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German Pages 711 [786]
Titelblatt der 1644 bei Elzevier in Amsterdam erschienenen Ausgabe
RENÉ DESCARTES
Die Prinzipien der Philosophie
Lateinisch – Deutsch
Übersetzt und herausgegeben von christian wohlers
FELIX MEINER VERLAG HAMBURG
PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 566
Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.ddb.de› abrufbar. ISBN 3-7873-1697-3
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IN H ALT
Einleitung von Christian Wohlers ____________________
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RE NÉ DESCARTES D IE P RINZ IPIEN DER P HILOS OPHIE
Widmungsschreiben _______________________________
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Erster Teil Über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis ______
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Zweiter Teil Über die Prinzipien der materiellen Dinge ____________
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Dritter Teil Über die sichtbare Welt ____________________________ 177 Vierter Teil Über die Erde ____________________________________ 387
Anmerkungen des Herausgebers ____________________ 635 Index Lateinisch – Deutsch _________________________ 683
EI N LEITUN G
1. Physik als prinzipiengeleitete Philosophie. Descartes und die Principia philosophiae Im Jahre 1644 erschienen bei Elzevier in Amsterdam die Principia philosophiae. Autor war der spätestens seit dem Erscheinen seiner Meditationes de prima philosophia (1641) weltberühmte französische Philosoph, Mathematiker und Naturforscher René Descartes. Die lateinisch geschriebenen Principia fanden bei Gelehrten und Freunden des Philosophen schnell allgemeine Beachtung, und die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Der Dichter Constantin Huygens, ein Freund Descartes’, ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und verfaßte huldvolle Verse auf den Philosophen und sein neuestes Werk, die er im Kreise der Cartesianer verteilte. Descartes’ berühmtester Biograph Adrien Baillet berichtet, daß Marin Mersenne, einer der treuesten Freunde des Philosophen, gegenüber Constantin Huygens geäußert habe, daß er, wenn Gott ihn mit derselben poetischen Begabung ausgestattet hätte wie Huygens, die Physik Descartes’ in Versform abfassen würde, so wie es Lukrez mit der von Demokrit getan hatte (Baillet II, 266), und Baillet weiß auch zu berichten, daß Henri de Montmor, ein Mitglied des Wissenschaftlerkreises um Marin Mersenne, aus dem die 1666 gegründete Académie des sciences hervorging, dergleichen dann auch tatsächlich versucht habe. Auch Adrien Heereboord, Professor für Philosophie in Leiden und Cartesianer, erhielt ein Exemplar des Gedichtbandes und bemerkte in seinem Dankesschreiben an Constantin Huygens wenig schmeichelhaft über die Principia, die Lektüre der Gedichte hätte ihm wenigstens einen Ausgleich verschafft für die verlorenen Stunden des Studiums der Principia selbst (Baillet II, 267).
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In der Tat fanden die Principia ein – vorsichtig ausgedrückt – reserviertes Echo, ein Echo, das zudem schon rasch abebbte, in Schweigen überging und schließlich durch Befremden abgelöst wurde. Die Geschichte der Cartesianischen Physik ist denn auch kurz : Schon bei ihrem Erscheinen ein Unikum und gegenüber der Galileischen Physik rückwirkend betrachtet völlig chancenlos, verschwindet sie nach einer kurzen Phase der niederländischen Rezeption durch die Gruppe um den Cartesianer Louis de LaForge spätestens mit dem Erscheinen der Mathematischen Grundlagen der Naturphilosophie (1687) Isaac Newtons von der Bildfläche. Das möglicherweise einzige Theorem der Cartesischen Physik, dem man gleichzeitig Originalität und anhaltende Wirkung zusprechen kann, ist wohl die Wirbeltheorie, die, vermittelt über Immanuel Kants Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels (1755) in die heute noch gültige Theorie der Entstehung des Sonnensystems eingeht. Alles andere jedoch findet sich – wie etwa das Trägheitsprinzip1 – entweder in besseren Formulierungen bei anderen Forschern, oder die Physik geht über es hinweg, als wäre es nie gesagt worden ; und tatsächlich könnte man einem jungen Akademiker, dessen Ziel sich darauf richtete, seine Karriere von vornherein und grundweg zu verderben, keinen besseren Rat geben, als Cartesianische Physik inhaltlich zu verfechten : Zu gefestigt ist das Urteil über Descartes als eines genialen Stümpers in der Physik, zu stark wirkt Isaac Newtons Verdammungsurteil der Cartesischen Physik auch in der Modernen Physik und in der Philosophie fort : »Hypotheses non fingo«.2 1 2
Vgl. Anm. zu II, § 13. »Ich habe bisher die Erscheinungen der Himmelskörper und die Bewegungen des Meeres durch die Kraft der Schwere erklärt, aber ich habe nirgends die Ursache der letzteren angegeben […] Ich habe noch nicht dahin gelangen können, aus den Erscheinungen den Grund dieser Eigenschaften der Schwere abzuleiten, und Hypothesen erdenke ich nicht. Alles nämlich, was nicht aus den Erscheinungen folgt, ist Hypothese und Hypothesen, seien sie nun metaphysische oder physische, mechanische oder diejenigen der verborgenen Eigenschaften, dürfen
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Vor diesem Hintergrund grenzt es an ein Wunder, daß gerade Descartes’ Physik auch heute noch verlegt, übersetzt, gelesen und besprochen wird – wartet doch die interessierte Öffentlichkeit bislang vergebens auf eine deutsche Übersetzung von Galileo Galileis Saggiatore (1623) oder seinem Discorso intorno alle cose che stanno in su l’acqua (1612). Auf eine auch nur halbwegs gescheite Ausgabe der Schriften Daniel Sennerts (von einer Übersetzung ganz zu schweigen) wird man wohl auch in Zukunft verzichten müssen, und Christoph Scheiners Rosa ursina sive Sol (1630) liest man in dem Sonderlesesaal einer Universitätsbibliothek und wird den Eindruck nicht recht los, daß die Akten zum Kennedy-Mord eigentlich auch nicht besser bewacht sein dürften – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Descartes scheint Genugtuung zu erfahren für die ebenso unaufgeregt wie unaufhaltsam in schnöde Nichtbeachtung übergegangene reservierte Aufnahme seiner Principia in der Physik, indem die Philologie ihr einen Ehrenplatz einräumt : Nicht William Gilberts De mundo nostro sublunari philosophia nova (1651), Thomas Whites (= Thomas Anglus) De mundo dialogi tres (1642) oder Pierre Gassendis Syntagma (1658), sondern eben die Principia des René Descartes werden ins Deutsche übersetzt und finden so Eingang in wissenschaftliche Neuausgaben. Warum ? Dieser wissenschaftshistorisch wenig bis gar nicht gerechtfertigte Vorrang der Cartesischen Schrift scheint sich schlicht der Tatsache zu verdanken, daß es sich um eine Cartesische Schrift handelt. René Descartes : das ist auch heute nicht einfach irgendwer, sondern der Philosoph, mit dem die Philosophie der Neuzeit beginnt, der mit seinem Denken in der Geistesgeschichte einen auch heute noch so stark wirkenden Akzent gesetzt hat, daß man die Aussage nicht anders denn als richtig beurteilen kann, daß, wer die Schriften René Descartes’ ignonicht in die Experimentalphysik aufgenommen werden. In dieser leitet man die Sätze aus den Erscheinungen ab und verallgemeinert sie durch Induktion« (Isaac Newton : Mathematische Principien der Naturlehre. Hrsg. v. Jakob Philipp Wolfes. Berlin : Oppenheim 1872, 511 = III, 5).
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riert, überhaupt ein Ignorant in der Philosophie ist, daß aber, wer Descartes’ Denken nachvollzieht, gleichgültig, wie er sich zu ihm stellen mag, dem Ziel, ein guter Philosoph zu werden, zumindest nicht ferner gerückt ist. Descartes’ Schriften gehören eben auch heute noch zu jenen, die das Denken nicht vom rechten Weg ablenken, so daß man sich etwa durch sie im Weg verirrte und einen noch viel längeren und beschwerlicheren Umweg einschlagen müßte, um zum rechten Weg zurückzukehren, sondern zu jenen, die diesen Weg gangbarer machen, die Freude, ihn zu gehen, vergrößern und denjenigen, der so den Weg beschreitet, auch heute noch mit Hegel (für den all das wohl eher weniger zutrifft) »Land« ausrufen lassen.3 Dementsprechend verdankt sich wohl die Beachtung der Cartesischen Physik seiner Metaphysik, und das der Philosophie eigentlich ganz fremde Bedürfnis einer Rechtfertigung, sich mit einer bestimmten Schrift zu beschäftigen, scheint vor dem Hintergrund der Tatsache, daß diese Schrift irgendwie mit der Metaphysik zusammenhängt, mit der zu beschäftigen in der Tat keine Begründung verlangt, erledigt zu sein. Wirklich ? Nicht wirklich. Denn die Tatsache, daß Descartes seine Physik unter dem Titel philosophischer Prinzipien abhandelt und daß er innerhalb des so betitelten Werkes auch Dinge verhandelt, die man nicht anders denn als metaphysisch bezeichnen kann, kann wohl kaum als hinreichende Begründung einer Auseinandersetzung mit einer Physik gelten, deren Unsinnigkeit hinlänglich bewiesen und zudem offensichtlich ist. Gleichwohl hat der (implizite) Versuch etwa Kuno Fischers,4 3
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Mit Cartesius »treten wir eigentlich in eine selbständige Philosophie ein, welche weiß, daß sie selbständig aus der Vernunft kommt und daß das Selbstbewußtsein wesentliches Moment des Wahren ist. Hier, können wir sagen, sind wir zu Hause und können wie der Schiffer nach langer Umherfahrt auf der ungestümen See ›Land‹ rufen« (Hegel : Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie III = Werke, Band 20. Frankfurt a.M. 1971, 120). René Descartes : Hauptschriften zur Grundlegung seiner Philosophie. Übers. v. Kuno Fischer. Heidelberg : Winter 1930.
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aus den Principia diejenigen Teile auszugliedern, die heute noch relevant sind – also die metaphysischen – , schon zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in Artur Buchenau, der auch damals schon weit davon entfernt war, Cartesische Physik inhaltlich zu vertreten, keinen Nachfolger gefunden. Ist es also etwa nur die Haltung einer in hermeneutischer Tradition stehender, vorwiegend akademischer Descartes-Rezeption, die den Principia ihre Bedeutung sichert, indem sie hofft, durch die Rezeption auch der Physik das Eigentliche, nämlich die Metaphysik, besser verstehen zu können ? Man mag sich zu einer solchen Motivation stellen, wie man will : Soll eine solche Herangehensweise mehr sein als eine bloße Angewohnheit, dann liegt die Bestimmung des Verhältnisses von Physik und Metaphysik erst im Vollzug dieser Herangehensweise selbst und liefert damit aber auch noch keine im Vorwege einleuchtende Antwort auf die Frage : Warum ausgerechnet die Physik Descartes’ ? Die Mißachtung der Cartesischen Physik durch die gegenwärtige Physik scheint jedenfalls besser begründet zu sein als die auffallende Beachtung der Principia durch die Philologie. Descartes’ Physik ist aus der Sicht der gegenwärtigen Physik aufgrund dreier grundlegender und von daher irreparabler Fehler obsolet. Descartes’ Physik ist (1) aus heutiger Sicht geradezu arrogant überschwenglich : Das ist nicht einfach ein Beitrag zur Forschung, sondern die überhöhende Zusammenfassung aller Forschung überhaupt. Descartes’ Physik umfaßt Kosmologie, Astronomie, Meteorologie, Geologie, Chemie, Mechanik, Korpuskularphysik und gibt zudem Ausblicke auf Humanbiologie und Sinnesphysiologie.5 Das ganze auf wenigen hundert Seiten, ohne Angabe irgendwelcher Quellen, aber mit dem Anspruch auf Originalität und vor allem dem Bewußtsein – wir würden 5
Die Fülle des von Descartes Behandelten mag man für arrogant halten – ein wenig neidisch macht sie auch heute noch ; und vor allem macht sie es unmöglich, dieses Werk vollständig zu kommentieren oder auch nur annähernd adäquat inhaltlich zusammenzufassen : Womit genug Entschuldigendes über die Struktur der hier vorliegenden Einleitung und der Anmerkungen gesagt sei.
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wohl eher sagen : der Selbstsuggestion – , zu jedem einzelnen dieser Bereiche nicht nur Richtiges, sondern auch Grundlegenderes als bisher gesagt zu haben. Das ist ärgerlich für jeden ernsthaften Forscher, der versucht, einen kleinen Aufsatz zu einem Thema, dessen Relevanz freilich mitunter selbst seinen nicht unmittelbaren Kollegen kaum verständlich zu machen ist, in einer Zeitschrift unterzubringen und mit einer Wartezeit von mehreren Jahren konfrontiert wird. Zudem (2) ist Descartes’ Physik geradezu hoffnungslos unmathematisch. Ohne Mathematik Naturgesetze formulieren zu wollen : Das käme in unserer Zeit dem Vorhaben gleich, mit einem Dreirad auf einer Landebahn des Pariser Flughafens herumzufahren. Das Ergebnis eines solchen Versuches wäre ohne Zweifel ein geeignetes Kuriosum für die letzte Seite eines Magazins – mehr aber auch nicht. Zu guter Letzt (3) beglückt Descartes den Physiker noch mit der frohen Kunde, daß sein Tun in der Metaphysik verankert sei, aus der es sich – man wüßte freilich gerne, wie – ableiten lasse, daß es nur innerhalb durch dieselbe Metaphysik gesetzter Grenzen Gültigkeit besitze und überhaupt aus der Sicht der Metaphysik im Grunde nicht mehr sei als eine praktikable Erfindung, eine Fiktion des menschlichen Geistes : brauchbar, aber eigentlich unzutreffend und daher der beständigen Modifikation anheimgegeben ; interessegeleitet, daher nicht Ausdruck einer irgendwie gearteten Realität, sondern Spiegel der geistigen Verfassung des Menschen und dessen von woanders her bestimmtem Verhalten zur Welt. Schon Newton hat das maßlos geärgert : »Hypotheses non fingo«. Descartes’ Physik nimmt, will man ein gerechtes und nüchternes Urteil über sie fällen, eine Zwischenstellung ein : Sie stellt historisch ein Bindeglied dar zwischen der antiken und mittelalterlichen Ontologie und der neuzeitlichen mathematischen Physik, ein historisches Bindeglied freilich, das etwa fünfzig Jahre zu spät aufgetreten ist. Das Unbehagen an der Cartesischen Physik scheint somit durch ihre historische Stellung bedingt zu sein : Sie kommt zu einer Zeit, als die mathematische Physik, personifiziert in Galileo Galilei und dessen ins Heroische über-
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höhtem Eintreten für sie, sich schon längst Bahn gebrochen hat. Descartes versucht zu einer Zeit Physik ontologisch zu traktieren, als ein solcher Versuch – unbeschadet der Tatsache, daß er mit einem solchen Ansatz nicht allein stand und von einem allgemeinen Durchbruch der Galileischen Physik zu Lebzeiten Descartes’ keineswegs gesprochen werden kann – gerade unter fortschrittlichen Gelehrten bereits als epigonal gelten mußte. Anderseits ist es derselbe Descartes, der mit einer in nichts hinter Galilei zurückbleibenden Vehemenz gegen die scholastische Philosophie wettert, sie hinter sich zurückzulassen versucht, gegen das von ihm als steril, bürokratisch und vor allem nutzlos empfundene philologische Wissen der »Schulen« das »Lesen im Buche der Natur« stellt, und sich dadurch – diese Formulierung findet sich sicherlich nicht zufällig nahezu identisch bei Galilei und bei Descartes6 – in die Reihe der Erneuerer einreiht, und in bezug auf die Metaphysik sicherlich auch der tiefgreifendste Reformator war. Descartes’ Physik mußte scheitern, weil er das Richtige falsch gemacht hat : Er versuchte, die Scholastik durch eine neue Ontologie zu überwinden, und fand sich so zwischen Scholastik und Galilei, dessen Unzulänglichkeiten er wiederholt kritisiert,7 wieder. Er ließ die Scholastik hinter sich, 6
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Aber eben mit der entscheidenden Differenz, daß Galilei das »Buch der Natur« in der »Sprache der Mathematik« lesen will : »Philosophy is written in this grand book – I mean the universe – which stands continually open to our gaze, but it cannot be understood unless one first learns to comprehend the language and interpret the characters in which it is written. It is written in the language of mathematics, and its characters are triangles, circles, and other geometrical figures, without which it is humanly impossible to understand a single word of it ; without these, one is wandering about in a dark labyrinth« (Galileo Galilei : The Assayer (Il Saggiatore). in : Stillman Drake & C. D. O’Malley : The Controversy on the Comets of 1618. Philadelphia : UP 1960, 183–184). So schreibt Descartes an Mersenne am 11. X. 1638 : »Im allgemeinen finde ich, daß [Galilei] sehr viel besser als der Durchschnitt philosophiert, weil er soweit als möglich die Schulirrtümer aufgibt und die physikalischen Gegenstände mit mathematischen Überlegungen zu prüfen versucht. Darin stimme ich gänzlich mit ihm überein, und ich
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ohne bis zur mathematisch-experimentellen Physik vorzudringen ; wäre Descartes’ Physik nicht nach der Galileis erschienen, sondern vor ihr, würde man sicherlich zurecht heute in ihr eine entscheidende Vorstufe zur neuzeitlichen Physik sehen. Die Zwischenstellung der Cartesischen Physik ergibt sich aber nicht nur historisch, sondern ist vor allem systematisch bedingt. Das Denken René Descartes’ ist gleichsam in sich selbst gespiegelt, und dementsprechend ist die Physik nur eine dieser Spiegelungen. Descartes betreibt nicht einfach Physik als (mehr oder weniger) empirische Forschung, sondern er versucht, im Prozeß des empirischen Forschens diesen Prozeß selbst zu begreifen und zu bestimmen. Den Prozeß empirischen Forschens zu begreifen : Das ist eine metaphysische Aufgabe par excellence. Was bei dieser ambivalenten Herangehensweise herauskommt, ist in der Tat durch den Ausdruck der Fiktion am treffendsten beschrieben : Wenn man der physischen Realität gewisse Grundformen – wie etwa drei Partikelgattungen – unterstellt, sich die Interaktionen zwischen diesen Partikeln vorstellt und vollständig durchdenkt – oder doch wenigstens bis zur vollständigen Ermüdung des Lesers durchexerziert – , dann kommen dabei Effekte heraus, die denjenigen gleichen, die man in der Natur wirklich beobachten kann. Es fällt auf, daß diesem Verfahren ein im allgemeinen zutreffendes Verständnis des physikalischen Einzelexperiments zugrunde liegt, sofern man davon absieht, daß die Formulierung der Ausgangsgrößen bei Descartes ebensowenig mathematisch geschieht wie die des sich ergebenden Naturgesetzes. Stattdessen beginnt Descartes, die physische Realität insgesamt nach diesem Verfahren zu erhalte dafür, daß es kein anderes Mittel gibt, um die Wahrheit zu finden. Aber er scheint mir dadurch einen großen Fehler zu begehen, daß er fortwährend abschweift und niemals dabei verweilt, einen Gegenstand vollständig zu erklären. Das beweist, daß er sie nicht der Reihe nach geprüft und nur die Gründe für einige besondere Wirkungen aufgesucht hat, ohne die ersten Ursachen ihrer Natur betrachtet zu haben, und daß er auf diese Weise ohne Fundament gebaut hat« (AT II, 380 = Briefe, 137).
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klären und versieht die Physik folgerichtig auch insgesamt mit einem Vorbehalt, nämlich dem, daß es so sein könne, aber nicht unbedingt so sein müsse, und weist durch diesen Vorbehalt Physik als Fiktion aus, die freilich im Gegensatz zum physikalischen Einzelexperiment einer Überprüfung durch die Realität nicht ausgesetzt wird, weil diese Überprüfung bedeuten würde, eben doch die Erklärung an einer anderen Erklärung zu messen, dessen Übereinstimmung mit der Realität man im Vorwege schon für größer halten müßte. Das aber wäre ein unsinniges Anliegen, weil die Güte einer Erklärung der physischen Realität sich nur an der Übereinstimmung der Resultate der Erklärung mit den Fakten messen lassen kann, nicht aber durch einen Vergleich des Erklärungsverfahrens mit den realen Vorgängen, also der Realität selbst, die ja erst in diesem Verfahren selbst sichtbar und verständlich gemacht wird. Solange also die Resulate der Erklärung den Fakten entsprechen, ist das Erklärungsverfahren richtig, weil es ein darüber hinausgehendes Wissen über die »Welt an sich« nicht geben kann. Deshalb ist es keine arrogante Selbstzufriedenheit, sondern ein methodisches Konzept (das die Physik konsequent zu ignorieren scheint), wenn es Descartes völlig genügt, gezeigt zu haben, daß es so, wie er es beschreibt, tatsächlich hätte geschehen können.8 8
Freilich ist der den Physiker ärgernde Zug an dieser Behauptung eigentlich eher die wenig diplomatische Offenheit, mit der Descartes zu einem Zeitpunkt Physik als Fiktion ausweist, zu dem die neuzeitliche Physik alle Hände voll zu tun hatte, sich gegen schlicht reaktionäre Anfeindungen zur Wehr zu setzen, als der Inhalt der Behauptung selbst ; denn daß Physik im Aufstellen von Modellen besteht, wird die Physik ohne weiteres zugeben und ist bereits zu Descartes’ Zeiten eigentlich ein alter Hut : »So werden in der Sternkunde Ellipsen und Nebenkreise deshalb angenommen, weil bei dieser Annahme die sinnfälligen Erscheinungen der Himmelsbewegungen am besten erklärt werden können ; doch ist diese Erklärung kein genügender Beweis, weil sie vielleicht auch durch andere Annahmen erklärt werden könnten« (Thomas von Aquin : Summa theologica. Band 3. Salzburg/Leipzig : Pustet 1939, 104). Im Verlauf der Auseinandersetzung mit den Gegnern der neuen Physik wird das Argument, die neue und insgeheim für gültig gehaltene Theorie sei
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Wenn nun aber die Cartesische Physik durch eine Selbstreflexion gekennzeichnet ist, die für die konkrete physikalische Forschung nicht anders als deplaziert sein kann, dann liegt es nahe, gerade in dieser grundsätzlichen Selbstreflexion das Charakteristikum zu sehen, das die Cartesische Physik auch heute noch interessant macht. Descartes’ Physik ist Meta-Physik in einem besonderen Sinne, der am ehesten noch durch die Kantische Bezeichnung »metaphysischer Anfangsgründe der Naturwissenschaft« angesprochen wird. Was die Cartesische Physik uns damit aufgibt, ist, das Verhältnis von Metaphysik und Physik überhaupt erst zu bestimmen. Damit aber verbietet es sich, mit einer vorgefertigten Meinung über diesen Unterschied an die Cartesische Physik heranzugehen, weil wir weder wissen, was eigentlich Physik ist, noch wissen, was eigentlich Metaphysik ist. Wenn Descartes seine Physik als Prinzipien der Philosophie anspricht, dann liegt darin gerade für den heutigen Leser mehr als die historische Reminiszenz, »daß früher einmal eben alles Philosophie genannt wurde«, denn es liegt darin nicht eine bloße Annahme oder ein reines Rechenmodell, zu einem gängigen Mittel, sich gegen Zensur zu schützen. Unverständlich mußte dann aber der affirmative Gehalt dieser Bestimmung durch Descartes werden. So stellt Andreas Osiander Kopernicus’ Heliozentrismus als ein heuristisches Modell dar, das die Berechnungen der Himmelserscheinungen erleichtern sollte, darüber hinaus aber keinen Geltungsanspruch erhob : »Es ist nämlich gar nicht notwendig, daß diese Voraussetzungen wahr sein müssen, nicht einmal daß sie wahrscheinlich sind, sondern es reicht schon dies allein, wenn sie eine mit den Beobachtungen zusammenstimmende Berechnung darstellen« (Ad Lectorem. in : Kopernicus : Das neue Weltbild. Hrsg. v. Hans Günter Zekl. Hamburg : Meiner 1990, 61). Für Simon Stevin ist der pragmatische Aspekt sogar so selbstverständlich, daß er das von ihm vertretene heliozentrische Weltmodell hintanstellt und sich für die Berechnung der Himmelserscheinungen des geozentrischen Modells bedient : »Though in reality it [the earth] revolves in a circle, like the other planets, nevertheless it is easier to understand the elements of this science from the apparent than from the true motion« (The Heavenly Motions. in : The Principal Works of Simon Stevin, Volume III. Hrsg. v. A. Pannekoek u. Ernst Crone. Amsterdam : Swets & Zeitlinger 1961, 29).
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nur, daß Physik »irgendwie etwas mit Metaphysik zu tun hat«, sondern daß es jenseits des Unterschieds beider eine Philosophie geben muß, die diesen Unterschied zu denken möglich macht. Das bedeutet im Umkehrschluß, daß weder die Physik noch die Metaphysik diesen Unterschied denken können. Die Philosophie, die das kann, ist – wen wundert’s – die Cartesische, die die Frage nach dem Fundament allen Wissens stellt und der Methode, dieses Wissens habhaft zu werden. Wenn die gegenwärtige Physik Descartes’ Versuch, die Gesamtheit der physischen Realität in einem Schlage darzustellen, für arrogant hält, so kritisiert sie zurecht den Überschwang eines Einzelnen, alleine darzutun, woran Generationen von Forschern vor und nach Descartes gearbeitet haben, sie verkennt aber das eigentliche Ziel dieses Unternehmens, das ganz außerhalb konkreter physikalischer Forschung liegt und auf die Frage nach der Denkbarkeit der physischen Realität durch den Menschen gerichtet ist. Anderseits : Wenn die gegenwärtige Philosophie in dem, was Descartes »über Physik sagt« eine abtrennbare Folge seiner Metaphysik sieht, und diese Metaphysik für die vollständige Verwirklichung seines philosophischen Ansatzes hält, irrt sie nicht weniger : Descartes’ Philosophie ist Meta-Philosophie nicht weniger als sie Meta-Physik ist. Daher die Zwischenstellung der Principia zwischen scholastischer Ontologie und mathematischer Physik, und daher das Interesse der gegenwärtigen Philosophie an Descartes, insbesondere jener Schrift, von der man erwarten darf, daß in ihr dieser Übergang vollzogen wird : den Principia.
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2. Gliederung und Architektonik der Principia Die Principia bestehen in der vorliegenden Form aus vier Teilen : 1. Teil Über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis | Gnoseologie 2. Teil Über die Prinzipien der materiellen Dinge | Ontologie 3. Teil Über die sichtbare Welt | Astronomie und Kosmologie 4. Teil Über die Erde | Meteorologie, Geologie und Chemie Projektiert waren nach dem Bericht Descartes’ im Lettre-Préface darüber hinaus : 5. Teil Über die Lebewesen | Botanik und Zoologie 6. Teil Über den Menschen | Humanbiologie Am Ende des 4. Teils, §§ 188 –198, gibt Descartes einen Vorblick auf den 6. Teil, indem er zumindest Ausschnitte aus der Sinnesphysiologie des Menschen bringt – inwiefern sie als vollständig gelten können, d. h. inwieweit ein wirklich verfaßter 6. Teil inhaltlich noch über das Vorliegende hinausgegangen wäre, muß dahingestellt bleiben.9 9
Kandidaten für Substitute sind der ursprünglich als Teil von Le Monde konzipierte Traité de l’Homme (1632) (AT XI, 119–215 = Über den Menschen. Hrsg. v. Karl Rothschuh. Heidelberg : Schneider 1969), das nach den Principia französisch verfaßte Manuskript La Description du Corps Humain (1648) (AT XI, 223–286 = Beschreibung des menschlichen Körpers. Hrsg. v. Karl Rothschuh, ebd.), sowie Les Passions de l’Ame (1649) (AT XI, 291–497 = Die Leidenschaften der Seele. Hrsg. v. Klaus Hammacher. Hamburg : Meiner 1996). Stephen Gaukroger hat in seinem bemerkenswerten Werk Descartes’ System of Natural Philosophy. Cambridge : University Press 2002 den Gesamtentwurf der Principia darzustellen versucht. Wie auch immer man sich zu solchen Rekonstruktionen, die stets etwas an Aufführungen von Beethovens Zehnter Symphonie erinnern, stellen mag : Die Tatsache, daß die Principia weiter angelegt waren als die vorhandenen vier Teile, kann auf genuin Cartesische Äußerungen zurückgreifen und muß m. E. bei der Beurteilung des Vorhandenen Beachtung finden.
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Die Physik Descartes’ umfaßt die Teile 2 – 4. Diese stellen sich, genauer unterteilt, folgendermaßen dar : 2. Teil · Ontologie 1.
Die Natur des Körpers (Ausdehnung, Verdichtung und Verdünnung, Raum, Ort, Vakuum, Atom)
§§
1– 22
2.
Die einfache Bewegung und ihre Gesetze (Trägheitsprinzip, Stoßregeln)
23–53
3.
Die komplexe Bewegung (Hydrostatik bzw. -dynamik)
54–64
3. Teil · Astronomie und Kosmologie 1.
2.
Allgemeine Himmelsmechanik (Auseinandersetzung mit Ptolemäus, Kopernikus und Brahe ; Theorie der Erdbewegung) Astrophysik (Elementenlehre, Wirbeltheorie, Licht, Sonnenflecken, Sterne, Planeten, Kometen)
1– 42
43 –157
4. Teil · Meteorologie, Geologie und Chemie 1.
eigentliche Geologie (Schalentheorie)
1– 44
2.
Luft
45– 47
3.
Wasser (inkl. Gezeiten)
48 – 56
4.
Erde (inkl. alchemistische Elemente, Salz- und Süßwasser)
57– 79
5.
Feuer (inkl. Gärung, Kalk, Weingeist, Schwefel, Natron, Kohle, Schießpulver, Sublimate, Öle, Glas)
80 –132
6.
Magnet, Eisen, Stahl
133 –183
7.
Ergänzung : Anziehungskräfte bei Bernstein, Wachs, Harz (= Abweis der okkulten Qualitäten)
184 –187
8.
Sinnesphysiologie
188 –198
9.
Abschluß : Reflexion (Vollständigkeit der Abhandlung, Selbstzensur)
199 –207
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Schon dieser (immer noch grob-schematische) Überblick zeigt, daß die Zuordnung der Principia insgesamt zur Physik unzutreffend ist. Damit ist nicht das Triviale gemeint, daß es bei einem fast vierhundert Jahre alten Werk angebracht ist, die Bedeutung des Terminus’ »Physik« auf »Naturphilosophie« auszuweiten, denn das ist eine Frage der bloßen Terminologie. Deshalb lassen sich auch offensichtliche Tatsachen wie die, daß zumindest die beiden projektierten Teile 5 und 6 aus heutiger Sicht der Biologie zuzuordnen gewesen wären, daß der 6. Teil evt. in die (empirische) Psychologie übergegangen wäre, oder daß auch die vorliegenden Teile vieles enthalten, was man kaum einer Physik im heutigen Sinne zurechnen kann (wie etwa die im 4. Teil verhandelte Chemie bzw. Alchemie usw.), nicht gegen Descartes wenden : In dieser Hinsicht unterscheidet sich Descartes’ Physik überhaupt nicht von der seiner Zeitgenossen.10 10
Möglicherweise hat sich Descartes ein Werk wie z. B. Daniel Sennert : Epitome Naturalis Scientiae. Frankfurt : Wächtler 1650 (zuerst 1618) zum Vorbild genommen. Zumindest zeigt ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis, daß Sennert einem enzyklopädischen Anspruch zu genügen versucht, so daß das, worin Descartes noch darüber hinausgeht, dessen philosophische Fundierung ist. 1. Buch : I. De natura Philosophia ; II. De natura Physicae ; III. De principiis rerum naturalium ; IV. De Natura & caussis ; V. De Quantitate ; VI. De Qualitatibus in genere ; VII. De Loco ; VIII. De Tempore ; IX. De Motu. 2. Buch : I. De Mundo ; II. De Coelo & stellis ; III. De Elementis, quatenus, ut corpora simplicia, cum coelo mundi hujus molem constituunt. 3. Buch : I. De Elementis, ut sunt principia Mistorum ; II. De Actione, Passione, & Mistione Elementorum ; III. De generatione & interitus corporum naturalium ; IV. De Temperamento & coctione. 4. Buch : I. De Meteoris in genere ; II. De Meteoris ignitis ; III. De Ventis ; IV. De Terrae motu ; V. De Nubibus ; VI. De Pluvia ; VII. De Nive & Grandine ; VIII. De Nebula, Rore, Pruina, Melle, Manna ; IX. De Iride, Pareliis, Paraselenis, Virgis, Halone ; X. De Fontibus. 5. Buch : I. De Terris ; II. De Salibus ; III. De Bitumine & Sulphure ; IV. De Lapidibus & Gemmis ; V. De Metallis. 6. Buch : [beseelte Wesen : Pflanzen] 7. Buch : [sinnlich wahrnehmende Wesen (Tiere), und die einzelnen Sinne] 8. Buch : [vernunftbegabte Wesen und der menschliche Körper].
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Niemand aber würde, und zwar weder heute noch zu Descartes’ Zeiten, den 1. Teil der Physik zuordnen, der die Gnoseologie enthält, und der, wie Descartes selbst im Lettre-Préface ausdrücklich sagt, eine Zusammenfassung der Meditationen ist. Die Physik ist zwischen die Gnoseologie = 1. Buch und die Sinnesphysiologie = §§ 188–198 des 4. Buches gestellt. Innerhalb der Physik fällt der Umfang des Abschnitts über den Magnetismus auf, der ungefähr dem des ersten Teils, also der Gnoseologie entspricht. Ein Zufall ? Vielleicht. Gleichwohl drängt sich der Eindruck geradezu auf, Descartes’ Physik sei nach dem Leitbild der Beschreibung des Magnetismus gestaltet. Sollte diese Vermutung zutreffen, wären die Principia gewissermaßen auf den Magnetismus hin verfaßt. Diese vermutete, und zunächst bloß literarisch-kompositorische Leitfunktion des Magnetismus hätte freilich eine inhaltliche Pointe in der Tatsache, daß bereits vor Descartes der Magnetismus, bzw. im oder hinter dem Magnetismus eine Grundkraft der Welt vermutet wurde.11 11
Der Magnetismus gilt im Denken z. B. Giordano Brunos nicht als Ausnahmeerscheinung, sondern als Auslöser der gewaltslosen Bewegung par excellence (Das Aschermittwochsmahl. Übers. v. Ferdinand Fellmann. Frankfurt a. M. : Insel 1969, 127–128). Den Lauf der Himmelskörper erklärt Bruno im Rückgriff auf ein »inneres« = »seelisches« Bewegungsprinzip (ebd., 159 –160). Prominentester Vertreter dieser Ansicht ist natürlich William Gilbert, bei dem sich die Theorie des Magnetismus allerdings nicht nur mit der der Gravitation paart, sondern auch in Verbindung mit einer allgemeinen Beseeltheit und Sympathie-Antipathie steht (De mundo nostro sublunari philosophia nova. Amsterdam : Elzevier 1651, 115–116). Die ganze Welt ist beseelt (ebd., 125), und damit ist im Magnetismus eine Grundeigenschaft der Materie wirksam, die sich am Magneten in ihrer Reinform zeigt, grundsätzlich aber aller Materie eigen ist (De Magnete. Übers. v. Fleury Mottelay. New York : Dover, 63). Der Magnet ist keine Besonderheit, sondern das Fehlen der magnetischen Eigenschaften ist eine Privation, bedingt durch Mischung, Verschmutzung oder Korrosion usw. In den magnetischen Eigenschaften erklärt also Gilbert nach eigener Einschätzung nicht einfach ein Ding besonderer Art, sondern die Natur selbst. Gilbert verwirft einige Ansichten, die ihn wohl auch dazu bringen müßten, Descartes’ Korpuskulartheorie des Magnetfeldes zu verwerfen, so etwa
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Wie, wenn man mit Hilfe derselben Grundprinzipien, mit der man den Magnetismus verständlich machen kann, auch die physische Realität insgesamt erklären könnte ? Die Operation mit Leitmotiven liegt Descartes keineswegs fern : Descartes hat in seinem ersten Entwurf zur Physik, dem 1633 anläßlich der Verurteilung von Galileo Galilei liegengelassenen Entwurf Le Monde où Traité de la Lumière, das Licht zum Leitmotiv erhodie Ansicht Epikurs, Atome (kleinste Teilchen) flössen vom Magneten zum Eisen und umgekehrt (ebd., 98), und die Plutarchs (ebd., 100), die er vorher mit Bezug auf eine ähnliche Theorie Platos schon zurückgewiesen hatte (ebd., 99). Die ordnende Fähigkeit der Magnetkraft, wie sie Descartes anhand der jedem Schüler bekannten Eisenfeilspäne abhandelt, ist für Gilbert Anzeichen einer prinzipiellen Tendenz zur Ordnung, die im Magnetismus erkennbar wird (ebd., 105–106). Bemerkenswert ist hier die Aussage, daß ein jedes Mondgestein sich »den Gesetzen des Mondes folgend« (ebd., 106) zu der Gesamtheit des Mondes gruppieren würde, wenn es (so ist wohl zu ergänzen) aus der Ordnung gebracht würde : Die Magnetkraft gerät hier in eine Nähe zur Gravitation, die Gilbert ja noch nicht als Grundkraft kannte. Gilbert unterscheidet deshalb auch Elektrizität (= Anziehung beim Bernstein) und Magnetismus. Bei der Magnetkraft handelt es sich um eine Art von Grundverfassung der Erde, des Stoffes im allgemeinen, sowie der Erde, dem Himmelskörper, im besonderen ; diese Kraft, der Magnetische Ausfluß, ist keine körperliche Exhalation. Ohne Zweifel bewirkt der Magnet im angezogenen Eisen etwas ; aber dies ist nicht (wie bei der Elektrizität) eine Veränderung des Angezogenen durch einen Fluß, sondern die Wiederherstellung einer verworrenen Ordnung : »Yet this alteration is not generation, but restitution and re-formation of a confused form« (ebd., 109). Der grundsätzlichen Nähe von Magnetismus und Gravitation stimmt naturgemäß eine größere Anzahl von Forschern zu als der zusätzlichen Annahme einer Rückführung dieser Kraft auf eine »Seele« oder (schwächer) auf »Sympathie«. So auch Tycho Brahe, der die Zurückführung der Gezeiten auf eine magnetische Einwirkung zumindest in der Form des Vergleichs kennt (De disciplines mathematicis oratio = Opera Omnia. Hrsg. v. I. L. E. Dreyer. Haunia : Gyldendaliana 1913. Repr. Amsterdam : Swets & Zeitlinger 1972. Band 1, 155). – Cornelius Gemma (freilich im Rahmen eines Referats) weist auf die magnetische Kraft hin, durch die sich die Kometen bewegen (De Naturae Divinis Characteris-
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ben. Am 29. Januar 1640 schreibt Descartes an Marin Mersenne, »que je tiens c’est une extravagance de vouloir expliquer toute la Physique par l’Aiman« (AT III, 8). Nichtsdestotrotz scheint mir der Magnetismus tatsächlich zum den Principia zugrundeliegenden Leitmotiv avanciert zu sein ; anders als seine direkte Quelle William Gilbert greift Descartes für die Erklärung der Magnetkraft jedoch nicht auf Vorstellungen einer allgemeinen Beseeltheit der Welt oder einzelner Körper zurück, sondern mis, seu Rarus & admirandis spectaculis, causis, indicii, proprietatibus rerum in partibus singulis universi, Libri II. Antwerpen : Christophorus Plantnus 1575, 115–116). – Simon Stevin benutzt Gilberts These vom Erdmagnetismus, um die Kopernikanische dritte Erdbewegung zu erklären (The Heavenly Motions. in : The Principal Works of Simon Stevin, Volume III. Amsterdam : Swets & Zeitlinger 1961, 129). – Aber auch Kepler – der mit physikalischen Aussagen sehr vorsichtig ist – steht dieser Ansicht nahe (Neue Astronomie. Übers. von Max Caspar. München/Berlin : Oldenbourg 1929, 25–26). – Ebenso findet sich bei Pierre Gassendi die auch von Gilbert, Galilei und anderen vertretene Gleichsetzung von Magnetismus und Gravitation (De motu = Opera Omnia Band 3. Repr. Stuttgart/Cannstatt 1964 (= 1658), 491). Gassendi führt die magnetische Kraft auf den Fluß kleiner Partikel zurück (ebd., 492). – Auch Galilei tritt für Gilberts Magnettheorie ein (Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische. Übers. v. Emil Strauss. Leipzig : Teubner 1891, 418–429). – Robert Norman geht immerhin schon so experimentell vor, daß er versucht, die Magnetkraft als unkörperlich zu charakterisieren, indem er nachweist, daß sie sich nicht wiegen läßt (The New Attractive, showing the Nature, Property, and manifold Vertues of the Loadstone ; with the Declination of the Needle, touched therewith, under the Plaine of the Horizon. London : Repr. 1720, 18). Die Theorie des Magnetismus als eines Kreislaufes von Partikeln hat Vorläufer bei Plato (Timaios, 80b–c), Epikur (überliefert und vor allem kritisiert von Galen : On The Natural Faculties. (Peri physikon dynameon) Übers. v. Arthur John Brock. London : Heinemann/Cambridge, Mass : Harvard University Press 1916 (Repr. 1963), 75/77 ; Galens eigene Theorie des Magneten : ebd., 71–89). – Eine vergleichbare Erzählung findet sich bei Johannes Baptista Porta, dem von Galilei im Dialog (424) heftig attakierten populären Fans des Magneten (Magiae naturalis libri viginti. Leiden : Leffen 1650, 289).
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erklärt sie durch einen Partikelfluß, der seinerseits Teil einer Partikellehre ist, die nach Ansicht von Descartes eine Erklärung alles dessen erlaubt, was sich mechanisch erklären läßt, und die systematisch an die Stelle der klassischen Elementenlehre tritt, die bei Descartes in der Tat nur noch die Rolle eines Ordnungsprinzips in der Darstellung seiner Physik spielt.12 Wie dem auch sei : Am Ende von § 45 des 3. Teils kündigt Descartes die Erklärung der Welt nach »äußerst einfachen und im Prozeß des Erkennens leicht verwendbaren Prinzipien« an, die er im selben Atemzug als fiktiv (»excogitare« = »ausdenken« ist der Ausdruck, den Descartes verwendet) erklärt. Fiktiv : Das bedeutet analog zu der im lateinischen Ausdruck »invenire« gelegenen Ambivalenz sowohl ein Erfinden wie ein Auffinden. Die Prinzipien, die Descartes »ermittelt« (»invenire«) hat, sind ebenso erdacht und erfunden, wie sie entdeckt und gefunden sind. Hier ist zunächst der späte Zeitpunkt dieser Äußerung wichtig, durch die der Beginn der originären Physik Descartes’ 12
Und zwar nicht etwa als Ordnunsgprinzip der Physik überhaupt, sondern nur als lockeres Prinzip der Darstellung der Geologie. – Die Elementenlehre scheidet als Kandidat für eine physikalische Grundtheorie aus, weil sie in den vier Grundstoffen nicht die wirklichen ersten Prinzipien hat, sondern dort, wo es um die Umwandlung der Stoffe ineinander geht (also um das eigentliche physikalische Geschäft), auf Aggregatzustände und Temperaturen zurückgreifen muß ; und zwar schon bei Aristoteles (Über Entstehen und Vergehen. 330a/b). – Johannes Scotus Eriugena kann deshalb die körperlichen Elemente auf deren Aggregatzustände und Temperaturen zurückführen und nicht etwa umgekehrt (Über die Einteilung der Natur (De divisone naturæ = Peri physeon). Übers. v. Ludwig Noack : Hamburg : Meiner 1994, 78–79). Daraufhin entsteht das Problem, wie aus unkörperlichen Prinzipien körperliche Gegenstände entstehen können. Eriugenas Lösung ist ebenso elegant wie unbefriedigend, denn es kann aus unkörperlichen Prinzipien Körperliches entstehen und dieses wieder in Unkörperliches übergehen, weil ja auch aus dem deutlich unkörperlichen Wort Gottes Materie entstanden ist (ebd., 87). – Auch Gassendi ( !) lehnt die vier Elemente als oberste Prinzipien ab, weil sie sich ineinander verwandeln (Syntagma Philosophici = Opera Omnia. Repr. Stuttgart/Bad Cannstatt : Frommann 1964, Bd. 1, 229).
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kenntlich gemacht wird, denn diese Äußerung kennzeichnet rückwirkend den gesamten Textbereich vom 2. Buch bis zu der Überleitung der §§ 43–47 des 3. Teils, die die Fiktionalität der Prinzipien und damit der Physik überhaupt thematisiert, als (grob ausgedrückt) »Vorspann« zur Physik. Befindet sich aber die originäre Physik Descartes’ im Bereich zwischen dem § 43 des 3. Teils bis zum Ende des Magnetimus, also dem § 187 des 4. Teils, dann wird das extensive Übergewicht des Magnetismus nicht etwa geringer, sondern noch größer, und die Vermutung, bei der Physik Descartes’ handele es sich um eine nach dem Leitmotiv des Magnetismus gestaltete Theorie, wird bestärkt. Die allgemeine Himmelsmechanik (Astronomie) der §§ 1–42 des 3. Teils, in die Descartes seine Theorie der Erdbewegung einbettet, erscheint so als eine allgemeine Einleitung und als das, was man nach dem Klischeebild des geheimniskrämerischen Descartes am wenigsten erwartet, nämlich als Tribut an die Forschung ; dem entspricht das für Descartes in der Tat ja ungewöhnliche Hantieren mit Namen (Ptolemäus, Kopernikus und Brahe). Wenn man nun zudem Einleitung (didaktisch und politisch motiviert) und Grundlegung (mit philosophischem Anspruch und physikalischer Zuspitzung) unterscheidet, dann findet die Grundlegung der Physik nicht in dieser der Himmelsmechanik gewidmeten Einleitung statt, die in der Tat auch nur Allgemeinheiten – fast ist man versucht, zu sagen : Banalitäten – enthält. Die Funktion der Himmelsmechanik liegt damit in der Theorie der Erdbewegung, also dem Versuch, die Bewegung der Erde auf die Bewegung der Himmelsregion oder -sphäre, in der die Erde unbewegt verharrt, zurückzuführen, und damit pro forma die Unbeweglichkeit der Erde bei deren gleichzeitigem Gang um die Sonne zu erweisen zu suchen : Eine groteske Behauptung, die Descartes ganz offensichtlich nur im Hinblick auf einen möglichen Zensor verfaßt hat, und deren Funktion weniger darin liegt, daß ein Zensor von auch nur mittelmäßiger Intelligenz diesen Unsinn geglaubt hätte, sondern in dem Signal, bei der Abfassung der Principia die Gebote der kirchlichen Instanzen im Auge gehabt zu haben. (Descartes ist
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es bekanntlich nicht gelungen, durch diesen coup de théâtre die Blicke der Zensoren von dem eigentlichen Problem, dem Atomismus, abzulenken : Thomas Compton Carleton, ein in Lüttich Mathematik lehrender englischer Jesuit, zeigte 1649 die Principia an,13 und ab 1664 unterlag das Gesamtwerk Descartes’ dem Verbot bis zur »expurgatio« = »Reinigung«, also Korrektur = Zerstörung – wozu es freilich nie gekommen ist.) Die eigentliche Grundlegung der Physik ist damit aber der 2. Teil der Principia, in dem Descartes das Vakuum und die Atome zurückweist und dadurch eine Theorie der res extensa zu entwerfen in der Lage ist, die Ausdehnung mit Materialität identifiziert. Das wiederum macht ein Verständnis von Bewegung nötig, das sich nicht einfach in einer monokausalen Abfolge des Aufeinander-Aufprallens von Kugeln erschöpft, sondern nach dem Vorbild von Körpern, die im Wasser schweben oder auf ihm schwimmen, also nach dem Vorbild komplexer Hydrostatik bzw. -dynamik, auf ein grundsätzlich polykausales Verständnis des Aufeinander-Einwirkens von Körpern zurückgreifen muß. Descartes exemplifiziert dies anhand seiner Lehre von dem sich bewegenden »Umkreis« der Körper, die die Lehre von den Himmelswirbeln vorbereitet.
3. Kandidaten des »Übergangs« : Mathematik und Kausalität Wer gegen Descartes’ Physik den Vorwurf erhebt, »deduktiv« zu sein, und diesen Vorwurf an den Principia festmacht, wird schon genau sagen müssen, welchen »deduktiven Übergang« er in diesem Vorwurf vor Augen hat, denn nach dem kurzen Abriß der Architektonik der Principia dürfte zumindest klar sein, daß Descartes – sollte er einen Übergang vollziehen, der sich sinnvoll als »deduktiv« ansprechen ließe – in zwei Schritten »zur Physik übergeht«, nämlich von der Gnoseologie des 1. Teils 13
Thomas Compton Carleton : Philosophia universa. Antwerpen 1649.
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zur Ontologie des 2., und von der Ontologie des 2. Teils, unter Aussparung der zu einem Gutteil politisch motivierten allgemeinen Himmelsmechanik des 3. Teils, zur »eigentlichen« Physik. Was den ersten Übergang betrifft, so läßt sich feststellen, daß Descartes zwei naheliegende Kandidaten des Übergangs ungenutzt läßt : Die Mathematik und die Kausalität. Betrachten wir dies genauer.
a) Die Rolle der Geometrie Der banale Vorwurf, Descartes habe seine Physik ohne Inanspruchnahme der Mathematik formuliert, weil er über mangelhafte Kenntnisse in der Mathematik verfügt habe, kann Descartes, der anerkanntermaßen ein großer Mathematiker war, nicht treffen. Um so verwunderlicher ist es dann aber, daß er in deutlicher Abhebung von Galilei auf mathematische – arithmetrische ebenso wie geometrische – Formulierungen seiner Probleme, Aufgaben und Lösungen verzichtet und seine Physik, im Lettre-Préface sagt er es ausdrücklich, »wie einen Roman« verfaßt.14 Diese weitestgehende Vernachlässigung der Mathematik in der Physik darf jedoch nicht vorschnell dahingehend verstanden werden, daß Descartes die Anwendung der Mathematik in der Physik und damit die mathematische Erfassung der Welt für unmöglich oder unangebracht gehalten habe. Tatsächlich scheint Descartes die Vorstellung, die äußere Welt lasse sich mit den Mitteln der Geometrie darstellen, für so selbstverständlich zu halten, daß er es gar nicht mehr für nötig erachtet, seine Vorstellungen durch geometrische Konstruktionen zu untermau14
Selbst die Stoßregeln in II, § 45–53, die noch einer mathematischen Behandlungsart am nächsten stehen, formuliert er in Prosa, und überläßt die Übertragung seiner »Naturgesetze« in mathematische Formeln der Forschung – mit durchaus kontroversen Ergebnissen, wovon nicht zuletzt Immanuel Kants Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte (1746), sein ohne Zweifel langweiligstes Werk, ein durchaus beredtes Zeugnis ablegt.
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ern. Himmelsmechanik : Das haben andere für ihn erledigt, und Descartes nimmt darauf Bezug, ohne auch nur eine einzige eigene Berechnung oder Konstruktion anzustellen. Generell finden sich anstelle geometrischer Konstruktionen Verweise auf zum Teil recht phantasievolle Abbildungen, die die Plausibilität seiner Überlegungen sinnfällig machen sollen, ohne durch geometrische Konstruktionen nachvollziehbar, damit aber auch überprüfbar zu werden.15 Geometrie : Das langweilt Descartes, der darüber bereits ein Werk verfaßt hat. Beim Übergang von der Metaphysik zur Physik via Geometrie handelt es sich für ihn um eine einfache Anwendung woanders dargelegter Grundsätze auf die sichtbare Welt. Das zugrundeliegende meta-philosophische Prinzip ist ihm nicht wert, auch nur genannt, geschweige denn hergeleitet zu werden : Nämlich daß sich die physische Realität mit den Mitteln der Euklidischen Geometrie darstellen läßt, d. h. daß sich die Gesetze (Definitionen, Axiome usw.) der (Euklidischen) Geometrie in der Physik verwenden lassen und diese Anwendung zu brauchbaren Ergebnissen führt. Dabei ist die Gültigkeit dieses meta-philosophischen Prinzips keineswegs selbstverständlich. Descartes kann dieses Problem denn auch nicht vollständig umschiffen, z. B. wenn er versucht, die geometrische Bestimmung der Linie in eine Verbindung zu physikalischen Begriffen wie Strecke, Weg oder Grenze zu bringen. Die geometrische Linie, durch Euklid bestimmt als das, was Länge, aber keine Breite hat, ist, wenn man sie in die physische Realität als Grenze zwischen zwei Körpern übernimmt, entweder gar nichts – denn diese Grenze hat keine Ausdehnung – , oder ein dritter Körper zwischen den beiden, deren Grenze zu bestimmen ist ; denn nur wenn die Grenze ihrerseits Ausdehnung besitzt, liegt sie zwischen den beiden begrenzten Körpern. Dann aber besitzt sie Breite, ist selbst ein Körper und besitzt ihrerseits eine Grenze zu den beiden, die wiederum zu bestimmen wäre. Descartes hätte in bezug auf 15
Deshalb wirkt die geometrische Begründung, die Descartes in IV, § 19 anführt, fast wie ein Fremdkörper – überraschend ist sie allemal.
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dieses Problem auf die vielfältigen Lösungsansätze bei seinen Vorgängern zurückgreifen können, wie z. B. Roger Bacons dementsprechende Überlegungen im Opus maius.16 Wie auch immer man aber dieses Problem löst : Der Kerngedanke eines solchen Verfahrens besteht darin, gerade nicht im Sinne des angedeuteten Vorwurfes die äußere Realität aus der Geometrie zu »deduzieren«, sondern die Geometrie zur Anwendung zu bringen, d. h. sie in einer anderen Wissenschaft wirksam werden zu lassen – und daß man das tun kann, ist für Descartes ganz selbstverständlich. Descartes ist in bezug auf die reinen Wissenschaften an anderen Dingen interessiert. Im ersten Teil der Principia, § 13 führt Descartes aus, der Mensch – also jeder Mensch – finde »Ideen von Zahlen und geometrischen, bzw. mathematischen Figuren in sich, und inmitten all dieser allgemeinen Grundbegriffe den, daß, wenn Gleiches dem Gleichen hinzugefügt wird, die Ganzen gleich sind, und dergleichen mehr, aus dem leicht bewiesen werden kann, daß die drei Winkel des Dreiecks gleich zwei Rechten sind, usw.«. Was der Mensch dort findet, ist also (unter anderem) das 2. Axiom des ersten Buches von Euklids Elementen,17 das Descartes in einem Atemzuge mit Zahlen und mathematischen Figuren nennt, und darin als transzendentalen Grundsatz charakterisiert, aus dem sich allerlei andere Dinge sollen ableiten lassen können. Was sich aber (ausgerechnet) aus dem zweiten Axiom ableiten lassen soll, ist prima facie genauso unverständlich wie der Sinn dieses Axioms selbst : Denn daß die Winkelsumme im Dreieck 180 ° beträgt, leitet die Geometrie nicht aus dem angegebenen Satz, sondern aus dem Parallelenaxiom ab ; auch scheint die Verbindung zwischen dem 2. Axiom und dem Winkelsummensatz hier von Descartes gar 16
17
Roger Bacon : The Opus Majus of Roger Bacon. Übers. v. Robert Belle Burke. Philadelphia : University of Philadelphia Press / London : Humphrey Milford, Oxford University Press, 1928, 169–172. Baillet bemerkt, Descartes habe Euklids Elemente nicht sehr geschätzt (Baillet II, 482), und zwar schon aus Geometrie-internen Überlegungen heraus.
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nicht spezifisch behauptet zu werden, sondern gleichsam nur symbolisch für generelle Verbindungen solcher Art zu stehen.18 Natürlich fällt die Wahl Descartes’ gerade deswegen auf dieses Axiom, weil es schon bei Euklid selbst den Rahmen geometrischer Grundsätze im engeren Sinne sprengt. Der von Descartes hier in Anspruch genommene Zusammenhang geht über einen geometrischen Beweis hinaus auf die logischen Grundlagen des Beweises selbst. Descartes behauptet nicht, aus dem angegebenen Satz lasse sich »direkt« die Winkelsumme des Dreiecks folgern, sondern er weist darauf hin, daß jemand, der einen solchen Beweis unternimmt, auch wenn er ihn im Rahmen der Geometrie vollzieht, immer auch auf Sätze wie diesen logisch rekurrieren muß. 18
Auch Proklos’ vielversprechende Aussage in seinem Euklid-Kommentar bleibt seltsam unbestimmt (Proclus : A Commentary on the First Book of Euclid’s Elements. Übers. v. Glenn R. Morrow. Princeton : University Press 1970, 153), wenn man sich einen Übergang von Geometrie zu Physik erhofft. Bei Francis Bacon findet sich der Satz wörtlich als einer jener unbezweifelbaren Grundsätze, die die Philosophia Prima enthält. Bacon scheint m. E. auf eine mathematische Kuriosität abzuheben, deren praktische Relevanz nicht einzuleuchten vermag, nämlich die Feststellung, daß gerade Zahlen mit ungeraden Zahlen addiert stets ungerade ergeben (während gerade mit geraden stets gerade, ungerade mit ungeraden mal gerade, mal ungerade) (Of the Dignity and Advancement of Learning (= De Augmentis Scientiarum). in : The Works of Francis Bacon. Hrsg. v. James Spedding, Robert Leslie Ellis, Douglas Denon Heath. Vol IV (= Translations of the Philosophical Works Vol I). London : Longmans 1901 & 1889, 337). Kuno Fischer (René Descartes : Hauptschriften zur Grundlegung seiner Philosophie. Übers. v. Kuno Fischer. Heidelberg 1930 (1863), 170) gibt ihn als mathematisches Gesetz wieder : »Gleiches zu Gleichem addiert gibt Gleiches« – was offenbarer Unsinn ist, denn 2 + 2 = 4 und nicht = 2. Aber auch als ontologische Aussage ist der Satz unsinnig. Denn die Interpretation von Artur Buchenau, »daß Gleiches zu Gleichem hinzugetan Gleiches ergibt« (A– , 5) führt nur im Falle indiskreter Größen auf eine sinnvolle Aussage. So ist es sicherlich richtig, daß ich Wasser erhalte, wenn ich Wasser zu Wasser kippe ; schon im Falle mehrerer Äpfel meldet sich die einfache Grundschularithmetik aber wieder zu Wort.
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Descartes spricht über allgemeine Ideen und Grundsätze, deren logische Verbindung den menschlichen Geist auf die Erkenntnis weiterer Wahrheiten führt. Die Rolle des hier exemplarisch angeführten Axioms ist daher gnoseologisch und steht symbolisch für die gesamte Konzeption der Cartesischen Naturphilosophie. Descartes ist auf den Gegensatz von Synthese und Analyse aus : Was der Geist zu einem ihm vorliegenden Gesamtgegenstand oder -gedanken verbindet, kann der Geist jederzeit wieder so auseinandersetzen, daß die ursprünglichen Bestandteile wieder sichtbar werden. Der Geist kann also nicht nur Elemente zu einer Erkenntnis synthetisieren und dieselbe Erkenntnis wieder analysieren, so daß er die Elemente zurückerhält, sondern der Geist ist das Vermögen, in der Synthese die Bestandteile oder Elemente, das Synthetisierte, sich gegenwärtig zu halten. In allem Zusammengesetzten ist deshalb das Einfache immer mitgedacht, und in allem Einfachen ist immer der Hinblick auf Größeres bereits enthalten. Der Geist ist stets selbstreflexiv : Er weiß, was er tut, denn er kann sein Tun nicht nur rückgängig machen (durch entgegengesetztes Tun), sondern er kann sich vor allem auch in seinem Tun gegenwärtig halten, was er tut, und damit, daß auch anderes Tun möglich ist. Der Geist ist damit in allen seinen Operationen souverän, und das, was er tut, ist darin als reversibel gekennzeichnet : Was der Geist tut, ist immer (in diesem Sinne) fiktional, denn er bleibt in seinem Tun, auch wenn er an und mit einem anderen tut, bei sich.19 Descartes’ Physik ist der Versuch einer logisch-begrifflichen Erfassung der Welt, innerhalb derer die geometrische Beschreibung eigentlich nur in der Form prinzipieller Anschaubarkeit vorkommt. Freilich gewinnt in demselben Maße, wie die Wissenschaft der Geometrie in der wissenschaftlichen Erkenntnis dessen, was ist, an Bedeutung verliert, Anschaubarkeit im Den19
Unter der Voraussetzung, daß die von mir vorgeschlagene Deutung des Stellenwerts des 2. Axioms plausibel ist, liegt hier ein Rückgriff Descartes’ auf ein Lehrstück seiner Regulae (Regulae 6–11 : AT X, 381– 410 = LG, 31–73) vor.
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ken selbst an Bedeutung : Descartes’ berühmtestes methodologisches Lehrstück, das der gelungenen Erkenntnis den Adelstitel einer »klaren und deutlichen Erkenntnis« verleiht, ist dabei nur das selbst klarste und deutlichste Anzeichen für die sich bei Descartes durchhaltende Anbindung intellektueller Vorgänge an das Visuelle. Descartes benutzt die allgemein gehaltene Übertragbarkeit der Geometrie auf die Physik, um die Anschaubarkeit dessen, was die Physik dann beschreibt, sicherzustellen. Hiermit hängt die Ablehnung okkulter Qualitäten, die man nicht sehen kann, weil sie eine ad-hoc-Implementierung schlechter Metaphysik in die Physik darstellen, ebenso zusammen wie der dann in IV, § 201 nötig werdende Nachweis, daß es Körper geben könne, die man mit dem bloßen Auge nicht sehen kann : Dieser Nachweis ist nicht wichtig, weil dies irgendjemand bestritten hätte, sondern weil Descartes seinen Begriff des »Anschaubaren« so erweitern muß, daß auch das, was wir nicht sehen können, weil unsere Augen dazu nicht fähig sind, darunter fallen muß. b) Kausalitätsmodelle bei Descartes. Gottesidee und Hylemorphismus Für eine Beschreibung der Welt als Realität reicht es jedoch nicht aus, zu zeigen, daß diese Welt anschaubar ist in dem Sinne einer prinzipiellen Sichtbarkeit, einer gleichsam logisch-ergänzten Anschaulichkeit. Eine als Realität ausgewiesene Welt bedarf der Dynamisierung, und damit bedarf sie der Anwendung der im Geiste stattfindenden Bewegung auf die Welt : der Anwendung der Logik auf die Welt. Diese Anwendung bedeutet die Übertragung der logischen Folgerichtigkeit auf die Welt, das aber bedeutet nicht etwa die »Deduktion« der physischen Bewegung aus der logischen Bewegung, nicht Ableitung von Dynamik und Kinesis aus der Logik (auch wenn die deutsche Sprache eine solche Assoziation nahelegt, wenn sie von »Denkbewegung« und »Bewegung« spricht), sondern die durchgehende Gültigkeit des Kausalitätsprinzips : Welt ist Realität,
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insofern der Geist sie als dem Kausalitätsprinzip unterworfen denkt. Denken bedeutet aber, die Logik anzuwenden, und insofern die Logik durchgängig gilt, gilt auch das Kausalitätsprinzip als weltliches (reales) Pendant der Logik durchgängig ; das Kausalitätsprinzip ist durchgängig gültig, weil es keine Erkenntnis ohne Logik geben kann. Erkenntnis ohne Logik kann es nicht geben, weil Logik die unhintergehbaren Gesetze des Denkens beschreibt. Die Gesetze des Denkens sind unhintergehbar, weil es kein Denken gibt, das diesen Gesetzen etwa nicht folgte. Diesen Gesetzen im Denken zu folgen, bedeutet nun nicht, sich im Vollzug des Denkens stets die Gesetzmäßigkeit des Denkvorgangs bewußt zu halten, sondern es bedeutet, im Vollzug des Denkens einer Gesetzmäßigkeit zu unterliegen, ohne die das Denken gar nicht vollzogen werden könnte. Etwas ganz anderes ist es, diese Gesetze unabhängig vom konkreten Denkvollzug darzustellen, also Logik als Wissenschaft zu betreiben. Hier liegt dasselbe Verhältnis vor wie im Falle von Geometrie und Anschaulichkeit, denn ebenso wie jeder Mensch anzuschauen vermag, ohne Geometriker zu sein, kann jeder Mensch denken, ohne Logiker zu sein. Es kann aber kein Mensch anschauen, ohne dabei den Gesetzen einer Geometrie zu folgen,20 und ebensowenig kann ein Mensch denken, ohne den Gesetzen der Logik zu folgen. Weil dies für Descartes so ist, hat man ihn einen »Rationalisten« genannt – und dabei geflissentlich übersehen, daß der denkende Geist immer ein solcher ist, der Dinge, die er erkennt, »klar erkennt« und darin »Einsicht« gewinnt – und das ist eben mehr als eine schöne Metapher, denn der Geist hebt in der (gelungenen) Erkenntnis den Unterschied zwischen »Anschauen« und »Denken« tatsächlich auf. In allem, was der Geist wahrnimmt, ist bereits »(Auf-)Nehmen« enthalten, liegt bereits der Bezug zum »Als-wahr-Bestimmen« ; der Geist denkt mit dem Material, das die Sinne ihm bieten, auch wenn, »was 20
Die moderne Streitfrage, ob diese Gesetze vorzugsweise, ausschließlich oder gar nicht die der Euklidischen Geometrie sein müssen, kennt Descartes natürlich nicht.
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Denken ist«, nicht selbst empirisch bestimmt werden kann. Wo es aber nicht darum zu tun ist, den Geist hinsichtlich seines Wesens zu bestimmen, sondern darum, Dinge zu erkennen – also in der Physik – gilt : Alles, was ist, ist angeschaut. Wenn es angeschaut wird, wird es durchdacht. Wenn es durchdacht wird, wird es logisch beurteilt. Und als logisch Beurteiltes ist es dem Kausalitätsprinzip unterworfen. Also ist die anschaubare, die sichtbare Welt kausal organisiert. Es liegt in der Konsequenz der hier umrissenen Analogisierung von Geometrie-Welt mit Logik-Kausalität, daß das Kausalitätsprinzip bei Descartes ebenso allgemein gilt wie die allgemeine Geometrisierung der Welt, aber auch ebenso allgemein verbleibt, d. h. von erstaunlich geringem »praktischen Nutzen« in der Forschung selbst ist. Hierbei ist zu beachten, daß Descartes von der antik-mittelalterlichen Ontologie her Kausalität noch als Aristotelische Ursachenlehre kennengelernt hat. Von den vier Aristotelischen Ursachen (Stoff-, Wirk-, Ziel- und Formursache) läßt Descartes – hierin ganz neuzeitlich-physikalisch – nur die Wirkursache zu. Die Stoffursache ist ihm nicht einmal eine Erwähnung wert, die Formursache geht, sofern sie nicht ohnehin nur der Platonisch-Aristotelischen Metaphysik angehört und mit dieser untergegangen ist, in der Zielursache als Zielvorstellung auf und unterliegt damit derselben Ablehnung wie diese. Übrig bleibt die Wirkursache, die Descartes mit der Kausalität überhaupt identifiziert und zuerst im Rahmen seiner Gottesbeweise formuliert, also im Zusammenhang mit einer metaphysischen Aufgabenstellung. Wir finden, so der ideologische Gottesbeweis, in uns Ideen und allgemeine Grundsätze, und herausragend unter diesen die Idee Gottes, die einen Sachgehalt repräsentiert, von dem wir annehmen müssen, daß er nicht das Produkt unseres Geistes sein kann ; denn in der Idee Gottes stellen wir uns eine Allgewalt vor, die wir nur negativ erfassen können, etwa indem wir sie als un-endlich, allmächtig (= nicht nur begrenzt mächtig) erkennen. Das ist aber ein Ideeninhalt, der über den Inhalt der von uns bildbaren Begriffe hinausgeht und deshalb Gott selbst zum Urheber haben
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muß. Diesem ideologischen Gottesbeweis liegt die Prämisse zugrunde, daß die Wirkung nicht über das, was in der Ursache bereits gelegen ist, hinausgehen kann. Wenn also in der Idee von Gott Allmacht gedacht wird, Allmacht aber ein Gedanke ist, der über die produktiven Fähigkeiten des menschlichen Geistes hinausgeht und infolgedessen nicht vom menschlichen Geist hervorgebracht werden kann, dann muß der Gedanke der Allmacht eine Ursache haben, die selbst allmächtig ist. Etwas Allmächtiges aber nennen wir Gott, also ist Gott. Die hier angedeutete Lehre von der Kongruenz der Wirkung mit ihrer Ursache ist ein Lehrstück der scholastischen Theologie und Ontologie,21 von dem zu erwarten gewesen wäre, daß es in der Physik einen gewissen Stellenwert erlangt hat. Erstaunlicherweise ist das nicht der Fall, denn den Grundsatz, daß »nichts in der Wirkung ist, was nicht entweder in ähnlicher oder in eminenter Weise irgendwie zuvor in der Ursache gewesen ist«, bezeichnet Descartes zwar als »Grundbegriff (prima notio), wie wir keinen klareren haben können«, und identifiziert ihn sogar mit dem Verstandesgrundsatz »›Aus nichts wird nichts‹ (a nihilo nihil fit)« : »Denn gäbe man zu, daß etwas in der Wirkung sei, was nicht in ihrer Ursache gewesen wäre, so müßte man auch zugeben, daß eben dies aus nichts entstanden sei ; auch erhellt, warum das Nichts nicht die Ursache von Etwas sein kann, nur daraus, daß in einer solchen Ursache nicht 21
Belegstellen dieser Lehre finden sich folgerichtig denn auch vor allem bei Augustinus (vgl. z. B. : Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit (De trinitate). Übers. v. Michael Schmaus. München : Kösel und Pustet 1935 = Bibliothek der Kirchenväter. Zweite Reihe Bd. XIII : Des heiligen Kirchenvaters Aurelius Augustinus ausgewählte Schriften Bd. XI, 177–178 ; Über den Wortlaut der Genesis (De Genesi ad litteram libri duodecim). Übers. v. Carl Johann Perl. Band 2. Paderborn : Schöningh 1964, 259) und Thomas von Aquin (vgl. z. B. : Summa theologica. Band 1. Salzburg / Leipzig : Pustet 1934, 84–85, 117–118 ; Band 2. Salzburg / Leipzig : Pustet 1934, 282). – Vgl. auch Francisco Suárez : Disputationes Metaphysicae. XXVI = Opera Omnia. Editio nova, a Carolo Berton. Paris : Ludovico Vivès 1872. Band 25, 916–949. – Zur Fassung dieser Lehre bei Descartes vgl. auch hier, Anm. zu I, § 17.
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dasselbe wäre wie in der Wirkung«,22 und in II, § 60 scheint Descartes diesen Grundsatz geradezu zu beschwören. Aber diese Bestimmung dient Descartes in I, § 17 zum Vergleich der Schöpfungsleistung Gottes mit dem Schöpfer einer Maschine, und dieser Vergleich geht auf eine Diskussion zurück,23 die auf die objektive Realität der Idee Gottes aus ist und die Frage nach der Struktur der Welt nur indirekt thematisiert. Das ist in den Principia nicht anders, und selbst zugestanden, daß man die einem ganz anderen Ziel dienende Analogisierung von Gott-Welt mit Ingenieur-Maschine dahingehend interpretieren kann, daß die Welt so etwas wie eine Maschine ist, bleibt die inhaltliche Füllung dieser Aussage durch Descartes selbst dürftig, und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß der Vergleich der Welt mit einer Maschine vor dem Hintergrund der prinzipiellen Fiktionalität der Physik eher dazu dient, die Fiktionalität der Physik plausibel zu machen als Physik inhaltlich zu charakterisieren, zumal Descartes selbst die Beschreibung der Welt als Maschine in IV, § 188 als verkürzte Sicht auf die Welt charakterisiert. Dem entspricht, daß Descartes der Mechanik im engeren Sinne kaum mehr als die §§ 45–53 des Zweiten Teils widmet und auch diese »Stoßregeln« ausdrücklich als vereinfachende theoretische Annahmen gekennzeichnet werden : Descartes’ Physik steht jedenfalls der Hydrodynamik bzw. -statik sehr viel näher als einer »bloßen Mechanik« von Druck und Stoß.24 Der Vergleich der Welt als Schöpfung Gottes mit einer Maschine und ihrem Erbauer ist nicht hinreichend verstanden, wenn man darin bloß den »Zeitgeist« des (beginnenden) »mechanischen Zeitalters« erblickt. Die Pointe liegt in der Bestimmung dessen, was Descartes die Objektivität (das objektive Vorhandensein) der Idee im Geiste nennt. Die Idee, sagt Descartes, ist »die gedachte Sache selbst, insofern sie in objektiver 22 23 24
Responsio II : AT VII 135 = AB 122. Responsio I : AT VII 103 = AB 93. Das scheint mir offensichtlich zu sein. Vgl. bes. II, § 56–62 u. IV, 23–24.
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Weise im Verstande vorhanden ist«.25 Wenn Gott sich zur Welt verhält wie der Mechaniker oder Ingenieur zu seiner Maschine, dann ist die Welt objektiv eine Maschine, wenn die Idee, daß sie eine Maschine ist, im menschlichen Geiste objektiv ist. Objektiv ist eine Idee, »die niemals außerhalb des Verstandes ist und mit Bezug worauf ›objektiv vorhanden sein‹ nichts anderes bedeutet, als im Verstand in eben der Weise vorhanden sein, wie Objekte darin zu sein pflegen«,26 demnach also im Hinblick auf die Zugehörigkeit dieser Idee zum Verstand. Objektiv ist eine Idee insofern, als der Verstand in ihr etwas denkt, nämlich einen Sachgehalt (»realitas«), der sich ganz unabhängig davon bestimmt, ob dem Vollzug dieser Idee im Verstand nun in der Welt ein analoger Vorgang entspricht oder nicht. In der Idee von einer Statue liegt ein bestimmter Sachgehalt vor, gleichgültig, ob diese Statue nun verwirklicht wird oder nicht, und deshalb kann die physische Realisation dieser Statue zum Sachgehalt der ihr vorausgehenden Idee nichts hinzutun, sondern nur, nämlich durch stets und unausweichlich immer unvollkommene Realisation, ihn unvollkommen darstellen. Die antike und mittelalterliche Physik folgt in ihren Grundzügen diesem Aristotelischen Konzept, dem Hylemorphismus, der jedes konkret vorliegende Ding als aus Form und Materie zusammengesetzt betrachtet – auch die einfachen Elemente, die deshalb als materielle Prinzipien grundlegender als andere stoffliche Einheiten oder gar ein konkret vorliegendes Einzelding sind, die aber dennoch nicht als Grundprinzipien der Physik überhaupt gelten können. Denn wenn auch die Elemente letztlich auf den Hylemorphismus aufbauen, dann steht die Elementarlehre bereits vor dem Hintergrund einer besonderen Konzeption der Physik, die ein physisches Prinzip – den Stoff – mit einem metaphysischen Prinzip – der Form – verbindet. Bei Aristoteles selbst tritt, das anfängliche kanonische Beispiel macht das deutlich, noch eine teleologische Grundkonzeption hinzu, die 25 26
Responsio I : AT VII 102 = AB 91. Responsio I : AT VII 102 = AB 92.
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macht, daß nicht etwa die Mechanik, sondern die Biologie die zentrale, paradigmatische Naturwissenschaft ist. Für Descartes ist der Hylemorphismus ebenso wie die mit ihm verbundene Lehre von den vier Grundelementen also letztlich eine unzulässige Implementierung schlechter Metaphysik in die Physik. Schlechte Metaphysik : Das ist nichts anderes als das Verfahren, bei der Erklärung physischer Phänomene auf nicht-physikalische Erklärungsmuster zurückzugreifen ; Descartes stellt dem den Dualismus von res cogitans und res extensa entgegen.27 In einer dualistischen Konzeption gilt das Kongruenzprinzip von Ursache und Wirkung zunächst innerhalb der Metaphysik, und in der Physik nur in bezug auf die Grundideen, deren der menschliche Geist sich bedient, um sich der Welt zuzuwenden. Die Idee der Welt als einer Maschine hat damit einen Sachgehalt, der sich nicht an der wirklichen Welt – die dieser Idee ohnehin nur nahekommen, aber sie niemals in Gänze realisieren kann – mißt, sondern an dem Verhältnis zwischen dem Sachgehalt dieser Idee auf der einen und dem verstandesmäßigen Gebrauch dieser Idee auf der anderen Seite. Das Grundgesetz, daß in der Wirkung nicht mehr enthalten sein könne als in der Ursache bereits gelegen ist, beschreibt dieses intern-verstandesmäßige Verhältnis zwischen »den Möglichkeiten, die eine Idee bietet« und der »Verwirklichung dieser Möglichkeiten im Verstand selbst«. Die Idee der Welt als Mechanismus ist vollständig realisiert, wenn der Verstand von der Prämisse ausgeht, daß das Kausalitätsprinzip durchgehende Gültigkeit besitzt. Die wirkliche, singuläre Erkenntnis kann diesem Prinzip schon allein deswegen nicht vollständig entsprechen, weil die 27
Descartes kritisiert die klassische Elementenlehre also gar nicht auf der physikalischen Ebene, etwa durch den Hinweis, daß die vier Grundelemente chemisch betrachtet unsinnig seien, oder daß es sie gar nicht gebe (an diesen Vorwurf arbeitet sich William Gilbert ab : De mundo nostro sublunari philosophia nova. Amsterdam : Elzevier 1651, 11–41), sondern geht sehr grundsätzlich auf die darin liegende Bestimmung des Verhältnisses von Metaphysik und Physik.
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Erkenntnis singulär bleiben muß. Damit kann die menschliche empirische Erkenntnis eine hinlängliche, aber nie eine vollständige Erkenntnis der Ursachen des vorliegenden Sachverhalts erreichen, denn letzteres wäre ein unendliches Geschäft, das der endliche menschliche Geist nicht zu leisten vermag. Zudem führte die Übertragung des Kongruenzprinzips von Ursache und Wirkung in die Physik auf einen unhaltbaren Grundsatz, der in die Vorstellung von einem allmählichen Verschwinden aller Bewegung führen müßte ; denn wenn in der Wirkung niemals mehr liegen kann als in der Ursache, sondern stets nur weniger, wie könnte dann aus einer Eichel eine Eiche werden, die weit mehr Eicheln hervorbrächte als die eine, aus der sie entstanden ist ? Wie wäre es zu erklären, daß geringste Ursachen mitunter sehr große Wirkungen hervorbringen ? Wo wäre der Trennstrich zu ziehen zwischen der »großen Wirkung« – wie etwa dem Herabfallen eines Dachziegels, der einen Menschen trifft – und dem, was eine bloß »kleine Wirkung« ist ? Wie könnte man dem Vorwurf, all dies sei offensichtlich anthropomorph, entgehen ? Und schließlich : Welchen Sinn sollte ein solches »Naturgesetz« haben, wenn ich, um die durch ein kleines Geräusch ausgelöste Lawine als mit ihrer Ursache kongruent auszuweisen, zu physikalischen Begriffen wie z. B. Latenz oder potentieller Energie Zuflucht nehmen müßte, die ich aber anderseits auch ohne dieses Gesetz benutzen kann ? Die Descartes zeitgenössische Physik entledigt sich denn auch konsequent dieses Prinzipis : Thomas Hobbes hat Galileis Mechanik dahingehend interpretiert, daß »the slowest cause can, by repeating itself, furnish the source to the swiftest motion, just as it is an accepted thing in mechanics to show that any weight can be moved by any force«.28 Descartes’ Erklärung physikalischer Großereignisse, wie z. B. seine groteske Überbeanspruchung der Sonnenflecken für die Erklärung der Planetenentstehung, 28
Thomas Hobbes : Thomas White’s De Mundo Examined. Übers. v. Harold Whitmore Jones. London : Crobsy / Bradford University Press 1976, 203 ; vgl. die Bezüge zu Galilei dort.
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für die er also letztlich auf so kleine Partikel zurückgreift, daß man sie gar nicht sehen kann, zeigt zur Genüge, daß Descartes dieser Interpretation folgt.29 Die metaphysische Lehre von der Kongruenz von Ursache und Wirkung spielt innerhalb der Physik Descartes’ keine Rolle. Das mit dem Kausalitätsprinzip verbundene Problem, dem Descartes sich von der Tradition der scholastischen Physik gegenübersah, ist, was die interne kausale Ordnung der Welt betrifft, anderer Art. Wenn, so könnte man dieses Problem umreißen, in einem logischen Schlußverfahren der Obersatz seine Gültigkeit verliert (er sich also als ungültig herausstellt), dann ist die Schlußfolgerung im selben Augenblick ungültig. Im selben Augenblick : denn Logik abstrahiert von der Zeit. Natürlich benötigen wir Zeit, um zu denken, logisch zu schlußfolgern, das aber tangiert den Schluß hinsichtlich seiner Gültigkeit nicht, denn wenn der Schluß gültig ist, ist die Schlußfolgerung gültig, ob wir nun langsam oder schnell denken. Überträgt man dies auf die Physik, kommt man zu der Ansicht, daß eine Wirkung in demselben Augenblick aufhört, wie seine Ursache aufhört. Dies zeigt sich am deutlichsten beim Licht, das sich instantan auszubreiten und deshalb instantan zu erlöschen scheint, wenn man seine Quelle auslöscht.30 Die (banale) Feststellung, daß wir Objekte nicht sehen, wenn wir unsere Augen abwenden oder schließen oder eine Lichtquelle verlöscht, bedeutet in Verbindung mit der Unterstellung einer instantanen Ausbreitung des Lichts, daß 29 30
Ausdrücklich findet sie sich in IV, § 132. So bestimmt Alhazen im Ausgang von der Optik, Ursache so : »Now a cause is such that, when it ceases to operate, what it causes ceases to exist ; and when it is brought back to bear, what it causes comes back into existence. Therefore, what causes the visible object to have an effect on sight is the fact that the visible object faces the eye. Hence, sight does not sense a visible object unless the visible object creates an effect on it as it faces the eye« (Alhazen’s Theory of visual perception. A critical edition, with english translation, of the first three books of Alhazen’s De Aspectibus, the medieval latin version of Ibn al-Haytham’s Kitab alMaanzir. Hrsg. v. A. Mark Smith. Philadelphia 2001, 370).
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Ursache, Wirkung und Kausalität in eins zusammenfallen. Die Instantaneität der Lichtausbreitung ergibt sich so umgekehrt aus der logischen (und von daher zeitlosen) Verbindung von Ursache und Wirkung. Die Wirkung ist die Ursache selbst, und deshalb kann, wenn die Ursache nicht mehr da ist, auch die Wirkung nicht mehr da sein. Kausalität ist in dieser Konzeption nicht die Verbindung von Ursache und Wirkung, sondern deren Identität ; Kausalität ist deshalb nicht etwas, was jenseits der Ursache noch vorliegen könnte oder nicht, und was deshalb in der Zeit passieren müßte, sondern das Vorliegen der Ursache selbst. Das ist das Konzept einer vollkommenen physischen Kongruenz von Ursache und Wirkung. Völlig fern liegt einer solchen Konzeption das neuzeitliche Verständnis der Kausalität als eines Vorganges zwischen Ursache und Wirkung ; Kausalität als Vorgang bedarf der Ursache gewissermaßen nur als Anstoß, und wird, dem scholastischen Verständnis ganz entgegengesetzt, als Übergang der Ursache in die Wirkung bestimmt, weshalb die Ursache im kausalen Akt nicht nur verschwinden kann, sondern sogar verschwinden muß. Das neuzeitliche Verständnis der Kausalität handelt sich damit aber auf der anderen Seite ein, Kausalität stets (auch im Falle der Teleologie !) temporal zu denken, und bedarf deshalb der zusätzlichen Annahmen der »Notwendigkeit«, »Unausweichlichkeit«, und – in genereller Überhöhung – des »Determinismus«, um die Verbindung zwischen Ursache und Wirkung als eigentlicher Kausalität überhaupt erst herzustellen. Das neuzeitliche Problem der Kausalität liegt dann gerade darin, daß sich diese zusätzliche Annahme gleichsam verselbständigt hat und mit Kausalität überhaupt zusammengeflossen ist – es ist von einiger Bedeutung, zu sehen, daß bei Descartes diese Identifikation noch nicht vorliegt. Descartes hat die scholastische Konzeption der Kongruenz von Ursache und Wirkung positiv gewendet und in seine Bestimmung übernommen, daß Gott die Welt nicht etwa einmal erschaffen habe, sondern daß er sie beständig erhalte : Gott, die Ursache, wirkt unablässig, und sollte er verschwinden (was Gott verhüten möge), würde auch die Welt verschwinden, und
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zwar schlagartig und restlos. Innerhalb der Physik hat Descartes von dieser Bestimmung jedoch ebensowenig Gebrauch gemacht, wie von einem deterministischen Ansatz, der Kausalität und Naturnotwendigkeit einfach identifiziert hätte. Weshalb fliegt dann aber ein Pfeil, nachdem er vom Bogen abgeschossen wurde, weiter ? Die scholastische Physik hat Schwierigkeiten, einen scheinbar so einfachen Sachverhalt auf der Basis ihrer Kausalitätskonzeption zu erklären. Noch Francis Bacon führt dies als Kritikpunkt an 31 und versucht eine Lösung dieses Problems ohne Rückgriff auf das Trägheitsprinzip,32 durch das Descartes dieses Problem löst ; freilich erfährt gerade dieses Prinzip bei Descartes noch eine ontologische Pointierung, die ihm eine allgemeinere Bedeutung verleiht, die weit über die physikalische Relevanz hinausgeht.33 Ganz ohne Einfluß bleibt 31
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Vgl. Francis Bacon : Natural and Experimental History for the Foundation of Philosophy : or Phenomena of the Universe. Being the Third Part of the Instauratio Magna. in : The Works of Francis Bacon. Hrsg. v. James Spedding, Robert Leslie Ellis, Douglas Denon Heath. Vol V : Translations of the Philosophical Works Vol. II. London : Longmans 1889, 433. »Bei jedem einfachen Stoß oder Flug durch die Luft geschieht nicht eher eine Fortbewegung des Körpers, bevor nicht die Teile des Körpers vom Stoßenden eine unnatürliche Zusammendrückung erlitten haben. Dieser gewaltsame Stoß pflanzt sich dann von dem einen Teil zum anderen fort, wodurch die Bewegung des Ganzen entsteht. Diese verläuft nicht bloß nach vorwärts, sondern zugleich drehend, damit so die Teile sich wieder freimachen und sich leichter ins Gleichgewicht bringen können« (Francis Bacon : Neues Organon. Übers. v. Rudolf Hoffmann, hrsg. v. Wolfgang Krohn. Hamburg : Meiner 1990, 529) ; vgl. auch : Natural and Experimental History for the Foundation of Philosophy : or Phenomena of the Universe. Being the Third Part of the Instauratio Magna. in : The Works of Francis Bacon. Hrsg. v. James Spedding, Robert Leslie Ellis, Douglas Denon Heath. Vol V : Translations of the Philosophical Works Vol. II. London : Longmans 1889, 434–435. Vgl. hier Anmerkung zu II, § 13. Bei Gassendi wird übrigens ganz deutlich, daß das Trägheitsprinzip in der Tat die Antwort auf das umrissene Kausalitätsproblem ist : »Et Principium quidem externum motus sursum constat esse manum aliudve corpus proiicens ; at cum princi-
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die scholastische Kausalitätskonzeption freilich auch bei Descartes nicht, denn er kombiniert in seiner Physik das Trägheitsprinzip mit einer Nahewirkungslehre, die ihm das Fortbestehen der (Wirk-)Ursache versichert.34
4. Der vollzogene Übergang : Dualismus und Perspektive Descartes gewinnt aus den beiden naheliegendsten Modellen des Übergangs von metaphysischen Prinzipien zu physikalischen, der Mathematik und der Kausalität, die Vorstellung der Welt als Realität. Die Welt ist Realität, insofern sie dem menschlichen Geist unterworfen ist, und das bedeutet : den Gesetzen der menschlichen Anschauung und dem Denken unterliegt. Die Welt ist Realität, insofern alles, was in ihr ist, angeschaut werden kann – auch das, was wir nicht sehen können. Alles, was angeschaut werden kann, unterliegt den Gesetzen der Geometrie – auch wenn wir sie nicht (bewußt) anwenden und sogar dann, wenn wir – wie Descartes – von ihnen keinen wissenschaftlichen Gebrauch machen. Welt als Realität unterliegt dem menschli-
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pium externum motus deorsum non perinde appareat, ideo-ne nullum est dicendum ? Non sane ; nisi forte cum vides ferrum, alias immotum iacens, ad magnetem pellici, nullam causam externam censeas, quae pellectionem faciat ; aut cum vides rem pendulam, alias quiescentem, agitari, ac externam causam non vides, nullam esse externam putes, a quo agitatio procedat : Caeterum, cum plures sint modi, quibus causa externa movet, constat tamen omneis ad duos, tanquam praecipuos pertinere, impulsionem, & attractionem« (De motu. in : Opera Omnia. Band 3. Repr. Stuttgart / Bad Cannstatt 1964 (= 1658), 489). Es ist wichtig, die Verschiedenheit der Kausalitätsprinzipien in der Metaphysik und der Physik bei Descartes zu sehen. In der Tat vertritt Descartes innerhalb der Metaphysik ein scholastisches Konzept der Kausalität, nicht jedoch in der Physik. Dies scheint mir die auf den ersten Blick gegensätzliche Bestimmung bei Étienne Gilson mit der meinigen vereinbar zu machen (Étienne Gilson : Études sur le Rôle du Pensée Médievale dans la Formation du Système Cartésien. Paris : Vrin 1951, 226–227).
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chen Denken, insofern der Unausweichlichkeit, im Denken den Gesetzen des Denkens, die man wissenschaftlich als »Logik« bezeichnet, zu folgen, auf der objektiven Seite die Unhintergehbarkeit des Kausalitätsgesetzes entspricht. Descartes modifiziert dabei die ihm vorfindlichen Kausalitätskonzepte, indem er von den Aristotelischen Ursachen nur die Wirkursache beibehält,35 und traditionelle Konzepte wie das der vollständigen Kongruenz von Ursache und Wirkung aus der Physik ausschließt und auf den metaphysischen Begriff Gottes in dessen Verhältnis zur Welt begrenzt ; daß der metaphysiche Begriff Gottes für Descartes ebenso unausweichlich ist wie die Anschaulichkeit und allgemeine Kausalordnung der Welt, liegt ebenso auf der Hand wie die dann offensichtliche Folgerung, daß Gott in bezug auf die konkrete physikalische Einzelforschung irrelevant wird. Descartes’ Kausalitätskonzept löst die aus seiner Sicht unhaltbare Identifizierung von Ursache und Wirkung nach dem Vorbild des logischen Schlusses auf, und stellt die Kausalität in die Zeit, ohne damit im selben Zug einen Determinismus Laplacescher Art zu vertreten ; freilich folgt Descartes der scholastischen Vorstellung, »ohne Fortbestand der Ursache könne die Wirkung auch nicht fortbestehen« noch insofern, als er sich zu einer Nahewirkungstheorie genötigt sieht, die letztlich seine Identifizierung von Ausdehnung mit Materie und die Ablehnung des Vakuums motiviert. Dies zeigt sich auch an der Theorie des Lichts. »Die Kraft des Lichts« besteht III, § 63 zufolge »nicht in irgendeiner Dauer der Bewegung […], sondern allein in dem Druck, bzw. in der ersten Vorstufe zur Bewegung, auch wenn vielleicht aus ihr die Bewegung selbst nicht folgt«. Das Licht ist die Tendenz der Kügelchen der Himmelsmaterie, sich von ihrem Zentrum zu entfernen.36 Licht hat seine besondere Bedeutung von Descar35
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Descartes schließt die Stoff- und die Formursache stillschweigend, und die Zielursache ausdrücklich aus der Physik aus. Freilich ist auch für ihn eine praktische Philosophie ohne Zielursache nicht denkbar. In dieser Lehre ist Descartes von Johannes Philoponos’ (= Johannes
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tes’ erstem physikalischem Entwurf her, der nicht zufällig Le Monde où Traité de la Lumière betitelt war. Die systematisch herausragende Stellung des Lichts in diesem ersten Entwurf, dessen Stellung im zweiten der Magnetismus übernimmt, ist darauf zurückzuführen, daß das Licht in besonderer Weise geeignet ist, die Frage nach dem Verhältnis von Materie, den innerhalb der Materie stattfindenden Vorgängen und dem sich daraus für uns Menschen beobachtbaren Ereignis zu thematisieren. Negativ formuliert besteht die Problematik darin, daß sich »Licht« nicht einfach mit einer bestimmten Gattung von Materie identifizieren läßt : Licht ist nicht einfach ein Lichtphoton, das durch den Raum schwirrt – nämlich genau dann nicht, wenn eine Erklärung dessen, »was Licht ist«, letztlich auch das geistige Ereignis verständlich machen soll. Stellt man einen solchen Anspruch – und einen solchen Anspruch zu stellen, ist eines der, wenn nicht überhaupt das Hauptcharakteristikum der Cartesischen Philosophie – , dann ist Licht durch den Aufweis einer Naturgesetzlichkeit nicht vollständig erklärt, denn Physik kann stets nur erklären, welche physischen Ereignisse den Sinneseindruck des Lichts (die Lichtempfindung) auslösen, nie jedoch diese Empfindung selbst, zu deren Erklärung es der Betrachtung der res cogitans bedarf, also des Perspektivenwechsels von der Physik in die Metaphysik. Die Philosophie der Natur, Physik, muß bis an ihre äußersten Grenzen durchgeführt werden, und damit ist sie nur unvollständig behandelt, wenn man sich auf Gegebenheiten und Ereignisse der physischen Realität (also auf Materie und Naturgsetze) bezieht, sondern sie verlangt eine Fortsetzung in der Sinnesphysiologie, die freilich ihrerseits Erkenntnis nur hinsichtlich deren mechanischer Vorgänge beschreiben kann, und deshalb auf Fragen der Gnoseologie leitet, die zu behandeln nur durch einen Perspektivenwechsel möglich Grammatikos) Lichttheorie zumindest beeinflußt (Christliche Naturwissenschaft im Ausklang der Antike, Vorläufer der modernen Physik, Wissenschaft und Bibel. Ausgewählte Schriften. Übers. v. Walter Böhm. München/Paderborn/Wien : Schöningh 1967, 189).
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ist. Wie auch immer man sich zu diesem Ansatz stellen mag : Der von der neuzeitlichen Physik kritisierte Überschwang der Cartesischen Physik hat in diesem systematischen Zugriff seinen Ursprung.37 Weitet Descartes also einerseits den Anspruch an eine physikalische Erklärung der Phänomene in einer Weise aus, die im Selbstverständnis der neuzeitlichen Physik den Rahmen der Aufgabe, was die Physik zu leisten vermag, sprengt, so zieht er anderseits doch eine Trennungslinie zwischen »materialistischmechanistischer« Erklärung einerseits und transzendentaler Aufgabenstellung anderseits, die weit über das bloße Abstecken der Reviergrenzen (akademischer) Wissenschaftsdisziplinen hinausgeht und eine fundamentale Scheidung darstellt, die weder durch die Metaphysik noch durch die Physik überschritten werden kann : Die Trennung in res extensa und in res cogitans. Diese gemeinhin als Cartesischer Dualismus bekannte Trennung ist damit aber nicht vollständig auf die Unterscheidung von Physik einerseits und Metaphysik anderseits abbildbar, sondern entspricht dieser disziplinären Unterscheidung nur im Groben.38 Hinter dem Dualismus steht die Philosophie als 37
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Es ist daher wichtig, sich klarzumachen, daß Descartes mit einer solchen Herangehensweise nicht allein stand. So dürfte die vergleichbare Fragestellung Marin Mersennes, der dort, wo er nach der Natur des Tones fragt, immer auch nach einer Erklärung des Übergangs von dem physischen zu dem sensiblen Geschehen und, in dessen Verlängerung, zum emotionalen Gehalt des Tons fragt, einen vor allem an musikalischen Strukturen interessierten Musikwissenschaftler verwirren. Das aber ist bei Mersenne wie bei Descartes Ausdruck eines Strebens nach einer jenseits des methodischen Dualismus letztlich auf philosophischer Ebene wiederum einheitlichen Wissenschaft, das heute weitgehend verlorengegangen ist. Vgl. Harmonie Universelle Paris : Cramoisy 1636, Band 1, 3–4. M. E. steht hinter Descartes’ Beschäftigung mit Musik (Musicae Compendium, 1619) eben dieses systematische Interesse. Descartes’ eine solche Assoziation naheliegenden Äußerungen im Lettre-Préface sind m. E. als solche Äußerungen im Groben zu verstehen : Man muß eben immer sehen, auf welchem Ast des Baumes der Wissenschaften Descartes gerade sitzt.
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Grundlagenwissenschaft, die es möglich macht, diesen Dualismus zu denken und die Forschung ihm entsprechend einzurichten. Der erste Teil der Principia, der von den Prinzipien der menschlichen Erkenntnis handelt, ist deshalb nur dann zutreffend als »Metaphysik« angesprochen, wenn man diesen Titel bereits genuin Cartesisch versteht, d. h. »Metaphysik« als das versteht, was in den Grundlagen der menschlichen Erkenntnis überhaupt die Grundlage für den Dualismus legt, der jenseits von Metaphysik und Physik es ermöglicht, ein Thema vollständig zu behandeln, indem man es von diesen beiden Seiten traktiert. Weil der Dualismus kategorisch ist, erlaubt er weder den Übergang im Ausgang von der res extensa zur res cogitans, noch umgekehrt, sondern verlangt, den jeweiligen Ansatz beizubehalten. Deshalb kann und muß die Erklärung etwa der Farben im Rahmen der Physik sich vollständig damit begnügen, die beteiligten Materiepartikel aufzuzählen und die Ereignisse darzutun, die zur Empfindung der Farben führen. Dasselbe gilt für die Vorgänge im menschlichen Körper, ohne die eine Farbempfindung nicht sein kann. Auf der anderen Seite kann die Erklärung des Urteils, das etwa einem bestimmten Gegenstand eine bestimmte Farbe zuspricht, völlig ohne Referenz auf die physischen Korrelate erfolgen. In diesem Sinne ist das Denken immer »rein« : Nicht weil es auf wundersame Weise gar nichts dächte, sondern weil es ohne das körperliche Substrat des Denkens betrachtet wird. Philosophie aber steht jenseits dieses Dualismus, und umfaßt somit Metaphysik ebenso wie Physik. Deshalb wäre es auch verfehlt, die in den Principia dargestellten Prinzipien entweder nur als »metaphysisch« oder als »physikalisch« anzusprechen. Wenn Philosophie das Vermögen der Anwendung des Dualismus ist, dann ist dieser im Cartesischen Selbstverständnis – und in krassem Gegensatz zu seinen Kritikern – nicht das Problem, sondern die Lösung, denn er erlaubt die jeweils vollständige Erfassung eines Phänomens in jeweils seinem Bereich. Wenn der Dualismus von res extensa und res cogitans unauflösbar ist und nur auf einer höheren Ebene durch Philosophie
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verständlich gemacht werden kann, dann kann Physik nur vollständig dargetan werden, wenn sie philosophisch traktiert wird. Eine philosophische Behandlungsart : Das ist nach dem bisher Gesagten weder (schlechte) Metaphysik noch isolierte materialistische Naturbeschreibung. Descartes’ Physik stellt so eine Wendung dar sowohl gegen die Physik okkulter Qualitäten, die unerklärbare Naturphänomene durch (mehr oder weniger) ad-hoc erfundene Begriffe traktiert, als auch gegen traditionelle Erklärungsmuster wie etwa den antiken Sehstrahl, der den produktiven Anteil des menschlichen Geistes am Sehvorgang durch das Postulat eines aus dem Auge heraustretenden Lichtstrahls eher symbolisiert als erklärt.39 Licht ist in Gänze nicht physikalisch erklärbar, weil zu seinem Verständnis die res cogitans nicht weniger in Betracht gezogen werden muß wie die res extensa. Das kann man aber nicht tun, indem man beide vermengt, sondern indem man jede Betrachtungsart für sich vollständig durchführt und auf einer höheren Ebene sich bewußt macht, 39
Die Belegstellen zum Lichtstrahl sind unzählig. Eine Auswahl : Plato : Timaios, 45 b–c ; Aurelius Augustinus : Über den Wortlaut der Genesis (De Genesi ad litteram libri duodecim). Übers. v. Carl Johann Perl. Paderborn : Schöningh 1961, 26–27 ; Alhazen : Alhazen’s Theory of visual perception. A critical edition, with english translation, of the first three books of Alhazen’s De Aspectibus, the medieval latin version of Ibn al-Haytham’s Kitab al-Maanzir. Hrsg. v. A. Mark Smith. Philadelphia 2001, 373 ; Roger Bacon : The Opus Majus of Roger Bacon. Übers. v. Robert Belle Burke. Philadelphia : University of Philadelphia Press /London : Humphrey Milford, Oxford University Press, 1928, 474. – Freilich hat sich schon Aristoteles über die Auffassung, es gingen beim Sehvorgang Strahlen oder etwas dergleichen vom Auge aus, lustig gemacht : »Die Annahme, daß das Auge dadurch, daß etwas ausfließt, sieht, ist überhaupt unbegründet ; und daß dieser Strahl sich bis zu den Sternen erstreckt oder, wie einige behaupten, daß der Sehstrahl an einem bestimmten Punkt sich mit einem von dem Objekt ausgehenden Strahl vereinigt. Da wäre noch die Annahme vorzuziehen, daß die Vereinigung im Mittelpunkt des Auges stattfinde. Doch ist auch diese lächerlich« (Kleine naturwissenschaftliche Schriften (Parva Naturalia). Übers. v. Eugen Dönt. Stuttgart : Reclam 1997, 53 = 438a).
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daß beide dasselbe Phänomen behandeln. Mit der schlichten Übertragung einer metaphysischen Konzeption auf die Physik ist es deshalb nicht nur nicht getan, sondern daran ist vor allem auch nicht gut getan. Descartes – er tut es nicht ausdrücklich, aber dieses Beispiel ist hier besonders deutlich – hätte eine Theorie wie die von der Scholastik ausgearbeitete Theorie der »species intentionales« mit dieser Begründung abgelehnt. Diese Theorie nämlich kann man als Übertragung einer gesamten metaphysischen Konzeption auf die Physik verstehen, nämlich als Modifikation der Platonischen Ideenlehre, bzw. eine Implementierung dieser Lehre in die Physik. Plato versuchte bekanntlich, die Vielheit der Einzeldinge durch Kategorisierung zu ordnen ; hierbei bediente er sich des Verfahrens der logischen Dihärese, die, beginnend mit dem denkbar Allgemeinsten und endend bei dem Einzelnen, jedem Ding seinen Platz innerhalb dieser Ordnung zuwies. Plato ging aber über ein bloß logisch-kategorisierendes Verfahren hinaus, indem er die sich durch die logische Dihärese ergebende Struktur der Dinge als Ontologie verstand, also nicht nur jedes Einzelexemplar unter eine Gattung ordnete, sondern darüber hinaus dieser Gattung ein eigenes Bestehen zubilligte. Dieses für sich selbst Bestehende nannte er »eidos«, deutsch gemeinhin mit »Idee« übersetzt, lateinisch »species«. Schon früh – nämlich bekanntlich durch Aristoteles – wurde der praktische Nutzen einer solchen Metaphysik ebenso kritisiert wie der sich empirischer Überprüfung per definitionem entziehende Status des »Ideenhimmels«. Die Species-Theorie holt die Ideen gewissermaßen vom Himmel herunter, und erklärt die sinnliche Wahrnehmung eines Gegenstandes durch den Ausfluß einer species. Holzschnittartig könnte man sich die Species-Theorie durch die Vorstellung von Abbildern verständlich zu machen versuchen, die vom Ding ausgehen oder von ihm ausgesandt werden, die in der Luft herumschwirren, vom Sehstrahl erfaßt und in das Auge transportiert werden, von dort durch die Nerven an den sensus communis weitergeleitet werden, wo die Seele sie dann betrachtet.
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Von der Species-Theorie gibt es bei Descartes Restbestände, die sich in der Wahl bestimmter Beispiele zeigen, wie etwa des Vergleichs der Sinnesempfindung mit einem in Wachs eingedrückten Siegel. Anders als die scholastische Species-Theorie hält Descartes seine Beispiele jedoch nicht schon für eine hinlängliche Theorie selbst, sondern für sinnfällige Vergleiche, die die Behandlung der Sinnesempfindung oder des Lichts hinsichtlich der mechanischen Vorgänge, die der Empfindung oder dem Licht als geistigem Phänomen auf der Seite der res extensa korrelieren, verständlich machen können ; und anders als die scholastische Theorie hält Descartes an der Unüberwindbarkeit des Dualismus selbst fest, während die Species-Theorie – dies ist zumindest die implizite Kritik Descartes’ – mit der mechanischen Erklärung der Vorgänge, die z. B. zur Empfindung von Licht nötig sind, diese Empfindung selbst schon für erklärt hält. Descartes verwirft deshalb aber die Species-Theorie nicht insgesamt, sondern er weist ihr den Bereich zu, innerhalb dessen sie explikativ sein kann, nämlich die (bloße) Physik ; hierfür beraubt er die Species-Theorie ihres namengebenden Elements, nämlich der species, die er mit dem Licht, dem Schall – also dem materiellen Substrat der Information – substituiert. Denn »was Licht oder Schall ist«, das läßt sich physikalisch erklären, sofern man auf eine Erklärung der Lichtempfindung in inhaltlicher Hinsicht verzichtet ; was aber ein Bild (species, Idol, Form, Abbild usw.) ist, läßt sich nicht physikalisch erklären, sondern bedarf stets auch der Referenz auf das menschliche Denken, und deshalb ist der species-Begriff aus der Theorie umwillen ihrer physikalischen Explikativität zu tilgen. Was Descartes dadurch erhält, ist eine Mechanik des Lichts, die sich dann bis in die Sinnesphysiologie fortsetzen läßt ; deshalb sind die Beispiele wie das der Einprägung eines Siegels in das Wachs, oder des Blinden, der sich in der Welt mit einem Stock orientiert,40 wobei das Licht diesem Stock entspricht, nur noch Beispiele : Dort, wo Physik fiktiv ist, 40
Gertrud Leisegang : Descartes’ Dioptrik. Meisenheim am Glan : Hain 1954, 70–72
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ist sie sich bewußt, nicht eine Welt an sich zu erklären, sondern die Welt, insofern wir uns in ihr orientieren müssen.41 Anderseits aber ergibt sich für Descartes in demselben Maße, in dem er die Möglichkeit eines Übergangs von einer mechanischen Beschreibung natürlicher Vorgänge in die Beschreibung geistiger Phänomene bestreitet, für ihn die Möglichkeit, auch geistige Vorgänge mechanisch zu erklären : Descartes mußte die Illusion der physikalischen Erklärung des Geistes zerstören, nicht nur um den Geist, sondern vor allem um die Physik möglich zu machen. Weil dies so ist, agiert Descartes dort, wo er physikalisch denkt, mitunter radikaler, mechanistischer und – so ein gängiger Vorwurf – kälter als manch anderer Forscher, kälter zumindest, als mancher Träumer es gerne hätte. Wer Descartes über Sinnesphysiologie sprechen hört, über das, was man am treffendsten »mechanistische Erkenntnistheorie« nennen könnte, wird darin die gerade angeführte Karikatur wieder41
Textbelege zur Species-Theorie sind z. B. : Thomas von Aquin : Summa theologica. Band 2. Salzburg / Leipzig : Pustet 1934, 45, 110 ; Band 4. Salzburg / Leipzig : Pustet 1936, 202, 246. Die beste Bestimmung von »species« mitsamt einem (unpersönlich gehaltenen) Forschungsbericht gibt Roger Bacon (David C. Lindberg : Roger Bacon’s Philosophy of Nature = De multiplicatione specierum and De speculis comburentibus. Oxford : Clarendon Press 1983, 3–7). Die Theorie der Sichtstrahlen verbindet sich mit der des sensus communis (Alhazen : Alhazen’s Theory of visual perception. A critical edition, with english translation, of the first three books of Alhazen’s De Aspectibus, the medieval latin version of Ibn al-Haytham’s Kitab al-Maanzir. Hrsg. v. A. Mark Smith. Philadelphia 2001, 376–377 ; Roger Bacon : The Opus Majus of Roger Bacon. Übers. v. Robert Belle Burke. Philadelphia : University of Philadelphia Press/London : Humphrey Milford, Oxford University Press, 1928, 450–453). Die Auflösung der species-Theorie beginnt mit der Akustik, und zwar bereits bei Roger Bacon – denn für die Erklärung der Wahrnehmung von Geräuschen und Tönen sind keine species nötig (David C. Lindberg, 21–23). Die hier beginnende Erosion der Species-Theorie dauert bis in die Cartesianische Zeit ; sehr deutlich wird dies bei Mersennes Ablehnung der »espèces intentionelles« (Marin Mersenne : Harmonie Universelle. Paris : Cramoisy 1636, Band 1, 5–6).
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erkennen. Aber : Descartes weiß, daß alle Physik in gewissem Sinne Karikatur bleiben muß.
5. Ontologie und die zentrale Rolle der Sprache Descartes’ Physik trägt den Titel philosophischer Prinzipien. Philosophie ist das Vermögen, den Dualismus von res extensa und res cogitans zu denken. Philosophie ist darin methodisch in zweierlei Hinsichten bestimmt. Im Dualismus liegt in der ersten Hinsicht der methodische Ansatz, Physik auf die Beschreibung der res extensa, Metaphysik auf die der res cogitans zu beschränken. Physik und Metaphysik sind so philosophisch hinsichtlich ihres ontologischen Bereiches bestimmt, der Natur auf der einen und des Geistes auf der anderen Seite. Im Dualismus liegt aber in der zweiten Hinsicht immer auch die Möglichkeit, eine Verbindung zwischen res extensa und res cogitans zu denken, und das ist nach dem bisher Gesagten etwas anderes, als die durch den Dualismus gesetzten methodischen Grenzen von gleichgültig welcher Seite – also von der Physik her ebensowenig wie von der Metaphysik her – zu übersteigen. Das kann nur eine Philosophie, die jenseits des Unterschieds zwischen Physik und Metaphysik angesiedelt ist. Wenn Descartes also Physik unter dem Titel philosophischer Prinzipien traktiert, so geht er über eine Physik im engeren Sinne hinaus : Er meint Ontologie, so wie er, wenn er Metaphysik als Erste Philsophie behandelt, auf Gnoseologie aus ist. Was ist Ontologie ? Vielleicht hat Galileo Galilei Descartes’ Ehrgeiz geweckt, als er im Saggiatore die Frage nach Verdünnung und Verdichtung »one of the most recondite and difficult questions of all physics« genannt und die Aufforderung angeschlossen hat, »to have seen explained more specifically how it is possible to rarefy bodies without any separation of their parts, and how this affair of rarefaction and condensation proceeds«.42 42
Galileo : The Assayer (Il Saggiatore). In : Stillman Drake & C. D.
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Der Beginn der inhaltlichen Physik (II, § 5) bei der Physik der Aggregatzustände – aus heutiger Sicht doch wohl eher ein Spezialproblem – noch vor einem so zentralen Begriff wie dem der Bewegung (II, § 24) geht tatsächlich direkt auf den Kern der physikalischen Diskussion : den Atomismus. Den Atomismus anhand von Verdichtung und Verdünnung zu thematisieren konnte als unverfänglich gelten, weil dieses Thema bis auf Plato und die antike Lehre von den klassischen Elementen (Erde, Wasser, Luft, Feuer) zurückgreifen konnte, die sich ineinander durch Verdichtung und Verdünnung verwandeln.43 Denker wie Girolamo Fracastoro machten Verdichtung und Verdünnung für eine Wellentheorie nutzbar, durch die die Fortbewegung des fliegenden Pfeils erklärbar wird,44 und Gilles Personne de Roberval benutzt ein vergleichbares Argument noch 1643 in seinem Pseudo-Aristarch zur Erklärung der Bewegung der Himmelskörper.45 Descartes liegen solche Anwendungen fern ; seine Zielsetzung geht auf den Abweis des Vakuums. Um Verdichtung und Verdünnung ohne die Annahme eines Vakuums zu erklären, muß er kleine Partikel annehmen, die in die Poren des sich-verdünnenden Körpers ein, bzw. aus den Poren des sich-verdichtenden Körpers austreten. Er vermeidet so eine schlechte Metaphysik wie die Kenelme Digbys, der Verdichtung und Verdün-
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O’Malley : The Controversy on the Comets of 1618. Philadelphia : UP 1960, 292. Vgl. Plato : Timaios, 49c ; Seneca : Naturwissenschaftliche Untersuchungen in acht Büchern. Übers. v. Otto u. Eva Schönberger. Würzburg : K & N 1990, 104–105 ; David C. Lindberg : Roger Bacon’s Philosophy of Nature = De multiplicatione specierum and De speculis comburentibus. Oxford : Clarendon Press 1983, 206–207 ; Roger Bacon : Opus Tertium = Fratri Rogeri Bacon Opera Quaedam hactenus inedita. Vol. 1. Ed. by J.S.Brewer. London : Longman 1859, 158. Girolamo Fracastoro : De Sympathia et Antipathia liber unus. Übers. v. Gerhard Emil Weidmann. Diss. Zürich : Juris 1979, 139–141. Gilles Personne des Roberval : [Pseudo-]Aristarch von Samos : De Mundi Systemate partibus. Editio secunda correctior. in : Marin Mersenne : Novarum Observationum Physico-Mathematicarum. Tomus III. Paris : Bertier 1647, 1–2, 18–19.
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nung im Rückgriff auf ein sich veränderndes Verhältnis von Ausdehnung und Quantität zurückzuführen sucht.46 Descartes sichert der Physik der Verdichtung und Verdünnung eine physikalische Erklärung, indem er sie auf rein körperliche Komponenten stützt. Der Abweis eines Vakuums liegt so gesehen in der Konsequenz dieses Vorgehens, denn das Vakuum kann keine körperliche Erklärungskomponente sein, weil es per definitionem unkörperlich ist. Auf der Basis einer Substanzmetaphysik, die die Substanz als ein ausgedehntes Materielles definiert, wird das Vakuum zum Unding, nämlich zu einem ausgedehnten Nichtmateriellen. Weil Descartes den nicht an die Materie gebundenen Substanzbegriff dem Geist vorbehält, muß er Veränderung und Bewegung innerhalb der gegenständlichen Realität allein im Rückgriff auf die materiell vergegenständlichte Substanz erklären, und daher den Begriff des Vakuums ausschließen, bzw. als einen Raum erklären, der mit einer Materie erfüllt ist, die die Bewegung anderer Körper weder hemmt noch fördert. Hierin liegt eigentlich der gesamte Unterschied zwischen Descartes und Gassendi in diesem Punkt begründet : Gassendi reicht es für die Bestimmung von etwas als Vakuum (inans) völlig aus, daß es kein intrinsischer Bestandteil des vornehmlich betrachteten Körpers ist.47 Im Beispiel des Cartesischen Schwammes gesprochen : Das, was die Poren des Schwammes in verschiedenen Maßen so erfüllt, daß wir den Schwamm als feucht und angeschwollen oder als trocken und zusammengezogen wahrnehmen, gehört nicht zu der chemischen Masse des Schwammes selbst : demzufolge ist dieses Nicht-Schwamm = Irgendetwas = 46 47
Vgl. Anm. zu II, § 7. »Inane tamen inducere ; quia, ut suo loco docebitur, neque Rarefactio, neque Condensatio possit fieri sine admistione Inanis« (Pierre Gassendi : Syntagma Philosophici = Opera Omnia Band 1. Lugduni : Anisson & Devent 1658 ; Repr. Stuttgart / Bad Cannstatt : Frommann 1964, 202). – Bei Christoph Scheiner findet sich die Theorie der Verdichtung und Verdünnung versteckt in seinen Überlegungen über die Zunahme und Abnahme der Sonnenflecken (Rosa Ursina sive Sol. Bracciani : Phaeus 1630, 491–492).
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das Unbestimmte = das Leere. Das ist Descartes zu naiv. Auch das, was den Schwamm erfüllt, muß irgend etwas Ausgedehntes = Materielles sein. Von dieser Warte aus erst erlangt das berühmte Wachs-Beispiel seine volle physikalische Relevanz : Egal, wie wir das Wachs verändern, bleibt doch stets die Ausdehnung das es bestimmende ; demnach ist Materie = Ausdehnung, und die Tatsache, daß den Schwamm etwas erfüllt, ist identisch mit der Behauptung, daß dieses ihn Erfüllende ein Materielles ist. Das ist dann die Behauptung, daß alles, was im Raum ist, ausgedehnt und somit materiell ist – und das gilt auch für das Licht.48 48
Weder die Theorie, Verdichtung bzw. Verdünnung geschehe durch den Aus- bzw. Eintritt kleiner Partikel in einen Körper, noch deren Verbindung mit der Diskussion des Vakuums sind eine wissenschaftliche Leistung Descartes’ – ganz im Gegenteil kann gerade diese Diskussion bereits zu Descartes’ Zeiten auf einen ganzen Wald von Beiträgen zurückblicken. Einige besonders emporgeschossene Bäume sind : Aristoteles : Physik. Vorlesung über Natur. Übers. v. Hans Günter Zekl. Hamburg : Meiner 1987 Bd. 1, 183 = 214a ; Johannes Philoponos : Christliche Naturwissenschaft im Ausklang der Antike, Vorläufer der modernen Physik, Wissenschaft und Bibel. Ausgewählte Schriften. Übers. v. Walter Böhm. München / Paderborn / Wien : Schöningh 1967, 110, 117, 121, 140, 144 ; Julius Cäsar Scaliger : De Subtilitate ad Hieronymum Cardanum. Frankfurt : Claudius Marnius 1607, 15 ; Francis Bacon : Neues Organon. Übers. v. Rudolf Hoffmann. Hamburg : Meiner 1990, 565/ 567 ; Francis Bacon : Natural and Experimental History for the Foundation of Philosophy : or Phenomena of the Universe. Being the Third Part of the Instauratio Magna. in : The Works of Francis Bacon. Hrsg. v. James Spedding, Robert Leslie Ellis, Douglas Denon Heath. Vol V : Translations of the Philosophical Works Vol. II. London : Longmans 1889, 420–421 ; Galileo Galilei : Unterredungen und mathematische Demonstrationen über zwei neue Wissenszweige, die Mechanik und die Fallgesetze betreffend. Übers. v. Arthur von Oettingen. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1973, 11, 19, 25 ; Thomas Hobbes : Thomas White’s De Mundo Examined. Übers. v. Harold Whitmore Jones. London : Crobsy / Bradford University Press 1976, 46 ; William Gilbert : De mundo nostro sublunari philosophia nova. Amsterdam : Elzevier 1651, 52 ; Pierre Gassendi : Syntagma Philosophici = Opera Omnia. Lugduni : Anisson & Devent 1658 ; Repr. Stuttgart / Bad Cannstatt : Frommann 1964, Bd. 1, 184.
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Das Vakuum sprengt die Grenzen der Physik, weil es kein Bestandteil der res extensa sein kann. Descartes nimmt das Vakuum begrifflich exakt : Vakuum ist das, was schlicht überhaupt nichts ist. Das »Vakuum« zu nennen, was bloß nicht unseren Erwartungen entspricht, indem etwa ein Fischteich leer ist, in dem wir angeln, wenn wir mit unserer Zeit nichts anzufangen wissen, ist nur eine schludrige Verwendung eines ernstzunehmenden Begriffs. Die Ausdehnung, gedacht ohne den oder die konkreten Körper, die sie erfüllen, ist bei Descartes nicht das Vakuum, sondern der Raum, der ein Abstraktum, eine Universalie ist, die die Ontologie denken kann, während das Vakuum ein physisches Ding sein soll, während es doch in Wirklichkeit ein Unding ist, ein Nicht-Ding, das vorgibt, Teil der res extensa zu sein, wundersamerweise aber keine Ausdehnung besitzt. Etwas, das keine Ausdehnung hat, kann nicht der res extensa angehören, und deshalb sprengt der Begriff des Vakuums die Grenzen der Physik : Das Vakuum ist ein metaphysischer Fremdbegriff, der physikalisch nicht zugestanden werden kann. Ein vergleichbares Schicksal ereilt den Begriff des Atoms. Ein Atom ist das, was nicht weiter teilbar ist. Alles Ausgedehnte kann aber stets als noch kleiner gedacht werden, als es ist. Alles Körperliche ist ausgedehnt, also kann es keine kleinsten Körper geben. Die Physik interessiert eine solche Wortklauberei nicht : Ein Atom ist ein Elementarteilchen, das als das kleinste gilt, bis man ein noch kleineres gefunden hat. Eine solche schnöde, über die griechische Bedeutung des Wortes hinwegsehende Begriffsbildung kann nicht Sache einer Ontologie sein, die sich im Modus der Begriffsbestimmung, der Definition, des Aufeinander-Beziehens solcher Begriffe, kurz : Im Modus einer wissenschaftlich geschärften Sprache vollzieht. Vordergründig versucht Descartes in seiner Wendung gegen den Atomismus, seine gegen den Hylemorphismus gerichtete Grundhaltung zu kaschieren. Atomismus : Das war in den Augen eines in der scholastischen Verquickung des Hylemorphismus mit den Glaubenssakramenten, vor allem der Transsubstantiation, befangenen Lesers identisch mit einem Materialismus, der dieses zentrale Glaubens-
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sakrament, die Fleischwerdung Christi während des Abendmahls, unerklärbar macht – und auch nur in der Nähe einer solchen Ansicht zu stehen : das unterläßt man auch noch 1644 besser, und zwar auch in den nur klischeehaft freien Niederlanden, wo es fundamentalistische Protestanten gibt, deren Aggresivität sich von der gewisser katholischer Institutionen eigentlich nur durch die geringere Verfügbarkeit von Zwangsmitteln unterscheidet, die aber immerhin auch als Professor in Leiden noch genügend Unheil anrichten. Aber das ist nicht alles, denn zu einem Gutteil stimmt Descartes der hier angedeuteten Kritik in der Tat zu, nämlich insofern als im antiken Atomismus tatsächlich konzeptuell mehr angelegt ist als die bloß physikalische Lehre von den kleinsten Teilchen der Materie. Denn im Atomismus liegt zumindest die Tendenz zu einer solchen Lehre von den Atomen, die gerade die Sinnesempfindungen im Verweis auf die Materie und deren Gestalt verständlich machen will. Und genau das ist schlechte Metaphysik.49 Ohne Dualismus läßt sich eine 49
So kommt Theophrasts Behauptung, die reinen Elemente besäßen keinen Geruch (De odoribus. Übers. v. Ulrich Eigler und Georg Wöhrle. Stuttgart : Teubner 1993, 21), der Behauptung gleich, die Elemente besäßen im Hinblick auf den Geruchssinn keine Eigenschaft. Wie entsteht dann aber aus der Mischung eigenschaftsloser Elemente ein eigenschaftsbegabter Stoff ? Tatsächlich kann man aus diesen und ähnlichen Versuchen im Sinne Descartes’ eher eine Bestätigung des Dualismus gewinnen, nämlich indem man die atomistischen Erklärungen sinnlicher Qualitäten einerseits soweit zuläßt, wie sie reichen, anderseits aber umso deutlicher kenntlich macht, daß ihre Reichweite begrenzt ist (nämlich auf den Bereich der res extensa) – denn genau dieses Verfahren hat Descartes angewandt. Aus dieser Perspektive betrachtet hat Galen in seiner Interpretation von Hippokrates sehr gut herausgearbeitet, daß der Atomismus notwendig auf den Dualismus führt. Denn wenn man die Eigenschaften der Elemente und Stoffe aus den für sich genommen eigenschaftslosen Atomen ableiten will, kann man das nur tun, wenn man die Qualitäten der Stoffe auf die Ebene der Wahrnehmung verlagert : Der Stoff hat also Qualitäten, indem er wahrgenommen wird (Galen on the Elements according to Hippocrates. Hrsg. v. Phillip de Lacy. = Corpus Medicorum Graecorum. ed. Academia Berolinensis
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Materie überhaupt nicht hinsichtlich ihrer Eigenschaften bestimmen. Was hier – beim fast pedantischen Beharren auf einer sprachlich exakten Bestimmung von »Vakuum« und »Atom« – wie bloße Wortklauberei wirken mag, hat Methode, nämlich die Methode, Physik und Metaphysik nicht leichtfertig ineinanderfließen zu lassen, um desto besser Physik insgesamt mit einer metaphysischen Umklammerung zu versehen. Denn natürlich kann die Philosphie sowohl das Vakuum als auch das Atom erörtern – anders wäre es nicht möglich, beide aus der Physik auszuschließen. Physik ist metaphysisch umklammert, wenn ihre Grundbegriffe gedacht werden. Dieses Denken der physikalischen Grundbegriffe : das ist die von Descartes wiederholt propagierte Fundierung der Wissenschaft. Diese Fundierung geschieht ihrerseits auf der Basis eines Fundaments, nämlich des menschlichen Denkens. Aus diesem Grund stehen die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis am Beginn der philosophischen Prinzipien der Physik. Was auf der Basis dieser Prinzipien grundgelegt wird, ist eine Ontologie, die dann das Fundament der Physik darstellt. Physik ist Fiktion, weil sie ihre Gültigkeit im Rückgriff auf das ontologische Fundament gewinnt, eine Fiktion, die ihren fiktiven Charakter nicht dadurch verliert, daß sie die Phänomene gut = hinreichend erklärt, die wir in der Welt vorfinden. Denn die Erklärung finden wir nicht als Phänomen in der Welt vor, können sie also ihrerseits nicht empirisch verifizieren, wie wir uns ja auch denken können, daß ganz unterschiedlich konstruierte Uhren uns alle dieselbe Zeit anzeigen. Das ist möglich, weil – strenggenommen, für Descartes aber gibt es nicht den geringsten Grund, irgendetwas Philosophisches nicht streng zu nehmen – Uhren überhaupt keine et Brandenburgensis cum Acedmis Hauniensi atque Lipsiensi. V 1,2. Berlin : Akademie-Verlag 1996, 61/63). In dieselbe Richtung kann man Äußerungen Tommaso Campanellas interpretieren (De Sensu Rerum et Magia Libri Quatuor. Frankfurt : Egenolphus Emmelius 1620. in : Opera Latina. Francofurti impressa annis 1617–1630. Hrsg. v. Luigi Firpo. Band 1. Turin : Bottega D’Erasmo 1975, 7–8).
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Zeit zeigen. Uhren zeigen uns eine bestimmte Konstellation von Zeigern, die wir als eine bestimmte Uhrzeit interpretieren. Für den »Output« eines Computers gilt dasselbe : Die Lichtpunkte auf einem Bildschirm sind nichts als bloße Lichtpunkte, als welche wir sie auch erklären können, darüber hinausgehend aber sind sie nur etwas, insofern wir sie als etwas interpretieren. Interpretation aber ist eine Sache des Geistes, also der res cogitans. Die empirische Wirklichkeit, die Welt, die Natur : Das ist unausweichlich und unhintergehbar eine Sache der Interpretation, des Denkens. Physik ist damit immer etwas Gedachtes und ist somit Teil der res cogitans, und damit wird das, was physikalisch beschrieben wird, immer auch der res cogitans zugeordnet. Umgekehrt gilt das nur als nicht durchführbare Idee : Mag es auch materielle Substrate des Denkens geben, so müßte man sie doch denken, um sie zu erfassen : Cogito, ergo sum.50 Nicht die Ontologie ist fiktiv, sondern die Physik. Denn Physik ist die methodische Fiktion, allein innerhalb der Grenzen der res extensa stattzufinden. Kein Physiker thematisiert das von ihm Beschriebene, insofern es ein Beschriebenes ist, sondern er thematisiert es, als sei die Beschreibung das Beschriebene selbst. Physik gibt sich deshalb der Illusion hin, »die Wirklichkeit« zu beschreiben – und verkennt doch, daß Physik schon allein dadurch, daß sie eine Beschreibung ist, nicht die Wirklichkeit 50
»Was aber in Gedanken geschaut wird, ist kein Körper mehr, sondern nur eines Körpers Gleichnis. Das jedoch, womit man im Geiste dies Gleichnis des Körpers schaut, ist weder ein Körper noch eines Körpers Gleichnis, und sicherlich ist das, womit man so schaut und sodann auch urteilt, ob es schön ist oder häßlich, besser als das, worüber man urteilt. Das Urteilende aber ist des Menschen Geist und das Wesen der vernünftigen Seele, die erst recht kein Körper ist, wenn schon jenes Gleichnis des Körpers, das im denkenden Geiste erschaut und beurteilt wird, kein Körper ist. Sie ist demnach weder Erde noch Wasser noch Luft noch Feuer, also einer der vier Körper, die man auch die vier Elemente heißt, aus denen, wie wir sehen, die körperliche Welt zusammengefügt ist« (Aurelius Augustinus : Vom Gottesstaat (De civitate Dei). Übers. v. Wilhelm Thimme. Andresen. Zürich : Artemis und Winkler 1955. München : dtv 1977, 380–381).
