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German Pages [436] Year 1984
Friedhelm Groth Die „Wiederbringung aller Dinge" im württembergischen Pietismus
ARBEITEN ZUR GESCHICHTE DES PIETISMUS IM AUFTRAG DER
HISTORISCHEN KOMMISSION ZUR ERFORSCHUNG DES PIETISMUS
HERAUSGEGEBEN VON
K. ALAND, K. GOTTSCHICK UND E. PESCHKE
BAND 21
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
DIE „WIEDERBRINGUNG ALLER DINGE" IM WÜRTTEMBERGISCHEN PIETISMUS THEOLOGIEGESCHICHTLICHE STUDIEN ZUM ESCHATOLOGISCHEN HEILSUNIVERSALISMUS WÜRTTEMBERGISCHER PIETISTEN DES 18. JAHRHUNDERTS
VON
FRIEDHELM GROTH
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
CIP-Kurztitelaußahme Groth,
der Deutschen
Bibliothek
Friedheltn:
D i e „ W i e d e r b r i n g u n g aller D i n g e " i m w ü r t t e m b e r g i schen Pietismus: theologiegeschichtl. Studien z u m e s c h a t o l o g . H e i l s u n i v e r s a l i s m u s W ü r t t e m b e r g . Pietisten d . 18. J h . / v o n F r i e d h e l m G r o t h . - G ö t t i n g e n : V a n d e n h o e c k u n d R u p r e c h t , 1984. ( A r b e i t e n z u r G e s c h i c h t e des P i e t i s m u s ; B d . 21) I S B N 3-525-55805-8 NE: GT
© V a n d e n h o e c k & R u p r e c h t , G ö t t i n g e n 1984. - P r i n t e d in G e r m a n y . - O h n e a u s d r ü c k l i c h e G e n e h m i g u n g des V e r l a g e s ist es n i c h t g e s t a t t e t , das B u c h o d e r T e i l e d a r a u s a u f f o t o - o d e r a k u s t o m e c h a n i s c h e m W e g e zu v e r v i e l f ä l t i g e n . Druck u n d Bindearbeit: Hubert & Co, Göttingen.
VORWORT
Die vorliegende Arbeit wurde 1981 u n t e r dem Titel "Die Apokatastasis panton im württembergischen Pietismus" vom Fachbereich Evangelische Theologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Dissertation angenommen. Für den Druck wurden die systematisch-theologische Einleitung sowie der Schlußteil (über J . C h r . Blumhardt und C h r . Blumh a r d t ; vgl. dazu unten Kap. VI A.12) stark g e k ü r z t . Die seit 1981 e r schienene Literatur konnte n u r in Ausnahmefällen mitberücksichtigt werden. Diese Arbeit ist nicht denkbar ohne die vielfältige F ö r d e r u n g , die mir zuteil w u r d e . An e r s t e r Stelle zu danken habe ich Herrn Prof. Dr. Eckhard Lessing, der meine Dissertation b e t r e u t e und das Erstgutachten erstellte und bei dem ich als Assistent am Systematisch-theologischen Seminar in Münster in sieben anregenden und aufregenden Jahren viel lernen d u r f t e . Auch dem Zweitgutachter, Herrn Prof. Dr. Martin B r e c h t , habe ich f ü r manchen Rat und Beistand zu danken. Ebenso danke ich Herrn Prof. D. Kurt Aland DD, D . L i t t . , der mir an der von ihm geleiteten Pietismusarbeitsstelle in Münster gedruckte und u n g e d r u c k t e Quellen zur V e r f ü g u n g stellte und der es ermöglichte, daß meine Arbeit in der Reihe "Arbeiten zur Geschichte des Pietismus" erscheinen k a n n . Ferner gilt mein Dank denen, die mich in der Zeit in Münster persönlich u n t e r s t ü t z t e n sowie denen, die mir in vielen Gesprächen geholfen haben, wichtige Fragen im Zusammenhang meiner Arbeit zu klären; genannt seien hier n u r Herr Prof. Dr. Gotthold Müller (Würzburg), Herr Dr. Joachim Trautwein (Reutlingen), Herr Prof. Dr. Rainer Piepmeier (Münster) und Herr Prof. D r . Johannes Wallmann (Bochum). Namhafte Druckkostenzuschüsse verdanke ich der westfälischen und der württembergischen Landeskirche, der Historischen Kommission zur Erf o r s c h u n g des Pietismus, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie dem Bund Freier evangelischer Gemeinden in Witten. Ohne diese großzügige Hilfe wäre die Drucklegung dieser Arbeit kaum möglich gewesen. Schließlich gilt mein herzlicher Dank dem Verlag Vandenhoeck & R u p r e c h t , dessen Mitarbeiter bei der Herstellung meiner Arbeit viel Mühe und Geduld aufzubringen h a t t e n .
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Ich widme dieses Buch meinem v e r e h r t e n theologischen L e h r e r , Herrn Prof. Dr. C.H. Ratschow (Marburg), der bei mir die Freude an theologischer Arbeit allgemein und das Interesse an eschatologischen Fragestellungen im Besonderen geweckt h a t .
Deilinghofen, 1. Advent 1983
VORBEMERKUNG
Friedhelm Groth
zur Zitationsweise in dieser Arbeit
Wegen der umfangreichen hier verwendeten Literatur und um Verwechslungen zu vermeiden, wird in den Anmerkungen dieser Arbeit stets die Literaturangabe mit Verfassernamen, Kurztitel (meist e r s t e s Substantiv des Titels der Arbeit; oder auch: Siglum) und Seitenzahl zitiert. Das gilt auch f ü r Aufsätze aus Zeitschriften und Festschriften sowie f ü r Lexikonartikel (die Angabe des J a h r g a n g s , des Erscheinungsjahres bzw. die Bandzahl des Lexikons e t c . entfällt in den Anmerkungen). Welche Arbeit jeweils gemeint i s t , ist leicht dem Literaturverzeichnis zu entnehmen, in dem die Kurztitel entschlüsselt werden. Die zu Verwechslungen Anlaß gebende Abkürzung ' a . a . O . ' wird nicht g e b r a u c h t . 'Ebd.' mit Seitenzahl bezieht sich jeweils auf die letzte in der gleichen oder in der vorigen Anmerkung genannte Arbeit. In doppelte Anführungszeichen gesetzte Sätze und Satzteile sind immer Zitat; wir beziehen uns dabei des öfteren ohne AnmerkungsZiffer auf Sätze und Satzteile, die zuvor in einem Zitat vorgekommen s i n d . Zu bemerken ist schließlich, daß in dieser Arbeit ohne jegliche Modernisierungen und Korrekturen nach den Quellen zitiert wird; Ungleichmäßigkeiten in der Schreibweise ( z . B . 'Gott' und 'GOtt', 'Herr' und 'HErr' u s w . ) r ü h r e n von da h e r .
INHALT
Kapitel I:
Einleitung
1. Vorbemerkungen zum Problem Apokatastasis panton 2. Zur bisherigen Literatur über die Apokatastasis panton a) Historisch orientierte Arbeiten b ) Systematisch-theologisch orientierte Arbeiten 3. Einleitendes zum württembergischen Pietismus 4. Absicht der folgenden Kapitel und Eingrenzung der Aufgabe . 5. Näherbestimmung des Gangs der Untersuchung
Kapitel II:
Die durch P h . J . Spener ausgelöste 'eschatologische Wende' und deren Niederschlag im f r ü h e n württembergischen Pietismus (ca. 1680-1720)
1. Zur grundlegenden Bedeutung der 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten' f ü r P h . J . Spener 2. Speners Verhältnis zu den eschatologischen Lehren des Ehepaares Petersen (1) Speners Stellung zum Chiliasmus der Petersens S. 40-43; (2) Speners Stellung zur Apokatastasislehre der Petersens S. 43-51 3. Zur 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten' und zur Apokatastasis panton im f r ü h e n württembergischen Pietismus (bis ca. 1720)
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Kapitel III: J . A . Bengel als e r s t e r Repräsentant der Blütezeit des württembergischen Pietismus (ca. 1720-1780) Die Bedeutung der 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten', des Chiliasmus und der Apokatastasis in der Bengelschen Eschatologie
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1. Grundlegendes zu J . A . Bengel: Sein Verständnis von Schrift und Heilsgeschichte 2. Zu Bengels Chiliasmus 3. Zum Problem Apokatastasis bei Bengel
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Kapitel IV: F . C h r . Oetinger als zweiter Repräsentant der württembergisch-pietistischen Blütezeit (ca. 17201780) - Zur Bedeutung von Chiliasmus und Apokatastasis in der Eschatologie Oetingers 1. Grundlegendes zu F . C h r . Oetinger: Oetingers 'System' im Zusammenhang seines Verständnisses der Bibel und der außerbiblischen Offenbarungen a) Zu Intentionen des Oetingerschen 'Systems' b ) Die V e r k n ü p f u n g der Intentionen des theosophischen Systems Oetingers mit dem Bengelschen S c h r i f t v e r ständnis c) Oetingers Verständnis von biblischer und außerbiblischer Offenbarung d ) Der 'Vorsatz Gottes' bei Oetinger 2. Zur Bedeutung des Chiliasmus bei Oetinger - Die 'Güldene Zeit' 3. Oetingers Apokatastasislehre (1) Zwischen zustand, Christi Höllenfahrt und Apokatastasis S. 121-124; (2) Zwischen zustand nach der Schill-OechslinGeschichte und die Apokatastasis S. 124-126; (3) Zwischenzustand nach Swedenborg und die Apokatastasis S. 126-134
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96 101 104 109 118
EXKURS: Zum Apokatastasisgedanken bei Schülern Bengels und Oetingers im württembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s .
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a) M.F. Roos b) Ph.M. Hahn c) C h r . G . Pregizer
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Kapitel V:
M. Hahn als Repräsentant der württembergischpietistischen Spätphase im 18. J a h r h u n d e r t (ca. 1780-1820) - Die Apokatastasis panton als eschatologische Zentrallehre Hahns
1. Grundlegendes zu M. Hahn: Sein Verständnis von Schrift und außerbiblischer O f f e n b a r u n g im Gesamtrahmen seines 'Systems' a) Allgemeine Bemerkungen zum Hahnschen Bibelverständnis . b ) Biblische und außerbiblische O f f e n b a r u n g bei M. H a h n . . . . c) Einige Grundgedanken des Hahnschen theosophischen Systems (1)Zu Hahns Gotteslehre S. 195-199; (2) Zu Hahns Lehre von Schöpfung und (Engel-)Fall S. 199-202; (3) Zu Hahns Lehre vom Menschen (Uradam und dessen Fall) S. 202-205; (4) Zu Hahns Christologie S. 205-207
173
178 178 183 194
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2. Heilsgeschichte und Chiliasmus bei M. Hahn :.. 209 3. Hahns Apokatastasislehre 228 ( 1 ) αι.ων(ιος) bei M. Hahn S. 237-238; ( 2 ) 1. K o r . 15, 20-28 bei M. Hahn S. 238-240; ( 3 ) O f f b . 21,6 und 22,13 bei M. Hahn S. 240-242; ( 4 ) A p g . 3,21 bei M. Hahn S. 242-243; ( 5 ) Eph. 1,10 und Kol. 1,20 bei Μ. Hahn S. 243-245
Kapitel V I :
Rückblick und Ausblick
Anmerkungen
253
260
Literaturverzeichnis I.
Primärliteratur: Die Werke der im Hauptteil (Kapitel II bis V I ) behandelten Pietisten des (17. u n d ) 18. Jahrhunderts I I . Sonstige hier verwendete Literatur
403 414
Personenregister
431
KAPITEL
I:
Einleitung
1. Vorbemerkungen zum Problem Apokatastasis panton Die wohl bedeutendste Bekenntnisschrift des Protestantismus, die ,Confessio Augustana von 1530, behandelt das Thema Eschatologie in ihrem 17. Artikel. Nach CA 17 ist als rechte Lehre von Christi Wiederkunft festzuhalten, "daß u n s e r Herr Jesus Christus am jüngsten Tag kummen wird, zu r i c h t e n , und alle Toten auferwecken, den Glaubigen und Auserwählten ewigs Leben und ewige Freude geben, die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Helle und ewige Straf verdammen "1. Diese Lehre von den letzten Dingen, die also entschieden am 'doppelten Ausgang' ("ewigs Leben", "ewige Straf") nach dem Jüngsten Gericht f e s t h ä l t , ist gerichtet gegen gewisse abweichende eschatologische Überzeugungen, die dem locus da novissimis eine 'optimistischere' Gestalt verleihen. In CA 17 wird nämlich im Weiteren gegen solche - aus der Sicht der CA - 'schwärmerischen' Eschatologien als Verwerfungsurteil formuliert: "Derhalben werden die Wiedertäufer verworfen, so lehren, daß die Teufel und verdammte Menschen nicht ewige Pein und Qual haben werden . . . . Item, werden hie verworfen auch etlich judisch Lehren, die sich auch itzund e r ä u g e n , daß vor der A u f e r s t e h u n g der Toten eitel Heilige, Fromme ein weltlich Reich haben und alle Gottlosen v e r tilgen werden . . . " Dezidiert werden in CA 17 also einerseits die Lehre von der schließlichen Apokatastasis panton (und damit eingeschlossen auch die von der Annihilation der Gottlosen) und andererseits Vorstellungen von einem weltlichen Reich der Frommen vor der T o t e n a u f e r s t e h u n g , also gewisse chiliastische Lehren, zurückgedrängt und mit der gemeinsamen r e f o r matorischen eschatologischen L e h r ü b e r z e u g u n g f ü r unvereinbar e r k l ä r t . Die hier vorgelegte Arbeit geht dem Sachverhalt nach, daß - in Spannung zu den in CA 17 v e r t r e t e n e n Auffassungen - im württembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s (und d a r ü b e r hinaus) die Vorstellung von der Apokatastasis im Rahmen eines chiliastisch geprägten heilsgeschichtlichen Denkens eine eminente Bedeutung erlangt h a t . In seinem bekannten Buch 'Die Protestantische Theologie im 19. J a h r h u n d e r t ' hat sich K. Barth zum Thema CA 17 und Pietismus geäußert und gemeint, man könne "vielleicht sagen, daß es ohne einen Tropfen Chiliasmus trotz Aug. XVII überhaupt keine christliche Hoffnung gibt. Und man muß b e -
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stimmt sagen: daß der Chiliasmus mehr als einmal in der Kirchengeschichte die unvermeidliche Durchgangsstufe zum Verständnis der eigentlichen, nicht n u r die Geschichte k r ö n e n d e n , sondern Alles neu machenden Erlösung gewesen i s t . Der chiliastische Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s , zu dem ja z.B. auch ein J . A . Bengel zu rechnen i s t , hat in seinen Schranken und doch auch über sich selbst hinausweisend jedenfalls die eschatologische Frage . . . wieder gestellt und damit . . . eine Erkenntnis lebendig gemacht, die das orthodoxe 17. J a h r h u n d e r t und sogar die Reformatoren zu ihrem Nachteil weniger bewegt hat"3. Die Frage, ob man im Blick auf die orthodoxe und reformatorische Theologie von solch einer 'nachteiligen' V e r d r ä n g u n g des Eschatologischen reden k a n n , mag hier zunächst auf sich beruhen4. Mit den zitierten Sätzen Barths sind eine Reihe von Problemen umrissen, die in der folgenden Untersuchung zu klären s i n d . Die Art und Weise, wie der von Barth sog. "chiliastische Pietismus" im Konflikt mit den in CA 17 formulierten reformatorischen Lehrüberzeugungen "die eschatologische Frage . . . gestellt" h a t , ist das Thema der hier zusammengefaßten theologiegeschichtlichen Studien zum württembergischen Pietismus. Im Rahmen dieser Aufgabe gilt es zu zeigen, in welcher Weise der "chiliastische Pietismus" in Württemberg im Laufe des 18. J a h r h u n d e r t s und d a r ü b e r hinaus den 'Chiliasmus' in das Zentrum gerückt h a t . Es ist zu klären, mit welchen Begründungen und Konsequenzen dort die Lehre vom erwarteten 1000-jährigen Reich Gottes (bzw. Christi) auf der Erde v e r t r e t e n worden i s t . Doch bildet in den Eschatologien der hier vorzustellenden Chiliasten diese chiliastische Lehre keineswegs das 'Schlußkapitel' der Eschatologie. Darauf, dieses zu klären, liegt im Folgenden das Hauptaugenmerk. Es geht den Württembergern um mehr als den Chiliasmus allein, nämlich - wieder mit Barths Worten gesagt - um das "Verständnis der eigentlichen, nicht n u r die Geschichte k r ö n e n d e n , sondern Alles neu machenden Erlösung", und dieses findet f ü r die hier i n t e r e s sierenden Theologen - nun vollends im Widerspruch zu CA 17 - Ausdruck in der rechten Lehre von der Apokatastasis panton, der Wiederbringung aller Dinge. Die Begründung des Eintretens württembergisch-pietistischer Theologen f ü r die Wiederbringung und die Folgen dieser 'Wende' bezüglich der Lehre von den letzten Dingen sind im Folgenden anhand von wichtigen Beispielen aus dem 18. J a h r h u n d e r t zu e r ö r t e r n . Leider kann hier n u r knapp angedeutet werden, daß bis in die Gegenwart hinein das Thema Pietismus und Apokatastasis hochbrisant und aktuell i s t . Und zwar gibt es im 'Neupietismus' u n s e r e s J a h r h u n d e r t s Kreise und Gemeinschaften mit einer überaus starken Tendenz, die Apokatastasis als eschatologische Zentrallehre festzuhalten^. Demgegenüber wird diese Tendenz von der Mehrzahl heutiger 'Neupietisten' in Gemeins c h a f t e n , Freikirchen und evangelikalen Kreisen anathematisiert: Ganz
- 13 naiv und unmittelbar ist dort - aller Aufklärung und Entmythologisierung zum Trotz - die Auffassung vom doppelten Ausgang präsent und religiös und psychologisch tief verankert Man möchte meinen, daß solches Streiten um Endgericht und Apokatastasis allenfalls in der konservativen Frömmigkeit der Gegenwart seinen Ort hat, daß dagegen aber Fragestellungen der 'seriösen' Gegenwartstheologie nichts mit dem in CA 17 zugrundeliegenden Problem zu tun haben. Wenn in CA 17 für den doppelten Ausgang plädiert wird und die Apokatastasis als Häresie verworfen wird, scheint das ein Problem des 16., nicht aber des 20. Jahrhundert zu sein: beide strittigen Positionen, doppelter Ausgang und Apokatastasis, bewegen sich in Denkbahnen, die nicht mehr ohne weiteres die unsern sind. Betrachtet man aber die neuere Gesprächslage hinsichtlich des Themas 'futurische Eschatologie' genauer, so muß solch ein Urteil doch etwas revidiert werden. Wo immer heutige systematische Theologie es wagt, über Gottes Zu-Kunft theologische Aussagen zu machen, stehen - latent - Fragestellungen zur Debatte, die mit dem in CA 17 zugrundeliegenden Problem zu tun haben. Dies kann hier leider nur knapp angedeutet werden^. Bekanntlich ist seit Mitte der 60er J a h r e , was das Thema Eschatologie anbelangt, eine deutliche Akzentverschiebung in der neueren systematischen Theologie festzustellen: die stark präsentisch ausgerichtete Eschatologie (besonders in der Existentialtheologie Bultmannscher Prägung) ist von einer Reihe jüngerer Theologen als problematisch oder mindestens einseitig empfunden worden, und man hat erneut versucht, den Gesichtspunkt der futurischen Theologie deutlicher in den Blick zu bekommen. Ein besonders signifikantes Beispiel für diese 'Tendenzwende' ist J . Moltmanns 1964 erschienene 'Theologie der Hoffnung'^. Ob man diesem Werk nun wohlwollend® oder kritisch und skeptisch 10 gegenübersteht, auf jeden Fall handelt es sich um ein Buch, das in vielfacher Hinsicht als repräsentativ angesehen werden kann für die seit Mitte der 60er Jahre in Theologie und Kirche feststellbare Hinwendung zu einer 'Eschatologisierung der Theologie', bei der der Zukunftsaspekt den Primat hat, häufig verbunden mit jenem sog. 'Engagement' im Horizont einer 'mobilisierenden christlichen Zukunftshoffnung' und mit jenen vielgenannten 'Prolepsen' und 'Antizipationen' 1 ! des kommenden universalen Gottesreiches, mit denen in unserer Wirklichkeit - sozialethisch und kirchenreformerisch - heilsame Veränderungen verbunden seien. Beim Überblick über theologische Literatur zur futurischen Eschatologie seit Mitte der 60er Jahre kann man den Haupttrend beobachten, daß der eschatologische Heilsuniversalismus, die Rede von Gottes Zu-Kunft, an der alle heilvoll partizipieren werden, stark favorisiert wird, daß demgegenüber (ähnlich wie bei den wichtigsten Theologen des vorigen Jahrhunderts) das Thema Gericht ausgespart bleibt. "Der Gerichtsge-
- 14 danke zählt zu den absichtslos und absichtsvoll verschwiegenen Themen der gegenwärtigen Theologie" 1 2 . Es ist sicherlich keine unzulässige Verallgemeinerung, wenn man kons t a t i e r t , daß f ü r bedeutende Systematiker der Gegenwart - angefangen bei solchen, die sich als Schüler K. Barths verstehen über solche, die ihre Eschatologie im Gespräch mit E. Bloch entwickelt haben bis hin zu denen, die sich in unterschiedlicher Weise um eine 'politische Theologie' bemühen - die in CA 17 verworfenen heilsuniversalistischen Traditionen als 'unproblematischer' und 'relevanter' empfunden werden als der in diesem Artikel festgehaltene Dualitätsgedanke 13. Doch gerade angesichts dieser manchmal sog. 'Wiederentdeckung der f u t u r i s c h e n Eschatologie' könnte sich die Gegenfrage nahelegen, ob nicht in CA 17 in mythologischem Sprachgewand theologische Kautelen festgehalten sind, deren Mißachtung die notwendige Nüchternheit christlicher Rede von Eschatologie gefährdet und die dem Theologen und Christen gesetzten Grenzen eigenmächtig ü b e r s p r i n g t . Jene genannten theologischen Kautelen haben einige Systematiker u n s e r e s J a h r h u n d e r t s , die sich in besonderer Weise der lutherischen Unt e r s c h e i d u n g von Gesetz und Evangelium verpflichtet wissen und von daher die Rechtfertigungslehre in das Zentrum der Theologie stellen, durchaus im Blick. Wir deuten das an in einigen Bemerkungen zu drei bedeutenden Systematikern, die sich zwar in recht unterschiedlicher Weise auf Luthers Theologie beziehen, aber was das o . g . 'CA 17-Problem' a n g e h t , bei ihrem Bemühen um eine futurische Eschatologie letztlich zu sehr ähnlichen Urteilen kommen: (1) P. Althaus, (2) G. Ebeling, (3) C.H. Ratschow . (Ad 1:) P. Althaus, der mit seinem häufig aufgelegten Werk 'Die letzten Dinge'l^ wohl der einflußreichste lutherische Theologe gewesen i s t , der sich mit Fragen der Eschatologie beschäftigt h a t , geht es darum, das 'Bleiben des Letzten' und das 'Kommen des Letzten', d . h . den Gegenwerts- und den Zukunftsaspekt christlichen Glaubens, so miteinander auszusagen, daß der Welt- und Geschichtsbezug des Glaubens gewahrt bleibt, aber ohne daß im Sinne eines ( h e i l s - g e s c h i c h t l i c h e n Entwicklungsdenkens der Ernst des Sünderseins des Menschen und dessen a u f Rechtfertigung-Angewiesensein überspielt w i r d · ^ . Im Rahmen dieser 'Eschatologie der Rechtfertigung' plädiert Althaus vehement f ü r das Ernstnehmen des Gerichtsgedankens 1 ®. In die gleiche Richtung geht Althaus' weitgehende Ablehnung des Gedankens einer E n d g e s c h i c h t e ^ , wobei in dem Zusammenhang der Chiliasmus einer scharfen Kritik u n t e r zogen wird 18. Was das Thema doppelter Ausgang oder Apokatastasis anbelangt, lautet die Lösung in der Althausschen Konzeption: "Die Heils-Gewißheit, die das Evangelium schenkt, macht der HeilsSorge, die u n t e r dem Gesetz s t e h t , nicht einfach ein Ende. Der heilsgewisse Glaube läßt die Furcht . . . nie hinter sich - sonst wäre die
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Heilsgewi ßheit entartet zu übermütiger Sicherheit - , aber er darf sie immer wieder stets u n t e r sich lassen. . . . Das heißt dann a b e r , daß die Theologie die Frage nach dem Ausgang der Geschichte, ob W. (sc. Wiederbringung) aller oder doppelter Ausgang nicht l e h r haft beantworten k a n n , sondern offenhalten muß in der Spannung von Gesetz und Evangelium"·^. (Ad 2:) Eine 'Eschatologie der Rechtfertigung' v e r t r i t t auf seine Weise auch G. Ebeling. Dem oben angedeuteten Trend hin zu einer u n i v e r s a listischen f u t u r i s c h e n Eschatologie steht e r , wie aus dem dritten Band seiner Dogmatik an vielen Stellen zu ersehen i s t , eher kritisch gegenü b e r . Es zeigt sich bei Ebelings Behandlung der 'letzten Dinge', daß er einerseits gewissen existentialtheologischen E n g f ü h r u n g e n beim Verständnis von Eschatologie entgehen m ö c h t e d a ß er v . a . aber jeglichen 'eschatologischen Triumphalismus' vermeiden möchte. Diesbezüglich f ü h r t Ebeling, der ja die Unterscheidung von "Gesetz und Evangelium . . . gewissermaßen . . . die Logik der Sache der T h e o l o g i e " ^ nennen k a n n , aus: "Verdächtig ist von vornherein die Tendenz, die Eschatologie gegen die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium ins Spiel zu b r i n g e n , um sie zu überbieten und erledigt sein zu lassen. Allerdings enthält die Eschatologie . . . keineswegs n u r Evangelium, sondern stellt in besonders e r r e g e n d e r Weise das Ineinander von Gesetz und Evangelium d a r . Eben deshalb ist deren Unterscheidung f ü r den rechten Umgang mit der Eschatologie dringend nötig"22. Durchweg geht es Ebeling in seinen A u s f ü h r u n g e n zur f u t u r i s c h e n Eschatologie um die Nüchternheit, die dem Glauben gemäß i s t : bei der Behandlung der letzten Dinge darf nicht der Eindruck e n t s t e h e n , "als werde die theologia crucis zugunsten einer theologia gloriae revoziert "23. Von hierher wird verständlich, daß Ebeling die 'eschatologische Behutsamkeit' der Reformatoren zu schätzen versteht24. Der Chiliasmus wird bei ihm nicht konstruktiv in die Überlegungen zur Eschatologie einbezogen Und zum Recht der Rede vom "doppelten Ausgang des Endgeschehens u n t e r den Symbolen von Himmel und Hölle "2® f ü h r t Ebeling aus : "Dagegen mit der Erwägung zu argumentieren, daß doch die ewige Seligkeit nicht n u r der Erlösten, sondern auch Gottes selbst beeinträchtigt sein müsse d u r c h die wenn auch noch so ferne Nachbarschaft ewiger Qual, ist eindrücklich, aber sie bewegt sich bereits in einem Denken, das sich von der gegenwärtigen Situation vor Gott distanziert. . . . Daß sich das Gericht bereits vollzogen hat (Joh 3,18, 5,24), kann wohl Aussage der Glaubensgewi ßheit sein, aber nicht eine generelle Aufhebung dessen b e d e u t e n , daß wir alle vor dem Richterstuhl Christi erscheinen müssen (2. Kor 5,10). Der Gedanke der Allerlösung, der Apokatastasis panton, überschreitet zugunsten einer harmonisierenden Theorie d a s , was konkret aus der Situation
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vor Gott heraus gesagt werden kann. Wie es mit dem Ende des Bösen steht, bleibt uns ebenso verschlossen wie die Erklärung seines Ursprungs"^. (Ad 3 : ) Der lutherische Dogmatiker C.H. Ratschow (der übrigens Ebelings Behandlung der letzten Dinge lobend hervorhebt28) hat in vielen Zusammenhängen seines theologischen Werks darauf aufmerksam gemacht, daß eine an der Rechtfertigung orientierte Theologie des Gerichtsgedankens nicht entraten kann, und daß die 'Gerichtsvergessenheit' gegenwärtiger Theologie (und damit: die Favorisierung heilsuniversalistischer Gedankengänge, die auf die Apokatastasis hinauslaufen) mindestens nicht weniger problematisch ist als die einseitige Verabsolutierung des Gerichtsgedankens29. Hierher gehört Ratschows Kritik an Barths Lösung (dazu Näheres unten in Kapitel I, 2 b ) , das 'Endgericht' letztlich in das 'Golgatha-Gericht' aufzulösen: diese christologische Lösung werde dem "nicht gerecht, was als Gerichtsernst Gottes in unserer Welt wirkt"30. Ratschow sieht Barths Lösung zu Recht zusammen mit dessen Grundentscheidung, das Evangelium dem Gesetz voranzustellen·^, und er fragt, ob diese Konzeption nicht die zum Wesen des Glaubens gehörige Anfechrung bagatellisiert, insofern als Barth die Anfechtung "nämlich von dem gewissen 'Endsieg' Gottes aus unterfangen sein läßt", so daß "das peccator-Sein des Christen . . . zwischen Erinnerung und Erwartung verschwindet Ratschow selbst kommt beim Problemfeld doppelter Ausgang/Apokatastasis der o . g . Althausschen Lösung nah, wenn er ausführt: "Wenn wir . . . allein unseren Glauben als Basis unserer Aussagen haben, dann müssen wir sagen: Gott vergibt als dieser Gott, wie Jesus ihn bis ans Kreuz ereignete, alle Verfehlungen aller Menschen bis in alle Ewigkeit. Und Gott besteht als dieser Gott auf der Wahrnehmung seines heilvollen Willens an dem wir alle schuldig werden . . . bis in alle Ewigkeit. In diesen beiden Sätzen schlägt sich nicht eine Antinomie, die in Gott besteht, nieder. Vielmehr wird hierin unser Unvermögen deutlich, den weltüberlegenen Gott in seiner Weltbeziehung anders als in dem Zugleich von . . . Gesetz und Evangelium zu glauben. Wir dürfen weder auf das Gesetz noch auf das Evangelium verzichten. Wer da meint, die Apokatastasis vertreten zu sollen, streicht das Gesetz. Und wer nur den doppelten Ausgang des Gerichts vertritt, streicht das E v a n g e l i u m "33. Entsprechend kann Ratschow auch zum gleichen Thema ausführen: "Wir müssen . . . also zwei Dinge sagen: Einerseits: Gott ist in Golgahta versöhnt. Andererseits: Gott richtet den widerstrebenden Willen des Menschen. Beides sagt das Neue Testament auch. Dieses beides dürfen wir nicht aus zugleichen suchen, denn wir wissen es nicht anders. Wir dürfen diese beiden Sätze auch nicht ineinander überführen, so daß die Versöhnung etwas Ernst und das Gericht etwas Weichheit b e -
- 17 kommt, so daß beides sich in der Mitte t r i f f t . Diese beiden Sätze müssen so sorgfältig unterschieden bleiben wie Gesetz und Evangelium Wenn Ratschow den Gedanken des Chiliasmus (zusammen mit dem v e r wandten von der vor der Parusie zu erwartenden end zeitlichen Judenbekehrung) als einen "das Grundkonzept christlich eschatologischen Denkens"35 verfehlenden bezeichnet, dann drückt sich darin einmal mehr die Gemeinsamkeit der drei an der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium orientierten Dogmatiker Althaus, Ebeling und Ratschow aus. Welch bedeutende Rolle K. Barth im 20. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Apokatastasis-Problem und dem eschatologischen Heilsuniversalismus gespielt hat, ist im Bisherigen lediglich angeklungen. Das wird uns in der folgenden Literaturübersicht, und zwar im Abschnitt 2. b , noch weiter beschäftigen.
2. Zur bisherigen Literatur über die Apokatastasis panton Hier ist die wichtigste neuere Literatur in den Blick zu nehmen, die sich mit dem Thema Apokatastasis panton beschäftigt. Als Vorbereitung auf unsere o . g . Arbeitsaufgabe wird bei den hier zu nennenden Standardarbeiten zur Apokatastasis jeweils vermerkt, ob und in welcher Weise der Themenkreis Apokatastasis im württembergischen Pietismus bzw. im Pietismus allgemein zur Sprache kommt. a) Historisch orientierte Arbeiten Verschiedentlich haben sich in jüngster Zeit Kirchenhistoriker und systematische Theologen mit den Ausprägungen der Lehre von der Apokatastasis panton im Verlauf der Kirchen- und Theologiegeschichte befaßt. Hier ist an erster Stelle der beste deutsche Kenner der Geschichte des Apokatastasisgedankens, Gotthold Müller, zu nennen. In seiner kommentierten 'Bibliographie zur Apokatastasis-Frage' hat Müller mit Sorgfalt und Sachverstand die wichtigste bis 1968 erschienene Literatur zu dieser Frage zusammengestellt und dabei auch entlegene, schwer zugängliche Schriften (etwa aus der Erweckungsbewegung und dem 'Neupietismus') mitberücksichtigt Müller bemerkt in seiner Bibliographie: "Eine umfassende problemgeschichtliche Darstellung des Apokatastasisgedankens steht noch aus. Im deutschen Sprachbereich fehlen selbst die ersten Ansätze d a z u " ^ . Gleichsam 'Vorarbeiten'38 z u solch einer problemgeschichtlichen Darstellung hat G. Müller selbst geliefert: in einer Reihe kleinerer historisch und z . T . systematisch ausgerichteter Aufsätze hat er sich mit der christlichen 'Apokatastasis-Tradition' beschäftigt 39; dabei reicht Müllers Spektrum von Überlegungen zur Apokatastasislehre des Origenes
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bis hin zur Darstellung des Heilsuniversalismus H. K u t t e r s . Zudem hat sich Müller sowohl in seiner Dissertation über C h r . G . Pregizer als auch in seiner Habilitationsschrift über D . F . Strauß mit historischen Aspekten des Apokatastasisproblems b e f a ß t 4 ^ . Da Müller beides i s t , ein g u t e r Kenner der württembergischen Pietismusgeschichte und der Geschichte des Apokatastasisgedankens, sind seine A u s f ü h r u n g e n f ü r diese Arbeit von besonderer Bedeutung. Neben G. Müller haben sich v . a . E. Staehelin, A. Köberle und E. Benz mit der Frage b e s c h ä f t i g t , welche theologiegeschichtliche Bedeutung jenen Theologen und christlichen Gruppen und Gemeinschaften zukommt, die sich die Vorstellung von der Apokatastasis panton zu eigen gemacht haben und z . T . ins Zentrum r ü c k e n . E. Staehelins wertvolles siebenbändiges Quellenwerk 'Die Verkündigung des Reiches Gottes in der Kirche Jesu C h r i s t i ' 4 1 , von dem Müller nicht zu Unrecht s a g t , es informiere über das "(sc. Apokatastasis-)Problem besser und umfassender als irgendein anderes Nachschlagewerk oder T e x t b u c h " 4 2 , belegt sehr eindrücklich, wie häufig in der christlichen Tradition das Reich-Gottes-Motiv mit dem Apokatastasis-Gedanken v e r k n ü p f t gewesen i s t . Darüber hinaus bietet Staehelin in seiner Basler Rektoratsrede von 19604^ - ähnlich wie A. Köberle in einem ebenfalls f ü r ein b r e i t e r e s Publikum bestimmten A u f s a t z 4 4 - einen Längsschnitt und Überblick über die theologiegeschichtliche Bedeutung der Vorstellung von der Apokatastasis panton. Ebenso hat sich E. Benz an vielen Stellen seiner zahlreichen k i r c h e n historischen Arbeiten mit diesen eschatologischen Theologoumenon b e f a ß t ; hier zu nennen ist sein längerer Aufsatz 'Der Mensch und die Sympathie aller Dinge am Ende der Zeiten' 4 ^, der nicht n u r die Apokatastasis gedanken in der Schule Böhmes (nicht zuletzt: bei F . C h r . Oetinger und M. Hahn), sondern d a r ü b e r hinaus auch die gesamte 'Apokatastasis-Tradition' in den Blick nimmt. Neben diesen 'Längsschnittarbeiten' zur Apokatastasistradition 4 ® werden in u n s e r e n A u s f ü h r u n g e n zum württembergischen Pietismus weitere _ theologiegeschichtlich orientierte Monographien und Aufsätze zu nennen sein, die entweder einen Ausschnitt aus der Geschichte des Apokatastasisgedankens behandeln oder beiläufig auf das Thema Apokatastasis zu sprechen kommen. In den hier genannten Arbeiten wird übrigens - mehr oder weniger ausführlich - der Sachverhalt vermerkt, daß der Apokatastasis-Gedanke in der Geschichte des württembergischen Pietismus eine besondere Rolle gespielt h a t 4 ' ' .
- 19 b) Systematisch-theologisch orientierte Arbeiten Zwar ist in vielfacher Hinsicht - wie in Kapitel I, 1. angemerkt - gegenwärtig das Problem 'Apokatastasis und (End-)Gericht' direkt oder indirekt präsent, aber in der systematisch-theologischen Debatte ist es, insgesamt gesehen, lediglich ganz am Rande zu einer ausdrücklichen Beschäftigung mit diesem Thema gekommen. Während, wie angemerkt, in unserm Jahrhundert in pietistisch-erwecklich ausgerichteten Kreisen eine sehr lebhafte Kontroverse über die Lehre von Wiederbringung aller geführt worden ist, hat sich die 'seriöse' protestantische Theologie diesbezüglich im gleichen Zeitraum ziemlich zurückgeh a l t e n ^ . Zwar kommt in den entsprechenden Lexikonartikeln und in den einschlägigen Lehrbüchern zur Dogmatik bzw. zur Eschatologie speziell jeweils auch das Thema Apokatastasis - mehr oder weniger ausführlich zur Sprache, aber die weit überwiegende Anzahl der Aufsätze und Monographien zum Apokatastasisthema im 20. Jahrhundert entstammt nicht der Universitätstheologie Gleichwohl ist andeutungsweise auch in der wissenschaftlichen Theologie eine Kontroverse systematischer Theologen um dieses Thema aufgekommen. Den wichtigsten Kristallisationspunkt dazu stellt die Theologie K. Barths dar. Kein Geringerer als E. Brunner, Barths ehemaliger theologischer Weggefährte, hat 1946 in seiner Dogmatik gegen Barths Lehre von der E r wählung und 'Gnadenwahl' den Vorwurf erhoben, Barths Haltung zur Apokatastasisfrage sei radikaler als alles, "was Origenes und seine Nachfolger lehrten und er übertreffe gar jene "nicht gerade illustre Ahnenreihe der Apokatastasislehrer der christlichen Geschichte"51, denn: "keiner von ihnen (sc. den Apokatastasislehrern seit Origenes) hatte je daran gedacht zu behaupten, dass durch Jesus Christus alle, die Gläubigen und die Ungläubigen, vom Zorn Gottes gerettet und der Erlösung der Gnade durch Jesus Christus teilhaftig seien. Das aber ist es, was Karl Barth lehrt: denn Jesus Christus ist, wie der einzige erwählte, so auch der einzige verworfene Mensch . . . Jesus hat, nicht etwa für die, die 'in ihm' sind durch den Glauben, sondern für alle die Hölle verschlossen, Verdammnis und Gericht abgetan In diesem kurzen Literaturüberblick kann es nun nicht angehen, den Gegensatz zwischen Systematikern Barth und Brunner ins Detail gehend in Augenschein zu nehmen. Wir belassen es dabei, zu konstatieren, daß in Barths 'Kirchlicher Dogmatik' zumindest eine gewisse Affinität zum Gedanken der Wiederbringung unverkennbar ist, und daß Brunner von seinen Voraussetzungen her diese Affinität als äußerst problematisch empfindet und meint, das Verhältnis von Gericht und Apokatastasis anders als Barth bestimmen zu müssen, und zwar so, daß der Rede von zukünftigen Gericht größere Bedeutung zukommt·>3.
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Bereits im Jahr 1950 hat der Schweizer Neutestamentier W. Michaelis den Gegensatz zwischen den dogmatischen Konzeptionen von Barth und B r u n n e r zum Ausgangspunkt seiner eigenen exegetischen Arbeit zur Apokatastasis gemacht, wobei Michaelis von seiner Exegese her meint, Barth größeres Recht geben zu m ü s s e n ^ . Zuvor und danach hat sich eine Reihe systematischer Theologen kritisch ( z . T . aber auch zustimmend) zur Barthschen 'Gnadenwahl' und Barths damit zusammenhängender Affinität zum Apokatastasisgedanken geäußert^. Anstelle einer ins Einzelne gehenden Behandlung der dabei ausgetauschten Argumente wenden wir uns in unserm Literaturüberblick vier in den 70er Jahren erschienenen Dissertationen zu, die K. B a r t h s Stellung zur Apokatastasis zum Thema haben. (1) Barths 'Kirchliche Dogmatik' ist 1974 in der Berliner Dissertation von R. Rochusch auf die Frage hin u n t e r s u c h t worden, ob man von einer 'Barthschen Apokatastasislehre' reden könne oder nicht ·>6. Rochusch geht übrigens im 'Teil B' seiner Arbeit sehr ausführlich auf die o . g . Diskussion ein, die seit E. B r u n n e r s Kritik über diese Frage g e f ü h r t worden i s t ^ . In seinen Überlegungen zu Barths 'Kirchlicher Dogmatik' kommt Rochusch zu der "Feststellung, daß Karl Barths Erwählungslehre und die sich auf diese Erkenntnisse gründende Versöhnungslehre und seine eschatölogische Hoffnung einen neuen, dritten Weg neben der Alternative doppelter Ausgang der Geschichte-Apokatastasis bezeichnet. Dieser neue Weg d a r f , trotz geringfügiger Ähnlichkeit, wegen der gravierenden Unterschiede nicht als Apokatastasis bezeichnet werden Dieser 'neue dritte Weg' hat nach Rochusch aufs engste mit der Christologie und dem Gerichtsverständnis Barths zu t u n : gerade der Sachverhalt, daß f ü r Barth im Kreuzesgeschehen das Endgericht verschlungen i s t , daß in Jesus Christus "das Gericht . . . endgültig, ein f ü r allemal, u n wiederholbar g e s c h e h e n " ^ i s t , so daß "ein J ü n g s t e s Gericht im h e r kömmlichen Sinn überflüssig und unnötig"®® geworden i s t , bildet einen entscheidenden Unterschied zwischen Barth und den 'Apokatastasislehrern'. Rochusch legt in seiner Arbeit in aller Ausführlichkeit d a r , daß Barth in Jesus Christus das einzige Subjekt und Objekt göttlicher Erwählung und Versöhnung sieht, den versöhnenden Gott und den versöhnten Menschen in einem; und daß Jesus Christus der E r k e n n t n i s g r u n d d e r Hoffnung f ü r alle Menschen i s t . Die hier angesprochene strikte Konzentration auf die mit 'Jesus Christus' angesprochene Wirklichkeit läßt nach Rochusch bei Barth nicht die geringste Versuchung eines objektivistischen Mißverständnisses im Sinne einer Apokatastasislehre a u f kommen.
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Rochusch legt es nahe, zur Lösung des Problems von Gericht und Apokatastasis "dem Erkenntnisweg Karl B a r t h s zu folgen, sich auf sein V e r s t ä n d nis des Kreuzesgeschehens einzulassen, mit ihm hier und n u r hier die göttliche Erwählung zu e r k e n n e n , in der Gott in doppelter Prädestination sich selbst die Verdammnis, allen Menschen aber in Jesus Christus die Gnade hat zukommen lassen "61. Der so oder ähnlich skizzierte 'dritte Weg' Barths vermeidet nach Rochusch nicht n u r die Fehler einer Rede von 'doppelten A u s g a n g ' , sondern auch die von der Apokatastasislehre. Was letztere anbelangt, meint Rochusch, habe man zwei Typen von Apokatastasislehren auseinander zuhalten: einen 'kosmologischen T y p ' , zu dem neben Origenes Bengel und Oetinger gehören, und einen 'christologisch orientierten T y p ' , dessen Repräsentanten z.B. W. Michaelis und E . F . S t r ö t e r ^ 2 sind, wobei die Erstgenannten Jesus Christus n u r eine vorübergehende Rolle zuschreiben und die Letztgenannten aus Jesus Christus ein allgemeines Prinzip schließlicher Allversöhnung machen®^ wohingegen Barths strikt christologische Lösung von beiden Fehlern frei ist (nur der "Zahlenfaktor"64 - daß nämlich alle schließlich versöhnt werden - hat Barth mit den 'Apokatastasislehrern' gemeinsam) . Daß Rochusch Barths Haltung zur Apokatastasisfrage sachgerecht d a r stellt und daß in der Tat Barth nicht in der gleichen Weise die Apokatastasis gelehrt hat wir die Genannten, soll hier keineswegs b e s t r i t t e n werden. Die Frage aber i s t , ob aus Rochuschs Optik die Probleme einer Apokatastasislehre hinreichend wahrnehmbar sind, und zwar sowohl in theologiegeschichtlicher als auch in systematisch-theologischer Hinsicht. Das ist hier n u r k u r z anzudeuten: Es ist höchst f r a g l i c h , ob eine solche, von Rochusch vorgenommene 'differenzierende' Einteilung ('kosmologische' und 'christologische' Apokatastasislehrer) der christlichen 'Apokatastasistradition' historisch gerecht wird. Die 'kosmologischen V e r t r e t e r ' Bengel und Oetinger z.B. sind - trotz i h r e r 'Äonenspekulationen' - , wie zu zeigen sein wird, sehr weit davon e n t f e r n t , Jesus Christus n u r eine 'vorübergehende Rolle' spielen zu lassen, im Gegenteil: in, mit und u n t e r der Rede von Äonen geht es diesen beiden Pietisten durch und durch um Christologie; die Äonen zielen auf C h r i s t u s , den Wiederbringer alle Dinge, der gleichzeitig U r s p r u n g der Schöpfung und Mitte der Heilsgeschichte i s t , hin^S. Zum A n d e r n : Ströter als angeblicher ' V e r t r e ter des christologischen Typs von Apokatastasislehre' ist keinen Deut weniger kosmologisch orientiert als z.B. Bengel und Oetinger, und von Ströter und Michaelis her geurteilt, hat beider Apokatastasislehre gar nichts gemeinsam mit der A u f f a s s u n g von Christus als einem allgemeinen Prinzip der Versöhnung.
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Rochusch wohl allzu scharfe Grenzziehung zwischen K. Barth und den hier genannten 'Apokatastasislehrern' übersieht, daß es gerade eine Eigentümlichkeit von deren 'Apokatastasislehren' ist, dem Verdacht zu entgehen, als sei die schließliche universale Gnade ein ohne Christus denkbares allgemeines Prinzip; typisch und geradezu grundlegend für die Apokatastasislehre ist bei den hier Genannten gerade das leidenschaftliche Sich-Entgegen-Stemmen gegen solch ein objektivistisches Mißverständnis. Diesbezüglich aber ist u. E. Barths 'kritisch-wohlwollende' Haltung zur Apokatastasis keineswegs grundsätzlich vom Problem der von Rochusch hart kritisierten 'Apokatastasislehrer' unterschieden, bei allem Unterschied, was das Niveau der einzelnen Theologien anbelangt. Man könnte sogar umgekehrt fragen, ob die von Rochusch so begrüßte Barthsche de-facto-Gleichsetzung von Kreuz und Jüngstem Tag nicht Probleme, die in der christlichen Apokatastasistradition seit jeher vorliegen - nicht zuletzt das Problem der drohenden Reduktion von pistis auf gnosis - , auf eigene Weise noch verschärft . (2) Eine weitere neue Arbeit zum Thema Barth und Apokatastasis hat 1977 der Koreaner Β. Ahn vorgelegt; in dieser Marburger Dissertation wird das gleiche Thema wie bei Rochusch - Barths Erwählungslehre behandelt, wobei der Vergleich der Barthschen Lehre mit der Lehre fifi Calvins von der praedestinatio gemina im Vordergrund steht"". Diese Arbeit, in der sich, anders als bei Rochusch, auch kritische Worte zur Barthschen Lösung finden, reicht niveaumäßig keineswegs an Rochuschs Arbeit heran und ist hier nur der Vollständigkeit halber erwähnenswert. (3) Ebenfalls 1977 ist eine andere Arbeit erschienen, die sich ausführlich mit Barths Prädestinationslehre befaßt: die Tübinger Dissertation des Katholiken G. Kraus behandelt im ersten Hauptteil die Prädestinationslehren von Augustin, Thomas, Luther und Calvin und wendet sich im zweiten Hauptteil®7 ausführlich der Barthschen Lehre von der 'Gnadenwahl' zu, wobei der Verfasser, wie sein Schlußteil zeigt, Barths Lösung für dogmatisch weiterführend hält®**. Freilich wird in dieser Arbeit die "faktische Tendenz zur Apokatastasis in Barths Prädestinationssystem"69 oder anders gesagt: die "Neigung zum apriorischen Triumph der Gnade und zur objektivistischen Soteriologie"'® als möglicher Gefahrenfrankt benannt. Was den Sachverhalt anbelangt, daß Barth "letztlich das Gericht außer Kraft" 7 1 setzt und den "geschichtlichen Ernst des Unglaubens und der S ü n d e v e r n a c h l ä s s i g t , möchte Kraus Barth nicht folgen. Kraus sieht übrigens die Probleme,die theologisch mit der Apokatastasisfrage aufgegeben sind, ähnlich wie wir sie in Kapitel I, 1. angedeutet haben. Das zeigt etwa sein Satz:
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"Die Allversöhnung als von jeher festgelegte, endzeitliche Rettung aller Menschen ist die Skylla der Prädestinationslehre, der die Anschauung von der doppelten Prädestination als Charybdis g e g e n ü b e r steht : in beiden Fällen ist das Heil - hier dualistisch, dort monistisch als definitive Realität . . . f i x i e r t ; in beiden Fällen spielt die Geschichte keine entscheidende Rolle . . . , scheint Verantwortlichkeit des Menschen und Gericht Gottes außer Kraft gesetzt" 7 ^. (4) Für u n s e r Thema von großer Bedeutung ist schließlich die 1979 in Toronto erschienene (und hierzulande leider kaum zugängliche) Dissertation des Katholiken E. Peak mit dem Titel: 'Apokatastasis. The problem of universal salvation in twentieth c e n t u r y theology'. Umfassend und gründlich informiert Deak in dieser Arbeit über Lösungsversuche, die das Problem der Apokatastasis in diesem J a h r h u n d e r t in der europäischen (aber auch in der amerikanischen) protestantischen und katholischen Theologie gefunden hat und über theologische und kirchliche Kontrovers e n , die damit zusammenhängen 7 4. Deaks Arbeit läßt keinen Zweifel d a r a n , daß der Barthschen Theologie in der neueren Diskussion um Apokatastasis und Gericht eine überaus wichtige Rolle zukommt: es wird einerseits Barths Lösungsvorschlag sehr ausführlich behandelt und andererseits jene genannte Diskussion über Barths Stellung zum A p o k a t a s t a s i s g e d a n k e n ^ , und Deak erwägt sogar, ob man in der evangelischen Theologie nicht in Bezug auf unsere Fragestellung "three g r o u p s : the p r e - B a r t h i a n , Barthian and post-Barthian theologians"76 unterscheiden solle. Ganz ähnlich wie Rochusch in seiner Dissertation arbeitet Deak h e r a u s , daß man bei Barth a u f g r u n d von dessen Erwählungs- und Versöhnungslehre nicht von einer Apokatastasislehre reden d ü r f e , wohl aber von einem s t r e n g christologisch ausgerichteten 'universalism': " . . . Karl Barth is a universalist . . . , who rejects a p o k a t a s t a s i s , oder genauer g e s a g t : "In developing his doctrine of divine election Karl Barth reaches a position which undoubtedly favours universal salvation. Its essence is: God elects man in Jesus Christ who is at the same time subject and object of election. Jesus Christ is the . . . only rejected man. . . . Barth rejects the rigid doctrine of apokatastasis and emphazises the openness of proclamation by the knowing Church to the n o t - y e t knowing world" . In seinem systematisch-theologischen Schlußteil e r ö r t e r t Deak, daß sowohl der 'traditionelle Dualismus von ewigem Heil und Unheil' als auch eine strikt monistisch-universalistische Apokatastasislehre ein theologisch u n g a n g b a r e r Weg sei 7 ^, und er plädiert f ü r einen 'dritten Weg', nämlich f ü r einen
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"universalism, like that of B a r t h ' s , . . . based entirely on the salvific event of Jesus Christ which de facto eliminated our rejection in taking upon himself the b u r d e n of our sins and in redeeming us"80. Deaks 'dritter Weg' rechnet auf eigene Weise mit einer 'Ewigkeit der S t r a f e n ' : Zwar gilt entschieden, daß "no eschatological dualism can be admitted on the basis of God's promise for a universal unity and homecoming expressed mainly in Eph 1.10; Col 1.20 and Phil 2.20 f . " 8 1 , aber den auf diese Weise schließlich 'Allversöhnten' bleibt ewig als Strafe die Erinnerung an die zu Lebzeiten begangenen T a t e n 8 2 . Deak formuliert diesbezüglich: "What is l e f t , is their memory causing 'pains' ( e t e r n a l l y ! ) , but pains which are also happiness and bliss" 8 ^; "this memory, though lasting eternally, will not constitute eternal dualism of good and evil" 8 ^. So meint Deak, 'Apokatastasis' und 'Gericht' zusammendenken zu können und damit - anders als "the doctrine of a p o k a t a s t a s i s " 8 5 - "the full e a r n e s t n e s s and importance of moral decisions of present life" 8 ® zu b e wahren . Daß sein eigener Lösungsversuch - so verständlich die Motive sind, die Deak darin g e f ü h r t haben - den (von Deak selbst stark kritisierten) Rationalismus traditioneller Apokatastasislehren gar noch ü b e r b i e t e t , wird von ihm offenbar nicht wahrgenommen. Verschiedentlich wird in Deaks Arbeit der Sachverhalt b e r ü h r t , daß in Gemeinschaftskreisen, die vom Pietismus und der Erweckungsbewegung geprägt sind, über die Wiederbringung aller Dinge unterschiedlich geurteilt wird, aber die vom 18. J a h r h u n d e r t bis heute u n u n t e r b r o c h e n e Apokatastasis-Tradition des württembergischen Pietismus - und deren vielfältige Rezeption d u r c h Theologen des 20. J a h r h u n d e r t s - wird nicht eigens u n t e r s u c h t .
3. Einleitendes zum württembergischen Pietismus Will man die theologische Leistung der großen schwäbisch-pietistischen Väter, die im 18. J a h r h u n d e r t im Umkreis und in der Nachfolge Bengels in Württemberg wirkten, in i h r e r über andere pietistische Strömungen hinausgehenden Eigenart zusammenfassend darstellen, pflegt man sich verschiedener charakteristischer Kennzeichnungen dieses Typs pietistischer Theologie zu bedienen: in der Literatur über den württembergischen Pietismus ist die Rede vom 'schwäbischen Biblizismus' bzw. vom 'biblischen Realismus', von der 'heilsgeschichtlichen Schule Bengels', vom 'mystisch-spekulativen württembergischen Erbe', zuweilen vom 'theosophischen Pietismus' bzw. von den 'württembergischen BöhmeSchülern', vom enzyklopädisch orientierten E r k e n n t n i s d r a n g der 'Schwa-
- 25 b e n v ä t e r ' (württembergischer Pietismus und N a t u r w i s s e n s c h a f t ! ) und - nicht zuletzt - von der B e d e u t u n g apokalyptischer und chiliastischer eschatologischer Vorstellungen sowie von der Bedeutung des u n i v e r s a len ' R e i c h - G o t t e s - G e d a n k e n s ' : "Das Königreich Gottes ist die a b s c h l i e pende Idee des schwäbischen Pietismus"®'. J e für sich genommen sind solche Etikettierungen und C h a r a k t e r i s i e r u n g e n freilich a n f e c h t b a r und kritikwürdig. Sie passen keineswegs auf jeden der großen pietistischen Schwabenväter in gleicher Weise und e n t s p r e c h e n weder der schöpferischen Vielfalt noch den Differenzierungen, Entwicklungen, Spannungen und K o n t r o v e r s e n , die im württembergischen Pietismus auch schon des 18. J a h r h u n d e r t s eine Rolle spielen. Gleichwohl kommt in solchen Typisierungen deutlich und zu Recht zum A u s d r u c k , daß wir es bei den großen württembergischen Pietisten des 18. J a h r h u n d e r t s im Umkreis und in der Nachfolge B e n gels mit einem b e s o n d e r e n , relativ eigenständigen Typ pietistischen Denkens zu tun h a b e n , der an vielen Stellen das t r a n s z e n d i e r t , was man gemeinhin u n t e r Pietismus v e r s t e h t . In diesem Sinn konstatiert M. Schmidt: "Wohl n u r für Württemberg muß eine eigentümliche Denkweise v o r a u s gesetzt werden, die von Johann Valentin Andreä über Friedrich C h r i stoph Oetinger und Johann Albrecht Bengel bis zu Michael Hahn, Philipp Matthäus Hahn, Johann Tobias B e c k und Christoph Blumhardt im e n g e r e n , zu Hegel und Schelling im weiteren B e r e i c h , wenn nicht bis zu den radikaleren Gestalten David Friedrich S t r a u ß und Christoph Hoffmann, dem Vater des Deutschen Tempels in Palästina, r e i c h t " 8 8 . Themen, die im sonstigen Pietismus eine mehr oder weniger beiläufige Rolle gespielt h a b e n , kommen seit dem 18. J a h r h u n d e r t in Württemberg voll zum Zug; besonders ist es die Kategorie der Universalität, die Orientierung an dem 'Ganzen' (τά πάνταΐ) , die s e h r dominierend im V o r d e r g r u n d dieses durchweg s t a r k eschatologisch gefärbten pietistischen Denkens s t e h t . In der Vielfalt der genannten C h a r a k t e r i s i e r u n g e n und T y p i s i e r u n g e n (Biblizismus, Heilsgeschichte, Theosophie, apokalyptisch-chiliastische Endzeiterwartung, enzyklopädisch-naturwissenschaftliches I n t e r e s s e , Orientierung am universalen ' R e i c h - G o t t e s - G e d a n k e n s ' ) schlagen sich die (zwar v e r s c h i e d e n r a n g i g e n , a b e r alle in innerem Zusammenhang miteinander s t e h e n d e n ) Erkenntniswege der großen württembergischen Pietisten des 18. J a h r h u n d e r t s n i e d e r , des 'Ganzen' der Herrlichkeit Gottes durch B i b e l , Natur, Geschichte und Endgeschichte hindurch ansichtig zu werden. Zu k o n s t a t i e r e n , daß der "aus theosophischen und h e i l s g e s c h i c h t l i c h universalistischen Quellen gespeiste Ganzheitsgedanke des schwäbischen Pietismus und der mit ihm v e r s c h w i s t e r t e n Theosophie "89 A u s druck für ein wichtiges gemeinsames Grundanliegen der Schwabenväter
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sei, bedeutet sicherlich nicht, diese mit einer unangemessenen, pauschal systematisierenden Elle zu messen. Kein zweiter hat so stark wie Bengel die organische Ganzheitlichkeit der Bibel betont, und seine Vorliebe für das letzte Buch des Neuen Testaments kommentiert er charakteristischerweise so: "Die Offenbarung Johannis ist nirgendwo nöthiger, als für solche, die ins Ganze arbeiten "90. In der Tat stellt dies 'ins-Ganze-Arbeiten' eine kennzeichnende, von Bengel maßgeblich gewiesene 'Arbeitsrichtung' für den gesamten württembergischen Pietismus im 18. Jahrhundert und darüber hinaus dar. Nicht nur Bengels bedeutender Schüler Oetinger, der große Philosoph und Naturwissenschaftler unter den Schwabenvätern, geht von der Voraussetzung aus, daß man für alle Erkenntnis - biblisch begründet "einen ganzen Plan der Wahrheit haben müsse "91; Oetingers Überzeugung: "Die Wahrheit ist ein G a n z e s i s t eine wichtige Grundüberzeugung aller württembergischen Pietisten in der Nachfolge Bengels, die schöpferisch auf unterschiedliche und sehr mannigfaltige Weise seit dem 18. Jahrhundert zum Tragen kommt. Dieser "eigenartige Denkstil des schwäbischen Pietismus diese am 'Ganzen' orientierte und den pietistischen Individualismus in gewisser Weise überwindende württembergisch-pietistische Theologie, wird von R. Schneider in seiner - ansonsten sicherlich an vielen Stellen kritikbedürftigen - Monographie sehr sachgerecht so beschrieben: "1. Der Ganzheitscharakter der Schrift . . . verweigert . . . das persönliche wählerische Belieben in Predigt und Erbauung. Oder posit i v : Der einzelne hat sich in den ihn übergreifenden Heils Zusammenhang einzuordnen und sich selbst nur aus dem Ganzen zu verstehen. Der überindividuelle Heilsplan umfaßt 2. 'alle Kreaturen', d . h . die Schöpfung selbst, alle Natur hat ihren Ort und Sinn in dem Ganzen der Heilsökonomie . . . 3. Die Spannung und Vertiefung des Menschen in die Dimension der Geschichte 'durch alle Welt Zeiten' bis zur eschatologischen Vorwegnahme des 'Endes aller Dinge' wird in die Heilslehre einbezogen. 4. Durch diese universale Auffassung des Heilsplans wird das religiöse Leben an die Erkenntnis von Natur und Geschichte geknüpft; durch die richtige Erkenntnis, durch das richtige Wissen erwerbe ich mein Heil" 9 4 . Keineswegs dürfen auch solche Beschreibungen der Intentionen der Schwabenväter verstanden werden als quasi feststehende Definitionen, die hinreichend ausdrücken, 'was der württembergische Pietismus sei J : die dynamische und kreative Mannigfaltigkeit, die bei jedem der großen Vertreter dieses theologischen Strangs zu beobachten ist, sperrt sich außerordentlich gegen Systematisierungen und das Prokrustesbett von Definitionen, ganz abgesehen von der spannungsreichen Weiterentwicklung der Grundintentionen bei den verschiedenen bedeutenden württembergischen Pietisten im Verlauf des 18. Jahrhunderts und darüber hinaus.
- 27 Gleichwohl kann zum Audruck kommen, daß diese gemeinsame Orientier u n g am 'Ganzen', an der Kategorie der Universalität (wobei - was Schneider oben in seinem 4. Punkt nicht deutlich genug h e r a u s s t r e i c h t die Erkenntnis der organischen Ganzheit der Schrift ( B e n g e l ) k o n s t i tutiv ist für die Erkenntnis des Ganzen in Natur, Geschichte und Endg e s c h i c h t e ) , so etwas darstellt wie den Grundkonsens der v e r s c h i e d e nen Theologien der württembergischen V ä t e r . Von daher wird auch der Unterschied zu anderen g e i s t e s g e s c h i c h t l i c h e n , theologischen, k i r c h lichen und pietistischen Strömungen (hier ist wohl das Musterbeispiel das Spannungsverhältnis der Württemberger zur Herrnhuter B r ü d e r gemeinde) deutlich. Es stellt sich im Rahmen Unserer Arbeit nach dieser - zugegebenerweise grobflächigen - B e s c h r e i b u n g von Grundintentionen des württembergischen Pietismus im 18. J a h r h u n d e r t (und d a r ü b e r h i n a u s ) die F r a g e , wie dieses gleichermaßen biblisch und eschatologisch gefärbte und universal a u s g e r i c h t e t e Ganzheitsdenken des württembergischen Pietismus in Beziehung steht zum Motiv der end zeitlichen Allversöhnung (άποκατάστασις πάντων oder - wie man in Württemberg gern s a g t : Wiederb r i n g u n g aller D i n g e ) , d . h . aüf welche Weise der eschatologische "Gedanke von der Vollendung von Natur und Geschichte zu u r s p r ü n g l i c h e r Einheit im württembergischen Pietismus gewirkt hat und v e r t r e t e n worden i s t .
4.
Absicht der folgenden Kapitel und Eingrenzung der Aufgabe
Daß die Apokatastasisvorstellung im württembergischen Pietismus häufig aufgenommen worden i s t , ist in theologie- und kirchengeschichtlichen Überblicken zum württembergischen Pietismus einerseits 96 und in den Kapitel I , 2. genannten Arbeiten zur Problemgeschichte der Apokatastasis a n d e r e r s e i t s o f t vermerkt worden. So schreibt etwa A. Köberle: "In den Reihen des schwäbischen Biblizismus und Pietismus hat die Allversöhnung von jeher ihre s t ä r k s t e Anhängerschaft gefunden. B e n g e l , O e t i n g e r , Philipp Matthäus Hahn, der Liederdichter Christian Gottlob B a r t h , Blumhardt Vater und Sohn, sie alle waren erfüllt von dem Glauben an die Allbeseligung, von der Gewißheit einer Gesamterlösung der Menschheit, mochten die einen es mehr als geheime Hoffnung im Herzen t r a g e n , während andere es voll freudiger Zuv e r s i c h t von den Dächern predigten In diesen beiden Sätzen wird der Problemkomplex a n g e s p r o c h e n , dem wir uns in den folgenden Kapiteln zuzuwenden haben und den wir ein Stück weit klären wollen. Es geht in diesen theologiegeschichtlichen Studien um die F r a g e n :
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Welche Rolle hat der Apokatastasiesgedanke im württembergischen Pietismus, zunächst des 18. J a h r h u n d e r t s , gespielt? Was bedeutet e s , daß sich wichtige 'Väter' des württembergischen Pietismus diese eschatologische Vorstellung zu eigen gemacht haben? Welches theologische Gewicht besitzt bei den einzelnen württembergischen Pietisten der Apokatastasisgedanke, und in welcher Weise ist er mit anderen eschatologischen Themen v e r k n ü p f t (hierher gehört z.B. die Frage nach dem Verhältnis des Apokatastasisgedankens mit dem Gedanken des Gerichts oder die Frage nach der Verhältnisbestimmung von Chiliasmus und Apokatastasislehre)? Welche Entwicklungen lassen sich in Bezug auf die Apokatastasisvorstellung in Württemberg seit dem 18. J a h r h u n d e r t wahrnehmen? Wäre vielleicht sogar die Affinität der Württemberger zu diesem Theologoumenon als etwas f ü r ihren Pietismus Eigentümliches und Typisches anzusehen? Dieser u . E . wichtige und interessante Fragenkomplex ist in der bisherigen Literatur zwar mehrfach en passant b e r ü h r t worden, aber n i r g e n d s zusammenfassend eingehend e r ö r t e r t . Will man das gesamte 18. J a h r h u n d e r t württembergischer Pietismusgeschichte auf diese Fragestellungen hin u n t e r s u c h e n , so sind wegen der Unmenge von Quellenmaterial und Sekundärliteratur zu einer sinnvollen Bearbeitung des Themas von vornherein Eingrenzungen und Beschränkungen der Aufgabe unvermeidlich. Zwar wird im Folgenden die wichtigste Literatur in den Blick genommen, die der württembergische Pietismus hervorgebracht h a t , dies aber kann im Rahmen u n s e r e r Aufgabenstellung n u r so knapp wie möglich (freilich auch so ausführlich wie nötig) geschehen. Im Unterschied zu anderen Arbeiten zum württembergischen Pietismus, die sich oft n u r mit einer theologischen Konzeption b e f a s s e n , kann es uns nicht in e r s t e r Linie um historische Detailuntersuchungen gehen ( z . B . spielen f ü r u n s e r e Arbeit Archivforschungen eine ganz u n t e r g e o r d n e t e Rolle), und die Erö r t e r u n g einer Reihe von Problemen, die f ü r den württembergischen Pietismus u n t e r anderen Gesichtspunkten grundlegend wichtig sind, kann bei u n s e r e r Fragestellung nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit s t e h e n : so z.B. Fragen nach biographischen Daten, Entwicklungen und Zusammenhängen, nach Auseinandersetzungen mit philosophischgeistesgeschichtlichen Strömungen, nach dem Verhältnis des württembergischen Pietismus zur vorpietistischen kirchengeschichtlichen T r a dition Württembergs, Fragen der Kirchenpolitik und des allgemeinen kirchlichen Lebens, der württembergischen Sozialgeschichte, des Verhältnisses von Pietismus und Obrigkeit e t c . Außerdem erscheint es uns v e r t r e t b a r , vorrangig diejenigen Theologen vorzustellen, die innerhalb des kirchlichen Pietismus gewirkt haben und keine universitären Ämter innegehabt haben; so bleibt einerseits die Tübinger Universitätstheologie und andererseits der radikale Separatismus - jeweils so weit wie möglich - außer Acht.
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Für alle diese 'ausgelassenen' Problemaspekte ist auf die im Folgenden sehr reichhaltig zitierte Sekundärliteratur zu verweisen. Zu den notwendigen Eingrenzungen und Beschränkungen gehört e s , zu bemerken, daß im Folgenden auch im Blick auf den kirchlichen Pietismus in Württemberg keineswegs so etwas wie eine Gesamtdarstellung der mannigfaltigen eschatologischen Konzeptionen versucht wird; stattdessen geht es uns lediglich darum, an einigen uns besonders wichtig erscheinenden theologischen Entwürfen exemplarisch aufzuweisen, was es dort mit der universalen Hoffnung auf die Apokatastasis panton (und in dem Zusammenhang: auf das 1000-jährige Reich) auf sich aht und so die o . g . Fragen zu beantworten. Bei unseren theologiegeschichtlichen Studien zur Bedeutung der Apokatastasis in Württemberg können wir uns - unter stetem kritischen Rückgriff auf maßgebliche Quellenschriften württembergischer Pietisten (wie angedeutet) beziehen auf Ergebnisse aus der bisherigen intensiven Erforschung des württembergischen Pietismus, in der ein Teil der Fragen wenn auch an verstreuten Orten und häufig nur latent - durchaus mitbedacht wurde. Es geht uns also darum, im Rückgriff auf wichtige Schriften aus dem württembergischen Pietismus und zum württembergischen Pietismus bekannte und halbbekannte Sachverhalte hinsichtlich des Apokatastasisthemas ans Licht zu bringen und so zusammen zuordnen, daß die Relevanz dieses Theologoumenons im Rahmen des württembergischpietistischen eschatologischen Denkens deutlich wird. Zur von uns gewählten Darstellungsweise ist noch zu bemerken, daß in den folgenden Kapiteln durchweg ziemlich ausführlich Texte aus dem württembergischen Pietismus zitiert werden. Das scheint uns aus zwei Gründen v . a . naheliegend zu sein: zum einen ist ein Großteil der hier verarbeiteten Literatur nur sehr schwer zugänglich, so daß ein bloßer Hinweis auf Seitenzahlen etc. für den Leser nicht sehr hilfreich wäre; zum andern kommt der Beziehungsreichtum und die Eigenart des württembergisch-pietistischen Denkens in längeren Zitatpassagen aus den Schriften der württembergischen Väter besonders anschaulich zum Ausdruck. Dieser Beziehungsreichtum, der natürlich mit der württembergischen Grundeinsicht zu tun hat, daß es stets bei jeder Äußerung um 'das Ganze' geht, bringt es auch mit sich, daß im Folgenden Wiederholungen und Querverweise nicht zu vermeiden sind. 5. Näherbestimmung des Gangs der Untersuchung über das Gesagte hinaus ist die Aufgabe der folgenden Kapitel einzugrenzen und zu präzisieren: zu klären bleibt, an welchen Konzeptionen aus dem württembergischen Pietismus nun exemplarisch die Relevanz der Apokatastasisvorstellung aufgewiesen werden soll. Wenn wir in unserer Arbeit vom 'württembergischen Pietismus des 18. Jahrhunderts' reden, so meinen wir die Zeitspanne von den ersten An-
- 30 fängen des Pietismus in Württemberg um etwa 1680 bis zum Beginn jener neuen Entwicklungen ab ca. 1820, die die Erweckungsbewegung im Württemberg des 19. J a h r h u n d e r t s gebracht h a t . Bei allem nötigen Vorbehalt gegen geschichtliche Periodisierungen und 'Phaseneinteilungen' scheint es uns doch sinnvoll und legitim zu sein, den Zeitraum von ca. 1680 und ca. 1820 in drei große 'Abschnitte' zu untergliedern^®: (1) die Zeit des f r ü h e n württembergischen Pietismus vor Bengel (von ca. 1680 bis 1720), in der einige Wegbereiter ( C h r . Reuchlin, J . R . Hed i n g e r , J . A . und A.A. Hochstetter u . a . ) dem Pietismus Eingang in Württemberg v e r s c h a f f e n ; (2) die Blütezeit des württembergischen Pietismus u n t e r dem Einfluß J . A . Bengels und von Bengel geprägter Pietisten (ca. 1720 bis 1780); (3) die Zeit von ca. 1780 bis 1820, in der sich mit der Popularisierung des Pietismus einzelne festere Gruppierungen in Württemberg allmählich herausbilden (einerseits die M. Hahnsche Gemeinschaft, zum andern die Pregizerianer und erste Anfänge der altpietistischen Gemeinschaft 100); diese Phase könnte man als Übergangsphase vom alten Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s zur Erweckungsbewegung des 19. J a h r h u n d e r t s bezeichnen. In allen drei 'Phasen' bietet der württembergische Pietismus natürlich eine große Fülle einflußreicher Gestalten und sehr mannigfaltiger theologischer Gedanken. Gleichwohl gibt es in jeder dieser drei Phasen besond e r s prägende 'Schlüsselfiguren', von deren Theologie her sich exemplarisch das Verständnis des gesamten württembergischen Pietismus in ihrem Zeitabschnitt (und d a r ü b e r hinaus) erschließt 101. Ad (1): Zunächst haben wir uns dem f r ü h e n württembergischen Pietismus in der Zeit von ca. 1680 bis 1720 zuzuwenden. Es ist wohl sinnvoll, f ü r diese Phase einen 'Nicht-Württemberger' h e r v o r z u h e b e n , d e r , jedenfalls tiefer als die württembergischen Hauptträger und Wegbereiter selbst auf Württemberg eingewirkt h a t : den 'Vater des Pietismus', P h . J . Spener (1635-1705). Aus mehreren Gründen ist es naheliegend, f ü r diese Zeit auf Spener einzugehen. J . A . Bengel, der wichtigste der 'Schwabenväter' im 18. J a h r h u n d e r t , hat Spener nicht zuletzt wegen dessen Eschatologie über alles geschätzt: Bengel nennt Arndt und Spener die "zween grossen geistlichen Patriarc h e n " ^ , wobei Spener das Verdienst zukomme, daß er - hierin einen Schritt weiter als Arndt 103 - gerade das eschatologische Denken in die rechte Richtung gewiesen habe, was Bengel - N.B. - als einen k o n s t i t u tives heilsgeschichtliches Datum 10^ wertet; Bengel sagt zur Bedeutung der Spenerschen Eschatologie: "Eine grosse Thüre ward d u r c h den t h e u r e n Spener a u f g e t h a n , als welcher die von ihm und andern so genannte Hoffnung b e s s e r e r Zei-
- 31 ten wieder h e r v o r g e b r a c h t , alle particülarien zwar auf das b e h u t samste, . . . bey seit gesetzet, die Hauptsache aber mit grossem E r n s t , Standhaftigkeit und Gewisheit, bis in den Tod vertheidiget h a t . Von da an dringet die Wahrheit in diesem Stücke immer mächtig e r , wiewol zwischen vielen I r r u n g e n , hindurch"105. Allein schon diese starke Betonung der Eschatologie Speners bei Bengel legt es nahe, Speners Hoffnung b e s s e r e r Zeiten (unten beschrieben in Kap. II, 1.) kurz darzustellen, besonders wenn man b e d e n k t , daß Speners eschatologische A u f f a s s u n g von der Hoffnung b e s s e r e r Zeiten (vgl. dazu unten Kap. II, 2.) theologisch nicht allzuweit e n t f e r n t ist von jener Apokatastasis panton, die der mit Spener eng verbundene radikale Pietist J.W. Petersen um die Jahrhundertwende vehement - nicht zuletzt in Württemberg - propagiert (vgl. unten Kap. II, 3 . ) . Aber auch ganz abgesehen von der Bedeutung, die Bengel selbst dem "Patriarchen" Spener und dessen Hoffnung b e s s e r e r Zeiten zuschreibt, legt es sich f ü r uns nahe, die Eschatologie des f r ü h e n württembergischen Pietismus u n t e r Berücksichtigung von P h . J . Spener und dessen Eschatologie zu beleuchten. ι nfi M. Brecht hat sehr deutlich in einem instruktiven A u f s a t z 1 " " die "Präg u n g , die die württembergische Kirche in einzigartiger Weise durch Spener e r f a h r e n h a t " l ^ , beschrieben. In diesem Aufsatz wird die konstitutive Bedeutung Speners f ü r den vorbengelschen f r ü h e n württembergischen Pietismus ebenso klar hervorgehoben wie die insgesamt u n g e wöhnlich milde irenische und wohlwollende Haltung der offiziellen w ü r t tembergischen Kirche Spener g e g e n ü b e r : "Solöh zuvorkommende Behandlung wie in Württemberg ist Spener in den deutschen Landeskirchen nicht oft widerfahren"109. Bezüglich der in dieser Arbeit interessierenden Hoffnung b e s s e r e r Zeit e n , die andernwärts aufs heftigste umstritten ist, kommt diese württembergische Haltung deutlich in jenem überaus charakteristischen 'Edikt b e t r e f f e n d die Pietisterey' von I694HO zum A u s d r u c k . In seinem Aufsatz über Spener und Württemberg referiert Brecht die Aussagen des Edikts zur Eschatologie knapp und zutreffend so: "Hinsichtlich des Chiliasmus bezog man sich (in diesem Edikt) auf Confessio Augustana XVII. Darüber hinaus aber wurde festgestellt: Über die Frage der Bekehrung der J u d e n , den Fall Roms und die Hoffnung b e s s e r e r Zeiten f ü r die Kirche d ü r f e gesprochen werden, hierin d ü r f e man auch dissentieren. . . . Der Dissentierende darf darum auch nicht als Ketzer bezeichnet werden. Hier wurde v . a . f ü r Speners eigene (sie) Eschatologie u n t e r dem Schutzmantel der Orthodoxie Raum geschaffen, und das mit Hilfe von Speners Unterscheidung zwischen fundamentalen und nicht-fundamentalen Artikeln. Mit einigem Geschick konnte man von nun an fast jede Art von Chiliasmus in Württemberg v e r t r e t e n " H l ,
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und eben auch je länger je mehr die dem Chiliasmus verwandte, e b e n falls in CA 17 abgelehnte Vorstellung von der Apokatastasis panton. All diese Sachverhalte lassen es wohl gerechtfertigt erscheinen, in Bezug auf u n s e r e Arbeitsaufgabe die württembergisch-pietistische F r ü h phase (ca. 1680-1720) von P h . J . Spener und seiner Eschatologie her näher in den Blick zu nehmen. Ad (2): Für die Blütezeit des württembergischen Pietismus von ca. 1720 bis 1780 erscheint es sinnvoll, sich auf zwei wichtige württembergische Pietisten zu konzentrieren: auf J . A . Bengel (1687-1752) und auf F r . C h r . Oetinger (1702-1782). Zu Recht hat man e r s t Bengel und Oetinger (und nicht schon deren frühpietistische Vorgänger in Württemberg) als "eigentliche F ü h r e r g e s t a l t e n " 1 1 ^ , sozusagen als 'Schwabenväter im Vollsinn des Wortes', b e zeichnet . "Sein eigenes Profil hat der schwäbische Pietismus erst relativ spät im Verlauf der pietistischen Bewegung bekommen. Er v e r d a n k t es in e r s t e r Linie Johann Albrecht Bengel"H3, a b e r in der Folgezeit dann auch F r . C h r . Oetinger, im Vergleich mit dem nach A. Ritsehl "Württemberg keinen genialeren Theologen auf zuweisen m11 4 A u f g r u n d der h e r v o r r a g e n d e n B e d e u t u n g , die Bengel und nach ihm auch sein Schüler Oetinger - jeder auf seine Weise - f ü r Württemberg besitz e n 1 1 5 legt es sich nahe, die Bedeutung der Apokatastasisvorstellung und ihre Entwicklung in Württemberg von etwa 1720 bis 1780 anhand der Eschatologien Bengels (Kap. III) und Oetingers (Kap. IV) zu verfolgen und nachzuzeichnen. Bei diesem Versuch haben wir einschränkend zu berücksichtigen, daß Oetingers Weiterentwicklung des Bengelschen Erbes u n t e r Bengels Nachfolgern keineswegs unumstritten i s t , sondern daß eine "schöpferische, um Fortbildung des Überkommenen bemühte" 1 1 ® Richtung der BengelSchüler ( V e r t r e t e r : Oetinger, Fricker, M. Hahn z . B . ) von einem anderen eher konservativen Flügel (Vertreter z.B. B u r k , Rieger, Roos) u n terschieden werden k a n n . Daß diese Auseinanderentwicklung in zwei Richtungen d u r c h a u s auch mit der Frage nach der Apokatastasis panton zu tun h a t , wird in einem längeren Exkurs im Anschluß an Kap. IV angedeutet. Ad (3): Für die Phase nach 1780 ist es a u f g r u n d der oben angedeuteten allmählichen Herausbildung verschiedener pietistischer Gemeinschaften noch schwieriger, maßgebliche, allseits anerkannte pietistische Führergestalten namhaft zu machen. Mit der Gruppenbildung nehmen auch die innerpietistischen Gegensätze und Kontroversen zu. Gekennzeichnet ist dieser Zeitraum - neben der Gruppenbildung - d a d u r c h , daß das Laienelement 1 1 7 im württembergischen Pietismus zum Durchbruch kommt und bestimmend wird. Charakteristika dieses Zeitraums - Gemeindegrün-
- 33 dung und die wachsende Bedeutung des Laienelements und des 'volkstümlichen Pietismus' - spielen in besonders eindrucksvoller Gestalt im Leben und in der Lehre des M. Hahn (1758-1819) eine Rolle. Auf M. Hahn, einen aus sehr einfachen Verhältnissen stammenden theologischen Autodidakten, der das v e r e h r t e Haupt der nach ihm sich n e n n e n d e n , bis heute in Württemberg existierenden pietistischen Gemeinschaft geworden i s t , konzentrieren wir uns in Kap. VÜ®. M. Hahn, von dem man mit J . Trautwein d u r c h a u s sagen d a r f , er sei ein "Erzvater des P i e t i s m u s " * ! ^ (j e i . j n "Theologie, Leben und Nachwirkung gerade als Laie und nicht als Theologe originaler wirkt als selbst Oetinger und Bengel "120> u n s e r e eschatologische Fragestellung besonders i n t e r e s s a n t , da die Hahnsche Gemeinschaft im 19. J a h r h u n d e r t und bis in die Gegenwart hinein mit Nachdruck die Hahnsche Lehre vom 1000-jährigen Reich und von der Apokatastasis panton als theologische Zentrallehre verteidigt h a t . Es gilt also f ü r die Spätphase des 18. J a h r h u n d e r t s (ca. 1780 bis 1820) anhand der Eschatologie M. Hahns festzustellen, welche Bedeutung der Apokatastasisvorstellung im württembergischen Pietismus dieser Zeit zuzuschreiben i s t , wobei im Blick bleiben muß, daß die Vertreter der v e r schiedenen Richtungen des Pietismus diesbezüglich keineswegs unisono r e d e n . Auf diesen Sachverhalt werden wir bei der Behandlung von Hahns Apokatastasislehre des öfteren zurückkommen. Schließlich geht es in einem Schlußabschnitt (Kap. VI) um ein Kurzresümee der Arbeitsergebnisse sowie um einen theologiegeschichtlichen Ausblick, der a n d e u t e t , in welcher Weise die Gedanken des 1000-jährigen Reiches und der Apokatastasis im Württemberg des 19. J a h r h u n d e r t s weitergewirkt und von da aus auch die Th'eologiegeschichte ü n s e r e s J a h r h u n d e r t s beeinflußt h a b e n .
KAPITEL
II:
Die d u r c h P h . J . Spener ausgelöste 'eschatologische Wende' 1 und deren Niederschlag im f r ü h e n württembergischen Pietismus (ca. 1680-1720)
Im Sinne der Überlegungen, die wir in Kap. I, 5. zu Spener und dem f r ü h e n württembergischen Pietismus angestellt haben, ist hier der Ausgangspunkt zu nehmen bei Speners Eschatologie, seiner Hoffnung b e s serer Zeiten.
1.
Zur grundlegenden Bedeutung der 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten 1 f ü r P h . J . Spener
Es ist schwer zu b e s t r e i t e n , daß f ü r P h . J . Spener (1635-1705), den maßgeblichen Begründer des deutschen Pietismus auf dem Boden der lutherischen Kirche, die 'Wiedergeburt' ein wichtiges Thema seines Wirkens darstellt, und es hat wohl d u r c h a u s sein Recht, zu betonen, daß die Orientierung an diesem Thema "zu einer grundsätzlich individualistischen Gesamtauffassung des Christentums f ü h r t e " ^ . Doch wäre mit einem Verweis auf die in der Tat bedeutsame Rolle, die theologie- und geistesgeschichtlich der von Spener ausgehende Pietismus zur Herausbildung individualistischer Gedanken in und außerhalb der Kirche spielt, f ü r die Grundintentionen des von Spener ausgehenden Pietismus nicht alles gesagt. Die landläufig.übliche Charakterisierung des von Spener geprägten Pietismus als einer lediglich auf den 'frommen Einzelnen' konzentrierten, die anthropologischen Stichworte 'Wiedergeburt* und 'persönliche Frömmigkeit' in den Vordergrund stellenden kirchlichen Reformbewegung ist unzureichend, da sie zu k u r z g r e i f t : gebührend zu berücksichtigen ist der - verglichen mit den eschatologischen Grundüberzeugungen L u t h e r s , der Bekenntnisschriften (CA 17!) und der Orthodoxie - optimistische Klang und die damit v e r b u n d e n e betont universale Ausrichtung der Spenerschen Eschatologie. Diese bedeutende Komponente des Spenerschen Denkens ist - wie oben angedeutet und im Folgenden zu zeigen sein wird - in besonderem Maße im württembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s wegweisend geworden . Seit Speners pietistischer Programmschrift, den 1675 erschienenen 'Pia Desideria'^, zeigt es sich, daß f ü r Speners eschatologisches Denken eine d u r c h a u s eigentümliche 1 ' universale Zukunftserwartung bestimmend ist: die von ihm sog. 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten f ü r die Kirche', eine Erwarr u n g , die Spener einerseits nicht strikt glaubensverbindlich machen will·',
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andererseits aber doch zäh gegen die erbitterten Angriffe von lutherisch-orthodoxer Seite verteidigt® und entschieden bis zu seinem Lebensende f e s t h ä l t j a von der man auf jeden Fall sagen kann, daß sie für Speners Glauben, Denken, Tun und Lehren eine konstitutive Bedeutung besitzt; Spener selbst betont einmal, daß er "solche sache ( s c . die Hoffnung besserer Zeiten) auch nimmermehr fahren lassen könte; also daß mir mit hinfallung derselben die gewißheit des gantzen Göttlichen worts/so ferne seye/zugleich mit hinfallen müste"^. Was heißt nun bei Spener Hoffnung besserer Zeiten? Inhaltlich umschließt sie für ihn Folgendes: daß "noch vor dem ende der weit das Römische Babel und Pabstthum von grund aus gestürtzet /hingegen das Jüdische volck durch göttliche gnade wiederum bekehret/darmit aber die erkäntnüß GOttes aller orten herrlich gemehret/die Christliche kirche in einen viel herrlichem und heiligern stand gesetzet/und in solchem die erfüllung aller übrigen göttlichen verheissungen /die in diese zeit gehören/erfolgen solle/wohin ich auch die tausend jähr der Offenbarung Johannis ziehe "8a. Speners Zukunftserwartung zielt also auf eine Gnadenzeit vor dem Weltende, die insofern universale Ausprägung besitzt, als im Zusammenhang des erwarteten Falls des Papsttums, der Judenbekehrung und der Entschränkung der Kirche "die erkänntnüß GOttes aller orten herrlich gemehret " wird, und die insofern einen optimistischen Klang aufweist, als er sich - durchaus im Gegensatz zur herrschenden lutherischen Tradition in der Orthodoxie - nicht direkt am Jüngsten Tag und damit an der Möglichkeit des eschatologischen Heils bzw. Verlorengehens orientiert9, sondern an den bis dahin noch ausstehenden göttlichen "verheissungen". Zwei biblische Beweisstellen sind für die Spenersche Zukunftserwartung besonders wichtig 1 ^: zum einen aus Rom. l l , 2 5 f . (und ähnlichen Stellen, auch aus dem Alten Testament) die Verheißung der zukünftigen JudenbekehrunglQ a , die Spener vor dem Jüngsten Tag erwartet, und zum andern aus Offb. 18f. die Verheißung vom Fall der Hure Babylon; letzterer bezieht sich nach Spener auf den zu erwartenden Fall des römischen Papsttums vor dem Jüngsten Tag. Hinzu käme - wie das letztgenannte Zitat am Ende auch andeutet - Offb. 2 0 , I f f . mit der Verheißung des 1000-jährigen R e i c h e s 1 1 . Spener ist sich gewiß darüber, daß seine Auffassung von der Hoffnung besserer Zeiten, die v . a . auf Rom. 11 und Offb. 18f. basiert, als Schriftwahrheit autorisiert i s t : "Sehen wir die heilige Schrifft an/so haben wir nicht zu zweifflen/daß GOtt noch einigen bessern Zustand seiner Kirchen hier auff Erden versprochen h a b e " 1 2 .
- 37 und es gelingt ihm im Laufe der Zeit auch, Bibelworte, die der Hoffnung besserer Zeiten angeblich entgegenstehen, so zu verstehen, daß sie mit ihr im Einklang stehen Bereits in den 'Pia Desideria' stellt die Hoffnung besserer Zeiten keineswegs eine marginale Privatmeinung Speners dar, sondern eher schon ein Kernstück dieser Schrift. Die Hoffnung besserer Zeiten, die Spener im knappen Mittelteil seiner Programmschrift behandelt* 4 , beinhaltet den Grund, von dem aus die Kirchenkritik (im Teil 1 der 'Pia Desideria') und die Reformvorschläge (Teil 3 der 'Pia Desideria') überhaupt erst ermöglicht werden; für Spener setzt - so darf man es u.E. deuten - diese eschatologische Hoffnung die kritische und reformierende Mitarbeit des Menschen an Gottes Werk erst f r e i . Spener selbst sagt in den 'Pia Desideria' im Zusammenhang mit der Hoffnung besserer Zeiten: "In dem wir aber solche erfüllung hoffen/so wil nicht gnug seyn/derselben bloß dahin zu warten . . . /sondern es liget uns allen ob/daß wir so viel eins theils zu bekehrung der Juden und geistlicher Schwächung deß Pabstthums /oder andern theils zu besserung unserer kirchen gethan werden mag/zu werck zu richten nicht säumig seyen "15. Hier zeigt sich, daß für Spener die Hoffnung besserer Zeiten aufs engste mit der erwünschten Reform der Kirche zusammengehört, daß von der Hoffnung besserer Zeiten her Eschatologie und Ethik aufeinander bezogen sind. Daß Gott nach biblischem Zeugnis vor dem Weltende auf dieser Erde einen besseren Zustand der Kirche verheißen hat, bietet ebenso die Grundlage dafür, das Verderbnis der Kirche zu kritisieren, wie die Richtung, auf welche Perspektive hin die bestehende Kirche umzugestalten sei. Von dieser Grundlage und Perspektive her wird dann auch Speners Orientierung am Vollkommenheitsgedanken (der in den 'Pia Desideria' bereits eine ziemliche Rolle spielt 1®) verständlich. M. Schmidt sagt vom Zusammenhang des Vollkommenheitsmotivs und der eschatologischen Erwartung bei Spener: "Der entscheidende Rechtsgrund für seinen (sc. Speners) . . . Perfektionismus liegt in seinem Gottesbegriff: Gott ist es, der seine Verheißungen hält" 1 7 ; "Gott hat einen besseren Zustand der Kirche v e r heißen, darum ist er e r r e i c h b a r " ^ . Sowohl für den Einzelnen wie für die G e m e i n s c h a f t ^ geht es nach Spener um eine Orientierung an der Vollkommenheit. Dieser durch Speners Hoffnung besserer Zeiten entscheidend mitgeprägte perfektionistische Grundton ist ein durchaus bezeichnendes Charakteristikum Spenerschen Denkens, und zwar über die programmatischen 'Pia Desideria' hinaus in sei-
- 38 nem gesamten theologischen und kirchlichen Wirken. Zu Recht hält M. Greschat f ü r Speners Theologie f e s t : "Die Hoffnung b e s s e r e r Zeiten ist also mit einem optimistischen Perfektionismus aufs engste v e r b u n d e n "20. Der eschatologische Ermöglichungsgrad dieses Perfektionismus, Speners s t e t s festgehaltene Erwartung einer von Gott zu schenkenden Gnadenzeit vor dem Weltende, eines 'Frühlings vor dem Sommer der Ewigkeit'21, stellt u n ü b e r s e h b a r eine bemerkenswerte Korrektur der genuin lutherischen und ebenso der lutherisch-orthodoxen Lehre von den letzten Dingen d a r , der gemäß eschatologische Erwartung direkt auf den J ü n g s t e n Tag mit Verdammung oder E r r e t t u n g , Gericht oder Gnade bezogen gedacht und gelehrt wird: die Hoffnung b e s s e r e r Zeiten wird "in i h r e r vollen Tragweite erst s i c h t b a r , wenn man sie auf dem Hint e r g r u n d des orthodox-lutherischen Verständnisses . . . von Eschatologie und Geschichte betrachtet "22. Dabei wird d u r c h die universal-optimistischen eschatologischen Gedankengänge Speners freilich nicht das J ü n g s t e Gericht und die Möglichkeit der ewigen Verdammnis in Frage gestellt, trotzdem aber d u r c h die vorgeschaltete Gnadenzeit der Gerichtsernst aus der lutherischen T r a dition in gewisser Weise relativiert. Dieser deutlichen Spannung der Spenerschen zur traditionell lutherischen Eschatologie entspricht bezeichnenderweise auch eine u n t e r s c h i e d liche A u f f a s s u n g der R e c h t f e r t i g u n g 2 ^ und analog auch eine u n t e r s c h i e d liche A u f f a s s u n g vom weltlichen und geistlichen Regiment Gottes24. Daß der Spenerschen Hoffnung b e s s e r e r Zeiten eine erhebliche theologische Bedeutung zukommt, ist - in einem gewissen Gegensatz zur f r ü h e ren Pietismusforschung25 - erst in letzter Zeit sehr deutlich h e r a u s g e arbeitet w o r d e n 2 6 . Wie nun auch immer die bis in die Gegenwart hinein strittige historische Frage beurteilt werden mag, auf welche Weise und d u r c h Aufnahme welcher Traditionen Spener zu seiner Hoffnung b e s s e r e r Zeiten gekommen ist27, so wird man doch wohl sagen d ü r f e n , daß die theologische Relevanz, welche der Hoffnung b e s s e r e r Zeiten f ü r Speners Denken zukommt, in der neueren Spener-Forschung zu Recht deutlich in den Vordergrund gestellt worden i s t . Diese knappen A u s f ü h r u n g e n zur Spenerschen Zuk u n f t s e r w a r t u n g können zur Grundlegung des Folgenden hier genügen.
2. Speners Verhältnis zu den eschatologischen Lehren des Ehepaares Petersen Unzweifelhaft hat Spener mit seiner im Vergleich zum Luthertum u n i v e r salen und 'optimistischen' eschatologischen A u f f a s s u n g von der Hoffnung b e s s e r e r Zeiten
- 39 "eine Bresche in die kirchliche Lehre von den letzten Dingen geschlagen und so sehr bunten und mannigfaltigen Meinungen das Einströmen ins evangelische Christentum erleichtert" 2 ^. In besonderem Maße betrifft das die beiden in CA 172^ angeführten und verurteilten eschatologischen Lehren: den Chiliasmus und die Apokatastasis. Speners lebenslanges Eintreten für die Hoffnung besserer Zeiten hat maßgeblich mit dazu beigetragen, daß sowohl chiliastische Vorstellungen wie andererseits z . T . auch die - mit dem Chiliasmus v e r wandte - Lehre von der Apokatastasis in kirchlich-pietistischen Kreisen und darüber hinaus gefördert und verstärkt wirksam geworden sind. Dieser Sachverhalt wird nirgend in der Weise exemplarisch deutlich wie im Hinblick des Verhältnisses Speners zu dem Ehepaar Petersen (J.W. Petersen, 1649-1726; J.E. Petersen, geb. von und zu Merlau, 16441724) 30 . Die Petersens, denen Spener allen theologischen Differenzen zum Trotz bis zu seinem Lebensende menschlich sehr nahesteht (sie werden 1680 im Spenerschen Haus g e t r a u t ! ) , sind ursprünglich - jeder für sich stark geprägt durch die theologische und geistliche Autorität Speners Aufgrund ihrer eigenwilligen Weiterbildung von eschatologischen Vorstellungen 3 2 , die sie zunächst zu dezidierten Vertretern des Chiliasmus 33 (daraus folgt Petersens Absetzung als Superintendent in Lüneburg 3 ^) und kurz darauf zu nicht minder dezidierten Vertretern der Lehre von der Apokatastasis 3 ^ macht, entwickeln sie sich nach und nach zu radikalen Pietisten, die zweifellos "zu den fesselndsten Erscheinungen des pietistischen Schwärmertums" 3 ^ zu rechnen sind. "Einen Platz in der Geschichte der Theologie gibt dem Ehepaar", so urteilt Ε. Hirsch zu Recht, "allein die . . . Propaganda für die Lehre von der Wiederbringung aller Kreaturen" 3 ^. Während so das Ehepaar Petersen in innerer Folgerichtigkeit die universaloptimistische Grundstimmung, die ihre Eschatologie mit der Speners gemeinsam besitzt 3 ®, ab etwa 1685 weiterentwickelt zu einer streng chiliastischen Konzeption und von da aus (unter dem Einfluß der englischen Böhme-Schülerin J. Leade, einer Mystikerin und Visionärin, die mit ihrer zentralen Lehre von der Apokatastasis nicht nur in der von ihr gegründeten Philadelphischen Sozietät Einfluß erreichte zur entschiedenen Propaganda für die Lehre von der Apokatastasis panton, verharrt Spener von 1675 bis zu seinem Lebensende bei seiner Hoffnung besserer Zeiten, weiß sich dabei aber auf eigentümliche Weise kritisch-solidarisch verbunden mit der apokalyptisch-chiliastischen Weiterentwicklung der Petersenschen Eschatologie. Diesen Sachverhalt gilt es im Folgenden in seinen Grundzügen nachzuzeichnen.
- 40 (1) Was zunächst den Chiliasmus^Q betrifft, ist Spener über diese Weiterentwicklung bei den Petersens voll informiert; 1692 drückt er in einem Schreiben in besonders charakteristischer Weise aus: "Die lehre von dem tausendjährigen reich hat er ( s c . J.W. Petersen) bereits viele Jahre gehabt, und auch mit mir schriftlich daraus communiciret, ob wir wol nicht eins darinnen werden können "41. Im Folgenden referiert dann Spener zutreffend die entscheidenden Kernpunkte der Petersenschen chiliastischen Position, der er nicht vorbehaltlos zustimmen kann: "Dann er ( s c . Petersen) . . . glaubet, daß die gerechten zu anfang der 1000. jähre zwar würden leiblich auferstehen und mit CHristo regieren, nicht aber widerum ein leibliches leben, als die schon verklärte cörper haben, führen, daher er in solchem reich allezeit distingviret die obere und untere kirche, da unter diese gehören die damal bekehrten juden und heiden, so auf der erden ihr leben fortsetzen, aus denen endlich noch Gog und Magog wider entstehet: zu der obern himmlischen kirche aber gehören die auferstandene, welche alsdann mit CHristo auch über die untere kirche herrscheten"42. Zu einer so weit durchdifferenzierten und durchsystematisierten Lehre vom Millennium kann Spener nicht seine Zustimmung geben; v . a . Petersens Bezug von Offb. 20, 4 f f . auf eine einleitende leibliche 'erste Aufe r s t e h u n g ' ^ vermag er nicht zu akzeptieren: "Was aber die leibliche auferstehung betrift, gleichwie mehrere sprüche der schrifft derselben einen grossen schein geben, so finde doch widerum so viel hindernüssen und difficultäten aus andern, daß sie noch nicht erkennen kan: ob wol auch solche meinung den grund des glaubens nicht verletzet "44. Diese exegetischen Skrupel sind e s , die Spener vom ausgesprochenen Chiliasmus Petersenscher Prägung trennen. Spener hält sich strikt an die ihm schon klaren Erkenntnisse: "Was die tausend jähr Apoc.20 anlangt/ob ich wol mit Hr. D.Petersen weder die leibliche auferstehung aller gerechten daraus erkennen vermag/noch in allen übrigen umständen mit ihm eins bin; so sind mir doch diese beyde stück unzweifenlich 1. daß die tausend jähr noch nicht angefangen /sondern /mit der stürtzung des papstums angehen sollen, welches ich aus der connexion c . 19,20. mit c . 2 0 , 1 0 . mich gewiß versichere . . . . 2. Daß die tausend jähr lauter gutes dem reich CHristi bringen werden: denn ob ich wol nicht alles zu determiniren getraue, meine doch, daß es nicht fehlen könne, es müsse eine allerdings selige zeit seyn / wo der teufel . . . in dem abgrund gebunden ist "45.
- 41 Wichtig im Verhältnis Speners zu Petersens Chiliasmus i s t , daß Spener mit der Petersenschen Apokalypsedeutung nicht voll einverstanden i s t , sich aber andererseits ihr exegetisch auch nicht gewachsen weiß und Petersen als Spezialisten der Apokalypsedeutung große Hochachtung z o l l t S p e n e r gibt zu, daß er Petersens Auffassung "nicht widerlegen k a n , sondern so es zum disputat käme, unten ligen müste" 4 ?, s o j s t auch bei Oetinger festzustellen, wie H. Rusche zu Recht betont hatl36. Auch Oetinger kommt es wie seinem Lehrer Bengell^7 darauf an, daß im zu erwartenden Millennium die universale Heilsprophetie des Alten Testaments zur Erfüllung kommt. Dieser Aspekt spielt in der Schrift 'Die güldene Zeit' eine dominierende Rolle. Mit Hilfe zahlreicher alttestamentlicher Verheißungen, deren sich Oetinger bedient, wird das 1000-jährige Reich in glühenden Farben geschildert. Dabei kommt nach Oetinger J e s a j a l 3 8 eine besonders wichtige Rolle zu: "Um nun meinen Entwurf von der allervollkommensten Regierung in der güldenen Zeit zu geben, so muß man den Jesaias vor andern lesen. Denn dieser Prophet ist von Gott in die Umstände gesezt worden, daß er am königlichen Hof den Regierungsgeschäften mit Augen zugesehen, damit er vorbereitet sei, die Regierung des Messias, seines V e t t e r s , J e s . 5, 1. desto eigentlicher zu beschreiben"139. "Aus diesem Jesaia will ich nun mit Zuziehung der andern Propheten den Entwurf der Regierung des Messias in der letzten Zeit heraus ziehen"140. Dabei geht Oetinger so v o r , daß er sich die Kapiteleinteilung des e r s t e n Teils seiner Abhandlung 'Die Güldene Zeit' ("1. von der Majestät des Königs Jesu Christi . . . . 2. von der Residenz, Land und Unterthanen des Königs . . . . 3. von den Gesezen und Anstalten zur Gerechtigkeit . . . . 4. von der Veränderung in der Natur . . . . 5. von der allgemeinen Glückseligkeit Aller und Jeder zu dieser Z e i t " l 4 l ) aus J e s . 60 ( V . l ; 9f.; 11 f . ; 15-20) vorgeben läßt.
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Wie Bengel ist Oetinger der Meinung, daß die alttestamentlich-prophetische Hoffnung auf universales Heil nicht allein auf die Phase nach dem Ende der Welt und dem J ü n g s t e n Gericht (also auf das Eschaton im engeren Sinne) zu beziehen sei, sondern - im Sinne der 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten' - schon auf diese Welt, in der sich in den satanslosen 1000 Jahr e n , die b e v o r s t e h e n , die Universalität des göttlichen Handelns in bisher ungekanntem Maße o f f e n b a r e n wird. Freilich teilt auch Oetinger Bengels A u f f a s s u n g ! 1 ^ , daß diese glückseligen 1000 Jahre noch nicht das Eschaton darstellen, sondern daß da noch ein Vorbehalt in Rechnung zu stellen sei: "Es wird zwar noch nicht die Zeit sein, da das Verwesliche wird anziehen das Unverwesliche, gleichwohl wird eine große V e r ä n d e r u n g in der Natur v o r g e h e n " 1 4 3 . Das Jerusalem, das Oetinger als Zentrum des chiliastischen Reichs e r w a r t e t , "wird so gebaut s e y n , daß man daraus sehen könne die Herrlichkeit des neuen Jerusalems . . . , der Unterschied ist n u r d e r , daß das neue Jerusalem ganz unverweßlich i s t , hingegen ist diß Jerusalem noch nicht ganz unverweßlich. In beeden haben die Berge, der Strom lebendigen Wassers, die Bäume, die F r ü c h t e n , die Mauern, die Thoren manche A e h n l i c h k e i t " 1 4 4 . Auch die Ereignisse nach dem 1000-jährigen Reich (bzw. den doppelten 1000 J a h r e n ) werden von Oetinger in der gleichen Weise erwartet wie bei Bengel: in der rechten Reihenfolge ist zunächst "der große Gerichtsund Scheidungstag Jesu Christi"145 z u e r w a r t e n , danach kommt es zu den ewigen Strafen der Unseligen einerseits und "zum neuen Himmel und Erde"146 a n d e r e r s e i t s ; dabei wird das neue Jerusalem bei Oetinger a u s drücklich nach Bengels 'Erklärter O f f e n b a r u n g ' b e s c h r i e b e n ^ ? . Die große Nähe von Oetingers Chiliasmus zu dem Bengels geht auch aus der Art und Weise h e r v o r , wie Oetinger seinen und Bengels Chiliasmus vehement und leidenschaftlich gegen die 'Antichiliasten' als den wahren und biblisch legitimierten verteidigt: "Niemand ist im Stand, . . . einen einzigen (sc. chiliastischen) Lehrsaz, den ich v o r g e b r a c h t , zu widerlegen, er müßte sich denn selbst vor der geraden Vernunft lächerlich machen. Ich werde dem mit aller Ehre b e g e g n e n , der es vermag; er muß mich aber nach eben diesen Regeln (sc. r e c h t e r Schriftauslegung) widerlegen, sonst halte ich seine Einwürfe f ü r ein leeres G e s c h w ä z " 1 4 8 . "Nichts ist a l b e r n e r , als wenn man das Königreich Jesu mit dem chiliastischen Spott belegt. Solche tolle Einwürfe, die man auch gegen den erleuchteten Bengel macht, fallen auf den Bogen solcher ungewissen Schützen z u r ü c k " 1 4 9 . Alle wesentlichen Züge von Bengels Chiliasmus finden sich also bei Oetinger wieder; u n ü b e r s e h b a r leiten und prägen Bengelsche eschatologische Grundeinsichten Oetingers Verständnis des 1000-jährigen Reichs. H. Rusche sagt zu Recht von Oetinger: "Er will Chiliast sein", der "mit Bengel in einer Reihe zusammen gesehen werden"1*>0 möchte. Hinsichtlich des
- 113 Verständnis des 1000-jährigen Reichs ist nach Oetinger sein theosophischer Gewährsmann J. Böhme weit hinter Bengel zurück: Böhme habe es an einem sachgerechten Verständnis des 1000-jährigen Reichs (wie der gesamten O f f b . und damit der Eschatologie überhaupt) gemangelt 150a. An dieser Stelle überbietet Oetinger korrigierend Böhme durch den Chiliasmus, desses rechtes Verständnis Bengel erschlossen hat. Gleichwohl - so werden wir sehen - wird die Böhmesche Theosophie f ü r Oetingers Erwartung der 'Güldenen Zeit' keineswegs irrelevant, sondern grundwichtig: Denn Oetinger selbst erwartet, daß in der güldenen Zeit, wenn Christi Königtum und Hohepriestertum·'· 51 voll in Kraft stehen, die biblischen und damit die berechtigten Elemente der Böhmeschen Theosophie herrlich vor aller Augen offenliegen. Oetinger erwartet nämlich (und damit kommen wir zum o . g . zweiten Arbeitsschritt), daß im chiliastischen Reich jenes 'Leben', in dessen Dienst sein gesamtes Wirken als Theologe, Philosoph und Naturforscher steht, dann als unentfremdetes und wiederhergestelltes präsent und sichtbar sein wird. Und da Oetinger sich bei seiner Konzeption, die im 'Leben' ihren systematischen Grundbegriff hat, v . a . der Böhmeschen Sicht der Natur verpflichtet weiß, erwartet e r , daß sich in der 'Güldenen Zeit' diese Sicht bestätigt finden wird: "Böhm ist nicht für diese Zeit, sondern meist für die lezte Zeit geschrieben "152. "Wahr ist, was Jak. Böhme schreibt, daß die Juden, Cabbalisten und Soharisten ihre Lehre in der lezten Zeit an Jak. Böhme corrigiren werden; aber alsdann ist das Hohepriestertum Jesu besser bekannt als jetzt, dadurch corrigiren sich die Fehler Jak. Böhmes s e l b s t " 1 5 3 . Nach Oetinger findet J. Böhme im 1000-jährigen Reich, was seine berechtigten Erkenntnisse angeht, ebenso Bestätigung wie die von Oetinger rezipierte Kabbala oder auch Oetingers 'sensus communis'-Lehre usw. Oetinger führt in seiner großen Abhandlung von der 'Güldenen Zeit' breit aus, daß alle seine Erkenntnisbemühungen um eine Einheitswissenschaft schließlich im Millennium herrlich Erfüllung finden: Die "Wissenschaft der Rechte und die Wissenschaft des Lebens an Leib und Seele" werden "nur eine Wissenschaft aus einer einzigen Grundweisheit ( s e i n ) . Denn die Zerreißung der Wissenschaften ist Folge der verderbten Zeit; die Vereinigung der Wissenschaften gehört zur Vorbereitung auf die güldene Zeit"154. "Es wird (im chiliastischen Reich) nur eine einzige Grundweisheit sein. Es wird nicht Jurisprudenz und Medicin von der Theologie mehr getrennt sein, sondern es wird die Historie ein Schauplatz der öffentlichen Wege Gottes, ja der ganzen Providenz und aller Sprüche Salomons sein. Die Theologie und Metaphysik wird nicht mehr unterschieden sein; sie wird die Quelle sein aller Erkenntnis. Das Recht wird aus der Theologie fließen, und die Medicin wird nichts sein, als eine emblematische Theologie; nemlich, man wird an Seelen und Leibern, an Kräutern, Thieren und Steinen die Abbildungen aller Kräfte der Wesenheiten in dem einzigen Grund, woraus alles geht, sehen"155.
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Mit dieser endgültigen Überwindung der T r e n n u n g d e r verschiedenen Wissenschaften im engen Zusammenhang s t e h t , daß Oetinger von den J u d e n , die übrigens in den 1000 Jahren nach seiner Meinung eine bedeutende Sonderrolle spielen w e r d e n d e e r w a r t e t , daß sie "nach der höchsten Cabbala aus dem Geist und aus dem Priesterthum Jesu ihre Geseze der Gerechtigkeit in dem Glauben Abrahams einsehen und üben"157 ; so daß die "Völker . . . von den Israeliten u n t e r w i e s e n " ! ^ werden können. So erwartet Oetinger im 1000-jährigen Reich die vollendende Bestätigung seiner eigenen kabbalistischen Erkenntnisbemühungen, er h o f f t , "daß alles Gesez, Gerechtigkeit . . . , O p f e r , Urim und Thummim, Magie, Kabbala werde nichts als Christus sein; Christus alles in allem, in dem durchdringenden e r k a n n t e n Namen Jehovah oder in den sieben Augen des Steins, Zach. 3, 9., wobei alle verborgenen Schäze der Weisheit und Erkenntnis körperlich werden dargestellt werden; daher auch in der ganzen Natur so große Veränderungen vorgehen werden"159. In diesen herrlichen 1000 satanslosen Jahren wird nach Oetinger das ursprüngliche Leben in der Natur wie in der Gesellschaft - d u r c h h e r r liche Veränderungen von der Geographie bis hin zum Recht - zutage t r e t e n . Diese zu erwartenden Veränderungen in Natur und Gesellschaft werden bei Oetinger - meist mit Rückbezug auf biblische Verheißungen sehr breit beschrieben. Nur einige wenige Aspekte können hier d a r g e stellt werden: Im chiliastischen Reich ist eine "große V e r ä n d e r u n g e n der Geographie "Ι®® zu erwarten: "große Erdbeben, Austrocknung der Flüsse und Meere, Versezung und Ebenmachung der Berge. . . . Gott wird sieben Ströme schlagen, daß sie v e r g e h e n , und selbige Flüsse ein Land sein, und ein Weg zur Wiederkehr der Zerstreuten in die Assyrische Gefängnis "161 Weiter erwartet Oetinger, daß Tod und Krankheit im Millennium fast u n bekannt sind!62, daß die Menschen "so alt werden als die C e d e r b ä u m e " 1 6 3 und daß "die Liebe in dem Ehestand und die keusche Entzündung zur Fruchtbarkeit so groß sein werde, als sie niemal . . . gewesen, so daß das Hohelied . . . in die vollkommenste Erfüllung gehen werde . . . und daß auch die Thiere ihre Unarten werden ablegen . . . , wie vielmehr die Menschen, bei welchen die Gefäße, welche den Samen in das Blut zurückf ü h r e n , in vollkommener Gesundheit ohne alle geile Brunst werde im Gange sein "164. Auch sonstige biologische Veränderungen stehen nach Oetinger im Leben der Natur im chiliastischen Reich aus: "Der Herr wird einen Bund machen mit den Thieren des Felds, mit den Vögeln des Himmels und mit dem Gewürm, nach Hos. 2, 18. , so wird alsdann ein Säugling spielen an dem Loch einer O t t e r , der Wolf
- 115 wird neben dem Lamm wohnen, und der Parder neben dem Bock. Jes. 11, 6 - 9 . " 1 6 5 . Besonderen Nachdruck aber legt Oetinger auf die Verfassung des Rechts im Leben der Gesellschaft im chiliastischen Reich 16f>. Auch hier sind nur einige wenige Aspekte der chiliastischen Hoffnung Oetingers vorzustellen. Im Millennium ist nach Oetinger Christus "ein Hoherpriester und Administrator der Rechte des Königreichs Gottes, damit alles exequirt werde nach dem Gleichgewicht des Rechts und der Barmherzigkeit, und daß sich die Barmherzigkeit endlich rühme wider das R e c h t " * 6 7 . In Christus und unter Christi Regiment kommt im Millennium das Recht zu seinem Ziel: dann "wird man erst sehen, was Naturrecht ist" 16 ®*; Christus wird "die unveränderlichen Geseze der Natur in Schwang bringen"169; es "werden sich also die jüdischen Geseze des Ezechielitischen Tempels verwandeln in die ewigen Geseze der N a t u r ' ^ O . Im Millennium wird "das öffentliche Recht Gottes " ^ l triumphieren, das "auf Verbesserung der Geseze der Nationen zielt"172, Dieser Sieg von Gottes 'öffentlichem Recht' schließt auch Gerichte ^ e j n - Q 0 tt wird nämlich nach Oetinger "doch endlich Rechenschaft von den Gesezgebern und Nationen f o r dern wegen der Geseze von der Leibeigenschaft, Vielweiberei, Beraubung der fremden Völker, Inquisition und Verbrennung der Kezer, Verkehrung der Religion u . s . f . , welches alles in großen Staaten zum speciellen öffentlichen Recht worden, das dem allgemeinen Recht widerspricht"174. Bezüglich des Rechts sind jetzt noch die "Herrlichkeiten des Reichs v e r deckt "^75 u n ( j n u r j m 'sensus communis' offenbar, sie "werden aber alle offenbar werden in der lezten Zeit . . . . Kurz, es wird da alles auf das vollkommenste allgemeine Recht, mit Abscheidung aller Weitläufigkeiten, hinaus laufen"· 1 7 6 . Wenn im Millennium "das Gesez der Freiheit unter dem König Jesu Christo"177 herrscht, hat diese große Reform und Vollendung des Rechts zur Folge, daß erstens "die Unterthanen bei aller Mannigfaltigkeit . . . eine Gleichheit untereinander haben "178 und "jeder ein Freiherr sein neben dem Andern"179 sein wird; zweitens ist im vollkommenen Leben des chiliastischen Reichs zu erwarten, daß alle "Gemeinschaft der Güter haben"180 ( was sich drittens darin auswirken wird, daß die Menschen "nichts von einander als Schuldigkeit fordern"181, d . h . "kein Geld 1 ft? würde gar nicht in Gebrauch sein" . Wie "diese drei Bedingungen der Glückseligkeit (Gleichheit/Freiheit, Gütergemeinschaft, vollkommene Gerechtigkeit) in dem Paradies bestan-
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d e n h a b e n , so werden sie sich in der 'güldenen Zeit', Oetingers 'Paradies auf Erden' in der letzten Zeit, wieder erweisen 183a Die bisherigen knappen Ausführungen zeigen zur Genüge, daß Oetinger bei seiner Schilderung der Zustände im 1000-jährigen Reich hinsichtlich der Universalität des zu Erwartenden Bengel noch weit übertrifft. Im 1000-jährigen Reich sieht Oetinger buchstäblich alle die Züge zusammenlaufen, die ihn in seinem universal ausgerichteten Denken beschäftigt haben: "'Leben' als vollkommene Ordnung der Natur und Geschichte "184 wird endlich im 1000-jährigen Reich zutage t r e t e n . Aber noch in anderer Hinsicht überbietet Oetinger den Bengelschen Chiliasmus. Der eigentliche Skopos und die Pointe seiner Schilderungen der Glückseligkeit des chiliastischen Reichs liegt nämlich darin, die Jetztzeit nach "dem Muster der besten Regierung"!®·' im Millennium auszurichten; deshalb adressiert Oetinger seine Schrift 'Die güldene Zeit' an die Denker und Herrscher seiner Zeit 186. Er erwartet, daß gemäß dem, was sich ab 1836 ereignen wird, jetzt schon die "Universitäten . . . ihre Denkungsart und Methoden verändern"18? und daß - wenn Oetinger da auch geringere Erfolgschancen prognostiziert - die Könige und Fürsten sich mit seiner chiliastischen Schrift "einen Spiegel der besten Republik aus der letzten Zeit vorhalten"188 lassen. Die "moralische Reflexion "189 im Sinne einer 'Gesellschaftskritik' ist aufs engste mit Oetingers Chiliasmus verknüpft. Das bedeutet, daß das in der güldenen Zeit zu erwartende 'Leben' jetzt schon verändernde Kräfte freisetzen soll, Kräfte des Lebens, bei denen freilich Gott als Ursprung, Ziel und Inbegriff des 'Lebens' streng im Blick behalten werden muß. So wird im Chiliasmus Oetingers "'Leben' . . . eine Kategorie der Kritik, insofern Leben über das Gegenwärtige hinausweist "190. Dieser wichtige theologisch-sozialethische Anspruch des Oetingerschen Chiliasmus ist hier nicht im einzelnen zu diskutieren. Zu verweisen ist auf die Arbeiten von Heinze und Piepmeier, wo dieser Aspekt in seiner Bedeutung gebührend herausgestellt w i r d 191. Überblickt man die bisherigen Ausführungen zu Oetingers Chiliasmus, wird deutlich, daß in Oetingers Lehre vom 1000-jährigen Reich - einem Teilaspekt seiner Lehre 'De novissimis' - brennpunktartig die verschiedenen Züge, die sein Denken bestimmen, zusammenkommen, und zwar in dem Sinne, wie es Oetinger von rechter Theologie verlangt: in einem dogmatischen Locus muß bei sachgerechter Behandlung alle£ systematisch so zusammengefaßt sein, daß sich alles durch jedes und jedes durch alles begreifen läßtl92. Und es wird auch klar, inwiefern Oetinger danken kann, "durch Bengels Offenbarungs-Erklärung ein festes Zeichen und eine gewisse Standarte" erhalten zu haben, so "daß alle Wissenschaften . . . dadurch eine Reform über kurz oder über lang werden leiden m ü s s e n " 1 9 3 . Denn jene "Reform", in dessen Dienst Oetingers gesamtes Denken (über Bengel hinaus) steht, nährt sich aus eben der chiliastischen Hoffnung, die Bengel von Gott geschenkt worden ist und die als
- 117 (wieder-)entdeckte in der 'Erklärten Offenbarung' maßgeblich zur Sprache kommt. Kurzum: Bengel hat das 'Daß und Wann' des chiliastischen Reichs richtig ans Licht gebracht und schon viel Wichtiges über das 'Wie' gesagt; letzteres aber kann Oetinger vertiefend weiterführen und im Blick auf die "Reform", zu der Bengel die Grundlage gegeben hat, für seine Zeit, die ja näher am Reich ist, zur Anwendung bringen. Der Abschnitt über Bengels Eschatologie hat gezeigt, daß die Universalität des 1000-jährigen Reichs bei ihm nicht das letzte ist; sie wird noch einmal überboten durch den nach dem Jüngsten Gericht zu erwartenden Neuen Himmel und die Neue Erde und durch die nach Ablauf der begrenzten Ewigkeiten mit ihren Strafen für die Unseligen sich schließlich vollziehende Apokatastasis panton. Auch einige der bisherigen Bemerkungen zu Oetinger haben explizit oder implizit für Oetingers Eschatologie in die gleiche Richtung gewiesenl 9 ^. Wenn Oetinger in seiner Abhandlung 'Die güldene Zeit' immer wieder betont, er wolle "Gottes Wege in das Ganze" 1 9 ^ verfolgen, so sieht er das Ende dieser Wege keinesfalls im 1000-jährigen Reich g e g e b e n l 9 f > : "Daß aber Ewigkeiten dazu gehören, die Kreatur höher zu bringen als in den 1000 Jahren, ist auch zu bedenken" 1 9 7 und daß Gott noch "vielerley Werkzeuge . . . zur Wiederherstellung aller D i n g e n " 1 9 8 gebrauchen werde. Auch für Oetinger ist also das 1000-jährige Reich nicht das letzte; die schlicht unüberbietbar scheinende Universalität des Heils wird also nach den 1000 Jahren noch einmal entscheidend überboten. Im Übergang zum Abschnitt zu Oetingers Apokatastasislehre ist hier nachzutragen, daß Oetinger bereits bei seiner Behandlung des Chiliasmus in seinem Werk 'Die güldene Zeit' verschiedentlich auf das Apokatastasisthema zu sprechen kommt. So sagt er, daß die Unrechttäter, die im chiliastischen Reich für ihre Verschuldungen zur Rechenschaft gezogen werden und ins Gericht kommen, "ihr Gericht . . . für die Verschuldungen, die sie in der bürgerlichen Gesellschaft auf sich geladen, so lange tragen müssen, bis die Blätter des Holzes des Lebens sie gesund machen"·'· 99 . Ebenso lehnt Oetinger in 'Die güldene Zeit' in seinem Abschnitt "Von den Gründen des Rechts überhaupt" die Theodizee der Wege Gottes nach Malebranche ab, welcher der Meinung ist: '"Die meisten Menschen werden verdammt; und Gott will doch alle selig machen. . . . Ich bin gewis, Gott liebt die Menschen, er will sie alle selig machen; daß er es aber nicht thut, kommt her, weil er alle Dinge liebt nach Proportion, daß sie zu lieben sind, weil er seine Weisheit mehr liebt, als seine Werke'"20°.
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Ein d e r a r t i g e s V e r s t ä n d n i s des Verhältnisses v o n Liebe und Recht Gottes wie bei Malebranche ( d a s an den unendlichen Höllenstrafen f e s t h ä l t ) lehnt O e t i n g e r strikt a b . O e t i n g e r rechnet mit jenem "absoluten V o r s a z d e r Liebe"201 b e j G o t t , durch den "die Gnade . . . ungleich ü b e r f l ü s s i g e r . . . sich b e w e i s e " 2 0 2 als Gottes g e r e c h t e r Zorn. So hält O e t i n g e r Malebranche e n t g e g e n , e r könne sich "die Rechte Gottes nicht so v o r b i l d e n " 2 0 3 , und f ä h r t f o r t : "Der 145. Psalm lehrt mich mit k u r z e n Worten mehr, als alle diß Raisonnement. Da steht ein Wort, das alle künstlichen Gedanken zu nicht macht, nemlich: Es w e r d e n d i r d a n k e n , H e r r , alle deine Werke"204. Demnach wird schließlich v o l l e n d e t , daß "alle Creatur s e h e , seine Güte währe e w i g l i c h , seine Liebe triumphire über alles, was sonst die Nothwendigkeit d e r Natur Gottes e r f o r d e r t e " 2 0 So e r h o f f t O e t i n g e r - wie v o r ihm Bengel - daß nach "den Ewigkeiten d e r E w i g k e i t , darin wir einmal, als Theile des Ganzen, w e r d e n mit b e g r i f f e n sein . . . alle seine W e r k e , wie David s a g t , Gott d a n k e n , und seine Heiligen ihn loben w e r d e n . P s . 145, 9.10."2°6. Daß O e t i n g e r - wie g e z e i g t - bei seiner chiliastischen L e h r e in 'Die güldene Zeit' v e r s c h i e d e n d l i c h andeutend auf die Apokatastasis zu sprechen kommt, ist aus seiner Sicht f o l g e r i c h t i g , denn das chiliastische Reich Christi ist f ü r ihn eine A r t 'erste Rate' d e r n a c h f o l g e n d e n Apokatastasis. Dementsprechend hat er auch in seiner ' S y l l o g e ' v o r sichtig g e l e h r t , d e r "Status r e g n i Christi in T e r r a " 2 0 7 sei der "Status r e g n i millenarii in t e r r i s , qui dicitur in A c t i s tempus r e f o c i l l a t i o n i s , ( A c t . 3, 19-23), ad quod omnes prophetae r e s p e x e r u n t " 2 0 ® . Das in A p g . 3, 21 genannte äxpi χρόνων άποκαταστάσβως ist f ü r O e t i n g e r wie v o r h e r f ü r B e n g e l 2 0 ® - dictum probans f ü r die nach dem chiliastischen Reich sich v o l l z i e h e n d e Apokatastasis p a n t o n 2 1 0 .
3.
O e t i n g e r s Apokatastasislehre
Von O e t i n g e r liegen b i o g r a p h i s c h e Zeugnisse v o r , in denen zum A u s druck kommt, daß die Gerichtsproblematik, d e r Themenkreis Hölle A p o k a t a s t a s i s , ihn schon s e h r f r ü h b e s c h ä f t i g t h a t . So schreibt Oeting e r in seiner ' S e l b s t b i o g r a p h i e ' aus seiner K i n d h e i t : " B e y Nacht hatte ich sehr impressive Träume, v o n den G e f ä n g n i s sen d e r Unseligen nach dem T o d e . Ich sah eine alte Matrone mit dem Schlüssel die Gemächter a u f t h u n , wo ich dann tief in die Behältnisse der v e r s c h i e d e n e n Unseligen sah und ihr Z e t e r g e s c h r e y a n h ö r t e " 2 1 1 und O e t i n g e r b e t o n t , daß diese kindlichen S c h r e c k e r l e b n i s s e auf seine " f o l g e n d e n V o r s t e l l u n g e n v i e l E i n w i r k u n g " 2 1 2 hatten.
- 119 1733 bringt Oetinger in einem Brief an Bengel zur Sprache, daß er auf die Apokatastasis h o f f e , aber in dieser Hinsicht nicht sicher sei. In diesem Brief macht er sich Sorgen um das ewige Heil seines gerade gestorbenen Vaters, der "mit dem Herrn Jesu Christo nicht so vertraut war, als er . . . hätte s o l l e n " 2 1 3 . pür seinen Vater erhofft Oetinger, "daß seine Seele (nach Ps. 22) sich noch im Staube zum Glauben an den Herrn neigen, und daß er Jesum Christum als lebendig machenden Geist (1. Kor. 15, 45) an sich erfahren werde. Mit diesen Gedanken rufe ich oft in der Stille den an, der die Schlüssel der Hölle und des Todes hat, ohne jedoch voraus anzunehmen, daß diese Meinung in der Schäzung Gottes sichern Grund habe"214. Auf die in diesen Texten zum Ausdruck kommenden Fragen hat später der reife Oetinger eine Antwort gefunden in seiner Lehre von der Apokatastasis panton 2 1 5 : wie Bengel sieht er die universale Herrlichkeit des 1000-jährigen Reichs noch einmal überboten und schließlich zur Vollendung kommen, wenn ALLES wiedergebracht und Gott 'alles in allen' sein wird. Bei der Darstellung der Eschatologie der Petersens ist gezeigt worden, daß bei ihnen ihre Lehre von der Apokatastasis panton vorbereitet und ermöglicht worden ist durch die 'Lehre vom mittleren Zustand der Seele nach dem Tode'216. Bei Oetinger ist es ähnlich. Auch er entwickelt - weniger zurückhaltend als vor ihm Bengel217 eine biblisch begründete Lehre von Läuterungen und Entwicklungen, die nach dem Tode statthaben. Es gehört zu den Weiterführungen, die Oetingers Eschatologie über Bengel hinaus bietet, daß bei ihm diejenigen Fragen, die mit dem Zustand nach dem Tod und vor dem Jüngsten Gericht zusammenhängen, als eigenes Thema in die Lehre von den letzten Dingen hineingehören. Nach Oetinger gilt: "Die lezten Dinge sind alles, was nach dem Tod bis in die Ewigkeit hinein auf den P/lenschen wartet. Nemlich der Zustand nach dem T o d , die erste Auferstehung, die Auferstehung der Uebrigen, das Gericht , und was nach dem Gericht v o r g e h t , bis Gott sein wird Alles in Allem 1. Kor. 15. Es gehört aber auch noch vorher dazu das Königreich Jesu auf Erden in den tausend Jahren . . . ; und dann auch die tausend Jahre, welche oben celebrirt werden Entsprechend sagt Oetinger in seinem 'Wörterbuch' im Artikel "Ende aller Dingen", in erster Linie gehöre zu den letzten Dingen das doptelte Millennium, die Auferstehung, das Jüngste Gericht usw.219, aber andererseits bleibe zu beachten: "Der Zustand nach dem Tod gehöret auch zum Ende aller Dingen"220 _ Anders als Bengel, der diesen Aspekt der eschatologischen Entwicklung nicht so betont und nur beiläufig berührt hat, beginnen bei Oetinger also die letzten Dinge schon mit dem Tod des einzelnen, und Oetinger
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entwickelt - wie im Weiteren gezeigt wird - eine eigene Lehre vom Zustand der Toten vor dem J ü n g s t e n Gericht, die v e r b u n d e n ist mit der universalen Eschatologie (vom Anbruch des chiliastischen Reiches bis hin zur Apokatastasis), die er mit Bengel teilt. Einige andeutende Bemerkungen zur Lehre von dem Zustand nach dem Tod bietet Oetinger 1763 in seiner 'Theologia ex Idea vitae d e c u c t a ' 2 2 1 ; a u s f ü h r l i c h e r kommt dieses Thema 1757 in einer Oetinger-Schrift zur Sprache, die den Titel t r ä g t : 'Abhandlung von dem Zusammenhang der Glaubenslehren mit den lezten Dingen und von dem Ueberbleiben der Seele nach dem Tod'222. j n dieser Schrift sagt Oetinger; "daß von dem Tod an bis an die A u f e r s t e h u n g ein a n d e r e r Stand sei, als von d e r A u f e r s t e h u n g bis in die Ewigkeiten h i n e i n " 2 2 2 a . Man kann nach Oetinger von s e h r vielfältigen und unterschiedlichen Gerichten r e d e n , die nach dem Tod und vor der A u f e r s t e h u n g s t a t t haben223, Himmel und Hölle, die A u f b e w a h r u n g s o r t e der Seligen und Unseligen nach dem Tode, teilen sich auf in "viel S t a t u s , Classen und Arten"224. Außerdem wird in der 'Abhandlung von dem Zusammenhang . . . ' die Bed e u t u n g der Predigt Christi im Totenreich - dazu s . u . in diesem Kapitel - b e r e i t s s e h r deutlich h e r v o r g e h o b e n 2 2 5 . Wenn wir uns im Folgenden dem hier angerissenen Problemkreis der Oetingerschen Eschatologie n ä h e r zuwenden, so kann der Akzent nicht darauf liegen, Oetingers Vorstellungen vom Zustand nach dem Tod umf a s s e n d e r darzustellen; s t a t t d e s s e n geht es darum, aufzuzeigen, wie eng bei Oetinger die Zwischen zustandslehre mit dem Apokatastasis gedenken verzahnt i s t . Wenn sich auch Oetinger schon in seiner 'Abhandlung von dem Zusammenhang . . . ' von 1757 und auch s p ä t e r absetzt von der Rede vom ' d r i t ten bzw. mittleren Zustand der Seele nach dem T o d ' 2 2 6 , so läßt sich doch zeigen, daß bei ihm, wie bei den P e t e r s e n s , die beiden v e r s c h i e denen benannten eschatologischen Lehren über den postmortalen Zustand letztlich die gleiche theologische Funktion h a b e n : sie laufen auf die Lehre von der Apokatastasis panton zu und dienen d a z u , diese v o r bereitend zu f e s t i g e n . Zu verdeutlichen ist im Folgenden dieser enge theologische Zusammenh a n g von Oetingers Zwischenzustandslehre und dem Apokatastasisged a n k e n . Dies geschieht in drei Gedankengängen; es soll: (1) in einigen Bemerkungen gezeigt werden, daß Oetinger f ü r seine Zwischenzustandslehre 'Christi Predigt im Totenreich' (nach 1. P e t r . 4, 6 b zw. 3, 18 f f . ) b e s o n d e r s h e r v o r h e b t und sie zum Beleg f ü r die schließlich erfolgende Apokatastasis macht;
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(2) die Schill - Oechslin - Szene dargestellt werden, die Oetinger ziemlich ausführlich in seiner 'Selbstbiographie'227 behandelt: Prälat Oechslin, ein dezidierter Gegner der Apokatastasis, sei nach seinem Tode eines Besseren belehrt worden; (3) k u r z aufgezeigt werden, daß Oetingers - ab Mitte der 60er Jahre des 18. J a h r h u n d e r t s h e r v o r g e t r e t e n e - Wertschätzung der Visionen E. Swedenborgs vom Zustand nach dem Tod vielfältig mit dem Apokatastasisgedanken in Zusammenhang s t e h t . Ad (1) Es gehört zu den Eigentümlichkeiten des Oetingerschen S c h r i f t v e r s t ä n d n i s s e s , daß bei ihm gerade die biblisch n u r einmal belegten Vorstellungen eine Sonderrolle spielen; daß das in der Bibel n u r einmal Genannte besondere Aufmerksamkeit verdiene, hebt Oetinger des öfteren hervor^ 2 **. Unter diese n u r an einer Stelle der Schrift vorkommenden und umso beachtenswerteren Wahrheiten fällt f ü r Oetinger die 'Predigt Christi im Totenreich' (Oetinger zieht dazu 1. P e t r . 4, 6 und 1. P e t r . 3, 18 f f . zusammen). Dieses hat Oetinger 1757 in seiner bereits genannten 'Abhandlung von dem Zusammenhang . . . ' schon ausführlich dargestellt229_ Die dort e r ö r t e r t e n Gedanken finden sich wieder in einer späteren P r e digt über 1. P e t r . 3, 18-22 mit dem Thema 'Wie wir die s o n d e r b a r s t e n Worte der Epistel 1. P e t r . 3 und 4 sollen v e r e h r e n ' 2 ^ . Diese Predigt zeigt besonders deutlich und pointiert, worauf es Oetinger f ü r die Lehre vom Zustand nach dem Tode a u f g r u n d von 1. P e t r . 3 und 4 ankommt . In dieser Predigt s c h ä r f t Oetinger seinen Hörern ein, man solle "die Stellen der S c h r i f t , die n u r einmal vorkommen, absonderlich 1. P e t r . 3. und 4 . " 2 a i "mit desto größerer E h r e r b i e t u n g ansehen und b e h a n p e t r . 4, 6 wird f ü r Oetinger - im Zusammenhang mit 1. P e t r . 3, 18 f f . betrachtet - zum dictum probans f ü r die Apokatastasis . d e l n "
2
^ .
Oetinger u n t e r s t r e i c h t in seiner Predigt die Bedeutung von 1. P e t r . 4, 6 so: "Als ich diese Stelle, (1. P e t r . 4.) das e r s t e mal gelesen, so nahm ich es nach dem klaren A u s d r u c k , ich zweifelte diese 58 Jahre nicht einmal d a r a n , ich vermuthete, Petrus habe es in den 40 Tagen von Christo selbst(233) gehöret. Und weil daraus sonnenklar erweislich i s t , daß die ins Gericht Fallenden nach dem Gericht, nach Gottes Weise, im Geiste leben werden, so ist es f ü r uns etwas Ungewohnt e s . Nichts desto weniger muß man den klaren A u s d r u c k , aus Respect gegen dem heiligen Wort, allen Auslegungen vorziehen" 2 34.
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Für Oetinger zielt "diese Sache von der Reise in die Unterwelt "235 nach 1. P e t r . 4, 6 in Verbindung mit 1. P e t r . 3, 18 f f . ganz eindeutig auf die Apokatastasis: Christus hat denen im Totenreich "ohne Zweifel, in einer gewissen räumlichen Figur, die dem Stande der Todten gemäs i s t , etwas unerwartet v e r k ü n d i g e t , nemlich eine fröhliche Botschaft, ein Evangelium, daß sie zwar nach Menschenart , zweifach, vierfach oder mehrfach, nach Beschaffenheit i h r e r Werke sollen gerichtet werden, nachdem sie im Fleisch a u f e r s t a n d e n , aber nach Gottes A r t , endlich doch im Geiste leben sollen; da werden sie mit allen Werken Gott d a n k e n , wie David sagt (sc. in Ps. 145, 9 f . , jener Bibelstelle, auf die sich Oetinger im Zusammenhang mit der Apokatastasis oft und gerne b e r u f t 2 3 ® ) : Es werden dir danken alle deine Werke, weil der Herr allen gnädig ist, und sich aller seiner Werke erbarmet "237 _ 1. P e t r . 4, 6 erläutert also nach Oetinger 1. P e t r . 3, 18ff., und zwar in dem Sinne, daß hier von Christus den Toten zunächst Gerichte und danach die Apokatastasis in Aussicht gestellt worden seien. Oetinger wirft in seiner P r e d i g t , dem "sonst hocherleuchteten Bengel" 2 3 ^ v o r , er habe diesen Zusammenhang von 1. P e t r . 3 und 4 nicht erkannt und die Stellen "in eine ungewisse Deutung gebracht: aber der nächste Sinn ist der beste" 2 3 ®. Bengel nämlich hat 1. P e t r . 3, 18 f f . ganz anders exegesiert. Für ihn gilt zunächst f ü r die 'Predigt Christi' nach 1. P e t r . 3, 18 f f . : - wie er im Gnomon zu c. 3, 19 a u s f ü h r t "In loco mysterii pleno non debemus proprietatem sermonis ex eo dimittere, quod non habet p a r a l l e l o s " 2 4 ^ und Bengel hat gemeint, daß diese 'Predigt Christi' von 1. P e t r . 3, 18ff. im umfassenden Sinn zu verstehen sei - den einen 'evangelisch' zum T r o s t , den andern 'gesetzlich' zum S c h r e c k e n 2 ^ ! . Hingegen beziehen sich f ü r ihn die in 1. P e t r . 4, 6 genannten 'Toten' keineswegs auf die 'Geister' von c. 3, 19: in c. 4, 6 ist nach Bengel von 'Toten' die Rede, welche zur Zeit des Gerichts (c. 4, 5) tot sind, denen aber zuvor zu Lebzeiten Verkündigung widerfahren i s t 2 ^ 2 . Nach Bengels Exegese besagt somit weder die Stelle 1. P e t r . 3, 18 f f . noch 1. P e t r . 4, 6 etwas Wesentliches über die Apokatastasis. Auf diese Bengelsche Auseinanderreißung der beiden Stellen aus 1. P e t r . 3 und 4 spielt Oetinger an, wenn er in seiner Predigt "dem sonst hocherleuchteten Bengel" eine "ungewisse Deutung" von 1. P e t r . 3 und 4 vorwirft. Für Oetinger bezieht sich 1. P e t r . 4, 6 auf den in 1. P e t r . 3, 18 f f . genannten Sachverhalt, 1. P e t r . 4, 6 kann man nicht anders d e u t e n 2 ^ 3 ; und beide Stellen zusammen besagen, daß Christus im Totenreich nach Gerichten die Apokatastasis in Aussicht gestellt habe.
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Die Differenz zwischen Oetinger und Bengel an dieser Stelle besteht nicht d a r i n , daß zwischen beiden die Apokatastasis als Abschluß der eschatologischen Entwicklung s t r i t t i g wäre, sondern lediglich d a r i n , daß Oetinger ein biblisches Argument mehr als Bengel f ü r die Apokatastasis geltend macht; nämlich 1. P e t r . 3 und 4. Oetinger betont in seiner Preidigt bei seiner von Bengel abweichenden Deutung, daß er sich in Übereinstimmung mit wichtigen Stimmen aus der Tradition bef i n d e 2 4 4 . So kann er in 1. P e t r . 3 und 4 den Beleg d a f ü r finden, d a ß , was den eschatologischen Abschnitt post mortem b e t r i f f t , "gleichsam . . . jeder von der u n t e r s t e n Stufe zu der obersten aufsteigen müßte" 2 4 ^. Nach klarer zeigt sich die enge Verzahnung von Apokatastasismotiv und Christi Höllenfahrt bei Oetinger in einer anderen Epistelpredigt auf die wir später noch zurückkommen. In dieser Predigt sagt er u n überhörlich deutlich, die Apokatastasis, recht v e r s t a n d e n , sei "kein Vorwiz, keine unnöthige Lehre, sondern eine Sache, die wir zur Ehre Jesu und zum ächten Verständnis des neuen Testaments glauben . . . m ü s s e n " 2 4 7 , und Oetinger f ü h r t wieder seine Psalmstelle (145, 9 f . ) in Verbindung mit 1. P e t r . 3 und 4 als wegweisenden biblischen Beleg f ü r die Apokatastasis an: "Petrus gibt dir aus dem Munde Jesu den kürzesten und klarsten Aufschlus, nemlich den Todten hat Jesus selbst das Evangelium so v e r k ü n d i g t , daß nachdem sie gerichtet sein werden nach Menschena r t , nemlich zwei, drei, v i e r , f ü n f f ä l t i g , sie nach Gottes Art im Geist in der Unsterblichkeit leben. . . . Dis ist so k l a r , und kommt mit Davids Spruch (Ps. 145.9.10) so gerad überein, daß du alle dunkleren Sprüche darnach richten kannst" 2 4 ®. Offenbar hat Oetinger diesen von ihm (wieder-) entdeckten Zusammenhang von Christi Predigt im Totenreich und Apokatastasis f ü r einen nicht unwesentlichen Fund gehalten. Denn in dem bereits zitierten 2 4 9 wichtigen Artikel "Auslegen der heiligen S c h r i f t " im 'Wörterbuch* v e r deutlicht er gerade an diesem Beispiel, was es heißt 'tiefer (auch als Bengel) in die Worte hineinzusehen'; in dem Artikel heißt es in den letzten Sätzen: " . . . diß Wörterbuch gibt Anleitung tiefer in die Worte hinein zu sehen. Es ist sehr vieles ganz klar, wie die Stelle 1 P e t r . 4,6. und doch will man nicht v e r s t e h e n , daß die Verstorbene in dem Gefängniß aufbehalten werden, und daß JEsus bei seiner Hinabreise in die u n t e r s t e Oerter der Erden ihnen Evangelium v e r k ü n d i g e t , daß sie sollen nach GOttes Art leben im Geist der Unsterblichkeit, wenn sie vorher nach Menschen-Art im Fleisch als Auferstandene gerichtet worden, da einige durch die Blätter des Holzes des Lebens von ihren Schwachheiten wider genesen( 2 ^0), andere auf andere Art Gnade erlangen. Diese Sache ist deutlich genug a u s g e d r u c k t , und
- 124 doch macht man viel eigene Auslegung dem Wort-Verstand entgegen. Billig muß Offenb. 21, 24, dazu gezogen werden, daß viele Nationen erst dorten seelig werden "251. Ad (2) Die im Unterabschnitt ( 1 ) angeführten Texte bringen den Sachverhalt zum Ausdruck, daß Oetinger mit einem postmortalen Interimszustand zwischen Tod des einzelnen und Auferstehung zum Jüngsten Gericht gerechnet hat, und für ihn - biblisch begründet - dieser Interimszustand in Beziehung gebracht werden kann zur am Ende nach dem Jüngsten Gericht erfolgenden Apokatastasis panton. Nun weiß Oetinger nicht nur aus der Bibel, sondern auch aus besonderen 'Erfahrungen', die er anerkennt und geltend macht, daß einerseits mit solch einem Interimszustand zu rechnen ist und daß man andererseits aus diesen besonderen 'Erfahrungen' entnehmen kann, daß man postmortal Aufschluß über die Apokatastasis erhält. Ziemlich ausführlich kommt Oetinger in seiner 'Selbstbiographie' auf diese besonderen 'Erfahrungen' zu sprechen, die mit dem postmortalen Interimszustand und der Apokatastasis zu tun haben, und zwar in der von ihm geschilderten Episode mit dem Schulrektor Schill aus Calw und dem Prälaten O e c h s l i n 2 5 2 . Da diese Episode für unsere Fragestellung von ziemlicher Bedeutung ist und auf Oetingers Stellung zur Apokatastasis ein bezeichnendes Licht wirft, soll sie hier ausführlicher dargestellt werden. Oetinger schildert, daß er in seiner Hirsauer Zeit mit Schill aus Calw einen besonderen Kontakt aufgenommen hat, und daß Schill seinerseits mit dem Tübinger Theologieprofessor W e i ß m a n n ^ 3 u n ( j ^em p r älaten Oechslin gut bekannt gewesen ist. Schill wird von Oetinger so beschrieben: "Er kam so weit in seinem Sensorio interno, daß ihm die Verstorbenen erschienen, doch nicht so, daß er sie sah, sondern so, daß er sie . . . hörte. . . . Ich liebte Schill'en sehr und erwählte ihn zum Gevatter bey meinen Kindern; er kam auch oft zu mir und erzählte mir Wunderdinge von jener Welt, wie namentlich, daß so viele tausend Geister ihre Gesinnungen, die sie auf Erden gehabt, mit sich nehmen und sie nicht so bald ablegen. Mir war es erschrecklich anzuhören, daß ein solcher Ankömmling in jener Welt so viel Gefahr habe,, indem dort eine noch größere Confusion von Meinungen sey, als hier, und wer den lautern Sinn göttlichen Wortes nicht zur Beylage habe, auch in jener Welt leicht irre werde"254. Von diesem Schill weiß Oetinger, daß der Prälat Oechslin, ein dezidierter Gegner der Apokatastasis, nach seinem Tode im Totenreich zunächst auf seiner Ablehnung der Apokatastasis beharrt hat und dann zu deren Anerkennung geläutert worden ist.
