten und von der sie Anweisungen und Materialien zur Verbreitung des Bekenntnisses erhielten. Hinzu kam, dass die kommunistische Unterdrückung nahtlos an die Repression durch die Regime König Carols, der Legionäre und Antonescus anschloss. Wenngleich sich die Gründe der Unterdrückung und die Schuldzuweisungen in
35 Vier Konfessionen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Status offiziell anerkannter Kulte zugesprochen: Adventisten, Baptisten, Evangeliumschristen, Pfingstler. Andere Gruppierungen wurden von den Kommunisten als Sekten (Zeugen Jehovas, Nazarener, Reformadventisten) oder als „anarchische Gruppierungen“ (Styliten der Orthodoxen Kirche, dissidente Pfingstler) betrachtet. In den 50er Jahren begann das Regime, besorgt über den Zuwachs dieser Konfessionen, deren Tätigkeit einzuschränken. Carmen C h i v u - D u ț ă : Cultele din România. Între prigoană și colaborare [Die Kulte in Rumänien. Zwischen Verfolgung und Kollaboration]. Iași 2007, S. 17f. 36 Diese Haltung erklärt sich aus der Einstellung, die diese religiöse Gruppierung gegenüber jeder Staatsform einnahm. Da sie den Staat als bösartige Einrichtung betrachteten und sich dem Militärdienst verweigerten, gerieten die Zeugen Jehovas in Konflikt mit seinen Institutionen, was in zahlreichen Staaten zur Unterdrückung der Mitglieder führte. 37 Zu Details über die Aktionen der Securitate gegen die „Zeugen Jehovas“ siehe Nicolae I o n i ț ă : „Martorii lui Iehova“ în Arhivele Securității Române – Problema tolerării activității cultului [Die Zeugen Jehovas in den Archiven der rumänischen Securitate – Das Problem der Duldung gegenüber den Aktivitäten der Kulte]. In: Caietele CNSAS 1 (2008), Nr. 2.
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einigen Teilen unterschieden, sprechen zahlreiche Elemente für eine gewisse Kontinuität.38 Die kommunistische Repression gegen die „Zeugen Jehovas“ setzte 1948/1949 ein. Im August 1949 wurden die Mitglieder der Leitung in Rumänien festgenommen: Albu Pamfil (Vorsitzender), Martin Magyarossy (stellvertretender Vorsitzender), Petre Ranca (Sekretär) sowie weitere 109 aktive Mitglieder. Allein in den Jahren 1951 bis 1953 sollen von den 15 000 Zeugen, die die Gemeinschaft im Jahr 1949 hatte, 800 verhaftet worden sein.39 Wie in der Sowjetunion berief sich das kommunistische Regime in Rumänien zwecks gesetzlicher Sanktionierung der Repression gegen die „Zeugen Jehovas“ neben dem Vergehen der Missachtung des Gestellungsbefehls auf sogenannte „konterrevolutionäre“ Vergehen.40 Die häufigsten Beschuldigungen bezogen sich auf das Delikt der „öffentlichen Verhetzung“, der „Verbreitung verbotener Schriften“, der „Anzeigenunterlassung“, der „Verschwörung gegen die Gesellschaftsordnung“ und der „Spionage“.41 Da die „Zeugen Jehovas“ bei den Verhören Angaben über andere Mitglieder der Organisation oft verweigerten, spielte bei den Ermittlungen der Securitate zu den Aktivitäten der religiösen Gruppierung die informative Tätigkeit eine bedeutende Rolle, obwohl die Securitate auch hier Schwierigkeiten hatte. Leider sind zu dem hier untersuchten Fall keine Dokumente über die informative Tätigkeit verfügbar. In anderen Fällen jedoch lässt sich in den informativen Akten nachlesen, dass Teilnehmer der Begegnungen dieser Gruppierung und Personen, die Bekehrungsveranstaltungen beigewohnt hatten, der Securitate Informationen geliefert haben, aufgrund derer diese bei Hausdurchsuchungen Missionsmaterial und interne Berichte der Organisation
38 Die Unterdrückung von Seiten rechtsextremer Regime hatte mit jener von kommunistischer Seite gemein, dass die Sekte als Element betrachtet wurde, das aufgrund der Militärdienstverweigerung eine Gefahr für die Sicherheit des Staates darstellte. War die Wahrnehmung der Sekte seitens rechtsextremer Regime in den Jahren 1938-1944 von nationalistischer Ideologie geprägt, die den öffentlichen Raum beherrschte, so waren die Kommunisten besessen von der Existenz innerer Feinde des Regimes und deren Verschwörungen. Wegen ihrer Beziehungen in die Vereinigten Staaten wurden die „Zeugen Jehovas“ als kapitalistische Spionageorganisation betrachtet, die die Sicherheit des Staates gefährdete, indem sie Nachrichten aus dem Inneren des sozialistischen Lagers in den Westen übermittelte. Sowohl die rechtsextremen als auch das kommunistische Regime griffen bei der Unterdrückung auf die Militärgerichte zurück. 39 I o n i ț ă , „Martorii lui Iehova“(wie Anm. 37), S. 216f. 40 Zur Unterdrückung der Zeugen Jehovas in der UdSSR siehe Pauline B. T a y l o r : Sectarians in Soviet Courts. In: Russian Review, Vol. 24, Nr. 3 (Juli 1965), S. 280. 41 Siehe ACNSAS, FP Cluj 200, 208, 1000.
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beschlagnahmt haben, die dann als Beweismaterial in Prozessen verwendet wurden.42 Während der Ermittlungen gegen die „Zeugen Jehovas“ war es der Securitate aufgrund von deren spezifischer Organisation und Tätigkeit, aber auch aufgrund ihres offenen Widerstandes gegen das kommunistische Regime ein Leichtes, bei ihren Aktionen, etwa den Begegnungen oder der Verbreitung der Schriften, eine politische Zielsetzung nachzuweisen. Überdies wurden die Herkunft der Schriften und die engen Verbindungen mit dem Zentrum in den USA als Belege für den Vorwurf der Spionagetätigkeit vorgebracht. Die Anklage der Territorialen Militärstaatsanwaltschaft, Regionaleinheit Klausenburg/Cluj, vom 7. Januar 1955 ordnet die Praktiken der „Zeugen Jehovas“ der Gruppe Hurgoiu unter „volksfeindliche Aktivität“, „Geheimsitzungen“ und Verbreitung „verbotener Schriften“ ein. Die Aktionen werden im Hinblick auf eines der Mitglieder der Gruppe Hurgoiu folgendermaßen rechtlich bestimmt: „Die Taten […], dass er in die Organisation der Zeugen Jehovas eingetreten ist und unter der Maske der Religion bewusst Verhetzung und Agitation unter den Bürgern betrieben hat mit dem nachweislichen Zweck, sie dem besonderen politischen Leben des Staates abspenstig zu machen, Agitationen, aus denen sich eine Gefahr für die Sicherheit des Staates ergeben könnte, werden als Vergehen der öffentlichen Verhetzung eingestuft, die durch Artikel 327, Punkt 3, Strafgesetzbuch, bestraft werden.“43
Das Urteil 44/55 des Militärgerichts Großwardein/Oradea, das im Außendienst beim Militärgericht Klausenburg/Cluj arbeitete, wandelte also Zweck und Sinn der religiösen Aktivitäten ab. Diese hätten zum Ziel gehabt, „eine Gefahr für die Sicherheit des Staates“ zu erzeugen. Die Missionstätigkeit wurde als Aktion zur „Rekrutierung“ neuer Mitglieder gedeutet, und die Zusammenkünfte der Mitglieder wurden als „Sitzungen jehovistischen Charakters“ bezeichnet. Die Zusammenkünfte der Gläubigen wurden als Begegnungen „konspirativen“ Charakters eingestuft, und wahrscheinlich hatten sie diesen Charakter auch, da die Mitglieder der religiösen Gemeinschaft sich im Wissen, dass sie Schikanen zu gewärtigen hatten, vor den Behörden hüteten. Bei diesen Begegnungen werde über „Armageddon […], einen heiligen Krieg“, diskutiert und über den Tag, an dem „all jene, die das jehovistische Gesetz nicht einhalten“, sterben werden, lauter Elemente, die als „subversive“ Themen und Einstellungen gedeutet werden konnten. Es bestand kein Mangel an Beweismitteln wie konfiszierten Propagandabroschüren, inneren „Berichten“ und Zahlungsbelegen 42 43
Siehe dazu den Fall Samuilă Bărăian, ACNSAS, FP, SRI Cluj 200, vol. 1, f. 27. ACNSAS, FP, P 1000, vol. 2, f. 29.
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über „Mitgliedsbeiträge“. Obwohl die Ermittlungsakte ihrem Inhalt nach die Möglichkeit bot, die Gruppe der „Verschwörung gegen die Gesellschaftsordnung“ zu bezichtigen, entschieden sich die Repressionsorgane für das Vergehen der öffentlichen Verhetzung (Artikel 327, Absatz 3, Strafgesetzbuch), wohl weil das Strafmaß ansonsten viel zu hoch ausgefallen wäre. Dies zeigt, dass die Securitate die Schwere der Taten und die Gefährlichkeit der Personen für das Regime nach bestimmten internen Kriterien einschätzte und aufgrund dieser Einschätzung eine adäquate gesetzliche Einordnung vorschlug. An diesem Prozess der „Dosierung“ der Repressionsmaßnahmen beteiligten sich auch die Staatsanwaltschaft und die Gerichte, die oft die von der Securitate vorgeschlagene gesetzliche Einordnung abwandelten. Als erschwerend wurde in diesem Fall befunden, dass das Vergehen auf die „Sicherheit des Staates“ abzielte. Das Gericht unterstrich, die Angeklagten hätten die Tat bewusst begangen, sie hätten gewusst, dass ihre Tätigkeit gesetzlich verboten war, und sie trotzdem weiter entfaltet. Mehr noch, einige der Beschuldigten sagten vor Gericht aus, sie seien sich dessen bewusst, dass „ihre Tat unser volksdemokratisches Regime gefährdet, bereuten ihre Taten aber nicht“.44 Aus diesem Grund wurden die Angeklagten mit hohen Strafen belegt,45 die an das Höchstmaß heranreichten: zwischen fünf und acht Jahren Besserungshaft, Konfiskation des mobilen und immobilen Vermögens gemäß Artikel 327, Absatz 3, Strafgesetzbuch.46 Die Absicht sowie die im Verlauf der Ermittlungen und des Prozesses an den Tag gelegte Haltung waren wichtige Elemente für die gesetzliche Einordnung der „konterrevolutionären“ Vergehen. Dass der Beschuldigte sich nicht zur politischen Schuld bekannte und sich dem Umerziehungsprozess verweigerte, der durch die Ermittlungen und das Gerichtsverfahren eingeleitet werden sollte, förderte gewöhnlich die Strenge der repressiven Institutionen.
Der Fall des evangelischen Pfarrers Konrad Möckel Die informative Gruppenakte, in der die meisten Personen des Schwarze-Kirche-Prozesses erfasst sind, ist im Zusammenhang einer Verschärfung der Verfolgungsmaßnahmen gegen die nationalen Minderheiten in Siebenbürgen, in diesem Fall der deutschen Minderheit, nach der Revolution von 1956 in Ungarn zu sehen. Sie besteht aus mehreren 44
ACNSAS, FP, P 1000, vol. 2, f. 138. In den meisten Fällen beliefen sich die Strafen aufgrund einer Anklage wegen öffentlicher Verhetzung in der Zeit 1948-1956 auf zwei bis fünf Jahre Besserungshaft. 46 ACNSAS, FP, P 1000, vol. 2, f. 140-141. 45
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Einzelvorgängen, die ursprünglich unabhängig voneinander angelegt und ausgearbeitet und zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer umfangreichen Akte zusammengeführt worden sind. Der Großteil der Unterlagen in dieser Akte, mehr als die Hälfte, bezieht sich auf die Gruppe Jugendlicher, die sich im Haus von Horst Depner trafen, ein anderer Teil speziell auf Konrad Möckel und auch, im Hintergrund, auf die anderen Angestellten des Pfarramtes Schwarze Kirche.47 Dieser zweite Teil war ursprünglich eine Akte zur individuellen geheimdienstlichen Verfolgung von Konrad Möckel, die im März 1957 eröffnet wurde. Hinweise von Informanten auf die Tätigkeit des Stadtpfarrers Konrad Möckel gehen bis auf das Jahr 1948 zurück.48 Die in dieser Akte gesammelten Unterlagen enthalten Angaben zur sozialen Tätigkeit des Pfarrers nebst Kommentaren: zu seiner Haltung in bestimmten Abschnitten seiner Karriere, zu seiner Einstellung zum neuen Regime und zu seinen Verbindungen im In- und Ausland. Es gibt in der Akte auch einen Beleg für den Versuch der Securitate, ihn als Informanten einzusetzen. Ihr Misserfolg schlägt sich in einer abschließenden Charakterisierung nieder: „fanatisches, feindliches und unaufrichtiges Element, weshalb er aufgegeben worden ist“.49 Die Offiziere der Securitate richteten ein besonderes Augenmerk auf die Tätigkeit des Stadtpfarrers im Rahmen der „Michaelbruderschaft“, die nach Ansicht der Securitate „religiösen Mystizismus“ und die „Annäherung an den Katholizismus propagiert“. Diese Tätigkeit wird folgendermaßen beschrieben und interpretiert: Er „entfaltet eine lebhafte konterrevolutionären Tätigkeit […] durch die Propaganda anlässlich von Predigten, gehalten in Stalinstadt,50 Sibiu [Hermannstadt]“, und befürwortet die Annäherung an die Katholische Kirche zu dem Zweck, „eine gemeinsame Front gegen die kommunistische Ideologie zu schaffen“. Aufgrund einer Notiz des Informanten mit Decknamen „Florescu“ gelangt die Securitae zu dem Schluss, dass Konrad Möckel eigentlich keine religiösen Zwecke verfolgt, sondern die „Stärkung der sogenannten Nationaleinheit der Sachsen“.51 Die von den Informanten erhaltenen Angaben wurden jedoch nicht in der Rohform verwendet, in der sie gemacht worden waren, sondern 47
ACNSAS, fond Informativ, dosar I 153639. ACNSAS, fond Informativ, dosar I 153639, vol. 1, ff. 43, 77. Bericht von Kloos Mihai vom 06.03.1957 u. 31.03.1957. 49 Diese Einschätzungen sind typisierte Ausdrücke der Securitate, die sich außerstande sieht, Konrad Möckel als Informanten einzusetzen. 50 Offizieller Name für Kronstadt/Brașov 1950-1960. 51 Aus dem Gespräch mit Heinz Taute (Juli 2003) lässt sich nicht schließen, dass die Predigten des Stadtpfarrers vordergründig politischen Charakter gehabt hätten. 48
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durchliefen einen ideologischen Filter über mehrere Verwaltungsebenen der Securitate. Die Informationen wurden in Syntheseberichten selektiert und interpretiert, worauf die Offiziere der Securitate Befehle zur Ausrichtung der informativen Arbeit erließen. So wurden schon gleich zu Beginn reale Ereignisse dergestalt „verarbeitet“, dass sie als Material für einen künftigen Prozess herhalten konnten. Nach der inneren Logik der Securitate speicherte der Apparat nicht vielfältige Informationen, die ein objektives Bild von der Tätigkeit der Verfolgten geben sollten, sondern vor allem belastendes Material, das die Informanten oft aufblähten oder erfanden, um die Angestellten der Securitate zufriedenzustellen. Durch Weglassen von Tatsachen aus einem komplexen Zusammenhang und durch die Umdeutung verschiedener Aktionen wurde ein verzerrtes Bild vom Verhalten der Verfolgten geschaffen. Diese entstellten Informationen wurden dann mit ideologischen Fertigteilen aus dem bürokratischen Sprachgebrauch der Securitate belegt und so das Bild der Wirklichkeit manipuliert. Die künftigen Protagonisten des sogenannten Schwarze-Kirche-Prozesses wurden als „westdeutsche Spione“, „Faschisten“, „subversive Organisation“ etikettiert, noch bevor Informationen für eine argumentativ untermauerte Schlussfolgerung eingeholt worden waren. Im Einklang mit dieser vom ideologischen Diskurs verzerrten Sicht galt Konrad Möckel sodann als geistiger Vater, als Mentor einer „subversiven faschistischen Organisation“, die den Sturz des kommunistischen Regimes in Rumänien zum Ziel hatte. Der Mechanismus des „Filterns und Entstellens der Informationen“, der in dieser Arbeit dargestellt wird, wirft die Frage nach dem Wahrheitsgehalt der in den Akten der Securitate enthaltenen Informationen auf. Sie legt die theoretische Schlussfolgerung nahe, dass die von der Securitate geschaffenen Dokumente weniger die gesellschaftlichen Wirklichkeiten zeigen als die Art und Weise, wie die Securitate die gesellschaftlichen Wirklichkeiten wahrnahm und manipulierte. Dieselben Selektions- und Verarbeitungspraktiken funktionierten auch bei den Ermittlungen. Die Logik des Selektions- und Entstellungsmechanismus folgte der Strategie zur künftigen gesetzlichen Einordnung der Verfolgten.52 Die Konstruktion eines Narratives aufgrund der Aussagen des Verfolgten hatte nur dann einen Sinn, wenn dieses schließlich zur Einordnung des Falles gemäß dem Buchstaben des Gesetzes und zur Verurteilung des Beschuldigten führte. Damit 52 Diese Ermittlungsstrategien wurden von den Angestellten der Securitate im Hinblick auf bestimmte „konterrevolutionäre“ Vergehen entworfen, denen bestimmte Artikel im Strafgesetzbuch entsprachen. Schließlich sollten die Taten, die den Angeklagten zur Last gelegt wurden, dem Gesetzestext möglichst genau entsprechen.
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der Verfolgte nicht von der Strategielinie der gesetzlichen Einordnung abwich, wurde von den Mitarbeitern der Securitate fortwährend Druck auf ihn ausgeübt. Die Ermittlung ging von der Schuldvermutung aus, wie schon aus den ersten Fragen zu ersehen ist, durch die schon die passende Antwort nahegelegt wurde; so hieß es beispielsweise schon beim ersten Verhör gegen Konrad Möckel: „Bekenn die Tätigkeit, die du gegen den rumänischen Staat entfaltet hast!“ Auf Antworten, die die Unterstellungen verneinten, wurde Druck ausgeübt, wie aus den Verhörprotokollen ersichtlich: „Die Ermittlung ermahnt dich, diese Haltung aufzugeben und die Wahrheit zu erklären“, oder: „Wieso versuchst du wieder auszuweichen, indem du dich auf Gedächtnislücken berufst? Gib diese Haltung auf und geh den Weg der ehrlichen Geständnisse.“53
Auf den Druck, der im Text nicht nachzuvollziehen ist, folgen kleine Eingeständnisse wie: „Ich erinnere mich, dass es eine Zeit gegeben hat, als ich mich gegen das sozialistische Lager geäußert habe, den Sozialismus kritisiert habe in dem Sinn, dass er die Freiheit des Individuums beschränkt.“
Diese erweiterten sich dann stufenweise: „Ich bekenne, dass ich mich gleichfalls in einigen Situationen gemäß meinen Ansichten über den Osten, namentlich über die Sowjetunion dahingehend geäußert habe, dass die Zivilisation des Westens weit überlegen ist, und zugleich bemerkt habe, dass die Führer der UdSSR nicht fähig sind zu führen wie die im Westen, und jene im Osten in feindlichem Geist kritisiert habe.“54
Die Fragen der Ermittler liefen in mehrere Richtungen: Wer? Wann? Wo? Wie? Mit wem? Viele davon waren typisiert und in Verhörformularen festgelegt, die in den 50er Jahren von höherer Ebene untergebenen Stellen der Securitate zugereicht wurden, um den Ausbildungs- oder Erfahrungsmangel der Regionalkader wettzumachen. Eigene Erhebungen im strafrechtlichen Fundus im Archiv des CNSAS55 belegen, dass die Ermittlung einen ausnehmend zentralen Charakter hatte und die auf regionaler oder Rayonsebene von der Securitate unternommenen Aktionen unter der strikten Kontrolle der Generaldirektion der Securitate in Bukarest standen.56 Diese Direktion entschied nicht nur die 53 Die Fragen stammen aus den Verhörprotokollen mit Günter Volkmer, Konrad Möckel, Horst Depner, Karl Dendorfer und Günter Melchior. ACNSAS, fond Penal, dosar Cluj – SRI, nr. 5348, vol. I, ff. 44-122. 54 ACNSAS, fond Penal, dosar Cluj – SRI, nr. 5348, vol. I, ff. 42-44. Verhörprotokoll vom 12.02.1958 des Angeklagten Konrad Möckel. 55 Vor allem für die vor dem Militärgericht Klausenburg in den Jahren 1948-1956 verhandelten Fälle. 56 Diese Zentrale bestand aus mehreren spezialisierten Direktionen. Eine davon beschäftigte sich mit strafrechtlichen Ermittlungen.
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allgemeine Strategie, sondern auch über die regionalen Verhaftungen und im Einzelnen über die Zielrichtung der Ermittlungen.57 Durch diese Zentralisierung wurde die Tätigkeit standardisiert, aber ebenso die Endergebnisse, die in erster Linie in Ermittlungsakten bestanden, die an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet wurden. So wurden Gruppen von politisch Beschuldigten künstlich mit gemeinsamen Zügen ausgestattet. Diese Züge entsprachen einem Muster subversiver Organisationen, das eher in den Köpfen der Securitate-Mitarbeiter bestand58 als in der Wirklichkeit antikommunistischen Widerstandes zum Ende der 1940er und dem Beginn der 50er Jahre. Nach Abschluss der Ermittlungen überstellte die Securitate die Ergebnisakte und die sich daraus ergebenden Vorschläge der Militärstaatsanwaltschaft, die vor den Militärgerichten Anklage zu erheben hatte. Die Vorschläge im Abschlussprotokoll der Ermittlungen enthielten auch Anregungen zur gesetzlichen Einordnung der Vergehen. Aufgrund der von der Securitate überstellten Akte setzte die Militärstaatsanwaltschaft das Einführungsreferat59 auf und stützte ihre Anklage im Rahmen der Prozesse damit ab. Im Fall des Schwarze-Kirche-Prozesses bestanden die Staatsanwälte auf einer Einordnung der Taten unter Vergehen, die selbst in den Jahren 1957-1962 als besonders schwer galten,60 was sich aus der nationalen Bedeutung erklärt, die dem Fall ab dem Zeitpunkt zugemessen wurde, als eine Zusammenfassung auf dem Tisch der Führer der Rumänischen Arbeiterpartei gelandet war. Konrad Möckel wurde wegen der vom Stadtpfarrer in die Bundesrepublik Deutschland übermittelten Angaben der „Spionagetätigkeit“ und als moralischer Mentor der in der konterrevolutionären Organisation tätigen Jugendlichen der Mittäterschaft beim „Landesverrat“ beschuldigt.61 Der Schwarze-Kirche-Prozess wurde am 22. Dezember 1958 mit einem Urteil des Militärgerichts Klausenburg/Cluj im Außendienst in Kronstadt/Brașov abgeschlossen, wobei Konrad Möckel für „versuchte Spionage“ und „Mittäterschaft beim Verbrechen des Landesverrats“ zu lebenslänglicher schwerer Kerkerhaft verurteilt wurde.62 Diese 57
ACNSAS, fond Penal, dosar FP 961, vol. 1, f. 40. Wie stark dieser Mythos in der sowjetischen Kultur gegenwärtig war, unterstreicht die Studie von: Gabor T. R i t t e r s p o r n : The Omnipresent Conspiracy. On Soviet Imagery of Politics and Social Relations in the 1930s. In: Stalinist Terror: New Perspectives. Hgg. J. Arch G e t t y , Roberta T. M a n n i n g . Cambridge 1993, S. 115. 59 Das Dokument, auf das sich die Anklage stützte. 60 Als die Strafen im Durchschnitt höher waren als zu anderen Zeiten. 61 ACNSAS, fond Penal Cluj, dosar 5348, vol. 12, f. 1508. 62 ACNSAS, fond Penal Cluj, dosar 5348, vol. 12, f. 1537-1538. 58
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extrem hohen Strafen gingen auch auf die Änderungen im Strafgesetz aufgrund des Dekrets Nr. 318 vom 21. Juli 1958 zurück. Dadurch wurden die Strafen für Vergehen mit „konterrevolutionärem“ Charakter um fünf bis zehn Jahre erhöht.63 Abschließend ist zu sagen, dass der Schwarze-Kirche-Prozess Teil einer repressiven Welle in den Jahren 1958-1962 ist, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Aufstand in Ungarn steht. Die rumänischen Kommunisten hatten die Lektion von Budapest gelernt und waren zu Präventivmaßnahmen gegen jene geschritten, die in Rumänien einen ähnlichen Aufstand hätten anzetteln können. Dokumente der Securitate, die Mihai Retegan offengelegt hat, beweisen, dass die Partei ihr besonderes Augenmerk auf die Reaktionen der Jugend nach dem Herbst 1956 richtete.64 In diesem Zusammenhang wurde Möckels Versuch, die sächsische Jugend von Kronstadt an die Werte der Kirche heranzuführen, als direkter Angriff auf das Monopol, das die Partei bei der Erziehung der Jugend beanspruchte, aber auch auf die Öffentlichkeit im Allgemeinen gesehen. Der Schwarze-Kirche-Prozess muss nach der Logik dieser Präventivrepression begriffen werden, der zufolge nicht nur jene zu bekämpfen waren, die gegen das Regime tatsächlich tätig werden, sondern auch jene, die nach Ansicht der Securitate an solche Taten denken und sie praktisch umsetzen könnten. In der sowjetischen Tradition der „Schauprozesse“65 hat dieser Fall einen starken demonstrativ-propagandistischen Charakter, war er doch ein Zeichen für jene Mitglieder der sächsischen Gemeinschaft,66 die an Widerstand gegen das kommunistische Regime und seine Politik denken mochten. Die Einbeziehung einer Persönlichkeit wie der 63 Strafgesetzbuch (mit den Änderungen bis zum 01.06.1959). București 1969, S. 16-26. Es ist noch zu bemerken, dass Konrad Möckel ebenso wie die meisten der im SchwarzeKirche-Prozess Verurteilten seine Strafe dank der Begnadigungsdekrete in der Zeit zwischen 1962 und 1964 nur zum Teil abgesessen hat. 64 Mihai R e t e g a n : Starea de spirit în România la sfârșitul anului 1956. Date din arhiva CC al PCR [Die Stimmung in Rumänien am Ende des Jahres 1956. Daten aus dem Archiv des ZK der RKP]. In: Arhivele Totalitarismului III (1995), Nr. 2, S. 120. 65 George H. Hodos, ein Opfer des Rajk-Prozesses in Ungarn, hat den Begriff des „Schauprozesses“ als Element des stalinistischen Unterdrückungsmodells, das nach dem Zweiten Weltkrieg nach Osteuropa exportiert worden ist, geprägt. Er sah ihn als „propagandistische Waffe des politischen Terrors“. Sie hatte zum Zweck, einen abstrakten politischen Feind „in Fleisch und Blut vor Augen zu führen und mit Hilfe eines perversen Gerichtssystems die politisch-ideologischen Differenzen zu gemeinen Verbrechen umzudeuten …“. George H. H o d o s : Show Trials. Stalinist Purges in Eastern Europe 1948-1954. New York, London 1987, S. xiii. 66 Die deutsche Gemeinschaft in Rumänien galt aufgrund der Beziehungen zu Familienmitgliedern in der Bundesrepublik Deutschland und des Auswanderungswunsches unweigerlich als unzuverlässiges Glied der Gesellschaft.
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des Stadtpfarrers Konrad Möckel war auch eine an die Evangelische Kirche gerichtete Botschaft, mit der ihr gewaltsam Grenzen für die Tätigkeit der Pfarrer aufgezeigt wurden. Die Bemühungen etlicher evangelischer Pfarrer, die Jugendlichen an die Kirche heranzuführen und alte minderheitliche Einrichtungen wiederzubeleben, wurden vom Regime im Kontext der geschilderten vorbeugenden Repressionspolitik als gefährlich angesehen.
Vergleichende Übersicht Beim Vergleich der drei Fälle lassen sich einige gemeinsame Elemente feststellen, allerdings auch zahlreiche Eigentümlichkeiten. Das soziale Engagement der drei Personen, deren gesetzlich sanktionierte Unterdrückung hier dargestellt wird, die Überschreitung der im öffentlichen Raum gesetzten Grenzen haben in allen drei Fällen zur harten Reaktion der repressiven Institutionen des kommunistischen Staates geführt. Durch das Unterrichtsgesetz und das Kultusgesetz von 1948 hatte das Regime die Öffentlichkeitsarbeit der Kirchen eingeschränkt.67 Das Regime wollte die diskursive Konkurrenz der religiösen Institutionen, deren Werte dem von der Propaganda des Regimes beförderten Wertesystem zuwiderliefen, so weit wie möglich unterbinden oder einengen. Deshalb wurde, wie Cristian Vasile feststellt, nach 1948 „die Kirche aus dem öffentlichen Raum fast ganz verdrängt“.68 Die in den drei Fällen unterdrückten Aktionen beschränkten sich nicht auf den privaten Raum, sondern fanden einen gesellschaftlichen Widerhall, der das diskursive Monopol der alleinherrschenden Partei gefährdete. Die Predigt, ob katholisch oder evangelisch, bezieht sich auf konkrete gesellschaftliche Verhältnisse. Dabei gilt das Wertesystem der Kirche, nicht das des Regimes. Die von den Priestern in ihren Predigten geäußerten Stellungnahmen konnten aus dem Kontext gerissen und sodann von den repressiven Institutionen des Regimes als politische Propaganda interpretiert werden. In einem Interview im Frühjahr 2009 meint Gheorghe Neamţu, die Securitate habe die Bedeutung der gesellschaftspolitischen Komponente seiner in der Universitätsklinik gehaltenen Predigten überbewertet, dasselbe lässt sich auch über Konrad Möckels Predigten sagen.69 Das Hauptproblem, dem sich die repressiven Institutionen in diesen Fällen gegenübersahen, bestand darin, dass religiöse Praktiken nicht 67 Decretul 177 pentru regimul general al cultelor [Dekret 177 zur allgemeinen Arbeitsweise der Kulte]. In: Monitorul Oficial Nr. 178, 4. August 1948, S. 1778-1780. 68 V a s i l e : Istoria Bisericii (wie Anm. 10), S. 187. 69 Gespräch mit Gheorghe Neamţu, Mai 2009.
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gesetzlich strafbar waren. Mehr noch, sowohl die Verfassung von 1948 als auch jene von 1952 räumten Gewissensfreiheit ein.70 Deshalb versuchten die repressiven Institutionen, verschiedene religiöse Praktiken unter „konterrevolutionären Vergehen“ einzuordnen, wobei diesen Tätigkeiten „subversive“ politische Zielsetzungen unterstellt wurden. So wurden die Predigten des Priesters Gheorghe Neamţu, der die Gläubigen aufforderte, den griechisch-katholischen Glauben nicht zu verlassen, und des Stadtpfarrers Konrad Möckel, der die Jugend auf die traditionellen Werte der sächsischen Gemeinschaft einzuschwören versuchte, als gegen das Regime gerichtete Taten interpretiert. Wenngleich der Kultus der „Zeugen Jehovas“ keinen legalen Status hatte, hob die Anklage im Fall von R. H. nicht darauf ab, sondern auf die Tatsache, dass die von den Mitgliedern organisierten Begegnungen „konspirativ“ waren und einen „konterrevolutionären Zweck“ verfolgten. In allen drei Fällen suchte die Ermittlung und die Anklage nachzuweisen, dass die Beschuldigten „hinter der Maske“ der Religion darauf aus gewesen wären, „das Regime der Volksdemokratie in unserem Land zu untergraben“.71 Eine weitere Gemeinsamkeit liegt darin, dass die drei Fälle vor Militärgerichten verhandelt wurden, die seit der Zwischenkriegszeit als Instrumente der legalen Repression gegen Regimegegner eingesetzt wurden. Diese Vorgangsweise hatte ihren Grund darin, dass konterrevolutionäre Vergehen der alten Kategorie von Vergehen gegen die Sicherheit des Staates subsummiert wurden. Die Grundlage dafür war ein Gesetz aus der Zeit des Königs Carol: das Dekret Nr. 856 vom 11. Februar 1938.72 Zudem hatten die in den drei Fällen verurteilten Personen bzw. die religiösen Einrichtungen, denen sie angehörten, enge Beziehungen zu Personen oder Institutionen im kapitalistischen Lager, die das Regime als potenzielle Gefahr für seine Sicherheit betrachtete. Konrad Möckels Zugehörigkeit zur „Michaelsbruderschaft“, die Unterordnung der Griechisch-katholischen Kirche unter den Vatikan und der Gemeinschaft der „Zeugen Jehovas“ in Rumänien unter die „Weltzentrale“ 70 Artikel 27 der Verfassung der Rumänischen Volksrepublik aus dem Jahr 1948 sah vor: „Gewissensfreiheit und Religionsfreiheit werden vom Staat garantiert“, und im Artikel 84 der Verfassung der Rumänischen Volksrepublik aus dem Jahr 1952 heißt es: „Die Gewissensfreiheit wird allen Bürgern der Rumänischen Volksrepublik garantiert.“ Siehe Monitorul Oficial, partea I, nr. 87bis, vom 13.04.1948, und Buletinul Oficial al Marii Adunări Naţionale a Republicii Populare Române, nr. 1, vom 27.09.1952. 71 Siehe zum Beispiel die Verurteilung von Samuilă Bărăian. ACNSAS, FP Cluj 200, vol. 1, f. 34. 72 Îndreptar legislativ pentru practica judiciară la tribunalele militare [Juristischer Leitfaden für die Gerichtspraxis bei Militärgerichten]. București 1956, S. 8-9, 21.
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in New York waren für eine Institution wie die Securitate, die von Themen wie jenem der Spionage besessen war, Verdachtsmomente. Dabei gibt es bei allen Gemeinsamkeiten auch zahlreiche Unterschiede, die in den verschiedenen religiösen Doktrinen und Praktiken, in den unterschiedlichen Kontexten der Ermittlungen und Prozesse sowie in den verschiedenen Optionen zur gesetzlichen Einordnung, den gegen die Verurteilten verhängten Strafen, der Berücksichtigung strafrechtlicher Verfahrensweisen und der Komplexität der Fälle und Akten bestehen. Was religiöse Praxis und Doktrin betrifft, zeichnen sich die „Zeugen Jehovas“ durch intensive Missionstätigkeit, eschatologische Anschauung und geheime Tätigkeit aus. Aus diesen Gründen und wegen der feindlichen Haltung gegenüber dem kommunistischen Regime wurden sie von 1948 bis 1989 unablässig verfolgt. Die Besonderheit von Möckels Fall besteht in seinem Versuch, selbst vor dem Hintergrund der Revolution in Ungarn und deren Niederschlagung weiter Einfluss auf die Bildung der Jugend zu nehmen. Im Fall Neamţu ging es um den Widerstand des Priesters gegen die institutionelle Abschaffung der Kirche, der er diente. Während die Griechisch-katholische Kirche und die „Zeugen Jehovas“ in kommunistischer Zeit massenhaft unterdrückt wurden, ließ man die Evangelische Kirche A. B. gewähren, der Fall Möckel stellt eine der Ausnahmen dar. Die informative Tätigkeit im Fall Neamţu beschränkt sich auf etliche Ermittlungsberichte, wie in den 1940er und 50er Jahren üblich, da das Informationsangebot noch spärlich war. Ganz anders verhält es sich im Fall Möckel, wo eine von der Dauer und Intensität her eindrucksvolle informative Tätigkeit entfaltet wird. Die Komplexität der Ermittlungsakten und gesetzlichen Verfahren nimmt in den Jahren 1948-1958 aufgrund der besseren Ausbildung des Personals von Securitate und Staatsanwaltschaft zu. So gibt es in der Ermittlungsakte zur Schwarze-Kirche-Gruppe keine Verfahrensfehler mehr, wie sie die Vernachlässigung gesetzlicher Bestimmungen im Fall Neamţu darstellt. Entsprechend zeichnet sich der Fall Schwarze Kirche durch die Komplexität der Ermittlungen und der Beweisführung sowie durch die gesetzlich begründete Schwere der verhängten Strafen aus. Wenn man es in den Fällen Neamţu und H. bei Strafen zwischen zwei und acht Jahren Besserungshaft wegen öffentlicher Verhetzung beließ, wurde im Fall Möckel auf „versuchte Spionage“ und „Beteiligung am Verbrechen des Landesverrats“ geschlossen und eine lebenslange Gefängnisstrafe verhängt.73 73
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Abschließend ist zu sagen, dass die hier analysierten Fälle, obwohl die repressiven Institutionen die Unterdrückung dieser religiösen Praktiken in den einzelnen Schritten des Verfahrens gesetzlich einzuordnen versucht haben, in zweierlei Hinsicht im Widerspruch zum gesetzlichen Rahmen der Zeit stehen. Zum einen bestanden die hauptsächlichen Beweise, auf die sich die Urteile stützten, in selbstbelastenden Aussagen, die durch illegale Mittel (körperliche und psychische Gewaltausübung während der Verhöre) herbeigeführt worden waren, zum anderen tritt die Tatsache, dass es im Grunde um die Unterdrückung religiöser Praktiken ging, trotz aller Bemühungen offen zu Tage. Dabei widersprach die Verurteilung von Personen wegen ihres Dienstes in religiösen Einrichtungen, religiösen Gruppen und Glaubensgemeinschaften eindeutig dem Grundgesetz des Landes, der Verfassung, in der Glaubensfreiheit festgeschrieben war.
Summary Religious Practices Turned into Political Offences. Proceedings of the Cluj Military Court (1948-1958) The Cluj Military Tribunal had been the outstanding repressive institution in Transylvania. Its proceedings are proof to the ways in which religious practice in the hands of Securitate had been turned into a legally valid instrument of political repression in the first decade of Communist rule in Romania (1948-1958). Three cases of individuals sentenced for belonging either to the clergy (other than Greek Orthodox), or to a distinct group of religious believers, have been chosen here for closer investigation: A Greek-Catholic priest, an ordinary active member of the religious group of Jehova’s Witnesses, and an lutheran minister. In the way of a hypothesis the author is putting forward the idea that the repressive apparatus of the Communist regime (e.g. the Public Prosecutor’s Office and the Military Court) had been busy to reformulate a number of religious practices in such a manner as to let them look like definite political offences, also being in full agreement with the Penal Code or with other newly elaborated special legislation. Using discursive methods by selecting and re-phrasing former declarations of individuals under interrogation, these fake “offences” were then framed into political guilt. It was under pressure, or even torture that
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such results suiting the Court were being achieved. Why these long winded procedures, one may ask. They were felt to be necessary, because the Communist legislation simply didn’t envisage religious practices as a political crime. Moreover, the Constitutions of the Romanian Peoples’ Republic of 1948 and 1952 included the principle of the freedom of conscience.
Rezumat Practici religioase interpretate ca vinovății politice în cadrul activității Tribunalului Militar Cluj (1948-1959) Studiul tratează problema încadrării legale a represiunii politice îndreptate împotriva practicilor religioase în cadrul activității celui mai important tribunal militar din Transilvania, a Tribunalului Militar Cluj, în perioada primului deceniu de existență al regimului comunist în România (1948-1958). Pentru ilustrarea acestui fenomen au fost alese pentru a fi analizate trei cazuri ale unor persoane care au fost condamnate pentru activitatea desfășurată ca preoți sau simpli practicanți ai unei confesiuni: un preot greco-catolic, un practicant al grupării religioase Martorii lui Iehova și un preot evanghelic. Ipoteza principală a studiului este aceea că instituțiile represive ale regimului comunist (Securitatea, Procuratura și tribunalul militar) au interpretat o serie de practici religioase ca vinovății politice definite de Codul Penal și alte legi speciale. Astfel, prin mijloace discursive, faptele imputate persoanelor alese ca studii de caz au primit un sens politic prin intermediul unui proces de selecție și interpretare a declarațiilor celor anchetați sub presiunea utilizării metodelor violente de către Securitate. Cauza interpretării practicilor religioase ca acțiuni cu scop sau miză politică a constat în faptul că legislația comunistă nu prevedea pedepsirea unor practici religioase, iar discursul oficial și constituțiile Republicii Populare Române din 1948 și 1952 susțineau principiul libertății de conștiință.
DIE AUSEINANDERSETZUNG D E R R U M ÄN I S C H E N L I T E R AT U R M I T D E R S E C U R I TAT E Von Gundel G r o ß e und Wolfgang D a h m e n
Vorbemerkungen Das Thema „Die rumänische Literatur und die Securitate“1 kann mindestens zweifach gedeutet werden: Darunter kann die Verstrickung der Literaten, auch der Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker, mit der Securitate verstanden werden in der Form, die während der Tagung mehrfach thematisiert wurde – als Täter oder als Opfer, manchmal sogar in beiden Funktionen. Als Beispiel hierfür seien nur die bis heute unklar gebliebenen genaueren Todesumstände des Schriftstellers Marin Preda genannt, von dem im Folgenden noch ausführlicher die Rede sein wird, sowie des Literaturwissenschaftlers Pompiliu Marcea. Und erinnert werden soll auch an das Interview, das Herta Müller im September 2010 der Zeitung „România liberă“ gegeben hat und das im Titel einen Satz der Literaturnobelpreisträgerin zitiert: „Scriitorii români erau prea încurcați cu dictatura“ [Die rumänischen Schriftsteller waren zu sehr mit der Diktatur verstrickt].2 Dass diese Problematik innerhalb der rumänischen literarischen Szene aktuell ist, konnte in der jüngsten Vergangenheit sehr gut beobachtet werden, als die Zusammenarbeit der Schriftsteller Nicolae Breban, Ioan Es. Pop und Ioan Groșan mit der Securitate öffentlich debattiert wurde.3 Ein wichtiger Punkt in dieser Debatte war dabei die unterschiedliche Art
1
So lautete das ursprüngliche Vortragsthema. România liberă vom 16.9.2010: Interviu cu Herta Müller: Scriitorii români erau prea încurcați cu dictatura [Die rumänischen Schriftsteller waren zu sehr mit der Diktatur verstrickt]. 3 Siehe z. B. die Debatten in der Literaturzeitschrift România literară XLIII (2011), Nr. 16-18, hier insbes. die Leitartikel von Nicolae M a n o l e s c u ; in der Zeitschrift Observatorul cultural 2011, Nr. 570, 573-575, bes. Nr. 574 und Nr. 575, die Beiträge von Paul C e r n a t : Deconspirarea scriitorilor, mod de întrebuințare [Enttarnung der Schriftsteller. Gebrauchsanweisung]. I, II. 2
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und Weise, in der die drei Autoren öffentlich zu dieser Zusammenarbeit Stellung genommen hatten. Ein zweiter Zugang ist, die Aktivitäten der Securitate als Thema der literarischen Bearbeitung zu verstehen. Dies soll im Folgenden auch unser Verständnis des Themas sein. Dabei muss man natürlich vorausschicken, dass es völlig unmöglich ist, diesen Gegenstand im vorgegebenen Rahmen eines Vortragsbeitrags umfassend bearbeiten zu wollen. Insbesondere müsste viel detaillierter, als das hier geschehen kann, zwischen den Darstellungen vor und nach 1989 differenziert bzw. diese miteinander verglichen werden. Auch wäre ausführlich auf die Bedeutung der Exilliteratur einzugehen, die hier nicht weiter nachvollzogen werden kann. Wir werden uns deshalb darauf beschränken, nach einer kurzen Einführung in die Problematik zwei Romane vorzustellen, in denen die Aktivitäten der Securitate thematisiert werden, die aber das Umbruchjahr 1989 trennt.
Verortung des Themas in der rumänischen Prosa In der rumänischen Literatur fand die Auseinandersetzung mit dem Thema „Securitate“ zunächst in den Romanen statt, die sich mit den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen der 50er Jahre unter Gheorghe Gheorghiu-Dej beschäftigten. Auf zwei ZK-Plenartagungen der Rumänischen Kommunistischen Partei im März und April 1968 wurde die Generallinie für die kritische Wertung der Irrtümer und Übergriffe unter Gheorghe GheorghiuDej vorgezeichnet.4 Damit setzte die literarische Aufarbeitung dieser frühkommunistischen Jahre stalinistischer Prägung ein. Marin Preda, der vielleicht bedeutendste Prosaautor nach 1945, bezeichnete die 50er Jahre als „obsedantul deceniu“ [„Quälendes Jahrzehnt“], eine Charakterisierung, die im Laufe der Jahre zu einer festen Terminologie im rumänischen Geistesleben wurde. Entsprechend bezeichnete man diese Romane als „roman al obsedantului deceniu“5 [„Roman
4 Vgl. Anneli Ute G a b a n y i : Partei und Literatur in Rumänien seit 1945. München 1975, S. 148. 5 Ruxandra C e s e r e a n u : Romanul obsedantului deceniu între disidență și impostură [Der Roman des quälenden Jahrzehnts zwischen Dissidenz und Betrügerei]. In: d i e s . : Gulagul în conștiința românească. Memoralistica și literatura închisorilor și lagărelor comuniste [Der GULAG im rumänischen Bewusstsein. Memorialistik und Literatur der kommunistischen Gefängnisse und Lager]. 2. erw. Aufl. Iași 2005, S. 306f. Cesereanu weist allerdings zu Recht darauf hin, dass es korrekter sei, von einem „roman despre obsedantul deceniu“ [Roman über das quälende Jahrzehnt] zu sprechen.
Rumänische Literatur und Securitate
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des quälenden Jahrzehnts“] oder einfach auch als „roman politic“6 [„politischer Roman“]. Der Begriff „roman politic“ wurde zunächst in Bezug auf die Romane von Alexandru Ivasiuc verwendet, später aber auf die Gesamtheit der Romane bezogen, die sich mit den 50er Jahren auseinandersetzen. Seit Ende der 1960er Jahre erschienen bis 1989 immer wieder Romane, die diesen politischen Abschnitt thematisieren. Neben Alexandru Ivasiuc7 (1933-1977) sind Vertreter dieser Gattung: Augustin Buzura8 (*1938), der nach dem Sturz des Ceaușescu-Regimes lange Zeit Präsident des rumänischen Kulturinstituts war, Marin Preda9 (1922-1980), Constantin Ţoiu10 (*1923), Dumitru Radu Popescu11 (*1935) und Bujor Nedelcovici12 (*1936). Die Autoren des politischen Romans durchlebten in aller Regel selbst keine Erfahrungen einer Inhaftierung, mit Ausnahme von Alexandru Ivasiuc, ferner war Bujor Nedelcovicis Vater 1958 zu 8 Jahren Haft verurteilt worden. In ihrer Literaturgeschichte charakterisiert Eva Behring diese Richtung mit den Worten: „Der ‚politische Roman‘ machte es sich programmatisch zur Aufgabe, ‚die Wahrheit‘ über die Praktiken und Hintergründe von Dogmatismus und Personenkult ans Licht zu bringen, sie genau zu rekonstruieren, Schuld und Irrtümer aufzudecken und eine ‚richterliche Funktion‘ auszuüben.“13
Der gegenwärtig vielleicht bedeutendste rumänische Literaturhistoriker und -kritiker Nicolae Manolescu betont, dass diese Romane zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Ereignis wurden. „Nie zuvor und nie danach hat sich der rumänische Roman einer so großen Po6 Eva B e h r i n g : Rumänische Literaturgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Konstanz 1994, S. 279. 7 I v a s i u c ist der Autor der folgenden Romane: 1967 Vestibul (dt. Übers.: Im Vorhof der Hölle. Bukarest 1971), 1968 Interval, 1969 Cunoașterea de noapte [Erkenntnis der Nacht], 1970 Păsările (dt. Übers.: Die Vögel. Cluj-Napoca 1975), 1973 Apa (dt. Übers.: Der stumme Zeuge. Berlin 1978), 1976 Racul (dt. Übers.: Der Krebs. Bukarest 1984), 1977 Iluminări [Erleuchtungen]. 8 Von Augustin B u z u r a erschienen 1974: Feţele tăcerii [Die Gesichter des Schweigens] und 1977; Orgolii (dt. Übers.: Ansichten des Stolzes. Bukarest 1982). 9 Hier ist insbesondere der 1980 erschienene Roman Cel mai iubit dintre pămînteni [Der meistgeliebte Erdenbürger] von Interesse. 10 Galeria cu viţă sălbatică, București 1976 (dt. Übers.: Die Galerie mit wildem Wein, Bukarest 1987). 11 Roman „F“. București 1969; Vănătoarea regală. București 1973 (dt. Übers.: Königliche Jagd. Bukarest 1977); Cei doi din dreptul Ţebei. București 1973 (dt. Übers.: Die beiden vor dem Berg. Cluj-Napoca 1977; sowie: Der Narr mit der Blätterkrone. Berlin 1979); O bere pentru calul meu [Ein Bier für mein Pferd]. București 1974; Ploile de dincolo de vreme [Regen jenseits der Zeit]. București 1976; und Împăratul norilor [Der Herrscher der Wolken]. București 1976. 12 Somnul vameșului [Der Schlaf des Zollbeamten]. București 1981. 13 B e h r i n g : Rumänische Literaturgeschichte (wie Anm. 6), S. 280.
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pularität erfreut wie damals.“ Manolescu erklärt dies damit, dass der Roman der 60er und 70er Jahre das vielleicht einzige objektive Zeugnis war für das materielle und moralische Desaster der kommunistischen Gesellschaft: „Weil man keine historischen, politischen oder wirtschaftlichen Untersuchungen hatte, […] schien der Roman eine obligatorische Quelle für Millionen Menschen […]. Der Erfolg dieser Romane war nicht unbedingt literarisch begründet. Die Menschen lasen ‚Delirul‘,14 weil dort die Rede von Marschall Antonescu war, ebenso wie sie […] ‚Galeria cu viţă sălbatică‘15 wegen der Seiten lasen, in denen von den kommunistischen Gefängnissen die Rede war.“16
Nicht vergessen werden darf allerdings, dass diese Art der Literatur der Staatsideologie insofern zupass kam, als sie dazu diente, vom Staatsterrorismus des Ceaușescu-Systems abzulenken, indem die Aufmerksamkeit auf die Verbrechen der Zeit Gheorghiu-Dejs geleitet wurde.
Die literarische Verarbeitung des Themas „Securitate“ Mit dem Thema der literarischen Verarbeitung von Securitate, Haftund Lagererfahrungen im rumänischen Roman setzt sich gegenwärtig in Rumänien vor allem Ruxandra Cesereanu auseinander.17 Cesereanu macht deutlich, wie schmal der Grat für die Autoren dieser politischen Romane zwischen einer realistischen Darstellung einerseits und den von staatlichen Autoritäten gesetzten Grenzen andererseits war: „Die Darstellung der Securitate erscheint nuanciert im Roman des quälenden Jahrzehnts, der zwischen einem relativen Dissens dem kommunistischen Regime gegenüber und einer unbestreitbaren Betrügerei changiert. Es handelt sich um Texte, deren Autoren bestimmte Kompromisse eingegangen sind, um das Regime, das ihnen die Veröffentlichung ermöglicht hatte, nicht zu irritieren. Im Vergleich zu den Zeugnissen voll schrecklichem Realismus, 14 Roman von Marin P r e d a (dt. Übers.: Der große Wahnsinn. Bukarest 1980; sowie Delirium. Berlin 1984). 15 Siehe Anm. 10. 16 Nicolae M a n o l e s c u : Istoria critică a literaturii române. 5 secole de literatură [Kritische Geschichte der rumänischen Literatur. 5 Jahrhunderte Literatur].București 2008, S. 1098. 17 Ruxandra Cesereanu hat in Klausenburg/Cluj Philologie studiert und wurde 1997 mit der Arbeit „Infernul concentraţionar reflectat în conștiinţa românească“ [Das Lagerinferno im rumänischen Bewusstsein] promoviert. Sie lehrt heute am Lehrstuhl für Vergleichende Literaturwissenschaft der Babeș-Bolyai-Universität Cluj. Relevante Veröffentlichungen sind u. a.: Călătorie spre centrul Infernului. Gulagul în conștiinţa românească [Reise zum Zentrum des Infernos: Der Gulag im rumänischen Bewusstsein]. București 1998; Gulagul (wie Anm. 5). Es ist allerdings kritisch anzumerken, dass Cesereanu unseres Erachtens eigentlich nicht adäquat den Begriff „Gulag“ als Sammelbegriff für den rumänischen Repressionsapparat verwendet.
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die nach 1989 erschienen, spiegelt der Roman des quälenden Jahrzehnts die Welt des Gulags in einem beschlagenen Spiegel wider. Ohne allegorisch zu werden, ist er manchmal wahrheitsgetreu und manchmal fabelartig, auch in Bezug auf die Darstellung der Securitate.“18
In ihrem Essay zum Bild der Securitate in der rumänischen Literatur19 beschäftigt sie sich vor allem mit der literarischen Darstellung des Repressionsapparates. Die Vertreter des Repressionsapparates werden laut Cesereanu durch die folgenden drei Varianten verkörpert: – den scheinbar wohlmeinenden Untersuchungsrichter, – den Folterknecht im eigentlichen Wortsinn mit den beiden Varianten des automatischen, gewohnheitsmäßigen Folterers und des fanatischsadistischen Typs, – den balkanischen Spaßvogel, der nicht foltert, sondern höchstens Ohrfeigen gibt, sprachlich aber sehr grob ist. Nach Cesereanu überwiegen in der Literatur bis 1989 die Figuren des scheinbar wohlmeinenden Untersuchungsrichters und des balkanischen Spaßvogels, wohingegen nach 1989 alle drei Varianten in der Literatur anzutreffen sind. Die Figur des brutalen Folterers ist insbesondere bei jungen Autoren anzutreffen.20 Sehr glaubwürdig nach Meinung Cesereanus verarbeitet die Literatur vor 1989 das System der Denunziation. Entworfen wird das Bild einer Belagerung der rumänischen Gesellschaft durch Informanten. In den Genres der Antiutopien, Parabeln und Allegorien wird die Securitate oft als eine Geheimgesellschaft mit mafiaähnlichen Strukturen dargestellt, die einen missionarischen oder aber monastisch-disziplinarischen Charakter hat. Ein eindrückliches Beispiel hierfür liefert der Roman Biserica neagră [Die schwarze Kirche] von A. E. Bakonsky, über den noch kurz gesprochen werden wird. Nach 1989 erscheinen natürlich ebenfalls Romane, die das Thema Securitate verarbeiten. Dabei muss noch einmal differenziert werden: Einerseits handelt es sich hierbei um Romane, die aus politischen Gründen bis 1989 nicht in Rumänien erscheinen konnten. Dabei ist noch einmal zu unterscheiden zwischen Werken, die zwar bereits mehr oder weniger lange fertiggestellt waren, aber nicht hatten publiziert werden dürfen, und solchen, die vor 1989 im Ausland und zumeist auch in einer Fremdsprache publiziert worden waren. Zur ersten Gruppe gehört beispielsweise der Roman von Ion Eremia Gulliver în Ţara Minciunilor [Gulliver im Lügenland], der 1992 erschie18 Ruxandra C e s e r e a n u : Imaginea Securității în literatura română în comunism și postcomunism. In: Caietele Echinox 1 (2001), S. 157f. 19 Vgl. ebenda, S. 157-172. 20 Vgl. ebenda, S. 157.
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nen ist, aber bereits am 11. September 1958 beendet worden war. Ion D. Sârbu wiederum hatte seinen Roman Adio, Europa! [Adieu, Europa!] bereits 1985 beendet, konnte ihn aber erst 1992 und 1993 veröffentlichen. Aus der letzten Gruppe sei hier zunächst der Autor Paul Goma21 genannt, der Verbindungen zur Gruppe der Charta 77 und zu Autoren wie Heinrich Böll hatte und dessen Romane, wie etwa Ostinato22 oder Patimile după Pitești [Die Leiden nach Pitești]23 zunächst im Westen veröffentlicht worden waren und erst nach 1989 dem rumänischen Lesepublikum zugänglich wurden. Auch der bereits erwähnte Roman Biserica Neagră von A. E. Bakonsky gehört hierher. Er wurde 1976 ins Deutsche übersetzt und bei Ullstein veröffentlicht, erschien aber erst 1992 in Rumänien in den „Schriften II“. Dem Übersetzer der deutschen Ausgabe, dem Wiener Historiker Max Demeter Peyfuss, ist damals übrigens mehrfach sehr unmissverständlich deutlich gemacht worden, dass diese Übersetzung nicht erwünscht sei.24 Zuletzt sei noch Bujor Nedelcovicis Roman Al doilea mesager [Der zweite Bote] genannt, der eine totalitäre Fiktion entwirft. Nedelcovici hatte den Roman 1983 geschrieben, aber in Rumänien nicht veröffentlichen können. 1985 ist das Werk in Frankreich erschienen und wurde 1986 mit dem Freiheitspreis des französischen Pen-Clubs ausgezeichnet. Erst 1991 konnte der Roman auch in Rumänien erscheinen. Andererseits entstehen nach 1989 aber auch ganz originäre Werke, die die Securitate literarisch verarbeiten, so z. B. der erste Band der Romantrilogie von Mircea Cărtărescu mit dem Titel Orbitor, der inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt worden ist.25 Im Folgenden sollen zwei Romane etwas näher vorgestellt werden, die ein zeitlicher Abstand von 26 Jahren trennt und die auf ganz unterschiedliche Weise das Sujet Securitate verarbeiten. Es handelt sich um die Romane Cel mai iubit dintre pămînteni von Marin Preda und Derapaj von Ion Manolescu.
21
Paul Goma hat 1977 Rumänien verlassen. Paul G o m a : Ostinato. Frankfurt am Main 1971 (rum.: Ostinato. București 1992). 23 Paul G o m a : Les Chiens de mort. La Passion selon Pitești. Paris 1981 (rum.: Patimile după Pitești. București 1990). 24 Persönliche Mitteilung von Max Demeter Peyfuss. 25 Mircea C ă r t ă r e s c u : Die Wissenden. Wien 2007. 22
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Die „Securitate“ als Thema in Marin Predas Roman Cel mai iubit dintre pămînteni Marin Preda war einer der bedeutendsten rumänischen Prosaautoren zwischen 1945 und 1989. Sein Roman Cel mai iubit dintre pămînteni [Der meistgeliebte Erdenbürger]26 erschien 1980 kurz vor seinem Tod. Der Roman gliedert sich in zehn Teile und umfasst beinahe 1 200 Seiten. Protagonist ist der Ich-Erzähler Victor Petrini, der sein bisheriges Leben aus der Retrospektive erzählt. Gleich zu Beginn erfährt der Leser, dass Petrini im Gefängnis sitzt und sein Anwalt ihm empfohlen hat, aufzuschreiben, was geschehen ist. Die Romanhandlung umfasst einen Zeitraum von etwa 20 Jahren und ist zwischen 1940 und 1960 angesiedelt. Handlungsort ist die Stadt Klausenburg/Cluj. Es ist ein Schlüsselroman, d. h. er präsentiert Persönlichkeiten und Ereignisse aus dem rumänischen kulturpolitischen und literarischen Leben der 1950er Jahre, deren Verschlüsselung unterschiedlich gehandhabt wird. So sind beispielsweise gänzlich unverschlüsselt die Figuren Gheorghiu-Dej und Stalin. Iosif Chișinevschi hingegen, Leiter der Abteilung für Agitation und Propaganda im ZK der Kommunistischen Partei, wird mit seinen Initialen genannt. Mihail Sadoveanu, bedeutender Autor von insbesondere historischen Romanen, und Lucian Blaga, Dichter und Kulturphilosoph, werden jeweils durch Metaphern kenntlich gemacht. Für die Beschreibung von Haft und Strafarbeit verwendet Preda die realen Erfahrungen des Autors Ion Caraion, mit dem er befreundet war.27 Der Roman ist sehr umfangreich und vielschichtig. Deshalb werden als Schwerpunkte in den folgenden Ausführungen insbesondere Petrinis Haftzeit und seine Erfahrungen in der Strafarbeit beleuchtet. Petrini, der Philosophie an der Universität lehrt, wird am Abend der Taufe seiner Tochter Silvia verhaftet. Als Grund gilt seine angebliche Zugehörigkeit zu der konterrevolutionären Bewegung „Sumanele negre“.28 Der Verhaftung liegt ein Missverständnis zugrunde: Petrini führte mit einem Freund einen Briefwechsel, der immer mit der Formulierung endete: „Ich erwarte Ihre Anordnungen.“ Dies interpretiert die Securitate als einen versteckten militärischen Befehl, denn sie weiß, 26 Dieser Roman wurde nicht ins Deutsche übersetzt. Alle folgenden Übersetzungen wurden von Gundel G r o ß e vorgenommen. Den Zitaten liegt die 2002 erschienene dreibändige Ausgabe des Verlages Cartex Serv zugrunde. 27 Vgl. dazu Ion C a r a i o n : Insectele tovarășului Hitler. München 1982, S. 79. 28 Die „Sumanele negre“ [Schwarze Bauernmäntel] waren eine antikommunistische Geheimorganisation in Nordsiebenbürgen zwischen 1944 und 1946.
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dass Petrinis Briefpartner den „Sumanele negre“ angehörte.29 Petrini wird für drei Jahre und drei Monate zur Strafarbeit in einer Bleimine in Baia Sprie verurteilt. Die Securitate, die Bedingungen von Vernehmung und Haft werden von Petrini immer wieder erzählt und reflektiert. An dieser Stelle soll seine erste Vernehmung nach der Inhaftierung auszugsweise zitiert werden. Die Vernehmung führt ein Offizier. Hierbei ist interessant, dass dies zugleich ein Beleg für die Kategorisierung der Untersuchungsrichter ist, die Ruxandra Cesereanu vornimmt. Der Offizier gehört dabei dem Typ des scheinbar wohlmeinenden Vernehmers an. „Ei“, rief er [der Offizier – G. G.] überschwänglich aus, „Wir haben jetzt einen anderen Fall, einen universitären. Das ist ein anderes Leben, ein philosophischeres! […] Victor, komm‘ näher, nimm Platz! Weißt du, wo du dich befindest?“ „Ich hatte den Eindruck“, antwortete ich, „auf der Polizei.“ „Nein, nicht auf der Polizei“, antwortete er mit seiner honigsüßen Stimme. „Wir sind hier bei der Securitate.“ „Das ist dasselbe in Grün“, antwortete ich unbekümmert. Aber er korrigierte mich, sehr überrascht, aber dennoch voller menschlicher Wärme: „Nein, das ist nicht dasselbe!!!“ Dann hob er plötzlich seine Hände: „Aber guck’ an, du kommst ja im Mantel! […]“ „Und mit Koffer“, sagte ich. „Oh, oh, oh“, entgegnete er mitleidig, „und mit Koffer. […] Was ist, hast du dich erschreckt, mein Lieber!? Schreib‘ eine Erklärung und na, dann gehst du nach Hause.“ „Sage, mein Lieber“, und er streckte mir mit den Gesten eines Hausherren ein Blatt Papier über den Schreibtisch hin und reichte mir einen Füller, „wie es auch sei, wir reden, obwohl der Mann vielleicht keine Lust zum Reden und seine Frau erschreckt zurückgelassen hat …“ „Was soll ich sagen?“ „Also dann sag‘ dort, wie es mit deiner Aktivität in den Sumanele negre war, nenne uns alle, die du kennst, denn das interessiert uns. Vielleicht hast auch du irgendeinen hinterhältigen Ungarn geschlagen, der sich nicht gut betragen hat, als Hitler in Wien diktiert hatte, dass Siebenbürgen zerrissen werden soll. […]“ Ich guckte ihn ungläubig an. Machte er sich über mich lustig? Aus ihm war etwas geworden, Oberst, vielleicht hatte er alle Grade übersprungen, man sah auf seinem Gesicht noch die bescheidene Herkunft. Ob er Arbeiter gewesen war oder Kellner oder ein kleiner Funktionär? […] „Wenn du alles sagst“, fuhr er fort, „passiert dir nichts, denn wir wissen, dass du kein Chef warst und niemanden aufgehängt hast, aber du musst andere gesehen haben … Du musst!“30
Petrini kategorisiert die Figuren der Securitate, mit denen er zu tun hatte, wie folgt: [E]iner war sanft und zynisch […], ein anderer verfluchte mich auf ordinärste Weise bei meiner Mutter, ich musste acht Stunden stehen, in denen er belegte Brote aß, Kaffee trank, rauchte, wobei er darauf geachtet hatte, dass man mir 29 30
P r e d a : Cel mai iubit, 1. Buch, 4. Teil, XVI. Kapitel, S. 444f. Ebenda.