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selbst sein kann. Eine Physik, die sich ihres fiktiven Charakters bewußt ist, ist nur als Ontologie möglich, als welche sie sich im menschlichen Denken verankert weiß. Ontologie ist eine metaphysische Wissenschaft, und als meta-physische Wissenschaft ist sie aber anderseits immer auch : eine Wissenschaft der Physis. Ontologie ist Denken, insofern es sich der äußeren Wirklichkeit zuwendet. Das tut die Ontologie durch Sprache. In der Sprache verfügt der menschliche Geist über ein Universalinstrument des Sich-Beziehens auf die Welt. Das steht hinter der Rede von der Natur als eines Buches, das es zu lesen gelte, und das für Descartes im Unterschied zu Galilei nicht in der Sprache der Mathematik geschrieben ist, sondern in der allgemeinen Sprache, dem Universalinstrument des gesunden Menschenverstandes, dem bon sens, der die bestverteilte Sache der Welt ist. Das Bild von der sprachlichen Erfassung der Welt führt auf den Dualismus, weil sich in der Sprache das, was beschrieben wird, mit dem verbindet, der beschreibt.51 Das steht auch hinter dem ersten Satz der Principia, demzufolge die Menschen als Kinder geboren werden : Die philosophische Pointe liegt nicht in der Feststellung der banalen Tatsache, daß das menschliche Leben mit der Kindheit beginnt, sondern im Verweis auf das unausweichliche Scheitern einer Weltauffassung, die sich der Sprache noch nicht bedienen kann. Dem korreliert auf der anderen Seite 51
Eine kanonische Analogisierung von Schriftzeichen mit Elementen, wie sie in der humanistischen Analogisierung der Welt mit einem Buch gelegen ist, führt auf den Dualismus, weil ebensowenig wie aus der Analyse der Einzelbedeutung der Buchstaben oder Laute die Bedeutung des Wortes, das aus ihnen gebildet wird, hergeleitet werden kann, ebensowenig auch die Qualitäten der Stoffe, die aus den Grundelementen gebildet sind, aus den Eigenschaften dieser Grundelemente hergeleitet werden können. Dies gilt selbstredend umso mehr, wenn diese Grundelemente als eigenschaftslos behauptet werden. – Zur BuchstabenMetapher vgl. Lukrez : Von der Natur der Dinge (De Natura Rerum). Übers. v. Karl Ludwig von Knebel (Leipzig 1831). Frankfurt a. M. : Fischer 1960 (= Exempla Classica 4), 76 ; Francis Bacon : Neues Organon. Übers. v. Rudolf Hoffmann, hrsg. v. Wolfgang Krohn. Hamburg : Meiner 1990, 57.
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die Verläßlichkeit der Erkenntnis, die in der Verfügungsgewalt über die Sprache liegt. In dieser Verfügungsgewalt liegt deshalb auch ein sicheres Unterscheidungskriterium zwischen Mensch und Maschine : Denn im Maschine-Sein ist der Mensch immer nur hinsichtlich seines Seins als res extensa getroffen, als welche er hinsichtlich seiner Fähigkeit, zu erkennen, nicht verständlich gemacht werden kann.52 In der Verfügungsgewalt über Sprache liegt ein Mehr-Sein des Menschen über sein Maschine-Sein, das vom sprechenden Subjekt her manifest ist, weil es sich der im Sprechen liegenden Intentionalität bewußt ist. Der Maschine fehlt die Intention, die den Anlaß zur sprachlichen Äußerung bildet. Im Gegensatz zur Maschine und zum Tier hat das Kind den Vorteil, daß es potentiell über Sprachbegabung verfügt und diese auszubilden vermag. Diese potentiell vorhandene Fähigkeit zur Sprache ist es auch, die das Kind anders als das Tier und die Maschine in die Lage versetzt, Urteile zu fällen, bevor die Sprachbegabung sich in Sprachfähigkeit und tatsächlicher Sprachverwendung verwirklicht hat, und diese Urteile sind dann nicht deshalb unzureichend, weil sie über sinnliche Dinge urteilen, sondern weil sie über sinnliche Dinge bloß sinnlich zu urteilen versuchen. Ontologie unterscheidet sich von Physik im engeren Sinne durch ihre Ausrichtung auf eine Struktur von Begrifflichkeiten. Ontologie vollzieht sich damit in sprachlicher Definition. Das sich hieraus ergebende Gefüge ist begrifflich-hierarchisch : Es ist der dihäretische Begriffsbaum, wie er aus der Logik bekannt ist. Innerhalb dieser sprachlich-logischen Struktur mögen mathematisch formulierte Naturgesetze ihren Platz finden ; gleichwohl geht Ontologie im Gegensatz zu Physik nicht in einem 52
Vgl. hierzu besonders die Ausführungen von Descartes im Discours V 10/11 : AT VI, 56–57 = LG, 91/93. Descartes’ Ausführungen entsprechen m. E. im Kern dem, was im 20. Jahrhundert als sog. TuringTest bekannt geworden ist ; vgl. Alan Mathison Turing : Computing Machinery and Intelligence. in : ders. : Mechanical Intelligence. Hrsg. v. D. C. Ince (= The Collected Works of A.M. Turing). Amsterdam : North Holland (Elsevier). o. J.
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selbst mathematisch darstellbaren Gefüge von Naturgesetzen auf. Alles, was sich jenseits mathematischer Formulierung sagen läßt : Das ist Ontologie. Es ist wichtig, sich klarzumachen, daß auch die Physik über solche Elemente verfügt. Die Unterscheidung von Mikro- und Makrokosmos ist von dieser Art. Gleichwohl könnten die Ansätze der Physik und der Ontologie verschiedener nicht sein. Das, was sich sagen läßt, ist für die Physik immer das, was nicht exakt getroffen ist, und es ist deshalb das, was entweder gar nicht in die Physik gehört, oder das, was in Zukunft mathematisch gefaßt werden wird. (Dabei wäre die Rede mancher Wissenschaftstheoretiker von der Mathematik als der Sprache der Physik aus Descartes’ Sicht nur eine Folge der von der Physik festgehaltenen Prämisse, in der mathematischen Formulierung einen wirklichen Sachverhalt getroffen zu haben.) Physik als System mathematisch formulierter Naturgesetze verdrängt Ontologie in die Rolle einer vorläufigen Erfassung dessen, was erst mathematisch »richtig« erfaßt wird. Anders die Philosophie. Ontologie ist nicht die naiv-vorläufige vorwissenschaftliche Erfassung der Welt, sondern der Kanon der Wirklichkeit, insofern er in den Gesetzen des menschlichen Geistes verankert ist. Ontologie ist die Anwendung der Gnoseologie auf die Welterkenntnis. Anders ausgedrückt : Im Ausgang vom menschlichen Subjekt ist Ontologie, nach der Selbsterkenntnis des menschlichen Geistes in der Gnoseologie, die Hinwendung des Geistes auf die Welt ; Ontologie ist damit eine in der Gnoseologie verankerte Meta-Physik, die nicht weniger Physik als Metaphysik ist. Sie ist Physik, insofern sie eine Beschreibung der Welt ist, sie ist Metaphysik, insofern sie eine Beschreibung der Welt ist.
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6. Die ontologische Einheit der Physik. Leitmotiv und Deduktion Ist die Physik Descartes’ deduktiv ? Nein. Denn »deduziert« werden allenfalls die Grundbegriffe der Ontologie, die den Rahmen bilden, innerhalb dessen die Physik tun und lassen kann, was sie will. Aber es stellt sich die Frage, ob die Bildung der ontologischen Grundbegriffe (Raum, Zeit, Körper, Bewegung, Kausalität usw.) im Prozeß des Sich-Hinwendens des menschlichen Geistes auf die Welt adäquat beschrieben ist, wenn man ihn als »deduktiv« bezeichnet. Der Vorwurf, der der Cartesischen Physik zu machen ist, liegt nach dem bisher Gesagten ganz woanders. Es scheint nämlich angemessener zu sein, Physik bei Descartes stets in Anführungszeichen zu setzen, denn »Physik« ist bei Descartes die Wissenschaft, deren Gegenstandsbereich die res extensa in ihrer Gesamtheit ist, und damit umfaßt diese Wissenschaft nicht nur aus historischen Gründen weitaus mehr, als man in heutiger Zeit unter »Physik« versteht. Diese Wissenschaft kann sich einengen auf »eigentliche« Physik, und an dieser eingeengten Physik ist Descartes – aller gefurchten Partikel zum Trotz – viel weniger interessiert als an dem systematischen Gesamtentwurf der Physik als Wissenschaft, der nur möglich ist, wenn jenseits der konkreten Einzelforschung der fiktive Charakter des wissenschaftlichen Gesamtentwurfs bewußt bleibt, und der deshalb eine Sache der Philosophie, nicht der Physik selbst ist, bzw. der Physik nur insofern, als sie Philosophie ist. Innerhalb der engeren Grenzen der Physik ist Physik nur »deduktiv« in dem ganz uneigentlichen Sinne, daß »das Eine zum anderen passen muß« : Physik hat kohärent zu sein, d. h. die Einzelerkenntnisse müssen miteinander vereinbar sein. Für Descartes liegt in der ontologischen Verankerung der Physik die Möglichkeit einer Einheit der Physik, d. h. die systematische Vollendung der Physik als Wissenschaft jenseits eines bloßen Sammelsuriums gegenwärtiger oder zukünftiger Einzelerkenntnisse. Eine ontologisch verankerte Physik folgt so einem Leit-
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motiv, das ihre Einheit versichert – und in diesem Sinne, nur in diesem Sinne ist sie deduktiv. Dieses Leitmotiv unterliegt, da Ontologie die Kehrseite der Gnoseologie ist, der unaufhebbaren Bedingung, dem menschlichen Geist adäquat zu sein, und das bedeutet, daß das Leitmotiv denk- und anschaubar sein muß. Die enge Verzahnung von Visualität und Denken, wie sie sich nicht zuletzt im Adelstitel der gelungenen Erkenntnis, »clare & distincte« zu sein, ausdrückt, ist eben weit mehr als eine bloße façon de parler : Sie ist Programm und Forderung zugleich. Der strenge systematische Zugriff anhand eines Leitmotivs ist das, was die Principia des René Descartes trotz ihrer zermürbenden Einzelheiten heute noch interessant macht. Descartes deduziert nicht die Einzelerkenntnisse der Physik aus dem Geist, wie ihm manche vorwerfen, und er zaubert auch nicht die Welt aus seinem Ich hervor. Descartes Interesse richtet sich auf das einheitsstiftende Prinzip, anhand dessen die gesamte physische Realität erklärt werden kann. Dieses einheitsstiftende Prinzip kann man nicht aus der physikalischen Forschung gewinnen, weil erst durch es physikalische Forschung möglich wird. Descartes gewinnt dieses Prinzip biographisch aus seiner Faszination für den Magnetismus, den vor ihm schon andere als herausragendes, auf ein Grundprinzip verweisendes Phänomen angesehen haben. Wenn es gelingt, den Magnetismus zu erklären, dann müßte in dieser Erklärung das Grundprinzip der physischen Realität gelegen sein und sich die Welt anhand dieses Grundprinzips darstellen lassen. Wer Descartes vorwerfen will, ein Phantast zu sein, erhebt diesen Vorwurf am besten an dieser Stelle – aber Descartes weiß, daß er phantasiert, und er weiß es nicht etwa deshalb, weil er sich selbst gut kennt, sondern weil er sich des prinzipiell modellhaften Charakters jedes physikalischen Entwurfes bewußt ist, der über konkrete Einzelexperimente und singuläre empirische Forschung hinausgeht.
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7. Was bleibt von Descartes’ Physik ? Die philosophische Geschichtsschreibung weiß von einem Ereignis zu berichten, das Thales von Milet betrifft, der als erster griechischer Philosoph gilt und damit als erster Philosoph überhaupt. Dieser Thales von Milet nämlich sei, so berichtet u. a. Plato (Theaitetos, 174a), als er astronomische Berechnungen angestellt und dabei nach oben geblickt habe, in einen Brunnen gefallen, und eine thrakische Magd habe ihn deshalb verspottet, weil er sich anstrenge, die himmlischen Dinge zu erkennen, aber nicht sehe, was ihm vor Augen liege. Philosophen hinsichtlich der Nutzlosigkeit ihres Tuns zu verspotten, das durchzieht die Philosophiegeschichte fast wie ein Leitmotiv, und Spott trifft auch jene Philosophen, denen kein vergleichbares, zugegebenermaßen etwas unelegantes Maleur passiert ist. Thales hat übrigens seinen Ruf als Tölpel meisterhaft wieder ausgebügelt, indem seine astronomischen Kenntnisse ihn in die Lage versetzt haben, eine Rekordernte vorauszusehen ; er mietete, so berichtet Aristoteles (Politik, 1259a), sämtliche Olivenpressen seiner Region und vermiete sie an die Bauern, als im Sommer die Olivenernte anstand, und wurde ein reicher Mann, nicht ohne seinen Mitmenschen ins Stammbuch zu schreiben, es sei den Philosophen ein leichtes, reich zu werden, es interessiere sie aber nicht. Anders als Thales von Milet fiel Descartes nicht in den Brunnen, als er die Sterne beobachtete : Er grub sich den Brunnen, nahm Anlauf und sprang hinein ; und nur sein früher Tod 1650 verhinderte, daß er sich bewußt wurde, daß die Physik sein unablässiges Graben nach den Fundamenten der Physik bestenfalls als Schlagloch auf ihrer längst geebneten Straße wahrnahm und nur etwas auswich, um nicht mit dem Hinterrad dennoch darin steckenzubleiben. Zudem ist ein mit dem Unternehmergeschick von Thales vergleichbarer coup bei Descartes nicht zu entdecken. Seine Hoffnung, durch die Anleitung zum Schleifen von optischen Linsen in der Dioptrik 53 zum 53
Diop. 10 : AT VI, 211–227 = Leisegang, 153–164.
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Fortschritt der Technik beizutragen, kann als gescheitert gelten. Stattdessen hat Descartes mitunter selbst zu seiner Zeit schon richtig erkannte Theoreme der Physik, bestes Beispiel dafür ist die Theorie des Blutkreislaufs von William Harvey, verworfen und durch eigene Ansätze ersetzt, die er weder beweisen noch nutzbar machen konnte. Es ist unumwunden zuzugeben : Descartes war ein genialer Stümper in der Physik. Was bleibt von Descartes’ Physik ? Was die Inhalte betrifft, nichts – denn auch die oben angedeutete historische Verbindung zwischen der Cartesischen Wirbeltheorie und der heute noch gültigen Theorie der Entstehung des Sonnensystems ist – wie die überwiegende Anzahl der in den Principia angeführten Theoreme ! – keine genuine Cartesische Theorie, sondern mehr ein (unter anderem auch) Cartesisches Motiv, das woanders wiederkehrt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß andere Motive an anderen Stellen der Physik eine Wiedergeburt feiern werden ; aber es ist in der Rückschau immer leicht, vermeintliche Vorbilder gegenwärtiger Ideen zu entdecken, und oft ist die Wiederkehr einer Idee nur Teil der Trauerarbeit dessen, der eine Wiederkehr erkennen will. Was sollte von Descartes’ Inhalten der Physik eine Wiederkehr erfahren ? Die gefurchten Partikel ? Aber bei aller Neigung, sich über die bizarren Einzelheiten der Cartesischen Physik zu mokieren : Die von ihm vertretene Einheit der Physik ist auch heute, und heute mehr denn je, für die Physik eine dringendere Aufgabe als sie es für die Philosophie jemals gewesen ist ; und es wäre zu wünschen, daß die Wege, die Descartes beschreitet, um diese Einheit herzustellen, von Physikern nicht weniger als von Philosophen erneut nachvollzogen würden – denn wenn das Unbehagen, das jeden Leser des beginnenden 21. Jahrhunderts bei der Lektüre der Cartesischen Principia befallen dürfte, diesen Leser anderseits auch in die Lage versetzt, den systematischen Anspruch zu begreifen, den allein man in der heutigen Zeit noch »Philosophie« nennen sollte – denn ein Philosoph ist man nicht, wenn man Bücher liest, die »philosophisch« genannt werden – , so wird dieses Werk auch heute noch, wenn auch nicht sein, so doch wenigstens ein Ziel
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erreicht haben. Man kann berechtigte Zweifel daran hegen, ob Descartes, wenn er in diese Welt zurückkehrte, seine Physik mit seiner Philosophie als so eng verbunden würde ansehen wollen, wie er es tat, als er im 17. Jahrhundert die Principia verfaßte. Aber es gehört nur wenig Phantasie dazu, sich auszumalen, was ihm Unbehagen bereiten würde an der Wissenschaft, die man heute betreibt. Zu erkennen, was an die Stelle der von Descartes so leidenschaftlich bekämpften Scholastik getreten ist, könnte – wie mir scheint – durchaus der Beginn einer notwendigen Revision des abendländischen Denkens sein.
8. Zu dieser Ausgabe Die Principia philosophiae erschienen 1644 im Verlag Ludwig Elzevier in Amsterdam, der auf die von Ludwig Elzevier d. Ä. in Leiden gegründete Druckerei und Buchherstellung zurückgeht. Ludwig Elzevier d. J. gründete die Amsterdamer Niederlassung, die sich schnell zum bedeutendsten freien Verlag seiner Zeit entwickelte. Der Verlag veröffentlichte wichtige Werke aller Wissenschaftsbereiche und der Belletristik. So erschien bei Elzevier die lateinische Übersetzung Matthias Berneggers von Galileo Galileis Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo (1632) unter dem Titel Systema cosmicum, in quo quatuor dialogis, de duobus maximis mundi systematibus, Ptolemaico et Copernicano, utriusque rationibus philosophicis ac naturalibus indefinite propositis. Leiden : Elzevier 1635, das auch die Epistola circa Pythagoricorum et Copernici opinionem de mobilitate terrae, et stabilitate solis enthält. Aus dieser Ausgabe schöpfte Descartes einen Gutteil seiner Kenntnis des Galileischen Werkes.54 54
Es wäre sehr seltsam, wenn Descartes nicht darüber hinaus mit Marin Mersennes Übersetzung von Galileis Le Mecaniche (1593) vertraut gewesen ist : Les Méchaniques de Galilée, Mathematicien et Ingenieur du Duc de Florence. Avec plusieurs additions rares et nouvelles, utiles aux
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Die vorliegende Neuausgabe ersetzt den Band 28 der Philosophischen Bibliothek, der die Prinzipien der Philosophie René Descartes’ in der Übersetzung Artur Buchenaus enthält. Diese Ausgabe erschien zuerst 1908 bei Dürr : Leipzig, ab 1911 dann bei Felix Meiner : Leipzig. 1922 erschien dieser Band in der 4. Auflage und blieb bis zum letzten Nachdruck unverändert, mit der Ausnahme allerdings, daß irgendwann nach 1955 das Vorwort Buchenaus und die ebenfalls mitabgedruckte Übersetzung der Notae in programma quoddam entfielen. Buchenau selbst hat auf die Übersetzung von Julius Hermann von Kirchmann : Die Principien der Philosophie. Berlin : Heimann 1870, die unter derselben Bandzählung (= Philosophische Bibliothek 28) von Dürr : Leipzig übernommen worden ist (unter Architectes, Ingegnieurs, Fonteniers, Philosophes et Artisans. Paris 1634, Repr. Paris : PUF 1966. Sicherlich kannte er auch die in Venedig erschienene lateinische Übersetzung des Sidereus Nuncius (1610) (Venedig : Thomas Baglionus 1610. Repr. Brüssel 1967). Bei Carolus in Straßburg erschien 1612 außerdem, ebenfalls von Bernegger übersetzt, Galileis De proportionum instrumento a se invento quod merio compendium dixeris universae geometriae tractatus. Bei Elzevier erschienen bis zum Tode Descartes’ außerdem Werke von Francis Bacon : Sylva sylvarum, sive historia naturalis, et novus atlas. Amsterdam 1648, Tommaso Campanella : De monarchia hispanica discursus. Amsterdam 1640, Hieronymus Cardanus : Arcana politica. Leyden 1635, und Proxeneta. Leiden 1627, Johannes de Sacrobosco : Sphoera. Leiden 1626 u. ö., Willebrord Snellius (= Snell van Rojen) : Cyclometricus. Leiden 1621, Descriptio cometae anni 1618. Leiden 1619, Tiphys Batavus. Leiden 1624, Simon Stevin : Arithmétique. Leiden 1625, Castrametatio. Leiden 1633, La Castrametation. Leiden 1618, Œuvres Mathematiques. Leiden 1634, sowie etliches von Seneca. Nach Descartes’ Tod sind erwähnenswert William Gilbert : De mundo nostro sublunari philosophia nova. Amsterdam 1651, Thomas Hobbes : Le corps politique. Leiden 1653, Elementa philosophica. Amsterdam 1647, Louis deLa Forge : Tractatus de mente humana. Amsterdam 1669, Justus Lipsius : De constantia. Amsterdam 1652, Christoph Scheiner : Oculus, hoc est : Fundamentum opticum. London & Amsterdam 1652, sowie Bernhard Varen : Geographia generalis. Amsterdam 1671 und etliche Werke von Hugo Grotius.
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verschiedenen Jahresangaben) in seiner Übersetzung nicht zurückgegriffen. Vor Kirchmann erschien m.W. lediglich der erste Teil der Principia in der Übersetzung von Kuno Fischer im Rahmen der Hauptschriften zur Grundlegung seiner Philosophie. Mannheim : Bassermann 1863, Repr. Heidelberg : Winter 1930. Kennzeichnend für Buchenaus Übersetzung ist zum einen die Tatsache, daß Buchenau anders als Kirchmann und Fischer bereits auf die heute noch maßgebliche französische Gesamtausgabe der Werke Descartes von Charles Adam und Paul Tannery zurückgreifen konnte, und zum anderen, daß er in seiner Übersetzung gelegentlich zwischen dem lateinischen Originaltext von 1644 und der französischen Übersetzung Picots von 1647 wechselt, dies aber für den Leser nicht immer kenntlich macht. Die vorliegende Ausgabe legt ebenfalls den Text der französischen Standardausgabe zugrunde, d. h. den Band VIII/1 der Œuvres de Descartes. Principia Philosophiae. Hrsg. v. Charles Adam & Paul Tannery. Paris : Vrin 1996. Dies ist durchgängig abgekürzt als AT. Die AT-Paginierung wird im Kolumnentitel mitgeführt, Seitenwechsel sind im Text durch einen Trennstrich ( | ) kenntlich gemacht. Anders als in Buchenaus Ausgabe (durchgängig abgekürzt als AB) stützt sich die vorliegende Übersetzung allein auf den lateinischen Text. Ich halte grundsätzlich nichts von einer Vermengung beider Fassungen, zumal es sich beim lateinischen Text ohne Zweifel um eine Cartesische Schrift, bei der französischen Fassung allenfalls streckenweise um eine authorisierte Übertragung handelt. Da die vorliegende Ausgabe erstmalig zweisprachig ist, mußte auf einen Mitabdruck des systematisch bedeutenden Vorworts Descartes’ zu Picots französischer Übersetzung der Principia (1647) verzichtet werden. Das sogenannte Lettre-Préface erscheint voraussichtlich gesondert. Die Orthographie des lateinischen Textes wurde den heutigen Gepflogenheiten angepaßt, d. h. die im frühneuzeitlichen Latein noch gebräuchlichen Ligaturen (æ, œ) sind entfallen ; lediglich das dann wieder sinnvolle Trema beim Aufeinandertreffen von
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getrennt zu sprechenden Vokalen, die auch einen Diphtong bezeichnen könnten, ist beibehalten ; lediglich bei Majuskeln (»Æquator«) sind die Ligaturen erhalten geblieben. Entfallen sind auch sämtliche Akzente des lateinischen Textes, weil anhand der Übersetzung der Unterschied z. B. zwischen »quod« = »das« und »quòd« = »daß« dokumentiert ist – womit auch gleichzeitig gesagt wäre, daß die Übersetzung natürlich der klassischen deutschen Rechtschreibung folgt. In die Übersetzung des lateinischen Textes eingefügte Absätze sind von mir, wie man anhand des lateinischen Textes, in den sie nicht übernommen wurden, überprüfen kann. Die Abbildungen, auf die Descartes in seinem Text Bezug nimmt und die in AT wiederholt auftauchen, findet der Leser am Ende des Bandes als ausklappbare Falttafel. Für die zeitaufwendige Restaurierung der Abbildungen, insbesondere der in ihnen enthaltenen Bezifferungen sei Jens-Sören Mann an dieser Stelle Dank ausgesprochen. Verweise auf diese Abbildungen entsprechen nicht genau deren Position im Originaltext, sondern erfolgen dort, wo sie mir sachlich angebracht erscheinen. Diese Positionen sind in den lateinischen Text übernommen. Die vorliegende Neuausgabe versteht sich als Studienausgabe mit Originaltext und erhebt deshalb keinen textkritischen Anspruch. Die (wenigen) Textemendationen sind fast ausnahmslos Übernahmen aus AT. Eine eventuelle textkritische Neuausgabe sei denjenigen überlassen, die das besser können, nämlich den künftigen Herausgebern einer revidierten Fassung von AT. Das Register ist neu erstellt und will eher ein Übersetzungsglossar als ein Index sein. Wenn es auch sicherlich mehr Lemmata enthält als bei vergleichbaren Ausgaben, so ist es gleichwohl kein vollständiger Index, und zwar sowohl hinsichtlich der verzeichneten Lemmata als auch hinsichtlich der unter einem Lemma verzeichneten Belegstellen. Wer an einem vollständigen Verzeichnis interessiert ist, benutze bitte : Franco Aurelio Meschini : Indice dei Principia Philosophiae di René Descartes. Indici lemmatizzati, frequenze, distribuzione dei lemmi. Florenz : Olschki 1996. Meschini verzeichnet alles, auch sämtliche Formen und Partikel.
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Die bescheidene Zurückhaltung eines Herausgebers, seine eigene Einschätzung eines philosophischen Werkes hintanzustellen, die bei der Herausgabe originalsprachlicher Texte eine Zierde ist, ist im Falle einer Übersetzung zumindest etwas fehl am Platze, und genügt im schlimmsten Falle dem Straftatbestand der Vorspiegelung falscher Tatsachen ; denn weil eine Übersetzung unausweichlich immer eine Interpretation ist, ist es nicht möglich, eine eigene Einschätzung, damit aber auch eine gelegentliche oder sogar durchgängige Fehleinschätzung völlig auszuschalten. Deshalb steht anstelle einer klassischen Einleitung eine Skizze der Interpretationsrichtung, die unausweichlich meiner Übersetzung zugrunde liegt. Die Anmerkungen am Ende des Bandes, auf die in der Übersetzung mittels fortlaufend numerierter Marginalien verwiesen wird, dagegen versuchen, Descartes’ Physik in einen historischen Kontext zu stellen. Da Descartes bekanntermaßen seine intellektuellen Einflüsse ebenso verschweigt wie seine sonstigen Inspirationen, mußte nicht nur vieles unkommentiert, sondern auch vieles in den Kommentaren spekulativ bleiben. Vielleicht aber findet sich unter den Anmerkungen irgend etwas, das andere auf richtige Lösungen bringen wird – und dann wird die Arbeit nicht umsonst gewesen sein. Die dort befindlichen Literaturangaben beziehen sich auf die jeweils greifbarsten Ausgaben, d. h. nach Möglichkeit auf die deutschen Übersetzungen, gefolgt von englischen, französischen und erst zuletzt auf lateinischen Ausgaben. Sämtliche Zitate in in dem vorliegenden Band habe ich stillschweigend orthographisch angepaßt ; sie sind also nur bedingt philologisch zitierfähig. Gelegentliche Verweise auf andere Ausgaben der Werke Descartes’ geschehen mit Hilfe folgender Abkürzungen :
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LG
Lüder Gäbe : Meditationen über die Grundlagen der Philosophie. Auf Grund der Ausgaben von Artur Buchenau neu herausgegeben von Lüder Gäbe. Durchgesehen von Hans Günter Zekl. Hamburg : Meiner 1977 ; Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft. Kritisch revidiert, übersetzt und herausgegeben von Heinrich Springmeyer, Lüder Gäbe und Hans Günter Zekl. Hamburg : Meiner 1973 ; Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung. Übersetzt und herausgegeben von Lüder Gäbe. Durchgesehen und mit neuem Register sowie einer Bibliographie von George Heffernan. Hamburg : Meiner 1997.
AB
Artur Buchenau : Meditationen über die Grundlagen der Philosophie mit den sämtlichen Einwänden und Erwiderungen. Zum ersten Mal vollständig übersetzt und herausgegeben von Artur Buchenau. Hamburg : Meiner 1972 (= 1915).
Olscamp
Discourse on Method, Optics, Geometry, and Meteorology. Übers. v. Paul J. Olscamp. Indianapolis / Cambridge : Hackett 2001 (= überarb. Fassung).
Leisegang
Descartes’ Dioptrik. Übers. v. Gertrud Leisegang. Meisenheim am Glan : Hain 1954.
Tripp
Le Monde ou Traité de la Lumière / Die Welt oder Abhandlung über das Licht. Übers. von Matthias Tripp. Berlin : Akademie-Verlag 1989.
Briefe
Briefe. Hrsg. v. Max Bense, übers. v. Fritz Baumgart. Köln : Staufen 1949.
Hammacher
Die Leidenschaften der Seele. Hrsg. und übers. von Klaus Hammacher. Hamburg : Meiner 1996.
Baillet
Adrien Baillet : La Vie de Monsieur Des-Cartes. Paris 1691. Repr. Genf : Slatkine 1970 (2 Bände in 1).
Hamburg, im Februar 2005
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rené descartes principia philosophiæ — die prinzipien der philosophie
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serenissimæ principi elisabethæ frederici bohemiæ regis comitis palatini et electroris sacri romani imperii, filiæ natu maximæ.
Serenissima Princeps, 1 Maximum fructum percepi scriptorum, quae antehac in lu-
cem edidi, quod ea perlegere dignata sis, quodque, eorum occasione in notitiam tuam admissus, tales dotes tuas esse cognoverim, ut e re gentis humanae esse putem, eas seculis in exemplum proponi. Non deceret me vel adulari, vel aliquid non satis perspectum affirmare, praesertim hoc in loco, in quo veritatis fundamenta jacere conaturus sum; & scio non affectatum ac simplex Philosophi judicium generosae modestiae tuae gratius fore, quam magis exornatas blandiorum hominum laudationes. Quapropter ea tantum scribam, | quae vera esse ratione vel experientia cognosco, & hic in exordio eodem modo ac in toto reliquo libro philosophabor. 1 2 Magnum est discrimen inter veras & apparentes virtutes; nec non etiam ex veris, inter illas quae ab accurata rerum cognitione deveniunt, & illas quae cum aliqua ignoratione conjunctae sunt. Per apparentes, intelligo vitia quaedam non valde frequentia, vitiis aliis notioribus opposita; quae quoniam ab iis magis distant quam intermediae virtutes, idcirco magis solent celebrari. Sic quia plures inveniuntur qui pericula timide refugiunt, quam qui se inconsiderate in ipsa conjiciant, vitio timiditatis temeritas tanquam virtus opponitur, & magis quam vera forti-
1 philosophabor ] 1. Auflage : kein Absatz, ebenso nach hypocritae, ex-
tolli, reperitur und rapi
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der durchlauchtigsten fürstin elisabeth, friedrichs, des königs von böhmen, pfalzgrafen und kurfürsten des heiligen römischen reichs, erstgeborener tochter.
Durchlauchtigste Fürstin,
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1 den größten Ertrag der Schriften, die bislang durch mich
das Licht der Öffentlichkeit erblickt haben, habe ich dadurch erlangt, daß Ihr geruht habt, sie zu lesen, und Ihr angelegentlich dieser Schriften mir die Gunst Eurer Bekanntschaft gewährt habt, so daß ich bemerken durfte, welche Talente des Geistes Ihr besitzt : Es kann, wie ich meine, dem menschlichen Geschlecht nur dienlich sein, wenn ich sie diesem und den kommenden Jahrhunderten als Vorbild hinstelle. Freilich ziemte es sich weder, wenn ich schmeichelte, noch wenn ich irgend etwas nicht hinreichend Durchschautes behauptete – besonders an dieser Stelle, wo ich bemüht sein werde, die Grundlagen der Wahrheit zu entwerfen ; zudem bin ich mir bewußt, daß die nicht affektierte und einfache Ansicht eines Philosophen Eure edelmütige Bescheidenheit eher gewinnen wird als die ausgeschmücktesten Lobreden schmeichlerischer Menschen. Und daher will ich nur das schreiben, das ich aus Vernunft oder Erfahrung als wahr erkenne, und werde hier am Beginn auf dieselbe Weise wie im gesamten übrigen Buch philosophieren. 2 Es besteht ein großer Unterschied zwischen wahren und bloß scheinbaren Tugenden. Nicht weniger groß ist aber bei den wahren Tugenden auch der Unterschied zwischen denen, die aus der sorgfältigen Erkenntnis der Sachverhalte entspringen, und denen, die mit irgendeiner Unwissenheit verbunden sind. Unter bloß scheinbaren Tugenden verstehe ich gewisse Laster, die nicht sehr verbreitet und anderen, verbreiteteren Lastern entgegengesetzt sind. Daher werden gemeinhin die
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tudo vulgo aestimatur; sic saepe prodigi pluris fiunt quam liberales; sicque nulli facilius ad magnam pietatis famam perveniunt, quam superstitiosi vel hypocritae. 3 Inter veras autem virtutes, multae non a sola recti cognitione, sed etiam ab errore aliquo nascuntur: sic saepe a simplicitate bonitas, a metu pietas, a desperatione fortitudo exsurgit. Atque hae ab invicem diversae sunt, ut etiam diversis nominibus designantur; sed illae purae & sincerae, quae ex sola recti cognitione profluunt, unam & eandem omnes habent naturam, & sub uno sapientiae nomine continentur. Quisquis enim firmam & efficacem habet voluntatem recte semper utendi sua ratione, quantum in se est, idque omne quod optimum esse cognoscit exsequendi, revera sapiens est, | quantum ex natura sua esse potest; & per hoc unum, justitiam, fortitudinem, temperantiam, reliquasque omnes virtutes habet; sed ita inter se conjunctas, ut nullae supra caeteras emineant; & idcirco, quamvis multo sint praestantiores iis quae aliqua vitiorum mistura distinctae sunt, quia tamen multitudini minus sunt notae, non tantis laudibus solent extolli. 4 Praeterea, cum duo ad sapientiam ita descriptam requirantur, perceptio scilicet intellectus & propensio voluntatis: ejus quidem quod a voluntate dependet nemo non est capax, sed quidam aliis multo perspicaciorem habent intellectum. Et quamvis sufficere debeat iis qui sunt natura tardiusculi, quod, etsi multa ignorent, modo tamen firmam & constantem retineat vo-
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scheinbaren Tugenden gepriesen , weil sie ja von den verbreiteteren Lastern weiter entfernt sind als die dazwischenliegenden Tugenden. Weil sich demgemäß mehr Menschen finden, die aus Schüchternheit den Gefahren entfliehen, als solche, die sich aus Unbesonnenheit in sie hineinbegeben, wird dem Laster der Ängstlichkeit die Verwegenheit gleichsam als Tugend gegenübergestellt und gemeinhin mehr als die wahre innere Festigkeit geschätzt. Ebenso gibt es oft mehr Verschwender als Freigebige ; und niemand gelangt leichter in den Ruf der Frömmigkeit als die Abergläubischen oder Heuchler. 3 Von den wahren Tugenden entstehen aber viele nicht allein aus der Erkenntnis des Richtigen, sondern auch aus irgendeinem Fehler : so entspringt oft aus der Einfältigkeit Güte, aus der Furcht Frömmigkeit, aus der Verzweiflung innere Festigkeit. Diese Tugenden sind aber voneinander verschieden, werden sie doch auch mit verschiedenen Namen bezeichnet ; jene einfachen und unvermischten hingegen, die allein aus der richtigen Erkenntnis entspringen, besitzen alle dieselbe Natur und werden unter der einen Bezeichnung der Weisheit begriffen. Jeder nämlich, der den festen und nachdrücklichen Willen besitzt, soweit er es vermag, seine Vernunft immer richtig zu gebrauchen, und alles das, was er als das beste erkennt, auszuführen, ist tatsächlich, soweit er es aufgrund seiner Natur sein kann, weise. Allein dadurch aber besitzt er Gerechtigkeit, innere Festigkeit, Ausgeglichenheit und alle übrigen Tugenden, und zwar so miteinander verbunden, daß keine die anderen überragt. Obgleich sie viel vorzüglicher sind als diejenigen, die durch irgendeine Mischung von Tugenden deutlicher hervortreten, stehen sie deshalb, weil sie gleichwohl der Mehrheit der Menschen weniger bekannt sind, gewöhnlich nicht in so hohem Ansehen. 4 Außerdem ist – weil für die so beschriebene Weisheit zweierlei erforderlich ist, nämlich Erfassung durch den Verstand und willentliche Neigung – zwar niemand dessen, was vom Willen abhängt, unfähig, jedoch besitzen die einen einen scharfsinnigeren Verstand als die anderen. Aber auch wenn diejenigen, die von Natur aus etwas schwer von Begriff sind – wenn sie nur den
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luntatem nihil omittendi, quo ad recti cognitionem perveniant, atque id omne quod rectum judicabunt exsequendi, pro modulo suo sapientes & hoc nomine Deo gratissimi esse possint: multo tamen praestantiores illi sunt, in quibus, cum firmissima recte agendi voluntate, perspicacissimum ingenium & summa veritatis cognoscendae cura reperitur. 5 Summam autem esse in Celsitudine tua istam curam, ex eo perspicuum est, quod nec aulae avocamenta, nec consueta educatio quae puellas ad ignorantiam damnare solet, impedire potuerint, quominus omnes bonas artes & scientias investigaris. Deinde summa etiam & incomparabilis ingenii tui perspicacitas ex eo apparet, quod omnia istarum scientiarum arcana penitissime inspexeris, ac brevissimo tempore accurate cognoveris. Majusque adhuc ejusdem rei habeo argumentum mihi peculiare, quod te unam hactenus invenerim, quae | tractatus antehac a me vulgatos perfecte omnes intelligas. Obscurissimi enim plerisque aliis, etiam maxime ingeniosis & doctis, esse videntur; & fere omnibus usu venit ut, si versati sint in Metaphysicis, a Geometricis abhorreant; si vero Geometriam excoluerint, quae de prima Philosophia scripsi non capiant: solum agnosco ingenium tuum, cui omnia aeque perspicua sunt, & quod merito idcirco incomparabile appello. Cumque considero tam variam & perfectam rerum omnium cognitionem non esse in aliquo Gymnosophista jam sene, qui multos annos ad contemplandum habuerit, sed in Principe puella, quae forma & aetate non caesiam
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festen und beständigen Willen aufbringen, nichts unversucht zu lassen, wodurch sie zu richtiger Erkenntnis gelangen, und alles das, was sie richtig beurteilten, auszuführen –, an ihnen selbst gemessen ausreichend weise und im Namen Gottes die Seligsten sein können, auch wenn sie vieles nicht erkennen : so sind doch gleichwohl jene die Vorzüglicheren, in denen mitsamt dem allerfestesten Willen, richtig zu handeln, der scharfsinnigste Geist und die höchste Sorgfalt, die Wahrheit erkennen zu wollen, angetroffen wird. 5 Daß aber diese höchste Sorgfalt in Eurer Hoheit vorhanden ist, ist daraus offensichtlich, daß weder die Ablenkungen des Hofes, noch die hergebrachte Erziehung, die Töchter für gewöhnlich genießen, um ihre Unwissenheit zu vertreiben, haben verhindern können, daß Ihr alle schönen Künste und Wissenschaften erforscht. Außerdem wird der immense Scharfsinn Eurer unvergleichlichen Geistesgaben auch daran sichtbar, daß Ihr alle Geheimnisse dieser Wissenschaften erforscht und in allerkürzester Zeit präzise durchschaut habt. Ich aber verfüge darüber hinaus noch über einen größeren, nur mir zugänglichen Beweisgrund für diese Tatsache : nämlich daß ich in Euch den bis jetzt einzigen Menschen gefunden habe, der sich alle bislang von mir veröffentlichten Abhandlungen vollkommen einsichtig gemacht hat. Diese Abhandlungen scheinen nämlich den meisten anderen Menschen – auch den geistreichsten und gelehrtesten – äußerst dunkel zu sein, und gewöhnlich widerfährt es fast allen, daß sie, wenn sie in der Metaphysik bewandert sind, vor der Geometrie zurückschrecken, wenn sie sich aber in der Geometrie auskennen, das, was ich über die Erste Philosophie geschrieben habe, nicht verstehen : allein von Eurem Geist ist mir bekannt, daß ihm alles gleichmäßig durchsichtig ist, und nenne ihn daher zu Recht unvergleichlich. Wenn ich nun in Betracht ziehe, daß eine solche vielfältige und klare Erkenntnis aller Sachverhalte nicht irgendeinem bereits angegrauten indischen Weisen, der viele Jahre zur Kontemplation zur Verfügung hatte, sondern einer Fürstlichen Tochter angehört, die an Gestalt und Alter weder an eine blau-
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Minervam, aut aliquem ex Musis, sed potius Charitem refert, non possum in summam admirationem non rapi. 6 Denique non tantum ex parte cognitionis, sed etiam ex parte voluntatis, nihil ad absolutam & sublimem sapientiam requiri, quod non in moribus tuis eluceat, animadverto. Apparet enim in illis eximia quaedam cum majestate benignitas & mansuetudo, perpetuis fortunae injuriis lacessita, sed nunquam efferata nec fracta. Haecque ita me sibi devinxit, ut non modo Philosophiam hanc meam Sapientiae, quam in Te suspicio, dicandam, & consecrandam putem (quia nempe ipsa nihil aliud est quam studium sapientiae), sed etiam non magis Philosophus audire velim, quam Serenissimae Celsitudinis tuae Devotissimus cultor DES-CARTES .
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äugige Minerva noch an irgendeine andere von den Musen, sondern eher an eine Grazie erinnert, so kann ich nicht umhin, mich zur höchsten Verehrung hinreißen zu lassen. 6 Außerdem stelle ich fest, daß nicht nur hinsichtlich der Erkenntnis, sondern auch hinsichtlich des Willens zur uneingeschränkten und erhabenen Weisheit nichts zu wünschen ist, was nicht in Euren Gesinnungen schon in prachtvoller Blüte stände : Es zeigt sich nämlich in ihnen eine gewisse Vornehmheit gepaart mit Würde und einer durch die unablässigen Ungerechtigkeiten des Schicksals angegriffenen, aber niemals besiegten und gebrochenen Milde. Dies nötigt mir eine solche Bewunderung ab, daß ich der Weisheit, die ich in Euch verehre, nicht nur diese meine Philosophie widmen und weihen möchte (weil sie nämlich nichts anderes ist als das Studium der Weisheit), sondern ich mich auch nicht mehr Philosoph nennen will als ich bin Eurer Durchlauchtigsten Hoheit Alleruntertänigster Diener DES-CARTES .
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PR INCIP IORU M PHILOS OPHIÆ PARS P RIM A.
De principiis cognitionis humanae.
I. Veritatem inquirenti, semel in vita de omnibus, quantum fieri
potest, esse dubitandum.
Quoniam infantes nati sumus, & varia de rebus sensibilibus judicia prius tulimus, quam integrum nostrae rationis usum haberemus, multis praejudiciis a veri cognitione avertimur; quibus non aliter videmur posse liberari, quam si semel in vita de iis omnibus studeamus dubitare, in quibus vel minimam incertitudinis suspicionem reperiemus. II. Dubia etiam pro falsis habenda.
Quin & illa etiam, de quibus dubitabimus, utile erit habere pro falsis, ut tanto clarius, quidnam certissimum & cognitu facillimum sit, inveniamus. III. Hanc interim dubitationem ad usum vitae non esse referendam.
Sed haec interim dubitatio ad solam contemplationem veritatis est restringenda. Nam quantum ad usum vitae, quia persaepe rerum agendarum occasio praeteriret, antequam nos dubiis nostris exsolvere possemus, non raro quod tantum est verisimile cogimur amplecti; vel etiam interdum, etsi e duobus unum altero verisimilius non appareat, alterutrum tamen eligere.
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DE R PR INZ IPIEN D ER PHILOSOP HIE E RSTER TEIL.
Über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis.
1. Um die Wahrheit zu finden, muß einmal im Leben an allem, soweit es möglich ist, gezweifelt werden.
Weil wir als sprachlose Wesen geboren werden und schon viele Urteile über sinnlich wahrnehmbare Dinge gefällt haben, bevor wir uneingeschränkten Gebrauch von unserer Vernunft machen können, werden wir durch vielerlei Vorurteile von der Erkenntnis des Wahren abgehalten. Von diesen Vorurteilen können wir uns, wie es scheint, nicht anders befreien, als indem wir es uns auferlegen, einmal im Leben an allem zu zweifeln, worin wir auch nur den geringsten Verdacht der Ungewißheit antreffen werden.
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2. Das Zweifelhafte muß sogar für falsch gehalten werden.
Vielmehr wird es nützlich sein, das, was wir bezweifeln, sogar für falsch zu halten, damit wir um so klarer ermitteln, was eigentlich das im Prozeß des Erkennens Sicherste und Einfachste sei. 3. Einstweilen darf dieser Zweifel nicht auf das praktische Leben übertragen werden.
Hingegen muß dieser Zweifel einstweilen allein auf die Betrachtung der Wahrheit eingeschränkt werden. Denn weil sonst sehr oft die Gelegenheit vorbeizöge, die Dinge zu tun, die keinen Aufschub dulden, bevor wir uns unserer Zweifelsgründe entledigen könnten, werden wir im praktischen Leben nicht selten gezwungen sein, das zu wählen, was bloß wahrscheinlich ist, oder zuweilen sogar, uns auch dann zu etwas zu entschließen, wenn von zwei Möglichkeiten keine die Wahrscheinlichere ist.
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IV. Cur possimus dubitare de rebus sensibilibus.
Nunc itaque, cum tantum veritati quaerendae incumbamus, dubitabimus inprimis, an ullae res sensibiles | aut imaginabiles existant: primo, quia deprehendimus interdum sensus errare, ac prudentiae est, nunquam nimis fidere iis, qui nos vel semel deceperunt; deinde, quia quotidie in somnis innumera videmur sentire aut imaginari, quae nusquam sunt; nullaque sic dubitanti signa apparent, quibus somnum a vigilia certo dignoscat. V. Cur etiam de Mathematicis demonstrationibus.
Dubitabimus etiam de reliquis, quae antea pro maxime certis habuimus; etiam Mathematicis demonstrationibus, etiam de iis principiis, quae hactenus putavimus esse per se nota: tum quia vidimus aliquando nonnullus errasse in talibus, & quaedam pro certissimis ac per se notis admisisse, quae nobis falsa videbantur; tum maxime, quia audivimus esse Deum, qui potest omnia, & a quo sumus creati. Ignoramus enim, an forte nos tales creare voluerit, ut semper fallamur, etiam in iis quae nobis quam notissima apparent; quia non minus hoc videtur fieri potuisse, quam ut interdum fallamur, quod contingere ante advertimus. Atque si non a Deo potentissimo, sed vel a nobis ipsis, vel a quovis alio, nos esse fingamus: quo minus potentem originis nostrae
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4. Weshalb wir an den sinnlich wahrnehmbaren Dingen zweifeln können.
Weil wir uns nunmehr ganz der Erforschung der Wahrheit widmen, werden wir also zunächst bezweifeln, daß irgendwelche sinnlich wahrnehmbaren oder bloß vorgestellten Dinge existieren ; zum einen, weil wir die Sinne ja zuweilen dabei ertappen, daß sie sich verirren – denn es ist ein Gebot der Klugheit, niemals gerade jenen allzusehr zu vertrauen, die uns doch bereits einmal hintergangen haben –, zum anderen, weil wir uns im Traum ständig vorgaukeln, zahllose Dinge zu empfinden oder vorzustellen, die gar nicht vorhanden sind, und so dem, der auf diese Weise zweifelt, keinerlei Merkmale zur Verfügung stehen, aufgrund derer er den Traum vom Wachzustand sicher unterscheiden könnte. 5. Weshalb wir sogar die Beweise der Mathematiker bezweifeln können.
Wir werden auch alles übrige bezweifeln, was wir vordem für äußerst gewiß gehalten haben, die Beweise der Mathematiker nicht weniger als jene Prinzipien, von denen wir angenommen haben, sie seien aus sich selbst heraus verständlich : Nicht nur, weil wir festgestellt haben, daß sich bereits ziemlich viele andere Menschen in bezug auf solche Prinzipien geirrt und etliche von ihnen als überaus sicher und sogar als selbstverständlich zugelassen haben, die uns als falsch offenbar geworden sind, sondern vor allem, weil wir vernommen haben, daß ein Gott existiert, der alles vermag und von dem wir geschaffen sind. Wir wissen nämlich nicht, ob dieser Gott nicht vielleicht gewollt hat, uns so zu erschaffen, daß wir uns sogar in jenen Dingen immerzu täuschen, die uns als die selbstverständlichsten erscheinen, hätte er doch nicht weniger beschließen können, daß wir uns immerzu täuschen, als daß wir uns nur bisweilen täuschen – was, wie wir bereits bemerkt haben, uns zuweilen widerfährt. Aber sogar wenn wir unterstellen sollten, nicht durch einen übermächtigen Gott, sondern entweder durch uns selbst oder auch durch irgend etwas anderes geschaffen zu sein : Je weniger Macht wir
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authorem assignabimus, tanto magis erit credibile, nos tam imperfectos esse, ut semper fallamur. VI. Nos habere liberum arbitrium, ad cohibendum assensum
in dubiis, sicque ad errorem vitandum.
Sed interim, a quocunque tandem simus, & quantumvis ille sit potens, quantumvis fallax, hanc nihilominus in nobis libertatem esse experimur, ut semper ab iis credendis, quae non plane certa sunt & explorata, possimus abstinere; atque ita cavere, ne unquam erremus. VII. Non posse a nobis dubitari, quin existamus dum dubitamus;
atque hoc esse primum, quod ordine philosophando cognoscimus.
Sic autem rejicientis illa omnia, de quibus aliquo | modo possumus dubitare, ac etiam falsa esse fingentes, facile quidem supponimus nullum esse Deum, nullum coelum, nulla corpora; nosque etiam ipsos non habere manus, nec pedes, nec denique ullum corpus; non autem ideo nos, qui talia cogitamus, nihil esse: repugnat enim, ut putemus id quod cogitat, eo ipso tempore quo cogitat, non existere. Ac proinde haec cognitio, ego cogito, ergo sum, est omnium prima & certissima, quae cuilibet ordine philosophanti occurat. VIII. Distinctionem inter animam & corpus, sive inter rem
cogitantem & corpoream, hinc agnosci.
Haecque optima via est ad mentis naturam, ejusque a corpore distinctionem, agnoscendam. Examinantes enim quinam simus nos, qui omnia quae a nobis diversa sunt supponimus falsa esse, perspicue videmus, nullam extensionem, nec figuram, nec mo-
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dem Urheber unseres Ursprungs zusprechen werden, desto glaubhafter wird es sein, daß wir so unvollkommen sind, daß wir uns immerzu täuschen. 6. Wir haben die freie Willkür, dem Zweifelhaften die Zustimmung zu versagen und so Irrtümer zu vermeiden.
Indessen werden wir, von wem auch immer wir letztendlich geschaffen sind, wie groß auch immer jene Macht ist, und wie sehr trügerisch sie auch sei, in uns die Freiheit erfahren, stets von jenen Ansichten abzusehen, die nicht völlig sicher und erforscht sind, und so gewährleisten, daß wir uns niemals irren. 7. Es kann von uns nicht bezweifelt werden, daß wir existieren, während wir zweifeln ; und das ist das Erste, das wir durch regelgeleitetes Philosophieren erkennen.
Wenn wir auf diese Weise alles zurückweisen, das wir auf irgendeine Weise bezweifeln können und sogar als falsch unterstellen, dann fällt es uns zwar leicht, zu unterstellen, daß es keinen Gott gebe, keinen Himmel, keine Körper, und daß zudem wir selbst weder Hände noch Füße und zuletzt überhaupt keinen Körper besitzen, aber daß wir, die wir derartige Gedanken verfolgen, nichts sind, läßt sich nicht ebenso leicht unterstellen. Denn offenbar ist es widersprüchlich, anzunehmen, daß dasjenige, das denkt, in eben derselben Zeit, in der es denkt, nicht existieren sollte. Und deshalb ist die Erkenntnis, ich denke, daher bin ich, die überhaupt erste und sicherste, auf die jeder regelgeleitet Philosophierende stößt.
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8. Von daher wird der Unterschied zwischen Seele und Körper, bzw. zwischen einem denkenden und einem körperlichen Ding begreiflich.
Dies ist der beste Weg, die Natur des Geistes und dessen Unterschied zum Körper zu begreifen. Wenn wir nämlich untersuchen, was wir, die wir unterstellen, daß alles, was von uns verschieden ist, falsch ist, denn nun sein mögen, dann sehen wir ganz zuverlässig, daß keine Ausdehnung, weder Gestalt noch
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tum localem, nec quid simile, quod corpori sit tribuendum, ad naturam nostram pertinere, sed cogitationem solam, quae proinde prius & certius quam ulla res corporea cognoscitur; hanc enim jam percepimus, de aliis autem adhuc dubitamus. IX. Quid sit cogitatio.
Cogitationis nomine, intelligo illa omnia, quae nobis consciis in nobis fiunt, quatenus eorum in nobis conscientia est. Atque ita non modo intelligere, velle, imaginari, sed etiam sentire, idem est hic quod cogitare. Nam si dicam, ego video, vel ego ambulo, ergo sum; & hoc intelligam de visione, aut ambulatione, quae corpore peragitur, conclusio non est absolute certa; quia, ut saepe fit in somnis, possum putare me videre, vel ambulare, quamvis oculos non aperiam, & loco non movear, atque etiam forte, quamvis nullum habeam corpus. Sed si intelligam de ipso sensu sive conscientia videndi aut ambulandi, quia tunc refertur ad | mentem, quae sola sentit sive cogitat se videre aut ambulare, est plane certa. X. Quae simplicissima sunt & per se nota, definitionibus Logicis
obscuriora reddi; & talia inter cognitiones studio acquisitas non esse numeranda.
Non hic explico alia multa nomina, quibus jam usus sum, vel utar in sequentibus, quia per se satis nota mihi videntur. Et saepe adverti Philosophos in hoc errare, quod ea, quae simpli-
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Ortsbewegung, wie überhaupt nichts dergleichen, das dem Körper zugesprochen wird, zu unserer Natur gehört, sondern allein das Denken. Daher wird es auch zuerst und sicherer erkannt als jedes körperliche Ding, haben wir doch das Denken bereits erfaßt, während wir das Körperliche bezweifeln. 9. Was das Denken ist.
Unter der Bezeichnung »Denken« verstehe ich alles, was auf bewußte Weise in uns geschieht, das wir also erkennen, insofern es zu unserem Bewußtsein gehört. Deshalb ist nicht nur Einsehen, Wollen, Vorstellen, sondern sogar Empfinden hier dasselbe wie Denken. Denn wenn ich etwa sage »ich erblicke etwas – – ; oder : »ich gehe spazieren, daher bin ich« und gewinne diese Einsicht im Ausgang von der Tätigkeit des Erblickens oder Spazierengehens, insofern sie sich im Körper vollziehen, dann ist die Folgerung keineswegs absolut sicher, denn ich kann ja, wie es im Traum oft geschieht, bloß vermeinen, daß ich etwas erblickte oder daß ich spazieren ginge, obgleich ich die Augen gar nicht geöffnet habe und mich von meinem Ort gar nicht fortbewege, oder vielmehr sogar : obgleich ich überhaupt keinen Körper habe. Gewinne ich diese Einsicht hingegen über die Empfindung als solche, bzw. im Ausgang vom Bewußtsein des Erblickens oder Spazierengehens, dann ist die Schlußfolgerung unabweisbar, weil in diesem Fall beides auf den Geist bezogen wird, der allein sich als sehend wahrnimmt oder als spazierengehend denkt. 10. Das Allereinfachste und aus sich selbst heraus Verständliche wird durch die Definitionen der Logiker nur noch weiter verdunkelt ; außerdem kann nicht alles, was aus dem Studium solcher Erkenntnisse erworben werden kann, hier aufgeführt werden.
Ich erläutere hier nicht die vielen anderen Bezeichnungen, die ich bereits gebraucht habe oder im Folgenden gebrauchen werde, weil sie mir als aus sich selbst heraus hinreichend verständlich erscheinen. Wiederholt schon habe ich die Philoso-
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cissima erant ac per se nota, Logicis definitionibus explicare conarentur; ita enim ipsa obscuriora reddebant. Atque ubi dixi hanc propositionem, ego cogito, ergo sum, esse omnium primam & certissimam, quae cuilibet ordine philosophanti occurat, non ideo negavi quin ante ipsam scire oporteat, quid sit cogitatio, quid existentia, quid certitudo; item, quod fieri non possit, ut id quod cogitet non existat, & talia; sed quia hae sunt simplicissimae notiones, & quae solae nullius rei existentis notitiam praebent, idcirco non censui esse numerandas. XI. Quomodo mens nostra notior sit quam corpus.
Jam vero ut sciatur, mentem nostram non modo prius & certius, sed etiam evidentius quam corpus cognosci, notandum est, lumine naturali esse notissimum, nihili nullas esse affectiones sive qualitates; atque ideo ubicunque aliquas deprehendimus, ibi rem sive substantiam, cujus illae sint, necessario inveniri; & quo plures in eadem re sive substantia deprehendimus, tanto clarius nos illam cognoscere. Plura vero in mente nostra, quam in ulla alia re a nobis deprehendi, ex hoc manifestum est, quod nihil plane efficiat, ut aliquid aliud cognoscamus, quin idem etiam multo certius in mentis nostrae cognitionem nos adducat. Ut si terram judico existere, ex eo quod illam tangam vel videam, certe ex hoc ipso adhuc magis mihi judicandum est mentem meam existere: fieri enim forsan | potest, ut judicem me terram
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phen darauf aufmerksam gemacht, daß sie nicht gut daran tun, wenn sie versuchen, die allereinfachsten Sachverhalte, die doch zuvor selbstverständlich waren, mit Hilfe der Definitionen der Logiker zu erläutern ; auf diese Weise nämlich haben sie sie verdunkelt. Wenn ich nun jenen Satz, ich denke, daher bin ich, den ersten und sichersten genannt habe, auf den jeder regelgeleitet Philosophierende stößt, dann habe ich damit nicht bestreiten wollen, daß es zuvor nötig ist, zu wissen, was Denken ist, was Existenz, was Gewißheit, und ebenso daß es nicht möglich ist, daß das, das denkt, nicht existieren sollte und dergleichen Dinge mehr, sondern ich habe nur sagen wollen, daß ich es nicht für zweckmäßig erachtet habe, sie hier aufzuführen, weil sie die allereinfachsten Grundbegriffe sind und für sich genommen die Kenntnis der realen Existenz keines einzigen Dinges herbeiführen.
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11. Inwiefern unser Geist leichter zu erkennen ist als der Körper.
Damit man nun aber überzeugt sei, daß unser Geist nicht nur zuerst und sicherer, sondern auch evidenter erkannt wird, muß man beachten, daß es für das natürliche Licht nichts Selbstverständlicheres gibt, als daß dem Nichts keinerlei Zustände oder Qualitäten zukommen. Daher verweist alles, was wir irgendwo entdeckt haben, unausweichlich auf ein Ding oder eine Substanz, dem jene Zustände oder Qualitäten zukommen ; und je mehr Zustände oder Qualitäten wir an jenem Ding oder jener Substanz entdecken, desto klarer erkennen wir sie. Es ist offensichtlich, daß von uns sehr viel mehr Zustände und Qualitäten an unserem Geist als an irgendeinem anderen Ding entdeckt werden, weil überhaupt nichts in uns die Erkenntnis eines anderen bewirken kann, ohne daß es uns ebenso auch viel sicherer zur Erkenntnis unseres Geistes führt. Wenn ich etwa aufgrund dessen, daß ich ihn berühre oder sehe, urteile, daß der Erdboden existiert, so ist daraus sicherlich noch viel mehr abzuleiten, daß mein Geist existiert : Es ist nämlich vielleicht möglich, daß ich urteile, den Erdboden zu berühren, obwohl gar kein Erdboden existiert, nicht jedoch, daß ich dieses Urteil fälle, und
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tangere, quamvis terra nulla existat; non autem, ut id judicem, & mea mens quae id judicat nihil sit; atque ita de caeteris. XII. Cur non omnibus aeque innotescat.
Nec aliam ob causam aliter visum est iis, qui non ordine philosophati sunt, quam quia mentem a corpore nunquam satis accurate distinxerunt. Et quamvis sibi certius esse putarint, se ipsos existere, quam quidquam aliud, non tamen adverterunt, per se ipsos, mentes solas hoc in loco fuisse intelligendas; sed contra potius intellexerunt sola sua corpora, quae oculis videbant, & manibus palpabant, quibusque vim sentiendi perperam tribuebant; hocque ipsos a mentis natura percipienda avocavit. XIII. Quo sensu reliquarum rerum cognitio a Dei cognitione
dependeat.
Cum autem mens, quae se ipsam novit, & de aliis omnibus rebus adhuc dubitat, undiquaque circumspicit, ut cognitionem suam ulterius extendat: primo quidem invenit apud se multarum rerum ideas, quas quamdiu tantum contemplatur, nihilque ipsis simile extra se esse affirmat nec negat, falli non potest. Invenit etiam communes quasdam notiones, & ex his varias demonstrationes componit, ad quas quamdiu attendit, omnino sibi persuadet esse veras. Sic, exempli causa, numerorum & figurarum ideas in se habet, habetque etiam inter communes notiones, quod si aequalibus aequalia addas, quae inde exsurgent erunt aequalia, & similes; ex quibus facile demonstratur, tres angulos trianguli aequales esse duobus rectis, &c.; ac proinde haec & talia sibi persuadet vera esse, quamdiu ad praemissas, ex quibus ea deduxit, attendit. Sed quia non potest semper ad illas atten-
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mein Geist, der dieses Urteil fällt, nicht sei ; und so in allen anderen Fällen. 12. Weshalb dies nicht allen in gleicher Weise bekannt ist.
Denjenigen, die keine regelgeleitet Philosophierenden sind, ist dies aus keiner anderen Ursache heraus immer anders erschienen, als der, daß sie den Geist niemals hinreichend vom Körper unterschieden haben. Und sosehr sie auch vermeinten, sich ihrer eigenen Existenz sicherer zu sein als irgend etwas anderem, so haben sie dennoch nicht bemerkt, daß sie unter ihrem Selbst an dieser Stelle allein ihren Geist hätten verstehen müssen. Statt dessen haben sie unter ihrem Selbst allein ihren Körper verstanden, den sie mit den Augen sehen und mit den Händen berühren konnten, und dem sie zu unrecht das Wahrnehmungsvermögen zugesprochen haben ; und das hat sie abgehalten, die Natur des Geistes zu erfassen. 13. In welchem Sinne die Erkenntnis der übrigen Dinge von der Erkenntnis Gottes abhängt.
Wenn aber der Geist, der sich selbst erkundet hat und noch immer an allen Dingen zweifelt, überall hin- und herschweift, um seine Erkenntnis zu erweitern, dann entdeckt er zunächst in sich Ideen vielerlei Dinge, die ihn nicht täuschen können, solange er sie nur betrachtet und weder behauptet noch bestreitet, daß sich etwas ihnen Gleichendes außerhalb seiner befinde. Sodann entdeckt er gewisse allgemeine Grundbegriffe, und aus diesen bildet er verschiedene Beweise, von denen er sich, solange er sie sich gegenwärtig hält, überzeugt, daß sie wahr sind. So hat er zum Beispiel Ideen von Zahlen und geometrischen, bzw. mathematischen Figuren in sich, und inmitten all dieser allgemeinen Grundbegriffe den, daß, wenn Gleiches dem Gleichen hinzugefügt wird, die Ganzen gleich sind, und dergleichen mehr, aus dem leicht bewiesen werden kann, daß die drei Winkel des Dreiecks gleich zwei Rechten sind, usw. Daher überzeugt er sich, daß diese und ähnliche Dinge wahr sind, solange er sich die Voraussetzungen, aus denen er sie hergeleitet
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dere, cum postea recordatur se nondum scire, an forte talis naturae creata sit, | ut fallatur etiam in iis quae ipsi evidentissima apparent, videt se merito de talibus dubitare, nec ullam habere posse certam scientiam, priusquam suae authorem originis agnoverit. XIV. Ex eo quod existentia necessaria in nostro de Deo conceptu
contineatur, recte concludi Deum existere.
Considerans deinde inter diversas ideas, quas apud se habet, unam esse entis summe intelligentis, summe potentis & summe perfecti, quae omnium longe praecipua est, agnoscit in ipsa existentiam, non possibilem & contingentem tantum, quemadmodum in ideis aliarum omnium rerum, quas distincte percipit, sed omnino necessarium & aeternam. Atque ut ex eo quod, exempli causa, percipiat in idea trianguli necessario contineri, tres ejus angulos aequales esse duobus rectis, plane sibi persuadet triangulum tres angulos habere aequales duobus rectis: ita ex eo solo quod percipiat existentiam necessariam & aeternam in entis summe perfecti idea contineri, plane concludere debet ens summe perfectum existere. XV. Non eodem modo in aliarum rerum conceptibus existentiam
necessariam, sed contingentem duntaxat contineri.
Magisque hoc credet, si attendat nullius alterius rei ideam apud se inveniri, in qua eodem modo necessariam existentiam contineri animadvertat. Ex hoc enim intelliget, istam ideam entis summe perfecti non esse a se effictam, nec exhibere chimericam
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hat, bewußt hält. Weil er sich diese Voraussetzungen aber nicht ständig im Geist gegenwärtig halten kann, wenn er sich später daran erinnert, daß er ja noch nicht weiß, ob er vielleicht als eine solche Natur geschaffen ist, daß er sich sogar in jenen Dingen täuscht, die ihm als die evidentesten erscheinen, bemerkt er dann, daß er mit Berechtigung an jenen Dingen zweifelt, und daß er keine sichere Wissenschaft besitzen könne, bevor er den Urheber seines Ursprungs anerkannt hat. 14. Daraus, daß die notwendige Existenz in unserem Begriff von Gott enthalten ist, kann zu Recht gefolgert werden, daß Gott existiert.
Wenn er daraufhin die verschiedenen Ideen, die er in sich hat, gegeneinander abwägt, findet er die Idee eines vollkommen einsichtigen, allmächtigen und höchstvollkommenen Wesens. Diese Idee ist von allen die vorzüglichste, denn er erkennt in ihr die Existenz, und zwar nicht nur die mögliche und zufällige, wie bei den Ideen aller anderen Dinge, die er deutlich erfaßt, sondern die durchaus notwendige und unvergängliche. So ist er ja zum Beispiel deshalb überzeugt, daß das Dreieck drei Winkel besitze, die zwei Rechten gleich sind, weil er erkennt, daß es in der Idee des Dreiecks notwendig enthalten ist, daß seine Winkel zwei Rechten entsprechen : ebenso ist er geradezu gezwungen, klar zu folgern, daß ein allervollkommenstes Wesen existiert, weil er die notwendige und unvergängliche Existenz als in der Idee des allervollkommensten Wesens enthalten erkennt. 15. In den Begriffen anderer Dinge ist die notwendige Existenz nicht in derselben Weise enthalten, sondern lediglich eine zufällige.
Um so mehr nun wird er dies glauben, wenn er bedenkt, daß er die Idee keines anderen Dinges in sich entdeckt, bei der ihm aufgefallen wäre, daß sie auf dieselbe Weise die notwendige Existenz enthielte. Daran nämlich wird ihm einsichtig, daß diese Idee eines allervollkommensten Wesens nicht von ihm ausgedacht ist, und daß er zudem nicht nur eine gewisse schein-
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quandam, sed veram & immutabilem naturam, quaeque non potest non existere, cum necessaria existentia in ea contineatur. XVI. Praejudicia impedire, quominus ista necessitas existentiae Dei
ab omnibus clare cognoscatur.
Hoc, inquam, facile credet mens nostra, si se prius omnino praejudiciis liberarit. Sed quia sumus assueti reliquis omnibus in rebus essentiam ab existentia distinguere, atque etiam varias ideas rerum, quae nusquam sunt, aut fuerunt, ad arbitrium effingere, facile con | tingit, cum in entis summe perfecti contemplatione non sumus plane defixi, ut dubitemus an forte ejus idea una sit ex iis, quas ad arbitrium effinximus, aut saltem ad quarum essentiam existentia non pertinet. XVII. Quo cujusque ex nostris ideis objectiva perfectio major est,
eo ejus causam esse debere majorem.
Ulterius vero considerantes ideas quas in nobis habemus, videmus quidem illas, quatenus sunt quidam modi cogitandi, non multum a se mutuo differre, sed quatenus una unam rem, alia aliam repraesentat, esse valde diversas; & quo plus perfectionis objectivae in se continent, eo perfectiorem ipsarum causam esse debere. Nam quemadmodum, si quis in se habet ideam alicujus machinae valde artificiosae, merito quaeri potest quaenam sit causa a qua illam habet: an nempe viderit alicubi talem machinam ab alio factam; an mechanicas scientias tam accurate didicerit, anve tanta sit in eo ingenii vis, ut ipsam nullibi unquam visam per se excogitare potuerit? Totum enim artificium quod in
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bare, sondern die wahre und unveränderliche Natur dieser Idee herausgebracht hat, die, weil die notwendige Existenz in ihr inbegriffen ist, unmöglich nicht existieren kann. 16. Die Vorurteile verhindern, daß diese Notwendigkeit der Existenz Gottes von allen klar erkannt wird.
Dies, sage ich, wird unser Geist leicht glauben, wenn er sich zuvor von allen Vorurteilen befreit hat. Weil wir aber bei allen übrigen Dingen Essenz (Sein) und Existenz (Dasein) zu unterscheiden gewöhnt sind, und uns außerdem sogar verschiedene Ideen von Dingen, die nirgends sind oder gewesen sind, nach Belieben ausdenken können, geschieht es leicht, daß wir in der Betrachtung des allervollkommensten Wesens nicht hinreichend gefestigt sind, und zu zweifeln beginnen, ob nicht vielleicht diese Idee eine von jenen sei, die wir uns nach Belieben ausgedacht haben, oder doch zumindest eine von jenen ist, deren Essenz (Sein) die Existenz (Dasein) nicht einschließt. 17. Je größer die objektive Vollkommenheit einer unserer Ideen ist, desto größer muß ihre Ursache sein.
Wenn wir aber die Ideen, die wir in uns haben, einer weitergehenden Prüfung unterziehen, stellen wir fest, daß zwischen ihnen zwar kein großer Unterschied besteht, insofern sie bloß irgendwelche gedanklichen Zugriffe sind, daß sie aber, insofern die eine dieses, die andere jenes Ding repräsentiert, äußerst verschieden sind, und daß ihre Ursache desto vollkommener sein muß, je mehr objektive Vollkommenheit sie in sich enthalten : So wie nämlich, wenn jemand die Idee irgendeiner sehr ausgeklügelten Maschine in sich hat, ganz zu Recht gefragt werden kann, aufgrund welcher Ursache es sein könne, daß er diese Idee besitzt : Hat er nicht offenbar irgendwo eine solche, von einem anderen gefertigte Maschine gesehen? Hat er sich die Kenntnisse der Mechanik so sorgfältig angeeignet, oder verfügt er vielmehr über eine so große Geisteskraft, daß er es vermocht haben sollte, sie sich selbst auszudenken, ohne sie jemals irgendwo gesehen zu haben? Das gesamte technische
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idea illa objective tantum sive tanquam in imagine continetur, debet in ejus causa, qualiscunque tandem sit, non tantum objective sive repraesentative, saltem in prima & praecipua, sed reipsa formaliter aut eminenter contineri. XVIII. Hinc rursus concludi Deum existere.
Sic, quia Dei sive entis summi ideam habemus in nobis, jure possumus examinare a quanam causa illam habeamus; tantamque in ea immensitatem inveniemus, ut plane ex eo simus certi, non posse illam nobis fuisse inditam, nisi a re in qua sit revera omnium perfectionum complementum, hoc est, nisi a Deo realiter existente. Est enim lumine naturali notissimum, non modo a nihilo nihil fieri; nec id quod est perfectius ab eo quod est minus perfectum, ut a causa | efficiente & totali, produci; sed neque etiam in nobis ideam sive imaginem ullius rei esse posse, cujus non alicubi, sive in nobis ipsis, sive extra nos, Archetypus aliquis, omnes ejus perfectiones reipsa continens, existat. Et quia summas illas perfectiones, quarum ideam habemus, nullo modo in nobis reperimus, ex hoc ipso recte concludimus eas in aliquo a nobis diverso, nempe in Deo, esse, vel certe aliquando fuisse; ex quo evidentissime sequitur, ipsas adhuc esse. XIX. Etsi Dei naturam non comprehendamus, ejus tamen
perfectiones omni alia re clarius a nobis cognosci.
Hocque satis certum est & manifestum, iis qui Dei ideam contemplari summasque ejus perfectiones advertere sunt assueti.
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Gebilde nämlich, das in jener Idee nur objektiv, bzw. gleichsam als Vorstellung enthalten ist, muß in seiner Ursache, was auch immer sie sei, nicht nur objektiv oder repräsentativ, sondern zumindest in der ersten und obersten Ursache tatsächlich formal oder eminent enthalten sein. 18. Von daher kann hinwiederum gefolgert werden, daß Gott existiert.
Und so haben wir, weil wir die Idee Gottes bzw. eines höchsten Wesens in uns haben, guten Grund, zu untersuchen, aufgrund welcher Ursache wir diese Idee besitzen. In ihr entdecken wir aber eine so große Unermeßlichkeit, daß wir daraufhin völlig sicher sind, daß diese Idee uns nicht eingegeben sein könnte, außer durch ein Ding, in dem die Gesamtheit der allumfassenden Vollkommenheit wirklich vorhanden ist, will sagen : nur durch einen real existierenden Gott. Denn es ist für das natürliche Licht ganz selbstverständlich, daß nicht nur aus dem Nichts nichts entsteht, und daß das, was vollkommener ist, von dem, was weniger vollkommen ist, als dessen wirkender und vollständiger Ursache nicht hervorgebracht werden kann, sondern auch, daß in uns keine Idee oder Vorstellung irgendeines Dinges sein könne, von der nicht irgendein Urbild irgendwo, sei es in uns selbst oder außerhalb von uns, existiert, das alle Vollkommenheiten tatsächlich enthält. Weil wir nun jene höchsten Vollkommenheiten, deren Idee wir besitzen, in uns selbst in keiner Weise antreffen, folgern wir daraus zu Recht, daß sie in etwas anderem, von uns Verschiedenen, nämlich in Gott, vorhanden sind, oder doch wohl sicherlich einmal in ihm vorhanden gewesen sind : woraus sich äußerst evident ergibt, daß sie noch immer in ihm vorhanden sind. 19. Auch wenn wir die Natur Gottes nicht begreifen, werden seine Vollkommenheiten dennoch von uns klarer erkannt als alle anderen Dinge.
Dies halten nun diejenigen, die gewöhnt sind, die Idee Gottes zu betrachten und sich den in ihr enthaltenen höchsten Voll-
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Quamvis enim illas non comprehendamus, quia scilicet est de natura infiniti ut a nobis, qui sumus finiti, non comprehendatur, nihilominus tamen ipsas clarius & distinctius quam ullas res corporeas intelligere possumus, quia cogitationem nostram magis implent, suntque simpliciores, nec limitationibus ullis obscurantur. XX. Nos non a nobis ipsis, sed a Deo factos, eumque proinde
existere.
Quia vero non omnes hoc advertunt, atque etiam quia non, quemadmodum habentes ideam artificiosae alicujus machinae scire solent undenam illam acceperint, ita etiam recordamur ideam Dei nobis aliquando a Deo advenisse, utpote quam semper habuimus: quaerendum adhuc est, a quonam simus nos ipsi, qui summarum Dei perfectionum ideam in nobis habemus. Nam certe est lumine naturali notissimum, eam rem, quae novit aliquid se perfectius, a se non esse: dedisset enim ipsa sibi omnes perfectiones, quarum ideam in se habet; nec proinde etiam posse ab ullo esse, qui non habeat in se omnes illas perfectiones, hoc est, qui non sit Deus. | XXI. Existentiae nostrae durationem sufficere, ad existentiam Dei
demonstrandam.
Nihilque hujus demonstrationis evidentiam potest obscurare, modo attendamus ad temporis sive rerum durationis naturam; quae talis est, ut ejus partes a se mutuo non pendeant, nec unquam simul existant; atque ideo ex hoc quod jam simus, non sequitur nos in tempore proxime sequenti etiam futuros, nisi aliqua causa, nempe eadem illa quae nos primum produxit, con-
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kommenheiten zuzuwenden, für ausreichend gewiß und offensichtlich. Obgleich wir jene Vollkommenheiten nicht begreifen, weil es nämlich zur Natur des Unendlichen gehört, daß es von uns, die wir endlich sind, nicht verstanden werden kann, können wir jene Vollkommenheiten trotzdem klarer und deutlicher als irgendwelche körperlichen Dinge einsehen, weil sie unser Denken mehr erfüllen, einfacher sind und nicht durch irgendwelche Begrenztheiten verdunkelt werden. 20. Wir sind nicht von uns selbst, sondern von Gott geschaffen, und demnach existiert er.
Weil freilich nicht alle Menschen dies bemerken, und weil die Leute ja sogar nicht einmal zu wissen gewöhnt sind, von woher sie die Idee irgendeiner ausgeklügelten Maschine, die sie in sich finden, empfangen haben, und wir uns ebensowenig daran erinnern, daß die Idee Gottes irgendwann einmal von Gott zu uns gelangt ist – nämlich weil wir sie schon immer besessen haben –, bleibt für uns die Frage bestehen, wodurch wir selbst sind, die wir in uns die Idee eines allervollkommensten Gottes haben. Denn es ist für das natürliche Licht ganz selbstverständlich, daß ein Ding, das irgend etwas Vollkommeneres in sich auffindet, als es selbst ist, es nicht von sich selbst her hat, hätte es doch sich selbst mit allen Vollkommenheiten ausgestattet, deren Ideen es in sich findet. Und deshalb kann es nicht von irgend etwas abstammen, das nicht alle jene Vollkommenheiten in sich hätte, will sagen : das nicht Gott ist. 21. Der Fortbestand unserer Existenz reicht aus, um die Existenz Gottes zu beweisen.
Nichts vermag die Evidenz dieses Beweises zu verdunkeln, wenn wir die Natur der Zeit bzw. des Fortbestandes der Dinge in Betracht ziehen. Die Natur der Zeit ist so beschaffen, daß ihre Abschnitte nicht voneinander abhängen und niemals gleichzeitig existieren. Deshalb ergibt sich daraus, daß wir jetzt sind, nicht, daß wir in der nächstfolgenden Zeit auch noch sein werden, sofern uns nicht irgendeine Ursache, nämlich dieselbe,
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tinuo veluti reproducat, hoc est, conservet. Facile enim intelligimus nullam vim esse in nobis, per quam nos ipsos conservemus; illumque in quo tanta est vis, ut nos a se diversos conservet, tanto magis etiam se ipsum conservare, vel potius nulla ullius conservatione indigere, ac denique Deum esse. XXII. Ex nostro modo existentiam Dei cognoscendi, omnia ejus
attributa naturali ingenii vi cognoscibilia simul cognosci.
Magna autem in hoc existentiam Dei probandi modo, per ejus scilicet ideam, est praerogativa: quod simul quisnam sit, quantum naturae nostrae fert infirmitas, agnoscamus. Nempe ad ejus ideam nobis ingenitam respicientes, videmus illum esse aeternum, omniscium, omnipotentem, omnis bonitatis veritatisque fontem, rerum omnium creatorem, ac denique illa omnia in se habentem, in quibus aliquam perfectionem infinitam, sive nulla imperfectione terminatam, clare possumus advertere. XXIII. Deum non esse corporeum, nec sentire ut nos,
nec velle malitiam peccati.
Nam sane multa sunt, in quibus etsi nonnihil perfectionis agnoscamus, aliquid tamen etiam imperfectionis sive limitationis deprehendimus; ac proinde competere Deo non possunt. Ita in natura corporea, quia simul cum locali extensione divisibilitas includitur, estque imperfectio esse divisibilem, certum est, Deum non esse corpus. Et quamvis in nobis perfectio quaedam sit, quod sentiamus, quia tamen in omni sensu | passio est, & pati est ab aliquo pendere, nullo modo Deum sentire putandum est, sed tantummodo intelligere & velle: neque hoc ipsum ut nos, per operationes quodammodo distinctas, sed ita ut, per
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die uns zuerst hervorgebracht hat, gleichsam unablässig wiedererschafft, will sagen : uns erhält. Denn wir sehen leicht ein, daß in uns kein Vermögen ist, durch das wir uns selbst erhalten könnten, und daß das, in dem das Vermögen ist, uns, die wir von ihm verschieden sind, zu erhalten, um so mehr sogar sich selbst erhalten kann, oder vielmehr keiner Erhaltung durch irgend etwas anderes bedarf, und daher Gott ist. 22. Auf der Basis unserer Weise, die Existenz Gottes zu erkennen, zeigen sich alle seine Attribute als durch die natürliche Geisteskraft erkennbar.
Ein großer Vorzug dieser Weise, nämlich von seiner Idee her die Existenz Gottes zu erweisen, besteht darin, daß wir, soweit das Unvermögen unserer Natur es zuläßt, erkennen, wer er ist. Denn wenn wir von jener uns eingeborenen Idee ausgehen, sehen wir, daß er ewig, allwissend, allmächtig, Quelle alles Guten und der Wahrheit, Schöpfer aller Dinge ist und überhaupt alles in sich hat, an dem wir klar irgendeine unendliche, bzw. durch keine Unvollkommenheit eingeschränkte Vollkommenheit bemerken können. 23. Gott ist nicht körperlich und empfindet weder wie wir, noch will er die Bosheit der Sünde.
Denn tatsächlich gibt es vieles, an dem wir zwar ein gewisses Maß an Vollkommenheit erkennen, aber gleichwohl außerdem eine gewisse Unvollkommenheit oder Begrenztheit entdecken, und das Gott nicht zukommen kann. So ist es gewiß, daß Gott kein Körper ist, weil in der körperlichen Natur zugleich mit der örtlichen Ausdehnung die Teilbarkeit gegeben ist, teilbar zu sein aber eine Unvollkommenheit ist. Und wenn wir auch dadurch über eine gewisse Vollkommenheit verfügen, daß wir empfinden, so darf, weil nämlich in aller Empfindung ein Bewegt-Werden enthalten ist, und weil bewegt zu werden bedeutet, von etwas anderem abzuhängen, unter keinen Umständen angenommen werden, daß Gott empfindet, sondern allein, daß er einsieht und will : und zwar nicht wie wir durch unterschied-
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unicam, semperque eandem & simplicissimam actionem, omnia simul intelligat, velit & operetur. Omnia, inquam, hoc est, res omnes: neque enim vult malitiam peccati, quia non est res. XXIV. A Dei cognitione ad creaturarum cognitionem perveniri,
recordando eum esse infinitum, & nos finitos.
Jam vero, quia Deus solus omnium quae sunt aut esse possunt vera est causa, perspicuum est optimam philosophandi viam nos sequuturos, si ex ipsius Dei cognitione rerum ab eo creatarum explicationem deducere conemur, ut ita scientiam perfectissimam, quae est effectuum per causas, acquiramus. Quod ut satis tuto & sine errandi periculo aggrediamur, ea nobis cautela est utendum, ut semper quam maxime recordemur, & Deum authorem rerum esse infinitum, & nos omnino finitos. XXV. Credenda esse omnia quae a Deo revelata sunt,
quamvis captum nostrum excedant.
Ita si forte nobis Deus de se ipso vel aliis aliquid revelet, quod naturales ingenii nostri vires excedat, qualia jam sunt mysteria Incarnationis & Trinitatis, non recusabimus illa credere, quamvis non clare intelligamus. Nec ullo modo mirabimur multa esse, tum in immensa ejus natura, tum etiam in rebus ab eo creatis, quae captum nostrum excedant.
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liche Tätigkeiten, sondern derart, daß er durch eine einzige, stets dieselbe und allereinfachste Tätigkeit alles zugleich einsieht, will und ausführt. Alles, sage ich, das ist : alle Dinge – er will nämlich nicht die Bosheit der Sünde, denn die ist kein Ding.
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24. Damit von der Erkenntnis Gottes zu der Erkenntnis des Geschaffenen übergegangen werden kann, müssen wir uns stets vor Augen halten, daß Gott unendlich ist und wir endlich.
Weil allein Gott die wahre Ursache alles dessen ist, das ist oder sein könnte, ist es offensichtlich, daß wir den besten Weg des Philosophierens beschreiten, wenn wir die Erklärung der von Gott geschaffenen Dinge aus der Erkenntnis Gottes selbst herzuleiten versuchen, damit wir auf diese Weise die vollkommenste Wissenschaft erwerben, die darin besteht, die Erkenntnis der Wirkungen aus ihren Ursachen zu gewinnen. Damit wir dies umsichtig genug und ohne die Gefahr des Irrtums beginnen können, müssen wir vorsichtig vorgehen und uns möglichst immer daran erinnern, daß Gott der unendliche Urheber der Dinge ist, und daß wir in jeder Hinsicht endlich sind. 25. Alles, was von Gott offenbart worden ist, muß geglaubt werden, auch wenn es unser Verständnis übersteigt.
Wenn nun Gott etwas von sich selbst oder über andere Dinge offenbaren sollte, das unsere natürlichen Geisteskräfte übersteigt, wie es etwa die Mysterien der Inkarnation und Dreifaltigkeit sind, werden wir uns nicht weigern, es zu glauben, auch wenn wir es nicht klar einsehen. Auch wird es uns in keiner Weise verwundern, daß es sowohl in der unermeßlichen Natur Gottes, als auch in den von ihm geschaffenen Dingen vieles gibt, das unser Verständnis übersteigt.
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XXVI. Nunquam disputandum esse de infinito, sed tantum ea in
quibus nullos fines advertimus, qualia sunt extensio mundi, divisibilitas partium materiae, numerus stellarum, &c., pro indefinitis habenda.
Ita nullis unquam fatigabimur disputationibus de infinito. Nam sane, cum simus finiti, absurdum esset nos aliquid de ipso determinare, atque sic illud quasi finire ac comprehendere conari. Non igitur respondere curabimus iis, qui quaerunt an, si daretur linea | infinita, ejus media pars esset etiam infinita; vel an numerus infinitus sit par anve impar, & talia: quia de iis nulli videntur debere cogitare, nisi qui mentem suam infinitam esse arbitrantur. Nos autem illa omnia, in quibus sub aliqua consideratione nullum finem poterimus invenire, non quidem affirmabimus esse infinita, sed ut indefinita spectabimus. Ita, quia non possumus imaginari extensionem tam magnam, quin intelligamus adhuc majorem esse posse, dicemus magnitudinem rerum possibilium esse indefinitam. Et quia non potest dividi aliquod corpus in tot partes, quin singulae adhuc ex his partibus divisibiles intelligantur, putabimus quantitatem esse indefinite divisibilem. Et quia non potest fingi tantus stellarum numerus, quin plures adhuc a Deo creari potuisse credamus, illarum etiam numerum indefinitum supponemus; atque ita de reliquis. XXVII. Quae differentia sit inter indefinitum & infinitum.
Haecque indefinita dicemus potius quam infinita: tum ut nomen infiniti soli Deo reservemus, quia in eo solo omni ex parte, non modo nullos limites agnoscimus, sed etiam positive nullos
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26. Niemals soll über das Unendliche disputiert werden, sondern man soll das, an dem wir keine Grenzen bemerken, wie die Ausdehnung der Welt, die Teilbarkeit der Materie in Teile, die Anzahl der Sterne usw. nur für unbegrenzt halten.
So werden wir uns niemals mit Disputationen über das Unendliche ermüden. Denn weil wir endlich sind, wäre es völlig abwegig, wenn wir darüber irgend etwas zu bestimmen und es so gewissermaßen einzugrenzen und begreifbar zu machen versuchten. Wir werden uns also nicht damit abmühen, jenen zu antworten, die sich fragen, ob, wenn eine unendliche Linie gegeben ist, deren mittlerer Abschnitt ebenfalls unendlich sei, oder ob eine unendliche Zahl gerade oder ungerade sei, und dergleichen mehr – denn kein Mensch meint, solcherlei Dinge überlegen zu müssen, es sei denn, er zählt sich selbst zu jenen, die ihren Geist für unendlich halten. Wir dagegen werden alles das, an dem wir auch nach sorgfältigster Prüfung keine Grenze entdecken, zwar nicht als unendlich behaupten, sondern es als unbegrenzt ansehen. Wir werden also – weil wir uns keine Ausdehnung als so weit vorstellen können, ohne einzusehen, daß sie noch größer sein könnte – sagen, daß die Größe möglicher Dinge unbegrenzt ist. Und weil kein Körper in so viele Teile geteilt werden kann, ohne daß seine einzelnen Teile als noch weiter teilbar vorgestellt werden könnten, werden wir annehmen, daß Quantität unbegrenzt teilbar ist. Und weil keine Anzahl von Sternen als so groß vorgestellt werden kann, ohne daß wir glauben müßten, daß Gott noch mehr hätte erschaffen können, unterstellen wir, daß ihre Anzahl ebenfalls unbegrenzt ist ; und ebenso verhält es sich mit dem übrigen. 27. Worin die Verschiedenheit zwischen dem Unbegrenzten und dem Unendlichen besteht.
Wir werden nun diese Dinge lieber »indefinit = unbegrenzt« als »infinit = unendlich« nennen : zum einen, damit wir die Bezeichnung des Unendlichen allein Gott vorbehalten, weil wir in ihm allein in jeder Hinsicht nicht nur keine Grenzen erkennen, sondern auch positiv einsehen, daß es in ihm keine gibt ; und zum
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esse intelligimus; tum etiam, quia non eodem modo positive intelligimus alias res aliqua ex parte limitibus carere, sed negative tantum earum limites, si quos habeant, inveniri a nobis non posse confitemur. XXVIII. Non causas finales rerum creatarum, sed efficientes esse
examinandas.
Ita denique nullas unquam rationes, circa res naturales, a fine quem Deus aut natura in iis faciendis sibi proposuit, desumemus: quia non tantum nobis debemus arrogare, ut ejus consiliorum participes esse putemus. Sed ipsum ut causam efficientem rerum om | nium considerantes, videbimus quidnam ex iis ejus attributis, quorum nos nonnullam notitiam voluit habere, circa illos ejus effectus qui sensibus nostris apparent, lumen naturale, quod nobis indidit, concludendum esse ostendat; memores tamen, ut jam dictum est, huic lumini naturali tamdiu tantum esse credendum, quandiu nihil contrarium a Deo ipso revelatur. XXIX. Deum non esse errorum causam.
Primum Dei attributum quod hic venit in considerationem, est, quod sit summe verax, & dator omnis luminis: adeo ut plane repugnet ut nos fallat, sive ut proprie ac positive sit causa errorum, quibus nos obnoxios esse experimur. Nam quamvis forte posse fallere nonnullum ingenii argumentum apud nos homines esse videatur, nunquam certe fallendi voluntas nisi ex malitia vel metu & imbecillitate procedit, nec proinde in Deum cadere potest.
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anderen, weil wir bei anderen Dingen nicht ebenso positiv einsehen, daß sie in gewisser Hinsicht von Grenzen frei sind, sondern negativ uns nur eingestehen, daß ihre Grenzen, wenn sie welche haben sollten, von uns nicht aufgefunden werden können. 28. Nicht die Endursachen der geschaffenen Dinge, sondern die Wirkursachen müssen untersucht werden.
So werden wir schließlich überhaupt von allen Erwägungen Abstand nehmen, in bezug auf natürliche Dinge den Zweck herauszufinden, den Gott oder die Natur sich in der Verwirklichung dieser Dinge vorgenommen hat, weil wir uns in keiner Weise anmaßen dürfen, uns als Teilnehmer bei Gottes Ratschlüssen zu wähnen. Statt dessen werden wir, indem wir ihn als Wirkursache aller Dinge betrachten, nachvollziehen, was das natürliche Licht, das er uns verliehen hat, aus denjenigen seiner Attribute, von denen er gewollt hat, daß wir eine gewisse Kenntnis haben, im Hinblick auf jene seiner Bewirkungen, die unseren Sinnen erscheinen, uns zu folgern erlaubt – erinnern wir uns doch, daß bereits gesagt wurde, daß dem natürlichen Licht nur solange zu glauben ist, solange nicht das Gegenteil von Gott selbst offenbart wird.
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29. Gott ist nicht die Ursache der Irrtümer.
Das erste Attribut Gottes, das hier in Betracht kommt, ist, daß er zuhöchst wahrhaftig und der Spender allen Lichts ist, weswegen es völlig widersprüchlich wäre, wenn er uns täuschen oder im eigentlichen und positiven Sinne Ursache der Irrtümer sein würde, denen unterworfen zu sein wir an uns erfahren. Denn wenn auch die Fähigkeit, absichtlich zu täuschen, bei den Menschen vielleicht als eine Art von Argument für Geisteskraft angesehen werden mag, so entspringt doch der Wille zur Täuschung sicherlich nur aus Bosheit oder Furcht und Schwäche, und deshalb kann ein solcher Wille in Gott gar nicht stattfinden.
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XXX. Hinc sequi omnia quae clare percipimus, vera esse,
ac tolli dubitationes ante recensitas.
Atque hinc sequitur, lumen naturae, sive cognoscendi facultatem a Deo nobis datam, nullum unquam objectum posse attingere, quod non sit verum, quatenus ab ipsa attingitur, hoc est, quatenus clare & distincte percipitur. Merito enim deceptor esset dicendus, si perversam illam ac falsum pro vero sumentem nobis dedisset. Ita tollitur summa illa dubitatio, quae ex eo petebatur, quod nesciremus an forte talis essemus naturae, ut falleremur etiam in iis quae nobis evidentissima esse videntur. Quin & aliae omnes dubitandi causae, prius recensitae, facile ex hoc principio tollen | tur. Non enim amplius Mathematicae veritates nobis suspectae esse debent, quia sunt maxime perspicuae. Atque si advertamus quid in sensibus, quid in vigilia, quidve in somno clarum sit ac distinctum, illudque ab eo quod confusum est & obscurum distinguamus, facile quid in qualibet re pro vero habendum sit agnoscemus. Nec opus est ista pluribus verbis hoc in loco persequi, quoniam in Meditationibus Metaphysicis jam utcunque tractata sunt, & accuratior eorum explicatio ex sequentium cognitione dependet. XXXI. Errores nostros, si ad Deum referantur, esse tantum
negationes; si ad nos, privationes.
Quia vero, etsi Deus non sit deceptor, nihilominus tamen saepe contingit nos falli, ut errorum nostrorum originem & causam investigemus, ipsosque praecavere discamus, advertendum est, non tam illos ab intellectu quam a voluntate pendere; nec esse res, ad quarum productionem realis Dei concursus requiratur: sed cum ad ipsum referuntur, esse tantum negationes, & cum ad nos, privationes.
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30. Daraus folgt, daß alles, was wir klar erfassen, wahr ist und sich die zuvor durchlaufenen Zweifel aufheben.
Daraus ergibt sich, daß das Licht der Natur, bzw. das uns von Gott verliehene Erkenntnisvermögen keinen Gegenstand berühren kann, der nicht wahr ist, insofern er von ihr berührt wird, will sagen : insofern er klar und deutlich erfaßt wird. Zu Recht nämlich würde Gott ein Betrüger genannt werden, wenn er uns das Erkenntnisvermögen als Fähigkeit verliehen hätte, das Verkehrte oder Falsche für das Wahre zu halten. Auf diese Weise hebt sich jener radikale Zweifel auf, der sich aus der Überlegung ergeben hatte : daß wir nicht wüßten, ob unsere Natur vielleicht so beschaffen sei, daß wir uns sogar in dem täuschen, das uns das Evidenteste zu sein scheint – so daß sich auch alle anderen zuvor durchlaufenen Ursachen des Zweifelns von diesem Prinzip her leicht aufheben. Denn sogar die höheren Wahrheiten der Mathematik können keinen Argwohn mehr hervorrufen, weil sie ganz zuverlässig sind. Und wenn wir in Betracht ziehen, was in den Empfindungen, sei es im Wachzustand oder auch wohl im Traum, das Klare und Deutliche ist, und wenn wir es von jenem, das verworren und dunkel ist, unterscheiden, werden wir leicht erkennen, was von gleichgültig welchem Ding für wahr zu halten ist. Es ist nicht nötig, dies an dieser Stelle wortreich weiterzuverfolgen, weil dies ja bekanntermaßen in den Metaphysischen Meditationen bereits auf dieselbe Weise behandelt ist, und die genauere Erklärung von der Erkenntnis des Folgenden abhängt. 31. Unsere Irrtümer sind, wenn sie auf Gott bezogen werden, nur Negationen, wenn jedoch auf uns, sind sie Privationen.
Weil es aber, auch wenn Gott kein Betrüger ist, häufig geschieht, daß wir uns täuschen, muß, damit wir den Ursprung und die Ursache unserer Irrtümer untersuchen und sie zu verhüten lernen, unbedingt beachtet werden, daß sie nicht nur vom Verstand, sondern nicht weniger vom Willen abhängen. Außerdem ist es nicht der Fall, daß für ihr Zustandekommen der Eingriff des realen Gottes erforderlich ist, sondern sie sind, wenn sie auf Gott bezogen werden, nur Negationen, und wenn auf uns, Privationen.
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XXXII. Duos tantum in nobis esse modos cogitandi, perceptionem
scilicet intellectus, & operationem voluntatis.
Quippe omnes modi cogitandi, quos in nobis experimur, ad duos generales referri possunt: quorum unus est perceptio, sive operatio intellectus; alius vero volitio, sive operatio voluntatis. Nam sentire, imaginari, & pure intelligere, sunt tantum diversi modi percipiendi; ut & cupere, aversari, affirmare, negare, dubitare, sunt diversi modi volendi. XXXIII. Nos non errare, nisi cum de re non satis percepta
judicamus.
Cum autem aliquid percipimus, modo tantum nihil plane de ipso affirmemus vel negemus, manifestum est nos non falli; ut neque etiam cum id tantum affirmamus aut negamus, quod clare & distincte percipimus esse sic affirmandum aut negandum: sed tan | tummodo cum (ut fit), etsi aliquid non recte percipiamus, de eo nihilominus judicamus. XXXIV. Non solum intellectum, sed etiam voluntatem requiri
ad judicandum.
Atque ad judicandum requiritur quidem intellectus, quia de re, quam nullo modo percipimus, nihil possumus judicare; sed requiritur etiam voluntas, ut rei aliquo modo perceptae assensio praebeatur. Non autem requiritur (saltem ad quomodocunque judicandum) integra & omnimoda rei perceptio; multis enim possumus assentiri, quae nonnisi perobscure & confuse cognoscimus. XXXV. Hanc illo latius patere, errorumque causam inde esse.
Et quidem intellectus perceptio, non nisi ad ea pauca quae illi
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32. In uns gibt es nur zwei gedankliche Zugriffe, nämlich die Erfassung durch den Verstand und die Tätigkeiten des Willens.
Freilich können alle gedanklichen Zugriffe, die wir in uns erfahren, auf zwei allgemeine zurückbezogen werden, von denen der eine die Erfassung – also die Tätigkeit des Verstandes –, der andere das Wollen – also die Tätigkeit des Willens – ist. Denn Empfinden, Vorstellen und reines Einsehen sind nur verschiedene Weisen des intellektuellen Erfassens, ebenso wie Begehren, Abhaltenwollen, Behaupten, Bestreiten, Zweifeln verschiedene Weisen des Wollens sind. 33. Wir irren uns nicht, außer wenn wir über ein unzureichend erfaßtes Ding urteilen.
Wenn wir aber irgend etwas erfassen, so ist es offensichtlich, daß wir uns nicht täuschen, sofern wir in bezug auf es überhaupt nichts behaupten oder bestreiten ; und ebensowenig, wenn wir nur das behaupten oder verneinen, wovon wir klar und deutlich erfassen, daß es behauptet oder bestritten werden muß ; sondern nur dann, wenn wir, obwohl wir etwas nicht richtig erfassen, trotzdem (aufs Geratewohl) über es urteilen. 34. Zum Urteilen ist nicht nur Verstand, sondern auch Wille erforderlich.
Außerdem ist zum Urteilen sicherlich Verstand erforderlich, weil wir über ein Ding, das wir auf keine Weise erfassen, keine Urteile fällen können ; es ist aber außerdem auch Wille nötig, damit dem auf irgendeine Weise erfaßten Ding Geltung verschafft wird. Hierfür ist jedoch eine vollständige und allumfassende intellektuelle Erfassung des Dinges nicht erforderlich – zumindest um überhaupt irgendwie ein Urteil zu fällen : Denn wir können vielem zustimmen, das wir nur sehr dunkel und verworren erkennen. 35. Die Ursache der Irrtümer liegt darin, daß der Wille weiter hinauslangt als der Verstand.
Die Erfassung durch den Verstand erstreckt sich lediglich auf
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offeruntur, se extendit, estque semper valde finita. Voluntas vero infinita quodammodo dici potest, quia nihil unquam advertimus, quod alicujus alterius voluntatis, vel immensae illius quae in Deo est, objectum esse possit, ad quod etiam nostra non se extendat: adeo ut facile illam, ultra ea quae clare percipimus, extendamus; hocque cum facimus, haud mirum est quod contingat nos falli. XXXVI. Errores nostros Deo imputari non posse.
Neque tamen ullo modo Deus errorum nostrorum author fingi potest, propterea quod nobis intellectum non dedit omniscium. Est enim de ratione intellectus creati, ut sit finitus; ac de ratione intellectus finiti, ut non ad omnia se extendat. XXXVII. Summam esse hominis perfectionem, quod agat libere,
sive per voluntatem; & per hoc laude vel vituperio dignum reddi.
Quod vero latissime pateat voluntas, hoc etiam ipsius naturae convenit; ac summa quaedam in homine perfectio est, quod agat per voluntatem, hoc est libere, atque ita peculiari quodam modo sit author suarum actionum, & ob ipsas laudem mereatur. Non enim laudantur automata, quod motus omnes ad quos instituta sunt, accurate exhibeant, quia necessario illos sic | exhibent; laudatur autem eorum artifex, quod tam accurata fabricarit, quia non necessario, sed libere ipsa fabricavit. Eademque ratione, magis profecto nobis tribuendum est, quod verum amplectamur, cum amplectimur, quia voluntarie id agimus, quam si non possemus non amplecti.
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das wenige, das sich ihm darbietet, und ist immer sehr begrenzt. Der Wille dagegen kann gewissermaßen unendlich genannt werden, weil wir ihn niemals auf etwas richten, das Gegenstand irgendeines anderen Willens, oder sogar jenes unermeßlichen, der in Gott ist, sein könnte, auf das nicht auch unser Wille sich erstrecken könnte, so daß wir ihn leicht über das hinaus erweitern, das wir klar erfassen ; und wenn wir das tun, ist es nicht gerade erstaunlich, daß wir uns täuschen. 36. Es ist nicht möglich, unsere Irrtümer Gott anzuhängen.
Gleichwohl kann Gott deswegen, weil er uns keinen allumfassenden Verstand verliehen hat, auf keine Weise als Urheber unserer Irrtümer vorgestellt werden. Es liegt nämlich in der Beschaffenheit eines geschaffenen Verstandes, daß er endlich ist, und in der Beschaffenheit eines endlichen Verstandes, daß er sich nicht auf alles erstrecken kann. 37. Die oberste Vollkommenheit des Menschen besteht darin, daß er frei handelt, d. h. aus dem Willen heraus ; und dadurch geht er eine Verantwortung ein und wird zur Rechenschaft gezogen.
Daß der Wille tatsächlich weitestmöglich hinauslangt, stimmt mit seiner Natur überein, und die größte Vollkommenheit im Menschen ist, daß er aus dem Willen heraus handelt, d. h. frei, und so auf eine ihm eigene Weise der Urheber seiner Handlungen ist, für die er deshalb verantwortlich gemacht werden kann. Die Automaten nämlich werden nicht dafür verantwortlich gemacht, daß sie alle Bewegungen, zu denen sie eingerichtet sind, sorgfältig ausführen, weil sie sie mit Notwendigkeit so ausführen ; verantwortlich wird dagegen ihr Erbauer dafür gemacht, daß er sie so sorgfältig verfertigt hat, weil er sie nicht aus Notwendigkeit, sondern aus freien Stücken hergestellt hat. Aus demselben Grund ist es uns sicherlich in größerem Maße zuzuschreiben, daß, wenn wir das Wahre ergreifen, wir es willentlich tun, als wenn wir gar nicht anders könnten.
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XXXVIII. Esse defectum in nostra actione, non in nostra natura,
quod erremus; & saepe subditorum culpas aliis dominis, nunquam autem Deo tribui posse.
Quod autem in errores incidamus, defectus quidem est in nostra actione sive in usu libertatis, sed non in nostra natura, utpote quae eadem est, cum non recte, quam cum recte judicamus. Et quamvis tantam Deus perspicacitatem intellectui nostro dare potuisset, ut nunquam falleremur, nullo tamen jure hoc ab ipso possumus exigere. Nec, quemadmodum inter nos homines, si quis habeat potestatem aliquod malum impediendi, nec tamen impediat, ipsum dicimus esse ejus causam: ita etiam, quia Deus potuisset efficere ut nunquam falleremur, ideo errorum nostrorum causa est putandus. Potestas enim, quam homines habent uni in alios, ad hoc est instituta, ut ipsa utantur ad illos a malis revocandos; ea autem, quam Deus habet in omnes, est quam maxime absoluta & libera: ideoque summas quidem ipsi debemus gratias, pro bonis quae nobis largitus est; sed nullo jure queri possumus, quod non omnia largitus sit, quae agnoscimus largiri potuisse. XXXIX. Libertatem arbitrii esse per se notam.
Quod autem sit in nostra voluntate libertas, & multis ad arbitrium vel assentiri vel non assentiri possimus, adeo manifestum est, ut inter primas & maxime communes notiones, quae nobis sunt innatae, sit recensensum. Patuitque hoc maxime paulo ante, cum de omnibus dubitare studentes, eo usque sumus progressi, | ut fingeremus aliquem potentissimum nostrae originis authorem modis omnibus nos fallere conari; nihilominus enim hanc in nobis libertatem esse experiebamur, ut possemus ab iis
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38. Es ist ein Mangel in unserem Handeln, nicht in unserer Natur, daß wir uns irren ; und immer müssen die Vergehen untergeordneter Wesen anderen höheren Wesen, niemals jedoch Gott zugesprochen werden.
Wenn wir uns jedoch in Irrtümern verlieren, besteht der Mangel in unserem Handeln, d. h. im Gebrauch unserer Freiheit, nicht jedoch in unserer Natur, die nämlich dieselbe ist, ob wir nun unrichtig oder richtig urteilen. Und obwohl Gott unserem Verstand einen so großen Scharfsinn hätte verleihen können, daß wir uns niemals täuschen würden, so können wir dies von ihm nicht rechtmäßig einfordern. Und ebensowenig wie wir in bezug auf uns Menschen sagen, daß jemand die Ursache eines Übels ist, weil es in seiner Macht stände, es zu verhindern, es aber unterläßt, darf angenommen werden, daß Gott die Ursache unserer Irrtümer ist, weil er hätte bewirken können, daß wir uns niemals täuschen. Die Macht nämlich, die einzelne Menschen über andere ausüben, ist zu dem Zweck eingerichtet, damit sie gebraucht werde, um die anderen Menschen vom Schlechten abzubringen, die Macht jedoch, die Gott über alles besitzt, ist überaus unbedingt und frei, und deshalb schulden wir ihm zwar höchsten Dank für die Güter, die uns verliehen wurden, wir können uns jedoch nicht mit Recht beklagen, daß uns nicht alles verliehen worden ist, wovon wir erkennen, daß es uns hätte verliehen werden können. 39. Es ist selbstverständlich, daß es eine Freiheit der Willkür gibt.
Daß aber in unserem Willen Freiheit ist und wir vielem nach eigenem Belieben zustimmen oder nicht zustimmen können, ist von daher offensichtlich, daß der freie Wille zu den ersten und allgemeinsten Grundbegriffen gezählt werden muß, die uns angeboren sind. Dies ist gerade unlängst besonders deutlich geworden, als wir es uns auferlegten, an allem zu zweifeln, und dies so weit trieben, uns irgendeinen übermächtigen Urheber unseres Ursprungs vorzustellen, der uns auf alle mögliche Weisen zu täuschen versuchte ; trotzdem nämlich haben wir erfahren, daß in uns die Freiheit ist, von allen Ansichten abzusehen,
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credendis abstinere, quae non plane certa erant & explorata. Nec ulla magis per se nota & perspecta esse possunt, quam quae tunc temporis non dubia videbantur. XL. Certum etiam omnia esse a Deo praeordinata.
Sed quia jam Deum agnoscentes, tam immensam in eo potestatem esse percipimus, ut nefas esse putemus existimare, aliquid unquam a nobis fieri posse, quod non ante ab ipso fuerit praeordinatum: facile possumus nos ipsos magnis difficultatibus intricare, si hanc Dei praeordinationem cum arbitrii nostri libertate conciliare, atque utramque simul comprehendere conemur. XLI. Quomodo arbitrii nostri libertas & Dei praeordinatio simul
concilientur.
Illis vero nos expediemus, si recordemur mentem nostram esse finitam; Dei autem potentiam, per quam non tantum omnia, quae sunt aut esse possunt, ab aeterno praescivit, sed etiam voluit ac praeordinavit, esse infinitam; ideoque hanc quidem a nobis satis attingi, ut clare & distincte percipiamus ipsam in Deo esse; non autem satis comprehendi, ut videamus quo pacto liberas hominum actiones indeterminatas relinquat; libertatis autem & indifferentiae, quae in nobis est, nos ita conscios esse, ut nihil sit quod evidentius & perfectius comprehendamus. Absurdum enim esset, propterea quod non comprehendimus unam rem, quam scimus ex natura sua nobis esse debere incomprehensibilem, de alia dubitare, quam intime comprehendimus, atque apud nosmet ipsos experimur.
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die nicht völlig sicher und geprüft waren. Und nichts kann selbstverständlicher und verläßlicher sein als das, was sich im Rahmen des damaligen Vorgehens als unzweifelhaft zeigte.
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40. Es ist außerdem gewiß, daß alles von Gott im voraus geordnet ist.
Weil wir nunmehr Gott erkannt haben, erfassen wir ihn als eine so unermeßliche Macht, daß wir es für unstatthaft halten, zu meinen, irgend etwas könne von uns getan werden, das nicht zuvor von ihm vorherbestimmt gewesen wäre. Hingegen können wir uns leicht in großen Schwierigkeiten verlieren, wenn wir diese vorausbestimmte Ordnung Gottes mit der Freiheit unserer Willkür vereinigen und beide zur selben Zeit zu begreifen versuchen.
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41. Wie die Freiheit unserer Willkür und die von Gott vorausbestimmte Ordnung miteinander vermittelt werden können.
Von diesen Schwierigkeiten können wir uns freilich befreien, wenn wir uns erinnern, daß unser Geist endlich ist, daß aber die Macht Gottes, durch die er alles, was ist oder sein könnte, von Ewigkeit her nicht nur vorausgewußt, sondern sogar gewollt und vorausbestimmt hat, unendlich ist, und daß deshalb diese Macht zwar insofern von uns hinreichend berührt wird, um klar und deutlich zu erfassen, daß sie in Gott vorhanden ist, nicht aber um sie ausreichend zu begreifen, so daß wir sehen könnten, auf welche Weise sie die freien Handlungen der Menschen unvorherbestimmt läßt. Der Freiheit und Unabhängigheit, die in uns ist, sind wir uns so bewußt, daß es nichts gibt, das wir evidenter und vollkommener begriffen. Es wäre nämlich abwegig, allein deswegen, weil wir ein Ding nicht begreifen, von dem wir aufgrund der Kenntnis seiner Natur heraus wissen, daß es uns unverständlich sein muß, etwas anderes zu bezweifeln, das wir sehr genau begreifen und in uns selbst erfahren.
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XLII. Quomodo, quamvis nolimus falli, fallamur tamen per
nostram voluntatem.
Jam vero, cum sciamus errores omnes nostros a voluntate pendere, mirum videri potest, quod unquam | fallamur, quia nemo est qui velit falli. Sed longe aliud est velle falli, quam velle assentiri iis, in quibus contingit errorem reperiri. Et quamvis revera nullus sit, qui expresse velit falli, vix tamen ullus est, qui non saepe velit iis assentiri, in quibus error ipso inscio continetur. Quin & ipsa veritatis assequendae cupiditas persaepe efficit, ut ii qui non recte sciunt qua ratione sit assequenda, de iis quae non percipiunt judicium ferant, atque idcirco ut errent. XLIII. Nos nunquam falli, cum solis clare & distincte perceptis
assentimur.
Certum autem est, nihil nos unquam falsum pro vero admissuros, si tantum iis assensum praebeamus quae clare & distincte percipiemus. Certum, inquam, quia, cum Deus non sit fallax, facultas percipiendi quam nobis dedit, non potest tendere in falsum; ut neque etiam facultas assentiendi, cum tantum ad ea quae clare percipiuntur se extendit. Et quamvis hoc nulla ratione probaretur, ita omnium animis a natura impressum est, ut quoties aliquid clare percipimus, ei sponte assentiamur, & nullo modo possimus dubitare quin sit verum. XLIV. Nos semper male judicare, cum assentimur non clare percep-
tis, etsi casu incidamus in veritatem; idque ex eo contingere, quod supponamus ea fuisse antea satis a nobis perspecta.
Certum etiam est, cum assentimur alicui rationi quam non percipimus, vel nos falli, vel casu tantum incidere in veritatem,
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42. Auf welche Weise wir, obwohl wir es nicht wollen, uns dennoch durch unseren Willen täuschen.
Weil wir nun aber wissen, daß alle Irrtümer vom Willen abhängen, mag es erstaunlich erscheinen, daß wir uns überhaupt einmal täuschen, weil es niemanden gibt, der sich täuschen will. Indessen ist es etwas ganz anderes, sich irren zu wollen, als dem zustimmen zu wollen, in dem es sich ergibt, daß Fehler angetroffen werden. Und obwohl tatsächlich niemand existiert, der sich ausdrücklich irren will, gibt es gleichwohl schwerlich irgend jemanden, der nicht sehr oft jenem seine Zustimmung geben will, in dem ein von ihm nicht bemerkter Fehler enthalten ist, so daß gerade das Verlangen nach der Wahrheit sehr oft bewirkt, daß jene, die nicht so recht wissen, auf welche Weise sie erlangt werden muß, über etwas, das sie nicht erfassen, ein Urteil abgeben und deshalb irren. 43. Wir täuschen uns niemals, wenn wir allein dem klar und deutlich Erfaßten zustimmen.
Es ist aber gewiß, daß wir niemals etwas Falsches als wahr zugestehen werden, wenn wir allein dem die Zustimmung geben, das wir klar und deutlich erfassen. Ich behaupte, daß es gewiß sei, weil, da Gott nicht trügerisch ist, das Vermögen der Erfassung, das er uns gegeben hat, sich nicht dem Falschen zuwenden kann, wie ebensowenig das Vermögen der Zustimmung, wenn es sich nur auf das richtet, das klar erfaßt wird. Und auch wenn dies durch keine Begründung erwiesen werden würde, ist es allen Seelen von Natur aus so eingeprägt, daß, sooft wir irgend etwas klar erfassen, wir ihm freiwillig zustimmen und auf keine Weise zweifeln können, daß es wahr ist. 44. Wir urteilen immer schlecht, wenn wir dem nicht klar Erfaßten zustimmen, auch wenn wir gelegentlich zufällig die Wahrheit treffen ; dies geschieht deshalb, weil wir unterstellen, es zuvor hinreichend durchschaut zu haben.
Außerdem ist es gewiß, daß immer, wenn wir irgendeiner Überlegung zustimmen, die wir gar nicht erfassen, wir uns entweder
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atque ita nescire nos non falli. Sed sane raro contingit, ut assentiantur iis, quae advertimus a nobis non esse percepta: quia lumen naturae nobis dictat, unquam nisi de re cognita esse judicandum. In hoc autem frequentissime erramus, quod multa putemus a nobis olim fuisse percepta, iisque, memoriae mandatis, tanquam omnino perceptis assentiamur, quae tamen revera nunquam percepimus. XLV. Quid sit perceptio clara, quid distincta.
Quin & permulti homines nihil plane in tota vita percipiunt satis recte, ad certum de eo judicium feren | dum. Etenim ad perceptionem, cui certum & indubitatum judicium possit inniti, non modo requiritur ut sit clara, sed etiam ut sit distincta. Claram voco illam, quae menti attendenti praesens & aperta est: sicut ea clare a nobis videri dicimus, quae, oculo intuenti praesentia, satis fortiter & aperte illum movent. Distinctam autem illam, quae, cum clara sit, ab omnibus aliis ita sejuncta est & praecisa, ut nihil plane aliud, quam quod clarum est, in se contineat. XLVI. Exemplo doloris ostenditur, claram esse posse perceptionem,
etsi non sit distincta; non autem distinctam, nisi sit clara.
Ita, dum quis magnum aliquem sentit dolorem, clarissima quidem in eo est ista perceptio doloris, sed non semper est distincta; vulgo enim homines illam confundunt cum obscuro suo judicio de natura ejus, quod putant esse in parte dolente simile sensui dolores, quem solum clare percipiunt. Atque ita potest esse clara perceptio, quae non sit distincta; non autem ulla distincta, nisi sit clara.
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täuschen oder nur zufällig die Wahrheit treffen, und so gar nicht wissen, daß wir uns nicht täuschen. Hingegen geschieht es durchaus selten, daß man dem zustimmt, das wir als von uns nicht völlig erfaßt bemerken, weil das Licht der Natur uns vorschreibt, daß stets nur über ein durchdachtes Ding Urteile gefällt werden dürfen. Darin aber irren wir uns am häufigsten, daß wir von vielem annehmen, es früher einmal erfaßt zu haben, es als völlig Erfaßtes im Gedächtnis behalten und ihm zustimmen, obwohl wir es doch tatsächlich niemals erfaßt hatten. 45. Was eine klare, was eine deutliche intellektuelle Erfassung ist.
Die Mehrzahl der Menschen erfaßt während des ganzen Lebens gar nichts hinreichend richtig, um ein sicheres Urteil über irgend etwas abzugeben. Denn für eine Erfassung, auf die sich ein sicheres und unbezweifelbares Urteil stützen kann, ist nicht nur erforderlich, daß sie klar, sondern auch, daß sie deutlich sei. Klar nenne ich jene, die dem aufmerksamen Geist gegenwärtig und zugänglich ist : Ebenso wie wir das von uns klar gesehen nennen, das, während es dem betrachtenden Auge gegenwärtig ist, es hinreichend kräftig und offenkundig erregt. Deutlich hingegen nenne ich jene, die, weil sie klar ist, von allen anderen so unterschieden und umrissen ist, daß sie schlichtweg nichts anderes als das, was klar ist, in sich enthält. 46. Am Beispiel des Schmerzes zeigt sich, daß eine Erfassung klar sein kann, auch wenn sie nicht deutlich ist, daß sie aber nicht deutlich sein kann, wenn sie nicht klar ist.
So ist, während jemand irgendeinen starken Schmerz empfindet, in ihm die Erfassung dieses Schmerzes überaus klar, aber nicht immer ist sie deutlich. Allenthalben vermischen nämlich die Menschen diese Erfassung mit ihrem dunklen Urteil über die Natur dessen, was den Schmerz auslöst, weil sie annehmen, im schmerzenden Körperteil befinde sich etwas der Empfindung der Schmerzen, die allein sie klar erfassen, Gleichendes. Und so kann eine Erfassung klar sein, die nicht deutlich ist ; keineswegs jedoch kann irgendeine deutlich sein, wenn sie nicht klar ist.
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XLVII. Ad primae aetatis praejudicia emendanda, simplices notio-
nes esse considerandas, & quid in quaque sit clarum.
Et quidem in prima aetate mens ita corpori fuit immersa, ut quamvis multa clare, nihil tamen unquam distincte perceperit; cumque tunc nihilominus de multis judicarit, hinc multa hausimus praejudicia, quae a plerisque nunquam postea deponuntur. Ut autem nos iis possimus liberare, summatim hic enumerabo simplices omnes notiones, ex quibus cogitationes nostrae componuntur; & quid in unaquaque sit clarum, quidque obscurum, sive in quo possimus falli, distinguam. XLVIII. Omnia quae sub perceptionem nostram cadunt, spectari
ut res rerumve affectiones, vel ut aeternas veritates; & rerum enumeratio.
Quaecunque sub perceptionem nostram cadunt, vel tanquam res, rerumve affectiones quasdam, consideramus; vel tanquam aeternas veritates, nullam existentiam extra cogitationem nostram habentes. Ex iis quae tanquam res consideramus, maxime generalia sunt | substantia, duratio, ordo, numerus, & si quae alia sunt ejusmodi, quae ad omnia genera rerum se extendunt. Non autem plura quam duo summa genera rerum agnosco: unum est rerum intellectualium, sive cogitativarum, hoc est, ad mentem sive ad substantiam cogitantem pertinentium; aliud rerum materialium, sive quae pertinent ad substantiam extensam, hoc est, ad corpus. Perceptio, volitio, omnesque modi tam percipiendi quam volendi, ad substantiam cogitantem referuntur; ad extensam autem, magnitudo, sive ipsamet extensio in longum, latum & profundum, figura, motus, situs, partium ipsarum divisibilitas, & talia. Sed & alia quaedam in nobis experimur, quae nec ad solam mentem, nec etiam ad solum corpus
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47. Um uns von den Vorurteilen unserer Kindheit zu befreien, müssen die einfachen Grundbegriffe und was in einem jeden von ihnen klar ist, betrachtet werden.
In der Kindheit ist der Geist so in den Körper vertieft gewesen, daß er zwar vieles klar, jedoch nichts jemals deutlich erfaßt hat ; weil er gleichwohl über vieles geurteilt hat, haben wir von daher viele Vorurteile in uns aufgenommen, die zum größten Teil später niemals wieder abgelegt werden. Damit wir uns von diesen Vorurteilen befreien können, werde ich im Folgenden alle Grundbegriffe summarisch aufzählen, aus denen unsere Gedanken zusammengesetzt sind, und werde unterscheiden, was in jedem einzelnen von ihnen klar und was dunkel ist, bzw. worin wir uns täuschen können. 48. Alles, was unserer Erfassung unterworfen ist, kann als Ding, als Zustand eines Dinges oder als ewige Wahrheit betrachtet werden ; Aufzählung der Dinge.
Alles, was unserer Erfassung unterworfen ist, betrachten wir entweder gleichsam als Ding, als Zustand eines Dinges, oder als eine jener ewigen Wahrheiten, die außerhalb unseres Denkens keine Existenz besitzen. Von dem, das wir als Ding betrachten, sind die weitaus allgemeinsten Substanz, (An-) Dauer, (An-) Ordnung, (An-) Zahl und was dergleichen mehr sind, die sich auf alle Arten von Dingen beziehen. Ich erkenne aber nicht mehr als zwei allgemeinste Gattungen von Dingen an : Die eine bilden die Dinge, die der Einsicht bzw. dem Denken dienen : Das ist die Gattung der dem Geist, bzw. der denkenden Substanz zugehörigen Dinge ; die andere ist die der materiellen Dinge, bzw. derjenigen, die zur ausgedehnten Substanz gehören, will sagen : zum Körper. Erfassung, Wollen und alle Weisen sowohl der Erfassung als auch des Wollens werden der denkenden Substanz zugerechnet ; der ausgedehnten Substanz aber die Größe, bzw. – wie man sie in sich selbst näher charakterisieren könnte – die Ausdehnung in Länge, Breite und Tiefe, Gestalt, Bewegung, Lage, die Teilbarkeit in einzelne Teile und dergleichen mehr. Hingegen erfahren wir in uns noch etwas anderes, das weder
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referri debent, quaeque, ut infra suo loco ostendetur, ab arcta & intima mentis nostrae cum corpore unione proficiscuntur: nempe appetitus famis, sitis, &c.; itemque, commotiones, sive animi pathemata, quae non in sola cogitatione consistunt, ut commotio ad iram, ad hilaritatem, ad tristitiam, ad amorem, &c.; ac denique sensus omnes, ut doloris, titillationis, lucis & colorum, sonorum, odorum, saporum, caloris, duritiei, aliarumque tactilium qualitatum. XLIX. Æternas veritates non posse ita numerari, sed nec esse opus.
Atque haec omnia tanquam res, vel rerum qualitates seu modos, consideramus. Cum autem agnoscimus fieri non posse, ut ex nihilo aliquid fiat, tunc propositio haec: Ex nihilo nihil fit, non tanquam res aliqua existens, neque etiam ut rei modus consideratur, sed ut veritas quaedam aeterna, quae in mente nostra sedem habet, vocaturque communis notio, sive axioma. | Cujus generis sunt: Impossibile est idem simul esse & non esse : Quod factum est, infectum esse nequit : Is qui cogitat, non potest non existere dum cogitat : & alia innumera, quae quidem omnia recenseri facile non possunt, sed nec etiam ignorari, cum occurit occasio ut de iis cogitemus, & nullis praejudiciis excaecamur. L. Eas clare percipi, sed non omnes ab omnibus, propter praejudicia.
Et quidem, quantum ad has communes notiones, non dubium est quin clare ac distincte percipi possint, alioqui enim communes notiones non essent dicendae: ut etiam revera quaedam ex ipsis non aeque apud omnes isto nomine dignae sunt, quia non
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allein auf den Geist, noch allein auf den Körper bezogen werden kann, und das – wie an geeigneter Stelle gezeigt werden wird – von der engen und innigen Vereinigung unseres Geistes mit dem Körper herstammt, nämlich die Antriebe durch Hunger, Durst usw. ; und ebenso die Erregungen, bzw. Gemütsbewegungen, die nicht allein im Denken bestehen, wie die Erregungen zum Zorn, zur Heiterkeit, zur Traurigkeit, zur Liebe usw. ; schließlich alle Empfindungen wie Schmerz, Kitzel, Licht und Farben, Geräusche, Gerüche, Geschmäcke, Wärme, Härte und andere aus der Berührung mit dem Objekt entspringenden Qualitäten. 49. Die ewigen Wahrheiten lassen sich hier nicht ebenso kurz aufführen, aber das ist auch nicht nötig.
Dies alles betrachten wir entweder gewissermaßen als Ding, oder als Qualitäten bzw. Zustände von Dingen. Wenn wir aber einräumen, daß es unmöglich ist, daß aus dem Nichts etwas entsteht, dann wird der Satz Aus dem Nichts entsteht nichts weder gleichsam als irgendwie existierendes Ding, noch als Zustand eines Dinges angesehen, sondern gewissermaßen wie eine ewige Wahrheit, die in unserem Geist ihren Sitz hat und als allgemeiner Grundbegriff, bzw. Axiom bezeichnet wird. Zu dieser Gattung gehören : Es ist unmöglich, daß dasselbe zugleich ist und nicht ist – Was geschehen ist, kann nicht ungeschehen sein – Was denkt, kann nicht, solange es denkt, nicht existieren und zahllose andere mehr, die wir zwar nicht alle durchgehen können, die uns aber gleichwohl nicht einfach unbekannt sind, und die wir deshalb durchdenken können, wenn sich die Gelegenheit ergibt und wir durch keine Vorurteile geblendet werden. 50. Die ewigen Wahrheiten werden klar erfaßt, allerdings aufgrund der Vorurteile nicht alle von allen Menschen.
Was diese allgemeinen Grundbegriffe anbelangt, so besteht kein Zweifel, daß sie klar und deutlich erfaßt werden können, dürften sie andernfalls doch nicht allgemeine Grundbegriffe genannt werden, wie ja auch tatsächlich einige von ihnen nicht bei allen Menschen dieser Bezeichnung für würdig gehalten werden, weil
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aeque ab omnibus percipiuntur. Non tamen, ut puto, quod unius hominis cognoscendi facultas latius pateat quam alterius; sed quia forte communes istae notiones adversantur praejudicatis opinionibus quorundam hominium, qui eas idcirco non facile capere possunt: etiamsi nonnulli alii, qui praejudiciis istis sunt liberi, evidentissime ipsas percipiant. LI. Quid sit substantia, & quod istud nomen Deo & creaturis
non conveniat univoce.
Quantum autem ad ea, quae tanquam res vel rerum modos spectamus, operae pretium est ut singula seorsim consideremus. Per substantiam nihil aliud intelligere possumus, quam rem quae ita existit, ut nulla alia re indigeat ad existendum. Et quidem substantia quae nulla plane re indigeat, unica tantum potest intelligi, nempe Deus. Alias vero omnes, non nisi ope concursus Dei existere posse percipimus. Atque ideo nomen substantiae non convenit Deo & illis univoce, ut dici solet in Scholis, hoc est, nulla ejus nominis significatio potest distincte intelligi, quae Deo & creaturis sit communis. LII. Quod menti & corpori univoce conveniat, & quomodo ipsa
cognoscatur.