- 125 Oetinger f ü h r t a u s : "Unterdessen s t a r b Oechslin, der würdige Prälat, dessen Denkart von der gewöhnlichen sehr verschieden war, und der auch in seinen P r e digten öffentlich zum Gebet f ü r die Todten aufmunterte. Schill hatte demselben oftmals die Gründe von der Wiederbringung aller Dinge vorgestellt; allein der S p r u c h : 'die Verurtheilten werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben' und noch andere kritische Einwände hinderten ihn, daß er auf seiner Meinung b e h a r r te"255. Oetinger u n t e r b r i c h t hier die Schilderung und f ü g t seine eigene Meinung zu Oechslins Einwänden ein, die mit der Meinung Schills übereinkommt; Oetinger s a g t : "Es ist dieser Einwand allerdings scheinbar, und die Erklärungsregel nicht ohne G r u n d , daß man Worten in eben derselben Sentenz nicht zweyerley verschiedene Sinne geben solle; aber es stößt hier diese Regel wider eine höhere Regel an, daß man nämlich niemals einen Sinn annehmen solle, der den deutlichen Erklärungen widerspricht, und der wider die Beschaffenheit der Sache i s t . Ewige Pein kann der Sache nach nicht ewig s e y n , als das ewige Leben; auch streiten 1 Kor. 15 und Eph. 1 offenbar wider die Unendlichkeit der Strafen"256. Nach diesem Einschub Oetingers, in dem ja sehr deutlich Motive anklingen, die wir bei Bengels bibel-exegetischer Fundierung der Apokatastasis kennengelernt h a b e n 2 5 7 , fährt Oetinger in seiner Schilderung f o r t : "Oechslin blieb indessen auf seinem kritischen Eigensinn, u n t e r dem Vorwande, man müsse bei dem Worte Gottes bleiben. Er s t a r b ; nicht lange aber nach seinem Tode kam er zu Schill. Schill wollte gerade zur S t u b e n t h ü r hinausgehen; da hört er halb still Oechslin's Stimme, der ihn mit dem Worte: B r u d e r ! anredete und ihm erzählte, wie er nach dem Tod in eine Finsterniß gekommen sey, darin er nicht wußte, wie ihm war. Angst und Bangigkeit überfiel ihn deßwegen, weil ihm seine Ueberzeugung von der Ewigkeit der Höllenstrafen nachfolgte. Er warf es Schill'en sehr h a r t v o r , daß er ihn nicht mit der ä u ß e r sten Beharrlichkeit von seiner Meinung abgebracht habe. Schill a n t wortete ihm, er habe ihn ja oft widerlegt, doch Oechslin v e r s e t z t e : er hätte ihn r ü t t e l n und schütteln und nicht nachlassen sollen, bis er des Gegentheils wäre überzeugt worden. Er wäre eine gute Zeit in seiner Desperation . . . gesessen, bis Gott endlich sein Gebet e r hört und ihm Licht habe werden lassen, da er denn seinen Irrthum erkannt und gesagt habe: Gott, ihr Theologen, wie seyd ihr so blind in dem engen Bezirk e u r e r Thesen!" 2 5 **. Durch die außergewöhnlichen E r f a h r u n g e n seines Freundes Schill weiß Oetinger also zwei nicht allgemein v e r t r e t e n e eschatologische Lehren auf einmal g e s t ü t z t : die Lehre vom Interimszustand und die Lehre von der Apokatastasis panton. Die zitierte Passage aus Oetingers 'Selbst-
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biographie' bringt sehr deutlich zum ger die Apokatastasis keineswegs als eine 'Geheimlehre' angesehen haben, lische Wahrheit, deren Verschweigen
Ausdruck, daß Schill und Oetinein Adiaphoron und auch nicht als sondern als eine s e h r wichtige bibStrafe nach sie ziehen k a n n 2 ^ 9 .
Ad (3) Dieser Umgang seines Freundes Schill mit der 'Geisterwelt' (von dem Oetinger, wie er sagt "schon Anno 1739." 26 & Kenntnis h a t ) hat Oetinger auf seine Rezeption der Visionen und Auditionen des schwedischen 'Geistersehers' E. Swedenborg (1688-1772) v o r b e r e i t e t . Oetinger sagt in seiner Biographie: "Ich s e l b s t , wenn ich nicht jene Mittheilungen von Schill erhalten h ä t t e , würde nachmals Swedenborg's visa und audita wohl nicht so bald angenommen h a b e n " 2 6 1 . Besonders seit 1765 - in diesem Jahr erscheint Oetingers zweibändiges Werk 'Swedenborgs und anderer irdische und himmlische P h i l o s o p h i e ' 2 6 2 - wird bei Oetinger der Swedenborgsche Einfluß sichtbar. Oetinger sieht nicht n u r in Swedenborgs f r ü h e n philosophischen Schrift e n , die er z . T . bereits in den 30er Jahren des 18. J a h r h u n d e r t s k e n nengelernt h a t 2 6 ^ ( d . i . Swedenborgs von Oetinger sog. 'irdische' Philosophie), B e r ü h r u n g s p u n k t e mit seinem eigenen - und dem Böhmeschen und k a b b a l i s t i snec c h e n 2 6 4 - Denken, sondern er weiß besonders ab Mitte der 60er Jahre^ Swedenborgs 'himmlische' Philosophie, also das visionäre Schrifttum des späten Swedenborg, zu schätzen, da es seine eigene Auffassung von der Realität des Geisterreiches und seine Lehre von dem Zwischenzustand weiter b e g r ü n d e t und e r g ä n z t . Oetingers Wertschätzung von Swedenborgs 'himmlischer' Philosophie findet erstmals darin A u s d r u c k , daß Oetinger in seinem genannten Werk von 1765 eine Übersetzung von Teilen des Swedenborgschen Buches 'Arcana coelestia' bietet ; diese Übersetzung stellt die erste deutschsprachige Publikation von visionärem Schrifttum des Schweden dar und t r ä g t maßgeblich dazu bei, daß Swedenborg in Deutschland bekannt wird26^. Seit 1765 ist Oetingers Denken sehr s t a r k mit dem Thema Swedenborg b e f a ß t . Auch hier geht es Oetinger - ähnlich wie vorher bei der Aufnahme kabbalistischer und Böhmescher Gedanken - darum, einige k r i tisch g e p r ü f t e Elemente des Swedenborgschen Denkens seiner eigenen Konzeption zu integrieren, und sich in anderen Punkten deutlich von Swedenborg abzusetzen, nämlich da, wo er den Kriterien wahrer Schriftauslegung (im Bengelschen Sinn) nicht gerecht wird. Dieser s p a n n u n g s reiche etappenweise Prozeß der Aufnahme von und der Auseinandersetzung mit Swedenborgschen Gedanken ist hier ebensowenig im einzelnen nachzuzeichnen wie die schmerzlichen und folgeschweren Konsequenzen,
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die f ü r Oetinger seine Swedenborg-Rezeption gehabt h a t : sein Eintreten f ü r Swedenborg hat ihm vonseiten der kirchlichen Behörden große Schwierigkeiten - u . a . Publikationsverbot - eingetragen. All diese Aspekte der Entwicklung des Verhältnisses Oetinger - Swedenborg werden sehr a u s führlich in E. Benz' großer Monographie 'Swedenborg in Deutschland. F . C . Oetingers und Immanuel Kants Auseinandersetzung mit der Person und Lehre Emanuel Swedenborgs' dargestellt, auf die hier mit Nachdruck zu verweisen ist 2 ® 8 . Im Rahmen der Fragestellung dieser Arbeit ist hier eine strikte Beschränk u n g nötig auf einige Bemerkungen zu dem Problem, in welcher Weise Swedenborg f ü r die Ausgestaltung von Oetingers Eschatologie wichtig wird, nämlich f ü r seine Lehre vom Interims zustand nach dem Tode (und damit v e r b u n d e n , wie zu zeigen i s t : f ü r Oetingers Apokatastasislehre). Diesen Aspekt bringt Oetinger in seinen zum Thema Swedenborg v e r faßten Schriften 2 ®^ immer wieder als einen zentralen zum Ausdruck. Nach dem Kennenlernen der Visionen und Auditionen Swedenborgs kann Oetinger feststellen, daß dessen Sicht des Zustandes nach dem Tod mit seiner eigenen Auffassung vom Zwischenzustand übereinstimmt, wie er sie deutlich in seiner 1757 gedruckten 'Abhandlung von dem Zusammenhang der Glaubenslehre mit den lezten Dingen und dem Ueberbleiben der Seele nach dem T o d ' 2 7 ^ veröffentlicht h a t . Oetingers in der letztgenannten Schrift v e r t r e t e n e Meinung, es habe "der Himmel . . . sowohl als die Hölle . . . viel S t a t u s , Classen und A r t e n " 2 7 1 , findet Oetinger durch Swedenborgs Visionen und Auditionen vollauf b e s t ä t i g t : In seiner genannten Teilübersetzung von Swedenborgs 'Arcana Coelestia' in dem großen Swedenborg-Buch von 1765 macht Oetinger seine Leser mit der Vielzahl der von Swedenborg gesehenen Höllen272 und der Vielzahl der zu unterscheidenden Himmel 27 ^ b e k a n n t . Swedenborgs Schau des Zustandes nach dem Tod hebt zwar die überaus grausame Realität der Höllenstrafen sehr drastisch und ausführlich h e r v o r , aber Swedenborg weiß auch von gewissen Erleichterungen der nach ihrem Tode Gequälten zu b e r i c h t e n , die an den Apokatastasisgedanken erinnern. So schildert er das Geschick von einigen Gestorbenen, "die, als sie auf der Erde lebten, aus Einfalt und Unwissenheit falsche Dinge in Ansehung des Glaubens eingesogen, . . . und nicht wie andere in Haß, Rache und Ehebruch gelebt haben"274. Diese kommen nach dem Tod nicht direkt in die Qual der Höllen, sie "müssen . . . auf einer unten liegenden Erde eine Zeitlang h a r r e n , daß sie daselbst ihre falschen Grund-Säze f a h r e n l a s s e n " 2 7 ^ . "Einige haben da einen harten Stand, andere nicht: und diß heißt man Abs t r e i f u n g e n "276,
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Nach diesem Prozeß der ' A b s t r e i f u n g e n ' 2 7 7 können diese Gestorbenen "als N o v i t i i " 2 7 8 j < j i himmlischen Gesellschaften aufgenommen werden. n
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Bei aller Grausamkeit der Höllenqualen ist bei Swedenborg angedeutet, daß seiner Meinung nach dieselben nicht ewig währen; in den von Oetinger auszugsweise übersetzten 'Arcana coelestia' sagt Swedenborg: "Damit ich sowol die Plage d e r e r , die in der Hölle sind, als auch die A b s t r e i f u n g d e r e r , die auf der u n t e r n Erde s i n d , sehen konnte, bin ich etlich mal hinunter gelassen worden. . . . Ich d u r f t e auch mit diesen Elenden r e d e n , und zwar sehr viel. Sie klagten insonderheit über die bösen Geister . . . . Sie Stacken in der Verzweiflung, und s a g t e n , sie glauben, daß ihre Marter ewig sein werde; allein ich konnte sie trösten"279. In seiner Vorrede zum e r s t e n Band von 'Swedenborgs und anderer irdische und himmlische Philosophie' läßt Oetinger e r k e n n e n , daß ihm gerade dieser Aspekt, der sich in Swedenborgs Schau des Zustandes nach dem Tod f i n d e t , nicht unwichtig i s t , denn Oetinger r e f e r i e r t dort zu Swedenborgs Schau der Hölle: "Die Strafen der Hölle sind nach ihm (sc. Swedenborg) zur Besser u n g , wenn schon die Seele in der Hölle eine Verderbnis leidet, Luc. 12, 2.3. . . . Strafen ist Gott ein fremdes Werk. Er plagt nicht von Herzen die Menschen"280. Der Hölle die Funktion der B e s s e r u n g zuzuschreiben, das deckt sich mit Oetingers eigener A u f f a s s u n g . Aus Oetingers Schriften zu Swedenborg nach 1765 werden im Folgenden einige wichtige Aspekte h e r a u s g e g r i f f e n , die das bisher zu Oetingers Swedenborg-Rezeption hinsichtlich des Zwischenzustands Gesagte verdeutlichen und v e r t i e f e n . 1767 äußert Oetinger in seiner ' R e c h t f e r t i g u n g s s c h r i f t ' , in der er sein Verhältnis zu Swedenborg darlegt und sich vor der Zensurbehörde v e r teidigt, durch Swedenborg sei "eine große Sache klar . . . , die von der Apostel und Patrum Zeiten immer verdunkelt worden, nemlich die P a r ticularia des Zustandes nach dem T o d e " 2 8 ! . Und Oetinger sagt in der ' R e c h t f e r t i g u n g s s c h r i f t ' diesbezüglich: "Swedenborgs Lehre von dem Zustand nach dem Tod, auch bei den Seligen, möchte wohl Manchem einen Schrecken einjagen, wenn er liest, daß man da erst noch von Grad zu Grad aufsteigen muß . . . . Aber eben diese Lehre dient den Gegründeten zu desto besserem Trost " 2 8 2 . Oetinger kommt es also auf zweierlei an: daß nach Swedenborgs Visionen vom Zustand der Verstorbenen zwischen dem Tod und dem J ü n g s t e n Gericht einerseits der Gegensatz von Himmel(n) und Hölle(n) keineswegs aufgehoben wird und die " S c h r o e c k l i c h k e i t " 2 8 3 der Strafen h e r v o r g e k e h r t
- 129 wird, daß aber Swedenborg andererseits - "zu desto besserem Trost" von "Gradus und Transitus in solchen Oertern"284 z u berichten weiß. Oetinger schätzt an Swedenborgs Visionen vom Zwischen zustand, daß dieser die "Gradation oder stufenweise Erhebung "285 nach dem Tod und vor dem Jüngsten Gericht bestätigt, also etwas weiß von der entwicklungsmäßigen 'Dynamik' des postmortalen Geschehens sowohl in den Himmeln wie in den Höllen. Die Wichtigkeit der Swedenborgschen Erkenntnisse vom Zwischenzustand unterstreichend, schreibt Oetinger in seiner 'Rechtfertigungsschrift 1 : "Wollte man sagen, diese Lehre seye unnöthig, so antworte ich, es seye kein Unterschied mehr zwischen der Philosophischen und christlichen Moral. Denn der status post mortem und was die Schrift kurz davon saget, machet die größten Motiven der christlichen Moral aus"286. Wenn man nach Oetinger gemäß den Swedenborgschen Visionen für die Zeit nach dem Tode einen differenzierten stufenweisen Entwicklungsprozeß - sowohl in den Höllen als auch in den Himmeln - annimmt, so darf das nicht als Häresie betrachtet werden, sondern als Wiedergewinnung der reinen Lehre, wie sie biblisch bezeugt ist ( z . B . Christi Höllenfahrt nach 1. Petr. 3 und 4 ! ) und wie sie von großen Kirchenlehrern der e r sten drei Jahrhunderte287 vertreten worden ist. Entsprechendes sagt Oetinger 1770 in seiner Schrift 'Reflexionen über Swedenborgs Buch von den Erdkörpern der Planeten . . .'288. "Diese Lehre (sc. die reine Lehre vom Zwischenzustand, wie Swedenborg sie erschaut hat) ist von den Katholiken durch das Fegfeuer(289), von den Protestanten durch eine allzuübereilte Vollendung nach dem Tod, umgestaltet, und aus dem wahren Verhältnis mit andern Wahrheiten, gesezt worden. In den drei ersten Jahrhunderten haben Irenäus, Tertullianus, Cyprianus u . a . m . noch rein gelehrt. Irenäus hält es für einen Irrthum, daß man gleich von nun an, ohne durch die Grade Jesu Christi vom Untern zum Obern durch zugehen, vollendet sein soll"290. "Da nun diese Lehre vom Zwischenzustand so verstellt worden, so ist kein Wunder, daß zu eigenen Zeiten Gott durch Swedenborg den Zustand nach dem Tod ganz anders, als man sich einbildet, durch Offenbarung beschreibt "291. Diese außergewöhnliche Offenbarung, die Swedenborg von der stufenweisen Entwicklung nach dem Tode geschenkt worden ist, kommt nach Oetinger mit dem biblischen Zeugnis von der endzeitlichen Entwicklung hin zur Apokatastasis nach 'Gottes Vorsaz' (vgl. dazu Kap. IV, l . d . ) überein; Oetinger fährt nämlich in seinen Ausführungen in seinen 'Reflexionen über Swedenborgs Buch . . . ' fort, von Swedenborgs außergewöhnlichen Offenbarungen solle man
- 130 "nur das annehmen, was mit den Stellen und Pünctlein heiliger Schrift, wenn man sie zusammen nimmt, übereinkommt. Die ganze Proportion der Wahrheiten, besonders der Vorsaz der Ewigkeiten in Christo, gibt den besten Ausschlag. Wer die Epistel an die Epheser von der Haushaltung der Zeiten, bis Alles unter in Haupt gebracht wird, wohl beherzigen mag, der wird genügsame Sicherheit finden, ohne daß nöthig ist, jemand die Sache durch menschliche Commentarien erst klar zu machen. Der Herr la Pierre in Neufchatel hat darüber viel g e l i t t e n " 2 9 2 Für Oetinger erhalten Swedenborgs Visionen vom postmortalen Zustand und den da erfolgenden Entwicklungen also besonderes Gewicht, da sie sich in die biblische Eschatologie einpassen, bei der nach 'Gottes Vorsaz' am Ende aller Entwicklungen die Apokatastasis s t e h t , also der Höhepunkt , den der von Oetinger in diesem Zusammenhang häufig gelobte französische Pfarrer ( P e t i t - ) P i e r r e 2 9 3 mutig bezeugt h a t . Daß Swedenborgs Visionen sich so gut in die endzeitlich-heilsgeschichtliche Entwicklung nach biblischen Zeugnis einfügen, bedeutet aber nicht, daß Swedenborgs eigenes Bibelverständnis sachgerecht ist. Das betont Oetinger in seinen Swedenborg-Schriften immer wieder, und besonders stark in einer weiteren Abhandlung zum Thema Swedenborg, der wir uns nun zuwenden. Es ist Oetingers Schrift von 1771: 'Beurtheilungen der wichtigen Lehre von dem Zustand nach dem Tod, und der damit v e r bundenen Lehren des berühmten Emanuel Swedenborg'294. Hierin bietet Oetinger gleichsam eine resümierende Zusammenfassung seiner spannungsreichen Beschäftigung mit Swedenborgs 'himmlischer Philosophie'. Sehr deutlich unterstreicht Oetinger in dieser Schrift, daß sich die Swedenborgschen eschatologischen (Teil-)Erkenntnisse einzupassen haben in den Gesamtrahmen biblischer Eschatologie, wie sie von Bengel und Oetinger v e r t r e t e n werden. Indem Oetinger Gedanken aufnimmt, die er zuvor des öfteren in seinen Schriften zu Swedenborg geäußert h a t , faßt er in den 'Beurtheilungen . . . ' von 1771 zusammen, worin das Recht und worin die Grenze von Swedenborgs Beitrag zur Lehre von den letzten Dingen liege. Im Zentrum der Oetingerschen Darstellung steht der Gedanke, daß Swedenborg "kein Schrifterklärer sein kann, weil er ein Seher i s t ; diese zwei Gaben v e r t r a g e n einander nicht "295. Als Seher, so führt Oetinger in den 'Beurtheilungen . . . ' aus, kann man Swedenborg kaum überschätzen. In ihm erfüllt sich z . T . die große Geistverheißung Joel 3, 1 ff. (die nach Oetinger keineswegs allein auf das e r s t e Pfingsten sich bezieht): "Die Weissagung Joels hat sich nicht geschlossen mit den Apostelgeschichten "296 - Swedenborg mit seinen außergewöhnlichen Erfahrungen ist ein Beleg dafür, daß Joel 3, 1 f. noch unabgegolten ist.
- 131 Daß Swedenborg ein begnadeter Seher i s t , steht für Oetinger, bei allem Abstand, den er in den 'Beurtheilungen . . . ' von Swedenborg erkennen läßt, außer Zweifel: "Weil nun jezt schlüpfrige Zeiten sind . . . , so hat Gott in dem wichtigsten Punkt des Zustande nach dem Tod . . . uns den Swedenborg zu Hilfe g e s c h i c k t " 2 9 7 . Umfassend stellt Oetinger dar 2 9 **, d a ß die stufenweise Entwicklung, die nach dem Tode stattfindet, in Swedenborgs Visionen und Auditionen (und auch nach Oetingers eigener Meinung) von sehr großer Bedeutung sei: "Was ist bedenklicher, als daß alle gemeinen Leute in dem Wahn eingewiegt werden, von nun an, von dem Tode an, selig zu sein . . . . es sei ein Irrthum, daß man gleich nach dem Tod sich einbilde, in die himmlischen Gegenden zu kommen. Man kommt ja stufenweise hinein, Jesus führt uns mit seinem Stecken und Stab von Station zu Station, weil ja sein hohepriesterliches Geschäft i s t , den Himmel mit allen Gegenden einzunehmen" 2 9 9 . Auch in diesem Zusammenhang läßt Oetinger keinen Zweifel daran, daß diese stufenweise Entwicklung (nach Swedenborgs Visionen) sich für ihn selbst in die Heilordnung nach 'Gottes Vorsatz' einfügt, der schließlich in der Apokatastasis zur Erfüllung kommt; Oetinger sagt: "die Glaubigen, welche in Christo vollendet sind, seien noch nicht nach der ganzen Haushaltung der Zeiten vollendet, so lang die Neuen mit den Alten warten auf die große Zusammenversammlung aller und jeder, 2 Thess. 2, i . " 3 0 0 . diese "Zusammenversammlung" sei erst am Ende "kraft des Vorsazes der Aeonen in Christo"301 zu e r warten (vgl. dazu oben, Kap. IV, 1. d . ) . Während das Erstgenannte, die stufenweise Entwicklung nach dem Tode, durch Swedenborgs außergewöhnliche Erfahrungen herrlich bekräftigt werden, darin also der Seher Swedenborg recht hat, hat hingegen der Schrifterklärer Swedenborg das Letztgenannte, die 'ganze Haushaltung der Zeiten' und den 'Vorsatz der Äonen in Christo', nicht hinreichend erkannt. Diese Grenze Swedenborgs - bei allem Recht seiner Visionen gilt es nun in einigen Zügen nach Oetingers 'Beurtheilungen . . . " darzustellen. Ungeachtet der Tatsache, daß der Seher Swedenborg einen wichtigen Teil der eschatologischen Entwicklung ins rechte Licht setzen darf und mit seinen wichtigen Erkenntnissen zu achten i s t , ist der Schrifterklärer Swedenborg (gerade hinsichtlich seines Gesamtverständnisses der Endzeit und der O f f b . ) nach Oetinger schweren Irrtümern verfallen und weitgehend zu verwerfen. Ihm fehlen nämlich die wichtigsten Grundlagen der rechten, und d . h . Bengel-/Oetingerschen Konzeption von Schriftverständnis und Eschatologie.
- 132 So beklagt Oetinger in seinen 'Beurtheilungen . . . ' : "Der sonst ( d . h . als Seher) hoch erleuchtete Swedenborg f ü h r t eine hieroglyphische Erklärung der Propheten und der O f f e n b a r u n g ein "302. Diese "hieroglyphische E r k l ä r u n g " bringt es mit sich, daß "Swedenborg . . . sowohl Ezechiels neues Jerusalem, als auch das neue Jerusalem nach den tausend J a h r e n , in ein bloses Sinnbild verwandelt"303. ^ ^ d a β Swedenborg durch vergeistigende Auslegung einerseits die rechte chiliastische Lehre304 (Ezechiels neues Jerusalem) und andererseits die rechte Lehre von den Dingen, die nach dem 1000-jährigen Reich folgen (Neuer Himmel und Neue Erde; Neues Jerusalem; nach O f f b . 21 f. 305) mißachtet und v e r l e t z t . So f ü h r t diese vergeistigende S c h r i f t e r k l ä r u n g Swedenborgs nach Oetinger dazu, daß Swedenborg den gesamten endzeitlichen Heilsplan nicht versteht: "er weiß nichts von der Erstlingschaft der Auserwählten, er will nichts wissen von den berufenen Auserwählten und Glaubigen, die auf weißen Pferden sollen herabkommen zur Schlacht bei Harmagedon. Diß alles ist ihm jezt u n b e k a n n t . Er weiß auch nichts von den tausend J a h r e n , auch nichts von der e r s t e n A u f e r s t e h u n g ; er kann mit seinen Visis und Correspondentiis nicht reimen, daß nach tausend J a h r e n erst die andern Todten von niederer Ordnung sollen lebendig gemacht werden. Es dünkt ihm alles diß zu körperlich und unphilosophisch"306. Damit im engen Zusammenhang s t e h t , daß Swedenborg nach Oetinger nicht recht weiß, wie man von den biblischen 'Ewigkeiten' sowie von dem 'Vorsatz Gottes' (und damit letztlich auch von der Apokatastasis) zu denken habe: "Was in Swedenborgs . . . Lehre fehlt, ist das Geheimnis der langen Zeiten, in welche die Werke Gottes, bis zu ihrer Vollendung eingeschlossen sind. Swedenborg weiß als ein mechanisch-formirter Kopf wenig oder nichts von dem Vorsaz der Ewigkeiten oder langen Zeiten, welche der Vater in Christo abgegrenzt h a t , ehe die Welt war. Das bringt . . . eine Lücke in alles Geweb der Lehre"307 Damit wiederholt Oetinger in seinen 'Beurtheilungen . . . " von 1771 ü b r i gens ein theologisches Problem, über das er am Anfang seines Briefwechsels mit Swedenborg bereits korrespondiert h a t ; 1766 hat Oetinger schon an Swedenborg geschrieben: "Der Vorsaz der Ewigkeiten in Christo, nach den Briefen an die Epheser und Kolosser, muß Ihnen unbekannt sein, sonst würden Sie nicht sagen, die Erde bleibe bestehen als eine Pflanzschule der Geister"308 Nach Oetinger hat man sich hinsichtlich all der F r a g e n , die den endzeitlichen Heilsplan, das S c h r i f t v e r s t ä n d n i s und besonders die Auslegung der O f f b . b e t r e f f e n , am Bengelschen eschatologischen Konzept zu orientieren 309 u n ( j nicht an Swedenborg. "Bengel war e s , der Oetinger schließ-
- 133 lieh vor . . . Swedenborg bewahrt hat"310. So sagt Oetinger in den 'Beurtheilungen': "Nun ist die Stadt Gottes und die ganze Offenbarung ein Continuum von Α bis O. Hingegen sind Visa et Audita Swedenborgs nicht so legitimirt. Das . . . Continuum in der heiligen Offenbarung hat der vortreffliche Schrifterklärer Bengel weit herrlicher und gründlicher aus dem Wortverstand erklärt, als Swedenborg aus seinen hieroglyphischen, wider den wörtlichen Sinn zusammengefügten Erklärungen''^!!. Wenn auch der Bengel weitunterlegene Schrifterklärer Swedenborg Jesus "nicht nach der völligen Einsicht in die neutestamentliche Pünktlichkeit "3!2 ehrt, so bleibt Swedenborg doch wichtig als Seher derjenigen Entwicklungen, die in Himmel und Hölle nach dem Tode statthaben; als solcher leistet er - und zwar über Bengel hinaus - seinen Beitrag zu dem Satz, den Oetinger schließlich in seinen 'Beurtheilungen' formuliert wie folgt: "Jesus, der Baumeister künftiger Stadt, der Pfleger und Hohepriester der wahrhaftigen Hütte, die nach dem Tod von den Seligen, wenigstens nach den Vorzimmern bewohnt wird, ist wirklich an einem Geschäft im Himmel, das wir nicht wissen; er bereitet den Seligen ihre Stätten, er nimmt alle Gegenden des Himmels ein, so lange, bis herwiedergebracht werde alles, was von Anbeginn in den Aeonen ersehen worden"313. Daß bei Oetinger die Zwischenzustandslehre mit dem Apokatastasisgedanken zusammengehört, dokumentiert sich wieder sehr deutlich in diesem Satz: das was nach dem Tode prozeßhaft im Gange ist (Jesu "Geschäft im Himmel", daß er nach und nach "alle Gegenden" einnimmt), ist ein Abschnitt der eschatologischen GesamtentWicklung, die darin zum Höhepunkt kommt, daß "herwiedergebracht werde alles, was von Anbeginn in den Aeonen ersehen worden" ist, nämlich nach 'Gottes Vorsatz'. Diesen einen Teilabschnitt der Gesamtentwicklung, den Zustand zwischen Tod und Jüngstem Gericht, hat Swedenborg mit seinen Visionen und Auditionen - und zwar im Einklang mit der Bibel und als Wiederentdeckung der alten 'rechten' Lehre - verdeutlichen können; darin liegt nach Oetinger seine Gabe und sein Verdienst. Freilich hat Swedenborg den eschatologischen Gesamtrahmen, innerhalb dessen seine Erkenntnisse von Belang sind, falsch bestimmt und Gottes 'Vorsatz' nicht verstanden. Desungeachtet kann nach Oetinger Swedenborg mit seinen Visionen vom postmortalen Zustand der 'wahren Eschatologie' Schützenhilfe leisten, hat er doch eine wichtige Etappe der eschatologischen Entwicklung hin zur Apokatastasis - im Einklang mit Bibel und 'reiner' Lehre - klären geholfen. Diesen Beitrag Swedenborgs anzunehmen, heißt sozusagen für Oetinger, Swedenborg besser zu verstehen, als dieser sich selbst verstanden hat: Swedenborgs Beitrag zur Eschatologie erhält sein wahres Recht erst innerhalb des Gesamtrahmens der Bengel-/Oetingerschen eschatologischen
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Konzeption. Das bedeutet: Swedenborg darf mit seinen Anschauungen vom Zwischenzustand ein von Bengel noch vernachlässigtes Kapitel 3 1 ^ der endzeitlichen Entwicklung nachtragen und vervollständigen; hier t r i f f t Auberlens Satz zu: "in diese Lücke . . . , welche . . . Bengel ließ, . . . trat Swedenborg ein"315. Diese Vervollständigung aber darf nicht f ü r sich genommen werden, sondern ist strikt innerhalb jener biblisch-eschatologischen Entwicklung zu b e g r e i f e n , wie sie Oetinger mit Bengel gemeinsam vertritt 3 1 ®. Mit diesen knappen Bemerkungen zum Verhältnis Oetinger-Swedenborg und zu Swedenborgs Beitrag f ü r Oetingers Eschatologie haben wir uns hier zu b e g n ü g e n . Bei weitem nicht alle theologisch bedeutsamen Aspekte von Oetingers Swedenborg-Rezeption haben wir vermerken können. Deutlich genug ist aus dem in Unterabschnitt (3) Gesagten der f ü r Oetinger charakteristische Zusammenhang von Zwischenzustandslehre und dem Apokatastasisgedanken h e r v o r g e t r e t e n , also jener Zusammenhang, der vorher in den Unterabschnitten (1) und (2) auf jeweils a n d e r e , aber eng verwandte Weise 31 ^ zum Ausdruck gekommen i s t . Die theologische Betonung der Vorstellung vom Zwischenzustand, die aus allen drei Unterabschnitten h e r v o r g e h t , stellt also eine Erweiterung und Vervollkommnung Bengelscher Anschauungen, denen sich Oetinger verpflichtet weiß, d a r , und keine grundsätzliche Korrektur oder I n f r a g e stellung der Bengelschen Gesamtkonzeption. Diese Erweiterung verhilft Oetinger auch zu stützenden Argumenten f ü r die eschatologische Entwicklung hin zur Apokatastasis, die Bengel noch nicht geltend gemacht h a t . So weiß Oetinger genauer über postmortale Entwicklungen Bescheid, die in der gleichen Richtung verlaufen wie die am Ende aller Dinge sich vollziehende Apokatastasis; diese Entwicklungen sind so etwas wie 'Vorabbildungen' des Apokatastasisgeschehens in der Zeit des Zwischenz u s t a n d s 3 1 ^ . Dazu gehört auch, daß Oetinger - aus der Bibel und aus außergewöhnlichen E r f a h r u n g e n - weiß, daß nach dem Tode verschiedentlich Belehrungen stattfinden bzw. s t a t t g e f u n d e n haben, die zum Inhalt h a b e n , daß den Gequälten nach allen h a r t e n Gerichten die Erlösung in der Apokatastasis panton verheißen wird. Freilich ist im Zwischenzustand, in dem 'Himmel' und 'Höllen' bei Oetinger ja s t e t s voneinander geschieden gedacht werden, keineswegs bereits mit der Apokatastasis zu r e c h n e n . Im Gegenteil: wie die Überlegungen zu Swedenborg im Unterabschnitt (3) ja besonders deutlich gezeigt haben, steht nach dem Zwischen zustand eine wichtige eschatologische Etappe mit Bengel - noch zu erwarten; und als Einleitung dieser der Jüngste Tag mit dem 'doppelten Ausgang'; das bedeutet: nach dem Zwischen zustand kommt die 'zweite A u f e r s t e h u n g ' 3 1 ^ , d . i . die der "Todten niedriger O r d n u n g " 3 u n d es ist zugleich das Endgericht mit seinen überaus e r n s t e n Folgen f ü r die Unseligen zu erwarten: "Die leibliche A u f e r s t e h u n g und das ewige Gericht sind die Folgen des Zwischenzustandes nach dem Tode"321.
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0 22 Mit dem J ü n g s t e n Tag als einschneidendem Datum 0 zugleich ist auch das Ende des chiliastischen Reichs Christi auf Erden gesetzt. Und hier beginnt f ü r Oetinger - wie f ü r Bengel - das entscheidend Neue, das Eschaton im engeren Sinne: einerseits die Herrlichkeit und Universalität des Neuen Jerusalems, des Neuen Himmels und der Neuen Erde gemäß O f f b . 21 f . , in dem - bei aller Ähnlichkeit und E n t s p r e c h u n g mit dem vorangehenden chiliastischen Reich - genauso wie nach Bengels Auslegung die P r a c h t , der Glanz und die Vollkommenheit des 1000-jährigen Reichs noch einmal in unvorstellbarem Maße überboten w e r d e n 3 2 3 . Auf der anderen Seite aber haben synchron - nicht anders als bei Bengel die Unseligen, die im J ü n g s t e n Gericht ihr Urteil empfangen haben, u n e r h ö r t e , lange Qualen aus zuhalten. Wie diese beiden Linien nach Oetinger schließlich aufeinander zugeführt werden, das ist in den folgenden A u s f ü h r u n g e n zu Oetingers 'Apokatastasislehre im engeren Sinne' zu klären. 'Im engeren Sinn' soll b e d e u t e n , daß die eschatologische Phase nach dem J ü n g s t e n Gericht bis hin zur Vollendung besonders in den Blick genommen w i r d 3 ^ . Dabei wird a u f gezeigt, in welcher Weise der 'doppelte Ausgang' übergeht in die schließliche schlechthinnige Universalität des Heils, welche Argumente Oetinger f ü r die Überwindung der Höllenstrafen und die Apokatastasis a n z u f ü h r e n weiß und in welcher Weise er mit diesen Argumenten umgeht. Dabei ist der Vergleich mit den entsprechenden Überlegungen, die zuvor Oetingers Lehrer Bengel angestellt hat (Kap. III, 3 . ) , f ü r uns von besonderem I n t e r e s s e . In Kap. III, 3. ist zu Bengels Apokatastasisauffassung erläutert worden, daß Bengel an den 'ewigen' Höllenstrafen festhält, sie als äußerst qualvoll und dauerhaft u n t e r s t r e i c h t , aber nicht mit der Unendlichkeit der Strafen r e c h n e t : die Ewigkeit Gottes als unendliche Ewigkeit sei von der endlichen Ewigkeit der Strafen zu u n t e r s c h e i d e n 3 2 5 , Dies hat Bengel in verschiedenen Äußerungen außerordentlich vorsichtig angedeutet. Oetinger geht da - die gleichen Gedankengänge verwendend - anders v o r ; er sagt in seinem 'Wörterbuch' klar und deutlich und im Zusammenhang: Es t r e f f e nicht zu, daß "Strafe oder ewige Pein dem ewigen Leben gleich seye. Pein hat keine Wurzel in GOtt, wie Leben" 3 2 ®; "aus dem Spruch JEsu, sie werden in die ewige Pein gehen, die Gerechte in das ewige Leben . . . folgt nicht, daß die ewige Pein gleich ewig seye, wie das ewige Leben: dann die ewige Pein hat ihre Wurzel in dem Fall, der nicht ewig i s t ^ 3 2 ^ , ^as e w i g e Leben ist vor sich ewig. . . . Die ganze heilige Schrift weißt nichts von dem ewigen Tod, davon in der Litaney aufs ungewisse her gesprochen w i r d (328), Sie gebraucht das Wort (sc. im Sinne von Unendlichkeit) niemal; es heißt vielmehr: es werden dir danken alle deine Werke(329), Wären sie im ewigen Tod, so w ü r den sie in der Hölle nicht d a n k e n . Also ist nöhtig die beschmüzte Begriffe nach und nach zu s ä u b e r n . Sie verursachen unvermerkt und schleichend Befleckungen des Geistes. Von den unächten Worten kommt viel Unheil in der Welt" 3 3 0 .
- 136 Weiter heißt es im 'Wörterbuch': "Diß ist ja so klar, daß man das Wort ewig, nicht für unendlich nehmen solte. . . . Das heißt eine Ewigkeit, wenn etwas hervorgebrachtes eine Zeitlang währet, und wieder ins Unsichtbare zurück zieht; darum heißt es Verborgenheit olam. Das ist ein Haupt-Wort neuen Testaments. GOtt heißt König der Ewigkeiten, er ordnet sie von Anbeginn zusammen. . . . Olam und aeon folgen nicht aus dem Wesen der Dingen, sondern aus der Freiheit GOttes"^ 3 1 ; mit den beiden letzt zitierten Sätzen ist Oetinger wieder bei seiner Vorstellung vom 'willkürlichen Vorsatz der Äonen', dessen Endzweck darin liegt, daß "Deus post aeonas aeonum erit omnia in o m n i b u s " 3 3 2 . Wieder weit weniger vorsichtig als sein Lehrer Bengel, hat Oetinger keine Bedenken getragen, diese Vollendung nach den Äonen öffentlich als 'Wiederbringung' zu bezeichnen (wenn bei ihm auch der Begriff 'Anakephalaiosis' nach Eph. 1, 10 häufiger gebraucht wird, ein B e g r i f f , der bei Oetinger sachlich nichts anderes besagt als Wiederbringung oder Apokatastasis). So gibt es in Oetingers 'Wörterbuch' einen eigenen Artikel, der überschrieben ist mit: "Wiederbringung, Apocatastasis. Apgsch. 3, 2l(333)"334. In diesem Abschnitt sagt Oetinger sehr freimütig: "Die Wiederherstellung in die erste Ordnung erweißt sich am besten aus 1 Kor. 15. als eine Folge der Auferstehungskraft JEsu vers 2028.(335) u n c j a u s der Epistel an die Epheser Kap. 1, 9-11. wenn alles unter ein Haupt verfaßt wird. Diese heilige Dinge werden nicht durch pro und contra disputiren bekannt, sondern durch das unzerstörliche Wesen des sanften und stillen Geistes, in diesem führt der heilige Geist in alle W a h r h e i t "336. Die schließliche Apokatastasis hat also für Oetinger, wie hier wieder sichtbar wird, eine hinreichende biblische Begründung, sie gehört zu den 'heiligen Dingen', die keiner Diskussion pro und contra bedürfen. Freilich drückt Oetinger in seinem Artikel auch Mahnungen zur Vorsicht aus; er sagt, solche heiligen Dinge dürften nicht "allzu sinnlich"337 bekannt gemacht werden, die Apokatastasis werde "einem Glaubigen bekannt in seinem geistlichen Alter, nicht nur (sie! Das Folgende ist für Oetinger also nicht grundsätzlich ausgeschlossen) vom Lesen der Petersenischen Schriften"338. Diese Zitate aus Oetingers 'Wörterbuch' genügen, um zu belegen, daß Oetinger die Entwicklung zwischen Jüngstem Tag und eschatologischer Vollendung im Wesentlichen nicht anders gesehen hat als Bengel. Eine Reihe von Argumenten, die Oetinger einerseits zur Ablehnung der endlosewigen Höllenstrafen und andererseits zur Befürwortung der Apokatastasis (Wertschätzung von 1. Kor. 15, 20-28: Gott werde 'alles in allem' sein)
- 137 anführt, sind uns in den Grundzügen im Abschnitt zu Bengels Apokatastasisvorstellung bereits begegnet. Der wesentliche Unterschied zwischen Bengel und Oetinger besteht hier darin, daß Oetinger sowohl seine Ablehnung der unendlichen Höllenstrafen als auch seine Befürwortung der Apokatastasis, sehr klar und deutlich, darlegt, viel 'systematischer' als Bengel, der diese Dinge nur 'versteckt' zum Ausdruck gebracht hat. Oetingers Sprache ist da unüberhörbar eindeutig: "Von Anfang der Kreatur biß ans Ende ist GOttes Werk alles Widrige zu überwinden und ins Leben zu versetzen. Daß heißt eigentlich und unverblümt versöhnen"339. Umrisse von dem, was Oetinger für die Phase nach dem Jüngsten Tag hinsichtlich der Apokatastasis panton wichtig i s t , sind damit bereits verdeutlicht. Hier ist nun zur weiteren Klärung eine Schrift hervorzuheben; seine 1771 gedruckte 'Untersuchung der Preis-Frage von der Sünde wider den Heiligen G e i s t ' 3 4 0 . Diese Schrift, die Oetinger aufgrund einer Preisaufgabe der Tübinger Theologischen Fakultät verfaßt hat 341, macht drei Aspekte sehr deutlich, die für unsere Überlegungen von Belang sind: einmal zeigt sie, das Bisherige unterstreichend, welch gewaltigen Stellenwert für Oetingers Eschatologie der Gedanke der Apokatastasis besitzt, zum zweiten geht klar daraus hervor, wie im einzelnen Oetinger für die Zeit nach dem Jüngsten Gericht über die Hölle und deren schließliche Überwindung denkt, und drittens zeigt Oetinger in dieser Schrift, in welcher Weise seiner Meinung nach exegetische Probleme mit Hilfe der Apokatastasiswahrheit einer Lösung zugeführt werden können: in der 'Untersuchung . . . ' kommt gleichsam die Apokatastasislehre exegetisch zur Anwendung. Es geht um das exegetische Problem von Mt. 12, 31 f . , Mk. 3, 28 f . und Lk. 3, 28: die Lästerung gegen den heiligen Geist kann nicht vergeben werden, nach Mt. 12, 32c ausdrücklich weder in dieser noch in jener Welt. In der Ausschreibung der Tübinger Theologischen Fakultät hatte es u . a . geheißen: "Wollte man beiläufig die Untersuchung der Frage auf sich nehmen, ob der Beweis ein Gewicht habe, den man aus den Worten, die Matth. 12. Mark. 3 und Luk. 12. von dieser Sünde stehen, für die unaufhörliche Dauer der Höllenstrafen hernimmt, so stünde es zu belieben; wie wol es auf diesen Punkt jetzt nicht hauptsächlich angesehen ist . . . " 3 4 2 . Bezeichnenderweise kommt es Oetinger gerade "auf diesen Punkt" bei seiner Lösung des gestellten Problems ziemlich stark an. Er verhandelt das Thema als Apologet der Apokatastasis und möchte aufweisen, daß die
- 138 Auffassung von der Unaufhörlichkeit der Höllenstrafen, nach dem rechten Verständnis der Bibel geurteilt, völlig verfehlt ist. Gerade an diesem extremsten Beispiel aus dem Neuen Testament, das ihm Verfechter der Unaufhörlichkeit der Höllenstrafen vorhalten können, nämlich Mt. 12, 31 f . p a r r . , will Oetinger erweisen, daß die Apokatastasis panton (die einst selbst die Lästerer gegen den Geist einschließen wird) eine zentrale biblische Wahrheit ist. Was das innere Zentrum seiner diesbezüglichen Argumentation ist, kommt in voller Deutlichkeit erst gegen Ende von Oetingers 'Untersuchung . . . ' zum Ausdruck: es besteht in jener oben bereits beschriebenen Auffassung von der 'begrenzten' Ewigkeit der Höllenstrafen: Oetinger lehnt all die häufig vertretenen "Säze, daß in jener Welt keine Vergebung mehr sey"343 grundsätzlich ab, denn sie zeugen von mangelndem Schriftverständnis, da sie von der falschen Annahme ausgehen, "daß man die Ewigkeit (sc. als biblischen Begriff überhaupt wie auch speziell im Blick auf die Ewigkeit der Höllenstrafen), als eine unendliche, unabgesezte Währung wider die H. Schrift concipirt" und damit "(ucoi^, eine indeterminirte Zeit, für eine Ewigkeit ohne Ende g e n o m m e n " 3 4 5 Oetinger verficht die gleiche Auffassung wie Bengel, wenn er "Schlüsse ab infinito Deo ad infinitas poenas"346 zurückweist: die Ewigkeit der Strafen ist als begrenzte von der unbegrenzten Ewigkeit Gottes zu unterscheiden. Entsprechend wehrt Oetinger den Irrtum ab, "die attributa Dei seyen alle gleich groß, iustitia sey gleich unendlich mit der bonitate"347. Stattdessen gilt für Oetinger, daß die 'bonitas' Gottes, die sich schließlich in der Apokatastasis manifestiert, stärker ist als seine 'iustitia', die ihren Ausdruck findet in Gerichten, die nur begrenzte Ewigkeiten währen. Alle diese Irrtümer, die Oetinger heftig abwehrt, entspringen nach seiner Meinung aus einem falschen Schriftverständnis: wer so argumentiert, zeigt, daß er die "öconomische Idee, ohne welche die Lehre von der Gottseeligkeit nicht ganz ist, nehmlich von dem willkührlichen Vorsaz der Aeonen in Christo"348 noch nicht verstanden hat. Ganz entsprechend wie in Kap. IV, 1. d . , streicht auch hier Oetinger wieder die heilsgeschichtliche Folge der Ewigkeiten nach 'Gottes willkürlichem Vorsatz' und die Vollendung dieses Vorsatzes nach den Ewigkeiten in jenem 'Endzweck', daß Gott 'alles in allem' ist, als grundwichtig für das rechte Verständnis der Schrift heraus: Daß Gott "der souveraine Austheiler der Ewigkeiten"349 j s t ( "versteht kein Philosophus ausser der H. S c h r i f f ' ^ O , vVer so die biblische Wahrheit von den Ewigkeiten verfehlt, fällt aufgrund dessen (philosophischem!) Unverstand anheim, wenn er den Höllenstrafen unendliche Dauer beimißt: letzteres sei eine Meinung, die "durch eine Philosophische Seuche den Europäern ausgemacht dünkt "351,
- 139 Das, was hier gegen Ende seiner Schrift 'Untersuchung . . . " Oetinger in Auseinandersetzung mit den 'falschen Hypothesen'352 anders denkender Theologen geltend macht, bildet für ihn die hermeneutischen Voraussetzungen, das exegetische Problem von Mt. 12, 31 f . parr. einer Lösung zuzuführen. Diese Lösung ist nun in einigen Zügen zu verdeutlichen. Gleich zu Beginn seiner 'Untersuchung . . . ' sagt Oetinger, worauf es ihm ankommt; es sei ihm hinsichtlich Mt. 12, 31 f . parr. "darum zu thun . . . , die Sache in connexion mit dem reinen Sinn JEsu und der Apostel, und überhaupt mit dem ganzen Geist der Propheten, in ein neues Licht gesezt zu sehen"353. Was es mit dieser "connexion" auf sich hat, verdeutlicht Oetinger zunächst im Großen, und zwar anhand seiner Konzeption der sechs miteinander im Zusammenhang stehenden Loci^·^, die wir schon oben kennengelernt haben355. Diese Konzeption als sachgerechte Ausdrucksgestalt des wahren biblischen Zusammenhangs voraussetzend, betont Oetinger, man müsse "die Betrachtung von der Sünde bis ins lezte Ziel GOttes hinausführen "356; dies gelte vom Sündenbegriff überhaupt und auch speziell von "dem Begrif von der Sünde wider den H. Geist"357^ sündenlehre also ( d . h . die Lehre "von der Sünde oder Mangel der Herrlichkeit GOttes "358) m u ß jm Einklang gesehen werden mit der Lehre "von den lezten Dingen der Aeonen, in welchen GOtt alle Herrlichkeit vor aller Creatur darstellen, und das auswendige seyn wird, wie das inwendige der Natur, oder da GOtt seyn wird alles in allem"359, Diese biblisch-dogmatische "connexion" im Großen ist also im Blick zu behalten: eine einzelne Lehre - hier die Sündenlehre mit dem Sonderfall 'Lästerung gegen den heiligen Geist' - darf nicht für sich betrachtet und verabsolutiert werden; man hat die eschatologische Perspektive zu beachten, der zufolge Gott nach den Ewigkeiten 'alles in allem' ist. Oetinger kommt dann in seiner "Zergliederung von Matth. Cap. XII. "360 auf die "connexion" im engeren Sinn zu sprechen. Er bietet eine Zusammenhangsexegese von Mt. 12, 24-45 und will aus diesem Kontext entnehmen, was es um das Dictum von der 'Lästerung gegen den heiligen Geist' (12, 31 f . ) sei und wie Jesus die ernsten Gerichtsfolgen für die Lästerer genau verstanden habe. Jesu Rede vom Gericht gegen die Lästerer ( V . 31 f . ) stehe im Zusammenhang mit Jesu weiteren 'Lehren' vom Gericht ( V . 33-45) und sei in Bezug zu setzen zu den unüberbietbar schlimmen Herausforderungen durch die Pharisäer ( V . 24-30). Oetinger hebt in seiner Zusammenhangsexegese von Mt. 12 hervor, daß "JEsus . . . aus dem Prospect der lezten Pinge"361 rede und lehre. Das bedeutet für Oetinger, daß V. 31 f . , der Höhepunkt der Auseinandersetzung mit den Pharisäern, so zu verstehen ist: "Da redet Christus als der Jes. IX.6. benannte Vater der Ewigkeit, Er stellt sich in die Reihen der Aeonen hinein, und hat die mehr oder weniger verdammte . . . als Richter vor dem Gesicht"362,
- 140 "Daß aber J E s u s , aus dem Blick in die Serie der Aeonen, und darin graduirte Verdammte, den Ausspruch von der Lästerung des H. Geistes und der Rede wider den Sohn gethan, ist aus der Connexion klar: er sagt ( s c . Mt. 12, 3 6 ) , daß solche Menschen in jenem ewigen Gericht müssen Rechenschaftlich v e r h ö r t , und wegen jedes ausgestossenen grundbösen Worts gleichsam protocollirt werden, damit offenbar werde vor jedermann, daß jedes solches Wort . . . aus einem grundverderbten Lästergrund der Feindschaft wider den Geist JEsu gegangen s e y " 3 6 3 . Hier zeigt sich bereits Oetingers Lösung des exegetischen Problems: Christus als "Vater der Aeonen" - der über die 'Ewigkeiten' ebenso Bescheid weiß wie aufgrund seines Schriftverständnisses Oetingers selbst - sieht in Mt. 12, 31 f. die kommenden Äonen und die nach dem Jüngsten Gericht zu erwartenden unterschiedlichen Strafen der Unseligen voraus und verdeutlicht, daß unter diesen Gestraften die 'Lästerer gegen den Geist' es am schlimmsten haben werden. Dabei möchte Oetinger die Qual der Strafen nicht bagatellisieren: zweimal hebt e r in dem Zusammenhang h e r v o r , daß vom "ewigen G e r i c h t < j i e R e c j e z u s e i n hat. Vollends zeigt sich Oetingers Lösung in dem Abschnitt "Von den Lehren "365 ; i n dem e r den E r t r a g seiner Zusammenhangsexegese lehrhaft zum Ausdruck b r i n g t , und zwar - was den uns interessierenden Aspekt angeht - wie folgt: "Muß man wohl Achtung geben, was in kurzen Worten ( s c . Mt. 12, 31 f . ) für ein grosser Umfang ist. Der Umfang ist also: Daß J E s u s , in dem Vorsaz der Aeonen von dem Vater ersehen worden, Eph. III, 11. alle Aeonen vor sich gesehen, worinnen viel Vergebung noch in jener Welt, vor Endigung derselben, vorgehen wird. Er hat aber auch gesehen, daß die L ä s t e r e r des Geists nach den Rechten GOttes keine Vergebung haben können, weil sie den Geist der Gnaden, der die Glaubige entschuldigt und v e r t r i t t , Rom. VIII, 26. geschmähet. Sie müssen also samt dem Teufel die lezte seyn, an denen alles Ger i c h t , von Abel an bis auf den lezten, ausgeübet wird, so ferne sie Werkzeuge Satans gewesen. Wie lange diß seyn wird, weiß niemand. Aber daß die Aeonen ein Ende haben werden, ist klar, weil, ausser GOtt, alles GOtt untergeordnet werden wird, auch der Sohn selbst, daß GOtt sey Alles in Allem. Es ist also anderswo schon klar aus der Verbindung mit der Auferstehung Christi bis in alle Aeonen, 1. Cor. XV. daß nicht nur die Pharisäer als Feinde GOttes und L ä s t e r e r , sondern auch alles, was Tod heißt, aufhören werden, Feinde zu seyn"366. Deutlicher als in dieser Teytpassage hat Oetinger wohl nirgend das Gewicht u n t e r s t r i c h e n , das in seiner Eschatologie der Apokatastasis zukommt: die Universalität des Heils, die selbst "die L ä s t e r e r des Geists"
- 141 "samt dem Teufel" umschließt, wird die eschatologische Entwicklung schließlich zum krönenden Abschluß bringen, wenn alles nach 1. Kor. 15 in Gott zurückgebracht ist und er "Alles in Allem" sein wird. Hier ist daran zurückzuerinnern, daß schon Bengel, wenn auch verhaltener, aufgrund von 1. Kor. 15 die Apokatastasis des Teufels angenommen hat 367. Die genannte Textpassage Oetingers zeigt aber auch, daß Oetinger die Folgen des Jüngsten Gerichts für die Unseligen nicht verharmlosen möchte: es kommt zu schweren abgestuften Strafen, die am schlimmsten für die 'Lästerer' sind: sie werden so lange wie der Teufel gequält. Auch dieser Wunsch, die Ernsthaftigkeit der 'ewigen' Qualen festzuhalten, ist uns von Bengels Sicht der Apokatastasis her ganz entsprechend bekannt. Diesen Aspekt, daß die Qualen äußerst ernsthafter Natur sind, unterstreicht Oetinger des öfteren. So sagt er in der 'Untersuchung . . . ' : "Zwar ist es schröcklich, in die Hände des lebendigen GOttes fallen, der Leib und Seele verderben kan in der Hölle, Matth. X. Allein eben diese Verderbung ist weder Vernichtung noch Verschlimmerung, sondern eine Auflösung der Schlangengeburt; wie der Leib putreficirt und dadurch in das reinere versezt wird, so auch die Seele . . . "368. Und an anderer Stelle heißt e s : "Also geziemt es GOtt: es lauft wider den ganzen Staat GOttes, wenn es ungestraft vergeben würde"369. g e i diesem Sachverhalt aber ist nach Oetinger zu beachten, daß die Entwicklung hin zur Apokatastasis Grundgesetz ( s i e ! ) Gottes sei: man müsse dabei "denken an das Grundgesez aller Werke GOttes, das Petrus . . . 1. Petr. IV. anführt, daß die Todten sollen gerichtet werden im Fleisch nach der Auferstehung . . . zweyfältig, vierfältig, siebenfältig; aber nach GOtt sollen sie leben . . . in der Unverweslichkeit des Geists . . . . Diese kleine Wörtlein, ob sie zwar nur einmal vorkommen, sind desto grössern Umfangs in dem ganzen Werk GOttes "370. Jenes über Bengel hinausgehende Argument für die Apokatastasis aufgrund 1. Petr. 4 370a ; m a c h t Oetinger also hier wieder geltend und formuliert es sogar als "Grundgesez aller Werke GOttes". Diesen Begriff "Grundgesez" im gleichen Sinn noch einmal aufgreifend, verbindet ihn Oetinger mit dem ihm zentralen Begriff des Lebens, er sagt: " . . . jezo wird auch diß zum Grundgesez gezählt: . . . daß nach der beschworenen Ordnung Melchisedek die gerichtete Todten sollen leben im Geist, κατά. Θεόι>, nach GOtt. Nehmlich Christus nach der Kraft des unauflöslichen Leben GOttes bewahrt das Gesez des Lebens nach GOtt; d . i . weil GOtt die Liebe i s t , so ist Christus Priester, ek τόν αιώνα,
- 142 daß Er das Werk von Α bis Ω (371) ausführe: nehmlich die Todten sollen im Geist leben und nach GOtt, oder weil seine Güte grösser ist als alles, und weil Er sich aller seiner Werke erbarmet(372)»373. Hier wird es ausdrücklich g e s a g t , daß 'Leben' nicht im tausendjährigen Reich zur Vollendung g e l a n g t 374 ; s o n ( j e r n in der Apokatastasis panton, die nach Oetinger die chiliastische Herrlichkeit überbietet. Abgeschlossen sei die Darstellung der Apokatastasis nach Oetingers Schrift mit einem Zitat aus der 'Untersuchung . . . ' , in dem Oetinger verdeutlicht, daß die Einsicht in die Apokatastasis keineswegs jedermanns Ding ist, sondern hohe exegetische Einsicht e r f o r d e r t : "Es ist auch deswegen eine ernstliche Sache, weil zwar die H. Schrift sehr eigentlich und maßiv r e d t , wie die Sache einmahl wird e r s c h e i nen, P s . XLVIII, 9. aber es ist hin und her z e r s t r e u t ; auch liegen viele Wahrheiten in H. Schrift per Consequentias, die nur ein Mensch GOttes sieht; und über das, so ist die H. Schrift, so deutlich sie ist, dennoch den Selbstweisen und Klugen ein Stein des Anstosses und ein Strick und eine Falle . . . "375 Oetingers 'Apokatastasislehre im engeren Sinne', also seine Sicht der eschatologischen Entwicklung vom Jüngsten Tag bis zur Vollendung, ist damit hinreichend verdeutlicht worden: schließlich findet die P r a c h t , Universalität und 'Leiblichkeit' des Neuen Himmels und der Neuen Erde in der Apokatastasis ebenso ihr Ziel wie auf der anderen Seite die s t r e n gen, abgestuften, aber zeitlich begrenzten Gerichte ihr Ende finden: Gott wird 'alles in allem' sein; wahres 'Leben' wird präsent sein, wenn alles Leben in Gott zurückgeholt sein wird: hier erst kommt die Auferstehungskraft Christi zur Vollendung (nach 1. Kor. 1 5 ) ; hier am Ende der Werke Gottes gilt im Vollsinn, daß Leiblichkeit das Ende der Werke Gottes sei, nämlich dann, wenn wieder alles unter ein Haupt verfaßt ist. Einen letzten wichtigen Aspekt der Oetingerschen Apokatastasislehre, der im Bisherigen bereits mehrfach angeklungen ist, haben wir abschließend noch einmal eigens hervorzuheben. E . Beyreuther hat in seiner "Geschichte des Pietismus" zu Recht betont: "Oetinger tritt voll für die Allversöhnungslehre ein"376, um dann aber mit einem Fehlurteil fortzufahren: "Er bringt sie aber wie Bengel nicht auf die Kanzel"377. j m Gegensatz dazu hat man es gerade als ein Charakteristikum von Oetingers Einstellung gegenüber der Apokatastasis anzusehen, daß Oetinger sie als Wahrheit auf der Kanzel publik gemacht und nicht mehr wie Bengel vorsichtig als 'arcanum' behandelt h a t . Oetinger sagt einmal: "Es hat zwar jeder Haushalter der Geheimnisse GOttes Freiheit etwas zu verschweigen nach Zeit und Ort . . . . Gleichwohl kommt diß nicht oft v o r " 3 7 8 _ u n ( j ^ie Apokatastasis ist für Oetinger keineswegs eine zu verschweigende Wahrheit; sie wird bei ihm zum Predigtthema.
- 143 Dieser Aspekt tritt wohl am deutlichsten in der o . g . 379 Epistelpredigt "Am Feiertage Stephanis des Märtyrers. Daß Gott alle seine Werke werden danken"38U zutage, aber auch andere Beispiele zum Thema Apokatastasis in Oetinger-Predigten sind in anderem Zusammenhang in der bisherigen Darstellung bereits vermerkt 381. In seiner für unseren Aspekt besonders charakteristischen 'StephanusPredigt' etwa macht Oetinger seine Gemeinde mit sehr vielen von den Argumenten vertraut, die uns in der bisherigen Darstellung beschäftigt haben. Nur Oetingers grundsätzliches Anliegen in dieser Predigt sei hier genannt; es besteht darin, "die rechte und ächte Grundbildung des neuen Testaments von den Gerichten Gottes gegen alle übertriebene, der heiligen Schrift entgegenlaufende Meinung darzustellen, und bei Gelegenheit des ersten Märtyrers Stephani zu zeigen, daß nach vollzogenen Gerichten, die schrecklich genug'sind, Gott alle seine Werke danken werden"382. Die Apokatastasislehre, die Lehre vom "Ausgang alles Vorsazes Gottes, daß er Α und Ο (383) j s t in allen W e r k e n " 3 8 4 ) w ill Oetinger in dieser Predigt seiner Gemeinde nicht vorenthalten, da sie alles andere als nebensächlich ist, denn: "Es ist kein Vorwiz, keine unnöthige Lehre, sondern eine Sache, die wir zur Ehre Jesu und zum ächten Verständnis des neuen Testaments . . . bezeugen müssen, nemlich daß alle und jede, die ins Gericht fallen, nach ausgestandenem Gerichte Gott und dem Lamme werden für ihre Strafen danken und recht geben"385. Es kann hier nicht die Aufgabe sein, die vielfältigen Anspielungen auf die Apokatastasis in Oetingers Predigten darzustellen und zu analysieren. Stattdessen ist hier ein besonders aufschlußreiches und theologisch interessantes Beispiel zur Apokatastasis in Oetinger-Predigten abschließend zu nennen: Oetingers 'Bergwerkpredigt'386. j n dieser Predigt erörtert Oetinger die Naturvorgänge, die sich in einem Bergwerk abspielen und setzt sie gemäß seiner Interpretation der Natur (die ja - wie oben gezeigt - auch zur Exegese in weiteren Sinn hin zugehört 38 7) in Beziehung zur biblischen Wahrheit. Oetinger sagt in dieser Predigt: "Ihr wisset alle, daß ich mit wohl überlegtem Nachdenken zu einem Bergwerke meinen Rath beigetragen (388), Um darinnen nicht nur Gold und Silber, sondern die Kraft Gottes auszuspüren. . . . Wir sind in dem Bergwerk nahe dabei, daß man die vielen hundert Centner Erz wasche oder zu Schlich ziehe, dazu ist das Pochwerk erbauet, daß das Erz klein und zu Staube gemacht wird; dann muß es wenigstens so viel geröstet werden, daß der Arsenik und Schwefel, der darinnen ist, abgesondert werde, damit er im Schmelzen das Gold und Silber nicht raube"389.
- 144 Oetinger verdeutlicht seinen Hörern im Folgenden ausführlich, wie diese Naturvorgänge des Schmelzens usw. im Sinne seiner alchemistischnaturphilosophischen Sicht und damit im engen Zusammenhang mit der biblischen Wahrheit von den göttlichen Gerichten zu interpretieren sei, und er kommt schließlich zu den Aussagen: "Die Wiederbringung aller Dinge ist aus der Natur sehr begreiflich. . . . Lies die heilige Schrift ohne Einwendungen, bis dir Jesus zu seiner Zeit deine Einfalt mit völligem Verstände belohnt: so bist du im Frieden, und erwartest deine Erlösung wie die ganze Creatur ohne Schrecken "390. Natur und Schrift, so deutet es Oetinger hier seinen Predigthörern, stehen jetzt schon in engster Korrelation, und sie werden einst beide in der Wiederbringung zur Vollendung gelangen 391. Sehr pointiert macht also Oetinger die Apokatastasis zum Predigtthema. L. Präger hat schon 1958 in einem Aufsatz über Oetingers Predigtweise 392 hervorgehoben, daß "Oetingers Äonenlehre, die zusammenhängt mit seinem Verständnis der Schrift als organischem G a n z e n " 3 9 3 u n ( j seine "damit verbundene(n) W i e d e r b r i n g u n g s l e h r e "394 s j c h in seinen Predigten finden, und sie nennt dort einige B e i s p i e l e 3 9 5 . Zusammenfassend ist zu Oetingers Apokatastasislehre insgesamt festzuhalten : Oetingers Lehre entspricht in der Grundstruktur vollkommen den Bengelschen Gedankengängen zur Apokatastasis, die Entwicklung nach dem Jüngsten Tag - durch Ewigkeiten dauernde Gerichte - bis hin zur Vollendung wird von beiden gleich bestimmt. So wie Oetinger Bengels Sicht von Schrift und (Heils-)Geschichte im Ganzen verpflichtet ist, sie nur ergänzt und ausweitet, nirgends aber für unwichtig erklärt, so teilt Oetinger auch Bengels Lehre vom Chiliasmus und Bengels Auffassung, daß nach dem chiliastischen Reich und dem 'doppelten Ausgang' nach und nach - in schlechthinniger Überbietung der Herrlichkeit und Universalität des 1000-jährigen Reichs - die Apokatastasis panton Platz greift: Gott wird schließlich den doppelten Ausgang am Jüngsten Tag aufheben, wenn er 'alles in allem' ist. Bei beiden wird der Chiliasmus als eine Art 'erste Rate' des schließlichen universalen Heils in der Apokatastasis panton verstanden. Freilich meint Oetinger, weiter zu sein als Bengel, und universaler und systematischer zu denken als dieser. Dies kommt in dem Grundbegriff des 'Lebens' zum Ausdruck, den Oetinger, inspiriert durch seine Rezeption der Böhmeschen Theosophie und der Kabbala usw. aus der Bibel gewinnt. Für Oetinger ist in der chiliastischen Zeit unentfremdetes Leben zu erwarten; so wird bei ihm die Universalität des 1000-jährigen Reichs weit herrlicher ausgemalt als bei Bengel, und entsprechendes gilt für die Phase nach dem Jüngsten Gericht: der Prozeß, daß danach alles Leben in Gott zurückgeholt wird und Gott in der Universalität der Apokata-
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stasis schließlich 'alles in allem' i s t , wird bei Oetinger viel s t ä r k e r akzentuiert. So weiß Oetinger, daß die Apokatastasis kommen muß, ist sie doch als 'Endzweck' des überaus wichtigen 'Vorsatzes Gottes' von Gott v o r h e r bestimmt. Dementsprechend kann Oetinger die Entwicklung hin zur Apokatastasis als 'Grundgesetz' formulieren, nach dem in Bibel, Natur und Geschichte jegliche Entwicklung a b l ä u f t . So deutlich und radikal hat das Bengel noch nicht zu formulieren gewußt. Zu dem Schritt über Bengel hinaus gehört auch, daß Oetinger mit seiner Zwischenzustandslehre von postmortalen Entwicklungen weiß, die mit der zuletzt erfolgenden Apokatastasis im Zusammenhang s t e h e n , und die Bengel noch verschlossen gewesen sind. Dieser Schritt über Bengel hinaus ist gleichfalls wieder ein S c h r i t t , der Bengels Gesamtkonzeption nicht infrage stellt, sondern e r g ä n z t : die zusätzlichen Argumente f ü r die Apokatastasis a u f g r u n d der Visionen (Schill/Oechslin, Swedenborg) und a u f g r u n d abweichender Exegesen (1. P e t r . 4) setzen ja die Entwicklung zwischen Jüngstem Tag und Apokatastasis, so wie sie Bengel gesehen h a t , n u r noch deutlicher ins Licht. Das gilt e n t sprechend f ü r die über Bengel hinausgehende Akzentuierung von Eph. 1, 10 und Kol. 1, 19 f . (im Zusammenhang mit Oetingers Wertschätzung des Universalismus von Kol. und E p h . ) . Ein entscheidender Unterschied zwischen Bengels und Oetingers Haltung zur Apokatastasis ist a b e r , daß sie bei Oetinger zur Lehre geworden i s t . Während Bengel aus seelsorgerlicher Vorsicht mit dem Thema Apokatastasis behutsam umgegangen i s t , ist es Oetinger gerade ein seelsorgerliches Anliegen, mit dieser wichtigen biblischen Wahrheit nicht mehr hinter dem Berg zu halten. So hat er sich über die Apokatastasis weit deutlicher, häufiger und in viel systematischerer Form geäußert als Bengel, nicht n u r in vielen wissenschaftlichen S c h r i f t e n , sondern eben auch auf der Kanzel. Schließlich meit er ja auch aus den Schilderungen Schills zu wiss e n , welch schreckliche Folgen das Verschweigen dieser Wahrheit nach sich ziehen kann: gerade von der Apokatastasis nicht zu wissen, zieht Strafe nach sich! Deshalb scheut er sich nicht, dieses in Württemberg kirchenpolitisch hochbrisante T h e o l o g u m e n o n 3 9 6 öffentlich freimütig zu v e r t r e t e n . Dieses seelsorgerliche Anliegen freilich ist bei Oetinger nicht zu t r e n n e n von seinem Denken ü b e r h a u p t : Oetingers Orientierung am 'Leben' ist aufs engste v e r b u n d e n mit der Apokatastasis, diese ist nämlich: "die letzte Consequenz der ganzen Oetinger'sehen A u f f a s s u n g Christi und des Christenthums: der Lebensfürst muß alle Creatur aus dem Tod, auch aus dem andern Tod zum Leben f ü h r e n " 3 9 7 #
"So leitet also Oetinger selbst die Wiederbringung aller Dinge, die Zerstörung aller Teufelswerke als die Ueberwindung des Todes und
- 146 Verschlingung desselben in's Leben aus der Idee Gottes und Christi ab; und so ist auch der letzte Schlußstein des Systems aus der Idee des Lebens d e d u c i r t , das Ende kehrt in den Anfang zurück "398,
EXKURS: Zum Apokatastasisgedanken bei Schülern Bengels und Oetingers im württembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s Im Bisherigen sind Bengel und Oetinger als zwei wichtige Vertreter des württembergischen Pietismus in der Zeit von ca. 1720 bis 1780 im Blick auf ihre Eschatologie - Chiliasmus und Apokatastasis panton - behandelt worden. Entsprechend ausführlich wird im nächsten Abschnitt M. Hahn als ein bedeutender Repräsentant der Phase zwischen ca. 1780 und 1820 hinsichtlich seiner Orientierung an Chiliasmus und Apokatastasis panton dargestellt. Vorweggenommen sei hier schon, daß bei M. Hahn der Apokatastasisgedanke noch b e h e r r s c h e n d e r als bei Oetinger in das Zentrum der Eschatologie r ü c k t , und daß M. Hahn diesen Sachverhalt sehr häufig und ausführlich - und noch deutlicher als Oetinger - in seinen Schriften zum Thema e r h e b t . Nach Bengel sind Oetinger und M. Hahn nicht die einzigen Theologen des württembergischen Pietismus im 18. J a h r h u n d e r t , die dem Apokatastasisgedanken großes Gewicht zumessen. Dieses wird im vorliegenden Exkurs ausschnittweise in den Blick genommen. Summarisch, d . h . ohne daß andere theologische Konzeptionen im einzelnen im Blick auf unsere Fragestellung u n t e r s u c h t werden, soll an einigen signifikanten Beispielen gezeigt werden, daß im 18. J a h r h u n d e r t das Problem Apokatastasis panton die Nachfolger Bengels ziemlich s t a r k beschäftigt h a t . Die in der Apokatastasis gipfelnde eschatologisch-universale Ausrichtung der Theologie ist bei andern 'Vätern' des schwäbischen Pietismus ähnlich wie bei Bengel und Oetinger zu finden; daneben aber ist bei Nachfolgern Bengels auch scharfe Kritik an der zentralen Stellung des Apokatastasisgedankens im eschatologischen Denken laut geworden. Wir verdeutlichen uns das kurz in einigen Bemerkungen zu drei Theologen, die - jeder auf seine Weise - f ü r den württembergischen Pietismus im 18. J a h r h u n d e r t und d a r ü b e r hinaus von Bedeutung gewesen sind: M.F. Roos, Ph.M. Hahn und C h r . G . Pregizer. Wenn im Folgenden einige Sachverhalte zum Thema 'Bengel-Schule' bzw. Oetinger-Schule' (zwei Kennzeichnungen, die ohnehin n u r mit Vorbehalten zu benutzen sind^) zum Ausdruck kommen, so ist mit diesen Ausf ü h r u n g e n natürlich keine umfassende Darstellung dieses interessanten (und in der gegenwärtigen Forschung nicht genügend aufgearbeiteten) Problemkomplexes intendiert. Unsere exkursartigen Überlegungen können n u r andeutungsweise darauf aufmerksam machen, in welcher Weise Bengelsche und Oetingersche Theologie weitergeführt worden ist und wie in der Zeit nach Bengel im württembergischen Pietismus das Apokatastasisproblem behandelt worden i s t . Dabei muß vieles ungesagt bleiben und weiterer Forschung vorbehalten werden.
- 148 a) Magnus Friedrich Roos: Μ.F. Roos (1727-1803; 1767-1784 Pfarrer in Lustnau und Dekan der Diözese Bebenhausen; von 1784 bis zu seinem Tode Prälat und Abt in An9 hausen'·1) gehört zu dem Flügel unter den württembergischen 'Schülern' Bengels, der einer schöpferischen Weiterführung Bengelscher Grundgedanken, wie sie etwa bei Oetinger vorliegt, reserviert gegenübersteht. Roos hat als Theologe, als einflußreicher religiöser Volksschriftsteller und durch seine kirchenpolitische Tätigkeit im Dienst des Pietismus gestanden und in Württemberg (und darüber hinaus: sogar ins Schwedische sind .Roos'sehe Schriften übersetzt worden; genannt sei auch seine Mitwirkung in der Basler Christentumsgesellschaft3) einige Bedeutung erlangt . Ohne daß wir hier in eine ins einzelne gehende Darstellung und Analyse des theologischen Denkens und Wirkens von M.F. Roos eintreten, ist hier summarisch festzustellen, daß er sich in seinen Schriften^ darum bemüht, Bengelsche Einsichten bezüglich des Verständnisses von Schrift und Eschatologie zu bewahren und vor den Herausforderungen seiner Zeit zu verteidigen. So rechnet auch Roos etwa mit dem bevorstehenden 1000-jährigen Reich 5 und schärft in zahlreichen seiner Schriften seinen Lesern die besondere Bedeutung der Offb. ein, legt aber auf die chronologisch-exakten Voraussagen Bengels nicht so viel Wert wie auf die Mahnung zur Wachsamkeit angesichts der zu erwartenden Endereignisse. Solche Mahnung zur Wachsamkeit und die Verteidigung des Überkommenen sieht Roos für den Pietismus, besonders im Blick auf die Herausforderungen durch die Aufklärung, als dringlich und aktuell an. In unserem Zusammenhang ist Roos' Verhältnis zu Oetinger und den ihm nahestehenden Theologen von besonderem Interesse. Obwohl ursprünglich eine Menge theologischer Gemeinsamkeiten zwischen Roos und Oetinger bestehen, fühlt sich Oetinger schließlich von Roos und den ihm näherstehenden Theologen alleingelassen bei seinem persönlich und kirchenpolitisch folgenschweren Versuch, von Bengel aus schöpferisch weiterzudenken. Diese Differenz zwischen Oetinger und Roos tritt am deutlichsten zutage in einer Briefnotiz aus dem Jahr 1773. Oetinger stellt darin fest, "daß Roos so viel aus meinen Büchern nimmt, und doch meinen Namen verschweigt, als wollt er Monopol wie Burk (sc. der ältere wichtige Vertreter des von Oetinger aus gesehen konservativen Bengel-Flügels") affectiren"^. Diese Haltung von Roos ist - aus Oetingers Gesichtswinkel interpretiert auf Roos' kirchliche Karrierepläne zurückzuführen. Oetinger fährt in seinem Brief fort und beklagt, Roos wolle "Prälat werden durch affectirte Orthodoxie .
- 149 Der hier zum Ausdruck kommende Streit und Gegensatz zwischen Roos (und den ihm Nahestehenden) und Oetinger (und den Oetinger Nahestehenden) ist hier nicht im einzelnen zu verfolgen®*; in unserm Zusammenhang interessiert die Stellung von M.F. Roos zur Lehre von der Apokatastasis panton. Letztere spielt bei dem genannten Gegensatz, wie sich zeigen wird, eine gewisse Rolle. M.F. Roos hat sich im Verlauf seines Wirkens mit wachsender Schärfe gegen Oetinger und die ihm theologisch nahestehenden Pietisten gewandt und in dem Zusammenhang u . a . deren Betonung der Lehre von der Apokatastasis panton mehr und mehr verworfen. Daß Roos Vertreter der Apokatastasislehre nicht von vornherein anathematisiert haben kann (wie das später - s . u . - im Fall M. Hahn geschehen i s t ) , geht schon daraus hervor, daß jener Calwer Rektor Schill, der dezidiert Anhänger dieser Lehre gewesen ist und für Oetinger wichtiger Gewährsmann für die Lehren vom Zustand nach dem Tod und von der Apokatastasis geworden ist9, von M.F. Roos nicht minder geschätzt worden ist als von Oetinger: Roos streicht Schill, mit dem er als junger Mann in Kontakt gestanden ist, heraus als Musterbild eines Christen, von dem man lernen könne, "wie weit es die Gnade in der Erleuchtung und Heiligung bei einem Menschen bringen könne" 1 · 0 . Ein gewisses Verständnis für 'Freunde der Wiederbringung' beweist Roos auch in seiner 'Abhandlung von der Sünde wider den heiligen Geist', gedruckt 1771, eine Arbeit, die aus dem gleichen Anlaß (Tübinger Preisaufgabe) verfaßt worden ist wie Oetingers 'Untersuchung der Preis-Frage von der Sünde wider den Heiligen Geist', die oben ausführlich behandelt worden ist-*·!. Anders als Oetinger geht Roos auf das Apokatastasisthema in seiner 'Abhandlung . . . ' nur am Rande ein, und zwar auf 1 1 / 2 Seiten im A n h a n g t . Dort beantwortet Roos die Frage, ob "die unendliche Ewigkeit der HöllenS t r a f e n " ^ beweiskräftig aus den mutmaßlichen dicta probantia Mt. 12 und Mk. 3 hervorgehe, klar "mit Nein" 1 ^: die unvergebliche Lästerung des Geistes besagt noch nichts gegen die Apokatastasis. Roos begründet dieses Urteil damit, daß "die Freunde der Wiederbringung aller Dinge"15 (mit denen er sich offenbar nicht ohne weiteres identifiziert) "das Wort e w i g " 1 6 mit einem gewissen Recht 17 a l s "einen unbestimmten langen Zeitlauf" 1 8 verstehen können, so daß die gemäß Mt. 12 und Mk. 3 unvergebliche Lästerung gegen den Geist in der Weise interpretiert werden könnte, "daß die höllische Strafen durch keine Vergebung geendigt, sondern durch eine völlige Bezahlung der Sünden-Schulden biß auf den letzten Heller, aufgehoben werden"!® und daß gemäß dieser Meinung nach dieser Aufhebung die Apokatastasis stattfinden kann. Gedankengänge, wie sie Oetinger in seiner 'Untersuchung . . . J angestellt hat, sind nach Roos also nicht ohne weiteres von vornherein zu verwerfen. Dieses Verständnis von Gericht und schließlicher Aufhebung desselben
- 150 hält Roos - wie Bengel und Oetinger das 'bis auf den letzten Heller . . . ' heran ziehend 20 - für möglich. Aber Roos schließt an diese Überlegungen eine ernste Warnung an: "Wehe aber demjenigen, welcher über der Hoffnung der Wiederbringung aller Dinge die Verheissung in die Ruhe GOttes ein zugehen versäumt , und indem er in die dunkele Ferne sieht, in die nahe Grube des Verderbens fällt "21. Eine größere Distanzierung zur Vorstellung von der Apokatastasis und eine Verschärfung der letztgenannten Warnung Roos' kommt im ersten Band der Roos'sehen Schrift 'Die Lehre und Lebensgeschichte Jesu Christi . . . " von 1776 zum Ausdruck. Darin nimmt er das genannte Dictum 'bis du den letzten Heller bezahlt hast' (Mt. 5, 26) zum Anlaß, sich heftig gegen die Betonung der Apokatastasisvorstellung zur Wehr zu setzen. Roos meint sich absetzen zu müssen von denjenigen, "welche aus dieser ( s c . Mt. 5, 26) und anderen Stellen eine indiscrete Vorstellung von der Wiederbringung aller Dinge herleiten"22. Zu diesem Zweck zieht er den (auch von Bengel mit beeinflußten) Theologen C h r . A . Crusius als Autorität heran und zitiert aus dessen 'Moraltheologie eine Passage von mehreren Seiten, die die Verwerfung der Apokatastasisvorstellung zum Inhalt hat 24. In diesem Crusius-Text, den Roos an seine Erläuterung zu Mt. 5, 26 als Exkuis anhängt und seinen Leser "zur Beherzigung"25- vorlegt, sagt Crusius zunächst, daß nicht alle mit der Apokatastasisvorstellung zusammenhängenden Erkenntnisse von vornherein als falsch zu beurteilen seien: es gebe nach der Schrift etwa Hinweise darauf, "daß es einigen Verdammten erträglicher gehen soll"26; durchaus seien Stellen zu nennen, die "eine Verbesserung und Milderung eines Theils von dem System der Verdammten"27 andeutend zum Inhalt haben. Das damit Konzedierte aber darf nach Crusius (und Roos) nicht dazu führen, die Apokatastasislehre für legitim zu halten: man hat sich "vorzusehen, daß man deßhalben den bisherigen unbiblischen und mehrentheils recht plumpen Vorstellungen von der Wiederbringung aller Dinge nicht nachgebe, deren Irrthümer darum nicht besser werden, daß der und jener Orthodoxe die gute Sache gegen sie schlecht vertheidiget h a t " 2 8 . Daran ist bemerkenswert, daß hier von Bengel beeinflußte Theologen die orthodoxe Apokatastasiskritik - trotz deren gelegentlichen Mängeln im Kern als "gute Sache" sehen; ein Urteil, dem bei all seinen Bedenken gegen seelsorgerlich unklugem Umgang mit der Apokatastasis Bengel nicht zugestimmt hätte.
- 151 Crusius/Roos aber halten "den Vertheidigern der Endlichkeit der Höllenstrafen "29 ( z u denen ja eine Generation zuvor auch Bengel selbst gehört hat) entgegen: "der Stand der Absonderung von der seligen Stadt GOttes und die Verstoßung von dem Bürgerrecht auf der neuen Erde hört . . . nicht auf, wenn man nicht den Worten JEsu widersprechen will. Aus denselben ist auch unläugbar, daß Er solchen Personen an Seiner, zur Vergebung der Sünde und Empfahung des heiligen Geistes in der Gnadenzeit zu schenkenden Gerechtigkeit keinen Antheil mehr zugesteht Z.B. Luc. 13,24.25. Ebr. 10,26. Matth. 25,44 f . " 3 0 . Nach Crusius' Urteil, das Roos offensichtlich zustimmend zitiert, liegen dem Insistieren auf der Apokatastasis panton entweder "Irrthümer der Naturalisten"31 zugrunde, " z . B . der Zweck der ganzen Schöpfung sey die schlechterdings zu erreichende Glückseligkeit aller Creaturen, aller Strafe müsse ein bloses Mittel zur Besserung seyn u . s . w . "32 oder aber "schwärmerische Meinungen"33, " z . B . vom Ausfluß aller Dinge aus GOtt und deren Rückfluß in Ihn, von einem gleichsam chemischen Ausbrennen der Schlacken der Sünde durch höllische Feuer in den Verdammten "34. Betrachtet man dazu die Oetingersche Apokatastasislehre, würde man sie wohl von diesen von Crusius und Roos verworfenen 'Irrthümern' nicht freisprechen können. Nach Crusius und Roos aber gilt es, diesen naturalistischen und schwärmerischen Irrthümern "durch eigene gebührende Gegenbeweise "35 entgegenzutreten, denn diese unbliblischen Irrtümer haben "immer den größten Antheil an der behaupteten Endlichkeit der Strafen, ob man wohl aus der Schrift zu disputiren das Ansehen haben will"36. Eine solch deutliche Kritik an der Apokatastasislehre, wie sie hier zum Ausdruck kommt, deutet an, wie weit sich Roos und Crusius als Theologen, die Bengel nahestehen, von der Eschatologie des Bengelschülers Oetinger und dem ihn nahestehenden Theologen ( z . B . Ph.M. Hahn, Chr. G. Pregizer, M. Hahn; zu deren Apokatastasislehre s . u . ) entfernt haben. Roos' weiterer Weg zeigt, daß diese Kritik an der Apokatastasislehre nicht auf der Ebene literarischer Auseinandersetzung geblieben ist. Das kommt deutlich zum Ausdruck in jener Visitation, die er als Bebenhauser Dekan im Juni 1784 in der zu seiner Diözese gehörenden Gemeinde Altdorf vornimmt37. Der Kreis um M. Hahn, der sich in Altdorf gebildet hat und dort Privat erbauungsstunden abhält, wird vom Dekan Roos bei dieser Visitation streng mißbilligt; dabei spielt die in diesem Kreis betonte (vgl. unten das Kapitel über M. Hahn) Vorstellung von der Apokatastasis auch eine Rolle.
- 152 Roos vermerkt als scharfen Tadel in den Visitationsakten, in den Altdorfer Privatsammlungen würden "allerhand seltsame M e i n u n g e n " 3 8 vertreten, und er führt dazu an, daß sich u.a. Meinungen "von der Geisterwelt, von der Wiederbringung aller Dinge usw. auszubreiten"^ begännen. Roos macht es aktenkundig, daß der Gemeindepfarrer die Aufgabe habe, "jene seltsame Lehren mit moderation und ohne jemands Verunglimpfung ferner, wie er schon gethan, publice und privatim aus den Worten Gottes zu w i d e r l e g e n "40. Damit reiht sich Roos ein in die Reihe jener württembergischen Theologen ( v g l . oben J.W. Jüger 4 * sowie den Fall d'Attrin 4 2), die sich mit kirchenpolitischen Mitteln gegen die Verbreitung der Apokatastasislehre zur Wehr gesetzt haben. Zwar wird in dem Visitationsprotokoll von 1784 der Name M. Hahns von Roos nicht erwähnt, aber - darauf hat J. Trautwein aufmerksam gemacht 4 ^ aus dem Tagebuch Ph.M. Hahns geht hervor, daß es bei dieser Visitation zu deutlichen Angriffen gegen den jungen M. Hahn vonseiten des Dekans Roos gekommen ist. Am 24. Juli 1784, gut einen Monat nach der Visitation, notiert Ph.M. Hahn: "Abends kam Michael Hahn von Altdorf und noch ein Bruder von Hausen, der mir den Widerstand des Speziais R. bei der Visitation erzählte, daß er ihn nicht verhört, sondern öffentlich in der Kirche wider ihn und die Stunden geredet, und es ihm verboten habe" 4 4 . Für unsere Fragestellung ist dabei von Bedeutung, daß jene liberal-verständnisvolle Haltung gegenüber 'Freunden der Wiederbringung' und ihren Argumenten, die Roos in seiner Schrift von 1771 ( s . o . ) noch gezeigt hat, bei diesem Verhalten M. Hahn gegenüber nicht mehr festzustellen ist: ohne vorheriges Verhör M. Hahns wird auch die Lehre von der Apokatastasis von vorneherein unter diejenigen Lehren gerechnet, die "publice und privatim aus dem Wort Gottes zu widerlegen" sind. Für das Verhalten Roos gegenüber M. Hahn bei dieser Visitation hat Ph. M. Hahn eine ähnliche Erklärung wie Oetinger, der ja geäußert hat, Roos wolle durch affektierte Orthodoxie Prälat w e r d e n P h . M . Hahn vermerkt in seinem Tagebuch, auf die unmittelbar nach der Altdorfer Visitation erfolgte Ernennung Roos' zum Prälaten4® anspielend: "Jetzt ist er Prälat und hat seinen Lohn. Christus wäre anders mit ihm (sc. M. Hahn) umgegangen. Er (sc. Roos) ist über ihn (sc. M. Hahn) zornig geworden und hat auch von mir (sc. Ph.M. Hahn) gesagt, ich habe widerrufen, mein Glaube sei nichts" 4 ^. Als Anhauser Prälat hat Roos im gleichen Jahr - das Vorwort ist am 30. August 1784 unterzeichnet - eine (Laien-)Dogmatik herausgebracht, in der die Roos'sehen Überzeugungen im Zusammenhang dargestellt werden:
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'Christliche Glaubens-Lehre f ü r diejenigen, welche sich zur gegenwärtigen Zeit nicht mit mancherley und fremden Lehren umtreiben lassen wollen . . . ' . Dieses wichtige Werk von Roos, 1845 in zweiter Auflage mit einem Vorwort von J . T . Beck erschienen, hält in seinem Abschnitt "Von den letzten Dingen"4** s t r e n g am doppelten Ausgang der Weltgeschichte f e s t , ohne die Möglichkeit der Apokatastasis panton zu diskutieren oder auch n u r zu erwähnen. Roos s c h ä r f t besonders den Gerichtsernst des J ü n g s t e n Tages ein: Man d ü r f e "den herrlichen und v e r g ü n g t e n Zustand heiliger Seelen nicht so hoch p r e i s e n , daß dadurch die Erwartung des jüngsten Tags aufgehoben würde" 4 ®. "An dem großen Gerichtstag wird der König Jesus reden und reden lassen. Die Reden derjenigen, die als Uebelthäter erscheinen, zeigen an, daß sie biß auf diesen Tag noch einzelne Hoffnung beybehalten haben, und alsdann den letzten Versuch machen sich zu r e c h t f e r t i gen . . . . Aber das Endurtheil des Königs, welches den Beweis und die Strafe mit einer majestätischen Kürze a u s d r ü c k e n wird, wird ihren Mund s t o p f e n , und ihre eitle Hoffnung ganz niederschlagen. Alsdann werden die Ungerechten in die ewige Pein gehen: die Gerechten aber in das ewige Leben "50. Bei diesem "Endurtheil" beläßt es Roos, weitere mögliche Entwicklungen zu r e f l e k t i e r e n , wie wir es bei Oetinger gesehen haben, enthält er sich 5 *. Diese Darlegungen müssen genügen, die kritische Distanz M.F. Roos' gegenüber Oetinger und diesem theologisch nahestehenden württembergischen Pietisten zu belegen. Festzuhalten i s t , daß ein Kontroversthema dabei die Lehre von der Apokatastasis panton gewesen i s t , deren Beton u n g sich Roos zunehmend h e f t i g entgegengestellt h a t 5 ^ . Hier ist k u r z a n z u f ü g e n , daß ganz ähnliche Spannungen wie zwischen Oetinger (und den ihm Nahestehenden) und Roos schon vorher zwischen Oetinger und Ph.D. Burk (1714-1770) 5 3 , Bengels Mitarbeiter und Schwieg e r s o h n , zu bemerken sind. Oetinger hat sich über B u r k s theologische und kirchenpolitische Einstellung ebenso abfällig geäußert wie über die von Roos 5 4 . Bezeichnend i s t , daß Oetinger sich einmal 1764 in einem Brief über die Orthodoxie Burks beklagt und dabei ausdrücklich darauf hinweist, daß Burk im Gegensatz zu seinem Schwiegervater Bengel nichts mit der Apokatastasis panton zu t u n haben wolle 5 5 . b ) Philipp Matthäus Hahn: "Die gute Botschaft vom Königreich Gottes", dieser Titel eines neueren Auswahlbandes mit Auszügen aus Ph.M. Hahns Schriften 5 ® nennt die thematische Mitte im theologischen Denken des württembergisch-pietistischen P f a r r e r s Ph.M. Hahn (1739-1790), der neben und mit seiner Theo-
- 154 logie als Förderer von pietistischen E r b a u u n g s s t u n d e n und als genialer Mechaniker und Erfinder eindrucksvoll und vielseitig in Erscheinung get r e t e n i s t . Bei Ph.M. Hahn steht die Rede vom '(König-)Reich Gottes', die wir schon bei Oetinger (über Bengel hinausgehend) sehr häufig betont gefunden h a b e n 5 7 , vollends im Zentrum. Entsprechend wie im vorangegangenen Abschnitt zu Roos ist auch hier zu Ph.M. Hahn weder im Detail auf die Biographie 5 8 noch auf Einzelheiten seiner Theologie und das vielfältige damit zusammenhängende Wirken Hahns einzugehen. Zwar bedauert M. Brecht zu Recht, es fehle zu Ph. M. Hahn noch "eine Darstellung seines geschlossenen systematischen theologischen Denkens in seiner Eigenart" 5 ^, trotzdem aber kann man auf einige neuere Arbeiten (von M. Brecht und anderen)®" verweisen, welche dem Bild des Menschen und Theologen Ph.M. Hahn mit seinen reichen Begabungen einige deutliche Konturen verleihen. Hier ist n u r summarisch zu konstatieren, daß Ph.M. Hahns Denken - in ähnlicher Weise wie das Oetingers - universal ausgerichtet ist und d u r c h die stete Bezogenheit auf das 'Königreich Gottes' als die richtungsweisende eschatologische Perspektive Geschlossenheit und systematischen Zusammenhangt! gewinnt. Für u n s e r n Zweck reicht e s , einiges Grundsätzliche zur Hahnschen Zentrallehre vom 'Königreich Gottes' a n z u f ü h r e n und in dem Zusammenhang deren Verbindung mit der Vorstellung von der Apokatastasis panton auf zuweisen. Die Lehre Jesu vom 'Königreich', so wie Ph.M. Hahn sie v . a . zunächst in den Evangelien findet, wird von ihm häufig als Ausgangspunkt h e r a u s gestrichen : Jesu hat nach Hahn seinen J ü n g e r n "vom Tag des Messias und vom anbrechenden Königreich Gottes, wie es von den Propheten verheißen war, gesagt; und das war das Erste, das die J ü n g e r gefaßt. Es ist auch ganz nach Menschenkenntniß gehandelt , weil diese Lehre noch keine geistliche, sondern noch fleischliche, irdischgesinnte Menschen v o r a u s s e t z t , die nichts Geistliches fassen können. Das war das ABC der Lehre Jesu und der Apostel; d a s , was sie verstehen und fassen konnten, mußte sie zur weiteren Lehre von der Sünde und Gnade vorbereiten und aufmerksam machen"®^. Entsprechend heißt es in einem anderen Brief Hahns, er habe sich "einmal v o r g e s e t z t , nach Jesu und den Aposteln zu l e h r e n , wie es in den Evangelien und der Apostelgeschichte beschrieben i s t . Die Episteln sind keine Beweise f ü r den Anfang der L e h r e u n d Hahn fährt f o r t : "Wenn man nach dem ganzen Plan die Bibel l e h r t , so kommt Alles nach und nach; und keine Wahrheit wird bei einem Suchenden zurückbleiben. Der Vortheil aber ist d e r : Man lernt die Schrift bälder verstehen und lieber, wenn man den Anfang mit der Predigt vom Königreich und Tag Christi macht. Das war die gute Botschaft, welche die Apostel allen Völkern g e b r a c h t . Wer diese glaubt und h a t , der wird auch sichere Freiheit bekommen vom Zorn Gottes am Tage des Messias "64.
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Am Anfang des 1779 erschienenen zweiten Bandes seiner 'Vermischten Theologischen Schriften' stellt Ph.M. Hahn in einer f ü r sein theologisches Denken charakteristischen Weise die Lehre vom 'Königreich Gottes' als die thematische Mitte des neuen Testaments h e r a u s ; f ü r Ph.M. Hahn steht f e s t : "Die Lehre vom Königreich war der Anfang und der Hauptinhalt der Lehre Jesu und seiner Gesandten. Dies ist so k l a r , daß es fast keines Beweises b e d a r f . Wer n u r ein einzigesmal die Lebensgeschichte Jesu und seiner Gesandten mit unbefangener Aufmerksamkeit gelesen h a t , muß dies einsehen . . . . Darum ist nöthig auf dasjenige wieder den Finger zu d e u t e n , was sich aus unserm Auge verloren hat und uns in den Grundgedanken der e r s t e n Christen zu e r n e u e r n ; weil doch nichts anderes wahrer und bleibender Reichthum ist als der lautere Verstand der ganzen Wahrheit oder des ganzen Zusammenhangs der Lehre Jesu"®^. In diesen programmatischen Sätzen finden zwei Aspekte ihren Ausdruck, die f ü r Ph.M. Hahns theologisches Denken von Bedeutung sind: zum einen der Sachverhalt, daß Hahn grundsätzlich dem oben beschriebenen auf organische Ganzheitlichkeit und Universalität ausgerichteten Schriftv e r s t ä n d n i s seiner Lehrer Bengel und Oetinger verpflichtet ist, zum and e r n , daß er durch die Verbindung von Königreich und "Lebensgeschichte J e s u " in den Evangelien einem Zusammenhang besondere Aufmerksamkeit widmet, der sich in dieser Weise bei Hahns Lehrern noch nicht betont findet, aber in vielen Schriften Hahns ausführlich verhandelt wird®**. Daß die Evangelien als Ausgangspunkt der Lehre vom 'Königreich Gottes' eine gewisse Vorrangstellung f ü r Hahn bekommen, bedeutet nicht, daß f ü r ihn die anderen Teile des neuen Testaments (und der übrigen Schrift) minder zu achten s i n d . Hier gilt f ü r Ph.M. Hahn - in grundsätzlichem Einverständnis mit der von Bengel und Oetinger v e r t r e t e n e n Hermeneutik - : "Man muß die Wahrheiten n u r nicht t r e n n e n , sondern fein Alles zusammennehmen"^. "Der HErr hat es deßwegen schön ausgetheilt, damit nichts an der großen Kette der Wahrheiten von der Haushaltung Gottes v e r g e s s e n werden möge"®®. So findet Hahn seine Königreichslehre in anderen Teilen der Schrift wied e r , im neuen Testament insbesondere in den von ihm (wie entsprechend von Oetinger, s . o . ) hochgeschätzten Eph.69, K o l . 7 0 und in der O f f b . 7 ! . Hier sei n u r auf die Wertschätzung des Eph. durch Ph.M. Hahn und die Bedeutung dieses Briefes f ü r die Hahnsche Lehre vom Königreich Gottes eingegangen. Ein wichtiges f r ü h e s Werk Hahns - 1774 erschienen - ist 'Fingerzeig zum Verstand des Königreichs Gottes und C h r i s t i ' 7 2 betitelt und stellt eine Auslegung von Eph. 1 d a r . Eph. 1 ist das Kapitel des neuen Testaments, das Hahn sehr oft besonders betont 7 ^ h a t , erschließt sich doch aus diesem Kapitel nach Hahn der Sinn des 'Vorsatzes Gottes', jenes B e g r i f f s , der f ü r Hahns Theologie zum Grundbegriff wird.
- 156 In seinem 'Fingerzeig zum Verständnis des Königreichs . . . 1 behandelt Ph.M. Hahn durchgängig dieses Thema 'Vorsatz Gottes' nach Eph. 1. Für Hahn ist der Inhalt von Eph. 1 folgendermaßen zusammenzufassen: "Paulus legt den Ephesern den ganzen ewigen Liebesvorsatz Gottes in Absicht auf Israel und alle Völker, im Blick auf das große Königreich Christi und Verherrlichung der ganzen Kreatur . . . vor ihre Augen"74. Noch einmal anders ausgedrückt: Paulus äußert sich in Eph. 1 über den "ganzen ewigen Liebesvorsatz Gottes in Absicht auf Israel und alle Völk e r , nämlich die gute Botschaft vom Königreich Gottes in Absicht auf die Verherrlichung aller Geschöpfe 'Königreich' und 'Vorsatz' sind nach Hahn also nicht voneinander zu trennen. So kommt Hahn schließlich zu der resümierenden Äußerung: "Es ist etwas hochnötiges und nützliches, das Ende und den Anfang des Vorsatzes Gottes zu verstehen" 7 ®, und damit in Zusammenhang "versteht man die große Ankündigung J e s u , Matth. 4, von dem Königreich der Himmel und Königreich G o t t e s " 7 7 . Zuvor hat Hahn in dieser Schrift unter Bezug auf Eph. 1, 10 (die im Zusammenhang mit Oetingers Apokatastasislehre oben oft behandelte Stelle) sehr deutlich formuliert, worauf es im Hinblick auf das "Ende und den Anfang des Vorsatzes" ankommt; in ganz ähnlicher Weise, wie wir es oben bei Oetinger gefunden h a b e n 7 8 , legt Ph.M. Hahn dar, der Anfang wie der "Endzweck" 7 ^ des Vorsatzes nach Gottes "unveränderliche (m) Plan"®® sei folgendermaßen zu umschreiben, daß "Gott alle schon vor Grundlegung der Welt in seinem Vorsatz unter das einige Haupt Jesum Christum zusammengefaßte Dinge, nachdem sich ein Teil derselben von ihm abgetrennt, aüfs neue unter dasselbe zusammenfassen wolle; und zwar alle, die höheren wie die niedrigeren Geschöpfe, nicht nur Juden und Heiden, sondern alles, was seine Existenz in den Himmel und auf Erden hat. (Eph. 1) V . 1 0 " 8 1 . Diese Lehre vom Vorsatz interpretiert sich also wechselseitig mit der Lehre vom Königreich Gottes , beide zusammen in ihrer wechselseitigen Bezogenheit bilden den Dreh- und Angelpunkt des theologischen Denkens bei Ph.M. Hahn. In diesem Sinne kann M. Brecht zu Recht formulieren: "Man kann behaupten, daß Hahn seine Theologie geradezu aus dem Epheserbrief entwickelt hat, denn der Ansatz seines theologischen Denkens geht ständig aus den vom ursprünglichen, vorweltlichen Liebesvorsatz Gottes. . . . Das Evangelium versteht Hahn als eine Erzählung von dem ewigen Liebesvorsatz Gottes, die es zu begreifen gilt. In diesem Horizont wird die Prädestination begriffen. Sie ist
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Gottes allmächtiger Ratschluß zu u n s e r e r Verherrlichung . . . Das wirkte sich auf die ganze Anlage von Hahns Theologie folgenreich aus Diese Sätze zu Ph.M. Hahn würden, wie oben gezeigt, mutatis mutandis auch auf Oetinger z u t r e f f e n . Der 'Vorsatz Gottes', so wie ihn Oetinger und Hahn gemeinsam v e r s t e h e n , p r ä g t die Theologie beider württembergischen Pietisten aufs t i e f s t e . Hier ist das Problem der theologischen Eigenständigkeit Ph.M. Hahns gegenüber seinem Lehrer Oetinger - ohnehin eine offene Frage in der Hahn Forschung 8 ^ - nicht weiter zu verfolgen. Diesbezüglich ist über das zuvor Angedeutete ( s t ä r k e r e Betonung des 'Königreichs-Gedankens' in Verbindung mit der Lebensgeschichte Jesu nach den Evangelien) hinaus hinzuweisen: a) auf die allmähliche Distanzierung Hahns von der Chronologie des von ihm über alles v e r e h r t e n J . A . Bengel 8 ^, ein S c h r i t t , der bei Oetinger nicht zu finden ist 8 ®; b ) auf die in Ph.M. Hahns Theologie insgesamt zu bemerkende Tendenz zu 'Heterodoxie' und radikalen theologischen Ä u ß e r u n g e n , ein Sachverhalt, der nicht n u r die Kirchenbehörden zu Zensurmaßnahmen und Gegenreaktionen (Höhepunkt 1781: s t r e n g e Maßregelung d u r c h das Konsistorium 8 ?) veranlaßt h a t , sondern sogar Oetinger erhebliche S o r g e 8 8 bereitet h a t ; c) auf jenen Hang zum Pantheismus (im Zusammenhang mit Hahns HerderRezeption), auf den zuerst R . F . P a u l u s 8 9 a u f g r u n d der Hahnschen Tage b ü c h e r aufmerksam gemacht h a t . All diese Probleme können hier nicht weiterbearbeitet werden. Stattdessen wenden wir uns der Frage nach der Ph.M. Hahnschen Eschatologie zu: es ist zu k l ä r e n , wie Hahn von der end zeitlichen Entwicklung und der schließlichen Vollendung gedacht h a t . Bereits d a s , was bisher zur Gemeinsamkeit zwischen Oetinger und Hahn im Blick auf die Rede vom 'Vorsatz Gottes' a u s g e f ü h r t worden i s t , legt den Schluß nahe, daß A. Ritsehl unrecht hat mit seiner B e h a u p t u n g , Ph.M. Hahn habe nicht "die Ansicht Oetinger's von der Wiederbringung" geteilt: "Hahn hat ausdrücklich die endgiltige Verdammniß der Bösen gelehrt " 9 1 . Dieses Ritschlsche Fehlurteil läßt sich aus den Quellen widerlegen. Dazu kann zunächst sogar Oetinger selbst a n g e f ü h r t werden, der 1773 in einem Brief an Hartmann auf das Thema Ph.M. Hahn und Apokatastasis zu sprechen kommt; er s c h r e i b t : "Ich war in Besigheim mit meiner F r a u . Stadtschreiber (Laux) hält solide Stunden. Hahn kam auch. Er ist ganz in der Epistel an die Epheser. Er wird wohl die Wiederbringung orthodox machen wollen,
- 158 sich ans Consistorium nicht kehren. Gott, der Vater der Geister, wird schon alles durch Widerspiele machen Gleichgültig, ob diese Sätze interpretiert werden als Ausdruck leiser Sorge Oetingers über radikalen Übereifer Hahns oder als vorbehaltlose Zustimmung zu dessen Betonung der Apokatastasis: deutlich geht daraus hervor, daß Oetinger bestens darüber informiert i s t , daß bei Hahn die Betonung des Eph. engstens mit der Apokatastasis panton zusammengehört (so wie wir es an Oetingers eigener Theologie entsprechend ausführlich deutlich gemacht haben). Dieser enge Zusammenhang von 'Vorsatz Gottes' gemäß Eph. und Apokatastasis findet sich in Ph.M. Hahns eigenen Äußerungen häufig. Einige wichtige und charakteristische Belege dafür sind im Folgenden anzuführen . In einem Brief von 1778 führt Ph.M. Hahn einmal vier Grundsätze seines Schriftverständnisses an, die auf den Stellenwert des Apokatastasisgedankens in seiner Theologie ein bezeichnendes Licht werfen. Hahn schreibt: "Zum rechten Gesichtspunkt in die Schrift gehört meines Bedünkens: 1) ein wahrer schriftmäßiger Begriff zum Königreich des Messias, weil solches ehedem die Juden gehofft, und es bisher nicht erfüllt worden ist, aber noch erfüllt werden soll; 2) ein Blick in Gottes Vorsatz zur Wiederbringung aller Dinge nach Ausführung des Gerichts über die Ungläubigen; 3) ein Blick in das freie Wohlgefallen Gottes in Absicht auf die Auswahl der Erstlinge; 4) ein Blick in den Glaubenslauf Jesu auf Erden, daß E r , ungeachtet Er Gottes wahrer Sohn war, so lang Er im Fleisch Seiner Gemeinde stund, das Er angenommen, glauben, hoffen, beten und Alles vom Vater empfangen mußte wie ein anderer Mensch . . . "93. Zutreffend betont M. Brecht zu Ph.M. Hahn: "einziger Orientierungspunkt war ihm die Schrift, verstanden im Interpretationshorizont seines eigenen Systems"94, und die o . g . vier Grundsätze des Hahnschen Schriftverständnisses sind dementsprechend auch zu lesen als komprimierte Zusammenfassung der wesentlichen Züge der Hahnschen Theologie (wobei die Punkte eins bis vier bei Hahn nicht als Aneinanderreihung verschiedener Gesichtspunkte gedacht sind, sondern als Aspekte, die sich wechselseitig erklären). Für Hahn ist demnach "Gottes Vorsatz" nicht nur in engster Korrelation mit dem "Königreich des Messias" zu sehen, sondern: "Vorsatz" und "Königreich" zielen beide auf "Wiederbringung aller Dinge"; ein Blick auf dieses Ziel ist nach Hahn für den "rechten Gesichtspunkt der Schrift" wesentlich.
- 159 Weiter gibt Hahn im zweiten und dritten seiner Grundsätze zu erkennen, daß für ihn - ganz entsprechend wie wir es bei Oetinger gesehen haben - Gericht und Apokatastasis nicht im Widerspruch zueinander stehen: der Apokatastasis als letztem Ziel geht die "Ausführung des Gerichts über die Ungläubigen" voran, und es sind unterschiedliche Stufen von Belohnungen - "Auswahl der Erstlinge" (entsprechend wie bei Oetinger) - anzunehmen: die Betonung der Apokatastasis hebt den Ernst des Gerichtes und die unterschiedliche Wiedervergeltung Gottes gemäß dessen Gerechtigkeit nicht auf. Richtig stellt K. Reichle fest, "daß Hahn das Königreich Gottes in Christus, verstanden als Plan und Vorsatz Gottes, im Ansatz monistisch konzipiert hat"95. Freilich ist es dann eine schiefe Darstellung der Hahnschen Konzeption, wenn Reichle hinsichtlich Hahns Eschatologie einen (von Reichle als heilsam gewerteten) "Sprung"9® im System entdecken will: Hahn habe "diese letzte Konsequenz der Allversöhnung nicht ohne weiteres ziehen können" 9 ?: durch Hahns an der Bibel orientierte Gerichtslehre - Stichwort "göttliches Wiedervergeltungsrecht" 9 ^ und "abgestufte Belohnung in der Herrlichkeit" 9 9 - rücke der "Gedanke der Allversöhnung . . . in den H i n t e r g r u n d " ^ . Umgekehrt ist für Hahn die so beschriebene Gerichtslehre - wie auch für Oetinger, Bengel und die anderen 'Freunde der Wiederbringung' im württembergischen Pietismus entsprechend - erst die Voraussetzung, biblischsachgerecht die Wiederbringung aller betonen zu können, die schließlich statthaben wird. Daß bei Ph.M. Hahn im Hinblick auf Gericht - Apokatastasis "sein System einen Sprung"101 aufweise, widerlegt sich aufgrund einer Reihe weiterer Hahn-Texte. 1780 (?) notiert Hahn in seinem Tagebuch (in dem er seine Anschauungen ungeschminkter als in seinen der Zensur unterliegenden theologischen Schriften hat äußern können) im Blick auf seine in Zweifel gezogene Orthodoxie, er habe stets "die symbolischen Bücher als P / I a r k s t e i n e . . . , wie weit man denken und gehen dürfe, ohne heterodox zu werden"102 angesehen, und in dem Sinne "die Lehre von der Person Jesu und von dem Zweck seiner Erscheinung im Fleisch, wie . . . die Lehre von dem Zustand nach dem Tod und künfigen D i n g e n " ^ vertreten. Freimütig äußert er in dem Zusammenhang über seinen Chiliasmus und seine Stellung zu Gericht und Apokatastasis: 1 0
"Das 1000jährige Reich Christi auf Erden glaube ich aber nicht so, wie dieses in den symbolischen Büchern verworfen ist; denn da sind nur die fleischlichen Begriffe der Juden verworfen. Ich glaube eine Wiederbringung aller Dinge, lehre aber dieselbe nicht anders als unter allgemeinen Schriftausdrücken, nämlich daß die Gottlosen ewige Pein leiden, wobei ich aber denke, diese Ewigkeit sei periodisch. In Ansehung des Zustandes nach dem Tod glaube ich keine
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Reinigung nach dem Tod, wohl aber nach der A u f e r s t e h u n g bei den e n , die durch die Blätter des Lebensholzes noch gesund werden müss e n . Ich glaube Himmel und Hölle nach dem Tod, aber n u r so, wie es f ü r Seelen möglich ist, ehe sie a u f e r s t e h e n ; u n d daß Himmel und Hölle ihre Stufen h a b e n " 1 0 4 . Hahn hat also gar keine Schwierigkeiten, seine Gerichtslehre (Betonung des 'ewigen' Gerichts und 'Stufen' in Himmel und Hölle) mit der Apokatastasis panton zusammen zudenken. Daß dies in einer frappierend ä h n lichen Weise wie bei Oetinger geschieht, geht aus dem Vergleich zum v o r her zu Oetinger Angeführten deutlich h e r v o r . Eben dieses bisher umschriebene Verhältnis von Gericht und Apokatastasis spricht Ph.M. Hahn auch an, wenn er in seinem 'Plan zu einer neuen Erklärung der O f f e n b a r u n g Johannes' (1784) schließlich sagt, daß sich in "Christi O f f e n b a r u n g auf dem weißen T h r o n " 1 0 5 Christus offenbaren werden als "Schöpfer des neuen Weltalls und Aufwecker und Richter und Belohner aller T o t e n " 1 0 6 . In Hahns Theologie ist - wie er einmal in einer Predigt sagt - "der Tag der Rache und des Gerichtes gegen die Gottlosen . . . mit dem Begriff des Königreichs des Messias v e r b u n d e n " 1 0 ' ' ; daß der Begriff des Königreichs auf die Apokatastasis abzielt, das Gericht dabei aber nicht bagatellisiert werden darf und trotz des Gerichtsernstes nicht mit einem 'doppelten Ausgang' zu rechnen i s t , ist f ü r die Eschatologie Hahns wichtig. Bei aller Betonung des Ernstes des Gerichts kommt - bei Hahn wie bei Oetinger - Gottes Vorsatz zum Ziel, wenn Gott in der Apokatastasis 'alles in allem' ist: Es "soll nach der Absicht Gottes das Königreich der Himmel in seinem vollen Glanz anfangen d u r c h lauter Mitteilungen aus C h r i s t u s , dem Haupt, und seinen v e r k l ä r t e n Gliedern, die auch kleine Häupter werden, f o r t währen, bis daß Gott alles sei in allem (1. Kor. 15, 28). Das ist nun der Plan des Königreichs Gottes, den Gott sich in seinem Herzen vorgesetzt hatte" 1 0 ®. Wo immer Hahn von diesem Vorsatz s p r i c h t , ist als schließliche Vollendung des 'Königreichs' die Apokatastasis mit im Blick: Gott wird 'alles in allem' sein, auf dieses letzte Ziel hin offenbart sich Gott "stufenweise in einer Reihe von unzähligen Ewigkeiten" 1 0 ®, und mit dem letzten Ziel haben in der Apokatastasis - wie bei Oetinger und Bengel z.B. - die 'Ewigkeiten' der Strafen der Unseligen ein Ende. Im Gegensatz also zu den zitierten Äußerungen von A. Ritsehl und K. Reichle ist festzuhalten, daß man das Gewicht des Apokatastasisgedankens bei Ph.M. Hahn kaum unterschätzen d a r f . Auch da, wo Hahn ' n u r ' vom 'Vorsatz Gottes' r e d e t , ist die Apokatastasis panton stets in seinem Blickfeld. Diese eschatologische Zentrallehre ist bei ihm kaum weniger betont als bei Oetinger. Der von Brecht und Paulus herausgegebene e r s t e Teil der Hahnschen Tagebücher u n t e r s t r e i c h t das bisher A u s g e f ü h r t e . Zwar ist in den da edier-
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t e n H a h n - T e x t e n n u r dreimalHO a u s d r ü c k l i c h von d e r A p o k a t a s t a s i s p a n t o n die R e d e ; doch h a n d e l t es sich dabei jeweils um b e z e i c h n e n d e u n d e r h e l l e n d e Ä u ß e r u n g e n Hahns zu unserm Problem: (1) Am 21.5.1773 n o t i e r t H a h n , e r h a b e dem Dekan F a b e r u . a . "Restitutionem omnium a u s Bengels Gnomon gezeigt " H l . In d i e s e r Weise h a t , soweit wir s e h e n , O e t i n g e r niemals e x p r e s s i s v e r b i s auf Bengels S c h r i f t e n zur Legitimierung d e s A p o k a t a s t a s i s g e d a n k e n s z u r ü c k g e g r i f f e n . Wie ' v e r s t e c k t ' Bengel in seinen S c h r i f t e n , g e r a d e auch im Gnomon, im Hinblick auf die A p o k a t a s t a s i s a r g u m e n t i e r t , ist ja o b e n h i n r e i c h e n d v e r deutlicht w o r d e n H ^ . Knapp zwei Monate n a c h d i e s e r E i n t r a g u n g hat ü b r i g e n s O e t i n g e r in d e r oben g e n a n n t e n B r i e f s t e l l e r s d a r a u f h i n g e wiesen, d a ß Hahn sich als e i f r i g e r V e r f e c h t e r d e r A p o k a t a s t a s i s l e h r e aufführe. (2) Am 27.9.1775 s c h r e i b t Hahn in seinem T a g e b u c h von e i n e r D i s p u tation in L u d w i g s b u r g : "Opponirte de somnio animae. V e r w u n d e r t e mich, wie die Meisten auf d a s losgiengen u n d wie auch u n t e r e i n i g e n , die die W i e d e r b r i n g u n g so s e h r v e r w o r f e n , solches n u n je mehr aufkommt"114. Hahn k a n n also d a n k b a r f e s t s t e l l e n , d a ß in d i e s e r Zeit die Widerstände gegen die A p o k a t a s t a sis im Schwinden sind u n d sein Plädoyer f ü r diese eschatologische L e h r e Erfolge e r z i e l t . (3) Bezeichnend sind auch die S ä t z e , die Hahn am 11.6.1776 "vom Zus t a n d post m o r t e m " ! ! ^ in sein T a g e b u c h s c h r e i b t ; da wird von ihm d e r B e g r i f f naKivyeveaia a u s Mt. 19, 28 mit d e r A p o k a t a s t a s i s in Zusammenh a n g g e b r a c h t , wie d a s ü b r i g e n s in Bengels 'Gnomon 1 in d e r E r k l ä r u n g zu Mt. 19, 28 auch schon zu f i n d e n i s t 1 ! 6 . Hahn f ü h r t a u s : "Das a b e r Gott u n s wieder so d a r s t e l l e n k a n , wie wir v o r h e r g e w e s e n , so h a n d t a s t l i c h u n d c ö r p e r l i c h als j e t z t , d a s zeiget d a s Wort Palingenesia Matthäus 19 . . . u n d A p o k a t a s t a s i s . Der u n s gemacht hat u n d a u s dem U n s i c h t b a r e n ins Licht g e b r a c h t h a t , k a n u n s wieder dahin b r i n g e n ; u n d d a s e r es t h u n w i r d , d a s e r f o r d e r t die Wahrheit seines Worts u n d V e r h e r r l i c h u n g seines S o h n e s . Es h a b e n auch alle Gläubigen ihm diese Ehre von jeher e r w i e s e n , das sie ihm dieses z u g e t r a u t " H ? . Resümierend bleibt schließlich f e s t z u h a l t e n , d a ß P h . M . Hahn d e r Apokat a s t a s i s p a n t o n als d e r e n t s c h e i d e n d e n e s c h a t o l o g i s c h e n P e r s p e k t i v e eine wichtige Rolle z u s c h r e i b t ; sie ist Zweck u n d Ziel d e s V o r s a t z e s u n d d e s v e r h e i ß e n e n K ö n i g r e i c h s . P h . M . Hahn hat dabei a u s d r ü c k l i c h auf B e n gels e x e g e t i s c h e G r u n d l e g u n g d e r A p o k a t a s t a s i s w a h r h e i t z u r ü c k v e r w i e s e n . P h . M . Hahn geht mit s e i n e r A p o k a t a s t a s i s l e h r e ( e b e n s o wie O e t i n g e r u n d M. H a h n , die ihm theologisch n a h e s t e h e n ) einen a n d e r e n Weg d e r W e i t e r f ü h r u n g B e n g e l s c h e n E r b e s als die von Bengel b e e i n f l u ß t e n Theologen Roos, C r u s i u s u n d B u r k , die in i h r e r Eschatologie d e n 'doppelten Ausgang' betonen und der Apokatastasislehre kritisch und skeptisch gegenüberstehen.
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Der große schwäbische Dichter Schubart, der während seiner Haftzeit auf dem Hohenasperg mit Ph.M. Hahn eng verbunden gewesen ist und diesem seine Bekehrung verdankt, hat in seiner Lebensbeschreibung überaus anerkennende Worte für die Ph.M. Hahnsche Apokatastasislehre zum Ausdruck gebracht; Schubart schreibt nach Hahns Tod, er verdanke Hahn Aufschluß über das "ganze große Geheimnis seines (sc. Gottes) Willens, in Christo alles wieder herzustellen, zusammen zu fassen"H8. Schubart hat zum Tode Ph.M. Hahns 1790 ein Lobgedicht auf den schwäbischen Pietisten v e r f a ß t H ^ . Ebenso liegt vom jungen F.W.J. Schelling, der Hahn nicht nur bewundert, sondern auch persönlich gekannt hatl20, zum gleichen Anlaß ein Trauergedicht v o r , übrigens das erste gedruckte Gedicht des späteren Philosophen des deutschen Idealismus: "Elegie bei Hahn's Grabe gesungen"121. In diesem Gedicht, in dem hinsichtlich Hahns Tod vom "Staub vom größten M a n n e " 1 2 2 di e R e de ist, scheint Schelling auch auf den Sachverhalt Ph.M. Hahn und Apokatastasis einzugehen, wenn er zum Lob des Verstorbenen dichtet: Dort, wo Hahn, der Späher nun vollkommen In dem Licht der Unvergänglichkeit Unumwölkten Blikkes, grober Hüll entnommen Froh izt schaut durch Zeit und Ewigkeit! Wo er izt den Jubel in Himmelslieder Mischt! Ha dort nun preiset Er Ihn den Allerbarmer . . . "123. c ) Christian Gottlob Pregizer Entsprechend knapp wie in den Ausführungen zum Thema Apokatastasis bei M.F. Roos und Ph.M. Hahn, den 'Schülern' Bengels bzw. Oetingers, ist abschließend in diesem Exkurs einzugehen auf den württembergischpietistischen Pfarrer Chr.G. Pregizer, einen "bes. von . . . Oetinger und . . . Bengel beeinflußten Theologen"124, i n dessen Theologie ebenfalls Böhme eine gewisse Rolle spielt, der sich aber besonders durch Luther geprägt weiß. Chr.G. Pregizers Wirken in Württemberg weist einige Gemeinsamkeiten mit dem - unten in Kap. V ausführlicher zu behandelnden - 'Schwabenvater' M. Hahn auf. Zum einen sind Pregizer und M. Hahn etwa gleichaltrig; Pregizer hat 1751-1824 gelebt, Hahn 1758-1819. Beide Theologen sind anzusehen als wichtige Vertreter der württembergisch-pietistischen Spätphase des 18. Jahrhunderts; bei beiden reicht das persönliche Wirken bis ins 19. Jahrhundert hinein. Zum andern sind hinsichtlich der Nachwirkung von Pregizer und M. Hahn in Württemberg gewisse Ähnlichkeiten festzustellen. Beide werden in Ge-
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meinschaften, die bis heute fortbestehen und nach Pregizer bzw. Hahn benannt s i n d , besonders v e r e h r t : so wie sich die 'Hahnschen' in Württemberg dem Erbe M. Hahns bis in die Gegenwart hinein besonders v e r pflichtet wissen, so genießt bei den ' P r e g i z e r i a n e r n ' ^ der Name und das Erbe C h r . G . Pregizers bis heute besondere Wertschätzung; dabei ist von vornherein ein Konkurrenzverhältnis zwischen beiden Gemeinschaften festzustellen. 1
G. Müller, der beste Kenner des Pregizerschen Denkens u n t e r den h e u tigen Theologen, hat die (allerdings nicht festumrissene) Lehre der kleinen Gemeinschaft der 'Pregizerianer' - diese sind damals wie heute an Geschlossenheit, Mitglieder zahl, Organisationsgrad und Bedeutung den 'Hahnschen' weit unterlegen - folgendermaßen c h a r a k t e r i s i e r t : "Als Grundzüge d ü r f e n gelten: die h y p e r l u t h . anmutende Betonung der objektiven Wirkung der beiden Sakramente, die Freude am seligen Gnadenstand des durch den Glauben gerechtfertigten S ü n d e r s , die aber keineswegs den Ernst der Heiligung v e r k ü r z e n soll, sowie eine große Vorliebe f ü r die Apokalypse. Mit den übrigen schwäbischen Gemeinschaften teilen die P. den Glauben an das Tausendjährige Reich . . . und die . . . Wiederbringung aller Dinge, während sie sich von der Heidenmission . . . zurückhalten"126. Allein schon die Ausgestaltung der Eschatologie, die in dieser Kurzchar a k t e r i s t i s i e r u n g der Lehre der 'Pregizerianer' zum Ausdruck kommt, läßt es im Rahmen u n s e r e r Aufgabenstellung geraten erscheinen, die Theologie (und da besonders die Apokatastasislehre) C h r . G . Pregizers ein wenig in den Blick zu nehmen. Daß wir uns dabei besonders k u r z fassen können, verdanken wir der wichtigen Pregizer-Monographie des soeben genannten G. Müllerl27_ Müller ist es mit dieser Monographie gelungen, alles Wissenswerte über Pregizer - eine sorgfältige Darstellung seiner Biographie und Theologie ebenso wie eine Edition aller relevanten Schriften Pregizers - in einem Buch zu vereinigen, ältere Meinungen über Pregizer (und die 'Pregizer i a n e r ' ) überzeugend zu korrigieren und ein schwerlich zu überbietendes Niveau der wissenschaftlichen E r f o r s c h u n g dieses württembergischen Theologen zu erreichen. Wir können uns darauf b e s c h r ä n k e n , zu unserem Thema einige wichtige Gedankengänge Müllers zu referieren und die Bedeutung der Apokatastasisvorstellung bei Pregizer anhand der von Müller zugänglich gemachten Pregizer-Schriftenl28 zu zeigen. Zunächst sind summarisch im Umriß einige wichtige Faktoren von Pregizers Vita festzuhalten: Pregizer, 1751 in S t u t t g a r t geboren und in einem pietistisch geprägten Elternhaus aufgewachsen, gerät im Verlauf seiner theologischen Ausbildung in Tübingen (1768-1773 Tübinger S t i f t 1 2 9 ) besonders stark u n t e r pietistischen Einfluß. Wichtig ist dabei u . a . "Pregi-
- 164 zers Begegnung mit Oetinger"130 gewesen: "seine sehr frühe Bekanntschaft mit Oetinger, die nachweislich bis 1773 ins Stipendium zurückreicht "131 dürfte nach Müller "der eigentliche Grund dafür sein, warum Pregizer von 1773 bis 1779 in der Nähe Oetingers ( s c . in Gaildorf, Fichtenberg und Besigheim 132) y i ^ a r und Lehrer war und sich als 'Sekretär' und 'Unterhändler' des Prälaten betätigte"133. Nach 1779 ist Pregizer (bis 1783) Schloßprediger in Tübingenl34, danach (bis 1795) Pfarrer in Grafenbergl35 und hat in dieser Zeit in seiner pfarramtlichen Tätigkeit das pietistische Stundenwesen gefördert, wobei sein Pietismus die späteren Eigenarten noch nicht aufweist. Dazu kommt es erst in seiner wichtigsten Phase: der als Pfarrer in Haiterbach (1795-1824)136. In Haiterbach, wo sich Pregizer auch von Anfang an dem Stundenwesen widmet, kommt es nach einer persönlichen "Krise um 1801 "137 zu einer theologischen Wende bei Pregizer; diese ist v . a . veranlaßt durch Lektüre von S t . Prätorius' 'Geistlicher Schatzkammer' und von Luther-Schriften (letztere hat Pregizer ab 1804 permanent 138 gelesen; sein Luther-Verständnis ist von dem des S t . Prätorius geprägt). Müller umschreibt das Ergebnis der Wende im theologischen Denken Pregizers so: "Die enge Verbindung von Schatzkammer-Lektüre und permanentem Luther-Studium dürfte Pregizer in einem gewissen Sinne zu einem 'Schüler' Luthers gemacht haben, dies allerdings mit der Einschränkung, daß er Luthers Rechtfertigungslehre in der durch Prätorius umgeprägten und damit einseitigen Form sowohl gegen den asketischen HeiligungsPietismus ( s c . z . B . der 'Hahnschen'139) als auch gegen die mit der Rechtfertigungslehre auf Kriegsfuß stehende Aufklärungstheologie aufgenommen und proklamiert h a t " l 4 0 . Diese theologische Wende hat es für Pregizer mit sich gebracht, daß er die gegenwärtige Seligkeit der Glaubendenl^l, die Übermacht der geschenkten Gnade, sehr stark akzentuiert hat ('Freudenchristentum'; man hat die 'Pregizerianer' auch als 'Juchhe-Christen'l^la bezeichnet) und daß er die Bedeutung der Sakramente (Betonung des 'TaufrechtsΊ42) in dem Zusammenhang besonders hervorgehoben hat. Pregizers Verkündigung dieser enthusiastisch gefärbten Rechtfertigungslehre hat im pietistischen Konventikelwesen in und um Haiterbach große Durchschlagkraft gewonnen, und schon im Jahr 1807 taucht bei seinen Anhängern die Selbstbezeichnung 'Pregizerianer' aufl43. Wichtig dabei i s t , daß ein großer Teil der Pregizer-Anhänger eine theologische Vorprägung aufweist: schon vor Pregizers Haiterbacher Wirken existiert die Gruppe der ' S e l i g e n ' 1 4 3 a i n u n ( j u m Haiterbach; dort ist man ebenfalls 'lutherisch-enthusiastischΊ 4 4 orientiert und z . T . separatistisch gesonnen. Diese Gruppe hat Pregizer mit seiner 'neuen' Theologie in seinen - und damit in kirchlichen - Einfluß ziehen können: Pregizer gewinnt "die Gruppe der sog. 'Seligen', die teils kirchliche Randsiedler, teils von
- 165 der Kirche getrennte Separatisten waren und schon eine längere Geschichte hinter sich hatten, eher Pregizer in Haiterbach sein 'Freudenchristentum' auf die Kanzel brachte"145, Anders als M. Hahn, der die an seiner Lehre orientierte und seinen Namen tragende Gemeinschaft selbst ins Leben gerufen hat, ist also Pregizer nicht eigentlich als Gründer der nach ihm sich nennenden pietistischen Gruppierung anzusehen; Pregizer ist von "bereits bestehenden Kreisen . . . als ihr 'Haupt' e r k o r e n " 1 ^ worden. In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts sind Pregizers Anhänger wegen (nach dem Urteil ihrer Umwelt) enthusiastisch-libertinistischen Auswüchsen in Verruf geraten (mit denen Pregizer nur z . T . und mittelbar zu tun gehabt h a t ) 1 ^ u n d ab 1807 ist es zu scharfen Reaktionen des Konsistoriums gegen den Haiterbacher Pfarrer gekommen. Im Verlauf dieser dramatischen Ereignisse ergibt sich "bereits um 1807/08 . . . eine(r) Spaltung, bei der sich viele 'Pregizerianer' wieder von dem auf Mäßigung hinwirkenden Pregizer t r e n n t e n " 1 ^ . Es kommt, wie Müller herausgearbeitet hat, dazu, daß Pregizer "sich im Anschluß an die Gegenmaßnahmen des Consistoriums wieder mäßigte, die radikalen Elemente unter den 'Pregizerianern' wieder zurückdrängte und ab 1811 in allen uns vorliegenden Urkunden wieder als ein vorbildlicher und volkstümlicher Geistlicher bezeichnet wird"150. In dieser Spätphase (1811-1824) ist wohl der Einfluß des St. Prätorius bei Pregizer in den Hintergrund g e t r e t e n ^ ! ; "Der 'alte' Pregizer (1811-1824) dürfte demnach mit dem 'jungen' Pregizer (1773 - etwa 1800) theologisch weitgehend identisch sein"152. Dieses in enger Anlehnung an Müllers Darstellung erstellte kurze Referat der Pregizerschen Vita und seines Verhältnisses zu den 'Pregizerianern' kann hier genügen. Bei all den theologischen Eigenarten, die Pregizers Verkündigung aufweist, ist festzuhalten, daß Pregizer - und zwar durchgängig in den drei genannten Phasen seines Wirkens - von seinem Lehrer Oetinger sehr hoch gedacht hat und Oetingers Pietismus theologisch nahegeblieben ist. Der Einfluß, den Oetinger auf den jungen Pregizer ausgeübt hat, ist bereits in der obigen Darstellung vermerkt worden. In der Zeit vor Haiterbach merkt man Pregizer besonders stark an, daß er unter die "württembergische Magistri von Prälat öttingerischer Art"153 zu rechnen ist. Aber auch nach der theologischen Neuausrichtung von Pregizers Denken um 1801 büßt Oetingers Pietismus bei Pregizer nichts an Bedeutung ein. Dies kommt besonders eindrucksvoll zur Sprache in einem Brief vom 31.10.1809, den Pregizer an F . J . W . Schelling (als Begleitbrief einer Sendung mit Oetinger-Schriften, u . a . der 'Güldenen Zeit') s c h r e i b t l 5 4 . Pregizer dankt darin dem Philosophen, daß er vor sechs Jahren, also 1803, in Murrhardt mit ihm habe diskutieren können
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"in Absicht auf meine Schriftideen, zu welchen mir auch der grose Oetinger durch Seine mündliche und schriftliche Zeugnisse verhalf . . . , und ein so angenehmes Echo aus Ihrem (sc. Schellings) belehrenden Munde bekam"155. Auf dieses T r e f f e n in Murrhardt eingehend, fährt Pregizer in dem Brief f o r t : "Es ist mir noch wohl erinnerlich, daß wie damals Vieles von Oetinger und Böhm, den zween ächt aufgeklärten Zeugen und Herolden der göttlichen Wahrheit s p r a c h e n . Es ist mir nun sehr e r f r e u l i c h , daß Sie mich nach 6 Jahren s c h r i f t lich v e r s i c h e r n , wie theuer Ihnen Oetingers Schriften seyen. Sie sind und bleiben es auch mir. Gott lohne ihme (sc. Oetinger) die Erleucht u n g , die auch ich durch ihn, als Sein gesegnetes Werkzeug, in das allumfassende Geheimniß Gottes und des Vaters und Christi bekam . . . "156. Diese Briefpassage spiegelt gleich zwei bemerkenswerte Sachverhalte wider: zum einen das I n t e r e s s e , das offenbar der Philosoph Schelling Oetinger und dessen Schüler Pregizer entgegengebracht h a t 1 5 7 ; zum and e r n das in unserm Zusammenhang Wichtigere, nämlich daß Pregizer in den turbulenten Haiterbacher Jahren (der Brief umspannt ja den Zeitraum 1803-1809) seinem Lehrer Oetinger 'treigeblieben' ist: er weiß sich den "Schriftideen" des "ächten und aufgeklärten Zeugen" Oetinger v e r pflichtet; dessen theologische Gedanken "sind und bleiben" f ü r Pregizer grund wichtig. Für Pregizers Eschatologie ist der letzte zitierte Satz besonders aufschlußreich, in dem sich Pregizer über das 'Was' seines Oetinger-Erbes ä u ß e r t : Pregizer schreibt an Schelling, er verdanke dem erleuchteten Oetinger den Einblick in "das allumfassende Geheimniß Gottes und des Vaters und Christi"! Was es bei Oetinger mit diesem "Geheimniß" auf sich h a t , ist im Rahmen u n s e r e r Darlegungen zur Oetingerschen Theologie bereits oben angedeutet w o r d e n · ^ : nach Oetinger ist das'Geheimnis Gottes des Vaters und Christi' aufs engste mit der Lehre vom göttlichen Vorsatz verwoben, dessen 'Endzweck' in der Apokatastasis panton liegt. Gemäß Oetingers Auff a s s u n g , so haben wir gezeigt, enthüllt sich das 'Geheimnis Gottes des Vaters und Christi' demjenigen, der die heilsuniversalistischen Aussagen von Eph. und Kol. im Rahmen der heilsgeschichtlichen Entwicklung recht zu deuten weiß und somit vom göttlichen Vorsatz und von der schließlichen Apokatastasis (bzw. 'Anakephalaiosis', Eph. 1, 10) biblisch-sachgerecht zu reden v e r s t e h t . 1
Wenn also Pregizer in seinem Brief an Schelling e r w ä h n t , Oetinger habe ihm jenes "allumfassende Geheimniß" enthüllt, so ist damit das Bekenntnis eingeschlossen, daß Pregizer Oetinger die rechte Lehre vom Vorsatz Gottes und von dessen 'Endzweck', der Apokatastasis panton, v e r d a n k t . Offenbar hat Pregizer es Schelling z u g e t r a u t , daß dieser a u f g r u n d seiner Kenntnisse der Oetingerschen Theologie diese Anspielung zu entschlüsseln wußte.
- 167 Wie dicht die P r e g i z e r s c h e Eschatologie der Oetingerschen (und auch der Ph.M. Hahnschen) Lehre von den letzten Dingen benachbart i s t , zeigt P r e g i z e r s 1808 (also auch in den turbulenten Haiterbacher J a h r e n ) e n t standenes ' v e s t g e g r ü n d e t e s Christliches Glaubensbekenntniß'159, mit dem sich P r e g i z e r vor dem S t u t t g a r t e r Konsistorium zu v e r a n t w o r t e n gehabt hat. In diesem Bekenntnis faßt Pregizer seine eschatologischen Anschauungen wie folgt zusammen: er glaube an Christi "Pflanzung, Gründung, B e v e stigung und Ausbreitung Seines Reichs auf E r d e n , Sein ewiges und u n v e r g ä n g l i c h e s Hohes-Priesterthum und Königreich des ganzen allumfassenden Vorsazes der Ewigkeiten, biß Gott Alles in Allem s e y wird"160_ Oetinger oder Ph.M. Hahn hätten die ihnen eigene L e h r e von den letzten Dingen nicht viel a n d e r s zusammengefaßt; Gottes Vorsatz der E w i g k e i t e n ^ * ist für alle drei württembergischen Pietisten ein eschatologischer Zentralb e g r i f f . So wie etwa bei Ph.M. Hahn ( s . o . ) d e r eschatologische Zielpunkt des 'Königreichs' und des göttlichen Vorsatzes das 'Alles in Allem' von 1. Kor. 15, 28 d a r s t e l l t , so gilt es auch für P r e g i z e r ganz e n t s p r e c h e n d : im 'Gott alles in allem'162 kommt für P r e g i z e r das Königreich Gottes nach göttlichem Vorsatz schließlich zur universalen Vollendung. Neben anderem ist es Müllers Verdienst in seiner P r e g i z e r - A r b e i t , h e r vorgehoben zu werden, daß "sich in dem vorhandenen Nachlaß P r e g i z e r s eine Reihe von expliziten Ausführungen und impliziten Andeutungen über die 'Wiederbringung aller Dinge' findet"163. Implizite Andeutungen in dieser Richtung sind im Bisherigen bereits g e n a n n t . P r e g i z e r hat sich in seinen Schriften noch s e h r viel deutlicher e x p r e s s i s verbis zur Apokatastasislehre b e k a n n t . Dem ist anhand des Müllerschen P r e g i z e r - B u c h e s und der darin edierten Schriften P r e g i z e r s weiter n a c h z u g e h e n . Zunächst ist d a r a u f hinzuweisen, daß Pregizer die Apokatastasis b e r e i t s in seiner frühen Zeit s t a r k akzentuiert h a t . Es ist b e z e u g t , daß P r e g i zer in t a g e b u c h a r t i g e n Aufzeichnungen von 1788 (die inzwischen leider verschollen sind) in fünf P a r a g r a p h e n auf diese Lehre positiv e i n g e g a n gen ist und hinsichtlich der Apokatastasislehre - wie der Gewährsmann Palmer bemerkt - "durchaus mit Oetinger und ( s c . M . ) Hahn conform" gegangen ist^·®^. In unserm Zusammenhang genannt werden muß die Weihnachtspredigt P r e g i z e r s , die Müller zugänglich gemacht h a t * ^ U n d die eine Fülle von Anspielungen enthält, die s e h r deutlich d a r a u f hinweisen, daß für P r e gizer das Ziel von Christi Menschwerdung und damit das Ziel der e n d zeitlichen Entwicklung in der Apokatastasis panton liegt. In dieser Predigt zitiert P r e g i z e r - bezeichnenderweise - P r e d i g t g e d a n ken von Ph.M. Hahn z u s t i m m e n d d i e Inkarnation habe man mit dem
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"Geheimniß des Vorsatzes G o t t e s " 1 6 7 zusammenzusehen, das dem natürlichen Menschenverstand zwar "allezeit ein Geheimnis bleibt "168 ( wohingegen es sich dem Schriftkundigen erschließe: Christi Werk werde darin seinen Abschluß finden, daß der Menschgewordene schließlich "das Haupt über alle D i n g e " 1 6 9 (vgl. Oetingers 'Anakephalaiosis'!) sein werde. In immer neuen Variationen bleibt Pregizer in dieser Weihnachtspredigt bei dem so umschriebenen Thema: die Inkarnation offenbare den "Endzweck der Erschaffung, nämlich, daß der Mensch solle Gott gleich werden, zur Ähnlichkeit Gottes solle erhoben w e r d e n " 1 7 0 . Diese eschatologisch noch ausstehende Vereinigung mit Gott, die sich auf die Inkarnation gründet, stellt nichts anderes dar als die Apokatastasis panton; das kommt gegen Ende der Predigt besonders deutlich zum Ausdruck, wenn Pregizer schreibt: "Was bis jetzt von den Verheißungen Gottes auch unerfüllt geblieben, alles soll jetzt wiedergebracht . . . werden, was alle Propheten geredet haben von Anbeginn der Welt Offb. 10. Denn Jesus wird kommen, alle Verheißungen Gottes zu .erfüllen, und das ihm vom Vater verheißene Reich einzunehmen. Und jetzt ist es an dem. Zu unsern Zeiten wird's geschehen, daß das Geheimnis Gottes soll offenbar werden, daß alle Welt die Herrlichkeit Gottes sehen w i r d " 1 7 1 . Ebenso wie für Ph.M. Hahn und die bisher genannten 'Freunde der Wiederbringung' ist das so umschriebene Ziel der end zeitlichen Entwicklung nicht mit der Vorstellung von den endlos-ewigen Strafen der Unseligen 1 7 2 zu vereinbaren. Dieses zeigt Pregizer nirgends deutlicher und ausführlicher als in seiner Abhandlung 'Fragen von der ewigen Liebe Gottes in Wiederbringung aller Dinge' 1 7 ^. In dieser Schrift bietet Pregizer seine Apokatastasislehre in konzentrierter Form dar, und zwar in 52 rhetorischen Fragen, die in ein Preislied auf die Apokatastasis einmünden. Pregizers 52 Fragen umfassen praktisch sämtliche Argumente, die in der Bengel-Schule von den 'Freunden der Wiederbringung' gegen die endlose Ewigkeit der Höllenstrafen und für die Apokatastasis panton angeführt worden sind. Bezeichnend für die Nähe der Pregizerschen Apokatastasislehre zu der seines Lehrers Oetinger sind bereits die ersten Fragen seiner Abhandlung: "1) Streitet die Meinung von der unendlichen, ewigen Pein der Verdammten nicht wider den Spruch der h. Schrift: Gott ist die L i e b e ? ^ 1 7 4 ) 2) Ist Gott in Ansehung, daß die größte Zahl der Menschen mit höllischem Feuer so lange als Gott Gott i s t , gequält werden soll, nicht vielmehr ein ewiger Grimm, als ewige Liebe zu nennen?
- 169 3) Streitet es nicht wider Gottes Gerechtigkeit, Menschen, die seiner Hände Werk sind, in unausdenklichen Ewigkeiten, wegen eines kurzen Lebens, weniger Tage oder Jahre in Sünden - zu martern und zu quälen? 6) Weil nun Gott den Menschen, ungeachtet des vorgesehenen Elends ( s c . des Falls), dennoch gemacht, hat er nicht zu dessen Wiederbringung einen ewigen Rathschluß gefaßt? 7) Ist demnach zu Christo, dem allgemeinen Wiederbringer aller Dinge nicht Alles geschaffen worden? Nach Eph. 1, 10. und Col. 1, ΙΘ'Ί^δ, Die Übereinstimmung dieser Argumente mit der Oetingerschen Vorsat zund Apokatastasislehre muß nach dem bisher Ausgeführten nicht noch eigens unterstrichen werden. Anzumerken ist höchstens, daß Pregizer neben direkt mit der Schrift (wie er sie versteht) in Verbindung stehenden Argumenten auch Argumente anführt (vgl. oben Frage 2 und 3 ) , die sozusagen dem 'sensus communis' entstammen und 'indirekt' mit der Schriftwahrheit zusammenhängen; ein ähnlicher Sachverhalt ist ja auch schon bei Oetinger zu beobachten gewesen 1 7 ®. Pregizer führt ein ganzes Arsenal alt- und neutestamentlicher Schriftworte an, die seine Auffassung belegen, daß nach 'begrenzten' Ewigkeiten der Höllenqualen die Apokatastasis panton stattfindet: z . B . Gen. 3, 15 (Frage 10 und 11), 1. Kor. 15, 22 (Frage 13), Eph. 2, 7 (Frage 23), Rm. 11, 32 (Frage 24), Hos. 13, 14 (Frage 32), 1. Kor. 15, 26 (Frage 34), Offb. 5, 13 (Frage 40) u . a . In immer neuen, jeweils an Bibelworten orientierten Argumenten zeigt Pregizer durch seine Fragen, daß die Rede von der endlosen Ewigkeit der Höllenstrafen nicht stichhaltig i s t . Daß dabei auch Oetingers wichtiges Argument von Christi Predigt im Totenreich nicht fehlt, sei ausdrücklich erwähnt: "21) Hat Christus nach seiner Lebendigwerdung den Geistern im Gefängniß das Gericht oder das Evangelium gepredigt? 1. Petr. 3,18, 19,4,6. 22) Lehrt nicht Petrus das Letztere ausdrücklich, 4, 6. Und dann ist die gegenseitige Lehre nicht . . . wider die h . S c h r i f t ? " Ι ? 7 . Wenn es im Philipperhymnus heißt, daß sich Christus alle Knie beugen werden (Phil. 2, 10), ist das für Pregizer auch ein Hinweis auf die Apokatastasis: "Könnte es ein Herr seyn . . . , wenn er unvermögend wäre, die verlorenen Kinder wieder zu bringen, und in den Stand zu setzen, daß von ihnen Gott als ein Vater gepreiset würde mit gebogenen Knieen?"l78. In der Frage 45 faßt Pregizer die Tendenz aller vorangegangenen rhetorischen Fragen zusammen:
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"Folgt aus diesen unwidersprechlichen Gründen, nicht eine dringende Ursache, die von den Verdammten ausgesprochene Ewigkeit der Pein determinate zu e r k l ä r e n , daß, so lange sie währen soll, ihr Wurm von sich selber nicht s t i r b t , und ihr Feuer nicht verlöschet? der doch endlich sterben muß, wenn der Tod an seiner Pestilenz und die Hölle an ihrem Gifte s t i r b e t " 1 7 9 . Für Pregizer ist diese Frage ebenso mit Ja zu beantworten wie seine 52. und letzte: "Ist die wahre (sc. an der Apokatastasiswahrheit orientierte) Vorstellung der Strafen und Gerichte in den Ewigkeiten nicht capabel gen u g , v e r n ü n f t i g e Menschen zu schrecken?"180. Daß jede der 52 Fragen als Plädoyer Pregizers f ü r die Apokatastasis v e r s t a n d e n werden müssen, u n t e r s t r e i c h t Pregizers Lied, das seine Abhandlung zum krönenden Abschluß b r i n g t : "Die Liebe f ü h r t das Regiment, /Sie ist die Königin, der Alles weichet. / Durch sie wird Sünd' und Tod g e t r e n n t ; /Die Hölle wird durch sie v e r b r e n n t , /Als die in Ewigkeit der Ewigkeiten reichet. /Wie sollte doch dein t h e u r e s Blut/Nicht alle Creatur versöhnen? /Du löschest aus des Zornes Gluth, /Du machest Alles neu und g u t , /Du wirst mit Gnaden Alles k r ö n e n . /Halleluja! Das ganze Rund, /Was Deine Macht gesetzt ins Wesen, /Muß Deinen Preis zu seiner Stund/Mit ewigem Jubel machen k u n d , /Wenn Alles, Alles ist genesen"181. Soweit wir sehen, hat die in diesen Versen zum Ausdruck kommende Vorstellung der eschatologischen Vollendung Pregizers Denken in allen drei Phasen g e p r ä g t . Die Nähe der Pregizerschen Apokatastasislehre zu d e r jenigen der Bengelschüler Oetinger und Ph.M. Hahn ist nach dem bisher Herausgearbeiteten u n ü b e r s e h b a r . Wenn es in einer von Müller ausfindig gemachten Selbstäußerung Pregizers von 1820 (also in seinen letzten Lebensjahren in Haiterbach!) heißt, Pregizer lese "vorzüglich die Schriften L u t h e r s , Oetingers, D. Bengels, (sc. Ph.M.) Hahns (182) s D . Petersens "183, so deutet das auch indirekt auf die Bedeutung hin, die der Apokatastasisgedanke f ü r Pregizer gehabt h a t : die letzten vier von ihm genannten Lieblingsautoren sind allesamt wie gezeigt - Verfechter der Apokatastasis panton!84 ; j a< Pregizer wagt es sogar, den viel beargwöhnten und besonders auf dieses Thema spezialisierten Petersenl85 (N.I3. weniger vorsichtig als Oetingerl86) (jen württembergischen Pietisten in einer Reihe zu n e n n e n . Luther scheint aus dieser Reihe herauszufallen. Pregizer aber hat offensichtlich seine ( z . T . enthusiastisch geprägte) Orientierung an der lutherischen Rechtfertigungslehre nicht in Konflikt, sondern im innigsten Einklang mit der Apokatastasislehre gesehen. Dies wird z.B. deutlich in Pregizers bereits genannten 'Glaubensbekenntniß' von 1808, aus dem wir abschließend eine entscheidende Passage zitieren:
- 171 "Ich glaube und bekenne nun biß in den Tod, daß . . . ich d u r c h meine Taufe auf Ihn (sc. J e s u s ) , und durch raeinen Glauben an Ihn selig gemacht, d . i . von allen Sünden, vom Zorn Gottes, Fluch des Gesetzes, verdamenden bösen Gewissen Tod, Teufel, ewigem Gericht und höllischer Verdamniß e r r e t t e t , hingegen in das Königreich Jesu Christi versezt worden bin . . . . Ich sage daher aus täglich seliger E r f a h r u n g zum Bekenntniß des Glaubenshelden L u t h e r s , 'Wo Vergebung der Sünden i s t , da ist Leben und Seligkeit!' von Herzen Ja und Amen"187. Diese Befreiung vom Zorn Gottes hat Pregizer nicht n u r individualistisch f ü r sich persönlich in Anspruch genommen, sondern ins Universale gewendet und im Blick auf die eschatologische Vollendung f ü r Alle und Alles ohne Ausnahme geglaubt.
