Die Römer an Rhein und Donau: Zur politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den römischen Provinzen an Rhein, Mosel und oberer Donau im 3. und 4. Jahrhundert [3., unveränderte Auflage, Reprint 2021] 9783112578407, 9783112578391


174 44 169MB

German Pages 592 [600] Year 1985

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Einleitung
I. Politische, militärische und ethnische Entwicklung
Einführung: Zur Situation im Römischen Reich im 3. und 4. Jahrhundert
A. Überblick über Entstehung und Entwicklung der römischen Provinzen am Rhein und an der oberen Donau im 1. und 2. Jahrhundert (58 v. u. Z. — 193 u. Z.)
B. Die Krise des 3. Jahrhunderts (193-306)
C. Die Entwicklung im 4. Jahrhundert (306-406/407)
II. Zu Stand und Entwicklung der Wirtschaft in einigen ausgewählten Bereichen der Produktion
A. Die Landwirtschaft
B. Die Metallproduktion
C. Die Keramikproduktion
D. Die Glasproduktion
III. Die sozialökonomischen Verhältnisse
IV. Zur Rolle der Religion unter besonderer Berücksichtigung des Christentums
Ausblick
Inschriften-Anhang
Zeittafel
Literatur- und Abbildungsnachweise
Register der geographischen, Stammes-, Personen- und Götter-Namen
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Die Römer an Rhein und Donau: Zur politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den römischen Provinzen an Rhein, Mosel und oberer Donau im 3. und 4. Jahrhundert [3., unveränderte Auflage, Reprint 2021]
 9783112578407, 9783112578391

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DIE RÖMER AN RHEIN UND DONAU

BAND 3

VERÖFFENTLICHUNGEN des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR HERAUSGEGEBEN VON

JOACHIM H E R R M A N N

DIE RÖMER AN RHEIN UND DONAU Zur politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den römischen Provinzen an Rhein, Mosel und oberer Donau im 3. und 4. Jahrhundert

AUTORENKOLLEKTIV: Burkhard Böttger, Gerda von Bülow, Hans-Joachim Diesner, Bernhard Döhle, Gudrun Gomolka, Rigobert Günther, Gottfried Härtel, Wieland Held, Karin Iflert, Klaus-Peter Johne, Leiva Petersen, Heinz Schulz-Falkenthal, Wolfgang Seyfarth, Ilse Ulmann, Volker Weber unter Leitung von

RIGOBERT Ö Ü N T H E R U N D HELGA KÖPSTEIN

3., unveränderte Auflage

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1985

Redaktion: Helga Köpstein

Erschienen im Akademie-Verlag, DDR-1086 Berlin, Leipziger Str. 3—4 © Akademie-Verlag Berlin 1975 Lizenznummer: 202 • 100/107/85 Printed in the German Democratic Republic Herstellung: VEB Druckerei „Thomas Müntzer", 5820 Bad Langensalza Einband und Schutzumschlag: Nina Striewski Karten: Konrad Kunz LSV 0225 Bestellnummer :752 549 6 (2153/3) 06800

Vorwort

Vor reichlich eineinhalb Jahrtausenden traten große Teile Europas, darunter vor allem auch Mitteleuropas, in ihre erste bedeutende revolutionäre Umwälzungsepoche ein: in die Epoche der Niederringung der antiken Sklavenhaltergesellschaft und der Ausbildung einer neuen Gesellschaft, der Feudalgesellschaft. Im Verlauf von jahrhundertelangen Auseinandersetzungen und Kämpfen ist ein Teil der Völker, die sich bis in unsere Tage als geschichtswirksam und stabil erwiesen haben, entstanden. Ein Teil dieser Umwälzungen wurde in den Bandgebieten Mitteleuropas ausgetragen, sowohl im donauländischen Südosten als auch im rheinländischen Westen. Verschiedene Stämme und Völker von den Kelten, Thrakern und Dakern bis zu den Germanen und Slawen stießen in diesen Gebieten mit der Expansionspolitik der antiken Sklavenhaltergesellschaft und mit dieser selbst als gewaltige politische Weltmacht, im Römischen Reich organisiert, zusammen. Sie setzten sich mit den Angriffen Roms seit den Zeiten Casars und Augustus' in hartnäckigem Widerstand und mehrfach in umfangreichen Volksaufständen auseinander. Es war ein erbittertes Ringen zwischen dem Militärapparat und der gesamten Staatsmacht der herrschenden Klasse der römischen Sklavenhalterordnung, die eine Ausdehnung ihrer Herrschaft über große Teile Mitteleuropas anstrebte und deren materielle Kräfte denen der urgesellschaftlichen Stämme weit überlegen waren, und diesen Stämmer selber. Der höheren Organisation der Arbeit und der Gesellschaftsverhältnisse hatten die urgesellschaftlichen Stämme vor allem ihre größere urkommunistische moralische Überlegenheit entgegenzustellen. Dieses Gewicht erwies sich jedoch teilweise als bedeutend genug, um einer zunächst ökonomisch überlegenen Gesellschaftsformation die weitere Ausdehnung zu erschweren. In der Spätantike war die römische Sklavenhalterordnung, von schweren Krisen erschüttert, in eine ausweglose Sackgasse geraten. „Die Sklaverei war ökonomisch unmöglich, die Arbeit der Freien war moralisch geächtet. Die eine konnte nicht mehr, die andere noch nicht Grundform der gesellschaftlichen Produktion sein. Was hier allein helfen konnte, war nur eine vollständige Revolution". 1 Mit diesen Worten schloß Friedrich Engels seine Analyse der verfal1

Engels Ursprung 145.

6

Vorwort

lenden antiken Gesellschaftsordnung. Im Verlauf der Auseinandersetzung zwischen der römischen Sklavenhaltergesellschaft und den verschiedenen Stämmen an den Grenzen des Römischen Reiches entwickelten sich in hohem Maße gerade in den Grenzgebieten die gesellschaftlichen Kräfte, die in der Lage sein sollten, die antike Gesellschaftsordnung aus dieser Sackgasse herauszuführen und den revolutionären Umwälzungsprozeß maßgeblich zu vollziehen. Diese komplizierten Prozesse können selbstverständlich in dem vorliegenden Band bei weitem nicht untersucht werden — lediglich einige geographische und gesellschaftliche Teilbereiche sind Gegenstand gründlicheren Studiums: die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen in den Rhein-Donau-Provinzen am Rande des mitteleuropäischen Germaniens und die Krise der antiken Sklavenhaltergesellschaft in diesen Provinzen bis zur. Zerschlagung der alten Gesellschaft im 5. J h . Die damit verbundenen Probleme werden sowohl in ihrer historischen Tiefe als auch in ihrer Verknüpfung zum römischen Gesamtreich verfolgt. Ferner wird dort, wo es angebracht erscheint, jeweils ein Ausblick auf die Bedingungen vorgenommen, unter denen die Feudalgesellschaft entstand und bei der Ausbildung ihrer Wirtschafts- und Klassenstruktur an antike Grundlagen anschloß. Die Herausbildung der Feudalgesellschaft und der Völker dieser Gesellschaftsordnung, darunter auch des deutschen Volkes, ist daher nicht ohne eine gründliche Untersuchung der antiken Produktionsweise, ihres Zerfalls und der Herausbildung der Keime des Neuen sowie der Kämpfe um ihre Durchsetzung zu verstehen. Insofern bietet die folgende Darstellung, die von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Rigobert Günther und Helga Köpstein ausgearbeitet wurde, eine bedeutsame Voraussetzung für die Erforschung von welthistorischen Entwicklungslinien, aus denen unter anderem auch das deutsche Volk hervorging. 1 Die komplizierten Quellen Verhältnisse — es mußten sowohl chronikalische, erzählende und epigraphische Aufzeichnungen als auch archäologische, numismatische und philologisch-onomastische Sachquellen durchforscht werden — schienen nur durch einen Kreis von Spezialisten ausreichend zu bewältigen, der jedoch von vornherein auf die Zusammenführung der einzelnen Ergebnisse bedacht war. Und auch diese Arbeitsweise stieß auf unzählige Schwierigkeiten, die vor allem von der oftmals unüberschaubaren, unaufbereiteten Flut der Quellenfragmente einerseits und von den großen klaffenden Überlieferungslücken, vor allem zu Problemen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, andererseits verursacht wurden. Insbesondere erwies es sich, daß in der bisherigen Forschung die Möglichkeiten naturwissenschaftlicher Untersuchungen zu Fragen der Wirtschaftsgeschichte nahezu völlig vernachlässigt worden sind. Es wurde daher mit der Bearbeitung einiger Fragen begonnen, und einige erste 1

Vgl. u. a. den zusammenfassenden Bericht über die Problemdiskussion auf der Tagung der Historiker-Gesellschaft der D D R im Dezember 1972 in Dresden :ZfG 21 (1973) 441—454; die Thesen des Hauptreferates v o n J. Herrmann: ebd. 20 (1972) 1228-1233.

Vorwort

7

Ergebnisse wurden erreicht, ohne daß sie jedoch für den Gang der Ausarbeitung des Buches noch in nennenswerter Weise Berücksichtigung finden konnten. Es sei jedoch wenigstens an dieser Stelle darauf hingewiesen.* An diesem Beispiel zeigt sich, wie sehr Voraussetzungen der historischen Forschung beinahe täglich noch durch neue, weiterführende Einzeluntersuchungen erbracht werden können, ganz abgesehen davon, daß im großen Umfang durch ausgedehnte archäologische Forschungen regelmäßig neue Quellengruppen und neue bedeutsame Erkenntnisse gerade zu Fragen der Wirtschafts- und Sozialentwicklung hinzukommen. Das vorliegende Buch kann daher nur eine erste Zwischenbilanz darstellen. Es fügt sich in seiner Anlage und in seinen Zielstellungen in andere umfassendere Arbeitsvorhaben des Zentralinstituts ein, die auf dem Wege der interdisziplinären Zusammenarbeit möglichst ausgewogene, wesentliche Bereiche des Lebens umfassende Darstellungen anstreben. Dieses Anliegen wurde mit der Ausarbeitung des Handbuches zur Geschichte und Kultur der Slawen in Deutschland vor einigen Jahren begonnen. 2 Es findet in der Darstellung der Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa, dessen erster Band sich ebenfalls in dieser Reihe im Druck befindet, seine Fortsetzung. Wir hoffen, daß es auf diese Weise gelingen wird, nach und nach dem bedeutenden Interesse an überschaubaren Darstellungen von Problemen und Perioden der älteren Geschichte und Kulturgeschichte nachzukommen und zugleich auch die Untersuchung von neuen Fragestellungen anzuregen. Berlin, September 1973 1

2

Joachim Herrmann

Eine systematische Auswertung der Pollenanalyse und der botanischen Großreste zu Fragen der Wirtschaftsentwicklung bei E. Lange, Botanische Beiträge zur mitteleuropäischen Siedlungsgeschichte, Berlin 1971; weitere, ausführliche Arbeitender Autorin befinden sich in Vorbereitung. Die Slawen in Deutschland vom 6.—12. Jh., Autorenkollektiv, hrsg. von J. Herrmann, Berlin 1070; 3. Aufl. Berlin 1974.

Inhalt

Einleitung

15-

Von Rigobert Günther und Helga Köpstein

L Polltische, militärische und ethnische Entwicklung Einführung: Z u r S i t u a t i o n i m R ö m i s c h e n R e i c h i m 3. u n d 4 . Jahrhundert Von Wolfgang Seyfarth A.

Überblick, über Entstehung und Entwicklung der römis c h e n P r o v i n z e n a m R h e i n u n d a n d e r o b e r e n D o n a u i m 1. u n d 2. J a h r h u n d e r t (58 v . u . Z . - 1 9 3 u . Z . ) Von Leiva Petersen 1. Die Periode der römischen Eroberungen (besonders 16 v. u. Z. — 16/17 u. Z.) 2. Erhebungen des Heeres und der einheimischen Bevölkerung (68—80er Jahre) 3. Ausbau des Limes und relative Konsolidierung der Verhältnisse a n der Rheingrenze (2. Jh.)

B.

C.

21 21

32

32 4362

D i e K r i s e d e s 3. J a h r h u n d e r t s ( 1 9 3 - 3 0 6 ) Von Klaus-Peter Johne

59-

1. Der ftaginn der Krise in den Rheinprovinzen (193—235) 2. Der Fall des Limes und das Gallische Teilreich (235-274) 3. Zeitweilige Stabilisierung und Reorganisation des römischen Herrschaftssystems (274-306)

59' 75-

D i e E n t w i c k l u n g i m 4. J a h r h u n d e r t ( 3 0 6 - 4 0 6 / 4 0 7 ) Von Wolfgang Seyfarth

9&

1. Weitere Sicherung der Rheingrenze unter u n d nach Konstantin I . (306-350) 2. Der Zusammenbruch der Rheinfront und die Usurpation des Magnentius (350-355)

91

10a 106-

10

Inhalt 3. Die Erneuerung der römischen Herrschaft im linksrheinischen Gebiet unter J u l i a n (355-363) 4. Der endgültige Übergang zur Defensive an Rhein u n d oberer Donau (365-383) 5. Letzte Abwehrkämpfe der Römer u n d Überwindung der Rheinlinie durch die Germanen (383-406/407) 6. Ausblick auf die Entwicklung in Gallien bis zur Konsolidierung des Frankenreichs

109 121 129 133

II. Zu Stand «od Entwicklung der Wirtschaft in einigen ausgewählten Bereichen der P r o d u k t i o n

137

A.

Die L a n d w i r t s c h a f t Von B u r k h a r d Böttger

138

1. Die Produktionsweise

139

a) Siedlungsformen — Flurgrößen . . — Besiedlungsdichte — Die Villae rusticae Lage im Gelände 147; Lage zum Kommunikationsnetz 148; Villent y p e n 149; Villengrößen 150; Der Wirtschaftshof 159 (Hofanlage 159; Gesindeunterkünfte 159; Scheunen u n d Speicher 161; Stallungen 162; Sonstige Wirtschaftsbautefo. 162; W e r k s t ä t t e n u n d H a n d w e r k 163) b) Wirtschaftsformen — Ackerbau Flurformen 167; Bodenbearbeitungsinstrumente 168; D ü n g u n g 170; Ernte- u n d Verarbeitungsgerät 171; Feldbaukulturen 173 — Viehzucht Haustiere 175; Wildtiere 177 — Garten- u n d Obstbau

139 139 142 146

2. Absatz u n d Handel " 3. K o n t i n u i t ä t der ländlichen Besiedlung lind der Agrarproduktion B.

. .

166 167

174 177 179 181

Die M e t a l l p r o d u k t i o n Von Gudrun Gomolka

189

1. Das Metallhandwerk im 2. u n d 3. J h

189

a) b) c) d)

190 196 200 204 204 207 209 212

Waffenherstellung Andere Erzeugnisse des Schmiedehandwerks Schmiedewerkstätten Verarbeitung von Bunt- u n d Edelmetallen — Messinggefäße und Bronzegeschirr — Erzgießereien — Schmuck und Trachtbestandteile — Sog. Münzfälscherwerkstätten

Inhalt 2. Das Metallhandwerk im 4. J h 3. Metallgewinnung . . a) Lagerstätten b) Abbau c) Verhüttung der Erze

C.

11 213 218

' . .

218 220 223

4. Zur Kontinuität des provinzialrömischen Metallhandwerks

227

Die K e r a m i k p r o d u k t i o n Von Gerda von Bülow

230

.

1. Stand der K e r a m i k p r o d u k t i o n a m Ende des 2. J h . , 2. Technologie der Keramikherstellung 3. Werkstätten und Produzenten

230 234 238

a) Terra-sigillata-Werkstätten 238 — Besonderheiten der Technologie 239 — Entwicklung der Terra-sigillata-Produktion bis zum Ende des 2. J h . 240 — Materielle Hinweise auf Terra-sigillata-Werkstätten 244 — Größe der Betriebe 247 — Status der Betriebe und der Beschäftigten 250 b) Werkstätten für einfaches Gebrauchsgeschirr 253 255 — Wichtige Veränderungen in der Produktion im 3./4. J h — Das Zentrum bei Mayen 255 c) Ziegeleien und Lampenwerkstätten ' . . . 258 4. Keramikhandel 5. Veränderungen in der Keramikproduktion während des 3. und 4. J h . und ihr Einfluß auf die nachrömische Töpferei D.

261 264

Die G l a s p r o d u k t i o n Von Bernhard Döhle

269

1. Stand der Glasproduktion im 2. J h 2. Die rheinische Glasherstellung im 3. und 4. J h

271 274

a) Die Produkte b) Die Technologie der Glasproduktion — Einrichtung der Werkstatt — Arbeitsgänge bis zum fertigen Gefäß — Oberflächengestaltung der Gefäße — Diatretgläser

274 279 279 281 284 288

3. Die Produzenten

290

a) Erschlossene Werkstätten b) Die Glasmacher: Herkunft, rechtliche und soziale Stellung

290 292

4. Besitz und Gebrauch der Glasprodukte 5. Glashandel 6. Zum Fortbestand der Glasproduktion

294 296 298

12

Inhalt

III. Die sozialökonomischen Verhältnisse Von Rigobert Günther in Zusammenarbeit mit Gottfried Härtel (Recht), Wieland Held (Kolonat) und Heinz Schulz-Falkenthal (Kollegien)

300

1. W i r t s c h a f t l i c h e u n d s o z i a l e S t r u k t u r

302

a) b) c) d) e)

302 310 322 325 336

Stadt und städtisches Territorium, Lagersiedlungen und Vici . . . . Handwerk, Handel und Kollegien Munizipales Eigentum und Sklaverei Exemptes Grundeigentum und Kolonat Rolle und Maßnahmen der Zentralgewalt

2. W i r t s c h a f t l i c h e u n d s o z i a l e L a g e d e r in d e n R h e i n - O b e r donau-Provinzen lebenden Germanen

342

a) Stämme, die bereits bis zum 3. J h . angesiedelt waren b) Läten, Föderaten und Gentilen

342 344

3. K l a s s e n k ä m p f e

353

IV. Zur Rolle der Religion unter besonderer Berücksichtigung des Christentums Von Hans-Joachim Diesner

358

1. a) b) c)

Die Periode vor dem Eindringen des Christentums Einheimische Kulte und Gottheiten (vorrömische Zeit) Synkretismus (seit beginnender Kaiserzeit) Mysterienkulte (seit dem 2. Jh.)

358 358 363 366

2. a) b) c)

Der Prozeß der Christianisierung Rätien Obergermanien mit Dekumatland, besonders Mainz Untergermanien und Moselland, besonders Köln und Trier

369 370 373 375

3. Die Situation am Ende der römischen Herrschaft (Repräsentanten Salvian; Severin; Chlodwig)

382

Ausblick Von Rigobert Günther

391

Inschriften-Anhang

403

Vorbemerkungen

403

Inhaltsübersicht

405

A. Ober- und Untergermanien Zusammengestellt von Karin Iffert und Ilse Ulmann (Verwaltung und Militär 407; Landwirtschaftliche Produktion und Handwerk 418; Handel und Verkehr 423; Ideologie und Kultur 427)

407

Inhalt

13

B. Rätien 434 Zusammengestellt von Volker Weber (Verwaltung und Militär 434; Landwirtschaftliche Produktion und Handwerk 438 ; Handel und Verkehr 442 ; Ideologie und Kultur 445) Zeittafel Zusammengestellt von Volker Weber

450

L i t e r a t u r - u n d Abbildungsnachweise 1. Abkürzungsverzeichnis 2. Siglenverzeichnis 3. Verzeichnis der abgekürzt zitierten antiken Autoren . . : 4. Verzeichnis der abgekürzt zitierten selbständigen Sekundärliteratur 6. Verzeichnis der Abbildungen 6. Verzeichnis der Figuren und Karten

473 473 473 475 476 479 490

R e g i st er der geographischen, Stammes-, Personen- und Götter-Namen . . Zusammengestellt von Karin Iffert und Ilse Ulmann

493

Einleitung

Die römischen Provinzen Niedergermanien, Obergermanien und Rätien umfassen etwa den Bereich der römisch-germanischen Kontaktzone am Rhein und an der oberen Donau. Hier begegneten sich seit den Eroberungen Casars und Augustus' Römer und Germanen, zunächst in meist kriegerischer Auseinandersetzung, später zunehmend auch im friedlichen Kontakt — im Handel und vor allem auch im ständigen Zusammenleben im zivilen Bereich oder'im Heer —, bis,, beginnend mit dem 3. Jh., die Germanen Herren auf provinzialrömischem Boden, wurden und schließlich mit dem römischen Staat auch die alte Gesellschaftsordnung zerschlugen. Aus den feudalen Keimen innerhalb der germanischen Gesellschaft und den sich in der späten antiken Klassengesellschaft im rheinisch-nordostgallischen Raum zögernd entwickelnden feudalen Elementen bildeten sich — unter anfangs aktiver Mitwirkung breiter bäuerlicher Bevölkerungsteile — schließlich seit dem 5./6. J h . Feudalverhältnisse heraus, deren spezifische Prägung die weitere westeuropäische Feudalentwicklung bestimmte. Das spezielle Interesse gilt also der Frage, inwieweit die Verhältnisse in den Rhein-Oberdonau-Gebieten Voraussetzungen dafür boten, daß die Entwicklung im späteren Frankenreich zum Feudalismus verlief und daß sich in West- und Mitteleuropa gerade diese — fränkische - Form des Feudalismus durchsetzte, d. h. inwieweit objektive historische Faktoren auf der römischen. Seite die spezifisch fränkische Entwicklung begünstigten. Unter universalhistorischem Gesichtspunkt ebenso wie aus der Sicht der Geschichte des deutschen Volkes ergibt sich die Konzentration auf das RheinOberdonau-Gebiet. Soweit es das Thema erfordert, wird - zumindest partiell — auch das Moselgebiet bis etwa zur Maas einbezogen (die spätere Belgica I) sowie der nordostgallische Raum (Teil der späteren Belgica II), der ja mit zu den von Franken am frühesten eroberten Gebieten gehört. Die Belgica und die beiden Germaniae standen zudem unter gemeinsamer Finanzverwaltung; das gallische Gebiet ist schließlich auch für das Problem der Läten von Interesse. Damit werden all die provinzialrömischen Gebiete erfaßt, die in der späten Kaiserzeit von Franken undAlamannen ständig bedroht und schließlich erobert wurden und die aus inneren wie äußeren Ursachen für die spätere Entwicklung Bedeutung gewannen.