Possunt autem substantia corporea & mens, sive | substantia cogitans, creata, sub hoc communi conceptu intelligi, quod sint res, quae solo Dei concursu egent ad existendum. Verumtamen non potest substantia primum animadverti ex hoc solo, quod sit res existens, quia hoc solum per se nos non afficit; sed facile ipsam agnoscimus ex quolibet ejus attributo, per communem illam notionem, quod nihili nulla sint attributa, nullaeve proprie-
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sie nicht von allen gleich erfaßt werden. Und zwar nicht, wie ich annehme, weil das Erkenntnisvermögen des einen Menschen weiter reichte als das eines anderen, sondern weil diese allgemeinen Grundbegriffe zufällig gerade den vorgefaßten Meinungen gewisser Menschen widersprechen, die sie deshalb nicht leicht begreifen können, auch wenn etliche andere, die von solchen Vorurteilen frei sind, sie als äußerst evident erfassen. 51. Was Substanz ist und daß diese Bezeichnung Gott und dem Geschaffenen nicht in derselben Bedeutung zukommt.
Was nun dasjenige betrifft, das wir gewissermaßen als Ding oder als Zustände von Dingen ansehen, so ist es ein lohnendes Unterfangen, wenn wir sie je für sich gesondert betrachten. Unter Substanz können wir nichts anderes verstehen als ein Ding, das so existiert, daß es keines anderen Dinges bedarf, um zu existieren. Und zwar kann allein eine einzige Substanz als eine solche verstanden werden, die zu ihrer Existenz schlichtweg keines anderen Dinges bedarf, nämlich Gott. Wir erfassen nämlich, daß alle anderen nicht anders als mit Hilfe des Eingriffs Gottes existieren können, und deshalb kommt die Bezeichnung der Substanz Gott und jenen nicht univok, wie man an den Universitäten zu sagen pflegt, zu, will sagen : Es kann keine Bedeutung dieser Bezeichnung deutlich eingesehen werden, die Gott und dem Geschaffenen gemeinsam sein könnte. 52. Die Bezeichnung »Substanz« kommt dem Geist und dem Körper univok zu ; wie die Substanz erkannt wird.
Die körperliche Substanz und der Geist, d. h. die denkende Substanz, können als geschaffene jedoch unter diesem gemeinsamen Begriff gefaßt werden, weil sie Dinge sind, die bloß des Eingriffs Gottes bedürfen, um zu existieren. Gleichwohl kann die Substanz nicht allein daran erkannt werden, daß sie ein existierendes Ding ist, weil sie bloß als solche genommen nicht auf uns wirkt. Aber wir erkennen sie leicht aus beliebigen ihrer Attribute, nämlich im Rückgriff auf jenen allgemeinen Grundbegriff, daß dem Nichts keine Attribute, Eigenschaften oder
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tatis aut qualitates. Ex hoc enim quod aliquod attributum adesse percipiamus, concludimus aliquam rem existentem, sive substantiam, cui illud tribui possit, necessario etiam adesse. LIII. Cujusque substantiae unum esse praecipuum attributum,
ut mentis cogitatio, corporis extensio.
Et quidem ex quolibet attributo substantia cognoscitur; sed una tamen est cujusque substantiae praecipua proprietas, quae ipsius naturam essentiamque constituit, & ad quam aliae omnes referuntur. Nempe extensio in longum, latum & profundum, substantiae corporeae naturam constituit; & cogitatio constituit naturam substantiae cogitantis. Nam omne aliud quod corpori tribui potest, extensionem praesupponit, estque tantum modus quidam rei extensae; ut & omnia, quae in mente reperimus, sunt tantum diversi modi cogitandi. Sic, exempli causa, figura nonnisi in re extensa potest intelligi, nec motus nisi in spatio extenso; nec imaginatio, vel sensus, vel voluntas, nisi in re cogitante. Sed e contra potest intelligi extensio sine figura vel motu, & cogitatio sine imaginatione vel sensu, & ita de reliquis: ut cuilibet attendenti fit manifestum. LIV. Quomodo claras & distinctas notiones habere possimus,
substantiae cogitantis, & corporeae, item Dei.
Atque ita facile possumus duas claras & distinctas habere notiones, sive ideas, unam substantiae cogitantis creatae, aliam substantiae corporeae, si nempe attributa omnia cogitationis ab attributis extensionis | accurate distinguamus. Ut etiam habere
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Qualitäten zukommen. Denn daraus, daß wir irgendein Attribut als anwesend erfassen, folgern wir, daß notwendig auch ein existierendes Ding, bzw. eine Substanz anwesend ist, der wir das Attribut zusprechen können. 53. Jeder dieser Substanzen kommt ein charakteristisches Attribut zu, wie das Denken dem Geist und die Ausdehnung dem Körper.
Zwar wird die Substanz aus jedem beliebigen Attribut erkannt, gleichwohl aber kommt jeder Substanz eine hervorstechende Eigenschaft zu, die ihre Natur und ihre Essenz ausmacht und auf die alle anderen Attribute zurückbezogen werden. So macht die Ausdehnung in Länge, Breite und Tiefe die Natur der körperlichen Substanz aus und das Denken das Wesen der denkenden Substanz. Denn alles andere, das einem Körper zugesprochen werden kann, setzt Ausdehnung voraus und ist überhaupt nur ein bestimmter Zustand eines ausgedehnten Dinges, wie ebenso alles, was wir im Geist antreffen, nur verschiedenartige gedankliche Zugriffe sind. So kann man sich zum Beispiel die Gestalt allein an einem ausgedehnten Ding einsichtig machen und die Bewegung nur innerhalb eines ausgedehnten Raumes ; und die Einbildungskraft, oder die Sinnlichkeit, oder den Willen nur an einem denkenden Ding. Umgekehrt aber kann man sich Ausdehnung ohne Gestalt oder Bewegung, und das Denken ohne Einbildungskraft oder Sinnlichkeit einsichtig machen, und ebenso bei dem übrigen, wie jedem, der aufmerksam ist, offensichtlich sein wird. 54. Auf welche Weise wir klare und deutliche Grundbegriffe von der denkenden und der körperlichen Substanz und ebenso von Gott erlangen können.
Auf diese Weise können wir leicht zwei klare und deutliche Grundbegriffe bzw. Ideen, die eine von einer geschaffenen denkenden Substanz, die andere von einer körperlichen Substanz erlangen, nämlich wenn wir alle Attribute des Denkens sorgfältig von den Attributen der Ausdehnung unterscheiden
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possumus ideam claram & distinctam substantiae cogitantis increatae & independentis, id est Dei: modo ne illam adaequate omnia quae in Deo sunt exhibere supponamus, nec quidam etiam in ea esse fingamus, sed ea tantum advertamus, quae revera in ipsa continentur, quaeque evidenter percipimus ad naturam entis summe perfecti pertinere. Nec certe quisdam talem ideam Dei nobis inesse negare potest, nisi qui nullam plane Dei notitiam in humanis mentibus esse arbitretur. LV. Quomodo duratio, ordo, numerus etiam distincte intelligantur.
Duratio, ordo, & numerus, a nobis etiam distinctissime intelligentur, si nullum iis substantiae conceptum affingamus, sed putemus durationem rei cujusque esse tantum modum, sub quo concipimus rem istam, quatenus esse perseverat. Et similiter, nec ordinem nec numerum esse quicquam diversum a rebus ordinatis & numeratis, sed esse tantum modos, sub quibus illas consideramus. LVI. Quid sint modi, qualitates, attributa.
Et quidem hic per modos plane idem intelligimus, quod alibi per attributa, vel qualitates. Sed cum consideramus substantiam ab illis affici, vel variari, vocamus modos; cum ab ista variatione talem posse denominari, vocamus qualitates; ac denique, cum generalius spectamus tantum ea substantiae inesse, vocamus attributa. Ideoque in Deo non proprie modos aut qualitates, sed attributa tantum esse dicimus, quia nulla in eo variatio est intel-
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– wie wir ja ebenso auch eine klare und deutliche Idee einer ungeschaffenen und unabhängigen denkenden Substanz, das heißt : Gott, haben können – sofern wir weder unterstellen, daß diese Idee alles, was in Gott ist, angemessen darstellt, noch auch wir dieser Idee irgend etwas andichten, sondern uns nur dem zuwenden, das tatsächlich in ihr enthalten ist und von dem wir als evident erfassen, daß es der Natur des allervollkommensten Wesens angehört. Und gewiß kann nicht bestritten werden, daß eine solche Idee in uns vorhanden ist, außer dadurch, daß man willentlich unterstellt, daß schlichtweg keine Kenntnis Gottes in den menschlichen Geistern vorhanden sei. 55. Auf welche Weise auch (An-) Dauer, (An-) Ordnung und (An-) Zahl deutlich eingesehen werden.
Auch Dauer, Ordnung und Zahl werden von uns äußerst deutlich eingesehen, sofern wir ihnen nicht den Begriff der Substanz andichten, sondern wenn wir annehmen, daß die Dauer eines einzelnen Dinges nur ein Zustand ist, unter dem wir jenes Ding auffassen, insofern es im Sein besteht. Und ebenso ist weder die Anordnung noch die Anzahl irgend etwas von den angeordneten und gezählten Dingen Verschiedenes, sondern sie sind nur Zustände, unter denen wir jene betrachten. 56. Was Zustände, Qualitäten und Attribute sind.
Wir verstehen hier nämlich unter Zustand (Modus) schlicht dasselbe wie in anderen Zusammenhängen unter Attribut (Wesensmerkmal) oder Qualität (Eigenschaft). Wenn wir nämlich die Substanz unter der Hinsicht betrachten, daß sie sich von dem, woran wir sie erkennen, als erregt oder verändert zeigt, bezeichnen wir das als Zustand ; insofern sie aufgrund dieser Veränderung als auf eine bestimmte Weise beschaffen bezeichnet wird, bezeichnen wir sie als Qualitäten ; und wenn wir schließlich nur generell berücksichtigen, daß sie einer Substanz zugehören, bezeichnen wir sie als Attribute. Und deshalb sagen wir, daß in Gott nicht eigentlich Zustände oder Qualitäten, sondern allein Attribute enthalten sind, weil in ihm keinerlei Veränderung ge-
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ligenda. Et etiam in rebus creatis, ea quae nunquam in iis diverso modo se habent, ut existentia & duratio, in re existente & durante, non qualitates aut modi, sed attributa dici debent. LVII. Quaedam attributa esse in rebus, alia in cogitatione.
Et quid duratio & tempus.
Alia autem sunt in rebus ipsis, quarum attributa vel | modi esse dicuntur; alia vero in nostra tantum cogitatione. Ita, cum tempus a duratione generaliter sumpta distinguimus, dicimusque esse numerum motus, est tantum modus cogitandi; neque enim profecto intelligimus in motu aliam durationem quam in rebus non motis: ut patet ex eo quod, si duo corpora, unum tarde, aliud celeriter per horam moveatur, non plus temporis in uno quam in alio numeremus, etsi multo plus sit motus. Sed ut rerum omnium durationem metiamur, comparamus illam cum duratione motuum illorum maximorum, & maxime aequabilium, a quibus fiunt anni & dies; hancque durationem tempus vocamus. Quod proinde nihil, praeter modum cogitandi, durationi generaliter sumptae superaddit. LVIII. Numerum & universalia omnia esse tantum modos
cogitandi.
Ita etiam, cum numerus non in ullis rebus creatis, sed tantum in abstracto, sive in genere consideratur, est modus cogitandi duntaxat; ut & alia omnia quae universalia vocamus. LIX. Quomodo universalia fiant; & quae sint quinque vulgata:
genus, species, differentia, proprium, accidens.
Fiunt haec universalia ex eo tantum, quod una & eadem idea utamur ad omnia individua, quae inter se similia sunt, cogitanda:
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dacht werden kann. Und ebenso verdient bei den geschaffenen Dingen dasjenige, das an ihnen niemals auf verschiedene Weisen vorkommt, wie die Existenz und die Dauer, insofern es an einem existierenden und andauernden Ding ist, nicht Qualität oder Zustand, sondern Attribut genannt zu werden.
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57. Einige Attribute finden sich an den Dingen, andere im Denken. Was Dauer und Zeit sind.
Es sind aber die einen Attribute oder Zustände in den Dingen selbst, denen sie zugesprochen werden, und die anderen nur in unserem Denken. So ist es nur ein gedanklicher Zugriff, wenn wir die Zeit von der Dauer allgemein genommen unterscheiden und behaupten, daß sie das Maß der Bewegung sei ; denn tatsächlich wird uns an der Bewegung keine andere Dauer als an unbewegten Dingen einsichtig. Dies wird daraus klar, daß wir, wenn sich zwei Körper, der eine langsam, der andere schnell, eine Stunde lang bewegen, an dem einen nicht mehr Zeit als an dem anderen zählen, obwohl an dem zweiten viel mehr Bewegung vorhanden ist. Wir messen aber die Dauer sämtlicher Dinge, indem wir sie mit der Periode jener größten und äußerst gleichmäßigen Bewegungen vergleichen, von der die Jahre und Tage hergenommen sind, und diese Periode nennen wir Zeit, die daher zur Dauer im allgemeinen genommen, abgesehen von einem besonderen gedanklichen Zugriff, nichts hinzufügt. 58. Alle Zahlen und Universalien sind nur gedankliche Zugriffe.
Ebenso ist die Zahl, insofern sie nicht an irgendwelchen geschaffenen Dingen, sondern nur für sich selbst, d. h. als Gattung betrachtet wird, lediglich ein gedanklicher Zugriff – wie alles andere auch, das wir als Universalie bezeichnen. 59. Wie sich Universalien bilden und welches die fünf allgemein bekannten sind : Gattung, Art, Unterschied, Wesenseigenschaft, Akzidenz.
Diese Universalien bilden sich nur deswegen, weil wir uns ein und derselben Idee bedienen müssen, um alle Einzelgegen-
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ut etiam unum & idem nomen omnibus rebus per ideam istam repraesentatis imponimus; quod nomen est universale. Ita, cum videmus duos lapides, nec ad ipsorum naturam, sed ad hoc tantum quod duo sint attendimus, formamus ideam ejus numeri quem vocamus binarium; cumque postea duas aves, aut duas arbores videmus, nec etiam earum naturam, sed tantum quod duae sint consideramus, repetimus eandem ideam quam prius, quae ideo est universalis; ut & hunc numerum eodem universali nomine binarium appellamus. Eodemque modo, cum | spectamus figuram tribus lineis comprehensam, quandam ejus ideam formamus, quam vocamus ideam trianguli; & eadem postea ut universali utimur ad omnes alias figuras tribus lineis comprehensas animo nostro exhibendas. Cumque advertimus, ex triangulis alios esse habentes unum angulum rectum, alios non habentes, formamus ideam universalem trianguli rectanguli, quae relata ad praecedentem, ut magis generalem, species vocatur. Et illa anguli rectitudo est differentia universalis, qua omnia triangula rectangula ab aliis distinguuntur. Et quod in iis basis potentia aequalis sit potentiis laterum, est proprietas iis omnibus & solis conveniens. Ac denique, si supponamus aliquos ejusmodi triangulos moveri, alios non moveri, hoc erit in iis accidens universale. Atque hoc pacto quinque universalia vulgo numerantur: genus, species, differentia, proprium, & accidens. LX. De distinctionibus, ac primo de reali.
Numerus autem, in ipsis rebus, oritur ab earum distinctione: quae distinctio triplex est, realis, modalis & rationis. Realis pro-
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stände, insofern sie untereinander ähnlich sind, zu denken : so wie wir ein und dieselbe Bezeichnung allen durch dieselbe Idee repräsentierten Dingen beilegen : und diese Bezeichnung ist die des Universalen. Wenn wir etwa zwei Steine betrachten, und nicht auf die Natur dieser Steine selbst, sondern nur darauf achten, daß sie zwei sind, bilden wir eine Idee dieser Anzahl, die wir als Zweiheit bezeichnen ; und wenn wir später zwei Vögel oder Bäume sehen, und wiederum nicht deren Natur beachten, sondern nur im Auge haben, daß sie zwei sind, holen wir dieselbe Idee wie zuvor wieder hervor, die von daher universal ist, so daß wir dieser Anzahl dieselbe universelle Bezeichnung der Zweiheit beilegen. Und ebenso bilden wir, wenn wir eine durch drei Linien zusammengefügte Figur betrachten, eine bestimmte Idee dieser Figur, die wir die Idee des Dreiecks nennen, und der wir uns später als Universale bedienen, um alle anderen aus drei Linien zusammengefügten Figuren in unserem Gemüt darzustellen. Wenn wir nun bemerken, daß von den Dreiecken die einen einen rechten Winkel aufweisen, die anderen nicht, bilden wir die universale Idee eines rechtwinkligen Dreiecks, die wir relativ auf das ihm übergeordnete Allgemeinere als Art bezeichnen. Und diese Rechtwinklichkeit eines Dreiecks ist eine universale Differenz, durch die alle rechtwinkligen Dreiecke von anderen Dreiecken unterschieden werden. Und daß bei diesen rechtwinkligen Dreiecken das Quadrat der Grundlinie den Quadraten der Seiten gleich ist, ist eine Eigenschaft, die allen solchen Dreiecken – aber nur ihnen allein – zukommt. Und wenn wir schließlich irgendeines der so beschaffenen Dreiecke als bewegt, andere als unbewegt setzen, wird dies ein universales Akzidenz sein. Auf diese Weise werden gemeinhin fünf Universalien aufgeführt : Gattung, Art, Unterschied, Wesenseigenschaft und Akzidenz. 60. Über die Unterscheidungen, und zwar zuerst über die reale.
Hingegen entsteht die Zahl an den Dingen selbst durch deren Unterscheidung, und diese Unterscheidung ist dreifach, die reale, modale und aus Vernunft. Die reale Unterscheidung findet
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prie tantum est inter duas vel plures substantias: & has percipimus a se mutuo realiter esse distinctas, ex hoc solo quod unam absque altera clare & distincte intelligere possimus. Deum enim agnoscentes, certi sumus ipsum posse efficere quidquid distincte intelligimus: adeo ut, exempli causa, ex hoc solo quod jam habeamus ideam substantiae extensae sive corporeae, quamvis nondum certo sciamus ullam talem revera existere, certi tamen sumus illam posse existere; atque si existat, unamquamque ejus partem, a nobis cogitatione definitam, realiter ab aliis ejusdem substantiae partibus esse distinctam. Item | que, ex hoc solo quod unusquisque intelligat se esse rem cogitantem, & possit cogitatione excludere a se ipso omnem aliam substantiam, tam cogitantem quam extensam, certum est unumquemque, sic spectatum, ab omni alia substantia cogitante atque ab omni substantia corporea realiter distingui. Ac etiamsi supponamus, Deum alicui tali substantiae cogitanti substantiam aliquam corpoream tam arcte conjunxisse, ut arctius jungi non possint, & ita ex illis duabus unum quid conflavisse, manent nihilominus realiter distinctae: quia, quantumvis arcte ipsas univerit, potentia, quam ante habebat ad eas separandas, sive ad unam absque alia conservandam, seipsum exuere non potuit, & quae vel a Deo possunt separari, vel sejunctim conservari, realiter sunt distincta. LXI. De distinctione modali.
Distinctio modalis est duplex: alia scilicet inter modum proprie dictum, & substantiam cujus est modus; alia inter duos modos ejusdem substantiae. Prior ex eo cognoscitur, quod possimus quidem substantiam clare percipere absque modo quem ab illa differe dicimus, sed non possimus, viceversa, modum illum in-
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eigentlich nur zwischen zwei oder mehreren Substanzen statt : Wir erfassen zwei Substanzen dadurch als real unterschieden, daß wir die eine unabhängig von der anderen klar und deutlich einsehen können. Weil wir nämlich Gott erkannt haben, sind wir sicher, daß er, was auch immer wir deutlich einsehen, bewirken kann, so daß wir uns, zum Beispiel, allein deshalb, weil wir bereits über die Idee der ausgedehnten bzw. körperlichen Substanz verfügen – obwohl wir noch keineswegs sicher wissen, ob irgend etwas dergleichen tatsächlich existiert –, dennoch sicher sind, daß sie existieren kann, und daß, wenn sie existiert, jedes einzelne ihrer von uns gedanklich abgegrenzten Teile real von den anderen Teilen derselben Substanz unterschieden ist. Und ebenso kann ein jeder allein deshalb, weil er sich selbst als denkendes Ding erkennt, und von sich selbst alle anderen Substanzen, sowohl denkende als auch ausgedehnte, im Denken ausschließen kann, sicher sein, daß er sich, so gesehen, von allen anderen denkenden und von allen körperlichen Substanzen real unterscheidet. Und wenn wir zudem voraussetzen, daß Gott eine solche denkende Substanz mit irgendeiner körperlichen Substanz so eng verbunden hat, daß sie nicht enger verbunden sein könnten, und so jene zwei zu einem geeinten Etwas verschmolzen sind, bleiben sie trotzdem real unterschieden, und zwar weil er sich, obwohl er sie eng miteinander verbunden hat, der Macht, die er vordem besessen hat, sie voneinander zu trennen, bzw. um eine von der anderen getrennt zu halten, nicht von selbst entledigen kann, und deshalb das, was von Gott entweder getrennt oder getrennt erhalten werden kann, real unterschieden ist. 61. Über die modale Unterscheidung.
Die modale Unterscheidung ist zweifach, nämlich die eine zwischen einem Zustand im eigentlichen Sinne und der Substanz, deren Zustand er ist, und zum anderen zwischen zwei Zuständen derselben Substanz. Die erstere wird daran erkannt, daß wir zwar die Substanz ohne den Zustand, von dem wir sagen, daß er von jener verschieden ist, klar erfassen können, umgekehrt
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telligere sine ipsa. Ut figura & motus distinguuntur modaliter a substantia corporea, cui insunt; ut etiam affirmatio & recordatio a mente. Posterior vero cognoscitur ex eo, quod unum quidem modum absque alio possimus agnoscere, ac viceversa; sed neutrum tamen sine eadem substantia cui insunt. Ut si lapis moveatur & sit quadratus, possum quidem intelligere ejus figuram quadratam sine motu; & viceversa, ejus motum sine figura quadrata; sed nec illum motum, nec illam figuram possum intelligere sine lapidis substantia. Distin | ctio autem, qua modus unius substantiae differt ab alia substantia vel a modo alterius substantiae, ut motus unius corporis ab alio corpore vel a mente, atque ut motus a duratione 1, realis potius dicenda esse videtur, quam modalis: quia modi illi non clare intelliguntur sine substantiis realiter distinctis, quarum sunt modi. LXII. De distinctione rationis.
Denique distinctio rationis est inter substantiam & aliquod ejus attributum, sine quo ipsa intelligi non potest, vel inter duo talia attributa ejusdem alicujus substantiae. Atque agnoscitur ex eo, quod non possimus claram & distinctam istius substantiae ideam formare, si ab ea illud attributum excludamus; vel non possimus unius ex ejusmodi attributis ideam clare percipere, si illud ab alio separemus. Ut, quia substantia quaevis, si cesset durare, cessat etiam esse, ratione tantum a duratione sua distinguitur; & omnes modi cogitandi, quos tanquam in objectis
1 duratione ] 1. Auflage : dubitatione
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jedoch jenen Zustand nicht ohne die Substanz einsehen können. Wie Gestalt und Bewegung von einer körperlichen Substanz, der sie anhaften, modal unterschieden werden, so auch die Zustimmung und Erinnerung vom Geist. Die letztere wird daran erkannt, daß wir zwar den einen Zustand ohne den anderen erkennen können und umgekehrt, gleichwohl hingegen keinen der beiden ohne gerade jene Substanz, der sie anhaften. So kann ich zwar bei einem Stein, der sich bewegt und viereckig ist, seine viereckige Gestalt ohne die Bewegung einsehen, und umgekehrt seine Bewegung ohne die viereckige Gestalt, aber ich kann weder seine Bewegung noch seine Gestalt ohne die Substanz des Steines einsehen. Jene Unterscheidung hingegen, durch die der Zustand einer Substanz von einer anderen Substanz oder auch vom Zustand einer anderen Substanz verschieden ist, wie etwa die Bewegung eines Körpers von einem anderen Körper und auch vom Geist und wie die Bewegung von der Dauer, scheint eher real als modal genannt werden zu müssen : weil diese Zustände nicht klar eingesehen werden ohne die real unterschiedenen Substanzen, deren Zustände sie sind. 62. Über die Unterscheidung aus Vernunft.
Die Unterscheidung aus Vernunft schließlich findet entweder zwischen einer Substanz und irgendeinem von denjenigen ihrer Attribute statt, ohne das sie nicht eingesehen werden kann ; oder zwischen zwei solchen Attributen derselben beliebigen Substanz. Im ersten Fall erkennt man diese Unterscheidung daran, daß wir keine klare und deutliche Idee dieser Substanz bilden können, wenn wir von dieser Substanz jenes Attribut wegnehmen ; im zweiten Fall daran, daß wir die Idee eines dieser Attribute nicht klar erfassen können, wenn wir es von dem anderen abtrennen. So unterscheiden wir nur aus Vernunft die Dauer einer Substanz von der Substanz selbst : Denn jede Substanz hört, wenn sie aufhört, fortzubestehen, auch auf, zu sein. Außerdem unterscheiden sich alle gedanklichen Zugriffe nur aus Vernunft von den Gegenständen, von denen sie gedacht werden, bzw. – in bezug auf ein und denselben Gegenstand
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consideramus, ratione tantum differunt, tum ab objectis de quibus cogitantur, tum a se mutuo in uno & eodem objecto. Memini quidem me alibi hoc genus distinctionis cum modali conjunxisse, nempe in fine responsionis ad primas objectiones in Meditationis de prima Philosophia: sed ibi non erat occasio de ipsis accurate differendi, & sufficiebat ad meum institutum, quod utramque a reali distinguerem. LXIII. Quomodo cogitatio & extensio distincte cognosci possint,
ut constituentes naturam mentis & corporis.
Cogitatio & extensio spectari possunt ut constituentes naturas substantiae intelligentis & corporeae; tuncque non aliter concipi debent, quam ipsa substantia | cogitans & substantia extensa, hoc est, quam mens & corpus; quo pacto clarissime ac distinctissime intelliguntur. Quin & facilius intelligimus substantiam extensam, vel substantiam cogitantem, quam substantiam solam, omisso eo quod cogitet vel sit extensa. Nonnulla enim est difficultas, in abstrahenda notione substantiae a notionibus cogitationis vel extensionis, quae scilicet ab ipsa ratione tantum diversae sunt; & non distinctior fit conceptus ex eo quod pauciora in eo comprehendamus, sed tantum ex eo quod illa quae in ipso comprehendimus, ab omnibus aliis accurate distinguamus. LXIV. Quomodo etiam ut modi substantiae.
Cogitatio & extensio sumi etiam possunt pro modis substantiae, quatenus scilicet una & eadem mens plures diversas cogitationes habere potest; atque unum & idem corpus, retinendo suam eandem quantitatem, pluribus diversis modis potest extendi: nunc scilicet magis secundum longitudinem, minusque
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– voneinander : Denn wir legen sie gleichsam nur in die Gegenstände hinein. Ich erinnere mich allerdings, anderswo diese Gattung der Unterscheidung mit der modalen vermengt zu haben, nämlich am Ende der Antwort auf die Ersten Einwände gegen die Meditationen über die Erste Philosophie. Allein, es war dort nicht die Gelegenheit, jene sorgfältig zu unterscheiden, und es genügte für mein Vorhaben, jede der beiden von der realen Unterscheidung unterschieden zu haben. 63. Wie deutlich erkannt werden kann, daß Denken und Ausdehnung die Natur des Geistes bzw. Körpers bestimmen.
Denken und Ausdehnung können als die grundlegenden Naturen der einsehenden und körperlichen Substanz gelten, und dürfen damit nicht anders aufgefaßt werden als die denkende Substanz und die ausgedehnte Substanz selbst, will sagen : als Geist und als Körper ; auf diese Weise werden sie äußerst klar und äußerst deutlich eingesehen. Darüber hinaus sehen wir die ausgedehnte Substanz oder die denkende Substanz sogar leichter ein als die Substanz allein, d. h. wenn wir davon absehen, daß sie denkt oder ausgedehnt ist. Es bereitet nämlich einige Schwierigkeiten, den Grundbegriff der Substanz von den Grundbegriffen des Denkens und der Ausdehnung, die nämlich von jener nur in der Vernunft verschieden sind, abzutrennen ; und keineswegs wird ein Begriff dadurch deutlicher, daß wir weniger in ihm begreifen, sondern nur dadurch, daß wir das, was wir in ihm begreifen, von allem anderen sorgfältig unterscheiden. 64. Wie Denken und Ausdehnung auch als Zustände der Substanz erkannt werden können.
Denken und Ausdehnung können zudem als Zustände der Substanz betrachtet werden, insofern nämlich ein und derselbe Geist mehrere verschiedene Gedanken haben kann, und ein und derselbe Körper unter Beibehaltung derselben Quantität auf mehrere verschiedene Weisen ausgedehnt werden kann : nämlich jetzt mehr in die Länge und weniger in die Breite oder
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secundum latitudinem vel profunditatem, ac paulo post e contra magis secundum latitudinem, & minus secundum longitudinem. Tuncque modaliter a substantia distinguuntur, & non minus clare ac distincte quam ipsa possunt intelligi: modo non ut substantiae, sive res quaedam ab aliis separatae, sed tantummodo ut modi rerum spectentur. Per hoc enim, quod ipsas in substantiis quarum sunt modi consideramus, eas ab his substantiis distinguimus, & quales revera sunt agnoscimus. At e contra, si easdem absque substantiis, quibus insunt, vellemus considerare, hoc ipso illas ut res subsistentes spectaremus, atque ita ideas modi & substantiae confunderemus. | LXV. Quomodo ipsarum modi sint etiam cognoscendi.
Eadem ratione, diversos cogitationum modos, ut intellectionem, imaginationem, recordationem, volitionem, & c.; itemque diversos modos extensionis sive ad extensionem pertinentes, ut figuras omnes, & situs partium, & ipsarum motus, optime percipiemus, si tantum ut modos rerum quibus insunt spectemus; & quantum ad motum, si de nullo nisi locali cogitemus, ac de vi a qua excitatur (quam tamen suo loco explicare conabor) non inquiramus. LXVI. Quomodo sensus, affectus & appetitus, clare cognoscantur,
quamvis saepe de iis male judicemus.
Supersunt sensus, affectus, & appetitus, qui quidem etiam clare percipi possunt, si accurate caveamus, ne quid amplius de iis judicemus, quam id praecise, quod in perceptione nostra continetur, & cujus intime conscii sumus. Sed perdifficile est id observare, saltem circa sensus: quia nemo nostrum est, qui non ab
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Tiefe, und schon etwas später mehr in die Breite und weniger in die Länge. Und damit unterscheiden sie sich modal von der Substanz und können nicht weniger klar und deutlich eingesehen werden als die Substanz selbst : sofern sie nicht als Substanzen bzw. als irgendein von einem anderen abgetrenntes Ding, sondern lediglich als Zustände von Dingen angesehen werden. Denn dadurch, daß wir sie als an den Substanzen, deren Zustände sie sind, befindlich betrachten, unterscheiden wir sie von diesen Substanzen und erkennen, was sie tatsächlich sind. Wollten wir sie dagegen unabhängig von den Substanzen, denen sie anhaften, betrachten, würden wir sie als für sich bestehende Dinge ansehen und so die Ideen des Zustands und der Substanz durcheinanderwerfen. 65. Inwiefern auch die Zustände der Gedanken und der Ausdehnung erkennbar sind.
Aus demselben Grund erfassen wir die verschiedenen Zustände der Gedanken wie Einsicht, Einbildung, Erinnerung, Wollen usw., und ebenso die verschiedenen Zustände der Ausdehnung, bzw. des der Ausdehnung Angehörenden, wie alle Gestalten, die Lagen der Teile und deren Bewegungen, am besten, wenn wir sie nur als Zustände der Dinge, denen sie anhaften, ansehen, und, was die Bewegung betrifft, wenn wir darunter nichts anderes als die Ortsbewegung denken, und wir die Kraft, durch die sie hervorgerufen wird (und die zu erklären ich an dieser Stelle gar nicht anstrebe) nicht beachten. 66. Inwiefern Empfindungen, Affekte und Begierden, obwohl wir oft schlecht über sie urteilen, klar erkannt werden.
Übrig sind noch die Empfindungen, die Affekte und die Begierden, die zwar auch klar erfaßt werden können, sofern wir uns nur sorgfältig hüten, nichts Weitergehendes über sie zu urteilen, als genau das, was in unserer Erfassung enthalten ist, und dessen wir uns zutiefst bewußt sind. Dies einzuhalten ist nun allerdings äußerst schwierig, zumindest in bezug auf die Empfindungen : Denn es gibt niemanden von uns, der nicht von
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ineunte aetate judicarit, ea omnia quae sentiebat, esse res quasdam extra mentem suam existentes, & sensibus suis, hoc est, perceptionibus quas de illis habebat, plane similes. Adeo ut videntes, exempli gratia, colorem, putaverimus nos videre rem quandam extra nos positam, & plane similem ideae illi coloris, quam in nobis tunc experiebamur; idque ob consuetudinem ita judicandi, tam clare & distincte videre nobis videbamur, ut pro certo & indubitato haberemus. LXVII. In ipso de dolore judicio saepe nos falli.
Idemque plane est de aliis omnibus quae sentiuntur, etiam de titillatione ac dolore. Quamvis enim haec extra nos esse non putentur, non tamen ut in sola mente sive in perceptione nostra solent spectari, sed ut in manu, aut in pede, aut quavis alia parte nostri | corporis. Nec sane magis certum est, cum, exempli causa, dolorem sentimus tanquam in pede, illum esse quid extra nostram mentem, in pede existens, quam cum videmus lumen tanquam in Sole, illud lumen extra nos in Sole existere; sed utraque ista praejudicia sunt primae nostrae aetatis, ut infra clare apparebit. LXVIII. Quomodo in istis id, quod clare cognoscimus, ab eo in quo
falli possumus, sit distinguendum.
Ut autem hic quod clarum est ab eo quod obscurum distinguamus, diligentissime est advertendum, dolorem quidem & colorem, & reliqua ejusmodi, clare ac distincte percipi, cum tantummodo ut sensus, sive cogitationes, spectantur. Cum autem res quaedam esse judicantur, extra mentem nostram existentes, nullo plane modo posse intelligi quaenam res sint, sed idem
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Kindheit an geurteilt hätte, daß alles, was er empfand, gleichsam gewissermaßen wie ein außerhalb unseres Geistes anwesendes, und seinen Empfindungen, will sagen : den (sinnlichen) Wahrnehmungen, die er von ihm hatte, völlig gleichendes Ding sei. Wenn wir zum Beispiel eine Farbe betrachteten, so haben wir angenommen, ein gleichsam außerhalb von uns hingestelltes und völlig der Idee jener Farbe, die wir in uns erfuhren, entsprechendes Ding zu sehen ; und aus der Gewohnheit heraus, so zu urteilen, erschien uns dies als so klar und deutlich gesehen, daß wir es für sicher und unbezweifelbar gehalten haben. 67. Selbst in der Beurteilung des Schmerzes täuschen wir uns häufig.
Und völlig gleich verhält es sich mit allem anderen, das wir empfinden, auch dem Kitzel und dem Schmerz. Denn obwohl wir nicht annehmen, daß diese etwas außerhalb von uns Existierendes sind, werden sie dennoch gemeinhin nicht als etwas angesehen, das allein im Geist, bzw. in unserer Erfassung wäre, sondern als etwas, das in der Hand oder im Fuß oder irgendeinem anderen Teile unseres Körpers ist. Und es ist keineswegs sicherer, daß, wenn wir zum Beispiel im Fuß einen Schmerz verspüren, dieser Schmerz etwas außerhalb unseres Geistes im Fuße Existentes sei, als daß, wenn wir das Licht gleichsam an der Sonne sehen, dieses Licht außerhalb von uns an der Sonne existiere ; sondern dies sind beides nur Vorurteile aus unserer Kindheit, wie sich unten klar zeigen wird. 68. Wie bei den Empfindungen das, was wir klar erkennen, von dem, worin wir uns täuschen können, zu unterscheiden ist.
Damit wir hier nun aber das, was klar ist, von dem, was dunkel ist, unterscheiden können, muß äußerst sorgfältig beachtet werden, daß zwar ein Schmerz und eine Farbe und das übrige so Beschaffene klar und deutlich erfaßt wird, sofern es allein als Empfindung bzw. als Gedanke angesehen wird. Wenn aber geurteilt wird, daß dies bestimmte Dinge seien, die außerhalb unseres Geistes existieren, kann auf keinerlei Weise einsichtig gemacht werden, was diese Dinge denn nun sein sollten. Hinge-
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plane esse, cum quis dicit se videre in aliquo corpore colorem, vel sentire in aliquo membro dolorem, ac si diceret se id ibi videre vel sentire, quod quidnam sit plane ignorat, hoc est, se nescire quid videat aut sentiat. Etsi enim, minus attendendo, sibi facile persuadeat se nonnullum ejus habere notitiam, ex eo quod supponat esse quid simile sensui illi coloris aut doloris, quem apud se experitur: si tamen examinet quidnam sit, quod iste sensus coloris vel doloris, tanquam in corpore colorato vel in parte dolente existens, repraesentet, omnino advertet se id ignorare. LXIX. Longe aliter cognosci magnitudinem, figuram &c.,
quam colores, dolores, & c.
Praesertim si consideret, se longe alio modo cognoscere, quidnam sit in viso corpore magnitudo, vel figura, vel motus (saltem localis: Philosophi enim, alios quosdam motus a locali diversos effingendo, naturam ejus sibi minus intelligibilem reddiderunt), vel situs, vel duratio, vel numerus, & similia, quae in corporibus | clare percipi jam dictum est: quam quid in eodem corpore sit color, vel dolor, vel odor, vel sapor, vel quid aliud ex iis, quae ad sensus dixi esse referenda. Quamvis enim videntes aliquod corpus, non magis certi simus illud existere, quatenus apparet figuratum, quam quatenus apparet coloratum: longe tamen evidentius agnoscimus, quid sit in eo esse figuratum, quam quid sit esse coloratum.
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gen ist genau das offensichtlich, wenn irgend jemand behauptet, er sehe an irgendeinem Körper Farbe oder empfinde in irgendeinem Körperteil Schmerz, und darin nur behauptet, daß er dies an jenem Körper sehe und in jenem Körperteil empfinde, jedoch was es sei, nicht wisse, will sagen : daß er nicht wisse, was er sehe oder empfinde. Obwohl er sich nämlich, sofern er weniger aufmerksam ist, leicht überredet, aus der Unterstellung einige Kenntnis zu gewinnen, daß es etwas jener empfundenen Farbe oder dem Schmerz, die oder den er an sich erfährt, Gleichendes gebe, so bemerkt er doch, wenn er dann wirklich zu untersuchen beginnt, was es denn sei, was jener Empfindung der Farbe oder des Schmerzes gleichsam als Färbung im Körper oder im Körperteil als Schmerzendes Existierendes entspricht, daß er davon überhaupt keine Kenntnis hat. 69. Größe, Gestalt usw. werden ganz anders als Farben, Schmerzen usw. erkannt.
Dies wird ihm um so bewußter, wenn er bedenkt, daß man auf ganz andere Weise erkennt, was an einem angeschauten Körper Größe, Gestalt oder Bewegung (zumindest die örtliche : denn die Philosophen haben, indem sie gewisse andere von der örtlichen verschiedene Bewegungen ausgedacht haben, die Natur der Bewegung sich nicht eben verständlicher gemacht) oder Lage oder Dauer oder Zahl und dergleichen ist, das als an den Körpern klar erfaßbar bereits gezeigt wurde, als was an demselben Körper Farbe oder Schmerz oder Geruch oder Geschmack oder etwas anderes von dem ist, wovon ich gezeigt habe, daß es auf die sinnliche Wahrnehmung bezogen werden muß. Wenn wir nämlich einen Körper erblicken, wird unsere Erkenntnis, daß dieser Körper existiert, nicht etwa dadurch sicherer, daß er sich als gestaltet zeigt, und etwa dadurch unsicherer, daß er sich als gefärbt zeigt ; gleichwohl erkennen wir sehr viel evidenter, was das ist, das an diesem Körper als Gestaltetsein in Erscheinung tritt, als das, das an ihm als Färbung erscheint.
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LXX. Nos posse duobus modis de sensibilibus judicium ferre,
quorum uno errorem praecavemus, alio in errorem incidimus.
Patet itaque in re idem esse, cum dicimus nos percipere colores in objectis, ac si diceremus nos percipere aliquid in objectis, quod quidem quid sit ignoramus, sed a quo efficitur in nobis ipsis sensus quidam valde manifestus & perspicuus, qui vocatur sensus colorum. In modo autem judicandi permagna est diversitas: nam quamdiu tantum judicamus aliquid esse in objectis (hoc est, in rebus, qualescunque demum illae sint, a quibus sensus nobis advenit), quod quidnam sit ignoramus, tantum abest ut fallamur, quin potius in eo errorem praecavemus, quod advertentes nos aliquid ignorare, minus proclives simus ad temere de ipso judicandum. Cum vero putamus nos percipere colores in objectis, etsi revera nesciamus quidnam sit, quod tunc nomine coloris appellamus, nec ullam similitudinem intelligere possimus, inter colorem quem supponimus esse in objectis, & illum quem experimur esse in sensu: quia tamen hoc ipsum non advertimus, & multa alia sunt, ut magnitudo, figura, numerus, &c., quae clare percipimus non aliter a nobis sentiri vel intelligi, quam ut sunt aut saltem esse possunt in objectis: facile in eum errorem delabimur, ut judicemus | id, quod in objectis vocamus colorem, esse quid omnino simile colori quem sentimus, atque ita ut id, quod nullo modo percipimus, a nobis clare percipi, arbitremur. LXXI. Praecipuam errorum causam a praejudiciis infantiae
procedere.
Hicque primam & praecipuam errorum omnium causam licet agnoscere. Nempe in prima aetate, mens nostra tam arcte cor-
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70. Wir können auf zwei Weisen Urteile über sinnlich Wahrnehmbares fällen, von denen wir durch den einen Irrtümer vermeiden, durch die andere uns jedoch in Irrtümern verlieren.
Und so ist es offenbar überhaupt dasselbe, ob wir sagen, daß wir an den Gegenständen Farben erfassen, oder ob wir sagen, daß wir irgend etwas an den Gegenständen erkennen, wovon wir zwar nicht wissen, was es ist, durch das jedoch in uns selbst eine gewisse sehr offensichtliche und zuverlässige Empfindung bewirkt wird, die als Farbempfindung bezeichnet wird. Im Falle des Urteilens hingegen ist der Gegensatz sehr groß : denn solange wir nur urteilen, daß an den Gegenständen irgend etwas ist (will sagen : an den Dingen, was auch immer sie zuletzt sind, von denen her die Empfindung uns erreicht), wovon wir nicht wissen, was es ist, sind wir so weit davon entfernt, uns zu täuschen, daß wir von daher sogar Irrtümer vermeiden, weil wir uns bewußt sind, etwas nicht zu wissen, und deshalb weniger bereitwillig sind, blindlings über es zu urteilen. Wenn wir aber annehmen, Farben an den Gegenständen zu erfassen, auch wenn wir tatsächlich nicht wissen, was das ist, was wir mit der Bezeichnung der Farbe ansprechen, und wir keine Ähnlichkeit zwischen der Farbe, die wir als an den Gegenständen anhaftend unterstellen, und der, die wir in der Empfindung anwesend erfahren, einsehen können, weil wir die Farbe selbst gar nicht erfahren ; – und weil es vieles andere gibt, wie Größe, Gestalt, Zahl usw., das wir, wie es an den Gegenständen ist oder wenigstens sein kann, nicht anders klar erfassen, als indem es von uns sinnlich wahrgenommen oder eingesehen wird : deshalb verfallen wir leicht in den Irrtum, zu urteilen, daß das, was wir an den Gegenständen als Farbe bezeichnen, etwas der Farbe, die wir empfinden, völlig Gleichendes sei, und so, daß wir das, was wir auf keine Weise erfassen, klar zu erfassen vermeinen. 71. Die hauptsächliche Ursache der Irrtümer entspringt aus den Vorurteilen des sprachlosen Anfangs unseres Lebens.
Es liegt nahe, dies als den ersten und vorzüglichsten Grund aller Irrtümer anzusehen. Denn in der Kindheit war unser
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pori erat alligata, ut non aliis cogitationibus vacaret, quam iis solis, per quas ea sentiebat quae corpus afficiebant: necdum ipsas ad quidquam extra se positum referebat, sed tantum ubi quid corpori incommodum occurebat, sentiebat dolorem; ubi quid commodum, sentiebat voluptatem; & ubi sine magno commodo vel incommodo corpus afficiebatur, pro diversitate partium in quibus & modorum quibus afficiebatur, habebat diversios quosdam sensus, illos scilicet quos vocamus sensus saporum, odorum, sonorum, caloris, frigoris, luminis, colorum, & similium, quae nihil extra cogitationem positum repraesentant. Simulque etiam percipiebat magnitudines, figuras, motus, & talia; quae illi non ut sensus, sed ut res quaedam, vel rerum modi, extra cogitationem existentes, aut saltem existendi capaces, exhibebantur, etsi hanc inter ista differentiam nondum notaret. Ac deinde, cum corporis machinamentum, quod sic a natura fabricatum est ut propria sua vi variis modis moveri possit, hinc inde temere se contorquens, casu commodum quid assequebatur aut fugiebat incommodum, mens illi adhaerens inciebat advertere id, quod ita assequebatur aut fugiebat, extra se esse; nec tantum illi tribuebat magnitudines, figuras, motus, & talia, quae ut res aut rerum modos | percipiebat, sed etiam sapores, odores, & reliqua, quorum in se sensum ab ipso effici 1 advertebat. Atque omnia tantum referens ad utilitatem corporis, cui erat immersa, eo plus aut minus rei esse putabat in unoquoque objecto a quo afficiebatur, prout plus aut minus ab ipso afficiebatur. Unde factum est, ut multo plus substantiae, seu corporeitatis, esse putaret in saxis aut metallis, quam in aqua vel
1 effici ] 1. Auflage: causari
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Geist so eng an den Körper gefesselt, daß er keinen anderen Gedanken offen stand als allein jenen, durch die er das empfand, was den Körper erregte. Und diese Empfindungen bezog er noch nicht auf irgend etwas außerhalb von sich Gesetztes, sondern er empfand einfach nur Schmerz dort, wo dem Körper etwas Unangenehmes widerfuhr, und wo etwas Angenehmens, empfand er Lust ; und dort, wo der Körper ohne besondere Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit erregt wurde, besaß er, für die Unterscheidung der Körperteile, an denen, und für die Verschiedenheit der Weisen, auf die er erregt wurde, gewisse Empfindungen, nämlich jene, die wir als die Empfindungen des Geschmacks, des Geruchs, der Geräusche, der Wärme, der Kälte, der Helligkeit, der Farben und dergleichen bezeichnen, die nichts außerhalb des Denkens repräsentieren. Und zugleich erfaßte er gleichfalls Größen, Gestalten, Bewegungen und dergleichen, die sich ihm nicht als Empfindungen, sondern gewissermaßen als außerhalb seines Denkens existierende, oder zumindest als einer solchen Existenz fähige Dinge oder Zustände von Dingen darstellten, auch wenn er den Unterschied zwischen ihnen noch nicht bemerkte. Und wenn schließlich die Maschinerie des Körpers – die von Natur aus so verfertigt ist, daß sie sich durch die Ausübung der ihr wesentlich innewohnenden Kraft auf verschiedene Weisen bewegen kann –, indem sie sich einmal blindlings herumdrehte und zufällig etwas Angenehmes erhaschte oder etwas Unangenehmes vermied : dann erst begann der ihr anhängende Geist zu bemerken, daß das, was er so erlangte oder vermied, außerhalb seiner selbst sei. Und diesem, was er so als Dinge oder als Zustände von Dingen erfaßte, sprach er nicht nur Größen, Gestalten, Bewegungen und dergleichen, sondern auch Geschmack, Geruch und das übrige zu, dessen Empfindung er als von ihm bewirkt ansah. Und weil er alles nur auf den Vorteil des Körpers bezog, in den er eingeschlossen war, nahm er an, daß desto mehr oder weniger an Substantialität in jedem einzelnen Gegenstand vorhanden ist, durch den er erregt wurde, je mehr oder weniger er jeweils von ihm erregt wurde. Von daher geschah es, daß er glaubte, in Stei-
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aëre, quia plus duritiei & ponderositatis in iis sentiebat. Quin & aërem, quandiu nullum in eo ventum aut frigus aut calorem experiebatur, pro nihilo prorsus ducebat. Et quia non plus luminis a stellis quam ab exiguis flammis lucernarum ipsi affulgebat, idcirco nullas stellas flammis istis majores sibi repraesentabat. Et quia nec terram in gyrum verti, nec ejus superficiem in globum curvatam esse notabat, ideo proclivior erat ad putandum, & eam immobilem, & ejus superficiem planam esse. Milleque aliis ejusmodi praejudiciis, a prima infantia, mens nostra imbuta est; quae deinde in pueritia non recordabatur fuisse a se sine sufficienti examine recepta, sed tanquam sensu cognita, vel a natura sibi indita, pro verissimis evidentissimisque admisit. LXXII. Alteram errorum causam esse, quod praejudiciorum
oblivisci nequeamus.
Et quamvis jam maturis annis, cum mens non amplius tota corpori servit, nec omnia ad illud refert, sed etiam de rerum, in se ipsis spectatarum, veritate inquirit, permulta ex iis, quae sic antea judicavit, falsa esse deprehendat: non tamen ideo facile ipsa ex memoria sua expungit, & quamdiu in ea haerent, variorum errorum causae esse possunt. Ita, exempli causa, quoniam a prima aetate stellas imaginati sumus perexi | guas, etsi jam rationes Astronomicae perspicue nobis ostendant ipsas esse quam maximas, tantum tamen praejudicata opinio adhuc valet, ut nobis perdifficile sit, ipsas aliter quam prius imaginari.
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nen oder Metallen sei viel mehr Substanz bzw. Körperlichkeit enthalten als im Wasser oder in der Luft, weil er eine größere Härte und Schwere an jenen empfand. Und die Luft hielt er sogar für schlichtweg gar nichts, solange er in ihr keinen Wind oder Abkühlung oder auch Wärme erfuhr. Und weil nicht mehr Licht von den Sternen als von den schwachen Flammen der Lampen ausstrahlt, stellte er sich die Sterne als nicht größer vor als solche Flammen. Und weil er weder bemerkte, daß sich die Erde im Kreis dreht, noch daß ihre Oberfläche zu einer Kugel gekrümmt ist, neigte er dazu, sie für unbeweglich und ihre Oberfläche für eben zu halten. Seit unserer Kindheit ist unser Geist mit unzähligen anderen Vorurteilen solcher Art durchtränkt, von denen man sich später nicht erinnert, sie in der Jugend ohne hinreichende Untersuchung angenommen zu haben, sondern die man gleichsam als sinnliche Erkenntnisse oder von Natur aus eingegeben als äußerst wahr und evident hat gelten lassen. 72. Die andere Ursache der Irrtümer liegt darin, daß wir die Vorurteile nicht vergessen können.
Obwohl wir bereits jenes reife Alter erreicht haben, in dem der Geist nicht länger allein dem Körper dient und nicht alles auf ihn bezieht, sondern die Wahrheit der an sich selbst betrachteten Dinge beachtet, und er entdeckt, daß sehr vieles von dem, was er bis dahin geurteilt hat, falsch ist, beseitigt er diese Vorurteile nicht leicht aus seinem Gedächtnis – solange er jedoch an ihnen klebenbleibt, können sie Ursachen vielerlei Irrtümer sein. So haben wir uns die Sterne ja von Kindheit an als winzig vorgestellt, und deshalb fällt es uns, obwohl die Beweisführungen der Astronomie bereits zuverlässig gezeigt haben, daß sie sehr viel größer sind, sehr schwer, sie uns anders als früher vorzustellen : derart mächtig ist eine vorgefaßte Meinung.
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LXXIII. Tertiam causam esse, quod defatigemur, ad ea, quae sensi-
bus praesentia non sunt, attendendo; & ideo assueti simus de illis, non ex praesenti perceptione, sed ex praeconcepta opinione judicare.
Praeterea mens nostra non sine aliqua difficultate ac defatigatione potest ad ullas res attendere; omniumque difficilime ad illa attendit, quae nec sensibus, nec quidem imaginationi praesentia sunt: sive quia talem, ex eo quod corpori conjuncta sit, habet naturam; sive quia in primis annis, cum tantum circa sensus & imaginationes occuparetur, majorem de ipsis quam de caeteris rebus cogitandi usum & facilitatem acquisivit. Hinc autem fit, ut jam multi nullam substantiam intelligant, nisi imaginabilem, & corpoream, & etiam sensibilem. Necque enim norunt ea sola esse imaginabilia, quae in extensione, motu & figura consistunt, etsi alia multa intelligibilia sint; nec putant quidquam posse subsistere, quod non sit corpus; nec denique ullum corpus non sensibile. Et quia revera nullam rem, qualis ipsa est, sensu solo percipimus, ut infra clare ostendetur, hinc accidit, ut plerique in tota vita nihil nisi confuse percipiant. LXXIV. Quartam causam esse, quod conceptus nostros verbis,
quae rebus accurate non respondent, alligemus.
Et denique, propter loquelae usum, conceptus omnes nostros verbis, quibus eos exprimimus, alligamus, nec eos nisi simul cum istis verbis memoriae mandamus. Cumque facilius postea verborum quam rerum recordemur, vix unquam ullius rei conceptum habemus tam distinctum, ut illum ab omni verborum conceptu separemus, cogitationesque hominum fere omnium
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73. Die dritte Ursache ist, daß es uns ermüdet, auf etwas, das unseren Sinnen nicht gegenwärtig ist, zu achten, und wir daher gewöhnt sind, nicht von einer wirklich vorliegenden Wahrnehmung, sondern von einer vorgefertigten Meinung her zu urteilen.
Außerdem kann unser Geist nur unter Schwierigkeit und Ermüdung irgendwelchen Dingen Aufmerksamkeit schenken, und am allerschwersten fällt ihm die Betrachtung dessen, das weder in den Sinnen und noch nicht einmal in der Einbildung gegenwärtig ist : sei es, daß er deswegen eine solche Natur besitzt, weil er mit dem Körper verbunden ist, sei es, weil er in den ersten Lebensjahren, als er allein den Empfindungen und Vorstellungen ausgeliefert war, eine größere Geschicklichkeit und Leichtigkeit im Denken solcher als der übrigen Dinge erlangt hat. Deswegen sehen viele Menschen keine Substanz ein außer einer bildlich vorstellbaren, körperlichen und zudem empfindbaren. Sie wissen nämlich nicht, daß allein das bildlich vorstellbar ist, was aus Ausdehnung, Bewegung und Gestalt besteht, obgleich es vieles andere, nur dem Verstand Zugängliche gibt. Und sie glauben nicht, daß irgend etwas für sich bestehen könne, das kein Körper ist, schon gar nicht, daß irgendein Körper nicht sinnlich wahrnehmbar sein könne. Und weil wir tatsächlich kein Ding, wie es an sich selbst ist, allein durch den Sinn erkennen, wie unten klar gezeigt werden wird, passiert es eben, daß die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben alles nur verworren erfassen. 74. Die vierte Ursache ist, daß wir unsere Begriffe an Wörter binden, die die Dinge nicht hinreichend wiedergeben.
Schließlich binden wir beim Gebrauch der Sprache alle unsere Begriffe an Wörter, durch die wir sie ausdrücken, und behalten sie nicht anders im Gedächtnis als zugleich mit jenen Wörtern. Und weil wir uns später leichter an die Wörter als an die Dinge erinnern, besitzen wir kaum jemals einen so deutlichen Begriff eines Dinges, daß wir es von allem im bloßen Wort Enthaltenen unterscheiden. Deshalb halten sich die Menschen in ihrem
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circa verba magis quam circa res versantur: adeo ut persaepe vocibus non intellectis praebeant | assensum, quia putant se illas olim intelexisse, vel ab aliis qui eas recte intelligebant accepisse. Quae omnia, quamvis accurate hic tradi non possint, quia natura humani corporis nondum fuit exposita, necdum probatum est ullum corpus existere, videntur tamen satis posse intelligi, ut juvent ad claros & distinctos conceptus ab obscuris & confusis dignoscendos. LXXV. Summa eorum quae observanda sunt, ad recte philo-
sophandum.
Itaque ad serio philosophandum, veritatemque omnium rerum cognoscibilium indagandam: primo, omnia praejudicia sunt deponenda, sive accurate est cavendum, ne ullis ex opinionibus olim a nobis receptis fidem habeamus, nisi prius, iis ad novum examen revocatis, veras esse comperiamus. Deinde, ordine est attendendum ad notiones, quas ipsimet in nobis habemus, eaeque omnes & solae, quas sic attendendo clare ac distincte cognoscemus, judicandae sunt verae. Quod agentes, inprimis advertemus nos existere, quatenus sumus naturae cogitantis; & simul etiam, & esse Deum, & nos ab illo pendere, & ex ejus attributorum consideratione caeterarum rerum veritatem posse indagari, quoniam ille est ipsarum causa; & denique, praeter notiones Dei & mentis nostrae, esse etiam in nobis notitiam multarum propositionum aeternae veritatis, ut quod ex nihilo nihil fiat; &c.; itemque, naturae cujusdam corporeae, sive extensae, divisibilis, mobilis, &c.; itemque, sensuum quorundam qui nos afficiunt, ut doloris, colorum, saporum, &c., quamvis
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Denken fast immer mehr bei den Wörtern als bei den Dingen auf, so daß sie vielmehr sehr oft nicht eingesehenen Aussagen Zustimmung gewähren, weil sie annehmen, diese entweder schon seit langem eingesehen zu haben oder sie von anderen Menschen, die sie richtig eingesehen haben, übernommen zu haben. Obwohl all dies hier nicht ausführlich dargelegt werden kann, weil weder die Natur des menschlichen Körpers bisher auseinandergesetzt worden, geschweige denn die Existenz irgendeines Körpers erwiesen ist, zeigt sich doch gleichwohl, daß wir es insoweit einsehen können, daß es die klaren und deutlichen Begriffe von den dunklen und verworrenen zu unterscheiden hilft. 75. Gesamtdarstellung dessen, was beachtet werden muß, um richtig zu philosophieren.
Zum ernsthaften Philosophieren und Aufsuchen der Wahrheit aller der Erkenntnis zugänglichen Dinge müssen so zunächst alle Vorurteile abgelegt werden, d. h. es ist völlig sicherzustellen, daß wir nicht irgendwelchen der einstmals von uns empfangenen Meinungen Vertrauen schenken, ohne daß wir sie zuvor aufgrund einer erneuten Untersuchung als wahr erweisen. Weiterhin müssen in der richtigen Reihenfolge die Grundbegriffe betrachtet werden, die wir selbst in uns tragen, und allein alle diejenigen, die wir, wenn wir so auf sie achthaben, klar und deutlich erkennen, sind als wahr zu beurteilen. Wenn wir dies tun, bemerken wir zunächst, daß wir existieren, insofern wir denkende Naturen sind ; und zugleich, daß Gott existiert, daß wir von ihm abhängen und daß aus der Prüfung seiner Attribute die Wahrheit weiterer Dinge abgeleitet werden kann, weil er ja die Ursache dieser Dinge ist ; und schließlich, daß in uns, abgesehen von den Grundbegriffen Gottes und unseres Geistes, sich außerdem die Kenntnis vieler Sätze der ewigen Wahrheit findet, wie etwa der, daß aus dem Nichts nichts entsteht usw. ; und ebenso, daß wir die Kenntnis einer gewissen körperlichen, d. h. ausgedehnten, teilbaren und beweglichen usw. Natur besitzen ; und ebenso die Kenntnis gewisser Empfindungen, die uns erre-
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nondum sciamus quae sit causa, cur ita nos afficiant. Et haec conferentes cum iis quae confusius antea cogitabamus, usum claros & distinctos omnium rerum cognoscibilium conceptus formandi acquiremus. Atque in his paucis | praecipua cognitionis humanae principia contineri mihi videntur. LXXVI. Autoritatem divinam perceptioni nostrae esse praeferen-
dam: sed ea seclusa non decere philosophum aliis quam perceptis assentiri.
Praeter caetera autem, memoriae nostrae pro summa regula est infigendum, ea quae nobis a Deo revelata sunt, ut omnium certissima esse credenda. Et quamvis forte lumen rationis, quam maxime clarum & evidens, aliud quid nobis suggerere videretur, soli tamen authoritati divinae potius quam proprio nostro judicio fidem esse adhibendam. Sed in iis, de quibus fides divina nihil nos docet, minime decere hominem philosophum aliquid pro vero assumere, quod verum esse nunquam perspexit; & magis fidere sensibus, hoc est, inconsideratis infantiae suae judiciis, quam maturae rationi.
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gen, wie Schmerz, Farben, Geschmack usw., obwohl wir noch nicht wissen, was die Ursache ist, weshalb sie uns gerade so und nicht anders erregen. Wenn wir das nun mit dem vergleichen, was wir zuvor verworrener dachten, werden wir die Fertigkeit erlangen, klare und deutliche Begriffe von allen der Erkenntnis zugänglichen Dingen zu bilden. Es erscheint mir, daß in diesem Wenigen die wichtigsten Prinzipien der menschlichen Erkenntnis enthalten sind. 76. Die göttliche Autorität ist unserer Erfassung vorzuziehen : davon abgesehen ziemt es sich jedoch nicht, wenn der Philosoph etwas anderem als dem Erfaßten zustimmt.
Vor allem aber ist unserem Gedächtnis als oberste Regel einzuprägen, daß das, was von Gott offenbart wird, für das Sicherste von allem zu halten ist. Und auch wenn das Licht der Vernunft uns vielleicht etwas anderes als unüberbietbar klar und evident vorspiegeln mag, erscheint es dennoch geboten, eher der göttlichen Autorität als unserem eigenen Urteil Vertrauen zu schenken. Bei dem hingegen, über das das Gottvertrauen uns nichts lehrt, schickt es sich keineswegs, wenn der weise Mensch für wahr hält, was er niemals als wahr durchschaut hat, und er der Sinnlichkeit, will sagen : den unbedachten Urteilen des sprachlosen Anfangs seines Lebens mehr vertraut als der gereiften Vernunft.
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PR INCIP IORU M PHILOS OPHIÆ PARS SECU NDA .
De principiis rerum materialium.
I. Quibus rationibus rerum materialium existentia certo
cognoscatur.
Etsi nemo non sibi satis persuadeat res materiales existere, quia tamen hoc a nobis paulo ante in dubium revocatum est, & inter primae nostrae aetatis praejudicia numeratum, nunc opus est ut rationes investigemus, per quas id certo cognoscatur. Nempe quicquid sentimus, procul dubio nobis advenit a re aliqua, quae a mente nostra diversa est. Neque enim est in nostra potestate efficere, ut unum potius quam aliud sentiamus; sed hoc a re illa quae sensus nostros afficit, plane pendet. Quaeri quidem potest an res illa sit Deus, an quid a Deo diversum. Sed quia sentimus, sive potius a sensu impulsi clare ac distincte percipimus, materiam quandam extensam in longum, latum & profundum, cujus variae partes variis figuris praeditae sunt, ac variis motibus cientur, ac etiam efficiunt ut varios sensus habeamus colorum, odorum, doloris, &c.: si Deus immediate per se ipsum istius materiae extensae ideam menti nostrae exhiberet, vel tantum si efficeret ut exhibere | tur a re aliqua, in qua nihil esset extensionis, nec figurae, nec motus: nulla ratio potest excogitari, cur non deceptor esset putandus. Ipsam enim clare intelligimus tanquam rem a Deo & a nobis, sive a mente nostra, plane diversam; ac etiam clare videre nobis videmur, ejus ideam a rebus extra nos positis, quibus omnino similis est, advenire; Dei autem naturae
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DE R PR INZ IPIEN D ER PHILOSOP HIE Z WEITER TEIL.
Über die Prinzipien der materiellen Dinge.
1. Aus welchen Gründen die Existenz materieller Dinge als sicher erkannt wird.
Wenn auch jedermann von selbst hinreichend überzeugt ist, daß materielle Dinge existieren, ist es, weil nämlich gerade dies von uns kurz zuvor in Zweifel gezogen und zu den Vorurteilen unserer Kindheit gezählt wurde, nunmehr nötig, daß wir die Gründe untersuchen, aufgrund derer dies als sicher erkannt wird. Denn alles, was wir empfinden, erreicht uns zweifellos von einem Ding her, das von unserem Geist verschieden ist. Es steht nämlich nicht in unserer Macht, zu bewirken, daß wir das eine früher als das andere empfinden, sondern das hängt einzig und allein von dem Ding ab, das unsere Sinne erregt. Indes kann gefragt werden, ob dieses uns erregende Ding Gott sei, oder etwas von Gott Verschiedenes. Weil wir nun eine gewisse in Länge, Breite und Tiefe ausgedehnte Materie empfinden, oder vielmehr aufgrund der Empfindung angestoßen klar und deutlich erfassen, deren verschiedene Stücke durch verschiedene Gestalten gekennzeichnet und in verschiedene Bewegungen versetzt sind und sogar bewirken, daß wir verschiedene Empfindungen der Farben, Gerüche, Schmerzen usw. haben, so kann, wenn Gott unmittelbar durch sich selbst die Idee dieser ausgedehnten Materie unserem Geist eingäbe, oder selbst dann, wenn er bewirkte, daß sie uns durch irgendein anderes Ding eingegeben würde, in dem keine Ausdehnung und weder Gestalt noch Bewegung wäre, kein Grund erdacht werden, weshalb er nicht als Betrüger gelten müßte. Wir sehen nämlich klar ein, daß jene Materie ein gleichermaßen von Gott wie von uns verschiedenes Ding ist, und es scheint uns auch, daß wir klar sehen, daß ihre Idee von außerhalb von uns befindlichen Dingen stammt, denen sie im allgemeinen gleicht. Daß es aber Gottes
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plane repugnare ut sit deceptor, jam ante est animadversum. Atque ideo hic omnino concludendum est, rem quandam extensam in longum, latum & profundum, omnesque illas proprietates quas rei extensae convenire clare percipimus habentem, existere. Estque haec res extensa, quam corpus sive materiam appellamus. II. Quibus etiam cognoscatur corpus humanum menti esse arcte
conjunctum.
Eadem ratione, menti nostrae corpus quoddam magis arcte, quam reliqua alia corpora, conjunctum esse, concludi potest, ex eo quod perspicue advertamus dolores aliosque sensus nobis ex improviso advenire; quos mens est conscia non a se sola proficisci, nec ad se posse pertinere ex eo quod sit res cogitans, sed tantum ex eo quod alteri cuidam rei extensae ac mobili adjuncta sit, quae res humanum corpus appelatur. Sed accuratior ejus rei explicatio non est hujus loci. III. Sensuum perceptiones, non quid revera sit in rebus, sed quid
humano composito prosit vel obsit, docere.
Satis erit, si advertamus sensuum perceptiones non referri, nisi ad istam corporis humani cum mente conjunctionem, & nobis quidem ordinarie exhibere, quid ad illam externa corpora prodesse possint aut nocere; non autem, nisi interdum & ex accidenti, nos docere, | qualia in seipsis existant. Ita enim sensuum praejudicia facile deponemus, & solo intellectu, ad ideas sibi a natura inditas diligenter attendente, hic utemur.
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Natur völlig widerspricht, daß er ein Betrüger sein sollte, ist bereits vorher bemerkt worden. Und deshalb muß hier überhaupt gefolgert werden, daß jenes gewisse in Länge, Breite und Tiefe ausgedehnte Ding existiert und alle jene Eigenschaften besitzt, von denen wir klar wahrnehmen, daß sie einem ausgedehnten Ding zukommen. Dies ist nun das ausgedehnte Ding überhaupt, das wir Körper oder Materie nennen. 2. Wodurch außerdem erkannt wird, daß der Körper des Menschen mit dem Geist eng verbunden ist.
Aus demselben Grund, nämlich weil wir bemerken, daß uns Schmerzen und andere Empfindungen offenbar unversehens geschehen, kann gefolgert werden, daß mit unserem Geist ein bestimmter Körper viel enger als alle übrigen Körper verbunden ist. Der Geist ist sich bewußt, daß Schmerzen und andere Empfindungen nicht aus ihm selbst entstehen, und auch nicht allein deshalb, weil er ein denkendes Ding ist, in ihm anzutreffen sind, sondern ihm allein daraus erwachsen, daß er mit einem gewissen anderen ausgedehnten und beweglichen Ding verbunden ist, das der menschliche Körper genannt wird. Indessen kann die genauere Erklärung dieser Thematik an dieser Stelle nicht erfolgen, sondern – 3. Die Wahrnehmung der Sinne lehrt nicht, was tatsächlich in den Dingen ist, sondern was dem aus Geist und Körper zusammengesetzten Menschen förderlich oder abträglich ist.
– es wird, wenn wir uns den Wahrnehmungen der Sinne zuwenden, genügen anzunehmen, daß diese allein von der Verbindung des menschlichen Körpers mit dem Geist abhängen, und uns in aller Regel zwar zeigen, inwiefern äußere Körper jener Verbindung nützen oder schaden können, uns jedoch nur zuweilen oder aus Zufall lehren, auf welche Weise sie an sich selbst existieren. So nämlich werden wir die Vorurteile aufgrund sinnlicher Eindrücke leicht ablegen, und werden von da an uns allein des Verstandes bedienen, indem wir auf die ihm von Natur aus eingegebenen Ideen sorgfältig achten.
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IV. Naturam corporis non in pondere, duritie, colore, aut similibus;
sed in sola extensione consistere.
Quod agentes, percipiemus naturam materiae, sive corporis in universum spectati, non consistere in eo quod sit res dura, vel ponderosa, vel colorata, vel alio aliquo modo sensus afficiens: sed tantum in eo quod sit res extensa in longum, latum & profundum. Nam, quantum ad duritiem, nihil aliud de illa sensus nobis indicat, quam partes durorum corporum resistere motui manuum nostrarum, cum in illas incurrunt. Si enim, quotiescunque manus nostrae versus aliquam partem moventur, corpora omnia ibi existentia recederent eadem celeritate qua illae accedunt, nullam unquam duritiem sentiremus. Nec ullo modo potest intelligi, corpora quae sic recederent, idcirco naturam corporis esse amissura; nec proinde ipsa in duritie consistit. Eademque ratione ostendi potest; & pondus, & colorem, & alias omnes ejusmodi qualitates, quae in materia corporea sentiuntur, ex ea tolli posse, ipsa integra remanente: unde sequitur, a nulla ex illis ejus naturam dependere. V. Praejudicia de rarefactione & de vacuo, hanc corporis naturam
obscuriorem facere.
Duae vero adhuc causae supersunt, ob quas potest dubitari, an vera natura corporis in sola extensione consistat. Una est, quod multi existiment, pleraque corpora sic posse rarefieri ac condensari, ut rarefacta plus habeant extensionis quam condensata; sintque etiam nonnulli adeo subtiles, ut substantiam corporis ab ejusdem quantitate, atque ipsam quantitatem ab extensione distinguant. Altera est, quod ubi nihil aliud | esse intelligimus,
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4. Die Natur eines Körpers besteht nicht in Schwere, Härte, Farbe oder dergleichen, sondern allein in der Ausdehnung.
Wenn wir dies tun, werden wir erfassen, daß die Natur der Materie, bzw. die Natur der im Universum vorfindlichen Körper nicht darin besteht, daß die Materie ein hartes oder schweres oder farbiges oder auf irgendeine sonstige Weise unsere Sinne erregendes Ding ist, sondern allein darin, daß sie ein in Länge, Breite und Tiefe ausgedehntes Ding ist. Denn was die Härte betrifft, so zeigt unsere Sinnlichkeit uns nichts anderes über sie, als daß Stücke harter Körper der Bewegung unserer Hände widerstehen, wenn unsere Hände sie berühren. Wenn jedoch, wann immer sich unsere Hände irgendeinem Stück entgegenbewegen, alle dort befindlichen Körper sich mit derselben Geschwindigkeit, mit der sich unsere Hände vorwärtsbewegen, entfernten, würden wir niemals irgendeine Härte verspüren. Indes ist es nicht einsichtig zu machen, daß Körper, die in dieser Weise zurückwichen, deshalb die Natur der Körperlichkeit einbüßen sollten ; und demnach besteht sie nicht in der Härte. Aus demselben Grund kann gezeigt werden, daß sowohl die Schwere als auch die Farbe und alle anderen so gearteten Qualitäten, die an der körperlichen Materie empfunden werden, von ihr weggenommen werden können, und sie dennoch unangetastet bleibt, woraus sich ergibt, daß ihre Natur von nichts von alledem abhängt. 5. Die Vorurteile über die Verdünnung und das Vakuum verdunkeln die so bestimmte Natur des Körpers.
Freilich sind zwei Ursachen noch nicht ausgeräumt, weswegen bezweifelt werden kann, daß die wahre Natur des Körpers allein in der Ausdehnung besteht. Die erste ist, daß viele Leute meinen, die meisten Körper würden auf eine solche Weise verdünnt oder verdichtet, daß die verdünnten eine größere Ausdehnung besäßen als die verdichteten. Manche Leute sind darüber hinaus sogar so beflissen, die Substanz des Körpers von seiner Quantität, und diese Quantität sogar von der Ausdehnung zu unterscheiden. Die andere Ursache liegt darin, daß
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quam extensionem in longum, latum & profundum, non soleamus dicere ibi esse corpus, sed tantummodo spatium, & quidem spatium inane, quod fere omnes sibi persuadent esse purum nihil. VI. Quomodo fiat rarefactio.
Sed quantum ad rarefactionem & condensationem, quicunque ad cogitationes suas attendet, ac nihil volet admittere nisi quod clare percipiat, non putabit in ipsis aliud quidquam contingere, quam figurae mutationem: ita scilicet, ut rara corpora illa sint, inter quorum partes multa intervalla existunt, corporibus aliis repleta; & per hoc tantum densiora reddantur, quod ipsorum partes, ad invicem accedentes, intervalla ista imminuant vel plane tollant: quod ultimum si aliquando contingat, tunc corpus tam densum evadit, ut repugnet ipsum densius reddi posse. Atqui non ideo minus tunc extensum est, quam cum partes habens a se mutuo dissitas, majus spatium amplectitur: quia quicquid extensionis in poris sive intervallis a partibus ejus relictis continetur, nullo modo ipsi tribui debet, sed aliis quibusvis corporibus, a quibus intervalla ista replentur. Ut cum videmus spongiam, aqua vel alio liquore turgentem, non putamus ipsam secundum singulas suas partes magis extensam, quam cum compressa est & sicca; sed tantummodo poros habere magis patentes, ac ideo per majus spatium esse diffusam.
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dort, wo wir nichts anderes als eine bloße Ausdehnung in Länge, Breite und Tiefe einsehen, gemeinhin nicht gesagt wird, daß sich dort ein Körper befinde, sondern überhaupt nur ein Raum, und zwar ein leerer Raum, der, wie fast alle überzeugt sind, das pure Nichts ist. 6. Auf welche Weise Verdünnung vonstatten geht.
Was nun aber die Verdünnung und Verdichtung betrifft, so wird jeder, der auf seine Gedanken achtet und nichts zugestehen will außer dem, das er klar erfaßt, nicht behaupten, daß in den sich verdünnenden oder verdichtenden Körpern irgend etwas anderes vonstatten gehe als eine Veränderung der Gestalt. Es sind nämlich diejenigen Körper dünn, zwischen deren Teilen sich viele mit anderen Körpern angefüllte Zwischenräume finden, und sie verdichten sich nur dadurch, daß ihre Bestandteile, indem sie sich wechselweise annähern, diese Zwischenräume vermindern oder ganz wegnehmen : was, wenn es einmal bis zum Äußersten geschieht, dem Körper dann eine solche Dichte verschafft, daß er jeder weiteren Verdichtung widersteht. Gleichwohl ist er deshalb dann nicht weniger ausgedehnt, als wenn die Teile voneinander entfernt sind und so einen größeren Raum umschließen, weil alles, was in Poren bzw. in Zwischenräumen durch übriggebliebene Teile jener die Zwischenräume erfüllenden Materie zur (Gesamt-)Ausdehnung des Körpers beiträgt, keineswegs dem Körper zugerechnet werden darf, sondern den anderen wie auch immer gearteten Körpern, mit denen diese Zwischenräume erfüllt sind : Denn wir meinen ja auch nicht, wenn wir einen mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit getränkten und angeschwollenen Schwamm betrachten, er besitze in seinen einzelnen Teilen eine größere Ausdehnung, als wenn er zusammengepreßt und ausgetrocknet ist, sondern lediglich, daß seine Poren eine größere Ausdehnung haben, und er sich daher über einen größeren Raum verteilt.
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VII. Eam non posse ullo alio modo intelligibili explicari.
Et sane non video, quid moverit nonnullos, ut malent dicere rarefactionem fieri per augmentationem quantitatis, quam ipsam hoc spongiae exemplo explicare. Nam etsi, cum aër aut aqua rarefiunt, non videamus ullos ipsorum poros qui ampliores reddantur, | nec ullum novum corpus, quod ad illos replendos accedat: non est tamen rationi tam consentaneum, aliquid non intelligibile effingere, ad eorum rarefactionem verbotenus explicandam, quam ex hoc quod rarefiant, concludere in ipsis esse poros, sive intervalla quae ampliora redduntur, & novum aliquod corpus accedere quod ipsa implet, etsi hoc novum corpus nullo sensu percipiamus. Nulla enim ratio nos cogit ad credendum, corpora omnia quae existunt debere sensus nostros afficere. Ac rarefactionem perfacile hoc modo, non autem ullo alio, fieri posse percipimus. Ac denique plane repugnat aliquid nova quantitate vel nova extensione augeri, quin simul etiam nova substantia extensa, hoc est, novum corpus ei accedat. Neque enim ullum additamentum extensionis vel quantitatis, sine additamento substantiae quae sit quanta & extensa, potest intelligi, ut ex sequentibus clarius patebit. VIII. Quantitatem & numerum differre tantum ratione a re
quanta & numerata.
Quippe quantitas a substantia extensa in re non differt, sed tantum ex parte nostri conceptus, ut & numerus a re numerata. Ita scilicet ut totam naturam substantiae corporeae, quae est in spatio decem pedum, possimus considerare, quamvis ad istam mensuram decem pedum non attendamus: quia plane eadem
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7. Verdünnung kann auf keine andere, dem Verstand zugängliche Weise erklärt werden.
Und in der Tat sehe ich nicht, was einige Leute zu der Behauptung bewogen hat, die Verdünnung geschehe durch Vergrößerung der Quantität, als sie vielmehr so wie im Beispiel des Schwammes zu erklären. Denn obwohl wir bei der Verdünnung von Luft oder Wasser weder irgendwelche ihrer Poren sich vergrößern, noch irgendeinen neuen Körper hinzutreten sehen, um diese Poren wieder anzufüllen, so ist es mit der Vernunft weniger vereinbar, irgend etwas Unverständliches auszuhecken, um die Verdünnung solcher Körper verbal zu erklären, als daraus, daß sie sich verdünnen, zu folgern, daß in ihnen Poren, bzw. Zwischenräume sind, die sich erweitern, und irgendein neuer Körper hinzutritt, der diese Zwischenräume ausfüllt, auch wenn wir diesen neu hinzutretenden Köper in keiner Weise sinnlich erfassen. Kein Grund nämlich nötigt uns zu der Annahme, alle Körper, die existieren, müßten unsere Sinne erregen können. Zudem erfassen wir, daß die Verdünnung äußerst leicht auf diese Weise geschehen kann, auf irgendeine andere jedoch nicht. Außerdem ist es schlicht widersprüchlich, daß irgend etwas durch eine neue Quantität oder eine neue Ausdehnung sich vergrößern sollte, ohne daß zugleich eine neue ausgedehnte Substanz, will sagen : ein neuer Körper in ihn eintritt. Jegliche Zunahme der Ausdehnung oder der Quantität kann nämlich ohne Zunahme der Substanz, die in Quantität und Ausdehnung besteht, nicht einsichtig gemacht werden, wie anhand des nun Folgenden klarer zutage treten wird.
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8. Quantität und Zahl unterscheiden sich nur in der Vernunft von dem in Menge und Anzahl bestimmten Ding.
Denn Quantität und ausgedehnte Substanz sind am Ding selbst nicht unterschiedlich, sondern nur im Hinblick auf unseren Begriff, wie auch die Zahl von dem in seiner Anzahl bestimmten Ding. Wir können nämlich die Natur einer körperlichen Substanz, die einen Raum von zehn Fuß einnimmt, insgesamt betrachten, auch wenn wir auf jenes Maß von zehn Fuß gar
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intelligitur in qualibet istius spatii parte ac in toto. Et vice versa, potest intelligi numerus denarius, ut etiam quantitas continua decem pedum, etsi ad istam determinatam substantiam non attendamus: quia plane idem est conceptus numeri denarii, sive ad hanc mensuram decem pedum, sive ad quidlibet aliud referatur; & quantitas continua decem pedum, etsi non possit | intelligi sine aliqua substantia extensa, cujus sit quantitas, potest tamen sine hac determinata. In re autem fieri non potest, ut vel minimum quid ex ista quantitate aut extensione tollatur, quin tantundem etiam de substantia detrahatur; nec vice versa, ut tantillum de substantia detrahatur, quin tantundem de quantitate ac extensione tollatur. IX. Substantiam corpoream, cum a quantitate sua distinguitur,
confuse concipi tanquam incorpoream.
Et quamvis forte nonnulli aliud dicant, non puto tamen ipsos aliud ea de re percipere; sed cum substantiam ab extensione aut quantitate distinguunt, vel nihil per nomen substantiae intelligunt, vel confusam tantum substantiae incorporeae ideam habent, quam falso tribuunt corporeae, hujusque substantiae corporeae veram ideam extensioni relinquunt, quam tamen accidens vocant, atque ita plane aliud efferunt verbis, quam mente comprehendunt. 1 X. Quid sit spatium, sive locus internus.
Non etiam in re differunt spatium, sive locus internus, & substantia corporea in eo contenta, sed tantum in modo, quo a no-
1 comprehendunt ] 1. Auflage: comprehendant
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nicht achten, weil in gleichgültig welchem Teil jenes Raumes dasselbe wie im gesamten eingesehen wird. Und umgekehrt kann die Zahl Zehn, und ebenso die sich auf zehn Fuß erstrekkende Quantität eingesehen werden, obwohl wir auf jene bestimmte Substanz nicht achten. Denn es ist dasselbe, ob der Begriff der Zahl Zehn auf dieses bestimmte Maß von zehn Fuß oder auf etwas beliebiges anderes bezogen wird ; und außerdem kann die sich auf zehn Fuß erstreckende Quantität, auch wenn sie nicht ohne irgendeine ausgedehnte Substanz, deren Quantität sie ist, eingesehen werden kann, gleichwohl unabhängig von gerade dieser bestimmten Substanz bestimmt werden. Von einem wirklichen Ding dagegen kann man nicht auch nur das Geringste von dessen Quantität oder Ausdehnung wegnehmen, ohne daß ebensoviel auch seiner Substanz entzogen würde ; und ebensowenig umgekehrt : Würde der Substanz auch nur das Geringste entzogen, würde ebensoviel von der Quantität oder Ausdehnung weggenommen. 9. Die körperliche Substanz kann, wenn sie von ihrer Quantität unterschieden wird, nur verworren als gewissermaßen unkörperlich aufgefaßt werden.
Und wenn auch einige Leute vielleicht etwas anderes sagen, so glaube ich dennoch nicht, daß sie diesen Sachverhalt tatsächlich anders auffassen. Wenn sie die Substanz von der Ausdehnung und Quantität unterscheiden, so verstehen sie entweder unter der Bezeichnung der Substanz nichts, oder sie besitzen nur eine verworrene Idee der unkörperlichen Substanz, die sie der körperlichen Substanz fälschlich zusprechen, und überlassen es der Ausdehnung, die wahre Idee einer körperlichen Substanz zu vertreten. Gleichwohl bezeichnen sie die Ausdehnung als Akzidenz, und drücken so durch Worte schlicht etwas anderes aus, als sie durch den Geist begreifen. 10. Was der Raum, bzw. der innere Ort ist.
Außerdem unterscheiden sich der Raum, bzw. der innere Ort und die darin enthaltene körperliche Substanz nicht am
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bis concipi solent. Revera enim extensio in longum, latum & profundum, quae spatium constituit, eadem plane est cum illa quae constituit corpus. Sed in hoc differentia est, quod ipsam in corpore ut singularem consideremus, & putemus semper mutari quoties mutatur corpus: in spatio vero unitatem tantum genericam ipsi tribuamus, adeo ut, mutato corpore quod spatium implet, non tamen extensio spatii mutari censeatur, sed remanere una & eadem, quamdiu manet ejusdem magnitudinis ac figurae, servatque eundem situm inter externa quaedam corpora, per quae illud spatium determinamus. | XI. Quomodo in re non differat a substantia corporea.
Et quidem facile agnoscemus, eandem esse extensionem, quae naturam corporis & naturam spatii constituit, nec magis haec duo a se mutuo differre, quam natura generis aut speciei differt a natura individui: si attendentes ad ideam quam habemus alicujus corporis, exempli causa, lapidis, rejiciamus ab illa id omne quod ad corporis naturam non requiri cognoscimus: nempe rejiciamus primo duritiem, quia si lapis liquefiat aut in pulvisculos quam minutissimos dividatur, illam amittet, neque tamen ideo desinet esse corpus; rejiciamus etiam colorem, quia vidimus saepe lapides adeo pellucidos, ut nullus in iis esset color; rejiciamus gravitatem, quia quamvis ignis sit levissimus, non ideo minus putatur esse corpus; ac denique rejiciamus frigus & calorem, aliasque omnes qualitates, quia vel non considerantur in lapide, vel iis mutatis, non ideo lapis corporis naturam amis-
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Ding selbst, sondern allenfalls in der Weise, in der sie von uns gemeinhin aufgefaßt werden. Tatsächlich nämlich ist die Ausdehnung in Länge, Breite und Tiefe, die den Raum ausmacht, schlicht dasselbe wie jene, die den Körper ausmacht. Hingegen besteht darin eine Verschiedenheit, daß wir die Ausdehnung am Körper als einzelne betrachten und meinen, daß sie sich immer dann verändert, sobald sich der Körper verändert. Dem Raum selbst aber sprechen wir eine gattungsmäßige Einheit zu, so daß durch eine Veränderung oder gar einen Wechsel des Körpers, der den Raum einnimmt, die Ausdehnung des Raumes gleichwohl nicht als verändert gilt, sondern ein und dieselbe bleibt, solange sie ebendieselbe Größe und Gestalt und dieselbe Lage zwischen gewissen äußeren Körpern beibehält, durch die wir jenen Raum bestimmen. 11. Inwiefern sich der Raum im Ding nicht von der körperlichen Substanz unterscheidet.
Und in der Tat werden wir leicht erkennen, daß es dieselbe Ausdehnung ist, die die Natur des Körpers und die Natur des Raumes ausmacht, und daß diese beiden sich nicht mehr voneinander unterscheiden als die Natur der Gattung oder Art von der Natur des Einzelgegenstands. Wenn wir die Idee irgendeines Körpers, die wir besitzen, zum Beispiel die eines Steines, bestimmen wollen, dann trennen wir von dieser Idee alles ab, von dem wir erkennen, daß es für die Natur dieses Körpers nicht erforderlich ist : und zwar verwerfen wir zunächst die Härte, weil, wenn der Stein geschmolzen oder in winzigste Staubpartikel zerteilt wird, er die Härte verliert, und dennoch deswegen nicht etwa aufhört, ein Körper zu sein ; weiterhin verwerfen wir die Farbe, weil wir häufig Steine gesehen haben, die so durchsichtig waren, daß an ihnen keinerlei Farbe war ; wir verwerfen das Gewicht, weil, obgleich das Feuer äußerst leicht ist, deswegen nicht weniger angenommen wird, daß es ein Körper ist ; und schließlich verwerfen wir die Kälte und die Wärme und alle anderen Qualitäten, weil sie sich entweder an dem Stein gar nicht zeigen, oder nicht anzunehmen ist, daß durch ihre Verän-
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isse existimatur. Ita enim advertemus, nihil plane in ejus idea remanere, praeterquam quod sit quid extensum in longum, latum & profundum: quod idem continetur in idea spatii, non modo corporibus pleni, sed ejus etiam quod vacuum appelatur. XII. Quomodo ab eadem differat in modo, quo concipitur.
Est autem differentia in modo concipiendi; nam, sublato lapide ex spatio vel loco in quo est, putamus etiam ejus extensionem esse sublatam, utpote quam ut singularem & ab ipso inseparabilem spectamus. Sed interim extensionem loci, in quo erat lapis, remanere arbitramur, eandemque esse, quamvis jam ille locus lapidis a ligno, vel aqua, vel aëre, vel alio quovis corpore occupetur, vel etiam vacuus esse credatur: quia ibi consideratur extensio in genere, censeturque eadem | esse lapidis, ligni, aquae, aëris, aliorumque corporum, vel etiam ipsius vacui, si quod detur, modo tantum sit ejusdem magnitudinis ac figurae, servetque eundem situm inter corpora externa, quae spatium illud determinant. XIII. Quid sit locus externus.
Quippe nomina loci aut spatii non significant quicquam diversum a corpore quod dicitur esse in loco, sed tantum ejus magnitudinem, figuram, & situm inter alia corpora designant. Et quidem, ut ille situs determinetur, respicere debemus ad alia aliqua corpora, quae ut immobilia spectemus; ac prout ad diversa respicimus, dicere possumus eandem rem, eodem tempore, locum mutare ac non mutare. Ut, cum navis in mari provehitur, qui
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derung der Stein die Natur der Körperlichkeit verlieren würde. Auf diese Weise werden wir feststellen, daß gar nichts in der Idee des Körpers bestehen bleibt, außer daß er etwas in Länge, Breite und Tiefe Ausgedehntes ist, und das findet sich ebenso in der Idee nicht nur des mit Körpern erfüllten, sondern auch desjenigen Raumes, der Vakuum genannt wird. 12. Inwiefern sich der innere Raum von der körperlichen Substanz in der Weise unterscheidet, in der er aufgefaßt wird.
Hingegen besteht ein Unterschied in der Auffassungsweise : denn wir nehmen an, daß die Ausdehnung des Steines, die wir gleichsam als einzelne und von ihm nicht abtrennbare ansehen, aufgehoben wird, wenn der Stein von dem Ort, an dem er sich befindet, weggenommen wird. Hingegen nehmen wir an, daß die Ausdehnung des Ortes, an dem der Stein war, einstweilen erhalten bleibt und dieselbe ist, ob nun der Ort des Steines sogleich durch Holz, Wasser, Luft oder durch einen beliebigen anderen Körper eingenommen, oder auch wenn er als leer angesehen wird. Denn in diesem Fall wird die Ausdehnung allgemein aufgefaßt und sie gilt als dieselbe, ob sie nun die des Steines, des Holzes, des Wassers, der Luft und anderer Körper oder sogar des Leeren – sofern man es einräumen will – ist, sofern sie nur dieselbe Größe und Gestalt hat und dieselbe Lage zwischen den äußeren Körpern beibehält, die den Raum bestimmen. 13. Was der äußere Ort ist.
Denn die Bezeichnungen »Ort« und »Raum« verweisen nicht auf irgend etwas von dem Körper, über den gesagt wird, daß er an dem Ort sei, Verschiedenes, sondern sie bezeichnen nur dessen Größe, Gestalt und Lage zwischen anderen Körpern. Damit nun diese Lage bestimmt werden kann, müssen wir auf irgendwelche anderen Körper Bezug nehmen, die wir als unbeweglich ansehen. Und je nachdem, auf welche verschiedenen Körper wir uns jeweils beziehen, können wir behaupten, daß ein und dasselbe Ding gleichzeitig seinen Ort wechselt und nicht wechselt. Wenn sich ein Schiff auf dem Meer vorwärtsbewegt,
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sedet in puppi manet semper uno in loco, si ratio habeatur partium navis inter quas eundem situm servat; & ille idem assidue locum mutat, si ratio littorum habeatur, quoniam assidue ab unis recedit & ad alia accedit. Ac praeterea, si putemus terram moveri, tantumque praecise procedere ab Occidente versus Orientem, quantum navis interim ex Oriente in Occidentem promovetur, dicemus rursus illum qui sedet in puppi, locum suum non mutare: quia nempe loci determinationem ab immotis quibusdam coeli punctis desumemus. Sed si tandem cogitemus, nulla ejusmodi puncta vere immota in universo reperiri, ut probabile esse infra ostendetur, inde concludemus nullum esse permanentem ullius rei locum, nisi quatenus a cogitatione nostra determinatur. XIV. In quo differant locus & spatium.
Differunt autem nomina loci & spatii, quia locus magis expresse designat situm quam magnitudinem | aut figuram, & e contra, magis ad has attendimus, cum loquimur de spatio. Dicimus enim frequenter unam rem in locum alterius succedere, quamvis non sit accurate ejusdem magnitudinis, nec figurae; sed tunc negamus illam idem spatium occupare; ac semper, cum ille situs mutatur, dicimus locum mutari, quamvis eadem magnitudo ac figura permaneat. Cumque dicimus rem esse in hoc loco, nihil aliud intelligimus, quam illam obtinere hunc situm inter alias res; & cum addimus ipsam implere hoc spatium vel hunc locum, intelligimus praeterea ipsam esse hujus determinatae magnitudinis ac figurae.
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so verharrt jemand, der auf dem Hinterdeck sitzt, immer an demselben Ort, sofern man auf die Teile des Schiffes abhebt, zwischen denen er dieselbe Lage beibehält. Aber er wechselt seinen Ort fortwährend, sofern man auf die beiden Uferstreifen abhebt, weil er sich ja fortwährend von dem einen Ufer entfernt und auf das andere zubewegt. Und wenn wir zudem annehmen, daß sich die Erde bewegt, und dabei genau so viel von Westen nach Osten vorschreitet, wie das Schiff inzwischen von Ost nach West vorankommt, so behaupten wir wiederum, daß jemand, der auf dem Hinterdeck sitzt, seinen Ort nicht verändert, weil wir nämlich die Bestimmung des Ortes von bestimmten unbewegten Punkten des Himmels ableiten. Wenn wir zudem schließlich bedenken, daß keine derartigen tatsächlich unbewegten Punkte im Universum angetroffen werden, wie sich unten als wahrscheinlich zeigen wird, so werden wir daraus folgern, daß kein Ort irgendeines Dinges dauerhaft ist, außer insofern er durch unser Denken als dauerhaft bestimmt wird. 14. Worin sich Ort und Raum unterscheiden.
Die Bezeichnungen des Ortes und des Raumes unterscheiden sich aber insofern, als der Ort ausdrücklich eher die Lage als die Größe oder die Gestalt bezeichnet, während wir, wenn wir auf das letztere aus sind, eher von Raum sprechen. Wir sagen nämlich häufig, daß ein Gegenstand an die Stelle eines anderen trete, auch wenn er nicht genau dessen Größe noch Gestalt besitzt, während wir in dem Fall bestreiten, daß er denselben Raum einnimmt. Immer jedoch, wenn sich die Lage dieses Gegenstandes verändert, sagen wir, daß der Ort sich verändere, obwohl er dieselbe Größe und Gestalt beibehält. Und wenn wir sagen, ein Gegenstand befinde sich an gerade diesem Ort, verstehen wir darunter nichts anderes, als daß er gerade diese Lage zwischen anderen Gegenständen innehat, und wenn wir hinzufügen, daß er diesen Raum oder diesen Ort einnimmt, meinen wir damit, daß ihm außerdem die Größe und Gestalt dieses bestimmten Ortes zukommt.
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XV. Quomodo locus externus pro superficie corporis ambientis
recte sumatur.
Atque ita spatium quidem semper sumimus pro extensione in longum, latum & profundum. Locum autem aliquando consideramus ut rei, quae in loco est, internum, & aliquando ut ipsi externum. Et quidem internus idem plane est quod spatium; externus autem sumi potest pro superficie quae proxime ambit locatum. Notandumque est, per superficiem non hic intelligi ullam corporis ambientis partem, sed solum terminum, qui medius est inter ipsum corpus ambiens & id quod ambitur, quique nihil aliud est quam modus: vel certe intelligi superficiem in communi, quae non sit pars unius corporis magis quam alterius, sed eadem semper esse censeatur, cum retinet eandem magnitudinem & figuram. Etsi enim omne corpus ambiens cum sua superficie mutetur, non ideo res quam ambit locum mutare existimatur, si eundem interim situm servet inter illa externa, quae tanquam immobilia spectantur. Ut si navim in unam partem a fluminis lapsu, & in contrariam a vento tam aequaliter impelli suppona | mus, ut situm suum inter ripas non mutet, facile aliquis credet ipsam manere in eodem loco, quamvis omnis superficies ambiens mutetur. XVI. Repugnare ut detur vacuum, sive in quo nulla plane sit res.
Vacuum autem philosophico more sumptum, hoc est, in quo nulla plane sit substantia, dari non posse manifestum est, ex eo quod extensio spatii, vel loci interni, non differat ab extensione
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15. Inwiefern der äußere Ort zu Recht für die Oberfläche der umgebenden Körper gehalten wird.
Demgemäß verwenden wir den Begriff »Raum« ohne Ausnahme immer für eine Ausdehnung in Länge, Breite und Tiefe. Als »Ort« hingegen gilt uns zum einen der innere Ort des Dinges, das ihn einnimmt, zum anderen der äußere Ort desselben Dinges : Und zwar ist der innere Ort schlichtweg dasselbe wie der Raum, der äußere Ort hingegen kann als diejenige Oberfläche angesehen werden, die das an den Ort Gesetzte am engsten umgibt. Es ist zu beachten, daß wir unter »Oberfläche« hier nicht irgendeinen Teil des umgebenden Körpers verstehen, sondern allein die Grenze, die den Übergang zwischen dem umgebenden Körper selbst und dem, das umgeben wird, bildet. Die Grenze ist nichts anderes als ein Zustand, zumal gewiß unter »Oberfläche« im allgemeinen das verstanden wird, das nicht mehr einen Teil des einen als den des anderen Körpers bildet, sondern das immer als gleichbleibend gedacht wird, insofern es dieselbe Größe und Gestalt beibehält. Auch wenn sich nämlich der gesamte umgebende Körper mitsamt seiner Oberfläche verändert, so meint man deswegen noch nicht, daß das Ding, das er umgibt, seinen Ort verändert, sofern dieser währenddessen dieselbe Lage zwischen jenen äußeren Dingen beibehält, die als unbeweglich angesehen werden : So fällt es jedem leicht, zu glauben, daß ein Schiff an demselben Ort verbleibt, wenn wir annehmen, es werde durch die Strömung eines Flusses in die eine, und durch den Wind in die entgegensetzte Richtung getrieben, so daß es seine Lage zwischen den Flußufern nicht verändert, obwohl alle es umgebenden Oberflächen sich verändern. 16. Es ist widersprüchlich, daß es ein Vakuum gibt, d. h. etwas, wo schlichtweg kein Ding ist.
Daß aber ein Vakuum in philosophischer Bedeutung, d. h. etwas, wo schlichtweg keine Substanz ist, nicht eingeräumt werden kann, ist daraus offensichtlich, daß die Ausdehnung des Raumes, d. h. die Ausdehnung des inneren Ortes, sich nicht von
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corporis. Nam cum ex hoc solo quod corpus sit extensum in longum, latum & profundum, recte concludamus illud esse substantiam, quia omnino repugnat ut nihili sit aliqua extensio, idem etiam de spatio, quod vacuum supponitur, est concludendum: quod nempe, cum in eo sit extensio, necessario etiam in ipso sit substantia. XVII. Vacuum ex vulgi usu non excludere omne corpus.
Et quidem ex vulgi usu, per nomen vacui non solemus significare locum vel spatium in quo nulla plane sit res, sed tantummodo locum in quo nulla sit ex iis rebus, quas in eo esse debere cogitamus. Sic, quia urna facta est ad aquas continendas, vacua dicitur, cum aëre tantum est plena. Sic nihil est in piscina, licet aquis abundet, si in ea desint pisces. Sic inane est navigium, quod comparatum erat ad vehendas merces, si solis arenis, quibus frangat impetus venti, sit onustum. Sic denique inane est spatium, in quo nihil est sensibile, quamvis materia creata & per se subsistente plenum sit: quia non solemus considerare, nisi eas res quae a sensibus attinguntur. Atqui si postea, non attendentes quid per nomina vacui & nihili sit intelligendum, in spatio quod vacuum esse diximus, non modo nihil sensibile, sed omnino nullam rem contineri existimemus: in eundem errorum incidemus, ac si ex eo quod | usitatum sit dicere urnam, in qua nihil est nisi aër, vacuum esse, ideo judicaremus aërem in ea contentum non esse rem subsistentem.
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der Ausdehnung des Körpers unterscheidet. Denn daraus, daß ein Körper in Länge, Breite und Tiefe ausgedehnt ist, folgern wir zu Recht, daß er eine Substanz ist, weil es sich völlig widerspricht, daß dem Nichts irgendeine Ausdehnung zukommen sollte. Dasselbe muß auch über den Raum, der als leer unterstellt wird, geschlossen werden, nämlich daß, weil in ihm Ausdehnung ist, in ihm notwendig auch Substanz ist. 17. Die Bezeichnung »Vakuum« schließt ihrer gewöhnlichen Bedeutung nach keineswegs alles Körperliche aus.
Allerdings sind wir aus der allgemeinen Praxis heraus gewöhnt, mit dem Ausdruck »Vakuum« nicht den Ort oder den Raum, an dem schlechterdings kein Ding ist, sondern lediglich den Ort zu bezeichnen, an dem keines von denjenigen Dingen ist, von denen wir denken, daß sie dort sein müßten. So wird ein Krug »leer« genannt, wenn er nur mit Luft erfüllt ist – obwohl er hergestellt wurde, um Wasser zu enthalten. Ebenso »ist nichts im Fischbecken« , wenn sich in ihm keine Fische befinden – obgleich es voller Wasser ist. Weiterhin ist ein Frachtschiff, das bereitstand, um Waren zu transportieren, »leer« , wenn es allein mit Ballastsand, mit dessen Hilfe es den Ansturm des Windes bezähmt, beladen ist. Und schließlich ist ein Raum »leer« , in dem nichts sinnlich Wahrnehmbares ist, obwohl er mit geschaffener und durch sich selbst bestehender Materie angefüllt ist : Denn wir sind gewöhnt, nichts zu bedenken außer jene Dinge, die uns durch die Sinne anrühren. Wenn wir dann aber später nicht mehr beachten, was unter den Bezeichnungen des Vakuums und des Nichts zu verstehen ist, meinen wir, daß in dem Raum, von dem wir behaupten, daß er ein Vakuum sei, nicht nur nichts Sichtbares, sondern überhaupt kein Ding enthalten sei : und in eben diesem Irrtum verlieren wir uns gerade so, als wenn wir deshalb, weil es gang und gäbe ist, zu sagen, ein Krug, in dem nichts außer Luft ist, sei leer, urteilen würden, daß die in diesem Krug enthaltene Luft kein für sich bestehendes Ding sei.
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XVIII. Quomodo emendandum sit praejudicium de vacuo
absolute sumpto.
Lapsique sumus fere omnes a prima aetate in hunc errorem, propterea quod, non advertentes ullam esse inter vas & corpus in eo contentum necessariam conjunctionem, non putavimus quicquam obstare, quominus saltem Deus efficiat, ut corpus, quod vas aliquod replet, inde auferatur, & nullum aliud in ejus locum succedat. Jam autem, ut errorem illum emendemus, considerare oportet nullam quidem esse connexionem inter vas & hoc vel illud corpus particulare quod in eo continetur, sed esse maximam, ac omnino necessariam, inter vasis figuram concavam & extensionem in genere sumptam, quae in ea cavitate debet contineri. Adeo ut non magis repugnet nos concipere montem sine valle, quam intelligere istam cavitatem absque extensione in ea contenta, vel hanc extensionem absque substantia quae sit extensa: quia, ut saepe dictum est, nihili nulla potest esse extensio. Ac proinde, si quaeratur quid fiet, si Deus auferat omne corpus quod in aliquo vase continetur, & nullum aliud in ablati locum venire permittat: respondendum est, vasis latera sibi invicem hoc ipso fore contigua. Cum enim inter duo corpora nihil interjacet, necesse est ut se mutuo tangant; ac manifeste repugnat ut distent, sive ut inter ipsa sit distantia, & tamen ut ista distantia sit nihil: quia omnis distantia est modus extensionis, & ideo sine substantia extensa esse non potest.
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18. Wie das Vorurteil über das Vakuum in absoluter Bedeutung verbessert werden kann.
Nun sind wir deswegen fast alle von Kindheit an in diesen Irrtum verfallen, weil wir, indem wir keine irgendwie geartete notwendige Verbindung zwischen dem Gefäß und dem darin enthaltenen Körper bemerkten, uns nicht veranlaßt sahen, zu meinen, irgend etwas spreche gegen die Annahme, zumindest Gott könne bewirken, daß ein Körper, der ein Gefäß erfüllt, von dort weggenommen werden könne, ohne daß etwas anderes an dessen Stelle tritt. Damit wir nun jedoch diesen Irrtum beseitigen, ist es nötig zu bedenken, daß zwar überhaupt keine Verknüpfung zwischen dem Gefäß und diesem oder jenem besonderen Körper besteht, der in dem Gefäß enthalten ist, daß aber sehr wohl eine äußerst bedeutende und überaus notwendige Verknüpfung zwischen der inneren Gestalt des Gefäßes und der Ausdehnung in allgemeiner Bedeutung besteht, die in jenem Hohlraum enthalten sein soll. Es ist deshalb nicht widersprüchlicher, einen Berg ohne Tal aufzufassen, als einen Hohlraum ohne die in ihm enthaltene Ausdehnung, oder auch : eine Ausdehnung ohne eine Substanz, die ausgedehnt ist, einsehen zu wollen, weil, wie bereits gesagt, dem Nichts keine Ausdehnung zukommen kann. Wenn daher gefragt wird, was denn geschehen würde, wenn Gott den gesamten Körper, der in irgendeinem Gefäß enthalten ist, wegnähme und nicht zuließe, daß ein anderer an den Ort des weggenommenen trete, so ist darauf zu antworten, daß die Seiten des Gefäßes sich wechselseitig berühren würden. Wenn nämlich zwischen zwei Körpern nichts dazwischenliegt, so ist es unausweichlich, daß sie sich gegenseitig berühren und es ist offensichtlich widersprüchlich, daß sie voneinander entfernt sind, d. h. zwischen ihnen ein Abstand sein solle, und gleichwohl dieser Abstand nichts sein solle, weil alle Distanz ein Zustand der Ausdehnung ist und von daher ohne ausgedehnte Substanz gar nicht sein kann.
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XIX. Ex his ea confirmari, quae de rarefactione dicta sunt.
Postquam sic advertimus substantiae corporeae na | turam in eo tantum consistere, quod sit res extensa; ejusque extensionem non esse diversam ab ea, quae spatio quantumvis inani tribui solet: facile cognoscimus fieri non posse, ut aliqua ejus pars plus spatii occupet una vice quam alia, sicque aliter rarefiat, quam modo paullo ante explicato; vel ut plus sit materiae, sive substantiae corporeae, in vase, cum plumbo, vel auro, vel alio quantumvis gravi ac duro corpore plenum est, quam cum aërem tantum continet, vacuumque existimatur: quia partium materiae quantitas non pendet ab earum gravitate aut duritie, sed a sola extensione, quae semper in eodem vase est aequalis. XX. Ex his etiam demonstrari, nullas atomos dari posse.
Cognoscimus etiam fieri non posse ut aliquae atomi, sive materiae partes ex natura sua indivisibiles, existant. Cum enim, si quae sint, necessario debeant esse extensae, quantumvis parvae fingantur, possumus adhuc unamquamque ex ipsis in duas aut plures minores cogitatione dividere, ac proinde agnoscere esse divisibiles. Nihil enim possumus cogitatione dividere, quin hoc ipso cognoscamus esse divisibile; atque ideo, si judicaremus id ipsum esse indivisibile, judicium nostrum a cognitione dissentiret. Quin etiam si fingamus, Deum efficere voluisse, ut aliqua materiae particula in alias minores dividi non possit, non tamen illa proprie indivisibilis erit dicenda. Ut etenim effecerit eam a nullis creaturis dividi posse, non certe sibi ipsi ejusdem dividen-
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19. Das eben Gesagte bestätigt das, was über die Verdünnung gesagt wurde.
Nachdem wir auf diese Weise festgestellt haben, daß die Natur der körperlichen Substanz allein darin besteht, daß sie ein ausgedehntes Ding ist, und daß ihre Ausdehnung von der nicht abgetrennt werden kann, die sogar dem, wie man gewöhnlich sagt, »leeren« Raum zugesprochen wird, so erkennen wir leicht, daß unmöglich irgendein Stück der körperlichen Substanz mehr Raum einnehmen kann als ein anderes an derselben Stelle. Deshalb verdünnt sich kein Körper anders als auf die kurz zuvor gerade erklärte Weise, und es ist nicht mehr Materie, bzw. körperliche Substanz in einem Gefäß, wenn es mit Blei oder Gold oder einem beliebigen anderen schweren und harten Körper erfüllt ist, als wenn es nur Luft enthält, und für leer gehalten wird : Denn die Quantität der Teile der Materie hängt nicht von deren Gewicht oder Härte, sondern allein von der Ausdehnung ab, die in demselben Gefäß immer gleich ist. 20. Im Rückgriff auf das eben Gesagte kann auch bewiesen werden, daß es keine Atome geben kann.
Außerdem erkennen wir es als unmöglich, daß irgendwelche Atome, bzw. ihrer Natur nach unteilbaren Teile der Materie existieren. Weil es nämlich, wenn es sie gäbe, unausweichlich wäre, daß sie, als wie klein auch immer sie vorgestellt würden, ausgedehnt sind, können wir dennoch gedanklich ein jedes von ihnen in zwei oder noch mehr kleinere Teile teilen, und müssen deshalb zugeben, daß sie teilbar sind. Nichts nämlich können wir in Gedanken teilen, das wir eben darin nicht auch als teilbar erkennen, so daß, wenn wir urteilten, daß es selbst unteilbar sei, unser Urteil unserer Erkenntnis widerspräche. Sogar nämlich wenn wir uns vorstellten, Gott habe bewirken wollen, daß irgendein Partikel der Materie nicht in andere kleinere teilbar sein könne, würden jene dennoch nicht im eigentlichen Sinne unteilbar genannt. Denn auch wenn er bewirken würde, daß es durch keine seiner Geschöpfe geteilt werden könnte, so hat er sich selbst doch sicherlich nicht dieses
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dae facultatem potuit adimere: quia fieri plane non potest, ut propriam suam potentiam imminuat, quemadmodum supra notatum est. Atque ideo, abso | lute loquendo, illa divisibilis remanebit, quoniam ex natura sua est talis. XXI. Item mundum esse indefinite extensum.
Cognoscimus praeterea hunc mundum, sive substantiae corporeae universitatem, nullos extensionis suae fines habere. Ubicunque enim fines illos esse fingamus, semper ultra ipsos aliqua spatia indefinite extensa non modo imaginamur, sed etiam vere imaginabilia, hoc est, realia esse percipimus; ac proinde, etiam substantiam corpoream indefinite extensam in iis contineri. Quia, ut jam fuse ostensum est, idea ejus extensionis, quam in spatio qualicunque concipimus, eadem plane est cum idea substantiae corporeae. XXII. Item unam & eandem esse materiam coeli & terrae;
ac plures mundos esse non posse.
Hincque etiam colligi facile potest, non aliam esse materiam coeli quam terrae; atque omnino, si mundi essent infiniti, non posse non illos omnes ex una & eadem materia constare; nec proinde plures, sed unum tantum, esse posse: quia perspicue intelligimus illam materiam, cujus natura in eo solo consistit quod sit substantia extensa, omnia omnino spatia imaginabilia, in quibus alii isti mundi esse deberent, jam occupare: nec ullius alterius materiae ideam in nobis reperimus.
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Vermögens des Aufteilens entledigt, weil es schlichtweg nicht geschehen kann, daß er die ihm wesenseigene Macht schmälert, wie oben beschrieben ist. Und daher wird die Materie absolut betrachtet teilbar bleiben, weil es von der Natur der Materie her so ist. 21. Ebenso kann gezeigt werden, daß die Welt unbegrenzt ausgedehnt ist.
Außerdem erkennen wir, daß diese Welt, bzw. die Gesamtheit der körperlichen Substanzen, hinsichtlich ihrer Ausdehnung keine Grenzen aufweist. Wir können uns nämlich nicht nur immer, gleichgültig, wo wir jene Grenzen annehmen, jenseits dieser Grenzen irgendwelche Räume von unbestimmter Ausdehnung vorstellen, sondern wir erfassen sie auch als wirklich vorstellbar, d. h. als real vorhanden, und erkennen von daher, daß in diesen Räumen eine körperliche Substanz von unbegrenzter Ausdehnung enthalten ist, weil, wie bereits weitläufig gezeigt wurde, die Idee ihrer Ausdehnung, als die wir jeden möglichen Raum auffassen können, schlicht ebendasselbe ist wie die Idee der körperlichen Substanz. 22. Und schließlich kann gezeigt werden, daß die Materie des Himmels und die der Erde dieselbe ist, und daß eine Vielzahl von Welten nicht möglich ist.
Daraus nun kann auch leicht ersehen werden, daß die Materie des Himmels keine andere ist als die der Erde, und daß, wenn es unendlich viele Welten gäbe, sie doch alle aus ein und derselben Materie bestünden, und daß es daher nicht mehrere, sondern nur eine geben kann. Denn wir sehen zuverlässig ein, daß die Materie, weil ihre Natur allein darin besteht, daß sie eine ausgedehnte Substanz ist, überhaupt alle vorstellbaren Räume, in denen jene anderen Welten anwesend sein sollen, bereits einnimmt ; und die Idee irgendeiner anderen Materie treffen wir in uns nicht an.
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XXIII. Omnem materiae variationem, sive omnem ejus formarum
diversitatem pendere a motu.
Materia itaque in toto universo una & eadem existit, utpote quae omnis per hoc unum tantum agnoscitur, quod sit extensa. Omnesque proprietatis, quas in ea clare percipimus, ad hoc unum reducuntur, quod sit partibilis, & mobilis secundum partes, & proinde capax illarum omnium affectionum, quas ex ejus partium motu sequi posse percipimus. Partitio enim, quae sit sola cogitatione, nihil mutat; sed omnis materiae | variatio, sive omnium ejus formarum diversitas, pendet a motu. Quod passim etiam a Philosophis videtur fuisse animadversum, quia dixerunt naturam esse principium motus & quietis. Tunc enim per naturam intellexerunt id, per quod res omnes corporeae tales evadunt, quales ipsas esse experimur. XXIV. Quid sit motus juxta vulgarem sensum.
Motus autem (scilicet localis, neque enim ullus alius sub cogitationem meam cadit; nec ideo etiam ullum alium in rerum natura fingendum puto), motus, inquam, ut vulgo sumitur, nihil aliud est quam actio, qua corpus aliquod ex uno loco in alium migrat. Et idcirco, quemadmodum supra monuimus eandem rem eodem tempore dici posse locum mutare & non mutare, ita eadem etiam dici potest moveri & non moveri. Ut qui sedet in navi, dum ea solvit e portu, putat quidem se moveri, si respiciat ad littora eaque ut immota consideret; non autem, si ad ipsam navim, inter cujus partes eundem semper situm servat. Quin
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23. Alle Veränderung der Materie, bzw. alle Gegensätze ihrer Formen hängen von der Bewegung ab.
Und so existiert im gesamten Universum nur eine und dieselbe Materie, nämlich die, die überhaupt allein dadurch erkannt wird, daß sie ausgedehnt ist. Und alle Eigenschaften, die wir an ihr klar erfassen, daß sie teilbar und in diesen ihren Teilen beweglich ist, und von daher aller jener Zustände fähig wird, von denen wir erfassen, daß sie aus der Bewegung ihrer Teile wirklich folgen können, werden auf diese eine Eigenschaft zurückgeführt. Denn die Teilung, die allein in Gedanken geschieht, verändert nichts, sondern alle Veränderung der Materie, bzw. alle Gegensätze ihrer Formen, hängen von der Bewegung ab. Es hat den Anschein, daß dies ohne Unterschied von den Philosophen bemerkt worden ist, weil sie behauptet haben, die Natur sei das Prinzip der Bewegung und Ruhe. Damals nämlich haben sie unter »Natur« das verstanden, durch das alle körperlichen Dinge sich gerade so ausgestalten, wie sie erfahren werden.
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24. Was Bewegung nach allgemeiner Ansicht ist.
Die Bewegung aber (das heißt : die örtliche – eine andere kann ich mir nämlich nicht denken, und glaube daher auch nicht, daß irgendeine andere der Natur der Dinge beigelegt werden darf) – die Bewegung, sage ich, wie man sie gemeinhin so auffaßt, ist nichts anderes als das Ereignis, durch das ein Körper aus dem einen Ort in einen anderen übergeht. Ebenso, wie nach unserer obigen Bemerkung gesagt werden kann, ein und dasselbe Ding verändere gleichzeitig seinen Ort und verändere ihn nicht, kann auch gesagt werden, daß es sich bewegt und nicht bewegt : Jemand, der auf einem Schiff sitzt, während es den Hafen verläßt, meint zwar, daß er sich bewege, wenn er auf das Ufer zurückblickt und es als unbewegt voraussetzt, jedoch nicht, wenn er auf sein Schiff Bezug nimmt, zwischen dessen Teilen er ja beständig ein und dieselbe Lage beibehält. Weil wir vielmehr gemeinhin sogar annehmen, daß alle Bewegung auf einen Antrieb verweist, die Ruhe hingegen auf das Nachlassen des Antriebs, deswegen wird er in diesem Fall viel bezeichnender von sich
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etiam, quatenus vulgo putamus in omni motu esse actionem, in quiete vero cessationem actionis, magis proprie tunc dicitur quiescere quam moveri, quia nullam in se actionem sentit. XXV. Quid sit motus proprie sumptus.1
Sed si non tam ex vulgi usu, quam ex rei veritate, consideremus quid per motum debeat intelligi, ut aliqua ei determinata natura tribuatur: dicere possumus esse translationem unius partis materiae, sive unius corporis, ex vicinia eorum corporum, quae illud immediate contingunt & tanquam quiescentia spectantur, in viciniam aliorum. Ubi per unum corpus, sive unam partem ma | teriae, intelligo id omne quod simul transfertur; etsi rursus hoc ipsum constare possit ex multis partibus, quae alios in se habeant motus. Et dico esse translationem, non vim vel actionem quae transfert, ut ostendam illum semper esse in mobili, non in movente, quia haec duo non satis accurate solent distingui; ac esse duntaxat ejus modum, non rem aliquam subsistentem, sicut figura est modus rei figuratae, ac quies rei quiescentis. XXVI. Non plus actionis requiri ad motum quam ad quietem.
Quippe notandum est, magno nos, in hoc, praejudicio laborare, quod plus actionis ad motum requiri arbitremur, quam ad quietem. Hocque ideo nobis ab ineunte aetate persuasimus, quod corpus nostrum soleat moveri a nostra voluntate, cujus intime conscii sumus, & quiescere ex hoc solo quod terrae adhaereat
1 proprie sumptus ] AT: proprie umptus
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sagen, daß er ruhe als daß er sich bewege, weil er keinen Antrieb an sich wahrnimmt. 25. Was Bewegung im eigentlichen Sinne genommen ist.1
Wenn wir aber nicht aus der alltäglichen Praxis heraus, sondern zufolge der Wahrheit der Sache selbst überlegen, was unter Bewegung verstanden werden muß, damit ihr irgendeine bestimmte Natur zugesprochen werden kann, so können wir sagen, Bewegung sei die Translation (der Übergang) eines Stükkes Materie, bzw. eines Körpers, aus der Umgebung derjenigen Körper, die unmittelbar an ihn angrenzen und die gleichsam als ruhend angesehen werden, in die Umgebung anderer Körper. Wobei ich unter dem Ausdruck ein Körper, bzw. ein Stück Materie alles verstehe, das zugleich versetzt wird, obwohl anderseits dieser selbst aus vielen Teilen bestehen kann, die je für sich andere Bewegungen vollführen. Ich spreche indes von Translation, nicht von einer sich übertragenden Kraft oder einem Antrieb, um zu verdeutlichen, daß die Bewegung immer im Bewegten, nicht im Bewegenden ist – denn diese beiden Begriffe werden gewöhnlich nicht sorgfältig genug unterschieden. Außerdem spreche ich von Translation, um zu verdeutlichen, daß Bewegung lediglich ein Zustand eines Stückes Materie und nicht irgendein für sich bestehendes Ding ist, ebenso wie die Gestalt nur ein Zustand eines gestalteten, und die Ruhe der Zustand eines ruhenden Dinges ist. 26. Für die Bewegung ist nicht mehr Antrieb erforderlich als für die Ruhe.
Denn es muß beachtet werden, daß wir darin einem großen Vorurteil anhängen, wenn wir meinen, für die Bewegung sei ein größerer Antrieb erforderlich als für die Ruhe. Das haben wir uns deshalb seit unserer Kindheit eingeredet, weil unser Körper sich gewöhnlich aufgrund unseres Willens, dessen wir uns innerlich bewußt sind, bewegt, und allein deshalb ruht, 1 Ich korrigiere AT (»proprie umptus«) in »proprie sumptus«. (C. W.)
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per gravitatem, cujus vim non sentimus. Et quidem quia ista gravitas, aliaeque plures causae, a nobis non animadversae, motibus quos in membris nostris ciere volumus resistunt, efficiuntque ut fatigemur, putamus majore actione, sive majore vi opus esse ad motum ciendum, quam ad illum sistendum: sumentes scilicet actionem pro conatu illo, quo utimur ad membra nostra & illorum ope alia corpora permovenda. Quod tamen praejudicium facile exuemus, si consideremus, non modo conatu nobis opus esse ad movenda corpora externa, sed saepe etiam ad eorum motus sistendos, cum a gravitate aliave causa non sistuntur. Ut, exempli gratia, non majori utimur actione ad navigium in aqua stagnante quiescens impellendum, quam ad idem, cum movetur, subito retinendum: vel certe non multo ma | jori; hinc enim demenda est aquae ab eo sublevatae gravitas, & ejusdem lentor, a quibus paulatim sisti posset. XXVII. Motum & quietem esse tantum diversos modos
corporis moti.
Cum autem hic non agatur de illa actione, quae intelligitur esse in movente, vel in eo qui motum sistit, sed de sola translatione, ac translationis absentia, sive quiete: manifestum est hanc translationem extra corpus motum esse non posse, atque hoc corpus alio modo se habere, cum transfertur, & alio, cum non transfertur sive cum quiescit: adeo ut motus & quies nihil aliud in eo sint, quam duo diversi modi.
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weil er durch sein Gewicht, deren Kraft wir nicht empfinden, auf dem Erdboden verharrt. Und weil nun dieses Gewicht und viele andere von uns nicht bemerkte Ursachen den Bewegungen widerstehen, die wir in unseren Körperteilen beginnen wollen, und so bewirken, daß wir uns erschöpfen, glauben wir, daß ein größerer Antrieb, bzw. eine größere Kraft nötig ist, um eine Bewegung zu veranlassen, als um sie aufzuhalten – wobei wir hier »Antrieb« als jene Bestrebung nehmen, deren wir uns als eines Mittels bedienen, um unsere Körperteile und mit deren Hilfe andere Körper in Bewegung zu versetzen. Dieses Vorurteil werden wir gleichwohl leicht ablegen, wenn wir bedenken, daß eine solche Bestrebung nicht nur nötig ist, um äußere Körper zu bewegen, sondern häufig auch, um deren Bewegung zu hemmen, wenn sie durch Trägheit oder eine andere Ursache nicht gehemmt werden. So wird zum Beispiel kein größerer Antrieb aufgewendet, um ein Wasserfahrzeug, das in einem stehenden Gewässer ruht, anzutreiben, als um dasselbe, wenn es sich bewegt, plötzlich zum Stillstand zu bringen – oder jedenfalls nicht sehr viel mehr, denn von der Kraft, die zum Anhalten des Wasserfahrzeugs nötig ist, ist das Gewicht des von ihm verdrängten Wassers und dessen Reibung abzuziehen, durch die es allmählich zum Stillstand gebracht werden könnte. 27. Bewegung und Ruhe sind nur verschiedene Zustände eines bewegten Körpers.
Weil hier aber nicht der Antrieb abgehandelt wird, von dem ersichtlich ist, daß er im Bewegenden oder in dem, was eine Bewegung zum Stillstand bringt, vorhanden ist, sondern allein nach der Translation und der Abwesenheit von Translation, d. i. der Ruhe, gefragt wird, so ist es offensichtlich, daß diese Translation nicht unabhängig von einem sich bewegenden Körper sein kann, und daß dieser Körper sich in einem bestimmten Zustand befindet, wenn er sich bewegt, jedoch in einem anderen, wenn er sich nicht bewegt, d. h. wenn er ruht, und daß daher Bewegung und Ruhe nichts anderes sind als zwei verschiedene Zustände, die an ihm vorgefunden werden.
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XXVIII. Motum propie sumtum non referri, nisi ad corpora
contigua ejus quod movetur.
Addidi praeterea, translationem fieri ex vicinia corporum contiguorum in viciniam aliorum, non autem ex uno loco in alium: quia, ut supra explicui, loci acceptio varia est, ac pendet a nostra cogitatione: sed cum per motum intelligimus eam translationem quae fit ex vicinia corporum contiguorum, quoniam una tantum corpora eodem temporis momento ejusdem mobilis contigua esse possunt, non possumus isti mobili plures motus eodem tempore tribuere, sed unum tantum. XXIX. Nec referri nisi ad ea corpora contigua, quae tanquam
quiescentia spectantur.
Addidi denique, translationem illam fieri ex vicinia, non quorumlibet corporum contiguorum, sed eorum duntaxat, quae tanquam quiescentia spectantur. Ipsa enim translatio est reciproca, nec potest intelligi (Fig. 1) corpus AB transferri ex vicinia corporis CD, quin simul etiam intelligatur corpus CD transferri ex vicinia corporis AB: ac plane eadem vis & actio requi | ritur ex una parte atque ex altera. Quapropter si omnino propriam, & non ad aliud relatam, naturam motui tribuere vellemus, cum duo corpora contigua unum in unam, aliud in aliam partem transferuntur, sicque a se mutuo separantur, tantundem motus in uno quam in altero esse diceremus. Sed hoc a commmuni loquendi usu nimium abhorreret: cum enim assueti simus stare in
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28. Bewegung in eigentlicher Bedeutung wird allein im Rückgriff auf diejenigen Körper bestimmt, die an den sich bewegenden Körper angrenzen.
Ich habe außerdem hinzugefügt, die Translation vollziehe sich aus der Umgebung eines angrenzenden Körpers in die Umgebung eines anderen, und nicht einfach von einem Ort an einen anderen, weil, wie ich oben ausgeführt habe, die Auffassung des Begriffs »Ort« unterschiedlich ist und von unserem Denken abhängt. Wenn wir hingegen unter dem Begriff »Bewegung« diejenige Translation verstehen, die aus der Umgebung angrenzender Körper geschieht, dann können wir, weil die angrenzenden Körper ja zu demselben Zeitpunkt jeweils nur einzeln an den bewegten Körper angrenzen können, dem Bewegten gleichzeitig nicht mehrere, sondern lediglich eine Bewegung zusprechen. 29. Außerdem wird Bewegung lediglich im Rückgriff auf diejenigen angrenzenden Körper bestimmt, die gewissermaßen als ruhend angesehen werden.
Schließlich habe ich hinzugefügt, die Translation geschehe aus der Umgebung nicht einfach irgendwelcher angrenzender Körper, sondern lediglich derjenigen, die gleichsam als ruhend angesehen werden. Translation ist gegenseitig, und es kann nicht einsichtig gemacht werden, daß (Fig. 1) sich der Körper AB aus der Umgebung des Körpers CD fortbewege, ohne daß zugleich eingesehen wird, daß der Körper CD sich aus der Umgebung des Körpers AB fortbewege. Zudem ist aus der einen Richtung genau dieselbe Kraft und derselbe Antrieb erforderlich wie aus der anderen. Wenn wir irgendeinem Gegenstand nur die wesentliche und nicht irgendeine bloß relative Natur der Bewegung zusprechen wollten, so würden wir gerade dann sagen, daß, wenn von zwei aneinander angrenzenden Körpern der eine sich in die eine, der andere in die andere Richtung bewegt und sie sich so voneinander entfernen, ebendasselbe Maß an Bewegung in dem einen wie in dem anderen vorhanden ist. Freilich würde dies dem allgemeinen Sprachgebrauch außerordentlich zuwiderzulaufen, denn weil wir gewöhnt sind, auf dem Erd-
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terra, eamque ut quiescentem considerare, quamvis aliquas ejus partes, aliis minoribus corporibus contiguas, ab eorum vicinia transferri videamus, non tamen ipsam ideo moveri putamus. XXX. Cur ex duobus corporibus contiguis quae separantur ab
invicem, unum potius quam aliud moveri dicatur.