KAPITEL V: Μ. Hahn (1758-1819) als Repräsentant der württembergisch-pietistischen Spätphase im 18. J a h r h u n d e r t (ca. 1780-1820) Die Apokatastasis panton als eschatologische Zentrallehre Hahns Der Zeitraum von ca. 1780 bis 1820 wird im Folgenden ausschnittweise in den Blick genommen, also die Zeit des württembergischen Pietismus, die auch z . T . schon im vorangegangenen E x k u r s über den Bengel-Schüler M.F. Roos und die Oetinger-Schüler Ph.M. Hahn und C h r . G . Preziger b e r ü h r t worden i s t . Ohne daß hier einer s t a r r e n schematisch-abstrakten Periodisierung des württembergischen Pietismus das Wort geredet werden soll, ist es u . E . sinnvoll, die beiden letzten Jahrzehnte des 18. J a h r h u n d e r t s und die beiden e r s t e n des 19. J a h r h u n d e r t s zusammenzunehmen und als eine 'Phase' des württembergischen Pietismus zu b e g r e i f e n . Will man zwei Daten aus der württembergischen Kirchengeschichte als B e g r e n z u n g s p u n k t e dieser 'Phase' angeben, könnte man z.B. Oetingers Todesjahr (1782) und das Jahr der Gründung der Gemeinde Korntal (1820) n e n n e n . Wenn man den württembergischen Pietismus, wie es H.Lehmann in seiner grundlegenden Arbeit getan h a t , in sozialgeschichtlicher Hinsicht u n t e r s u c h t , so stellt sich diese Zeit von ca. 1780 bis 1820 als ein eigenes 'Kapitel' d a r : nach Lehmann schließt sich an die Zeit der "geistige(n) Blüte des württembergischen Pietismus in der bürgerlichen Gesellschaft Altwürttembergs, 1724-1780"! ( d . i . also die Phase, f ü r die wir in Bengel und Oetinger die 'Repräsentanten' gesehen haben) die "Krise des b ü r gerlichen und das Erwachen des volkstümlichen Pietismus in Württemberg, 1781-1819" 2 ) an. Die sozialgeschichtlichen und theologischen Entwicklungen, die die Eigenart der letztgenannten Phase ausmachen, werden von H. Lehmann so umrissen: "Nachdem schon seit der Mitte des 18. J a h r h u n d e r t s . . . pietistische Lehren auch in den u n t e r e n Schichten mehr Anklang gefunden hatten und einzelne Konventikel von Laien aus diesen Schichten selbständig geleitet worden waren, begann dieser volkstümliche Pietismus ab 1780 den älteren, von der Ehrbarkeit geprägten Pietismus zu überflügeln. Bis etwa zum Jahre 1820 sollte er - und das wäre eine dritte Phase in der Geschichte des württembergischen Pietismus - das Schicksal der gesamten pietistischen Bewegung maßgeblich bestimmen. Aufgerüttelt durch die Ereignisse der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege, nicht minder e r r e g t aber auch d u r c h die politischen Veränderungen in Württemberg . . . und dem, wie es ihnen schien, totalen Sieg der Aufklärung . . . , sammelten diese Pietisten aus dem Volk Gruppen überzeugter Anhänger und e r n e u e r t e r die älteren
- 174 eschatologischen Lehren. Während sich in der Folge ein Teil . . . zur Auswanderung entschloß, fand ein anderer Teil, nach langen Verhandlungen, in Korntal einen Zufluchtsort. Die 'Zeichen der Zeit' ließen jedoch auch die bürgerlichen Pietisten nicht unberührt. Einige von ihnen engagierten sich ab 1786 im Kampf der Christentumsgesellschaft (3) gegen die Aufklärung, die meisten unterstützten dann wenige Jahre später die Basler Mission und die Stuttgarter Bibelanstalt"4. Daß in dem uns interessierenden Zeitraum von ca. 1780 bis 1820 ein solcher Umbruch in der Geschichte des württembergischen Pietismus wahrzunehmen i s t , soll - was die sozialgeschichtliche Seite betrifft - nur als wichtiger, aber hier nicht weiter zu untersuchender Sachverhalt genannt werden. Von Bedeutung ist in dieser Zeit - und das kommt in den zitierten Sätzen von H. Lehmann ja auch zum Ausdruck - , daß diese 'dritte Phase' auch theologisch in gewisser Weise eine Übergangszeit darstellt: bei aller Bedeutung, die dem Erbe des 'alten' Pietismus des 18. Jahrhunderts (Bengel v . a . , aber auch Oetinger) zugeschrieben wird, deuten sich bereits (wichtiges Stichwort: Gründung der Basler Christentumsgesellschaft) die neuen Entwicklungen und Aktivitäten an, die dem württembergischen Pietismus im 19. Jahrhundert, also dem besonders mit der Erweckungsbewegung verbundenen Pietismus, sein Gepräge geben. Die in Württemberg wirkenden Pietisten, die zwischen 1780 und 1820 den Höhepunkt ihres Schaffens erreichen - hierzu gehören schon Roos und Ph.M. Hahn, aber neben anderen besonders auch Pregizer und M. Hahn sind "vitale und originale Persönlichkeiten, die zu Bannerträgern eines neuen Frömmigkeitsaufbruchs wurden, den wir in die Erweckungsbewegung einzuordnen haben"5. "Wir können diese Einzelgestalten, die jedoch alle um sich weite Kreise bildeten, als selbständige Mitglieder zwischen Spätpietismus und früher Erweckung bezeichnen"^. Die theologische Situation des württembergischen Pietismus in dieser Zeit nimmt M. Brecht in seinem Aufsatz "Vom Pietismus zur Erweckungsbewegung"? besonders in den Blick: exemplarisch wird am Briefwechsel C.A. Danns (1758-1837), eines weiteren führenden Pietisten dieses Zeitraums, aufgewiesen, wie stark der - allerdings keineswegs eine Einheit bildende württembergische Pietismus vor 1820 etwa einerseits an biblischen und eschatologischen Grundeinsichten Bengels und vielfach auch Oetingers festhält und wie sehr andererseits sich hier schon Tendenzen andeuten, die dann weiterhin im von der Erweckungsbewegung geprägten Pietismus des 19. Jahrhunderts in Württemberg mit Macht zum Zuge kommen. Brecht vermerkt für den Zeitraum, der hier betrachtet werden soll: "In diese Periode zwischen 1790 und 1820 bahnt sich die Erweckungsbewegung an"8; dabei aber gilt - vollends für das 19. Jahrhundert, aber auch schon für die Übergangszeit bis 1820: "es ist die Eigentümlichkeit der würt-
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tembergischen Erweckungsbewegung, daß sie in ungebrochener Kontinuität zum Pietismus des 18. Jahrhunderts steht "9. Bei diesem groben Umriß der 'dritten Phase' können wir es hier belass e n . Im Zusammenhang mit der Theologie M. Hahns werden im Folgenden einige f ü r diesen Zeitraum kennzeichnende Sachverhalte präzisiert und einige ergänzt werden. Wie zuvor schon in dieser Arbeit v e r m e r k t 1 ^ , bietet es sich aus mehreren Gründen an, in unserem Zusammenhang M. Hahn (1758-1819) als württembergisch-pietistischen 'Repräsentanten' des ausgehenden 18. und des anbrechenden 19. J a h r h u n d e r t s hinsichtlich seiner Theologie und da besonders seiner Eschatologie näher in Augenschein zu nehmen. M. Hahns persönliche Wirksamkeit in Württemberg umfaßt ziemlich genau die genannte 'dritte Phase' des württembergischen Pietismus, und in dem Hahnschen Lebenswerk sind in sehr eindrucksvoller Gestalt eine Reihe derjenigen Elemente vereinigt, die wir f ü r die Zeit von 1780 bis ca. 1820 als bedeutsam und prägend herausgehoben haben. Nur drei Aspekte seien hier im voraus angerissen: (1) Zunächst kann man in der Gestalt M. Hahns so etwas wie ein Musterbeispiel f ü r den Sachverhalt erblicken, daß der von H. Lehmann sog. 'volkstümliche Pietismus' in Württemberg erheblichen Einfluß gewinnt: der Bauernsohn M. Hahn ist ein aus sehr einfachen Verhältnissen stammender LaientheologeH, ein Autodidakt, der kein theologisches Studium genossen h a t ; Hahn hat - im Gegensatz etwa zu den Prälaten Bengel und Oetinger - nie ein kirchliches Amt in der württembergischen Kirche innegehabt . (2) Gleichwohl ist auf der anderen Seite M. Hahn in starkem Maße der Tradition seiner Vorgänger, den f ü h r e n d e n Theologen der 'Blütezeit' des württembergischen Pietismus verpflichtet. Treffend sagt M. B r e c h t , es gehöre "Michael Hahn ( g e s t . 1819) seiner Art nach noch zum Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s " 1 2 , u n d zwar in einer Zeit, in der der "alte württembergische Pietismus . . . aufs Ganze gesehen seinen Höhepunkt überschrittenhabe. Viele Elemente des Hahnschen Denkens - so wird es sich im Folgenden erweisen - sind theologisch dem Bengel und Böhme verpflichteten Pietismus Oetingers aufs engste v e r w a n d t , allerdings ohne dam man - wie z.B. Hermelink es tut - die Hahnsche Lehre "als ein buntes Gemisch aus der theosophischen Literatur seiner Zeit, besonders aus Jakob Böhme und ötinger"13a herunterspielen d a r f . Im Folgenden wird sich zeigen, daß die Hahnsche Lehre nichts d e r a r t i g Epigonenhaftes an sich t r ä g t , trotz der theologischen Verwandschaft, die zwischen Hahn und Oetinger einerseits und Hahn und Böhme andererseits ohne Frage b e s t e h t .
- 176 Wenn G. Müller in seinem RGG-Artikel zu M. Hahn ausführt: "H. ist zweifelsohne der Erzvater unter den schwäbischen pietistischen Vätern. Seine Theologie überragt an Systematik und Schriftbezogenheit die eines F . C h r . . . . ötinger und Ph.M. . . . Hahn. Er . . . steht in einer theosophisch-biblizistischen Strömung, die ihn zwar mit J . . . . Böhme verwandt erscheinen läßt, ohne daß er von diesem abhängig wäre"-^, so sind das Sätze, die - sachgerechter, als es bei Hermelink geschieht das Verhältnis M. Hahn - Oetinger - Böhme umschreiben, und die die Bedeutung Hahns für den württembergischen Pietismus in zutreffender Weise hervorheben. Daß M. Hahn in der Entwicklung des württembergischen Pietismus, die von Bengel über Oetinger verläuft, in keiner Weise als Epigon anzusehen i s t , sondern als ein eigenständiger, origineller Theologe, hat in überzeugender Weise der beste Kenner des Hahnschen Werks, J . Τ raut wein nachgewiesen. Für Trautwein ist "Hahn als letzter S c h w a b e n v a t e r a n zusehen, als ein Theologe, der Bengel und Oetinger an Rang nicht nachsteht . Mit einigem Recht können wir M. Hahn als besonders charakteristischen 'Repräsentanten' des württembergischen Pietismus in der Zeit von ca. 1780 bis 1820 ansehen und von ihm aus diesen Zeitraum als 'Spätphase des 18. Jahrhunderts' bezeichnen. (3) Theologisch ist M. Hahn also eher dem Jahrhundert Bengels und Oetingers zuzurechnen. Doch weit direkter als dieser hat Hahn auf den württembergischen Pietismus des 19. Jahrhunderts Einfluß genommen. Die Hahnsche Gemeinschaft, die im württembergischen 'Erweckungspietismus' des 19. Jahrhunderts einen nicht zu vernachlässigenden Faktor darstellt, hat im 19. Jahrhundert mit Nachdruck aus dem theologischen Erbe M. Hahns praktische Konsequenzen gezogen. Daß bis in die Gegenwart hinein das Hahnsche Denken im württembergischen Pietismus bei seinen Anhängern eine große Rolle spielt und in Ehren gehalten wird, ist bereits im vorangegangenen Exkurs angeklungen. Zu nennen ist in dem Zusammenhang auch die für die württembergische Pietismusgeschichte bedeutsame (und ebenfalls bis in die Gegenwart hinein existierende) Gemeinde Korntal, gegründet 1820 als Zufluchtsort württembergisch-pietistischer Frommer verschiedener geistlicher Herkunft. Korntal verdankt seine Entstehung und Konzeption z . T . Impulsen, die von M. -Hahn persönlich aus gegangen sind: er ist als erster Vorsteher dieser Gemeinde im Gespräch gewesen, hat aber die Gründung Korntals nicht mehr erlebt (er ist ein Jahr zuvor, 1819, gestorben; G.W. Hoffmann ist der erste Korntaler Vorsteher geworden )l*> a . Der württembergische 'Erweckungspietismus' im 19. Jahrhundert verdankt dem theologisch stärker zum 18. Jahrhundert zu rechnenden M. Hahn we-
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sentliche Impulse, zunächst solche, die von Hahn persönlich ausgegangen sind, dann aber auch solche, die durch seine zahlreiche Anhängerschaft im 19. J a h r h u n d e r t 1 6 b vermittelt worden ist. Daß hier M. Hahn als 'Repräsentant' der Übergangsphase zwischen dem 18. und 19. J a h r h u n d e r t näher in den Blick genommen wird, erscheint von daher einmal mehr g e r e c h t f e r t i g t . Zu den genannten Impulsen, die von M. Hahn ausgegangen sind und die im 19. J a h r h u n d e r t im württembergischen Pietismus deutliche Spuren hinterlassen haben, gehört nicht zuletzt auch das Herzstück der Hahnschen Eschatologie, das einen integrierenden Bestandteil seines gesamten theologischen Systems darstellt: M. Hahns Lehre von der Apokatastasis panton. Dieser Lehre, die übrigens schon in der theologischen Literatur des vorigen J a h r h u n d e r t s dargestellt und auch kritisiert worden i s t l ? , wird auch im 20. J a h r h u n d e r t von Gliedern der Hahnschen Gemeinschaft sehr große Bedeutung beigemessen 1 ^. Ohne Zweifel hat M. Hahn als V e r t r e t e r der Spätphase des 18. J a h r h u n d e r t s s t ä r k e r und direkter als seine großen pietistischen Vorgänger in Württemberg zur Verbreitung und Popularisierung der Apokatastasislehre im 19. J a h r h u n d e r t und d a r ü b e r hinaus einen Beitrag geleistet. In u n s e r e n folgenden Überlegungen zu M. Hahn ist die Zielsetzung im Wesentlichen der der vorangegangenen Abschnitte zu Bengel und Oetinger e n t s p r e c h e n d . Wieder ist bei dem hier zu behandelnden württembergischen Pietisten keineswegs eine erschöpfende Darstellung und Analyse seiner Theologie i n t e n d i e r t . Stattdessen beschränken wir uns auf den Aufweis einiger Grundzüge des Hahnschen Denkens, die die Eigenart und Originalität seines Werks umreißen. Dieser Aufgabe ist im Folgenden der e r s t e Unterabschnitt gewidmet, in dem besonders auf M. Hahns Schrift Verständnis - und in dem Zusammenhang auf die besonderen E r f a h r u n g e n und Erkenntnisse, deren Hahn sich teilhaftig weiß - eingegangen wird. In dem Kontext sind einige Bemerkungen nötig zu jenem 'System', das Hahn, seinem Verständnis von Schrift und E r f a h r u n g zufolge, zu entfalten s u c h t , aber auch zur Verwandtschaft dieses 'Systems' mit zentralen Gedanken von Oetinger und Böhme. Der zweite Unterabschnitt soll verdeutlichen, welche Stellung Hahn zur Heilsgeschichte und zur chiliastischen Reich-Gottes-Hoffnung einnimmt. Deren schrittweise Entwicklung im württembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s ist ja in der bisherigen Darstellung anhand der Erschatologien S p e n e r s , Bengels und Oetingers skizziert worden. Es ist in diesem zweiten Unterabschnitt besonders zu zeigen, daß Hahn, was seinen Chiliasmus b e t r i f f t , einerseits ein d u r c h a u s traditionsgebundener württembergischer Pietist i s t , andererseits aber sich von wesentlichen Elementen etwa des Bengelschen Chiliasmus absetzt und damit eine Neuinterpretation der chiliastischen Lehre bietet, die v e r b u n d e n ist mit neuartigen Akzenten in Bezug auf das Verständnis der Heilsgeschichte.
- 178 Sodann wird im d r i t t e n U n t e r a b s c h n i t t , b a s i e r e n d auf dem zuvor D a r g e stellten , Hahns A p o k a t a s t a s i s l e h r e b e h a n d e l t . Die Gestalt d i e s e r Lehre bei Hahn ist h e r a u s z u a r b e i t e n sowie d e r e n Funktion im Gesamtrahmen seines theologischen ' S y s t e m s ' . Aufzuweisen i s t , i n w e i f e r n die Geschichte d e s A p o k a t a s t a s i s g e d a n k e n s i n n e r h a l b d e s w ü r t t e m b e r g i s c h e n Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s bei M. Hahn i h r e n Höhepunkt e r r e i c h t . Daß wir u n s bei d e r D a r s t e l l u n g d e r Theologie M. Hahns auf d a s Wicht i g s t e b e s c h r ä n k e n k ö n n e n , wird e r h e b l i c h d a d u r c h e r l e i c h t e r t , d a ß J . T r a u t w e i n in s e i n e r b e r e i t s des ö f t e r e n g e n a n n t e n wichtigen Arbeit ü b e r M. Hahn d e s s e n gesamtes Denken e i n e r s o r g f ä l t i g e n U n t e r s u c h u n g u n t e r z o g e n h a t . In d i e s e r Arbeit werden b e s o n d e r s auch die A s p e k t e , die im Folgenden im zweiten u n d d r i t t e n U n t e r a b s c h n i t t t h e m a t i s i e r t w e r d e n , e i n g e h e n d m i t b e d a c h t , so d a ß T r a u t w e i n s Buch in unserem Zusamm e n h a n g ganz b e s o n d e r e B e a c h t u n g v e r d i e n t 2 0 .
1. G r u n d l e g e n d e s zu M. H a h n : Sein V e r s t ä n d n i s von S c h r i f t u n d a u ß e r b i b l i s c h e r O f f e n b a r u n g im Gesamtrahmen seines 'Systems' Im Folgenden geht es zunächst um allgemeine B e m e r k u n g e n zum H a h n s c h e n B i b e l v e r s t ä n d n i s , d a n n um d a s Verhältnis zwischen b i b l i s c h e r u n d a u ß e r b i b l i s c h e r O f f e n b a r u n g bei Hahn u n d schließlich im d r i t t e n S c h r i t t um eine K u r z c h a r a k t e r i s i e r u n g von Hahns theosophischem ' S y s t e m ' . a) Allgemeine B e m e r k u n g e n zum H a h n s c h e n B i b e l v e r s t ä n d n i s Im Blick auf die e i g e n a r t i g e n t h e o s o p h i s c h e n Elemente, die im Denken M. Hahns eine b e d e u t e n d e Rolle spielen, hat im v o r i g e n J a h r h u n d e r t d e r w ü r t t e m b e r g i s c h e P f a r r e r C. Schmid ü b e r Hahn g e u r t e i l t : "Seine L e h r sätze . . . ü b e r s c h r e i t e n nicht selten die Grenzlinie d e r ύ-γιαίνουσα διδασκαλία u n d v e r l a s s e n d e n Boden d e r heiligen S c h r i f t o f f e n b a r "21. Daß sich Hahn b e r e i t s zu seinen Lebzeiten s e h r h ä u f i g ähnlichen K r i t i k e n , die seine S c h r i f t t r e u e u n d R e c h t g l ä u b i g k e i t in Zweifel ziehen, a u s g e s e t z t g e s e h e n h a t , kommt in den (ab 1819 posthum von seinen F r e u n d e n h e r a u s g e g e b e n e n ) B ä n d e n d e r H a h n s c h e n S c h r i f t e n 2 2 s e h r h ä u f i g zum A u s druck . Von Hahns eigenem S e l b s t v e r s t ä n d n i s h e r b e t r a c h t e t , v e r f e h l e n d e r a r t i g e Urteile, die s e i n e r Lehre s c h r i f t v e r f ä l s c h e n d e Ketzerei v o r w e r f e n , g ä n z lich die theologischen I n t e n t i o n e n , die Hahn selbst v e r f o l g t . Hahn weiß seine gesamte L e b e n s a u f g a b e in d e n Dienst w a h r e r S c h r i f t e r k e n n t n i s g e s t e l l t , u n d auf d i e s e r Basis geht es ihm u m g e k e h r t s e h r e n t s c h i e d e n um die ' r e c h t e L e h r e ' d e r Gemeinde. Daß die ' S c h r i f t ' b e h e r r s c h e n d im Zentrum d e s H a h n s c h e n D e n k e n s s t e h t , läßt sich schon äußerlich d a r a n e r k e n n e n , d a ß alle H a h n s c h e n Werke ' S c h r i f t e n zur S c h r i f t ' s i n d : seien es B r i e f e , B e t r a c h t u n g e n o d e r L i e d e r ,
- 179 s t e t s sind diese Gelegenheitsarbeiten biblisch orientiert und sollen im engeren oder weiteren Sinne der Schrifterkenntnis dienen Die heilige Schrift ist f ü r M. Hahn das entscheidende (wenn auch - wie zu zeigen sein wird - nicht das einzige) Kriterium seines Denkens. Nachdrücklich betont er immer wieder, daß er sich f ü r einen s t r e n g auf die Schrift Wahrheit bezogenen geistlichen Lehrer hält2**. Von da aus kann Hahn, seinen Kritikern, deren Kritik auf eine f ü r ihn charakteristische Weise umkehrend, entgegenhalten 2 ^: " . . . wir glauben aber nicht n u r etliche, sondern alle Worte Gottes, darum vertheidigen wir auch alle. . . . Wer nicht alle Wahrheiten der heil. Schrift zu verstehen begehrt (26) > j s t k e j n acht er Bibelchrist, er mag nun übrigens so gut und heilig gesinnt s e y n , als er will; nicht sage ich, daß er gar kein Christ sey, und nicht seelig werde, sondern ich sage n u r , daß er kein Bibel-Christ s e y . Aus diesem ist also schon klar, daß wir also glauben, wir seyen C h r i s t e n , denn so könnte man es uns auslegen; allein, ich sage: nein! ich nicht! daß ich oder meine Freunde Bibel-Christen wirklich schon seyn; aber das behaupte ich, daß wir es zu werden t r a c h t e n , und ein jeder, der uns etwas in Lehre und Leben, in Worten und Werken e n t d e k t , kund und zu wissen macht, thut wohl d a r a n , und erzeiget an uns brüderliche Liebes-Pflicht, im Falle es einem solchen nicht allein unbiblisch vorkommt, sondern wirklich also ist . . . Wer nicht alle Schrift Wahrheiten glaubt, und alle r e s p e k t i r t , und auch alle Schriftwahrheiten im Geiste zu erkennen und v e r stehen v e r l a n g t , der mag übrigens Historiker oder Mystiker, Theolog oder Theosoph, er mag Philosoph oder Neolog, H e r r n h u t e r oder Separ a t i s t , Quäker oder Wiedertäufer oder des etwas s e y n , er mag so heilig und präcis s e y n , als er will, in u n s r e Gemeinschaft tauget er nicht, weil man darinn alle Wahrheiten glauben und verstehen will, und miteinander zu reimen t r a c h t e t . " Aus diesem Zitat geht nicht n u r h e r v o r , daß die Bibel bei Hahn und seinen Freunden überaus hohes Ansehen genießt27 und als entscheidende Richtschnur f ü r Leben und Lehre anerkannt wird, sondern man kann aus diesem Text d a r ü b e r hinaus e r k e n n e n , in welcher Weise bei Hahn die Bibel v e r s t a n d e n wird: ein "Bibel-Christ" hat "alle Gottes-Wahrheiten zu v e r b i n d e n " , "miteinander zu reimen"; auf den Zusammenhang kommt es maßgeblich an, wenn einer "alle Wahrheiten glauben und v e r s t e h e n " will. Hahn möchte die Schrift als "Liebhaber der ganzen Wahrheit"2** auslegen, d e n n , so f r a g t e r : " . . . hängt . . . nicht alles genau und systematisch aneinander? Kann es denn auch eine Wahrheit geben, die im Grunde nicht mit allen Wahrheiten in genauer Verbindung stünde? Sind nicht alle in Einer, und eine in allen anzutreffen? Wer kann denn das Zerfetzen und Zerreissen derselben ohne Kummer e r t r a g e n ? " 2 ^ .
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Da ß der Zusammenhang aller Schrift Wahrheiten recht erkannt und gebührend beachtet werden muß, hebt Hahn besonders stark in seiner Einführung zur Eph.-Auslegung im dritten Band seiner Schriften im 14. und 15. Brief hervor; es handelt sich dabei gerade um die beiden Briefe, die ausführlich Hahns Kritik an der Lehre der Brüdergemeine zum Inhalt haben Dies teilt Hahn mit Bengel und Oetinger, daß Eigentümlichkeiten seines Schriftverständnisses im Kontrast mit dem Schriftverständnis der Herrnhuter besonders deutlich zutage treten. Bei aller Kritik wird die Brüdergemeine von Hahn nicht rundweg abgelehnt : "Wenn ich denn also eingestehe, die edle Gemeine reiche in Ansehung ihrer Ordnungen sehr nahe an die Apostolischen erste Gemeinen hin; wer kann es mir dann verdenken, daß sie auch in der ganzen Gesinnung dahin reichen möchte; wenn ich sehr wünsche, daß ihr auch an allen Gottes-Wahrheiten, die doch in einem genauen Zusammenhang seyn, gleichviel gelegen seyn möchte Das ist der zentrale Satz in Hahns Beurteilung der konkurrierenden B r ü dergemeine: deren Gemeindeorganisation ist überaus zu schätzen32, weil sie nämlich dicht an das neutestamentlich-urchristliche Ideal heranreicht und somit 'schriftgemäß' i s t , aber andererseits sind tiefgreifende Lehrdifferenzen zwischen Hahnschen und Herrnhutern zu konstatieren, die ein Resultat sind des nach Hahns Meinung unzureichenden Schriftverständnisses der Herrnhuter, das den Zusammenhang aller Wahrheiten mißachtet und damit die Bedeutung wichtiger biblischer Lehren nicht in den Blick bekommt. Zu bemängeln ist nach Hahn, daß in der Lehre der Β rüder gemeine zwar durchaus grundlegende Schriftwahrheiten ernstgenommen werden, daß aber andererseits auf diesen Grundlehren in einer starrsinnigen Weise beharrt wird, so daß als "Folge der Zusammenhang biblischer Lehren und somit die Ganzheitlichkeit der W a h r h e i t n i c h t erkannt wird: "Laßt nur einen etwas von der ganzen Wahrheit reden, so werden sie ( s c . in der Brüdergemeine) schon ein Mißfallen bezeigen und sich mit warnenden Worten zurückziehen: 'Wir wollen beim Heiland oder beim Creuze bleiben', als ob die Wahrheit, die aus ihm i s t , von ihm abführte"34. Natürlich will auch Hahn eine Orientierung des Glaubens am Kreuz e r n s t aber er wendet sich gegen eine aus seiner Sicht einseitige Verabsolutierung dieses Aspekts bei den Herrnhutern. So hält er ihnen entgegen, man habe sich "nicht mit immerwährenden Grundlagen (zu) beschäftigen, sondern auch etwas darauf zu b a u e n " 3 6 , und zwar nach Maßgabe der Schrift. Dies aber wird, so beklagt Hahn, in der Brüdergemeine sträflich mißachtet: "Alles fast, was auf diesen Grund in der Schrift gen e h m e n ^ ,
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bauet i s t , hat man weggelaßen, so, daß man als immer beim Grund und Grundlegen bleiben soll, nein!"37. In der Weglassung und V e r d r ä n g u n g der weiterführenden Schriftwahrheiten bei der Brüdergemeine sieht Hahn - wie er in den beiden genannten Briefen immer wieder betont - einen Verrat an dem f ü r die Kirche der Reformation überaus wichtigen "edlen Schaz der Glaubens- und Gew i s s e n s f r e i h e i t " ^ . Die r e s e r v i e r t e , b e h a r r e n d e dogmatische Haltung der Brüdergemeine gegenüber bestimmten weiterführenden Lehren der Schrift vergleicht Hahn mit dem römischen Katholizismus, in dem "von Seiten des Papstthums den Layen die heilige Schrift verbotten worden, und v e r d ä c h tig gemacht ist"39. Bei seinem eigenen, dem der Brüdergemeine entgegengesetzten Bemühen, alle Schriftwahrheiten zu r e s p e k t i e r e n , und den Zusammenhang, in dem sie untereinander stehen, zu e r k e n n e n , weiß sich M. Hahn voll auf der Seite der biblischen Zeugen. Er s a g t , er "wäre b e r e i t , vor einem Apostolischen Gerichte entscheiden zu lassen, wer am meisten Schriftsinn l e h r te und b e h a u p t e t e : wir, oder die Brüder-Gemeine"40. Interessant f ü r die Art des Hahnschen S c h r i f t v e r s t ä n d n i s s e s ist der von ihm a n g e f ü h r t e Katalog derjenigen Schriftwahrheiten, die Hahn bei der Brüdergemeine zu Unrecht u n t e r d r ü c k t und vernachlässigt sieht: "Laßet uns n u r etliche Punkte anhören, welche nicht geglaubt und gelehrt werden sollen, von denen aber die heil. Schrift voll i s t . E r s t lich: Kein tausendjähriges Reich, 2tens keine Wiederbringung aller Dinge; und 3tens soll nichts geschnauft werden von einer Reinigung unvollendeter Seelen nach dem Tode; vom Vorsaz Gottes und den damit verbundenen Wahrheiten soll man nichts sagen, wenn man ja e t was davon glaubet. Wenn man nun das alles, was doch so helle in der Schrift s t e h e t , nicht sagen und lehren soll . . . , so hat man . . . eine kleine Bibel, und all das Andere ist ein Heiliges Weißnichtwas"^!. Hier zeigt sich, daß der Konflikt zwischen dem Hahnschen und dem H e r r n hutischen S c h r i f t v e r s t ä n d n i s aufs engste mit einer Lehrdifferenz bezüglich der Eschatologie v e r b u n d e n i s t , daß also Hahns Plädoyer f ü r den Zusammenhang aller Wahrheiten der Schrift nicht zu t r e n n e n ist von der B e d e u t u n g , die Hahn den genannten eschatologischen Lehren (1. Chiliasmus, 2. Apokatastasis, 3. Lehre vom status post mortem; oder auch insgesamt: Lehre vom Vorsatz Gottes) zumißt. Nach Hahn d ü r f e n also genau die Lehren, die wir als integrierende Bestandteile von Oetingers Eschatologie herausgearbeitet haben, nicht v e r d r ä n g t werden, wenn man ein zureichendes Verständnis von der Ganzheitlichkeit und dem Zusammenhang der heiligen Schrift erlangen möchte. Es deutet sich hier bereits an, wie nahe M. Hahn in seiner A u f f a s s u n g von Schrift und Eschatologie bei seinem württembergisch-pietistischen Vorgänger Oetinger s t e h t . Eine Reihe von Gemeinsamkeiten des Hahnschen S c h r i f t v e r s t ä n d n i s s e s mit dem von Oetinger, aber auch dem von Bengel, können hier a n g e f ü h r t wer-
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d e n . Wie Oetinger und Bengel kennt auch Hahns Hermeneutik bei den biblischen Autoren unterschiedliche Stufen und Arten der I n s p i r i e r t h e i t 4 2 ( und wie seine V o r g ä n g e r schätzt Hahn u n t e r allen biblischen B ü c h e r n das letzte, die O f f b . , am meisten und räumt diesem Buch eine Sonderstellung innerhalb des Kanons ein43. Grundsätzlich teilt Hahn Bengels oben häufig genannte Auffassung ( d e r sich, wie g e z e i g t , auch Oetinger verpflichtet weiß), daß im Blick auf die Bibel das Ende, also ihr letztes B u c h , das Ganze in seinem Zusammenhang e r h e l l t , und zwar in analoger Weise wie auch im Blick auf die Heilsgeschichte ebenfalls das Ende (die nach Offb. 20 ff. verheißene Zeit des Reiches Gottes) das Ganze im Zusammenhang erhellen wird. Daß Hahns grundsätzliche Auffassung von Bibel, Geschichte und oeconömia divina konformgeht mit Bengel, Oetinger und Ph.M. Hahn, daß M. Hahns S c h r i f t v e r s t ä n d n i s mit der mit diesen drei Namen bezeichneten T r a d i t i o n s linie des württembergischen Pietismus zusammengesehen werden muß, hat Hahn selbst seinen Anhängern nachdrücklich e i n g e s c h ä r f t 4 4 . Durch diese Überlegungen zur B e d e u t u n g des biblischen 'Zusammenhangs' sind einige wichtige Grundlinien von Hahns S c h r i f t v e r s t ä n d n i s b e n a n n t . Wie s t a r k sich Hahn um s t r e n g e Bibeltreue und dabei b e s o n d e r s um den Zusammenhang aller Schriftwahrheiten bemüht, das spiegelt sich in Hahns Darstellungsweise in seinen Schriften wider. Die Hahnschen S c h r i f t e n , wie gesagt allesamt eng an der Bibel orientierte Gelegenheitsarbeiten, verfolgen durchweg das Ziel, Hahns Anhänger im Blick auf biblische Wahrheitserkenntnis zu f ö r d e r n , und zwar entweder in Form von brieflichen Antworten auf seelsorgerliche F r a g e n 4 5 , oder - in d e r Mehrzahl - als f o r t laufende V e r s - f ü r - V e r s - A u s l e g u n g e n biblischer B ü c h e r 4 6 . Wenn Hahn in seinen Schriften Vers für V e r s die biblischen B ü c h e r e r l ä u t e r t , bietet jeweils der Bibeltext (meist in der Ü b e r s e t z u n g Ph.M. Hahns 47) das Gerüst von Hahns A u s f ü h r u n g e n , und zwar in d e r Weise, daß (jedenfalls in den meisten Fällen) ein biblischer Versteil a b g e s c h r i e ben wird und s y n t a k t i s c h v e r k n ü p f t wird mit Hahns p a r a p h r a s i e r e n d e n und erklärenden B e m e r k u n g e n . In seiner Darstellungsweise dokumentiert s i c h , daß in der Schrift alles "ja K e t t e n a r t i g aneinander h ä n g e t " 4 8 : e s geht Hahn bei der so beschriebenen Darlegung seiner Gedanken s t e t s darum, die 'verbindenden Worte' zum Bibeltext a u s z u f ü h r e n , den Zusammenhang von einem V e r s zum andern ( a b e r auch zu anderen S c h r i f t w a h r heiten) aufzuweisen und jegliche isolierende Verabsolutierung von Einzelaspekten aus zuschließen. Die Art seiner Darstellungsweise und deren theologische Absicht umschreibt Hahn einmal (bei seiner Auslegung vom 2. Tim. 1) wie folgt: " . . . wer gewohnt i s t , stükweise die schöne Schriftworte zu b e t r a c h t e n , der kann oft in einem V e r s e etwas finden, das zwar nicht zu v e r w e r f e n i s t , aber doch bey weitem im T e x t nicht s t e k e t , sobald e r im Zusammen-
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hang betrachtet wird. Da wir nun nicht gewohnt sind, Stücke aus dem Zusammenhang zu nehmen in u n s e r n Briefen wie es etwas in einem Schazkästlein (49) d e r p a n s e i n k a n n , so machen wir auch hierorts billig aufmerksam auf den schönen Zusammenhang des Briefs; und wir b e s t r e b e n uns s e h r , des Apostels Sinn zu treffen"50, b) Biblische und außerbiblische O f f e n b a r u n g bei M. Hahn Daß Hahn in allen seinen Schriften um s t r e n g e Bibeltreue bemüht i s t , heißt nun aber nicht, daß er sich etwa als V e r t r e t e r eines 'konservativen' Schriftv e r s t ä n d n i s s e s ansieht, das defensiv und ängstlich in der Tradition v e r h a r r t und sich sozusagen an den Buchstaben der Schrift klammert. Bereits die bisherigen Bemerkungen zu M. Hahn deuten a n , daß es Hahn um das Gegenteil geht: gerade um geistgewirktes, traditionelle V e r k r u s t u n gen aufsprengendes und - in diesem Sinne - schöpferisches Neuverstehen der alten biblischen Wahrheiten. Hahn geht es um lebendige Wahrnehmung des gegenwärtigen und zukünftigen Gotteshandelns im Licht der Bibel. Ein r ü c k w ä r t s g e r i c h t e t e s , die Zeit des Neuen Testaments verabsolutierendes Bibelverständnis, das nicht mit je neuen Offenbarungen in der Geschichte r e c h n e t , lehnt er ab. Dazu sagt er einmal in seiner Kol.-Auslegung: "Nach der Ansicht vieler Gelehrten . . . hätte der Himmel und Gott selbst schon bei 1700 Jahren a u f g e h ö r t , sich f e r n e r zu o f f e n b a r e n , und müßte also bei dem verbleiben, was Er in dem e r s t e n J a h r h u n d e r t christlicher Zeitrechnung geoffenbart h a t ; welches aber nur in so f e r n Wahrheit i s t , daß die neuere Offenbarungen und E r f a h r u n g e n genau mit demselben übereinkommen müßen, so sie als ächt und gut gelten können; denn so sie jene widerlegten und denselben widersprächen, oder sie v e r d u n k e l t e n , könnten sie nicht Wahrheit s e y n , noch von eben demselben Geist der Wahrheit kommen. Also sicher geschloßen: der Himmel, ja der Geist Gottes offenbart sich noch heute d u r c h heil. Seelen, aber nicht auf eine sich selbst widersprechende, sondern genau übereinstimmende Weise. Darum ist auch die Vermuthung der Gelehrten durchaus nicht anzunehmen" 5 *. Hahn teilt also mit den von ihm kritisierten orthodoxen Theologen die Mein u n g , die Schrift müsse unbedingt norma normans bleiben, lehnt aber deren daraus resultierende Diskreditierung von außerbiblischen Offenb a r u n g e n ab: man hat mit einem Fortwirken des Gotteshandelns in der Geschichte und damit mit neuen "Offenbarungen und E r f a h r u n g e n " zu rechnen. Wie Bengel und Oetinger, die im Rahmen i h r e r heilsgeschichtlichen Konzeptionen ja ebenfalls die A u f f a s s u n g von der revelatio continua v e r t r e t e n h a b e n 5 2 , nimmt Hahn an, daß Gott, je näher das Millennium h e r a n r ü c k t , "immer nähere Aufschlüße gibt und geben w e r d e
- 184 Gott offenbart sich über die Bibel hinaus, aber im Sinne der Bibel, sukzessive; das ist für Hahn (wie für Bengel und Oetinger) ein Prozeß, der mit dem Beginn des 1000-jährigen Reiches seinen Höhepunkt erreicht. Hahn kann diesen Gedanken des Offenbarungsfortschritts sehr schroff gegen die Orthodoxie wenden, die sich nach seinem Urteil stur an die Bekenntnisschriften klammert: man müsse über die Bekenntnisschriften hinaus, orientiert an der Bibel, "mit der Zeit Fortschritte thun"54 und solle "nicht so sehr an dem behangen bleiben, was seiner Zeit schon gut kann gewesen seyn. Wir müssen uns in den Kriegen unserer Zeit nicht mit den Waffen älterer Zeit wehren . Was hier zum Gotteshandeln in der Geschichte angeführt worden ist, gilt nach Hahn entsprechend im Gesamtbereich von Natur, in Gottes ganzer Schöpfung: diesbezüglich darf der Christ außerbiblische Offenbarungen, die mit der Schrift in Einklang stehen, nicht geringachten. Hahn betont, der Wahrheitssuchende habe sich nicht allein auf das Buch der heiligen Schrift zu beschränken, daneben gebe es zwei andere lesenswerte 'Bücher', die Gottes Offenbarung bezeugen: das Buch der Natur und das Buch des Gewissens. Neben der heiligen Schrift offenbart sich Gott also im Gesamtbereich seiner Schöpfung einerseits und andererseits speziell im menschlichen Gewissen; mit letzterem ist Oetingers sensus communis gemeint ^ 6 . Diese drei Offenbarungsweisen bzw. diese 'drei Bücher' sind auseinanderzuhalten, aber keinesfalls voneinander zu trennen. Hahn führt dazu aus: " . . . so wir auf das Gewissen merken, so lesen wir in dem uns anerschaffenen, im Falle uns übriggebliebenen Wahrheitsbuche, als dem göttlichen Mitwissen. Und so wir diesem innern Wahrheitszeugen Gehör geben, und Folge zu leisten uns bestreben, redet der alldurchdringliche Lebensgeist Gottes, (der eben das Organ unsers Gewissens durchgehen und berühren, ja sogar in Thätigkeit setzen, und in reine Bewegung bringen kann,) immer mehr und deutlicher mit uns; und jetzo lesen wir in dem großen Natur-Buche, und finden da Gottes allgegenwärtige Schöpfer-Kraft und Göttlichkeit, und finden alles übereinstimmend mit dem innern Zeugnis des theuren Zeugen (sc. mit dem Gewissen); und so lesen wir dann das geoffenbarte Wort Gottes, durch den Geist Gottes getrieben, geredt und geschrieben, ganz durchaus übereinstimmend und überzeugend als theure Wahrheit und Rede göttlichen Ausspruchs; so daß also diese übereinstimmende drey Zeugen allesamt unsern Glauben und Beifall erhalten und wir freilich allen Respekt vor den Worten Gottes haben . . . Diß fasset also in einem Zusammenhang Also nicht nur für die Auslegung der Bibel ist der Zusammenhang als überaus wichtig zu beachten; nach Hahn ist auch im Blick auf die 'drei Bücher' im Verhältnis zueinander die Übereinstimmung im Ganzen im Blick
- 185 zu haben. Das Gewissensbuch harmoniert mit dem Naturbuch, und die rechte Auslegung beider trägt zur Bibelexegese bei, denn sie bewirkt, daß man "allen Respekt vor den Worten Gottes" hat. Demnach ist die Auslegung von Natur und menschlichem Gewissen (die nach Hahn - wie zu zeigen sein wird - keineswegs 'jedermanns Ding' ist) im weiterem Sinne zur Schrift aus legung gehörig. Umgekehrt aber gibt es nach Hahn keine rechte Erkenntnis von Natur im Großen und der Natur des Menschen bei Mißachtung der Schriftoffenbarung. Denn Hahn hat die heilige Schrift als letzte Instanz, als norma normans, keineswegs aufgegeben, wenn er neben der Schrift göttliche Offenbarungsweisen in Natur und menschlichem Gewissen anerkennt. Das Nebeneinander und die relative Eigenständigkeit der beiden anderen Offenbarungs- und Erkenntnisweisen hebt nach seinem Verständnis die besondere Würde der heiligen Schrift nicht auf, sondern stützt und bestätigt sie gerade. Dies kommt bei Hahn so zum Ausdruck: " . . . es sind drey Bücher, darin Gott erkannt und gefunden werden kann; das eine ist das Gewissen des Menschen; es ist dieß ein göttliches Mitwissen, ein Wahrheits-Gefühl; ein Ueberbleibsel vom Fall, oder ein Naturgesetz, oder wie man es sonst nennen mag; ein anderes oder zweytes Buch, ist die große Natur-Welt, daraus und darinn Gott Gott erkannt werden mag; denn alle Kräften Gotts offenbaren sich darin in mannigfaltigen Arten der Weisheit, eine jede Geschöpfs-Gattung ist ein Blatt des großen Buchs, und ein jedes Geschöpf ein Charakter oder Buchstabe von besonderer Art; in diesem Buch nun wird Gottes unsichtbares Wesen, das ist: Seine ewige Kraft und Göttlichkeit e r kannt. Doch ist die Erkenntniß ohne übernatürliches Licht nicht völliger Art. Das dritte Buch ist die heilige Schrift, das ist die eigentliche Offenbarung Gottes an die Menschen, also das herrlichste Mittel, zur Erkenntnis Gottes zu gelangen . . . Hahn redet in seinen Schriften ziemlich häufig vom 'Buch der Natur' (bzw. 'Schöpfungsbuch') und vom 'Buch des Gewissens'®^. Die Rede von diesen beiden 'Büchern' ist bei Hahn dabei alles andere als eine beiläufige Metapher: das 'Buch der Schöpfung' ist für Hahn jenes in den wichtigen Kapiteln Offb. 4 f . durch das Lamm entsiegelte 'Buch mit den sieben Siegeln', das in Hahns Auslegung der Offb. eine beträchtliche Rolle spielt (dazu Näheres unten in Kap. V, 2 . ) , und das 'Gewissensbuch' eines jeden Menschen wird nach Hahns Auslegung von Offb. 20, 12 am Jüngsten Tag geöffnet (dazu Näheres in Kap. V, 3 . ) . Hier soll im Zusammenhang mit Hahns Schriftverständnis nur festgehalten werden, daß Hahns exegetische Arbeit sich nicht allein auf die Blätter des Bibelbuchs beschränkt, sondern daß in der genannten Weise die Aus legung des 'Gewissensbuchs' und des 'Naturbuchs' hinzugezogen wird. An dieser Stelle ist daran zu erinnern, daß uns die Metapher von den 'Büchern' bereits im Abschnitt über Oetingers Schriftverständnis an ähnlicher Stelle begegnet i s t .
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Oetingers F o r d e r u n g , man solle "der Weisheit in Gottes Ansprüchen und der Weisheit in dem Buch der Natur und Gesellschaften zugleich nachs p ü r e n ' ^ , 0 d e r anders gesagt "die Grundweisheit . . . aus der Societät und aus der Natur" mit dem "Sinn und Geist der heil. Schrift in Verbindung setzen, entspricht den zuletzt genannten Intentionen M. Hahns ziemlich genau: in Oetingers 'Buch der Gesellschaften' kann man lesen, in welcher Weise der sensus communis im gemeinschaftlichen Leben wirkt, während man nach Oetinger im 'Buch der Natur' die göttlichen Lebensk r ä f t e wahrnehmen k a n n , und beides zusammen ist in Einklang zu sehen mit Gottes O f f e n b a r u n g in der heiligen S c h r i f t . Oetinger hat nach seinem Grundsatz: "Werke und Worte GOttes müssen zusammengenommen werden zur Erklärung der heiligen Schrift "64 - w i e oben ziemlich ausführlich gezeigt worden ist (vgl. oben, Kap. IV, l . c ) die Aufgabe der Schriftauslegung e n t g r e n z t : man hat sich, will man die Bibel zureichend v e r s t e h e n , nicht einseitig auf das Bibelbuch allein zu konzentrieren, sondern - und das gerade nach Maßgabe der Schrift - das in der Natur und im sensus communis der 'Gesellschaften' Erkennbare mit in die Bibelexegese einzubeziehen. Dieser Oetingerschen Auffassung von Schriftauslegung im umfassenden Sinn s t e h t , wie das Bisherige belegt, M. Hahn grundsätzlich sehr nahe. Gleichwohl ist zu beachten, daß Hahn trotz der offensichtlichen Nähe zu Oetingers Position mit dessen theologischen Absichten nicht völlig konformgeht, sondern eigenständig Akzente anders setzt als sein württembergischer Vorgänger, den Hahn sehr schätzt6·*. Es ist daran zu e r i n n e r n , daß sich Oetinger im Dienste dtes rechten Verständnisses der Schrift eine Fülle von speziellen theoretischen Kenntnissen und praktischen Fertigkeiten in den Naturwissenschaften66 erarbeitet h a t ; so sind ihm etwa die Ergebnisse seiner alchymistischen Experimente ein Beweis, daß er sachgerecht - d . h . im Sinne der Schrift - im 'Buch der Natur' zu lesen vermag. Diese praktische E r f o r s c h u n g der Natur und seine Bemühungen um eine bibeladäquate (und damit dem gängigen mechanistischen Naturverständnis überlegene) Sicht der Natur bilden bei Oetinger sehr wesentliche Schwerpunkte bei seiner Lebensaufgabe, nämlich auf jene Universal- und Einheitswissenschaft hinzuwirken, die im 1000-jährigen Reich dann voll in Kraft t r e t e n werde. Hahn sieht, so wichtig auch ihm das 'Lesen im Buch der Natur' ist, seine eigene Lebensaufgabe nicht auf diesem Feld, auf dem sich Oetinger als begnadeter Spezialist verstanden h a t . Hahn geht es weder im Großen um die Einheits- und Universalwissenschaft noch im Engeren um theoretisches und praktisch-experimentelles Erforschen der Natur. Bezeichnend i s t , daß Hahn einmal auf eine entsprechende Anfrage b e k e n n t , 'Von der Chemie" könne der "sehr wenig sagen"6?; er fährt f o r t : " . . . ob ich . . . schon . . . ein wenig davon begreife, so bin ich doch in dieser Sache sehr zurücke, weil ich mich wenig oder gar selten n u r in
- 187 Gedanken damit einlasse. In denen Erleuchtungen, die ich empfangen habe (68) . . . , ist freylich auch das mit dabey; aber da es mir nicht Hauptsache ist, so lasse ich mich auf das nicht ein, und von der Praktik dieser Sache verstehe ich so wenig wie einer, der den Namen noch nie gehört hat "69. Man kann sagen, daß - ganz im Gegensatz zu Oetinger - Hahn nicht in der Weise ein engagierter Leser des 'Buchs der Natur' ist, daß er Naturforschung und -betrachtung vorantreiben möchte; in dieser Beziehung kann man mit Trautwein sogar von ^iner "Distanz zur N a t u r " ^ sprechen. Hahn kommt es, wenn er von 'Natur' redet, v . a . auf die theosophischgrundsätzlichen Erkenntnisse an, die ihm zuteil geworden sind; ihm sind "Naturvorgänge vor allem Beispiele und Hinweise auf Gottes zeugende und gebärende Kräfte"'' 1 , "Paradigmen der wunderbaren Schöpfungsmacht G o t t e s " 7 2 . Zu Recht hat J . Trautwein hervorgehoben, daß das 'Gewissen' bei Hahn eine große Rolle spielt, aber die 'Natur' - im Sinne des theoretischen und praktischen Umgangs, den Oetinger verfolgt - keineswegs; Trautwein führt dazu aus: "Das Gewissen, als Überrest der Gottebenbildlichkeit und verbliebene Möglichkeit zur Reintegration des Menschen, als Sitz des Nachdenkens und des Willens, behält seine zentrale Stellung. . . . - Ganz anders verhält es sich mit der Natur. Ein Vergleich mit Boehme, aber auch mit Oetinger zeigt, in welch geringem Maße sich Hahns Interesse auf das Verständnis der Natur 'an sich' und der Vorgänge in ihr richtet. Bei Hahn haben Naturbetrachtung und Naturerforschung keinen Eigenwert Freilich ist dabei im Blick zu behalten (das wird im Folgenden in Kap. V, 2. - wie bemerkt - näher ausgeführt), daß Hahn beansprucht, jemand zu sein, dem das siebenfach versiegelte 'Schöpfungsbuch' durchaus im Wesentlichen durch seine theosophischen Erkenntnisse erschlossen sei, dem also die Grundkräfte, die das Leben in der Natur in Gang halten, aufgrund von Erleuchtung von oben hinreichend verständlich und präsent seien. Daß nun desungeachtet die "Natur 'an s i c h ' " Hahn nicht im gleichen Maße interessiert wir Oetinger, wird erst verständlich, wenn man sich die unterschiedlichen Ausgangspunkte beider Theologien vor Augen führt. Bei Oetinger ist die unmittelbare Schau des Zusammenhangs von Gott, Welt und Mensch, die theosophische Zentralschau, keineswegs der Ausgangspunkt. Oetinger gesteht, daß - im Gegensatz etwa zu den Charismata, die Böhme (aber auch Swedenborg) geschenkt worden seien, bei ihm selbst seine "Gabe . . . nicht λσγος σοφίας δια του πνεύματος, sondern λογος γ^ωσεως κατα το πνεύμα 1. Kor. 12, 8 . " 7 4 s e i . Damit ist gemeint, daß ihm das unmittelbare Erleutetsein durch den Geist nicht geschenkt sei, und daß er - im Unterschied zu den Genannten - sich
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auf geistgemäßes, mittelbares Reden von Erkenntnis, also auf Reden nach dem Geist, beschränkt weiß. Die Zentralschau ist eine Erkenntnisstufe, von der Oetinger sagt, daß er "davon keine Erfahrung habe, sondern nur die Möglichkeit s e h e " 7 5 . Des öfteren wird bei Oetinger (besonders in dessen früher Zeit) das Thema Zentralschau erörtert er anerkennt sie als einigen wenigen zuteilgewordene Gabe unmittelbarer Gottes- und Welterkenntnis und möchte an dieser Gabe insofern partizipieren, als er die aus unmittelbarer Erkenntnis gewonnenen Gedanken J . Böhmes z . B . für ein biblisch orientiertes Reden von Gott, Welt und Mensch (und damit nicht zuletzt: für ein sachgerechtes Verstehen und Erforschen von 'Natur') fruchtbar macht und sozusagen 'übersetzt'. Insgesamt steht bei Oetinger, wie besonders Piepmeier betont hat, Zentralschau unter dem eschatologischen Vorbehalt 7 7 : erst im Millennium wird die unmittelbare Erkenntnisweise die allgemein herrschende sein. Bei M. Hahn hingegen ist das Widerfahrnis der Zentralschau das wesentliche Element, das seinem gesamten Denken seine Eigenart verleiht. "Das ganze Werk Hahns darf als fortwährender Versuch betrachtet werden, die Erfahrung der Zentralschau in Worte zu fassen" 7 *®. Eine ähnliche Bedeutung, wie für Bengel das Bewußtsein einnimmt, er habe als göttliches Gnadengeschenk Aufschluß über den Sinn der Zahl 666 (Offb. 13, 18) und damit über die gesamte biblisch-heilsgeschichtliche Chronologie erhalten, oder für Oetinger das Bewußtsein, er sei auf seinem Weg zur Einheits- und Universalwissenschaft aufgrund göttlicher Gnade imstande, Bengels Sicht der Bibel mit theosophischen Erkenntnissen ( J . Böhme, Kabbala usw.) weiterzuführen, kommt bei M. Hahn dem Sachverhalt zu, daß er sich unmittelbarer Gotteserkenntnis, der Zentralschau, teilhaftig weiß. Gerade weil er aus dieser Quelle schöpfen kann und von daher als ein mit ursprünglicher Theosophie Begabter die in der Natur herrschenden Grundkräfte versteht, bedarf er nicht der praktisch-experimentellen Erforschung der Natur, die für Oetinger von dessen Voraussetzungen her noch wichtig gewesen sind. Die unterschiedliche Weise, in der Oetinger und Hahn im 'Buch der Natur' lesen, erklärt sich also aus dem unterschiedlichen Verhältnis zur Zentralschau, zur unmittelbaren Erkenntnis, bei beiden. Ein entsprechender Unterschied zeigt sich hinsichtlich der Böhme-Rezeption der beiden, den man formelhaft so zusammenfassen kann: Oetinger ist durch seine Bekanntschaft mit den Gedanken des 'erleuchteten' J . Böhme auf theosophische Bahnen geleitet worden 7 ®; Hahn hingegen ist durch seine eigene Zentralschau bestimmt; erst nach seiner Zentralschau ist es auf Böhme geführt w o r d e n ^ , so daß er in freier Weise dessen Begrifflichkeit (wie auch die Oetingers) benutzen kann, um seine eigenen Erkenntnisse zu formulieren^ 1 .
- 189 Es ist nun im Näheren zu verfolgen, was Zentralschau für M. Hahn bedeutet und inwiefern diese Erkenntnisweise mit Hahns bisher dargestelltem Schriftverständnis in Einklang steht. In seiner Kol.-Auslegung äußert sich Hahn sehr eindrucksvoll zum Thema Zentralschau und geht dabei auch in biographischen Reminiszenzen auf die Frage ein, welche Bedeutung diesem Widerfahrnis der Zentralschau im Rahmen seiner früheren Entwicklung zukommt. U.a. berichtet er da, es sei bei ihm "zu einer gründlichen Erwekung und noch mächtigeren Gnadenarbeit Gottes . . . im dem 18ten und 19ten Jahr"82, also etwa 1775 gekommen. Nach Hahns Angaben hat diese Erweckung (dabei handelt es sich noch nicht um die Zentralschau!) nicht alle seine Fragen und Probleme beseitigt; "hunderttausend Z w e i f e l "83 seien Übriggeblieben, nämlich: "Von meiner zarten Jugend an konnte ich nichts ohne Bedacht lassen, ein feuriges oft quälendes Gottsuchen war in mir, denn ich wollte wissen: wie Gott, wo Gott, was Gott und wer Gott sey? Ich dachte, ich suchte, ich las die Schrift, ich forschte im Gewissen und im Buch der Natur, konnte aber nicht ins Reine kommen, wie Gott allwissend und allgegenwärtig seyn könnte; die Begierde ward je länger je stärker Ihn zu kennen und zu finden, und wenn ich immer keine Genüge fand sank ich in größere Zweifel zurük . . . Diese bohrenden Fragen, für die der junge Hahn in allen drei 'BüchernJ keine Antwort gefunden hat, sind ihm beantwortet worden in der grundlegenden zweimaligen Erfahrung der Zentralschau, welche - wie J. Trautwein wahrscheinlich gemacht hat - auf die Jahre 1777/78 und 1783 zu datieren sind Hahn beschreibt in seiner Kol.-Auslegung dies zweimalige Widerfahrnis wie folgt: "Zum erstenmal hielt die Erleuchtung . . . bei 3 Stunden an, und da sie einige Zeit hernach wieder kam, dauerte es bei 7 Wochen fast ununterbrochen, und so kam es hernach oft wieder. Hieraus ist nun klar, daß ich Gott gefunden, und daß meine Fragen beantwortet wurden; denn ich sähe in die innerste Geburt, und allen Dingen ins Herz, und mir war, als wäre auf einmal die Erde zum Himmel geworden, und als ob ich die Allenthalbigkeit Gottes schauete, mein Herz war gleich der ausgedehnten Ewigkeit, darinnen sich Gott offenbart. Und da ich vorher an den wichtigsten Schriftstellen am meisten Vergnügen fand, und die auch am meisten Gedanken und Verlangen nach Gott erwekten, ward ich auch über dieselbe am allergründlichsten erleuchtet und belehrt; daher rührt es auch, daß ich euch Freunden so gerne von den tiefsten Gottes-Wahrheiten schreibe, denn meine Seele lebt je länger je mehr darinnen" 8 ®. Dieses zweimalige 'Schlüsselerlebnis' Hahns, dem sich - wie auch in dem Zitat angedeutet - in der Folgezeit des öfteren entsprechende Erfahrungen
- 190 angeschlossen h a b e n ^ , hat also für Hahn die Lösung jener existentiellen und theologischen Fragen bedeutet, auf die er ursprünglich keine Antwort gefunden hat. Die Zentralschau als Quelle der Erkenntnis ist für Hahn seitdem von kaum zu überschätzender Wichtigkeit geblieben. Hahn versteht sich als jemand, der aufgrund dieser ihm zuteilgewordenen Gabe formulieren kann: "Der Centraigrund meines forschenden Geistes ist die Tiefe Gottes und das Herz J e s u ; und wer will meinem Geiste wehren, seinen Ursprung zu kennen?"88. Die Bedeutung der Zentralschau für die Schrifterforschung Hahns wird an vielen Stellen seiner Schriften verhandelt, und zwar als die Frage nach dem Verhältnis von unmittelbarer Gotteserkenntnis zur mittelbaren (letzteres ist die aus der Schrift, aber auch die aus Gewissen und N a t u r ) . In dieser Beziehung Hahns aus dem J a h r Konsistorialrat C . H . sen von Amts wegen hat 90.
von besonderem Interesse ist ein früher Brief M. 178689 an den pietistisch orientierten S t u t t g a r t e r Rieger ( 1 7 2 6 - 1 7 9 1 ) , der als Gönner M. Hahns diegegen die Anklage der Ketzerei in Schutz genommen
In diesem Brief, in dem u . a . ausführlich das Verhältnis von Zentralschau und Schrift, von Unmittelbarkeit und Mittelbarkeit, zur Sprache kommt, äußert sich der junge Hahn zu Riegers gutgemeintem Ratschlag, er als Erleuchteter solle "nach einer deutlichem, v e r s t ä n d l i c h e m , mehr P/Ienschen nützlichen Gabe . . . streben . . . , die bewährter und im Wort Gottes gegründeter sey"91. Hahn konzediert, daß dieser Ratschlag sachgerecht und wichtig sei92, macht aber geltend, daß das nicht heißen dürfe, daß die unmittelbare Erkenntnis, seine Gabe der Zentralschau, dadurch in den Hintergrund gedrängt werde; Hahn schreibt dazu: "Der, der unmittelbar durch den Geist r e d e t , ist nicht so verständlich, als d e r , welcher mittelbar nach dem Geist r e d e t ; und wenn der E r s t e r e die Gabe erlangen kann, durch Uebung im Wort Gottes, die der Letztere h a t , so thut er wohl, wenn er sie ernstlich sucht um des Nutzens willen für andere. Doch ist das mein Sinn, daß wenn je eine ohne die andere ist, doch die letzte nicht edler als die e r s t e , sondern die erste edler und göttlicher . . . s e y . . . . Darum ist es sehr gut, wenn sie bey einander sind; ich bestrebe mich billig um die, die ich noch nicht so reichlich habe ( s c . mittelbar zu r e d e n ) ; denn wenn ich zum Beweis von der Schöpfung rede durch den Geist, so rede ich, wie das sey worden, und warum und wodurch es sey worden. Das überzeugt das Herz und macht dem Geiste Freude, daß er fest wird. Wenn ich aber will bestätigen, was ich g e r e d t , so muß ich Schrift dazu nehmen, und es beweisen und darthun, sodaim hat eine Gabe der andern Hand geboten und ge-
- 191 dient, denn nun ist mit der e r s t e n g e s a g t , was die l e t z t e , und mit der l e t z t e n , was die e r s t e will. Hieraus erhellet b e d e r Nutzen und Nothwendigkeit "93. Unmittelbare und mittelbare E r k e n n t n i s - bzw. Lehrweise gehören also zusammen, wobei die e r s t e r e als die edlere gesehen wird. - Den obigen Ausführungen M. Hahns liegt 1. Kor. 12, 8 zugrunde, und zwar in der I n t e r p r e t a t i o n , daß dort von der mittelbaren und unmittelbaren E r k e n n t nisweise als Gnadengabe die Rede sei 9 **. Hier ist wieder der Vergleich mit Oetinger i n s t r u k t i v : Während Oetinger im Blick auf 1. Kor. 12, 8 ausgeführt h a t , er könne n u r mittelbar ,,κατα ΤΟ πνεύμα" aber (noch) nicht unmittelbar „δια του πνεύματος" 9(> e r k e n n e n und dementsprechend l e h r e n , weiß sich Hahn, wie seine Ausführungen an Rieger zeigen, mit der letztgenannten Gabe b e s c h e n k t : Rede "unmittelbar durch den G e i s t " , wohingegen e r in Bezug auf das Reden "mittelbar nach dem G e i s t " zugestandenerweise noch zu lernen h a t . Daß es sich nach Hahn in beiden Fällen um den gleichen Geist handelt (dessen e r nicht eigenmächtig habhaft werden k a n n ) , ist bei Hahns Unterscheidung von unmittelbarer und mittelb a r e r Rede v o r a u s g e s e t z t . Daß Hahn sich in den weiteren J a h r e n zunehmend um das 'mittelbare' R e den anhand der S c h r i f t bemüht h a t , ist in dieser Arbeit oben b e r e i t s angemerkt®''. Mittelbare Erkenntnis b e t r i f f t nach Hahn aber nicht allein die heilige S c h r i f t ; auch das Lesen im 'Buch der Natur' und im 'Buch des Gewissens' ist mittelbare E r k e n n t n i s 9 8 : "zum Verstand dieser B ü c h e r gehört also unmittelbares Gotteslicht, also Gottes E r l e u c h t u n g " 9 9 . Auch hier e r schließt die Unmittelbarkeit die mittelbare göttliche O f f e n b a r u n g . Der Zusammenhang jener 'drei B ü c h e r ' , die Gottes Offenbarung (mittelb a r ) b e z e u g e n , ist - wie gezeigt - Hahn ebenso wichtig wie Oetinger, n u r liegt bei Hahn eine Weiterführung insofern v o r , als diese drei miteinander zusammenhängenden Erkenntnisweisen als allesamt mittelbare E r k e n n t n i s weisen mit der für Hahn so wichtigen unmittelbaren Weise des E r k e n n e n s in Beziehung gebracht werden: in der Zentralschau ist Hahn auch über das 'Buch der Natur' und das 'Buch des Gewissens' unmittelbarer Aufschluß zuteilgeworden. Wenngleich also Hahn etwa mittelbar - d . h . z . B . praktisch-experimentell von Naturwissenschaft und - f o r s c h u n g nicht so viel v e r s t e h t wie Oetinger, so ist ihm dennoch im Blick auf das Verständnis der Natur "unmittelbares Gotteslicht" geschenkt worden. Hahn läßt nie einen Zweifel daran, daß unmittelbare Gotteserkenntnis die höherwertige und e r s t r e b e n s w e r t e r e Gabe i s t , freilich - und das ist für sein Denken c h a r a k t e r i s t i s c h - n u r unter der B e d i n g u n g , daß sich der Erleuchtete nicht eigenmächtig von der mittelbaren Erkenntnis emanzipiert:
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" . . . das mittelbare und unmittelbare Wirken Gottes ist noth. Daß f r e y lich das Mittelbare zum Unmittelbaren bringen soll, ist wahr; daß Manche bei dem Mittelbaren stehen bleiben, ist auch wahr; aber auch das ist wahr, daß Manche das Mittelbare nicht nüzen, und doch das Unmittelbare noch nicht haben; daß diese erzwingen wollen, was Gott nicht will, ist auch wahr; denn eben so gewiß die Eigenwirksamkeit Eigenheit ist; eben so gewiß ists auch das Eigenwollen: da Gott sich mittelbar geben will, und man wills unmittelbar, aber faul, erharren"100_ Seine eigene Gabe, die Zentralschau, sieht Hahn entsprechend u n t e r dem Vorbehalt, daß sie auf keinen Fall als eigener Besitz v e r s t a n d e n werden d a r f 1 0 1 , sondern radikal als Widerfahrnis gesehen werden muß, das ihn, Hahn s e l b s t , lediglich zum Werkzeug macht, Gottes mittelbare Offenbar u n g in der Schrift zum Leuchten zu b r i n g e n . Daß letzteres nun überhaupt möglich i s t , hängt von Hahns Voraussetzung ab, daß der Inhalt dieses Widerfahrnisses "nichts Neues, sondern n u r 102 das wahre Uralte" i s t , d . h . daß seine unmittelbaren Erkenntnisse aus ebendemselben "Centraigrunde der Einheit kommen" 1 03 > a u s d e m i h r e r seits die biblischen Autoren bei Abfassung ihrer S c h r i f t e n 1 ^ geschöpft haben; insofern kann Hahn f o r t f a h r e n , diejenige Erkenntnis werde im Zweifelsfall "die Beste s e y n , die am meisten mit allen Worten Gottes h a r moniret, und am meisten mit der E r f a h r u n g der Männer Gottes übereinkommt" 1 0 5 . Somit kann auch die unmittelbare Erleuchtung die Schrift niemals als belanglos erscheinen lassen 1 06 ) stattdessen ist der Erleuchtete gewiesen, sich seinerseits als Werkzeug zu v e r s t e h e n , das dazu b e i t r ä g t , daß die Schrift besser v e r s t a n d e n wird. Es ist ein Grundzug in Hahns Denken, daß die Zentralschau nicht etwa zu mystisch-sprachloser Verzückung f ü h r t 1 0 ' ' , sondern vielmehr z u r ü c k f ü h r t in die Kommunikation mit andern hinein und zur heiligen Schrift hin. Von daher ist zu v e r s t e h e n , daß Hahn alle seine Gedanken als Ausleger der Bibel formuliert. Daß die Schrift ' n u r ' Mittel i s t , welches auf das Unmittelbare, den Quellort aller Gotteserkenntnis, verweist, heißt nach Hahn keineswegs, daß das Element der Unmittelbarkeit verabsolutiert wird und sozusagen ein 'Eigenleben' oberhalb der Schrift e r h ä l t 1 ^ . Ganz im Gegensatz zu J.Böhme und in dieser Beziehung in vollem Einklang mit Bengel und Oetinger bleibt nach Hahns Schriftverständnis "das Wort der Schrift als objektives Gegenüber erhalten ! , 1 09 und damit die "historische Auslegung" 1 1 ^ g r u n d legend wichtig. In welcher Weise Hahn von diesen seinen Erkenntnisvoraussetzungen her die Ganzheitlichkeit der Bibel in ihrem Zusammenhang wahrnimmt und welches von da aus in materialer Hinsicht die Grundgedanken seiner Theologie sind, bringt Hahn 1811 in seiner brieflichen "Antwort an einen Gelehrten über des Autors E r l e u c h t u n g " 1 1 1 sehr charakteristisch zum Ausdruck.
- 193 Dort f ü h r t Hahn a u s : "Es ist nicht zu viel g e s a g t , wenn ich sage: es sey mir am Ende meines langwierigen harten Bußkampfes . . . endlich das Lebenslicht angebrochen, und die Sonne der Lichtwelt aufgegangen . . . . In dieser Erleucht u n g , die mir das erstemal gar etwas neues und fremdes war, glaubte ich dann freylich aus dem Tod ins Leben, aus der Hölle ins Paradieß Gottes versetzt zu s e y n , und weil mir dann in dieser anhaltenden centralischen Schau, und tiefen Eröffnungen der innersten Sinnen, alle mögliche Fragen von Gott, von Christo, vom Geiste Gottes, nemlich wie, wo und was der dreieinige Gott s e y , und wie alles von ihm h e r komme und in ihm b e s t e h e , und durch ihn wiederbracht werde, von seinem Plan und Vorsatz und dergleichen Mysterien, auf einmal b e a n t wortet w u r d e n , so daß alle vorher gehabte Zweifel verschwanden, so war ich in der That centralisch e r l e u c h t e t , und weil dieß gar zu u n mittelbar geschah (dann ich war mit nichts dergleichen im geringsten b e k a n n t ) , so kann ich mit Recht dieß eine unmittelbare Erkenntniß Gottes nennen"112. Das b e d e u t e t , wie Hahn im gleichen Brief noch genauer expliziert, daß ihm der Zusammenhang von Gotteslehre, Christologie, Natur und Eschatologie, so wie ihn auch die Bibel b e z e u g t , in der Erleuchtung entborgen ist: "ja, ich habe den Herrn der Herrlichkeit e r k a n n t , und seine GottMenschheit, sein Plan, sein Herz, und die Kraft seines Blutes und Geistes ist mir nicht v e r b o r g e n ; ich erkenne seine Herzens-Gesinnung und e r f a h r e stets etwas von den K r ä f t e n , d u r c h die er sich alles u n t e r werfen, und alles gottwidrige Wesen in allen Schöpfungs-Reichen u n t e r than machen wird; ich erkenne ihn als das Α und 0 , als den Anfang und das Ende, als den Ersten und den Letzten, welcher die e r s t e Ursache des Daseyns aller Dinge i s t , um dessentwillen alle Dinge s i n d , und d u r c h den alle Dinge sind, in dem alle ihr Seyn und Bestehen haben, durch den sie alle mit Gott versöhnet s e y n , d u r c h dessen Kraft T i n c t u r , als den alles verwandelnden Stein mit sieben Augen sie auch alle in Gottes Natur sollen verwandelt, fixe, geistleiblich und u n s t e r b lich sollen gemacht werden in den dazu abgefaßten Ewigkeiten und Welt Zeiten, bis Alles herwieder bracht s e y , was in ihm zusammen b e standen h a t " 1 1 ^ . Diese beiden Passagen aus der "Antwort an einen Gelehrten" darf man ansehen als eine komprimierte Zusammenfassung derjenigen theologischen Aspekte, die in Hahns Denken von Gewicht sind, gleichzeitig - seinen Erkenntnisvoraussetzungen gemäß - als eine K u r z f a s s u n g d e s s e n , was die Hahnsche Zentralschau in materialer Hinsicht beinhaltet und was dementsprechend aus Hahns Sicht den Zusammenhang der ganzen heiligen Schrift bestimmt.
- 194 Die eschatologischen Lehren, die wir von Oetinger her k e n n e n , nämlich die vom Vorsatz Gottes, vom eschatologischen Geistleiblich-Werden und von der Apokatastasis panton 1 1 - *, gehören, wie beide Zitate aus dem Brief zeigen, als integrierende Bestandteile in das Hahnsche Denken hinein: über diese Lehren hat Hahn u n m i t t e l b a r 1 1 5 aus theosophischen Quellen Aufschluß e r h a l t e n . Gerade dieser Punkt der Eschatologie ist Hahn besonders wichtig; das zeigt die zweite Hälfte des genannten Briefes über die Hahnsche Erleuchtung, die dem Thema Eschatologie 1 1 ^ gewidmet i s t . Hahn f ü h r t darin im Blick auf J . Böhme, dessen Zentralschau er d u r c h aus respektiert und dessen Erkenntnisse er sehr s c h ä t z t , als entscheidenden Kritikpunkt an: "Jakob Böhm will nichts vom tausendjährigen Reich, . . . nichts von der Wiederbringung aller Dinge wissen . . . ; das zeigt an, daß der dieß nicht aus der centralischen Schau geschrieben, sondern aus philosophischen V e r n u n f t - S c h l ü s s e n , und daß hierin sein Geist dem 117 Geist Christi nicht u n t e r t h a n w a r " 1 1 ' . Dementgegen kann sich Hahn glücklich schätzen, daß seine eigene Erl e u c h t u n g , die er als "originalisch-generalische S c h a u " 1 1 8 von der Böhmeschen a b h e b t , diese eschatologischen Lehren, welche auch "die heil. Schrift beweiset und . . . b e s t ä t i g e t " 1 1 ^ , mit enthält. c) Einige Grundgedanken des Hahnschen theosophischen 'Systems' Hier ist zunächst noch nicht das gerade angerissene Thema Eschatologie, das f ü r Hahn (nicht anders als f ü r Oetinger) die entscheidende P e r s p e k tive f ü r sein gesamtes Denken darstellt, im einzelnen zu behandeln (dazu vgl. Kap. V, 2. und 3 . ) . Vorher haben wir, sozusagen als Vorbereitung zum Verständnis von Hahns Eschatologie, über das eben A u s g e f ü h r t e hinaus zu präzisieren und zu v e r t i e f e n , welche materialen Grundgedanken Hahns Theologie enthält, oder anders gesagt: in welcher Gestalt Hahn, basierend auf seiner Erleuchtung im Verbund mit der Schrift und u n t e r 'Formulierungshilfe' 1 2 ^ v . a . durch Oetinger und Böhme, seine E r k e n n t nisse über Gott, Schöpfung, Mensch und Christus als theologische Lehren d a r b e i t e t . Aus dem bisher Gesagten ist bereits ersichtlich, daß nach Hahn jeder dieser loci mit jedem anderen in einem organischen Zusammenhang s t e h t . Für Hahn eröffnet sich der Zusammenhang aller dogmatischen loci, auf den Oetinger ja so viel Mühe verwandt h a t 1 2 1 , in der Zentralschau, denn im Blick auf diese gilt: "Es verbindet sich eine Wahrheit mit allen, und alle mit einer im Cent r a l g r u n d e " 1 2 2 , oder anders a u s g e d r ü c k t : "Allemal sieht man klar in einer Gotteswahrheit alle, und Alle in einer, und das schön zusammenhangend wie an einer Kette, ja sie liegen helle da, . . . wie in einer sanft umwendenden Quelle oder Quellrad der G e b ä h r u n g " 1 2 ^ .
- 195 In der Zentralschau also ist 'System' impliziert. Dieser 'Systematik', der Hahn unmittelbar ansichtig wird, vermag er beim Niederschreiben seiner Gedanken nur sehr unzureichend gerecht zu werden. Das erschaute Ineinander der Wahrheiten läßt sich im Bereich des Mittelbaren, im Nacheinander der Darstellung, nur sehr schwer wiedergeben. Hahn beklagt des öfteren, ihm fehle die Fähigkeit, seine Gedanken lehrhaft in eine systematische Ordnung zu b r i n g e n ^ 2 4 (dies fällt übrigens beim Ineinander der Hahnschen Gedanken auch in dieser Darstellung nicht leicht). Hahn verzichtet auf eine systematische Darstellungsweise 125 und läßt sich die 'Ordnung' meist durch den auszulegenden Bibeltext vorgeben; dabei scheint jedoch bei seinen weitläufigen und durch mannigfaltige Assoziationen und theologische Querverbindungen und durch zahllose Wiederholungen gekennzeichneten Erläuterungen stets durch, daß Hahns Lehren über Gott, Schöpfung, Mensch, Christus, die Kirche und die letzten Dinge von ihrem Ursprung her 'aus einem GußJ sind. Die folgenden knappen Bemerkungen zu Hahns Lehre von ( 1 ) Gott, (2) Schöpfung und Fall, ( 3 ) dem Menschen und ( 4 ) Christus wollen verstanden werden als bloße Andeutungen, die in gebotener Kürze die materiale Gestalt der Hahnschen Lehren in ihrer Zusammengehörigkeit skizzieren und das in den beiden Abschnitten über Hahns Eschatologie (Kap. V , 2. und 3.) Auszuführende vorbereiten. Nicht intendiert ist hier eine gründliche, detaillierte Darstellung und Analyse der einzelnen Bestandteile des Hahnschen 'Systems', wie sie J. Trautwein in beispielhafter Weise auf 100 Seiten im Mittelteil seiner Monographie vorgelegt hat; auf diese wichtigen Ausführungen Trautweins in seinem Kapitel "Das theosophische System im Z u s a m m e n h a n g " · ^ j s t hier mit Nachdruck zu verweisen. ( 1 ) Zu Hahns Gotteslehre: Hahns Gottesbegriff vermeidet alles statische Reden von Gott. Dazu gehört auch, daß er es als Mißverständnis kritisiert, daß manche sich den dreieinigen Gott personhaft 1 2 7 als Gegenüber zur Welt 1 2 8 vorstellen. Oetingers Grundsatz, daß 'Sein' nicht das Erste sei, sondern 'Leben und Bewegen', und daß somit Gottes Sein 'im Werden' begriffen werden mußl 2 ^, hat sachlich in Hahns Denken eine Parallele. Dabei hat man, wenn man von Gott als dem schlechthinnigen Inbegriff und der Quelle von 'Leben und Bewegen' redet, die verschiedenen (obwohl miteinander verbundenen) Ebenen der Aussagen über Gott grundsätzlich zu unterscheiden, denn: "anders offenbart sich Gott im Lichtraum Seiner unzugänglichen Herrlichkeit , anders in der Offenbarung als Schöpfer des Sichtbaren und Unsichtbaren, anders im alten und anders im neuen Bund; aber der Hauptsache nach ist's immer eins"130. Im Blick auf Hahns Gotteslehre haben wir es zunächst mit der erstgenannten Ebene zu tun: wer Gott außerhalb und vor der Schöpfung 'an sich' sei. Dazu führt Hahn Grundsätzliches in seinem Buch 'System' aus:
- 196 "Wenn wir in tiefer Ehrfurcht und Anbetung die Gottheit zu betrachten und zu erkennen gewürdiget werden, wie sie sich ausser aller Natur und Kreatur in Ihrem Ungrunde zu erkennen gibt, so ist es nach heil. Schrift also: Die Gottheit ist ein Geist; und dieser Geist der Ewigkeit ist eine Geburtsquelle aus unterschiedlichen oder unterschiedlich wirkenden Kräften. Alle diese Kräften sind einem Rade, einem siebenfachen Radequell ähnlich, nach Ezechiel 1. Cap. Die allerheiligsten und allerseligsten Geburts- und Zeugungs-Quells-Kräften sind wirkend und leidend, sind an- und einziehend, einfassend und wieder ausdehnend, sind, kurz sich selbst offenbarend in Ihren Centralkräften. . . . Das, was sich offenbart, ist Gott im Ungrunde, und der geoffenbart wird, ist eben derselbe, der sich zur selbst eigenen Offenbarung in einen Grund e i n f ü h r e t " 1 ^ 1 . Vor und außer der Welt sieht Hahn Gott bereits als den, der im Werden, im ewigen Prozeß hin zur Selbstoffenbarung begriffen, er selber ist. Er sieht Gott, wie er sich aus dem nicht hinterfragbaren Ungrund aufgrund zweier polarer Zentralkräfte, nämlich der aktiv-wirkend-zeugenden und der passiv-leidend-empfangenden, die beide im Geist der Ewigkeit vereint sind, aus sich in sich selber gebiert und sich in einen Grund, den Urgrund, e i n f ü h r t 1 3 2 und sich damit selbst offenbart und sich eine Gestalt gibt. Dabei handelt es sich um die ewige Selbstgeburt Gottes, die "ohne Anfang und ohne E n d e " 1 3 3 ist. Gott Vater, den man sich nicht als Person vorzustellen hat, sondern in seinem Ungrund als "siebenfachen Radequell" väterlich-mütterlicher Kräfte, gewinnt Gestalt und Leiblichkeit in dem eingeborenen Sohn, in der 'himmlischen Menschheit J e s u ' , in dem sich 'Gott' aus seinem Ungrund heraus "zur selbst eigenen Offenbarung in einen Grund einführet" und somit im Ungrund, im 'Sohn', "ebenderselbe" ist. Das, was Hahn - aus Quellen der Unmittelbarkeit geschöpft - unter 'Gott' im Blick auf dessen 'ewige Selbstgeburt' versteht, sieht Hahn entsprechend in der Bibel zum Ausdruck gebracht, und da besonders in einigen Stellen, die von Hahn unermüdlich wiederholt werden. Das ist zunächst die - auch im letzten Zitat genannte - Ezechiel-Vision (Ez. 1: Symbolik des Rades; die Vier zahl von Ez. 1, 5 ff. findet Hahn in dem für ihn wichtigen Kapitel Offb. 4 in den Versen 6 f f . wieder; außerdem erblickt Hahn - wie Oeting e r 1 3 4 _ e i n e n Zusammenhang zwischen der Radsymbolik von Ez. 1 - vgl. auch Ez. 10 - und dem 'Rad des Werdens' von Jak. 3, 6). In Hahns Symbolik wird übrigens - worauf noch zurückzukommen ist das 'Rad' von Ez. 1 und 10 zusammengesehen mit den in der Offb. 4, 5 (vgl. Offb. 1, 4; 3, 1; 5, 6) genannten 'sieben Geistern' vor Gottes Thron, so daß Hahn im angeführten Zitat sagen kann, die göttlichen Zentralkräfte seien "einem siebenfachen Radequell ähnlich, nach Ezechiel 1. C a p . " . Besonders häufig spielt Hahn auf den Vers 1. Kor. 12, 6 an, daß Gott in 'mancherlei Kräften' 'ein Gott' s e i 1 3 5 . In diesem paulinischen Vers sieht Hahn das zum Ausdruck gebracht, was er selbst erschaut hat, näm-
- 197 lieh das 'Kreisen' der 'Kräfte' im siebenfachen 'Rad' der ewigen göttlichen Selbstgeburt. Ebenso umschreiben die von Hahn noch häufiger gebrauchten Wendungen aus der O f f b . , Gott sei Α und O, Erster und Letzter (vgl. Offb. 1 , 8 ; 2, 8; 21,6; 22,13) die von Hahn erschaute Polarität der beiden Zentralkräfte im Ungrund (bzw. entsprechend auch im Urgrund): aus Hahns Sicht steht das Α für die aktive Zentralkraft und das Ο für die passive. Was diese allesamt sehr häufig von Hahn zitierten Bibelstellen über 'Gott' besagen, hat Hahn seinerseits unmittelbar erschaut. Die Zentralschau bietet gleichsam eine 'Synopse' des in den genannten Stellen Gemeinten. In welcher Weise Hahn Gottes 'mancherlei Kräfte' (1. Kor. 12, 6) versteht und wie er sie mit der Rad-Symbolik aus Ez. 1 und 10 sowie der Wendung der O f f b . , daß Gott Α und Ο sei, zusammenschaut, sei an einem charakteristischen Text aus dem Band 'System' illustriert: "Im ersten, erstaunenden Tiefblick sehen wir Α und Ο ( s c . als aktivzeugende und passiv-empfangende Zentralkraft); und wenn das Drehen dieses allerheiligsten Geburtsrades sich wendet, so ist das Α ein U (graphisch , und das U ist die Ursache der Bewegung, nicht die wirkende, sondern die lusterweckende, zur Bewegung, zur Action in dem Ο als der Kraft der Reaction. Und es ist darum das U nicht das A, sondern es sind zwei Kräften und mit dem Ο drei Kräften, und sind noch mehr Kräften, die wir nicht beschrieben haben . . . . Aber dieß i s t ' s , was wir darunter verstehen, wenn Paulus sagt: Es sind mancherlei Kräften, aber es ist ein Gott"137. Hahn betont in diesem Zusammenhang, daß diese drei Kräfte, und zwar die beiden sich polar gegenüberstehenden Zentralkräfte Α und Ο sowie die mit U (bzw. V) bezeichnende Kraft, die als 'lusterweckende Ursache zur Bewegung' gleichsam das 'Drehmoment' in das göttliche Geburtsrad hineinbringt, nichts Geringeres darstellen als den Ausdruck der "allerheiligsten, anbetungswürdigen Dreieinigkeit, im unzugänglichen Lichtsraum ihrer Gottes-Herrlichkeit"138, Trinität besagt nach Hahn die Dreieinigkeit der Grundkräfte, welche in Gott 'Vater' als dem Ungrund ebenso wirksam ist wie in Gott 'Sohn' als dem von ihm ewig gezeugten Urgrund, in dem die Selbstoffenbarung Gottes Gestalt gewinnt. Nach Hahn läßt sich " . . . erkennen eine Dreyeinheit in den Kräften und Eigenschaften des sich Offenbarenden, Zeugenden und Gebärenden, wie in dem Geoffenbarten, Gezeugten und Gebornen; denn sonst wäre ja nicht ein Gott, der sich selbst offenbaret, in sich selbst, aus sich selbst, durch sich selbst"139.
- 198 Demnach ist die Dreieinigkeit der Kräfte im Urgrund, also die "im Lichtraum geoffenbarte Dreyeinheit in und aus Kräften der ungründlichen Dreyh e i t " l ^ , wobei beide 'Dreiheiten' "gleich ewig, gleich mächtig, gleich wesentlich"· 1 ' 4 1 sind. Bei Hahn ist also die 'Zweieinigkeit' von Ungrund und Urgrund, von 'Vater' und 'Sohn', verschränkt gesehen mit der 'Dreieinigkeit' der Zentralkräfte Α, Ο und U (wobei das U bzw. V für den heiligen G e i s t 1 4 2 s t e h t ) . An der 'Dreieinigkeit der Zentralkräfte' partizipiert der 'Vater' ebenso wie der 'Sohn'. J . Trautwein faßt dieses Ineinander von 'Zweieinigkeit' und 'Dreieinigkeit' in der Hahnschen Gotteslehre so zusammen: "Der verborgene Gott, der 'Vater' ist ( s c . in seinem Ungrunde) . . . ein unfaßliches Urbild des geoffenbarten 'Sohnes', und in ihm leben dieselben drei Kräfte . . . "143. Damit ist eingeschlossen, daß sowohl im 'Vater' wie im 'Sohn' jeweils väterlich-mütterliche Potenzen wirksam sind. Hahn hat bei seiner bisher dargestellten Verhältnisbestimmung von Ungrund und Urgrund, von 'Vater' und 'Sohn 1 , gleichsam ein lineares und ein zyklisches Moment zusammengesehen: einerseits geht es um die ewige, weder Anfang noch Ende aufweisende Selbst gebärung und Selbstoffenbarung Gottes aus dem Ungrund in den Urgrund, zum andern ist eigentlich 'Gott' erst im Urgrund als 'Gott' manifest, d . h . der Ungrund drängt linear auf den Urgrund h i n 1 4 4 . Damit sind einige wichtige Züge der Hahnschen Gottesvorstellung angedeutet . Wir haben uns bei diesen so knapp wie möglich referierenden Ausführungen auf Texte des 'reifen' M. Hahn bezogen. In früheren Hahn-Texten - das hat J . Trautwein sehr sorgfältig und ausführlich herausgearbeitet 1 4 ^ findet sich, bei großer Ähnlichkeit in den Grundzügen der Gotteslehre, eine andere Terminologie; außerdem hat Traut wein darauf aufmerksam gemacht, daß bei Hahn hinsichtlich der 'inhaltlichen Füllung' einer Symbolik Schwankungen ( z . B . was das Α und das Ο angeht) feststellbar sind. Auf diese Probleme ist hier im einzelnen nicht einzugehen. Bemerkenswert in unserem Zusammenhang sind einige Beobachtungen J . Trautweins zur Beziehung von Hahns Gotteslehre zu Böhme einerseits und Oetinger andererseits. Trautwein zeigt, daß Hahn, wo es um die duale Beziehung von väterlichzeugenden und mütterlich-gebärenden Kräften geht, näher bei der Konzeption des von ihm geschätzten Böhme steht als bei seinem pietistischen Vorgänger Oetinger 1 4 ^. Bei Oetinger, so bemerkt Trautwein, ist "der boehmische, dualistisch drängende U n g r u n d " 1 4 7 so nicht zu finden; bei Oetinger stehe stattdessen "die Einheit des Ungrundes im Mittelpunkt "148. Nach Trautwein läßt sich dagegen "Hahns Gotteslehre in ihrer Struktur und Einzelausformung weitgehend als Übernahme von J . Boehme verstehen"149. Hierher gehört auch, daß Hahn sich, um seine Gottesvorstellung zum Ausdruck zu bringen, der Begrifflichkeit J . Böhmes bedient; so sind z . B . die
- 199 "Chiffren Α, Ο, V, die Boehme für die unwesentliche Dreiheit verwendet, . . . die Quelle H a h n s " 1 5 0 . Gleichwohl, so zeigt Trautwein weiter, beweist Hahn seine Freiheit im Umgang mit Böhmeschen Begriffen und Gedankengängen, indem er etwa einerseits die 'Dreieinigkeit' von Α, Ο und U - abweichend von Böhme - sowohl im Ungrund als auch im Urgrund wirksam s i e h t 1 5 1 , und indem er a n d e r e r seits den Ungrund selten mit dem Böhmeschen 'Nichts' beschreibt und sich ein Eindringen in diesen v e r s a g t 1 5 ^ . Bei diesen knappen Bemerkungen zu Hahns Gotteslehre ist im Blick zu behalten, daß die hier referierten Gedankengänge für das gesamte System Hahns - von der Schöpfungslehre bis zur Eschatologie - von Belang sind. Der 'Gottespro zeß' findet sein Ende erst am Höhepunkt des end zeitlichen Geschehens, wenn Gott als das Α und das Ο 'alles in allen' ist und somit das göttliche 'Leben und Bewegen' zu seinem Ziel gekommen i s t . Die durch die Zentralkräfte Α und Ο ausgedrückte "Polarität ist die Grundbedingung allen Lebens - in unerbittlicher Strenge und Logik für Gott und Welt g ü l t i g " 1 5 ^ ; sie betrifft alle Lehrartikel ohne Ausnahme. Mit Hahn gesprochen, hat man davon auszugehen, daß "die Kräften und Eigenschaften Gottes in den Kräften und Eigenschaften der zeitlichen und ewigen Natur immer f o r t w i r k e n " 1 5 ^ . ( 2 ) Zu Hahns Lehre von Schöpfung und (Engel-)Fall: Auch hier geht es nur um einige wenige Andeutungen zu diesem Problemkomplex 1 5 5 . Wie die Ungrundkräfte auf den Urgrund hindrängen und so allein im 'eingeborenen Sohn' geistleibliche Gestalt und 'Personhaftigkeit' gewinnen, so drängen die väterlich-mütterlichen Kräfte des Sohnes auf Welt, auf Kosmogonie hin. Das heißt nach Hahn, daß der 'Sohn' als der 'eingeborene' zugleich der 'erstgeborene' im Blick auf die Reihe der Geschöpfe ist. Diese bei Hahn des öfteren auftauchende Unterscheidung zwischen dem 'eingeborenen Sohn' und dem 'erstgeborenen Sohn' (vgl. dazu etwa Kol. 1, 15 und 18) erläutert Hahn wie folgt : "Er ist aber nicht allein eingeborner Sohn; sondern auch e r s t g e b o r n e r ; das hat aber folgenden Verstand: denn Er ist als Eingeborner auf Seiten der Gottheit b e t r a c h t e t : purer Gott und ganz Ebenbild Gottes; anderseits gegen der Schöpfung und den Kreaturen zu betrachten als das ewige Wort, durch welches Alles gemacht . . . ist, ist Er auch die väterliche Urmutter und der Ursprung alles G e s c h ö p f s " 1 5 6 , so daß man sagen kann: " . . . alle Dinge ohne alle Ausnahme sind durch Ihn und auf Ihn geschaffen; . . .denn Er ist ja der Ursprung derselben, und alle Dinge sind in Ihm in ein Ganzes zusammengestellt g e w e s e n " 1 5 ? . Damit ist ein Grundsachverhalt der Hahnschen Schöpfungslehre benannt: von den ihm eigenen Voraussetzungen schaut Hahn Gen. 1, 1 ff. mit Joh. 1, 1 ff. zusammen und verbindet diese Vorstellung vom schöpferischen Wort mit den Aussagen von der Schöpfungsmittlerschaft des erstgeborenen Sohnes nach Kol. 1, 15-20 ( v g l . etwa auch Rm. 11, 36), wobei der verwandte Vers
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Eph. 1, 10 (vgl. den gesamten Hymnus: Eph. 1, 3-14) hinzugenommen w i r d 1 5 8 und a u f g r u n d der Anakephalaiosis in Eph. 1, 10 gelehrt wird, daß u r s p r ü n g l i c h alle Dinge "in ein Ganzes zusammengestellt" gewesen seien. Diese f ü r Hahn charakteristische Kombination von Schöpfungsaussagen b e deutet von seinen Voraussetzungen h e r , daß eine creatio ex nihilo aus zuschließen·'·^^ i s t . Der Sohn als 'Erstgeborener' und als 'Wort' ist nicht allein 'Mittler' und ' I n g a n g s e t z e n der Schöpfung, sondern gewissermaßen auch das 'Schöfungsmaterial': "Die Substanz aller Kreatur liegt in dem Erstgeborenen beschlossen "160. In Hahns Begrifflichkeit ausgedrückt heißt d a s : "im ewigen Wort, . . . in Seinen Lebenskräften und Lebenseigenschaften ist aller Dinge tiefste Lebenswurzel gegründet "161 Es gibt also kein Geschöpf, das nicht an Gottes väterlich-mütterlichen G r u n d k r ä f t e n des Lebens partizipiert und das Leben von daher v e r d a n k t . Bevor wir auf den Prozeß der Schöpfung, bei Hahn dreigeteilt gesehen als Schöpfung der unsichtbaren Lichtwelt, der unsichtbaren Finsterniswelt und der aus beiden - d . h . aus Gut und Böse - zusammengesetzten sichtbaren Weltl62, zu sprechen kommen, ist (damit Hahns Vorstellungen klarer werden) noch einmal einzugehen auf die Siebenzahl der Geister im göttlichen G e b u r t s r a d , die oben schon k u r z angedeutet worden ist 163. Diese 'sieben Geister' (bzw. sieben Eigenschaften oder sieben Qualitäten) Gottes darf man nicht getrennt sehen von der 'Dreiheit' der 'Zentralkräfte' und der 'Zweiheit' von Ungrund und U r g r u n d , wie es zuvor beschrieben worden i s t . Grundsätzliches zu den 'sieben Geistern', die in Hahns Schriften u n e n t wegt genannt werden, findet sich im Anhang von Hahns Band 'System'l®^. Demnach sind folgende Eigenschaften zu u n t e r s c h e i d e n : 1. die h e r b e , anziehende G r u n d k r a f t , 2. die ausdehnende, zurückstoßende G r u n d k r a f t , 3. die Zirkularbewegung, Angst, als das ringende Rad der Natur (Jak. 3, 4); 5. Licht, süßes ö l , 6. Merkur und 7. P a r a d i e s l e i b i 6 5 . In der Mitte des Rades steht das Kreuzl66 als 4. Eigenschaft, nämlich "Feuer, . . . eine blitzende D u r c h k r e u z u n g , welche das Naturleben vollends im Zusammenhang erzeugt "167, und dieses ist das "Scheideziel zwischen böse und g u t , Licht und Finsterniß, Leben und Tod"168. Die Benennung dieser 'sieben Geister' entstammt der Theosophie J . Böhmesl69. Besonders anschaulich hat J . Trautwein g e z e i g t l ^ ; daß die drei e r s t e n Qualitäten dem Ungrund ( F e u e r ) , die drei letzten dem Urgrund (Licht) zuzuordnen s i n d , und daß die Qualitäten 1 und 7, 2 und 6 sowie 3 und 5 jeweils so miteinander k o r r e s p o n d i e r e n , daß die drei im 'Vater' wirksamen Ungrundeigenschaften (1, 2, 3) in "jeweils verwandelter, h a r monischer Liebesform"1^1 in dem 'Sohn' wiederkehren und Gestalt gewinnen;
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dabei geschieht der Umbruch im "Scheideziel" der vierten Eigenschaft, und er vollendet sich in der siebten. Man hat also das zuvor zur Dreiheit der Grundkräfte und zur Zweiheit von Ungrund und Urgrund Ausgeführte zusammen zudenken mit der Siebenzahl der göttlichen Eigenschaften. Wichtig zum Verständnis der hier nacheinander beschriebenen sieben Gotteseigenschaften ist, daß diese im Ineinander des Geburtsrades wirksam sind, also "nicht so successiv (nach und nach), wie es die menschliche Sprache 1 79
zu beschreiben genöthigt i s t " 1 , sondern "im höchsten Grade penetrabel (verwandelnd) ineinander oder Eins im Andern, ohne sich aus der Stelle zu v e r d r ä n g e n " · ^ . Dieses siebenfache göttliche Rad läßt die unsichtbare göttliche Lichtweltl 7 4 , d . h . Gottes Engelwelt mit dem Lichtengel Luzifer an der Spitze, entstehen. Luzifer besitzt die gleichen Eigenschaften wie der Sohn, unterscheidet sich aber von diesem dadurch, daß er G e s c h ö p f l 7 5 ist. Durch die Hybris des mit einem freien Willen begabten Luzifer ist in der harmonischen Ordnung der unsichtbaren Lichtwelt eine verheerende Katastrophe eingetreten, als Luzifer den Versuch unternimmt, sich vom Urgrund zu emanzipieren und begehrt, die "Ungrundkräfte sollten ihm direkt, ohne Durchgang durch den Sohn, zufließen"176, Aufgrund dieses Begehrens kommt es zum Sturz des Lichtengels, der fortan als Satan der Fürst des mit diesem Fall entstandenen unsichtbaren Reiches der Finsternis wird. In dieser unsichtbaren Finsterniswelt sind die feurigen Ungrundkräfte Gottes als Zorn Gottes präsent; die ersten drei feurigen Eigenschaften wirken hier, ohne am 'Scheidekreuz' (der vierten Eigenschaft) ins 'Licht' des Urgrundes überzutreten, als Kräfte des Zorns Gottes: "der gefallene Thronengel . . . hat die vier erste Eigenschaften der ewigen Natur perturbirt und herrschend gemacht, und er ist also die allererste Mittelsubstanz, durch die der Zorn Gottes erweckt und herrschend wurde "177, Die drei Kräfte und Eigenschaften des Urgrundes, die hier verschmäht werden, finden in Bezug auf Satan und seine Finsterniswelt eine Entsprechung durch gauklerisch-finstere Höllenkräfte 178, durch die die Finsterniswelt konstituiert wird und den Zorn Gottes - zunächst in der Hölle, dann aber auch in der sichtbaren Welt - offenbar machen. Das schließt ein, daß Satan weder als ein 'zweiter Gott' noch als ein 'Gegenschöpfer' verstanden werden d a r f ! 7 9 . Er ist lediglich die geschöpfliche Mittelsubstanz, durch die sich Gottes Ungrundkräfte als Zorn Gottes manifestieren, und er ist somit der Gegenspieler zum Sohn, in dem die feurigen Kräfte des Ungrunds Licht sind, wobei nach schwerem Kampf der schließ-
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liehe Sieg d e s Lichtes ü b e r d e n Zorn, die Restitution S a t a n s in die Lichtwelt, von A n f a n g an zu e r w a r t e n ist 180. Zunächst a b e r " o f f e n b a r t sich d e r Zorn Gottes d u r c h seine im Zorn g e f a n g e n e e r s t e M i t t e l s u b s t a n z , den S a t a n , im ganzen Höllenreiche; u n d so gibt es demn a c h zwei u n s i c h t b a r e Reiche u n d Welten "181. Diese beiden g e g e n ü b e r s t e h e n d e n u n s i c h t b a r e n Welten sind b e r e i t s in K r a f t , b e v o r die S c h ö p f u n g d e r s i c h t b a r e n Welt e r f o l g t i s t . Nach Hahn ist e r s t "der Engelfall dazwischen gekommen; u n d h e r n a c h e r s t diese ä u s s e r e Welt, aus böse u n d g u t , nemlich a u s zwey u n s i c h t b a r e n Welten g e s c h a f fen worden"182 ; "weil d e r Engelfall v o r h e r g e g a n g e n in dem S c h ö p f u n g s raum d e r s i c h t b a r e n Welt, so ist sie a u s zwei u n s i c h t b a r e n Welten, aus d e r Licht- u n d f i n s t e r n Welt, zusammengesetzt, also aus Böse u n d Gut b e s t e h e n d "183. Hier ist nicht im einzelnen a u s z u f ü h r e n , wie Hahn d a s göttliche s e c h s t ä g i g e S c h ö p f u n g s w e r k nach Gen. 1, 1 f f . d e u t e t (im Chaos von Gen. 1, 2 etwa d r ü c k t sich f ü r ihn die v o r a n g e g a n g e n e K a t a s t r o p h e im U n s i c h t b a r e n a u s ) 184, s o n d e r n n u r f e s t z u h a l t e n , d a ß die s i c h t b a r e g e s c h a f f e n e Welt an dem G e g e n e i n a n d e r d e r b e i d e n u n s i c h t b a r e n Welten Anteil h a t , d a ß beide u n s i c h t b a r e n Welten in d e r s i c h t b a r e n g e s c h a f f e n e n w i r k k r ä f t i g s i n d , ja d a ß sie s o z u s a g e n d e n ' S c h ö p f u n g s s t o f f ' f ü r die s i c h t b a r e Welt a b g e b e n ; es ist "die s i c h t b a r e Welt nicht a u s N i c h t s , s o n d e r n a u s zwei u n s i c h t b a r e n Welten, a u s e i n e r g u t e n u n d a u s einer bösen g e s c h a f f e n " 1 8 5 . (3) Zu Hahns Lehre vom Menschen (Uradam u n d d e s s e n Fall): Nach Hahn bildet die K r ö n u n g d e r gesamten göttlichen S c h ö p f u n g s t ä t i g k e i t schließlich Ur-Adam. In diesem m a n i f e s t i e r t sich in a u s g e z e i c h n e t e r Weise all d a s , was Gott mit s e i n e r S c h ö p f u n g im Sinn h a t . Ur-Adam ist das Ebenbild Gottes (Gen. 1, 26 f . ) , u n d d a s b e d e u t e t f ü r Hahn von seinen V o r a u s s e t z u n g e n her: " . . . wenn die heil. Dreieinigkeit s p r a c h : Lasset u n s Menschen machen, ein Bild, das u n s - in d e r O f f e n b a r u n g d r e i e r Welten - ganz ähnlich s e y ; so muß sie auch b e d e n k e n , d a ß Gott Sich bei d e r S c h ö p f u n g des Menschen schon in d r e i e n Welten g e o f f e n b a r t h a t t e , u n d d a ß Er in dem Menschen, als im Tempel Seiner H e r r l i c h k e i t , r u h e n wollte. Er muß o d e r sie muß f e r n e r b e d e n k e n , d a ß Gottes S p r e c h e n ein B e w e g e n , ein Wirken Seiner K r ä f t e n u n d E i g e n s c h a f t e n i s t , u n d d a ß das Wort: 'Lasset u n s ! ' alle K r e a t u r e n u n d Welten, im ganzen S c h ö p f u n g s r e i c h e a n g e h e t , u n d d a ß also Alles etwas zu diesem Tempel d e r Herrlichkeit Gottes h e r z u geben h a t t e , soll e r ganz Bild Gottes s e y n , u n d mit Recht g e n a n n t w e r d e n . Folglich ist d e r Mensch a u s aller G o t t e s o f f e n b a r u n g , a u s allen Welt e n u n d K r e a t u r e n g e s c h a f f e n . - Folglich ist e r q u i n t e s s e n t i a l i s c h e r E x t r a k t a u s Allem; d e n n wie h ä t t e e r sonst in Alles u n d ü b e r Alles h e r r s c h e n können"186.
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Nach Hahns Verständnis der urständlichen Gottesebenbildlichkeit ist UrAdam Bild des offenbarten göttlichen U r g r u n d e s , der sich als Sohn in eine himmlische Geistlichkeit gefaßt h a t 1 8 7 . Alle drei Welten sind in Ur-Adam in schönster Ordnung vereinigt, so wie ja auch Gott in seinem Geburtsrad als Schöpfer Herr über alle drei Welten i s t . Unermüdlich wiederholt Hahn in seinen Schriften, Ur-Adam sei der "Mycrokosmos" 1 8 8 vom Makrokosmos, er sei also "ein Auszug aus allem, ein kleines Ganzes vom großen Ganzen; also ein Bild der O f f e n b a r u n g Gottes" 1 8 ®. Und da nun der ungründliche geoffenbarte Gott männlich-weibliche Potenhen in sich b i r g t , ist natürlich auch Ur-Adam a n d r o g y n , wie Hahn nicht minder häufig h e r v o r h e b t . Ihm ist wichtig, "daß dieser Mensch im Bild Gottes nicht getheilt, sondern männlich-weiblich war Wenn Hahn die androgynen er sich keineswegs mit der liche Androgynität in Gen. Schöpfung der Frau (Gen. ist.
Eigenschaften des Ur-Adams h e r v o r h e b t , fühlt Schrift in Konflikt. Er findet Adams u r s p r ü n g 1, 27 aus gedrückt 191., wohingegen bei der 2, 21 f f . ) Adam bereits in den Fall verwickelt
Hier ist aber zunächst noch die h e r v o r r a g e n d e Bedeutung in den Blick zu nehmen, die nach Hahn Ur-Adam als der Krone der Schöpfung zukommt. In Ur-Adam lebt das göttliche Geburtsrad in paradiesisch-harmonischer Ordnung. Hahn schreibt zur Bedeutung Ur-Adams im Blick auf die gesamte Schöpfung: Ur-Adam "war der König, das Haupt und Herz der Natur, als quintessentialische extraktische und fein organisirte Person in Mann und Weib, ein Männlein und Fräulein, oder eine männliche J u n g f r a u mit beiden der männlich-feurigen und weiblich-lichtwässrigen Tinktur b e g a b t , und konnte in alle Natur und Kreatur tinkturialisch und magisch einwirken, und nach seinen Gedanken die Tinktur der Natur und Kreatur bilden, b e h e r r s c h e n , aber auch beleben . . . . Was die äußere Sonne der Natur als ein o f f n e r Punkt der Lichts weit ist, das war Adam auch der Natur und Kreatur in noch höherem Grad, als er Paradiesmensch im Garten Eden war . . . . E r war die Mittelsubstanz, durch welche Gott Licht und Leben auf die lebendige Dinge in der Natur fließen l i e ß " 1 9 2 . Diese f ü h r e n d e Rolle hat Ur-Adam durch seinen Sündenfall eingebüßt. Nach Hahn gilt vom "Falle des Stammvaters der Menschen" 1 9 ^, dieser sei "nicht der e r s t e Fall gewesen d u r c h den Apfelbiß; sondern es hat die Sache einen andern Verstand 1 , 1 Satan, der Herrscher im Reich der Finsternis, versucht Ur-Adam 1 9 ^, "daß e r auf die nemliche Weise fallen sollte, wie er gefallen war" 1 9 ®. Dazu lenkt Satan versucherisch den Blick Ur-Adams auf "die Zertheilung in männlichen und weiblichen G e s c h ö p f e n " 1 9 7 und "erregte in ihm die niedersinnliche Thierlust, auch ein Bild seines gleichen, zur Geschlechtsvermehrung zu
- 204 h a b e n " 1 ^ . Dieses Begehren der "Thierlust" ist bei Hahn der erste und entscheidende Sündenfall des androgynen Adam, bedeutet diese Begehrlichkeit doch Untreue gegen die mit ihm selbst verbundene weibliche geistliche Kraft, nämlich Abfall "von der edlen Braut der Weisheit Gottes . . . , kraft welcher er ( s c . der androgyne Adam) sich geistlich-magisch hätte vermehren und fortpflanzen können, so daß eine Menge solcher ungetheilter Menschen aus ihm und durch ihn worden w ä r e n " 1 9 9 . Das göttliche Geburtsrad in Ur-Adam wird pervertiert, und Adams urständlicher Herrlichkeitsleib wird zerstört durch das Verlangen, "sich auf thierähnliche Weise zu vermehren "200. e s "entstand durch Bildung des unterschöpferischen Naturrades dem Adam ein grobes Fleisch und dickes Blut "201. Damit hat Adam "das Fallen angefangen, da er noch Mann und Weib war"202 ; und erstes Resultat dieses Falls ist (Gen. 2, 21 f f . ) die Schöpfung der Frau aus Adams Rippe. Der paradiesische Mensch, nunmehr getrennt als Adam und Eva, hätte immer noch die Möglichkeit zur Rückkehr zur ursprünglichen geistleiblichen Einheit und Herrlichkeit des androgynen Urmenschen g e h a b t 2 0 3 ; aber der Versucher gewinnt die Uberhand und verführt Adam und Eva, vom Baum des Guten und Bösen zu essen, um wie Gott zu w e r d e n 2 0 4 . Im 'Apfelbiß' haben wir nach Hahn nichts anderes als die abschließende völlige 'Ausgeburt' des Sündenfallgeschehens vor uns205. y 0 n nun an hat der Mensch nicht nur sein geistleibliches Fortpflanzungsvermögen und damit seine androgyne Gottebenbildlichkeit verloren, sondern auch seine Unsterblichkeit 2 0 6 . Die Entfremdung vom göttlichen Leben zieht einerseits die Einsetzung der Ehe durch Gott 207 u n d die tierische Fortpflanzungsweise beim Menschen nach sich, andererseits Sünde und Tod. Adam und Eva haben das Paradies zu verlassen, und das bedeutet einen Verlust der ursprünglichen menschlichen Herrlichkeit, durch den nach Hahns Voraussetzungen natürlich die Gesamtheit der Schöpfung aufs schlimmste betroffen ist. Satan und das Reich der Finsternis versuchen nunmehr, durch ihre Perversion und Verkehrung der Kräfte des siebenfachen göttlichen Geburtsrades den Menschen und die gesamte Schöpfung vollends in den Bann zu ziehen und somit die Entfremdung vom göttlichen Leben zum Sieg zu führen. Der Mensch steht also nun als Gefallener und von Gott Entfremdeter in der sichtbaren Welt im Kampf zwischen zwei unsichtbaren Welten, wobei die Finsternis zu siegen droht. Wenn man nach Hahn auch im Blick auf den gefallenen Menschen von einem vollständigen Verlust der ursprünglichen Gottebenbildlichkeit reden kann, so gibt es doch die Möglichkeit, einen Rest von Gottebenbildlichkeit im menschlichen Gewissen - wie oben bereits angedeutet 2 0 8 - wahrzunehmen.
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Kein Fall - weder der Luzifers, noch der Adams - kann den Sachverhalt auslöschen, daß in den e r s t e n vier Eigenschaften des göttlichen G e b u r t s rades sich Gott o f f e n b a r t . Es gibt keine Möglichkeit der Emanzipation von den e r s t e n drei U n g r u n d k r ä f t e n Gottes, die im 'Scheideziel' der vierten zusammenkommen, oder anders gesagt: jedes Geschöpf partizipiert am göttlichen 'Geist der Ewigkeit'. Für diesen Sachverhalt hat der Mensch im Gewissen sein Sensorium; noch im schlechten Gewissen - d . h . bei der heillosen V e r k e h r u n g der Kräfte im Rad - vermag er zu e r a h n e n , daß er sich von Gott entfremdet h a t . Diese Heillosigkeit ist zwar vom Menschen niemals mit Hilfe des Gewissens eigenmächtig zu beheben; aber Gott kann das Gewissen als ' A n k n ü p f u n g s punkt' 2 ^* 9 zur Wiederherstellung der ursprünglichen O r d n u n g b e n u t z e n . Das heißt: die ursprüngliche Gottebenbildlichkeit des androgynen Uradams ist verspielt mit den schlimmsten d a r a u s resultierenden Konsequenzen, aber man kann - im Blick auf das, was sich im Gewissen manifestiert - s t r e n g genommen niemals von einer prinzipiellen und radikalen Gottlosigkeit des Menschen r e d e n , denn: " . . . es ist doch eigentlich von Geburt aus kein Mensch von Gott los; aber das ist wahr, daß sich die Menschen nach und nach von Gottes Licht und Zucht so wegwenden können, daß sie von Gott . . . so weit e n t f e r n t sind, daß man sagen kann: sie sind von Gott los. Indessen sind sie aber nicht los von den 4 e r s t e n Eigenschaften der ewigen Nat u r . . . , sonst sollten sie ein Nichts w e r d e n " 2 1 0 . (4) Zu Hahns Christologie: Nur scheinbar haben wir uns mit diesen Überlegungen zum Hahnschen Verständnis des Falls von unserem Thema, der Eschatologie und da der Apokatastasis panton, ziemlich weit e n t f e r n t . Das wird sofort deutlich, wenn wir hier knapp die Hahnsche Lehre von Christus beleuchten. Für Hahn ist "Christus, der andere Adam, der Wiederbringer alles d e s s e n , was Adam verloren hat "211. In diesem Sätzchen steckt in nuce die gesamte Christologie Hahns. In Christus findet die ganze gefallene Schöpfung die Möglichkeit der Rückkehr zur ursprünglichen Gottebenbildlichkeit und Geistleiblichkeit e r ö f f n e t . Schrittweise wird durch Christus nach Gottes heilsgeschichtlichem Plan der Fall rückgängig gemacht, bis Gott am Ende 'alles in allen', Α und O, i s t . Oder anders gesagt: Christus als der 'andere Adam' f ü h r t s c h r i t t weise - in genau umgekehrter E n t s p r e c h u n g zu den Stufen des Falls bei Adam 2 1 2 - die 'zweite Schöpfung' in der Apokatastasis panton zur Vollendung 2 13. Dieser Grundzug der Hahnschen Christologie, der gleichzeitig die e n t scheidende Perspektive seines gesamten Denkens a u s d r ü c k t , wird von Hahn wie folgt umschrieben:
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Der " . . . Abfall ist leider geschehen, und zwar zunächst bei den Engeln, und durch deren A n s t i f t u n g und Einfluß auch der Menschenfall, wider den Willen des allerheiligsten U r s p r u n g s und Anfangs, aber nicht ohne sein Vorwissen. Daher war der Vorsatz seiner Liebesabsichten nicht vereitelt. Er wußte den beabsichtigten Zweck zu e r r e i c h e n , denn er e r k a n n t e zuvor, wie er als der Erste und Letzte, im Ersten der e r s t e Geistleibliche ebensowohl als auch im letzten werden wollte, und wie er hiemit die e r s t e Schöpfung d u r c h die zweite wolle und werde vollenden" 2 ! 1 *. Dieser Gedankengang, daß C h r i s t u s , der 'andere Adam', den Fall rückgängig macht und nach Gottes V o r s a t d i e 'zweite Schöpfung' zur geistleiblichen Vollendung f ü h r t , liegt jeder Seite der Hahnschen Schriften z u g r u n d e . Auch die Begrifflichkeit ('anderer Adam', 'zweite Schöpfung', 'Vorsatz Gottes') taucht in den Schriften immer wieder auf. Für Hahn ist das Ziel der 'zweiten Schöpfung' gleichbedeutend mit dem Ziel des 'Königreiches Gottes', das in der Wiederbringung aller b e s t e h t . Christi Aufgabe ist e s , "den großen Plan des Liebesvorsatzes Gottes a u s z u f ü h r e n , was nichts anderes bedeutet als: "Durch Königreich und Priesterthum, d u r c h königlich-priesterliche Anstalten soll und wird Jesus Jehovah Alles wiederbringen, auch die ä r g s t e Feinde und Rebellen des Königreichs G o t t e s " 2 ! 7 . Schließlich also kommt es zur "gänzlichen Wiederbringung und Aufhebung des Falls durch das Königreich und Priesterthum Jesu C h r i s t i " 2 ! 8 . Hahns Christologie ist somit unlösbar sowohl mit seiner Lehre vom Fall als auch mit seiner Eschatologie v e r k n ü p f t 2 ! ® . Nun sind hier Hahns eschatologische Anschauungen (von Christus als Hoherpriester und König im chiliastischen Reich Gottes, das die Apokatastasis vorbereitet) noch nicht im einzelnen zu e r ö r t e r n . Hier ist lediglich noch etwas deutlicher herauszustellen, wie sehr bei Hahn die Christologie im Mittelpunkt seiner Lehre s t e h t , und wie genau sie seiner oben skizzierten Gottes-, Schöpfungs- und Sündenlehre e n t s p r i c h t . Es ist zu erinnern an die oben angedeutete 'Doppelfunktion' des u r g r ü n d lichen himmlischen Sohnes, der im Blick auf seine Gottheit der 'eingeborne' und im Blick auf die Kreaturen der 'erstgeborne' i s t 2 2 ^ , und in dem das siebenfache göttliche Geburtsrad somit in feinster göttlicher Harmonie und O r d n u n g 'kreativ' i s t . Dieser gleiche präexistente urgründliche 'Sohn' soll nach Gottes Plan und Vorsatz in der Mitte der Heilsgeschichte - und das ist jene Mitte, auf die Gottes alttestamentliches Handeln mit Israel vorbereitet - , Mensch werden und so als 'zweiter Adam' schließlich das göttliche Geburtsrad wieder in die U r s p r u n g s o r d n u n g b r i n g e n , also das u r s p r ü n g lich göttliche Leben wiederherstellen. Hahn f ü h r t dazu in seinem 'System' aus: "In der Mitte des siebentausendjährigen Weltalters wird Christus gebor e n ; der mit seiner v e r k l ä r t e n Menschheit die Sonne der innern Welt i s t ,
- 207 die einzige Mittelsubstanz, durch welche sich Gott dem Glaubigen, wie auch Engeln und seligen Geistern mittheilt "221. Bei dieser Inkarnation gibt M a r i a " ^ als reine Jungfrau das Gefäß ab, in dem die zeugenden göttlichen Kräfte durch den heiligen Geist wirken können, so daß der 'Sohn' sich mit der irdischen Menschheit verbinden kann: der von Maria Geborene ist "ein Gottmensch, oder Mensch-Gott, mithin Gott geoffenbaret in F l e i s c h " 2 2 3 . 924
Der Weg dieses 'Gottmenschen' in Leiden und Kreuzestod ist der Weg zur Wiedergewinnung des 'Leben' im ewigen Geburtsrad. Das Kreuzesgeschehen deutet Hahn wie folgt: Christus mußte "am Kreuze sterben . . . , um den Menschen vom Tode zu reissen, und also für alles den Tod zu schmecken; und was noch mehr ist ( s i e ! ) , - das auf dem Kreuz des ewigen Geburtsrades geschaffene Leben wieder am Kreuz zu finden und zu wiederbringen, weil das Kreuz der gänzliche Tod des Alten, und das Leben des Neuen ist. Nicht aber ist nur ein solch Kreuz verstanden, das hölzern ist, sondern es ist das Kreuz in allem, wie in dem Rade der ewigen Geburt. In jedem Menschen ist es, daran werden sie neugeboren"225. Das historische 'hölzerne' Kreuz hat also seinen tieferen Sinn darin, daß dem Menschen Neugeburt in das göttliche Geburtsrad hinein ermöglicht wird. Im göttlichen Rad steht ja in der vierten Eigenschaft das Kreuz als das Scheide ziel: "am Kreuze (seil, in der 4. Eigenschaft im göttlichen Geburtsrad) ward das Leben aus Gott verloren, und konnte daher auch nur am Kreuze wieder gebracht werden"226. In dem Zusammenhang ist nur anzudeuten, daß bei Hahn die theosophische Deutung des am Kreuz vergossenen V e r s ö h n u n g s b l u t e s 227 j gewaltige Rolle spielt. Christus hat durch das Kreuz Neu- und Wiedergeburt, d . h . Umwandlung der verkehrten menschlichen Kräfte in das göttliche Geburtsrad, ermöglicht, so daß dieses als " N e u g e b ä h r u n g s r a d " 2 2 8 wirksam werden kann. e
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Als der Auferstandene und der in der Himmelfahrt Erhöhte ist der "Gottmensch Jesus Christus .. hingegangen die Himmel einzunehmen, und in allen Himmeln Anordnungen zu machen zur Wiederbringung des Ganzen"229. Er, der Erhöhte, trägt dafür Sorge, daß die Gläubigen in den wachstümlichen "Wiedergeburtsprozeß"230 einverleibt werden und somit an Versöhnung und Neuschöpfung partizipieren: "Die Auferstehung im Bild Gottes ist die Vollendung der Wiedergeburt; jeder kann in Christi Geistestrieb und Kraft dieß schöne Ziel erreichen, und wer es erreicht hat, der hat die Aehnlichkeit Jesu, und hiermit die Vollkommenheit erreicht"231. "ist demnach Christus in den Geist erhöht, ist geistleiblich, so kann er alles berühren, und in den Geist erhöhen, geist-leiblich und unsterblich machen . . . ( ; ) der Zweck der Absichten Gottes bei der ersten Schöpfung wird in der neuen Schöpfung vollkommen erreicht in der Geistleiblichkeit "232.
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Bei diesen Bemerkungen zur Hahnschen Lehre von Gott, S c h ö p f u n g , Fall, Mensch und C h r i s t u s , die n u r das Nötigste a n z u d e u t e n vermögen, belassen wir es h i e r . Abschließend ist noch einmal 2 "^ ein Blick auf das V e r hältnis Oetinger - M. Hahn zu w e r f e n . Es hat sich in diesen A u s f ü h r u n gen g e z e i g t , daß Hahns theosophisches System s e h r große Ähnlichkeit mit dem Oetingers a u f w e i s t . Hahn k a n n seinem pietistischen V o r g ä n g e r e n t s p r e c h e n d die Theologie 'ex idea vitae' in ihrem Zusammenhang d a r s t e l l e n , wenn e r etwa das heilsgeschichtliche Geschehen zwischen Gott, Welt u n d Mensch so u m s c h r e i b t : " . . . das Geschöpfe mag noch so v e r k e h r t u n d a u s g e a r t e t s e y n ; im ewigen Wort, . . . in seinen L e b e n s k r ä f t e n und L e b e n s e i g e n s c h a f t e n ist aller Dinge t i e f s t e Lebenswurzel g e g r ü n d e t u n d gewurzelt; dahero wird die Gottmenschheit Alles w i e d e r b r i n g e n u n d neu machen, und wird ü b e r all vom Alten, vom Tod u n d T o d e s g i f t , Sünde u n d V e r d e r b e n , ja vom Geist d e r V e r z e h r u n g u n d Auflösung n i c h t s ü b r i g bleiben"234. Diese Hahnsche Zusammenfassung gibt auch genau die wesentlichen Elemente der O e t i n g e r s c h e n 'Theologie des L e b e n s w i e d e r ; dabei freilich ist zu b e r ü c k s i c h t i g e n , daß bei Hahn - wie oben angedeutet 2 ^® - 'Gott' als Quelle des Lebens in seinem U n g r u n d ' d y n a m i s c h - d u a l e r ' sieht als O e t i n g e r , so d a ß d e r gesamte Gott-Welt-Prozeß bei Hahn noch dramatischer e Züge aufweist als bei seinem V o r g ä n g e r . Darin a b e r stimmt Hahn mit Oetinger ü b e r e i n , d a ß das Leben in der gefallenen S c h ö p f u n g , das "von dem Leben aus Gott e n t f r e m d e t " 2 37 i s t , von C h r i s t u s als dem 'neuen Leben' in einem langen heilsgeschichtlichen Prozeß nach Gottes Vorsatz w i e d e r h e r gestellt w i r d . Der H a u p t u n t e r s c h i e d zwischen beiden liegt d a r i n , daß Hahn als ein mit d e r Zentralschau B e g a b t e r gewissermaßen ' a u t h e n t i s c h e r ' von diesem 'Leben' weiß als O e t i n g e r . Hahn ist a u f g r u n d seiner b e s o n d e r e n Gabe dem 'Leben' sozusagen ' n ä h e r ' . Daraus folgt f ü r i h n , d a ß e r bestimmte A u f g a b e n , die f ü r Oetinger noch wichtig waren (Verhältnis von 'Leben' und N a t u r , Philosophie e t c . im Rahmen der Bemühung um die Einheitswiss e n s c h a f t ) , nicht mehr zu v e r f o l g e n b r a u c h t . S t a t t d e s s e n gewinnt bei Hahn die E t h i k , b e s o n d e r s die Individualethik, ein b e h e r r s c h e n d e s Gewicht. Hahns E n t f e r n u n g von F r a g e n d e r Natur u n d der Wissenschaft ist v e r b u n den mit einer Zuwendung zu F r a g e n d e r Ethik und d e r Seelsorge; dabei ist - wie gezeigt - d e r Begriff des Gewissens u n e r h ö r t wichtig f ü r H a h n 2 3 8 . Daß Fragen der Ethik bei Hahn eine kaum zu u n t e r s c h ä t z e n d e Rolle spielen, hat J . Trautwein in seiner Monographie g e b ü h r e n d h e r a u s g e h o b e n 2 · ^ . Die Gabe der Zentralschau b e d e u t e t bei Hahn niemals bloße 'Gnosis' im Sinn d e r E r k e n n t n i s h ö h e r e r Welten, s o n d e r n s t e t s : ' S e l b s t e r k e n n t n i s ' , Heiligung u n d somit Hineingenommensein in jenen N e u w e r d u n g s - u n d Umwandlungsp r o z e ß , den er e r s c h a u t . Unmittelbare G o t t e s e r k e n n t n i s und Heiligungsethik gehören bei Hahn a u f s e n g s t e zusammen: das E r s c h a u t e hat notwendigerweise p r a k t i s c h e Konsequenzen im eigenen persönlichen Leben sowie im seelsorgerlichen Umgang mit d e r Gemeinde; in der persönlichen Lebensf ü h r u n g u n d im Gemeindeleben ist d e r O r t , wo "die göttlichen L e b e n s k r ä f t e
- 209 v e r s t ä r k t , die chaotischen, zerstörerischen Kräfte dagegen zurückgedrängt oder verwandelt werden "240. Es geht Hahn also bei seiner Konzentration auf das Gewissen nicht allein um dogmatische Lehre, sondern v . a . auch um ethisch-seelsorgerliche Gew i s s e n s s c h ä r f u n g im Alltagsleben mit dem Ziel, dort die ursprüngliche Ordnung der Lebenskräfte wiederzugewinnen. Das eindrücklichste Beispiel f ü r den Sachverhalt, daß bei Hahn 'Zentralschau' mit einer ziemlich rigoristisch-asketischen Individualethik korrespondiert, haben wir in Hahns Beurteilung von Ehe und Sexualität 241. Besonders in der Frühzeit - später sind einige Abschwächungen feststellbar - hat Hahn die Ehelosigkeit und die sexuelle Enthaltsamkeit als einen sehr hohen Wert christlicher Ethik hingestellt. Dieses Keuschheitsideal, das übrigens in der Hahnschen Gemeinschaft tiefe Wirkungen hinterlassen hat (Hahn selbst und alle führenden B r ü d e r der Hahnschen Gemeinschaft haben zölibatär242 gelebt), ist in engem Zusammenhang zu sehen mit dem, was Hahn von der androgynen Gottebenbildlichkeit Ur-Adams weiß. Daß Hahn sehr viel stärker auf die Individualethik theologisches Gewicht gelegt hat als etwa Oetinger, wird uns in den folgenden Abschnitten zur Hahnschen Eschatologie noch weiter beschäftigen, und zwar im Zusammenhang mit Hahns A u f f a s s u n g des Gerichts. 2.
Heilsgeschichte und Chiliasmus bei M. Hahn
In Bezug auf Hahns pietistische Vorgänger Bengel und Oetinger haben wir in den entsprechenden Abschnitten zu zeigen v e r s u c h t , daß jeweils die Gesamtheit ihrer theologischen Absichten in konzentrierter Form in ihrer Lehre vom 1000-jährigen Reich wieder zufinden i s t . Bengels Verständnis von Schrift und Heilsgeschichte ist untrennbar mit dem ab 1836 zu erwartenden 1000-jährigen Reich verbunden; und ähnliches gilt f ü r Oetinger, wobei dieser Bengels 'biblischen Chiliasmus' noch gleichsam anzureichern weiß mit jenen Motiven, die Oetinger über Bengel hinaus einbringen kann. Bei Hahn liegt der Fall grundsätzlich nicht a n d e r s . Auch sein gesamtes Denken drängt auf das Millennium hin; auch er sieht die Heils geschichte im zukünftigen 1000-jährigen Reich gipfeln. Ebenso untrennbar wie bei Bengel und Oetinger ist sein Schriftverständnis verknüpft mit der universalen chiliastischen Reich-Gottes-Hoffnung; und nicht minder s t a r k als Bengel und Oetinger hat sich Hahn um ein sachgerechtes Ernstnehmen des überaus wichtigen letzten Buches des NTs bemüht, in dem vom 1000-jährigen Reich die Rede ist 243. Bereits im vorhergehenden Abschnitt ist angedeutet worden, daß Hahn in Antithese sowohl zur Brüdergemeinde 244 a j s auch zu J . Böhme 245 d j e rechte Lehre vom 1000-jährigen Reich f ü r unerhört wichtig hält: ohne ein adäquates Verständnis des bevorstehenden Millenniums verfehlt man den Sinn der O f f b . sowie der gesamten heiligen Schrift und bekommt somit die Heilsund End geschichte nicht recht in den Blick.
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Zu seinem Chiliasmus führt Hahn aus: " . . . wir bleiben bei der heiligen Schrift, und freuen uns, Chiliasten zu seyn, nämlich solche, wie sie die Schrift haben will"246 ( u n c i dieses bedeutet für Hahn präziser: "wir . . . werden für Chiliasten gehalten; solche aber macht uns nicht bange, denn wir sind keine solche Chiliasten, die ein so grobsinnliches fleischliches Reich Christi glauben, wie es die Augsburgische Confession mit Recht verwirft, sondern ein reineres übersinnlicheres, geistlichers und gottziemenders, dem Sinn des Worts Gottes passender und gemäßer" 2 4 7 . Diese Äußerungen Hahns zeigen, daß er bei dem Thema seiner Vorgänger Bengel und Oetinger geblieben ist: wie diesen geht es ihm um den 'wahren biblischen Chiliasmus', der trotz CA 17 begründet vertretbar ist. Wie Bengel und Oetinger hält Hahn an der Einsicht fest, daß - gegen die lutherische Orthodoxie, gegen Herrnhut und J. Böhme - die heilsgeschichtliche Entwicklung nach der Schrift im 1000-jährigen Reich zur Vollendung kommt, und daß dies mit Nachdruck zu lehren ist. Nach Hahn ist - nicht anders als bei Bengel und Oetinger - das bevorstehende Millennium alles andere als ein Randthema, denn: "Diejenige, die ein tausendjähriges Reich des Herrn . . . behaupten, haben die heil. Schrift ganz zum Beweis, mehr als tausend Stellen: denn davon ist die Bibel fast voll, und wer es läugnen will, der läugnet eben so wohl auch die ganz heil. Schrift . . . . Aus diesem also ist schon klar, auf welcher Seite ich bin, nemlich auf der Seite der vielen und deutlichen Bibelwahrheiten, also auch auf der Seite der Chiliasten"248. Nach Hahn ist O f f b . 20, 1 f f . , die klassische Belegstelle zum 1000-jährigen Reich, (wie bei Bengel und Oetinger) im Verbund mit einer Vielzahl von Heilsverheißungen im Alten und Neuen Testament zu sehen; dabei laufen die Weissagungen der Schrift in entsprechender Weise in dem Reich von O f f b . 20, 1 f f . zusammen, wie die heilsgeschichtliche Entwicklung im 1000jährigen Reich ihre (vorläufige) Krönung erfährt. Daß Hahn - mit Trautwein gesagt - "der heilsgeschichtlichen Schule Bengels v e r p f l i c h t e t " 2 ^ ist, daß Hahn "seine Auffassung von der Geburt Gottes mit den heilsgeschichtlichen Motiven Bengels und seiner Schule in Einklang zu bringen" 2 50 versucht und daß bei Hahn die "Theologie Bengels . . . Boehmes Einfluß hier vermindert" 2 ·>1 hat, dokumentiert sich eindrucksvoll im Hahnschen 'biblischen Chiliasmus1. Ohne Zweifel partizipiert hier Hahn grundsätzlich an der württembergischpietistischen Tradition. Dies bedeutet nun aber keineswegs, daß Hahn den Bengelschen oder den Oetingerschen Chiliasmus kopiert. Stattdessen handelt es sich bei der Hahnschen Sicht von Heilsgeschichte und Chiliasmus um eine originelle Uminterpretation bzw. Weiterführung des Bengel-Oetingerschen Erbes. Wenn Trautwein 2 ^ 2 in scheinbarem Widerspruch zu den zuletzt zitierten Aussagen ausführt, es habe sich "Hahn gegen das ganze Gewicht der
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württembergischen pietistischen Tradition seit Bengel" gestemmt, er habe "die apokalyptische Stimmung . . . entschärft" und "in gesündere Bahnen" gelenkt, so läßt sich dies als Resultat der o . g . Weiterführung des heilsgeschichtlichen chiliastischen Erbes begreifen. Für Hahn eigentümlich ist also die Doppelheit von Traditionsverhaftung und Neuinterpretation im Blick auf das Thema Heilsgeschichte/Chiliasmus. Um dieses zur Klärung zu bringen, haben wir uns dem Sachverhalt zuzuwenden, wie Hahn den wichtigsten biblischen Kronzeugen und 'Gewährsmann' im Blick auf die heilsgeschichtliche Entwicklung und den Chiliasmus versteht: Johannes, den Autor der Offb. Im 5. Band der Hahnschen Schriften sind zwei Auslegungen von Offb. 1-22 ( I . Abteilung von 1815; II. Abteilung zumeist von 1793) zusammengefaßt. Auf diesen Band haben wir im Folgenden das Hauptaugenmerk zu richten (wobei andere wichtige Äußerungen Hahns zum Thema Chiliasmus mit zuberücksichtigen sind). Die über 1000 Druckseiten des 5. Bandes von Hahns Schriften lassen sich lesen wie eine einzige (in Anlehnung und Zustimmung sich vollziehende) Auseinandersetzung mit der Bengelschen Sicht der O f f b . : bezeichnenderweise wird auf diesen Seiten kein anderer Name auch annähernd so häufig genannt wie der des württembergisch-pietistischen 'Altmeisters' der Auslegung der Offb.253, Wir haben uns hier zurückzuerinnern an Bengels Voraussetzungen. Danach sind Bengels bei der Exegese der Offb. gewonnenen biblisch-chronologischen Erkenntnisse, also die von ihm gesehene Verbindung von geschichtlichen Ereignissen und oeconomia divina, und damit schließlich die biblische 'Zeitlinie' vom Anfang bis zum Ende der Welt, unabdingbar zum sachgerechten Verständnis der Schrift und der Heilsgeschichte. Dieses anzugreifen, heißt nach Bengel, im biblischen "Corpus . . . den Rückgrat"254 zu negieren bzw. 'aufzuweichen'. Solche 'Rückgratsaufweichung' wirft Bengel gerade dem "Antichiliasmus"255 vor: dort wird die biblische "Zeitlinie" mißinterpretiert, das Verständnis des wichtigsten Buches der Bibel verfehlt und in dem Zusammenhange das zeitlich berechenbare bevorstehende 1000-jährige Reich von Offb. 20 nicht als abschließende Krönung der heilsgeschichtlichen Entwicklung verstanden256,
Diese Voraussetzungen, denen noch Oetinger voll zugestimmt hat257 j werden von Hahn - wie dessen Auslegung der Offb. belegt, nur noch teilweise anerkannt. Hahns Ja zu Heilsgeschichte und Chiliasmus ist verbunden mit einem entschiedenen Nein zur konstitutiven Bedeutung von biblischer Chronologie, wie sie von Bengel vertreten worden i s t . Oder anders gesagt: Hahn weiß seine heilsgeschichtliche Theologie und seinen 'biblischen Chiliasmus' zu vertreten, ohne daß Bengels biblische Chronologie und dessen 'Fund des apokalyptischen Schlüssels' für ihn eine Bedeutung besitzt.
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Der entscheidende Kontroverspunkt zwischen Bengels und Hahns heilsgeschichtlicher Interpretation der O f f b . liegt in der Frage: biblische Chronologie oder Zentralschau als Erkenntnisquelle. Wo immer in den Hahnschen Auslegungen der O f f b . Bengels Name genannt oder auf dessen exegetische Erkenntnisse angespielt wird, geht te um die Überbietung des heilsgeschichtlich-chronologischen Konzepts durch Hahns heilsgeschichtlich-theosophische Sicht der O f f b . Freilich ist in Hahns s p ä t e r e r Auslegung der O f f b . dies Problem deutlicher formuliert als in der f r ü h e n , in der Bengels Name n u r sporadisch a u f t a u c h t . Besonders klar zeigt sich dieser Gegensatz zwischen Hahns und Bengels Verständnis der O f f b . im 22. Brief von Hahns s p ä t e r e r Auslegung der O f f b . Das f ü r Hahn charakteristische Miteinander von Kritik an und Zustimmung zu Bengel wird da so a u s g e d r ü c k t : "Der Gottselige und in den Alterthumsgeschichten gelehrte und bewanderte Bengel hat vieles sehr künstlich (das heißt h i e r : kunstvoll) r a n girt und hingestellt in der heiligen O f f e n b a r u n g ; denn das war seine Gabe; und er war sehr bescheiden in dem, wo er etwas anders hinstellte, als die vorigen Ausleger. Indeß muß er sich's gefallen lassen, wenn nicht alle nach ihm sein System so ganz unangefochten v e r e h r e n und f ü r unverbesserlich ansehen, wenn dieß und jenes in eine andere Zeitordnung gestellt und im Licht Gottes besser verstanden wird, zumal von solchen, die das theosophische Gotteslicht h a b e n , und also derlei Sachen zu empfangen vorbereitet sind, wie z.B. Johannes s e l b s t , der die heiligen Dinge nicht n u r mit Augen sähe, sondern auch ganz richtig im Centrai-Licht in i h r e r innersten Natur e r k a n n t e "258 _ Die heilsgeschichtlich-chronologische Sicht der O f f b . im Sinne Bengels kann also d u r c h "das theosophische Gotteslicht" korrigiert werden. Interessant ist, daß Hahn bei dieser Differenz zur Bengelschen C h r o n o l o g i e 2 5 9 Bengels theologiegeschichtliche Bedeutsamkeit auf keinen Fall herabmindern möchte. Im eben zitierten 22. Brief heißt es dazu ausdrücklich: "Da es nun also die Sache der Gelehrten ist, schöne und theoretische O r d n u n g und Eintheilung zu machen, und der selige Bengel ein wahres, vorzügliches Kind Gottes und ein großer Gelehrter noch dazu war: so hat er freilich aus den Geschichtsbüchern der Vergangenheit Dinge h e r a u s b r i n g e n und wählen können, die ihm am tauglichsten geschienen, seinen Planbegriff von der heiligen O f f e n b a r u n g in Zeitordnungen eingetheilt darzulegen. Obschon es nun völlige Wahrheit i s t , daß vor ihm keiner es besser getroffen h a t , so ist doch damit nicht erwiesen, daß es auch nach ihm keiner mehr besser t r e f f e n k a n n ; denn das wahre Licht von der Sache selbst, die Johannes gesehen, gibt auch den besten Aufschluß von der O r d n u n g der Zeitbegebenheiten an die H a n d " 2 6 ^ . Dem in der Kenntnis der Geschichte hochbegabten Bengel 2 ® 1 , der zu seiner Zeit die 'Spitzenleistung' in der Auslegungsgeschichte der O f f b . vollbracht h a t , hat eines noch gefehlt: das Verständnis des Sachverhalts, daß der
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Autor der Offb. Zentralschauer und Heilsgeschichtler in einem ist. Hahn sagt im gleichen 22. Brief, es sei "der theure Johannes nicht nur ein Central- und General-Schauer gewesen durch den Geist, sondern auch einer, der specificirt erkannte nach dem Geist, und hat mithin in der bestmöglichen Ordnung geschrieben, was er sähe und hörte"262_ Dies ist eine Schlüsselstelle für Hahns Verständnis des höchstwichtigen letzten Buches der Bibel. Hahn spielt darin wieder auf die beiden oben g e n a n n t e n ^ S Gaben nach 1. Kor. 12, 8 an: Johannes hat einerseits (unmittelbar) durch den Geist erschaut und andererseits (mittelbar) nach dem Geist, und das heißt: in rechter Ordnung, die Offb. geschrieben. Um diesem Miteinander beider Gaben des Johannes bei der Auslegung der Offb. gerecht zu werden, braucht der Ausleger beide Gaben, die bei der Abfassung der Offb. wirksam gewesen sind. Durch den Geist muß man der Tiefe des Erschauten unmittelbar ansichtig werden, so daß man nach dem Geist die johanneische heilsgeschichtliche Ordnung (die also mit der Bengelschen nicht kongruent ist) verstehen kann. Beide Gaben meint Hahn aufgrund seiner Zentralschau-Gaben zu vereinigende^ Wie sich die in dieser Weise begründete heilsgeschichtlich-theosophische Sicht der Offb. an einigen für das Thema Chiliasmus wichtigen Knotenpunkten von Hahns Auslegung der Offb. - und dann schließlich bei der Interpretation von Offb. 20, 1 ff. selbst - auswirkt, ist im Folgenden kurz zu skizzieren. Bereits ein Blick auf die ersten Seiten von Hahns Auslegung der Offb. zeigt, daß hier einerseits durchaus Bengelsche Voraussetzungen aufgenommen, aber zugleich, was die Vorrangstellung von Bengels chronologischen Berechnungen betrifft, kritisiert werden. Zu Offb. 1, 1 f. führt Hahn aus, in welchem Verhältnis der Inhalt der Offb. , dem Johannes vom erhöhten Jesus diktiert, zu den übrigen JesusWorten des Neuen Testaments steht, und welche Abzweckung dieses Buch verfolgt. Hahn sagt zum ersten Vers der Offb.: "Es ist euch wie mir bekannt: daß unser Erlöser in den Tagen seines Fleisches . . . das, was Er nach seiner Gottheit wußte, als Mensch nicht wissen wollte. Er sagte: Es gebühre seinen Jüngern nicht, zu wissen: Tag und Stunde von denen letzten Dingen . . . , ja Er selbst wisse es jetzt im Stande seiner Erniedrigung noch n i c h t " 2 6 5 . " . . . Als Mensch in armer Knechts-Gestalt Verschloß Er in sich hohe Gaben; Er wußte Tag und Stunde nicht Vom allgemeinen Weltgericht; Und ja, Er wollte ganz geflissen Nicht Tage oder Stunden wissen; Denn dieß gehörte, wie bekannt, Alleine zum Erhöhungsstand"266. Als Erhöhter also, d . h . als der, der nun die Offb. diktiert, weiß der E r löser all das. Er muß, nachdem Gott "Ihm alle Dinge übergab, . . . auch den ganzen Plan des Liebesraths und Liebesvorsatzes Gottes w i s s e n " 2 6 7 .