16

Einleitung

Von der Fragestellung her stehen das 3. und 4. J h . als Phase der verstärkten unmittelbaren römisch-germanischen Auseinandersetzung im Rhein-Oberdonau Werkstätten dieser Zeit befanden sich z. B. in Trier: Fölzer 50; in Heddernheim: Oelmann Niederbieber 56; in Köln: Fremersdorf Topographie 67; P. La Baume, Kölner Jb. f. Vor- u. Frühgesch. 6 (1962/63) 21. 7 Oelmann Niederbieber 56; Unverzagt Alzei 25. 8 Werkstätten der späten Terra nigra sind bekannt in Mayen/Eifel: R. Roeren, JRGZM 7 (1960) 234; in der Gegend von Worms und Speyer: Schumacher 266. •'> Fremersdorf Bildlampen 44—46. 10 Mainz-Weisenau: Fremersdorf Bildlampen; Windisch: S. Loeschcke, Lampen aus Vindonissa, Zürich 1919,306; Trier und Xanten: F. Fremersdorf, Das Beleuchtungsgerät in römischer Zeit, Mainz 1924, 25; Köln: Schmitz CCAA 185; Westheim bei Augsburg: F. Drexel (s. S. 232 Anm. 8) 101; W. Hübener, JRGZM 5 (1958) 197; W. Hübener, JRGZM 10 (1963) 114. 11 Schumacher 259. Ein Lager von Tonröhren wurde z. B. in Rheinzabern gefunden: Sprater Pfalz T. 2, 122, Abb. 174. 175. 2

234

Keramikproduktion

ihre Entwicklung während des ganzen zu behandelnden Zeitraums verfolgt werden kann —, um die Veränderungen aufzuzeigen, die sich im 3./4. J h . in der provinzialrömischen Keramikproduktion vollzogen. Zuvor ist jedoch eine kurze Darstellung der Technologie der keramischen Produktion unerläßlich, weil die im Herstellungsverfahren auftretenden Besonderheiten eine Reihe wichtiger Schlüsse auf die Organisation der Produktion, z. T. auch auf die Produktionsverhältnisse, gestatten.

2. Technologie der Keramikherstellung Da Ton zu den Sedimentgesteinen gehört, ist seine Zusammensetzung entsprechend dem Ausgangsgestein sehr unterschiedlich. Außerdem beeinflussen weitere Beimengungen von Sand, Kalk, Eisen Verbindungen, organischen Stoffen u. a. seine Eigenschaften. Nach der Plastizität, der wichtigsten Eigenschaft des Tones als Rohmaterial für die Keramikproduktion, unterscheidet man zwischen fetten und mageren Tonen: Fette Tone sind weniger stark verunreinigt und bildsamer als magere. Die für die Keramikproduktion verwendbaren Tone liegen meist nahe der Oberfläche und können im Tagebau gewonnen werden, dessen Spuren sich bei mehreren römischen Töpfereien nachweisen lassen.1 Daneben ist für die römische Zeit aber auch der Tonabbau unter Tage durch Funde belegt.2 Die Aufbereitung des Rohtones zur keramischen Masse umfaßt mehrere Arbeitsgänge:3 Der Ton wird sortiert, gereinigt, geschlämmt und gemaukt, zum Wettern gelagert und so seine Bildsamkeit erhöht.4 Außerdem können die Eigenschaften des Tones durch den Zusatz verschiedenster Materialien beeinflußt werden. Die ältere Technologie der Handformung — hierbei ist zu unterscheiden zwischen der Treib- und der Wulsttechnik5 — hatte in den römischen Provinzen nur noch geringe Bedeutung. Die Masse der Gefäße wurde auf der schnell rotierenden Drehscheibe durch „Ziehen" des Tones geformt.6 Die Töpferscheiben brachte man durch Stabantrieb in Schwung (s. Abb. 56), wie durch den Fund einer Drehscheibe mit Kerben am Rand aus Speicher in der Eifel belegt ist.7 Hilfsgeräte, wie Schablonen, Drehschienen, Modellierhölzer u. ä., sind Z. B. in Rheinzabern: Sprater Rheinzabern 71; in Heiligenberg: Forrer Heüigenberg 12; in Mayen: Unverzagt Alzei 32; in Westheim bei Augsburg: W. Hübener, JRGZM 5 (1958) 197; in Cannstatt: Paret Württemberg 138. 2 Z. B. in Rheinzabern: Sprater Rheinzabern 71—73; in Lingenfeld i. d. Pfalz: F . Sprater, in: Schumacher-Festschrift, Mainz 1930, 2 6 7 - 2 6 9 . 3 I. Liebscher, F . Willert, Technologie der Keramik, Bd. 1, Dresden 1955, 118-164. 4 H. Salmang, Die Keramik, 3. Aufl. Berlin. Göttingen, Heidelberg 1954, 6 0 - 6 2 . 5 D. Drost, Alt-Thüringen 6 (1962/63) 6 4 1 - 6 5 1 . 6 Filip Bd. 2, 1473, s. v. Töpferei. ? A. Rieth, 5000 Jahre Töpferscheibe, Konstanz 1960, 51; ders., F B Schwaben N F 17 (1965) 153; vgl. ebd. 155, Taf. 39, 2 auch die Darstellung einer Töpferscheibe mit Stabantrieb auf einem römischen Wandbild. 1

Technologie der Keramikherstellung

235

bisher nicht gefunden worden; 1 ihre Verwendung ist jedoch mit Sicherheit anzunehmen. Henkel, Griffe, Ausgüsse u. ä. wurden nachträglich an die Gefäße angesetzt. Vor dem Brand mußten die Gefäße an der Luft getrocknet werden, bis sie „lederhart" waren, d. h. nicht mehr verformbar. 2 Die römischen Tonwaren brannte man in stehenden Öfen, in denen sich der Feuerraum unter dem Brennraum befand und von diesem durch einen Rost getrennt war. 3 Sie hatten runden, ovalen, eckigen oder hufeisenförmigen Grundriß 4 und waren etwa bis zur Höhe des Rostes in den Boden eingetieft. Der Brennrost bestand aus einer 10 bis

1 2 3

4

I. Liebscher, F. Willert a. O. 182. H. Salmang a. O. 82-93. Die frühesten Öfen dieses Typs sind aus Susa bekannt. Sie wurden in derselben Grundform auch in Griechenland verwendet (Tonpinakes aus Korinth), und von den Griechen übernahmen sie die Römer. Z. B. ein runder und ein quadratischer Ofengrundriß aus Windisch: R. Fellmann, Ur-Schweiz 20 (1956) 38—42; ein hufeisenförmiger Ofen in Emerkingen (Schwaben): G. Burkhardt, FB Schwaben 18 (1910) 28; ein ovaler Ofen in Halfingen: A. Stroh, Germania 18 (1934) 99; runde und eckige Geschirröfen in Rheinzabern: Ludpwici Kat. 3, 143; Kat. 2, 151-169.

236

Keramikproduktion

Schnitt A - B

Schema -Brundris*

Fig. 22. R e k o n s t r u k t i o n eines Ziegelofens 2 0 cm starken, durchlöcherten L e h m d e c k e , die auf unterschiedlich gestalteten Stützmauern auflag (Abb. 55). 1 V o n den wahrscheinlich meist kuppeiförmigen 1

I n den meisten Fällen war es eine Z u n g e n m a u e r , die von der R ü c k w a n d des O f e n s aus in R i c h t u n g des H e i z k a n a l s verlief: z. B. in Walheim (Schwaben): G. B e r s u u . a., F B Schwaben 19 (1911) 126; in Sinzig: J . H a g e n , B o n n e r J b b . 124 (1917) 177; in Speicher: S. Loeschcke, TrZ 6 (1931) 2. Vgl. dagegen Mainz: Fremersdorf Bildlampen 20, wo die S t ü t z m a u e r keinen Anschluß an der R ü c k w a n d h a t .

Technologie der Keramikherstellung

237

oberirdischen Teilen der Öfen sind nur geringe Beste erhalten. 1 Eine Vorstellung von ihrem Aussehen vermittelt das Tonmodell eines Töpferofens aus Nijmegen (Abb. 54).2 Der Durchmesser des Brennraumes betrug zwischen ca. 0,8 und 3 m, und die Öfen waren etwa 2 m hoch. 3 Für den Brand von Tongefäßen verwendete man runde und viereckige Öfen, 4 f ü r den Ziegelbrand jedoch nur eckige, die im allgemeinen größer waren als die für den Geschirrbrand. 5 Außerdem besitzen sie ein stärkeres Stützsystem, um das Gewicht des Ziegelstapels tragen zu können. Als Brennmaterial wurde in römischer Zeit Holz oder Holzkohle genutzt, womit in den stehenden Öfen Temperaturen von oa. 1000 ° C erreicht werden konnten, allerdings mit Schwankungen bis zu 200 ° C.6 Der Brennprozeß römischer Keramik begann mit der Phase des Schmauchens, wobei während des Temperaturanstieges bis etwa 300 ° C der Ton vollkommen unplastisch wurde. Der Garbrand der Gefäße fand bei Erhöhung der Temperatur bis etwa 1000 ° C statt. Durch die Regulierung der Sauerstoffzufuhr konnte die Brennfarbe eisenhaltiger Tone beeinflußt werden. 7 Während des Brandes auftretende Fehler am Brenngut können durch die Zusammensetzung des Materials, durch die Temperaturschwankungen im Ofen oder durch schlecht regulierten Brand verursacht worden sein, oder die Gefäße konnten sich in der Hitze verziehen oder zusammenbrennen. Die römischen Tongefäße wurden in der Regel vor dem Brand verziert. Man versah sie mit verschiedenen Arten von Überzügen, wie Engobe, Sinterengobe oder Glasur. 8 Ein besonderer Überzug aus kolloidal gelöster Tonsubstanz wurde zur Herstellung von Terra sigillata verwendet (s. S. 239). Die Gefäße wurden auch bemalt oder mit plastischen Verzierungen versehen, die nach verschiedenen Methoden angebracht werden konnten: Eindrücken von Mustern mit Rollrädchen (s. S. 268) oder Einzelstempeln. 9 Reliefs preßte man ent1

Z. B. in Remagen: E. Funck, Bonner Jbb. 119 (1910) 326; in Walheim: G. Bersu u. a., FB Schwaben 19 (1911) 126. 2 P. Steiner, RGKbl 3 (1910) 75 f. 3 Vgl. die Proportionen des Ofenmodells aus Nijmegen: hier ergibt sich ein Verhältnis zwischen der Höhe des Feuerraumes und des Brennraumea von etwa 1 zu 2: P. Steiner, RGKbl 3 (1910) 75. Die Höhe des Feuerraumes betrug ca. 60 cm, entsprechend der Höhe des Heizkanals (ein vollständig erhaltener Heizkanal mit Gewölbe wurde in Windisch gefunden. Er ist 60 cm breit, 65 cm hoch und 80 cm lang): R. Fellmann, Ur-Schweiz 20 (1956) 38-42. 4 Forrer Heiligenberg 56; Ludowici Kat. 2, 151. 169. 5 Forrer Heiligenberg 56. Zu den größten Öfen sind einer in Sinzig mit quadratischem Grundriß zu rechnen, der eine Seitenlänge von etwa 8 m hat (J. Hagen, Bonner Jbb. 124 [1917] 176), sowie ein rechteckiger Ofen bei Mürlenbach/Kyll mit 8,43 X 8,07 m (TrZ 24-26 [1956-1958] 562f.). « A. Winter, Keramische Zeitschrift 8 (1956) 111. ? H. Salmang (s. S. 234 Anm. 4) 113-118. 8 A. Winter a. O. 110; W. Schleimeracher, Germania 33 (1955) 416. « W. Unverzagt, Praehistor. Zeitschr. 16 (1925) 132-136.

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Keramikproduktion

weder aus einer Form und legte sie auf das Gefäß auf (Relief d'applique), 1 oder man trug sie freihändig aus zähflüssigem Tonschiicker mit einem Malhorn auf (Relief à la barbotine). 2

3. Werkstätten und Produzenten a)

Terra-sigillata-Werkstätten

Unter der Keramik von Fundstellen in den römischen Provinzen Germanien und Rätien fällt immer wieder die Gattung der Terra sigillata ganz besonders auf. Sie unterscheidet sich durch ihren meistens gut erhaltenen roten Überzug und häufige ornamentale oder figürliche Reliefverzierung von der übrigen Keramik. Außerdem, ist ihr hartgebrannter Ton feiner geschlämmt als der der meisten anderen Gefäße. Diese Merkmale weckten schon früh das Interesse der Archäologen an dieser Keramik, dessen sie sich auch heute noch in besonderem Maße erfreut. 3 Anfangs waren es vornehmlich ästhetische Gesichtspunkte, die die Untersuchungen der Terra sigillata anregten. Durch ihre Auffälligkeit und die gründliche Erforschung gewann diese Keramikgattung bald große Bedeutung für die Datierung von Fundplätzen, weil nach und nach ihre stilistische Entwicklung, 4 ihre Herstellungszentren und deren Geschichte bekannt wurden.5 Zwar bestehen auch heute in vielen Fällen über die absolute Chronologie der Terra sigillata noch verschiedene Ansichten, 6 aber keine andere Keramikgattung dieses Raumes ist so detailliert erforscht und bekannt wie die Terra sigillata. Einen Gesichtspunkt wird man in den meisten Untersuchungen zur Terra sigillata jedoch vermissen bzw. nur angedeutet finden. Das ist die Frage nach dem Stand der Produktivkräfte im Bereich der handwerklichen Produktion in diesen Gebieten. Aber gerade die weitgehende Erforschung der formalen Pro1 2 3

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6

Vgl. Oelmann Niederbieber 6. Vgl. Oelmann Niederbieber 7. Z.B.H.Dragendorff,Bonner Jbb.96(1895) 18-155; Ludowici Kat. 1 - 5 ; J . Dèchelette, Vases céramiques ornés de la Gaule, Paris 1904; P. Karnitsch, Die Sigillaten von Veldidena (Wilten-Innsbruck), Innsbruck 1960. Z. B. H. Drageridorff a. O.; R. Knorr, Töpfer und Fabriken verzierter Terra sigillata des ersten Jahrhunderts, Stuttgart 1919. Z. B. Rheinzabern: Ludowici Kat. 1—5; Westerndorf: J . Hefner, Die römische Töpferei in Westerndorf, München 1862; Fölzer; Sinzig: Fischer Sinzig. Z. B. über Anfang und Ende der Töpfereien in Rheinzabern und die Betriebe von Westerndorf: G. Juhasz, Die Sigillaten von Brigetio, Budapest o. J . 192; P. Karnitsch, F i L 6/7 (1960) 1 1 5 - 1 1 7 ; H . - J . Kellner, Bayer. Vorgesch. 25 (1960) 3 3 1 - 3 3 3 ; H.-U. Nuber, Mitteilungen des histor. Vereins der Pfalz 67 (1969) 1 3 6 - 1 4 7 ; R . Nierhaus, JRGZM 2 (1955) 239; N. Walke, Verzierte Terra Sigillata von EpfachDorf und aus dem Gräberfeld Mühlau, München 1964, 44.

Terra-sigillata-Werkstätten

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bleme der Terra sigillata ermöglicht es, mit Hilfe dieser Gattung diese Fragen einer Lösung näherzubringen. Die Terra sigillata wurde wegen ihrer vergleichsweise hohen künstlerischen Qualität als Luxus- oder Tafelgeschirr bezeichnet.1 Dem stehen aber ihre große Verbreitung und ihr fast industriell zu nennendes Herstellungsverfahren entgegen. Man wird also die Terra sigillata als normalen Konsumartikel vorrangig der römischen Soldaten im Grenzgebiet zu verstehen haben, nur mit der Einschränkung, daß ihr relativ begrenzter Typenschatz auch ihre Verwendungsmöglichkeiten einschränkte. Aus diesen Gründen wird bei der Besprechung der Keramik die besonders aussagekräftige Terra sigillata vorangestellt. Besonderheiten der Technologie Die Besonderheiten der Terra sigillata beruhen aui ihrem glänzenden roten Uberzug, der unlösbar mit dem Gefäßkern verbunden ist und nicht abblättert, und ihrer verschiedenartigen Reliefverzierung sowie auf ihrem sehr guten und gleichmäßigen Brand. Diese Merkmale rühren von speziellen technologischen Verfahren her. Das größte Problem für die Untersuchungen der Technik der Terra-sigillataHerstellung bedeutete ihr Überzug, dessen Verwandtschaft mit der „RotSchwarz-Malerei" der griechischen Gefaßkunst erst spät erkannt wurde:2 Der gestochene Ton wird längere Zeit in völliger Ruhelage geschlämmt. Dabei bildet sich an der Oberfläche eine glänzende Haut, die nur aus den feinsten Bestandteilen des Tones besteht und den Schlicker für den Uberzug der Gefäße ergibt. Dieser Schlicker erhält seine rote Farbe durch die Oxydation des enthaltenen Eisens während des Brandes. 3 Auch das Formungsverfahren weicht von dem anderer Gefäße ab: Aus Ton werden sog. Formschüsseln oder Modeln hergestellt, in deren Innenwand mit Hilfe von einzelnen Bilderstempeln ein Fries im negativen Relief eingedrückt wird (s. Abb. 57). 4 In diese Modeln, die gebrannt sind, wird dann der weiche Ton hineingepreßt, so daß an seiner Außenseite der Relieffries in positiver Abformung erscheint. Aus einer Model konnten mindestens 50 Gefäße abgeformt werden.5 Anschließend wurden auf der Drehscheibe die unverzierten Gefäßteile, Fuß und Mündung, angearbeitet. Die so geformten und mit dem Uberzug versehenen Gefäße wurden in sauerstoffreicher Brennatmosphäre gebrannt. In den einfachen, S. 235-237 beschriebenen Töpferöfen herrschten jedoch zu große Temperaturschwankungen, und durch die direkte Berührung mit dem offenen Feuer wäre die Oberflächenfarbe beeinträchtigt worden. Darum wurden auf die Pfeifen im Brennrost verschiedene Tonröhren gestellt, die dazu 1 2 3 4

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Z. B . H. Gummerus, R E 18 (1916) 1477 s. v. Industrie und Handel. Th. Schumann, F u F 19 (1943) 3 5 6 - 3 5 8 . W . Schleiermacher, Germania 33 (1955) 416. Ludowici K a t . 5, 2 4 8 ; G. Reubel, Römische Töpfor in Rheinzabern, Speyer 1912, 9f. v. Petrikovits Novaesium 57.

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Keramikproduktion

dienten, das Brenngut nur einer indirekten Hitze auszusetzen, den Bauch nach oben abzuleiten und gleichzeitig die Kuppel des Ofens abzustützen. Damit das Zusammenbacken des eingestellten Materials nach Möglichkeit vermieden wurde, waren die Gefäße durch verschieden geformte Brennständer voneinander getrennt. Brennständer und Reste des Röhrensystems von Terra-

sigillata-Brennöfen wurden an verschiedenen Orten gefunden,1 und aus dem Fundmaterial von Heiligenberg im Elsaß ist versucht worden, einen solchen Ofen zu rekonstruieren.2 Die genannten Voraussetzungen deuten schon an, daß die Terra-sigillataHerstellung bestimmter Kenntnisse und Fertigkeiten bedurfte, über die nach Aussage der Funde die einheimischen Töpfer vor dem Eindringen der Römer nicht verfügten. Entwicklung der Terra-sigillata-Produktion bis zum Ende des 2. Jh. In Italien wurde bereits im 1. Jh. v. u. Z. Terra sigillata hergestellt, das bekannteste Produktionszentrum befand sich bei Arezzo (Arretium) in Oberitalien. 1

2

Z. B . A q u a e Helveticae: W. Drack, Die römischen Töpfereifunde von Baden-Aquae Helveticae, Basel 1949, 31f.; Sinzig: J. Hagen, Bonner Jbb. 124 (1917) 174; Cannstatt: Paret Württemberg 133 f. Forrer Heiligenberg 69—78.