Huiusque rei praecipua ratio est, quod motus intelligatur esse totius corporis quod movetur, nec possit ita intelligi esse totius terrae, ob translationem quarundam ejus partium ex vicinia minorum corporum quibus continguae sunt: quoniam saepe plures ejusmodi translationes, sibi mutuo contrarias, in ipsa licet advertere. Ut si corpus EFGH sit terra, & supra ipsam eodem tempore corpus AB transferatur ab E versus F, ac CD ab H versus G, quamvis hoc ipso partes terrae corpori AB continguae a B versus A transferantur, neque minor vel alterius naturae actio in iis esse debeat, ad illam translationem, quam in corpore AB: non ideo intelligimus terram moveri a B versus A, sive ab Occidente versus Orientem, quia pari ratione ob id quod ejus partes corpori CD continguae transferantur a C versus D, intelligendum esset eam etiam in aliam par | tem moveri, nempe ab Oriente in Occidentem; quae duo inter se pugnant. Ita ergo, ne nimium a communi usu loquendi recedamus, non hic dicemus terram moveri, sed sola corpora AB & CD; atque ita de reliquis. Sed interim recordabimur, id omne quod reale est ac positivum in corporibus quae moventur, propter quod moveri dicuntur,
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boden zu stehen, und ihn als ruhend zu betrachten, glauben wir nicht, daß er sich bewege, obwohl wir bestimmte Bereiche der Erde sich aus der Umgebung anderer kleinerer Körper wegbewegen sehen. 30. Weswegen von zwei angrenzenden Körpern, die sich voneinander entfernen, eher der eine als der andere als sich bewegend bezeichnet wird.
Der Hauptgrund dieses Sachverhaltes liegt darin, daß Bewegung so verstanden wird, daß sie dem vollständigen Körper, der sich bewegt, zuzusprechen sei ; demgemäß kann man aufgrund der Bewegung nur bestimmter Bereiche der Erde aus der Umgebung kleinerer Körper, denen diese Bereiche benachbart sind, nicht der Erde insgesamt Bewegung zusprechen, weil auf der Erde ja viele derartige, einander entgegengesetzte Translationen beobachtet werden können. Wenn etwa der Körper EFGH die Erde darstellt, und sich gleichzeitig der Körper AB von E nach F über sie fortbewegt und der Körper CD von H nach G, so bewegen sich dadurch zwar auch die an den Körper AB angrenzenden Bereiche der Erde von B nach A fort, und es ist für diese Translation kein geringerer oder wesentlich anderer Antrieb in den Bereichen der Erde erforderlich als im Körper AB. Gleichwohl verstehen wir dies nicht als eine Bewegung der Erde von B in Richtung A, bzw. von Westen nach Osten, weil man aus demselben Grund auch annehmen könnte, daß sie sich auch in die andere Richtung bewege, nämlich von Osten nach Westen, weil ihre an den Körper CD angrenzenden Bereiche sich von C nach D fortbewegen – welche beiden Schlußfolgerungen sich doch wohl widersprechen. Deswegen also sagen wir hier nicht, damit wir nicht allzusehr von dem allgemeinen Sprachgebrauch abweichen, daß sich die Erde bewege, sondern allein die Körper AB und CD – und ebenso in allen anderen gleichgearteten Fällen. Statt dessen werden wir uns vorderhand einprägen, daß alles, was den sich bewegenden Körpern real und positiv zukommt, aufgrund dessen
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reperiri etiam in aliis ipsorum contiguis, quae tamen ut quiescentia tantum spectantur. XXXI. Quomodo in eodem corpore innummeri diversi motus esse
possint.
Etsi autem unumquodque corpus habeat tantum unum motum sibi proprium, quoniam ab unis tantum corporibus sibi contiguis & quiescentibus recedere intelligitur, participare tamen etiam potest ex aliis innumeris, si nempe sit pars aliorum corporum alios motus habentium. Ut, si quis ambulans in navi horologium in pera gestet, ejus horologii rotulae unico tantum motu sibi proprio movebuntur, sed participabunt etiam ex alio, quatenus, adjunctae homini ambulanti, unam cum illo materiae partem component, & ex alio quatenus erunt adjunctae navigio in mari fluctuanti, & ex alio quatenus adjunctae ipsi mari, & denique alio quatenus adjunctae ipsi terrae, si quidem tota terra moveatur. Omnesque hi motus revera erunt in rotulis istis; sed quia non facile tam multi simul intelligi, nec etiam omnes agnosci possunt, sufficiet unicum illum, qui proprius est cujusque corporis, in ipso considerare. XXXII. Quomodo etiam motus proprie sumptus, qui in quoque
corpore unicus est, pro pluribus sumi possit.
Ac praeterea ille unicus cujusque corporis motus, qui ei proprius est, instar plurium potest considerari: ut, cum in rotis curruum duos diversos distinguimus, unum scilicet circularem
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sie »sich bewegend« genannt werden, auch an den anderen an sie angrenzenden Körpern angetroffen wird, die als gewissermaßen ruhend nur gesetzt sind. 31. Auf welche Weise an ein und demselben Körper zahllose verschiedene Bewegungen stattfinden können.
Obwohl aber ein jeder Körper nur eine ihm eigentümliche Bewegung besitzt, weil er ja nur von einem einzelnen der an ihn angrenzenden und ruhenden Körper als sich entfernend verstanden wird, kann er gleichwohl überdies an zahllosen anderen Bewegungen teilnehmen, nämlich wenn er als Teil anderer Körper betrachtet wird, die andere Bewegungen vollführen. Wenn etwa jemand, der auf einem Schiff hin- und hergeht, in einer Tasche eine Uhr mit sich herumträgt, so bewegen sich die Rädchen dieser Uhr nicht nur in der ihnen eigentümlichen Weise, sondern sie nehmen auch an anderen Bewegungen teil, nämlich zum einen insofern sie mit dem herumgehenden Menschen verbunden sind, und einen Teil von dessen Materie ausmachen, sodann insofern sie mit dem auf dem Meer fahrenden Wasserfahrzeug verbunden sind, weiterhin insofern sie selbst mit dem Meer verbunden sind, und schließlich insofern sie selbst mit der Erde als Ganzer verbunden sind, falls nämlich die gesamte Erde sich bewegt. Alle diese Bewegungen finden nun tatsächlich an den Rädchen statt ; weil jedoch so viele Bewegungen nicht gerade leicht gleichzeitig eingesehen und außerdem nicht von jedermann erkannt werden können, wird es genügen müssen, allein die einem beliebigen Körper eigentümliche Bewegung an ihm zu betrachten. 32. Inwiefern auch die Bewegung in eigentlicher Bedeutung, die in jedem Körper nur eine einzige ist, für eine Mehrzahl von Bewegungen gehalten werden kann.
Freilich kann auch die alleinige Bewegung eines beliebigen einzelnen Körpers, die ihm eigentümlich ist, gleichsam als Vielzahl angesehen werden. So unterscheiden wir an den Rädern eines Wagens zwei verschiedene Bewegungen, nämlich eine kreisför-
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circa ipsarum axem, & alium rectum secundum longitudinem viae per quam ferun | tur. Sed quod ideo tales motus non sint revera distincti, patet ex eo, quod unumquodque punctum corporis quod movetur, unam tantum aliquam lineam describat. Nec refert, quod ista linea saepe sit valde contorta, & ideo a pluribus diversis motibus genita videatur: quia possumus imaginari, eodem modo quamcunque lineam, etiam rectam, quae omnium simplicissima est, ex infinitis diversis motibus ortam esse. Ut si (Fig. 2) linea AB feratur versus CD, & eodem tempore punctum A feratur versus B, linea recta AD, quam hoc punctum A describet, non minus pendebit a duobus motibus rectis, ab A in B & ab AB in CD, quam linea curva, quae a quovis rotae puncto describitur, pendet a motu recto & circulari. Ac proinde, quamvis saepe utile sit unum motum in plures partes hoc pacto distinguere, ad faciliorem eius perceptionem, absolute tamen loquendo, unus tantum in unoquoque corpore est numerandus. XXXIII. Quomodo in omni motu integer circulus corporum
simul moveatur.
Ex hoc autem quod supra fuerit animadversum, loca omnia corporibus plena esse, semperque easdem materiae partes aequalibus locis coaequari, sequitur nullum corpus moveri posse nisi per circulum, ita scilicet ut aliud aliquod corpus ex loco quem ingreditur expellat, hocque rursus aliud, & aliud, usque ad ultimum, quod in locum a primo derelictum, eodem temporis momento quo derelictus est, ingrediatur. Hocque facile
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mige um die Achse dieser Räder, und eine andere geradlinige, die in Längsrichtung des gefahrenen Weges erfolgt. Daß aber die sich so zueinander verhaltenden Bewegungen deswegen nicht wirklich verschieden sind, erhellt daraus, daß ein jeglicher Punkt des Körpers, der sich bewegt, nur eine bestimmte Linie beschreibt. Und es tut nichts zur Sache, daß diese Linie oft sehr verwickelt ist, und deswegen aus vielen verschiedenen Bewegungen gebildet angesehen werden kann, denn wir können uns vorstellen, daß auch die geradlinige Bewegung, die von allen überhaupt die einfachste ist, aus unendlich vielen verschiedenen Bewegungen entstanden ist. Wenn etwa (Fig. 2) die Linie AB in Richtung CD, und gleichzeitig der Punkt A in Richtung B geführt wird, wird die gerade Linie AD, die dieser Punkt A beschreibt, nicht weniger von zwei geradlinigen Bewegungen abhängen, nämlich von A nach B und von AB nach CD, als eine gekrümmte Linie, die von einem beliebigen rotierenden Punkt beschrieben wird, von einer geradlinigen und kreisförmigen Bewegung abhängt. Obwohl es also mitunter angebracht sein mag, eine Bewegung auf diese Weise in mehrere Teilbewegungen zu zerlegen, um sie leichter erfassen zu können, kann gleichwohl, absolut gesprochen, einem jeglichen Körper nur jeweils eine zugerechnet werden. 33. Auf welche Weise sich bei aller Bewegung zugleich der vollständige Umkreis der Körper bewegt.
Aus dem nun, was oben bemerkt worden ist, daß alle Orte mit Körpern erfüllt sind, und daß dieselben Stücke der Materie immer gleiche Orte einnehmen, ergibt sich, daß sich kein Körper bewegen kann außer innerhalb eines Umkreises, nämlich so, daß ein Körper einen anderen aus dem Ort, in den er eintritt, heraustreibt, und dieser umgekehrt einen anderen, und dieser wiederum einen noch anderen, und so unausgesetzt weiter bis zu dem letzten, der an den von dem ersten verlassenen Ort eintritt, und zwar zu demselben Zeitpunkt, an dem der erste ihn verläßt.
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intelligimus in circulo perfecto, quia videmus nullum vacuum, nullamque rarefactionem aut con | densationem requiri, ut (Fig. 3) pars circuli A moveatur versus B, modo eodem tempore pars B moveatur versus C, C versus D, ac D versus A. Sed idem intelligi etiam potest in circulo non perfecto, & quantumlibet irregulari, modo advertatur, quo pacto omnes locorum inaequalitates inaequali motuum celeritate possint compensari. Sic (Fig. 4) tota materia contenta in spatio EFGH circulariter moveri potest absque ulla condensatione vel vacuo, & eodem tempore ejus pars quae est versus E, transire versus G, ac ea quae est versus G, transire versus E: modo tantum, ut spatium in G supponitur esse quadruplo latius quam in E, ac duplo quam in F & H, ita etiam quadruplo celerius moveatur in E quam in G, ac duplo celerius quam in F vel H; atque ita reliquis omnibus in locis motus celeritas angustiam loci compenset. Hoc enim pacto, in quovis determinato tempore, tantundem materiae per unam istius circuli partem, quam per alteram transibit. XXXIV. Hinc sequi divisionem materiae in particulas revera indefi-
nitas, quamvis eae nobis sint incomprehensibiles.
Fatendum tamen est in motu isto aliquid reperiri, quod mens quidem nostra percipit esse verum, sed tamen, quo pacto fiat, non comprehendit: nempe divisionem quarundam particularum materiae in infinitum, sive indefinitam, atque in tot partes, ut nullam cogi | tatione determinare possimus tam exiguam, quin intelligamus ipsam in alias adhuc minores reipsa esse divisam.
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Dies wird am vollkommenen Kreis am leichtesten einsichtig, weil an ihm sichtbar wird, daß keinerlei Vakuum und keinerlei Verdünnung oder Verdichtung erforderlich ist, damit (Fig. 3) der Abschnitt A des Kreises sich in Richtung B bewegt, sofern gleichzeitig der Abschnitt B sich in Richtung C bewegt, C gegen D und D gegen A. Allerdings kann man sich dasselbe auch anhand eines unvollkommenen und beliebig unregelmäßigen Kreises einsichtig machen, nämlich sofern man mitbedenkt, auf welche Weise alle Ungleichheiten der Örter durch die Geschwindigkeit der ungleichen Bewegungen ausgeglichen werden können. So kann (Fig. 4) die gesamte im Raum EFGH enthaltene Materie sich kreisförmig bewegen, und sich gleichzeitig derjenige Anteil dieser Materie, der E entgegengesetzt ist, in Richtung G bewegen, und der, der G entgegengesetzt ist, sich in Richtung E bewegen, ohne irgendeine Verdichtung oder Leere anzunehmen, sofern nur vorausgesetzt wird, daß der in G angenommene Raum viermal so breit ist wie der in E, und zweimal so breit wie der in F und H, und sich ebenso auch die Materie in E viermal so schnell bewegt wie die in G und zweimal so schnell wie die in F oder H. Und so gleicht die Geschwindigkeit an allen übrigen sich bewegenden Orten die Enge des Ortes aus. Auf diese Weise nun wird in beliebiger Zeit ebensoviel Materie durch irgendeinen Abschnitt des Kreises wie durch irgendeinen anderen hindurchgehen. 34. Hieraus ergibt sich die Teilung der Materie in tatsächlich unbegrenzt viele Partikel, obwohl diese Partikel für uns unverständlich sind.
Es ist einzugestehen, daß für diese Bewegung etwas erforderlich ist, was unser Geist zwar als wahr erfaßt, obwohl er nicht begreift, auf welche Weise es geschehen kann, nämlich die unendliche, bzw. unbegrenzte Teilung irgendwelcher Partikel der Materie, und zwar in so viele Teile, daß wir durch Denken keines als so klein bestimmen können, ohne einzusehen, daß es tatsächlich nicht in andere noch kleinere geteilt ist. Es ist
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Fieri enim non potest, ut materia quae jam implet spatium G, successive impleat omnia spatia innumeris gradibus minora, quae sunt inter G & E, nisi aliqua ejus pars ad innumerabiles illorum spatiorum mensuras figuram suam accomodet: quod ut fiat, necesse est omnes imaginabiles ejus particulas, quae sunt revera innumerae, a se mutuo aliquantulum removeri, & talis quantulacunque remotio vera divisio est. XXXV. Quomodo fiat ista divisio, & quod non sit dubitandum quin
fiat, etsi non comprehendatur.
Notandum autem me hic non loqui de tota materia, sed tantum de aliqua ejus parte. Quamvis enim supponamus duas aut tres ejus partes esse in G tantae latitudinis quantae est spatium E, itemque etiam plures alias minores, quae maneant indivisae: nihilominus intelligi potest eas moveri circulariter versus E, modo quaedam aliae ipsis admistae sint, quae se quomodolibet inflectant, & figuras suas sic mutent, ut junctae istis figuras suas non ita mutantibus, sed solam celeritatem motus ad rationem loci occupandi accomodantibus, omnes angulos quos istae aliae non occupabunt, accurate compleant. Et quamvis, quomodo fiat indefinita ista divisio, cogitatione comprehendere nequeamus, non ideo tamen debemus dubitare quin fiat: quia clare percipimus illam necessario sequi ex natura materiae nobis evidentissime cognita, percipimusque etiam eam esse de genere eorum quae a mente nostra, utpote finita, capi non possunt. |
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nämlich unmöglich, daß die Materie, die bereits den Raum G einnimmt, nacheinander alle in zahlloser Abstufung kleineren Räume einnimmt, die zwischen G und E sind, wenn nicht irgendein Teil dieser Materie seine Gestalt den unzähligen Ausmaßen jener Räume anpaßt, wofür es, damit es geschieht, erforderlich ist, daß sich alle nur vorstellbaren Partikel dieser Materie, die tatsächlich zahllos sind, gegenseitig ein wenig voneinander entfernen – und eine solche, wenn auch noch so geringe Entfernung ist eine wahre Teilung. 35. Auf welche Weise diese Teilung geschieht und daß nicht daran gezweifelt werden kann, daß sie geschieht, auch wenn sie unbegreiflich bleibt.
Es ist allerdings zu beachten, daß ich hier nicht über die Materie als Ganze, sondern lediglich über bestimmte Anteile dieser Materie spreche. Auch wenn wir nämlich voraussetzen, daß zwei oder drei ihrer Teile bei G von derselben Breite sind wie der Raum E, und wir ebenso auch viele andere, noch kleinere Teile der Materie annehmen, die ungeteilt bleiben, so kann gleichwohl eingesehen werden, daß sie sich kreisförmig in Richtung E bewegen, sofern ihnen bestimmte andere Materieteilchen beigemischt sind, die sich auf alle nur denkliche Arten verbiegen und ihre Gestalten so verändern, daß sie im Verbund mit jenen, die ihre Gestalten nicht ebenso verändern, sondern allein die Geschwindigkeit der Bewegung dem Zweck anpassen, jenen Ort einzunehmen, alle Ecken und Winkel, die jene anderen nicht einnehmen werden, vollständig ausfüllen. Und obwohl wir in Gedanken nicht begreifen können, auf welche Weise sich diese unbegrenzte Teilung vollzieht, so dürfen wir gleichwohl nicht daran zweifeln, daß sie geschieht, weil wir klar erfassen, daß sich diese Teilung notwendig aus der Natur der Materie ergibt, die wir äußerst evident erkannt haben, und wir zudem erfassen, daß sie zu der Gattung jener Sachverhalte gehört, die durch unseren freilich begrenzten Geist nicht erfaßt werden können.
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XXXVI. Deum esse primariam motus causam: & eandem semper
motus quantitatem in universo conservare.
Motus natura sic animadversa, considerare oportet ejus causam, eamque duplicem: primo scilicet universalem & primariam, quae est causa generalis omnium motuum qui sunt in mundo; ac deinde particularem, a qua fit ut singulae materiae partes motus, quos prius non habuerunt, acquirant. Et generalem quod attinet, manifestum mihi videtur illam non aliam esse, quam Deum ipsum, qui materiam simul cum motu & quiete in principio creavit, jamque, per solum suum concursum ordinarium, tantundem motus & quietis in ea tota quantum tunc posuit conservat. Nam quamvis ille motus nihil aliud sit in materia mota quam ejus modus; certam tamen & determinatam habet quantitatem, quam facile intelligimus eandem semper in tota rerum universitate esse posse, quamvis in singulis ejus partibus mutetur. Ita scilicet ut putemus, cum una pars materiae duplo celerius movetur quam altera, & haec altera duplo major est quam prior, tantundem motus esse in minore quam in majore; ac quanto motus unius partis lentior fit, tanto motum alicujus alterius ipsi aequalis fieri celeriorem. Intelligimus etiam perfectionem esse in Deo, non solum quod in se ipso sit immutabilis, sed etiam quod modo quam maxime constanti & immutabili operetur: adeo ut, iis mutationibus exceptis, quas evidens experientia vel divina revelatio certas reddit, quasque sine ulla in creatore mutatione fieri percipimus aut credimus, nullas alias in ejus operibus supponere debeamus, ne qua 1 inde inconstantia in ipso arguatur. Unde sequitur quam maxime rationi esse consenta-
1 qua ] 1. Auflage : quae
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36. Gott ist die oberste Ursache der Bewegung und erhält im Universum ständig dieselbe Quantität von Bewegung aufrecht.
Eine solche Auffassung der Natur der Bewegung veranlaßt die Betrachtung ihrer Ursache. Diese Ursache ist zweifach, nämlich zunächst eine universale und oberste, die die allgemeine Ursache aller in der Welt stattfindender Bewegungen ist, und sodann eine besondere, aufgrund derer es geschieht, daß einzelne Abteilungen der Materie, die sich zuvor nicht bewegt haben, Bewegung erlangen. Was nun die allgemeine Ursache anbelangt, so erscheint es mir als offensichtlich, daß sie nichts anderes ist als Gott selbst, der die Materie zugleich mit der Bewegung und der Ruhe am Anfang erschaffen hat, und außerdem allein durch seinen gewöhnlichen Eingriff ebendieselbe Quantität der Bewegung und Ruhe, die er damals in die Welt hineingesetzt hat, aufrecht erhält. Denn obwohl die Bewegung an der bewegten Materie nichts anderes als ein Zustand ist, so besitzt sie gleichwohl eine festgelegte und bestimmte Quantität, von der wir leicht einsehen, daß sie auch dann immer ebendieselbe in der Gesamtheit der Dinge sein kann, wenn sie sich an einzelnen Stücken dieser gesamten Materie verändert. Und so widerspricht es dem eben Gesagten keineswegs, wenn wir annehmen, daß, wenn ein Stück der Materie sich zweimal schneller als ein anderes bewegt, und dieses andere doppelt so groß ist wie das erste, ebendieselbe Bewegung in dem kleineren wie in dem größeren vorhanden ist, und daß, je langsamer die Bewegung eines Materiestückes ist, sich die Bewegung irgendeines anderen ebenso großen desto schneller vollzieht. Es ist für uns auch einsichtig, daß eine Vollkommenheit Gottes darin besteht, daß er nicht nur in sich selbst unveränderlich ist, sondern auch, daß er auf eine äußerst beständige und unveränderliche Weise wirkt, so daß wir ihm, abgesehen von jenen Veränderungen, deren uns eine evidente Erfahrung oder eine göttliche Offenbarung versichert, und von denen wir erfassen oder glauben, daß sie ohne jegliche Veränderung im Schöpfer vonstatten gehen, nur solche Werke zusprechen dürfen, die nicht die geringste Unbeständigkeit in ihm verraten. Deshalb ist es mit der Vernunft sehr gut vereinbar, daß
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neum, ut putemus | ex hoc solo, quod Deus diversimode moverit partes materiae, cum primum illas creavit, jamque totam istam materiam conservet eodem plane modo eademque ratione qua prius creavit, eum etiam tantundem motus in ipsa semper conservare. XXXVII. Prima lex naturae: quod unaquaeque res, quantum
in se est, semper in eodem statu perseveret; sicque quod semel movetur, semper moveri pergat.
Atque ex hac eadem immutabilitate 1 Dei, regulae quaedam sive leges naturae cognosci possunt, quae sunt causae secundariae ac particulares diversorum motuum, quos in singulis corporibus advertimus. Harum prima est, unamquamque rem, quatenus est simplex & indivisa, manere, quantum in se est, in eodem semper statu, nec unquam mutari nisi a causis externis. Ita, si pars aliqua materiae sit quadrata, facile nobis persuademus illam perpetuo mansuram esse quadratam, nisi quid aliunde adveniat quod ejus figuram mutet. Si quiescat, non credimus illam unquam incepturam moveri, nisi ab aliqua causa ad id impellatur. Nec ulla major ratio est, si moveatur, cur putemus ipsam unquam sua sponte, & a nullo alio impeditam, motum illum suum esse intermissuram. Atque ideo concludendum est, id quod movetur, quantum in se est, semper moveri. Sed quia hic versamur circa terram, cujus constitutio talis est, ut motus omnes qui prope illam fiunt, brevi sistantur, & saepe ob causas quae sensus nostros latent: ideo ab ineunte aetate saepe judicavimus eos motus, qui sic a causis nobis ignotis sistebantur, sua sponte desinere. Jam-
1 immutabilitate ] 1. Auflage : immobilitatte
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wir allein deshalb, weil Gott, als er sie zuerst erschaffen hat, die Stücke der Materie auf verschiedenste Weisen bewegt hat, und er die Gesamtheit dieser Materie ja bereits auf dieselbe Weise und aus eben demselben Grund heraus erhält, aus dem heraus er sie zuerst erschaffen hat, annehmen, daß er auch beständig ebendasselbe Maß an Bewegung in dieser Materie aufrecht erhält. 37. Erstes Naturgesetz : Ein jedes Ding behält von sich aus denselben Zustand bei, und daher fährt ein Ding, das sich einmal in Bewegung gesetzt hat, immer fort, sich zu bewegen.
Im Rückgriff auf diese Unveränderlichkeit1 Gottes können bestimmte Regeln bzw. Naturgesetze erkannt werden, die Ursachen zweiter Ordnung und besondere Ursachen der verschiedenen Bewegungen sind, die wir an den einzelnen Körpern bemerken. Das erste dieser Naturgesetze ist : Ein jedes Ding, insofern es ein einzelnes und ungeteiltes ist, verbleibt von sich aus in demselben Zustand und verändert sich niemals außer durch äußere Ursachen. Wenn etwa ein Stück irgendeiner Materie viereckig ist, so sind wir völlig davon überzeugt, daß es beständig viereckig bleibt, wenn ihm nicht etwas von woanders her zustößt, das seine Gestalt verändert. Wenn es ruht, so glauben wir nicht, daß es beginnen wird, sich zu bewegen, wenn es nicht durch eine andere Ursache dazu angetrieben wird. Und es besteht nicht der geringste Grund, weswegen wir annehmen sollten, daß, wenn es sich bewegt, seine Bewegung von selbst und von keinem anderen Ding gehemmt zu werden unterbrochen werden wird. Daraus nun muß gefolgert werden, daß das, was sich bewegt, sich aus sich selbst heraus immer weiterbewegen werde. Weil wir uns jedoch hier in der Nähe des Erdbodens aufhalten, wo Bedingungen herrschen, unter denen alle in seiner Nähe stattfindenden Bewegungen in kurzer Zeit zum Stillstand kommen, und zwar häufig durch Ursachen, die unseren Sinnen verborgen bleiben, haben wir von Kindheit an beständig geurteilt, daß sich diese Bewegungen, die auf eine solche Weise aus 1 Unveränderlichkeit ] 1. Auflage : Unbeweglichkeit
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que proclives sumus ad illud de omnibus existimandum, quod videmur in multis esse experti: nempe | illos ex natura sua cessare, sive tendere ad quietem. Quod profecto legibus naturae quam-maxime adversatur: quies enim motui est contraria, nihilque ad suum contrarium, sive ad destructionem sui ipsius, ex propria natura ferri potest. XXXVIII. De motu projectorum.
Et vero quotidiana experientia, in iis quae projiciuntur, regulam nostram omnino confirmat. Neque enim alia ratio est, cur projecta perseverent aliquandiu in motu, postquam a manu jaciente separata sunt, quam quia semel mota pergunt moveri, donec ab obviis corporibus retardentur. Et manifestum est, ipsa solere ab aëre, aliisve quibuslibet fluidis corporibus in quibus moventur, paulatim retardari, atque ideo motum ipsorum diu durare non posse. Aërem enim motibus aliorum corporum resistere, ipso sensu tactus possumus experiri, si flabello ipsum percutiamus; idemque volatus avium confirmat. Et nullus alius est liquor, qui non manifestius adhuc, quam aër, motibus projectorum resistat. XXXIX. Altera lex naturae: quod omnis motus ex se ipso sit rectus;
& ideo quae circulariter moventur, tendere semper ut recedant a centro circuli quem describunt.
Altera lex naturae est: unamquamque partem materiae, seorsim spectatam, non tendere unquam ut secundum ullas lineas obliquas pergat moveri, sed tantummodo secundum rectas; etsi
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uns unbekannten Ursachen zum Stillstand kommen, von selbst beruhigen. Außerdem neigen wir dazu, das, wovon wir erfahren haben, daß es an vielen Dingen geschieht, von diesen auf alles zu übertragen : nämlich daß diese Bewegungen aus ihrer Natur heraus nachlassen bzw. zur Ruhe tendieren. Was wahrlich den Naturgesetzen völlig widerspricht : Denn die Ruhe ist der Bewegung entgegengesetzt ; nichts aber kann aus seiner wesenseigenen Natur heraus etwas tun, was gegen sich selbst gerichtet ist, bzw. zu seiner eigenen Zerstörung führt.
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38. Über die Bewegung geworfener Gegenstände.
Und tatsächlich bestätigt die alltägliche Erfahrung, die wir mit den geworfenen Gegenständen machen, unsere Regel völlig. Es gibt nämlich keinen anderen Grund, weshalb geworfene Gegenstände eine gewisse Zeit lang, nachdem sie sich von der Wurfhand gelöst haben, in Bewegung bleiben, als weil sie als einmal in Bewegung Gesetzte solange fortfahren, sich zu bewegen, bis sie durch entgegenwirkende Körper gehemmt werden. Und es ist offensichtlich, daß sie von der Luft oder irgendwelchen anderen flüssigen Körpern, in denen sie sich bewegen, allmählich abgebremst werden und daher ihre Bewegung nicht lange andauern kann. Daß nämlich die Luft den Bewegungen anderer Körper Widerstand leistet, können wir mit unserem eigenen Tastsinn erfahren, wenn wir heftig mit einem Fächer schlagen ; und dasselbe bestätigt uns auch der Flug der Vögel. Und keineswegs anders verhält es sich mit der Flüssigkeit, die noch offensichtlicher als die Luft den Bewegungen der geworfenen Gegenstände Widerstand leistet. 39. Das zweite Naturgesetz : Jede Bewegung ist aus sich selbst heraus geradlinig, und deshalb tendiert alles, was sich kreisförmig bewegt, sich vom Mittelpunkt des Kreises zu entfernen, den es beschreibt.
Das zweite Naturgesetz ist : Ein jedes Stück Materie tendiert für sich selbst betrachtet niemals, sich auf irgendwelchen schrägen Linien weiterzubewegen, sondern einzig und allein auf geraden
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multae saepe cogantur deflectere propter occursum aliarum, atque, ut paulo ante dictum est, in quolibet motu fiat quodammodo circulus, ex omni materia simul mota. Causa hujus regulae eadem est quae praecedentis, nempe immutabilitas & simplicitas operationis, per quam Deus motum in materia conservat. Neque enim illum conservat, nisi praecise qualis est eo ipso temporis momento quo | conservat, nulla habita ratione ejus qui forte fuit paulo ante. Ac quamvis nullus motus fiat in instanti, manifestum tamen est omne id quod movetur, in singulis instantibus quae possunt designari dum movetur, determinatum esse ad motum suum continuandum versus aliquam partem, secundum lineam rectam, non autem unquam secundum ullam lineam curvam. Ut, exempli causa (Fig. 5), lapis A, in funda EA per circulum ABF rotatus, eo instanti, quo est in puncto A, determinatus quidem est ad motum versus aliquam partem, nempe secundum lineam rectam versus C, ita scilicet ut linea recta AC sit tangens circuli. Non autem fingi potest illum determinatum esse ad ullum motum curvum: etsi enim prius venerit ex L ad A per lineam curvam, nihil tamen istius curvitatis intelligi potest in eo remanere, dum est in puncto A. Hocque etiam experientia confirmatur, quia si tunc e funda egrediatur, non perget moveri versus B, sed versus C. Ex quo sequitur, omne corpus quod circulariter movetur, perpetuo tendere ut recedat a centro circuli quem describit. Ut ipso manus sensu experimur in lapide, dum illum funda circumagimus. Et quia consideratione ista in
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– wenn auch oft viele Körper aufgrund des Aufschlags anderer abgelenkt werden, und, wie kurz zuvor bereits ausgeführt wurde, sich bei jeder beliebigen Bewegung gewissermaßen ein Kreis aus der gesamten zugleich bewegten Materie bildet. Die Ursache dieser Regel ist ebendieselbe wie die der vorangegangenen, nämlich die Unveränderlichkeit und Einfachheit der Tätigkeiten, durch die Gott die Bewegung in der Materie aufrecht erhält. Denn Gott erhält eine Bewegung gerade so aufrecht, wie sie zu dem Zeitpunkt, an dem er sie aufrecht erhält, beschaffen ist, ohne Rücksicht darauf, wie sie kurz zuvor vielleicht gewesen ist. Und wenn sich auch in einem einzigen Zeitpunkt gar keine Bewegung vollzieht, so ist es gleichwohl offensichtlich, daß alles, was sich bewegt, in einzelnen Augenblicken, die man unterscheiden kann, während es sich bewegt, darauf eingeschränkt ist, seine Bewegung entlang einer geraden und nicht einer gekrümmten Linie fortzusetzen. Zum Beispiel (Fig. 5) ist der in der Schleuder EA entlang des Kreises ABF herumgeschleuderte Stein A zu dem Augenblick, zu dem er sich in Punkt A befindet, in seiner Bewegung in eine bestimmte Richtung ausgerichtet, nämlich entlang der geraden Linie in Richtung C, also gerade so, daß die gerade Linie AC eine Tangente des Kreises bildet. Hingegen kann man sich nicht vorstellen, daß der Stein bestimmt sein sollte, irgendeine gekrümmte Bewegung zu vollführen, denn wenn er zunächst von L nach A auf einer gekrümmten Linie gelangt ist, so kann man nicht einsehen, daß diese Krümmung in ihm erhalten bleiben sollte, während er den Punkt A passiert. Dies wird zudem durch die Erfahrung bestätigt, weil er sich, sobald er aus der Schleuder heraustritt, nicht in Richtung B weiterbewegt, sondern in Richtung C. Daraus ergibt sich, daß jeder Körper, der sich kreisförmig bewegt, unablässig dazu tendiert, sich von dem Mittelpunkt des Kreises, den er beschreibt, zu entfernen, was wir auch an dem Stein durch unsere eigene Hand sinnlich erfahren, während wir ihn in der Schleuder im Kreis herumbewegen. Und weil wir uns dieser Betrachtung im Folgenden des öfteren bedienen werden,
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sequentibus saepe utemur, dili | genter erit advertenda, fusiusque infra exponetur. XL. Tertia lex: quod unum corpus, alteri fortiori occurendo,
nihil amittat de suo motu; occurendo vero minus forti, tantum amittat, quantum in illud transfert.
Tertia lex naturae haec est: ubi corpus quod movetur alteri occurit, si minorem habeat vim ad pergendum secundum lineam rectam, quam hoc alterum ad ei resistendum, tunc deflectitur in aliam partem, & motum suum retinendo solam motus determinationem amittit; si vero habeat majorem, tunc alterum corpus secum movet, ac quantum ei dat de suo motu, tantundem perdit. Ita experimur dura quaelibet corpora projecta, cum in aliud durum corpus impingunt, non ideo a motu cessare, sed versus contrariam partem reflecti; contra vero, cum occurrunt corpori molli, quia facile in illud motum omnem suum transmittunt, ideo statim ad quietem reduci. Atque omnes causae particulares mutationum, quae corporibus accidunt, in hac tertia lege continentur, saltem ex quae ipsae corporeae sunt; an enim, & qualem, mentes humanae vel Angelicae vim habeant corpora movendi, non jam inquirimus, sed ad tractationem de homine reservamus. XLI. Probatio prioris partis hujus regulae.
Demonstratur autem prior pars hujus legis, ex eo quod differentia sit inter motum in se spectatum & ipsius determinationem versus certam partem, qua fit ut ista determinatio possit mutari,
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so wird sie sorgfältig im Gedächtnis aufbewahrt werden müssen und unten ausführlicher erörtert werden. 40. Das dritte Gesetz : Ein Körper verliert nichts von seiner Bewegung, wenn er auf einen anderen auftrifft, der eine größere Kraft besitzt ; trifft er hingegen auf einen mit geringerer Kraft auf, verliert er gerade so viel Bewegung, wie er auf jenen überträgt.
Das dritte Naturgesetz ist dieses : Wenn ein sich bewegender Körper auf einen anderen auftrifft, und er eine geringere Kraft besitzt, sich auf gerader Linie fortzubewegen als der andere besitzt, um ihm zu widerstehen, dann wird er in eine andere Richtung abgelenkt, wobei er seine Bewegung behält und allein die Ausrichtung der Bewegung verliert. Wenn er hingegen eine größere Kraft besitzt, dann bewegt er den anderen mit sich fort und überträgt ihm gerade soviel von seiner Bewegung, wie er selbst verliert. So erfahren wir, daß beliebige harte Körper, wenn sie geworfen werden und auf einen anderen harten Körper aufschlagen, keineswegs an Bewegung verlieren, sondern in die entgegengesetzte Richtung reflektiert werden, daß sie sich aber sofort bis zum Ruhezustand verlangsamen, wenn sie auf weiche Körper auftreffen, weil sie ihre gesamte Bewegung auf jene leicht übertragen. In diesem Gesetz sind alle besonderen Ursachen der Veränderungen, die den Körpern widerfährt, enthalten, zumindest diejenigen, die selbst körperlich sind ; die Frage nämlich, ob und in welcher Weise der menschliche Geist oder der Geist eines Engels die Kraft besitzen, Körper zu bewegen, beachte ich jetzt nicht, sondern bewahre sie für die Abhandlung Über den Menschen auf. 41. Prüfung des ersten Teils dieser Regel.
Der erste Teil dieses Gesetzes kann aus folgender Überlegung heraus bewiesen werden : Es besteht ein Unterschied zwischen der Bewegung, insofern man sie für sich betrachtet, und der Ausrichtung dieser Bewegung in eine bestimmte Richtung. Dadurch kann es geschehen, daß eine Ausrichtung verändert
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motu integro remanente. Cum enim, ut ante dictum est, unaquaeque res, non composita, sed simplex, qualis est motus, semper esse perseveret, quamdiu a nulla causa externa destruitur; & in occursu duri corporis, appareat quidem causa quae impediat, ne motus alterius corporis, cui occurrit, maneat determinatus versus eandem partem; non | autem ulla, quae motum ipsum tollat vel minuat, quia motus motui non est contrarius: hinc sequitur illum idcirco minui non debere. XLII. Probatio posterioris partis.
Demonstratur etiam pars altera ex immutabilitate operationis Dei, mundum eadem actione, qua olim creavit, continuo jam conservantis. Cum enim omnia corporibus sint plena, & nihilominus uniuscujusque corporis motus tendat in lineam rectam, perspicuum est Deum ab initio, mundum creando, non modo diversas ejus partes diversimode movisse, sed simul etiam effecisse, ut unae alias impellerent motusque suos in illas transferrent: adeo ut jam, ipsum conservando eadem actione, ac cum iisdem legibus cum quibus creavit, motum, non iisdem materiae partibus semper infixum, sed ex unis in alias prout sibi mutuo occurrunt transeuntem, conservet. Sicque haec ipsa creaturarum continua mutatio immutabilitatis Dei est argumentum. XLIII. In quo consistat vis cujusque corporis ad agendum vel
resistendum.
Hic vero diligenter advertendum est, in quo consistat vis cujusque corporis ad agendum in aliud, vel ad actioni alterius resis-
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wird, ohne daß dabei die Bewegung als solche sich verändert. Wie zuvor bereits gesagt wurde, hält jedes einzelne, d. h. nicht zusammengesetzte, sondern einfache Ding – und von dieser Art ist die Bewegung –, stets seinen Seinszustand aufrecht, solange dieser durch keine äußere Ursache zerstört wird. Im Falle eines Aufschlags eines harten Körpers tritt zwar nun eine Ursache ein, die verhindert, daß die Bewegung des anderen Körpers, auf den er auftrifft, in dieselbe Richtung ausgerichtet bleibt, aber dies ist keine Ursache, die die Bewegung als solche aufhöbe oder verminderte, weil die Bewegung der Bewegung nicht entgegengesetzt ist, und daraus ergibt sich, daß sie sich deshalb nicht vermindern muß. 42. Prüfung des zweiten Teils dieser Regel.
Der zweite Teil kann wiederum aus der Unveränderlichkeit der Tätigkeit Gottes, die Welt durch eben dieselbe Handlung, durch die er sie einstmals erschaffen hat, jetzt beständig zu erhalten, bewiesen werden. Es ist offensichtlich, daß Gott vom Anfang der Welterschaffung an nicht nur verschiedene Teile dieser Welt auf verschiedene Weise in Bewegung versetzt, sondern er bewirkt zugleich auch, daß die einen die anderen anstoßen und ihre Bewegungen auf sie übertragen. Denn das All ist mit Körpern erfüllt, und gleichwohl tendiert die Bewegung eines jeden Körpers, sich in gerader Linie fortzusetzen. Indem Gott also die Welt durch dieselbe Handlung aufrecht erhält und sie unter die Bedingung ebenderselben Gesetze stellt, mit denen er sie erschaffen hat, heftet er die Bewegung nicht an ständig dieselben Stücke der Materie, sondern erhält die Bewegung in der Weise, daß sie von den einen Stücken der Materie so auf die anderen übertragen wird, wie sie aufeinander auftreffen. Und auf diese Weise ist selbst diese unablässige Veränderung an dem Geschaffenen ein Argument für die Unveränderlichkeit Gottes. 43. Worin die Kraft eines beliebigen Körpers zur Einwirkung und zum Widerstand besteht.
Hier aber muß sorgfältig beachtet werden, worin die Kraft eines beliebigen Körpers zur Einwirkung auf einen anderen oder
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tendum: nempe in hoc uno, quod unaquaeque res tendat, quantum in se est, ad permanendum in eodem statu in quo est, juxta legem primo loco positam. Hinc enim id quod alteri conjunctum est, vim habet nonnullam, ad impediendum ne disjungatur; id quod disjunctum est, ad manendum disjunctum; id quod quiescit, ad perseverandum in sua quiete, atque ex consequenti ad resistendum iis omnibus quae illam possunt mutare, id quod movetur, ad perseverandum in suo motu, hoc est, in motu ejusdem | celeritatis & versus eandem partem. Visque illa debet aestimari tum a magnitudine corporis in quo est, & superficiei secundum quam istud corpus ab alio disjungitur; tum a celeritate motus, ac natura & contrarietate modi, quo diversa corpora sibi mutuo occurrunt. XLIV. Motum non esse motui contrarium, sed quieti; & determina-
tionem in unam partem, determinationi in partem oppositam.
Atque notandum est, unum motum alteri motui aeque veloci nullo modo esse contrarium, sed proprie tantum duplicem hic inveniri contrarietatem. Unam inter motum & quietem, vel etiam inter motus celeritatem & tarditatem, quatenus scilicet ista tarditas de quietis natura participat. Alteram inter determinationem motus versus aliquam partem, & occursum corporis in illa parte quiescentis vel aliter moti; atque pro ratione partis in quam corpus alteri occurrens movetur, haec contrarietas est major vel minor.
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zum Widerstehen der Einwirkung eines anderen besteht, nämlich allein darin, daß zufolge des an erster Stelle angeführten Gesetzes ein jedes Ding von sich aus dazu tendiert, in demselben Zustand zu verharren, in dem es sich befindet. Demzufolge nämlich besitzt das, was mit einem anderen Ding verbunden ist, eine beträchtliche Kraft, eine Trennung zu verhindern ; und das, was getrennt existiert, die Trennung aufrechtzuerhalten ; das, was ruht, in seinem Ruhezustand zu verbleiben, und demzufolge all dem zu widerstehen, was es verändern kann ; das, was sich bewegt, seine Bewegung beizubehalten, will sagen, die Bewegung in derselben Geschwindigkeit und in dieselbe Richtung fortzusetzen. Diese Kraft bestimmt sich in ihrer Höhe einerseits aus der Größe des Körpers, in dem sie ist, und aus der Größe der Oberfläche, entlang der dieser Körper von einem anderen getrennt wird, anderseits durch die Geschwindigkeit der Bewegung, sowie die Natur und die Weise der Gegenläufigkeit, mit der die getrennten Körper aufeinanderauftreffen. 44. Eine Bewegung ist nicht einer anderen Bewegung entgegengesetzt, sondern der Ruhe ; und die Ausrichtung in eine bestimmte Richtung der Ausrichtung in die entgegengesetzte Richtung.
Zudem muß beachtet werden, daß eine Bewegung einer anderen Bewegung von derselben Schnelligkeit in keiner Weise entgegengesetzt ist, sondern eigentlich hier nur ein zweifacher Gegensatz zu entdecken ist, nämlich zum einen der zwischen Bewegung und Ruhe, oder auch zwischen der Geschwindigkeit und der Langsamkeit der Bewegung, insofern nämlich jene Langsamkeit an der Natur der Ruhe teilhat ; der andere zwischen der Ausrichtung einer Bewegung in eine bestimmte Richtung und dem Aufschlag eines Körpers, der in der Laufrichtung des zuerst betrachteten Körpers ruht oder sich entgegengerichtet bewegt – und diese Gegenläufigkeit ist nach Maßgabe der Richtung, in dem der aufprallende Körper auf den anderen trifft, größer oder kleiner.
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XLV. Quomodo possit determinari, quantum cujusque corporis
motus mutetur propter aliorum corporum occursum; idque per regulas sequentes.
Ex quibus ut possimus determinare, quo pacto singula corpora motus suos augeant vel minuant, vel in alias partes convertant, ob aliorum corporum occursus: oportet tantum calculo subducere, quantum in unoquoque sit virium, sive ad movendum, sive ad motui resistendum; ac pro certo statuere, illud semper, quod valentius est, sortiri suum effectum. Hocque facile calculo subduci posset, si duo tantum corpora sibi mutuo occurrerent, eaque essent perfecte dura, & a reliquis omnibus sic divisa, ut eorum motus a nullis aliis circumjacentibus impedirentur nec juvarentur; ea enim regulas sequentes observarent. | XLVI. Prima.
Primo, si duo illa corpora (Fig. 6), puta B & C, essent plane aequalia, & aeque velociter moverentur, B quidem a dextra versus sinistram, & C illi in directum a sinistra versus dextram, cum sibi mutuo occurrerent, reflecterentur, & postea pergerent moveri, B versus dextram & C versus sinistram, nulla parte suae celeritatis amissa. XLVII. Secunda.
Secundo, si B esset tantillo majus 1 quam C, caeteris positis ut prius, tunc solum C reflecteretur, & utrumque versus sinistram eadem celeritate moveretur. XLVIII. Tertia.
Tertio, si mole essent aequalia, sed B tantillo celerius moveretur quam C, non tantum ambo pergerent moveri versus sinistram,
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45. Wie bestimmt werden kann, inwieweit sich die Bewegung eines Körpers aufgrund des Aufschlags anderer Körper verändert ; und zwar durch die folgenden Regeln.
Damit wir aus Grundsätzen dartun können, auf welche Weise einzelne Körper ihre Bewegungen aufgrund der Aufschläge anderer Körper vergrößern oder vermindern oder in andere Richtungen umwenden, muß man nur berechnen, wie groß in einem jeden der beteiligten Körper die Kraft entweder zum Bewegen oder dem Bewegt-Werden zu widerstehen ist. Es steht fest, daß immer das, was stärker ist, seine Wirkung erzielt ; und welcher Körper es jeweils ist, könnte sich leicht berechnen lassen, wenn nur zwei Körper wechselweise aufeinander aufträfen, die vollkommen hart wären, und die zudem von allen anderen Körpern so weit getrennt wären, daß ihre Bewegungen durch die anderen um sie herumliegenden Körper weder gehemmt noch befördert würden ; dann würden die Bewegungen dieser Körper nämlich den folgenden Regeln entsprechen. 46. Die erste Regel.
Erstens : Wenn diese zwei Körper (Fig. 6), zum Beispiel B und C, völlig gleich wären und sich gleich rasch bewegten, nämlich B von rechts nach links, und C ihm entgegen von links nach rechts, dann würden sie, wenn sie aufeinander aufträfen, reflektiert werden und danach fortfahren, sich zu bewegen, B nach rechts und C nach links, wobei sie nichts von ihrer Geschwindigkeit verlören. 47. Die zweite Regel.
Zweitens : Wenn B auch nur ein wenig größer als C wäre, sich ansonsten jedoch wie zuvor verhielte, dann würde allein C reflektiert werden und beide würden sich je für sich mit derselben Geschwindigkeit nach links bewegen. 48. Die dritte Regel.
Drittens : Wenn die Körper an Masse gleich wären, B sich jedoch auch nur ein wenig schneller als C bewegte, würden nicht
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sed etiam transferretur ex B in C media pars celeritatis qua hoc ab illo excederetur: hoc est, si fuissent prius sex gradus celeritatis in B, & quatuor tantum in C, post mutuum occursum unumquodque tenderet versus sinistram, cum quinque gradibus celeritatis. XLIX. Quarta.
Quarto, si corpus C plane quiesceret, essetque paulo majus quam B, quacunque cum celeritate B moveretur versus C, nunquam ipsum C moveret; sed ab eo repelleretur in contrariam partem: quia corpus quiescens magis resistit magnae celeritati quam parvae, idque pro ratione excessus unius supra alteram; & idcirco semper major esset vis in C ad resistendum, quam in B ad impellendum. | L. Quinta.
Quinto, si corpus quiescens C esset minus quam B, tunc, quantumvis tarde B versus C moveretur, illud secum moveret, partem scilicet sui motus ei talem transferendo, ut ambo postea aeque celeriter moverentur: nempe, si B esset duplo majus quam C, transferret ipsi tertiam partem sui motus, quia una illa tertia pars tam celeriter moveret corpus C, quam duae aliae residuae corpus B duplo majus. Et ita, postquam B ipsi C occurisset, una tertia parte tardius moveretur quam prius, hoc est, tantundem temporis requireret, ut moveretur per spatium duorum pedum, quam prius ut moveretur per spatium trium. Eodem modo, si B esset triplo majus quam C, transferret ipsi quartam partem sui motus; & sic de caeteris.
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nur beide zusammen fortfahren, sich nach links zu bewegen, sondern es würde zudem von B die Hälfte von der Geschwindigkeit auf C übertragen werden, um die der Körper B den Körper C an Geschwindigkeit übertrifft. Das heißt : Wenn zunächst sechs Grade an Geschwindigkeit in B gewesen wären, und nur vier in C, so würde nach dem gegenseitigen Aufschlag jeder der beiden Körper nach links tendieren, und zwar mit fünf Graden an Geschwindigkeit. 49. Die vierte Regel.
Viertens : Wenn der Körper C völlig ruhig verharrte und dabei ein wenig größer wäre als B, würde B niemals, mit welcher Geschwindigkeit auch immer er sich in Richtung C bewegte, C in Bewegung versetzen, sondern würde von ihm in die entgegengesetzte Richtung zurückgestoßen werden, weil der ruhende Körper einer größeren Geschwindigkeit eher widersteht als einer geringeren, und zwar nach Maßgabe des (Größen-)Vorsprungs des einen über den anderen ; und deshalb wäre immer in C eine größere Kraft zum Widerstehen anzutreffen als in B zum Anstoßen. 50. Die fünfte Regel.
Fünftens : Wenn der ruhende Körper C kleiner als B wäre, dann würde, wie langsam auch immer sich B in Richtung C bewegte, er ihn mit sich mitbewegen, nämlich weil er ihm einen Anteil seiner Bewegung so übertrüge, daß sich hinterher beide zusammen gleich schnell bewegten ; denn wenn B zweimal so groß wie C wäre, würde er ein Drittel seiner Bewegung auf ihn übertragen, weil jenes eine Drittel den Körper C gerade so viel beschleunigen würde, wie die zwei übrigen Drittel den doppelt so großen Körper B. Und so, nachdem B auf C aufgetroffen wäre, würde er sich um ein Drittel langsamer als zuvor bewegen, das heißt : er würde ebendieselbe Zeit benötigen, um sich durch einen zwei Fuß großen Raum zu bewegen, wie zuvor, um einen drei Fuß großen Raum zu durchqueren ; und auf dieselbe Weise würde er ihm, wenn B dreimal so groß wäre wie C, ein Viertel seiner Bewegung übertragen, und ebenso in den übrigen Fällen.
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LI. Sexta.
Sexto, si corpus C quiescens esset accuratissime aequale corpori B versus illud moto, partim ab ipso impelleretur, & partim ipsum in contrariam partem repelleret: nempe, si B veniret versus C cum quatuor gradibus celeritatis, communicaret ipsi C unum gradum, & cum tribus residuis reflecteretur versus partem adversam. LII. Septima.
Denique, si B & C versus eandem partem moverentur, C quidem tardius, B autem illud insequens celerius, ita ut ipsum tandem attingeret, essetque C majus quam B, sed excessus celeritatis in B esset major, quam excessus magnitudinis in C: tunc B transferret tantum de suo motu in C, ut ambo postea aeque celeriter & in easdem partes moverentur. Si autem e contra excessus celeritatis in B minor esset, quam excessus magnitu | dinis in C, B in contrariam partem reflecteretur, & motum omnem suum retineret. Atque hi excessus ita computantur: si C esset duplo majus quam B, & B non moveretur duplo celerius quam C, ipsum non pelleret, sed in contrariam partem reflecteretur; si vero magis quam duplo celerius moveretur, ipsum pelleret. Nempe, si C haberet tantum duos gradus celeritatis, & B haberet quinque, demerentur duo gradus ex B, qui translati in C unum tantum gradum efficerent, quia C est duplo majus quam B: quo fieret ut duo corpora B & C cum tribus gradibus celeritatis postea moverentur; & ita de caeteris est judicandum. Nec ista egent probatione, quia per se sunt manifesta.
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51. Die sechste Regel.
Sechstens : Wenn der ruhende Körper C von völlig gleicher Größe wäre wie der sich ihm entgegenbewegende Körper B, würde er zum einen von ihm angestoßen, und zum anderen ihn in die entgegengesetzte Richtung zurückstoßen. Denn wenn B auf C mit vier Graden Geschwindigkeit aufträfe, würde er C einen Grad übertragen und mit den übrigen drei in die entgegengesetzte Richtung reflektiert werden. 52. Die siebte Regel.
Schließlich : Wenn sich B und C in dieselbe Richtung bewegten, C allerdings langsamer, B hingegen ihm unmittelbar nachfolgend schneller, so daß er ihn schließlich berühren würde, und wenn dabei C zwar größer als B wäre, jedoch der Vorsprung an Geschwindigkeit bei B größer wäre als der Vorsprung der Größe bei C, dann würde B nur so viel von seiner Bewegung auf C übertragen, daß beide zusammen hinterher sich gleich schnell und in dieselbe Richtung bewegten. Wenn aber der Vorsprung an Geschwindigkeit im Gegenteil bei B kleiner wäre als der Vorsprung an Größe bei C, würde B in die entgegengesetzte Richtung reflektiert werden und seine gesamte Bewegung bliebe erhalten. Und dieser Vorsprung kann auf diese Weise berechnet werden : Wenn C zweimal so groß wäre wie B, und B sich nicht zweimal so schnell wie C bewegte, dann würde er jenen nicht fortstoßen, sondern in die entgegengesetzte Richtung reflektiert werden ; wenn er sich aber mehr als doppelt so schnell bewegte, dann würde er ihn fortstoßen. Wenn nämlich C nur zwei Grade Geschwindigkeit besäße und B fünf, würde C zwei Grade von B erhalten, wobei die Übertragenen in C nur einen Grad bewirkten, weil C zweimal so groß wäre wie B, wodurch es geschähe, daß die beiden Körper B und C sich hinterher mit drei Graden Geschwindigkeit bewegten ; und ebenso ist in den anderen Fällen zu urteilen. Und diese Regeln bedürfen keiner Überprüfung, weil sie ganz offensichtlich sind.
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LIII. Harum regularum usum esse difficilem, propterea quod
unumquodque corpus a multis simul tangatur.
Sed quia nulla in mundo corpora esse possunt a reliquis omnibus ita divisa, & nulla circa nos esse solent plane dura, ideo multo difficilius iniri potest calculus, ad determinandum quantum cujusque corporis motus ob aliorum occursum mutetur. Simul enim habenda est ratio eorum omnium, quae illud circumquaque contingunt, eaque, quantum ad hoc, valde diversos habent effectus, prout sunt dura vel fluida: quorum ideo diversitas in quo consistat, hic est quaerendum. LIV. Quae sint corpora dura, quae fluida.
Nempe, sensu teste, non aliam agnoscimus, quam quod fluidorum partes facile recedant ex locis suis, atque ideo manibus nostris versus illa se moventibus non resistant; contra autem durorum partes ita sibi mutuo cohaereant, ut non sine vi, quae sufficiat ad istam illorum cohaerentiam superandum, sejungi possint. Et ulterius investigantes qui fiat ut quaedam corpora sine ulla difficultate loca sua corporibus aliis relinquant, alia non item: facile advertimus ea quae jam sunt | in motu, non impedire ne loca quae sponte deserunt ab aliis occupentur; sed ea quae quiescunt, non sine aliqua vi ex locis suis extrudi posse. Unde licet colligere, corpora divisa in multas exiguas particulas, motibus a se mutuo diversis agitatas, esse fluida; ea vero, quorum omnes particulae juxta se mutuo quiescunt, esse dura.
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53. Die Anwendung dieser Regeln ist deshalb sehr schwierig, weil ein jeder Körper zugleich von einer Vielzahl anderer berührt wird.
Weil nun jedoch in der Welt keine Körper unabhängig von anderen Körpern existieren können, und es in unserer Umwelt gewöhnlich keine völlig harten Körper gibt, ist es sehr viel schwieriger, eine Berechnung anzustellen, durch die bestimmt werden kann, inwieweit die Bewegung eines einzelnen Körpers durch den Aufschlag anderer verändert wird. Es müssen nämlich zugleich alle diejenigen Körper mit in Betracht gezogen werden, die ihn ringsumher berühren, und die, was sie selbst anbelangt, sehr verschiedene Wirkungen haben, je nachdem ob sie hart oder flüssig sind. Deshalb muß nunmehr untersucht werden, worin die Verschiedenheit dieser Körper besteht. 54. Was harte und flüssige Körper sind.
Wir erkennen aufgrund der Zeugnisse unserer Sinne nichts anderes, als daß die Bestandteile einer Flüssigkeit sich leicht von ihren Orten entfernen, und deshalb unseren sich auf sie zubewegenden Händen nicht widerstehen, während ganz im Gegenteil die Bestandteile der harten Körper so zusammenhängen, daß sie ohne eine Kraft, die ausreicht, um die Bindungskraft dieser Körper zu überwinden, nicht getrennt werden können. Wenn wir weiterhin untersuchen, wie es geschieht, daß gewisse Körper ohne jede Schwierigkeit ihre Orte anderen Körpern überlassen, andere jedoch nicht, so bemerken wir leicht, daß die, die bereits in Bewegung sind, nicht verhindern, daß der Ort, den sie von selbst verlassen haben, von anderen eingenommen wird, daß jedoch diejenigen, die ruhen, nur durch eine gewisse Kraft aus ihren Orten hinausgedrängt werden können. Daraus kann man folgern, daß Körper, die in viele kleine Partikel geteilt sind, und deren Teile sich gegenseitig zu verschiedenen Bewegungen angeregt haben, flüssig sind, daß hingegen diejenigen, deren Partikel sich alle gegenseitig nebeneinander ruhighalten, hart sind.
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LV. Durorum partes nullo alio glutino simul jungi,
quam earum quiete.
Neque profecto ullum glutinum possumus excogitare, quod particulas durorum corporum firmius inter se conjungat, quam ipsarum quies. Quid enim esse posset glutinum istud? Non substantia: quia, cum particulae istae sint substantiae, nulla ratio est cur per aliam substantiam potius quam per se ipsas jungerentur. Non etiam est modus ullus diversus a quiete: nullus enim alius magis adversari potest motui, per quem istae particulae separentur, quam ipsarum quies. Atque praeter substantias & earum modos, nullum aliud genus rerum agnoscimus. LVI. Fluidorum particulas aequali vi versus omnes partes moveri.
Et corpus durum in fluido existens, a minima vi posse determinari ad motum.
Quantum autem ad fluida, etsi sensu non advertamus ipsorum particulas moveri, quia sunt nimis exiguae, facile tamen ex effectibus id colligitur, praecipue in aëre & aqua, ex eo quod alia multa corpora corrumpant. Neque enim actio ulla corporea, qualis ista corruptio est, sine motu locali esse potest; & causae ipsorum motus infra dicentur. Sed in eo est difficultas, quod istae fluidorum particulae non possint omnes eodem tempore in unamquamque partem ferri; quod tamen requiri videtur, ut non impediant motum corporum ex qualibet parte venientium, quemadmodum | videmus illas eum non impedire. Nam si, exempli causa (Fig. 7), corpus durum B moveatur versus C, ac quaedam ex partibus fluidi intermedii D ferantur in contrarium a C versus B, hae motum ejus non juvabunt, sed contra magis
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55. Die Teile harter Körper werden durch keine andere Bindung verbunden als durch ihre gleichzeitige Ruhe.
Und in der Tat können wir uns keine andere Bindung ausdenken, die die Partikel harter Körper stärker miteinander verbände als ihre Ruhe. Was nämlich könnte jene Bindung sein? Jedenfalls keine Substanz ; denn weil die Partikel selbst schon Substanzen sind, gibt es keinen Grund, weswegen sie durch eine andere Substanz mehr als durch sich selbst verbunden sein sollten. Ebensowenig ist die Bindung irgendein von der Ruhe verschiedener Zustand, denn nichts anderes kann der Bewegung, durch die jene Partikel sich voneinander trennen, mehr entgegengesetzt sein, als die Ruhe dieser Partikel. Und außer den Substanzen und deren Modi erkennen wir keine andere Gattung von Dingen an. 56. Die Partikel der flüssigen Körper bewegen sich mit gleicher Kraft in alle Richtungen, und ein harter Körper, der sich in einem flüssigen befindet, kann durch die geringste Kraft zu einer Bewegung veranlaßt werden.
Was nun die flüssigen Körper betrifft, so kann die Bewegung ihrer Partikel leicht aus den Wirkungen geschlossen werden – obwohl wir diese Bewegung nicht sinnlich wahrnehmen, weil die Partikel äußerst klein sind. Bei Luft und Wasser vor allem daraus, daß sie viele andere Körper korrodieren : Es kann nämlich keine körperliche Einwirkung, wie die Korrosion eine ist, ohne örtliche Bewegung, deren Ursachen unten ausgeführt werden wird, stattfinden. Allerdings besteht eine Schwierigkeit darin, daß sich die Partikel flüssiger Körper nicht alle gleichzeitig in ein und dieselbe Richtung bewegen können. Dies scheint aber erforderlich zu sein, damit sie die Bewegung aus beliebiger Richtung ankommender Körper nicht hemmen, was sie in der Tat nicht tun, wie wir ja auch sehen. Denn wenn sich, zum Beispiel (Fig. 7), der harte Körper B in Richtung C bewegt, und sich einige von den Partikeln der den Zwischenraum ausfüllenden Flüssigkeit D in entgegengesetzter Richtung von C nach B bewegen, so werden diese die Bewegung
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impedient, quam si plane essent sine motu. Quae difficultas ut solvatur, recordandum est, non motum, sed quietem esse motui contrariam; & motus determinationem versus unam partem esse contrariam ejusdem determinationi versus partem oppositam, ut jam dictum est; itemque omne id quod movetur, tendere semper ut pergat moveri secundum lineam rectam. Ex his enim patet: primo, corpus durum B, dum quiescit, magis opponi, sua illa quiete, motibus particularum corporis fluidi D simul spectatis, quam iisdem opponeretur suo motu, si moveretur. Ac deinde, quantum ad determinationem, verum quidem est tot esse ex particulis ipsius D, quae moventur a C versus B, quot sunt quae moventur in contrarium: quippe eaedem sunt quae, venientes a C, impingunt in superficiem corporis B, ac deinde retorquentur versus C. Et quidem singulae ex istis seorsim spectatae, impingentes in B, pellunt ipsum versus F, atque ita magis impediunt, ne moveatur versus C, quam si essent sine motu; sed, quia totidem etiam ab F tendunt in B, illudque pellunt versus C, idcirco, quantum ad hoc attinet, B non magis pellitur versus unam partem | quam versus alteram, & ideo, nisi quid aliud accedat, manet immotum. Cuiuscunque enim figurae ipsum esse supponamus, semper accurate a totidem particulis fluidi ex una parte pelletur quam ex altera; modo ne fluidum ipsum in ullam partem magis feratur quam in reliquas. Et supponere debemus B omni ex parte a fluido DF circumdari; atque si forte non tanta sit istius fluidi quantitas in F quam in D, nihil refert: quia non agit in B se toto, sed duntaxat iis suis partibus quae superficiem ejus attingunt. Hactenus vero spectavimus B ut immotum; jam si
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jenes Körpers nicht fördern, sondern im Gegenteil stärker hemmen, als wenn sie völlig ohne Bewegung wären. Um nun diese Schwierigkeit aufzulösen, muß daran erinnert werden, daß einer Bewegung nicht eine andere Bewegung, sondern die Ruhe entgegengesetzt ist, und die Ausrichtung einer Bewegung in eine bestimmte Richtung der Ausrichtung derselben Bewegung in die entgegengesetzte Richtung entgegengesetzt ist, wie ja bereits ausgeführt wurde ; und ebenso, daß alles, was sich bewegt, bestrebt ist, sich auf gerader Linie fortzubewegen. Daraus nämlich kann erstens gefolgert werden : Der harte Körper B widersteht aufgrund seiner Ruhe den Bewegungen der insgesamt betrachteten Partikel des flüssigen Körpers D mehr, als er ihnen widerstehen würde, wenn er sich bewegte. Außerdem, was die Ausrichtung betrifft : Es ist zwar wahr, daß sich ebenso viele Partikel der Flüssigkeit D, wie sich von C nach B bewegen, auch in Gegenrichtung bewegen : denn es sind ebendieselben, die, von C kommend, auf die Oberfläche des Körpers B aufschlagen und daraufhin in Richtung C zurückgeworfen werden. Aber wenn wir die einzelnen von diesen Partikeln je für sich selbst betrachten, so stoßen die auf B auftreffenden Partikel den Körper B in Richtung F, und auf diese Weise hemmen sie ihn mehr, sich in Richtung C zu bewegen, als wenn sie ohne Bewegung wären. Weil nun jedoch ebenso viele Partikel auch von F her nach B tendieren und ihn in Richtung C stoßen, deshalb wird, was B selbst betrifft, er nicht mehr in die eine Richtung als in die andere gestoßen, und verbleibt daher, sofern nicht irgendein anderes Ereignis eintritt, unbewegt. In welcher Gestalt auch immer wir uns nämlich den Körper B vorstellen, so wird er immer exakt durch dieselbe Anzahl an Partikeln des flüssigen Körpers aus der einen Richtung wie aus der anderen gestoßen werden, sofern die Flüssigkeit selbst sich nicht in die eine Richtung mehr bewegt als in die übrigen. Wir müssen uns B als von allen Seiten durch die Flüssigkeit DF umgeben vorstellen, und wenn sich bei F zufällig nicht dieselbe Quantität jener Flüssigkeit wie bei D befindet, so tut dies nichts zur Sache, weil sie nicht als Ganze wirkt, sondern lediglich jene ihrer Partikel, die die Oberfläche des Körpers B berühren.
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ponamus ipsum ab aliqua vi, aliunde adveniente, impelli versus C, haec vis (quantumvis exigua) sufficiet, non quidem ad ipsum se sola movendum, sed ad concurrendum cum particulis corporis fluidi FD, ipsasque determinandas ad illud etiam pellendum versus C, eique partem sui motus communicandam. LVII. Ejusdem rei demonstratio.
Quod ut clarius intelligatur, fingamus primo, corpus durum B nondum esse in fluido FD, sed hujus fluidi particulas a e i o a, dispositas in modum annulli, moveri circulariter secundum ordinem notarum a e i ; aliasque o u y a o moveri eodem modo secundum ordinem notarum o u y. Ut enim corpus aliquod sit fluidum, debent ejus particulae moveri pluribus modis, ut jam dictum est. Quiescat deinde corpus durum B in hoc fluido FD inter a & o: quid fiet? Nempe particulae a e i o impedientur ab ipso, ne possint transire ab o versus a, ut absolvant circulum sui motus; itemque particulae o u y a impedientur ne pergant ab a versus o; ac venientes ab | i versus o, pellent B versus C; itemque venientes ab y versus a, ipsum tantundem repellent versus F; ideoque nullam solae habebunt vim ad illud movendum, sed reflectentur ab o versus u, & ab a versus e, fietque una circulatio ex duabus, secundum ordinem notarum a e i o u y a. Et ita, propter occursum corporis B, non quidem sistetur ullo modo ipsarum motus, sed mutabitur tantum determinatio, nec ince-
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Bis hierher haben wir freilich B als unbewegt betrachtet. Wenn wir nunmehr voraussetzen, daß er von irgendeiner von woanders her auftretenden Kraft in Richtung C gestoßen wird, so wird diese Kraft (und sei sie auch noch so gering) allein zwar nicht imstande sein, den Körper B zu bewegen, sie ist jedoch imstande, sich mit den Partikeln des flüssigen Körpers FD zu vereinigen und sie so auszurichten, daß auch der Körper FD den Körper B in Richtung C stößt und einen Anteil seiner Bewegung auf ihn überträgt. 57. Beweis dieses Sachverhalts.
Damit wir dies nun klarer einsehen, stellen wir uns zunächst vor, der harte Körper B befinde sich noch nicht in der Flüssigkeit FD, sondern von den Partikeln dieser Flüssigkeit aeioa, angeordnet in der Weise zweier Kettenglieder, bewegten sich die einen kreisförmig in der als aei gekennzeichneten Folge, und die anderen ouyao bewegten sich in derselben Weise in der als ouy gekennzeichneten Folge. Denn wenn ein Körper flüssig sein soll, dann ist es erforderlich, daß seine Partikel sich auf vielerlei Arten bewegen, wie bereits gesagt wurde. Wenn nun der harte Körper B in dieser Flüssigkeit FD zwischen a und o ruht : was wird geschehen? Denn die von dem Körper B aufgehaltenen Partikel aeio können sich nicht von o nach a bewegen, um ihre Bewegungen in einem Umkreis zu vollführen, und ebenso werden die Partikel ouya gehindert werden, von a nach o zu gelangen, und diejenigen, die von i nach o schreiten, werden B in Richtung C stoßen, wie ebenso diejenigen, die von y nach a schreiten, ihn ebensosehr in Richtung F zurückstoßen werden. Deshalb werden die einzelnen keine Kraft besitzen, ihn zu bewegen, sondern werden von o nach u und von a nach e reflektiert werden, und so wird aus den beiden Kreisläufen ein einziger Kreislauf entstehen, entsprechend der angegebenen Folge aeiouya. Und so wird aufgrund ihres Aufschlags auf den Körper B zwar die Bewegung dieser Partikel nicht in jeder Hinsicht zum Ruhen kommen, jedoch wird ihre gesamte Ausrichtung verändert werden, und sie werden nicht auf ebenso
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dent per lineas tam rectas, vel tam prope accedentes ad rectam, quam si in B non impingerent. Tandem denique accedat nova aliqua vis, pellens B versus C, haec vis, quantumvis exigua, juncta ei qua particulae fluidi, venientes ab i versus o, ipsum etiam pellunt versus C, superabit eam qua venientes ab y versus a illud in contrariam partem repellunt; atque ideo sufficiet ad ipsarum determinationem mutandam, & efficiendum ut ferantur secundum ordinem notarum a y u o, in quantum hoc requiritur ad motum corporis B non impediendum: quia, cum duo corpora determinantur ad motum versus partes plane contrarias & sibi mutuo oppositas, illud in quo major est vis, alterius determinationem debet mutare. Atque quod hic dico de particulis a e i o u y, de omnibus etiam aliis fluidi FD, quae in B impingunt, est intelligendum: quod nempe singulae ex iis quae illud pellunt versus C, oppositae sint totidem aliis, id ipsum in contrariam partem pellen | tibus; quodque perexigua vis, illis adjuncta, sufficiat ad harum determinationem mutandam; quodque, quamvis nullae forte describant tales circulos, quales hic repraesentantur a e i o & o u y a 1 haud dubie tamen omnes circulariter, & aliquibus modis huic aequipollentibus, moveantur. LVIII. Si quae fluidi particulae tardius moveantur, quam corpus du-
rum in eo existens, illud hac in parte fluidi rationem non habere.
Ita ergo mutata determinatione particularum fluidi, quae impediebant ne corpus B moveretur versus C, hoc corpus B omnino incipiet moveri, & quidem eadem cum celeritate, qua vis a fluido diversa illud pellit, si supponamus in isto fluido nullas esse particulas, quae non celerius, vel saltem aeque celeriter moveantur. Nam, si quae tardius agantur, quatenus ex illis constat, rationem
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geraden, oder nahezu so geraden Linien fortlaufen, als wenn sie nicht auf B aufgeschlagen wären. Wenn nun darüber hinaus eine andere Kraft neu hinzukommt, die B in Richtung C stößt, dann wird diese Kraft, wie gering sie auch sei, verbunden mit der Kraft, durch die die Partikel der Flüssigkeit, die von i nach o wandern, ihn ebenfalls in Richtung C stoßen ; sie wird deshalb ausreichen, die Ausrichtung der Partikel zu verändern und zu bewirken, daß sie sich in der angegebenen Folge ayuo bewegen, jedenfalls so sehr, wie es erforderlich ist, um die Bewegung des Körpers B nicht zu hemmen : weil, wenn zwei Körper in gerade entgegengesetzte Richtungen ausgerichtet sind und einander gegenüberstehen, derjenige, der über die größere Kraft verfügt, die Ausrichtung des anderen zu verändern vermag. Und was ich hier über die Partikel aeiouy ausführe, gilt ebenso für alle anderen Partikel der Flüssigkeit FD, die auf B aufprallen : Jedem einzelnen von den Partikeln, die den Körper B in Richtung C stoßen, sind ebenso viele andere entgegengesetzt, die ihn in die entgegengesetzte Richtung zurückstoßen, und die geringste mit diesen Partikeln verbundene Kraft reicht aus, um ihre Ausrichtung zu verändern. Auch wenn daher möglicherweise keine Partikel solche Kreise beschreiben, wie sie hier als aeio und ouya wiedergegeben sind, ist es nicht gerade zweifelhaft, daß sich gleichwohl alle kreisförmig und auf andere, der Kreisbewegung gleichwertige Weisen bewegen. 58. Wenn sich die Partikel einer Flüssigkeit langsamer bewegen als ein in ihr befindlicher harter Körper, besteht kein Grund, daß er durch die Flüssigkeit in Richtung der Flüssigkeit bewegt wird.
Auf diese Weise also wird jede Veränderung in der Ausrichtung jener Partikel der Flüssigkeit, die den Körper B in seiner Bewegung in Richtung C hemmten, dazu führen, daß sich der Körper B insgesamt zu bewegen beginnen wird, und zwar mit gerade derjenigen Geschwindigkeit, die der Kraft entspricht, mit der die Flüssigkeit ihn stößt – sofern wir unterstellen, daß sich in jener Flüssigkeit keine Partikel befinden, die sich nicht zumindest nahezu gleich schnell oder sogar schneller bewegen. Denn
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fluidi non habet, neque tunc sufficit minima quaeque vis ad corpus durum in hoc fluido existens movendum; sed tanta requiritur, ut superet resistentiam quae oritur ad istarum fluidi particularum tarditate. Ac ideo saepe videmus aërem, aquam & alia fluida, multum resistere corporibus, quae in ipsis valde celeriter aguntur, iisdemque sine ulla difficultate cedere, cum lentius procedunt. LIX. Corpus durum ab alio duro impulsum, non omnem suum
motum ab eo mutuari, sed partim etiam a fluido circumjacente.
Cum autem corpus B sic movetur versus C, non putandum est, illud accipere suum motum a sola vi externa ipsum impellente, sed maxima ex parte a fluidi particulis; ita scilicet, ut eae quae componunt circulos a e i o & a y u o, tantum amittant de suo motu, quantum acquirent eae particulae corporis duri B quae sunt inter o & a: quippe quae iam facient partem motuum circularium a e i o a & a y u o a : quamvis, prout ulterius procedent versus C, novis semper fluidi particulis jungantur. | LX. Non posse tamen ab isto fluido majorem celeritatem acquirere,
quam habeat a duro, a quo impulsum est.
Superest tantum hic explicandum, cur paulo ante non dixerim, mutari absolute determinationem particularum a y u o, sed mutari in quantum hoc requiritur, ad motum corporis B non impediendum. Quippe hoc corpus B non potest celerius moveri,
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wenn sie sich langsamer bewegen, und die Flüssigkeit daraufhin stehenbleibt, besitzt sie nicht die Beschaffenheit des Flüssigen, und dann reicht die Kraft der einzelnen Partikel nicht aus, den in der Flüssigkeit anwesenden harten Körper in Bewegung zu versetzen, sondern dann ist die gesamte Kraft erforderlich, um den Widerstand zu überwinden, der aus der Langsamkeit jener Partikel der Flüssigkeit entspringt. Und daher sehen wir häufig, daß Luft, Wasser und andere Flüssigkeiten zwar Körpern, die sich in ihnen sehr schnell bewegen, einen großen Widerstand entgegensetzen, daß aber diese Flüssigkeiten ohne jede Schwierigkeit ausweichen, sobald die Körper sich langsamer durch sie hindurchbewegen. 59. Ein harter Körper, der von einem anderen harten Körper angestoßen wird, wird in der Gesamtheit seiner Bewegung nicht von ihm allein bestimmt, sondern teilweise auch von der ihn umgebenden Flüssigkeit.
Wenn sich aber der Körper B in der angegebenen Weise in Richtung C bewegt, so ist nicht anzunehmen, daß er seine Bewegung allein durch die ihn von außen anstoßende Kraft erhält, sondern zu einem Gutteil auch von den Partikeln der Flüssigkeit, nämlich auf die Weise, daß diejenigen Partikel, die die Kreise aeio und ayuo bilden, nur soviel von ihrer Bewegung auf ihn übertragen, wie die Partikel des harten Körpers B, die sich zwischen o und a befinden, aufnehmen ; denn diese sind bereits Bestandteil der Kreisbewegungen aeioa und ayuoa : obwohl, je weiter sie in Richtung C vorschreiten, sich beständig neue Partikel der Flüssigkeit der Bewegung anschließen. 60. Gleichwohl kann der Körper von der Flüssigkeit keine größere Geschwindigkeit erhalten als der harte Körper besitzt, von dem er angestoßen wird.
Es ist nun nur noch übrig, zu erklären, weshalb ich oben nicht gesagt habe, daß sich die Ausrichtung der Partikel ayuo nicht vollständig, sondern nur soweit verändert, wie es erforderlich ist, um die Bewegung des Körpers B nicht zu hemmen : Weil der
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quam a vi adventitia impulsum est, quamvis saepe omnes particulae fluidi FD multo plus habeant agitationis. Hocque unum est ex iis, quae nobis inter philosophandum praecipue sunt observanda, ut ne cui causae ullum effectum tribuamus, qui potentiam ejus excedat. Ita ponentes corpus durum B in medio fluidi FD prius immotum, nunc ab externa aliqua vi, exempli causa, a manu mea, tardo motu impelli: cum haec sola impulsio meae manus sit causa cur moveatur, credi non debet ipsum celerius moveri quam impellitur; & quamvis omnes fluidi particulae multo celerius moveantur, non putandum est eas determinari ad motus circulares a e i o a & a y u o a & similes, quae sint celeriores hac impulsione, sed ipsas, quatenus celerius aguntur, in quaslibet alias partes, ut prius, ferri. LXI. Cum corpus fluidum totum simul versus aliquam partem fer-
tur, necessario secum deferre corpus durum quod in se continet.
Atque ex his clare percipitur, corpus durum undique fluido cinctum, & in illo quiescens, ibi tanquam in aequilibrio consistere; ac quantumvis sit magnum, semper tamen a minima vi posse in hanc vel illam partem impelli: sive illa vis aliunde adveniat, sive in hoc sit sita, quod fluidum istud, totum simul, versus ali | quem locum feratur, ut flumina feruntur versus mare, ac totus aër, Euro flante, fertur versus Occidentem. Quod ubi contingit, omnino necesse est, corpus durum, in tali fluido existens, simul cum ipso deferri; nec obstat regula illa quarta, juxta quam,
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Körper B sich nicht schneller bewegen kann als er von der auftretenden Kraft angestoßen wird, auch wenn oft die Gesamtheit der Partikel der Flüssigkeit FD eine sehr viel größere Erregung aufweist. Hier nun liegt einer jener Fälle vor, die wir beim Philosophieren besonders beachten müssen, nämlich daß wir keiner Ursache eine Wirkung zuschreiben, die die Wirksamkeit dieser Ursache übersteigt. Wenn wir so den harten Körper B inmitten der Flüssigkeit FD als zuerst unbewegt annehmen und dann aufgrund irgendeiner äußeren Kraft, wie zum Beispiel meiner Hand, in langsame Bewegung versetzt denken, darf uns dies, obgleich allein dieser Anstoß meiner Hände die Ursache ist, weshalb er sich bewegt, nicht zu der Annahme verleiten, daß er sich schneller bewege als er angestoßen wird. Obwohl sich nämlich die Gesamtheit der Flüssigkeitspartikel sehr viel schneller bewegt, ist es doch kaum glaubhaft, daß sie alle zu den Kreisbewegungen aeioa und ayuoa und ähnlichen veranlaßt sind, die schneller als jener Impuls sind, sondern daß sie, insofern sie schneller bewegt werden, sich in irgendwelche andere Richtungen als zuvor bewegen. 61. Wenn sich ein flüssiger Körper insgesamt zugleich in irgendeine andere Richtung fortbewegt, trägt er unausweichlich den harten Körper, den er in sich enthält, mit sich mit.
Daraus wird klar erfaßbar, daß der von allen Seiten mit der Flüssigkeit, in der er ruht, umgebene harte Körper sich dort gewissermaßen im Gleichgewicht befindet, und daß, wie groß auch immer er sein möge, er gleichwohl stets durch eine geringe Kraft in diese oder jene Richtung gestoßen werden kann, sei es, daß jene Kraft von woandersher auftritt, sei es, daß sie darin liegt, daß die Flüssigkeit insgesamt sich zugleich zu irgendeinem anderen Ort bewegt, wie sich etwa ein Fluß in Richtung Meer oder die gesamte Luft bei Ostwind nach Westen bewegt. Geschieht dies, so ist es unausweichlich, daß der sich in einer so verhaltenden Flüssigkeit befindliche harte Körper zugleich mit ihr fortgetragen wird. Dem widerspricht keineswegs die Vierte Regel, derzufolge, wie oben ausgeführt wurde, ein ruhender
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ut paullo ante dictum est, corpus quiescens a nullo alio se minori, quantumvis celeriter acto, potest ad motum impelli. LXII. Cum corpus durum a fluido sic defertur, non idcirco moveri.
Quinimo, si ad veram & absolutam motus naturam attendamus, quae consistit in translatione corporis moti ex vicinia corporum aliorum sibi contiguorum, & in utroque ex corporibus, quae se mutuo contingunt, est aequalis, quamvis non eodem modo soleat nominari: plane agnoscemus, non tam proprie moveri corpus durum, cum sic a fluido ipsum continente defertur, quam si non ab eo deferretur, quia tunc nempe a vicinis istius fluidi particulis minus recedit. LXIII. Cur quaedam corpora tam dura sint, ut, quamvis parva,
non facile manibus nostris dividantur.
Unum autem adhuc est, in quo experientia regulis motus, paullo ante traditis, valde videtur adversari: nempe quod videamus multa corpora, manibus nostris longe minora, tam firmiter sibi mutuo adhaerere, ut nulla earum vi sejungi possint. Si enim illorum partes nullo alio glutino sibi invicem adhaereant, quam quod singulae juxta vicinas quiescant, & omne corpus quod quiescit, ab alio se majori quod movetur, possit ad motum impelli: non apparet prima fronte ratio, cur (exempli causa) clavus ferreus, vel aliud quodlibet, non magnum, sed valde durum corpus, sola vi manuum nostrarum in duas partes dividi non possit. | Licet enim unamquamque mediam partem istius clavi
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Körper durch keinen anderen im Verhältnis zu ihm kleineren Körper, mag er sich auch schneller bewegen, in Bewegung versetzt werden kann. 62. Wenn der harte Körper auf diese Weise von der Flüssigkeit fortgetragen wird, bewegt er sich nicht eigentlich.
Wenn wir auf die wahre und absolute Natur der Bewegung abheben, die in der Translation eines bewegten Körpers aus der Umgebung der anderen, ihn umgebenden Körper besteht, und die in bezug auf jede der beiden Körper(gruppen), die einander wechselseitig berühren, gleich ist – obwohl es nicht üblich ist, beide auf dieselbe Weise bewegt zu nennen –, so werden wir vielmehr sogar schlicht erkennen, daß sich der harte Körper nicht im eigentlichen Sinne bewegt, wenn er auf die angegebene Weise in der Flüssigkeit, die ihn enthält, fortgetragen wird, weil er sich dann von der Umgebung der Partikel der Flüssigkeit weniger entfernt, als wenn er nicht von ihr fortgetragen werden würde. 63. Weshalb bestimmte Körper so hart sind, daß sie, obwohl sie klein sind, von unseren Händen nicht leicht zerteilt werden können.
Einen Sachverhalt gibt es jetzt noch, worin die Erfahrung den Regeln der Bewegung, die oben mitgeteilt wurden, sehr zu widersprechen scheint. Wir stellen nämlich fest, daß viele Körper derart fest miteinander verbunden sind, daß sie durch keinen Kraftaufwand unserer Hände getrennt werden können, obwohl sie viel kleiner als unsere Hände sind. Wenn nämlich ihre Teile durch keine andere Bindung aneinanderhängen als daß die einzelnen einander benachbarten Partikel ruhen und jeder Körper, der ruht, von einem größeren anderen, der sich bewegt, in Bewegung versetzt werden kann, dann besteht vorderhand kein Grund, weshalb (zum Beispiel) ein Eisennagel oder irgendein beliebiger zwar nicht großer, aber sehr harter Körper allein durch die Kraft unserer Hände nicht sollte in zwei Teile zerteilt werden können. Es kann nämlich jeder einzelne der inmitten
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pro uno corpore numerare; cumque ista media pars manu nostra sit minor, videtur ejus vi debere posse moveri, atque sic ab alia media parte divelli. Sed notandum est manus nostras esse admodum molles, sive ad naturam corporum fluidorum magis quam durorum accedentes; ideoque non totas simul agere solere in corpus ab iis movendum, sed eam tantum ipsarum partem, quae, corpus istud tangens, tota simul in illud incumbit. Quippe, sicuti media pars clavi ferrei, quatenus ab alia ejus media parte est dividenda, rationem habet unius corporis: sic pars manus nostrae proxime illam tangens, & ipsa minor, quatenus a reliquis ejusdem manus partibus sejungi potest, habet rationem alterius corporis. Et quia facilius a reliqua manu potest separari quam pars clavi a reliquo clavo, & ista separatio sine doloris sensu fieri nequit, ideo clavum ferreum sola manu frangere non possumus; sed si illam malleo, lima, forfice, aliove instrumento muniamus, ut ita ejus vis ad partem corporis dividendi, minorem corpore quo utitur, ad illud dividendum applicetur, quamlibet ejus duritiem poterit superare. LXIV. Non alia principia in Physica, quam in Geometria, vel in
Mathesi abstracta, a me admitti, nec optari, quia sic omnia naturae phaenomena explicantur, & certae de iis demonstrationes dari possunt.
Nihil hic addam de figuris, nec quomodo ex earum infinita varietate motuum quoque varietates innumerae consequantur,
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dieses Nagels befindlichen Teile als Einzelkörper angesehen werden, und weil dieser inmitten liegende Teil kleiner als unsere Hand ist, mag die Kraft jener Hand als ausreichend erscheinen, um ihn bewegen und so von einem anderen inmitten liegenden Teil abtrennen zu können. Allerdings ist zu beachten, daß unsere Hände äußerst weich sind, oder, was auf dasselbe hinausläuft, mehr der Natur der flüssigen als der der harten Körper entsprechen ; und daher wirken gewöhnlich nicht alle Teile der Hand zugleich auf den durch sie zu bewegenden Körper, sondern nur derjenige Teil der Hände, der jenen Körper berührt und als ganzer gleichzeitig auf jenen eindrängt. Wenn aber ein inmitten liegender Teil des Eisennagels, insofern er von einem anderen inmitten liegenden Teil des Nagels getrennt ist, gewissermaßen die Beschaffenheit eines Einzelkörpers aufweist, so muß ebenso der Teil unserer Hand, der jenen Nagel am nächsten berührt und kleiner als jener ist, insofern er von den übrigen Teilen derselben Hand unterschieden werden kann, als Einzelkörper gelten. Weil nun dieser Teil der Hand leichter von der übrigen Hand getrennt werden kann als der Teil des Nagels von dem übrigen Nagel, und eine solche Trennung nicht ohne die Empfindung von Schmerz vonstatten gehen kann, können wir den Eisennagel nicht durch die Hände allein zerbrechen ; wenn wir hingegen die Hand mit einem Hammer, einer Feile, Schere oder einem anderen Werkzeug versehen, so daß die Kraft jener Hand, um einen Teil des Körpers abzutrennen, sich weniger auf den Körper, den die Hand als Werkzeug gebraucht, sondern sich auf die Abtrennung jenes Teiles richtet, dann wird jede beliebige Härte eines Körpers überwindbar sein. 64. Ich lasse in der Physik keine anderen Prinzipien gelten als solche, die der Geometrie oder der reinen Erkenntnis (Mathesis abstracta) entnommen sind, und wünsche das auch nicht, weil sich auf diese Weise alle Naturphänomene erklären und sie durch sichere Beweise bestätigt werden können.
Ich füge an dieser Stelle nichts über die Gestalten hinzu und auf welche Weise aus ihrer unendlichen Mannigfaltigkeit eine
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quia satis ista per se patebunt, ubicunque usus veniet ut de ipsis agamus. Et suppono meos lectores vel prima elementa Geometriae jam novisse, vel saltem ingenium satis aptum habere ad Mathematicas demonstrationes intelligendas. Nam plane profiteor me nullam aliam rerum corporearum materiam agnoscere, quam illam omnimode divisibilem, | figurabilem & mobilem, quam Geometrae quantitatem vocant, & pro objecto suarum demonstrationum assumunt; ac nihil plane in ipsa considerare, praeter istas divisiones, figuras & motus; nihilque de ipsis ut verum admittere, quod non ex communibus illis notionibus, de quarum veritate non possumus dubitare, tam evidenter deducatur, ut pro Mathematica demonstratione sit habendum. Et quia sic omnia Naturae Phaenomena possunt explicari, ut in sequentibus apparebit, nulla alia Physicae principia puto esse admittenda, nec alia etiam optanda.
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zahllose Mannigfaltigkeit der Bewegungen entsteht, weil dies von selbst zutage treten wird, wo auch immer sich die Gelegenheit ergeben wird, daß wir darüber handeln. Zudem setze ich voraus, daß meine Leser sowohl die ersten Anfangsgründe der Geometrie bereits erlernt haben, als auch zumindest über eine ausreichende Geisteskraft verfügen, um mathematische Beweise einsehen zu können. Denn völlig frei bekenne ich, daß ich keine andere Materie der körperlichen Dinge zugestehe, als jene in jeder Weise teilbare, formbare und bewegliche, die die Geometer Quantität nennen und die sie als Gegenstand ihren Beweisen zugrunde legen ; und ich vermag nichts anderes in ihr zu erblicken außer jene Teilungen, Gestalten und Bewegungen ; und ich gestehe in bezug auf sie nichts als wahr zu, das nicht aus jenen allgemeinen Grundbegriffen, deren Wahrheit wir nicht bezweifeln können, so evident hergeleitet ist, daß es als mathematischer Beweis gelten könnte. Und weil auf diese Weise alle Naturphänomene erklärt werden können, wie im Folgenden deutlich werden wird, glaube ich, daß keine anderen Prinzipien der Physik zugestanden werden dürfen, und auch keine anderen zu wünschen sind.
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PR INCIP IORU M PHILOS OPHIÆ PAR S TERTIA .
De Mundo adspectabili.
I. Opera Dei nimis ampla cogitari non posse.
Inventis jam quibusdam principiis rerum materialium, quae non a praejudiciis sensuum, sed a lumine rationis ita petita sunt, ut de ipsorum veritate dubitare nequeamus, examinandum est, an ex iis solis omnia naturae phaenomena possimus explicare. Incipiendumque ab iis quae maxime universalia sunt, & a quibus reliqua dependent: nempe a generali totius hujus mundi adspectabilis constructione. De qua ut recte philosophemur, duo sunt inprimis observanda. Unum, ut attendentes ad infinitam Dei potentiam & bonitatem, ne vereamur nimis ampla, & pulchra, & absoluta ejus opera imaginari; sed e contra caveamus, ne si quos forte limites, nobis non certo cognitos, in ipsis supponamus, non satis magnifice de Creatoris potentia sentire videamur. II. Cavendum esse, ne nimis superbe de nobis ipsis sentientes,
fines quos Deus sibi proposuit in creando mundo, a nobis intelligi supponamus.
Alterum, ut etiam caveamus, ne nimis superbe de nobis ipsis sentiamus. Quod fieret non modo, si quos limites, nobis nulla cognitos ratione nec divina revelatione, mundo vellemus affingere, tanquam si vis nostrae cogitationis, ultra id quod a Deo revera factum | est, ferri posset; sed etiam maxime, si res omnes propter nos solos ab illo creatas esse fingeremus; vel tantum, si
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DE R PR INZ IPIEN D ER PHILOSOP HIE DR ITTER TEIL.
Über die sichtbare Welt.
1. Man kann sich Gottes Werke niemals größer denken als sie sind.
Nachdem wir nunmehr bereits einige Prinzipien materieller Dinge ermittelt haben, die nicht von den Vorurteilen der Sinnlichkeit, sondern dem Licht der Vernunft auf eine solche Weise entnommen sind, daß wir an ihrer Wahrheit nicht zweifeln können, muß untersucht werden, ob wir aus diesen allein alle Naturphänomene erklären können. Deshalb müssen wir bei denjenigen beginnen, die die weitaus universalsten sind und von denen die übrigen abhängen, nämlich bei dem allgemeinen Aufbau dieser sichtbaren Welt insgesamt. Damit wir darüber richtig philosophieren, muß zweierlei beachtet werden. Erstens sollen wir uns in Anbetracht der unendlichen Macht und der unendlichen Güte Gottes nicht scheuen, uns seine Werke als großartig, schön und vollendet vorzustellen, sondern uns im Gegenteil davor hüten, uns die Macht des Schöpfers als nicht großartig genug zu denken, damit wir nicht möglicherweise in ihr Grenzen voraussetzen, die von uns nicht als sicher erkannt worden sind. 2. Es muß sichergestellt werden, daß wir niemals hochmütig über uns selbst urteilen, und unterstellen, die Ziele, die Gott sich bei der Erschaffung der Welt vorgenommen hat, könnten von uns eingesehen werden.
Zweitens müssen wir uns davor hüten, hochmütig über uns selbst zu urteilen. Das wäre nicht nur dann der Fall, wenn wir der Welt Grenzen, die weder durch die Vernunft noch durch die göttliche Offenbarung erkennbar sind, andichten wollten – gleichsam als ob die Kraft unseres Denkens über das, was tatsächlich von Gott geschaffen ist, hinauslangen könnte –, sondern sogar um so mehr, wenn wir vermeinten, alle Dinge
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fines quos sibi proposuit in creando universo, ingenii nostri vi comprehendi posse putaremus. III. Quo sensu dici possit omnia propter hominem facta esse.
Quamvis enim in Ethicis sit pium dicere, omnia a Deo propter nos facta esse, ut nempe tanto magis ad agendas ei gratias impellamur, ejusque amore incendamur; ac quamvis etiam suo sensu sit verum, quatenus scilicet rebus omnibus uti possumus aliquo modo, saltem ad ingenium nostrum in iis considerandis exercendum, Deumque ob admiranda ejus opera suspiciendum: nequaquam tamen est verisimile, sic omnia propter nos facta esse, ut nullus alius sit eorum usus; essetque plane ridiculum & ineptum id in Physica consideratione supponere; quia non dubitamus, quin multa existant, vel olim extiterint, jamque esse desierint, quae nunquam ab ullo homine visa sunt aut intellecta, nunquamque ullum usum ulli praebuerunt. IV. De phaenomenis, sive experimentis; & quis eorum usus
ad philosophandum.
Principia autem quae jam invenimus, tam vasta sunt & tam foecunda, ut multo plura ex iis sequantur, quam in hoc mundo aspectabili contineri videamus; ac etiam multo plura, quam mens nostra cogitando perlustrare unquam possit. Sed jam brevem historiam praecipuorum naturae phaenomenwn (quorum causae hic sunt investigandae), nobis ob oculos proponemus; non quidem ut ipsis tanquam rationibus utamur ad aliquid probandum: cupimus enim rationes effectuum a causis, non autem e contra causarum ab effectibus deducere; sed tantum ut ex in-
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seien unseretwegen von ihm geschaffen worden ; oder auch nur dann, wenn wir die Ziele, die er sich bei der Erschaffung des Universums vorgesetzt hat, für durch unsere Geisteskraft nachvollziehbar hielten. 3. In welchem Sinne gesagt werden kann, alles sei umwillen des Menschen erschaffen.
Es mag in der Ethik gestattet sein, zu sagen, alles sei unseretwegen von Gott geschaffen, denn dadurch wird uns um so mehr Dankbarkeit für seine Taten abgenötigt und wir entbrennen um so mehr in Liebe zu ihm. Auch ist es in gewissem Sinne wahr : Wir können uns nämlich aller Dinge auf irgendeine Weise zumindest insofern bedienen, als wir damit unsere Geisteskraft in der Betrachtung dieser Dinge üben und unseren Blick zu Gott erheben, um seine Werke zu bewundern. Gleichwohl ist es keineswegs wahrscheinlich, daß alles in dem Sinne für uns geschaffen ist, so daß es überhaupt keinen anderen Zweck geben könnte. Und es wäre völlig lächerlich und albern, dies in der Physik zugrundezulegen, weil wir nicht daran zweifeln, daß es vieles gibt, oder einst gegeben hat und bereits verschwunden ist, das niemals von irgendeinem Menschen gesehen oder eingesehen worden ist und niemals irgend jemandem zunutze war. 4. Über die Phänomene bzw. Experimente und was ihr Nutzen beim Philosophieren ist.
Die von uns bereits ermittelten Prinzipien sind aber von einer solchen Tragweite und Fruchtbarkeit, daß sich sehr viel mehr aus ihnen ergibt, als das, was wir in dieser sichtbaren Welt als enthalten ansehen – und sogar sehr viel mehr, als unser Geist jemals im Denken durchdringen könnte. Wir wollen uns aber schon diesen kurzen Abriß der wichtigsten Naturphänomene (deren Ursachen hier untersucht werden sollen) nicht vor Augen stellen, damit wir uns der in ihm enthaltenen Gründe bedienten, um gewissermaßen irgend etwas zu erweisen : Denn wir wollen die Gründe der Wirkungen von den Ursachen, nicht jedoch im Gegenteil die Gründe der Ursachen von den Wirkun-
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numeris effectibus, quos | ab iisdem causis produci posse judicamus, ad unos potius quam alios considerandos mentem nostram determinemus. V. Quae sit ratio distantiae & magnitudinis inter Solem, Terram et Lunam.
Nobis quidem, primo intuitu, Terra caeteris omnibus mundi corporibus multo major esse videtur, & Sol & Luna caeteris stellis; sed visus defectum indubitatis ratiociniis emendantes, inprimis advertimus Lunae a Terra distantiam circiter triginta Terrae diametros aequare, Solis vero sexcentas aut septingentas. Quas distantias cum apparentibus Solis & Lunae diametris conferentes, facile ex ipsis colligimus, Lunam quidem esse multo minorem Terra, sed Solem esse multo majorem. VI. Quae sit distantia reliquorum planetarum a Sole.
Agnoscimus etiam, visu ratione adjuto, Mercurium plus ducentis Terrae diametris a Sole distare; Venerem plus quadringentis, Martem noningentis 1 aut mille; Jovem tribus millibus & amplius; ac Saturnum quinque aut sex millibus. VII. Fixas non posse supponi nimis remotas.
Quantum autem ad Fixas, non permittunt quidem phaenomena, ut ipsas a Sole aut Terra non magis quam Saturnum distare arbitremur; sed nulla obstant, quominus ad quantumlibet immensam distantiam remotas esse supponamus: colligiturque ex mo-
1 noningentis ] 1. Auflage : nongentis
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gen herleiten. Sondern wir wollen ihn uns vor Augen stellen, damit wir unseren Geist aus der Unmenge der Wirkungen, von denen wir urteilen, daß sie von ein und derselben Ursache hervorgebracht werden können, auf die Betrachtung mehr der einen als der anderen lenken. 5. Welches Verhältnis hinsichtlich Entfernung und Größe zwischen Sonne, Erde und Mond besteht.
Zwar scheint uns auf den ersten Blick die Erde sehr viel größer als alle anderen Körper der Welt zu sein, und die Sonne und der Mond größer als die übrigen Sterne ; wenn wir jedoch den Mangel der bloß visuellen Auffassung durch unbezweifelbare Vernunfterkenntnisse ausbessern, so werden wir zuerst gewahr, daß die Entfernung des Mondes von der Erde ungefähr dreißig Durchmessern der Erde entspricht, die Entfernung der Sonne von der Erde sogar sechshundert oder siebenhundert. Wenn wir nun diese Entfernungen mit den augenscheinlichen Größen der Sonne und des Mondes in Zusammenhang bringen, so berechnen wird daraus leicht, daß zwar der Mond sehr viel kleiner als die Erde, die Sonne jedoch sehr viel größer ist. 6. Welches die Entfernungen der übrigen Planeten von der Sonne sind.
Zudem erkennen wir, indem wir der bloß visuellen Auffassung durch die Vernunft auf die Sprünge helfen, daß Merkur mehr als zweihundert Erddurchmesser weit von der Sonne entfernt ist, Venus mehr als vierhundert, Mars neunhundert oder tausend, Jupiter dreitausend oder mehr und Saturn fünf- oder sechstausend. 7. Die Fixsterne müssen als sehr weit entfernt angenommen werden.
Was nun die Fixsterne betrifft, so gestatten uns gewisse Phänomene zwar nicht die Annahme, sie seien nicht weiter von der Sonne oder der Erde entfernt als der Saturn ; hingegen spricht nichts gegen die Unterstellung einer beliebig großen Entfer-
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tibus coeli infra explicandis, eas a nobis esse adeo distantes, ut Saturnus ad ipsas comparatus videatur admodum propinquus. VIII. Terram e coelo conspectam, non apparituram esse,
nisi ut Planetam, Jove aut Saturno minorem.
Ex quibus manifestum est, Lunam & Terram, si ex Jove vel Saturno conspicerentur, multo minores esse | apparituras, quam appareant Jupiter & Saturnus e Terra conspecti; nec forte etiam Solem majorem visum iri, si respiceretur ex Fixis, quam Fixae nobis e Terra videntur: atque idcirco, ut sine praejudicio partes mundi aspectabilis inter se comparemus, cavendum esse ne Lunam, vel Terram, vel Solam magnitudine Stellas superare arbitremur. IX. Solem & Fixas propria luce fulgere.
Differunt autem inter se Stellae, non modo quod unae aliis sint majores; sed etiam quod quaedam propria luce fulgeant, aliae vero tantum aliena. Ut inprimis de Sole dubium esse non potest, quin lucem qua oculos nostros perstringit, in se habeat: neque enim tantam ab omnibus Fixis simul sumptis mutuari potest, cum ipsae tantam ad nos non mittant, nec tamen a nobis magis distent quam a Sole; ac nullum aliud corpus apparet magis radiosum, a quo illam accipiat: si quod autem esset, procul dubio appareret. Idem de omnibus Stellis fixis facile credetur ab iis, qui considerabunt quam vividos radios vibrent, ac quantum a nobis & a Sole sint remotae: si enim alicujus Stellae fixae tam vicini essemus quam Solis, credibile est eam ipso non minorem, nec minus lucidam esse apparituram.
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nung der Fixsterne von uns, kann doch aus den unten erklärten Bewegungen sogar berechnet werden, daß sie von uns so weit entfernt sind, daß Saturn verglichen mit ihnen als äußerst nah angesehen werden kann. 8. Vom Himmel her betrachtet würde die Erde allenfalls als ein im Vergleich mit Jupiter oder Saturn kleinerer Planet erscheinen.
Daraus ist offensichtlich, daß Mond und Erde, wenn sie vom Jupiter oder Saturn betrachtet würden, sehr viel kleiner erschienen als Jupiter oder Saturn von der Erde aus betrachtet erscheinen ; und sogar die Sonne würde, wenn von den Fixsternen her auf sie herabgeschaut würde, nicht größer erscheinen als wir die Fixsterne von der Erde aus sehen. Damit wir deshalb ohne Vorurteil die sichtbaren Weltgegenden miteinander vergleichen, müssen wir uns vor der Annahme hüten, der Mond, die Erde und die Sonne überträfen die Sterne an Größe. 9. Sonne und Fixsterne senden ein eigenes Licht aus.
Die Sterne unterscheiden sich indes voneinander nicht nur dadurch, daß die einen größer als die anderen sind, sondern auch dadurch, daß einige in einem ihnen eigenen Licht erstrahlen, andere hingegen nur in fremdem. So kann erstens in bezug auf die Sonne kein Zweifel bestehen, daß sie das Licht, durch das sie unsere Augen erregt, in sich hat : denn sie kann nicht so viel Licht, wie sie zu uns sendet, von allen Fixsternen zusammengenommen erhalten, weil die Fixsterne gar nicht so viel zu uns senden, zumal sie ja von uns nicht weiter entfernt sind, als sie es von der Sonne sind. Außerdem weist kein anderer Körper eine so große Strahlkraft auf, von dem her die Sonne das Licht empfangen könnte, denn wenn dies der Fall wäre, so würde er zweifellos deutlich sichtbar sein. Dasselbe wird zweitens wohl für alle diejenigen Fixsterne gelten, von denen man annimmt, daß sie kräftige Strahlen aussenden und von uns ebensoweit entfernt sind wie von der Sonne, denn wenn wir irgendeinem Fixstern ebenso nah wären wie der Sonne, so ist es wahrscheinlich, daß er weder kleiner noch weniger hell erschiene als die Sonne.
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X. Lunam & alios Planetas lucem a Sole mutuari.
Contra vero Lunam videmus, ea tantum parte splendere quam Soli habet obversam; unde cognoscimus illam esse proprio lumine destitutam, & tantum radios a Sole acceptos versus oculos nostros reflectere. Quod idem etiam de Venere perspicillorum ope observatur. Idemque de Mercurio, Marte, Jove & Saturno non difficulter persuadetur, ex eo quod eorum lumen obtusius sive placidius sit quam Fixarum, | & a Sole non adeo distent, quin possint ab ipso illuminari. XI. Terram ratione luminis a Planetis non differre.
Denique idem de Terra experimur: conflata enim est ex opacis corporibus, quae Solis radios excipientia, illos non minus valide quam Luna reflectunt; quin etiam nubibus est involuta, quae licet multo minus opacae sint, quam pleraeque aliae ejus partes, saepe tamen ipsas videmus, cum a Sole illustrantur, non minus albicantes esse quam Lunam; adeo ut sit satis manifestum, eam ratione luminis a Luna, Venere, Mercurio, aliisque Planetis non differre. XII. Lunam, cum nova est, a Terra illuminari.
Quod etiam confirmatur, ex eo quod, Luna existente inter Solem & Terram, ejus facies quae a Sole non illustratur, debile quoddam lumen ostendat, quod facile conjicimus ad illam pervenire a Terra, quae tunc radios a Sole receptos eam versus reflectit; minuitur enim paulatim, prout pars Terrae a Sole illuminata ab ea se avertit.
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10. Der Mond und die anderen Planeten erhalten ihr Licht von der Sonne.
Dagegen sehen wir den Mond nur in dem Bereich leuchten, den er der Sonne zuwendet, woraus wir erkennen, daß er eines eigenen Lichts entbehrt und nur die Strahlen, die er von der Sonne empfangen hat, in Richtung unserer Augen reflektiert, was man ebenso auch bei der Venus durch Ferngläser beobachtet. Ebenso entbehren Merkur, Mars, Jupiter und Saturn eines eigenen Lichts, wovon man sich ohne Schwierigkeit überzeugen kann, denn ihr Licht ist stumpfer bzw. matter als das der Fixsterne, und sie nah genug an der Sonne stehen, so daß sie von ihr beleuchtet werden können. 11. Hinsichtlich des Lichtes unterscheidet sich die Erde nicht von den Planeten.
Denselben Sachverhalt erfährt man zudem in bezug auf die Erde. Die Erde ist nämlich aus solchen dunklen Körpern zusammengesetzt, die die Strahlen der Sonne, wenn sie sie empfangen, nicht weniger stark reflektieren als der Mond. Auch wenn die Erde durch Wolken, die nämlich sehr viel weniger dunkel sind als die meisten Bereiche der Erde, verhüllt ist, sehen wir deshalb gleichwohl oft, daß die Wolken, wenn sie von der Sonne beschienen werden, nicht weniger hell scheinen als der Mond. Die Erde unterscheidet sich also offensichtlich hinsichtlich des Lichtes weder vom Mond, noch von der Venus, dem Merkur und den anderen Planeten. 12. Bei Neumond wird der Mond von der Erde beschienen.
Dies wird zudem dadurch bestätigt, daß diejenige Seite des Mondes, die von der Sonne nicht beschienen wird, ein gewisses mattes Licht aufweist, wenn der Mond zwischen Sonne und Erde steht. Dieses Licht gelangt, wie wir uns leicht zusammenreimen, von der Erde her zu ihm, die die Strahlen, die sie von der Sonne aufgefangen hat, in seine Richtung reflektiert ; denn es vermindert sich allmählich in gerade dem Maße, wie sich der von der Sonne beschienene Bereich der Erde vom Mond abwendet.
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XIII. Solem inter Fixas, & Terram inter Planetas posse numerari.
Atque omnino, si Terram ex Jove respiceremus, minor quidem, sed forte non minus lucida nobis appareret, quam hinc Jupiter appareat; ex vicinioribus autem Planetis, major videretur; sed ex Fixis, propter nimiam earum distantiam, omnem conspectum effugeret. Ex quibus sequitur ipsam inter Planetas, & Solem inter Stellas fixas posse numerari. XIV. Fixas eandem semper a se mutuo distantiam retinere,
non autem Planetas.
Differunt etiam inter se Stellae in eo, quod illae quas Fixas vocamus, eandem semper a se mutuo distantiam, eundemque ordinem servent; aliae autem assidue inter se situm mutent: unde Planetae sive errantes appellantur. XV. Easdem Planetarum apparentias per varias hypotheses posse
explicari.
Equidem, ut in medio mari, tempore tranquillo, | cum quis ex una navi alias eminus respicit inter se situm mutantes, saepe potest dubitare quibusnam ex illis, & annon etiam suae, motus (a quo procedit ista situs variatio) sit tribuendus: ita errores Planetarum, e Terra conspecti, tales apparent, ut ex ipsis solis cognosci non possit, quibusnam corporibus sint proprie tribuendi. Cumque sint valde inaequales & implicati, non facile est illos explicare, nisi ex variis modis, quibus possunt intelligi, unum aliquem eligamus, secundum quem ipsos fieri suppona-
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13. Die Sonne kann zu den Fixsternen und die Erde zu den Planeten gezählt werden.
Und überhaupt würde, wenn wir vom Jupiter aus auf die Erde zurückblickten, sie uns zwar als kleiner, jedoch nicht unbedingt als weniger hell erscheinen als Jupiter von hier aus erscheint. Aus der Perspektive der näheren Planeten würde sie größer erscheinen, aus der Perspektive der Fixsterne hingegen würde sie sich aufgrund der außerordentlich großen Entfernung jeder Betrachtung entziehen. Hieraus ergibt sich, daß die Erde zu den Planeten und die Sonne zu den Fixsternen gezählt werden kann. 14. Die Fixsterne behalten stets ein und denselben gegenseitigen Abstand bei, nicht jedoch die Planeten.
Die Sterne unterscheiden sich untereinander zudem darin, daß die, die wir Fixsterne nennen, stets ein und denselben gegenseitigen Abstand und ebendieselbe Anordnung beibehalten, während die anderen unablässig untereinander ihre Stellung verändern und deshalb Planeten bzw. Wandelsterne genannt werden. 15. Diese Stellungen der Planeten können durch verschiedene Hypothesen erklärt werden.
Jemand, der auf offenem Meer bei ruhiger See von einem Schiff her von ferne andere Schiffe beobachtet, die untereinander ihre Stellung verändern, kann stets zweifeln, welchem dieser Schiffe denn nun, oder ob nicht vielmehr seinem eigenen, die Bewegung (aus der die Veränderung der Stellungen entspringt) zugeschrieben werden muß. Ebenso erscheinen die Abweichungen der Planeten(bahnen) von der Erde aus betrachtet so, daß aus ihnen allein nicht erkannt werden kann, welchem der beteiligten Körper sie denn nun zuzuschreiben sind. Weil diese Planetenbewegungen zudem äußerst ungleichförmig und verwickelt sind, ist es nicht leicht, sie zu erklären, außer dadurch, daß wir aus den verschiedenen (Bewegungs-) Mustern, durch die wir sie einsehen können, ein bestimmtes auswählen, von dem wir an-
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mus. In quem finem inventae sunt ab Astronomis tres diversae hypotheses, hoc est, positiones, quae non ut verae, sed tantum ut phaenomenis explicandis idoneae, considerantur. XVI. Hypothesin Ptolemaei apparentiis non satisfacere.
Harum prima est Ptolemaei, quae quoniam multis phaenomenis adversatur (ut inprimis incremento & decremento luminis, quod in Venere sicut in Luna observatur), jam vulgo ab omnibus Philosophis rejici solet, ideoque hic a me praetermittetur. XVII. Hypotheses Copernici & Tychonis non differre in quantum
hypotheses.
Secunda est Copernici, & tertia Tychonis Brahe: quae duae, quatenus sunt tantum hypotheses, eodem modo phaenomenis satisfaciunt, & non magna inter ipsas differentia est, nisi quod illa Copernici aliquanto simplicior sit & clarior; adeo ut Tycho non habuerit occasionem illam mutandi, nisi quia non hypothesin dumtaxat, sed ipsam rei veritatem explicare conabatur. XVIII. Tychonem verbo minus, sed re plus motus Terrae tribuere,
quam Copernicum.
Quippe, cum Copernicus non dubitasset motum Terrae tribuere, hoc Tycho tanquam in Physica valde absurdum, atque a communi hominum sensu alienum, voluit emendare; sed, quia veram motus naturam non satis consideravit, verbo tantum asseruit | Terram quiescere, ac re ipsa plus motus ei concessit quam alter.
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nehmen, daß sie ihm zufolge geschehen. Zu diesem Zweck sind von den Astronomen drei verschiedene Hypothesen, das heißt : Positionen eingeführt worden, die nicht als wahr, sondern lediglich als geeignet gelten, um die Phänomene zu erklären. 16. Die Hypothese des Ptolemäus über die Planetenstellungen ist unbefriedigend.
Die erste dieser Hypothesen ist die des Ptolemäus, die, weil sie vielen Phänomenen widerspricht (wie zuallererst der Zunahme und Abnahme des Mondes, die ebenso bei der Venus wie beim Mond beobachtet wird), gemeinhin ja schon von allen Philosophen zurückgewiesen wird und daher hier von mir übergangen wird.
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17. Die Hypothesen des Kopernikus und des Tycho unterscheiden sich nicht, insofern sie Hypothesen sind.
Die zweite dieser Hypothesen ist die des Kopernikus und die dritte die des Tycho Brahe. Diese beiden tragen, insofern sie bloße Hypothesen sind, auf dieselbe Weise den Phänomenen Rechnung, und es besteht zwischen ihnen kein großer Unterschied, abgesehen davon, daß die des Kopernikus bedeutend einfacher und klarer ist. Tycho hätte deshalb keinen Ansatzpunkt gehabt, sie zu verändern, außer dem, daß er bestrebt war, über die bloße Hypothese hinaus auch die Wahrheit des Sachverhaltes selbst zu erklären. 18. Tycho spricht zwar weniger ausdrücklich als Kopernikus, aber um so mehr von der Sache her der Erde Bewegung zu.
Denn weil Kopernikus nicht gezögert hatte, der Erde Bewegung zuzusprechen, wollte Tycho dies verbessern, weil er das für in der Physik sehr absurd und der allgemeinen sinnlichen Erfahrung der Menschen fremd hielt. Weil er allerdings die wahre Natur der Bewegung nicht genügend erwogen hatte, versicherte er nur mit Worten, daß die Erde ruhe, von der Sache selbst her billigte er ihr jedoch mehr Bewegung zu als Kopernikus.
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XIX. Me accuratius quam Copernicum, & verius quam Tychonem,
Terrae motum negare.
Quapropter ego, in hoc tantum ab utroque dissentiens, quod omnem motum verius quam Tycho, & curiosius quam Copernicus, sim Terrae detracturus: illam hic proponam hypothesin, quae omnium simplicissima, & tam ad phaenomena intelligenda, quam ad eorum causas naturales investigandas accommodatissima esse videtur: ipsamque tantum pro hypothesi, non pro rei veritate haberi velim. XX. Fixas supponendas esse a Saturno quammaxime distantes.
Primo, quia nondum certi sumus, quantum a nobis distent Stellae fixae, nec possumus eas fingere tam remotas, ut hoc phaenomenis repugnet: ne simus contenti supponere ipsas esse supra Saturnum, ut vulgo omnes admittunt, sed libertatem sumamus quantumlibet altiores existimandi. Si enim earum altitudinem cum distantiis hic supra terram nobis notis vellemus comparare, illa, quae jam iis ab omnibus conceditur, non esset minus incredibilis quam quaevis major; si vero ad Dei creatoris omnipotentiam respiciamus, nulla potest cogitari tam magna, ut ideo sit minus credibilis quam quaevis minor. Atque non tantum ad Planetarum, sed etiam ad Cometarum phaenomena commode explicanda, maximum spatium inter illas & sphaeram Saturni ponendum esse, infra ostendam. XXI. Solem instar flammae ex materia quidem valde mobili
constare, sed non ideo ex uno loco in alium migrare.
Secundo, quia Sol in hoc convenit cum Fixis, & cum flamma, quod lumen a se ipso emittat: putemus eundem etiam in motu
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19. Ich bestreite sorgfältiger als Kopernikus und aufrichtiger als Tycho die Bewegung der Erde.
Von daher weiche ich von beiden nur insofern ab, als ich aufrichtiger als Tycho und gewissenhafter als Kopernikus die Erde aller Bewegung berauben werde, und schlage hier eine Hypothese vor, die sich als die überaus einfachste und sowohl zur Einsicht in die Phänomene als auch als für die Untersuchung ihrer natürlichen Ursachen als die allergeeignetste zeigen wird. Freilich möchte ich, daß sie lediglich für eine Hypothese, nicht für die Wahrheit des Sachverhaltes selbst gehalten werde. 20. Es ist anzunehmen, daß die Fixsterne außerordentlich weit vom Saturn entfernt sind.
Weil wir uns erstens noch nicht sicher sind, wie weit die Fixsterne von uns entfernt sind, und wir sie uns nicht als so weit entfernt vorstellen können, daß dies den Phänomenen widerspräche, geben wir uns nicht damit zufrieden, zu unterstellen, sie befänden sich bloß jenseits des Saturn, wie man gemeinhin zugibt, sondern wir nehmen uns die Freiheit, sie für beliebig weiter entfernt zu halten. Wenn wir nämlich ihre Höhe mit den hier bei uns auf der Erde gewohnten Abständen vergleichen wollten, so wäre die Höhe, die von allen zugestanden wird, nicht weniger unglaubhaft als eine beliebig größere. Wenn wir hingegen die Allmacht des Schöpfergottes berücksichtigen, so kann keine Höhe als so groß gedacht werden, daß sie deshalb weniger wahrscheinlich sein sollte als eine beliebig kleinere. Zudem muß nicht nur, um die Erscheinungen der Planeten, sondern auch, um die der Kometen befriedigend zu erklären, ein größtmöglicher Raum zwischen den Fixsternen und der Bahn des Saturn gesetzt werden, wie ich unten darlegen werde. 21. Die Sonne besteht zwar einer Flamme gleich aus einer sehr beweglichen Materie, aber sie geht deswegen nicht von einem Ort an den anderen über.
Weil zweitens die Sonne darin mit den Fixsternen und der Flamme übereinstimmt, daß sie das Licht aus sich selbst her-
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cum flamma, & in situ cum Fixis, convenire. Nempe nihil quidem hic supra ter | ram videmus esse mobilius flamma; nam & alia corpora, juxta quae posita est, nisi sint admodum solida & dura, particulatim dissolvit, ac secum movet. Sed tamen ejus motus fit tantum secundum partes, & tota migrare non solet ex uno loco in alium, nisi ab aliquo alio corpore, cui adhaereat, deferatur; qua ratione possumus etiam existimare Solem constare quidem ex materia valde fluida & mobili, quae omnes coeli circumjacentis partes secum rapit; sed in hoc nihilominus Stellas fixas imitari, quod non ex una coeli regione in aliam migret. XXII. Solem a flamma differre, quod non ita egeat alimento.
Neque incongrua videri debet Solis cum flamma comparatio, ex eo quod nullam flammam hic videamus quae non continuo egeat alimento; quod idem de Sole non observatur. Ex legibus enim naturae, non minus flamma, quam quodvis aliud corpus, ubi semel existit, semper existere perseverat, nisi ab aliqua causa externa destruatur; sed, quia constat materia quammaxime fluida & mobili, assidue hic supra terram a materia circumjacente dissipatur; atque ideo eget alimento, non ut eadem quae jam existit conservetur, sed tantum ut, dum ipsa extinguitur, semper alia nova in ejus locum substituatur. Solem autem non ita destruunt partes coeli ei vicinae, ideoque non ita eget alimento
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aus aussendet, nehmen wir an, daß sie auch hinsichtlich der Bewegung mit der Flamme und hinsichtlich der Lage mit den Fixsternen übereinstimme. Wir sehen nämlich hier auf der Erde nichts, das beweglicher wäre als die Flamme, denn andere Körper, neben die sie gesetzt wird, löst sie, wenn sie nicht äußerst fest und hart sind, in ihre Einzelteile auf und reißt sie mit sich mit. Gleichwohl vollzieht sich ihre Bewegung lediglich in ihren Bestandteilen, und gewöhnlicherweise geht nicht die gesamte Flamme von einem Ort an einen anderen über, es sei denn, daß sie von einem anderen Körper, dem sie anhängt, fortgetragen wird. Aus diesem Grund können wir auch annehmen, daß die Sonne zwar aus einer sehr flüchtigen und beweglichen Materie besteht, die alle umherliegenden Teile des Himmels mit sich mitreißt, allerdings darin wiederum den Fixsternen gleicht, daß sie nicht aus der einen Region des Himmels in eine andere übergeht. 22. Die Sonne unterscheidet sich von der Flamme darin, daß sie nicht auf dieselbe Weise der Nahrung bedarf.
Es darf nun darin keine Ungereimtheit in dem Vergleich der Sonne mit einer Flamme gesehen werden, daß wir hier auf der Erde keine Flamme sehen, die nicht beständig der Nahrung bedürfte, was bei der Sonne nicht beobachtet wird. Aus den Naturgesetzen folgt nämlich, daß eine Flamme nicht weniger als irgendein anderer Körper, wenn er bereits existiert, seine Existenz ständig aufrecht erhält, wenn er nicht von einer anderen, äußeren Ursache zerstört wird. Weil aber die Flamme aus einer äußerst flüchtigen und beweglichen Materie besteht, wird sie hier auf der Erde von der um sie herum befindlichen Materie fortwährend zerstreut und bedarf daher der Nahrung, nicht um sich als dieselbe, als die sie bereits existiert, zu erhalten, sondern lediglich, damit, während sie sich verzehrt, ständig eine neue Flamme an ihren Ort tritt. Die ihr benachbarten Teile des Himmels hingegen zerstören die Sonne nicht auf die angegebene Weise, und daher bedarf sie nicht ebenso der Nahrung, durch die sie sich erhält. Allerdings wird unten gezeigt werden, daß
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quo reparetur. Sed tamen etiam infra ostendetur, novam semper materiam in Solem ingredi, & aliam ex eo elabi. XXIII. Fixas omnes in eadem sphaera non versari, sed unamquam-
que vastum spatium circa se habere, aliis Fixis destitutum.
Hicque notandum est, si Sol in situ non differat a Fixis, ipsas omnes in unius alicujus sphaerae circumferentia non versari, quemadmodum multi supponunt, | quia ille in eadem ista sphaerae circumferentia esse non potest. Sed, ut Sol vastum quoddam circa se spatium habet, in quo nulla Stella fixa continetur: ita singulae Fixae ab omnibus aliis valde remotae esse debent, & unae multo magis quam aliae, a nobis & a Sole distare. Sic in hac figura (Fig. 8), si S sit Sol, F f erunt Stellae fixae; | atque aliae innumerae, supra & infra, & ultra hujus figurae planum, per omnes spatii dimensiones sparsae intelligentur. XXIV. Coelos esse fluidos.
Tertio, putandum est, non tantum Solis & Fixarum, sed totius etiam coeli materiam fluidam esse, sive liquidam: quod jam vulgo omnes Astronomi concedunt, quia vident phaenomena Planetarum vix aliter posse explicari. XXV. Coelos omnia corpora in se contenta secum deferre.
Sed in hoc multi mihi videtur errare, quod fluiditatem coelo tribuentes, illud tanquam spatium plane vacuum imaginentur,
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gleichwohl ständig neue Materie in die Sonne ein- und andere aus ihr austritt. 23. Die Fixsterne bewegen sich nicht alle in derselben Sphäre, sondern ein jeder besitzt um sich herum einen weiten Raum, der von anderen Fixsternen frei ist.
Es ist an dieser Stelle hervorzuheben, daß sich nicht alle Fixsterne auf derselben sich kreisförmig bewegenden Sphäre aufhalten, wie viele Leute unterstellen. Denn gerade dann, wenn sich die Sonne hinsichtlich der Lage nicht von den Fixsternen unterscheidet, können sich nicht alle Fixsterne auf derselben Sphäre aufhalten, weil sich die Sonne ja nicht auf derselben sich kreisförmig bewegenden Sphäre wie die Fixsterne befinden kann. Sondern ebenso, wie die Sonne um sich herum einen bestimmten weiten Raum besitzt, in dem keine Sterne enthalten sind, sind auch die einzelnen Fixsterne von allen anderen sehr weit entfernt und die einen sind sehr viel weiter als andere von uns und der Sonne entfernt – wie in dieser Abbildung (Fig. 8) : Wenn S die Sonne ist, werden F und f Fixsterne sein, und zahllose andere müssen oberhalb und unterhalb und jenseits dieser ebenen Abbildung in alle Dimensionen des Raumes zerstreut vorgestellt werden. 24. Die Himmelsregionen sind flüchtig.
Drittens muß angenommen werden, daß nicht nur die Materie der Sonne und der Fixsterne, sondern auch die gesamte Materie des Himmels flüchtig, bzw. flüssig ist. Darin stimmen gemeinhin bereits alle Astronomen überein, weil sie feststellen, daß die Stellungen der Planeten kaum anders erklärt werden können. 25. Die Himmel tragen alle in ihm enthaltenen Körper mit sich fort.
Hingegen scheinen mir viele Astronomen darin zu irren, daß sie zwar dem Himmel den Charakter einer Flüssigkeit zusprechen, ihn sich jedoch gleichwohl als völlig leeren Raum vorstellen,
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ita ut motibus quidem aliorum corporum non resistat, sed praeterea nullam habeat vim ad ipsa secum deferenda: neque enim in rerum natura ullum tale vacuum esse potest, ac fluidis omnibus hoc est commune, ut ideo tantum non resistant aliorum corporum motibus, quod in seipsis etiam habeant motum. Et quia hic motus facile in omnes partes determinatur, ejus vi, cum in unam aliquam partem est determinatus, necessario secum deferunt alia omnia corpora in se contenta, quae a nulla causa externa retinentur, quantumvis ipsa sint solida & quiescentia & dura; ut ex ante dictis est manifestum. XXVI. Terram in coelo suo quiescere, sed nihilominus ab eo deferri.
Quarto, cum videamus Terram nullis columnis suffultam, nullisque funibus appensam, sed circumquaque fluidissimo tantum coelo cinctam esse, putemus quidem illam quiescere, ac nullam habere propensionem ad motum, quandoquidem nullam advertimus. Sed ne putemus hoc obstare, quominus ab isto coelo deferatur, & ejus motibus immota obsequatur: | ut navis, nullis ventis nec remis impulsa, nullisque anchoris alligata, in medio mari quiescit, etsi forte aquae ingens moles, occulto cursu delabens, ipsam secum ferat. XXVII. Idemque sentiendum esse de omnibus Planetis.
Et quemadmodum caeteri Planetae in hoc cum Terra conveniunt, quod sint opaci & radios Solis reflectant, non immerito arbitramur illos etiam in hoc ei similes esse, quod unusquisque quiescat in ea coeli regione in qua versatur; quodque omnis va-
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so daß er den Bewegungen anderer Körper zwar keinen Widerstand leistet, dann allerdings auch keine Kraft besitzt, sie mit sich fortzutragen. Freilich kann es in der dinglichen Natur nichts derart Leeres geben. Zudem ist allen Flüssigkeiten gemeinsam, daß sie allein deshalb der Bewegung anderer Körper keinen Widerstand entgegensetzen, weil sie in sich selbst auch Bewegung aufweisen. Denn weil diese Bewegung leicht in alle möglichen Richtungen ausgerichtet werden kann, tragen alle Flüssigkeiten durch ihre Kraft, wenn sie in eine bestimmte Richtung ausgerichtet ist, unausweichlich alle anderen in ihnen enthaltenen Körper, die durch keine äußere Ursache zurückgehalten werden, wie fest oder ruhend oder hart sie auch immer sein mögen, mit sich fort, wie aus dem zuvor Gesagten offensichtlich ist. 26. Die Erde ruht in ihrem Himmel, wird aber gleichwohl von ihm fortgetragen.