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an jenem Tag nichts zu essen gab. Und er rülpste, stocherte sich in den Zähnen herum und versicherte mir, dass meine einzige Chance sei, zu gestehen, verurteilt zu werden, die Strafe abzusitzen und somit davonzukommen.31 Ein anderer sagte zu mir plötzlich ganz ehrlich: „Mensch Petrini, du glaubst doch nicht etwa, dass wir Idioten sind und nicht wissen, dass du eigentlich nichts gemacht hast. Aber was du nicht verstehst, ist die Tatsache, dass wir dich hier drinnen brauchen, nicht draußen.“32
Das heißt, alle Protagonisten der Securitate führen ein mehr oder weniger kompliziertes Spiel, um Petrini ein Geständnis zu entlocken. Über seine Erfahrungen mit den Vernehmern der Securitate reflektiert Petrini wie folgt: Mir blieb nach den drei Monaten, die ich bei der Securitate verbracht hatte, neben einem unerträglich großen Gefühl der Unruhe, das nur durch die anstrengende Arbeit in der Mine abgeschwächt wurde, eine Ratlosigkeit. Wo hatten diese Jungen, die in meinem Alter waren und die alle vom Lande zu sein schienen oder Söhne von Arbeitern waren, diese raffinierte Folter in Form eines Verhörs gelernt? Wer hatte ihnen solche Geheimnisse enthüllt, die nicht anders als durch eine alte Praxis in diesem Beruf und in ebenso alten und traditionsreichen Dienststellen ausreiften? Ich weiß nicht, wer sie das gelehrt hat, aber ich habe bei keinem auch nur einen Anhaltspunkt dafür entdeckt, dass er eine angelernte Technik anwenden würde. Nein, es war eine sich zu eigen gemachte Technik, die in ihrer Gesamtheit einen Bestandteil ihres ureigenen Denkens bildete. Es waren keine Automaten, wie man glauben könnte. Sie fühlten, dass sie lebten, während sie mich folterten, und hatten jedes Mal ein feines Lächeln auf den Lippen, wenn ich protestierte und sagte: „Aber ich habe das schon hundertmal erklärt.“33
Ruxandra Cesereanu betont, dass der politische Roman inhaltlich zwar in den 50er Jahren angesiedelt ist, dass aber die Typen von Vernehmern eher einer späteren Epoche entstammen. Gerade die 50er Jahre zeichnete vor allem der brutale, rohe Folterer aus, was aber erst in den Romanen nach 1989 so dargestellt wird. Dafür ist Predas Roman ein sehr guter Beweis. Gewalt erfolgte hier überwiegend nicht physisch, sondern in allererster Linie psychisch. Anders ist es hingegen in der Mine.34 Dort muss Petrini in den Karzer, weil er eines Abends die körperlichen Schikanen eines Wächters nicht mehr auszuhalten bereit ist. Der Wächter ist ein einfacher Mensch, dem der intellektuelle Unterschied zwischen ihm und Petrini nicht gefällt. Er schikaniert ihn mit mehreren Aufenthalten im Karzer und betont, dass er Petrini am liebsten mit einem Schürhaken umbringen würde. Es gelingt Petrini jedoch, in einer günstigen Gelegenheit den 31 32 33 34
P r e d a : Cel mai iubit, 2. Buch, 5. Teil, IX. Kapitel, S. 68. Ebenda. P r e d a : Cel mai iubit, 2. Buch, 5. Teil, III. Kapitel, S. 21-22. Vgl. P r e d a : Cel mai iubit, 2. Buch, 5. Teil, IX. Kapitel, S. 61-72.
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Wächter in die Tiefen der Mine hinabzustoßen. Der Mord bleibt unaufgeklärt und ohne Folgen. Während seiner Arbeit in der Bleimine muss Petrini erkennen, dass hier „wie in jedem Lager von zehn Gefangenen einer ein Verräter war […] und darüber ein Chef, der genauso stark war wie der Lagerkommandant, wenn nicht sogar stärker.“35
Es wird in diesem Zusammenhang im Roman direkt eine Parallele gezogen zu Auschwitz mit der Bemerkung, dass diese Funktionsträger dort Kapo genannt wurden. Nach seiner Haft begegnet Petrini auch in anderer Weise Angehörigen der Securitate, so beispielsweise in Gestalt von Nineta Romulus. Nineta Romulus war Petrinis Jugendliebe und hatte inzwischen die Stelle einer Betriebsbibliothekarin eingenommen.36 Die Verbindung zwischen ihr und Petrini muss jedoch bald abgebrochen werden, weil sie die Geliebte des Kaderleiters Olaru ist und Petrini darüber ihre Zugehörigkeit zur Securitate erkennt, was sich in seinen Nachforschungen auch bestätigt. Abschließend kann man sagen: Es zeigt sich, dass Petrinis Leben durch das Einbrechen der Securitate einen ganz anderen weiteren Verlauf nimmt und fortan geschädigt bleibt. Nach der Haft arbeitet er in einer Rattenbeseitigungstruppe und in einer Fleischfabrik, um dann am Ende des Romans als Dorfschullehrer zu unterrichten. Dieses berufliche Desaster, d. h. die Unmöglichkeit, als Dozent weiterhin am Philosophielehrstuhl zu unterrichten, wird durch das Scheitern im persönlichen Leben verdoppelt, was dem Roman insgesamt eine sehr dunkle Grundstimmung verleiht.
Die „Securitate“ als Thema in Ion Manolescus Roman Derapaj Ion Manolescus Roman Derapaj37 erschien 2006 und war in den Jahren 2006 und 2007 ein Bestseller in Rumänien. Der Autor, Ion Manolescu, 1968 geboren, ist Dozent am Lehrstuhl für rumänische Literatur der Universität Bukarest und ein wichtiger Vertreter der rumänischen Postmoderne. Nach seinem Debüt mit dem Roman Alexandru38 im Jahr 1998 ist Derapaj Manolescus zweiter Roman. Sein Protagonist 35
P r e d a : Cel mai iubit, 2. Buch, 5. Teil, IX. Kapitel, S. 64. Vgl. P r e d a : Cel mai iubit, 2. Buch, 6. Teil, IX. Kapitel, S. 313-323. 37 Unter dem Arbeitstitel „Im Schleuderkurs“ wurde von Iulia D o n d o r i c i und Nadine L i p p ein Abschnitt des Romans ins Deutsche übersetzt, siehe: www.rumaenische-literatur.de. 38 Ion M a n o l e s c u : Alexandru. București 1998. 36
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Alexandru Robe ist auch in diesem Roman wieder die Hauptfigur und diesmal zugleich der Ich-Erzähler. Die Romanhandlung ist im Jahre 2005 angesiedelt und enthält zwei kurze Rückgriffe auf die Jahre 1918 und 1929. Handlungsorte sind Bukarest, Constanţa, Tuzla und Wien. Der Protagonist Alexandru Robe ist Dozent für rumänische Literatur an der Universität Bukarest. Er ist seit seiner Kindheit begeisterter Leser der Comicserie Pif 39 und stets bestrebt, seine Sammlung zu komplettieren. Diese Comicserie liefert ihm zudem wichtige Informationen. Die meiste Zeit jedoch verbringt er am Computer. Er sieht sich mit Vorliebe Flugzeugabstürze an, aber auch entgleisende Züge, verunglückende Busse, Lkw und Schiffe und ist besessen davon, die Fehler im Mechanismus zu entdecken. Er verbringt Nächte nicht nur damit, Flugzeugabstürze zu simulieren, sondern außerdem auch die medialen Aktivitäten seines Nachbarn auszuspionieren. Dass er offensichtlich in einer doppelten Welt lebt, wird klar, als er eines Nachts von einem Erdbeben geweckt wird und sich mit seiner Freundin Maria in großer Aufregung zu seinem Freund Mihnea begibt. Es stellt sich heraus, dass das Erdbeben an keinem anderen Ort stattgefunden hat und nirgendwo in den Medien erwähnt wird. Auf der Suche nach diesem Phänomen gerät Robe mit seinen Freunden immer mehr in eine Welt voller Codes und geheimer Nachrichten und der Frage nach Realität und Fiktion. Es kristallisiert sich für den Leser heraus, dass im Hintergrund allen Geschehens eine Geheimorganisation existiert. Das sind „economiștii minţii“, die Erinnerungskontrolleure. Sie manipulieren die Erinnerungen, um die Geschichte zu beherrschen. Der Protagonist Alexandru Robe ist Ergebnis eines Fehlers im Plan der Erinnerungskontrolleure und soll deswegen ausgelöscht werden. Robe selbst hat diesen Plan jedoch durchschaut und kann sich nur retten, indem er alle seine Erinnerungen bis auf das letzte Detail zusammenträgt. Dafür nimmt er an einer Art Weltmeisterschaft für die Erringung der vollständigen Erinnerungen teil. Was ihn im Romanverlauf immer wieder beschäftigt, ist die Frage, inwieweit die Securitate dabei die Hände im Spiel hat: „Auch die Securitate hat sich hier mit eingemischt, vielleicht mehr, als ich bisher glaubte, infiltriert in was weiß ich für Personen oder Organisationen. […] alle schienen verdächtig (zumindest schien es mir so), alle belauschten einander, schrieben Berichte und wurden verhört, in Akten gesperrt, die 39 Pif war eine Comicserie in Frankreich, die vor allem in den 1970er Jahren auch in Rumänien vertrieben wurde. Von Ion M a n o l e s c u gibt es einen Aufsatz zu diesem Thema mit dem Titel „Pif Gadget: Istoria unei reviste inegalabile“ [Pif Gadget. Die Geschichte einer unvergleichbaren Zeitschrift]. In: Observatorul cultural 2004, Nr. 218.
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wiederum in die Berichte anderer eingefügt wurden – wie in einer Insektensammlung, die von Texten und Leben nur so wimmelte. Auf der Suche nach Identifikationsdaten spionierten wir einander aus. Wer war wer? Auf wen konnte man sich verlassen? Wem verkaufte man seine Erinnerungen?“40
Dieses Gefühl wird untermauert durch sieben Briefe, die er an der Universität in seinen Unterlagen gefunden hat und die ihm zugeschrieben werden, obwohl ihr Verfasser eindeutig eine andere Person ist. Die Briefe sind adressiert an die „Direcţia operativă, serviciul corespondenţă“ (Operative Leitung, Korrespondenzabteilung). Es ist klar, dass damit nur die Securitate gemeint sein kann, wie Robe und Mihnea in einem Gespräch feststellen. Ausgangspunkt des Gespräches ist dabei die Bemerkung Mihneas: „Dieses Land verdient uns nicht“, was er im weiteren Gesprächsverlauf ausführt und wie folgt endet: „Securisten und Betrüger gibt es hingegen überall. […]“ „Die Securitate gibt es nicht mehr“, ironisierte ich. „Sie wurde 1990 aufgelöst.“ „Wirklich?! Warum höre ich dann manchmal Volksmusik, wenn ich den Hörer abnehme?“ Er [Mihnea – G. G.] trank noch einen Schluck Bier und fuhr dann fort: „Und was suchen die Witzbolde in den Briefen von 98-99? Oder glaubst du, dass die ‚Operative Leitung‘ sich auf ‚Operative Leitung der Farces und schlechten Witze‘ bezieht? Und dass die Kommentatoren im Untergrund ein paar Anfänger sind, die sich auf deine Kosten amüsieren?“41
Robe hat im Romanverlauf immer wieder das Gefühl, Mihnea wisse letztlich viel mehr, als er sage. Es gelingt ihm aber nicht, diesem Gefühl auf den Grund zu gehen. Der Roman gipfelt in einem neuronalen Duell zwischen Robe und einem Schriftsteller, der ein Vertreter der Erinnerungskontrolleure ist. Robe ist den Erinnerungskontrolleuren überlegen und scheint das Duell zu gewinnen, als plötzlich sein Freund Mihnea wieder ins Spiel zurückkehrt. Nun geschieht das Unerwartete: Mihnea öffnet seinen Laptop, und in letzter Sekunde wird Robe klar, dass die Buchstabenkombination ESCU, deren Entschlüsselung er über den Romanverlauf auf den Spuren war, keine Endung bedeutet, sondern nichts anderes als SECU, die gängige rumänische Abkürzung für Securitate.42 Mihnea gehört also der Securitate an und ist damit allen überlegen, dem schlauen Robe ebenso wie den scheinbar allwissenden und alles lenkenden Erinnerungskontrolleuren.
Schlussbetrachtung Die vorgestellten Romane unterscheiden sich in der literarischen Behandlung des Themas der Securitate ganz wesentlich. In Predas Roman 40 41 42
M a n o l e s c u : Derapaj, S. 306. Ebenda, S. 465. Vgl. ebenda, S. 648.
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geht es um die unmittelbare, individuelle Erfahrung von Haft, Vernehmung und Bestrafung, die in einem ganz bestimmten historischen Kontext, nämlich dem der 50er Jahre mit seiner Ideologie Stalinscher Prägung, verankert ist. Auch wenn einige Details so nicht unbedingt in der Lebenswirklichkeit vorkommen konnten, fängt der Roman in all seiner Breite doch sehr realistisch das komplexe Zeitgeschehen mit seinen Konsequenzen für den Einzelnen ein. Manolescus Roman hingegen spielt mit einer anderen Ebene. Er ist im Bereich der Science Fiction angesiedelt und nimmt mit seinem thematischen Schwerpunkt auf dem Handel mit Erinnerungen Bezug auf Filme, wie z. B. „Matrix“. Realistische Momente im Roman wechseln ab mit fiktionalen, die den Roman schließlich bestimmen. Alexandru ist zwar mit der Securitate konfrontiert und das letztlich auch sehr folgenreich, doch ist diese hier viel weniger fassbar und präsent als bei Preda. Es gibt also keine direkten Konfrontationen im Sinne von Verhaftung, Vernehmungen und Strafarbeit. Aber, und das erscheint doch wesentlich – der Roman, der im Jahr 2006 veröffentlich wurde, fängt sehr gut ein, was Martin Jung in seinem Beitrag in diesem Band darlegt: Zentral ist das Gefühl, dass die Securitate immer noch im Hintergrund wirkt und alle Fäden in der Hand hat. Somit bleibt es abzuwarten, welche Wandlungen das Thema Securitate weiterhin in der Literatur vollzieht und inwieweit es in den nächsten Jahren noch virulent bleiben wird.
Summary The Image of “Securitatea” in Romanian Literature This analysis proposes to deal with the conflicting image of Securitate in Romanian literature up to 1989. Starting with a short overview regarding the topic of Securitate in present-day Romanian society as well as with literary circles, we shall proceed to study “Securitatea” as a literary subject. Until 1989 this topic had been encountered in novels about the so-called “obsessive decade”, then to be more poignantly developed after December 1989, when Romanian literature freed itself from former ideological fetters. In the second part of our paper we look more closely into the actual representation of the topic of “Securitatea” in Marin Preda’s novel Cel mai iubit dintre pământeni [The Most Beloved of Earthmen] and Ion
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Manolescu’s novel Derapaj [Derailing]. In Preda’s novel the Secret State Police, Securitate, intervenes as a tribunal quite straightforwardly into the life of its hero: Having experienced jail and prison camp, Victor Petrini’s life is being destroyed in more than one way. Although the hero in Derapaj is going to suffer death in consequence of the devious dealings of Securitate, its activities are so well occulted in the course of this novel that it isn’t till the end, that Alexandru realizes who is causing his death.
Rezumat Imaginea Securității în literatura română Studiul nostru se ocupă de imaginea Securității în literatura română înainte și după 1989. După o scurtă privire asupra Securității ca temă reflectată în societatea română și în cercurile scriitorilor de astăzi, analizăm în primul rând abordarea ei literară. Până la anul 1989, problematica aceasta se găsește în romanul “obsedantului deceniu”, devenind mult mai pronunțată după decembrie 1989 prin eliberarea literaturii române de constrângerile ideologice. Partea a doua a studiului nostru analizează reprezentarea concretă a subiectului Securității în romanul lui Marin Preda Cel mai iubit dintre pământeni și în romanul Derapaj al lui Ion Manolescu. În romanul lui Preda, Securitatea ca instanță intervine într-un mod foarte direct în viața eroului. După experiențele sale de pușcărie și lagăr, viața lui Victor Petrini rămâne distrusă pe mai multe niveluri. Deși eroul din Derapaj, Alexandru, suferă chiar consecințe mortale din cauza Securității, aceasta acționează în cursul romanului atât de ascunsă încât protagonistul abia la sfârșitul romanului își dă seamă de existența ei superioară și ucigătoare.
M A S S N A H M E N P L ÄN E D E R S E C U R I TAT E GEGEN DEUTSCHE SCHRIFTSTELLER I N R U M ÄN I E N Von Liviu B u r l a c u Die Öffnung der von der ehemaligen rumänischen kommunistischen Geheimpolizei angelegten Archive durch den Nationalrat zum Studium der Archive der Securitate hat nicht nur die Erforschung der von dieser Institution angelegten Akten ermöglicht, sondern auch einen Einblick in die Methoden und Mittel gewährt, die von den Kadern der Securitate bei der Verfolgung jener angewendet wurden, die man beschuldigte oder einfach verdächtigte, dass sie dem politischen Regime des kommunistischen Rumänien geschadet hätten.1 In diesen Akten sind Vertreter sämtlicher Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen als Verfolgte erfasst, darunter natürlich auch Schriftsteller im Allgemeinen und deutschsprachige Schriftsteller im Besonderen. Die deutschsprachigen Schriftsteller stellten für die Securitate einen im Vergleich zu den rumänischsprachigen Schriftstellern besonders heiklen Gegenstand dar, weil sie Themen aus dem Leben und der Geschichte dieser Gemeinschaft aufgreifen konnten, von denen in der Öffentlichkeit nicht die Rede war. Dabei hätte es beispielsweise sogar
1 „Vergehen gegen die Sicherheit des Staates sind: Verrat durch feindliche Aktionen gegen den Staat; Verrat durch Übermittlung von Geheimnissen und Spionage; das Attentat, das die Sicherheit des Staates gefährdet; das Attentat gegen ein Kollektiv; die Untergrabung der Staatsmacht; Akte der Diversion; Sabotage; Untergrabung der Volkswirtschaft; Propaganda gegen die sozialistische Gesellschaftsordnung; die Verschwörung; Kompromittierung von Staatsinteressen; der Verrat eines Geheimnisses, das die Sicherheit des Staates gefährdet; die Nichtanzeige von Vergehen gegen die Sicherheit des Staates; Vergehen gegen einen Vertreter eines fremden Staates.“ Vgl. Lehrbuch für die Arbeit der Securitate: Bazele muncii de securitate. Hgg. Generalleutnant Grigore R ă d u i c ă , Generalmajor Constantin S t o i c a . (Manual) ediția a II-a, 1974. In: Arhiva Consiliului Național pentru Studierea Arhivelor Securității, prescurtat ACNSAS, fond Bibliotecă [Archiv zum Studium der Securitate-Akten, kurz: ACNSAS, Abteilung Bibliothek], nr. 4655, ff. 39-63.
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um die Deportation der Rumäniendeutschen in die UdSSR (Januar 1945) gehen können. Hierbei sollte nicht vergessen werden, dass die Literatur zu kommunistischer Zeit als Instrument der ideologischen Propaganda betrachtet wurde, weshalb auch deutsche Schriftsteller, solange sie ihr Schreiben in den Dienst des kommunistischen Regimes stellten, als „fortschrittlich“ angesehen wurden, während jene als „reaktionär“ galten, die in ihrem Schaffen Themen aufgriffen, die das kommunistische Regime in ein negatives Licht rückten. Letztere waren für die Securitate seit ihrer Gründung 1948 bis zuletzt, 1989, stets Zielpersonen.2 Unabhängig vom jeweiligen Entwicklungsstand der Securitate zeit ihres Bestehens waren die Methoden und Mittel in der Verfolgung der deutschen Schriftsteller stets dieselben, zunächst jedoch muss man sich über die Gründe klarwerden, die zur Eröffnung einer Ermittlungsakte führten. Da es sich um Schriftsteller handelt, stehen natürlich die literarischen Werke, ob Prosa oder Lyrik, am Anfang. Überdies ist anzumerken, dass die Arbeiten der deutschsprachigen Schriftsteller in Rumänien, ob veröffentlicht oder nicht, unter den Sprechern dieser Sprache im Umlauf waren, was für die Securitate eine zusätzliche Erschwernis bedeutete, weil die als „interpretativ“ verdächtigten Texte übersetzt und kritisch in Augenschein genommen werden mussten, was beim Übersetzer, der die Konnotationen des Textes zu beurteilen hatte, also bei der Zensur, ein waches Auge voraussetzte. Aus der Vielzahl von Beispielen, die sich in den Akten der Securitate finden, greifen wir als Illustration folgendes Schlussfragment eines informativen Berichtes/ notă informativă des Informanten „Wald Johan“ vom 15. Januar 1963 heraus. 2 „Ich war kein Mitglied [der Aktionsgruppe Banat], aber ich stand ihnen als Redakteur und Förderer am nächsten. Es ist sehr klar und wahr. Ja, natürlich. Auf diesem Feld hat der ganze Wahnsinn begonnen. Es heißt, ich hätte sie gelehrt, Literatur mit zweideutigen Aussagen zu schreiben, ich aber war stets der Meinung, nur kritische Literatur sei wertvoll, keinerlei Blümchen, kein Lyrismus, sondern harte Realität, kritisch dargestellt. Natürlich gibt es auch hier Übertreibungen. Natürlich haben wir gelesen, sie haben ebenfalls gelesen, das haben sie aber nicht von mir gelernt. Es stimmt nicht, dass ich ihnen die Ideologie beigebracht hätte, die in ihren Köpfen war. Das geschah infolge der 1968er Generation. Sie waren sehr neugierig, sehr offen für Ideen von überall und haben das wirklich gemacht, was in den Dokumenten und in meiner Akte auftaucht. Sie kamen einzeln nach Bukarest und gingen zum Goethe-Institut, holten sich dort Bücher und lasen sie, die ganze Gruppe las bestimmte Bücher, damit sie ein Diskussionsthema hatten, alle waren sie zur Privatlektüre verpflichtet.“ Arhiva Centrului de Istorie Orală, kurz: ACIO „Constantin Ticu Dumitrescu“ (CNSAS) nr. DVD 15; Interview mit Csejka, Gerhardt, geführt von Cristina Anisescu am 21.3.2009. Abschrift Liviu Burlacu.
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„Im Gedicht Nr. 65, S. 394 sagte er [der Dichter Moses Rosenkranz], das ‚Verbot verschließt seinen Gedichten den Mund, die wahre Poesie liegt in Ketten‘. Der Dichter sei heute wie ein Igel in der Welt, in der er lebe, er verschließe sich in sich selbst, nur mit Hass sehe er aus dem Fenster seines Hauses (Gedicht Nr. 75, S. 399). Aus dieser Gruppe von Gedichten, die nach thematischen Gesichtspunkten analysiert worden sind, geht die feindselige Haltung des Autors klar hervor; der schädliche Charakter der Gedichte äußert sich jedoch in den verschiedenen Gedichtgruppen in graduell unterschiedlicher Deutlichkeit. Zweifelsfrei ist festzustellen, dass in keinem dieser Gedichte auch nur etwas Konstruktives, Gesundes zu finden ist. Auch aus künstlerischer Sicht sind die Gedichte von geringem Wert.“3
Zu diesem Beispiel ist anzumerken, dass die Securitate selbst in der Zeit einer relativen Liberalisierung des kommunistischen Regimes (19681971) in Sachen literarischer Werke an Wachsamkeit nicht nachließ. Ein Anschreiben der Direktion I an das Kreisinspektorat der Securitate I.J.S. Temesch/Timiș aus dem Jahr 1975 begleitet die Materialien zu sieben jungen deutschsprachigen Schriftstellern, alle Mitglieder des Literaturkreises „Aktionsgruppe Banat“ in Temeswar/Timișoara,4 mit der Bemerkung, sie seien „in Anbetracht des feindlichen Inhalts dieser Arbeiten informativ erfasst worden“.5 Natürlich ging die Aufmerksamkeit der Securitate für literarisches Schaffen in zwei Richtungen. Zum einen handelte es sich um Arbeiten, die zur Veröffentlichung angeboten
3 ACNSAS, fond Informativ, dosar 184937, vol. 1, f. 123. Zum Zweck der Vertraulichkeit wurden die Namen mit Initialen ersetzt. Einige Namen sind unterstrichen, um die ursprüngliche Form des Dokuments wiederzugeben, mit […] werden Auslassungen unbedeutender Stellen gekennzeichnet. 4 „Die 1970er Jahre waren die Jahre unserer Jugend. Wir haben diesen Weg als junge Literaten mit sehr großem Idealismus beschritten, in dem Glauben, wir könnten mit Gedichten die Welt verändern. […] Die Literatur war das einzige oder das tauglichste Mittel, sich öffentlich zu äußern. Wir waren jung, wir dachten, wir könnten mit Poesie etwas ändern. […] Wir versuchten Ideologie in Literatur umzusetzen, bestimmte Anomalien zu korrigieren, die aus der stalinistischen Zeit übernommen worden waren und in der Periode des ‚Ceaușismus‘ weiterbestanden, obwohl dieser sich als liberaler erwies oder es zu sein versuchte, vor allem nach 1968. Wir profitierten von dieser positiven Atmosphäre, das ist nicht zu unterschätzen, wir hatten das Privileg, in der Schule Literatur kennenzulernen, die bis 1965 verboten gewesen war. Das waren Autoren, die früher tabuisiert worden waren. Wir profitierten von dieser Atmosphäre, hinzu kam die Öffnung nach Westen. Wir hatten das Privileg, über Bücher zu verfügen, die die Generation vor uns nicht gehabt hatte, wir waren die erste Generation, die sich synchron mit dem entwickelt hat, was sich in der DDR, in der Bundesrepublik Deutschland in der Literatur tat. ACIO „Constantin Ticu Dumitrescu“ (CNSAS), nr. DVD 79; Interview mit Totok, William, Wichner, Ernest, geführt von Cristina Anisescu am 26.3.2010, Abschrift von Florentina Budeancă. 5 ACNSAS, fond Informativ, dosar 210845, vol. 4, f. 12.
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wurden, zum anderen um „Schubladenliteratur“, die im Land nicht veröffentlicht werden konnte,6 aber eventuell zur Veröffentlichung im Ausland gedacht war. Ein anderer Grund, Schriftsteller zu verfolgen, lag darin, dass sie mit Ausländern korrespondierten. Die Zuständigen im kommunistischen Regime, die für „Ruhe“ zu sorgen hatten, waren äußerst empfindlich für alles, was mit Korrespondenz zusammenhing, jeder in einem Brief geäußerte Gedanke vermeintlich „feindlicher Natur“ wurde sofort unter die Lupe genommen. Deshalb wurde Auslandskorrespondenz unablässig verfolgt, die verdächtigen Briefe wurden abgefangen und ihre Absender ins Visier genommen. Gravierender noch waren direkte Kontakte zu Ausländern, vor allem Diplomaten, oder Besuche in der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, wobei deutschsprachige Schriftsteller der „Spionage zum Nachteil des rumänischen Staates“ verdächtigt wurden.7 Nicht zuletzt spielte unter den Verfolgungsgründen auch das Thema Emigration eine Rolle. Unter den Deutschen in Rumänien war der Wunsch, in die Bundesrepublik Deutschland auszuwandern, zur Zeit des Kommunismus lebendig. Die Antragsteller nahmen dabei allerhand Risiken auf sich. Schon das Ausfüllen der Antragsformulare brachte die Securitate ins Spiel, und der Antragsteller hatte die Folgen seines Entschlusses zu tragen, die im Verlust des Einkommens und in gesellschaftlicher Marginalisierung bestand.8 Das Problem der Emigration breitete sich aus, als einige deutsche Schriftsteller aus Rumänien 6 In einem Anschreiben der Securitate Temeswar/Timișoara an die Direktion I Bukarest heißt es: „Über den Genannten O. G. aus Temeswar sind Informationen eingeholt worden, aus denen hervorgeht, dass er dabei ist, einen autobiografischen Roman mit feindlichem Charakter zu verfassen, den er illegal zur Veröffentlichung ins Ausland zu schicken beabsichtigt. Um das Verschicken des Materials und dessen Verbreitung zu unterbinden, ist am 14.9.1977 die Maßnahme der Kontaktierung des Genannten O. G. ergriffen worden, bei der dieser zugegeben hat, dass er an einem autobiografischen Roman arbeite, dass dieser seiner Meinung nach wegen seines Inhalts in unserem Land nicht zu veröffentlichen ist und dass er deshalb an die Möglichkeit, ihn im Ausland zu veröffentlichen, gedacht hat.“ ACNSAS, fond Documentar, dosar 13381, vol. 1, f. 1. 7 ACNSAS, fond Informativ, dosar 210843, vol. 3, f. 3. 8 In einem Protestschreiben des Schriftstellerverbandes Westberlin an den Schriftstellerverband der Sozialistischen Republik Rumänien wird auf die Lage zweier Schriftsteller hingewiesen, die Anträge auf Ausreise gestellt haben: „H. M. und R. W., die in Ihrem Land Schikanen ausgesetzt sind, haben infolge dieser Behandlung Ausreiseanträge gestellt. Wir wissen, auch durch den Fall des Schriftstellers R. B., dass die Schriftsteller nach einem solchen Antrag keinen Arbeitsplatz und kein Einkommen mehr haben, deshalb bitten wir Sie, die Ausreise zu erleichtern. Den Autoren sprechen wir unsere Solidarität aus. Wenn es nötig sein wird, werden wir diese Solidarität öffentlich bekunden.“ Ebenda, dosar 233477, vol. 3, f. 70.
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im bundesdeutschen Literaturbetrieb wahrgenommen wurden, ihre Lage von den Radiosendern Freies Europa und Deutsche Welle kommentiert und weitere Unterstützungsmaßnahmen eingeleitet wurden, etwa Mahnwachen an der rumänischen Botschaft in Bonn oder von der Diaspora organisierte Kundgebungen.9 Am 27. April 1983 fasste ein Informant der Securitate unter dem Namen „Sorin“ nach einem Gespräch mit dem Kulturattaché der bundesdeutschen Botschaft in Bukarest die Gründe für die Auswanderung der Deutschen aus Rumänien folgendermaßen zusammen: – Sie gehen zurück auf die Vergangenheit, nämlich auf die Wiederaufbauarbeit in der UdSSR, die Verbringung in den Bărăgan, die Enteignung von Grund und anderen Gütern 1945 und danach, liegen aber auch an derzeitigen Bedingungen, der heutigen Lage der Dinge; – die Bürger deutscher Nationalität verlassen Rumänien, weil sie hier keine Perspektive für die Jugend, für das kulturelle Leben und den Unterricht in deutscher Sprache sehen.10
Mit Blick auf diese hier kurz präsentierten Gründe wurde auch die Verfolgung der deutschen Schriftsteller in Rumänien durch die Securitate eingeleitet. Ein ganzer Apparat von Kadern, Diensten und Leitungsstellen dieser Institution wurde eingesetzt für das, was im speziellen Sprachgebrauch „informativ-operative Tätigkeit“ hieß und „spezifische Arbeitsmittel und -methoden“ umfasst, mit denen „Informationen über Personen, Taten oder Umstände eingeholt, überprüft und verwertet werden, die für die Sicherheit des Staates von Interesse sind“.11
Jenseits der spezifischen Terminologie der Securitate stellte die Beobachtung einschließlich der deutschsprachigen Schriftsteller einen Prozess dar, eine Verkettung von Handlungen und Auswirkungen in klar abgegrenzten Etappen, deren Zusammenhang in einem Maßnahmenplan festgeschrieben war. Um die Bedeutung und die Rolle des Maßnahmenplans darzustellen, muss kurz auf die Formen der Verfolgung eingegangen werden. Am Anfang der effektiven Verfolgung stand die sogenannte informative Überwachung (supravegherea informativă – abgekürzt S. I.). Sie ging von einer Feststellung oder einem Hinweis aus, die von Mitarbeitern der Securitate durch Denunziation (informativer Bericht/ notă informativă) geliefert wurden, von Ermittlungen zu anderen Fällen oder von Erkenntnissen der Dienst- oder Leitungsstellen innerhalb
9 10 11
Ebenda, dosar 234089, vol. 1, f. 144. ACNSAS, fond Documentar, dosar 13381, vol. 29, f. 33. Ebenda, dosar 8712, vol. 1, partea 13, f. 2.
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der Institution.12 Nicht selten war der Hinweis das Ergebnis von Tätigkeiten wie das Abfangen der Korrespondenz oder die Beschattung verdächtiger Personen. Solch ein Hinweis oder eine Feststellung hieß in der Sprache der Securitate „Information zur Ersterfassung“ (informaţie de primă sesizare), als Muster hier ein Fragment aus einem informativen Bericht, der von der Securitate Temesch/Timiș im Oktober 1974 erstellt wurde: „Die Erstinformation, aufgrund derer die Akte zur informativen Ermittlung eröffnet worden ist, stellt der von dem Informanten ‚GRUIA‘ am 12. Oktober 1974 gelieferte Vermerk dar, aus dem hervorgeht, dass […] Leute in seiner Umgebung Gedichte und Prosa mit zweideutigem Inhalt veröffentlichen, die politisch negativ interpretiert werden können. Diese publizieren einzeln oder als Gruppe unter dem Namen AKTIONSGRUPPE BANAT.“13
Die Überprüfung des Wahrheitsgehaltes der Information zur Ersterfassung durfte nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. In den Anweisungen, die die Kader der Securitate zu befolgen hatten, hieß es, dieser Sachverhalt sei innerhalb von höchstens 30 Tagen zu klären, worauf die Informationen zur Ersterfassung je nach dem Inhalt der sich ergebenden Probleme mit der Genehmigung der höheren Stellen weiterverwertet wurden durch: a) Ergreifen von Vorbeugungsmaßnahmen; b) Einleitung strafrechtlicher Ermittlungen; c) weitere Klärung der Informationen im Rahmen der informativen Überprüfung oder, in bestimmten Fällen, der informativen Verfolgung; d) Weiterleitung der Informationen oder Hinweise an die Einheiten des Departements der Staatssicherheit, des Innenministeriums oder anderer Staatsorgane, die für die Lösung der betreffenden Fälle zuständig waren; e) Schließung der Akte und Vernichtung der Materialien ohne operative Registrierung für den Fall, dass sie nicht bestätigt würden.14
12 In einer Notiz vom 24.9.1975 heißt es: „Über den Genannten W. R., Sohn des […], geboren am […], deutscher Nationalität, rumänische Staatsangehörigkeit, Student im 4. Jahr der Philologischen Fakultät, deutsche Abteilung, im Rahmen der Universität Temeswar, wohnhaft in Temeswar, Straße […], Mitglied der Kommunistischen Partei, ist der Hinweis eingegangen, dass er Prosa mit zweideutigem Charakter schreibt, die in feindlichem Sinn gegen die Gesellschaftsordnung in unserem Land interpretiert werden kann; er gehört einem Kreis junger deutscher Schriftsteller an, der Aktionsgruppe Banat heißt. Wir bitten um Genehmigung, ihn durch unsere Organe bearbeiten zu lassen zwecks Überprüfung der bestehenden Informationen.“ ACNSAS, fond Informativ, dosar 18494, f. 42. 13 Ebenda, dosar 210845, vol. 2, f. 24. 14 ACNSAS, fond Documentar, dosar 8712, vol. 1, partea 13, f. 5.
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Sobald sich die vorgesehene Frist von 30 Tagen als unzureichend erwies und eingehendere Untersuchungen nötig waren, wurde die Überprüfung der Information zur Ersterfassung in einer nächsthöheren Etappe durch die Erstellung einer sogenannten Überprüfungsmappe (mapă de verificare – M. V.) fortgesetzt. Anders als die informative Überwachung musste die Überprüfungsmappe in höchstens sechs Monaten abgeschlossen sein, wobei der mit dem Fall betraute Offizier periodische Analysen über den „Stand der Klärung der Informationen“ abzuliefern hatte.15 Zudem ist zu bemerken, dass es – nicht wenige – Fälle gab, wo der unter Beobachtung stehende Schriftsteller aufgrund der „Schwere seiner Taten“ direkt höher eingestuft, die Überprüfungsmappe gar nicht mehr angelegt, sondern gleich eine Akte zur informativen Verfolgung (dosar de urmărire informativă – D. U. I.) eröffnet wurde; damit begann die „Tätigkeit der komplexen Überprüfung der Informationen bezüglich der Vorbereitung oder des Vollzugs von Vergehen, die in den Zuständigkeitsbereich der Securitate gehören. Sie wird gegen verdächtige Personen ausgeübt zum Zweck der Vorbeugung gegen die Verwirklichung der Absichten oder Pläne zu feindlichen Akten und deren Verhütung, bevor es zu Folgen kommt, die die Sicherheit des Staates gefährden.“16
In der Praxis begann die informative Verfolgung nicht selten gerade mit der Eröffnung der Überprüfungsmappe aufgrund eines Berichts an höhere Stellen, namentlich an den Chef der Dienststelle, der Direktion oder des Kreisinspektorats. Dieser Bericht beinhaltete zwangsläufig ein paar Elemente, etwa: persönliche Daten der verfolgten Person oder der verfolgten Personen, den Grund der Verfolgung sowie konkrete Maßnahmen zur Überprüfung der Information zur Ersterfassung. Nach einer bestimmten Zeit wurde der Fall der Mappe im Kollektiv der beteiligten Kader der Securitate erneut zur Diskussion gestellt, und je nach Wahrheitsgehalt und Gewicht der Informationen wurde die Mappe entweder geschlossen und archiviert oder zu einer Akte zur informativen Verfolgung ausgebaut. Im letzten Fall wurde ein Bericht erstellt, der folgende Punkte enthielt: Grund für die Eröffnung der Akte; Art und Weise der Überprüfung; eingesetzte Mittel; erzielte Ergebnisse (unter Anführung der Beweise) und den Vorschlag der Änderung.17 Vom Prozedere her wurde bei der unmittelbaren Eröffnung einer Akte zur informativen Verfolgung gegen einen Schriftsteller deutscher 15 16 17
Ebenda. Ebenda, ff. 6-7. ACNSAS, fond Informativ, dosar 210843, vol. 1, f. 2.
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Nationalität, auf den oben genannte Schuldzuweisungen zutrafen, ebenfalls in Etappen vorgegangen. Es wurde ein Bericht erstellt, dieser enthielt den Decknamen für die Ermittlungsaktion (was keine Regel darstellte), die persönlichen Daten des Verfolgten oder der Verfolgten sowie die ersten Ermittlungsmaßnahmen. Diese Ermittlungsmaßnahmen wurden periodisch evaluiert und standen bei der Erstellung dessen, was in der Verfolgungstätigkeit der Securitate Maßnahmenplan hieß, im Mittelpunkt. Ein Maßnahmenplan umfasste zwangsläufig Folgendes: „die Darstellung der operativen Situation (bzw. Name, Vorname des verfolgten Schriftstellers, seine persönlichen Daten); die konkreten Ziele der Überprüfung und Vorbeugung (die Gründe der Verfolgung oder was zu verfolgen war); die zu diesem Zweck beschlossenen Maßnahmen mit Angabe von Terminen und Verantwortlichen; die spezifischen Mittel und Methoden, die eingesetzt werden; die Vorkehrungen zur Geheimhaltung der Verfolgung und die Termine der Analyse zum Stand der Lösung des Falles.“18
Als Illustration hier der Anfang eines Maßnahmenplans aus einer Akte zur informativen Verfolgung eines deutschen Schriftstellers im Rumänien der 1970er Jahre: „MASSNAHMENPLAN in der Akte zur informativen Verfolgung hinsichtlich des B. G. R.: Mit Datum vom 08.04.1978 hat das Kreisinspektorat Prahova – Securitate eine Akte zur informativen Verfolgung (D. U. I.) des genannten B. G. R. eröffnet, aufgrund des Hinweises der Direktion I, aus dem hervorgeht, dass dieser einem literarischen Kreis von interessierten Personen angehört, deren Ideen und Anschauungen feindlicher Natur sind. […] Zwecks Ermittlung und Dokumentation der von B. G. R. entfalteten feindlichen Tätigkeit innerhalb der Akte zur informativen Verfolgung sind folgende Aufgaben auszuführen: 1. Identifizierung der Personen, denen gegenüber er sich feindlich oder nationalistisch geäußert hat. 2. Feststellung der Beziehungen, die er im Rahmen des Kulturhauses ‚Fr. Schiller‘ unterhält, und der Stellung, die er im Rahmen des Literaturkreises ‚Poeziei club‘ (Poesieclub) einnimmt. 3. Erkenntnisse zum Inhalt der literarischen Arbeiten, die er verfasst, um zu verhindern, dass jene mit unstatthaftem Inhalt verbreitet werden. 4. Überprüfung und Feststellung der Beziehungen, die der Genannte mit S. W. und H. K. unterhält. 5. Ob er Beziehungen zu ausländischen Bürgern unterhält und was deren Inhalt ist.“19
Im Folgenden werden in dem Plan die spezifischen Methoden und Mittel der Verfolgung ausgeführt: der Informationserhebung, durch 18 19
ACNSAS, fond Documentar, dosar 8712, vol. 1, partea 13, f. 6. ACNSAS, fond Informativ, dosar 234089, vol. 1, ff. 1-2.
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die die Ansichten des Schriftstellers, sein Denken, die Gruppe oder der Kreis von Freunden und Bekannten herausgefunden werden sollten. Zu dieser Erhebung griff der mit dem betreffenden Fall betraute Securitate-Offizier stets auf etwas zurück, das als informatives Netz bezeichnet wurde. Dieses bestand aus Informanten oder Kollaborateuren der Securitate, die dem Bekanntenkreis des Verfolgten angehörten. „Zu diesem Zweck werden folgende Maßnahmen getroffen: 1. Bearbeitung der Informanten ‚Neamţu‘, ‚Albina‘ und ‚Ileana‘ zwecks Feststellung des Inhaltes der feindlichen oder nationalistischen Kommentare, die B. G. R. abgibt, der Beziehungen, die er im Rahmen des Kulturhauses ‚Fr. Schiller‘ unterhält, der Haltung, die er im Rahmen des Literaturkreises ‚Poezie club‘ an den Tag legt. Termin: stetig. Verantwortlich: Hptm. Crișan N. 2. Anleitung des Informanten ‚Neamţu‘ zwecks Feststellung des Inhaltes der Schriften, die B. R. verfasst, und der Absicht, literarische Arbeiten mit unangebrachtem Inhalt zu verbreiten oder zu veröffentlichen. Termin: ständige Aufgabe. Verantwortlich: Hptm. Crișan Nicolae.“20
Die Informanten wurden von dem Offizier, der in diesem Fall ermittelte, geführt und hatten schriftliche oder mündliche „informative Notizen“ zu liefern, anhand derer auf die Ansichten, vor allem aber Absichten des verfolgten Schriftstellers geschlossen wurde. Die Informanten oder Kollaborateure wurden von ihren Führungsleuten seitens der Securitate im Vorhinein im Hinblick auf das angeleitet, worauf sie bei dem verfolgten Schriftsteller ihr Augenmerk zu richten hatten, wobei die Ziele im Maßnahmenplan festgelegt waren. Für den Fall, dass es im Bekanntenkreis des Verfolgten keine Kollaborateure gab, sah der Maßnahmenplan die Rekrutierung neuer Informanten vor: „Unter den Schriftstellern deutscher Nationalität in Kronstadt (Brașov) ist ein Agent zu rekrutieren, um die Tätigkeit, die diese entfalten, kennenzulernen und zu erfahren, ob sie nicht etwa auch nationalistisch-feindliches Gedankengut in ihre Schriften einfließen lassen oder für die Schublade schreiben. Termin: 30.12.1964 Verantwortlich: Hptm. Depner Iosif.“21
Waren die informativen Berichte inhaltsarm, enthielten sie also keine Daten, die den zuständigen Offizier interessierten, oder erwiesen sich die Informanten bei der Überprüfung durch die Securitate als unaufrichtig,22 wurden sie aufgegeben und die Rekrutierung neuer In20
ACNSAS, fond Informativ, dosar 234089, vol. 1, ff. 1-2. ACNSAS, fond Documentar, dosar 1837, vol. 1, f. 65. 22 Fragment eines Anschreibens der Direktion 1 an die Securitate Temesch/Timiș vom 1.4.1975: „wir halten es für angebracht, komplexe Maßnahmen sowohl zur Überprü21
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formanten im Bekanntenkreis des verfolgten Schriftstellers angestrebt. Allerdings war das informative Netz nicht das einzige Mittel, Informationen über den Verfolgten zu erlangen. Die von den Informanten gelieferten Daten wurden von Fall zu Fall mit Informationen ergänzt, die von der Securitate mit „speziellen“ Mitteln und Methoden erlangt worden waren; diese wurden im Maßnahmenplan vorgeschlagen und genehmigt, wobei auch die Zeitspanne, in der sie zum Einsatz kamen, festgeschrieben wurde. Die am häufigsten eingesetzten speziellen Mittel waren: die Verfolgung der Schriftsteller im öffentlichen Raum oder die Beschattung; das Abhören von zu Hause geführten Telefongesprächen; das Abfangen der Korrespondenz; Durchsuchungen aufgrund von Durchsuchungsbeschlüssen oder heimlich. Wie diese Mittel praktisch eingesetzt wurden, zeigt das folgende Fragment aus einem Maßnahmenplan zur Verfolgung eines Schriftstellers deutscher Herkunft in Temeswar/Timișoara: „Zwecks Feststellung der Art der Beziehungen des Genannten T. W. und seiner verdächtigen Verbindungen mit anderen Elementen innerhalb des Kreises, die für die Staatssicherheit von Belang sind und durch die er einen negativen Einfluss auf sie ausüben könnte, und um zu verhüten, dass er Briefe außer Landes bringt, wird die Kontrolle durch Mittel „S“ aller verdächtigen Elemente im Umfeld des Genannten T. W. für eine Zeitspanne von 6 Monaten angefordert. Termin: 10. November 1974 Ausführender: Major Köpe Rudolf Zwecks Feststellung, ob der Genannte T. W. sich mit seinen Bezugspersonen außerhalb des organisierten Rahmens trifft, zur Bestimmung der Begegnungsorte, sowie zur Erlangung von Materialien zur Überprüfung der Aufrichtigkeit der verwendeten Informanten werden Aktionen zur Beschattung der hauptsächlichen Elemente organisiert. Diese Maßnahme wird dann getroffen, wenn wir über Informationen in diesem Sinn verfügen, und in einigen Situationen nach Abschluss der Sitzungen des Literaturkreises ‚UNIVERSITAS‘. Termin: 31. Januar 1975 Verantwortlich: Major Köpe Rudolf. Zur konkreteren Erkenntnis der Einstellung von T. W. außerhalb der Sitzungen des Literaturkreises, der Diskussionen, die er am Rande der vorgestellten Texte führt, des Stellenwertes einiger seiner Verbindungen und der Interpretationen zu diesen Texten werden anlässlich einiger Sitzungen des Literaturkreises Maßnahmen T. O. mit Mitteln des Typs A. E. B. ergriffen. Solche Maßnahmen werden auch anlässlich eventueller Begegnungen außerhalb des organisierten Rahmens getroffen. Termin: 28. Februar 1975 Ausführender: Major Köpe Rudolf.“23 fung der Aufrichtigkeit der Informanten ‚Bert’, ‚Thomas’ und ‚Sandu’ als auch zu ihrer Desinformation zu unternehmen“. ACNSAS, fond Informativ, dosar 210845 vol. 4, f. 14. 23 ACNSAS, fond Informativ, dosar 210845 vol. 4, f. 6.
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In diesem Zusammenhang wäre noch zu sagen, dass es in der Organisationsstruktur der Securitate Dienste gab, die in der Anwendung gewisser spezieller Mittel und Methoden spezialisiert waren, nämlich: die Spezialeinheit für die Installation und Auswertung der operativen Technik „T“; Spezialeinheit für die Erforschung, den Entwurf und die Herstellung operativer Technik „P“; Spezialeinheit für die Auffindung verborgener Schriften und grafische Expertisen „S“; Spezialeinheit für Radiosendungen und Gegeninformationen „R“; Spezialeinheit für Beschattung und Ermittlung „F“; der Dienst „D“ für Desinformation. Bei der Durchsicht der Akten zur informativen Verfolgung ist festzustellen, dass die Anwendung der Vorschriften in den Maßnahmenplänen eine Zusammenarbeit dieser Dienststellen voraussetzt, die durch Korrespondenz zwischen ihnen (Meldungen, Anschreiben, Ermittlungsvermerke) gewährleistet wird, wie sie sich in der Akte des Verfolgten wiederfindet.24 Am Ende der Operationen wurden ein oder mehrere Berichte erstellt, in denen die Ergebnisse der Anwendung spezieller Mittel angeführt wurden, in den Akten selbst wurden die möglichen Beweisstücke verwahrt, etwa Fotokopien oder gar Originale abgefangener Briefe, Fotografien von den Beschattungsaktionen und Angaben zur Identität der so erfassten Personen, Grundrisse der Wohnung des Verfolgten, auf denen die Stellen eingezeichnet waren, wo die Abhöranlage angebracht wurde. Als Beispiel ein Fragment eines Berichtes der Abteilung Beschattung des Inspektorates Temesch/Timiș von der Verfolgung eines Studenten der philologischen Fakultät: „Note zur Beschattung des Genannten T. W. mit dem Decknamen INTERPRETUL in der Zeitspanne 16.-18. Mai 1975 Tätigkeit der Zielperson: Am 16. Mai 1975, 14.05 Uhr hat die Zielp. INTERPRETUL die UNIVERSITÄT mit einer Person verlassen, die IOANA genannt worden ist, und sie sind im Gespräch bis vor das Wohnheim Nr. 7 gegangen. Hier ist die Zielp. INTERPRETUL ins Heim gegangen, und nach etwa drei Minuten ist die Zielp. INTERPRETUL zu der Bezugsperson IOANA gekommen, der er ein Heft im studentischen Quartformat gegeben hat, worauf sie noch ca. zwei Minuten miteinander geredet und sich dann getrennt haben, es war 14.20 Uhr. Nach der Trennung ist die Bezugsperson IOANA gestellt worden, und es wurde festgestellt, dass sie im Wohnheim 16, dritter Stock, wohnt.“25 24 „Aufgrund der Beschäftigung und der Absichten des B. R. wird der Fall der Kontrolle unserer Einheit unterstellt, in diesem Sinne bitten wir, uns eine Synthese der Daten und Informationen zu schicken, über die Sie diesbezüglich verfügen. […] uns periodisch über das Ergebnis der unternommenen Überprüfungen und die Maßnahmen, die Sie in Bezug auf ihn zu unternehmen beabsichtigen, zu unterrichten.“ Ebenda, dosar 234089, vol. 1, f. 144v. 25 Ebenda, dosar 210845, vol. 4, f. 15.
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Die Einführung und der Einsatz spezieller Mittel und Techniken durch die Securitate, wie im Maßnahmenplan vorgesehen, unterlag der Geheimhaltung, der verfolgte Schriftsteller durfte nicht merken, dass er überwacht wurde. Es gibt Situationen, in denen die Personen von den Methoden und Mitteln erst bei der durch den Nationalrat zum Studium der Archive der Securitate ermöglichten Einsicht in ihre Akte erfahren haben. Im Gegensatz dazu haben Verfolgte gerade unter Beschattung versucht, die „Beschatter“ zu überlisten: „Für mich war das eine Art Spiel. Manchmal sah ich, dass sie hinter mir her waren, dann nahm ich mein Rad und fuhr im Park spazieren. Ich wusste, dass sie im Auto oder zu Fuß unterwegs sind und mir nicht folgen können. Das genoss ich.“26
Nach einer Zeit schlug der mit dem Fall betraute Offizier aufgrund der Schlüsse, die in die Maßnahmenpläne eingegangen waren, in einem Bericht die Anwendung einer der Vorbeugungsmaßnahmen der Securitate vor, und zwar: die „positive Beeinflussung“, die „Erregung der Aufmerksamkeit“, die „Verwarnung“, die „öffentliche Debatte“ und die „Zerschlagung“.27 Bei der Verfolgung sogenannter feindlich gesinnter rumäniendeutscher Schriftsteller war die am häufigsten angewendete Maßnahme die Verwarnung. Ihre Anwendung setzte eine bürokratische Prozedur voraus. Der mit dem Fall betraute Offizier verfasste einen Bericht, der auf einen Vorschlag hinauslief, wobei die Gründe der Eröffnung einer Akte zur informativen Verfolgung, sodann die aus der Verfolgung sich ergebenden Schlüsse dargestellt wurden und schließlich der eigentliche Vorschlag unterbreitet wurde. Der Bericht wurde vom Leiter der Dienststelle (oder Leitungsstelle) und vom Chef des Securitate-Inspektorats gegengezeichnet. Dann wurde der den Vorschlag unterbreitende Bericht durch einen weiteren Bericht ergänzt, in dem Ort und Zeit der Verwarnung festgelegt wurden. Zum gegebenen Zeitpunkt wurde die verfolgte Person mit ihren „feindlichen“ Aktivitäten konfrontiert, sie wurde auf deren „Schwere“ und auf das Risiko hingewiesen, dass der Wiederholungsfall schwerwiegendere Folgen (etwa strafrechtliche Ermittlungen) nach sich ziehen könnte. Diese Gegenüberstellung lief auf ein Engagement des Verfolgten hinaus, in dem er sich verpflichtete, in Zukunft auf die von der Securitate inkriminierten Ansichten, Taten und Aktionen zu verzichten und die Vertraulichkeit der Begegnung zu wahren: 26 ACIO „Constantin Ticu Dumitrescu“ – CNSAS, nr. DVD 21; Interview mit Frauendorfer, Helmuth, geführt von Daniela Iamandi am 28.11.2008, Abschrift Daniela Iamandi. 27 ACNSAS, fond Documentar, dosar 8712, vol. 1, partea 13, f. 7.
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„Engagement Ich, Unterfertigter B. R. […], verpflichte mich gegenüber den Organen des Innenministeriums, dass ich in Gesprächen oder Schriften, die veröffentlicht werden, keine zweideutigen Gedanken äußern und diesen keine unpassende politische Tendenz geben werde. In diesem Sinn übernehme ich die Verantwortung für meine Erklärung und verpflichte mich, das vorliegende Engagement vollinhaltlich zu befolgen. Bukarest, 13. August 1984.“28
Nach dieser Begegnung zwischen dem verfolgten deutschen Schriftsteller und dem mit seinem Fall betrauten Offizier erstellte dieser einen Bericht an seine Vorgesetzten über den Verlauf der Verwarnung: „Am 13.08.1984 wurde der Genannte B. R. verwarnt, bei dem feindliche Äußerungen gegenüber der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung in unserem Land und inoffizielle Beziehungen zum Kulturhaus der Bundesrepublik Deutschland festgestellt worden sind. […] Die Verwarnung wurde am Sitz unserer Einheit unter Teilnahme des Chefs der Dienststelle 110, Oberst Chiriac Alexandru, und von Major Crișan Nicolae durchgeführt. Im Rahmen der Verwarnung hat B. R. bekannt, dass er in der Zeitspanne 19791984 Schriften mit zweideutigem Inhalt zu den sozialpolitischen Zuständen in unserem Land veröffentlicht und Gespräche unangebrachten Inhalts über die Freiheit des Individuums im Bereich des literarischen Schaffens geführt hat. […] Am Schluss der Verwarnung hat B. R. sich verpflichtet, in Zukunft sowohl in seinen Schriften, die er zur Veröffentlichung bringt, als auch in den Gesprächen, die er führen wird, eine korrekte Haltung einzunehmen. Dieses Engagement liegt schriftlich vor.“29
Der Vollzug der Verwarnung bedeutete nicht, dass die Verfolgung durch die Securitate eingestellt wurde. Sie wurde mit denselben Mitteln und Methoden fortgesetzt, damit die Mitarbeiter der Securitate sichergehen konnten, dass der verfolgte Schriftsteller in der Tat vollständig auf seine feindliche Haltung verzichtet hatte. War dem nicht so, schritt der Offizier der Securitate zu einer erneuten Verwarnung. Wenn die Präventivmaßnahme zu den von den Securitate-Kadern erwünschten Ergebnissen führte, schritt man zur Schließung der Akte zur informativen Verfolgung, was nach Maßgabe der Verordnungen für die Einsatzkräfte der Securitate unter einem der folgenden Umstände geschah: a) wenn die Präventivmaßnahmen ihren Zweck erfüllt haben; b) wenn der Gerichtsbeschluss endgültig rechtskräftig ist, mit Ausnahme der Fälle, in denen die informative Verfolgung weiterhin angebracht erscheint; c) wenn die Rekrutierung der verfolgten Person gelungen ist; d) wenn die informative Verfolgung durch die Securitate gegenstandslos geworden ist; 28 29
ACNSAS, fond Informativ, dosar 234089, vol. 1, f f. 138. ACNSAS, fond Informativ, dosar 234089, vol. 1, f f. 136-136 v.
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e) wenn andere Organe zum Einsatz kommen, da die ermittelten Probleme nicht die Staatsicherheit tangieren.30
Die effektive Schließung der Verfolgungsakte wurde in einem Bericht dokumentiert (verfasst von dem mit dem Fall betrauten Offizier), der wie die vorangegangenen einige Angaben zwingend enthalten musste: Namen und Vornamen des verfolgten Schriftstellers, persönliche Daten, Grund der Verfolgung, Ergebnis oder Ergebnisse der Überprüfungen und schließlich den Vorschlag zur Schließung mit dem Vermerk, dass die Akte zu archivieren und der Schriftsteller als verfolgte Person beim Informations- und Dokumentationsbüro zu erfassen sei.31 Wenn der verwarnte Schriftsteller später wieder zur Zielperson einer neuen Verfolgung durch die Securitate wurde, zog man das Verfahren von vorne wieder auf, wobei vermerkt wurde, dass der Betroffene schon verfolgt worden sei, was sich durch Rückfrage beim Informationsbüro leicht belegen ließ. Durchaus berechtigt ist die Frage, was in der Zwischenzeit mit den von der Securitate gelösten Verfolgungsfällen geschah. Sie lässt sich kurz und knapp beantworten: Sie wurden zu Statistik. Periodisch wurden die Verfolgungsfälle zusammengeführt und Berichte erstellt – Bilanzen zur Dynamik der informativ-operativen Aktionen vorgenommen, die das Informations- und Dokumentationszentrum der Securitate zu erstellen hatte und die eigentlich der Leitung des Innenministeriums und nicht nur ihr gegenüber die gesteigerte Intensität der Tätigkeit dieser Institution gegen „feindliche Aktivitäten“ belegen sollte, was im damaligen Sprachgebrauch folgendermaßen formuliert wurde: „… die Organe der Securitate stehen unter der ständigen Aufsicht der Obersten Führung, des Generalsekretärs der Partei, Genosse Nicolae Ceaușescu, persönlich, der ihnen durch Order, Anweisungen und Richtlinien von unvergleichlichem theoretischem und praktischem Wert hilft, ihre Tätigkeit kontinuierlich zu vervollkommnen, damit diese ihren spezifischen Beitrag zur Verteidigung der revolutionären Errungenschaften des Volkes ständig weiterentwickeln und den Interessen und Bestrebungen unserer gesamten sozialistischen Nation insgesamt dienen.“32 30
ACNSAS, fond Documentar, dosar 8712, vol. 1, partea 13, f. 6. ACNSAS, fond Informativ, dosar 211715, f. 114. 32 Fragment aus der Einleitung zu den Anweisungen „Instrucțiuni nr. D – 00190/1987 privind organizarea și desfășurarea activității informativ-operative a organelor de securitate“ [betreffend die Organisation und die informativ-operative Tätigkeit der Securitate]. In: „Partiturile“ Securității. Directive, ordine, instrucțiuni [Die „Partituren“ der Securitate. Vorgaben, Bestimmungen, Anleitungen] (1947-1987). Hgg. Cristina A n i s e s c u , Silviu B. M o l d o v a n , Mirela M a t i u . Studii și note de Cristina A n i s e s c u și Silviu B. M o l d o v a n . București 2007, S. 665-679. 31
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„Aspekte der Arbeitsgrundlage: Quantitative Entwicklung In der Zeitspanne 01.01.1980 - 31.03.1984 ist die Anzahl der Personen deutscher Nationalität, die aufgrund der Materialien zur Ersterfassung oder als Elemente, die Parteien oder Gruppierungen nationalistisch-faschistischen Charakters angehört haben und potenziell feindlicher Aktivitäten verdächtig sind, in die informative Überwachung aufgenommen wurden, Jahr für Jahr gewachsen. Der registrierte Jahresrhythmus des Wachstums lag bei 5,7 %. Zum Ende des ersten Trimesters 1984 standen 26,2 % mehr Personen unter informativer Überwachung als zu Anfang des Jahres 1980. Von der Gesamtheit der Personen deutscher Nationalität, die unter informativer Überwachung stehen, werden etwa 29 % im Rahmen des Problems deutsche Nationalisten – Faschisten bearbeitet. Circa 45 % der Personen unter informativer Überwachung werden unter dem Profil Inneninformationen behandelt. Unter den Kreissicherheitsdiensten mit der höchsten Anzahl von Personen deutscher Nationalität unter informativer Überwachung (zum Ende des ersten Trimesters 1984) sind zu nennen die Kreissicherheitsdienste Sibiu (Hermannstadt) (1 443 Personen), Timiș (Temeswar) (1 110 Personen) und Brașov (Kronstadt) (920 Personen).“33
Summary Schemes of Action Elaborated by the Secret Police Against a Number of German Authors The Romanian Communist regime installed in March 1945 didn’t differ from all the other totalitarian regimes existing in Europe since the second half of the 20th century. It was Raymon Aron who in his Democracy and Totalitarianism stressed the idea of the ”unique Party”, monopolizing any kind of activity in politics, economics, governmental affairs and so on. In order to achieve these ends a special apparatus endorsing the activities of the unique Party had been organized in all the Communist countries, bearing different names, such as: STASI in the German Democratic Republic, NKVD/KGB in the Soviet Union, and Securitate (short for Rom.: Serviciul de Securitate a Statului / Intelligence Service / Secret Police) in Romania. The fundamental target of Securitate lay in annihilating any sort of opposition to the unique Party, that is, to the Romanian Communist Party. For the staff or cadre of this institution it didn’t matter whether 33
ACNSAS, fond Documentar, dosar 10788, f. 2.
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the „enemies of the people” held another nationality than the Romanian one. On the contrary – citizens of any other nationality were even ”benefitting” of Securitate’s special attention. This was due to a number of liabilities, such as traditions of community life, religion, language, contacts abroad. The access to the Securitate files since 1999 proves that the German language writers had in no way been an exceptional category in Romania. For as long as Securitate had been functioning, that is from 1947 till 1989, the German writers had been kept under strictest surveillance. The present paper is dealing with problems concerning the persecution of German writers. In the first part of the study are punctuated the motivations, the facts demanding for Securitate’s action of surveillance. Then, the main tools and methods of pursuance are being presented, as well as their succession, and relevance in the process of informative surveillance. Last but not least, some of the final wordings of the Securitate action of pursuit are being revealed. The impact and fear of this institution, of Securitate, prevailing during the years of Communist rule in Romania are clearly expressed in the final part of this study. To this is added the contempt for a regime, that had obstructed a normal, and natural evolution of a community that had lived together on Romania’s territory for hundreds of years. This idea is clearly expressed in an interview at CNSAS with Dieter Schuller: ”For me, it had been more of a spiritual necessity than a goal in itself to leave [for West-Germany] at all costs, that is, to get away from these ”chains”: from the persisting knowledge of borders you are continuously heading against, the permanent watchfulness over every one word you are uttering, the recurrent feeling of being in danger. […] I still cannot understand that state of consciousness, to never open your mind, for a colleague or an adversary might in some way take advantage of it. This is an attitude I find very hard to understand.”