- 214 Dieser 'ganze Plan' nun, den der irdische Jesus nicht gekannt hat, wird in der O f f b . dem Johannes und der ganzen Gemeinde enthüllt, denn es ist die O f f b . ihrem Inhalt nach "Offenbarung des Weisheitsplans und Liebesraths Gottes und Jesu Christi an alle Gottes- und Jesusknechte" 2f >8. Bis hierher verbleibt Hahn im Grundsätzlichen voll bei der Bengelschen Sicht der O f f b . 269. Für Hahns Neuinterpretation der Heilsgeschichte charakteristisch aber ist in dem Zusammenhang der entscheidende Satz: "Es erhellet aber aus dem allem nicht, daß, da die Knechte Gottes auf Erden im Leibesleben also im Stande der Erniedrigung sind, sie auch Tag und Stunde wissen sollen und müssen . . . ; vielmehr soll und kann es ihnen genug seyn, wenn sie an den Zeichen und Zeitgegebenheiten erkennen mögen: was nahe vor der Thür ist" 2 7 ^. Was das exakte Bestimmen von "Tag und Stunde" des Beginns des 1000jährigen Reichs b e t r i f f t , sind die "Knechte" (gegen Bengel und Oetinger) nicht besser dran als der irdische Jesus 21 "·, wohingegen sie ansonsten über den Plan und dessen Ziel mehr Aufschluß haben als dieser: durch die Gabe der unmittelbaren Erleuchtung - und im Einklang mit der mittelbaren Gotteserkenntnis - wird ja vortrefflich Gottes heilsgeschichtlicher Plan und Liebesvorsatz 2 7 2 den Menschen erschlossen. Dies zeigt, daß bereits bei der Exegese der beiden ersten Verse der O f f b . das für Hahn typische Miteinander von Bengel-Kritik und Zustimmung27·* zu Bengel sichtbar wird. Man hat nach Hahn - mit Bengel - festzuhalten an der Heilsgeschichte, die im 1000-jährigen Reich gemäß der O f f b . . z u r vorläufigen Vollendung kommt, wobei man sich aber - gegen Bengel keineswegs zu orientieren hat an der Kombination von exakten an der Bibel gewonnenen Zahlen einerseits und Daten der Geschichte andererseits. Hier würde eine eschatologische Schranke, die dem Menschen gesetzt ist, übersprungen, womit gleichzeitig der 'existentielle Sinn' 27 ^ des in der O f f b . freigelegten 'Planes Gottes', wie er durch Erleuchtung im Verbund mit der mittelbaren Erkenntnis an den Tag tritt, durch Objektivierungen verdeckt wird. Stattdessen muß das Wissen um die 'Nähe der Zeit' und das Orientieren an den 'Zeichen der Zeit' genügen. Eine ganz entsprechende Problemstellung ist dann auch an anderen Knotenpunkten von Hahns Auslegung der O f f b . sichtbar. Während Bengel die Struktur der O f f b . bis hin zum entscheidenden Kapitel O f f b . 20 in Stufungen und chronologisch exakt bestimmbaren Progressionen sieht, die aufs Genaueste aufeinander bezogen sind, vereinfacht sich von Hahns Voraussetzungen her die Struktur der O f f b . Hahn sieht andere Schwerpunkte in der O f f b . : er spricht von zwei 'Hauptgesichten', die sich vor dem wichtigen Kapitel O f f b . 20 finden, nämlich einmal das 'Gesicht', das in c. 4 f . genannt ist von dem siebenfach v e r siegelten Buch des Lammes auf Gottes Thron, und zum anderen, die in c. 11 genannte Tempelvision. Zu dieser neuen Sicht der O f f b . sagt Hahn zusammenfassend:
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"Ich für meinen Theil habe zwei Hauptgesichte, oder, wie ich es nannte, zwei Generalgesichte in der heiligen Offenbarung gefunden. Alles andere bezieht sich entweder auf das e r s t e , oder auf das zweite. Im elften Capitel fand ich das zweite. Darauf bezieht sich alles, was noch vorkommt in den folgenden Capiteln, so die siebente Trompete ( s c . Offb. 11, 15 f f . ) , und was damit in Erfüllung geht bis zum Kommen des Herrn. Was im sechsten, siebenten, achten und neunten Capitel vorkommt, ist in dem ersten General- oder Hauptgesicht enthalten, und wird da specifizirt gezeigt, und würde nicht nur e i n - , sondern, wie bisher oft gesagt worden, mehrmals erfüllt, und das nicht nur in den ersten Jahrhunderten, sondern fast bis auf unsre Z e i t e n " ^ 7 5 Dieser Text zeigt besonders deutlich die Eigenart von Hahns Gesamt sieht der O f f b . : die entscheidende Perspektive ist zweifellos das "Kommen des Herrn" (Offb. 20 f f . ) ; dieser wichtige Schluß der Offb. aber wird durch das 'erste Hauptgesicht' (Offb. 4 f . ) vorbereitet, dem Offb. 6-9 (also inhaltlich das öffnen der sieben Siegel und die ersten sechs 'Trompeten') zugeordnet werden, während das 'zweite Hauptgesicht' (Offb. 11, 1-14) mit den folgenden Kapiteln bis Offb. 19 zusammenzusehen ist (Inhalt: Vorbereitung des Kommens des chiliastischen Reiches). Übrigens ist nach Hahn Offb. 10 ein Kapitel, das das 'zweite Hauptgesicht' vorbereitet276_ Damit Hahns Konzeption verständlich wird, ist an dieser Stelle in der gebotenen Kürze näher auf die beiden von ihm sog. 'Hauptgesichte'277 einzugehen. Das erste Hauptgesicht nach Offb. 4 f . enthält nach Hahns Deutung Aussagen, die für das rechte theosophisch-heilsgeschichtliche Verständnis der Offb. von besonderer Bedeutung sind. Bereits im Zusammenhang mit den Grundlagen von Hahns Theosophie ist oben ja schon des öfteren auf die wichtige Siebenzahl der Geister vor Gottes Thron nach Offb. 4, 5 verwiesen w o r d e n e s . Ebenfalls ist oben bereits gezeigt worden, daß bei Hahn in seinen Schriften sehr häufig die Rede ist vom 'Buch der Natur' bzw. vom 'Schöpfungsb u c h ' 2 7 9 . Wo immer Hahn in seinen Schriften von diesem 'Buch' redet, ist das erste Hauptgesicht der Offb. mit im Blick, denn: "Das Hauptgesicht ist ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch. Das Buch bedeutet nach meiner Einsicht die ganze Schöpfung, das ganze Schöpfungsall, und das, was inwendig und auswendig geschrieben ist (Offb. 5, 1), bedeutet alle unsichtbaren und sichtbaren Naturen, Kräfte und Kreaturen als Buchstaben (280) u n c j Charaktere oder Signa und Zeichen oder Bilder und Silben, die in der unsichtbaren und sichtbaren Schöpfung sich befinden "281 _ Nach Hahn ist das Unwissen des irdischen Jesus von Gottes genauem Heilsplan aufs engste verknüpft mit dem 'thesophischen' Unwissen des irdischen J e s u s : dieser ist nicht in der Lage gewesen, die sieben Grundkräfte, die die Schöpfung im Sichtbaren und Unsichtbaren beherrschen, in der Tiefe zu verstehen. Erst als Erhöhter hat er Einsicht in die Geheimnisse des
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Buchs der Schöpfung genommen, und damit verbunden in den genauen planmäßigen Ablauf aller Dinge bis zur End zeit. Erst für den Erhöhten ist die Versiegelung des Buches aufgehoben; hier gilt: "Da nun aber der, welcher den Plan Gottes ausführen soll, Jesus, unser Herr, auch als Menschensohn alles wissen muß, was sich im Sichtbaren und Unsichtbaren Seinem Plan entgegensetzen kann . . . : so muß Er also das mit sieben ewigen und zeitlichen Natureigenschaften siebenmal versiegelte Buch aufschließen und völlige Einsicht nehmen von Allem"282. Dieses Herrschaftswissen, das Jesus als Erhöhtem zugewachsen ist, hat er nicht für sich allein behalten. Er läßt den Seher Johannes an der Entsiegelung des siebenmal versiegelten Buches partizipieren^"^. So erhält Johannes Einsicht in das Geheimnis, wie Gott als Α und Ο in seinem siebenfachen Geburtsrad wirkt und worauf dieses Wirken hinausläuft, d . h . er bekommt Aufschluß über die Gesamtheit der Schöpfungskräfte und der Heilsgeschichte, wie sie im Schöpfungsbuch verzeichnet ist. All diese Einsichten konzentrieren sich im ersten Hauptgesicht des Johannes: Offb. 4 f. ist gleichsam der Niederschlag der theosophisch-heilsgeschichtlichen 'Grundgesetze', an denen Johannes partizipieren darf. Von hier aus sind die zu diesem Hauptgesicht gehörigen Kapitel Offb. 6-9, wo von dem öffnen der sieben Siegel und von den ersten sechs 'Trompeten' die Rede ist, zu interpretieren. Nach Hahn ist der Inhalt von Offb. 6-9 - ausdrücklich gegen Bengel284 nicht vorrangig in vergangener Geschichte zu verorten. Wenn davon auch in der früheren Kirchen- oder Profangeschichte etwas zur Erfüllung gekommen ist, muß man nach Hahn doch im Blick behalten, daß die Kapitel Offb. 4-9 insgesamt sozusagen einen 'theosophischen Überschuß' enthalten, der nicht mit abgelaufener Geschichte voll zu verrechnen ist, sondern aktuell gültig und höchst wirksam ist. Hierher gehört etwa auch, daß man als Erleuchteter aufgrund der Entsiegelung des 'großen Schöpfungsbuches' (Offb. 4 f f . ) auch tiefe Einsichten in Bezug auf den Menschen als Mikrokosmos e r h ä l t ^85. Ohne daß wir Hahns Gedankengänge zu Offb. 4-9 hier im einzelnen nachzeichnen, ist hier summarisch festzuhalten: Hahn sieht das, was Fundament seines theosophisch-heilsgeschichtlichen Systems und damit zugleich Inhalt seiner Zentralschau ist, im ersten Hauptgesicht der Offb. in grundsätzlicher Weise zum Ausdruck gebracht. Ebenso" knapp haben wir uns dem von Hahn sog. zweiten Hauptgesicht der Offb. zuzuwenden, nämlich der Tempelvision (Offb. 11, 1 f f . ) . Natürlich steht das zweite Hauptgesicht mit dem ersten in innerem Zusammenhang, aber hier leuchtet ein Aspekt klarer auf: das große Thema Chiliasmus und Eschatologie, das nach Hahn die zweite Hälfte der Offb. beherrscht, und das mit Offb. 20 ff. den Höhepunkt erreicht.
- 217 Hahn sieht die Tempelvision von O f f b . 11 als eine Vorwegnahme, als ein Präludium des wichtigen Kapitels O f f b . 20, wo vom 1000-jährigen Reich die Rede ist. Dieses Präludium stellt also den Inhalt des zweiten Hauptgesichts dar, welches durch O f f b . 10 vorbereitet ist. Hahn sieht den im zweiten Hauptgesicht O f f b . 11, 1 f f . genannten Tempel in Zusammenhang mit dem Tempel, der Ez. 40 f f . genannt wird, und das ist für ihn der 'ezechielitische' Tempel im Jerusalem des 1000-jährigen Reiches, also der Tempel, der die Vorabbildung des eschatologisch-geistleiblichen Tempels in Neujerusalem ( O f f b . 21 f.)286 darstellt. Mit dieser Sicht befindet sich Hahn in grundsätzlicher Übereinstimmung mit seinen württembergisch-pietistischen Vorgängern Bengel und Oetinger. Bemerkenswert freilich ist, daß Hahn der Vision vom Tempel im zweiten Hauptgesicht des Johannes sehr ausführlich eine eigene 'Tempel-Zentralschau'287 zur Auslegung an die Seite stellt. Damit belegt er einmal mehr, daß er an Knotenpunkten der O f f b . über unmittelbare Kenntnisse verfügt und nicht nur in Bezug auf die Natur, sondern auch auf das Ziel der Heilsgeschichte tiefe Einsichten besitzt. Das zweite Hauptgesicht bestimmt nach Hahn mit dem hier angeschlagenen chiliastischen Thema die folgenden Kapitel bis zum entscheidenden 20. Kapitel der O f f b . Alle 'Specialgesichte' dazwischen haben es mit der Vorbereitung des Kommens des Herrn zum chiliastischen Reich zu tun. Aus den 'Specialgesichten' der Kapitel bis einschließlich O f f b . 19 ersieht Hahn, "daß, ehe der Herr erscheint, große und schwere Gerichte noch kommen, und sogar der Antichrist"288_ über diese Kapitel ließe sich gleichsam als Überschrift setzen: "Je näher . . . das Reich Gottes kommt, je ärger empört sich Satan in seinen W e r k z e u g e n " 2 8 9 . Damit ist nach Hahn nicht allein ein exegetisches Urteil über O f f b . 11 f f . ausgesprochen, sondern auch eine Kennzeichnung der aktuellen heilsgeschichtlich-endzeitlichen Situation, in der sich seine Zeit befindet: der Antichrist, das Tier aus dem Abgrund ( O f f b . 13 und 17) wird kommen und Babel ( O f f b . 18) wird fallen, bevor Christus auf einem weißen Pferde ( O f f b . 19) erscheinen wird. D . h . : in der Zeit Hahns ereignet sich das in jenen 'Specialgesichten' ausgedrückte Zunehmen des Unheils auf Erden; Gottes Gerichtshandeln vor dem Millennium ist teils zugange, teils in naher Zukunft zu erwarten. Vergleicht man dazu die Position Bengels290 bzw. Oetingers291 ( ist festzustellen, daß Hahn im Grundsätzlichen bei den Überzeugungen seiner württembergisch-pietistischen Vorgänger verbleibt. Es würde auch hier zu weit führen, wollten wir im einzelnen nachzeichnen, wie Hahn die zum zweiten Hauptgesicht gehörigen 'Specialgesichte 1 zwischen O f f b . 11 und O f f b . 20 deutet. In aller Kürze aber ist an dieser Stelle auf drei wesentliche Aspekte einzugehen: zunächst auf Hahns Deutung des Bengelschen Schlüsselverses O f f b . 13, 18, danach auf Hahns Erwartung des Antichrist nach O f f b . 13 und 17 und schließlich auf seine Interpretation von Babylon, das nach O f f b . 18 fallen wird.
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In Bezug auf diese drei Aspekte läßt sich nämlich sehr klar erkennen, daß Hahn trotz der grundsätzlichen Übereinstimmung mit seinen Vorgängern die Zeit vor dem 1000-jährigen Reich in sehr eigenständiger Weise deutet. Zunächst also ist Offb. 13, 18 in den Blick zu nehmen, Oben haben wir zu Bengel gezeigt, daß für diesen das Verständnis der Zahl des Tieres 666 aus Offb. 13, 18 der Dreh- und Angelpunkt für das chronologische System der Offb. (und damit schließlich der gesamten Bibel) geworden ist: es handelt sich um 666 J a h r e , und aufgrund dieses Fundes lassen sich einerseits die wichtigen Progressionen der Offb. von 111 1/9 Jahren berechnen und andererseits die nicht minder wichtige Jahreszahl 1836, der Beginn des Millenniums292_ Diese Lösung, die Bengel mit einigem Nachdruck vertreten hat, muß Hahn von seinen Voraussetzungen her natürlich entschieden ablehnen. Exakte Chronologie ist nicht konstitutiv für die Deutung der Offb. und der Heilsgeschichte, somit erhält bei Hahn auch die Zahl 666 aus Offb. 13, 18 einen anderen Sinn293. Eindeutig läßt sich nach Hahn aus dem einfachen Wortlaut der Verse Offb. 13, 17 f . entnehmen, daß man es bei der geheimnisvollen Zahl 666 mit dem "Namen des ersten Thiers, oder dessen Bild, oder seines Namens Zahl"294 zu tun hat. "Daraus ( s c . aus Offb. 13, 17 f . ) ist also schon klar, daß es eine Namenszahl seyn wird, und nicht eine Zahl von Jahren, wie es etliche gedeutet h a b e n " 2 9 5 , "Der Text sagt es deutlich, seine Namens zahl sei 6 6 6 " 2 9 6 . Wenn Hahn in der Zahl 666 die "Namenszahl" des T i e r s , also des Antichrist sieht, heißt das für ihn, man dürfe nach Offb. 13, 18 in Bezug auf den Namen des Antichrist rechnen, "was für Zahlen jeder Buchstabe habe"297 _ Diese Lösung ist zuvor von Bengel als überholt und unbrauchbar verworfen w o r d e n 9 8 . Hahn greift sie von seinen Voraussetzungen her neu auf und erklärt damit faktisch sämtliche chronologisch exakten Berechnungen Bengels für verfehlt. Das betrifft nicht zuletzt auch Bengels kunstvolles Unterscheiden von 'prophetischen' und 'natürlichen' Zeitangaben innerhalb der O f f b . 2 9 9 . Nach Hahn enthält die Offb. durchweg 'natürliche' Zeitangaben, wobei jeweils freilich der Beginn nicht exakt bestimmbar ist. 2
Für Hahn fügt sich seine 'einfache' Lösung des Problems Offb. 13, 18 sozusagen nahtlos in sein Verständnis der Offb. insgesamt ein. Das in diesem Vers gemeine Tier, der Antichrist, dessen Kommen bedrohlich bevorsteht, läßt sich nicht mit Hilfe von chronologischen Berechnungen bestimmen. Was das Kommen des Antichrist, des Tiers mit der Zahl 666 betrifft, gilt nach Hahn: "Ich gebe mich für keinen Propheten aus; aber mein Glaubensgefühl sagt es mir, daß die Zeit sehr nahe sei! Wollte aber Jemand Zeit und Stunde zu genau wissen, so würde ich ihn einen Vorwitzigen nennen,
- 219 der sich unterstünde, unmögliche Dinge von Menschen, die im Fleische leben, zu begehren "300, Damit sind wir bereits beim zweiten der o . g . Aspekte: Hahns AntichristErwartung. Diesbezüglich teilt Hahn die im württembergischen Pietismus geläufige Auffassung, daß besonders in Offb. 13 und 17301, wo vom 'Tier' bzw. den 'beiden Tieren' die Rede ist, das Kommen des Antichrists geweissagt wird. Wie g e s a g t , ist es nach Hahns Meinung Vorwitz, jenes z . B . in Offb. 13 und 17 vorausgesagte Kommen des Antichrist präzis zu terminieren. Charakteristischerweise aber ist es aus seiner Sicht keineswegs müßige Spekulation, wenn man über das 'Wesen' und die 'Herkunft' des Antichrist theologische Aussagen macht. So beschreibt Hahn aufs ausführlichste, was das Wesen des Tiers ist und wovon dieses 'abstammt': der zu erwartende Antichrist ist nach Hahn eine Gestalt, die genau mit den übrigen theosophisch-heilsgeschichtlichen Aussagen des Hahnschen Systems zusammenpaßt. In seiner Auslegung von Offb. 13 wird von Hahn aufgewiesen, daß der Antichrist in den Hauptzügen seines Wesens genau das Gegenbild des inkarnierten Gottmenschen i s t : so wie der irdische J e s u s zur Wiederherstellung der göttlichen Ordnung im Rad der sieben Qualitäten Mensch geworden ist, so offenbart sich analog im Antichrist Satan als ein Mensch, um die höllische Verkehrung des siebenfachen Rades im Sichtbaren zum Sieg zu führen, so daß im Auftreten des Antichrist als des fleischgewordenen Satans die Einwirkung der Höllenmacht auf den B e reich des Sichtbaren ihren schrecklichen Höhepunkt erreicht302. Um die Eigenart der Hahnschen Antichrist-Erwartung verständlich zu machen, ist ein weiterer Rückverweis auf Hahns Vorgänger Bengel hilfreich. Nach Bengels Auffassung hat man, wenn man vom Kommen des Antichrist r e d e t , die Unheilsgeschichte des römischen Papsttums in den Blick zu nehmen: das erste Tier (Offb. 13, 1 f f . ) ist die mit dem Antichrist zusammenhängende Reihe der römischen Päpste seit dem Mittelalter, das zweite Tier (Offb. 13, 11 f f . ) bezieht sich auf den eigentlichen Antichrist, nämlich den letzten Papst, der vor dem Millennium ungeheuer an Macht gewinnt 303. Hahns theosophisch-heilsgeschichtliche Deutung des Antichrist läßt sich mit Bengels auf das Papsttum bezogener Antichrist-Erwartung natürlich keineswegs vereinbaren. Denn die 42-monatige Herrschaft des ersten Tiers (Offb. 13, 5) bezieht sich ja nach Hahns Voraussetzungen nicht auf Bengels lange prophetischen Monate, d . h . auf 666 Jahre Papstgeschichte seit dem Mittelalter, sondern auf 42 natürliche Monate, und das sind nach Hahn 3 1/2 J a h r e , die noch bevorstehen und in denen der Antichrist seine Schreckensherrschaft auf der Erde ausüben wird; demzufolge ist das 'erste Tier' (Offb. 13, 1 f f . ) der eigentliche Antichrist, und er wird assistiert von seinem falschen Propheten, dem 'zweiten Tier' (Offb. 13, 11 f f . ) 3 0 4 .
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Diese Neuinterpretation setzt Hahn in die Lage, den zu erwartenden Antichrist nicht unbedingt als geistlichen Herrscher (wie Bengel) sehen zu müssen, sondern stattdessen zu erwägen, ob es nicht auch ein weltlicher, politischer Herrscher der Gegenwart bzw. der nahen Zukunft sein könne. J . Trautwein hat sehr ausführlich dargestellt, daß Hahn im Jahr 1815 zeitweise den Antichrist in Napoleon gesehen h a t , und daß er schließlich aber diese Deutung revoziert hat^O^ Der o . g . dritte Aspekt, die Frage nämlich, was man u n t e r Babylon (Offb. 17 und 18) zu v e r s t e h e n habe, hängt mit dem zuletzt zum Antichrist Ausg e f ü h r t e n aufs engste zusammen. Die von Spener, Bengel und Oetinger dezidiert v e r t r e t e n e A u f f a s s u n g , Babylons Fall vor dem Millennium ( O f f b . 18) beziehe sich auf den Untergang des Katholizismus, e r f ä h r t in Hahns Konzeption eine K o r r e k t u r . Wie Hahn den Antichrist nicht ohne weiteres mit dem letzten Papst identifizieren k a n n , so kann er Babylon nicht einfach gleichsetzen mit dem römischen Katholizismus. Nach Hahn ist mit Babylon Weitreichenderes gemeint: "Nicht die Stadt Rom allein, auch nicht allein die katholische Religion, auch nicht eine andere (sc. Religion) mit Ausschluß der a n d e r n , sond e r n alle zusammengenommen, alle mit einander: k u r z , die ganze geistlose und des Lebens Jesu leere Christenheit, die sich eine Christin n e n n t , und hat weder Christi Sinn noch Geist; die entfremdet ist von dem Leben, das aus Gott ist; die . . . zwar . . . Seine Kirche seyn will, und huret doch, und hält's mit allen betrüglichen G e i s t e r n " ^ " . In Hahns Interpretation der Hure Babylon nach O f f b . 17 f. konzentrieren sich entscheidende Aspekte seiner Ekklesiologie^^. Nach Hahn steht 'Babylon' f ü r die äußerliche, an der Vernunft orientierte 'falsche Kirche' in allen christlichen Konfessionen, wobei freilich zu berücksichtigen ist, daß in allen Konfessionen Glieder der 'wahren Kirche' zu finden s i n d . Die 'falsche Kirche' Babylon ist f ü r Hahn "die Mutter der Huren, weil sie mit allen Geistern verschiedener Philosophen und Neologen, Naturalisten und Atheisten, Sektengeister und Falschglaubigen hält. Verstehet aber die Stadt im Ganzen genommen. Nochmals aber erinnere ich, daß in allen Religionen, Parteien und Sekten der ganzen Christenheit die wahre Jesus-Gemeinde lebt und steckt"308. Die hier genannte vernunftmäßige Überfremdung der Kirche d u r c h den Geist der Aufklärung ist aber nach Hahn n u r ein Symptom f ü r den Schaden dfer 'falschen Kirche'; im Kern ist dieses Problem seit der biblischen Urgeschichte vorhanden: "Die falsche, geistlose Scheinchristenheit macht in ihrem großen Haufen diese Hure (sc. Babylon) aus und ist zusammen genommen die uralte Kains-Kirche, die alles nach der Vernunft ohne Geist nachmacht und n a c h ä f f t . Sie ist eine Hure, denn die Vernunft ist an und f ü r sich eine edle Seelenkraft und Naturgabe, und wird erst zur Hure, wenn sie
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sich vom Geist der Welt statt vom Geist Gottes in göttlichen Dingen belehren l ä ß t " 3 0 9 . Wenn Hahn so den Unheilsstrang in der Kirchengeschichte bereits beim Brudermörder Kain beginnen läßt, partizipiert er an kirchenkritischen Gedanken J . Böhmes, durch die e r die traditionelle allein auf den Katholizismus bezogene Deutung der Hure Babylons überbietet und radikalisiert31®. Dabei nimmt Hahn eine eigentümliche Mittelstellung ein zwischen dem in Bengels Bahnen denkenden kirchlichen Pietismus und dem radikalen Separatismus, in dem 'Babylon' als die gegenwärtige verfaßte Kirche, von der man sich entfernt zu halten h a t , gedeutet wird. Den Separatisten wirft Hahn v o r , sie seien vorschnelle " B a b e l s t ü r m e r " 3 1 1 und hätten erst abzuwarten, daß Gott Babel, wie in Offb. 18 beschrieben, fallen l ä ß t 3 1 ^ , wohingegen Hahn in einer Deutung von Babylon, wie sie von Spener, Bengel und Oetinger v e r t r e t e n worden ist, letzten Endes eine Verharmlosung jenes Gerichts sieht, das der Kirche vor dem Millennium bevorsteht. Denn von diesem Fall Babylons ist zu einem Großteil auch die evangelische Kirche b e t r o f f e n 3 1 3 , während auf der anderen Seite mit berücksichtigt werden muß, daß keineswegs die gesamte katholische Kirche ausnahmslos diesem Gericht v e r f ä l l t 3 1 4 . So vereinigen sich in Hahns Deutung von Offb. 17 f. stark kirchenkritische Elemente mit irenisch-ökumenischen in einer Weise, die für das Hahnsche Kirchenverständnis bezeichnend ist. Auf einen sehr wichtigen Sachverhalt im Zusammenhang mit Hahns Deutung von Babylon (Offb. 17 f . ) ist hier noch k u r z einzugehen, an dem sich einmal mehr erweist, daß Hahn eine Mittelposition zwischen dem Bengelschen kirchlichen Pietismus und dem radikalen separatistischen Pietismus einnimmt . Hahn ist der A u f f a s s u n g 3 1 5 , daß jenes 'Weib', das nach Offb. 12 in die Wüste fliehen d a r f , nichts anderes ist als die wahre Geist gemeinde, also das Gegenbild zur kainitischen Babylon-Kirche. Dieses 'Weib' erhält kurz vor der dreieinhalbjährigen Schreckensherrschaft des Antichrist (Offb. 13, 5 ) 3 1 6 auf göttliches Geheiß in der Wüste, "vermuthlich in P a l ä s t i n a " 3 1 7 , einen Zufluchtsort angewiesen, wo die wahre Gemeinde jene 1260 Tage (Offb. 12, 6) bzw. dreieinhalb Zeiten (Offb. 12, 14), d . h . nach Hahn dreieinhalb natürliche Jahre wie in Offb. 13, 5, unter göttlichem Schutz vor dem Antichrist und der Babylon-Kirche verschont bleibt und sich auf das Millennium vorbereiten kann. Diese Lösung Hahns, daß also die Ereignisse von Offb. 12 (das 'Weib' in der Wüste') und die von Offb. 17 f. ('Antichrist' und schließlich 'Babylons Fall') nebeneinander herlaufen, ist eine weitere - übrigens recht bedeutsame Konsequenz von Hahns Korrektur am chronologisch-apokalyptischen Konzept Bengels 3 1 ®.
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In Antithese zu Bengel und seinen Anhängern, die den Anfang der Flucht des Weibes in die Wüste nach O f f b . 12 in die Vergangenheit legen, macht Hahn in seinen Schriften immer wieder geltend, daß der Schrift zufolge die Naherwartung des 1000-jährigen Reiches engstens verknüpft ist mit jener bevorstehenden Flucht, d . h . der Emigration der wahren Geistgemeinde·^. Diese mit dem Emigrationsgedanken verbundene Naherwartung teilt Hahn mit - u.a. separatistischen Strömungen im Württemberg des beginnenden 19. Jahrhunderts. Veranlaßt durch eine entsprechende theologische Begründung und zudem motiviert durch politische Probleme und wirtschaftliche Not, ist es in württembergischen Separatisten-Kreisen seit der Jahrhundertwende zu Massenauswanderungen nach Amerika, Rußland und Palästina gekommen320. Für Hahns theologische Position ist sein Verhältnis zu dieser Auswandecharakteristisch. Grundsätzlich hält Hahn, wie gezeigt , den Auswanderungsgedanken für theologisch legitim, doch lehnt er die in Separatistenkreisen herrschende Verabsolutierung der Auswanderung, die "Auswanderungssucht"322 a j 3 > m jt ( j e r Begründung, man dürfe sie nicht eigenmächtig, sondern nur aufgrund eines göttlichen Zeichens von der Babylon-Kirche trennen und die 'Wüste' aufsuchen und habe darauf zu warten, welchen Zufluchtsort Gott zeigen w i r d 3 2 3 . Für Hahn ist "klar, daß man nicht in Babel bleiben darf geistlicher Weise, bis man gehen wird in leiblicher Weise "324. r u n g s b e w e g u n g ^ l
Wenn Hahn zusammen mit G.W. Hoffmann die Gemeindegründung der späteren Brüdergemeinde Korntal als Zusammenschluß von öläubigen unterschiedlicher geistlicher Herkunft - Hahnscher und anderer - vorbereitet 325, so steht auch das mit Hahns Haltung zur Auswanderungsfrage und zur 'Flucht des Weibes' in Verbindung: in den äußeren Drangsalen zu Beginn des 19. Jahrhunderts und im Horizont des bald anbrechenden 1000-jährigen Reichs kommt es zum Plan dieser Gemeindegründung. "Die Gründer von Korntal haben diese Gemeinde als vorläufigen Sammlungsort der Kinder Gottes betrachtet, die auf den Ruf des Herrn zur Auswanderung in den Bergungsort warten. . . . Auch sie wollen keine Partei bilden; doch darf die Flucht des Weibes . . . nicht in ein Chaos ausarten: sie soll wohlgeordnet sein. . . . Ohne solche innere und äußere Harmonie würde sich Hahn nicht an der Flucht beteiligen"326, Bis zu seinem Tod hat Hahn sein im Bisherigen skizziertes Verhältnis zur Aus Wanderungsfrage nicht aufgegeben. Noch in seinem letzten Brief, den er nicht mehr zuende geschrieben hat, beschäftigt ihn das Problem Auswanderung bzw. 'Flucht des Weibes' 32 ?. Hahn antwortet in diesem Brief auf die Frage, ob "wir nicht bald aus dem sündigen Babel werden ausgeführt werden"328 mit den Worten: "Lasset euch den Kopf nicht warm machen mit Sachen, von denen ja keine Zeitbestimmung anzugeben ist.
- 223 Warten und Eilen ist uns allen gut und noth! - denn man muß sehr geschickt seyn auf die Zukunft des heiligen H e r r n ! "329. Hier zeigt sich, daß bei Hahn die dem Separatismus nahestehenden und auf Emigration drängenden Gläubigen mit dem gleichen Argument in die Schranken verwiesen werden wie die glühenden Anhänger von Bengels exakter Chronologie: eine eigenmächtige, vorschnelle Identifikation von biblischer Verheißung und Zeitgeschichte wird untersagt; statt dessen hat man sich auf "Warten und E i l e n " 3 3 0 z u beschränken, und in dieser existentiellen Haltung auf das auszurichten, was Gott an Weisungen und Zeichen gibt. Bei diesen Ausführungen zum Verständnis des zweiten 'Hauptgesichts' der O f f b . ( c . 11 f f . ) bei Hahn können wir es hier belassen. Grundsätzliche Gemeinsamkeiten zwischen der Hahnschen und der Bengel-Oetingerschen Naherwartung des 1000-jährigen Reiches sind dabei in den Blick getreten, mehr aber noch erhebliche Korrekturen an den Auffassungen seiner Vorgänger, wobei die Korrektur, daß der Anfang des Millenniums nicht auf das Jahr 1836 zu datieren ist, nicht die unwichtigste Korrektur Hahns darstellt. Wenn wir uns nun Hahns eigentlicher chiliastischer Lehre331, seiner Interpretation von O f f b . 20, 1 f f . , zuwenden, erweisen sich weitere Konsequenzen von Hahns über Bengel und Oetinger hinausführender Sicht der O f f b . (und der gesamten Schrift). Bereits im Jahr 1791 zeigt der frühe Hahn in seiner Auslegung von O f f b . 20, daß er denjenigen, "welche bisher für die besten Ausleger der Offenbarung gehalten w o r d e n " 3 3 2 sind, nicht blind zu folgen gewillt ist, und er fügt gleich als Beispiel hinzu, wo er im Blick auf den Chiliasmus von der Tradition abweicht: "Von einem zweiten Jahrtausend, das erst auf das tausendjährige Reich folgen sollte, wissen wir nichts, und glauben nur eines, und beweisen es auch, wo es seyn soll"333, Hahn findet in O f f b . 20 "nur ein einziges J a h r t a u s e n d ' ^ ^ und das heißt, er bezieht die sechsmalige Nennung der tausend Jahre in O f f b . 20, 2-7 stets auf ein und denselben Zeitraum. Diese Auffassung steht im Gegensatz zum Dischiliasmus, wie ihn B e n g e l 3 3 5 und O e t i n g e r 3 3 6 vertreten haben. Nach Bengel und Oetinger folgen die tausend Jahre von O f f b . 20, 4-6 (wo von den Märtyrern die Rede ist,die aufgrund der 'ersten Auferstehung' mit Christus regieren) auf die andern tausend Jahre, die in O f f b . 20, 2.3.7. genannt sind (das ist das erste Jahrtausend ab 1836). Welches die theologischen Gründe für Hahns Kritik an diesem Dischiliasmus sind, das führt Hahn in seiner späteren Auslegung von O f f b . 20 ziemlich ausführlich a u s 3 3 7 . Dort kritisiert Hahn ausdrücklich an "dem Bengel'schen E r k l ä r u n g s s y s t e m "338; daß dort "noch ein anderes Jahrtausend"339 gemäß O f f b . 20, 4-6 angenommen wird, welches sich anschließt an das erste Jahrtausend. Hahn weiß, daß diese dischiliastische Position engstens mit den chronologischen Grund-
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Sätzen Bengels v e r b u n d e n ist: das zweite Jahrtausend ist - wie Hahn richtig bemerkt - ein integrierender Bestandteil von Bengels chronologischem System, "welchemnach die Welt 7777 7/9 Jahre zu stehen h ä t t e " 3 4 0 . Daß diese komplizierte Weltalterberechnung von Hahns Voraussetzungen her als verfehlt und künstlich abzulehnen i s t , ist bereits aus dem Bisherigen zu e r s e h e n . Mit dieser Ablehnung aber verfällt auch ein wichtiges Bengelsches Argument f ü r die 'zweiten tausend J a h r e ' der Hahnschen Kritik. Damit im Zusammenhang s t e h t , daß Hahn f ü r die Zeit zwischen Schöpfung und Jüngstem Gericht eine k ü r z e r e Zeitspanne veranschlagt als Bengel. Hahn hegt gegen Bengel die "Vermuthung . . . , und das schon bei dreißig J a h r e n , die Welt werde im Ganzen n u r geradeweg siebentausend Jahre stehen "341. Hahn folgt mit dieser Vermutung der in der Geschichte des Chiliasmus häufig v e r t r e t e n e n Meinung, die Weltdauer betrage sechs 'Tage' von je tausend J a h r e n 3 4 ^ , wobei der siebente Tag das 1000-jährige Reich a u s macht343. Diese k ü r z e r e Weltdauer freilich will Hahn nicht so v e r s t a n d e n wissen, als gäbe es einen chronologischen Fixpunkt: man kann nämlich "den Anfang der Welttage nicht bestimmt a n g e b e n " 3 4 4 . Andererseits lassen die sieben mal tausend Jahre keinen Raum f ü r ein zweites J a h r t a u s e n d . Es besteht nach Hahn gegen Bengel kein exegetischer und sachlicher Grund zu der Annahme, daß die in O f f b . 20, 4-6 genannten Märtyrer, die mit Christus regieren und zur zweiten Auferstehung gehören, einen "tausendjährigen Zubereitungstermin b r a u c h e n " 3 4 ^ . D . h . : das 1000-jährige Reich auf Erden und die in O f f b . 20, 4-6 genannten Ereignisse im Unsichtbaren laufen synchron 3 4 ® nebeneinander ab. Hahn sagt zu diesem Nebeneinander: "Nachdem nun alle Feinde Jesu und Seiner Braut aus dem Wege geschafft waren, kommt also das längst verheißene und sehnsuchtsvoll e r w a r t e t e , vielmal in dem Wort Gottes verheißene Königreich und die wirkliche Hochzeit des Lämmleins. Beide dauern gleichlaufend miteinander fort tausend J a h r . Die unsichtbare Regierung und die unsichtbare Einwirkung Jesu und Seiner Geliebten in sichtbar geistlich und weltlich regierende Werkzeuge und Personen wird deutlich erkannt und gefühlt von allen Personen; denn das heilige, selige Einwirken geht auf alle Stände, fast auf alle Individuen, wo n u r wenige Böse aufzunehmen sind; und die hochzeitliche, tausendjährige festliche Freude ist begreiflich unsichtbar in der o b e r n , reinen L u f t r e g i o n " 3 4 7 . Hier zeigt sich, daß Hahns Kritik am Bengelschen Dischiliasmus mit einer theologischen Akzentverschiebung v e r b u n d e n ist: Das Nebeneinander von oberer und u n t e r e r Kirche (das grundsätzlich freilich auch Bengel und Oetinger angenommen haben) rückt s t ä r k e r ins Z e n t r u m 3 4 8 , und dabei erhält d a s , was sich im Oberen, im Unsichtbaren, abspielt, theologisch
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den Hauptakzent. Die eigentliche tausendjährige Hochzeit ist die Hochzeit des Lammes mit der himmlischen Brautgemeinde (vgl. O f f b . 19, 7-9; in Hahns Äußerungen zum Chiliasmus ist ü b e r a u s häufig - anders als bei Bengel und Oetinger 3 4 ® - von der 'tausendjährigen Lämmleinshochzeit' die R e d e ! ) . Diese Hochzeit findet im Unsichtbaren s t a t t , und die t a u s e n d jährigen 'besseren Zeiten' auf der Erde sind gleichsam ein Abglanz dieses himmlischen Festes. Die hier genannte theologische Akzentverschiebung, zu der auch - wie noch zu zeigen sein wird - Hahns s t a r k e Betonung der e r s t e n A u f e r s t e h u n g gehört, harmoniert mit Hahns theosophischen Grundsät zen^^^, nach welchen dem unsichtbaren Lichtreich die Prävalenz vor dem sichtbar-irdischen Bereich zukommt. Trotz der f ü r Hahn typischen Betonung der tausendjährigen 'Hochzeit des Lammes' im Unsichtbaren werden von Hahn die gleichzeitigen h e r r lichen tausend Jahre auf der Erde keinesfalls vernachlässigt. In allen Schriften Hahns findet sich eine Fülle von Aussagen, die zeigen, daß Hahn - Bengel und Oetinger hierin sehr ähnlich - im 1000-jährigen Reich auf der Erde Zustände e r w a r t e t , die an Herrlichkeit und Großartigkeit kaum ü b e r t r e f f b a r sind. Wie seine Vorgänger erwartet Hahn, daß sich die universalen Heilsweissagungen des Alten Testaments noch vor dem J ü n g s t e n Gericht auf der Erde erfüllen. Auf einige wichtige Aussagen Hahns zum 1000-jährigen Reich auf der Erde ist hier k u r z einzugehen. Auch Hahn sieht in Palästina das geographische Zentrum der irdischen tausend J a h r e . Es wird "das Königreich Gottes . . . tausend Jahre auf u n s e r e r Erde in eben demselben jüdischen Lande seyn . . . , laut des gemeinschaftlichen Zeugnisses aller und jeder Propheten in ihren Büchern und S c h r i f t e n " 3 5 1 . Dabei ist der o . g . Jerusalemer Tempel 3 5 ?, a i s o der "Wiedererbaute(n) Tempel, den Ezechiel beschrieben h a t " 3 5 3 , die Hauptstätte, in der Christi Herrschaft manifest wird. Im tausendjährigen Königreich Christi über die Erde erweist sich Christus vollends als d e r , d e r er nach seinem Amt immer schon i s t , nämlich der wahre universale König und der wahre Hohepries t e r 3 5 4 (wie er v . a . im Hebr. beschrieben i s t ) . In Hahns 'System' ist der 13. Brief der Frage gewidmet: "Wie sind in Jesu Christo Königreich und Priesterthum beisammen?" 3 5 5 . Hahn gibt die Antwort: "Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gehören zusammen, wie Königreich und Priesterthum; . . . ist aber beides beisammen, so daß der Gerechteste auch der Barmherzigste i s t , so steht es herrlich und gut "356. Daß Jesus "beides beisammen" in Personalunion vereinigt, das Amt des Königs und das des P r i e s t e r s , also das des universalen gerechten H e r r schers und das des barmherzig-versöhnenden und sich selbst opfernden Hohenpriesters, wird nach Hahn vom 1000-jährigen Reich an bis in alle Ewigkeit öffentlich sichtbar zutage t r e t e n . Es "wird das Reich der H e r r lichkeit königliche Priester und priesterliche Könige h a b e n , und J e s u s wird König dieser Könige und Oberpriester dieses Priestergeschlechts s e y n . Ach, daß die Zeit bald k ä m e ! ! " 3 5 7 .
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Hier sind, was das Verständnis von Königreich und Hohepriestertum, aber auch das Verhältnis von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit b e t r i f f t , Sachparallelen zwischen Hahn und seinem Vorgänger Oetinger wahrzunehmen . Schon oben im Teil über Oetinger ist die Rede davon gewesen, daß dieser die große Verheißung der Geistausgießung nach Joel 3 (vgl. Pfingstgeschichte Apg. 2) nicht mit Pfingsten voll erfüllt gesehen h a t , sondern weitere Erfüllung dieser Verheißung vor bzw. im 1000-jährigen Reich e r wartet hat 3 "'®. Entsprechend gehört bei Hahn die Joel-Verheißung in die Lehre vom 1000-jährigen Reich hinein. Hahn sagt dazu, "einst wird Gott den Geist des Herrn Auf alles fleisch a u s g i e ß e n " 3 6 0 " . . . die Feuertaufe und der große Feuertag (sc. das J ü n g s t e Gericht) kommen noch nicht, es muß vor noch eine Universal-Geistes-Taufe über die Menschheit kommen, nach der prophetischen Verheißung. Gott wird seinen Geist v o r h e r auf alles Fleisch ausgießen; und diß wird im 1000-jährigen Reiche geschehen"361. Joel 3 ist Pfingsten "dem Anfang nach . . . erfüllt worden . . . , aber die eigentliche volle Erfüllung steht noch bevor auf das t a u s e n d j ä h r i ge Reich . . . . Jedoch, so wie die Ausgießung des Geistes Gottes von dort an mehrmal in Erfüllung gegangen . . . ; also sind auch dieselbe Zeichen am Himmel und auf Erden indessen schon mehrmalen im Kleinen erfolgt"362. Die Zustände, die f ü r die Erde in der 1000-jährigen Königherrschaft Christi zu erwarten sind, werden von Hahn - wie von Oetinger - als "die goldene Zeit"363 c h a r a k t e r i s i e r t , und das heißt im Einzelnen f ü r Hahn: "Da wird dann auch freilich das Paradies Gottes in Natur und Kreatur blühen, und wird mehr vom Fluch v e r d r u n g e n werden; da wird die Luft rein seyn von allem Gift; und die Elemente werden nicht wider einander toben. Alle Thiere werden die Wildheit i h r e r Natureigenschaften ablegen. Und da der Satan überhaupt zu der Zeit keinen Einfluß mehr in die Menschenseelen h a t , und die edelsten Anstalten in geistlichen Sachen getroffen s i n d , ja sogar der Herr selbst mit Seiner Braut k r ä f t i g e r , als nie in die Seelen hernieder wirket und wirken wird; ο wie schnell wird da die Erkenntniß Gottes und Jesu Christi wachsen! Die Seelen, die da in diesem Reiche geboren werden (verstehet geistlich g e b o r e n ) , sind sodann der e r s t e Sohn und Erstling Jesu und Seiner B r a u t " 3 6 4 . Dies mit herrlichen äußerlichen Veränderungen im Einklang stehende Wachsen der "Erkenntniß Gottes und Jesu Christi" im 1000-jährigen Reich, hat nach Hahn damit zu t u n , daß die ihm selbst und anderen jetzt schon zuteilgewordene Gnadengabe d e r unmittelbaren Erleuchtung in den tausend Jahren auf der Erde s t ä r k e r und allgemeiner verbreitet wirksam sein wird. Hahn f ü h r t diesbezüglich aus:
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" . . . noch giebt es (sc. vor dem Millennium) Seelen, die aber freylich in geringerer Maase (sc. als die biblischen Autoren) erleuchtet werd e n , welche dann abermal auf andere wirken zur Erleuchtung, bis die Zeit kommt: da die Erde voll der Herrlichkeit des Herrn wird; und ach! daß diese goldene Zeit nahe wäre" 3 ® 5 . Die f ü r Hahn so grundlegende unmittelbare Erleuchtung und die chiliastische Perspektive seines Denkens, Zentralschau und Naherwartung, sind bei Hahn - wie sich hier erneut zeigt - unlöslich miteinander v e r k n ü p f t . Hahn sieht seine eigenen Erkenntnisbemühungen in Christi Reich zur universalen Erfüllung kommen, so wie ja auch Bengel und Oetinger die Bewahrheitung der ihnen jeweils besonders zuteilgewordenen E r k e n n t nisse im 1000-jährigen Reich erwartet haben. Hierher gehört nicht zuletzt auch, daß nach Hahn seine theosophische Lehre vom Urständ des Menschen (wie sie oben skizziert worden ist3®®) sich im Millennium insofern bewahrheitet, als die Zustände im 1000-jährigen Reich mit denen im Paradies korrespondieren: "Das tausendjährige Reich wird ein Zustand seyn wie im Garten Eden; das Paradies war da offenbar und wäre ins Herrschen gekommen, wenn Adam nicht gefallen wäre; aber im Fall flöhe es hinein und der Fluch trieb den Segen in das Seine zurück. Im tausendjährigen Reich wird der Segen des Paradieses wieder h e r r lich hervortreten" 3 ® 7 . Freilich ist die Wiederherstellung des Urstandes im Millennium noch keineswegs voll e r r e i c h t . Hier kennt Hahn den nämlichen eschatologischen Vorbehalt wie Bengel 3 ®^ u n ( j Oetinger 3 ®9 : das 1000-jährige Reich ist noch nicht der neue Himmel und die neue Erde nach O f f b . 21 f . Für Hahn ist das Millennium - wir f ü r seine Vorgänger - eine überaus wichtige endzeitlich-heilsgeschichtliche D u r c h g a n g s e t a p p e , aber noch nicht das Eschaton im engeren Sinn; hier gilt: "Zur vollen Frucht wird es (sc. das wiederhergestellte Paradies im 1000-jährigen Reich) erst a u s geboren werden, wenn Gott Himmel und Erde neu schaffen wird"370; oder anders a u s g e d r ü c k t : "Was im tausendjährigen Reich paradiesisch blühend war, das ist auf der neuen Erde paradiesisch r e i f , mithin geistleiblich" 3 7 !, d . h . so b e s c h a f f e n , wie zur Zeit des 1000-jährigen Reiches "schon die Braut des Lämmleins " 3 7 ^ i s t . Bevor dieses Reifestadium erreicht wird, t r i t t eine einschneidende Zäsur ein: das 1000-jährige Reich geht mit schrecklichen Gerichtsereignissen zuende. Und zwar kommt es zur e r n e u t e n Freilassung Satans f ü r eine 'kleine Zeit' (Offb. 20, 4 3 7 3 ) , dann zum letzten Kampf der mit Satan im Bunde stehenden Gog und Magog 3 7 4 ( O f f b . 20, 7 f f . ) und schließlich wenn Satan und sein Anhang gerichtet ist - zum Jüngsten Gericht mit dem 'doppelten Ausgang' ( O f f b . 20, 11 f f . ) . Hahn sagt zusammenfassend zu diesen Ereignissen, die das 1000-jährige Reich beenden:
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"Da wir also nur ein einziges Jahrtausend annehmen . . . : wo wollen wir dann mit der kleinen Frist (Offb. 20, 3) hin, in der Satan wieder los seyn soll nach den tausend Jahren? und wie lange soll denn diese noch währen? Gewisse Zeit bestimmen, ist nicht unsere Sache. Aber wenn wir annehmen, daß die Welt in allem nur siebentausend Jahre stehen werde . . . : so muß nur dieses ( s c . das 1000-jährige Reich) eine Zeitlang früher, und eher, als sechstausend Jahre der Unruhe vorbei sind, kommen; und so viel es bälder gekommen ist, so lang muß die kleine Frist währen nach den tausend Jahren, darin Satan los, an deren Ende des Herrn Tag im Feuer offenbar werden soll, da während des Gerichts in der obern Luft Erde und Himmel im Feuer und Donnerkrachen v e r g e h t 7 5 . 3. Hahns Apokatastasislehre In seinem 1870 erschienenen Aufsatz über die Apokatastasis panton sagt C. Schmid im Blick auf M. Hahn, es sei die Lehre von der "Wiederbringung aller Creaturen . . . die einzig mögliche Consequenz dieses (sc. des Hahnschen) Systems, und sie wird daher auch von ihm mit aller Bestimmtheit behauptet"376. Ein solches Urteil besteht zu Recht, wenn dabei mitbedacht wird, daß man - aufgrund der Eigentümlichkeit dessen, was Theologen wie Hahn unter 'System' verstehen - ebensogut formulieren könnte, daß die "Wiederbringung aller Creaturen" den Ausgangspunkt des Systems oder die Mitte des Systems darstellt. Aus dem bisher zu Hahn Dargestellten geht zur Genüge hervor, daß der Gedanke der Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung bei Hahn das alles beherrschende theologische Motiv ist; wo immer Hahn diesen Gedanken zum Zuge bringt, ist die Apokatastasis panton als das Ende der Heilsgeschichte im Vorgriff präsent. Richtig sagt Trautwein, daß bei Hahn "die Apokatastasis der Welt bereits im Prinzip gegenwärtig i s t " 3 7 7 . Daß Hahns System durch und durch vom Gedanken der Wiederbringung geprägt i s t , daß 'Wiederbringung' gleichsam das Vorzeichen vor der Klammer darstellt, welches innerhalb der Klammer sämtliche theologischen Lehraussagen bestimmt, ersieht man bereits aus Hahns Begrifflichkeit. Keiner der württembergischen Pietisten vor ihm hat den Begriff 'Wiederbringung' (einschließlich davon abgeleiteter Wörter) so häufig verwendet wie M. Hahn 37 **; in jeder der Hahnschen Schriften taucht 'Wiederbringung' in allen möglichen Zusammenhängen in einer Vielzahl von Wiederholungen, Umschreibungen und Anspielungen a u f 3 7 9 . Von Hahns eigener Begrifflichkeit her legt es sich nahe, im weiteren Sinn das gesamte System Hahns als Apokatastasislehre zu b e z e i c h n e n 380, denn für Hahn ist der gesamte göttliche Heilsplan 'Wiederbringungsplan', in dem Christus als der 'Wiederbringer' fungiert, wobei die Gläubigen als 'Wieder-
- 229 bringungswerkzeuge' im Dienst stehen und die heilsgeschichtlich zentralen Sachverhalte wie etwa Christi Königtum und Hohepriestertum im chiliastischen Reich 'Wiederbringungsanstalten 1 oder 'Wiederbringungsmittel' genannt werden 381. Dabei ist die Bekehrung des einzelnen aufs innigste mit dem universalen Wiederbringungsprozeß verwoben, denn im Blick auf die Seele des Menschen sind "Wiederbringung und Wiedergeburt"382 synonyme Begriffe; es bildet sich das makrokosmische Geschehen in der Seele des 'Mikrokosmos' ab wie umgekehrt: Christwerden ist in gewisser Weise Antizipation des Endes der H e i l s g e s c h i c h t e ^ . In diesem weiteren Sinn ist also bisher durchweg die Hahnsche Apokatastasislehre behandelt worden. Im Folgenden geht es - wie vorher im entsprechenden Abschnitt zu Oetinger - darum, zunächst die Verbindung zwischen Zwischenzustands- und Apokatastasislehre bei Hahn in den Blick zu nehmen, und sodann näher auf Hahns Apokatastasislehre im engeren Sinn, also auf sein Verständnis der eschatologischen 'Schlußetappe' zwischen Jüngstem Gericht und Vollendung ein zugehen. Sieht man von den.erheblichen Divergenzen ab, die zwischen Hahns und Oetingers chiliastischer Lehre bestehen, so kann man mit Trautwein sagen: "In den Vorstellungen, die Hahn zur individuellen und universellen Eschatologie entwickelt, ist er weitgehend von Oetinger abhängig"384. Unübersehbare Parallelen zeigen besonders die Lehren vom Zwischenzustand und von der Apokatastasis, auf die hier einzugehen ist. Zum ersten Punkt, nämlich zur Hahnschen Lehre vom status post mortem385 können wir uns kürzer fassen, denn diesbezüglich stimmt Hahn in allen wesentlichen Aspekten mit der Lehre seines Vorgängers Oetinger überein, die oben ausführlich dargestellt worden ist 386. Nach Hahn gehören die eschatologischen Ereignisse, die nach dem Tod des einzelnen einsetzen, eindeutig in den Gesamtprozeß hinein, der in der Apokatastasis zur Vollendung kommt. Nach dem Tode ist "jenseits des Lichtreiches ein Zustand . . . , wo Unvollendete vollendet werden können; und dieser Zustand rauß den Unvollendeten tauglich und angemessen seyn "387. Das gilt von den unvollendeten Gläubigen. Andererseits aber stellt sich die Frage nach den gestorbenen Ungläubigen, also "die Frage: Kann denn etwa auch in diesen kinderähnlichen Zustand derjenige noch kommen, der noch nicht vom Geist gezeuget ist . . . ? Soll er denn also immerhin und ewig in seinem Zustande bleiben? Oder ist etwan auch für seine Wiederbringung Vorsorge gethan"388. Hahn bejaht diese Frage mit Blick auf Christi Höllenfahrt entschieden389. es hat "der Herr Anstalten getroffen, wo allen geholfen werden soll und kann"390; der Grund für diese Hilfe liegt darin, "weil der Oberpriester Jesus den Schlüssel der Hölle und des Todtenreichs mit fort hat, und solche
- 230 Reiche s e y n , die eigentlich seinem Reiche einverleibt s e y n , und zu seinem Hause gehören, ob sie schon Keller und Gefängnisse genannt werden mögen"391.
Wo immer Hahn auf den Zustand der Seele des einzelnen nach dem Tod zu sprechen kommt 392 ^ der Gedanke dieser Entwicklung hin zum Besseren verbunden mit dem andern, daß das schreckliche Geschick, das unvollendete Seelen nach dem Tod erwartet, nicht bagatellisiert werden darf. Es gilt vom "Zustande gleich nach dem Tode . . . : Je nachdem man hier gethan, t r i f f t man es dort wieder an! "393- Demnach ist das postmortale Schicksal der Gläubigen und der Ungläubigen grundsätzlich zu unterscheiden: "Ein anderer Zustand der Glaubigen, ein anderer der Ungläubigen wird nach dem Tode seyn"394. Dj e Erstgenannten sind "auch nach dem Tode in der Allmachtshand Gottes . . . Er bringet sie in solche Freiheitsörter, wo sie keine Quaal anrühret"395, "Hingegen ( s c . kommen) die Seelen der Ungläubigen und Ungerechten, in einen peinlichen Quaalort, der Hölle heisset, wo sie gepeiniget werden "396, Sofort nach dem Tod zeigt sich also, was heißt: "Die Lebenszeit ist Saatzeit. Die zwei unsichtbaren Welten sind die Saatfelder "397 Aber f ü r beide 'Gruppen', die gestorbenen Gläubigen wie die Ungläubigen, gibt es jeweils eine Reihe von Unterschieden und Abstufungen in Bezug auf die postmortalen Aufenthaltsorte: "Ein anderer Zustand der wenig, und ein anderer der ganz vollendeten Seelengeister, ein anderer d e r e r , die da hatten die Mittel des Heils zur Errettung; ein anderer d e r e r , die sie nicht hatten; ein anderer d e r e r , die sie hätten haben können, aber verachteten; ein anderer d e r e r , die sie angenommen und angewendet hätten, wenn sie ihrer wären theilhaftig worden. Ein anderer Zustand wird es seyn mit denen, die viele und alle Mittel der Gnaden hatten; ein anderer bei denen, welche Manches hatten, und ein Manches mangelten "398_ Entsprechend handelt Hahns Lehre vom postmortalen Zustand von unterschiedlichen "Reinigungsörtern: vom Scheol, von den Feuer- und Gerichtswelten, vom Todesthal und Ort der Freiheit, endlich vom Abraham-Schooß und dem P a r a d i e ß " 3 9 9 . Am schrecklichsten ergeht es nach dem Tode denjenigen "Seelen, die als Erstlinge des Satans im Bösen so ausgereift und ausgeboren sind, daß sie bald nach ihrem Tode einer früheren A u f e r s t e hung ( s c . der ersten Auferstehung zum Gericht) theilhaftig werden, und . . . mit Leib und Seele in die Gehenna f a h r e n " 4 0 0 . i m Zwischen zustand nach dem Tode wirkt also das ius talionis unerbittlich: "Die Leidenschaften, die also hie nicht besiegt worden, zeigen sich also als nicht Besiegte gerichtlich, und als S t r a f e " 4 0 1 . Es erinnert an Oetingers Erzählung vom Prälaten O e c h s l i n ^ , w e n n Hahn als eine Möglichkeit der Strafen nennt : "Es können vielleicht Andere auch von schröcklichen Träumen gemartert seyn, daß sie den Tag des Herrn kommend vermuthen in aller seiner Grausamkeit, weil der Geist der A u f lösung an ihnen nagt . . . "403. 4
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- 231 -
Da jede irdische sündige Tat im Zwischenzustand so folgenschwere Auswirkungen h a t , darf man sich nicht auf die - wie Hahn mit S w e d e n b o r g 4 0 4 formuliert - "Abstreifungen und R e i n i g u n g e n " 4 0 5 nach dem Tode verlassen, die freilich sehr wohl zu erwarten sind, sondern man hat es im irdischen Leben gar nicht erst so weit kommen zu lassen, daß "Reinigungen" e r f o r derlich sind: "Keiner verlasse sich auf die Wiederbringungs-Anstalten in jener Welt; denn hier hat man sie ja reichlich! " 4 °6. Schließlich gilt nach Hahn f ü r den Zwischen zustand: "je mehr eine Seele solche (sc. Heils- und Gnadenmittel) hatte und sie fruchtlos machte, je größer ist ihre Verschuldung, je später ihre Wiederbringung" 4 0 ?. Die innige V e r k n ü p f u n g der beiden Lehren "vom Zustande der Seelen nach dem Tode, und von der Wiederbringung aller Dinge" 4 °8 ist also bei Hahn im gleichen Sinn wie bei Oetinger zu finden. Hahn faßt diese Lehre, die er mit Oetinger t e i l t 4 0 ^ , sogar in eine Liedstrophe; er dichtet gegen die orthodoxe Lehrüberzeugung: "Jetzt glaubt man keine reinigung Nach diesem erdenleben . . . : Das ist nicht klar Noch bibelwahr, Ist gleich kein fegefeuer (410) ; g 0 geht doch dort Das rein'gen f o r t , Das glauben wir gar t h e u e r " 4 1 1 . Bei den u n ü b e r s e h b a r e n Sachparallelen zwischen Hahn und Oetinger in Bezug auf ihre A u f f a s s u n g vom s t a t u s post mortem ist allerdings im Blick zu behalten, daß Hahn noch s t ä r k e r als Oetinger b e t o n t , daß die Seelen nach dem Tod einem Reinigungsprozeß unterworfen s i n d , und das ist bei Hahn ein Pro zeß, der f ü r die 'auerwählten Erstlinge' noch vor dem chiliastischen Reich in der Teilhabe an der e r s t e n A u f e r s t e h u n g gipfelt und a n s c h l i e ß e n d 4 1 2 - wenn dann auch die Märtyrer von O f f b . 20, 4-6 a u f e r standen sind - in der Teilhabe an der oberen 'tausendjährigen Lämmleinshochzeit' 4 1 ^. Auf der anderen Seite gibt es nach Hahn f ü r die ungläubigen 'Erstlinge des Satans' - wie bereits a n g e d e u t e t 4 1 4 - die e r s t e Aufers t e h u n g zum Gericht, womit gleichsam f ü r diese das J ü n g s t e Gericht vorweggenommen wird. Vergleicht man dazu Oetingers oben skizzierte Konzeption, fällt a u f , daß dieser zwar auch die e r s t e A u f e r s t e h u n g als die A u f e r s t e h u n g der 'auserwählten Erstlinge' k e n n t , diese A u f e r s t e h u n g aber erst im Verlauf der e r s t e n 1000 Jahre zum Abschluß kommen sieht und dann im zweiten Millennium f ü r vollendet h ä l t 4 1 5 . Diese Differenz bezüglich des Dischiliasmus bringt es mit sich, daß bei Hahn die Zwischen zustandslehre deutlicher der chiliastischen Lehre u n t e r bzw. vorgeordnet i s t . Nach Hahn zielen die Reinigungsprozesse nach dem leiblichen Tod auf die höchstwichtige erste A u f e r s t e h u n g und die daran sich anschließenden herrlichen oberen 1000 Jahre der 'Hochzeit des Lammes'.
- 232 Anders als bei Oetinger gilt nach Hahn: " . . . nachdem das tausendjährige Reich seinen Anfang genommen hat, hört die erste Auferstehung auf, und wer hernach zur Auferstehung kommt, der kommt nicht mehr zur ersten"416. Hier zeigt sich, daß das entscheidende Ziel des Zwischenzustands, nämlich das Erreichen der ersten Auferstehung, bei Hahn mit dem chiliastischen Thema, und da mit den oberen 1000 Jahren, aufs engste verkoppelt ist. Auf die erste Auferstehung^ 1 ^, zu der die Auserwählten aus dem Zwischenzustand ebenso gelangen wie die wartende 'wahre Geistgemeinde', das 'Weib in der Wüste'418, kommt es Hahn überaus stark an. Je schneller eine Seele im Zwischen zustand diese erste Auferstehung erreicht, desto weiter sind bei ihr Christi 'Wiederbringungsanstalten' - die diesseitigen und schließlich die jenseitigen - gediehen. Man kann sagen, daß dieses Ziel der e r sten Auferstehung, das Hahns Heiligungsethik natürlich stark bestimmt, in seiner Eschatologie mehr Gewicht erhält als die Erwartung der irdischen 1000 Jahre. Der Gläubige hat sich auszurichten nach oben, auf die 1000jährige 'Hochzeit des Lammes'^1® und damit auf die erste Auferstehung, durch die man Berechtigung zur Teilnahme an dieser Hochzeit erhält. Mit diesen Bemerkungen ist die enge Verzahnung der Lehre von status post mortem mit dem Apokatastasisgedanken und dem chiliastischen Thema hinlänglich e r ö r t e r t , und wir können uns dem Eschaton im engeren Sinne zuwenden, also Hahns Lehre vom Jüngsten Gericht und dessen Folgen, so wie er sie vor allem in O f f b . 20, 11 bis O f f b . 22 beschrieben findet. Nach Hahn stellt das Geschehen am Jüngsten Tag420, wenn Christi 'zweite Zukunft'421 ( nämlich die als Weltenrichter, zu erwarten ist, eine einschneidende, dramatische und auf keinen Fall zu bagatellisierende Zäsur dar: am letzten Tag der 7000-jährigen Welt Währung vergeht der gesamte sichtbare Kosmos im Feuer422( u n ( j e s kommt, bevor der Neue Himmel und die Neue Erde ( O f f b . 21 f . ) entsteht, zur allgemeinen Auferstehung und zur Scheidung der Guten und der Bösen, wobei die letzteren zu ewigen Höllenstrafen im Feuersee verurteilt werden. In vielen Texten zum Jüngsten Gericht spielen bei Hahn die in O f f b . 20, 12 genannten Bücher, die er als 'Gewissensbücher' denkt, eine bedeutende Rolle: "Der große, weiße Richterthron wird im obern, reinen Luftkreis seyn, in welchem freilich um seiner Leichtigkeit und Dünnheit willen kein Sterblicher sein Leben behalten könnte. Vor diesem Thron, und dem, der darauf sitzt, wird sich versammeln Alles, was je lebte; Alle A u f e r weckte und Verwandelte; denn da wird Raum genug f ü r Alle seyn. Da werden dann die Gewissensbücher aufgeschlossen werden; und endlich wird das Buch des Lebens die Entscheidung geben. Was in demselben seinen Namen nicht eingeschrieben findet, kann nicht selig werden, noch im Lichte bestehen. Das Gericht wird gut entscheiden können; denn wer will läugnen da, wo Alles offenbaret i s t ! ? Es scheint, daß Alles, was das Gewissen im ganzen Menschenleben je geahndet und bestraft habe, sey in dasselbe unauslöschlich eingeschrieben; ob es schon
- 233 das Gedächtniß des Menschen vergessen hat, so ist es doch in dem Gewissen nicht ausgelöschet; sondern, wenn die Gewissensbücher aüfgethan werden, bleibt auch nicht eine Handlung, keine jemals gehabte Ahndung und Bestrafung, auch die kleinste und stillste nicht, verborgen. Gott, welch ein Buch wird Mancher voll haben von lauter Gedanken, die ihn verklagten! Wehe da allen, deren Herz und Gewissen nicht im Blut Jesu gereiniget, und die ihre Kleider in demselben nicht gewaschen haben!"423. Welch bedeutende Rolle in der Hahnschen Theosophie das Gewissen bzw. die 'Gewissensbücher' spielen, ist oben bereits angedeutet worden424, ebenso der Sachverhalt, daß die Hahnsche Heiligungsethik aufs engste mit diesem seinem Gewissensbegriff verknüpft i s t H i e r ist zu vertiefen, daß Hahns Rede vom Gewissen bzw. den 'Gewissensbüchern', wo immer sie sich in seinen Schriften findet, letztlich eine 'eschatologische Pointe' hat, die darin besteht, daß die 'Gewissensbücher' für den Weltenrichter beim Jüngsten Gericht die Norm zur Urteilsfindung a b g e b e n d e . Hahns strenge Heiligungsethik, die von seiner Sicht des Gewissens nicht zu trennen ist, ist strikt auf das Urteil am Jüngsten Tag bezogen. Vom Gewissen zu reden, heißt für Hahn stets: das Jüngste Gericht mit im Blick zu haben. Aufgrund dieses Sachverhalts wird besonders deutlich, daß die durch und durch vom Apokatastasisgedanken geprägte Theosophie Hahns auf keinen Fall den Ernst des Jüngsten Gerichts relativieren möchte 1 ^?. Man kann sagen, daß Hahn, dem als 'Gewissenstheologen' die Heiligungsethik überaus wichtig ist, damit die einschneidende Bedeutung des Jüngsten Gerichts noch mehr in den Vordergrund rückt als seine Vorgänger Bengel und Oetinger. Für Hahn ist jegliche Bagatellisierung und Verniedlichung der Folgen des Jüngsten Gerichts für die Verworfenen Blasphemie^®; mit Nachdruck wird von Hahn der doppelte A u s g a n g ^ 2 9 der Geschichte gelehrt. Hahn versteht die Folgen des Jüngsten Gerichts, den doppelten Ausgang, in der gleichen Weise wie Oetinger430; auf der einen Seite überbieten die Höllenstrafen nach dem Jüngsten Gericht, was ihre Dauer und Intensität anbelangt, die Strafen im Zwischen zustand bei weitem; zum andern übertrifft die universale Herrlichkeit des Neuen Jesusalems des Neuen Himmels und der Neuen Erde ( O f f b . 21 f . ) , die Herrlichkeit des 1000-jährigen Reichs bei weitem: was im Millennium paradiesisch in Blüte gestanden hat, kommt jetzt zur paradiesischen Frucht431. Bevor wir auf Hahns eigentliche Apokatastasislehre, die Zusammenführung der Heils- und der Unheilslinie nach dem Jüngsten Gericht, zu sprechen kommen, ist kurz anhand einiger Hahn-Texte anzudeuten, wie sich Hahn das unterschiedliche Geschick der Unseligen einerseits und der Seligen andererseits nach dem Jüngsten Gericht vorstellt. So lehrt Hahn von den im Jüngsten Gericht Verdammten aufgrund von O f f b . 20, 14, daß im 'anderen Tod' die Straforte der gestorbenen Seelen im Feuersee 'zentralisiert' werden:
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"Und der Tod, nämlich der in der Erde steckende Auflösungs- und Verwesungsgeist, und der tiefer steckende Todtenschlund, wo die Seelen hangen und stecken bleiben, welches sonst auch Todesthal und Todtenbehältniß heißt (auch der Scheol ist davon nicht ganz f r e i zu s p r e c h e n ) : k u r z , alle diese Todtenbehälter wurden zusammen in Einen Ort verwandelt, der heißt dann Feuersee, Ort der Verdammten. Dieß ist dann mit andern Worten der andere Tod, und heißt Feuersee, oder See des gesammelten centralischen und astralischen F e u e r s . In diesen Feuersee kommen nun alle Verdammten, und leiden da nach Leib und Seele, n u r daß welche tiefer und welche nicht so tief hineinkommen"432. Es gibt also nach Hahn selbst nach dem Jüngsten Gericht Abstufungen im Blick auf die Intensität der Qual der Verurteilten. "Je nachdem einer v o r züglich böse gewesen, ist er dem Satan n ä h e r , welcher vermuthlich seinen Sitz im u n t e r n Mittelpunkt des Feuersees haben wird"433. Im gleichen Sinn wie seine Vorgänger Bengel und Oetinger betont Hahn die überbietbare Qual der im Jüngsten Gericht Verurteilten: "Die schrecklichsten Gerichte sind f ü r die Ungläubigen bestimmt und zugerichtet"434 ; man darf somit auf keinen Fall bagatellisieren "die e r n s t e Drohungen des Gottesschwurs, der die Ungläubigen von der ewigen Ruhe ausschliesset"435. Bei diesen Andeutungen können wir es hier belassen und uns ebenso k u r z der anderen Seite, dem gleichzeitigen Geschick der Seligen zuwenden. Die Seligen, die natürlich, Hahns theosophischen Vorstellungen zufolge, "gedoppelte Tinkturen haben, also männlich-jungfräulich sind"436, genießen, wenn - wie in O f f b . 21 f. 437 beschrieben - der Neue Himmel, die Neue Erde, und das Neue Jerusalem präsent s i n d , ein paradiesisch-geistleibliches gänzlich unentfremdetes Leben, denn "die neue, gereinigte Erde und die neuen Himmel sind eine Sammlung reines Lebens und Wesens"438. Hahn beschreibt diesen Zustand in seiner theosophischen Begrifflichkeit wie fölgt: "alles Todes - und Sündengift wurde (sc. mit dem Jüngsten Tag) ausgestoßen und ausgetrieben, und der Neuschaffer aller Dinge brachte eigentlich keine neue Erde aus den Verborgenheiten überhimmlischer Wesen h e r v o r ; sondern aus den guten und nun gereinigten T i n k t u r wesen der Planetenhimmel und der alten Erde schuf er eine neue Erde und einen neuen Himmel, freilich mit Beimischung und Beifügung der reinelementischen, tinkturialischen Wesenheiten im Reiche der Unsicht barkeit"439. Dabei kommt natürlich dem Neuen Jerusalem, das nach O f f b . 21, 2 vom Neuen Himmel auf die Neue Erde herab f ä h r t , eine besondere Bedeutung zu. Nach Hahn wird die O f f e n b a r u n g Gottes . . . im neuen Jerusalem s e y n , und in . . . geistleiblicher, unverweslicher Herrlichkeit stehen "440, u n d zwar "am h e r r lichsten . . . auf Seinem Thron in Menschengestalt, und doch im Rade der sieben Kräfte in der Einheit der Dreiheit der Gottmenschheit am a l l e r h e r r lichsten"441.
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Das Zentrum der eschatologischen Herrlichkeit, der hier genannte Thron, befindet sich im geistleiblichen Tempel des Neuen Jerusalem, von welchem Hahn selbst im voraus in theosophischer Unmittelbarkeit eine Anschauung zuteilgeworden ist 442 Hahn schreibt zum Neuen Jerusalem und zur 'eschatologischen Geographie' nach dem Jüngsten Tag: Das Neue Jerusalem wird sein die "herrliche(n) Stadt, worin die Braut des Lammes eingebürgert seyn wird. Diese Stadt wird eine Residenz aller Könige der neuen Erde s e y n , . . . und ihre Königreiche werden von der Stadt an bis an die Grenzen der neuen Erde hinausreichen, und je weiter hinaus, desto mehr B ü r g e r haben, die aber auch je e n t f e r n t e r , je gemeiner selig sind, und der Raum weiter hinaus wird g r ö ß e r , bis an den Feuersee. Es werden aber die Könige Ordnungen von geringeren Obrigkeiten u n t e r sich haben, und diese werden alle priesterlich und königlich zugleich seyn, wie ihr Oberkönig. . . . Am weitesten von der Stadt e n t f e r n t werden auch Kranke s e y n , denen Lebensblätter zur Gesundheit gereicht werd e n ; und wer weiß, ob der Unterschied so gar groß u n t e r den E n t f e r n testen auf der neuen Erde, und u n t e r denen in der letzten oder geringsten Finsternißstufe der Unseligen seyn w i r d ? " 4 4 3 . Bei dieser knappen Skizze zum Zustand der Seligen nach dem J ü n g s t e n Tag muß im Blick gehalten werden, daß hier n u r ein ganz kleiner Ausschnitt aus der Fülle der Hahnschen theosophischen Vorstellungen zur Sprache kommen k a n n : Hahn sieht Christi hohepriesterliches Königtum im Neuen Jerusalem weit herrlicher und universaler in Kraft als im Millennium; die geistleibliche Vollkommenheit des nach dem J ü n g s t e n Tag wiedergewonnenen Paradieses wird von Hahn eindrucksvoll in den Vordergrund g e r ü c k t . Wir kommen zu Hahns Apokatastasislehre im engeren Sinne, d . h . zur Erö r t e r u n g der Frage, wie gemäß Hahns eschatologischen Anschauungen die Unheilslinie (Feuersee) und die Heilslinie (Neuer Himmel, Neue Erde, Neujerusalem) wieder aufeinander zugeführt werden. Bereits das letztgenannte Hahn-Zitat, in dem Hahn von den Abstufungen im Geschick der Seligen und von den 'Lebensblättern' (vgl. O f f b . 22, 2) r e d e t , läßt durchscheinen, daß Hahn die Qual im Feuersee nicht als e n d los d e n k t , und daß er O f f b . 22, 2 wie B e n g e l 4 4 4 und O e t i n g e r 4 4 5 als And e u t u n g des sich nach und nach ermäßigenden Gerichts und als Indiz f ü r die sich abzeichnende Apokatastasis i n t e r p r e t i e r t . Daß der 'doppelte Ausgang' nach dem J ü n g s t e n Gericht, so sehr er betont wird, dennoch schließlich aufgehoben wird, ist die von Hahn wieder und wieder u n t e r s t r i c h e n e Pointe seiner Eschatologie. Das bisher skizzierte Nebeneinander von Feuersee und der eschatologischen Welt der Seligen kann auf Dauer nicht bestehen bleiben, denn schließlich war
- 236 " d e r Plan G o t t e s v o n Ewigkeit k e i n a n d r e r . . . , a l s Alles in Allen zu w e r d e n , alles mit sich u n d s e i n e r H e r r l i c h k e i t zu e r f ü l l e n . So k ö n n e n d e n n also unmöglich zwey E i n h e i t e n s t a t t f i n d e n , dieweilen n u r Eine d a s g a n z e All zu e t w a s m a c h t ; u n d w e n n zwey E i n h e i t e n w ä r e n , so m ü ß t e n a u c h zwey u r s p r ü n g l i c h e G e b u r t s q u e l l e n d e r s e l b e n E i n h e i t e n existiren"4^. N a t ü r l i c h ist es n a c h Hahn t h e o l o g i s c h a b s u r d , e i n e n u r s p r ü n g l i c h e n D u a lismus zwischen Gott dem S c h ö p f e r u n d S a t a n als 'zweitem S c h ö p f e r g o t t ' a n z u n e h m e n ^ 1 ? . Dies h a t a b e r f ü r H a h n s e s c h a t o l o g i s c h e L e h r e die Kons e q u e n z , d a ß s c h l i e ß l i c h alles zu e i n e r ' E i n h e i t ' z u s a m m e n g e f a ß t u n d d e r d o p p e l t e A u s g a n g am E n d e r ü c k g ä n g i g gemacht w i r d . Nach H a h n gibt e s f ü r die L e h r e , d a ß die e s c h a t o l o g i s c h e E n t w i c k l u n g n a c h dem J ü n g s t e n T a g in die A p o k a t a s t a s i s e i n m ü n d e t , eine Vielzahl v o n S c h r i f t b e w e i s e n . Hahn ä u ß e r t sich d a z u r e c h t e n t s c h i e d e n : "Die L e h r e v o n d e r W i e d e r b r i n g u n g aller D i n g e g e h ö r t im e i g e n t l i c h e n Sinn n i c h t u n t e r d a s , was man W a h r s c h e i n l i c h k e i t e n u n d V e r m u t h u n g e n n e n n t ; d e n n s e h r viele Worte G o t t e s b e w e i s e n s i e , u n d s e l b s t mit d e n Worten h e i l i g e r S c h r i f t , mit d e n e n man sie w i d e r l e g e n will, k a n n man sie b e w e i s e n C480) ; n u r m u ß man d a s Licht h a b e n , sie r e c h t e r A r t zu v e r s t e h e n . . . . S c h w e r k a n n ich b e g r e i f e n , wie man a n d e r s die h e i l . S c h r i f t e r k l ä r e n u n d b e g r e i f e n k a n n . Noch s c h w e r e r , wie e i n e r w a h r e r C h r i s t s e y n , u n d sie b e s t r e i t e n will! D a ß n a c h dem J ü n g s t e n G e r i c h t d e r ' d o p p e l t e A u s g a n g ' s c h l i e ß l i c h d u r c h die A p o k a t a s t a s i s p a n t o n ü b e r b o t e n w i r d , weiß Hahn a u f g r u n d e i n e r Fülle b i b l i s c h e r B e w e i s w o r t e . Dabei h a n d e l t e s sich - n a h e z u a u s n a h m s l o s - um jene d i c t a p r o b a n t i a f ü r die A p o k a t a s t a s i s , d e r e r sich b e r e i t s B e n g e l b z w . O e t i n g e r b e d i e n t h a b e n . Nicht in d e r A r t d e r B e g r ü n d u n g d e r A p o k a t a s t a sis weicht Hahn v o n d e r b i b l i s c h e n A r g u m e n t a t i o n s e i n e r V o r g ä n g e r a b , s o n d e r n v i e l m e h r in B e z u g auf d e n t h e o l o g i s c h e n N a c h d r u c k , mit dem e r die A p o k a t a s t a s i s als b i b l i s c h - e s c h a t o l o g i s c h e Z e n t r a l l e h r e v e r t e i d i g t : u n e r m ü d l i c h u n d in v i e l e n W i e d e r h o l u n g e n w i r d in H a h n s S c h r i f t e n b e t o n t , d a ß die W i e d e r b r i n g u n g aller ein solides b i b l i s c h e s F u n d a m e n t b e s i t z t , d a ß sie eine u n e r s c h ü t t e r l i c h e b i b l i s c h e Wahrheit d a r s t e l l t . D i e s e r S a c h v e r h a l t ist im F o l g e n d e n a n H a h n s Umgang mit e i n i g e n u n s b e k a n n t e n b i b l i s c h e n d i c t a p r o b a n t i a f ü r die s c h l i e ß l i c h e Ü b e r w i n d u n g d e s ' d o p p e l t e n A u s g a n g s ' zu b e l e g e n . Wir zeigen die b i b l i s c h e B e g r ü n d u n g d e r A p o k a t a s t a s i s , wie H a h n sie v e r s t e h t , a n f ü n f b i b l i s c h e n V o r s t e l l u n g e n , die f ü r H a h n (wie a u c h f ü r die w ü r t t e m b e r g i s c h e n ' F r e u n d e d e r Wiederb r i n g u n g ' v o r ihm) eine g e w a l t i g e Rolle gespielt h a b e n , nämlich (1) am V e r s t ä n d n i s d e r 'ewigen H ö l l e n s t r a f e n ' , (2) an d e r D e u t u n g v o n 1. K o r . 15, 20-28; (3) an d e r D e u t u n g d e s Wortes, d a ß Gott s c h l i e ß l i c h Ά u n d O' sein w i r d ( O f f b . 21, 6; 22, 13), (4) in d e r I n t e r p r e t a t i o n d e s αχριχρόνων αποκαταστάσεως πάντων ( A p g . 3, 21), (5) a n d e r D e u t u n g d e r ' A n a k e p h a laiosis' ( E p h . 1, 10) in V e r b i n d u n g mit dem ä h n l i c h e n V e r s Kol. 1, 20.
- 237 ( 1 ) Zunächst ist - um bei der 'negativen' Seite zu beginnen - Hahns A u f f a s s u n g von der Dauer der Höllenstrafen nach dem Jüngsten Gericht in den Blick zu nehmen. Wie selbstverständlich übernimmt Hahn jene auch von B e n g e l , Oetinger u . a . v e r t r e t e n e exegetische Meinung, daß αιων(ιος) im Neuen Testament einen begrenzten Zeitraum b e z e i c h n e t 4 5 0 . Dabei wird das biblische Wort 'Ewigkeit' von Hahn als " Z e i t e n m a ß " 4 5 ! v e r standen, das bedeutet: "eine Ewigkeit ist eine gemessene Zeit. Eine Ewigkeit macht der andern Platz; hat eine ein Ziel, so haben ihrer viele auch ein Z i e l " 4 5 2 . Mit dieser Definition des biblsichen E w i g k e i t s b e g r i f f s befindet sich Hahn ganz auf den Bahnen seiner V o r g ä n g e r B e n g e l 4 ^ und O e t i n g e r 4 5 4 . Wie diese sieht Hahn die 'Ewigkeit' als das Zeitmaß des eschatologischen P r o zesses an. Freilich ist nach dem bisher A u s g e f ü h r t e n erklärlich, daß Hahn gegen Bengel;und Oetinger die Dauer einer 'Ewigkeit' nicht mit 2222 2/9 J a h r e n 4 5 5 veranschlagen kann. Stattdessen erhält von Hahns chronologischen Voraussetzungen her der biblische B e g r i f f 'Ewigkeit' eine andere inhaltliche Füllung: Nach Hahns Vermutung währt eine "Ewigkeit" so lange wie die Welt zeit, nämlich 7000 J a h r e 4 5 6 , und insgesamt sind es "sieben Ewigkeiten und also sieben Welten und Weltzeiten . . . . Eine jede Weltzeit ist siebentausend J a h r " 4 5 ^ . Dieses Hintereinander von 'Ewigkeiten' im eschatologischen Prozeß ergibt sich f ü r Hahn aus der alttestamentlichen Vorstellung vom 50. Jahr als dem Hall- und Erlaßjahr 4 5 ^, und zwar wird nach sieben mal 7000 Jahren, nach sieben 'Ewigkeiten', also "nach dem Verlauf von neun und v i e r z i g tausend Jahren alles wieder zu seiner verlornen Habe kommen" 4 5 ^, denn "das f ü n f zig tausendste Jahr wird das große Jubel - und Erlaßjahr seyn f ü r alle Kreatur"460. Auf dem Hintergrund dieses Verständnisses des biblischen Ewigkeitsbeg r i f f s sieht Hahn - nicht anders als Bengel und Oetinger - die Rede von den unendlich-ewigen Höllenstrafen in seinen Schriften durchweg als s c h r i f t w i d r i g und v e r w e r f l i c h an. Für ihn ist die Überzeugung von der Aufhörlichkeit der Höllenstrafen nach dem Jüngsten Gericht in der Bibel zureichend b e g r ü n d e t , und diese Aufhörlichkeit nicht zuzugeben, widerstreitet der biblischen Wahrheit und dem sensus communis. Das hat Hahn nirgends deutlicher formuliert als im 36. Brief seiner H e b r . Auslegung: "Wenn Jesus 'Vater der Ewigkeiten' heißt, so kann dieß tröstlich, aber auch schröcklich klingen. T r ö s t l i c h , daß er in allen Ewigkeiten wieder frischgeborne Geisteskinder haben wird, bis Er das ganze Adams-Geschlecht wiederbracht, und ins Lichtreich geistlich geboren hat. Schröcklich klinget es aber auch, wenn man bedenket, daß es bey manchen bis zu den lezten Ewigkeiten mit ihrem Wiedergenesen anstehen kann. Die Menschen . . . bedenken nicht, was doch so viele Ewigkeiten hindurch zu thun seyn m ö c h t e " 4 6 1 .
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Nachdem Hahn in dieser Weise geklärt h a t , daß d u r c h die Lehre von den begrenzten Ewigkeiten der Höllenstrafen der Gerichtsernst keineswegs bagatellisiert wird, fährt er fort und wendet sich mit Emphase gegen die Verfechter unendlich-ewiger Höllenstrafen; er schreibt: "Nein, meine lieben Freunde! den Menschen kann ich f ü r keinen menschlichen Menschen halten, der nicht n u r die Gedanken haben, sondern sogar die Meynung unendlicher Höllen-Strafen hegen k a n n . Denn, hätte man nicht Ursache, wenn es das wäre, bey der Geburt eines jeden Adams-Kindes untröstlich zu weinen, und sich fast todt zu s c h r e y e n , wenn man b e d e n k t , wie wenige zur Wiedergeburt kommen? Sollte man nicht über das Daseyn solcher armen Wesen fast von Mitleid und Erbarmen aufgerieben werden! Gott! ich gestehe: meine eigene Seligkeit fühlte eine ewige Kränkung, wenn mein Mitmensch, der kurze Zeit gesündiget h a t , unendlich gestraft würde! - Darum heißt e s , weiß Gott! nicht recht von Gott gedacht und gelehrt, wenn man unendliche Höllen-Strafen p r e d i g e t , das kann doch gewiß kein Mensch, der die Schrift und die Kraft Gottes v e r s t e h t , sich selber k e n n t , und etwas von einem Königreich und Hohepriesterthum Jesu weiß. Ich bitte einen jeden, sage man mir doch nicht, daß es noch mehr solche tyrannische Menschen, die unendliche Höllen-Strafen billigen wollen, gebe; denn es ist wider Gottes Liebesplan"462, In diesen Sätzen zeigt sich besonders deutlich, daß Hahn mit der Auff a s s u n g von den unaufhörlich-ewigen Höllenstrafen sein gesamtes eigenes theologisches System b e s t r i t t e n sähe: sein bibelautorisiertes Verständnis von Gott und dessen Liebesplan, von Christi Königreich und Priestertum und - nicht zuletzt - sein Verständnis vom sensus communis. Nach Hahn ist die Lehre von den unaufhörlichen Höllenstrafen eine gleichermaßen unbiblische wie unmenschliche, d . h . dem sensus communis widersprechende Lehre, denn: "wer die Verdammniß ohne Ende glaubt, kann nicht r u h i g s e y n , oder er hat keinen Funken von Gottes Liebe und Erbarmen in sich. Ich f ü r meinen Theil wünschte lieber nicht geboren zu s e y n , als keine Wiederb r i n g u n g aus der heil. Schrift glauben zu können, ob ich schon mich f ü r meine Person nicht darauf v e r l a s s e " 4 6 3 , (2) Diese Sicht von den aufeinanderfolgenden Ewigkeiten des Gerichts leitet Hahn auch bei seiner Interpretation von 1. Kor. 15, 20-28464 ) a i s o der Stelle, die f ü r Bengels 4 ^ 5 und Oetingers^ 6 6 biblische Fundierung der Apokatastasisüberzeugung eine gewaltige Rolle gespielt h a t . Hahn sieht in dieser eschatologischen Textpassage des Paulus die rechte Lehre vom Hintereinander der A u f e r s t e h u n g und zwar vom Erstling Christus bis - am Ende der Reihe der Ewigkeiten - zum 'letzten Feind' - zum Ausdruck gebracht; dieser Auferstehungsprozeß mündet darin ein, daß schließlich - wie im Bisherigen bereits häufig zitiert worden ist - Gott 'alles in allen' (Kor. 15, 28) sein wird: "Es werden Ewigkeiten verfließen, bis Gott alles in allen i s t " 4 6 7 .
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Immer wieder hebt Hahn in seinen Schriften a u f g r u n d von 1. Kor. 15, 26 den Gedanken der eschatologischen Aufhebung h e r v o r : der 'zweite Tod' als der 'letzte Feind' muß aufgehoben sein, bevor Gott nach 1. Kor. 15, 28 'alles in allen' sein kann4®®. Nach Hahn ist diese 'Aufhebung' des 'zweiten Todes' nach 1. Kor. 15, 26 von gewaltiger Bedeutung f ü r das Geschick aller Verdammten im Feuersee, d e n n : "dieser andere Tod wird als der letzte Feind endlich aufgehaben und Christo u n t e r t h a n werden; denn alle im Feuersee werden, da sie Gerichte a u s s t e h e n , des Evangelii froh werden, Geist empfangen, und Geistleiblichkeit anziehen"469. Für Hahn besteht also der 'Tod' des 'zweiten Todes' in dessen 'Aufhebung'; der 'zweite Tod' sowie die in 1. Kor. 15, 25 genannten gottwidrigen Mächte werden schließlich Christus Untertan. Diese 'Aufhebung' und das 'Untertansein' aller Feinde darf man, wie Hahn nachdrücklich betont, nicht als Vernichtung, als Annihilation b e g r e i f e n , sondern positiv im Sinne der Verwandlung: "Nein, es wird endlich kein Tod, keine Hölle, kein Feuersee, kein Satan und Belial mehr seyn; denn so lange das alles ist, kann Gott nicht selbst Alles in Allem s e y n . Wenn aber Tod, Teufel und Hölle, und also alles Böse nicht mehr i s t , wo ist es dann hingekommen: ist es dann vernicht e t , und so aufgelöst und a u f g e h a b e n , daß es gar nicht mehr e x i s t i r t , und ist? - Nein, so nicht! Sondern es ist durch den Wiederbringer und die Wiederbringungs-Anstalten herwiederbracht. Das Kranke ist gesund und geheilt: das Todte lebendig gemacht worden; der Rebellen sind nun keine mehr; selbsten der allerärgste, also der letzte Feind ist aufgehaben, es ist ihm etwas ganz naturwidriges beigebracht und eingegangen worden, er hat Leben und Lebenskraft, Leben und unvergängliches Wesen erwischt, das ist ihm wie Gift; so schnell hat es ihn d u r c h d r u n gen. Er konnte nicht mehr als Tod existiren. Und so gieng es auch der Hölle" 4 7 0 . Für Hahn sind also in 1. Kor. 15, 27 f . "unterthan und wiederbracht austauschbare Begriffe. Zu den schließlich wiedergebrachten gott widrigen Mächten gehört natürlich auch Satan selbst; derjenige, "welcher Tod und Hölle g e u r s a c h t , und gleichsam hervorgebracht und erweckt hat . . . , muß sich ergeben und in Gottes Erbarmen e r s i n k e n , nachdem er das Gericht 479 lange, und endlich allein noch lange betragen h a t " 4 . Schließlich werden also "alle Feinde Freunde w e r d e n " 4 ^ , wenn der "letzte Feind" "nach dem Ablauf aller Ewigkeiten aufgehaben und vom siegenden Leben verschlungen" 4 ?4 wird. Das ist eine Interpretation der Passage 1. Kor. 15, 20-28, die sich sachlich sehr eng mit der Bengelschen Interpretation dieses Textes b e r ü h r t 4 ^ ; f ü r Bengel wie f ü r Hahn ist 1. Kor. 15, 20-28 eine Kardinalstelle zur Beg r ü n d u n g der Überwindung des 'doppelten Ausgangs', und das 'alles in allen' in V. 28 steht bei beiden f ü r die schließlich eintretende Apokatastasis panton, die selbst den Satan nicht ausschließt.
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Von den bisherigen A u s f ü h r u n g e n her wird bereits verständlich, daß von Hahn die wider göttlichen Mächte als 'Strafwerkzeuge' v e r s t a n d e n werden, mit Hilfe d e r e r Gott gleichsam pädagogisch sein heilsgeschichtlich-eschatologisches Ziel erreichen wird, welches darin b e s t e h t , daß alle V e r u r teilten - mitsamt den 'Strafwerkzeugen' selbst - glaubend das göttliche Erbarmen ergreifen und sich somit v e r ä n d e r n lassen. So ist der 'andere Tod' f ü r Hahn ein "Putrefactions- oder F ä u l u n g s f a ß " 4 7 6 , das dazu dient, daß "nirgends etwas Altes m e h r " 4 7 7 übrig bleibt. An a n d e r e r Stelle nennt Hahn den 'Feuersee' ein " P u t r i f a c t i o n s f a ß " 4 7 8 , das zu zählen sei u n t e r die "Anstalten in . . . jener Welt zur Wiederbringung des Ganzen" 4 7 ^. Hahn sagt zum 'pädagogischen' Ziel der Gerichte, es seien "alle Gerichte, auch der andere Tod dazu eingerichtet und ab zweckend den Menschen zu sich selber zu b r i n g e n , daß er sich endlich in das Erbarmen Gottes einsenkte"480. Dabei hat es aus Hahns Sicht keineswegs mit aufklärerischer Höllenleugn u n g 4 8 * zu t u n , wenn er a u f g r u n d von 1. Kor. 15, 20-28 e r w a r t e t , Christus werde nach dem Jüngsten Tage "dem Tod ein Gift und der Hölle eine Pestilenz s e y n ; der Tod wird Leben einschlingen, und die Hölle mit Licht und Leben a n g e s t e c k t , daß beide d a s , was sie s e y n , nicht werden bleiben k ö n n e n " 4 8 o d e r wenn er seine Lehre von der schließlichen Überflüssigkeit der Hölle sogar in die Liedverse f a ß t : "Tod und Holl wird abgeschafft Durch des Siegers Lebenskraft" 4 8 "*. (3) In den beiden vorangegangenen Unterabschnitten zu Hahns Ewigkeitsbegriff und zu seiner Sicht der 'Aufhebung' des doppelten Ausgangs nach 1. Kor. 15, 20-28 ist vorrangig zur Sprache gekommen, in welcher Weise Hahn die negativen Konsequenzen des Jüngsten Tages schließlich überwunden sieht. Im Folgenden wenden wir uns der 'positiven Seite' zu, nämlich Hahns Interpretation neutestamentlicher Hauptstellen, die positiv f ü r die B e g r ü n d u n g der Apokatastasis panton am Ende der Zeiten in Ans p r u c h genommen werden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß bereits bei dem zuletzt behandelten Textabschnitt, 1. Kor. 15, 20-28, von Hahn das 'Gott alles in allen' im letzten Vers als solch eine positive Kardinalstelle zur B e g r ü n d u n g der Apokatastasis angesehen worden ist: das 'Gott alles in allen' ist die 'Negation', die jene Negation, die im J ü n g s t e n Gericht ausgesprochen i s t , ihrerseits negiert und nach einem langen Prozeß zur Aufh e b u n g gelangt. Bereits zuvor ist in dieser Arbeit ziemlich ausführlich behandelt worden, daß in der Hahnschen Theosophie der Rede von Gott als dem Α und Ο gemäß der O f f b . eine gewaltige Rolle zugeschrieben w i r d 4 8 4 . Dieser Gesichtspunkt ist hier in Hahns Eschatologie wieder a u f z u g r e i f e n , und es ist zu zeigen, daß - wie bereits angemerkt - der Prozeß des 'Werdens Gottes' auf den Höhepunkt des endzeitlichen Geschehens ab zielt 48!>, daß nämlich Gott schließlich 'alles in a l l e n ' 4 8 6 und somit im Vollsinn Α und Ο ist.
- 241 Wenn Gott bzw. der erhöhte Christus sich in den beiden letzten Kapiteln der Bibel zweimal, und zwar in O f f b . 21, 6 und 22, 13 als Ά und 0 ' , 'erster und letzter' bezeichnet, so ist nach Hahn damit der letzte Zielpunkt des 'Gottesprozesses' zum Ausdruck gebracht, die Apokatastasis panton, in der Gott 'alles in allen' ist, also der Punkt auf den die gesamte Bibel hinzielt und auf den demzufolge die heilsgeschichtlich-eschatologische Entwicklung nach Gottes Plan hinzielen wird. Den wichtigen Vers O f f b . 21, 6 kommentiert Hahn, das 'Ich' Jehovah-Jesu verwendend, und indem er seine theosophischen Voraussetzungen mit einbringt , wie folgt: "mein Haushaltungsplan ist an Vielen ausgeführt; mein Zweck erreicht, und so wird es endlich im Ganzen geschehen seyn; denn Ich bin das Α und das Ο, der Anfang und das Ende. Ich bin die Kraft aller Kräfte, der leidenden und der wirkenden. Ich bin als Α die wirkende und als Ο die leidende Ursache des Daseins aller; aber ich bin auch der Erste, Geoffenbarte mit meiner Dreiheit in meiner Einheit, und so wie ich im Ersten meiner Gottmenschheit der Erzerste bin, so will ich es auch im Letzten w e r d e n " 4 8 7 . Für Hahn ist das in dem Vers O f f b . 21, 6 genannte Ά und O' der Vorblick "auf das Ziel der ewigen Ewigkeit"488. diesem Vers, der über die Apokatastasis als das letzte Ziel Aufschluß gibt, will Gott sagen: "an Wiederbringungsmitteln fehlt es mir nicht "489. Entsprechend findet Hahn ein Kapitel später in dem verwandten Vers O f f b . 22, 13, wo wieder das Ά und 0 ' genannt wird, Folgendes ausgedrückt : "gleichwie alles in mir (sc. dem erhöhten Christus) zusammenbestanden ist, vor dem Fall; also soll auch alles wieder in mir zusammenverfaßt werden unter ein einig Haupt. Ich bin der Erste und bin auch der Letzte; ich werde in dem Letzten eben der werden, der ich in dem ersten bin "490 oder anders ausgedrückt, in Anspielung auf den Apokatastasisvers 1. Kor. 15, 28: " . . . Ich Jesus werde selber Alles in Allem seyn; in mir hat die erste Schöpfung ihren Anfang genommen, die zweite aber wird in mir ihr Ziel finden und sich beschließen; und also der bin Ich"491; "Wenn nun Alles wiederbracht, und Gott selber Alles in Allem seyn wird, so wird Er in dem Letzten seyn, was er in dem Ersten ist"492. Gott 'alles in allem' und Gott als das schließliche Ά und O' sind bei Hahn Umschreibungen für den gleichen Sachverhalt: die Wiederbringung aller Dinge. Betrachtet man die hier zitierten Hahn-Worte im Rahmen und auf dem Hintergrund dessen, was zuvor zum theosophischen System Hahns und da besonders zu dessen Gottes- und Schöpfungslehre ausgeführt worden ist
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(Bedeutung der wirkenden Zentralkraft Α und der leidenden Zentralkraft Ο im g ö t t l i c h e n s i e b e n f a c h e n G e b u r t s r a d ) , wird v o l l e n d s d e u t l i c h , d a ß d a s in O f f b . 21, 6 b z w . 22, 16 a n g e s p r o c h e n e e s c h a t o l o g i s c h e Ziel, n ä m lich d a s Α u n d O, d a s d e r d r e i e i n i g e Gott in d e r A p o k a t a s t a s i s v o l l e n d s sein w i r d , bei Hahn ein g e w a l t i g e s Gewicht bekommt, ja d a ß die in d i e s e n b e i d e n V e r s e n mit dem Ά u n d O' a u s g e d r ü c k t e V o l l e n d u n g a u s H a h n s Theosophie nicht wegzudenken i s t . Nach Hahn t r a g e n die s e l i g m a c h e n d e n " V o k a l b u c h s t a b e n J e s u s J e h o v a h " 4 9 · ^ , d . h . d a ß Gott b z w . d e r e r h ö h t e C h r i s t u s Ά u n d O, e r s t e r u n d l e t z t e r ' i s t , d a z u b e i , d a ß im B u c h d e r S c h ö p f u n g die d u r c h e i n a n d e r g e r a t e n e B u c h s t a b e n r e i h e n f o l g e 4 9 4 w i e d e r in O r d n u n g g e r ä t , d a ß d e r "Krieg u n t e r d e n B u c h s t a b e n , C h a r a k t e r e u n d K r e a t u r e n d e s Zorns u n d d e r L i e b e " 4 9 5 b e hoben wird. G. L a n g d r ü c k t d a s in s e i n e r H a h n - A r b e i t so a u s : "alle K r e a t u r e n s i n d a u s z u g e b ä r e n d e B u c h s t a b e n u n d C h a r a k t e r e G o t t e s u n d d e s S c h ö p f e r s , . . . e r s t w e n n alle B u c h s t a b e n d e s g r o ß e n S c h ö p f u n g s a l p h a b e t h s a u s g e b o r e n u n d mit dem Vokal J e s u s a u s g e s p r o c h e n s i n d , e r s t d a n n ist wirklich G o t t e s O f f e n b a r u n g , Gott in seiner Offenbarung vollendet"496. I n t e r e s s a n t i s t , d a ß sich bei B e n g e l , d e r t h e o s o p h i s c h e n G e d a n k e n g ä n g e n e h e r a b h o l d g e w e s e n i s t , zu O f f b . 21, 6 u n d 22, 16 B e m e r k u n g e n f i n d e n , die H a h n s Ü b e r l e g u n g e n zum Ά u n d O1 im Z u s a m m e n h a n g mit d e r A p o k a t a s t a s i s e n t s p r e c h e n : a u c h B e n g e l h a t d a s Ά u n d O' in d i e s e n b e i d e n V e r s e n als erschatologischen Zielpunkt d e s G o t t e s p r o z e s s e s a n g e s e h e n u n d mit d e r A p o k a t a s t a s i s , mit dem 'Gott alles in allem' v o n 1. K o r . 15, 28, i n e i n s g e s e h e n 4 9 7 , u n d a u c h B e n g e l i n t e r p r e t i e r t O f f b . 21, 6 s o , d a ß d a s "Getöse d e r v e r s t i m t e n B u c h s t a b e n " 4 9 8 b e e n d e t wird u n d " w i e d e r s p e n s t i g e Z w i s c h e n - B u c h s t a b e n . . . alle v e r s c h w i n d e n " 4 9 9 w e r d e n , w e n n Gott 'alles in allem', Ά u n d O' i s t . (4) Daß d a s 'άχρι χρόνων Αποκαταστάσεως πάντων v o n A p g . 3, 21, die e i n zige Bibelstelle mit dem A u s d r u c k ' A p o k a t a s t a s i s p a n t o n ' , bei B e n g e l , O e t i n g e r , P h . M . Hahn u n d P r e g i z e r als A r g u m e n t f ü r die Legitimität d e r Ü b e r z e u g u n g v o n d e r W i e d e r b r i n g u n g aller g e b r a u c h t w o r d e n i s t , ist b e r e i t s o b e n 5 0 0 v e r m e r k t w o r d e n . In e n t s p r e c h e n d e r Weise b e n u t z t M. Hahn A p g . 3, 21 als A r g u m e n t . Hahn f ü h r t zu A p g . 3, 21 a u s , J e s u s sei d e r , d e r als E r h ö h t e r w i r k t , "bis auf die Zeit, d a h e r w i e d e r g e b r a c h t w e r d e Alles d a s , was die P r o p h e t e n g e r e d e t u n d g e w e i s s a g e t h a b e n . Also m e r k e t d a s Wort: h e r w i e d e r b r a c h t soll w e r d e n Alles d a s , wovon die h e i l . P r o p h e t e n g e r e d e t h a b e n . Nun d e n n , v o n was h a b e n sie g e r e d e t ? " 5 0 1 .
- 243 Nach Hahn ist die Antwort auf diese Frage eindeutig die Wiederbringung aller Dinge am Ende der Zeiten. Er belegt das im Folgenden anhand von prophetischen Partien aus dem alten und neuen Testament, nämlich Ps. 145, 5 f . ; Rm. 11, 32; 1. Kor. 15, 28; Ps. 150, 6; Phil. 2, I I 5 0 2 , daß im Einklang mit dem wichtigsten prophetischen Buch, "der Offenbarung Jesu C h r i s t i " 5 ^ (jj e Prophezeiung, von der in Apg. 3, 21 die Rede i s t , auf die schließliche Apokatastasis panton zu deuten sind, von der ja auch Petrus in diesem Vers expressis verbis s p r i c h t . Bei dieser Zusammenschau von Bibelversen verdient besondere Beachtung, daß Hahn den 'Apokatastasis'-Vers Apg. 3, 21 mit Hilfe des von ihm p r o phetisch verstandenen Psalmworts d e u t e t , das wir aus Oetingers Apokatastasislehre als dessen alttestamentliche Lieblingsstelle kennen, nämlich Ps. 145, 9 f . 5 0 4 . Wenn es in Apg. 3, 21 heißt "herwiederbrächt soll werden Alles d a s , wovon die heil. Propheten geredet haben"505, so steht dieser Satz mit Ps. 145, 9 f. in Beziehung, d e n n : "Wenn einer dieser Gottesmänner sagt: Er, nemlich Gott, erbarmet sich Aller Seiner Gotteswerke, Aller seiner Kreaturen und Geschöpfe; . . . (so) will (sc. dieser Gottesmann) gleichsam sagen: Es ist Seinem e r barmenden Herzen nicht möglich, Eine Seiner Kreaturen im Verderben liegen zu lassen"506 < Somit erläutert das Wort Ps. 145, 9 f . : "Es werden dir Jehovah noch danken Alle deine Schöpfungswerke, Alle deine Kreaturen"507 > ( j e n Ausdruck 'Apokatastasis panton', der sich in Apg. 3, 21 findet, und belegt, daß gemäß Apg. 3, 21 schon die alttestamentliche Prophetie von der Apokatastasisgewißheit getragen i s t . Übrigens spielt Hahn des öfteren auf dieses Psalmwort als Beweis f ü r die Apokatastasis panton an508, (5) Schließlich ist auf zwei - miteinander verwandte - Bibelverse ein zugehen, die f ü r Hahn Kardinalstellen zum Beweis der Apokatastasis abgeben und die den bisher genannten Dicta probantia an Bedeutung nicht nachstehen , nämlich Eph. 1, 10 und Kol. 1, 20, also die beiden Verse, in denen die universalistische Orientierung des Eph. bzw. Kol. besonders deutlich zum Ausdruck kommt. Diese beiden Verse spielen im Rahmen der beiden dazugehörigen C h r i s t u s hymnen Eph. 1, 3-14 und Kol. 1, 15-20 f ü r Hahns theosophische Lehre von der Schöpfung und von Christus als Schöpfungsmittler - wie gezeigt509 eine große Rolle. Aufgrund dieser beiden Hymnen und u n t e r besonderer Berücksichtigung von Eph. 1, 10 und Kol. 1, 20 kann Hahn nicht n u r recht vom Ausgangspunkt der e r s t e n Schöpfung, d . h . von Christi Schöpfungsmittlerschaft, lehren, sondern auch vom Ziel der zweiten Schöpfung, das in der Anakephalaiosis nach Eph. 1, 10 bzw. in der Allversöhnung nach Kol. 1, 20 b e s t e h t . Besonders auf die Anakephalaiosis von Eph. 1, 10 kommt Hahn in seinen Schriften unentwegt zu s p r e c h e n . An einigen besonders charakteristischen Belegen sei die Bedeutung dieses Verses f ü r die Hahnsche Theosophie belegt.
- 244 Aufgrund von Eph. 1, 10 gilt nach Hahn im Blick auf die Schöpfung, den Fall und dessen Wiederherstellung: "ob gleich durch den Fall der gefallenen Engel und durch den Menschenfall eine Zertrennung, ein Abriß vom Haupte und vom ganzen System geschehen ist, wird es doch wieder ergänzet werden, nach Epheser 1. C a p . " 5 1 0 . Inhalt des Christushymnus Eph. 1, 3-14 ist, wie Hahn in seiner Auslegung von Eph. 1, 11 sagt, der "Vorsaz dessen, der alle Dinge nach dem vorgefaßten Rathschluß Seines vollkommenen Willens w i r k e t " 5 1 1 . Dabei erweist sich aus dem herausragenden Vers Eph. 1, 10 das, was sich "Gott, der Jesus Jehovah, . . . vorgesezt " 5 1 ^ hat, nämlich: "Er will in den von Ihm bestimmten Zeitfristen und Ewigkeiten Seinen Zweck an Allen erreichen! "513. Und dieser eschatologische "Zweck" besteht darin, daß "alle Dinge so nach und nach wieder unter das alleinige Haupt, in welchem vor dem Fall alles zusammen bestanden, verfasset werden mögen. Ich sage, alle Dinge, und verstehe darunter beide, die in den Himmeln und die auf Erden sind, nemlich alles, was sich von Christo abgerißen und get rennet h a t " 5 1 4 . In dem Zusammenhang verteidigt Hahn diese Lehre von der Anekephalaiosis als Zweck des göttlichen Vorsatzes erbittert gegen theologische Widersacher. Er sagt: "die Anstalten Gottes gehen dahin, daß alles Abgerißene und Getrennte wieder zusammen verfaßt und verbunden werde. . . . So ist's, Geliebte, und so glauben wir, und ob die ganze Welt und die ganze Brüder-Gemeine dagegen zeugte und lästerte, denn also hat Gott es entdekt und geoffenbart Seinen Aposteln und lieben Getreuen, ja endlich auch mir elenden, gewiß unwürdigen Armen" 5 1 5 . Mit dem letzten Satz spielt Hahn darauf an, daß seine eigene Erkenntnis von Gottes Vorsatz und von der Wiederbringung zwar von der Brüdergemeinde stark beargwöhnt wird 5 1 ®, daß diese Erkenntnis aber dennoch sowohl Inhalt der Schrift als auch der Hahn persönlich zuteil gewordenen Erleuchtung i s t 5 1 7 . Und er hält bei der Auslegung von Eph. 1, 10 den Gegnern aus der Brüdergemeinde scharf entgegen: "Hadert doch mit Gott! Kurzsichtige! Neidische! daß Er einige so erleuchtet hat . . . Denn so gewiß mein Gott ist, so gewiß ist meine Erleuchtung, Gottes Erleuchtung. So gewiß Gottes Wort Wahrheit ist, ebenso gewiß ists, was ich hier b e z e u g e " * * . 5 1
So wie sich für die Lehre von der Schöpfungsmittlerschaft Christi die Christushymnen in Eph. 1 und Kol. 1 gegenseitig ergänzen, so stützen sich nach Hahn die wichtigen Verse Eph. 1, 10 und Kol. 1, 20 als Beweisworte für die Apokatastasis gegenseitig.
- 245 Aus Kol. 1, 20 entnimmt Hahn, daß Gott "durch Ihn den Erstgebohrnen alle geschaffene Dinge ohne Ausnahme gegen sich versöhne"519, und Hahn führt dazu - unter Mitberücksichtigung von Eph. 1, 10 - aus: "Es könnte einem oder dem andern einfallen, es sey noch nicht alles genennet oder gemeynt, was in dem ganzen Schöpfungsraum Gottes seyn, wenn es (in Kol. 1, 20) heißt: Es sey alles versöhnt . . . . Allein da die ganze Schöpfung durch den Ein- und Erstgebohrnen gemacht, auf Ihn, durch Ihn, zu Ihm und alles unter Ihm als Einem Haupt wie gliedlich verfaßet war, so wird doch niemand glauben, daß nicht alles wieder unter dieses Haupt werde zusammen verfaßt werden"520; "Verstehe also getrost unter dem Wort alles ( s c . in Kol. 1, 20 und Eph. 1, 10) wirklich alles in der ganzen Schöpfung Gottes "521. "auch der Feuersee"522 gehört dazu. Im Einklang mit Kol. 1, 20 kann Hahn von "der großen Allversöhnung als biblischer Wahrheit reden; diese besagt, daß "Jesus . . . alles durch Seinen Tod mit Gottes Gerechtigkeit versöhnen . . . will"524 und daß somit bereits "Anstalten . . . gemacht (sind) zur Wiederbringung alles Verlornen . . . unter der Verwaltung des höchsten Priesters und W e l t v e r s ö h n e r s " 5 2 5 . Mit diesen Bemerkungen ist angedeutet, daß in der Hahnschen Apokatastasislehre die beiden Verse Eph. 1, 10 und Kol. 1, 20 die gleiche Rolle spielen wie in der O e t i n g e r s c h e n ^ ö . Hahn teilt die Überzeugung seines pietistischen Vorgängers, daß der überaus bedeutsame Vorsatz, den Gott vor Grundlegung der W e l t ^ 2 7 h Eph. 1, 11; 3, 11 gefaßt hat, seinen 'Endzweck' in der in Eph. 1, 10 beschriebenen 'Anakephalaiosis' hat, die zusammenzusehen ist mit der 'Allversöhnung' von Kol. 1, 20, so daß diese beiden Verse gleichsam das Zentrum der höchstwichtigen Briefe Eph. und Kol. darstellen. n
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Freilich ist für Hahn aufgrund seiner Zentralschaugabe die Beweiskraft der Vorsatzlehre, die nach Kol. und Eph. auf die Apokatastasis zielt, e r heblich v e r s t ä r k t , denn auch bei 'Vorsatz' und 'Wiederbringung' bzw. A n a kephalaiosis' handelt es sich um biblische Wahrheiten, derer er in Gottunmittelbarkeit ansichtig geworden ist. Zusammenfassend läßt sich zu den vorangegangenen fünf Unterabschnitten sagen, daß die dort angeführten Hauptstellen zur biblischen Begründung der Apokatastasis, die Hahn in seinen Schriften unentwegt zitiert und in mannigfaltigen Kombinationen miteinander verwendet, allesamt unentbehrliche Bestandteile des theosophischen Systems Hahns darstellen. Im Blick zu behalten ist dabei freilich, daß aus Hahns Sicht diese bedeutenden 'Apokatastasis-Beweisworte J keineswegs isoliert dastehen und eine Sonderrolle spielen: dem, der den biblischen Zusammenhang sachgerecht versteht, lassen sich sämtliche Aussagen der Bibel der Apokatastasiswahrheit zuordnen. Jede Stelle der Schrift ist ja letztlich ein organischer B e standteil des geoffenbarten göttlichen Heilsplans, der in der schließlichen
- 246 Apokatastasis gipfelt, und das heißt: direkt oder indirekt bezeugt jede Bibelstelle die Apokatastasis panton. Über die in den fünf Unterabschnitten angeführten Stellen hinaus ließe sich also eine Unzahl weiterer Bibelworte zum Beweis der Apokatastasis nennen. Dabei ist letztlich nur dem unmittelbar Erleuchteten der herrliche systematische Zusammenhang all dieser Stellen, und das schließt ein: des gesamten Heilsplans mitsamt dessen Ziel, im Vollsinn präsent. Die Hahnschen Gedankengänge, die in den fünf Unterabschnitten skizziert worden sind, lassen zur Genüge erkennen, in welcher Weise nach Hahns Vorstellung der eschatologische Prozeß nach dem Jüngsten Gericht v e r läuft und wie die Unheils- und die Heilslinie schließlich aufeinander zugeführt werden, so daß schließlich nicht "zwey Einheiten"528 übrig bleiben, sondern Gott 'Alles in Allen' ist. Erst wenn der 'doppelte Ausgang' der Weltgeschichte nach dem Jüngsten Tag überwunden ist, ist der eschatologische Prozeß vollends am Ziel; erst wenn die Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung erreicht ist, läßt sich im eigentlichen Sinne sagen: "Geistleiblichkeit ist das Ziel der Werke G o t t e s " 5 2 9 . Hahn sagt von diesem Ziel der universalen Geistleiblichkeit aus: wenn "der ganze Vorsaz Gottes wird ausgeführt seyn, daß alles dem Sohn unterthan ist, dann wird der Sohn auch in allen geboren seyn . . . und unterthan seyn dem Vater, der Ihm alles unterthan hatte; dann ist alles geistleiblich, dann ist Gott Alles in Allen unmittelbar als Α und Ο, als Anfang und Ende, und als Dreyheit in und mit der Einheit "530. In diesem Sinne also ist universale "Geistleiblichkeit das Ziel der neuen Schöpfung" 5 31. Wenn Hahn hier auf den bekanntesten aller Oetingersätze anspielt, so v e r steht er wie O e t i n g e r 5 ^ '(Geist-)Leiblichkeit, das Ende der Werke Gottes' als eine eschatologische Aussage, die ihre letzte Erfüllung und Vollendung in der Apokatastasis panton findet. Zwei Fragen bleiben in der Hahnschen Apokatastasislehre offen, und bei beiden wirft dieses Offenbleiben auf diese Lehre ein bezeichnendes Licht. Zum einen ist nach Hahn unklar, ob die Abstufungen der Gnade für die Seligen jemals ganz aufgehoben werden, so daß in der Apokatastasis schließlich alle an genau der gleichen eschatologischen Herrlichkeit p a r tizipieren. Hahn führt zur "Beschaffenheit des neuen Leibes"533 im Eschaton aus, es werde "an Herrlichkeit und Größe eine Verschiedenheit statt finden"534 > und er setzt bezeichnenderweise hinzu: "ob dieser Unterschied nur bis an das Ziel der Ewigkeiten oder unendlich seyn werde, das weiß ich nicht! - Wenn freilich einst Gott
- 247 alles (merket recht wohl) Alles in Allen seyn wird, dann scheint alle Zerschiedenheit aufzuhören; aber bestimmen können wir es nicht"535. Hier zeigt sich vollends, daß die Orientierung an der höchsten Stufe eschatologischer Herrlichkeit, die Teilhabe an der ersten Auferstehung, durch die dem Gläubigen weitestgehend Gerichte erspart bleiben, für Hahn grundwichtig ist: Man muß offenlassen, ob die bevorzugten Erstlinge durch die danach Kommenden irgendwann 'eingeholt' werden; man darf sich aber auch nicht ohne weiteres die Mannigfaltigkeit eschatologischen Heils durch die Apokatastasis als 'eingeebnet' vorstellen. Die andere Frage, die Hahn in seiner Apokatastasislehre unbeantwortet läßt, geht in eine ähnliche Richtung. Sie lautet: "Wer weiß, was nach dem Ablauf aller Ewigkeiten geschehen wird? - ob Gott nicht neue Schöpfungen durch die Ebenbilder Seines Wortes vornehmen möchte?"536 Diese an die Apokatastasislehre des Origenes erinnernde Frage wird von Hahn mit einem: "Doch g e n u g ! "537 abgeschnitten. Daß sich diese Frage im Gesamtrahmen von Hahns Denken stellt, ist verständlich. Hahn muß einerseits an der Apokatastasis als dem Ziel der linear verlaufenden Heilsgeschichte festhalten, kann sich aber seinem Gottesbegriff entsprechend letztlich kein Ziel im zyklischen Prozeß des göttlichen Werdens und Gebärens v o r s t e l l e n s o daß aus dieser Aporie heraus die Frage stehen bleibt. Zum Abschluß haben wir einige Beobachtungen zur Apokatastasislehre Hahns insgesamt anzufügen, die die bisherigen Ausführungen ergänzend abrunden und schließlich den Standort Hahns innerhalb der württembergisch-pietistischen Geschichte der Apokatastasisvorstellung im 18. Jahrhundert weiter präzisieren. Zunächst ist da auf das aufgrund von CA 17 gestellte, im Württemberg des 18. Jahrhunderts oft umstrittene Problem einzugehen, daß die Apokatastasis nicht gelehrt werden darf. Überblickt man Hahns Apokatastasislehre mit allen ihren Implikationen, so ist nicht verwunderlich, daß Hahn - gegen CA 17 - das Verdrängen und Verschweigen der Apokatastasiswahrheit theologisch für weit gefährlicher halten muß als einen möglichen Mißbrauch dieser Wahrheit, der dadurch entstehen kann, daß sie allgemein publik wird. Diesbezüglich äußert sich Hahn ziemlich ausführlich im 18. Brief seines Buches 'System'539, Dort konzediert Hahn durchaus, daß es "einen Unrechten Gebrauch" 54 ^ der Apokatastasislehre geben kann, daß nämlich diese Lehre "finsternißliebende Seelen gar gerne mißbrauchen zu ihrem ewigen Verderben"541, Den Ungläubigen, die sich aufgrund der Apokatastasishoffnung beruhigen und in Sicherheit wiegen, kann "so eine Wahrheit zum großen Schaden gereichen! "542_ fjahn erkennt an, daß hier schon Vorsicht geboten ist543t Gleichwohl - so führt Hahn aus - "soll der Mißbrauch den rechten Gebrauch nicht aufheben" 5 4 4 .
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Denjenigen, die die Apokatastasis f ü r wahr halten und sie aus pädagogisch-seelsorgerlichen Gründen nicht publik werden lassen, die also "diese Wahrheit e r k a n n t e n , sie wohlweislich verschwiegen, und niemand zu schaden, es verborgen g e h a l t e n " 5 4 5 , wird von Hahn ein entschiedenes "Nein! " 54 ® entgegengehalten. Aus Hahns Sicht können Ungläubige die Apokatastasislehre n u r aus k r a s sem Unverstand mißbrauchen, denn schließlich gehört in diese Lehre auch die von den 'ewigen' Höllenstrafen hinein, und da wäre es a b s u r d , wollte man die Apokatastasiswahrheit zum Deckmantel f ü r irgendeine ethische L a x h e i t 5 4 ' heranziehen und auch "nur acht Tage . . . Hölle" 5 4 8 riskieren, geschweige denn "49 mal lOOtausend . . . J a h r e " 5 4 9 . Im Zusammenhang mit der Frage nach dem Mißbrauch der Apokatastasislehre nennt Hahn neben den Ungläubigen eine zweite und dritte Gruppe, nämlich "die, welche eine unendliche Höllenstrafe glauben und b e h a u p t e n " 5 5 ^ und "die dritte Gattung von Seelen, denen die Lehre von der Wiederb r i n g u n g zu einem B e d ü r f n i ß worden i s t " 5 5 l . Der zweit genannten Gruppe hält Hahn entgegen: "Diese Seelen bedaure ich weit mehr, als sie vielleicht mich b e d a u r e n ; denn diese lieben nicht die ganze Wahrheit" 5 5 ^, wohingegen die d r i t t genannten von der Apokatastasislehre "nicht n u r keinen Schaden; sond e r n großen Nutzen . . . haben; weil es nicht möglich i s t , daß man ohne diesen Lehrbegriff die ganze Wahrheit erkennen k a n n " 5 5 ^ . Weil es sich bei der Apokatastasislehre um die "ganze Wahrheit" handelt, ist deren Verschweigen keineswegs v e r t r e t b a r . Mit Trautwein läßt sich formulieren: "Trotz der B e f ü r c h t u n g mancher Leute, die Allversöhnungslehre könne zu sittlicher Laxheit f ü h r e n , lehnt es Hahn ab, sie als Geheimlehre zu b e h a n d e l n " 5 5 4 , sie also wie etwa B e n g e l 5 5 5 vor der Öffentlichkeit zurückzuhalten und lediglich verschlüsselt darzubieten. Vergleicht man Hahns diesbezügliche Haltung mit der Oetingers 5 5 ®, wird man sagen können, daß Hahn das Verdikt gegen die Apokatastasis in CA 17 noch entschiedener als sein Vorgänger unterlaufen h a t . Im ebengenannten 18. Brief des 'Systems' sagt Hahn im Blick auf CA 17 sogar: "ich habe nicht darauf geschworen, wie die theologische Gelehrten. Ich glaube (sc. die Apokatastasis), und darum werde ich reden und schreiben, was ich g l a u b e " 5 5 7 . All d a s , was hier zur Publikation i s t , gilt mutatis mutandis ebenso geächtete eschatologische Lehre, bei Hahn - wie gezeigt - von der trennen ist.
der Apokatastasislehre a u s g e f ü h r t worden f ü r die andere a u f g r u n d von CA 17 häufig nämlich die vom 1000-jährigen Reich, die Apokatastasislehre theologisch nicht zu
- 249 Im Widerstreit mit CA 17, der Reformation, der Orthodoxie und der B r ü dergemeinde usw. kann Hahn seine beiden eschatologischen Hauptlehren in einem 'Reformationslied' in die Strophen f a s s e n : "16.
Wer eine wiederbringung glaubt, Ist manchen gar v e r d ä c h t i g , Liest man die bibel ü b e r h a u p t , Vertheidigt man dieß h e f t i g . Wer tiefer geht Und fester s t e h t , Findt jenes gut g e g r ü n d e t , Weil man es klar Als t h e u r und wahr Auf allen blättern f i n d e t . 17. Glaubt man ein t a u s e n d j ä h r i g reich, So glaubt man ja der bibel; Drum soll man dieses nicht sogleich Betrachten als ein übel. Was hell und klar, Ist t h e u r und wahr, Wie soll man es verdecken? Da u n s r e zeit Das nicht g e b e u t , Ein solch licht zu verstecken"558. Beide Lehren also, die uns in der Tradition des württembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s beschäftigt haben, werden von Hahn, dem V e r t r e t e r der Spätphase, als biblisch legitim, als "klar . . . t h e u r und wahr" b e s u n g e n . Resümierend läßt sich sagen, daß vor Hahn keiner der kirchlichen Pietisten in Württemberg so deutlich und nachdrücklich wie dieser die theologische Zusammengehörigkeit der beiden in CA 17 verworfenen eschatologischen Lehren v e r t r e t e n h a t . Diese Zusammengehörigkeit, die Bengel noch gleichsam hinter vorgehaltener Hand geäußert hat und in Oetingers Theologie dann bereits klar als biblische Wahrheit gesehen und formuliert worden i s t , erreicht in der Eschatologie M. Hahns ihre eindeutigste A u s d r u c k s g e s t a l t . Hahn ist als Chiliast Apokatastasislehrer und als Apokatastasislehrer Chiliast; dabei freilich muß man - wie gezeigt - mit berücksichtigen, daß Hahns Chiliasmus v e r b u n d e n ist mit einschneidenden Korrekturen am Bengel-Oetingerschen Chiliasmus. Im Blick zu behalten bei alledem i s t , daß Hahn zu beiden eschatologischen Lehren geltend machen k a n n , daß ihm ein völlig eigener Zugang dazu gewährt worden i s t , nämlich die Zentralschau, die den Dreh- und Angelpunkt in der gesamten Hahnschen Theosophie d a r s t e l l t . Hahn selbst kann seine Überzeugung von der Apokatastasis nicht als überkommenes und übernommenes 'Fremdgewächs' ansehen; zwar weiß e r , es gibt "Seelen, die die Sache v o r h e r glauben, ehe sie mein Schreiben l e s e n " 5 5 9 ; j a es sind sogar von "der Wiederbringung aller Dinge . . . ganze Bücher davon voll geschrieben" 5 ** 0 , aber von solchen Büchern sagt Hahn: "Ich kann nicht sagen, daß ich sie gelesen habe"561. In Bezug auf die Fragen nach der universalen Eschatologie hat Hahn an seiner Zentralschau g e n u g , er v e r s t e h t sich hier nicht als d u r c h die T r a dition geleitet.
- 250 Fremdzeugnisse braucht Hahn zur Apologie der Apokatastasis nicht heranzuziehen^"^, denn schließlich hat Hahn das persönlich erfahren, was Trautwein treffend so formuliert: "In der Zentralschau wird der Denker bereits aus der Dissonanz des gegenwärtigen Chaos herausgehoben und erlebt in Gott die Einheit der Gegensätze. Die Zentralschau ist also der Blick auf das vorweggenommene Ende alles disharmonischen Kampfes"563, und dieses 'Ende' ist schließlich: "universale Geistleiblichkeit, die Wiederbringung Aller, das heißt die vollendete Einheit von Gott und Mensch als Aufhebung allen Zwiespalts"564. Es hat sein Recht, wenn in der bisherigen Hahn-Literatur von der dreifachen Begründung der Apokatastasislehre^®^ gesprochen worden ist, d . h . wenn Hahns Argumente a) aufgrund seines theosophischen Gottesb e g r i f f s , b ) aufgrund seines Schrift Verständnisses und c ) aufgrund des "Gefühl(s) der Solidarität mit den irrenden N e b e n m e n s c h e n " 5 6 6 gesondert betrachtet werden. Vom Quellort der Hahnschen Theologie, von der Zentralschau her, wird aus Hahns eigener Sicht diese dreifache Begründung zu einer einfachen, denn was Hahn über Gott, Schrift und sensus communis weiß, ist unlöslich mit der ihm zuteilgewordenen Gabe der Zentralschau verknüpft. In diesen Zusammenhang gehört eine letzte Beobachtung zur Hahnschen Apokatastasislehre. Bereits oben ist bemerkt worden, daß Hahn J. Böhme vorwirft, zu Unrecht das 1000-jährige Reich und die Apokatastasis abzulehnen, und daß Hahn sich, was diese eschatologischen Fragen angeht, in seiner Zentralschau dem Görlitzer überlegen fühlt567. t Trautwein hat in seiner Hahndarstellung umfassend und überzeugend dargelegt, daß dieser Gegensatz für das Verständnis des Verhältnisses Hahn-Böhme von großer Bedeutung ist"*®®. Zwar habe - so Trautwein - Hahn bei "der Entfaltung der Gotteslehre . . . seine Grundlagen von Boehme u n ( j w j e dieser "den Urbeginn allen Lebens primär nicht als Einheit, sondern als eine Polarität"570 verstanden, nämlich die Dualität der zwei Grundkräfte im siebenfachen göttlichen Geburtsr a d ^ l , aber gleichwohl ergebe sich ein wichtiger "Unterschied zwischen beiden . . . an der Frage, in welcher Intensität beiden den 'Dualismus' empfinden, und wie weit er für die Gesamtstruktur ihres Denkens bestimmend wird"572. entlehnt"569
Das erweist sich voll in der Eschatologie, wo Böhme anders als Hahn dualistisch denkt und am 'doppelten Ausgang' fest h ä l t 5 7 3 . Trautwein resümiert dazu: "Boehmes Interesse hängt am Dualismus, an Gottes Geburt in und durch sich selbst, an der Entstehung des Bösen und an der gegenwärtigen Spannung zwischen Licht und Hölle. Hahn hat die alles umgreifende
- 251 O r d n u n g im Blick. Das Böse ist n u r eine partielle Unordnung im großen, weiten Raum der Harmonie, die beseitigt werden wird. Der schwäbische Theosoph übernimmt die Grundlagen Boehmes, richtet aber sein t i e f stes Interesse nicht auf die Gottesgeburt, sondern auf die Geburt Gottes im Menschen und auf die Apokatastasis, die den Kampf einmal abschließen und alles zu Gott z u r ü c k f ü h r e n wird. Der Schritt von Boehme weg ist ein gleichzeitiger Schritt auf Oetinger und seine Schule hin. Hahn bejaht weitgehend den polaren Ungrund Boehmes, aber gleichzeitig nimmt er dem Dualismus seine Schärfe. Je weiter sich M. Hahn auf dem Weg vom Ungrund zur Apokatastasis vom Urbeginn e n t f e r n t , desto mehr nähert er sich dem schwäbischen Mittheosophen"^^^. Die vorangegangenen A u s f ü h r u n g e n zeigen, daß sich Hahn bei dieser Synthese von Böhmeschen theosophischen und Bengel-Oetingerschen heilsgeschichtlichen Traditionen als ein d u r c h a u s eigenständiger und origineller Theologe erweist, was nirgend deutlicher wird als in Hahns Eschatologie, in seiner Lehre vom Chiliasmus und von der Wiederbringung Aller.
KAPITEL
VI:
Rückblick und Ausblick
Nur die wichtigsten Ergebnisse u n s e r e r Untersuchung können hier in einem Kurzresümee festgehalten werden. Wie hat der 'chiliastische Pietismus' in Württemberg 'die eschatologische Frage' gestellt, und welche Rolle spielt dabei die Lehre vom k ü n f t i g e n 1000-jährigen Reich Gottes auf Eden und v . a . die Überzeugung von der schließlichen Apokatastasis panton? Diese in Kap. I formulierten Ausgangsfragen u n s e r e r Untersuchung·*· haben wir d u r c h Überlegungen zu Spener und dem f r ü h e n württembergischen Pietismus (Kap. I I ) , zu Bengel (Kap. III), zu Oetinger (Kap. IV), zu M. Hahn (Kap. V) sowie durch den Exkurs zu Roos, Ph.M. Hahn und Pregizer einer Klärung näher zubringen v e r s u c h t . Dabei ist sowohl im 'Längsschnitt' - von ca. 1680 bis 1820 - als auch in den theologischen 'Querschnitten' in den Blick g e t r e t e n , daß der württembergische Pietismus, was den hier vorgestellten Strang der schwäbischen Väter b e t r i f f t , seine eschatologischen Vorstellungen in Distanz und immer deutlicherer Opposition zu den lutherischen Bekenntnisaussagen von CA 17 entwickelt h a t . Zweifellos haben sich alle hier genannten württembergischen Pietisten als 'gute Lutheraner' v e r s t a n d e n ^ ; gleichwohl sind sie in ihren eschatologischen Auffassungen allesamt über die reformatorische Eschatologie, wie sie in CA 17 ihren bekenntnismäßigen Ausdruck gefunden h a t , deutlich hinausgegangen: die Württemberger haben es je länger desto deutlicher als ihre Aufgabe angesehen, CA 17 zu korrigieren und in dem Zusammenhang ein (nach der Meinung dieser württembergischen Pietisten) sachgerechtes Verständnis der heiligen Schrift zu entwickeln, demgemäß die beiden in CA 17 verworfenen L e h r ü b e r z e u g u n g e n , der Chiliasmus und die Apokatastasislehre, ihren legitimen Ort im Ganzen des christlichen Glaubens und Hoffens erhalten. Man wird sagen d ü r f e n , daß das leidenschaftliche Plädoyer f ü r die Rechtmäßigkeit dieser beiden Lehren und das vehemente Eintreten f ü r die Notwendigkeit der universalen Hoffnung das große eschatologische Zentralthema in der Geschichte des württembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s geworden i s t . Während in der ersten Hälfte des J a h r h u n d e r t s J . A . Bengel seine Lebensaufgabe darin gesehen h a t , den 'wahren biblischen Chiliasmus' zu b e g r ü n den und zu verteidigen und in diesem Zusammenhang seine Apokatastasisgewißheit noch nicht als Lehre formuliert h a t , haben Bengels Nachfolger als überzeugte Chiliasten sich mit Nachdruck um die theologische B e g r ü n d u n g der Apokatastasislehre bemüht.
- 254 -
Unsere A u s f ü h r u n g e n haben gezeigt, daß sich Bengel und seine Nachfolg e r , was die Themen Chiliasmus und Apokatastasis b e t r i f f t , im G r u n d sätzlichen d u r c h a u s einig sind. Doch sind im Verlauf des 18. J a h r h u n d e r t s bei den hier vorgestellten württembergischen Pietisten mannigfaltige schöpferische Weiterführungen des jeweils Überkommenen feststellbar; das eschatologische Gedankengebäude ist immer kunstvoller ausgebaut und zum Teil auch umgebaut worden. Diese 'Ausbau-' und 'Umbautätigkeit' läßt sich besonders im Blick auf die Geschichte des Apokatastasisgedankens im württembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s wahrnehmen: die fundamentalen biblisch-heilsgeschichtlichen Argumente, die Bengel f ü r eine solche Lehre dargeboten h a t , werden nach und nach angereichert und ergänzt d u r c h theosophische Gedankengänge und außerbiblische Gesichtsp u n k t e , die alle in Harmonie mit der biblischen Wahrheit gesehen worden sind und a u f g r u n d d e r e r die Apokatastasislehre immer deutlicher in das Zentrum der Eschatologie gerückt ist. Ob nun bei den Schwabenvätern das heilsgeschichtliche Denken (wie bei Bengel) die dominierende Rolle spielt oder die Theosophie (wie bei M. Hahn), so geht es diesen Theologen im Grundsätzlichen bei allen Unterschieden im Einzelnen um eine recht ähnliche Aufgabenstellung: es geht um die Erkenntnis des 'Ganzen' (vgl. Kap. I, 3 . ) . Die entscheidende Perspektive des württembergischen Pietismus im 18. J a h r h u n d e r t ist es gewesen, des 'Ganzen' ansichtig zu werden und die Universalität des Gotteshandelns zu e r k e n n e n . Dies manifestiert sich in den hier vorgestellten eschatologischen Entwürfen in der Weise, daß das künftige Heil des J Ganzen' auf der Erde in den chiliastischen Lehren Ausdruck findet, und daß (jeweils als Überbietung der chiliastischen 'Universalität') in den Apokatastasislehren formuliert wird, woraufhin das 'Ganze' im Neuen Himmel und der Neuen Erde hinausläuft. Eben diese Orientierung am 'Ganzen' und 'Universalität' ist gemeint, wenn die Schwabenväter vom 'Reich Gottes' r e d e n . Nach dem Reich Gottes zu t r a c h t e n , heißt f ü r sie u n a b d i n g b a r : den Heilsplan recht zu bestimmen, um die Bedeutung des künftigen 1000-jährigen Reichs zu wissen und die Entwicklung hin zur Apokatastasis panton in rechter Weise im Blick zu hab e n . Das schließt freilich auch ein, daß man um die Hindernisse weiß, die sich dem Sieg der universalen Gnade des Gottesreiches in den Weg stellen. Alle hier vorgestellten württembergischen Pietisten haben sehr a u s g e p r ä g te Lehren von den göttlichen Gerichten entwickelt, und damit zu v e r h i n d e r n v e r s u c h t , daß die eschatologisch-universale Ausrichtung i h r e r Theologien f ü r den Einzelnen und f ü r die Gemeinschaft einer falschen securitas Vorschub leistet. Doch sind alle diese - z . T . unerhört drastischen Gerichtsvorstellungen - von der Gewißheit u n t e r f a n g e n , daß schließlich Alles gut werden wird, wenn alles u n t e r ein Haupt versammelt und so Gott alles in allen i s t . In der Apokatastasis panton ist schließlich das Ganze, d . h . alle Menschen und der gesamte Kosmos 'aufgehoben', und der Glaubende hat als der die Wahrheit Erkennende diese 'Aufhebung' gewissermaßen im Vorgriff p r ä s e n t .
- 255 Das theologische Dualitätsdenken, wie Luther es v e r t r e t e n hat und wie es in dessen g r u n d s ä t z l i c h e r U n t e r s c h e i d u n g v o n Gesetz und Evangelium zum A u s d r u c k kommt, wird in den w ü r t t e m b e r g i s c h - p i e t i s t i s c h e n 'ReichG o t t e s - T h e o l o g i e n ' nachhaltig umgeformt. Aus dem Nebeneinander v o n möglichem Gericht und Heilsangebot in d e r lutherischen T h e o l o g i e (und das h e i ß t : aus dem f ü r lutherische T h e o l o g i e g r u n d l e g e n d e n 'simul-simul') wird bei den Schwabenvätern das heilsgeschichtlich bestimmbare b z w . theosophisch e r k e n n b a r e Nacheinander v o n Gericht und Heil im P r o z e ß d e r H e i l s g e s c h i c h t e . A u s der eschatologischen O r i e n t i e r u n g am r i c h t e n den und r e t t e n d e n Handeln Christi bei seiner Wiederkunft am 'lieben J ü n g sten T a g ' , so wie es die Reformation und die Orthodoxie v e r s t a n d e n h a t , wird im w ü r t t e m b e r g i s c h e n Pietismus die Bestimmung jener W e g s t r e c k e , die in der endzeitlichen Entwicklung noch weit über tausend Jahre lang zurückzulegen i s t . Dabei v e r l a g e r t sich im w ü r t t e m b e r g i s c h e n Pietismus bei den hier v o r g e stellten T h e o l o g e n d e r theologische A k z e n t merklich v o n d e r πίστις auf die Ύνώσις. Diese -γνώσις f i n d e t in d i f f i z i l e n heilsgeschichtlichen und theosophischen 'Systemen' ihren A u s d r u c k . Gemeinsamkeit d e r 'Systeme', die in u n s e r e r A r b e i t behandelt worden s i n d , ist e s , daß die eschatologischen L e h r e n vom 1000-jährigen Reich und v o n d e r Apokatastasis panton als die alles zusammenhaltenden 'Schlußsteine' des jeweiligen G e d a n k e n g e bäudes eine theologische B e d e u t u n g haben, die man g a r nicht u n t e r s c h ä t zen kann. I n s o f e r n kann man im Blick auf die T r a d i t i o n s k e t t e von B e n g e l über O e t i n g e r bis zu M. Hahn mit einigem Recht s a g e n , daß die A f f i n i t ä t d e r Württemberger zum Theologumenon d e r Apokatastasis panton als etwas f ü r ihren Pietismus Eigentümliches und T y p i s c h e s anzusehen ist^. Wenn wir bei unseren Studien zum eschatologischen Heilsuniversalismus im württembergischen Pietismus die Hauptaufmerksamkeit auch jenem ' s y stematisch o r i e n t i e r t e n ' , ' s c h ö p f e r i s c h w e i t e r f ü h r e n d e n ' t h e o l o g i e g e s c h i c h t lichen S t r a n g gewidmet h a b e n , so ist dabei doch v e r s c h i e d e n t l i c h a n g e k l u n g e n , daß es im Württemberg jener Zeit durchaus T h e o l o g e n und C h r i sten g e g e b e n hat, die solch eine 'Systematisierung' der Eschatologie mit e i n i g e r S o r g e v e r f o l g t haben. Zu nennen sind hier etwa - pars p r o toto die ' R e c h t s b e n g e l i a n e r ' M . F . R o o s , C h r . A . Crusius o d e r P h . D . B u r k , auf die wir im e r s t e n Abschnitt unseres E x k u r s e s näher e i n g e g a n g e n s i n d , o d e r auch die Glaubensauffassung des herrnhutischen Pietismus, d e r sich nicht imstande gesehen h a t , der A u f f a s s u n g vom k ü n f t i g e n 1000-jährigen Reich und v o n der W i e d e r b r i n g u n g A l l e r eine theologisch d e r a r t i g t r a g e n d e B e d e u t u n g zuzuschreiben ( v g l . K a p . V ) . Man wird sagen d ü r f e n , daß in diesem ' o r t h o d o x e n ' P r o t e s t , in dieser Resistenz g e g e n die Apokatastasisl e h r e , etwas v o n jenen theologischen Kautelen d u r c h k l i n g t , die in CA 17 gemeint s i n d . Bei alledem scheint es uns v o n ziemlicher B e d e u t u n g zu sein, daß die Entwicklung eschatologischer Gedankengänge bei dem hier v o r g e s t e l l t e n t h e o logiegeschichtlichen S t r a n g mit einigem Recht als f o r t s c h r e i t e n d e R a d i k a l i s i e r u n g ' u r p i e t i s t i s c h e r ' Momente gedeutet w e r d e n kann. Eine gewisse Spannung zu CA 17 und zur g ä n g i g e n lutherischen Eschatologie ist b e -
- 256 reits bei der für Spener wichtigen 'Hoffnung besserer Zeiten für die Kirche' zu bemerken (vgl. oben, Kap. II, 1. und 2 . ) , und schon Spener rückt mit seinen eschatologischen Vorstellungen in deutliche Nähe zum Apokatastasisgedanken (vgl. unsere Überlegung zu dem Verhältnis Spener/ Petersen oben, Kap. II. 2 . ) . Bengel und Oetinger haben sich hernach mit ihren chiliasmus- bzw. apokatastasisorientierten, universal ausgerichteten heilsgeschichtlichen Theologien expressis verbis als legitime Weiterführer Spenerschen Erbes verstanden. Probleme, die man andeutungsweise bereits in der Eschatologie Speners beobachten kann, werden im 18. Jahrhundert im württembergischen Pietismus unübersehbar deutlich virulent: die Hineinnahme der Auffassung von der zukünftigen Gnadenzeit auf Erden (mit dem Fall Babels und der Bekehrung der Juden vor dem Jüngsten Gericht) führt sukzessive zu einer Vergeschichtlichung der bevorstehenden eschatologischen Ereignisse, und in dem Zusammenhang wird der Gedanke der Naherwartung, wie er von Luther und der orthodoxen Theologie festgehalten wurde, dahingehend uminterpretiert, daß sich diese Erwartung auf die nah bevorstehende irdische Gnadenzeit vor dem Weltende bezieht. Dabei wird aus der Lehre von der 'Wiederkunft Christ' letztendlich die von den 'Wiederkünften Christi', denn für die hier vorgestellte württembergisch-pietistische Tradition ist ein 'erstes Wiederkommen Christi' zum 1000-jährigen Reich und ein 'zweites Wiederkommen' am Jüngsten Tag zu unterscheiden, wobei das Ziel dieses Wiederkommens eigentlich erst eine ungeheure Zeitspanne nach dem Jüngsten Gericht offenbar sein wird, nämlich in der Apokatastasis panton. Diese 'Auseinanderziehung' des Eschatons ist in nuce bereits bei Spener zu finden und tritt in Württemberg von Bengel bis M. Hahn deutlich in den Blick: aus dem Eschaton werden die erkennbaren und bestimmbaren heilsgeschichtlichen Etappen und Stufen der eschatologischen Entwicklung. Das hier angesprochene Problem hat M. Schloemann vor Augen, wenn er in seinem Essay 'Luthers Apfelbäumchen'. Bemerkungen zu Optimismus und Pessimismus im christlichen Selbstverständnis' - vielleicht etwas überpointiert und pauschalisierend - zu diesem Typ pietistischer Eschatologie ausführt : "Zur Haltung Luthers besteht . . . eine erhebliche Differenz. Sie ist in der wissenschaftlichen Erforschung des klassischen Pietismus des 17. und 18. Jahrhunderts erst in jüngster Zeit voll ins Blickfeld gekommen . . . . Viel stärker als man es lange gesehen hatte, unterscheidet sich in dieser Frage der Einstellung zur Zukunft der Pietismus vom reformatorischen und auch vom orthodoxen Luthertum, und zwar eben nicht durch eine Zunahme, sondern durch eine deutliche Abschwächung der eschatologischen Spannung. Lebte Luther in einer sehr intensiven Naherwartung des Endes . . . , so dehnte sich dem Pietismus die Zeit wieder zu einem heilsgeschichtlichen Gesamtrahmen, innerhalb dessen - vor dem sehr viel späteren möglichen endgültigen Ende - sogar noch eine lange Periode diesseitiger herrlicher Besserung und Erfüllung für die Kirche und eine einigermaßen christianisierte Gesellschaft sich öffnete"^.