Weil wir viertens feststellen, daß die Erde durch keine Säulen gestützt wird und von keinen Tauen herunterhängt, sondern ringsumher nur von einem sehr flüchtigen Himmel umgeben ist, nehmen wir als sicher an, daß sie ruht und keine Neigung zur Bewegung besitzt, da wir ja an ihr keine bemerken. Allerdings hindert dies, wie wir glauben, nicht, daß sie von ihrem Himmel fortgetragen wird, und ihre Bewegung als selbst unbewegte erfolgt : Denn ein durch keinen Wind oder Gegenwind angestoßenes und durch keinen Anker festgehaltenes Schiff ruht inmitten des Meeres, auch wenn die ungeheuere Masse des Wassers, einen unbekannten Kurs entlanggleitend, es mit sich mitführt. 27. Ebenso ist über alle Planeten zu urteilen.
Und ebenso wie die übrigen Planeten darin mit der Erde übereinstimmen, daß sie dunkel sind und die Strahlen der Sonne reflektieren, so meinen wir nicht zu unrecht, daß sie ihr auch darin gleichen, daß jeder in seiner Region des Himmels, in der er sich aufhält, ruht, und daß alle Veränderung der Lage, die wir
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riatio situs quae in illis observatur, ex eo tantum procedat, quod omnis materia coeli, quae illos continet, moveatur. XXVIII. Terram, proprie loquendo, non moveri, nec ullos Planetas,
quamvis a coelo transferantur.
Hicque oportet eorum meminisse quae de natura motus supra dicta sunt: nempe illum quidem (si proprie loquamur, & secundum rei veritatem), esse tantum translationem unius corporis ex vicinia eorum corporum, quae ipsum immediate contingunt & tanquam quiescentia spectantur, in viciniam aliorum. Sed saepe etiam ex usu vulgi actionem omnem, qua corpus aliquod ex uno loco in alium migrat, motum vocari; & hoc sensu dici posse, eandem rem eodem tempore moveri ac non moveri, prout ejus locum varie determinamus. Unde sequitur nullum in Terra, nec etiam in aliis Planetis, motum proprie dictum reperiri: quia non transferuntur ex vicinia partium coeli quae illos immediate contingunt, quatenus istae partes coeli ut immotae considerantur. Ad hoc enim deberent ab omnibus simul sejungi, quod non fit; sed quia materia coeli fluida est, nunc unae ejus particulis, nunc aliae, a Planeta quem contingunt removentur, idque per motum qui illis tantum tribui debet, non autem Planetae: | quemadmodum partiales translationes aquae & aëris, quae in terrae superficie fiunt, non tribui solent ipsi terrae, sed illis aquae & aëris partibus quae transferuntur.
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an ihnen beobachten, allein daraus entspringt, daß die gesamte Materie des Himmels, die die Planeten enthält, sich bewegt. 28. Die Erde bewegt sich nicht in eigentlicher Bedeutung dieses Wortes, und auch keiner der Planeten, obwohl sie den Himmel durchlaufen.
An dieser Stelle ist es angebracht, sich dessen zu erinnern, was oben über die Natur der Bewegung gesagt wurde, nämlich daß sie (wenn wir im Verfolg der Wahrheit des Sachverhalts uns der eigentlichen Bedeutung dieses Wortes bedienen) lediglich die Translation eines Körpers aus der Umgebung derjenigen Körper, die ihn unmittelbar berühren und in dieser Hinsicht als ruhend angesehen werden, in die Umgebung anderer ist. Allerdings wird auch zuweilen in Anlehnung an den gemeinen Sprachgebrauch jeder Vorgang, durch den irgendein Körper von dem einen Ort an den anderen übergeht, Bewegung genannt, und in diesem Sinne kann gesagt werden, daß ein und dasselbe Ding sich gleichzeitig bewegt und nicht bewegt, je nachdem, wie wir seinen Ort jeweils bestimmen. Daraus ergibt sich, daß weder an der Erde und auch nicht an den anderen Planeten Bewegung in eigentlicher Bedeutung angetroffen wird, weil die Erde und die Planeten sich nicht aus der Umgebung derjenigen Bereiche des Himmels, die sie unmittelbar berühren, herausbewegen, insofern diese Bereiche des Himmels als unbewegt betrachtet werden ; dafür nämlich müßte angenommen werden, daß sie sich von allen diesen Bereichen zugleich trennten, was nicht geschieht. Weil nun aber die Materie des Himmels flüchtig ist, wird durch den Planeten, den sie berühren, mal das eine, mal das andere seiner Partikel beiseitegeschoben, und dies geschieht durch die Bewegung, die allein diesen Partikeln zugesprochen werden muß, nicht jedoch dem Planeten : so wie die Verschiebungen des Wassers und der Luft, die auf der Oberfläche der Erde stattfinden, gewöhnlich nicht der Erde selbst zugesprochen werden, sondern den Wasser- und den Luftmassen, die sich bewegen.
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XXIX. Nullum etiam motum Terrae esse tribuendum, quamvis
motus improprie juxta usum vulgi sumatur; sed tunc recte dici, alios Planetas moveri.
Motum autem sumendo juxta usum vulgi, dicendum quidem est Planetas alios omnes moveri, nec non etiam Solem & Fixas; sed non, nisi admodum incongrue, idem de Terra dici potest. Vulgus enim a Terrae partibus, ut immobilibus spectatis, Stellarum loca determinat; hasque eatenus moveri judicat, quatenus a locis ita determinatus recedunt: quod commodum est ad usum vitae, ideoque rationi consentaneum. Quin etiam omnes ab ineunte aetate putavimus, Terram non esse globosam, sed planam, & in ea esse ubique idem sursum & idem deorsum, eosdemque mundi cardines, Orientem, Occidentem, Meridiem, & Septentrionem; quibus idcirco usi sumus ad reliquorum omnium corporum loca designanda. Sed si quis Philosophus, animadvertens Terram esse globum in coelo fluido & mobili contentum, Solem autem & Stellas fixas eundem semper inter se situm servare, his utatur ut immotis ad illius locum determinandum, & ideo affirmet ipsam moveri, absque ratione loquetur. Nam primo, juxta philosophicum sensum, locus determinari non debet per corpora valde remota, quales sunt Fixae, sed per contigua ejus quod dicitur moveri. Ac deinde, juxta usum vulgi, non est cur Fixas consideret ut immotas, potius quam Terram, nisi quod putet ultra ipsas non esse ulla alia corpora, a quibus separentur, & quorum respectu dici possint moveri, Terra autem quiescere, illo sensu quo | dicit Terram moveri respectu Fixarum. Atqui hoc putare a ratione est alienum: cum enim mens nostra sit talis
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29. Es darf selbst dann der Erde keine Bewegung zugesprochen werden, wenn sie zufolge einer bloßen Redensart für beweglich gehalten wird ; statt dessen ist es richtig, zu sagen, die anderen Planeten bewegten sich.
Wenn man freilich Bewegung in alltäglicher Bedeutung versteht, muß man zwar sagen, daß alle anderen Planeten und ebenso die Sonne und die Fixsterne sich bewegen ; dasselbe aber über die Erde zu sagen, hieße, die Worte zu verdrehen. Der Alltagsmensch bestimmt nämlich die Orte der Sterne von den Bereichen der Erde her, die er als unbeweglich ansieht, und urteilt, daß sie sich gerade so bewegen, wie sie sich von den so bestimmten Orten entfernen. Das ist für das tägliche Leben angemessen und von daher mit der Vernunft vereinbar. Wir alle haben ja von Kindheit an sogar geglaubt, daß die Erde nicht kugelförmig, sondern eben ist und auf ihr aufwärts und abwärts überall dieselben Erd- und Himmelsgegenden sind – Westen, Osten, Süden und Norden – deren wir uns hernach gewöhnlich bedient haben, um die Orte aller anderen Körper zu bezeichnen. Wenn hingegen irgendein Philosoph sich bewußt ist, daß die Erde eine in einem flüchtigen und beweglichen Himmel enthaltene Kugel ist, die Sonne und die Fixsterne aber untereinander immer dieselbe Stellung einnehmen, und er sich dieser als unbewegter Bezugspunkte bedient, um den Ort der Erde zu bestimmen, und darin behauptet, daß sie sich bewegt, dann ist dies ohne Vernunft dahergesagt. Denn erstens darf in philosophischem Sinne ein Ort nicht durch äußerst weit entfernte Körper, wie es die Fixsterne sind, bestimmt werden, sondern nur durch solche, die an den bewegt genannten Körper angrenzen. Außerdem gibt es selbst für das naive Denken keinen Grund, weswegen man eher die Fixsterne als die Erde für unbewegt halten sollte, es sei denn, man nimmt an, jenseits der Fixsterne gebe es keine anderen Körper, von denen sie sich entfernen und in bezug auf die gesagt werden könnte, daß die Fixsterne sich bewegten, während die Erde in bezug auf diese Körper in dem Sinne ruhe, in dem man sagt, sie bewege sich in bezug auf die Fixsterne. Aber dies zu vertreten ist der Vernunft
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naturae, ut nullos in mundo limites agnoscat, quisquis ad immensitatem Dei & sensuum nostrorum infirmitatem attendet, aequius esse judicabit suspicari, ultra illas omnes Stellas fixas quas videmus, forte esse alia corpora, ad quae comparata Terra quiescere, ipsae autem omnes simul moveri dici possint, quam suspicari nulla posse talia esse. XXX. Planetas omnes circa Solem a coelo deferri.
Sic itaque sublato omni scrupulo de Terrae motu, putemus totam materiam coeli in qua Planetae versantur, in modum cujusdam vorticis, in cujus centro est Sol, assidue gyrare, ac ejus partes Soli viciniores celerius moveri quam remotiores, Planetasque omnes (e quorum numero est Terra) inter easdem istius coelestis materiae partes semper versari. Ex quo solo, sine ullis machinamentis, omnia ipsorum phaenomena facillime intelligentur. Ut enim in iis fluminum locis, in quibus aqua in se ipsam contorta vorticem facit, si variae festucae illi aquae incumbant, videbimus ipsas simul cum ea deferri, & nonnullas etiam circa propria centra converti, & eo celerius integrum gyrum absolvere, quo centro vorticis erunt viciniores; & denique, quamvis semper motus circulares affectent, vix tamen unquam circulos omnino perfectos describere, sed nonnihil in longitudinem & latitudinem aberrare: ita eadem omnia de Planetis absque ulla difficultate possumus imaginari, & per hoc unum cuncta eorum phaenomena explicantur.
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fremd, weil nämlich unser Geist von einer solchen Natur ist, daß er in der Welt keine Grenzen anerkennt. Jeder, der die Unermeßlichkeit Gottes und die Unzuverlässigkeit unserer Sinne im Blick hat, wird es als angemessener beurteilen, zu vermuten, daß sich jenseits aller jener Fixsterne, die wir wahrnehmen, möglicherweise andere Körper befinden, in bezug auf die die Erde im Vergleich stillsteht, sie selbst aber alle bewegt genannt werden können, als zu vermuten, daß es keine solchen geben könne. 30. Alle Planeten werden von einem Himmel um die Sonne herumgetragen.
Nachdem so nun alle Besorgnis hinsichtlich der Bewegung der Erde beseitigt ist, wollen wir annehmen, die gesamte Materie des Himmels, in der sich die Planeten aufhalten, kreise beständig gewissermaßen in der Weise eines Wirbels, in dessen Mittelpunkt sich die Sonne befindet, und zwar so, daß sich die der Sonne benachbarten Bereiche schneller bewegen als die entfernteren, und alle Planeten (zu denen die Erde zu zählen ist) sich immer inmitten derselben Teile dieser Himmelsmaterie aufhalten. Allein daraus, ohne irgendeine (Himmels-)Maschinerie, können alle Stellungen der Planeten äußerst leicht einsichtig gemacht werden. Wir sehen nämlich, daß an jenen Orten der Flüsse, an denen das in sich zurückströmende Wasser einen Wirbel vollführt, verschiedene Grashalme, wenn sie in das Wasser hineingeraten, zusammen mit dem Wasser fortgetragen werden, und einige sich sogar um ihre eigenen Mittelpunkte herumdrehen, und um so schneller einen vollen Kreislauf vollführen, je näher sie dem Mittelpunkt des Wirbels sind. Und auch wenn sie stets bestrebt sein werden, Kreisbewegungen einzuschlagen, wird gleichwohl kaum einer einen völlig perfekten Kreis beschreiben, sondern sie werden etwas in Länge und Breite abweichen. Eben dasselbe können wir uns ohne jede Schwierigkeit von allen Planeten vorstellen, wodurch sich die Gesamtheit der Planetenstellungen erklärt.
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XXXI. Quomodo singuli Planetae deferantur.
Sit (Fig. 9) itaque S Sol, & omnis materia coelestis eum circumjacens ita moveatur in easdem partes, nempe ab | Occidente per Meridiem versus Orientem, sive ab A per B versus C, supponendo polum Borealem supra hujus figurae planum eminere: ut ea quae est circa Saturnum, impendat fere annos triginta ad eum per totum circulum 첩 deferendum; ea vero quae est circa Jovem, intra annos 12 illum cum ejus asseclis deferat per circulum 첎; sicque Mars duobus annis, Terra cum Luna uno anno, Venus octo mensibus, & Mercurius tribus, circuitus suos in circulis 웧, T, 씸, 찥, materia coeli eos deferente, absolvant. XXXII. Quomodo etiam Solis maculae.
Nec non etiam corpora quaedam opaca, perspicillorum ope nobis conspicua, quae dicuntur Solis maculae, ipsiusque superficiei contigua sunt, spatio viginti sex dierum eum circumeant. XXXIII. Quomodo etiam Terra circa proprium centrum,
& Luna circa Terram vehatur.
Ac praeterea, ut saepe in aquarum vorticibus vidi contingere, in majori illo coelestis materiae vortice sint alii minores vortices, unus in cujus centro sit Jupiter, alter in cujus centro sit Terra, qui in easdem partes ac major vortex ferantur; & ille qui habet Jovem in centro, deferat circa ipsum quatuor ejus asseclas, tali celeritate, ut remotissimus diebus 16, sequens diebus 7, tertius horis 85, & centri proximus horis 42 unum circuitum perficiat; sicque, dum semel in ma | jori circulo circa Solem ferentur, mi-
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31. Auf welche Weise die einzelnen Planeten fortgetragen werden …
Es sei (Fig. 9) demnach S die Sonne, und alle sie umlaufende Himmelsmaterie bewege sich in dieselbe Richtung, nämlich von Westen durch den Meridian (Mittagspunkt) in Richtung Osten, bzw. von A durch B nach C, wobei der Nordpol als aus dieser ebenen Abbildung heraustretend anzunehmen ist : so benötigt die Himmelsmaterie, die den Saturn umgibt, nahezu dreißig Jahre, um Saturn über den gesamten Umkreis 첩 fortzutragen ; diejenige, die Jupiter umgibt, trägt ihn innerhalb von 12 Jahren mitsamt seinen Begleitern über den Kreis 첎 ; Mars vollführt in zwei Jahren, die Erde mitsamt dem Mond in einem Jahr, Venus in acht und Merkur in drei Monaten einen Umlauf, indem die Materie des Himmels sie auf den Umkreisen 웧, T, 씸, 찥 fortträgt, und … 32. … und auf welche Weise auch die Sonnenflecken.
… dies gilt ebenso für jene dunklen, von uns mit dem Fernrohr beobachteten Körper, die an die Oberfläche der Sonne angrenzen und sie in einem Zeitraum von sechsundzwanzig Tagen umlaufen, und die Sonnenflecken genannt werden. 33. Wie auch die Erde um ihren Mittelpunkt und der Mond um die Erde getragen wird.
Wie ich auch oft an den Wirbeln der Gewässer beobachtet habe, befinden sich an den größeren Wirbeln der Himmelsmaterie andere, kleinere Wirbel, die sich in dieselbe Richtung wie der größere Wirbel fortbewegen : Einer, in dessen Mittelpunkt sich Jupiter, und ein anderer, in dessen Mittelpunkt sich die Erde befindet. Derjenige Wirbel, der Jupiter als Mittelpunkt hat, trägt vier seiner Begleiter in einer solchen Geschwindigkeit mit sich fort, daß der entfernteste in 16, der nächstinnere in 7 Tagen, der drittinnerste in 85 Stunden und der dem Mittelpunkt nächste in 42 einen Umlauf vollendet. So durchlaufen die kleineren ihre Kreise um Jupiter mehrere Male, während sie einmal in dem großen Umkreis um die Sonne herumgeführt werden. Ebenso
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nores suos circulos circa Jovem aliquoties percurrant. Eodemque modo vortex, qui habet Terram in centro, efficiat ut Luna mensis spatio eam circumeat, ipsa autem Terra singulis diebus circa proprium axem integrum gyrum absolvat; ita ut eodem tempore quo Terra & Luna circulum communem semel peragrabunt, Terra 365 vicibus circa proprium centrum, & Luna duodecies circa Terram vertatur. XXXIV. Motus coelorum non esse perfecte circulares.
Denique, ne putemus omnia centra Planetarum accurate in eodem plano semper consistere, nec circulos quos describunt esse omnino perfectos; sed, ut in omnibus aliis rebus naturalibus contingere videmus, ista tantum praeterpropter talia esse, ac etiam labentibus saeculis continuo mutari arbitremur. XXXV. De aberratione Planetarum in latitudinem.
Nempe, si haec figura (Fig. 9) repraesentet planum, in quo centrum Terrae toto anno versatur, quod vocatur planum Eclipticae atque ope Fixarum in coelo determinatur, putandum est unumquemque ex aliis Planetis in alio quodam plano versari, ad hoc nonnihil inclinato, & ipsum intersecante in linea quae transit per centrum Solis: ita ut Sol in omnibus istis planis reperiatur. Exempli causa, orbita Saturni secat nunc Eclipticam in signis Cancri & Capricorni, supra ipsam autem attollitur, hoc est, versus Boream inclinatur in Libra, & infra eandem versus Austrum deprimitur in Ariete, angulusque ipsius inclinationis est circiter gradum 2 ½ . Sicque aliorum Planetarum orbitae secant Eclipticam in aliis locis; sed inclinatio in Jove & Marte est minor, in Venere uno circiter gradu major, & in Mercurio maxima: est
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bewirkt der Wirbel, der die Erde zum Mittelpunkt hat, daß der Mond die Erde in einem Zeitraum von einem Monat umläuft, während sie selbst an jedem dieser Tage einen vollständigen Kreislauf um ihre eigene Achse vollführt, so daß in demselben Zeitraum, in dem Erde und Mond den gemeinsamen Umkreis einmal durchlaufen werden, sich die Erde 365 mal um ihren Mittelpunkt und der Mond sich 12 mal um die Erde drehen wird. 34. Die Bewegungen der Himmelsregionen sind nicht vollkommen kreisförmig.
Schließlich werden wir weder annehmen, daß sich alle Mittelpunkte der Planeten beständig auf derselben Ebene halten, noch daß die Umkreise, die sie beschreiben, absolut vollkommen sind, sondern meinen, daß sie nur – wie wir es bei allen anderen natürlichen Dingen feststellen – ungefähr so sind und sich auch im Verlauf der Jahrhunderte kontinuierlich verändern. 35. Über die Abweichung der Planeten von den Bahnebenen.
Die Abbildung (Fig. 9) stellt jene Ebene dar, auf deren Höhe sich der Mittelpunkt der Erde während des gesamten Jahres befindet, und die »Ekliptik« genannt und mit Hilfe der Fixsterne am Himmel bestimmt wird. Es ist nun anzunehmen, daß ein jeder der anderen Planeten sich auf einer bestimmten anderen Ebene aufhält, die gegen die Ekliptik etwas geneigt ist, und sie in einer Linie schneidet, die durch den Mittelpunkt der Sonne verläuft, so daß die Sonne sich auf allen diesen Ebenen befindet. Zum Beispiel schneidet die Bahn des Saturn in der Gegenwart die Ekliptik in den Sternzeichen des Krebses und des Steinbocks, erhebt sich über sie empor, d. h. neigt sich bei der Waage in Richtung Norden und unterhalb der Ekliptik beim Widder in Richtung Süden herab, wobei der Winkel dieser Neigung ungefähr 2 ½ Grad beträgt. Und ebenso schneiden die Bahnen der anderen Planeten die Ekliptik an anderen Orten, allerdings ist bei Jupiter und Mars die Neigung geringer, bei Venus ungefähr einen Grad größer und bei Merkur am größten :
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enim fere 7 gradum. Ac | praeterea etiam Solis maculae (saltem si verae sint observationes Scheineri S. I., post cujus diligentiam nihil circa istarum macularum phaenomena desiderari posse videtur), in planis 7 gradibus aut amplius ad Eclipticam inclinatis, circa Solem volvuntur; adeo ut earum motus hac in re non differat a motibus Planetarum. Luna etiam circa Terram fertur, in plano quod 5 gradibus ab Ecliptica deflectit; & Terra circa proprium axem in plano Æquatoris 23 ¹/² gradibus ab Ecliptica deflectente; quod planum Æquatoris ipsa secum defert. Atque hae Planetarum aberrationes ab Ecliptica vocantur motus in latitudinem. XXXVI. De motu in longitudinem.
Ipsorum autem circuitiones circa Solem vocantur motus in longitudinem. Hicque etiam in eo aberrant, quod non aequaliter ubique a Sole distent; sed hac aetate, Saturnus ab eo remotior est in Sagittario quam in Geminis, vicesima circiter distantiae suae parte; Jupiter in Libra remotior est quam in Ariete; sicque alii Planetae habent Aphelia & Perihelia sua aliis in locis. Post aliquot autem saecula, haec omnia mutata esse deprehendentur; ac singuli Planetae, nec non etiam Terra, planum in quo nunc est Ecliptica, diversis in locis secabunt, & paulo magis vel minus ab illa deflectent; & illorum maximae ac minimae a Sole distantiae in aliis signis reperientur.
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sie beträgt nämlich fast 7 Grad. Außerdem drehen sich die Sonnenflecken (zumindest wenn die Beobachtungen von Christoph Scheiner S. J. zutreffend sind, dessen Sorgfalt im Zusammenhang mit den Phänomenen dieser Flecken das Thema erschöpft zu haben scheint), auf 7 oder mehr Grad gegen die Ekliptik geneigten Ebenen um die Sonne, so daß sich ihre Bewegung in dieser Hinsicht nicht von den Bewegungen der Planeten unterscheidet. Der Mond bewegt sich nämlich auf einer Ebene, die 5 Grad von der Ekliptik abweicht, um die Erde ; und die Erde weicht bezüglich ihrer eigenen Achse bei der Ebene des Äquators, die sie mit sich fortträgt, 23 ¹/² Grad von der Ekliptik ab – und diese Abweichungen der Planeten von der Ekliptik werden Bewegungen in bezug auf die Bahnebenen (Breite) genannt. 36. Über die Bewegung entlang des Tierkreises.
Die Umläufe der Planeten um die Sonne werden Bewegungen in Längsrichtung genannt. Auch diese Bewegungen weisen Abweichungen auf, und zwar darin, daß die Planeten nicht immerwährend gleich weit von der Sonne entfernt sind. Zu unserer Zeit steht Saturn im Schützen von der Sonne entfernter als in den Zwillingen, nämlich um ungefähr ein Zwanzigstel seiner Entfernung ; Jupiter ist in der Waage entfernter als im Widder, und ebenso besitzen alle Planeten ihre Aphelia (sonnenfernste Bahnpunkte) und Perihelia (sonnennächste Bahnpunkte) an jeweils anderen Orten. Nach einigen Jahrhunderten wird man freilich entdecken, daß alle diese Punkte sich verändert haben werden. Die einzelnen Planeten, nicht etwa nur die Erde, werden die Ebene, auf der sich nun die Ekliptik befindet, an veränderten Orten schneiden und etwas mehr oder weniger von der Ekliptik abweichen, und ihre größten oder geringsten Entfernungen von der Sonne werden sich in anderen Sternzeichen befinden.
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XXXVII. Phaenomena omnia per hanc hypothesin facillime intelligi.
Jam vero non opus est ut ostendam, quo pacto ex hac hypothesi sequantur phaenomena diei & noctis, aestatis & hyemis, sive accessus Solis ad Tropicos, & | ejusdem recessus, phasium Lunae, Eclipsium, stationum & retrogradationum quae apparent in Planetis, praecessionis aequinoctiorum, variationis in obliquitate Eclipticae, ac similia: facile enim ab illis, qui vel prima elementa Astronomiae didicerunt, intelligentur. XXXVIII. Iuxta Tychonis hypothesin dicendum esse, Terram moveri
circa proprium centrum.
Sed breviter adhuc dicam, quo pacto ex hypothesi Braheana, quam vulgo jam admittunt illi omnes qui Copernicanam repudiant, plus motus Terrae quam per hanc tribuatur. Primo, manente Terra juxta eorum opinionem immobili, necesse est ut totum coelum, una cum stellis, circa ipsam singulis diebus volvatur: quod intelligi non potest, quin simul intelligatur fieri translationem omnium partium Terrae, ex vicinia partium coeli quas tangunt in viciniam aliarum; cumque haec translatio sit reciproca, ut supra dictum est, & eadem plane vis sive actio ad illam requiratur in Terra atque in coelo, nulla ratio est cur, propter ipsam, coelo potius quam Terrae motum tribuamus. Quinimo, juxta superius dicta, Terrae duntaxat est tribuendus: quia fit secundum totam ejus superficiem, non autem eodem modo
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37. Durch diese Hypothese können alle Phänomene äußerst leicht eingesehen werden.
Es ist freilich nicht nötig, hier aufzuzeigen, auf welche Weise sich aus dieser Hypothese die Phänomene von Tag und Nacht, von Sommer und Winter, bzw. die Annäherung der Sonne an die Wendekreise und ihre Umkehr, die Mondphasen, die Finsternisse, Stellungen und Schleifenbahnen, die bei den Planeten auftreten, das Vorrücken der Tag- und Nachtgleichen, die Veränderungen in der Schräglage der Ekliptik und dergleichen ableiten lassen, denn dies kann sich jeder, der auch nur die ersten Anfangsgründe der Astronomie erlernt hat, leicht einsichtig machen. 38. Nach der Hypothese des Tycho muß behauptet werden, daß sich die Erde um ihren Mittelpunkt dreht …
Hingegen möchte ich noch kurz darlegen, auf welche Weise auf der Basis der Hypothese von Tycho Brahe, die gemeinhin auch alle jene zugestehen, die die Kopernikanische zurückweisen, der Erde mehr Bewegung zugesprochen wird als durch die hier vorliegende. Erstens : Damit die Erde nach der Meinung der Verfechter dieser Hypothese unbeweglich bleibt, ist es nötig, daß sich der gesamte Himmel mitsamt den Sternen binnen eines einzigen Tages um die Erde herumdreht. Das kann man sich nur einsichtig machen, wenn man zugleich zugibt, daß sich eine Translation aller Bereiche der Erde aus der Umgebung derjenigen Bereiche des Himmels, die sie berühren, heraus in die Umgebung anderer Bereiche hinein vollzieht. Weil sich nun diese Translation, wie oben gesagt, wechselseitig vollzieht, und für eine solche Translation genau dieselbe Kraft oder derselbe Antrieb sowohl in bezug auf die Erde als auch in bezug auf den Himmel erforderlich ist, gibt es keinen Grund, weshalb wir, nur um der Ansicht jener Leute zu genügen, dem Himmel eher als der Erde Bewegung zusprechen sollten. Vielmehr müssen wir nach dem weiter oben Gesagten die Translation allein der Erde zusprechen, denn sie vollzieht sich entlang der gesamten Oberfläche der Erde, nicht jedoch ebenso entlang der gesamten
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secundum totam superficiem coeli, sed tantum secundum partem concavam, Terrae contiguam, quae ad convexam comparata perexigua est. Nec refert si dicant, se non tantum putare concavam coeli stellati superficiem a terra separari, sed simul etiam convexam ab alio coelo illud ambiente, nempe a coelo crystallino vel Empyreo; atque hanc esse rationem cur illum motum coelo potius tribuant quam terrae. Nullum enim haberi potest argumentum, quo | probetur fieri talem separationem totius superficiei convexae coeli stellati ab alio coelo ipsum ambiente; sed plane ex arbitrio illam fingunt. Atque ita, juxta ipsorum hypothesin, ratio cur motus sit terrae tribuendus, est certa & evidens; ratio vero cur illum coelo tribuant, & Terrae quietem, est incerta & a sola illorum imaginatione efficta. XXXIX. Ac etiam illam moveri circa Solem motu annuo.
Ex eadem Tychonis hypothesi, Sol motu annuo circa Terram gyrans, non modo Mercurium & Venerem, sed etiam Martem, Jovem & Saturnum, qui ab eo remotiores sunt quam Terra, secum ducit: quod intelligi non potest, praesertim in coelo fluido, quale illud supponunt, quin tota coeli materia interjacens simul feratur, & interim Terra vi aliqua separetur a partibus istius materiae sibi contiguis, atque in ea circulum describat. Quapropter haec rursus separatio, quae est totius Terrae, ac peculiarem in ea actionem requirit, ejus motus erit dicendus.
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Oberfläche des Himmels, sondern nur entlang des an die Erde angrenzenden gekrümmten Bereichs, der verglichen mit dem gewölbten Himmel insgesamt sehr klein ist. Wenn diese Leute hinzufügen, nicht nur die innere Oberfläche des bestirnten Himmels sei von der Erde getrennt, sondern zugleich auch die äußere Oberfläche von einem anderen, an jene angrenzenden Himmel, nämlich von dem kristallinen oder auch feurigen Himmel, so tut dies nichts zur Sache. Dies ist aber die Annahme, weswegen sie jene Bewegung eher dem Himmel als der Erde zusprechen. Es kann dies jedoch nicht als Argument dienen, durch das erwiesen würde, daß eine solche Trennung der gesamten Oberfläche des äußeren bestirnten Himmels von dem anderen, an jenen angrenzenden inneren Himmel geschieht, sondern dies erdichten sie völlig willkürlich. Und so ist nach ihrer eigenen Hypothese der Grund, weshalb die Bewegung der Erde zugesprochen werden muß, sicher und evident, der Grund aber, weswegen sie dem Himmel Bewegung zusprechen und der Erde Ruhe, ist unsicher und allein aus ihrer Einbildungskraft hervorgezaubert. 39. … und auch, daß sich die Erde in einer jährlichen Bewegung um die Sonne bewegt.
Nach derselben Hypothese des Tycho zieht die in einer jährlichen Bewegung um die Erde kreisende Sonne nicht nur Merkur und Venus, sondern auch Mars, Jupiter und Saturn, die von der Sonne weiter entfernt sind als die Erde, mit sich mit. Das kann man sich nur einsichtig machen – zumal in einem flüchtigen Himmel, wie die Verfechter dieser Hypothese ihn unterstellen –, indem die gesamte dazwischen befindliche Materie des Himmels zugleich mit fortgetragen wird, und die Erde unterdessen durch irgendeine Kraft von den Teilen der an sie angrenzenden Materie getrennt wird, und in ihr einen Kreis beschreibt. Deswegen wird umgekehrt diese Trennung, die eine der gesamten Erde ist und in ihr ein besonderes Ereignis voraussetzt, ihre Bewegung genannt werden müssen.
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XL. Terrae translationem nullam efficere aspectus diversitatem
in Fixis, propter maximam ipsarum distantiam.
Unus autem adhuc in mea hypothesi scrupulus manet, ex eo quod, si Sol eundem semper situm inter Fixas servet, necesse sit Terram, quae circa illum fertur, ad ipsas accedere ac recedere toto suae orbitae intervallo: quod tamen ex phaenomenis non potuit hactenus deprehendi. Sed hoc excusatur per immensam distantiam, quam inter nos & Fixas esse supponimus; talem scilicet, ut totus ille circulus qui a Terra describitur circa Solem, si ad eam comparetur, instar puncti sit habendus. Quod fateor incredibile videri posse, magnalia Dei considerare non assuetis, & Terram ut praecipuam partem universi, ac domicilium hominis, propter quem caetera omnia facta sint, spectantibus; | sed Astronomis, qui jam omnes sciunt illam ad coelum comparatam instar puncti esse, non ita mirum videri debet. XLI. Hanc etiam Fixarum distantiam requiri ad motus Cometarum,
quos jam constat esse in coelo.
Ac praeterea Cometae, quos jam satis constat in nostro aëre non versari, ut nimis rudis antiquitas opinabatur, vastissimum istud spatium inter sphaeram Saturni & Fixas requirunt, ad omnes suas excursiones absolvendas: adeo enim variae sunt, adeo immanes, & a Fixarum stabilitate atque a regulari Planetarum circa Solem circuitione adeo discrepantes, ut absque eo ad nullas naturae leges revocari posse videantur. Neque nos movere debet
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40. Die Translation der Erde bewirkt aufgrund der äußerst großen Entfernung der Fixsterne keine Veränderungen ihrer scheinbaren Stellungen.
Indessen bleibt noch immer eine Besorgnis in bezug auf meine Hypothese aufgrund dessen bestehen, daß, wenn die Sonne stets dieselbe Stellung zwischen den Fixsternen beibehält, es nötig ist, daß die Erde, die sich um sie herumbewegt, sich in allen Abschnitten ihrer Bahn zugleich auf die Fixsterne zubewegt und entfernt, was doch aus den Phänomenen bis jetzt nicht hat entnommen werden können. Hingegen ergibt sich dies durch die unermeßliche Entfernung, die wir zwischen uns und den Fixsternen als gegeben annehmen, so daß nämlich der Kreis, der von der Erde um die Sonne beschrieben wird, insgesamt gleichsam für einen Punkt gehalten werden muß, wenn er mit jener Entfernung verglichen wird : Was, wie ich zugebe, der für unglaubhaft halten wird, der nicht gewöhnt ist, die großen Werke Gottes zu betrachten, und der die Erde als einen besonderen Teil des Universums, und zwar als Heimstätte der Menschen, umwillen dessen alles übrige geschaffen ist, ansieht, während die Astronomen, die ohne Ausnahme bereits wissen, daß jene Bahn im Vergleich mit dem Himmel gleichsam nur ein Punkt ist, darin gar nichts Erstaunliches erblicken können. 41. Eine solche Entfernung der Fixsterne ist für die Bewegungen der Kometen erforderlich, die – wie bereits allgemein bekannt – am Himmel stehen.
Außerdem benötigen die Kometen, die – wie bereits hinreichend bekannt ist – sich nicht in unserer Atmosphäre aufhalten, wie das über die Maßen unerfahrene Altertum wähnte, jenen äußerst weiten Raum zwischen der Bahn des Saturn und den Fixsternen um alle ihre Streifzüge auszuführen. Diese Streifzüge sind nämlich so vielfältig, so außergewöhnlich und von der Beständigkeit der Fixsterne wie auch dem regelmäßigen Umlauf der Planeten um die Sonne so sehr abweichend, daß sie anscheinend ohne ihnen einen solchen weiten Raum zuzubilligen nicht auf die Naturgesetze zurückgeführt werden können. Und es
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quod Tycho & alii Astronomi, qui diligenter eorum parallaxes investigarunt, dixerint tantum illos esse supra Lunam, versus sphaeram Veneris aut Mercurii, non autem supra ipsum Saturnum: hoc enim non minus recte ex suis calculis concludere potuissent, quam illud. Sed cum disputarent contra veteres, qui Cometas inter meteora sublunaria numerabant, contenti fuerunt ostendere illos in coelo esse; nec ausi sunt omnem altitudinem, quam calculo deprehendebant, iis tribuere, ne minus facile crederetur. XLII. Omnia quae hic in Terra videmus, ad phaenomena etiam
pertinere, sed non opus esse initio ad cuncta respicere.
Praeter haec autem generaliora, possent adhuc particularia multa, non modo circa Solem, Planetas, Cometas & Fixas, sed praecipue etiam circa Terram (nempe illa omnia quae in ejus superficie videmus), inter phaenomena hic recenseri. Ut enim veram hujus mundi aspectabilis naturam agnoscamus, non satis est aliquas causas invenire, per quas ea quae in coelo eminus aspicimus explicentur; sed ex iisdem etiam, illa omnia quae in Terra cominus intuemur, deduci debent. Atqui | non opus est, ut illa omnia consideremus ad rerum generaliorum causas determinandas; sed tum demum ipsas postea recte a nobis determinatas fuisse cognoscemus, cum ex iisdem non ea dumtaxat ad quae respeximus, sed alia etiam omnia, de quibus antea non cogitavimus, explicari advertemus.
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vermag uns nicht zu beeindrucken, daß Tycho und die anderen Astronomen, die sorgfältig die Parallaxen der Kometen untersucht haben, gemeint haben, daß sie sich nur jenseits des Mondes, in Richtung der Bahn der Venus oder des Merkur, nicht jedoch über jener des Saturn befinden, denn es hätte nämlich letzteres nicht weniger zu Recht aus seinen Berechnungen gefolgert werden können als ersteres. Obwohl sie nun zwar den Alten widersprochen haben, die die Kometen zu den Erscheinungen unterhalb der Mondbahn zählten, und sie bemüht gewesen sind, zu zeigen, daß sie sich am Himmel befinden, haben sie gleichwohl nicht gewagt, ihnen die Höhe, die sie ihrer Berechnung entnahmen, uneingeschränkt zuzusprechen, weil man dies weniger leicht geglaubt hätte. 42. Alles, was wir hier auf der Erde sehen, gehört auch zu den Phänomenen, aber es ist nicht nötig, sie anfänglich alle zu betrachten.
Neben diesen Allgemeinheiten können wir hier außerdem noch viele Besonderheiten nicht nur bezüglich der Sonne, der Planeten, Kometen und Fixsterne, sondern vor allem auch bezüglich der Erde (nämlich alles, was wir auf ihrer Oberfläche wahrnehmen), zu den Phänomenen zählen. Damit wir nämlich die wahre Natur dieser sichtbaren Welt erkennen, ist es nicht ausreichend, irgendwelche Ursachen einzuführen, durch die das, was wir fern am Himmel erblicken, erklärt werden kann, sondern aus ebendenselben Ursachen heraus muß auch alles, was uns auf der Erde nahebei ins Auge fällt, hergeleitet werden können. Gleichwohl ist es nicht nötig, daß wir alles dies betrachten, um die Ursachen der generellen Sachverhalte zu bestimmen ; allerdings werden wir später erkennen, daß jene damals von uns vollends richtig bestimmt worden sind, wenn wir feststellen werden, daß aus eben diesen Ursachen nicht nur die Sachverhalte, auf die wir geachtet haben, sondern auch alle anderen, an die wir zuvor nicht gedacht hatten, erklärt werden können.
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XLIII. Vix fieri posse quin causae, ex quibus omnia phaenomena
clare deducuntur, sint verae.
Et certe, si nullis principiis utamur nisi evidentissime perspectis, si nihil nisi per Mathematicas consequentias ex iis deducamus, & interim illa quae sic ex ipsis deducemus, cum omnibus naturae phaenomenis accurate consentiant, injuriam Deo facere videremur, si causas rerum, hoc pacto a nobis inventas, falsas esse suspicaremur, tanquam si nos tam imperfectos genuisset, ut ratione nostra recte utendo fallamur. XLIV. Me tamen eas, quas hic exponam, pro hypothesibus tantum
haberi velle.
Verumtamen, ne etiam nimis arrogantes esse videamur, si de tantis rebus philosophando, genuinam earum veritatem a nobis inventam esse affirmemus, malim hoc in medio relinquere, atque omnia quae deinceps sum scripturus tanquam hypothesin proponere. Quae quamvis falsa esse existimetur, satis magnum operae pretium me fecisse arbitrabor, si omnia quae ex ipsa deducentur cum experimentis consentiant: ita enim ex ea tantundem utilitatis ad vitam, atque ex ipsius veritatis cognitione, percipiemus. XLV. Meque etiam hic nonnullas assumpturum, quas constat
falsas esse.
Quinimo etiam, ad res naturales melius explicandas, earum causas altius hic repetam, quam ipsas unquam extitisse existimem. Non enim dubium est, quin mundus ab initio fuerit creatus cum omni sua perfectione: ita ut in eo & Sol & Terra & Luna, & Stel-
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43. Es kann nur schwerlich geschehen, daß die Ursachen, aus denen sich alle Erscheinungen klar herleiten lassen, nicht wahr sein sollten.
Wenn wir uns allein solcher Prinzipien bedienen, die wir als ganz evident durchschaut haben, und wenn wir aus diesen Prinzipien alles durch mathematische Folgerungen ableiten, und wenn dann das, was wir so aus ihnen herleiten werden, einstweilen mit allen Naturphänomenen vollständig übereinstimmt, dann würde unser Argwohn, daß die auf diese Weise von uns ermittelten Ursachen der Sachverhalte falsch seien, Gott Unrecht tun, weil wir dann nämlich auch argwöhnen würden, er habe uns als so unvollkommen geschaffen, daß wir uns im richtigen Gebrauch unserer Vernunft täuschten. 44. Gleichwohl möchte ich, daß das, was ich hier entfalte, lediglich als Hypothese aufgefaßt werde.
Aber damit wir anderseits auch nicht für über die Maßen überheblich gehalten werden, wenn wir über solche Dinge philosophieren und behaupten, darüber die unverfälschte Wahrheit ermittelt zu haben, will ich dies lieber unentschieden lassen, und alles, was ich weiterhin schreiben werde, gewissermaßen nur als Hypothese vorstellen. Für wie falsch man sie nun auch immer halten mag, ich werde meinen, daß die Anstrengungen mir hinreichend nützlich gewesen sind, wenn alles, was aus ihr hergeleitet werden wird, mit den Experimenten übereinstimmt, denn auf diese Weise erfassen wir durch sie ebensoviel für das Leben Vorteilhaftes wie durch die Erkenntnis ihrer Wahrheit. 45. Zudem nehme ich hier einige Hypothesen in Anspruch, die bereits als falsch bekannt sind.
Vielmehr greife ich hier, um die natürlichen Dinge besser zu erklären, obendrein auf höhere Ursachen dieser Dinge zurück, als es sie jemals wirklich, wie ich annehme, gegeben hat. Es kann nämlich kein Zweifel bestehen, daß die Welt vom Anfang an mit aller ihrer Vollkommenheit geschaffen wurde, so daß in ihr die Sonne, die Erde, der Mond und die Sterne existiert
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lae extiterint; ac etiam in Terra non tantum fuerint | semina plantarum, sed ipsae plantae; nec Adam & Eva nati sint infantes, sed facti sint homines adulti. Hoc fides Christiana nos docet, hocque etiam ratio naturalis plane persuadet. Attendendo enim ad immensam Dei potentiam, non possumus existimare illum unquam quidquam fecisse, quod non omnibus suis numeris fuerit absolutum. Sed nihilominus, ut ad plantarum vel hominum naturas intelligendas, longe melius est considerare, quo pacto paulatim ex seminibus nasci possint, quam quo pacto a Deo in prima mundi origine creati sint: ita, si quae principia possimus excogitare, valde simplicia & cognitu facilia, ex quibus tanquam ex seminibus quibusdam, & sidera & Terram, & denique omnia quae in hoc mundo aspectabili deprehendimus, oriri potuisse demonstremus, quamvis ipsa nunquam sic orta esse probe sciamus, hoc pacto tamen eorum naturam longe melius exponemus, quam si tantum, qualia jam sint, describeremus. Et quia talia principia mihi videor invenisse, ipsa breviter hic exponam. XLVI. Quaenam sint ea, quae hic assumo ad phaenomena omnia
explicanda.
Ex antedictis jam constat, omnium mundi corporum unam & eandem esse materiam, in quaslibet partes divisibilem, ac jam reipsa in multas divisam, quae diversimode moventur, motusque habent aliquo modo circulares, & semper eandem motuum quantitatem in universo conservant. At quam magnae sint istae partes materiae, quam celeriter moveantur, & quales circulos describant, non possumus sola ratione | determinare: quia potu-
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haben, und ebenso auf der Erde sich nicht nur Vorformen der Pflanzen, sondern die Pflanzen selbst befunden haben, und daß Adam und Eva nicht als lallende Säuglinge geboren, sondern als erwachsene Menschen geschaffen wurden. Dies lehrt uns der christliche Glaube, und davon überzeugt uns auch die natürliche Vernunft völlig. Wir können nämlich, wenn wir auf die unermeßliche Macht Gottes aufblicken, nicht annehmen, daß er jemals irgend etwas getan hat, das nicht in jeder Hinsicht vollkommen gewesen ist. Um die Natur der Pflanzen oder der Menschen einzusehen, ist es gleichwohl allerdings weitaus besser, zu überlegen, auf welche Weise sie nach und nach aus ihren Vorformen sich entwickelt haben können, als auf welche Weise sie durch Gott am ersten Ursprung der Welt geschaffen wurden, so daß, wenn wir uns solche äußerst einfachen und im Prozeß des Erkennens leicht verwendbare Prinzipien ausdenken und beweisen würden, daß aus ihnen gleichsam wie aus einer Art von Samen die Gestirne, die Erde und zuletzt alles, was wir in dieser sichtbaren Welt entdecken, abstammen könnte, auch wenn wir sehr wohl wissen, daß sie niemals auf diese Weise entstanden sind, wir auf diese Weise gleichwohl deren Natur weitaus besser erklären werden, als wenn wir sie lediglich so beschreiben würden, wie sie bereits sind. Und weil mir scheint, daß ich solche Prinzipien ermittelt habe, lege ich sie hier kurz dar. 46. Welche Prinzipien ich hier in Anspruch nehme, um alle Phänomene zu erklären.
Aufgrund des bereits Ausgeführten steht folgendes fest : Die Materie ist in allen Körpern der gesamten Welt dieselbe. Sie ist in beliebig viele Teile teilbar und tatsächlich bereits in viele Teile geteilt, die sich auf unterschiedliche Weisen bewegen. Diese Teile vollführen insgesamt eine in irgendeiner Weise zirkuläre Bewegung, wobei sie stets dieselbe Quantität an Bewegung im Universum aufrechterhalten. Wie groß nun jene Stücke der Materie sind, wie schnell sie sich bewegen und welche Umkreise sie beschreiben, können wir nicht allein aus Vernunft bestimmen,
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erunt ista innumeris modis diversis a Deo temperari, & quemnam prae caeteris elegerit, sola experientia docere debet. Jamque idcirco nobis liberum est, quidlibet de illis assumere, modo omnia, quae ex ipso consequentur, cum experientia consentiant. Itaque, si placet, supponemus omnem illam materiam, ex qua hic mundus adspectabilis est compositus, fuisse initio a Deo divisam in particulas quam-proxime inter se aequales, & magnitudine mediocres, sive medias inter illas omnes, ex quibus jam coeli atque astra componuntur; easque omnes tantundem motus in se habuisse, quantum jam in mundo reperitur; & aequaliter fuisse motas, tum singulas circa propria sua centra, & separatim a se mutuo, ita ut corpus fludium componerent, quale coelum esse putamus; tum etiam plures simul, circa alia quaedam puncta aeque a se mutuo remota, & eodem modo disposita ac jam sunt centra Fixarum; nec non etiam circa alia aliquanto plura, quae aequent numerum Planetarum. Ita scilicet (Fig. 8) ut illae omnes, quae continebantur in spatio AEI, verterentur circa punctum S, & quae continebantur in spatio AEV, circa F, & ita de caeteris: sicque tot vario vortices componerent, quot jam astra sunt in mundo. XLVII. Harum suppositionum falsitatem non impedire, quominus
ea quae ex ipsis deducentur, vera & certa esse possint.
Quae pauca sufficere mihi videntur, ut ex iis tanquam causis omnes qui in hoc mundo apparent effectus secundum leges naturae supra expositas oriantur. | Et non puto alia simpliciora, vel intellectu faciliora, vel etiam probabiliora rerum principia posse
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weil Gott sie auf zahllose verschiedene Weisen hat lenken können und allein die Erfahrung lehren kann, welche dieser Weisen er den anderen denn nun vorgezogen hat. Daher steht es uns frei, von einer beliebigen auszugehen, sofern nur alles, was sich aus dieser ergibt, mit der Erfahrung übereinstimmt. Demgemäß werden wir, wenn es gestattet ist, folgendes unterstellen : Alle Materie, aus der die sichtbare Welt zusammengesetzt ist, ist anfänglich von Gott in untereinander nahezu gleiche Partikel von mittlerer Größe geteilt worden, d. h. in solche von mittlerer Größe in Relation zu den Partikeln, aus denen sich jetzt die Himmelsregionen und Gestirne zusammensetzen. Alle diese Partikel haben insgesamt gerade soviel Bewegung in sich gehabt, wie auch jetzt noch in der Welt angetroffen wird. Alle sind gleichmäßig bewegt gewesen, zum einen die einzelnen um ihren eigenen Mittelpunkt – und zwar voneinander unabhängig, so daß sie einen flüssigen Körper bildeten, wie der, von dem wir annehmen, daß aus ihm der Himmel besteht – und zum anderen mehrere gleichzeitig um bestimmte andere Punkte, die voneinander gleich weit entfernt und auf dieselbe Weise angeordnet waren wie es jetzt die Mittelpunkte der Fixsterne sind, sowie nicht zuletzt auch um mehrere ziemlich große andere Punkte, die an Anzahl den Planeten entsprechen. So bewegten sich (Fig. 8) alle Partikel, die im Raum AEI enthalten sind, um den Punkt S herum, und die, die im Raum AEV enthalten sind, um F, und ebenso die anderen, und bildeten auf diese Weise gerade so viele verschiedene Wirbel, wie sich heute Gestirne in der Welt befinden. 47. Die bloße Fiktionalität dieser Annahmen verhindert nicht, daß das, was aus ihnen hergeleitet wird, wahr und untrüglich sein kann.
Diese wenigen Annahmen scheinen mir auszureichen, damit aus ihnen gleichsam als Ursachen alles entstehen kann, was in dieser Welt zufolge der oben entfalteten Naturgesetze als Wirkung erscheint. Auch glaube ich nicht, daß irgendwelche einfacheren oder dem Verstand leichter faßlichen, oder auch nur
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excogitari. Etsi enim forte etiam ex Chao per leges naturae idem ille ordo qui jam est in rebus deduci posset, idque olim susceperim explicandum: quia tamen | confusio minus videtur convenire cum summa Dei rerum creatoris perfectione, quam proportio vel ordo, & minus distincte etiam a nobis percipi potest, nullaque proportio, nullusve ordo simplicior est, & cognitu facilior, quam ille qui constat omnimoda aequalitate: idcirco hic suppono omnes materiae particulas initio fuisse, tam in magnitudine quam in motu, inter se aequales, & nullam in universo inaequalitatem relinquo, praeter illam quae est in situ Fixarum, & quae unicuique coelum noctu intuenti tam clare apparet, ut negari plane non possit. Atque omnino parum refert, quid hoc pacto supponatur, quia postea juxta leges naturae est mutandum. Et vix aliquid supponi potest, ex quo non idem effectus (quanquam fortasse operosius) per easdem naturae leges deduci possit: cum enim illarum ope materia formas omnes quarum est capax, successive assumat, si formas istas ordine consideremus, tandem ad illam quae est hujus mundi poterimus devenire: adeo ut hic nihil erroris ex falsa suppositione sit timendum. XLVIII. Quomodo omnes coelestis materiae particulae factae
sint sphaericae.
Itaque, ut naturae legum efficacitatem in proposita hypothesi ostendere incipiamus, considerandum est illas particulas, in quas totam hujus mundi materiam initio divisam fuisse suppo-
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wahrscheinlicheren Prinzipien der Dinge erdacht werden können. Freilich : Aufgrund der Naturgesetze hätte möglicherweise auch aus dem Chaos eben diese Ordnung, die sich jetzt an den Dingen vorfindet, hergeleitet werden können, und ich hatte es vormals sogar unternommen, dies so zu erklären ; aber mir scheint die Unordnung weniger mit der höchsten Vollkommenheit Gottes, des Schöpfers der Dinge, zusammenzupassen als das Ebenmaß oder die Ordnung. Außerdem kann das Chaos von uns weniger deutlich erfaßt werden, und es ist kein Ebenmaß oder keine Ordnung einfacher und im Prozeß des Erkennens leichter verwendbar als die, die in der allgemeinen Ausgewogenheit besteht : Deshalb unterstelle ich hier, daß alle Partikel der Materie anfänglich sowohl hinsichtlich der Größe als auch hinsichtlich der Bewegung untereinander gleich gewesen sind, und im Universum keine Unausgewogenheit zurückgeblieben ist, außer jener, die sich in der Lage der Fixsterne findet und die jedem, der in der Nacht den Himmel betrachtet, so klar aufstößt, daß er sie schlichtweg nicht bestreiten kann. Überhaupt kommt es nicht so darauf an, was man auf diese Weise unterstellt, weil es sich später nach den Naturgesetzen verändern muß. Zudem kann schwerlich irgend etwas vorausgesetzt werden, aus dem nicht dieselbe (Gesamt-)Wirkung (wenn auch vielleicht mühevoller) durch dieselben Naturgesetze hergeleitet werden könnte, denn die Materie nimmt durch den Einfluß der Naturgesetze alle Formen, deren sie fähig ist, nacheinander an. Wenn wir deshalb ihre Formen der Reihe nach betrachten würden, könnten wir schließlich auf die Form stoßen, die der gegenwärtigen Welt zukommt, so daß hier keine Irrtümer aus falschen Voraussetzungen zu befürchten sind. 48. Auf welche Weise alle Partikel der Himmelsmaterie kugelrund geworden sind.
Damit wir nun ebenso auch die Wirksamkeit der Naturgesetze im Rahmen der aufgestellten Hypothese zu zeigen beginnen, gilt es zunächst in Erwägung zu ziehen, daß die Partikel, in die nach unserer Voraussetzung die gesamte Materie dieser Welt
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nimus, non potuisse quidem initio esse sphaericas, quia plures globuli, simul juncti, spatium continuum non replent; sed cujuscunque figurae tunc fuerint, eas non potuisse successu temporis non fieri rotundas, quandoquidem varios habuerunt motus circulares. Cum enim in principio satis magna vi motae fuerint, ut unae ab aliis sejungerentur, eadem illa vis perseverans, haud dubie satis magna | etiam fuit, ad earum omnes angulos, dum sibi mutuo postea occurrerunt, atterendos: ad hoc enim non tanta, quam ad illud, requirebatur. Et ex hoc solo, quod alicujus corporis anguli sic atterantur, facile intelligimus illud tandem fieri rotundum: quia hoc in loco nomen anguli ad omne id, quod in tali corpore ultra figuram sphaericam prominet, est extendendum. XLIX. Circa istas particulas sphaericas aliam esse debere materiam
subtiliorem.
Cum autem nullibi spatia omni corpore vacua esse possint, cumque rotundae illae materiae particulae, simul junctae, perexigua quaedam intervalla circa se relinquant: necesse est ista intervalla quibusdam aliis materiae ramentis minutissimis, figuras ad ipsa implenda aptas habentibus, easque pro ratione loci occupandi perpetuo mutantibus, impleri. Nempe, dum earum materiae particularum, quae fiunt rotundae, anguli paulatim atteruntur, id quod ex ipsis eraditur adeo est minutum, & tantam celeritatem acquirit, ut sola vi sui motus in ramenta innumerabilia dividatur; sicque impleat omnes angulos, quos aliae materiae particulae subingredi non possunt.
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anfänglich geteilt gewesen ist, zuerst gewiß nicht kugelrund gewesen sein konnten, weil mehrere Kügelchen den Raum nicht kontinuierlich erfüllen, auch wenn sie aneinandergrenzen. Doch von welcher Gestalt auch immer sie damals gewesen sind, es konnte nicht ausbleiben, daß sie im Verlauf der Zeit kugelrund wurden, weil sie verschiedene Kreisbewegungen vollführt haben. Da nämlich die Kraft, durch die sie bewegt wurden, am Anfang ausreichend groß gewesen ist, um die einen von den anderen zu trennen, ist dieselbe Kraft, die ja andauerte, später ohne Zweifel auch groß genug gewesen, um alle Ecken dieser Partikel abzureiben, während die Partikel aufeinander auftrafen, denn dafür war gewiß nicht so viel Kraft erforderlich wie für die Bewegung überhaupt. Allein diese Tatsache also, daß die Ecken eines beliebigen Körpers auf diese Weise abgerieben werden, macht es uns einsichtig, daß er letztlich rund wird – denn an dieser Stelle ist die Bezeichnung »Ecke« auf alles das, was an einem solchen Körper über die kugelrunde Gestalt herausragt, auszudehnen. 49. Um diese kugelrunden Partikel herum muß eine andere, feinere Materie angenommen werden.
Weil es aber nirgendwo leere, von jedwedem Körper freie Räume geben kann, und weil die runden Partikel der Materie, wenn sie miteinander verbunden werden, gewisse sehr kleine Zwischenräume um sich herum frei lassen, ist es notwendig, daß diese Zwischenräume durch gewisse andere, äußerst winzige Splitter der Materie ausgefüllt werden. Diese Splitter müssen eine geeignete Gestalt besitzen, um diese Zwischenräume auszufüllen, und müssen ihre Gestalt nach Maßgabe des Ortes, den sie einnehmen sollen, beständig wechseln. Denn während die Ecken der Materiepartikel abgerieben und so allmählich rund gemacht werden, erlangt das, das von ihnen abgebrochen ist, weil es besonders klein ist, eine solche Geschwindigkeit, daß es sich allein aufgrund der Kraft seiner Bewegung in unzählige Splitter aufteilt, und so in alle Ecken und Winkel eintritt, in die andere Materiepartikel nicht eindringen können.
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L. Hujus subtilioris materiae particulas facillime dividi.
Notandum enim est, quo minora sunt ista particularum aliarum ramenta, eo facilius moveri, atque in alia adhuc minutiora comminui posse: quia quo minora, eo plus habent superficiei, pro ratione suae molis: & occurrunt aliis corporibus secundum superficiem, dividuntur vero secundum molem. LI. Easdem celerrime moveri.
Notandum etiam est ipsa multo celerius agitari, quam alias materiae particulas, a quibus tamen suam | agitationem acquirunt: quia, dum hae per rectas & patentes vias feruntur, expellunt ista per obliquas & angustas. Eadem ratione, qua videmus ex folle, quamvis lente claudatur, aërem tamen valde celeriter egredi, propter angustiam viae per quam transit. Jamque supra demonstratum est, aliquam materiae portionem celerrime moveri, ac in partes reipsa indefinitas dividi debere, ut varii motus circulares & inaequales sine rarefactione vel vacuo fieri possint; nec ulla alia, praeter hanc, ad id apta reperitur. LII. Tria esse hujus mundi aspectabilis elementa.
Jam itaque duo habemus genera materiae valde diversa, quae duo prima elementa hujus mundi aspectabilis dici possunt. Primum est illius, quae tantam vim habet agitationis, ut aliis corporibus occurendo, in minutias indefinitae parvitatis dividatur, & figuras suas ad omnes angulorum ab iis relictorum angustias implendas accomodet. Alterum est ejus, quae divisa est in particulas sphaericas, valde quidem minutas, si cum iis corporibus,
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50. Die Partikel dieser feineren Materie können leicht geteilt werden.
Zu beachten ist außerdem, daß sich diese Splitter anderer Partikel um so leichter bewegen, je kleiner sie sind. Außerdem können sie in andere, noch kleinere zertrümmert werden, weil sie, je kleiner sie sind, im Verhältnis zu ihrer Masse desto mehr Oberfläche besitzen, und sie auf andere Körper gemäß ihrer Oberfläche auftreffen, sich aber gemäß ihrer Masse aufteilen. 51. Die Partikel der feineren Materie bewegen sich schneller.
Es ist auch zu beachten, daß diese Splitter sehr viel schneller angetrieben sind als die anderen Partikel der Materie, von denen sie doch ihren Antrieb erhalten. Denn während die größeren Partikel sich auf geraden und offenen Wegen fortbewegen, stoßen sie die kleineren auf schrägen und engen fort. Aus demselben Grund sehen wir aus einem Blasebalg, auch wenn er langsam verschlossen wird, die Luft aufgrund der Enge der Öffnung, durch die sie entweicht, gleichwohl sehr schnell heraustreten. Und bereits oben ist bewiesen worden, daß ein bestimmter Anteil der Materie sich schneller bewegen und sich in tatsächlich unbegrenzt viele Teile teilen muß, damit verschiedene ungleichförmige Kreisbewegungen ohne Verdünnung oder Vakuum geschehen können – und hierfür finden sich keine geeigneteren anderen Materiepartikel, als gerade diese Splitter. 52. In der sichtbaren Welt gibt es drei Elemente.
So besitzen wir bereits zwei sehr verschiedene Gattungen der Materie, die man die ersten beiden Elemente der sichtbaren Welt nennen kann. Das erste ist die Gattung derjenigen Materie, die eine so große Kraft des Antriebs besitzt, daß sie sich in Stückchen von unbegrenzter Kleinheit zerteilt, wenn sie auf andere Körper auftrifft, und ihre Gestalten allen Ecken und Winkeln anpaßt, um die von diesen Körpern freigelassenen engen Räume einzunehmen. Das andere ist die Gattung derjenigen Materie, die in kugelrunde Partikel geteilt ist, die zwar sehr klein sind, wenn man sie mit jenen Körpern, die wir mit
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quae oculis cernere possumus, comparentur; sed tamen certae ac determinatae quantitatis, & divisibiles in alias multo minores. Tertiumque paulo post inveniemus, constans partibus vel magis crassis, vel figuras minus ad motum aptas habentibus. Et ex his tribus omnia hujus mundi aspectabilis corpora componi ostendemus: nempe Solem & Stellas fixas ex primo, Coelos ex secundo, & Terram cum Planetis & Cometis ex tertio. Cum enim Sol & Fixae lumen ex se emittant, Coeli illud transmittant, Terra, Planetae, ac Cometae remittant: triplicem hanc differentiam in aspectum incurrentem, non male ad tria elementa referemus. | LIII. Tres etiam in illo coelos distingui posse.
Non male etiam omnem materiam, in spatio AEI (Fig. 8) comprehensam, quae gyrat circa centrum S, pro primo coelo sumemus; & omnem illam, quae circa centra F, f, innumerabilis alios vortices componit, pro se | cundo; & denique quidquid ultra illos duos coelos reperitur, pro tertio. Existimamusque hoc tertium, respectu secundi, esse immensum, & secundum, respectu primi, permagnum. Sed tertii coeli consideratio non est hujus loci: quia nullo modo a nobis spectari potest in hac vita, & de mundo tantum aspectabili tractamus. Vortices autem, quorum centra F, f , omnes simul pro uno tantum coelo numeramus, quia sub una & eadem ratione a nobis considerantur; sed vorticem S, licet hic non appareat ab aliis diversus, pro peculiari tamen coelo, & quidem omnium primo, sumimus: quia Terram habitationem nostram paulo post in illo inveniemus, ideoque
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bloßem Auge erkennen können, vergleicht, die jedoch eine feste und bestimmte Quantität haben und selbst in viele andere, noch kleinere teilbar sind. Das dritte schließlich, das wir sogleich einführen werden, besteht einerseits aus sehr groben Stücken, hat jedoch anderseits weniger zur Bewegung geeignete Gestalten. Wir werden zeigen, daß aus diesen drei Gattungen der Materie sämtliche Körper dieser sichtbaren Welt zusammengesetzt sind, nämlich die Sonne und die Fixsterne aus der ersten, die Himmelsregionen aus der zweiten, sowie die Erde mit den Planeten und Kometen aus der dritten. Weil nämlich die Sonne und die Fixsterne Licht von sich aussenden, die Himmelsmaterie dieses Licht überträgt, und die Erde, die Planeten und die Kometen es zurückschicken, werden wir diesen, sich der Beobachtung geradezu aufdrängenden dreifachen Unterschied nicht zu unserem Nachteil auf drei Elemente zurückführen. 53. In dieser Welt können außerdem drei Himmelsregionen unterschieden werden.
Ebensowenig werden wir zu unserem Nachteil alle im Raum AEI (Fig. 8) enthaltene Materie, die um den Mittelpunkt S kreist, für den ersten Himmel halten, und alle jene Materie, die um die Mittelpunkte F, f unzählige andere Wirbel bildet, für die zweite, und schließlich alles, was auch immer jenseits dieser zwei Himmelsregionen angetroffen wird, für eine dritte. Diesen dritten Himmel halten wir verglichen mit dem zweiten für unermeßlich groß, und den zweiten verglichen mit dem ersten für immerhin sehr groß. Allerdings soll der dritte Himmel an dieser Stelle nicht thematisiert werden, weil er von uns in diesem Leben auf keine Weise beobachtet werden kann und wir nur die sichtbare Welt behandeln. Die Wirbel nämlich, deren Mittelpunkte F, f bilden, rechnen wir alle insgesamt nur einem Himmel zu, weil wir sie unter ein und denselben Gesichtspunkt stellen. Den Wirbel S, obgleich er in dieser Abbildung als nicht von den anderen verschieden erscheinen mag, halten wir für einen eigenständigen Himmel, und zwar für den ersten von allen, weil wir sehr bald in ihm unsere Wohnstatt Erde entdecken
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multo plura in ipso habebimus spectanda quam in reliquis, & nomina rebus, non propter ipsas, sed tantum ad nostras de iis cogitationes explicandas, imponere solemus. LIV. Quomodo Sol & Fixae formatae sint.
Crevit autem initio paulatim materia primi elementi, ex eo quod particulae secundi assiduo motu se invicem magis ac magis attererent; cumque major ejus quantitas fuit in universo, quam necesse erat ad implenda exigua illa spatia, quae inter particulas sphaericas secundi elementi sibi mutuo incumbentes reperiuntur, quidquid ex ea residui fuit, postquam spatia ista impleta sunt, ad centra S, F, f, confluxit; ibique corpora quaedam sphaerica fluidissima composuit: nempe Solem in centro S, ac Stellas fixas in aliis centris. Postquam enim particulae secundi elementi fuerunt magis attritae, minus spatii occupa | runt quam prius, nec ideo ad centra usque se extenderunt, sed ab iis aequaliter omni ex parte recedentes, loca ibi sphaerica relinquerunt, a materia primi elementi, ex omnibus circumjacentibus locis eo affluente, replenda. LV. Quid sit lux.
Ea enim est lex naturae, ut corpora omnia quae in orbem aguntur, quantum in se est, a centris sui motus recedant. Atque hic illam vim, qua sic globuli secundi elementi, nec non etiam materia primi circa centra S, F, congregata, recedere conantur ab istis centris, quam potero accuratissime explicabo. In ea enim sola
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werden, und von daher in ihm viel mehr als in den übrigen zu betrachten haben werden. Denn wir legen den Dingen nicht um ihrer selbst willen Bezeichnungen bei, sondern nur umwillen der Erklärung unserer Gedanken über sie. 54. Auf welche Weise die Sonne und die Fixsterne gebildet worden sind.
Die Materie des ersten Elements wuchs anfänglich allmählich deshalb an, weil sich die Partikel des zweiten Elements in ununterbrochener Bewegung gegenseitig mehr und mehr abgerieben haben. Weil die Quantität dieser Materie im Universum größer gewesen ist, als es nötig gewesen wäre, um die kleinen Räume auszufüllen, die zwischen den kugelrunden Partikeln des zweiten Elements angetroffen werden, wenn sie sich übereinandergeschichtet haben, ist das, das von ihr übrig geblieben ist, nachdem jene Räume ausgefüllt worden waren, bei den Mittelpunkten S, F, f zusammengeströmt und hat dort gewisse sehr flüssige kugelrunde Körper gebildet, nämlich die Sonne im Mittelpunkt S und die Fixsterne an den anderen Mittelpunkten. Denn nachdem die Partikel des zweiten Elements stark abgerieben worden waren, beanspruchten sie weniger Raum als zuvor, und haben sich deshalb nicht weiter zu den Mittelpunkten hin ausgedehnt, sondern haben dort kugelrunde Orte zurückgelassen, weil sie sich von ihnen größtenteils gleichmäßig entfernten. Diese Orte wurden von der aus allen rings herum liegenden Orten her hinzuströmenden Materie des ersten Elements wieder angefüllt. 55. Was das Licht ist.
Es ist nämlich ein Naturgesetz, daß sich alle Körper, die sich auf einer Kreisbahn aufhalten, von den Mittelpunkten ihrer Bewegung entfernen, wenn man sie sich selbst überläßt. Ich möchte nun an dieser Stelle die Kraft, so genau ich es kann, erklären, mit der sich die Kügelchen des zweiten Elements und ebenso auch die um die Mittelpunkte S und F zusammengeflossene Materie des ersten Elements, von diesen Mittelpunkten zu entfernen bestrebt sind. Allein in dieser Kraft besteht nämlich das Licht,
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lucem consistere infra ostendetur; & ab ipsius cognitione multa alia dependent. LVI. Quis conatus ad motum in rebus inanimatis sit intelligendus.
Cum dico globulos secundi elementi recedere conari a centris circa quae vertuntur, non putandum est idcirco me illis aliquam cogitationem affingere, ex qua procedat iste conatus; sed tantum ipsos ita esse sitos, & ad motum incitatos, ut revera sint eo versus ituri, si a nulla alia causa impediantur. LVII. Quomodo in eodem corpore conatus ad diversos motus simul
esse possint.
Quia vero frequenter multae causae diversae agunt simul in idem corpus, atque unae aliarum effectus impediunt, prout ad has vel illas respicimus, dicere possumus ipsum eodem tempore tendere, sive ire conari, versus diversas partes. Ut, exempli causa (Fig. 5), lapis A, in funda EA, circa centrum E rotatus, tendit quidem ab A versus B, si omnes causae, quae occurrunt ad ejus motum determinandum, simul spectentur, quia revera eo versus fertur. Sed si respiciamus ad solam vim motus quae in ipso est, dicemus illum, cum est in | puncto A, tendere versus C, juxta legem motus supra expositam: ponentes scilicet lineam AC esse rectam, quae tangit circulum in puncto A. Si enim lapis e funda egrederetur, eo temporis momento, quo veniendo ex L pervenit ad punctum A, revera pergeret ab A versus C, non versus B; ac quamvis funda hunc effectum impediat, non tamen impedit conatum. Si denique non respiciamus ad totam istam vim motus,
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wie ich unten darlegen werde, und von dessen Erkenntnis wird vieles andere abhängen. 56. Welche Art von Bestrebung zur Bewegung man sich bei leblosen Dingen einsichtig machen kann.
Wenn ich behaupte, daß die Kügelchen des zweiten Elements bestrebt sind, sich von den Mittelpunkten, um die sie sich herumbewegen, zu entfernen, so darf das nicht so verstanden werden, daß ich deswegen irgendein Gedankending herbeizaubere, aus dem jene Bestrebung entspringt, sondern nur, daß diese Kügelchen so angeordnet und so in Bewegung versetzt worden sind, daß sie sich tatsächlich von dort fortbewegen würden, wenn sie durch keine fremde Ursache gehemmt würden. 57. Wie in demselben Körper zugleich Bestrebungen nach verschiedenen Bewegungen möglich sind.
Weil aber gewöhnlich viele verschiedene Ursachen zugleich auf denselben Körper einwirken, und die einen die Wirkungen der anderen hemmen, können wir, je nachdem, ob wir auf diese oder auf jene blicken, behaupten, daß sie gleichzeitig in verschiedene Richtungen tendieren, bzw. sich zu bewegen bestrebt sind. Wenn man zum Beispiel (Fig. 5) alle zusammen wirkenden Ursachen zugleich betrachtet, dann tendiert der in der Schleuder EA um den Mittelpunkt E herumgeschleuderte Stein A vom Punkt A in Richtung B – denn er wird ja tatsächlich von dort fortgetragen. Wenn wir hingegen allein auf die Kraft der Bewegung achten, die in ihm anwesend ist, wenn er sich im Punkt A befindet, werden wir sagen, daß er nach dem oben erklärten Gesetz der Bewegung in Richtung C tendiert – gesetzt nämlich, die Linie AC sei gerade, die den Kreis im Punkt A berührt : Wenn nämlich der Stein gerade zu dem Zeitpunkt aus der Schleuder herausträte, zu dem er von L herankommend den Punkt A überschreitet, würde er tatsächlich von A in Richtung C weiterlaufen, nicht in Richtung B ; und obwohl die Schleuder diesen Effekt hemmt, hemmt sie doch nicht die Bestrebung. Wenn wir nun schließlich nicht auf die gesamte Kraft der Be-
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sed tantum ad illam ejus partem quae a funda impeditur, eam scilicet distinguentes ab alia ejus parte quae sortitur suum effectum, dicemus hunc lapidem, dum est in puncto A, tendere tantum versus D, sive recedere conari a centro E secundum lineam rectam EAD. LVIII. Quomodo ea quae circulariter moventur, conentur recedere
a centro sui motus.
Quod ut clare intelligatur, conferamus (Fig. 10) motum quo lapis, in puncto A existens, ferretur versus C, si a nulla alia vi impediretur, cum motu quo formica, in eodem | puncto A existens, moveretur etiam versus C, si linea EY esset baculus, supra quem recta incederet ab A versus Y, dum interim ipse baculus verteretur circa centrum E, ac ejusdem baculi punctum A describeret circulum ABF, essentque hi duo motus ita inter se contemperati, ut formica perveniret ad X cum bacu | lus esset in C, & ad Y cum baculus esset in G, atque ita ipsa semper existeret in linea recta ACG. Ac deinde conferamus (Fig. 5) etiam eam vim, qua idem lapis, actus in funda secundum lineam circularem ABF, recedere conatur a centro E, secundum lineas rectas AD, BC, FG, cum conatu qui remaneret in formica, si vinculo vel glutino aliquo detineretur in puncto A supra baculum EY, dum interim iste baculus eam deferret circa centrum E per lineam circularem ABF; ac ipsa totis viribus conaretur ire versus Y, atque ita recedere a centro E secundum lineas rectas EAY, EBY, & similes.
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wegung achteten, sondern lediglich auf den Anteil dieser Kraft, der von der Schleuder gehemmt wird – den wir nämlich von den anderen Anteilen der Kraft, die seine Wirkung bestimmen, unterscheiden – werden wir sagen, daß der Stein, während er am Punkt A ist, eigentlich nur in Richtung D tendiert, bzw. bestrebt ist, sich entlang der geraden Linie EAD vom Mittelpunkt E zu entfernen. 58. Auf welche Weise Körper sich vom Mittelpunkt ihrer Bewegung zu entfernen bestrebt sind, wenn sie sich kreisförmig bewegen.
Damit wir dies klar einsehen, wollen wir (Fig. 10) die Bewegung, durch die der am Punkt A befindliche Stein in Richtung C läuft, wenn er durch keine andere Kraft gehemmt wird, mit der Bewegung vergleichen, mit der sich eine an demselben Punkt A befindliche Ameise ebenfalls in Richtung C bewegen würde, wenn sie sich auf der Linie EY befände, die man sich als Stab vorstellen muß, auf dem sie geradlinig von A nach Y entlangläuft, während dieser Stab um den Mittelpunkt E herumgeschleudert wird. Diese beiden Bewegungen sollen gerade so eingerichtet sein, daß der Punkt A des Stabes den Kreis ABF beschreibt, und die Ameise gerade dann bei X anlangt, wenn sich der Stock bei C befindet, und bei Y, wenn der Stock bei G ist, so daß sich die Ameise auf diese Weise beständig auf der geraden Linie ACG aufhält. Danach wollen wir auch (Fig. 5) die Kraft, mit der sich der in der Schleuder auf der Kreisbahn ABF bewegte Stein auf den geraden Linien AD, BC, FG vom Mittelpunkt E zu entfernen strebt, mit der Bestrebung vergleichen, die in der Ameise weiterhin vorhanden ist, wenn sie durch keinerlei Fessel oder Leim auf dem Stock EY am Punkt A festgehalten wird, während der Stab sie auf der Kreisbahn ABF um den Mittelpunkt E fortträgt. Aufgrund aller dieser Kräfte nun wird sie bestrebt sein, sich in Richtung Y zu bewegen, und sich so auf den geraden Linien EAY, EBY und den vergleichbaren anderen vom Mittelpunkt E zu entfernen.
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LIX. Quanta sit vis istius conatus.
Scio quidem motum istius formicae fore initio tardissimum, atque ideo ejus conatum, si tantum ad principium motus referatur, non videri magnum esse posse: atqui profecto non plane nullus est, & dum sortitur effectum, augetur, adeo ut motus ex eo proveniens satis celer esse possit. Nam, ut adhuc alio utamur exemplo (Fig. 11), si EY sit canalis, in quo globulus A contineatur, primo quidem temporis momento, quo iste canalis agetur in gyrum circa centrum E, globulus A motu tantum tardissimo progredietur versus Y; sed secundo momento paulo celerius incedet: priorem enim vim retinebit, ac praeterea novam acquiret a novo conatu recedendi a centro E: quia, quandiu durat motus circularis, tamdiu ille conatus durat, & quasi renovatur singulis momentis. Atque hoc experientia confirmat: si enim | canalis EY valde celeriter agatur circa centrum E, brevi globulus, in eo existens, ab A ad Y perveniet. Idemque etiam experimur in funda: quo celerius enim lapis in ea rotatur, eo magis funis intenditur; atque ista tensio, a sola vi qua lapis recedere conatur a centro sui motus exorta, exhibet nobis istius vis quantitatem. LX. Hunc conatum reperiri in materia coelorum.
Quod vero hic de lapide in funda, vel in globulo in canali circa centrum E rotato, dictum est, facile intelligitur eodem modo de omnibus globulis secundi elementi: quod nempe unusquisque satis magna vi recedere conetur a centro vorticis in quo gyratur:
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59. Wie groß die Kraft dieser Bestrebung ist.
Ich weiß, daß die Bewegung der Ameise zwar anfänglich sehr langsam sein wird, und daß deshalb ihre Bestrebung, wenn sie nur auf die anfängliche Bewegung bezogen wird, nicht als sehr groß angesehen werden kann : gleichwohl ist sie gewiß nicht einfach nichts, und während die Wirkung eintritt, vergrößert sie sich so sehr, daß die daraus entspringende Bewegung sehr schnell sein kann. Bedienen wir uns eines anderen Beispiels (Fig. 11) : Es sei EY eine Röhre, in der die kleine Kugel A enthalten ist. Bewegt man diese Röhre im Kreislauf um den Mittelpunkt E, wird die kleine Kugel A zum ersten Zeitpunkt zwar nur in einer sehr langsamen Bewegung in Richtung Y fortschreiten, jedoch schon im darauffolgenden Moment ein wenig schneller fortlaufen ; denn sie wird die anfängliche Kraft beibehalten und im weiteren Verlauf durch die erneute Bestrebung, sich vom Mittelpunkt E zu entfernen, neue erlangen, weil ebensolange, wie die Kreisbewegung anhält, auch ihre Bestrebung anhält und sich gewissermaßen in einzelnen Momenten erneuert. Dies bestätigt auch die Erfahrung : Wenn nämlich die Röhre EY sehr schnell um den Mittelpunkt E bewegt wird, wird die in ihm befindliche kleine Kugel von A nach Y gelangen. Dasselbe erfahren wir auch an der Schleuder : je schneller nämlich der Stein in ihr herumgeschleudert wird, desto stärker wird das Tau gespannt werden, und diese Spannung zeigt uns die Quantität dieser Kraft, denn sie wird allein durch die Kraft hervorgerufen, mit der der Stein bestrebt ist, sich vom Mittelpunkt seiner Bewegung zu entfernen. 60. Diese Bestrebung findet sich auch bei der Materie der Himmelsregionen.
Was aber hier über den Stein in der Schleuder, bzw. über die in der Röhre um den Mittelpunkt E herumgeschleuderte kleine Kugel gesagt wurde, gilt, wie man leicht einsieht, ebenso auch für alle Kügelchen des zweiten Elements. Denn jedes dieser Kügelchen ist bestrebt, sich mit genügend großer Kraft vom Mittelpunkt des Wirbels, in dem es kreist, zu entfernen : Es
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retinetur enim hinc inde ab aliis globulis circumpositis, non aliter quam lapis a funda. Sed praeterea ista vis in illis multum augetur, ex eo quod superiores ab inferioribus, & omnes simul a materia primi elementi, in centro cujusque vorticis congregata, premantur. Ac primo quidem, ut accurate omnia distinguantur, de solis istis globulis hic agemus; nec ad materiam primi elementi magis attendemus, quam si spatia omnia, quae ab illa occupantur, vacua essent, hoc est, quam si plena essent materia, quae aliorum corporum motus nullo modo juvaret, nec impediret. Nullam enim aliam esse posse spatii vacui veram ideam, ex antedictis est manifestum. LXI. Ipsum efficere, ut corpora Solis & Fixarum sint rotunda.
Cum globuli omnes qui (Fig. 12) volvuntur circa S, in vortice AEI, conentur recedere ab S, ut jam demonstrandum est, satis patet illos, qui sunt in linea recta SA, premere se mutuo omnes versus A; & illos, qui sunt | in linea recta SE, premere se versus E, atque ita de caeteris: adeo ut, si non sint satis multi ad occupandum omne spatium inter S & circumferentiam AEI, totum quod non occupant, relinquatur versus S. Et quoniam ii qui sibi mutuo incumbunt (exempli causa, ii qui sunt in linea recta SE), non omnes instar baculi simul vertuntur, sed uni citius, alii tardius circuitum suum absolvunt, ut infra fusius exponetur, spatium quod relinquunt versus S, non potest non esse rotandum.
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wird nämlich nicht anders als der Stein durch die Schleuder beidseitig von den anderen rundherum befindlichen Kügelchen festgehalten. Später allerdings verstärkt sich die Kraft in diesen Kügelchen deshalb sehr, weil die oberen von den unteren und alle zugleich von der im Mittelpunkt eines jeden Wirbels zusammengeballten Materie des ersten Elements gepreßt werden. Zunächst werden wir, damit alles sorgfältig auseinandergehalten wird, an dieser Stelle freilich allein über diese Kügelchen des zweiten Elements handeln, und der Materie des ersten Elements keine große Beachtung schenken, gleichsam als ob alle Räume, die von ihr eingenommen werden, leer wären, d. h. als ob sie mit einer Materie erfüllt wären, die die Bewegungen anderer Körper auf keine Weise weder beförderte noch hemmte. Denn daß es keine andere wahre Idee des leeren Raumes geben kann, ist aufgrund des zuvor Gesagten offensichtlich. 61. Diese Bestrebung bewirkt, daß die Körper der Sonne und der Fixsterne rund sind.
Wie bereits bewiesen wurde, sind alle Kügelchen, die (Fig. 12) sich im Wirbel AE I um S herumbewegen, bestrebt, sich von S zu entfernen. Es besteht deshalb hinreichende Veranlassung zu der Annahme, daß sich alle auf der geraden Linie SA befindenden Kügelchen gegenseitig in Richtung A pressen, und daß sich diejenigen, die sich auf der geraden Linie SE befinden, gegenseitig in Richtung E pressen, und ebenso bei den übrigen denkbaren Linien. Wenn nun diese Kügelchen nicht in ausreichender Anzahl vorhanden sind, um den Raum zwischen S und dem sich herumbewegenden Materiegürtel AEI vollständig einzunehmen, wird der gesamte von ihnen nicht ausgefüllte Raum bei S zurückgelassen. Dieser von ihnen freigelassene Raum bei S kann nun deshalb nicht anders als rund sein, weil sich ja die übereinandergeschichteten Kügelchen (zum Beispiel diejenigen, die sich auf der geraden Linie SE befinden) nicht alle zugleich drehen wie ein Stock, sondern die einen ihren Umlauf rascher, die anderen langsamer vollführen, wie später ausführlicher dargelegt werden wird. Denn selbst wenn wir uns vorstellen,
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Etsi enim fingeremus plures globulos initio fuisse in linea recta SE, quam in SA vel SI, adeo ut infimi lineae SE viciniores essent centro S, quam infimi lineae SI: quia tamen infimi illi citius circuitum absolvissent quam superiores, nonnulli ex ipsis adjunxissent se statim extremitati lineae SI, ut sic tanto magis recederent ab S; ideoque nunc omnes infimi istarum linearum aequaliter remoti sunt a puncto S, & ita spatium BCD, quod circa illud relinquunt, est rotundum. LXII. Eundem efficere, ut materia coelestis ab omnibus punctis
circumferentiae cujusque stellae vel Solis recedere conetur.
Praeterea notandum est, non modo globulos omnes qui sunt in linea recta SE, se invicem premere versus E; sed etiam unumquemque ex ipsis premi ab omnibus aliis, qui continentur inter lineas rectas ab illo ad circumferentiam BCD ductas, & ipsam tangentes. Ita, exempli causa, globulus F premitur ab omnibus aliis, qui sunt intra lineas BF & DF, sive in spatio | triangulari BFD, non autem sic a reliquis: adeo ut, si locus F esset vacuus, uno & eodem temporis momento, globuli omnes in spatio BFD contenti accederent, quantum possent, ad illum replendum, non autem ulli alii. Nam, quemadmodum videmus eandem vim gravitatis, quae lapidem in libero aëre cadentem recta ducit ad centrum terrae, illum etiam oblique eo deferre, cum impeditur ejus motus rectus a plani alicujus declivitate: ita non dubium est quin eadem vis, qua globuli omnes in spatio BFD contenti recedere conantur a centro S secundum lineas rectas ab illo centro eductas, sufficiat ad ipsos etiam inde removendos, per lineas a centro isto declinantes.
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daß sich anfänglich auf der geraden Linie SE mehr Kügelchen befunden hätten als auf SA oder SI, so daß die untersten Kügelchen der Linie SE dem Mittelpunkt S näher gewesen wären als die untersten der Linie SI, würden sich, weil die untersten den Umlauf schneller vollführen als die oberen, einige von diesen sogleich an die das Ende der Linie SI bildenden Kügelchen anschließen, so daß sie sich gerade so viel mehr von S entfernen würden. Deshalb sind alle untersten Kügelchen dieser Linien gleichmäßig vom Punkt S entfernt, so daß der Raum BCD, den sie um den Punkt S zurücklassen, rund ist. 62. Dieselbe Bestrebung bewirkt, daß die Himmelsmaterie von allen Punkten des Materiegürtels und dessen Sternen oder der Sonne sich zu entfernen strebt.
Es pressen sich nun nicht nur – das muß außerdem beachtet werden – alle Kügelchen, die sich auf der geraden Linie SE befinden, wechselweise in Richtung E, sondern ein jedes von ihnen wird von allen anderen Kügelchen gepreßt, die sich zwischen den geraden Linien, die von diesem Kügelchen selbst und dem Materiegürtel BCD verlaufen, und den Tangenten dieses Gürtels befinden. So wird zum Beispiel das Kügelchen F von allen anderen Kügelchen, die sich innerhalb der Linien BF und DF, d. h. im dreieckigen Raum BFD befinden, gepreßt. Nicht aber von den übrigen, so daß, wenn der Ort F leer wäre, im selben Moment alle im Raum BFD enthaltenen – aber auch nur diese – sich annähern würden, um ihn, soweit sie es könnten, anzufüllen. Denn wir sehen dieselbe Schwerkraft, die einen in der Luft frei herabfallenden Stein auf gerader Linie zum Mittelpunkt der Erde hinabzieht, ihn auf dieselbe Weise auch auf gekrümmter Bahn von dort forttragen, wenn seine geradlinige Bewegung von irgendeiner abschüssigen Ebene gehemmt wird. Es kann deshalb kein Zweifel bestehen, daß die Kraft, mit der sich alle im Raum BFD enthaltenen Kügelchen vom Mittelpunkt S auf geraden, d. i. von diesem Mittelpunkt aus gezogenen Linien zu entfernen bestrebt sind, ausreicht, um sie von dort auch auf von diesem Mittelpunkt abbiegenden Linien zu entfernen.
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LXIII. Globulos materiae coelestis se mutuo non impedire in
isto conatu.
Hocque exemplum gravitatis rem aperte declarabit, si consideremus (Fig. 13 & 14) globos plumbeos in vase BFD contentos, & sibi mutuo sic incumbentes, ut, foramine facto in fundo vasis F, globus 1 vi gravitatis suae descendat; simul enim alii duo 2, 2, illum sequentur, & hos subsequentur alii tres 3, 30, 3, & sic de caeteris; ita ut eodem temporis momento, quo infimus 1 incipiet moveri, alii omnes, in spatio triangulari BFD | contenti, simul descendant, reliquis immotis. Ubi quidem notare licet duos globos 2, 2, postquam aliquantulum sequuti sunt globum 1 descendentem, se mutuo impedire ne ulterius pergant. Sed idem in globulis secundi elementi locum non habet: cum enim in perpetuo sint motu, quamvis aliquando possit contingere, ut eodem plane modo sint dispositi ac globi plumbei in hac figura depicti, hoc non nisi per minimum temporis punctum, quod instans vocant, durare potest, & ideo continuitatem earum motus non interrumpit. Ac praeterea notandum est vim luminis, non in aliqua motus duratione consistere, sed tantummodo in pressione sive in prima praeparatione ad motum, etsi forte ex ea motus ipse non sequatur. LXIV. Omnes lucis proprietates in isto conatu inveniri: adeo ut lux
ejus ope cerni posset tanquam ex stellis manans, etsi nulla vis esset in ipsis stellis.
Ex quibus clare percipitur, quo pacto actio illa, quam pro luce accipio, a Solis vel cujuslibet Stellae fixae corpore in omnes partes aequaliter se diffundat; & in minimo temporis momento ad
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63. Die Kügelchen der Himmelsmaterie hemmen einander nicht im Vollzug dieser Bestrebung.
Dieses Beispiel des Gewichts wird helfen, den Sachverhalt offenzulegen. Betrachten wir (Fig. 13 und 14) die in dem Gefäß BFD enthaltenen Bleikugeln. Diese Bleikugeln seien so übereinandergeschichtet, daß sie sich gegenseitig festhalten, und daß die Kugel 1 durch ihre Schwerkraft herabfällt, wenn am Boden des Gefäßes das Loch F gebohrt wird. Ebenso folgen ihr zwei andere 2, 2 nach, und diesen folgen drei andere 3, 30, 3, und ebenso die übrigen, so daß zu demselben Zeitpunkt, an dem sich die unterste Kugel 1 zu bewegen beginnt, alle im dreieckigen Raum BFD enthaltenen anderen zugleich herabfallen, während die übrigen unbewegt verharren. Freilich stellt man fest, daß die zwei Kugeln 2, 2, nachdem sie der herabfallenden Kugel 1 ein wenig nachgefolgt sind, alsbald einander hemmen, so daß sie nicht weiter vorankommen. Das ist hingegen bei den Kügelchen des zweiten Elements nicht der Fall, weil sie in ständiger Bewegung sind. Und obgleich es irgendwann einmal passieren mag, daß sie ganz auf dieselbe Weise angeordnet und den Bleikugeln in dieser Abbildung nachgebildet sind, kann dies lediglich während jenes Zeitpunktes, den wir Augenblick nennen, andauern, und unterbricht daher die Kontinuität ihrer Bewegungen nicht. Außerdem gilt es zu beachten, daß die Kraft des Lichts nicht in irgendeiner Dauer der Bewegung besteht, sondern allein in dem Druck, bzw. in der ersten Vorstufe zur Bewegung, auch wenn vielleicht aus ihr die Bewegung selbst nicht folgt. 64. Alle Eigenschaften des Lichts finden sich in dieser Bestrebung, so daß das Licht im Rückgriff auf diese Bestrebung erkannt werden kann, nämlich als etwas, was gleichsam aus den Sternen fließt, auch wenn keine Kraft in diesen Sternen vorhanden wäre.
Daraus kann klar erfaßt werden, auf welche Weise jener Vorgang, den ich für das Licht halte, sich vom Körper der Sonne oder eines beliebigen anderen Fixsterns aus gleichmäßig in alle Richtungen verbreitet und sich schon in kürzester Zeit in eine
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quamlibet distantiam extendatur; & id quidem secundum lineas rectas, non a solo corporis lucidi centro, sed etiam a quibuslibet aliis ejus superficiei punctas eductas. Unde reliquae omnes lucis proprietatis deduci possunt. Quodque forte multis paradoxum videbitur, haec omnia ita se haberent in materia coelesti, etiamsi nulla plane esset vis in Sole, aliove astro circa quod gyratur: adeo ut, si corpus Solis nihil aliud esset quam spatium vacuum, nihilominus ejus lumen, non quidem tam forte, sed quantum ad reliqua, non aliter quam nunc cerneremus, saltem in circulo secundum quem materia coeli movetur; nondum enim hic omnes sphaerae | dimensiones consideramus. Ut autem etiam possimus explicare), quidnam sit in ipso Sole ac Stellis, quo ista vis luminis augeatur & secundum omnes sphaerae dimensiones diffundatur, nonnulla de coelorum motu sunt praemittenda. LXV. Cujusque vorticis coelorum polos, tangere partes aliorum
vorticum ab eorum polis remotas.
Quacunque ratione moti fuerint ab initio singuli | eorum vortices, jam debent esse ita inter se compositi, ut unusquisque in eam partem feratur, secundum quam reliquorum omnium circumstantium motus minus illi adversantur: quia tales sunt leges naturae, ut motus cujusque corporis alterius occursu facile possit inflecti. Quamobrem si ponamus (Fig. 8) primum vorticem, cujus centrum S, ferri ab A per E versus I, alius vortex ex vicinus, cujus centrum F, ferri debet ab A per E versus V, si nulli alii circumjacentes impediant: sic enim eorum motus optime inter
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beliebig weite Entfernung ausbreitet, und zwar auf geraden, nicht allein vom Mittelpunkt des hellen Körpers, sondern auch von beliebigen anderen Punkten dieser Oberfläche entspringenden Linien – wovon man alle übrigen Eigenschaften des Lichts herleiten kann. Dies wird vielleicht vielen als Paradoxon erscheinen, aber alle diese Eigenschaften würden sich ebenso in der Himmelsmaterie vorfinden, auch wenn überhaupt keine Kraft in der Sonne oder in irgendeinem anderen Gestirn, um den die Himmelsmaterie kreisen würde, vorhanden wäre. Wir würden sogar dann, wenn der Körper der Sonne nichts anderes wäre als ein leerer Raum, gleichwohl ihr Licht, zwar nicht ebenso kräftig, im übrigen aber nicht anders als jetzt wahrnehmen, zumindest in bezug auf den Umkreis, entlang dessen sich die Materie des Himmels bewegt ; wir betrachten hier nämlich noch nicht alle Dimensionen der Himmelskugel. Damit wir aber auch erklären können, was es denn sei, durch das in der Sonne oder den Sternen jene Kraft des Lichts sich verstärkt und sich in alle Dimensionen der Himmelskugel verbreitet, muß einiges über die Bewegung der Himmelsregionen vorausgeschickt werden. 65. Die Pole eines jeden Himmelswirbels berühren die von den Polen anderer Wirbel entfernten Bereiche.
Auf welche Weise auch immer die einzelnen dieser Wirbel anfänglich bewegt worden sind, sie müssen nunmehr untereinander so angeordnet sein, daß ein jeder von ihnen in diejenige Richtung läuft, in der ihm die Bewegungen aller übrigen benachbarten Wirbel weniger Widerstand entgegensetzen. Denn die Naturgesetze besagen, daß die Bewegung eines Körpers durch den Aufschlag eines beliebigen anderen Körpers leicht in seiner Ausrichtung verändert werden kann. Wenn wir voraussetzen (Fig. 8), daß sich der erste Wirbel, dessen Mittelpunkt S ist, von A über E in Richtung I bewegt, muß sich deshalb der andere ihm benachbarte Wirbel, dessen Mittelpunkt F ist, von A über E in Richtung V bewegen, sofern keine anderen umherliegenden Wirbel es verhindern, denn so
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se consentient. Eodemque modo tertius vortex, cujus centrum non sit in plano SAFE, sed supra illud extans, cum centris S & F triangulum constituat, & qui duobus aliis vorticibus AEI & AEV in linea AE jungatur, ferri debet ab A per E sursum versus. Quo posito quartus vortex, cujus centrum f, ferri non potest ab E versus I, ut ejus motus conveniat cum motu primi, quia sic adversaretur motibus secundi & tertii; nec ab E versus V, quemadmodum secundus, quia repugnarent primus & tertius; nec denique ab E sursum versus, ut tertius, quia repugnarent primus & secundus: atque ideo superest, ut unum ex polis suis habeat versus E, aliumque in parte opposita versus B, vertaturque circa axem EB, ab I ad V. LXVI. Motus istorum vorticum aliquo modo inflecti, ut inter se
consentiant.
Atque hic etiam notari debet, nonnihil adhuc contrarietatis in istis motibus fore, si trium priorum vorticum eclipticae, hoc est, circuli a polis remotissimi, sibi mutuo directe occurrant in puncto E, in quo sit polus quarti vorticis. Nam si, exempli causa (Fig. 15 & 16), | IVX sit illa ejus pars, quae est circa polum E, vertiturque in orbem secundum ordinem notarum IVX, primus vortex radet illam secundum lineam rectam EI, aliasque ipsi parallelas, & secundus vortex eandem radet secundum lineam EV, & tertius secundum lineam EX, qua ratione motui ejus circulari nonnihil repugnabunt. Sed hoc facile natura per leges motus emendat, trium priorum vorticum eclipticas nonnihil
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stimmen ihre Bewegungen am besten miteinander überein. Ebenso muß sich der dritte Wirbel, dessen Mittelpunkt sich nicht auf der Ebene SAFE befindet, sondern sich über jene erhebt und mit den Mittelpunkten S und F ein Dreieck bildet, und der durch die beiden anderen Wirbel AEI und AEV an der Linie AE verbunden ist, von A über E aufwärts bewegen. Aufgrund dieser Anordnung kann sich der vierte Wirbel, dessen Mittelpunkt f ist, nicht von E in Richtung I bewegen, denn dann würde zwar seine Bewegung mit der Bewegung des ersten zusammenpassen, aber den Bewegungen des zweiten und dritten zuwiderlaufen. Er kann sich ebenfalls nicht von E in Richtung V bewegen, wie der zweite, weil der erste und der dritte dem Widerstand entgegensetzen ; und schließlich auch nicht von E aufwärts, wie der dritte, weil der erste und der zweite dem Widerstand entgegensetzen. Es bleibt daher nur übrig, daß sich der eine seiner Pole in Richtung E, und der andere in die entgegengesetzte Richtung nach B wendet und sich um die Achse EB von I nach V dreht. 66. Die Bewegungen dieser Wirbel werden gerade so viel umgebogen, daß sie untereinander zusammenpassen.
Allerdings ist festzustellen, daß hier immer noch eine gewisse Gegensätzlichkeit in diesen Bewegungen bestehen bleiben wird, wenn die Ekliptiken, d. h. die von den Polen entferntesten Kreise der drei ersten Wirbel direkt im Punkt E aufeinander treffen, an dem sich der Pol des vierten Wirbels befindet. Es sei zum Beispiel (Fig. 15 und 16) IVX derjenige Bereich eines Wirbels, der den Pol E umgibt und sich der angegebenen Folge IVX entsprechend auf einer Kreisbahn dreht. Der erste Wirbel wird an diesem Bereich entsprechend der geraden Linie EI, sowie anderen, dieser Strecke parallelen Linien entlangschleifen. Der zweite Wirbel wird an ihm entsprechend der Linie EV entlangschleifen, und der dritte entsprechend der Linie EX. Aus diesem Grunde werden diese Wirbel der Kreisbewegung dieses Bereichs einigen Widerstand entgegensetzen. Aber die Natur wird dies leicht durch die Gesetze der Bewegung be-
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inflectendo in eam partem, secundum quam vertitur quartus IVX; quo fit ut illi postea ipsum radant, non secundum lineas rectas EI, EV, EX, sed secundum obliquas 1I, 2V, 3X, & ita cum ipsius motu plane consentiant. LXVII. Duorum vorticum polos se mutuo tangere non posse.
Nec sane ullus mihi videtur excogitari posse alius modus, secundum quem variorum istorum vorticum motus sibi mutuo minus adversentur. Si enim duorum polos se mutuo tangere supponamus, vel ambo in easdem partes ferentur, & ita in unum vorticem coalescent; vel in contrarias, & ita sibi mutuo quammaxime repugnabunt. Atque ideo, quamvis non tantum mihi assumam, ut omnium coeli vorticum situs & motus ausim determinare, puto tamen generaliter posse affirmari, atque hic satis esse demonstratum, polos cujusque vorticis non tam vicinos esse polis aliorum vorti | cum contiguorum, quam partibus ab ipsorum polis valde remotis. LXVIII. Vortices istos esse magnitudine inaequales.
Praeterea, inexplicabilis illa varietas quae apparet in situ Fixarum, plane ostendere videtur, illos vortices qui circa ipsas volvuntur, non esse inter se aequales. Quod autem nulla Stella fixa esse possit, nisi in centro alicujus talis vorticis, ex ipsarum luce judico esse manifestum: lucem enim accuratissime per tales vortices, ac sine illis nulla alia ratione, posse explicari, partim ex jam dictis, partim ex infra dicendis patebit. Et cum nihil plane aliud in Fixis sensu percipiamus, praeter ipsarum lucem & apparen-
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heben, indem sie die Ekliptiken der ersten drei Wirbel etwas in die Richtung abbiegen wird, in die sich der vierte Wirbel IVX dreht. Dadurch schleifen jene an ihm nicht entsprechend der geraden Linien EI, EV, EX, sondern entsprechend der schrägliegenden Linien 1I, 2V, 3X entlang, und passen auf diese Weise mit dessen Bewegung völlig zusammen. 67. Die Pole zweier Wirbel können einander nicht berühren.
Es scheint mir nun durchaus keine andere Weise erdacht werden zu können, derzufolge die Bewegungen dieser verschiedenen Wirbel einander weniger behindern werden. Wenn nämlich die Pole zweier Wirbel einander berühren, nehmen wir an, daß beide entweder in dieselbe Richtung laufen und so in einen Wirbel zusammenfließen, oder sich in entgegengesetzte Richtungen drehen, und einander so den allergrößten Widerstand entgegensetzen werden. Und obwohl ich nicht derartig anmaßend bin, daß ich mich erdreiste, die Stellungen und Bewegungen aller Wirbel des Himmels zu bestimmen, meine ich gleichwohl, daß dies im allgemeinen behauptet werden könne und glaube, hier hinreichend bewiesen zu haben, daß die Pole einzelner Wirbel nicht an die Pole der benachbarten anderen Wirbel, sondern vielmehr an die von ihren Polen am weitesten entfernten Bereiche angrenzen. 68. Die Wirbel selbst sind an Größe unterschiedlich.
Außerdem scheint sich jene unerklärliche Mannigfaltigkeit, die bei der augenscheinlichen Stellung der Fixsterne zutage tritt, dadurch völlig aufzulösen, daß die Wirbel, die sich um die Fixsterne herumbewegen, untereinander nicht gleich sind. Zudem kann es Fixsterne nur jeweils im Mittelpunkt eines solchen Wirbels geben, was ich aufgrund ihres Lichts als offensichtlich beurteile. Das Licht nämlich kann äußerst genau im Rückgriff auf derartige Wirbel, ohne diese aber durch keinen Grund erklärt werden, wie zum einen aus bereits Gesagtem, zum anderen aus unten noch Auszuführendem erhellen wird. Weil wir an den Fixsternen gar nichts anderes sinnlich erfassen als ihr
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tem situm, nullam habemus rationem aliud iis tribuendi, quam quod ad haec duo explicanda requiri judicamus. At non magis requiritur ad lucem explicandam, ut vortices materiae coelestis circa ipsas volvantur, quam ad apparentem earum situm, ut isti vortices sint magnitudine inaequales. Sed sane si sint inaequales, necesse est, ut quorundam partes a polis remotae tangant aliorum partes polis vicinas: quia majorum & minorum similes partes ad invicem applicari non possunt. LXIX. Materiam primi elementi ex polis cuisque vorticis fluere
versus centrum, & ex centro versus alias partes.
Ex his autem cognosci potest, materiam primi elementi fluere continuo versus centrum cujusque vorticis, ex aliis circumjacentibus vorticibus, per partes ejus polis vicinas; ac vice versa, ex ipso in alios circumjacentes vortices effluere, per partes ab ejusdem polis remotas. Nam si ponamus, exempli causa (Fig. 17), | AYBM esse vorticem primi coeli, in cujus centro est Sol, ejusque polos esse A australem, & B borealem, circa quos totus gyrat; quatuorque circumjacentes vortices K, O, L, C, gyrare circa axes TT, YY, ZZ, & | MM, ita ut ille tangat duos O & C in ipsorum polis & alios duos K & L in partibus ab eorum polis valde remotis: patet ex antedictis, omnem ejus materiam recedere conari ab axe AB, atque ideo majori vi tendere versus partes Y & M, quam versus A & B. Cumque in Y & M occurat polis vorticum O & C, in quibus non magna est vis ad ei resistendum;
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Licht und ihre anscheinende Stellung, sind wir nicht berechtigt, ihnen irgend etwas anderes zuzusprechen als das, was wir als notwendig beurteilen, um diese beiden Erscheinungen zu erklären. Um nun das Licht zu erklären, bedarf es nichts anderes als der Annahme, daß sich die Wirbel der Himmelsmaterie um die Fixsterne herumbewegen, und daß, was ihre anscheinende Stellung betrifft, diese Wirbel an Größe unterschiedlich sind. Wenn sie aber in der Tat an Größe unterschiedlich sind, ist es nötig, daß die von den Polen entfernten Bereiche gewisser einzelner Wirbel die Polregionen anderer Wirbel berühren, weil die gleichen Bereiche der größeren und kleineren sich einander nicht annähern können. 69. Die Materie des ersten Elements fließt von den Polen der einzelnen Wirbel in Richtung des Mittelpunkts, und vom Mittelpunkt in Richtung der anderen Bereiche.
Die Materie des ersten Elements fließt unablässig von den anderen rundherum befindlichen Wirbeln durch die Polregionen in Richtung des Mittelpunkts jedes einzelnen Wirbels und umgekehrt durch die von diesen Polen entfernten Bereiche aus einem Wirbel in die anderen rundherum befindlichen Wirbel zurück. Dies kann aus dem zuvor Gesagten erkannt werden. Setzen wir zum Beispiel voraus (Fig. 17), AYBM sei der Wirbel des ersten Himmels, in dessen Mittelpunkt sich die Sonne befindet. Von den Polen A und B dieses Wirbels, um die der gesamte Himmel kreist, sei A der Südpol und B der Nordpol. Die vier rundherum befindlichen Wirbel K, O, L, C drehen sich um die Achsen TT, YY, ZZ und MM, so daß der erste Wirbel die zwei Wirbel O und C an deren Polen berührt, und die anderen zwei K und L an den von ihren Polen am weitesten entfernten Bereichen. Aus dem bereits Gesagten ergibt sich dann, daß die gesamte Materie dieses Wirbels bestrebt ist, sich von der Achse AB zu entfernen. Sie tendiert deshalb mit einer größeren Kraft in Richtung der Bereiche Y und M als in Richtung A und B. Diese Materie trifft bei Y und M auf die Pole der Wirbel O und C, wo keine große Kraft vorhanden ist, ihr zu widerstehen. Sie
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& in A & B occurat partibus vorticum K & L, quae ab eorum
polis sunt remotissimae, ac proinde majorem habent vim ad eundem ab L & K versus S, quam partes circumpolares vorticis S ad eundum versus L & K: non dubium est, quin materia, quae est in K & L, progredi debeat versus S, atque illa, quae est in S, versus O & C. LXX. Idem de materia secundi elementi non posse intelligi.
Atque id quidem non tantum de materia primi elementi, sed etiam de globulis secundi esset intelligendum, si nullae causae peculiares horum motum eo versus impedirent. Verum, quia multo celerior est agitatio primi elementi quam secundi, semperque ipsi liber est transitus per illos exiguos angulos, qui a globulis secundi occupari non possunt, etsi fingeremus omnem materiam, tam primi quam secundi elementi, contentam in vortice L, uno & eodem tempore a loco medio inter centra S & L progredi coepisse versus S, intelligeremus tamen illam primi elementi citius ad centrum S pervenire debuisse, quam illam secundi. Atqui materia primi elementi, sic in spatium S ingressa, tanta vi protrudit globulos secundi, non modo versus eclipticam eg vel MY, sed maxime etiam versus polos fd vel AB, quemadmodum mox explicabo, ut | hac ratione impediat, ne illi qui veniunt ex vortice L, propius accedant versus S, quam usque ad certum aliquem terminum, qui hic litera B notatus est. Idemque de vortice K, & aliis omnibus est judicandum. |
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trifft die Wirbel K und L aber bei A und B, also an gerade den Bereichen, die von den Polen dieser Wirbel am weitesten entfernt sind. Diese Bereiche besitzen daher eine größere Kraft, um die Materie von L und K in Richtung S zu drücken, als die Polregionen des Wirbels S besitzen, um sie in Richtung L und K zu drücken. Es besteht deshalb kein Zweifel, daß sich die Materie, die sich bei K und L befindet, in Richtung S, und diejenige, die sich bei S befindet, in Richtung O und C ausbreiten muß. 70. Dasselbe kann für die Materie des zweiten Elements nicht einsichtig gemacht werden.
Dies könnte nun nicht nur für die Materie des ersten Elements, sondern auch für die Kügelchen des zweiten einsichtig gemacht werden, wenn keine eigentümlichen Ursachen deren Bewegung in diese Richtung hemmten. Tatsächlich aber ist der Antrieb des ersten Elements viel schneller als der des zweiten. Außerdem steht ihm stets der Durchgang durch jene winzigen Ecken und Winkel frei, die von den Kügelchen des zweiten Elements nicht eingenommen werden können. Selbst wenn wir uns also vorstellen würden, daß sich die gesamte im Wirbel L enthaltene Materie sowohl des ersten als auch des zweiten Elements in ein und demselben Augenblick von einem Ort in der Mitte zwischen den Mittelpunkten S und L in Richtung S auszubreiten beginnt, würden wir deshalb gleichwohl einsehen, daß die Materie des ersten Elements rascher zum Mittelpunkt S gelangen müßte als die des zweiten. Zudem stößt die auf diese Weise in den Raum S eingetretene Materie des ersten Elements die Kügelchen des zweiten mit einer solchen Kraft nicht nur in Richtung der Ekliptik eg bzw. MY, sondern stärker sogar in Richtung der Pole fd bzw. AB fort – auf welche Weise, werde ich bald erklären –, so daß sie aus diesem Grund verhindert, daß die Materie, die aus dem Wirbel L heraustritt, weiter in Richtung S vorankommt, als bis zu einer bestimmten Grenze, die hier durch den Buchstaben B bezeichnet wird. Und ebenso ist in bezug auf den Wirbel K und alle anderen zu urteilen.
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LXXI. Quae sit ratio hujus diversitatis.
Praeterea etiam considerare oportet, particulas secundi elementi quae volvuntur circa centrum L, non solum habere vim recedendi ab isto centro, sed etiam perseverandi in sua celeritate; quae duo sibi quodammodo adversantur: quia, dum gyrant in vortice L, a vicinis aliis vorticibus, quia supra & infra planum hujus figurae intelligendi sunt, intra certos terminos cohibitae, non possunt evagari versus B, quin tardius moveantur inter L & B, quam inter L & alios vicinos vortices, extra planum hujus figurae intelligendos; & quidem tanto tardius, quanto spatium LB erit majus. Nam, cum circulariter moveantur, non possunt plus temporis impendere in transeundo inter L & istos alios vortices, quam inter L & B. Atque idcirco, vis quam habent ad recedendum a centro L, efficit quidem ut nonnihil evagentur versus B, quia ibi occurrunt partibus circumpolaribus vorticis S, quae non difficulter ipsis cedunt; sed ex adverso vis quam habent, ad retinendam celeritatem sui motus, impedit ne usque adeo evagentur, ut ad S perveniant. Quod idem non habet locum in materia primi elementi: etsi enim in hoc consentiat cum particulis secundi, quod simul cum ipsis gyrando, recedere conetur a centris vorticum in quibus continetur; in eo tamen maxime dissentit, quod non opus sit ut quidquam de sua celeritate remittat, cum ab istis centris recedit, quia ubique fere aequales invenit vias, ad motus suos continuandos: nempe in angustiis angulorum, qui a globulis secundi elementi non implen-
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71. Was der Grund dieses Gegensatzes ist.
Außerdem muß folgendes beachtet werden: Die Partikel des zweiten Elements, die sich um den Mittelpunkt L herumdrehen, besitzen nicht nur die Kraft, sich von diesem Mittelpunkt zu entfernen, sondern auch die Kraft, ihre Geschwindigkeit beizubehalten. Diese beiden Kräfte halten sich einigermaßen die Waage, weil die Partikel, während sie innerhalb des Wirbels L kreisen, von den angrenzenden Wirbeln, die ober- und unterhalb dieser ebenen Abbildung vorgestellt werden müssen, innerhalb feststehender Grenzen gehalten werden und nicht nach B übertreten können. Sie bewegen sich deshalb zwischen L und B langsamer als zwischen L und den anderen benachbarten Wirbeln, die außerhalb dieser ebenen Abbildung vorgestellt werden können, und zwar um so viel langsamer, je größer der Raum LB ist. Denn weil sie sich kreisförmig bewegen, können sie für den Übergang zwischen L und den anderen Wirbeln nicht mehr Zeit aufwenden, als für den Übergang zwischen L und B. Die Kraft, die sie besitzen, um sich vom Mittelpunkt L zu entfernen, bewirkt deshalb zwar, daß einige nach B übertreten, weil sie dort auf die Polregionen des Wirbels S treffen, die ihnen ohne Schwierigkeit weichen. Allerdings hemmt anderseits die Kraft, die sie besitzen, um die Geschwindigkeit ihrer Bewegung aufrechtzuerhalten, sie insoweit, daß sie nicht bis nach S gelangen. Dasselbe ist bei der Materie des ersten Elements nicht der Fall : Auch wenn sie nämlich mit den Partikeln des zweiten Elements darin übereinstimmt, daß sie sich zugleich mit ihnen herumbewegt, und sie ebenso bestrebt ist, sich von den Mittelpunkten der Wirbel, in denen sie enthalten ist, zu entfernen, unterscheidet sie sich gleichwohl von der des zweiten Elements darin völlig, daß sie nicht der Notwendigkeit unterliegt, irgend etwas von ihrer Geschwindigkeit zu verlieren, wenn sie sich von jenen Mittelpunkten entfernt. Denn sie findet überall fast gleiche Wege, um ihre Bewegung fortzusetzen, nämlich innerhalb der engen Räume jener Ecken und Winkel, die von den Kügelchen des zweiten Elements nicht eingenommen werden.
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tur. Quamobrem non dubium est, quin materia ista primi elementi continuo fluat versus S, per partes polis A & B vicinas, non modo ex vorticibus K | & L, sed etiam ex pluribus aliis, qui non exhibentur in hac figura; quia non omnes in eodem plano sunt intelligendi, nec verum eorum situm, nec magnitudinem, nec numerum possum determinare. Non etiam | dubium est, quin eadem materia effluat ex S versus vortices O & C, ac etiam versus plures, sed quorum nec situm, nec magnitudinem, nec numerum definio. Ut neque definio, an eadem illa materia ex O & C statim revertatur ad K & L, an potius digrediatur ad multos alios vortices, a primo coelo remotiores, antequam circulum sui motus absolvat. LXXII. Quomodo moveatur materia, quae Solem componit.
Sed paulo diligentius est considerandum, quomodo ipsa moveatur in spatio defg. Nempe illa ejus pars, quae venit ab A, recta pergit usque ad d, ubi globulis secundi elementi occurrens, illos versus B propellit; eodemque modo alia pars, quae venit a B, recta pergit usque ad f, ubi occurrit globulis secundi elementi, quos repellit versus A. Et statim tam quae est versus d, quam quae versus f, reflectitur in omnes partes versus eclipticam eg, omnesque globulos secundi elementi circumjacentes aequaliter pellit; ac denique per meatus, qui sunt inter istos globulos circa eclipticam eg, versus M & Y elabitur. Praeterea, dum ista materia primi elementi proprio motu sic recta fertur ab A & B versus d & f, fertur etiam circulariter motu totius vorticis circa axem AB, adeo ut singula ejus ramenta lineas spirales, sive in modum
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Es besteht deshalb kein Zweifel, daß die Materie des ersten Elements beständig durch die Polregionen A und B in Richtung S fließt, und zwar nicht allein von den Wirbeln K und L, sondern auch von vielen anderen her, die in dieser Abbildung nicht dargestellt sind – denn man darf sich ja nicht vorstellen, daß alle Wirbel auf derselben Ebene liegen ; außerdem kann ich weder ihre wahre Lage, noch ihre Größe, und auch nicht ihre Anzahl bestimmen. Ebensowenig besteht irgendein Zweifel, daß dieselbe Materie aus S in Richtung der Wirbel O und C ausfließt, und zudem in Richtung vieler Wirbel, deren Sitz, Größe und Anzahl ich nicht festsetze. Deshalb bestimme ich auch nicht, ob dieselbe Materie von O und C beständig nach K und L zurückkommt, oder ob sie vielmehr zu vielen anderen, vom ersten Himmel entfernteren Wirbeln, übergeht, bevor sie den Umkreis ihrer Bewegung vollendet. 72. Auf welche Weise sich die Materie bewegt, die die Sonne bildet.
Hingegen muß fast noch sorgfältiger betrachtet werden, auf welche Weise sich die Materie im Raum defg bewegt. Derjenige Teil der Materie nämlich, der von A herankommt, läuft geradewegs ununterbrochen nach d durch, wo er auf die Kügelchen des zweiten Elements auftrifft, die er in Richtung B vorantreibt. Und auf dieselbe Weise läuft der andere Teil, der von B herankommt, geradewegs bis nach f, wo er auf die Kügelchen des zweiten Elements auftrifft, die er in Richtung A zurückstößt. Sofort nun wird sowohl die bei d, als auch die bei f befindliche Materie ausnahmslos in Richtung der Ekliptik eg reflektiert, und stößt sämtliche rundherum befindlichen Kügelchen des zweiten Elements gleichmäßig fort, und wird schließlich durch die Gänge, die sich zwischen den Kügelchen des zweiten Elements um die Ekliptik eg herum befinden, in Richtung M und Y entweichen. Während die Materie des ersten Elements sich demgemäß aufgrund ihrer Eigenbewegung geradewegs von A und B in Richtung d und f fortbewegt, läuft sie zudem auch in der kreisförmigen Bewegung des gesamten Wirbels um die Achse AB, so daß ihre einzelnen Splitter wie bei Schnecken-
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cochleae contortas, describant; quae spirales postea, cum ad d & f pervenerunt, inde utrimque reflectuntur versus eclipticam eg. Et quia spatium defg majus est quam meatus, per quos materia primi elementi in illud ingreditur, vel ex ipso egreditur, idcirco semper ibi aliqua ejus materiae pars manet, corpusque fluidissimum componit, quod perpetuo circa axem fd se ipsum rotat. LXXIII. Varias esse inaequalitates in situ corporis Solis.
Notandumque est in primis, hoc corpus sphaericum | esse debere. Quamvis enim ob inaequalitatem vorticum non putandum sit, omnino aequalem copiam materiae primi elementi summitti versus S, a vorticibus vicinis unius poli atque a vicinis alterius; nec etiam | istos vortices ita esse sitos, ut materiam illam in partes directe oppositas mittant; nec alios vortices, primum coelum versus ejus eclipticam tangentes, certum aliquem ipsius circulum, qui pro ecliptica sumi possit, eodem modo respicere, materiamque ex S per omnes partes istius circuli, aliasque ipsi vicinas egredientem, pari facilitate in se admittere: non tamen inde ullae inaequalitates in figura Solis argui possunt, sed tantum in ejus situ, motu & quantitate. Nempe si vis materiae primi elementi, venientis a polo A versus S, major sit quam venientis a polo B, illa quidem materia priusquam alterius occursu repelli possit, longius progreditur versus B, quam haec altera versus A; sed ita longius progrediendo, ejus vis minuetur; ac juxta leges naturae, se mutuo tandem ambae repellent illo in loco, in quo earum vires erunt inter se plane aequales, atque ibi corpus Solis constituent: quod proinde remotius erit a polo A, quam a polo B. Sed non majori vi pellentur globuli secundi ele-
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häusern eingedrehte Spirallinien beschreiben. Diese Spirallinien werden später, wenn die Splitter nach d und f gelangt sind, von dort beidseitig in Richtung der Ekliptik eg umgewendet werden. Weil nun der Raum defg größer ist als die Bahnen, durch die die Materie des ersten Elements in ihn ein- oder aus ihm heraustritt, bleibt dort ständig ein gewisser Teil dieser Materie zurück, und bildet einen äußerst flüssigen Körper, der sich unablässig selbst um die Achse fd dreht. 73. Es bestehen verschiedene Ungleichmäßigkeiten hinsichtlich der Lage der Sonne.
Dieser Körper muß, das gilt es zuallererst festzustellen, kugelrund sein. Aus der Ungleichheit der Wirbel dürfen nämlich keinerlei Ungleichheiten bezüglich der Gestalt, sondern lediglich bezüglich der Lage, der Bewegung und der Quantität der Sonne abgeleitet werden : obwohl sich nicht die gleiche Menge an Materie des ersten Elements sowohl von den an den einen als auch von den an den anderen Pol angrenzenden Wirbeln in Richtung S herabsenkt, und obwohl die Wirbel nicht gerade so angeordnet sind, daß sie die Materie in direkt gegenüberliegende Bereiche schicken, und obwohl außerdem keine anderen Wirbel, die den ersten Himmel bei deren Ekliptik berühren, irgendeinem anderen Kreis dieses Himmels, den man für die Ekliptik halten könnte, gegenüberstehen und deshalb die Materie, die von S durch alle Bereiche dieses und anderer, ihm benachbarter Kreise heraustritt, mit derselben Leichtigkeit in sich hineinlassen. Denn wenn die Kraft der von Pol A in Richtung S herankommenden Materie des ersten Elements größer ist als die Kraft der vom Pol B herankommenden, breitet sich die von Pol A herankommende Materie zwar, bevor sie durch den Aufschlag auf die andere zurückgestoßen werden kann, weiter in Richtung B aus als die andere in Richtung A. Je weiter sie sich aber ausbreitet, desto mehr vermindert sich ihre Kraft, und nach den Naturgesetzen stoßen sich beide gegenseitig letztlich an jenen Ort zurück, an dem sich ihre Kräfte die Waage halten. Dort bilden sie den Körper der Sonne, der demnach vom Pol A
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menti, in ejus circumferentiae parte d, quam in parte f, nec ideo circumferentia ista minus erit rotunda. Item, si materia primi elementi facilius egrediatur ex S versus O, quam versus C (illic scilicet liberius spatium inveniendo), hoc ipso corpus S nonnihil accedet versus O, & isto accessu spatium interjectum minuendo, ibi tandem sistetur, ubi vis erit utrimque aequalis. Atque ita, quamvis ad solos quatuor vortices L, C, K, O, respiceremus, modo tantum eos supponamus esse inter se inaequales, inde sequitur, Solem S, nec in spatio medio inter O & C, nec etiam in medio inter L & K, esse debere. Majorque adhuc in ejus situ inaequalitas potest intelligi | ex eo, quod alii plures vortices ipsum circumstent. LXXIV. Varias etiam esse in ejus materiae motu.
Praeterea, si materia primi elementi, veniens ex vorticibus K & L, non secundum lineas tam rectas feratur versus S, quam versus alias aliquas partes, exempli | causa, quae venit ex K versus e, quae autem ex L versus g: hinc fiet ut poli fd, circa quos tota Solis materia vertetur, non sint lineis rectis a K & L ad S ductis, sed Australis f aliquanto magis versus e accedat, & Borealis d versus g. Item, si linea recta SM, per quam materia primi elementi facillime egreditur ab S versus C, transeat per punctum circumferentiae fed, vicinius puncto d quam puncto f; ac linea SY, per quam ista materia praecipue tendit ab S versus O, transeat per punctum circumferentiae fgd, vicinius puncto f quam puncto d: hinc fiet ut eg Solis ecliptica, sive planum in quo mo-
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weiter entfernt ist als vom Pol B. Allerdings werden die Kügelchen des zweiten Elements im Bereich d des sie umgebenden Materiegürtels nicht mit einer größeren Kraft gestoßen als im Bereich f, und deshalb ist dieser Materiegürtel nicht etwa weniger rund. Ebenso : Wenn die Materie des ersten Elements leichter aus S in Richtung O, als in Richtung C (wenn sie dort nämlich einen freier verfügbaren Raum findet) austritt, tritt dadurch der Körper S etwas in Richtung O vor, und vermindert durch diesen Vortritt den zwischenliegenden Raum, und bleibt zuletzt dort stehen, wo die Kraft auf beiden Seiten gleich sein wird. Auch wenn wir daher allein auf die vier Wirbel L, C, K, O blicken und lediglich unterstellen, daß sie untereinander ungleich sind, ergibt sich daraus, daß die Sonne S weder inmitten des Raumes zwischen O und C, noch inmitten des Raumes zwischen L und K sein kann. Die noch größere Ungleichheit der Lage der Sonne kann man sich daraus einsichtig machen, daß sich um sie herum viele andere Wirbel befinden. 74. Verschiedenheiten bestehen zudem hinsichtlich der Bewegung dieser Materie.
Wenn sich außerdem die aus den Wirbeln K und L heraustretende Materie des ersten Elements in Richtung S nicht auf ebenso geraden Linien bewegt, wie sie sich in Richtung der anderen Bereiche bewegt, wie zum Beispiel die Materie von K in Richtung e, und die Materie von L in Richtung g geht : Dann befinden sich deshalb die Pole fd, um die sich die gesamte Materie der Sonne herumdreht, nicht auf den geraden von K und L nach S verlaufenden Linien, sondern der Südpol f wird sich bedeutend mehr in Richtung e, und der Nordpol d in Richtung g neigen. Ebenso : Wenn die gerade Linie SM, entlang der die Materie des ersten Elements äußerst leicht von S in Richtung C heraustritt, durch einen Punkt hindurch verläuft, der dem Punkt d des Materiegürtels fed näher ist als dem Punkt f ; und wenn die Linie SY, entlang der die Materie vornehmlich von S in Richtung O tendiert, durch einen Punkt hindurchgeht, der dem Punkt f des Materiegürtels fgd näher ist als dem Punkt d :
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vetur illa ejus materia, quae maximum circulum describit, paulo magis inclinetur a parte e versus polum d, quam versus polum f, sed tamen non tantum quam linea recta SM; atque ex parte g magis inclinetur versus f quam versus d, sed etiam non tantum quam recta SY. Unde sequetur axem, circa quem tota Solis materia vertitur, & cujus extremitates sunt poli fd, non esse lineam accurate rectam, sed nonnihil curvam sive inflexam; materiamque istam aliquanto celerius gyrare inter e & d, vel inter f & g, quam inter e & f, vel d & g; ac forte etiam, non omnino aequali celeritate gyrare inter e & d, atque inter f & g. LXXV. Eas tamen non impedire ne ejus figura sit rotunda.
Quod tamen non potest impedire, ne ipsius corpus sit quamproxime rotundum: quia interim alius ejus motus, a polis versus eclipticam, inaequalitates istas compensat. Eademque ratione, qua videmus ampullam vitream ex eo solo fieri rotundam, quod aër in ejus materiam igne liquefactam per tubum ferreum immittatur; quia nempe iste aër non majori vi ab | ampullae orificio in ejus fundum tendit, quam inde in omnes alias partes reflectitur, & aeque facile illas omnes pellit: ita materia primi elementi, corpus Solis per ejus polos ingressa, debet omnes globulos secundi | elementi circumjacentes, aequaliter undequaque repellere; non minus illos in quos oblique tantum reflectitur, quam illos in quos directe impingit.
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Dann wird sich deshalb die Ekliptik der Sonne eg – d. h. die Ebene, auf der sich derjenige Anteil ihrer Materie bewegt, der den größten Kreis beschreibt – ein wenig mehr von der Stelle e in Richtung des Pols d, als in Richtung des Pols f neigen ; allerdings nicht ebensosehr wie die gerade Linie SM. Zudem neigt sie sich von der Stelle g mehr in Richtung f als in Richtung d, allerdings nicht ebensosehr wie die Gerade SY. Deshalb bildet die Achse, um die sich die gesamte Materie der Sonne herumdreht und deren Endpunkte die Pole fd bilden, keine völlig gerade Linie, sondern eine etwas gekrümmte bzw. gebogene, und die Materie kreist bedeutend schneller zwischen e und d oder zwischen f und g als zwischen e und f oder d und g – und möglicherweise kreist sie sogar mit nicht völlig gleicher Geschwindigkeit zwischen e und d sowie zwischen f und g. 75. Diese Verschiedenheiten verhindern gleichwohl nicht, daß die Gestalt der Sonne rund ist.
Dies vermag indes nicht zu verhindern, daß der Körper der Sonne fast völlig rund ist, weil einstweilen die andere Bewegung dieser Materie von den Polen in Richtung der Ekliptik diese Ungleichmäßigkeiten ausgleicht. Eine Glasflasche wird, wie wir feststellen können, allein dadurch rund, daß Luft durch ein Eisenrohr in ihre durch Feuer verflüssigte Materie eingeblasen wird, weil die Luft mit derselben Kraft, mit der sie von der Öffnung der Flasche zum Boden tendiert, von dort in alle anderen Richtungen reflektiert wird und alle Seiten gleichmäßig drückt. Aus demselben Grund vermag die in den Körper der Sonne durch deren Pole eingetretene Materie des ersten Elements alle rundherum befindlichen Kügelchen des zweiten Elements gleichmäßig in alle Richtungen zurückzustoßen, und zwar diejenigen, auf die sie nur schräg zurückgeworfen wird, ebenso wie jene, auf die sie geradlinig aufschlägt.
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LXXVI. De motu primi elementi, dum versatur inter globulos
secundi.