Terra-sigillata-Werkstätten

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Von hier aus gelangte das feine rote Tongeschirr seit dem Anfang des 1. Jh. u. Z. auch in das Rheinland. 1 Aber mit zunehmender Zahl römischer Soldaten am Rhein und an der oberen Donau stieg der Bedarf an diesem Geschirr so stark an, daß er von den weit entfernten oberitalischen Werkstätten und ihren Filialen am Rhein 2 nicht mehr gedeckt werden konnte. Das wird einer der Gründe dafür gewesen sein, daß in der 1. Hälfte des 1. Jh. u. Z. diesseits der Alpen in Südgallien neue Werkstätten für Terra sigillata gegründet wurden, deren Erzeugnisse sich in allen römischen Kastellen des mittleren und späteren 1. Jh. an Rhein und oberer Donau finden. 3 Die Werkstätten bei La Graufesenque (Condatomagus), Montaus und Banassac lieferten bis ins frühe 2. Jh. Keramik in die Kastelle der Limeszone.4 Schon um die Jahrhundertmitte zogen einige Töpfer weiter in Richtung Rheingrenze und errichteten in Mittelgallien neue Werkstätten für Terra sigillata an Orten, in denen sie einheimische Keramikproduktion antrafen. Die Errichtung von Werkstätten an Orten mit Töpfereitradition bot den Zuwandernden viele Vorteile: Sie fanden verwendbare Werkstatteinrichtungen und geschulte Arbeitskräfte vor und erhielten leicht Kenntnisse über die Qualität der anstehenden Tone. Die Anfange der mittelgallischen Betriebe standen unter dem stilistischen Einfluß der südgallischen Werkstätten. 5 Der Hauptproduktionsort war Lezoux (Ledosus), wo sich schon in der Lat&nezeit ein Töpferzentrum befand. Die Terrasigillata-Werkstätten von Lezoux erlebten im 2. J h . ihre größte Blüte und belieferten den Markt von Britannien bis Pannonien. 6 Sie sind die einzigen gallischen Betriebe, die sich neben Rheinzabern (Tabernae) und Trier auch in der zweiten Hälfte des 2. Jh. noch behaupten konnten. 7 Die mittelgallischen Produktionsorte wurden wiederum Ausgangspunkt für die Gründung von Betrieben in Ostgallien, die bald nach 100 entstanden. Es sind die Fabricae von Luxeuil, La Madeleine, Blickweiler, Eschweiler Hof u. a. Konnte man bis zu den mittelgallischen Betrieben die Wanderung der Töpfer von einem Zentrum zu einem neuen Produktionsort verfolgen, so ist das bei den 1

A. Oxe, Arretinische Reliefgefäße vom Rhein, Frankfurt/M. 1933. A. Oxe a. O. 36f. 3 Straubing: N. Walke, Das römische Donaukastell Sorviodurum-Straubing, (West-) Berlin 1965, 27; Neuß: v. Petrikovits Novaesium 58; Augsburg: W. Hübener, JRGZM 5 (1958) 204; Künzing: H. Schönberger, Bayer. Vorgesch. 24 (1959) 132. 137-145; Bregenz: J.Jacobs, Jb. f. Altertumskunde 6 (1912) 174f.; Köngen: H.-G. Simon, Saalburg-Jb. 20 (1962) 8ff. u. a. m. * Gauting: N. u. Z. Walke, H.-J. Kellner, BRGK 46/47 (1965/66) 90. HOff.; Epfach: N. Walke (s. S. 238 Anm. 6) 47. 5 Filip Bd. 2, 1446 s. v. Terra sigillata. 6 D.Gabler, Arch. Ert. 95 (1968) 241; P. Karnitsch, Die verzierte Sigillata von Lauriacum (Lorch-Erms), Linz 1955, 19. 7 G. Müller, Das Lagerdorf des Kastells Butzbach, (West-)Berlin 1968, 14; N. u.Z. Walke,H.-J. Kellner, BRGK 46/47 (1965/66) 103-105.110ff.;P. Karnitsch a.O.19f. 2

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ostgallischen Werkstätten nicht mehr möglich. Die Betriebe standen, wie sich an den Namensstempeln, mit denen die Töpfer oder Werkstattbesitzer ihre Gefäße häufig signierten, ablesen läßt, untereinander in engen Beziehungen, ohne daß ihr exaktes zeitliches Verhältnis zueinander genau festzulegen wäre.1 Für die Verlegung des Zentrums der Terra-sigillata-Herstellung von Oberitalien bis an den Rhein sind bestimmt viele Gründe anzuführen; aber sicher treffen nicht für alle Phasen dieser Wanderung dieselben in gleichem Maße zu. Die allgemein als Hauptursache angeführte Handelsrentabilität2 kann zumindest im 1. Jh. nur eine sekundäre Rolle gespielt haben. Denn die römischen Truppen lagen bereits am Rhein, als die Terra-sigillata-Produktionszentren erst nach Süd- und später nach Mittelgallien verlagert wurden. Für die Abwanderung von Töpfern aus diesen Gebieten muß man auch in Betracht ziehen, daß der Bedarf am Rhein beim Militär und bei der Zivilbevölkerung ständig wuchs und die Betriebe sich folglich vergrößern mußten. Mit der Erweiterung der Produktion war auch ein Anwachsen der Zahl von „Facharbeitern" verbunden. Aber die herkömmliche Betriebsorganisation mußte sie an der vollen Ausnutzung ihrer Möglichkeiten hindern. Außerdem waren der Ausdehnung der Werkstätten wahrscheinlich auch natürliche Grenzen gesetzt durch die Ergiebigkeit der genutzten Tonlager, die Wasserversorgung u. ä. Diese inneren und äußeren Gründe mögen verschiedene Töpfer bewogen haben, neue Produktionsstätten in Südund später in Mittelgallien zu errichten. Daß sie diese aus Handelsüberlegungen näher an den Rhein verlegten, ist verständlich und hatte zur Folge, daß ihre Produkte durch Verringerung der Transportkosten billiger auf den Markt kamen und mit der Zeit die Waren der entfernteren Werkstätten verdrängten. Die ostgallischen Betriebe, die ihrem Hauptverbreitungsgebiet, der Limeszone, schon sehr nahe waren, konnten ihre Erzeugnisse ohne größere Transportwege besonders rentabel absetzen. Daher entstanden hier mehrere Betriebe mit einem weniger ausgedehnten Verbreitungsgebiet. Von den ostgallischen Produktionsstätten erlangte daher auch keine eine alle anderen überragende Bedeutung, wie z. B. vorher La Graufesenque und nachher Rheinzabern. Etwa gleichzeitig mit den Produktionsorten im ostgallischen Raum entstanden auch im Elsaß, vor allem bei Heiligenberg, Terra-sigillata-Werkstätten, die von den mittelgallischen Betrieben abhängig waren.3 Einige der in Heiligenberg arbeitenden Meister lassen sich vorher in Lezoux und später in Rheinzabern nachweisen.4 Im Elsaß wurde wahrscheinlich noch an mehreren Orten Terra sigillata hergestellt.5 Im Gegensatz zu den ostgallischen Gebieten gab es hier jedoch mit Heiligenberg einen zentralen Töpfereiort. Aber noch im zweiten Viertel des 2. Jh. begann die Abwanderung einiger Töpfer aus Heiligenberg. Die Gründe für diese Abwanderung sind nicht bekannt. » N. Walke (s. S. 238 Anm. 6) 187. F. Karnitsch a. O. 21; JuMsz (s. S. 238 Anm. 6) 182 u. a. 3 Forrer Heiligenberg. * Forrer Heiligenberg 167 f. s Forrer Heiligenberg 189-223. 2

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Dem Konkurrenzkampf innerhalb der Werkstatt kann dabei höchstens eine untergeordnete Bedeutung zukommen, denn z. B . der mit IANVF stempelnde Töpfer gehört zu den profiliertesten Meistern in Heiligenberg,1 hatte also die Konkurrenz nicht zu fürchten. Aber dennoch war er einer der ersten Töpfer, die sich in Rheinzabern niederließen. Wahrscheinlich ist in diesem Falle doch die Frage der günstigeren Absatzbedingungen von größerer Bedeutung: Heiligenberg liegt weder an einem größeren Land- noch an einem Wasserweg, so daß der Export in die Gebiete rheinaufwärts verhältnismäßig aufwendig gewesen sein muß.2 Rheinzabern dagegen liegt einerseits am Rhein und zum anderen an der Rheinstraße. Hier befanden sich im 1. J h . die Ziegeleibetriebe der beiden in Mainz stationierten römischen Legionen. Die Ziegelei wurde jedoch mit der Errichtung des inneren Limes unter Domitian nach Nied bei Höchst, also in rechtsrheinisches Gebiet, verlegt.3 Damit war der Ort für die Entwicklung privaten Handwerks freigegeben, und es entstanden hier vermutlich zunächst Werkstätten für einfaches Gebrauchsgeschirr und private Ziegeleien. Bald begann jedoch auf Grund der vorzüglichen Eignung der Tone die Terra-sigillata-Produktion mit der Niederlassung der ersten Töpfer am Ort (s. Abb. 59). Mit der verkehrsmäßig günstigen Lage und den guten Tonvorkommen sowie mit dem Vorhandensein von Töpferwerkstätten waren die besten Voraussetzungen für die Entwicklung dieses Ortes zum Zentrum der rheinischen Terra-sigillata-Herstellung geschaffen. Bereits im dritten Viertel des 2. J h . beherrschten die Erzeugnisse aus diesen Werkstätten den obergermanischen Markt. In Rheinzabern ließen sich in kurzer Zeit zahlreiche Töpfer nieder. Sie kamen vorwiegend aus den Töpfereien im Elsaß, 4 aber auch aus anderen Werkstätten. Daher kann man in Rheinzabern nicht wie bei früheren Zentren einen einheitlichen Stil der Gefäße finden,5 sondern man muß die Produkte den verschiedenen hier produzierenden Meistern zuordnen. Der durch die Neuanlage von Kastellen am äußeren Limes nach 150 bedingte steigende Bedarf an Terra-sigillata-Geschirr konnte bald von den Betrieben herkömmlichen Umfangs nicht mehr gedeckt werden. Daher bildeten sich in Rheinzabern wahrscheinlich im dritten Viertel des 2. J h . die ersten Großbetriebe heraus, über deren Aussehen und Organisation weiter unten zu sprechen sein wird. Man kann wohl in der jetzt verstärkt einsetzenden Massenproduktion auch eine Ursache für die immer deutlicher in Erscheinung tretende Qualitätsminderung sehen.6 Auf jeden Fall ist es bemerkenswert, daß die große wirtschaftliche Blütezeit Rheinzaberns, die zusammenfällt mit dem allgemeinen ökonomischen Aufschwung des römischen Rheinlandes, gekennzeichnet ist von Forrer Heiligenberg 141—153. Forrer Heiligenberg 127. 165f. 3 Ludowici Kat. 5, 200f.; Sprater Rheinzabern 79f. 4 Forrer Heiligenberg 167-181. 2 0 7 - 2 1 7 . « G. Juhdsz (s. S. 238 Aiun. 6) 190. 5 G. Juhäsz a. O. 191; G. Müller (s. S. 241 Anm. 7) 15. 1

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zunehmendem Nachlassen der künstlerischen und auch technischen Qualität der Erzeugnisse. Diese Tatsache wirft ein bezeichnendes Licht auf die Entwicklung der provinzialrömischen Wirtschaft. Denn hier setzen die zu besprechenden Veränderungen in den Wirtschaftsformen des 3. und 4. Jh. ein. Die Massenproduktion in den Großbetrieben der Rheinzaberner Töpfereien war für ein ausgedehntes Exportgebiet bestimmt, das sich hauptsächlich rheinaufwärts und bis an die obere und mittlere Donau erstreckte und ebenfalls das rechtsrheinische Dekumatland mit erfaßte (s. Fig. 28).1 Zwar lagen die Töpfereien von Rheinzabern verkehrsmäßig sehr günstig, aber die Transportwege waren z. T. doch recht erheblich, was die empfindlichen Tonwaren einerseits gefährden und andererseits verteuern mußte. Daher gründeten einige Rheinzaberner Großbetriebe Filialen in anderen Orten, die einen Teil des Absatzgebietes belieferten. Solche Tochtergründungen finden sich z. B. in StuttgartKräherwald — Filiale vom Betrieb des Reginus —,2 in Waiblingen-Beinstein, nordöstlich von Stuttgart, wo u. a. der Rheinzaberner Töpfer Avetedo arbeitete, 3 und in Westerndorf am Inn, ein Töpfereibetrieb, der als eine Filiale von Comitialis im letzten Drittel des 2. Jh. begann. 4 Daß es sich in den genannten Fällen nicht um die Abwanderung von Töpfern aus Rheinzabern handelte, sondern um echte Filialgründungen, beweist das gleichzeitige Vorkommen derselben Namensstempel aus Werkstattfunden in Rheinzabern und an anderen Orten. 5 Man muß also konsequent unterscheiden zwischen der Abwanderung von Töpfern aus einem Ort zur Gründung einer neuen Werkstatt, wie wir sie in der frühen Kaiserzeit finden und wofür die Gründe noch nicht restlos bekannt sind, und der Anlage von Filialbetrieben, die mit der Existenz von Großbetrieben zusammenhängt und seit dem späten 2. Jh. in Germanien erfolgte, um den Absatz der Produkte rentabler zu gestalten. 6 Die eben nur angedeuteten Veränderungen in der Arbeitsorganisation lassen sich an Hand der Terra-sigillata-Funde besonders gut erkennen, sie waren aber möglicherweise nicht auf die Sigillata-Produktion beschränkt. Materielle Hinweise auf Terra-sigillata-Werkstätten Generell sind wir über die Anlage der Werkstätten.für Terra sigillata unterrichtet, die im Prinzip anderen Töpferwerkstätten gleichen.7 Die zu den Töpfe» R. Knorr, FB Schwaben 14 (1906) 89; G. Juhäsz a. O. 190. P. Gößler, Vor- und Frühgeschichte von Stuttgart-Cannstatt, Stuttgart 1921, 57. 3 O. Paret, in: Festschrift Oxe, Darmstadt 1938, 63f. 64-83. 4 P. Karnitsch, Fi L 6/7 (1960) 117. « H.-U. Nuber, Mitteilungen des histor. Vereins der Pfalz 67 (1969) 137 Anm. 12. 6 Ludowici Kat. 5, 201. Bereits von den Werkstätten in Arezzo sind Filialen im Rheinland bekannt (vgl. z. B. A. Oxe[s. S.241 A. 1] 36f.), aber für dieprovinzialrömische Produktion läßt sich vor Rheinzabern keine solche Gründung nachweisen. 7 Die Beispiele werden ohne Berücksichtigung ihrer Datierung angeführt, da sich die Technologie nicht grundsätzlich gewandelt hat.

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reien gehörenden Tongruben sind in mehreren Fällen bekannt1 oder vermutet, 2 aber nur selten auch gründlicher untersucht. Zu diesen seltenen Fällen gehören die Tonlager von Rheinzabern-Jockgrim,3 wo der Ton in der Hauptsache im Tagebau gewonnen wurde (Abb. 53), was auch für die Tonlager der Töpfereien in Heiligenberg belegbar ist.4 Bei Rheinzabern ist aber auch der Abbau in tieferen Schichten nachgewiesen durch in die Tonschichten geschlagene kleine Treppe». Bergmännische Tongewinnung ist in der Pfalz bei Lingenfeld festgestellt,5 wo aber die dazugehörigen Töpfereien nicht bekannt sind. Der Ton wurde in den möglichst nahegelegenen Werkstätten gereinigt und aufbereitet. Das geschah in den Schlämmgruben, von denen ebenfalls einige aus verschiedenen Orten bekannt sind.6 Das dazu benötigte Wasser, dessen Nähe auch eine Voraussetzung für die Errichtung von Werkstätten bildete, entnahm man natürlichen Flußläufen,7 künstlich angelegten Wasserleitungen» oder Brunnen.9 Man konnte den Ton mit anderen Materialien zur keramischen Masse mischen, indem man die verschiedenen Bestandteile zusammen lagerte. Zu dem Zweck war ursprünglich ein Tonhaufen in Heiligenberg bestimmt, bei dem ein fetter und ein magerer Ton in abwechselnden Lagen übereinandergeschichtet gefunden wurde.10 Der sicherste Nachweis einer Keramikwerkstatt sind die Ofenfunde. Ihre ehemalige Verwendung läßt sich jedoch nur bedingt an ihrer äußeren Form ablesen. Auf den Gebrauch eines Ofens zur Terra-sigillata-Herstellung lassen z. B. Reste der inneren Ofenkonstruktion, Teile des Röhrensystems oder Brennständer schließen.11 Die zu einem Betrieb gehörenden Öfen konnten so angelegt sein, daß sich die Schürhälse mehrerer Öfen auf einen gemeinsamen, eventuell auch gepflasterten Platz öffneten, von dem aus durch geringeren Arbeitsaufwand alle Öfen gleichzeitig bedient werden konnten.12 Die Öfen konnten aber auch beziehungslos 1

Paret Württemberg 138. Fölzer 54. 3 Sprater Rheinzabern 71—73; F. Sprater, in: Schumacher-Festschrift, Mainz 1930, 265 f. 4 Forrer Heiligenberg 11—14. 5 F . Sprater, in: Schumacher-Festschrift, Mainz 1930, 267-269. 6 Sinzig: J.Hagen, Bonner Jbb. 124 (1917) 179; Rheinzabern: Ludowici Kat. 2, 166. 7 Z. B. Heiligenberg. 8 Als Abflußleitung z. B. in Sinzig: J. Hagen, Bonner Jbb. 124 (1917) 178; BernEngehalbinsel: O. Tschumi, Jb. des Bernis invihtfo] (= invicto) ¡in suo fecit. C[onaa]crdtua X K(alendia) Feb(ruariia). Fanus consacra[tus] j per Potentianum / patrem co(n[8]ulibua) / Paulino et Iuliano. / L(ibens) l(aetus) m(erito). Zu E h r e n des göttlichen Hauses h a t dem unbesiegten Mithras Materninius -Faustinus, der „Rabe", das Heiligtum mit dem imbesiegten Sonnengott auf seinem Besitz errichtet. A m 23. J a n u a r geweiht. Geweiht wurde das Heiligtum durch Potentianus, den „Vater", während des K o n sulats von Paulinus und J u l i a n u s ( = 325). Gern n a c h Gebühr. Der Mithraskult (s. S. 367 f.), ursprünglich in Persien beheimatet, n a h m über K a u f leute, aus dem Orient stammende Legionäre u n d Sklaven dén Weg ins Römische Reich. Hier erreichte er im K u l t des Sol invictus (s. Nr. 64) unter Aurelian (270—275) seinen H ö h e p u n k t . Mit der Anerkennung des Christentums unter K o n s t a n t i n (306— 337) begann der Niedergang. E r s t aus dieser Zeit s t a m m t das Mithräum mit der Bauinschrift. Auf dem dazugehörigen Kultbild ist der stiertötende Mithras mit H u n d , Schlange u n d Skorpion dargestellt. Mithras, der „Unbesiegte" in seinem K a m p f mit •den Mächten der Dunkelheit u n d des Bösen, w u r d e als Gott des K a m p f e s besonders von Soldaten verehrt. Der hier genannte Stifter besaß den niedrigsten der sieben möglichen Weihegrade (s. S. 368), corax (auch carax). Sein Gentilname ist von dem römischen Cognomen Maternus abgeleitet. Der im zweiten Teil der Inschrift genannte Potentianus h a t den höchsten Grad inne, er ist pater. Der Übergang von einem Grad zum nächsthöheren war mit vielfältigen P r ü f u n g e n verbunden. An bestimmte Schichten waren die einzelnen Stufen nicht gebunden; es sind z. B. auch Sklaven b e k a n n t , die die höchsten Grade innehatten, allerdings wohl nur vermögende, brachte doch ein höherer Grad auch größere Pflichten mit sich. — D a aolum invictum im Z u s a m m e n hang keinen Sinn ergäbe, ist anzunehmen, daß in der auf dem Stein erhaltenen Wendung CVM SOLO I N V I H T [ o ] das SOLO aus SOLE ( = cum Sole invicto) verschrieben ist. Nr. 45 Weihinschrift f ü r den Gott Vosegus;] vor E . 4. J h . ; Breitensteiner Forsth a u s bei Neustadt (Weinstraße); B R G K 27 (1937) 71 Nr. 73. Vo8ego / Iulius Vi/tunis v(otum) / s(olvit) l(ibena) l(aetua) m(erito). Dem Vosegus h a t Iulius Vitunis das Gelübde gern nach Gebühr eingelöst .

Germanien Nr. 4 3 - 4 7

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Der Gott Vosegus, dessen Name mit dem der Vogesen (frz. les Vosges) in Verbindung steht, zählte nach römischer Auffassung zu den dei silvestres, die als Schutzherren des Gebirges mit seinen Waldungen, des Wildbestandes und der Menschen, die dort lebten, galten. Die Fundorte der vier bisher bekannten Vosegus-AItäre, Zinsweiler, Görsdorf, Bergzabern und Neustadt, zeigen, daß der Schutzgott der Vogesen im nördlichen Unterelsaß, in der Rheinpfalz, in der H a r d t und im Hunsrück verehrt wurde. Daraus ergibt sich, daß in der Zeit der Römerherrschaft das Waldgebiet der Vogesen eine größere Ausdehnung besaß als heute, zumindest noch die heutige Hardt mit einschloß. Die Verehrer des Gottes waren Einheimische, wie aus ihren Namen deutlich wird. — Die wahrscheinliche Datierung ergibt sich aus dem Verbot der heidnischen Kulte durch Theodosius I. im Jahre 381. Nr. 46 Grabinschrift für den kaiserlichen Garderobier Felix; E. 4. J h . ; BRGK 27 (1937) 60 Nr. 35.