Rezumat Minoritari germani din România Planuri de măsuri întocmite de Securitate privind scriitori germani din România Regimul comunist românesc, instaurat din martie 1945, nu s-a diferențiat de celelalte regimuri totalitare existente pe continentul european în a doua parte a secolului XX. Raymond Aron, în Democrație și Tota-
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litarism, accentuează ideea existenței partidului unic, care monopolizează activitățile politice, economice, de stat și altele. Pentru realizarea acestui obiectiv, în toate statele comuniste a funcționat un aparat care a sprijinit partidul unic în realizarea dezideratelor sale, purtând diferite denumiri: STASI în RDG, NKVD/KGB în Uniunea Sovietică, prescurtat Securitate în România. Obiectivul fundamental al Securității l-a constituit îndepărtarea oricărei forme de opoziție față de partidul unic, față de PCR. Pentru cadrele acestei instituții n-a contat dacă „dușmanii poporului” au o altă naționalitate decât cea românească. Ba din contră, cetățenii de alte naționalități „beneficiau” de o atenție deosebită din partea Securității, datorită unor factori cum ar fi: tradițiile de comunitate și de religie, limba, contactele cu exteriorul. În acest context, prin accesarea dosarelor întocmite de Securitate, după 1999, se constată că scriitorii de limbă germană din România n-au fost o categorie exceptată. Pe durata de funcționare a Securității, din 1947 până în 1989, scriitorii germani au fost atent supravegheați. Studiul de față abordează această problematică, a urmăririi scriitorilor germani. Prima parte a studiului punctează motivele, ce fapte intrau în vizorul acestei instituții, de la care se iniția supravegherea. Continuăm cu prezentarea principalelor mijloace și metode de urmărire, cum se succed și ce importanță au ele în activitatea de supraveghere sau urmărire informativă. Și, bineînțeles, prezentăm formule de finalizare a unei urmăriri de către Securitate. Partea finală a studiului surprinde impactul, teama care a existat în anii regimului comunist față de instituția Securității și disprețul față de un regim care a frânt o evoluție normală, naturală, a unei comunități ce conviețuia pe teritoriul României de sute de ani. Ideea aceasta este clar exprimată într-un interviu desfășurat la CNSAS, de Dieter Schuller: “Pentru mine era mai mult o necesitate spirituală, nu țelul să plec acolo [în RFG] neapărat, ci faptul de a scăpa de ‘lanțurile’ acestea: de permanenta conștiință a granițelor de care te lovești, permanenta grijă pentru ceea ce spun, de permanentul pericol … eu nu pot să înțeleg nici astăzi mentalitatea aceasta de a nu te deschide niciodată ca să nu dai ocazia colegului sau adversarului să-ți găsească un punct unde să te lovească. Este o atitudine care îmi vine foarte greu s-o înțeleg.”
ZIELSTREBIG, LEIDENSCHAFTLICH, ÜB E R E I F R I G . Z U R S E C U R I TAT E -A K T E D E S L I T E R AT U R H I S T O R I K E R S H E I N Z S T ĂN E S C U Von Stefan S i e n e r t h
I. Welche Folgen es für seine berufliche Laufbahn haben könnte, hatte der Securitate-Major und spätere Literaturwissenschaftler Heinz Stănescu (19.09.1921 - 13.05.1994) wohl nicht zur Genüge bedacht, als er sich im Frühjahr 1952 in einem Apartment eines Arbeiterwohnblocks der „Steagul Roșu“-Werke in Kronstadt (Brașov) einem jungen Mann zu nähern versucht hatte. Dieser, ein Amateurboxer, war an gleichgeschlechtlichen Liebesspielen offensichtlich nicht interessiert. Zunächst hatte er den Offizier weggedrängt, als aber Stănescu zudringlicher wurde und gar eine Weinflasche auf ihn werfen wollte, hatte er ihn kurzerhand zusammengeschlagen und seine Freunde alarmiert. Der skandalöse Vorfall – Homosexualität wurde im kommunistischen Rumänien als moralisches und gesellschaftliches Delikt geahndet und mit Gefängnisstrafe belegt – konnte nicht vertuscht werden. Durch den Lärm waren Bewohner des Hochhauses geweckt geworden, ein Polizist, der im selben Block wohnte, war herbeigeeilt und hatte das Geschehen seiner Dienststelle gemeldet, woraufhin der Major abgeführt worden war. Nun sah sich die Obrigkeit zum Handeln genötigt. Heinz Stănescu wurde aus der Rumänischen Arbeiterpartei (Partidul Muncitoresc Român, PMR) ausgeschlossen, degradiert und als Mitarbeiter des Innenministeriums entlassen. Damit er sich „rehabilitiere“, wurde er in ein Arbeitslager gesteckt. Das war zweifellos ein schmerzlicher Einschnitt im Leben des jungen und erfolgreichen Securitate-Offiziers, der – nach Gefängnis und Arbeitsdienst, nach Demütigungen und Ausgrenzungen während des Zweiten Weltkrieges – eine Blitzkarriere hingelegt hatte und es bereits als knapp Dreißigjähriger zum mit großer Machtfülle ausgestatteten,
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von vielen gefürchteten, von einigen wohl auch beneideten und bewunderten Securitate-Major gebracht hatte. Heinz Stănescus Laufbahn als Offizier hatte ursprünglich nicht zu seiner Lebens- und Berufsplanung gehört. Für den intellektuell begabten Sohn hatte der finanziell betuchte Vater wohl eine akademische Ausbildung ins Auge gefasst. Doch die antisemitische Ausrichtung der rumänischen Gesellschaft in den Jahren vor dem Ausbruch und während des Zweiten Weltkrieges, die bereits 1937 von der Regierung Cuza/Goga und vor allem nach 1940 gegen Juden erlassenen Gesetze und Bestimmungen1 hatten Heinz Stănescus Studienpläne zunichte gemacht. Die Zeit des Krieges verbrachte er im Gefängnis und in Arbeitslagern. Was er von 1940 bis zum 23. August 1944 dort erlebt und erlitten hat, darüber und auch über seine Zeit als Angestellter des rumänischen Innenministeriums hat er sich öffentlich nie geäußert. Wenn er sich später, vor allem nach seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland, auf diese Jahre bezog, so beispielsweise in einem Fragebogen für Anton Peter Petris Biographisches Lexikon der Banater Schwaben (1992), über deren Literatur er viele Beiträge verfasst hat, verwies er zwar lapidar auf seine im Gefängnis und in Arbeitslagern verbrachten Jahre, verschwieg aber, dass er von 1945 bis 1952 hauptamtlich Angestellter des rumänischen Innenministeriums gewesen war und dass seine so vielversprechend begonnene Offizierskarriere ein jähes Ende hatte nehmen müssen.2 Bei Petri, der seinen Lexikonartikel auf die Mitteilung Heinz Stănescus stützt, heißt es, Stănescu sei „1940-1944 als Jude in verschiedenen Gefängnissen“ gewesen und habe „Deportierung“ (was nicht zutrifft) und „Zwangsarbeit“ erleiden müssen. In der Zeit von 1944 bis 1947 habe er sich dem „Studium der Philosophie“ gewidmet, „Sprachstudien“ betrieben und „ab 1948“ sei er – was offensichtlich nicht stimmt – „im Lehramt tätig“ gewesen.3 Auch dass er von Februar 1953, nachdem er aus dem Innenministerium entfernt und in einem Arbeitslager interniert worden war, bis September 1976, als er nach einem Aufenthalt bei einer Tagung der Lenau-Gesellschaft im österreichischen Klosterneuburg entschieden hatte, nicht mehr nach Rumänien zurückzukehren, als Informeller Mitarbeiter (IM) für den rumänischen kommunistischen Geheimdienst gearbeitet hat, dürfte er wohl kaum jemandem erzählt haben. Zwar hat 1 Vgl. ausführlicher hierüber Mariana H a u s l e i t n e r : Die Rumänisierung der Bukowina. Die Durchsetzung des nationalstaatlichen Anspruchs Großrumäniens 1918-1944. München 2001, S. 327-337. 2 Vgl. Anton Peter P e t r i : Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums. Marquartstein 1992, Sp. 1847-1848. 3 Ebenda, Sp. 1847.
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er sich in rumäniendeutschen und rumänischen Kreisen, von Ausnahmen abgesehen, nie eines besonders guten, weder wissenschaftlichen noch moralischen Rufes erfreut – man traute ihm nie so ganz und ging ihm lieber aus dem Weg4 –, doch was er sich tatsächlich zu Schulden hat kommen lassen, darüber ist bislang, da keine Beweise erbracht werden konnten, bloß gemunkelt worden. Um seine schillernde Person rankte sich ein Dickicht von Gerüchten und Legenden.5 Die im Archiv zum Studium der Unterlagen des ehemaligen rumänischen Geheimdienstes (Consiliul Național pentru Studierea Arhivelor Securității, CNSAS) aufbewahrte IM-Akte – es handelt sich um eine sogenannte „Täter-Akte“ (Dosar de reţea) – von Heinz Stănescu, die in vier Bänden mehr als 1 100 Blatt (file) umfasst, sowie eine weitere Akte, in der seine Entfernung aus dem Ministerium für Staatssicherheit dokumentiert wird (220 file), ermöglichen es nun, mehr Licht in seine Biographie zu bringen und seine informative Tätigkeit zumindest teilweise nachzuzeichnen.6 Diese Materialien belegen detailliert seine Lebens- und Berufsstationen sowie die während fast eines Vierteljahrhunderts mit Leidenschaft, Zielstrebigkeit und oft auch mit Gehässigkeit und Zynismus betriebene Spitzeltätigkeit eines zweifellos fleißigen und streckenweise verdienstvollen Literaturhistorikers, der aber neben seiner wissenschaftlichen und pädagogischen Arbeit auch einer mehr als fragwürdigen Beschäftigung nachging. Was Stănescu im Laufe von mehr als zwei Jahrzehnten an Berichten, Personenprofilen und 4 Vgl. Hans B e r g e l : Der Tod des Germanisten. Dr. Heinz Stănescu, die verworfenen Glaubenssätze und der Anstand des Dokuments. In: Hans B e r g e l : Erkundungen und Erkennungen. Notizen eines Neugierigen. Fünfundzwanzig Essays. Mit einem Vorwort von Stefan S i e n e r t h . München 1995, S. 231-237. 5 Vgl. ebenda, S. 231-232. 6 Heinz Stănescus mir bislang zugänglich gewordene IM-Akte trägt die Signatur R 48661 und umfasst vier Bände. Der erste Band hat einen Umfang von 209 „file“, das sind in der Regel doppelseitig beschriebene Blätter, und enthält zahlreiche Angaben zu Stănescus Biographie und zu seiner informativen Tätigkeit sowie mehrere Bewertungen und Einschätzungen seiner Führungsoffiziere. Hauptsächlich auf die Informationen dieses ersten Bandes stützt sich unser Beitrag. Der zweite (R 48661/2,), dritte (R 48661/3) und vierte (R 48661/4) Band, die sich aus 277, 318 bzw. 307 Blatt zusammensetzen, beinhalten vor allem die vom rumänischen Geheimdienst abgefangene Korrespondenz Stănescus sowie Aufzeichnungen der von ihm geführten Telefongespräche. Einsehen konnte ich auch die Mappe mit Unterlagen, die der Auslandsdienst der Securitate über Heinz Stănescu in den Jahren 1975 bis 1977 zusammengestellt hat. Sie liegt als Mikrofilm auf, trägt die Signatur SIE 39647 und besteht aus schwer lesbaren 21 Seiten. Eine weitere Mappe (P 13978), in der die Verhaftung Stănescus und die Zeit davor belegt sind, enthält vor allem relevante Informationen zur frühen Biographie des Literaturwissenschaftlers. Vgl. auch W[illiam] T [ o t o k ]: Cariera unui ofiţer de Securitate [Die Laufbahn eines Securitate-Offiziers], unter: http://www.rfi.ro/articol/stiri/politica/cariera-unui-ofitersecuritate [letzter Zugriff: 27.01.2014].
Die Akte des Literaturhistorikers Heinz Stănescu
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Einschätzungen für den rumänischen kommunistischen Geheimdienst geliefert hat – der Großteil liegt wohl noch in den bislang nur teilweise zugänglich gewordenen Akten der von ihm ausgespähten Menschen –, ergibt ein beeindruckendes Konvolut, das seinem veröffentlichten wissenschaftlichen Werk zumindest rein umfangmäßig kaum nachstehen dürfte.
II. Heinz Rottenberg – so geht aus den von der Securitate über ihn gehorteten Materialien hervor7 –, der im November 1947 seinen Namen in Heinz Stănescu ändern sollte, ist als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren und in Brăila, der neben Galatz/Galaţi bedeutendsten rumänischen Hafenstadt an der Donau, aufgewachsen. In der von einem lebhaften internationalen Handel geprägten Stadt, die in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen rund 70 000 Einwohner zählte, lebten zusammen mit der rumänischen Mehrheitsbevölkerung auch etwa 6 000 Juden und zirka 4 500 Griechen8; die Stadt hatte neben dreizehn Kirchen auch zwei Synagogen.9 Die Mutter Stănescus, die aus Wien stammte, war vor der Geburt ihres einzigen Kindes vorübergehend nach Österreich zu den Verwandten gezogen, offenbar weil sie sich medizinisch dort wohl angemessener betreut wusste und im Kreise ihrer Familie besser aufgehoben fühlte. Nach ein paar Monaten kehrte sie nach Brăila zurück, wo der Sohn in den Jahren 1928 bis 1932 die Grundschule und von 1932 bis 1938 das Gymnasium „Nicolae Bălcescu“ besuchte. Stănescus Familie war wohlhabend, unter seinen Verwandten gab es, den Recherchen der Securitate-Offiziere zufolge, Rechtsanwälte und Bankdirektoren, sie hatten vor dem durch den Zweiten Weltkrieg herbeigeführten politischen Systemwechsel in Rumänien wichtige Ämter im Bankenwesen und in der Handelsschifffahrt inne („ocupînd în regimurile trecute importante poziții materiale în comerțul privat sau avînd funcții de directori de firme, bănci, armatori de nave comerciale“).10 Der Vater, Philipp Rottenberg, 1868 in Galatz geboren, war Direktor und Aktionär einer englischen Handelsfirma mit 7 Diese Daten sind den zahlreichen, meist handschriftlich verfassten und von Stănescu oft auch selbst unterzeichneten „Autobiographien“ entnommen, die er während seiner Tätigkeit beim Rumänischen Innenministerium und während der Verhöre verfasst hat. Sie weichen inhaltlich oft nur geringfügig voneinander ab, enthalten aber, je nach Länge, oft unterschiedlich wichtige biographische Informationen. 8 Vgl. Brăila. In: Wikipedia.de. 9 Vgl. Brăila. In: Meyers Lexikon. Bd. 2. Siebente Auflage. Leipzig 1925, S. 762. 10 Archiv CNSAS, Signatur: P 13978, Bl. 3, vgl auch Bl. 66-67.
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dem Sitz in Brăila („director al unei firme comerciale engleze, din orașul Brăila, fiind în același timp și acționarul acelei firme“).11 Der Sohn beschreibt ihn als Verfechter des bürgerlichen Liberalismus, sein Weltbild, in dem Religion kaum eine Rolle gespielt haben dürfte, sei vom Geist der europäischen Aufklärung geprägt worden. Philipp Rottenberg sei Anhänger eines „von oben“, von einer Machtzentrale aus gelenkten und diktierten – allerdings weise und aufs Allgemeinwohl bedachten – Staatswesens gewesen.12 Die Mutter Gisela (geb. 1886 in Wien), die bedeutend jünger als der Vater war, hatte keine höheren Bildungsanstalten besucht, sie war politisch nicht interessiert und ist in ihren häuslichen Pflichten aufgegangen. Stănescus Beziehungen zu den Eltern waren sehr eng. Nach seinem Umzug nach Bukarest gaben sie ihren Wohnsitz in Brăila auf und zogen zum Sohn, bei dem bzw. in dessen Nähe sie bis zu ihrem Tod wohnten. Die Eltern ließen dem aufgeweckten Knaben schon in der Kindheit eine solide Bildung angedeihen, durch Privatstunden wurde das Erlernen besonders von Fremdsprachen gezielt gefördert. Außer Rumänisch und Deutsch, das als Mutter- und wahrscheinlich Haussprache galt, war Stănescu auch des Englischen, Französischen und zum Teil auch des Italienischen mächtig.13 In der Schule hatte der Vorzugsschüler keine Lernschwierigkeiten, im Gymnasium hegte er eine Vorliebe für humanistische Fächer, er las ungemein viel und gern, in gleich mehreren Sprachen und eignete sich eine gründliche Allgemeinbildung an. In den höheren Jahrgängen fühlte er sich zunächst zu linkem Gedankengut hingezogen. Ehemalige Kollegen, die später von der Securitate befragt wurden, berichten, er habe als Gymnasiast in einem linksgerichteten Jugendkreis mitgewirkt und habe für dessen Mitglieder aus dem Kapital von Karl Marx übersetzt.14 Doch später habe er sich der zionistischen rechtsgerichteten Vereinigung „Betar“ angeschlossen, weil er – so hat er das später begründet – einer geschiedenen Frau dorthin gefolgt sei, in die er sich verliebt habe. Als man sie aus der Organisation ausgeschlossen habe, sei auch er nach etwa fünf Monaten der Zugehörigkeit ausgetreten.15 Ob dieser Kreis seine Waffenübungen im Hinblick auf eine paramilitärische Vorbereitung im Zusammenhang mit einer zumindest 11
Vgl. ebenda, Bl. 3. Ebenda, Bl. 90. 13 „Sunt evreu, cunosc perfect engleza, franceza, germana și suficient italiana“ [Ich bin Jude und beherrsche das Englische, Französische, Deutsche perfekt, das Italienische hinreichend], betont S t ă n e s c u in einer „Autobiografie“ vom 25.02.1949 (ebenda, Bl. 80). 14 Ebenda, Bl. 116. 15 Ebenda, Bl. 93. 12
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angedachten Auswanderung nach Palästina abgehalten hat – die jüdischen Zuwanderer sollten über militärische Kenntnisse verfügen, um auf arabische Angriffe vorbereitet zu sein – oder doch eher, um sich notfalls gegen rechtsgesinnte rumänische Schüler- und Jugendgruppen verteidigen zu können, geht aus den von der Securitate gehorteten Akten nicht hervor.16 Primär wohl aus Gründen der Verteidigung sind bei Stănescu – der laut einigen Aussagen auch ein illegal angelegtes Waffendepot verwaltet haben soll,17 das möglicherweise den „Betarim“, so hießen die Anhänger dieser Vereinigung, aus Brăila gehört haben kann – während einer Hausdurchsuchung zwei Pistolen und hierfür geeignete Munition gefunden worden. Daraufhin habe man ihn verhaftet.18 Da die rumänische Sicherheitspolizei „Siguranţa“ den Nachweis habe erbringen wollen, Jungkommunisten aus Brăila hätten einen bewaffneten Umsturz geplant, sei Stănescus Fall im darauffolgenden Prozess mit diesen zusammengelegt worden. In den Verhören, die dem Prozess vorausgegangen seien, habe er sich nicht immer tapfer verhalten („am dat dovadă de slăbiciune“), es habe Anzeichen von Schwäche gegeben, sollte Stănescu später der Securitate zu Protokoll geben.19 Während der Haft, behaupteten ehemalige Mitinsassen, sei Stănescu zunächst auf Distanz zu den Kommunisten gegangen, anfänglich habe er nichts von ihnen wissen wollen, später sich ihnen aber zunehmend genähert,20 vor allem nachdem die Häftlinge nach Târgu Jiu verlegt wurden, wo zu jener Zeit mehrere Anhänger dieser politischen Doktrin inhaftiert worden waren. Dort habe er sich die Grundsätze der marxis16 Vgl. als weiterführende Literatur zur rechtsorientierten, national bis nationalistisch gesinnten jüdischen Jugendorganisation „Betar“ unter anderen Gabriele A n d e r l : Generationenkonflikte. Die zionistische Auswanderung aus Österreich und Deutschland nach Palästina in der Zwischenkriegszeit. In: Wien und die jüdische Erfahrung 1900-1938. Akkulturation – Antisemitismus – Zionismus. Hgg. Frank S t e r n , Barbara E i c h i n g e r . Wien u. a. 2009, S. 85-86. Siehe dazu auch die Aussage von Dorel Roman vom 26.09.1961, einem Jugendfreund von Stănescu, den er angeblich hatte überreden wollen, der Organisation „Betar“ beizutreten. Er habe sich geweigert, gibt Roman zu Protokoll, nachdem er festgestellt habe, wie es dort zugehe („însă văzînd că aici se fac marșuri și se face educație fascistă [sic!], am renunțat să mai particip la aceste ședințe“). Vgl. Archiv CNSAS, Signatur: R 48661, Bd. 1, Bl. 187. 17 „Am recunoscut că am un depozit de arme la Filipioaia de Baltă lîngă Brăila“ („ich hatte [beim Verhör der Polizei] zugegeben, dass ich ein Waffenlager in F. neben Brăila habe“), behauptet S t ă n e s c u in einer „Autobiografie“, die er am 25.02.1949 für seine Bukarester Dienststelle verfasst hat und die auch der Securitate vorlag. Vgl. Archiv CNSAS, Signatur: P 13978, Bl. 81. 18 Ebenda, Bl. 88, vgl. auch Bl. 90. 19 Ebenda, Bl. 88. 20 Ebenda, Bl. 148.
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tisch-leninistischen Ideologie angeeignet und zugleich auch zahlreiche führende Kommunisten kennengelernt, die nach dem 23. August 1944 wichtige Ämter auf Partei- und Staatsebene bekleiden sollten.21 Außer in Târgu Jiu hat Stănescu die Zeit des Krieges vor allem in Arbeitslagern verbracht. In den Unterlagen tauchen die Namen „100 Diguri“, auch „Corbii vechi“ genannt, „Cotu Lung“, „Industria Sârmei“, „Poligon“ – alle in der Nähe von Brăila gelegen – auf, in denen Stănescu als politisch Verurteilter und Jude zu Arbeitseinsätzen verpflichtet worden war. Der Deportation in die Arbeits- und Vernichtungslager Transnistriens, wohin Juden und Roma vom Regime des Marschalls Ion Antonescu (1882-1946) Anfang der 1940er Jahre verbracht worden sind, ist Heinz Stănescu dank der Intervention einer Tante entgangen. Helene Rottenberg war eine gute Bekannte des rumänischen Generals Constantin (Piki) Vasiliu, Oberbefehlshaber der rumänischen Gendarmerie und enger Vertrauter des rumänischen Armee- und Staatsführers Ion Antonescu, mit dem er von den neuen Machthabern als Mitbeschuldigter am 1. Juni 1946 erschossen wurde. Von Stănescus Anverwandten scheint bis auf den Mann einer Tante, die mit ihm in Wien lebte und der von den Nazis ermordet worden ist, niemand umgekommen zu sein.22 Doch den zeitüblichen Repressalien gegen Juden ist die Großfamilie ebenfalls ausgesetzt gewesen, Stănescus Eltern haben ihr Vermögen größtenteils bereits nach 1940 mit dem Beginn der antijüdischen Erlasse und Bestimmungen verloren. Der Rumänischen Kommunistischen Partei ist Heinz Stănescu im Oktober 1945 beigetreten, nach mehr als einem Jahr seit dem Austritt Rumäniens aus dem Militärbündnis mit Hitlerdeutschland. Das Land war nach der Besetzung durch die Rote Armee in den sowjetischen Einflussbereich geraten, die Machtübernahme durch die Kommunisten danach in vollem Gange. Nachdem er im Herbst 1944 in Bukarest sein 21 Stănescus schwankendes politisches Verhalten in jenen Jahren hat der ebenfalls aus Brăila stammende Constantin Câmpeanu, der der Kommunistischen Partei bereits vor dem Machtwechsel vom 23.08.1944 angehörte, mit weiteren Gesinnungsgenossen etwa zeitgleich mit Stănescu verhaftet worden war und der nach der politischen Wende ein Amt im Zentralkomitee der Rumänischen Arbeiterpartei bekleidete, wie folgt beschrieben: „L-am cunoscut la arestarea mea. N-a avut nimic cu procesul. A vorbit vrute și nevrute. A fost bătut de 11 ori. La închisoare a început să se apropie, la lagărul Tg. Jiu și mai mult, de la 23. August să se încadreze trup și suflet alături de noi“ [„Ich habe ihn bei meiner Verhaftung kennengelernt. Er gehörte nicht zu unserem Prozess. Er sprach Wahres und Unwahres. Er wurde elfmal geschlagen. Im Gefängnis begann er auf uns zuzugehen, mehr noch näherte er sich uns im Lager in Tg. Jiu, seit dem 23. August ist er uns mit Leib und Seele zugetan“]. Ebenda, Bl. 148. 22 Vgl. ebenda, Bl. 66 und 67.
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Studium an der Fakultät für Literatur und Philosophie („Facultatea de litere și filozofie“) begonnen hatte, wechselte er im Februar 1945 an derselben Universität zum Fernunterricht, weil er zwischenzeitlich zum Bevollmächtigten für Finanzangelegenheiten in Brăila („comisar la Chestura Poliţiei“23) und gleichzeitig, wie aus einigen Quellen hervorgeht, zum Vizechef der Sicherheitspolizei ernannt worden war.24 Als solcher war der noch nicht 24-Jährige auch mitverantwortlich für Fragen der Staatssicherheit in seiner Heimatstadt („a avut conducerea Biroului Sabotaj Economic, secondând în același timp la conducere și pe șeful Biroului Poliției de Siguranță“).25 Sein Studium hat er dann 1947 im Fernunterricht abgeschlossen. Die Arbeit als Kommissar im Finanzwesen hat Stănescu sehr ernst genommen. Getreu der Thesen Lenins, beim Übergang der Macht von der bürgerlichen Führung an die Arbeiterklasse müsse die Kommunistische Partei die Produktion, die Zirkulation und die Verteilung der Güter kontrollieren, habe er – so Stănescu in einem Rechtfertigungsschreiben für die Securitate vom 21. Mai 1952 – alles in seiner Macht Stehende getan, um die wirtschaftliche Basis des „Bürgertums“ zu schwächen und jene der „Arbeiterklasse“, der bestimmenden sozialen Schicht im neuen Gesellschaftsgefüge, zu stärken und nachhaltig zu sichern.26 In den 22 Monaten seines Wirkens als Verantwortlicher für das Geldwesen seiner Heimatstadt habe er durch Güterkonfiszierungen rund vier Milliarden Lei zugunsten der Staatsfinanzen eingetrieben („am confiscat în folosul Statului bunuri apreciate în dec. 1946 la cca. 4 miliarde lei“).27 Zuschulden habe er sich hierbei nichts kommen lassen, obwohl ihm Neider und Gegner vorgeworfen hätten, er sei gegen die kleinen Händler hart vorgegangen, die wohlhabenden, denen er aufgrund seiner Herkunft verbunden gewesen sei, habe er hingegen zu schonen versucht, eine Anschuldigung, die er vehement zurückgewiesen hat.28 Eher dürfte es sich so verhalten haben, dass der junge strebsame Kommissar in der Mehrheit der Fälle hart durchgegriffen und schonungslos die Ziele seiner Auftraggeber umgesetzt hat.29 Die Zeugnisse, die ihm von der Polizei in Brăila ausgestellt worden sind und in denen ihm Einsatzbereitschaft, Organisationstalent, Konsequenz und Härte des Durchgreifens als besondere Tugenden beschei23 24 25 26 27 28 29
Ebenda, Bl. 4. Vgl. Archiv CNSAS, Signatur: P 13978, Bl. 94. Ebenda, Bl. 179. Vgl. auch Bl. 177, Archiv CNSAS, Signatur: P 13978, Bl. 57. Ebenda. Ebenda, Bl. 56. Ebenda.
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nigt werden („a depus multă sârguință în toate acțiunile întreprinse, străduindu-se și reușind să fie duse la bun sfîrșit; zelos la maximum, a dat dovadă cu prisosință că este un bun conducător și organizator al resoartelor ce i s-au încredințat“30), haben zweifellos dazu beigetragen, dass er am 1. April 1947 in die Bukarester Zentrale, in die „Direcţiunea Generală a Poliţiei“, übernommen worden ist.
III. Heinz Stănescus gehörte zunächst dem „Corpul detectivilor“, der Gruppe der Detektive, an, die als Abteilung der Polizeidirektion (Direcţiunea Generală a Poliţiei) dem Ministerium des Innern unterstand, das seit der am 6. März 1945 eingesetzten prosowjetischen Regierung Petru Grozas (1884-1958) von Teohari Georgescu (19081976) geleitet wurde. Diesem Ministerium kam bei der Übernahme der Macht durch die kommunistische Partei eine entscheidende Rolle zu. Georgescu gehörte zum innersten Kern des kommunistischen Machtapparates – neben Gheorghe Gheorghiu-Dej (1901-1965), Ana Pauker (1893-1960) und Vasile Luca (1898-1960) –, bis er im April 1952 von Dej beseitigt wurde.31 Nach der Anstellung hat Stănescu wohl auch einen Schnellkursus auf einer der eilends von den neuen Machthabern ins Leben gerufenen Ausbildungsstätten des Innenministeriums durchlaufen. Welche Fächer diese Ausbildung beinhaltete, geht aus den mir bislang zugänglich gewordenen Unterlagen nicht hervor. Es dürfte sich aber neben der Einweisung in den geheimdienstlichen Beruf wohl auch um eine Einführung in die Grundlagen des Marxismus-Leninismus gehandelt haben, mit besonderer Betonung der Lehre von der sozialistischen Planwirtschaft und vom Klassenkampf als dem Motor der historischen Entwicklung sowie der Auffassung von der Literatur als Form des von den Produktionsverhältnissen bestimmten gesellschaftlichen Überbaus. Stănescu hat sich diese Theorien grundlegend angeeignet, sie als eine Art Glaubensbekenntnis verinnerlicht und über Jahrzehnte auch in seinen literaturwissenschaftlichen Abhandlungen dogmatisch vertreten. Mit der Gründung der Securitate am 30. August 1948 wechselte er im Range eines Hauptmanns in die Zentrale dieser Behörde und war einer 30
Ebenda, Bl. 179. Vgl. über ihn Raport final al Comisiei prezidențiale pentru analiza dictaturii comuniste din România [Endbericht der Präsidialen Kommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien]. Hgg. Vladimir T i s m ă n e a n u , Dobrin D o b r i n c u , Cristian V a s i l e . București 2007, S. 793f. 31
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der vier Abteilungsleiter (șef de serviciu) in der „Direcţia I“, die von Oberst Gavril Birtaș,32 einem Kommunisten aus der Zeit der Illegalität dieser Partei, den Stănescu wahrscheinlich aus dem Internierungslager in Târgu Jiu kannte, geführt wurde und die für die Eindämmung, Ausschaltung und, wenn nötig, Niederschlagung jedwelcher oppositioneller Regungen im Innern des Landes zuständig war.33 Stănescu war für die Glaubensgemeinschaften, die Kulte, verantwortlich und soll laut William Totok34 unter anderem auch an der Verhaftung des Bischofs der Temeswarer Diözese, Augustin Pacha (1870-1954), des „Schwabenbischofs“,35 beteiligt gewesen sein. Welche Schicksale Stănescu sonst noch zu verantworten hat und was genau auf sein Konto geht, wird sich wohl nur nach einer eingehenden Aufarbeitung der bisher kaum gesichteten Materialien feststellen lassen. Erinnert sei bloß daran, dass die Kulte in Rumänien in den endvierziger und frühen 1950er Jahren besonders harten Repressalien ausgesetzt waren. Dazu gehört unter anderem, dass durch das Gesetz 358 vom 1. Dezember 1948 die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche, der zahlreiche, vor allem siebenbürgische Rumänen angehörten, aufgelöst wurde und dass im Vor- und Nachfeld dieses Ereignisses zahlreiche Würdenträger und Gläubige dieses Kultes sowie der römisch-katholischen Kirche, zu der der Großteil der Banater Schwaben gehörte, verhaftet worden sind.36 Ebenso, dass seit 1948 auch die konfessionellen Schulen verboten wurden, was für die Siebenbürger Sachsen zur Folge hatte, dass der evangelischen Kirche, in deren Obhut sich bis dahin das gut ausgebildete Schulsystem dieser Gruppe befunden hatte, die Oberaufsicht entzogen wurde. Um das Ausmaß von Stănescus tatsächlicher Beteiligung an diesen Ereignissen
32 Vgl. über ihn Marius O p r e a : Banalitatea răului. O istorie a Securității în documente. 1949-1989. Studiu introductiv de Dennis D e l e t a n t [Die Banalität des Bösen. Eine Geschichte der Securitate in Quellen. 1949-1989. Mit einer einführenden Studie von D. D.]. București 2002, S. 542-543. 33 Vgl. Dennis D e l e t a n t : Ceaușescu și Securitatea. Constrîngere și disidență în România anilor 1965-1989 [Ceaușescu und die Securitate. Zwangsmaßnahmen und Dissidenz in Rumänien in den Jahren 1965-1989]. București 1998, S. 73. 34 Vgl. T o t o k : Cariera unui ofiţer (wie Anm. 6). Auch beim Versuch, den „Sachsenbischof“ Friedrich Müller(-Langenthal) (1884-1969) zu stürzen, soll Stănescu intensiv mitgewirkt haben. Vgl. Thomas Ş i n d i l a r i u : Die Bestrebungen zur Beseitigung Bischof Friedrich Müllers – ein Werk der Securitate? In: Zugänge – Jahrbuch des Evangelischen Freundeskreises Siebenbürgen e.V. 41 (2013), S. 124-145. 35 Vgl. über ihn P e t r i : Biographisches Lexikon (wie Anm. 2), Sp. 1406-1407. 36 Vgl. Raport final (wie Anm. 31), S. 277-280.
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kennenzulernen und wahrheitsgetreu beurteilen zu können, bedarf es jedoch detaillierter Recherchen. Desgleichen kann aufgrund der mir bisher zugänglich gewordenen Quellen vorläufig auch keine zufriedenstellende Antwort auf die Frage gegeben werden, ob die Entfernung Stănescus aus dem Ministerium des Innern mit den Machtkämpfen in den obersten Rängen der Parteiund Staatsführung im Sommer des Jahres 1952 zusammenhängt. Auf dem Parteiplenum vom 26./27. Mai 1952 hatte Gheorghe GheorghiuDej seine Rivalen Ana Pauker, Vasile Luca und Teohari Georgescu, Stănescus obersten Vorgesetzten, aus dem Machtzentrum der Partei und Regierung eliminiert. Ob es sich bei der eingangs berichteten Begebenheit in einem Wohnblock des Kronstädter Arbeiterviertels um eine Inszenierung gehandelt hat und man Stănescu eine Falle stellen wollte, um ihn aus dem Ministerium des Innern zu entfernen – auch diese Frage kann derzeit noch nicht beantwortet werden. Tatsache ist, dass zusammen mit Teohari Georgescu auch Gavril Birtaș, der unmittelbare Vorgesetzte Stănescus, seines Amtes bei der Securitate enthoben wurde.37 Ab Anfang der 1950er Jahre mehren sich nämlich die Zeichen, die darauf hindeuten, dass Stănescus Biografie von der Securitate erneut durchleuchtet wurde. Insbesondere waren die Offiziere an seiner Tätigkeit im Rahmen der zionistischen Organisation „Betar“ interessiert und an seinen Beziehungen zu seinen Verwandten, von denen sich der Großteil zwischenzeitlich ins Ausland abgesetzt hatte, vor allem in die USA, nach Frankreich, Österreich und Israel.38 Für seine Entlassung aus dem Ministerium des Innern bot sich Stănescus Homosexualität geradezu an. Über ihr Agentennetz und möglicherweise auch durch die Öffnung der Korrespondenz hatte die Securitate in Erfahrung gebracht, dass in Kronstadt/Brașov ein Jugendfreund Stănescus aus Brăila lebte, der in einem Büro des „Steagul Roșu“-Werkes arbeite und zu dem er seit Längerem homosexuelle Beziehungen unterhalte. Am Anfang des Jahres 1952 hatte Stănescu dem Freund in einem Brief berichtet, er habe dienstlich in Kronstadt zu tun und werde ihn Anfang April besuchen. In seinem Schreiben hatte er angedeutet, dass er sexuell an jungen Arbeitern interessiert sei, und den Freund gebeten, er solle die hierfür nötigen Schritte unternehmen. Daraufhin war es zu der bereits erwähnten Begegnung Stănescus mit 37 O p r e a : Banalitatea răului (wie Anm. 31), S. 542. Vgl. auch: Securitatea. Structuri – cadre, obiective și metode [Die Securitate. Strukturen – Personen, Ziele und Methoden]. Bd. I. 1948-1967. Hgg. Florica D o b r e u. a. București 2006, S. 696. 38 Vgl. Archiv CNSAS, Signatur: P 13978, Bl. 180, 181.
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dem Amateurboxer gekommen, die in den von der Securitate gehorteten Unterlagen detailliert dokumentiert ist. Nach seiner Verhaftung ist Stănescu von den Untersuchungsoffizieren sehr eingehend über seine Homosexualität befragt worden. In mehreren Erklärungen, viele liegen in Handschrift auf, hat er darüber Auskunft geben müssen. Dieser Teil von Stănescus Akte ist über den Einzelfall hinaus besonders für die Geschichte der Homosexualität in der Zeit der rumänischen kommunistischen Diktatur interessant, belegt er doch, wie unter einem totalitären Regime mit Menschen umgegangen wurde, deren sexuelle Neigungen von denen der überwiegenden Mehrheit abwichen. Das kann in diesem Rahmen nicht dargestellt werden. Stănescu hat seine, aus der Sicht der Offiziere als abnorm geltenden sexuellen Interessen auf seine „faule“ (șubredă) bürgerliche Erziehung zurückzuführen versucht. Er sei bereits als Gymnasialschüler zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen verführt worden – er habe unter anderem in Theater- und Künstlerkreisen in Brăila verkehrt – und diese Art der Sexualität auch später in Gefängnissen und Arbeitslagern versteckt praktiziert. In seiner Zeit als Angestellter der Securitate habe er zwischen dienstlichem und privatem Bereich zu unterscheiden gewusst, er sei dadurch nicht erpressbar geworden und sei selbst hart gegen Homosexuelle vorgegangen. Er betrachte Homosexualität als „ein Laster“ (un viciu), das der bürgerlichen Welt eigen sei und dem man im Moralkodex der Arbeiterklasse keinen Platz einräumen dürfe. Er bedauere, dass es ihm nicht gelungen sei, es abzulegen. Auch werfe er sich vor, dass er das Gespräch mit der Partei nicht gesucht und die Parteischriften nicht eingehend genug studiert und in die Tat umgesetzt habe. Das wäre zweifellos eine Hilfestellung gewesen, sich von seinen „abnormen Neigungen“ zu befreien.39 Immer wieder habe er versucht, seine „Abnormität“ in Schach zu halten, es habe aber nichts genutzt, auch eine Heirat mit einer Jugendfreundin, einer Ärztin und ideologischen Mitstreiterin aus der Zeit vor der politischen Wende, habe nichts gebracht, die Ehe sei zerbrochen. Man könne halt dagegen letztendlich nichts unternehmen, auch herausragende Künstler wie der Maler Leonardo da Vinci und der Musiker Pjotr Iljitsch Tschaikowski hätten darunter zu leiden gehabt, dennoch hätten sie der Menschheit herausragende Werke hinterlassen.40 Die Leitung des rumänischen kommunistischen Geheimdienstes hat sich von diesen Bekenntnissen nicht beeindrucken lassen, am 6. Juni 39 Vgl. vor allem S t ă n e s c u s „Declaraţie“ (Erklärung) vom 12.05.1952, in der er dieses Thema ausführlich erläutert (ebenda, Bl. 40-51). 40 Ebenda.
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1952 verfügte Generalleutnant Gheorghe Pintilie, Stellvertretender Minister des Innern, der ehemalige Securitate-Major Heinz Stănescu sei aus dem Dienst zu entfernen und beginnend mit dem Tag seiner Verhaftung, dem 5. Mai 1952, für ein Jahr ins Gefängnis zu stecken.41
IV. Etwa zwei Monate nach seiner Verhaftung, am 1. Juli 1952, wurde Stănescu in das Arbeitslager „Colonia Bicaz“ eingeliefert, wo er rund ein Jahr, bis zum 16. Juni 1953, blieb. Auf dieser Baustelle, die an der Errichtung der Hydrozentrale an der Bicaz-Klamm beteiligt war, einem der Vorzeigeobjekte der Rumänischen Kommunistischen Partei, die sich vorgenommen hatte, das Land kurzfristig zu elektrifizieren und dieses Vorhaben auch propagandistisch zu verbreiten und zu nutzen wusste, arbeiteten auch zahlreiche politische Gefangene, die die kommunistische Führung im Rahmen ihrer Maßnahmen zur Machtsicherung und zur Einschüchterung der Bevölkerung hier untergebracht hatte, um sie mundtot und dem neuen Regime gefügig zu machen. Unter diesen Umständen war es für Stănescu, der nach wie vor auf seine Treue zum Regime pochte, ein Leichtes, seine Nützlichkeit unter Beweis zu stellen. Nicht lange nach seiner Einlieferung wurde er zum sogenannten „Normator“ ernannt, dem die Aufgabe zufiel, die zu verrichtenden Arbeitseinheiten der Gefangenen aufzuzeichnen und zu bewerten. Weil er seine Vorgesetzten auch sonst gern über Interna und über die Menschen, mit denen er verkehrte, informierte, wurden bald auch die auf der Baustelle unentbehrlich anwesenden Vertreter des rumänischen kommunistischen Geheimdienstes auf ihn aufmerksam. Ohne zunächst als Mitarbeiter angeheuert zu werden, erhielt Stănescu von einem der Offiziere – wahrscheinlich im Rahmen eines sogenannten „IM-Vorlaufs“ – den Auftrag, seine Beobachtungen systematisch zu bündeln und gezielt über besondere Vorfälle und Zuträgnisse auf der Baustelle zu berichten. Den Offizier müssen die Berichte, aus denen er eine mehrjährige Berufserfahrung herauslesen konnte, überzeugt und beeindruckt haben. Er hielt den Kontakt zu Stănescu aufrecht, erteilte ihm den Auftrag, eine Autobiografie42 zu verfassen, und nachdem er sich die Erlaubnis seiner Vorgesetzten und das Einverständnis Stănescus eingeholt hatte, heuerte er diesen am 16. Februar 1953 zum Inoffiziellen Mitarbeiter der Securitate an. In der handschriftlich verfassten und unterzeichneten Verpflichtungserklärung, im sogenannten „Angajament“, betont Stănescu unter 41 42
Ebenda, Bl. 208. Vgl. Archiv CNSAS, Signatur: R 48661, Bd. 1, Bl. 8.
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anderem, er werde seine Führungsoffiziere umgehend und umfassend über alle Personen, mit denen er am Bau und nach seiner Entlassung Umgang pflege, informieren. Ein besonderes Augenmerk werde er auf jene richten, die gegen die Gesetze der Rumänischen Volksrepublik verstoßen bzw. die die Bestimmungen des Lagerlebens zu verletzen trachteten.43 Er werde vorwiegend diejenigen genauer beobachten, die Sabotage zu treiben versuchten und die anderen Häftlinge aufwiegeln und zur Flucht anstacheln würden. Bei den Mitgliedern ehemaliger bürgerlicher Parteien und Organisationen (Nationalzaranisten und Legionäre) werde er wachsam darauf achten, ob sie ihre jeweilige Parteiideologie unter den Gefangenen zu verbreiten suchten. All das tue er – heißt es in der Sprachregelung jener Jahre –, um sich in den Augen der Partei und des Staates zu rehabilitieren und nicht zuletzt aus Liebe zur rumänischen Arbeiterpartei, für die er auch vor dem 23. August 1944 aktiv gewesen sei – was nicht der Wahrheit entspricht – und der er bis zu seinem Tod dienen werde („afirmînd că are o dragoste de a ajuta Partidul Muncitoresc Român și regimul nostru, deorece el a muncit pentru partidul nostru și înainte de 23 august 1944 și va muncii pînă la moarte“). Seine Berichte für den Geheimdienst werde er mit dem Tarnnamen „Abrud“ unterzeichnen.44 In den vier Monaten seiner geheimdienstlichen Tätigkeit auf der Baustelle in der Bicaz-Klamm habe „Abrud“ 15 Berichte verfasst, einige von operativem Wert, die auch zu Verhaftungen geführt hätten, heißt es in der am 9. Juni 1953 vorgenommenen Analyse der Offiziere der Baustelle, die Stănescus IM-Tätigkeit nach seiner Entlassung zu beurteilen hatten. Im Fokus von Stănescus Eingaben an die Securitate hätten vor allem „Sabotageakte“ gestanden, die der IM zur Anzeige gebracht hätte („tratau în special despre unele acțiuni de sabotaj săvîrșite de către unii angajați […] precum și unele manifestări ale deținuților din cadrul Colon[iei]“).45 Ganz ohne Belohnung, wenn diese auch sehr bescheiden ausgefallen ist, hat „Abrud“ seine geheimdienstliche Tätigkeit nicht ausführen müssen, er habe hierfür, wird an einer anderen Stelle der von der Securitate angelegten Dokumentation vermerkt, zwei Postkarten erhalten, was ihm, im Unterschied zu anderen Strafgefangenen die Möglichkeit eröffnete, mit der Welt außerhalb des Arbeitslagers in Verbindung zu treten.46 43
Siehe ebenda, Bl. 6. Vgl. ebenda, Bl. 5. 45 Ebenda, Bl. 211. 46 Vgl. ebenda, Bl. 72. Später sollten die Belohnungen, obwohl anscheinend nie üppig, etwas gehaltvoller werden. Stănescu erhielt für seine informativen Dienste am 44
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V. Nachdem er entlassen worden sei, habe man noch etwa einen Monat die Verbindung zu ihm aufrechterhalten und ihn danach an einen anderen Offizier weitergereicht, betont ein Securitate-Angestellter in der Rückschau vom 7. Januar 1954 auf Stănescus Aktivitäten.47 Am Bau habe er diszipliniert gearbeitet und als IM hochwertige Aufklärungsarbeit geleistet und die „feindlichen Elemente“, die Sabotage begangen hätten, aufgedeckt („a avut un aport serios în munca informativă, în cadrul deținuților demascînd elementele dușmănoase din rîndul acestora […] a sesizat 2 acțiuni de sabotaj“).48 Auch in der kurzen Zeit, seitdem ihm ein neues Arbeitsgebiet zugeteilt worden sei, habe er seine informativ-operative Kompetenz unter Beweis gestellt. Er arbeite diszipliniert, sei überzeugt, einer guten Sache zu dienen, und verfüge über gute Möglichkeiten, in die akademischen Kreise der C. I. Parhon-Universität, wie die Bukarester Hochschulinstitution damals hieß, vorzustoßen und diese informell abzuschöpfen. Aufgrund dieser Tatsachen schlägt der Offizier vor, ihn vom bislang unqualifizierten zum qualifizierten IM zu befördern („să i se aprobe trecerea de la informator necalificat în categoria calificați“).49 Zwischenzeitlich hatte Heinz Stănescu ein paar Monate nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis eine Anstellung am Lehrstuhl für Germanistik an der Bukarester Universität gefunden, wo er ab Herbst (1. Oktober 1953) als Hochschulassistent tätig geworden war. Hier sollte er, 1963 zum Universitätslektor befördert, bis zu seinem Weggang 1976 als äußerst regsamer und produktiver Wissenschaftler und bei vielen Studenten auch beliebter und aufgrund seines germanistischen und allgemeinbildenden Wissens geschätzter Hochschullehrer wirken. Ob der Geheimdienst ihn unterstützt hat, diese Stelle zu besetzen, für die er 1953 weder über die nötigen Qualifizierungen verfügte, geschweige denn durch Fachbeiträge ausgewiesen war, geht aus den mir zugänglich gewordenen Unterlagen nicht hervor. Wahr ist, dass der Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur an der Bukarester Universität, der Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre der einzige germanistische Lehrstuhl in Rumänien war, Schwierigkeiten
21. August 1953 50 Lei, am 3. November 1965 einen Füllhalter der begehrten Marke „Kaweco“ („un stilou Kaweco“), am 26. Dezember 1969 100 Lei sowie am 11. Dezember 1970 200 Lei. Vgl. ebenda, Bl. 72-75. 47 Ebenda, Bl. 3-4. 48 Ebenda. 49 Ebenda, Bl. 4.
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hatte, politisch unbelastete Hochschullehrer anzustellen.50 Auch dürfte Heinz Stănescus 1947 abgeschlossenes sechssemestriges Studium der Philologie und Philosophie vom Unterrichtsministerium als regelrechtes Hochschulstudium anerkannt worden sein. Das hielt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Lehrstuhl jedoch nicht davon ab, gelegentlich ihren Unmut zu äußern und ihre Zweifel bezüglich der Studienzeugnisse des nicht allseitig beliebten und geschätzten Kollegen anzumelden. Vor allem wurde gemunkelt, er habe keinen ordentlichen germanistischen Abschluss. Stănescu setzte sich zur Wehr und verfasste 1957 ein Schreiben an das Rektorat der Bukarester Universität, in dem er darlegte, er habe zwar seine Abschlussarbeit zu einem anglistischen Thema geschrieben, die mündlichen Prüfungen allerdings aus dem Bereich der Germanistik abgelegt.51 Anfänglich hat Stănescu neben Literarturveranstaltungen wohl auch Sprachunterricht (Deutsch als Fremdsprache) an nichtphilologischen Abteilungen der Bukarester Universität erteilt. Dem Umstand, dass er dabei auch an der Hochschule für Bildende Kunst unterrichtete, ist es wohl zuzuschreiben, dass er seine ersten Studien und Broschüren über Tilmann Riemenschneider (1958) und Veith Stoß (1961) verfasste.52 Zur Germanistik fand er erst später, zur rumäniendeutschen Literatur erst um die Mitte der 1950er Jahre, betonter ab 1958, nach dem Ende der ersten, „kleinen“ Tauwetterperiode. Auch seine Tätigkeit als IM ist in den Jahren 1953 bis 1956, nach Stalins Tod bis zum Ausbruch und zur Niederschlagung der ungarischen Revolution – der geringen Belegdichte in seiner Akte nach zu schließen – weniger rege als in den Jahren danach verlaufen. Das hängt wohl mit der relativen Liberalisierung zusammen, von der nach Stalins Tod Rumänien ebenfalls profitieren durfte. Auch für die deutsche Minderheit, die in den Jahren davor geächtet worden war, waren diese Jahre verglichen mit jenen davor eine Zeit relativer Normalität. Die Deutschen in Rumänien, schreibt Annemarie Weber in ihrer Analyse der rumäniendeutschen Diskurse zur Gruppenidentität, „dürfen ihr kulturelles Erbe pflegen, bekommen Besitz zurück, die Repatriierung von Landesabwesenden, unter anderem von ehemaligen SS-Soldaten, wird gefördert. Neue Publikationen, Theater, Schulen, Volkskunstensem50 Vgl. George G u ţ u , Doina S a n d u : Zur Geschichte des Bukarester Lehrstuhls für deutsche Sprache und Literatur. In: Zur Geschichte der Germanistik in Rumänien (II). Der Bukarester Germanistiklehrstuhl. Hgg. d i e s s . București 2005, S. 31. 51 Archiv CNSAS, Signatur: R 48661, Bd. 1, Bl. 155. 52 Vgl. die von ihm selbst angelegte Liste seiner Veröffentlichungen bis 1971. In: ebenda, Bl. 26-28. Siehe auch die Auflistung der von ihm verfassten bzw. herausgegebenen Bücher bei P e t r i : Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums (wie Anm. 2), Spalte 1848.
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bles werden gegründet, die Geschichte der einzelnen regionalen Gruppen bekommt wieder Raum in der öffentlichen Darstellung. Der sozialistische Realismus wird vielfach relativiert, Kritik an seiner ‚hölzernen Sprache‘ wird geäußert; Kritik ist möglich auch an Institutionen des Staates und Organen der Partei, soweit es sich um niedrigere Ränge handelt. Die Ausweitung des Sagbaren im öffentlichen Raum nutzen die deutschen Intellektuellen, um bisher unterdrückte Wert- und Identitätsvorstellungen wieder in den Diskurs einzubringen.“53
Doch nach der Niederschlagung der antikommunistischen ungarischen Revolution durch sowjetische Truppen im Herbst des Jahres 1956, wobei es auch in Rumänien zu Sympathiebekundungen gekommen war, reagierte die rumänische kommunistische Führung, die um ihr Machtmonopol bangte, erneut mit Repression. Um jede Aufmüpfigkeit bereits im Keime ersticken zu können, war es die Aufgabe des Geheimdienstes, potenzielle Gegner des Regimes ausfindig zu machen und diese heimlich zu beobachten. Die Observierung der Bevölkerung wurde intensiviert und ausgeweitet, auch die Eliten der Minderheiten genauer ins Visier genommen. 1958 kam es zum Schwarze-KircheProzess, in dem zwanzig Kronstädter Bürger um Stadtpfarrer Konrad Möckel (1892-1965) zu langjährigen Haftstrafen, darunter neun von ihnen zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Im selben Jahr wurden im sogenannten Prejbă- und Sanktannensee-Prozess – so benannt nach den Ausflugsorten, an denen sie sich getroffen hatten – neun Jugendliche ebenfalls mit hohen Strafen bedacht, und im Kronstädter Schriftstellerprozess, der etwa ein Jahr später, am 15. September 1959, über die Bühne ging, erhielten die Schriftsteller Andreas Birkner (19111998), Wolf Aichelburg (1912-1994), Georg Scherg (1917-2002), Hans Bergel (geb. 1925) und Harald Siegmund (1930-2012) wegen angeblich „staatsfeindlicher Verschwörung“ insgesamt 95 Jahre Haft. Etwas später gab es auch bei den Banater Schwaben politische Prozesse, die als Einschüchterung der Bevölkerung gedacht waren. Erinnert sei an den Prozess um die Gruppe „Reb-Weresch“ vom 25. bis 28. Januar 1961, gegen 14 banatschwäbische Intellektuelle, die auch als „Volks- und Staatsfeinde“ angeklagt wurden.54 „Im Unterschied zu der Zeitspanne 1948-1953,“ schreibt Annemarie Weber in ihrem bereits erwähnten Buch, 53 Annemarie W e b e r : Rumäniendeutsche? Diskurse zur Gruppenidentität einer Minderheit (1944-1971). Köln u. a. 2010, S. 222. 54 Vgl. ausführlicher hierüber Michael K r o n e r : Politische Prozesse gegen Deutsche im kommunistischen Rumänien. In: Worte als Gefahr und Gefährdung. Fünf deutsche Schriftsteller vor Gericht (15. September 1959 – Kronstadt/Rumänien). Zusammenhänge und Hintergründe. Selbstzeugnisse und Dokumente. Hgg. Peter M o t z a n , Stefan S i e n e r t h . München 1993, S. 31-50, bes. S. 40-43.
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„als das Ziel der Repression die Zerstörung konkurrierender Eliten gewesen war, handelte es sich nun um eine präventive Gewalt. Man wollte die Bevölkerung einschüchtern, um sie unter Kontrolle zu behalten.“55
Inwiefern Heinz Stănescu sowohl als engagierter Literaturkritiker, als der er ab Mitte des Jahres 1958 besonders in der deutschsprachigen Tageszeitung Neuer Weg in Erscheinung trat, als auch als Informeller Mitarbeiter des rumänischen Geheimdienstes – eine seiner frühesten Buchveröffentlichungen zur rumäniendeutschen Literatur trug den vielsagenden Titel Berichte56 –, an diesen Ereignissen beteiligt war, ist bislang nicht genügend erforscht. Tatsache ist, dass der „im Neuen Weg meistveröffentlichende Literaturfachmann“ jener Jahre an der „Diskursverschärfung“, die sich in dieser Zeitung wie allgemein in der rumänischen Presse ab Mitte des Jahres 1958 bemerkbar macht, maßgeblich beteiligt war.57 Kritik bedeutete ihm, wie er in einem Kommentar zu einem offiziellen Text aus der Parteizeitschrift Lupta de clasă im Neuen Weg vom 13. Juni 1958 schreibt, „Kampf gegen den Idealismus und andere reaktionäre Strömungen“.58 Ein Literaturkritiker, der nicht wachsam und unnachsichtig kämpfe, gerate in den Verdacht „versöhnlerischer Tendenzen“, so die Botschaft Stănescus. In der Zeit danach, schreibt Annemarie Weber, habe er in jedem Artikel, in jeder Rezension, in jeder Veranstaltungschronik, die die Zeitung abdruckte, nach „Bekundungen“ der „fremden Ideologie gefahndet“.59 Auch das von ihm vertretene literaturhistorische Konzept, das er sich in dieser Zeit wohl vorwiegend unter dem Einfluss marxistischer und vulgärmarxistischer Literaturauffassungen aneignete und das er, bei nur geringfügigen Abweichungen, in seinen späteren in Rumänien veröffentlichten Beiträgen vertreten sollte – obwohl sich die rumänische wie auch die rumäniendeutsche literaturwissenschaftliche Forschung seit der Mitte der 1960er Jahre davon merklich distanziert hatte –, entbehrt nicht der Einseitigkeit. Stănescu geht es primär nicht um das literarische Werk als einmaliges sprachliches Gebilde, ihm bedeutet ein poetischer Text in erster Linie ein möglichst „realistisches“, nachvollziehbares „Abbild“ von geschichtlichen und gesellschaftlichen Zuständen. Auf sozialhistorische Gegebenheiten hat, seiner Ansicht nach, Literatur unmittelbar zu reagieren – in den früheren Epochen möglichst kritisch, dabei stets die künftige kommunistische Gesellschaftsordnung als Endziel der geschichtlichen Entwicklung im Blick, in der sozialis55 56 57 58 59
W e b e r : Rumäniendeutsche? Diskurse zur Gruppenidentität (wie Anm. 53), S. 223. Heinz S t ă n e s c u : Berichte. Bukarest 1967. W e b e r : Rumäniendeutsche? Diskurse zur Gruppenidentität (wie Anm. 53), S. 229. Zitiert nach ebenda. Ebenda, S. 230.
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tischen Gegenwart bestätigend und zustimmend. Für komplizierte künstlerische Strukturen, sprachlich beeindruckend kodifizierte Botschaften, die nicht auf Anhieb gedeutet werden können und dem Leser intellektuelle Partizipation abverlangen, brachte er kein Verständnis auf, alles musste möglichst einfach formuliert werden und primär den „Werktätigen“, der revolutionären Arbeiter- und Bauernschaft, die die Basis des neuen Sozialsystems bildete, verständlich sein. Seine Vorliebe galt deshalb der „fortschrittlichen“ deutschsprachigen Publizistik in diesem Raum,60 den Gedichten der „Unterdrückten“, der von den Herrschenden „Ausgebeuteten“ und kaum „Wahrgenommenen“,61 ebenso Schriftstellern wie Nikolaus Schmidt (1874-1930) und Johann Schuster-Herineanu (1883-1920), die sich auch für die Belange der „Arbeiterklasse“ eingesetzt hatten.62 In diesem Zusammenhang hat sich Stănescu zweifellos Verdienste erworben, aufgrund seiner archivalischen und pressegeschichtlichen Recherchen ist es ihm gelungen, eine ganze Reihe vergessener und verschollener Autoren, nicht nur sogenannte „fortschrittliche“, in die regionale literaturgeschichtliche Diskussion zurückzuführen. Von den literaturhistorischen Epochen und Perioden bevorzugte er die „Aufklärung“63 und den „Vormärz“,64 auf die sich auch die kommunistischen Ideologen beim Aufdecken von „Traditionslinien“ und auf der Suche nach „Vorläufern“ des Sozialismus gern beriefen. Verwerflich und mit der rumänischen kommunistisch-nationalistischen Doktrin unvereinbar erschien ihm jeder Versuch, in der Geschichte der Banater bzw. der siebenbürgisch-deutschen Literatur getrennte Entwicklungslinien zu identifizieren und zu verfolgen, sie als eigenständige regionale literarische Systeme losgelöst vom rumänischen Umfeld, das vor 1918 anders als später war, zu beschreiben und sie nicht von ihren Anfängen her – was historisch ein Unsinn 60 Vgl. Im Spiegel der Presse. Deutsche fortschrittliche Publizistik in den sozialistischen Blättern bis zum 8. Mai 1921. Hg. Heinz S t ă n e s c u . Bukarest 1972. 61 Vgl. Das Lied der Unterdrückten. Ein Jahrhundert fortschrittlicher deutscher Dichtung auf dem Boden Rumäniens. Besorgt und eingeleitet von Heinz S t ă n e s c u . Bukarest 1963. 62 Vgl. die von Heinz S t ă n e s c u 1969 in Bukarest herausgegebenen Ausgewählten Werke von Nikolaus Schmidt und die Porträts nebst Textauswahl in der von S t ă n e s c u zusammengestellten Anthologie Marksteine. Literaturschaffende des Banats. Temeswar 1974. Siehe über Schuster-Herineanu hier S. 297-320. 63 Vgl. Aufklärung. Schrifttum der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben. Hgg. Carl G ö l l n e r , Heinz S t ă n e s c u . Bukarest 1974. 64 Über die deutschsprachige Literatur des „Vormärz“ in Rumänien hat Stănescu 1969 seine Dissertation geschrieben und an der Bukarester Universität verteidigt. Sie ist nicht gedruckt und in rumänischer Sprache verfasst worden. Vgl. P e t r i (wie Anm. 2), Sp. 1848.
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ist – bereits als Komponenten einer rumäniendeutschen Literatur wahrzunehmen.65 Als Konstante seiner Vorgehensweise ist eine kontinuierliche Ablehnung der „älteren“, „bürgerlichen“ banatschwäbischen und siebenbürgisch-sächsischen Literaturgeschichtsschreibung auffällig, gegen die Stănescu immer wieder, vor allem ideologisch zu Felde zog. Derselben Argumentationsweise bediente er sich auch in seinen Buchbesprechungen, wobei er so manchen Schriftsteller, auf dessen politische Abweichungen von der offiziellen Parteilinie er sich bemüßigt fühlte, öffentlich aufmerksam zu machen, in Schwierigkeiten gebracht haben dürfte.66
VI. Ähnlich ist er auch in seinen Berichten, die er für die Securitate verfasste, vorgegangen, die er ab Mitte der 1950er bis gegen Ende der 1960er Jahre mit dem Decknamen „Silviu“ zeichnete. Oberleutnant Dumitrescu, der „Silviu“ als Führungsoffizier seit dem 25. Juli 1956 betreute,67 bescheinigte seinem Informanten in einem Gutachten vom 22. Januar 1958 neben Intelligenz und Bildung eine langjährige konspirative Erfahrung, wobei ihm die Tätigkeit als ehemaliger Securitate-Offizier zugute gekommen sei. Er sei sehr zuverlässig und der Partei und Regierung treu ergeben („este devotat absolut Regimului și Partidului nostru pentru care este hotărît să nu-și cruţe forţele“). Sehr oft habe er über „feindliche Aktionen“ sowohl der Kollegen und Studenten von der Bukarester Germanistik als auch von jenen rumäniendeutscher Schriftsteller berichtet („a furnizat material numeros despre manifestările și uneltirile unor profesori și asistenți de la catedra de l[imba] germană, manifestări și acțiuni dușmănoase din rîndul scriitorilor germani și unele aspecte disparate negative din rîndul studenților de la filologie-germană“).68 Seine geheimdienstliche Arbeit werde aber vor allem dadurch beeinträchtigt, dass er auch öffentlich als partei- und regimetreu gelte, deshalb würden die Menschen auf Distanz zu ihm gehen und keine Freundschaften aufbauen und unterhalten. Dadurch könne er keine „intimen“, d. h. politisch relevanten Informationen von ihnen erhalten. Dennoch sei er aufgrund seiner gut ausgebildeten
65 Vgl. Heinz S t ă n e s c u : Zum Begriff „Rumäniendeutsche Literatur“. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde 18 (1975), H. 1, S. 106-114. 66 Vgl. B e r g e l : Der Tod des Germanisten (wie Anm. 4), S. 234. 67 Archiv CNSAS, Signatur: R 48661, Bd. 1, Bl. 110. 68 Ebenda.