Notandum deinde materiam istam primi elementi, quamdiu versatur inter globulos secundi, habere quidem motum rectum, a polis AB ad Solem, & a Sole ad eclipticam YM, ac circularem circa polos toti coelo AMBY communem; sed praeterea etiam, maximam & praecipuam partem suae agitationis impendere in minutiarum suarum figuris assidue mutandis, ut omnes exiguos angulos, per quos transit, accurate possit implere. Unde fit, ut ejus vis, valde divisa, debilior sit; ac singulae ejus minutiae motibus globulorum secundi elementi sibi vicinorum obsequantur, semperque paratae sint ad exeundem ex illis angustiis, in quibus ad tam obliquos motus coguntur, atque ad recta pergendum versus quascunque partes. Eam autem materiam, quae est in corpore Solis coacervata, valde multum virium ibi habere, propter consensum suarum omnium partium in eosdem celerrimos motus, omnesque illas suas vires impendere in globulis secundi elementi circumjacentibus hinc inde propellendis. LXXVII. Quomodo Solis lumen non modo versus Eclipticam,
sed etiam versus polos se diffundat.
Atque ex his potest intelligi, quantum materia primi elementi conferat ad illam actionem, in qua lucem consistere ante monuimus; & quomodo illa actio non modo versus eclipticam, sed etiam versus polos in omnes partes se diffundat. Nam primo, si putemus esse aliquod spatium in H, sola materia primi elementi repletum, & tamen satis magnum ad unum aut plures ex globulis secundi recipiendos, non | dubium est quin, uno & eodem temporis momento, globuli omnes contenti in cono d H f,
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76. Über die Bewegung des ersten Elements, während es sich zwischen den Kügelchen des zweiten umherbewegt.
Die Materie des ersten Elements weist zwar, solange sie sich zwischen den Kügelchen des zweiten umherbewegt, eine geradlinige Bewegung von den Polen AB zur Sonne, und von der Sonne zur Ekliptik YM auf, sowie eine kreisförmige um die Pole, die dem gesamten Himmel AMBY gemeinsam ist. Allerdings wendet sie den größten und vorzüglichsten Anteil ihres Antriebs auf, um unablässig die Gestalten ihrer kleinen Bestandteile so zu verändern, daß sie alle winzigen Ecken und Winkel, durch die sie ihren Weg beschreitet, genau ausfüllen kann. Durch diese Aufteilung ist die Materie insgesamt geschwächt, und ihre einzelnen kleinen Bestandteile sind den Bewegungen der ihnen benachbarten Kügelchen des zweiten Elements unterworfen. Deshalb neigen sie dazu, aus den engen Wegen, auf denen sie zu gekrümmten Bewegungen gezwungen sind, herauszugehen und geradlinig in beliebige Richtungen weiterzuschreiten. Die Materie aber, die sich im Körper der Sonne angesammelt hat, besitzt dort aufgrund der Einstimmigkeit aller ihrer Teile in diesen schnelleren Bewegungen sehr viel größere Kräfte, und wendet daher alle ihre Kräfte dafür auf, die rundherum befindlichen Kügelchen des zweiten Elements von der einen Stelle zur nächsten voranzutreiben. 77. Auf welche Weise sich das Licht der Sonne nicht nur in Richtung der Ekliptik, sondern auch in Richtung der Pole verbreitet.
Hieraus wird ersichtlich, wieviel Materie des ersten Elements für jenen Vorgang, in dem, wie wir zuvor bemerkt haben, das Licht besteht, aufgebracht wird, und auf welche Weise dieser Vorgang sich nicht nur in Richtung der Ekliptik, sondern auch in Richtung der Pole und in alle Richtungen verbreitet. Denn wenn wir zunächst annehmen, es gebe bei H irgendeinen allein mit der Materie des ersten Elements angefüllten Raum, der gleichwohl ausreichend groß sei, um eines oder mehrere von den Kügelchen des zweiten Elements aufzunehmen, so besteht kein Zweifel, daß alle im Kegel d H f, dessen Grundfläche die
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cujus basis est concavum hemisphaerium def, versus illud accedant. | LXXVIII. Quomodo versus Eclipticam se diffundat.
Jamque id supra ostensum est de globulis contentis in triangulo, cujus basis erat semicirculus eclipticae solaris, quamvis nondum ulla actio primi elementi spectaretur; sed nunc hoc ipsum de iisdem, simulque etiam de reliquis in toto cono contentis, hujus primi elementi ope clarius patebit. Ea enim ejus pars, quae corpus Solis componit, tam globulos secundi elementi qui sunt versus eclipticam e, quam etiam eos qui sunt versus polos d, f, ac denique omnes qui sunt in cono d H f, versus H propellit; neque enim ipsa majori vi movetur versus e, quam versus d & f, aliasque partes intermedias: illa vero quae jam supponitur esse in H, tendit versus C, unde per K & L versus S tanquam in circulum regrediatur. Ideoque non impedit ne globuli isti ad H accedant, & eorum accessu spatium quod prius ibi erat, corpori Solis accrescat, impleaturque materia primi elementi, a centris K, L, & similibus eo confluente. LXXIX. Quam facile ad motum unius exigui corporis,
alia quammaxime ab eo remota moveantur.
Quin ipsa potius ad hoc juvat; cum enim omnis motus tendat in lineam rectam, materia maxime agitata in H existens, magis propendet ad inde egrediendum quam ad remanendum: quo enim spatium in quo versatur est angustius, eo magis inflectere cogitur suos motus. Et idcirco minime mirum esse debet, quod
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hohle Halbkugel def bildet, enthaltenen Kügelchen im selben Moment in seine Richtung strömen werden. 78. Auf welche Weise sich das Licht in Richtung der Ekliptik verbreitet.
Es ist dies bereits oben über die im Dreieck, dessen Grundlinie der Halbkreis der Sonnenekliptik war, enthaltenen Kügelchen ausgeführt worden, auch wenn keinerlei Einwirkung des ersten Elements in Betracht gezogen wurde. Hingegen wird dies jetzt durch die Hinzunahme des ersten Elements sowohl in bezug auf diese, als auch in bezug auf die übrigen im gesamten Kegel enthaltenen Partikel klarer zutage treten können. Derjenige Teil der Partikel, der den Körper der Sonne bildet, treibt sowohl die Kügelchen des zweiten Elements, die sich auf der Ekliptik e befinden, als auch diejenigen, die sich bei den Polen d, f, sowie schließlich alle, die sich im Kegel d H f befinden, in Richtung H voran ; und zwar bewegen sie sich mit derselben Kraft in Richtung e wie in Richtung d und f und alle dazwischen befindlichen Richtungen. Derjenige Teil jedoch, von dem unterstellt wird, daß er bereits bei H anwesend ist, tendiert in Richtung C, von wo er durch K und L in Richtung S gleichsam in einem Umkreis zurückkehrt. Dieser Teil verhindert deshalb nicht, daß die sich im Kegel d H f befindenden Kügelchen des zweiten Elements auf H zulaufen und durch ihren Zulauf der dort anfänglich befindliche Raum zu dem Körper der Sonne hinzukommt, und sich mit der Materie des von den Mittelpunkten K, L und dergleichen dorthin strömenden ersten Elements anfüllt. 79. Wie leicht sich infolge der Bewegung eines winzigen Körpers andere, äußerst weit von ihm entfernte Körper bewegen.
Ja vielmehr fördert die Materie des ersten Elements dies sogar : Weil nämlich alle Bewegung in gerader Linie tendiert, besitzt die in H anwesende äußerst erregte Materie eine größere Neigung, dort herauszutreten als dort zu verbleiben. Dadurch wird der Raum, in dem sie sich umherbewegt, enger, und sie ist daher gezwungen, ihre Bewegungen mehr zu krümmen. Deshalb ist
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saepe, ad motum alicujus minutissimi corporis, alia corpora, per quantumvis magna spatia diffusa, simul moveantur; nec proinde etiam, cur non tantum Solis, sed & Stellarum quam-maxime remotarum, actio ad terram usque in minimo temporis momento perveniat. | LXXX. Quomodo lumen Solis tendat versus polos.
Si deinde putemus spatium N sola materia primi elementi plenum esse, facile intelligemus omnes globulos secundi, qui continetur in cono gNe, a materia primi, quae, in Sole existens, a d versus f, si | mulque versus totum hemisphaerium efg, magna vi movetur, eo versus pelli debere, quamvis ex se ipsis nullam forte habeant propensionem ad istum motum; neque enim etiam ei repugnant, ut neque materia primi elementi, quae est in N; ipsa enim paratissima est ad eundum versus S, ibique spatium implendum, quod, ex eo quod globuli hemisphaerii concavi efg versus N ferentur, corpori Solis accrescet. Nec ulla est difficultas, quod, uno & eodem tempore, globuli secundi elementi ab S versus N, & materia primi ab N versus S, tanquam motibus contrariis debeant ferri: cum enim haec materia primi non transeat nisi per illa angustissima intervalla, quae globuli secundi non replent, ejus motus ab ipsis non impeditur; ut neque videmus in illis horologiis, quibus clepsydrarum loco nunc utimur, arenam ex vase superiori descendentem impedire quominus aër ex inferiori per interstitia ejus granulorum adscendat.
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es überhaupt nicht verwunderlich, daß infolge der Bewegung irgendwelcher äußerst kleiner Körper oft andere, über einen beliebig großen Raum verteilte Körper sich zugleich bewegen, und es kann daher auch nicht verwundern, weswegen nicht nur Vorgänge auf der Sonne, sondern auch auf äußerst weit entfernten Sternen in kürzester Zeit von dort bis zur Erde gelangen. 80. Auf welche Weise das Licht der Sonne in Richtung der Pole tendiert.
Wenn wir schließlich annehmen, der Raum N sei allein mit Materie des ersten Elements erfüllt, dann sehen wir leicht ein, daß alle Kügelchen des zweiten Elements, die im Kegel gNe enthalten sind, von dort fortgestoßen werden müssen. Denn die in der Sonne enthaltene Materie des ersten Elements bewegt sich mit großer Kraft von d in Richtung f und ebenso in Richtung der gesamten Halbkugel efg. Wenn sie nämlich auch aus sich selbst heraus möglicherweise gar keine Neigung zu dieser Bewegung hat, setzt sie ihr doch auch keinen Widerstand entgegen, und ebensowenig die Materie des ersten Elements, die sich bei N befindet. Diese nämlich wird sich kaum abhalten lassen, in Richtung S zu gehen und dort den Raum einzunehmen, der deswegen, weil sich die Kügelchen der hohlen Halbkugel efg in Richtung N bewegen, dem Körper der Sonne zuwächst. Es bereitet außerdem keine Schwierigkeit, sich vorzustellen, daß gleichzeitig die Kügelchen des zweiten Elements von S in Richtung N und die Materie des ersten Elements von N in Richtung S gleichsam entgegengesetzte Bewegungen vollführen, weil nämlich die Materie des ersten Elements nur durch jene äußerst kleinen Zwischenräume hindurchläuft, die die Kügelchen des zweiten Elements nicht einnehmen, so daß ihre Bewegung von diesen nicht gehemmt wird. Denn bei jenen Uhren, deren wir uns nunmehr anstelle der Wasseruhren bedienen, hindert der aus dem oberen Behälter herabfließende Sand ja auch nicht, daß die Luft aus dem unteren Behälter durch die Zwischenräume der Sandkörner aufsteigt.
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LXXXI. An aequalis sit ejus vis in polis & in ecliptica.
Quaeri tantum potest, an tanta vi pellantur globuli contenti in cono eNg 1 versus N, a sola materia Solis, quam globuli f Hd 2 versus H ab eadem materia Solis, ac simul a proprio motu; quod non videtur, si H & N ab S aequidistent. Sed quemadmodum, ut jam notatum est, minor est distantia versus polos, inter Solem & circumferentiam coeli quod illum ambit, quam versus eclipticam: ita tunc ad summum illa vis esse potest aequalis, cum eadem est proportio inter lineas HS & NS, quae est inter MS & AS. Unumque tantum habemus in natura phaenomenum, ex quo ejus rei | experimentum capi possit: nempe, cum forte aliquis Cometa tantam coeli partem pererrat, ut primo visus in ecliptica, videatur deinde versus unum ex polis, ac postea rursus in ecliptica; tunc enim habita ratione | ejus distantiae, potest aestimari, an ejus lumen (quod a Sole esse infra ostendam), caeteris paribus, majus appareat versus eclipticam quam versus polum. LXXXII. Globulos secundi elementi Soli vicinos minores esse, ac
celerius moveri quam remotiores, usque ad certam distantiam, ultra quam sunt omnes magnitudine aequales, & eo celerius moventur, quo sunt a Sole remotiores.
Superest adhuc notandum, circa globulos secundi elementi, eos qui proximi sunt centro cujusque vorticis, minores esse ac celerius moveri, quam illos qui paulo magis ab eo distant, idque usque ad certum terminum, ultra quem superiores inferioribus celerius moventur, & quantum ad magnitudinem, sunt aequales.
1 eNg ] 1. Auflage : efg 2 f Hd ] 1. Auflage : fgd
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81. Ob die Kraft des Sonnenlichts an den Polen und an der Ekliptik gleich ist.
Es bleibt noch die Frage übrig, ob die im Kegel eNg enthaltenen Kügelchen allein durch die Materie der Sonne mit gleich großer Kraft in Richtung N gestoßen werden wie die Kügelchen f Hd von derselben Materie der Sonne zuzüglich ihrer Eigenbewegung in Richtung H. Das ist nicht ersichtlich, wenn sich H und N von S gleich weit entfernt befinden. Aber die Entfernung zwischen der Sonne und dem sie umgebenden Materiegürtel des Himmels ist in Richtung der Pole kleiner als in Richtung der Ekliptik, wie bereits angemerkt wurde. Ebenso kann die Kraft in der Summe gleich sein, wenn dasselbe Verhältnis zwischen den Linien HS und NS einerseits und zwischen MS und AS anderseits besteht. In der Natur kennen wir nur ein Phänomen, aus dem als Experiment der Sachverhalt entnommen werden kann, nämlich wenn ein Komet einen so großen Bereich des Himmels durchläuft, daß er zunächst an der Ekliptik gesehen wird, sich sodann bei einem der Pole zeigt, und danach wieder bei der Ekliptik : wenn man dann nämlich seine Distanz in Rechnung zieht, kann man abschätzen, ob dessen Licht (das, wie ich unten zeigen werde, von der Sonne stammt), bei ansonsten gleichen Bedingungen, bei der Ekliptik heller erscheint als in der Polregion. 82. Die an die Sonne angrenzenden Kügelchen des zweiten Elements sind kleiner und bewegen sich schneller als die entfernteren, bis zu einer bestimmten Entfernung, jenseits derer alle an Größe gleich sind und sich desto schneller bewegen, je entfernter sie von der Sonne sind.
Es ist noch eine Bemerkung bezüglich der Kügelchen des zweiten Elements übrig. Diejenigen Kügelchen des zweiten Elements, die dem Mittelpunkt eines beliebigen Wirbels näher sind, sind kleiner und bewegen sich schneller als diejenigen, die ein wenig weiter von ihm entfernt sind, und dies bis zu einer bestimmten Grenze, jenseits der die Entfernteren sich schneller als die Näheren bewegen und an Größe gleich sind. Zum Bei-
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Ut hic, exempli causa, in primo coelo putandum est, omnium minutissimos globulos secundi elementi esse juxta superficiem Solis defg, & paulo remotiores gradatim esse majores, usque ad superficiem sphaeroidis HNQR, ultra quam omnes sunt aequales; atque illos qui sunt in hac superficie HNQR, omnium tardissime moveri; adeo ut forte globuli H, Q, triginta annos vel etiam plures impedant in absolvendo uno circuitu circa polos A, B, superiores autem versus M & Y, itemque inferiores versus e & g celerius moveantur, & tam supremi quam infimi, circuitus suos intra paucas hebdomadas absolvant. LXXXIII. Cur remotissimi celerius moveantur quam aliquanto
minus remoti.
Et primo quidem, quod superiores versus M & Y celerius ferri debeant, quam inferiores versus H & Q, facile demonstratur. Ex eo enim quod supposuerimus, omnes in principio fuisse magnitudine aequales (ut par fuit, quia nullum habuimus ipsarum inaequalitatis argumentum), & quod spatium in quo tanquam in vortice circulariter aguntur, non sit accurate rotundum; tum | quia alii vortices circumjacentes non sunt aequales, tum etiam quia illud debet esse angustius, e regione centri cujusque ex istis vorticibus vicinis, quam e regione aliarum ejus partium: necesse est ut aliquando quaedam ex ipsis celerius quam aliae moveantur, cum nempe ordinem debent mutare, ut ex via latiori transeant in angustiorem. Sic, exempli causa (Fig. 18), duo globi qui sunt inter puncta A & B, non possunt transire inter duo viciniora C & D, nisi unus alium praecedat; & manifestum est eum qui praecedit, altero celerius moveri. Deinde, quia omnes globuli primi coeli tota sua vi recedere conantur a centro S (Fig. 17),
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spiel befinden sich im ersten Himmel die kleinsten Kügelchen des zweiten Elements allesamt in der Nähe der Oberfläche der Sonne defg, und die jeweils ein wenig entfernteren sind stufenweise größer, bis zur Oberfläche des Sphäroids HNQR, jenseits dessen alle gleich groß sind. Diejenigen nun, die sich auf jener Oberfläche HNQR befinden, bewegen sich insgesamt am langsamsten. Deshalb wenden die Kügelchen H, Q vielleicht dreißig Jahre oder auch mehr für den Vollzug eines Umlaufs um die Pole A, B auf, während sich die Entfernteren bei M und Y, und ebenso die Näheren bei e und g schneller bewegen, und sowohl die Entferntesten wie die Nächsten ihre Umläufe innerhalb weniger Wochen vollenden. 83. Weshalb sich die am weitesten entfernten Kügelchen schneller bewegen als die sehr viel weniger entfernten.
Es läßt sich leicht beweisen, daß die Entfernteren bei M und Y sich schneller fortbewegen müssen als die Näheren bei H und Q. Erstens : Wir haben vorausgesetzt, daß am Anfang alle Partikel an Größe gleich gewesen sind (wie es angemessen war, weil wir kein Argument für ihre Ungleichheit besessen haben), und daß der Raum, innerhalb dessen sie gleichsam in Wirbeln kreisförmig herumbewegt werden, nicht völlig rund ist. Weil nun einerseits die anderen, rundherum befindlichen Wirbel nicht gleich sind, und anderseits der gerade gegenüber dem Mittelpunkt des einen Wirbels befindliche Raum eines benachbarten Wirbels enger sein muß als der einer beliebigen anderen Region gegenüber befindliche, ist es notwendig, daß sich mitunter bestimmte von diesen Partikeln schneller als andere bewegen, weil sie die Anordnung ändern müssen, wenn sie aus einem breiten Weg in einen engeren übergehen. Zum Beispiel (Fig. 18) können die zwei Kugeln, die sich zwischen den Punkten A und B befinden, nicht zwischen die zwei enger angeordneten Punkte C und D gelangen, sofern nicht die eine der anderen vorausgeht ; und es ist offensichtlich, daß sich diejenige, die vorausgeht, schneller bewegt als die andere. Zweitens : Alle Kügelchen des ersten Himmels sind bestrebt, sich mit
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statim atque aliquis ex ipsis celerius quam vicini movetur, ille, hoc ipso majorem habens vim, magis a centro illo recedit; & ita semper superiores illi sunt qui celerius moventur. Quanta autem sit ista eorum celeritas, sola experientia docere potest; nullamque habemus ejus experientiam, nisi in Cometis, quos ex uno coelo in aliud migrare infra ostendam; ut neque possumus determinare tarditatem circuli HQ, nisi ex motu Saturni, quem in illo vel infra illum esse demonstrabo. LXXXIV. Cur Solis proximi celerius etiam ferantur, quam paulo
remotiores.
Quod vero, infra terminum HQ, globuli propiores centro S celerius circulum suum absolvant quam re | motiores, probatur ex circumvolutione materiae solaris, omnem illam coeli partem sibi vicinam secum rapientis: neque enim potest dubitari, cum ipsa sit celerrime agitata, & semper aliquid sui per angustos mea | tus, qui sunt inter globulos secundi elementi, versus eclipticam emittat & versus polos recipiat, quin habeat vim secum rapiendi globulos istos usque ad certam distantiam. Hujusque distantiae terminum designamus ellipsi HNQR, non circulo: quamvis enim Sol sit sphaericus, ac non minori vi pellat materiam coeli circumjacentem versus polos quam versus eclipticam, illa actione in qua ejus Lucem consistere diximus, non potest
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ihrer gesamten Kraft vom Mittelpunkt S zu entfernen (Fig. 17). Sobald sich also irgendeines von ihnen schneller als die benachbarten bewegt, entfernt es sich aufgrund seiner größeren Kraft weiter vom Mittelpunkt. Und auf diese Weise sind die entfernteren immer diejenigen, die sich schneller bewegen. Wie groß aber die Geschwindigkeit dieser weiter entfernten ist, vermag allein die Erfahrung zu lehren. Zudem besitzen wir davon keine Erfahrung, außer bei den Kometen, die aus dem einen Himmel in den anderen übergehen, wie ich unten zeigen werde. Ebensowenig können wir ja auch die Langsamkeit des Umkreises HQ bestimmen, außer aus der Bewegung des Saturn, der sich auf ihm oder auch innerhalb desselben befindet, wie ich darlegen werde. 84. Weshalb sich auch die der Sonne näheren Partikel schneller fortbewegen, als die ein wenig weiter entfernten.
Die innerhalb der Grenzen HQ dem Mittelpunkt S näherliegenden Kügelchen vollführen ihren Umlauf tatsächlich schneller als die weiter entfernten. Dies kann aufgrund der Umdrehung der Materie der Sonne, die den gesamten ihr benachbarten Teil des Himmels mit sich mitreißt, als erwiesen gelten. Weil die Sonnenmaterie heftiger erregt ist, und sie beständig irgend etwas von ihrer Materie durch die engen Gänge, die sich zwischen den Kügelchen des zweiten Elements befinden, in Richtung der Ekliptik aussendet und von den Polen her zurückerhält, besitzt sie zweifellos die Kraft, diese Kügelchen von dort bis zu einer gewissen Entfernung mit sich mitzureißen. Die Grenze dieser Entfernung bezeichnen wir durch die Ellipse HNQR, nicht als Kreis ; denn obwohl die Sonne kugelrund ist, und die Materie des rundherum befindlichen Himmels mit derselben Kraft in Richtung der Pole wie in Richtung der Ekliptik drückt, – der Vorgang, in dem, wie wir gesagt haben, ihr Licht besteht –, so kann man sich dasselbe gleichwohl nicht für diesen anderen Vorgang einsichtig machen, durch den sie die Materie des Himmels mit in die Kreisbahn hineinreißt, weil das allein von ihrer Kreisbewegung um ihre Achse abhängt. Diese Bewegung
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tamen idem intelligi de hac altera actione, qua istam coeli materiam secum in orbem rapit, quia pendet a solo ejus motu circulari circa suum axem; qui motus procul dubio potentior est in ecliptica, quam versus polos; & ideo hic H & Q magis distare debent ab S, quam N & R. Atque hinc infra ratio reddetur, cur Cometarum caudae aliquando rectae, aliquando curvae appareant. LXXXV. Cur iidem Solis proximi, sint remotioribus minores.
Cum autem hic, intra terminum HQ, inferiores globuli materiae coelestis celerius moveantur quam superiores, debent etiam esse minores; si enim essent majores vel aequales, hoc ipso haberent plus virium, ideoque superiores evaderent. Sed ubi semel contingit, aliquem tanto esse minorem iis qui supra ipsum sunt, ut magis ab iis magnitudine superetur, quam illos celeritate superet, semper postea illis inferior manere debet. Etsi vero globulos istos in principio quam accuratissime aequales a Deo factos fuisse supponamus, fieri tamen non potuit, lapsu temporis, ob inaequalitatem spatiorum quae percurrunt, & inaequalitatem eorum | motus inde ortam, ut paulo ante demonstratum est, quin aliqui aliis minores evaderent, iique essent satis multi ad spatium HNQR implendum. Neque enim | consideramus hoc spatium, cum magnitudine totius vorticis AYBM comparatum, nisi tanquam admodum parvum; ut etiam magnitudo Solis, ad ipsum comparata, perexigua est intelligenda; quamvis ista eorum proportio non potuerit hic in figura exhiberi, quia nimis vasta esse debuisset. Notandum etiam est varias esse alias inaequalitates in motibus partium coeli, praesertim earum quae sunt inter S & H vel Q, de quibus paulo post commodius agetur.
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ist zweifellos an der Ekliptik kräftiger als an den Polen, und deshalb müssen H und Q weiter von S entfernt sein als N und R. Hieraus wird sich unten die Begründung ergeben, weshalb die Schweife der Kometen zuweilen als gerade, zuweilen als gekrümmt erscheinen. 85. Weswegen die der Sonne nächsten Partikel kleiner als die entfernteren sind.
Weil sich die unteren Kügelchen der Himmelsmaterie hier, innerhalb der Grenze HQ, schneller bewegen als die oberen, müssen sie auch kleiner sein ; wenn sie nämlich größer oder auch nur gleich groß wären, besäßen sie allein dadurch mehr Kraft und würden deshalb über die oberen hinausgehen. Sollte aber einmal ein Kügelchen so viel kleiner als die anderen sein, die sich über ihm befinden, daß die oberen Kügelchen es an Größe mehr übertreffen, als es selbst sie an Geschwindigkeit übertrifft, dann wird es immer unterhalb von diesen verbleiben müssen. Auch wenn diese Kügelchen tatsächlich am Anfang von Gott in höchstem Maße gleich geschaffen worden sind, wie wir voraussetzen, konnte es trotzdem aufgrund der Ungleichheit der Räume, die sie durchlaufen, und der daraus, wie gerade bewiesen wurde, entstehenden Ungleichheit ihrer Bewegungen nicht ausbleiben, daß im Verlauf der Zeit irgendwelche kleineren nach oben hinausgegangen sind, und zwar zahlreich genug, um den Raum HNQR einzunehmen. Denn wir halten diesen Raum verglichen mit der Größe des gesamten Wirbels AYBM für äußerst klein, wie auch die Größe der Sonne im Vergleich mit dem gesamten Wirbel als äußerst klein anzusehen ist, obwohl das Verhältnis ihrer Größen hier in dieser Abbildung nicht dargestellt werden konnte, weil sie dafür überaus groß hätte sein müssen. Zudem muß beachtet werden, daß verschiedene andere Ungleichheiten in den Bewegungen der Teile des Himmels stattfinden, besonders derjenigen Teile, die sich zwischen S und H oder Q befinden, über die sich ein wenig später vollständiger wird handeln lassen.
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LXXXVI. Globulos secundi elementi variis modis simul moveri,
quo fit ut plane sphaerici reddantur.
Denique non est omittendum, materiam primi elementi, venientem ex vorticibus K, L, & similibus, praecipue quidem ferri versus Solem, sed plurimas tamen etiam ejus partes per totum vorticem AYBM dispergi, atque inde ad alios C, O, & similes transire, ac fluendo circa globulos secundi elementi, efficere ut ipsi tum circa propria centra, tum forte etiam aliis modis moveantur. Cumque sic isti globuli non una tantum ratione, sed multis diversis eodem tempore agitentur, hinc clare percipitur ipsos, cujuscunque figurae fuerint in principio, nunc debere esse plane sphaericos, non instar cylindri, aut cujusvis sphaeroidis, una tantum ex parte rotundos. LXXXVII. Varios esse gradus celeritates in minutiis primi elementi.
Postquam autem naturam primi & secundi elementi sic utcunque explicuimus, ut tandem de tertio agere possimus, considerandum est, materiam primi non esse aequaliter agitatam secundum omnes suas minutias, sed saepe in perexigua ejus quantitate innumeros reperiri diversos gradus celeritatis. Quod perfacile demonstratur, tum ex modo quo ejus generationem supra descripsimus, tum etiam ex continuo ejus usu: | finximus enim eam genitam esse ex eo, quod particulae secundi elementi, nondum sphaericae, sed angulosae, ac totum spatium in quo erant implentes, moveri non potuerint, quin earum anguli atterentur, ac minutiae, ab iis attritu isto separatae, figuras suas diversi-
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86. Die Kügelchen des zweiten Elements bewegen sich zugleich auf verschiedene Weise, wodurch es geschieht, daß sie völlig kugelrund werden.
Schließlich darf man folgendes nicht übersehen : Die aus den Wirbeln K, L und ähnlichen austretende Materie des ersten Elements bewegt sich zwar vorzugsweise in Richtung der Sonne fort, jedoch verteilen sich außerdem viele Teile dieser Materie über den gesamten Wirbel AYBM und gehen von dort auf die anderen C, O und ähnliche Wirbel über und bewirken, indem sie um die Kügelchen des zweiten Elements fließen, daß sie sich sowohl um ihren eigenen Mittelpunkt, als auch zufällig auf andere Weisen bewegen. Diese Kügelchen werden also nicht nur auf eine, sondern gleichzeitig auf viele verschiedene Weisen in Bewegung versetzt, und daraus erfassen wir klar, daß sie, welche Gestalt auch immer sie am Anfang besessen hatten, nunmehr völlig kugelrund und nicht nur wie ein Zylinder oder irgendein Sphäroid an einer Seite rund sein müssen. 87. Bei den kleineren Teilchen des ersten Elements finden sich verschiedene Grade von Geschwindigkeit.
Nachdem wir aber die Natur des ersten und des zweiten Elements so gut es geht erklärt haben, können wir nunmehr das dritte abhandeln. Hierfür ist zu beachten, daß die Materie des ersten Elements nicht in allen ihren kleineren Teilchen gleichmäßig erregt worden ist, sondern sich oft bei einer sehr kleinen Quantität dieser Teilchen zahllose verschiedene Grade an Geschwindigkeit finden. Dies läßt sich leicht beweisen, nämlich zum einen aus der Weise, wie wir oben ihre Entstehung beschrieben haben, und zum anderen daraus, daß wir diese Erklärungsweise weiterspinnen. Wir haben uns nämlich ihre Entstehung so vorgestellt : Die Partikel des zweiten Elements konnten sich, als sie noch nicht kugelrund, sondern eckig waren und den gesamten Raum, in dem sie sich aufhielten, einnahmen, nicht bewegen, ohne daß sie ihre Ecken abrieben und die von ihnen durch diesen Abrieb getrennten kleineren Teile ihre Gestalten nach Maßgabe des ein-
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mode mutarent, pro ratione diversi loci occupandi, sicque primi elementi formam assumerent; nuncque adhuc eodem modo putamus, illud primum elementum inservire implendis omnibus spatiorum angustiis, quae circa alia corpora reperiuntur. Unde manifestum est unasquasque ex ejus minutiis majores initio non fuisse quam anguli particularum ex quibus exscindebantur; sive quam spatium, quod tres globuli, se mutuo contingentes, in medio sui relinquunt; atque ideo quasdam ex ipsis plane indivisas manere potuisse, dum aliae interim egredientes ex angustis spatiis, quorum figura mutabatur magis & magis, indefinite dividi debuerunt. Sint, exempli causa (Fig. 19), tres globuli A, B, C, quorum duo primi A & B, se mutuo tangentes in G, circa propia centra tantum vertantur, dum interim tertius C, tangens primum in E, volvetur supra ipsum ab E versus I, donec puncto D tangat secundum in puncto F: manifestum est materiam primi elementi, quae continetur in spatio triangulari FGI, sive ex pluribus ramentis constet, sive tantum ex uno, posse interim manere immotam; sed illam quae est in spatio FIED necessario moveri, & nullum tam exiguum ejus ramentum inter puncta D & F posse designari, quod non sit majus eo | quod inde aufertur singulis momentis. Quia globulus C, accedendo ad B, efficit ut linea DF transeat per innumeros diversos gradus brevitatis. LXXXVIII. Eas ejus minutias quae minimum habent celeritatis,
facile id ipsum quod habent aliis transferre, ac sibi mutuo adhaerere.
Sic igitur in materia primi elementi, quaedam sunt ramenta reliquis minus divisa, & minus celeriter agitata; quae cum suppo-
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zunehmenden Ortes auf verschiedene Weisen veränderten. Auf diese Weise nahmen sie die Form des ersten Elements an. Jetzt aber wollen wir auf dieselbe Weise weitergehend annehmen, daß das erste Element zur Ausfüllung aller engen Räume, die um die anderen Körper herum angetroffen werden, bereit steht. Deshalb sind alle einzelnen dieser kleineren Teile offensichtlich anfänglich nicht größer gewesen als die Ecken und Winkel der Partikel, aus denen sie ausgestoßen wurden, bzw. nicht größer als der Raum, den drei sich gegenseitig berührende Kügelchen in ihrer Mitte freilassen. Deshalb konnten einige von diesen kleineren Partikeln völlig ungeteilt bleiben, während andere, die unterdessen aus engen Räumen heraustraten und deren Gestalt mehr und mehr verändert wurde, sich unbestimmt oft teilen mußten. Es seien zum Beispiel (Fig. 19) A, B, C drei Kügelchen, von denen die ersten zwei A und B sich gegenseitig bei G berühren. Diese beiden Kügelchen sollen sich nur um ihre eigenen Mittelpunkte herumdrehen, während unterdessen das dritte Kügelchen C, das das erste bei E berührt, sich über es von E in Richtung I hinwegdreht, bis es mit dem Punkt D den gegenüberliegenden Punkt F berührt. Die Materie des ersten Elements, die im dreieckigen Raum FGI enthalten ist, kann nun offensichtlich unbewegt verbleiben, und zwar gleichgültig, ob sie aus mehreren Splittern oder nur aus einem besteht. Jene aber, die sich im Raum FIED befindet, muß sich unausweichlich bewegen. Es kann kein noch so kleiner Splitter dieser Materie zwischen den Punkten D und F aufgezeigt werden, der nicht größer wäre als das, das von dort in einzelnen Momenten vertrieben wird. Denn das Kügelchen C bewirkt, indem es nach B voranschreitet, daß die Linie DF unzählige verschiedene Grade von Kürze durchläuft. 88. Die kleineren dieser Teilchen, die die geringste Geschwindigkeit besitzen, übertragen selbst diese geringe, die sie besitzen, auf andere, und hängen sich so aneinander an.
Demnach gibt es in der Materie des ersten Elements einige Splitter, die im Vergleich mit den übrigen weniger zerteilt und
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nantur excisa fuisse ex angulis particularum secundi, cum nondum in globulos tornatae erant, & omnia spatia sola implebant, non possunt non habere figuras valde angulosas, & ad motum ineptas. Unde fit ut facile sibi mutuo adhaereant, magnamque partem suae agitationis transferant in illa alia ramenta, quae minutissima sunt, & celerrime agitantur. Quia, juxta leges naturae, majora corpora, caeteris paribus, facilius id quod habent agitationis in minora transferunt, quam novam ullam agitationem ab istis aliis recipiant. LXXXIX. Tales minutias sibi mutuo adhaerentes, praecipue inveniri
in ea materia primi elementi, quae a polis ad centra vorticum fertur.
Et quidem talia ramenta praecipue reperiuntur in ea materia primi elementi, quae a polis versus medium coeli secundum lineas rectas movetur: ejus enim partes quamminimum agitatae sufficiunt ad istum motum rectum, non autem ad alios magis obliquos & varios, qui fiunt in aliis locis; ex quibus idcirco expelli solent in viam istius motus recti, & ibi congregantur in exiguas massas, quarum figuram hic velim diligenter considerari. XC. Qualis sit figura istarum minutiarum, quae particulae striatae
deinceps vocabuntur.
Nempe, cum saepe transeant per angusta illa spatia triangularia, quae in medio trium globulorum secundi elementi, se mutuo tangentium, reperiuntur, debent induere figuram in sua latitudine & profunditate triangularem. Quantum autem ad longitudinem, non fa | cile est ipsam determinare, quia non videtur ab alia
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weniger schnell erregt sind. Diese Splitter können nur sehr ekkige und zur Bewegung ungeeignete Gestalten besitzen, weil sie der ersten Annahme zufolge ja von den Ecken der Partikel des zweiten Elements, als diese noch nicht zu Kügelchen abgedreht waren und den gesamten Raum allein einnahmen, abgefallen sind. Deshalb hängen sie sich leicht aneinander an, und übertragen einen großen Anteil ihres Antriebs auf die anderen Splitter, die am kleinsten und am schnellsten erregt sind ; denn nach den Naturgesetzen übertragen die größeren Körper bei ansonsten gleichen Bedingungen das, was sie an Antrieb besitzen, leichter auf kleinere, als daß sie irgendeinen neuen Antrieb von kleineren erhalten. 89. Die solcherart aneinander anhängenden kleineren Teilchen finden sich vorzugsweise in der Materie des ersten Elements, die sich von den Polen zu den Mittelpunkten der Wirbel fortbewegt.
Splitter dieser Art finden sich vorzugsweise in der Materie des ersten Elements, die sich von den Polen in Richtung der Mitte des Himmels auf geraden Linien bewegt. Deren am wenigsten erregte Teile können nämlich zu einer geradlinigen Bewegung anregen, nicht aber zu anderen mehr gebogenen und wechselnden, die an anderen Orten geschehen. Deshalb werden die Splitter von diesen Orten gewöhnlich auf einem Weg vertrieben, wo eine solche geradlinige Bewegung geschieht, und wo sie sich zu kleinen Klumpen vereinigen, deren Gestalt ich hier eingehender betrachten will. 90. Von welcher Gestalt diese kleineren Teilchen sind, die wir bald als die gefurchten Partikel bezeichnen werden.
Denn weil die Splitter oft durch die engen dreieckigen Räume hindurchgehen, die inmitten dreier sich gegenseitig berührender Kügelchen des zweiten Elements angetroffen werden, müssen sie in ihrer Breite und Tiefe eine dreieckige Gestalt annehmen. Was jedoch die Länge betrifft, ist es nicht leicht, ihre Gestalt zu bestimmen, weil sie von keiner anderen Ur-
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causa pendere, quam a copia materiae ex qua istae massulae conflantur; sed sufficit illas concipere tanquam exiguas columnas, tribus striis in modum cochlearum intortis excavatas, ita ut gyrando transire possint per illos angustos meatus, figuram habentes trianguli curvilinei FGI (Fig. 19), qui semper inter tres globulos secundi elementi se mutuo tangentes reperiuntur. Quippe ex eo quod sint oblongae, ac motu celerrimo transeant inter istos globulos secundi elementi, dum interim ipsi alio motu circa polos coeli rotantur, clare intelligitur illarum strias in modum cochlearum debere esse intortas; & quidem magis vel minus intortas, prout transeunt per partes axi vorticis remotiores aut viciniores: quia globuli secundi elementi celerius in illis quam in istis rotantur, ut ante dictum est. XCI. Istas particulas ab oppositis polis venientes, contrario modo
esse intortas.
Ac etiam ex eo quod ipsae veniant versus medium coeli ex partibus contrariis, unae scilicet ab Australi, aliae a Boreali, dum interim totus vortex circa suum axem in unas & easdem partes movetur: manifestum est illas quae veniunt a polo Australi, non in easdem partes debere intortas esse, ac illas quae veniunt a polo Boreali, sed plane in contrarias. Quod animadversione valde dignum puto, quia hinc vires magnetis infra explicandae praecipue dependent. XCII. Tres tantum strias in ipsis esse.
Sed ne quis forte existimet, me sine ratione affirmare, tres tantum strias in istis primi elementi particulis esse posse, cum ta-
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sache abzuhängen scheint, als von der Menge der Materie, aus der sich dieses Klümpchen zusammensetzt. Aber es reicht aus, sie gewissermaßen als kleine Säulen aufzufassen, in die drei wie bei Schneckenhäusern eingedrehte Furchen eingeritzt sind, so daß sie sich kreisend durch die engen Gänge hindurcharbeiten können, weil sie die Gestalt eines krummlinigen Dreiecks wie bei FGI besitzen (Fig. 19), wie es stets zwischen drei sich gegenseitig berührenden Kügelchen des zweiten Elements angetroffen wird. Denn daraus, daß sie länglich sind und mit sehr schneller Bewegung zwischen den Kügelchen des zweiten Elements hindurchgehen, während sie sich unterdessen in einer anderen Bewegung um die Pole des Himmels drehen, wird klar einsichtig, daß ihre Furchen in der Weise der Schneckenhäuser eingedreht sind ; und zwar mehr oder weniger eingedreht, je nachdem, ob sie durch Bereiche hindurchgehen, die der Achse des Wirbels entfernter oder näher sind – weil die Kügelchen des zweiten Elements in jenen schneller als in diesen rotieren, wie zuvor bereits ausgeführt wurde. 91. Die von gegenüberliegenden Polen ankommenden Partikel sind auf entgegengesetzte Weise eingedreht.
Weil diese Partikel aus entgegengesetzten Gegenden in Richtung der Mitte des Himmels voranschreiten, die einen nämlich von der südlichen, die anderen von der nördlichen, während sich unterdessen der gesamte Wirbel in ein und derselben Richtung um seine Achse bewegt, ist es offensichtlich, daß die vom Südpol herkommenden Partikel nicht in derselben Richtung eingedreht sein können wie die, die vom Nordpol herkommen, sondern in die gerade entgegensetzte Richtung. Ich meine, daß diese Überlegung von sehr hohem Wert ist, weil hauptsächlich von ihr die unten zu erklärenden Kräfte des Magneten abhängen. 92. Es gibt nur drei Furchen auf diesen Partikeln.
Es möge aber niemand meinen, daß ich ohne Grund behaupte, es könnten sich lediglich drei Furchen auf den Partikeln des ersten Elements befinden. Freilich können sich die Kügelchen
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men globuli secundi non ita | semper omnes se mutuo possint contingere, ut tantum triangularia spatia circa se relinquant, velim hic notari, alia quaevis loca ampliora, quae inter globulos istos saepe reperiuntur, habere semper suos angulos plane aequales iis trianguli FGI, ac, quantum ad caetera, esse in perpetua mutatione: adeo ut particulae striatae primi elementi, per illa transeuntes, eam etiam figuram quam descripsimus, debeant induere. Nam, exempli causa (Fig. 20), quatuor globuli A, B, C, H, se tangentes in punctis K, L, G, E, relinquunt in medio sui spatium quadrangulare, cujus quisque angulus est omnino aequalis unicuique ex angulis trianguli FGI; cumque quatuor isti globuli moventur, spatium istud assidue figuram mutat, fitque nunc quadratum, nunc oblongum, ac etiam interdum in duo alia spatia triangularia dividitur; unde fit ut materia primi elementi minus agitata, quae in eo exsistit, ad unum vel duos ex ejus angulis debeat confluere, ac residuum spatii relinquere materiae 1 mobiliori, & figuras suas facilius mutanti, ut eas ad omnes istorum globulorum motus accomodet. Atque si forte unum ex ejus ramentis, in uno ex istis angulis existens, extendat se ibi versus partem illi angulo oppositam, ultra spatium aequale triangulo FGI, debebit inde expelli, ac proinde imminui, cum accidet ut tertius globulus tangat duos illos, qui angulum in quo versatur conficiunt. Nempe, si materia minus agitata, occupans angulum G, extendat se versus D ultra lineam FI, inde extrudetur a globulo C, atque eatenus minuetur, cum hic globulus C accedet ad B, | ut claudat triangulum GFI. Et quia particulae primi elementi, quae in eo maximae sunt, & reliquis minus agitatae, per longos coeli tractus transeundo, non possunt non saepe
1 relinquere materiae ] AT : relinquerem ateriae
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des zweiten Elements nicht immer gerade so berühren, daß sie nur dreieckige Räume zwischen sich freilassen. Gleichwohl möchte ich hier festhalten, daß alle beliebigen weiteren Orte, die häufig zwischen diesen Kügelchen angetroffen werden, immer denjenigen des Dreiecks FGI völlig gleiche Ecken und Winkel besitzen. Zudem befinden sie sich in unausgesetzter Veränderung, so daß die durch sie hindurchgehenden gefurchten Partikel des ersten Elements gerade die Gestalt annehmen müssen, die wir beschrieben haben. Wenn zum Beispiel (Fig. 20) die vier Kügelchen A, B, C, H sich an den Punkten K, L, G, E berühren, dann lassen sie in ihrer Mitte einen viereckigen Raum offen. Jede Nische dieses Raumes gleicht für sich genommen jeder beliebigen Nische des Dreiecks FGI völlig. Wenn sich nun die vier Kügelchen bewegen, so daß der Raum ununterbrochen die Gestalt wechselt, und bald quadratisch, bald länglich wird und auch zwischenzeitlich in zwei getrennte dreieckige Räume geteilt wird, dann muß die weniger erregte Materie des ersten Elements, die sich in ihm befindet, in eine oder zwei dieser Nischen des jeweiligen Raumes zusammenströmen. Dann überläßt sie den Rest des Raumes der beweglicheren und ihre Gestalten leichter anpassenden Materie, so daß diese sich an alle Bewegungen der Kügelchen des zweiten Elements anpaßt. Wenn nun einer von diesen Splittern, der sich in einer der Nischen befindet, sich zufällig in die dieser Nische entgegengesetzte Richtung ausdehnt, und zwar über den dem Dreieck FGI entsprechenden Raum hinaus, wird er von dort herausgetrieben und demnach verkürzt werden, weil ein drittes Kügelchen jene zwei berührt, die die Nische bilden, in dem es sich bewegt. Denn wenn sich die weniger erregte Materie, die die Ecke G einnimmt, in Richtung D über die Linie FI ausdehnt, wird sie von dort durch das Kügelchen C zurückgedrängt und insofern vermindert werden, als das Kügelchen C sich B annähert, so daß es das Dreieck GFI schließt. Weil die größeren und weniger erregten Partikel des ersten Elements durch lange Striche des Himmels hindurchgehen, können sie sich überhaupt nur auf diese Weise zwischen den
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ita versari inter tres globulos ad se invicem accedentes, non videntur posse induere ullam figuram determinatam, & aliquandiu in ipsis permanentem, praeter illam quam descripsimus. XCIII. Inter particulas striatas, & omnium minutissimas, varias esse
aliarum magnitudines in primo elemento.
Etsi autem hae particulae oblongae ac striatae valde differant a reliqua materia primi elementi, non tamen illas ab hac distinguimus, quandiu tantum inter globulos secundi versantur: tum quia nullum peculiarem earum effectum ibi advertimus; tum etiam, quia multas alias, non multo minores, nec celerius agitatas, in ea contineri arbitramur, ita ut inter omnium minutissimas & istas striatas, innumeri sint aliarum gradus, ut facile ex inaequalitate viarum quas perlabuntur, agnosci potest. XCIV. Quomodo ex iis maculae in Solis vel stellarum superficie
generentur.
Sed quando materia ista primi elementi ad corpus Solis alteriusve sideris pervenit, ibi omnes ejus minutiae maxime agitatae, cum nullis globulorum secundi elementi obicibus impediantur, in similes motus consentire laborant. Unde fit ut illae striatae, nec non etiam aliae multae paulo minores, quae ob figuras nimis angulosas, molemve nimis magnam, tantam agitationem refugiunt, ab aliis minutissimis separentur, ac sibi mutuo facile adhaerentes, propter inaequalitatem suarum figurarum, moles aliquando permagnas componant, quae, intimae coeli superficiei contiguae, sideri ex quo emerserunt adjunguntur, & ibi resistentes illi actioni, in qua vim luminis consistere supra dixi-
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wechselweise aneinander anstoßenden drei Kügelchen bewegen, und sie scheinen keine bestimmte Gestalt annehmen und eine geraume Zeit in ihr verbleiben zu können, außer jener, die wir beschrieben haben. 93. Zwischen den gefurchten Partikeln und den insgesamt kleinsten Teilchen gibt es verschiedene Größen anderer Partikel des ersten Elements.
Solange sich die länglichen und gefurchten Partikel zwischen den Kügelchen des zweiten Elements bewegen, machen wir keinen Unterschied zwischen ihnen und der übrigen Materie des ersten Elements, obwohl sie von ihr sehr verschieden sind, und zwar zum einen deswegen nicht, weil wir dort keine ihnen eigentümliche Wirkung bemerken, und zum anderen, weil wir annehmen, daß viele andere, nicht viel kleinere und nicht schneller erregte in ihr enthalten sind, so daß sich zwischen den insgesamt kleinsten Teilchen und den gefurchten zahllose Grade anderer finden, was aus der Ungleichartigkeit der Wege, die sie durchlaufen, leicht erkannt werden kann. 94. Auf welche Weise aus diesen gefurchten Partikeln die Flecken auf der Oberfläche der Sonne oder der Sterne entstehen.
Wenn die Materie des ersten Elements irgendwann einmal zum Körper der Sonne oder eines anderen Sternes gelangt, dann bilden alle ihre kleinsten, am heftigsten erregten Teilchen eine gleiche Bewegung aus, weil sie durch keine Hindernisse aus Kügelchen des zweiten Elements aufgehalten werden. Sowohl die gefurchten Partikel als auch die vielen anderen, etwas kleineren, die aufgrund ihrer sehr verwinkelten Gestalten, oder auch wohl ihrer sehr viel größeren Masse dieser Erregung widerstehen, trennen sich von den anderen, kleinsten Teilchen. Weil sie sich aufgrund der Unebenheiten ihrer Gestalten leicht aneinanderhängen, bilden sie zuweilen sehr viel größere Massen. Diese Massen berühren die innerste Oberfläche des Himmels und verbinden sich mit dem Gestirn, aus dem sie aufgetaucht sind, und hemmen dort jenen Vorgang, in dem die Kraft des Lichtes,
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mus, | similes sunt illis maculis quae in Solis superficie conspici solent. Eadem enim ratione, qua videmus aquam liquoresque alios quoscunque, cum igni admoti effervescunt, atque aliquas particulas diversae a reliquis naturae ac minus ad motum aptas in se continent, densam spumam ex particulis istis conflatam emittere, quae supra ipsorum superficiem natare, figurasque admodum irregulares & mutabiles habere solet: ita perspicuum est materiam Solis, utrimque ex ejus polis versus eclipticam ebullientem, debere particulas suas striatas, aliasque omnes quae facile sibi mutuo adhaerent, ac difficulter communi ipsius motui obsequuntur, ex se tanquam spumam expellere. XCV. Hinc cognosci praecipuas harum macularum proprietates.
Atque hinc facile est cognoscere, cur Solis maculae non soleant apparere circa ejus polos, sed potius in partibus eclipticae vicinis; & cur figuras habeant valde varias & incertas; & denique cur in orbem circa Solis polos, si non tam celeriter quam ejus substantia, saltem simul cum ea parte coeli quae illi proxima est, moveantur. XCVI. Quomodo istae maculae dissolvantur, ac novae generentur.
At vero, quemadmodum plerique liquores eandem spumam, quam initio effervescendo emittunt, rursus postea diutius ebulliendo resorbent & absumunt: ita putandum est, eadem facilitate qua materia macularum e corpore Solis emergit, atque in ejus superficie cumulatur, paulo post etiam imminui, & partim in ejus substantiam refundi, partimque per coelum vicinum di-
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wie wir oben ausgeführt haben, besteht, und gleichen so jenen Flecken, die man auf der Oberfläche der Sonne betrachten kann. Wenn Wasser und beliebige andere Flüssigkeiten dem Feuer ausgesetzt sind, wallen sie auf und scheiden dichten Schaum aus, der aus irgendwelchen Partikeln zusammengesetzt ist, die von einer anderen Natur als die übrigen und weniger zur Bewegung geeignet sind, und der auf der Oberfläche dieser Flüssigkeiten schwimmt und äußerst unregelmäßige und sich verändernde Gestalten besitzt. Offensichtlich muß aus demselben Grunde die auf jeder der beiden Seiten von ihren Polen in Richtung der Ekliptik heraussprudelnde Materie der Sonne ihre gefurchten Partikel, und alle anderen, die sich leicht aneinanderheften und ihrer gemeinsamen Bewegung nur schwer nachgeben, aus sich gleichsam als Schaum herausdrücken. 95. Hieraus werden die hauptsächlichsten Eigenschaften dieser Flecken erkannt.
Hieraus nun ist leicht zu erkennen, weshalb die Flecken der Sonne gewöhnlich nicht um ihre Pole herum auftreten, sondern eher bei den der Ekliptik benachbarten Bereichen, und weshalb sie sehr verschiedene und unbestimmte Gestalten besitzen, und schließlich weshalb sie sich auf einer Kreisbahn um die Pole der Sonne bewegen, wenn auch keinesfalls schneller als ihre Substanz, und nicht einmal ebenso schnell wie der Bereich des Himmels, der ihnen am nächsten ist. 96. Auf welche Weise sich diese Flecken auflösen und neue entstehen.
Ebenso wie die meisten Flüssigkeiten tatsächlich denselben Schaum, den sie im anfänglichen Aufwallen ausscheiden, danach umgekehrt während des längerandauernden Hervorsprudelns wieder aufsaugen und verbrauchen, vermindert sich schon ein wenig später die Materie der Flecken mit derselben Leichtigkeit, mit der sie aus dem Körper der Sonne auftaucht und sich auf ihrer Oberfläche ansammelt, und strömt einesteils in die Substanz der Sonne zurück und verteilt sich anderenteils über den angrenzenden Himmel. (Denn diese Flecken bilden
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spergi. (Non enim ex toto Solis corpore, sed tantum ex materia quae recens in illum ingressa est, maculae istae formantur.) Ac reliqua materia quae diu | tius in eo permansit, jamque, ut ita loquar, excocta est & defaecata, summa vi semper gyrans, partim eas quae jam factae sunt abradit, dum interim alia in parte novae generantur ex nova materia Solem ingrediente: unde fit ut non omnes in iisdem locis appareant. Et sane tota Solis superficies, partibus circumpolaribus exceptis, materia ex qua componuntur tegi solet. Atqui maculae tantum esse dicuntur, ubi materia illa est tam densa & stipata, ut vim luminis a Sole venientis notabiliter obtundat. XCVII. Cur in quarundam extremitate colores iridis appareant.
Praeterea potest contingere, ut maculae istae, cum sunt paulo crassiores & densiores, prius in sua circumferentia quam in medio atterantur a puriore materia Solis eas circumfluente; sicque ut extremitates earum circumferentiae, in acutum desinentes, ejus lumini perviae sint: unde sequitur ipsas ibi Iridis coloribus pingi debere, ut antehac de prismate vitreo in Meteoris, cap. 8, explicui. Et tales aliquando in illis observantur. XCVIII. Quomodo maculae in faculas vertantur, vel contra.
Saepe etiam contingit, ut materia Solis, circa maculas istas fluendo, supra ipsarum extremitates assurgat; tuncque, inter illas & coeli vicini superficiem intercepta, cogitur ad motum solito celeriorem: eodem modo quo fluminum rapiditas semper
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sich nicht aus dem gesamten Körper der Sonne, sondern lediglich aus der Materie, die erst kürzlich in sie eingetreten ist.) Und die übrige Materie, die längere Zeit in ihr verblieben ist, und bereits, ich will einmal so sagen, ausgebrannt und erschöpft ist, kreist beständig mit der größtmöglichen Kraft, und reibt die Flecken, die bereits entstanden sind, teilweise ab, während unterdessen an anderen Stellen aus der in die Sonne neu eintretenden Materie neue entstehen. Deshalb erscheinen nicht alle Flecken an denselben Stellen. Und tatsächlich ist gewöhnlich die gesamte Oberfläche der Sonne mit Ausnahme der Polregionen mit der Materie, aus der sich diese Flecken zusammensetzen, bedeckt. Gleichwohl werden nur die Stellen, wo diese Materie so dicht und zusammengedrängt ist, daß sie die Kraft des von der Sonne ankommenden Lichts in bemerkbarem Ausmaß schwächt, als Flecken bezeichnet. 97. Weswegen an bestimmten Rändern der Flecken die Farben des Regenbogens erscheinen.
Außerdem kann es passieren, daß diese Flecken, wenn sie ein wenig dicker und dichter sind, an ihren Umrissen eher als in der Mitte von der reineren, sie umfließenden Materie der Sonne abgerieben werden, und zwar so, daß die spitz zulaufenden Ränder der Umrisse dieser Flecken dem Licht als Durchgang dienen, weshalb sie dort in den Farben des Regenbogens schillern müssen, wie ich zuvor bereits in der Meteorologie, Kap. 8, über das gläserne Prisma ausgeführt habe. Und diese Farben werden tatsächlich zuweilen an diesen Flecken beobachtet. 98. Auf welche Weise sich die Flecken in Fackeln verwandeln oder auch umgekehrt.
Oft geschieht es auch, daß sich die um diese Flecken herumfließende Materie der Sonne über die Ränder dieser Flecken erhebt, und dann, zwischen diesen Rändern und der Oberfläche des angrenzenden Himmels aufgefangen, zu einer schnelleren Bewegung als gewöhnlich veranlaßt wird – gerade so, wie die Strömung eines Flusses an seichten und engen Stellen immer
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est major in locis vadosis & angustis, quam in latis & profundis. Unde sequitur Solis lumen ibi aliquanto fortius esse debere. Atque ita maculae in faculas converti solent, hoc est, quaedam solaris superficiei partes, quae prius aliis erant obscuriores, postea fiunt lucidores. Ac vice versa faculae in maculas mutari videntur, cum, his | una ex parte in subtiliorem Solis materiam demersis, magna copia novae materiae alia ex parte ipsis accedit & adhaeret. XCIX. In quales particulas maculae dissolvantur.
Cum autem istae maculae dissolvuntur, non abeunt in minutias plane similes iis ex quibus fuerant conflatae: sed partim in tenuiores, ac simul solidiores, sive figuras minus angulosas habentes; quo nomine ad motum sunt aptiores, & ideo facile per meatus, qui sunt inter globulos coeli circumjacentis, versus alios vortices tendunt; partim in tenuissimas, quae ex aliarum angulis erasae, vel in purissimam Solis substantiam convertuntur, vel abeunt etiam versus coelum; partim denique in crassiores, quae ex pluribus striatis, aliisve simul junctis compositae, versus coelum expelluntur, ubi, cum sint nimis magnae ad transeundum per illos angustos meatus, quos globuli secundi elementi circa se relinquunt, ipsa etiam globulorum istorum loca subingrediuntur, & quia figuras habent valde irregulares & ramosas, non tam facile ac illi globuli moveri possunt. C. Quomodo ex ipsis aether circa Solem & stellas generetur. Hunc-
que aetherem & istas maculas ad tertium elementum referri.
Sed sibi mutuo nonnihil adhaerentes, componunt ibi magnam
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größer ist als an breiten und tiefen. Deshalb muß die Helligkeit der Sonne dort bedeutend kräftiger sein. Und so werden gewöhnlich die Flecken in Fackeln verwandelt, d. h. gewisse Bereiche der Sonnenoberfläche, die zuvor im Vergleich mit anderen dunkler waren, werden danach heller. Und umgekehrt scheinen sich die Fackeln in Flecken zu verwandeln, indem sie auf der einen Seite in die feinere Materie der Sonne zurücksinken, wenn auf der anderen Seite eine große Menge an neuer Materie an sie herantritt und sich an sie anhängt. 99. In welche Art von Partikeln sich die Sonnenflecken auflösen.
Wenn sich die Flecken aber auflösen, verflüchtigen sie sich nicht in kleinere Teilchen, die denjenigen völlig gleichen, aus denen sie sich zusammengesetzt hatten. Statt dessen verwandeln sie sich zum einen Teil in feinere und gleichzeitig festere, bzw. in solche, die weniger eckige Gestalten besitzen, weswegen sie zur Bewegung geeigneter sind, und daher leicht durch die Gänge, die sich zwischen den Kügelchen des rundherum befindlichen Himmels befinden, in Richtung anderer Wirbel tendieren. Zum anderen Teil verwandeln sie sich in feinste Partikel, die aus den Ecken anderer Partikel abgebrochen sind, und entweder in reinste Substanz der Sonne verwandelt werden oder sich ebenfalls im Himmel verflüchtigen. Schließlich verwandeln sie sich teilweise auch in dickere, die aus mehreren gefurchten Partikeln oder auch aus anderen zusammengesetzt sind, und in Richtung des Himmels ausgestoßen werden, wo sie sich, weil sie zu groß sind, um durch jene engen Gänge hindurchzugehen, die die Kügelchen des zweiten Elements um sich herum freilassen, unter diese Kügelchen mischen, und sich, weil sie sehr unregelmäßige und verästelte Gestalten besitzen, nicht so leicht wie diese Kügelchen bewegen können. 100. Wie aus diesen letzteren Partikeln der Äther um die Sonne und die Sterne herum entsteht, und daß dieser Äther und jene Flecken auf das dritte Element zurückgeführt werden.
Diese einigermaßen aneinanderhängenden Klümpchen aus ge-
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quandam molem, rarissimam, & aëri (sive potius aetheri) terrae circumfuso non absimilem, quae a Sole circumquaque forte usque ad sphaeram Mercurii, vel etiam ultra illam, se extendit. Nec tamen aether iste in immensum crescere potest, etiamsi novae semper particulae ex macularum dissolutione ipsi accedant, quia globulorum secundi elementi per illud & circa illud continua agitatio facile potest totidem alias dissolvere, ac rursus in materiam primi elementi convertere. Quippe omnes Solis aliorumque siderum | maculas, ut & totum aetherem ipsis circumfusum, quoniam ejus partes ad motum minus aptae sunt quam globuli secundi elementi, ad tertium elementum referimus. CI. Macularum productionem & dissolutionem a causis valde
incertis pendere.
Sed vero macularum productio vel dissolutio a tam minutis & tam incertis causis dependet, ut minime sit mirandum, si quando nullae prorsus in Sole appareant, vel si e contra nonnunquam sint tam multae, ut totum ejus lumen obscurent. Ex hoc enim quod pauca aliqua ex ramentis primi elementi sibi invicem adhaerescant, fit unius maculae rudimentum, cui facile postea plura alia junguntur, quae, nisi in priora illa impingendo partem suae agitationis amitterent, sibi mutuo non possent adhaerere. CII. Quomodo eadem macula totum aliquod sidus tegere possit.
Notandumque est maculas istas, cum primum generantur, esse corpora mollissima & rarissima, ideoque facile frangere impetum ramentorum primi elementi, quae in ipsas impingunt, & illa sibi adjungere. Paulatim autem postea interiorem earum super-
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furchten Partikeln bilden dort eine gewisse äußerst dünne und der um die Erde ausgebreiteten Luft (oder vielmehr dem Äther) nicht unähnliche große Masse, die sich von der Sonne in alle Richtungen, möglicherweise bis zur Bahn des Merkurs, oder auch über diese hinaus erstreckt. Freilich kann dieser Äther, auch wenn ihm beständig neue Partikel aus der Auflösung der Flecken zuwachsen, nicht ins Unermeßliche anwachsen, weil der unablässige Antrieb der Kügelchen des zweiten Elements durch sie und um sie herum leicht ebenso viele andere herauslösen und wieder in Materie des ersten Elements zurückverwandeln kann. Denn wir führen alle Flecken der Sonne und anderer Gestirne, wie auch den gesamten um sie herum ausgebreiteten Äther auf das dritte Element zurück, weil dessen Teile ja zur Bewegung weniger geeignet sind als die Kügelchen des zweiten Elements. 101. Die Erzeugung und Auflösung der Flecken hängt von äußerst ungewissen Ursachen ab.
Jedoch hängt die Erzeugung und Auflösung der Flecken von so geringfügigen und so ungewissen Ursachen ab, daß es durchaus nicht erstaunlich sein dürfte, wenn einmal überhaupt keine Flecken auf der Sonne erschienen, oder wenn sie im Gegenteil auch wohl einmal so zahlreich sind, daß sie das gesamte Licht der Sonne verdunkeln. Schon allein nämlich, wenn sich nur einige wenige von den Splittern des ersten Elements aneinander anhängen, bildet sich die Vorstufe eines Flecks, der sich nachher mehrere andere leicht anschließen, die, wenn sie nicht während jenes ersten Aufschlagens einen Anteil ihres Antriebs verlören, sich gar nicht gegenseitig aneinander anheften könnten. 102. Auf welche Weise ein und derselbe Fleck ein Gestirn insgesamt bedecken kann.
Wenn diese Flecken entstehen, sind sie zunächst äußerst weiche und überaus dünne Körper, und bezähmen daher den Schwung der Splitter des ersten Elements, die auf ihn aufschlagen, leicht und binden sie an sich an. Die innere Oberfläche der Flecken
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ficiem, continuo motu substantiae solaris cui contigua est, non tantum abradi & perpoliri, sed etiam condensari & indurari, alia interim earum superficie, quae coelo obversa est, molli & rara remanente. Ideoque ipsas non facile dissolvi, ex eo quod materia Solis interiorem earum superficiem lambat, nisi simul etiam earum oras circumfluat & transcendat, sed contra potius semper augeri, quamdiu istae earum orae, supra Solis superficiem eminentes, ejus materiae occursu non densantur. Hincque potest contingere, ut aliquando una & eadem macula supra totam superficiem alicujus sideris se ex | tendat, ibique diu permaneat, priusquam dissolvi possit. CIII. Cur Sol aliquando visus sit obscurior; & cur quarundam
stellarum magnitudines apparentes mutentur.
Sic referunt quidam historici, Solem aliquando per plures dies continuos, aliquando etiam per integrum annum, solito pallidiorem, Lunae instar, sine radiis lucem tristem praebuisse. Notarique potest multas stellas nunc minores majoresve apparere, quam olim ab Astronomis descriptae sunt. Cujus non alia ratio esse videtur, quam quod pluribus paucioribusve maculis earum lux obtundatur. CIV. Cur aliquae fixae dispareant, vel ex improviso appareant.
Quinetiam fieri potest, ut aliquod sidus tot & tam densis maculis involvatur, ut visum nostrum prorsus effugiat: sicque olim Plejades numeratae sunt septem, quae jam sex tantum conspiciuntur. Itemque fieri potest, ut aliquod sidus, nobis antea non visum,
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wird aber durch die unablässige Bewegung der Sonnensubstanz, an die diese innere Oberfläche angrenzt, allmählich nicht nur abgerieben und geglättet, sondern auch verdichtet und gehärtet, während ihre andere, dem Himmel zugewandte Oberfläche einstweilen weich und dünn bleibt. Deshalb lösen sich die Flecken nicht leicht auf, denn die Materie der Sonne berührt ihre innere Oberfläche, es sei denn, sie umfließt und übersteigt zugleich auch deren Ränder ; sondern sie vergrößern sich im Gegenteil beständig, solange diejenigen ihrer Ränder, die über die Oberfläche der Sonne herausragen, durch den Aufschlag dieser Materie nicht verdichtet werden. Infolgedessen kann es passieren, daß sich irgendwann einmal ein und derselbe Fleck über die gesamte Oberfläche eines Gestirns erstreckt, und dort eine geraume Zeit verbleibt, bevor er sich auflösen kann. 103. Weshalb die Sonne mitunter dunkler erscheint, und weshalb sich die scheinbaren Größen bestimmter Sterne verändern.
Ebenso überliefern einige Historiker, daß die Sonne irgendwann einmal an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen, und ein anderes Mal sogar durch ein volles Jahr hindurch schwächer als gewöhnlich – dem Mond gleich – ohne Strahlkraft nur ein trübes Licht gezeigt habe. Zudem kann beobachtet werden, daß viele Sterne jetzt schwächer oder stärker erscheinen, als sie zuvor von den Astronomen beschrieben wurden. Es scheint, daß es dafür keinen anderen Grund gibt, als daß deren Licht durch mehr oder weniger Flecken gedämpft wird.
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104. Weshalb manche Fixsterne verschwinden oder unversehens erscheinen.
Es kann ja auch sogar geschehen, daß ein Gestirn in so viele und so dichte Flecken eingehüllt ist, daß es sich ganz und gar unserer visuellen Auffassung entzieht. Auf diese Weise sind vormals in den Plejaden sieben Gestirne gezählt worden, von denen sich jetzt nur noch sechs zeigen. Und ebenso kann es geschehen, daß irgendein uns zuvor nicht sichtbares Gestirn in allerkürzester
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brevissimo tempore atque ex improviso, magna luce affulgeat. Nempe, si totum ejus corpus ingenti & crassa macula fuerit hactenus contectum, jamque accidat ut materia primi elementi, solito copiosius ad illud affluens, supra exteriorem istius maculae superficiem se diffundat, brevissimo tempore totam conteget; atque tunc istud sidus non minorem lucem ex se emittet, quam si nulla plane macula involveretur. Potestque postea, vel diu aeque fulgidum remanere, vel paulatim rursus obscurari. Sicque contigit, in fine anni 1572, quandam stellam, prius non visam, in signo Cassiopejae apparuisse, quae maximam initio habuit lucem, & sensim postea obscurata, initio anni 1574 disparuit. Ac etiam aliae nonnullae in coelo jam lucent, quae olim non apparebant: quarum rerum causa hic fusius est explicanda. | CV. Multos esse meatus in maculis, per quos libere transeunt parti-
culae striatae.
Sit, exempli causa (Fig. 21), sidus I circumquaque tectum macula defg, quae non potest esse tam densa, quin poros sive meatus habeat permultos, per quos omnis materia primi elementi, etiam ille quae constat particulis striatis supra descriptis, transire possit. Cum enim in principio suae generationis fuerit mollissima & rarissimia, tales pori facile in ipsa formati sunt; cumque postea densabatur, particulae istae striatae, aliaeque primi elementi, continuo per illos transeundo, non permiserunt ut plane clauderentur; sed tantum eousque angustati sunt, ut nullae materiae particulae, striatis primi elementi crassiores, viam per ipsos habere possint; ac etiam ut ii meatus, qui particulas striatas ab uno polo venientes admittunt, non aptae sint ad eas-
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Zeit, gleichsam unversehens, in kräftigem Licht erstrahlt. Wenn nämlich sein gesamter Körper bislang durch einen ungeheuren und dicken Fleck bedeckt gewesen war, und ihm dann die Materie des ersten Elements reichlicher als gewöhnlich zufließt und sich über die äußere Oberfläche dieses Flecks verteilt, wird sie in kürzester Zeit die gesamte Oberfläche bedecken : dann wird dieses Gestirn nicht weniger Licht von sich aussenden, als wenn es durch überhaupt keinen Flecken eingehüllt wäre, und es kann danach entweder längere Zeit gleich strahlend verbleiben, oder auch umgekehrt sich allmählich verdunkeln. Auf diese Weise ist am Ende des Jahres 1572 ein gewisser zuvor noch nicht gesehener Stern im Sternzeichen der Kassiopeia erschienen, der das kräftigste Licht anfänglich besessen hat und sich danach allmählich verdunkelte, und am Anfang des Jahres 1574 verschwand. Und auch einige andere Sterne leuchten jetzt am Himmel, die zuvor nicht erschienen waren. Die Ursache dieses Sachverhalts soll hier nun ausführlicher erklärt werden. 105. In den Flecken befinden sich viele Gänge, durch die die gefurchten Partikel ungehindert hindurchgehen.
Es sei beispielsweise (Fig. 21) das Gestirn I rundherum durch den Fleck defg bedeckt. Dieser Fleck kann nicht so dicht sein, daß er nicht sehr viele Poren oder Gänge aufwiese, durch die sowohl die gesamte Materie des ersten Elements, als auch die, die aus den oben beschriebenen gefurchten Partikeln besteht, hindurchgehen könnte. Weil das Gestirn nämlich am Anfang seiner Entstehung äußerst weich und dünn gewesen ist, haben sich diese Poren leicht in ihm gebildet. Als es sich später verdichtete, haben sowohl die gefurchten, als auch die anderen Partikel des ersten Elements, indem sie unablässig durch diese Gänge hindurchgingen, verhindert, daß sie sich völlig schließen. Statt dessen haben sie sie nur bis zu dem Grade verengt, daß keine Materiepartikel sie passieren können, die verglichen mit den gefurchten Partikeln des ersten Elements gröber sind. Zudem sind die Gänge, die die von dem einen Pol ankommenden gefurchten Partikel einlassen, für dieselben Partikel nicht
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dem, si regrederentur, nec etiam ad illas | quae veniunt ab alio polo & contrario modo sunt intortae, recipiendas. CVI. Quae sit dispositio istorum meatuum, & cur particulae striatae
per illos retrogredi non possint.
Nempe particulae striatae primi elementi, venientes non ab uno aliquo puncto duntaxat, sed a tota coeli regione quae est versus polum A, & tendentes non versus unicum punctum I, sed versus totum medium coeli HIQ, formant sibi meatus in macula defg, secundum lineas rectas axi fd parallelas, vel nonnihil utrimque versus d convergentes, horumque meatuum aditus in tota ejus superficiei medietate efg sparsi sunt, & exitus in alia medietate edg: ita scilicet ut particulae striatae, venientes a parte A, facile quidem ipsos ingredi possint per partem efg, & egredi per adversam edg, non autem unquam regredi per hanc edg, nec egredi per efg. Quia, cum tota ista macula non constet nisi ex ramentis primi elementi minutissimis, quae, sibi mutuo adhaerentia, quosdam quasi ramulos componunt, particulae striatae, venientes a parte f, istorum ramulorum extremitates, sibi in meatibus istis occurentes, inflectere debuerunt versus d; ideoque, si per eosdem meatus eis esset regrediendum a d versus f, istae ramulorum extremitates nonnihil assurgentes ipsarum transitum impedirent. Eodemque modo particulae striatae, venientes a parte B, meatus alios sibi excavarunt, quorum ingressus in tota superficie edg sparsi sunt, & egressus in adversa efg.
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passierbar, wenn sie zurückkehren, und sie sind ebensowenig tauglich, um die, die vom anderen Pol herankommen und in entgegengesetzter Weise eingedreht sind, aufzunehmen. 106. Was die Struktur dieser Flecken ist und weshalb die gefurchten Partikel durch sie nicht rückwärts hindurchgehen können.
Denn weil die gefurchten Partikel des ersten Elements nicht von einem bestimmten Punkt allein, sondern von der gesamten Region des Himmels, die sich um den Pol A herum befindet, herkommen und nicht in Richtung des einzelnen Punktes I, sondern in Richtung des gesamten mittleren Himmels HIQ tendieren, bilden sie im Fleck defg Gänge, und zwar entlang der geraden Linien, die parallel zur Achse fd auf jeder der beiden Seiten in Richtung d etwas zusammenlaufen. Die Zugänge zu diesen Gängen sind über die gesamte Hälfte efg dieser Oberfläche verstreut, und die Ausgänge über die andere Hälfte edg. Es ist daher einleuchtend, daß zwar die vom Bereich A herankommenden gefurchten Partikel leicht durch den Bereich efg in einen Gang eintreten und durch den entgegengesetzten edg austreten können, jedoch niemals durch diesen Bereich edg in denselben Gang zurückkehren, und auch niemals durch den Bereich efg austreten können. Denn weil dieser gesamte Fleck aus nichts anderem besteht als aus allerkleinsten Splittern des ersten Elements, die, wenn sie aneinanderhaften, gewissermaßen so etwas wie Verästelungen bilden, müßten die vom Bereich f herankommenden gefurchten Partikel die Endungen dieser Verästelungen, die in jenen Gängen aufeinander auftreffen, in Richtung d umlenken. Deshalb würden diese etwas hervorstehenden Endungen der Verästelungen ihren Durchgang aufhalten, wenn die gefurchten Partikel durch dieselben Gänge von d in Richtung f zurückzugehen versuchten. Und auf dieselbe Weise haben sich die vom Bereich B herankommenden gefurchten Partikel andere Gänge ausgehöhlt, deren Eingänge sich über die gesamte Oberfläche edg, und deren Ausgänge sich über die entgegengesetzte efg verteilen.
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CVII. Cur etiam quae veniunt ab uno polo, non transeant per
eosdem meatus, quam quae veniunt ab alio.
Notandumque est istos etiam meatus cochlearum instar esse excavatos, ad formam particularum striatarum quas admittunt, ideoque illos qui unis patent, non patere aliis a polo opposito venientibus, & contrario modo intortis. | CVIII. Quomodo materia primi elementi per istos meatus fluat.
Ita igitur materia primi elementi utrimque ex polis per istos meatus ad sidus I potest pervenire; ac quia ejus particulae striatae caeteris sunt crassiores, ideoque majorem habent vim ad pergendum secundum lineas rectas, non solent in eo manere, sed ingressae per f, protinus egrediuntur per d, atque ibi occurentes globulis secundi elementi, vel materiae primi a B venienti, non possunt ulterius pergere secundum lineas rectas, sed, in omnes partes reflexae, per aetherem circumfusum xx versus hemisphaerium efg revertuntur; & quotquot ingredi possunt meatus maculae, vel macularum, quae ibi sidus istud tegunt, per illos rursus progediuntur ab f ad d; sicque assidue per medium sidus transeundo, & per aetherem circum | fusum redeundo, quendam ibi quasi vorticem componunt. Quae vero ab istis meatibus capi non possunt, vel occursu particularum hujus aetheris dissolvuntur, vel per partes vicinas eclipticae QH in coelum abire coguntur. Quippe notandum est particulas striatas, quae singulis momentis ad superficiem sideris I appellunt, non esse tam multas, ut repleant omnes meatus ad mensuram
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107. Weshalb zudem die Partikel, die von dem einen Pol herkommen, nicht durch denselben Gang hindurchlaufen wie die, die von dem anderen Pol herkommen.
Es muß zudem beachtet werden, daß auch diese Gänge infolge der Form der gefurchten Partikel, die sie durchlassen, gleichsam wie bei Schneckenhäusern ausgehöhlt sind. Deshalb sind die Gänge, die den einen offenstehen, den vom entgegengesetzten Pol herankommenden und auf entgegengesetzte Weise eingedrehten versperrt. 108. Wie die Materie des ersten Elements durch diese Gänge fließt.
Auf diese Weise kann demnach die Materie des ersten Elements von jedem der beiden Pole her durch die Gänge zum Gestirn I gelangen. Weil die gefurchten Partikel des ersten Elements gröber als die anderen Partikel des ersten Elements sind und deshalb eine größere Kraft besitzen, um auf geraden Linien entlangzulaufen, verbleiben sie gewöhnlich nicht in dem Gestirn, sondern treten durch f in es ein und treten unverzüglich durch d aus. Weil sie dort auf Kügelchen des zweiten Elements auftreffen, bzw. auf von B herankommende Materie des ersten Elements, können sie nicht geradlinig weiterlaufen, sondern werden in alle Richtungen reflektiert, und kommen durch den rundherum befindlichen Äther xx in Richtung der Halbkugel efg zurück. Und ebenso viele, wie in die Gänge des Flecks oder der Flecken, die dort dieses Gestirn bedecken, eintreten können, gehen entgegengesetzt durch diese Gänge von f nach d voran. Indem sie so ununterbrochen durch die Mitte des Gestirns hindurchgehen, und durch den rundherum befindlichen Äther zurückkehren, bilden sie dort gewissermaßen eine Art Wirbel. Diejenigen aber, die von diesen Gängen nicht aufgenommen werden können, lösen sich entweder durch den Aufschlag der Partikel des Äthers auf, oder werden gezwungen, durch benachbarte Bereiche der Ekliptik QH in den Himmel zu entweichen. Denn es muß beachtet werden, daß die gefurchten Partikel, die in einzelnen Momenten auf der Oberfläche des Gestirns I landen, nicht so zahlreich sind, daß sie alle Gänge, die ihren Ausmaßen ent-
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suam excavatos in maculis efg: quia etiam in coelo non replent omnia intervalla, quae sunt inter globulos secundi elementi; sed magna copia subtilioris materiae illis admixta esse debet, propter varios istorum globulorum motus; quae materia subtilior cum ipsis ingrederetur istos meatus, nisi particulae striatae, ab alio sideris hemisphaerio reflexae, majorem haberent vim ad illos occupandos. Quae vero hic de particulis striatis per hemisphaerium efg ingredientibus sunt dicta, de iis etiam quae ingrediuntur per hemisphaerium edg sunt intelligenda: quod nempe sibi alios meatus, a prioribus plane diversos, excavarint, per quos semper plurimae fluunt a d versus f in sidere I ac maculis ipsum circumdantibus; & deinde, in omnes partes reflexae, per aetherem xx revertuntur ad d, cum interim tot dissolvuntur, vel exeunt versus eclipticam, quot novae a polo B accedunt. CIX. Quod alii etiam meatus illos decussatim intersecent.
Residuum autem materiae primi elementi, quod in spatio I continetur, circa axem fd gyrando, semper inde recedere conatur; ideoque quosdam exiguos meatus sibi ab initio formavit, semperque postea conservat in macula defg, qui priores decussatim intersecant, & per quos aliquid istius materiae solet effluere, | quia semper aliquid per priores, simul cum particulis striatis, ingreditur. Cum enim omnes maculae partes sibi invicem adhaereant, non potest circumferentia defg nunc major fieri, nunc minor: ideoque semper aequalis quantitas materiae primi elementi debet in sidere I contineri.
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sprechend in den Flecken efg ausgehöhlt sind, wieder anfüllen. Denn sie nehmen ja auch im Himmel nicht alle Zwischenräume ein, die sich zwischen den Kügelchen des zweiten Elements befinden ; sondern aufgrund der Verschiedenheit der Bewegungen dieser Kügelchen muß ihnen eine große Menge feinerer Materie beigemischt sein, und diese feinere Materie würde zusammen mit ihnen in diese Gänge eindringen, wenn nicht die von der anderen Halbkugel des Gestirns reflektierten gefurchten Partikel eine größere Kraft besäßen, um diese Gänge einzunehmen. Was nun hier über die durch die Halbkugel efg eindringenden gefurchten Partikel gesagt ist, ist auch für die, die durch die Halbkugel edg eintreten, einsichtig, weil diese sich nämlich andere, von den ersteren völlig verschiedene Gänge aushöhlen, durch die beständig der größte Teil von d in Richtung f in das Gestirn I und die um es herum befindlichen Flecken fließt, und sodann in alle Richtungen reflektiert durch den Äther xx nach d zurückkehrt, während unterdessen ebenso viele vernichtet werden, oder in Richtung der Ekliptik herausgehen, wie neue von dem Pol B herankommen. 109. Zudem schneiden andere Gänge die vorher genannten Gänge kreuzweise.
Weil der Rest der Materie des ersten Elements, der im Raum I enthalten ist, um die Achse fd kreist, ist er unablässig bestrebt, sich von dort zu entfernen. Daher hat er sich von Anfang an gewisse kleine Gänge gebildet und später im Fleck defg erhalten, die die ersten Gänge kreuzweise schneiden. Durch diese Gänge entweicht ständig etwas von dieser Materie, weil zugleich beständig etwas mit den gefurchten Partikeln durch die ersten Gänge eintritt. Denn weil alle Bestandteile der Flecken aneinanderhängen, kann die umgebende Fläche defg nicht zuweilen größer und zuweilen kleiner werden. Deshalb muß ständig dieselbe Quantität an Materie des ersten Elements im Gestirn I enthalten sein.
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CX. Quod lumen stellae per maculam vix possit transire.
Et ideo etiam illa vis, in qua lumen consistere supra diximus, vel nulla prorsus in ipso, vel non nisi admodum debilis esse potest. Nam, quatenus ejus materia circa axem fd rotatur, vis omnis qua recedere conatur ab isto axe, in macula frangitur, & ad globulos secundi elementi non pertingit; nec etiam illa, qua ejus particulae striatae, ab uno polo venientes, recta versus alium tendunt, quicquam potest praestare: non modo | quia istae particulae valde exiguae sunt, respectu globulorum coelestium in quos impingunt, ac etiam aliquanto tardius, quam reliqua materia primi elementi, moventur; sed praecipue quia illae quae ab uno polo veniunt, non magis istos globulos in unam partem propellunt, quam aliae, ex alio polo venientes, in adversam. CXI. Descriptio stellae ex improviso apparentis.
Materia autem coelestis in toto vortice, hoc sidus I circumjacente, comprehensa, suas interim vires potest retinere, quamvis forte illae non sufficiant ad sensum luminis in oculis nostris excitandum: fierique potest ut interim iste vortex praevaleat aliis vorticibus sibi vicinis, & fortius illos premat quam ab ipsis prematur. Unde sequeretur sidus I augeri debere, nisi macula defg, illud circumscribens, id impediret. Nam, si jam circumferentia vorticis I sit AYBM, putandum est ejus globolus, circumferentiae isti proximos, eandem habere vim ad progrediendum ultra ipsam, versus alios vortices circumpositos, ac globulos horum vorticum ad progrediendum versus I, non majorem nec minorem: haec enim unica ratio est, cur ejus circumferentia ibi potius
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110. Und deshalb kann das Licht der Sterne nur schwerlich durch die Flecken hindurchgehen.
Deshalb kann auch die Kraft, in der, wie ich oben ausgeführt habe, das Licht besteht, in diesem Fleck entweder überhaupt nicht vorhanden, oder allenfalls nur schwach sein. Denn weil seine Materie sich um die Achse fd dreht, wird die gesamte Kraft, mit der sie sich von dieser Achse zu entfernen strebt, im Fleck gezähmt, und erreicht die Kügelchen des zweiten Elements nicht. Zudem kann auch jene Kraft, mit der die von dem einen Pol herankommenden gefurchten Partikel in gerader Richtung zu dem anderen Pol tendieren, nichts verrichten, und zwar nicht nur, weil diese Partikel im Vergleich mit den Kügelchen der Himmelsmaterie, auf die sie aufschlagen, sehr klein sind, und sich zudem bedeutend langsamer als die übrige Materie des ersten Elements bewegen, sondern vor allem auch, weil diejenigen, die sich von dem einem Pol her nähern, diese Kügelchen nicht stärker in die eine Richtung als die sich von dem anderen Pol her nähernden anderen in die entgegengesetzte vorantreiben. 111. Beschreibung unversehens erscheinender Sterne.
Die gesamte Himmelsmaterie, die in dem das Gestirn I umgebenden Wirbel enthalten ist, hält allerdings ihre Kräfte einstweilen aufrecht, auch wenn diese Kräfte vielleicht nicht ausreichen, um die Empfindung von Helligkeit oder Licht in unseren Augen hervorzurufen. Und so kann es geschehen, daß dieser Wirbel an Stärke mitunter die anderen an ihn angrenzenden Wirbel übertrifft, und er diese stärker preßt als er von ihnen gepreßt wird. Daraus müßte sich ergeben, daß das Gestirn I sich vergrößern müßte, wenn nicht der das Gestirn rundherum einschränkende Fleck defg dies verhinderte. Denn wenn der äußere Rand des Wirbels I durch AYBM gebildet wird, ist anzunehmen, daß die diesem äußersten Rand nächsten Kügelchen dieses Wirbels über dieselbe Kraft verfügen, ihn zu verlassen und in andere, umliegende Wirbel abzuwandern, wie auch die Kügelchen dieser anderen Wirbel keine größere, aber eben auch
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quam alibi terminetur. Si autem, caeteris immutatis, contingat ut minuatur illa vis, qua, exempli causa, materia vorticis O tendit versus I (hocque variis ex causis potest contingere, ut si ejus materia in alios vortices transeat, vel multae maculae circa sidus in O existens generentur, &c.), necesse est, ex legibus naturae, ut globuli vorticis I, qui sunt in circumferentia Y, ultra ipsam pergant versus P; & quia reliqui omnes, qui sunt inter I & Y, eo versus etiam tendunt, inde augeretur spatium in quo est sidus I, nisi macula | defg ipsum terminaret; sed quia haec macula non permittit illud augeri, globuli coelestis ei proximi paulo majora solito intervalla circa se relinquent, & plus materiae primi elementi in iis intervallis continebitur, quae, quandiu in ipsis erit dispersa, non magnas vires habere potest. Si autem contingat particulas primi elementi, per poros maculae exeuntes & in globulos illos impingentes, vel aliam quamvis causam, aliquos ex istis globulis a maculae superficie sejungere, materia primi elementi, spatium intermedium statim replens, satis virium habebit ad alios globulos istis vicinos ab eadem maculae superficie sejungendos; & quo plures ab illa ita sejunget, eo plus virium acquiret: ideoque brevissimo tempore, ac tanquam in momento, supra totam istam superficiem se diffundet; | ibique non aliter gyrans, quam ea quae intra maculam continetur, non minori vi pellet globulos coeli circumpositos, quam eosdem pelleret ipsum sidus I, si nulla macula illud 1 involvens ejus
1 illud ] 1. Auflage : eum
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keine geringere Kraft besitzen, um in Richtung des Gestirns I in ihn einzutreten : Dies nämlich ist der einzige Grund, weshalb dem Materiegürtel gerade dort und nicht vielmehr hier eine Grenze gesetzt ist. Wenn es aber – bei ansonsten unveränderten Bedingungen – geschehen sollte, daß sich die Kraft, mit der beispielsweise die Materie des Wirbels O in Richtung I tendiert, vermindert (und das kann aus verschiedenen Gründen geschehen, etwa wenn seine Materie in andere Wirbel übergeht, oder viele Flecken um das bei O anwesende Gestirn entstehen usw.), ist es aufgrund der Naturgesetze unausweichlich, daß die Kügelchen des Wirbels I, die sich im Materiegürtel Y befinden, über sie hinaus in Richtung P gehen ; und weil alle übrigen, die sich zwischen I und Y aufhalten, auch in diese Richtung tendieren, wird sich der Raum erweitern, in dem sich das Gestirn I befindet, wenn nicht der Fleck defg ihm Grenzen setzt. Weil hingegen dieser Fleck es nicht erlaubt, daß er sich erweitert, werden die ihm nächsten Kügelchen der Himmelsmaterie ein wenig größere Zwischenräume als gewöhnlich um sich freilassen, und es wird mehr Materie des ersten Elements in diesen Zwischenräumen enthalten sein, die allerdings, solange sie in ihnen verteilt sein wird, keine größeren Kräfte besitzen kann. Wenn nun außerdem entweder die durch die Poren der Flecken herausgehenden und auf jene Kügelchen aufschlagenden Partikel des ersten Elements, oder sich aus einer beliebigen anderen Ursache einige dieser Kügelchen von der Oberfläche des Flecks ablösen, wird die Materie des ersten Elements den brachliegenden Raum wieder gleichmäßig erfüllen, und wird ausreichende Kräfte besitzen, um die anderen ihnen benachbarten Kügelchen von derselben Oberfläche des Flecks abzulösen. Je mehr sich so von ihr ablösen, desto mehr Kräfte wird die Materie des ersten Elements erlangen, und daher wird sie sich in allerkürzester Zeit, also gleichsam in einem Moment, über die gesamte Oberfläche verbreiten. Weil sie dort nicht anders kreist, als die im Fleck enthaltene Materie, wird sie mit derselben Kraft die Kügelchen des rundherum befindlichen Himmels stoßen, als sie das Gestirn I stieße, wenn kein es einhüllender Fleck seine
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actionem impediret: atque ita magna luce ex improviso fulgebit. CXII. Descriptio Stellae paulatim disparentis.
Jam vero, si forte contingat, istam maculam esse tam tenuem & raram, ut a materia primi elementi, supra ejus exteriorem superficiem sic effusa, dissolvatur, non facile postea sidus I rursus disparebit: ad hoc enim opus esset, ut nova macula ipsum totum rursus involveret. Sed si crassior sit quam ut ita queat dissolvi, densabitur exterior ejus superficies, ob im | pulsum materiae ipsam circumfluentis: atque interim si mutentur causae, ob quas prius minuta fuerat illa vis, qua materia vorticis O tendit versus I, jamque e contra augeatur, repelletur rursus materia vorticis I a P versus Y, & hoc ipso materia primi elementi, supra maculam defg diffusa, minuetur, & simul novae maculae in ejus superficie generabuntur, quae paulatim ipsius lumen obtundent; & denique, si causa perseveret, plane tollent, atque omnem locum istius materiae primi elementi occupabunt. Cum enim globuli vorticis I, qui sunt in exteriori ejus circumferentia APBM, magis solito prementur, magis etiam prement illos, qui sunt in interiori circumferentia xx, quique ita pressi, & ramosis particulis aetheris illius, quem circa sidera generari diximus, intertexti, non facilem transitum praebebunt particulis striatis, aliisve non minutissimis materiae primi elementi, supra maculam defg diffusae: unde fiet, ut ipsae ibi perfacile in maculas congregentur.
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Einwirkung hemmte : und so wird es plötzlich in starkem Licht erstrahlen. 112. Beschreibung allmählich verschwindender Sterne.
Wenn nun dieser Fleck zufälligerweise so fein und dünn ist, daß er von der über seine äußere Oberfläche in der angegebenen Weise verteilten Materie des ersten Elements aufgelöst wird, wird sich daraufhin das Gestirn I nicht einfach wieder verfinstern, denn dafür wäre es nötig, daß ein neuer Fleck ihn erneut völlig einhüllt. Wenn er aber zu dick ist, um in der angegebenen Weise aufgelöst werden zu können, wird sich seine äußere Oberfläche aufgrund des Drucks der ihn umfließenden Materie verdichten. Und wenn sich zwischenzeitlich die Ursachen verändern, aufgrund deren zuvor die Kraft, mit der die Materie des Wirbels O in Richtung I tendiert, vermindert worden war, und sich diese Kraft im Gegenteil bereits wieder vergrößert, wird die Materie des Wirbels I erneut von P in Richtung Y zurückgestoßen. Dadurch wird die über den Fleck defg verteilte Materie des ersten Elements vermindert werden, und zugleich werden neue Flecken auf der Oberfläche des Gestirns entstehen, die dessen Licht allmählich dämpfen werden. Wenn diese Ursache fortbesteht, werden sie das Licht letztendlich völlig aufheben, und die Flecken werden den gesamten Ort dieser Materie des ersten Elements einnehmen. Wenn nämlich die Kügelchen des Wirbels I, die sich an den äußeren Punkten APBM des Materiegürtels befinden, mehr als gewöhnlich gepreßt werden, pressen sie auch diejenigen Kügelchen stärker, die sich in dem inneren Materiegürtel xx befinden, und die so unter Druck Gesetzten werden mitsamt den in sie verwobenen verästelten Partikeln des Äthers, die, wie wir ausgeführt haben, um das Gestirn herum entstehen, weder den gefurchten, noch den anderen nicht allerkleinsten Partikeln der Materie des ersten Elements, die über den Flecken defg verteilt sind, leichten Durchgang gewähren. Deshalb sammeln sie sich äußerst leicht in den Flecken.
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CXIII. In omnibus maculis multos meatus a particulis striatis
excavari.
Obiterque hic est notandum, particulas striatas in omnibus istis macularum corticibus continuos sibi meatus excavare, ac per omnes simul, tanquam per unam solam maculam, transire. Formantur enim istae maculae ex ipsa materia primi elementi, & ideo initio sunt mollissimae, istisque striatis particulis facilem viam praebent. Quod idem de aethere circumfuso dici non potest; quamvis enim crassiores ejus particulae nonnulla etiam istorum meatuum vestigia retineant, quoniam ex macularum dissolutione genitae sunt: quia tamen motui globulorum secundi elementi obsequun | tur, non semper eundem situm servant, nec ideo particulas striatas recta pergentes, nisi admodum difficulter, admittunt. CXIV. Eandem stellam posse per vices apparere ac disparere.
Sed facile fieri potest, ut eadem stella fixa per vices appareat & dispareat, singulisque vicibus quibus disparebit1, novo cortice macularum involvatur. Talis enim alternatio est naturae valde familiaris, in corporibus quae moventur: ita scilicet ut, cum ab aliqua causa versus certum terminum impulsa sunt, non in eo subsistant, sed ulterius pergant, donec rursus ab alia causa versus ipsum repellantur. Ita, dum pondus funi appensum, vi gravitatis ab uno latere ad perpendiculum suum descendit, impetum acquirit, a quo ultra istud perpendiculum in oppositum
1 disparebit ] 1. Auflage : apparebit
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113. In allen Flecken werden von den gefurchten Partikeln viele Gänge ausgehöhlt.
Nebenbei muß hier angemerkt werden, daß sich die gefurchten Partikel fortwährend in allen äußeren Schichten dieser Flecken Gänge aushöhlen, und durch alle zugleich, gleichsam wie durch einen einzigen Fleck hindurchgehen. Diese Flecken bilden sich nämlich aus der Materie des ersten Elements, und sind daher anfänglich äußerst weich und gewähren den gefurchten Partikeln leichten Durchgang – was über den rundherum befindlichen Äther nicht in derselben Weise gesagt werden kann : Obwohl nämlich die gröberen seiner Partikel ebenfalls einige ihrer Gänge aufrechterhalten, weil sie ja aus der Auflösung der Flecken entstanden sind, behalten sie nicht ständig dieselbe Lage bei, weil sie der Bewegung der Kügelchen des zweiten Elements nachgeben. Deshalb gestatten sie den gefurchten Partikeln wenn überhaupt nur sehr schwer einen geradlinigen Durchgang. 114. Ein und derselbe Stern kann abwechselnd erscheinen und verschwinden.
Hingegen kann es leicht geschehen, daß ein und derselbe Fixstern abwechselnd erscheint und verschwindet. Jedes einzelne Mal, wenn er verschwindet,1 ist er von einer neuen Schicht aus Flecken verhüllt. Ein solcher Wechsel ist nun in der Natur – nämlich bei Körpern, die sich bewegen – eine sehr geläufige Erscheinung. Deshalb leuchtet es ein, daß Körper, wenn sie von irgendeiner Ursache in Richtung einer bestimmten Grenze gestoßen werden, nicht an ihr haltmachen, sondern solange darüber hinaus gehen, bis sie von einer anderen Ursache in Richtung dieser Grenze zurückgestoßen werden. So erlangt ein an einem Tau herabhängendes Gewicht, wenn es durch die Schwerkraft von der einen Seite in die Lotposition zurückschwingt, einen Schwung, durch den es sich solange über jene Lotposition hinaus auf die entgegengesetzte Seite fortbewegt, 1 verschwindet ] 1. Auflage : erscheint
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latus fertur, donec rursus gravitas, isto impetu superato, illud versus perpendiculum moveat; & inde novus in eo impetus oriatur. Ita, vase semel moto, liquor in eo contentus multoties it & redit, antequam ad quietem reducatur. Et ita, cum omnes coelorum vortices in quodam aequilibrio consistant, ubi unius materia semel ab isto aequilibrio recessit, potest multoties nunc in unam, nunc in adversam partem excurrere, antequam ab isto motu quiescat. CXV. Totum aliquando vorticem, in cujus centro est stella,
destrui posse.
Fieri etiam potest ut totus vortex, in quo talis aliqua stella fixa continetur, ab aliis circumjacentibus vorticibus absorbeatur, & ejus stella, in aliquem ex istis vorticibus abrepta, mutetur in Planetam vel Cometam. Nempe duas tantum causas supra invenimus, | quae impediant ne uni vortices ab aliis destruantur; harumque una, quae consistit in eo, quod materia unius vorticis objectu vicinorum impediatur ne versus alium quem possit evagari, non potest in omnibus locum habere. Nam si, exempli causa (Fig. 8), materia vorticis S a vorticibus L & N ita utrimque prematur, ut hoc impediat | ne versus D ulterius progrediatur, non potest eadem ratione impediri a vortice D, ne se diffundat versus L & N, nec etiam ab ullis aliis, nisi qui sint ei viciniores, pro ratione suae magnitudines; atque adeo in omnium maxime vicinis non habet locum. Altera autem causa, quod nempe materia primi elementi, in centro cujusque vorticis sidus compo-
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bis das entgegenwirkende Gewicht, indem es diesen Schwung überwindet, es in Richtung der Lotposition zurückbewegt, und deshalb in ihm einen neuen Schwung entstehen läßt. Ebenso steigt und senkt sich die Flüssigkeit in einem einmal in Bewegung gesetzten Gefäß, bevor sie sich bis zum Ruhezustand vermindert. Und ebenso, wenn sich alle Himmelswirbel in einem gewissen Gleichgewicht befinden, kann, wo die Materie des einen einmal aus dem Gleichgewicht geraten ist, diese Materie oftmals erst in die eine und dann in die andere Richtung aus dem Wirbel heraustreten, bevor sie von dieser Bewegung abläßt. 115. Zuweilen kann ein gesamter Wirbel, in dessen Mittelpunkt sich ein Stern befindet, zerstört werden.
Es kann auch geschehen, daß ein gesamter Wirbel, in dem sich ein solcher Fixstern befindet, von den anderen rundherum befindlichen Wirbeln absorbiert wird, und sein in irgendeinen von diesen Wirbeln hineingerissener Stern sich in einen Planeten oder Kometen verwandelt. Wir haben oben nämlich nur zwei Ursachen ermittelt, die verhindern, daß die einzelnen Wirbel nicht von den anderen zerstört werden. Die eine dieser Ursachen, die darin besteht, daß die Materie des einen Wirbels durch den Widerstand der benachbarten Wirbel daran gehindert wird, in einen anderen Wirbel überzutreten, kann aber nicht bei allen gleichermaßen vorliegen. Wird beispielsweise (Fig. 8) die Materie des Wirbels S von den Wirbeln L und N so von beiden Seiten gedrückt, daß sie aufgrund dieses Drucks nicht weiter in Richtung D fortschreiten kann, dann kann sie aus demselben Grund von dem Wirbel D nicht gehindert werden, sich in Richtung L und N zu verbreiten, und ebensowenig von irgendwelchen anderen Wirbeln, wenn sie ihm nicht aufgrund seiner Größe an anderen Stellen näher stehen. Das aber kann bei den allernächsten nicht der Fall sein. Die andere Ursache aber ist, daß zwar bei allen jenen Wirbeln, deren Gestirne durch Flecken verhüllt sind, die im Mittel-
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nens, globulos secundi circa illud existentes a se repellat versus alios vortices vicinos, locum quidem habet in omnibus iis vorticibus, quorum sidera nullis maculis involvuntur; sed non dubium est, quin densiorum macularum interventus eam tollat; praesertim earum, quae plurium corticum instar sibi mutuo incumbunt. CXVI. Quomodo destrui possit, antequam multae maculae circa
ejus stellam sint congregatae.
Atque hinc patet non esse quidem periculum, ne ullus vortex ab aliis vicinis destruatur, quamdiu sidus quod in centro suo habet, nullis maculis est involutum; sed, cum illis tegitur & obruitur, pendere tantum a situ, quem iste vortex inter alios obtinet, ut vel citius vel tardius ab ipsis absorbeatur. Nempe si talis sit ejus situs, ut vicinorum aliorum vorticum cursui valde resistat, citius ab illis destruetur, quam ut multi macularum cortices circa ejus sidus densari possint; sed si minori sit ipsis impedimento, lente tantum minuetur; interimque maculae, sidus in ejus medio positum obsidentes, densiores fient, pluresque ac plures tam supra quam etiam intra illud congregabuntur. Sic, exempli causa, vortex N ita situs est, ut aperte cursum vorticis S magis impediat quam ulli alii vicini; quapropter facile ab hoc vortice S abripietur, statim atque aliquot maculis illius sidus erit involutum: ita | scilicet, ut circumferentia vorticis S, quae jam terminatur linea OPQ, terminetur postea linea ORQ; totaque materia, quae continetur intra lineas OPQ & ORQ, ei accedat, ejusque cursum sequatur, reliqua materia, quae est inter lineas ORQ & OMQ,
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punkt der einzelnen Wirbel das Gestirn bildende Materie des ersten Elements die um dieses Gestirn vorhandenen Kügelchen des zweiten Elements in Richtung anderer angrenzender Wirbel von sich fortstößt. Aber es besteht kein Zweifel, daß das Dazwischentreten dichterer Flecken diese Ursache aufhebt – besonders das Dazwischentreten solcher Flecken, die sich gleichsam in mehreren Schichten übereinanderlagern. 116. Auf welche Weise ein Wirbel zerstört werden kann, bevor sich viele Flecken um seinen Stern zusammengezogen haben.
Von daher ist nicht zu befürchten, daß irgendein Wirbel von den anderen benachbarten Wirbeln zerstört wird, solange das Gestirn in seinem Mittelpunkt durch keine Flecken eingehüllt ist. Wenn das Gestirn aber durch Flecken bedeckt und verhüllt wird, hängt es lediglich von der Lage ab, die dieser Wirbel zwischen den anderen innehat, ob er rascher oder langsamer von ihnen absorbiert wird. Wenn nämlich seine Lage so beschaffen ist, daß sie dem Lauf der anderen benachbarten Wirbel stark widersteht, wird er rascher von ihnen zerstört werden, als sich um sein Gestirn viele Schichten von Flecken verdichten können. Wenn er hingegen durch diese Wirbel nur geringere Hemmnis erfährt, wird er sich nur langsam vermindern, und unterdessen werden die Flecken, die in ihrer Mitte das Gestirn eingeschlossen halten, dichter werden, und immer mehr und mehr von ihnen werden sich sowohl oberhalb als auch unterhalb dieses Gestirns ansammeln. Demgemäß befindet sich zum Beispiel der Wirbel N in einer solchen Lage, daß er offenbar den Lauf des Wirbels S mehr hemmt als den irgendwelcher anderer benachbarter Wirbel. Deshalb wird er, sobald das Gestirn nur durch einige wenige solcher Flecken eingehüllt sein wird, leicht von diesem Wirbel fortgerissen werden. Und zwar so : Der Materiegürtel des Wirbels S, der jetzt durch die Linie OPQ begrenzt ist, wird später durch die Linie ORQ begrenzt werden, und die gesamte Materie, die zwischen den Linien OPQ und ORQ enthalten ist, ihm zufallen und dessen Lauf folgen, während die übrige Materie,
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in alios vicinos vortices abeunte. Nihil enim aliud vorticem N | in eo situ, in quo nunc esse supponitur, potest conservare, quam magna vis materiae primi elementi, in ejus centro existentis, quae globulos secundi circumquaque ita propellit, ut ejus impulsui potius quam motibus vicinorum vorticum obsequantur: quae vis interventu macularum debilitatur & frangitur. CXVII. Quomodo permultae maculae circa aliquam stellam esse
possint, antequam ejus vortex destruatur.
Vortex autem C (Fig. 22) inter quatuor S, F, G, H, duosque alios M & N, qui supra istos quatuor intelligendi sunt, ita est constitutus, ut quamvis densae maculae circa ejus sidus congregentur, nunquam tamen totus possit everti, quandiu isti sex sunt viribus inter se aequales. Quippe suppono vortices S, F, & tertium M, ipsis incumbentem supra punctum D, circa propria centra gyrare a D versus C: itemque tres alios G, H, & sextum N, supra ipsos positum, verti ab E versus C; vorticem autem C ita inter hos sex esse constitutum, ut ipsos solos tangat, & ejus centrum ab eorum sex centris aequidistet, axisque, circa quem gyratur, sit in linea DE. Qua ratione istorum septem vorticum motus inter se optime conveniunt; & quantumvis multis maculis sidus vorticis C obruatur, adeo ut perexiguas, vel etiam plane nullas habeat vires ad globulos coeli circa se positos secum in orbem rapiendos, non tamen ulla est ratio, cur alii sex illud e loco suo expellant, quamdiu inter se sunt aequales.
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die sich zwischen den Linien ORQ und OMQ aufhält, in andere benachbarte Wirbel abfließt. Nichts anderes nämlich vermag den anderen Wirbel N an der Stelle zu halten, an der er sich nun, wie unterstellt wird, befindet, als die große Kraft der in seinem Mittelpunkt anwesenden Materie des ersten Elements, die die Kügelchen des zweiten Elements ringsumher so vorantreibt, daß sie deren Druck eher nachgeben als den Bewegungen der benachbarten Wirbel – welche Kraft durch das Dazwischentreten der Flecken geschwächt und bezähmt wird. 117. Auf welche Weise sehr viele Flecken um einen Stern vorhanden sein können, bevor dessen Wirbel zerstört wird.
Der Wirbel C (Fig. 22) ist jedoch zwischen den vier Wirbeln S, F, G, H, sowie den zwei anderen M und N, die oberhalb jener vier vorgestellt werden müssen, so angeordnet, daß er gleichwohl, wie dicht auch immer sich die Flecken um sein Gestirn zusammenziehen, niemals als Ganzer vernichtet werden kann, solange jene sechs Wirbel untereinander an Kräften gleich sind. Denn ich unterstelle folgendes : Die Wirbel S, F und der dritte, jenen beiden oberhalb des Punktes D aufliegende Wirbel M kreisen um ihre eigenen Mittelpunkte von D in Richtung C. Ebenso wenden sich die drei anderen G, H, sowie der oberhalb von ihnen positionierte sechste N von E in Richtung C. Der Wirbel C ist so zwischen diesen sechs hingestellt, daß er die einzelnen berührt, und sein Mittelpunkt von den sechs Mittelpunkten dieser Wirbel gleich weit entfernt ist. Die Achse, um die herum er kreist, liegt auf der Linie DE. Aus diesem Grund passen die Bewegungen dieser sieben Wirbel untereinander optimal zusammen. Wie viele Flecken nun auch immer das Gestirn des Wirbels C verhüllen, so daß es nur äußerst geringe oder auch schlichtweg keine Kräfte besitzt, um die um sich herum befindlichen Kügelchen des Himmels mit sich in die Kreisbahn hineinzureißen, so besteht gleichwohl keinerlei Grund, weswegen die anderen sechs dieses Gestirn von seinem Ort fortstoßen sollten, solange sie untereinander gleich sind.
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CXVIII. Quomodo istae multae maculae generentur.
Sed ut sciamus quo pacto tam multae maculae circa illud generari potuerint, putemus ipsum initio non | minorem fuisse, quam unum ex aliis sex ei circumjacentibus, ita ut circumferentiam suam usque ad puncta 1, 2, 3, 4, extenderet; sidusque permagnum in centro suo habuisse, utpote quod componebatur ex materia primi elementi, quae per D ex tribus vorticibus S, F, M, & per E ex tribus aliis G, H, N, versus C recta tendebat, & inde non regrediebatur, nisi in eosdem illos vortices versus K & L; adeo ut istud sidus satis virium habere potuerit, ad totam materiam coeli 1234 secum in gyrum agendam. Sed quia, propter inaequalitatem & incommensurabilitatem quantitatum & motuum, quae in aliis partibus universi reperitur, nihil in perpetuo aequilibrio stare potest, ubi forte vortex C minus virium habere coepit quam alii circumjacentes, pars ejus materiae in ipsos migravit, & quidem cum impetu; ita ut ea pars quae sic migravit, fuerit major quam ista inaequalitas exigebat, ideoque rursus postea nonnihil materiae in ipsum ex aliis remigravit, atque ita per vices. Cumque interim multi macularum cortices circa ejus sidus generarentur, magis ac magis illius vires minuebantur, & idcirco, singulis vicibus, minus materiae in illum regrediebatur quam ab ipso exiisset, donec tandem perexiguus evaserit, vel etiam totus fuerit absorptus, solo ejus sidere excepto, quod, multis maculis circumvallatum, in materiam aliorum vorticum abire non potest, nec etiam ab istis aliis vorticibus e loco, in quo est, extrudi, quamdiu isti vortices sunt inter se aequales. Sed interim ejus maculae magis ac magis
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118. Wie diese vielen Flecken entstehen.
Damit wir nun aber wissen können, auf welche Weise so viele Flecken um dieses Gestirn entstehen konnten, nehmen wir an, daß dieser Wirbel anfänglich nicht kleiner gewesen ist als irgendeiner von den anderen um ihn herum befindlichen sechs, so daß sich sein Materiegürtel bis an die Punkte 1, 2, 3 und 4 erstreckte. Außerdem hat er in seinem Mittelpunkt ein äußerst großes Gestirn besessen, das sich – wie es nicht anders möglich war – aus Materie des ersten Elements zusammensetzte. Diese Materie tendierte aus den drei Wirbeln S, F, M durch D, und aus den anderen drei Wirbeln G, H und N durch E geradlinig in Richtung G, blieb dort und kehrte allenfalls über K und L in dieselben Wirbel zurück. Deshalb verfügte das Gestirn über ausreichende Kräfte, um die gesamte Materie des Himmels 1234 mit sich im Kreislauf mitzuführen. Weil jedoch aufgrund der Ungleichheit und Unmeßbarkeit der Quantitäten und Bewegungen, die in den anderen Bereichen des Universums angetroffen werden, nichts in beständigem Gleichgewicht verbleiben kann, ist ein Anteil seiner Materie in sie übergegangen, sobald etwa die Kräfte des Wirbels C sich zu vermindern und geringer zu werden begannen als die der anderen rundherum befindlichen ; und zwar mit einem solchen Schwung, daß auf diese Weise der so übergegangene Anteil größer gewesen ist als es jene Ungleichheit verlangte. Deshalb ist daraufhin erneut etwas Materie von den anderen Wirbeln in ihn zurückgewandert, und so im Wechsel. Weil unterdessen viele Schichten aus Flecken um dieses Gestirn entstanden, haben sich seine Kräfte mehr und mehr vermindert, und so ist in den einzelnen Wechseln solange weniger Materie in ihn zurückgekehrt als aus ihm herausgegangen war, bis er zuletzt äußerst klein geworden oder auch völlig aufgesogen worden ist, mit Ausnahme allein seines Gestirns ; denn das Gestirn kann, wenn es von vielen Flecken verhüllt ist, weder in die Materie anderer Wirbel übergehen, noch von diesen anderen Wirbeln von dem Ort, an dem es sich befindet, fortgezogen werden – solange diese Wirbel untereinander gleich sind. Unterdessen müssen sich seine Flecken
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densari debent, ac tandem, ubi unus aliquis ex vicinis vorticibus, aliis | major & potentior evadet, ut si vortex H extendat suam superficiem usque ad lineam 567, tunc facile vortex H totum sidus C, non hic amplius fluidum & lucidum, sed, Cometae vel Planetae instar, durum & opacum, secum abducet. CXIX. Quomodo Stella fixa mutetur in Cometam vel in Planetam.
Jam vero considerandum est, qua ratione debeat moveri talis globus opacus & durus, ex multarum macularum congerie compositus, cum primum ab aliquo vortice sibi vicino abreptus est. Nempe ita gyrat cum materia a qua abripitur, ut quandiu minus habet agitationis quam ipsa, versus centrum circa quod gyrat detrudatur. Et quia omnes partes ejusdem vorticis non eadem celeritate moventur, nec sunt ejusdem magnitudinis; sed a circumferentia usque ad certum terminum earum motus gradatim fit tardior, ac deinde ab isto termino usque ad centrum gradatim fit celerior, & ipsae sunt minutiores, ut supra dictum est: si globus in illo vortice descendens adeo sit solidus, ut priusquam pervenerit ad terminum in quo partes vorticis omnium tardissime moventur, acquirat agitationem aequalem agitationi earum partium, inter quas versatur, non ulterius descendit, sed ex illo vortice in alios transit, & est Cometa. Si vero minus habeat soliditatis, atque idcirco infra terminum illum descendat, ibi postea ad certam distantiam a sidere, quod illius vorticis centrum occupat, semper manens, circa ipsum rotatur, & est Planeta. |
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freilich mehr und mehr verdichten ; sobald dann einer von den anderen angrenzenden Wirbeln größer und kräftiger als die anderen wird, wie wenn etwa der Wirbel H seine Oberfläche bis zu der Linie 567 ausdehnt, führt der Wirbel H das gesamte Gestirn C mit sich mit. Dieses Gestirn ist von da an nicht länger flüssig und hell, sondern, den Kometen oder Planeten gleich, hart und dunkel. 119. Auf welche Weise sich ein Fixstern in einen Kometen oder Planeten verwandelt.
Nunmehr muß aber in Erwägung gezogen werden, auf welche Weise diese aus einer Ansammlung vieler Flecken zusammengesetzte dunkle und harte Kugel sich bewegen muß, sobald sie von irgendeinem ihr benachbarten Wirbel fortgezogen worden ist. Denn sie kreist mit der Materie mit, von der sie fortgezogen wurde, und solange sie weniger Antrieb als die Materie besitzt, wird sie in Richtung des Mittelpunkts, um den sie kreist, herabgezogen. Nicht alle Teile eines Wirbels bewegen sich mit derselben Geschwindigkeit, und nicht alle haben dieselbe Größe, sondern von dem äußeren Rand bis zu einer bestimmten Grenze wird ihre Bewegung stufenweise langsamer, und von dieser Grenze an bis zum Mittelpunkt stufenweise schneller ; und diese Bereiche sind, wie oben ausgeführt worden ist, kleiner. Wenn nun die in jenem Wirbel herabsteigende Kugel so fest ist, daß sie, bevor sie an die Grenze gelangt sein wird, an der die Teile des Wirbels sich überhaupt am langsamsten bewegen, einen Antrieb erlangt, der dem Antrieb der Teile gleich ist, zwischen denen sie sich umherbewegt, dann steigt sie nicht noch weiter herab, sondern geht aus diesem Wirbel in andere über, und ist ein Komet. Wenn sie aber eine geringere Festigkeit aufweist, und deswegen unter diese Grenze bis zu einer bestimmten Entfernung vom Gestirn herabsteigt, das den Mittelpunkt dieses Wirbels einnimmt, dann verbleibt sie danach dort, dreht sich um es und ist ein Planet.
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CXX. Quo feratur talis Stella, cum primum desinit fixa esse.
Putemus, exempli causa (Fig. 8), materiam vorticis AEIO, nunc primum secum abripere sidus N, & consideremus versus quam partem illud feret. Nempe cum omnis ista materia gyret circa centrum S, ideoque inde recedere conetur, ut supra explicui, non dubium est | quin ea quae jam versatur in O, pergendo per R ad Q, detrudat hoc sidus secundum lineam rectam versus S: atque ex natura gravitatis infra explicanda, intelligetur istum motum sideris N, alteriusve cujusvis corporis, versus centrum vorticis in quo versatur, dici posse ejus descensum. Sic, inquam, ipsum detrudit initio, cum nondum intelligimus in eo esse alium motum; sed statim etiam illud circumquaque ambiendo, secum defert motu circulari ab N versus A; cumque hic motus circularis ei det vim recedendi a centro S, pendet tantum ab ejus soliditate, ut vel multum descendat versus S, nempe si perexigua sit ejus soliditas; vel contra, si magna sit, ab S recedat. CXXI. Quid per corporum soliditatem, & quid per eorum
agitationem intelligamus.
Per soliditatem hic intelligo quantitatem materiae tertii elementi, ex qua maculae hoc sidus involventes componuntur, cum ejus mole & superficie comparatam. Quippe vis, qua materia vorticis AEIO id defert circulariter circa centrum S, aestimanda est a magnitudine superficiei, secundum quam ipsi occurrit; quia quo major est ista superficies, eo plus materiae in hoc agit. Vis autem, qua ista materia versus idem centrum S ipsum pellit,
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120. Wie sich ein solcher Stern fortbewegt, sobald er aufgehört hat, ein Fixstern zu sein.
Nehmen wir zum Beispiel an (Fig. 8), daß die Materie des Wirbels AEIO zunächst das Gestirn N mit sich fortreißt, und betrachten wir, in welche Richtung er es führen wird. Die gesamte Materie kreist um den Mittelpunkt S, und ist deshalb bestrebt, sich von dort zu entfernen, wie ich oben erklärt habe. Es besteht kein Zweifel, daß deshalb die Materie, die sich jetzt bei O aufhält und durch R nach Q vordringt, dieses Gestirn in gerader Linie in Richtung S herabzieht. Diese Bewegung des Gestirns N, oder auch anderer beliebiger Körper in Richtung des Mittelpunkts des Wirbels, in dem sie sich aufhalten, kann als Sinken bezeichnet werden. Dies wird aus der später noch zu erläuternden Natur des Gewichts einsichtig werden ; demgemäß drücke ich mich hier so aus : Die Materie drängt das Gestirn herab – denn wir sehen noch nicht ein, daß in ihm irgendeine Eigenbewegung ist, sondern inmitten einer sich in irgendwelche Richtungen wendenden Materie ruhend, nimmt der Wirbel das Gestirn in einer Kreisbewegung von N in Richtung A mit. Weil diese Kreisbewegung ihm die Kraft verleiht, sich vom Mittelpunkt S fortzustoßen, hängt es allein von seiner Festigkeit ab, ob er entweder weiter in Richtung S herabsinkt, nämlich wenn seine Festigkeit äußerst klein ist, oder ob er im Gegenteil, wenn sie größer ist, von S abprallt. 121. Was wir unter der Festigkeit der Körper, und was unter ihrem Antrieb verstehen.
Unter »Festigkeit« verstehe ich hier die Quantität der Materie des dritten Elements, aus der die Flecken, die dieses Gestirn einhüllen, gebildet sind, im Verhältnis zu dessen Masse und Oberfläche. Denn die Kraft, mit der die Materie des Wirbels AEIO das Gestirn kreisförmig um den Mittelpunkt S mit sich herumträgt, muß nach der Größe der Oberfläche veranschlagt werden, die das Gestirn dem Wirbel darbietet, weil, je größer diese Oberfläche ist, desto mehr Materie auf ihn einwirkt. Die Kraft aber, mit der diese Materie das Gestirn in Richtung des
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aestimanda est a magnitudine spatii quod ab eo occupatur. Quamvis enim omnis illa materia, quae est in vortice AEIO, conetur recedere ab S, non tamen omnis agit in sidus N, sed tantum ea ejus pars, quae reipsa inde recedit, cum hoc accedit; haecque est aequalis spatio quod ab eo fuit occupatum. Denique vis quam idem sidus N a proprio suo motu acquirit ad perseverandum in eodem illo motu, quam ipsius agitationem voco, non aestimanda est ab ejus superficie, | nec a tota ejus mole, sed tantum ab ea ejus molis parte, quae constat materia tertii elementi, hoc est, particulis materiae sibi mutuo adhaerentibus, ex quibus maculae ipsum involventes componuntur. Quantum enim ad materiam primi, vel etiam secundi elementi, quae in eo est, cum assidue ex ipso egrediatur, | & nova redeat in locum exeuntis, non potest nova ista materia accedens vim retinere quae priori jam egressae fuit impressa, & praeterea vix ulla ei fuit impressa, sed tantum motus, qui aliunde in ea erat, determinatus est versus certam partem; atque haec determinatio a variis causis assidue potest mutari. CXXII. Soliditatem non a sola materia, sed etiam a magnitudine
ac figura pendere.
Sic videmus hic supra terram aurum, plumbum & alia metalla, cum semel mota sunt, majorem agitationem sive majorem vim ad perseverandum in suo motu retinere, quam ligna & lapides ejusdem magnitudinis & figurae; ac etiam idcirco magis solida esse putantur, sive plus habere in se materiae tertii elementi, ac pauciores poros qui materia primi & secundi replentur. Sed auri globulus esse potest tam minutus, ut non tantam vim habiturus
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Mittelpunkts S stößt, muß nach der Größe des Raumes, der von ihm eingenommen wird, veranschlagt werden. Obwohl nämlich die gesamte Materie, die sich im Wirbel AEIO aufhält, bestrebt ist, sich von S zu entfernen, so wirkt sie gleichwohl nicht insgesamt auf das Gestirn N ein, sondern nur zu demjenigen Anteil, der tatsächlich vertrieben wird, wenn das Gestirn in den Wirbel eintritt ; und dieser Anteil entspricht dem Raum, der von ihm eingenommen worden ist. Schließlich bestimmt sich die Kraft, die das Gestirn N aus seiner Eigenbewegung aufbringt, um dieselbe Bewegung aufrechtzuerhalten, die ich seinen Antrieb nenne, keineswegs durch seine Oberfläche, und auch nicht von seiner gesamten Masse, sondern allein von dem Anteil seiner Masse, die aus Materie des dritten Elements besteht, d. h. von den aneinanderhängenden Materiepartikeln, aus denen die ihn einhüllenden Flecken bestehen. Was nun die in ihm vorhandene Materie des ersten oder auch des zweiten Elements betrifft, so tritt beständig welche aus ihm heraus und neue kehrt an den Ort der herausgegangenen zurück. Deshalb kann die neue, sich nähernde Materie die Kraft nicht bewahren, die der ersten bereits ausgetretenen Materie übertragen worden ist. Außerdem ist ihr kaum irgendwelche Kraft übertragen worden, sondern die Kraft, die von woanders her in ihr war, ist in eine gewisse Richtung ausgerichtet worden – und diese Ausrichtung kann sich durch verschiedene Ursachen unablässig ändern. 122. Die Festigkeit hängt nicht allein von der Materie, sondern auch von der Größe und Gestalt ab.
Hier auf der Erde besitzen Gold, Blei und andere Metalle, wenn sie einmal in Bewegung versetzt worden sind, einen größeren Antrieb, bzw. eine größere Kraft, ihre Bewegung aufrechtzuerhalten, als Hölzer und Steine von derselben Größe und Gestalt. Deshalb hält man erstere auch für viel fester, d. h. man nimmt an, daß sie mehr Materie des dritten Elements in sich haben und weniger Poren, die von Materie des ersten und zweiten Elements erfüllt sind. Freilich kann ein Kügelchen Gold so winzig
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sit, ad motum sibi impressum retinendum, quam globus lapideus vel ligneus multo major. Potestque etiam massa auri tales figuras induere, ut globus ligneus ipsa minor majoris agitationis sit capax: nempe si extendatur in fila aut bracteas, aut spongiae instar multis minutis foraminibus excavetur, aut quocunque alio modo plus superficiei acquirat, pro ratione suae materiae & molis, quam ille ligneus globus. CXXIII. Quomodo globuli coelestes integro aliquo sidere solidiores
esse possint.
Atque ita fieri potest ut sidus N, quamvis mole permagnum, & satis multis macularum corticibus involutum, minus tamen habeat soliditatis, sive minus aptitudinis ad motus suos retinendos, quam globuli materiae secundi elementi ipsum circumjacentes. Hi enim globuli, pro ratione suae magnitudines, sunt omnium solidissimi qui esse possint, quia nullos in ipsis | meatus, alia materia solidiori repletos, intelligimus; & figuram obtinet sphaericam, quae omnium minimum habet superficiei, pro ratione molis sub se contentae, ut Geometris est satis notum. Et praeterea, quamvis sit permagna disparitas inter ipsorum exiguitatem & magnitudinem alicujus sideris, haec tamen ex parte compensatur, eo quod non vires singulorum ex istis globulis, sed plurium simul, istius sideris viribus opponantur. Cum enim illi cum aliquo sidere circa centrum S rotantur, tenduntque omnes, nec non etiam istud sidus, ut ab S recedant, si vis inde recedendi, quae est in sidere, superet vires simul junctas, quae sunt in tot ex istis globulis, quot requiruntur ad spatium quod sidus
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sein, daß es nicht dieselbe Kraft besitzen wird, um die auf es übertragene Bewegung beizubehalten, als eine sehr viel größere Kugel aus Stein oder Holz. Auch kann ein Klumpen Gold solche Gestalten annehmen, daß eine im Vergleich mit ihm kleinere Kugel aus Holz eines größeren Antriebs fähig ist, nämlich wenn er zu Fäden oder dünnen Blättchen auseinandergezogen wird, oder auch einem Schwamm gleich durch viele sehr kleine Löcher ausgehöhlt ist, oder auf eine beliebige andere Weise eine im Verhältnis zu seiner Materie und Masse größere Oberfläche erhält als die Kugel aus Holz. 123. Auf welche Weise die Kügelchen der Himmelsmaterie fester sein können als irgendein Gestirn insgesamt.
Und so kann das Gestirn N, obwohl es eine äußerst große Masse besitzt und von hinreichend vielen Schichten von Flekken umhüllt ist, gleichwohl eine geringere Festigkeit aufweisen, bzw. eine geringere Eignung, seine Bewegung aufrechtzuerhalten, als die es umgebenden Kügelchen der Materie des zweiten Elements. Diese Kügelchen sind nämlich im Verhältnis zu ihrer Größe die überhaupt festesten, die es geben kann, weil wir in ihnen keine von einer anderen, festeren Materie angefüllten Gänge feststellen, und weil sie eine kugelrunde Gestalt besitzen, die im Verhältnis zu der in ihr enthaltenen Masse die insgesamt geringste Oberfläche aufweist, wie den Geometrikern hinreichend bekannt ist. Und außerdem, wie übergroß die Ungleichheit zwischen der Kleinheit dieser Partikel des zweiten Elements und der Größe irgendeines Gestirns auch immer sein mag, so wird diese Ungleichheit gleichwohl teilweise dadurch ausgeglichen, daß nicht die Kräfte einzelner solcher Kügelchen, sondern mehrerer zugleich sich den Kräften dieses Gestirns entgegenstellen. Wenn sich nämlich diese Kügelchen mit irgendeinem Gestirn um den Mittelpunkt S drehen, tendieren sie alle, nicht etwa nur das Gestirn, dazu, sich von S zu entfernen. Das Gestirn entfernt sich jedoch nur dann von S, wenn seine Kraft, sich von dort zu entfernen, die miteinander verbundenen Kräfte übertrifft, die in gerade so vielen Kügelchen vorhanden ist, wie
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occupat replendum: tunc ipsum recedet ab S, efficietque ut isti globuli in locum suum descendant; & contra, si illi plus habeant virium, ipsum versus S expellent. CXXIV. Quomodo etiam esse possint minus solidi.
Fieri enim etiam facile potest, ut sidus N multo plus habeat virium ad perseverandum in suo motu secundum lineas rectas, quam globuli materiae coelestis ipsum circumjacentes, etiamsi minus materiae tertii elementi in eo contineatur, quam secundi, in tot ex istis globulis, quot requiruntur as spatium ipsi aequale occupandum. Quia cum sint a se mutuo disjuncti, & varios habeant motus, quamvis junctis viribus in illud agant, non possunt tamen omnes suas vires ita simul jungere, ut nulla earum pars inutilis fiat: contra autem omnis materia tertii elementi, ex qua maculae hoc sidus involventes aërque ipsum ambiens componuntur, unam tantum massam facit, quae cum tota simul moveatur, tota etiam vis, quam habet ad perse | verandum in suo motu, versus easdem partes tendit. Similemque ob causam, videre licet in fluminibus fragmenta glaciei, vel ligna quae aquae innatant, majori vi persequi cursum suum, secundum lineas rectas, quam ipsam aquam, & ideo solere multo fortius in riparum sinus impingere, quamvis minus materiae tertii elementi in iis contineatur, quam in mole aquae ipsis aequali. CXXV. Quomodo quidam sint aliquo sidere magis solidi, alii minus.