Trier;

[Hic iacei] Felix veste saj[cra, qui vixit] in seculo an(nos) L [ [Christi vejstigia se[cutJus. [ et PJorcarius / [titidum posuejrunt. Hier ruht Felix, kaiserlicher Garderobier, der in der Zeitlichkeit 50 Jahre gelebt hat, Christi Spuren folgend. . . . und Porcarius haben die Inschrift gesetzt. Der Wortlaut weist die Inschrift als christlich aus. Da das Christentum erst im 4. J h . in Germanien an Bedeutung gewann, läßt sie sich mit einiger Wahrscheinlichkeit in die 2. Hälfte des 4. J h . datieren. Der kaiserliche Garderobier war am Hofe beim Vestiarium sacrum tätig und unterstand dem Comes largitionum sacrarum, dem Vorsteher der kaiserlichen Spendenkasse. Die Inschrift ist neben CIL X I I I 3691 der einzige Beleg für einen kaiserlichen Garderobier in Trier. Die Verwendimg des Wortes sacer im Sinne von „kaiserlich" ist seit Martial belegt. — Kaiserliche Residenz war Trier kurzfristig unter dem gallischen Gegenkaiser Tetricus (270—274) und dann fortlaufend von der Herrschaft des Constantius I . Chlorus (293—306) ab. Seine Spätblüte erlebte es unter den Kaisern Valentinian und Gratian, bis es um 400 aufhörte, Kaiserresidenz zu sein (s. auch S. 305f. und S. 377—380). Nr. 47 Grabinschrift für Concordia; E. 4./A. 5. J h . ; Köln; BRGK 17 (1927) 100 Nr. 301. Concordia hic iacfefj / pia parentibfus]. Vixi[t] / annum semia. Inno/cens in caelis habetur. Concordia ruht hier, die ihren Eltern teuer war. Sie lebte l'/2 Jahre und befindet sich nun als unschuldiges Kind im Himmel. Abgesehen von dem Wortlaut des Textes, der auf die Frühzeit des Christentums deutet, erweist sich die Inschrift auch dank der auf dem Grabstein verwendeten Symbolik als christlich. Ihrer Art nach lassen sich von früher Zeit an fünf Gruppen christlicher Symbole unterscheiden: Figuren, wie Christusmonogramm, Kreuz und Buchstaben; gegenständliche Symbole, wie Anker, Kranz, Schiff; Pflanzen, wie z.B. Lebensbaum, Palme, Ölzweig; Tiere, z. B. Fisch, Löwe, Taube; weitere Symbole, wie der gute Hirte, der Engel, die Hand Gottes. — Auf dem Grabstein sind über der Inschrift das Christusmonogramm mit den Buchstaben A und fr) (s. Nr. 65) und zu beiden Seiten je ein Palmzweig eingehauen. 28 Hemer

434

B.

Inschriften-Anhang

Rätien

I. Verwaltung und Militär (s. auch Nr. 55. 56. 64. 66) Nr. 48 Ehreninschrift f ü r Drusus d. J . ; zwischen 14 (?) und 23 u. Z.; Bregenz (Österreich); CIL n i 576» = CIL I I I 1187» = I B R 72.

[DJruso Tib. f(ilio) / Caesari. Dem Drusus Caesar, Sohn des Tiberius. Drusus der Jüngere (13 v. u. Z.?—23 u. Z.) wirkte als militärischer Befehlshaber in Pannonien und Illyricum; eine Anwesenheit in Rätien ist nicht ausdrücklich bezeugt. I m J a h r e 15 v. u. Z. eroberten sein Vater Tiberius, der spätere Kaiser, u n d dessen Bruder Drusus der Ältere inAugustus' Auftrag gemeinsam das Gebiet der unmittelbar darauf eingerichteten Provinz Raetia (s. S. 35). I m Verlaufe dieses Unternehmens drang Tiberius von Gallien aus — angeblich als erster Römer — zum Bodensee vor und besiegte in einem Seegefecht die anwohnenden Vindeliker (Strabon 4, 6, 8f.; 7, 1, 5). Möglicherweise lag hier ein Anknüpfungspunkt für die Anfertigung der Inschrift zu Ehren seines Sohnes. Man h a t jedoch auch daran gedacht, daß sie die Gründlingsurkunde des alten römischen Erdkastells von Bregenz darstellt; sie könnt e anläßlich eines Aufenthaltes Drusus' d. J . während einer Reise im J a h r e 14 nach Pannonien oder im J a h r e 17 zu den Germanen entstanden sein. Jedenfalls stellt sie die älteste einigermaßen datierbare lateinische Inschrift Rätiens dar. Als solche bezeugt sie ebenso wie die Reste und Fundstücke des erwähnten Kastells, daß sich römische Siedler bereits in der Regierungszeit Kaiser Tiberius' oder gar noch unter dessen Vorgänger Augustus in Bregenz niedergelassen hatten — d. h. unter Umständen noch vor der Gründung der Provinz Raetia. Nr. 49 Inschrift der Bekleidungs- und Leinwandhändler; nach 120 (T); Augsburg; CIL H I 5800 = I L S 7108 = I B R 111.

Municipi Ael(ii) Aug(usti) negotiator(es) / (artis) vestiariae et lintiariae aedem j cum suis ornamentis tibi et P' PAT/ C. Antonio Aeliano, equiti Romano, j decurioni municipi Ael(ii) Aug(usti) [. . .]io. Die Bekleidungs- u n d Leinwandhändler des Municipium Aelium Augustum (haben diesen) Grabbau mit seinem Schmuck sich und dem . . . römischen Ritter Gaius Antonius Aelianus, Mitglied des Gemeinderates des Municipium Aelium Augustum, . . . errichtet. Mit der Schaffung der Provinz Raetia (s. zu Nr. 48) wurde Augsburg Provinzhauptstadt (s. oben S. 35, hier zu Nr. 50. 53). Nach Aussage-des Beiname»» Aelium Augustum erhielt die dort ansässige Gemeinde jedoch erst unter Hadrian (Publius Aelius Hadrianus, 117—138) den Status eines Munizipiums, möglicherweise in-Anwesenheit des Kaisers (Münzaufschrifben verraten, daß er Rätien besuchte; in den Jahren 120/121 oder 121/122 bereiste er Gallien und Germanien). — Die hier genannten Bekleidungs- und Leinwandhändler bildeten zweifellos eine Berufsvereinigimg (vgl. Nr. 20. 23. 24. 35). — C. Antonius Aelianus verdankt die Ehrung offenbar sei-

Rätien Nr. 4 8 - 5 0

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ner Stellung als Gemeinderatemitglied (Dekurio) und — möglicherweise Anlaß f ü r diese — Angehöriger des Bitterstandes. E s war in der Kaiserzeit, zumindest bis zum Ende des 2. Jh., üblich, ortsfremden römischen Bürgern, auch dem Kaiser, das Gemeindebürgerrecht zu verleihen und sie in den Gemeinderat aufzunehmen. Die Verhandlungen des Bates erstreckten sich auf alle Gegenstände der Gemeindeverwaltung (s. Nr. 9. 27 und zu Nr. 23. 37). Die Zahl der Mitglieder betrug gewöhnlich 100. Sie wurden auf Lebenszeit entweder durch die Oberbeamten der Gemeinde bestellt oder durch den Gemeinderat oder auch die Bürgerschaft gewählt. Das Gemeinderatsmitglied genoß verschiedene Vorrechte, u. a. bevorzugte, feste Plätze bei Spielen, höhere Anteile bei der öffentlichen Verteilung von Geschenken und den Schutz vor bestimmten gerichtlichen Strafen, wie Folter oder Zwangsarbeit in den Bergwerken. Nr. 50 Bauinschrift des sog. Numeruskastells Böhming; 181; Böhming (Kr. Eichs t ä t t ) ; CIL I I I 143702 = I L S 5338 = I B R 291. Imp(eratore) Caea(are) Luc(io) Aur(elio) Antoni(n)o / Aug(usto) C[[ommod]]o Armen(iaco) Parth(ico) / Oerm(a)nfico) Sarm(atico), trib(unicia) pot(estate) VI, co(nsule) I I I , p(atre) p(atriae), / Spicio Ceriale leg(ato) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) vex(illarii) j leg(ionis) III Ital(icae) vallum fece(runt) c(uram) a(gente) Ivlfio ] Iulino > (= centurione) leg(ionis) III Ital(icae), item portas cum / turrib(ua) IUI perfec(tas) ab Ael(io) Forte > (= centurione) / leg(ionie) III Italficae), praep(osito) coh(ortis) I Br(eucorum), imp(eratore) III Bur[ro co(n)s8(ulibus)J. Unter Kaiser Lucius Aurelius Antoninus Augustus Commodus, dem Bezwinger der Armenier, Parther, Germanen und Sarmaten, dem Inhaber der tribunizischen Gewalt zum 6. Male ( = 10. 12. 180-10. 12. 181), dem Konsul zum 3. Male (== 181), dem Vater des Vaterlandes, und unter dem Legatus Augusti pro praetore Spicius Cerialis haben die Soldaten einer Abteilung der Legio I I I Italica unter Leitung des Centurio der Legio I I I Italica Iulius Iulinus den Befestigungswall angelegt, desgleichen die Tore mit vier Türmen, die von dem Centurio der Legio H l Italica Aelius Fortis, dem Befehlshaber der Cohors I Breucorum, unter dem dritten Konsulat des Kaisers u n d dem Konsulat des Burrus ( = 181) vollendet wurden. Zu den Numeri, leichten und beweglichen Einheiten aus 200—900 Bewaffneten, s. S. 56. — Das Kastell in Böhming, wegen seiner geringen Größe allgemein als Numeruskastell angesehen, lag an der Nordgrenze des Gebietes nördlich der Donau, das Hadrian dem Imperium einverleibte, das aber unter Gallienus oder etwas später (s. zu Nr. 52. 54. 64) den Alamannen überlassen werden mußte. Als im J a h r e 170 die Markomannen in das Römische Reich einfielen (s. oben S. 57), dürfte die erste Kastellanlage zerstört worden sein. Die vorliegende Inschrift datiert den Abs c h l u ß des Neubaues in das J a h r 181. Vor einem der Lagertore gefunden, h a t t e die Inschrift offenbar einst über ihm am Mauerwerk ihren Platz. Die genannte'Kohorte der Hilfstruppen, in der frühen Kaiser-zeit, jedenfalls nicht vor dem Pannonieraufstand der J a h r e 6—9, gegründet, ist für die Zeit von 107 bis 211 als Besatzung des wenige Kilometer flußabwärts von Böhming gelegenen Kastells P f ü n z (Vetonianis) bezeugt. Aus 500 Mann bestehend, war sie zumindest ursprünglich und überwiegend aus Angehörigen des in Pannonien beheimateten illyrischen Stammes der Breuker rekrutiert'. An den Arbeiten in Böhming beteiligten sich zweifellos höchstens 250 Mann, wie auch der Titel Praepositus — Bezeichnung f ü r einen nicht-ständigen Befehlshaber — f ü r den befehlshabenden Centurio zeigt. Bei der vermutlich im Zuge 28»

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Inschriften-Anhang

des Alamanneneinfalles der J a h r e 232/233 erfolgten Zerstörung der Kastelle von Pfünz u n d Böhming (s. S. 70—72) d ü r f t e die gesamte „Erste Breuker-Kohorte" ihren Untergang gefunden haben. — Zu der seit dem J a h r e 179/180 in Regensburg stationierten Legio I I I Italica (s. Kr. 55) u n d ihrem Befehlshaber, einem Legatus pro praetore, der als Provinzstatthalter in Augsburg residierte, s. S. 57 f. Der hier genannte Legat ist zwar noch in zwei weiteren Inschriften Rätiens genannt, in CIL I I I 11933 = I B R 279 (183-185) u n d wohl auch in CIL X I I I 5255 (vgl. CIL X I I I Suppl. I V S. 69) = I L S 9267 = I B R 178, sonst aber unbekannt. - Über Commodus wurde nach seiner Ermordung (180) vom Senat die Damnatio memoriae, die „Verurteilung seines Angedenkens", verhängt. Die Folge war u. a., daß sein Name auf allen erreichbaren Inschriften getilgt wurde. Septimius Severus hob im J a h r e 195 die Damnatio auf, nahm also eine Restitutio memoriae, eine „Wiederherstellung seines Angedenkens", vor, die 197 durch den Senat bestätigt wurde. Die vorliegende Inschrift spiegelt Damnatio wie Restitutio: Das kennzeichnende Cognomen des Kaisers, Commodus, ist ausgemeißelt, war aber, wie Farbreste erkennen lassen, später auf der gleichen Stelle mit Farbe wieder eingetragen worden. Ferner weist die Inschrift im Vornamen sowie in den Siegerbeinamen des Kaisers Unregelmäßigkeiten auf. Das mag auf mangelnde Kenntnis des in der Provinz lebenden Verfassers zurückzuführen sein. Allerdings sind die ungerechtfertigten Siegerbeinamen Armeniacus und Parthicus — offensichtlich vom Vater Mark Aurel auf Commodus übertragen — in Ägypten z. B. generell bezeugt (dort zählte m a n überhaupt die Regentenjahre des Comigodus bereits vom Regierungsantritt des Vaters an). Nr. 51 Weihinschrift f ü r Apollo Grannus; 219—221; Lauingen (Kr. Dillingen); CIL I I I 5874 = I B R 217. [ d?]ei Apollinis Oranni. / [Pro salute imp(eratoria) Caesaris M. Au]rel(ii) Antoni[[ni ± &]] I [[ ]] ! [[ ]]> p(atria) p(atriae) / [ Diojnynus le g(atus) Aug(usti) prfo) pr(aetore) / [XVII?] kal(endas) lunias. (Geweiht?) dem Gotte (?) Apollo Grannus . . . Zum Heile des Kaisers Marcus Aurelius Antoninus . . ., Vaters des Vaterlandes, (ließ es aufstellen) . . . Dionysius, Legatus Augusti pro praetore, am 16. (?) Mai. Grannus, ein keltischer Wasser- u n d Bädergott, wird in Inschriften aus keltisch besiedelten Gegenden nicht selten mit Apollo in dessen Eigenschaft als Heilgott identifiziert — so nicht nur in Rätien, sondern auch in Noricum und in Schottland; sein K u l t ist bis nach Schweden u n d nach Westkleinasien bezeugt. I n dem Lauingen unmittelbar benachbarten Faimingen befand sich ein nach Ausweis der Inschriften vielbesuchtes Heiligtum des Apollo Grannus. Wahrscheinlich ist das vorliegende Zeugnis von dorther verschleppt. Auch Kaiser Caracalla soll bei einer Erkrankung im Jahre 215 Apollo Grannus angerufen (Dio 77, 15, 6), ja vielleicht sogar Faimingen aufgesucht haben, wo er zwei J a h r e zuvor, im Zuge seiner Rüstungen gegen die Germanen, ein Kastell hatte anlegen lassen (s. S. 66. 68). — Wegen seiner Willkürherrschaft verfiel Caracallas Verwandter u n d Nachfolger Elagabal nach seiner Ermordung der Damnatio memoriae (s. zu Nr. 50); auch in der vorliegenden Inschrift ist sein Name — allerdings nur unvollständig — entfernt. — Den Tag der Weihung hat m a n mit Wahrscheinlichkeit als den 16. Mai ergänzt, den Tag, an dem Elagabal ( t 11- 3. 222) im J a h r e 218 zum Kaiser ausgerufen wurde. — Dionysius, sonst unbekannt, ist der letzte datierbare senatorische Statthalter von Rätien (s. zu Nr. 50. 52).

Rätien Nr. 5 0 - 5 3

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Nr. 52 Ehreninschrift für Kaiser Probus; 281; Augsburg; B R G K 37/38 (1956/57) 224 Nr. 30. [Restitutori prjovinciarum etoperum [publijcorum, providenjtissimo ac super omnes [retro / principes forjtissimo imp(eratori) Caes(ari) M. Aur(elio) [Probo / p(io) f(elici) invicto Aug(uato), p(ontifici)] m(aximo), trib(unicia) pot(estate) VI, co(n)s(uli) IUI, patri [patriae, / proco(n)s(uli), ± 10]inua v(ir) p(erfectisaimua), a(gens) v(icea) p(raeaidia) prov(inciae) Raet(iae),nfumini/ maieatatiq(ue) eiua] dicaiiasimus. Dem Wiederhersteller der Provinzen u n d der öffentlichen Bauten, dem weit vorausschauenden, alle früheren Herrscher a n Tapferkeit überragenden Kaiser Marcus Aurelius Probus, dem gnädigen, glücklichen und unbesiegten Augustus, dem Pontifex maximus, dem Inhaber der tribunizischen Gewalt zum 6. Male ( = 10. 12. 280-10. 12. 281), dem Konsul zum 4. Male ( = 281), dem Vater des Vaterlandes und Prokonsul der Vir perfectissimus . . . inus, Stellvertreter des Praeses der Provinz Rätien, in höchster Ergebenheit gegenüber dessen göttlicher Hoheit und Majestät. Nach den großen Alamannenfeldzügen von 259/260 gestaltete sich -die Lage in Rätien derart, daß in einer Lobrede vom J a h r e 296 (Paneg. Lat. 8, 10, 1) gesagt werden konnte, unter Gallienus sei Rätien dem Reiche verlorengegangen (s. zu Nr. 64). Nach wiederholten römischen Bemühungen gelang es erst unter Kaiser Probus, die a n Hier und Donau zurückverlegte Grenze durch neue Kastelle zuverlässig zu sichern (s. S. 91 f.; vgl. zu Nr. 54). Diese Befestigungswerke sind möglicherweise mit den „öffentlichen B a u t e n " der vorliegenden Inschrift gemeint. — H a t t e seit der Stationierung der Legio I I I Italica in Rätien unter Mark Aurel deren Befehlshaber, ein dem Senatorenstande angehöriger Legat, den Statthalterposten der Provinz inne (s. zu Nr. 50), so bietet diese Inschrift den ersten sicher datierten Beleg (s. zu Nr. 64) f ü r eine Neuordnung: den Ersatz des Legaten in Bezug auf die Zivilverwaltung durch einen dem Ritterstande angehörigen Praeses im Range eines Vir perfectissimus (s. oben S. 95). Den Oberbefehl über die in der Provinz stationierten Truppen führte ein Dux, der zunächst ebenfalls dem Ritterstande im Range eines Vir perfectissimus (s. oben S. 95), seit Kaiser Valentinian I . (364—375) allerdings dem Senatorenstande angehörte. Nr. 68 Ehreninschrift für Kaiser Diokletian; 290; Augsburg; CIL I I I 5810 (vgl. CIL I I I S. 1853) = I L S 618 = I B R 121. Providentissimo / principi, rectori j orbia ac ctomino, J fundatori pacis / aeternae / Diocletiano p(io) f(elici) / invicto Aug(nsto), pontfifici) / max(imo), Oer(manico) max(imo), Pera(ico) / max(imo), trib(unicia) pot(estate) VlI, j co(n)s(uli) IUI, patri pat(riae), [ proco(n)s(uli) Sept(imius) /' [Vale]ntio v(ir) p(erfectisaimua), p(raeses) p(rovinciae) B(aetiae), j d(evotua) n(umini) m(aiestati)que eiusde[tn]. Dem weit vorausblickenden Kaiser, dem Lenker des Erdkreises und Herrn, dem Begründer des ewigen Friedens Diokletian, dem gnädigen, glücklichen und unbesiegten Augustus, dem Pontifex maximus, dem größten Germanenbezwinger, dem größten Perserbezwinger, dem Inhaber der tribunizischen Gewalt zum 7. Male ( = 290), dem Konsul zum 4. Male ( = 290), dem Vater des Vaterlandes u n d Prokonsul der Vir perfectissimus Septimius Valentio, Praeses der Provinz Raetia, in Ergebenheit gegenüber dessen göttlicher Hoheit und Majestät.

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Inschriften-Anhang

Kaiser Diokletian nahm eine verwaltungsmäßige Neugliederung des Reiches vor, die u. a. eine Zusammenfassung der Provinzen zu Diözesen beinhaltete; Rätien bildete seither einen Teil der Diözese Italia (s. S. 94f.). — I n Diokletians Titulatur fehlt der Siegerbeiname Britannicus maximus, der dem Kaiser in dem Zeitraum 285—288 verliehen worden war. — Septimius Valentio, Auftraggeber der Inschrift, ist der im Jahre 290 in Augsburg residierende ritterliche Praeses Rätiens. Laut der in Rom gefundenen Inschrift CIL VI 1125 = I L S 619 stand er zwischen 293 und 296 an der Spitze einer Diözese; die Statthalterschaft in Rätien (vgl. Nr. 52) war also nur eine Stufe seiner Karriere in der Reichsverwaltung. II. Landtoirtschaflliche (s. auch Nr. 63)

Produktion

und Handwerk

Nr. 64 Grabinschrift des Verwalters Ursus; vor Mitte 3. J h . (?); Rotthof (Kr. Passau); CIL I I I 5616 = I B R 437. D(is) M(anibus). / Flora vilica j XJrso actori, / marito carisjsimo 0 (= obito) an(norum) XLV, / et Ittcundo / socro et Succjess(a)e socr(a)e piejntisaimis et / aibi vivafecit / et Succesfsjtie f(ilius) parentib(us) pientissimis. Den Manen. Flora, Verwalterin, hat (diesen Gedenkstein) ihrem teuren Gatten Ursus, Verwalter, gestorben im Alter von 45 Jahren, den liebevollen Schwiegereltern Iucundus und Successa und sich selbst zu ihren Lebzeiten fertigen lassen. Successus als Sohn den liebevollen Eltern. Alle Personen gehörten, wie ihre Namen verraten, nicht zum Kreis der römischen Bürger. Wahrscheinlich waren sie Sklaven, da mit solchen gewöhnlich die Stellen von Verwaltern auf Villen besetzt wurden (s, S. 324). Daß Flora und Ursus tatsächlich eine Villa verwalteten, ergibt sich aus der abgelegenen Lage des Fundortes am Rande des von Inn und Rott durchflossenen Tales und aus dem Fehlen eines erläuternden Zusatzes zur Tätigkeitsbezeichnung. Der Unterschied der Bezeichnungen erklärt sich möglicherweise daraus, daß Flora für die technische, Ursus für die finanzielle Verwaltung zuständig war — letzteres eine Aufgabe, mit der auch sonst oft Actores speziell betraut waren. — Die letzte Zeile hat in wesentlich kleinerer Schrift nach dem Tode auch der Flora deren Sohn Successus hinzufügen lassen; möglicherweise besaß er nicht die Mittel, um die hohen Kosten für einen neuen Grabstein bestreiten zu können. Die Inschrift bietet keinen Hinweis für eine genaue Datierung. I n Passau wurde in den Jahren 139—141 durch eine Einheit der Hilfstruppen, die Cohors I X Batavorum, auf dem Altstadthügel ein Kastell angelegt, nach dem der Ort seinen Namen erhielt (Castra Batava). Sollte die Inschrift erst nach den Chatten- und Markomanneneinfällen in den sechziger Jahren des 2. J h . (s. S. 57) entstanden sein, so könnte die zugehörige Villa im Schutze des Passauer Lagers betrieben worden sein. Die untere Grenze der Datierung ist wohl durch den großen Alamanneneinfall 259/260 (s. zu Nr. 50.52. 64) gegeben (s. S. 182 f.). Nicht ganz auszuschließen ist freilich auch die Entstehung in der Zeit nach Wiederherstellung der römischen Macht in Rätien unter Probus (s. zu Nr. 52), als Passau wiederum Truppenstandort war, bis in die Mitte des 4. Jh., als die geordnete Bewirtschaftung eines Landgutes wegen der ständigen Einfälle nicht mehr möglich war (vgl. S. 183). Allerdings sind aus dieser letzten Periode der Geschichte des römischen Rätiens so gut wie keine (datierten) Inschriften erhalten.