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Beobachtungsgabe und seiner Hartnäckigkeit weiterhin unentbehrlich für die geheimdienstliche Tätigkeit.69 Wie „Silviu“ konspirativ gehandelt hat, lässt sich beispielsweise anhand der Materialien, die sich in den Securitate-Dossiers über Oskar Pastior (1927-2006) und Georg Hoprich (1938-1969) befinden, detailliert nachweisen.70 Von „Silviu“ verfassten Berichten begegnet man auch in anderen Aktenbeständen, sei es in Gruppenakten oder in jenen, in denen die deutsche Minderheit als Ganzes geheimdienstlich in den Blick genommen wurde.71 Da die Recherchen in den Anfängen stecken, kann Endgültiges über seine informativen Aktivitäten noch nicht gesagt werden. Diese können vollständig nur erfasst werden, wenn Einblick in all die Unterlagen jener Personen genommen wird, die auszuspähen „Silviu“ von der Securitate beauftragt worden war. Voraussetzung ist hierbei, dass diese Materialien existieren und nicht aus dem einen oder anderen Grund verloren gegangen oder bewusst vernichtet worden sind. Ebenso, dass über diese Personen auch tatsächlich jeweils entweder eine individuelle Verfolgungsakte, also ein sogenannter „Dosar de urmărire individuală“, angelegt wurde, oder dass sie im Rahmen einer Gruppenakte, in einem „Dosar de grup“, erfasst worden sind.72 Aus den mir bisher bloß fragmentarisch zu diesem Themenkreis zugänglich gewordenen Dossiers geht allerdings bereits hervor, dass Heinz Stănescu zu den fleißigsten Zuträgern des rumänischen kommunistischen Geheimdienstes gehört haben dürfte. Diese Tätigkeit hat er aus Überzeugung und – wie seine literarhistorischen Forschungen auch – mit großer Hingabe ausgeübt. Als vormaliger Securitate-Offi69 Ebenda. Im rumänischen Original: „Datorită faptului că este cunoscut în facultate ca un element atașat regimului, cu greu reușește să intre în intimitatea elementelor dușmănoase, iar dacă acest lucru se petrece uneori, datorită neexistenței unui trecut politic dușmănos, nu se pot adînci relațiile mai mult timp și devin reci după scurt timp. Cu toate acestea, datorită spiritului său dezvoltat de sesizare și a abnegației în a căuta informații, agentul ‚Silviu‘ rămîne mai departe necesar organelor noastre.“ 70 Vgl. ausführlicher dazu meine Beiträge: „Ich habe Angst vor unerfundenen Geschichten“. Zur „Securitate-Akte“ Oskar Pastiors. In: Spiegelungen 5/59 (2010), H. 3, S. 236-271, bes. S. 237-238; und „Die Wirrnis wurde Lebenslauf“. Zur Securitate-Akte des Dichters Georg Hoprich. In: ebenda, 6/60 (2011), H. 3, S. 231-263, bes. S. 233-235. 71 Vgl. in diesem Zusammenhang auch Stefan S i e n e r t h : Operative Vorgänge der „Securitate“ im Problemfeld „Deutsche Faschisten und Nationalisten“. Anmerkungen zu den Aktionen „Epilog“ und „Scutul“ in den Jahren 1971-1976. In: ebenda, 5 (59) 2010, H. 2, S. 153-162. 72 Vgl. dazu: „Partiturile“ Securității. Directive, ordine, instrucțiuni [Die „Partituren“ der Securitate. Direktiven, Befehle, Bestimmungen] (1947-1987). Hgg. Cristina A n i s e s c u , Silviu B. M o l d o v a n , Mirela M a t i u . București 2007, S. 686.
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zier, der selbst über Jahre IMs betreuen durfte, hatte er ein Auge dafür, welche Informationen für seine ehemalige Behörde von Interesse sein konnten. So hat er vieles notiert und an seine Auftraggeber weitergeleitet, was für die Securitate von Nutzen war, ihr wohl aber auch – im Bestreben, ja nichts außer Acht zu lassen – Informationen zukommen lassen, mit denen sie nicht viel anfangen konnte. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang eine Aufstellung, die „Silviu“ seinem Führungsoffizier Oberleutnant Gheorghe Năstase am 17. April 1963 überreichte, in der er alle Personen nennt, über die er, sollte es erwünscht sein, berichten könnte.73 Aufgelistet werden namentlich zunächst vierzehn Bewohner aus der Nachbarschaft, weitere sechs aus dem Wohnviertel und 48 „cunoscuţi și prieteni“, Bekannte und Freunde, unter ihnen, außer Familienmitgliedern und Mitarbeitern vom Bukarester Germanistischen Lehrstuhl und der C. I. Parhon-Universität, auch die Schriftsteller/innen Elisabeth Axmann (geb. 1926), Ewald Ruprecht Korn (1908-1991), Franz Johannes Bulhardt (1914-1998), Alfred Kittner (1906-1991) und der Literaturkritiker Paul Langfelder (1910-1974). Die meisten Namen, an die hundert, enthalten jedoch die Rubriken „Din mediul scriitorilor germani“ (aus dem Umfeld rumäniendeutscher Schriftsteller) und „Din mediul cultural german din provincie“ (aus dem Umfeld des deutschen Kulturbetriebs aus der Provinz). An diesen Informationen dürfte der Führungsoffizier, der, wie aus anderen Securitate-Akten hervorgeht, zuständig für die Eliten der deutschen Minderheit war, besonders interessiert gewesen sein. Dabei lässt es „Silviu“ nicht allein bei einer einfachen Auflistung von Namen bewenden, er liefert bei vielen Personen, die zu den Hauptakteuren der damaligen rumäniendeutschen Kulturszene gehörten, immer auch mit, was er über sie bereits weiß und wie er sie einschätzt. Dadurch zeichnet er, freilich oft einseitige, kurze Autorenporträts. Regelrecht denunziatorische Züge – möglicherweise hat hierbei auch Animosität gegen diese Personen eine Rolle gespielt – nimmt seine Berichterstattung in jenen Partien an, in denen er über Redaktionsmitglieder der deutschsprachigen Tageszeitung Neuer Weg urteilt, beispielsweise über Georg Hromadka (1911-1985), den langjährigen Redaktionssekretär dieser Zeitung. Hromadka sei in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen Sozialdemokrat gewesen und habe sowohl vor als auch nach der politischen Wende vom 23. August 1944 längere Zeit in Gefängnissen verbracht. Zusammen mit Hugo Hausl (1930-1990), dem langjährigen Verantwortlichen Kulturredakteur der Zeitung, 73
Archiv CNSAS, Signatur: R 48661, Bd. 1, Bl. 62-65. Vgl. auch ebenda, Bl. 68.
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trage er die Hauptschuld an den Rehabilitierungsversuchen ehemaliger „bürgerlicher“, vormals dem Nationalsozialismus nahestehender siebenbürgisch-deutscher und banatschwäbischer Schriftsteller („a dus o politică literară de revalorificare a foștilor fasciști“).74 Um das Jahr 1960 habe Hromadka öffentlich für die 1959 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilten Schriftsteller Aichelburg, Birkner, Bergel, Scherg und Siegmund Partei ergriffen („a luat atitudine deschisă pentru scriitorii complotiști, astăzi condamnați“)75 und auch sonst rumäniendeutsche Intellektuelle, die ehemals „antidemokratisches“ Verhalten an den Tag gelegt hätten („cu activitate antidemocratică în trecut“),76 im Neuen Weg gefördert. Einen ähnlichen Ton schlägt „Silviu“ auch in jenen Passagen seines Berichtes an, in denen er sich über weitere rumäniendeutsche Schriftsteller äußert. Über den Temeswarer Romanschriftsteller Andreas A. Lillin (1915-1985), Verantwortlicher Redakteur der deutschsprachigen Zeitschrift des Rumänischen Schriftstellerverbandes Neue Literatur in den Jahren 1957 und 1958, der auch ein treuer Anhänger des kommunistischen Regimes in Rumänien war, heißt es, er sei in den Jahren 1942 und 1943 zunächst „un mistic și adept al lui Nietzsche“ (Mystiker und Nietzsche-Anhänger) gewesen, 1948 habe er proletkultisches Gedankengut propagiert und 1957 der idealistischen Philosophie verpflichtete, nichtmarxistische Thesen verbreitet („1948 a popularizat prolet-cultismul, în 1957 a prezentat teze idealiste și nemarxiste“).77 Von den siebenbürgisch-deutschen Schriftstellern nimmt sich „Silviu“ neben vielen anderen, die aus Platzgründen hier nicht berücksichtigt werden können, detaillierter Erwin Wittstocks (1899-1962) an, dem er Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland vorhält und dem er vorwirft, in den Jahren 1956/1957 eine ganze Reihe regimefeindlicher Aktivitäten entfaltet zu haben, ohne diese konkret zu benennen. Wittstock, über den er die Sicherheitsbehörde immer wieder informiert habe, sei, schreibt „Silviu“, zu einer zentralen Figur des siebenbürgischsächsischen „Widerstandes“ gegen das volksdemokratische Regime geworden („în anii 1956-7 a avut o serie de manifestări ostile, a devenit un centru al ‚rezistenței‘: am raportat despre mai multe din luările lui de atitudine“).78 Von den rumäniendeutschen Literaturwissenschaftlern hatte es „Silviu“ besonders auf den Germanisten und Kunsthistoriker Harald 74 75 76 77 78
Ebenda, Bl. 64. Ebenda. Ebenda. Ebenda. Ebenda.
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Krasser (1906-1981) abgesehen, der sich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg als kundiger und sprachmächtiger Literaturkritiker sowie als enger Mitarbeiter, in den Jahren 1936-1939 auch als Herausgeber des Klingsor, der bedeutendsten siebenbürgisch-deutschen Kulturzeitschrift der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, einen Namen gemacht hatte. Von 1957 bis 1963 wirkte er an der Klausenburger Universität als Professor für deutsche Literaturgeschichte und erfreute sich in intellektuellen siebenbürgisch-sächsischen Kreisen eines hohen Ansehens. Weil sich Krasser bereits vor dem Zweiten Weltkrieg und in den Jahren nach Stalins Tod auch zu Themen der rumäniendeutschen Literaturgeschichte kompetent geäußert hatte, erblickte Stănescu in ihm seinen Hauptkontrahenten, zumal auch ihre ästhetischen und ideologischen Positionen weit auseinanderlagen. Ihn bei den Behörden anzuschwärzen war ihm somit ein wichtiges Anliegen. Auch in diesem Falle bediente sich Stănescu einer Argumentationsweise, in der er Tatsachen mit Gerüchten und Unterstellungen geschickt zu mischen verstand. Krasser, der in den Jahren 1933 bis 1944 in Vorträgen, Beiträgen und in der Publizistik gelegentlich nationalsozialistisches Gedankengut vertreten hatte, wird von Stănescu in bewusster Übertreibung „fost hitlerist de seamă“, als vormals namhafter Hitleranhänger und als Verfasser zahlreicher „antidemokratischer Schriften“ („cu multe publicaţii antidemocratice“), bezeichnet.79 In fast all seinen Beiträgen und Vorträgen aus dem Jahre 1956 habe er sich, behauptet „Silviu“ ohne konkrete Angaben zu liefern, zu „idealistischen“ und „rassistischen“ Äußerungen hinreißen lassen. Den Höhepunkt dieses Verhaltens bilde zweifellos die Einführung Krassers zu einer Lesung von Erwin Wittstock in Hermannstadt, in der er auch den „Landesverräter“ Heinrich Zillich (1898-1988) – den Herausgeber des Klingsor, der seit 1936 in Bayern lebte, in der Führung der Landsmannschaft aktiv war und es an kritischen Äußerungen zum kommunistischen Rumänien nicht hatte fehlen lassen – namentlich genannt habe („a avut în mai toate scrierile din anii 1956, în conferințe etc. ieșiri antidemocratice, interpretări rasiste sau idealiste […] culminînd cu invocarea fugarului Heinrich Zillich la Sibiu într-un cuvînt introductiv la lectura lui Erwin Wittstock“).80 Krasser, der keine Bereitschaft zeige, seine Kenntnisse in den Dienst der neuen Gesellschaftsordnung zu stellen, könne es nicht lassen, sich herablassend über die „demokratischen“ rumäniendeutschen Schriftsteller und Literaturkritiker und deren Hervorbringungen zu äußern. 79 80
Ebenda, Bl. 65. Ebenda.
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Gemeint waren die aus der Arbeiterklasse und der sozialistischen Bauernschaft hervorgegangenen und vom kommunistischen Regime als Teil einer künftigen Elite äußerst großzügig geförderten Autoren, denen es aber oft an künstlerischer Begabung gebrach („lansează zvonuri împotriva scriitorilor și criticilor democrați, intrigă împotriva publicațiilor din ultimul timp, refuză să-și pună cunoștiințele în slujba noilor idealuri“).81 Das waren überwiegend unberechtigte und für jene Zeit harte Vorwürfe, die, wurden sie von den Behörden akzeptiert, dem Anvisierten immens schaden konnten. Inwiefern dies im Falle Krassers geschehen ist, kann erst nach der Einsicht in seine Akte festgestellt werden. Von den jüngeren rumäniendeutschen Autoren geht „Silviu“ detaillierter auf Dieter Schlesak (geb. 1934), in jenen Jahren Redakteur der Neuen Literatur, ein. Er sei zwar immer noch sehr stark in der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft verankert, doch auf bestem Wege, sich von ihr zu lösen. Von Schlesak, der guten Glaubens („de bună credinţă“) und redselig sei, habe „Silviu“ immer wieder Interna aus der siebenbürgisch-sächsischen Welt erfahren, die er unverzüglich an die Securitate weitergeleitet habe, beispielsweise über die Brüder Hans (geb. 1925) und Erich Bergel (1930-1998) oder über den Kreis der dichterisch tätigen Studenten Richard Adleff (geb. 1932), Georg Hoprich und Ingmar Brantsch (1940-2013).82 Auf diese Weise hat Stănescu unter dem Pseudonym „Silviu“ wohl auch über weitere Personen aus seinem Bekanntenkreis an seine Auftraggeber – es waren laut Akte allein in der Zeit vom 16. Februar 1953 bis 1. September 1959 acht Führungsoffiziere83 – berichtet. Die konspirative Tätigkeit muss ihm regelrecht Freude bereitet haben und dürfte ihm zu einer zweiten Natur geworden sein, so dass sich gelegentlich sogar die Führungsoffiziere genötigt sahen, „Silvius“ informativen Eifer zu zügeln.84 „Silviu“ habe in der Zeit vom 27. März 1964 bis zum 30. Juni 1965, schreibt der Führungsoffizier Gheorghe Năstase in einem Rückblick auf dessen Aktivitäten in einer etwas mehr als ein Jahr umfassenden Zeitspanne, 31 Begegnungen mit ihm gehabt und 135 „note informative“ (Berichte) von ihm erhalten.85 Angesichts eines solch breit angelegten Tätigkeitsfeldes sei es – da unter diesen Umständen die Qualität der konspirativen Arbeit nicht gewährleistet 81
Ebenda. Ebenda. Vgl. über Letztere auch S i e n e r t h : „Die Wirrnis wurde Lebenslauf“. Zur Securitate-Akte des Dichters Georg Hoprich (wie Anm. 71), S. 232-235. 83 Vgl. Archiv CNSAS, Signatur: R 48661, Bd. 1, Bl. 2. 84 Ebenda, Bl. 102. 85 Ebenda, Bl. 98. 82
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werden könne – wohl ratsam, den Agenten zu bremsen und ihn auf einen begrenzten Personenkreis anzusetzen.86
VII. Wie und wann es dazu gekommen ist, dass „Silviu“ zu „Traian“, zu einem weiteren Decknamen von Stănescu, mutierte, geht aus den mir vorliegenden Unterlagen nicht hervor. Eine neue Verpflichtungserklärung ist ihm auch diesmal – wie vormals, als er sein Pseudonym „Abrud“ in „Silviu“ änderte – nicht abgenommen worden, bei zuverlässigen Informellen Mitarbeitern, die ihre Arbeit kontinuierlich und zur Zufriedenheit ihrer Auftraggeber verrichteten, wurde hierauf in der Regel verzichtet.87 Vermutet werden kann aber, dass der Wechsel des Pseudonyms sowohl mit der Übernahme des IM durch eine andere Abteilung der Securitate und damit zugleich durch einen neuen Führungsoffizier als auch mit der Ausweitung seines Arbeitsgebietes zusammenhängt. Ab 1968 beginnt Stănescu, den Materialien nach zu schließen, auch in den Westen, ins „kapitalistische“ Ausland zu reisen – bis dahin hat er bloß die „sozialistischen Bruderländer“ besuchen dürfen. Hinfort wird er in seiner informativen Tätigkeit hauptsächlich zweigleisig verfahren, zum einen weiterhin die rumäniendeutsche Kulturszene beobachten und Auffälligkeiten seinen Führungsoffizieren melden, zum anderen Daten und Fakten über Persönlichkeiten sammeln und an die Securitate vermitteln, denen er während seiner nicht wenigen Aufenthalte im Ausland begegnen sollte. Um sich ein detailscharfes Bild von „Traians“ geheimdienstlichen Aktivitäten in rumäniendeutschen Kreisen machen zu können, müssten die Dossiers all jener Autoren durchgesehen werden, die in den späten 1960er und den frühen 1970er Jahren im Kulturbetrieb der deutschen Minderheit tätig waren, was bislang bloß in Einzelfällen geschehen ist. Die Faktenlage könnte erdrückend sein, nicht wenige dieser Schriftsteller und Literaturkritiker, die bereits Einblick in ihre Akte genommen haben, sind mit „Traian“ gezeichneten Berichten begegnet. Die Ausrichtung seiner geheimdienstlichen Arbeit im Jahrzehnt 1965-1975 dürfte vor allem auch durch seine Angst motiviert gewesen 86
Ebenda, Bl. 96. Vgl. weiterführend zu diesem Problemkreis unter anderen auch Jens G i e s e k e : Die Stasi 1945-1990. München 2011, bes. S. 112ff. Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Teil 1: Richtlinien und Durchführungsbestimmungen. Hg. Helmut M ü l l e r - E n b e r g s . 4. Aufl. Berlin 2010, bes. S. 62ff. 87
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sein, dass sich die Entwicklung der rumäniendeutschen Literatur weg von den von ihm als hehr empfundenen marxistisch-leninistischen Prinzipien in eine Richtung bewegte, die er bis dahin nicht nur nicht befürwortet, sondern auch intensiv bekämpft hatte. Die bewusste Abkehr vom sozialistischen Realismus in der rumäniendeutschen Literatur und deren Hinwendung zur Moderne, die Diversität dichterischer Ausdrucksweisen, die Öffnung gegenüber zunehmend aus dem Westen eindringender philosophischer, vom Marxismus-Leninismus abweichender Denkmuster, haben sein immer noch hauptsächlich vom Stalinismus geprägtes Weltbild erschüttert. Darüber hinaus dürfte ihn Ende der 1960er und in den frühen 1970er Jahren – im Rahmen einer vergleichsweise liberalen Phase des rumänischen Kommunismus – das Auftreten einer künstlerisch begabten und gesellschaftlich aufmüpfigen jüngeren Dichtergeneration, deren erklärtes Anliegen es war, den sozialistischen Alltag kritisch zu hinterfragen und die Möglichkeiten des Sagbaren auszuweiten, mehr als beunruhigt haben. Doch regelrecht verärgert, weil es ihn auch beruflich unmittelbar betraf, hat ihn die Orientierung, die die rumäniendeutsche Literaturkritik und -geschichtsschreibung um das Jahr 1970 einzuschlagen begonnen hatte. Die Unbekümmertheit einer jungen Forschergeneration, die sich um die Einhaltung marxistischer ästhetischer Grundsätze wenig scherte und die vor allem den schriftstellerischen Hervorbringungen ihrer Generationsgenossen Aufmerksamkeit widmete, schien ihm bedenklich. Auch die Anwendung zeitgenössischer literaturwissenschaftlicher Deutungsmodelle wie werkimmanentes Verfahren und Strukturalismus in der Beschäftigung mit älterer siebenbürgischdeutscher und banatschwäbischer Literatur und deren regional getrennte Behandlung lehnte er ab. Mit besonderer Vehemenz ging er gegen die Gruppe damals junger Germanisten aus dem Umfeld der Klausenburger Universität vor, die 1971 mit zwei bemerkenswerten im Dacia Verlag herausgegebenen Büchern (Interpretationen zur deutschen und rumäniendeutschen Lyrik und Trannssylvanica I. Studien zur deutschen Literatur aus Siebenbürgen) für Aufsehen in der rumäniendeutschen literarischen Öffentlichkeit gesorgt hatten. Weil er vielen der Autoren fachlich unterlegen war und vor allem weil er fürchtete, die Deutungshoheit in Fragen rumäniendeutscher Literatur und Literaturbetrachtung zu verlieren, versuchte er ihnen, indem er sich ideologischer Argumente bediente, am Zeug zu flicken und Abweichung von marxistisch-leninistischen Grundsätzen sowie Rehabilitierung ehemaliger in der Zeit des Nationalsozialismus kompromittierter Autoren vorzuwerfen.
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Erreicht hatte er hiermit nicht viel – seit 1965 hatte es mit Ceaușescus Machtantritt einen Wandel in der Parteiführung gegeben, die höchsten Ämter für die deutsche Minderheit hatten Funktionäre inne, die nicht alle wie Stănescu starre stalinistische Positionen vertraten, sondern im Rahmen der von der Rumänischen Kommunistischen Partei vorgegebenen Richtlinien eine gewisse Flexibilität an den Tag legten und in Einzelfällen den jungen Dichtern und Germanisten sogar zur Seite standen, wenn sie Schwierigkeiten mit den Behörden hatten. Im Unterschied zu den 1950er und frühen 1960er Jahren, als „Silvius“ Denunziationen auch dazu verwendet wurden, Schriftsteller ins Gefängnis zu bringen, wie das der Fall Hoprich beweist, an dessen Verhaftung Stănescu nicht unbeteiligt gewesen war,88 hatten seine Berichte im Zeitraum 1965-1975 keine so gravierenden Folgen. Mit wenigen Ausnahmen, zu denen auch Mitglieder der „Aktionsgruppe Banat“ gehörten, wurden Schriftsteller in dieser Zeit nicht mehr ohne Weiteres verhaftet, man verfolgte und schikanierte sie, hörte sie ab, veröffentlichte ihre Bücher nicht bzw. nur in zensierten und gekürzten Fassungen, ließ sie beruflich nicht aufsteigen, verwehrte ihnen, ins Ausland zu reisen. Möglicherweise haben, neben persönlichen Beweggründen, all diese Faktoren mit dazu beigetragen, dass Stănescu 1976, nachdem er an einer internationalen Lenau-Tagung in Österreich teilgenommen hatte, in die Bundesrepublik Deutschland weiterfuhr und dort um dauerhaften Aufenthalt ansuchte.
VIII. Das war beileibe nicht die erste Reise Stănescus in diese Länder. Ob er bereits vor 1965 Versuche unternommen hat, seine Verwandten, beispielsweise in Österreich oder Frankreich, zu besuchen, lässt sich aus seiner Securitate-Akte nicht feststellen. Wahr ist, dass er bis dahin die Kontakte zur ausländischen Verwandtschaft eher gemieden und auf ein Minimum reduziert hat, aus Angst, diese Verbindungen könnten ihm beruflich schaden, weil Familienbande, die sich über Staatsgrenzen 88 In einer Bewertung der geheimdienstlichen Tätigkeit „Silvius“ durch die Securitate („Notă raport“) vom 26.04.1963 wird unter anderem erwähnt, dass aufgrund der von ihm gesammelten und an die Geheimpolizei weitergereichten Materialien ein informativer Vorgang gegen einen Studenten der Bukarester Philologiefakultät eröffnet worden sei, der mit dessen Verhaftung abgeschlossen wurde („s-a deschis, lucrat și închis prin arestare o acţiune de verificare asupra unui student de la facultatea de filologie“). Während der Verhöre habe man feststellen können, dass der Agent die Behörde zuverlässig und wahrheitsgetreu informiert habe („în timpul anchetei a fost confirmat în întregime materialul furnizat de agent“). Archiv CNSAS, Signatur: R 48661, Bd. 1, Bl. 109.
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erstreckten – und gar noch bis ins „kapitalistische Feindesland“ –, von den kommunistischen Behörden nicht gern gesehen wurden. Um keine Zweifel an seiner Loyalität gegenüber seinen Auftraggebern aufkommen zu lassen, hat Stănescu die Securitate in der Regel über den Stand der Beziehungen, die er zu seinen Verwandten unterhielt, unterrichtet, auch über die Versuche, die diese zu unternehmen bereit gewesen wären, ihn, so er eingewilligt hätte, aus Rumänien freizukaufen.89 Beim Führungsoffizier hat er sich gelegentlich besonders dann Rat geholt, wenn er Argumente brauchte, um sich vor den Mitgliedern der Großfamilie zu rechtfertigen, warum er seine persönliche und berufliche Zukunft in Rumänien sehe und nicht auswandern wolle.90 Dennoch drängte es ihn nach 1965 immer wieder in den Westen, wo er vor allem Dokumentationsmöglichkeiten und wissenschaftliche Anerkennung suchte. Die erste Gelegenheit bot sich ihm um das Jahr 1965, als er mit der Bekanntmachung einer im Archiv seiner Familie aufgefundenen Korrespondenz von Sigmund Freud mit einem Jugendfreund, Eduard Silberstein, der ein Onkel Stănescus und in Wien zeitweilig Freuds Mitschüler war, international Aufsehen zu erlangen hoffte. Stănescu hatte vor, seinen literarhistorischen Fund im Ausland bekannt zu geben, doch die rumänischen Behörden und auch sein Führungsoffizier rieten ihm, die Korrespondenz erstmals in Rumänien zu veröffentlichen, was er auch tun sollte.91 Auch 1968, als er einer Einladung des Goethe-Instituts Folge leisten wollte, durfte er zunächst nicht fahren, Verwaltungsgremien auf Dekanats- und Rektoratsebene hatten ihm die Teilnahme an einem universitären Sprachkurs in München verweigert. Erst nachdem sich der Geheimdienst für ihn eingesetzt hatte, durfte er reisen.92 89
Vgl. „Silvius“ Bericht vom 3.10.1962 für Oberleutnant Năstase. Ebenda, Bl. 105. Ebenda, Bl. 106. 91 Siehe „Silvius“ Bericht vom 13.01.1965 für Hauptmann Năstase. Ebenda, Bl. 137138. Vgl. ausführlicher darüber William T o t o k : Freud – cu voie de la poliția politică sau Rolul fostului ofițer de Securitate Heinz Stănescu [Freud – mit Genehmigung der politischen Polizei oder Die Rolle des ehemaligen Securitate-Offiziers H. S.], unter: http:// www.dw.de/freud-cu-voie-de-la-poliţia-politică-sau-rolul-fostului-ofiţer-de-securitateheinz-stănescu/a-6363069 [letzter Zugriff: 27.01.2014]. Vgl. Heinz S t ă n e s c u : Unbekannte Briefe des jungen Sigmund Freud an einen rumänischen Freund. In: Neue Literatur 16 (1965), H. 3, S. 123-129. 92 Vgl. die „Notă raport“ von Major N ă s t a s e vom 11.04.1968 über Stănescus Absicht, vom 5. bis 19.08.1968 zusammen mit acht weiteren Germanisten der Bukarester Philologiefakultät an einem Sommerkurs in München teilzunehmen (Archiv CNSAS, Signatur: R 48661, Bd. 1, Bl. 87-88). Der Informant habe sich mit der Bitte an den Offizier gewandt, informiert Năstase seine Vorgesetzten, ihm zu helfen („Informatorul a solicitat organelor noastre să-l ajute în rezolvarea acestei probleme“). Da „Traian“ in der Zusammenarbeit 90
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Danach gab es für ihn kaum noch Einschränkungen, vor allem nachdem es ihm gelungen war, die Securitate von der Nützlichkeit, ja Unentbehrlichkeit seiner informellen Auslanddienste zu überzeugen. In einem längeren Schreiben hatte er der Securitate aufgelistet, wen er in Österreich und in der Bundesrepublik Deutschland kenne, wen er besuchen und über wen er berichten könnte. Die Liste, die er seinem Führungsoffizier Năstase am 13. April 1971 überreichte, ist nach Fachbereichen sortiert und enthält sowohl Persönlichkeiten, die in der großen Kulturszene der Bundesrepublik Deutschland und Österreichs einen Namen hatten, als auch zahlreiche Wissenschaftler und Schriftsteller, die in Vertriebenenverbänden und wissenschaftlichen Institutionen tätig waren, in denen die Auseinandersetzung mit Fragen der Geschichte, Kultur und Politik in Südosteuropa eine prioritäre Rolle spielte.93 Stănescus Hauptaufgabe bestand nun darin, diese Kreise recht gründlich auszuspähen, Daten über Personen und die Institutionen, in denen sie tätig waren, in Erfahrung zu bringen und an die Offiziere weiterzuleiten. Darüber hinaus sollte er – was der Securitate zumindest ebenso wichtig war – versuchen, diese Persönlichkeiten positiv zu beeinflussen („influenţare pozitivă“), d. h. sie zu Freunden des kommunistischen Rumänien zu machen, zu Menschen, die bereit waren, auf Kritik gegenüber dem Land und seiner Politik entweder ganz zu verzichten bzw. diese äußerst zurückhaltend und möglichst nicht öffentlich zu äußern, hauptsächlich positive Nachrichten über das Land, sein Gesellschaftssystem, seinen Umgang mit den nationalen Minderheiten und seine Führung zu verbreiten. Ob es „Traian“ tatsächlich gelungen ist, beispielweise an Persönlichkeiten vom Range eines Alexander Mitscherlich (1902-1982) heranzukommen und geheimdienstlich Relevantes von ihm zu erfahren, sei dahingestellt. Er werde dem bekannten Psychoanalytiker und damaligen Direktor der psychosomatischen Klinik in Heidelberg auf dem 27. Internationalen Kongress für Psychoanalyse begegnen, informiert „Traian“ seine Auftraggeber. Da Mitscherlich sich auch für die Biografie Freuds interessiere, werde Stănescu das Gespräch mit ihm suchen und ihn auf seinen literarhistorischen Fund, die Jugendbriefe mit dem rumänischen kommunistischen Geheimdienst gute Ergebnisse erzielt habe, schlägt der Offizier vor, den Agenten zu unterstützen („întrucît în colaborarea cu organele noastre a dat rezultate bune, considerăm că ar fi potrivit să-l ajutăm pe informator în rezolvarea favorabilă a acestei probleme“). Ein Offizier der Geheimdienstbehörde solle sich deshalb an den Sekretär des Parteikomitees der Bukarester Universität wenden, mit der Bitte, er solle die Leitung der Universität veranlassen, Stănescus Fall positiv zu bescheiden. Ebenda, Bl. 88. 93 Ebenda, Bl. 34-37.
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Freuds, aufmerksam machen. Mitscherlich sei politisch links orientiert, immer wieder im westdeutschen Fernsehen, im Radio und in der Presse präsent und nehme oft Stellung zu Fragen der Jugend („om politic de centru-stînga, foarte des prezent la televiziune, radio, în presă, antrenat în discuțiile privind tineretul vest-german“).94 Ähnlicher Art dürften auch seine Beziehungen zu einigen berühmten westdeutschen Schriftstellern (Martin Walser und Heinar Kipphardt etwa) gewesen sein, die Stănescu erstmalig wohl bei den Kursen des Goethe-Instituts erlebt und an die er sich nach deren Vorträgen herangemacht hatte. Ob er diese Autoren danach noch besucht hat und ob es zu einem engeren Kontakt gekommen ist, geht aus den Unterlagen nicht hervor, doch ist davon auszugehen, dass es eher nicht der Fall gewesen sein dürfte, die gemeinsame Interessenbasis war viel zu schmal. Intensiver und langlebiger waren Stănescus Kontakte zu Wissenschaftlern, Schriftstellern und Journalisten, die wie er an Fragen der südosteuropäischen Geschichte und Kultur interessiert waren und von denen viele aus den siebenbürgisch-deutschen und donauschwäbischen Siedlungsgebieten stammten. Diese Kreise auszukundschaften und sie im Sinne rumänisch-kommunistischer Außenpolitik zu beeinflussen war, wie es auch Unterlagen aus anderen Aktenbeständen der Securitate-Hinterlassenschaft belegen, ein Hauptanliegen geheimdienstlicher Tätigkeit. Deshalb unterstützten Stănescus Führungsoffiziere dessen Absicht, Beiträge in den Periodika der Donauschwaben und Siebenbürger Sachsen zu veröffentlichen, beispielsweise im Neuland, in dem seit 1948 in Salzburg erschienenen und vom Publizisten Adalbert Karl Gauß (1912-1982) mitbegründeten donauschwäbischen Wochenblatt, oder in der dritten Folge des Korrespondenzblattes für Siebenbürgische Landeskunde, das damals vom späteren Ordinarius für ältere deutsche Sprache und Literatur Anton Schwob (geb. 1937) herausgegeben wurde. Die Herausgeber haben damals freilich nicht ahnen können, in wessen Auftrag Stănescu seine Beiträge zum Teil verfasst haben dürfte. Sie waren gut dokumentiert und entsprachen den wissenschaftlichen Anforderungen, so gesehen sprach nichts gegen deren Veröffentlichung. Im Laufe von weniger als einem Jahrzehnt hatte es Stănescu geschafft, viele der damals maßgeblichen Intellektuellen der „südostdeutschen“ Kulturszene in Österreich und der Bundesrepublik Deutschland kennenzulernen und während seiner nicht wenigen Auslandsaufenthalte viele von ihnen zu besuchen. Die Liste seiner Bekanntschaften reicht von der damals schon älteren Generation eines Heinrich Zillich und 94
Ebenda, Bl. 34.
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Hans Diplich (1909-1990) über eine mittlere, deren prominentester Vertreter der Schriftsteller und Redakteur der Siebenbürgischen Zeitung Hans Bergel war, zu den um die Zeit noch jungen Autoren Dieter Schlesak, Ingmar Brantsch und Frieder Schuller (geb. 1942). Von den Südosteuropaforschern tauchen auf seinen Listen, mitunter auch mit knappen Hinweisen, unter anderen Erich Beck (geb. 1929), der Lexikograph der Bukowina, und das Ehepaar Ute Monika (geb. 1938) und Anton Schwob immer wieder auf. Über wen, was und worüber er an seine Auftraggeber berichtet hat, wird sich erst herausstellen, wenn die entsprechenden Dossiers, insofern es sie geben sollte, aufgearbeitet sein werden. Etwas verwundert nahm die rumäniendeutsche Kulturszene Ende des Jahres 1976 die unter der Hand verbreitete Nachricht zur Kenntnis, Heinz Stănescu habe seinen Aufenthalt bei einer Lenau-Tagung in Österreich dazu genutzt, Rumänien für immer den Rücken zu kehren, und sei in die Bundesrepublik Deutschland weitergereist, wo er um politisches Asyl angesucht habe. Major Gheorghe Preoteasa, der im Rahmen der Securitate einer der Hauptzuständigen für die Rumäniendeutschen war, hatte die Nachricht von seinem Agenten „Moga“ erhalten („în cadrul întîlnirii pe care am avut-o la data de 5 noiembrie 1976, informatorul ‚Moga’ mi-a relatat“), der ihm bei einer ihrer Begegnungen erzählt habe, an der Bukarester Fakultät für Philologie zirkuliere das Gerücht, Stănescu habe in Kanada ein großes Erbe angetreten („ar fi moștenit o avere însemnată în Canada“) und werde nicht mehr nach Rumänien zurückkehren.95 Ebenfalls von „Moga“, hält Gheorghe Preoteasa in einem Gesprächsprotokoll vom 18. Februar 1977 fest, habe er die Nachricht erhalten, dass unter den rumäniendeutschen Intellektuellen im Zusammenhang mit Stănescus Verbleib in der Bundesrepublik Deutschland unterschiedliche Meinungen im Umlauf seien. Die Übersetzerin Hermine Pilder-Klein (1901-1998) beispielsweise, die im Januar 1977 zu Besuch in Bukarest gewesen sei, habe behauptet, Stănescu arbeite als Kurier (curier) im Marbacher Literaturarchiv mit einem halben Deputat, wofür er 800 DM monatlich erhalte, anderen Quellen zufolge solle er sich in Bad Homburg bei Frankfurt am Main niedergelassen haben, wo er von einem Erbe seiner in Kanada lebenden Tante seinen Lebensunterhalt bestreite.96 Über andere Kanäle hatte Anfang des Jahres 1977 den rumänischen kommunistischen Geheimdienst auch die Nachricht erreicht, Stănescu habe im Aufnahmelager für Aussiedler in Nürnberg 95 96
Ebenda, Bl. 20. Ebenda, Bl. 117.
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als „Volksdeutscher mosaischen Glaubens“ Daueraufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland beantragt („unde a solicitat înregistrarea ca Volksdeutscher de confesiune mozaică și stabilirea definitivă în R. F. Germania“).97 Damit endete der rumänische Lebensabschnitt in der Biografie Heinz Stănescus, und ein neuer in der Bundesrepublik Deutschland hatte begonnen, von dem hier allerdings nicht mehr die Rede sein soll.
Summary Heinz Stănescu – Extremely Determined, Impassionate, and Overzealous Heinz Stănescu (1921-1994) was from 1954 till his defection to Federal Germany in 1976 a teacher of German literature at Bukarest University, and author of great many books, essays, and papers focussing on the history of the so-called “Romanian-German” literature. In the 50s, 60s, and early 70s Stănescu exerted a decisive political influence on the German community’s literary life. But neither in the German, nor in Romanian scientific and literary circles did this critic enjoy any scientific or moral reputation. He wasn’t trusted because his entanglement with the Communist Romanian Secret Service was notorious, and therefore, everybody was eagerly avoiding contact with him. But what had he really been up to? And indeed, wasn’t his flamboyant personality offering material for a host of legends and slander? Yet, matter-of-fact proofs for his guilt hasn’t been published. Stănescu’s biography can for the time being at least partially be elucidated, consulting the files of the former Romanian Secret Service. And at best, part of his activities as an Inofficial Informant can also be reconstructed, because some of these documents are revealing his biographical data and professional career in full detail. They reveal his controversial activities as an eager informer, but also as a very productive literary historian and academic teacher. Moreover, Stănescu’s case history allows for a conspicuous analysis of the mechanisms Securitate had been working.
97
Ebenda, Bl. 118.
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Rezumat Heinz Stănescu – Extrem de ambițios, pasionat și zelos Heinz Stănescu (1921-1994) a fost un germanist foarte productiv. În anii 1954-1976 el a ținut cursuri la universitatea din București și a publicat numeroase cărți, studii și articole având ca temă literatura germană din România. În ultimii ani ai deceniului al șaselea și în cel următor, precum și în primii ani ai deceniului opt, el a exercitat o anume influență asupra vieții literare a minorității germane din România. Critic și istoric al literaturii, Stănescu nu s-a bucurat însă nici în cercurile germanilor din România și nici în cele românești de o faimă bună, nici morală și nici științifică. Nu i s-a acordat încredere, știut fiind că avea contacte cu serviciile secrete comuniste, el a fost evitat. Până acum nu s-au putut însă găsi dovezile acestei colaborări și ale vinovăției sale, despre care se vorbea în surdină. În jurul personalității sale echivoce s-a țesut astfel un hățiș de zvonuri și legende. Actele lui Heinz Stănescu ca informator (IN) s-au păstrat în arhiva fostului serviciu secret de informații al României și ele aduc lumină în biografia sa și parțial în activitatea sa ca informator. Aceste materiale documentează detaliat etapele activității sale profesionale și biografice, precum și activitatea lui Stănescu ca agent informator vreme de aproape un sfert de secol. Cu toate acestea el a fost fără îndoială un istoric literar harnic și uneori meritoriu. Pe lângă munca sa științifică și pedagogică el a exercitat și activitatea de informator care este foarte problematică. Pe de altă parte prin acest exemplu se pot explica limpede mecanismele și procedeele de funcționare ale Securității în acea perioadă.
E I N E Z E U G I N G E G E N D I E S E C U R I TAT E . H E R TA M ÜL L E R V E R S U S A K T E „C R I S T I N A “ Von Cristina P e t r e s c u Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Zusammenbruchs des Kommunismus verlieh die Nobel-Stiftung ihren Literaturpreis der aus Rumänien stammenden deutschen Schriftstellerin Herta Müller. Diese hohe internationale Anerkennung würdigte eine Autorin, die „mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“ zeichne. Die vielzitierte Begründung der Schwedischen Akademie ist trügerisch: Ihre im Wesentlichen autobiographischen Romane sind vorwiegend nach ihrer Auswanderung in die Bundesrepublik Deutschland entstanden, handeln aber höchstens beiläufig vom Leben im Exil. Umso eindeutiger wird die Preisträgerin bei der Zeremonie in Stockholm vorgestellt: Beinahe alles, was sie schreibe, handle vom Leben unter der Diktatur von Ceaușescu, von Angst, Verrat und ständiger Überwachung. In der Tat kehrt Herta Müller in ihren Romanen im Unterschied zu vielen Schriftstellern, die die verlorene Heimat nostalgisch beschwören, obsessiv nach Rumänien und damit in eine traumatische Vergangenheit zurück, von der sie nicht loskommt. Die Verleihung eines so bedeutenden Preises für ein Werk, das dem unstillbaren Drang folgt, Zeugnis abzulegen von den Übergriffen einer Diktatur, ist vor allem von den Insassen des ehemaligen sozialistischen „Lagers“ als erster Schritt europäischen Gedenkens an die Leiden unter den linken Diktaturen in der Osthälfte Europas gewertet worden.1 Die Autorin selbst bezeichnete in ihrer Rede beim Festempfang den Preis als Memento, das sich nicht nur an jene 1 Beispielsweise bemerkt Iliya Troyanov, der deutsche Schriftsteller bulgarischer Abstammung – der sowohl mit der postkommunistischen Erfahrung in seinem Mutterland vertraut ist, wo der Kommunismus oft nostalgisch beschworen wird, als auch mit der im Westen, wo man mehr an die eigene faschistische Vergangenheit als an den Kommunismus erinnert: „Herta Müller fights against forgetting, against the frenzy of concealment and trivialization which has prevailed in Eastern Europe since 1989 and which seeks to pass off one of the worst periods of degradation and destruction of the individual as a regulated normality.“ Iliya T r o y a n o v : Nobel Prize for Herta Müller. Patriot of an Estranged Homeland. Spiegel Online International, 09.10.2009, unter http://
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richtet, die unter Diktaturen – ob rechten oder linken – gelebt haben, sondern vor allem an die anderen, denn er „hilft, die geplante Zerstörung von Menschen durch Repression im Gedächtnis derer zu behalten, die sie erlebt haben – und sie denen ins Gedächtnis zu rufen, die sie gottseidank nicht erleben mussten“.2
Vorliegende Arbeit hat zum Ziel, das orwellsche Universum der kommunistischen Diktatur in Rumänien in seiner Spätphase vor dem Kollaps nachzuzeichnen, das Herta Müllers traumatisches Verhältnis zur eigenen Vergangenheit und damit das autobiographisch gestimmte literarische Werk geprägt hat, für das ihr neben vielen anderen Auszeichnungen auch der oben genannte Preis verliehen wurde. Die Untersuchung richtet sich im Besonderen auf die politische Polizei, die in Rumänien unter dem Namen Securitate bekannt war, eine Institution, die zu jener Zeit die Aufgabe hatte, jeden gesellschaftlichen Protest und jedwede kritische Äußerung im Inneren Rumäniens zu unterbinden und die immer zahlreicher werdenden Kritiker im Ausland zu diskreditieren. Zu diesem Zweck wurde, wie in anderen kommunistischen Ländern auch, ein weit gespanntes Netz hauptamtlicher und inoffizieller Mitarbeiter eingesetzt, die Informationen nicht nur über die von der Securitate Verfolgten, sondern auch über andere Mitarbeiter lieferten. Die Untersuchung beruht auf zweierlei Quellen. Die eine ist Herta Müllers Werk, das eher der fiktionalen als der Memoirenliteratur zuzurechnen ist, allerdings von der Autorin selbst auf den eigenen Erlebnishintergrund zurückgeführt wird. Die Quellen der anderen Art sind die von der Geheimpolizei produzierte und archivierte „Literatur“ bzw. die „informativen Notizen“, Berichte und Maßnahmenpläne, die von all denen aufgesetzt wurden, die an der Überwachung der Autorin beteiligt waren. Die literarischen Schriften einerseits und die Akten im Archiv der Securitate andererseits belegen zwei verschiedene Perspektiven, aus denen dieselben Fakten betrachtet werden, doch liegen ihnen auch verschiedene Absichten zugrunde. Während Herta Müller mit der Literatur, die sie immer weiter fortschreibt, ein Zeugnis schaffen möchte, das verhindern soll, dass die Übergriffe der Diktatur von Nicolae Ceaușescu in Vergessenheit geraten, hat die Securitate – ein bürokratischer Apparat ohne jede literarische Einbildungskraft – ihre Akten, ob bewusst oder unbewusst, gemäß ideologischer Denkmuster, ihrer institutionellen Praxis oder aus Gründen pragmatischer Natur angelegt. Der Fall Herta Müllers www.spiegel.de/international/zeitgeist/nobel-prize-for-herta-mueller-patriot-of-anestranged-homeland-a-654148.html [letzter Zugriff: 11.01.2014]. 2 Herta M ü l l e r : Banquet Speech. 10.12.2009, unter: http://www.nobelprize.org/ nobel_prizes/literature/laureates/2009/muller-speech.html [letzter Zugriff: 11.01.2014].
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ist einer der wenigen, anhand derer wir die beiden Perspektiven systematisch vergleichen können. Natürlich hat die Untersuchung nicht zum Ziel, eine „objektive Wahrheit“ zu rekonstruieren, die irgendwo an einem Schnittpunkt der beiden Perspektiven liegt, sondern soll im Licht dieses Falles die Alltagserfahrung in einem diktatorischen Staat ergründen, die sich jederzeit ins Tragische wenden konnte. In dem, was uns Unterlagen in der Akte Herta Müller sagen oder auch nicht sagen, offenbaren sich die Kontrollmechanismen, die kommunistische Staaten in ihrer posttotalitären Phase einsetzten, als der Terror weniger sichtbar zu Tage trat als in den Zeiten harter Unterdrückung zu Anfang der Diktatur, zugleich allerdings umso heimtückischer war, weil er auf die Mitarbeit der Menschen in der Umgebung, einschließlich der Familie und der Freunde, baute. Die besondere Sicht auf diese Welt der Lüge und des Verrats, die Herta Müller in ihren Romanen obsessiv darstellt, ist natürlich die einer Einzelperson. Mehr sogar, ihre Erfahrung jener Zeitspanne, in der die Geheimpolizei relativ selten zur Gewalt griff, ist eine ungewöhnliche. Kontrolle wurde damals eher mit psychologischen Mitteln ausgeübt: die Angst vor einer möglichen Strafe und nicht die effektive Repression sorgte für Konformismus. Selbst die wenigen Dissidenten, die sich von der Geheimpolizei nicht einschüchtern ließen, wurden von dieser in den 70er und 80er Jahren nicht systematisch unter Druck gesetzt; körperliche Gewalt wurde nur selten gegen die Regimekritiker angewandt. Ausnahmen waren die im Westen noch nicht bekannten Fälle, die keine internationalen Proteste auslösen konnten. Infolgedessen können heute nur noch wenige aufgrund eigener Erfahrung Zeugnis ablegen von den Übergriffen der Ceaușescu-Diktatur in ihren letzten Jahren. Zudem dokumentieren die Akten der Securitate in dieser Periode keinerlei Gewaltakte, entsprachen sie doch selbst in einem kommunistischen Staat nicht ohne Weiteres dem Gesetz. Der Fall Herta Müller zeigt, dass die Gewalt unter besonderen Umständen in den letzten Jahren der kommunistischen Diktatur erst recht eingesetzt wurde, und beweist noch einmal, dass die repressive Dimension das Wesen eines illegitimen Regimes ausmacht. Kurz gefasst lässt sich also sagen, dass Herta Müller eine jener „normalen Ausnahmen“ ist, von denen die Arbeiten zur Mikrogeschichte sprechen, in denen Fälle atypischer Einzelpersonen untersucht werden, gerade weil sie typische Vorgehensweisen der Institutionen der Macht beleuchten.3 Obgleich 3 Den Theoretikern dieser historischen Schule italienischen Ursprungs zufolge ermöglicht eine Untersuchung im Kleinen, die sich auf einen sowohl für seine Zeit als auch für seine Kultur untypischen Einzelnen konzentriert, gerade deshalb Verallgemeinerungen, weil die Außergewöhnlichkeit jenes Einzelnen Rückschlüsse auf Sozialpraktiken und
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sie für eine im Rumänien der 1980er Jahre außergewöhnliche Erfahrung Zeugnis ablegt, ist dieses für all jene relevant, die unter linken oder rechten Diktaturen haben leben müssen, „für alle, denen man in Diktaturen alle Tage, bis heute, die Würde nimmt“.4
Eine Akte unter dem Decknamen „Cristina“ Die Ermittlungsakte (im Bürokratenjargon der Securitate Dossier zur informativen Verfolgung – dosar de urmărire informativă – DUI) der Herta Müller ist unter dem Codenamen „Cristina“ Anfang 1983 angelegt worden. Die Unterlagen in der Akte sind einerseits typisch für die Tätigkeit, die von der politischen Polizei gegen jegliche Person eingeleitet wurde, die als potenziell gefährlich für das Regime eingeschätzt wurde. Andererseits enthält sie zahlreiche Belege für Maßnahmen, die für die Überwachung von Nichtrumänen spezifisch sind, da diese von dem kommunistischen, aber auch nationalistischen Regime Ceaușescu anders behandelt wurden als die Rumänen. Die Akte Herta Müllers zeigt, dass die Schriftstellerin damals aus drei Gründen zum Problem für die Securitate geworden war: (1) Sie war die Autorin nonkonformistischer Erzählungen, die Rumänien vermutlich böswillig verzerrt darstellten; (2) sie stand in Verbindung mit dem Literaturkreis Aktionsgruppe Banat, der zu jener Zeit öffentlich schon als aufgelöst galt, aber informell als Netzwerk menschlicher Solidarität und Gesinnungsgemeinschaft weiterhin zusammenhielt; (3) sie gehörte einer Minderheit an, die aufgrund der potenziellen Beziehungen zu den schon Ausgewanderten oder zu anderen in Rumänien befindlichen Bürgern der Bundesrepublik Deutschland im Verdacht antirumänischer Betätigung stand. Mit anderen Worten: Ein Forscher, der sich mit der Verfahrensweise der Securitate befasst, kann aufgrund der Akte Herta Müller gerade die Eigenheiten im Vorgehen der Geheimpolizei nachvollziehen, die im letzten Jahrzehnt vor dem
Wertesysteme der entsprechenden Zeit zulässt, die sonst schwer auszumachen wären. Diese Methode wurde für die Untersuchung einer weiter zurückliegenden Vergangenheit ausgearbeitet, kann jedoch auch für jüngere Perioden angewendet werden. Im vorliegenden Fall ist die Methode umso relevanter, als die Person, um die es bei der Untersuchung geht, durch ihr von der Norm abweichendes Verhalten die Aufmerksamkeit der Behörden erregt hat, wie der Müller in dem klassischen Aufsatz des italienischen Historikers Carlo G i n z b u r g : Der Käse und die Würmer. Die Welt eines Müllers um 1600. Übers. v. Karl F. H a u b e r . Frankfurt am Main 1979. 4 Herta M ü l l e r : Nobelvorlesung. Jedes Wort weiß etwas vom Teufelskreis, 07.12.2009, unter: http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/2009/ muller-lecture_ty.html?print=1 [letzter Zugriff: 11.01.2014].
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Kollaps zum Kontrollinstrument eines ebenso kommunistischen wie nationalistischen Regimes geworden war. Aus der Akte geht hervor, dass der Überwachungsbeschluss eine unmittelbare Folge der Veröffentlichung ihres Debütbandes Niederungen im Jahr zuvor war.5 Da diese Erzählungen in der Muttersprache der Autorin, auf Deutsch, veröffentlicht worden waren, dessen Kenntnis bei den Rumänen viel weniger verbreitet war als vor dem Kommunismus, bedurfte es zur Entschlüsselung der Mitarbeit eines Schriftstellers, der dieser Volksgemeinschaft angehörte. Eine „Rezension“ vom 16. März 1982, verfasst von einer sogenannten „Quelle“ der Securitate im Umkreis der Autorin, lieferte Inhaltsangaben zu einigen Erzählungen und machte auf die „unangebrachte“ Aussage der Autorin aufmerksam.6 Ganze Sätze dieser Notiz wurden Wort für Wort von dem Offizier übernommen, der fast ein Jahr danach, am 24. Februar 1983, den Bericht mit dem Vorschlag verfasste, die Akte Herta Müller zu eröffnen. Besonders interessant ist dabei, dass die Begründung auf die Tatsache abhebt, dass die Autorin „einem Kreis junger deutschsprachiger Schriftsteller angehört, die für ihre staatsfeindliche Gesinnung bekannt sind“ und „sie selbst in ihren Schriften eine solche Haltung annimmt“, was mit Details aus dem Inhalt des Bandes belegt wird. Der Offizier, der den Überwachungsvorgang vorschlägt, nennt bereits Richard Wagner, Ioan (sic!) Lippet und William Totok.7 Natürlich war die „feindliche“ Haltung einer Gruppe gefährlicher als die einer Einzelperson, die leichter zu neutralisieren war. Zudem war die Verbindung mit dieser Gruppe aus der Perspektive der Securitate umso schwerwiegender, als die Genannten schon unmittelbar mit der Institution zu tun gehabt hatten. 5 Der Band erschien in zensierter Form und fiel einige Zeit auch deshalb nicht auf, weil das deutschsprachige Buch eine viel kleinere Leserschaft hatte als eines in rumänischer Sprache. Herta M ü l l e r : Niederungen. Bukarest 1982. 6 Die „Quelle“, die mit dem Decknamen „Voicu“ unterzeichnete, ist in der Zwischenzeit als Franz Schleich identifiziert worden, damals Redakteur der Neuen Banater Zeitung, wo Herta Müller schon einige ihrer Erzählungen veröffentlicht hatte, und Mitglied des Literaturkreises Adam Müller-Guttenbrunn, dem auch die Autorin und die Begründer der Aktionsgruppe Banat angehörten. Identifiziert wurde er durch eine graphologische Analyse, bei der seine Schrift in verschiedenen Spitzelberichten mit einer Widmung in einem Buch verglichen wurde. Kurze Zeit nach diesem Bericht, 1983, wanderte Schleich in die Bundesrepublik Deutschland aus, scheint jedoch, wie William Totok herausgefunden hat, nach 1986 unter dem Decknamen „Schneider“ weiter für die Securitate gearbeitet zu haben. Er lebt in der Bundesrepublik Deutschland, sein Fall war Gegenstand eines Dokumentarfilms von Achim R e i n h a r d t : Der Spitzel und die Nobelpreisträgerin. Wie ein befreundeter Schriftsteller Herta Müller an die Securitate auslieferte, ARD Report Mainz, 11.01.2010, unter: http://www.swr.de/report/-/id=233454/ did=5843336/nid=233454/1r9zpi/index.html [letzter Zugriff: 11.01.2014]. 7 ACNSAS, dosar I 233477, vol. 1, ff. 1-1v.
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Bezeichnend ist schließlich die „Problem“-Einordnung der Akte Herta Müller unter dem Rubrum „deutsche Nationalisten“, im Unterschied zu den rumänischen Schriftstellern, die unter „Kunst und Kultur“ eingeordnet wurden. Diese bürokratische Typologie, die eine implizite Geringschätzung der Kultur einer anderen Sprache als der rumänischen bedeutet, offenbart das Ethos des nationalistischen Kommunismus, das der Ceaușescu-Diktatur eigen war. Die Typologie entspricht der Logik, nach der die „Kategorien von Personen, Objekten, Örtlichkeiten und Medien, die informativ überwacht oder beobachtet werden“, bestimmt wurden. In der Zeitschrift Securitatea, einer streng geheimen Vierteljahresschrift, ausschließlich zum Gebrauch innerhalb der Institution bestimmt, lässt sich die Art und Weise nachvollziehen, in der die Geheimpolizei die potenziellen Feinde des kommunistischen rumänischen Staates vor allem anhand der potenziellen Auslandsverbindungen der jeweiligen Gruppe bestimmte.8 Sie hatte ihre Logik nach der Erfahrung mit der Bewegung Goma, die 1977 das Schweigen in der Diktatur gebrochen und versucht hatte, sich nach dem Vorbild der tschechoslowakischen Charta für die Menschenrechte in Rumänien einzusetzen,9 neu definiert. Nach dieser Logik wurden die rumänischen 8 Ein Plan zur Prävention „feindlicher Aktionen“, der 1978 zur Debatte stand, führte die „für die bürgerlich-gutsherrliche Gesellschaft spezifischen“ politischen Organisationen auf, die aus Sicht des kommunistischen Regimes die potenziellen Hauptfeinde waren: die Legionäre, die Nationalliberale Partei, die Nationale Bauernpartei, die „nationalistisch-faschistischen und irredentistischen Organisationen“. Unter der Voraussetzung, dass diese Gruppen nicht nur keineswegs ihre Ansichten aufgegeben, sondern sogar an „verleumderischen und rufschädigenden Aktionen gegen die Politik der Partei und des Staates“ beteiligt waren, wurden in dem Plan die Maßnahmen zur Diskussion gestellt, die von der Securitate unternommen werden sollten, wobei zu beachten sei, dass all diese „Feinde“ jeder Kategorie, die im Inland geblieben waren, mit den entsprechenden Organisationen der Emigration in Verbindung standen. Vgl. Securitatea, Nr. 44 (1978), S. 5-9, unter: http://www.cnsas.ro/documente/periodicul_securitatea/ Securitatea%201978-4-44.pdf [letzter Zugriff: 11.01.2014]. 9 Die Bewegung Goma, benannt nach ihrem Initiator, dem Schriftsteller Paul Goma, war nach den Arbeiterstreiks in den Jahren 1977 und 1987 die breiteste Protestbewegung. Im Unterschied zu den Streikenden formulierte die Bewegung Goma eine ausdrückliche Kritik gegen die Übergriffe des Regimes, die wie auch andere dissidente Akte der Nach-Helsinki-Zeit die Verletzung der Menschenrechte anprangerte. Die Bewegung hatte jedoch allein den Initiator als treibende Kraft, es fehlte der Zusammenhalt, so dass sie nach Gomas Verhaftung binnen weniger Monate zerschlagen wurde. Seine Sicht der Bewegung von 1977 und Auszüge aus seiner Securitate-Akte erschienen in Paul G o m a : Culoarea curcubeului ’77. Cod „Bărbosul“ [Die Farbe des Regenbogens ’77. Deckname „Der Bärtige“]. Iași 2005. Radio Freies Europa spielte bei der Verbreitung der verschiedenen Protestbriefe der Bewegung Goma eine wesentliche Rolle, was auch die Securitate auf diesen „hauptsächlichen Faktor der Aufhetzung in den Bereichen Kunst und Kultur“, wie es in einem Artikel zu diesen Problemen heißt, aufmerksam
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Schriftsteller in dem Maße zum Problem für das Regime, in dem sie mit den „Gruppierungen der reaktionären rumänischen Emigration und verschiedenen Propagandaeinrichtungen im Ausland, vor allem dem Sender Freies Europa“, in Verbindung standen. Diese, so die Einschätzung der Securitate, hetzten sie auf, „Protestaktionen“ zu unternehmen, „ihre Unzufriedenheit politisch zu artikulieren“, indem sie „Spekulationen anregten, zumal zum Thema Menschenrechte“. Die sogenannten „rumänischen Bürger deutscher Nationalität“ wurden anders behandelt als die Rumänen, aber auch anders als die Ungarn, die aufgrund des endlosen Problems Siebenbürgen immer mit den „ungarischen nationalistisch-irredentistischen Gruppierungen“ im Ausland in Zusammenhang gebracht wurden, deren Lobbyarbeit auf eine Änderung der Nachkriegsgrenzen hinauslief.10 Da sie als Faschisten eingestuft wurden, galten die Deutschen in Rumänien als eine andere Art von Verrätern als die irredentistischen Ungarn. Die Verbindungen zu den „Mitgliedern der sächsischen und schwäbischen Emigration in der Bundesrepublik Deutschland“ und der zunehmende Auswanderungsdrang beförderten den Verdacht der Securitate gegen die Deutschen in Rumänien.11 Wer nach Westdeutschland auswandern wollte, das nicht kommunistisch und demnach, gemäß der Logik des Bukarester Regimes, zwangsläufig faschistisch war, konnte nichts anderes als ein Faschist sein. In den 80er Jahren wurden die Deutschen in und aus Rumänien verschärft verdächtigt, mit „Spionage und macht. Vgl. Securitatea, Nr. 63 (1983), S. 18-20, unter: http://www.cnsas.ro/documente/ periodicul_securitatea/Securitatea%201983-3-63.pdf [letzter Zugriff: 12.01.2014]. 10 Die Debatten bei einem Rundtischgespräch hoher Securitate-Offiziere im Jahr 1981 zeigen, dass die Typologie der Probleme, mit denen sich die Institution auseinandersetzte, aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre verfeinert worden war. Es wird deutlich, dass die Securitate des kommunistischen und nationalistischen Regimes die Probleme der Minderheiten aufgrund der Verbindungen, die diese zu Gruppierungen im Ausland unterhielten, anders sah als jene, die von Rumänen aufgeworfen wurden. Während letztere in dem Maße problematisch erschienen, in dem sie sich von Emigranten zum Protest verführen ließen, waren die ungarischen Intellektuellen stets potenzielle irredentistische Agenten. Vgl. Securitatea, Nr. 55 (1981), S. 20-21, unter: http://www. cnsas.ro/documente/periodicul_securitatea/Securitatea%201981-3-55.pdf [letzter Zugriff: 12.01.2014]. 11 Nachdem Ende der 1960er Jahre die Grenzen für den Tourismus geöffnet wurden, hatte die Securitate plötzlich ein neues Problem: Die rumänischen Touristen blieben in immer größerer Zahl im Ausland, obwohl sie vor der Aushändigung der Reisepässe eingehend überprüft wurden. Die ausländischen Touristen, die ins Land kamen und unter denen die Westdeutschen bei Weitem in der Mehrzahl waren, wurden alle als Spione oder potenzielle Fluchthelfer für die im Land lebenden Deutschen verdächtigt. Vgl. Securitatea, Nr. 10 (1970), S. 6-8, unter: http://www.cnsas.ro/documente/periodicul_securitatea/Securitatea%201970-2-10.pdf [letzter Zugriff: 12.01.2014].