Denique fieri potest, ut idem sidus minus habeat soliditatis, quam quidam globuli coelestes, & magis quam alii paulo mino-
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erforderlich sind, um den Raum, den das Gestirn einnimmt, zu erfüllen. Tritt dieser Fall ein, bewirkt das Gestirn, daß diese Kügelchen an seinen Ort herabsinken ; wenn aber diese Kügelchen im Gegenteil mehr Kräfte besitzen, stoßen sie das Gestirn in Richtung S fort. 124. Auf welche Weise sie auch weniger fest sein können.
Das Gestirn N kann ebenso leicht auch sehr viel mehr Kraft besitzen, seine Bewegung in gerader Linie aufrechtzuerhalten, als die um ihn herum befindlichen Kügelchen der Himmelsmaterie, auch wenn in ihm weniger Materie des dritten Elements enthalten ist, als Materie des zweiten Elements gerade so vielen von jenen Kügelchen beigemischt ist, wie erforderlich ist, um einen ebensogroßen Raum einzunehmen. Denn weil sie voneinander getrennt sind und verschiedene Bewegungen besitzen, können sie, obwohl sie mit gewissermaßen vereinten Kräften auf das Gestirn einwirken, nicht alle ihre Kräfte so miteinander vereinen, daß kein Anteil dieser Kräfte ungenützt bliebe. Im Gegensatz dazu bildet aber die gesamte Materie des dritten Elements, aus der die dieses Gestirn einhüllenden Flecken und die ihn umgebende Luft zusammengesetzt sind, eine einzige Masse, die sich insgesamt zugleich bewegt, und deshalb die gesamte Kraft, die sie besitzt, um ihre Bewegung aufrechtzuerhalten, in dieselbe Richtung lenkt. Aufgrund derselben Ursache kann man in Flüssen Bruchstücke von Eis oder Holz, die im Wasser schwimmen, mit einer größeren Kraft ihren Lauf geradlinig beschreiten sehen als das Wasser selbst. Diese Holzstücke schlagen deshalb sehr viel stärker auf die Ausbuchtungen der Flußufer auf, obwohl weniger Materie des dritten Elements in ihnen enthalten ist als in einer ihnen gleichen Menge Wasser. 125. Wie gewisse Partikel im Vergleich mit irgendeinem Gestirn fester oder weniger fest sein können.
Dasselbe Gestirn kann schließlich auch eine geringere Festigkeit aufweisen als einige von den Kügelchen der Himmelsmaterie, und eine größere als andere, ein wenig kleinere. Zum einen aus
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res; tum propter jam dictam rationem, tum etiam quia, licet non magis nec minus sit materiae secundi elementi in istis globulis minoribus simul sumptis, quam in majoribus, cum aequale spatium occupant, est tamen in ipsis multo plus superficiei; & propter hoc a materia primi elementi, quae angulos iis interjectos replet, nec non etiam a quibuslibet aliis corporibus, facilius a cursu suo revocantur, atque versus alias partes deflectuntur, quam alii majores. CXXVI. De principio motus Cometae.
Jam itaque, si ponamus sidus N plus habere soliditatis quam globulos secundi elementi, satis remotos a centro vorticis S, quos supponimus omnes esse inter se aequales, poterit quidem initio in varias partes ferri, & magis vel minus accedere versus S, pro varia dispositione aliorum vorticum, a quorum vicinia discedet; potest enim diversimode ab ipsis retineri vel impelli; ac etiam pro ratione suae soliditatis, quae quo major est, eo magis impedit ne aliae causae postea ipsum deflectant de ea parte in quam primum directum est. Verumtamen non valde magna vi potest impelli a | vicinis vorticibus, quia supponitur juxta illos prius quievisse; nec ideo etiam ferri contra motum vorticis AEIO, versus eas partes quae sunt inter I & S, sed tantum versus illas quae sunt inter A & S; ubi tandem debet pervenire ad aliquod punctum, in quo linea quam motu suo describit, tangat unum ex iis circulis, | secundum quos materia coelestis circa centrum S gyrat; & postquam eo pervenit, ita cursum suum ulterius persequitur, ut semper magis ac magis recedat a centro S,
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dem Grund, den ich bereits genannt habe, zum anderen auch, weil sich an diesen kleineren Kügelchen sehr viel mehr Oberfläche findet. Denn auch wenn sie einen gleich großen Raum einnehmen, befindet sich zwischen den kleineren Kügelchen, wenn man sie insgesamt betrachtet, dieselbe Menge an Materie des zweiten Elements wie zwischen den größeren. Deswegen werden sie von der Materie des ersten Elements, die die in ihm befindlichen Ecken und Winkel anfüllt, und ebenso von irgendwelchen anderen Körpern leicht aus ihrem Lauf gebracht und leichter in andere Richtungen abgelenkt als andere größere. 126. Über die anfängliche Bewegung der Kometen.
Zwar wird sich demnach das Gestirn N allein aufgrund der Annahme, daß es eine größere Festigkeit besitze als die vom Mittelpunkt S hinreichend entfernten Kügelchen des zweiten Elements – von denen wir voraussetzen, daß sie alle untereinander gleich sind – anfänglich in verschiedene Richtungen bewegen und gemäß der verschiedenen Anordnung der anderen Wirbel, von deren Umgebung es sich entfernen wird, mehr oder weniger in Richtung S voranschreiten können. Denn es kann von diesen Wirbeln auf verschiedenste Weisen angezogen oder fortgestoßen werden – und außerdem nach Maßgabe der Festigkeit : je größer nämlich die Festigkeit des Gestirns ist, desto mehr verhindert sie, daß es später durch andere Ursachen von der Richtung abgelenkt wird, in die es zuerst gelenkt wurde. Aber gleichwohl kann es von den benachbarten Wirbeln nicht mit einer sehr großen Kraft fortgestoßen werden, weil vorausgesetzt wird, daß es früher in ihrer Nähe im Ruhezustand gewesen ist. Daher bewegt es sich auch nicht der Bewegung des Wirbels AEIO entgegen in Richtung der zwischen I und S liegenden Bereiche, sondern nur in Richtung der zwischen A und S liegenden. Dort muß es schließlich an irgendeinen Punkt gelangen, an dem die Linie, die seine Bewegung beschreibt, einen von den Kreisen berührt, entlang derer die Himmelsmaterie um den Mittelpunkt S kreist. Nachdem es dort hindurchgegangen ist, setzt es seinen Lauf weiter fort, daß es sich beständig solange
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donec ex vortice AEIO in alium migret. Ut si moveatur initio secundum lineam NC, postquam pervenit ad C, ubi haec linea curva NC tangit circulum, qui ibi describitur a globulis secundi elementi circa centrum S: non potest non statim recedere ab S per lineam curvam C2, sitam inter hunc circulum, & rectam eum in puncto C tangentem. Cum enim delatum sit ad C, a materia secundi elementi magis remota ab S quam ea quae est in C, ac proinde celerius acta, sitque ipsa solidius, ut supponimus: non potest non habere majorem vim ad perseverandum in suo motu secundum lineam rectam tangentem istum circulum; sed statim atque recessit a puncto C, occurrit materiae secundi elementi celerius motae, quae illum nonnihil avertit a linea recta, simulque augendo ejus celeritatem efficit ut ulterius ascendat secundum lineam curvam C2, quae eo minus distat a recta tangente, quo hoc sidus solidus est, & quo majori cum celeritate delatum est ab N ad C. CXXVII. De continuatione motus Cometae per diversos vortices.
Cum autem per hunc vorticem AEIO (Fig. 8) hac ratione progreditur, tantam vim agitationis acquirit, ut facile inde in alios vortices migret, atque ex his in alios. Notandumque est, cum pervenit ad 2, egrediturque limites vorticis in quo est, ipsum adhuc aliquandiu retinere ejus materiam circa se fluentem, nec plane ab ea liberari, donec satis alte in alium vorticem AEV penetrarit: nempe donec pervenerit ad 3. Eodemque modo ducit secum materiam hujus secundi vorticis | versus 4 in fines tertii, & hujus tertii versus 8 in fines quarti; sicque semper idem facit,
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mehr und mehr vom Mittelpunkt S entfernt, bis es aus dem Wirbel AEIO in einen anderen übergeht. Zum Beispiel : Anfänglich bewegt sich das Gestirn auf der Linie NC. Nachdem es zu C gelangt ist, wo die gekrümmte Linie NC einen Kreis berührt, der dort von den Kügelchen des zweiten Elements um den Mittelpunkt S beschrieben wird, kann es nicht anders, als sich sogleich von S über die gekrümmte Linie C2, die zwischen diesem Kreis und der ihn im Punkt C berührenden Geraden angeordnet ist, zu entfernen. Wir setzen voraus, daß die Materie des zweiten Elements von S weiter entfernt ist als die, die in C ist, und demnach schneller erregt und selbst fester ist. Wenn das Gestirn dann von der Materie des zweiten Elements nach C fortgetragen wird, so besitzt es eine größere Kraft, seine Bewegung auf der geraden, den Kreis berührenden Linie aufrechtzuerhalten. Sobald es sich indessen vom Punkt C entfernt hat, trifft es auf schneller bewegte Materie des zweiten Elements auf. Diese Materie lenkt es etwas von der geraden Linie ab, und bewirkt zugleich, indem sie seine Geschwindigkeit vergrößert, daß es sich darüber hinaus entlang der gekrümmten Linie C2 erhebt. Diese Linie ist desto weniger von der sie berührenden Geraden entfernt, je fester das Gestirn ist, und mit je größerer Geschwindigkeit es von N nach C gelangt ist. 127. Über den weiteren Verlauf der Bewegung der Kometen durch verschiedene Wirbel.
Wenn das Gestirn auf diese Weise den Wirbel AEIO durchläuft, erlangt es eine solche Antriebskraft, daß es von dort leicht in andere Wirbel übergeht, und von diesen in andere. Wenn das Gestirn nach 2 gelangt, und aus den Grenzen des Wirbels, in dem es sich befindet, austritt, hält es noch eine Zeitlang die es umfließende Materie dieses Wirbels fest, und macht sich solange nicht völlig von ihr los, bis es hinreichend weit in den anderen Wirbel AEV eingetreten ist, nämlich solange, bis es zu 3 gelangt. Auf dieselbe Weise zieht es Materie dieses zweiten Wirbels in Richtung 4 mit sich in die Grenzen des dritten Wirbels hinein, und Materie dieses dritten Wirbels in Richtung 8 in
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quoties ex uno vortice in alium migrat. Et linea quam motu suo describit, diversimode incurvatur, pro diverso motu materiae vorticum per quos transit. Ita ejus pars 2 3 4 plane alio modo inflexa est quam praecedens NC2: | quia materia vorticis F vertitur ab A per E versus V, & materia vorticis S ab A per E versus I; istius autem lineae pars 5 6 7 8 est fere recta, quia materia vorticis in quo est, supponitur gyrare circa axem XX. Et sidera ex unis vorticibus in alios hoc pacto migrantia sunt Cometae: ipsorumque omnia phaenomena hic explicare conabor. CXXVIII. Phaenomena Cometarum.
In primis observatur illos, sine ulla regula nobis nota, unum per hanc, alium per illam coeli regionem transmeare, ac intra paucos menses aut dies a conspectu nostro abire, nec unquam plus, aut certe non multo plus, sed saepe multo minus quam mediam coeli partem percurrere. Ac quidem cum primum apparere incipiunt, solere satis magnos videri, nec postea valde augeri, nisi cum valde magnam coeli partem percurrunt; cum autem desinunt, gradatim semper imminui; atque initio, vel saltem circa initia sui motus, videri celerrime moveri, sub finem autem lentissime. Ac de uno duntaxat memini me legisse 1, quod circiter
1 legisse ] 1. Auflage : Apud Lotharium Sarsium, sive Horatium Grassium
in libra Astronomica, ubi tanquam de duobus Cometis loquitur; sed judico unicum fuisse, cujus historiam a duobus auctoribus habet, Regiomontano & Pontano als Marginalie
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die Grenzen des vierten, und dasselbe wiederholt sich immer, wenn es aus einem Wirbel in einen anderen übergeht. Die Linie, die es in seiner Bewegung beschreibt, ist nun gemäß der verschiedenen Bewegung der Materie des Wirbels, durch den es hindurchgeht, verschiedenartig gekrümmt. So ist der Abschnitt 2 3 4 dieser Linie auf die gerade entgegengesetzte Weise gebogen wie der vorangehende NC2, weil sich die Materie des Wirbels F von A durch E in Richtung V wendet, und die Materie des Wirbels S von A durch E in Richtung I. Der Abschnitt 5 6 7 8 dieser Linie hingegen ist fast gerade, weil die Materie des Wirbels, in dem dieser Abschnitt liegt, um die Achse XX kreist, wie vorausgesetzt wird. Die auf diese Weise aus einem Wirbel in andere übergehenden Gestirne sind Kometen, und ich werde versuchen, alle ihre Phänomene hier zu erklären. 128. Die Phänomene der Kometen.
Zunächst beobachtet man, daß ohne irgendeine uns bemerkbare Regelmäßigkeit der eine Komet diese, der andere jene Region des Himmels durchwandert, und innerhalb weniger Monate oder auch Tage aus unserem Blickfeld fortzieht, und zumeist nicht mehr, oder sicherlich nicht viel mehr, sondern oft viel weniger als die Hälfte des Himmels durchläuft. Wenn sie nun zuerst zu erscheinen beginnen, sind sie gewöhnlich ausreichend groß sichtbar und vergrößern sich nachher nicht sehr, außer wenn sie einen sehr großen Bereich des Himmels durchlaufen. Wenn sie aber unsichtbar werden, verkleinern sie sich immer stufenweise, und anfänglich, oder zumindest ungefähr am Anfang ihrer Bewegung, zeigen sie sich als schneller bewegt, gegen Ende aber als am langsamsten. Zudem erinnere ich mich, wenigstens über einen gelesen zu haben, – nach Libra Astronomica von Lothar Sarsi, bzw. Orazio Grassi, in dem allerdings von zwei Kometen die Rede ist. Freilich halte ich dafür, daß es nur ein einziger gewesen ist, dessen Nachricht er von zwei Autoren, Regiomontanus ( Johannes Müller) und Pontano, 1 erhalten 1 Der in Parenthese gesetzte Text findet sich in der 1. Auflage am Rand.
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mediam coeli partem peragrarit: de illo scilicet qui dicitur anno 1475, primo tenui capite ac tardi motus, inter stellas Virginis apparuisse, ac paulo post mirae magnitudinis factus, per polum Borealem tam celeriter incessisse, ut proportionem circuli magni triginta vel quadraginta graduum, una die, descripserit; ac | tandem prope stellas Piscis septentrionalis, sive in signo Arietis paulatim videri desiisse. CXXIX. Horum phaenomenw n explicatio.
Quae omnia hic facile intelliguntur. Videmus enim eundem Cometam, aliam coeli partem in vortice F, aliamque in vortice Y permeare, ac nullam esse per quam non possit hoc pacto aliquando transire. Putandumque est ipsum fere eandem celeritatem semper retinere: illam scilicet quam acquirit transeundo per vorticum extremitates, ubi materia coelestis tam cito movetur, ut intra paucos menses integrum gyrum absolvat, quemadmodum supra dictum est. Et quia hic Cometa in vortice Y mediam tantum partem istius gyri, & multo minus in vortice F, nunquamque in ullo multo plus percurrit: idcirco tantum per paucos menses in eodem vortice manere potest. Atque si consideremus illum a nobis videri non posse, nisi quamdiu est in illo vortice, prope cujus centrum versamur; atque etiam non prius ibi apparere, quam materia alterius vorticis, ex quo venit, ipsum sequi & circumfluere plane desierit: cognoscemus quo pacto, quamvis idem Cometa maneat semper ejusdem magnitudinis & fere semper aeque celeriter moveatur, debeat tamen videri major & celerior, initio sui cursus apparentis, quam in fine; ac interdum in medio maximus & celerrimus putari. Nam si putemus oculum
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hat – daß er ungefähr die Hälfte des Himmels durchwandert hat, nämlich über den, der, wie man sagt, im Jahre 1475 zuerst mit schwachleuchtendem Kopf und langsamer Bewegung zwischen den Sternen der Jungfrau erschienen war, und wenig später eine erstaunliche Größe angenommen hatte, und so schnell den Nordpol durchlaufen hat, daß er in einem Tag einen Abschnitt von dreißig oder vierzig Graden des Großkreises beschrieben hat, bis er zuletzt bei den Sternen der nördlichen Fische, bzw. im Sternzeichen des Widders allmählich verging. 129. Erklärung dieser Phänomene.
Alle diese Phänomene werden hier leicht einsichtig. Wir bemerken nämlich, daß derselbe Komet den einen Bereich des Himmels im Wirbel F, und den anderen im Wirbel Y durchquert, und daß es keinen Teil gibt, durch den er nicht auf diese Weise irgendwann einmal hindurchgehen könnte. Zudem muß angenommen werden, daß er stets fast dieselbe Geschwindigkeit behält, nämlich diejenige, die er beim Durchlaufen der entferntesten Punkte des Wirbels erlangt, wo sich die Himmelsmaterie so rasch bewegt, daß sie innerhalb weniger Monate einen kompletten Kreislauf vollführt, wie oben ausgeführt wurde. Weil dieser Komet im Wirbel Y lediglich die Hälfte dieses Wirbels umkreist, und viel weniger im Wirbel F, und niemals in irgendeinem Wirbel einen größeren Teil des jeweiligen Wirbels durchläuft, kann er nur für wenige Monate in demselben Wirbel verbleiben. Wenn wir nun in Betracht ziehen, daß er von uns nur gesehen werden kann, solange er in dem Wirbel ist, bei dessen Mittelpunkt wir uns aufhalten, und er zudem nicht eher dort erscheint, als bis die ihm nachfolgende und ihn umfließende Materie des anderen Wirbels, aus dem er heraustritt, völlig von ihm abgelassen hat : dann erkennen wir, weshalb er uns, obgleich derselbe Komet ständig dieselbe Größe beibehält und er sich fast immer gleich schnell bewegt, dennoch am Anfang seines scheinbaren Laufes größer und schneller erscheinen muß als am Ende, und er uns mitunter in der Mitte seines Laufes am größten und schnellsten zu sein scheint. Denn wenn wir
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spectatoris esse prope centrum F, Cometa illi multo major & celerior apparebit in 3, ubi primum videri incipiet, quam in 4 ubi desinet: quia linea F3 multo brevior | est quam F4, & angulus F43 acutior quam angulus F34. Si autem spectator sit versus Y, Cometa quidem illi aliquanto major & celerior apparebit in 5, ubi videri incipiet, quam in 8, ubi desinet; sed maximus & celerrimus apparebit, dum erit inter 6 & 7, ubi erit spectatori proximus. Adeo ut, dum erit in 5, apparere possit inter stellas Virginis; dum in 6 & 7, prope polum Borealem, & ibi una die triginta vel quadraginta gradus percurrere; ac tandem occultari in 8, prope stellas Piscis septentrionalis: eodem modo atque ille mirabilis Cometa anni 1475, qui dicitur a Regiomontano observatus. CXXX. Quomodo fixarum lumen ad Terram usque perveniat.
Quaeri quidem potest cur Cometae non appareant, nisi cum in nostro coelo versantur, cum tamen Fixae conspicuae sint, licet ab ipso longissime distent. Sed in eo differentia est, quod Fixae, lumen a se ipsis emittentes, multo fortius illud vibrent quam Cometae, qui tantum illud, quod a Sole mutuantur, ad nos reflectunt. Et quidem, advertendo lumen cujusque stellae esse actionem illam, qua tota materia vorticis in quo versatur, ab ea recedere conatur, secundum lineas rectas ab omnibus ejus superficiei punctis eductas, sicque omnem materiam vorticum circumjacentium premit, secundum easdem lineas rectas vel alias aequipollentes: (cum nempe istae lineae, per alia corpora oblique transeuntes, in ipsis refringuntur, ut in Dioptrica explicui), facile credi potest non modo lumen proximarum stellarum, ut F & f, sed etiam remotiorum, ut Y, vim habere movendi ocu-
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annehmen, daß das Auge des Betrachters auf den Mittelpunkt F gerichtet sei, wird ihm der Komet bei 3, wo er zuerst sichtbar zu werden beginnt, viel größer und schneller erscheinen als bei 4, wo er unsichtbar wird, weil die Linie F3 viel kürzer ist als F4, und der Winkel F43 spitzer als der Winkel F34. Wenn aber der Betrachter Y zugewandt ist, erscheint ihm der Komet zwar bei 5, wo er sichtbar zu werden beginnt, als bedeutend größer und schneller als bei 8, wo er unsichtbar wird, am größten und schnellsten aber erscheint er ihm, solange er sich zwischen 6 und 7 aufhält, wo er dem Betrachter am nächsten ist, so daß er, solange er bei 5 ist, zwischen den Sternen der Jungfrau erscheint, und solange er sich zwischen 6 und 7 aufhält, in der Nähe des Nordpols erscheint, und dort in einem Tag dreißig oder vierzig Grade durchläuft, und sich schließlich bei 8, in der Nähe der Sterne der nördlichen Fische, auf gerade die Weise verdunkelt, wie jener erstaunliche Komet des Jahres 1475, der, wie man sagt, von Regiomontanus beobachtet worden ist. 130. Wie das Licht der Fixsterne bis auf die Erde gelangt.
Freilich kann gefragt werden, weshalb die Kometen uns nicht erscheinen, außer wenn sie unseren Himmel durchqueren, obwohl doch die Fixsterne sichtbar sind, gleichgültig wie weit sie von uns abstehen. Allein der Unterschied besteht darin, daß die Licht aussendenden Fixsterne es sehr viel kräftiger aussenden als die Kometen, die lediglich das, das sie sich von der Sonne auffangen, zu uns reflektieren. Wenn wir nun zudem bedenken, daß das Licht eines jeden Sterns der Vorgang ist, durch den sich die Materie des Wirbels, in dem er sich aufhält, von ihm entlang gerader, von allen Punkten seiner Oberfläche gezogener Linien zu entfernen strebt, und so die gesamte Materie der rundherum befindlichen Wirbel entlang derselben geraden Linien oder anderer gleichwertiger preßt (da nämlich diese Linien, wenn sie durch andere Körper hindurchgehen, in diesen gebrochen werden, wie ich in der Dioptrik ausgeführt habe) : so gelangt man leicht zu der Ansicht, daß nicht nur das Licht der nähergelegenen Sterne, wie F und f, sondern auch der entfernteren,
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los incolarum terrae, qui putandi sunt non longe abesse a centro S. Cum enim illarum, simulque vorticum ipsas cir | cumjacentium vires, in perpetuo aequilibrio versentur, vis radiorum ab F venientium versus S minuitur quidem a materia vorticis AEIO ipsis renitente, sed tamen non tota deletur, nisi in centro S; ideoque nonnulla pervenire potest usque ad terram, quae ali | quantulum distat ab isto centro. Itemque, radii ab Y ad terram venientes, transeundo per vorticem AEV, nihil in eo suarum virium amittunt, nisi ratione distantiae; non enim eorum vim magis minuit materia hujus vorticis, ex eo quod ab F recedere conetur, versus partem suae circumferentiae VX, quam auget ex eo quod etiam tendat ab F versus aliam partem circumferentiae AE : atque ita de caeteris. CXXXI. An Fixae in veris locis videantur: & quid sit Firmamentum.
Hicque obiter est advertendum, radios ab Y ad terram venientes, oblique incidere in lineas AE & VX, quae designant superficies, in quibus vortices isti terminatur, & ideo in ipsis refringi. Unde sequitur, stellas fixas non videri omnes ex terra, tanquam in locis in quibus revera exsistunt, sed tanquam si essent in locis superficiei vorticis AEIO, per quae transeunt illi earum radii, qui perveniunt ad terram, sive ad viciniam Solis; ac forte etiam unam & eandem stellam in duobus aut pluribus ejusmodi locis apparere. Quae loca cum non deprehendantur fuisse mutata, ex quo ab Astronomis notata sunt, non puto aliud quam istas superficies per nomen Firmamenti esse intelligendum.
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wie Y, die Kraft besitzt, die Augen der Bewohner der Erde, von denen angenommen wird, daß sie sich nicht weit von dem Mittelpunkt S entfernt befinden, zu erregen. Weil nämlich die Kräfte dieser Sterne und ebenso der sie umgebenden Wirbel sich in dauerhaftem Gleichgewicht befinden, vermindert sich die Kraft der von F in Richtung S gehenden Strahlen zwar aufgrund der ihnen widerstehenden Materie des Wirbels AEIO, aber gleichwohl wird sie erst im Mittelpunkt S völlig aufgehoben, und deshalb kann etwas von ihr bis zur Erde gelangen, die ein wenig von diesem Mittelpunkt absteht. Ebenso nun büßen die von Y zur Erde laufenden Strahlen, wenn sie durch den Wirbel AEV hindurchgehen, in ihm nichts von ihren Kräften ein, außer nach Maßgabe des Abstands. Weil die Materie dieses Wirbels sich von F zu entfernen strebt, vermindert sie nämlich die Kraft dieser Strahlen in Richtung ihres äußeren Randes VX nicht so sehr, wie sie sie vermehrt, weil sie ja auch von F in die andere Richtung des äußeren Randes AE tendiert. Und ebenso in den übrigen Fällen. 131. Ob die Fixsterne an ihren wahren Orten gesehen werden, und was das Firmament ist.
An dieser Stelle muß nebenbei darauf hingewiesen werden, daß die von Y zur Erde gelangenden Strahlen schräg auf die Linien AE und VX einfallen, die die Oberflächen bezeichnen, durch die diese Wirbel begrenzt werden, und daher in ihnen gebrochen werden. Daraus ergibt sich, daß die Fixsterne insgesamt von der Erde aus nicht an gerade den Orten gesehen werden, an denen sie wirklich anwesend sind, sondern gleichsam als ob sie sich an den Stellen der Oberfläche des Wirbels AEIO aufhielten, durch die diejenigen ihrer Strahlen hindurchgehen, die zur Erde, bzw. in die Nähe der Sonne gelangen ; und so erscheint ein und derselbe Stern möglicherweise sogar an zwei oder mehreren solcher Orte. Da nicht zu entdecken ist, daß diese Orte sich verändert hätten, seitdem sie von den Astronomen beobachtet werden, meine ich, daß unter der Bezeichnung »Firmament« nichts anderes als diese Oberfläche zu verstehen ist.
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CXXXII. Cur Cometae a nobis non videantur, cum sunt extra
nostrum coelum: & obiter, cur carbones sint nigri, & cineres albi.
Cometarum autem lumen, cum sit multo debilius quam Fixarum, non satis habet virium ad oculos nostros movendos, nisi sub angulo satis magno videantur, & ideo ratione distantiae non apparent, cum a coelo nostro sunt nimis remoti; notum enim est, quo magis aliquod corpus a nobis remotum est, eo sub minori angulos videri. Cum autem ad ipsum propius accedunt, variae esse possunt rationes, ob quas priusquam in illud ingrediantur, conspicui non sint: quarum | quaenam sit praecipua, non facile est definire. Nam, exempli caussa, si oculus spectatoris sit versus F, nondum videbit Cometam in 2, quia ibi cingetur adhuc materia vorticis ex quo egreditur; & tamen videbit illum in 4, ubi erit remotior. Cujus rei ratio esse potest, quod radii sideris F tendentes versus 2, ibi refrin | gantur in superficie convexa materiae vorticis AEIO, quae Cometam adhuc involvit, & refractio illa ipsos removeat a perpendiculari, juxta ea quae in Dioptrica explicui: quia nempe radii isti multo difficilius transeunt per hanc materiam vorticis AEIO, quam per illam vorticis AEVX: unde fit, ut longe pauciores perveniant ad Cometam, quam si refractio ista non fieret; hique pauciores, inde ad oculum reflexi, possunt esse nimis debiles ad eum movendum. Alia vero ratio est, quod valde sit credibile, quemadmodum eadem semper Lunae facies terram respicit, ita semper eandem cujusque Cometae partem versus centrum vorticis in quo versatur, converti, eamque solam radiis reflectendis aptam esse. Sic nempe, cum Co-
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132. Weshalb die Kometen von uns nicht gesehen werden, wenn sie sich außerhalb unseres Himmels befinden ; und bei dieser Gelegenheit, weshalb die Kohle schwarz, und die Asche weiß ist.
Weil das Licht der Kometen viel schwächer als das der Fixsterne ist, besitzt es nur dann genügend Kraft, um unsere Augen zu erregen, wenn die Kometen unter einem ausreichend großen Winkel betrachtet werden. Deshalb werden sie nach Maßgabe der Entfernung unsichtbar bleiben, wenn sie von unserem Himmel zu weit entfernt sind. Je weiter nämlich irgendein Körper von uns entfernt ist, desto kleiner ist selbstverständlich der Winkel, unter dem er betrachtet wird. Wenn die Kometen aber näher an unseren Himmel herankommen, so können sie aus verschiedenen Gründen unsichtbar bleiben, bevor sie in unseren Himmel eintreten – und es ist nicht leicht, zu bestimmen, welcher von ihnen der hauptsächliche ist. Denn wenn zum Beispiel das Auge des Betrachters nach F gerichtet ist, sieht er den Kometen bei 2 noch nicht, weil er dort noch immer von Materie des Wirbels, aus dem er heraustritt, umgeben ist. Jedoch sieht er ihn bei 4, wo er weiter entfernt ist. Der Grund dieses Sachverhalts mag sein, daß die in Richtung 2 tendierenden Strahlen des Gestirns F dort an der gewölbten Oberfläche der Materie des Wirbels AEIO, die den Kometen noch immer einhüllt, gebrochen werden. Diese Brechung bringt die Strahlen – nach dem, was ich in der Dioptrik ausgeführt habe –, von der Senkrechten ab, weil diese Strahlen nämlich durch die Materie des Wirbels AEIO viel schwerer hindurchgehen als durch die Materie des Wirbels AEVX. Deshalb gelangen sehr viel weniger Strahlen zum Kometen, als wenn jene Brechung nicht stattfände. Diese wenigen von dort zum Auge reflektierten Strahlen sind nun möglicherweise zu schwach, um es zu erregen. Ein anderer Grund liegt in folgendem : Es ist sehr wahrscheinlich, daß ebenso, wie sich ständig dieselbe Seite des Mondes der Erde zuwendet, auch ständig derselbe Teil eines jeden Kometen dem Mittelpunkt des Wirbels, in dem er sich aufhält, zugewandt ist, und allein dieser Teil geeignet ist, die Strahlen zu
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meta est in 2, illa ejus pars quae radios potest remittere, opposita est centro S, nec ideo videri potest ab iis qui sunt juxta F; sed progrediendo a 2 ad 3, invertit se brevi tempore versus F, atque ideo ibi tunc incipit videri. Nam rationi valde consentaneum est, primo, ut putemus, dum Cometa transit ab N per C versus 2, illam ejus partem quae sideri S obversa est, magis agitari & rarefieri propter actionem istius sideris, quam aliam partem ab eo aversam. Secundo, ut putemus agitatione ista, tenuiores & (ut ita loquar) molliores particulas tertii elementi, quae sunt in ejus superficie, ab ea separari: unde fit ut radiis reflectendis aptior evadat, quam superficies alterius partis. Quemadmodum ex iis quae de igne infra dicuntur, poterit intelligi, | rationem ob quam carbones extincti videntur nigri, non aliam esse quam quod omnis eorum superficies, tam interna quam externa, particulis istis tertii elementi mollioribus contecta sit; quae particulae molliores cum ignis vi a reliquis separantur, carbones, qui nigri erant, in cineres, non nisi ex duris & solidis particulis conflatos atque ideo albos, mutantur; & nulla sunt corpora reflectendis radiis magis apta quam alba, nulla minus quam nigra. Tertio, ut putemus partem illam rariorem Cometae, alia minus aptam esse ad motum, & ideo, juxta leges Mechanicae debere semper esse in concava parte lineae curvae, quam Cometa motu suo describit: quia sic alia paulo tardius incedit, & cum lineae istius cavitas semper respiciat centrum vorticis in quo est Cometa (ut hic cavitas ejus partis NC 2 respicit centrum S, cavitas partis 2 3 4
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reflektieren. Wenn sich der Komet bei 2 befindet, liegt derjenige Teil von ihm, der die Strahlen zurückwerfen kann, gegenüber dem Mittelpunkt S. Deshalb kann der Komet von denjenigen, die sich in der Nähe von F aufhalten, nicht gesehen werden. Wenn er aber von 2 nach 3 fortschreitet, wendet er sich innerhalb kurzer Zeit in Richtung F, und beginnt daher dann dort sichtbar zu werden. Denn folgende Annahmen sind mit der Vernunft sehr gut vereinbar : Erstens : Während der Komet von N durch C nach 2 übergeht, wird der dem Gestirn S zugewandte Teil aufgrund der Einwirkung dieses Gestirns stärker erregt und verdünnt als der andere, von ihm abgewandte Teil. Zweitens : Durch diese Einwirkung werden die feineren und (ich will mal so sagen) weicheren Partikel des dritten Elements, die sich auf seiner Oberfläche aufhalten, von ihr abgelöst. Dadurch wird dieser Teil der Oberfläche zur Reflektion der Strahlen geeigneter als die anderen Bereiche der Oberfläche. Ebenso wird durch das, was unten über das Feuer gesagt werden wird, einsichtig werden, daß die verloschenen Kohlen aus keinem anderen Grund schwarz erscheinen, als daß ihre gesamte Oberfläche, die innere wie die äußere, durch weichere Partikel des dritten Elements bedeckt ist. Wenn diese weicheren Partikel durch die Kraft des Feuers von den übrigen getrennt werden, verwandeln sich die zuvor schwarzen Kohlen in weiße Aschen, die lediglich aus harten und festen Partikeln zusammengesetzt sind – und es gibt keine zur Reflektion der Strahlen geeigneteren Körper als die weißen, und keine ungeeigneteren als die schwarzen. Drittens : Dieser dünnere Teil des Kometen ist im Vergleich mit dem anderen weniger geeignet zur Bewegung. Deshalb muß er nach den Gesetzen der Mechanik ständig im hohlen Teil der gekrümmten Linie sein, die der Komet in seiner Bewegung beschreibt. Weil dieser Teil demgemäß verglichen mit dem anderen ein wenig langsamer fortläuft, und weil die Höhlung dieser Linie ständig auf den Mittelpunkt des Wirbels, in dem sich der Komet aufhält, ausgerichtet ist (wie hier die Höhlung des
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respicit F & c.), ideo illum ex uno vortice in alium transeundo converti. Ut videmus in sagittis per aërem volantibus, pennatam earum partem esse semper alia inferiorem cum ascendunt, & superiorem cum descendunt. Denique plures aliae rationes dari possent, cur Cometae a nobis non videantur, nisi quamdiu transeunt per nostrum coelum: ex minimis enim momentis pendet, ut idem corpus radiis reflectendis aptum sit vel ineptum: & de ejusmodi particularibus effectis, de quibus satis multa experimenta non habemus, sufficere debent verisimiles causae, licet eae forte non sint verae. CXXXIII. De Cometarum coma, & variis ejus phaenomenis.
Praeter haec autem, observatur etiam circa Cometas, longam radiorum veluti comam fulgere, a qua nomen suum acceperunt; atque istam comam semper | in parte a Sole praeterpropter aversa videri: adeo ut si Terra stet in linea recta inter Cometam & Solem, crines in omnes partes dispersi circa illum appareant. Et Cometa anni 1475, cum primum visus est, comam praeferebat; in fine autem suae apparitionis, quia in opposita coeli regione versabatur, comam post se trahebat. Haec etiam coma longior est vel brevior: tum ratione magnitudinis Cometae, in minoribus enim nulla apparet, nec etiam in magnis, cum a nostro aspectu recedentes perexigui esse videntur; tum etiam ratione loci, caeteris enim paribus, quo terra remotior est a linea recta, quae duci potest a Cometa ad Solem, eo ipsius coma lon-
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Bahnabschnitts NC2 auf den Mittelpunkt S, die Höhlung des Abschnitts 2 3 4 auf F blickt usw.) : deshalb wendet sich der Komet um, wenn er aus einem Wirbel in einen anderen übergeht. Bei durch die Luft fliegenden Pfeilen bemerken wir ja ebenso, daß deren mit einer Feder versehene Teil ständig unterhalb des anderen Teils ist, wenn sie aufsteigen, und oberhalb, wenn sie herabsteigen. Schließlich könnten mehrere andere Gründe dargetan werden, weshalb die Kometen von uns nicht gesehen werden können, außer solange sie unseren Himmel durchqueren : Es hängt nämlich von kleinsten Umständen ab, ob derselbe Körper geeignet oder ungeeignet ist, Strahlen zu reflektieren, jedoch müssen in bezug auf derartig besondere Wirkungen, über die wir nicht hinreichend viele Experimente besitzen, wahrscheinliche Ursachen ausreichen, auch wenn sie nicht völlig wahr sein sollten. 133. Über den Strahlenkranz der Kometen und deren verschiedene Phänomene.
Darüber hinaus beobachtet man, daß bei den Kometen auch ein langer Strahlenkranz erstrahlt, von dem er seine Bezeichnung erhält. Dieser Kranz zeigt ständig ungefähr in die von der Sonne abgewandte Richtung, so daß, wenn die Erde auf der geraden Linie zwischen dem Kometen und der Sonne stünde, der Kometenschweif in alle Richtungen verbreitet um den Kometen herum erschiene. Der Komet des Jahres 1475 trug, als er zuerst gesehen wurde, den Kranz vor sich her, aber am Ende seiner Erscheinung zog er ihn hinter sich her, weil er sich in der entgegengesetzten Region des Himmels aufhielt. Auch mag dieser Kranz größer oder kleiner sein. Zum einen nach Maßgabe der Größe des Kometen : bei kleineren und auch bei größeren erscheint keiner, wenn letztere sich von unserem Beobachtungspunkt entfernen und als sehr klein erscheinen ; zum anderen bei ansonsten gleichen Bedingungen auch nach Maßgabe des Ortes : Je weiter die Erde von der geraden Linie, die vom Kometen zur Sonne gezogen werden kann, entfernt ist, desto länger ist der
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gior est; & interdum latente Cometa sub radiis Solis, ejus comae extremitas instar trabis igneae sola conspicitur. Ac denique coma ista interdum paullo latior est, interdum angustior; interdum recta, interdum curva; & interdum a Sole directe aversa, interdum non ita praecise. CXXXIV. De quadam refractione, a qua ista coma dependet.
Quorum omnium rationes ut intelligantur, novum quoddam genus refractionis, de quo in Dioptrica non actum est, quia in corporibus terrestribus non notatur, hic est considerandum. Nempe, ex eo quod globuli coelestes non sint omnes inter se aequales, sed paullatim minuantur a certo termino, intra quem continetur sphaera Saturni, usque ad Solem, sequitur radios luminis, qui per majores ex istis globulis communicantur, cum ad minores deveniunt, non modo secundum lineas rectas progredi debere, sed etiam ex parte ad latera refringi & dispergi. CXXXV. Explicatio istius refractionis.
Consideremus, exempli caussa, hanc figuram (Fig. 23), in qua multis globulis perexiguis incumbunt alii multo ma | jores, putemusque ipsos esse omnes in continuo motu, quemadmodum globulos secundi elementi supra descripsimus: adeo ut, si unus ex ipsis versus aliquam partem pellatur, exempli caussa, A versus B, ejus actio aliis omnibus qui reperientur in linea recta, ab ipso versus illam partem protensa, sine mora communicetur. Ubi notandum est, actionem quidem istam ab A usque ad C integram pervenire, sed aliquam tamen ejus partem a C ad B transire posse, ac residuum versus D & E dispergi. Globus enim
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Kranz. Und mitunter, wenn ein Komet in den Strahlen der Sonne verborgen ist, wird allein der Endpunkt seines Schweifes sich gleichsam als feuriger Balken zeigen. Und schließlich ist dieser Kranz bisweilen etwas breiter, bisweilen schmaler ; bisweilen gerade, bisweilen gekrümmt ; bisweilen von der Sonne gerade abgewandt, bisweilen nicht so präzise. 134. Über eine bestimmte Brechung, von der dieser Kranz abhängt.
Damit die Gründe aller dieser Phänomene einsichtig werden, muß hier eine bestimmte neue Art der Brechung betrachtet werden, über die in der Dioptrik nicht gehandelt wurde, weil sie an Erdkörpern nicht beobachtet wird. Die Kügelchen der Himmelsmaterie sind untereinander nicht alle gleich, sondern werden von einer bestimmten Grenze an, innerhalb derer die Bahn des Saturn verläuft, bis zur Sonne hin allmählich kleiner. Daraus ergibt sich, daß die Lichtstrahlen, die durch die größeren von diesen Kügelchen übertragen werden, sich nicht nur in gerader Linie ausbreiten können, sondern teilweise auch zu den Seiten hin gebrochen werden und sich zerstreuen, wenn sie zu den kleineren gelangen. 135. Erklärung dieser besonderen Art von Brechung.
Betrachten wir zum Beispiel diese Abbildung (Fig. 23) : Hier sind über sehr viele kleine Kügelchen andere, viel größere geschichtet. Nehmen wir nun an, alle diese Kügelchen befänden sich in einer solchen unablässigen Bewegung, wie bei den oben von uns beschriebenen Kügelchen des zweiten Elements. Wenn eines von den größeren Kügelchen in irgendeine Richtung gestoßen wird, zum Beispiel A in Richtung B, überträgt es unverzüglich seinen Antrieb auf alle anderen, die sich auf der geraden, von ihm in jene Richtung gespannten Linie befinden. Hierbei ist nun festzustellen, daß sich dieser Antrieb zwar insgesamt von A bis nach C überträgt, jedoch nur ein gewisser Anteil dieses Antriebs von A nach B gelangen kann, der übrige Anteil sich jedoch in Richtung D und E zerstreut. Die Kugel C
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C non potest pellere globulum 2 versus B, quin simul etiam pellat globulos 1 & 3 versus D & E. Neque est par ratio, cum globus A pellit duos globos 4 & 5 versus C; quamvis enim haec ejus actio a duobus illis globis 4 & 5 ita excipiatur, ut videatur etiam deflecti versus D & E, recta tamen tendit ad C: tum quia globi isti 4 & 5, aequaliter utrimque ab aliis sibi vicinis suffulti,
totam illam restituunt globo 6; tum etiam quia continuus eorum motus efficit, ut nunquam per ullam temporis moram haec actio a duobus simul excipiatur, sed tantum, ut successive nunc ab uno & mox ab altero transmittatur. Cum autem globus C pellit tres simul 1, 2, 3 versus B, non ita potest ejus actio ab illis ad unum aliquem remitti; &, quantumvis moveantur, semper aliqui ex | ipsis actionem illam oblique excipiunt; ideoque, quamvis praecipuum ejus radium recta versus B deducant, innumeros tamen alios debiliores utrimque versus D & E dispergunt. Eodemque modo, si pellatur globus F versus G, cum ejus actio pervenit ad H, ibi communicatur globulis 7, 8, 9, qui praecipuum quidem ejus radium mittunt ad G, sed alios etiam versus D & B dispergunt. Hicque notanda est differentia, quae oritur ex obliquitate incidentiae istarum actionum in circulum CH: actio enim ab A ad C, cum perpendiculariter incidat in illum circulum, radios suos aequaliter utrimque dispergit versus D & E; actio autem ab F ad H, quae in eundem oblique incidit, non dispergit suos nisi versus ipsius centrum, saltem si obliquitas incidentiae supponatur esse gradum 90; si vero supponatur minor, nonnulli quidem ejus actionis radii etiam in aliam partem
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kann nämlich nicht das Kügelchen 2 in Richtung B stoßen, ohne daß sie zugleich auch die Kügelchen 1 und 3 in Richtung D und E stößt. Anders verhält es sich, wenn die Kugel A die zwei Kugeln 4 und 5 in Richtung C stößt. Obwohl nämlich der Antrieb der Kugel A von den zwei Kugeln 4 und 5 so aufgenommen wird, daß es den Anschein hat, sie würden in Richtung D und E abgelenkt, tendiert der Antrieb gleichwohl geradlinig nach C : Zum einen, weil die Kugeln 4 und 5, die von beiden Seiten her gleichmäßig von den anderen ihnen benachbarten getragen werden, den gesamten Antrieb auf die Kugel 6 übertragen ; zum anderen, weil ihre unablässige Bewegung bewirkt, daß diese Erregung innerhalb eines Zeitabschnitts niemals von zweien zugleich aufgenommen wird, sondern nur, daß sie sukzessive erst von der einen und dann von der anderen weitergegeben wird. Wenn aber die Kugel C die drei Kugeln 1, 2 und 3 zugleich in Richtung B stößt, kann ihr Antrieb demgemäß von ihnen nicht an irgendeine andere Kugel weitergegeben werden. Wie stark sie sich nun auch bewegen mögen, immer nimmt irgendeine von ihnen den Antrieb aus schräger Richtung auf. Obwohl sie ihren Hauptstrahl geradlinig in Richtung B führen, zerstreuen sie deshalb gleichwohl zahllose schwächere auf beiden Seiten in Richtung D und E. Ebenso : Wenn die Kugel F in Richtung G gestoßen wird, überträgt sich ihr Antrieb, sobald er bis H gelangt ist, auf die Kügelchen 7, 8, 9, die zwar ihren Hauptstrahl nach G senden, jedoch auch andere Strahlen in Richtung D und B zerstreuen. Hier muß nun der Unterschied beachtet werden, der aus dem schräggerichteten Auftreffen dieses Antriebs auf den Kreis CH entspringt : Weil der Antrieb von A nach C senkrecht auf diesen Kreis auftrifft, zerstreut er nämlich seine Strahlen gleichmäßig auf beiden Seiten in Richtung D und E. Der Antrieb von F nach H jedoch, der auf denselben Kreis schräg auftrifft, zerstreut seine Strahlen lediglich in Richtung des Mittelpunktes dieses Kreises – zumindest wenn angenommen wird, daß die Schräge des Auftreffens 90 Grad beträgt. Wenn aber angenommen wird, daß diese Schräge geringer ist, werden zwar einige der Strahlen dieses Antriebs auch in die an-
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mittentur, sed aliis multo debiliores, & ideo vix sensibiles, nisi cum ista obliquitas est valde parva: contra autem radii, qui versus centrum circuli oblique sparguntur, eo sunt fortiores, quod ista obliquitas est major. CXXXVI. Explicatio apparitionis comae.
Quorum omnium demonstratione percepta, facile est illam transferre ad globulos coelestes: quamvis enim nullus sit locus, in quo sic majusculi ex istis globulis alios multo minores tangant, quia tamen ipsi gradatim sunt minores & minores, a certo termino usque ad Solem, ut dictum est, facile credi potest non minorem esse differentiam, inter illos qui sunt supra orbitam Saturni, & illos qui sunt juxta orbitam Terrae, quam inter majores & minores mox descriptos: atque | inde intelligi effectum istius inaequalitatis non alium esse debere in hac Terrae orbita, quam si minimi majusculis immediate succederent; nec alium etiam in locis intermediis, nisi quod lineae secundum quas isti radii disperguntur, non sint rectae, sed paulatim inflexae. Nempe (Fig. 24), si S sit Sol, 2 3 4 5 orbita per quam Terra anni spatio defertur secundum ordinem notarum 2, 3, 4, DEFG H terminus ille a quo globuli coelestes incipiunt gradatim esse minores & minores usque ad Solem (quem terminum supra diximus non habere figuram sphaerae perfectae, sed sphaeroidis irregularis, versus polos multo depressiores, quam versus eclipticam), & C sit Cometa in nostro coelo existens: putandum est
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dere Richtung geschickt, sie werden jedoch sehr viel schwächer und daher kaum sichtbar sein, außer wenn die Schräge nur sehr gering ist : Dagegen sind die Strahlen, die sich in Richtung des Mittelpunktes des Kreises schräg versprengen, desto stärker, je größer diese Schräge ist. 136. Erklärung der Erscheinung des Kranzes.
Wenn man den Beweis aller dieser Dinge erfaßt hat, ist es leicht, ihn auf die Kügelchen der Himmelsmaterie zu übertragen. Obwohl es nämlich keine Stelle gibt, an der die etwas größeren von diesen Kügelchen die anderen viel kleineren auf die eben angegebene Weise berühren, so gelangt man leicht zu der Ansicht, daß der Unterschied zwischen den größeren und den dann beschriebenen kleineren nicht geringer ist als der zwischen den Kügelchen, die sich oberhalb der Bahn des Saturn aufhalten, und denen, die sich in der Nähe der Bahn der Erde aufhalten – denn diese Kügelchen werden ja ab einer gewissen Grenze bis an die Sonne heran stufenweise immer kleiner, wie ausgeführt wurde. Es ist deshalb einsichtig, daß die Auswirkung dieser Ungleichheit auf die Bahn der Erde keine andere sein kann, als wenn die kleinsten den etwas größeren unmittelbar nachfolgten, und auch für die dazwischenliegenden Stellen ist sie dieselbe, außer daß die Linien, entlang derer sich die Strahlen verbreiten, nicht gerade, sondern etwas eingebogen sind. Es sei (Fig. 24) S die Sonne ; 2, 3, 4, 5 sei die Bahn, auf der die Erde im Zeitraum eines Jahres entlang der angegebenen Folge 2, 3, 4 fortgetragen wird ; DEFGH sei jene Grenze, von der an die Kügelchen der Himmelsmaterie beginnen, bis an die Sonne heran allmählich immer kleiner zu werden (diese Grenze hat, wie ich oben ausgeführt habe, nicht die Gestalt einer vollkommenen Kugel, sondern die eines unregelmäßigen, in Richtung der Pole viel stärker als in Richtung der Ekliptik abgeplatteten Sphäroids) ; C sei ein in unserem Himmel anwesender Komet. Unter diesen Bedingungen muß folgendes angenommen werden :
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radios Solis in hunc Cometam impingentes, ita inde reflecti versus omnes partes sphaeroidis DEFGH, ut ii qui perpendiculariter incidunt in F, maxima qui | dem ex parte, recta pergant usque ad 3, sed tamen etiam nonnulli ex ipsis hinc inde spargantur; & qui oblique incidunt in G, non tantum recta pergant versus 4, sed etiam ex parte refrangantur versus 3; & denique qui incidunt in H, recta non perveniant ad orbitam Terrae, sed tantum reflexi versus 4 & 5, sicque de caeteris. Unde patet, si Terra sit in orbitae suae parte 3, hunc Cometam ex ea visum iri cum coma in omnes partes dispersa; quod genus Cometae Rosam vocant: radii enim directi a C ad 3, ejus caput; alii autem debiliores, qui ex E & G versus 3 reflectuntur, ejus crines exhibebunt. Si vero Terra sit in 4, idem Cometa ex ea videbitur per radios rectos CG4, & ejus coma, sive potius cauda, versus unam tantum partem protensa, per radios ex H & aliis locis, quae sunt inter G & H, versus 4 reflexos. Eodemque modo, si Terra sit in 2, Cometa ex ea videbitur ope radiorum rectorum CE2, & ejus coma ope obliquorum qui sunt inter CE2 & CD2, nec alia erit differentia, nisi quod, oculo existente in 2, Cometa mane videbitur, & coma ipsum praecedet; oculo autem existente in 4, Cometa videbitur vesperi, & caudam suam post se trahet. CXXXVII. Quomodo etiam trabes appareant.
Denique, si oculis sit versus punctum S, impedietur a radiis Solis ne Cometam ipsum videre possit, sed videbit tantum ejus comae
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Die auf diesen Kometen auftreffenden Strahlen der Sonne werden so von dort in alle Richtungen des Sphäroids DEFGH reflektiert, daß die, die senkrecht bei F auftreffen, zwar größtenteils geradlinig bis nach 3 gelangen, jedoch gleichwohl auch etliche von ihnen sich auf ihrem Weg von F nach 3 zerstreuen. Diejenigen, die schräg bei G auftreffen, gehen nicht nur geradlinig in Richtung 4 weiter, sondern werden teilweise auch in Richtung 3 zurückgebrochen ; und schließlich gelangen diejenigen, die bei H auftreffen, überhaupt nicht geradlinig zur Bahn der Erde, sondern nur, insofern sie in Richtung 4 und 5 reflektiert werden ; und ebenso die übrigen. Wenn sich daher die Erde auf ihrer Bahn im Abschnitt 3 befindet, wird offenbar der Komet von ihr aus mit einem in alle Richtungen verbreiteten Kranz sichtbar sein, der Rose genannt wird. Denn die von C nach 3 gerichteten Strahlen werden seinen Kopf, die anderen, schwächeren Strahlen aber, die von E und G in Richtung 3 reflektiert werden, werden seinen Schweif ausmachen. Wenn sich die Erde aber bei 4 befindet, wird derselbe Komet von ihr aus durch die geradlinigen Strahlen CG4 sichtbar werden, und sein Kranz, oder vielmehr sein in nur eine Richtung ausgedehnter Schweif, durch die von H und anderen Stellen, die sich zwischen G und H befinden, in Richtung 4 reflektierten Strahlen. Und auf dieselbe Weise wird der Komet, wenn sich die Erde bei 2 befindet, von ihr aus durch die Vermittlung der geradlinigen Strahlen CE2 sichtbar sein, und sein Kranz durch die Vermittlung der schrägen Strahlen, die zwischen CE2 und CD2 sind. Der einzige Unterschied wird darin bestehen, daß einem bei 2 anwesenden Beobachter der Komet morgens sichtbar sein und der Kranz ihm vorangehen wird, während einem bei 4 anwesenden Beobachter der Komet abends sichtbar sein und er seinen Schweif hinter sich herziehen wird. 137. Wie außerdem die Balken erscheinen.
Wenn schließlich das Auge des Beobachters auf den Punkt S gerichtet ist, wird es von den Strahlen der Sonne daran gehindert, den Kometen selbst zu sehen. Statt dessen wird es nur einen Teil
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partem, instar igneae trabis, quae apparebit vel vesperi vel mane, prout oculus propior erit puncto 4 vel puncto 2; atque forte una mane & alia vesperi poterit apparere, si oculus in ipso puncto medio 5 exsistat. CXXXVIII. Cur Cometarum cauda, non semper in parte a Sole
directe aversa, nec semper recta videatur.
Et quidem haec coma vel cauda interdum recta, interdum nonnihil incurva esse debet; interdumque in | recta linea, quae transit per centra Cometae & Solis, interdum nonnihil ab ea deflectens; ac denique interdum latior, interdum angustior, vel etiam lucidior, cum nempe radii laterales versus oculum convergunt. Haec enim omnia sequuntur ab irregularitate sphaeroidis DEFGH: quippe versus polos, ubi ejus figura depressior est, caudas Cometarum exhibere debet magis rectas & latas; in flexu qui est inter polos & eclipticam, magis curvas, & a Solis opposito deflectentes; & secundum istius flexus longitudinem, magis lucidas & angustas. Nec puto quicquam hactenus circa Cometas fuisse observatum, saltem quod nec pro fabula, nec pro miraculo sit habendum, cujus caussa hic non habeatur. CXXXIX. Cur tales comae circa Fixas aut Planetas non appareant.
Quaeri tantum potest, cur non etiam comae circa stellas fixas, ac circa altiores planetas Jovem & Saturnum, appareant. Sed facilis responsio est. Primo, ex eo quod non soleant videri in Cometis, cum eorum diameter apparens non est major quam fixarum, quia tunc isti radii secundarii non habent satis virium ad oculos
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des Kometen sehen, der, einem feurigen Balken gleich, entweder abends oder morgens erscheinen wird, je nachdem, ob der Beobachter dem Punkt 4 oder dem Punkt 2 näher sein wird. Möglicherweise wird er sogar sowohl morgens als auch abends erscheinen können, wenn sich der Beobachter am mittleren Punkt 5 befindet. 138. Weshalb der Schweif der Kometen nicht immer in direkt von der Sonne abgewandter Richtung, und auch nicht immer gerade erscheint.
Indes muß der Kranz oder Schweif bisweilen gerade, bisweilen etwas gekrümmt, bisweilen auf der geraden Linie, die durch die Mittelpunkte des Kometen und der Sonne hindurchläuft, bisweilen etwas von ihr abgelenkt, und schließlich bisweilen breiter, bisweilen enger, oder auch heller sein, nämlich wenn die seitlichen Strahlen in Richtung des Auges zusammenlaufen. Dies alles ergibt sich aus der Unregelmäßigkeit des Sphäroids DEFGH. Denn dieses Sphäroid muß in Richtung der Pole, wo seine Gestalt abgeplatteter ist, die Schweife der Kometen als länger und breiter darstellen ; und in der Krümmung, die zwischen den Polen und der Ekliptik liegt, als mehr gebogen und als von dem Gegenpunkt der Sonne abgelenkte ; und in Längsrichtung dieser Krümmung als hellere und schmalere. Ich nehme nicht an, daß bis zu diesem Punkte irgend etwas in bezug auf die Kometen beobachtet worden ist, dessen Ursache hier nicht aufgeführt ist – zumindest nichts, das man nicht für ein Märchen oder ein Wunder halten muß. 139. Weshalb solche Kränze um die Fixsterne oder Planeten herum nicht erscheinen.
Es kann nun lediglich noch gefragt werden, weshalb nicht auch um die Fixsterne und um die größeren Planeten Jupiter und Saturn herum Kränze erscheinen. Aber die Antwort hierauf fällt leicht. Erstens sieht man gewöhnlich auch bei den Kometen keine Kränze, wenn ihr scheinbarer Durchmesser nicht größer ist als der der Fixsterne, denn dann besitzen die von der Sonne
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movendos. Ac deinde, quantum ad fixas, quia cum lumen a Sole non mutuentur, sed illud ex se ipsis emittant, ista earum coma, si quae sit, hinc inde in omnes partes spargi debet, atque esse perbrevis; jamque revera circa ipsas talis coma esse videtur: neque enim uniformi linea circumscriptae, sed vagis radiis undique cinctae apparent; & non male forsan earum etiam scintillationem (cujus tamen plures aliae causae esse possunt) huc referemus. Quantum autem ad Jovem & Saturnum, non dubito quin, ubi aër est admodum purus, breves etiam interdum comae, in partem a Sole | aversam protensae, circa ipsos videantur; & scio me tale quid alicubi olim legisse, quamvis auctoris non recorder. Quodque ait Aristoteles, 1. Meteorologic. cap. 6, de Fixis, eas etiam ab Ægyptiis comatas nonnunquam visas fuisse, puto de his planetis potius esse intelligendum; quod autem refert de coma cujusdam ex stellis quae sunt in femore Canis, a se conspecta, vel ab aliqua in aëre valde obliqua refractione, vel potius ab illius oculorum vitio processit: addit enim minus fuisse conspicuam, cum oculorum aciem in ipsam intendebat, quam cum remittebat. CXL. De principio motus Planetae.
Nunc vero, expositis iis omnibus quae ad Cometas spectant, revertamur ad Planetas, putemusque (Fig. 8) sidus N minoris agitationis esse capax, sive minus habere soliditatis, quam globulos secundi elementi qui sunt versus circumferentiam nostri coeli, sed tamen aliquanto plus habere, quam aliquos ex iis qui
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über die Kometen als Umweg bei uns eintreffenden Strahlen nicht genügend Kräfte, um die Augen zu reizen. Was nun ferner die Fixsterne betrifft, muß sich, weil sie ja ihr Licht nicht von der Sonne abnehmen, sondern es aus sich selbst aussenden, ihr Kranz, wenn er vorhanden ist, überallhin in alle Richtungen zerstreuen und überaus kurz sein. Und in der Tat sieht man wirklich, daß um die Fixsterne eine solcher Kranz ist : sie erscheinen nämlich nicht als von einer einfachen Linie scharf umrissen, sondern auf allen Seiten von unbeständigen Strahlen umgeben, und wir liegen wohl nicht falsch, wenn wir auch ihr Funkeln (das gleichwohl viele andere Ursachen haben mag) hierauf zurückführen. Was nun Jupiter und Saturn betrifft, so zweifle ich nicht, daß, wenn die Luft äußerst klar ist, bisweilen auch kurze, in die von der Sonne abgewandte Richtung ausgestreckte Kränze um sie herum sichtbar sind ; und ich weiß, daß ich irgendwann einmal irgendwo von dergleichen etwas gelesen habe, obwohl ich mich an den Autoren nicht erinnere. Und wenn Aristoteles, 1. Buch der Meteorologie, Kapitel 6, von den Fixsternen behauptet, daß auch die Ägypter sie manchmal umkränzt gesehen haben, so meine ich, daß dies eher auf die Planeten bezogen werden muß. Was er jedoch über einen von ihm beobachteten Kranz eines bestimmten von den Sternen, die sich am Oberschenkel des Großen Hundes befinden, berichtet, ist entweder aus irgendeiner sehr schrägen Brechung in der Luft, oder eher vielleicht aus einem Fehler seiner Augen entsprungen, denn er fügt hinzu, daß er weniger sichtbar gewesen ist, wenn er mit schärfer gestellten Augen auf sie blickte, als wenn er an Schärfe nachließ. 140. Über die anfängliche Bewegung der Planeten.
Nachdem nun alles, was sich auf die Kometen bezieht, entfaltet ist, wollen wir uns wieder den Planeten zuwenden. Nehmen wir an (Fig. 8), das Gestirn N sei eines geringeren Antriebs fähig, bzw. besitze eine geringere Festigkeit als die Kügelchen des zweiten Elements, die sich im Materiegürtel unseres Himmels aufhalten, es besitze aber einen bedeutend
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sunt versus Solem. Unde intelligemus illud, statim atque a vortice Solis abreptum est, continuo versus ejus centrum descendere debere, donec devenerit ad eos globulos coelestes, quibus in soliditate, sive in aptitudine ad perseverandum in suo motu per lineas rectas, est aequale. Cumque tandem ibi erit, non amplius ad Solem magis accedet, nec etiam ab eo recedet, nisi quatenus ab aliquibus aliis caussis nonnihil hinc inde propelletur; sed inter istos globulos coelestes libratum, circa Solem assidue gryabit, & erit Planeta. Quippe si propius accederet versus Solem, ibi versaretur inter globulos | coelestes paullo minores, ac proinde quos superaret vi ad recedendum a centro circa quod gyrat; & celerius motos, ac proinde a quibus ista ejus vis simul cum agitatione augeretur, sicque inde rursus regredi deberet. Si vero a Sole magis recederet, ei occurrerent globuli coelestes aliquanto minus celeriter moti, ac proinde qui ejus agitationem minuerent; & paullo majores 1, ac proinde qui vim haberent ipsum versus Solem repellendi. CXLI. Caussae, a quibus ejus errores pendent. Prima.
Aliae autem caussae, quae Planetam circa Solem ita libratum nonnihil hinc inde propellunt, sunt: primo, quod spatium, in quo simul cum tota materia coeli rotatur, non sit perfecte sphae-
1 majores ] 1. Auflage : minores
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größeren Antrieb als irgendwelche von den Partikeln, die bei der Sonne zu finden sind. Es ist deshalb einsichtig, daß, sobald dieses Gestirn von dem Wirbel der Sonne mitgerissen wird, es ununterbrochen in Richtung des Mittelpunkts dieses Wirbels zu solchen Kügelchen der Himmelsmaterie herabsteigen muß, denen es in bezug auf Festigkeit, bzw. in bezug auf seine Eignung, die Bewegung in gerader Linie fortzusetzen, gleicht. Befindet es sich schließlich dort, tritt es nicht noch näher an die Sonne heran, und entfernt sich auch nicht von ihr, es sei denn, es wird aufgrund irgendwelcher anderer Ursachen in die eine oder andere Richtung abgelenkt, sondern es wird zwischen den Kügelchen dieser Himmelsmaterie im Gleichgewicht gehalten, fortwährend um die Sonne kreisen und ein Planet sein. Denn wenn es näher in Richtung Sonne heranträte, würde es sich dort zwischen ein wenig kleineren Kügelchen der Himmelsmaterie aufhalten, und deshalb überträfe es diese Kügelchen an Kraft, sich von dem Mittelpunkt, um den es kreist, zu entfernen. Außerdem würde es sich ja auch zwischen schneller bewegten Kügelchen aufhalten, und deshalb würde sich diese seine Kraft zugleich mit dem Antrieb durch diese Kügelchen vergrößern, und so müßte es sich von dort entfernen. Wenn das Gestirn sich jedoch mehr von der Sonne entfernte, würden bedeutend weniger schnell bewegte Kügelchen der Himmelsmaterie auf es auftreffen, und deshalb würden diese seinen Antrieb vermindern ; und es würde ja auch etwas größeren 1 Kügelchen begegnen, die deshalb die Kraft besäßen, es in Richtung der Sonne zurückzustoßen. 141. Die Ursachen, von denen die Abweichungen der Planeten von ihrer Bahn abhängen. Die erste.
Die anderen Ursachen aber, die den so um die Sonne im Gleichgewicht gehaltenen Planeten in die eine oder andere Richtung ablenken, sind erstens : Weil der Raum, in dem er sich zusammen mit der gesamten Materie des Himmels dreht, nicht voll1 größeren ] 1. Auflage : kleineren
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ricum; necesse est enim, ubi hoc spatium latius est, ut ista materia coeli lentius fluat, quam ubi angustius. CXLII. Secunda.
Secundo, quod materia primi elementi, ex quibusdam vicinis vorticibus versus centrum primi coeli fluendo, & inde ad quosdam alios refluendo, tum globulos secundi elementi, tum etiam Planetam inter ipsos libratum, diversimode possit commovere. CXLIII. Tertia.
Tertio, quod meatus qui sunt in corpore istius Planetae, aptiores esse possint ad particulas striatas, aliasve primi elementi quae ex certis coeli partibus veniunt, quam ad reliquas, recipiendas: unde fit, ut istorum meatuum orificia, quae circa polos macularum sidera involventium formari supra diximus, versus istas coeli partes potius quam versus alias obvertantur. | CXLIV. Quarta.
Quarto, quod jam ante aliqui motus in isto Planeta esse potuerint, qui diutissime in eo perseverant, licet aliae caussae repugnent. Ut enim videmus turbinem, ab hoc solo quod semel a puero intorqueatur, satis virium acquirere ad perseverandum in suo motu per aliquot horae minuta, interimque aliquot millia gyrorum absolvere, quamvis mole sit exiguus, & tum aër circumjacens, tum etiam terra, cui insistit, ejus motui adversentur: ita facile credi potest, ex hoc solo quod aliquis Planeta, cum primum factus est, fuerit motus, eum a prima mundi origine ad hoc usque tempus, absque ulla notabili imminutione celeritatis, cir-
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kommen kugelrund ist, ist es nötig, daß dort, wo dieser Raum breiter ist, die Materie des Himmels langsamer fließt als dort, wo er enger ist. 142. Die zweite.
Zweitens : Weil die aus bestimmten angrenzenden Wirbeln in Richtung des Mittelpunkts des ersten Himmels fließende und zu bestimmten anderen Wirbeln zurückfließende Materie des ersten Elements sowohl die Kügelchen des zweiten Elements, als auch den zwischen ihnen im Gleichgewicht gehaltenen Planeten auf verschiedene Weise erschüttern kann. 143. Die dritte.
Drittens : Weil die Gänge, die sich im Körper dieses Planeten befinden, geeigneter sind, die gefurchten Partikel oder andere des ersten Elements, die aus bestimmten Bereichen des Himmels herankommen, aufzunehmen, als sie freizusetzen, so daß die Öffnungen dieser Gänge, die, wie wir oben ausgeführt haben, sich bei den Polen der von Flecken umhüllten Gestirne bilden, sich eher in Richtung dieser Bereiche des Himmels als in Richtung anderer wenden. 144. Die vierte.
Viertens : Weil bereits zuvor irgendwelche Bewegungen in diesem Planet gewesen sein mögen, die sich äußerst lange Zeit in ihm aufrechterhalten, obgleich andere Ursachen dem entgegenstehen. Ein Kreisel erlangt allein dadurch, daß er von einem Kind einmal in Drehung versetzt wird, genügend Kräfte, um seine Bewegung während einiger Minuten aufrecht zu erhalten, und zwischenzeitlich einige tausend Kreisläufe zu vollführen, obwohl er an Masse sehr gering ist, und sowohl die rundherum befindliche Luft, als auch der Erdboden, dem er aufsitzt, seiner Bewegung Widerstand leisten : Ebenso gelangt man leicht zu der Ansicht, daß ein Planet allein deshalb, weil er während seiner Entstehung in Bewegung versetzt worden ist, vom ersten Ursprung der Welt an bis in unsere Zeit ohne irgendeine merk-
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cuitus suos continuare potuisse: quia multo brevius est tempus quinque vel sex millium annorum, a quibus mundus stetit, si cum magnitudine alicujus Planetae comparetur, quam tempus unius horae minuti cum exigui turbinis mole collatum. CXLV. Quinta.
Quinto denique, quod vis ita perseverandi in suo motu sit multo firmior & constantior in Planeta, quam in materia coelesti eum circumjacente; ac etiam firmior in magno Planeta quam in minore. Quippe ista vis in materia coelesti pendet ex eo, quod ejus globuli simul conspirent in eundem motum; cumque sint a se mutuo disjuncti, parvis ex momentis fieri potest, ut modo plures, modo pauciores ita simul conspirent. Unde sequitur Planetam nunquam tam celeriter moveri, quam globulos coelestes eum circumjacentes: etsi enim aequet illum eorum motum, quo simul cum ipsis fertur, illi interim habent alios plures, quatenus a se mutuo disjuncti sunt. Inde etiam sequitur, cum | horum globulorum coelestium motus acceleratur, vel tardatur, vel inflectitur, non tantopere, nec tam cito accelerari, vel tardari, vel inflecti motum Planetae inter ipsos versantis. CXLVI. De prima productione omnium Planetarum.
Quae omnia si considerentur, nihil occurret circa phaenomena Planetarum, quod non plane conveniat cum legibus naturae a nobis expositis, cujusque ratio ex jam dictis non facile reddatur. Nihil enim vetat quominus arbitremur, vastissimum illud spatium in quo jam unicus vortex primi coeli continetur, initio in
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bare Verminderung der Geschwindigkeit seine Umdrehungen hat fortsetzten können ; denn die Zeit von fünf- oder sechstausend Jahren, seit denen die Welt besteht, erscheint als sehr viel kürzer, wenn sie mit der Größe irgendeines Planeten verglichen wird, als die Zeit einer Minute verglichen mit der Masse eines sehr kleinen Kreisels. 145. Die fünfte.
Fünftens schließlich : Weil die Kraft, auf diese Weise seine Bewegung aufrechtzuerhalten, bei einem Planeten beständiger und dauerhafter als bei der um ihn herum befindlichen Himmelsmaterie ist, und auch beständiger bei einem großen Planeten als bei einem kleineren. Denn diese Kraft hängt bei der Himmelsmaterie davon ab, daß ihre Kügelchen zugleich in ein und derselben Bewegung zusammenwirken. Weil sie voneinander getrennt sind, kann es in wenigen Momenten geschehen, daß mal weniger, mal mehr auf diese Weise zugleich zusammenwirken. Daraus ergibt sich, daß sich der Planet niemals so schnell bewegt, wie die um ihn herum befindlichen Kügelchen der Himmelsmaterie. Denn auch wenn seine Bewegung derjenigen der Kügelchen entspricht, mit der er zugleich mit ihnen fortbewegt wird, zeigen sich insoweit inmitten dieser Kügelchen viele andere Bewegungen, als sie voneinander getrennt sind. Daraus ergibt sich auch, daß immer, wenn sich die Bewegung der Kügelchen der Himmelsmaterie beschleunigt oder verlangsamt oder auch die Richtung verändert, nicht im selben Maße und nicht so rasch die Bewegung des sich zwischen ihnen aufhaltenden Planeten beschleunigt, verlangsamt oder in der Richtung ändert. 146. Über die erste Erzeugung aller Planeten.
Wenn man dies alles in Betracht zieht, stößt man im Zusammenhang mit den Phänomenen der Planeten auf nichts, das nicht völlig mit den von uns entfalteten Naturgesetzen zusammenpaßt, und dessen Grund aus dem bereits Gesagten nicht leicht herausgezogen werden kann. Nichts spricht nämlich gegen unsere Annahme, daß der äußerst weite Raum, in dem nunmehr
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quatuordecim pluresve vortices fuisse divisum, eosque ita fuisse dispositos, ut sidera quae in centris suis habebant, multis paulatim maculis tegerentur, & deinde isti vortices uni ab aliis destruerentur, modo jam a nobis descripto: unus citius, alius tardius, pro diverso eorum situ. Adeo ut, cum illi tres, in quorum centris erant Sol, Jupiter & Saturnus, coeteris essent majores, sidera, quae in centris quatuor minorum Jovem circumstantium versabantur, versus Jovem delapsa sint; & quae in centris duorum aliorum Saturno vicinorum, versus Saturnum (saltem si verum est duos jam Planetas circa ipsum versari); & Mercurius, Venus, Terra, Luna & Mars (quae sidera etiam singula suum vorticem prius habuerunt), versus Solem; ac tandem etiam Jupiter & Saturnus, una cum minoribus sideribus iis adjunctis, confluxerint versus eundem Solem, ipsis multo majorem, postquam eorum vortices fuerunt absumpti 1 ; Sidera autem reliquorum | vorticum, si unquam plura fuerint quam quatuordecim in hoc spatio, in Cometas abierint. CXLVII. Cur quidam Planetae sint aliis a Sole remotiores: idque ab
eorum magnitudine sola non pendere.
Sicque jam videntes primarios Planetas, Mercuriem, Venerem, Terram, Martem, Jovem & Saturnum, ad diversas distantias circa Solem deferri, judicabimus id ex eo contingere, quod eorum qui Soli viciniores sunt, soliditas sit minor quam remotiorum. Nec mirabimur Martem, Terra minorem, ipsa tamen magis a Sole distare, quia solidior nihilominus esse potest, cum soliditas a sola magnitudine non pendeat.
1 absumpti ] 1. Auflage : absumti
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einzig der Wirbel des ersten Himmels enthalten ist, anfänglich in vierzehn oder mehr Wirbel aufgeteilt gewesen ist. Diese Wirbel waren so angeordnet, daß die Gestirne, die sich in den Mittelpunkten dieser Wirbel befanden, allmählich von vielen Flekken bedeckt wurden, und dann der eine von den anderen auf die von uns bereits beschriebene Weise zerstört wurde, der eine rascher, der andere langsamer, je nach ihrer verschiedenen Lage. Sobald jene drei Wirbel, in deren Mittelpunkten sich Sonne, Jupiter und Saturn befanden, größer als die übrigen waren, sind die Gestirne, die sich in den Mittelpunkten der vier um Jupiter befindlichen kleineren Wirbel befanden, in Richtung des Jupiter herabgesunken ; und die Gestirne, die sich in den Mittelpunkten der zwei Saturn benachbarten anderen Wirbel befanden, sind in Richtung des Saturn (zumindest wenn es wahr ist, daß sich jetzt zwei Planeten um ihn drehen) gefallen ; außerdem sind Merkur, Venus, Erde, Mond und Mars (die zuvor auch jeweils ihren eigenen Wirbel besessen hatten), und zuletzt auch Jupiter und Saturn, nachdem ihre Wirbel vernichtet worden waren, mitsamt der kleineren ihnen anhängenden Gestirne, in Richtung der Sonne zusammengeströmt, die ihnen an Größe weitaus überlegen war. Die Gestirne der übrigen Wirbel aber, wenn überhaupt jemals mehr als vierzehn in diesem Raum gewesen sind, sind in Kometen übergegangen. 147. Weshalb bestimmte Planeten von der Sonne weiter entfernt sind als andere ; und daß dies nicht allein von ihrer Größe abhängt.
Wenn wir nun auf diese Weise sehen, daß die Planeten erster Ordnung Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und Saturn in verschiedenen Abständen um die Sonne herumgetragen werden, werden wir urteilen, daß dies deswegen geschieht, weil die Festigkeit derjenigen, die der Sonne benachbarter sind, geringer ist als die der entfernteren. Da die Festigkeit nicht allein von der Größe abhängt, ist es nicht verwunderlich, daß der im Vergleich mit der Erde kleinere Mars gleichwohl weiter von der Sonne entfernt ist, weil er ja nichtsdestoweniger fester sein kann.
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CXLVIII. Cur Soli viciniores celerius aliis moveantur; & tamen ejus
maculae sint tardissimae.
Et videntes inferiores ex istis Planetis, altioribus celerius in orbem ferri, putabimus id ex eo fieri, quod materia primi elementi, quae Solem componit, celerrime gyrando, viciniores coeli partes magis secum abripiat quam remotiores. Nec interim mirabimur, quod maculae quae in ejus superficie apparent, multo tardius ferantur quam ullus Planeta: (quippe in brevissimo suo circuitu viginti sex dies impendunt, Mercurius autem in suo plusquam sexagies majori, vix tres menses, & Saturnus in suo forte bis millies majori, annos tantum triginta; qui nisi celerius ipsis moveretur, plus centum deberet impendere). Hoc enim putabimus accidere ex eo, quod particulae tertii elementi, ortae a continua macularum dissolutione, congregatae sint circa Solem, atque ibi magnam quandam molem aëris sive aetheris componant, forte usque ad sphaeram Mercurii vel etiam ulterius extensam; cujus aetheris particulae, cum sint valde irregulares & ramosae, sibi invicem sic adhaerent, ut non disjunctim concitentur, quemadmodum globuli materiae coelestis, sed omnes | simul a Sole rapiantur, & cum ipsis tum maculae solares, tum etiam pars coeli Mercurio vicina: unde fit, ut non multo plures circuitus quam Mercurius, eodem tempore absolvant, nec proinde tam cito moveantur. CXLIX. Cur Luna circa Terram gyret.
Deinde, videntes Lunam non modo circa Solem, sed simul etiam circa Terram gyrare, judicabimus id vel ex eo contingere,
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148. Weshalb sich die der Sonne näheren Planeten schneller als die anderen, und sich die Flecken der Sonne gleichwohl am langsamsten bewegen.
Wenn wir nun zudem von diesen Planeten die von der Sonne weniger weit entfernten sich schneller als die weiter entfernten ihre Kreisbahn beschreiten sehen, so werden wir annehmen, daß dies deshalb geschehe, weil die Materie des ersten Elements, die die Sonne bildet, indem sie schneller kreist, die benachbarten Bereiche des Himmels stärker mit sich mitreißt als die entfernteren. Und vorderhand wird es uns nicht erstaunen, daß sich die Flecken, die auf ihrer Oberfläche in Erscheinung treten, sehr viel langsamer als irgendein Planet bewegen. (Denn für ihren kürzesten Umlauf wenden sie sechsundzwanzig Tage auf, während Merkur für seinen mehr als sechzigmal so großen nicht einmal drei Monate, und Saturn für seinen fast zweitausendmal größeren lediglich dreißig Jahre benötigt, wofür er, wenn er sich nicht schneller als jene Flecken bewegte, mehr als ein Jahrhundert aufwenden müßte). Dies geschieht nämlich deshalb, weil die aus der unablässigen Auflösung der Flecken entstandenen Partikel des dritten Elements um die Sonne herum zusammengeströmt sind und dort eine gewisse große Masse Luft, bzw. Äther bilden, die sich fast bis an die Bahn des Merkur, vielleicht sogar darüber hinaus erstreckt. Die Partikel dieses Äthers hängen nun, weil sie sehr unregelmäßig und verästelt sind, so aneinander, daß sie nicht wie die Kügelchen der Himmelsmaterie getrennt in heftige Bewegung versetzt werden können, sondern alle zugleich, und mit ihnen sowohl die Sonnenflecken, als auch der dem Merkur benachbarte Teil des Himmels, mit der Sonne mitgerissen werden. Deshalb vollführen sie in derselben Zeit längst nicht so viele Umläufe wie Merkur, und bewegen sich demnach nicht so rasch. 149. Weshalb der Mond um die Erde kreist.
Wenn wir schließlich den Mond nicht nur um die Sonne, sondern zugleich auch um die Erde kreisen sehen, werden wir urteilen, daß dies entweder deswegen geschieht, weil ebenso wie
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quod, ut Jovis Planetae versus Jovem, sic ipsa versus Terram confluxerit, priusquam haec circa Solem ferretur; vel potius quod, cum non minorem habeat vim agitationis quam Terra, in eadem sphaera circa Solem debeat versari; &, cum mole sit minor, aequalem habens vim agitationis, celerius debeat ferri. Nam (Fig. 25), Terra existente circa Solem S, in circulo NTZ, cum quo defertur ab N per T versus Z, si Luna celerius acta eodem deveniat, in quacunque parte circuli NZ eam initio esse contingat, brevi accedet ad A, ubi a vicinia Terrae impedita ne recta | ulterius pergat, deflectet cursum suum versus B: dico versus B, potius quam versus D, quia sic a linea recta minus deflectet. Dum autem ita perget ab A versus B, omnis materia coelestis contenta in spatio ABCD, quae ipsam defert, contorquebitur in modum vorticis circa centrum T; sicque etiam efficiet ut Terra circa suum axem gyret, dum interim haec omnia simul per circulum NTZ circa centrum S ferentur. CL. Cur Terra circa suum axem vertatur.
Quanquam aliae praeterea sint caussae, cur Terra circa proprium axem vertatur: si enim antea fuerit sidus lucidum, in alicujus vorticis centro consistens, ibi procul dubio sic gyrabat; & nunc materia primi elementi, in ejus centro congregata, similes adhuc motus habet, ipsamque impellit. CLI. Cur Luna celerius feratur quam Terra.
Nec mirabimur, hanc Terram fere tricies circa suum axem convolvi, dum Luna tantum semel circumferentiam circuli ABCD percurrit. Cum enim haec circumferentia ABCD sit circiter
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die Planeten des Jupiter in Richtung Jupiter, so auch der Mond in Richtung Erde geströmt ist, noch bevor sie sich um die Sonne bewegte, oder vielmehr daß er sich, weil er dieselbe Antriebskraft besitzt wie die Erde, auf derselben Bahn um die Sonne bewegen muß, und daß er, weil seine Masse geringer ist, er aber die gleiche Antriebskraft besitzt, sich schneller bewegen muß. Denn (Fig. 25) der mit der Erde auf ihrer Bahn NTZ von N über T in Richtung Z um die Sonne S fortgetragene Mond wird, wenn er mit schnellerem Antrieb an dieselbe Stelle gelangt, gleichgültig, in welchem Abschnitt des Kreises NZ er anfänglich gewesen ist, etwas nach A vorankommen, wo er von der Nachbarschaft der Erde gehemmt nicht geradlinig weitergehen, sondern seinen Lauf in Richtung B ablenken wird. Ich sage : in Richtung B eher als in Richtung D, weil er auf diese Weise weniger von der geraden Linie abweichen wird. Während er so von A in Richtung B fortläuft, wird die gesamte im Raum ABCD enthaltene Himmelsmaterie, die ihn fortträgt, sich in der Weise eines Wirbels um den Mittelpunkt T herumdrehen, und auf diese Weise auch bewirken, daß die Erde um ihre Achse kreist, während sich unterdessen dieses ganze Gebilde gleichzeitig auf dem Kreis NTZ um den Mittelpunkt S bewegt. 150. Weshalb sich die Erde um ihre Achse dreht.
Indessen gibt es darüber hinaus andere Ursachen, weshalb sich die Erde um ihre eigene Achse dreht. Wenn sie nämlich zuvor ein im Mittelpunkt irgendeines Wirbels angesiedeltes helles Gestirn gewesen ist, kreiste sie dort zweifellos auf diese Weise ; und nunmehr besitzt die in ihrem Mittelpunkt vereinigte Materie des ersten Elements noch immer die gleichen Bewegungen und treibt sie an. 151. Weshalb sich der Mond schneller fortbewegt als die Erde.
Es wird uns auch nicht erstaunen, daß sich die Erde, während der Mond lediglich einmal den Materiegürtel des Kreises ABCD durchläuft, fast dreißigmal um ihre Achse dreht. Weil nämlich der Materiegürtel ABCD ungefähr sechzigmal größer
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sexagies major Terrae ambitu, sic Luna duplo celerius adhuc fertur quam Terra; & cum ambae agantur ab eadem materia coelesti, quam credibile est non minus celeriter moveri prope Terram quam prope Lunam, non videtur alia causa esse majoris in Luna celeritatis, quam quod minor sit quam Terra. CLII. Cur semper Lunae facies, quamproxime eadem sit Terrae
obversa.
Non etiam mirabimur, quod semper eadem pars Lunae sit Terrae obversa, vel certe non multum ab ea deflectat; facile enim judicabimus id ex eo contingere, quod alia ejus pars aliquanto sit solidior, & ideo Terram circumeundo majorem ambitum debeat percur | rere; ad exemplum ejus quod paulo ante notatum est de Cometis. Et certe innumerae illae inaequalitates instar montium & vallium, quae in ejus facie obversa perspicillorum ope deprehenduntur, minorem ipsius soliditatem videntur arguere; hujusque minoris soliditatis causa esse potest, quod alia ejus facies, quae nunquam in conspectum nostrum venit, solum lumen directe a Sole missum excipiat, haec autem etiam illud quod ex terra reflectitur. CLIII. Cur Luna celerius incedat, & a suo motu medio minus ab-
erret in conjunctionibus, quam in quadris; & cur ejus coelum non sit rotundum.
Neque magis mirabimur, quod Luna videatur aliquanto celerius moveri, & in omnes partes a cursu suo minus aberrare, cum plena est vel nova, quam cum dimidia tantum apparet; sive cum est versus partes coeli B vel D, quam cum est versus A vel C. Quia cum globuli coelestes, qui continentur in spatio ABCD, ratione magnitudinis & motus diversi sint, tam ab iis | qui sunt
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ist als der Umfang der Erde, bewegt sich der Mond mindestens zweimal so schnell wie die Erde. Weil nun beide zusammen von derselben Himmelsmaterie bewegt werden, von der doch wohl anzunehmen ist, daß sie sich bei der Erde nicht weniger schnell als beim Mond bewegt, ist keine andere Ursache ersichtlich, weshalb die Geschwindigkeit des Mondes größer sein sollte, als die, daß der Mond kleiner als die Erde ist. 152. Weshalb stets fast genau dieselbe Seite des Mondes der Erde zugewandt ist.
Daß nun der Mond der Erde stets dieselbe Seite zuwendet, oder doch nur gering davon abweicht, wird uns kaum überraschen, denn wir werden leicht zu dem Urteil gelangen, daß seine Rückseite bedeutend fester ist und deshalb im Umlauf den größeren Umfang um die Erde durchlaufen muß – nach dem Beispiel dessen, was kurz zuvor über die Kometen bemerkt wurde. Und wenigstens scheinen jene zahllosen, Berge und Tälern gleichenden Unebenheiten, die auf seiner uns zugewandten Seite mit dem Fernrohr entdeckt werden, für eine geringere Festigkeit zu sprechen. Die Ursache dieser geringeren Festigkeit mag nun sein, daß seine Rückseite, die niemals in unser Blickfeld gerät, allein direkt von der Sonne ausgesandtes Licht empfängt, die uns zugewandte jedoch auch das, das von der Erde reflektiert wird. 153. Weshalb der Mond in der Konjunktion und Opposition schneller fortläuft und von der Mitte seiner Bewegung abweicht als in den Vierteln, und weshalb sein Himmel nicht rund ist.
Und es wird uns auch nicht weiter erstaunen, daß sich der Mond bei Vollmond oder Neumond bedeutend schneller bewegt und in jeder Richtung von seinem Lauf weniger abweicht als bei Halbmond, bzw. wenn er in den Himmelsbereichen B oder D, als wenn er bei A oder C steht, und so nur im Viertel erscheint. Denn weil die Kügelchen der Himmelsmaterie, die im Raum ABCD enthalten sind, hinsichtlich ihrer jeweiligen Größen und Bewegungen sowohl von denjenigen, die innerhalb
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infra D versus K, quam ab iis qui sunt supra B versus L, iis autem qui sunt versus N & Z sint similes, liberius se diffundunt versus A & C, quam versus B & D. Unde sequitur ambitum ABCD non esse circulum perfectum, sed magis ad ellipsis figuram accedere; ac materiam coeli lentius ferri inter C & A, quam inter B & D; ideoque Lunam, quae ab ista materia coeli defertur, & propius accedere debere versus Terram, si sit in motu ad accedendum, & magis removeri, si sit in motu ad recedendum, cum ipsam contingit esse versus A vel C, quam cum est versus B vel D. CLIV. Cur secundarii Planetae qui sunt circa Jovem, tam celeriter;
qui vero sunt circa Saturnum, tam tarde vel nullo modo moveantur.
Neque mirabimur quod Planetae, qui juxta Saturnum esse dicuntur, lentissimo vel nullo motu circa ipsum ferantur, contra autem qui sunt juxta Jovem, circa | illum gyrent, & quisque tanto celerius quanto Jovi est vicinior. Hujus enim diversitatis causa esse potest, quod Jupiter, ut Sol & Terra, circa proprium axem agatur; Saturnus autem, ut Luna & Cometae, semper eandem sui partem convertat versus centrum vorticis in quo continetur. CLV. Cur poli Æquatoris & Eclipticae multum distent ab invicem.
Praeterea non mirabimur, quod axis, circa quem Terra diei spatio convolvitur, non sit perpendiculariter erectus supra planum eclipticae, in quo anni spatio circa Solem rotatur, sed plusquam viginti tribus gradibus a perpendiculo declinet: unde oritur diversitas aestatis & hyemis in terra. Nam motus annuus Terrae in
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von D in Richtung K, als auch von denjenigen, die außerhalb von B in Richtung L stehen, verschieden sind, diejenigen jedoch, die in Richtung N und Z stehen, in dieser Hinsicht gleich sind, verbreiten sie sich lieber in Richtung A und C als in Richtung B und D. Daraus ergibt sich, daß der Umfang ABCD kein vollkommener Kreis ist, sondern mehr der Figur einer Ellipse gleicht, sowie daß sich die Materie des Himmels zwischen C und A langsamer bewegt als zwischen B und D. Deshalb muß der Mond, der von jener Materie des Himmels fortgetragen wird, näher an die Erde herantreten, wenn er sich auf sie zubewegt, und von ihr weiter entfernen, wenn er sich von ihr wegbewegt, was immer dann passiert, wenn er bei A oder C, nicht jedoch, wenn er bei B oder D steht. 154. Weshalb sich die Begleiter der Planeten, die sich bei Jupiter befinden, so schnell, diejenigen aber, die sich bei Saturn befinden, so langsam oder auch überhaupt nicht bewegen.
Zudem wird es uns nicht in Erstaunen versetzen, daß sich die Planeten, von denen behauptet wird, daß sie beim Saturn zu finden sind, äußerst langsam oder überhaupt nicht um ihn herumbewegen, während dagegen diejenigen, die beim Jupiter zu finden sind, um ihn kreisen, und zwar ein jeder um so schneller, desto näher er Jupiter ist. Die Ursache dieser Verschiedenheit mag nun sein, daß sich Jupiter wie die Sonne und die Erde um seine eigene Achse bewegt, Saturn jedoch, wie der Mond und die Kometen, ständig dieselbe seiner Seiten dem Mittelpunkt des Wirbels, in dem er enthalten ist, zuwendet. 155. Weshalb die Pole des Äquators und der Ekliptik sehr weit voneinander entfernt sind.
Ferner ist es nicht erstaunlich, daß die Achse, um die die Erde sich im Verlauf eines Tages herumdreht, nicht senkrecht auf der Ebene der Ekliptik, auf der sie sich im Zeitraum eines Jahres um die Sonne dreht, aufgerichtet ist, sondern mehr als dreiundzwanzig Grad von der Senkrechten abweicht, woraus sich auf der Erde die Verschiedenheit von Sommer und Winter ergibt.
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ecliptica praecipue determinatur a consensu totius materiae coelestis circa Solem gyrantis, ut patet ex eo, quod omnes Planetae in eo quamproxime consentiant; directio autem ejus axis, circa quem fit motus diurnus, magis pendet a partibus coeli, a quibus materia primi elementi versus ipsam fluit. Quippe cum imaginemur omne spatium, quod jam a primo coelo occupatur, fuisse olim divisum in quatuordecim pluresve vorticis, in quorum centris erant illa sidera, quae nunc conversa sunt in Planetas, fingere non possumus illorum omnium siderum axes versus easdem partes fuisse conversos; hoc enim cum legibus naturae non conveniret. Sed valde credibile est materiam primi elementi, quae in Terrae sidus confluebat, ex iisdem fere partibus firmamenti venisse, quas nunc adhuc ejus poli respiciunt; atque dum multi macularum cortices supra hoc sidus paulatim generabantur, particulas striatas istius materiae primi elementi multos sibi meatus in his corticibus efformasse, ipsosque ad magnitudinem & figu | ram suam sic aptasse, ut vel nullum vel non nisi difficilem transitum praebere possint particulis striatis, quae ex aliis firmamenti partibus accedunt: sicque illas, quae sibi aptos meatus per globum Terrae secundum ejus axem efformarunt, cum nunc adhuc per ipsum perpetuo fluant, efficere, ut ejus poli versus easdem partes coeli a quibus veniunt, dirigantur. CLVI. Cur paullatim ad invicem accedant.
Interim tamen, quia duae conversiones Terrae, annua scilicet & diurna, commodius peragerentur, si fierent circa axes parallelos,
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Denn die jährliche Bewegung der Erde entlang der Ekliptik wird vor allem durch die gemeinsame Ausrichtung der gesamten um die Sonne kreisenden Himmelsmaterie bestimmt, was sich daraus ergibt, daß alle Planeten darin fast genau übereinstimmen. Die Richtung seiner Achse jedoch, um die seine tägliche Bewegung geschieht, hängt am meisten von den Bereichen des Himmels ab, von denen die Materie des ersten Elements in seine Richtung fließt. Denn wenn wir uns vorstellen, daß der gesamte Raum, der bereits vom ersten Himmel eingenommen wird, einstmals in vierzehn oder mehr Wirbel geteilt gewesen ist, in deren Mittelpunkten sich jene Gestirne befunden haben, die nun in Planeten verwandelt sind, können wir uns nicht erklären, daß die Achsen all dieser Planeten in dieselben Richtungen verändert worden sein sollten ; dies würde nämlich nicht mit den Naturgesetzen übereinstimmen. Hingegen ist es äußerst wahrscheinlich, daß die Materie des ersten Elements, die im Gestirn der Erde zusammenströmte, aus fast ebendenselben Bereichen des Firmaments hergekommen ist, wohin nunmehr noch immer ihre Pole ausgerichtet sind ; und während allmählich viele Schichten aus Flecken über diesem Gestirn entstanden, haben sich die gefurchten Partikel dieser Materie des ersten Elementes viele Gänge in diesen Schichten ausgegraben, und diese an ihre Größe und Gestalt so angeglichen, daß sie den gefurchten Partikeln, die von den anderen Bereichen des Firmaments herankamen, entweder keinen oder nur unter großen Schwierigkeiten Durchgang gewähren : und auf diese Weise bewirken die Partikel, die sich geeignete Gänge durch die Kugel der Erde entlang ihrer Achse ausgegraben haben, daß, weil sie auch jetzt noch immer unablässig durch sie hindurchfließen, ihre Pole auf ebendieselben Bereiche des Himmels, von denen sie herkommen, ausgerichtet werden. 156. Weshalb sich die Pole von Äquator und Ekliptik allmählich einander annähern.
Weil sich jedoch die zwei Umdrehungen der Erde, nämlich die jährliche und die tägliche, leichter durchführen ließen, wenn sie
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caussae hoc impedientes paulatim utrimque immutantur; unde fit, ut successu temporis declinatio Eclipticae ab Æquatore minuatur. CLVII. Ultima & maxime generalis causa omnium inaequalitatum,
quae in motibus corporum mundanorum reperiuntur.
Denique non mirabimur, quod omnes Planetae, quamvis motus circulares semper affectent, nullos tamen circulos perfectos unquam describant, sed modis omnibus, tam in longitudinem quam in latitudinem, semper aliquantulum aberrent. Cum enim omnia corpora, quae sunt in universo, contigua sint, atque in se mutuo agant, motus uniuscujusque a motibus aliorum omnium dependet, atque ideo innumeris modis variatur. Nec ullum plane phaenomenum in coelis eminus conspectis observatur, quod non putem hic satis fuisse explicatum. Superest, ut deinceps agamus de illis, quae cominus supra Terram videmus.
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um parallele Achsen erfolgten, werden mittlerweile die dies verhindernden Ursachen allmählich von beiden Seiten vermindert. Deshalb vermindert sich im Verlauf der Zeit die Abweichung der Ekliptik vom Äquator. 157. Die letzte und allgemeinste Ursache aller Abweichungen, die bei den Bewegungen der weltlichen Körper angetroffen werden.
Schließlich wird es uns nicht erstaunen, daß alle Planeten, wie sehr sie auch Kreisbewegungen einzuschlagen bestrebt sein mögen, gleichwohl niemals vollkommene Kreise beschreiben, sondern auf alle Weisen, sowohl in der Länge als in der Breite ständig ein wenig abweichen. Weil nämlich alle Körper, die sich im Universum befinden, in Verbindung stehen und gegenseitig aufeinander einwirken, hängt die Bewegung eines jeden von den Bewegungen aller anderen ab, und wird deshalb auf zahllose Weisen verändert. Ich glaube, daß keinerlei Phänomen in bezug auf die sich in der Ferne zeigenden Himmelsregionen beobachtbar ist, das hier nicht hinreichend erklärt worden wäre. Es bleibt also noch, daß wir nunmehr über die Phänomene handeln, die wir in der Nähe auf der Erde bemerken.
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PR INCIP IORU M PHILOS OPHIÆ PAR S QUARTA .
De Terra.
I. Falsam hypothesim, qua jam ante usi sumus, esse retinendam,
ad veras rerum naturas explicandas.
Etsi credi nolim, corpora hujus mundi adspectabilis genita unquam fuisse illo modo qui supra descriptus est, ut jam satis praemonui, debeo tamen eandem hypothesim adhuc retinere, ad ea quae supra Terram apparent explicanda; ut tandem si, quemadmodum spero, clare ostendam causas omnium rerum naturalium hac via, non autem ulla alia, dari posse, inde merito concludatur, non aliam esse earum naturam, quam si tali modo genitae essent. II. Quae sit generatio Terrae, secundum istam hypothesim.
Fingamus itaque Terram hanc, quam incolimus, fuisse olim ex sola materia primi elementi conflatam, instar Solis, quamvis ipso esset multo minor; & vastum vorticem circa se habuisse, in cujus centro consistebat: sed, cum particulae striatae, aliaeque non omnium minutissimae minutiae istius materiae primi elementi, sibi mutuo adhaererent, sicque in materiam tertii elementi verterentur, ex iis primo maculas opacas in Terrae | superficie genitas esse, similes iis quas videmus circa Solem assidue generari ac dissolvi. Deinde particulas tertii elementi, quae ex continua istarum macularum dissolutione remanebant, per coe-
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DE R PR INZ IPIEN D ER PHILOSOP HIE V IERTER TE IL.
Über die Erde.
1. Um die wahren Naturen der Dinge zu erklären, muß die falsche Hypothese, der wir uns bereits zuvor bedient haben, in Geltung bleiben.
Wie ich bereits zur Genüge angemerkt habe, will ich nicht für die Überzeugung werben, die Körper der sichtbaren Welt seien einst auf die oben beschriebene Weise entstanden. Gleichwohl muß ich dieselbe Hypothese weiterhin in Anspruch nehmen, um das, was auf der Erde erscheint, zu erklären. Ich hoffe, ich werde am Ende gezeigt haben, daß die Ursachen aller natürlichen Dinge auf diesem Weg klar dargetan werden können, auf irgendeinem anderen jedoch nicht. Daraus wird sich rechtmäßig folgern lassen, daß sie ihrer Natur entsprechend auf gerade diese Weise entstanden sind. 2. Wie die Entstehung der Erde zufolge dieser Hypothese vor sich gegangen ist.
Demgemäß stellen wir folgende Hypothesen auf : Die von uns bewohnte Erde ist früher einmal allein aus Materie des ersten Elements zusammengesetzt gewesen, wie die Sonne, obwohl sie im Vergleich mit ihr sehr viel kleiner war, und hat um sich herum einen riesigen Wirbel besessen, in dessen Mittelpunkt sie sich aufhielt. Als sowohl die gefurchten Partikel als auch andere, die von allen kleinen Teilchen der Materie des ersten Elements nicht die kleinsten waren, sich aneinander anhefteten, und sich auf diese Weise in Materie des dritten Elements verwandelten, entstanden aus ihnen auf der Oberfläche der Erde alsbald dunkle Flecken gleich denen, die wir um die Sonne herum entstehen und sich auflösen sehen. Sodann haben die Partikel des dritten Elements, die infolge der unablässigen Auflösung dieser Flecken zurückblieben, indem sie sich über den angrenzenden
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lum vicinum diffusas, magnam ibi molem aëris, sive aetheris, successu temporis composuisse; ac denique, postquam iste aether valde magnus fuit, densiores maculas, circa Terram genitas, eam totam contexisse atque obtenebrasse. Cumque ipsae non possent amplius dissolvi, ac forte permultae sibi mutuo incumberent, simulque vis vorticis Terram continentis minueretur, tandem ipsam, una cum maculis & toto aëre quo involvebatur, in alium majorem vorticem, in cujus centro est Sol, delapsam esse. III. Distinctio Terrae in tres regiones: & primae descriptio.
Nunc vero, si consideremus (Fig. 26) illam nondum ita versus Solem delapsam, sed paulo post delapsuram, tres in ea regiones valde diversas dignoscemus. Harum prima & intima I continere tantum videtur materiam primi elementi, se ibi non alia ratione quam in Sole commoventis, nec alterius naturae, nisi quod forte sit minus pura; quia quod assidue ex Sole in maculas abit, non ita potest ex ea expurgari. Et sane idcirco mihi facile persuaderem, jam totum spatium I sola fere materia tertii elementi plenum esse, nisi inde sequi videretur, corpus Terrae non posse manere tam | vicinum Soli, quam nunc est, propter nimiam suam soliditatem. IV. Descriptio secundae.
Media regio M tota occupatur a corpore valde opaco & denso: cum enim hoc corpus factum sit ex particulis minutissimis (utpote quae prius ad primum elementum pertinebant), sibi invicem adjunctis, nulli videntur in eo meatus relicti esse, nisi tam
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Himmel verteilten, dort im Verlauf der Zeit eine große Masse an Luft, bzw. Äther gebildet. Zuletzt, nachdem dieser Äther sehr groß geworden ist, haben die um die Erde entstandenen dichteren Flecken sie völlig umhüllt und verfinstert. Weil sie sich nun nicht weiter auflösen konnten und sich vielleicht auch sehr viele übereinanderschichteten, sich aber zugleich die Kraft des die Erde beherbergenden Wirbels verminderte, ist sie zuletzt mitsamt der Flecken und der Gesamtheit der Luft, durch die sie eingehüllt war, in einen anderen größeren Wirbel hineingezogen worden, in dessen Mittelpunkt sich die Sonne befindet. 3. Die Einteilung der Erde in drei Regionen – die Beschreibung der ersten.
Betrachten wir die Erde (Fig. 26) zu dem Zeitpunkt, zu dem sie noch nicht auf besagte Weise in Richtung der Sonne fortgezogen ist, sondern kurz bevor sie fortgezogen werden wird. Es lassen sich an ihr drei sehr unterschiedliche Regionen unterscheiden. Die erste und innerste Region I enthält offensichtlich nur Materie des ersten Elements, die sich dort aus demselben Grund wie bei der Sonne in Bewegung setzt, und von derselben Natur ist, außer daß sie möglicherweise weniger rein ist. Denn die Materie, die unablässig von der Sonne in die Flecken abwandert, kann sich nicht auf dieselbe Weise aus der Erde herauslösen. Dies wäre ein völlig überzeugendes Argument dafür, daß der gesamte Raum I fast vollständig mit Materie des dritten Elements erfüllt ist, wenn sich nicht hieraus – jedem offensichtlich – ergeben würde, daß der Körper der Erde aufgrund seiner außerordentlichen Festigkeit nicht so nahe bei der Sonne hätte verbleiben können, wie er es jetzt ist. 4. Beschreibung der zweiten Region.
Die mittlere Region M wird vollständig von einem sehr dunklen und dichten Körper eingenommen. Denn weil dieser Körper aus den allerkleinsten, miteinander verbundenen Partikeln (nämlich denjenigen, die zuvor dem ersten Element angehörten) besteht, stehen in ihm offensichtlich keine Gänge offen außer solch klei-
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exigui, ut solis illis particulis striatis supra descriptis, ac reliquae materiae primi elementi, transitum praebere possint. Hocque experientia testatur in maculis Solis, quae cum sint ejusdem naturae atque hoc corpus M, nisi quod sint multo tenuiores & rariores, transitum tamen luminis impediunt; quod vix possent, si earum meatus essent satis lati ad globulos secundi elementi admittendos. Cum enim isti meatus initio in materia fluida vel molli formati sint, haud dubie essent etiam satis recti & laeves ad actionem luminis non impediendam. V. Descriptio tertiae.
Sed istae duae interiores Terrae regiones parum ad nos spectant, quia nemo unquam ab ipsas vivus accessit. Sola tertia superest, ex qua omnia corpora quae hic circa nos reperiuntur, oriri posse deinceps ostendemus. Nunc autem nihil adhuc aliud in ipsa esse supponimus, quam magnam congeriem particularum tertii elementi, multum materiae coelestis circa se habentium, quarum intima natura ex modo, quo genitae sunt, potest agnosci. VI. Particulas tertii elementi, quae sunt in hac tertia regione, esse
debere satis magnas.
Nempe, cum ortae sint ex dissolutione macularum, quae minutissimis primi elementi ramentis, sibi mutuo adjunctis, constabant: unaquaeque ex plurimis istiusmodi ramentis componi debet, atque esse satis magna, | ut impetum globulorum secundi elementi, circa se motorum, sustineat; quia quaecunque id non potuerunt, rursus in primum vel in secundum elementum sint resolutae.
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nen, daß allein die oben beschriebenen gefurchten Partikel und die Partikel der übriggebliebenen Materie des ersten Elements den Durchgang versuchen können. Dies bestätigt auch die Erfahrung bei den Sonnenflecken, denn sie sind von derselben Natur wie auch der Körper M, nur noch viel feiner und dünner, und verhindern gleichwohl den Durchgang des Lichts – was sie nur schwerlich könnten, wenn ihre Gänge ausreichend breit wären, um die Kügelchen des zweiten Elements hindurchzulassen. Diese Gänge wären zweifellos auch hinreichend zugerichtet und geeignet, um den Vorgang des Lichts zu erlauben, weil sie gebildet worden sind, als anfänglich die Materie flüchtig oder weich war. 5. Beschreibung der dritten Region.
Freilich bleiben diese beiden inneren Regionen der Erde uns einigermaßen unbekannt, weil niemals irgend jemand lebendig zu ihnen gelangt ist. Allein die dritte bleibt übrig, aus der alle Körper, die hier bei uns angetroffen werden, nacheinander entsprungen sein können, wie wir zeigen werden. Für jetzt aber nehmen wir an, daß in dieser Region bislang nichts anderes vorhanden ist als eine große Ansammlung von Partikeln des dritten Elements, die um sich herum sehr viel Himmelsmaterie besitzen, und deren innere Natur aus der Weise, auf die sie entstanden sind, erkannt werden kann. 6. Die Partikel des dritten Elements, die sich in dieser dritten Region befinden, müssen ziemlich groß sein.
Weil alle Partikel des dritten Elements aus der Auflösung der Flecken entstanden sind, die aus kleinsten, miteinander verbundenen Splittern des ersten Elements bestanden, muß ein jedes aus sehr vielen so gearteten Splittern zusammengesetzt sein. Jedes solche Partikel ist deshalb groß genug, um dem Schwung der um es herum sich in Bewegung befindlichen Kügelchen des zweiten Elements zu widerstehen ; denn umgekehrt wurden alle diejenigen, die dies nicht vermochten, in das erste oder zweite Element aufgelöst.
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VII. Ipsas a primo & secundo elemento posse immutari.
Verumenimvero, quamvis illae globulis secundi elementi totae resistant, quia tamen singula ramenta ex quibus sunt conflatae ipsis cedunt, semper eorum occursu nonnihil possunt immutari. VIII. Esse majores globulis secundi elementi, sed iisdem esse minus
solidas & minus agitatas.
Cumque ramenta ista primi elementi varias habeant figuras, non potuerunt plurima simul tam apte conjungi, ad unamquamque ex istis particulis tertii elementi componendam, quin multos angustissimos meatus, soli subtilissimae materiae ejusdem primi elementi permeabiles, in illa relinquerent; unde fit, ut quamvis hae particulae sint multo majores quam globuli coelestes, non possint tamen esse tam solidae, nec tantae agitationes capaces. Ad quod etiam facit, quod figuras habeant valde irregulares, & ad motum minus aptas, quam sint sphaericae istorum globulorum. Cum enim ramenta ex quibus componuntur, innumeris modis diversis conjuncta sint, inde sequitur ipsas & magnitudine & soliditate & figuras plurimum ab invicem differre, ac fere omnes earum figuras esse admodum irregulares. IX. Eas ab initio sibi mutuo incubuisse circa Terram.
Hicque notandum est, quandiu Terra instar fixarum in peculiari suo vortice versata est, necdum versus Solem delapsa erat, istas particulas tertii elementi, quae ipsam involvebant, quamvis a se invicem essent disjunctae, non tamen hinc inde per coelum temere sparsas fuisse, sed omnes circa sphaeram M conglobatas, unas aliis incubuisse; quia pellebantur versus centrum | I a globulis secundi elementi, qui, majorem ipsis vim agitationis habentes, ab eo centro recedere conabantur.
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7. Diese geben möglicherweise dem ersten und zweiten Element etwas nach.
Obwohl die Partikel des dritten Elements den Kügelchen des zweiten Elements insgesamt widerstehen, geben sie gleichwohl durch den unablässigen Aufschlag dieser Kügelchen möglicherweise etwas nach, weil die einzelnen Splitter, aus denen sie zusammengesetzt sind, ihnen nachgeben. 8. Die Partikel des dritten Elements sind größer als die Kügelchen des zweiten Elements, aber sie sind weniger fest und weniger erregt.
Etliche von den Splittern des ersten Elements konnten sich aufgrund der Verschiedenheit ihrer Gestalten nicht so genau zu einem Partikel des dritten Elements verbinden, ohne daß viele äußerst enge und allein für die feinste Materie des ersten Elements durchlässige Gänge in diesem Partikel zurückblieben. Deshalb sind diese Partikel, obwohl sie sehr viel größer als die Kügelchen der Himmelsmaterie sind, nicht so fest und auch nicht eines so großen Antriebs fähig wie diese. Infolgedessen besitzen sie auch sehr unregelmäßige Gestalten und sind zur Bewegung weniger geeignet als die kugelrunden dieser Kügelchen. Denn weil die Splitter, aus denen sie sich bilden, auf zahllose verschiedene Weisen zusammengesetzt sind, weichen sie hinsichtlich ihrer Größe, hinsichtlich ihrer Festigkeit und auch hinsichtlich ihrer Gestalt stark voneinander ab, und fast alle ihre Gestalten sind sehr unregelmäßig. 9. Die Partikel des dritten Elements haben sich von Anfang an allseitig um die Erde gelagert.
Solange sich die Erde den Fixsternen gleich in ihrem gesonderten Wirbel aufgehalten hat und noch nicht in Richtung der Sonne fortgezogen worden war, sind die sie einhüllenden Partikel des dritten Elements nicht einfach über den gesamten Himmel verstreut gewesen. Obwohl sie voneinander getrennt waren, lagerten sie sich übereinander und ballten sich um die Kugel M zusammen, weil sie von den Kügelchen des zweiten
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X. Varia circa ipsas intervalla materiae primi & secundi elementi
relicta esse.
Notandum etiam, quamvis sibi mutuo sic incumberent, non tam apte tamen simul junctas fuisse, quin permulta intervalla circa se relinquerent, quae non modo a materia primi elementi, sed etiam a globulis secundi occupabantur: hoc enim sequi debuit ex eo, quod figuras haberent valde irregulares ac diversas, & sine ordine unae aliis adjunctae essent. XI. Globulos secundi elementi, eo minores initio fuisse,
quo centro Terrae viciniores.
Notandum praeterea inferiores ex globulis, qui particulis istis immisti erant, paullo minores fuisse quam superiores: eodem modo quo supra ostensum est, eos qui prope Solem versantur, gradatim esse minores, prout ei sunt viciniores. Ac etiam istos omnes globulos non majores fuisse, quam jam illi sint qui reperiuntur circa Solem, infra sphaeram Mercurii; sed forte fuisse minores, quia Sol major est, quam fuerit unquam Terra; & proinde ipsos minores etiam fuisse, quam nunc ii sint, qui hic circa nos versantur. Hi enim superant illos, qui sunt infra sphaeram Mercurii, quoniam a Sole sunt remotiores. XII. Meatusque inter ipsas habuisse angustiores.
Et notandum istos globulos, vias sibi retinuisse inter | particulas tertii elementi, ad mensuram suae magnitudinis accomodatas: ita ut non tam facile alii globuli paullo majores per easdem transire possent.
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Elements zum Mittelpunkt gestoßen wurden, die sich von diesem Mittelpunkt zu entfernen strebten, weil sie eine größere Antriebskraft besitzen als die Partikel des dritten Elements. 10. Zwischen den Partikeln des ersten und des zweiten Elements bleiben verschiedene Zwischenräume frei.
Obwohl sich die Partikel des dritten Elements auf die angegebene Weise übereinanderschichteten, sind sie gleichwohl nicht völlig paßgenau miteinander verbunden gewesen. Deshalb haben sie um sich herum sehr viele Zwischenräume offengelassen, die nicht nur von Materie des ersten, sondern auch von den Kügelchen des zweiten Elements eingenommen wurden. Dies ergibt sich nämlich daraus, daß sie äußerst unregelmäßige und verschiedene Gestalten besaßen und ungeordnet die einen mit den anderen verbunden waren. 11. Anfänglich waren die Kügelchen des zweiten Elements um so kleiner, je näher sie dem Mittelpunkt der Erde gewesen sind …
Die tieferliegenden dieser den Partikel beigemengten Kügelchen sind ein wenig kleiner gewesen als die höherliegenden – ebenso wie oben gezeigt worden ist, daß die sich nah bei der Sonne aufhaltenden Partikel stufenweise kleiner werden, je näher sie der Sonne sind. Außerdem sind alle diese Kügelchen jedenfalls nicht größer gewesen als diejenigen, die um die Sonne herum – innerhalb der Bahn des Merkur – angetroffen werden. Vielleicht aber sind sie kleiner gewesen, weil die Sonne größer ist, als es die Erde jemals gewesen ist, und deshalb sind jene ebenfalls kleiner gewesen als es diejenigen sind, die sich jetzt hier bei uns aufhalten ; diese nämlich übertreffen an Größe jene, die innerhalb der Bahn des Merkur sind, weil sie von der Sonne weiter entfernt sind. 12. … und haben um so engere Gänge zwischen sich freigelassen …
Diese Kügelchen haben sich zwischen den Partikeln des dritten Elements nach Maßgabe ihrer Größe angepaßte Wege freigehalten, so daß andere, auch nur ein wenig größere Kügelchen durch sie nicht genauso leicht hindurchgehen konnten.
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XIII. Non semper crassiores, tenuioribus inferiores fuisse.
Notandum denique tunc frequenter accidisse, ut majores & solidiores ex istis particulis tertii elementi, alias majores & tenuiores sub se haberent, quia, cum uniformi tantum motu circa Terrae axem volverentur, atque ob irregularitates suarum figurarum sibi mutuo facile adhaererent, etsi unaquaeque, quo solidior & crassior erat, eo majori vi a globulis secundi elementi circumjacentibus versus centrum pelleretur, non tamen semper poterant solidiores se a minus solidis ita extricare, ut infra ipsas descenderent; sed non raro eundem ordinem, quem cum primum formarentur obtinuerant, retinebant. XIV. De prima formatione diversorum corporum, in tertia
Terrae regione.
Cum autem postea globus Terrae, in tres istas regiones distinctus, versus Solem devolutus est (vortice scilicet in quo antea erat absumto), non magna quidem mutatio in intima & media ejus regione potuit inde oriri; sed quantum ad exteriorem, primum duo, deinde tria, postmodum quatuor, & plura alia corpora diversa, in ea distingui debuerunt.
XV. De actionibus, quarum ope ista corpora genita sunt; ac primo de
generali globulorum coelestium motu.
Quorum corporum productionem paullo post explicabo; sed priusquam hoc aggrediar, tres quatuorve praecipuae actiones, a quibus pendet, hic sunt considerandae. Prima est globulorum
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13. … und nicht immer sind die tieferliegenden Kügelchen gröber als die feinsten gewesen.
Schließlich führten die größeren und festeren dieser Partikel des dritten Elements deswegen andere kleinere und feinere mit sich mit, weil sie sich allesamt mit einförmiger Bewegung um die Achse der Erde bewegten und sich aufgrund der Unregelmäßigkeiten ihrer Gestalten leicht aneinanderhefteten. Obwohl nun ein jedes von diesen, je fester und gröber es war, durch eine desto größere Kraft von den ringsumher befindlichen Kügelchen des zweiten Elements zum Mittelpunkt gestoßen wurde, konnten gleichwohl nicht immer die festeren sich aus den weniger festen so herauswickeln, daß sie unter diese herabstiegen, sondern sie behielten nicht selten ebendieselbe Anordnung bei, die sie innegehabt hatten, als sie zuerst gebildet wurden. 14. Über die erste Bildung verschiedener Körper in der dritten Region der Erde.1
Als aber später die in diese drei Regionen geteilte Kugel der Erde in Richtung der Sonne fortgewandert war (nachdem sich nämlich der Wirbel, in dem sie zuvor gewesen war, aufgelöst hatte), konnte zwar in ihrer inneren und mittleren Region daraus keine große Veränderung entstehen ; was jedoch die äußere Region betrifft, so konnten zunächst zwei, sodann drei, bald darauf vier und noch mehr andersartige verschiedene Körper sich in ihr voneinander trennen. 15. Über die Vorgänge, durch deren Einfluß diese Körper entstanden sind, und zunächst über die allgemeine Bewegung der Kügelchen der Himmelsmaterie.
Die Erzeugung dieser Körper werde ich ein wenig später erklären. Zunächst jedoch werde ich es unternehmen, drei oder vier hauptsächliche Vorgänge zu betrachten, von denen diese Erzeugung abhängt. Die erste ist die Bewegung der Kügelchen 1 Die im lateinischen Text befindliche Nummer »XVI« ist natürlich falsch
und muß »XIV« lauten.
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coelestium motus, generaliter spectatus. Secunda gravitas. Tertia, lumen. Et quarta, calor. Per globulorum coelestium generalem motum, intelligo continuam eorum agitationem, quae tanta est, ut non modo sufficiat ad ipsos motu annuo circa Solem & diurno circa Terram deferendos, sed | etiam ad eosdem interea modis aliis quamplurimis agendos. Et quia, in quamcunque partem ita moveri coeperint, pergunt postea quantum possunt, secundum lineas rectas, vel a rectis quam-minimum deflectentes: hinc fit ut hi globuli coelestes, particulis tertii elementi, corpora omnia tertiae Terrae regionis componentibus, immisti, varios in iis effectus producant, quorum tres praecipuos hic notabo. XVI. De primo hujus primae actionis effectu, quod reddat
corpora pellucida.
Primus est, quod pellucida reddant ea omnia corpora terrestria quae liquida sunt, & constant particulis tertii elementi tam tenuibus, ut globuli isti circa ipsas in omnes partes ferantur. Cum enim per istorum corporum meatus hinc inde assidue moveantur, vimque habeant eorum particulas situ mutandi, facile sibi vias rectas, sive rectis aequipollentes, & proinde transferendae actioni luminis idoneas, in illis efformant. Sicque omnino experimur, nullum esse in Terra liquorem purum, & tenuibus particulis constantem, qui non sit pellucidus. Quantum enim ad argentum vivum, crassiores sunt ejus particulae, quam ut globulos secundi elementi ubique circa se admittant; quantum vero ad atramentum, lac, sanguinem, & talia, non sunt liquores puri, sed plurimis pulvisculis durorum corporum inspersi.
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der Himmelsmaterie in allgemeiner Hinsicht. Die zweite ist das Gewicht. Die dritte das Licht. Und die vierte die Wärme. Unter »allgemeiner Bewegung der Kügelchen der Himmelsmaterie« verstehe ich deren unablässigen Antrieb. Dieser Antrieb ist so groß, daß er nicht nur ausreicht, um sie in einer jährlichen Bewegung die Sonne und in einer täglichen die Erde forttragen zu lassen, sondern auch, um sie unterdessen auf vielerlei andere Weisen zu erregen. Gleichgültig, in welche Richtung sie begonnen haben, sich zu bewegen : So weit sie es vermögen, bewegen sie sich geradlinig oder auf von geraden nur sehr gering abweichenden Linien weiter. Deshalb rufen die den Partikeln des dritten Elements, aus denen alle Körper der dritten Region der Erde gebildet sind, beigemischten Kügelchen der Himmelsmaterie verschiedene Auswirkungen in diesen Körpern hervor, deren drei hauptsächlichste ich hier anführen werde. 16. Über die erste Auswirkung dieses ersten Vorgangs : daß er die Körper durchsichtig macht.
Die erste Auswirkung ist : Alle flüssigen Erdkörper, die aus so feinen Partikeln des dritten Elements bestehen, daß die um sie befindlichen Kügelchen sie in alle Richtungen bewegen, werden durchsichtig gemacht. Weil die um sie befindlichen Kügelchen sich nämlich unablässig durch die Gänge ihrer Körper hindurchbewegen und die Kraft besitzen, deren Partikel in ihrer Lage zu verändern, graben sie sich leicht geradlinige, bzw. geradlinigen gleichkommende Wege in ihnen aus, die demnach für die Übertragung des Lichtereignisses geeignet sind. Demgemäß erfahren wir, daß es auf der Erde überhaupt keine unvermischte und aus feinen Partikeln bestehende Flüssigkeit gibt, die nicht durchsichtig ist. Was nämlich das Quecksilber betrifft, so sind dessen Partikel gröber als daß sie den Kügelchen des zweiten Elements überall um sich herum Durchgang gewähren könnten. Was anderseits Tinte, Milch, Blut und dergleichen betrifft, so sind dies keine unvermischten, sondern von vielen Staubpartikel harter Körper durchsetzte Flüssigkeiten. Was nun schließlich die harten
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Et quantum ad corpora dura, observari potest ea omnia esse pellucida, quae dum formabantur & adhuc liquida erant, pellucida fuerunt, quorumque partes retinent eundem situm, in quo positae sunt a globulis materiae coelestis, dum circa ipsas nondum sibi mutuo adhaerentes movebantur. Contra vero illa omnia esse opaca, quorum particulae simul junctae & connexae sunt a vi aliqua externa, motui globulorum coelestium ipsis immistorum | non obsequente: quamvis enim multi meatus in his etiam corporibus relicti sint, per quos globuli coelestes hinc inde assidue discurrunt, quia tamen hi meatus variis in locis sunt interrupti & interclusi, transmittendae actioni luminis, quae nonnisi per vias rectas vel rectis aequipollentes defertur, idonei esse non possunt. XVII. Quomodo corpus solidum & durum satis multos meatus
habere possit, ad radios luminis transmittendos.
Utque hic intelligatur, quomodo corpora dura satis multos meatus habere possint, ad transitum praebendum radiis luminis, ex quavis parte venientibus, poma, vel alii quivis globi satis magni, & quorum superficies sit laevis, reticulo includantur, eoque arcte constricto, ita ut ista poma, sibi mutuo adhaerentia, unicum quasi corpus componant: in quamcunque partem hoc corpus convertetur, meatus in se continebit, per quos globuli plumbei supra ipsum injecti, versus centrum terrae, vi gravitatis suae facile descendent, secundum lineas rectis aequipollentes; sicque speciem corporis pellucidi, solidi & duri exhibebit. Non enim opus est ut globuli coelestes, magis rectos & plures meatus
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Körper betrifft, so kann man beobachten : Alle diejenigen sind durchsichtig, die flüssig waren und bereits durchsichtig gewesen sind, während sie gebildet wurden, und deren Teile dieselbe Lage beibehalten, in die sie von den Kügelchen der Himmelsmaterie gesetzt wurden, während diese sich um die noch nicht miteinander verbundenen Partikel der harten Körper herumbewegten. Dagegen jedoch sind alle diejenigen undurchsichtig, deren Partikel gleichzeitig von irgendeiner äußeren Kraft so verknüpft und zusammengefügt wurden, daß sie der Bewegung der in sie eindringenden Kügelchen der Himmelsmaterie nicht nachgeben : Obwohl nämlich auch in diesen Körpern viele Gänge freigelassen wurden, durch die hindurch sich die Kügelchen der Himmelsmaterie unablässig überallhin zerstreuen, können sie zur Übertragung des Lichtereignisses, das lediglich auf geradlinigen oder geradlinigen gleichkommenden Wegen fortgetragen wird, nicht geeignet sein, weil nämlich diese Gänge an vielen Stellen unterbrochen und verschlossen sind. 17. Wie ein fester und harter Körper ausreichend viele Gänge besitzen kann, um Lichtstrahlen zu übertragen.
Damit hier nun einsichtig gemacht werden kann, wie die harten Körper ausreichend viele Gänge besitzen können, um den Durchgang der Strahlen des aus einer beliebigen Richtung ankommenden Lichtes zu gestatten, schließe man einige Stücke Obst oder beliebige andere ausreichend große Kugeln, deren Oberfläche glatt sei, in ein Netz ein, so daß sie dort so eng zusammengepreßt sind, daß die wechselweise aneinander anhängenden Stücke Obst gewissermaßen einen einzelnen Körper bilden : Diesen Körper kann man in jede beliebige Richtung drehen, er wird stets Gänge in sich enthalten, durch die z. B. über ihn ausgestreute Schrotkörnchen aufgrund ihrer Schwerkraft leicht in Richtung des Mittelpunkts der Erde herabfallen, indem sie Strecken folgen, die in ihrer Funktion geraden Linien entsprechen. Dieser Körper wird das Beispiel eines durchsichtigen, festen und harten Körpers darstellen. Es ist nämlich nicht nötig, daß die Kügelchen der Himmelsmaterie geradlinigere und
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inveniant in corporibus terrestribus, per quae radios luminis transmittunt, quam sint ii per quos globuli plumbei inter poma ista descendunt. XVIII. De secundo istius primae actionis effectu: quod una corpora
ab aliis secernat, & liquores expurget.
Secundus effectus est, quod cum particulae duorum vel plurium corporum terrestrium, praesertim liquidorum, confuse simul junctae sunt, globuli coelestes quasdam ex ipsis unas ab aliis soleant separare, sicque in varia corpora distinguere; quasdam autem alias accuratius permiscere, ipsasque ita disponere, ut unaquaeque guttula liquoris ex iis conflati, caeteris omnibus ejusdem liquoris guttulis omnino similis exsistat. Quippe, cum globuli coelestes moventur in meatibus | corporum terrestrium liquidorum, particulas tertii elementi sibi obvias assidue loco expellunt, donec eas inter aliquas alias ita disposuerint & ordinarint, ut non magis quam istae aliae ipsorum motibus obsistant, vel, cum ita disponi non possunt, donec eas a reliquis segregarint. Sic videmus ex musto faeces quasdam, non modo sursum & deorsum (quod gravitati & levitati tribui posset), sed etiam versus vasis latera expelli, vinumque postea defaecatum, quamvis adhuc ex variis particulis constans, esse pellucidum, & non densius aut crassius in imo quam in summo apparere. Idemque de caeteris liquoribus puris est existimandum. XIX. De tertio effectu: quod liquorum guttas reddat rotundas.
Tertius effectus globulorum coelestium est, quod aquae aliorumve liquorum guttas in aëre, aliove liquore ab iis diverso, penden-
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mehr Gänge in den Erdkörpern finden und benutzen, durch die die Lichtstrahlen hindurchgehen, als diejenigen, durch die die Schrotkörnchen zwischen den Stücken Obst herabfallen. 18. Über die zweite Auswirkung dieses ersten Vorgangs : daß er die einen Körper von den anderen absondert und die Flüssigkeiten herauslöst.
Die zweite Auswirkung ist : Wenn zwei oder mehrere Erdkörper, insbesondere flüssige, bloß aufs Geratewohl miteinander verbunden sind, trennen die Kügelchen der Himmelsmaterie gewöhnlich bei gewissen von diesen Körpern die einen von den anderen und scheiden sie in verschiedene Körper ; gewisse andere Körper durchmischen sie aber gründlicher und ordnen sie so an, daß ein jedes Tröpfchen dieser Flüssigkeit aus ihnen zusammengesetzt ist, und alle übrigen Tröpfchen dieser Flüssigkeit aus völlig gleichen Bestandteilen bestehen. Denn immer wenn die Kügelchen der Himmelsmaterie sich in Gängen flüssiger Erdkörper bewegen, stoßen sie solange unablässig die ihnen im Wege liegenden Partikel des dritten Elements von der Stelle fort, bis sie sie zwischen irgendwelchen anderen so angeordnet und aufgereiht haben, daß sie nicht mehr als jene anderen ihren Bewegungen entgegenstehen, oder, falls sie nicht so angeordnet werden können : bis sie sie von den übrigen abgetrennt haben. So sehen wir aus dem Most gewisse Gärstoffe nicht nur aufwärts und abwärts (was dem Gewicht und der Leichtigkeit zugeschrieben werden könnte), sondern auch in Richtung der Seiten des Gefäßes heraustreten. Und der danach von Gärstoffen befreite Wein ist durchsichtig und erscheint an der Oberfläche nicht dichter oder gröber als am Boden, obwohl er immer noch aus verschiedenartigen Partikeln besteht. Dasselbe ist für alle übrigen unvermischten Flüssigkeiten anzunehmen. 19. Über die dritte Auswirkung : daß er die Tropfen der Flüssigkeiten rund macht.