Bätien Kr. 6 3 - 5 7

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Nr. 66 Ziegelstempel der Legio I I I Italica (Tonziegel), a) Vor 179/180, b—e) nach 179/180. a) Eining (Kr. Kelheim); CIL I I I 11989 c = I B R 496. b) Westheim bei Augsburg; CIL I I I 6000 i = I B B 496. c) Begensburg; CIL I I I S. 2328*3 a d n . 11988 = I B B 496. d) Abbach (Kr. Kelheim); CIL I I I 6000 d = I B B 496. e) Begensburg; CIL I I I S. 2328« ad n. 11988 = I B B 496. a) Leg(ionis) III Ital(icae) Con(cordia). (Erzeugnis) der Legio I I I Italica Concors. b) Leg(ionia) III Itali(cae). (Erzeugnis) der Legio I I I Italica. c) Leg(ionis) III Italic(a)e. (Erzeugnis) der Legio I I I Italica. d) Leg(ionis) III Italic(ae). (Erzeugnis) der Legio I I I Italica. e) Leg(ionis) Ter(tiae). (Erzeugnis) der Legio I I I . Zur Ziegelherstellung durch Truppen s. S. 258 f.; Nr. 22. 56; zurTechnik des Stempeins s. zu Nr. 57. — Die „Dritte Italische Legion" war seit der Zeit Mark Aurels zum Schutze Bätiens bestimmt (s. zu Nr. 50). Ihre Ziegelei befand sich in Abbach; sie arbeitete bereits vor der Stationierung der Legion in Begensburg, die nach dem Zeugnis der Steininschrift CIL I I I 11965 = I B B 362 in den Jahren 179/180 erfolgte (vgl. zu Nr. 50). Ihre Lieferungen gelangten westlich bis zur Frovinzhauptstadt Augsburg, östlich bis nach Künzing an der Donau. Den auf dem Stempel aus Eining verzeichneten Beinamen Concors „die Einträchtige" (vielleicht ein Bezug auf die Mitregentschaft von Mark Aurels Bruder Verus, 161—169) t r u g die Legion bis zu ihrer Stationierung in Begensburg. Übrigens wird vermutet, daß die Legion unmittelbar nach der Gründung zunächst in Eining stationiert war. Nr. 56 Ziegelstempel der Cohors I I I Britannorum (Tonziegel); nach M. 2. J h . ; Eining (Kr. Kelheim); CIL I I I 11996 = I B B 506. Cho(rtia) (= cohortis) III Br(itannorum). (Erzeugnis) der Cohors I I I Britannorum. Über die Ziegelherstellung durch Truppeneinheiten s. zu Nr. 22, zur Technik des Stempeins s. zu Nr. 57. — Der vorliegende Stempel bezeugt eine Ziegelei, die von einer Abteilung der Hilfstruppen betrieben wurde. Diese Abteilung, die „Dritte Britannerkohorte", nach Aussage verschiedener Quellen beritten, befand sich möglicherweise schon im J a h r e 69 in Bätien; sicher bezeugt ist sie dort von 107 bis in die Zeit um 400. Frühestens seit der Mitte des 2. J h . bis in die Spätzeit befand sich ihr Standlager in Eining. Ausgehoben wurde die erste Mannschaft bei Gründung der Kohorte zweifellos, wenigstens zu einem bedeutenden Teil, im von den Bömern in den Jahren 43 und 78—86 eroberten Britannien (vgl. zu Nr. 50 betr. Cohors I Breucorum). Nr. 67 Ziegelstempel des M. Vindelicius Surinus; 2./3. J h . (?) oder zwischen E . 1. J h . und M. 2. J h . (?). a) Sittling/Bad Gögging; Eining; Alkofen (? Exemplare aus Eining?) (alle K r . Kelheim); Bayer. Vorgesch.27(1962) 108. 111; vgl. CIL I I I 12008; 29 Exemplare, 16 davon Bruchstücke, b) Eining (Kr. Kelheim); Bayer. Vorgesch. 27 (1962) 108. 110; 3 Exemplare.

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Inschriften-Anhang

a) M. Vindel(icii) Surini. (Erzeugnis) des Marcus Vindelicius Surinus. b) Surini. (Erzeugnis) des (Marcus Vindelicius) Surinus. Die Ziegelstempel wurden mit einer Negativform den noch ungebrannten Ziegeln aufgedrückt. Die vorliegenden Stempeltexte stammen von zwei verschiedenen Arten von Formstempeln. Der eingetiefte Text a) mit seinen sorgfältigen Buchstaben wurde mit einem Metallstempel (wohl Bronzetäfelchen mit Ösengriff) hergestellt, der erhabene Buchstaben trug, der Text b) mit seinen erhabenen, vereinfachten Buchstaben mit einem Holzstempel, in den die Buchstaben eingeschnitten waren. Als dritte Art von Stempeln kennen wir aus anderen Funden noch Formstempel aus Ton mit eingetieften Buchstaben, deren Abdrücke eine typisch runde Kehlung der Buchstaben zeigen. — Surinus, seinem dreiteiligen Namen nach zu urteilen römischer Bürger, könnte wegen seines Gentilnamens Vindelicius einheimischer Herkunft gewesen sein: Die keltischen Vindeliker siedelten im heutigen Südbayern bis zum Bodensee. E r war Besitzer oder auch nur Pächter bzw. Werkmeister einer Privatziegelei im nordöstlichen Bätien, in der Umgebung von Begensburg. Auffällig ist, daß eben in Begensburg eine Grabinschrift gefunden wurde (CIL I I I 5960 = I B B 414), die ein Vindel(icius) Surinus seinen Söhnen Vindelicius (H)ermogenianus und .Vindelicius Victor sowie seiner Tochter Vindelicia Sura hatte setzen lassen. Die Identität beider Surini ist möglich, aber nicht zu beweisen; auf jeden Fall darf man mit Verwandtschaft rechnen. — Die Buchstaben des metallenen Formstempels, Stempel a), entsprechen nach dem Urteil G. Spitzibergers, des Herausgebers in den Bayerischen Vorgeschichtsblättern, den Buchstaben von Steininschriften des 2./3. J h . Freilich ist eine Datierung auf solcher Grundlage recht unsicher: Die Texte beider Stempel passen eher zu Texten von Tonwarenstempeln des 1. Jh., die man in Born gefunden hat. Für einen relativ frühen Ansatz spricht auch der Umstand, daß in Eining und Abbach nach Gründung der Legio I I I Italica unter Mark Aurel (161—180) (s. S. 57f.) Ziegel verwendet wurden, die aus der von dieser Legion in Abbach betriebenen Ziegelei stammen (s. Nr. 55), in Eining ferner Ziegel aus der Werkstatt der im dortigen Lager seit frühestens der Mitte des 2. J h . stationierten Cohors I I I Britannorum (s. Nr. 56). Das Auxiliarkastell in Eining wurde zwischen 79 und 81 angelegt; das wäre der früheste Zeitpunkt, zu dem Surinus seine Ziegelei betrieben haben kann. — Gestempelt sind mit beiden Stempeln nur zwei Größentypen von Ziegeln, mit dem Metallstempel außerdem ein einziger Größentyp von Dachziegeln. Manche, bessere Abdrücke des metallenen Formstempels zeigen hinter dem M ein von Tonwarenherstellern auch sonst verwendetes Zeichen, eine henkellose Amphore, die allerdings aus Baummangel ziemlich schmal ausgefallen ist. So läßt sich nicht ausschließen, daß Surinus auch Töpferei betrieb. Zu Betrieben mit derart kombinierter Produktion s. S. 260. Nr. 68 Stempel auf Westerndorfer Terra-sigillata-Gefäßen; nach 180 bis 1. H. 3. J h . ; Westerndorf (Kr. Bosenheim). a) CIL I I I 6010, 68 g aa) im Bildfeld: Comitialia f(ecit). Comitialis hat (das Gefäß) hergestellt.

Rätien Nr. 5 7 - 5 8

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bb) im Bildfeld: CSS Er(otii). (Model aus der Hand) des C S S Er(otius). cc) auf Gefäßrand: CSS Maianua f(ecit). C S S Maianus hat (Gefäßrand und -boden) hergestellt. b) CIL I I I 6010, 83 b auf Gefäßrand: (H)elenius fec(it). Helenius hat (Gefäßrand und -boden) hergestellt. c) CIL I I I 6010, 189 auf G e f ä ß r a n S r C SS Belaiullus f(ecit). C S S Belatullus hat (Gefäßrand und -boden) hergestellt. d) CIL I I I 6010, 194 h aa) auf Gefäßrand und -boden: CSS Sedatus f(ecit). C S S Sedatus hat (Gefäßrand und -boden) hergestellt. bb) auf Gefäßrand: CSS Er(otii). (Erzeugnis) des C S S Er(otius). Zur Terra-sigillata-Produktion s. S. 238—253. Zu den Stempeln s. zu Nr. 21. — Westerndorf war der bedeutendste Herstellungsort von Terra sigillata im römischen Rätien (s. S. 265). Seine Verkehrslage an der Kreuzung wichtiger Fernstraßen u n d an einem Übergang über den I n n ist besonders günstig. Hier wurde nach den Markomannenkriegen wohl von dem südöstlich von Landau in der Pfalz gelegenen Terra-sigillata-Zentrum Rheinzabern (s. Nr. 21) aus ein neue» Zentrum angelegt, das bis in die 1. Hälfte des 3. J h . hinein (s. S. 266 f.) tätig war. Der Zweck seiner Gründung bestand in der Versorgung der donauabwärts stehenden römischen Truppen. Die Westerndorfer Erzeugnisse finden sj|ch donauabwärts bis Budapest und Osijek (Esseg)/Drava in Jugoslawien (s. S. 265), vornehmlich in Orten* in denen Truppen der Donausicherung untergebracht waren. Wie weit sie von dort ins Hinterland gelangte^, ist unbekannt. Doch wurden sie in die angrenzenden Teile des nichtrömischen Germaniens verhandelt; häufig finden sie sich in der Slowakei und am Weichselbogen in Polen. Die westliche Grenze der Verbreitung bildet der Inn. Die Erzeugnisse aus der Werkstatt des Comitialis verraten nächste Verwandtschaft mit denen aus Rheinzabern; das ist nicht verwunderlich, da Comitialis zunächst selbst in Rheinzabern produziert hatte (s. Nr. 21) u n d in Westerndorf Originalpunzen aus Rheinzabern benutzte. Doch unterscheiden sich seine Erzeugnisse nicht wesentlich von den Produkten der anderen Westerndorfer Werkstätten. Als Charakteristikum der Westerndorfer Terra sigillata gelten die noch nicht endgültig gedeuteten Buchstaben CSS, die, anderen Töpfemamen vorangesetzt, sowohl ins Bildfeld als auch auf die unverzierten Gefäßteile gestempelt sind. Wie m a n heute weiß, handelt es sich bei den so gekennzeichneten Stücken um Erzeugnisse aus der Werkstatt des Comitialis. Doch gingen aus derselben Werkstatt auch Gefäße hervor, in deren Stempeln sich die fraglichen drei Buchstaben nicht finden. (H)elenius gehörte neben Comitialis zu den produktivsten Westerndorfer Töpfern. Ebenfalls vorher in Rheinzabern tätig, arbeitete er in Westerndorf zunächst in der Werkstatt des Comitialis und benutzte hier Stempel mit dem Vorsatz CSS wie ohne ihn; später leitete er eine eigene Werkstatt, in der er ähnlich Comitialis eine ganze Reihe von Töpfern beschäftigte. Den unter b) wiedergegebenen Stempel benutzte er sowohl in dieser Zeit als auch bereits unter Comitialis; nur a n der Verzierung eines. Gefäßes läßt sich ablesen, welcher Periode seiner Tätigkeit es entstammt.

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III. Handel und Verkehr (s. a u c h N r . 40) Nr. 69 Weihinschriften f ü r Isis; Zeit des Kaisers A n t o n i n u s P i u s (138—161); bei W a i d b r u c k im Eisack-Tal (Italien). a) Weihinschrift f ü r Isis A u g u s t a ; C I L V 5079 = I B R 57.

Isidi Aug(ustae) J Festinua / T. Iuli Satitrlnini c(onductoris) p(ublici) ser(vns) I qrk(arius) ex voto.

p(ortorii)

Der e r h a b e n e n Isis Festinus, Sklave des P ä c h t e r s des staatlichen Zolles T i t u s Luffas S a t u r n i n u s , Arcarius, a u f G r u n d eines Gelübdes. b) Weihinschrift f ü r Isis M y r i o n y m a ; C I L V 5080 = I L S 1858 = I B R 58 (vgl. B R G K 37/38 [1956/57] 217 N r . 5).

Isidi / Myrionymae / sacrum. / Festinus T. Iuli j Saturnini c(onductoris) p(ublici) p(ortorii) / ser(vus) ark(arius) posuit. / Fortunatus / eiusdem eer(vus) > (= contra)s(eriptor) / faciundum / curavit. Geheiligt der T a u s e n d n a m i g e n Isis. Festinus, Sklave des P ä c h t e r s des s t a a t lichen Zolles T i t u s Iulius S a t u r n i n u s , Arcarius, h a t (den Altar) gesetzt. F o r t u n a tus, Sklave desselben (Titus I u l i u s Saturninus), Contrascriptor, ließ ihn anfertigen. Die altägyptische G ö t t i n Isis d a r f als die bei Griechen u n d R ö m e r n a m meisten verehrte f r e m d e G o t t h e i t gelten. I h r K u l t ist f ü r I t a l i e n in d e n H a f e n s t ä d t e n K a m paniens schon im 2. J h . v . u . Z. nachweisbar, in R o m seit der Zeit Sullas. E i n e n besonderen H ö h e p u n k t e r f u h r die Isis-Verehrung im 2. J h . u . Z. (s. S. 366 f . ; vgl. N r . 63). Der K u l t hielt sich a u c h n a c h d e m Vordringen des C h r i s t e n t u m s im 3. J h . Die Verm e n g u n g m i t a n d e r e n G o t t h e i t e n u n d deren F u n k t i o n e n b r a c h t e i m m e r n e u e Bein a m e n , so d a ß schließlich die griechischen Beiwörter myriónymus „tausendnamig" u n d polyónymus „vielnamig" geprägt w u r d e n . D a s A t t r i b u t Augusta dagegen in I n s c h r i f t a) bezieht sich n i c h t n u r a u f die Göttin, sondern b e d e u t e t zugleich eine L o y a l i t ä t s b e k u n d u n g gegenüber d e m Kaiserhaus. — D a s P o r t o r i u m , der römische Zoll, w a r in der Kaiserzeit im allgemeinen ein Wertzoll: E i n b e s t i m m t e r P r o z e n t satz des deklarierten W e r t e s des Zollgutes — gewöhnlich 2 ' / 2 % — w u r d e eingezogen. D a s Römische Reich bildete kein einheitliches Zollgebiet; es zerfiel vielmehr in verschiedene Zollbezirke, die sich m i t d e n E i n h e i t e n der politischen V e r w a l t u n g n u r teilweise deckten. Die Zolleinnahmen, in der Zeit der römischen R e p u b l i k a n priv a t e Gesellschaften v e r p a c h t e t , w u r d e n v o m E n d e des 1. J h . a b vereinzelt u n d im 2. J h . durchgängig a n p r i v a t e Zollunternehmer (Conductores) vergeben, die meist dem R i t t e r s t a n d e n t s t a m m t e n u n d in der Zolleinnahme ihre Sklaven einsetzten. Die Tätigkeit der im Zoll B e s c h ä f t i g t e n (Arcarii, Dispensatores, Actores, Contrascriptores) k a n n n i c h t im einzelnen b e s t i m m t w e r d e n ; die Scrutatores n a h m e n die Zollrevision vor. Von der zweiten H ä l f t e des 2. J h . a b w u r d e d a s P o r t o r i u m — nicht in allen Zollgebieten gleichzeitig — in staatliche Regie ü b e r f ü h r t . Die P r o k u r a t o r e n d e s Verwalters der kaiserlichen Zentralkasse, des P r o c u r a t o r a rationibus, die bisher die Zollpächter ü b e r w a c h t h a t t e n , ü b e r n a h m e n direkt die L e i t u n g eines Zollgebietes. — Die vorliegenden beiden I n s c h r i f t e n bezeugen eine Zollstation a n der großen B r e n n e r - S t r a ß e , die allerdings erst u n t e r Septimius Severus a u s g e b a u t w u r d e

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{8. zu N r . 62, auch zu Nr. 61). E s handelt sich u m eine Station wahrscheinlich des Illyrischen Zollgebietes, dem die Provinz R a e t i a im 2. J h . zugeordnet war. Hier -wurde wohl zuerst der Einzug des Zolles verstaatlicht — u n t e r Mark Aurel (161—180), obwohl in dessen Anfangszeit noch P r i v a t p ä c h t e r bezeugt sind. — T . Iulius Saturn i n u s gehörte einer Familie an, die in der Mitte des 2. J h . das Illyrische Zollgebiet mehrfach in H ä n d e n h a t t e . E r selbst s t a n d zunächst als Subalternbeamter im Dienste d e s Kaisers Antoninus Pius u n d bekleidete d a n n ritterliche Offiziersämter, ehe er ein A m t in der Klasse der sog. centenaren P r o k u r a t o r e n (d. h. mit einem Jahresg e h a l t von 100000 Sesterzen) ü b e r n a h m u n d gleichzeitig das Illyrische Zollgebiet p a c h t e t e (durch die Inschrift C I L I I I 1568 — richtige K o r r e k t u r des n u r in alten Abschriften überlieferten Wortlautes vorausgesetzt — f ü r das J a h r 157 bezeugt). Nr. 60 Weihinschrift f ü r D i a n a ; 217 oder 246; Zielbachtal, westlich von Meran (Italien); CIL V 5090 = I L S 1561 add. = I B R 68. In h(onorem) d(omus) d(iviftae) [ sanct(ae) Diajnae aram / cum signo Aejtetus Augg(ustorum) j nn(ostrorum) lib(ertua) p(rae)p(ositua) atat(ioni) Ma/iensfi) XXXX (= quadragesimae) Gall(iarum) dejdic(avit) Id(ibus) Augfustis) Praesent(e) co(n)sfule). Zu E h r e n des Kaiserhauses h a t Aetetus, Freigelassener unserer beiden Augusti u n d Leiter der Station des Gallischen Zollgebietes zu Maia, an den I d e n des August { = 13. 8.) unter dem Konsulat des Praesens der heiligen Diana den Altar mit dem Standbild geweiht. Die Mehrzahl- d^r Diana/Artemis gewidmeten Weihinschriften wendet sich a n sie in ihrer Eigenschaft als J a g d g ö t t i n . Der hier genannte 13. August war der Stift u n g s t a g des alten italischen Diana-Tempels im N e m u s Dianae („Hain der Diana", h e u t e Nemi) in Nordwestlatium u n d des in R o m auf dem Aventin gelegenen DianaTempels. I n den Provinzen verbergen sich hinter dem N a m e n der Diana gewöhnlich einheimische Gottheiten; f ü r die Donauländer ist ihr K u l t besonders charakteristisch. — Zur Weiheformel f ü r das Kaiserhaus s. zu Nr. 18. — Das Gallische Zollgebiet (zum Zoll s: zu Nr. 59) u m f a ß t e ganz Gallien, möglicherweise einschließlich d e r gegen 90 von Gallien losgelösten beiden germanischen Provinzen (s. S. 51), ferner das Gebiet der Meeralpen, der Cottischen u n d der Grajischen Alpen sowie — im 3. J h . — die Provinz R a e t i a (die im 2. J h . zum Illyrischen Zollgebiet gehörte, s. zu N r . 59). Die Verstaatlichung der Zolleinnahme erfolgte wie beim Illyrischen Zoll u n t e r Mark Aurel; der hier genannte Stationsleiter ist also ein staatlicher Angestellter. Die Zollabgabe belief sich auf „den vierzigsten Teil" ( X X X X ) = 2 1 / 2 %, d . h. den Durchschnittssatz der Kaiserzeit. — Bei der Statio Maiensis handelt es sich u m eine sonst nicht bezeugte Alpenstation des Gallischen Zollgebietes. Der Ortsn a m e scheint in Maia Alta u n d Maia Bassa, Vororten von Meran, fortzuleben. Die Station ist ein Zeugnis f ü r den Verlauf der u n t e r Claudius 46/47 ausgebauten Via Claudia Augusta, einer römischen Fernstraße, die nach Aussage der Meilensteininschriften (s. auch Nr. 61) C I L V 8002 = I L S 208 u n d CIL V 8003 Poebene u n d venetische Adriaküste mit dem Donaugebiet verband. — Seit der Zeit der römischen Republik wurden die J a h r e durch die N a m e n der beiden Konsuln bezeichnet (s. zu Nr. 66). Nachdem Cäsar die Praxis eingeführt h a t t e , daß die a m 1. J a n u a r in das A m t eingetretenen Konsuln noch im L a u f e ihres Amtsjahres zurücktraten, u m einem weiteren P a a r e oder auch mehreren die Bekleidung des Konsulates im gleichen J a h r e