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Propaganda-Einrichtungen“ in Verbindung zu stehen, da sich immer mehr ausgewanderte Deutsche in der Öffentlichkeit kritisch über die Ceaușescu-Diktatur äußerten. Dieser Trend schlug sich auch in der Akte von Herta Müller nieder.12 Abgesehen von dieser Zielrichtung in den Ermittlungen der Securitate umfasst die Akte der Schriftstellerin auf mehr als 900 Blatt, zum Teil beidseitig beschrieben, die drei Typen von Dokumenten, die die Arbeitsweise der Geheimpolizei kennzeichneten. Sie entsprechen drei verschiedenen Betrachtungsweisen. In erster Linie trifft man auf informative Notizen, die von Informanten der Securitate unterzeichnet sind und alles anzeigen, was als Abweichung von der offiziellen Parteilinie verdächtig erschien. Deren Wert hing unmittelbar von dem Eifer ab, mit dem die inoffiziellen Mitarbeiter ihrer Verpflichtung gegenüber der Geheimpolizei nachkamen und dabei diese Institution über das Leben derer stellten, über die sie berichteten. Zudem finden sich in der Akte Berichte von Offizieren, die aufgrund von Informantenaussagen erstellt wurden, wobei die Beobachtungen zu Delikten umgeprägt werden. Solche Berichte wurden periodisch erstellt, damit die Informationen zu der betroffenen Person auf den neuesten Stand gebracht wurden, doch wurde darin stets wiederholt, was man schon früher herausgefunden hatte, damit kein Detail in Vergessenheit geriet. Schließlich enthält die Akte Pläne zu Maßnahmen, mit denen die verfolgte Person kontrolliert und dazu gebracht werden sollte, sich anzupassen. Im Verlauf des Falles wurden diese Maßnahmen von den mit der Verfolgung der betroffenen Person befassten Offizieren sukzessive angepasst. Durch diese Logik, aufgrund derer bei der Konstruktion einer Verfolgungsakte mit jedem neuen Dokument eine bereits erlangte Information einbezogen wird, sind die Unterlagen oftmals redundant. Schon anhand der Maßnahmenpläne in der Akte Herta Müller kann ein Inventar der Securitate-Methoden angelegt werden. Ebenso wie jede nach dem KGB-Muster in anderen Ländern geschaffene politische Polizei baute die Securitate in erster Linie auf die Rekrutierung von Informanten, die nicht nur inkriminierende, sondern auch 12 Eine Analyse der Securitate aus dem Jahr 1986 – also zu einem Zeitpunkt, als Ceaușescus Renommé als Abtrünniger gegenüber Moskau bereits verblichen war, von dem er viele Jahre nach der sogenannten Verurteilung des Einmarschs in die Tschechoslowakei gezehrt hatte – unterstrich die wachsende Rolle der „nationalistischirredentistischen ungarischen und faschistischen deutschen Gruppierungen in der Emigration“ bei der „für Rumänien ungünstigen Meinungsmache, der Untergrabung seines internationalen Prestiges, der Aufhetzung feindlicher Elemente im Landesinneren zu Aktionen, die der sozialistischen Gesellschaftsordnung in unserem Land schaden sollen“. Vgl. Securitatea, Nr. 75 (1986), S. 6-7, unter: http://www.cnsas.ro/documente/ periodicul_securitatea/Securitatea%201986-3-75.pdf [letzter Zugriff: 12.01.2014].
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vermeintlich gutartige Einsichten zu ermitteln vermochten, die dann aber zur Manipulation oder Erpressung eingesetzt werden konnten. Die Securitate suchte den Betroffenen einzuschüchtern oder gar zu überzeugen, Informationen über andere zu liefern. Im technischen, implizit euphemistischen Sprachgebrauch der Securitate hießen diese Begegnungen – die von der Autorin in etlichen Romanen als harte, demütigende Verhöre geschildert werden – „periodische Kontaktaufnahmen zur positiven Beeinflussung“.13 Ein weiterer Schritt war die ständige Überwachung, durch die man ohne jede Rücksicht in die Intimsphäre der Verfolgten eindrang.14 Dazu verwendete die Securitate Ausdrücke wie „Spezialmittel TO“ (tehnică operativă – operative Technik), wo es um die Installation von Abhörmikrophonen ging, oder „physikalisch-chemische Kontrolle“, wenn die abgesandte oder empfange Korrespondenz – eigentlich illegalerweise – geöffnet und gelesen wurde. Durch so gewonnene Informationen behielt die Securitate die Kontrolle über Personen, die sich anderen Einwirkungsversuchen und Strafmaßnahmen gegenüber als immun erwiesen. Im Falle Herta Müllers, die sich weder beeinflussen noch einschüchtern ließ, setzte man als letztes Mittel die Verbreitung verleumderischer Gerüchte ein, die sie, solange sie in Rumänien war, als vom Regime unerwünschte Person gesellschaftlich isolieren, aber auch nach ihrer Auswanderung treffen sollten, durch die sie die Freiheit gewonnen hatte, die Übergriffe der Ceaușescu-Diktatur anzuprangern. Die Anwendung dieser Methoden hing – abgesehen von der technisch eher veralteten Infrastruktur, über die die Securitate in den 1980er Krisenjahren verfügte – im Wesentlichen davon ab, wie es der politischen Polizei gelang, ein Spitzelsystem aufzubauen. Im Grunde war die Komplizenschaft der Informanten im 13 Der Roman „Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“ schildert die Erfahrungen einer jungen Frau, die in regelmäßigen Abständen von der Geheimpolizei verhört wird, wobei die innere Unruhe und Verwirrung durch das ständige Ringen um ein mentales Gleichgewicht bei aller ständigen Verunsicherung im Vordergrund steht. Die Begegnungen mit dem Securitate-Offizier werden nach und nach zur Alltagsroutine in einer verkommenen, von Verrat, Gewalt und Korruption beherrschten Welt. Herta M ü l l e r : Heute wär ich mir lieber nicht begegnet. Reinbek bei Hamburg 1997. 14 „Der Fuchs war damals schon der Jäger“ zeigt die Angst, den Albdruck und die Demütigung, die durch die Hausbesuche der Securitate ausgelöst werden, die dabei ein Stück nach dem anderen von einem als Decke benützten Fuchsfell abschneidet, um den Überwachten anzuzeigen, dass „man“ in ihrer Abwesenheit da war. Ja mehr noch, diese Verfolgung endet nicht zeitgleich mit dem Kommunismus, sondern geht danach weiter. Herta M ü l l e r : Der Fuchs war damals schon der Jäger. Reinbek bei Hamburg 1992. Der Roman ist sogleich von dem rumänischen Regisseur Stere Gulea verfilmt worden, weil er ein Bild bietet, das der großen Mehrheit der Rumänen gegenwärtig ist: Unsichtbar hat die Securitate alle überwacht, sowohl vor als auch nach 1989. Stere G u l e a : Vulpe vînător. 91 Minuten. 1993.
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unmittelbaren Umkreis der Opfer, die die brauchbarsten Informationen liefern konnten, das Maß für die Effizienz der Geheimpolizei in den ehemaligen kommunistischen Ländern. Wie so vielen anderen, die feststellen mussten, dass gerade die vertrautesten Personen sie verraten haben, ist auch Herta Müller die Enttäuschung nicht erspart geblieben, als sie bei der Lektüre der eigenen Akte im Jahr 2004 entdecken musste, wer sie ausspioniert hatte. Neben dieser Enttäuschung hat Herta Müller beim Lesen noch eine weitere erfahren müssen: Die archivierten Unterlagen konnten nichts als „Flickwerk der alten Securitate unter dem Namen des Rumänischen Sicherheitsdienstes“ sein, der postkommunistischen Institution, die mit dem Personal der ehemaligen Geheimpolizei aufgebaut worden ist und 1990 deren Archive übernommen hat.15 In der Tat wurde CNSAS, die neue Einrichtung, die die Securitate-Akten aufgrund eines neuen Gesetzes zu verwalten hat, erst 1999 gegründet.16 Demnach ist der Verdacht, dass genug Zeit war, viele der Unterlagen der ehemaligen Geheimpolizei verschwinden zu lassen, nicht nur eine Annahme von Herta Müller, sondern wahrhaftig ein Gemeinplatz des rumänischen Postkommunismus. Wenngleich die Securitate-Akten in der Zwischenzeit zum CNSAS gelangt sind – ein Großteil wurde erst im Dezember 2005 übergeben –, hat bis zum heutigen Tag die Überzeugung Bestand, dass es sich bei allen heute zugänglichen Akten lediglich um diejenigen handelt, die die Institution aufgrund des unseligen Angedenkens auch öffentlich machen wollte. Dabei gibt es tatsächlich Beweise, konkrete – 1991 wurden in einem Wald haufenweise verbrannte Dokumente entdeckt17 – und indirekte – bekannte 15 Diese Lektüre hat sie tief beeindruckt und zu einem weiteren Buch veranlasst. Bitter hält Herta Müller hier fest, dass sie schließlich schon über die simple Feststellung froh ist, dass die beste Freundin, die sie in Rumänien gehabt hat, sich ihr nicht auf Geheiß der Securitate genähert hat: Ihre Akte beweist, dass sie erst nach der Auswanderung der Schriftstellerin, nach einem Besuch bei ihr in Berlin, Informationen über sie geliefert hat. Herta M ü l l e r : Cristina und ihre Attrappe oder Was (nicht) in den Akten der Securitate steht. Göttingen 2009. 16 Der Nationalrat für das Studium der Akten der Securitate (CNSAS) wurde aufgrund des Gesetzes 187/1999, bekannt als „Gesetz Ticu“ nach dem hauptsächlichen Betreiber Constantin Ticu Dumitrescu, damals Vorsitzender des Verbandes der ehemaligen Politischen Häftlinge in Rumänien und Senator der Christlich-Demokratischen Nationalen Bauernpartei, gegründet. Derzeit funktioniert die Institution aufgrund der Notverordnung 24/2008 im Verbund mit dem Gesetz 293/2008, da auf die Anzeige des Anwalts eines Politikers, der als Informant der Securitate enttarnt worden war, das Verfassungsgericht das Gesetz 187/1999 für verfassungswidrig erklärt hat. 17 Journalisten der liberalen Tageszeitung „România liberă“, die zu jener Zeit sehr kritisch gegenüber dem von Kommunisten beherrschten postkommunistischen Machtapparat war, erhielten von Ortsansässigen den Hinweis, dass in einer Gebirgsgegend des
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Dissidenten, die 1989 aktiv waren, haben überhaupt keine Akte18 –, die darauf schließen lassen, dass das Archiv der Securitate nicht intakt geblieben ist. Im Einklang mit dem allgemeinen Misstrauen in Rumänien bemerkt Herta Müller zu dieser späten Übernahme des Archivs, im Ergebnis sei das „nicht mehr als Kosmetisierung zu bezeichnen, sondern geradezu als Entkernung der Akte“.19 Beim Abgleichen der eigenen Erinnerung mit den aufgefundenen Unterlagen zu ihrer Überwachung hat die Schriftstellerin zu vielen Episoden, in denen ihr Leben sich mit der Securitate gekreuzt hat, keinerlei Eintragungen gefunden. Die in ihren Romanen wiederkehrenden Motive wie das der periodischen Hausdurchsuchungen in Abwesenheit, die jenes Gefühl des Ausgeliefertseins aufrechterhalten sollten, oder das der überfallartigen Verhöre, die nach keinerlei zeitlicher Regel stattfanden, sind in Kreises Argeș, in der Nähe des Dorfes Berevoiești eine große Menge von der Securitate und selbst von ihrer Nachfolgeorganisation SRI erstellte Dokumente halb verbrannt vergraben worden seien. Im Mai 1991 fuhr ein Team dieser Zeitung unter der Leitung des Journalisten Petre Mihai Băcanu, eines ehemaligen Dissidenten, an Ort und Stelle und entdeckte etliche Überreste, die nicht verbrannt waren. Der „Fall Berevoiești“ führte damals zu heftigen Debatten über die Notwendigkeit, diese Dokumente vom SRI zu übernehmen. Cristian B o t e z : Cazul Berevoiești după 20 de ani [Der Fall Berevoiești nach 20 Jahren]. Ziariști Online, 27.05.2011, unter: http://www.ziaristionline.ro/2011/05/27/ cazul-berevoiesti-dupa-20-de-ani-dan-voinea-a-ingropat-documentele-securitatii-si-alesri-la-parchetul-militar-exclusiv-cristian-botez-ziarul-timpul/ [letzter Zugriff: 12.01.2014]. 18 Beispielsweise hat Dan Petrescu, der in den Jahren 1988 und 1989 einer der aktivsten Dissidenten in Rumänien war, in den Archiven des CNSAS überhaupt keine Akte zu operativen Ermittlungen, wenngleich sowohl er als auch seine Frau ständig auf der Straße verfolgt und zu Hause vom gegenüberliegenden Haus und von einem vor dem Haus parkenden Auto aus beobachtet und über Mikrophone, die sie nachher in den Wänden der eigenen Wohnung gefunden haben, abgehört wurden. Gespräch der Autorin mit Dan und Thérèse Petrescu, 25.04.2001. Ein anderer bedeutender Dissident wiederum, Dorin Tudoran, der 1985 zur Auswanderung gezwungen wurde, hat im Archiv eine umfangreiche Akte vorgefunden. Einen Großteil der Dokumente hat er veröffentlicht: Eu, fiul lor. Dosar de Securitate [Ich, ihr Sohn. Securitate-Dossier]. Hg. Dorin T u d o r a n . Iași 2010. 19 M ü l l e r : Cristina und ihre Attrappe (wie Anm. 15). Herta Müller hat festgestellt, dass die Jahre fehlen, in denen sie als Übersetzerin für Deutsch im Unternehmen Tehnometal gearbeitet hat, gerade der Zeitabschnitt, in dem ein Rekrutierungsversuch unternommen wurde. Nur eine Bemerkung irgendwo am Rand eines Berichts zu einem abgehörten Gespräch, in dem sie über die Episode ihrer Weigerung, für die Securitate zu arbeiten, erzählt hat, belegt, dass die Episode wirklich stattgefunden hat. Unter den Protokollen zu abgehörten Gesprächen gibt es kein einziges, in dem ihr Freund Roland Kirsch vorkäme, der unter äußerst verdächtigen Umständen zu Tode gekommen ist. Auch der Besuch des Journalisten Rolf Michaelis von der „Zeit“, der durch ein Telegramm mit ihr Kontakt hatte aufnehmen wollen, aber, da die Securitate das Telegramm abgefangen hatte, schließlich grausam zusammengeschlagen worden war, kommt in den Unterlagen nicht vor.
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den Unterlagen der Securitate nicht nachzuvollziehen. Das Leben der von der Geheimpolizei Verfolgten lässt sich in diesen Akten nicht wiederfinden, selbst unter der Annahme, dass sie zur Gänze erhalten geblieben wären. Viele Episoden sind absichtlich übergangen worden, etwa weil sie für die entsprechenden Agenten peinlich waren, beispielsweise durch die Verweigerung der Mitarbeit, oder illegal, wenn zum Beispiel in mehr oder minder grenzwertigen Situationen Gewalt eingesetzt wurde. Hinzu kommt, dass die Unterlagen in den Archiven in einer bürokratischen Sprache ohne jedes dramatische Wort abgefasst sind und nichts von der ständigen Verunsicherung wiedergeben, in der alle lebten, die mit dieser Institution zu tun hatten, und die fast alle Romane der Schriftstellerin vermitteln. Kurzum, die Unterlagen der Securitate sollten den Zwecken der Institution dienen und nicht das Leben eines Opfers rekonstruieren. Im Folgenden wird die Art und Weise dargestellt, in der diese Institution, die das Leben der Anderen kontrollieren sollte, unmittelbar in Herta Müllers Leben eingegriffen und versucht, ja es bis zu einem gewissen Punkt geschafft hat, eine bemerkenswerte Anzahl von Individuen gegen eine Schriftstellerin in Stellung zu bringen, die nichts anderes unternommen hatte als den Versuch, einige Erzählungen zu veröffentlichen, in denen sie sowohl für das Regime als auch für die Gemeinschaft der Banater Schwaben unangenehme Wahrheiten aussprach.
„Kritik und wieder Kritik, eine derart destruktive Kritik“ Dies ist die Schlussfolgerung der weiter oben angesprochenen Rezension zu dem Band Niederungen, die von der „Quelle“ mit dem Decknamen „Voicu“ für die Securitate verfasst wurde und sich eigentlich nur auf drei Erzählungen bezog.20 Der größte Teil dieser Textanalyse ist der Erzählung Dorfchronik gewidmet, die „den totalen Niedergang eines Banater Dorfes“ beschreibe. Ein umfangreiches Zitat illustrierte die Vorstellung der Autorin von einer Sitzung des Volksrates. Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters habe da etwas ganz anderes stattgefunden, als es hätte stattfinden müssen: Die Anwesenden schliefen oder rauchten geistesabwesend, tranken oder taten, als dächten sie nach, obwohl sie dazu nicht in der Lage waren. Natürlich ging ein solches Bild, das eine indirekte Kritik am örtlichen Apparat des Parteistaates darstellte, nicht unbemerkt durch.21 Der Offizier, der den 20
ACNSAS, dosar I 233477, vol. 1, f. 5. Aus der umfangreichen Inhaltsangabe des Informanten übernahm der Offizier, der die operativen Ermittlungen vorschlug, nur die Sätze zur „Armut“ auf dem Markt und die negativen Bemerkungen zu den „Lokalorganen und der Art und Weise, wie 21
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Fall Herta Müller übernahm, reihte die Autorin sofort unter jene ein, die in ihre Schriften „tendenziöse Ideen“ bezüglich des sozialistischen Staates „einstreuten“. Dieses Bild war jedoch nicht nur für den lokalen Parteiapparat wenig schmeichelhaft, sondern auch für Herta Müllers Landsleute und allgemein für die gesamte Gemeinschaft der Banater Schwaben. Dazu wurde in der Rezension auch auf die Erzählung Das schwäbische Bad hingewiesen mit der Bemerkung, sie sei schon in der Neuen Banater Zeitung erschienen und habe den Protest zahlreicher empörter Leser ausgelöst. In einer handschriftlichen Notiz am Rande der maschinenschriftlichen Note wurde hinzugefügt, die Proteste seien darin begründet, dass die Autorin behauptet habe, „bei den Schwaben sei es Brauch, dass die gesamte Familie in ein und demselben Wasser bade“. Der Text Meine Familie schließlich wurde der Aufmerksamkeit der Securitate anempfohlen, weil er die schwäbische Familie als „verkommen, ohne moralische Haltung“ darstelle. Offensichtlich bezogen sich diese beiden Texte auf das Alltagsleben, die der schwäbischen Dorfgemeinschaft eigenen Gebräuche und Verhaltensregeln, ohne irgendeine explizite Verbindung zum Regime. Gleichwohl konnten sie in weiterem Sinn als Kritik „der Familie in unserer Gesellschaft“ interpretiert werden, wie es auch im Bericht des Offiziers hieß, der die Einleitung der Beobachtung vorschlug. Später sollte die Securitate ihr Interesse weniger auf den „Negativismus“ der Texte richten als auf die Empörung, die diese Erzählungen bei den Schwaben hervorriefen. In der Tat hat Herta Müller wie viele andere junge deutschsprachige Schriftsteller im kommunistischen Rumänien aus dem Bedürfnis heraus zu schreiben begonnen, Abstand zu nehmen von der Generation ihrer Eltern, deren Nazi-Vergangenheit, die sie verurteilten, deren volkstümlichen Traditionen, die ihnen anachronistisch erschienen, von der Minderheitenliteratur, die von einigen ihrer Vertreter geschaffen worden war. Dieser Konflikt kam der Geheimpolizei entgegen, die so eine Generation gegen die andere ausspielen konnte, unbegabte gegen einfallsreiche Schriftsteller, Individuen mit zweifelhafter moralischer Haltung gegen solche, die ihre Würde und die Sitzungen abgehalten werden“, in seinen Bericht. Die zitierten Fragmente sind unterstrichen, ein Zeichen dafür, dass diese der Partei gegenüber direkt feindseligen Einstellungen besonders schwer wogen. Die Genehmigung zur Eröffnung der Ermittlungen, die schon einen Tag darauf erteilt wurde, nahm die Charakteristik des Bandes, im Neusprech der Securitate ungeschickt formuliert, wieder auf: „Persönlich hat Herta Müller tendenziöse Arbeiten verfasst und vorgelegt, in denen die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zustände in unserem Land, vor allem im ländlichen Raum, verzerrt dargestellt werden, (sic!) als auch gegenüber den Parteiführern.“ ACNSAS, dosar I 233477, vol. 1, f. 1 [sic!].
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ihre Grundsätze zu wahren suchten. Vor allem die Schärfe, mit der gerade Eigenheiten vorgeführt wurden, die den Zivilisationsgrad in Frage stellen, auf den sich diese Gemeinschaft im Vergleich zur rumänischen Mehrheitsbevölkerung etwas einbildete, bewirkte eine tiefe Feindseligkeit gegenüber Herta Müller vor allem in den Reihen der schon Ausgewanderten, was die Securitate erfolgreich auszunützen wusste. Jenseits der lapidaren Entschlüsselung, die der Securitate immerhin ausgereicht hat, um die Autorin unter Beobachtung zu stellen, lässt Herta Müllers Debütband in der Tat auf eine pessimistische Weltsicht schließen, wobei die kritische Einstellung der Autorin sich von der Literaturlandschaft des kommunistischen Rumänien deutlich abhebt. Im Allgemeinen gewann die Nachkriegsprosa der dörflichen Welt zwei verschiedene Aspekte ab: Entweder wurde das rumänische Dorf der Zwischenkriegszeit und das Elend der Bauern dargestellt oder der Prozess der Kollektivierung und seine vermeintlichen Wohltaten. Ersteres war die Fortschreibung einer Tendenz, die ihren Ursprung im 19. Jahrhundert hat, stammten doch viele Schriftsteller wie Herta Müller vom Dorf, letzteres ist eher der Propaganda zuzuordnen. Einerseits entstanden so etliche Romane, die auch heute zum Kanon der rumänischen Literatur gehören, weil sie das Drama der Bauern in der Zwischenkriegszeit eindrucksvoll schildern, die zwar nach dem Ersten Weltkrieg Grund zugeteilt bekommen hatten, aber nicht in der Lage waren, von dem kleinen Stück Land ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, und in einer Armut verharrten, die in den wirtschaftlich höher entwickelten Ländern längst verschwunden war.22 Andererseits ergab die Kollektivierung als literarischer Gegenstand natürlich nur eine Prosa, in der das Nachkriegsdrama der Bauern verfälscht wurde, die – oft unter Einsatz von Gewalt – gezwungen worden waren, ihren kleinen Besitz an die Kollektivwirtschaften abzugeben.23 Selbst Prosa 22 Das vielleicht relevanteste Beispiel in diesem Sinn ist der erste Band der Geschichte über die Familie Moromete, eines ebenfalls autobiographischen Romans, der auch heute noch Unterrichtsstoff ist, weil er eine tiefenscharfe Darstellung der bäuerlichen Mentalität liefert, wie sie sich vor allem in den Gesprächen der Dorfbewohner zu politischen Themen in „Iocans Schmiede“ äußert, die mittlerweile in der rumänischen Kultur als anthologisch gelten. Marin P r e d a : Moromeţii. București 1955. 23 Bezeichnend für die Diskrepanz zwischen der offiziellen Version über die Kollektivierung und den Erinnerungen der Bauernschaft ist ein Witz, der zu kommunistischer Zeit im Umlauf war. Als Parteifunktionäre Zeugenaussagen zum Aufstand von 1907, dem letzten großen Bauernaufstand in Europa, der von der liberalen Regierung im Blut erstickt wurde, sammeln, beginnt ein Überlebender, ein alter Bauer, der sehr wohl weiß, was er zu sagen hat, zu erzählen, wie böse er von den „bürgerlich-gutsherrlichen“ Behörden verprügelt worden ist. Seine geistig weniger bemittelte Frau ruft dazwischen:
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dieses Typs hatte ihre kritischen Akzente, denn die Kollektivierung wurde gewöhnlich als Konflikt zwischen den alten und den neuen Denkweisen auf dem Dorf dargestellt, allerdings gehörte alles Negative der Vergangenheit an und nicht der kommunistischen Gegenwart. Im Gegensatz dazu stellt Herta Müller gerade die vielfältigen Veränderungen der banatschwäbischen Dorfgemeinschaft nach dem Zweiten Weltkrieg als Verstümmelungen und Demütigungen dar.24 Zwar hatte das kommunistische Regime in den deutschen Dörfern des Banats dieselben politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen durchgesetzt wie in ganz Rumänien, aber sowohl deren Auswirkungen als auch deren Wahrnehmung waren andere. Vor dem Kommunismus waren die Bauern des Banats – Rumänen, Ungarn, Deutsche, Serben – im Vergleich zu anderen Regionen Großrumäniens wohlhabend gewesen. Das erfüllte die Landsleute, ganz gleich welcher Volkszugehörigkeit, mit Stolz und äußerte sich in dem Spruch: „Das Banat ist die Spitze.“25 Jedoch wurde der traditionelle Ackerbau durch Eingreifen des Parteistaates ins Dorfleben von Grund auf verändert: Die Kollektivwirtschaften ersetzten das Privateigentum an Grund und Boden. Herta Müller hat die Ergebnisse dieser Veränderung scharf beobachtet. Die Szene von der Sitzung des Volksrates, die auch dem Informanten der Securitate als problematisch aufgefallen ist, erinnert an die grotesken Gestalten des Hieronymus Bosch. Doch auch darüber hinaus war nichts im Dorf so, wie es hätte sein sollen: Im Kulturheim wurden Hochzeiten abgehalten, obwohl es zu erzieherisch-kultureller Tätigkeit bestimmt war; auf dem Feld wurde kaum gearbeitet, obwohl es einst reiche Ernte abgeworfen hatte; auf dem Markt gab es nichts „Du bist senil, das war damals, als sie mit der Kollektivierung ins Dorf gekommen sind, nicht 1907.“ 24 Noch vor ihrer Ausreise aus Rumänien hat Herta Müller noch einen zweiten Band veröffentlicht, der ebenfalls die Welt des banatschwäbischen Dorfes zum Gegenstand hat. Dieser Kurzprosaband nimmt die Schilderung des moralischen und materiellen Elends der schwäbischen Gemeinschaft wieder auf, führt jedoch auch das Thema des Exodus der Deutschen aus Rumänien ein. Herta M ü l l e r : Drückender Tango. Erzählungen. București 1984. Ein anderer Informant der Securitate, „Gică“, hat diesen Band rezensiert und auf die problematischen Passagen hingewiesen: „bezüglich der schwäbischen Bevölkerung sind die Zeilen auf Seite 58 interessant, wo die Hauptgestalt der Erzählung fragt, wo der und jener ist, ob der oder jener die Akten eingereicht hat, ob er schon fort ist usw.“ ACNSAS, dosar I 233477, vol. 1, f. 91. 25 Nach statistischen Daten aus den 1930er Jahren hatten die Bauernwirtschaften im Banat das höchste Einkommen, die beste Ausstattung mit Landmaschinen und im Schnitt einen Grundbesitz von 8,7 Hektar, weit über dem Landesdurchschnitt von 4,6 Hektar. Das lag sowohl am besseren Ackerboden als auch an der höheren Arbeitsleistung. Anton G o l o p e n ț i a und D. C. G e o r g e s c u : 60 sate românești [Sechzig rumänische Dörfer]. București 1941, S. 17, 127 und S. 250-251.
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zu kaufen, obwohl er zum Viehmarkt erklärt worden war; in der Schule wurde nichts gelernt, weil es nur noch wenige Schüler gab, die durch Prügel erzogen wurden; und über allen anderen trieben die Dorfautoritäten, die untereinander verschwägert waren, den Niedergang des Dorfes gemeinsam voran, statt ihrer Ämter zu walten. Das Banater Dorf, wie Herta Müller es schildert, leidet am Wundbrand des Nepotismus, des Kleingeistes, der mangelnden Organisation und vor allem, was den rumänischen kommunistischen Behörden besonders ins Auge stach, der allgemeinen Armut. Herta Müllers kritische Sicht des Banater Dorfes beschränkt sich nicht auf die Misswirtschaft des kommunistischen Regimes. In ihren Erzählungen versuchen die Mitglieder ihrer eigenen Gemeinschaft, ihre altbackenen Traditionen mit den radikalen Veränderungen durch das kommunistische Regime in Einklang zu bringen und die eigene Vergangenheit, die von der Kollaboration mit Nazideutschland gezeichnet ist, mit der von einer anderen Diktatur bestimmten Gegenwart, die hartnäckig bewahrten Bräuche von alters her mit der durch das kommunistische Regime dem Dorf aufoktroyierten Spielart der Moderne zu versöhnen. Die Autorin legte also den Finger auf tiefe Wunden, die sorgsam unter einer Hülle der Gutbürgerlichkeit verborgen gehalten wurden, in denen jedoch ein widerliches Gemisch von Konservatismus und Heuchelei schwärte. Die Dorfgemeinschaften des Banats haben anders auf die Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik des kommunistischen Staates reagiert. In anderen Gegenden wurden die Dörfer von der Modernisierung kommunistischen Typs, die die Industrialisierung und Urbanisierung forcierte, viel ärger mitgenommen. Im Banat war die Abwanderung aus dem Dorf weniger heftig, und die schwäbischen Gemeinschaften kapselten sich gegenüber dem sie umgebenden Rumänien eher ab, verharrten im Dorf und hingen an ihren Traditionen.26 Da viele dieser Dörfer fast nur von Deutschsprachigen bewohnt waren, blieben sie auch unter dem Kommunismus gesellschaftlich, sogar wirt-
26 Die kommunistische Industrialisierung führte durch die Abwanderung in die Stadt, wo man als Angestellter in einem Industrieunternehmen besser verdienen konnte als ein Genossenschaftsbauer, zu grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen. Als die Städteentwicklung mit der Industrialisierung nicht mehr Schritt halten konnte, setzte das Pendeln ein: Die Pendler arbeiteten tagsüber in der Stadt und kehrten abends ins Dorf zurück. Die Abwanderung in die Stadt war im Banat geringer als im gesamten kommunistischen Rumänien. Mehr über die kommunistische Modernisierung im Banat im Vergleich zu anderen Regionen des kommunistischen Rumäniens bei Per Ronnås: Urbanization in Romania. A Geography of Social and Economic Change since Independence. Stockholm 1984, S. 214-218.
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schaftlich nur oberflächlich integrierte Enklaven.27 In einem solchen kaum interethnischem Austausch ausgesetzten Umfeld bestimmten die traditionelle Lebensart, die verschiedenen mit religiösen Feiertagen verbundenen Rituale und Bräuche die kollektive Identität. Herta Müller betrachtete diese Abwehrhaltung gegen die Modernisierung kommunistischen Typs keineswegs als eine Tugend, sondern als ein Mittel, tiefliegende Probleme zu verschleiern. Die Traditionen wurden zwar mit heiligem Ernst gepflegt, stellten aber nichts als einen trügerischen Schein dar, weil sie keinen moralischen Halt mehr zu geben vermochten, während die Ethik des neuen Regimes eigentlich alle korrumpierte. Mehr noch, der vermeintlich höhere Zivilisationsstand der Deutschen im Vergleich zu anderen Gemeinschaften im Banat wurde von Herta Müller als Lug und Trug bloßgestellt.28 Die Autorin, die wie niemand zuvor die Diskrepanz zwischen Schein und Sein ausgemacht hat, sagt sich mit diesen kritischen Befunden von einer Welt los, die sie freiwillig verlassen hat und mit der sie sich nicht länger identifiziert. Für die kommunistischen Behörden war ihr Werk eine implizite Kritik an der „sozialistischen Wirklichkeit“ im Banater Dorf. Der deutliche Widerspruch zur öffentlichen Propaganda wäre nicht dermaßen unliebsam aufgefallen, wenn ihr Werk nur in Rumänien und dazu noch in einer Minderheitensprache veröffentlicht worden wäre. Ein solcher Band hätte nicht nur eine begrenzte, sondern auch eine zum Teil ablehnend eingestellte Leserschaft gefunden, da viele Banater Schwaben sich aus innerster Überzeugung gegen die Kritik an der eigenen Gemeinschaft gesperrt hätten. Ein vergleichender Blick auf die periodischen Berichte der Securitate zum Fall „Cristina“ zeigt, dass erst die erfolgreiche Veröffentlichung des ungekürzten, unzensierten Bandes Niederungen in der Bundesrepublik Deutschland 27 Für viele Deutsche, Banater Schwaben oder Siebenbürger Sachsen, waren die Kommunisten nur die „dort oben“ in Bukarest, die nicht nur in der Mehrzahl Rumänen waren, sondern auch Leute, mit denen man nicht unmittelbar zu tun hatte: Man sah sie nur abends in den Fernsehnachrichten. So die persönliche Mitteilung eines aus Rumänien stammenden deutschen Historikers an die Autorin. 28 In ihrem Essay „Die Insel liegt innen – die Grenze liegt außen“, entstanden viele Jahre nach der Auswanderung, stellt Herta Müller rückblickend fest, dass sie die Notdürftigkeit dieser Identitätskonstrukte der Banater Schwaben erst bemerkt hat, als sie nach Temeswar kam und die Rumänen unmittelbar kennenlernte. Beispielsweise hatte sie, als sie noch im Dorf lebte, wie alle andern gemeint, die Rumänen seien im Vergleich zu den reinlichkeitsbesessenen Schwaben ungewaschen. Der direkte Kontakt zu den Rumänen, die das Gegenbild zur Rekonstruktion der kollektiven Identität der Banater Schwaben nach dem Krieg darstellten, machte ihr klar, dass es sich um Stereotypen handelte, die im ländlichen Raum deshalb Bestand hatten, weil der Austausch zwischen den verschiedenen Gemeinschaften sich auf das Minimum beschränkte. Herta M ü l l e r : Der König verneigt sich und tötet. München 2003, S. 160-175.
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ihre Besorgnis erregte. Damit beschränkte sich die Leserschaft Herta Müllers nicht mehr auf wenige Deutschsprachige in Rumänien. Aufgrund des Lobes, mit dem das Buch außerhalb Rumäniens überhäuft wurde, war die Wirkmächtigkeit dessen, was die Schriftstellerin über die Gemeinschaft der Banater Schwaben und implizit über das kommunistische Regime Ceaușescus zu sagen hatte, verwirrend und bedrohlich angestiegen. Ein Problem der Kontrolle über die Unzufriedenheit im Inneren hatte sich durch diese Auslandsveröffentlichung zu einem Problem des Erscheinungsbildes Rumäniens im Ausland ausgeweitet. Diese Ausweitung führte zur Verfestigung der Gerüchte über die vermeintliche Securitate-Mitarbeit Herta Müllers, die diese Institution nicht nur in Rumänien, sondern auch in der Bunderepublik Deutschland streute, um ihre Schriften und Erklärungen zu konterkarieren. Zu einer Zeit, da es nur gehorsamen Untertanen gestattet wurde, ins Ausland zu reisen, wurde perverserweise auch Herta Müller dieses Privileg zugestanden in der Hoffnung, dass dadurch die verleumderischen Gerüchte glaubhafter würden.29 Ein Maßnahmenplan vom 1. Juli 1985 vermerkt eindeutig, dass infolge der Auslandsreise „die Idee lanciert wurde, ‚Cristina’ sei eine Agentin der rumänischen Securitate“. Zur neuen Planvorgabe in dieser Sache wurde die „Dokumentation ihrer feindlichen Tätigkeit oder der Übermittlung von Nachrichten ins Ausland“ bestimmt.30 Da diese Vorgabe nicht zu erfüllen war, zog die Securitate es vor, sich dieses Problems, das sie nicht zu lösen vermochte, zu entledigen, und genehmigte ein Jahr später die Auswanderung Herta Müllers und ihres damaligen Ehemanns Richard Wagner.31 Da durch die Ausreise die Schwierigkeiten, die die Autorin durch ihre kritischen Aussagen über die Zustände im kommunistischen 29 Ein Bericht vom 5.04.1984 setzt die Maßnahmen gegen eine künftige Veröffentlichung des Bandes in der Bundesrepublik Deutschland fest, wobei auf relativ standardmäßige Methoden zurückgegriffen werden soll, etwa den Versuch, die Absichten der Autorin im Einzelnen herauszufinden oder die westlichen Journalisten zu beeinflussen, die mit ihr Kontakt aufnehmen wollten. Nach der Veröffentlichung des Bandes und seinem Erfolg empfiehlt ein Bericht vom 22.09.1984, ihr die Reise in die Bundesrepublik zu genehmigen. ACNSAS, dosar I 233477, vol. 1, ff. 31-33v. bzw. 58-59. 30 Für die rumänische Securitate war jede Verbindung zu den ausländischen Botschaften, den Kultureinrichtungen in westlichen Staaten oder ausländischen Bürgern, die als Touristen, Journalisten oder aus anderen beruflichen Gründen das Land bereisten, ein sehr ernstes Verdachtsmoment in Richtung Spionage. Der entsprechende Maßnahmenplan sah als Ziel eine strafrechtliche Ermittlung in Sachen Spionage vor. ACNSAS, dosar I 233477, vol. 1, f. 153 u. 156-160. 31 Eine Notiz vom 2.02.1986 schlug die Genehmigung der Auswanderung vor, da „diese feindliche Elemente um sich sammeln, die für ihre Protestabsichten bekannt sind, auch wollen sie die Anzahl dieser Elemente noch vergrößern“. ACNSAS, dosar I 233477, vol. 1, f. 206-208.
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Rumänien bereitete, nicht aus der Welt geschafft, sondern nur verlagert wurden, versuchte die politische Polizei, sie einzuschüchtern, wobei sie sich der aus Rumänien ausgewanderten Deutschen bediente.32 Dazu wurde die Empörung ausgenutzt, die Herta Müllers betont kritische Einstellung gegenüber ihren Landsleuten unter den Banater Schwaben, vor allem unter den bereits ausgewanderten, ausgelöst hatte. Über die Verbindungen, die sie mit den aus Rumänien auswandernden Deutschen hergestellt hatte, versuchte die Securitate, sie noch vor ihrer Ausreise zu diskreditieren. Herta Müllers Akte enthält auch Kopien der beleidigenden Briefe an sie von Leuten, die der Meinung waren, sie gehöre nicht nach Deutschland, weil sie „hässliche und unwahre“ Dinge geschrieben habe und für „verrückt“ erklärt werden müsse.33 Diese Aufhetzung eines Teils der schwäbischen Gemeinschaft gegen Herta Müller lief weiter, auch als die Autorin in der Bundesrepublik Deutschland angekommen war, was ihre Akte, eine der wenigen, die zum Zeitpunkt der Ausreise nicht geschlossen wurden, belegt.34 So gelang es der Securitate, einen Generationenkonflikt innerhalb der Gemeinschaft der Banater Schwaben zu inszenieren und aufrechtzuerhalten. Keinen Riss vermochte sie jedoch in der Gruppe junger deutschsprachiger Schriftsteller zu verursachen, der später auch Herta Müller angehörte. In einer Welt der Denunziation und des Verrats, 32 In einem Interview erinnerte sich Herta Müller: „Mi-au reproșat la prima carte că am scris urît despre ei și că ei n-au fost așa și unii din sat s-au recunoscut în niște personaje […] În Vest, aici, landsmanschafturile (sic!) au început să facă o campanie contra mea.“ [Beim ersten Buch warfen sie mir vor, ich hätte schlecht über sie geschrieben und sie seien nicht so gewesen, und einige aus dem Dorf erkannten sich in bestimmten Personen […] Im Westen, hier, zettelten die Landsmannschaften eine Kampagne gegen mich an.] Herta M ü l l e r : Limba română participă la limba germană în care scriu. Dialog cu Gabriela Adameșteanu [Die rumänische Sprache beteiligt sich an der deutschen Sprache, in der ich schreibe. Im Dialog mit Gabriela Adameșteanu]. In: Revista 22, Nr. 711, 28.10.2003, unter: http://www.revista22.ro/limba-romana-participa-la-limbagermana-in-care-scriu-653.html [letzter Zugriff: 12.01.2014]. 33 Solche Briefe wurden zuerst von der Securitate abgefangen und liegen in Fotokopien verschiedenen Berichten von Offizieren bei, die Auszüge aus diesen Einschüchterungsbotschaften übernehmen. „In Deutschland sind Sie unerwünscht. Es ist eine Schande, so etwas über das Banat zu schreiben“, heißt es in einem Ende 1986 abgesandten, von 22 Personen unterzeichneten Brief. Andere sind der Meinung, solche Bücher müssten verbrannt und sie selbst ins Gefängnis geworfen werden. ACNSAS, dosar I 233477, vol. 1, ff. 258-259 und 267-271. 34 Ein Untersuchungsvermerk vom 31.10.1988, gegengezeichnet von dem berühmten Petru Pele, zu der Zeit nur Major, schließt mit der Bemerkung über Maßnahmen, mit denen die potenziellen Absichten, sich kritisch über Rumänien zu äußern, konterkariert werden sollen, und der Aussicht, man werde „auch andere Maßnahmen ergreifen, die zur Kompromittierung und Isolierung der genannten Herta Müller führen“. ACNSAS, dosar I 233477, vol. 1, ff. 295-297.
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die von der Geheimpolizei geschickt gesteuert wurde, überlebte die Schriftstellerin auch dank der Unterstützung durch diese gesellschaftskritische Solidargemeinschaft, die sich in den 1970er Jahren in der Aktionsgruppe Banat zusammengefunden hatte.
„Ein Lesezirkel ohne Zustimmung der kompetenten Organe“ So wurde die Gruppe deutscher Schriftsteller, die sich im Literaturbetrieb als „Kollektivautor“ unter dem Namen Aktionsgruppe Banat behauptet hatte, in einem streng geheimen Lehrmaterial zur Schulung von Securitate-Offizieren anhand von als erfolgreich abgeschlossen geltenden Fällen bezeichnet. Die Erfolgsmeldungen der Geheimpolizei beriefen sich im Neusprech dieser Institution auf die Fähigkeit zur „Zersetzung des Zusammenhalts“ derer, die sich „feindlich und verleumderisch über die Zustände im sozialistischen Rumänien“ äußerten, und das Vermögen, die Mitglieder dieser Gruppe „positiv zu beeinflussen“. Der Schlüssel zum Erfolg war die Rekrutierung von Informanten, die fähig und willens waren, Informationen zu liefern, aufgrund derer die Securitate ihre Maßnahmenpläne gegen die Betroffenen fasste. Interessant sind die Kriterien, nach denen ein Informant ausgewählt wurde, der aus Sicht der Securitate effizient tätig werden konnte: „deutscher Nationalität; ungefähr im selben Alter wie die anderen; Absolvent der Philologie; literarisch tätig und Mitglied des Literaturkreises, den die Verfolgten verlassen hatten; vorbestraft wegen versuchten illegalen Grenzübertritts; mit allen Mitgliedern des nichtöffentlichen Literaturkreises bekannt aus der Zeit, als sie gemeinsam teilgenommen hatten.“35
Diese Eigenschaften, dazu die Bereitschaft des Informanten, im erwünschten Sinn mitzuarbeiten, ermöglichten es der Securitate, den Kreis junger deutschsprachiger Schriftsteller in Temeswar schon drei Jahre nach seiner offiziellen Gründung zu zerschlagen. Was zeichnete diese Gruppe in der Kulturlandschaft Rumäniens aus, dass die Securitate derartige Anstrengungen unternahm, ihre Zwecke zu erreichen und die Aktionsgruppe schließlich zum Lehrbeispiel zu 35 Unter dem Titel „Die Verirrten. Infiltration über eine Verbindung“ behandelt das anonyme Material die „Lösung“ des Falles Aktionsgruppe Banat, ohne dass der Name genannt würde. Selbst die Mitglieder werden unter Decknamen geführt, wie natürlich der Informant, der von der Securitate unter ihnen eingeschleust worden ist. Das Material belegt die Geschicklichkeit, mit der die Securitate einen neuen Informanten ausgewählt und unter dem Decknamen „Gruia“ ins Umfeld der Aktionsgruppe eingeführt hat, der im Unterschied zu seinen Vorgängern Daten lieferte, aufgrund derer „vielfältige Maßnahmen“ zur Zerschlagung der Gruppe unternommen werden konnten. Vgl. Infiltrarea [Einschleusung]. Bukarest 1979, S. 33-35, unter: http://www.cnsas.ro/documente/ materiale_didactice/D%20008712_001_p21.pdf [letzter Zugriff: 12.01.2014].
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machen? Natürlich handelte es sich dabei um eine spontane Gemeinschaft von Einzelpersonen, die in einer Diktatur stets eine potenzielle Gefahr darstellt. Die Aktionsgruppe war jedoch mehr als das: Sie war eine Gruppe mit kohärent definierter, nonkonformistischer literarischer Identität. Sämtliche Mitglieder hatten einige Attribute gemein, die sich auch in der zitierten Liste der Eigenschaften des idealen Informanten wiederfinden: Sie stammten aus schwäbischen Dorfgemeinschaften des Banats, gehörten der Generation an, die in den 50er Jahren geboren war, studierten Philologie und wollten sich als deutschsprachige Schriftsteller behaupten. Sie waren im Klima der Spät-Achtundsechziger aufgewachsen, waren politisch von der Neuen Linken und literarisch von den zeitgenössischen Schriftstellern in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich geprägt, hatten alle in den Jahren 19691970 in der Temeswarer Neuen Banater Zeitung debütiert und dann in der Bukarester Monatsschrift Neue Literatur veröffentlicht. Demnach hatte ihr Debüt in zweierlei Hinsicht etwas Besonderes: Alle waren sie zu jener Zeit literarisch frühreife Lyzeumsschüler, und die kulturelle Entspannungsphase der 60er Jahre im kommunistischen Rumänien lag in den letzten Zügen. Jenseits der individuellen Anfänge schlug die Geburtsstunde der Aktionsgruppe als „Kollektivautor“, wie William Totok sie genannt hat, mit anderen Worten: als Literaturkreis mit einem wohldefinierten Programm und einer gesellschaftspolitischen Botschaft, bei einem Rundtischgespräch am 2. April 1972.36 Im großen Ganzen ging es jenen, die in der Folge dieses Rundtischgesprächs in der literarischen Presse als Aktionsgruppe bezeichnet wurden und sich den Zunamen Banat gaben,37 um „engagierte Literatur“. Unter diesem Begriff, der dem Neusprech entlehnt schien, verstanden die Mitglieder der Gruppe eine unmittelbar realitätsbezogene Literatur in 36 Das Rundtischgespräch, das von den Gruppenmitgliedern als Geburtsstunde der Aktionsgruppe betrachtet wird, wurde in der Beilage Universitas der Neuen Banater Zeitung unter dem Titel „Am Anfang war das Gespräch“ veröffentlicht. Es nahmen teil: Richard Wagner, Werner Kremm, Johann Lippet, Gerhard Ortinau, Anton Sterbling, William Totok. Ein Fragment bringt Corina B e r n i c : După 40 de ani. Aktionsgruppe Banat [Nach 40 Jahren. Die Aktionsgruppe Banat]. In: Observator cultural, Nr. 620, 12.04.2012, unter: http://www.observatorcultural.ro/Dupa-40-de-ani.-AktionsgruppeBanat*articleID_26824-articles_details.html [letzter Zugriff: 12.01.2014]. 37 Eigentlich „erfunden“ wurde der Name „Aktionsgruppe“ von Horst Weber, Redakteur bei der Hermannstädter Woche, in einem Artikel vom 14.04.1972, in dem er das Rundtischgespräch in Temeswar kommentierte. Der Name machte sodann landesweit Karriere, nachdem er von der Bukarester Zeitschrift „Neue Literatur“ anlässlich der Veröffentlichung eines anderen Rundtischgesprächs übernommen wurde, das die Zeitung „Karpatenrundschau“ zur Präsentation des gemeinsamen Gedichtbandes: Wortmeldungen. Lyrikanthologie, Temeswar 1972, in dem viele Mitglieder vertreten sind, organisierte.
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einer unzweideutigen Sprache ohne Euphemismen, die auch bis dahin sorgfältig ausgesparte Themen angehen sollte.38 Am Höhepunkt ihrer Tätigkeit als Gruppe erschien unter dem Namen Aktionsgruppe Banat Ende 1974 eine Zusammenstellung eigener Texte in der Neuen Literatur. Damit wurden sie über ihren literarischen Lokalruhm hinaus landesweit bekannt. Allerdings zogen sie damit auch die Aufmerksamkeit der Securitate auf sich und ihr Umfeld.39 Die Tätigkeit des Literaturkreises wurde 1975 effektiv eingestellt, nachdem die politische Polizei mit etlichen Verhaftungen direkt gegen die Mitglieder der Aktionsgruppe und ihre Unterstützer vorgegangen war.40 Zu jenem historischen Zeitpunkt, nach der Niederschlagung des Prager Frühlings, aber noch vor dem Helsinki-Abkommen, als sich im Sowjetblock noch keine Dissidenten bemerkbar gemacht hatten, die sich unter dem Schirm der Menschenrechte kritisch gegen das kommunistische System geäußert hätten, hatten die Mitglieder der Aktionsgruppe etwas viel Unpolitischeres versucht, nämlich sich ein rein literarisches Programm gegeben.41 Ihre Absicht war es, sich von 38 Nach Richard Wagner repräsentierte die Gruppe „die erste Generation von Schriftstellern, die im Zeichen des Sozialismus geboren waren“ und zudem den Ehrgeiz hatten, sich von den vorherigen Generationen zu distanzieren. „Spre deosebire de cei mai bătrîni, noi putem percepe realitatea curentă într-un mod mai lipsit de prejudecăți și mai complex. […] Educația părinților noștri a creat scheme de gîndire false, care împiedică o percepție obiectivă.“ [Im Unterschied zu den Älteren können wir die Wirklichkeit vorurteilsfreier und komplexer wahrnehmen. […] Die Erziehung unserer Eltern hat falsche Denkmuster produziert, die eine objektive Wahrnehmung behindern.] In: William T o t o k : Constrîngerea memoriei. Însemnări, documente, amintiri [Die Zwänge der Erinnerung. Aufzeichnungen, Dokumente, Erinnerungen]. Iași 2001, S. 14. 39 Die Nummer 11, 1974, der Neuen Literatur, die die Textsammlung der Aktionsgruppe enthielt, wurde laut T o t o k : Constrîngerea memoriei, S. 22, aus dem Verkehr gezogen. Der Redakteur Gerhardt Csejka, der die Mitglieder der Aktionsgruppe von Anfang an gefördert hatte und für die Aufstellung verantwortlich war, wurde wegen dieser Nummer unter Beobachtung gestellt. 40 Im Oktober 1975 wurden von den Mitgliedern der Aktionsgruppe William Totok, Richard Wagner und Gerhard Ortinau sowie Gerhardt Csejka verhaftet. Sie hatten alle Gelegenheit, die Methoden der Securitate unmittelbar kennenzulernen: Verhöre, Hausdurchsuchungen usw. Die längste Haft hatte William Totok zu überstehen, acht Monate. Wichtig war für die Gruppe die Unterstützung durch Ernest Wichner, einem der Gründungsmitglieder, der schon in die Bundesrepublik ausgewandert war. Arhiva de Istorie Orală a CNSAS (AIOCNSAS), Interview mit William Totok und Ernest Wichner, 16.02.2006. 41 Nach der Selbstdarstellung von William Totok stellten die Texte der Aktionsgruppe eine „zweifache Gegenreaktion“ dar, „pe de-o parte împotriva rămășițelor proletcultismului și a adepților lui neodogmatici, pe de alta împotriva tendinței ermetice, ai cărei reprezentanți au ajuns la sfîrșitul anilor 1960 în culmea gloriei“ [einerseits gegen die Reste des Proletkultismus und seiner neodogmatischen Anhänger, andererseits gegen die hermetische Tendenz, deren Vertreter Ende der 1960er Jahre auf dem Gipfel ihres
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der Art und Weise zu distanzieren, in der bis dahin in Rumänien deutsche Literatur entstanden war, und gegen deren doppelt provinziellen Charakter anzugehen: provinziell sowohl im Vergleich zur Literatur in den deutschsprachigen Ländern als auch zur rumänischen Literatur. Die eigene Ansicht über die Entstehung von Literatur war jedoch auch politisch konnotiert, was die politische Polizei sehr wohl erkannte. Dass sie selbständig kritisch über die Welt reflektierten, in der sie lebten, ohne auf Deutungsschablonen zurückzugreifen, war schon ein Versuch, die Grenzen zu übertreten, die das Regime dem öffentlichen Diskurs setzte. Damit befand sich die Aktionsgruppe in einem Gegensatz nicht nur zu den älteren Generationen deutscher Schriftsteller, sondern auch zu den rumänisch schreibenden Altersgenossen. Letztere hatten von ihren Vorgängern eine ganz andere Sicht auf die Literatur übernommen und betrachteten sie eher als Bestandteil der Hochkultur, die sich vor allem an die Eliten wenden und den Eingang in den Universalkanon anstreben sollte.42 Während die „Aktionsgrüppler“ einer wirklichkeitsbezogenen Literatur das Wort redeten, wollten ihre rumänischen Altersgenossen die Wirklichkeit transzendieren und schreiben, als gäbe es die kommunistische Realität gar nicht. Beide Einstellungen waren Reaktionen auf die Parteidirektiven, in denen Werke gefordert wurden, die aus der unmittelbaren Wirklichkeit schöpften, sich allerdings streng an die von der Partei vorgegebene Linie hielten.43 Der wesentliche Unterschied bestand Ruhmes angelangt waren]. Das Zitat ist einem Text zum gemeinsamen literarischen Credo entnommen, wie es sich in einigen wesentlichen Texten der Mitglieder der Aktionsgruppe niedergeschlagen hat, und der Jahre später erschien, nachdem sich die Gruppe infolge der Verhaftungen durch die Securitate offiziell aufgelöst hatte. Der Name der Gruppe war kein Tabu, doch die Mitglieder durften nicht mehr in diesem Namen literarisch tätig werden. William T o t o k : Textele „Grupului de acțiune“ [Texte der „Aktionsgruppe“]. In: Echinox, Nr. 3/4/5 (1980). Nach Aura C u m i t a : Aniversară. 40 de ani de la înființarea „Aktionsgruppe Banat” – Conferință la Timișoara [Feier. 40 Jahre seit der Gründung der Aktionsgruppe Banat. Temeswarer Tagung]. In: Criticatac, 02.04.2012, unter: http://www.criticatac.ro/15576/aniversar-40-de-ani-de-la-infiinareaaktionsgruppe-banat-conferin-la-timioara/ [letzter Zugriff: 12.01.2014]. 42 So hat Daniel Vighi, ein rumänischer Schriftsteller aus Temeswar, den Kontrast zwischen den deutschen Schriftstellern der Aktionsgruppe und ihren rumänischen Altersgenossen beschrieben, zu denen er selbst gehört. Daniel V i g h i : „De unde Dumnezeu știi cîntarea asta“, am întrebat-o uluit [„Herrgott nochmal, woher kennst du dieses Lied“, hatte ich sie verwundert gefragt]. In: Observator cultural, Nr. 317-318, 20.04.2006, unter: http://www.observatorcultural.ro/De-unde-Dumnezeu-stii-cintarea-asta-am-intrebat-ouluit*articleID_15301-articles_details.html [letzter Zugriff: 12.01.2014]. 43 Die Aktionsgruppe Banat trat gleich nach der Formulierung der sogenannten JuliThesen in Erscheinung. Diese Thesen, die Ceaușescu 1971 selbst ausgerufen hatte, sahen sowohl die Rückkehr zum sozialistischen Realismus vor als auch die völlige Zurückweisung aller schädlichen westlichen Einflüsse in Literatur und Kunst. Ihre Auswirkung auf
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darin, dass die rumänischen Schriftsteller eine apolitische und die in der Aktionsgruppe eine implizit politische Haltung einnahmen. Aus diesem Grund wurde erstere vom Regime toleriert und letztere nicht.44 Unter einer Diktatur war das Recht auf freie Zusammenkunft natürlich ein streng kontrolliertes Recht: Es wurde nur in dem Maße zugestanden, in dem die Einzelpersonen der Gruppe sich an den öffentlichen Konformismus gegenüber der offiziellen Ideologie hielten. Gerade weil ihre Einstellung, auch wenn es eine linke war, störte, konnte die Aktionsgruppe Banat als „Kollektivautor“ nur von 1972 bis 1975 bestehen. Die Mitglieder der Gruppe selbst sehen ihre eigene literarische Vergangenheit genauso. Die Perspektive der Betroffenen stimmt paradoxerweise mit jener des kommunistischen Regimes überein: Diese Zeitspanne ist lediglich das Intervall, in dem die Securitate zuließ, dass die Gruppe als eigenständiger Literaturkreis zusammenkam, sich in Veröffentlichungen als zusammengehörig vorstellte und öffentlich aus eigenen Arbeiten gelesen wurde. Verfolgt man jedoch den Werdegang der Mitglieder, ist festzustellen, dass die Gruppe ihre Krise von 1975 überlebt hat. Trotz der Versuche, sie zu zerstreuen und ihr den Zugang zum breiteren Publikum zu verwehren, gelang es der Aktionsgruppe, sich im Temeswarer Kulturleben zu behaupten, zwar nicht als „Kollektivautor“, aber durch die Tätigkeit jedes einzelnen ih-
die rumänische Kultur war durchschlagend, die Thesen wurden von vielen Autoren mit Maos chinesischer Kulturrevolution verglichen. Eine interessante Analyse der Folgen dieser antiwestlichen Thesen für die Umschichtung der Hierarchien in den Bereichen Philosophie, Geschichte und Literatur bei Katerine V e r d e r y : National Ideology under Socialism. Identity and Cultural Politics in Ceaușescu’s Romania. Berkeley 1991. 44 Herta Müller beschreibt den zu jener Zeit bestehenden Kontrast zwischen dem eigenen Freundeskreis um die Aktionsgruppe Banat und den etwa gleichaltrigen Schriftstellern in Bukarest, bekannt als Achtziger Generation, zu denen auch Mircea Cărtărescu, der derzeit wohl weltweit bekannteste rumänische Schriftsteller, gehört hat. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hatte Cărtărescu behauptet, die Schriftsteller hätten sich zur Zeit des Kommunismus trotz aller Schwierigkeiten einer viel größeren Stabilität erfreut als im Postkommunismus, wo das Leben viel unvorhersehbarer sei als vor 1989. In einem Interview für die Tageszeitung România liberă entgegnete Herta Müller, die Stabilität, von der Cărtărescu spreche und die sie selbst und ihre Freunde nie genossen hätten, verdanke sich einer apolitischen Haltung. „În nici o zi nu am știut ce mă așteaptă a doua zi. Mie în fiecare zi mi-a fost teamă că seara nu voi mai fi în viață.“ [Keinen Tag habe ich gewusst, was mich am nächsten Tag erwartet. Ich hatte jeden Tag Angst, dass ich am Abend nicht mehr leben würde.] Herta M ü l l e r : Scriitorii români erau prea încurcați cu dictatura. Interviu cu Sabina Fati [Die rumänischen Autoren waren zu sehr mit der Diktatur verstrickt]. In: România liberă, 16.09.2010, unter: http://www.romanialibera.ro/opinii/interviuri/scriitorii-romani-erauprea-incurcati-cu-dictatura-199678.html [letzter Zugriff: 12.01.2014].
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rer Mitglieder.45 Mehr sogar, es gelang ihnen, die begabtesten deutschsprachigen Schriftsteller ihres oder jüngeren Alters anzuziehen, unter ihnen auch Herta Müller. Die Gründungsmitglieder wurden weiterhin von der Securitate verfolgt, und ihre Zugehörigkeit zur Aktionsgruppe wurde für alle Zeit in ihrer Akte vermerkt. Trotz dieser Vergangenheit konnten sie ihrer literarischen Tätigkeit weiter nachgehen. Bis zur Auswanderung blieben sie eine widerständige Solidargemeinschaft mit eigenem Profil, einzigartig im Rumänien jener Jahre durch ihre erklärt linke Position.46 Selbst wenn Herta Müller nicht zu den Gründungsmitgliedern der Aktionsgruppe gehört hat, stimmt das Verhältnis zur Literatur, das die spätere Nobelpreisträgerin schon in ihren literarischen Anfangsjahren in Rumänien gepflegt hat, mit den Ansichten dieser Gruppe vollkommen überein. Nicht von ungefähr hat die Schriftstellerin gerade anlässlich der Verleihung des Preises, einer literarischen Anerkennung, die ihre Arbeit formal über die Leistungen der „Aktionsgrüppler“ stellt, öffentlich gesagt, dass sie zwar nicht dieser Gruppe angehöre, diese jedoch von entscheidender Bedeutung für ihren Werdegang gewesen sei: „Zum Glück traf ich in der Stadt Freunde, eine Handvoll junge Dichter der ‚Aktionsgruppe Banat‘. Ohne sie hätte ich keine Bücher gelesen und keine geschrieben. Noch wichtiger ist: Diese Freunde waren lebensnotwendig. Ohne sie hätte ich die Repressalien nicht ausgehalten“,
bekannte Herta Müller am 10. Dezember 2009 in der Rede beim festlichen Empfang.47 Anders ausgedrückt: Der Einfluss der Aktionsgruppe 45 Richard Wagners Lebenslauf verdeutlicht typischerweise die Maßnahmen, die die Securitate gegen die Gruppenmitglieder eingeleitet hat, aber auch dafür, dass deren Wirkung vereitelt werden konnte. Nachdem er als Deutschlehrer nach Hunedoara zugeteilt worden war, gelang es ihm, eine Stelle als Redakteur beim Wochenblatt Karpatenrundschau zu bekommen, worauf er nach Temeswar zurückgehen konnte. Die Gruppe kam nach und nach im Rahmen des Literaturkreises Adam Müller-Guttenbrunn wieder zusammen, dem die ältere Generation deutscher Schriftsteller angehörte, von denen die Aktionsgruppe sich klar losgesagt hatte. Richard Wagner gehörte sogar der Leitung des Literaturkreises an, wenngleich nur für kurze Zeit, 1981 und 1982. 46 Beispielsweise enthält der Vermerk, in dem die Ausreisegenehmigung für Herta Müller und Richard Wagner vorgeschlagen wird, den Hinweis, letzterer „a format și condus un așa-zis cerc literar format din tineri de naționalitate germană denumit ‘Grupa de Acțiune Banat’, avînd ca preocupări redactarea și prezentarea în rîndul tinerilor a unor lucrări cu conținut interpretativ și tendențios la adresa statului nostru“ [er habe „einen sogenannten Literaturkreis Jugendlicher deutscher Nationalität‚ unter dem Namen ,Aktionsgruppe Banat’ gebildet und geleitet, wo zum Verfassen und Präsentieren von unserem Staat gegenüber interpretativen und tendenziösen Werken unter den Jugendlichen angeregt werden soll]. ACNSAS, dosar I 233477, vol. 1, f. 206. 47 Unter http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/2009/mullerspeech.html [letzter Zugriff: 12.01.2014].
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beschränkte sich nicht auf ihre literarische Bildung, unendlich viel wichtiger war, dass sie sich gegenseitig gegen die Securitate unterstützten, indem sie ihre Erfahrungen mit dieser Institution austauschten. Die von der politischen Polizei ausgelösten seelischen Verwerfungen wurden im kommunistischen Rumänien nicht einmal den engsten Freunden mitgeteilt, aus Angst, dass man sie plötzlich verlieren könnte. Auch in dieser Hinsicht war der Umkreis der Aktionsgruppe eine Ausnahme: Hier wurde offen miteinander geredet, wodurch eine Solidarität entstand, wie sie die Securitate selten zu gewärtigen hatte.48 Ihre radikalste Handlung war ein gemeinschaftlicher Protestbrief gegen das gewalttätige Vorgehen gegen Helmuth Frauendorfer, der wie Herta Müller später zu der Gruppe gestoßen war. Weil dieser die Zusammenarbeit mit der politischen Polizei verweigert hatte, war er grausam zusammengeschlagen worden, was nicht nur die Solidarisierung, sondern auch die Radikalisierung der Anderen nach sich zog. Der Brief an die kommunistischen Behörden wies auf diesen Zwischenfall und andere Übergriffe dieser Art hin, wobei explizit politische Termini eingesetzt wurden, etwa die Missachtung der Minderheitenrechte.49 Dieser Zwischenfall zu einer Zeit, als der Exodus der Deutschen aus Rumänien beträchtliche Ausmaße annahm, führte auch zu ihrem Entschluss, in die Bundesrepublik Deutschland auszuwandern, was die kommunistischen Behörden in rekordverdächtig kurzer Zeit genehmigten. Interessanterweise überlebte die Gruppe sogar die Krisenzeit 48 In einem Interview mit Gabriela Adameșteanu hat Herta Müller bekannt, wie wichtig die Unterstützung der Anderen war: „Și prietenii mei, și Richard, și Totok, toți, de mulți ani erau tracasați de Securitate. Eu, fiind atît de apropiată de ei, știam atît de mult despre Securitate și ce sunt în stare să facă, și ce înseamnă represiune, iar cînd am ajuns la rînd, știam ce vine asupra mea. Deci nu eram naivă sau în afara lucrurilor.“ [Auch meine Freunde, sowohl Richard als auch Totok, wurden schon seit vielen Jahren von der Securitate heimgesucht. Da ich ihnen so nahe stand, wusste ich so viel über die Securitate und das, wozu sie imstande war und was Repression bedeutet, und als ich an die Reihe kam, wusste ich, was auf mich zukommt. Ich war also nicht naiv und stand nicht außerhalb.] Herta M ü l l e r : Limba română participă la limba germană în care scriu. Dialog cu Gabriela Adameșteanu [Die rumänische Sprache beteiligt sich an der deutschen Sprache, in der ich schreibe. Im Dialog mit Gabriela Adameșteanu]. Revista 22, Nr. 711, 28.10.2003, unter: http://www.revista22.ro/limba-romana-participa-la-limbagermana-in-care-scriu-653.html [letzter Zugriff: 20.04.2012]. 49 Im Jahr 1984 schickten infolge der Misshandlung von Helmuth Frauendorfer durch die Securitate sieben Mitglieder um den Kern der Aktionsgruppe, darunter auch Herta Müller, einen offenen Brief an den damaligen Vorsitzenden des Schriftstellerverbandes, D. R. Popescu, sowie an die Parteiorgane des Kreises Timiș. Der Brief wies darauf hin, dass solche Maßnahmen gegen deutsche Schriftsteller einen Eingriff in die Ausdrucksfreiheit und einen ernsten Übergriff gegen die deutsche Minderheit bedeuteten. Der Brief ist zu lesen bei T o t o k : Constrîngerea memoriei, S. 111-112. Siehe auch AIOCNSAS. Interview mit Helmuth Frauendorfer. 12.11.2008.