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Wir können a u f g r u n d u n s e r e r Untersuchungen zum württembergischen Pietismus von Bengel bis M. Hahn h i n z u f ü g e n , daß diese (aus dem Blickwinkel lutherischer Theologie geurteilt) "deutliche Abschwächung der eschatologischen S p a n n u n g " bei den Württembergern auch im Blick auf deren A u f f a s s u n g von den Entwicklungen nach dem J ü n g s t e n Tag f e s t stellbar s i n d , und daß diese 'Enteschatologisierung der christlichen Hoffn u n g ' 5 sich vollends in der A u f f a s s u n g von der Apokatastasis panton manifestiert . Gängigerweise freilich wird der hier vorgestellte Typ württembergischpietistischen Denkens genau umgekehrt v e r s t a n d e n . In der theologischen Forschung ebenso wie in der Gemeindefrömmigkeit ist häufig respektvoll davon die Rede, daß Bengel·und seine Nachfolger mit ihren Reich-GottesTheologien das 'Eigentliche' christlicher Hoffnung wiederentdeckt h a b e n . In diesen Rahmen gehört auch das anfangs genannte Barth-Zitat, es habe der "chiliastische Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s , zu dem ja z.B. auch ein J . A . Bengel zu rechnen ist . . . in seinen Schranken und doch auch über sich selbst hinausweisend . . . die eschatologische Frage . . . wieder gestellt und damit wieder eine Erkenntnis lebendig gemacht, die das oi-thodoxe 17. J a h r h u n d e r t und sogar die Reformatoren zu ihrem Nachteil weniger bewegt hat "6. Derartigen Urteilen möchten wir dahingehend gern zustimmen, daß dieser "chiliastische Pietismus" in der Tag eine wichtige und zudem überaus f a s zinierende Größe in der neueren Theologiegeschichte darstellt. Und zur Bedeutung dieses Pietismus gehört es ohne allen Zweifel, daß er zu Recht mit Nachdruck darauf verwiesen h a t , daß christliche Hoffnung degeneriert und p e r v e r t i e r t , sofern der Blick allein auf den 'frommen Einzelnen' gerichtet bleibt und nicht auf die Verantwortung f ü r die ganze Welt. Freilich sollte u . E . dabei nicht unterschlagen werden, daß solch ein 'eschatologisches Achter gewicht' f ü r die Theologie eigene Probleme a u f w i r f t : es liegt - damals im württembergischen Pietismus und heute grundsätzlich wohl nicht anders nach der sog. 'Wiederentdeckung der f u t u r i s c h e n Eschatologie'^ - die Gefahr nahe, daß - paradox ausgedrückt - gerade die Betonung des eschatologischen Elements dazu ( v e r - ) f ü h r t , daß das 'eschatologische Geheimnis' zerstört und die christliche Hoffnung 'enteschatologisiert' wird, nämlich d a n n , wenn das Erhoffen des von Gott Verheißenen verwechselt wird mit dem vermeintlich zu wissenden Erwünschten. An dieser Stelle haben die theologischen Kautelen der lutherischen Eschatologie und damit der um die Rechtfertigungsbotschaft willen festgehaltene Dualitätsgedanke, wie er in CA 17 klassisch zum Ausdruck kommt, u . E . wie bereits in Kap. I angedeutet - nach wie vor ihr eigenes Recht. Hier sind abschließend einige knappe Bemerkungen zur Bedeutung des Chiliasmus- und Apokatastasisgedankens im württembergischen Pietismus des 19. und 20. J a h r h u n d e r t s a n z u f ü g e n . Nimmt man die weitere Entwick-
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lung des Pietismus in Württemberg seit 1820 in den Blick, so zeigt sich, daß sich in den Hauptströmungen - bei allen sonstigen Wandlungen und Akzentverschiebungen in der Zeit der Erweckungsbewegung - die G r u n d einsicht durchgehalten h a t , daß die eschatologische Ausrichtung auf das 'Reich Gottes' mit dem Hoffen auf das 1000-jährige Reich und die Wiederb r i n g u n g aller Dinge engstens zusammengehört. Daß diese Überzeugungen in der pietistischen Frömmigkeit Württembergs durch das von der Erweckungsbewegung bestimmte vorige J a h r h u n d e r t hindurch bis in die Gegenwart hinein v e r t r e t e n wurden und werden, ist oben bereits durch unsere Bemerkungen zur Hahnschen Gemeinschaft und zur Pregizerianer-Gemeinschaft angedeutet worden. So wie bei den Hahnischen und den Pregizerianern begegnet man im Württemberg des 19. J a h r h u n d e r t s häufig den S p u r e n , welche die Eschatologie des 'Väterstranges' von J . A . Bengel bis M. Hahn mit deren Hervorhebung des Chiliasmus und der Apokatastasis hinterlassen h a t . So bemerkt 1910 der Korntaler P f a r r e r J . Hesse (übrigens der Vater des Dichters H. Hesse) in seiner Arbeit über die Brüdergemeinde Korntal: " . . . in der Lehre Michael Hahns . . . nimmt die Wiederbringung einen hervorragenden Platz ein, und stillschweigend teilen auch viele andere Pietisten diese Hoffnung, während der in Artikel XVII (sc. der CA) v e r worfene Chiliasmus bekanntlich Gemeingut aller württembergischen Pietisten war und vielleicht noch ist"**. Für diese 'heimliche' Affinität zum Chiliasmus- und Apokatastasisgedanken im Württemberg des 19. J a h r h u n d e r t s bieten die in der Brüdergemeinde Korntal v e r t r e t e n e n Glaubensüberzeugungen ein gutes Beispiel. Im bereits 1819 formulierten Glaubensbekenntnis dieser bis heute innerhalb der württembergischen Landeskirche fortbestehenden pietistischen Gemeinschaft wird deren Lehre in enger Anlehnung an die Confessio Augustana in e n t sprechenden 28 Artikeln formuliert®, wobei die Korntaler Version von CA 17 die Verwerfung des Chiliasmus und der Apokatastasis nicht übernimmt, sondern f ü r beide eschatologische Auffassungen d u r c h a u s Raum bietet. Dabei findet man eine Kompromißlösung, die den in Korntal vereinigten Frommen unterschiedlicher geistlicher H e r k u n f t , den entscheidenden 'Freunden der Wiederbringung' wie den s t r e n g e r an CA 17 orientierten, gleichermaßen akzeptabel erscheinen kann·*·". Versteckt oder offener sind also auch die württembergischen Pietisten im 19. J a h r h u n d e r t ihren 'Vätern' in der Vorliebe f ü r den Chiliasmus und die Wiederbringung gefolgt. Dies hat sowohl im 19. J a h r h u n d e r t wie auch im 20. J a h r h u n d e r t Auswirkungen gezeitigt weit über den engeren Bereich württembergischer Frömmigkeitsgeschichte hinaus. Bereits im 19. J a h r h u n d e r t hat es eine stattliche Reihe von Universitätstheologen gegeben, die sich in besonderer Weise Bengel, Oetinger und dem württembergischpietistischen Erbe verpflichtet gewußt haben und in dem Zusammenhang die genannten eschatologischen Lehren favorisiert haben. Entsprechend wären von den bekannteren Theologen des 20. J a h r h u n d e r t s etwa K. Heim
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und dessen Schüler A. Köberle zu nennen, in deren universal ausgericht e t e r Theologie das schwäbische Erbe und die Aufgeschlossenheit f ü r die im alten württembergischen Pietismus v e r t r e t e n e n Hoffnungen auf das chiliastische Reich und die VViederbringung Aller u n v e r k e n n b a r eine Rolle spielt. Blickt man auf die theologiegeschichtliche Auswirkung des württembergischpietistischen Eintretens f ü r Chiliasmus und Apokatastasis, so ist - last not least - auf zwei württembergische P f a r r e r hinzuweisen, von denen wesentliche Impulse auf die Theologiegeschichte dieses J a h r h u n d e r t s ausgegangen sind: J . C h r . Blumhardt (1805-1880) und dessen Sohn C h r . Blumhardt (1842-1919). Zumindest im weiteren Sinn muß man beide als Erben des alten württembergischen Pietismus ansehen, wenn auch bei ihnen beiden dies Erbe nachhaltig umgestaltet und neu aktualisiert worden ist: es geht nicht mehr in e r s t e r Linie um E r f o r s c h u n g der Schrift und 'heilsgeschichtliche Systematik' wie in den Reich-Gottes-Theologien von Bengel bis M. Hahn, sondern um aktuelle geistgewirktes Verkündigen des anbrechenden Reichs Gottes. Aber dieses Verkündigen des Reichs Gottes bei J . C h r . und C h r . Blumhardt ist n u r verständlich auf dem Hintergrund der Reich-Gottes-Hoffnung, wie sie im alten württembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s v e r t r e t e n worden i s t . Die Schriften des älteren Blumhardt zeigen, daß ihm bei seiner Reich-GottesVerkündigung, bei seiner Proklamation des Satzes: 'Jesus ist Sieger!', die gleichen Grundprobleme bewegt haben wie im alten württembergischen Pietismus: bei J . C h r . Blumhardt wird das Plädoyer f ü r chiliastische Gedankengänge sichtbar ^ und andererseits das - in schwerem Ringen schließlich erreichte - vollständige Durchdringen zur Apokatastasisgewißheit. Ebenso stehen in der Wirksamkeit des jüngeren Blumhardt Reich Gottes, chiliastische Überzeugung und Apokatastasisgewißheit in innigstem Zusammenhang miteinander (wobei der Sohn die Apokatastasis in allen Phasen seines Lebens sehr viel klarer v e r t r i t t als der V a t e r ) , und f ü r Blumhardts Eintreten f ü r den Sozialismus bietet dieser Zusammenhang eschatologischer Hoffnungen den H i n t e r g r u n d . Daß von C h r . Blumhardt wesentliche Impulse auf den Schweizer religiösen Sozialismus eines H. Kutter und eines L. Ragaz ausgegangen sind, die beide in ihren eschatologischen Leitgedanken mit Chr. Blumhardt weithin konformgehen, ist in diesem Zusammenhang nicht unwesentlich. Daß schließlich ein so bedeutender Theologe wie K. Barth von C h r . Blumhardts Reich-GottesVerkündigung theologisch s t a r k beeinflußt worden ist und Blumhardts Fass u n g der christlichen Hoffnung zeitlebens überaus geschätzt h a t , gehört als letztes in u n s e r e n P r o b l e m k r e i s 12. Zuvor ist in Kap. I dieser Arbeit ja bereits mehrfach angeklungen, daß Barth weder dem Chiliasmusgedanken noch dem Gedanken der Apokatastasis in seiner Theologie abhold gewesen i s t .
ANMERKUNGEN Zu S. 11-12 1 2 3 4
BSLK, 72. E b d . , 72. K. B a r t h , Theologie, 113. Im Vorgriff sei hier angedeutet, daß eigentlich der sog. 'chiliastische Pietismus' die 'eschatologische Frage' nicht 'wieder gestellt' h a t , sond e r n : 'in a n d e r e r Weise gestellt' hat als beispielsweise die lutherische Orthodoxie, der man nicht einfach pauschal 'Eschatologievergessenheit' vorwerfen kann (Näheres dazu unten in Kap. II u . ö . ) . Was die Reformatoren (und damit indirekt auch die Orthodoxie) a n g e h t , so kann man mit G. Ebeling deren Zurückhaltung hinsichtlich der Eschatologie auch positiv, nämlich als Konsequenz der Rechtfertigungslehre, werten: "In der Reformation war es (sc. der Grund f ü r die Zurückhaltung) d u r c h a u s nicht der Mangel an eschatologischer Orientierung, wohl aber das tiefe Mißtrauen gegen das sich verselbständigende Int e r e s s e an apokalyptischen Zukunftsvisionen. Man sah darin eine Konk u r r e n z zu der christologischen Zentrierung, wie sie im Lehrstück von der Rechtfertigung allein aus Glauben auf das Leben hin a u s g e richtet war" (Dogmatik III, 12; Hervorhebungen von u n s ) . Die 'antischwärmerischen' Tendenzen von CA 17 - das kann hier n u r angedeutet werden - wollen in diesem Rahmen begriffen sein. U.E. darf man CA 17 mit einigem Recht ansehen als klassische eschatologische Ausdrucksgestalt der reformatorischen Rechtfertigungslehre. Der theologische Grund f ü r die in diesem Artikel ausgesprochene Verwerfung des Chiliasmus und der Apokatastasis ist genau d e r , durch den Luther auch zur Sachkritik biblischer Bücher (Jak. ; O f f b . ) g e f ü h r t worden ist: die Botschaft von der Rechtfertigung allein aus Glauben darf nicht verdunkelt oder verwischt werden. Wenn CA 17 den eschatologischen Heilsuniversalismus zurückdrängt und den (End-)Gerichtsgedanken h e r v o r h e b t , wendet sich dies gegen eine menschlich zwar verständliche, theologisch aber illegitime securitas, die an der Rechtf e r t i g u n g vorbei auf Heil spekuliert und damit die Grenzen sinnvoller theologischer Aussagen s p r e n g t . - Was Luther selbst a n g e h t , wird man also im Blick halten müssen, "daß der Ort der Lehre von richtenden Gott die Rechtfertigungslehre i s t " (C.H. Ratschow, Gott II, 122 f . ) . So kann Luther die bedrängende Frage nach dem Schicksal der 'unselig Verstorbenen' 'anti-spekulativ' an die Präsenz von Christi Heil in der Gegenwart zurückbinden, etwa in WA 10/11, 322 f f . Luther konzediert d o r t , die Ewigkeit der Strafen mute in der Tat an wie "frevel, gewallt und u n r e c h t " ( e b d . , 322) und sei "fur wahr nicht der kleynsten anstöß e i n e r " ( e b d . , 323); trotzdem komme aber die Apokatastasislehre, zu finden "bey den aller höchsten leutten als
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Zu S. 12 Origenes und seines gleychen" ( e b d . , 322), f ü r ihn theologisch nicht in B e t r a c h t , denn es "kompt solich f r a g e n auß menschlicher n a t u r angepornem furwitz" ( e b d . , 322). Luther zügelt derartige "hoch und fliegende g e y s t e r " (ebd. , 325) und verweist sie zurück in die Gegenwart des Christusverhältnisses: "Denn was solt uns der mensch Chris t u s geben seyn zu eyner leyttern zum v a t t e r , wenn wyr yhn lassen ligen unnd über yhn h y n f a r n und mit eygener v e r n u n f f t gen hymel f a r n und Gottis gericht messen wollen? Es wirt niergent bas denn ynn Christus menscheyt gelernet, was uns ζθ wissen nott i s t , Syntemal er u n s e r mittler i s t , und niemant zum v a t e r on d u r c h yhn komen k a n " ( e b d . , 326). Man griffe sicherlich zu k u r z , wollte man Luthers Festhalten am 'doppelten Ausgang 1 als unkritisches Plädoyer f ü r eine mittelalterliche Höllenmetaphysik werten. Zur theologischen Bedeut u n g des 'Zornes Gottes' und des (End-)Gerichtsgedankens bei Luther vgl. etwa L. Pinomaa, Zorn, passim (besonders: 127 f f . ) . 5 Interessante Entwicklungen in den 'neupietistischen' Kreisen werden von der Universitätstheologie so gut wie gar nicht wahrgenommen; das b e t r i f f t auch den Sachverhalt, daß in diesem J a h r h u n d e r t in d e u t schen sog. 'Gemeinschaftskreisen' und auch in Freikirchen das Apokatastasisproblem zu den am leidenschaftlichsten umstrittenen religiösen und theologischen Problemen g e h ö r t . Dabei findet die A u f f a s s u n g von der schließlichen Apokatastasis panton nicht n u r Befürworter im h e u tigen württembergischen Gemeinschaftsleben, das sich in besonderer Kontinuität weiß zum alten württembergischen Pietismus, nämlich in der Hahnschen Gemeinschaft, bei den Pregizerianern und z . T . auch in Korntal (auf diesen Sachverhalt wird unten des öfteren eingegangen). Auch bei anderen Gemeinschaftsleuten und Freikirchlern wird die Apokatastasislehre mit großem Nachdruck verteidigt gegen den e r b i t t e r ten Widerstand der Mehrzahl von Gläubigen der gleichen Gemeinschaften und Freikirchen. Für die Erstgenannten wird oft die B e f ü r w o r t u n g der schließlichen Apokatastasis das theologisch alles b e h e r r s c h e n d e Thema: eigene Publikationsorgane, Freizeiten und Glaubenskonferenzen (Langensteinbacherhöhe bei Karlsruhe) dienen dazu, die Apokatastasislehre als Zentrallehre zu propagieren. Dabei verbindet sich die A u f f a s s u n g von der Apokatastasis mit einer (an die Gnosis e r i n n e r n d e n ) Äonenlehre, die den heilsgeschichtlichen Zusammenhang von Gericht und Heil klären soll, wobei unbedingte S c h r i f t t r e u e betont wird und das 1000-jährige Reich und Israel grundwichtige heilsgeschichtliche Themen werden, z . T . auch biblische Zahlensymbolik u . dgl. Kennzeichnend f ü r diesen Frömmigkeitstyp i s t , daß die wahre Erkenntnis als entscheidend erachtet wird, wobei oft ein gewisser Hang zu Esoterik und Exklusivität feststellbar i s t . - In den deutschen Gemeinschaftskreisen ist dieser Frömmigkeitstyp in diesem J a h r h u n d e r t entscheidend von zwei Männern geprägt worden, die sich mit ihren Zeitschriften und a n d e r e r Literatur - weitgehend unabhängig vonein-
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Zu S . 12 ander, obwohl es Berührungspunkte zwischen beiden gibt - f ü r die Propagierung der Apokatastasislehre eingesetzt haben: A . E . Knoch (1874-1965) und E . F . Ströter (1846-1922). - A . E . Knoch, aus dem amerikanischen Darbysmus stammend, hat den in den USA entwickelten Gedanken einer 'konkordanten' ( d . h . urtext-wortgetreuen) Bibelübersetzung in Deutschland (und darüber hinaus in ganz Europa) populär gemacht; ab 1932 hat Knoch mit anderen seine Gedanken in einer Zeitschrift verbreitet: Unausforschlicher Reichtum, Zweimonatsschrift für Gott und Sein Wort (Verlagsort damals: Stepenitz/Ostpregnitz; die gleiche Zeitschrift ist zwischenzeitlich in der Schweiz herausgegeben worden und erscheint z.Z. im Konkordanten Verlag, Pforzheim im 52. J a h r g a n g , 1983). Zentrales Anliegen der 'Freunde der konkordanten Wortverkündung' ist e s , in dieser Zeitschrift und einer Fülle weiterer Erbauungsliteratur zu 'beweisen', daß nach dem inspirierten Urtext die Heilsgeschichte in der Apokatastasis panton gipfelt. - Der ehemalige Methodistenprediger, Theologieprofessor und Judenmissionar E . F . Ströter (zur Vita dieses einflußreichen 'Gemeinschaftsmanns' vgl. K. Kupisch, Ströter, Sp. 419) hat in einer Fülle von Schriften und v . a . in der von ihm begründeten Zeitschrift: Das prophetische Wort (hg. ab 1907 in Klosterlausnitz) vom Jahr 1911 an vehement die Apokatastasislehre vertreten. Ströters Schüler A. Heller (1853-1973) und K. Geyer (1893-1955) haben Ströters Zeitschrift von 1938 bis 1942 weitergeführt unter dem Titel: Wort und Geist; seit 1949 heißt die Nachfolge Zeitschrift (hg. von A. Heller und K. Geyer, später von H. Schumacher): Gnade und Herrlichkeit,· Zweimonatsheft für gläubige Schriftforscher (erscheint z.Z. im Paulus-Verlag Karl Geyer, Heilbronn, im 35. J a h r g a n g , 1983). Wie die Anhänger der Knochschen Richtung betont auch der von Ströter, Geyer und Heller geprägte Kreis (der sich zur sog. 'Christlichen Allianz' locker zusammengeschlossen hat) in der genannten Zeitschrift und in einer Fülle von Schriften bis heute die zentrale Bedeutung einer heilsgeschichtlichen Sicht der Bibel, die auf Israel, das 1000-jährige Reich und die Apokatastasis ausgerichtet ist. - Die wichtigsten Schriften aus beiden Richtungen, aber auch jene Schriften aus Gemeinschaftskreisen, die sich gegen Knoch und Ströter bzw. deren Anhänger richten, hat G. Müller in seiner 'Bibliographie zur Apokatastasis-Frage' (in: G. Müller, Identität, 321 f f . ) zusammengestellt (ebd. 334 f . ; diese von uns durchweg eingesehene Literatur ist hier nicht im Einzelnen zu nennen). E . F . Ströter, K. Geyer und A. Heller werden auch kurz biographisch, theologisch und in Textauszügen vorgestellt in: E. Staehelin, Verkündigung VII, 440 f f . (vgl. auch: W. Michaelis, Versöhnung, 16 f f . ) . Eine gute Einführung in die Denk- und Glaubenswelt von Gemeinschaftskreisen, die durch den Apokatastasisgedanken geprägt sind, bietet der o . g . Schüler K. Geyers und A. Hellers in einem umfangreichen Buch zur Apokatastasis: H. Schumacher, Zeugnis (mit
- 263 Zu S . 12-13 vielen Sach- und Literaturhinweisen auch zur Apokatastasiskontroverse in den Gemeinschaftskreisen: vgl. b e s . e b d . , 181 f f . ) . Genannt sei hier nur noch aus der langen Liste von 'apokatastasiskritischer' Erbauungsliteratur das letzterschienene Heft: A . E . WilderSmith, Allversöhnung; es setzt sich mit dem genannten Buch von H. Schumacher auseinander. 6 Bereits in der vorigen Anmerkung ist auf Schriften aus Gemeinschaftskreisen verwiesen worden, in denen der Apokatastasisgedanke bekämpft wird. Ein eindruckvolles Beispiel für den Kampf gegen diesen Gedanken ist der sog. 'Norwegische Höllenstreit' in den 50er Jahren dieses Jahrhunderts. Da haben in der stark vom Luthertum und von der Erweckungsbewegung geprägten norwegischen Staatskirche pietistisch orientierte Theologen und Laien in einer Auseinandersetzung, die großes Aufsehen in der Öffentlichkeit erregt hat, einen Bischof angegriffen, er lehre die Hölle nicht im Sinne von CA 17 und nehme den doppelten Ausgang nicht ernst. Die Dokumente dieses Streits finden sich in: F. Schauer ( H g . ) , Hölle. Vgl. dazu auch G. Müller, Idee einer Apokatastasis, 18 f. und E. Deak, Apokatastasis, 174 f f . - Wie vehement bei den Gläubigen, die sich als 'Evangelikaie' verstehen, der Apokatastasisgedanke abgeleht wird, zeigt das bisher wichtigste Dokument der evangelikalen Bewegung, die Lausanner Verpflichtung von 1974 in ihrem 3. Artikel. Vgl. Alle Welt I, 10 sowie Alle Welt II, 1622 f f . und 1634 f f . Daß der Gedanke des doppelten Ausgangs auf innigste mit der evangelikalen Kritik desjenigen Missions- und Ökumeneverständnisses zusammengehört, das im ÖRK vertreten wird, zeigt schon die Berliner Erklärung 1970 zur Grundlagenkrise der Mission. Vgl. P. Beyerhaus, Grundlagenkrise, 28 f f . , besonders die Artikel 3 , 4 , 5 und 7. Zur evangelikalen Kritik an universalistischen Strömungen in der Gegenwartstheologie vgl. schließlich H. Burkhardt, Universalismus, 512. 7 Auf das 'Apokatastasis-Problem in der gegenwärtigen systematischen Theologie' gingen wir in der Erstfassung dieser Arbeit, wie sie vom evangelisch-theologischen Fachbereich der Universität Münster als Dissertation angenommen worden ist, im ersten Abschnitt sehr viel ausführlicher ein. Dieser Teil mußte aus Raum- und Kostengründen und wegen des Charakters der wissenschaftlichen Reihe, in der diese Arbeit erscheint, drastisch gekürzt werden. Wir hoffen, den ungekürzten ersten Teil demnächst äls Aufsatz vorzulegen. 8 J . Moltmann, Theologie der Hoffnung ist 1980 in 11. Auflage erschienen und inzwischen in acht Sprachen übersetzt. 9 Vgl. z . B . F.W. Kantzenbach, Programme, 315 f f . 10 Zur neuesten Kritik an der Moltmannschen Hoffnungstheologie vgl. etwa P. Bühler, Kreuz und Eschatologie, 292 f f . u . ö . , M. Honecker, Hoffnung, 323 f f . und C.H. Ratschow, Eschatologie, 334 f f . , dort b e s . 344 f f .
- 264 Zu S. 13-15 11 Vgl. dazu etwa die kritischen Bemerkungen in: C.H. Ratschow, Eschatologie, 351 ( e b d . , 343 f . wird a n g e r i s s e n , was der eschatologische Begriff der Antizipation im Werk W. Pannenbergs b e s a g t , e b d . , 344 f . , was Antizipation bei J . Moltmann b e s a g t ; auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden stark heilsuniversalistisch ausgerichteten Theologen Moltmann und Pannenberg ist hier nicht im Einzelnen ein zugehen). 12 K. Stock, Gott, 240. Stock hat in zwei Aufsätzen ausführlich auf Probleme hingewiesen, die solche V e r d r ä n g u n g des (End-)Gerichtsgedankens a u f w i r f t : Gott, 240 f f . und Richterstuhl, 704 f f . 13 Häufig wird der Eindruck erweckt, als sei die heilsuniversalistische Vorstellung von der Wiederbringung aller weniger 'mythologisch' und somit 'aufgeklärter' als die konkurrierende vom doppelten Ausg a n g . Zu bedenken i s t , daß es zur Problematik der Lehre vom doppelten Ausgang gehört, daß diese sich in der Kirchengeschichte und in persönlichen Biographien in besonderer Weise 'traumatisch' a u s g e wirkt und häufig dazu beigetragen h a t , den christlichen Glauben zu p e r v e r t i e r e n zu einer rigiden Gesetzes- und Autoritätsreligion. Einige solcher Belege aus der Kirchengeschichte sind zusammengestellt bei: E. Benz, Sympathie aller Dinge, 137 f f . Die Kritik an dieser Wirkungsgeschichte und eine gewisse Aufgeschlossenheit f ü r die Apokatastasisvorstellung gehören oft aufs engste zusammen. Das zeigt z . B . auch Benz' eigene Stellungnahme in dem genannten Aufsatz. 14 Auf Entwicklungen im eschatologischen Denken Althaus' ist hier nicht im Einzelnen einzugehen. Wir beziehen uns im Folgenden auf die 4. Auflage von P. Althaus, Die letzten Dinge. Zu Einzelfragen der Althausschen Eschatologie vgl. W. Wimmer, Eschatologie. 15 Zur Ablehnung des 'Evolutionismus' vgl. P. Althaus, Die letzten Dinge, passim, b e s . 223 f f . 16 Vgl. e b d . , 165 f f . ; auf Althaus' Differenzierungen (Gericht als Entscheidung und Gericht als Wirkung; Endgericht und Geschichtsger i c h t ) ist hier nicht im Einzelnen einzugehen. 17 Vgl. e b d . , 247 f f . 18 Vgl. e b d . , 286 f f . 19 P. Althaus, Wiederbringung, Sp. 1695; ähnlich in: Die letzten Dinge, 180 f f . Vgl. dazu W. Wimmer, Eschatologie, 366 f f . (aber auch die kritischen Bemerkungen e b d . , 388 f f . ) . 20 Vgl. etwa G. Ebeling, Dogmatik III, 398 f . und 399 f . - Zu Ebelings Behandlung der letzten Dinge vgl. die positive Würdigung von M. Honecker, Hoffnung, 378 f f . P. Bühler, Kreuz und Eschatologie, das Werk eines Schülers Ebelings, versucht ü b e r z e u g e n d , im Sinne Ebelings eine an Luther orientierte 'eschatologia crucis' zu e n t f a l t e n . 21 G. Ebeling, Dogmatik III, 289; zur Bedeutung der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium vgl. e b d . , 251 f f . 22 E b d . , 403 f .
- 265 Zu S . 15-17 23 E b d . , 404. 24 Dazu s . o . , Anmerkung 4. 25 Wie aus dem Register ersichtlich ist, kommt Ebeling auf das Thema Chiliasmus nur beiläufig zu sprechen: Dogmatik III, 27. 26 E b d . , 527. 27 E b d . , 527. Verwiesen sei auf das inhaltlich ähnliche Luther-Zitat oben, Anmerkung 4. 28 C.H. Ratschow, Eschatologie, 359. 29 Vgl. besonders C.H. Ratschow, Gott I, 1 f f . ; d e r s . Gott II, 100 f f . (das dort Ausgeführte berührt sich thematisch z . T . mit den Ausführungen K. Stocks, s . o . , Anmerkung 12). Vgl. ferner C.H. Ratschow, Glaube (die im Register s . v . 'Letzte Dinge' angegebenen Stellen) sowie zuletzt d e r s . , Eschatologie, 334 f f . - Deutlich an Ratschow angelehnt, hat dessen Schüler M. Schloemann Arbeiten zur Eschatologie vorgelegt, in denen Luthers Erbe fruchtbar gemacht wird: Vgl. d e r s . , Krise, 266 f f . , d e r s . , Luthers Apfelbäumchen, passim; d e r s . , Wachstumstod und Eschatologie, passim. (Der Band Schloemanns über Eschatologie in der Reihe 'Handbuch Systematischer Theologie', Gütersloh, liegt noch nicht v o r . ) 30 C.H. Ratschow, Gott II, 127; ähnlich d e r s . , Glaube 276 f . (vgl. dazu den Kontext: e b d . , 273 f f . ) . 31 Zur grundsätzlichen Bedeutung der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium vgl. C.H. Ratschow, Glaube, 311 f . Barth fehlt es nach Ratschow an der notwendigen Unterscheidung von Gesetz und Evangelium (vgl. e b d . , 277), mit der Konsequenz, daß "die fatale Verfallenheit des Menschen nur noch als J Schein' erkennbar wird" ( e b d . , 277) und "ein Schritt zu weit in die Vollendung hinein getan" ( e b d . , 277) wird. Ähnlich übrigens H. Thielicke, der im Blick auf Barth kritisiert: Wo "der "Gegensatz von Gesetz und Evangelium entschärft i s t , verliert das Gericht seine Nachtseite, weil es uns das happy end zuflüstert" (Ethik I, 193). Auch ein Barth im Ganzen wohlwollend gegenüberstehender Theologe wie G. Sauter kann - ähnlich wie Ratschow und Thielicke fragen, ob bei Barth nicht in problematischer Weise die eschatologische Thematik 'entspannt' wird: vgl. G. Sauter, Theologie des Reiches Gottes, 261 f. und 265 f. 32 Beide Zitate a u s : C.H. Ratschow, Glaube, 277. 33 C.H. Ratschow, Eschatologie, 358. 34 C.H. Ratschow, Gott II, 127 f . 35 C.H. Ratschow, Eschatologie, 361. 36 G. Müller, Bibliographie zur Apokatastasis-Frage, in: G. Müller, Identität, 321 f f . (Anhang 2). Diese 17-seitige Bibliographie ist auch als bevorworteter fünfsprachiger Sonderdruck erschienen: G. Müller, ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΙΣ ΠΑΝΤΩΝ, A Bibliography, (Basel 1969). In unserer Arbeit wird nach dem Anhang 2 von Müllers Monographie zitiert, da der Sonderdruck nicht paginiert ist. - übrigens liegt in Müllers Biblio-
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graphie das Hauptgewicht auf den deutschsprachigen Abhandlungen ab ca. 1800; f ü r ältere (und auch f ü r a u ß e r d e u t s c h e ) Literatur zur Apokatastasis ist hinzuzuziehen etwa die 1862 geschriebene Bibliographie: E. Abbot, The Literature of the Doctrine of a Future Life, in: W.A. Alger, Destiny II, 773 f f . Abbot hat e b d . , 926 f f . , über 700 Titel zur Apokatastasis zusammengestellt (vgl. zu dieser Bibliographie - urid zu weiteren - G. Müller, Identität, 321 f . ) . - Zu bemerken ist noch, daß f ü r diese Arbeit die meiste in Müllers Bibliographie genannte 'Apokatastasisliteratur' eingesehen worden ist; es würde zu weit f ü h r e n , in den Anmerkungen und im Literaturverzeichnis alle gelesenen und benutzten Titel zu n e n n e n . G. Müller, Identität, 330. Vgl. dazu G. Müller, Idee einer Apokatastasis, 22. Hier sind folgende Aufsätze zu nennen: G. Müller, Idee einer Apokat a s t a s i s , I f f . ; d e r s . , Origenes, 174 f f . ; d e r s . , Allversöhnung, 304 f f . , d e r s . , Hoffnung f ü r die ganze Welt, 555 f f . ; d e r s . , Ontologie, 256 f f . Beide Arbeiten, Müllers Dissertation und die Habilitationsschrift, bieten im vollständigen Abdruck wichtige (vorher nicht bzw. kaum beachtete) 'Apokatastasis-Texte', nämlich Pregizers Abhandlung über die Wiederbringung (G. Müller, Pregizer, 311 f f . ) und die Straüß'sche Dissertation über die Apokatastasis (G. Müller, Identität, 49 f f . ) ; letztere steht in Müllers Strauß-Monographie ganz im Zentrum der Überlegungen Müllers zum jungen D . F . S t r a u ß . E. Staehelin, Verkündigung I-VII. Vgl. dazu die zahlreichen Verweise in den Sachregistern der Bände u n t e r dem Stichwort: 'Wiederherstellung aller Dinge'. Staehelin geht es nicht zuletzt - wie seine 56 Thesen in: Verkündigung VII, 597 f f . , zeigen - um die aktuelle Bedeutung der Reich-Gottes-Tradition, wobei Staehelin der eschatologische Gedanke der universalen Wiederherstellung besonders wichtig i s t . G. Müller, Identität, 322. E. Staehelin, Wiederbringung. A. Köberle, Allversöhnung, 70 f f . Dieser kleine Aufsatz f ü h r t zwar nicht über das von G. Müller, E. Staehelin und E. Benz Gesagte hina u s ; trotzdem ist Köberle f ü r die Fragestellung u n s e r e r Arbeit ein interessanter V e r t r e t e r : in vielen seiner Schriften geht es ihm - oft in bewußt erbaulicher Absicht - um den 'Universalismus der c h r i s t lichen Botschaft' und dabei nicht zuletzt um das 'Glaubensvermächtnis der schwäbischen Väter', dem Köberle, der Schüler K. Heims, sich theologisch sehr verpflichtet weiß. Vgl. dazu z . B . A. Köberle, Glaubensvermächtnis, passim (zur Wiederbringung in Württemberg: e b d . , 38 f f . , 60 f f . u . ö . ) . E. Benz, Sympathie aller Dinge, 133 f f . Man wird es als eine Gemeinsamkeit der hier genannten Arbeiten von Müller, Staehelin, Köberle und Benz bezeichnen d ü r f e n , daß das 'er-
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kenntnisleitende Interesse' der Autoren darin liegt, die Chance und das Recht universalistischen Denkens f ü r Theologie und Glauben h e r v o r z u h e b e n ; dabei kommt manchmal - besonders in der genannten Arbeit von E. Benz - die Grenze solchen Denkens (wie wir sie in Kap. I, 1. anzudeuten v e r s u c h t e n ) zu wenig zum A u s d r u c k . Ein großes Plädoyer f ü r das Recht des Gedankens der Wiederbringung aller bietet eine weitere historisch ausgerichtete Arbeit: die neutestamentliche Monographie über die Apokatastasis von W. Michaelis (W. Michaelis, Versöhnung; Michaelis hat jenen pietistisch-erwecklichen Kreisen nahegestanden - vgl. oben, Anmerkung 5 die den Allversöhnungsgedanken ganz ins Zentrum r ü c k e n ; Ähnliches gilt übrigens auch f ü r Köberle und Staehelin). Vgl. zum württembergischen Pietismus in den genannten Arbeiten: G. Müller, Allversöhnung, 307 f . ; d e r s . , Idee einer Apokatastasis, 5; d e r s . , Ontologie, 264 und 267 f . ; A. Köberle, Allversöhnung, 77 f . und 79 f . ; E. Benz, Sympathie aller Dinge, 158 f . und 170 f f . Erwähnenswert in diesem Zusammenhang i s t , daß einer der wenigen Universitätstheologen, welche die Apokatastasis-Diskussion in den pietistisch-erwecklichen Kreisen ( s . o . Anmerkung 5 und 6) zur Kenntnis genommen haben, K. Barth gewesen i s t . So erwähnt Barth - d u r c h a u s wohlwollend - Gedanken E . F . Ströters zum Problem Israel und Rom. 11, das ja (nicht n u r bei Ströter selbst) eng mit der Apokatastasisfrage zusammengehört. Vgl. K. B a r t h , KD II, 2, 294 f . , 307 und 309, und Barth leistet v . a . mit einem Geleitwort einem 'Gemeinschaft smann', R. Imberg, der zur Wiederbringung ähnlich b e jahend steht wie die oben in Anmerkung 5 Genannten, 'Schützenhilfe': vgl. Barths überaus aufschlußreiches Geleitwort zu: R. Imberg, Theologie f ü r jedermann, VII f f . Vgl. auch e b d . , XI f f . , Imbergs Widmungsbrief an B a r t h , in dem Imberg einen engen Zusammenhang sieht zwischen seinen eigenen Überlegungen zur Wiederbringung und Barths KD II, 2. Vgl. dazu G. Müllers Bibliographie zur Apokatastasis-Frage: u n t e r der Rubrik 'systematisch-theologische Beiträge' (G. Müller, Identit ä t , 329 f . ) liegen aus unserm J a h r h u n d e r t n u r einige wenige Aufsätze vor; dagegen entstammen in der 'Bibliographie der seit 1800 erschienenen Monographien und Abhandlungen' ( e b d . , 329 f f . ) die weitaus meisten im 20. J a h r h u n d e r t zu dem Thema erschienenen Arbeiten ( e b d . , 333 f f . Nr. IX, 20 bis 58) der Feder pietistisch-erwecklicher Autoren. E. B r u n n e r , Dogmatik I, 376. B r u n n e r bezieht sich auf Barths Lehre von der 'Gnadenwahl' in KD II, 2; daneben ist f ü r Barths Stellung zu u n s e r e r Frage besonders wichtig: KD IV, 3, 2. Hälfte. Vgl. auch diejenigen Stellen aus Barths Werk, die G. Müller, Identität, 337 f . , aufgelistet h a t . E. B r u n n e r , Dogmatik I, 376.
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Zu S. 19-21 52 E b d . , 376 f . 53 Vgl. zu E. B r u n n e r s Bestimmung des Verhältnisses von Gericht und Apokatastasis neben: Dogmatik I, 375 f f . ( E x k u r s : 'Die Erwählungslehre.Karl B a r t h s ' ) und e b d . , 379 f f . ( E x k u r s : 'Zur Lehre von der Apokatastasis (Allbeseligung)') noch: e b d . , 323 f f . (bes. e b d . , 336 f f . ) sowie: Dogmatik III, 464 f f . Hier ist n u r anzumerken, daß man B r u n n e r s spätere A u s f ü h r u n g e n zu dem Thema (in Dogmatik III, 464 f f . ) in gewisser Weise als Kompromiß und Annäherung an Barths Sicht der Apokatastasis empfunden h a t . 54 Vgl. dazu W. Michaelis, Versöhnung, 7 f f . , 156 f . 55 Vgl. die Titel, die G. Müller, Identität, 338 und e b d . , 337 A.2, anführt. 56 R. Rochusch, U n t e r s u c h u n g . 57 E b d . , 200 f f . 58 E b d . , 298. 59 E b d . , 119. 60 Ebd. , 119. 61 E b d . , 299 f . 62 Zu E . F . Ströter und dessen Apokatastasislehre vgl. oben, Anmerk u n g 5 und 48. 63 Vgl. dazu R. Rochusch, U n t e r s u c h u n g , 275 f f . ; mit dieser Differenzierung folgt Rochusch O. Weber (Grundlagen II, 501 f f . ) ; dabei rückt Rochusch, wie er ( U n t e r s u c h u n g , 278) ausdrücklich betont, Barth deutlicher als Weber von der zweiten Gruppe ('christologis c h e r ' Typ: z.B. S t r ö t e r , Michaelis) a b . Übrigens wird R. Imberg, der zum 'christologischen' Typ gehören würde und ohne Zweifel eine besondere Beziehung zu Barth hat ( s . o . Anmerkung 48), von Rochusch nicht erwähnt. 64 Vgl. e b d . , 296, 291 u . ö . 65 Rochusch stellt es als eine 'Spezialität' Barths h e r a u s , daß nach Barth über die Frage nach dem Heil die "Entscheidung Gottes zugunsten des Menschen . . . längst, und zwar am Anfang, gefallen" ( U n t e r s u c h u n g , 63) ist; von daher legt es sich nach Rochusch nahe, zu konstatieren: "Das ist etwas ganz anderes als Apokatastasis . . . . Man müßte ein neues Wort e r f i n d e n , das diesem Denken Karl Barths gerecht werden könnte" ( e b d . , 63). Der hier gelobte und als singulär herausgestellte Gedanke Barths hat freilich d u r c h a u s Sachparallelen in der Geschichte der Apokatastasislehre. Bei Oetinger und M. Hahn - so wird unten zu zeigen sein - hat deren Apokatastasislehre aufs innigste mit Gottes 'Gnadenwahl' (diesen Ausdruck verwenden auch Oetinger und Hahn) zu t u n , welche a u f g r u n d des göttlichen 'Vorsatzes' von allem Anfang an beschlossene Sache ist; diese 'Gnadenwahl', die schließlich alle Menschen umschließt und sich bei Hahn und Oetinger dezidiert gegen Calvins praedestinatio gemina r i c h t e t , kommt bei beiden württembergischen Pietisten allein im Blick auf
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C h r i s t u s , den Anfänger und Wiederhersteller aller Dinge zum Zug. Freilich ist zuzugeben, daß bei Oetinger und Hahn der Aspekt des eschatologischen 'Schon-geschehen-Seins' nicht solch eine h e r v o r ragende Rolle spielt wie bei B a r t h . Zu beachten ist jedoch, daß das eschatologische ηδε γεγονεναι, wie 2. Tim. 2, 18 zeigt, auch nicht u n problematisch ist! B. Ahn, Allerwählung. Zu Calvin vgl. b e s . e b d . , 76 f f . G. K r a u s , Vorherbestimmung, 211 f f . E b d . , 283 f f . Ebd. , 349. Ebd. , 349. Ebd. , 349. E b d . , 349. Ebd. , 362. Deaks 383 Seiten umfassende Dissertation ist übrigens die umfangreichste Arbeit, die in diesem J a h r h u n d e r t speziell zum Thema Apokatastasis geschrieben worden i s t . - Deak befaßt sich darin mit der Apokatastasis-Idee bei Berdiajew (Apokatastasis, 20 f f . ) , mit der Kontroverse, die der italienische Katholik G. Papini mit seiner Kritik am traditionellen Teufelsglauben und an der Lehre von den ewigen Höllenstrafen ausgelöst hat ( e b d . , 61 f f . ) , mit K. B a r t h s Sicht der universalen Erlösung ( e b d . , 83 f f . ) , mit anderen Lösungsversuchen zu Bezug auf die Apokatastasis im protestantischen Bereich in Europa und Übersee ( e b d . , 142 f f . ) sowie mit weiteren Aspekten des Apokatastasisproblems im Katholizismus ( e b d . , 209 f f . ) , und schließlich kommt Deak auf über 100 Seiten - auf der Basis des zuvor Erarbeiteten - zu eigenen systematisch-theologischen Erwägungen über die Apokatastasis ( e b d . , 255 f f . ) . In seinem Abschnitt über "Karl Barth and Universal Salvation" ( e b d . , 83 f f . ) stellt Deak ( e b d . , 113 f f . ) "Barth's Critics and Opponents" und ( e b d . , 129 f f . ) "Favouring Views on B a r t h ' s Position" d a r . E b d . , 143. E b d . , 259 f . Was es mit der e r s t e n Satzhälfte auf sich h a t , e r ö r t e r t Deak e b d . , 87 f f . , was es mit der zweiten Satzhälfte auf sich h a t , wird e b d . , 105 ff e r ö r t e r t . E b d . , 140 f . Vgl. e b d . , 255 f f . Ebd. , 346 f . E b d . , 341; vgl. auch e b d . , 361 u . ö . Vgl. dazu e b d . , 340 f f . , b e s . e b d . , 342 f . und 346 f . E b d . , 347. Vgl. e b d . , 350: entscheidend sei "the idea of simultaneity of salvation and condemnation in the same subject". Ebd. , 347. Ebd. , 347. Ebd. , 347.
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R. Schneider, Geistesahnen, 146. - Zu bemerken i s t , daß im w ü r t tembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s zwar durchgängig von der Sache her das (1000-jährige) 'Reich' im Mittelpunkt s t e h t , daß aber der Begriff des '(König-)Reiches Gottes (bzw. Christi)' bei Bengel noch nicht so sehr im Vordergrund steht wie danach (bei Oetinger, Ph.M. Hahn, M. Hahn). M. Schmidt, Pietismus, 11 f . G. Müller, Identität, 159 (Hervorhebung von u n s ) . J . A . Bengel, EO N . A . , 699 (Beschluß VII. S t ü c k ) . F . C h r . Oetinger, SS II, 5, 26. E b d . , 44 und 47. R. Schneider, Geistesahnen, 52. E b d . , 52. C. Andresen, Wiederbringung Aller, Sp. 1693. Vgl. etwa A. Ritsehl, der (in: Geschichte III) an folgenden Stellen auf die Apokatastasis in Württemberg zu sprechen kommt: e b d . , 22, 32, 70 f . , 134, 144, 146, 149, 156 f . , 159. Vgl. die Stellen, die oben in A. 47 a n g e f ü h r t s i n d . A. Köberle, Allversöhnung, 79. In Anlehnung an H. Lehmann, der f ü r die Sozialgeschichte des württembergischen Pietismus bis 1945 sechs Phasen u n t e r s c h e i d e t : 1. Anfänge des Pietismus in Württemberg: 1680-1720; 2. Blütezeit des Pietismus u n t e r Bengel und dessen Schülern: 1720-1780; 3. Krise des bürgerlichen und Erwachen des volkstümlichen Pietismus: 1780-1820; (4. 1820-1880; 5. 1880-1919; 6. 1919-1945): H. Lehmann, Probleme einer Sozialgeschichte, 168 f f . ; vgl. auch den Aufbau von Lehmanns großer Monographie: H. Lehmann, Pietismus. Diese Phase und die in ihr entstehenden pietistischen Gruppierungen werden in Grundzügen zusammenfassend charakterisiert bei J . T r a u t wein, Religiosität, 35 f f . ; vgl. auch H. Lehmann, Pietismus, 135 f f . Zu bedenken ist freilich, daß in der neueren E r f o r s c h u n g des württembergischen Pietismus zunehmend darauf hingewiesen wird, daß man die Eigenart des württembergischen Pietismus nicht allein von den 'prägenden Schlüsselfiguren' her in den Blick bekommt, sondern daß man auch sozusagen den 'Pietismus von u n t e n ' gebührend b e r ü c k sichtigen muß mit all den hier zu bedenkenden außertheologischen Implikationen. Dieser Aspekt, so unerhört wichtig er in a n d e r e r Hinsicht ist, kann bei u n s e r e r theologiegeschichtlichen Fragestellung n u r eine untergeordnete Rolle spielen. J . A . Bengel, EO, 769 (zu O f f b . 14, 8). E b d . , 768 f . Bengel sieht in Arndt den e r s t e n und in Spener den zweiten Engel aus der O f f e n b a r u n g des Johannes (Offb. 14, 6 und 8): vgl. z.B. J . A . Bengel, EO, 754 f f . - Die Frage, ob sich Bengel selber als den dritten Engel (Offb. 14, 9) v e r s t a n d e n habe (vgl. dazu etwa: J . C h r .
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F r . B u r k , Bengel, 502 f f . sowie G. Mälzer, Bengel, 248) mag in diesem Zusammenhang auf sich b e r u h e n : deutlich genug wird aus den hier (A. 104 und 105) zitierten Bengel-Stellen, daß Bengel sich in seiner Theologie (und da nicht zuletzt in seiner Eschatologie) Spener verpflichtet weiß: Spener ist in der Traditionskette f ü r Bengel ein überaus wichtiges Glied. J . A . Bengel, EO, 1117 (Beschluß IV. S t ü c k ) . M. B r e c h t , Spener und die württembergische Kirche, 443 f f . (zu diesem Thema vgl. auch: C h r . Kolb, Anfänge des Pietismus, 2 f f . ; H. Lehmann, Pietismus, 28 f f . ) . M. B r e c h t , Spener und die württembergische Kirche, 459. M. Brecht betont zu Recht, daß der sicherlich bedeutendste V e r t r e t e r der württembergisch-pietistischen F r ü h p h a s e , J . A . Hochstetter (1637-1717), der von A.H. Francke sog. 'Spener Württembergs', letztlich n u r "ausführendes Organ der Pläne Speners war" ( e b d . , 446): "So erklärt es sich auch, warum der f r ü h e württembergische Pietismus des eigenen Gesichts weithin e n t b e h r t . Hochstetter konnte und wollte es ihm nicht geben" ( e b d . , 446). Ebd. , 454. Das Edikt ist abgedruckt in: A.L. Reyscher ( H g . ) , Sammlung VIII, 470 f f . - Vgl. dazu auch: C h r . Kolb, Anfänge des Pietismus, 28 f f . ; H. Hermelink, Geschichte, 192 f . ; H. Lehmann, Pietismus, 37. M. B r e c h t , Spener und die württembergische Kirche, 454. M. Schmidt, A r t . Pietismus, Sp. 375. - Einschränkend ist zu bemerken, daß Bengel (dazu vgl. etwa G. Mälzer, Bengel, 309 f f . ) und Oetinger - im Gegensatz etwa zu Spener, Francke und Zinzendorf kaum eine organisatorische Führerrolle f ü r die pietistische Bewegung innegehabt und beansprucht haben; die ihnen besonders im 19. J a h r h u n d e r t , aber auch schon im 18. J a h r h u n d e r t zugesprochene ' F ü h r e r rölle' bezieht sich mehr d a r a u f , daß sie je länger, je mehr zu theologischen Autoritäten in Württemberg werden. M. B r e c h t , Bibelmystik, 4. A. Ritsehl, Geschichte III, 126. Zu Recht betont G. Mälzer, Bengel, 252: "Die württembergische Geistesgeschichte zumindest des späten 18. und des 19. J a h r h u n d e r t s , ist ohne den Heilstheologen Bengel nicht zu v e r s t e h e n " . Entsprechendes wäre, mutatis mutandis, auch von Oetinger zu sagen. E b d . , 373; zur Wirkungsgeschichte Bengels vgl. e b d . , 369 f f . Dazu vgl. das Kapitel über die "Krise des bürgerlichen und das Erwachen des volkstümlichen Pietismus in Württemberg" in: H. Lehmann, Pietismus, 135 f f . Daß Hahn als sehr geeigneter 'Repräsentant' der Übergangsphase zwischen dem 'alten' Pietismus und dem Erweckungspietismus des 19. J a h r h u n d e r t s anzusehen i s t , wird unten - auf den e r s t e n Seiten von Kap. V - noch weiter e r l ä u t e r t . J. Trautwein, Religiosität, 39. Ebd. , 39.
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Zu S. 35-36 1 Wenn wir von der 'eschatologischen Wende' r e d e n , die Spener a u s gelöst h a t , so ist das in e r s t e r Linie eine Beurteilung aus dem Blickwinkel des württembergischen Pietismus. Daß d a r ü b e r hinaus die Rede von einer "'eschatologischen Wende'" ( J . Wallmanh, SpenerStudien, 102), die Spener bewirkt h a t , in der jüngsten SpenerForschung umstritten i s t , ist in unserem Zusammenhang von s e k u n d ä r e r Bedeutung; wir kommen unten darauf k u r z zurück ( s . u . , 276 A. 27). 2 M. Schmidt, Spener, Sp. 239. 3 Speners 'Pia Desideria', u r s p r ü n g l i c h verfaßt als Vorwort der Neuherausgabe der Postille J . A r n d t s , wird im Folgenden zitiert nach der Ausgabe 1680 (Siglum PD, in Klammern jeweils die Seitenzahlen des Textes der 'Pia Desideria', den K. Aland herausgegeben hat Siglum PD, Al.) 4 Die Frage, inwiefern Speners Eschatologie in der damaligen k i r c h lichen Reform-Literatur ohne Parallele ist (so z . B . M. Greschat, Hoffnung, 229) und wie es sich mit 'Vorformen' der Spenerschen Z u k u n f t s h o f f n u n g genetisch v e r h ä l t , können wir außer Acht lassen; uns interessiert nicht die Vorgeschichte, sondern die Nachgeschichte der Spenerschen Eschatologie. 5 So betont Spener, daß die Hoffnung b e s s e r e r Zeiten "zum g r u n d der Seligkeit nicht gehöre, sondern allein vorgetragen werde als ein stück der göttlichen offenbarten warheit, welche diejenige, so darvon aus GOttes wort Überzeugung erlangeten, mit danck annehmen" (LThB III, 517). Zudem ist Spener das 'Daß' dieser Hoffnung wichtiger als der Streit um das 'Wie' des zukünftigen Wirksamwerdens des Verheißenen, dieses nämlich wird "auf eine art geschehen/die kein mensch völlig vorher erkennen oder bestimmen könne" (ThB III, 843). 6 Zu Speners Verteidigung der Hoffnung b e s s e r e r Zeiten gegen deren orthodoxe Bestreiter A. P f e i f f e r , J . Simon, J . G . Neumann, J . Wächtler, E . C h r . Boldig u . a . vgl. J . G . Walch, Religions-Streitigkeiten II, 194 f f . ; J . G . Walch, Religions-Streitigkeiten V, 938 f f . ; E. G r ü n b e r g , Spener I, 303 f f . 7 Vgl. dazu C.H. von Cansteins Vorrede zu P h . J . Spener, LThB I, 38: Spener habe von Canstein unmittelbar vor seinem Tode a n v e r t r a u t , er "stürbe in der h o f f n u n g einer b e s s e r u n g der kirchen auf e r d e n . Es hat auch der sei. Mann in seiner letzten k r a n c k h e i t , auf seinem s t e r b l a g e r , mir im v e r t r a u e n noch einiges, angehend die h o f f n u n g der k ü n f f t i g e n b e s s e r n Zeiten, e r ö f f n e t , so ich keinem menschen in der weit offenbaren werde oder kan . . . " . Vgl. auch e b d . , 32 f . 8 P h . J . Spener, ThB III, 733 f . ; J . Wallmann, Pietismus und Orthodoxie, 81, wertet dieses Zitat als Ausdruck einer "Distanz zu Luther . . . , die Spener in i h r e r Weite wohl kaum ermessen h a t . " 8a P h . J . Spener, ThB III, 965. '
- 273 Zu S. 36-37 9 Das Thema, "daß der jüngste Tag so nahe nicht s e y " (ThB I, 218) behandelt Spener in einer Reihe von Briefen: ThB I, 218 f f . ; ThB IV, 38 f f . Nach Spener gilt: "Also, ob wir auch wol ein hertzliches verlangen nach der letzten zukunfft des HERRN, und dem einbruch der seligen ewigkeit haben sollen, glaube ich doch, daß zu unserer zeit wir unsere häupter vielmehr dazu aufzuheben haben, daß wir sehen, nachdem der HERR an den seinigen sein gericht geübet, wie er die gefängnüß seines volcks auch wiederum wenden, und einigen frühling vor jenem sommer der ewigkeit uns nach seiner diener Weissagung bescheren werde" (ThB IV, 639). - Im Zusammenhang unserer Fragestellung ist wohl nicht unbedeutend, daß Spener mit seiner Zukunftshoffnung, wie er sie an den oben angeführten Stellen f o r muliert, die Naherwartung Luthers und der lutherischen Orthodoxie, die unmittelbar auf das Endgericht, den 'lieben Jüngsten T a g ' , ausgerichtet ist, nachdrücklich korrigiert ( v g l . dazu etwa J. Wallmann, Spener, 308 f f . ; M. Greschat, Hoffnung, 229 und 237 f . ) . 10 Vgl. zum Folgenden z . B . Ph.J. Spener, PD, 72 f f . (PD A L . , 43 f . ) . 10a Die zukünftige Judenbekehrung vertritt Spener im deutlichen Gegensatz zu M. Luther. So betont Spener in den 'Pia Desideria': "Obwol wir nicht bergen/daß nebens unserm sonst werthen Praeceptore D. LUTHERO unterschiedliche der Unserigen/ auch vornehme Doctores, dergleichen von Paulo gemeynt zu seyn/wie der buchstabe gleichwol lautet /in zweiffei haben ziehen wollen /und darvor halten / es seye solche verheissung (wie in Rom. 11, 25 f f . ) schon allerdings in den von der Apostel zeiten biß daher bekehrten Juden zur gnüge erfüllet" (PD, 73; PD A l . , 44). 11 In PD, 72 f f . (PD A l . , 43 f . ) ist vom O f f b . 20, 1 f f . noch nicht die Rede, später hingegen des öfteren ( s . u . , Kap. I I , 2 . ) . Bemerkenswert ist, daß Speners Schwager Horb in seinem Gutachten zu den 'Pia Desideria' Spener bereits indirekt unterstellt, einen Chiliasmus zu vertreten: v g l . PD, 224. 12 Ph.J. Spener, PD, 72 (PD A l . , 43). 13 Was die neutestamentliche Begründung der Hoffnung besserer Zeiten anbelangt, war das Verständnis des dieser offensichtlich entgegenstehenden Verses Lk. 18, 8 für Spener eine crux ( v g l . etwa ThB I V , 638). In den 'Pia Desideria' (PD, 79; PD A l . , 47) wird dieses Wort in einem aufgenommenen Zitat von E. Sacerius noch im eher 'heilspessimistischen' Sinne gebraucht; später deutet Spener selbst auf Anregung von Sandhagen Lk. 18. 8 im Sinne der 'Hoffnung besserer Zeiten': "Da ist ( s c . in Bezug auf LK. 18, 8) dieses der natürliche verstand: es werde die hülffe so unvermuthet und plötzlich kommen, daß, wenn des menschen Sohn, nemlich mit solcher hülffe erscheinen, er nicht glauben finden werde. Die auserwehlte selbs werden in ihrer angst und geschrey nicht glauben, daß die hülffe so nahe, ja bereits vorhanden seye" (ThB I V , 638 f . , v g l . zur Bedeutung von Lk. 18, 8 auch ThB III, 928, ThB IV, 554 f f . , LThB I,
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Zu S. 37 221 f f . ) . - Die e r s t e Spenersche Verteidigungsschrift der 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten' heißt bezeichnenderweise: Behauptung Der Hoffn u n g k ü n f f t i g e r Besserer Zeiten/In Rettung der ins gemein gegen dieselbe unrecht a n g e f ü h r t e n Spruchs Luc. 18. 8 ( F r a n k f u r t 1693). Die ausführliche "Rettung" dieses Spruchs ist Spener überaus wicht i g , denn: "Der gemeinste spruch/welcher fast insgemein gegen diese materie/daß wir noch etwas bessere zugewarten haben/eingewoffen werden pfleget/ist wohl d e r j e n i g e / d e n der HErr sagt Luc. 18 8 . " ( P h . J . Spener, B e h a u p t u n g , 345, in einer an diese Schrift angehängten Dresdener Predigt vom 22.3. 1691 über die Problematik und Bedeutung von Luk. 18, 8: B e h a u p t u n g , 324 f f . ) Spener zeigt in diesem Buch a u s f ü h r l i c h , daß Luk. 18, 8 keineswegs von jener "sond e r b a h r e n Zukunfft/welche auf den jüngsten Tag gehöret" (Behaupt u n g , 207), s p r i c h t , sondern vom Erstaunen der Gläubigen, wenn u n v e r h o f f t das zuvor Verheißene Wirklichkeit wird; m.a.W.: die hier verheißene Zukunft Christi bezieht sich auf die Hoffnung b e s s e r e r Zeiten, auf die Gnadenzeit vor dem Weltende. - Daß insgesamt dieses Buch Speners von 1693 eher als Unterstützung von Petersens Eschatologie (dazu s . u . Kap. II, 2.) gedacht ist als als Absetzung von d e r selben, betont zu Recht P. G r ü n b e r g , Spener I, 304 ; vgl. auch J . G . E . Walch, Religions-Streitigkeiten II, 623. J.W. Petersen freilich kann der exegetischen Meinung Speners zu Lk. 18, 8 nicht voll zustimmen, wie J.W. Petersen in: Gleichnisse, 621 f f . , in aller Ausführlichkeit d a r l e g t . Petersen ist der Meinung, daß "der Herr D. Spener an der determinirung der Zeit fehlet" ( e b d . t 636), nicht aber in Bezug auf die "Sache selbst" ( e b d . , 636). 14 P h . J . Spener, PD, 72 f f . (PD Al. , 43 f f . ) - Ergänzend erwähnt sei, daß seit der von uns zitierten Separatausgabe der 'Pia Desideria' von 1780 die 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten' noch deutlicher in den Mittelpunkt des Interesses gerückt i s t , insofern diese Ausgabe nunmehr mit drei (die beiden e r s t e n schon in der Ausgabe 1776) Anhängen versehen i s t , die sich allesamt mit dieser eschatologischen Vorstellung b e f a s s e n : Horbs "Bedencken" (PD, 163 f f . ) behandelt die 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten' e b d . , 224 f f . , Stolls "Bedencken" (PD, 315 f f . ) behandelt sie e b d . 324 f f . , Speners "Anhang" (PD, 345 f f . ) stellt ausführlich zusammen, welche Lehrer der Kirche die bevorstehende Bekehrung der Juden gelehrt haben. Während Horb in Bezug auf die Hoffnung b e s s e r e r Zeiten unschlüssig, aber wohlwollend reagiert (vgl. besonders PD, 224), wendet sich Stoll strikt dagegen: er beklagt, daß die e r h o f f t e J u d e n b e k e h r u n g "uns das jüngste gerichte noch ferne machet" (PD, 324) und daß der e r h o f f t e Fall Roms auch eine illegitime "sicherheitsfristung" (PD, 325) biete: "Es ist und bleibet die letzte s t u n d e " (PD, 325). Vgl. dazu das oben 273'A. 9 angedeutete Problem. - Zu den drei Anhängen der 'Pia Desideria' vgl. K. Aland, Spener-Studien, 7 und 36 f f .
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P h . J . Spener, PD, 76 (PD A l . , 45). P h . J . Spener, PD, 81 f f . (PD Al., 47 f f . ) M. Schmidt, Speners 'Pia Desideria', 126. E b d . , 140 (dies Zitat findet sich auch in M. Schmidts Einleitung zu: M. Schmidt/W. Jannasch, Zeitalter des Pietismus, XXXII). - Für die Erreichbarkeit der Vollkommenheit in der Geschichte f ü h r t Spener "die e r s t e Christliche Kirche" als "ein Exempel" (PD, 84; PD A l . , 49) an; nach Spener kann also die U r s p r u n g s zeit der Kirche der Gnadenzeit vor dem Weltende e n t s p r e c h e n . Vollkommenheitsorientierung ist nach Spener nicht n u r dem Einzelnen geboten; Spener will (PD, 83; PD A l . , 48), basierend auf der Hoffnung b e s s e r e r Zeiten "auch s a g e n / d a ß es der gantzen Kirche gelte/daß sie mehr und mehr vollkommen werde". M. Greschat, Hoffnung b e s s e r e r Zeiten, 236. Vgl. dazu etwa: P h . J . Spener, ThB III, 98; ThB IV, 586 und 639; LThB II, 234. M. Greschat, Hoffnung b e s s e r e r Zeiten, 237 (vgl. auch die 273 A. 9 genannten Stellen aus der Primär- und S e k u n d ä r l i t e r a t u r ) . Vgl. etwa M. Schmidts Entgegensetzung von Spener und Luther in: Speners 'Pia Desideria', 161 f f . Vgl. J . Wallmann, Pietismus und Orthodoxie, 80 f . , dort b e s . A. 112; M. Schmidt, Speners 'Pia Desideria', 165: "Spener teilt nicht Luthers Lehre von den beiden Reichen . . . . Weil diese Lehre ihre Wurzeln in dem tiefen Mißtrauen gegen die menschliche Natur, dogmatisch gesprochen, in der Lehre der Erbsünde hat . . . , verbietet sich f ü r Luther der Perfektionismus, auch in der eingeschränkten Fassung Speners". Speners großer Biograph G r ü n b e r g etwa hält Speners Hoffnung b e s s e r e r Zeiten "für die eigentlichen Ziele Speners von u n t e r g e o r d n e t e r Bedeutung", nach Grünberg handelt es sich hier um ein Thema, "das ihm selbst (sc. Spener) nicht klar und dessen Behandlung er nicht recht mächtig war" (P. G r ü n b e r g , Spener I, 303). "Speners guter Wille ist anzuerkennen, im Übrigen haben seine Ideen von den zu erwartenden künftigen besseren Zeiten, von der Bekehrung der J u den und vom Fall Babels . . . n u r noch ein geschichtliches, um nicht zu sagen antiquarisches I n t e r e s s e " (P. G r ü n b e r g , e b d . , 470). Vgl. auch A. Ritsehl, Geschichte II, 122 f f . Ritsehl urteilt e b d . , 125, es könne "der Kirche gleichgiltig sein, wenn ein Mann wie Spener sich bald pessimistisch bald optimistisch mit Dingen b e s c h ä f t i g t e , welche vor dem Endgericht eintreten werden; zumal er damit keinen anders Denkenden behelligen wollte." - Ähnlich rechnet E. Hirsch (Geschichte II, 151 f f . ) Speners Hoffnung b e s s e r e r Zeiten u n t e r "einige Sonderlehren , die mit seiner Hauptabsicht n u r in loser Verbindung stehen" ( e b d . , 151). Immerhin aber hält Hirsch dann doch diese neue eschatologische Vorstellung f ü r kennzeichnend f ü r den " ü b e r -
- 276 Zu S. 38 gang zwischen dem historischen Pessimismus des Altprotestantismus und dem historischen Optimismus des Neuprotestantismus" ( e b d . , 154). 26 Vgl. J . Wallmann, Pietismus und Orthodoxie, 53 f f . ; in diesem Aufsatz werden (bes. e b d . , 75 f f . ) die Fragen sehr deutlich gestellt und z . T . auch wie in Wallmanns Kapitel "Die Anfänge der pietistischen Eschatologie" ( J . Wallmann, S p e n e r , 307 f f . ) einer Antwort z u g e f ü h r t . Deutlich herausgearbeitet wird das Problem der Hoffnung b e s s e r e r Zeiten auch von M. Greschat, Hoffnung b e s s e r e r Zeiten, 224 f f . ; Greschat hält die Spenersche Z u k u n f t s e r w a r t u n g nicht f ü r belanglos: "Diese Anschauung ist vielmehr ein Grundelement der Theologie Philipp Jakob S p e n e r s " ( e b d . , 229). - Besonders die genannten Arbeiten von Wallmann und Greschat, denen unsere Darstellung viel v e r d a n k t , zeigen in einer Fülle von Quellenbelegen und theologischen Argumenten, daß die Hoffnung b e s s e r e r Zeiten alles andere ist als ein marginales Thema bei Spener. Mit etwas anderer Nuancierung steht auch f ü r M. Schmidt Speners Eschatologie im Vord e r g r u n d des I n t e r e s s e s : vgl. M. Schmidt, Speners 'Pia Desideria', 114 f f . , b e s . 115 f f . , 125 f . , 140. - Zur Hoffnung b e s s e r e r Zeiten in jüngsten Arbeiten über Spener vgl. etwa: H. Lehmann, 'Absond e r u n g ' und 'Gemeinschaft', 61 f f . ; M. B r e c h t , Spener und das Wahre Christentum, 152 f . ; M. Greschat, Christliche Gemeinschaft, 306 f . und 313 f f . sowie die in der nächsten Anmerkung angegebenen Aufsätze. 27 Diesbezüglich ist es zu einem heftigen Disput zwischen J . Wallmann und K. Aland gekommen. Dabei betont Wallmann, daß Spener unmittelbar vor 1675, dem Erst-Erscheinungsjahr der 'Pia Desideria', a) zur Hoffnung b e s s e r e r Zeiten und b ) zum Gedanken der Wiedereinrichtung der urchristlichen Kirchenversammlungen nach dem Muster von 1. Kor. 14 gekommen i s t , wobei beide Theologoumena zusammen (a) und ( b ) ) nach Wallmann die entscheidenden Propria des von Spener ausgehenden Pietismus ausmachen. Beide Theologoumena sieht Wallmann in schroffer Diskontinuität zur lutherisch-orthodoxen Tradition, und bei beiden betont e r , daß sie 'außerlutherische' Wurzeln haben (zum Einzelnen vgl. die oben A. 26 genannten Arbeiten von Wallmann). - Diese Lösung Wallmanns hat K. Aland energisch b e s t r i t t e n : Aland sieht Spener in größerer Kontinuität mit der lutherischen Orthodoxie und betont gegen Wallmann das Element der lutherisch-orthodoxen Einflüsse im Blick auf die unter a) und b ) genannten Theologoumena ; in dem Zusammenhang verwirft Aland Wallmanns Sicht, daß es unmittelbar vor 1675 zu solch einer Zäsur bei Spener gekommen ist und daß die 'außerlutherischen' Traditionen f ü r Spener von d e r a r t i g eminenter Bedeutung sind, wie Wallmann das b e h a u p t e t . Freilich bestreitet auch Aland nicht, daß Speners Hoffnung b e s s e r e r Zeiten - zumindest partiell - eine Abweichung von der h e r r s c h e n -
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den lutherischen bzw. lutherisch-orthodoxen Tradition darstellt. -Vgl. zur Kontroverse Wallmann-Aland, die hier n u r grob skizziert werden konnte: J . Wallmann, Anfänge des Pietismus, 11 f f . ; (zu Aland e b d . , 31 f f . ) ; K. Aland, Spener 155 f f . (zur Hoffnung b e s s e r e r Zeiten: e b d . , 181 f f . ) ; J . Wallmann, Spener-Studien, 69 f f . ; K. Aland, Ecclesia reformanda, 831 f f . (zu Wallmann e b d . , 842 f f . ) . E. Hirsch, Geschichte II, 153. Vgl. zum Verhältnis Speners zu CA 17 die zusammenfassenden Bemerkungen E. Hirschs, die Speners Haltung trefflich charakterisier e n : Geschichte II, 126 f. Zur Vita und zur theologischen Entwicklung der beiden Petersens allgemein vgl. deren Autobiographien: J.W. P e t e r s e n , Leben; J . E . P e t e r s e n , Leben. Aus der Sekundärliteratur ist hierzu i n s t r u k t i v : C. B e r t e a u , Petersen, 169 f f . ; A. Ritsehl, Geschichte II, 225 f f . Vgl. dazu Petersens Bemerkungen in J.W. Petersen, Leben, 18 f . sowie Speners f r ü h e Briefe an J . E . von Merlau: ThB III, 68 f f . Die etappenweise Entwicklung ihrer eigenen Eschatologie schildert J . E . Petersen sehr f a r b i g in i h r e r Autobiographie (Leben, 48 f f . ) : (1) f r ü h e trostreiche Erkenntnis a u f g r u n d 1. P e t r . 3, 18 f . ; 4, 6, es gebe Erlösung aus der Hölle mit Ausnahme der Lästerer wider den heiligen Geist, (2) 1664 Traumvision über die B e k e h r u n g der Juden und der Heiden; nach ihrer Eheschließung: (3) 1685 Aufschluß über die Bedeutung der O f f e n b a r u n g des Johannes, Durchstoß zum Chiliasmus; (4) Aufschluß über das Geheimnis der Apokatastasis, (5) 1708 Erkenntnis der himmlischen Gottmenschheit J e s u . - Die Entwicklung der Petersenschen Eschatologie beschreibt W. Nordmann in zwei wichtigen Aufsätzen: W. Nordmann, Eschatologie I, 83 f f . ; W. Nordmann, Eschatologie II, 1 f f . ; W. Nordmann, Widerstreit, 144 f f . Vgl. auch W. Nordmann, Gedankenwelt. Aus der Fülle der Petersenschen chiliastischen Schriften seien hier zwei besonders wichtige Werke genannt: J.W. P e t e r s e n , Nubes, I—III; J . E . P e t e r s e n , Anleitung zu gründlicher Verständniß der Heiligen O f f e n b a r u n g (vgl. zum letztgenannten Apokalypsekommentar z . B . P h . J . Spener, CL I, 8 f . - Mit diesem Apokalypsekommentar b e s c h ä f tigt sich a u s f ü h r l i c h : M. Schmidt, Biblisch-apokalyptische Frömmigkeit, 344 f f . ) . Petersens Absetzung steht im Zusammenhang mit dessen Eintreten f ü r die Visionärin und Chiliastin J . v . A s s e b u r g ; v g l . dazu J.W. Petersen, Leben, 153 f f . , sowie W. Nordmann, Eschatologie I, 100 f f . Das grundlegende Standardwerk des Apokatastasisdenkens im 18. J a h r h u n d e r t und die Krönung der eschatologischen Schriften der Petersens wird: J.W. P e t e r s e n , ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ, I bis III. Ε. Hirsch, Geschichte II, 259.
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Zu S. 39-41 37 Ebd. , 259 f . ; vgl. auch e b d . , 233: "Der Gedanke der Wiederbringung aller Kreaturen . . . ist vielleicht der bedeutendste theologiegeschichtliche Beitrag des schwärmerischen Pietismus." 38 U.A. in Kommunikation zwischen J . J . Schütz, den Petersen und Spener - vgl. J.W. P e t e r s e n , Leben, 20 - hat sich f ü r Spener die Überzeugung von der Hoffnung b e s s e r e r Zeiten b e s t ä r k t (vgl. auch die A u s f ü h r u n g e n von J . Wallmann, Spener, 318 f f . ) . Wie sehr speziell J . E . Petersen von vornherein f ü r die Hoffnung b e s s e r e r Zeiten prädisponiert i s t , belegt ihre Autobiographie: "Das andere Geheimniß so mir auch in meinem ledigen Stand aufgeschlossen ward, ist die noch k ü n f f t i g e Bekehrung der Juden und Heyden, welches mir der treue Gott im Jahr 1664. vermittelst eines Traumes e r ö f f n e t " . . . "Ich habe nachmahls in der heil. Schrifft nachgeforschet, und einen Aufschluß von der Bekehrung der Juden und Heyden bekommen, davon ich zuvor nicht gehöret noch gewust, daß solche B e k e h r u n g noch zu hoffen wäre . . . . Von Unterschiedlichen Geist-reichen Lehr e r n , denen ich diesen Traum dazumal erzehlet, ward ich v e r s i c h e r t , daß es ein göttlicher Traum gewesen" ( J . E . Petersen, Leben, 49 und 51). 39 Zu J . Leades Einfluß auf die Petersensche Apokatastasislehre vgl. J.W. Petersen, ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I, 92 f f . , 278 f f . u . ö . sowie J.W. P e t e r s e n , Leben 279 f f . - Zu J . Leade und der Philadelphischen Sozietät vgl. C.H.W. Hochhuth, Geschichte und Entwicklung, 172 f f . ; N. Thune, Behmenists. - Zur Apokatastasislehre der J . Leade (und deren Verhältnis zuimDenken J . Böhmes) sind noch i n s t r u k t i v : W. Nordmann, Widerstreit, 150 f f . ; E. Benz, Sympathie aller Dinge, 160 f f . ; E. Hirsch, Geschichte II, 231 f f . 40 Zur chiliastischen Konzeption der Petersens im Einzelnen vgl. v . a . W. Nordmann, Eschatologie I, 96 f f . 41 P h . J . Spener, LThB III, 719. 42 E b d . , 719. 43 Zur von Spener abgelehnten leiblichen ersten A u f e r s t e h u n g vgl. auch: P h . J . Spener, ThB IV, 33 f f . ; ThB I, 87 f; LThB I, 23 u . ö . 44 P h . J . Spener, LThB III, 719. 45 LThB I, 259 f . ; zur "connexion" von O f f b . 19, 20 und 20, 2 vgl. z.B. auch ThB IV, 628 und LThB III, 719. 46 Daß Spener Petersens Erklärung von O f f b . 20 nicht gewachsen i s t , sagt er z . B . in: LThB III, 744; LThB I, 17; vgl. b e s . auch LThB I, 260 f . : "Eins halte auch davor, wo derselbe mit Hr. Dr. Petersen in der gantzen materia Apocalyptica schriftlich conferiren wolte, daß er schwerlich itzt mit einem Theologo, der in dieser materie geübter wäre, sich einlassen konte". 47 P h . J . Spener, LThB III, 744. 47a Ebd. , 744.
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P h . J . Spener, ThB I, 214. P h . J . Spener, ThB IV, 628. Vgl. e b d . , 627 f . Vgl. etwa P h . J . Spener, CL I, 8: Spener rechnet sich - darin a u s drücklich weitergehend als etwa Sandhagen, Petersens Lüneburger Kontrahent, aber nicht so weit wie die Petersens - zu denen, "qui chiliada annorum ex Apoc. XX. nondum coepisse, multo minus e f f l u xisse a r b i t r a n t u r , intra illud spatium regnum Christi, quam ab ascensione ipsius hactenus f u e r a t , longe gloriosius praestolantes, resurrectionem verö omnium justorum corpolarem sub ejus primordium agnoscere haud. valent. " P h . J . Spener, LThB III, 244. P h . J . Spener, LThB I, 17. Vgl. dazu etwa P h . J . Spener, LThB I, 17 f f . Brief von Spener an Petersen vom 14.8.1690 (PAMS I, Blatt 470 f . ) . Vgl. zum orthodoxen Vorwurf, Spener v e r t r e t e einen 'subtilen Chiliasmus' die oben 272 A. 6 genannte Literatur. Zu den orthodoxen Streitschriften gegen den Petersenschen Chiliasmus vgl. J . G . Walch, Religions-Streitigkeiten II, 593 f f . Der in CA 17 verworfene Chiliasmus ist nach Spener (LThB III, 73) d e r , "so damal von den Widertäufern in lehr und praxi urgiret worden, die Obrigkeit zu vertilgen, und damit das reich Christi a u f z u r i c h t e n " (vgl. auch dazu: LThB I, 17; LThB III, 243 f . ; LThB III, 486). P h . J . Spener, LThB III* 557. Brief von Spener an Petersen vom 11.1.1695 (PAMS II, Nr. 16a). P h . J . Spener, LThB III, 73. P h . J . Spener, ThB I, 88 (vgl. ThB III, 697; ThB IV, 628; LThB III, 73; LThB III, 243). E. Hirsch, Geschichte II, 127. Der Durchstoß zur Apokatastasislehre wird beschrieben bei J.W. Petersen, Leben, 297 f f . und J . E . Petersen, Leben; 56 f f . W. Nordmann gibt "1694 als das Geburtsjahr der P . s e h e n Apokatastasislehre" an (Eschatologie II, 2; gegen A. Ritsehl, Geschichte II, 244). Zu bedenken ist dabei, daß - wie z . B . J.W. Petersen, Leben, und J . E . Petersen, Leben, passim belegen - die Apokatastasislehre in nuce schon vorher bei den Petersens vorbereitet ist. Literarisch kommt sie 1698 ans Licht der Öffentlichkeit in dem anonym von J . E . P e t e r sen geschriebenen T r a k t a t : "Das ewige Evangelium Der Allgemeinen Wiederbringung Aller Creaturen Wie solche u n t e r andern in r e c h t e r Erkenntnis Des Mitlern Zustandes Der Seelen nach dem Tode tief gegründet ist/Und nach A u ß f ü h r u n g Der endlichen Gerichte Gottes dermaleins völlig erfolgen wird". Dieser Traktat wird später in J.W. Petersens monumentalem Werk ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ (I, 1-32; nach der Vorrede, in folgendem zitiert: ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I, EE ) vorangestellt.
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Zu S. 43-45 65 Ε. H i r s c h , Geschichte I I , 153 ( s . o . , 39). 66 W. Nordmann, W i d e r s t r e i t , b e s . 155 f f . ; W. Nordmann, Eschatologie II., 6 f f . ; W. Nordmann, Gedankenwelt, 35 f f . 67 V g l . zum wichtigen " Ü b e r g a n g vom Chiliasmus zur A p o k a t a s t a s i s l e h r e " W. Nordmann, Eschatologie I I , 2 ( f f . ) sowie W. Nordmann, Eschatologie I , 98. 68 K . L ü t h i , E r ö r t e r u n g d e r A l l v e r s ö h n u n g s l e h r e , 362 f f . V g l . auch E. B e n z , Sympathie aller D i n g e , 165 f f . 69 V g l . dazu die o b e n , 278 A . 39, a n g e g e b e n e n A r b e i t e n . 70 V g l . J.W. P e t e r s e n , ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ Α Π Ο Κ Α Τ Α Σ Τ Α Σ Ε Ω Σ Π Α Ν Τ Ω Ν I , V o r r e d e ( u n p a g i n i e r t ) , K a p . II u . ö . 71 J.W. P e t e r s e n , ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ Α Π Ο Κ Α Τ Α Σ Τ Α Σ Ε Ω Σ Π Α Ν Τ Ω Ν I , V o r r e d e ( u n p a g i n i e r t ) , A n f a n g v o n § 11. 71a E b d . , A n f a n g v o n § 11, spricht P e t e r s e n v o n einer " D e f i n i t i o n " . 72 J.W. P e t e r s e n , ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ Α Π Ο Κ Α Τ Α Σ Τ Α Σ Ε Ω Σ Π Α Ν Τ Ω Ν I , Gespräch zwischen Philaletha und Agathophilus v o n d e r W i e d e r b r i n g u n g aller D i n g e , 1. T e i l , 126. 73 D a f ü r charakteristisch kennzeichnend ist J . E . P e t e r s e n s " T r e u h e r t z i g e Warnung an den L e s e r " i n : J.W. P e t e r s e n , Μ Τ Σ Τ Η Ρ Ι Ο Ν Α Π Ο Κ Α Τ Α Σ Τ Α Σ Ε Ω Σ Π Α Ν Τ Ω Ν , EE, 3 f f . 74 Zur ausführlichen Behandlung d i e s e r Stellen v g l . das R e g i s t e r zu J.W. P e t e r s e n , ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ Α Π Ο Κ Α Τ Α Σ Τ Α Σ Ε Ω Σ Π Α Ν Τ Ω Ν . 75 J . E . P e t e r s e n i n : J.W. P e t e r s e n , ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ Α Π Ο Κ Α Τ Α Σ Τ Α Σ Ε Ω Σ Π Α Ν Τ Ω Ν I , EE, 19. - Diesen doppelten B e g r i f f v o n αιων/αιώνιος haben später in Württemberg B e n g e l und seine Schüler v e r t r e t e n : v g l . unten K a p . I I I f f . 76 Während P e t e r s e n (wie S p e n e r ) den v o n ihm v e r t r e t e n e n Chiliasmus nicht in Konflikt sieht mit CA 17 ( v g l . dazu W. Nordmann, Eschatologie I , 94 f . ) , urteilt e r im Hinblick auf seine Weiterbildung zur Apokatastasislehre d i f f e r e n z i e r t e r : da kann e r den lateinischen T e x t v o n CA 17 ( d e r die Unaufhörlichkeit d e r Höllenstrafen b e t o n t ) nicht a k z e p t i e r e n , w o h i n g e g e n e r den deutschen v o n der 'ewigen Pein und Qual' mit seiner Deutung v e r b i n d e n kann ( v g l . ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ Α Π Ο Κ Α Τ Α Σ Τ Α Σ Ε Ω Σ Π Α Ν Τ Ω Ν I I , V o r r e d e ( u n p a g i n i e r t ) , Abschnitt 30 f f . ) . Den lateinischen T e x t lehnt P e t e r s e n seinerseits als illegitim und unbiblisch ab ( v g l . e b d . , Abschnitt 31 sowie J.W. P e t e r s e n , Leben 287). 77 Zu den literarischen S t r e i t s c h r i f t e n , die die P e t e r s e n s c h e n A p o k a t a stasislehre h e r v o r g e r u f e n h a t , v g l . J . G . Walch, R e l i g i o n s - S t r e i t i g keiten I I , 639 f f . und R e l i g i o n s - S t r e i t i g k e i t e n V , 957. V g l . auch E. A b b o t , T h e L i t e r a t u r e of the Doctrine of a Future L i f e , i n : W . A . A l g e r , Destiny I I , Sp. 3707 f f . , und zwar die unter den Nummern 3807-3810, 3814-18, 3824-25, 3828-30, 3833-34, 3842, 3845-48, 385052, 3867-69, 3872-77 ( u . a . m . ) a n g e g e b e n e n T i t e l . 78 Zum genauen T i t e l v o n J . E . P e t e r s e n s 'Ewigem E v a n g e l i u m " v g l . 279 A . 64.
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Zu S. 45-46 79 Auch mit einem Württemberger setzt sich J.W. Petersen in ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ III auseinander (und zwar im vierten Traktat, e b d . , 177 f f . ) , nämlich mit: J . C h r . Pfaff, Dissertatio theologica inauguralis pro Loco der Fine Oeconomiae Christi in 1. Cor. XV. 24, Tübingen 1705. 80 W. Nordmann, Eschatologie I, 45 A. 99. 81 Zu dieser Lehre vgl. v . a . J . E . Petersen in: J.W. Petersen, ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I, EE, passim. 82 Zur biblischen Begründung vgl. e b d . , 5 ff. 83 Ebd., 5. 84 Ebd., 7. 85 Ebd. , 5. 86 Ebd., 7. 87 Ebd., 8. 88 Ebd., 18. 89 Ebd., 19. 90 Zur Apokatastasis des Teufels, die die Petersens lehren, vgl. e b d . , 20: sie sind der Auffassung, "daß der Teuffei erst müsse ganz v e r nichtet werden/und kein Teuffei mehr seyn/ehe der gefallene Engel wieder zu Gnaden kommen kann". 91 J.W. Petersen, Leben, 330. 92 P h . J . Spener, LThB III, 666. 93 Brief Speners an J.W. Petersen vom 28.12.1695, PAMS II, Nr. 15a-e. 94 Bei diesem Apokalypsekommentar handelt es sich um J . E . Petersen, Anleitung ( s . o . , 277 A. 33). 95 Brief Speners an J.W. Petersen vom 28.12.1695, PAMS II, Nr. 15b. 96 E b d . , Nr. 15c. - Entsprechend hat Spener zwei Monate zuvor (am 19.10.1695) Francke brieflich berichtet, er habe den Petersens geraten, die Lehre vom loco tertio zur Not "lieber in einem besonderen tractätlein" anonym zu publizieren (G. Kramer, Beiträge, 337). Damit nimmt Spener wohl Bezug auf seinen Brief an Petersen vom 2.9. 1695 (PAMS II, Nr. 13; dieser Brief ist teilweise veröffentlicht in: Th. Wotschke, Petersen, 382 A. 2), in dem Spener es der Petersen dringend ans Herz legt, ihre Ausführungen vom loco tertio "auß dem truck um Gottes u. der Kirche willen auß zulassen. Sie seye versichert, das Unglück, so darauß entstehen wird, ist größer als daß mans übersehen kan. Da werden die widrige recht triumphiren, da sie zeigen können, daß hinder dem Chiliasmo eine solche lehre stecke, die die analogiam unsrer bißher bekannten religion umkehrte" (ebd., Nr. 13). In seinem Brief vom 18.1.1896 schließlich (PAMS II, Nr. 17a-c) dankt Spener Petersen dafür, daß J . E . Petersen die umstrittene Passage "um der schwachen willen" (sie!; e b d . , Nr. 17b) auslassen will, und er sieht darin ein "hertzliches zeugnüs derselben liebe zu der ruhe und friede der Kirche"; bezeichnenderweise aber läßt Spener der Lehre vom Mittel zustand eine Chance, indem er
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Zu S. 47-49 schreibt: "Solte es auch eine Wahrheit sein, so hat jedes seine zeit und Ordnung" ( e b d . , Nr. 17b). 97 P h . J . Spener, LThB, 666. 98 E b d . , 667. 99 E b d . , 667. Zu Speners Kritik der Petersenschen Apokatastasis vgl. weiter e b d . , 667: "Und ich habe auch immer sonderlich in dem ewigen Evangelio desideriret, daß die gute freunde den meisten fleiß angewendet, diejenigen sprüche, die zur behauptung der bisherigen gemeinen lehre pflegen angewendet zu werden, zu examiniren und dero krafft nach vermögen zu schwächen, hingegen weniges zur gründlichen bestätigung ihrer eigenen gegen-lehr herbey zu führen vermocht, oder sich auch dessen bemüht haben". Wie sehr die Petersens auch diesen von Spener kritisierten Schwachpunkt aufzuarbeiten imstande sind, zeigt ihr ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ, I bis III, in eindrucksvoller Weise. 100. 101 102 103 104
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P h . J . Spener, LThB III, 668. Ebd. , 668. G. Kramer, Beiträge, 342. E b d . , 342. - Sinngemäß entsprechend urteilt Spener 1699 über die Lehre vom 'Ewigen Evangelium': CL III, 780 b . Zur Lücke in der Korrespondenz vgl. die Bemerkung von K. Weiske, Briefe I, 125. Weiske schließt diese Lücke z . T . durch Briefe Franches: e b d . , 124 ff. Vgl. die Briefe, die in G. Kramer, Beiträge, 334 f f . , abgedruckt sind. - Schon A. Ritsehl, Geschichte II, 246, hat betont: "Francke ist zu Anfang nicht unempfindlich gegen Petersen's Chiliasmus und die Lehre von der Wiederbringung gewesen, hat jedoch diese Anwandlung überwunden". Vgl. K. Weiske, Briefe I, 126 f. G. Kramer, Beiträge, 336. E b d . , 336. E b d . , 336. E b d . , 336 (vgl. dazu oben, 281 A. 96). G. Kramer, Beiträge, 342. Ebd. , 342. E b d . , 343 ff. E b d . , 345. In diesem Brief vom 7 . 3 . 1 6 9 6 sagt Francke expressis verbis, daß sein Kummer mit dem Petersenschen Chiliasmus zu tun hat ( e b d . , 345). Th. Wotschke, Petersen, 382 ff. Zur Lösung Franckes von der Allversöhnungslehre vgl. auch A. Ritsehl, Geschichte II, 266 f. P h . J . Spener, LThB I, 21. G. Kramer, Beiträge, 458. E b d . , 460.
- 283 Zu S. 49-51 119 Zum 'terrainistischen Streit' v g l . die ausführliche Darstellung bei J.G. Walch, Religions-Streitigkeiten I I , 851 f f . , sowie P. Grünberg, Spener I, 345 f . Spener selbst äußert sich z . B . in LThB III, 371 f f . , dazu. 120 P. Grünberg, Spener I, 345. 121 Vgl. zum Folgenden J.W. Petersen, ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I I , Vorrede (unpaginiert), Abschnitt 32-39. 122 Ebd. , Abschnitt 32 Mitte. 123 Ebd., Abschnitt 33, Anfang. 124 J.W. Petersen, ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I, EE, 21ff. 125 Ebd. , 21. 126 J.W. Petersen, Leben, 343. 127 Ebd., 343. 128 Besonders eindrucksvoll zeigt J.W. Petersen, ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I, Vorrede (unpaginiert), Kap. daß für Petersen die Hoffnung besserer Zeiten, der Chiliasmus und die Apokatastasislehre zusammengehören: es geht für ihn bei diesen eschatologischen Lehren um das Thema, daß dem Teufel, dem "Räuber sein Raub genommen" werden wird ( e b d . , § 18). 129 J.W. Petersen, Leben, 343. 130 Ebd. , 343. 131 Vgl. dazu oben, 272 A . 7. 132 J.W. Petersen nennt als Beleg für die Richtigkeit seiner Mutmaßung auch eine "Freundin, so von Halle eben kommen war" (Leben, 331); v g l . daneben J. Lange, v . Cansteins Biograph, der dabei auch an die Apokatastasis gedacht haben wird ( v g l . dazu P. Schicketanz, C.H. von Cansteins Beziehungen, 76). 133 J.W. Petersen, Leben, 331. 134 Nach P. Schicketanz, C.H. von Cansteins Beziehungen, 77; v g l . e b d . , 75 f f . Zu beachten sind aber auch P. Schicketanz' Belege zum problematischen Verhältnis Petersen/von Canstein, e b d . , 119 f . 135 Ebd., 76. 136 J.W. Petersen, Leben, 330. 137 Ebd., 330 f . 138 'Das Ganze' ist unübersehbar ein eschatologisches 'Hauptwort' bei den Petersens. Vgl. etwa J.W. Petersen, ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I , Gespräch zwischen Philaletha und Agatophilo von der Wiederbringung aller Dinge, 2: "Es ist diese αποκαταστασ ις das τοπ αν oder das gantze und gleichsam das Α und Ο aller Wercke des Herren/ ihrer Anfänge und Vollendungen/das ist eine solche weit umb sich greiffende Warheit /die den Anfang und Ende in sich begreiffet /also daß/so wir diese grosse Lehre . . . nach allen Stücken gefasset/... auch alle Streitigkeiten die jemals in der Kirchen GOttes/ja in der gantzen Welt von GOtt und seinen Werken gewesen/damit aufheben können".
- 284 -
Zu S. 51-53 139 Nach J.W. Petersen (Leben, 330) wollte Spener "ja nicht dagegen schreiben"; Spener habe freimütig gestanden "daß die Sache (sc. die Apokatastasislehre), wie ich (sc. Petersen) sie vorgetragen, nach der V e r n u n f f t nicht anders seyn konte, aber er fände solche noch nicht in der Heil. Schrifft ihme geöffnet" 140 M. Greschat, Hoffnung b e s s e r e r Zeiten, 238. 141 Ebd. , 238 A. 64 - Dabei ist natürlich im Blick zu behalten, daß die f ü r Spener wie f ü r Petersen gleichwichtige Hoffnung b e s s e r e r Zeiten nicht einfach von Spener auf Petersen übergegangen ist (s. 278 A. 38). Aber Spener hat mit seinem Festhalten derselben Pet e r s e n theologischen Spielraum und Rückendeckung f ü r deren Weiterentwicklung gegeben. 142 Vgl. dazu: C h r . Kolb, Anfänge des Pietismus, 32 f f . 143 S . o . , 31 f . 144 M. B r e c h t , Spener und die württembergische Kirche, 454. 145 LThB II, 288. 146 Ebd. , 288. 147 Z.B. ist als ein wesentlicher Faktor die starke P r ä g u n g Württembergs durch J . V . Andreae (1586-1654) zu* s e h e n . Andreae hat mit seinem universal und utopisch orientierten Reformdenken in Württemberg den Weg f ü r den Pietismus b e r e i t e t ; ganz ähnlich wie Spener hat er den Gedanken der Universalität mit dem der p r a k t i s c h e n , die Kirche r e formierenden Verwirklichung v e r k n ü p f t . Nicht umsonst hat Spener Andreae über alls geschätzt (vgl. CL III, 731 f . ; dazu auch P. Grünb e r g , Spener I, 84 f . ; J . Wallmann, Spener, 44 f . ) . Später hat in Württemberg Speners Hochschätzung Andreaes dazu beigetragen, daß dessen Schriften in seiner Heimat neues Gewicht erhalten (vgl. H. Lehmann, Pietismus, 22 f . ) . Wie Spener über Andreaes berühmt e s t e s Werk denkt (dieses Buch ist jüngst als Neuausgabe erschienen: J . V . Andreae, Christianopolis 1619) geht auch aus CL III, 731 f . h e r v o r . - Zur Bedeutung Andreaes f ü r Württemberg und f ü r den Pietismus vgl. M. B r e c h t , J . V . Andreae, 270 f f . (dort weitere L i t e r a t u r ) . Brecht b e t o n t , daß Andreae "in die Vorgeschichte der collegia pietat i s " gehört ( e b d . , 317) und daß er "bereits in die Nähe von Speners Hoffnung b e s s e r e r Zeiten" kommt ( e b d . , 312). 148 C h r . Kolb, Anfänge des Pietismus, 2. 149 L. Brunnquell ist - wie der ihm nahestehende radikalere und bedeutendere J . J . Zimmermann - ein von J . Böhme beeinflußter Chiliast. Beide kommen d u r c h ihre Lehre in Konflikt mit dem Konsistorium und fallen in Ungnade. Sie haben beide Kontakt mit Spener, der Brunnquell in Schutz nimmt (vgl. etwa LThB III, 307), sich vom Separatismus Zimmermanns aber deutlicher distanziert (vgl. etwa ThB IV, 588 f . ; LThB III, 592). Zu den Fällen Brunnquell und Zimmermann v g l . die ausführliche Darstellung bei C h r . Kolb, Anfänge,
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48 f f . , und F. Fritz, Konventikel, 102 f f . , sowie M. Brecht, Spener und die württembergische Kirche, 452 f . ; A. Ritsehl, Geschichte II, 175 f. u . ö . H. Lehmann, Pietismus, 40. Wichtige Vertreter des Separatismus in Württemberg werden u . a . J . G . Rosenbach (zu dessen Eintreten für die Apokatastasis vgl. übrigens A. Ritsehl, Geschichte II, 344), Chr. Mayer, E . L . Gruber, J.M. Brie gel, S . C h r . Gmelin, Chr.G. Schmoller, J . F . Rock. Wichtig ist der Stuttgarter Separatismus (dort ist J.W. Spindler, Bengels Pflegevater, auf den wir unten zurückkommen, einflußreiches Separatistenhaupt) sowie der Calwer Separatismus, der sein Zentrum in der dortigen Zeughandelscompagnie gehabt hat. Chr. Kolb, Anfänge des Pietismus, passim (bes. 62 f f . ) . F. Fritz hat in einer wichtigen Arbeit die Geschichte des württembergischen pietistischen Konventikelwesens (und darüber hinaus die Geschichte des Konventikelgedankens in vorpietistischer Zeit) beschrieben: Konventikel I, 99 f f . ; Konventikel II, 65 f f . ; Konventikel III, 78 f f . ; Konventikel IV, 28 f f . ; Konventikel V, 82 f f . ; Konventikel VI, 75 f f . In dieser Aufsatzfolge geht F. Fritz ab: Konventikel II, 102 f f . ausführlich auf den württembergischen Separatismus ein. - Vgl. auch die Zusammenfassung zum württembergischen Separatismus bei: H. Lehmann, Pietismus, 35 f f . Zu Brunnquell und Zimmermann vgl. oben, 284 A. 149. Chr. Kolb, Anfänge des Pietismus, 66 f. Dazu vgl. etwa e b d . , 66. Vgl. auch oben die 278 A. 39 angegebenen Arbeiten zu J . Leade. S . o . , 52. Zum Fall Spindler vgl. Chr. Kolb, Anfänge des Pietismus, 108 f f . ; F. Fritz, Konventikel III, 99 f . , (vgl. auch ebd. 111 f f . ) ; K. Hermann, Bengel, 80 f f . Chr. Kolb, Anfänge des Pietismus, 108. E b d . , 109 f. E b d . , 123. - Ähnlich reagiert der separatistisch gesonnene württembergische Pfarrer Chr. Mayer 1704 auf den gleichen Vorwurf: vgl. e b d . , 78, sowie F. Fritz, Konventikel III, 93. Zu P.A. Bengel und Spindler vgl. Chr. Kolb, Anfänge des Pietismus, 108 f f . ; vgl. auch e b d . , 155, den Verweis auf ein Schreiben des Stiftspredigers Weißmann, daß P.A. Bengel in der Tat zum 'Ewigen Evangelium' von Spindler verführt worden sei. Vgl. auch: K. Hermann, Bengel, 82 f. Chr. Kolb, Anfänge des Pietismus, 112 f. J.W. Petersen, Leben, 290. E b d . , 289. Petersen s a g t , er hatte mit "Herrn Hochstätter . . . gute Discourse . . . auch von der Lehre von der Wiederbringung" ( e b d . , 289). Ebd. , 290.
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E b d . , 292. C h r . Kolb, Anfänge des Pietismus, 66 ( s . o . 54). Vgl. A.L. Reyscher, Sammlung VIII, 535 f f . E b d . , 539 f . Ebd. , 543 f . C h r . Kolb, Anfänge des Pietismus, 183 (bei Kolb g e s p e r r t g e d r u c k t ) . A.L. Reyscher, Sammlung VIII, 641 f f . Vgl. 285 A. 152 und 153. F. Fritz, Konventikel III, 90. Jäger ist keineswegs als grundsätzlicher Gegner Speners und des von ihm ausgehenden Pietismus anzusehen. Nur steht er Speners Hoffnung b e s s e r e r Zeiten (vgl. dazu C h r . Kolb, Anfänge des Pietismus 28 f f . ) , die er als "menschliche Schwachheiten des h o c h v e r e h r ten Mannes" ( e b d . , 31) einschätzt, äußerst r e s e r v i e r t g e g e n ü b e r . Umso entschiedener aber setzt sich Jäger zur Wehr, wo diese von ihm kritisierte und in Württemberg trotzdem tolerierte Eschatologie Speners sich bei dessen Nachfolgern weiterentwickelt zum dezidierten Chiliasmus und zur Apokatastasislehre. Dieses u n t e r s t r e i c h t der Jägersche Ediktenentwurf von 1703 sehr eindrücklich. A.L. Reyscher, Sammlung VIII, 528 f . E b d . , 529. Ebd. , 529 f . Zu den Einzelheiten vgl. F. Fritz, Konventikel III, 89 f f . ; H. Lehmann, Pietismus, 40 f . Vgl. dazu H. Lehmann, Pietismus, 41. F. Fritz, Konventikel III, 92, bei Fritz g e s p e r r t gedruckt (vgl. auch e b d . , 92 A. 47), und ebenso H. Lehmann, Pietismus 40 A. 44; gegen Kolb, Anfänge des Pietismus, 158 (der aber e b d . 185 A. 2 auch zweifelt, ob das Edikt von 1703 "je angewendet w u r d e " ) . C h r . Kolb, Disziplinarverfahren, 78 f f . Kolb vermutet das e b d . 78; vgl. auch die dort angegebene Bemerk u n g des Tübinger Professors Hagmeyer: e b d . , 81. Ebd. , 79. E b d . , 81 f . Ebd. , 82.
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Η. Hermelink, Geschichte, 207. S . o . , 30 f . M. B r e c h t , Bibelmystik, 6; s . o . , 32. G. Mälzer, Bengel, 352. - Mälzer geht leider n u r mit diesem k n a p pen Satz auf das Problem Apokatastasis bei Bengel ein. J . A . Bengel, EO, Vorrede, § II. Vgl. dazu - neben der neuesten Gesamtdarstellung der Biographie und Theologie Bengels: G. Mälzer, Bengel, passim (bes. 356 f f . ) v . a . : E. Peterson, Bibelauslegung im Pietismus, 468 f f . ; R . B . Evenh u i s , De biblicistisch-eschatologische Theologie ( b e s . 52 f f . ) ; H. Reiss, Bibel bei Bengel; E. Ludwig, Schriftverständnis (bes. 27 f f . ) ; M. B r e c h t , Bengels Theologie der S c h r i f t , 99 f f . ; M. B r e c h t , Hermeneutik des jungen Bengel, 52 f f . ; M. B r e c h t , Bengel und der schwäbische Biblizismus, 193 f f . ; M. B r e c h t , Bibelmystik, 4 f f . ; R. Heinze, Bengel und Oetinger (bes. 22 f f . ) ; aber auch: G. Sauter, Zahl als Schlüssel, I f f . ( b e s . 5 f f . ) . Vgl. dazu etwa M. Brecht, Bengels Theologie der S c h r i f t , 102. E. Hirsch, Geschichte II, 182. Auch die Frage, welche biblisch-theologische Traditionen Bengel mit seinem Schriftverständnis beerbt und w e i t e r f ü h r t , inwiefern er da abhängig sei von Vitringa, Coccejus oder a n d e r e n , muß im Rahmen dieser Arbeit auf sich b e r u h e n . Vgl. dazu etwa G. Mälzer, Bengel, 241 f f . sowie die Bemerkungen zum Verhältnis Bengel-Coccejus bei G. Sauter, Zahl als Schlüssel, 12 und 17. J . A . Bengel, Gnomon, Praefatio, § I. Vgl. hierzu M. Brechts berechtigte Kritik an Bengel: bei Bengel werde "nicht mehr ernst genommen, daß es das Gotteswort n u r im Menschenwort gibt. Man begegnet hier einem Doketismus, der die irdische Gestalt der Schrift nicht mehr wahrhaben wollte" (Bengels Theologie der S c h r i f t , 118). In dieser Hinsicht nennt Bengel (Gnomon, Praefatio, § IV) vier exegetische Hauptaufgaben: genaueste Bemühung um den Text; Darstellung der eigentümlichen Wirkkraft der Sprache, die die biblischen Autoren gebrauchten; Erklärung der Umstände; Austilgung später entstandener I r r t ü m e r . Wichtig ist Bengel das Ziel dieser exegetischen Bemühung: durch genauestes Achthaben auf das im Text Gebotene Gleichzeitigkeit mit den ersten Hörern zu erreichen: "Nil horum desiderabant primi auditores: nunc autem commentariorum e s t , haec quodammodo supplere, & e f f i c e r e , ut auditor hodie iis adjutus instar sit auditoris antiqui tali subsidio nil utentis" ( e b d . , § I I ) . Mit seinen Äußerungen in der Praefatio zum Gnomon insgesamt will Bengel das Gewicht dieser vier Hauptaufgaben u n t e r s t r e i c h e n ; so legt er die Bed e u t u n g rechter Textkritik ausführlich in den 43 textkritischen Grundsätzen ( e b d . , § VIII) dar und kommt auf den - f ü r sein S c h r i f t v e r ständnis bezeichnenden Begriff 'Wirkkraft der Sprache 1 ('vis linguae') im e b d . , § VII und ebd. , § XIV zurück.
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Zu S. 64-65 13 E b d . , Praefatio, § XX. 14 E b d . , Praefatio, § XIII. - Wie sehr Bengel die in der Bibel gefundene Ganzheitlichkeit und Kohärenz auch naturwissenschaftlich in der Schöpfung wiederfinden will, zeigt exemplarisch sein astronomisches Werk: J . A . Bengel, Cyclus. Im Cyclus will Bengel geltend machen, daß die Umlaufzeiten der Planeten mit r e c h t e r biblischer Exegese (hier besonders der O f f b . und den dort genannten Zahlen und Zeit e n ) in e n g s t e r Beziehung stehen: "Omnia inter se r e s p o n d e n t " ( e b d . , 95, § 208). 15 J . A . Bengel, Gnomon, Praefatio, § XXI. 16 Zum Thema Natur und Schrift bei Bengel vgl. etwa die bezeichnenden, von J . C h r . F . Burk (Bengel, 237) überlieferten Worte Bengels: "Die, welche sich an das Wort Gottes im Glauben halten, gehen erst mit göttlichen Dingen auch nach der Natur geschickt um. Bey ihnen schmelzen Natur und Gnadengaben zusammen. Der Glaube macht diejenigen fähig und gelehrig, in denen er wohnt, und solches breitet sich sodann auch auf Andere a u s , die mit ihnen umgehen. Die n a t ü r lichen Wissenschaften sind erst d u r c h die Christen und bey ihnen so hoch g e s t i e g e n . " 17 Vgl. dazu J . A . Bengel, Cyclus ( s . o . , A. 14). 18 J . A . Bengel, Gnomon, Praefatio, § VI. 19 Vgl. dazu aus der Fülle der Belege etwa J . C h r . B u r k , Bengel, 487 f f . ; O. Wächter, Bengel, 155 f f . ; G. Mälzer, Bengel, 390 f f . 20 M. B r e c h t , Bengels Theologie der S c h r i f t , 107. 21 Ebd. 107. 22 H. Lehmann, Pietismus, 71. 23 H . C h r . F . B u r k , Bengel, 64 f. 24 Zum Bengelschen Zentralbegriff 'oeconomia divina' vgl. etwa M. B r e c h t , Bengels Theologie der S c h r i f t , 112 f f . ; G. Sauter, Zahl als Schlüssel, 12 f . 25 G. Sauter, Zahl als Schlüssel, 5. 26 G. Sauter u n t e r s t r e i c h t (ebd. , 7) zu Recht, wie sehr und auf welche Weise die Wahrnehmung der Ganzheit f ü r Bengel ein "hermeneutisches Prinzip" ist: Die von Bengel als Organismus verstandene Bibel "verlangt eine . . . adäquate Erkenntnisbeziehung, um überhaupt erst als Organismus gesehen werden zu können. Diese Erkenntnis korrespondiert dem Wachsen des Organismus. Es wäre sinnlos und n u r zerstörend, ihn sezierend analysieren und dann wieder zusammensetzen zu wollen. Seine Ganzheit ist nie d u r c h Addition, sondern n u r 'organisch' durch das einzelne im Ganzen zu b e g r e i f e n . Auf die Bibel angewandt: nicht die im einzelnen v e r s p r e n g t e Dignität ergibt zusammengenommen die Autorität des Ganzen, sondern der Wahrheitsgehalt des Organismus 'Bibel' selber tritt im Detail zutage. Das Ganze ist schon im einzelnen wahr, die Wahrheit des Ganzen wird von jedem Moment r e p r ä s e n t i e r t - aber der will nun wieder in seiner Vorläufigkeit nicht f ü r sich genommen werden, sondern
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Zu S. 65-67 verweist auf seine innere Beziehung zum Ganzen. Der Einzeltext redet also immer n u r in Verbindung mit anderen . . . . Die Kombination zweier Texte richtet sich daher auch nicht nach der Regel, daß der deutlichere den weniger klaren enträtseln muß, es sei d e n n , der spätere Passus wäre k r a f t seiner größeren Nähe zum Ende selbstredend p r ä g n a n t e r . Daraus ergibt sich . . . der Vorrang zur Apokalypse". 27 Vgl. dazu J . C h r . F . B u r k , Bengel, 242 fl'; zu Bengels Inspirationsv e r s t ä n d n i s vgl. auch die A u s f ü h r u n g e n bei: H. Reiss, Bibel bei Bengel, 53 f f . 28 J . A . Bengel, EO, Vorrede, § I. 29 Die Ausnahmesituation bei der O f f b . ist die, daß diese - im Gegensatz etwa zu den Paulusbriefen - wörtlich von Jesus Christus ,· dem Erhöhten, diktiert worden ist und so n u r die höchste Stufe der reinen O f f e n b a r u n g und nichts Menschliches enthält (vgl. etwa J . A . Bengel, EO, 154 f . (zu c . 1 , 1 ) ) . 30 Für Bengel ist die O f f b . das prophetische Buch katexochen. Vgl. J . A . Bengel, EO, 59 (Einleitung, § I ) : "Also ist die O f f e n b a r u n g bei aller Länge und Breite und Tiefe und Höhe ihres prophetischen Innhalts dannoch so b e s c h a f f e n , daß wir, sie zu v e r s t e h e n , andere Propheten nicht nöthig h a b e n , sondern vielmehr vermittelst der Offenb a r u n g andere Propheten v e r s t e h e n lernen müssen". 31 J . C h r . F . B u r k , Bengel, 233 f . 32 Vgl. dazu etwa G. Mälzer, Bengel, 252 f f . - Bengel wirft Zinzendorf und den H e r r n h u t e r n v o r , die biblische Ganzheitlichkeit nicht in der rechten Weise wahrzunehmen: "Wie ungebührlich muß es denn s e y n , wann man die heilige Schrift n u r als ein Lexicon t r a c t i r t , und ihren Gebrauch . . . in so kurze Losungen fasset? Ein Spruchkästgen ist viel dagegen" ( J . A . Bengel, Abriß, 419). Vgl. auch Bengels Kritik an der Bibel als "Spruchbüchlein" in: Welt-Alter, 2 und 374, bzw. als "Spruch- und Exempel-Büchlein" in: J . C h r . F . B u r k , Bengel, 233 f . Demgegenüber ist - anders als bei den H e r r n h u t e r n - f ü r Bengel die Bibel "ein Systema oder eine ganze zusammenhängende Urkunde" (Welt-Alter, 2). 33 Die Christen in dern 'nachkanonischen Zeit' sind ihren Vorgängern nach Bengel in bestimmter Beziehung v o r a u s . Vgl. dazu J . A . Bengel, Gnomon, Praefatio, § IV: "Vnum e s t , in quo superiores vincatur a posteritate, quod haec prophetias subinde ex eventu clarius i n t e r pretatur". 33a G. S a u t e r , Zahl als Schlüssel, 5 ( s . o . , 65 f . ) . 34 J . A . Bengel, Gnomon, Praefatio, § V; vgl. auch den Satz aus der 'Conclusio operis' dieses Werk: "Lux crescit indies: per adversa ad victoriam enititur Veritas" ( e b d . , 1208). 35 Vgl. dazu auch M. B r e c h t , Bengels Theologie der S c h r i f t , 105 f . 36 J . A . Bengel, EO, 59 (Einleitung, § I ) . 37 E b d . , 97 f f . (Einleitung, § I ) , faßt Bengel die 20 Zahlenangaben .zusammen.
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Zu S. 68 38 E b d . , 96 (Einleitung, § 34). 39 Dem verwickelten Problem der chronologischen Bemühungen Bengels können wir hier nicht ausführlich nachgehen. - Nach 1724 weitet Bengel seine chronologischen Berechnungen - besonders in den beiden Werken: J . A . Bengel, Ordo temporum, und J . A . Bengel, WeltAlter - auf die gesamte Bibel aus und findet dort miteinander im Zusammenhang stehende Angaben zur Berechnung des Alters der Welt von der Schöpfung bis zur Vollendung (7777 7/9 J a h r e ) und zur genauen Bestimmung der Zeitenlinie, die den Anfang mit dem Ende v e r bindet. - Vgl. die Zusammenfassung bei J . C h r . F . B u r k , Bengel, 246 f f . und 273 f f . sowie die wohl wichtigste neuere Arbeit über die theologische Bedeutung der Bengelschen Chronologie: G. Sauter, Zahl als Schlüösel, 1 f f . 40 Vgl. J . A . Bengels Selbstaussagen zum 'Fund des apokalyptischen Schlüssels' in: EO, Vorrede, § II, sowie die Selbstaussagen, die J . C h r . F . B u r k , Bengel, 264 f f . , ü b e r l i e f e r t . 41 Zur ausführlichen B e g r ü n d u n g vgl. etwa J . A . Bengel, Gnomon, 1160 f f . (zu O f f b . 13, 18) sowie J . A . Bengel, EO, 768 f f . (zu c. 13, 18); diese A u s f ü h r u n g e n zeigen an, welch eminente Bedeutung der 'Fund des apokalyptischen Schlüssels', die Entdeckung der Zahl des Tiers 666, f ü r das Bengelsche System der biblischen Chronologie besitzt. 42 Bengel rechnet damit, daß in der O f f b . zwei Arten von Zahlen bzw. Zeiten genannt werden: natürliche und prophetische (dies Miteinander nennt er "mittlere Zeitrechnung", etwa in: EO, J.41, Einleitung, § 53). Die Umrechnung von prophetischen in natürliche Zeiten ergibt sich f ü r ihn aus der Zusammengehörigkeit der 'prophetischen' Zeitangabe O f f b . 13, 13 (42 Monate) mit den 666 ('natürlichen') Jahren von c . 13, 18. Ein prophetischer Monat errechnet sich damit f ü r Bengel, indem man die 666 Jahre d u r c h 42 dividiert: ein 'prophetischer' Monat entspricht 15 6/7 'natürlichen' Jahren (vgl. etwa J . A . Bengel, EO, 108 f f . , Einleitung, § 43; aber auch Bengels Korrektur des 'prophetischen' Monats in 15 55/63 'natürliche' J a h r e : e b d . , 134, Einleitung, § 47). Von diesem Entsprechungsverhältnis her meint Bengel einige der Zeitbestimmungen der O f f b . , die seiner Meinung nach 'prophetische' Zeiten bedeuten in 'natürliche' Zeitangaben umrechnen zu können (vgl. dazu Bengels 'Umrechnungstabelle' in EO, 137 f . , Einleit u n g § 49). Für Bengel ist - das ist hier wichtig - die in O f f b . 13, 18 genannte Zahl des Tiers 666' die "Grenze zwischen den verblümten (sc. 'prophetischen') und gemeinen (sc. 'natürlichen') Zeiten" ( e b d . , 146, Einleitung, § 53): lediglich die in der O f f b . genannten Zeiten, die vor dem Ablauf der 666 Jahre ihren Platz haben, sind 'prophetische' Zeiten; diejenigen hingegen, die den Ablauf dieser 666 Jahre und dann den Beginn des 1000-jährigen Reichs b e t r e f f e n , sind ' n a t ü r liche' Zeiten (vgl. e b d . , 125 f . , Einleitung, § 53).
- 291 Zu S . 68 43 J . Α . Bengel, EO, 126 (Einleitung, § 45). 44 E b d . , 125 (Einleitung, § 45); vgl. dazu auch den § VII der Erklärung von Offb. 13, 18 in: J . A . Bengel, Gnomon, 1167 f . 45 J . A . Bengel entgegnet denen, die seinen waghalsigen Rechenexempeln skeptisch gegenüberstehen, recht selbstbewußt: "Auch ist der erste Anblick schwerer, als hernach der Begriff von der gant.zen Sache. Wer nicht calculiren oder rechnen, und also dem T e x t , der hier eine Calculation erfordert, nicht nachkommen kan, der stehe still und schone sein selbs. Er möchte sich sonst durch ein kühnes Urtheil an der Wahrheit vergreiffen. Ohne die Rechenkunst wird man die wundersame und der lieblichsten music gleichlautende Proportion dieser Zahlen nicht warnehmen. Doch machts die Rechenkunst nicht aus, und weil die arithmetische Geschicklichkeit und die geistliche Erkäntniß selten beysammen sind, so findet die Wahrheit in disem Stück desto langsamem Eingang" (EO, 145, Einleitung, § 53). 46 Aufs ausführlichste behandelt J . A . Bengel in: EO, Einleitung, passim (bes. ebd. 95 f f . ; §§ 33 f f . ) die Grundlagen der Chronologie der Offb. 47 Vgl. dazu J . A . Bengel, EO, 126 (Einleitung, § 45). 48 Dazu vgl. etwa J . A . Bengel, EO, 953 (zu c . 2 0 , 3 ) . 49 Sofern es sich nicht um 'prophetische' Zeitangaben handelt: dazu s . o . , 290 A. 42. 50 Vgl. etwa J . A . Bengels Tabellen der Progressionen von 111 1/9 Jahren bis 2222 2/9 Jahren in: EO, 127 (Einleitung, § 45); Gnomon, 1168 (zu Offb. 13, 18). Übrigens sind 2222 2/9 Jahre für Bengel ein 'Aevum'; dies ist die Dauer der seiner Meinung nach in Offb. 14, 6 gemeinten 'gemessene(n) Ewigkeit" (EO, 757, zu c . 14, 6). 51 Dazu vgl. etwa J . C h r . F . B u r k , Bengel, 265. 52 Wann die 666 Jahre enden und wann das 1000-jährige Reich beginnt, ist bei Bengel unterschiedlich beantwortet worden. Abschließend kommt er - vgl. EO, 1063 f f . (Beschluß, II. Stück, §§ 10 f f . ) - aufgrund mehrerer miteinander verbundener Argumente zu der Überzeugung, auf "den grossen Termin 1836" ( e b d . , 1076, Beschluß II. Stück, § 12) hoffen zu dürfen. Vgl. dazu auch J . A . Bengel, EO N . A . , 705 f f . ("Nachlese aus Bengels apokalyptischer Correspondent"). 53 Über den Termin des Beginns des Millenniums hinaus ( s . vorige Anmerkung) hat Bengel im Laufe seines Lebens die heilsgeschichtlichen und end zeitlichen, noch ausstehenden Ereignisse z . T . unterschiedlich terminiert. Eine Version solch einer ausführlichen Zeitentabelle ist dargestellt bei J . C h r . F . B u r k , Bengel, 273 f f . (für die Endzeit: e b d . , 275 f f . ) . Vgl. etwa auch Bengels "Versuch einer apokalyptischen Zeit-Tafel" in: EO, 1059 f f . (Beschluß, I . Stück) oder die chronologische Tafel in: Gnomon, 1198 (zu Offb. 20, 11). 54 übrigens stehen, von Bengels Voraussetzungen her gesehen, diese Berechnungen der eschatologischen Ereignisse und die Datierung des Beginns des 1000-jährigen Reichs nicht im Widerspruch zu dem J e s u s -
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Wort, man d ü r f e 'Zeit und Stunde' nicht wissen (Mt. 24, 36; Mk. 13, 32; Apg. 1, 7; aber auch: Mt. 25, 13). Dieses Wort, daß nach dem NT Jesus und seine J ü n g e r die Zeit nicht wissen können, bezieht Bengel allein auf den Zeitraum vor Christi Erhöhung. So heißt es zu Mt. 24, 36 z . B . im Gnomon, 142: "Et quod tempore hujus sermonis ignoratur f u i t , post ascensionem Domini & post apocalypsin Iohanni datem revelari potuit, & clepsydra sensim elabente propius sciri p o t e s t " . Nach Christi A u f e r s t e h u n g und Erhöhung ist also die Geschichte der Enthüllung endzeitlicher Geheimnisse weitergegangen: der Gemeinde ist die das NT krönende S c h r i f t , die O f f b . , gegeben worden; auf der Basis von dieser erhält man auch über die genannten chronologischen Fragen sehr genau Aufschluß. E. Ludwig sagt zu Recht von Bengel: "Sein Chiliasmus ist letzten Endes das Ergebnis seiner ganzen S c h r i f t f o r s c h u n g " ( S c h r i f t v e r s t ä n d n i s , 39). J . A . Bengel, SeR, 1111 f. (Nachlese zur 51. und 52. Rede über c. 19,17 - 20,10). J . A . Bengel, EO, 943 (zu c. 20, 2). Schon 1724 hat Bengel den Fund des 'apokalyptischen Schlüssels J als ein wichtiges Zeichen der Hoffnung v e r s t a n d e n . Er schreibt am 22.12. 1724 an seinen Schüler J . F . Reuß: "Unter dem Beistand des HErrn habe ich die Zahl des Thieres g e f u n d e n : es sind 666 Jahre von 1143-1809. Dieser apokalyptische Schlüssel ist von Wichtigkeit . . . ; denn diejenigen, welche jetzt geboren werden, kommen in wund e r b a r e Zeiten hinein. . . . Gebenedeyet s e y , der da kommt!" ( J . C h r . F. B u r k , Bengel, 265). Leider ist in der bisherigen Bengel-Literatur u . E . nicht genügend auf das Problem eingegangen worden, in welcher Weise und mit welchen Begründungen Bengel sich als Chiliast v e r s t a n d e n hat und was das f ü r seine gesamte Theologie b e d e u t e t . Vgl. etwa die relativ k n a p pen Bemerkungen zu Bengels Chiliasmus in: G. Mälzer, Bengel, 239 f f . , 322 f f . Vgl. dazu oben, 30 f . Das dort Zusammengefaßte ist hier zu präzisieren . J . A . Bengel, EO, 937 (zu c. 20, 1). In O f f b . 14 v e r k ü n d e t der zweite Engel den bevorstehenden Fall Babylons. Das sieht Bengel erfüllt in Speners Hoffnung b e s s e r e r Zeiten, die sich ja bezieht auf die Erwartung des bevorstehenden Falls Babylons ( d . h . f ü r Spener wie f ü r Bengel: des römischen Papsttums); vgl. dazu J . A . Bengel, EO, 767 f f . (zu c. 14, 8); SeR, 759 (zu c. 14, 8), Gnomon, 1174 (zu O f f b . 14, 8 f . ) . J . A . Bengel, EO, 1117 (Beschluß IV. S t ü c k ) . Bengel nimmt Speners Korrektur an der reformatorischen Eschatologie auf und betont, die Reformation sei im Unrecht gewesen mit der Meinung, "nunmehr seye der Antichrist völlig entdecket, und sey
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nichts als der jüngste Tag ü b r i g " (SeR, 1076, zu c . 20, 2), "nun wäre, nach der Entdeckung des Antichrists, nichts grosses mehr zu e r w a r t e n , als der jüngste Tag selbs" ( e b d . , 1109, Nachlese zu der 51. und 52. Rede über c. 19, 17-20, 10). Bezeichnend i s t , daß Bengel zum Beweis der Legitimität seines Chiliasmus und deren Übereinstimmung mit CA 17 s t a r k entgegenkommende "Württembergische Edict vom Jahre 1694" ( e b d . , 1109). a n f ü h r t . Zu diesem Edikt s . o . , 31 f . und 52 f. Zur Frage, ob Bengel selbst sich als dritten Engel der O f f e n b a r u n g (Offb. 14, 9 f f . ) angesehen habe, also als den, der die Botschaft des zweiten Engels, Spener, aufnimmt und ü b e r b i e t e t , vgl. die oben, 270 A. 104, a n g e f ü h r t e n Texte. In seiner großen Darstellung der Biographie und Theologie Bengels erwähnt G. Mälzer zwar des öfteren Speners Namen und geht auch dreimal k u r z auf den Sachverhalt ein, daß Bengel im Blick auf seine Eschatologie Spener b e e r b t : Bengel, 239, 244 f . , 333. Trotzdem aber ist mit M. Brecht (in: Rez. G. Mälzer, Bengel, 413 f f . ) zu monieren, daß Mälzer wohl doch unzureichend die Traditionslinie Spener - Bengel im Blick hat und zu wenig auf den f ü r das Verständnis der Konzeption Bengels "kategorial wichtigen Spener" ( e b d . , 414) eingeht. Brecht weist auch ( e b d . , 414 f . ) auf den englischen Apokalypsekommentar des John Mede hin, der Spener indirekt bei der Ausbildung seiner Hoffnung b e s s e r e r Zeiten beeinflußt haben mag (vgl. J . Wallmann, Spener, 330) und den auch Bengel besessen h a t . Vgl. das oben, 69, genannte Zitat a u s : J . A . Bengel, SeR, 1111 f . Des öfteren äußert sich Bengel über die f r ü h e r e Auslegungsgeschichte von O f f b . 20, 1 f f . : vgl. SeR, 1107 f f . (Nachlese zu der 51. und 52. Rede über c. 19,7 - 20,10); e b d . , 1076 f . (zu c. 20, 2). In: EO, 1093 f f . (Beschluß IV. Stück) bietet Bengel "eine summarische Historie der prophetischen Auslegungen nach ihren vornehmsten Abwechslungen" ( e b d . , 1119) und kommt dabei in den meisten seiner 44 Abschnitte auf das Verständnis des 1000-jährigen Reichs zu s p r e c h e n . All diese Erörterungen Bengels weisen u n ü b e r s e h b a r darauf hin, daß er sich gerade hinsichtlich des Chiliasmus-Problems als begnadeter Exeget v e r s t e h t , der sich auf dem vorläufigen Höhepunkt der exegetischen Entwicklung befindet und die abschließende Synthese aller bisher partiell berechtigten Interpretationen von O f f b . 20, 1 f f . bieten k a n n . Dementsprechend ist er ü b e r z e u g t , daß er nicht n u r bezüglich der Apokalypsedeutung insgesamt, sondern auch in seinem Verständnis des Chiliasmus sich in "Übereinstimmung mit den bisherigen Auslegungen" (EO, 1121) b e f i n d e t , andererseits aber in der Lage i s t , daß er "alle jetzt angeregte I r r u n g e n vermeide" ( e b d . , 1120 f . ) . Vgl. J . A . Bengel, SeR, 1075 (zu c. 20, 2): "An diesem Zeit-Lauff ist viel gelegen, obschon Wenige solches bisher erkennen wollen, oder doch die Sache selbs mit ihren seichten Auslegungen v e r r i n g e r n . "
- 294 Zu S.. 71-72 71 J . A . Bengel, EO, 942 (zu c . 20, 2). 72 Ebd. 943. Vehement wendet sich Bengel auch in: Gnomon, 1193 f f . (z. O f f b . 20, 2 f . ) gegen die, welche "MILLE ANNOS EX ORE DEI PROFECTOS REMOVENT AB ORE SVO" (ebd. 1193, zu c. 20, 2). 73 J . A . Bengel, EO, 943 (zu c . 20, 2). 74 J . A . Bengel, SeR, 1112 (Nachlese zu der 51. und 52. Rede über c . 19, 17-20, 10). 75 E b d . , 1112. 76 Vor dem 1000-jährigen Reich hat man nach Bengel "nach einander zu erwarten . . . die Ernte und den Herbst: die Ausgiessung der Schal e n . : Babylons Gerichte: des Thiers leztes Toben und Untergang: des Satans Gefangenschaft" (EO, 1160 f . , Beschluß VII. S t ü c k ) . Mit der letzteren beginnt das Millennium. - Die dramatischen Ereignisse, die nach Bengel noch ausstehen und vor dem Einbruch (1836) des 1000-jährigen Reichs s t a t t f i n d e n , können hier n u r knapp summarisch zusammengefaßt werden; Bengel begründet seine Sicht exegetisch sehr detailliert in seinen beiden großen Kommentaren zur O f f b , : Vgl. EO ( b e s . : 788 f f . ) u n d : SeR ( b e s . : 804 f f . ) . 77 Das 'Tier' und der 'Antichrist J sind bei Bengel identisch (vgl. dazu etwa EO, 1095 f . , Beschluß IV. S t ü c k ) . Dabei ist bei Bengels Behandlung der Frage nach dem Antichrist differenziert; vgl. dazu etwa Bengels Bemerkungen zu O f f b . 17, 11 (EO, 886 f . ) : f ü r Bengel wird "die wichtige Frage, Ob der so genannte Antichrist eine lange Reihe von Päbsten, oder n u r ein einiger Mensch sey, gründlich, deutlich und unparteiisch entschieden: und die Wahrheit gehet auch hier in der Mitte zwischen den Extremis zwo irriger Meinungen, deren eine alles auf eine lange Reihe von Päbsten ohne Absicht auf den lezten; die andere aber den ganzen Text auf einigen bösen mächtigen Menschen d e u t e t . Der Pabst ist nicht der Widerchrist, der den Vater und den Sohn läugnet: aber von Gregorio VII her ist der Pabst das T h i e r , bey welchem das schon zur Apostel Zeiten wirksam geweßte Geheimniß der Bosheit in eine gewisse Form und zu einem höhern Grad gekommen i s t , und sich d u r c h einen Kopf nach dem andern (vgl. z . B . O f f b . 17,3) geäussert h a t . Jedoch wird der lezte römische Pabst, in dieser Reihe, er mag gleich zu Rom, oder zu Jerusalem, oder wo er will residiren, zugleich der Mensch der Sünden s e y n , weil zu der vorigen lästerlichen Macht eine neue abgrundmässige Bosheit schläget. Das wird ein Individuum ein einzelner Mensch seyn: daher das Thier und der falsche Prophet die zween genennet werden. ( O f f b . ) Cap. XIX. 20. Es ist ein einiger Heiland: und es ist ein einiger Wiedersacher. Dieser, als Pabst, ist der lezte Kopf am Thier: als der Mensch der Sünden, ist er das Thier s e l b e r . " Vgl. auch Bengels umfangreiche A u s f ü h r u n g e n zum Problem Papsttum/Tier/Antichrist in: Gnomon, 1132 f f . (zu O f f b . 13,1). 78 J . A . Bengel, EO, 1119 (Beschluß IV. S t ü c k ) . 79 E b d . , 1095 (Beschluß IV. S t ü c k ) .
- 295 Zu S. 72-73 80 E b d . , 939 (zu c. 20, 1); vgl. ebd. , 983 (zu c. 21, 1). 81 Zu Bengels Einzelexegese dieses Kapitels vgl. EO, 937 f f . ; SeR, 1072 f f . sowie Gnomon, 1193 f f . 82 Vgl. J . A . Bengel, EO, 963 (zu c . 20, 5): "Denn hie ist ein wichtiges Simultaneum, indem das Loswerden des Satans beedes vor und nach der Beschreibung des zweiten Jahrtausends gemeldet wird." 83 E b d . , 960 (zu c. 20, 5). 84 Ebd. , 963 (zu c. 20, 5). 85 Vgl. e b d . , 953 (zu c. 20, 3). 86 "Die kleine Frist und das zweite Jahrtausend fangen miteinander an, und also folget, wie der erste, so auch der andere von diesen zween ungleichen Zeitläufen unmittelbar auf die vorige tausend J a h r " (EO, 963 (zu c. 20, 5 ) ) . 87 Nach Bengel ist die Auferstehung der Auserwählten, die 'erste Auferstehung' (Offb. 20, 6) zu unterscheiden von der allgemeinen Auferstehung beim Jüngsten Gericht: ein Auferstehungs-'Prozeß' ist seit Christi Auferstehung kontinuierlich im Gange, und die Auferstehung der unter dem Antichrist enthaupteten Märtyrer (Offb. 20, 4-6) ist im Blick auf diesen Prozeß der Abschluß der 'ersten Auferstehung'. Die bis zu diesem terminus ad quem nicht auferstandenen Toten haben auf die zweite, allgemeine Auferstehung zu warten; vgl. dazu etwa Bengels Ausführungen in: EO, 956 f. (zu c. 20, 4), ferner e b d . , 959 f f . (zu c. 20, 5), besonders e b d . , 966 f. 88 Vgl. dazu J . A . Bengel, EO, 970 f f . ; SeR, 1116 f f . ; Gnomon, 1197 f f . 89 Vgl. zur Deutung ab Offb. 21, 1 f f . : J . A . Bengel, EO, 983 f f . ; SeR, 1139 f f . ; Gnomon, 1199 f f . 90 Das zeigt sich auch in den Kontroversschriften, in denen Bengel seinen Chiliasmus verteidigt, namentlich in der hier wohl bedeutendsten Auseinandersetzung mit dem orthodoxen Lübecker Propst G. Kohlreiff (vgl. dazu auch G. Mälzer, Bengel, 238 f f . ) . Kohlreiff hatte ( u . a . in seiner: Anhangs-Schrifft, 104 f f . ) Bengels Chiliasmus stark attackiert und im Blick auf sein doppeltes 1000-jähriges Reich verächtlich von "Dischiliasterey" ( e b d . , 150) gesprochen. Bengels letztes, posthum erst erschienenes Werk: Ehrenrettung, die abschließende Abrechnung mit Kohlreiff, zeigt deutlich, daß Bengel die zweiten 1000 Jahre (wie auch in seinen Kommentaren zur O f f b . ) keineswegs in den Vordergrund des Interesses rückt; er mißt ihnen lediglich die Funktion bei, die Lehre vom Chiliasmus zu präzisieren und Fehler fernzuhalten: das vom ersten Jahrtausend getrennte zweite Jahrtausend beinhaltet als Kernaussage das Richten der Auferstandenen im Himmel mit Christus; durch diese Differenzierung kann sich Bengel vor der gefährlichen Meinung des 'falschen', in CA 17 verworfenen Chiliasmus (vgl. J . A . Bengel, Ehrenrettung, 37) absetzen, "welche denen Genossen der ersten Auferstehung eine tausendjährige Regierung auf Eden, in allem, auch leiblichem, Wohlseyn zuschreibt"
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Zu S. 73-75 (ebd. , 29; zum Sinn des zweiten Jahrtausend nach Bengel vgl. auch e b d . , 31 f . ) . 91 Zur Reinheit des Chiliasmus gehört es auch, die orthodoxerseits dagegen erhobenen Einwände zu e n t k r ä f t e n , vor dem Wiederkommen Christi sei eine Zeit der Glaubenslosigkeit - gemäß Lk. 18, 8 - zu e r w a r t e n . Wie vorher Spener dieses schwierige Problem gelöst und Lk. 18, 8 mit seiner 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten' in Einklang gebracht h a t , ist oben (273 A. 13) angedeutet worden, Bengels doppelter Chiliasmus löst das gleiche Problem auf eigene Weise: das zweite J a h r t a u send folgt unmittelbar auf das e r s t e ; zu Beginn des zweiten wird Satan (und in seinem Gefolge Gog und Magog; O f f b . Joh. 20, 7 f f . ) die Menschen neu v e r f ü h r e n . Das bedeutet f ü r das o . g . Problem: "Ohne diesen Unterscheid ( s c . : der zweimal 1000 J a h r e ) werden die Chiliasten und Antichiliasten immer ein blindes und meist vergebliches Gefechte miteinander h a b e n : dieser Unterscheid aber gewinnt einen genügsamen Raum f ü r die Erfüllung beedes der noch rückständigen Verheissungen, und der Klagen über den Unglauben auf Erden gegen Christi Zukunft" (SeR, 1116, Nachlese zu der 51. und 52. Rede; vgl. auch EO, 964 f . (zu c. 20, 5); E h r e n r e t t u n g , 32). Daß Bengel in seinem Dischiliasmus die Lösung von Speners 'Lk. 18, 8-Problem' sieht, hat er sehr deutlich ausgedrückt in: Gnomon, 1196 f . (zu O f f b . 20, 4). 92 93 94 95 96 97 98 99 100
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J . A . Bengel, EO, 948 (zu c. 20, 3). E b d . , 948 f . E b d . , 949 (zu c. 20, 3). Ebd. , 951 (zu c. 20, 3). J . A . Bengel, SeR, 1080 (zu c . 20, 3). E b d . , 1080. E b d . , 1076 f . (zu c. 20, 2); vgl. auch e b d . , 1109 (Nachlese zu der 51. und 52. Rede über c. 19,17 - 20,10). J . A . Bengel, EO, 1114 (Beschluß IV. S t ü c k ) . "Der reine Chiliasmus hat u n t e r andern auch diese F r u c h t , daß irrige grobe Chiliasten d a d u r c h , keinesweges aber d u r c h den indiscreten Antichiliasmus, zu recht gebracht werden" ( J . A . Bengel, E h r e n r e t t u n g , 30). Vgl. etwa J . A . Bengel, SeR, 1110 f . (Nachlese zu der 51. und 52. Rede über c. 19, 17-20, 10); Bengel meint aber von sich, er selbst widerlege die Fehler des falschen Chiliasmus "wohl noch k r ä f t i g e r , als irgend ein Feind der chiliastischen Wahrheit t h u n k a n " ( e b d . 1111). Ebd. , 1111. E b d . , 1111. Vgl. dazu oben Kap. II, 2. M. Schmidt stellt zu Recht heraus (Speners 'Pia Desideria', 166), daß Speners Hoffnung b e s s e r e r Zeiten "der Geschichtsfreudigkeit, der Historisierung den Weg" bereitet hat und damit - etwa von Luthers
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Theologie und Eschatologie aus geurteilt - "der Enteschatolisierung der christlichen Hoffnung". Dieser Sachverhalt läßt sich bei der Pet e r s e n s c h e n wie bei der Bengelschen Beerbung der Eschatologie Spen e r s weiter verfolgen. Wenn Sauter Bengel v o r w i r f t , daß er "'Eschatologie' . . . auf eine universalgeschichtliche Teleologie r e d u z i e r t " (Zahl als Schlüssel, 34), hat er eben dieses Problem im Blick. S . o . , 44. J . A . Bengel, EO, 964, 588 (zu c . 20, 5): "Distingue tempora, & concordabit S c r i p t u r a . " Nach Bengel haben die Petersens das 'Tier' aus der O f f b . falsch b e stimmt (SeR, 723, Nachlese zu der 33., 34. und 35. Rede über c. 12, 18. 13, 1-18) und dementsprechend natürlich auf die Bengel ü b e r aus wichtige 'Zahl des Tiers 666' ( O f f b . 13, 18). In: EO, 103 f f . (Einleitung § 40), setzt sich Bengel mit dem Irrtum des Petersenschen Systems auseinander, daß in diesem die natürlichen und prophetischen Zahlen der O f f b . (dazu s . o . 290 A. 42) nicht sachgerecht getrennt werden; vgl. zu Bengels Kritik an den Petersens etwa auch: SeR, 363 (Nachlese zur 17. und 18. Rede über c. 6). Dazu s . o . , 40. Oben, 273 A. 9 und 274 A. 14 (vgl. auch oben, 38), ist zu Spener angemerkt worden, er habe die (in der Orthodoxie vorhandene) Naherwartung durch seine 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten' relativiert. Diese Relativierung wird im Petersenschen chiliastischen System v e r s t ä r k t und findet bei Bengel, der doch gemeinhin als Musterbeispiel eschatologischer Naherwartung a n g e f ü h r t wird, ihren Höhepunkt: Bengel rechnet zwar mit dem nah bevorstehenden Einbruch des Millenniums (das nach seinen Berechnungen immerhin e r s t nach seinem Tode eingetreten w ä r e ! ) , rückt aber das J ü n g s t e Gericht und das Eschaton um die gewaltige Zeitspanne von über zwei J a h r t a u s e n d e n in die Zukunft. Kohlreiff, Bengels großer antichiliastischer Kontrahent, geht in der Anhangsschrift seiner 'Zornkelter' darauf ein. Zunächst stellt er als Kennzeichen römisch-katholischer Eschatologie die Meinung hin: "Mein HErr kömmt noch lange n i c h t ! " ( A n h a n g s s c h r i f t , 174) und fährt im Blick auf Bengel f o r t : "Und dahin kan es auch leichtlich mit den von dem Hrn. Abt noch vor dem Ende der Welt erwarteten zwey tausend J a h r e n kommen. Man kan auf gleichmäßige Art immer mehr dazu ticht e n , den Jüngsten Tag endlich gar d a r ü b e r v e r g e s s e n . u n d hin zuletzt gäntzlich leugnen" ( e b d . , 176). Wenn G. Mälzer als "zwei Besonderheiten" der Theologie Bengels "Nahe r w a r t u n g und Chiliasmus" nennt (Bengel, 322), und diese als "Haupta n t r i e b s k r a f t seiner Theologie ü b e r h a u p t " ( e b d . , 322) wertet, darf nicht aus dem Blick verloren werden, daß Bengels 'Naherwartung' sich auf endzeitliche Ereignisse bezieht, die sich innerhalb der Geschichte abspielen. (Im engen Zusammenhang mit dieser eigentümlichen Relativierung der Naherwartung steht die oben 296 A. 105 a n g e f ü h r t e 'Enteschatologisierung der christlichen H o f f n u n g ' ) .
- 298 Zu S . 77-78 111 Zum F o l g e n d e n s . o . , 55. 112 1693 b i s 1696 lebt B e n g e l mit d e n S p i n d l e r s in M a r b a c h , zieht mit i h n e n um n a c h S c h o r n d o r f u n d kommt mit i h n e n 1699 n a c h S t u t t g a r t ( v g l . G. Mälzer, B e n g e l , 23 f . ) . Wohl e r s t in S t u t t g a r t i s t S p i n d l e r zu e i n e r F ü h r e r g e s t a l t d e s S e p a r a t i s m u s g e w o r d e n ( v g l . e b d . , 28 f . ; v g l . a u c h W. M e t z g e r , B e n g e l s t h e o l o g i s c h e E n t w i c k l u n g , ( 1 f f . ) , 5 ) . 113 Ü b r i g e n s weist W. S p i n d l e r s Chiliasmus Züge a u f , die s p ä t e r in d e r Theologie B e n g e l s eine w i c h t i g e Rolle s p i e l e n : d a s b i b l i s c h b e g r ü n d e t e ' U n t e r s c h e i d e n d e r Zeiten' ist b e r e i t s f ü r S p i n d l e r s Chiliasmus v o n B e d e u t u n g g e w e s e n ( v g l . G. Mälzer, B e n g e l , 28). Mälzer b e t o n t mit R e c h t ( e b d . , 334): "Bengel h a t als E r w a c h s e n e r d i e s e s Thema s e i n e r K i n d e r t a g e w i e d e r a u f g e n o m m e n , s i c h e r alles a n d e r e als u n v o r e i n g e nommen, a b e r n u n d o c h mit e i n e r g a n z w e s e n t l i c h e n A k z e n t v e r s c h i e b u n g . Er h a t g e w i s s e r m a ß e n v e r s u c h t , die p i e t i s t i s c h - s e p a r a t i s t i s c h e Heilstheologie in die K i r c h e h i n ü b e r z u n e h m e n , zu v e r k i r c h l i c h e n . T y p i s c h d a f ü r i s t , d a ß bei B e n g e l d a s ' v e r d e r b t e B a b e l ' n u n n i c h t m e h r - wie bei d e n S e p a r a t i s t e n - die offizielle K i r c h e j e n e r Zeit b e d e u t e t . B e n g e l s t e h t zu s e i n e r K i r c h e . . . . Diese V e r k i r c h l i c h u n g d e s heilsgeschichtlichen Entwurfs pietistisch-separatistischer Provenienz h a t t e z u r F o l g e , d a ß g l e i c h z e i t i g damit e i n i g e s d u r c h die H i n t e r t ü r in d e n Raum d e r K i r c h e k a m , was d o r t b i s h e r k e i n e n u n b e s t r i t t e n e n Platz g e f u n d e n h a t t e " . Diese " A k z e n t v e r s c h i e b u n g " , d i e s e V e r k i r c h l i c h u n g d e s s e p a r a t i s t i s c h e n E r b e s , ist in d e r T a t f ü r B e n g e l c h a r a k t e r i s t i s c h . Wenn a b e r Mälzer e b d . , 333, u r t e i l t , B e n g e l s Theologie sei zwar zu einem G r o ß t e i l F r u c h t d e s Pietismus ( u n d b e s o n d e r s v o n S p e n e r s H o f f n u n g b e s s e r e r Z e i t e n ) , a b e r d e m g e g e n ü b e r ( e b d . , 333) g e l t e n d m a c h t : "Noch s t ä r k e r a b e r s i n d seine B i n d u n g e n zum s e p a r a t i s t i s c h e n P i e t i s m u s " , so ist d i e s e s Urteil u . E . zu m o d i f i z i e r e n : g e r a d e dem S p e n e r s c h e n E r b e in B e n g e l s Theologie kommt P r i o r i t ä t z u , d e n n B e n g e l s O r i e n t i e r u n g an S p e n e r s H o f f n u n g b e s s e r e r Zeiten h a t m a ß g e b l i c h d a z u b e i g e t r a g e n , d a ß B e n g e l ü b e r h a u p t auf s e i n e c h a r a k t e r i s t i s c h e Weise d e n s e p a r a t i s t i s c h e n Pietismus v e r k i r c h l i c h e n k a n n . Zur Kritik an Mälzers U n t e r s c h ä t z u n g u n d F e h l e i n s c h ä t z u n g d e r H o f f n u n g b e s s e r e r Zeiten b e i B e n g e l v g l . a u c h o b e n , 293 A . 67. 114 V g l . o b e n , 285 A. 162. 115 W. M e t z g e r , B e n g e l s t h e o l o g i s c h e E n t w i c k l u n g , 5 f . 116 E b d . , 22, b e m e r k t W. M e t z g e r , B e n g e l m ü s s e " P e t e r s e n g e l e s e n h a b e n ; d e n n e r s p r i c h t auf s e i n e r Reise v i e l f a c h ü b e r i h n " . Als Beleg f ü h r t W. Metzger ( e b d . , 22, A. 119) a u s B e n g e l s B r i e f k o n z e p t b u c h a n : "In B e n g e l s I t i n e r a r s t e h t z . B . v o n L a n g e - H a l l e : 'Non accedit s e n t e n t i a e P e t e r s e n i i de P r i m o g e n i t o ; ' v o n V o c k e r r o t h - G o t h a ' P e t e r senio o b i e c i t , άποκατάστασιν a b illo a s s e r t a m n o n , n i t i τ ψ ρητω '; v o n R ü d i g e r - G i e ß e n : ' P e t e r s e n i u m ait Dogmate d e άποκαταστάσει πάντων omnem s i n t o l e r n a m ( ? ) p e r d i d i s s e ' " . K. H e r m a n n n e n n t ( B e n g e l , 226) J . W . P e t e r s e n d e n Mann, "auf d e s -
- 299 -
Zu S. 78-79
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den Spuren Bengel wohl schon . . . in Präzeptor Spindlers Haus und nun auch auf seiner Reise (sc. der Studienreise 1713) immer wieder stieß" (vgl. auch e b d . , 79, 211, 227, 231, 411). G. Kohlreiff, A n h a n g s s c h r i f t , 176; zu Kohlreiff vgl. oben, 295 A. 90. E b d . , 174 f . - Bengel wehrt sich entschieden gegen Kohlreiffs B e u r teilung, daß sein Chiliasmus etwas mit der katholischen Fegefeuerund AblaßvorStellung zu t u n h a b e , in: E h r e n r e t t u n g , 41 f f . (bes. 46 f . ) . Dazu s . o . , 45 f . Unter Verweis auf seine 'Sechzig erbaulichen Reden' (SeR, 793 und 804) wehrt sich Bengel gegen die Kohlreiffsche Unterstellung, sein Chiliasmus würde "theils zur Sicherheit, theils zum Irrthum vom mittlem Zustande der abgeschiedenen Seelen verleiten", diese Vorstellung, betont Bengel, "hat nichts mit dem Chiliasmo zu t h u n , und ist mit Gewalt herbeygezogen" ( J . A . Bengel, Bekräftigtes Zeugniß, 16). Die Bengel-Zitate bei J . C h r . F . B u r k , Bengel, 357 f . , sowie bei O. Wächter, Bengel, 432, zeigen, daß Bengel zwar die Petersensche Lehre vom Mittelzustand v e r w i r f t , trotzdem aber mit Abstufungen beim Geschick der Verstorbenen r e c h n e t . Unter Zugrundelegung der drei bedeutendsten Kommentare Bengels (EO, SeR, Gnomon) wird im Folgenden Bezug genommen auf Erläuter u n g e n Bengels von wichtigen Bibelstellen aus der O f f b . , den Evangelien und den paulinischen Briefen, die in der Auslegungsgeschichte entweder f ü r die Anschauung von der 'Ewigkeit der Höllenstrafen' oder f ü r die Anschauung von der Apokatastasis panton als dicta probantia in Anspruch genommen worden sind. Bemerkenswert f ü r Bengels Geschichtstheologie ist seine A u f f a s s u n g vom Inhalt der Bücher (Offb. 20, 12), die beim J ü n g s t e n Gericht aufgetan werden und a u f g r u n d d e r e r es zu Belohnung oder Bestraf u n g kommt: "O wie viel verborgenes wird damit an das Licht kommen: wie manches wird da ein anders Aussehen bekommen, als es vorher von den Menschen geschäzet worden, im Guten und Bösen. Es heisset nicht, daß die Bücher werden abgelesen werden: das Licht jenes grossen Tages wird alles geschwind vorlegen und darstellen. Sonderlich wird ein jeder, der ihm selbsten bis dahin etwa unbekannt geblieben, sich auf das genaueste kennen lernen. Matth. VII. 22. 23. XXV. 37.40.44.45. Das wird erst eine vollständige, warhaftige, unpartheiische Universal-Historie s e y n " (EO, 979; zu c. 20, 12). Dieser letzte Satz wird übrigens in Oetingers 'Theologia' zustimmend bei der Lehre vom J ü n g s t e n Gericht zitiert: "O quanta historia universalis!" (Theologia I,
216).