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zu ermöglichen, wurden die J a h r e jeweils durch die N a m e n der beiden a m 1. J a n u a r investierten Konsuln, der Consules ordinarii, bezeichnet: Dieses K o n s u l n p a a r w a r „eponym". — Mit dem Cognomen Praesens sind f ü n f eponyme Konsuln b e k a n n t . D a der N a m e des Kollegen hier nicht genannt ist, bleiben f ü r die Datierung n u r noch folgende Kriterien: 1. der Hinweis auf zwei regierende Mitglieder des Kaiserhauses (Augusti), 2. Die Inschrift k a n n wegen der Zugehörigkeit Rätiens zum Gallischen Zollgebiet nicht vor dem 3. J h . e n t s t a n d e n sein. So ergeben sich die J a h r e 217 oder 246 als mögliche Abfassungszeit. Nr. 61 Meilensteininschrift des Kaisers Decius u n d seiner Söhne; 2. H . 250; u n w e i t der Ruine Fragenstein bei Zirl (Terioli), westlich von I n n s b r u c k (Österreich); C I L H l S f t f i a . = I L S 515 = I B R 453. Imp(eratori) Caes(ari) ] Oa(io) MeasfioJ Q. Tra(iano) / Decio p(io) f(elici) inv(icto) j Aug(uato), p(ontifici) m(aximo), tr(ibunicia) p(oteatate) I I , / p(atri) p(atriae), et Meaaia j Decio et Quin/to nobiliaailmia Caeaa(aribtia) Augg(ustis). / A B(rigantio) m(ilia) p(aaauum) / XCIIX. Dem Kaiser Gaius Messius Quintus Traianus Decius, dem. gnädigen, glücklichen u n d unbesiegten Augustus, dem P o n t i f e x maximus, dem I n h a b e r der tribunizischen Gewalt zum 2. Male ( = 2. H . 250), dem Vater des Vaterlandes, u n d denhochedlen Prinzen Decius u n d Quintus Messius. Von Bregenz 98 Meilen. Zu den Meilen- bzw. Leugensteinen s. zu N r . 32. — Die Inschrift gehört zu einem Meilenstein a n einer Straße, die n a c h fast allgemeiner Ansicht südlich von I n n s b r u c k bei Wilten von der großen Brenner-Straße (s. zu Nr. 59. 62) nach Bregenz a m Bodensee abzweigte. — Decius, der erste Kaiser pannonisch-illyrischer A b s t a m m u n g , war Anhänger u n d Förderer der altrömischen Tradition. Schon im H e r b s t 249 veranlaßte er eine sich auf das gesamte Reich erstreckende u n d bis zu seinem Tode andauernde ChristenVerfolgung. Mit dem Kaiser zusammen sind in der I n s c h r i f t seine beiden Söhne verzeichnet; der ältere fiel im J a h r e 251 zusammen mit dem V a t e r im K a m p f e gegen die Goten in der Dobrudscha (s. S. 77); der jüngere regierte einige Zeit neben Decius' Nachfolger Gallus, starb aber noch im gleichen J a h r e an der P e s t . Nr. 62 Meilensteininschrift des Kaisers J u l i a n ; 1. H . 363; Sonnenberg bei Wilten/ I n n s b r u c k (Österreich); CIL I I I 5983 = I B R 456. [IJmp(eratori) Caea(ari) d(omino) n(oatro) / [FJl(avio) Cl(audio) luliano / [p]io felici Aug(uato), / pontifici maximo, J [trijb(unicia) p(o)t(eatate), im(peratori) VII, ] conauli IUI,/pater (irrtümlich s t a t t p a t r i ) patriae,proco(n)a(uli), j bono reipublic(a)e nato. / Ab Aug(uata) m(ilia) p(asauum) LXXXX. Dem Kaiser, unserem H e r r n , Flavius Claudius Iulianus, dem gnädigen u n d glücklichen Augustus, dem Pontifex maximus, dem I n h a b e r der tribunizischen Gewalt, d e m I m p e r a t o r zum 7. Male, dem Konsul zum 4. Male ( = 1. H . 363), dem V a t e r des Vaterlandes, dem Prokonsul, dem zum Wohle des Staates Geborenen. Von Augsburg 90 Meilen. Die Inschrift gehört zu einem Meilenstein der großen Brenner-Straße (s. zu N r . 59, Ibuch zu N r . 61), die, u n t e r Septimius Severus (193—211) ausgebaut u n d bis in die 2. H ä l f t e des 4. J h . hinein immer wieder erneuert, von Verona über Trient, Bozen, das Eisack-Tal, den Brenner-Paß n a c h Wilten u n d von dort über P a r t e n k i r c h e n n a c h

Rätien Nr. 60-63

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A u g s b u r g f ü h r t e . V o n Wilten verlief eine Abzweigung dieser S t r a ß e d e n I n n e n t l a n g n a c h P o n s Aeni u n w e i t Bosenheim u n d eine a n d e r e n a c h Bregenz a m B o d e n s e e (s. zu N r . 61). — Kaiser J u l i a n förderte, obwohl christlich erzogen, die heidnische B e a k t i o n gegen d a s von K o n s t a n t i n u n d dessen S o h n u n d Nachfolger Constantius I I . (337—361) geförderte C h r i s t e n t u m u n d w u r d e deshalb v o n seinen christlichen Gegn e r n A p o s t a t a , „der A b t r ü n n i g e " , g e n a n n t . I n "Übereinstimmung m i t seiner Politik s t e h t der U m s t a n d , d a ß er d a s A m t des P o n t i f e x m a x i m u s bekleidete, also d e m Kolleg i u m d e r Pontífices vorstand, d e m die Aufsicht ü b e r den römischen K u l t u s oblag.

IV. Ideologie und Kultur (s. a u c h N r . 51. 59. 60) Nr. 68 Neujahrsglückwunsch auf Tonmedaillon; n a c h 180; Westheim bei Augsb u r g ; C I L I I I 6009, 7 = I B R 176 A ; E r g ä n z u n g der I n s c h r i f t n a c h A. Alföldi, i n : L a u r e a e Aquincenses memoriae Valentini K u z s i n s z k y dicatae I , B u d a p e s t 1938, 314f. (Dissertationes Pannonicae, ser. 2 n . 10); Tonmedaillon v o n e t w a 13,5 c m Durchmesser. I n der Mitte, einander zugekehrt, die B ü s t e n v o n Isis (links) u n d Sar a p i s (rechts); zwischen ihnen eine Mohnblume. D a r u n t e r , f r a g m e n t a r i s c h , eine Opferszene: Von links u n d (zu ergänzen) v o n r e c h t s n ä h e r t sich je eine B e i h e Opfernder einem Altar. Die U m r a h m u n g bildet ein B a n d , d a s mit je einer geperlten u n d einer d u r c h g e h e n d e n Linie g e f a ß t ist. Auf d e m Streifen s t e h t die I n s c h r i f t .

[Annum novujm lucro accipio. I c h e m p f a n g e d a s neue J a h r zum Gewinn. Weitere Medaillons dieser A r t , ebenfalls m i t Isis u n d Sarapis, allerdings ohne I n s c h r i f t , w u r d e n in W e s t h e i m g e f u n d e n , wo sich offensichtlich eine W e r k s t a t t f ü r G e b r a u c h s k e r a m i k b e f a n d , die ihre A r b e i t n a c h d e n Markomannenkriegen a u f n a h m . — Auf d e n 3. J a n u a r fiel der wichtigste F e s t t a g der Kaiserverehrung. Die F e i e r n u n d d a m i t v e r b u n d e n e n Belustigungen w a r e n bereits im 2. J h . m i t d e n Zeremonien des großen Frühlingsfestes der Isis vereint, d a s a m 5. März anläßlich der Wiedere r ö f f n u n g der v o m N o v e m b e r a n geschlossenen Schiffahrt gefeiert w u r d e . Man opf e r t e a m 3. J a n u a r d e n Göttern, w ü n s c h t e sich gegenseitig Glück u n d überreichte Neujahrsgeschenke. Zu den Geschenken wie zu den Opfergaben gehörten n e b e n einfachen Opferkuchen a u s Mehl u n d Salz sowie Honigkuchen, die m a n in I t a l i e n u n d in weiteren Gebieten des Beiches n a c h t ö n e r n e n Modeln herstellte, a u c h Medaillons a u s T o n . L e t z t e r e bilden im D o n a u r a u m genau wie die e n t s p r e c h e n d e n Modeln eine S o n d e r g a t t u n g hinsichtlich ihrer besonderen Größe (ihr Durchmesser s c h w a n k t zwischen 8 u n d 27 cm) wie a u c h hinsichtlich ihrer D a r s t e l l u n g e n : Zeigen die Medaillons a u s a n d e r e n Gebieten vielfach Szenen a u s Spielen oder T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n oder Obszönitäten, so die des D o n a u r a u m e s gewöhnlich alle möglichen Glückssymbole, teilweise mit entsprechenden Aufschriften. Glückssymbole sind d a b e i n i c h t n u r die Darstellungen der m i t der Glücksgöttin F o r t u n a identifizierten ägyptischen Isis (s. N r . 59) u n d ihres ägyptisch-griechischen Begleiters, des H i m mels*, Unterwelts- u n d Heilgottes Sarapis (vgl. S. 366), sondern etwa a u c h des Vogels P h ö n i x auf der Weltkugel oder des Handelsgottes Merkur, vor allem a b e r Darstellungen der Kaiserverehrung. D a die Darstellungen u n d A u f s c h r i f t e n meist

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allgemein gehalten sind, ist anzunehmen, daß die entsprechenden Medaillons u n d Modeln auch zu den anderen, recht zahlreichen Kaiserfesten des Jahres verwendet wurden. Nr. 64 Weihinschrift für Sol invictus; zwischen 260 und M. 4. J h . ; Zwiefalten (Kr. Münsingen); CIL I I I 5862 (vgl. CIL I I I S. 1854) = I B R 191. Deo inviclo / Soli templum / a solo restijtuit Valerius ] Venuslua v(ir) p(erfectissimus), p(raeses) / p(rovinciae) R(aetiae), aicutivoto / ac mente con/ceperat. Redlditus sanitati / v(otum) s(olvit) l(aetus) l(ibena) m(erito). Dem unbesiegten Sonnengotte hat der Vir perfectissimus Valerius Venustus, Praeses der Provinz Raetia, den Tempel von Grund auf wiederhergestellt, wie er es in einem Gelübde geschworen u n d in seine Gedanken hatte Eingang finden lassen. Der Gesundheit zurückgegeben, hat er das Gelübde gern nach Gebühr eingelöst. Die Inschrift verzeichnet einen dem Ritterstand mit dem Rangtitel Vir perfectissimus angehörigen Praeses der Provinz Raetia. E t w a in der Mitte des 4. J h . wurde die- Provinz in eine Raetia I und eine Raetia I I geteilt; nur militärisch bildete sie weiterhin eine Einheit unter einem Dux (s. zu Nr. 52). An der Spitze der Zivilverwaltung jeder der beiden neuen Provinzen stand ein eigener Praeses. Da Venustus offensichtlich noch ein einheitliches Rätien verwaltete, ergibt sich die untere zeitliche Grenze für die Datierung. — Bei der Festlegung der oberen Datierungsgrefize ist man teilweise von der Annahme ausgegangen, das Gebiet nördlich der Donau sei bereits unter Gallienus bei dem Alamanneneinbruch 259/260 (s. zu Nr. 50. 52. 54) von den Römern aufgegeben worden (S. 81 f.). Da die Inschrift in diesem Gebiete gefunden wurde, vermutete man, sie sei vor 259/260, vielleicht sogar vor der Regierungszeit des Gallienus angefertigt worden und es habe schon damals ritterliche Statthalter in der Provinz Raetia gegeben. Andere Forscher vermuteten, die Inschrift sei ursprünglich nicht in Zwiefalten gesetzt, sondern erst — etwa aus Augsburg — hierher verschleppt worden, brauche also nicht vor 259/260 entstanden zu sein. Indes sind die Indizien, die für ein Aufgeben des fraglichen Gebietes bereits 259/260 angeführt werden, nicht zwingend. Gegen die erste Lösung spricht ferner die Erkenntnis, daß die in Rätien erstmalig für das J a h r 281 bezeugte Praeses-Verwaltung (s. Nr. 52) auf den bekannten Erlaß des Kaisers Gallienus zurückgehen dürfte, der die Senatoren vom Militärdienst ausschloß; dieser Erlaß ist frühestens im J a h r e 260 wirksam geworden (s. S. 84.95). Vor diesem J a h r kann die Inschrift folglich nicht entstanden sein. I m Hinblick auf den Sol-Kult darf vielleicht sogar die Zeit Kaiser Aurelians (270—275) als obere Grenze f ü r die Datierung angesehen werden. — Den Kult des aus verschiedenen orientalischen Quellen, u. a. dem Kult des persischen Mithras (s. Nr. 44), übernommenen unbesiegten Sonnengottes, des Sol invictus, hatte Aurelian zum römischen Staatskult erhoben (vgl:. S. 368). Als Geburtstag dieses Gottes galt der 25. Dezember, ein Datum, das von den Christen übernommen u n d als Weihnachtsfest gefeiert wurde. Nr. 65 Grabinschrift der Sarmanna; 4. J h . (?); Regensburg; CIL I I I 5972 = CIL I I I 11961 = I B R 419. In AP60 b(eatam) m(emoriam): j Sarmann{n}(a)e sociatae.

j quiescenli in pace j

martiribus

Rätien Nr. 63-66

447

(Christus ist der Anfang und das Ende.) Zum seligen Angedenken für Sarmanna,, die, den Märtyrern zugesellt, in Frieden ruht. Sarmanna wird glücklich gepriesen, weil sie an ihrer letzten Buhestätte mit christlichen Blutzeugen vereint ist. Ihr Name ist germanisch. Ein Grabstein wie der ihrige kann kaum vor dem Mailänder Edikt des Jahres 313 angefertigt worden sein, durch das das Christentum im ganzen Reiche offiziell als gleichberechtigt anerkannt wurde. — Das sog. monogrammatische Kreuz P, eine Ligatur aus den beiden ersten Buchstaben des griechisch geschriebenen Christus-Namens, ähnelt in seiner Gestalt einem älterep, nichtchristlichen Symbol. Seit Anfang des 4. Jh. diente es zur Kennzeichnung von Gegenständen und deren Eigentümern als christlich; etwa seit der Zeit Justinians (527—565) wurde es allmählich durch das einfache Kreuz ersetzt, ohne bis. ins Mittelalter hmeinr~8ußer Gebrauch zu kommen. Ende des 4. J h . wurden ihm die Symbolbuchstaben A und 6) hinzugefügt (vgl. Nr. 47). Diese gehen auf die Johannes-Apokalypse zurück: Gott bzw. Christus werden als Schöpfer und Vollender von allem, was war, ist und sein wird, erklärt. Nr. 66 Grabinschrift des Bischofs Valentianus; 548; Chur (Schweiz); CIL XIIL 5251 = CLE 1378 = ILCV 1079 = IBR 70. S(an)c(ta)e m(emoriae) ep(is)c(opu)s. / Hoc iac.it (= iacet) in tomolo (— tumulo), quem deflevit / R(a)etica tellus, / maxima summorum gloria ponltifecum (= pontificum), I abiectis qui fudit opes nudajtaque texit / agmina captivis praemia larga j ferens. j Est pietas vicina polo, nec fufneris ictum ] sentit, ovans factis qui f p j e t i t / astra bonis. / His pollens titulis, Valentiajne sacerdus (= eacerdos), / crederis a cunctis non potu/isse mori. Qui vixit in hoc saejc(ulo) ann(os) pl(u)s m(i)n(us) LXX d(e)p(ositu)s sub dfie} VI Id(us) Ian(uarias) / sep(tie)s p(ost) c(on)s(ulatum) Basi(lii) v(iri) c(larissimi) c(on)s(vtlis) ind(ictione) XI. Paulinus nejpos ipsius h(a)ec fieri ordinavit. Bischof verehrungswürdigen Angedenkens. In diesem Hügel ruht er, den die rätische Erde beweint, der größte Ruhjm der höchsten Priester, der den Erniedrigten die Schätze freiwillig austeilte, Scharen Unbekleideter die Blöße deckte und den Gefangenen verdiente Gaben in reichlichem Maße bot. Seine Frömmigkeit reicht an den Himmelspol, und er spürt nicht den feindlichen Angriff des Todes, er, der im Triumph mit guten Taten zu den Sternen strebt. Reich an diesen Verdiensten, Priester Valentianus, glauben alle von dir, daß du nicht imstande warst zu sterben. Er lebte in diesem Jahrhundert etwa 70 Jahre, wurde beigesetzt am 6. Tage vor den 7. Iden des Jaiuiamach dem Konsulat des Vir clarissimus Basilius ( = 8. 1. 548), Konsuls zur Zeit der 11. Indiktion. Sein Neffe Paulinus ließ dieses anfertigen. Ursprünglich befand sich die Inschrifttafel in der Krypta der Kirche St. Luzi zu Chur, die der Zeit Karls d. Gr. entstammt. Da ein älterer Bau nicht vorhanden war, muß die Inschrift von anderer Stelle hierher gebracht worden sein. Sie ist in drei. Abschnitte gegliedert: Überschrift, Elogium in vier Distichen und Prosateil mit Angabe der Daten und des Auftraggebers. — Die Versqualität läßt F. Buecheler ver-

148

Inschriften-Anhang

muten, es handle sich um ein älteres Gedicht in sekundärer Verwendung; dafür spricht auch der Umstand, daß der sonst reine Versbau nur durch den Namen des Bischofs gestört wird. — Unter den an dem Verstorbenen gepriesenen Tugenden ist besonders die Sorge u m die Gefangenen (Betreuung und Loskauf) bezeichnend für die historische Situation; vgl. etwa den Bericht des Eugipp über das Leben des Presbyters Severin im Rätien benachbarten Noricum Ende des 5. J h . (Eug. 8, 2; 9, 1; 10,1; 17, 1 - 3 ; 1 9 , 3 - 5 ; 29, l ; s . S.370f.) u n d die GrabinschriftenILCV 990 (Rom, Elogium des Papstes Gregor d. Gr. 590-604); OLE 761 = ILCV 997 (Rom, Bischof); ILCV 1090 (Spanien, Bischof, Anfang 6. J h . ) ; ILCV 1269 (Rom, Lector, 398? / 404?); CIL X I I 5352 (vgl. ebd. S. 856) = ILCV 1652 (Gallia Narbonensis, Äbtissin); CIL V S. 618 Nr. 10 = ILCV 1740 (Gallia Cisalpina, Witwe); CIL X I I 2089 = ILCV 4728 (GalliaNarbonensis, Privatmann, 566). — Das vorliegende Dokument stellt die älteste datierte lateinische Inschrift dar, die aus der Zeit nach dem Ende des Weströmischen Reiches (476) auf dem Boden des einst römischen Rätiens erhalten ist. — Der größte Teil der ehemaligen Raetia I I (s. zu Nr. 64) mit der H a u p t s t a d t Augusta Vindelicum sowie der Nordteil (mit dem Bodenseegebiet) der ehemaligen Raetia I waren am Ende des 4. u n d in der ersten Hälfte des 5. J h . in den Besitz der Alamannen u n d anderer Germanen gelangt. Die ehemalige Raetia I (zumindest deren alpiner Südteil) mit der H a u p t s t a d t Curia — im früheren 4. J h . könnte diese Funktion auch von Cambodunum oder Brigantium erfüllt worden sein — sowie der südlichste und östliche Teil der ehemaligen Raetia I I hatten zunächst unter einem Dux (ob dieser neben der militärischen Gewalt auch zivile besaß, ist fraglich) eine Doppelprovinz des von Theoderich d. Gr. (493—526) begründeten Ostgotenreiches gebildet. I m J a h r e 539 gerieten diese Gebiete in die Abhängigkeit des östlichen FrankenreisJhes. An die Stelle des Dux t r a t n u n ein Praeses, der mit dem römischen Praeses nur noch den Titel gemeinsam hatte, in Wirklichkeit jedoch Inhaber eines merowingischen Grafenamtes war. — Gegen Ende des ersten Jahrzehnts der ostfränkischen (austrasischen) Herrschaft wurde Bischof Valentianus beigesetzt. Da die Franken unter Chlodwig im -Jahre 498 zum katholischen Christentum übergetreten waren (s. S. 386—388), ist es natürlich, daß unter ihrer Herrschaft das für das J a h r 451 erstmals bezeugte, bis heute bestehende Bistum Chur weiterlebte und die Inschrift für einen christlichen Bischof in der Sprache der Kirche Roms abgefaßt wurde. — Grundlage der Datierung ist die Angabe des Konsulats (s. zu Nr. 60), die auch nach der Teilung des Reiches im J a h r e 395 beibehalten wurde — Symbol der ideellen Reichseinheit; gewöhnlich wurde der eine Konsul durch den Herrscher des West-, der andere durch den des Ostreiches ernannt. I n Jahren, in denen keine Konsuln ernannt wuiden, zählte man — ähnlich wie in der vorliegenden Inschrift — die J a h r e seit dem letzten Konsulnpaar. Häufig begnügte man sich mit der Nennung des eigenen Konsuls; das gilt besonders f ü r das Westreich und seine germanischen Nachfolgestaaten. Der letzte weströmische Konsul wurde 534 ernannt. Seitdem gab es nur noch den Konsul des Ostreiches. So nennt auch die vorgelegte Inschrift nur den oströmischen Konsul des Jahres 541. I n den folgenden Jahren wurde auch in Konstantinopel kein Konsul mehr e r n a n n t ; im Jahre 566 übernahm der byzantinische Kaiser Justin I I . (565—578) das Amt, u n d dessen Nachfolger bekleideten es jeweils in ihrem ersten Regierungsjahr. Damit ging die altrömische Konsulndatierung in der Jahresrechnung nach Regierungsjahren der Kaiser auf, die im J a h r e 537 auf Befehl Kaiser Justinians zugleich mit der Rechnung nach Indiktionen eingeführt worden war. — Die Indiktionen waren a u 15jährigen Zyklen zusammengefaßt, für die man einen Zusammenhang mit den

R&tien Nr. 66

449

von Diokletian durchgeführten Steuerreformen angenommen hat. (Indictio bedeutete vielleieht ursprünglich die „Ansage" außerordentlicher Steuern.) Innerhalb der Indiktionszyklen zählte man die Jahre fortlaufend von 1 bis 16. Die erste Indiktion des ersten Indiktionszyklus begann im Jahre 297 (oder 312), nach der üblichen Rechnung am 1. September (nur in Ägypten in der Mitte des Jahres). Hier handelt es sich um die 11. Indiktion des am 1. 9. 637 begonnenen (16. oder) 17. Zyklus.