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der Auswanderung Ende 1980. Selbst heute besteht der einzigartige Zusammenhalt der Mitglieder der Aktionsgruppe fort, die gemeinsame Anstrengungen unternehmen, die eigene traumatische Vergangenheit in der Auseinandersetzung mit der Securitate wissenschaftlich zu durchleuchten. Schließlich hat sie, wie Gründungsmitglied Richard Wagner es ausdrückte, das Studium der eigenen Akte wieder zusammengeführt, also hat die Securitate gegen den eigenen Willen ihnen allen Gutes getan.50
Schlussfolgerungen Natürlich haben Herta Müllers Romane, die die Diktatur Ceaușescus wieder und wieder in Erinnerung rufen, nach dem Nobelpreis unendlich mehr Leser gefunden als vorher. Selbst wenn der Ansturm nachlässt, bleibt das Zeugnis, das sie mit ihrem Schreiben unablässig ablegt, eine Bezugsgröße. Was aber vermag die Akte, die die Securitate über sie angelegt hat, dem Leser zu sagen? Herta Müllers Haltung gegenüber Ceaușescus Diktatur war, wie sie selbst sie definiert hat, keine Dissidenz, es war keine ausdrückliche öffentliche Kritik am kommunistischen Regime in diesem Land. Dennoch hat die Securitate sie mit größtem Eifer verfolgt, nicht nur solange sie in Rumänien gelebt hat, sondern auch nach der Ausreise. Ihre Schuld bestand darin, dass sie zu schreiben versuchte, was sie glaubte, und nicht nur das, was nach den von der Diktatur auferlegten Normen genehm war. Noch dazu veröffentlichte sie ihre kritischen Schriften außerhalb Rumäniens und verärgerte damit das Regime, das eher daran interessiert war, sein durch den Abstand zur Sowjetunion gewonnenes internationales „Prestige“ zu wahren, als an der Verbesserung der Wirtschaftslage im Inneren, ganz zu schweigen von der Achtung der Grundrechte aller Bürger, ob nun rumänischer Volkszugehörigkeit oder nicht. Schließlich nahm die Securitate Herta Müller ins Visier, weil sie sich den Kollegen von der Aktionsgruppe Banat zugesellte, mit denen sie sich literarisch wie politisch identifizierte. Das Denken dieser Gruppe war einzigartig im kommunistischen Rumänien. Selbst innerhalb der Nachkriegsgeneration von Schriftstellern gibt es einen verblüffenden Unterschied zwischen diesen Autoren der deutschen Minderheit und jenen der rumänischen Mehrheit, die auf andere Weise versuchten, ideologischer Bevormundung zu entgehen. Erstere positionierten sich ausdrücklich links und versuchten die Welt zu erfassen, in der 50 Mit dieser Behauptung endet auch der Dokumentarfilm über die Aktionsgruppe Banat, den Helmuth F r a u e n d o r f e r gedreht hat: An den Rand geschrieben. Rumäniendeutsche Schriftsteller im Fadenkreuz der Securitate. Dokumentation 90 Min. 2010.
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sie lebten, letztere standen rechts und waren darauf aus, die Welt, in der sie lebten, mental zu transzendieren.51 Für die Securitate des kommunistischen und nationalistischen Regimes waren erstere die Gefährlicheren, was man auch an der Härte der Maßnahmen erkennen kann, die gegen sie ergriffen wurden. Jenseits dieses Gegensatzes, der der Vergangenheit angehört, beziehen Herta Müller und die Kollegen der Aktionsgruppe auch gegenwärtig eine einzigartige Haltung gegenüber dieser Vergangenheit. Keine andere Gruppe oder Person in oder aus Rumänien hat nach 1989 dermaßen bestimmt Stellung in der Frage bezogen, wie mit jenen umzugehen ist, die aus verschiedenen Gründen vor 1989 mit der Securitate kollaboriert haben. Herta Müller war eine eifrige Fürsprecherin der Offenlegung aller Machenschaften der Securitate, noch bevor sie von der unantastbaren Warte des Nobelpreises aus sprach, und hat sich dafür eingesetzt, dass jene, die dieser Institution Informationen über Verwandte, Freunde und Kollegen zu liefern bereit waren, nicht mehr öffentlich zu Wort kommen.52 In Rumänien erscheint ihre Haltung vielen als moralischer Fundamentalismus von realitätsferner 51 Den Kontrast zwischen den rumänischen und den deutschen Schriftstellern im kommunistischen Rumänien illustriert die öffentliche Debatte zwischen Herta Müller und dem Philosophen Gabriel Liiceanu. Letzterer, der für die meisten rumänischen Intellektuellen sprach, behauptete, schon die einfache Weigerung, das zu schreiben, was das kommunistische Regime befahl, habe eine vielleicht nicht radikale, aber zumindest ehrbare Form dargestellt, der Diktatur zu widerstehen. Herta Müller antwortete, eine solche Weigerung sei eine apolitische Einstellung gewesen, die dem Regime überhaupt nichts ausgemacht habe; solche Intellektuelle seien demzufolge zwar vielleicht unter Beobachtung gestellt worden, hätten aber weiter keine Probleme mit der politischen Polizei gehabt, was bedeute, dass man ihre Haltung duldete. Adrian Ș c h i o p : Dialogul Herta Müller – Gabriel Liiceanu, moment istoric pentru cultura română [Das Gespräch H. M. – G. L., ein historischer Augenblick für die rumänische Kultur]. România liberă, 29.09.2010, unter: http://www.romanialibera.ro/cultura/oameni/dialogul-herta-mullergabriel-liiceanu-moment-istoric-pentru-cultura-romana-200986.html [letzter Zugriff: 12.01.2014]. 52 Berühmt ist die Intervention Herta Müllers und anderer ehemaliger Mitglieder der Aktionsgruppe wie William Totok, Richard Wagner und Ernest Wichner, im Fall der Sommerkurse, die 2008 vom Rumänischen Kulturinstitut Berlin organisiert wurden. Die Auseinandersetzung ging davon aus, dass zu den Vortragenden auch zwei rumänische Intellektuelle gehörten, zu deren Mitarbeit Belege in den Archiven der Securitate entdeckt worden waren. Während Herta Müller und die Anderen das als für ein Land, das eine solide Demokratie aufbauen will, inakzeptabel betrachteten, verteidigte sich das Rumänische Kulturinstitut, indem es sich darauf berief, dass kein Gesetz diesen Intellektuellen verbiete, sich an solchen Ereignissen zu beteiligen. Vgl. Herta M ü l l e r : Spitzel in der Sommerakademie. Frankfurter Rundschau, 17.08.2008, unter: http://www.fr-online.de/ kultur/rumaenisches-kulturinstitut-spitzel-in-der-sommerakademie,1472786,3315386. html [letzter Zugriff: 12.01.2014].
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Radikalität, der weder auf die Komplexität der Vergangenheit noch auf die Prioritäten der Gegenwart Rücksicht nimmt.53 Ihre SecuritateAkte zeigt jedoch, dass Herta Müller für die sehr wenigen spricht, die NEIN gesagt haben zu den Rekrutierungsversuchen der politischen Polizei und die endlich Klarheit haben möchten. Im Unterschied zu vielen, die im Angesicht der Securitate entweder zum eigenen Vorteil ein Engagement mit dieser Institution eingegangen sind oder dem Druck nachgegeben haben, hat sie sich nicht von diesem Schwarzen Loch an Opportunismus und Verzweiflung, Verrat und Ohnmacht, Zynismus und Leichtgläubigkeit schlucken lassen. Selbst wenn es keinen expliziten Bericht gibt, kann jeder aufmerksame Leser der Akte die kleine handschriftliche Notiz sehen, mit der Herta Müllers Weigerung zu kollaborieren vermerkt wird. Kurzum, die Nobelpreisträgerin ist, das belegt die Securitate selbst, eine von denjenigen Personen, die diese Institution nicht ihrer Würde zu berauben vermochte. Allerdings kann jedermann aus ihrer Akte lernen, wie die politische Polizei, diese für linke und rechte Diktaturen wesentliche Institution, die verwerflichsten menschlichen Eigenschaften ausspielte, sich die Schwächen zunutze machte und das Böse im Menschen ermunterte, die Oberhand zu gewinnen.
Summary A Witness Against Securitate. Herta Müller vs. the File “Cristina” This paper analyses the case of Nobel-prize winner Herta Müller, whose literary career started in Communist Romania. It had been there that she succeeded to assert herself as a non-conformist writer, nationally as well as internationally. She found her inspiration in the critically viewed real world around herself, but avoided the next step – becoming a real dissident, publicly and openly criticising Ceaușescu’s dictatorial regime. However, Herta Müller was strictly kept under Securitate 53 Ein bezeichnendes Beispiel dafür, wie ihre Anti-Securitate-Haltung von Intellektuellen in Rumänien aufgefasst wird, ist das Charakterbild, das Mircea Dinescu, ehemaliger Dissident und bis März 2012 Mitglied des CNSAS-Leitungskollegiums, von ihr gezeichnet hat. In einem Interview des Spiegels meint er: „Bei Herta Müller wird die Securitate langsam zur Obsession. Sie benimmt sich wie die weibliche Ausgabe Savonarolas.“ Walter M a y r : Gift im Gepäck. Der Spiegel, Nr. 3 (2011), 17.01.2011, unter: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-76397429.html [letzter Zugriff: 12.01.2014].
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surveillance even after she had emigrated to Federal Germany. In so far, her case can be considered as untypical, as ecceptionale normale, compared to other cases of authors from Romania, as well as to other members of the German community. In fact, Müller’s atypical case highlights the practices which were typical for the institutions of power. This paper is based on two types of historical sources: Here Herta Müller’s testimony on her traumatic relationship with Securitate, which her autobiographically inspired novels obsessively convey, as well as her Securitate file, which includes informative notes, reports, and plans of action authored by her persecutors. On the one hand, the literary prose created by Herta Müller based on her personal experience is evoking the abuses of the Ceaușescu regime against individuals lacking any sort of guilt. Thereby, it contributes to the recuperation of memory in as far as victimes of left-wing dictatorships are concerned. On the other hand, the dossier assembled by Securitate, reflecting ideological patterns, institutional routines, or simple matters of practical importance, are creating a different Herta Müller. This person was defamed and kept under surveillance because she tried to write down what she thought, and because she had become part of the non-conformist leftist writers’ circle known as Aktionsgruppe Banat, which was also standing under the secret police’s strict observation. Last but not least, Müller was part of the continuously suspected German minority community for anti-Romanian activity. As opposed to most of the other testimonials from this period, Herta Müller’s writings are a proof of the fact that even under Ceaușescu the Communist dictatorship was partly using violent means in order to destroy undesirable individuals. Thus illustrates that repression represented the substance of this illegitimate regime. The documents in Müller’s file are exposing (like many other similar ones) the procedures at the hands of the secret police to create a universe of lies and treason in order to morally destroy undesired persons. From her dossier it also transpires that Herta Müller refused to become part and parcel of this universe full of opportunism and dispair, of treason and debility, of cinicism and credulity. Through these documents, the Securitate also leaves a testimony for the ability of speculating human weakness, which the institutions fundamental for maintaining power in left- or right-wing dictatorships developed under such regimes.
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Rezumat Un martor împotriva Securității Herta Müller vs. Dosarul “Cristina” Acest studiu analizează cazul laureatei Nobel Herta Müller, o autoare a cărei carieră literară a început în România comunistă. În această perioadă, ea s-a afirmat pe plan național și internațional ca o scriitoare non-conformistă, a cărei proză critică se inspira din realitatea imediat înconjurătoare, dar care nu a făcut pasul următor de a deveni o disidentă ce critică public și deschis regimul dictatorial al lui Ceaușescu. Totuși, Herta Müller a fost strict supravegheată de Securitate chiar și după imigrarea ei în Republica Federală Germania. Cazul ei poate fi considerat unul ecceptionale normale, un caz atipic, atât măsurat în comparație cu scriitorii din România, cât și cu membrii comunității germane, un caz care tocmai datorită atipicității sale are capacitatea de a evidenția practici tipice instituțiilor puterii. Studiul confruntă două categorii de surse istorice: mărturia Hertei Müller despre relația ei traumatică cu Securitatea, așa cum transpare din romanele ei de inspirație autobiografică, și dosarul ei de urmărire, care conține notele de informare, rapoartele și planurile de măsuri redactate de către cei implicați în activitatea de supraveghere a autoarei. Pe de-o parte, literatura creată de Herta Müller evocă, pe baza experienței personale, abuzurile comise de regimul Ceaușescu împotriva unor indivizi lipsiți de orice vină și contribuie în acest fel la recuperarea memoriei victimelor dictaturilor de stânga. Pe de altă parte, dosarul întocmit de Securitate, care reflectă tipare ideologice, rutine instituționale sau simple scopuri practice, crează o altă Herta Müller, urmărită și defăimată pentru că încerca să scrie ce gândea, pentru că se alăturase cercului de scriitori non-conformiști de stânga Aktionsgruppe Banat, la rândul lor aflați sub supravegherea poliției secrete, și nu în ultimul rînd, pentru că provenea din comunitatea germană minoritară, suspectată continuu de activitate anti-românească. Spre deosebire de cele mai multe mărturii despre perioadă, scrierile Hertei Müller arată că, pentru a distruge fizic persoanele devenite indezirabile, dictatura comunistă a continuat să folosească violența, deși nu pe scară largă, chiar și în perioada Ceaușescu, și subliniază astfel că dimensiunea represivă a reprezentat însăși esența acestui regim nelegitim. Documentele din dosarul scriitoarei, ca multe altele, ilustrează modul în care poliția secretă a creat un univers de minciună
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și trădare pentru a distruge moral persoanele considerate indezirabile. Așa cum reiese din acest dosar, Herta Müller nu s-a lăsat deprivată de demnitate, reușind, spre deosebire de mulți alții, să nu se lase absorbită de acest univers de oportunism și disperare, de trădare și neputință, de cinism și credulitate. Prin aceste documente însă, Securitatea lasă la rândul ei o mărturie despre modul în care slăbiciunile și josnicia existente în natura umană au fost speculate de aceste instituții fundamentale pentru menținerea puterii atât în dictaturile de stânga, cât și în cele de dreapta.
I M FA D E N K R E U Z D E R V E R L E U M D U N G . ASPEKTE DER KLAUSENBURGER GERMANISTIK I M S P I E G E L V O N S E C U R I TAT E -A K T E N Von Michael M a r k e l Am Weihnachtstag 1962 berichtete der IM „Bálint Stefan“, der am Germanistischen Lehrstuhl Klausenburg tätige DDR-Dozent1 zeige sich unzufrieden mit der Art, wie an den Fakultäten Rumäniens Deutsch unterrichtet werde.2 Hintergrund des IM-Berichts war eine Lehrstuhlkonferenz vom September 1962, auf der der betreffende Dozent eine Tischvorlage von zwölf Punkten vortrug, aus der mir zwei annähernd wörtlich in Erinnerung geblieben sind: Grundlage des germanistischen Studiums seien die Dokumente der SED, hieß es in Punkt eins, und in einem weiteren: Ziel des germanistischen Studiums sei es, Liebe zur DDR und der brüderlich verbundenen Sowjetunion und Hass auf die BRD zu wecken und zu pflegen. Diese Zumutungen wehrte Edmund Pollak mit dem Hinweis ab, Grundlage des Studiums sei laut Lehrplan immer noch deutsche Sprache, Literatur und Kultur, und er fügte hinzu, wenn es denn um Parteidokumente gehen sollte, dann doch wohl um die der Rumänischen Arbeiterpartei und nicht der SED. Nachgeborenen Generationen mögen solche Betonköpfigkeiten unwirklich erscheinen. Sie waren damals so wirklich wie der geheimdienstliche Terror im akademischen Leben Klausenburgs, den Joachim Wittstock in seinem Roman Die uns angebotene Welt3 wahrheitsgetreu dargestellt hat. Er war in dieser Stadt, in der die Traumata des Wiener Schiedsspruchs und seiner Aufhebung sowie des Ungarnaufstandes von 1956 noch allgegenwärtig waren, besonders akut und zielte neben
1
Der Name wird genannt, tut aber hier nichts zur Sache. ACNSAS, FCX 880, Dosar 1160 „Marcu“, Bl. 16 = S. 21. Das dort angeführte Jahr 1963 stimmt nachweislich nicht, auch andere Daten dieses Memorandums, das ältere auf mich bezogene Papiere stichwortartig zusammenfasst, sind falsch. Diese Akte wird weiterhin abgekürzt FCX 880 mit Blatt- und Seitenangaben, (Seitenzählung von mir) zitiert. 3 Joachim W i t t s t o c k : Die uns angebotene Welt. Jahre in Klausenburg. Roman. Bukarest 2007. 2
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allgemeiner ethnischer Einschüchterung und Einschränkung speziell auf die 1959 erfolgte Zusammenlegung der beiden Universitäten.
Die Klausenburger Germanistik Im nachstalinistischen Tauwetter waren nach mehrjähriger Unterbrechung 1956 an der Klausenburger rumänischen, 1957 auch an der ungarischen Universität wieder germanistische Abteilungen eingerichtet worden, mit denen die Berufungen, aber auch die baldigen Verhaftungen Georg Schergs (1917-2002) und Harald Krassers (1905-1981) verbunden sind. Dennoch sind von dort fördernde Impulse für die Literaturwissenschaft ausgegangen. Sobald Harald Krasser nach der Haftentlassung wieder unterrichten durfte, erschloss er durch seine Sondervorlesung Thomas Mann den Hörern ästhetische und denkerische Alternativen zum dogmatischen akademischen Trockenfutter. Noch ausdrücklichere Gegenentwürfe zu parteilichen Festschreibungen entwickelte Edmund Pollaks (1927-2007) Romantikvorlesung, während seine Lehrveranstaltung zu Gattungs- und Formstrukturen den theoretischen Rahmen für werkästhetisches Arbeiten entwarf und Zsuzsa Széll (1925-1997) in einlässlichen Texterörterungen praktischen Einblick in Funktionsweisen literarischer Strukturen eröffnete. Edmund Pollak war in Mauthausen gewesen, Zsuzsa Széll durch Auschwitz, Riga, Stolp und Stutthof gegangen,4 Berta Balla (1912-2003) hatte Auschwitz und Holeischen/Holýšov überlebt. Jenseits unterschiedlicher fachlicher Orientierung und Kompetenz stellten sie ein moralisches Eichmaß dar, dem man sich verpflichtet sah und an dem man sich in finsteren Jahren aufrichten konnte. Als Freund und Berater der Studenten, „der sich in manchen heiklen Lagen mit großer Zivilcourage für sie eingesetzt hat“, empfahl Harald Krasser den ausreisenden Edmund Pollak an Karl Kurt Klein.5 Ähnliches gilt für Széll und Balla, und es ließen sich die Namen mehrerer vom Geheimdienst bedrängter Studenten nennen, denen sie mutmacherisch beigestanden haben. Vermutlich dafür sind sie so intensiv beobachtet worden, wie auch meine Akte belegt, denn echte Anschuldigungen kann selbst der dort als Agent benannte „Bálint“ = „Dreghici“ = „Ilieș“ vom Lehrstuhl, der seine Berufung weniger in der Lehr- als in jahrzehntelanger Spitzeltätigkeit gefunden hat, gegen sie nicht vorbringen. Pollak hänge einer fremden Weltanschauung an, halte den Lehrstuhl unter seiner Kon4 Für die Vermittlung biographischer Daten danke ich Herrn Balogh András, Budapest, Klausenburg. 5 Harald K r a s s e r : Brief an K. K. Klein vom 28.03.1963. Nachlass Klein, Siebenbürgen-Institut Gundelsheim/Neckar. Für Hinweis und Kopie danke ich Gudrun Schuster.
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trolle und ziehe durch seine Art zu sein und zu sprechen die Masse der Studenten an, und Széll „hat am Lehrstuhl nichts zu suchen, sie hat nichts unter Jugendlichen, unter Studenten zu suchen, denn ihr Einfluss ist geradezu schädigend (vătămătoare). […] Große, sehr große Vorsicht mit Széll Zsuzsa.“6
Nachdem 1963 Harald Krasser krankheitshalber und Edmund Pollak wegen seines Ausreiseantrags ausschieden, ein Jahr später auch Zsuzsa Széll das Land verließ, behielten das Sagen in Sachen Literatur für eine Weile jener eingangs zitierte DDR-Dozent und der eben mit seinen mehrfachen Decknamen angespielte Zoltán Tiberiu Sinka. Der Konflikt mit mir war vorprogrammiert und lässt sich aus dem Memorandum,7 einer inhaltlichen Kurzzusammenfassung von Spitzel- und Abhörberichten einer mir nicht ausgehändigten Akte, annähernd verfolgen. Die wenig einfallsreichen Informanten übertrugen nun die gleichen Anschuldigungen, mit denen sie Pollak, Széll und Balla belegt hatten, fast wörtlich auf mich und beklagten laufend, dass ich Brigitte Tontsch und Peter Motzan, aber auch Franz Hodjak und Bernd Kolf unter meinen ideologisch verderblichen Einfluss gebracht hätte. Seit Oktober 1970 wussten meine Klausenburger Spitzelkollegen wiederholt von einem literaturideologischen Dissens auch zwischen dem westdeutschen Gastdozenten8 und mir zu berichten, „Toma Maria“ am 7. Juni 1972 laut Zusammenfassung im Memorandum dies: „Der bundesdeutsche Lektor […] beschuldigt Michael Markel, faschistisch geprägte Literaturgeschichten und Werke gebraucht und sich für Arbeiten, die im Westen als überholt gelten, interessiert zu haben. Er äußerte, dass er von diesem Standpunkt her eine Kampagne gegen Markel lostreten könne.“9
Ein abgehörtes Telefongespräch vom 17. Oktober 1973 fasste der Dienst so zusammen: „Der Lektor [Name] versteht sich nicht mit Markel und schätzt ihn als Faschisten ein. Markel hat dem Lektor [Name] vorgeworfen, er unterrichte nach Grundsätzen der Kulturrevolution Maos.“10
Zwar geht nicht hervor, mit wem dieses Telefongespräch geführt worden ist, doch Nutznießer der losgetretenen Kampagne war außer
6 ACNSAS, I. 211.715, Dosar de urmărire informaţională 3408 „Moraru“ [Verfolgungsakte 3408 „Moraru“], Bl. 45 = S. 53. Weiterhin diese Akte abgekürzt I. 211.715. 7 Memorandum cuprinzînd aspecte deosebite rezultate în cazul „Marcu“, Dosar Nr. 3334 [Memorandum zu wesentlichen Gesichtspunkten im Fall „Marcu“, Dossier Nr. 3334]. ACNSAS, FCX 880, Bll. 16-20 = S. 21-30. 8 Auch dessen Name wird genannt, tut aber ebenfalls nichts zur Sache. 9 ACNSAS, FCX 880, Bl. 18 = S. 26. 10 Ebenda, Bl. 20 = S. 29.
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dem Geheimdienst eindeutig Heinz Stănescu, wie aus dessen Nachlass sowie aus Einzelheiten der Akte Hodjaks hervorgeht.11 Da ich es als meine Pflicht ansah, ein unvoreingenommenes Denken und ein ästhetisch gegründetes Literaturverständnis zu pflegen und die Studenten an die noch desavouierte und sekretierte Moderne heranzuführen, fand ich in der Textinterpretation eine für Ideologien weniger anfällige Arbeitsweise, die dann tatsächlich zu einer Art Markenzeichen der Klausenburger Germanistik geworden ist. Von Einzelheiten und personenbezogenen Pöbeleien abgesehen, sind es in dieser Phase hauptsächlich ästhetische und literaturideologische Aufweichungs- und Abweichungsvorwürfe, die gegen mich erhoben wurden: „Markel behauptet, von nun an könne man über alles schreiben und Schriftsteller könnten jedwede Weltanschauung zum Ausdruck bringen, sogar idyllische und mystische, literarische Werke aber könnten nicht von gewohntem dialektisch-materialistischem Standpunkt her beurteilt werden.“12
Der IM „Munteanu Ilie“, der das am 11. November 1966 schrieb, hätte gut und gerne auch berichten können, dass ich schon seit Jahresfrist mit einer Nummer der Parteizeitschrift „Lupta de clasă“ in den Studentengruppen unterwegs war und aus jenen Reden vorlas, die die Präskriptionen des sozialistischen Realismus lockerten und eine Vielfalt der Stilarten und künstlerischen Ausdrucksformen befürworteten.13 Das zu verbreiten war damals kein Wagnis mehr, nur die blinden Diener der Macht verkannten die Zeichen der Zeit oder logen sie sich weg. Denn spätestens mit der Neuordnung der Presselandschaft, zeitverzögert auch der deutschen,14 erweiterte sich zugleich deren 11 Nachlass Stănescu, Brief vom 05.12.1970. Anlass der Meinungsdifferenzen war Bernd Kolfs unterrichtskritisches Verhalten gewesen, sowie eine Seminaräußerung über Hermann Pongs: Das Bild in der Dichtung (1927). Der Reflex davon findet sich in Stănescus Angriff auf Kolf und fast wörtlich so auf mich. Vgl. ACNSAS I. 128810, Dosar de urmărire informativă „Horaţiu“ [Verfolgungsakte „Horaţiu“]. Bd. I, Bl. 46 = S. 50 und Bl. 59 = S. 63 (weiterhin abgekürzt I. 128810, Akte „Horaţiu“ mit Band-, Blatt- und Seitenangabe). Für die gestattete Einsicht und großzügige Zustimmung zur Verwertung in dieser Darstellung danke ich Franz Hodjak. 12 ACNSAS, FCX 880, Bl. 16 = S. 22. 13 Es handelte sich um Ceaușescus Rede anlässlich seines ersten Treffens als Generalsekretär der Partei mit Künstlern und Schriftstellern (19.05.1965), aber auch um Referate und Aussprachen auf der Landeskonferenz der Schriftsteller (22.-24.02.1965). Mangels Zugriff darauf kann ich „Lupta de clasă“ (Der Klassenkampf) hier nicht genauer angeben. 14 1968 wurde die Temeswarer „Wahrheit“ zur „Neuen Banater Zeitung“, die Kronstädter „Volkszeitung“ zu der zeitweilig mit 16 Seiten erscheinenden Wochenschrift für Gesellschaft, Kultur, Politik „Karpatenrundschau“, die „Hermannstädter Zeitung“ wurde neu gegründet. Vgl. dazu Annemarie W e b e r : Rumäniendeutsche? Diskurse zur Gruppenidentität einer Minderheit. Köln, Weimar, Wien 2010, S. 282-284, 313-318.
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ideologischer Spielraum, und junge Feuilletonredakteure,15 darunter überdurchschnittlich viele Klausenburger Germanisten, wussten ihn zu nutzen und auszuweiten. Es entstand eine zupackende, ungewohnt meinungsoffene, vorwiegend von den Jüngsten getragene, konzeptionell moderne, fachlich gut gerüstete Literaturkritik.16 Redaktionen versicherten sich in zahlreichen Rundtischgesprächen des Sagbaren und der Meinungsvielfalt und erschlossen durch Interpretationen verdrängte oder ungewohnte literarische Erscheinungen.17
Strukturalismus und Kerweih „Es gibt etliche sogenannte Kritiker, die die Fakultät [!] für deutsche Sprache und Literatur in Klausenburg abgeschlossen haben […]. Sie wollen eine gewisse Interpretationsrichtung in unsere deutsche Literatur Rumäniens einführen, die ich persönlich nicht für feindlich, aber für böswillig halte. […] Persönlich kenne ich diese Leute aus Klausenburg nicht, sie sind aber sehr jung, und ich kenne sie seit der ersten Widerrede, die diese den älteren Schriftstellern gaben. Sie nennen sich sogenannte Strukturalisten.“
Was ich da eben zitiert habe, steht samt sprachlichen und logischen Verstotterungen in einem fünfseitigen anonymen Papier, das die Direktion I des Innenministeriums am 20. Mai 1972 dem Kreisinspektorat Klausenburg der Securitate zugeleitet und dieses der Akte „Horaţiu“ von Franz Hodjak eingefügt hat,18 wie dort überhaupt die gewichtigsten hier zu erörternden Spitzelberichte bezüglich der Klausenburger Germanistik abgelegt wurden. Über das Zustandekommen des Papiers verlautet nichts, im Begleitschreiben heißt es lediglich, es enthalte „einige Aspekte im Zusammenhang mit Peter Motzan, Franz Hodjak und Markel Michael“.19 Die Vorgeschichte führt zurück ins Jahr 1968. In dem seit 1965 entspannteren ideologischen Klima hatte sich ein kleiner rumäniendeutscher Kulturkampf entwickelt, auf den jüngst 15 Bei der Volkszeitung/Karpatenrundschau Richard Adleff (1962), Hannes Schuster (1964), Horst Schuller (1968), Frieder Schuller (1968), Bernd Kolf (1970), bei der Hermannstädter Zeitung Walter Engel (1968), Horst Weber (1970), Rolf Maurer (1971), bei der Neuen Banater Zeitung Eduard Schneider (1969), beim Neuen Weg Emmerich Reichrath (1970), bei der Neuen Literatur Anemone Latzina (1969) und Gerhardt Csejka (1970). 16 Als Fallbeispiel für den Tonfall der Kritik und den Umgang mit parteikonformen Autoren vgl. Michael M a r k e l : „… verblendet im Nebel der Tage“. Zu Werner Bosserts Gedichtband „Küsse trinken sich tot“. Karpatenrundschau, 12.03.1971; Peter M o t z a n : Es hilft fast gar nichts mehr. Zu Werner Bosserts „Küsse trinken sich tot“. Neuer Weg, 11.04.1971; Emmerich R e i c h r a t h : Ein Gedichtband, der keiner ist. Werner Bossert: „Küsse trinken sich tot“. Hermannstädter Zeitung, 16.04.1971. 17 Vgl. die Belege dazu in Peter M o t z a n : Die rumäniendeutsche Lyrik nach 1944. Cluj-Napoca 1980, S. 47-50, und seine Aufstellung der Rundtischgespräche S. 164. 18 ACNSAS, I. 128810, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bll. 51-55 = S. 55- 59, Zitat Bl. 51 = S. 55. 19 Ebenda, Bl. 50 = S. 54.
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Annemarie Weber eingegangen ist.20 Ausgelöst wurde seine erste Phase im Frühjahr 1968 als Streit um die moderne Lyrik durch eine Gedichtaufstellung21 von neun Autoren und den Aufsatz Die Sprache im Gedicht von Dieter Schlesak22 in der Bukarester Tageszeitung „Neuer Weg“. Befürworter und Gegner stritten anhaltend in der „Kulturpost“ der Zeitung, wobei auch die Äußerung fiel, der Leser wünsche keine moderne Lyrik, sondern erwarte vom Gedicht „nach der langen Tagesarbeit eine halbe Stunde Gefühl“.23 Das alles hat mit der Klausenburger Germanistik nur so viel zu tun, als ich diese Aussage in einem studentischen Literaturzirkel zur Diskussion stellte und das Plädoyer für die Moderne als Gesprächsprotokoll in der „Karpatenrundschau“ veröffentlichte.24 Ein zweiter Schub der Auseinandersetzung, der sich zwischen November 1968 und April 1970 in der Presse niederschlug,25 machte sich formal am Fremdwortgebrauch fest, wurde aber zwischen Peter Motzan und Hans Kehrer allgemeiner als Kontroverse über Legitimitäten künstlerischer Moderne und populärer Unterhaltungskunst ausgetragen. Die dritte und gewichtigste Klausenburger Jugendoffensive für eine Professionalisierung der Kunstdebatten stellt das Bukarester Gespräch Strukturalismus und Kerweih dar, das Franz Hodjak, Bernd Kolf und Peter Motzan am 2. Juli 1970 mit Redakteuren und Gästen in der Redaktion der „Neuen Literatur“ geführt hatten und das öffentlichen Unmut und geheimdienstliche Vorgänge ausgelöst hat.26 In dem Gespräch über Grundsätze und Funktionen literarischer Kritik, dem die Eierschalen Schdanowscher Form-Inhalt-Debatten noch sichtbar anhaften, stellte „Strukturalismus“ eine Art metaphorischer Parole der gelenkig und tabulos denkenden Jugend gegen dogmatisch-proletkultistische Literaturkritik dar. Das mag der Geheimdienst nicht gern gesehen haben, und ich möchte nicht ausschließen, dass der erkennbar gemeinte Kritiker Hintergrundpapiere produziert hat, 20
A. W e b e r : Rumäniendeutsche? (wie Anm. 14) S. 260, 264-273, 280-282. Junge Lyrik. In: Neuer Weg, 16.03.1968. Es erschienen Texte von Oskar Pastior, Anton Palfi, Anemone Latzina, Harald Mesch, Astrid Connerth, Ingmar Brantsch, Frieder Schuller, Dieter Schlesak, Franz Hodjak. 22 Dieter S c h l e s a k : Die Sprache im Gedicht. In: Neuer Weg, 06.04.1968. 23 D. D.: Genuss, nicht Celan! In: Neuer Weg, 04.05.1968. 24 Eine halbe Stunde Gefühl? Rumäniendeutsche Lyrik in der Diskussion. In: Karpatenrundschau 38, 19.09.1969. 25 Vgl. dazu A. W e b e r : Rumäniendeutsche? (wie Anm. 14), S. 280-282. 26 Strukturalismus und Kerweih. NL-Rundtischgespräch über aktuelle Probleme der deutschen Literaturkritik in Rumänien. In: Neue Literatur 21 (1970), H. 8 (August), S. 46-63. 21
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die bisher nicht bekannt sind. Dieses Hauptthema allerdings hat die lesende Öffentlichkeit weniger berührt als der eher beiläufige Diskussionsausgriff auf Brauchtumsfragen, wobei „Kerweih“ und „Urzelnlaufen“ ebenfalls bloße Metaphern darstellten. Keine Frage, im Gespräch sind nicht nur ungewohnt radikale, sondern auch einige missverständliche und nicht sehr weitsichtige Äußerungen gefallen, aber was die drei Klausenburger Germanistikabsolventen wirklich hinterfragten und ablehnten, waren weniger die Bräuche selbst als deren manipulativer Einsatz: Zum einen rieben sie sich an Doppelzüngigkeiten27 und verstanden die behördlich geförderte Brauchtumspflege als Zeichen bloß formaler Zugeständnisse, durch die die Macht sich mit Hilfe der 1968 gegründeten Nationalitätenräte die Zustimmung der Deutschen zu erkaufen trachtete; zum anderen wiesen sie kritisch auf die Pervertierung der Bräuche zu ideologiekonform aufbereiteten Brauchtumsveranstaltungen;28 zum dritten stellten sie den Widerspruch zwischen angeblich heimatverbundener Traditionspflege und weit verbreitetem Ausreisewunsch als Heuchelei bloß.29 Vor allem aber war Brauchtum ihnen als rückwärtsgewandte Utopie verdächtig,30 während sie selbst sich gefordert fühlten, die Gegenwartsstarre aufzubrechen und dabei bloß der Illusion erlagen, dieses durch Tabubrüche und gestaltende Kritik innerhalb des Systems leisten zu können. Dass sie die „sozialistische Kultur“ befürworteten, mit dem „regulierenden Eingriff der Partei“ einverstanden seien und sich mit der „politischen Macht […] völlig identifiziert“ hätten,31 sind Verallgemeinerungen, die auf die drei Klausenburger mit Sicherheit nicht zutreffen. Sonst hätte sich der Geheimdienst auch nicht dafür interessieren müssen. Ob dessen Interesse erst durch die Pressekampagne der „Hermannstädter Zeitung“ geweckt worden ist oder ob der Dienst selbst diese angezettelt hat, lässt sich noch nicht sagen, Tatsache ist, dass die über sieben Folgen bis in den Dezember hinein gestreuten Entgegnun27 B. K o l f : „[…] da stand neben den Vertretern des Kreisparteikomitees der Männerchor und sang ‚Gott grüße dich, du deutscher Wald‘“. In: Neue Literatur 8 (1970), S. 60. 28 Sprechende Belege dafür bei A. W e b e r : Rumäniendeutsche? (wie Anm. 14), S. 265-268. 29 F. H o d j a k : „Unsere Sachsen laufen nicht Urzeln, sondern Volkswagen.“ In: Neue Literatur 8 (1970), S. 61. 30 Den Rumäniendeutschen wird pauschal ein Denken „nach hinten und nicht nach vorne“ zugeschrieben, Brauchtum aber wird abgelehnt, „[…] weil man durch das Urzelnlaufen nur in die Vergangenheit läuft“. Schließlich im Schwung der Rede: „Urzelnlaufen ist ein Davonlaufen von der Kultur. Und achthundert Jahre […] sind ein achthundertjähriger Sterilisierungs- und Verblödungsprozess.“ Ebenda, S. 57, S. 61, S. 62. 31 A. W e b e r : Rumäniendeutsche? (wie Anm. 14), S. 271.
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gen32 auf das problematisch zustande gekommene Gespräch33 ihm überwiegend in die Hände gespielt haben.34 Bei dem zum Kapiteleingang zitierten Papier, das keinerlei Quellen- noch sonstige Offiziersvermerke trägt, scheint es sich um eine mündliche Anzeige bei der Direktion I des Geheimdienstes zu handeln, denn im Begleitschreiben heißt es: „Das Material entstammt dem Gespräch mit einer zuverlässigen, mit dem deutschsprachigen literarischen Leben unseres Landes vertrauten Person.“35
Gesprochen hat diese Person aus gekränkter Eitelkeit, impulsiv, zornerfüllt, dadurch wenig kohärent, und der Text wurde völlig unredigiert nach Tonbandmitschnitt oder flüchtigem Notat von einem Nichtkenner der Verhältnisse maschinengeschrieben. Der Urheber der Denunziation beginnt mit der Herabwürdigung der Gegner, indem er von ihnen meist mit dem Demonstrativpronomen „diese“ (aceștia) spricht, sie als „sogenannte Kritiker“ (așa ziși critici) 32 Alfred H a t z a c k : Das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Das Neue-LiteraturRundtischgespräch, das nicht so einfach hingenommen werden kann. In: Hermannstädter Zeitung, 16.10.1970; Der Leser hat das Wort, ebenda, 30.10.1970 mit Stellungnahmen von Eduard Stoof, Ingmar Brandsch, Dr. Erhard Antoni, Günther Schuller; „Mer wälle bleiwen wat mer sen …“. Ebenda, 06.11.1970 mit Stellungnahmen von Karlheinz Gross, Helmut Menning, Erhard Andreé, Rudolf Henning; Alfred Hann: Brücke in die Gegenwart. Ebenda, 13.11.1970; Briefe an die Redaktion, ebenda, 20.11.1970, mit Stellungnahmen von Doris Seiferth-Maurer, Maria Gierlich. Nur die Beiträge von I. Brandsch, H. Menning und D. Seiferth-Maurer stimmten zu. Der Kulturredakteur hatte vorher schon sachlich reagiert und ist von dieser Kampagne ausdrücklich auszunehmen. Vgl. Walter E n g e l : Mehr Kerweih als Strukturalismus. In: Hermannstädter Zeitung, 09.10.1970. 33 Der Text ging einerseits auf die „organisierte Wiederholung und Erweiterung eines spontanen Gesprächs“ vom Vortag zurück, er wies andererseits falsche Äußerungszuordnungen auf. Vgl. dazu B. K o l f : Richtigstellung, und P. M o t z a n : Eine entstellende Zitiermethode. Beide in: Hermannstädter Zeitung, 1.12.1970. Vgl. auch Paul S c h u s t e r : Richtigstellung – als Ausweg aus einer Sackgasse. In: Hermannstädter Zeitung, 25.12.1970. 34 Führende Kulturfunktionäre, vor allem jene des Rates der Werktätigen deutscher Nationalität, die Brauchtumsveranstaltungen und sonstige Äußerungen kollektiver Selbstvergewisserungen der Minderheit oft gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt hatten, mögen den Erfolg ihrer Unternehmungen gefährdet gesehen und darum das Gespräch infrage gestellt haben. Horst Schuller erinnert sich, dass ihm seine Stellungnahme „Wert der Tradition“ in der Karpatenrundschau vom 23.10.1970 vom Chefredakteur dringlich aufgetragen wurde, und die Hermannstädter Zeitung bekennt in ihrer abschließenden Stellungnahme „Um der gemeinsamen Sache zu dienen“ vom 01.12.1970 zweideutig, sie habe das Gespräch „zu ihrer Sache gemacht“ und durch Hatzacks Entgegnung „als Presseorgan des Kreisparteikomitees ihren Standpunkt vertreten“. Während Schuller zeigt, dass überlegene Reaktion möglich war, trat in der Hermannstädter Zeitung Sachargumentation hinter persönlichen Schmähungen zurück. 35 ACNSAS, I. 128810, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bl. 50 = S. 54.
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und „sogenannte Strukturalisten“ bezeichnet36 oder sie gar „Halbstarke“ (puști) nennt und folgert: „Ich habe ihre Arbeit [!] nicht gelesen und lese sie nicht, es interessiert mich nicht, was diese Irren sagen.“37 Es interessiert ihn dann doch, denn von solchen Abfälligkeiten arbeitet er sich über erhebliche persönliche Verunglimpfungen zu den Gefahren vor, die diese „Klausenburger Strukturalisten“ angeblich darstellen. Grundlage sei die Gruppenbildung, durch die sie sich gegenseitig stützten und förderten und bereits die Meinungshoheit über das literarische Leben gewonnen hätten. Denn sie seien es, die befragt würden, wenn etwa das beste deutsche Buch des Jahres gekürt wird,38 und sie seien auf dem Weg, die Literaturzeitschrift zu beherrschen. Sie verstünden sich – die Vokabeln sind durchaus verräterisch – als „Beförderer einer neuen Literatur, die sich gegen Schrumpfungen und Saftlosigkeit unserer Literatur richtet“, und schätzten Autoren, „die sich mit Bräuchen und Überlieferungen der deutschen Bevölkerung befassen“, als „beschränkt, zurückgeblieben und ungebildet“ ein.39 Das entzweie die deutschen Schriftsteller und bewirke eine Unruhe unter ihnen, die es zwar unter den rumänischen ebenfalls gebe, aber: „Es gibt sie auch bei uns jetzt, und sie sind von dieser Klausenburger Gruppe ausgegangen.“40 „[…] Sie sind so unabhängig, so ohne Kontrolle und Lenkung, dass sie ganz einfach den Bruch unter deutschen Schriftstellern und Publizisten hervorrufen und auch diese Jugendlichen an sich ziehen, die wir zu gebrauchen versuchen.“41
Ästhetisch-literarische und kulturpolitische Optionen werden unversehens zum Kulturkampf und beunruhigenden gesellschaftlichen Zwist erklärt, und es liegt in der perversen Logik des Denunziantentums, dass literarischer Dissens in politische Bezichtigung mündet: „[…] diese haben nichts gemein mit unserem Land“, urteilt der Denunziant und mahnt, Bert Millitz habe gesagt, „seiner Meinung nach seien sie Feinde“.42 Staatsfeinde natürlich. Das anonyme Papier enthält zahlreiche Indizien, die auf Nikolaus Berwanger als Urheber weisen. Ich habe, als ich ihn 1979 persönlich kennenlernte, jenseits des Einsatzes für seine Banater Landsleute ge36
Ebenda, Bl. 51 = S. 55. Ebenda, Bl. 54 = S. 58. 38 Ebenda, Bl. 54 = S. 58. 39 Ebenda, Bl. 52 = S. 56. 40 Ebenda, Bl. 54 = S. 58. 41 Ebenda, Bl. 54 = S. 58. Mit den „Jugendlichen“ ist offenbar die sich gerade formierende „Aktionsgruppe Banat“ gemeint. 42 Ebenda, Bl. 52 = S. 56. Bert Millitz gehörte der mächtigen Propagandaabteilung des ZK an. 37
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rade seine freizügigen Äußerungen geschätzt, ich war auch einmal dabei, als er im Adam-Müller-Guttenbrunn-Kreis durchaus aufmüpfige Gedichte las, darunter die bitter-schöne Ballade schwäbischer seiltänzer.43 Hat er sich geändert, habe ich ihn falsch eingeschätzt? Ich weiß es nicht, aber eines ist sicher: Er wusste genau, was er mit diesem Papier anrichten konnte und hat den Schaden, den er jungen Literaten zufügte, billigend in Kauf genommen.
Die Bücher der „Klausenburger Gruppe“ Zum Jahreswechsel 1971/1972 waren in der deutschen Abteilung des 1970 gegründeten Klausenburger Dacia Verlags der von Brigitte Tontsch herausgegebene Band Interpretationen44 und meine Transsylvanica45 erschienen. Am 17. Februar 1972 setzte „Traian“, das ist der Bukarester Germanistikdozent Heinz Stănescu, den Geheimdienst über meine Aufsatzsammlung wie folgt ins Bild: Das Buch „verneint die marxistische Literaturwissenschaft, sucht Anbindung an die (hitleristische) Zwischenkriegsperiode, ist antirumänisch, alldeutsch, im Gegensatz zur Vereinigung der Sachsen und Schwaben im Rahmen des Komitees [!] der Werktätigen deutscher Nationalität usw.“; es könnte, wie auch die Interpretationen, „im reaktionärsten Umkreis der Überläufer (fugari) geschrieben sein.“46
Er zog damit das Fazit seines sechswöchigen denunziatorischen Amoklaufs gegen eine angebliche „Klausenburger Gruppe“, in Wahrheit gegen das Auftreten von Autoren, die er als wissenschaftliche Konkurrenz verstand. Zur Vorgeschichte: In den Kontroversen um junge Lyrik und Moderne war wiederholt das Bedürfnis nach populären Einführungen geäußert worden, erste Aufsätze und Interpretationsansätze47 waren schon erschienen, so dass ich im April 1968 Astrid Connerth unschwer für eine Serie von Interpretationen in der „Hermannstädter Zeitung“ gewinnen konnte.48 Als sich die verlegerische Gelegenheit 43 Nikolaus B e r w a n g e r : Schneewittchen öffne deine Augen. Lyrische Texte. Temeswar 1980, S. 62-64. 44 Interpretationen deutscher und rumäniendeutscher Lyrik. Hg. Brigitte T o n t s c h . Klausenburg 1971. 45 Transsylvanica I. Studien zur deutschen Literatur aus Siebenbürgen. Hg. Michael M a r k e l . Cluj 1971. 46 ACNSAS, I. 128810, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bl. 28 = S. 32. 47 Rudolf H o l l i n g e r : Wege zur Moderne. In: Neuer Weg, 16.03.1968; D. S c h l e s a k (wie Anm. 22); Eduard S c h n e i d e r : Verständliche Aussage [zu Pastiors „Immertor“]. Ebenda, 04.05.1968. 48 Sie lief über zwei Jahrgänge. Vgl. Walter E n g e l : Beitrag zum Verständnis der literarischen Moderne. In: Spiegelungen 3 (2008), H. 2, S. 155-161. Unter der Rubrik: „Eine
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bot, entwickelte sich daraus das Buchprojekt von Brigitte Tontsch, dessen 13 Autoren allesamt jüngere oder ältere Klausenburger Germanistikabsolventen waren. Hier liegt der Grund, dass in freundlicher Weise von einer „Klausenburger Schule“ mit dem Markenzeichen der Interpretation gesprochen49 und in weniger freundlicher Absicht eine „Klausenburger Gruppe“ denunziert worden ist, was umfangreiche, in der Akte des Verlagslektors Franz Hodjak dokumentierte geheimdienstliche Vorgänge ausgelöst hat. Zum Ablauf: Im Januar 1972 muss beim Rat für Kultur und sozialistische Erziehung eine Anzeige eingegangen sein, die Franz Storch, dessen Verantwortlichen für deutsche Belange, zum Handeln nötigte und ihn veranlasste, gegen Honorar bei Heinz Stănescu Referate über beide Bücher einzuholen.50 Die Referate sind bisher in keiner Akte aufgetaucht, sicher ist nur, dass Stănescu am 17. Februar seinem Führungsoffizier eines über die Transsylvanica ausgehändigt hat.51 Etwa gleichzeitig ist der Klausenburger Geheimdienst eingeschaltet und dazu angehalten worden, bei Viktor Theiß ein Gutachten über die Interpretationen in Auftrag zu geben. Dieser hat es am 3. April unter dem Decknamen „Teodorescu“ geliefert, es liegt der Akte Hodjaks bei.52 Eine abgemilderte Fassung war schon am 22. Januar als Rezension im „Neuen Weg“ erschienen.53 Am 1. Februar legte Heinz Stănescu dem Geheimdienst auf sechs Seiten angebliche Meinungen von neun Schriftstellern, Journalisten und akademischen Lehrern vor, die allesamt, o Wunder!, Existenz und Machenschaften einer organisierten antimarxistischen und antisozialistischen „Klausenburger Gruppe“ beklagen.54 Am 18. Mai gingen diese Papiere in Klausenburg ein,55 am 20. Mai schließlich auch das oben besprochene, mutmaßlich Berwanger zuzuordnende Papier.56 Es dürfte im Februar 1972 gewesen sein, als Hannes Schuster, als Redakteur der „Karpatenrundschau“ mich anrief und fragte, was mit den Transsylvanica los sei, es gebe von der Propagandaabteilung des ZK halbe Stunde Gefühl“ brachte auch die Karpatenrundschau zwischen dem 19.09.1969 und dem 17.07.1970 eine Reihe von Interpretationen ausschließlich zu zeitgenössischen rumäniendeutschen Autoren. 49 Gudrun S c h u s t e r : Leben mit und gegen Ideologien. Kronstadt 2006, S. 106. Vgl. d i e s .: Deutsche Sprache unter rumänischer Diktatur. In: ZfSL 18 (1995), H. 1, S. 66. 50 ACNSAS, I 128810, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bl. 28 = S. 32. 51 Ebenda, Bl. 28 = S. 32. 52 Ebenda, Bll. 29-35 = S. 33-39. 53 Viktor T h e i ß : Interpretationen und Interpreten. In: Neuer Weg, 22.01.1972. 54 ACNSAS, I 128810, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bl. 43-48 = S. 47-52. 55 Ebenda Bl. 49 = S. 53. 56 Ebenda Bl. 50 = S. 54.
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Weisung, sie nicht oder aber sehr kritisch zu rezensieren. Ich besprach die Angelegenheit auch mit Kulturredakteur Horst Schuller, und wir waren uns alle drei einig, man könne geheimdienstliche Intrigen nur entkräften, indem man sie in die Öffentlichkeit trägt. Beide vermochten Eduard Eisenburger zu einem Rundtischgespräch über die DaciaBücher zu überreden, das am 2. Juni in der Kronstädter Redaktion stattfand und als öffentlichkeitstaugliches Protokoll am 16. Juni in der „Karpatenrundschau“ erschien.57 Den vorläufigen Schlusspunkt setzte ein zorniger IM-Bericht Stănescus vom 9. Juni über das Kronstädter Gespräch.58 Eine fast schon pikante Randglosse: Das Innenministerium hatte am 16. Mai von Klausenburg Berichterstattung über die Bücher und die „Gruppe“ gefordert. Klausenburg lieferte das Gutachten von Theiß, legte ihm aber auch eine würdigende Rezension aus der Klausenburger Zeitschrift „Steaua“ bei.59 Die am 16. Mai geforderten Personenberichte musste das Innenministerium am 10. Juli erneut anmahnen,60 geliefert hat Klausenburg erst am 5. Oktober 1972, nicht ohne einen weiteren würdigenden Artikel aus der lokalen Wochenschrift „Tribuna“ beizulegen.61 Stănescu hatte sich wohl übernommen, als er Maßregelungen nicht nur für Hodjak, sondern auch für den Verlagsdirektor Alexandru Căprariu gefordert hatte,62 was den nordsiebenbürgischen Lokalpatrioten übel aufgestoßen sein mag. Die Vorwürfe: Um Genauigkeit auch sonst nicht sonderlich bemüht, scheint Nikolaus Berwanger mit dem Fachterminus Interpretation nicht vertraut gewesen zu sein, sondern verstand ihn so, wie das rumänische „interpretabil“ in der damaligen politischen Sprache geläufig war. Was interpretabil, d. h. auslegbar war, das war politisch zweideutig. Nur so ist zu verstehen, dass er schreibt: „Sie wollen eine gewisse Linie der Interpretation in unsere deutsche Literatur Rumäniens einführen […].“63
57 „Das beste Buch – noch nicht erschienen.“ Verleger und Vermittler über die Bücher des Dacia Verlags. In: Karpatenrundschau, 16.06.1972. 58 ACNSAS, I 128810, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bl. 56-59 = S. 60-63. 59 Virgil M i h a i : Interpretări de lirică germană [Interpretationen deutscher Lyrik]. In: Steaua 23 (1972), 4 (16.-19. Februar), S. 29. Vgl. ACNSAS, I 128810, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bl. 29 = S. 33. 60 ACNSAS, I 128810, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bl. 60 = S. 64. 61 Cartea în limba germană la Editura Dacia [Das Buch in deutscher Sprache im Dacia Verlag]. In: Tribuna 33, 17.08.1972. Dazu und zu den Personenauskünften vgl. ACNSAS, I 128810, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bl. 61-63 = S. 65-67. 62 Ebenda, Bl. 28 = S. 32. 63 Ebenda, Bl. 51 = S. 55.
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Viktor Theiß hingegen gab sich in seiner Rezension der Interpretationen im „Neuen Weg“ akademisch. Sein Recht, sich kritisch zu äußern, bleibe unbestritten, das Problem ist nur, dass seine Kritik nicht philologisch trifft, sondern die politische Schlagseite sucht und überwundene dogmatische Standpunkte wiederbelebt. Die Auswahl der interpretierten Gedichte bevorzuge „persönlich-intimistische Lyrik“ – der einschlägig kundige Leser vernimmt dahinter die Verdammung des Apolitischen, des Idyllischen, des Formalismus und des Subjektivismus durch den sozialistischen Realismus – und die Darstellung vermeide werktranszendente Fragen, „um die Überwindung eines einseitigsoziologistischen Standpunktes zu demonstrieren“ und die soziale Determination der Literatur auszublenden. Als Beleg dafür beklagt Theiß, der über Brecht promoviert hatte, dass von diesem Autor das Gedicht Erinnerung an die Marie A interpretiert worden sei, und fragt: „[…] ist das wirklich Brecht und sein Anliegen und seine Zeit?“64 Im Gutachten für die Securitate wird er noch deutlicher: „Was fehlt, ist eindeutig der marxistisch-leninistische Gesichtspunkt […].“65 „Apolitisch“ und „nihilistisch“ lauten Heinz Stănescus instrumentalisierbare Kennzeichnungen, und er baut eine progressive Mängelhierarchie auf: antimarxistisch, antiparteilich, gegen Ceaușescu gerichtet. Seine Kritik der Transsylvanica macht Stănescu zunächst am Titel fest: Da ich „Siebenbürgen“ und nicht „Transsylvanien“ sage, von deutscher, nicht von rumäniendeutscher Literatur spreche, lege ich ein „alldeutsches Glaubensbekenntnis“ ab und stelle diese Literatur als Teil eines „mythisch einzigen deutschen Schrifttums“ dar.66 Außerdem werde in dem Buch Heinrich Zillich, „der Führer der Revanchisten in der Bundesrepublik“, gefeiert, und es werde ihm „mit Liebe eine vollständige Bibliographie“ gewidmet.67 Die Vorgehensweise: Mit noch so geharnischter Kritik erschienener Bücher war der Geheimdienst nicht wirklich zu motivieren. Die Bücher waren vor der Drucklegung durch die Zensur gegangen, an der der Geheimdienst zumindest beteiligt war. Sollte dieser zum Einschreiten gegen die Klausenburger veranlasst werden, mussten schon ordnungsgefährdende Tatbestände erfunden werden. Als erstes lieferte Stănescu Argumente für öffentliche Unruhe in Gestalt eines verunsicherten Kulturkomitees, einer aufgescheuchten Presse und der Besorgnis namhafter Persönlichkeiten über vermeintliche Klausenburger Unternehmungen. Zweitens galt es, den Eindruck zu befestigen, 64 65 66 67
V. T h e i ß : Interpretationen und Interpreten (wie Anm. 53). ACNSAS, I 128810, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bl. 31 = S. 35. Ebenda, Bl. 46 = S. 50. Ebenda, Bl. 48 = S. 52.
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die Lage sei schlimmer, als sie sich dem Geheimdienst darstelle. Darum kolportierte Stănescu in dem Papier vom 1. Februar 1972 von Theiß die angebliche Aussage, „hätte ich alles gesagt, was ich denke, wären die Betroffenen vielleicht der Justiz überstellt worden“,68 und bekennt von sich selbst, er sei von Franz Storch wiederholt gemahnt worden, die wissenschaftliche Leistung der Bücher herauszustellen und „den verfehlten politischen Charakter“ zu mildern. Wörtliches Fazit: „Die Wirklichkeit ist viel bedrohlicher.“69 Die Vorwürfe gipfeln in der Erfindung der Klausenburger Widerstandsgruppe. Die in wechselnder Reihenfolge genannten Hodjak, Kolf, Markel, Motzan, Tontsch – laut einer der angeblichen Aussagen70 unter meiner Führung – seien als Gruppe organisiert, stützten sich gegenseitig, übten zur Durchsetzung ihrer Interessen Druck auf Redaktionen aus, hätten über Gerhardt Csejka Einfluss auf die „Neue Literatur“ gewonnen und schon wiederholt deren Chefredakteur Emmerich Stoffel bedroht. Allgemeiner jedoch handele es sich um eine antimarxistische, antiparteiliche und gegen Ceaușescus Politik gerichtete Gruppe. Die Vorwürfe waren nun vollends politisch geworden und zielten nicht mehr auf Bücher, sondern auf Menschen. Stănescus Führungsoffizier war Oberst Gheorghe Năstase, Abteilungsleiter (Şeful serviciului) in der Direktion I Inlandsaufklärung des Innenministeriums.71 In dieser Direktion, aus der auch das durch Berwanger veranlasste Papier kam, ist das Szenario der staatsfeindlichen Klausenburger Gruppe entworfen worden, und Stănescu hat mit heimtückischer Lust Begründungen und Beweise zu seiner Stützung erfunden. Was die Erfinder bezweckten, lässt sich aus dem Zeitmoment verstehen. Durch seine Thesen Zur Verbesserung der politisch-ideologischen Tätigkeit und zur marxistisch-leninistischen Erziehung vom 8. Juli 1971 hatte Ceaușescu die liberalere Phase seiner Politik beendet. Sollten wieder, wie in den endfünfziger Jahren, Opfergruppen gefragt sein, dann wollte der Geheimdienst vorbereitet sein. Dem arbeitete Heinz Stănescu in vorauseilendem Gehorsam zu und warnte: „früher oder später wird man es dem Komitee [!] der mitwohnenden deutschen 68
Ebenda, Bl. 44 = S. 48. Ebenda, Bl. 28 = S. 32. 70 Ebenda, Bl. 45 = S. 49. Die Aussage wird dem Bukarester DDR-Lektor zugeschrieben und findet sich in dem Stasi-Papier (vgl. hier weiter unten) wieder, ebenso in Äußerungen, die Stănescu ihm 1975 in den Mund legt (vgl. hier Anm. 77-80); zugeschrieben wird dem DDR-Lektor auch die Aussage, ich würde andere vorschieben, um als Verschwörer im Dunkeln zu bleiben. Gestützt wird das alles durch die glatte Lüge, der Lektor habe jahrelang auch in Klausenburg gearbeitet. 71 ACNSAS, I. 211.715, Bl. 70 = S. 82. 69
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Nationalität“ vorwerfen, nicht nur die Bildung der Klausenburger Gruppe, sondern auch ihre „Aufrüstung“ (înarmarea) mit einem Verlag Dacia und einem Presseorgan, der Zeitschrift „Echinox“, geduldet zu haben.72 Vorsitzender des Landesrates der deutschen Nationalität war damals Eduard Eisenburger. Ahnte Stănescu, dass tatsächlich dieser seinen Erfolg schmälern würde? Dass das Rundtischgespräch der „Karpatenrundschau“ seine Denunziationen öffentlich in die Schranken gewiesen und ihnen nicht das letzte Wort überlassen hatte, empfand Stănescu, denn er beklagte in seinem IM-Bericht vom folgenden Tag,73 alles sei inszeniert worden, um die Klausenburger reinzuwaschen, Hodjak und Motzan würden den Ausgang als Signal verstehen, den Weg ihrer „Opposition gegen kämpferische (combativă) und realistische Literatur weiterzugehen“.74 Er streute weitere Verleumdungen, doch scheint seine Hauptsorge gewesen zu sein, sich vor seinen Auftraggebern wegen der fehlgeschlagenen halbjährigen Kampagne zu rechtfertigen. Er täuschte Umtriebigkeit während der Kronstädter Begegnung vor und ließ sich in der Pause, nach der Konferenz, auf dem Weg zum Hotel, beim Frühstück und mehrfach noch am Bahnhof seine Ansichten durch zahlreiche angebliche Gesprächspartner bestätigen. Ich kann den Wahrheitsgehalt nur an dem messen, was ich ihm gesagt haben soll. Das ist zur Gänze erlogen, denn ich wusste, mit wem ich es zu tun hatte.