123 J . A . Bengel, SeR, 1137 (zu c. 20, 15). 124 Ebd. , 774 (zu c. 14, 11). 125 Ebd. , 779 (zu c. 14, 22).
- 300 Zu S . 79-81 126 Vgl. J . A . Bengel, EO, 974 f f . ; SeR, 1103 f f . ; e b d . , 1104 f. sagt Bengel zu diesem Vers: "In diesem Leben gibt es viel schwere Plagen und Straffen, man hat aber bisweilen einen Schlaf oder andere Ruhe dazwischen, und endlich hören sie . . . auf. Mit der Qual im Feuer-See hat es . . . eine andere Bewandtniß. Da wird denn der grosse Sünder, der Teufel seine völlige Straffe zu leiden anfangen". Vgl. auch: Gnomon, 1197 (zu Offb. 20, 10). 127 Vgl. J . A . Bengel, SeR, 1136 f f . 128 Vgl. J . A . Bengel, EO, 996 f f . ; SeR, 1157 f f . ; e b d . , 1160, sagt Bengel zu diesem Vers: "Das Verderben, und die Verwesung des Leibes ist etwas entsetzliches: aber es ist doch ohne Schmerzen: hingegen der andere Tod ist kein Schlaf mehr, sondern ein beständiger TodesKampf, und diejenige, die er naget, sind immer in Agone". 129 Vgl. J . A . Bengel, EO, 1031; SeR, 1192 f f . 130 Vgl. dazu J . A . Bengel, EO, 1044 f . : "Die Rede lautet hier abgebrochen und erschreklich. Die Thore der Stadt sind immer offen, aber nicht für die Lügner und ihres gleichen. Sie werden ewiglich nicht hinein kommen. . . . Da wird das Gute vom Bösen befreyet seyn. " Vgl. zu Offb. 22, 15 auch: SeR, 1269 f f . sowie Gnomon, 1205. 131 Neben den oben (267 A. 47) genannten Überblicksarbeiten zur Apokatastasisvorstellung vgl. speziell zum Thema Bengel und Apokatastasis etwa die Bemerkungen bei: A. Ritsehl, Geschichte III, 70 f f . ; E. Hirsch, Geschichte II, 185, 195 f . ; H. Bauch, Bengels Pneumatologie, 140, 161, 229, 262, 343; H. Bauch, Frühpietismus, 93 f . ; H. Rusche, Eschatologie, 92; G. Sauter, Theologie des Reiches Gottes, 63. 132 G. Mälzer, Bengel, 352 ( s . o . , 61). Für E. Hirsch (Geschichte II, 185) ist Bengels Eintreten für die Apokatastasis "in der Tat der einzige Punkt, wo Schrift und Bekenntnis bei ihm förmlich streiten". 133 G. Heinze, Bengel und Oetinger, 37. 134 S . o . , 44. 135 J . C h r . F . B u r k , Bengel, 359. 136 Ebd. , 359 f . 137 J . A . Bengel, Gnomon, 778 (zu Eph. 3, 21). 138 J . A . Bengel, SeR, 774 (zu c. 14.11). 139 S . o . , 30, ferner 270 A. 104; die Zeitdauer der in Offb. 14,6 genannten Ewigkeit beläuft sich nach Bengels Chronologie auf 2222 2/9 Jahre (vgl. -z.B. J . A . Bengel, EO, 757, zu c . 14, 6; vgl. auch oben 291 A. 50). 140 J . A . Bengel, SeR, 747 (zu c. 14,6). 141 J . A . Bengel, Gnomon, 147 (zu Mt. 25, 46). 142 E b d . , 619 (zu Rm. 16, 25). 143 Vgl. die oben 300 A. 126 bis 130 genannten exegetischen Bemerkungen Bengels. 144 Daß das Gegenteil zum 'ewigen Leben' im neutestamentlichen Sprachgebrauch niemals 'ewiger Tod' heißt, hebt Bengel ausdrücklich hervor.
- 301 Zu S .
81-82
So e r l ä u t e r t e r zum Wort θάνατος (Rm. 6, 2 1 ) : "Huic nomini nunquam a d d i t u r epitheton αιώνιος , a e t e r n a , Rom. 6, ( V . 23 dort heißt es nämlich : ζωή αιώνιος ) non modo in iis, in quibus mors cedit v i t a e , sed ne in iis quidem, qui in ignem, cruciatum & exitium aeternum a b i b u n t " (Gnomon, 5 6 9 ) . 145 J . A . B e n g e l , S e R , 774 (zu c . 14, 1 1 ) . 146 J . A . B e n g e l , n a c h C h r . G . B a r t h , S ü d d e u t s c h e Originalien, II, 24. In den beiden Apokalypsekommentaren und im Gnomon ä u ß e r t s i c h B e n g e l nicht mit d e r gleichen Klarheit zum Problem d e r e x e g e t i s c h e n B e g r ü n d u n g des doppelten Sinnes von αιων(ιος) wie in diesem - f r e i lich d u r c h B a r t h e r s t spät ü b e r l i e f e r t e n - A u s s p r u c h . Trotzdem läßt B e n g e l in seinen Kommentaren ( v g l . b e s o n d e r s : Gnomon, 1175, sowie EO, 781; jeweils zu Offb. 14, 11) keinen Zweifel, daß e r im Sinne des von B a r t h ü b e r l i e f e r t e n A u s s p r u c h s v o r g e h t : die drei problematischen Stellen (Offb. 14, 11; 19, 3; 20, 1 0 ) , die von den ewigen Qualen handeln, werden von B e n g e l b e z e i c h n e n d e r weise s i n g u l a r i s c h ohne Artikel g e l e s e n : εις αιώνα αιώνων ( s t a t t : εις τούς αιώνας των αιώνων) und jeweils mit 'in ewige Ewigkeit' ü b e r s e t z t , während die ü b r i g e n , das ewige Leben b e t r e f f e n d e n V e r s e , etwa Offb. 22, 5, in d e r Pluralform mit Artikel v e r b l e i b e n und mit 'in die ewigen Ewigkeiten' ü b e r s e t z t w e r d e n . B e n g e l v e r m e r k t dazu - völlig im Einklang mit dem g e n a n n t e n , von B a r t h ü b e r l i e f e r t e n A u s s p r u c h - : "Articulus emphasin h a b e t , praesertim ubi de A e t e r n i t a t e Dei sermo e s t . Magna in hisce locutionibus est o p p o r t u n i t a s articuli Graeci vel adhibiti vel p r a e t e r m i s s i " (Gnomon, 1175, zu Offb. 14, 1 1 ) . 147 B e n g e l s B e m e r k u n g : "Αιων läßt sich a u s r e c h n e n , und also a u c h αιώνες" ( n a c h : C h r . G . B a r t h , S ü d d e u t s c h e Originalien II, 2 4 ) , die sich auf die L ä n g e d e r ewigen Qual b e z i e h t , p r ä z i s i e r t B e n g e l in einem von B u r k ü b e r l i e f e r t e n Bengel-Wort w e i t e r : "Manche denken an d a s g r o ß e J u b e l - J a h r von 49 000 J a h r e n ; a b e r d a s ist viel zu wenig. Wenn es einmal ü b e r die E r d e n - Z e i t h i n a u s g e h t , so mißt man nicht mehr so g e r i n g . Das ist aber w a h r , man sollte die Unendlichkeit d e r HöllenS t r a f e n nicht so p r ä c i s e u r i g i r e n , wie in dem Lied g e s c h i e h t : Ό Ewigk e i t , du D o n n e r - W o r t ' " ( n a c h : J . C h r . F . B u r k , B e n g e l , 3 6 0 ) . V g l . auch J . A . B e n g e l , S e R , 774 ( z u c . 14, 1 1 ) . 148 J . C h r . F . B u r k , B e n g e l , 359. 149 J . A . B e n g e l , EO, 1034 (zu c . - 2 2 , 2 ) ; im gleichen Sinn a u c h : Gnomon, 1202 (zu Offb. J o h . 22, 2 ) ; v g l . J . C h r . F . B u r k , B e n g e l , 359: " f ü r die armen unwissenden Heiden" glaubt B e n g e l , daß "noch eine a n d e r e Oeconomie ü b r i g s e y " . 150 J . A . B e n g e l , S e R , 1198 (zu c . 22, 2 ) . 151 V g l . die B e n g e l b e m e r k u n g ü b e r die "Oeconomia Dei c i r c a p a r v u l o s " : O. W ä c h t e r , B e n g e l , 429 f . 152 Bengel meint, daß d u r c h C h r i s t i Tod "auch bei den fidelibus V . T . eine βελτίωσις v o r g e g a n g e n s e y n " wird: O. W ä c h t e r , B e n g e l , 435 ( v g l . auch den A u s s p r u c h B e n g e l s , e b d . , 4 3 4 ) .
- 302 -
Zu S. 82-83 153 J . A . Bengel, Gnomon 1855, 448 (zu 2. Kor. 5, 10); diese Sätze Bengels entstammen einem (10 §§ umfassenden) ergänzenden Exkurs zu 2. Kor. 5, 10, der in der Erstauflage des 'Gnomon' noch nicht zu finden i s t . 154 O. Wächter, Bengel 434 f. Anmerkung. 155 J . C h r . F . B u r k , Bengel, 360. 156 J . A . Bengel, Gnomon, 43 (zu Mt. 5, 26); umgekehrt kann Bengel auch bemerken: "Christen, die auf der Welt sich allzusehr vor dem Gericht Gottes g e f ü r c h t e t , werden sich ein klein wenig schämen, daß sie Gott so wenig Gnade zugetrauet" (O. Wächter, Bengel, 177). 157 Dieser Vers ist seit jeher f ü r die Begründung der Vorstellung von der Apokatastasis von großem Interesse gewesen. Für die Petersens ist z.B. das von Paulus bezeugte: 'Gott wird alles in allen sein' der Inbegriff der endlichen Allversöhnung. Im Petersenschen Werk ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ kehrt 1. Kor. 15, 28 immer wieder als zentrale Beweisstelle f ü r die Apokatastasisvorstellung; vgl. als ein Beispiel das oben, 44, a n g e f ü h r t e Zitat aus ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I, EE, 19. Ob und wie auch Bengel 1. Kor. 15, 28 im Sinne der Allversöhnung v e r s t e h t , wird im Folgenden gezeigt. 158 J . A . Bengel, Gnomon 683 f . (zu 1. Kor. 15, 28). 159 Nach Bengel muß O f f b . 21, 6 - Selbstbenennung Gottes als Ά und O' - im Zusammenhang gesehen werden mit Christi Selbstbenennung als Ά und O' in c . 22, 13 (vgl. Gnomon, 1204., zu O f f b . 22, 13). Ebd. 1204, bemerkt Bengel daß diese beiden Verse das zu Beginn der O f f b . (in c . 1 , 8 sowie 1, 17) Gesagte zur Vollendung b r i n g e n . Dazu vgl. auch unten die nächste Anmerkung. Zu Bengels Exegese der Selbstbezeichnung Gottes als Ά und O', vgl. die besonders ausführlichen Bemerkungen zu O f f b . 1, 8 in: Gnomon, 1090 f f . 160 J . A . Bengel, EO 994 (zu c. 21,6). Diese Erklärung Bengels zu O f f b . 21, 6 gibt G. Heinze (Bengel und Oetinger, 40) Anlaß zu den Bemerkungen: "Bengel glaubt also, daß Gott sich im Gegenüber zur Welt ändern wird. Nicht n u r sein Handeln, sondern sogar sein Wesen soll anders werden. Was Gott zuerst 'an sich selbst' i s t , das ist er zuletzt 'auf eine neue Weise in Allem'. Und diese Wandlung Gottes meint Bengel an der Geschichte ablesen zu können, an der Geschichte, wie er sie mit Hilfe der O f f e n b a r u n g d e u t e t . Er ist zu vorsichtig, solche Gedanken weiter a u s z u f ü h r e n , doch sein Schüler Oetinger wird hier mit seiner Spekulation a n s e t z e n . " 161 J . A . Bengel, SeR, 1154 (zu c. 21, 6). 162 J . A . Bengel, SeR, 33 (zu c . 1, 8). 163 W. Michaelis ζ . Β . b e s c h r e i b t , inwiefern Apg. 3, 21 eine crux i n t e r pretum ist und zur neutestamentlichen B e g r ü n d u n g der Vorstellung von der Apokatastasis panton ungeeignet ist: Versöhnung, 18 f f . , vgl. auch e b d . , 162, A. 25.
- 303 Zu S. 84-86 164 J . A . Bengel, Gnomon, 427 f. (zu Apg. 3, 21). Auch in seiner E r klärung zu Apg. 1, 7 (Gnomon, 412 f . ) übernimmt Bengel übrigens ein Zitat von J . Jonas, das von der restitutio omnium s p r i c h t . 165 J . A . Bengel, Gnomon 1855, 432 (zu 1. Kor. 15, 27); dies ist ein Bengelscher Zusatz zur Erläuterung von 1. Kor. 15, 27, der in der E r s t ausgabe noch nicht zu finden i s t . 166 Gnomon, 682 (zu 1. Kor. 15, 26). 167 J . E . Petersen in: J.W. Petersen, ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I, EE, 20 ( s . o . , 281 Α. 90). 168 Nimmt man es wörtlich, so verstoßen weder die Petersens noch Bengel gegen die deutsche Version von CA 17, wonach die Lehre verworfen wird, "daß die Teufel und verdammte Menschen nicht ewige Pein . . . haben werden" (BSLK, 72), denn diese Aussage könnte man mit der Petersenschen und Bengelschen Auffassung von der (begrenzt-)ewigen Pein v e r b i n d e n . Bengel aber steht - genau wie die Petersens - im Gegensatz zur lateinischen Version von CA 17, die deutlich betont, die ewige Pein f ü r die Verdammten und die Teufel sei "sine fine" ( e b d . , 72). Kritik an der lateinischen Version von CA 17 äußert Bengel auch aus einem andern Grund ( J . C h r . F . B u r k , Bengel, 360): "In Betreff der Ewigkeit der Höllen-Strafen heißt es im Lateinischen der Augsburgischen Confession: qui statuunt . . . - im Deutschen: welche lehren. Letzteres gefällt mir b e s s e r . Denn es ist eigentlich auf das angesehen, daß man es eben f ü r sich behalten, und nicht andern b e y bringen soll. Man sieht es als eine unterschiedene Lehre a n . " Vgl. auch die Bemerkungen zu CA 17 in: C h r . G. B a r t h , Originalien II, 23. 169 Vgl. die Zitierung des Satzes von G. Sauter, Zahl als Schlüssel, 5, oben 65 und 66. 170 Bezug genommen wird hier auf die in der obigen Darstellung des öfteren verwendeten Bengel-Worte zur Apokatastasis, die sich v . a . finden bei: J . C h r . F . B u r k , Bengel, 359 f . ; O. Wächter, Bengel, 434 f . ; C h r . G . B a r t h , Originalien II, 23 f . Soweit wir sehen, haben bisherige Arbeiten, die sich mit der Apokatastasis bei Bengel b e schäftigen ( s . o . , 300 A. 130) immer auf diese Bengel-Worte (deren quellenmäßiger Wert im einen oder anderen Fall geringer zu v e r a n schlagen sein mag als der von Bengels Äußerungen in den Komment a r e n ) g e s t ü t z t . Wir haben uns im Vorangegangenen bemüht, den Akzent auf Bengels Äußerungen zum Apokatastasisproblem in den Kommentaren zu legen, und mit Hilfe der von B u r k , Wächter und Barth überlieferten Bengel-Worte lediglich Linien zu verdeutlichen, die schon in den Kommentaren zu finden sind. 171 Vgl. 303 A. 168.
- 304 Zu S. 86-87 172 C h r . G . B a r t h , Originalien II, 23 f . Ganz entsprechend überliefert J . C h r . F . B u r k , Bengel, 360, ein Bengel-Wort, bei dem sich nach Bengels Hinweis auf das zu erwartende Ende der Höllenstrafen die Warnung anschließt: "Indeß ist es doch eine Frage, ob nicht diejenigen übler daran sind, die mit dem Glauben an die Wiederbringung in die unselige Ewigkeit ü b e r g e h e n , als diejenigen, welche nichts davon wußten. Ueberhaupt würde es sonderbar s e y n , wenn man einem Malefikanten voraus sagte, u n t e r dem Galgen werde er Begnadigung erlangen". 173 E. Hirsch, Geschichte II, 196. 174 Daß Bengels biblische Chronologie aufs engste mit der Apokatastasisvorstellung in Verbindung s t e h t , ist in u n s e r e n A u s f ü h r u n g e n oben a n g e d e u t e t . Dieser Zusammenhang spiegelt sich auch in der Kritik an Bengel (und seinen Schülern) im 19. J a h r h u n d e r t von 'kons e r v a t i v - l u t h e r i s c h e r ' Seite wider. So hat E.W. Hengstenberg 1833 in seiner Evangelischen Kirchen-Zeitung (Vorwort, Sp. 1 f f . ) k r i t i sche Worte f ü r "die Bengelsche Zeitrechnung" ( e b d . , Sp. 9) g e f u n d e n , wie sie in gemäßigter Form im vom Bengel-Biographen Burk h g . S t u t t g a r t e r 'Christenboten' v e r t r e t e n wird. Hengstenberg meint, daß Bengels "Bestimmung des prophetischen J a h r e s " ( e b d . , Sp. 9) verfehlt und willkürlich sei und daß "das Verdienst dieses t h e u r e n Zeugen (sc. Bengel) . . . anderswo zu suchen" sei. Zwar erkennt Hengstenberg an, "daß der Herausgeber (des 'Christenboten', nämlich B u r k ) grade von seinem (sc. gemäßigten) Standpunkte aus ganz besonders im Stande i s t , einzelnen groben Abirrungen der Anhänger dieses Systems k r ä f t i g entgegen zu arbeiten" ( e b d . , Sp. 9), doch setzt Hengstenberg ein 'aber' hinzu: "Die wenigstens einmal bestimmt h e r v o r t r e t e n d e Lehre von der Wiederbringung, die wir f ü r s c h r i f t widrig und praktisch schädlich halten, haben wir schmerzlich wahrgenommen" ( e b d . , Sp. 9). 175 Man beachte, daß nach C h r . Kolb, Disziplinarverfahren, 82 ( s . o . , 59) zur Zeit Bengels die Allversöhnungsvorstellung vermutlich insgeheim viele Anhänger gehabt habe und daß das Konsistorium in dieser Zeit nicht hiergegen eingeschritten i s t , sondern n u r gegen "Heterodoxie im L e h r v o r t r a g " . 176 C h r . G . B a r t h , Originalien II, 23. Bengel sagt bei seiner I n t e r p r e t a tion des 22. Kapitels der O f f b . einmal zurückhaltend (EO, 1036, zu c . 22, 5): "Die Göttliche Wunder-Geheimnisse werden den Glaubigen nach und nach e r ö f f n e t , und es muß noch vieles geschehen, bis das neue Jerusalem aus dem Himmel herabkommt." Zwar gehe seine eigene Exegese der in diesem Kapitel beschriebenen letzten Dinge "zwischen einer gar zu buchstäblichen und einer gar zu f r e y e n Auslegung in der Mitte sicher h i n d u r c h " ( e b d . , 1036), doch sei nicht alles von ihm dabei Erkannte unbedingt schon "satte Lehre" ( e b d . , 1036).
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Zu S. 88 177 Oben ist angedeutet worden, daß Bengel bei seinem Umgang mit der O f f b . im Blick auf die Bestimmung der Zeiten und des Chiliasmus den Separatismus beerbt und dessen Motive kirchlich umformt ( s . o . , 298 A. 113). Entsprechend ist Bengels Aufnahme des Apokatastasismotivs zu bewerten: Bengel gelingt e s , auch diesen wichtigen Bestandteil der "pietistisch-separatistische (n) Heilstheologie in die Kirche hinüberzunehmen" (G. Mälzer, Bengel, 334); auch hiermit t r ä g t er bei zu der f ü r ihn charakteristischen "Verkirchlichung des heilsgeschichtlichen Entwurfs pietistisch-separatistischer Provenienz" ( e b d . , 334).
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S . o . , 32 G. Mälzer, Bengel, 373. J . Trautwein, Religiosität, 28. Zur Rezeption des Oetingerschen Werks vgl. b e s o n d e r s : R. Piepmeier, Aporien, 9 f f . Ehmann nennt in seiner Bibliographie ( F . C h r . Oetinger, LuB, 837 f f . ) 110 verschiedene Schriften Oetingers. E. B e y r e u t h e r , Geschichte, 267. C. Schmid, Wiederbringung, 103. Ebd. , 103. Wie stark bei Oetinger Leben und Denken verbunden ist, geht aus: F . C h r . Oetinger, Selbstbiographie, passim, h e r v o r . Diese Schrift kann auch als eine leichtverständliche E i n f ü h r u n g in wichtige Züge von Oetingers theologischem und philosophischem Denken angesehen werden. Von der älteren Literatur (des 19. J a h r h u n d e r t s ) über Oetinger ist hier in Auswahl zu nennen: C.A. Auberlen, Theosophie; I . A . Dorner, Entwicklungsgeschichte II, 1022 f f . ; A. Ritsehl, Geschichte III, 126 f f . ; O. Wächter, Bengel und Oetinger; vgl. auch: G . I . Metzger, Die c h r i s t liche Wahrheit; sowie: R. Rothe: Vorwort zu: C.A. Auberlen, Theosophie, III f f . ; K . C h r . E . Ehmanns A u s f ü h r u n g e n in: F . C h r . Oetinger, LuB; J . Hamberger, Vorwort und Vorrede zu: F . C h r . Oetinger, Theologie, 3 f f . bzw. 9 f f . In unserem J a h r h u n d e r t sind zunächst E. Zinn (Theologie) und W.A. Hauck (Geheimnis des Lebens) zu nennen als Forscher, die sich intensiv mit Oetingers Denken beschäftigt haben. - Unter den neueren Oetinger-Arbeiten ragt die R. Piepmeiers h e r a u s : Aporien (zusammengefaßt in dem Aufsatz: R. Piepmeier, Theologie des Lebens, 184 f f . ) . Piepmeier bietet in dieser Münsteraner Dissertation nicht n u r eine systematische Darstellung des Zusammenhangs wesentlicher Gedanken bei Oetinger, sondern will auch die philosophischen Schwierigkeiten aufzeigen, die der Lebensbegriff (bei Oetinger und d a r ü b e r hinaus im neuzeitlichen Denken) mit sich b r i n g t . Die eher historischen Fragen nach der Beschaffenheit der von Oetinger aufgenommenen Traditionen (Böhme, Kabbala e t c . ) und nach der Art und Weise, wie Oetinger diese Traditionen in sein Konzept aufnimmt, stehen nicht im Mittelpunkt von Piepmeiers I n t e r e s s e . Dazu ist von den neueren Arbeiten etwa hinzuzuziehen: S. Großmann, Gottesvorstellung; F. Häussermann, Pictura Docens, 65 f f . ; F. Häussermann, Theologia Emblematica I, 207 f f . d e r s . , Theologia Emblematica II, 71 f f . ; R. Heinze, Mystik und Spekulation, 229 f f . ; F. Häussermann, E i n f ü h r u n g zu: F . C h r . Oetinger, LT I, 31 f f . ; R. Breymayer, Friedrich Christoph Oetingers Theologia Emblematica und die Lehrtafel der Prinzessin Antonia von Württemberg, in: F . C h r . Oetinger, LT 1, 1 f f . Vgl. auch die Einleitungen von E. Beyreuther zu: F . C h r . Oetinger, SS II, 2 sowie SS II, 3, f e r n e r die
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Einleitung von K. Ohly in: F . C h r . Oetinger, Theologia I, 13 f f . Eine Reihe von neueren Arbeiten - nicht n u r von Theologen, sondern auch von philosophischer und literaturwissenschaftlicher Seite - beschäftigt sich (in durchaus unterschiedlicher Ü b e r z e u g u n g s k r a f t ) mit den Fragen der Auswirkung des Oetingerschen Denkens auf die deutsche Geistesgeschichte. Hier seien - in Auswahl - genannt: R. Schneider, Geistesahnen; E. Benz, Schellings theologische Geistesahnen (235 f f . ) , 276 f f . ; d e r s . , Swedenborg; W.A. Schulze, Oetingers Beitrag, 213 f f . ; W.A. Schulze, Einfluß Boehmes und Oetingers, 171 f f . ; R. Heinze, Bengel und Oetinger, 47 f f . ; H . F . Fullenwider, Oetinger; d e r s . , Friedrich Christoph Oetinger, Theophil Friedrich Oetinger und die S p ä t r o s e n k r e u z e r , 51 f f . E. Hirsch, Geschichte II, 100. E. Hirsch, Geschichte IV, 169. Oetinger s a g t , das von ihm Geschriebene sei "aus dem Zeugnis sowohl der Schrift als guter Bücher zusammengelesen" und "mit t a u sendfacher E r f a h r u n g durchgekämpft und d u r c h g e p r ü f t " (SS II, 5, 271). Vgl. zur Art und Bedeutung von Oetingers Eklektizismus: R. Piepmeier, Aporien, 49 f f . F . C h r . Oetinger, LuB, 561; etwas anders bei: C h r . G . B a r t h , Originalien 1, 35. R. Rothe im Vorwort zu: C.A. Auberlen, Theosophie, XVI. F . C h r . Oetinger, LT I, 172. R. Piepmeier, Aporien; S. Großmann, Gottesvorstellung.. F . C h r . Oetinger, SS II,. 2, 157. Ebd. , 157. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 114. R. Piepmeier, Aporien, 32. E b d . , 55. Oetingers Philosophie ist eng verwoben mit seiner Lehre vom 'sensus communis', die andererseits auch f ü r Oetingers Theologie eine g r u n d legende Bedeutung besitzt. Zur Verbindung von der von Oetinger a n g e s t r e b t e n 'philosophia sacra' mit dem sensus communis vgl. v . a . R. Piepmeier, Aporien, 64 f f . Der 'sensus communis', der f ü r Oetinger im Proverbienbuch des Alten Testaments richtungsweisend und exemplarisch zum Ausdruck kommt (dazu vgl. v . a . den Band: SS II, 4, passim), ist das von Gott den Menschen geschenkte Erkenntnisorgan, das Leben wahrnimmt. Oetinger umschreibt das mit 'sensu communis' Gemeinte so: "sensus communis est viva & p e n e t r a n s perceptio objectorum, toti humanitati obviorum, ex immediato tactu & intuitu eorum, quae sunt simplicissima, utilissima & maxime necessaria . . . , habens secum evidentiam internam" ( F . C h r . Oetinger, Inquisitio, 18 f . ) . Der 'sensum communis' als den Menschen gegebenes, durch Sünde zwar v e r d o r b e n e s , aber nicht zerstörtes Organ, das ein allgemeines Wahr-
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Zu S. 93-94 heitsempfinden ermöglicht, leitet den Menschen also an, sich am 'Leichtesten, Nützlichsten und Notwendigsten' zu orientieren und Leben wahrzunehmen und zu f ü h r e n . Oetinger s a g t : "Nichts ist dem allgemeinen Gefühl o f f e n b a r e r , als das Leben, und nichts ist dem Verstand dunkeler als das Leben. Wenn aber der Verstand dem allgemeinen Gefühl regelmäßig folgte, und auf das Nothwendigste, Nützlichste und Leichteste in allem Acht geben möchte, so würde der Verstand vom Leben nicht so dunkel bleiben, es würde die Philosophie einen bessern Grund haben" ( F . C h r . Oetinger, Philosophie II, 32). Nach Oetinger setzt Christus den sensus communis nicht außer K r a f t , sondern k n ü p f t an ihn an und f ü h r t ihn zur Vollendung; Christus setzt insofern "die Sittenlehre Salomo's v o r a u s " (SS II, 4, 13). Zur Bedeutung des 'sensus communis' f ü r die Oetingersche Philosophie vgl. etwa: H.G. Gadamer, Einleitung in: F . C h r . Oetinger, Inquisitio, V f f . ; R. Piepmeier, Aporien, 64 f f . , 112 f f . , 133 f f . u . ö . 25 "Die Wahrheit Gottes v e r k ü n d i g e n , wäre meine Sache, aber in Connexion mit den Gemeinen - nicht Schulmetaphysischen Principien der Natur ( S p r . 3, 19.20.)" ( F . C h r . Oetinger, LuB, 569). In allen Naturwissenschaften geht es Oetinger um eine organisch-lebendige Sicht der Natur, im Gegensatz zu der h e r r s c h e n d e n mechanischen, wie er sie etwa bei Leibniz repräsentiert sieht. Bezeichnenderweise ist bei Oetinger "Alchemie Paradigma der Naturauslegung" (R. Piepmeier, Aporien, 105). Oetingers "Versuch, Leben als Grundprinzip aller Wirklichkeit zu erweisen" ( e b d . , 104) schlägt sich in seinen n a t u r wissenschaftlichen Bemühungen nieder als "Versuch der Rettung der Einheit von meditativer N a t u r b e t r a c h t u n g , wissenschaftlicher Naturerkenntnis , Anwendung dieser Naturerkenntnis und Lebenswelt" ( e b d . , 104). Oetingers N a t u r b e t r a c h t u n g geht es um "den Genuß der Wahrheit im ganzen" (Philosophie II, 5), diese aber wird in der von ihm angegriffenen zeitgenössischen N a t u r b e t r a c h t u n g durch "die allzugroße microscopische Subtilität in den Theilen v e r h i n d e r t " ( e b d . , 5). Zu Oetingers Sicht von Natur und Naturwissenschaft vgl. neben R. Piepmeier, Aporien, 104 f f . u . ö . z.B. E. Zinn, Theologie, 24 f f . ; W.A. Hauck, Geheimnis des Lebens, passim; R. Heinze, Bengel und Oetinger, 79 f f . , S. Grossmann, Gottesvorstellung, 88 f f . 26 F . C h r . Oetinger, U n t e r s u c h u n g , 12 (vgl. auch SS II, 6, 445). 27 E b d . , 11 (vgl. auch SS II, 6, 445). 27a Zur Entstehungsgeschichte beider Werke und zu deren Bedeutung f ü r Oetinger vgl. K. Ohly, Einleitung zu: F . C h r . Oetinger, Theologia I, 13 f f . Die 'Sylloge' von 1753 wird im Folgenden nach der historischkritischen Neuausgabe zitiert: F . C h r . Oetinger, Theologia I, 222 f f . (in Klammern jeweils hinzugesetzt: Sylloge). 28 F . C h r . Oetinger, Theologia I, (Sylloge), 250 f. 29 F . C h r . Oetinger, LT I, 172 ( s . o . , 92). 30 Nur "Weltweise . . . fahen ihr Denken vom Esse und Existere an, weil sie meyrien: Seyn seye das einfacheste Wort. Aber seyn enthält nach
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der Schrift zu erst Leben, hernach Bewegung, und endlich erst Seyn in sich" ( F . C h r . Oetinger, BEW, 562). "Die ewige Elementen sind immer im Werden. Alle Augenblick sind sie das nicht, was sie vorher gewesen. Sie sind in perpetuo fieri" ( e b d . , 147). Nach Oetinger "haben die Alten, absonderlich Hermes sich Gott als einen actum purissimum, als eine unendliche Gebährung seiner selbst aus sich selbst, in sich selbst concipirt, und diß ist die wahre Idee von GOtt und von der O f f e n b a h r u n g seiner Herrlichkeit, nach der Kraft des unauflöslichen Lebens" (Philosophie II, 40 f . ) . Zu "actus purissimus" bei Oetinger vgl. aus der Vielzahl der Belege etwa: LT I, 30, 33, 350, 394; BEW, 225, 276, 535; SS II, 5, 65 u . ö . ; SS II, 1, 18 f . , 71. Oetinger gebraucht den Begriff 'oeconomia divina' nicht so häufig wie Bengel und spricht s t a t t d e s s e n umso lieber vom 'willkürlichen Vorsatz Gottes' oder vom 'Vorsatz der Äonen in Christo'. Dazu s . u . Kap. IV, 1. d . Hier kann n u r angedeutet werden, daß die gesamte Oetingersche Theologie des Lebens - von der Schöpfungslehre bis zur Eschatologie - christologisch bestimmt i s t . Für Oetinger ist die "himmlische Menscheit" (BEW, 347 u . ö . ) des präexistenten Christus der U r g r u n d , in dem die U n g r u n d s k r ä f t e des göttlichen Lebens eine Gestalt gewinnen: der Vater gebiert den Sohn aus sich selbst; Vater und Sohn sind gleichen Wesens. Christus ist von allem Anfang her "princeps vitae" (Theologia I, 142), und im Blick auf die Schöpfung ist der Sohn der Mittler, der "dispensator vitae" ( e b d . , 142). Als der Ink a r n i e r t e und schließlich Erhöhte wirkt Christus auf die Vollendung des Lebens hin: es ist "das Geschäft dieses Hohenpriesters und Lebendigmachers", daß er "dem Tod die Macht nimmt und Leben und Unsterblichkeit wieder ans Licht b r i n g t ; wie auch alles diß nicht n u r in Bekehrung der einzelnen Menschen, sondern im ganzen All v o r gehe; dann alles wird ihm u n t e r seine Füsse gethari" (BEW, 613). Zur Oetingerschen Christologie vgl. etwa R. Heinze, Bengel urid Oetinger, 76 f f . ; E.. Zinn, Theologie, 126 f f . Orientierung an der 'idea vitae' bedeutet bei Oetinger Betonung der Leiblichkeit: in der eschatologischen Vollendung wird wahres Leben wie wahre Leiblichkeit zutage t r e t e n . So wie Oetinger sich Gott, die vita ipsissima, nicht leiblos vorstellen kann und will, sondern ihm eine "himmlische Leiblichkeit" (BEW, 418, vgl. auch das in der vorigen Anmerkung A u s g e f ü h r t e ) zuschreibt, so läuft es auch in der eschatologischen Vollendung mit der Restitution wahren Lebens f ü r Oetinger auf die Restitution wahrer Leiblichkeit h i n a u s : "Leiblichkeit ist das Ende der Werke GOttes, wie aus der Stadt GOttes klar e r hellet Offenb. 20" (BEW, 407, v g l . auch SS I, 3, 27). "Leibhaft seyn und werden ist ein Vollkommenheit" (LT I, 167). "Die endliche Leiblichkeit der circulirenden Essentien ist der wahre Sabbath" ( e b d . , 219).
- 310 Zu S. 95 35 Vgl. dazu: R. Piepmeier, Aporien, 100 f. 36 F . C h r . Oetinger, LT I, 266. 37 "Oetinger (hat) Böhmes Spekulationen unter seinem Gesichtspunkt des 'Lebens' rezipiert" ( R . Piepmeier, Aporien, 59). "In Jakob Böhme haben wir die eigentliche Quelle von Oetingers Idea vitae . . . " (E. Zinn, Theologie, 19). - Ausgangspunkt für Oetingers Bekanntschaft mit dem Denken Böhmes ist sein Zusammentreffen mit dem Tübinger Pulvermüller J . Obenberger gewesen, das Oetinger in seiner 'Selbstbiographie' (25 f f . ) beschreibt. Seitdem hat J . Böhmes Denken Oetingers weitere Entwicklung aufs Nachhaltigste beeinflußt. Oetinger stellt sich die Aufgabe, "die Theologiam dieses Mannes in's Reine" (Selbstbiographie, 28) zu bringen, d . h . daß sie "in ordentliche Säze gebracht (wird), dadurch das Dunklere aus dem Helleren, das Verwickelte aus dem Entwickelten erklärt würde" (SS I I , 2, 258; ähnlich: LT I, 169 u . ö . ) . Oetingers Beerbung Böhmes schlägt sich darin nieder, daß das Verhältnis Gott-Schöpfung bei beiden sehr ähnlich gesehen wird: Gott wird bei Oetinger wie bei Böhme als actus purissimus verstanden (vgl. Selbstbiographie, 27 f . ) ; beiden geht es bei Gott "um die ewige Gebährung seiner selbst aus sich selbst, in sich selbst" (Philosophie II, 41). Oetinger betont: "wir sehen aber tausendfach aus den Geschöpfen, daß Gott eine Selbst-Bewegung in sie geleget, und das ist genug, wenn ich schon nicht weiß, wie sie i s t . Diß muß durch Revelation geschehen, darum hat Gott den J a k . Böhm gesandt, daß man lerne, was die ersten Kräfte der S e l b s t - B e wegung seien" (SS I I , 2, 185 Anm. i ) . - Das erste wie das letzte Werk Oetingers beschäftigt sich mit J . Böhme: 'Aufmunternde Gründe zu Lesung der Schrifften Jacob Boehmes' (1731; in: SS II, 1, 247 f f . ) ; 'Versuch einer Auflösung der 177 Fragen aus Jacob Boehm' (1777 in: 55 I I , 1, 329 f f . ) . In der Zwischenzeit sind theosophische Grundgedanken Böhmes im Denken Oetingers - implizit oder explizit - allgegenwärtig. Daß Oetinger Böhme in seinem Denken weitgehend verpflichtet i s t , aber keineswegs ein "Nachäffer des Jacob Böhm" (Selbstbiographie, 28) i s t , sondern seine Rezeption Böhmes dessen Gedankengut umformt, zeigt eindrücklich die Literatur, die sich eingehend mit dem Verhältnis Oetinger-Böhme befaßt. Zu nennen ist hier besonders: W.A. Hauck, Geheimnis, 159 f f . ; E. Zinn, Theologie, 17 f f . , 173 ff. u . ö . ; R . Heinze, Mystik und Spekulation, 229 f f . ; R. Heinze, Bengel, 56 f f . ; R. Piepmeier, Aporien, 55 f f . ; S . Großmann, Gottesvorstellung, 59 f f . u . ö . In diesem Zusammenhang wichtig sind auch die Bemerkungen von J . Trautwein (Theosophie, 171 f f . ) , der unter der Überschrift "Das Böse und die Heilsgeschichte" am Problem Dualismus und Eschatologie den Unterschied zwischen J . Böhme und M. Hahn erläut e r t : diese Bemerkungen treffen mutatis mutandis auch auf Oetinger zu (vgl. auch e b d . , 178: Hahns "Schritt von Boehme weg ist ein gleichzeitiger Schritt auf Oetinger und seine Schule z u " ) . D . h . : In
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der Frage der Apokatastasis trennen sich die Wege M. Hahns (und wie zu zeigen sein wird: Oetingers) von denen Böhmes, der die Apokatastasis ablehnt ( e b d . , 175 f . ) . Hier folgt M. Hahn wie vorher Oetinger eschatologischen Ansätzen, wie sie bei Bengel vorbereitet sind. - Zum Verhältnis Oetinger - Böhme v g l . auch die unten in der nächsten Anmerkung angegebene Literatur. Von seiner Begegnung mit der Kabbala berichtet Oetinger in: Selbstbiographie, 42 ff. Der kabbalistische Einfluß auf Oetingers Denken wird besonders stark deutlich in: F . C h r . Oetinger, LT I, passim (vgl. ebd. zu den 10 Sephiroth b e s . : 29 f f . , 122 f f . , 210 f f . ; v g l . auch: SS II, 2, 349 f f . ) . Zu Oetingers Aufnahme der Kabbala, insbesondere der Lehre von den 10 Sephiroth v g l . v . a . : C . A . Auberlen, Theosophie, 163 f f . , 658 f f . ; F. Häussermann, Theologia Emblematica II, 71 ff. (zur Lehre von den 10 Sephiroth wichtig ist da der Abschnitt: Theologia Emblematica II, 252 f f . ) ; v g l . dazu auch die Einführung von F . Häussermann in: F . C h r . Oetinger, LT I, 31 f f , ; E. B e y r e u t h e r , Einleitung in: F . Chr. Oetinger, SS II, 2, XVII f f , ; G. Heinze, Bengel und Oetinger, 65 ff. sowie R . Piepmeier, Aporien, 57 f . , 160 ff; S. Großmann, Gottesvorstellung, 152 ff. Wie eng bei Oetinger die Aufnahme der Kabbala mit der der Böhmeschen Theosophie zusammenhängt und in welcher Weise bei Oetinger die kabbalistische Lehre von den zehn Sephiroth mit der Böhmeschen Symbolik vom 'Geburtsrad' und den 'sieben Geistern' kombiniert wird, zeigt die angegebene Literatur passim in aller Ausführlichkeit. F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 354. Oetinger sagt (SS II, 2, 237): "daß Gott als Gott außer allem Raum, Zeit, Ort, Bewegung seie, gleichwol müsse etwas in Gott sein, das sich bewegt, Raum, Zeit, Ort und alles ordnet: Das ist das Wort, die Weisheit und Herrlichkeit Gottes"; e r fährt fort, "daß in der Herrlichkeit Gottes liege der Grund von Licht, Hize, Kälte, Luft, Wasser, s c h a r f , bitter, süß, h a r t , weich; und daß in Gott alle Kräfte ineinander nur Eine Kraft seien" (ebd. 237), somit ist "die Herrlichkeit Gottes als aller Dinge Mutter" ( e b d . , 237) anzusehen. Dabei kann man Oetingers Begriff der 'Herrlichkeit Gottes' nur im engen Zusammenhang mit der Oetingerschen Gotteslehre und Christologie (zur letzteren s . o . , 309 A. 33) verstehen (vgl. etwa F . C h r . Oetinger, Theologia I, 8 5 ) . - Zur 'Herrlichkeit' als Hypostase Gottes v g l . auch R. Heinze, Bengel und Oetinger, 70 f . ; R . Piepmeier, Aporien, 160 ff. R. Piepmeier, Aporien, 161. F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 353. Oetinfrer bemüht sich häufig, seine Konzeption vor dem Pantheismusvorwurf zu verteidigen: vgl. aus der Fülle der Belege z . B . : Theologia, 78 f . , 231; BEW, 685; LT I, 273 f. Hier ist zu bedenken, daß Bengel sich gerühmt hat, daß er "von keiner Cabbala . . . nichts wisse" (EO, Vorrede, § II, s . o . , 62) und daß
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Bengel auch J . Böhme - wie z . B . seine Aussagen bei J . C h r . F . B u r k , Bengel, 507, belegen - ziemlich r e s e r v i e r t gegenübergestanden i s t . Bengel zeigt jedoch in: EO, 338 f f . (zu c. 6,2), daß er einen etwaigen "sensum Theosophicum" ( e b d . , 338) der Schrift nicht schlichtweg v e r w i r f t , sondern ihn g g f . f ü r legitim hält, sofern er "nicht wider die Schrift s t r e i t e t , sondern n u r die Aussage der Schrift näher determiniret" ( e b d . , 338). Daß Bengel in diesem Sinn eine theosophische Weiterführung seiner eigenen Gedanken zur Schrift in der Zukunft f ü r möglich hält, zeigt der Satz: "Mein Herz ist b e reit , eine bis auf den innigsten Grund aller Dinge d u r c h t r i n g e n d e Auslegung dieses Buchs (sc. der O f f b . ) mit aller Begierde und Hochachtung anzunehmen: aber GOtt gehet mit uns in Mittheilung seines Lichts d u r c h S t u f f e n " ( e b d . , 340 f . ) . Oetinger meinte da, eine Stufe weiter zu sein. Vgl. E. Hirsch, Geschichte IV, 169; E. B e y r e u t h e r , Geschichte, 268. Daß Oetinger in der Wiedergewinnung der 'wahren biblischen Begriffe' seine Hauptaufgabe sieht, ließe sich an einer Unzahl von OetingerZitaten belegen. Besonders charakteristisch f ü r seine Orientierung am biblischen Denken ( f ü r alle Bereiche des Wissens) ist F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 298: dort wirft er Semler u . a . mißbräuchlichen Schriftumgang vor und nennt das "die Pestilenz u n s e r e r Zeit"; daran schließt Oetinger den Wunsch an: "Alle redlich Gelehrte sollten zusammen t r e t e n , sie seien Orthodoxe, Philosophen und Medici oder J u r i s t e n , alle Herrschaften und Könige der Erde sollten Prämia a u s sezen über dieses einzige Thema zu denken de jure concluendi a proprietate verborum sanctorum ad proprietatem r e r u m . " "Die gantze Philosophie ist wenig n u t z , wo sie nicht wie ein Schlüssel in das Schloß Heiliger Schrift hinein paßt und dem Geist die Hand biet e t " , sagt Oetinger, LT I, 265, im Blick auf die Kabbala. Dieser Satz gilt nach Oetinger d a r ü b e r hinaus f ü r jedes menschliche Denken. Entsprechend ist es Hauptpunkt von Oetingers gelegentlicher Kritik an J . Böhme, daß dieser "zuweilen . . . mit" seiner Particular-Gabe sich wagt, das Ganze der heiligen Schrift zu b e s c h r ä n k e n " (SS II, 2, X; vgl. dazu auch SS II, 1, 309 u . ö . ) . Bezeichnend f ü r Oetingers Verhältnis zu Böhme ist seine Ä u ß e r u n g , "daß Gott dem Jacob Böhm zwar den Grund aller Wesen o f f e n b a r e t , aber das Willkührliche Gottes ihm nicht einzusehen gegeben, damit man die heilige Schrift allen O f f e n b a r u n gen und Gesichten solle vorziehen" (SS II, 1, 461). Oetinger vermerkt in seiner Selbstbiographie, 31: "Als aber Reuß . . . von der Universität wegkam . . . , da wurde ich an seiner Statt Correspondent des Herrn Bengel, und reiste je und je, wenigstens alle halbe J a h r e , oft alle Viertel J a h r e , ja noch ö f t e r s zu ihm, so daß er mir einmal zu verstehen gab, ich komme gar zu oft zu ihm. Ich sah der Geburt des apokalyptischen Systemes nach allen Theilen zu, und ergötzte mich an der Art und Weise, die Gott gebraucht h a t , in die-
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sem Werkzeuge der Weisheit nach und nach die zunehmende E r k e n n t niß zu l ä u t e r n , aufzuklären und zu b e f e s t i g e n " (vgl. dazu auch: e b d . , 29 f . ) . E b d . , 82, berichtet Oetinger von seinem 1743 erfolgten Pfarrstellenwechsel nach Schnaitheim: der Grund d a f ü r i s t , daß "Bengel Propst in Herb recht in gen war, und ich eine Bedienstung in seiner Nähe s u c h t e " . Der Briefwechsel zwischen Oetinger und Bengel zwischen 1727 und 1751 (vgl. F. C h r . Oetinger, LuB, 429 f f . ) hat eine betont persönliche Note und zeigt, daß Oetinger Bengel zeitlebens als väterlichen seelsorgerlichen Ratgeber respektiert h a t . Das ist v e r b u n d e n mit großer Hochschätzung des theologischen Urteils Bengels d u r c h Oetinger, wie sie sehr charakteristisch etwa in einem Brief Oetingers an Bengel aus dem J a h r 1734 zum Ausdruck kommt: "So viel ich das Wort Gottes, das uns Jesus zur völligen Freude zurückgelassen (Joh. 17, 13.) höher achte, als alle besondere neidriger graduirte Offenbarungen des Geistes, so viel mehr Gewicht hat ein Wort von Ihnen, als von A n d e r n , deren Geisteseröffnung nicht den siebenmal durchläuterten Worten der Apostel und Propheten angemessen i s t " (LuB, 456). Ausführliche Untersuchungen zum Verhältnis Bengel-Oetinger liegen, wie schon R. Heinze, Bengel, 153 A. 113, beklagt h a t , leider nicht v o r . Die vorhandenen Darstellungen zu Bengel gehen n u r u n z u r e i chend auf Oetinger, die zu Oetinger umgekehrt n u r unzureichend auf Bengel ein. Unsere Bemerkungen zu Oetingers S c h r i f t v e r s t ä n d nis (und schließlich zu seiner Eschatologie) wollen ein Stück weit die Art und Weise verdeutlichen, in der Bengel f ü r Oetinger theologische Autorität gewesen ist; dabei gilt e s , "den Einschlag Bengels in Oetingers Theologie" - bei aller zu betonenden Eigenständigkeit Oetingers wahrzunehmen und zu zeigen, "wie Bengel zum wichtigen Korrektiv gegen die spekulativen Elemente" bei Oetinger (M. B r e c h t , Bengel und der schwäbische Biblizismus, 205) wird, aber auch zum Ausgangsp u n k t , von dem her Oetinger d e n k t . - "So lang Bengel im Consistorium s a ß , so dacht ich: Ille mihi Synodus", sagt Oetinger, LuB, 606. In einer Aussage wie dieser kommt zum A u s d r u c k , daß kirchenpolitisch wie auch theologisch Oetinger in Bengel seinen wichtigsten Rückhalt gesehen h a t . F . C h r . Oetinger, LuB, 561, s . o . , 92. F . C h r . Oetinger, BEW, 547 f . Vgl. dazu in dieser Arbeit oben, 65 f . Zum 'Ganzen und den Teilen' in Bezug auf die Bibel f ü h r t Oetinger - ganz im Sinne Bengels, s . o . , 63 f . - a u s : "Gleichwie das ganze Wort Gottes im Ganzen, also hat auch ein jeder Theil desselben seine Hauptsache, wodurch jenes ein Ganzes, von diesem aber ein j e d e r , entweder ein vorzüglicher oder g e r i n g e r e r , und doch nicht unnöthiger und unnüzlicher besonderer Theil i s t . In Ansehung des Ganzen
- 314 Zu S. 98 ist die Hauptsache allezeit mit deutlichen, klaren und ausdrücklichen Worten bezeugt" (SS II, 6, 441). E b d . , 442 führt Oetinger weiter aus - wieder ganz im Einklang mit Bengel - : "Die Theile werden im Ganzen und das Ganze in den Theilen erkannt. . . . Kurz zu sagen, die Proprietät der heiligen Worte ist so schön und so genau, als sie in keinem andern Buch vorkommen wird; und wer das Ganze mit seinen Theilen recht vergleicht, wird darin eine alles übertreffende Uebereinstimmung finden, und das Wort Gottes allen andern höchst vernünftig und mit den stärksten Gründen vorziehen". . Vgl. dazu auch Oetingers exegetische Bemerkungen zu J e s . 40-66 von 1739: 'Etwas Ganzes vom Evangelio' (SS II, 3, 510 f f . ) . Dieser Titel ist bewußt (vgl. F . C h r . Oetinger, LuB, 238 f f . ) dem Schriftverständnis Zinzendorfs und der Herrnhuter entgegengesetzt: e r steht polemisch gegen das herrnhutische Schriftverständnis, wo "die heilige Schrift als ein Lexikon, ja als ein Spruchkästlein ohne genaue Connexion" gebraucht wird ( e b d . , 238; v g l . Selbstbiographie, 7 4 ) . Oetinger wirft den Herrnhutern v o r , sie verständen bezüglich der Schrift "das Ganze nicht, so lang sie sich nicht der heiligen Schrift, nach der wahren Connexion und nicht nur nach ihrer Form und Plan unterwerfen" ( L u B , 238 f . ) . Vgl. dazu im Bengel-Teil unsere Bemerkungen zum Verhältnis Bengel und Zinzendorf/Herrnhut oben, 66, b e s . dort 309 A. 32: Oetinger lehnt wie Bengel die Bibel als 'Spruchkästlein' ab! Wer "die heilige Schrift als ein Ganzes zusammen genommen aus allen Teilen" begreift (SS I, 2, 257), kann auf keinen Fall "die heilige Schrift als ein Spruchbuch oder Schatzkästlein v e r s t e h e n " ( e b d . , 257). 53 Vgl. dazu Bengel oben, 65. Oetinger s a g t , ähnlich wie Bengel: "Apokalypsis lucem spargit retro in omnes scripturae libros. Describit vero ilia I. Res invisibiles, II. Res novissimas" ( F . C h r . Oetinger, Theologia I (Sylloge), 249). Übrigens fällt von der Überordnung der Offb. her bei Oetinger besonderes Licht auf die Bedeutung des Kol. und E p h . ; das betont Oetinger etwa in: SS II, 6, 116. Vgl. dazu unten Kap. IV, 1. d. 54 Zur Bedeutung des τροχός της yeveaeus aus J a k . 3, 6 bei Oetinger v g l . aus der Vielzahl der Belege z . B . : BEW, 488 f f . ; LT I, 188, 202, 215, 226, 228, 237, 243. Immer wieder wird von Oetinger das Rad der Geburt von J a k . 3, 6 mit dem 'ezechielitischen Rad' aus Ez. 1 in Verbindung gebracht (vgl. etwa: BEW, 275 ff. 448). Zum rechten Verständnis des Rades aus J a k . 3 und Ez. 1 habe die theosophische Deutung Böhmes weitergeführt: vgl. etwa SS II, 6, 164, 166 u . ö . ; SS II, 2, 358 ff. Die Bedeutung der Vorstellung vom 'Rad der Natur' in Oetingers und Böhmes Theosophie beschreibt detailliert F . Häussermann, Theologia Emblematica I, 327 ff. - Andeutungsweise kommen übrigens auch schon bei Bengels Exegese von J a k . 3, 6 theosophische Gedanken zum Vorschein: v g l . J . A . Bengel, Gnomon, 993 f. (zu J a k . 3, 6 ) .
- 315 Zu S . 98-99 55 Jakobus hat nach Oetinger das "tief eingesehen, welches schwerlich ein anderer Apostel erkannt" (BEW, 488); deshalb nennt Oetinger ihn den "tiefsten Apostel" (ebd. , 315). "Das Rad der Geburt hat Jacobus wohl eingesehen Kap. 3. Lutherus aber nicht" ( e b d . , 147). 56 F . C h r . Oetinger, BEW, 488. 57 E b d . , 488. 58 Vgl. dazu C.A. Auberlen, Theosophie, 480, Anmerkung, sowie 530 f . 59 F . C h r . Oetinger, BEW, 54 f f . 60 Dazu s . o . , 67. S . Großmann sagt übrigens zu Unrecht: "Bengel sieht eigentlich mit sich und durch seine exegetische Arbeit einen Abschluß gesetzt" (Gottesvorstellung, 78 A. 35). Das Verhältnis des Schriftverständnisses (und entsprechend: das Verständnis des Eschatologischen) bei Bengel zu dem bei Oetinger ist anders zu bestimmen! Hatte Bengel (EO, 861 f . zu c . 17, 8) gehofft: "Ihr bald künftige Zuhörer der Offenbarung, ihr werdet weiter kommen, als wir", so ist das ein bezeichnender Satz, den Oetinger aüfnehmen kann (so in einer Predigt: SS I, 1, 513). Oetinger möchte mit Bengel "weiter kommen" als dieser, nicht gegen Bengel. Vgl. dazu auch oben, 311 A. 43. 61 Schon Bengel ist es ja nicht allein um die Schrift gegangen, sondern durchgängig um das, was implizit für andere Bereiche des Wissens an "Folgen und Consequenzen" darin beschlossen liegt, auch im Blick auf die Natur(wissenschaften). So zeigt Bengels Cyclus (dazu s . o . 288 A. 14), daß nach Bengel sich rechte Naturerkenntnisse und rechtes Schriftverständnis wechselseitig stützen. Wenn Oetinger kabbalistische und Boehmesche Erkenntnisse heranzieht, um die in der Natur herrschenden Lebenskräfte sachgerecht zu beschreiben, ist das als radikalisierende Fortführung des von Bengel vorgegebenen Ansatzes zu verstehen, daß sich nämlich Natur und Schrift gegenseitig interpretieren (dazu s . o . , 288 A. 16). Oetinger sieht sich auf den Weg gestellt, über Bengel hinaus die Lebenskräfte zu e r forschen als "Folgen und Consequenzen" von Sachverhalten, die implizit in der Schrift zu finden sind: "Wenn wir auch die Zahlen in heiliger Offenbarung alle verständen, wie Bengel auf das apocalyptische Einmaleins sehr gebaut, so ist doch noch weit hin, die geistlichen Lebenskräfte . . . sowöhl im Reich des Lichts als der Finsternis zu demonstriren" (SS I I , 6, 232). 62 Nach Bengels Schriftverständnis gilt: "Die heilige Schrift an sich selbs ist schon ein Systema historico-dogmaticum, als ein Lägerbuch der Gemeine Gottes im A. und N . T . vom Anfang der Welt bis an ihr Ende: darin beschrieben i s t , was die Welt, das menschliche Geschlecht, und die Gemeine Gottes für einen Ursprung, Lauff und Ziel habe" (O. Wächter, Bengel, 144; vgl. die etwas abweichende Fassung dieses BengelZitats bei: J . C h r . F . B u r k , Bengel, 403). Zum Sinn des Wortes -'Lagerbuch' vgl. M. B r e c h t , Bengels Theologie der Schrift, 117 f . , A. 67.
- 316 Zu S . 99-100 Oetinger gebraucht diesen Begriff im Bezug auf die Schrift sehr gerne: neben BEW, 55 ( s . o . ) vgl. etwa F . C h r . Oetinger, Abhandlung, 61 und 69; BEW, 473, 831; SS II, 4, 460; SS I I , 6, 2, 144, 266; LUB, 563. 63 Oetinger erwartet im 1000-jährigen Reich: "Wenn . . . die Juden die Geheimnisse des Leibes Christi nach und nach werden verstehen, so werden sie nach der höchsten Cabbala aus dem Geist und aus dem Priesterthum Jesu ihre Geseze der Gerechtigkeit in dem Glauben Abrahams einsehen und üben" (SS II, 6, 20). "Die Sprache wird im gelobten Land nur eine sein, nemlich die hebräische. . . . Die Israeliten werden die Traditionen ihrer Väter und den Talmud nicht mehr gebrauchen, und den Sohar werden sie auch wissen zu reinigen" ( e b d . , 22). Den Juden kommt im Millennium eine Sonderrolle als Lehrer zu: die Völker werden dann "von den Israelii en unterwiesen" (ebd. , 22). Zur Rolle der Juden im 1000-jährigen Reich vgl. das Material bei: C . A . Auberlen, Theosophie, 593 f . , Anmerkung, sowie 605 ff. 64 F . C h r . Oetinger, BEW, Vorrede (unvollständig paginiert, 6. und 7. Textseite). 65 Bei Oetinger finden sich zwar häufiger Aussprüche wie der, man solle "keine Unfehlbarkeit von dem theuren Gottesmann Bengel e r warten" (SS I , 1, 177), stets aber bleibt die grundlegende Bedeutung der Apokalypse-Erklärung (vgl. etwa eine Seite später: e b d . , 178) mitsamt seinen apokalyptischen Berechnungen unangetastet. Ehmann bemerkt ( F . C h r . Oetinger, LuB , 279), "daß Oetinger nicht so unbedingt auf Bengels apokalyptisches System schwur, als behauptet worden i s t " und führt dazu als Beleg die Oetinger-Sätze zu Bengels apokalyptischen Berechnungen an: "Bengels Erklärung der heiligen Offenbarung ist dem klaren Wort nach sehr erweislich in den meisten Säzen. . . . Nichts desto weniger sezt es hintennach viel Zweifel; nichts desto weniger gehören noch andere Erkenntnisse zur heiligen Offenbarung. Daher ich vermuthe, Bengel werde unter den Seligen über seiner Litteral-Erklärung oft Anstand haben, er wird ganz andere Gegenstände haben von dem Physico-spirituali (Geistleiblichkeit), dem er aus dem Weg gegangen, er wird seine Rechnung nicht gleich bewährt finden" (vgl. dazu SS II, 6, 164). Der Vorbehalt, den Oetinger hier formuliert, ist aber keine Kritik an der grundlegenden Bedeutung der Bengelschen chronologischen apokalyptischen Berechnungen. Das muß Ehmann eine Seite später selbst zugeben (LuB, 280), wo er vermerkt, daß Oetinger in mancher B e ziehung radikaler als Bengel selbst dessen Zeitrechnung vertreten hat. Der von Oetinger in: SS II, 6, 164, zum Ausdruck kommende Vorbehalt gegen Bengel betrifft die bei ihm noch nicht vollzogene Synthese von apokalyptischen Berechnungen und Theosophie. An dieser Stelle will Oetinger mit Bengel - d . h . unter Beibehaltung der
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Bengelschen Chronologie als Ausgangspunkt - über Bengel hinaus. Vgl. Oetingers eindrückliche Aussagen in: SS II, 2, 299, die das untermauern. Auch sind die von Ehmann (F. Chr. Oetinger, LuB, 278 f . ; = SS II, 6, 1 f . ) angeführten Oetinger-Äußerungen kein Ausdruck einer Distanzierung Oetingers von Bengels apokalyptischen Berechnungen, sondern wieder Ausdruck dessen, daß Oetingers Theosophie im Sinne der 'revelatio continua', die ja auch Bengel vertreten hat, Bengels apokalyptische Berechnungen aufnimmt und um wichtige Motive erweitert. F . C h r . Oetinger, BEW, 500. Ebd. , 501. Vgl. z . B . F . C h r . Oetinger, BEW, 191 f . , 194, 338 f . , 615 ff. F . C h r . Oetinger, BEW, 161. Ebd., 356; vgl. auch e b d . , 246 f . , 300, 369, 634 u . ö . sowie - im 'Emblematischen Wörterbuch' - den Abschnitt: "Was besonders in heiliger Offenbarung sinnbildlich oder nach dem klaren Ausdruck zu nehmen": e b d . , 805 ff. Zum dritten Engel bzw. zu den drei Engeln der Offb. nach Bengel s . o . , 270 A. 104. Gelegentlich äußert Oetinger Zweifel, ob Arndt oder Böhme als erster Engel der Offenbarung (Offb. 14, 6) zu werten sei; die Möglichkeit Böhme weiß Oetinger auch schon gelegentlich bei Bengel erwogen: vgl. dazu etwa BEW, 441 und 158 f . ; SS I, 1, 513. In: SS II, 6, 146, äußert Oetinger: "Gott hat endlich die Zeit kommen lassen, daß der Engel mit dem ewigen Evangelium um das Jahr 1600 entweder an Jakob Böhme oder an Arnd, oder collectiv an beiden zugleich erschienen". F . C h r . Oetinger, SS I, 4, 271, in einer Predigt ( e b d . , 264 f f . ) , die besonders auf Bengels Zeitrechnung eingeht und die Bedeutung der Umrechnung der natürlichen Zahlen in prophetische (dazu vgl. 290 A. 42) hervorhebt. So sagt Oetinger in einer seiner Epistelpredigten (gedruckt 1776): "Es ist nach Bengels vorzüglicher Rechnung noch gegen sechzig Jahre . . . so können eure Kinder noch die glückselige Zeit erleben der tausend Jahre. Laßt euch dis ermuntern! Dis sind große Antriebe zum Ernst" (SS I, 1, 106). Vgl. auch zum wichtigen Jahr 1836: SS II, 6, 2, 5, 80, 94, 96; vgl. aber auch: BEW, 826. F . C h r . Oetinger, SS I, 2, 209. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 232. - In ähnlicher Richtung: F . C h r . Oetinger, LuB, 239; SS II, 2, 279. F . C h r . Oetinger, BEW, Vorrede (unvollständig paginiert, 12. Textseite). F . C h r . Oetinger, BEW, Vorrede (5. Textseite). S.o. das in 315 A. 61 Angerissene. J . A . Bengel, Gnomon, Praefatio, § XIII. Oben zitiert: 64. Zum sensus communis vgl. 307 A. 24.
- 318 Zu S. 102-106 79 F . C h r . Oetinger, SS II, 4, 51. Vom "großen Buch der Natur ", in dem e r neben der Bibel liest, redet Oetinger auch in seinem 'Glaubensbekenntnis': LuB, (181 f . ) , 182. 80 F . C h r . Oetinger, Selbstbiographie, 66. - Die genannte 'dritte Säule' ist aufs engste mit der 'ersten Säule' zusammen zusehen, vgl. C . A . Auberlen, Theosophie, 75 f . , Anmerkung. 81 E b d . , 69 (Anmerkung; - in der von J . Hamberger h g . Selbstbiographie werden 66 ff. in einer langen Anmerkung die ersten beiden Paragraphen von Oetingers "Genealogie der reellen Gedanken eines Gottesgelehrten" nachgetragen, deren § 3 Oetingers Autobiographie i s t ; vgl. F . C h r . Oetinger, LuB, 1 f f . ) . 82 F . C h r . Oetinger, Selbstbiographie, 70, Anmerkung. 83 Vgl. F . C h r . Oetinger, Sylloge und: Theologia (beide in: Theologia I ) , passim. 84 F . C h r . Oetinger, BEW, Vorrede (12. T e x t s e i t e ) . S . o . , 102. 85 F . C h r . Oetinger, BEW, Vorrede (12. T e x t s e i t e ) ; s . o . , 102. 86 F . C h r . Oetinger, BEW, 400; vgl. F . C h r . Oetinger, Theologia I, 66: "Vita certe in scripturis est notio omnium frequentissima". 87 So stellt etwa Oetinger, LT I, 182 f f . , sehr ausführlich die Bedeutung derjenigen Schrift stellen heraus, die vom 'Leben' reden (zusammen mit der Bedeutung der ähnlich zentralen biblischen Begriffe 'Geist' und 'Herrlichkeit'). 88 F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 157 (vgl. auch: oben, 93). 89 Ebd. , 157. 90 E b d . , 157; zur Schrift als 'System' bei Bengel, s.o.-, 63 f f . , sowie 315 A. 62. 91 F . C h r . Oetinger, Abhandlung, 14, vgl. e b d . , 16 (vgl. SS II, 6, 414, v g l . e b d . , 415). 92 F . C h r . Oetinger, BEW, 671. 93 Ebd. , 671. 94 E b d . , 672. 95 Zum 'Vorsatz Gottes' v g l . F . C h r . Oetinger, Abhandlung, 12 ff. (= SS II, 6, 413 f f . ) . Der Erstdruck von F . C h r . Oetinger, Abhandlung, umfaßt eine Reihe von kleineren Aufsätzen zum Oetingerschen Bibelverständnis, die in Ehmanns Oetinger-Ausgabe an verschiedenen Orten abgedruckt sind. Wir haben hier Bezug zu nehmen auf den Aufsatz, der dem Buch den Titel gegeben h a t : Abhandlung, 1 ff. (= SS II, 6, 407 f f . ) sowie auf Oetingers 'Auszug aus der Herzens-Theologie' in: Abhandlung, 33 ff. (= SS II, 6, 304 f f . ) . Dazu s . u . 96 F . C h r . Oetinger, Abhandlung, 12 (vgl. SS II, 6, 413). 97 E b d . , 12 (vgl. SS II, 6, 413). 98 F . C h r . Oetinger, Abhandlung, 13 f. (vgl. SS II, 6, 413 f . ) . 99 F . C h r . Oetinger, Abhandlung, 33. 100 F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 277. 101 F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 292 ff. 102 Ebd. , 300.
- 319 Zu S. 107-108 103 E b d . , 302. 104 Auch in Eph. 1, 9 ist ja vom 'Geheimnis' die Rede; das ist für Oetinger das gleiche 'Geheimnis' wie das von Kol. 2, 2. Vgl. zu diesem Zusammenhang den aufschlußreichen ausführlichen Titel von ( G . F . Fab e r ) , Herzens-Theologie im Literaturverzeichnis. 105 Die 'Herzens-Theologie' ist (höchstwahrscheinlich) verfaßt von dem Heilbronner Spezial-Superintendenten G . F . F a b e r , dem Onkel des Philosophen F . W . J . Schelling; sie faßt aber theologische Gedankengänge Oetingers zusammen (Zu G . F . Faber als Verfasser der 'HerzensTheologie' vgl. R. Breymayer, Impulse, 303 f . ; dort wird die vermutlich falsche Verfasserangabe in: F . C h r . Oetinger, Theologie II, 59 f. - J . G . Faber - mit guten Gründen k o r r i g i e r t ) . Oetinger hat die J Herzens-Theologie' überaus geschätzt und offenbar das Vorwort dazu v e r f a ß t . Eine (ziemlich freie) Zusammenfassung dessen, was die-'Herzens-Theologie : zum Inhalt h a t , findet sich in Oetingers eigenem Werk: Abhandlung, 33 f (= SS II, 6, 304 f f . ) ; dazu s . o . 318 A. 95. 106 ( G . F . F a b e r , ) , Herzens-Theologie, 15. Der genannte Artikel 1 findet sich e b d . , 17 ff. (Unterabschnitte: "Von dem Vorsatz der Ewigkeit e n " , e b d . , 17 f f . ; "Von der Haushaltung GOttes in der gegenwärtigen Welt", e b d . , 24 f f . ; "Von der Gnadenwahl", e b d . , 30 f f . ; "Von der Schöpfung", e b d . , 33 f f . ; "Von dem Ebenbild GOttes", ebd. 41 f f . ; "Von der Sünde", e b d . , 44 f f . ) . Artikel 2 findet sich e b d . , 48 ff. (untergliedert in: "Das Wort der Verheissung im alten Testament", e b d . , 48 f f . ; "Von der sichtbaren Offenbarung GOttes im Alten Testament", e b d . , 52 f f . ; "Von dem Bund GOttes . . . ", e b d . , 55 ff; "Von dem Gesez", e b d . , 61 f f . ) . Artikel 3 findet sich e b d . , 65 ff. (untergliedert in die Abschnitte "Von der Erfüllung der Verheissung in der Geburt J E s u " , e b d . , 65 f f . ; "Von der Versöhnung, so durch JEsum Christum geschehen i s t " , e b d . , 70 f f . ) . Artikel 4 findet sich e b d . , 81 ff. ( u n t e r gliedert in: "Von dem Königreich unsers HErrn JEsu Christi", e b d . , 81 f f . ; "Von der Lehre des Evangelii", e b d . , 89 f f . ; "Von der c h r i s t lichen Kirche", e b d . , 96 ff. ; "Von der Gemeinschaft am Evangelio", e b d . , 100 f f . ) Artikel 5 (nicht untergliedert) findet sich e b d . , 108 ff. 107 E b d . , 15. 108 E b d . , 15. 109 E b d . , 15. 110 E b d . , 15. 111 F . C h r . Oetinger, LuB, 727 f. Vgl. auch die ähnliche Zusammenfassung in: C h r . G . B a r t h , Originalien I, 47, sowie die Äußerung e b d . , 46: "Da nun das Büchlein 'das Geheimniß Gottes und Christi über Epes. 1. und Col. 2 . ' ( s c . die Herzens-Theologie) gedruckt i s t ; so ist alles gedruckt, was ich denke. Nun muß ich gehaßt werden um meiner ouverture willen". 112 Vgl. den Abschnitt über 'Vorsatz Gottes' und Praedestination bzw. Praeordination in: F . C h r . Oetinger, Theologia I, 105 ff. In diesem Zusammenhang wird die calvinistische Prädestinationslehre ( e b d . ,
- 320 Zu S . 108-110 109 und 112 f . ) aufs h e f t i g s t e v e r w o r f e n . Nach O e t i n g e r d a r f es kein 'decretum h o r r i b i l e ' g e b e n ; e r rechnet ja mit dem 'absolutum decretum amoris Dei' ( v g l . dazu auch SS I I , 6, 88 sowie SS I I , 1, 384; dort auch g e g e n den Böhmeschen eschatologischen Dualismus g e w e n d e t , dazu v g l . o b e n : 310 A . 37). Dementsprechend heißt es i n : T h e o logia I , 112 f . : "Quocunque Deus in wpodeaet, ita sibi p r o p o s i t , ut in . . . oeconomia temporum implendorum e f f e c t i v e ad existentiam d e d u c a t u r , illud aliquando impleri d e b e t . Jam v e r o Deus in npodeaei sibi proposuit άνακεφαΚαίωοιν των -πάντων in coelo et in t e r r a . E r g o haec προιϊεσις άνακεφαΚαιώοζως των πάντων aliquando impleri d e b e t . Major est p e r se clara, minor est ipsissimum verbum D e i " . - Α über len sagt in B e z u g auf die F r a g e nach d e r Prädestination bei O e t i n g e r , "daß diese L e h r e durch die ganze bisher entwickelte A n s c h a u u n g O e t i n g e r s vom V o r s a t z d e r Aeonen wesentlich modificiert und in Fluß gebracht w i r d " ( T h e o s o p h i e , 500; v g l . e b d . , den Abschnitt über den 'Vorsatz der E w i g k e i t e n ' , 484 f f . und die Prädestination, 500 f f . ) . Wichtig sind auch die Ü b e r l e g u n g e n und B e l e g e , die S. Großmann, G o t t e s v e r s t e l l u n g , 269 f f . (hinzuzuziehen ist auch der Abschnitt e b d . , 262 f f . ) zur Prädestinationslehre nach O e t i n g e r b e i s t e u e r t . V g l . e b d . , 273: "Der scheinbare Widerspruch v o n Vorherbestimmung zum Heil und S t r a f e und Gericht löst sich a u f . A u f dem Weg zur W i e d e r h e r stellung d e r O r d n u n g Gottes w e r d e n beide zu Zwischenstationen". 113 F . C h r . O e t i n g e r , A b h a n d l u n g , 35 ( = SS I I , 6, 305). V g l . dazu den A b s c h n i t t : ( G . F . F a b e r , ) H e r z e n s - T h e o l o g i e , 30 f f . 114 F . C h r . O e t i n g e r , Theologia I , 107, 102, 113; e b d . , 111, wird der g e samte wichtige Abschnitt Eph. 1, 7-11 a b g e d r u c k t . 115 F . C h r . O e t i n g e r , SS I I , 2, 299. F . C h r . O e t i n g e r b e s c h r e i b t i n : Theologia I , 209 f . , daß d e r v o n ihm v e r t r e t e n e Chiliasmus nicht mit CA 17 in Konflikt stehe und daß diese A r t des Chiliasmus v . a . B e n g e l zu v e r d a n k e n s e i . 116 F . C h r . O e t i n g e r , SS I I , 2, 299. 117 V g l . etwa F . C h r . O e t i n g e r , BEW, 434; L u B , 677; SS I I , 2, 176, 232, 362, 365, 366 f f . f e r n e r : L T I , 251 f . ( v g l . d a z u : L T I I , 510 f f . ) u.ö. 118 F . C h r . O e t i n g e r , LT I , 251. 119 F . C h r . O e t i n g e r , 'Die güldene Zeit o d e r Sammlung w i c h t i g e r B e t r a c h t u n g e n v o n etlichen Gelehrten zur A u f m u n t e r u n g in diesen b e d e n k lichen Zeiten zusammen g e t r a g e n ' ; i n : SS I I , 6, 1 f f . - Mit d e r ' g ü l denen Z e i t ' , dem Thema Chiliasmus bei O e t i n g e r , b e s c h ä f t i g e n sich in den neueren O e t i n g e r - A r b e i t e n a u s f ü h r l i c h e r : H. R u s c h e , Eschat o l o g i e , 110 f f . ; R . H e i n z e , B e n g e l , 89 f f . ; R . Piepmeier, A p o r i e n , 191 f f . , 296 f f . ( d o r t noch weitere neuere L i t e r a t u r d a z u ) ; R . P i e p meier, T h e o l o g i e des L e b e n s , 213 f f . V g l . auch die T e x t e und B e merkungen b e i : C . A . A u b e r l e n , T h e o s o p h i e , 592 f f . Die A u s f ü h r u n gen bei E. Zinn, T h e o l o g i e , 148 f f . , über O e t i n g e r s Eschatologie sind
- 321 Zu S. 110-111
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deshalb unzureichend, weil die Bedeutung von Oetingers Chiliasmus nicht deutlich in den Blick tritt (und d a r ü b e r hinaus die eschatologische Orientierung Oetingers in seinem gesamten Denken nicht pointiert genug herausgehoben wird). So kommen bei E. Zinn Oetingers Chiliasmus ( e b d . , 115) und seine Apokatatastasislehre ( e b d . , 136 f . , 155, 166) sehr en passant in Andeutungen zur Sprache. Daß Urteile wie die von G. Schäfer (Kirchengeschichte, 111), Oetingers "Interesse am Chiliasmus ist geringer als bei Bengel" oder von E. Beyreuther (Einleitung zu: F . C h r . Oetinger, SS II, 2, XLXII), das Millennium sei bei Oetinger "nicht als eine chronologisch f e s t gesetzte Zeitspanne v e r s t a n d e n im Gegensatz zu Bengel", so nicht z u t r e f f e n , wird im Folgenden gezeigt. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 1. E b d . , 1. E b d . , 9. Vgl. dazu etwa F . C h r . Oetinger, BEW, 374. Dieser Unterschied zwischen Bengel und Oetinger ist bereits oben, 270 A. 87, angedeutet worden: Oetinger (und seine Schüler - s . u . ) bevorzugen den ('König-')Reichs-Begriff. Nach einer Predigt Oetingers "ist das Königreich Gottes Mittelpunct aller Lehre, und alle abgetheilte Lehren von Gott, von dem Menschen, von der Sünde, von der Gnade, von Gemeinschaft der Heiligen r ü h r e n das Herz des Menschen nicht ohne die Lehre von Königreiche Gottes in der lezten Zeit und in der Stadt Gottes nach der A u f e r s t e h u n g " (SS I, 1, 502). Entsprechend will Oetinger in der 'Güldenen Zeit' "in Verbindung mit dem Königreich Jesu . . . alle Wahrheit v o r g e t r a g e n " wissen (SS II, 6, 112) und den "Begriff des Lebens mit dem Königreich und Priesterthum J e s u " ( e b d . , 114) v e r k n ü p f e n . Für die Gegenwart gilt nach Oetinger noch, daß "das Reich Christi v e r d e c k t , v e r borgen und unansehnlich" ist (SS I, 2, 308); v g l . zum Begriff 'Reich Gottes': ebd. , 300 f f . ; vom Begriff des Millenniums an und d a r ü b e r hinaus ( s . o . ) wird das Reich in Herrlichkeit präsent sein. Dies Hereinbrechen des Reiches Gottes bzw. des Königreiches Christi und die Ausrichtung seiner Zeitgenossen auf dieses Reich will Oetinger in seiner chiliastischen Lehre zur Sprache b r i n g e n . So gebraucht er etwa in seinen in SS II, 6 zusammengefaßten eschatologischen Schriften die Begriffe (König-)Reich Gottes bzw. Königreich Christi überaus häufig, vgl. besonders die Schrift 'Reichs-Begriffe . . . ' von 1774 (SS II, 6, 92 f f . ) . F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 7. E b d . , 7. E b d . , 94; vgl. zu 1836 auch e b d . , 25, 80 und 96. Ebd. , 50. E b d . , 27. Ebd. , 28.
- 322 -
Zu S. 111-112 131 E b d . , 19. 132 Vgl. dazu besonders die dem Werk 'Die güldene Zeit' integrierte Schrift 'Das Wichtigste aus der Kirchen-Historie', e b d . , 71 f f . Vgl. auch e b d . , 48 f f . u . ö . - Vgl. auch - nicht zu 'Die güldene Zeit' gehörig! - Oetingers 'Kurzgefaßte Grundlehre des wirtt. Prälaten Bengel, b e t r e f f e n d den Schauplatz der Herabkunft Jesu zum Gericht des Antichrists vor dem jüngsten Tag . . . " (1769): e b d . , 469 f f . 133 Zum 'Dischiliasmus' Bengels vgl. oben, 72 f. 134 Beide Zitate aus: F . C h r . Oetinger, BEW, 94. Mit dem Ausdruck "1000 Jahre im Himmel" will Oetinger nichts anderes besagen als vor ihm Bengel: es handelt sich nach den e r s t e n 1000 satanslosen J a h r e n , zur gleichen Zeit beginnend mit dem kleinen Chronos, in dem Satan losgelassen wird, um die "1000 J a h r e , da die Heiligen r e g i e r e n " (BEW, 192; vgl. auch e b d . , 153). Nach SS II, 3, 506, ist das zweifache 1000-jährige Reich f ü r Oetinger "in dem präcis genommenen Wortverstand nach Bengels Erklärung über Offenb. 20 nun genug erwiesen . . . , daß alle Widerrede verstummen muß". Ganz deutlich wird in: Theologia I, 209 f . , die Bengelsche Unterscheidung von zwei aufeinanderfolgenden Millennien als wesentlich herausgestellt. Auch auf der Kanzel hat Oetinger das zweifache 1000-jährige Reich gelehrt (vgl. etwa: SS 1, 1, 42). 135 Vgl. oben, 73. 136 H. Rusche, Eschatologie, 112. 137 Vgl. oben, 73. 138 Zur Wertschätzung des Jesaja bei Oetinger vgl. SS II, 6, 16 und die entsprechende Stelle in: Selbstbiographie, 6 f . Nach Oetinger ist "Jes. 54, 11-17 . . . die eigentliche Stelle, wovon die güldene Zeit benannt i s t . Noch eine Stelle steht in J e s . 60, 17. woraus man die Ursache dieser Benennung e r s i e h t " (SS II, 6, 5); zu J e s . 60, vgl. auch unten im Text zur Bedeutung des Buches Jes. f ü r Oetingers Eschatologie, vgl. f e r n e r F . C h r . Oetinger, Theologia I, 209 f. 139 F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 12. 140 E b d . , 12. 141 E b d . , 12. Von der o . g . Gliederung wird Punkt 1 e b d . , 12 f f . , abgehandelt; Punkt 2: e b d . , 14 f f . ; Punkt 3 e b d . , 19 f f . ; Punkt 4: e b d . , 24 f f . ; Punkt 5: e b d . , 27 f f . 142 Vgl. oben, 74. 143 F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 24. 144 F . C h r . Oetinger, BEW, 606 f . - Zu Recht bemerkt H. Rusche, Eschatologie, 117, daß bei Oetinger die Beschreibung des Neuen Himmels und der Neuen Erde sehr eng mit der des 1000-jährigen Reichs v e r b u n d e n ist und der eschatologische Vorbehalt manchmal nicht mehr recht deutlich i s t . 145 F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 29.
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Zu S. 112-114 146 147 148 149 150 150a
E b d . , 29. F . C h r . Oetinger, BEW, 569 f f . F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 113. E b d . , 113. H. Rusche, Eschatologie, 110. Vgl. etwa: F . C h r . Oetinger, BEW, 503: "Die heilige O f f e n b a r u n g ist . . . J . Böhms Sätzen viel entgegen. Er v e r s t u n d nicht . . . das Willkührliche in GOtt. Die O f f e n b a r u n g enthält lauter willkührliche Dinge, da sich GOtt von seiner ewigen und unumschrenkten Art herab gibt ins Menschliche"; e b d . , 534 f . , wird dieser Gedanke im Blick auf den Chiliasmus w e i t e r g e f ü h r t : "Man muß aber voraus wissen, daß Jac. Böhm das Willkührliche in GOtt nicht sowol eingesehen, als d a s , was aus dem Wesen der Dinge nothwendig folgt, z.E. die 1000 Jahre folgen nicht aus dem Wesen der Dinge, sie sind willkührlich, daher sie Böhm nicht zu sezen weißt. Wie die ganze O f f e n b a h r u n g " . - Vgl. dazu auch R. Heinze, Bengel und Oetinger, 160 f . A. 160 sowie C.A. Auberlen, Theosophie, 480 f . , Anmerkung. 151 Nur am Rande kann hier vermerkt werden, daß nach Oetinger im 1000-jährigen Reich mit dem Königtum Christi zugleich das Hohepriestertum Christi, wie Oetinger es v . a . im theosophisch v e r s t a n denen Hebr. ausgesprochen findet (vgl. BEW, 331), im Vollsinn präsent und wirksam ist. Christi Hohepriestertum definiert Oetinger so: "Das Hohepriesterthum ist, die im Himmel nach der Auffart a n g e t r e t t e n e , und von GOtt dem Menschen-Sohn übergebene Regier u n g der unsichtbaren Dingen, welche an dem heiligsten Ort in der bestimmten Zeit muß vollzogen werden, damit die von JEsu v o r h e r gegangene Erlösung aller Kreatur kund gethan werde, daß nun alles versöhnet seye, sowol auf Erden als im Himmel" (BEW, 333 f . ) . Vgl. zur Verbindung von Eschatologie und Christi Hohepriestertum auch e b d . , 331 f f . sowie die wichtige Schrift von 1772: 'Gespräch von dem Hohepriesterthum Christi und von d e r Regierung der sichtbaren und unsichtbaren Welt' (in: SS II, 6, 146 f f . ) . 152 F . C h r . Oetinger, BEW, 434. 153 F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 135. 154 E b d . , 9. 155 E b d . , 47 f . 156 Vgl. dazu b e s o n d e r s : e b d . , 14 f f . ; "der Schauplaz der großen Dinge der künftigen güldenen Zeit . . . ist das gelobte Land" ( e b d . , 14); die "Sprache wird im gelobten Land n u r eine sein, nemlich die hebräische" (ebd. , 22); der von Ezechiel beschriebene Tempel wird das Zentrum des 1000-jährigen Reichs in Jerusalem darstellen (vgl. z.B. e b d . , 17, 20 f f . , 129 f f . , sowie BEW, 597 f f . ) . 157 F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 20. 158 Ebd. , 22. 159 E b d . , 28.
- 324 Zu S. 114-117 160 161 162 163 164 165 166
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F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 8. E b d . , 25. Vgl. e b d . , 48 und 19. Ebd. , 19; v g l . SS II, 3, 506. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 28 f . , v g l . e b d . 25. Ebd. , 25. Oetinger kommt darauf in seiner Abhandlung 'Die güldene Zeit' (SS II, 6, 1 f f . ) passim zu s p r e c h e n , besonders a u s f ü h r l i c h : e b d . , 40 f f . E b d . , 46. E b d . , 48. E b d . , 21. E b d . , 21. E b d . , 62. E b d . , 62. Vgl. e b d . , 59 f . Ebd. , 62. E b d . , 57. E b d . , 57. Ebd. , 57. Ebd. , 29. E b d . , 29. Ebd. , 29. E b d . , 30. E b d . , 30. Ebd. , 30. Für Oetinger kommt in der Endzeit die Urzeit wieder; vgl. etwa e b d . , 20: "Es wird alles werden, wie es von Anbeginn gewesen". R. Piepmeier, Aporien, 197. SS II, 6, 38. Daß Oetinger das Denken und Handeln seiner Zeitgenossen r e f o r mieren möchte, geht aus SS II, 6, 1 f f . , passim h e r v o r . Daß die Fürsten und Herrscher seine Adressaten sind, zeigt sich - neben seiner Widmung, e b d . , besonders deutlich in dem Abschnitt "Zusäze f ü r die Regenten", e b d . , 32 f f . Ebd. , 9. E b d . , 9. Ebd. , 29. R. Piepmeier, Aporien, 191. R. Heinze, Bengel und Oetinger, 89 f f . ; R. Piepmeier, Aporien, 191 f f . , 296 f f . Dazu vgl. oben, 93 f f . F . C h r . Oetinger, LuB, 561; vgl. oben, 92. Vgl. besonders Kap. IV, 1. d . SS II, .6, 72; ähnlich: e b d . , 45, 84, 86 u . ö .
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Bei der Behandlung der Eschatologie Oetingers bei R. Piepmeier (Aporien, 191 f f . , 296 f f . ) etwa hat man den Eindruck, Oetingers 'Leben' komme im chiliastischen Reich zur endgültigen Erfüllung. Piepmeier geht auf Oetingers Apokatastasislehre nicht ein. F . C h r . Oetinger, BEW, 545. E b d . , 545. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 60. Ebd. , 41. E b d . , 88 (vgl. dazu u n s e r e Bemerkungen zum 'Vorsatz Gottes' in Kap. IV, 1. d . ) . - Bei seiner Aufzählung "Von etlichen Aesten des öffentlichen Rechts Gottes" (SS II, 6, 45 f . ) nennt Oetinger als krönenden Abschluß der Rechte Gottes schließlich" . . . 10) das Recht, in vielen Aeonen oder langen Zeitläufen diese I r r e g u l a r i t ä ten (sc. daß ganze Nationen Gott lästern und nicht glauben) erst zu vergleichen, aufzuheben, und in Ordnung zu bringen . . . ; 11) das Recht, dem absoluten Vorsaz der Liebe alle anderen zu s u b o r diniren, und sie als Mittel zum Endzweck zu g e b r a u c h e n , d a h e r , weil Gott aus dem Wohlgefallen der Freiheit handelt, die Liebe aber die freieste und unumschränkteste Tiefe in Gott i s t " ( e b d . , 46). E b d . , 88. E b d . , 41 f . - Im gleichen Sinn äußert sich Oetinger in SS II, 2, 181 f. Anmerkung e) gegen Malebranche: dieser "muß die Unendlichkeit der Hölle um dieser (sc. seiner) Bewegungs-Geseze willen vorziehen der Wiederbringung aller Dinge . . . . Die Heil. Schrift meldet von solchen Bewegungs-Gesezen n i c h t s " . SS II, 6, 42. Ebd. , 44. Ebd. , 73. F . C h r . Oetinger, Theologia I (Sylloge), 249. E b d . , 249; ebenso in: Theologia I, 209. Vgl. oben, 83 f . F . C h r . Oetinger, BEW, 683; dazu s . u . , 136. F . C h r . Oetinger, Selbstbiographie, 5. Ebd. , 6. F . C h r . Oetinger, LuB, 443. E b d . , 443. Auffällig ist, daß Arbeiten des vorigen J a h r h u n d e r t s relativ a u s führlich auf Oetingers Apokatastasislehre eingehen - im Gegensatz zu neueren Oetinger-Arbeiten: vgl. C.A. Auberlen, Theosophie, 650 f f . u . ö . ; K . F . C h r . Ehmann in: F . C h r . Oetinger, LuB, 151 f f . (vgl. f e r n e r e b d . , 148 f f . ) ; C. Schmid, Wiederbringung, 101 f f . ; in dem Zusammenhang auch zu nennen ist die an Oetinger orientierte Dogmatik von G . I . Metzger (Wahrheit, 299 f f . , b e s . 304 f f . ) . - Wie Auberlen zu Recht s a g t , ist Oetingers Apokatastasislehre "die letzte Consequenz der ganzen Oetingerschen A u f f a s s u n g Christi und des
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Zu S. 119-120 Christenthums" (Theosophie, 650). Diese "letzte Consequenz" ist in den neueren Arbeiten über Oetinger n u r selten bedacht worden, so etwa in einigen Andeutungen in: H. Rusche, Eschatologie, 124 f f . Bei E. Zinn, Theologie, 136 f . , 150, 166 taucht sie noch mehr am Rande auf; sonst wird dieser eschatologische Abschluß meist v e r gessen (vgl. auch oben, 325 A. 196). - Zu nennen sind allerdings noch die k u r z e n Erwähnungen dieses Aspektes in den oben genannten Überblicksarbeiten zur Apokatastasisvorstellung (267 A. 47) sowie in den Darstellungen zur Geschichte des Pietismus: A. Ritsehl, Geschichte III, 133 f . , 144 f . ; E. Hirsch, Geschichte IV, 167; E. B e y r e u t h e r , Geschichte, 282 f f . 216 217 218 219 220 221
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Vgl. dazu oben, 45 f f . Dazu vgl. oben, 78, f e r n e r besonders 299 A. 122. F . C h r . Oetinger, SS II, 3, 506. Ähnlich auch in: SS II, 6, 181. F . C h r . Oetinger, BEW, 153. E b d . , 152 f. F . C h r . Oetinger, T h e o l o g i a l , 203 und 206 f . (dazu vgl. C.A. Auberlen, Theosophie, 563 f f . ) ; vgl. auch F . C h r . Oetinger, Theologia I (Sylloge), 248 f f . Diese Schrift findet sich in: F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 256 f f . E b d . , 272. Besonders e b d . , 275 f . Ebd. , 272. Ebd. , 279 f f . In seiner 'Abhandlung von dem Zusammenhang . . . " -von 1757 sagt Oetinger, man d ü r f e von einem dritten Zustand nicht r e d e n , "da doch die heilige Schrift von keinem dritten Zustand nichts weiß" (SS II, 6, 272) und er f ü g t hinzu, es sei "gleichwohl doch wahr" ( e b d . , 272), daß der Zustand vor und nach dem J ü n g s t e n Gericht zu unterscheiden sei! "Denn es ist gewis, daß sich alles zulezt in ein Zweifaches endige: nemlich die Seele kommt entweder in den Himmel, oder in die Hölle. Der Himmel aber sowohl als die Hölle hat so viel S t a t u s , Classen und Arten, daß es ungereimt wäre, solche den dritten Ort zu n e n n e n " ( e b d . , 272). "Aus diesem allem erhellt sattsam, daß man nicht nöthig h a b e , einen dritten Ort zu s t a t u i r e n " ( e b d . , 285). Zehn Jahre später kann er mit diesen Argumenten Swedenborg in Schutz nehmen: sich (in: Oetingers Rechtfertigungsschrift von 1767, in SS II, 2, LI f f . ) auf Swedenborgs Seite stellend, formuliert Oetinger: "Status tertius und Interims Stand ist weit u n t e r s c h i e d e n " , "nach Swedenborg kommt man entweder in Himmel oder Höllen, aber die Gradus und Transitus in solchen O r t e r n machen den Interimsstand" ( e b d . , LXIII). Ähnlich hat gelegentlich schon Bengel argumentiert: "Es gibt keinen Statum tertium animarum . . . , so wenig es zwischen Ja und Nein ein tertium . . . gibt. Aber der locorum . . . sind nicht n u r drei, sondern tausendweis" (nach O. Wächt e r , Bengel, 432). Vgl. auch oben, 299 A. 122.
- 327 Zu S. 121-122 227 F . C h r . Oetinger, Selbstbiographie, 78 f f . 228 Vgl. aus der oben genannten 'Abhandlung von dem Zusammenhang . . . ' den Abschnitt: SS II, 6, 276 f f . , in dem die f ü r das Verständnis der Eschatologie wichtigen, n u r einmal genannten Stellen aus O f f b . 20, 1. Kor. 15 und 1. P e t r . 4 von Oetinger ausführlich behandelt werden. Im gleichen Sinne sagt er auch im Blick auf eschatologische Ereignisse in seiner Rechtfertigungsschrift von 1767 (SS II, 2, LI f f . ) : "Es sind viele wichtige Dinge welche n u r lmal in der Schrift b e r ü h r e t werden" ( e b d . , LXVI). 229 Vgl. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 256 f f . ( s . o . 120). 230 F . C h r . Oetinger, SS I, 1, 47 f f . 231 E b d . , 50. 232 E b d . , 51. 233 Ähnlich in: F . C h r . Oetinger, BEW, 151. 234 F . C h r . Oetinger, SS I, 1, 51. 235 E b d . , 52. 236 Ps. 145, 9 f . ist die Stelle des Alten Testaments, die Oetinger im Zusammenhang mit der Apokatastasis am liebsten zitiert. Vgl. unsere zweifache Zitierung dieser Psalmstelle oben, 118 (aus: SS II, 6, 42 und 73). Sehr deutlich kommt daneben die h e r v o r r a g e n d e Bedeutung dieser Stelle zutage in SS I, 1, 445: "Wenn sonst kein Wort in heiliger Schrift s t ü n d e , als Davids, Ps. 145, 10. 'Es werden dir danken, Herr! alle deine Werke:' so wäre es genug, die allzuschreckliche Abbildung der Hölle zu mäßigen". Damit variiert Oetinger ein BengelZitat, das er in einem Brief von 1764 selbst überliefert: Es habe "Bengel zu Herrn Geheime-Rath Georgii gesagt: Wenn kein Spruch wäre, als: es werden dir danken alle deine Werke, so bewiese er die Wiederbringung aller Dinge" (LuB, 668); vgl. auch e b d . , 607 f . die Verbindung des 'Vorsatzes der Aeonen' mit diesem Spruch aus Ps. 145 ( e b d . , 608). 237 F . C h r . Oetinger, SS I, 1, 52; v g l . : BEW, 151 f . 238 F . C h r . Oetinger, SS I, 1, 51. 239 Ebd. , 51. 240 J . A . Bengel, Gnomon, 1017 (zu 1. P e t r . 3, 19). 241 Nach Bengel gilt: Während Christus sich den einen "ad consolationem" ( e b d . , 1018) erweist, gereicht seine Predigt "aliis, & fortasse pler i s q u e , legale, ad terrorem" ( e b d . , 1018). 242 J . A . Bengel, Gnomon, 1021 (zu 1. P e t r . 4, 6): "Appellat Petrus mortuos eos, qui toto N . T . tempore f u e r u n t , ex quo evangelium per apostolos post adscensionem Christi praedicatum e s t , maxime de Christo judice . . . , & quos judex jamjam v e n t u r u s mortuos inveniet ec resuscitabit v . 5. . . . Dum viverent illi, (sc. Christus) per evangelium eis praedicari se fecit". 243 Schon in seiner 'Abhandlung von dem Zusammenhang . . . ' von 1757 sagt Oetinger hinsichtlich der Interpretation von 1. P e t r . 4, 6 (und
- 328 Zu S . 123-124 im Blick auf die Bengelsche 'Fehlexegese' dieser Stelle sowie andere verwandte 'Fehlexegesen'): "Die Stelle ist gar nicht schwer, wenn man gerades Herzens ist. . . . Es gibt Freunde, welche das Wort Todte nicht von Verstorbenen, sondern entweder von denen, die gelebt aber nachmals gestorben, oder von den Märtyrern . . . , ferner das Wort gerichtet werden, nicht vom künftigen Gericht, sondern von den Leiden und Trübsalen dieser Zeit verstehen; aber solche wollen den Spruch von allem geheimnisvollen Sinn ausleeren" (SS II, 6, 280). In einer Predigt (SS I, 1, 221 f f . ) bemerkt Oetinger zu 1. Petr. 4, 6: "Billig wundert man sich, daß dieser wichtige Spruch Petri von den Menschen nicht zu Herzen gezogen, ja gar nicht in einem zweifelhaften Sinn geführt wird, da er an sich von jedem heilsbegierigen Kinde . . . kann verstanden werden. Würden sie es verstehen, so würde dis, mehr als alle anderen Vorstellungen, ihr Herz zum Nachdenken neigen, wie es mehr ihnen nach dem Tod ergehen werde, und wie sie, nach vollendeten Ewigkeiten, Gott leben sollen. . . . " (SS I, 1, 224). In ähnlicher Weise kommt Oetinger, LT I, 200, auf 1. Petr. 3, 18 ( f . ) zu sprechen und entnimmt daraus, "daß das Gericht . . . aufhören werde"; Oetinger fügt hinzu: "O grosse Sache! desto g r ö s s e r , weil sie nur einmahl zu lesen! Will jemand diesen Majestäts-Spruch umkehren, weil er sich nicht mit seinen Säzen reimt, der lasse es darauf ankommen" ( e b d . , 200). 244
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Oetinger nennt Luther, Clemens und Irenäus (SS I, 1, 51; vgl. zur Inanspruchnahme Luthers auch e b d . , 52 f. Anmerkung). Zu Luther in dem Zusammenhang vgl. schon in der 'Abhandlung von dem Zusammenhang . . . ' : SS II, 6, 280 f. SS I, 1, 52. Es handelt sich um eine Predigt am Feiertag Stephani des Märtyrers mit dem Thema: 'Daß Gott alle seine Werke danken werden nach dem Gerichte'; SS I, 1, 444 f f . E b d . , 448. E b d . , 451. F . C h r . Oetinger, BEW, 54 f f . ; vgl. dazu oben, 98 f. Auf dieses 'Holz des Lebens' (Offb. 22, 2) kommt Oetinger des öfteren im Zusammenhang mit dem Apokatastasisgedanken zu sprechen, z . B . BEW, 426: "Ein grosses Theil wird gesund durch die Blätter des Holzes, . . . und es gibt viele Gerichte, welche auf Reinigung zielen", vgl. ähnlich auch: SS I, 1, 2 im Zusammenhang von SS II, 1 f f . Dazu ist oben Bengels Deutung von Offb. 22, 2 zu vergleichen, oben, 82. F . C h r . Oetinger, BEW, 56. F . C h r . Oetinger, Selbstbiographie, 78 f f . Von Weißmann heißt es in der Selbstbiographie, 79, er habe Schriften von Böhme, J . Leade und der philadelphischen Gesellschaft gelesen (zur Bedeutung der Böhmeschülerin J . Leade bzw. der von
- 329 Zu S . 124-126
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i h r g e g r ü n d e t e n p h i l a d e l p h i s c h e n Sozietät f ü r die P r o p a g i e r u n g d e r A p o k a t a s t a s i s v g l . o b e n die in 278 A. 39 a n g e g e b e n e L i t e r a t u r ) . O e t i n g e r b e t o n t a u s d r ü c k l i c h , Schill h a b e sich v o n d e r L e k t ü r e d e r S c h r i f t e n , die sein B e k a n n t e r Weißmann f a v o r i s i e r t u n d ihm zum L e s e n a n g e b o t e n h a b e , e n t h a l t e n ( S e l b s t b i o g r a p h i e , 79). F . C h r . O e t i n g e r , S e l b s t b i o g r a p h i e , 79. E b d . , 79 f . E b d . , 80. - V g l . die B e m e r k u n g e n a u s dem T a g e b u c h v o n O e t i n g e r s S o h n , z i t i e r t n a c h : C . A . A u b e r l e n , T h e o s o p h i e , 492 f . A n m e r k u n g : "Aus dem S p r u c h M a t t h . 25, 46 wollen die m e i s t e n h e u t i g e n T h e o l o g e n die Ewigkeit d e r H ö l l e n s t r a f e n u n w i d e r s p r e c h l i c h d a r t h u n : n a c h einem h e r m e n e u t i s c h e n Canon s a g e n s i e , man solle n i c h t zweierlei v e r s c h i e d e n e B e d e u t u n g einem Wort g e b e n in e i n e r u n d e b e n d e r s e l b e n S e n t e n z : h i e r w e r d e d a s P r ä d i k a t αιώνιος b e i κατάκ,ριμα bestimmt d u r c h αιώνιος bei ζωή • Allein mein P a p a s a g t , d i e ß beweise h i e r N i c h t s , so s c h e i n b a r die h e r m e n e u t i s c h e Regel a u c h s e i ; d e n n d i e s e Regel s t o ß e w i d e r eine h ö h e r e Regel a n , d a ß man niemal e i n e n Sinn a n n e h m e n soll, d e r d e n d e u t l i c h e n E r k l ä r u n g e n w i d e r s p r i c h t u n d w i d e r die B e s c h a f f e n h e i t d e r S a c h e i s t . Ewige Pein k a n n d e r N a t u r d e r S a c h e n a c h n i c h t so ewig sein als d a s ewige L e b e n ; u n d 1 C o r . 15. u n d E p h . 1 s t r e i t e n o f f e n b a r w i d e r die Ewigkeit d e r S t r a f e n . H e r r P r ä c e p t o r Schill war d i e s e r Meinung a u c h u n d d e f e n d i r t e sie w i d e r P r ä l a t O e c h s l i n . " S . o . , 80 f . F . C h r . O e t i n g e r , S e l b s t b i o g r a p h i e , 80 f . In einem B r i e f a u s s c h n i t t a u s dem J a h r 1749, in dem O e t i n g e r auf die S c h i l l - O e c h s l i n - G e s c h i c h t e zu s p r e c h e n kommt, b e t o n t O e t i n g e r , d a ß "so e r s t a u n l i c h viel n a c h dem Tod d a r a n l i e g e , was man f ü r I d e e n m i t n e h m e , a b s o n d e r l i c h v o n d e r g r o ß e n Oeconomie G o t t e s " ( L u B , 575). SS I I , 2, 122. F . C h r . O e t i n g e r , S e l b s t b i o g r a p h i e , 82. Schills u n d S w e d e n b o r g s Umgang mit d e r ' G e i s t e r w e l t ' h a t O e t i n g e r im e n g e n Z u s a m m e n h a n g miteinander g e s e h e n ; das wird des ö f t e r e n b e t o n t , etwa in: LuB, 683 f . 677; SS I I , 2, 122; SS I I , 6, 204. F . C h r . O e t i n g e r , SS I I , 2, 1 f f . ( B d . 1 ) ; e b d . , 145 f f . ( B d . 2 ) . Zur v e r w i c k e l t e n G e s c h i c h t e d e r E n t s t e h u n g d i e s e r zwei B ä n d e v g l . E. B e n z , S w e d e n b o r g , 15 f f . 1766 s c h r e i b t O e t i n g e r an d e n H e r z o g Karl v o n W ü r t t e m b e r g : "Schon v o n d r e i ß i g J a h r e n h e r s t u d i r t e ich d e s S w e d e n b o r g s . . . P r i n z i p i e n d e r n a t ü r l i c h e n D i n g e in Folio d u r c h , u n d zog sie d e r Wolfischen Philosophie weit v o r , weil sie z u r h e i l i g e n S c h r i f t f ü h r t e n " ( L u B , 683). 1765 s c h r e i b t O e t i n g e r , e r h a b e " n u n s c h o n v o r 15. J a h r e n die S w e d e n b o r g i s c h e P h i l o s o p h i e zusammen g e z o g e n " (SS I I , 2, 15).
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Oetingers e r s t e gedruckte Zusammenfassung Swedenborgscher philosophischer Gedanken findet sich 1763 unter dem Titel "Das Schwedenborgsche System" in LT I, 153, also in Oetingers wichtigstem Werk zur Kabbala (erwähnt wird Swedenborg auch e b d . , 148, 169, 223, 236, 265). Vgl. dazu auch E . Benz, Swedenborg, 7 f. sowie LT II, 248 f. In SS II, 2, 15 sagt Oetinger: es "ist mir erst i . J . 1765 bekannt worden, daß dieser große mechanische Philosoph Swedenborg schon 1749 ein anders Buch habe in Latein ausgehen lassen, darin e r , was e r im Himmel gesehen und gehört, beschreibt: Tit. Arcana coelestia . . . " . Vgl. auch den Brief an den Grafen von Castell von 1765 in: LuB, 676. Diese Teilübersetzung der Swedenborgschen Visionen findet sich in: F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 17 ff. Vgl. dazu E . Benz, Swedenborg, VIII (Vorwort). E . Benz, Swedenborg, 1 ff. (Teil: "A. OETINGER UND SWEDENBORG"). Vgl. auch die Darstellung bei C . A . Auberlen, Theosophie, 531 ff. zum Thema Oetinger und Swedenborg. Neben Oetingers 'Swedenborgs und andere irdische und himmlische Philosophie' (1765; SS II, 2, 1 f f . ) sind zu nennen: Oetingers 'Rechtfertigungsschrift 1767' (SS II, 2, LI f f . ; zuerst vollständig veröffentlicht in: E. Benz, Swedenborg, 291 f f . ; dabei handelt es sich um eine von Oetinger umgearbeitete und erweiterte Fassung; die Urfassung ist abgedrückt im Anhang von: F . C h r . Oetinger, Theologia I, 293 f f . ; vgl. dazu K. Ohlys Bemerkungen ip der Einleitung zu: F . C h r . Oetinger, Theologia I, 28 f . ) ; 'Reflexionen über Swedenborgs Buch von den Erdkörpern der Planeten und des gestirnten Himmels Einwohnern . . . ' (1770; SS II, 6, 226 f f . ) ; 'Beurtheilung der wichtigen Lehre von dem Zustand nach dem Tod, und der damit verbundenen Lehren des berühmten E . Swedenborg' (1771; SS II, 6, 194 f f . ) ; 'Gespräch von dem Hohepriesterthum Christi . . . ' (1772, SS II, 6, 146 f f . ; vgl. da besonders den Anhang: e b d . , 183 f f . ) . Weiter sind wichtig die Abschnitte: F . C h r . Oetinger, LuB, 284 ff. sowie: F . C h r . Oetinger, Selbstbiographie, 91 ff. Vgl. ferner auch die vielfache Nennung des Themas Swedenborg in den Briefen Oetingers ab 1765 ( L u B , 676 f f . , passim), da besonders die zwischen Oetinger und Swedenborg gewechselten Briefe ( e b d . , 687 f f . ) . Zur genauen historischen und theologischen Einordnung der hier genannten Literatur ist zu verweisen auf: E . Benz, Swedenborg, passim. F . C h r . Oetinger, E b d . , 272. Oetinger bietet in Philosophie' einen der Hölle" (SS II,
SS II, 6, 256 f f . ; dazu s . o . 120. 'Swedenborg und anderer irdische und himmlische langen Abschnitt über Swedenborgs Schau "Von 2, 66 f f . ; entspricht E . Swedenborg, Arcana
- 331 Zu S. 127-128 Coelestia I, 196 f f . ) · In diesem Abschnitt werden dargestellt: die Höllen der Rachsüchtigen und Grausamen (SS II, 2, 68 f f . ; entspricht: E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 237 f f . , Nr. 8 1 4 - 8 2 3 ) ; die Höllen der Ehebrecher und Geilen, der Heimtückischen und Hexen (SS II, 2, 74 f f . ; entspricht: E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 242 f f . , Nr. 8 2 4 - 8 3 1 ) ; die Höllen der Geizigen und Wollüstigen (SS II, 2, 80 f f . ; entspricht: E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 292 f f . , Nr. 938-946); und andere von den vorigen unterschiedene Höllen (SS II, 2, 83 f f . ; entspricht: E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 297 f f . , Nr. 947-969). 273 In Oetingers Buch ist der Abschnitt "Von dem Himmel und der himmlischen F r e u d e " (SS II, 2, 94 f f . ) die Übersetzung von E. Swedenb o r g , Arcana Coelestia I, 123 f f . , Nr. 449-459; 143 f f . , Nr. 537-546; 147 f f . , Nr. 547-553. Oetingers Abschnitt "Von den Gesellschaften welche den Himmel ausmachen" (SS II, 2, 105 f f . ) ist die Übersetzung von E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 193 f f . , Nr. 684-691. - Vom Himmel sagt Swedenborg aufgrund seiner übersinnlichen E r f a h r u n gen (nach: F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 105): "Es sind drei Himmel: der e r s t e , wo gute Geister, der andere, wo englische Geister, der dritte, wo Engel sind, und es ist immer einer innerlicher und reiner als der andere; sie sind also unter einander sehr unterschieden. Alle drei sind in unzählige Gesellschaften eingetheilt . . . Die Gesellschaften sind unter einander verschieden nach der Verschiedenheit ihrer Liebe zu einander, und ihres Glaubens an den Herrn. Diese Verschiedenheiten sind so unzählig, daß man nicht einmal die allgemeinsten Arten anfführen kann" (vgl. E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 193, Nr. 684). 274 F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 63 (vgl. E. Swedenborg, Arcana Coelestia I, 367, Nr. 1106). 275 F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 63 (vgl. E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 367, Nr. 1106). 276 F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 63 (vgl. E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 367, Nr. 1106). 277 Zu Swedenborgs 'Abstreifungen' v g l . F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 63 f f . , der dort die Übersetzung bietet von: E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 367 f f . , Nr. 1106-1113. Vgl. zu den Abstreifungen auch: F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 68 (vgl. E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 197 f. Nr. 698 f . ) . Später verteidigt Oetinger Swedenborgs Lehre von den 'Abstreifungen 1 , und zwar in seiner 'Rechtferitungsschrift' von 1767: SS II, 2, LXV (vgl. auch deren 'Urform' in: F . C h r . Oetinger, Theologia I, 298). 278 F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 64 (vgl. E. Swedenborg, Arcana Coelestia I, 367, Nr. 1106). 279 F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 68 (vgl. E . Swedenborg, Arcana Coelestia I, 198, Nr. 699).
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Zu S. 128-130 280 F . C h r . Oetinger, SS II, 2, IX (Vorrede O e t i n g e r s ) . 281 F . C h r . Oetinger, SS II, 2, LXI. 282 Ebd. , LVIII. 283 E b d . , LXVI. Zur Schrecklichkeit der Strafen im Zwischenzustand gehört, so sagt Oetinger mit Swedenborg, "daß wir nach dem Tod eine völlige Erinnerung haben werden u n s e r e r Werke und u n s e r e r Sünden" ( e b d . , LVII), oder anders gesagt: '"damnati phantasmatis prioris vitae cinguntur 1 " ( e b d . , LXIV; d . i . ein Zitat aus: F . C h r . Oetinger, Theologia I, 203). Vgl. dazu die Strafphantasien des Prälaten Oechslin, die oben, 124 f f . , beschrieben sind. Wenn also "die Unselige mit den bleibenden Vorbildungen ihres vorigen Lebens umgeben werden" ( e b d . , LXII), so handelt es sich um "poenae naturales oder S t r a f e n , welche aus i h r e r eigenen Quelle folgen" ( e b d . , LXII). Oetinger e r w a r t e t , "daß es nach dem Tode dem bekannten Denkspruch gemäß ablaufe: 'Nemo laeditur nisi ex se i p s o ' " ( e b d . , LXIII). Übrigens hat Oetinger entsprechend auch über die Strafen gedacht, die beim J ü n g s t e n Gericht verhängt werden: die Strafen haben den Charakter als natürliche Strafen nach dem ius talionis oder Wiedervergeltungsrecht. Z.B. sagt Oetinger im 'Wörterbuch' im Artikel "Strafe" (BEW, 580 f f . ) , es sei "richtig, daß ein Mensch sich selbst s t r a f t : nemo laeditur nisi a se ipso" ( e b d . , 582), da aber "Gott" . . . "seine willkürliche V e r o r d n u n g " ( e b d . , 582) dabei h a t , ist den 'natürlichen' Strafen auch ihr Maß g e s e t z t : V e r g e l t u n g nach dem J ü n g s t e n Gericht kann nicht so unendlich - ewig währen wie Gott (vgl. e b d . , 581 f . ) . 284 285 286
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E b d . , LXIII. Ebd. , LXV. E b d . , LXIII. - Vgl. dazu Oetingers entsprechende Bemerkung zur Bed e u t u n g von Christi Höllenfahrt (dazu s . o . , 121 f f . ) : "daß wir aus der Höllenfahrt Jesu und seinem Evangelio die s t ä r k s t e n Antriebe nehmen sollen zur Gottseligkeit, Mäßigkeit, Gebet und andern T u g e n d e n " (SS 1, 1, 222). Daß Swedenborgs Lehre vom Zwischenzustand mit den Kirchenlehrern der e r s t e n J a h r h u n d e r t e , Irenäus, Tertullian u . a . , übereinstimmt, sagt Oetinger in seiner ' R e c h t f e r t i g u n g s s c h r i f t ' : SS II, 2, LXVI und LXI, f e r n e r : SS II, 6, 187 f. , 215, 229 f . u . ö . SS II, 6, 226 f f . Swedenborgs Lehre vom Zwischenzustand hat nach Oetinger nichts -mit dem katholischen Fegefeuer zu t u n . Vgl. SS II, 2, LXII f . und LXV; Theologia I, 298; LuB , 708. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 229. Ebd. , 230. Ebd. , 230. Nach Oetinger "hat niemand so gründlich von der non e t e m i t e (sc. von der zeitlichen Begrenztheit der Höllenstrafen) geschrieben, als Petit Pierre in dem 1761 . . . herausgekommenen Buche: Mes reflexions . . .
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So deckt Gott den eigensinnigen Gelehrten mit gründlichen und u n umstößlichen Beweisen vieles a u f , aber sie b e h a r r e n auf ihren Lieblingsmeinungen . . . " (Selbstbiographie, 82). In seiner Predigt über das Thema 'Daß Gott alle Werke danken werden nach dem Gerichte' (SS I, 1, 444 f f . ) , in der die Wichtigkeit der Apokatastasislehre sehr s t a r k u n t e r s t r i c h e n wird, sagt Oetinger: "In Neuf-Chatel ist ein f ü r t r e f f l i c h e r Mann, Petit Pierre, wegen dieser Lehre (sc. der Apokatastasislehre) von seinem Amt abgesetzt worden" (SS I, 1, 448) und Oetinger nennt ihn als "Zeuge der Wahrheit" ( e b d . , 448). Vgl. auch U n t e r s u c h u n g , 18 (bzw. SS II, 6, 448): "So sagt . . . ohne Spiel der Worte Hr. P e t i t - P i e r r e , der deshalben abgesezte Pastor zu Neuf-Chatel: daß die Lehre von den unendlichen Höllenstrafen alle Glaubensarticul ungestalt mache". Oetinger, sich auf dessen Seite stellend, erwägt, ob man die Lehre von den unendlichen Höllens t r a f e n nicht "beynahe auch eine Gotteslästerung" ( U n t e r s u c h u n g , 18; vgl. SS II, 6, 448) nennen könne. - Über das Werk und Geschick von F.O. Petitpierre (1722-1790) informiert: E. Staehelin, Verkündigung VI, 155 f f . E b d . , 155, wird er genannt als "Märtyrer des Glaubens an die endgültige Rettung aller Menschen". F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 194 f f . E b d . , 216. Vgl. Selbstbiographie, 97, wo Oetinger Swedenborgs briefliche Androhung gegen ihn, e r , Oetinger, werde bei Nichtannahme seiner Lehren 'ad inferiora' verwiesen, so kommentiert: "Das las ich mit Indifferenz, und hielt es Swedenborg'en zu g u t , weil ich wohl weiß, daß ein Seher kein S c h r i f t e r k l ä r e r i s t " . Ja zum Seher Swedenborg, nein zum S c h r i f t e r k l ä r e r , dessen Urteil findet sich öfter bei Oetinger, z.B. LuB, 708. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 195 (vgl. e b d . , 221; f e r n e r : Oetingers R e c h t f e r t i g u n g s s c h r i f t von 1767: SS II, 2, LXV f . sowie: Theologia I, 298). Entsprechend hat Oetinger schon 1765 in seinem e r s t e n Swedenborg-Buch a u s g e f ü h r t : "Es hat noch niemal a u f g e h ö r t , was . . . Joel (Apg. 2, 17) auf die ganze Zeit des neuen Testaments verheißen. Die Ungläubigen sagen, Petrus habe es n u r an den Pfingsttag gebund e n , es habe nach der Hand a u f g e h ö r t . Aber sagt Gott nicht auf die lezte Zeit des neuen Testaments? Ich will sie Wunder sehen lassen, wie zur Zeit in Egypten; (Mich. 7, 17.) sagt er diß nicht auf u n s e r e und folgende Zeiten?" (SS II, 2, 124). F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 195. Ebd. , 200 f f . E b d . , 203. E b d . , 201; der gleiche Gedankengang findet sich 1765 in einem Brief an den Grafen von Castell: LuB, 677. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 201. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 206. Was es mit Swedenborgs 'hieroglyphischer Schriftauslegung' auf sich h a t , wird e b d . , 206 f f . , breit entfaltet.
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Wbd. , 210. Oetinger hat bei Swedenborg des öfteren das fehlende Verständnis des 1000-jährigen Reichs bemängelt, so gar auf der Kanzel; er beklagt z . B . in einer Predigt, Swedenborg habe wie auch Böhme "das Millennium geläugnet" (SS I, 1, 113). 305 Sehr häufig greift Oetinger Swedenborgs mangelndes Verständnis von Offb. 21 f. an und kritisiert "die widersinnische Auslegung Swedenborgs über Offenb. 21 und 22" (SS II, 6, 219), zuletzt in: BEW, 569: während "alles in heiliger Schrift aufs Lezte der Stadt GOttes hinaus läuft", komme dies bei Swedenborg nicht zum Tragen: "Schwedenborg verwandelt die Stadt Gottes in ein Spiel der Gedanken" ( e b d . , 569). 306 F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 225. 307 F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 215 f. Vgl. in diesem Zusammenhang besonders die Passage in Oetingers wichtigster Schrift zur Apokat a s t a s i s : Untersuchung, 52 f f . (vgl. SS II, 6, 462 f f . ) , wo die konstitutive Bedeutung von 'Gottes willkürlichem Vorsatz der Äonen' samt der Erfüllung dieses 'Vorsatzes' in der Apokatastasis eindrücklich hervorgehoben wird (zum Ganzen s . u . ) , und wo im Anschluß daran Swedenborg getadelt wird, er wolle "die Welt reformiren, aber er führt seine Ideen von der mechanischen Philosophie in seine Visa hinein, und versteht die Sache von dem willkürlichen Vorsaz der Aeonen durchaus nicht" (Untersuchung, 54; vgl. SS II, 6, 463). Die Apokatastasis nach 'Gottes Vorsatz der Äonen' läuft nach Oetinger anders ab; da sind - gegen Swedenborg, dem er gerade vorwirft, daß er "daß ewige Gericht . . . vernichtet" (LuB, 751; ähnlich in SS II, 2, LV), nach dem noch ausstehenden Jüngsten Gericht leibliche Strafen, die Ewigkeiten dauern, erst vorauszusetzen. Hier ist dazu nur anzudeuten, daß Swedenborg das Jüngste Gericht im Sinne eines Weltuntergangs abgelehnt hat (vgl. dazu z . B . schon: E. Swedenborg, Arcana Coelestia I, 287 f. Nr. 931 sowie e b d . , 631 f f . , Nr. 1850) und daß nach Swedenborg das Jüngste Gericht bereits mit dem Jahr 1757 eingetreten i ^ (zu Einzelheiten vgl. etwa M. Lamm, Swedenborg, 368 f f . ) . Oetinger kritisiert Swedenborgs aus dessen Erfahrungen geschöpfte These von "dem jüngsten Gericht, welches 1757 in der geistlichen Welt von statten ging" (SS II, 6, 207). 308 F . C h r . Oetinger, LuB, 690. 309 Bengel gegenüber Swedenborg zu verteidigen, ist Oetinger alles andere als leicht gefallen in seiner Auseinandersetzung mit dem Schweden (dazu vgl. v . a . E. Benz, Swedenborg, 55 f f . u . ö . ) . Zur Verdeutlichung dieses Kampfes Oetingers für Bengelsche Grundeinsichten kann hier nur der Hinweis darauf stehen, daß Oetinger Swedenborg 1767 brieflich gebeten hat (später wird diese Bitte wiederholt), im Jenseits den "ehemaligen Consistorialrath Bengel, als buchstäblichen Ausleger, in Ihre Unterredungen zu ziehen" (LuB, 708), denn Oetinger muß Swedenborg vorhalten: "Ihre Begegnisse sind
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glaubwürdiger, als die S c h r i f t e r k l ä r u n g e n " ( e b d . , 708). Oetinger e r f ä h r t s p ä t e r , Swedenborg habe im Jenseits tatsächlich mit Bengel gesprochen, ( e b d . , 770). Vgl. dazu auch SS II, 6, 255. M. B r e c h t , Bengel und der schwäbische Biblizismus, 205. F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 211 f . E b d . , 224. Ebd. , 225. Vgl. oben, 78, f e r n e r 299 A. 120. C . A . Auberlen, Theosophie, 531. In Oetingers zuletzt behandelter Swedenborg-Schrift von 1771 "Beurtheilungen . . . " (SS II, 6, 194 f f . ) kommt zwar - gleichsam als Resultat der langen Auseinandersetzung Oetingers mit Swedenborg die Grenze der Swedenborgschen und das grundsätzliche Recht der Bengelschen eschatologischen Konzeption, wie gezeigt, besonders deutlich zur Sprache; doch ist zu betonen, daß Oetinger bereits in seiner ersten Swedenborg-Schrift von 1765 nicht viel anders über Swedenborgs begrenzten Beitrag zur Eschatologie geurteilt h a t : er sagt da, es gehe darum, die end zeitlichen Ereignisse "in ihren gewissen O r d n u n g e n " (SS II, 2, 135) zu belassen und "das Ganze zu ü b e r s e h e n " ( e b d . , 135) und setzt hinzu: "Mich d ü n k t , dem Herrn Swedenborg seie dasselbe παρ nicht o f f e n b a r , sondern n u r , was den Zustand nach dem Tod b e t r i f f t " ( e b d . , 135). Z.B. hat Oetinger selbst seine eigene Betonung von der 'Predigt Christi im Totenreich' (vgl. oben, Unterabschnitt (1)) in Zusammenhang gesehen mit seiner Rezeption Swedenborgscher Gedanken zum Zwischenzustand (Unterabschnitt ( 3 ) ) . 1766 bedankt sich Oetinger brieflich bei Swedenborg d a f ü r , daß von diesem "der Stand der Höllenfahrt Christi . . . vortrefflich ins Licht gesezt" würde (LuB, 693). Schon das chiliastische Reich ist bei Oetinger ja so etwas wie eine 'Vorabbildung' der Apokatastasis: es handelt sich bei diesem Reich um das "tempus refocillationis" (nach: F . C h r . Oetinger, Theologie I (Sylloge) 249; s . o . , 118). Entsprechendes gilt vom Zwischenzus t a n d : schon vor dem J ü n g s t e n Gericht dienen die S t r a f e n , bei all ihrer Härte, der B e s s e r u n g , der Hinführung zum Heil; ebenso wie die Strafen nach dem J ü n g s t e n Gericht auch. Und der Zustand der Seligen ist ebenfalls vor wie nach dem Beginn des Neuen Jerusalem eine geordnete, differenzierte, stufenweise Entwicklung hin auf die eschatologische Vollendung, in der Gott 'alles in allem' sein wird. Wie Bengel rechnet auch Oetinger mit einer zweifachen A u f e r s t e h u n g : die Auserwählten sind nach Oetinger gemäß O f f b . 20, 5 f . bereits a u f e r s t a n d e n , wenn die allgemeine A u f e r s t e h u n g am Jüngsten Tag stattfindet (vgl. zur e r s t e n A u f e r s t e h u n g : BEW, 153; SS II, 6, 225, 277 f f . u . ö . ) . Hierbei steht f ü r Oetinger sehr s t a r k 1. Kor. 15 im H i n t e r g r u n d , mit der Betonung der Leiblichkeit der A u f e r s t e h u n g einerseits und den dort a n g e f ü h r t e n geordneten Abstufungen und
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Zu S. 134-135 Differenzierungen der Auferstehungen andererseits (vgl. aus der Vielzahl der Belege etwa F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 278 f . , BEW, 44 f f . , 153; SS II, 6, 298 f . ) . Das gesamte A u f e r s t e h u n g s g e s c h e hen ist demnach eine Folge von Christi leiblicher A u f e r s t e h u n g , die Leiblichkeit der A u f e r s t e h u n g wird in der eschatologischen Entwicklung in Schritten o f f e n b a r , sie zeigt sich in großer Vollendung im Neuen Jerusalem (Offb. 21 f . ) und die Kraft von Christi leiblicher A u f e r s t e h u n g e r s t r e c k t sich "in alle aeonen, biß GOtt den Terminum oder End seiner Werke finde, biß GOtt alles in allem i s t " (BEW, 45). Hier erst erweist sich im Vollsinn, daß "Leiblichkeit . . . das Ende der Werke GOttes" (BEW, 407) i s t . Zu Oetingers Verständnis der A u f e r s t e h u n g vgl. die ausführliche Darstellung bei C.A. Auberlen, Theosophie, 436 f f . , 624 f f . u . ö . 320 F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 255. 321 E b d . , 298. 322 Vgl. dazu in Oetingers 'Wörterbuch' die Artikel "Gericht" (BEW, 263 f . ) und "Tag Christi" ( e b d . , 586 f f . ) . "Das ganze Werk GOttes in den Glaubigen hat seinen Bezug bis dahin auf den Tag JEsu Christi" ( e b d . , 590). "Dieser Tag ist auch ein Tag des Gerichts . . . , woran alles wird offenbar s e y n , was bisher gewesen" ( e b d . , 591). "Der grosse Tag ist . . . kein natürlicher Tag . . . sondern ein Ende der Zeit und ein Anfang der Ewigkeit" ( e b d . , 592). Ferner vgl. dazu die Texte bei C.A. Auberlen, Theosophie, 618 f f . 323 Für Oetinger läuft - wie f ü r Bengel - "alles in heiliger Schrift aufs Lezte der Stadt GOttes hinaus" (BEW, 569), wie es in O f f b . 21 f. beschrieben i s t . Hier t r i t t die Leiblichkeit der A u f e r s t e h u n g (vgl. 335 A. 319) voll zutage: es geht darum, "daß alles k ö r p e r lich solle h e r a u s gekehrt werden durch Christum, was in GOtt verborgen war" (BEW, 569). Diejenigen Aspekte, die Oetinger f ü r das 1000-jährige Reich wichtig gewesen sind, finden sich im Neuen Jerusalem, bezüglich der Universalität und Herrlichkeit aufs ä u ß e r ste ü b e r b o t e n , noch einmal wieder. Dies beschreibt Oetinger im 'Wörterbuch' im Artikel "Stadt GOttes = neu Jerusalem" (BEW, 569 f f . ) in Anlehnung an Bengels Erklärung von O f f b . Joh. 21 f . und erweit e r t durch eigene Erkenntnisse, die er über Bengel hinaus besitzt. Zum 'Neuen Jerusalem' bei Oetinger vgl. die A u s f ü h r u n g e n bei C.A. Auberlen, Theosophie, 635 f f . , und die dort wiedergegebenen Oetinger-Texte. 324 Wenn wir hier von der 'Apokatastasislehre im engeren Sinne' und vom 'Eschaton im engeren Sinne' bei Oetinger r e d e n , so ist dabei im Blick zu behalten, daß 'im weiteren Sinne' das gesamte System Oetingers als Apokatastasislehre bezeichnet werden könnte, insofern nämlich, als alle theologischen Loci mit der Apokatastasis zu tun haben.
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Vgl. oben, 80 f . F . C h r . Oetinger, BEW, 581 f . Vgl. dazu etwa: F . C h r . Oetinger, Theologia I, 146 und 149 f . : die Universalität der Gnade überbietet die Universalität des Falls. Zur Erklärung vgl. K . C h r . E . Ehmann in: F . C h r . Oetinger, LuB, 154, Anmerkung. Zu diesem Psalmzitat (Ps. 145, 9 f . ) vgl. oben, 327 A. 236. F . C h r . Oetinger, BEW, 192 f . Vgl. auch e b d . , 623: " . . . von der Unendlichkeit GOttes auf eine unendliche Verschuldung der Sünde schliessen, ist ein Hirn-Gespinst", dann "müßten alle Werke GOttes unendlich s e y n " ( e b d . , 623) und Gott wäre "wie wann ein Fuhrmann seine Pferde nicht mehr halten k a n " ( e b d . , 623 f . ) . - In diesem Sinne hat Oetinger noch in seiner letzten Schrift (Auflösung der 177 Fragen . . . ' , 1777) gelehrt: "Die Schrift weiß nichts vom ewigen Tod, er (sc. der Gottlose) stirbt nicht ewig, er kommt nach ausgestandenem Gericht wieder zum Leben" (SS II, 1, 364). F . C h r . Oetinger, BEW, 194 ( e b d . , 194 zeigt Oetinger auch, daß die rechte Exegese des von ihm über alles geschätzten "Salomo", und zwar von P r e d . 3, 14 f . , sein 'biblisches' Ewigkeitsverständnis u n t e r m a u e r t ) . Oetinger zieht e b d . , 194, ausdrücklich Bengel als Gewährsmann f ü r die Lehre von den begrenzten Ewigkeiten h e r a n : eine ganze Ewigkeit daure 2222 2/9 J a h r e , eine halbe Ewigkeit 1111 1/9 J a h r e . Dazu vgl. oben, 300 A. 139. F . C h r . Oetinger, Theologia I (Sylloge), 251; s . o . , 94. Zur Verwendung von Apg. 3, 21 als Beweiswort f ü r die Apokatastasis bei Bengel vgl. oben, 83 f . Oetinger deutet das e n t s p r e chend; vgl. dazu die oben, 118, angegebenen Stellen aus: F . C h r . Oetinger, Theologia I, 209 und Theologia I (Sylloge), 249. F . C h r . Oetinger, BEW, 683. Im Blick auf 1. Kor. 15, 20-28 sagt Oetinger, BEW, 623: "Der letzte Feind, der aufgehaben wird, ist der Tod; . . . dem Tod wird sein Stachel genommen werden, so muß also nothwendig auch alles, was Sünde heißt, . . . zerstört werden"; diese 'Aufhebung' und 'Zers t ö r u n g ' ist nach Oetinger aber nicht Vernichtung, sondern Verwandlung in der Apokatastasis (vgl. etwa e b d . , 623 f . ) . Zum großen Gewicht, das nach Bengel 1. Kor. 15, 20-28 zur B e g r ü n d u n g der Apokatastasis zukommt, vgl. oben, 83 f f . F . C h r . Oetinger, BEW, 683 . Ebd. , 683. E b d . , 683. Ebd. , 666. Diese Schrift findet sich in der Ehmann-Aus gäbe in: F. C h r . Oeting e r , SS II, 6, 443 f f . , a b g e d r u c k t . Im Folgenden wird sie nach der Urausgabe zitiert: F . C h r . Oetinger, Untersuchung (in Klammern jeweils die entsprechende Seitenangabe gemäß SS II, 6, 443 f f . )
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Einige wichtige Gedanken dieser Schrift von 1771 r e f e r i e r t Oetinger später im 'Wörterbuch' ziemlich ausführlich u n t e r dem Stichwort "Lästerung des heiligen Geistes": BEW, 389 f f . Vgl. zu dieser Preisarbeit auch die Äußerungen in: F . C h r . Oeting e r , LuB, 758, 761 f . , 762 Anmerkung, 764. F . C h r . Oetinger, Untersuchung, 5 (im "Vorbericht", e b d . , 3 f f . ; dieser ist in SS II, 6 nicht mit a b g e d r u c k t ) . F . C h r . Oetinger, U n t e r s u c h u n g , 53 (vgl. SS II, 6, 463). U n t e r s u c h u n g , 53 (vgl. SS II, 6, 462). U n t e r s u c h u n g , 53 (vgl. SS II, 6, 462). U n t e r s u c h u n g , 52 (vgl. SS II, 6, 462). U n t e r s u c h u n g , 53 (vgl. SS II, 6, 462). Untersuchung, 52 (vgl. SS II, 6, 462). Untersuchung, 52 (vgl. SS II, 6, 462). Untersuchung, 52 (vgl. SS II, 6, 462). F . C h r . Oetinger, U n t e r s u c h u n g , 54 (vgl. SS II, 6, 463). Oetinger sagt dort genauer: wegen der Unkenntnis des 'Vorsatzes der Äonen' hätten Missionare bewirkt, daß "den Indianern gotteslästerlich' v o r kommt , "was durch eine Philosophische Seuche den Europäern a u s gemacht d ü n k t " ( U n t e r s u c h u n g , 53 f . bzw. SS II, 6, 463). Damit spielt Oetinger auf eine Passage am Anfang seiner 'Untersuchung . . . " an: "Die Americanische Heiden kamen vor einigen Jahren nach Philadelphia, und wollten sich wegen der Religion b e s p r e c h e n . So bald sie gehört, daß die Christen eine unendliche Höllenstrafe s t a t u i r t e n , schien es i h r e r Leuchte des Gewissens so zuwider, daß sie sagten: wir haben genug Grund von euch abzugehen, weil ihr diese Gottesl ä s t e r u n g v o r g e b t " ( U n t e r s u c h u n g , 17; SS II, 6, 447). Diese Heiden haben also, am gesunden 'sensus communis' orientiert, sachgerechter geurteilt als die Christen mit ihrem falschen S c h r i f t v e r s t ä n d n i s ! Diese 'Indianergeschichte' hat Oetinger auch in einer seiner Epistelpredigten verwendet ( S S I , 1, 1 f . ) , um das übliche Argumentieren mit der ewigen Verdamnis zu u n t e r b i n d e n . Vgl. U n t e r s u c h u n g , 49 f f . (bzw. SS II, 6, 461 f f . ) . U n t e r s u c h u n g , 7 (vgl. SS II, 6, 443). U n t e r s u c h u n g , 10 f f . (vgl. SS II, 6, 444 f f . ) . Vgl. oben, 93. U n t e r s u c h u n g , 10 (vgl. SS II, 6, 444). Untersuchung, 10 (vgl. SS II, 6, 444). U n t e r s u c h u n g , 12 (vgl. SS II, 6, 445). U n t e r s u c h u n g , 12 (SS II, 6, 445). U n t e r s u c h u n g , 20 f f . (vgl. SS II, 6, 449 f f . ) . U n t e r s u c h u n g , 25 (SS II, 6, 451). U n t e r s u c h u n g , 21 f. (SS II, 6, 449). U n t e r s u c h u n g , 23 f . (vgl. SS II, 6, 450). Untersuchung, 23 und 24 (vgl. SS II, 6, 450).
- 339 Zu S. 140-144 365 U n t e r s u c h u n g , 25 f f . (vgl. SS II, 6, 451 f f . ) . 366 U n t e r s u c h u n g , 26 f . (vgl.. SS II, 6, 451). 367 Vgl. oben, 84. 368 Untersuchung, 32 f. (vgl. SS II, 6, 454). 369 Untersuchung, 30 (vgl. SS II, 6, 453). Vgl. zu Oetingers Verständnis der im Jüngsten Gericht verhängten 'ewigen' Höllenstrafen auch u n s e r e obigen Bemerkungen in 332 A. 283. 370 Untersuchung, 30 f . (SS II, 6, 453); vgl. auch U n t e r s u c h u n g , 32 (bzw. SS II, 6, 453 f . ) : "Es folgt aber aus 1. P e t r . IV. und aus Matth. XII., 31.32. nicht, daß diese Lästerung unendliche Strafe nach sich ziehe indem sie, wie man d e n k t , wider den unendlichen Geist GOttes anstosse: denn solche Lästerung lauft ja nicht wider die Gottheit, sondern wider das Heilige, das aus der Maria gebohren worden"; vgl. ähnlich in BEW, 392: "Es folgt aber nicht, daß diese Lästerung unendliche Strafe nach sich ziehe, sondern n u r biß sie den lezten Heller bezahlt haben" (zum 'letzten Heller' vgl. Bengels entsprechende Deutung: oben, 146). 370a Vgl. oben, 211 f f . 371 Das Omega steht bei Oetinger also symbolisch f ü r die Apokatastasis; vgl. dazu bei Bengel oben das zum Ά und O' Gesagte: 83. 372 Oetingers Lieblingspsalmstelle zur Apokatastasis, Psalm 145, 9 f . : vgl. oben, 327 A. 236. 373 F . C h r . Oetinger, Untersuchung, 32 (SS II, 6, 454). 374 Vgl. das oben, 325 A. 196, gegen R. Piepmeier, Aporien, Angeführte . 375 Untersuchung, 48 (SS II, 6, 460 f . ) . 376 E. B e y r e u t h e r , Geschichte, 284. 377 E b d . , 284. 378 F . C h r . Oetinger, BEW, 189. 379 Vgl. dazu oben, 123, f e r n e r 328 A. 246. 380 F . C h r . Oetinger, SS I, 1, 444 f f . 381 Vgl. oben, 121 f f . 382 F . C h r . Oetinger, SS I, 1, 445 f . 383 Zum Ά und O' vgl. oben, 339 A. 371. 384 F . C h r . Oetinger, SS I, 1, 452. 385 E b d . , 448. 386 Diese Predigt über Mk. 8, 19 mit dem Thema "Die unsichtbare Kraft Gottes, wie sie sich vermehrt, durch Jesum Christum" findet sich in: F . C h r . Oetinger, SS I, 5, 339 f f . Nach F . C h r . Oetinger, LuB, 807 f . , ist die 'Bergwerkspredigt' 1773 angefertigt worden. 387 Vgl. oben, Kap. IV, 1. c. 388 Vgl. dazu z.B. F . C h r . Oetinger, LuB, 317 f f . 389 F . C h r . Oetinger, SS I, 5, 340. 390 E b d . , 347.
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Übrigens haben bei Oetinger selbst die Planeten Anteil an der Apokatastasis: "Dieses Planeten-System ist das geschaffene und ausgebildete, aber auch in Distemperatur verfallene All, welches . . . v e r borgentlich r e g i e r t wird, bis durch den Cyclum der Aeonen auch diese unsere Planeten-Welt mit zur ganzen O f f e n b a r u n g und Einwohnung Gottes durch eine Todal-Wiedergeburt am Scheidungs-Tag und eine darauf in jenen Aeonen zum Ende laufende Apocatastasin gebracht w e r d e " (SS I I , 2, 308). Schließlich wird nach Oetinger die gesamte "Natur durch Christum wieder . . . i n t e g r i r t , und in ihren contrairen K r ä f f t e n harmonisirt, unificirt und in eins gebracht w e r d e n " ( F . C h r . O e t i n g e r , Philosophie I I , 165). L . P r ä g e r , Auslegungsprinzipien, 107 f f . E b d . , 118. E b d . , 118. E b d . , 118 f f . Die kirchenpolitische Brisanz muß Oetinger zeitweilig doch zu schaffen gemacht haben. C h r . G . Barth überliefert eine briefliche Äußerung Oetingers aus dem Jahr 1752, die lautet: "Das 'neueröffnete Cabinet' (später von Oetinger in: SS, 2, 6, 263 f f . besprochen) hat jemand gemacht, den man nicht erforschen kann. Ich habe ihn r e f u t i r t ; aber weil ich αποκαταστασιν allzu laut dazu brauche; so passirt es die Censur nicht, und muß in mscpto bleiben, bis ich f r e i e r w e r d e " (Originalien I I , 45). C . A . Auberlen, Theosophie, 650. E b d . , 654.