20 Börner

Zeittafel

Jahr v. u. Z.

Römisches Reich

100-44 59 58-51

C. Iulius Caesar Cäsar Konsul

53

Cäsar erobert als Statthalter der Provinzen Gallia Cisalpina, Gallia Narbonensia und Illyrien Gallien bis zum Rhein u n d zum Ärmelkanal. Römische Niederlage bei Carrhae gegen die Farther Cäsar schlägt die gallische Freiheitsbewegung unter dem Arvernerfürsten Vercingetorix nieder.

52 49-45 45 44 43-42

Kämpfe zwischen Cäsar und Pompeius bzw. den Republikanern Cäsar Diktator auf Lebenszeit 15. März: Cäsar fällt einer republikanischen Verschwörung zum Opfer. Bürgerkrieg: Untergang der Verschwörer

38 32-30

29/28 28

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Ansiedlung der Ubier am linken Rheinufer bei Köln Cäsars Adoptivsohn und E r b e C. Iulius Caesar Octavianus siegt über den Cäsarianer M. Antonius u n d die ägyptische Königin Kleopatra. K ä m p f e in Mösien führen zur Angliederung dieses Gebietes an die Provinz Makedonien. Oktavian erhält den Ehrentitel Princeps senatus (»Erster des Senats"); daher „Prinzipat".

Zeittafel Römisches Reich

Jahr

451

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

27 v. u. Z. Oktavian verkündet formell die Wiederherstellung der Republik (Errichtung des Prinzipats); er erhält den kultischen Ehrentitel Augustus („der Erhabene"). 27 v . u . Z. -

1 4 u . Z . AUGUSTUS

Umfassende Neuordnung der Provinzen. Ägypten bleibt kaiserliches Domanialland. 16 v. u. Z.

Aufteilung des von Cäsar eroberten Galliens in die Provinzen Aquitania (SW), Lugdunensis (Zentrum) undBelgica(NO); Sieg der Sugambrer am Niederrhein über den kaiserlichen Legaten M. Lollius Paulinus Einrichtung der Provinz Raetia Verlegung der Truppen aus dem Innern Galliens an den Rhein, besonders zur Main-Lippe-Mündung Römische Vorstöße gegen Bataver, Friesen, Chauken und Chatten; Vordringen an die Elbe Kämpfe gegen die germanischen Stämme im Gebiet des unteren Rheins; freiwillige Unterwerfung der Cherusker Freiwillige Unterwerfung der Chauken, erzwungene der Langobarden ; Verständigung mit den Hermunduren und Semnonen; Höhepunkt der römischen Macht -in Germanien

15 v. u. Z. 12 v. u. Z.

12-7 v . u . Z . 4

u.

Z.

6—9

Aufstand in Pannonien und Ulyricum

7-9

Einrichtung der Provinz Pannonia 14-37 29*

TIBERIUS

P. Quinctilius Varus, Oberbefehlshaber der Rheintruppen, betrachtet das Land rechts des Rheins als zum Reiche gehörig. Sieg der Cherusker unter Arminius im Teutoburger Wald über Varus; Aufgabe der römischen Kastelle zwischen Weser und Rhein

462

Zeittafel

Jahr

Römisches Reich

Rhein - Oberdonau -Provinzen (incl. Gallien)

14

Empörung des Heeres in Pannonien

Empörung des Heeres in Obergermanien Rückzug der Römer über den R h e i n ; römisch bleibt ein Gebietsstreifen rechts des Unterrheins als Teil der Provinz Belgica.

16

17-24 21

Freiheitskampf der Numider

26

Aufstand der Thraker

37-41 39

CAXIGULA.

41-54

Aufstand der Treverer unter Iuliu s Florus u n d der H&duer unter Iulius Sacrovir; f u h r t zum Verbot der gallischen Priesterschaft der Druiden. Die Friesen befreien sich von der römischen Herrschaft. Usurpationsversuch des Lentulus Gaetulicus, Befehlshabers des obergermanischen Heeres CLAUDIUS

Noricum wird römische Provinz.

41

Römische VorstöBe gegen Chauken und Chatten

42

Einrichtung der Doppelprovinz Mauretanien Südbritannien wird römische Provinz. Mösien wird eigene römische Provinz. Thrakien wird römische Provinz. Der Arminiusneffe Italicus von R o m als König der Cherusker eingesetzt: erster Klientelfürst mit römischem Bürgerrecht. E r neute Unterwerfung der Friesen Römischer Vorstoß gegen die Chatten. Gründung der Colonia Agrippinensis als Veteranenkolo-

43 44 (T) 46 47

50

54-68 68

NERO

Die Ampsivarier erhalten von R o m Sitze a n der Wupper. Brukterer und Tenkterer besetzen die Rheinebene bei Köln. Die Friesen fordern Siedlungsland, werden aber von Nero abgewiesen.

Zeittafel Jahr

Römisches Reich

61

Aufstand der Britannier unter Königin Boudicca Brand Roms; erste Christen* Verfolgung Aufstand in J u d ä a ; Zerstörung Jerusalems durch Titus

64 66-70 68-69

Otho, Vitellixts VXSFASIAX

79-81 79 81-96 83

86-89 88/89

Aufstand des C. Iulius Vindex, Statthalters der Gallia Lugdunensis Aufstand der Bataver a m Niederrhein unter Iulius* Civilis u n d der Canninefaten unter Brinno, denen sich die Treverer und Lingonen sowie rechtsrheinische Germanen von der Nordseeküste bis nach Köln und Mainz anschließen. Cn. Pinarius Clemens, Milit&rOberbefehlshaber von Obergermanien, erobert den Neckarraum (Dekumatland). Aufstand der Brukterer

74

76-77/78 77-86

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Galba

Bürgerkrieg 69 69-79 69-70

463

Ausdehnung der römischen Herrschaft in Britannien bis zum Firth of Clyde und Firth of F o r t h ; Anlage eines Grenzwalles Titus

Ausbruch des Vesuvs vernichtet Pompeji, Herculaneum und Stabiae. Domitian Feldzug gegen die Chatten: Eroberung von Wetterau und Taunus; Anlage des obergermanischen Limes zur Sicherung des Dekumatlandes; Verminderung der in Germanien stationierten Truppen Kämpfe mit den von König Decebalus geeinten Dakern; Rom sichert jahrliche Zahlungen zu. Aufstand des mit den Chatten in Verbindung stehenden Milit&r befehlshabers von Obergermanien L. Antonius Saturninus

464

Zeittafel

Jahr

Römisches Reich

Verschiebung der Reichsgrenze östlich u n d südlich von Mainz nach Osten Eroberung des Odenwaldes; Lösung des Rheingebietes aus der Verwaltung Galliens: Einrichtung der Provinzen Obergennamen (Germania superior) und Untergermanien (Germania inferior); Ausbau des obergermanischen Limes

89 vor 90

92 93 96-98 97 98-117 101-107 106 107 113-117 114 115

Verbot des Weinbaues in den Provinzen zur Förderung der Ausfuhr aus Italien Befestigung der Donaugrenze NEBVA

Friede mit den P a r t h e r n : Aufgabe der Provinzen Armenia, Assyria u n d Mesopotamia Anlage des Hadrianswalles in Nordbritannien Aufstand in J u d ä a unter Simeon Barkctchba Einrichtung J u d ä a s als Provinz Syria Palaestina

138-161

Oberger-

TBAJAX

117

136

in

Unterwerfung der Daker Einrichtung der Provinz Arabia Einrichtung der Provinz Dacia Krieg gegen die Parther Einrichtung Armeniens als römische Provinz Einrichtung der Provinzen Assyria und Mesopotamia: größte Ausdehnung des Römisohen Reiches HADRIAN

132-135

T r a j a n Statthalter manien

Landaufkauf in Italien zur Verteilung an arme Bürger

117-138

122

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

ANTONINUS PIUS

Bau des rätischen Limes (WallGraben-System); Verstärkung des obergermanischen Limes durch Palisaden

Weitere Verstärkung des obergermanischen Limes

Zeittafel

Jahr

Römisches Reich

143

Anlage des Antoninswalles in Britannien nördlich des Hadrianswalles Aufstand in Mauretanien Aufstand in Judäa

144—152 155 um 160

465

Rhein-Oberdonau-Proviuzen (incl. Gallien)

Verschiebung des obergermanischen Limes zwischen dem unteren Main und dem rätischen Limes nach Osten

161-180

MAHK AUBEL (bis 169 m i t V e r a s )

162

Erhebung der Kaledonier in Erhebung der Chatten Britannien Krieg mit den Parthern; Nordwestmesopotamien wird römische Provinz. Markomannen, Quaden, Jazygen u. a. überschreiten die Donau. Vertreibung der Markomannen, .Quaden, Jazygen u. a. vom Reichsgebiet Einfall der Chatten in die Belgica Usurpation in Ägypten und Vorderasien Zweiter Markomannenkrieg

162-166

166 167—175 171 175 178—180 180-192

COMMODUS

184

Rückzug der Römer in Britannien vom Antonins- auf den Hadrianswall Unbebaute Äcker dürfen in Besitz genommen werden.

192 193 193—211

195

196—197 197-199 199

PEBTXNAX, DIDIUS IUUANUS SEPTIMIUS SEVEBUS

Die seit dem Beginn der Kaiserzeit in der Strafrechtspraxis vorgenommene Einteilung der Bevölkerung in eine bevorrechtete Oberschicht (honeatiorea „Angesehene") aus Senatoren, Rittern, Veteranen und Mitgliedern der örtlichen Gemeinder&te und die breite Masse (humiKorea „Niedere") wird in die Gesetzgebungspraxis eingeführt. Krieg gegen die Parther Empörung des Clodius Albinus, Statthalters von Britannien; Zerstörung des von römischen Truppen entblößten Hadrianswalles Clodius Albinus schafft aus Gallien und Spanien ein Gallisches Teilreich. Krieg gegen die Parther Mesopotamien wird erneut römische Provinz.

466

Zeittafel

Jahr

Römisches Reich

206-207

Kämpfe in Italien gegen die von Bulla Felix angeführten Latrones Wiederherstellung des Hadrianswallea in Britannien Cabaoaixa. (bis 212 mit Geta) Verleihung (mit wenigen Ausnahmen) des römischen Bürgerrechts an alle Freien im Reich (Constitutio Antoniniana)

211 211-217 212

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Kämpfe gegen die Alamannen in Bätien; Verstärkung des obergermanischen Limes. — Römische Zahlungen an die germanischen Stämme an der Unterelbe sichern die Buhe an der Ostgrenze Untergermaniens.

213

216-217

Partherkrieg, beendet mit Niederlage und Zahlungen der Börner

217-218 218-222

Macbhojs Elagabal

Kult des Sonnengottes Baal 222-230 227 230

230-232 233-236

236-238 238

Sevebtjs A l e x a n d e r

Die Perser vernichten das Partherreich. Die Soldaten der Grenzlegionen erhalten vererbbaren Grundbesitz gegen Verpflichtung der Söhne zum Militärdienst; Ausbau der Lagersiedlungen (Canabae) Perserkrieg Krieg gegen die Alamannen nach deren Einfall in Gallien und Bätien Maximinus T h r a x G o r d i a n I., G o r d i a n II., PUFIENUB, BaLBIKÜS

Bürgerkrieg 238-244 238

241-244 244-249

Gordian III.

Ablösung des regulären Militärs im Grenzschutz Nordafrikas durch örtliche Kräfte (bis 2 6 3 ) Perserkrieg PHiuprtrs Ababs

Zeittafel Jahr

Römisches Reich

246—247

Krieg an der Donau gegen Quaden und Karpen Krieg gegen in Mösien und Thrakien eingefallene Goten, Karpen und Wandalen; Gegenkaiser in Mösien (u. a. Decius), Kappadokien und Syrien

248

249-251

DECIUS

260—261

Allgemeine Christenverfolgung. — Kämpfe gegen die Goten in Mösien, beendet mit Zusicherung jährlicher römischer Zahlungen

261—263

T B B B O N I A X U S GALLUS

253

Gegenkaiser in Mösien

253-260

467

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

VAT,KUTAN

Valerian überträgt seinem Sohn Gallienus die Regierung des Westens. 253-268

GALLIENUS

264

Einfall der Goten in Thrakien und Makedonien, der Quaden und Sarmaten in Pannonien Unruhen in Nordafrika Goten und Karpen besetzen Dakien.

254-262 266 259

260

261 261-262 262—266

Einfall der Alamannen in Gallien

Alamannen und Franken fiberschreiten den obergermanisch-räti%hen Limes. Aufgabe des obergermanisch-rätischen Limes; die Alamannen besetzen das Dekumatland. M. Postumus errichtet ein Sonderreich aus Gallien, Britannien und Teilen Spaniens (bis 274) Valerian gerät in Nordmesopotamien in persische Gefangenschaft. — Von den Soldaten werden in verschiedenen Provinzen vor allem des Ostens Gegenkaiser ausgerufen (die sog. Dreißig Tyrannen). Gallienus schlägt die Alamannen bei Mailand. Erhebung des Statthalters von Ägypten Rückeroberung Mesopotamiens aus der Hand der Perser

458

Zeittafel

Jahr

Römisches Reich

¿68

Gegenkaiser Aureolus in Oberitalien

268-270 268 269

CLAUDIUS I I . GOTHICUS

270-275 270

371

Gallia Narbonensis und Spanien dem Gallischen Teilreich entrissen I n der Moesia superior besiegte Goten, Heruler u n d Gepiden werden in entvölkerten Provinzen angesiedelt und als Soldaten rekrutiert. — Königin Zenobia von Palmyra erobert (269 T) die römische Provinz Arabia; Ägypten schließt sich ihr an.AURELIAN

Dakien den Goten überlassen; Einfall und Niederlage der Wandalen in Pannonien; Einfall der Alamannen und Juthungen in Italien Zenobia erklärt sich unabhängig von Rom. — Die Alamannen werden bei Pavia geschlagen und aus Italien vertrieben.

271-274 271-280 272 272-273 273 274

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Aufgabe Nijmegens Römer

durch

die

Trier Hauptstadt des Gallischen Teilreiches Neue Ummauerung Roms Eroberung des Reiches von Palmyra Aufstand in Palmyra u n d Ägypten Einsetzung kaiserlicher Statthalter in Italien Der K u l t des Sol Invictus wird Staatskult.

275-276 275

TACITUS

276-282 277

PROBUS

Ende des Gallischen Teilreiches nach Niederlage u n d Unterwerfung seines Kaisers Tetricus Einfall der Franken und Alamannen in Gallien; Trier zerstört Vertreibung der Franken und Alamannen aus Gallien; Rückeroberung eines Teiles des Dekumatlandes; Erneuerung des Limes, Sicherung der Rheingrenze; Vertreibung der Burgunder u n d Wan-

Zeittafel Jahr

Römisches Reich

459

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien) dalen a u s R ä t i e n ; Sicherung der Donaugrenze

279

281

282-283 283 283-284 283-285 283-286 284-305 285 286-305 286

287-293 288

289 290 291 292

293

293-296 294-295

Ansiedlung von Bastarnern in Thrakien, Gepiden, Wandalen u n d Ostgoten in Mösien A u f h e b u n g von Domitians Verbot des Weinbaus in den P r o v i n z e n : Ausbreitung der Rebenkultur in Gallien, Spanien, Britannien u n d den Donauländern Casus Feldzug gegen die Perser Numekianus Cakinus Alamannische Einfälle a u f s linke Rheinufer Bagaudenbewegung gegen die römische Herrschaft in Gallien Diokletian Machtkämpfe zwischen Carinus u n d Diokletian Maximian Mitregent Diokletian übergibt Maximian die Maximian schlägt die BagaudenHerrschaft über den Westen, bebewegung in Gallien nieder. — Einhält selbst die über den Osten. fälle der Germanen bis Trier Der Menapier Carausius Gegenkaiser in Britannien Trennung von militärischer u n d Die F r a n k e n besetzen das Gebiet ziviler Gewalt der Bataver a n der R h e i n m ü n dung. Siege über Alamannen u n d F r a n ken Höchstzinssatz von 12% Diokletian k ä m p f t gegen die Alamannen im Maingebiet. A u f h e b u n g der seit 168 v. u. Z. bestehenden Grundsteuerfreiheit Italiens. — Währ ungs Verbesserung : Aureus E i n f ü h r u n g dcrTotrarchie: VierTrier eine der vier Kaiserresidenzen teilung des Reiches unter zwei (bis ca. 400) Augusti u n d zwei Caesares (als vorgesehene Nachfolger der Augusti) AUectus Gegenkaiser in Britannien Der Cäsar Constantius I . Chlorus vertreibt F r a n k e n und Friesen a u s

460 Jahr

Zeittafel Römisches Reich

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien) dem Batavergebiet; Ansiedlung der Gefangenen als Läten in Ostgallien

206-296 206 206-207 207

Usurpatoren in Ägypten Aufhebung der seit Augustus bestehenden kaiserlichen Sonderverwaltung Ägyptens Der Cäsar Qalerius k ä m p f t siegreich mit den Persern; Anlage eines Limes am oberen Tigris Gliederung des Reiches in 12 Diözesen unter je einem Vicarius. — Bindung der Handwerker an ihre Kollegien. — Einführung der 15jährigen Steuerperioden (Indictiones) (oder 312 T)

208

Constantius besiegt die Alamannen bei Windisch.

301 303 305

Höchstpreisedikt Edikte zur Christenverfolgung Bischof Donatus von Karthago begründet den Donatismus. C O N S T A N T I U S I . C H L O R U S (Westen) G A X E R I U S (Osten) S E V E R U S (Westen) Ausdehnung der Grundsteuer (Capitatio) auf die Städte M A X E N T I U S (Westen) K O N S T A N T I N I. (zunächst Westen, ab 324 Alleinherrscher) Bürgerkrieg. — Einführung des Solidus zur Stabilisierung der Goldprägung M A X I M I N U S D A I A (Osten) L I C I N I U S (Westen, a b 313 auch Osten) Usurpation in Nordafrika Machtkämpfe zwischen Konstantin u n d Maximian in Gallien; Konstantin residiert in Trier u n d k ä m p f t gegen Franken und Alamannen. Toleranzedikt Galerius' u n d Licinius': Zulassung des Christentums. — Christenverfolgung des Maximinus Daia in Asien

305-306 305-311 306-307 306 307-312 307-337 307 308-313 308-324 308-310

311

Zeittafel Jahr

Römisches Reich

312

Machtkämpfe zwischen Konstantin und Maxentius; Sieg Konstantins a n der Mulvischen Brücke bei R o m ; Konstantin erringt die Alleinherrschaft im Westen. Konstantin u n d Licinius verkünden in Mailand die Gleichberechtigung aller Religionen, auch des Christentums, u n d die Abschaffimg der StaatBreligion. — Machtkämpfe zwischen Maximinus Daia und Licinius Konflikt zwischen Konstantin und Licinius Urteile der Bischöfe in Zivilstreitigkeiten erhalten Rechtskraft wie Urteile staatlicher Gerichte.

313

314 318

320 321 324 325 328 330 332

334

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Konstantin k ä m p f t am Rhein gegen Franken u n d Alamannen.

Synode von Arles unter Teilnahme des Trierer Bischofs

Sieg des Cäsara Crispus über die Franken Einführung des „Tages der Sonne" als wöchentlicher Feiertag Machtkämpfe zwischen Konstantin I . und Licinius 1. ökumenisches Konzil in Nicäa: Verdammung der Lehre des Arius Kämpfe Konstantins I . an der Donau gegen die Goten Byzantion als Konstantinopolis zur H a u p t s t a d t des Reiches erhoben Juristische Bestätigung der Bindung der Kolonen a n den von ihnen bearbeiteten Boden. — Die Goten übernehmen als Föderaten Grenzschutz nördlich der Donau. Ansiedlung von Sarmaten im Donaugebiet u n d in Italien

335 337-340 337-350

461

Kämpfe des Casars Konstantin I I . am Rhein gegen die Alamannen

Aufgabe des obergermanisch-rätischen Limes; Rückzug der Grenztruppen hinter Rhein und Donau I I . (Westen) (Westen)

KONSTANTIN CON8TAN8

462

Zeittafel

Jahr

Römisches Reich

337-361

I I . (Osten, ab 3 5 3 auch Westen) Krieg mit den Fersern Machtkämpfe zwischen Konstantin I I . u n d Constans

338-361 340

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

CONSTANTIUS

342

Constans besiegt am Niederrhein die Franken.