Die Klausenburger Gruppe und die Stasi Am 15. Februar 1972, überraschend zeitgleich mit der Erfindung der „Klausenburger Gruppe“ durch Spitzel der Securitate, legte die Berliner Stasi ein Papier über eine „antikommunistische und nationalistische Gruppe Intellektueller deutscher Nationalität in Rumänien“ von etwa 100 Personen unter der Führung dreier Klausenburger Germanistikdozenten und zweier ehemaliger Studenten an, deren Maximalprogramm die Erklärung Siebenbürgens zum autonomen Gebiet darstelle, deren gegenwärtige Tätigkeit aber noch auf kulturpolitischem Gebiet liege, wo sie von der Einheit der deutschen Nation und der deutschen Literatur ausgingen und die marxistische Literaturwissenschaft herabsetzten. Da das Dokument von Dr. Georg Herbstritt ediert und umsichtig kommentiert worden ist,75 kann es hier als bekannt vorausgesetzt werden, 72
ACNSAS I 128819, Akte „Horaţiu“, Bd. I, Bl. 48 = S. 52. Ebenda, Bll. 56-59 = S. 60-63. 74 Ebenda, Bl. 58 = S. 62. 75 Georg H e r b s t r i t t : Die „Klausenburger Gruppe“. […] Eingeleitet und ediert. In: Spiegelungen 4 (2009), H. 1, S. 40-47; auch in St. O l a r u , G. H e r b s t r i t t : Stasi și Securitate [Stasi und Securitate]. București 2005, bes. S. 127-133, 310-312. 73
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ebenso der aus der Akte Franz Hodjaks skizzierte Vorlauf seit 1966. Neu im Vergleich zu meiner Securitate-Akte ist in dem Stasi-Papier der Vorwurf des Irredentismus. Ob es Rückflüsse des auch dem KGB vermittelten Stasi-Wissens zum rumänischen Geheimdienst gegeben hat, ist aus meiner Akte nicht eindeutig zu schließen. Die Frage stellt sich immerhin mit Bezug auf eine vom Klausenburger Major Faur am 11. August 1972 verfasste Notiz „erster Dringlichkeit“, wo vor mir nicht nur als Gefahr für die rumänische Gesellschaftsordnung, sondern – einmalig – auch für den Staat gewarnt und gesagt wird, ich sei fähig, Kollegen „zu feindlichen Handlungen gegen unser Land“ beizuziehen („să-i atragă la activitate dușmănoasă îndreptată împotriva țării noastre“).76 Desgleichen findet sich in meiner Akte eine – wie ich meine aufschlussreiche – Bukarester Nachbereitung der Berliner Angelegenheit. In der auch sonst geübten Art, Meinungen anderer für seine eigenen der Securitate zu vermittelnden Ansichten sprechen zu lassen, berichtet „Traian“/Heinz Stănescu drei Jahre später, am 15. Mai 1975,77 der Bukarester Gastlektor der DDR sei auf seiner Klausenburgreise Mitte November 197478 „auf die Spur eines antisozialistischen Komplotts gestoßen, organisiert und gelenkt von dem Klausenburger Dozenten Michael Markel, Leiter der Lehrstuhlabteilung Deutsche Sprache und Literatur.“79
Auch alle konkreten gegen mich erhobenen Anschuldigungen stehen dem Stasi-Papier so nahe, dass dessen Gedankengänge Stănescu nicht ganz fremd gewesen sein dürften und er drei Jahre später das Bedürfnis hatte, nachzulegen und sie zu verschärfen: „Im kulturgeschichtlichen Unterricht wird [in Klausenburg – M. M.] ausschließlich der Standpunkt der BRD (unter Lächerlichmachen der Sichtweise der SRR und DDR) vertreten, die Studenten werden ermutigt, sich ausschließlich auf Fachliteratur aus der BRD zu stützen, es werden durch den Lehrstuhlleiter Kontakte zu ‚Studenten und Fachleuten‘ aus der BRD aufgebaut, die ‚zufällig‘ auf der Durchreise in Klausenburg sind, es werden Nachrichten betreffend studentische Einstellungen gesammelt, die für die ‚Forschungsgemeinschaft‘ (eine Organisation, die die Forschung in der BRD koordiniert) bestimmt sind, es werden Studenten, die ausreisen wollen, auf Prüfungen in der BRD vorbereitet.“80
Müßig zu sagen, dass das großteils Erfindungen oder Umdeutungen von Tatbeständen sind. Dies sei aber, so zitiert Stănescu seinen angeb76 77 78 79 80
ACNSAS, I. 211.715, Bl. 10 = S. 12. Ebenda, Bl. 71 = S. 83-84. Das Datum ergibt sich aus meiner Akte I. 211.715, Bl. 56 = S. 66 vom 15.11.1974. ACNSAS, I. 211.715, Bl. 71 = S. 83. Ebenda.
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lichen Gewährsmann, „nur die Spitze des Eisbergs“, und deutet damit abermals an, das Komplott habe jenseits halbwegs fachbezogener Ziele weitere, schwerwiegendere. Zugewachsen ist der „Klausenburger Gruppe“ mittlerweile der in gleicher Richtung wirkende Georg Aescht, und noch einmal weiter zieht die Klausenburger Kreisbehörde den Zirkel der Verdächtigen in ihrem handschriftlichen N. B.: „Michael Markel unterhält verdächtige Beziehungen zu Bern [!] Kolf, Journalist in Kronstadt, und zu der Studentengruppe von der ‚Banater Zeitung‘ Temeswar, allesamt durch Informative Vorgänge überwacht.“81
Über die „Aktionsgruppe Banat“ gibt es sonst keinerlei Nachrichten in meiner Akte, was abermals beweist, dass nicht alle Papiere erhalten sind. Auf den mir von der Stasi angedichteten Hochverrat stand laut Dr. Herbstritt die Todesstrafe.82 Womit hatte ich wohl nach rumänischem Gesetz als Initiator eines antisozialistischen Komplotts zu rechnen? Möglicherweise aber traf auch dieses aus Bukarest eingegangene Papier in der Klausenburger Behörde nicht auf ungeteilten Glauben, denn sie unterstrich darin zur Weiterverarbeitung einzig die Wendung „die Formulierungen […] sind vielleicht übertrieben“.83
Die Literaturgeschichte Seit die „Neue Literatur“ unter dem sperrigen Titel Zur Erforschung und Neuwertung des deutschsprachigen literarischen Erbes in unserem Vaterland 1966 eine Umfrage über Möglichkeiten und Notwendigkeiten einer Literaturgeschichte geführt hatte,84 wo zwar der Verzicht auf einfältige Aktualisierungen und vulgären Soziologismus gefordert, aber die Literaturbetrachtung doch noch unter dem Vorbehalt des „Fortschrittlichen“ belassen wurde, war von einschlägigen Plänen in der Presse wiederholt die Rede.85 Konkreter wurde darüber im Dezember 1973 bei einer Beratung rumäniendeutscher Verleger gesprochen;86 auch ich hatte Fragen und Aussichten eines literaturhistorischen Ge81
Ebenda, Bl. 71 = S. 84, unleserlich gezeichnet. G. H e r b s t r i t t : Die „Klausenburger Gruppe“ (wie Anm. 75), S. 40. 83 ACNSAS, I. 211.715, Bl. 71 = S. 83. 84 Neue Literatur 17 (1966), H. 3/4, S. 109-110; vgl. auch A. W e b e r : Rumäniendeutsche? (wie Anm. 14), S. 257-259. 85 Der Temeswarer germanistische Lehrstuhl kündigte schon 1968 literaturgeschichtliche Arbeiten an und veröffentlichte in „Volk und Kultur“ 1973-1975 eine Darstellung der rumäniendeutschen Gegenwartsliteratur. Vgl. ebenda in den Jahren 1970-1973 Proben eines rumäniendeutschen Schriftstellerlexikons von Heinz S t ă n e s c u . 86 Emmerich R e i c h r a t h : Bücher machen – Bücher verkaufen. In: Neuer Weg, 14.12.1973. 82
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meinschaftsprojektes 1974 in einem Interview zusammengefasst, wo ich auch mögliche Mitarbeiter nannte.87 Die „Karpatenrundschau“ eignete sich die Anregungen in einer Konferenz von zwei Dutzend Teilnehmern an,88 für die Horst Schuller eine Tischvorlage nicht nur mit dem Gesprächsfahrplan, sondern auch mit möglichen Mitarbeitern des Projekts und jeweiligen Zuständigkeiten ausgearbeitet hatte. In den abschließenden Richtlinien hieß es allerdings auch: „Als Verfasser zeichnet ein größeres Arbeitskollektiv, die wissenschaftliche Kontrolle müsste dem Forschungszentrum Sibiu der Akademie für Soziale und Politische Wissenschaften zufallen.“ Im Klartext bedeutete das, dass das Projekt unter die parteiideologische Kuratel Carl Göllners gestellt werden sollte. Für mich kam diese Wendung nicht sonderlich überraschend, denn schon Monate vor der aufwendigen Konferenz hatte mich Joachim Wittstock in einem vertraulichen Gespräch gewarnt, Göllner und Stănescu seien dabei, das Gemeinschaftsprojekt aller germanistischen Lehrstühle zu unterlaufen.89 Das ist dann tatsächlich geschehen, und die Arbeit zunächst im Hermannstädter Alleingang begonnen worden.90 Offenbar aber fürchteten die beiden erheblichen Widerstand von Wittstock und mir und hatten für alle Fälle die Securitate munitioniert. 87 E. R e i c h r a t h : Das Interesse an der Literaturgeschichte. Gespräch mit Michael Markel. In: Neuer Weg, 04.01.1973. Das war kein wohlfeiler Optimismus. Seit 1971 war rumäniendeutsche Literaturgeschichte Wahlpflichtfach an den germanistischen Abteilungen, im gleichen Jahr wurde sie auch in die Neuplanung des gymnasialen Deutschunterrichts aufgenommen. Stefan Binder veröffentlichte in der Neuen Banater Zeitung vom 08.03.1972 bis zum 5.01.1973 eine die Grenzen zum Plagiat überschreitende Kompilation und kündigte in der Karpatenrundschau vom 26.05.1972 eine mehrbändige Literaturgeschichte an. Erschienen ist ein Abriss „Deutsche Literatur unserer Heimat“ 1975 in einem Experimentallehrbuch für den IV. Jahrgang der Lyzeen, ein Jahr später im amtlichen Lehrbuch für die 12. Klasse. București 1976. Autoren waren die Banater Walter E n g e l , Heinrich L a u e r und die Klausenburger Franz H o d j a k , Michael M a r k e l , Peter M o t z a n , Brigitte T o n t s c h . 88 Horst A n g e r : Vom notwendigen Schritt zur Tat. Kompendium der rumäniendeutschen Literaturgeschichte möglich. In: Karpatenrundschau, 28.03.1975. Berichte darüber vgl. Horst W e b e r : Unentbehrlich für Fachleute und Laien. Eine Geschichte der rumäniendeutschen Literatur ist vom Kriterion Verlag in Auftrag gegeben. In: Die Woche, 28.03.1975; H. A n g e r : Synthese ist möglich. „Kriterion“ gab ein Handbuch zur Geschichte der rumäniendeutschen Literatur in Auftrag. In: Neuer Weg, 29.03.1975. 89 Ein dem Gespräch vorausgehender Briefentwurf, für dessen Einsichtmöglichkeit ich Joachim Wittstock danke, trägt das Datum 12.10.1974. 90 Ergebnis waren die Bände: Die Literatur der Siebenbürger Sachsen in den Jahren 1849-1918. Redigiert von Carl G ö l l n e r u. Joachim W i t t s t o c k . Bukarest 1979, gefolgt von: Die rumäniendeutsche Literatur in den Jahren 1918-1944. Redigiert von Joachim W i t t s t o c k und Stefan S i e n e r t h . Bukarest 1992; sowie: Die deutsche Literatur Siebenbürgens. Von den Anfängen bis 1848. I. Halbband. Hgg. Joachim W i t t s t o c k ,
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In einem meiner Akte beiliegenden IM-Bericht vom 3. April 197591 referiert Heinz Stănescu angebliche Äußerungen Carl Göllners während eines gemeinsamen Essens in Bukarest: Markel agiere aus einer Gruppe heraus und entfalte eine „unermüdliche antikommunistische Tätigkeit“; ich hätte ein bis Hermannstadt reichendes, Joachim Wittstock tangierendes Informationsnetz aufgebaut, um immer zu wissen, welche „vorbeugenden Maßnahmen gegen ‚ideologische Verhärtungen‘“ („măsuri de prevenire a ‚înăspririi ideologice‘“) zu treffen seien. Beruhigend soll Göllner gesagt haben: „Der ‚Kern Markel‘“ mit seiner „unermüdlichen antikommunistischen Arbeit wird nicht mehr lange aktiv sein, denn verschiedene Staatsorgane haben ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet.“92
So elegant wiesen die beiden ihre Patrone auf das hin, was sie zu tun hätten. Und sollte das der Securitate eventuell noch nicht reichen, so wies Stănescu sie am 15. Mai 1975 zusätzlich in jenem oben erwähnten Bericht über das antisozialistische Klausenburger Komplott hin, das selbst einen Ausländer verstört haben soll.93 Carl Göllner hat zeitnah ebenfalls einen IM-Bericht über „die Opposition nationalistisch-chauvinistischer deutscher Zirkel (Markel, Kolf, Hodjak)“ geliefert,94 der in meiner Akte nicht mehr aufliegt, aber von größter Wirkung gewesen ist, denn dieses Papier hat überhaupt erst die Eröffnung des operativen Vorgangs „Moraru“ veranlasst95 und folgende Maßnahmen bedingt: Installation einer Abhöranlage im Wohnungstelefon; Abfangen meiner gesamten Auslandskorrespondenz; Reaktivierung des IM „Müller“, eines „Volksdeutschen“, der mich schon aus dem Schäßburger Gymnasium kannte und der vor 1971 „wertvolle Informationen über Deutsche“ geliefert hatte. Schließlich erhielt Leutnant Gh. Herţa den Auftrag, einen studentischen Mitarbeiter anzuwerben, um zu klären, ob ich mein feindliches Gedankengut den Studenten „unterjubele“ („strecoară“ lautet das Wort). Damit kam IM „Walter“ ins Spiel, dessen Klarnamen Werner Söllner ich hier nenne, weil in der Presse reichlich auf ihn eingegangen und teils mit vollendeter Demagogie auf ihn eingedroschen worden ist.96 Stefan S i e n e r t h . München 1997. Vgl. dazu J. W i t t s t o c k : Aus dem Bereich von „Litteris et Artis“. Literarhistorische Erörterungen im Rahmen der Hermannstädter Hochschulgermanistik. Hermannstadt/Sibiu 2010 (Germanistische Beiträge 26), S. 15-30. 91 ACNSAS, I. 211.715, Bl. 72 = S. 85-86. 92 Ebenda. 93 Ebenda, Bl. 71 = S. 83-84, (vgl. Anm. 79). 94 Ebenda, Bl. 74 = S. 88. 95 Vgl. Plan de măsuri (Maßnahmeplan), ebenda, Bll. 3-4, = S. 4-5. 96 Vgl. Richard W a g n e r : Bespitzelt bis in den letzten Vers. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 292, 16.12.2009.
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Zum ganzen Bild gehört auch, dass sich sein Verhalten in meiner Akte anders darstellt. Zunächst dies: Sein Bericht vom 24. Juni 1975 liegt handschriftlich vor, ist also echt und von der ersten bis zur letzten Zeile der fünf Seiten eine einzige Verteidigung meiner Person.97 Weiterhin: Werner Söllner hat keineswegs aus Eigeninitiative berichtet, sondern gezwungen und unter Vorgabe der zu berührenden Bereiche (Lehrtätigkeit, Publikationen, erzieherische und öffentliche Tätigkeit) und der zu klärenden Probleme. Wörtlich schreibt er zum Problem Literatur und Ideologie: „Es sind Anschuldigungen [gegen Markel – M. M.] aufgebracht worden, meist insgeheim, in unaufrichtiger, aufhetzerischer Weise und von Kritikern (Heinz Stănescu, Viktor Theiß, Bert Millitz), die selber gefährliche, proletkultistische Ansichten vertreten.“98
Und zum Problem Nationalismus: „Ihm fehlt jegliche nationalistische Auffassung (este lipsit de orice concepţie naţionalistă). […] Gewiss, er befasst sich mit sächsischer Folklore, sächsischer Literatur, also mit Dingen, die bei unsachlicher Betrachtung zu dem Schluss führen könnten, der Genannte hege nationalistische Einstellungen. Das jedoch nur dann, wenn man von der absurden Voraussetzung ausgeht, dass ein Wissenschaftler, der sich mit rumänischer Folklore, mit rumänischer Geschichte befasst, rumänischen Nationalismus bekunde.“99
Offensichtlich ist Söllner auch mit einem konkreten Vorwurf konfrontiert worden, den Carl Göllner unter dem Decknamen „Gunther“ in einem IM-Bericht vom 8. Mai 1975 gegen mich erhoben hatte: Von Stănescu will er gehört haben, ich hätte bei einer Klausenburger Lesung Rolf Bosserts diesen so zurechtgewiesen: „Bitte sprechen Sie die Kollegen mit ‚Herr‘ an, nicht mit ‚Genosse‘, wir machen hier keine Politik. Wir sind ein akademischer Literaturzirkel.“100
Darauf Söllner eindeutig: „Er [Markel – M. M.] war nicht einmal anwesend bei dem mit Rolf Bossert veranstalteten Zirkel, den ich geleitet habe und wo keinerlei Bemerkung der Art ‚hier sind wir keine Genossen, sondern Herren‘ gefallen ist.“101
Der Offizier notiert als Schlussfolgerung: „Ich habe den Eindruck, dass die Quelle Hermannstadts unaufrichtig ist. Die Sache mit dem Zirkel werden wir über IM ‚Schüler‘ überprüfen.“102 97
ACNSAS, I. 211.715, Bll. 75-79 = S. 89-93. Ebenda, Bl. 77 = S. 91. 99 Ebenda, Bl. 78 = S. 91-92. 100 ACNSAS, I. 211.715, Bl. 74, S. 88. Die verordnete Anrede „Genosse“ habe ich tatsächlich konsequent vermieden und dafür „Kollege“ gebraucht. 101 ACNSAS, I. 211.715, Bll. 78-79 = S. 92-93. 102 Ebenda, Bl. 79 = S. 94. Ein IM „Schüler“ taucht sonst in meiner verfügbaren Akte nicht auf. 98
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Dass Göllner der Unaufrichtigkeit bezichtigt wurde, hat nicht gefruchtet, der von ihm ausgelöste Informative Vorgang „Moraru“ ist über vier Jahre gelaufen und hat mir nicht wenig Unbill beschert.
Meine Akte Meine Akte, wie sie mir zur Einsicht vorgelegen hat, besteht aus zwei Ordnern103 im Gesamtumfang von 141 Blatt, das sind 192 beschriebene Seiten. Vermerke ihrer Handhabungen zeigen, dass sich quantitativ an diesem Bestand nachträglich nichts verändert hat,104 inhaltliche Daten belegen allerdings, dass ganze Vorgänge und Ordner fehlen, die 1989 als Präzedenzgeschehen aufgelistet wurden. Es fehlt eine am 03. Dezember 1966 eröffnete, am 15. Mai 1967 geschlossene Überprüfungsakte (Dosar de verificare), die zwischen den Diensten hin und her geschoben worden ist,105 es fehlt ein nicht näher ausgewiesener operativer Vorgang (Dosar de urmărire informativă) 1970/1971 wegen angeblicher Spionage,106 es fehlt der 1973 eröffnete, ein Jahr später geschlossene Vorgang Nr. 3334 „Marcu“.107 Meine Überwachung hat sich nach bisheriger Erkenntnis über 26 Jahre erstreckt, vom 11. Dezember 1963 bis zum 18. Oktober 1989. Beteiligt waren daran die Dienste I bis III, d. h. Inlands-, Wirtschaftsund Auslandsaufklärung sowie die Sondereinheiten B 2, D und S 3 des Innenministeriums mit über 24 Offizieren und 23 aktenkundig ausgewiesenen Spitzeln. Zweimal haben während laufender informativer Vorgänge persönliche Drangsalierungen stattgefunden, die schlimmsten 1967 mit wiederholtem Wegfischen von der Straße, Verbringung an bedrohliche Orte und Wegsperren, die langwierigsten 1972/1973. Druck und Drohgebärden stellen sich nun als fehlgeschlagene Anwerbungsversuche heraus, gleichwohl haben sie mich nachhaltig geprägt und auf Dauer behindert und gelähmt. Die Anschuldigungen lauten Widerstand gegen die Partei- und Staatspolitik, Bildung einer staatsfeindlichen Gruppe, deutsch-nationalistische Einstellungen. Weiterhin werden mir Beziehungen zu Ausländern angelastet, wo diese zu meiner Dienstpflicht als kommis103 ACNSAS, Signatur I. 211.715, D.U.I. 3408 „Moraru“ und ACNSAS, Signatur FCX 880, Dosar 1160 Mapă de verificare „Marcu“. 104 Die am 23.07.1975 eröffnete Akte I. 211.715 wurde mit 115 Bll. = 152 S. am 29.09.1978 geschlossen und abgelegt (clasat), nachdem sie am 19.04.1979 auf Mikrofilm kopiert worden war. Die am 18.10.1989 eröffnete Akte FCX 880 enthielt bei ihrer Erfassung am 21.01.1990 die auch gegenwärtig vorhandenen 26 Bll. = 40 S. 105 ACNSAS, FCX 880, Bll. 14-15 = S. 19-20. 106 Ebenda, Bl. 10 = S. 15. 107 Ebenda, Bll. 8-9 = S. 12-14.
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sarischer Leiter des Lehrstuhls gehörten, gelegentlich steigert sich das zum Verdacht landesfeindlicher sowie nachrichtendienstlicher Propaganda und Spionagetätigkeit.108 Sobald das auswärts entworfene Konstrukt einer feindlichen Klausenburger Gruppe die lokale Ebene erreicht hatte, teilte der örtliche Geheimdienst der Kreispartei auf dem Amtsweg warnend mit, ich sei damit befasst, „aktiv gegen die Maßnahmen kommunistischer Erziehung unter den Intellektuellen deutscher Nationalität aufzutreten“,109 unser Kollege „Ilieș“ = Sinka Zoltán aber meldete seinem Führungsoffizier am 25. Oktober 1975: „Seine [Markels] Vorlesungen enthalten sehr, sehr wenig marxistische Ideologie, seine Schriften stellen nur ‚reine Literatur‘ (literatură pură) dar und tragen nichts zur Entwicklung der marxistischen Literatur bei. […] Markel dürfte die junge Generation nicht unterrichten; in eine Bibliothek, ein Forschungsinstitut vielleicht, aber auch dort unter steter Kontrolle. […] Peter Motzan und Brigitte Tontsch sind genau wie Markel.“110
Oberstleutnant Constantin Banciu, der dem Spitzel die Schreibarbeit abnahm, fügt hinzu: „Die Quelle behauptet, dass sie Feinde sind, in nichts für unser Regime“, und sie „empfiehlt, möglichst umfassendes Material über diese Personen zu sammeln“.111 Ein zweiter Schwerpunkt der Anschuldigungen lautet nicht nur in diesem Papier: „Nach einhelliger Meinung der Kollegen sind alle drei sächsische Chauvinisten.“112 In meiner Akte ist das eine Konstante, noch 1989 will „Toma Maria“ sich erinnern, dass ich während des Studiums gesagt habe, für Sachsen sei es selbstverständlich, Mädchen gleicher Nationalität zu heiraten.113 Das lag dreißig Jahre zurück, und ich halte es für wenig wahrscheinlich, dass ich in den Jahren der Verschüchterung nach Ungarn 1956 eine solche Äußerung getan haben soll. Gleichwohl ist die Aussage meiner Kollegin kennzeichnend für die Art, wie solche Anschuldigungen zustande gekommen sind: Der Führungsoffizier setzte einen Verdacht in die Welt, benutzte den willfährigen Informanten dazu, diesen aktenkundig werden zu lassen; jahrelang in der Akte fortgeschrieben, wurde er zum nicht mehr bezweifelten Selbstläufer, der letztlich eine wohlfeile Selbstlegitimation des Geheimdienstes darstellte. Anders die schwerer wiegenden, Freiheit und Leben der Bezichtigten tangierenden Vorwürfe, die von einer Handvoll selbsternannter Tugendwächter rumäniendeutscher Kulturideologie geplant in die Welt 108 109 110 111 112 113
ACNSAS, I. 211.715, Bl. 93 = S. 116-117. Ebenda, Bl. 1 = S. 2, Anschreiben 103/CL/23.07.1975. Ebenda, Bl. 86 = S. 104. Ebenda, Bl. 87 = S. 105. Ebenda, Bl. 86 = S. 103. ACNSAS, FCX 880 Bl. 3 = S. 6-7.
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gesetzt wurden. Diese Zuträger täuschten zwar vor, sich messianisch in den Dienst des Dienstes zu stellen, in Wirklichkeit waren sie einzig damit befasst, den Dienst auf Kosten anderer zu ihrem persönlichen Vorteil, einschließlich des wissenschaftlichen, einzusetzen und zu gebrauchen. In einem der Papiere heißt es, die „Klausenburger Gruppe“ betreibe „einen von oben ermutigten Widerstand gegen Ceaușescus Ideologie“.114 Von wo oben wohl? Als ich diesen Widersinn jetzt las, hat er mich erheitert. Damals war das allerdings alles andere als zum Lachen. Diktaturen und Diktatoren haben keinen Humor. Sollte ich zu den in den hier besprochenen Akten erhobenen Vorwürfen Stellung nehmen, so wäre in aller Kürze dies zu sagen: 1. Wir Klausenburger waren Kollegen oder ehemalige Kollegen. Wir waren befreundet und haben uns in einem Maß ausgetauscht und gegenseitig selbstlos gefördert, das einem Konkurrenzdenken unvorstellbar erscheinen mag. Eine „Gruppe“ waren wir nicht, schon gar nicht eine mit Organisationsstrukturen. 2. Nationalisten oder gar Feinde des rumänischen Volkes sind wir nicht gewesen, und in den Staat sind wir so selbstverständlich hineingewachsen, dass uns eine irredentistische Infragestellung seiner Integrität eindeutig fremd gewesen ist. 3. Die Gesellschaftskonfiguration haben wir uns nicht ausgesucht und keinen Anlass gesehen, uns dazu zu bekennen. Sie zu bekämpfen, fühlten wir uns zu machtlos und ich, dem der Terror der fünfziger Jahre augenscheinlich geworden war, auch zu feige. Wir waren demnach keine aktiven Widerständler, sondern haben bloß Gesinnungsalternativen gepflegt. 4. Bei allen sichtbar ausgeprägten Unterschieden setzten wir in den Bereichen Literatur und Kritik allesamt ästhetische Prioritäten. Zu ideologischen oder politischen Vorgaben der Macht haben wir uns distanziert verhalten, und Wertungskriterien des sozialistischen Realismus waren für uns keine Richtwerte. 5. Dafür haben wir Behinderungen und Anfeindungen erfahren, aber wenn wir damit auch ein wenig Schule gemacht haben sollten und über das, was wir gelehrt und geschrieben haben, nicht erröten müssen, dann sei es Grund für eine Genugtuung, die den Blick zurück im Zorn überwiegt.
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ACNSAS I 128819, Akte „Horaţiu“, Bd. I Bl. 45 = S. 49
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Summary In the Cross Lines of Slander. Peering into the Cluj Department of German Studies as Mirrored in Securitate Documents In the first part of his paper the author argues that an undogmatic spirit had been reigning among the lecturers of the newly founded Cluj Departments of German Studies (1956) at both her universities, united into one in 1959. A part of these teachers had spent time in concentration camps, as was the case of Edmund Pollak, Zsuzsa Széll, and Berta Balla, or were thereafter jailed by the Romanian Secret Service, as happened with Georg Scherg and Harald Krasser. Again, this undogmatic spirit had been transported beyond the college rooms by a new generation of responsible and well-reputed students, who also made a public appearance in the media and literature during that much-praised but brief period of cultural and political liberalization in Romania. Nonconformist texts and open-minded literary criticim ensued. In the following four chapters ways and means are discussed which Securitate had been using to monitor the considerable supply of opinion-leading publications of the time, offering alternatives in thinking and aesthetics: Some of the authors, among them Franz Hodjak, Bernd Kolf, Michael Markel, Peter Motzan, and Brigitte Tontsch were persecuted as the subversive “Cluj Group” by willing spies, and denounced even abroad.
Rezumat În obiectivul calomniei. Despre germanistica de la Cluj în actele Securității În prima parte a lucrării este tratată reîntemeierea catedrelor de germanistică ale ambelor universități clujene în anul 1956. Docenții de atunci se întorseseră din lagăre de concentrare (Edmund Pollak, Zsuzsa Szell, Berta Balla) sau fuseseră după aceea arestați de serviciile secrete române (Georg Scherg, Harald Krasser). Aceștia au cultivat un spirit nedogmatic, care în puținii ani ai unei relative liberalizări cultural-po-
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litice de după 1965 a fost continuat de o generație tânără de germaniști competentă și mobilă spiritual, manifești în presă și în medii, autori ai unor texte neconformiste și ai unei critici literare deschise pluralității. În următoarele patru părți este prezentată varietatea publicistică a alternativelor de gândire și estetică care au fost observate de Securitate, unii autori și cadre universitare (Franz Hojak, Bernd Kolf, Michael Markel, Peter Motzan, Brigitte Tontsch) fiind expuși urmăririi de către agenți devotați Securității, defăimați ca “Grupul clujan” dușmănos statului, mergându-se până la denunțarea lor peste granițele statului.
DAS MOTIV DER FREIHEIT UND D I E M A C H E N S C H A F T E N D E R S E C U R I TAT E Von Anton S t e r b l i n g Jetzt, nachdem mein Leben mehr und mehr die Züge der „Normalbiographie“ eines deutschen Hochschullehrers angenommen hat, schaue ich auf die bewegten und auch gefährdeten Zeiten meiner Jugend mit etwas Erstaunen zurück, ebenso aber mit der Gewissheit, durch eine harte Lebensprüfung und vorzügliche intellektuelle Schule gegangen zu sein. In diesem Zusammenhang spielte meine frühe literarische Betätigung und meine Zugehörigkeit zur „Aktionsgruppe Banat“ eine sehr wichtige, vermutlich entscheidende Rolle. Die eigentlich erst später so genannte „Aktionsgruppe Banat“,1 ein Kreis damals, 1968-1975, junger Autoren und letztlich auch ein Freundeskreis, war eine Provokation – eine Herausforderung für unsere Eltern, allesamt fleißige und anständige, aber auch – nach den Erfahrungen des Krieges und des Stalinismus – zumeist etwas eingeschüchterte und ängstliche Menschen. Und in gewisser Hinsicht auch eine Herausforderung des kommunistischen Herrschaftssystems und seiner „Autoritäten“, nicht zuletzt der politischen Polizei Rumäniens, der „Securitate“. Für uns war es zunächst eher eine spielerische Provokation auf der Suche nach Lebenssinn, dann aber mehr und mehr eine bewusste Provokation – mit Folgen. Zunächst mit mehr oder weniger schwerwiegenden Folgen für uns, für einzelne von uns.2 Aber wahrscheinlich auch mit weitreichenderen Folgen. Wenn man bedenkt, dass historische Geschehnisse wie der Niedergang der kommunistischen Herrschaft stets auf eine komplizierte Verkettung und Bündelung vieler ursächlicher Wirkungszusammenhänge zurückzuführen sind,3 die auch und nicht 1 Anton S t e r b l i n g : „Am Anfang war das Gespräch“. Reflexionen und Beiträge zur „Aktionsgruppe Banat“ und andere literatur- und kunstbezogene Arbeiten. Hamburg 2008; Sabina K i e n l e c h n e r : „Unter dem Einfluss der bürgerlichen Ideologie“. Die „Aktionsgruppe Banat“ in den Akten der Securitate. In: Sinn und Form 62 (2010), S. 746-769. 2 William T o t o k : Die Zwänge der Erinnerung. Aufzeichnungen aus Rumänien. Hamburg 1988. 3 Anton S t e r b l i n g : Eigeninteressen oder Verantwortung der Intelligenz? Zum Niedergang der kommunistischen Herrschaft in Südosteuropa. In: Zeitgeist und Wi-
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zuletzt von einer Willensrichtung, von der Wirkungsmacht bestimmter Wertideen, angetrieben werden, so ist das Streben nach Freiheit wohl eine jener zentralen Bewegkräfte gewesen, die den Zusammenbruch des Kommunismus im östlichen Europa und gleichsam auch das Ende des Ceaușescu-Regimes bewirkten. Uns – den jungen Autoren der „Aktionsgruppe“, aber sicherlich auch anderen Intellektuellen in Rumänien – und mir persönlich ging es von Anfang an vor allem um Freiheit,4 um Emanzipation aus der Entmündigung, um subjektive Autonomie und individuelle Selbstverwirklichung. Wir schrieben für die Freiheit – und das Schreiben war für uns Ausdruck, Gefühl und Erlebnismöglichkeit von Freiheit. Freiheit nach allen Richtungen, Freiheit gegen alle unnötigen Zwänge. Dass der konsequente Einsatz für die Freiheit sich lohnt, zeigt mir ein Blick auf das heutige, nahezu grenzenlose Europa, wiewohl dieser Kontinent gegenwärtig natürlich auch erhebliche Probleme, neue Herausforderungen und nicht zuletzt Gefährdungen der Freiheit kennt. Dass solche Freiheit nicht nur etwas Äußerliches, sondern stets auch etwas das Subjekt und seine Mündigkeit Herausforderndes ist, weiß ich heute auch zur Genüge. Selbst wenn ich gegenwärtig den Gedanken der Freiheit enger mit dem der Vernunft zu verbinden suche, bleibt er mir allemal von zentraler existenzieller Bedeutung. Ebenso wie die Prinzipien der intellektuellen Redlichkeit und Rechtschaffenheit, die damit im Zusammenhang stehen. Neben aller Ernsthaftigkeit – so habe ich in der frühen Schule meines Lebens gelernt –, sollten auch spontane Einfälle und kreative Phantasie, Wagnisse und Leidenschaften in unserem Leben ihren festen Platz haben, auch und nicht zuletzt in der Wissenschaft, in der sich heute mein wesentliches geistiges Betätigungsfeld findet,5 und insbesondere auch im Umgang mit jungen Menschen. derspruch. Soziologische Reflexionen über Gesinnung und Verantwortung. Hg. Anton S t e r b l i n g . Hamburg 1993, S. 231-250; d e r s . : Der gesellschaftliche Wandel in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa in einer vergleichenden Perspektive. Zum Ansatz der historischen Modernisierungsforschung. In: Transformation als Typ sozialen Wandels. Postsozialistische Lektionen, historische und interkulturelle Vergleiche. Hg. Raj K o l l m o r g e n . Münster u. a. 2005, S. 47-62. 4 Anton S t e r b l i n g : Über Freiheit. In: d e r s . : Krisen und Wandel. Hamburg 2009, S. 87-113; d e r s . : Zeiten und Erfahrungen der Unfreiheit. In: Totalitäre Geheimdienste. Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik 22 (2010), S. 65-75. 5 So befand ich denn auch: „Die literarische, die künstlerische wie auch die wissenschaftliche Annäherung an die Wirklichkeit und die entsprechenden Erkenntnisweisen und Verarbeitungsformen des Wirklichen sind durchaus ergiebig, leistungsfähig und mitunter faszinierend. Auf beides – Kunst und Wissenschaft – kann weder in einem
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Zeiten der „Unfreiheit“ – Zeiten der „Prüfung“ der Intellektuellen Wenn man von Freiheit spricht, muss man auch von ihrem Gegenteil, von Unfreiheit reden, zumal die Unfreiheit seinerzeit, im Entstehungskontext der „Aktionsgruppe Banat“, unseren eigentlichen Erfahrungshorizont bildete. Die europäischen und teilweise auch die abendländischen Freiheitsentwicklungen haben im 20. Jahrhundert bekanntlich, durch den Aufstieg totalitärer Herrschaftssysteme und Diktaturen, tiefgreifende Zäsuren und schwere Rückschläge erfahren. Daran waren Intellektuelle weder unschuldig noch unbeteiligt, wiewohl sie auch zu den am stärksten betroffenen Opfern zählten. Dies gilt insbesondere auch für die Intellektuellen im östlichen Europa in der Zeit kommunistischer Herrschaft. Intellektuelle,6 als deren wesentliche Aufgabe – zumindest im westlichen Verständnis und Selbstverständnis – die Kritik der Mächtigen und die Kontrolle der Machtausübung sowie die Ideologiekritik jeder Spielart erscheint,7 haben im gesamten Zeitraum der kommunistischen Herrschaft eine wichtige und ambivalente Rolle gespielt. Dies ist uns in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren nachdrücklich bewusst geworden. Intellektuelle zeigten sich nämlich teils als ein sehr ernst genommenes und daher besonders starken Repressionen ausgesetztes Widerstandspotenzial, das vielfach gewaltsam zum Schweigen gebracht werden musste; Intellektuelle traten teils aber auch als besonders erfüllten Leben noch in einer beständigen und sich zugleich erneuernden Kultur als wichtige Sinnzentren verzichtet werden. Sie sind aber – nicht nur ihrer notwendigen „Selbstreferenzialität“, ihrer Selbstbezüglichkeit wegen – durchaus begrenzt, ebenso wie das menschliche Denken und Wissen überhaupt stets täuschungs- und irrtumsanfällig ist. Dies gilt es zu erkennen und anzuerkennen, wobei es in diesem Prozess mitunter hilfreich erscheint, sich auf verschiedene Pfade geistiger Tätigkeit und Imagination zu begeben und trotz aller Unterbrechungen, Irritationen und Störungen ‚im Nebel‘ beharrlich weiterzugehen. Selbst wenn dieser Nebel sich nur stellenweise immer wieder einmal etwas lichtet, gibt es für den Menschen doch kaum etwas Erbaulicheres, als solche seltene Momente des etwas helleren Daseins zu erleben.“ Siehe: „Sich auf die verschiedenen Pfade geistiger Tätigkeit und der Imagination begeben“. Stefan Sienerth im Gespräch mit Anton Sterbling. In: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas 1 [55] (2006), S. 47-58, vgl. 57f. 6 Anton S t e r b l i n g : „Wir hocken und schaffen im finsteren Schacht“. Zur kommunistischen Gewaltherrschaft in Rumänien. In: Peripherie in der Mitte Europas. Hgg. Matthias Theodor V o g t u. a. Berlin u. a. 2009 (Schriften des Collegium Pontes 2), S. 181-296. 7 Zu einem solchen Verständnis der „Intellektuellen“ als „Kritiker“: Theodor G e i g e r : Aufgaben und Stellung der Intelligenz in der Gesellschaft. Stuttgart 1949; M. Rainer L e p s i u s : Kritik als Beruf. Zur Soziologie des Intellektuellen. In: d e r s .: Interessen, Ideen und Institutionen. Opladen 1990, S. 270-285; Pierre B o u r d i e u : Die Intellektuellen und die Macht. Hamburg 1991.
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ideologieanfällige und willfährige Werkzeuge des kommunistischen Herrschaftssystems in Erscheinung – und trugen mithin erhebliche Mitschuld an deren schlimmsten Untaten und Wirkungen. Bezogen auf den Zeitraum spätkommunistischer Gewaltherrschaft unterschied Alexandru Zub bei den rumänischen Historikern folgende Grundhaltungen: radikale Ablehnung als Provokation der Machthaber; Rückzug auf einen Standpunkt des strengen Professionalismus als eine eher langfristig wirksame Widerstandsform; eine Mischung von professioneller Arbeit mit einem gewissen politischen Engagement, das zwar nur formal verstanden wurde, aber doch weitreichende Folgen hatte; die offene Unterstützung des Regimes; eine direkte Beteiligung an der Konstruktion des Diskurses (der Ideologie) des kommunistischen Herrschaftssystems.8 Zu einer ähnlichen typologischen Einordnung gelangt man auch, wenn man das Gesamtbild des kulturellen und geistigen Lebens und der intellektuellen Grundhaltungen im Zeitraum der kommunistischen Herrschaft im östlichen Europa und in Rumänien im Besonderen betrachtet. Es gab, recht allgemein unterschieden: a) Intellektuelle (und Geistliche), die zum Schweigen gebracht und verfolgt, in Sonderlager interniert, eingesperrt und sogar physisch vernichtet wurden; b) Intellektuelle, die längerfristig oder gänzlich zum Schweigen gebracht, die in ihren Arbeits- und Wirkungsmöglichkeiten weitgehend eingeschränkt, die streng beobachtet, kontrolliert und überwacht wurden und die ihre Tätigkeit allenfalls in marginalen Bereichen fortführen konnten; c) Intellektuelle, die sich so weit wie nötig anpassten, um ihre Tätigkeit irgendwie fortsetzen zu können, die aber zugleich so weit wie möglich in (innerer) Distanz zur kommunistischen Ideologie und zum Herrschaftssystem standen; d) Intellektuelle, die mehr oder weniger überzeugt zur kommunistischen Ideologie konvertierten, die ihre (alten) Überzeugungen und ihre kritischen Funktionen aufgegeben haben und die zu ideologischen Stützen des Stalinismus bzw. seiner abgewandelten späteren Erscheinungsformen wurden; e) Intellektuelle, die zunächst beziehungsweise zeitweilig überzeugte Kommunisten waren, die aber entweder in Ungnade fielen oder selbst in kritische Distanz zum kommunistischen Herrschaftssystem und dessen Ideologie traten;
8 Alexandru Z u b : Orizont închis. Istoriografia română sub dictatură [Geschlossener Horizont. Die rumänische Historiographie unter der Diktatur]. Iași 2000, S. 77.
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f) Zweifelhafte Intellektuelle, die im Hinblick auf ihr geistiges Format häufig eigentlich nur „Pseudointellektuelle“ waren, die als überzeugte Kommunisten oder aber als grenzenlose Opportunisten maßgeblich an der Verbreitung und Propagierung der ideologischen Dogmen des Kommunismus, an der ideologischen Gleichschaltung und an der Gesinnungskontrolle und Denunziation anderer Intellektueller beteiligt waren. Und die – so kann man dem hinzufügen – nicht selten auch zu den eifrigsten Informanten und Mitarbeiter der politischen Polizei und der Geheimdienste, wie es die Securitate war, zählten. Es handelt sich hierbei um eine recht grobe Übersicht idealtypisch erfasster intellektueller Grundhaltungen, die im Laufe der Zeit eine unterschiedliche Gewichtung und verschiedene Mischverhältnisse aufwiesen; und zwischen denen einzelne Personen mitunter auch deutliche Stellungs- und Haltungswechsel vollzogen. Fast zu allen Zeiten dürfte dabei der Typus der karrierebedachten Opportunisten, die so angepasst und unauffällig wie nötig waren, und die doch auch in einer gewissen inneren Distanz zur Ideologie und politischen Macht standen, überwogen haben. Das Gesamtbild intellektueller Haltungen in der Zeit kommunistischer Herrschaft im östlichen Europa und in Rumänien im Besonderen lässt zugleich den Schluss des mehr oder weniger weitgehenden Versagens vieler Intellektueller in Zeiten der „Unfreiheit“ und der „Prüfung“ zu, wie Ralf Dahrendorf dies nachdrücklich für die Zeit des Nationalsozialismus und anderer Diktaturen im 20. Jahrhundert festgestellt hat.9 Wenngleich uns diese intellektuellen Positionen und Handlungsmöglichkeiten seinerzeit analytisch noch nicht so klar bewusst waren, wie diese jetzt festgestellt und charakterisiert werden können, so haben wir uns intuitiv wohl doch an einem recht ähnlichen Bezugssystem intellektueller Grundhaltungen orientiert und uns selbst als „kritische“ Intellektuelle zu artikulieren und zu verhalten versucht. Uns wurde dann auch allmählich klar, dass es normale und besondere Zeiten der Freiheit, normale und besondere Handlungskontexte, Herausforderungen und Chancen zur Verwirklichung dieser Wertidee gibt. Dass unsere intellektuelle Formierung im Zusammenhang mit der Entstehung und den Aktivitäten der „Aktionsgruppe Banat“ zugleich in einem besonderen „Zeitfenster“ der Geschichte erfolgte, wurde uns allerdings erst später klar.10 9 Ralf D a h r e n d o r f : Versuchungen der Unfreiheit. Die Intellektuellen in Zeiten der Prüfung. München 2006. 10 Anton S t e r b l i n g : Rumänien 1968. Kontext, Geschehnisse und Folgewirkungen. In: 1968. Konkurrenz der Erinnerungen. Außerschulische Bildung. Hg. Arbeitskreis
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Nun möchte ich – dies mag etwas ungewöhnlich erscheinen – die Zeiten der Unfreiheit und das intellektuelle Streben nach Freiheit in Rumänien Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre auch aus einer weitgehend subjektiven Perspektive darstellen. Anlass und Ausgangspunkt, die mich dazu bewegen, so vorzugehen, sind Teile meiner Securitateopferakten, die mir vor einiger Zeit zugänglich wurden und die mir nochmals die damaligen Erfahrungen und Erlebnisse ebenso lebhaft und anschaulich wie erschütternd in Erinnerung riefen.
Subjektive Erfahrungen der „Unfreiheit“ Meine ersten literarischen Schreibversuche,11 meine frühen intellektuellen Betätigungen und gleichsam auch die Anfänge meines intensiveren politischen Denkens waren stark durch die Ereignisse des Jahres 1968 geprägt. 1968 schienen in Rumänien – zumindest für kurze Zeit und aus der damaligen Betrachtungsperspektive – mehrere Entwicklungslinien mehr oder weniger eng ineinanderzugreifen, die danach allerdings erneut deutlich auseinanderliefen.12 Der Anschluss an die „Moderne“ in der Kunst, die Wiedereingliederung in das internationale System der Kultur und Wissenschaften,13 Veränderungen unter dem Einfluss westlicher Konsumformen und Lebensstile, nicht zuletzt die Wirkungen der damals rasch die Systemgrenzen überspringenden Beatmusik und Jugendprotestkultur, selbstverständlich auch der „Prager Frühling“ und seine Ausstrahlung auf ganz Osteuropa, die rumänische Außen- und Innenpolitik sowie der intellektuelle Aufbruch der sogenannten „Tauwetterperiode“ in der Kultur und Kulturpolitik Rumäniens – all diese Dinge schienen im damaligen Zeithorizont zunächst zusammenzufinden, einer einheitlichen Tendenz zu folgen, deutscher Bildungsstätten. Materialien zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung 39 (2008), S. 186-194. 11 Erste eigene Publikationen in Zeitungen und Zeitschriften erfolgten im Jahr 1969. Eduard S c h n e i d e r : Literatur und Literaturreflexion in der rumäniendeutschen Presse der Nachkriegszeit. Die Neue Banater Zeitung (Temeswar) und ihr Beitrag zur Förderung der literarischen Nachwuchsgeneration (1969-1975). In: Benachrichtigen und vermitteln. Deutschsprachige Presse und Literatur in Ostmittel- und Südosteuropa im 19. und 20. Jahrhundert. Hgg. Mira M i l a d i n o v i ć Z a l a z n i k , Peter M o t z a n , Stefan S i e n e r t h . München 2007, S. 315-392. 12 Anton S t e r b l i n g : Rückblicke und Reflexionen zu Rumänien 1968 und den Folgen. In: Revue des Etudes Sud-Est Européennes XLVIII (2010), S. 347-359. 13 Als anschauliches Beispiel kann dazu die Entwicklung der rumänischen Soziologie betrachtet werden. Anton S t e r b l i n g : Anmerkungen zur schwierigen Entwicklung und zum gegenwärtigen Stand der rumänischen Soziologie. In: Transformationsprozesse in Mittelost-Europa. Ein Zwischenbefund. Hgg. Birgit H o d e n i u s , Gert S c h m i d t . Soziologische Revue, Sonderheft 4 (1996), S. 256-271.
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ehe man erkannte, dass dies keineswegs so ist. Der eine Entwicklungsstrang endete später – nach über zwei Jahrzehnten immer düsterer nationalkommunistischer Herrschaft – im Zusammenbruch des Ceaușescu-Regimes,14 der andere Strang – wenn man entsprechende intellektuelle und mentale Fernwirkungen so interpretieren möchte – im demokratischen Neuanfang und letztlich in der Aufnahme Rumäniens in die Europäische Union, die bekanntlich zum 1. Januar 2007 erfolgte.15 Mich selbst haben Hoffnungen, Erwartungen, Ereignisse und Erfahrungen der späten 1960er Jahre in mehreren Hinsichten tief geprägt. Mein Streben nach Freiheit und Bestreben, die Grenzen der Freiheit sichtbar zu machen, hat mich 1970/1971 für mehrere Monate ins Gefängnis gebracht. Einen Tag bevor eine Gruppe von Redakteuren der Bukarester Zeitschrift „Neue Literatur“ auf einer Rundreise durch das Banat an das Lyzeum von Großsanktnikolaus kam, an dem ich damals Schüler der 11. Klasse war, unternahm ich einen demonstrativen Fluchtversuch, den ich in späteren Reflexionen der Geschehnisse „Flucht als Provokation“ nannte.16 Da die Redakteure der „Neuen Literatur“ ankündigten, mit Schülern und Lehrern Gespräche über diverse Fragen und Probleme der Zeit und nicht zuletzt über Demokratisierungsmöglichkeiten der Gesellschaft und des Schulalltags führen zu wollen, erschien mir die Gelegenheit gegeben, dieses Vorhaben mit einer veritablen Herausforderung zu konfrontieren. An dieser Stelle sollte ich zum besseren Verständnis vielleicht erwähnen, dass schon im Sommer 1970 ein Text von mir in der Zeitschrift „Neue Literatur“ erschienen ist, so dass ich davon ausgehen konnte, dass mich die Redakteure der „Neuen Literatur“ durchaus namentlich kennen würden.17 Also hoffte ich damals mit meinem demonstrativen Fluchtversuch – der natürlich unvorbereitet war und dessen Scheitern daher von vornherein feststand – doch zumindest zwei Dinge erreichen zu können: Erstens den Ausschluss aus dem Kommunistischen Jugendverband, in dem jeder Gymnasialschüler 14 Anneli Ute G a b a n y i : Systemwechsel in Rumänien. Von der Revolution zur Transformation. München 1998. 15 Anton S t e r b l i n g : Rumänien und Bulgarien als neue Mitglieder der Europäischen Union. In: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas 56 (2007), S. 3-9. 16 Anton S t e r b l i n g : Flucht als Provokation? Bruchstücke einer Erinnerung. In: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas 1 [55] (2006), S. 58-66. 17 Es handelt sich dabei um das Gedicht „Heute 18“, das zuvor schon, wie eine Reihe anderer literarischer Arbeiten von mir, in der „Neuen Banater Zeitung“ erschienen war. Anton S t e r b l i n g : Heute 18. In: Neue Literatur 21 (1970), H. 6, S. 28-29.
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gleichsam Zwangsmitglied war, wobei ich diese Mitgliedschaft mit meiner eigenen Weltanschauung mehr und mehr unverträglich fand. Zweitens wollte ich mit meiner Aktion die Grenzen der Freiheit im damaligen Rumänien deutlich machen. Wird man überhaupt den Mut aufbringen, den Fall öffentlich zu diskutieren? Wird man sich zu einer Stellungnahme, zu einem bestimmten Handeln durchringen können? Was werden die Lehrer, was werden die anderen Schüler sagen? Kann es vielleicht zum Durchbrechen von Redetabus kommen, die damals im Hinblick auf den Ausreisewunsch vieler Deutscher aus Rumänien allemal gegeben waren? Würde die Diskussion des Falles vielleicht sogar gewisse politische Unzufriedenheitsbekundungen oder Mobilisierungseffekte auslösen können? Oder werden zumindest die Grenzen der Freiheit – der Bewegungs- und Reisefreiheit ohnehin, aber auch der Redefreiheit – für alle sichtbar gemacht? Und natürlich auch die Grenzen des intellektuellen Engagements und Mutes, von dem damals doch vielfach die Rede war? Nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis erfuhr ich, dass man – nicht zuletzt auf Drängen von Richard Wagner, damals Schüler der 12. Klasse am Lyzeum von Großsanktnikolaus, heute ein bekannter Schriftsteller und Publizist in Berlin – intensiv über den Fall gesprochen hat. Und auch Paul Schuster erzählte mir mehrere Jahre später, dass meine „Provokation“ und deren Folgen für seine Entscheidung, 1971 Rumänien endgültig zu verlassen, mit ausschlaggebend war. Dies fand übrigens auch in seinen Securitateakten seinen Niederschlag, wie man heute nachlesen kann. So findet sich in den Securitateakten Paul Schusters ein Brief mit folgenden Zeilen: „Ein Schüler der 11. [Klasse] (Anton Sterbling, ein begabter Junge, von dem ich schon einiges gelesen und auf dessen Bekanntschaft ich mich sehr gefreut hatte) … [hat] über die jugoslawische Grenze laufen wollen. … Jetzt sitzt er – Ausgang der Affäre ungewiß, aber wahrscheinlich nicht günstig.“18
Paul Schuster hat sich damals für meine rasche Freilassung – allerdings ohne Erfolg – eingesetzt, und mir später auch, etwas erfolgreicher, geholfen, den Schulbesuch fortsetzen zu können. 1972 zählte ich zu den Gründungsmitgliedern der regimekritischen „Aktionsgruppe Banat“,19 die 1975 gewaltsam durch die Securitate 18 Stefan S i e n e r t h : Der siebenbürgisch-deutsche Schriftsteller Paul Schuster im Visier des rumänischen Geheimdienstes „Securitate“. In: Wahrnehmung der deutsch(sprachig)en Literatur aus Ostmittel- und Südosteuropa – ein Paradigmenwechsel? Neue Lesarten und Fallbeispiele. Hgg. Peter M o t z a n , Stefan S i e n e r t h . München 2009, S. 145-191, vgl. S. 180. 19 Anton S t e r b l i n g : Einige Anmerkungen zur „Aktionsgruppe Banat“. In: d e r s . : Suchpfade und Wegspuren. Über Identität und Wanderung. München 2008 (Banater Bibliothek 8), S. 25-33.
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aufgelöst wurde und die während ihrer dreijährigen Tätigkeit intensiver, als manche von uns damals dachten, observiert, verfolgt und drangsaliert wurde,20 wie den jetzt zugänglichen Securitateakten zu entnehmen ist. Über die „Aktionsgruppe Banat“ ist ja schon viel geschrieben und diskutiert worden, daher will ich diesen Problemkreis hier nicht weiter vertiefen. Es sei lediglich angemerkt, dass gewisse missgünstige Darstellungen und Desinformationen, die seinerzeit von der Securitate, ihren Helfern und Helfershelfern in die Welt gesetzt wurden, als Verzerrungen der Wirklichkeit, Irrtümer oder Missverständnisse bis heute zumindest teilweise nachwirken und weiterhin – zum Teil in böswilliger Absicht – kolportiert werden. Da mir nach meinem Abitur – selbst die Fortsetzung meines Schulbesuches war schon schwierig und erfolgte nach der Entlassung aus dem Gefängnis zunächst im Fernunterricht21 – ein Studium der Germanistik an der Universität Temeswar verwehrt wurde, stellte ich mich am Institut für Betriebsingenieure in Reschitza der Aufnahmeprüfung und nahm nach erfolgreichem Bestehen der Prüfung ein Studium der Elektrotechnik auf. Dort wusste man zunächst nicht näher über mich und meine Vergangenheit Bescheid. Daher konnte ich auch zunächst ohne äußere Beeinflussungen an der Aufnahmeprüfung teilnehmen und zu studieren beginnen. Alsbald hat man aber auch in Reschitza von meinem Fluchtversuch, meiner literarischen Tätigkeit und meiner „feindseligen“ Haltung dem kommunistischen Regime gegenüber erfahren – und ist gegen mich entsprechend vorgegangen. Vom 27. Juni 1973 bis 8. Oktober 1974 wurde seitens der Securitate in Reschitza, meinem damaligen Studienort, mit hoher krimineller Energie wie auch auf eine größere Zahl von informellen Mitarbeitern (zumeist Studienkollegen, aber auch Dozenten) gestützt, ein Vorgang der „Urmărire informativă“ [Informativer Beobachtungsvorgang] gegen mich unter dem konspirativen Namen „Pletosul“ [Der Langhaarige] betrieben. Dazu liegen in den Archiven der ehemaligen Securitate rund 200 Seiten vor. Aus diesen ist zu entnehmen, dass am 23. September 1973 auch ein Verfahren der „Urmărire penală“ [Strafverfahren] gegen 20 Johann L i p p e t : Das Leben einer Akte. Chronologie einer Bespitzelung. Heidelberg 2009. 21 Paul Schuster gab mir bei meiner Reise nach Bukarest, nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis, einen verschlossenen Brief an Nikolaus Berwanger mit. Als ich Berwanger diesen Brief in Temeswar übergab, polterte dieser zunächst heftig, bewirkte dann aber doch, dass ich meinen Schulbesuch fortsetzen konnte. Zur „ambivalenten“ Gestalt Berwangers siehe Richard W a g n e r : Das Gedicht. Der Jargon. Die Legitimation. Nikolaus Berwanger, die Aktionsgruppe und der Adam-Müller-Guttenbrunn-Kreis. In: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas 2 [56] (2007), S. 170-178.
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mich eröffnet wurde. Dieses hing mit einer bereits am 22. September 1973 begonnenen Beschattung rund um die Uhr zusammen, nachdem ich mit meiner damaligen Freundin und heutigen Frau22 im Hotel „Semenic“ in Reschitza angekommen war und wir – wie den Akten zu entnehmen ist – ein von der Securitate ausgewähltes, zu solchen Zwecken wohl häufiger genutztes und entsprechend präpariertes Zimmer, mit Einsicht aus dem Nebenraum, erhielten.23 Diese Beschattung wurde durch eine Spezialeinheit aus Temeswar, unterstützt durch die örtliche Securitate durchgeführt, wobei die Securitate aus dem Kreis Temesch ein Dossier zu meiner Person unter dem Decknamen „Stoian“ führte.24 Da ich die Observation – für so etwas schon genügend sensibilisiert – rasch bemerkte, hielten wir uns nur wenig im Hotel selbst auf, sondern suchten die Öffentlichkeit, auch und nicht zuletzt mit und unter Studienkollegen. Die uns verfolgenden und auf Schritt und Tritt beobachtenden Mitarbeiter der Securitate – es waren mindestens 8 bis 12, die wir identifizieren konnten, wobei jede Ablösung für uns leicht zu erkennen war, da sie Autos mit Kennzeichen des Kreises Temesch benutzten – zählten dann mehrere Tage lang, bis zum 25. September 1973, zu unseren ständigen Begleitern, zunächst in Reschitza, dann in Temeswar und schließlich in Arad. Im Hotel wurde unsere Abwesenheit natürlich genutzt, um unser Hotelzimmer zu durchsuchen und um meine dort befindlichen literarischen Manuskripte wie auch bereits veröffentlichte Gedichte zu foto22 Eigentlich „Marianne Sommer“, nicht „Mariane Somer“, wie es in den Securitateakten zumeist irrtümlich heißt. 23 Die entsprechende, „strict secret“ [streng geheim] gekennzeichnete Akte Nr. 0033 88/6, vom 28.09.1973, ist eine vom „Ministerul de Interne. Unitatea Militară Nr. 0672/ 8. Timișoara“ [„Innenministerium. Militärische Einheit Nr. 0672/8. Temeswar“], an das „Inspectoratul judeţean Caraș-Severin. Reșiţa – Serviciul I“ [Kreisinspektorat KaraschSeverin Reschitza. Dienststelle I] geschickte und am 2.10.1973 dort unter 00140631 registrierte „Nota – Privind filajul asupra numitului Sterbling Antoniu cu nume conspirativ „Stoian“, efectuat pe perioda 22-25.09.1973“ [Note – bezüglich der Beschattung des Genannten Sterbling Antoniu mit dem konspirativen Namen „Stoian“, durchgeführt im Zeitraum 22.-25.9.1973]. Diese Akte umfasst 6 Seiten und ist in dem meine Person betreffenden Band, Fond Informativ 234092, des „Consiliul naţional pentru Studierea Arhivelor Securităţii“ [Nationaler Rat für das Studium der Archive der Securitate], mit der Seitenzählung 51 bis 56 aufbewahrt. 24 Dieses Gesamtdossier fehlt allerdings in den mir ausgehändigten Securitateopferakten wie überhaupt nahezu alle mich betreffenden Akten aus dem Kreis Temesch fehlen, so dass ich davon ausgehen muss, dass meine Akten nur noch unvollständig vorhanden bzw. freigegeben worden sind. Eine ähnliche Vermutung hat auch Herta Müller in ihrem Falle geäußert. Herta M ü l l e r : Cristina und ihre Attrappe oder Was (nicht) in den Akten der Securitate steht. Göttingen 2009.
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grafieren. Es handelte sich u. a. um zwei „absurde“ Theaterstücke, die ich damals schrieb und an denen die Securitate offenbar ein besonderes Interesse hatte,25 wie den Akten und insbesondere den entsprechenden Aussagen und Aufträgen der Informanten zu entnehmen ist. Die Informanten und informellen Mitarbeiter der Securitate wurden nämlich immer wieder mit der Aufgabe betraut, über meine Schreibtätigkeit und insbesondere über meine Theaterstücke zu berichten. So wurde zum Beispiel der inoffizielle Mitarbeiter „Remus“, der in Reschitza wohl am häufigsten über mich berichtete, beauftragt, mit mir weiter über die Theaterstücke und meine Veröffentlichungsabsichten zu sprechen. In der „Notă informativă“ [Ermittlungsbericht] zu einem Bericht der Quelle „Remus“ an den Securitateleutnant Sfetcu Ion, am 19. Februar 1974, heißt es entsprechend: „Sarcini: Colaboratorul a fost instruit de a discuta în continuare cu obiectivul referitor la piesele de teatru pe care le scrie și pe care intenționează să le publice.“ [„Pflichten: Der Kollaborateur wurde instruiert, weiterhin mit dem Zielobjekt über die Theaterstücke, die er schreibt und die er zu veröffentlichen beabsichtigt, zu sprechen.“]
Eines dieser Stücke, das im Heft 4/1974 der Neuen Literatur unter dem Titel „vielleicht schon general“ erschienen ist,26 wurde von dem Informanten „Gruia“, bei dem es sich um den als Informant offiziell enttarnten Peter Grosz handelt, übrigens wie folgt für die Securitate gelesen und fachmännisch kommentiert: „Oricum piesa lui ANTON STERBLING ‚poate deja general‘ (pag. 26) pare a fi ceva mai puțin mascată. După ce rîde de informarea în țară printr-un joc copilăresc (pag. 26 jos) vorbește de fugă. De o oarecare fugă, despre care nu poate și nu vrea să vorbească. Susține că prezentul ne-ar fi întunecat ca un pustiu pe care-l părăsești – și viitorul a dispărut, e uitat. Viitorul se termină aici, și se termină de fapt – la care persoana a doua din piesă îi replică că ar vorbi periculos, la fel de periculos se dovedește a fi mențiunea că n-ar fi altceva de făcut, în afara așteptării ordinelor. Ordinul fiind unica posibilitate ce ni se lărgește, și unicul țel. Același personaj pune problema, dacă mai sîntem aici, dacă trebuie să mai fim aici. – Faftul că STERBLING leagă piesa în final de evenimente politice internaționale: VIETNAM, NAPOLEON, HIROSHIMA – nu salvează de loc o oarecare fraudețe potrivnică.“ [„Wie auch immer, das Stück von ANTON STERBLING ‚vielleicht schon general‘ (S. 26) erscheint weniger maskiert. Nachdem er sich über die Information im Land durch ein kindliches Spiel (S. 26 unten) lustig macht, spricht er 25 In dem meine Person betreffenden Band, Fond Informativ 234092 (wie Anm. 23), mit der Seitenzählung 20 aufbewahrt. 26 Es handelt sich um das „Stück“: Anton S t e r b l i n g : vielleicht schon general. In: Neue Literatur 25 (1974), H. 4, S. 26-30.