- 341 Zu S. 147-148 1
Bereits A. Ritsehl hat betont: "Daß Bengel eine Schule gebildet hat, ist zwar eine allgemein gangbare Annahme . . . ; allein dieselbe ist mindestens einer genaueren Bestimmung und Einschränkung bedürftig" (A. Ritsehl, Geschichte III, 84; vgl. e b d . , 84 f f . ) . Wenn man von einer 'Bengel-Schule' redet, darf das nicht statisch als festumrissene Größe vorgestellt werden. Bereits 1861 stellt H . v . d . Goltz in seinem Aufsatz über Bengel und seine Schule (Bedeutung, 460 f f . ) die Dynamik der von Bengel ausgehenden Wirkungen heraus: "Wenn wir die an Bengel sich anschließende Reihe württembergischer Theologen die Bengel'sehe Schule nennen, so ist das nicht so zu verstehen, daß sie die Ansichten des Meisters sich angeeignet und nur weiter ausgebildet hätten. Vielmehr bewegten sie sich nach ihren Gaben und Arbeiten viel freier gegenüber den einzelnen Meinungen ihres Meisters, als der zahlreiche Anhang Bengel's unter den Pfarrern und dem Volk des Landes" (ebd., 492). Zu Recht betont v . d . Goltz, daß - bei allen Vorbehalten gegen derartige Systematisierungen - zwei Typen von Anknüpfung an Bengel im 18. Jahrhundert zu unterscheiden sind: "Ueberblicken wir die Reihen dieser Theologen (sc. der 'Bengel-Schule'), so treten uns bei gemeinsamen Grundzügen doch gleich zwei Gruppen entgegen, welche anfangs nebeneinander hergingen, später aber sich nicht immer freundlich berührten. Die eine Gruppe, deren hervorragendste Vertreter zunächst J . F r . Reuß, D. Burk und F r . C h r . Steinhofer , später C.H. Rieger und M.Fr. Roos sind, blieb in den Schränken, die Bengel selbst eingehalten hatte. Die zweite Gruppe, die sich durch die Namen von F r . C h r . Oetinger, Ludwig Fricker, Ph.M. Hahn und des Bauern Michael Hahn kennzeichnet, . . . führte die Grundgedanken Bengel's zu einer weiteren systematischen Entwicklung" (ebd., 493). Entsprechend trennt F. Reiff (Bengel und seine Schule, 206 f f . ) die 'systematisch orientierten' Bengel-Schüler Oetinger, Ph.M. Hahn und Fricker (ebd., 236 f . ) von den vorwiegend an der Bibelerklärung orientierten (da werden genannt - ebd., 237: Burk, Roos und Rieger). - Vgl. zu dieser Einteilung in 'orthodoxe Bengelianer' und OetingerKreis noch: J . Trautwein, Religiosität, 35 ( f f . ) ; G. Mälzer, Bengel, 373; M. Brecht, Bengel und der schwäbische Biblizismus, 202 ff. (dort weitere Literatur). Einen Überblick über die 'Schüler Bengels' und ihre Unterschiede bietet auch: H. Hermelink, Geschichte, 249 ff. 2 Zu Roos vgl. H. Beck, Roos, 136 f . ; W. Claus, Väter II, 132 f f . ; H. Hermelink, Geschichte, 252 f. u . ö . ; H. Lehmann, Pietismus, 149 ff. u . ö . ; J . Trautwein, Theosophie, 71 f. Der ebd., 71 Α. 1 angegebene Titel v . H. Brattgard (Bibel och Människan i Magnus Friedrich Roos' Teologi. En Systematisk studie i wurttembergpietism. Studia Theologica Lundensia 10 (1955)) war uns leider nicht zugänglich. 3 In der sich herausbildenden Basler Christentumsgesellschaft, 1780 von J . A . Urlsperger gegründet, spielt M.F. Roos (und mit ihm eine 'Fraktion' württembergischer Freunde) eine einflußreiche (aber auch pro-
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blematische) Rolle. Vgl. zu Einzelheiten E. Staehelin ( H g . ) , Christentumsgesellschaft, 64 u . ö . (vgl. R e g i s t e r ) . Zu nennen sind in unserm Zusammenhang als wichtige Roos-Schriften: M.F. Roos, Auslegung der Weissagungen Daniels; M.F. Roos, Abhandlung ;M. F. Roos, Abhandlungen; M.F. Roos, Glaubens-Bekenntniß, M.F. Roos, Lehre und Lebensgeschichte Jesu Christi I und II; M.F. Roos, Glaubens-Lehre (zu den genannten Titeln und den hier zitierten Auflagen vgl. Literaturverzeichnis). Das Verständnis von Heilsgeschichte und Chiliasmus bei M.F. Roos geht aus der "Beilage von Magnus Friedrich Roos" besonders i n s t r u k tiv h e r v o r , die C.A. Auberlen, Daniel, 432 f f . (vgl. auch e b d . , 20 f . ) als Anhang bietet. Wie stark Roos der dischiliastischen Lehren Bengels verpflichtet i s t , ist auch aus dem Aufsatz "Vom tausendjährigen Reich" (M.F. Roos, Abhandlungen, 76 f f . ) , ersichtlich F . C h r . Oetinger, LuB, 802. E b d . , 802. Vgl. dazu W. Claus, Väter II, 138 f f . , sowie die zusammenfassenden Bemerkungen in: H. Lehmann, Pietismus, 123 f . , f e r n e r das oben in Α. 1 dieses Exkurses A u s g e f ü h r t e . Vgl. oben, 124 f f . M.F. Roos in: W. Claus, Väter II, 134 f . ; vgl. auch W. Hermelink, Reich, 234. Zu F . C h r . Oetinger, U n t e r s u c h u n g , und deren Bedeutung f ü r die Oetingersche Apokatastasislehre vgl. oben, 137 f f . M.F. Roos, Abhandlung, 90 f. E b d . , 90. E b d . , 90. E b d . , 90. E b d . , 90. Roos f ü h r t ( e b d . , 90 f . ) eine Reihe von Bibelstellen an, gemäß denen wenigstens die Begrenztheit des Sinns von 'ewig' "wahr i s t " ( e b d . , 91). E b d . , 91. E b d . , 91 (Hervorhebung von u n s ) . 'Bis auf den letzten Heller' im Zusammenhang mit der Apokatastasis wird a n g e f ü h r t bei J . A . Bengel, in: J . C h r . F . B u r k , Bengel, 360; vgl. J . A . Bengel, Gnomon, 43 (zu beiden Zitaten s . o . , 82 f . ) und bei F . C h r . Oetinger, SS I, 2, 15; BEW, 392 (dazu oben, 339 A. 370). M.F. Roos, Abhandlung, 91. M.F. Roos, Lehre und Lebensgeschichte Jesu Christi I, 260. Zu C h r . A . Crusius vgl. P. T s c h a c k e r t , Crusius, 344 f. Im gleichen J a h r (1776), in dem Roos ( s . o . ) auf Crusius 'Moraltheologie' z u r ü c k greift und sich auf die autoritativen "Worte eines berühmten Lehrers u n s e r e r Kirche" (M.F. Roos, Lehre und Lebensgeschichte Jesu Christi
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I, 261), nämlich Crusius, b e r u f t , äußert sich Oetinger entgegengesetzt zu Crusius: er s a g t , daß er von Crusius und von seiner 'Moraltheologie' nicht viel halte (in einem Brief von 1776 in: F . C h r . Oeting e r , LuB, 819 f . ) , daß er solche Kritik aber "habe bei seinen Lebzeiten (Crusius ist 1775 gestorben) . . . nicht wagen wolle" (LuB, 820). - Zu Crusius vgl. noch: M. B r e c h t , Bengel und der schwäbische Biblizismus, 202 f. Das lange Crusius-Zitat steht in: M.F. Roos, Lehre und Lebensgeschichte Jesu Christi I, 261 f f . E b d . , 261. Ebd. , 261. E b d . , 261. Vgl. zum Thema Zwischenzustand bei Roos A. Ritschis zutreffendes Urteil: "In . . . abgeschwächte(r) Art stimmt Roos dem Swedenborgschen Elemente in den Annahmen von Oetinger und Fricker zu" (Geschichte III, 157). E b d . , 261 f . E b d . , 262. E b d . , 262 f . E b d . , 263. Ebd. , 263. E b d . , 263. E b d . , 263. E b d . , 263. Ebd. , 263. Zum Folgenden vgl. J . Trautwein, Theosophie 71 f . , 309 f . , 360; f e r n e r : J . Trautwein, Religiosität, 35 f. J . Trautwein, Theosophie, 309 (vgl. e b d . , 360). E b d . , 309. E b d . , 309. Vgl. oben, 57 f . Vgl. oben, 58 f. J . Traut wein, Theosophie, 70. Ph.M. Hahn in: E . P h . P . Paulus, Ph.M. Hahn, 172 f . F . C h r . Oetinger, LuB, 802; s . o . , 148. J . Trautwein, Theosophie, 72 A. 2, v e r m e r k t , daß "Roos in der Zwischenzeit Prälat in Anhausen . . . , allerdings nicht auf Grund der Altdorfer Visitation" geworden war. J . Trautwein (Religion, 36) stellt zu Recht h e r a u s , daß diese Beförderung Roos' f ü r M. Hahn und den Weiterbestand seines Kreises eine günstige Fügung bedeutet h a t . Ph.M. Hahn in: E . P h . P . Paulus, Hahn, 173. M.F. Roos, Glaubens-Lehre, 167 f f . E b d . , 168. Diese Einschränkung ist auf die Betonung der Lehre von dem Zustand nach dem Tod bezogen, an der Roos prinzipiell festhält ( e b d . , 167 f . ) , wenn auch seiner Meinung nach davon "oft unrichtiges gedacht" ( e b d . , 168) und oft "von einem einzigen Fall der Schluß
- 344 Zu S. 153 aufs Ganze ohne Grund gemacht" ( e b d . , 168) wird. Das Thema Chiliasmus wird in Roos' 'Glaubens-Lehre' nicht erwähnt. 50 E b d . , 170. 51 Entsprechend beläßt es Roos dabei, zu konstatieren, daß Christi "Höllenfahrt große Folgen gehabt, und sein Name . . . dadurch in der Hölle b e k a n n t " geworden sei (ebd. , 122). Eine Weiterreflexion in Richtung auf einen Zusammenhang zwischen Höllenfahrt und Apokatastasis - wie bei Oetinger - unterbleibt bei M.F. Roos. - Ebenso bietet Roos in seiner Sündenlehre ( e b d . , 73 f f . ) keine 'eschatologische' Antwort auf die Frage: "wir leiden einen Schaden wegen u n s e r s ungehorsamen Stammvaters: soll dann aber dieser Schaden ewiglich währen? Soll er nicht wieder ersezt werden?" ( e b d . , 86). Für Roos' Zurückhaltung gegenüber dem Apokatastasisgedanken sind auch seine Aufsätze über Gottes Gnadenwahl nach Rm. 9-11 (Abhandlungen, 45 f f . ) über 1. Kor. 15, 22-28 ( e b d . , 83 f f . ) und über den Zwischenzustand ( e b d . , 475 f f . ) von I n t e r e s s e . 52 Übrigens hat schon A. Ritsehl e r k a n n t , daß hinsichtlich der Apokatastasis panton zwischen F . C h r . Oetinger und M.F. Roos ein Gegensatz b e s t e h t : Geschichte III, 157. 53 Zu Burk vgl. oben, 341 Α. 1, sowie: G. Mälzer, Bengel, 65 f . u . ö . ; W. Claus, Väter I, 297 f f . 54 Vgl. dazu etwa F . C h r . Oetinger, LuB, 802 (vgl. oben, 148): dort stellt Oetinger Roos wie Burk gleichermaßen als orthodoxe, k a r r i e r e orientierte Bengel-Nachfolger d a r ; ähnlich kritisch hat sich Oetinger schon zu Lebzeiten Burks über dessen Orthodoxie g e ä u ß e r t , so in einem Brief von 1764: "Unserm lieben Burk mag ich nicht widersprechen . . . . Inzwischen d ü n k t mich, Burk wolle sich, wie Zinzendorf, mit heimlicher Legitimation an den Orthodoxen beweisen. Er hat gewiß einen Fang von Zinzendorf bekommen" ( F . C h r . Oetinger, LuB, 668). Vgl. auch unten die nächste Anmerkung. 55 F . C h r . Oetinger, LuB, 668. Oetinger kritisiert ( e b d . , 668), daß Burk Ps. 88, 6 ("derer du nicht mehr gedenkest", e b d . , 668) als Belegstelle f ü r die Unendlichkeit der Höllenstrafen a k z e p t i e r t , wo doch Bengel in ganz andere Richtung gedacht habe: "Ich wundere mich, da Bengel zu Herrn Geheime-Rath Georgi gesagt: Wenn kein a n d e r e r Spruch wäre, als: es werden dir danken alle deine Werke, so bewiese er die Wiederbringung aller Dinge, Burk will sich aber nicht ansehen lassen, daß er dieses glaube" ( e b d . , 668). 56 Ph.M. Hahn, Die gute Botschaft vom Königreich Gottes, Eine Auswahl, h g . von J . Rößle, Zeugnisse der Schwabenväter Bd. VIII, Metzingen (1963). Dieser Auswahlband (wie die Reihe, in der er erschienen ist) will zwar nicht in e r s t e r Linie wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, sondern mit erbaulicher Ab zweckung das 'Erbe der Väter' wachhalten; trotzdem wird im Folgenden an einigen Stellen Ph.M. Hahn, Botschaft, zitiert, denn in diesem Auswahlband macht der Herausgeber J . Rößle,
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der sich als guter Kenner der Theologie Ph.M. Hahns ausgewiesen hat (vgl. J . Rößle, Ph.M. Hahn; z . T . wichtige Quellen werden e b d . , 179 f f . , in den "Beilagen" d a r g e b o t e n ; der hier zitierte Band von Rößle enthält dessen Dissertation von 1929, ist aber nicht seitenidentisch mit dem E r s t d r u c k derselben und in den 'Beilagen' e r w e i t e r t ) , mit einem Querschnitt der Gedanken Ph.M. Hahns und mit einigen schwer erreichbaren Hahn-Texten v e r t r a u t . Ansonsten sind hier an Quellen zu Ph.M. Hahn zu n e n n e n : Ph.M. Hahn, Vermischte theologische Schriften I bis IV; Ph.M. Hahn, Hinterlassene Schriften I und II; Ph.M. Hahn, NT; Ph.M. Hahn, E r b a u u n g s s t u n d e n . Wichtiges Quellenmaterial ist auch enthalten in: E . P h . P . Paulus, Ph.M. Hahn, sowie in: C h r . G . B a r t h , Originalien II, 72 f f . ; C h r . G . B a r t h , Originalien III, 52 f f . Um die wissenschaftliche Erschließung der Hahnschen Theologie und des damit v e r b u n d e n e n Wirkens haben sich neuestens M. Brecht und R . F . Paulus besonders verdient gemacht als Editoren von: Ph. M. Hahn, Tagebücher 1772-1777. Einige neu zugänglich gemachte Briefe Ph.M. Hahns finden sich bei: M. B r e c h t , Ph.M. Hahn in Onstmettingen, 214 f f . sowie bei: R . F . Paulus, Briefe von Ph.M. Hahn, 61 f f . Dazu vgl. oben, 110 und 321 A. 124. Zur Biographie Ph.M. Hahns vgl. noch: W. Claus, Väter II, 146 f f . M. Brecht in: Ph.M. Hahn, Tagebücher 1772-1777, Einleitung, 9. In Auswahl ist hier wichtige neuere Sekundärliteratur zu Ph.M. Hahn zu n e n n e n : M. B r e c h t , Ph.M. Hahn und der Pietismus, 101 f f . ; dieser Aufsatz stellt eindrücklich die Bedeutung Hahns f ü r das württembergischpietistische Gemeinschaftsleben d a r : " . . . Hahn hat u n v e r k e n n b a r schneller, s t ä r k e r und d i r e k t e r in die Breite gewirkt, als es BENGEL und auch noch OETINGER je gelungen i s t " ( e b d . , 111); f ü r die Zeit nach 1770 gilt im Blick auf den Pietismus im mittleren Neckarraum nach B r e c h t : "Die pietistische Expansion wurde vorangetragen vor allem von der jüngsten Gruppe u n t e r den württembergischen Pietisten, die fast alle irgendwie von OETINGER beeinflußt worden waren. Die Expansion ist gewiß nicht allein das Werk Hahns gewesen, aber er e r weist sich auf Dauer als die s t ä r k s t e Figur hinsichtlich der Lehre und ihrer Vermittlung in Wort und S c h r i f t " ( e b d . , 127). - Guten Aufschluß über die Art und Weite des Denkens und Wirkens von Ph.M. Hahn gibt M. Brecht besonders in: Ph.M. Hahn, Tagebücher 1772-1777, Einleit u n g , 9 f f . (zu den Tagebüchern vgl. auch: R. Breymayer, Impulse, 299 f f . ) - Auf einer anderen Ebene i n s t r u k t i v ist: A. Münz, Ph.M. Hahn. Dieses Buch will nicht in e r s t e r Linie theologischen A n s p r ü chen genügen, spiegelt aber sehr anschaulich die Vielfalt der Begabungen wider, die Ph.M. Hahn besessen hat und ist besonders eindrücklich durch den umfangreichen Bildteil ( e b d . , 105 f f . ) mit Erfindungen Ph.M. Hahns. - Sehr wichtig f ü r das Verständnis von Hahns heterodoxen Tendenzen, f ü r seine theologische Entwicklung, die ihn
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schließlich in die Nähe des Pantheismus f ü h r t , ist: R . F . Paulus, Genealogie Pietistica, 163 f f . E b d . , 167, wird das nicht s p a n n u n g s freie Lehrer/Schüler-Verhältnis zwischen Oetinger und Hahn sachgerecht zusammengefaßt (vgl. b e s . e b d . , 167 A. 17 sowie e b d . , 186 f f . ) Ph.M. Hahns Verhältnis zur Aufklärung e r ö r t e r t : K. Reichle, Wahrheiten, 154 f f . - Den uns besonders interessierenden Aspekt, Ph.M. Hahns Eschatologie, hat die neuere Forschung etwas vernachlässigt. Da ist zu verweisen auf die etwas älteren Werke: J . Rößle, Ph.M. Hahn, b e s . 125 f f . , sowie die - wenn auch weithin an der Oberfläche bleibende - Darstellung von: H. Rusche, Eschatologie, 139 f f . , b e s . 144 f f . K. Reichle (Wahrheiten, 155) betont richtig, daß der "Wille zu s y s t e matischer und universaler Erkenntnis . . . Hahns Denken" bestimmt: "Die t r a g e n d e Mitte dieses Systems ist die Lehre Jesu und seiner Gesandten vom Königreich Gottes; das ist der Grundgedanke der c h r i s t lichen Lehre" ( e b d . , 155). Ph.M. Hahn in einem Brief von 1781, in: E . P h . P . Paulus, Hahn, 258. Ph.M. Hahn in einem Brief von 1780, in: e b d . , 253. E b d . , 253. Ph.M. Hahn, Vermischte theologische Schriften II, 2. Vgl. besonders: Ph.M. Hahn, Vermischte theologische Schriften II und III, passim; Ph.M. Hahn, Tagebücher 1772-1777, passim (Register zu: 'Reich Gottes'). Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das von Hahn übersetzte und mit einigen Anmerkungen versehene Neue Testament, das 1777 gedruckt worden i s t . Diese Ausgabe, der Hahn den bezeichnenden Titel gibt: 'Die heilige Schriften der Guten Botschaft vom verheissenen Königreich, oder das sogenannte neue Testament' ist in zwei große Abteilungen gegliedert: 'Der heiligen Schriften der guten Botschaft vom verheissenen Königreich e r s t e r Theil. Welcher die Lebens-Geschichte JEsu von Nazareth . . . in sich erhält' ist der Evangelienteil (Ph.M. Hahn, NT, 1 f f . ) ; 'Der heiligen Schriften der Guten Botschaft vom verheissenen Königreich zweyter Theil. Welcher die Geschichten der e r s t e n von JEsu ausgesendeten Lehrer der Guten Botschaft . . . nebst ihren Briefen . . . und endlich eine besondere göttliche O f f e n b a r u n g von der Zeit und Art der Erfüllung der guten Botschaft von der verheissenen Ankunft JEsu und dessen Königreich in sich enthält' (Ph.M. Hahn, NT, 381 f f . ) ist der zweite Hauptteil (von Apg. bis O f f b . ) .
67 Ph.M. Hahn in einem Brief von 1780, in: E . P h . Paulus, Hahn, 259. 68 Ph.M. Hahn: e b d . , 260. 69 Zur Betonung der Bedeutung des Eph. vgl. b e s . Ph.M. Hahn, Vermischte Theologische Schriften I, passim, sowie die unten in A. 72 genannte wichtige F r ü h s c h r i f t . 70 Die Wertschätzung des Kol. d u r c h Hahn erfolgt a u f g r u n d der engen theologischen Verwandtschaft dieses Briefes mit dem E p h . ; wie Oetin-
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ger liebt Hahn den Heilsuniversalismus dieser beiden Briefe, der am deutlichsten in den beiden ähnlichen Stellen Eph. 1, 10 und Kol. 1, 20 Ausdruck findet. Zur Kol.-Exegese Hahns vgl. Ph.M. Hahn, Bots c h a f t , 142 f f . (Auszug aus: Ph.M. Hahn, Erbauungs-Reden über den Brief an die Kolosser, Winterthur 1780, 203 f f . ) . Mit der O f f b . hat sich Hahn von Anfang an als ein besonders an Bengel orientierter Theologe intensiv b e s c h ä f t i g t . Vgl. dazu etwa Ph.M. Hahn, E r b a u u n g s s t u n d e n , sowie die durch Rößle zugänglich gemachte Schrift von 1784: 'Plan zu einer neuen Erklärung der Offenb. J o h . ' in: J . Rößle, Hahn, 250 f f . Vgl. zu dieser Schrift auch R . F . Paulus, Genealogia Pietistica, 164 A. 2. Ph.M. Hahn, Fingerzeig zum Verständnis des Königreichs Gottes und Christi F r a n k f u r t / L e i p z i g 1774; im Folgenden zitiert nach: J . Rößle, Hahn, 192 f f . M. Brecht (Hahn und der Pietismus, 113 f . ) , erwähnt zu Recht, Eph. 1, 2-12 sei "einer von Hahns Lieblingstexten". Ph.M. Hahn, in: J . Rößle, Hahn, 193. Ph.M. Hahn: e b d . , 193. Ph.M. Hahn, in: J . Rößle, Hahn, 225. Ph.M. Hahn: e b d . , 224. Vgl. oben, 104 f f . Ph.M. Hahn, in: J . Rößle, Hahn, 209. Ph.M. Hahn: e b d . , 209. Ph.M. Hahn: e b d . , 209. Die Korrelation der Königreichs- und der Vorsatzlehre geht aus dem oben Gesagten bereits h e r v o r ; Hahn kommt oft auf diese Korrelation zu s p r e c h e n . Nur zwei Beispiele f ü r viele aus Predigten Hahns: "Die Hauptsache war das Königreich der Himmel, das nach dem Vorsatz Gottes auf Erden gepflanzt werden sollte" (Ph.M. Hahn, Botschaft, 92); "Wir sollen es deshalb u n s r e Hauptsache sein lassen, das Königreich Gottes, nämlich den Plan seiner Haushaltung und seines Vorsatzes zur Verherrlichung der Menschen, recht zu verstehen und zu v e r k ü n d e n . . . " (Ph.M. Hahn: e b d . , 86 f . ) . Vgl. auch Hahns Auslegung von Eph. 1, 10 in: Vermischte theologische Schriften I, 17 f . : a u f g r u n d von Eph. 1, 10 kann man "die gute Bottschaft des Königreichs" ( e b d . , 17) verstehen und einen "Begriff vom Königreich JEsu bekommen" ( e b d . , 18), wobei das Ziel des göttlichen Vorsatzes, das "Geheimniß seines Willens" ( e b d . , 15) sei: "es soll alles zusammen, was GOtt erschaffen h a t , ein einiges zusammenhangendes System, eine einige Person ausmachen, von deren JEsus, der Marien Sohn, von Nazareth, das Haupt sey" ( e b d . , 18). M. B r e c h t , in: Ph.M. Hahn, Tagebücher 1772-1777, Einleitung, 26. Vgl. etwa M. Brecht in: Ph.M. Hahn, Tagebücher 1772-1777, Einleit u n g , 9 und 25. Ph.M. Hahn ist u r s p r ü n g l i c h als t r e u e r Verfechter der Bengelschen heilsgeschichtlichen Chronologie "vom Anbruch des Tausendjährigen
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Reiches im Jahr 1836 fest ü b e r z e u g t " (J. Rößle in: Ph.M. Hahn, Botschaft, 24). In seiner Übersetzung des neuen Testaments (1777) etwa sagt Hahn, es sei mit Nachdruck auf "den Bengelischen Gnomon" zu verweisen, und er v e r s u c h e , bei der O f f b . "die Zeitfolge der enthaltenen Dinge, nebst seiner (sc. Bengels) Zeitrechnung u n verändert beyzubehalten" (Ph.M. Hahn, NT, Vorrede, Punkt 4). Später hat er zwar Bengel weiter geschätzt, von dessen Chronologie aber Abstand genommen. In einem Brief Hahns, zwei Jahre vor seinem Tod an Lavater geschrieben, wirft Hahn "unsern benglianern" v o r , daß sie "den guten Bengel f ü r u n t r ü g l i c h " halten; demgegenüber nennt Hahn Bengels "rechnung bodenloß" (Zitate nach: R . F . Paulus, Briefe von Ph.M. Hahn, 80). Vgl. oben, 100 f . , besonders auch 316 A. 65. Dazu vgl. E . P h . Paulus, Hahn, 209 f f . Ergänzend i n s t r u k t i v dazu: C h r . Kolb, A u f k l ä r u n g , 42 f f . sowie Hahns Brief an Lavater vom 3.5.1781 in: R . F . Paulus, Briefe von Ph.M. Hahn, 74 f f . Vgl. zum Verhältnis Oetinger/Hahn z.B. F . C h r . Oetinger, LuB, 804 f . u . ö . sowie die zusammenfassenden Bemerkungen zu diesem spannungsreichen Lehrer-Schüler-Verhältnis in: R . F . Paulus, Genealogia Pietistica, 167 (bes. A. 12) und die Tagebuchauszüge, e b d . , 186 f f . Auf den Einfluß von Herder auf Hahn und auf Hahns Neigung zum Pantheismus hat R . F . Paulus, Genealogia Pietistica, 163 f f . aufmerksam gemacht ( e b d . , passim, vgl. b e s . 165 f . , 171 f . , 174, 186 sowie die Tagebuchaus züge: 186 f f . ) . Soweit wir sehen, ist diesem Problem nirgends näher nachgegangen worden. Lediglich M. Brecht merkt einmal an, daß bei Hahn schließlich ein "Abgleiten in den Pantheismus" (Bengel und der schwäbische Biblizismus, 205) erfolgt sei. (Schon in einem Brief von 1778 vergleicht Hahn Bengels und Oetingers Denken mit der Herderschen Philosophie; vgl. E . P h . Paulus, Ph.M. Hahn, 225 f . ) . Daß von der Lehre von der Apokatastasis panton (die Ph.M. Hahn dezidiert v e r t r e t e n h a t : s . u . ) als Radikalisierung der Schritt zum Pantheismus nicht sehr groß i s t , sei hier n u r angemerkt. A. Ritsehl, Geschichte III, 156. Ebd. , 156. F . C h r . Oetinger, LuB, 807. Ph.M. Hahn in: E . P h . Paulus, Hahn, 224 f. M. B r e c h t , in: Ph.M. Hahn, Tagebücher 1772-1777, Einleitung, 28. K. Reichle, Wahrheiten, 156. E b d . , 161. E b d . , 161. Ebd. , 162. Ebd. , 162. E b d . , 1-62.
- 349 Zu S. 159-162 101 E b d . , 161. 102 Ph.M. Hahn, in: R . F . Paulus, Genealogia Pietistica, 220. 103 E b d . , 220. 104 E b d . , 220. Dieser Text aus Hahns Tagebüchern ist übrigens schon vor Paulus durch J . Rößle (Ph.M. Hahn, 176) zugänglich gemacht worden. J . Rößle kommentiert e b d . , 176, richtig: "Mit der Lehre vom Gericht vereinigt Hahn diejenige von der Wiederbringung aller Dinge". Eine weitere bezeichnende (bis dahin u n g e d r u c k t e ) Stelle zur Hahnschen Wiederbringungslehre f ü h r t Rößle ( e b d . , 146) aus Ph.M. Hahns Schriften an: "Christi Königreich ist der Anfang und U r s p r u n g der Schöpfung, es wird alles perfiziert . . . durch Christum und dem Vater herrlich und wiedergebracht dargestellt. Das ist das Ende des Königreichs Christi". 105 Ph.M. Hahn, in: J . Rößle, Hahn, (250 f f . ) , 256. 106 E b d . , 256. 107 Ph.M. Hahn, in: J . Rößle, Botschaft, 74. 108 Ph.M. Hahn: e b d . , 88. 109 Ph.M. Hahn, in: J . Rößle, Reich 131. 110 Ph.M. Hahn, Tagebücher 1772-1777, 143; 356; 413 f. 111 E b d . , 143. 112 Vgl. oben, 77 f f . 113 F . C h r . Oetinger, LuB, 807 (vgl. oben, 157). 114 Ph.M. Hahn. Tagebücher 1772-1777, 356. 115 Ebd. , (413 f . ) 413. 116 Vgl. J . A . Bengel, Gnomon, 115 (zu Mt. 19, 28) und den Verweis ( e b d . , 115) auf Apg. 3, 21 (zur Bedeutung von Apg. 3, 21 als Beweiswort f ü r die Apokatastasis nach Bengel vgl. oben, 83 f . ) ; auch nach Oetinger redet "Jesus . . . Matth. 19, 29. (sc. 28) von einer allgemeinen Wiedergeburt der Kreatur im Ganzen" (BEW, 684). 117 Ph.M. Hahn, Tagebücher 1772-1777, 413 f. Dieser Text findet sich schon in: C h r . G . B a r t h , Originalien III, 62. - Auch die bemerkenswerte Stelle aus Hahns Tagebuch vom 30.9.1787: "Es gibt eigentlich kein Böses in der Welt. Es ist notwendig, wenn mans recht v e r s t e h t . Und GOtt hat die Einrichtung schon gemacht, daß das Böse sich selbst aufheben ( s i e ! ) , abschleifen und zur Verherrlichung Gottes und besten in der Kreatur dienen muß" (zitiert nach J . Traut wein, Theosophie, 179), steht natürlich mit dem Apokatastasisgedanken in e n g s t e r Beziehung. 118 C h r . F . D . S c h u b a r t , Leben und Gesinnungen II, 255 (vgl. dazu auch H. Rusche, Eschatologie, 145, die auf diese Stelle anspielt). - C h r . F . D . S c h u b a r t , Leben und Gesinnungen II ist nicht n u r ein sehr eindrucksvolles biographisches Werk, sondern auch über weite Strecken (vgl. e b d . , 251 f f . ) eine einzige Lobeshymne auf Ph.M. Hahn, dem Schubart seine Bekehrung v e r d a n k t . Vgl. etwa e b d . ,
- 350 Zu S. 162-163 251 f . : "Aber der Kommandant (sc. Rieger) auf dem Hohenasperg brachte mir die Schriften des P f a r r e r Hahns. Ich kannte und bewunderte diesen Mann schon lange als einen der grösten Mechaniker u n s r e r Zeit; aber als eines Theosophen kannt' ich ihn noch nicht. Welch ein Staunen wandelte mich a n , als ich zu lesen b e g a n n , und in den Schriften dieses Mannes fast alles f a n d , was ich suchte. . . . 'Gefunden! g e f u n d e n ! ' - schrie ich mit größerem Entzüken, als jener Grieche, der d u r c h Zufall die Wasserwaag' e r f a n d " . Daß Schubart bei Hahn die nicht zuletzt Wahrheit über die Apokatastasis gef u n d e n h a t , daran läßt er gar keinen Zweifel (vgl. e b d . , 255 f f . , passim). Dieses Wissen um die schließliche Apokatastasis ist f ü r Schubert nach seinem Selbstzeugnis eine große Erlösung gewesen, denn: zuvor "fiel mir ausser und in meinem Kerker kein Sa ζ der christlichen Theologie abscheulicher auf, als der von der Unendlichkeit der Höllenstrafen. Unverstand und Grausamkeit haben diesen Saz ausgehekt, welcher der christlichen Religion weit schädlicher geworden, als alle Angriffe der Atheisten, Deisten, Naturalisten, Freigeister und Wizlinge" ( e b d . , 172; vgl. auch e b d . , 145, 171 f f . passim sowie das e b d . , 145 f f . Anm. genannte Schubartgedicht 'Satans Wiederkehr'; vgl. auch das e b d . , 266, Anm. genannte Gedicht 'Gottes ewiger R a t s c h l u s s ' ) . Uns ist kein Text aus dem w ü r t tembergischen Pietismus b e k a n n t , der so eindringlich die seelsorgerliche Bedeutung der Apokatastasis schildert wie C h r . F . D . Schubart, Leben und Gesinnungen II. Aufgrund seiner literarischen und p e r sönlichen Bekanntschaft mit Hahn weiß Schubart hinreichend, daß Gott sich in Christus offenbart h a t , um "alle Mistöne aufzulösen, alle Unordnungen, alle Zerrüttungen wieder herzustellen, und die abgeriss'nen Welten der Engel und Menschen, unter seinem Sohne, als ihrem höchsten Oberhaupte, wieder zu vereinigen" ( e b d . , 258). 119 Vgl. J . Rößle, Ph.M. Hahn, 63 f . (bzw. Ph.M. Hahn, Hinterlassene Schriften I, 116 f f . ) . 120 Vgl. die Tagebuchbemerkung Hahns am 6.10.1784: "Mittags kam Professor Schelling . . . und seine Frau und sein Sohn . . . " (in: R. F. Paulus, Genealogia Pietistica, 230, sowie J . Jantzens Bemerkungen zur Bekanntschaft zwischen Schelling und Ph.M. Hahn und zur Wertschätzung, die der junge Schelling Hahn entgegengebracht h a t , in: F.W.J. Schelling, Werke I, 33 f f . 121 F.W.J. Schelling, Werke I, 41 ( f f . ) . 122 Ebd. , 43. 123 E b d . , 44 (Hervorhebung von u n s ) . Daß Schelling offenbar die Bed e u t u n g der Apokatastasis in der Oetingerschule k e n n t , wird unten im Teil zu Pregizer angedeutet. 124 G. Müller, Pregizerianer, Sp. 539 (vgl. e b d . , 539 f . ) . 125 Zur gegenwärtigen Situation der Pregizerianer-Gemeinschaft vgl. neben dem in der vorigen Anmerkung angegebenen Lexikonartikel auch
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die Daten und Stichworte, die J . Trautwein, Übersicht über die pietistischen Gemeinschaften, 167 f f . , bietet. G. Müller, Pregizerianer, Sp. 540. G. Müller, Pregizer. In vielen seiner Arbeiten geht G. Müller besonders auf die Apokatastasis-Tradition ein, vgl. oben 17 f. Pregizers Schriften finden sich in: G. Müller, Pregizer, 171 f f . ; Müllers Textedition umfaßt über 400 Druckseiten, das sind "alle in kirchlichen und staatlichen Bibliotheken und Archiven vorhandenen Stücke sowie eine Reihe von Autographen, die sich in Privatbesitz befinden" (ebd. , 166). Vgl. dazu ebd., 49 ff. Ebd., 54 ( f . ) . E b d . , 165. Vgl. ebd. , 61 ff. Ebd., 165. Daß Pregizer als eine Hilfskraft für Oetinger gedient hat, geht aus einem Oetinger-Brief von 1776 hervor: F . C h r . Oetinger, LuB, 823. Vgl. dazu G. Müller, Pregizer, 70 ff. Vgl. dazu ebd., 75 ff. Vgl. dazu ebd., 95 ff. Ebd. , 118 ( f f . ) . Vgl. dazu e b d . , 105, 123 f . , 166; nach Müller ist "ab 1804 bei Pregizer eine nachweisbare deutliche 'Luther-Spur' bis 1820" (ebd., 124) zu verfolgen. Von der asketisch-ethischen Ausrichtung der Hahnschen Gemeinschaft wird unten 173 ff. die Rede sein. J . Trautwein, Theosophie, 255, betont, wie fremd M. Hahn das Pregizersche 'Freudenchristentum' gewesen ist: "Statt der Heiligung (sc. bei M. Hahn und den 'Hahnschen') steht bei dieser Richtung (sc. den 'Pregizerianern') der Dankesjubel der Erlösten". Dieser Gegensatz zwischen den 'Hahnschen' und Pregizer und seinen Anhängern geht besonders instruktiv hervor aus M. Hahns frühem Sendschreiben (von 1807) gegen die 'Pregizerianer', das sich veröffentlicht findet in: G. Müller, Pregizer, 553 f f . ; dazu vgl. auch Müllers Bemerkungen: e b d . , 128 f. G. Müller, Pregizer, 124. Pregizers Anhänger haben ihre Glaubensauffassung "in lustigen Melodieen . . . mit hüpfendem Rhythmus" (A. Ritsehl, Geschichte III, 186 f . ) zum Ausdruck gebracht; Ritsehl zitiert (ebd., 186 A . l ) eine bezeichnende Strophe: "Was giebt's Fröhlichers auf Erden, Als wie Christus sein so rein, Daß der Engel Reinigkeit Von der unsern absteht weit!
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Giebt's was Köstlichere hienieden, als sogar Sohn Gottes sein?" Schon 1807 hat M. Hahn k r i t i s i e r t , daß Glieder der konkurrierenden Gemeinschaft "sogar auf den Straßen schreyen: 'Juhe! j u h e ! ' " (M. Hahn, zitiert nach: G. Müller, Pregizer, 561). Vgl. b e s . G. Müller, Pregizer, 120 f. Zur Bedeutung der Taufe bei S t . Prätorius vgl. e b d . , 120. Die Wertschätzung der Taufe bei den 'Pre gizerianern' veranschaulicht: C. Grüneisen, Abriss, 138 f f . Daß die 'Pregizerianer' schon 1807 diesen Namen als Selbstbezeichn u n g gebraucht h a b e n , geht aus kirchlichen Akten h e r v o r : vgl. G. Müller, Pregizer, 130 A. 172. Zu den 'Seligen' vgl. auch die Darstellung in: C. Grüneisen, Abr i s s , 104 f f . Die genaue Herkunft der 'Seligen' ist noch im Dunkeln (vgl. G. Müller, Pregizer, 126 A. 154); mit Müller u . a . ist ( v g l . , e b d . , 126 f . ) anzunehmen, daß die gemeinsame Wertschätzung des Prätorius' und seiner 'Schatzkammer' die "Nahtstelle der Verbindung Pregizers mit den 'Seligen'" ( e b d . , 126) darstellt. Es ist also das den 'Seligen' eigene '"Freudenchristentum', das sich ganz und gar nicht in den Rahmen des württembergischen Pietismus einordnen läßt, letzten Endes auf einen Lutheraner des 16. J a h r h u n d e r t s (sc. Prätorius) z u r ü c k z u f ü h r e n . . . , der die Rechtfertigungslehre des Wittenberger Reformators so einseitig überbetonte und die mit der Gerechtsprechung des Gottlosen v e r b u n d e n e Freude und Beseligung so hoch p r i e s , daß daraus leicht eine libertinistische A u f f a s s u n g des c h r i s t lichen Glaubens entstehen konnte, was bei Pregizer nie, bei seinen 'Anhängern' aber vielfach der Fall war" ( e b d . , 166). Ebd. , 125. E b d . , 129; vgl. Müllers Bemerkung ( e b d . , 129 A. 170): "Es ist kaum wahrscheinlich, daß Pregizer sich von sich aus zum 'Haupt' der 'Seligen' gemacht h a t . Vielmehr d ü r f t e seine Verkündigung des 'Freudenchristentums' den 'Seligen' ein willkommener Anlaß gewesen sein, sich an einen kirchlichen Amtsträger anzuschließen und ihre Ablehn u n g Michael Hahns u n t e r die Autorität eines P f a r r e r s zu stellen". Man hat die 'Pregizerianer' sogar f ü r einen religiösem Fanatismus e n t s p r u n g e n e n Kindsmord, dem "Hallwanger Mord" 1808 verantwortlich machen wollen; dazu vgl. e b d . , 140 f f . Vgl. dazu e b d . , 135 f f . E b d . , 166; vgl. e b d . , 134 f . E b d . , 166; zu den Einzelheiten vgl. e b d . , 150 f f . Vgl. e b d . , 151 sowie 133 und 121 A. 124. Ebd. , 153. Diese zeitgenössische Kennzeichnung Pregizers aus seiner Gailsdorfer Zeit ist zitiert nach: G. Müller, Pregizer, 63 (vgl. e b d . , 63 f . ) .
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Der wichtige Brief Pregizers an Schelling ist ediert e b d . , 495 f f . Mit diesem Brief beschäftigt sich auch der Aufsatz: W.A. Schulze, Pregizer und Schelling, 179 f f . Schulze erschließt zu Recht aus diesem Brief, daß keineswegs "Oetingersche Gedanken bei Pregizer mehr am Rande" ( e b d . , 182) stehen: "sie gehören nach diesem Brief d u r c h a u s zum Zentrum seiner Theologie" ( e b d . , 182). 155 C h r . G . Pregizer an Schelling, in: G. Müller, Pregizer, 497. 156 C h r . G . Pregizer: e b d . , 497. 157 Schelling hat ohne Zweifel eine besondere Nähe zu Oetinger und dessen Schülern ( z . B . Ph.M. Hahn und Pregizer) b e s e s s e n . Der o . g . Brief gibt Kenntnis über Schellings persönlichen Kontakt mit Pregizer (vgl. zu diesem persönlichen Kontakt auch: W.A. Schulze, Oetingers Beitrag (213 f f . ) , 214 f . ; W.A. Schulze, Pregizer und Schelling, 179 f f . ) . Daß Schelling Ph.M. Hahn gekannt und geschätzt h a t , ist in dieser Arbeit bereits vermerkt (vgl. oben, 162). - Das Verhältnis Schelling - Oetinger, die Bedeutung des Oetingerschen theosophischen Pietismus f ü r den Schellingschen Idealismus, ist hier nicht weiter zu e r ö r t e r n ; viele damit zusammenhängende Fragen sind bis heute nicht hinreichend geklärt. Zuletzt hat sich eingehend damit b e f a ß t : R. Heinze, Bengel und Oetinger, 107 f f . Mit Vorbehalten kann man zu diesem Problemkreis verweisen auf: E. Benz, Schellings theologische Geistesahnen, sowie auf die ähnliche Arbeit: R. Schneid e r , Geistesahnen, passim. So wichtig das letztgenannte Buch f ü r das Verständnis des Verhältnisses Schellings zu Oetinger ist (vgl. z.B. G. Müller, Identität, 34 f . , 158 f f . ) , so kann man es doch nicht ohne große Vorsicht akzeptieren. Das u n t e r s t r e i c h e n die wichtigen Kritiken von J . Trautwein, Theosophie, 224 f . , 237 f . , 290 A. 19; R. Piepmeier, Aporien, 19 f f . und S. Großmann, Gottesvorstellung 22 f . - W.A. Schulze hat übrigens auf Schellings Verhältnis zur Apokatastasisvorstellung aufmerksam gemacht und in dem Zusammenhang die Oetingersche Apokatastasislehre erwähnt: W . A . Schulze, Einfluß Boehmes und Oetingers, 176 A. 31a; W.A. Schulze, Oetingers Beitrag, 223 (vgl. e b d . , 216). 158 Vgl. oben Kap. IV, l . d . 159 C h r . G . Pregizer, in: G. Müller, Pregizer, 173 f f . 160 C h r . G . Pregizer, in: e b d . , 182. - Pregizer fährt bei seinen Ausf ü h r u n g e n zur Eschatologie f o r t , er glaube an Christi baldiges Kommen "in der Herrlichkeit zum Gericht, und die damit v e r b u n d e n e Verherrlichung Seiner ganzen Reichs-Braut- und 'Erstlings-Gemeine' . . . " ( e b d . , 182). Pregizer nennt (wie Oetinger und Ph.M. Hahn) die Vorstellung von der eschatologischen Bevorzugung der Erstlinge, also derjenigen, die an der 'ersten A u f e r s t e h u n g ' teilhaben. Vgl. dazu b e s o n d e r s : C h r . G . Pregizer, 'Schriftmäßige Lehre von dem Himmel und seligen Stande derer die im Himmel sind' ( e b d . , 187 f f . ; passim; besonders 242 f f . ) .
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Nach G. Müller (Pregizer, 91) meint Pregizers Rede vom "'ganzen Vorsatz' . . . wohl ein umfassendes heilsgeschichtliches System", in diesem Begriff, so mußmaßt Müller, zeige sich "wiederum der enge Anschluß Pregizers an Oetinger und Böhme" ( e b d . , 91). Hier ist zu präzisieren, daß sich Pregizer mit seinem Ausdruck 'ganzer' bzw. 'allumfassender Vorsatz' offenbar der Oetingerschen Vorsatzlehre anschließt (vgl. oben, Kap. IV, l . d . ) ; Böhme kennt die f ü r Oetingers Eschatologie charakteristische Kombination von Heilsgeschichte, Vorsatz und Apokatastasis nicht: dazu vgl. etwa oben, 310 A. 37). Wenn Pregizer von dem "zur Beseeligung des Sünders geoffenbarten Gnadenrath Gottes nach seinem ganzen Umfang" redet (G. Müller, Pregizer, 105) oder davon, daß "Gottes längst entworfener Ratschluß geschieht" ( e b d . , 425), hat Pregizer auch des auf Apokatastasis abzweckenden Vorsatz im Blick. Im Folgenden werden noch mehrfach Stellen zitiert, an denen Pregizer vom Vorsatz s c h r e i b t . 1. Kor. 15, 28 (also das Bibelwort, das bei den P e t e r s e n s , bei Bengel, Oetinger und Ph.M. Hahn als Beweis wort f ü r die schließliche Apokatastasis immer wieder a u f t a u c h t ) bezeichnet f ü r Pregizer "das hohe Ziel, wohin das Mittleramt des Sohnes es ganz gewiß noch b r i n gen wird" (G. Müller, Pregizer, 251). Vgl. zur Bedeutung von 1. Kor. 15, 22-28 bei Pregizer auch e b d . , 313 f f . (auf diese Abhandlung Pregizers zu Apokatastasis gehen wir unten näher e i n ) . G. Müller, Pregizer, 160. Nach: G. Müller, Pregizer, 87, der sich bezieht auf: C h r . Palmer, Die Gemeinschaften und Sekten Württembergs, Tübingen 1877, 110 f . Palmer hat das 'Tagebuch' Pregizers noch selbst eingesehen. (Übrigens hat schon C. Grüneisen, Abriss, 111, v e r m e r k t , daß die "Hoffn u n g d e r Michelianer und Pregizerianer auf die Wiederbringung aller Dinge" sich entspricht - bei allen sonstigen Gegensätzen dieser beiden konkurrierenden Gemeinschaften). C h r . G . Pregizer, in: G. Müller, Pregizer, 321 f f . E b d . , 324 f . E b d . , 324. Ebd. , 324. Ebd. , 325. E b d . , 326. E b d . , 336. - Diese Stelle ist von besonderem Interesse: daß das 'Geheimnis' von O f f b . 10, 7, auf das Pregizer anspielt, f ü r die Bengelsche Eschatologie wichtig i s t , ist schon oben angeklungen (vgl. z.B. oben, 71 und 75). Pregizer stellt - wie das Zitat zeigt - eine Verbindung zwischen O f f b . 10, 7 und Apg. 3, 18-21 h e r : die Wiederb r i n g u n g von Apg. 3, 21 ist das Ziel des in O f f b . 10, 7 Verheißenen. Das entspricht ähnlichen Überlegungen zum Verhältnis von Chiliasmus und Apokatastasis im Zusammenhang mit Apg. 3, 21 bei Bengel und Oetinger (zu Apg. 3, 21 bei Bengel: s . o . , 83 f . ; bei Oetinger: s . o . , 118 und 136).
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Zum Pregizerschen Verständnis des neutestamentlichen Wortes 'ewig' vgl. auch in seiner Schrift 'Vom Zustande nahe dem Tode zur t r ö s t lichen Beruhigung der den frühzeitigen Tod i h r e r Kinder beweinenden glaubigen Eltern' (1806; G. Müller, Pregizer, 275 f f . ) : "Der Tod heißt nie ewig sondern hat seinen Termin, das ewige Leben aber heißt und ist ewig" ( e b d . , 306); wenig später ( e b d . , 307) heißt es von der eschatologischen Vollendung: "Da wird der Leib tausendfach gewonnen h a b e n , und alle Folgen des Falls. Rom. 5, 13-21. werden von dem Ocean der Gnade Gottes in Christo überschwemt und v e r s c h l u n gen, und der ganze Sündenfall mit Tod und Verwesung wird in laut e r Segen verwandelt seyn; und wie vorher der Tod geherrschet h a t , so wird nun das ewige Leben in Christo Jesu h e r r s c h e n . Aus dem Fluch wird eine unversiegbare Quelle des Lebens, . . . aus den T h r ä nen ewige Freuden e n t s t e h e n , und alles alles Leid viel 1000.fach compensirt und ersezt s e y n . " - Übrigens hat der Oetinger-Schüler Hartmann Pregizer vorgeworfen, daß bei ihm die postmortale 'Versöhnung' 'zu schnell' gedacht werde, d . h . daß Pregizer die Stufen nicht recht beachte (vgl. M. B r e c h t , Vom Pietismus zur Erweckungsbewegung, 354). C h r . G . Pregizer, e b d . , 311 f f . Ähnlich Frage 19 ( e b d . , 314): "Kann etwas ewig währen ohne alles Ende, was nicht von einem ewigen principio seinen U r s p r u n g h a t ? " Damit in Zusammenhang steht das in Frage 47 ( e b d . , 316) Ausged r ü c k t e : daß "die Strafe ihren Anfang und ihre Wurzel in der Sünde gefaßt, die ja in der Zeit entstanden und unmöglich ohne alles Ende währen k a n n " . C h r . G . Pregizer, e b d . , 313. Vgl. oben, 338 A. 351. C h r . G . Pregizer, in: G. Müller, Pregizer, 314. C h r . G . Pregizer, in: G. Müller, Pregizer, 315. C h r . G . Pregizer, e b d . , 316. C h r . G . Pregizer, e b d . , 316 f . C h r . G . Pregizer, e b d . , 317. Die beiden Oetinger-Schüler Pregizer und Ph.M.- Hahn haben - wie gezeigt - theologisch eine Reihe von Gemeinsamkeiten. G. Müller (Pregizer, 67 f. A. 28) bietet Hinweise und Erwägungen zur p e r s ö n lichen Bekanntschaft der beiden. Das dort Erwogene bestätigt sich durch die von Brecht und Paulus neu herausgegebenen Tagebücher (vgl. Ph.M. Hahn, Tagebücher 1772-1777, 50 f . u . ö . ; s . Register zu P r e g i z e r ) : Pregizer ist des öfteren mit Ph.M. Hahn zusammengewesen; seine Hahnkenntnis entstammt nicht n u r dessen S c h r i f t e n . C h r . G . Pregizer, in: G. Müller, Pregizer, 159. Als Spezialist und Kenner hinsichtlich historischer Fragen in Verbindung mit der Apokatastasis panton hat G. Müller diesen Sachverhalt natürlich gebührend hervorgehoben: Pregizer, 159 f. (vgl. e b d . , 160, A. 279).
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G. Müller, Pregizer, 160. regt an, auf "Verbindungslinien zwischen Petersen und seiner eigenen (sc. Pregizers) Wiederbringungslehre zu achten". 'Verbindungslinien' zwischen dieser Lehre bei Petersen und bei Bengel/Oetinger sind in dieser Arbeit schon vielfach zur Sprache gekommen. Es ist doch wohl mehr zu vermuten, daß Pregizer bei der Ausbildung seiner Apokatastasislehre primär von Bengel/Oetinger angeregt ist (so erwägt Müller e b d . , 160 A. 279), und die (sehr ähnlichen) Überlegungen bei den Petersens auf dieser Grundlage herangezogen h a t . Oetinger äußert sich zur Apokatastasislehre der Petersens z u r ü c k haltend: BEW, 683 ( s . o . , 136). C h r . G . Pregizer, in: G. Müller, Pregizer, 184.
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Η. Lehmann, Pietismus, 66 ( f f . ) . E b d . , 135 ( f f . ) . Vgl. oben, 341 A. 3. H. Lehmann, Probleme einer Sozialgeschichte, (166 f f . ) 169. E. B e y r e u t h e r , Geschichte, 334. Ebd. , 335. M. B r e c h t , Vom Pietismus zur Erweckungsbewegung, 347 f f . Ebd. , 347. E b d . , 347. - Auf die f ü r Württemberg charakteristische verhältnismäßig starke Kontinuität der Entwicklung des Pietismus zwischen 18. und 19. J a h r h u n d e r t , zwischen dem 'alten' Pietismus und dem d u r c h die Erweckungsbewegung g e p r ä g t e n , wird in der Fachliteratur des öfteren zu Recht hingewiesen, z.B. von E. B e y r e u t h e r , Erweckung (Sp. 621 f f . ) , Sp. 626. Vgl. auch E. B e y r e u t h e r , Erweckungsbeweg u n g , 38: die württembergische Erweckungsbewegung gehöre in die "ununterbrochene Tradition des schwäbisch-pietistisch gefärbten Biblizismus" hinein. Vgl. oben, 32 f . E. B e y r e u t h e r , Geschichte, 335, spricht bei M. Hahn zu Recht vom "bedeutendsten aller pietistischen Laienführer in Württemberg". M. B r e c h t , Vom Pietismus zur Erweckungsbewegung, 347. Ebd. , 347. H. Hermelink, Geschichte, 349. G. Müller, Hahn, Sp. 29. J . Trautwein kommt zu einem Urteil, daß dem in der vorigen Anmerk u n g genannten von G. Müller sehr ähnelt: "M. Hahn selbst wird d e s halb der 'Erzvater des schwäbischen Pietismus' g e n a n n t , weil er in Theologie, Leben und Nachwirkung gerade als Laie und nicht als Theologe originaler wirkt als selbst Oetinger oder Bengel" (Religiosität, 39). Daß dieses Urteil keineswegs übertrieben i s t , belegt Trautweins Dissertation d u r c h g e h e n d : J . Trautwein, Theosophie. Mit dieser Arbeit hat sich Trautwein das Verdienst erworben, das Werk M. Hahns als e r s t e r in sinnvoller Weise wissenschaftlich bearbeitet und der neueren Forschung erschlossen und nahegebracht zu haben. J . Trautwein, Theosophie, 258 ( f f . ) . Vgl. zum Projekt Korntal e b d . , 104 f f . , und die dort a n g e f ü h r t e n HahnTexte; auf das Thema Hahn und Korntal ist unten im Zusammenhang mit Hahns chiliastischer Naherwartung näher einzugehen. Im 19. J a h r h u n d e r t hat die Hahnsche Gemeinschaft ca. 20.000 Mitglieder b e s e s s e n ; vgl. J . Trautwein, Theosophie, 39 A. 2, sowie J . T r a u t wein, Hahn (107 f f . ) 107. Vgl. zur Kritik an Hahns Apokatastasislehre: C. Schmid, Wiederbring u n g , 109 f f . - Soweit wir sehen zum e r s t e n Mal wird in der S e k u n d ä r literatur Hahns Apokatastasislehre erwähnt in: C. Grüneisen, Abriss, (63 f f . ) 103 und 111. Am umfangreichsten hat im vorigen J a h r h u n d e r t
- 358 Zu S. 177-178 W.F. Stroh über Hahns Apokatastasislehre informiert, und zwar im gesamten dritten Teil seiner voluminösen Darstellung (W.F. Stroh, Lehre, 187 f f . , und besonders ebd. , 476 f f . ) . Strohs Arbeit ist der Versuch einer systematisch geordneten Sammlung von Hahn-Zitaten mit der Zielsetzung ( e b d . , 5 f . ) , innerhalb der Hahnschen Gemeinschaft sinnvoll zur Erbauung genutzt zu werden und gleichwohl "die Lehre Hahns in völliger, ungetrübter Objektivität" ( e b d . , 6) darzustellen. Berechtigte kritische Einwände gegen dieses Buch finden sich bei J . Trautwein, Theosophie, 46 f. In der Hahnschen Gemeinschaft (und darüber hinaus) ist Strohs Arbeit sehr wichtig geworden: das Buch ist 1965 als unveränderter Neudruck in der vierten Auflage in Stuttgart herausgekommen. 18
Auch im neueren Schrifttum der Hahnschen Gemeinschaft aus dem 20. Jahrhundert wird immer wieder die konstitutive Bedeutung betont, die die Apokatastasislehre für M. Hahns Denken besessen hat. Vgl. b e s . : (Hahnsche Gemeinschaft, H g . , ) Schriftauffassung. Dieses 75 Seiten starke Büchlein befaßt sich auf den ersten 45 Seiten mit Hahns Apokatastasislehre und zeigt die unzertrennbare Verknüpfung der Hahnschen Theologie mit dieser Lehre. Bezeichnend sind die einleitenden Bemerkungen: "Von größter Wichtigkeit ist es . . . für unser einstiges Los, daß wir schon hier vom Wesen Gottes die richtige Erkenntnis haben. . . . Mit der wahren und vollkommenen Erkenntnis Gottes hängt aber der Glaube an die Wiederbringung aller Dinge aufs innigste zusammen. Wir halten es darum für ein Bedürfnis unsrer Zeit, daß unsern Gemeinschaften die Wahrheitsauffassung M. Hahns von der Wiederbringung aller Dinge . . . in zusammenfassender Weise dargeboten wird" ( e b d . , 1 f . ) . Diese gleichermaßen historische wie erbaulichaktuelle Zielsetzung verfolgen in Bezug auf die Hahnsche Apokatastasislehre auch zwei weitere offiziöse Schriften der Hahnschen Gemeinschaft aus diesem Jahrhundert: (Hahnsche Gemeinschaft, H g . , ) Die Hahnsche Gemeinschaft I, 117 f f . , sowie: (Hahnsche Gemeinschaft Hg. J.M. Hahn, 58 f f . , bes. 86 f f . - Zu nennen ist schließlich noch: G. Lang, M. Hahn. Lang geht besonders e b d . , 236 f f . , auf die Apokatastasis ein.
19 Dazu vgl. oben, 357 A. 15. 20 Daß historische Sachverhalte, die den Lebenslauf M. Hahns betreffen, im Folgenden weitgehend außer acht bleiben, rechtfertigt sich aufgrund der überzeugenden kritischen Darstellung J . Trautweins, der hier nichts hinzuzufügen ist: vgl. Theosophie, 51 f f . 21 C. Schmid, Wiederbringung, 109. 22 Unserer Untersuchung über M. Hahn liegt folgende Quellenliteratur zugrunde: M. Hahn, Briefe von der ersten Offenbarung durch die ganze Schöpfung bis an das Ziel aller Dinge, oder das System seiner Gedanken, an Freunde der Wahrheit auf Begehren geschrieben, h g . von einer Gesellschaft Wahrheitsliebender Freunde, 2. vermehrte Auf-
- 359 Zu S. 178-179 läge, Tübingen 1839 (dieser Band - im Folgenden zitiert als: M. Hahn, S y s t . - enthält Briefe Hahns, in denen er sich im Zusammenhang zu allen Bereichen der christlichen Lehre, von der Schöpfungslehre bis zur Eschatologie, ä u ß e r t ) ; M. Hahn's Schriften, B d . 1-13, h g . von einer Gesellschaft Wahrheitsliebender Freunde, Tübingen 1819 ff. (im Folgenden zitiert als: M. Hahn, Sehr. 1 - 1 3 ) . Mit Ausnahme von M. Hahn, Sehr. 5, Sehr. 7 und Sehr. 11 (hier war uns jeweils nur die 2. Auflage zugänglich: Sehr. 5, Tübingen 1846; Sehr. 7, Tübingen 1849; Sehr. 11, Tübingen 1855), wird im Folgenden stets nach der Erstauflage zitiert (vgl. das Literaturverzeichnis). .Die Zitationsweise von M. Hahn, Sehr. 1-13 ist etwas kompliziert: Im Gegensatz etwa zu neueren Auflagen der Hahnschen Schriften aus diesem J a h r hundert , die in jedem Band von Seite 1 an fortlaufend durchpaginiert sind, unterteilen sich die hier zitierten Bände in Teilbände, in denen mehrfach von Seite 1 an durchnumeriert wird ( z . B . : Sehr. 1 hat drei Teilbände mit 204, 359 und 236 Seiten; Sehr. 2 hat zwei Teilbände; Sehr. 3 hat fünf Teilbände u s w . ) . Welche Seitenzahl bei u n s e r e r Zitation jeweils gemeint ist, geht hervor aus dem an die Bandzahl mit Schrägstrich angehängten römischen Ziffer ( S e h r . 1 /III, 25 z . B . meint die 25. Seite des dritten 'Seitensystems' im ersten B a n d ) . Damit in andern Auflagen als den hier verwendeten das Auffinden von Zitaten und Bezugsstellen erleichtert wird, ist hinter die römische Ziffer in Klammern - wo möglich - die Zahl des Briefes ( B r . ) oder der B e t r a c h tung ( B e t r . ) hinzugesetzt; sofern es sich um eine Zitatstelle aus Hahns fortlaufender Auslegung eines biblischen Buches handelt, steht die Kapitelzahl und - nach RGG abgekürzt - das biblische Buch zusätzlich in der Klammer: z . B . Sehr. 3/1 (4. B r . ; 2. Kor. 4 ) , 74. - Als Besonderheit ist noch zu nennen: die hier zitierte zweite Auflage von Sehr. 5 enthält zwar zwei Teilbände (jeder der beiden bietet eine fortlaufende Auslegung von Offb. 1 - 2 2 ) , aber dieser Band ist fortlaufend durchpaginiert; die e r s t e Offenbarungsauslegung ( d . i . Hahns s p ä t e r e ) findet sich in Sehr. 5/1, 1-694, die zweite ( d . i . die aus Hahns Frühzeit) in S e h r . 5/II, 695-1030; dabei wird in Sehr. 5/II, 695 ff. bei der Brief zählung wieder von B r . 1 an begonnen. 23
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Während etwa Bengel, Oetinger und Ph.M. Hahn auch Werke mit v o r wiegend 'weltlicher' Thematik (Geschichte, Philosophie, Naturwissenschaften u s w . ) verfaßt haben, die freilich allesamt einen Bezug zur heiligen Schrift haben, hat sich Hahn in seinen Schriften ausschließlich auf die Schriftauslegung konzentriert und sich daneben zu 'gelehrten' schriftlichen Äußerungen nicht imstande gesehen. Vgl. J . Trautwein, Theosophie, 276: "Hahn möchte nichts anderes als Schriftausleger sein, der mit allem Tun und Schreiben die Menschen zur Bibel, als dem eigentlichen Niederschlag des Handelns Gottes mit den Menschen, führen will." M. Hahn, Sehr. 3/III ( 2 9 . B r . ; Einführung K o l . ) , 16 f.
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In dem Zusammenhang nennt Hahn ( e b d . , 16) bezeichnenderweise als Beispiel für die von den Kritikern v e r d r ä n g t e n , aber biblisch begründeten Lehren die "von einem tausendjährigen Reich und von einer Wiederbringung aller Dinge"; beide Lehren dürfe man nun im Sinne der Bibel v e r t r e t e n , zumal das "Joch der Symbolen und der Orthodoxie" nicht mehr so hart sei ( e b d . , 1 6 ) . Hahn erwartet von seinen Lesern, wenn sie ihn verstehen wollen, daß sie die Bibel so gut wie auswendig gelernt haben: vgl. Sehr. 4/II (23. B r . ; Hebr. 1 2 ) , 723; vgl. auch Sehr. 4/II (18. B r . ; Hebr. 1 ) , 38, und Sehr. 4/II (34. B r . ; Hebr. 7 ) , 356. M. Hahn, S e h r . 3/II (14. B r . ; Einführung E p h . ) , 15. E b d . , 14. - Vgl. zu Hahns Aussagen in diesem Zitat die sehr ähnlich lautenden Sätze Oetingers; SS II, 2, 157; dazu s . o . , 93. M. Hahn, Sehr. 3/II (14. und 15. B r . ; Einführung E p h . ) , 7 ff. Ganz ähnlich wird die Brüdergemeine zum Thema übrigens in: Sehr. 3/III (31. B r . ; Einführung K o l . ) , 47 ff. - Daß Hahn bei der Einführung sowohl zum Eph. als auch zum Kol. die Brüdergemeine 'aufs Korn' nimmt, ist nicht zufällig, denn für Hahns eschatologischen Universalismus, der in der Brüdergemeine beargwöhnt wird, spielen die beiden ähnlichen Briefe Eph. und Kol. , wie noch zu zeigen i s t , eine gewaltige Rolle. M. Hahn, Sehr. 3/II ( 1 4 . B r ; Einführung E p h . ) , 22. Hahn schärft in seiner Einführung zum Eph. in den beiden Briefen, die von der Auseinandersetzung mit der Brüdergemeine handeln, immer wieder ein, daß die Ordnung der Gemeine vorbildhaft sei: v g l . Sehr. 3/II (14. B r ; Einführung E p h . ) , 16, 19, 21 f . ; ebd. (15. B r . ; Einführung E p h . ) , 28, 31, 35 f . , 38. Hahn geht es bei seinem Plädoyer für den Zusammenhang der Schriftwahrheiten stets um das 'Ganze' der Wahrheit, wie es seiner Meinung nach in der Schrift authentisch bezeugt ist. Dieses 'Ganze' im Zusammenhang in den Blick zu bekommen, bringt nach Hahn die Einheit der Kinder Gottes voran. So sagt er in Sehr. 12/1 (47. B r . ) , 331: die biblischen Lehren "machen alle zusammen ein Ganzes aus, und d e r , welcher am meisten Ganzes h a t , der hat am meisten und am besten Grund, und hat mehr r e c h t , als alle, denn er wird nicht nur in eine und e t liche , sondern in alle Wahrheit geleitet, und das darum, weil er am getreusten bey der Lehre Jesu geblieben und sich ganz genau nach d e r selben gerichtet hat. Hätte jede Gemeinde einen solchen Mann zum Führ e r , Lehrer oder Vorsteher, so würde es bald eine Vereinigung geben können". - Auf der anderen Seite führt Nichtbeachtung des biblischen Zusammenhangs zur Sektiererei, die Hahn v e r a b s c h e u t ; nach Hahn ist die Bibel, wie er in Sehr. 4/II ( 3 4 . B r . ; Hebr. 7 ) , 359, a u s f ü h r t , "ein System von Wahrheiten, das keinesfalls zerstükelt soll betrachtet werden. Darum . . . begehret nicht Bruchstücke zum wahren Verstand zu nehmen, denn nur Sektirer haben Bruchstücke g e r n " .
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Μ. Hahn, Sehr. 3/II (15. B r . ; Einführung E p h . ) , 37; ebenso: e b d . , 27. Vgl. e b d . , 32 f . : "Ich will lieber ein Schüler des hocherleuchteten Apostels und Gesandten J e s u , nemlich des Paulus seyn . . . , dann ob er schon zu den Corinthern sagte: Er wolle unter ihnen nichts als den Gekreuzigten wissen, so hat er von eben diesem Gekreuzigten viel Herrliches zu beschreiben gewußt in allen seinen Briefen". Letzteres wird in der einseitigen Kreuzestheologie der Brüdergemeine nach Hahns Meinung nicht genügend berücksichtigt. Z . B . bleibt nach Hahn den Herrnhutern des Paulus universale Christologie nach Eph. und Kol. ( s . o . , 360 A. 30) verschlossen. M. Hahn, Sehr. 3/II (15. B r . ; Einführung E p h . ) , 30; vgl. zu Hahns Kritik am 'dauerndes Grundlegen' etwa auch: S e h r . 4/II (31. B r . ; Hebr. 6 ) , 285 f f . , sowie das e b d . , 303 f f . , angefügte Lied "von den Vollkommenheitslehren". M. Hahn, Sehr. 3/II (15. B r . ; Einführung E p h . ) , 43. E b d . , 40; vgl. dazu Hahns ausführliche Bemerkungen e b d . , 37 ff. Nach Hahns Beurteilung der Reformation ist die im 16. Jahrhundert erreichte 'Glaubens- und Gewissensfreiheit' ein sehr hohes Gut; auf diese 'Glaubens- und Gewissensfreiheit' kommt Hahn immer wieder zu sprechen (dazu vgl. J . Trautwein, Theosophie, 242 f f . ; auf Hahns Gewissensbegriff ist unten einzugehen). M. Hahn, Sehr. 3/II (15. B r . ; Einführung E p h . ) , 40. E b d . , 29. E b d . , 41. - An anderer Stelle sagt Hahn in seiner Auseinandersetzung mit der Brüdergemeine ( S e h r . 3/II (14. B r . ; Einführung E p h . ) , 17), er vermisse in dieser "nach allen Gotteswahrheiten hungernde Seelen", die "in ihren Lehren mehr das ganze Wort Gottes ins Licht zu stellen trachten, auch mehr vom Vorsatz Gottes beleuchten, . . . und etwa auch nach Anleitung der Texte vom Zustand nach dem Tode und den letzten Dingen anbringen". - Dabei weiß Hahn wohl, wie er am Ende seines Abschnitts über die Brüdergemeine schreibt: Sehr. 3/II (15. B r . ; Einführung E p h . ) , 43, "daß Lehren, wie die vom tausendjährigen Reich, von der Wiederbringung aller Dinge, von einer Reinigung der Seele nach dem Tod, dem Mißbrauch unterworfen seyn" und "daß laut der Confessionen, jene angezeigten Lehren . . . verkezert und verworfen seyn. Da sie es aber nicht seyn von der heiligen Schrift, ist man überzeugt, daß man sich mehr an diese als an jene zu kehren h a t " . Ebd. schließt Hahn die Bemerkung an, diese Kritik an den Bekenntnisschriften (bes. CA 17) sei gerade im Sinne der Reformation, die sowohl das sola scriptura als auch die Glaubensfreiheit wieder auf den Leuchter gestellt habe. Vgl. die obigen Ausführungen zum Inspirationsverständnis Bengels (oben, 65) und Oetingers (oben, 97 f . ) . Entsprechend kennt Hahn die Mannigfaltigkeit der biblischen Zeugenworte und die Verschiedenartigkeit des Zeugnisses, das erst zusammengenommen
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Zu S. 182 das Ganze ausmacht: Gott hat sich jeweils des sehr unterschiedlichen Naturells der biblischen Autoren und dementsprechend verschiedener Offenbarungsweisen bedient; dazu vgl. Sehr. 4/II (18. B r . ; Hebr. 1), 41 f. 43 Wie Hahn im einzelnen die O f f b . v e r s t e h t , wird unten in Kap. V, 2. näher e r l ä u t e r t . Hier n u r im Vorgriff einige grundsätzliche Äußerungen zu Hahns Stellung zu diesem Buch: O f f b . enthält "eine hohe und tiefe, aber auch von den meisten andern abgesonderte, heilige O f f e n b a r u n g " ( S e h r . 5/1 (9. B r . ; O f f b . 3), 132), in der O f f b . s t e h t , "was der Sohn wissen muß, wenn Er den ganzen Plan Gottes a u s f ü h r e n soll" ( e b d . , 132), und insofern ist die O f f b . als "eine nothwendige O f f e n b a r u n g . . . den wahren Knechten Jesu . . . unentbehrlich" ( e b d . , 132). Hahn sagt in Sehr. 5/1 (25. B r . ; O f f b . 17), 539: "Wer diese O f f e n b a r u n g nicht v e r s t e h t . . . , ist schwerlich Gottes Kind"; f ü r ihn selbst ist die E r f o r schung dieses Buches die "Lieblingsbeschäftigung" ( S e h r . 5/1 (19. B r . ; O f f b . 15), 892). - Wie sehr Hahn ein biblisches Buch (oder gewisse Gedankengänge darin) schätzt, kann man immer auch quantitativ aus dem Platz e r s e h e n , den Hahn der entsprechenden Auslegung in seinen Briefen und Betrachtungen einräumt; die O f f b . hat er gleich zweimal behandelt: in einer f r ü h e n Auslegung ( S e h r . 5/II) und in einer späten ( S e h r . 5/1). - Erwähnt sei hier b e r e i t s , daß bei Hahn J a k . 3, 6 sowie Ez. 1 und 10 (jeweils ähnlich wie bei Oetinger . s . o . 314 A. 54 - theosophisch gedeutet) eine große Bedeutung haben, und daß neben der Sonderrolle der O f f b . Paulus, und zwar - N.B. - als Autor von E p h . , Kol. und H e b r . , f ü r Hahn überaus wichtig i s t . Zum Ganzen vgl. die trefflichen Bemerkungen bei J . Trautwein, Theosophie, 264 f . - In S e h r . 4/II (34. B r . ; Hebr. 7), 356, sagt Hahn, "daß es so keine vorzügliche J e s u s k e n n e r jemals gegeben h a t , wie Paulus und Johannes waren . . . Ich gestehe, daß ich, nebst Gott, diesen t h e u r e n Wahrheitszeugen auch mein Gottes- und J e s u s - E r k e n n t n i ß allermeistens zu verdanken habe. . . . Dazu daß mir alle Gottes- und Wahrheitszeugen t h e u e r , wert und hoch geachtet s e y n : werde ich . . . nicht erst beweisen müssen; daß es aber Paulus und Johannes vorzüglich s e y n , kan ich wol eingestehen". 44
Ein besonders eindrücklicher Beleg d a f ü r ist ein f r ü h e r Brief Hahns aus dem Jahr 1788: "Ermahnung und Zurechtweisung wegen Bengel's, Ph. Matth. Hahn's und Oetinger's S c h r i f t e n " , in: Sehr. 11 /I (133. B r . ) , 754 f f . Darin beklagt Hahn: "Es thut mir leid, daß ich h ö r e , wie ihr des seligen Oetingers Schriften nimmer leset . . . " ( e b d . , 754). OetingerSchrifttum sei der rechte Lesestoff f ü r "geistlichgesinnte(n) L e u t e ( n ) , . . . die nicht in dem Cirkel der Orthodoxen e i n g e s p e r r t " sind und "denen es um etwas Ganzes zu t h u n " (beide Zitate: e b d . , 755) ist; "schöne Einsichten vom Hause und der Oekonomie" ( e b d . , 755) Gottes vermittelt "ein Oetinger oder ein Hahn oder ein Bengel" ( e b d . , 755). Hahn zeigt sich " b e t r ü b t , daß Hahnsche, Oetingersche und Bengelsche Schriften
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ziemlich beiseite gesetzt werden" ( e b d . , 756), und er drückt seine Verbundenheit mit diesen drei württembergischen Pietisten so a u s : "Ich sage nicht, daß diese Männer mit ihren Schriften eure Heilande und Seligmacher seyn sollen, und will sie euch auch keineswegs aufd r i n g e n ; auch halte ich solche noch lange keiner Bibel gleich. Ich schreibe n u r deswegen, weil ich hieraus e r k e n n e , wie ihr nicht mehr ihres und meines Sinnes seid; denn wenn ihr ihres und meines Sinnes wäret, würden ihre Schriften nicht beiseite gesetzt . . . " ( e b d . , 756). Besonders M. Hahn, S e h r . 10 bis 13 enthalten Briefe Hahns, in denen er - bunt gemischt - sich zu verschiedenen Fragen von Ratsuchenden äußert. Hahns f r ü h e 'Betrachtungen' ( S e h r . 6 bis 9; letztlich gehören dazu auch die Briefe in: S e h r . 5/II) weisen einen Unterschied auf zu den späteren fortlaufenden Exegesen von biblischen Büchern in 'Briefen' (in: S e h r . 2 bis 5); es ist im Laufe von Hahns Entwicklung eine immer 'schriftgemäßere' Darstellung seiner Gedanken zu beobachten. Vgl. dazu auch J . Trautwein, Theosophie, 275 f . Vgl. dazu J . Trautwein, Theosophie, 262 f . - Im Blick auf die Übersetzung der Urtexte, die Einleitungsfragen zu den biblischen Büchern sowie deren Einteilung folgt Hahn seinen wissenschaftlich gebildeten Landsleuten; in Sehr. 4/1 (11. B r . ; Tit. 1), 216, etwa heißt e s , er akzeptiere die "Eintheilung der Gelehrten, des sei. Bengels, (sc. Ph. M.) Hahns und (sc. K . F . ) Hartmanns, d e r e r Testamente und Texte wir benuzen, da wir sie f ü r die besten halten können". M. Hahn, S e h r . 4/II (31. B r . ; Hebr. 6), 298. Hahns Kritik, die Bibel sei kein "Schazkästlein", erinnert an Bengels und Oetingers Kritik, daß die H e r r n h u t e r aus der Bibel ein bloßes 'Spruchkästchen' machten (vgl. oben, 313 A. 52). M. Hahn, S e h r . 4/1 (7. B r . ; 2. Tim. 1), 141 f . M. Hahn, Sehr. 3/III (32. B r . ; E i n f ü h r u n g Kol.), 70. Vgl. zu Bengel oben, 66 f . ; zu Oetinger oben, 99 f . M. Hahn, Sehr. 3/V (49. B r . ; 1. T h e s s . 5), 106. Vgl. zur revelatio continua auch J . Traut wein, Theosophie, 210 f. (zu Parallelen zwischen Hahn, Bengel und Oetinger diesbezüglich: ebd.", 210 A.50). M. Hahn, S e h r . 4/II (18. B r . ; Hebr. 1), 36. Ebd. , 36. Zu Oetingers A u f f a s s u n g vom sensus communis vgl. oben, 307 A. 24 und 102 f . u . ö . - Hahn denkt ganz ähnlich vom sensus communis. J . Traut wein sagt richtig, daß der "Oetingersche sensus communis, den auch Hahn übernimmt sich . . . mit dem (sc. von Hahn) häufiger benützten Begriff des Gewissens oder des Wahrheitsgefühls d e c k t " (Theosophie, 237). - Die Vielzahl von Stellen, an denen Hahn auf seinen Grundbegriff des Gewissens (bzw. des sensus communis oder des 'allgemeinen Wahrheitsgefühls') zu sprechen kommt, ist hier nicht an-
- 364 Zu S. 184-185 zuführen (einige weitere Stellen werden in den folgenden A u s f ü h r u n g e n zu Hahn noch zu nennen s e i n ) . Hier beschränken wir uns vorweg auf einige wenige Zitate, die eine Vorstellung von der Eigenart des Hahnschen Verständnisses von Gewissen zu geben vermögen. Es ist f ü r Hahn "Sensus communis . . . das allgemeine und unverdorbene Wahrheits-Gefühl, in Licht und Wahrheit liebenden edlen Menschen-Seelen" ( S e h r . 12/1 (90. B r . ) , 655). Nach Hahn ist "in dem Falle des Menschen fast alles verdorben worden" ( S e h r . 4/1 (13. B r . ; Tit. 2), 255; Hervorhebung von u n s ) . Geblieben ist der sensus communis, ein "Sensorium, darinn Gott dem Menschen noch beikommen k a n n " ( e b d . , 256); es ist "dasselbe Organum und Sensorium . . . das Gewissen oder das Wahrheits- Rechts- und Lichtsgefühl; oder auch das göttliche Mitwissen, das Gesetz im Gemüthe, nämlich in der ewigen, unsterblichen Creatürlichkeit, und ist keine Menschenseele, welche der alles d u r c h gehende, allgegenwärtige, ewige Geist in demselben ewigen Organe beikommen könnte; daher das Verklagen oder Enschuldigen bei u n g e r e c h ten Handlungen selbst auch in der Seele der Heiden . . . " ( e b d . , 256). - Hahn betont übrigens selbst, wie nahe er mit seiner A u f f a s s u n g vom allgemeinen Wahrheitsgefühl bzw. vom Gewissen bei Oetinger s t e h t ; vgl. S e h r . 12/1 (17. B r . ) , 121; von Interesse ist in dem Zusammenhang der gesamte 17. Brief: "Vom gut regulirten Gewissen und Wahrheitsgefühl, und wie dasselbe v e r d e r b t werden könne", e b d . , 120 f f . , und auch der e b d . , 125 f f . , anschließende 18. Brief. 57
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Vgl. zu diesen drei Offenbarungsweisen etwa auch M. Hahn, Sehr. 9/1 ( B e t r . 12; 1. Kor. 3), 264, wo Hahn a u s f ü h r t , der Mensch erkenne "die Stimme Gottes in der Natur, durch sein Gewissen, auch d u r c h s Wort". M. Hahn, S e h r . 4/II (22. B r . ; Hebr. 2), 113 f . M. Hahn, S e h r . 12/1 (53. B r . ) , 374. Anstelle einer Fülle von Belegen zu den genannten 'Büchern' sei hier n u r auf eine besonders wichtige Stelle verwiesen, in der sich Hahn zum Thema der außerbiblischen O f f e n b a r u n g , und zwar a u f g r u n d von Rom. 1, 18 f f . , ä u ß e r t : Syst. (7. B r . ) , 167 f f . In diesem Brief kann Hahn "mit Schriftsinn und mit Schriftworten beweisen" ( e b d . , 172), daß "Gott aus der Natur, nemlich aus dem großen Schöpfungsb u c h , so wie aus dem Buch des menschlichen Gewissens erkannt und gelesen werden k a n n " ( e b d . , 170). Ein bezeichnender Kernsatz aus diesem Brief über Rom. 1 lautet: "Ja, Gott kann erkannt werden ohne schriftliche oder mündliche O f f e n b a r u n g , aber freilich nicht so ganz und rein, wie aus der heiligen S c h r i f t . Wenn aber gar keine Erkennt niß Gottes (sc. außerhalb der Bibel) möglich wäre, ey so wäre kein Melchisedek, keine Magier oder Weisen aus den Morgenländern, keine Zoroasters, keine Hippocrates, Aristoteles, Senecas und andere weise Heiden" (ebd. , 168). Vgl. oben, 102, f e r n e r 318 A. 79.
- 365 Zu S. 186-188 62 F . C h r . Oetinger, SS II, 4, 51. 63 F . C h r . Oetinger, Selbstbiographie, 66. 64 F . C h r . Oetinger, BEW, Vorrede (unvollständig paginiert, 5. T e x t s e i t e ) . 65 Zu Hahns Zustimmung zu Oetingers sensus communis-Lehre vgl. oben, 363 A. 56; zu Hahns Zustimmung zu Oetingers Schriften insgesamt vgl. oben, 362 A. 44 - In S e h r . 4/II (31. B r . ; E i n f ü h r u n g Kol.), 48, sagt Hahn, die Brüdergemeine verketzere "solche edle Gottesmänn e r , denen ich bei weitem das Trinken nicht reichen d a r f " , und als Beispiel wird (neben J . Böhme und Ph.M. Hahn, e b d . 48) "ein Oeting e r " ( e b d . , 48) genannt; dieser gehört zu denen, von denen M. Hahn "gewiß weiß, daß sie göttlich erleuchtet waren" ( e b d . , 48). Oetinger zählt nach Hahn mit Sicherheit zu den Auserwählten, die der 'ersten A u f e r s t e h u n g ' teilhaftig sein werden ( S e h r . 5/1 (27. B r . ; O f f b . 19), 589) und zu den "vom Geist Gottes am meisten ausgezeichneten Menschen" ( S e h r . 4/1 (18. B r . ; Hebr. 1), 35). Wichtiger aber als Hahns gelegentliche Nennung von Oetingers Namen in den Briefen ist die Parallelität beider in Bezug auf den Duktus in ihrem theologischen Denken, aber auch die bezeichnenden Eigenakzente Hahns gegenüber Oetinger. Auf beides wird im Folgenden weiter einzugehen sein. - Zum Verhältnis Hahn-Oetinger v g l . auch J . Trautwein, Theosophie, 278 f f . , und die e b d . , 398 u n t e r dem Stichwort Oetinger im Register angegebenen Stellen. 66 Vgl. dazu oben im Oetinger-Teil, passim, b e s . 308 A. 25. 67 M. Hahn, S e h r . 12/1 (77. B r . ) , 585. 68 Dazu vgl. u n t e n , 187 f f . 69 M. Hahn, S e h r . 12/1 (77. B r . ) , 585. 70 J . Trautwein, Theosophie, 280 A. 3. 71 E b d . , 270. 72 Ebd. , 270. 73 Ebd. , 270. 74 F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 140. Zu 1. Kor. 12, 8 vgl. f e r n e r : F . C h r . Oetinger, Theologia I, 282 (Anhang). 75 F . C h r . Oetinger, SS II, 5, 261. 76 Vgl. v . a . F . C h r . Oetinger, SS II, 5, 285 f f . , sowie e b d . , 261 f f . Das Thema Zentralschau bei Oetinger wird ausführlich behandelt von: S. Großmann, Gottesvorstellung, 100 f f . und R. Piepmeier, Aporien, 180 f f . 77 R. Piepmeier, Aporien, 183; vgl. e b d . , 181 f . , und e b d . , 40. 78 J . Trautwein, Theosophie, 119. 79 Vgl. oben im Oetinger-Teil, passim, b e s . auch 310 A. 37. 80 Hahn ist es keineswegs g e n u g , "einem Böhm . . . ein paar theosophische Lehren nachschwäzen" (Sehr. 3/1 (10. B r . ; 2. Kor. 10), 218). Er ist d a n k b a r , daß er in freier Weise mit Böhmes Gedanken umzugehen v e r steht und sein eigenes Denken d u r c h die Böhmesche Theosophie nicht präjudiziert wird: "Diesen t h e u r e n Gottes-Mann (sc. J . Böhme) lernte ich, Gott sey Dank, nicht eher kennen, als es f ü r mich gut war; denn
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ich sollte vor meiner centralischen Erleuchtung mit keinem Menschen von der Art bekannt s e y n , auf daß nichts verhinderliches von seinem System durch meine V e r n u f t b e g r i f f e möchte dem Geist drein getragen und gemengt werden, weil ich das System meiner Erkenntniß sollte unmittelbar von Gottes Geist haben, wie e r , Böhm, das seine. Und ob wir ö f t e r s einerlei Worte haben, so haben wir doch nicht einerlei Verstand und Sinn. Oft aber haben wir auch Zerschiedenheit in Wörtern und doch einerlei Sinn und Verstand" (Sehr. 12/1 (77. B r . ) , 579 f . ) . - Sosehr Hahn Böhme auch in vielem zu folgen bereit ist: in der Eschatologie (Frage nach Chiliasmus und Apokatastasis) t r e n n e n sich Hahns und Böhmes Wege, wie weiter zu zeigen sein wird. Vgl. dazu J . Trautwein, Theosophie, passim ( b e s . 56 f . , 119 f . , 125 f f . , 171 f f . , 260 f f . , 276 f f . ) . M. Hahn, S e h r . 3 /III (29. B r . ; E i n f ü h r u n g Kol.), 9 f . ; zum gesamten biographischen Abschnitt vgl. e b d . , 9 f f . E b d . , 10; Hahn nennt - N . B . - besonders die damalige quälende Frage, ob er "nicht schon verstockt und verworfen" sei ( e b d . , 10)! Vgl. dazu auch die entsprechende Passage im von seinen Freunden v e r f a ß t e n Lebenslauf: S e h r . 1/1, 16 f f . , sowie die e b d . , 23 f . , genannten autobiographischen Liedverse M. Hahns. Hier zeigt sich: Die Frage nach Gericht und Verdammnis hat Hahn bereits f r ü h in seiner Biographie intensiv b e s c h ä f t i g t . Dazu ist das oben zu Oetinger, 118 f . , Gesagte zu v e r gleichen; vgl. auch im Bengel-Abschnitt oben, 77 f . : bei allen drei Theologen ist das Apokatastasisproblem bereits sehr f r ü h p r ä s e n t . M. Hahn, Sehr. 3/III (29. B r . ; Einführung Kol.), 10; vgl. auch die ähnlich lautende Darstellung in: M. Hahn, S y s t . (II B r . ) , 40 f . J . Trautweins Argumente sind hier nicht zu wiederholen; vgl. dessen ausführliche Darstellung in: Theosophie, 56 f f . und 69 f f . M. Hahn, S e h r . 3 /III (29. B r . ; Einführung Kol.), 11. Zwei f ü r Hahn charakteristische Stellen aus seiner Hebr.-Auslegung seien hier a n g e f ü h r t , die zeigen, in welcher Weise bei ihm Zentralschau (auch über die grundlegenden e r s t e n Widerfahrnisse hinaus) und Schriftexegese zusammenwirken: Hahn berichtet bei seiner Auslegung von Hebr. 1, er sei "heute morgen erwacht mit einem offenen O h r " (Sehr. 4/II (19. B r . ; Hebr. 1), 68): "Wichtige Dinge entdekte Er mir, und mein Seelenauge d u r f t e den ganzen E b r ä e r b r i e f , ja sogar den ganzen Liebes- und Weisheitsplan und Vorsaz Gottes durchblicken" ( e b d . , 68); Hahn wurde als "Unwürdiger . . . aus Gnaden gewürdiget, in die Tiefen der Gottesgebährung zu schauen, und bekam wesentliche Centraiblicke" ( e b d . , 68). - Die andere Stelle - a u s : S e h r . 4/II (16. B r . , E i n f ü h r u n g H e b r . ) , 4 f . - zeigt, daß die Zentralschau f ü r Hahn keineswegs immer das Gegebene i s t : "Ich stehe nicht einmal, wie das a n d e r e . Ich kann an eine Stelle des Textes kommen, über welche ich zu einer anderen Zeit viel gründlicher, centralischer hätte schreiben können als just jezt, da ich darin bin.
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Warum das? Weil ich dazumal weiter darin versezt war. Und ob gleich solche Erkenntniß in mir fixe geworden und bleibenden Eindruck gegeben hat, also, daß Grundgedanken davon in meiner Seele seyn, kommt es doch auf den Geist der Wahrheit an, was Er davon geben oder behalten, was Er erinnern oder verborgen halten will . . . " . M. Hahn, S y s t . (10. B r . ) , 257. Dieser Brief ist von Hahns Freunden dem Band: M. Hahn, S y s t . , vorangesetzt worden, "weil er als . . . Einleitung . . . dienen kann, und der Leser dadurch Gelegenheit bekommt, mit der Gesinnung des Verf a s s e r s in seinen zehen ersten Gnadenjahren bekannt zu werden" ( S y s t . Vorbericht, IV; der Brief von 1786 ist abgedruckt in S y s t . , 1 f f . ) . Zum Verhältnis C.H. Rieger/M. Hahn vgl. etwa M. Hahn, Sehr. 1/1, 35 und 44 f . ; Sehr. 12/1 (77. B r . ) , 576, sowie J . Trautwein, Theosophie, 74 f . , 339. M. Hahn, S y s t . , 4 f. So gibt Hahn ( e b d . , 11) zu, er müsse sich "noch gegründeter und schriftmäßiger im Ganzen zusammen" ausdrücken; dieses Desiderat aber heißt nach Hahn keineswegs, daß die Quelle seiner außergewöhnlichen Erkenntnisse und die Quelle, aus der die Bibel gespeist i s t , unterschieden sind: die Einheit der Quelle und der Zusammenhang zwischen mittelbarer und unmittelbarer Erkenntnis ist aber für Hahn noch weiter zu verdeutlichen. M. Hahn, S y s t . , 6 f. Ebenso steht bei Hahn auch etwa in S y s t . (1. B r . ) , 51, und Sehr. 5/1 (17. B r . ; Offb. 11), 299 f . , die Unterscheidung: 'durch den Geist' und 'nach dem Geist' aus 1. Kor. 12, 8. F . C h r . Oetinger, SS II, 2, 140 ( s . o . , 187). E b d . , 140. Vgl. oben, 363 A. 46. Dazu äußert sich Hahn grundsätzlich in: Sehr. 12/1 (53. B r . ) , 374 f. (vgl. dazu auch J . Trautwein, Theosophie, 270 und 273). Allerdings kann Hahn ausnahmsweise auch etwa sagen, Gott bezeuge sich "unmittelbar im Gewissen": Sehr. 4/II (22. B r . ; Hebr. , 2), 112. M. Hahn, Sehr. 12/1 (53. B r . ) , 374. M. Hahn, Sehr. 3/V (44. B r . ; 1. T h e s s . 1), 12. In Sehr. 12/1 (34. B r . ) , 243, führt Hahn a u s , daß er die Zentralschau nicht in seiner "Gewalt hätte, und pariren machen könnte" und er sich, da das Licht "schnell wieder zurück tritt . . . mit dem Nachschein arm behelfen" muß. In Sehr. 5/1 (24. B r . ; Offb. 16), 512, bekennt Hahn in "gottgefälliger Herzensniedrigkeit, daß mir oft alles kann entzogen und genommen seyn", nachdem er kurz zuvor ( e b d . , 511) ausgeführt hat: "Daß ich aber nicht sollte glauben, es gäbe erleuchtetere Seelen, als ich bin, das kann nicht erwiesen werden; und ob's manchmal scheint, ist es doch nicht also".
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Μ. Hahn, Sehr. 3/III (32. B r . ; Einführung K o l . ) , 83. M. Hahn, Sehr. 12/11 (11. B r . ; Hhld. 6), 88. An diesem "Centraigrund der Einheit" partizipiert nach Hahn grundsätzlich jedes biblische Buch, obschon es Unterschiede zwischen den einzelnen Büchern gibt: Diejenigen biblischen Autoren, die Hahn für besonders wichtig hält, im Alten Testament etwa Ezechiel wegen Ez. 1 und 10, im Neuen Testament v . a . Jesu Lieblings jünger Johannes als späteren Empfänger der Offb. sowie Paulus, dieser besonders als Autor von E p h . , Kol. und Hebr. (zum Ganzen s . o . , 362 A. 43), haben besonders die Gabe der Zentralschau empfangen; sie verstehen es deshalb, vortrefflich aus theosophischen Tiefen, in die sie geblickt haben, zu schreiben. Hahn zählt also Johannes und Paulus deshalb zu seinen neutestamentlichen Lieblingsautoren, weil es sich bei diesem um "die beeden Centrai-Schauer" handelt (Sehr. 3/III (34. B r . ; Kol. 1), 123; ähnlich in Sehr. 5/1 (16. B r . ; Offb. 10), 218 f . , sowie in einer Fülle weiterer Belegstellen). - Freilich bietet nach Hahn z . B . Paulus auch nicht ununterbrochen theosophisch 'tiefe' Erkenntnisse, wie sie von ihm z . B . im Zusammenhang mit Eph. 1 und Kol. 1 (Zusammenhang des göttlichen 'Vorsatzes' mit der Apokatastasis im Rahmen der Christologie) dargeboten werden. Daneben gibt es bei Paulus Passagen (wie etwa die in Eph. 2, 11 f f . ) , die "nicht wie viele andere theosophische Wahrheiten" enthalten ( S e h r . 3/II (21. B r . ; Eph. 2), 158). Für Hahn gehören solche Bibelabschnitte unter die - zwar keinesfalls zu verachtenden - "Milchspeisen" ( e b d . , 158), und Hahn bekennt freimütig, er rede lieber als von diesen "von Herz nährenden Dingen" ( e b d . , 158). Entsprechend hält Hahn den 1. Kor. im Ganzen für nicht theosophisch: in 1. Kor. sei Paulus sparsam umgegangen "mit dem herrlichen Geheimnissen Gottes" ( S e h r . 3/III (31. B r . ; Einleitung K o l . ) , 46), aber Paulus habe dafür im Kapitel 1. Kor. 15, das auf das 'Gott alles in allem' (V. 28) zielt, gleichsam als 'Ausgleich' umso wichtigere, tiefe Sachverhalte enthüllt. - Wo immer es sich im Alten und Neuen Testament um diese 'tiefsten', aus besonderer Erleuchtung gespeisten Einsichten handelt, weiß sich Hahn aufgrund seiner gewissermaßen 'kongenialen' Zentralschau-Gabe besonders intensiv und ausführlich zum Auslegen in der Lage. M. Hahn, Sehr. 12/11 (11. B r . ; Hhld. 6 ) , 88. - Vgl. dazu auch: Sehr. 5/1 (9. B r . ; Offb. 2), 131: es sind "Centralschauen . . . nur dann von Gott, wenn sie mit der ganzen heiligen Schrift übereinstimmen; wo das nicht i s t , kann es nicht von dem Geiste der Wahrheit seyn; denn sonst müßte sich derselbe ja selber widersprechen". Nach Hahn ( S e h r . 5/1 (16. B r . ; Offb. 10), 280) muß man zur Schrifterklärung "ebendenselben Geist haben, der die Schrift hat schreiben lassen". Vgl. etwa Hahns Klage in: Sehr. 3/III (29. B r . ; Einführung K o l . ) , 21: " . . . manche sind ja schon mit der Bibel fertig, so müßten sie ja auch mit deme, was über dieselbe geschrieben i s t , fertig werden, ihre Arbeit muß sehr einträglich seyn, und in der Hölle wohl belohnet werden".
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Vgl. dazu auch J . Trautwein, Theosophie, 116. Solche Verabsolutierung ist schon deshalb nicht möglich, weil die aus unmittelbarer Erkenntnis schöpfenden biblischen Autoren (dazu s . o . , 368 A. 104) in stärkerem Maße und stetiger als Hahn selbst die Gabe der Zentralschau besessen haben. Hahn sagt diesbezüglich z . B . , er sei "nur ein elender Schattenriß von einem Johannes" (Sehr. 5/1 (16. B r . ; Offb. 10), 287). J . Trautwein, Theosophie, 276. E b d . , 276. M. Hahn, Sehr. 12/1 (77. B r . ) , 573 ff. Ebd. , 575 f. E b d . , 577 f. Hier ist an das oben, 181, Gesagte zu erinnern: die Verdrängung der Lehre vom Vorsatz Gottes und von der Apokatastasis hat nach Hahn den Herrnhutern die Erkenntnis der Ganzheitlichkeit und des Zusammenhangs der Bibel zerstört. Nach Hahn ist in der Zentralschau die Erkenntnis der schließlichen Apokatastasis fest verankert: "Es ist im centralischen Licht helle e r kannt: daß Gott der Seelenschöpfer, eine Seele nicht zum Verderben geschaffen hat, daß Er auch keine auf immer in dem Verderben läßt liegen. Wer das nicht erkennt: o, der hat noch weit zur centralischen Erkenntniß der Kräften und Eigenschaften Gottes; versteht er doch nichts von der siegenden Kraft seines Liebes-Erbarmens . . . " (Sehr. 3/II (6. B r . ; 2. Kor. 6), 115; ebd. führt Hahn auch Paulus, und zwar Rom. 11, 32, als bestätigenden biblischen Beleg an). M. Hahn, Sehr. 12/1 (77. B r . ) , 579 ff. E b d . , 581. - Zentralschau, Chiliasmus und Apokatastasis gehört also nach Hahn - ganz anders als bei Böhme ( s . o . , 365 A. 80) - zusammen. Daß Böhme vom 1000-jährigen Reich nichts wissen will, hat schon Hahns Vorgänger Oetinger beklagt: vgl. oben, 113, ferner 334 A. 304. M. Hahn, Sehr. 12/1 (77. B r . ) , 580. E b d . , 581. Vgl. dazu: M. Hahn, Sehr. 8/II (131. B e t r . ) , 26. Vgl. oben, 93 ff. u.ö. M. Hahn, Sehr. 12/11 (111. B r . ; Hohel. 6), 88; wie in der Zentralschau, so sind entsprechend in der Schrift die Wahrheiten "alle in Einer, und eine in allen anzutreffen" (Sehr. 3/II (14. B r . ; Einführung E p h . ) , 14; vgl. oben, 179 f . ) . M. Hahn, Sehr. 4/II (20. B r . ; Hebr. 1), 71. Vgl. dazu etwa M. Hahn, Sehr. 5/1 (9. B r . ; Offb. 3), 128; e b d . , (11. B r . ; Offb. 11), 164; ebd. (19. Brief; Offb. 13), 365 f . ; ebd. (22. B r . ; Offb. 15), 463 f. Die Schrift: M. Hahn, S y s t . , d . i . eine Reihe von Einzelbriefen, in denen Hahn auf Wunsch seiner Freunde (vgl. den "Vorbericht", ebd., III f f . ) so etwas wie einen Schritt hin zu einer heilsgeschichtlich ge-
- 370 Zu S. 195-196 gliederten Dogmatik - von der Schöpfungslehre bis zur Eschatologie versucht h a t , kommt einer systematischen Darstellung n ä h e r , trotz der auch hier zu findenden Weitläufigkeiten und Wiederholungen. M. Hahn, Syst. - hier nach der erweiterten zweiten Auflage zitiert! enthält zwölf Grundbriefe Hahns, die von den Herausgebern durch a n d e r e , dazu passende ergänzt worden sind (dazu: e b d . , IV, sowie J . Trautwein, Theosophie, 103 A. 31). - Eine knappe, zusammenhängende Zusammenfassung des Hahnschen Denkens bieten auch vier Briefe von Hahns H e b r . - A u s l e g u n g : M. Hahn, S e h r . 4/II (42. bis 45. B r . ; Hebr. 11), 504 f f . Dort gibt Hahn e x k u r s a r t i g Rechenschaft ( a u f g r u n d des in Hebr. 11 behandelten Themas 'Glauben'), was zu seinem eigenen 'Glaubensbekenntnis' gehört; und zwar wird e b d . im 42. und 43. Brief Grundsätzliches zum 'Glauben' a u s g e f ü h r t , sodann kommt Hahn - e b d . , 543 f f . - im 44. und 45. Brief konkret auf sein Verständnis der Lehren von Gott, Schöpfung, Mensch, C h r i s t u s , Kirche und den letzten Dingen zu sprechen. Die beiden letztgenannten Briefe sind - neben den Briefen aus M. Hahn, Syst. - f ü r u n s e r e folgende Zusammenfassung von besonderem I n t e r e s s e ; auf Hahns 'Glaubensbekenntnis' und den Band: ' S y s t . ' wird am meisten Bezug genommen. 126 127
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J . Trautwein, Theosophie, 126 f f . Vgl. dazu etwa: M. Hahn, Syst. (13. B r . ) , 349 f. ; Sehr. 4/II (44. B r . ; Hebr. 11), 544 f . Sogar in Liedform kann Hahn zum Ausdruck b r i n g e n : "Seelen! laßt uns Gott verschonen, Denket euch nicht drei Personen Wie drei edle Menschen seyn; Dieß heißt nicht schriftmäßig denken . . . Außer Christo, das ist faßlich, Ist Gott nicht leibhaft und tastlich" ( S e h r . 5/1 (9. B r . ; O f f b . 3), 141; aus Strophe 14 und 15 des an den 9. Brief a n g e f ü h r t e n 'Vorbereitungsliedes auf O f f b . 4 f . ' ) . Vgl. dazu etwa: M. Hahn, Syst. (7. B r . ) , 183. Vgl. oben, 94 f . u . ö . M. Hahn, S e h r . 5/1 (10. B r . ; O f f b . 4), 157. M. Hahn, S y s t . (13. B r . ) , 350. Das siebenfache göttliche Geburtsrad kann Hahn - in den Strophen 7 bis 9 des in 370 A. 127 genannten Liedes - wie folgt besingen: "7. Gott faßt sich (forscht keine S t u n d e ! ) Als ein Ungrund tief im Grund e , Aus Sich, in Sich selber ein, Also aus verborgnen Tiefen; Geistlich laßt uns dieses p r ü f e n , Daß wir's geistlich f a s s e n , rein. 8. Kräfte, welche sanft agieren, Die in einen Grund sich f ü h r e n , Fasset die Reaktion; Also wirkend und auch leidend, Doch nicht von einander scheidend, Sind sie wie ein Quell und T h r o n . 9. Gleich dem siebenfachen Rade Ists der Kraftquell aller Gnade, Der sich in zwei Kräften d r e h t , Aus Sich, in Sich selber gehend, Gar niemalen stille s t e h e n d , Weil Er in die Ruhe geht" ( S e h r . 5/1; O f f b . 3), 140). M. Hahn, Syst. (1. B r . ) , 59.
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Vgl. oben, 314 A. 54, sowie die oben, 311 A. 38, genannte Sekundärliteratur. Nur einige Stellen, in denen Hahn auf die 'mancherlei Kräfte' von 1. Kor. 12, 6 anspielt, seien hier genannt: Syst. (1. B r . ) , 58; e b d . (7. B r . ) , 185; e b d . , (12. B r . ) , 315; S e h r . 4/II (19. B r . ; Hebr. 1), 53 f . ; e b d . (44. B r . ; Hebr. 11), 564; S e h r . 3/II (17. B r . ; Eph. 1), 70; Sehr. 5/1 (10. B r . ; O f f b . 4), 150; Sehr. 5/II (14. B r . ; O f f b . 10), 855; Sehr. 4/1 ( B e t r . 28; 1. Kor. 12), 702 f . - Diese Stellen zeigen: Jeweils steht bei Hahn, wenn er von den 'mancherlei Kräften' (1. Kor. 12, 6) r e d e t , die Zweiheit der polar entgegengesetzten Zentralkräfte, also die Symbolik vom aktiv-zeugenden Α und vom passiv-empfangenen Ο (dazu Näheres: s . u . ) , in e n g s t e r Nachbarschaft. In Hahns Schriften findet sich meistens das 'U' und manchmal - gleichbedeutend - das 'V' (dazu vgl. J . Trautwein, Theosophie, 139 A. 64). In M. Hahn, Syst. (12. B r . ) , 318, werden Bemerkungen geboten, die das Verhältnis von A, U (bzw. V) und Ο gewissermaßen graphisch verdeutlichen: Es sind "A, O, U, die heilige, anbetungswürdige Dreieinigkeit. Denn erstlich A, das ist, die Actionskraft, und O, die Reactionskraft, und U, die lusterweckende Ursache . . . . Denn wie sich das Α umwendet . . . , dann ist's also U, und wenn Α und U zusammengesetzt wird, ist's Ο und steht also - φ , und ist mithin Drei und doch Eins". M. Hahn, S y s t . (12. B r . ) , 315. E b d . , 315. M. Hahn, S e h r . 4/II (44. B r . ; Hebr. 11), 552. Vgl. auch S e h r . 5/1 (10. B r . ; O f f b . 4), 151: "Da nun der sich offenbarende Gott dreieinig ist in Seinen K r ä f t e n , so ist der geoffenbarte nicht ein a n d e r e r , sondern ebenderselbe Dreieinige, und eben darum in drei Kraft gestalten o f f e n b a r " . Vgl. auch die Liedzeilen: "Schon der Ungrund ist dreieinig, Seele! fasse dieses schleunig! Kann der Urgrund a n d e r s seyn?" ( S e h r . 5/1 (9. B r . ; O f f b . 3), 141 (aus Strophe 16 des oben in 370 A. 127 genannten Liedes). M. Hahn, Sehr. 4/II (45. B r . ; Hebr. 11), 569. E b d . , 569. Für Hahns Lehre vom Geist besonders aufschlußreich ist: S e h r . 4/II (45. B r . ; Hebr. 11), 564 f f . - Der Geist als das U bzw. V ist neben den beiden Zentralkräften Α und Ο (die dem 'Vater' im Ungrund ebenso zugehören wie dem 'Sohn' im U r g r u n d ) die "sanfte Kraft der Veranlassung und f r e y e n Lust zu Willensbewegung" ( e b d . , 566), welche auf der einen Seite den Selbstgebärungsprozeß Gottes in Gang s e t z t , und auf der andern Seite - vom 'Sohn' aus - den Prozeß der Schöpfung und die Behebung des dazwischengekommenen Falls in Gang setzt und auf das eschatologische Endziel, daß am Ende Gott in seinem Α und Ο 'alles in allen' sein wird, h i n t r e i b t . J . Trautwein, Theosophie, 138.
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Zu S. 198-200 144
Vgl. zum Verhältnis des 'Zyklischen' zum 'Linearen' bei Hahns Gottesbegriff e b d . , 139 f. 145 Für F r a g e n , die hier im Zusammenhang mit der Hahnschen Gotteslehre nicht angesprochen worden sind, ist auf J . Trautweins Spezialarbeit zu M. Hahn zu verweisen. Wichtig v . a . ist das in unserm Abschnitt nicht ausdrücklich berücksichtigte Gottesbild der Hahnschen F r ü h zeit (dazu vgl. J . Trautwein, Theosophie, 130 f f . ) , demzufolge dem 'unwesentlichen Gott' in seinen 'drei oberen K r ä f t e n ' , nämlich Vers t a n d , Wille und Gedächtnis, die 'fünf unteren Kräfte' der 'unwesentlichen Weisheit' g e g e n ü b e r s t e h e n ; dabei spielt die 'Weisheit' bei der Gottgeburt den weiblich-passiven P a r t . Sie kann aber auch (dazu vgl. e b d . , 136 f . ) nach Hahns Symbolik eine aktivere Rolle spielen, nämlich Gott gleichsam zur 'Lust' zu 'reizen' und ihn so zu seiner Selbstoffenb a r u n g zu d r ä n g e n . In Hahns späteren Texten ist auch noch häufig von der 'Weisheit' die Rede, aber ohne daß sie so dominiert wie in den früheren. 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155
Ebd. , 129 f . A. 21. Ebd. , 129 A. 21. E b d . , 129. Ebd. , 145. Ebd. , 138 A. 64. E b d . , 138 f . A. 64. Vgl. e b d . , 127 und 145. E b d . , 128. M. Hahn, S y s t . (1. B r . ) , 65. Zum Folgenden vgl. auch die detaillierten A u s f ü h r u n g e n in: J . T r a u t wein, Theosophie, und zwar die Abschnitte "Der 'Sohn' als Mitte Gottes und Mitte der K r e a t u r " ( e b d . , 140 f f . ) , "Die Naturgeister, die unsichtbare Lichtwelt und die unsichtbare Finsterniswelt" ( e b d . , 146 f f . ) und "Die sichtbare Welt" ( e b d . , 156 f f . ) . 156 M. Hahn, Syst. (12. B r . ) , 337; vgl. etwa auch: e b d . (11. B r . ) , 296: "Als Eingeborner ist er Gott und Gottes Herrlichkeit, und der Kreatur e n U r s p r u n g . Als Erstgeborner ist er das Versöhnopfer f ü r das Alle, und der Wiederbringung aller Dinge". 157 M. Hahn, S y s t . (12. B r . ) , 338. 158 Die Bibelstellen Joh. 1; Kol. 1, 15 f f . und Eph. 1 - allesamt f ü r Hahn Stellen mit h e r v o r r a g e n d e r Bedeutung - werden in Syst. (12. B r . ) , 337 f . , ausdrücklich g e n a n n t . 159 Ausdrücklich wird die creatio ex nihilo verworfen z . B . in: M. Hahn, S y s t . (2. B r . ) , 71 f . ; e b d . , (1. B r . ) , 67 f. Nach Hahn hat "nur die Gestalt dieser Welt einen zeitlichen Anfang, und wird ein zeitliches Ende nehmen; das Wesen aber nicht" (Syst. (7. B r . ) , 182); letzteres liegt im göttlichen Leben beschlossen. 160 J . Trautwein, Theosophie, 142. Vgl. auch die bezeichnende (rhetorische) Frage, die Hahn stellt in S e h r . 5/1 (11. B r . ; O f f b . 8), 177: woher soll Gott "den Geschöpfsstoff anders hernehmen,als aus sich selber?"
- 373 Zu S. 200 161 Μ. Hahn, S y s t . (1. B r . ) , 61 f . 162 Vgl. dazu die Bemerkungen im Kol. vom Geschaffensein des Sichtbaren und Unsichtbaren in der ( f ü r Hahn wichtigen) Bibelstelle Kol. 1, 16. 163 Vgl. oben, 196 (bes. auch 370 A. 132). 164 M. Hahn, Syst. (20. B r . ) , 522 f f : "Ueber die sieben Eigenschaften der zeitlichen und ewigen Natur". - E b d . , 529, findet sich ein Regis t e r , in dem einige Stellen aus M. Hahn, S y s t . , a u f g e f ü h r t werden, in denen von den 'sieben Geistern' die Rede i s t , nämlich: S y s t . (1. B r . ) , 50 f . ; 60; e b d . (2. B r . ) , 80 f . ; e b d . , (4. B r . ) , 98; 100; e b d . (5. B r . ) , 120; e b d . , (15. B r . ) , 409. 165 M. Hahn, S y s t . (20. B r . ) , 524 f . - Vgl. zu den 'sieben Eigenschaft e n ' etwa auch M. Hahn, S y s t . (2. B r . ) , 80: "die vier ersten Eigenschaften der ewigen Natur b r a c h t e n die vier elementische Welt h e r v o r ; aber jetzt fahre ich f o r t , und sage: Die F ü n f t e , das Licht und süße öl des Paradieswesens, oder n u r die T i n k t u r , aus welcher dann die sechste Eigenschaft, Merkur des Lebens, a u s g e h t , und sich o f f e n b a r t . Und aus diesem Ausgang bringt die siebente Eigenschaft der ewigen Natur, Paradies-Leib h e r v o r . Und du mußt v e r s t e h e n , es wirket nicht eine nach der a n d e r n , und ohne die a n d e r e , sondern sie wirken als ein Geburtsrad gemeinschaftlich, und kann keine ohne die andere sich offenbaren". 166 Dazu vgl. M. Hahn, Syst. (20. B r . ) , 525 f . 167 Ebd. , 524. 168 E b d . , 525. 169 Zu J . Böhmes Lehre von den 'sieben Geistern' vgl. die oben im Oetinger-Teil (310 A. 37 und 314 A'. 54) genannnte Literatur sowie J . T r a u t wein, Theosophie, 148 f f . , wo Hahns und Böhmes Lehren von den 'sieben Geistern' nebeneinandergestellt werden. Trautwein zeigt e b d . , 150 f f . , auch, daß bei Oetingers Verhältnisbestimmung von Gott und Schöpfung die kabbalistische 10-Sephiroth-Symbolik dominiert, und daß diese gekoppelt wird mit Böhmes 'sieben Geistern', wohingegen bei Hahn genau der umgekehrte Fall vorliegt: die 'sieben Geister* sind von Gewicht und werden ergänzt d u r c h die kabbalistische 10-Zahl (vgl. e b d . , 150 f . A. 33). - Wir belassen es hier dabei, lediglich darauf hinzuweis e n , daß Hahn bei seiner Rezeption der kabbalistischen Symbolik "die Zahlen acht, neun und zehn dazu ( b e n ü t z t ) , eine Grenze zwischen Gott und der Kreatur a u f z u r i c h t e n " ( e b d . , 151), die v e r h i n d e r t , "daß aus Analogie und Substanzgleichheit Identität wird" ( e b d . , 151). - Auch die mit Hahns Vorstellung von den 'sieben Geistern' und den '10 Sephir o t h ' v e r b u n d e n e Symbolik von der 'Schnircumferenz-Leiter' - ein auch bei Böhme auftauchender B e g r i f f , der b e s a g t , daß Gott die höchste Stufe der 'Himmelsleiter' von 7 mal 7 Stufen (gleich 7 mal 7 Welten) ist - wird hier nicht näher e r l ä u t e r t , u n t e r Verweis auf J . Trautwein, Theosophie, 151 f f . (vgl. zur 'Schnircumferenz-Leiter' auch im Anhang
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von: M. Hahn, Syst. den 20. Brief - e b d . , 515 f f . - d e r , ü b e r s c h r i e ben i s t : "Ueber die Stufenleiter bis zu Gott"). J . Traut wein, Theosophie, 148 f . Ebd. , 149. M. Hahn, S y s t . (20. B r . ) , 526. E b d . , 527. Vgl. dazu M. Hahn, S y s t . (1. B r . ) , 54 f . : "Denn so wie aus Feuer (das ist 'Gott im Ungrund') und Licht ('Gott im U r g r u n d ' ) wahrhaftige Luft geboren wird, so gehet der Geist Gottes aus der F e u e r s und Licht-Natur des Vaters und Sohnes, der heilige Geist a u s . Und der Ausfluß des Geistes Gottes mit wirkenden und leidenden, mit zeugenden und gebärenden . . . Kräften beseelt und e r f ü l l t , ist das gläserne Meer, und ist dasselbe feuerlichte Geistwasser, daraus die göttliche Leiblichkeit, oder die jungfräuliche Erde wird. Und aus d e r selben sind in Tinkturen und Geistleibern e r s c h a f f e n : Engel und Geis t e r , Thronen und Herrschaften in der unsichtbaren Welt". Vgl. zur unsichtbaren göttlichen Lichtwelt auch e b d . , 50 f f . Zum Ganzen vgl. J . Trautwein, Theosophie, 153 f . - Nach Hahn ist Luzifer wie alle "Kreatur . . . geschaffen und nicht geboren" (M. Hahn, S y s t . (1. B r . ) , 50). Übrigens hat Hahn - wie J . Trautwein zu Recht hervorhebt (Theosophie, 143) - Mühe, den Gedanken einer Emanation der Kreatur aus Gott abzuwehren. E b d . , 155. M. Hahn, Syst. (1. B r . ) , 52; vgl. auch e b d . , 60 u . ö . Vgl. M. Hahn, S e h r . 5/1 (18. B r . ; O f f b . 12), 337: "Denn so wie alle Seelen sieben Kräfte haben nach dem Urbild des Radquells der Offenb a r u n g Gottes; also hatte sie auch Luzifer als g u t e r , großer Lichtengel. Diese Kräfte sind nun v e r k e h r t und wider alle O r d n u n g und O f f e n b a r u n g Gottes, und sind als sieben Köpfe eines ganz v e r k e h r t e n , mißstalteten Geschöpfs, als eines Ungeheuers, o f f e n b a r " . Satan "fehlen . . . drei Eigenschaften im Reiche der geoffenbarten Schöpfung" ( S e h r . 5/1 (23. B r . ; O f f b . 16), 494), und er findet f ü r die Kräfte 5 bis 7 Ersatz "in falschmagischen K r ä f t e n " ( e b d . , 494). Vgl. M. Hahn, S e h r . 5/1 (23. B r . ; O f f b . 16), 493: " . . . es können nicht zwei Schöpfer s e y n , . . . weil sonst im ewigen Ungrund zweierlei Kräfte und zwei verschiedene Lebensquellen seyn müßten, was n u r zu denken schrecklich wäre! Wer auf diese Gräuelgedanken käme, müßte . . . nicht v e r s t e h e n , wie in den vier e r s t e n Eigenschaften, ausgeschlossen von den drei a n d e r n , auch selbst der Satan seine Lebenswurzel habe u n d , ob er wollte, nicht in's ewige Nichtseyn zur ü c k k e h r e n kann; denn er ist Creatur und bleibt C r e a t u r , ein armes Geschöpf in seinem gefallenen Zustand; ein Affe, der im Zorn Gottes alles nachgaukelt . . . ". Satans Partizipation an den Schöpfungskräften und Satans schließliche Zurechtbringung findet sich besonders deutlich ausgedrückt
- 375 Zu S. 202-203
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e b d . , 491 f . : " . . . da Satan eine Ursache der O f f e n b a r u n g des Zorns Gottes wurde, . . . so wurde er die e r s t e Mittelsubstanz der Offenbar u n g des f i n s t e r n Reichs. Das Wesen, das vermittelst der f i n s t e r n Tinktur des Satans und seines Anhangs . . . mit dem Zorn Gottes zusammenfloß, brachte finstere Wesen und Leiber hervor durch widerrechtlichen Mißbrauch der immer in Bewegung stehenden Schöpfungsk r ä f t e . Diese Wesen aber hatten einen ewigen, nicht unanfänglichen Anfang, und müssen also ein Ende nehmen". Das b e d e u t e t , daß schließlich kein einziges Geschöpf von jenem Apokatastasisplan nach Gottes Vorsatz (dieser wird e b d . , 492, genannt) auszunehmen ist: "Selbst der Satan nicht, den Er als Lichtengel im Lichte schuf" ( e b d . , 492; zu Satans Zurechtbringung vgl. neben dem in 374 A. 179 genannten Zitat etwa noch: M. Hahn, S y s t . (1. B r . ) , 52 f . ) . - J . Trautwein, Theosophie, 155 f . A. 62, zeigt, daß Böhme im Unterschied zu Hahn nicht mit dieser Restitution des gefallenen Lichtengels r e c h n e t ; bei Böhme bleibt der Dualismus d u r c h g ä n g i g . M. Hahn, Sehr. 5/1 (23. B r . ; O f f b . 16), 492. M. Hahn, Sehr. 4/II (44. B r . ; Hebr. 11),. 550. M. Hahn, Syst. (1. B r . ) , 48. Zu Einzelheiten vgl. M. Hahn, Syst. (1. B r . ) , 39 f f . ; e b d . (2. B r . ) , 69 f f . ; e b d . , 72 f f . findet sich Hahns Interpretation der Schöpfungsgeschichte Gen. 1, 1 f f . - Vgl. v . a . die zusammenfassende Darstellung über "Die sichtbare Welt" in: J . Trautwein, Theosophie, 156 f f . M. Hahn, Syst. (1. B r . ) , 67. E b d . , 56 f . Vgl. dazu aus der Vielzahl der Belege etwa: M. Hahn, Syst. (13. B r . ) , 353, wo Hahn s a g t , daß "der Mensch . . . vor seinem Fall ein wahres Ebenbild der Gottheit war, auch ein wahres Nachbild des Urbildes der himmlischen, vorweltlichen Menschheit"; ähnlich z.B. noch in: Syst. (3. B r . ) , 92 f . ; S e h r . 4/II (44. B r . ; Hebr. 11), 548 und 550; e b d . (19. B r . ; Hebr. 1), 56 f . M. Hahn, Sehr. 1/1, 127; vgl. S e h r . 5/II (14. B r . ) , 856. M. Hahn, Sehr. 4/II (44. B r . ; Hebr. 11), 550. - Charakteristisch ist Hahns Ä u ß e r u n g , der nach Gottes Ebenbild geschaffene Mensch sei "die kleine Welt . . . ; er ist alles im Kleinen, was die Welt im Großen i s t . Verstehet a b e r : nicht n u r ist er die kleine, äußere Welt, sondern ein kleines Ganzes des ganzen Schöp.'ungsreiches". Vgl. zur bei Hahn häufigen Wendung 'kleines Ganzes vom großen Ganzen 1 etwa: M. Hahn, Syst. (1. B r . ) , 56 f . , 68; e b d . (4. B r . ) , ,104 f . ; e b d . (6. B r . ) , 150; S e h r . 5/1 (1. B r . ; O f f b . 1), 17; e b d . (14. B r . ; O f f b . 8), 239; S e h r . 11 /I (1. B r . ) , 2 f. M. Hahn, S e h r . 4/1 (44. B r . ; Hebr. 11), 550. Gen. 1, 27 deutet Hahn wie folgt: " . . . Er schuf den Menschen Ihme zum Bilde, ja zu Seinem Bilde schuf Er ihn; Er schuf ihn aber zu einem Männlein und Fräulein. Unser Gott schuf also ein Männlein und
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Fräulein; nicht in zwei Personen, da die Tinkturen wären getheilt gewesen, denn das würde nicht ein Mensch nach Gottes Ebenbild gewesen s e y n " (Syst. (12. B r . ) , 328). Den weiblichen Teil in UrAdam bildet "die hochedle J u n g f r a u , die Weisheit Gottes" ( e b d . , 328; vgl. zur Rolle der 'Weisheit' bei Hahn oben, 372 A. 145). M. Hahn, Syst. (10. B r . ) , 258 f . M. Hahn, Syst. (4. B r . ) , 104. E b d . , 104. Zu Ur-Adam gehört die Willensfreiheit und die potentielle Versuchlichkeit, wenn auch auf der anderen Seite die Möglichkeit bestanden h ä t t e , über den Finsternisanteil, der auch in Ur-Adam i s t , zu h e r r schen als Ebenbild Gottes. Vgl. dazu etwa M. Hahn, Syst. (4. B r . ) , 105; e b d . (9. B r . ) , 226 f . E b d . , (4. B r . ) , 105. E b d . , 106. E b d . , 106. Ebd. , 106. M. Hahn, S y s t . (10. B r . ) , 261. Ebd. , 261. Ebd. , 280. Vgl. dazu: e b d . , 280. Hahn f ü h r t zu diesem 'letzten Akt' des Sündenfalls im S y s t . (4. B r . ) , 107, aus: "Nun aber stund ihm (sc. Adam) noch eine Versuchung b e v o r , in d e r , wen (sie) er beständen wäre, er unsterblich worden wäre . . . . Da er aber nicht bestand .sondern sich von seinem Weibe, die d u r c h die listige alte Schlange, d . i vom Satan, durch eine n a t ü r liche Schlange versucht und zum Abfall und Ungehorsam verleitet und gebracht wurde, v e r f ü h r e n ließ; - so fiel er mit seinem Weibe auf die schröcklichste Weise in Sünde und Tod. Er hatte natürlich sein Weib allzulieb, darum vergaß er das Gebot Gottes, und sein Weib war also auch zu gleichgültig . . . , und zu vorwitzig und neugierig; darum b r a c h t e eines das andere in den Fall . . . , worin alle seine Nachkommen nun schmachten und liegen". Dabei ist im Blick zu behalten, daß der menschliche Sündenfall nach Hahn eine Folge des Engelfalls i s t , wobei der Fall des Lichtengels als schwerwiegender gewertet wird. Hahn sagt ( S e h r . 4/II (44. B r . ; Hebr. 11), 552), Adam habe "als Betrogener weniger Schuld . . . , als der B e t r ü g e r " , und e n t s p r e c h e n d heißt es in einem Lied sogar im Blick auf Satan: "Das Böse kommt von dir allein" ( S e h r . 5/1 (18. B r . ; O f f b . 16), 361; aus Strophe 6 des d r i t t e n , an den 18. Brief angehängten Liedes). Vgl. M. Hahn, Syst. (10. B r . ) , 280: "Jetzt, da sie vom Baum des Erkenntnisses Gutes und Böses aßen, wurden sie mit Todes- und Sündengift infiscirt, und fingen an zu s t e r b e n ; jetzt war der Fall erst ausgeboren". Vgl. dazu etwa M. Hahn, S y s t . (4. B r . ) , 108 f .
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Vgl. z . B . M. Hahn, Syst. (7. B r . ) , 178: Gott habe "nach dem Fall den Ehestand v e r o r d n e t " . Vgl. dazu die oben, 363 A. 56 genannten Hahn-Zitate sowie die Ausf ü h r u n g e n zum 'Buch des Gewissens' oben, 184 f f . Zum Gewissen als ' A n k n ü p f u n g s p u n k t ' vgl. etwa S e h r . 4/1 (13. B r . ; Tit. 2), 255 f . oder Sehr. 3/V (47. B r . ; 1. T h e s s . 4), 70. M. Hahn, Sehr. 3/V (45. B r . ; 1. T h e s s . 1), 26. M. Hahn, Syst. (10. B r . ) , 263. Vgl. die Entgegenstellung von Adam und Christus in J . Trautweins Tabelle, Theosophie, 184 f . ; vgl. auch den gesamten Abschnitt "Adam und C h r i s t u s " , e b d . , 179 f f . Vgl. dazu Μ. Hahn, S y s t . (12. B r . ) , 339: " . . . die Schöpfung konnte n u r im Blick auf den Versöhner und Wiederbringer vor sich gehen, anders nicht"; das sei der Inbegriff vom "Vorsatz Gottes" ( e b d . , 339). M. Hahn, Sehr. 3/II (17. B r . ; Eph. 1), 72. Vgl. zum 'Vorsatz Gottes' bei M. Hahn oben, 377 A. 213, f e r n e r 375, A. 181 und 376, A. 193 f . M. Hahn, S y s t . (14. B r . ) , 345. Ebd. , 346. M. Hahn, Syst. (4. B r . ) , 95 f . Vgl. dazu e t w a M . Hahn, S e h r . 5/II (14. B r . ; O f f b . 10), 846: "Der Fall Lucifers ist die Hauptursache vom Fall des Menschen, und der Fall des Menschen ist die Hauptursache des Kommens des Herrn vom Himmel und der großen Allversöhnung", die auf die "Wiederherstellung des Menschen" ( e b d . , 846) h i n a u s l ä u f t . S . o . , 199 f. M. Hahn, S y s t . (2. B r . ) , 85. Zur Funktion der Maria vgl. besonders die A u s f ü h r u n g e n in Hahns Briefen zu seinem 'Glaubensbekenntnis', nämlich: S e h r . 4/II (44. B r . ; Hebr. 11), 553 f f . - Vgl. besonders e b d . , 554 f . E b d . , 554. Vgl. dazu M. Hahn, Syst. (8. B r . ) , 198: " . . . ein Mensch sollte und mußte es s e y n , und zwar ein solcher Mensch, der zugleich Gott war, der n u r die Gestalt des sündlichen Fleisches im Menschenleib h a t t e , nicht aber die Sünde selbst . . . ". M. Hahn, Syst. (9. B r . ) , 233 f . M. Hahn, S y s t . (20. B r . ) , 526. Nur eine charakteristische Stelle sei hier genannt. In M. Hahn, S y s t . (14. B r . ) , 383, heißt es: "Jesu Blut ist auch auf den Kreuz-Altar der ewigen Natur-Geburt in das Rad des Geistes der Ewigkeit, in dem sich die lichte und finstere Welt scheidet, getragen worden, und wird das Opfer des Feuers des Geistes der Ewigkeit zur Auslöschung des Zorns Gottes, in denen, die mit ihrer Ewigkeits-Begierde nach dem Geist der Herrlichkeit d ü r s t e n " . - Vgl. zur Bedeutung des 'Blut e s ' bei Hahn auch J . Trautwein, Theosophie, 185 f . (ebd. , 186 A. 5 -
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vgl. auch 191 A. 41 - weist Trautwein auf entsprechende Gedanken zum 'Blut' bei Bengel und Oetinger h i n ) . M. Hahn, S e h r . 5/1 (17. B r . ; O f f b . 11), 327; aus der 9. Strophe des an den 17. Brief angehängten Liedes über O f f b . 11, 19. M. Hahn, S y s t . (21. B r . ) , 541. Vgl. zum Einzelnen bei J . Trautwein den Abschnitt: "Der Wiedergeburt sprozeß" (Theosophie, 191 f f . ) . - Bei der 'Wiedergeburt' wird nach Hahn ( S y s t . , 32) die "Seele . . . etwas Ganzes aus Gott und Christo, und das ist die neue Geburt im Menschen, die neue C r e a t u r , Geist aus Geist, die ist der neue Mensch. Dieß ist Saame aus Gott, das ist die Kraft aller Kräfte, durch welche man theilhaftig werden kann der göttlichen Natur". In Bezug auf jeden einzelnen muß es zu solcher Wiedergeburt kommen, doch ist der Wiedergeburtsprozeß im Ganzen erst dann am Ziel, wenn Jesu Geist schließlich alle Geschöpfe "wieder in's Paradies gebären" ( S y s t . (3. B r . ) , 94) k a n n , so daß alles der göttlichen Natur teilhaftig i s t . M. Hahn, Sehr. 12/1 (44. B r . ) , 316. M. Hahn, S e h r . 1/1, 127. Zum Verhältnis Hahn-Oetinger v g l . 362 A. 44; 363 A. 56; 373 Α. 169 sowie oben, 185 f f . M. Hahn, Syst. (1. B r . ) , 61 f. - Der Begriff des 'Lebens' ist in der bisherigen Darstellung des Hahnschen Denkens des öfteren angeklungen. 'Leben' ist bei Hahn - wie bei Oetinger - ein immer wieder ben u t z t e r Grundbegriff seiner Theologie. Welch großen Stellenwert bei Hahn der Gedanke des Lebens besitzt, zeigt beispielsweise eine charakteristische Passage aus Hahns Auslegung der O f f b . Dort ( S e h r . 5/II (1. B r . ; O f f b . 1), 701) läßt Hahn den erhöhten Christus die Worte a u s s p r e c h e n : " . . . in meiner gottmenschlichen Natur sind . . . alle activen und reactiven Kräfte ein in's Eins geordnetes Lebensband, eine einige Lichts- und Lebensquelle; in mir sind alle Lebenskräfte mit ihrer innersten Wurzel, und ich bin das u r s p r ü n g l i c h s t e CentraiLeben im Allen . . . Ich bin das O, das Bestandwesen der Dinge, der lebendige Stein . . . ; alles, was nicht Wesen aus mir und Leben in demselbigen annehmen wird, ist verweslich und tödtlich, und ist außer Gott und der Seligkeit. Ich bin aber auch der Erste und Letzte . . . und werde in dem Letzten eben der s e y n , der ich im Ersten bin; ja, ich bin es schon, denn alle liegen samentlich in mir, die noch nicht aus Gott geboren sind; ich bin so zu sagen der Samk e r n alles geistlichen Lebens und Wesens". Betrachtet man diese Ausf ü h r u n g e n auf dem Hintergrund der Theosophie Hahns, wird vollends deutlich, daß die Bedeutung, die bei Hahn dem 'Leben' zukommt, nicht unterschätzt werden d a r f . Nach Hahns Voraussetzungen ist es kein Widerspruch, wenn er die "Lebenswurzel" einmal (Syst. (1. B r . ) , 62), ( s . o . im Text) bei Christus sieht, und zum andern sagen k a n n , es sei das siebenfache "Rad . . . aller Dinge Grund und Leben, aller
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himmlischen, höllischen und irdischen Creaturen Lebenswurzel" ( S e h r . 5/II (10. B r . ; O f f b . 5), 804). Vgl. b e s . oben, 93 f f . Vgl. oben, 198. M. Hahn, Syst. (20. B r . ) , 526. Zum Gewissen bei Hahn vgl. die A u s f ü h r u n g e n zum 'Buch des Gewissens' (oben, 184 f . ) und zum Thema Anthropologie und Gewissen (oben, 205). J . Trautwein, Theosophie, passim ( b e s . : 226 f f . ) . J . Trautwein, Hahn, 110. Vgl. dazu J . Trautwein, Theosophie, 227 f f . sowie 101. Hingegen sind die mit Hahn nah theologisch verwandten württembergisch-pietistischen Theologen Oetinger und Ph.M. Hahn Familienväter gewesen! Vgl. dazu oben, 362 A. 43. Vgl. oben, 181 (auch 361 A. 41). Vgl. oben, 194. M. Hahn, Sehr. 5/1 (17. B r . ; O f f b . 11), 294. M. Hahn, Sehr. 12/1 (49. B r . ) ; 342 f . M. Hahn 12/1 (35. B r . ) , 253. Für die Lehre vom 1000-jährigen Reich ist e b d . , 252 f f . der gesamte 35. Brief von Interesse; dieser ist ü b e r schrieben: "Entscheidung eines Streits zwischen einem Chiliasten und Antichiliasten, mit Beweise aus der heil. S c h r i f t " . J . Trautwein, Theosophie, 278. E b d . , 139. Ebd. , 178. E b d . , 284. Wörtlich wird in M. Hahn, S e h r . 5/1 Bengels Name genannt: e b d . (12. B r . ; O f f b . 6), 185, 186, 187, 188, 189, 190, 195; e b d . (13. B r . ; O f f b . 7), 209; e b d . (14. B r . ; O f f b . 8), 243; e b d . (17. B r . ; O f f b . 11), 308; ebd. (18. B r . ; O f f b . 12), 347; e b d . (22. B r . ; O f f b . 15), 464, 467; e b d . (23. B r . ; O f f b . 16), 487, 501, 522; e b d . (29. B r . ; O f f b . 20), 617. Daneben findet sich in S e h r . 5/1 eine sehr große Zahl von Anspielungen auf Bengels Erklärung der O f f b . , ohne daß Bengel namentlich erwähnt wird. Vergleicht man dazu, daß Oetingers Name in S e h r . 5/1 n u r ein einziges Mal (und zwar lobend) e r wähnt wird, nämlich e b d . (27. B r . ; O f f b . 19), 589, so wird k l a r , in welch starkem Maße f ü r Hahn "bei der Auslegung der O f f e n b a r u n g . . . Bengel der Gesprächspartner i s t " ( J . Trautwein, Theosophie, 57 A. 12). Letzteres gilt grundsätzlich auch schon f ü r Hahns f r ü h e r e Auslegung der O f f b . ( S e h r . 5/II), wenn sich da auch Hahn noch bei der Nennung von Bengels Namen Zurückhaltung auferlegt und offenbar der a u s d r ü c k lichen Konfrontation mit dessen Anschauungen aus dem Wege geht. Bengels Name wird in S e h r . 5/II genannt: e b d . (16. B r . ; O f f b . 13), 866; e b d . (21. B r . ; O f f b . 17), 928.
- 380 Zu S. 211-213 254 J . A . Bengel, SeR, 1112 ( s . o . , 69). 255 Ebd. , 1112. 256 Vgl. oben, 69 u . ö . 257 Vgl. oben, 99 f f . 258 M. Hahn, S e h r . 5/1 (22. B r . ; O f f b . 15), 464. 259 Vgl. auch M. Hahn, S e h r . 12/1 (21. B r . ) , 142, wo Hahn s a g t , er sei keineswegs "ein Liebhaber des bengelischen Systems über die Apokalypse" und h e r v o r h e b t , daß er stattdessen "von jeher ein ganz a n d e r s , fast eigenes davon h ä t t e , ob gleich auch mich u n t e r den bekannten das Bengelische das Beste zu seyn d ü n k t " . - Eine ziemlich ähnliche Relativierung der Bengelschen Chronologie findet sich beim späten Ph.M. Hahn (vgl. oben, 347 A. 85). Vgl. die Erwägungen J . Trautweins zum Zusammenhang der Bengel-Kritik der beiden Hahns in: Theosophie, 283 f . A. 12. 260 M. Hahn, S e h r . 5/1 (22. B r . ; O f f b . 15), 467. 261 Hahn schwankt in seinen Schriften s t e t s in eigentümlicher Weise zwischen Bewunderung von Bengels Gelehrsamkeit in Bezug auf die Geschichte und Kritik d a r a n , daß Bengel und seine Anhänger den Zusammenhang zwischen der Chronologie der O f f b . und zeitgeschichtlichen Ereignissen ü b e r b e w e r t e n . Einerseits spricht Hahn bedauernd vom "Mangel meiner Gelehrsamkeit, weil ich in den Kirchengeschichten nicht bewandert bin" ( S e h r . 5/1 (9. B r . ; O f f b . 3), 129); a n d e r e r seits sieht er in diesem Defizit gerade seine Stärke; er schreibt ja schließlich an Leute, von denen sich sagen läßt: "ihr seid keine Erbsenzähler, ihr seid auch nicht zu genau an die Historien gebund e n ; euch bekümmert n i c h t , was eurem Geist nicht Nahrung gibt" (ebd. (11. B r . ; O f f b . 5), 164 f . ) . Jedesmal sind bei dieser Mischung von Bewunderung und Kritik Bengel und seine Anhänger im Blick, vgl. z.B. S e h r . 4/II (34. B r . ; Hebr. 7), 337; S e h r . 5/1 (12. B r . ; O f f b . 6), 187 f . ; ebd. (13. B r . ; O f f b . 7), 215; e b d . (14. B r . ; O f f b . 8), 242 f . ; e b d . (17. B r . ; O f f b . 11), 310; e b d . (22. B r . ; O f f b . 15), 464, 467; S e h r . 5/II (12. B r . ; O f f b . 8), 827; e b d . (13. B r . ; Offb. 9), 843. - Übrigens ist bei Hahn der Zug e r k e n n b a r , daß er bei seiner Kritik von Bengels Chronologie mehr die zeitgenössischen Bengelianer im Visier h a t , die Bengels Erkenntnisse zum Verhältnis Geschichte und biblische Chronologie objektivistisch verabsolutieren; Bengel selbst wird eher 'geschont' (vgl. etwa S e h r . 5/1 (11. B r . ; O f f b . 5), 185 f . ) . 262 M. Hahn, S e h r . 5/1 (22. B r . ; O f f b . 15), 466. 263 Vgl. oben, 187 f. und 190 f . 264 Zwar kann sich Hahn bescheiden als "Schattenriß von einem Johannes" ( S e h r . 5/1 (16. B r . ; O f f b . 10), 287; s . o . , 369 A. 108) bezeichnen und überdies in seiner Auslegung der O f f b . immer wieder betonen, daß er im eigentlichen Sinne zu einer Erklärung dieses Buches die Gaben nicht besitzt. Aber dieser Bescheidenheit zum Trotz (vgl. da-
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zu auch oben, 367 A. 101) weiß sich Hahn aufgrund seiner E r leuchtung in gewisser Weise mit Johannes, dem Autor der Offb. 'kongenial' verbunden: Hahn zweifelt letztlich nicht daran, daß er die "Gabe der . . . rechten Schrifterklärung empfangen" ( S e h r . 5/1 (16. B r . ; Offb. 1 0 ) , 280) hat und somit partizipiert an " e b e n d e m selben Geist . . . , der die Schrift hat schreiben lassen" ( e b d . , 280). Hahn kann sogar - in Sehr. 12/1 (8. B r . ) , 65 - im Blick auf die Offb. sagen: "Aus jenem Buche . . . weiß auch ich, gleich als ob ich auch ein Knecht Jesu Christi wäre (sie! Vgl. Offb. 1, 1 f . ) das, was ich weiß". M. Hahn, Sehr. 5/1 (1. B r . ; Offb. 1 ) , 10. E b d . , 28; zweite Strophe des dritten Liedes zu Offb. 1, 1 f . M. Hahn, Sehr. 5/1 (1. B r . ; Offb. 1 ) , 11. E b d . , 12. - Vgl. aus Hahns früher Auslegung der Offb. etwa: Sehr. 5/II (23. B r . ; Offb. 2 2 ) , 1000. Nach Bengel hat der irdische Jesus 'weniger gewußt' als der Erhöhte; die Offb. geht über das Wissen des irdischen Jesus hinaus ( s . o . , 291 A. 5 4 ) . M. Hahn, Sehr. 5/1 (1. B r . ; Offb. 1 ) , 12. - Vgl. auch e b d . , 22 (Strophe 11 von Hahns erstem Lied über Offb. 1, 1 f . ) : "Wenn man die Sach zu nahe setzt, Und das auch mit bestimmten Zeiten, Ο dann wird der Respekt verletzt Auch unter unbekehrten Leuten; Denn trifft die Sache so nicht ein, So wird dann alles insgeheim Verachtet und als Traum erkläret, Der guten Sache Gang e r s c h w e r e t , Drum sind die Oberknechte klug. Bald kommt der Herr! dann ist's g e n u g " . Allein der Gedanke, daß Menschen in ihrem Erdenleben dem irdischen Jesus überlegen sein könnten hinsichtlich der genauen Bestimmung der Zeiten, grenzt für Hahn an Blasphemie, "so etwas zu glauben, wäre mir schrecklich" ( S e h r . 3/V (49. B r . ; 1. T h e s s . 5), 106). Der heilsgeschichtliche Plan nach Gottes Vorsatz ist ja Hahn in der Zentralschau offengelegt: v g l . z . B . S e h r . 12/1 ( 7 7 . B r . ) , 575 ff. (dazu s . o . , 192 f f . ) . Vgl. dazu auch Μ. Hahn, Sehr. 3/V (49. B r . ; 1. Thess. 5 ) , 105 f f . , wo Hahn im Blick auf Offb. 1 und 5 ausführlich auf die Unterschiede zu Bengel, aber auch auf die Gemeinsamkeiten mit diesem zu sprechen kommt. J . Trautwein sagt richtig (Theosophie, 283), daß man die Intention von Hahns "Abwehr der Bengelschen Zeitrechnung" in positiver Weise als "Drängen auf eine 'existentielle Interpretation' der Apokalypse" bezeichnen kann. M. Hahn, Sehr. 5/1 (17. B r . ; Offb. 1 1 ) , 311. Bereits 1791 bietet der junge Hahn eine ganz entsprechende Zusammenfassung der S t r u k tur der Offb., dabei wird ebenfalls zwischen 'General-' und 'SpecialGesichten' unterschieden: Μ. Hahn, Sehr. 5/II (19. B r . ; Offb. 15), 892 ff.
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Vgl. etwa M. Hahn, S e h r . 5/1 (17. B r . ; O f f b . 11), 293 f . 'Haupt-' bzw. 'Generalgesichte' in der O f f b . sind f ü r Hahn, wie aus dem oben A u s g e f ü h r t e n ersichtlich i s t , wichtige Orientierungspunkte f ü r die Zuordnung der 'Specialgesichte'. Hahn gibt zu, daß man über Einzelheiten in Bezug auf die letzteren verschiedener Meinung sein k a n n , wohingegen man es nach seiner Meinung bei den 'Generalgesichten' mit zuverlässig fundierten Grundeinsichten der Exegese der O f f b . zu tun h a t . Das bringt Hahn bereits in seiner f r ü h e n Auslegung der O f f b . zum Ausdruck: "Generaleinsichten bin ich . . . geneigter und e r g e b e n e r , als der specialen, habe sie auch mehr e r l a n g t , kann auch mehr davon mittheilen" ( S e h r . 5/II (12. B r . ; O f f b . 8), 827). Wie oben a n g e f ü h r t , repräsentieren die 'sieben Geister' vor Gottes Thron (nach O f f b . 4, 5 u . ö . ; zu Einzelheiten vgl. etwa M. Hahn, Sehr. 5/1 (10. B r . ; O f f b . 4), 155 f f . ; zur wichtigen 'Siebenzahl' in O f f b . 4 f . : e b d . , 156 f . ) die sieben G r u n d k r ä f t e des Lebens im göttlichen Geburtsrad (dazu vgl. die A u s f ü h r u n g e n oben, 196 f. und 300 f . ) . Vgl. oben, 184 f f . Zur Vorstellung, daß alle Geschöpfe im 'Schöpfungsbuch' als 'Buchstaben' f u n g i e r e n , vgl. etwa auch oben, 185 ( S e h r . 12/1 (53. B r . ) , 374). Diese Vorstellung f ü h r t Hahn sehr häufig in seinen Schriften a n , z.B. noch: S e h r . 5/1 (10. B r . ; O f f b . 4), 143 f . ; e b d . (11. B r . ; O f f b . 5), 174; e b d . (22. B r . ; O f f b . 15), 480; Sehr. 5/II (9. B r . ; O f f b . 4), 779 f. , 792 f . ; e b d . (10. B r . ; O f f b . 5), 800 f. , 805; e b d . (25. B r . ; O f f b . 21), 972 f . , 974 f. Jesu Einsicht ins 'Buch der Schöpfung' bedeutet Einblick in das 'durcheinandergeratene Schöpfungsalphabet', d . h . rechtes Verständnis der "Buchstaben der Liebe und des Zorns Gottes" ( S e h r . 5/II (25. B r . ; O f f b . 21), 972) und somit Einsicht in den "Krieg u n t e r den Buchstaben . . . des Zorns und der Liebe" ( e b d . , 974); diese Einsicht verfolgt den Zweck, den Krieg der Buchstaben zu schlichten (dazu vgl. Sehr. 5/II (10. B r . ; O f f b . 4), 779 mit e b d . , 792 f . ) , wenn schließlich "Jehovah Jesu lauter Vocal" ( e b d . , 792) sein wird, d . h . wenn er am Ende der Zeiten vollends Α und Ο i s t . M. Hahn, Sehr. 5/1 (10. B r . ; O f f b . 4), 143 f. Ebd. , 144. Was Johannes vom Eröffnen der sieben Siegel e r s c h a u t , darf nicht mißverstanden werden. Hahn s a g t , es müsse "bemerkt werden, daß das Lamm Gottes dieses Siegel nicht erst dann erbrochen h a t , da es dem Johannes im prophetischen Gesicht gezeigt worden ist d u r c h eine sinnbildliche Vorstellung . . . ; sondern als unserem Herrn alle Dinge übergeben wurden (sc. bereits zum Zeitpunkt seiner E r h ö h u n g ) , ward Ihm auch das große Buch der Allwissenheit o f f e n b a r , und es gehört mit zum Stande Seiner Erhöhung, daß Er allwissend sei" ( S e h r . 5/1 (12. B r . ; O f f b . 6), 190 f . ; Hervorhebung von u n s ) . Der Erhöhte behält also einen Vorsprung vor seinem Knecht, dem Seher.
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Hahns Interpretation von O f f b . 6 bis 9 darf gelesen werden als eine einzige Auseinandersetzung mit Bengels vorwiegend historisierender Auslegung dieser Kapitel (vgl. die häufige Nennung von Bengels Namen und die noch häufigere Anspielung auf historische E r k e n n t nisse Bengels in: S e h r . 5/1 (12. bis 15. B r . ; O f f b . 6 bis 9), 183 f f . , passim. Worum es Hahn gegen Bengel bei der Auslegung dieser Kapitel g e h t , läßt sich mit zwei Sätzen Hahns knapp zusammenfassen: "So wie es geirrt seyn k a n n , wenn von den Siegeln, und so auch von den Trompeten, alles und allermeist auf die e r s t e n J a h r h u n d e r t e der christlichen Zeitrechnung gedeutet worden ist; eben so weit wäre es g e i r r t , wenn man alles auf u n s e r e Zeit deuten wolle. Man muß also zugeben, daß in allen J a h r h u n d e r t e n etwas, oft mehr, oft weniger, an allem erfüllt worden seyn könne" (Sehr. 5/1 (14. B r . ; O f f b . 8), 242). Das ist gegen die Adresse Bengels und seiner Anhänger formuliert, nach deren Meinung die in O f f b . 6 bis 9 genannten 'Siegel' und 'Trompeten' Sachverhalte der Vergangenheit bezeichnen. Vgl. etwa dazu Μ. Hahn, S e h r . 5/1 (11. B r . ; O f f b . 5), 176: "Siebenmal ist das große Schöpfungsbuch versiegelt mit sieben Eigenschaften der zeitlichen und ewigen Natur. Ebenso ist es auch mit dem Menschen b e s c h a f f e n , der die kleine Welt ist; er ist alles im Kleinen, was die Schöpfung im Großen ist. Verstehet a b e r : nicht n u r ist er die kleine, äußere Welt, sondern ein kleines Ganzes des ganzen Schöpfungsreiches. Soll ihm also das Buch, das er selber ist im Kleinen, aufgesiegelt werden, damit er sich und das große Ganze kenne, ο so muß in ihm J e s u s , das Licht der Welt, Sieger seyn". Zum Menschen als 'kleinem Ganzen' und als 'Mikrokosmos' vgl. auch oben, 375 A. 188 und 189. Zum Einzelnen vgl. M. Hahn, Sehr. 5/1 (17. B r . ; O f f b . 11), 294 f f . Ebd. , 297 f f . - Hahn hat nicht den 'ezechielitischen' Tempel gesehen, sondern er weiß a u f g r u n d seiner Zentralschau sogar "von dem geistleiblichen Tempel der Herrlichkeit Gottes, von der Behausung Gottes im Geistleib" ( e b d . , 297), d . i . der noch herrlichere eschatologische Tempel nach O f f b . 21 f . ! M. Hahn, Sehr. 5/1 (16. B r . ; O f f b . 10), 288. E b d . , (17. B r . ; O f f b . 11), 315. Vgl. oben, 71 f . Vgl. oben, 110 f . Vgl. oben, 67 f f . Verhalten deutet sich das bereits in Hahns f r ü h e r Auslegung der O f f b . an, wenn er a u s f ü h r t : "Ich habe . . . die Freiheit nicht, . . . eine eigentliche Erklärung über das 13te Capitel der O f f e n b a r u n g Jesu Christi nach meinem Sinn und Verstand zu schreiben, und v e r weise . . . lieber noch eine Zeitlang auf die Bengelische E r k l ä r u n g . Vielleicht kommt es bald, daß ich Freiheit habe, meine Gedanken an den Tag zu legen" (Sehr. 5/II (16. B r . ; O f f b . 13), 869). Was O f f b . 13, 18 - und damit auch die Deutung des Antichrist insgesamt - an-
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belangt, tritt diese "Freiheit", Bengel zu widersprechen, 1815 in Hahns s p ä t e r e r Auslegung der O f f b . recht deutlich zutage. M. Hahn, S e h r . 5/1 (19. B r . ; O f f b . 13), 387. Ebd. , 387. E b d . , 388. E b d . , 388. Vgl. etwa J . A . Bengel, Gnomon (zu O f f b . 13, 18), 1160 f f . S . o . , 290 A. 42. M. Hahn, S e h r . 5/1 (19. B r . ; O f f b . 13), 388. Die beiden Kapitel O f f b . 13 und 17 sind nach Hahn von erheblicher Aktualität. Er s a g t , es sei "das dreizehnte Capitel der O f f e n b a r u n g , auf welches heut zu Tage fast alle Augen der Christen hin gerichtet sind, weil d a r i n n e n , so wie im siebenzehnten Capitel, der Erzverfolger der Christen beschrieben i s t " (ebd. , 365). Das 'Tier', das in O f f b . 13 und 17 genannt i s t , ist nach Hahn identisch mit dem 'Antic h r i s t ' (1. Joh. 2, 18; 2. Joh. 7; vgl. 2. T h e s s . 2). Zu Hahns Zusammenschau dieser 'Antichrist-Texte' vgl. etwa Sehr. 3/V (51. B r . ; 2. T h e s s . 2), 141 f f . - Schon Oetinger hat in seinem 'Wörterbuch' im Artikel 'Antichrist' seinen Lesern e i n g e s c h ä r f t : "Ist jemalen Noth gewesen, das 13 und 17 Kapitel der O f f e n b a r u n g , mit Bengels Erklär u n g , zu Gemüth zu ziehen, so ist es jeziger Zeit" (BEW, 38). Hahn stimmt dem grundsätzlich zu, lehnt aber - s . u . - "Bengels E r k l ä r u n g " ab und bietet eine eigene. Vgl. dazu Hahns Entgegensetzung irdischer J e s u s - A n t i c h r i s t : Sehr. 5/1 (19. B r . ; O f f b . 13), 371 f f . Vgl. etwa J . A . Bengel, EO, 886 f. (c. 17, 11); s . o . , 294 A. 77. Zu den Einzelheiten der obigen Zusammenfassung vgl. etwa M. Hahn, S e h r . 5/II (16. B r . ; O f f b . 13), 869 f f . , Sehr. 5/1 (19. B r . ; O f f b . 13), 365 f f . Vgl. J . Trautwein, Theosophie, 211 f f . M. Hahn, S e h r . 5/1 (25. B r . ; O f f b . 17), 530. Vgl. dazu insgesamt das Kapitel VI: "Die eine Geist gemeinde und die Vielzahl der Religionsparteien", in: J . Trautwein, Theosophie, 234 f f . , und e b d . besonders den Unterabschnitt "Babel als falsche Kirche" ( e b d . , 238 f f . ) . M. Hahn, S e h r . 5/1 (25. B r . ; O f f b . 17), 531. M. Hahn, Sehr. 5/II (21. B r . ; O f f b . 17), 929; auch in Hahns später e r Auslegung der O f f b . ist von der 'falschen Kirche' als 'Kainskirche' die Rede: S e h r . 5/1 (26. B r . ; O f f b . 18), 553, 572; e b d . (28. B r . ; O f f b . 19), 604 f . Vgl. dazu J . Trautwein, Theosophie, 239 f f . M. Hahn, Sehr. 5/1 (26. B r . ; O f f b . 18), 567. Hahns Haltung läßt sich in dem Satz zusammenfassen: "Laß also Babel s t e h e n , so lange Gott sie t r ä g t " (ebd. (27. B r . ; O f f b . 19), 580).