343

Erneuerung des Hadrianswalles in Britannien Kirchenspaltung: die Osthälfte des Reiches arianisch Magnentius Usurpator in Gallien u n d Italien Gegenkaiser in Rom (NepoEinfall der Alamannen in Gallien tianus) und in Pannonien Köln von den Germanen erobert u n d fast völlig zerstört. — Synode von ..Arles unter Teilnahme des Trierer Bisohofs Der 25. Dezember nicht mehr als Friedensvertrag mit den AlamanGeburtstag des Sonnengottes, nen sondern als Geburtstag Christi gefeiert Synode in Mailand: Constantius Usurpationsversuch des Franken I I . erzwingt Annahme des AriaSilvanus, Oberbefehlshabers der nismus auch für Westrom. Fußtruppen in Gallien. — F r a n ken und Alamannen besetzen ein ausgedehntes Gebiet westlich des Rheins. Schließung der heidnischen TemVertreibung der Germanen aus pel ; Kultausübung unter Todesdem Osten Mittelgalliens; Friestrafe gestellt densschluß mit den Alamannen am Oberrhein; Rückeroberung Kölns aus den Händen der Germanen Krieg gegen die Alamannen a m Oberrhein Schlacht bei Argentoratum (Strasbourg) Sieg über Quaden und Sarmaten Unterwerfung der salischen und an der Donau; Ansiedl ung von chamavischen Franken am NiederSarmaten auf Reichsgebiet mit rhein der Verpflichtung zum Militärdienst Unterwerfung der atuarischen Machtkämpfe zwischen dem Cäsar Julian u n d Constantius I I . Franken am Niederrhein

346 350-353 350 353

354

355

356

357-360 357 358

360

Zeittafel Jahr

360-363

362 363

363-364

Römisches Reich JUXJAN

JOVIAN

Einfall der Alamannen in Gallien, und Rätien (Westen) (Osten, ab 3 7 5 auch

364-375

VALENTINIAN I .

364-378

VALENS

Westen) Verbot des Waffentragens mit dem Ziel der Bekämpfung des Latrocinium. — Usurpatoren in Konstantinopel (Procopius) und in Thrakien

366 367

367-360 367-383

368

Einfall der Pikten und Skotten vom Norden, der Sachsen von der Nordsee her in Britannien Valens k&mpft gegen die Goten. GBATIAN (Mitregent Westen, 3 7 8 Kaiser Osten und Westen, ab 379 Westen) Erneuerung des Hadrianswalles in Britannien

368-374

372-374

Usurpator Firmus in Mauretanien

(-376!) 375

375-392 376-377

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Julian versucht eine Erneuerung der altrömischen Traditionen. Verwaltungsreformen Krieg mit den Persern; Rom tritt einen großen Teil Mesopotamiens östlich des Tigris ab.

364

364

46$

Verbot der Ehe zwischen Provinzialen und Barbaren. — Angriff der Hunnen auf die Westgoten an der Donau: traditionell Beginn der Völkerwanderung VALENTINIAN I I . (Mitregent, ab 383 Kaiser Westen) Aufstand der in die Donauprovinzen aufgenommenen christlichen Westgoten unter Fritigern in Mösien; Ostgoten, Alanen und

Rückgewinnung der Rheingrenze im Kampf gegen die Alamannen Eindringen der Sachsen und Franken in Gallien Trier Hauptstadt des Westens

Eroberung von Mainz durch die Alamannen Kämpfe mit den Alamannen östlich des Rheins; Befestigungen im alten Limesgebiet

464 Jahr

378 370-395

379 380 380—382

381 -383

Zeittafel Römisches Reich Hunnen überschreiten im Einverständnis mit Fritigern die untere Donau. Valens von Fritigern in Thrakien besiegt

auch Westen) Kämpfe mit Franken u n d AlaGoten, Alanen u n d Hunnen aus dem Süden der Balkanhalbinsel mannen am Rhein an die Donau zurückgedrängt Die in Pannonien eingefallenen Ostgoten erhalten als Föderaten Teile der Provinz zur Ansiedlung. Krieg mit den in Makedonien u n d Achaia eingefallenen Westgoten des Fritigern; diese erhalten als Föderaten Wohnsitze in Thrakien. Verbot heidnischen Opferkults Machtkämpfe zwischen Gratian Einfall der alamannischen J u t h u n u n d Magnus Maximus gen in R&tien • MAGNUS M A X I M U S ( W e s t e n )

386

Ostgoten, in Thrakien eingedrungen, werden in Phrygien angesiedelt. Magnus Maximus vertreibt Valentinian I I . aus Italien. — Aufstand in Antiochia gegen hohe Steuern Machtkämpfe zwischen Magnus Maximus und Theodosius I . Verbot aller heidnischen K u l t e ; das Christentum wird Staatsreligion. — Privatleuten wird bei Tötung von Latrones Straffreiheit zugesichert. EUOENIUS (Westen) Eugenius unterstützt die altrömische Reaktion des Symmachus lind Nicomachus.

388 391/392

392-394 393

393—423

394 -395

Sieg über die Alamannen im Elsaß

THEODOBIUS I . ( O s t e n , 3 9 4 / 3 9 5

384-388

387

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

HONOKITTS ( M i t r e g e n t T h e o d o s i u s ' ,

ab 395 Westrom) Machtkämpfe zwischen Theodosius und Eugenius Theodosius' I . Testament beendet juristisch die Reichseinheit durch Aufteilung der Herrschaft unter

Einfall der Mittelrhein-Franken ins Gebiet u m Köln

Eugenius verstärkt sein Heer aus Franken u n d Alamannen nach erfolgreichen Kriegszügen gegen sie.

Zeittafel Jahr

395-408 396 397

398 399

Römisches Reich

401

Die Westgoten unter Alarich ziehen aus Illyricum nach Venetien und belagern Honorius in Mailand.

402-403

Alarichs Westgoten, von Stilicho in Oberitalien bekämpft,, werden als Föderaten in den Südostalpen angesiedelt. Ostgoten fallen über Donau und Alpen nach Italien ein, werden aber wieder vertrieben.

30 BOmer

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

die Söhne. — Einfall der H u n n e n in Thrakien, Ostkleinasien u n d Syrien, der Markomannen in Pannonien; Ansiedlung eines Teils der Markomannen in den Provinzen Pannonia I und Noricum Ripense als Grenztruppen ABÖADITJB (Ostrom) Ein Gesetz des Arcadius untersagt den Kolonen die Zivilklage gegen ihre Patrone. Gildo, Bruder des Usurpators Firmus, seit 386 Militärbefehlshaber in Africa, macht sich selbständig, indem er sich formal Arcadius unterstellt. Gildo ermordet Arcadius verschärft die Strafen f ü r die Errichtung von Patroziniumsverhältnissen. — Aufstand der in Fhrygien angesiedelten Ostgoten, unterstützt von entflohenen Sklaven

kurz n a c h 400

405-406

465

Verlegung der P r ä f e k t u r Trier wegen Germanengefahr nach Arles in Südgallien. Trier, i m folgenden halben J a h r h u n d e r t mehrfach von den Franken erobert, wird Residenz eines fränkischen Unterkönigs. Stilicho, oberster Feldherr des weströmischen Heeres u n d mächtigster Mann am Hofe, besiegt die in Rätien u n d Noricum eingefallenen Alanen und Wandalen u n d nimmt sie in einen Föderatenvertrag. Stilicho beordert große Teile der Rheintruppen zum Kampf gegen Alarich nach Italien.

466

Zeittafel

Jahr

Römisches Reich

406

Sklaven können auf Staatskosten Alanen, Wandalen, Sueben, pannofreigelassen und zum Heeresdienst nische Landbevölkerung stoßen von zugelassen werden. — Usurpations- der mittleren Donau an den Rhein vor und fallen in Belgien und Westversnehe in Britannien gallien ein. Alarich setzt sich in Fannonien Der Alanenkönig Goar geht mit einem Teil seines Volkes einen fest. Föderatenvertrag ein und wird in der Gegend von Mainz angesiedelt. — Die Burgunder am mittleren und die Alamannen am unteren Main dringen in die Germania I ein. Der Usurpator Konstantin I I I . in Britannien und Gallien Konstantin I I I . siedelt die Burgunder um Worms als Föderaten an und veranlaßt die Alamannen zum Abzug vom Reichsgebiet. Theodosius I I . (Ostrom) Sturz Stilichos; Ausschreitungen gegen die Barbaren, besonders die Germanen, am weströmischen Hofe und im Heer in Italien. — Einfall des Hunnenkönigs Uldin über die Donau in die Diözese Dacia Alarich belagert Rom. Der Usurpator Constans, Sohn Konstantins I I I . , in Spanien und Gallien Alarich veranlaßt die Bildung einer Gegenregierung in Rom aus Römern und Goten unter dem Kaiser Friscus Attalus. Wandalen, Alanen und Sueben dringen von Westgallien aus in Spanien ein. Uldin wird mit seinen Hunnen aus dem Reiche vertrieben-, die Germanen aus seinem Heer, besonders Skiren, finden als Kolonen Aufnahme in Kleinasien. Der Usurpator Maximus in Spanien überläßt den Eindringlingen gegen Zusicherung militärischer Hilfe Westspanien. Alarich setzt Priscus Attalus ab und erobert Rom; stirbt in Unteritalien.

407

407-411 407

408-450 408

408-409 408-411 409

409-411

410

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Zeittafel

467

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Jahr

Römisches Reich

411—412

Der Usurpator Jovinus und sein Bruder Sebastianus in Mainz Die Westgoten in Gallien werden Föderaten des Honorius. Der Usurpator Heraclianus in Die Burgunder um Worms werden Nordafrika, vor Ravenna besiegt Föderaten des Honorius. Die Westgoten, mit Honorius entzweit, ziehen von Gallien nach Spanien. Erneute Usurpation des Priscus Attalus, nun in Gallien, veranlaßt durch den Westgotenkönig Athaulf Die Westgoten in Spanien werden Föderaten des Honorius. Die Westgoten kämpfen in weströmischem Auftrag in Spanien gegen Wandalen, Alanen und Sueben. Vergeblicher Versuch des Episkopats von Arles, Haupt eines romfreien gallischen Patriarchats zu werden Honorius beschränkt die Rechte Einrichtung eines jährlichen der Juden; Empörung in PaläLandtages der gallischen Prostina vinzen in Arles, um den separatistischen Bestrebungen die Spitze zu nehmen. — Die Westgoten erhalten Wohnsitze in Südgallien. Erneute Usurpation des Maximus in Spanien, veranlaßt durch Wandalen und Alanen C O N S T A X T I U S III. (Westrom) Krieg Ostroms mit den Persern Einfall der Hunnen über die Kämpfe gegen die Franken untere Donau nach Thrakien; Kämpfe gegen die Wandalen in Südspanien J O H A N N E S (Westrom) Erbliche Bindung der Bergleute an Boden und Beruf V A L E N T I N I A N III. (Westrom) Vertreibung der Hunnen aus dem nordöstlichen Pannonien Die Westgoten von der Mittelmeerküste Spaniens nach Aquitanien zurückgedrängt

412 413 414 414—415

416 416—418

417—445

418

419—422 421 421—422 422

423—425

424

425—455 427

30*

468

Zeittafel

Jahr

Römisches Reich

428

Die J u t e n , Angeln u n d Sachsen fassen für immer F u ß in Britannien. Die Wandalen unter König Geiserich, verstärkt durch Goten u n d Alanen, setzen nach Nordafrika über. Codex Theodosianus Theodosius I I . verpflichtet sich zu iährliehen Tributzahlungen an das Hunnenreich. Die Wandalen erobern den größten Teil des römischen Nordafrikas.

429

429-438 u m 430 430-435

Empörung der Bevölkerung in Nordrätien und Noricum

431 432-433

nach 432 434 436

435-437 436 u m 436 437

438-441

439

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Empörung des obersten weströmischen Feldherrn Antius, gestützt auf ein Bündnis mit den Hunnen Die Mittelrhein-Franken erobern Köln u n d Trier. Theodosius I I . erneuert trotz drückender Bedingungen den Vertrag mit dem Hunnenreich. Vertrag Valentinians I I I . mit dem Einfall der Burgunder und Alanen Wandalenkönig Greiserich: Die in die Belgica I Wandalen als Föderaten begnügen sich mit einem Teil der Diözese Africa. Bagaudenaufstand in Gallien und Spanien unter Tibatto Vernichtung des Burgunderreiches u n d Vertreibung der um Mainz ansässigen Alanen durch die Hunnen Vordringen der Westgoten an die Mittelmeerküste Galliens Aufstand in der nordostgallischen Provinz Aremorica Die Sueben erobern die von den Wandalen geräumten spanischen Provinzen Baetica und Carthaginiensis. Die Wandalen erobern die ProDie Westgoten erhalten in einem vinz Africa proconsularis. Friedensvertrag die südwestgallische Provinz Novempopulana.

Zeittafel

469

Jahr

Römisches Reich

441—446

Kämpfe in Spanien gegen Bagauden und Sueben Friedensvertrag mit den Wandalen : Teilung Nordafrikas unter Westrom und Wandalen Endgültige Räumung der Diözese Britannia durch römische Truppen Theodosius II. unterwirft sich erneut den Friedensbedingungen des Hunnenkönigs Attila. Valentinian I I I . verpflichtet die Bischöfe aller weströmischen Provinzen zum Gehorsam gegen die Verfügungen des Papstes. Die Mittelrhein-Franken, über den Rhein zurückgedrängt, schließen einen Föderatenvertrag mit Westrom. Oberflächlichromanisiertekeltische Stämme Westgalliens und die Aremoriker werden von Westrom in Föderatenverträge entlassen. Die Balischen Franken in Nordgallien treten in ein Föderatenverhältnis zu Westrom. Bagaudenaufstand unter Basilius in der Tarraconensis, der einzigen noch vollständig in römischen Händen befindlichen Provinz Spaniens, die zugleich von den Sueben verwüstet wird. M A W K T A N (Ostrom) Das 4. ökumenische Konzil in Chalkedon: Gleichstellung von Papst und Patriarchen von Konstantinopel; Niederlage der Monophysiten Attila fällt mit den Hunnen in die Balkanhalbinsel ein und dringt in Gallien bis an die Loire vor. Völkerschlacht in der Champagne auf den Katalaunischen Feldern: Rückkehr Attilas an den Rhein Ein Gesetz Valentinians I I I . verbietet Sklaven, Kolonen, Kurialen und Angehörigen von Kollegien den Eintritt in Klerus und Mönchtum und unterstellt alle Geistlichen in Kriminalsachen der

442 um 442 442 oder 443 445 vor 446

446 (?)— 451 (?) nach 446 449

450—457 451

452

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

470 Jahr

453

Zeittafel Römisches Reich weltlichen Gerichtsbarkeit. — Attila, nach Venetien und in die Poebene vorgedrungen, zieht sich nach einem Einfall oströmischer Truppen in sein Reich an die Donau zurück. Tod Attilas: Zerfall des Hunnenreiches. — Die Westgoten treten in ein Föderatenverhältnis zu Westrom u n d unterwerfen in dessen Auftrag in Spanien die Bagauden.

454

455-475

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Die Mittelrhein-Franken u n d die Alamannen überschreiten den Rhein; die Alamannen setzen sich in Elsaß u n d Nordschweiz fest. — Die Sachsen fallen in Nordgallien ein. — Die salischen Franken machen die Somme zur Westgrenze ihres Gebietes. I n kurzer Aufeinanderfolge: PETBONTUS M A X I M U S ; E P A B CHIUS A V I T U S ; I U L I U S M A I O B I A N U S ; L I B I U S S E V E R U S ; PBOCOPIUS ANTHEMIUS; ANICIUS OLYBBIUS ; GLYCEBIUS; I U I J U S NEPOS

455

456

456-457 456-458

(Westrom) Die Wandalen unter Geiserich nehmen vorübergehend Rom ein und erobern die nach dem Vertrag von 442 weströmischen Provinzen Nordafrikas. Markian weist den Ostgoten als Föderuten im Westrom gehörigen Pannonien Wohnsitze an, desgleichen den Rugiern und Skiren zusammen mit Hunnen auf der Balkanhalbinsel, den Gepiden im Theißgebiet. Die Westgoten bekämpfen als weströmische Föderaten in Spanien die Sueben.

Franken und Alamannen erkennen vertraglich die Oberhoheit Westroms über die von ihnen eroberten Gebiete Galliens an. Köln fest in fränkischem Besitz

Zeitweilige Trennung Galliens unter Paeonius vom Weströmischen Reich

Zeittafel Jahr

Römisches Reich

457-474 457

LEO I. (Ostrom)

458

458-459

460

461

Nach Einstellung der Jahrgeldzahlungen durch Leo I . fallen die Ostgoten in Ulyricum ein, schließen aber n a c h Wiedera u f n a h m e der Zahlungen Frieden. Die Wandalen erhalten von Maiorianus in einem Friedensvert r a g Nordafrika. Marcellinus, weströmischer Oberbefehlshaber in Dalmatien, unterstellt sein Gebiet der oströmischen Regierung.

465-467 465

466 um 468 469

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Die Burgunder breiten sich beiderseits der Saône aus. Maiorianus gewinnt die Burgunder als Föderaten. — Aegidius, vinterstützt von den salischen F r a n k e n , leitet die Verteidigung der letzten R ö m e r s t ä d t e des linksrheinischen Germaniens gegen die Mittelrhein-Franken. Die Westgoten belagern Aegidius, den Militäroberbefehlshaber Westroms in Gallien, in Arles u n d erneuern n a c h einer Niederlage ihren F ö d e r a t e n v e r t r a g mit Westrom.

Aegidius k ä m p f t , u n t e r s t ü t z t von den salischen F r a n k e n , gegen die T r u p p e n des Libius Severus u n d des Westgotenkönigs Theoderich I I . , des weströmischen Militäroberbefehlshabers in Spanien.

461-464

464

471

Der Westgotenkönig Theoderich überläßt den Sueben Nordwest Spanien. Leo I . a u c h H e r r über Westrom Verbot von E h e n zwischen L ä t e n u n d Kolonen oder Sklaven ohne Wissen ihrer Herren (letztmalige E r w ä h n u n g der Läten) Der Westgotenkönig Eurich löst Föderatenvertrag mit Westrom. Föderatenvertrag der Bretonen mit Westrom Die Westgoten^ besiegen die Bretonen u n d erobern einen großen Teil der südwestgallischen Provinz Aquitania I .

472

Zeittafel

Jahr

Römisches Reich

470-486/487

Syagrius letzter römischer Gewaltträger in Nordgallien Trier endgültig in fr&nkisoher H a n d Sieg der Westgoten über ein weströmisches Heer a n der Rhöne

470 471 472

473

474

474-401 476

475-476 476-480 476

486/487

Rhein-Oberdonau-Provinzen (incl. Gallien)

Machtkämpfe zwischen Procopius Anthemius u n d seinem Oberfeldherrn Rioimer. — Die Ostgoten verlassen Pannonien. Nach Verheerung v o n Illyricum erhalten sie Wohnsitze in Makedonien. Föderatenvertrag Leos I . m i t Goten u n d Anhängern des gestürzten oßtrömischen Oberbefehlshabers Aspar in Thrakien. — Die Westgoten erobern das letzte römische Gebiet Spaniens, die Provinz Tarraconensis. L e o I I . (Ostrom) Die Ostgoten u n t e r Theoderich verlassen Makedonien u n d setzen sich a n der unteren Donau in der Provinz Moesia I I fest. — Friedensvertrag Ostroms mit den Wandalen, denen alle eroberten ehemals weströmischen Gebiete zuerkannt werden. Z e n o n (Ostrom) Bürgerkrieg im Weströmischen Reich

Friedensvertrag Westroms mit den Westgoten: Anerkennung der westgotischen Herrschaft in Spanien u n d Gallien

Romtjilleius Paterculus Vitruvius Zonaras Zosimos

475

476

Nachweise

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Abgekürzt zitierte Literatur

477

— Bd. 4: Das naturfarbene sogenannte blaugrüne Glas in Köln, 1958 — Bd. 5: Römische Gläser mit Fadenauflage in Köln (Schlangenfadengläser und Verwandtes), 1959 — Bd. 6: Römisches geformtes Glas in Köln, 1961 — Bd. 7: Die römischen Gläser mit aufgelegten Nuppen, 1962 — Bd. Die römischen Gläser mit Schliff, Bemalung und Goldauflagen aus Köln, 1967 (Text- und Tafelband) Fremersdorf Köln-Müngersdorf = Fremersdorf, F., Der römische Gutshof KölnMüngersdorf, Berlin u. Leipzig 1933 (Römisch-Germanische Forschungen, Bd. 6) Fremersdorf Topographie = Fremersdorf, F., Neue Beiträge zur Topographie des römischen Köln, (West-)Berlin 1950 (Römisch-Germanische Forschungen, Bd. 18)

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478

Nachweise

— K a t . 3:

(QUADEN)esjdenz

HUNNEN

, + f e - V

RaS^*"

"W'7 5 7 6 0

Das Römische Reich 'h und 5. Jh. . Gebiete mit lokalen Aufständen unterdrückter Bevölkerungsgruppen Weströmisches Reich seit 395 u. Z. U/.U7

Oströmisches

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Reich

seit395u.Z.

Angriffe und Wänderbewegungen der Barbaren Hunnen Ostgoten Westgoten Vandaten Burgunder, Langobarden — Sueben, Alamannen Franken Angeln, Sachsen, Juten Diözesen Aegyptus Oriens Pontus IV Asiana Thraciae Macedonia Dacia IllyricumtPannoniae) Ttrvün /irtn/in/rn/'/T Italia annonaria Italia suburbicaria Africa Britanniae XIII Galliae XIV sog.Sieben Prorinzen XV Hispaniae

Präfektur Oriens Präfektur Uf/ricum torientale) ]-fräfektur I r#i

,

IUyricum loccidentale,l Italia et Africa

Präfektur Gallia