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von Flucht. Von irgendeiner Flucht, über die er nicht reden kann und nicht reden will. Er vertritt die Meinung, dass uns die Gegenwart verdunkelt ist wie eine Wüste, die verlassen werden sollte – und die Zukunft ist verschwunden, vergessen. Die Zukunft endet hier und sie endet überhaupt – wozu die zweite Person des Stückes der ersten antwortet, dass diese gefährlich rede, wobei ebenso gefährlich sei zu sagen, dass nichts anderes zu tun sei, als die Befehle abzuwarten. Den Befehl abzuwarten sei die einzige Möglichkeit, die sich uns eröffnet, das einzige Ziel. Die gleiche Gestalt wirft das Problem auf, ob wir überhaupt noch da sind, ob wir da sein müssen. – Die Tatsache, dass STERBLING sein Stück schließlich auf internationale Ereignisse bezieht: V I E T N A M , N A P O L E O N , H I R O S H I M A – rettet keineswegs den Eindruck einer gewissen betrügerischen/hinterhältigen Feindlichkeit.“]27
Einige Kopien meiner literarischen Arbeiten finden sich auch in den mir ausgehändigten Akten dokumentiert, wobei die als besonders gefährlich betrachteten Stellen unterstrichen und ins Rumänische übersetzt wurden. Ich hatte damals vor, diese Arbeiten meiner Freundin nach Deutschland mitzugeben, was wir dann allerdings, angesichts der neu eingetretenen Umstände, natürlich unterließen. Als meine Freundin am 25. September 1973 gegen 10 Uhr in Arad den Zug nach Wien bestieg, standen vier bis sechs Männer hinter mir. Als der Zug abfuhr, blieb ich lange regungslos stehen, ohne mich umzudrehen. Es war eine endlose Zeit. Als ich mich umdrehte, war ich überraschenderweise allein. Da man weder bei der strengen Gepäckkontrolle die Manuskripte fand, noch ich diese nachträglich an meine Freundin weiterreichte, wie man wohl genau beobachtete, noch gar mitfuhr, wie man vielleicht auch als Möglichkeit angenommen hatte, war wohl kein unmittelbarer Grund für meine Festnahme, also für weitergehende „operative Maßnahmen“, gegeben. Die letzten Ereignisse bis zum Abschied in Arad wurden in den Akten der Securitate wie folgt festgehalten. „S-au mai plimbat pe faleza Mureșului apoi au mers la gară unde numita a intrat la controlul vamal iar obiectivul ‚Stoian‘ a așteptat-o în hol. S-au reîntîlnit pe peron după efectuarea controlului vamal, au luat bagajele ieșind pe peronul liniei a 3-a und au așteptat trenul internațional din direcția București. – Pînă la sosirea trenului s-au îmbrățișat și sărutat. După ce a ajutat-o să urce, i-a ajutat la bagaje, obiectivul ‚Stoian‘ a coborît și a rămas pe peron discutînd cu numita Somer Mariane ce era la geamul vagonului. – La despărțire erau amîndoi îngîndurați și plîngeau. Obiectivul ‚Stoian‘ a rămas pe peron pînă la plecarea trenului apoi a plecat îngîndurat în holul gării unde s-a interesat cînd are tren spre Timișoara. – 27 Siehe dazu: Operationen der Securitate 1974, 1981, 1984, vom 10.8.2009, unter: http://2. bp.blogspot.com/_l8_SgzJ6_uM/Sop-T70mNpI/AAAAAAAAAHE/voVxqv9qIzE/s1600-h/Gruia+vol+2+ Bl+21v.jpg [letzter Zugriff: 27.02.2011].
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După aceea a ieșit în P-ța Gării și a plecat pe jos spre centrul orașului, orele fiind 10,45. – Din acest moment filajul a luat sfîrșit. –“ [„Sie spazierten noch am Ufer der Marosch und sind sodann zum Bahnhof gegangen, wo die Genannte zur Zollkontrolle ging und das Zielobjekt ‚Stoian‘ in der Bahnhofshalle auf sie wartete. Nach der Zollkontrolle haben sie sich auf dem Bahnsteig wiedergetroffen und nahmen das Gepäck und gingen zum Gleis 3, wo sie auf den internationalen Zug aus Bukarest warteten. – Bis zur Ankunft des Zuges haben sie sich umarmt und geküsst. Nachdem er ihr geholfen hat einzusteigen, half er ihr beim Gepäck, dann ist das Zielobjekt ‚Stoian‘ ausgestiegen und diskutierte mit der Genannten Somer Mariane (handschriftlich und orthographisch falsch im rumänischen Dokument), die am Fenster ihres Waggons stand. – Beim Abschied waren beide sehr bedenklich und haben geweint. Das Zielobjekt ‚Stoian‘ blieb auf dem Bahnsteig bis der Zug wegfuhr, dann ist er tief in Gedanken versunken in die Bahnhofshalle zurückgekehrt, wo er sich nach der Abfahrt eines Zuges nach Temeswar erkundigte. – Danach ist er auf den Bahnhofsvorplatz hinausgegangen und ist in die Richtung des Stadtzentrums gegangen, ungefähr um 10,45 Uhr. – Mit diesem Moment ging die Beschattungsmaßnahme zu Ende. –“]28
Natürlich rechnete ich nach der Abfahrt des Zuges – nach dem großen Aufwand, der in den zurückliegenden Tagen betrieben wurde – fest mit meiner Verhaftung. Die „operativen Maßnahmen“ sollten in diesem Falle aber wohl nur meiner Einschüchterung dienen. Sie bewogen mich tatsächlich, in den nächsten Monaten einen Ausreiseantrag zu stellen, dem im Zuge der Zerschlagung der „Aktionsgruppe Banat“ dann auch stattgegeben wurde, so dass ich 1975, nach verschiedenen weiteren Schikanen,29 in die Bundesrepublik Deutschland ausgereist bin. Ob dies Resignation und fehlender Mut zu weiterem intellektuellen Widerstand war oder eine kluge Entscheidung, um mich unter günstigeren Bedingungen der „Freiheit“ intellektuell weiterentwickeln zu können und zugleich in anderer Form und von einem anderen Standort aus gegen die Unfreiheit zu kämpfen, mögen 28 Eigene Übersetzung aus dem Rumänischen. Es handelt sich um Auszüge der Seite 5 des in Fußnote 23 erwähnten Ermittlungsberichtes (nota informativă). 29 Unter anderem erfolgte im Herbst 1974 meine Exmatrikulierung von der Hochschule, die allerdings nach einigen Tagen überraschend wieder rückgängig gemacht wurde. Ich war wegen der Exmatrikulierung nach Bukarest gereist und bin in der Deutschen Botschaft wie auch beim Juristischen Dienst des Staatsrates wegen meines Ausreiseantrags vorstellig geworden und habe angesichts meiner Exmatrikulierung gefordert, dass endlich über meinen Ausreiseantrag entschieden wird. Ob dies der Hintergrund der Rücknahme der Exmatrikulierung war, weiß ich nicht, denn es gab mehrere, aus unterschiedlichen Gründen exmatrikulierte Studenten, unter ihnen der Sohn eines Parteifunktionärs, wobei die Exmatrikulierung letztlich in allen Fällen zurückgenommen wurde.
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andere entscheiden. Natürlich bin ich auch in der Bundesrepublik Deutschland nicht ganz untätig geblieben. Zusammen mit Ernest Wichner, einem anderen Mitglied der ehemaligen „Aktionsgruppe Banat“, der kurz vor mir in die Bundesrepublik Deutschland ausgereist war und der heute als Leiter des „Literaturhauses“ in Berlin tätig ist, habe ich gleich nach meiner Ausreise 1975 Hans Bender, den Herausgeber der damals führenden Literaturzeitschriften „Akzente“, in Köln besucht und die Veröffentlichung einer Aufstellung mit Texten der „Aktionsgruppe Banat“ in dieser Zeitschrift mit in die Wege geleitet. Unter Vermittlung von Paul Schuster gelang es uns zudem in der Berliner Zeitschrift für Literatur „Litfass“ eine weitere Textaufstellung zu veröffentlichen, nicht zuletzt, um die Mitglieder der „Aktionsgruppe“ in der Bundesrepublik Deutschland bekannt zu machen und ihnen dadurch einen gewissen „Öffentlichkeitsschutz“ zu verschaffen.30 Wir haben Hans Bender die in der Zwischenzeit gegen einige Mitglieder der „Aktionsgruppe“ ergriffenen repressiven Maßnahmen dargestellt, der uns versprach, Heinrich Böll – der ursprünglich auch an unserem Gespräch teilnehmen wollte – davon unverzüglich in Kenntnis zu setzen. Nachdem wir von der erneuten Verhaftung von William Totok erfuhren, haben Ernest Wichner und ich den aus Rumänien stammenden Schriftsteller Dieter Schlesak alarmiert, der sodann mit Artikeln zu dem Fall, unter anderem in der „Frankfurter Rundschau“ und in „Le Monde“, für öffentliche Aufmerksamkeit und Solidarität sorgte. Des Weiteren habe ich mich am 29. Mai 1976 mit einem Schreiben an „Amnesty International“ gewandt, wobei man dort den Fall der beiden verhafteten Brüder William und Gunter Totok allerdings schon kannte. Am 21. Februar 1977 schrieb mir der bereits 1969 aus Rumänien emigrierte Dieter Schlesak31 unter anderem: „Vorerst kann ich Sie nur bitten, mit Goma zu sprechen, mit ihm vielleicht ein kleines Interview zu machen (wenn das überhaupt unter den neuen Umständen möglich ist!) und so viel Information wie nur möglich zu sammeln.“
In einem Brief vom 28. Februar 1977 schrieb er sodann: „inzwischen habe ich mit Goma telefonisch gesprochen. Kein Autor hat sich mit seiner Bürgerrechtsaktion solidarisiert.“
Dieses zweite Schreiben erreichte mich allerdings erst nach meiner Rückkehr aus Rumänien. Wie ich den Visa in meinem damaligen 30 Akzente. Zeitschrift für Literatur 23 (1976), S. 534-551, Hgg. Hans B e n d e r , Michael K r ü g e r ; Litfass. Berliner Zeitschrift für Literatur 1976, H. 2, S. 69-81. 31 Unter den Materialien, die Dieter Schlesak am 01.-04.10.2004 dem Literaturarchiv Marbach übergeben hat, befindet sich wohl auch unser Briefwechsel, in der Mappe B3 P-WZ plus B4, wie einer entsprechenden Aufstellung zu entnehmen ist.
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Reisepass entnehme, bin ich am 27. Februar 1977 über Curtici eingereist und am 15.3.1977 wieder ausgereist. Meine geplante Reise nach Bukarest zu Paul Goma, einem verfolgten rumänischen Schriftsteller, der damals eine Bürgerrechtsbewegung nach dem Muster der „Charta 77“ initiierte, fand wegen des Erdbebens am 4. März 1977, das Bukarest schwer getroffen hatte, nicht statt. Ich reiste aber nach Deva und traf Richard Wagner, der damals in Hunedoara als Lehrer tätig war. Zu weiteren Treffen mit William Totok, Gerhard Ortinau und Johann Lippet in Temeswar, die eigentlich vorgesehen waren und die in dem von William Totok veröffentlichten Bericht des Informanten „Gruia“ vom 10. März 1977 Erwähnung finden,32 kam es ebenfalls nicht, da ich auf der Rückreise aus Deva eine Autopanne hatte, daher erst sehr spät nach Temeswar kam und deshalb direkt nach Großsanktnikolaus zu meinen Eltern weiterfuhr. Bei meiner Ausreise am 15. März 1977 begann an der Grenze in Curtici zunächst alles harmlos. Nach der Passkontrolle erkannte ich allerdings sofort eine veränderte Haltung des mich kontrollierenden Grenzers, der mich aufforderte, das Auto abseits abzustellen. Bald danach tauchten neben weiteren Grenzern und Zöllnern drei bis vier Beamte in Zivil auf, in denen ich Angehörige der Securitate vermutete. Es erfolgte sodann eine penible Durchsuchung meines Gepäcks und des Autos, wobei unter anderem Teile der Karosserie und Innenverkleidungen des Autos abmontiert wurden, das Autoradio aus der Halterung gerissen wurde usw. Dabei wurde auch immer wieder nach Tonbändern und Manuskripten gefragt. Nach mehreren Stunden durfte ich dann doch nach Ungarn weiterfahren – in einem notdürftig wieder zusammengebauten Auto, bei dem die Elektrik so erheblich gestört war, dass die Blinkanlage und das Licht nicht mehr funktionierten. Als ich den Brief, den Dieter Schlesak am 28. Februar 1977 geschrieben hatte, nach meiner Rückkehr vorfand, ging mir natürlich auf, warum man Tonbänder suchte. Das Telefonat zwischen Schlesak und Goma wurde abgehört. Dass aber auch die Securitate des Kreises Temesch, aufgrund des Berichtes von „Gruia“, meine strenge Durchsuchung nach Manuskripten von William Totok anwies, habe ich allerdings erst 2009 oder 2010 erfahren. Ebenso erfuhr ich erst durch meine Securitateopferakten von dem Strafverfahren, das am 23. Sep-
32 Siehe den Bericht des Informanten „Gruia“ vom 10.03.1977 unter: http://halbjahres schrift.blogspot.com/2009/09/observierung-durch-die-securitate.html [letzter Zugriff: 27.01.2014].
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tember 1973 gegen mich eingeleitet wurde – und das mich fast ein zweites Mal ins Gefängnis gebracht hätte.
Wert und Risiken der Freiheit Aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts haben wir lernen müssen, dass es keineswegs nur für „ideologiesüchtige“ Intellektuelle und sonstige verblendete oder überforderte Menschen mitunter einfacher erscheint,33 die Schwierigkeiten der Freiheit, die Herausforderungen der Selbständigkeit und die Pflichten der Mündigkeit gegen die Homogenisierung und die Gleichschaltungen eines totalitären Systems mit einer bestimmenden Ideologie einzutauschen und sich sogar gefügig in dessen Dienst zu stellen.34 Gleichzeitig wissen wir aus dieser Geschichte aber auch, dass der Preis für das Individuum, soweit dieser Tausch erfolgt ist, sehr hoch sein kann. Dabei geht es keineswegs nur um Wohlstandsverluste oder Einschränkungen der Bewegungs- und Handlungsfreiheit, keineswegs nur um Willkür, Repression und Bedrohungen, die für die Aufrechterhaltung totalitärer Systeme wohl unverzichtbar sind,35 sondern um weitaus mehr. Nämlich um die Vernebelung und Einebnung des Denkens mit seinen Höhen und Tiefen, um den Verlust an selbstbestimmten moralischen Glaubens- und Handlungsfreiheiten, um den Verlust einer geistig selbst erarbeiteten und selbst hergestellten Haltung zur Welt. In diesem Sinne – und nur in diesem Sinne – finden die heute enttarnten Spitzel der Securitate auch mein Mitleid, haben sie doch wohl für immer diese geistig aufrechte Haltung zur Welt aufgegeben und damit auch ein Stück ihrer Würde und Selbstachtung unwiederbringlich verloren. Natürlich ist eine auf uneingeschränkten Erkenntnismöglichkeiten und selbständigen Werturteilen, auf kritisch reflektierten Überzeugungen aufbauende Haltung zur Welt, spannungsreich und für das Individuum nicht einfach zu ertragen – von den dies erschwerenden spezifischen Lebensumständen in Diktaturen einmal ganz zu schweigen.36 Einen sicheren Kompass der Freiheit gibt es nun einmal nicht. 33 Raymond A r o n : Opium für Intellektuelle oder die Sucht nach Weltanschauung. Köln, Berlin 1957. 34 M. Rainer L e p s i u s : Demokratie in Deutschland. Soziologisch-historische Konstellationsanalysen. Göttingen 1993. 35 Anton S t e r b l i n g : Das Wesen und die Schwächen der Diktatur. Nachgelesen in den Romanen von Herta Müller. In: Die Gesellschaft der Literatur. Hgg. Thomas K r o n , Uwe S c h i m a n k . Opladen 2004, S. 165-200. 36 George S t e i n e r : „Warum Denken traurig macht“. Zehn (mögliche) Gründe. Frankfurt a. M. 2006.
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Insofern haben wir in „offenen Gesellschaften“ tatsächlich viele Alternativen, das heißt fast alles ständig selbst in der Hand, und sind daher auch immer wieder zu eigenen verantwortlichen Entscheidungen herausgefordert. In diesem Sinne merkte Ralf Dahrendorf an: „Die offene Gesellschaft verspricht kein einfaches Leben. […] Aber wenn wir vorankommen und uns selbst wie auch die Bedingungen, unter denen Menschen auf diesem Planeten leben, verbessern wollen, dann müssen wir die unordentliche, konfliktreiche, unbequeme, aber stolze und ermutigende Aussicht auf offene Horizonte akzeptieren.“37
Die Menschen stehen in freien Gesellschaften immer wieder vor der grundsätzlichen Frage: Wollen sie frei und mündig sein und alle Verantwortung selbst übernehmen oder wollen sie – und gegebenenfalls in welchem Maße – Bevormundung, Betreuung und Fremdbestimmung akzeptieren und damit einen Teil oder im Grenzfall alle Verantwortung auf andere Personen oder „Schicksalsmächte“ übertragen?38 Ein Problem der Freiheit ist dabei, dass sie sich – übrigens ähnlich wie die Sicherheit – als ein „paradoxes“ Gut darstellt. Das heißt, je mehr und je selbstverständlicher solche Güter zur Verfügung stehen und garantiert erscheinen, umso geringer wird ihr Wert offenbar subjektiv geschätzt. Und es verwundert manchmal nicht nur, sondern erschreckt geradezu, wie leichtfertig manche Menschen mit dem Wert der Freiheit umgehen. Man muss natürlich kein Held sein, der sich unentwegt für die Verteidigung der Freiheit einsetzt, aber man sollte gerade in freien und offenen Gesellschaften jenen verbreiteten Opportunismus kritisch hinterfragen, der nicht nur mit der Missachtung intellektueller Redlichkeit und Rechtschaffenheit, sondern auch mit der unbedachten Geringschätzung der Freiheit einhergeht. Es bleibt für mich unerfindlich, wie leichtfertig gerade auch manche Wissenschaftler und Intellektuelle in institutionellen Bereichen, in denen sie unmittelbare Verantwortung tragen, etwa an Hochschulen oder in Massenmedien, mit dem wertvollen Gut „Freiheit“ – etwa mit Forschungsfreiheit, Erkenntnisfreiheit, Denkfreiheit, Meinungsfreiheit – mitunter umgehen. Es ist für mich in den letzten Jahren besonders auffällig, wie gering die Zivilcourage mancher verbeamteter Professoren, aber auch anderer „Intellektueller“ ist. Ob Künstler heute stärker als andere auf den Wert der Freiheit achten, ist schwer zu sagen, aber zumindest zu hoffen.39 37 Ralf D a h r e n d o r f : Betrachtungen über die Revolution in Europa, in einem Brief, der an einen Herrn in Warschau gerichtet ist. Stuttgart 1990, vgl. S. 28. 38 Helmut S c h e l s k y : Der selbständige und der betreute Mensch. Stuttgart 1976. 39 Anton S t e r b l i n g : Ambivalenzen der Moderne, Anliegen der Kunst und künstlerische Weltflucht. In: d e r s . : Zumutungen der Moderne. Kultursoziologische Analysen. Hamburg 2007, S. 91-114.
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Wenn ich anfangs von harten Lebensprüfungen, aber zugleich einer vorzüglichen intellektuellen Schule sprach, die mir bis heute halfen, mein Leben sinnvoll und mitunter auch mutig zu gestalten, so dass ich zugleich mit mir – trotz großer Umbrüche, Herausforderungen, Gefährdungen und Spannungen in den äußeren Lebensbedingungen – „identisch“ bleiben konnte, so waren dafür wohl zwei Orientierungsbezüge entscheidend, denen ich recht konsequent folgte: erstens und wohl das Wichtigste, die Idee und der Wert der Freiheit, die für mein Leben bestimmend waren und blieben, zweitens das kritische Denken, das uns – so scheint mir – auch in der Komplexität der modernen Informations- und Wissensgesellschaft immer noch Maßstäbe und Prüfmöglichkeiten rationaler Selbstvergewisserung verfügbar macht.40 Wenn beides verblasst oder eingeebnet wird – wie in Diktaturen –, dann ist auch die Würde des Menschen bedroht und gefährdet. Die Securitate sowie ihre Helfer und Helfershelfer zeigten uns ebenso anschaulich wie erschreckend, wie weit dies gehen kann.
Summary The Topic of Liberty and the Intrigues of Securitate One of the most important mobiles uniting the members of “Aktionsgruppe Banat” [Engl.: Action Group Banat] was the idea of liberty. This brought about a number of conflicting moments as far as the Communist regime was concerned. Most of the intellectuals had adopted positions of opportunism or even collaborationism, propagating the Communist ideology, and only a few dared to criticise the regime. Using biographic as well as mentallity-focussed sources, it is possible to lay open the ways and means Securitate as the most important tool of this repressive regime functioned. Twentieth century experience shows that it had not been all that easy for intellectuals to engage themselves in the fight for liberty, but to strive for this end had remained their first and foremost aim.
40 Anton S t e r b l i n g : Informationszeitalter, Unternehmensethik und das Prinzip der Kritik. In: Unternehmensethik im digitalen Informationszeitalter. Hgg. Albert L ö h r , Eckhard B u r k a t z k i . München, Mering 2011 (5. Zittauer Gespräche zur Wirtschaftsund Unternehmensethik), S. 97-116.
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Rezumat Motivul libertății și intrigile Securității Un motiv important, care a unit membrii Grupului de Acțiune Banat (Aktionsgruppe Banat), a fost idea libertății. Această aspirație a produs multe conflicte cu sistemul comunist, în care cei mai mulți intelectuali au fost oportuniști sau chiar propagandiști ai ideologiei comuniste și numai puțini au fost mai curajoși și pot fi priviți ca intelectuali critici. Și din punct de vedere biografic și subiectiv se poate arăta, cum a funcționat sistemul represiv și organul său cel mai important, Securitatea. Experiența făcută în secolul XX arată, că angajamentul pentru libertate în multe cazuri nu este simplu, dar misiunea intelectualului nu poate fi alta, decât să lupte pentru idea și înfăptuirea libertății.
M I TA R B E I T E RV E R Z E I C H N I S B a i e r , Hannelore, Publizistin zur Zeitgeschichte und Journalistin bei der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien, Redaktion Hermannstadt/Sibiu, E-Mail: [email protected] B o t t o n i , Stefano, Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Institut für Zeitgeschichte und Juniorprofessor an der Universität Bologna, E-Mail: [email protected] B u r l a c u , Silviu, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Consiliul Național pentru Studierea Arhivelor Securității, E-Mail: liviustef67@ yahoo.com B u z o g á n y , Dezső, Dr. theol., Professor für Kirchengeschichte am Protestantisch-Theologischen Institut in Klausenburg/ClujNapoca, E-Mail: [email protected] D a h m e n , Wolfgang, Dr. phil., Professor für Rumänische Sprach- und Literaturwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs 1412 Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, E-Mail: [email protected] G r o ß e , Gundel, M.A., Doktorandin am Graduiertenkolleg 1412 Kulturelle Orientierungen und Gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa der Deutschen Forschungsgemeinschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, E-Mail: Gundel. [email protected] H e r b s t r i t t , Georg, Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, E-Mail: [email protected] J u n g , Martin, M.A., Doktorand am Graduiertenkolleg 1412 Kulturelle Orientierungen und Gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa der Deutschen Forschungsgemeinschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Referent am Bistum Trier, E-Mail: [email protected]
L e n s k i , Katharina, M.A., Historikerin, ehemals Leitung des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“, E-Mail: [email protected] M a r k e l , Michael, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Germanistik der Babeş-Bolyai-Universität in Klausenburg/Cluj-Napoca, E-Mail: [email protected] M o l d o v a n , Silviu B., Dr. phil., wissenschaftlicher Mitarbeiter des Consiliul Național pentru Studierea Arhivelor Securității, E-Mail: [email protected] P e t r e s c u , Cristina, Dr. phil., Lecturer in Comparative Politics and Recent History, Department of Political Science, University of Bucharest, E-Mail: [email protected] P e t r e s c u , Dragoş, Dr. phil., Professor an der Politikwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bukarest und Direktor des Consiliul Național pentru Studierea Arhivelor Securității (CNSAS), E-Mail: [email protected] P i n t i l e s c u , Corneliu, Dr. phil., Lecturer am Departamentul de Istorie și Patrimonii și Teologie Protestantă an der Lucian-BlagaUniversität in Hermannstadt/Sibiu, E-Mail: pintilescu2001@ yahoo.com v o n P u t t k a m e r , Joachim, Dr. phil, Professor für Osteuropäische Geschichte und Direktor des Imre-Kertész-Kollegs an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, E-Mail: Joachim.Puttkamer @uni-jena.de S t e r b l i n g , Anton, Dr. phil., Professor für Soziologie und Pädagogik an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) in Rothenburg/Oberlausitz, E-Mail: [email protected] S i e n e r t h , Stefan, Dr. phil., ehemaliger Direktor des IKGS an der Universität München, Honorarprofessor der Babeş-BolyaiUniversität in Klausenburg/Cluj-Napoca, E-Mail: Stefan. [email protected] S t r i c k e r , Gerd, Dr. theol., ehemaliger Chefredakteur von „G2W“ in Zollikon/Zürich, E-Mail: [email protected] Ţ â r ă u , Virgiliu, Dr. phil., stellvertretender Direktor des Consiliul Național pentru Studierea Arhivelor Securității (CNSAS), Professor für Zeitgeschichte an der Babeş-Bolyai-Universität in Klausenburg/Cluj-Napoca, E-Mail: [email protected] W i e n , Ulrich, Dr. theol., Akademischer Oberrat am Institut für Evangelische Theologie der Universität Koblenz-Landau, E-Mail: [email protected]
PERSONENREGISTER Nachrichtendienstlich benutzte Decknamen werden in Anführungsstrichen verzeichnet. Nennungen in Fußnoten sind mit * gekennzeichnet. „Abrud“ s. Heinz Stănescu Adameşteanu, Gabriela 367* Adleff, Richard 332, 378* Adorján, Kálmán 248* Ady, László s. Alexandru Mureşanu Aescht, Georg 9, 390 Aichelburg, Wolf von 78, 143*, 181*, 324, 330 „Albina“ 299 Aleksij I. (Patriarch in Moskau) 64 Anania, Valeriu 46 Andreé, Erhard 381* Andreescu, Gabriel 12, 18, 21, 28, 64, 109 Andreicuţ, Andrei 64* Anghel, Dan 247 Anisescu, Cristina 293* Antal, Emilian 47 Antonescu, Ion 112, 263, 280, 314 Antoni, Erhard 381* Arăpașu, Teoctist (Patriarch) 54, 57, 58, 60-63 Argatu, Calinic 63 Aron, Raymond 306 Aurel, Iana 219 Axen, Hermann 88* Axmann, Elisabeth 329 „B.G.R.“ 298, 299 „B.R.“ 303 Babos, Sándor 219, 224 Băcanu, Petre Mihai 352* Bakonsky, Anatol E. 281, 282 Bălan, Nicolae 63*, 64 „Băleanu“ 165 „Bálint“ s. Zoltán Tiberiu Sinka „Bálint Stefan“ 374 Balla, Berta 375, 376, 397
Balogh, András 375* Banciu, Constantin 395 Banu, Florian 198 Bărăian, Samuilă 273* Barbu, Daniel 98, 102, 112 „Barta“ 234, 235, 242 „Bartha“ 223 Bartha, Tibor 224 Bartolomeu, Anania 48*, 64* Băsescu, Traian 111-113 Beck, Erich 339 Beck, Hans-Georg 40 Bedeus, Erna 179 Behling, Klaus 148 Behring, Eva 279 Beldeanu, Oliviu 83-85 Bender, Hans 412 Bergel, Erich 181, 332 Bergel, Hans 78, 79, 81, 163-167, 171, 164*, 181*, 184, 324, 330, 332, 339 Bertalan 230 Berwanger, Nikolaus 147, 382, 384, 385, 387, 407* „Bibliotecarul“ 221, 222, 235, 236 Biczó, György 227 Biermann, Wolf 124*, 125, 147, 148 Bilek, Irma 179, 180* Binder, Stefan 391* Birdaș, Emilian 63 Birkner, Andreas 77-80, 82, 181*, 324, 330 Birtaș, Gavril 317, 318 Bisoc, Eugen 83 Blaga, Lucian 283 Bobu, Emil 90 Boca, Ioana 111* Böll, Heinrich 282, 412 Boghiu, Sofian 47*
Personenregister
Bogza, Geo 19 Bohlinth, Alfred (auch „Gerhard“) 84 Boia, Lucian 97 Bolintineanu, Ioan 184 Boniface (Benediktiner aus Chevetange) 217 Bordon, Hans 184 Bormann, Martin 90 Bos, Franz (auch „Bradu“, „Bubu“) 224, 229, 232, 233, 237-248 Bossert, Rolf 393 Bossert, Werner 179 „Bradu“ s. Franz Bos Brandsch, Ingmar 381* Brantsch, Ingmar 332, 339, 379* Brașoveanu, Gheorghe 16 Breban, Nicolae 30, 31, 277 Brecht, Berthold 386 Breitenstein, Ernst 88-92 Bruckner, Wilhelm 166* „Bubu“ s. Franz Bos Bucur, Theodor 83 Budeancă, Florentina 293* Bugyi, Pál 196 Bulhardt 329 Búthi, Sándor 218 Burger, Ulrich 101 Butyka, Ferenc 194 Buzogány, Dezső 248* Buzura, Augustin 279 „C.C.“ 243 Calciu, Gheorghe 52 Calian, Samuel 221 Călinescu, Alexandru 19 Câmpeanu, Constantin 314* Cană, Ionel 16 Cangeopol, Liviu 21 Căprariu, Alexandru 385 Capesius, Bernhard 179 Capotă, Alexandru 53, 54, 60 Carac (Major) 245 Caraion, Ion 283 Carol II. (rumänischer König) 112, 206, 207, 261*, 263, 273 Carter, Jimmy 217 Cărtărescu, Mircea 282, 365* Ceaușescu, Gheorghe 52 Ceaușescu, Elena 62, 103
421
Ceaușescu, Nicolae 8, 11-16, 18-20, 25, 30, 33-35, 45*, 54-62, 65, 66, 68, 69, 74*, 87, 88, 90, 91, 97-99, 103, 105, 114, 149, 153*, 154*, 155, 169, 188, 200, 201, 203, 208, 210, 217, 249, 304, 335, 342, 343, 349*, 359, 364*, 368, 370-372, 377*, 386, 387, 396 Cernat, Paul 32 Cesereanu, Ruxandra 111*, 280, 281, 284, 285 Charles II. s. Carol II. Chira, Iustinian 63 Chiriac, Alexandru 303 Chirilă, Ioan 85 Chișinevschi, Iosif 283 Chruschtschow, Nikita Sergejewitsch 43, 58* Ciobotea, Daniel (Patriarch) 63, 64* „Comred“ 247 Connerth, Astrid 379*, 383 Connor, Walker 188 Constantin, Ioana 209 Constantinescu, Emil 26, 107, 110 „Coriolan“ 166 Cornea, Doina 12, 17, 20, 21, 23, 28 Corneanu, Nicolae 53, 63 „Cosma“ 245 Cosma, Neagu 194 Coulin, Alfred 167 „Cozsma“ 223 Crăciun, F. 238 Crăciun, Gheorghe 104, 105 Crișan, Nicolae 299, 303 „Cristina“ 342, 345, 358, 370, 372 Csejka, Gerhardt 363*, 387 „Csoma“ 221, 222, 241 Csomós, Alexandru 203 Csordás 229, 230 Csupor, Lajos 196 Culianu-Petrescu, Thérèse 19 Dahrendorf, Ralf 403, 415 Dan, Anghel 248* „Dani“ 234 Dârnă, Al. 171 Dascălu, Nicolae 16 Dávid, Gyula 223 Deák, Tamás 227
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Register
Decebal (König) 22 Deichfuß, Horst ( auch „Warnot“) 92 Deicke, Günther 76-82 Deletant, Dennis, 102 Dendorfer, Karl 180, 269* „Dénes Janos“ 217, 218 Depner, Horst 156, 160-163, 167-169, 180, 181*, 267, 269* Depner, Iosif 299 Dinescu, Mircea 19, 370* Dionisie, Dan 63 Diplich, Hans 339 „Doctorandul“ 223, 232, 234, 235, 245, 246 Doinaș, Stefan Augustin 19 Domaschk, Matthias 116, 127* Domokoş, Geza 142* Dondorici, Iulia 286* „Doru“ 222, 223, 227, 228, 236, 244, 245 Drăghici, Alexandru 78, 79, 104, 194, 202, 203 Drăgulin, Gheorghe 47* „Dreghici“ s. Zoltán Tiberiu Sinka Dumbravă, Ion 84 Dumitrescu, Constantin Ticu 26, 107, 108, 111*, 351* Dumitrescu (Oberleutnant) 327 Eftimie, Vergiliu 83, 84 Einhorn, Wilhelm 198, 198* Eisenburger, Eduard 86, 87, 91, 92, 164, 385, 388 Eldering, Klaas 224, 233* Eldering, Ida 224 Elischer, Hannes 79* „Ene“ 166 Enescu, Radu 19 Engel, Walter 378*, 391* Erdélyi, Elemér 203 Eremia, Ion 281 Esser, Hans Helmut 224 „Eugenia“ 240 Faur (Major) 389 Ferenczi, József 244 Filipescu, Radu 12, 17, 18, 21, 23, 28, 111* Filitaș, Vulcan 239, 243, 247
Fischer, Oskar 88* „Florescu“ 267 Folberth, Otto 163 Frauendorfer, Helmuth 98, 302*, 367 Freud, Siegmund 336, 337 Gagyi, József 192 Gálfy, Zoltán 233* „Galos Istvan“ 218 Gamalău, Filaret 50* Gauck, Joachim 37 Gaulle, Charles de 217 Gauß, Adalbert Karl 338 „Gerda“ s. Helene Michel „Gerhard“ s. Alfred Bohlinth Georgescu, Teohari 193, 198, 316, 318 Gheorghiu-Dej, Gheorghe 46, 47, 112, 183, 188, 199, 202, 278, 280, 283, 316, 318 Gierlich, Maria 381* „Gilbert“ 165 Göllner, Carl (auch „Gunther“) 165, 391-394 Goethe, Johann Wolfgang von 179 Goma, Paul 12-14, 16, 21, 23, 28, 3133, 282, 347, 412, 413 Gorbachev, Mikhail 13, 19 Goşu, Armand 111* Graaf, Hen(dri)k van de 224, 228*, 232-235 Graaf, Sally van de 233, 234 Groșan, Ioan 277 Gross, Karlheinz 381* Grosz, Peter (auch „Gruia“) 409, 413 Groza, Petru 190, 191, 193, 316 „Gruia“ s. Peter Grosz Gündisch, Gustav 166*, 184 „Gunther“ s. Carl Göllner Gunther, Herberth 184 „H.K.“ 298 Hager, Kurt 88* Halaski 224* Halbach, Heinz 88-91 Hamza, András 219 „Hannes“ s. Johannes Schellenberger Hăulică, Dan 19 Hauser, Hedi 142*, 143* Hausl, Hugo 329
Personenregister
Hausleitner, Mariana 100 Havadtői, Sándor 229 Havel, Václav 34 Haverkamp, Katharina 8 Hellstern, Hinrich 217 Henkel, Jürgen 38 Henning, Rudolf 381* Herbstritt, Georg 147, 388, 390 Herming, Kurt 184 Herţa, Gh. (Leutnant) 392 Herter, Balduin 163, 166, 167 Heß, Rudolf 90* Hitler, Adolf 90, 183, 284 Hodjak, Franz 376-379, 384, 385, 387389, 392, 397, 398 Hodos, George H. 271* Hoinărescu, Țepeș-Horia 232 Honecker, Erich 87, 88* Hoprich, Georg 328, 332, 335 „Horaţiu“ 378 Horedt, Kurt 166* Horváth, Levente 248* Hossu, Juliu 48* Hosszu, Istvan 16 Hromadka, Georg 329, 330 „Hugo“ s. Ernst-Otto Luthhardt 92 Iamandi, Daniela 302* „Ileana“ 299 „Ilieș“ s. Zoltán Tiberiu Sinka Iliescu, Ion 20, 26, 65, 101, 107, 110, 113 Ilieşiu, Sorin 111* Illyés, Gyula 200 „Imre“ 223 „Incze W.“ 241 „Interpretul“ (T. W.) 301 „Ioana“ 301 „Ionescu“ 223, 244 Ioniţă, Nicolae 248* „Iulian“ 228, 229, 234, 243 „Iuliano“ (früherer Codename „Popescu“) 217, 229-231, 243 Iustinian (Patriarch) s. Ioan Marina Ivan, Ruxandra 108 Ivasiuc, Alexandru 279 Johannis, Klaus 145* Juhász, István 220, 242
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Junesch, Christian 184 Jung, Martin 289 Jurcă, Eugen 67 Justinian I. (Kaiser) 39 „K.I.“ 243 Kádár, János 204 Kehrer, Hans 379 Kienberg, Paul 77, 78* Kipphardt, Heinar 338 Király, Károly 227, 228 Kirsch, Roland 352* „Kis“ 235, 236, 242, 244, 245 „Kis István“ 244 „Kiss“ 223 Kittner, Alfred 329 „Klaus Wagner“ s. Heinz Halbach Klein, Karl Kurt 78, 375 „Klim Io(a)n“ 161, 162, 180 Kloos, Michael (Mihai) 267* Knopf, Karl 183 Köber, Berthold 248* Köpe, Rudolf 300 Köpernik-Kennel, Herma 21 Kohlbrugge, Hebe 221, 224 Kohout, Pavel 13 Kolf, Bernd 376, 377*, 378*, 379, 387, 390, 392, 397, 398 Korn, Ewald Ruprecht 329 „Korosi“ 218 Kovacs, Gyula 221 Kovács, Mihály 196, 203 „Kozma“ 234 Kozma, András 236*, 248* Kozma, Zsolt 233* Kraft, Hans-Kurt 184 Krasser, Harald 179, 330-332, 275, 376, 397 Kraus, Ioan 184 Kremm, Werner 362* Krolikowski, Herbert 88* Langfelder, Paul 329 „Laszlo“ 223 Latzina, Anemone 378*, 379* Lauer, Heinrich 391* Lenin, Wladimir Iljitsch 112, 315 „Libraria“ 236 Liebknecht, Karl 117*
424
Register
Liiceanu, Gabriel 369* Lillin, Andreas A. 330 Lipp, Nadine 286* Lippet, Johann 346, 362*, 413 Lönhárt, Tamás 191 Lovinescu, Monica 32 Luca, Eugen 83 Luca, Vasile 47, 316, 318 Luthhardt, Ernst-Otto (auch „Hugo“) 92 Luxemburg, Rosa 117* Măgureanu, Virgil 101 Magyarossy, Martin 264 Maitert, Friedrich 184 Mann, Thomas 375 Manolescu, Ion 286, 289, 290 Manolescu, Nicolae 31, 111*, 279, 280, 282 Marcea, Pompiliu 277 „Marcu“ (Imre Mikó) 209 „Maria“ 165 Marina, Ioan (Metropolit/Patriarch Justinian) 45-47, 49, 54*, 56 Maris, Dimitrie 234* Markel, Michael 376-378, 389, 390, 391*, 392, 393, 395, 397, 398 Márton, Áron 195, 210 Marx 56, 312 „Mateescu“ 166 Maurer, Georg 79 Maurer, Gheorghe 184 Maurer, Rolf 378* McCord 230 Meckel, Ernst Eugen 221 „Medesan“ 242 Meet, Jacob van der 241, 248 Melchior, Günther 161, 180, 269* Menning, Helmut 381* Mesch, Harald 379* Meschendörfer, Adolf 183 Mevius, Martin 188 Michaelis, Rolf 352* Michel, Helene 83-85 „Micu“ (Imre Mikó) 209 Mielke, Erich 78, 79, 92, 126 Mihăilescu, Dan C. 31 Mihăiţă, Nifon (Bischof) 63 Mihály, Nagy 191
Mikó, Imre 206-210 Milea, Ada 97, 114 Millitz, Bernd 382, 393 Mitscherlich, Alexander 337, 338 Mitu, Sorin 22, 23 „Moca“ 236 Möckel, Andreas 163, 167 Möckel, Gerhard 167 Möckel, Konrad 161, 163*, 181, 266274, 324 „Moga“ 339 Moisescu, Iustin 56 Moisin, Ioan 64 Moldovan-Sponer, Theodor (auch „Vasilescu, Ion“) 161, 162, 180, 181 „Moraru“ 392, 394 Motzan, Peter 376, 378, 379, 387, 388, 391*, 395, 397, 398 „Müller“ 392 Müller, Herta 7, 8, 277, 342-347, 349360, 365*, 366-373, 408* Müller-Langenthal, Friedrich 179*, 317* „Munteanu Ilie“ 377 Munteanu, Neculai Constantin 53 Mureșanu, Alexandru 194 Nagy, Gyula 218, 233* Năstase, Gheorghe 329, 332, 336*, 337, 387 „Neamţu“ 299 Neamţu, Gheorghe 257-262, 272-274 Nedelcovici, Bujor 279, 282 Negoiţescu, Ion 14 Negrici, Eugen 111* Neuser, Wilhelm 224 Nicolae, Ioniţă 241, 247 Nicolaescu, Sergiu 22 Nicolescu, Adrian 23 Niedermaier, Klaus 167 Nietzsche, Friedrich Wilhelm 330 Nixon, Richard Milhous 217 Novák, Zoltán 192 Ogoranu, Ion Gavrilă 50* Oláh, Sándor 192 Oltean, Gheorghe 245 Olti, Ágoston 191
Personenregister
„Oniga“ 234 Oprea, Florin 238 Oprea, Ioan 237 Oprea, Marius 100, 111*, 195, 198, 254 Ortinau, Gerhard 362*, 262*, 413 Pacepa, Ion Mihai 53, 155* Pacha, Augustin 317 Pădurariu (Oberstleutnant) 145 Pál, Geréb 233* „Pal Jozsef“ 219 Paleologu, Alexandru 19, 59 Paler, Octavian 19 Palfi, Anton 379* Pamfil, Albu 264 Papu, Edgar 15 Parascheva (Heilige) 61 Paroch, Benno 81 Pastior, Oskar 8, 80, 328, 379* Patapievici, Horia-Roman 111* Patriciu, Mihai 197, 198 Pauker, Ana 196, 316, 318 Paul VI. (Papst) 48* Pele, Petru 360* Péntek, Árpád 222, 241 „Peter“ 223 „Petreanu“ 165 Petrescu, Cristina 12, 109 Petrescu, Dragoș 109 Petrescu, Dan 12, 18-21, 28, 352* Petrescu, Thérèse 352* Petris, Anton Peter 309 „Pexa“ 244 Peyfuss, Max Demeter 282 Philippi, Hans 164*, 167 Philippi, Paul 163 Pilder-Klein, Hermine 76*, 77-79, 339 Pintilie, Gheorghe 254, 320 Plămădeală, Antonie 48*, 59, 63 Pleșa, Liviu 197, 198 „Pletosul“ s. Anton Sterbling Plesch, Erhard 163, 164, 166* Pleșiţă, Nicolae 198 Pleșu, Andrei 19 Pollak, Edmund 375, 376, 397 Pop, Ioan Es. 277 „Popescu“ s. „Iuliano“ Popescu, Dumitru Radu 19, 279, 376* Popescu, Emil 180
425
Popovici, Stelică 53 Postelnicu, Tudor 103, 104 Pradovan, Marcel 218 Preda, Marin 148, 277-279, 282, 283, 285, 288-290 Preoteasa, Gheorghe 339 Prikmayer, Georg 163* „Prodan“ 222 „Prodan Valer“ 223 Puiu, Traian 83, 84 „R.H.“ 262, 273 Rădescu, Nicolae 141 Rădulescu, Mihail 47* Ramet, Pedro 55 Ranca, Petre 264 Reb, Gerhard 184 Retegan, Mihai 271 Rehs, Michael 163, 166 Reichrath, Emmerich 378* Reiprich, Siegfried 132* „Remus“ 409 Resch, Eugen 163* Rhede, Magda(lena) van 233*, Rhede, Theun van 233*, Rieger, Günther 148 Riemenschneider, Tilmann 323 Rohaan, A. Jan 223 Rohaan, Kreykes Berendina 223 Rohaan, Will 223 Roman, Dorel 313* Rommer, Karol 184 „Roner Blum“ 161, 180 Roșculeţ, Radu 44 Rosenauer, Sara 184 Rosenkranz, Moses 292, 293 Roth, Hans Otto 154* Rottenberg, Gisela 312 Rottenberg, Heinz s. Heinz Stănescu Rottenberg, Helene 314 Rottenberg, Philipp 311, 312 Rusan, Romulus 111* „S.W.“ 298 Sadoveanu, Mihail 283 Sălăjan, Leontin 194 Samson, Horst 147, 148 „Sandor I.“ 242 Sârbu, Ion D. 282
426
Register
Schaffer, Hans 222 Schellenberger, Johannes 81, 82 Scherg, Georg 77-79, 82, 184, 181*, 324, 330, 375, 397 Scherg, Hermann 184 Schiller, Gilles s. Jean Stern Schippers, Jan 224 Schleich, Franz 346* Schlesak, Dieter 332, 339, 379, 412, 413 Schmidt, Andrei 184 Schmidt, Helmut 37 Schmidt, Nikolaus 326 Schneider, Eduard 378* Schneider, Heinrich 184 Schoser, Gheorghe 184 „Schüler“ 393 Schuller, Dieter 307 Schuller, Frieder 339, 378*, 379* Schuller, Günther 381* Schuller, Horst 79*, 378*, 381*, 385, 391 Schuller, Rolf 163, 166 Schullerus, Gerhard 184 Schuster, Gudrun 375* Schuster, Hannes 384, 378* Schuster, Oskar 166 Schuster, Paul 406, 407*, 412 Schuster-Herineanu, Johann 326 Schwartz, Albert 184 Schwob, Anton 338, 339 Schwob, Ute Monika 339 Scurtu, Ioan 23 Seiferth-Maurer, Doris 381* Sepeanu, Tudor 178* „Sergiu Nicolaescu“ 165 Sfetcu, Ion 409 Sieber, Günter 88* Siegmund, Harald 78, 181*, 324, 330 Sienerth, Stefan 8 Silberstein, Eduard 336 „Silviu“ s. Heinz Stănescu Simonis, Victor 184 Siniojori, Martii Ilmari 221 Sinka, Zoltán Tiberiu (auch „Bálint“, „Dreghici“, „Ilieş“) 375, 376, 395 Sîrbu, Ion D. 24, 25 Söllner, Werner 8, 392, 393 Sógor, Gyula 248* Sommer, Marianne 408*, 411
„Sonia“ 223, 240, 243, 244 Șora, Mihai 19 „Sorin“ 244 Sorin, Iulian 242 Stalin, Josef Wissarionowitsch 48, 49, 141, 175*, 180, 191, 283, 331 Stănescu, Heinz 80, 81, 308-323, 325333, 335-341, 377, 383-389, 390*, 391-393 Stăniloae, Dumitru 50, 63, 64, 66 „Stefan Iuliu“ 223 Steinhardt, Nicolae (geboren als Nicu Aurelian Steinhardt) 24 Sterbling, Anton (auch „Pletosul“, „Stoian“) 362*, 406, 407, 409-411 Stere, Gulea 350* Stern, Jean 18 Stoffel, Emmerich 387 „Stoian“ s. Anton Sterbling Stolpe, Manfred 37, 38 Stoob, Heinz 166* Stoof, Eduard 381* Stoph, Willi 87, 88* Storch, Franz 384, 387 Stoß, Veit 323 Struyk, Eveline 233* Struyk, Jan 224, 233* „Suschi“ 166 Szabó, Attila T. 227 Szabolcsi, Miklós 227 Szekely, Francisc 166* Széll, Zsuzsa 375, 376, 397 Szilágyi, Levente s. Leontin Sălăjan Szoboszlai, Aladár 199 „T.W.“ 300, 301 Tănase, Evghenie 194, 203 Tănase, Stelian 111* „Taube“ s. Heinz Halbach Taute, Heinz 161, 162, 180, 181, 267* Teleki, Pál 207 „Teodorescu“ s. Viktor Theiß Theiß, Viktor (auch „Teodorescu“) 384-387, 393 Tismăneanu, Vladimir 100, 101 „Titus“ 234 Tőkés, István 230 Tőkés, László 233* Țoiu, Constantin 279
Personenregister
„Toma Maria“ 376, 395 Tontsch, Brigitte 376, 383, 384, 387, 391*, 395, 397, 398 Tóth, Kálmán 244 Tóth, Károly 224 Totok, Gunther 412 Totok, William 147, 148, 293*, 317, 346, 362, 363*, 367*, 369*, 412, 413 „Traian“ s. Heinz Stănescu Troyanov, Iliya 342* Tschaikowski, Pjotr Iljitsch 319 Tudoran, Dorin 16, 17, 21, 28, 29, 33, 352* Tudt, Andrei 184 Tüski, István 221, 222 Ungvári, József 234, 238, 240, 242, 244, 245 „Urmosi“ 222, 223 Ursu, Gheorghe 105, 106, 110, 114 Varga, Imre 218 „Vascu“ 165 Vasile, Cristian 272 „Vasilescu Io(a)n“ s. Theodor Moldovan-Sponer Vasilievici, Roland 53-55, 58, 60 Vasiliu, Constantin (Piki) 314 Veken, Karl 81, 82 Verdery, Katherine 15, 113 Vianu, Ion 14 Vighi, Daniel 364* Vinci, Leonardo da 319 Vincze, János 194 Vinţe, Ion s. János Vincze Viorel, Mocan 239, 240 „Virgil“ 167
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Vlad, Iulian 104 Voicescu, Constantin 48* „Voicu“ 353 Volkmer, Günther 180, 181*, 269* Vornicescu, Nestor 63* Vultur, Smaranda 111* Vyšinskij, Andrej Januarjevič 175 „Wagner“ 166 Wagner, Ernst 163, 166 Wagner, Richard 147, 346, 359, 362*, 363*, 366*, 367*, 368, 369*, 406, 413 „Wald Johan“ 292 Walser, Martin 338 „Walter“ s. Werner Söllner „Warnot“ s. Horst Deichfuß Weber, Annemarie 323-325, 379 Weber, Horst 362* Weiestal 230 Weißkircher, Hugo 184 Wichner, Ernest 293*, 363*, 369*, 412 Wien, Ulrich Andreas 7 Wittstock, Erwin 330, 331 Wittstock, Joachim 374, 391, 392 Wolf, Markus 86* Zaharia, Valerian 47 Zainea, Pimen 63* Zebli, Wilhelm 184 Zedong, Mao 365*, 376 Zillich, Heinrich 331, 338, 386 „Zimbru“ 234 Zimmermann, Gudrun 163* Zimmermann, Harald 167 „Zoltan Enyedi“ 221 „Zoltan Vass“ 221 Zub, Alexandru 402
REGISTER DER GEOGRAPHISCHEN NAMEN Seitenangaben mit * verweisen auf Erwähnung in den Fußnoten. Rumänien und Siebenbürgen wurden im Register nicht berücksichtigt. Agnetheln (rum. Agnita, ung. Szentágota) 158* Agnita s. Agnetheln Aiud s. Großenyed Alba Iulia s. Karlsburg Amsterdam 242, 244 Arad (rum. Arad, ung. Arad) 197, 199, 408, 410 Aranyosgyéres s. Jerischmarkt Argeș 63*, 63 Auschwitz (poln. Oświęcim) 286, 375 Bad Homburg v. d. H. 339 Baia Sprie s. Mittelberg Balázsfalva s. Blasendorf Balkan 25 Banat 63, 190, 195, 356-358, 360*, 362, 405 Bărăgan 195, 295 Barcarozsnyó s. Rosenau Bayern 38, 331 Belgien 217 Belgrad 13 Berevoiești 100, 352* Berlin (auch West- bzw. Ostberlin) 72, 73, 78, 81, 83-85, 95, 117*, 221, 294*, 388, 389, 406 Bern 84, 85 Bessarabien (Bessarabia) 191 Bicaz-Klamm 320, 321 Billed (rum. Biled, ung. Billéd) 146 Birk (rum. Petelea, ung. Petele) 141 Blaj s. Blasendorf Blasendorf (rum. Blaj, ung. Balázsfalva) 154* Bonn 295 Brăila 312-315, 318, 319
Bran s. Törzburg Brașov s. Kronstadt Brassó s. Kronstadt Brest, Union von 48* Bucharest s. Bukarest București s. Bukarest Budapest 191, 199, 206, 207, 245, 271 Bukarest (rum. București, eng. Bucharest) 13, 17, 19, 20, 36, 45, 50, 53, 54, 78-80, 86-90, 98, 99, 103, 140, 143, 147-149, 165, 166, 178*, 182, 183, 191, 199, 200, 206208, 217, 237, 240, 242, 246, 247, 248*, 259*, 259, 269, 286, 287, 294*, 295, 303, 312, 314, 316, 322, 323, 326*, 327, 329, 340, 341, 348, 362, 365*, 379, 383, 389, 390, 392, 410, 411*, 411, 413 Bukowina 339 Bulgarien (Bulgaria) 45*, 66, 74, 189 Byzanz 39 Câmpia Turzii s. Jerischmarkt Chevetagne 217 Cisnădie s. Heltau Cluj-Napoca s. Klausenburg Codlea s. Zeiden Cojocna (dt. Kolosch, Salzgrub, ung. Kolozs) 198 Constanţa s. Konstanza Covasna (ung. Kovászna) 223, 247 Csatád s. Lenauheim Csíkszereda s. Miercurea Ciuc Curtici (ung. Kürtös) 413 Dálnok (rum. Dalnic) 241 Den Haag (eng. The Hague) 239, 243
Geographische Namen
Deutschland: Bundesrepublik (rum. RFG, engl. German Federal Republic) 36-38, 41*, 74*, 82, 85, 94, 138, 140, 142-146, 149, 152, 153*, 157, 159, 160, 164*, 164, 166, 167-169, 185, 188, 190, 209, 230, 270, 271*, 294, 303, 309, 330, 335, 337-340, 342, 345, 348, 359, 360*, 360, 362, 367, 371, 372, 374, 386, 389, 410-412 Deutschland: Deutsche Demokratische Republik (East Germany) 37, 38, 60, 71-74, 76, 77, 81, 82, 85, 88-94, 125, 130, 147, 148, 151, 221, 374, 376, 389 Deva (dt. Diemrich, ung. Déva) 154*, 413 Dicsőszentmárton s. Sankt Martin Diemrich s. Deva Dinkelsbühl 164 Donau-Schwarzmeer-Kanal 44 Durău 50* Eisenmarkt s. Hunedoara England 90*, 217 Făgăraș s. Fogarasch Feketehalom s. Zeiden Felsőbánya s. Mittelberg Fogarasch (rum. Făgăraș, ung. Fogaras) 158* Frankfurt am Main 339 Frankreich 282, 318, 335 Galatz (rum. Galaţi) 83 Genf (Geneva) 232 Gera 118 Gheorghieni [genauer Ort gemäß Quelle nicht zu ermitteln, evtl. Gheorgheni, dt. Niklasmarkt, ung. Gyergyószentmiklós im Szeklerland] 184 Giarmata s. Jahrmarkt Großenyed (dt. auch Straßburg a. Mieresch, rum. Aiud, ung. Nagyenyed) 50, 104, 105, 243 Großsanktnikolaus (rum. Sânnicolau Mare, ung. Nagyszentmiklós) 405, 406, 413
429
Großwardein (rum. Oradea, ung. Nagyvárad) 197, 199, 265 Gundelsheim/Neckar 375* Gyulafehervár s. Karlsburg Harghita (ung. Hargita megye) 203 Hărman s. Honigberg Heidelberg 167, 337 Helsinki 13, 144*, 221 Heltau (rum. Cisnădie, ung. Nagydisznód) 76 Hermannstadt (rum. Sibiu, ung. Nagyszeben) 36, 45, 63*, 63, 83, 88, 92, 139, 156, 158*, 165, 166, 179, 181, 184, 185, 239, 243, 244, 247, 248, 267, 305, 331, 391-393 Hévíz (rum. Hoghiz, dt. Warmwasser) 241 Hoghiz s. Hévíz Hohenschönhausen 132* Holeischen (tschech. Holýšov) 375 Holýšov s. Holeischen Honigberg (rum. Hărman, ung. Szászhermány) 183 Hunedoara (ung. Hunyád, dt. Eisenmarkt) 413 Hunyád s. Hunedoara Iași s. Jassy Illyefalva (rum. Ilieni, dt. Ilgendorf) Innsbruck 78 Israel 74*, 318 Jahrmarkt (rum. Giarmata, ung. Temesgyarmat) 140 Jalta 174 Jassy (rum. Iași) 18-20, 61 Jena 7-9, 116 Jerischmarkt (rum. Câmpia Turzii, ung. Aranyosgyéres) 240 Jiu Valley s. Schiltal Jugoslawien (Yugoslavia) 66, 146*, 146, 195 Karlsburg (dt. auch Weißenburg, rum. Alba Iulia, ung. Gyulafehérvár) 63, 64*, 153*, 153, 165, 195, 239 Karpato-Ukraine 48*
430
Register
Klausenburg (rum. Cluj-Napoca, ung. Kolozsvár) 17, 19, 20, 22, 48*, 64*, 78, 161, 163*, 166*, 194-198, 200, 201, 207-209, 217, 220-224, 227-229, 231, 232, 234, 235, 237, 240, 243-248, 253, 257*, 257-261, 265, 269*, 270, 275, 276, 283, 331, 334, 375, 377-380, 383390, 393, 395-397 Klosterneuburg 309 Kőhalom s. Reps Köln 412 Kolosch s. Cojocna Kolozsvár s. Klausenburg Kolozs s. Cojocna Konstanza (rum. Constanţa) 287 Kovászna s. Covasna Kroatien 48* Kronstadt (rum. Brașov, ung. Brassó, 1950-1960 auch dt. Stalinstadt, rum. Orașul Stalin) 75, 76, 78, 79, 81, 85-87, 92, 95, 149, 158*, 158-160, 162, 165, 179, 180-185, 197, 201, 222, 224, 239, 243, 247, 267*, 267, 270, 271, 299, 305, 308, 318, 324, 385, 388, 390 Kükülőmagyarós s. Maniersch Kürtös s. Curtici Landau/Pfalz 9 Leipzig 79, 85, 88, 89 Lenauheim (rum. Lenauheim, ung. Csatád) 140 Luduș (dt. Ludasch, ung. Marosludas) 201 Măgheruș s. Maniersch Maniersch (rum. Măgheruș, ung. Kükülőmagyarós) 184 Máramaros s. Maramuresch Maramuresch, Marmarosch (rum. Maramureș, ung. Máramaros) 63, 190 Marbach/Neckar 339, 412* Marktschelken (rum. Șeica Mare, ung. Nagyselyk) 92, 93* Marosludas s. Luduș Marosvásárhely s. Neumarkt/Mieresch
Mauthausen 375 Mediasch (rum. Mediaș, ung. Megyes) 79, 158*, 182, 184, 185 Megyes s. Mediasch Miercurea Ciuc (ung. Csíkszereda, dt. Szeklerburg) 78 Mittelberg (rum. Baia Sprie, ung. Felsőbánya) 284 Moldau (rum. Moldova) 45, 56 Moskau (eng. Moscow) 12, 13, 36, 59, 64, 147, 175*, 191, 201, 205, 206, 256, 349* Mühlbach (rum. Sebeș, ung. Szászsebes) 83 München 9, 84, 183, 336 Münster/Westf. 166*, 224 Muresch (rum. Mureș, Kreis) 64*, 141, 165, 203, 239, 244, 247 Nagydisznód s. Heltau Nagyenyed s. Großenyed Nagyselyk s. Marktschelken Nagyszeben s. Hermannstadt Nagyszentmiklós s. Großsanktnikolaus Nagyvárad s. Großwardein Neumarkt/Mieresch (rum. Târgu Mureș, ung. Marosvásárhely) 196, 203 New York 263 Niederlande (Netherlands) 222, 233, 243, 244 Nürnberg 339 Oltenien (rum. Oltenia) 47*, 63* Oradea s. Großwardein Orașul Stalin s. Kronstadt Ostberlin s. Berlin Österreich (eng. Austria) 142, 146, 166-168, 209, 311, 318, 335, 337339, 362 Oświęcim s. Auschwitz Palästina 313 Paris 12, 14, 191, 206 Petele s. Birk Petelea s. Birk Petersdorf (rum. Petrești, ung. Péterfalva) 83, 84
Geographische Namen
Ploiești 63 Polen 48*, 74, 75, 92, 180 Potsdam 174 Prag (Prague) 12, 125 Prahova (Kreis) 298 Prázsmár s. Tartlau Prejmer s. Tartlau Pridnestrowje s. Transnistrien Râmnic 57, 63* Rășinari (dt. Städterdorf, ung. Resinár) 92 Râșnov s. Rosenau Reps (rum. Rupea, ung. Kőhalom) 184, 185 Reschitz (rum. Reșiţa, ung. Resicabánya, serb. Решица) 154*, 407-409 Resinár s. Rășinari Riga 375 Rom 42, 48*, 48, 317 Rosenau (rum. Râșnov, ung. Barcarozsnyó) 79 Rudolstadt 118 Rupea s. Reps Russisches Reich (auch Russland) 41*, 43 Sachsenhausen 82 Sălaj (Kreis) 190 Salamás s. Sărmaș Salzburg 338 Sankt Georgen (rum. Sfântu Gheorghe, ung. Sepsiszentgyörgy) 185, 241 Sankt Martin (rum. Târnăveni, ung. Dicsőszentmárton) 154*, 201 Sânnicolau Mare s. Großsanktnikolaus Sărmaș (ung. Salamás) 201 Sathmar (rum. Satu Mare, ung. Szatmárnémeti) 190, 197 Schäßburg (rum. Sighișoara, ung. Segesvár) 149*, 158*, 184, 244, 392 Schiltal (rum. Valea Jiului, eng. Jiu Valley) 16 Schweden 84
431
Schweiz (eng. Switzerland) 36, 209, 217 Sebeș s. Mühlbach Segesvár s. Schäßburg Șeica Mare s. Marktschelken Sepsiszentgyörgy s. Sankt Georgen Sfântu Gheorghe s. Sankt Georgen Sibiu s. Hermannstadt Sighișoara s. Schäßburg Sinaia 62 Slimnic s. Stolzenburg Słupsk s. Stolp Sowjetunion, auch UdSSR, USR, USSR (rum. Uniunea Sovietică, eng. Soviet Union) 31, 37, 50, 55, 56, 58, 64, 141, 142, 148, 154*, 157, 175, 191, 198, 205, 207, 208, 256, 264, 269, 292, 295, 307, 368, 374 Spanien (eng. Spain) 198 Städterdorf s. Rășinari Stalinstadt s. Kronstadt Stockholm 342 Stolp (poln. Słupsk) 375 Stolzenburg (rum. Slimnic, ung. Szelindek) 92 Straßburg a. Mieresch s. Großenyed Stutthof (poln. Sztutowo) 375 Suceava 63* Szászhermány s. Honigberg Szatmárnémeti s. Sathmar Szászsebes s. Mühlbach Szeklerburg s. Miercurea Ciuc Szeklerland (rum. Ţinutul Secuiesc, ung. Székelyföld) 192, 195, 196, 199, 230 Szelindek s. Stolzenburg Szentágota s. Agnetheln Târgoviște 63* Târgu Jiu 46, 313, 314*, 314, 317 Târgu Mureș s. Neumarkt/Mieresch Târnăveni s. Sankt Martin Tartlau (rum. Prejmer, ung. Prázsmár) 79 Teheran 174 Temesch (rum. Timiș, Kreis) 139, 144, 145, 293, 296, 301, 408, 413 Temesgyarmat s. Jahrmarkt
432
Register
Temeswar (rum. Timișoara, ung. Temesvár) 53*, 53, 61*, 61-63, 103, 113, 139, 140, 144*, 147, 163*, 197, 199, 293, 294*, 300, 305, 317, 330, 358*, 361, 362*, 362, 364*, 365, 390, 407*, 407, 408, 410, 411, 413 The Hague s. Den Haag Thorenburg s. Turda Timișoara s. Temeswar Torda s. Turda Törzburg (rum. Bran, ung. Törcsvár) 79 Transnistrien (rum. Transnistria, russ. Pridnestrowje) 314 Tschechoslowakei (Czechoslovakia) 13, 45*, 74*, 74, 142, 189, 205, 217, 218, 349* Turda (ung. Torda, dt. Thorenburg) 196 Tuzla 287 Ukraine 257 Ungarn (rum. Ungaria, ung. Magyarország, eng. Hungary) 74, 141, 157, 161, 180, 189, 198, 201, 204-
207, 216, 218, 224, 226-229, 238, 239, 244, 245, 248, 249, 251, 254, 266, 274, 348, 395, 413 Ungvár s. Užhorod USA (rum. SUA, dt. Vereinigte Staaten von Amerika) 17, 56, 60, 155*, 217, 226, 229-231, 242, 249, 251, 263, 265, 318 Užhorod (ung. Ungvár, ukr. Ужгород) 48* Văcărești 60* Valea Jiului s. Schiltal Vatikan (eng.Vatican) 42, 226, 257, 273 Warmwasser s. Hévíz Weißenburg s. Karlsburg Wien (eng. Vienna) 84, 207, 284, 287, 312, 336, 410 Zeiden (rum. Codlea, ung. Feketehalom) 78, 183 Zuidland 234 Zürich 217
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