- 385 Zu S. 221-222 313 Vgl. etwa Μ. Hahn, Sehr. 5/1 (26. B r . ; O f f b . 18), 554: "Da . . . auch u n s e r e Kirche den Sinn Babels angenommen hat und seit der Reformation sehr ausgeartet i s t , gehört sie ganz natürlich auch mit zu Babel"; "Kainsgeschlecht" findet sich auch bei Evangelischen ( e b d . , 553). 314 Bei seiner Interpretation von O f f b . 17 f . bemüht sich Hahn s t e t s um eine betont faire, differenzierte Sicht des römischen Katholizismus, bei der immer wieder festgehalten wird, daß 'Gotteskinder' auch u n t e r den Katholiken zu finden sind: vgl. etwa S e h r . 5/1 (25. B r . ; O f f b . 17), 530 f . , 537; e b d . (26. B r . ; O f f b . 18), 570. 315 Zu den folgenden A u s f ü h r u n g e n vgl. M. Hahn, S e h r . 5/1 (18. B r . ; O f f b . 12), 330 f f . , S e h r . 5/II (15. B r . ; O f f b . 12), 860 f f . 316 Die in O f f b . 13, 5 genannten 42 Monate sind bei Hahn - gegen Bengel 42 noch b e v o r s t e h e n d e , 'natürliche Monate' (zu Bengels Sicht s . o . , 290 A. 42). 317 M. Hahn, S e h r . 5/1 (19. B r . ; O f f b . 13), 370. 318 Für Bengel, der von seinen Voraussetzungen her die Zeitangaben in O f f b . 12, 5 und 12, 14 als lange, 'prophetische' Zeiten (dazu s . o . , 290 A. 42) deuten muß, gilt der Beginn der 'Flucht des Weibes in die Wüste' nach O f f b . 12 als ein längst vergangenes kirchengeschichtliches Ereignis (zu Einzelheiten vgl. etwa J . A . Bengel, Gnomon (zu O f f b . 12, 4 bis 14), 1129 f f . ) . 319 Wenn Hahn auf die aktuellen endzeitlichen Ereignisse zu sprechen kommt, ist überaus häufig von der 'Emigration' bzw. von der 'Flucht des Weibes' die Rede. Aus der Fülle der Belege sei - neben: S e h r . 5/1 (18. B r . ; O f f b . 12), 330 f f . ; S e h r . 5/II (15. B r . ; O f f b . 12), 860 f f . verwiesen auf: S e h r . 3/V (51. B r . ; 2. T h e s s . 2), 141 f f . ; S e h r . 4/1 (5. B r . ; 1. Tim. 5), 92 f . ; e b d . (11. B r . ; Tit'. 1), 220 f . ; S e h r . 5/1 (21. B r . ; O f f b . 14), 431 f . ; e b d . (26. B r . ; O f f b . 18), 558, 565 f . ; S e h r . 12/1 (39. B r . ) , 295 f f . ; e b d . (43. B r . ) , 308 f f . ; e b d . (85. B r . ) , 647 f f . ; e b d . (102. B r . ) , 728 f . ; S e h r . 13/1 (57. B r . ) , 405 f . (vgl. e b d . , 395 f f . ) . 320 Zu Einzelheiten vgl. H. Lehmann, Pietismus, und zwar die Abschnitte "Zeichen der Zeit" ( e b d . , 151 f f . ) und "Auf der Suche nach einem Zuf l u c h t s o r t " ( e b d . , 169 f f . ) ; dort auch weitere L i t e r a t u r . Zu Rußland als Auswanderungsziel württembergischer Pietisten bzw. Separatisten vgl. den Auswanderungsaufruf aus dem Jahr 1817, der behandelt wird in: H. Petri, Auswanderung aus Württemberg, 373 f f . sowie den Aufs a t z : M. B r e c h t , Aufbruch und V e r h ä r t u n g , 131 f f . E b d . , 133 f f . wird die "von Bengel herstammende und dann so mächtig aufgeblühte Rußlandeschatologie" ( e b d . , 139) dargestellt. In der Tag hat Rußland in Bengels Denken eine ziemliche Rolle gespielt. Doch kommt das oben, 385 A. 318 genannte Problem, daß der Beginn der 'Flucht des Weibes' nach O f f b . nach Bengels Anschauungen (anders als bei manchen von dessen Nachfolgern) längst vergangen ist und somit der Emigrationsgedanke nicht akut i s t , in Brechts Aufsatz etwas zu k u r z . - Im Zu-
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sammenhang mit dem Thema Rußlandauswanderung und Eschatologie ist die Bemerkung aus dem Band: (Calwer Verlagsverein, H g . , ) Württembergische Kirchengeschichte, 593, interessant: "In der Stille bildeten sich hin und her im Lande die 'brüderlichen Auswanderungsharmonieen der Kinder Gottes'. Ihr Lieblingsbuch: die Offenbarung, ihr fester Glaube: die Wiederbringung, ihre fixe Idee: die Aufrichtung des Reiches Gottes in Rußland". Detaillierter wird Hahns Stellung zur Auswanderungsbewegung dargestellt bei: J . Traut wein, Theosophie, 251 f . , ferner neuestens in: H. Lehmann, Endzeiterwartung und Auswanderung, 177 ff. M. Hahn, Sehr. 12/1 (39. B r . ) , 285 (vgl. dazu auch den gesamten Brief e b d . , 285 f f . , in dem Hahn das Aus Wanderungsproblem umfassend e r ö r t e r t ) . Vgl. etwa M. Hahn, Sehr. 3/V (51. B r . ; 2. Thess. 2), 142: "Viele haben es auch wirklich nicht erwartet, und sind geflohen; meines E r achtens, ehe sie der Herr darzu aufgerufen hat". M. Hahn, Sehr. 5/1 (26. B r . ; Offb. 18), 566. Vgl. dazu J . Trautwein, Theosophie, 104 f f . , 248, sowie oben, 173 f. und 176. J . Traut wein, Theosophie 248. - Man kann sagen, daß - zumindest vorläufig - die Gemeindeglieder von "Korntal . . . die innere Emigration statt der äusseren gewählt" haben (M. B r e c h t , Aufbruch und Verhärtung, 143). M. Hahn, Sehr. 12/1 (102. B r . ) , 728 f. E b d . , 729. E b d . , 729. Mit dem Wort vom 'Warten und Eilen' ist Hahns eschatologische Erwartungshaltung, und da besonders das apokalyptisch-existentielle Moment, das er meint, Bengel ebenso wie dem Separatismus entgegenhalten zu müssen, gut umschrieben. Der für Hahn typische Imperativ lautet: "Seyd also bescheiden mit der Wißbegierde! Wartet doch nur, und eilet vielmehr; denn es möchte euch noch so manches manglen und fehlen" (Sehr. 3/V (49. B r . ; 1. Thess. 5), 108). Vgl. auch ebd. (51. B r . ; 2. Thess. 2), 147: "Warten und eilen muß man auf die Zukunft des Herrn; warten kann man, insofern man bereit ist; eilen muß man, insofern man noch Bereitens nöthig hat. Denn wenn man bedenkt, wie man seyn und erfunden werden soll am Tage des Herrn, so wird nicht leicht einer seyn, der sich ganz fertig befinden wird; daraus ist klar, wie unbesonnen diejenigen handien, welche immer warten wollen, da ihnen doch noch sehr vieles fehlet". Zum Folgenden vgl. auch die Bemerkungen bei J . Trautwein, Theosophie, 215 ff. M. Hahn, Sehr. 5/II (24. B r . ; Offb. 20), 955f. Ebd. , 957. E b d . , 958. Vgl. oben, 72 f. (vgl. auch 295 A. 90 f . ) .
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Vgl. oben, 111, f e r n e r 300 A. 134. Μ. Hahn, S e h r . 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 617 f . E b d . , 617. E b d . , 617. E b d . , 617 f . E b d . , 618. Diese in der Tradition häufig v e r t r e t e n e A u f f a s s u n g ist nach Bengel u n t e r die "vorgefaßten Meinungen" (EO, 1099) zu zählen: zu Unrecht habe man "die jüdische Tradition angenommen, wodurch die ganze Welt-Währung auf 6000 Jahre eingeschrenket wird" ( e b d . , 1099). Diese Meinung f ü h r t Hahn in seinen Schriften des öfteren an, etwa in seiner f r ü h e n Auslegung von O f f b . 20, wo er s a g t : "Gewisse Zeit bestimmen, ist nicht unsere Sache. Aber . . . (man kann) annehmen, daß die Welt in allem n u r siebentausend Jahre stehen werde, so daß man sechstausend Jahre f ü r sechs Werktage der Unruhe in Natur und Kreatur und einen tausendjährigen Ruhetag f ü r alle Natur und Kreat u r annimmt, welcher das tausendjährige Reich i s t " ( S e h r . 5/II; O f f b . 20), 958. In diesen Vorstellungskreis gehört bei Hahn hinein, daß Hahn das siebte Jahrtausend als 'Sabbatjahr' sieht und nach Maßgabe des Alten Testaments nach sieben Sabbatjahren mit dem 'Hall- oder Erlaßjahr', nämlich nach 49000 J a h r e n , r e c h n e t . Darauf ist unten zurückzukommen. Vgl. zu den hier angerissenen chronologischen Vorstellungen Hahns: M. Hahn, Syst. (18. B r . ) , 467 f . , 484 f . ; ebd. (19. B r . ) , 492 f f . ; Sehr. 2/IV (47. B r . ; 2. P e t r . 3), 244 f . ; S e h r . 4/II (26. B r . ; Hebr. 8), 200 f . ; S e h r . 12/1 (35. B r . ) , 258 sowie die zusammenfassenden Bemerkungen zu Hahns Chronologie in J . T r a u t wein, Theosophie, 210 f. M. Hahn, Sehr. 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 618. E b d . , 618. Hahn l e h r t , "daß gerade zu der Zeit, da das tausendjährige Reich auf Erden im Sichtbaren seyn wird, die tausendjährige Hochzeit des Lammes im Unsichtbaren seyn werde, also zu einer und derselben Zeit, mit und neben einander" ( S e h r . 13/1 (45. B r . ) , 306). M. Hahn, S e h r . 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 621 f . Die nicht-dischiliastische Position Hahns ähnelt der Petersenschen, wo das Nebeneinander von 'oberer' und u n t e r e r ' Kirche in den (einmal) tausend Jahren auch stark betont wird (vgl. dazu oben, 40 und 76). Was zu Beginn des 1000-jährigen Reichs im Himmel v o r g e h t , ist nach Oetinger "uns unnöthig zu f o r s c h e n " ( F . C h r . Oetinger, SS II, 6, 24). Gerade im Blick auf O f f b . 20 verweist Hahn auf den Sachverhalt, daß zum rechten Verständnis der O f f b . Theosophie, Zentralschau e r f o r derlich sei: vgl. Sehr. 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 619 f . M. Hahn, Syst. (19. B r . ) , 493 f . Vgl. oben, 216 f .
- 388 Zu S. 225-227 353 Μ. Hahn, S e h r . 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 623. 354 Dazu vgl. auch oben, 206. - Für Hahn spielt das Hohepriesteramt Christi - so wie es im theosophisch verstandenen Hebr. v . a . beschrieben ist - eine bedeutende Rolle; dazu vgl. S e h r . 4/II ( H e b r . ) , passim. 355 Μ. Hahn, S y s t . (13. B r . ) , 342 f f . 356 E b d . , 364. 357 E b d . , 364. 358 Vgl. die Bemerkungen zum Verhältnis Hohepriestertum Christi/Königtum Christi im 1000-jährigen Reich nach Oetinger oben, 113, f e r n e r 323 A. 151, sowie die Bemerkungen zur theologischen Verhältnisbestimmung von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes d u r c h Oetinger oben, 115 f . , 117 f . und 138. - M. Hahn, S y s t . (13. B r . ) , 312 f f . , zeigt exemplarisch, daß Hahn das Verhältnis von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit ebenso deutet wie Oetinger: schließlich wird die Barmherzigkeit über die Gerechtigkeit siegen, wobei aber der Gerechtigkeit voll Genüge getan sein wird. 359 Vgl. oben, 130, f e r n e r 333 A. 296. 360 Μ. Hahn, S e h r . 12/1 (70. B r . ) , 511 (Drittes Reformationslied nach dem 70. B r . , aus Strophe 15). 361 M. Hahn, S e h r . 2/II (47. B r . ; 2. P e t r . 2), 244. 362 M. Hahn, S e h r . 2/1 (3. B r . , Apg. 2), 54; vgl. zu Joel 2 im Zusammenhang mit Hahns chiliastischer Erwartung auch: Sehr. 11 /I (46. B r . ) , 337 f f . 363 M. Hahn, S y s t . (18. B r . ) , 484. 364 E b d . , 484. - Zu den in diesem Zitat beschriebenen metereologischen, biologischen und geistlichen Veränderungen im chiliastischen Reich (vgl. dazu auch die Parallelen bei Oetinger: oben, 114 f . ) heißt es entsprechend in S e h r . 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 622 f . , daß "eine reine Luft seyn werde, und wie überhaupt die Elemente nicht in Unordnungen toben und den bescherten Segen Gottes auf allerhand Art v e r d e r b e n werden; wie auch nach und nach das Wilde in's Zahme ü b e r gehen werde, indem der Grimm Gottes nicht mehr in's Herrschen kommen werde, sowohl in Natur als auch in der C r e a t u r . Und das wird a r t i g s e y n , daß, wie jetzt (sc. in der vor-chiliastischen Zeit) manchen Bösen . . . der Satan oder sein Anhang erscheinen k a n n , so hingegen in den tausend J a h r e n Jesus und Seine Braut bald diesem, bald jenem erscheinen wird, der es insonderheit werth oder b e d ü r f t i g i s t " . Vgl. auch Syst. (18. B r . ) , 501 f. 365 M. Hahn, S e h r . 3/1 (4. B r . ; 2. Kor. 4), 75. 366 Vgl. oben, 202 f f . 367 M. Hahn, S e h r . 12/1 (35. B r . ) , 257. 368 Dazu s . o . , 74. 369 Dazu s . o . , 112. 370 M. Hahn, S e h r . 12/1 (35. B r . ) , 257. 371 M. Hahn, S e h r . 5/1 (30. B r . ; O f f b . 21), 644.
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Zu S. 227-229 372 E b d . , 644. 373 Natürlich kann Hahn wegen seiner Ablehnung des Dischiliasmus hier nicht Bengel folgen, der die 'kleine Zeit' von O f f b . 20,3 zusammen mit dem zweiten Jahrtausend beginnen läßt (vgl. oben, 73). Zu Hahns Verständnis der 'kleinen Zeit' als Abschluß des Millenniums s . u . , 228. 374 Magog - so mutmaßt Hahn - wird das Volk der Russen sein: S e h r . 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 629 f . 375 M. Hahn, Sehr. 5/II (24. B r . ; O f f b . 20), 958 f . - Vgl. zu den Ereignissen, die das 1000-jährige Reich nach Hahn beenden, auch e b d . 965 f f . sowie S e h r . 5/1 (29. B r . , O f f b . 20), 627 f f . und die Zusammenfassung in: S y s t . (18. B r . ) , 485. 376 C. Schmid, Wiederbringung, 111. 377 J . Trautwein, Theosophie, 192. 378 Bei Hahn ist jene Vorsicht gegenüber dem theologischen Reizbegriff 'Wiederbringung', wie sie noch f ü r Bengel (vgl. oben, b e s . 80 und 86 f . ) nötig gewesen ist und f ü r Oetinger schon weniger (vgl. etwa oben, 136, aber auch 340 A. 396), vollends verflogen. 379 Oft ist bei Hahn in einem Brief einmal oder mehrmals von 'Wiederbring u n g ' , 'wiederbringen' o . ä . die Rede, so daß im Folgenden nicht annähernd die vielten Stellen a u f g e f ü h r t werden können, an denen Hahn von 'Wiederbringung' s p r i c h t . Zieht man die Stellen hinzu, an denen der Apokatastasisgedanke n u r angedeutet wird, kann man s a g e n , daß praktisch auf jeder Seite von Hahns Schriften der Gedanke der 'Wied e r b r i n g u n g ' zu finden i s t . Dieser Sachverhalt spiegelt sich ja auch in der bisherigen Darstellung wider. 380 In der 1930 erschienenen offiziösen Schrift (Hahnsche Gemeinschaft, Hg. ,) S c h r i f t a u f f a s s u n g , wird ganz im Sinne Hahns gelehrt, es sei "die Lehre von der Wiederbringung in der Heiligen Schrift keine bes o n d e r e , die aus einzelnen Stellen zu erweisen wäre, sondern die ganze Schriftlehre vom Heil in Jesus Christus ist eben die Lehre von der Wiederbringung; sie ist das Ganze, und die einzelnen Lehren sind Teile dieses Ganzen. Aus diesem Grunde kann man auch von ihr nicht ohne Schaden des Ganzen absehen" ( e b d . , 7). 381 Stellvertretend f ü r die Fülle von Stellen, an denen Hahn Komposita mit 'Wiederbringung' bzw. von 'Wiederbringung' abgeleitete Wörter v e r wendet, sind hier einige Stellen aus M. Hahn, S y s t . zu n e n n e n : e b d . (1. B r . ) , 63; e b d . (13. B r . ) , 358; e b d . (15. B r . ) , 400, 408, 418; e b d . (16. B r . ) , 436; e b d . (18. B r . ) , 466, 468; e b d . (22. B r . ) , 570 (die letztgenannte Stelle wäre bei k o r r e k t e r Seitenzählung Seite 578; in M. Hahn, S y s t . kommen die Seitenzahlen ab Seite 569 v e r s e h e n t lich doppelt v o r ) . 382 M. Hahn, S y s t . (12. B r . ) , 318. - Auch f ü r Ph.M. Hahn, Bengel und Oetinger gehören Wiedergeburt und Apokatastasis e n g s t e n s zusammen; vgl. die Hinweise oben, 349 A. 116.
- 390 Zu S. 229-230 383 Vgl. auch J . Trautwein, Theosophie, 209 f . : "Die Weltvollendung wird in einer Abfolge von Weltzeiten e r r e i c h t , die im Großen den Prozeß darstellen, der sich auch im Individuum abspielt. Vom v o r weg e r k a n n t e n Ziel, der Apokatastasis, h e r , wird der Verlauf e r hellt". 384 E b d . , 203 Α. 1. - Ebd. wird zustimmend der Satz C.A. Auberlens zitiert: "Hier ( s c . bei Hahn) wird die ganze Eschatologie völlig im Oetinger'schen Sinne, n u r theilweise noch anschaulicher, entwickelt" ( C . A . Auberlen, Theosophie, 652 Anm.). Trautwein fügt hinzu (Theosophie, 203 Α. 1): "Hahns System ist geschlossener aufgebaut als die Gedanken Oetingers; vielleicht deshalb, weil er die v e r s t r e u t e n Äußer u n g e n des Prälaten seinen einfachen Bauern faßlich und in sich folgerichtig darbeiten mußte". 385 Vgl. zum Folgenden auch e b d . , 203 f f . 386 Vgl. oben, Kap. IV, 3., Unterabschnitt (1) bis (3). 387 M. Hahn, S e h r . 4/II (36. B r . ; Hebr. 8), 390. 388 E b d . , 390. 389 E b d . , 390 f . (Daß Hahn Christi Predigt im Totenreich ganz im Sinne Oetingers v e r s t e h t , wird etwa auch ersichtlich a u s : S e h r . 4/II (44. B r . ; Hebr. 11), 556; Syst. (15. B r . ) , 408; S e h r . 11/11 (61. B r . ) , 472 f f i , b e s . e b d . , 479 f f . ) . 390 M. Hahn, S e h r . 4/II (36.. B r . ; Hebr. 8), 390. 391 E b d . , 391. 392 Ausführlicher äußert sich Hahn zum s t a t u s post mortem etwa in: S y s t . (15. B r . ) , 390 f f . ("Vom Zustand nach dem Tod"); e b d . (16. B r . ) , 419 f f . ; S e h r . 3/1 (5. B r . ; 2. Kor. 5), 90 f f . ; Sehr. 3/IV (40. B r . ; Phil. 1), 36 f f . ; S e h r . 4/II (36. B r . ; Hebr. 8), 390 f f . (ebd. münden Hahns A u s f ü h r u n g e n zum Zwischenzustand ein in solche zur Apokatastasis, in denen es schließlich emphatisch heißt: "Vivat, vivat! Es lebe in die Ewigkeiten der Ewigkeiten, Jehovah J e s u s ! Der Wiederb r i n g e r aller Dinge! " - e b d . , 393); S e h r . 5/1 (12. B r . ; O f f b . 6), 201 f f . ; e b d . (21. B r . O f f b . 14), 436 f f . ; e b d . (22. B r . ; O f f b . 15), 469 f . ; Sehr. 5/II (18. B r . ; O f f b . 14), 885 f f . ; S e h r . 12/1 (32. B r . ) , 208 f f . 393 M. Hahn, S y s t . (15. B r . ) , 416. 394 E b d . , 401. 395 E b d . , 397. 396 E b d . , 398. 397 E b d . , 395. 398 E b d . , 401. 399 E b d . , 406. 400 Ebd. , 402. 401 M. Hahn, S e h r . 3/1 (5. B r . ; 2. Kor. 5), 98. 402 Vgl. oben, 124 f . 403 M. Hahn, S y s t . (15. B r . ) , 407.
- 391 Zu S. 231 404
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Zum Verständnis Swedenborg/Oetinger v g l . oben, 126 f f . ; zu Swedenborgs 'Abstreifungen' oben, 127 f . , ferner 331 A . 277. - Direkt spielt Swedenborgs Name bei Hahn, soweit wir sehen, keine Rolle. Interessant ist in dem Zusammenhang Sehr. 3/1 (5. Br. ; 2. Kor. 5), 97: "Freunde! ich bin noch nie im Reich der Todten gewesen, habe ich aber etwas centralische Erleuchtung empfangen, so habe ich auch Gnade erhalten, richtige Schlüße aus dem Wort Gottes zu empfangen": d . h . für die Lehre vom status post mortem hat Hahn an seiner eigenen Erleuchtung genug. M. Hahn, Syst. (15. B r . ) , 417. Ebd., 418. Ebd. , 400. Ebd., 390. Ebd., 391, betont Hahn allerdings zu seiner Zwischenzustandslehre: "meine Meinungen und Vermuthungen sind zerschieden von allen, die mir bekannt sind, doch nicht in Allem"; Oetingers Name wird bei dieser Lehre nicht genannt. Das katholische 'Fegefeuer' wird auch von Bengel ( s . o . 78, f e r ner 299 A . 118) und von Oetinger (129, ferner 332 A . 289) abgelehnt . M. Hahn, Sehr. 12/1 (70. B r . ) , 510; drittes Reformationslied nach dem 70. Brief, aus Strophe 10. Ebd., heißt es in Strophe 6 bezeichnenderweise: "Doch daß kein beten nüzen soll Die abgeschiedene Seelen, Das heißt zu weit getrieben wohl . . . " , und ebd. in Strophe 7: "Du bittest freylich nicht um geld für den verstorbnen armen: Du wirkest in die geister-welt Aus herzlichem erbarmen; Herz, das geht an, Heißt wohl gethan, Obs gleich nicht just befohlen; Folg deinem drang Und frag nicht lang, Bring seinem feuer kohlen. " - Das Gebet für Verstorbene empfiehlt Hahn auch in seiner brieflichen Einzelseelsorge: v g l . Sehr. 13/1 (16. B r . ) , 430 f f . Hahn spricht häufig vom doppelten Interims zustand. D.h. er unterscheidet beim Zustand nach dem Tod 'im Längsschnitt' zwei Phasen, von denen die erste vom leiblichen Tod des Einzelnen bis zur 'ersten Auferstehung' reicht, und die zweite von der 'ersten Auferstehung' bis zum Beginn des 1000-jährigen Reichs ( v g l . etwa M. Hahn, Syst. (15. B r . ) , 411, 414 f . ; Sehr. 5/1 (13. Br. ; O f f b . 7), 216 f . ) . Dabei ist der erste Interimsstand - wie auch der zweite - für die Verstorbenen jeweils unterschiedlich lang, denn aus Hahns Sicht geschieht die 'erste Auferstehung' nach und nach seit Christi Auferstehung und somit nicht für alle daran teilhabenden bevorzugten Gläubigen zur gleichen Zeit. Dazu v g l . etwa Sehr. 5/1 (21. B r . ; O f f b . 14), 437 f . ; Sehr. 5 /II (23. Br. ; O f f b . 19), 945; ebd. (24. B r . ; O f f b . 20), 957; Sehr. 4/1 (10. Br. ; 2. Tim 4), 197; Sehr. 4/II (45. B r . ; Hebr. 11), 577 ( v g l . aueh insgesamt e b d . , 576 f f . ) ; Syst. (16. B r . ) , 424 f f . Vgl. dazu oben, 224 f .
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Vgl. oben, 230 (M. Hahn, S y s t . (15. B r . ) ( 402). Vgl. etwa noch Sehr. 5/1 (29. B r . ; Offb. 20), 624; S y s t . (16. B r . ) , 425 f. Vgl. zur 'ersten' und zur sich anschließenden 'allgemeinen Auferstehung' bei Oetinger oben, 134, sowie die dort in 335 A. 319 angegebenen Oetinger-Stellen. M. Hahn, Sehr. 5/II (19. B r . ; Offb. 15), 901. Neben den oben in 390 A. 392 genannten Stellen zum status post mortem, in denen oft von der 'ersten Auferstehung' als Ziel des Zwischenzustands für die gläubigen Verstorbenen die Rede i s t , sind hier einige weitere Stellen zu nennen, die die hervorragende Bedeutung der 'ersten Auferstehung' bei Hahn zum Thema haben: Sehr. 5/1 (29. B r . ; Offb. 20), 626 f. ; Sehr. 5/II (23. B r . ; Offb. 19), 945 f f . ; ebd. (24. B r . ; Offb. 20), 962 f f . ; Sehr. 3/V (42. B r . ; Phil. 3), 79 f f . ; Sehr. 12/1 (32. B r . ) , 208 f f . Daß die auf der Erde wartende Gemeinde, die als 'Weib' Zuflucht in der 'Wüste' gefunden hat (vgl. oben, 221 f . ) , entrückt wird und daraufhin auch teilhat an der lersten Auferstehung', wird etwa in S y s t . (16. B r . ) , 437 f. , sowie in Sehr. 5/1 (29. B r . ; Offb. 20), 626 f . , mit Nachdruck vertreten. Übrigens gibt es nach Hahn auch bei der 'oberen 1000-jährigen Hochzeit' Abstufungen hinsichtlich der Herrlichkeit der Teilhabe: "Mancher wird im Unsichtbaren Einfluß haben über f ü n f , ein anderer über zwei Städte" (Sehr. 5/1 (28. B r . ; Offb. 19); 614; vgl. dazu auch e b d . , 606 f f . Zusammenfassend sagt Hahn diesbezüglich in Sehr. 3/V (51. B r . ; 2. T h e s s . 2), 150: "Ich weiß aber, daß viererlei Leute bei des Lämmleins-Hochzeit seyn werden: Braut, Gespielinnen, Gäste und Zuschauer; ich weiß, daß die alle an Graden der Heiligkeit und Vollkommenheit sehr zerschieden seyn werden". Wichtige Texte von Hahn zum Ende der Welt und zum Jüngsten Gericht sind etwa: S y s t . (16. B r . ) , 419 f f . ("Vom großen Gerichts- und Feuertage . . . " ) ; Sehr. 5/1 (29. B r . ; Offb. 20), 627 f f . ; ebd. (30. B r . ; Offb. 21), 646 f f . ; Sehr. 5/II (24. B r . ; Offb. 20), 967 f f . ; ebd. (25. B r . ; Offb. 21), 976 f f . ; Sehr. 3/V (49. B r . ; 1. T h e s s . 5), 103 f . Hahn differenziert - terminologisch präziser als etwa Oetinger, der aber der Sache nach hier gleich denkt wie Hahn - zwischen der 'ersten Zukunft' Christi (zum 1000-jährigen Reich) und der 'zweiten Zukunft' (zum Weltgericht): vgl. etwa Sehr. 5/1 (17. B r . ; Offb. 11), 312; ebd. (14. B r . ; Offb. 8), 235; Sehr. 11 /I (62. B r . ) , 489 f. Die kosmische Dramatik des Jüngsten Tages ist nach Hahn mit der Erschaffung der Welt (zu Hahns theosophischer Schöpfungslehre s . o . , 199 f f . ) zu vergleichen. Wie Hahn sich das kosmische Geschehen am Jüngsten Tag denkt, sei an zwei charakteristischen Textauszügen illustriert: "Dann während dem, daß es Satan ( s c . der nach dem Millennium wieder kurz freigelassen ist) so arg macht, gehen die
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siebentausend Jahre der Weltwährung zu Ende, und der letzte Tag naht sich, der lang genug seyn wird, weil Er keinem andern mehr Platz machen muß, und meines Erachtens die Erde still stehen muß, und sich nicht mehr um ihre Achse wenden d a r f ; daß es gleichsam s e y , wie vor dem e r s t e n S c h ö p f u n g s t a g , und also die Elementen, N a t u r , und was zum ganzen Sonnen-System gehört, wie in einen chaotischen Zustand versezt werde; n u n , denke ich, geht die große Scheidung an" ( S e h r . 3/V (49. B r . ; 1. T h e s s . 5), 103). "Zu d e r selben Zeit (sc. dem J ü n g s t e n Tag) wird der Geist der Ewigkeit . . . Himmel und Erde, d . i . alle Elemente, Naturen und Kreaturen bewegen , die Actions- und Reactionskraft, wird in voller Bewegung seyn mit der Kraft der Ausdehnung v e r b u n d e n , wie in der Schöpfung aller Dinge; und dann wird nicht allein eine schnelle Verwandlung, sondern auch eine schnelle Scheidung des Guten und Bösen erfolgen, und in voller Bewegung der Kräfte und Wirkungen des ewigen Geistes, wird die Natur und Kreatur das ausstoßen und von sich t r e i b e n , was ihr nicht conform i s t , und nicht zu ihrem Wesen g e h ö r t ; und hingegen das anziehen, was demselben conform und passend i s t " ( S y s t . (16. B r . ) , 438 f . ) . M. Hahn, Syst. (16. B r . ) , 443 f . - Hahn sagt des ö f t e r e n , daß die Gewissensbücher die Norm f ü r das Urteil beim J ü n g s t e n Gericht abgeben, etwa Sehr. 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 634 f f . ; S e h r . 5/II (24. B r . ; O f f b . 20), 968 f. Vgl. oben, 184 f f . Vgl. oben, 205 und 208 f . Hier ist ein Vergleich mit der Auffassung Bengels zum Inhalt der ' B ü c h e r ' a u s O f f b . 20, 12 aufschlußreich: s . o . , 299 A. 122. Zu Recht sagt J . Trautwein von Hahn: "Als Gegenstück zur Apokatastasis . . . liegt notwendigerweise auf der s t r a f e n d e n Gerechtigkeit Gottes ein besonders s t a r k e r Ton, weil sonst zwischen Liebe und Gerechtigkeit Gottes die Gewichte allzu ungleich verteilt wären" (Theosophie, 289). Hahn streitet etwa aufs heftigste dagegen, "daß die neue Philosophie und Neologie Hölle und Satan verleugnet": S e h r . 5/1 (23. B r . ; O f f b . 16), 486; vgl. dazu auch S e h r . 5/1 (26. B r . ; O f f b . 18), 556. N a c h M . Hahn, S e h r . 3/V (49. B r . ; 1. T h e s s . 5), 104, spricht am J ü n g s t e n Tag der Weltenrichter zur 'oberen Brautgemeinde', also "zu seiner Geliebten: Nun wollen wir das Haus dieser Welt, das wir bewohnen wollen, auspuzen und a u s k e h r e n , und mit dem Satan theilen. Der Wust ist sein; Ich habe ihn nun lange geduldet; er soll zum Feuersee, Feuerbad und Wohnung ihm bereitet werden, wo denn alle mit ihm essen und gemessen sollen, die mit ihm eingebrocket haben, und seines Theils s i n d . Dann jezt, da sich die Erde nimmer d r e h e t , weil sie das ewige Wort nicht mehr zum Umlauf bewegt, ist es dort ewige Nacht. Und auf der neuen Erde, die aus der alten, nebst einem neuen Planeten-System zum Vorschein kommt, ist immerwährender Tag".
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Zu S. 233-236 430 Vgl. oben, 135 f f . 431 S . o . , 227. 432 M. Hahn, S e h r . 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 637 f . Vgl. auch S e h r . 5/II (24. B r . ; O f f b . 20), 968 f . E b d . , 969, wird der 'Feuersee' beschrieben als "die Schlackenkammer alles Naturgifts das sich in einer ewigen Ewigkeit quälen und t u r b i r e n muß, bis etwas anderes damit vorgenommen werden k a n n " . 433 M. Hahn, S e h r . 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 637. 434 M. Hahn, Sehr. 4/II (41. B r . ; Hebr. 10), 491. 435 Ebd. (26. B r . ; Hebr. 4), 196. 436 M. Hahn, S e h r . 5/1 (30. B r . ; O f f b . 21), 663. 437 Zu Hahns Deutung dieser Kapitel vgl. b e s o n d e r s : Sehr. 5/1 (30. B r . ; O f f b . 21), 641 f f . ; e b d . (31. B r . ; O f f b . 22), 671 f f . ; S e h r . 5/II (25. B r . ; O f f b . 21), 970 f f . ; e b d . (26. B r . ; O f f b . 21, 1 f . ) , 990 f f . ; e b d . (27. B r . ; O f f b . 22), 994 f f . sowie etwa auch: S y s t . (18. B r . ) , 485 f f . u.ö. 438 M. Hahn, S e h r . 5/1 (29. B r . ; O f f b . 20), 637. 439 Ebd. (30. B r . ; O f f b . 21), 646. 440 M. Hahn, S e h r . 5/II (26. B r . ; O f f b . 21, l f . ) , 992. 441 E b d . , 992. 442 Es ist hier einerseits an die oben, 217, genannte 'Tempel-Zentralschau' Hahns zu e r i n n e r n , und zum andern an Hahns theosophische E r k e n n t nisse im Zusammenhang mit dem 'ersten Hauptgesicht der O f f b . J ( O f f b . 4 f . ; vgl. oben, 215 f . ) : dieses 'Hauptgesicht', das Hahn unmittelbar v e r s t e h t , hat es ja auch mit dem eschatologischen Thron im Tempel zu t u n . 443 M. Hahn, S e h r . 5/II (25. B r . ; O f f b . 21), 982. 444 Vgl. dazu oben, 82. 445 Vgl. dazu oben, 328 A. 250. 446 M. Hahn, S e h r . 4/II (26. B r . ; Hebr. 4), 205: Hervorhebung von u n s . 447 Dazu vgl. oben, 201 f . ( b e s . auch 374 A. 180) zu Hahns Satanologie. 448 Nach Hahn gibt es in der gesamten Bibel keine einzige Stelle, aus der beweiskräftig die unaufhörliche Ewigkeit der Höllenstrafen h e r v o r g e h t : "wenn eine Schriftstelle z.B. sagt: Der Verdammten ihr Wurm werde nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen (sc. Mk. 9, 44); so nimmt man n u r das Wörtlein Bis dazu, wo der Heiland s a g t : Bis du auch den letzten Heller bezahlest (Mt. 5, 26; vgl. zu diesem Vers im BengelTeil, 82 f . , sowie die oben, 342 A. 20, a n g e f ü h r t e n Stellen), dann heißt die obige Stelle: daß ihr Wurm nicht s t i r b t , bis er sich ganz d u r c h f r e s s e n h a t , und ihr Feuer nicht verlöschet, bis es sich ganz v e r z e h ret h a t " (M. Hahn, Syst. (17. B r . ) , 461; vgl. auch S e h r . 4/II (41. B r . ; Hebr. 10), 491). - Dem Problem Mk. 9, 44 hat Hahn einen ganzen Brief gewidmet mit der Ü b e r s c h r i f t : "Was u n t e r dem Wurm, der nicht stirbt und dem F e u e r , das nicht verlöscht, zu v e r s t e h e n sei; und wie man dem andern Tod entgehen könne": S e h r . 11/11 (15. B r . ) ,
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Zu S. 236-238
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461 462 463 464
465 466
74 f f . Mit diesem Brief wird ein Fragesteller widerlegt, welcher der Meinung gewesen ist: "Diese wahrhaftigen Jesus-Worte (sc. Mk. 9, 44) widersprechen . . . der Lehre von der Wiederbringung und der Zusammenfassung aller Dinge u n t e r ein Haupt" ( e b d . , 75). M. Hahn, S y s t . (18. B r . ) , 468 f . - Im 17. und 18. Brief von M. Hahn, Syst. befaßt sich Hahn 'am systematischsten' mit der Frage der Wied e r b r i n g u n g : M. Hahn, S y s t . (17. B r . ) , 449 f f . : "Von der gänzlichen Wiederbringung und Aufhebung des Falles, durch das Königreich und Priesterthum Jesu Christi"; e b d . (18. B r . ) , 463 f f . : "Gründlicher Beweis und Wiederholung von der Wiederbringung aller Dinge, aus der heil. Schrift und Analogie". Diese beiden Briefe stellen den abschließenden krönenden Höhepunkt des Bandes M. Hahn, Syst. d a r ; im Folgenden wird u . a . des öfteren auf diese beiden wichtigen Briefe verwiesen. Aus der Fülle der Belege vgl. etwa: M. Hahn, S e h r . 3/II (18. B r . ; Eph. 1), 99; e b d . (20. B r . ; Eph. 2), 141 f . ; S e h r . 4/1 (2. B r . ; 1. Tim. 1), 28; S e h r . 4/II (45. B r . ; Hebr. 11), 577 f. ; Sehr. 5/1 (20. B r . ; O f f b . 14), 421; S e h r . 5/II (8. B r . ; O f f b . 3), 765; S e h r . 12/1 (30. B r . ) , 193 f . M. Hahn, S e h r . 12/1 (30. B r . ) , 194. M. Hahn, Syst. (17. B r . ) , 461. Vgl. oben, 79 f f . Vgl. oben, 135 f . u . ö . 2 Bengel und Oetinger haben f ü r eine 'Ewigkeit' 2222 g Jahre v e r a n schlagt: vgl. F . C h r . Oetinger, BEW, 194 (vgl. auch oben, 291 A. 50. Zur 7000-jährigen Weltdauer nach Hahn vgl. oben, 224, sowie die 387 A. 343 genannten Stellen aus Hahns S c h r i f t e n . M. Hahn, Syst. (19. B r . ) , 504. Zum Erlaß- und Halljahr nach 49.000 Jahren hat sich Hahn besonders ausführlich geäußert in: Syst. (19. B r . ) , 492 f f . ; s . o . , 387 A. 343. Μ. Hahn, Syst. (19. B r . ) , 505. Ebd. , 504 f. - Übrigens gibt es bei Hahn hinsichtlich der 49.000 bzw. 50.000 Jahre Schwankungen: in Syst. (18. B r . ) , 467 und 471 ist abweichend die Rede von "49 mal lOOtausend" Jahren;, vgl. dazu auch J . Trautwein, Theosophie, 209 f . M. Hahn, S e h r . 4/II (36. B r . ; Hebr. 8), 392. E b d . , 392 f. M. Hahn, Syst. (17. B r . ) , 461. Auf 1. Kor. 15, 20-28 kommt Hahn überaus häufig zu s p r e c h e n . Nur einige wichtige Texte seien hier genannt: Sehr. 9/1 (Betr. 30; 1. Kor. 15), 768 f f . ; S e h r . 11/11 (49. B r . ) , 401 f f . ; S y s t . (11. B r . ) , 282 f f . (bes. e b d . , 294 f f . ) ; e b d . (13. B r . ) , 355 f f . Vgl. oben, 83 f . Vgl. oben, 136 u . ö .
- 396 -
Zu S. 238-240 467 Μ. Hahn, S e h r . 5/II (8. B r . ; O f f b . 3), 765. 468 Es ist hier daran zu e r i n n e r n , daß bereits Oetinger das καταργείται in 1. Kor. 15, 26 dahingehend v e r s t e h t , daß der Tod der "letzte Feind . . . a u f g e h a b e n " (BEW, 623; s . o . , 337 A. 335) wird; f ü r Oetinger steht diese 'Aufhebung' mit der 'Apokatastasis', die Oetinger im 'Alles in Allen' von 1. Kor. 15, 28 ausgedrückt sieht, in innigstem Zusammenhang (vgl. etwa BEW, 623 f. und oben im Oetinger-Teil, passim). - Hahn f ü h r t ganz e n t s p r e c h e n d , aber viel häufiger als Oetinger, diesen Gedanken der 'Aufhebung' in seinen Schriften an; etwa in: S e h r . 9/1 (Betr. 30; 1. Kor. 15), 771 f . und 774; S y s t . (16. B r . ) , 440 f . ; e b d . (17. B r . ) , 457; e b d . (18. B r . ) , 478 und 488 f . ; S e h r . 5/1 (12. B r . ; O f f b . 6), 199; e b d . (19. B r . ; O f f b . 13), 375; S e h r . 11/1 (15. B r . ) , 79. Vgl. zur 'Aufhebung' auch den oben in 395 A. 449 genannten Titel des 17. Briefes in M. Hahn, S y s t . 469 M. Hahn, S e h r . 9/1 ( B e t r . 30; 1. Kor. 15), 771. 470 M. Hahn, S y s t . (18. B r . ) , 488 f. 471 M. Hahn, Syst. (13. B r . ) , 356. 472 M. Hahn, S y s t . (18. B r . ) , 489 f . - Zu Satans Wiederbringung vgl. auch oben, 374 A. 179 f . , sowie: M: Hahn, Syst. (1. B r . ) , 52 f . ; e b d . (18. B r . ) , 470 f . ; e b d . (8. B r . ) , 212 f . - Wie Satan schließlich nach Ewigkeiten zuletzt wiedergebracht wird, so haben seine besond e r s s t a r k e n Anhänger ebenfalls länger zu warten: an "Lichts- und Gottesverächter wird es zuletzt kommen, das Heil der Wiederbringung" ( S y s t . (7. B r . ) , 185). Dahin gehört, daß die 'Sünder wider den heiligen Geist' sehr lange auf ihre Wiederbringung zu warten haben: S y s t . (19. B r . ) , 504 f . ; vgl. die e n t s p r e c h e n d e Sicht Oetingers zu diesem Problem oben, 140 f. 473 M. Hahn, S e h r . 9/1 ( B e t r . 30; 1. Kor. 15), 774. 474 M. Hahn, Syst (16. B r . ) , 440. 475 Vgl. oben, 83 f . 476 M. Hahn, S e h r . 5/1 (30. B r . ; O f f b . 21), 648. 477 E b d . , 648. - Nach Hahn bezieht sich "Purification und Fäulung" ( S y s t . (9. B r . ) 219) nicht auf die unsterbliche Seele ( e b d . ) , sondern lediglich auf "das sinnliche, animalische Thierleben" ( e b d . ) , das weggeschafft wird. Dabei werden im "Qualfeuer . . . alle Gestalten und Bilder der Sünden und des Todes, des Drachens und der Schlange a u s g e b r a n n t " ( S e h r . 11/11 (15. B r . ) , 812; ebenso in: S e h r . 5/II (25. B r . ; O f f b . 21), 986. - Bei diesem 'putrefizierenden' Gerichts geschehen handelt es sich um "eine - einer chemischen ähnliche Scheidung, . . . daß das eigene Seelische vom wahren Geistlichen abgesondert werde" ( S e h r . 5/1 (16. B r . ; O f f b . 10), 289). - In dieser Weise hat auch Oetinger vom 'putrefizieren' geredet ( U n t e r s u c h u n g , 33, SS II, 6, 454; s . o . , 141); zu dieser 'alchymistischen' B e g r i f f lichkeit bei Hahn und Oetinger vgl. J . Trautwein, Theosophie, 272. 478 M. Hahn, S y s t . (16. B r . ) , 436.
- 397 Zu S. 240-243 479 480 481 482 483 484 485 486
487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501
502
E b d . , 436. E b d . , 430. Vgl. oben, 393 A. 428. M. Hahn, Sehr. 4/II (23. B r . ; Hebr. 2), 146. M. Hahn, Sehr. 3/III (35. B r . ; Kol. 2), 151; aus der 9. Liedstrophe des Liedes nach dem 35. Lied. Vgl. oben, 197 f. u . ö . Zum Prozeß von Gottes 'Werden' nach Hahn vgl. oben, 195 f f . , zu dessen Ziel oben, 199. Aus Hahns Sicht ist das göttliche 'Werden' gleichbedeutend mit Gottes "Alles in Allem werden" ( S y s t . (5. B r . ) , 123); "wenn aller Fall gehoben seyn wird, so wird Gott Alles in Allen seyn. Also ist er jetzo noch nicht Alles in Allen; folglich so kann man wirklich nicht sagen: Alles ist Gott. J a wenn der Fall nicht wäre, so wäre Er Alles! - Wenn wir also schreiben: Alles ist Gott, so betrachten wir Ihn vor allem Falle" ( e b d . , 122). Das bedeutet aber, daß Gott in diesem seinem gewissermaßen aus dem Fall 'gespeisten' Werden dennoch unwandelbar derselbe bleibt: Gott wird der, der er immer schon ist. Nach Hahn wird Gott am Ende "Alles in Allen, . . . mithin in Seinen Kreaturen derselbe geoffenbarte Gott, der Er in den Tiefen Seiner Gottesweisheit vor allem Anfang ( d . h . im 'Ungrund') war" (Sehr. 5/1; 30. B r . ; Offb. 21), 655. M. Hahn, Sehr. 5/1 (30. B r . ; Offb. 21), 656. M. Hahn, Sehr. 5/II (25. B r . ; Offb. 21), 985. Ebd. , 985. E b d . , (28. B r . ; Offb. 22), 1006 f. Ebd. , 1007. M. Hahn, S y s t . (12. B r . ) , 332. M. Hahn, Sehr. 5/II (10. B r . ; Offb. 5), 802. Zu den Geschöpfen als 'Buchstaben' im 'Buch der Schöpfung' und zu derer wiederherzustellender Ordnung vgl. oben, 382 A. 280. M. Hahn, Sehr. 5/II (25. B r . ; Offb. 21), 974. G. Lang, Hahn, 248. Vgl. dazu oben im Bengel-Teil, 83. - Daß auch Oetinger das Ά und O' aus der Offb. auf die Apokatastasis bezogen hat, ist oben, 142 und 143 (vgl. auch 339 A. 371) angedeutet. J . A . Bengel, SeR, 1154 (zu c. 21, 6); s . o . , 83. Ebd. , 33 (zu c. 1, 8); s . o . , 83. Die Stellen, an denen bisher Apg. 3, 21 behandelt worden i s t , sind oben, 354 A. 171, zusammengestellt. M. Hahn, S y s t . (18. B r . ) , 475. Zu Apg. 3, 21 v g l . e b d . , 475 f f . In ähnlicher Weise wird Apg. 3, 21 behandelt in: Sehr. 4/II (44. B r . ; Hebr. 11), 558 (also innerhalb von Hahns Ausführungen zu seinem 'Glaubensbekenntnis'!); Sehr. 2/1 (4. B r . ; Apg. 3), 78 f. u . ö . In S y s t . (18. B r . ) , 475 f f . , also der Passage, in der Hahn die Bedeutung von Apg. 3, 21 für seine Apokatastasislehre thematisiert,
- 398 Zu S. 243-245
503 504 505 506 507 508 509 510 511 512 513 514 515 516 517
518 519 520 521 522 523 524 525 526 527
wird auf Ps. 145, 9 f . angespielt: e b d . , 475 f . , 477; auf Rom. 11, 32: e b d . , 476; auf 1. Kor. 15, 28: e b d . , 476; auf Ps. 150, 6: e b d . , 477; auf Phil. 2, 11: e b d . , 477 f . Hahns Fazit im Blick auf all diese Bibelstellen, die er als Erläuterungen von Apg. 3, 21 b e t r a c h t e t , lautet: "Sehet doch, was die Propheten (vgl. Apg. 3, 21) gesehen und gezeigt haben: daß Alles herwiederbracht werden soll! Sehet doch ihre Alles in sich f a s s e n d e , edle A u s d r ü c k e " ( e b d . , 478). Vgl. auch e b d . , 470: "Diese Worte Alles, kommen in heiliger Schrift sehr oft v o r . Welcher Verständige wollte da Etwas ausschließen?" E b d . , 478. Vgl. dazu oben, 327 A. 236. Μ. Hahn, Syst. (18. B r . ) , 475. E b d . , 475. E b d . , 477. Vgl. e t w a M . Hahn, S e h r . 13/1 (46. B r . ) , 32; S e h r . 6 (Ps. 145), 1493 f . Vgl. oben, 199 f f . (zu Eph. 1 und Kol. 1 innerhalb der Hahnschen Schöpfungslehre oben, 199 f . ) . M. Hahn, Syst. (12. B r . ) , 338. M. Hahn, S e h r . 3/II (18. B r . ; Eph. 1), 101. Ebd. , 99. E b d . , 99. E b d . , 101. E b d . , 100. Dazu vgl. oben, 181, besonders auch die dort in 361 A. 41 genannten Hahn-Stellen. Daß die Lehre vom Vorsatz und die von der Wiederbringung zu Hahns Zentralschau-Erkenntnissen gehören, geht schon aus dem oben, 192 f f . , genannten Zitaten aus Sehr. 12/1 (77. B r . ) , 573 f f . h e r v o r . Vgl. zu diesem Thema auch S e h r . 3/II (18. B r . ; Eph. 1), 97 f f . , passim; S e h r . 4/II (20. B r . ; Hebr. 1), 68. M. Hahn, Sehr. 3/II (18. B r . ; Eph. 1), 101. M. Hahn, S e h r . 3/III (35. B r . ; Kol. 1), 134. E b d . , 136. Ebd. , 136. Ebd. , 136. M. Hahn, S e h r . 5/II (14. B r . ; O f f b . 10), 846. E b d . , 847. E b d . , 847. Dazu vgl. oben, Kap. IV, l . d . Der Vorsatz, den Gott vor Grundlegung der Welt gefaßt hat, wird von Hahn, und zwar ziemlich häufig, 'Gnadenwahl' genannt; Hahn rechnet - wie Oetinger, der diesen Begriff im gleichen Sinne verwendet hat s . o . , 108, auch 319 A. 112, mit Gottes allumfassender praedestinatio ad salutem (im Gegensatz zur calvinistischen p r a e d e -
- 399 Zu S. 246-248
528 529 530 531 532
533 534 535 536 537
538 539 540 541 542 543
544 545 546 547
stinatio gemina). Daß nach Hahn die 'Gnadenwahl' im weiteren Sinn schließlich alle Menschen, im engeren Sinn zunächst aber n u r die 'auserwählten Erstlinge' b e t r i f f t , und daß es dabei darauf ankommt, daß der freie Menschenwille mit Gottes Gnadenwillen so f r ü h wie möglich gleichförmig wird, erweist sich aus Hahns A u s f ü h r u n g e n , in denen der Begriff der Gnadenwahl eine Rolle spielt, z . B . : Sehr. 3/II (17. B r . ; Eph. 1), 79 f f . ; e b d . (18. B r . ; Eph. 1), 90 f f . ; Sehr. 3/V (50. B r . ; 2. T h e s s . 1), 136 f f . ; e b d . (52. B r . ; 1. T h e s s . 2), 164 f f . ; S e h r . 4/II (23. B r . ; Hebr. 2), 143; S e h r . 7/1 (Betr. 71; Rom. 9), 182 f f . (vgl. auch ebd. ( B e t r . 59 bis 71), 152 f f . ) ; Sehr. 13/1 (33. B r . ) , 216 f f . Vgl. zur Kombination von Determinismus und freiem menschlichen Willen bei Hahn, J . Trautwein, Theosophie, 214 A. 85; der 'Determinismus' der Apokatastasis schließt den freien Willen nicht aus: S e h r . 12/1 (45. B r . ) , 320. - Zur Hahnschen Gnadenwahl vgl. auch J . Trautwein, Theosophie, 202 f. Vgl. das oben, 236, a n g e f ü h r t e Zitat a u s : M. Hahn, Sehr. 4/II (26. B r . ; Hebr. 4), 205. M. Hahn, Sehr. 9/1 (Betr. 30; 1. Kor. 15), 769. Ebd. , 775. M. Hahn, Sehr. 4/II (22. B r . ; Hebr. 2), 126 (vgl. e b d . , 124). Vgl. dazu oben, 309 A. 34 und 335 A. 319. Der Satz von der Leiblichkeit als Ende der Werke Gottes findet sich bei Oetinger in: BEW, 407 und SS I, 3, 27. M. Hahn, Syst. (16. B r . ) , 434. Ebd. , 434. Ebd. , 435. M. Hahn, S e h r . 5/II (25. B r . ; O f f b . 21), 983. E b d . , 983. - Zu dieser Grenze vgl. auch M. Hahn, Sehr. 5/II (18. B r . ; Hebr. 1), 31: man d ü r f e "weder in dem Vorweltlichen noch in dem Nachweltlichen, oder was seyn wird, wenn Gott Alles in Allem ist, nachspüren". Vgl. dazu auch J . Trautwein, Theosophie, 221 f . M. Hahn, S y s t . (18. B r . ) , 464 f f . E b d . , 465. Ebd. , 464. Ebd. , 464. Vgl. e b d . , 465: "Es soll mir leid s e y n , wenn solche (sc. ungläubigen) Seelen diese Blätter (sc. von der Wiederbringung) zu lesen bekommen . . . ; denn f ü r sie habe ich dieses d u r c h a u s nicht geschrieben". Ebd. , 464. Ebd. , 464 f . Ebd. , 465. Im Einklang mit den oben genannten Gedanken Hahns wird bis in u n ser J a h r h u n d e r t hinein in der Hahnschen Gemeinschaft die A u f f a s s u n g v e r t r e t e n (vgl. (Hahnsche Gemeinschaft, H g . , ) S c h r i f t a u f f a s s u n g , 40):
- 400 Zu S. 248-250
548 549
550 551 552 553 554 555 556 557
558 559 560 561 562
"Durch die Lehre von der Wiederbringung sind viele Christen aus der Sicherheit und dem Wahn ihres Herzens herausgerissen worden. Sie hielten sich f ü r Christen, die den Tod nicht zu f ü r c h t e n und an der Seligkeit nicht zu zweifeln haben. Bei vielen ist solche Sicherheit aber n u r ein Wahn gewesen. Nachdem sie die Lehre von der Wiederb r i n g u n g angenommen, haben sie sich genau u n t e r s u c h t und e r f a h r e n , daß ihnen noch sehr viel fehlt, um in gar kein Gericht nach dem Tode zu kommen. Folglich treibt diese Lehre die Menschen nicht zur Sicherheit, sondern aus derselben heraus und drängt sie, mit aller Gewißheit das Kleinod zu erlangen". M. Hahn, S y s t . (18. B r . ) , 467. E b d . , 467. - Bereits oben ist vermerkt worden, daß nach Hahn die Wiederbringung, je später sie erfolgt, zu desto größerer Furcht Anlaß gibt. Vgl. oben, 231 (M. Hahn, S y s t . (15. B r . ) , 418 und 400) sowie oben, 237 (M. Hahn, Sehr. 4/II (36. B r . ; Hebr. 8), 392). M. Hahn, S y s t . (18. B r . ) , 467. E b d . , 468. Ebd. , 467. Ebd. , 468. J . Trautwein, Theosophie, 220. Vgl. oben, 85 f f . Vgl. oben, 145 f . u . ö . M. Hahn, S y s t . (18. B r . ) , 465. - Vgl. zu Hahns Mißachtung von CA 17 auch S e h r . 3/II (15. B r . ; E i n f ü h r u n g E p h . ) , 43, sowie S e h r . 3/III (29. B r . ; E i n f ü h r u n g Kol.), 16. Gegen die Verwerfungsurteile der CA protestiert Hahn z . B . in: S e h r . 12/1 (21. B r . ) , 144. M. Hahn, S e h r . 12/1 (70. B r . ) , 511; Strophen 16 und 17 des vierten Reformationsliedes nach dem 70. Brief. M. Hahn, S y s t . (18. B r . ) , 465. Ebd. (17. B r . ) , 460. Ebd. , 460. Bei Oetinger sind auch andere Theologen als Gewährsleute f ü r die Apokatastasis genannt worden (vgl. z.B. 332 A. 293). So weit wir sehen, geschieht so etwas bei Hahn, jedenfalls was die namentliche Nennung b e t r i f f t , n i r g e n d s . - Interessant ist in dem Zusammenhang, daß später Hahns Anhänger ihren Meister d u r c h a u s als ein Glied in der Kette von Vertretern der Apokatastasiswahrheit gesehen haben. So werden in der offiziösen S c h r i f t : (Hahnsche Gemeinschaft, H g . , ) S c h r i f t a u f f a s s u n g , als Apokatastasisvertreter zustimmend vorgestellt: Origenes ( e b d . , 31 f . ) , Menken ( e b d . , 32 f . ) , Gregorius ( e b d . , 33 f . ) , Tertullian ( e b d . , 34 f . ) , Petersen ( e b d . , 35 f f . ) , Bengel ( e b d . , 41); dort ist in dem Zusammenhang auch die Rede von J . Jonas (dazu s . o . , 84 sowie 303 A. 164); Oetinger ( e b d . , 41 f f . ) von Baader ( e b d . , 43 f . ) , Tersteegen ( e b d . , 44), sowie Ph.M. Hahn, J u n g Stilling u . a . ( e b d . , 45).
- 401 Zu S. 250-251 563 564 565 566
567 568 569 570 571 572 573 574
J . Trautwein, Theosophie, 288. E b d . , 288. So G. Lang, Hahn, 246 f f . ; J . Trautwein, Theosophie, 219 f . J . Trautwein, Theosophie, 219. Vgl. dazu die oben, 238, angeführten Text Zeugnisse. Der Gedanke, daß die Apokatastasislehre (und zwar im Gegensatz zu der von der Unendlichkeit der Höllens t r a f e n ) mit dem 'sensus communis' übereinkommt und somit 'menschlicher' ist, findet sich im Ansatz bereits bei Oetinger ( s . o . , 338 A. 351: Oetingers 'Indiandergeschichte'); bei Hahn gewinnt dieser Aspekt jedoch ein weitaus größeres Gewicht. Vgl. M. Hahn, Sehr. 12/1 (77. B r . ) , 580 f. (zitiert: oben, 194). J . Trautwein, Theosophie, 171 ff. (auf diese wichtige Passage der Monographie ist bereits oben, 310 A. 37, verwiesen worden). E b d . , 171. Ebd. , 171. Dazu s . o . , 195 f f . , passim. J . Trautwein, Theosophie, 171. E b d . , 175 f. Ebd. , 178 f.
- 402 Zu S. 253-259 1 Vgl. oben, 12 und 28. 2 Vgl. beispielsweise Oetingers Aufsatz von 1735: 'Wie ich d u r c h meine eigenen Prinzipien ein guter Lutheraner geworden', in: F . C h r . Oeting e r , Theologia I, 280 f f . (Anhang). 3 Vgl. dazu unsere Ausgangsfrage oben, 28. 4 M. Schloemann, Luthers Apfelbäumchen, 16. 5 Vgl. dazu oben, 296 A. 105 und 297 A. 110 u . ö . 6 K. B a r t h , Theologie, 113 ( s . o . , 11 f . ) . 7 Dazu vgl. oben, 13 f . 8 J . Hesse, Korntal, 33. 9 Vgl. S . C . Kapff, Kornthal, 72 f f . 10 Im Korntaler Artikel 17 heißt es von Christi Wiederkunft zum Gericht: "Auch wird gelehrt, daß u n s e r H e r r , Jesus Christus, am jüngsten Tag kommen wird, zu r i c h t e n , und wird alle Todten auferwecken, den Glaubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude geben, die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und ewige Strafe verdammen. Mit diesem Artikel sind die Gemeinden u n t e r Beziehung auf so viele deutliche und klare Zeugnisse h . Schrift alten und neuen Testaments, insonderheit Matthai XXIV. und XXV.; I. Corinthier XV., 22. - 28. Ephesier I. 9. und 10. O f f e n b a r u n g XX., 2. und 3.; und XXII., 3. conform" (zitiert nach: S . C . Kapff, Kornthal, 78). Betrachtet man diese Fassung von CA 17 vor dem Hintergrund d e s s e n , was zum Chiliasmusund Apokatastasisgedanken in Württemberg zuvor in dieser Arbeit a u s g e f ü h r t worden i s t , so wird k l a r , daß dies eine Interpretation von CA 17 ist, die auch die P e t e r s e n s , Bengel, Oetinger, Ph.M. Hahn, Pregizer und M. Hahn ohne Schwierigkeiten hätten unterschreiben können: die scharfen Verwerfungsurteile gegenüber den Lehren vom Chiliasmus und der Apokatastasis sind ausgelassen worden, und die in diesem Korntaler Bekenntnisartikel festgehaltene Doppelheit von ewigem Leben und ewiger Strafe wird erläutert durch den Verweis auf gerade diejenigen Stellen aus dem neuen Testament, die im württembergischen Pietismus des 18. J a h r h u n d e r t s als dicta probantia f ü r die Lehre vom künftigen 1000-jährigen Reich ( O f f b . 20, 2 f . ) und f ü r die Lehre von der Wiederbringung (1. Kor. 15, 22-28; Eph. 1, 9 f . ) aufgefaßt worden sind. 11 Dabei ist zu bemerken, daß der 'Chiliasmus' J . C h r . Blumhardts sehr stark von dem Chiliasmus abweicht, wie er etwa von Bengel v e r t r e t e n worden i s t . Bei Blumhardt steht das Kapitel O f f b . 20 nicht mehr im V o r d e r g r u n d . Vgl. dazu meine in der nächsten Anmerkung angegebene Arbeit. 12 Genauere Auskunft über den Zusammenhang von Reich Gottes, Chiliasmus und Apokatastasis bei J . C h r . Blumhardt und C h r . Blumhardt findet sich im Schlußkapitel der E r s t f a s s u n g dieser Arbeit, die vom evangelischtheologischen Fachbereich in Münster als Dissertation angenommen worden i s t . Diese A u s f ü h r u n g e n , die sich auch mit der Übernahme Blumhardtscher Gedanken im Schweizer religiösen Sozialismus (H. K u t t e r , L. Ragaz) befassen und mit Erwägungen zum Verhältnis von Blumhardt zu K. B a r t h , werden in Pietismus und Neuzeit, Band 9, erscheinen.
L I T E R A T U R V E R Z E I C H N I S
I. Primärliteratur: Die Werke der im Hauptteil (Kap. II bis V) behandelten Pietisten des (17. u n d ) 18. J a h r h u n d e r t s *
1. Johann Albrecht Bengel: Abriß der so genannten Brüdergemeine, in welchem die Lehre und die ganze Sache g e p r ü f e t , das Gute und Böse dabey unterschieden, und insonderheit die Spangenbergische Declaration erläutert wird durch Johann Albrecht Bengel, Bd. I und 2, S t u t t g a r t 1751; hier zitiert nach dem u n v e r ä n d e r t e n Neudruck: J . A . Bengel, Abriß der so genannten Brüdergemeine (in: N.L. von Zinzendorf, Materialien und Dokumente, Reihe 2, Bd. 10, mit einem Vorwort von E. B e y r e u t h e r ) , Hildesheim/ New York 1972 (vgl. Mälzer, Nr. 347; zitiert: J . A . Bengel, Abriß). Johann Albrecht Bengels Bekräftigtes Zeugniß der Wahrheit, in vielen und mancherley nöthigen Stücken, insonderheit gegen Hn. Kohlreiff und Hn. Drümel, Stuttgart 1748 (vgl. Mälzer, Nr. 548; zitiert: J . A . Bengel, Bekräftigtes Zeugniß). JO. ALBERTI BENGELII CYCLVS SIVE DE ANNO MAGNO SOLIS, LUNAE, STELLARVM, CONSIDERATIO AD INCREMENTVM DOCTRINAE PROPHETICAE ATQVE ASTRONOMICAE ACCOMMODATA, Ulm 1745 (vgl. Mälzer, Nr. 385; zitiert: J . A . Bengel, Cyclus). D. Johann Albrecht Bengels E h r e n r e t t u n g der heiligen Schrift gegen den Anhang der Kohlreiffischen Zornkelter, und die kochische Läuterung, zur Bekräftigung der Wahrheit in vielen und mancherley nöthigen Dingen, Leipzig 1755 (vgl. Mälzer, Nr. 392; zitiert: J . A . Bengel, E h r e n r e t t u n g ) .
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Sofern es sich im Folgenden um Werke von württembergischen Pietisten handelt, vermerken wir bei jedem Band in Klammern die e n t s p r e chende Nummer aus: Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. J a h r h u n d e r t s . Verzeichnis der bis 1968 erschienenen Liter a t u r , bearbeitet von G. Mälzer (Bibliographie zur Geschichte des Pietismus, 1) Berlin/New York 1972 (in Klammern steht dann jeweils: Mälzer, Nr. . . . ) . In der Regel werden die Titel der Primärliteratur ausführlich und genau wiedergegeben. Nur wird bei den umfangreichen barocken Titelblättern auf die Kennzeichnung des jeweiligen Zeilenendes und auf die Kennzeichnung von Worten, die d u r c h andere Drucktypen hervorgehoben sind, verzichtet.
- 404 Erklärte O f f e n b a r u n g Johannis und vielmehr JEsu Christi, Aus dem revidirten Grund-Text ü b e r s e t z e t : Durch die prophetische Zahlen aufgeschlossen: Und Allen, die auf das Werk und Wort des HERRN achten, und dem, was vor der Thür ist, würdiglich entgegen zu kommen b e g e h r e n , vor die Augen geleget, d u r c h Johann Albreöht Bengel, Stuttgart 1740 (vgl. Mälzer, Nr. 455; zitiert: J . A . Bengel, EO). Erklärte O f f e n b a r u n g Johannis oder vielmehr JEsu Christi . . . ( s . o . ) , Neue Ausgabe, ausgestattet mit einer Verdeutschung aller fremden und schweren Ausdrücke so wie mit einer Vorrede von W. Hoffmann . . . , nebst einem Anhange bisher noch u n g e d r u c k t e r apocalyptischer Briefe Bengels, mitgetheilt von P f a r r e r Burk in Thailfingen, S t u t t g a r t 1834 (Mälzer, Nr. 460; zitiert: J . A . Bengel, EO N . A . ) . GNOMON NOVI TESTAMENTI IN QVO EX NATIVA VERBORVM VI SIMPLICITAS, PROFVNDITAS, CONCINNITAS, SALVBRITAS SENSVVM COELESTIVM INDICATVR OPERA JO. ALBERTI BENGELII, Tübingen 1742 (Mälzer, Nr. 396; zitiert: J . A . Bengel, Gnomon). GNOMON NOVI TESTAMENTI . . . ( s . o . ) , SECUNDUM EDITIONEM TERTIAM (1773) (die 3. Auflage: Tübingen 1773 ist h g . von E. Bengel; v g l . auch Mälzer, Nr. 399), Berlin 1855 (Mälzer, Nr. 402; zitiert: J . A . Bengel, Gnomon 1855). JO. ALBERTI BENGELII ORDO TEMPORVM A PRINCIPIO PER PERIODOS OECONOMIAE DIVINAE HISTORICAS ATQVE PROPHETICAS AD FINEM VSQVE ITA DEDVCTVS VT TOTA SERIES ET QVARVMVIS PARTIVM ANALOGIA SEMPITERNAE VIRTVTIS AC SAPIENTIAE CVLTORIBVS EX SCRIPTURA V. ET N . T . TANQVAM VNO REVERA DOCVMENTO PROPONAT Stuttgart 1741 (Mälzer, Nr. 467; zitiert: J . A . Bengel, Ordo temporum). Johann Albrecht Bengels sechzig erbauliche Reden über die O f f e n b a r u n g Johannis oder vielmehr Jesu Christi samt einer Nachlese gleichen Inhalts, Beedes also zusammen geflochten, daß es entweder als ein zweyter Theil der erklärten O f f e n b a r u n g oder f ü r sich als ein b e k r ä f t i g t e s Zeugniß der Wahrheit anzusehen i s t , Nebst einer nützlichen Anweisung, wie man diese Reden das Kirchen-Jahr ü b e r , als eine Postille lesen könne, 2. Auflage, Stuttgart 1758 (Mälzer, Nr. 480 (Erstauflage: Stuttgart 1747; vgl. Mälzer, Nr. 478); zitiert: J . A . Bengel, SeR). Welt-Alter, darin Die Schriftmässige Zeiten-Linie bewiesen und die Siebenzig Wochen samt andern wichtigen Texten und heilsamen Lehren e r ö r t e r t werden, Zum Preise des grossen GOttes und seines wahrhaftigen Wortes an das Licht gestellet von Johann Albrecht Bengel, Eßlingen 1746 (Mälzer, Nr. 544; zitiert: J . A . Bengel, Welt-Alter). Ferner finden sich Texte von J . A . Bengel in: J . C h r . F . B u r k , Bengel ( s . u . ) ; O. Wächter, Bengel ( s . u . ) ; C h r . G . B a r t h , Originalien I und II ( s . u . ) .
- 405 2. Gotthard Friedrich Faber: Kurze und leichte Herzens-Theologie, bestehend in dem Geheimnis GOttes des Vaters und Christi, über den Spruch Ephes. 1, 10. Er hat uns kund gethan das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, welches Er (GOtt) sich in Ihm (Christo) vorgesetzet h a t , zur Haushaltung der Fülle der Zeiten, daß alles in Christo zusammen gefasset werde, b e y d e s , das in den Himmeln, und das auf der Erden i s t , Gesprächsweis, zwischen einem Politico und Theologo a b g e f a ß t , und zum dritten mal mit einigen Veränderungen und Zusätzen zum Druck befördert von einem Liebhaber der Wahrheit, F r a n k f u r t / L e i p z i g 1778 (zur V e r f a s s e r f r a g e und zu F . C h r . Oetingers Beitrag zu diesem Buch vgl. die Hinweise, oben, 319 A. 105; die hier zitierte Auflage ist bei Mälzer nicht a u f g e f ü h r t (Erstauflage: F r a n k f u r t / L e i p z i g 1755, vgl. Mälzer, Nr. 2125); zitiert: (G.F. F a b e r ) , Herzens-Theologie). 3. (Johann) Michael Hahn: Briefe von der ersten O f f e n b a r u n g Gottes d u r c h die ganze Schöpfung bis an das Ziel aller Dinge, oder das System seiner Gedanken, an Freunde der Wahrheit auf Begehren geschrieben von Johann Michael Hahn, h g . von einer Gesellschaft Wahrheitsliebender Freunde, 2. vermehrte Auflage, Tübingen 1839 (Mälzer, Nr. 916 (Erstauflage: Tübingen 1825; vgl. Mälzer, Nr. 915); zitiert: Μ. Hahn, S y s t . ) . ( J . ) M. Hahn's S c h r i f t e n , Bd. 1-13, h g . von einer Gesellschaft Wahrheitsliebender F r e u n d e , Tübingen 1819 f f . (vgl. Mälzer, Nr. 893 a; zitiert: M. Hahn, S e h r . 1-13; zur Zitationsweise von M. Hahn, S e h r . 1-13 vgl. oben 358 A. 22). Bd. 1: Lieder über die Berg-Predigt Jesu . . . , Nebst einem Anhang Lieder . . . und v o r g e d r u c k tem Lebenslauf des V e r f a s s e r s , Tübingen 1819. Bd. 2: Briefe über die Apostel-Geschichte, den Brief an die Galater und J u d a e , Briefe und Lieder über die Epistel Petri und Jakobi, Tübingen 1820.
Bd. 3: Briefe und Lieder über die zweyte Epistel Pauli an die Corinther, Epheser, Colosser, Philipper, die e r s t e und zweyte Epistel an die Thessalonicher und die zweyte und dritte Epistel Johannis, Tübingen 1820. Bd. 4: Briefe und Lieder über die Epistel Pauli an den Timotheus, Titus, Philemon und an die E b r ä e r , Tübingen 1820. Bd. 5: Briefe und Lieder über die heilige O f f e n b a r u n g Jesu Christi, 2. Auflage, Stuttgart 1846 (vgl. Mälzer, Nr. 914 (Erstauflage: Tübingen 1820; v g l . Mälzer Nr. 893 a ) ) . B d . 6: Betrachtungen und Lieder über die Psalmen, Hanau 1820. Bd. 7: Betrachtungen auf alle Tage des Jahres über den Brief Pauli an die Römer, den e r s t e n Brief Petri, den e r s t e n Brief Johannis und einzelne
- 406 biblische Texte, 2. Auflage, Stuttgart 1849 (vgl. Mälzer, Nr. 908 (Erstauflage: Tübingen 1824; vgl. Mälzer, Nr. 893 a ) ) . Bd. 8: Betrachtungen auf alle Tage des J a h r s über einzelne biblische Texte aus dem alten und neuen Testament und über das Hohelied Salomos, Tübingen 1825. Bd. 9: B e t r a c h t u n g e n , Gebete und Lieder auf die Sonn-, Fest- und Feyertage, über die Erste Epistel Pauli an die Corinther und über J e saia 53, 54 und 55 Cap. Nebst einem Anhang von einigen Gebeten und Liedern, Tübingen 1826. Bd. 10: Sammlung von auserlesenen geistlichen Gesängen, Zur Belehrung, Erbauung und Glaubensstärkung in manchen E r f a h r u n g e n , Proben und Anfechtungen des Christen und wahren heilsbegierigen Seelen zum gesegneten Gebrauch v e r f a ß t , Tübingen 1827. Bd. 11: Send-Briefe über einzelne Capitel aus dem alten Testament und den vier Evangelisten, und Antworten auf Fragen über H e r z e n s e r f a h r u n gen, auf Verlangen an Freunde der Wahrheit geschrieben, 2. Auflage, Stuttgart 1855 (vgl. Mälzer, Nr. 940 (Erstauflage: Tübingen 1828, vgl. Mälzer, Nr. 893 a ) ) . Bd. 12: Send-Briefe über einzelne Capitel aus dem alten und neuen Testament und Antworten auf Fragen über H e r z e n s e r f a h r u n g e n , Nebst einem Anhang von Briefen über das hohe Lied Salomo und einigen Liedern, Tübingen 1830. Bd. 13: Sendschreiben und Lieder an Freunde der Wahrheit als Antwort auf ihre Fragen, Tübingen 1841. 4. Philipp Matthäus Hahn: Eines ungenannten S c h r i f t f o r s c h e r s vermischte theologische S c h r i f t e n , Bd. 1-4, Winterthur 1779-1780 (vgl. Mälzer, Nr. 953 (zu den in dieser Sammlung enthaltenen Einzeltiteln siehe d o r t ) ; zitiert: Ph.M. Hahn, Vermischte theologische Schriften I - I V ) . M. Philipp Matthäus Hahns, ehemaligen P f a r r e r s in Echterdingen, Hinterlassene Schriften Auf Verlangen Vieler h g . von C h r . U . Hahn, Bd. 1 und 2, Heilbronn/Rothenburg 1828 (vgl. Mälzer, Nr. 956 (zu den in dieser Sammlung enthaltenen Einzeltiteln siehe d o r t ) ; zitiert: Ph.M. Hahn, Hinterlassene Schriften I und I I ) . Die heilige Schriften der guten Botschaft vom verheissenen Königreich, oder das sogenannte neue Testament, Zum Dienst d e r e r , welche sich aus den e r s t e n Quellen der göttlichen Schriften selbst erbauen wollen, nach der heutigen teutschen Sprachart neu ü b e r s e t z t ; und mit vielen zum laut e r n Wortverstand leitenden Hülfsmitteln, Fingerzeigen und Erklärungen v e r s e h e n , o. O. 1777 (vgl. Mälzer, Nr. 944; zitiert: Ph.M. Hahn, NT)
- 407 -
Erbauungsstunden über die O f f e n b a r u n g Johannis, Oder: Kurze Reden über einen jeden Vers derselben auf alle Tage im Jahr eingetheilt, . . . gehalten von Philipp Matthäus Hahn, 3. Auflage, Stuttgart 1804 (vgl. Mälzer Nr. 992; zitiert: Ph.M. Hahn, E r b a u u n g s s t u n d e n ) Ph.M. Hahn, Die gute Botschaft vom Königreich Gottes, Eine Auswahl, h g . und mit E i n f ü h r u n g und Anmerkung versehen von J . Rößle (Zeugnisse der Schwabenväter VIII), Metzingen (1963) (vgl. Mälzer, Nr. 966; zitiert: Ph.M. Hahn, B o t s c h a f t ) . Ph.M. Hahn, Die Kornwestheimer Tagebücher 1772-1777, h g . von M. Brecht und R . F . Paulus (Texte zur Geschichte des Pietismus, Abt. VIII, 1), Berlin/New York 1979 (bei Mälzer noch nicht vermerkt; zitiert: Ph.M. Hahn, Tagebücher 17721777). Ferner finden sich Texte von Ph.M. Hahn in: E . P h . P.. Paulus, Ph.M. Hahn ( s . u . ) , J. Rößle, Ph.M. Hahn ( s . u . ) ; R . F . Paulus, Genealogia Pietistica ( s . u . ) ; R . F . Paulus, Briefe von Ph.M. Hahn ( s . u . ) , M. Brecht, Ph.M. Hahn in Onstmettingen ( s . u . ) , C h r . G . B a r t h , Originalien II ( s . u . ) . Vgl. dazu oben 344 A. 56 5. Friedrich Christoph Oetinger: Des Wirttembergischen Prälaten, Friedrich Christoph Oetinger, sämmtliche Schriften, Zum ersten Mal vollständig gesammelt und u n v e r ä n d e r t h g . von K . C h r . E . Ehmann. Abteilung I (Homiletische Werke), Bd. 1-5, Stuttgart 1858; Abteilung II (Theosophische Werke), Bd. 1-6, Stuttgart 1858-64 (vgl. Mälzer, Nr. 1883 (zu den in dieser Sammlung enthaltenen Einzelschriften siehe d o r t ) ; zitiert: F . C h r . Oetinger, SS I, 1-5 und SS II, 1-6). F . C h r . Oetinger, SS II, 2 und SS II, 3 werden nach dem u n v e r ä n d e r t e n Neudruck der Erstausgabe zitiert: F . C h r . Oetinger, Sämtliche S c h r i f t e n , Gesammelt und h g . von K . C h r . E . Ehmann, Eingeleitet und neu h g . von E. B e y r e u t h e r , Abteilung II, Bd. 2 und 3, Stuttgart (1977). Abhandlung, Wie man die Heil. Schrifft lesen, und die Thorheit GOttes weiser halten solle, als allen Menschen Wiz, samt einem summarischen Innhalt aller Bücher heiliger S c h r i f f t , o . O . 1769 (vgl. Mälzer, Nr. 1896; zitiert: F . C h r . Oetinger, Abhandlung). Des Württembergischen Prälaten Friedrich Christoph Oetinger Biblisches und Emblematisches Wörterbuch, dem Tellerischen Wörterbuch und Ander e r falschen Schrifterklärungen entgegen gesezt, o . O . 1776; hier zitiert nach dem u n v e r ä n d e r t e n Neudruck: F . C h r . Oetinger, Biblisches und emblematisches Wörterbuch, mit einem Vorwort von D. Tschizewskij (Emblematisches Cabinett 9), Hildesheim 1969 (vgl. Mälzer, Nr. 2101 f . ; zitiert: F . C h r . Oetinger, BEW). INQVISITIO IN SENSVM COMMVNEM ET RATIONEM, NEC NON VTRIVSQVE REGVLAS, PRO DIJVDICANDIS PHILOSOPHORVM THEORIIS AD NORMAM
- 408 SCRIPTURAE SACRAE, INPRIMIS AVTEM PRO SYSTEMATIS NEUTONIANI PRAE LEIBNITIANI CONSENSV CVM SCRIPTVRA SACRA ERVENDO ACCEDIT NOVA ANALYSIS MVSICA PRO SENSV COMMVNI ILLVSTRANDO, CVM LITTERIS AD ADEPTOS PSYCHOLOGOS, IN QVIBVS INVITANTVR AD RESPONSA QUAESTIONIBUS DE SAPIENTIA SALOMONIS SVPERADDENDA, AVCTORE M. FRID. CHRISTOPHORO OETINGER, DECANO IN WEINSPERG, VRBE WIRTEMBERGICA PROPE HEILBRONNAM, Tübingen 1753; hier zitiert nach dem u n v e r ä n d e r t e n Neudruck: F . C h r . Oetinger, INQUISITIO IN SENSUM COMMUNEM ET RATIONEM, mit einer Einleitung von H.G. Gadamer, S t u t t g a r t - Bad Cannstatt 1964 (vgl. Mälzer, Nr. 2026; hier zitiert: F . C h r . Oetinger, Inquisitio). Friedrich Christoph Oetingers Leben und Briefe, als urkundlicher Commentar zu dessen S c h r i f t e n , h g . von K . C h r . E . Ehmann, Stuttgart 1859 (vgl. Mälzer, Nr. 1817; zitiert: E . C h r . Oetinger, LuB). Öffentliches Denckmahl der Lehr-Tafel einer weyland Württembergischen Princessin Antonia in Kupffer gestochen, Dessen Original sie von den 10. Abgläntzen GOttes in den Dainachischen B r u n n e n , von der Philosophie der E b r ä e r , und überhaupt von dem Geist GOttes nach allen Stellen Neuen Testaments eine Erklärung gegeben wird von M. Friedrich Christoph Oetinger, Special-Superintendent in H e r r e n b e r g ; h i e r zitiert nach der historisch-kritischen Neuausgabe: F . C h r . Oetinger, Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia, h g . von R. B r e y mayer und F. Häussermann (Texte zur Geschichte des Pietismus, Abt. VII, Bd. 1), Teil 1: T e x t , Teil 2: Anmerkungen, Berlin/New York 1977 (bei Mälzer noch nicht a u f g e f ü h r t (zur Erstauflage vgl. Mälzer, Nr. 1946); zitiert: F . C h r . Oetinger, LT I und I I ) . Die Philosophie der Alten wiederkommend in der güldenen Zeit; worinnen von den unsichtbaren Anfängen des Spiritus Rectoris oder bildenden Geists in den Pflanzen, von der Signatura rerum & hominum, von den Lehr-Sätzen des grossen Hippocratis und der Alten, und besonders von der gemeinen und künstlichen G e d e n k u n g s - A r t , wie auch von dem U r s p r u n g des Puls gehandelt wird, ans Licht gegeben von F . C . Oetinger, Superintendenten zu H e r r e n b e r g im Württembergischen, Teil 1 und 2, F r a n k f u r t / L e i p z i g 1762 (vgl. Mälzer, Nr. 2043; zitiert: F . C h r . Oetinger, Philosophie I und I I ) . Des Württembergischen Prälaten Friedrich Christoph Oetinger Selbstbiographie, h g . von J . Hamberger, Mit einem Vorwort von G.H. S c h u b e r t , S t u t t g a r t 1845 (vgl. Mälzer, Nr. 1984; Originaltitel: Genealogie der reellen Gedanken eines Gottesgelehrten . . . (vgl. e b d . ) ; zitiert: F . C h r . Oetinger, Selbstbiographie). Sylloge theologiae, Ex Idea VITAE deducta, In sex Locos redactae, 1. de Deo. 2. de Homine. 3. de peccato. 4. de gratia. 5. de Ecclesia. 6. de novissimis. Quolibet Loco, Per Quaestiones 1. secundum Sensum Communem, 2. secundem Mysteria Scripurae, 3. secundum Formulas Thetica, cum sale &
- 409 pace, p e r t r a c t o , Autore M. F r i d . Christoph Oetinger, Superintendente in Weinsberg, Urbe Würtembergica, prope Heilbronnam, Heilbronn 1753; hier zitiert nach der historisch-kritischen Neuausgabe: F . C h r . Oetinger, Theologia I ( s . u . ) , 222 f f . (vgl. zur Erstauflage: Mälzer Nr. 2068; hier zitiert: F r . C h r . Oetinger, Theologia I (Sylloge)). Die Theologie aus der Idee des Lebens abgeleitet und auf sechs Hauptstücke z u r ü c k g e f ü h r t , deren jede nach dem Sensus communis, dann nach den Geheimnissen der S c h r i f t , endlich nach dogmatischen Formeln auf eine neue und erfahrungsmäßige Weise abgehandelt wird, Verfaßt von M. Friedrich Oetinger, In deutscher Übersetzung, und mit den nothwendigen Erläuterungen v e r s e h e n , h g . von J . Hamberger, S t u t t g a r t 1852 (vgl. Mälzer, Nr. 2072; zitiert: F . C h r . Oetinger, Theologie). THEOLOGIA EX IDEA VITAE DEDUCTA IN SEX LOCOS REDACTA, QUORUM QUOLIBET I. SECUNDUM SENSUM COMMUNEM, II. SECUNDUM MYSTERIA SCRIPTURAE, III. SECUNDVM FORMULAS THETICAS, NOVA ET EXPERIMENT ALIA METHODO PERTRACTATUR, AUCTORE M. FRID. CHRIST. OETINGER, SUPERINTEND. ET PASTORE PRIMARIO ECCLESIAE ET DIOOCESEOS HERRENBERGIENSIS , F r a n k f u r t / L e i p z i g 1765 (hier zitiert nach der historisch-kritischen Neuausgabe: F . C h r . Oetinger, THEOLOGIA EX IDEA VITAE DEDUCTA, h g . von K. Ohly (Texte zur Geschichte des Pietismus, Abt. VIII, Bd. 2), Teil 1: T e x t ; Teil 2: Anmerkungen, Berlin/New York 1979 (bei Mälzer noch nicht vermerkt (Erstauflage: vgl. Mälzer, Nr. 2071; zitiert: F . C h r . Oetinger, Theologia I und I I ) . M. F r i e d r . Christoph Oettingers Rath und Abbten in Murrhart Untersuchung der Preis-Frage von der Sünde wider den heil. Geist nach Anleitung der Stellen Matth. 12, 31. 32. Marc. 3, 28. 29. Luc. 12, 10., F r a n k f u r t / L e i p z i g 1771 (vgl. Mälzer, Nr. 2077; zitiert: F . C h r . Oetinger, U n t e r s u c h u n g ) . 6. Johanna Eleonora und Johann Wilhelm Petersen: a) Johanna Eleonora Petersen: Anleitung zum gründlichen Verständnis der Heiligen O f f e n b a r u n g Christi, welche er seinem Knecht und Apostel Johanni d u r c h seinen Engel gesandt und gedeutet hat / sofern sie in ihrem eigentlichsten letzten prophetischen Sinn und Zweck betrachtet wird / und in i h r e r völligen Erfüllung in den allerletzten Zeiten / denen wir nahekommen / grössten Theils noch b e v o r steht / Nach Ordnung einer dazu gehörigen Tabelle, Darinnen die heilige O f f e n b a r u n g in der Harmonie der Dinge und Zeiten kürtzlich entworffen ist / Mit einer zur Vorbereitung dienlichen Vor-Rede und Dreyfachem Anhange / in wohlmeynender Liebe nach dem Maaß der Gnade mitgetheilet und herausgegeben von Johanna Eleonora Petersen / gebohrenen von und zu Merlau, F r a n k f u r t / L e i p z i g 1696 (zitiert: J . E . P e t e r s e n , Anleitung).
- 410 Das ewige Evangelium Der Allgemeinen Wiederbringung Aller C r e a t u r e n , Wie solche u n t e r andern in r e c h t e r Erkäntnüs Des Mitlern Zustandes Der Seelen nach dem Tode tieff gegründet ist / Und nach A u ß f ü h r u n g Der endlichen Gerichte GOttes dermaleins völlig erfolgen wird, Vorgestellt / Und zum Preiß des ewig-liebreichen GOttes / auch zu Erweckung einer heiligen Gegen-Liebe verkündiget / Von einem Mitgliede D. Ph. G. (der Philadelphischen Gemeinschaft), Zu Ende ist beygefüget ein k u r t z e r Anhang Von einigen harmonischen Schrifft-Stellen / und verschiedenen sonderbahren Zeugnüssen Lutheri (Erstausgabe dieses T r a k t a t s : Offenbach 1698); hier zitiert nach: J.W. P e t e r s e n , ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I (nach der unpaginierten Vorrede, 1 f f . ) ; zitiert: J.W. P e t e r s e n , ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I, EE. Leben FRAUEN Joh. Eleonora Petersen/Gebohrenen von und zu Merlau, Hrn. D. Jo. Wilh. Petersen Eheliebsten; Von Ihr selbst mit eigener Hand a u f g e s e t z e t , und vieler erbaulicher Merckwürdigkeiten wegen zum Druck ü b e r g e b e n , daher es als ein Zweyter Theil zu Ihres Ehe-Herrn LebensBeschreibung beygefüget werden k a n n , o . O . 1718 (zitiert: J . E . P e t e r s e n , Leben (dieser Band ist zusammengebunden mit J.W. Petersen, Leben, s . u . ) ) . b) J.W. Petersen: Die Gleichnisse des HErrn, darinnen Die Heimlichkeiten von Anfang der Welt Durch Christum ausgesprochen seyn, Und viele ander Wunder e r kläret Von Johann Wilhelm P e t e r s e n , D . , F r a n k f u r t 1722 (zitiert: J.W. Petersen, Gleichnisse). Das Leben JO. WILHELMI PETERSEN, Der Heil. Schrifft Doctoris, Vormahls Professoris zu Rostock, nachgehende Predigers in Hannover an St. Egidii Kirche, darnach des Bischoffs in Lübeck Superintendentis und Hof-Predigers, endlich Superintendentis in Lüneburg, Zeugens der Warheit Christi und seines Reiches, nach seiner grossen Oeconomie in der Wiederbringung aller Dinge, o. O. 1717 (zitiert: J.W. P e t e r s e n , Leben). ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ, Das ist: Das Geheimniß Der Wiederbringung aller Dinge / Darinnen . . . gelehret wird / Wie das Böse und die Sünde / Die keine Ewige Wurtzel hat / sondern in der Zeit g e u h r ständet ist / wiederum gäntzlich solle auffgehoben / und v e r n i c h t e t ; Hergegen die Creaturen Gottes / Die nach seinem Willen das Wesen haben / doch eine jegliche in i h r e r O r d n u n g / von der Sünde / und Straffe der Sünden / nach Verfliessung d e r e r in der Göttlichen Oeconomie darzu bestimmten Perioden, und nach Außübung der Gerechtigkeit / k r a f f t des ewigen Rath-Schlusses Gottes / durch JESUM CHRISTUM, Den Wiederbringer aller Dinge / Zum Lobe und Preiß seines herrlichen Namens / sollen befreyet und e r r e t t e t werden / auff daß da bleibe Das Gute / Und Gott sey Alles in Allen / Offenbahret d u r c h Einen Zeugen Gottes und seiner Warheit, Bd. I-III, Pamphylia (= Offenbach) 1701-1710 ( n u r Bd. I anonym erschienen) (zitiert: J.W. P e t e r s e n , ΜΤΣΤΗΡΙΟΝ ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΕΩΣ ΠΑΝΤΩΝ I-III).
- 411 NVBES TESTIVM VERITATIS DE REGNO CHRISTI GLORIOSO IN SEPTIMA TVBA FVTVRO RESTANTIUM, B d . I - I I I , Frankfurt 1696 (zitiert: J . W . Petersen, Nubes I - I I I ) . 7. Christian Gottlob Pregizer: Pregizers Schriften werden in unserer Arbeit zitiert nach: G. Müller, Pregizer ( s . u . ) , 171 f f . ; vgl. zu den dort aufgeführten Einzeltiteln auch Mälzer, Nr. 2182. 8. Magnus Friedrich Roos: Abhandlung von der Sünde wider den heiligen Geist von M. Magnus Friederich Roos, Superint. und P f a r r e r zu Lustnau, Stuttgart 1771 (vgl. Mälzer, Nr. 2519; zitiert: M.F. Roos, Abhandlung) Abhandlungen verschiedenen Inhalts von Magnus Friedrich Roos, Rath und Prälat zu Anhausen, Nach dessen Tod h g . von J . M . Roos, Nürnberg 1804 (vgl. Mälzer, Nr. 2519 bzw. 2510; zitiert: M.F. Roos, Abhandlungen) Auslegung der Weissagungen Daniels, die in die Zeit des Neuen T e s t a ments hineinreichen, nebst ihrer Vergleichung mit der Offenbarung J o hannis nach der Bengelischen Erklärung derselben, h g . von M. Magnus F r i e d r . Roos, Leipzig 1771 (vgl. Mälzer, Nr. 2531; zitiert: M.F. Roos, Auslegung der Weissagungen Daniels). Christliches Glaubens-Bekenntniß und überzeugender Beweis von dem göttlichen Ursprung und Ansehen der Bibel den neuesten Einwürfen e n t gegen gesezt von M. Magnus Friedrich Roos, Tübingen 1773 (vgl. Mälzer, Nr. 2592; zitiert: M.F. Roos, Glaubens-Bekenntniß). Christliche Glaubens-Lehre für diejenigen, welche sich zur gegenwärtigen Zeit nicht mit mancherley und fremden Lehren umtreiben lassen wollen, nach der heiligen Schrift verfertiget von Magnus Friederich Roos, herzoglich Württembergischem Rath und Prälaten zu Anhausen an der B r e n z , Zweite Auflage mit einer Vorrede von Prof. Dr. Beck in Tübingen, Tübingen 1845 ( v g l . Mälzer, Nr. 2597 (Erstauflage: Tübingen 1786; vgl. Mälzer, Nr. 2596); zitiert: M.F. Roos, Glaubens-Lehre). Die Lehre und Lebensgeschichte Jesu Christi, des Sohnes GOttes, nach den vier Evangelisten entworfen von M. Magnus Friedrich Roos, Decan und P f a r r e r zu Lustnau, und nachmals Prälat zu Anhausen an der B r e n z , E r s t e r Theil: enthaltend die Lehre Jesu Christi; zweiter Theil enthaltend die Lebens geschieht e Jesu Christi, In zweiter Auflage aufs neue h g . und mit einigen Zugaben vermehrt von dem Enkel desselben, M. Wilhelm Friedrich Roos, Pfarrer zu Steinenbronn, Tübingen 1848 ( v g l . Mälzer, Nr. 2627 (Erstauflage: Tübingen 1776 und 1777; vgl. Mälzer Nr. 2626); zitiert: M.F. Roos, Lehre und Lebensgeschichte Jesu Christi I und I I ) . Ferner v g l . den Roos-Text in: C . A . Auberlen, Daniel und die Offenbarung Johannis ( s . u . ) , 432 ff. (vgl. Mälzer, Nr. 2644).
- 412 9. Philipp Jakob Spener: a ) Ungedruckte Quellen: Sammlung von Briefen P h . J . Speners an J . W . Petersen aus den Jahren 1673 bis 1692 (Originalabschriftenband im Archiv der Franckeschen Stiftung in Halle/DDR; hier zitiert nach den Kopien dieses Bandes, die sich in der Pietismusarbeitsstelle der Universität Münster befinden). Diese Briefe werden hier zitiert mit Briefdatum und Blatt-Nummer als: PAMS I, Blatt . . . ) . 6 Briefe von P h . J . Spener an J . W . Petersen vom 1 1 . 1 1 . 1 6 9 3 bis 1 8 . 1 . 1 6 9 6 ; 1 Brief von P h . J . Spener an J . E . Petersen vom 3 . 2 . 1 6 9 4 (hier zitiert nach den Kopien, die sich in der Pietismusarbeitsstelle der Universität Münster befinden). Diese Briefe werden mit Briefdatum, Brief-Nummer und BriefSeite ( a - e ) zitiert als PAMS II ( z . B . PAMS II, 15 a - e u s w . ) . b ) Gedruckte Werke: D. Philipp Jacob Speners Behauptung Der Hoffnung künfftiger B e s s e r e r Zeiten / In Rettung Des ins gemein gegen dieselbe unrecht angeführten Spruchs Luc. X I I X , v . 8 . , Doch wan des menschen Sohn kommen wird / Meynest du / daß Er auch werden glauben finden auff e r d e n ? , Frankfurt 1693 (zitiert: P h . J . Spener, B e h a u p t u n g ) . D. PHILIPPI JACOBI SPENERI, Regis Borussiae Consiliarii, Consistorii Praepositi, & Inspectoris Berolinensis Dioeceseos, Theologi jam beati, de Christi Ecclesia meritissimi, CONSILIA ET JUDICIA THEOLOGICA LATIN A; OPUS POSTHUMUM, EX EJUSDEM LITTERIS Singulari industria ac fide collect um, Et in TRES PARTES divisum, Nunc in USUM ECCLESIAE publicatum, Teil I—III (in einem Band zusammengebunden), Frankfurt 1709 (zitiert: P h . J . Spener, CL I - I I I ) . PIA DESIDERIA: Oder Hertzliches Verlangen / Nach Gottgefälliger B e s s e rung der wahren Evangelischen Kirchen / sampt einigen dahin einfältig ab zweckenden Christlichen Vorschlägen / Philipp Jacob Speners D. P r e digers und Senioris zu Franckfurt am Mayn; Sampt angehengten Zweyer Christlichen Theologorum darüber gestellten / und zu mehrer Auferbauung höchstdienlichen Bedencken, Zu end werden angefügt die jenige Lehrer / so die künfftige bekehrung der Juden in ihren Schrifften behaupten, Frankfurt 1680 (zitiert: P h . J . Spener, PD). Ph. J . Spener, PIA DESIDERIA, h g . von K. Aland, 3. durchgesehene Auflage (KIT 180), Berlin 1964 (zitiert: P h . J . Spener, PD A l . ) . Herrn D. Philipp Jacob Speners / Weyland Königl. Preuß. ConsistorialRaths und Probsts in Berlin / Theologische Bedencken / Und andere Brieffliche Antworten auf geistliche / sonderlich zur erbauung gerichtete materien / zu unterschiedenen zeiten aufgesetzet / endlich auf langwieri-
- 413 ges Anhalten Christlicher Freunde in einige Ordnung gebracht / und nun zum dritten mal heraus gegeben, Teil 1-4 (Teil 1 und 2 sowie Teil 3 und 4 jeweils in einem Band zusammengebunden),. Halle 1712-1715 (zitiert: P h . J . Spener, ThB I-IV) Herrn D. Philipp Jacob Speners / Weyland Königl. Preuß. ConsistorialRaths und Probsts in Berlin, Letzte Theologische Bedencken und andere Briefliche Antworten / welche von demsel. Autore, erst nach seinem Tode zu ediren / anbefohlen / deßwegen nunmehro mit Fleiß in Ordnung gebracht und in III. Theile verfasset sind: Nebst einer Vorrede Herrn Baron Carl Hildebrand von Canstein; Worinnen Die Singularia oder besondere und eigene Gaben des sei. Autoris ausführlich beschrieben; samt einer Vorstellung des mannigfaltigen Nutzens seiner Theologischen Bedencken, Andere Auflage, Teil 1-3 (alle 3 Teile in einem Band zusammengebunden), Halle 1721 (zitiert: P h . J . Spener, LThB I - I I I ) . Ferner vgl. die Spener-Briefe bei: G. Kramer, Beiträge ( s . u . ) ; K. Weiske, Briefe I und II ( s . u . ) .
- 414 II.
Sonstige hier verwendete Literatur*
B . Ahn, Allerwählung oder praedestinatio gemina?, Diss, theol. (masch. vervielfältigt), Marburg 1977 (zitiert: B . Ahn, Allerwählung) K. Aland, Ecclesia reformanda, Philipp Jakob Spener und die Anfänge des deutschen Pietismus, in: R . Bäumer ( H g . ) , Reformatio Ecclesiae, Beiträge zu kirchlichen Reformbemühungen von der Alten Kirche bis zur Neuzeit, Festschrift E . Iserloh, Paderborn 1980, 831 ff. (zitiert: K. Aland, Ecclesia reformanda) K. Aland, Philipp Jakob Spener und die Anfänge des Pietismus, in: M. Brecht u . a . ( H g . ) , Pietismus und Neuzeit 4 ( s . u . ) , 155 ff. (zitiert: K. Aland, Spener) K. Aland, Spener-Studien, Arbeiten zur Geschichte des Pietismus I (AKG 28), Berlin 1943 (zitiert: K. Aland, Spener-Studien) W.A. Alger, The Destiny of the Soul, A Critical History of the Doctrine of a Future Life, Volume I u. II, Tenth Edition, With a Complete Bibliography of the Subject . . . by E . Abbot, New York 1968 (Nachdruck) fzitiert: W.A. Alger, Destiny I und II) (Alle Welt . . . , ) Alle Welt soll sein Wort hören, Lausanner Kongreß für Weltevangelisation, Lausanne-Dokumente, B d . 1 und B d . 2 (Telos-Dokumentation Nr. 901), Stuttgart-Neuhausen (1974) (zitiert: Alle Welt I und II) P. Althaus, Die letzten Dinge, 4. Auflage, Gütersloh 1933 (zitiert: P . Althaus, Die letzten Dinge) P . Althaus, A r t . Wiederbringung Aller, II. Dogmatisch, in: RGG, 3. Auflage, B d . VI Sp. 1694 ff. (zitiert: P. Althaus, Wiederbringung)
*
Wir haben um der Übersichtlichkeit beim Entschlüsseln der Kurztitel willen auf eine weitere Untergliederung der 'sonstigen Literatur' v e r zichtet. Liegen von einem Autor mehrere Arbeiten v o r , so sind die Titel im Folgenden jeweils alphabetisch nach dem ersten Buchstaben des Kurztitels geordnet. Die im Folgenden verwendeten Abkürzungen richten sich ausnahmslos nach: Theologische Realenzyklopädie, Abkürzungsverzeichnis, Zusammengestellt von S. Schwertner, Berlin/New York 1976. Lexikonartikel (aus RGG, RE, TRE) sind nur dann in das Literaturverzeichnis aufgenommen worden, wenn sie in den Fußnoten zitiert worden sind.
- 415 J . V . Andreae, Christianopolis 1619, Originaltext und Übertragung nach D.S. Georgi, eingeleitet und h g . von R. van Dülmen (QFWKG 4), S t u t t gart 1972 (zitiert: J . V . Andreae, Christianopolis 1619) C. Andresen, A r t . : Wiederbringung Aller I. Dogmengeschichtlich, RGG, 3. Auflage, Bd. VI, Sp. 1693 f. (zitiert: C. Andresen, Wiederbringung) C.A. Auberlen, Daniel und die Offenbarung Johannis, in ihrem gegenseitigen Verhältnis betrachtet und in ihren Hauptstellen e r l ä u t e r t , Mit einer Beilage von M.F. Roos, Basel 1854 (zitiert: C.A. Auberlen, Daniel) C.A. Auberlen, Die Theosophie Friedrich Christoph Oetinger's nach ihren Grundzügen, Ein Beitrag zur Dogmengeschichte und zur Geschichte der Philosophie. Mit einem Vorwort von R. Rothe, Tübingen 1847 (zitiert: C.A. Auberlen, Theosophie) C h r . G . Barth ( H g . ) , Süddeutsche Originalien, Bengel, Oetinger, Flattich, In Fragmenten gezeichnet von ihnen selbst, 1.-3. Heft, Stuttgart 1828-1832 (Heft 3 mit dem Untertitel: Flattich, Hahn, Hosch) (zitiert: C h r . G . B a r t h , Originalien I-III) K. B a r t h , Die kirchliche Dogmatik, II. B d . , Die Lehre von Gott, 2. Halbb a n d , Zollikon-Zürich 1942 (zitiert: K. B a r t h , KD II/2) IV. Band, Die Lehre von der Versöhnung, 3. Teil, 2. Hälfte, ZollikonZürich 1952 (zitiert: K. B a r t h , KD IV/3, 2. Hälfte) K. B a r t h , Die protestantische Theologie im 19. J a h r h u n d e r t , Ihre Vorgeschichte und ihre Geschichte, Zollikon-Zürich 1947 (zitiert: K. Barth, Theologie) H. Bauch, Die Lehre vom Wirken des Heiligen Geistes im Frühpietismus, Studien zur Pneumatologie und Eschatologie vom Campegius Vitringa, Philipp Jakob Spener und Johann Albrecht Bengel (ThF 55), Hamburg 1974 (zitiert: H. Bauch, Frühpietismus) H. Bauch, Johann Albrecht Bengels Pneumatologie und Geschichtsverständnis, Diss, t h e o l . , Mainz 1967 (zitiert: H. Bauch, Bengels Pneumatologie) H. Beck, A r t . : Roos in: RE, 3. Auflage, Bd. 17, 136 f. (zitiert: H. Beck, Roos) E. Benz, Schellings theologische Geistesahnen in: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse, Jahrgang 1955 Nr. 3, Mainz/Wiesbaden (1955), 235 f f . (zitiert: E. Benz, Schellings theologische Geistesahnen) E. Benz, Swedenborg in Deutschland, F . C . Oetingers und Immanuel Kants Auseinandersetzung mit der Person und Lehre Emanuel Swedenborgs, F r a n k f u r t (1947) (zitiert: E. Benz, Swedenborg) E. Benz, Der Mensch und die Sympathie aller Dinge am Ende der Zeiten (nach Jakob Boehme und seiner Schule), ErJb 24 (1955), 133 f f . (zitiert: E. Benz, Sympathie aller Dinge)
- 416 C. B e r t h e a u , A r t . : P e t e r s e n , Johann Wilhelm, in: RE, 3. Auflage, Bd. 12, 169 f f . (zitiert: C. Bertheau, Petersen) P. Beyerhaus, Die Grundlagenkrise der Mission, Wuppertal (1970) (zitiert: P. Beyerhaus, Grundlagenkrise) E. B e y r e u t h e r , A r t . : Erweckung, I. Erweekungsbewegung im 19. J a h r h u n d e r t , in: RGG, 3. Auflage, Bd. II, Sp. 621 f f . (zitiert: E. B e y r e u t h e r , Erweckung) E. B e y r e u t h e r , Die Erweekungsbewegung (KIG 4, Lieferung R, 1. Teil), 2. ergänzte Auflage, Göttingen (1977) (zitiert: E. B e y r e u t h e r , Erweekungsbewegung) E. B e y r e u t h e r , Geschichte des Pietismus, Stuttgart 1978 (zitiert: E. B e y r e u t h e r , Geschichte) M. B r e c h t , Aufbruch und V e r h ä r t u n g , Das Schicksal der nach Osten a u s gerichteten Erweekungsbewegung in der nachnapoleonischen Zeit, in: Miscelleana Historiae Ecclesiasticae IV, Congres de Moscou 1970, Louvain 1972, 131 f f . (zitiert: M. B r e c h t , Aufbruch und V e r h ä r t u n g ) M. B r e c h t , Bibelmystik, J . A . Bengels Verhältnis zur Schrift und zur Mystik, BWKG 73/74 (1973/74), 4 f f . (zitiert: M. B r e c h t , Bibelmystik) M. B r e c h t , Johann Albrecht Bengels Theologie der S c h r i f t , ZThK 64 (1967), 99 f f . (zitiert: M. B r e c h t , Bengels Theologie der Schrift) M. B r e c h t , Johann Albrecht Bengel und der schwäbische Biblizismus, in: K. Aland ( H g . ) , Pietismus und Bibel (AGP 9), Witten 1970, 193 f f . (zitiert: M. B r e c h t , Bengel und der schwäbische Biblizismus) M. B r e c h t , Die Hermeneutik des jungen J . A . Bengel, BWKG 66/67 (1966/ 67), 52 f f . (zitiert: M. B r e c h t , Hermeneutik des jungen Bengel) M. B r e c h t , Johann Valentin Andreae, Weg und Programm eines Reformers zwischen Reformation und Moderne, in: M. Brecht ( H g . ) Theologen und Theologie an der Universität Tübingen, Beiträge zur Geschichte der Evangelisch-Theologischen Fakultät (Conternubium 15), Tübingen 1977, 270 f f . (zitiert: M. B r e c h t , J . V . Andreae) M. B r e c h t , Philipp Matthäus Hahn in Onstmettingen, BWKG 60/61 (1960/ 61), 214 f f . (zitiert: M. B r e c h t , Ph.M. Hahn in Onstmettingen)
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Μ. B r e c h t , Philipp Matthäus Hahn und der Pietismus im mittleren Neckarraum, BWKG 77 (1977), 101 f f . (zitiert: M. Brecht, Ph.M. Hahn und der Pietismus) M. B r e c h t , Philipp Jakob Spener und das Wahre Christentum, in: M. B r e c h t , u . a . ( H g . ) , Pietismus und Neuzeit 4 ( s . u . ) , 119 f f . (zitiert: M. B r e c h t , Spener und das Wahre Christentum) M. B r e c h t , Rezension: G. Mälzer, Bengel ( s . u . ) , ZKG 84 (1973), 413 f f . (zitiert: M. B r e c h t , Rez. G. Mälzer, Bengel) M. B r e c h t , Philipp Jakob Spener und die württembergische Kirche, in: Geist und Geschichte der Reformation, Festgabe Hanns Rückert zum 65. Geburtstag (AKG 38), Berlin 1966, 443 f f . (zitiert: M. Brecht, Spener und die württembergische Kirche) M. B r e c h t , Vom Pietismus zur Erweckungsbewegung, Aus dem Briefwechsel von Christian Adam Dann, BWKG 68/69 (1968/69), 347 f f . (zitiert: M. B r e c h t , Vom Pietismus zur Erweckungsbewegung) M. Brecht u . a . ( H g . ) , Pietismus und Neuzeit, Ein J a h r b u c h zur Geschichte des neueren Protestantismus, Bd. 4 (1977/78): Die Anfänge des Pietismus, Göttingen (1979) (zitiert: M. Brecht u . a . ( H g . ) , Pietismus und Neuzeit 4) R. Breymayer, Neue Impulse zur E r f o r s c h u n g Philipp Matthäus Hahns, Oetingers und Schellings, Bibliographische und personengeschichtliche Ergänzungen zu Philipp Matthäus Hahns T a g e b ü c h e r , BWKG 80/81 (1980/81), 299 f f . (zitiert: Impulse) E. B r u n n e r , Die christliche Lehre von Gott, Dogmatik Band I, Zürich (1953) Die christliche Lehre von der Kirche, vom Glauben und von der Vollendung, Dogmatik Band III, Zürich/Stuttgart (1969) (zitiert: E. B r u n n e r , Dogmatik I und III) (Bekenntnisschriften . . . ) Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, h g . im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession, 6., (von E. Wolf u . a . ) durchgesehene Auflage, Göttingen 1967 (zitiert: BSLK) F. Buck, Württembergische Väter, III. Band, Bilder aus dem christlichen Leben Württembergs im 19. J a h r h u n d e r t , Erste Hälfte: Aus Kirche und Mission, Calw/Stuttgart 1905 IV. Band, Bilder aus dem christlichen Leben Württembergs im 19. J a h r h u n d e r t , Zweite Hälfte: Aus den Gemeinschaften, 2. Auflage, S t u t t g a r t (1924) (zitiert: F. Buck, Väter III und IV; dazu s . u . W. Claus, Väter I und I I ) . P. Bühler, Kreuz und Eschatologie, Eine Auseinandersetzung mit der politischen Theologie im Anschluß an Luthers theologia crucis (HUTh 17), Tübingen 1981 (zitiert: Kreuz und Eschatologie)
- 418 J . C h r . F . B u r k , Dr. Johann Albrecht Bengel's Leben und Wirken meist nach handschriftlichen Materialien bearbeitet, 2. Auflage, Stuttgart 1832 (zitiert: J . C h r . F . B u r k , Bengel) H. B u r k h a r d t , A r t . : Universalismus, in: E. Geldbach/H. B u r k h a r d t / K. Heimbucher ( H g . ) , Evangelisches Gemeindelexikon, Wuppertal 1978, 512 (zitiert: H. B u r k h a r d t , Universalismus) (Calwer Verlagsverein, H g . , ) Württembergische Kirchengeschichte, S t u t t gart/Calw 1893 (zitiert: (Calwer Verlagsverein, H g . , ) Württembergische Kirchengeschichte) W. Claus, Württembergische Väter, I. Band, Von Bengel bis B u r k , Bilder aus dem christlichen Leben Württembergs, Stuttgart 1887 II. Band, Von B r a s t b e r g e r bis Hofacker, Bilder aus dem christlichen Leben Württembergs, Calw/Stuttgart 1888 (zitiert: W. Claus, Väter I und II, vgl. auch F. Buck, Väter III und IV) E. Deak, Apokatastasis, The problem of universal salvation in twentieth Century theology, Diss. phil. (masch. vervielfältigt), Toronto 1979 (zitiert: E. Deak, Apokatastasis) I . A . Dorner, Entwicklungsgeschichte der Lehre von der Person Christi von den ältesten Zeiten bis auf die neueste dargestellt, Zweiter Theil: Die Lehre von der Person Christi vom Ende des vierten J a h r h u n d e r t s bis zur Gegenwart. Zweite s t a r k vermehrte Auflage, Berlin 1853 (zitiert: I . A . Dorner, Entwicklungsgeschichte II) G. Ebeling, Dogmatik des christlichen Glaubens, Bd. I, Prolegomena - Erster Teil: Der Glaube an Gott den Schöpfer der Welt, Tübingen 1979, Bd. II, Zweiter Teil: Der Glaube an Gott den Versöhner der Welt, T ü bingen 1979, Bd. III, Dritter Teil: Der Glaube an Gott den Vollender der Welt - Regis t e r , Tübingen 1979 (zitiert: G. Ebeling, Dogmatik I-III) R . B . Evenhuis, De biblicistisch-eschatologische theologie van Johann Albrecht Bengel, Wageningen 1931 (zitiert: R . B . Evenhuis, De biblicistisch-eschatologische Theologie) F. Fritz, Konventikel in Württemberg von der Reformations zeit bis zum Edikt von 1743, BWKG 49 (1949), 99 f f . (zitiert: F. Fritz, Konventikel I ) ;
- 419 BWKG BWKG BWKG BWKG BWKG
50 51 52 53 54
(1950), (1951), (1952), (1953), (1954),
65 78 28 82 75
ff. ff. ff. ff. ff.
(zitiert: (zitiert: (zitiert: (zitiert: (zitiert:
F. F. F. F. F.
Fritz, Fritz, Fritz, Fritz, Fritz,
Konventikel Konventikel Konventikel Konventikel Konventikel
II); III); IV); V); VI).
H . F . Fullenwider, Friedrich Christoph Oetinger, Wirkungen auf Literatur und Philosophie seiner Zeit (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 174), Göppingen 1975 (zitiert: H . F . Fullenwider, Oetinger) H . F . Fullenwider, Friedrich Christoph Oetinger, Theophil Friedrich Oetinger und die Spätrosenkreuzer, BWKG 75 ( 1 9 7 5 ) , 51 ff. (zitiert: H . F . Fullenwider, Friedrich Christoph Oetinger, Theophil Friedrich Oetinger und die Spätrosenkreuzer) H. von der Goltz, Die theologische Bedeutung J . A . Bengel's und seiner Schule, JDTh 63 ( 1 8 6 1 ) , 460 ff. (zitiert: H . v . d . Goltz, Bedeutung) M. Greschat, Christliche Gemeinschaft und Sozialgestaltung bei Philipp Jakob Spener, in: M. Brecht u . a . ( H g . ) , Pietismus und Neuzeit 4 ( s . o . ) , 302 ff. (zitiert: M. Greschat, Christliche Gemeinschaft) M. Greschat, Die 'Hoffnung b e s s e r e r Zeiten' für die Kirche, in: M. Greschat ( H g . ) , Pietismusforschung ( s . u . ) , 224 ff. (zitiert: M. Greschat, Hoffnung) M. Greschat ( H g . ) , Zur neueren Pietismusforschung (WdF CDXL), Darmstadt 1977 (zitiert: M. Greschat ( H g . ) , Pietismusforschung) S. Großmann, Friedrich Christoph Oetingers Gottesvorstellung, Versuch einer Analyse seiner Theologie (AGP 18), Göttingen (1979) (zitiert: S. Großmann, Gottesvorstellung) P. Grünberg, Philipp Jakob Spener, B d . I - I I I , Göttingen 1893-1906 (zitiert: P . Grünberg, Spener I - I I I ) C. Grüneisen, Abriss einer Geschichte der religiösen Gemeinschaften in Württemberg, mit besonderer Rücksicht auf die neuen Taufgesinnten, ZHTh 11 ( 1 8 4 1 ) , 63 ff. (zitiert: C. Grüneisen, Abriss) F. Häussermann, Pictura Docens, Ein Vorspiel zu F r . C h r . Oetingers Lehrtafel der Prinzessin Antonia von Württemberg, BWKG 66/67 ( 1 9 6 6 / 6 7 ) , 65 ff. (zitiert: F . Häussermann, Pictura Docens) F. Häussermann, Theologia Emblematica, Kabbalistische und alchemistische Symbolik bei F r . C h r . Oetinger und deren Analogien bei Jakob Boehme, BWKG 68/69 ( 1 9 6 8 / 6 9 ) , 207 ff. , und BWKG 72 ( 1 9 7 2 ) , 71 ff. (zitiert: F . Häussermann, Theologia Emblematica I und II)
- 420 (Hahn'sche Gemeinschaft, H g . , ) Die Hahn'sehe Gemeinschaft, Ihre Entstehung und seitherige Entwicklung, Mit einer Reihe von Lebensbildern, Bd. I und II, 2. erweiterte Auflage, Stuttgart 1949 und 1951 (zitiert: (M. Hahn'sche Gemeinschaft, H g . , ) Die Hahn'sche Gemeinschaft I und II) (Hahn'sche Gemeinschaft, H g . , ) Die Schriftauffassung Joh.Mch. Hahns von der Wiederbringung aller Dinge, von der ersten Auferstehung und vom 1000jährigen Reich, Zusammengestellt für die Jahreskonferenz und die Mitglieder der M. Hahn'schen Gemeinschaft Sommer 1930, Stuttgart (1930) (zitiert: (Hahn'sche Gemeinschaft, H g . , ) Schriftauffassung) (Hahn'sche Gemeinschaft, H g . , ) Johann Michael Hahn, Kurze Darstellung seines Lebens und seiner Lehre, 3. Auflage, Stuttgart 1961 (zitiert: (Hahn'sche Gemeinschaft, H g . , ) J.M. Hahn) W.-A. Hauck, Das Geheimnis des Lebens, Naturanschauung und Gottesauffassung Friedrich Christoph Oetingers, Heidelberg (1947) (zitiert: W.A. Hauck, Geheimnis des Lebens) R. Heinze, Bengel und Oetinger als Vorläufer des deutschen Idealismus, Diss. phil. (masch. vervielfältigt), Münster 1969 - veröffentlicht 1971 (zitiert: R. Heinze, Bengel und Oetinger) R. Heinze, Das Verhältnis von Mystik und Spekulation bei Jakob Böhme, Diss, theol. (masch. vervielfältigt), Münster 1972 (zitiert: R. Heinze, Mystik und Spekulation) E.W. Hengstenberg, Vorwort zu: Evangelische Kirchenzeitung 12 (1833), 1 f f . und 9 f f . (zitiert: E.W. Hengstenberg, Vorwort) K. Hermann, Johann Albrecht Bengel, Der Klosterpräzeptor von Denkendorf, Sein Werden und Wirken nach handschriftlichen Quellen dargestellt, Stuttgart (1937) (zitiert: K„ Hermann, Bengel) H. Hermelink, Geschichte der evangelischen Kirche in Württemberg von der Reformation bis zur Gegenwart, das Reich Gottes in Wirtemberg, Stuttgart/Tübingen (1949) (zitiert: H. Hermelink, Geschichte) J . .Hesse, Korntal einst und jetzt, In Verbindung mit Gemeindevorsteher Daur dargestellt, Stuttgart 1910 (zitiert: J . Hesse, Korntal) E. Hirsch, Geschichte der neueren evangelischen Theologie im Zusammenhang mit den allgemeinen Bewegungen des europäischen Denkens, B d . I-V 5. Auflage, Gütersloh (1975) (zitiert: E. Hirsch, Geschichte I-V)
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- 423 Μ. L u t h e r , Werke, Kritische Gesamtausgabe, 10. B d . , 2. Abteilung, Weimar 1907 (zitiert: M. Luther, WA 10/11) G. Mälzer, Johann Albrecht Bengel, Leben und Werk, S t u t t g a r t (1970) (zitiert: G. Mälzer, Bengel) G. Mälzer, Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. J a h r h u n d e r t s , Verzeichnis der bis 1968 erschienenen Literatur (Bibliographie zur Geschichte des Pietismus 1) Berlin/New York 1972 (zitiert: G. Mälzer, Nr. . . . ; vgl. dazu oben in dieser Arbeit, 403 Anmerkung) G . I . Metzger, Die Christliche Wahrheit in ihrem inneren Zusammenhange aus der h . Schrift nach ö t i n g e r s realistischer A u f f a s s u n g entwickelt und mit Bezugnahme auf die neuesten theologischen Systeme dargestellt, Stuttgart 1892 (zitiert: G . I . Metzger, Wahrheit) W. Metzger, Bengels theologische Entwicklung, BWKG 42 (1938), 1 f f . (zitiert: W. Metzger, Bengels theologische Entwicklung) W. Michaelis, Versöhnung des Alls, Die frohe Botschaft von der Gnade Gottes, Gümlingen bei Bern (1950) (zitiert: W. Michaelis, Versöhnung) G. Müller, Endliche Allversöhnung?, WzM 20 (1968), 304 f f . (zitiert: G. Müller, Allversöhnung) G. Müller, ΑΠΟΚΑΤΑΣΤΑΣΙΣ ΠΑΝΤΩΝ, A Bibliography (Basel 1969) G. Müller, A r t . : Hahn, Johann Michael, in: RGG, 3. Auflage, Bd. III, Sp. 29 (zitiert: G. Müller, Hahn) G. Müller, Hoffnung f ü r die ganze Welt, Gottesglaube und Heilsuniversalismus in der Theologie Hermann Kutters (1863-1931), in: M. Geiger ( H g . ) , Gottesreich und Menfechenreich, Ernst Staehelin zum 80. G e b u r t s t a g , Basel/Stuttgart (1969), 553 f f . (zitiert: G. Müller, Hoffnung f ü r die ganze Welt) G. Müller, Die Idee einer Apokatastasis ton panton in der europäischen Theologie von Schleiermacher bis B a r t h , ZRGG 16 (1964), 1 f f . (zitiert:G. Müller, Idee einer Apokatastasis) G. Müller, Identität und Immanenz, Zur Genese der Theologie von David Friedrich S t r a u ß , Eine theologie- und philosophiegeschichtliche Studie, Mit einem bibliographischen Anhang zur Apokatastasis-Frage, Darmstadt 1968 (zitiert: G. Müller, Identität) G. Müller, Ungeheuerliche Ontologie, Erwägungen zur christlichen Lehre ü b e r Hölle und Allversöhnung, EvTh 34 (1974), 256 f f . (zitiert: G. Müller, Ontologie)
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Paulus, Philipp Matthäus Hahn, Ein P f a r r e r .aus dem vorigen J a h r nach seinem Leben und Wirken aus seinen Schriften und h i n t e r Papieren geschildert, Stuttgart 1858 E . P h . P . Paulus, Ph.M. Hahn)
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- 425 R. Piepmeier, Aporien des Lebensbegriffs seit Oetinger (Symposion 58), Freiburg/München (1978) (zitiert: R. Piepmeier, Aporien) R. Piepmeier, Theologie des Lebens und Neuzeitprozesse: F . C h r . Oetinger, in: M. Brecht u . a . ( H g . ) , Pietismus und Neuzeit, Ein Jahrbuch zur Geschichte des neueren Protestantismus, Bd. 5 (1979): Schwerpunkt: Die evangelischen Kirchen und die Revolution von 1848, Göttingen (1980), 184 f f . (zitiert: R. Piepmeier, Theologie des Lebens) L. Pinomaa, Der Zorn Gottes in der Theologie L u t h e r s , Ein Beitrag zur Frage nach der Einheit des Gottesbildes bei Luther, Helsinki 1938 (zitiert: L. Pinomaa, Zorn) C.H. Ratschow, Der angefochtene Glaube, Anfangs- und Grundprobleme der Dogmatik, Gütersloh (1957) ( z i t i e r t : C . H . Ratschow, Glaube) C . H . Ratschow, Gott, der v e r b o r g e n e Richter, in: H. Schnell ( H g . ) , Gasteiner Gespräch der Lutherischen Bischofskonferenz, Reden von Gott, Hamburg 1971, 100 f f . ( z i t i e r t : C . H . Ratschow, Gott (Gasteiner Gespräch) ) C.H. Ratschow, Gott, der v e r b o r g e n e Richter, Porta, Zeitschrift der Akademikergemeinschaft in Deutschland (AGD), Marburg, Nr. 14 (Winter 1971/72), 11 f f . (zitiert: C . H . Ratschow, Gott (Porta)) C.H. Ratschow, A r t . : Eschatologie, VIII. Systematisch-theologisch, in: TRE, B d . 10, 334 f f . (zitiert: Eschatologie) K. Reichle, 'Alte Wahrheiten in einem neuen Kleide', Zum Verhältnis von Schrift Wahrheit und Rationalismus bei Philipp Matthäus Hahn, BWKG 66/67 (1966/67), 154 f f . (zitiert: K. Reichle, Wahrheiten) F. Reiff, Joh. Albr. Bengel und seine Schule, Ein Vortrag, in: W. Frommel/F. Pfaff ( H g . ) , Sammlung von Vorträgen, Bd. 6, Heft 8, Heidelberg 1882, 207 f f . (zitiert: F. Reiff, Bengel und seine Schule) H.- Reiss, Das Verständnis der Bibel bei Johann Albrecht Bengel, Diss, theol. (masch. vervielfältigt), Münster 1952 (zitiert: H. Reiß, Bibel bei Bengel) A.L. Reyscher ( H g . ) , Vollständige, historisch und kritisch bearbeitete Sammlung der württembergischen Geseze, Bd. VIII (Kirchen-Geseze), Tübingen 1834 (zitiert: A.L. Reyscher ( H g . ) , Sammlung VIII)
- 426 Α. Ritsehl, Geschichte des Pietismus, Bd. I - I I I , Bonn 1880-1886 (Neudruck Berlin 1966) (zitiert: A. Ritsehl, Geschichte I-III) R. Rochusch, Untersuchung über die Stellung Karl Barths zur Lehre von der Apokatastasis in der 'Kirchlichen Dogmatik', Diss, theol. (masch. v e r vielfältigt), Berlin 1974 (zitiert: R. Rochusch, Untersuchung) J . Rößle, Philipp Matthäus Hahn, Ein Leben im Dienst am Königreich Gottes in C h r i s t u s , Stuttgart (1929) (zitiert: J . Rößle, Ph.M. Hahn) J . Rößle, Von Bengel bis Blumhardt, Gestalten und Bilder aus der Geschichte des schwäbischen Pietismus, 5. Auflage, Metzingen 1975 (zitiert: J . Rößle, Von Bengel bis Blumhardt) H. Rusche, Die Eschatologie in der Verkündigung des schwäbischen und niederrheinischen Biblizismus des 18. J a h r h u n d e r t s , Diss, theol. (masch. vervielfältigt), Heidelberg 1943 (zitiert: H. Rusche, Eschatologie) G. Sauter, Die Theologie des Reiches Gottes beim älteren und jüngeren Blumhardt (SDGSTh 14), Zürich/Stuttgart 1962 (zitiert: G. Sauter, Theologie des Reiches Gottes) G. Sauter, Die Zahl als Schlüssel zur Welt, Johann Albrecht Bengels 'prophetische Zeitrechnung' im Zusammenhang seiner Theologie, EvTh 26 (1966), 1 f f . (zitiert: G. Sauter, Zahl als Schlüssel) (E. Swedenborg), Arcana Coelestia QUAE IN SCRIPTURA SACRA, SEU VERBO DOMINI SUNT, DETECTA: Hie Primun quae in GENESI. Una cum Mirabilibus Quae visa sunt In Mundo Spirituum, & in Coelo Angelorum, Pars prima, o . O . 1759 (zitiert: E. Swedenborg, Arcana Coelestia I) G. Schäfer, Kleine württembergische Kirchengeschichte, Stuttgart (1964) (zitiert: G. Schäfer, Kirchengeschichte) F. Schauer ( H g . ) , Was ist es um die Hölle?, Dokumente aus dem norwegischen Kirchenstreit, Stuttgart (1956) (zitiert: F. Schauer ( H g . ) , Hölle) F.W. J . Schelling, Werke 1, ELEGIE (1790). DE MALORUM ORIGENE (1792). ÜBER MYTHEN (1793). FORM DER PHILOSOPHIE (1794). ERKLÄRUNG (1795), h g . v o n W . G . Jacobs, J . Jantzen u . a . (F.W.J. Schelling, Historisch-kritische Ausgabe i.A. der Schelling Kommission der bayerischen Akademie der Wissenschaften, h g . von H.M. Baumgartner u . a . , Reihe I: Werke), S t u t t gart 1976 (zitiert: F.W.J. Schelling, Werke I)
- 427 -
P. Schicketanz, Carl Hildebrand von Cansteins Beziehungen zu Philipp Jacob Spener (AGP 1), Witten 1967 (zitiert: P. Schicketanz, C.H. v . Cansteins Beziehungen) M. Schloemann, Luthers Apfelbäumchen, Anmerkungen und Pessimismus im christlichen Selbstverständnis (Wuppertaler Hochschulreden 7) Wuppertal (1976) (zitiert: M. Schloemann, Luthers Apfelbäumchen) M. Schloemann, Die Krise des utopischen Bewußtseins als Problem theologischer Ethik, in: O. Kaiser ( H g . ) , Denkender Glaube, FS C.H. Ratschow zur Vollendung seines 65. Lebensjahres, Berlin/New York 1976, 276 f f . (zitiert: M. Schloemann, Krise) M. Schloemann, Wachstumstod und Eschatologie, Die Herausforderung christlicher Theologie durch die Umweltfrage, Stuttgart 1973 (zitiert: M. Schloemann, Wachstumstod und Eschatologie) C. Schmid, Die Frage von der Wiederbringung aller Dinge, in: JDTh 15 (1870), 102 ff. (zitiert: C. Schmid, Wiederbringung) M. Schmidt, Biblisch-apokalyptische Frömmigkeit im pietistischen Adel, Johanna Eleonora Petersens Auslegung der Johannes-Apokalypse, in: M. Brecht ( H g . ) , Text - Wort - Glaube, Studien zur Überlieferung, Interpretation und Autorisierung biblischer Texte, Kurt Aland gewidmet (AKG 50), Berlin/New York 1980, 344 f f . (zitiert: M. Schmidt, Biblisch-apokalyptische Frömmigkeit) M. Schmidt .Pietismus (Urban-Taschenbücher Bd. 80), Stuttgart/Berlin / Köln/Mainz (1972) (zitiert: M. Schmidt, Pietismus) M. Schmidt, A r t . : Pietismus, in: RGG, 3. Auflage, Bd. V, Sp. 370 f f . (zitiert: M. Schmidt, Art. Pietismus) M. Schmidt, A r t . : Philipp Jakob Spener, in: RGG, 3. Auflage, B d . VI, Sp. 238 f . (zitiert: M. Schmidt, Spener) M. Schmidt, Speners 'Pia Desideria', Versuch einer theologischen Interpretation, in: M. Greschat ( H g . ) , Pietismusforschung ( s . o . ) , 113 f f . (zitiert: M. Schmidt, Speners 'Pia Desideria') M. Schmidt/W. Jannasch ( H g . ) , Das Zeitalter des Pietismus, Klassiker des Protestantismus, Bd. VI (Sammlung Dietrich Bd. 271), Bremen (1965) (zitiert: M. Schmidt/W. Jannasch ( H g . ) , Zeitalter des Pietismus)
- 428 R. Schneider, Schellings und Hegels schwäbische Geistesahnen, Würzburg-Aumühle 1938 (zitiert: R. Schneider, Geistesahnen) ( C h r . F . D . S c h u b a r t ) , Schubart's Leben und Gesinnungen, Von ihm selbst im Kerker a u f g e s e t z t , Erster Theil, S t u t t g a r t 1791, Zweiter Theil, h g . von L. S c h u b a r t , Stuttgart 1793 (zitiert: C h r . F . D . S c h u b a r t , Leben und Gesinnungen I und II) W.A. Schulze, Der Einfluß Boehmes und Oetingers auf Schelling, BWK 56 (1956), 171 f f . (zitiert: W.A. Schulze, Einfluß Boehmes u . Oetingers) W.A. Schulze, Oetingers Beitrag zur Schellingschen Freiheitslehre, ZThK 54 (1957), 213 f f . (zitiert: W.A. Schulze, Oetingers Beitrag) W.A. Schulze, Pregizer und Schelling, BWKG 54 (1954), 179 f f . (zitiert: W.A. Schulze, Pregizer und Schelling) H. Schumacher, Das biblische Zeugnis von der Versöhnung des Alls, Eine Untersuchung der wesentlichen Schriftworte und Einwände mit eingehenden Literaturvergleichen, S t u t t g a r t (1959) (zitiert: H. Schumacher, Zeugnis) E. Staehelin ( H g . ) , Die Christentumsgesellschaft in der Zeit der Aufklär u n g und der beginnenden Erweckung, Texte aus Briefen, Protokollen und Publikationen (ThZ S. I I ) , Basel 1970 (zitiert: E. Staehelin, Christentumsgesellschaft) E. Staehelin, Die Verkündigung des Reiches Gottes in der Kirche Jesu Christi, Zeugnisse aus allen J a h r h u n d e r t e n und allen Religionen, Bd. I-VII, Basel (1951-1965) (zitiert: E. Staehelin, Verkündigung I-VII) E. Staehelin, Die Wiederbringung aller Dinge, Rektoratsrede gehalten an der Jahresfeier der Universität Basel am 18.11.1960 (Basler Universitätsreden 45), Basel 1960 (zitiert: E. Staehelin, Wiederbringung) K. Stock, Gott der Richter, Der Gerichtsgedanke als Horizont der Rechtf e r t i g u n g s l e h r e , EvTh 40 (1980), 240 f f . (zitiert: K. Stock, Gott) K. Stock, Vor dem Richterstuhl Christi, Über die Enderwartung c h r i s t lichen Glaubens, EK 12 (1979), 704 f f . (zitiert: K. Stock, Richterstuhl)
- 429 Ε . F . S t r ö t e r , vgl. zu dessen Schriften oben, 261 A. 5 W.F. Stroh, Die Lehre des württembergischen Theosophen Johann Michael Hahn, systematisch entwickelt und in Auszügen aus seinen Schriften d a r gestellt, Stuttgart 1859 (zitiert: W.F. Stroh, Lehre) H. Thielicke, Theologische Ethik, Bd. I, Prinzipienlehre, Dogmatische, philosophische und kontroverstheologische Grundlegung, 2., ergänzte Auflage, Tübingen 1958 (zitiert: H. Thielicke, Ethik I) N. Thune, The Behmenists and The Philadelphians, A Contribution to the Study of English Mysticism in the 17th and 18th Centuries, Inaugural Dissertation, Uppsala 1948 (zitiert: Ν. T h u n e , Behmenists) J . Traut wein, Michael Hahn - eine E i n f ü h r u n g in sein Denken, in: Theo Sorg ( H g . ) , Leben in Gang halten, Pietismus und Kirche in Württemberg, Metzingen 1980, 107 f f . (zitiert: J . Trautwein, Hahn) J . Trautwein, Religiosität und Sozialstruktur, Untersucht anhand der Entwicklung des württembergischen Pietismus (Calwer Hefte 123), S t u t t gart (1972) (zitiert: J . Trautwein, Religiosität) J . Traut wein, Die Theosophie Michael Hahns und ihre Quellen, Stuttgart (1969) (zitiert: J . Traut wein, Theosophie) J . Traut wein, Übersicht über die pietistischen Gemeinschaften in Württemb e r g , BWKG 77 (1977), 167 f f . (zitiert: J . Trautwein, Übersicht über die pietistischen Gemeinschaften) P. T s c h a c k e r t , A r t . : C r u s i u s , in: RE, 3. Auflage, Bd. 4, 344 f f . (zitiert: P. T s c h a c k e r t , Crusius) O. Wächter, Johann Albrecht Bengel, Lebensabriß, C h a r a k t e r , Briefe und A u s s p r ü c h e , Nebst einem Anhang aus seinen Predigten und Erbauu n g s s t u n d e n , Nach handschriftlichen Mitteilungen dargestellt, S t u t t g a r t 1865 (zitiert: O. Wächter, Bengel) O. Wächter, Bengel und Oetinger, Leben und Aussprüche zweier altwürttembergischer Theologen, Gütersloh 1886 (zitiert: O. Wächter, Bengel und Oetinger)
- 430 J . G . Walch, Historische und Theologische Einleitung in die ReligionsStreitigkeiten Der Evangelisch-Lutherischen Kirchen von der Reformation an bis auf ietzige Zeiten a u f g e f ü h r e t . . . , Bd. I-V, Jena 1730-1739 (zitiert: J . G . Walch, Religions-Streitigkeiten I-V) J . Wallmann, Die Anfänge des Pietismus, in: M. Brecht u . a . ( H g . ) , Pietismus und Neuzeit 4 ( s . o . ) , 11 f f . (zitiert: J . Wallmann, Anfänge des Pietismus) J . Wallmann, Pietismus und Orthodoxie, Überlegungen und Fragen zur Pietismusforschung, in: M. Greschat ( H g . ) , Pietismusforschung ( s . o . ) , 5.3 f f . (zitiert: J . Wallmann, Pietismus und Orthodoxie) J . Wallmann, Philipp Jakob Spener und die Anfänge des Pietismus (BHTh 42), Tübingen 1970 (zitiert: J . Wallmann, Spener) J . Wallmann, Spener-Studien, Antwort auf Kurt Aland, ZThK 77 (1980), 69 f f . (zitiert: J . Wallmann, Spener-Studien) O. Weber, G r u n d l e g e n d e r Dogmatik, Bd. II, Neukirchen/Moers (1962) (zitiert: 0 . Weber, Grundlagen II) K. Weiske, 31 bisher unveröffentlichte Briefe Aug. Herrn. Franckes an Phil. Jac. Spener, ZVKGPS 26 (1930), 109 f f . (zitiert: K. Weiske, Briefe I) ZVKGPS 27 (1931), 31 f f . (zitiert: K. Weiske .Briefe II) A.E. Wilder-Smith, Allversöhnung: Ausweg oder Irrweg (ProdromusSerie Nr. 5), (Neuhausen/Stuttgart 1977) (zitiert: A.E. Wilder-Smith, Allversöhnung) W. Wimmer, Eschatologie der R e c h t f e r t i g u n g , Paul Althaus' Vermittlungsv e r s u c h zwischen uneschatologischer und nureschatologischer Theologie, München 1979 (zitiert: W. Wimmer, Eschatologie) T h . Wotschke, Joh. Wilh. Petersen und die hallischen Theologen, ZKG 49 (1930), 382 f f . (zitiert: T h . Wotschke, Petersen) E. Zinn, Die Theologie des Friedrich Christoph Oetinger (BFCh Th 36, 3), Gütersloh 1932 (zitiert: E. Zinn, Theologie)
P E R S O N E N R E G I S T E R (Aufgenommen sind alle im Text g e n a n n t e n Personennamen a u s d e r P r i m ä r - u n d S e k u n d ä r l i t e r a t u r ; außerdem wird auf N e n n u n g von P e r s o n e n in einigen b e s o n d e r s wichtigen A n m e r k u n g e n v e r w i e s e n . ) A h n , B . 22 A l t h a u s , P . 14f. A n d r e a , J . V . 25 A r n d t , J . 30,80 d ' A t t r i n , A . 58f.,152 Augustin 22 B a r t h , C h r . G . 85f. B a r t h , K. l l f . , 14,17,19-24,257, 259, 267 A.48 u n d 50,402 A.12 Beck, J . T . 25,153 Bengel, J . A . Kap.III u n d : 21,24-27, 30,32f. ,55,89-91,96-104,109-113, 1 1 6 f . , 1 1 9 f . , 1 2 2 f . , 126,130,132-138, 1 4 1 , 1 4 4 f . , 1 4 7 f . , 1 5 0 f . ,155,157, 159-162,168,170,174-177,180-184, 188,192,209-214,217,219-225,227, 233-238,242,248f.,251,253f. ,256-259 Bengel, P . A . 55,77 B e n z , E. 18 B e y r e u t h e r , E . 89,142 Bloch, E. 14 B l u m h a r d t , C h r . 25,259,402 A.12 B l u m h a r d t , J . C h r . 259,402 A.12 Böhme, J . 1 8 , 8 9 f . , 92,96, 98,110,113, 126,162,165,175-177,187f.,192,194, 198-200,209f.,221,250f. Böse, G. 49 B r e c h t , M. 31,52,154,156,158,160,174f. B r u n n e r , E. 19f. B r u n n q u e l l , L. 53f. B u r k , J . C h r . F . 80,85,161f. B u r k , P h . D . 32,148,153,161f., 255 Calvin, J . 22,268 A.65,319 A.112, 398 A.527 C a n s t e i n , C . H . von 50 C r u s i u s , C h r . A . 150f., 161,255 C y p r i a n 129 D a n n , C . A . 174 Deak, E. 23f. Ebeling, G. 14-16
F a b e r , G . F . 319 A.105 F r a n c k e , A . H . 47f. ,63 F r i c k e r , J . L . 32 F r i t z , F . 54,57 Geyer, K. 261 A . 5 Großmann, S. 92 Hahn, M. Kap.V u n d : 18,25,30,33,104, 147,149,151f.,161-165,167,253f., 256-259 Hahn, P h . M . E x k . ( 1 5 3 f f . ) u n d : 2 5 , 1 0 4 , 147,151f.,167,170,173f.,176,182,242, 253 H a r t ( t ) m a n n , K . F . 157,355 A. 172 H e d i n g e r , J . 30 Hegel, G.W.F. 25 Heim, K. 258,266 A.44 Heinze, R . 116 Heller, A. 261 A . 5 H e r d e r , J . G . 157 Hermelink, H. 61,175f. Hesse, H. 258 Hesse, J . 258 H i r s c h , E. 86,91 H o c h s t e t t e n A . A . 30 H o c h s t e t t e r , J . A . 30,51,56f. Hoffmann, C h r . 25 Hoffmann, G.W. 176,222 I r e n ä u s 129 I t t i g , T h . 49 J ä g e r , J.W. 5 7 f . , 152 J o n a s , J . 84 Knoch, A . E . 261 A . 5 Köberle, A. 18,27,259,266 A.44 u n d A. 46 Kohlreiff, G. 78 Kolb, C h r . 54f.,57-59 K r a u s , G. 22f. Kulpis, J . G . von 52,56 K u t t e r , H.18,259,402 A.12
- 432 -
Lang, G. 242 Leade, J . 3 9 , 4 3 f . , 5 4 , 5 7 Lehmann, H. 173-175 Leibniz, G.W. 90 Lüthi, K . 43 L u t h e r , A. 2 2 , 1 6 2 , 1 6 4 , 1 7 0 f . , 2 5 5 , 260 A . 4 Mälzer, G. 79 Malebranche, N. 117 Michaelis, W. 20f. Moltmann, J . 13 Müller, G. 1 7 , 1 6 3 , 1 6 5 , 1 6 7 , 1 7 6 , 265 A . 3 6 , 2 6 6 A . 4 0 Müller, M. 52 Napoleon 220 Nordmann, W. 43 Oechslin, J . 1 2 1 , 1 2 4 f . , 145,230 Oetinger, F . C h r . Kap.IV und: 1 8 , 2 1 , 25f.,32f. , 88,147-162,164-170, 173-177,180-188,191f.,194-196,198, 208-211,214,217,220f.,223,225-227, 229,231-239,242,245f.,251,253, 255f.,258 Origenes 1 7 , 1 9 , 5 7 , 2 4 7 , 2 6 0 A . 4 Palmer, C h r . 167 Paulus, R . F . 157,160 P e t e r s e n , J . W . und J . E . 3 8 - 5 1 , 5 4 f . , 57-61,75-79,84-87,119f.,136,170,256 P e t i t p i e r r e , F . O . 130,332 A.293 Piepmeier, R . 92,188 P r ä g e r , L . 144 P r ä t o r i u s , S t . 164f. P r e g i z e r , C h r . G . E x k . ( 1 6 2 f f . ) und: 18,147,151,173f.,242,253,258 Ragaz, L . 259,402 A . 1 2 Ratschow, C . H . 16f. R e c h e n b e r g , A . 49
Reichle, K . 159f. Reuchlin, C h r . 30 Rieger, K.H. 32,190f. R i t s c h i . A . 157,160 Rochusch, R . 20-22 Roos, M . F . E x k . ( 1 4 8 f f . ) und: 32,147, 1 5 4 , 1 6 1 f . , 1 7 3 f . , 253,255 R o t h e , R . 92 R u s c h e , H. U l f . S a u t e r , G. 65f. Schelling, F . J . W . 2 5 , 1 6 2 , 1 6 5 f . , 350 A.120 und A . 1 2 3 , 3 5 3 A.157 Schill, J . M . 1 2 1 , 1 2 4 - 1 2 6 , 1 4 5 , 1 4 9 Schloemann, M. 256,265 A . 2 9 Schmid, C . 178,228 Schmidt, M. 25,37 S c h n e i d e r , R . 26f. S c h u b a r t , C h r . F . D . 162,349 A. 118 Schumacher, H. 261 A . 5 S p e n e r . P h . J . K a p . I I und: 30-32, 61-63,70,75-77,109f.,177,220f., 253-256 Spindler, D.W. 5 5 , 7 7 , 8 6 , 2 9 8 A . 1 1 3 Staehelin, E . 18,266 A . 4 1 und A . 4 6 S t r a u ß , D . F . 18,25 S t r ö t e r , Ε . F . 21,261 A . 5 Swedenborg, E . 8 9 , 9 2 , 1 2 1 , 1 2 6 - 1 3 4 , 187,231 Tertullian 129 Thomas von Aquin 22 Trautwein, J . 3 3 , 1 5 2 , 1 7 6 , 1 7 8 , 1 8 7 - 1 8 9 , 1 9 5 , 1 9 8 f . , 2 0 8 , 2 1 0 , 2 2 0 , 2 2 8 f . ,248,250 Wächter, O. 82,85 Weißmann, C h r . E . 124 Wotschke, T h . 48 Zinzendorf, N . L . Graf von 63, 66, 90,313 A.52
Arbeiten zur Geschichte des Pietismus (AGP) Im A u f t r a g der Historischen K o m m i s s i o n zur Erforschung des Pietismus hrsg. v o n K u r t Aland, K o n r a d Gottschick und Erhard Peschke
17 Gustav A. Krieg · Der mystische Kreis Wesen und Werden der Theologie Pierre Poirets. 1979. 230 Seiten, geb. „ D e r Verfasser u n t e r n i m m t den Versuch, eine Gesamtdarstellung der Theologie des französisch/niederländischen Mystikers Pierre Poiret (1646-1719) zu liefern. Dabei belegt er die Kontinuität im Leben und Werk Poirets aus den Quellen. Die Arbeit Kriegs bedeutet einen Fortschritt in der Poiret-Forschung ebenso wie in der E r f o r s c h u n g des radikalen Pietismus." Das Historisch-Politische Buch
18 Sigrid Großmann Friedrich Christoph Oetingers Gottesvorstellung Versuch einer Analyse seiner Theologie. 1979. 321 Seiten, geb. Die Forschung spricht Friedr. C h r . Oetinger (1702-1782) eine besondere Stellung innerhalb seiner Zeit zu, sei es z u s t i m m e n d oder weniger positiv. Aber i m m e r w i r d i h m Originalität eingeräumt, die zu neuen U n t e r s u c h u n g e n Anlaß gibt. „ Z u m Verständnis der D e n k b e w e g u n g e n des Aufklärungsjahrhunderts liegt mit diesem Buch eine nützliche Hilfe v o r . " Gregorianum
19 Manfred Jakubowski-Tiessen Der frühe Pietismus in Schleswig-Holstein Entstehung, E n t w i c k l u n g und Struktur. 1983. 188 Seiten, geb. Eine Gesamtdarstellung des frühen Pietismus in Schleswig-Holstein gab es bisher nicht. Diese Arbeit untersucht den schleswig-holsteinischen Pietismus v o n seinen A n f ä n g e n bis z u m Ende des dritten Jahrzehnts im 18. Jahrhundert. Dabei wird auch ein Beitrag zur Frühgeschichte des allgemeinen deutschen Pietismus geleistet.
20 Martin Schmidt Der Pietismus als theologische Erscheinung 1984. Ca. 373 Seiten, geb. Die Aufsätze des Nestors der deutschen Pietismus-Forschung markieren gewichtige Stationen der Erhellung des P h ä n o m e n s „Pietismus" in der Nachkriegszeit.
22 Rudolf Dellsper ger Die Anfänge des Pietismus in Bern Quellenstudien. 1984. Ca. 228 Seiten, geb. A u f g r u n d neuer Quellenforschungen entwirft der Verfasser ein differenziertes Bild der Auseinandersetzungen, die mit d e m A u f k o m m e n pietistischer Bestrebungen in Bern verbunden waren. Politische und soziale Fragehinsichten werden ebenso bedacht wie religiöse, theologische und kirchenpolitische.
Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen und Zürich
Texte zur Geschichte des Pietismus Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus hrsg. von Kurt Aland, Konrad Gottschick und Erhard Peschke Abt. V: Gerhard Tersteegen, Werke Hrsg. von Winfried Zeller Band 1: Geistliche Reden Hrsg. von Albert Löschhorn und Winfried Zeller. 1979. XXI, 666 Seiten, Leinen Von Gerhard Tersteegen (1697-1769) sind 33 geistliche Reden überliefert. Soweit ihre Datierung feststeht, gehören sie der Zeit von 1751 bis 1756 an. „Es sind Äußerungen aus .einfachen, nicht-liturgischen protestantischen Gottesdiensten', die umfassende biblisch-theologische Bildung und kirchengeschichtliche Belesenheit dokumentieren." Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt „Eine längst fällige wissenschaftlich exakte, nicht allein für die Geschichte des Pietismus, sondern auch für die gegenwärtige praxis pietatis höchst aufschlußreiche Edition des beachtlichen literarischen Werkes Tersteegens." Deutsches Pfarrerblatt Band 8: Briefe in niederländischer Sprache Hrsg. von Cornells Pieter van Andel. 1982. XXII, 312 Seiten, Leinen In diesem Band sind alle 203 bisher bekannten Briefe Gerhard Tersteegens enthalten, die er in niederländischer Sprache verfaßt hat. Soweit möglich, sind die Briefe in chronologische Reihenfolge gebracht und die Adressaten ermittelt worden. Jedem Brief ist eine deutsche Zusammenfassung des Inhalts vorangestellt. Ein Personenregister rundet diese erste wissenschaftliche Edition der meist seelsorgerlich gehaltenen niederländischen Briefe ab.
Pietismus und Neuzeit Ein Jahrbuch zur Geschichte des neueren Protestantismus. Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus hrsg. von Martin Brecht, Friedrich de Boor, Klaus Deppermann, Hartmut Lehmann, Andreas Lindt und Johannes Wallmann Band 4 (1977/78): Die Anfänge des Pietismus. 1979. 389 Seiten, kart. Band 5 (1979): Schwerpunkt: Die evangelischen Kirchen und die Revolution von 1848.1980. 316 Seiten, kart. Band 6 (1980): Schwerpunkt: Landesherr und Landeskirchentum im 17. Jahrhundert. 1981. 294 Seiten, kart. Band 7 (1981): Die Basler Christentumsgesellschaft. 1982. 277 Seiten, kart. Band 8 (1982): Der radikale Pietismus. 1983. 306 Seiten, kart. Band 9 (1983): Schwerpunkt: Kirche und Frömmigkeit im Übergang v o m 18. zum 19. Jahrhundert. 1984. Ca. 308 Seiten, kart.
Vandenhoeck & Ruprecht · Göttingen und Zürich