Die dritte Auswirkung : Die Kügelchen der Himmelsmaterie machen die Tropfen des Wassers oder anderer Flüssigkeiten rund,
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tes, reddant rotundas, ut jam in Meteoris explicui. Cum enim isti globuli coelestes longe alias habeant vias in aquae gutta quam in aëre circumjacente, semperque quantum possunt secundum lineas rectas, vel ad rectas quam-proxime accedentes, moveantur: manifestum est illos qui sunt in aëre, objectu aqueae guttae minus impediri a motibus suis, secundum lineas a rectis quam-minimum deflectentes, continuandis, si ea sit perfecte sphaerica, quam si quamcunque aliam figuram sortiatur. Si quae enim sit pars in superficie istius guttae, quae ultra figuram sphaericam promineat, majori vi globuli coelestes per aërem discurrentes in illam impingent, quam in caeteras, ideoque ipsam versus centrum guttae protrudent; ac si quae pars ejus, superficiei centro vicinior sit quam reliquae, globuli coelestes, in ipsa gutta contenti, majori vi eam a | centro expellent; atque ita omnes ad guttam sphaericam faciendam concurrent. Et cum angulus contingentiae, quo solo linea circularis a recta distat, omni angulo rectilineo sit minor, & in nulla linea curva praeterquam in circulari sit ubique aequalis: certum est, lineam rectam nunquam posse magis aequaliter, & minus in unoquoque ex suis punctis inflecti, quam cum degenerat in circularem. XX. Explicatio secundae actionis, quae gravitas vocatur.
Vis gravitatis a tertia ista globulorum coelestium actione non multum differt. Ut enim illi globuli per solum suum motum, quo sine discrimine quaquaversus feruntur, omnes cujusque guttae particulas versus ejus centrum aequaliter premunt, sicque
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die in der Luft oder in einer anderen, ihnen fremden Flüssigkeit schweben, wie ich bereits in der Meteorologie erklärt habe. Die Kügelchen der Himmelsmaterie beschreiten in einem Wassertropfen ganz andere Wege als in der rundherum befindlichen Luft, und bewegen sich immer, so weit sie nur können, entlang gerader Linien, oder doch solcher, die geraden Linien weitestgehend ähnlich sind. Deshalb werden, sofern der Tropfen völlig kugelrund ist, die in der Luft befindlichen Kügelchen durch den Widerstand eines Wassertropfens in ihren Bewegungen offensichtlich weniger gehemmt und laufen auf Strecken, die von geraden Linien nur sehr wenig abweichen, weiter, als wenn er irgendeine andere Gestalt aufweist. Wenn es nämlich auf der Oberfläche dieses Tropfens einen Bereich gäbe, der über die kugelrunde Gestalt hinausragte, würden die sich durch die Luft zerstreuenden Kügelchen der Himmelsmaterie mit einer größeren Kraft auf ihn aufschlagen als auf die übrigen, und ihn daher zum Mittelpunkt des Tropfens fortstoßen ; und wenn dieser Bereich des Tropfens dem Mittelpunkt der Oberfläche näher wäre als die übrigen, würden die in dem Tropfen enthaltenen Kügelchen der Himmelsmaterie ihn mit einer größeren Kraft von diesem Mittelpunkt fortstoßen : und so fügen sich alle Bereiche zu einem Tropfen von kugelrundem Äußeren zusammen. Eine gerade Linie kann niemals mit größerer Gleichmäßigkeit und an beliebigen ihrer Punkte weniger abgebogen werden, als dadurch, daß sie in eine Kreisform verwandelt wird. Denn der Winkel der Tangente, um dessen Weite allein die Linie der Kreisform von der Geraden absteht, ist geringer als jeder Winkel, der aus geraden Linien gebildet wird, und ist bei keiner gekrümmten Linie außer bei der kreisförmigen überall gleich. 20. Erklärung des zweiten Vorgangs, der Gewicht genannt wird.
Die Schwerkraft unterscheidet sich nicht sehr von diesem dritten Vorgang bei den Kügelchen der Himmelsmaterie. Die Kügelchen der Himmelsmaterie pressen nämlich allein durch ihre Bewegung, durch die sie sich ohne jeden Unterschied in alle Richtungen verteilen, alle Partikel jedes einzelnen Tropfens
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ipsam guttam faciunt rotundam: ita per eundem motum, totius molis terrae occursu impediti, ne secundum lineas rectas ferantur, omnes ejus partes versus medium propellunt: atque in hoc gravitas corporum terrestrium consistit. XXI. Omnes Terrae partes, si solae spectentur, non esse graves,
sed leves.
Cujus natura ut perfecte intelligatur, notandum est primo, si omnia spatia circa Terram, quae ab ipsius Terrae materia non occupantur, vacua essent, hoc est, si nihil continerent nisi corpus, quod motus aliorum corporum nulla ratione impediret nec juvaret (sic enim tantum intelligi potest vacui nomen), & interim haec terra circa suum axem, spatio viginti quatuor horarum, proprio motu volveretur, fore ut illae omnes ejus partes, quae sibi mutuo non essent valde firmiter alligatae, hinc inde versus coelum dissilirent: eodem modo, quo videre licet, dum turbo gyrat, si arena supra ipsum conjiciatur, eam statim ab illo recedere atque in omnes partes dispergi; & ita Terra non gravis, sed contra potius levis esse dicenda. | XXII. In quo consistat levitas materiae coelestis.
Cum autem nullum sit tale vacuum, nec Terra proprio motu cieatur, sed a materia coelesti, eam ambiente, omnesque ejus poros pervadente, deferatur, ipsa habet rationem corporis quiescentis; materia autem coelestis, quatenus tota consentit in illum motum quo Terram defert, nullam habet vim gravitatis, nec levitatis; sed quatenus ejus partes plus habent agitationis quam in hoc impendant, ideoque semper terrae occursu a motibus suis
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gleichmäßig in Richtung seines Mittelpunkts und machen auf diese Weise den Tropfen rund. Ebenso treiben sie durch dieselbe Bewegung, durch die sie aufgrund des Aufschlags auf die gesamte Masse der Erde daran gehindert werden, sich auf geraden Linien fortzubewegen, alle ihre Teile in Richtung der Mitte der Erde an, worin das Gewicht der Erdkörper besteht. 21. Alle Teile der Erde sind für sich allein betrachtet nicht schwer, sondern leicht.
Damit die Natur des Gewichts vollkommen einsichtig gemacht werden kann, muß zuerst folgendes beachtet werden : Wenn alle nicht von der Materie der Erde eingenommenen Räume um sie herum leer wären, d. h. wenn sie nichts enthielten außer einem Körper, der die Bewegung anderer Körper auf keine Weise weder hemmte noch beförderte (nur so kann man nämlich die Bezeichnung des Vakuums verstehen), und sich die Erde unterdessen in einem Zeitraum von vierundzwanzig Stunden in ihrer Eigenbewegung um ihre Achse herumdrehte, dann würden alle nicht äußerst fest miteinander verbundenen Teile der Erde von ihr fort in Richtung des Himmels auseinanderspringen, nämlich gerade so, wie man Sand von einem Kreisel, über den er ausgestreut wird während er kreist, sofort von ihm fortspringen und sich in alle Richtungen zerstreuen sieht. Demnach muß die Erde nicht als schwer, sondern im Gegenteil vielmehr als leicht bezeichnet werden. 22. Worin die Leichtigkeit der Himmelsmaterie besteht.
Die Erde aber weist die Beschaffenheit eines ruhenden Körpers auf, weil es weder ein solches Vakuum gibt, noch die Erde eine Eigenbewegung vollzieht, sondern von der sie umgebenden und alle ihre Poren durchdringenden Himmelsmaterie fortgetragen wird. Insofern die Himmelsmaterie aber in ihrer Bewegung mit der Bewegung der Erde übereinstimmt, durch die die Himmelsmaterie die Erde fortträgt, weist sie weder eine Schwerkraft noch eine Kraft der Leichtigkeit auf ; sondern weil ihre Teile einen größeren Antrieb besitzen als sie auf die Erde
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secundum lineas rectas persequendis impediuntur, semper ab ea quantum possunt recedunt, & in hoc earum levitas consistit. XXIII. Quomodo partes omnes Terrae, ab ista materia coelesti
deorsum pellantur, & ita fiant graves.
Notandum deinde, vim quam habent singulae partes materiae coelestis ad recedendum a Terra, suum effectum sortiri non posse, nisi, dum illae ascendunt, aliquas partes terrestres in quarum locum succedunt, infra se deprimant & propellant. Cum enim omnia spatia quae sunt circa Terram, vel a particulis corporum terrestrium, vel a materia coelesti occupentur; atque omnes globuli hujus materiae coelestis aequalem habeant propensionem ad se ab ea removendos, nullam singuli habent vim, ad alios sui similes loco pellendos. Sed cum talis propensio non sit tanta in particulis corporum terrestrium, quoties aliquas ex ipsis supra se habent, omnino in eas vim istam suam debent exercere. Atque ita gravitas cujusque corporis terrestris non proprie efficitur ab omni materia coelesti illud circumfluente, sed praecise tantum ab ea ipsius parte, quae, si corpus istud descendat, in ejus locum immediate ascendit, ac proinde quae est illi magnitu | dine plane aequalis. Sit, exempli caussa (Fig. 26), B corpus terrestre in medio aëre exsistens, & constans pluribus particulis tertii elementi, quam moles aëris ipsi aequalis, ac proinde pauciores vel angustiores habens poros, in quibus materia coelestis contineatur: manifestum est, si hoc corpus B versus I descendat, molem aëris ei aequalem in ejus locum ascensuram. Et quia in ista mole aëris, plus materiae coelestis quam in eo continetur, manifestum etiam est, in ipsa esse vim ad illud deprimendum.
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übertragen, und deshalb stets durch den Aufschlag auf die Erde gehemmt werden, ihre Bewegung auf geraden Linien fortzusetzen, können sie sich stets von ihr entfernen, so weit sie es vermögen ; worin ihre Leichtigkeit besteht. 23. Auf welche Weise alle Teile der Erde von der Himmelsmaterie abwärts gedrückt und so schwer werden.
Die Kraft, mit der die einzelnen Teile der Himmelsmaterie sich von der Erde entfernen, kann ihre Wirkung nicht erzielen, wenn sie nicht während ihres Aufstiegs die irdischen Teile, deren Ort sie einnehmen, unter sich herabdrücken und antreiben. Weil nämlich alle Räume, die sich um die Erde herum befinden, entweder von den Partikeln der irdischen Körper oder von der Himmelsmaterie eingenommen werden, und alle Kügelchen dieser Himmelsmaterie die gleiche Neigung besitzen, sich von der Erde zu entfernen, besitzen die einzelnen Kügelchen der Himmelsmaterie keine Kraft, die anderen ihnen Gleichgearteten von ihrem Ort fortzustoßen. Weil aber diese Neigung in den Partikeln der Erdkörper nicht so groß ist, können die Kügelchen der Himmelsmaterie auf diese Körper ihre Kraft vollständig ausüben, sooft sie welche von diesen über sich haben. Das Gewicht jedes einzelnen Erdkörpers wird so eigentlich nicht durch die gesamte ihn umfließende Himmelsmaterie, sondern genaugenommen lediglich durch denjenigen Anteil der Himmelsmaterie bewirkt, der unmittelbar an dessen Ort aufsteigt, wenn dieser Körper herabsteigt, und deshalb ihm an Größe völlig gleich ist. So sei, zum Beispiel (Fig. 26), B ein in der Luft befindlicher Erdkörper. Dieser Körper bestehe aus mehr Partikeln des dritten Elements als die ihm gleiche Masse der Luft. Er besitzt deshalb weniger oder engere Poren, in denen Himmelsmaterie enthalten ist. Wenn der Körper B in Richtung I herabsteigt, steigt offensichtlich eine ihm gleiche Masse an Luft an seinen Ort herauf. Weil in dieser Masse Luft mehr Himmelsmaterie als in dem herabsteigenden Körper enthalten ist, ist offensichtlich in ihr die Kraft vorhanden, ihn herabzudrücken.
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XXIV. Quanta sit in quoque corpore gravitas.
Atque ut hic calculus recte ineatur, considerandum est, in meatibus istius corporis B esse etiam aliquid materiae coelestis, quae opponitur aequali quantitati similis materiae coelestis, quae in aëris mole continetur, eamque reddit otiosam; itemque in mole aëris esse aliquas partes terrestres, quae opponuntur totidem aliis partibus terrestribus corporis B, nihilque in eas efficiunt. His autem utrimque detractis, quod reliquum est materiae coelestis in ista mole aëris, agere in id quod reliquum est partium terrestrium in corpore B, atque in hoc uno ejus gravitatem consistere. XXV. Ejus quantitatem non respondere quantitati materiae
cujusque corporis.
Utque nihil omittatur, advertendum etiam est, per materiam coelestem non hic intelligi solos globulos secundi elementi, sed etiam materiam primi iis ad | mistam, & ad ipsam quoque esse referendas illas particulas terrestres, quae cursum ejus sequutae, caeteris celerius moventur, quales sunt eae omnes quae aërem componunt. Advertendum praeterea, materiam primi elementi, caeteris paribus, majorem vim habere ad corpora terrestria deorsum pellenda, quam globulos secundi, quia plus habet agitationis; & hos majorem, quam particulas terrestres aëris quas secum movent, ob similem rationem. Unde fit, ut ex sola gravitate non facile possit aestimari, quantum in quoque corpore materiae terrestris contineatur. Et fieri potest, ut quamvis, exempli caussa, massa auri vicies plus ponderet, quam moles
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24. Wie groß bei einem einzelnen Körper das Gewicht ist.
Damit nun diese Berechnung richtig angestellt wird, muß in Betracht gezogen werden, daß sich in den Gängen dieses Körpers auch etwas Himmelsmaterie befindet, die sich einer gleichen Quantität derselben Himmelsmaterie, die in der Masse der Luft enthalten ist, entgegenstellt, und sie in Ruhe versetzt. Ebenso befinden sich in der Masse Luft irgendwelche irdischen Teile, die sich ebenso vielen anderen irdischen Teilen des Körpers B entgegenstellen und in ihnen nichts bewirken. Dies jedoch von beiden Seiten abgezogen, wirkt das, das von der Himmelsmaterie in dieser Masse Luft übrig bleibt, auf das, das an irdischen Teilen im Körper B übrig bleibt ; und darin allein besteht sein Gewicht. 25. Die Quantität der Schwere entspricht nicht der Quantität der Materie eines einzelnen Körpers.
Damit nichts ausgelassen werde, muß zudem darauf aufmerksam gemacht werden, daß unter »Himmelsmaterie« hier nicht ausschließlich nur die Kügelchen des zweiten Elements verstanden wird, sondern auch die ihnen beigemischte Materie des ersten Elements – und zu dieser müssen auch jene irdischen Partikel hinzugezogen werden, die ihrem Lauf folgen und sich schneller als die übrigen bewegen, wie es alle diejenigen sind, die die Luft bilden. Weiterhin muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß die Materie des ersten Elements – bei ansonsten gleichen Bedingungen – eine größere Kraft besitzt, um die Erdkörper hinabzudrücken, als die Kügelchen des zweiten Elements, weil sie einen größeren Antrieb besitzt. Aus demselben Grund besitzen sie auch einen größeren Antrieb als die irdischen Partikel der Luft, die sie mit sich führen. Deshalb kann aufgrund des Gewichts allein nicht leicht veranschlagt werden, wieviel irdische Materie in jedem einzelnen Körper enthalten ist. Zudem kann zum Beispiel ein Klumpen Gold, obwohl er zwanzigmal mehr wiegt als eine ihm gleiche Masse Wasser, gleichwohl nicht vier- oder fünfmal mehr irdische Materie enthalten. Denn zum einen ist von jedem der beiden aufgrund der Luft, in der sie gewogen werden, ebensoviel an Gewicht abzuziehen, und zum
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aquae ipsi aequales, non tamen quadruplo vel quintuplo plus materiae terrestris contineat: tum, quia tantundem ab utraque subducendum est, propter aërem in quo ponderantur; tum etiam, quia in ipsa aqua, ut & in omnibus aliis liquidis corporibus, propter suarum particularum motum, inest levitas, respectu corporum durorum. XXVI. Cur corpora non gravitent in locis suis naturalibus.
Considerandum etiam, in omni motu esse circulum corporum quae simul moventur, ut jam supra ostensum est, nullumque corpus a gravitate sua deorsum ferri, nisi eodem temporis momento aliud corpus magnitudine ipsi aequale, ac minus habens gravitatis, sursum feratur. Unde fit, ut in vase (Fig. 27), quantumvis profundo & lato, inferiores aquae alteriusve liquoris guttae, a superioribus non premantur; nec etiam premantur singulae partes fundi, nisi a totidem guttis, quot ipsis perpendiculariter incumbunt. Nam, exem | pli caussa, in vase ABC, aquae gutta 1 non premitur ab aliis 2, 3, 4, supra ipsam existentibus, quia si haec deorsum ferrentur, deberent aliae guttae, 5, 6, 7, aut similes, in earum locum ascendere; quae, cum sint aeque graves, illarum descensum impediunt. Hae autem guttae 1, 2, 3, 4, junctis viribus, premunt partem fundi B; quia, si efficiant ut descendat, descendent etiam ipsae, ac in earum locum partes aëris 8, 9, quae sunt ipsis leviores, ascendent. Sed eandem vasis partem B non plures guttae premunt quam haec 1, 2, 3, 4, vel aliae ipsis aequipollentes; quia eo temporis momento, quo haec pars B potest descendere, non plures eam sequi possunt. Atque hinc innumera experimenta circa corporum gravitatem, vel potius, si sic loqui licet, gravitationem, quae male philosophantibus mira videntur, perfacile est explicare.
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anderen weist das Wasser, wie auch alle anderen flüssigen Körper aufgrund der Bewegung seiner Partikel im Vergleich mit harten Körpern Leichtigkeit auf. 26. Weshalb die Körper an ihren natürlichen Orten keine Schwere besitzen.
Wie oben bereits aufgezeigt wurde, liegt bei jeder Bewegung ein Umkreis sich zugleich bewegender Körper vor. Kein Körper wird von seinem Gewicht abwärts geführt, wenn sich nicht zu demselben Zeitpunkt ein ihm an Größe gleicher anderer Körper, der ein geringeres Gewicht besitzt, aufwärts bewegt. Deshalb werden in einem Bottich von beliebiger Tiefe und Breite die tiefergelegenen Tropfen des Wassers oder einer anderen Flüssigkeit von den höhergelegenen nicht niedergedrückt, und es werden auch die einzelnen Bereiche des Bodens nur durch gerade einmal so viele Tropfen gedrückt, wie sich senkrecht übereinanderlagern. Zum Beispiel (Fig. 27) wird im Bottich ABC der Wassertropfen 1 von den über ihm anwesenden anderen 2, 3 und 4 nicht niedergedrückt. Denn wenn sie ihn abwärts bewegten, müßten die anderen Tropfen 5, 6 und 7 oder vergleichbare an ihren Ort aufsteigen, die, weil sie gleich schwer sind, den Abstieg der Tropfen 2, 3 und 4 verhindern. Allerdings pressen die Tropfen 1, 2, 3, und 4 mit vereinten Kräften die Stelle B des Bodens. Denn wenn sie bewirkten, daß er sich senkte, würden sie selbst sich auch senken, und die Teile der Luft 8 und 9, die leichter als sie sind, würden sich an ihre Stellen setzen. Denselben Bereich B des Bottichs pressen allerdings nicht mehr Tropfen als die genannten 1, 2, 3 und 4 oder andere, ihnen gleichgeltende, weil zu demselben Zeitpunkt, an dem der Bereich B sich senken kann, ihm nicht mehr Tropfen als die genannten nachfolgen können. Von dieser Überlegung her werden zahllose Experimente im Zusammenhang mit dem Gewicht der Körper, oder vielmehr, wenn es gestattet ist, sich so auszudrücken, der Schwerkraft, äußerst leicht erklärbar, die schlecht philosophierenden Leuten wunderlich erscheinen.
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XXVII. Gravitatem corpora deprimere versus centrum Terrae.
Notandum denique, quamvis particulae materiae coelestis eodem tempore multis diversis motibus cieantur, omnes tamen earum actiones ita simul conspirare, ac tanquam in aequipondio consistere, unasque aliis opponi, ut ex hoc solo quod terrae moles objectu suo earum motibus adversetur, quaquaversus aequaliter propendeant ad se ab ejus vicinia, & tanquam ab ejus centro, removendas; nisi forte aliqua exterior caussa diversitatem hac in re constituat. Talesque aliquot | caussae possunt excogitari; sed an earum effectus sit tantus, ut sensu deprehendatur, nondum mihi compertum est. XXVIII. De tertia actione, quae est lumen; quomodo particulas
aëris commoveat.
Vis luminis, quatenus a Sole ac stellis in omnes coeli partes se diffundit, jam satis supra fuit explicata: superest tantum ut hic notemus, ejus radios a Sole delapsos, Terrae particulas diversimode agitare. Quippe, quamvis in se spectata, nihil aliud sit quam pressio quaedam, quae fit secundum lineas rectas, a Sole in Terram extensas: quia tamen ista pressio non aequaliter omnibus particulis tertii elementi, quae supremam terrae regionem componunt, sed nunc unis, nunc aliis, ac etiam, nunc uni ejusdem particulae extremitati, nunc alteri applicatur: facile potest intelligi, quo pacto ex ipsa variae motiones in particulis istis excitentur. Exempli caussa (Fig. 28), si AB sit una ex particulis tertii elementi, supremam terrae regionem componentibus, quae incumbat alteri particulae C, atque inter ipsam & Solem
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27. Das Gewicht drückt die Körper zum Mittelpunkt der Erde herab.
Obwohl die Partikel der Himmelsmaterie gleichzeitig zu vielen verschiedenen Bewegungen veranlaßt werden, verbinden sich gleichwohl alle ihre Antriebe miteinander, bilden gewissermaßen ein Gegengewicht und heben sich gegenseitig in ihrer Wirkung auf. Sie besitzen allein schon deshalb die Neigung, sich gleichmäßig in alle Richtungen aus der Umgebung der Erde und gewissermaßen von ihrem Mittelpunkt zu entfernen, weil die Massen der Erde durch ihren Widerstand ihren Bewegungen entgegenwirken, sofern nicht aufgrund irgendeiner äußeren Ursache eine Änderung der Verhältnisse eintritt. Dergleichen Ursachen können nun einige ausgedacht werden ; ob freilich deren Wirkung so groß ist, daß sie durch den Sinn entdeckt werden kann, habe ich noch nicht in Erfahrung gebracht. 28. Über den dritten Vorgang, der das Licht ist ; auf welche Weise es die Partikel der Luft in Bewegung versetzt.
Die Kraft des Lichts, insofern es sich von der Sonne und den Sternen in alle Bereiche des Himmels verbreitet, ist bereits oben hinreichend erklärt worden. Es muß hier nur noch angemerkt werden, daß seine von der Sonne herrührenden Strahlen die Partikel der Erde auf verschiedene Weise erregen. Denn völlig für sich selbst betrachtet ist das Licht nichts anderes als ein gewisser Druck, der sich entlang gerader, von der Sonne zur Erde gezogener Linien vollzieht. Weil gleichwohl dieser Druck sich nicht gleichmäßig auf alle Partikel des dritten Elements, die die oberste Region der Erde bilden, sondern mal auf die einen, mal auf die anderen Partikel, mal auf den einen, mal auf den anderen Endpunkt eines Partikels überträgt, kann man sich leicht einsichtig machen, auf welche Weise daraus verschiedene erzwungene Bewegungen bei diesen Partikeln hervorgerufen werden. Zum Beispiel (Fig. 28) : Es sei AB eines von den Partikeln des dritten Elements, die die oberste Region der Erde bilden. Wenn dieses Partikel auf einem anderen Partikel C liegt, und wenn
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aliae multae interjaceant, ut D, E, F: hae interjacentes nunc impedient, ne radii Solis G, G, premant extremitatem B, non autem ne premant A: sicque extremitas A deprimetur, atque alia B attolletur. Et quia istae particulae assidue situm mutant, paullo post opponentur radiis Solis tendentibus versus A, non autem aliis tendentibus versus B, sicque extremitas A rursus attolletur, & B deprime | tur. Quod idem in omnibus terrae particulis, ad quas Solis radii pertingunt, habet locum; & ideo omnes a Solis lumine agitantur. XXIX. De quarta, quae est calor; quid sit, & quomodo sublato
lumine perseverent.
Haec autem particularum terrestrium agitatio, sive orta sit a lumine, sive ab alia quavis caussa, calor vocatur; praesertim cum est major solito & movet sensum; caloris enim denominatio ad sensum tactus refertur. Notandumque est unamquamque ex particulis terrestribus sic agitatam, perseverare postea in suo motu juxta leges naturae, donec ab aliqua alia caussa sistatur; atque ideo calorem a lumine ortum, semper aliquamdiu post sublatum lumen remanere. XXX. Cur altius penetret, quam lumen.
Notandum praeterea particulas terrestres, a radiis Solis sic impulsas, alias sibi vicinas, ad quas isti radii non perveniunt, agitare; hasque rursus alias, & sic consequenter. Cumque semper tota Terrae medietas a Sole illustretur, tot ejusmodi particulas simul commoveri, ut quamvis lumen in prima opaca superficie
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zwischen ihm und der Sonne sich viele andere befinden, wie D, E, F, dann verhindern diese dazwischengelagerten Partikel zwar, daß die Strahlen der Sonne G, G den Endpunkt B pressen, sie verhindern aber nicht, daß sie den Endpunkt A pressen. Deshalb wird sich der Endpunkt A senken, während sich der andere B aufrichten wird. Weil diese Partikel fortwährend ihre Lage verändern, werden sie wenig später den sich in Richtung A erstreckenden Strahlen der Sonne gegenüberstehen, aber nicht den sich in Richtung B erstreckenden. Deshalb wird sich dann umgekehrt der Endpunkt A aufrichten, und B wird sich senken. Dies ist bei allen Partikeln der Erde der Fall, auf die Strahlen der Sonne auftreffen, und deshalb werden alle Partikel vom Licht der Sonne erregt. 29. Über den vierten Vorgang, der die Wärme ist ; was diese ist und weshalb sie bestehen bleibt, wenn das Licht verschwunden ist.
Der Antrieb der irdischen Partikel, sei es, daß er durch das Licht, sei es, daß er durch irgendeine andere Ursache hervorgerufen wird, wird Wärme genannt – besonders wenn er größer als gewöhnlich ist und den Sinn stärker als gewöhnlich bewegt, denn die Bezeichnung der Wärme ergibt sich aus dem Bezug auf den Tastsinn. Zu beachten ist, daß jedes einzelne der so erregten irdischen Partikel nach den Naturgesetzen später in seiner Bewegung verbleibt, solange es nicht von irgendeiner anderen Ursache festgehalten wird. Deshalb bleibt auch die vom Licht erzeugte Wärme stets eine geraume Zeit nach dem Verschwinden des Lichts bestehen. 30. Weshalb die Wärme tiefer eindringt als das Licht.
Die von den Strahlen der Sonne auf die angegebene Weise angestoßenen irdischen Partikel erregen andere, ihnen benachbarte Partikel, zu denen diese Strahlen nicht gelangen, und diese umgekehrt wieder andere und so fort. Weil nun immer eine Hälfte der Erde von der Sonne beschienen wird, werden so viele derartige Partikel zugleich angeregt, daß die von diesem Licht hervorgerufene Wärme bis zu den innersten Bereichen der mitt-
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subsistat, calor tamen ab eo genitus usque ad intimas partes mediae Terrae regionis debeat pervenire. XXXI. Cur corpora fere omnia rarefaciat.
Notandum denique istas particulas terrestres, cum a calore plus solito agitantur, in tam angusto spatio vulgo non posse contineri, quam cum quiescunt vel minus moventur; quia figuras habent irregulares, quae minus loci occupant, cum certo aliquo modo junctae quiescunt, quam cum assiduo motu disjunguntur. Unde fit, ut calor omnia fere corpora terrestria rarefaciat, sed una magis, alia minus, pro vario situ & figura particularum, ex quibus constant. XXXII. Quomodo suprema Terrae regio, in duo diversa corpora
fuerit primum divisa.
His variis actionibus animadversis, si rursus consi | deremus Terram, jam primum ad viciniam Solis accedentem, & cujus suprema regio constat particulis tertii elementi, sibi mutuo non firmiter annexis, quibus immisti sunt globuli coelestes, aliquanto minores iis, qui reperiuntur in ea coeli parte per quam transit, vel etiam in ea ad quam venit: facile intelligemus minores istos globulos, majusculis qui eam circumplectuntur, loca sua relinquere, hosque majusculos, in illa cum impetu ruentes, in multas tertii elementi particulas impingere, praesertim in crassiores, ipsasque infra caeteras detrudere, juvante etiam ad hoc vi gravitatis, atque ita efficere ut istae crassiores infra caeteras depulsae, figurasque habentes irregulares & varias, arctius inter se nectantur quam superiores, & motus globulorum coelestium
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leren Region der Erde durchzudringen vermag, obgleich das Licht nur bis zur ersten undurchsichtigen Oberfläche gelangt. 31. Weshalb die Wärme fast alle Körper verdünnt.
Schließlich ist anzumerken, daß die irdischen Partikel, wenn sie von der Wärme über das gewöhnliche Maß hinaus erregt werden, einen größeren Raum beanspruchen als gewöhnlich, d. h. wenn sie ruhen oder weniger bewegt sind. Denn sie besitzen unregelmäßige Gestalten, die weniger Platz einnehmen, wenn sie auf irgendeine bestimmte Weise miteinander verbunden ruhen, als wenn sie sich in unablässiger Bewegung voneinander trennen. Deshalb verdünnt die Wärme fast alle Erdkörper, freilich die einen mehr, die anderen weniger, gemäß der Verschiedenheit der Lage und der Gestalt der Partikel, aus denen sie bestehen. 32. Auf welche Weise die oberste Region der Erde sich anfänglich in zwei verschiedene Körper getrennt hat.
Nachdem wir diese verschiedenen Vorgänge betrachtet haben, wenden wir uns wiederum der Erde zu, und zwar zu dem Zeitpunkt, an dem sie in die Umgebung der Sonne eintritt. Ihre oberste Region besteht aus nicht fest zusammenhängenden Partikeln des dritten Elements, denen bedeutend weniger Kügelchen der Himmelsmaterie beigemischt sind, als in dem Bereich des Himmels angetroffen werden, durch den die Erde hindurchgeht, oder in den sie eintritt. Wir sehen leicht ein, daß diese kleineren Kügelchen den etwas größeren, die die Erde umschließen, ihre Orte überlassen ; und die größeren, indem sie mit Schwung an diese Stellen strömen, schlagen auf viele vornehmlich gröbere Partikel des dritten Elements auf und stoßen sie, unterstützt auch durch die Schwerkraft, unter die übrigen herab. Dadurch bewirken sie, daß diese unter die übrigen herabgestoßenen gröberen und verschiedene und unregelmäßige Gestalten besitzenden Partikel miteinander enger verknüpft sind als die oberen, und so die Bewegungen der Kügelchen der Himmelsmaterie unterbrechen.
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interrumpant. Quo fit (Fig. 29), ut suprema Terrae regio, qualis hic exhibetur versus A, in duo corpora valde diversa distinguatur, qualia exhibentur versus B & C: quorum superius B est rarum, fluidum | & pellucidum, inferius autem C est aliquatenus densum, durum & opacum. XXXIII. Distinctio particularum terrestrium in tria summa genera.
Deinde ex eo quod existimemus corpus C a corpore B distinctum fuisse per hoc solum, quod ejus partes a globulis coelestibus deorsum pressae, sibi invicem adhaererent, intelligemus etiam aliud adhuc corpus, quale est D, inter ista duo debere postea generari. Etenim figurae particularum tertii elementi, ex quibus constant corpora B & C, admodum variae sunt, ut supra notatum est, ipsasque hic in tria praecipua genera licet distinguere. Nempe quaedam sunt in varia quasi brachia divisae, atque hinc inde expansae tanquam rami arborum, & alia id genus; atque hae sunt potissimum, quae a materia coelesti deorsum expulsae, sibi mutuo adhaerescunt, & corpus C componunt. Aliae sunt solidiores, figurasque habent, non quidem omnes globi vel cubi, sed etiam cujuslibet ruderis angulosi; atque hae, si majusculae sint, infra caeteras vi gravitatis descendunt; si autem sint 1 minusculae, manent prioribus immistae, occupantque intervalla quae ab ipsis relinquuntur. Aliae denique sunt oblongae, ac ramis destitutae, instar bacillorum; atque hae prioribus etiam se interserunt, cum satis magna inter ipsas intervalla reperiunt, sed non illis facile annectuntur.
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Deshalb (Fig. 29) trennt sich die oberste Region der Erde – wie sie hier in etwa bei A dargestellt ist –, in zwei sehr verschiedene Körper – wie sie hier in etwa bei B und C dargestellt werden –, von denen der äußere Körper B dünn, flüssig und durchsichtig ist, der innere Körper C jedoch – wenn auch nicht vollkommen – dicht, hart und undurchsichtig. 33. Unterscheidung der irdischen Partikel in drei oberste Gattungen.
Zwischen den beiden Körpern B und C kann später, wie wir annehmen, noch ein anderer Körper, wie etwa D, entstehen. Dies ist einsichtig, weil der Körper C sich vom Körper B allein deshalb getrennt hat, weil seine von den Kügelchen der Himmelsmaterie nach unten gepreßten Teile sich miteinander verbanden. Die Gestalten der Partikel des dritten Elements, aus denen die Körper B und C bestehen, sind nämlich äußerst unterschiedlich, wie oben ausgeführt wurde, und können deshalb hier in drei hauptsächliche Gattungen unterschieden werden. Einige Partikel haben nämlich gleichsam verschiedene Arme und fächern sich sowohl vorn als auch hinten gleichsam wie Zweige eines Baumes oder wie andere Gestalten von dieser Art auf. Diese Partikel sind von denen, die von der Himmelsmaterie nach unten gedrückt werden, am geeignetsten, sich miteinander zu verbinden und den Körper C zu bilden. Andere sind fester, und zwar aufgrund ihrer Gestalt ; denn zwar sind sie nicht alle Kugeln oder Würfel, aber wohl besitzen sie die Gestalt irgendeines eckigen Gerölls. Sind diese Partikel etwas größer, fallen sie aufgrund der Schwerkraft zwischen den übrigen herab, sind sie aber etwas kleiner, verbleiben sie eingemengt zwischen den übrigen und nehmen die Zwischenräume ein, die von ihnen freigelassen werden. Andere schließlich sind länglich und der Zweige beraubt, gleichsam wie kleine Stäbe ; und diese fügen sich auch zwischen die ersten ein, wenn sie hinreichend große Zwischenräume zwischen ihnen antreffen, verbinden sich aber nicht leicht mit ihnen.
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XXXIV. Quomodo tertium corpus inter duo priora factum sit.
Quibus animadversis, rationi consentaneum est ut credamus, cum primum particulae ramosae corporis C sibi mutuo coeperunt implicari, plerasque ex oblongis fuisse ipsis interjectas, easque postea, dum ramosae illae, | magis & magis pressae, paullatim arctius jungebantur, supra ipsas ascendisse versus D, atque ibi simul congregatas fuisse, in corpus a duobus aliis B & C valde diversum. Eadem ratione qua videmus in paludosis locis, terram calcando, aquam ex ea exprimi, quae postea ipsius superficiem tegit. Nec dubium etiam, quin interim aliae plures ex corpore B delapsae sint, quae duorum inferiorum corporum C & D molem auxerunt. XXXV. Particulas tantum unius generis in isto corpore contineri.
Quamvis autem initio, non solae istae particulae oblongae ramosis interjectae fuerint, sed aliae etiam, quae tanquam rudera aut fragmenta lapidum solidae erant, notandum tamen has solidiores non tam facile supra ramosas ascendisse, quam illas oblongas; vel, si quae ascenderint, facilius postea infra ipsas rursus descendisse: oblongae enim, caeteris paribus, plus habent superficiei pro ratione suae molis; atque ideo a materia coelesti per meatus corporis C fluente, facilius ex | pelluntur: & postquam ad D pervenerunt, ibi transversim jacentes supra superficiem istius corporis C, non facile meatibus occurrunt, per quos in ipsum regredi possint. XXXVI. Duas tantum in eo esse species istarum particularum.
Sic itaque multae oblongae particulae tertii elementi versus D congregatae sunt; & quamvis initio non fuerint inter se perfecte
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34. Wie sich zwischen den beiden ersten der dritte Körper gebildet hat.
Vor dem Hintergrund dieses Sachverhalts ist folgende Annahme mit der Vernunft vereinbar : Der größte Teil der länglichen Partikel war mit den verästelten Partikeln des Körpers C vermengt, als diese begannen, sich ineinander zu verwickeln. Später, während diese verästelten Partikel sich mehr und mehr preßten und allmählich enger verbanden, sind sie über sie in Richtung D aufgestiegen und haben sich dort miteinander zu einem von den zwei anderen Körpern B und C sehr verschiedenen Körper vereinigt – aus demselben Grunde, weshalb wir an sumpfigen Stellen durch das Betreten des Erdbodens Wasser aus ihm herauspressen sehen, das danach seine Oberfläche bedeckt. Auch besteht kein Zweifel, daß unterdessen viele andere Partikel aus dem Körper B herausgefallen sind, die die Masse der beiden unteren Körper C und D vermehrt haben. 35. In diesem Körper sind lediglich Partikel einer Gattung enthalten.
Anfänglich sind nicht nur diese länglichen Partikel zwischen die verästelten Partikel gemengt gewesen, sondern auch andere, die gleichsam wie Geröll oder Bruchstücke eines festen Steines waren. Gleichwohl sind diese festeren nicht ebenso leicht über die verästelten Partikel aufgestiegen wie die länglichen. Wenn sie aber aufgestiegen sind, sind sie später um so leichter wieder unter sie herabgesunken, denn die länglichen Partikel besitzen bei ansonsten gleichen Merkmalen im Verhältnis zu ihrer Masse eine größere Oberfläche, und werden deshalb von der durch die Gänge des Körpers C fließenden Himmelsmaterie leichter ausgestoßen. Nachdem sie zu D gelangt sind, wo sie schräg über der Oberfläche des Körpers C zu liegen kommen, treffen sie nicht leicht auf Gänge, durch die sie in ihn zurückkehren könnten. 36. Im Körper D sind lediglich zwei Arten dieser Partikel vorhanden.
Unter diesen Umständen sind viele längliche Partikel des dritten Elements bei D zusammengeflossen. Obwohl sie nun
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aequales, nec similes, hoc tamen commune habuerunt, quod nec sibi mutuo, nec aliis tertii elementi particulis facile possent adhaerere, quodque a materia coelesti ipsas circumfluente moverentur; propter hanc enim proprietatem a corpore C excesserunt, atque in D sunt simul collectae; cumque ibi materia coelestis assidue circa illas fluat, efficiatque ut variis motibus cieantur, & unae in aliarum loca transmigrent, successu temporis fieri debuerunt laeves & teretes, & quam-proxime inter se aequales, atque ad duas tantum species reduci. Nempe, quae fuerunt satis tenues, ut ab illo solo impetu, quo a materia coelesti agebantur, flecti possent, circa alias paullo crassiores, quae sic flecti non poterant, convolutae, ipsas secum detulerunt. Atque hae duae particularum species, flexilium scilicet atque inflexilium, sic junctae facilius perseverarunt in suo motu, quam solae flexiles, vel solae inflexiles potuissent: unde factum est, ut ambae in corpore D remanserint; atque etiam ut illae quae initio circa alias flecti potuerunt, postea successu temporis, assiduo usu se inflectendi, magis & magis flexiles redderentur, fierentque instar anguillarum aut brevium funiculorum; aliae autem, cum nunquam flecterentur, si quam ante flexilitatem habuerint, eam paullatim amitterent, ac telorum instar rigidae manerent. | XXXVII. Quomodo infimum corpus C, in plura alia fuerit divisum.
Praeterea putandum est corpus D prius distingui coepisse a duobus aliis B & C, quam haec duo perfecte formata essent, hoc est, priusquam C esset tam durum, ut non amplius possent ejus particulae arctius connecti, & inferius expelli a motu materiae
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anfänglich untereinander weder völlig gleich noch ähnlich gewesen sind, haben sie dennoch die Gemeinsamkeit besessen, daß sie sich weder miteinander, noch mit anderen Partikeln des dritten Elements leicht verbunden haben, und daß sie von der sie umfließenden Materie des dritten Elements bewegt wurden. Aufgrund dieser Eigenschaft sind sie nämlich aus dem Körper C herausgegangen und haben sich miteinander bei D versammelt. Dort fließt die Himmelsmaterie unablässig um sie herum und versetzt sie in verschiedene Bewegungen. Die Partikel, die an die Orte der anderen wechseln, mußten im Verlauf der Zeit glatt und abgerundet und untereinander nahezu gleich werden, und wurden so auf nur zwei Arten reduziert : Erstens diejenigen Partikel, die fein genug gewesen sind, daß sie allein von dem Schwung, durch den sie von der Materie des Himmels erregt wurden, gebogen werden konnten. Zweitens die um die ersteren herumgewickelten etwas gröberen Partikel, die nicht auf diese Weise gebogen werden konnten. Die ersten Partikel haben nun die zweiten mit sich fortgetragen. Diese zwei Arten der Partikel, die biegsamen und die unbiegsamen, haben auf diese Weise miteinander verbunden ihre Bewegung leichter beibehalten, als es die biegsamen oder die unbiegsamen allein gekonnt hätten. Deshalb sind beide zusammen im Körper D verblieben, und diejenigen, die anfänglich um die anderen herumgebogen werden konnten, wurden später im Verlauf der Zeit durch die unablässige Gelegenheit, sich zu verbiegen, immer flexibler und ähnelten kleinen Schlangen oder kurzen Fäden, während die anderen, weil sie sich niemals verbogen, ihre Biegsamkeit – wenn sie sie zuvor besessen haben sollten – nach und nach verloren und starr wie Wurfspieße blieben. 37. Auf welche Weise der unterste Körper C sich in mehrere andere geteilt hat.
Außerdem hat sich der Körper D schon von den anderen beiden B und C zu trennen begonnen, bevor diese zwei vollständig gebildet waren. Das bedeutet : bevor C so hart war, daß dessen Partikel sich nicht mehr enger verknüpfen und von der Bewe-
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coelestis, ac priusquam particulae corporis B ita essent omnes ordinatae, ut isti materiae coelesti faciles & aequales vias undique circa se praeberent: ideoque postea multas particulas tertii elementi fuisse adhuc a corpore B versus C expulsas. Atque hae particulae, si solidiores fuerint iis quae congregatae erant in D, infra ipsas descendentes corpori C se adjunxerunt, ac pro diversa ratione suarum figurarum, vel in ejus superficie manserunt, vel infra ipsam penetrarunt: sicque hoc unum corpus C in plura alia divisum est; ac etiam forte in aliqua sua regione totum fluidum evasit, iis particulis ibi congregatis, quarum figurae impediebant ne sibi | mutuo facile adhaererent 1. Sed omnia hic explicari non possunt. XXXVIII. De formatione alterius quarti corpus supra tertium.
Ubi autem etiam particulae, minus solidae iis quae corpus D componebant, ex B deorsum lapsae sunt, haeserunt in superficie hujus corporis D; ac quia pleraeque ex ipsis fuerunt ramosae, paullatim sibi mutuo annexae, corpus durum E, a duobus B & D, quae sunt fluida, valde diversum, composuerunt. Atque hoc corpus E initio admodum tenue erat, instar crustae vel corticis superficiem corporis D contegentis: sed cum tempore crassius evasit, novis particulis ex corpore B se illi adjungentibus; nec non etiam ex D, quia, cum reliquis ejusdem corporis D plane similes non essent, motu globulorum coelestium expellebantur, ut mox dicam. Et quia istae particulae aliter disponebantur, in iis partibus terrae ubi dies erat vel aestas, quam in | iis ubi erat nox vel hyems, propter diversas actiones luminis & caloris,
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gung der Himmelsmaterie tiefer gedrückt werden konnten, und bevor die Partikel des Körpers B alle so angeordnet waren, daß sie der Himmelsmaterie leicht gangbare und gleichmäßige Wege von allen Seiten der Umgebung her gewährten. Deshalb sind später immer noch viele Partikel des dritten Elements vom Körper B in Richtung C ausgestoßen worden. Diese Partikel nun, wenn sie fester als diejenigen gewesen sind, die bei D zusammengetreten waren, sind unter diese herabgesunken und haben sich dem Körper C angefügt. Aufgrund der Verschiedenheit ihrer Gestalten sind sie entweder auf dessen Oberfläche verblieben oder weiter in ihn eingedrungen. Auf diese Weise ist der eine Körper C in mehrere andere aufgeteilt worden. Außerdem ist möglicherweise in irgendeiner seiner Regionen die gesamte Flüssigkeit ausgetreten, deren Partikel dort zusammengeflossen waren, weil ihre Gestalten verhindert hatten, daß sie sich leicht miteinander verbanden. Aber dies alles kann hier nicht erklärt werden. 38. Über die Bildung eines weiteren vierten Körpers oberhalb des dritten.
Sobald aber die Partikel, die weniger fest als diejenigen waren, die den Körper D bilden, von B abwärts gefallen sind, sind sie auf der Oberfläche des Körpers D hängengeblieben. Weil die meisten von ihnen verästelt gewesen sind, haben sie sich nach und nach miteinander verbunden und haben den von den beiden flüssigen Körpern B und D sehr verschiedenen harten Körper E gebildet. Dieser Körper E ist nun anfänglich äußerst fein gewesen, gleich der die Oberfläche des Körpers D bedeckenden Kruste oder Schicht. Mit der Zeit ist er allerdings dicker geworden, indem neue Partikel vom Körper B und auch von D sich mit ihm verbanden. Denn weil die übrigen Partikel dieses Körpers D nicht völlig gleich waren, wurden sie durch die Bewegung der Kügelchen der Himmelsmaterie ausgestoßen, wie ich demnächst behaupten werde. Weil nun die Partikel in den Bereichen der Erde, wo Tag oder Sommer war, anders angeordnet waren als in denjenigen, wo Nacht oder Winter war,
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quod huic corpori accedebat in una die, vel in una aestate, aliquo modo distinguebatur ab eo, quod eidem accedebat in die vel aestate sequenti; sicque ex variis quasi crustis vel corticibus, sibi mutuo superinductis, fuit conflatum. XXXIX. De hujus quarti corporis accretione, & tertii expurgatione.
Et quidem non longo tempore opus fuit, ut Terrae suprema regio A in duo corpora B & C distingueretur; nec etiam ut multae particulae oblongae coacervarentur versus D; nec denique, ut prima interior crusta corporis E formaretur. Sed non nisi spatio plurium annorum particulae corporis D ad duas species paullo ante descriptas reduci, atque omnes crustae corporis E formari potuerunt. Neque enim initio ratio fuit, cur particulae quae confluebant versus D, non essent unae aliis paullo crassiores & longiores, nec etiam cur essent plane laeves & teretes, sed aliquid adhuc scabritiei habere potuerint, quamvis non tantum haberent, ut ideo ramosis annecterentur; potueruntque etiam secundum longitudinem planae esse vel angulosae, ac crassiores in una extremitate quam in altera. Cum autem sibi mutuo non adhaererent, ideoque materia coelestis assidue circumfluens, vim haberet ipsas movendi, pleraeque paullatim mutuo attritu laeves & teretes evaserunt, atque inter se aequales & secundum longitudinem aequaliter crassae; propterea quod per easdem vias transibant, & aliae in aliarum loca succedebant, quae loca non poterant majores recipere, nec a minoribus tota impleri. Sed pleraeque etiam, cum ad communem aliarum normam reduci non possent, paulla | tim motu globulorum coelestium ex
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unterschied sich aufgrund der verschiedenen Einwirkungen des Lichts und der Wärme das, was zu dem Körper an einem Tag oder in einem Sommer hinzukam, in gewisser Weise von dem, was zu demselben Körper an dem folgenden Tag oder im folgenden Sommer hinzukam, und so ist dieser Körper gewissermaßen aus verschiedenen übereinandergelagerten Schalen oder Schichten zusammengesetzt worden. 39. Über das Anwachsen dieses vierten Körpers und die Herauslösung des dritten.
Es bedurfte weder einer langen Zeit, um die oberste Region A der Erde sich in die zwei Körper B und C trennen, noch um viele längliche Partikel bei D sich ansammeln, und auch nicht, um sich die erste innere Schale des Körpers E bilden zu lassen. Freilich ist der beträchtliche Zeitraum mehrerer Jahre nötig gewesen, damit sich die Partikel des Körpers D auf die zwei gerade eben beschriebenen Arten vermindert hatten und alle Schalen des Körpers E gebildet werden konnten. Anfänglich nämlich gab es keinen Grund, weshalb von den bei D zusammenströmenden Partikeln die einen nicht etwas gröber und länger hätten sein sollen als die anderen, und weshalb sie glatt und abgerundet hätten sein müssen. Statt dessen werden sie immer noch eine gewisse Rauheit besessen haben, wenn auch nicht so viel, daß sie sich deshalb mit den verästelten Partikeln verbunden hätten. Außerdem konnten sie auch in Längsrichtung eben oder verwinkelt sein, und an dem einen Ende dicker als an dem anderen. Weil sie jedoch nicht miteinander verbunden waren, und daher die sie unablässig umfließende Himmelsmaterie die Kraft besaß, sie zu bewegen, wurden die meisten allmählich durch gegenseitigen Abrieb glatt und abgerundet und untereinander gleich und in der Längsrichtung gleich dick – denn sie gingen durch ebendieselben Wege hindurch und andere folgten ihnen an ihre Orte nach, aber diese Orte konnten weder größere aufnehmen noch von den kleineren völlig ausgefüllt wurden. Weil freilich die meisten Partikel zudem nicht auf das gemeine Winkelmaß der anderen zurückgeführt werden konnten, sind sie allmählich
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hoc corpore D ejectae sunt; & harum quidem nonnullae se corpori C adjunxerunt, sed maxima pars sursum ascendit versus E & B, materiamque augendo corpori E subministravit. XL. Quomodo hoc tertium corpus fuerit mole imminutum,
& spatium aliquod inter se & quartum reliquerit.
Quippe tempore diei & aestatis, cum Sol unam medietatem corporis D vi luminis & caloris rarefaciebat, non poterat omnis materia istius medietatis inter duo corpora vicina C & E contineri (Fig. 30); neque haec corpora vicina, quae dura erant, locis expellere, atque ideo pleraeque ejus materiae particulae per poros corporis E versus B ascendebant, quae deinde tempore noctis & hyemis, cessante ista rarefactione, ob gravitatem suam rursus descendebant. Multae autem caussae erant, propter quas particulae tertii elementi, quae sic ex corpore D egrediebantur, non poterant omnes postea in illud reverti. Nam majore impetu exibant, quam redibant; quia major est vis dilatationis a calore ortae, quam gravitatis. Et idcirco multae per angustos meatus corporis E sibi viam faciebant ad ascendendum, quae postea nullam invenientes ad revertendum, in ejus superficie consistebant; ac etiam nonnullae, meatibus istis impactae, ulterius ascendere non valentes, aliis descensuris vias occludebant. Praeterea quaecunque caeteris erant tenuiores, & a figura laevi & tereti magis distabant, solo globulorum coelestium motu extra corpus D pellebantur, ideoque primae se offerebant ad ascendendum versus E & B; atque horum corporum particulis occurendo, non raro figuras suas mutabant, & vel illis adhaerebant,
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durch die Bewegung der Kügelchen der Himmelsmaterie aus dem Körper D herausgestoßen worden. Einige von diesen haben sich dem Körper C angefügt, der größte Anteil jedoch ist aufwärts in Richtung E und B gestiegen. Diese Materie stand dem Körper E zu seiner Vergrößerung zur Verfügung. 40. Wie dieser dritte Körper an Masse vermindert worden ist und einen gewissen Raum zwischen sich und dem vierten Körper freigegeben hat.
Denn am Tage oder im Sommer, wenn die Sonne die eine Hälfte des Körpers D durch die Kraft des Lichts und der Wärme verdünnte, konnte die gesamte Materie dieser Hälfte zwischen den beiden benachbarten Körpern C und E weder enthalten sein (Fig. 30), noch diese harten benachbarten Körper von ihren Orten vertreiben. Deshalb stiegen die meisten Partikel dieser Materie durch die Poren des Körpers E in Richtung B auf, und stiegen in der folgenden Nacht oder im Winter, wenn die Verdünnung nachließ, aufgrund ihres Gewichts wieder herab. Es gab jedoch viele Ursachen, aufgrund derer nicht alle Partikel des dritten Elements, die so aus dem Körper D austraten, später in ihn zurückkehren konnten. Denn sie traten mit einem größeren Schwung aus, als sie zurückkehrten, weil die Kraft der durch die Wärme hervorgerufenen Ausdehnung größer ist als die Schwerkraft. Deswegen bahnten sich viele Partikel durch enge Gänge des Körpers E einen Weg, um aufzusteigen, die nachher keinen fanden, um zurückzukommen, sondern sich auf seine Oberfläche lagerten. Außerdem verschlossen einige in diese Gänge eingedrungene Partikel, die nicht höher aufzusteigen vermochten, den anderen, herabsteigenden Partikeln die Wege. Zudem wurden alle diejenigen von den übriggebliebenen Partikeln, die nur irgendwie feiner waren und eine weniger glatte und abgerundete Gestalt hatten, allein durch die Bewegung der Kügelchen der Himmelsmaterie aus dem Körper D gestoßen. Deshalb schickten sie sich an, als erste in Richtung E und B aufzusteigen. Weil sie auf die Partikel dieser Körper auftrafen, veränderten sie nicht selten ihre Gestalten, und schlossen
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vel saltem desinebant aptae esse ad revertendum versus D. Unde sequi debuit post multos dies & annos, ut magna pars hujus corporis D esset ab | sumpta, & nullae amplius in eo particulae reperientur, nisi duarum specierum ante descriptarum; ac etiam ut corpus E esset satis densum & crassum, quia fere omnes particulae quae ex D recesserant, vel ejus poris impactae densius illud effecerant, vel occursu particularum corporis B mutatae, illisque annexae, versus E relapsae erant, sicque crassitiem ejus auxerant; ac denique ut spatium satis amplum F, inter D & F relinqueretur; quod non alia materia potuit impleri, quam ea ex qua conflatur corpus B; cujus scilicet particulae tenuissimae per meatus corporis E facile transierunt in loca quae ab aliis paullo crassioribus ex D exeuntibus relinquebantur. XLI. Quomodo multae fissurae in quarto factae sint.
Ita corpus E, quamvis gravius & densius quam F, ac forte etiam quam D, aliquandiu tamen ob suam duritiem, fornicis instar, supra D & F suspensum mansit. Sed notandum est ipsum, cum primum formari coepit, meatus habuisse quam-plurimos, ad mensuram corporis D excavatos. Cum enim ejus superficiei tunc incumberet, non poterat non praebere transitum istis | particulis quae quotidie, vi caloris motae, interdiu versus B ascendebant, ac noctu rursus descendebant, semperque se mutuo consequentes, istos meatus implebant. Cum autem postea, corpore D mole imminuto, non amplius ejus particulae omnes meatus corporis E occuparunt, aliae minores particulae, ex B veni-
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sich ihnen entweder an, oder waren zumindest nicht mehr in der Lage, nach D zurückzukommen. Deshalb war nach vielen Tagen und Jahren ein großer Teil des Körpers D verbraucht, und in ihm wurden keine weiteren Partikel angetroffen, außer der zuvor beschriebenen zwei Arten. Außerdem war der Körper E nicht ausreichend dicht und dick, weil fast alle Partikel, die aus D herausgetreten waren, entweder in seine Poren eingedrungen waren und ihn dichter gemacht hatten, oder weil sie – nachdem sie durch den Aufschlag auf die Partikel des Körpers B verändert worden waren und sich mit ihnen verbunden hatten – in Richtung E zurückgekommen waren, und so seine Dicke vergrößert hatten. Und nicht zuletzt wurde ein hinreichend großer Raum F, zwischen D und E 1 freigegeben, der nur von der Materie erfüllt werden konnte, aus der sich der Körper B zusammensetzt. Dessen feinste Partikel sind nämlich leicht durch die Gänge des Körpers E an die Orte übergegangen, die von den anderen, etwas dickeren aus D herausgegangenen frei zurückgelassen wurden. 41. Wie in dem vierten Körper viele Risse entstanden sind.
In diesem Zustand ist der Körper E aufgrund seiner Härte zwar eine Zeitlang wie ein Gewölbe über D und F schwebend verblieben, obwohl er schwerer und dichter als F und möglicherweise auch als D war. Allerdings hat er, als er sich zuerst zu bilden begann, äußerst viele nach Maßgabe des Körpers D ausgehöhlte Gänge besessen. Denn weil er damals auf dessen Oberfläche auflag, konnte er nicht umhin, den Partikeln Durchgang zu gewähren, die täglich, durch die Kraft der Wärme bewegt, tagsüber in Richtung B aufstiegen, und nachts wieder herabsanken, und, ständig einander nachfolgend, diese Gänge erfüllten. Als aber später sich die Masse des Körpers D verminderte, nahmen dessen Partikel nicht länger alle Gänge des Körpers E ein, und andere, aus B heraustretende kleinere Partikel nahmen ihre Orte ein. Weil diese Partikel die Gänge des Körpers E nicht 1 E ] im lateinischen Text: F.
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entes, in earum loca sucesserunt; cumque hae istos meatus corporis E non satis implerent, & vacuum in natura non detur, materia coelestis, qua sola omnia exigua intervalla, quae circa particulas corporum terrestrium reperiuntur, impleri possunt, in illos ruens, eorum figuras immutabat, impetumque faciebat ad quosdam ita diducendos, ut hoc ipso alii vicini angustiores redderentur. Unde facile contingebat, ut, quibusdam partibus corporis E a se mutuo disjunctis, in eo fierent fissurae, quae postea successu temporis majores & majores evaserunt. Eadem plane ratione, qua videmus aestate in terra multas rimas aperiri, dum a Sole siccatur, eamque magis & magis hiare quo diutius siccitas perseverat. XLII. Quomodo ipsum in varias partes sit confractum.
Cum autem multae tales rimae essent in corpore E, atque ipsae semper augerentur, tandem ejus partes tam parum sibi mutuo adhaeserunt, ut non amplius in modum fornicis inter F & B posset sustineri, & ideo totum confractum, in superficiem corporis C gravitate sua delapsum est. Cumque haec superficies satis lata non esset, ad omnia illius fragmenta sibi mutuo adjacentia, & situm quem prius habuerunt servantia, recipienda, quaedam ex ipsis in latus inclinari atque una in alia recumbere debuerunt. Nempe, si ex. gr. (Fig. 30) in eo tractu corporis E, quem haec figura repraesentat, praeci | puae fissurae ita fuerint dispositae in locis 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, ut duo fragmenta 2 3 & 6 7 paullo prius quam reliqua coeperint delabi; & aliorum quatuor fragmentorum extremitates 2, 3, 5, & 6 prius quam oppositae 1, 4&v; itemque extremitas 5 fragmenti 4 5 aliquanto prius delapsa sit, quam extremitas v fragmenti v 6: non dubium est, quin ipsa jam debeant eo modo esse disposita, supra superficiem corporis C, quo hic depicta sunt; ita scilicet, ut fragmenta 2 3 & 6 7 pro-
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völlig erfüllten, und es einen leeren Raum in der Natur nicht geben kann, veränderte die in sie einströmende Himmelsmaterie – durch die allein sämtliche kleinen Zwischenräume erfüllt werden können, die zwischen den Partikeln der Erdkörper angetroffen werden – ihre Gestalten und erzeugte den Schwung, um etliche Partikel so wegzuräumen, daß allein dadurch die anderen angrenzenden Partikel enger zusammengeführt wurden. Weil deshalb sich einige Teile des Körpers E voneinander trennten, entstanden in ihm Risse, die später im Verlauf der Zeit größer und größer wurden, und zwar aus demselben Grund, aus dem wir im Sommer im Erdboden viele Spalten auftreten sehen, während sie von der Sonne ausgetrocknet wird, und wir sie mehr und mehr sich auftun sehen, je länger die Trockenheit anhält. 42. Wie der vierte Körper in verschiedene Teile zerbrochen ist.
Im Körper E befanden sich viele solche Spalten und vergrößerten sich ständig. Deshalb haben seine Teile zuletzt so wenig aneinander festgehangen, daß er nicht länger wie ein Gewölbe zwischen F und B schweben konnte, und ist daher völlig zerbrochen und durch sein Gewicht auf die Oberfläche des Körpers C herabgefallen. Diese Oberfläche aber war nicht breit genug, um alle nebeneinanderliegenden und ihre vorherige Lage beibehaltenden Bruchstücke dieses Körpers aufzunehmen. Deshalb mußten einige von diesen sich zur Seite neigen und sich die einen über die anderen lagern. Zum Beispiel (Fig. 30) : Die größten Risse des in dieser Abbildung dargestellten Zugs des Körpers E mögen sich an den Stellen 1, 2, 3, 4, 5, 6 und 7 befunden haben. Sie seien so angeordnet gewesen, daß die beiden Bruchstücke 2 3 und 6 7 etwas eher als die übrigen herabzufallen begonnen haben ; sowie die Enden der vier anderen Bruchstücke 2, 3, 5 und 6 eher als die entgegengesetzten 1, 4 und v ; und ebenso ist das Ende 5 des Bruchstücks 4 5 deutlich früher herabgefallen als das Ende des Bruchstücks v 6. Es besteht kein Zweifel, daß sie jetzt auf gerade die Weise über der Oberfläche des Körpers C angeordnet sein
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xime jungantur corpori C, alia autem quatuor in latus sint reclinata, & una in alia recumbant, & c. | XLIII. Quomodo tertium corpus supra quartum ex parte ascenderit,
& ex parte infra remanserit.
Nec dubium etiam, quin corpus D, quod fluidum est & minus grave quam fragmenta corporis E, occupet quidem, quantum potest, inferiores omnes cavitates sub istis fragmentis relictas, nec non eorum rimas & meatus; sed praeterea etiam, quia totum in illis contineri non potest, quin supra inferiora ex istis fragmentis, ut 2 3 & 6 7, ascendat. XLIV. Inde in superficie Terrae ortos esse montes, campos,
maria, & c.
Jamque si consideremus, hic (Fig. 31) per corpus B & F aërem intelligi; per C, quandam terrae crustam interiorem crassissimam, ex qua metalla oriuntur; per D, aquam; ac denique per corpus E, terram exteriorem, quae ex lapidibus, argilla, arena & limo est conflata: facile etiam per aquam, supra fragmenta 2 3 & 6 7 eminentem, maria; per alia fragmenta molliter tantum inclinata, & nullis aquis tecta, ut 8 9, & vx, camporum planities; ac per alia magis erecta, ut 1 2 & 9 4 v, montes intelligemus. Et denique advertemus, cum fragmenta ista vi propriae gravitatis hoc pacto delapsa sunt, eorum extremitates, sibi mutuo fortiter allisas, in alia multa minora fragmenta dissiluisse, quae saxa in quibusdam litoribus maris, ut in 1, & multiplicia montium | juga, partim altissima ut in 4, partim remissiora ut in 9 & v, ac etiam scopulos in mari, ut in 3 & 6, composuerunt.
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müssen, wie sie hier abgebildet sind (Fig 31) : Die Bruchstücke 2 3 und 6 7 sind dem Körper C am nächsten, die anderen vier aber sind auf die Seite geneigt und die einen über die anderen gelagert usw. 43. Wie der dritte Körper teilweise über den vierten hinaus aufgestiegen und teilweise unter ihm verblieben ist.
Außerdem besteht kein Zweifel, daß zwar der flüssige Körper D, der weniger schwer als die Bruchstücke des Körpers E ist, sowohl sämtliche unterhalb dieser Bruchstücke freigelassenen tiefergelegenen Hohlräume als auch deren Spalten und Gänge einnimmt, soweit er es vermag ; weil er jedoch nicht insgesamt von ihnen aufgenommen werden kann, steigt er außerdem über die unteren von diesen Bruchstücken wie 2 3 und 6 7 auf. 44. Wie daraufhin auf der Oberfläche der Erde Berge, Ebenen, Meere und das übrige entstanden sind.
In dieser Abbildung (Fig. 31) stellen die Körper B und F die Luft dar. Der Körper C die gewissermaßen dickste nach innen gelegene Schale der Erde, aus der die Metalle entspringen. Der Körper D die Gewässer, und der Körper E das Äußere der Erde, das sich aus Steinen, Ton, Sand und Schlamm zusammensetzt. Wenn wir dies gelten lassen, werden wir ohne Schwierigkeit in dem über die Bruchstücke 2 3 und 6 7 herausragenden Wasser die Meere, in den einen, nur sanft ansteigenden und durch kein Wasser bedeckten Bruchstücken wie 8 9 und vx die Flächen der Ebenen, und in den anderen, steiler sich erhebenden wie 1 2 und 9 4 v die Berge erkennen. Und schließlich werden wir in den Enden der Bruchstücke die Steine erkennen, die an gewissen Ufern der Meere wie bei 1 vielfältige – teilweise höchste wie bei 4, teilweise abfallende wie bei 9 und v – Gebirgskämme sowie die Klippen im Meer wie bei 3 und 6 gebildet haben. Denn die Bruchstücke sind durch die Kraft ihres Eigengewichts auf eine solche Weise herabgefallen, daß ihre Enden, indem sie kräftig gegeneinander geschleudert wurden, in viele kleinere Bruchstücke zersprungen sind.
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XLV. Quae sit aëris natura.
Atque intimae horum omnium naturae ex jam dictis erui possunt. Nam primo ex iis cognoscimus, aërem nihil aliud esse debere, quam congeriem particularum tertii elementi, tam tenuium & a se mutuo disjunctarum, ut quibuslibet motibus globulorum coelestium obsequantur; ideoque illum esse corpus valde rarum, fluidum & pellucidum, & ex minutiis cujuslibet figurae posse componi. Quippe, nisi ejus particulae a se mutuo essent plane disjunctae, jamdudum adhaesissent corpori E; cumque disjunctae sint, unaquaeque movetur independenter a vicinis, occupatque totam illam exiguam sphaeram, quam ad motum circularem circa proprium suum centrum requirit, & ex ea vicinas omnes expellit. Quamobrem nihil refert, cujusnam sint figurae. XLVI. Cur facile rarefiat & densetur.
Aër autem frigore facile densatur, & rarefit calore: cum enim ejus particulae fere omnes sint flexiles, instar mollium plumularum, vel tenuium funiculorum, quo celerius aguntur, eo latius se extendunt, & idcirco majorem spatii sphaeram ad motum suum requirunt; atque notum est ex dictis, per calorem nihil hic aliud quam accelerationem motus in istis particulis, & per frigus ejusdem imminutionem debere intelligi. XLVII. De violenta ejus compressione in quibusdam machinis.
Denique aër, in vase aliquo violenter compressus, vim habet resiliendi, ac per ampliorem locum se protinus extendendi. Unde fiunt machinae, quae ope solius aëris, aquas sursum versus, instar fontium; & aliae quae tela cum magno impetu, arcuum in-
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45. Was die Natur der Luft ist.
Aus dem bereits Gesagten kann die innerste Natur aller dieser Dinge ermittelt werden. Denn zuerst erkennen wir aufgrund dieser Überlegungen, daß die Luft nichts anderes sein kann als eine Ansammlung so feiner und voneinander getrennter Partikel des dritten Elements, daß sie jeder beliebigen Bewegung der Kügelchen der Himmelsmaterie nachgeben. Deshalb ist ihr Körper sehr dünn, flüssig und durchsichtig und vermag in Windeseile beliebige Gestalten anzunehmen. Denn wenn seine Partikel nicht völlig voneinander getrennt wären, hätten sie sich schon längst an den Körper E angehängt. Weil sie jedoch getrennt sind, bewegt sich ein jedes unabhängig von den benachbarten Partikeln fort, und beansprucht jenen kleinen Kugelraum völlig, den es für die Kreisbewegung um seinen eigenen Mittelpunkt benötigt, und vertreibt alle angrenzenden Partikel aus ihm. Deswegen ist es unerheblich, welche Gestalten sie besitzen. 46. Weshalb sie sich leicht verdünnen und verdichten läßt.
Luft wird durch Erkaltung leicht verdichtet und durch Wärme verdünnt. Denn ihre Partikel sind fast ausnahmslos biegsam wie weiche Flaumfederchen oder feine Fäden, die sich um so weiter ausdehnen, je schneller sie bewegt werden, und deshalb einen größeren Kugelraum für ihre Bewegung beanspruchen. Außerdem ist aus dem bereits Ausgeführtem bekannt, daß unter »Wärme« hier nichts anderes verstanden wird als die Beschleunigung der Bewegung bei diesen Partikeln, und unter »Kälte« die Verminderung dieser Bewegung. 47. Über die gewaltsame Kompression von Luft in bestimmten Maschinen.
Schließlich besitzt die in einem Gefäß gewaltsam zusammengepreßte Luft die Kraft, sich zu entspannen und unverzüglich über einen größeren Ort ausdehnen. Deshalb können Maschinen, die sich allein der Luft als Mittel bedienen, Wasser wie bei einer Quelle aufwärts pressen, und andere Maschinen können
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star, jaculantur. | Hujusque caussa est, quod aëre ita compresso, unaquaeque ejus particula sphaericum illud spatiolum, quod ad motum suum requirit, sibi soli non habeat, sed aliae vicinae in ipsum ingrediantur; cumque interim idem calor, sive eadem agitatio istarum particularum, conservetur a motu globulorum coelestium, assidue circa ipsas fluentium, eae suis extremitatibus se mutuo verberent & loco expellant, sicque omnes simul impetum faciant ad majus spatium occupandum. XLVIII. De aquae natura: & cur facile modo in aërem,
modo in glaciem vertatur.
Quantum ad aquam, jam ostendi cur duae tantum particularum species in ea reperiantur, quarum unae sunt flexiles, aliae inflexiles; atque si ab invicem separentur, hae salem, illae aquam dulcem componunt. Et quia jam omnes proprietatis, cum salis tum aquae dulcis, ex hoc uno fundamento deductas, fuse in Meteoris explicui, non opus est ut plura de ipsis hic scribam. Sed tantum notari velim, quam apte omnia inter se cohaereant, & quomodo ex tali generatione aquae sequatur, etiam eam esse debere proportionem, inter ejus particularum crassitiem & crassitiem particularum aëris; itemque inter ipsas, & vim qua globuli secundi elementi eas movent, ut cum isti globuli paullo minus solito agunt, aquam in glaciem mutent, & particulas aëris in aquam; cum autem agunt paullo fortius, tenuiores aquae particulas, eas nempe quae sunt flexiles, in aërem vertant.
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Geschosse mit großem Schwung schleudern wie bei einem Bogen. Die Ursache dessen ist, daß in so komprimierter Luft ein jedes der Partikel jenen kleinen kugelrunden Raum, der für seine Bewegung erforderlich ist, nicht für sich alleine hat, sondern andere benachbarte Partikel in ihn eintreten. Weil nun einstweilen dieselbe Wärme, bzw. derselbe Antrieb dieser Partikel durch die Bewegung der unablässig um sie fließenden Kügelchen der Himmelsmaterie aufrechterhalten wird, schlagen sie an ihren Enden aufeinander auf, stoßen sich von ihrem Ort fort, und verschaffen sich so alle zusammen den Schwung, um einen größeren Raum einzunehmen. 48. Über die Natur des Wassers und weshalb es sich bald in Dampf und bald in Eis verwandelt.
Was nun das Wasser betrifft, so habe ich bereits gezeigt, daß nur zwei Arten von Partikeln in ihm angetroffen werden, von denen die einen biegsam, die anderen unbiegsam sind, und daß, wenn sie voneinander getrennt werden, die einen Salzwasser, die anderen Süßwasser ergeben. Weil ich außerdem bereits ausführlich in der Meteorologie alle aus diesem einen Fundament hergeleiteten Eigenschaften sowohl des Salz- wie auch des Süßwassers erklärt habe, ist es nicht nötig, daß ich hier darüber weiteres schreibe. Indes möchte ich anmerken, wie eng alle Naturphänomene miteinander zusammenhängen und wie sich aus einer solchen Entstehung des Wassers ergibt, daß es auch ein bestimmtes Verhältnis zwischen der Dicke seiner Partikel und der Dicke der Partikel der Luft geben muß und ebenso ein bestimmtes Verhältnis zwischen ihnen und der Kraft, mit der die Kügelchen des zweiten Elements sie bewegen : Nämlich so, daß sich das Wasser in Eis verwandelt und die Partikel der Luft in Wasser, wenn diese Kügelchen sie etwas weniger als gewöhnlich erregen, wenn sie aber etwas stärker erregt werden, die feineren Partikel des Wassers, die nämlich biegsam sind, in Dampf verwandelt werden.
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XLIX. De fluxu & refluxu maris.
Explicui etiam in Meteoris caussas ventorum, a quibus mare variis irregularibus modis agitatur. Sed | superest alius regularis ejus motus, quo bis in die singulis in locis attollitur & deprimitur, interimque semper ab Oriente in Occidentem fluit. Ad cujus motus caussam explicandam, ponamus nobis ob oculos (Fig. 32) exiguum illum coeli vorticem, qui Terram pro centro habet, quique cum illa & cum Luna in majori vortice circa Solem fertur. Sitque ABCD ille exiguus vortex; EFGH Terra; 1 2 3 4 superficies maris, a quo, majoris perspicuitatis caussa, Terram ubique tegi supponimus; & 5 6 7 8 superficies aëris mare ambientis. Jamque consideremus, si nulla in isto vortice Luna esset, punctum T, quod est centrum Terrae, fore in puncto M, quod est vorticis centrum; sed Luna 첒 existente versus B, | hoc centrum T esse debere inter M & D: quia, cum materia coelestis hujus vorticis aliquanto celerius moveatur quam Luna vel Terra, quas secum defert, nisi punctum T aliquanto magis distaret a B quam a D, Lunae praesentia impediret, ne illa tam libere fluere posset inter B & T, quam inter T & D; cumque locus Terrae in isto vortice non determinetur, nisi ab aequalitate virium materiae coelestis eam circumfluentis, evidens est ipsam idcirco nonnihil accedere debere versus D. Atque eodem modo, cum Luna erit in C, Terrae centrum esse debebit inter M & A: sicque semper Terra nonnihil a Luna recedit. Praeterea, quoniam hoc pacto, ex eo quod Luna sit versus B, non modo spatium per quod materia coelestis fluit inter B & T, sed etiam illud per quod fluit inter T & D, redditur angustius: inde sequitur istam materiam coelestem ibi celerius fluere, atque ideo magis premere,
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49. Über Ebbe und Flut.
Ich habe in der Meteorologie ebenfalls die Ursachen der Winde erklärt, von denen das Meer auf unregelmäßige Weisen aufgewühlt wird. Freilich steht noch die Erklärung der anderen, regelmäßigen Bewegung aus, durch die sich das Meer an einzelnen Orten zweimal am Tag hebt und senkt und dabei von Osten nach Westen fließt. Um die Ursache dieser Bewegung zu erklären, wollen wir uns den kleinen Himmelswirbel vor Augen führen (Fig. 32), der die Erde zum Mittelpunkt hat, und der in einem größeren Wirbel mit der Erde und dem Mond um die Sonne geführt wird. Es sei nun ABCD dieser kleine Wirbel. EFGH sei die Erde. 1 2 3 4 sei die Oberfläche des Meeres, von der wir der größeren Deutlichkeit wegen voraussetzen wollen, daß sie die Erde überall bedeckt. 5 6 7 8 sei die Oberfläche der das Meer umgebenden Luft. Wenn wir annehmen würden, es befände sich in diesem Wirbel kein Mond, wird der den Mittelpunkt der Erde bildende Punkt T mit dem den Mittelpunkt des Wirbels bildenden Punkt M identisch sein. Allerdings muß sich aufgrund des bei B befindlichen Mondes 첒 dieser Mittelpunkt zwischen M und D befinden. Denn weil sich die Himmelsmaterie dieses Wirbels sehr viel schneller bewegt als der Mond oder die Erde, die er mit sich fortträgt, würde die Anwesenheit des Mondes verhindern, daß diese Materie ebenso freizügig zwischen B und T fließen könnte wie zwischen T und D, wenn nicht der Punkt T bedeutend weiter von B als von D entfernt wäre. Da nun der Ort der Erde innerhalb dieses Wirbels nur durch die Gleichheit der Kräfte der sie umfließenden Himmelsmaterie bestimmt wird, ist es evident, daß sie deshalb etwas in Richtung D abdriften muß. Und ebenso : Wenn der Mond bei C steht, wird der Mittelpunkt der Erde zwischen M und A stehen müssen. Deshalb entfernt sich die Erde stets etwas vom Mond. Weil der Mond bei B ist, wird auf diese Weise nicht nur der Raum enger, durch den die Himmelsmaterie zwischen B und T fließt, sondern auch der, durch den die Materie zwischen T und D fließt. Daraus folgt, daß die Himmelsmaterie dort schneller fließt und daher sowohl
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tum superficiem aëris in 6 & 8, tum superficiem aquae in 2 & 4, quam si Luna non esset in vorticis diametro BD; cumque corpora aëris & aquae sint fluida, & facile pressioni isti obsequantur, ipsa minus alta esse debere supra Terrae partes F & H, quam si Luna esset extra hanc diametrum BD; ac e contra esse altiora versus G & E, adeo ut superficies aquae 1, 3, & aëris 5, 7, ibi protuberent. L. Cur aqua horis 6 1/5 ascendat, & horis 6 1/5 descendat.
Jam vero, quia pars Terrae quae nunc est in F, e regione puncti B, ubi mare est quam-minime altum, post sex horas erit in G, e regione puncti C, ubi est altissimum, & post sex alias horas in H, e regione puncti D, atque ita consequenter; vel potius, quia Luna etiam interim nonnihil progreditur a B versus C, utpote quae mensis spatio circulum ABCD percurrit, pars Terrae | quae nunc est in F, e regione corporis Lunae, post sex horas cum 12 minutis, praeterpropter, erit ultra punctum G, in ea diametro vorticis ABCD, quae illam ejusdem vorticis diametrum, in qua 1 tunc Luna erit, ad angulos rectos intersecat; tuncque aqua erit ibi altissima; & post sex alias horas cum duodecim minutis, erit ultra punctum H, in loco ubi aqua erit quamminime alta, &c. Unde clare intelligitur aquam maris, singulis duodecim horis cum 24 minutis, in uno & eodem loco fluere ac refluere debere. LI. Cur aestus maris sint majores, cum Luna plena est vel nova.
Notandum est hunc vorticem ABCD non esse accurate rotun-
1 qua ] 1. Auflage : quo
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die Oberfläche der Luft bei 6 und 8, als auch die Oberfläche des Wassers bei 2 und 4 stärker preßt, als wenn der Mond sich nicht auf dem Durchmesser BD des Wirbels befände ; weil außerdem die Körper der Luft und des Wassers flüssig sind und diesem Druck leicht weichen, müssen sie oberhalb der Bereiche der Erde F und H weniger hoch sein als wenn sich der Mond außerhalb dieses Durchmessers BD befände ; und umgekehrt bei G und E höher, so daß die Oberflächen des Wassers 1, 3 und der Luft 5, 7 dort anschwellen. 50. Weshalb das Wasser 6 1/5 Stunden lang ansteigt und 6 1/5 Stunden lang sinkt.
Der Bereich der Erde, wo das Meer am niedrigsten ist, befindet sich jetzt gerade gegenüber dem Punkt B bei F. Dieser Bereich der Erde wird sich nach sechs Stunden gerade gegenüber dem Punkt C bei G befinden, wo das Meer am höchsten steht. Nach weiteren sechs Stunden wird sie sich gerade gegenüber dem Punkt D bei H befinden, und so fortlaufend. Außerdem schreitet zwischenzeitlich auch der Mond etwas von B in Richtung C fort. Der Mond durchläuft nämlich im Zeitraum eines Monats den Kreis ABCD. Die Erdgegend, die jetzt gegenüber dem Mondkörper bei F ist, wird sich deshalb nach ungefähr sechs Stunden und 12 Minuten jenseits des Punktes G auf dem Durchmesser des Wirbels ABCD befinden, der den Durchmesser desselben Wirbels, auf dem sich jetzt der Mond befindet, in rechten Winkeln schneidet. Deshalb wird dann das Wasser dort am höchsten stehen. Nach weiteren sechs Stunden und zwölf Minuten wird der Mond über dem Punkt H stehen, an dem Ort, wo das Wasser am niedrigsten stehen wird usw. Daraus kann klar eingesehen werden, daß das Wasser des Meeres in jeweils zwölf Stunden und 24 Minuten an ein und demselben Ort abfließen und zurückfließen muß. 51. Weswegen die Fluten des Meeres bei Voll- oder Neumond größer sind.
Der Wirbel ABCD ist nicht völlig rund, sondern von seinen
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dum, sed eam ejus diametrum, in qua | Luna versatur cum est nova vel plena, breviorem esse illa quae ipsam secat ad angulos rectos, ut in superiore parte ostensum est; unde sequitur fluxus & refluxus maris debere esse majores, cum Luna nova est vel plena, quam in temporibus intermediis. LII. Cur in aequinoctis sint maximi.
Notandum etiam, Lunam semper esse in plano Eclipticae vicino, Terram autem motu diurno secundum planum aequatoris converti; quae duo plana in aequinoctiis se intersecant, in solstitiis autem multum ab invicem distant: unde sequitur, maximos aestus maris esse debere circa initia Veris & Autumni. LIII. Cur aër & aqua semper ab Oriente ad Occidentem fluant.
Praeterea notandum est, dum Terra fertur ab E per | F versus G, sive ab Occidente in Orientem, aquae tumorem 4 1 2, itemque aëris tumorem 8 5 6, qui nunc parti Terrae E incumbunt, paullatim ad alias ejus partes magis Occidentales migrare; ita ut post sex horas incumbant parti Terrae H, & post horas duodecim parti Terrae G. Idemque etiam de tumoribus aquae & aëris 2 3 4 & 6 7 8 est intelligendum. Unde fit, ut aqua & aër ab Orientalibus Terrae partibus, in ejusdem partes Occidentales fluxu continuo ferantur. LIV. Cur in eadem poli altitudine, regiones quae mare habent
ad Orientem, sint aliis magis temperatae.
Qui fluxus, licet non admodum celer, manifeste tamen deprehenditur ex eo quod magnae navigationes sint multo tardiores & difficiliores versus partes Orientales quam versus Occi-
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Durchmessern ist derjenige, auf dem sich der Mond bei Neumond oder Vollmond aufhält, kürzer als jener Durchmesser, der ihn in rechten Winkeln schneidet, wie im vorherigen Teil gezeigt wurde. Daraus ergibt sich, daß Ebbe und Flut bei Neumond oder Vollmond größer ausfallen müssen als in den dazwischenliegenden Zeiten. 52. Weswegen die Fluten an den Tag- und Nachtgleichen am größten sind.
Der Mond befindet sich immer in der Nähe der Ebene der Ekliptik, die Erde hingegen dreht sich in ihrem täglichen Lauf entlang der Ebene des Äquators im Kreise. Diese beiden Ebenen legen sich bei den Tag- und Nachtgleichen übereinander, sind jedoch an den Sonnenwenden am weitesten voneinander entfernt. Daraus ergibt sich, daß es die größten Fluten des Meeres ungefähr bei Frühlings- und Herbstbeginn geben muß. 53. Weswegen die Luft und das Wasser immer von Osten nach Westen fließen.
Während sich die Erde von E durch F in Richtung G bewegt, bzw. von Westen nach Osten, geht die Erhöhung des Wassers 4 1 2 und ebenso die Erhöhung der Luft 8 5 6, die jetzt über dem Bereich E der Erde liegen, allmählich in andere, mehr östliche Bereiche über. Deshalb liegen sie nach sechs Stunden über dem Bereich H der Erde und nach zwölf Stunden über G. Dasselbe ist für die Erhöhungen des Wassers und der Luft 2 3 4 und 6 7 8 einsichtig. Deshalb bewegen sich das Wasser und die Luft in einer unablässigen Strömung von den östlichen Bereichen der Erde in die westlichen. 54. Weshalb an denselben Polhöhen (Breitengraden) Regionen, die östlich gelegene Meere besitzen, ein gemäßigteres Klima haben als die anderen.
Auch wenn diese Strömung nicht sehr schnell ist, kann sie gleichwohl offensichtlich der Tatsache entnommen werden, daß weite Schiffsreisen sehr viel langsamer und schwieriger in Rich-
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dentales; & quod in quibusdam maris angustiis, aqua semper fluat versus occasum; & denique quod, caeteris paribus, eae regiones quae mare habent in Oriente, ut Brasilia, non tantum Solis calorem sentiant, quam eae quae longos terrae tractus habent ad Orientem & mare ad Occidentem, ut Guinea; quoniam aër qui a mari venit, frigidior est, quam qui a Terra. LV. Cur nullus sit fluxus nec refluxus in lacubus & stagnis:
aut cur in variis litoribus variis horis fiat.
Notandum denique, totam quidem Terram mari non tegi, ut paullo ante assumpsimus; sed tamen, quia Oceanus per omnem ejus ambitum se diffundit, idem de illo, quantum ad generalem aquarum motum, esse intelligendum, ac si totam involveret. Lacus autem & stagna, quorum aquae ab Oceano sunt disjunctae, nullos ejusmodi motus patiuntur: quia eorum superficies tam latae non sunt, ut multo magis in una parte quam in alia, ob Lunae praesentiam, a materia coelesti pre | mantur. Atque propter inaequalitatem sinuum & anfractuum, quibus cingitur Oceanus, ejus aquarum incrementa & decrementa diversis horis ad diversa litora perveniunt, unde innumerae eorum varietatis oriuntur. LVI. Quomodo ejus caussae particulares, in singulis litoribus sint
investigendae.
Quarum omnium varietatum causae particulares deduci poterunt ex dictis, si consideremus aquas Oceani, cum Luna nova est vel plena, in locis a litoribus remotis versus Eclipticam & Æquatorem hora sexta, tam matutina quam vespertina, esse
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tung Osten als in Richtung Westen zu bewerkstelligen sind, und in bestimmten Meerengen das Wasser immer gen Sonnenuntergang (Westen) fließt. Außerdem wirkt sich bei ansonsten gleichen Bedingungen in solchen Regionen, die, wie Brasilien, an ihrer östlichen Seite ein Meer haben, die Wärme der Sonne nicht so spürbar aus wie in solchen, die, wie Guinea, lange Landstriche nach Osten hin und ein Meer im Westen besitzen. Denn die Luft, die vom Meer her kommt, ist kälter als die von der Erde herkommende. 55. Weshalb es in Seen und stehenden Gewässern weder Ebbe noch Flut gibt, und weshalb die Flut an verschiedenen Küsten zu verschiedenen Zeiten auftritt.
Zwar ist nicht die gesamte Erde vom Meer bedeckt, wie wir gerade eben vorausgesetzt haben, weil aber gleichwohl sich der Ozean über ihren gesamten Umfang verbreitet, gilt für den Ozean, was die allgemeine Bewegung der Gewässer betrifft, dasselbe als wenn er sie völlig bedeckte. Die Seen und stehenden Gewässer, deren Wassermassen vom Ozean getrennt sind, unterliegen jedoch keinen derartigen Bewegungen, weil ihre Oberflächen nicht so weitläufig sind, daß sie von der Himmelsmaterie aufgrund der Anwesenheit des Mondes sehr viel stärker in dem einen als in dem anderen Bereich gepreßt würden. Aufgrund der Ungleichheit der Buchten und Küstenverläufe, von denen der Ozean umgrenzt wird, treten die Zunahmen und Abnahmen ihrer Gewässer an verschiedenen Küsten zu verschiedenen Stunden auf und rufen so ihre zahllosen Verschiedenheiten hervor. 56. Auf welche Weise die besonderen Ursachen dieser Verschiedenheiten bei den einzelnen Küsten untersucht werden müssen.
Die besonderen Ursachen aller dieser Verschiedenheiten können aus dem Ausgeführten hergeleitet werden, wenn wir in Betracht ziehen, daß die Gewässer der Ozeane bei Neu- oder Vollmond an von den Küsten entfernten Orten in Richtung der Ekliptik und des Äquators zur sechsten Stunde sowohl am Morgen wie
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altissimas, & ideo versus litora fluere; hora autem duodecima, esse maxime depressas, & ideo a litoribus ad illa loca refluere: ac prout litora sunt vicina vel remota, prout aquae ad ipsa tendunt per vias magis rectas vel obliquas, latas vel angustas, profundas vel vadosas, ad ipsa citius aut tardius, & in majore aut minore copia deferri. Ac etiam, propter admodum varios & inaequales eorum anfractus, saepe contingere ut aquae versus unum littus tendentes, iis quae ab alio litore veniunt occurrant, utque ita earum cursus diversimode mutetur. Ac denique varios ventos, & quorum nonnulli quibusdam in locis ordinarii sunt, istas aquas diversis modis impellere. Nihil enim puto ullibi observari circa fluxum & refluxum maris, cujus caussae in his paucis non contineantur. LVII. De natura Terrae interioris.
Circa terram interiorem C, notare licet eam constare particulis cujusvis figurae, ac tam crassis, ut globuli secundi elementi ordinario suo motu eas secum non abripiant, sed tantum deorsum premendo graves reddant, ac per meatus, qui plurimi inter ipsa repe | riuntur, transeundo, nonnihil commoveant. Quod etiam facit materia primi elementi, eos ex istis meatibus, qui angustissimi sunt, replens; ac idem faciunt particulae terrestres superiorem corporum D & E, quae saepe in eos qui sunt omnium latissimi descendunt, atque inde nonnullas ex crassis hujus corporis particulis secum abducunt. Quippe credibile est, superiorem ejus superficiem constare partibus ramosis, sibi quidem mutuo valde firmiter annexis; utpote quae, dum hoc corpus formaretur, impetum globulorum coelestium per corpora B & D discurrentium, primae sustinuerunt & fregerunt; sed inter quas nihilo-
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am Abend am höchsten sind und daher in Richtung der Küsten fließen, daß sie jedoch zur zwölften Stunde am niedrigsten stehen und daher von den Küsten zu diesen Orten zurückfließen. Je nachdem nun, wie nah oder entfernt die Küsten sind, je nachdem, ob die Wassermassen auf sehr geraden oder gebogenen, breiten oder engen, tiefen oder seichten Wegen auf diese Küsten zulaufen, laufen sie rascher oder langsamer und in größerer oder kleinerer Menge auf. Zudem nun kann es aufgrund ihrer äußerst verschiedenen und ungleichmäßigen Küstenverläufe nicht ausbleiben, daß die in Richtung der einen Küste anlaufenden Wassermassen auf die von der anderen Küste herankommenden Wassermassen auflaufen, so daß ihrer beider Lauf verschiedenartig verändert wird. Außerdem beeinflussen die verschiedenen Winde, von denen einige an bestimmten Orten regelmäßig auftreten, diese Gewässer auf verschiedene Weisen. Ich meine, daß keinerlei irgendwie geartete Erscheinungen in bezug auf Ebbe und Flut beobachtet werden, deren Ursachen nicht in diesen kurzen Ausführungen enthalten wären. 57. Über die Natur des Erdinnern.
In bezug auf das Erdinnere sind folgende Feststellungen gestattet : Das Erdinnere C besteht aus Partikeln von beliebiger und so grober Gestalt, daß die Kügelchen des zweiten Elements sie durch ihre gewöhnliche Bewegung nicht mit sich fortreißen, sondern sie schwer machen, indem sie sie nach unten pressen, und etwas anschieben, indem sie durch die Gänge hindurchgehen, von denen vielerlei zwischen ihnen angetroffen werden. Das macht auch die Materie des ersten Elements, die die engsten von diesen Gängen erfüllt, und ebenso machen es die irdischen Partikel der oberen Körper D und E, die häufig in die breitesten Gänge herabsteigen und dabei einige von den groben Partikeln dieses Körpers mit fortführen. Denn der obere Teil dieser Oberfläche besteht zwar wahrscheinlich aus sehr fest miteinander verbundenen verästelten Partikeln, nämlich denjenigen, die dem Schwung der durch die Körper B und D hindurchlaufenden Kügelchen der Himmelsmaterie als erste ausgesetzt waren und
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minus permulta sunt intervalla satis lata, ut per ipsa particulae aquae dulcis, & salis, nec non etiam aliae angulosae aut ramosae, ex corpore E delapsae, transire possint. LVIII. De natura argenti vivi.
Verum infra istam superficiem, partes corporis C minus arcte sibi mutuo adhaerent; ac etiam forte in quadam ab ipsa distantia, multae simul sunt congregatae, quae figuras habent tam teretes & tam laeves, ut, quamvis ob gravitatem suam sibi mutuo incumbant, nec, quemadmodum aquae partes, globulos secundi elementi undique circa se fluere permittant, facile tamen agitentur, tum a minutioribus ex istis globulis, qui nonnulla etiam spatia inter ipsas inveniunt, tum praecipue a materia primi elementi, quae omnes angustissimos angulos ibi relictos replet. Atque ideo liquorem componunt valde ponderosum & minime pellucidum, cujusmodi est argentum vivum. LIX. De inaequalitate caloris interiorem Terram pervadentis.
Praeterea, quemadmodum videmus eas maculas, quae quotidie circa Solem generantur, figuras habere admodum irregulares & varias, ita existimandum est (Fig. 31) | mediam Terrae regionem M, quae ex materia istis maculis simili conflata est, non ubique esse aequaliter densam; & ideo quibusdam in locis transitum praebere majori copiae primi elementi, quam in reliquis; atque hanc materiam primi elementi, per corpus C transeuntem, ejus partes quibusdam in locis fortius quam in aliis commovere, sicuti etiam calor a Solis radiis excitatus, atque, ut supra dictum est, usque ad intima Terrae pertingens, non uniformiter agit in hoc corpus C, quia facilius ei communicator per fragmenta corporis E, quam per aquam D: atque altitudo montium efficit, ut
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zerbrachen, als der Körper gebildet wurde. Aber zwischen diesen befinden sich nichtsdestotrotz sehr viele ausreichend breite Zwischenräume, durch die die Partikel des Süß- und Salzwassers und nicht zuletzt auch andere aus dem Körper E herabgefallene verwinkelte oder verästelte Partikel hindurchgehen können. 58. Über die Natur des Quecksilbers.
Unterhalb dieser Oberfläche aber hängen die Teile des Körpers C weniger eng aneinander. Möglicherweise haben sich auch in einer gewissen Entfernung von diesen viele angesammelt, die so abgerundete und glatte Gestalten besitzen, daß sie sich zwar aufgrund ihres Gewichts übereinanderlagern und den Kügelchen des zweiten Elements nicht erlauben, auf allen Seiten um sie zu fließen, wie die Teile des Wassers. Gleichwohl werden sie sowohl von den kleinsten von diesen Kügelchen, von denen auch einige in die Zwischenräume zwischen ihnen eintreten, als auch vor allem von der Materie des ersten Elements leicht erregt, die sämtliche dort offengelassenen engsten Nischen erfüllt. Sie bilden deshalb eine sehr schwere und äußerst undurchsichtige Flüssigkeit von der Art des Quecksilbers. 59. Über die Ungleichheit der das Erdinnere durchdringenden Wärme.
Die Flecken, die täglich um die Sonne herum entstehen, besitzen äußerst unregelmäßige und verschiedenartige Gestalten. Ebenso ist anzunehmen, daß die mittlere Region M der Erde (Fig. 31), die aus diesen Flecken gleichender Materie zusammengesetzt ist, nicht überall gleich dicht ist. Sie gewährt daher an gewissen Stellen einer größeren Menge des ersten Elements den Durchgang als an anderen. Diese durch den Körper C hindurchgehende Materie des ersten Elements schiebt seine Teile an bestimmten Stellen stärker an als an anderen. Die von den Strahlen der Sonne hervorgerufene und, wie oben ausgeführt wurde, bis in das Erdinnere vordringende Wärme wirkt nicht gleichförmig auf den Körper C ein, weil sie leichter durch die Bruchstücke des Körpers E als durch das Wasser D auf ihn
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quaedam Terrae partes Soli obversae, multo magis incalescant, quam ab illo aversae: ac denique aliter incalescunt versus Æquatorem, aliter versus polos, calorque iste per vices variatur propter vicissitudinem tum diei & noctis, tum praecipue aestatis & hyemis. LX. De istius caloris actione.
Unde fit, ut omnes particulae hujus terrae interiores C semper aliquantulum, & modo plus modo minus moveantur; non eae solum quae vicinis non annexae | sunt, ut particulae argenti vivi, & salis, & aquae dulcis, & aliae quaevis in majoribus ejus meatibus contentae; sed etiam eae quae sunt omnium durissimae, ac sibi mutuo quam-firmissime adhaerent. Non quidem quod hae ab invicem plane separentur; sed eodem modo quo videmus arborum ramos ventis impulsos agitari, & eorum intervalla nunc majora reddi, nunc minora, quamvis istae arbores idcirco radicibus suis non evellantur: ita putandum est crassas & ramosas corporis C particulas ita connexas esse atque implexas, ut non soleant vi caloris ab invicem plane disjungi, sed aliquantulum duntaxat concutiantur, & meatus circa se relictos modo magis modo minus aperiant. Cumque duriores sint aliis particulis, ex superioribus corporibus D & E in meatus istos delapsis, ipsas facile motu isto suo contundunt & comminuunt, sicque ad duo genera figurarum reducunt, quae hic sunt consideranda. LXI. De succis acribus & acidis, ex quibus fiunt atramentum,
sutorium, alumen, &c.
Nempe particulae quarum materia paullo solidior est, quales
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übertragen wird. Zudem bewirkt die Höhe der Berge, daß bestimmte der Sonne zugewandte Gebiete der Erde sich sehr viel stärker erhitzen als von ihr abgewandte – und nicht zuletzt erwärmen sie sich anders in der Nähe des Äquators, wieder anders bei den Polen, und diese Wärme variiert periodisch aufgrund des Wechsels sowohl von Tag und Nacht, als auch vor allem von Sommer und Winter. 60. Über die Auswirkung dieser Wärme.
Deshalb bewegen sich alle Partikel des Erdinnern C beständig ein wenig – mal mehr, mal weniger –, und zwar nicht nur diejenigen, die mit den ihnen benachbarten nicht verbunden sind, wie die Partikel des Quecksilbers, des Salz- und des Süßwassers und beliebiger anderer, in den größeren Gängen dieser inneren Erdregion enthaltener Stoffe, sondern auch diejenigen, die von allen die härtesten sind und miteinander überhaupt am festesten verbunden. Nicht, daß diese Partikel völlig voneinander getrennt würden : Sondern ebenso wie wir die Äste eines Baumes durch den Anstoß des Windes in Bewegung versetzt und ihre Zwischenräume bald größer bald kleiner werden sehen, obgleich ja diese Bäume dadurch nicht aus ihren Wurzeln gerissen werden, sind die groben und verästelten Partikel des Körpers C so verknüpft und verflochten, daß sie gewöhnlich durch die Kraft der Wärme nicht völlig voneinander getrennt, sondern höchstens nur ein wenig erschüttert werden und sie die zwischen ihnen freigelassenen Gänge mal mehr, mal weniger öffnen. Weil sie härter sind als die anderen, aus den oberen Körpern D und E in diese Gänge herabgefallenen Partikel, zerschlagen und zertrümmern sie sie durch ihre Bewegung leicht und vermindern die anfängliche Vielfalt ihrer Gestalten auf nur noch zwei Gattungen, die hier zu betrachten sind. 61. Über die scharfen (ätzenden) und sauren (säureartigen) Säfte, aus denen Schusterschwärze (Kupfervitriol), Alaun usw. entstehen.
Die aus etwas festerer Materie bestehenden Partikel, wie die der
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sunt salis, meatibus istis interceptae atque contusae, ex teretibus & rigidis planae ac flexiles redduntur: non aliter quam ferri candentis virga rotunda crebris malleorum ictibus in laminam oblongam potest complanari. Cumque interim hae particulae, vi caloris actae, hinc inde per meatus istos serpant, duris eorum parietibus allisae atque affrictae, gladiolorum instar acuuntur, sicque in succos quosdam acres, acidos, erodentes vertuntur: qui succi postea cum metallica materia concrescentes, atramentum sutorium; cum lapidea, alumen, & sic alia multa componunt. | LXII. De materia oleaginea bituminis, sulphuris, &c.
Particulae autem molliores, quales sunt pleraeque ex terra exteriori E delapsae, nec non etiam eae aquae dulcis, ibi penitus elisae, tam tenues evadunt, ut motu materiae primi elementi discerpantur, atque in multos minutissimos & quam-maxime flexiles ramulos dividantur: qui ramuli, terrestribus aliis particulis adhaerentes, componunt sulphur, bitumen, & alia omnia pinguia sive oleaginea, quae in fodinis reperiuntur. LXIII. De Chymicorum principiis; & quomodo metalla in fodinas
ascendant.
Atque sic tria hic habemus, quae pro tribus vulgatis Chymicorum principiis, sale, sulphure ac Mercurio sumi possunt: sumendo scilicet succum acrem pro sale, molissimos ramulos oleagineae materiae pro sulphure, ipsumque argentum vivum pro illorum Mercurio. Credique potest omnia metalla ideo tantum ad nos pervenire, quod acres succi, per meatus corporis C fluentes, quasdam ejus particulas ab iis disjungant, quae deinde
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Salze, verwandeln sich aus abgerundeten und starren in flache und biegsame, weil sie sich in diesen Gängen verfangen und zerschlagen werden – gerade so, wie ein runder Stab glühenden Eisens durch wiederholte Hammerschläge zu länglichen Blechen geplättet werden kann. Weil sich in der Zwischenzeit die aufgrund der Kraft der Wärme erregten Partikel in alle Richtungen durch diese Gänge schlängeln, schärfen sie sich wie Messer, weil sie gegen deren harte Wände geschleudert und abgerieben werden. Auf diese Weise verwandeln sie sich in bestimmte ätzende, säureartige und zerfressende Säfte : die später mit metallischer Materie sich verbindenden Säfte in Kupfervitriol, die mit steiniger Materie in Alaun, und ebenso bilden sich auch die vielen anderen Verbindungen. 62. Über die ölige Materie des Bitumens (Erdpech, Asphalt), Schwefels usw.
Die weicheren Partikel jedoch, wie es die meisten der aus der äußeren Schale der Erde herabgefallenen und nicht zuletzt auch des Süßwassers sind, werden dort völlig zerdrückt und so fein, daß sie durch die Bewegung der Materie des ersten Elements zerrissen und in viele allerkleinste und äußerst flexible Verästelungen geteilt werden. Die sich mit anderen irdischen Partikeln verbindenden Verästelungen bilden Schwefel, Erdpech und alle anderen Fette oder Öle, die in Gruben angetroffen werden. 63. Über die Grundelemente der Chemiker, und auf welche Weise die Metalle in die Gruben aufsteigen.
Somit besitzen wir hier drei als Grundelemente der Chemiker – Salz, Schwefel und Merkuroxyd ( Quecksilber) – anerkannte Materialien, nämlich die scharfen Säfte für Salz, die weichsten Verästelungen der öligen Materie für Schwefel und das Quecksilber selbst für das, was die Chemiker »Merkur« nennen. Wahrscheinlich gelangen alle Metalle nur deshalb zu uns, weil die durch die Gänge des Körpers C fließenden scharfen (ätzenden) Säfte gewisse Partikel des Körpers von den Gängen ablösen, die
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materia oleaginea involutae atque vestitae, facile ab argento vivo calore rarefacto sursum rapiuntur, & pro diversis suis magnitudinibus ac figuris, diversa metalla constituunt. Quae fortasse singula descripsissem hoc in loco, si varia experimenta, quae ad certam eorum cognitionem requiruntur, facere hactenus licuisset. LXIV. De Terra exteriore, & de origine fontium.
Jam vero consideremus (Fig. 31) Terram exteriorem E, cujus fragmenta quaedam sub mari delitescunt, alia in campos extenduntur, alia in montes attolluntur. Et notemus inprimis, quam facile in ea possit intelligi, quo pacto fontes & flumina oriantur; & quamvis semper in mare fluant, nunquam tamen ipsorum aqua deficiat, nec mare augeatur aut dulcescat. Quippe, cum | infra campos & montes magnae sint cavitates aquis plenae, non dubium est, quin multi quotidie vapores, hoc est, aquae particulae vi caloris ab invicem disjunctae ac celeriter motae, usque ad exteriorem camporum superficiem atque ad summa montium juga perveniant; videmus enim etiam plerosque istiusmodi vapores ulterius usque ad nubes attolli, ac facilius per terrae meatus ascendunt, ab ejus particulis suffulti, quam per aërem, cujus fluidae ac mobiles particulae ipsos ita fulcire non possunt. Postquam autem isti vapores sic ascenderunt, frigore succedente torpescunt, & amissa vaporis forma rursus in aquam vertuntur; quae aqua descendere non potest per eosdem illos meatus, per quos vapor ascendit, quia sunt nimis angusti; sed aliquanto latiores vias invenit, in intervallis crustarum sive corticum, quibus tota exterior terra conflata est; quae viae ipsam oblique secundum vallium & camporum declivitatem deducunt. Atque ubi istae subterraneae aquarum viae in superficie montis, vel vallis, vel campi terminantur, ibi fontes scaturiunt, quorum rivi multi
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hierauf, in die ölige Materie eingebettet und eingehüllt, leicht von der Wärme des Quecksilbers verdünnt nach oben mitgerissen werden, und aufgrund der Verschiedenheit ihrer Größen und Gestalten verschiedene Metalle bilden – die ich vielleicht an dieser Stelle einzeln beschrieben hätte, wenn verschiedene Experimente, die für ihre sichere Bestimmung erforderlich sind, bis jetzt hätten durchgeführt werden können. 64. Über das Äußere der Erde und den Ursprung der Quellen.
Nunmehr wollen wir (Fig. 31) die äußere Erde E betrachten, von deren Bruchstücken sich einige unter den Meeren verbergen, andere über die Ebenen erstrecken, andere sich zu Bergen auftürmen. Es ist auffällig, wie leicht man sich einsichtig machen kann, auf welche Weise in der äußeren Erdschale Quellen und Flüsse entstehen und, obgleich sie sich unablässig in die Meere ergießen, ihr Wasser gleichwohl niemals zur Neige geht und das Meer sich weder vermehrt noch süß wird. Denn weil sich unterhalb der Ebenen und Berge viele mit Wasser erfüllte Hohlräume befinden, besteht kein Zweifel, daß täglich viele Dämpfe, d. h. durch die Kraft der Wärme voneinander losgelöste und schneller bewegte Partikel des Wassers, bis zur äußeren Oberfläche der Ebenen und sogar bis an die höchsten Bergrücken gelangen. Die meisten derartigen Dämpfe gelangen ja sogar darüber hinaus bis an die Wolken und steigen von ihren Partikeln getragen leichter durch die Gänge der Erde als durch die Luft auf, deren flüchtige und bewegliche Partikel sie nicht in derselben Weise tragen können. Nachdem aber diese Dämpfe so aufgestiegen sind, erstarren sie aufgrund der auftretenden Erkaltung und verwandeln sich, indem sie die Form des Dampfes verlieren, wiederum in Wasser. Dieses Wasser vermag nun nicht durch dieselben Gänge zu versickern, durch die der Dampf aufsteigt, weil sie überaus eng sind ; statt dessen treten sie in breite Wege ein, in Zwischenräume der Schalen bzw. Schichten, aus denen die gesamte äußere Erde zusammengesetzt ist. Diese Wege führen das Wasser schräg, der Abschüssigkeit der Täler und Ebenen folgend, entlang. Dort nun, wo diese unterirdischen Wege
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simul congregati flumina componunt, & per decliviores exterioris terrae superficiei partes in mare labuntur. LXV. Cur mare non augeatur ex eo, quod flumina in illud fluant.
Quamvis autem assidue multae aquae ex montibus versus mare fluant, nunquam tamen idcirco cavitates ex quibus ascendunt, possunt exhauriri, nec mare augeri. Haec enim terra exterior non potuit modo paullo ante descripto generari, nempe ex fragmentis corpo | ris E in superficiem corporis C cadentibus, quin aqua D multos sibi patentissimos meatus sub istis fragmentis retinuerit: per quos tanta semper ejus quantitas a mari versus radices montium redit, quanta ex montibus egreditur. Atque ita, ut animalium sanguis in eorum venis & arteriis, sic aqua in terrae venis & in fluviis circulariter fluit. LXVI. Cur fontes non sint salsi, nec mare dulcescat.
Et quamvis mare sit salsum, solae tamen aquae dulcis particulae in fontes ascendunt, quia nempe sunt tenues ac flexiles, particulae autem salis, cum sint rigidae ac durae, nec facile in vapores mutari, nec ullo modo per obliquos terrae meatus transire possunt. Et quamvis assidue ista aqua dulcis in mare per flumina revertatur, non ideo mare dulcescit, quia semper aequalis quantitas salis in eo manet.
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des Wassers an den Oberflächen der Berge, Täler oder Ebenen enden, sprudeln Quellen hervor, deren viele Rinnsale miteinander zusammengeflossen Flüsse bilden und sich durch die abschüssigen Bereiche der äußeren Erdoberfläche in das Meer ergießen. 65. Weshalb das Meer nicht dadurch vergrößert wird, daß die Flüsse in es münden.
Obgleich aber unablässig viele Gewässer von den Gebirgen zum Meer fließen, können sie gleichwohl die Hohlräume, aus denen das Wasser aufsteigt, deswegen niemals erschöpfen und auch das Meer nicht vergrößern. Denn die äußere Schale der Erde konnte nicht auf die kurz zuvor beschriebene Weise entstehen – nämlich aus auf die Oberfläche des Körpers C fallenden Bruchstücken des Körpers E –, ohne daß das Wasser D sich in vielen sehr frei zugänglichen Gängen unterhalb dieser Bruchstücke erhalten hat, durch die ständig eine gerade so große Quantität Wasser vom Meer in Richtung der Wurzeln der Berge zurückkehrt, wie aus den Bergen austritt. Und so fließt das Wasser in den Adern und Kanälen der Erde wie das Blut der Tiere in ihren Venen und Arterien als Kreislauf. 66. Weshalb die Quellen nicht salzig sind und das Meer nicht süß wird.
Obwohl nun das Meer salzig ist, steigen gleichwohl allein Partikel des Süßwassers zu den Quellen auf : denn diese Partikel sind fein und flexibel, die Partikel des Salzes können jedoch die gewundenen Gänge der Erde auf keine Weise durchlaufen, weil sie starr und hart sind und sich nicht einfach in Dämpfe verwandeln können. Obwohl unablässig Süßwasser durch die Flüsse in das Meer zurückkommt, wird das Meer deswegen nicht süß, weil immer dieselbe Quantität Salz in ihm verbleibt.
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LXVII. Cur in quibusdam puteis aqua sit salsa.
Sed tamen non valde mirabimur, si forte in quibusdam puteis, a mari valde remotis, multum salis reperiatur. Cum enim terra multis rimis fatiscat, fieri facile potest, ut aqua salsa non percolata usque ad illos puteos perveniat: sive quia maris superficies aeque alta est atque ipsorum fundus; sive etiam quia, | ubi viae sunt satis latae, facile salis particulae a particulis aquae dulcis per corporis duri declivitatem sursum attolluntur. Ut experiri licet (Fig. 27) in vase, cujus labra nonnihil sint repanda, quale est ABC: dum enim aqua salsa in eo evaporatur, omnes ejus orae salis crusta vestiri solent. LXVIII. Cur etiam ex quibusdam montibus sal effodiatur.
Atque hinc etiam potest intelligi, quo pacto in montibus nonnullis, magnae salis moles instar lapidum concreverint. Quippe, aquae maris eo ascendente, ac particulis flexilibus aquae dulcis ulterius pergentibus, solum sal in cavitatibus, quae casu ibi fuerunt, remansit, ipsasque implevit. LXIX. De nitro aliisque salibus, a sale marino diversis.
Sed & aliquando salis particulae nonnullos satis angustos terrae meatus pervadunt, atque ibi nonnihil de figura & quantitate sua deperdentes, in nitrum, vel sal ammoniacum, vel quid simile mutantur. Quinetiam plurimae terrae particulae oblongae, non ramosae, ac satis rigidae, ab origine sua nitri & aliorum salium formas habuerunt. Neque enim in alio sitae sunt eae formae, quam quod illorum particulae sint oblongae, non flexiles, nec ramosae, ac prout de caetero variae sunt, varias salis species componunt.
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67. Weswegen in bestimmten Brunnen das Wasser salzig ist.
Es wird uns jedoch nicht sehr erstaunen, wenn möglicherweise in bestimmten von dem Meer weit entfernten Brunnen viel Salz angetroffen wird. Denn weil die Erde viele Risse aufweist, kann ungefiltertes Salzwasser leicht bis zu diesen Brunnen gelangen, nämlich entweder weil die Oberfläche des Meeres gerade so hoch ist wie der Grund dieser Brunnen, oder auch weil, wo die Wege ausreichend breit sind, die Partikel des Salzes leicht von den Partikeln des Süßwassers entlang der Abschüssigkeit eines harten Körpers in die Höhe erhoben werden. Das kann man bei einem Bottich erfahren (Fig. 27), dessen Wände etwas nach oben hin zur Seite gebogen sind, wie etwa beim Bottich ABC : denn wenn das Salzwasser verdunstet, werden gewöhnlich alle seine Ränder mit einer Salzkruste überzogen. 68. Weshalb aus bestimmten Bergen auch Salz gewonnen wird.
Von dieser Überlegung her kann nun auch einsichtig gemacht werden, auf welche Weise sich in einigen Bergen große Massen Salz gleichsam zu Steinen verbunden haben. Denn nachdem das Meerwasser von dort aufgestiegen und die biegsamen Partikel des Süßwassers weiter nach oben vorgedrungen waren, ist in den Hohlräumen, die zufällig dort gewesen sind, allein das Salz übrig geblieben und hat sie ausgefüllt. 69. Über das Natron und die anderen vom Meersalz verschiedenen Salze.
Mitunter jedoch durchdringen die Salzpartikel einige sehr enge Gänge der Erde, und verwandeln sich, indem sie dort etwas von ihrer Gestalt und Quantität verlieren, in Natron, Salmiak oder dergleichen. Ja sogar die meisten nicht verästelten und ausreichend starren länglichen Partikel der Erde haben von ihrem Ursprung her die Formen des Natrons und anderer Salze besessen. Denn die Formen dieser Stoffe bestehen nur darin, daß ihre Partikel länglich, nicht-flexibel und auch nicht verästelt sind und je nachdem, wie sie von den übrigen verändert werden, verschiedene Arten Salz bilden.
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LXX. De vaporibus, spiritibus, & exhalationibus a terra interiore
ad exteriorem ascentibus.
Praeter vapores ex aquis sub terra latentibus eductos, multi etiam spiritus acres, & oleagineae exhalationes, nec non vapores argenti vivi, aliorum metallorum particulas secum vehentes, ex terra interiori ad exteriorem ascendunt: atque ex diversis eorum misturis omnia fossilia componuntur. Per spiritus acres | intelligo particulas succorum acrium, nec non etiam salium volatilium, ab invicem sejunctas, & tam celeriter se commoventes, ut vis qua in omnes partes moveri perseverant, praevaleat eorum gravitati. Per exhalationes autem intelligo particulas ramosas, tenuissimas, oleagineae materiae, sic etiam motas. Quippe in aquis, & aliis succis, & oleis, particulae tantum repunt; sed in vaporibus, spiritibus, & exhalationibus, volant. LXXI. Quomodo ex varia eorum mistura, varia lapidum,
aliorumque fossilium genera oriantur.
Et quidem spiritus majori vi sic volant, & facilius angustos quosque terrae meatus pervadunt, atque ipsis intercepti firmius haerent, & ideo duriora corpora efficiunt, quam exhalationes aut vapores. Cumque permagna inter haec tria sit diversitas, pro diversitate particularum ex quibus constant, multa etiam ex ipsis lapidum, aliorumque fossilium non transparentium genera oriuntur, cum in angustis terrae meatibus inclusa haerent, ipsiusque particulis permiscentur; & multa genera fossilium transparentium, atque gemmarum, cum in rimis & cavitatibus terrae primum in succos colliguntur, & deinde paulatim, maxime lu-
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70. Über die vom Erdinnern zum Äußeren aufsteigenden Dämpfe, Gase und Ausdünstungen.
Aus dem Erdinnern steigen nicht nur die aus den unter der Erde verborgenen Gewässern austretenden Dämpfe, sondern auch viele scharfe (ätzende) Gase und ölige Ausdünstungen auf, die sowohl Quecksilberdämpfe, als auch Partikel anderer Metalle mit sich führen. Aus verschiedenen Mischungen dieser Stoffe sind alle Bodenschätze zusammengesetzt. Unter »scharfen Gasen« verstehe ich die Partikel der scharfen (ätzenden) Säfte sowie der flüchtigen Salze, die voneinander getrennt sind und sich so schnell bewegen, daß die Kraft, mit der sie fortfahren, sich in alle Richtungen zu bewegen, ihr Gewicht übersteigt. Unter »Ausdünstungen« verstehe ich die sich ebenso bewegenden feinsten verästelten Partikel der öligen Materie. Denn im Wasser, den sonstigen Säften und Ölen bewegen sich die Partikel nur sehr zäh, in den Dämpfen, Gasen und Ausdünstungen jedoch bewegen sie sich gleichsam fliegend.
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71. Wie sich aus verschiedenen Mischungen dieser aus dem Erdinnern aufsteigenden Stoffe verschiedene Arten von Gesteinen und anderer Bodenschätze ergeben.
Die Gase bewegen sich mit einer größeren Kraft auf die angegebene Weise frei und durchdringen die engen Gänge der Erde leichter. Wenn sie in diesen Gängen gefangen sind, bleiben sie dort dauerhaft stecken und bringen daher härtere Körper hervor als die Ausdünstungen und Dämpfe. Gemäß der Verschiedenheit der Partikel, aus denen sie bestehen, ist der Gegensatz zwischen diesen drei äußerst groß. Deshalb ergeben sich aus ihnen auch viele Gattungen von Gesteinen und anderer nicht-durchsichtiger Bodenschätze, wenn sie in den engen Gängen der Erde eingeschlossen steckenbleiben und sich mit deren Partikeln vermischen ; und außerdem auch viele Gattungen durchsichtiger Bodenschätze und Edelsteine, wenn sie sich in den Spalten und Hohlräumen der Erde zum ersten Mal zu Säften ansammeln und sich die übriggebliebenen dann allmählich miteinander verbinden, nachdem die
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bricis & fluidis eorum particulis abeuntibus, reliquae sibi mutuo adhaerescunt. LXXII. Quomodo metalla ex terra interiore ad exteriorem
perveniant, & quomodo minium fiat.
Sic etiam vapores argenti vivi, terrae rimulas & majusculos meatus perreptando, particulas aliorum metallorum sibi admistas in iis relinquunt, & ita illam auro, argento, plumbo, aliisque impraegnant; ipsique deinde ob eximiam suam lubricitatem ulterius pergunt, aut deorsum relabuntur; aut etiam aliquando ibi haerent, cum meatus per quos regredi possent, sulphureis exhalationibus impediuntur. Atque tunc ipsae argenti vivi particulae, minutissima istarum exhalatio | num quasi lanugine vestitae, minium componunt. Ac denique spiritus & exhalationes, nonnulla etiam metalla, ut aes, ferrum, stibium, ex terra interiore ad exteriorem adducunt. LXXIII. Cur non in omnibus terrae locis metalla inveniantur.
Notandumque est, ista metalla fere tantum ascendere ex iis partibus terrae interioris, quibus fragmenta exterioris immediate conjuncta sunt. Ut ex. gr. in hac figura (Fig. 31), ex 5 versus v, quia per aquas evehi non possunt. Unde fit, ut non passim omnibus in locis metalla reperiantur. LXXIV. Cur potissimum inveniantur in radicibus montium,
versus Meridiem & Orientem.
Notamdum etiam, haec metalla per terrae venas versus radices montium solere attolli, ut hic versus v, ibique potissimum congregari, quia ibidem terra pluribus rimis quam in aliis locis fatiscit; & quidem in iis montium partibus, quae Soli meridiano vel Orienti obversae sunt, magis quam in aliis congregari, quia
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leichtbeweglichsten und flüchtigsten dieser Partikel verflogen sind. 72. Wie die Metalle aus dem Erdinnern bis in die äußere Erdschale gelangen und wie eine Mine entsteht.
Wenn die Dämpfe des Quecksilbers die kleinen Spalten und etwas größeren Gänge der Erde durchkriechen, lassen sie in ihnen die in sie eingemischten Partikel anderer Metalle zurück und reichern sie mit Gold, Silber, Blei und anderen Metallen an. Danach steigen sie selbst entweder aufgrund ihrer außerordentlichen Schlüpfrigkeit höher hinauf oder sinken wieder abwärts, oder bleiben auch zuweilen dort stecken, weil die Gänge, durch die sie zurückkehren könnten, von schwefeligen Ausdünstungen verstellt werden. Diese gleichsam mit einem kleinsten Flaum dieser Ausflüsse bekleideten Partikel des Quecksilbers bilden eine Mine. Und schließlich ziehen die Gase und Ausdünstungen auch einige Metalle wie Kupfer, Eisen und Glaserz (Spießglas, Augenschwärze) aus dem Erdinnern zur äußeren Erdschale mit. 73. Weshalb sich nicht an allen Orten der Erde Metalle finden.
Diese Metalle steigen beinahe immer allein aus denjenigen Bereichen des Erdinnern auf, mit denen die Bruchstücke der äußeren Erdschale unmittelbar verbunden sind, wie z. B. in dieser Abbildung (Fig. 31) von 5 in Richtung v, weil sie durch das Wasser nicht hinausgeführt werden können. Deshalb findet man Metalle nicht unterschiedslos an allen Orten. 74. Weshalb sich die Metalle vor allem an den Wurzeln der Berge in Richtung Süden und Osten finden.
Die Metalle steigen durch die Adern der Erde in Richtung der Wurzeln der Berge auf, wie hier in Richtung v, und sammeln sich hauptsächlich dort an, weil die Erde gerade dort mehr Spalten als an anderen Orten aufweist. Außerdem sammeln sie sich in jenen Bereichen der Berge, die der Mittagssonne oder dem Osten zugewandt sind, mehr als an anderen an, weil
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major ibi est calor, cujus vi attolluntur. Et ideo etiam in illis praesertim locis a fossoribus quaeri solent. LXXV. Fodinas omnes esse in terra exteriore; nec posse unquam
ad interiorem fodiendo perveniri.
Neque putandum est, ulla unquam fodiendi pertinacia, usque ad interiorem terram posse perveniri: tum quia exterior nimis est crassa, si ad hominum vires comparetur; tum praecipue propter aquas intermedias, quae eo majore cum impetu salirent, quo profundior esset locus in quo primum aperirentur earum venae, fossoresque omnes obruerent. LXXVI. De sulphure, bitumine, argilla, oleo.
Exhalationum particulae tenuissimae, quales paullo ante descriptae sunt, nihil nisi purum aërem solae componunt, sed tenuioribus spirituum particulis facile | annectuntur, illasque ex laevibus & lubricis ramosas reddunt; ac deinde hae ramosae, succis acribus ac metallicis quibusdam particulis admistae, sulphur constituunt; & admistae particulis terrae, multis etiam ejusmodi succis gravidae, faciunt bitumen; & cum solis particulis terrae conjunctae, faciunt argillam; & denique solae, in oleum vertuntur, cum earum motus ita languescit, ut sibi mutuo plane incumbant. LXXVII. Quomodo fiat terrae motus.
Sed cum celerius agitantur, quam ut ita in oleum verti possint, si forte in rimas & cavitates terrae magna copia affluant, pingues ibi & crassos fumos componunt, non absimiles iis qui ex can-
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dort die Wärme größer ist, durch deren Kraft sie aufsteigen. Daher suchen die Bergleute sie gewöhnlich auch an diesen Orten. 75. Alle Gruben befinden sich in der äußeren Erdschale, und niemals kann man durch Grabung zum Erdinnern gelangen.
Es darf nun nicht angenommen werden, daß man irgendwann einmal durch irgendein beharrliches Graben bis zum Erdinnern gelangen könnte. Denn zum einen ist die äußere Erdschale verglichen mit den Vermögen der Menschen überaus dick, zum anderen aber vor allem aufgrund der dazwischenliegenden Gewässer, die mit einem desto größeren Druck hervorsprudeln würden, je tiefer der Ort wäre, an dem zuerst ihre Adern geöffnet würden, und die alle Bergleute verschütten würden.
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76. Über Schwefel, Bitumen (Erdpech, Asphalt), Ton und (Erd-)Öl.
Die feinsten Partikel der Ausdünstungen von der Art, wie sie oben beschrieben wurden, bilden allein nichts außer reiner Luft ; allerdings verbinden sie sich leicht mit den feineren Partikeln der Gase und verwandeln sie aus glatten und leichtbeweglichen in verästelte, woraufhin diese verästelten Partikel, wenn sie mit den scharfen (ätzenden) Säften und bestimmten metallischen Partikeln vermischt werden, Schwefel bilden. Die verästelten Partikel, die mit Erdpartikeln vermischt werden, die ebenfalls mit vielen derartigen Säften getränkt sind, werden zu Bitumen ; wenn sie aber allein mit Partikeln der Erde verbunden sind, ergeben sie Ton. Sie allein aber werden zu (Erd-)Öl, wenn ihre Bewegung sich so verlangsamt hat, daß sie sich übereinanderlagern. 77. Auf welche Weise ein Erdbeben entsteht.
Wenn sie allerdings schneller erregt werden als daß sie sich auf diese Weise in (Erd-)Öl verwandeln könnten, bilden sie, zumal wenn sie möglicherweise in großer Menge in die Spalten und Hohlräume abfließen, dort fette und dichte Rauchschwaden nicht unähnlich denjenigen, die aus einer gerade ausgelöschten
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dela recens exstincta egrediuntur; ac deinde, si quae forte ignis scintilla in istis cavitatibus excitetur, illi fumi protinus accenduntur, atque subito rarefacti, omnes carceris sui parietes magna vi concutiunt, praesertim cum multi spiritus ipsis sunt admisti: & ita oriuntur terrae motus. LXXVIII. Cur ex quibusdam montibus ignis erumpat.
Contingit etiam aliquando, cum hi motus fiunt, ut parte terrae disjecta & aperta, flamma per juga montium coelum versus erumpat. Idque ibi potius fit, quam in humilioribus locis: tum quia sub montibus plures sunt cavitates, tum etiam, quia magna illa fragmenta, quibus constat terra exterior, in se invicem reclinata, faciliorem ibi praebent exitum flammae, quam in ullis aliis locis. Et quamvis claudatur terrae hiatus, simul ac flamma hoc pacto ex eo erupit, fieri potest, ut tanta sulphuris aut bituminis copia ex montis visceribus ad ejus summitatem expulsa sit, ut ibi longo incendio sufficiat. Novique fumi postea in iisdem cavitatibus rursus collecti, & accensi, facile per eundem hiatum | erumpunt; unde fit, ut montes nonnulli crebris ejusmodi incendiis sint infames, ut Ætna Siciliae, Vesuvius Campaniae, Hecla Islandiae, &c. LXXIX. Cur plures concussiones fieri soleant in terrae motu:
sicque per aliquot horas aut dies interdum duret.
Denique, durat aliquando terrae-motus per aliquot horas, aut dies; quia non una tantum continua cavitas esse solet, in qua pingues & inflammabiles sumi colliguntur, sed plures diversae, terra multo sulphure aut bitumine satura disjunctae; cumque exhalatio in unis accensa terram semel concussit, aliqua mora
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Kerze austreten. Wenn sich zufälligerweise in diesen Hohlräumen ein Funke des Feuers entzündet, werden diese Rauchschwaden unverzüglich entfacht und sofort verdünnt, und dann erschüttern sie mit großer Kraft alle Wände ihres Gefängnisses, vor allem, wenn ihnen viele Gase beigemischt sind : und so entsteht ein Erdbeben. 78. Warum aus bestimmten Bergen Feuer herausbricht.
Zuweilen werden bei einem Erdbeben Teile der Erde auseinandergetrieben und geöffnet und eine Flamme bricht zwischen den Bergkämmen gen Himmel heraus. Dies geschieht deshalb eher dort als an niedriger gelegenen Orten, weil sich zum einen unterhalb der Berge viele Hohlräume befinden, und zum anderen, weil jene großen, gegeneinander geneigten Bruchstücke, aus denen das Äußere der Erde besteht, dort leichter als an irgendwelchen anderen Stellen den Austritt der Flamme gestatten. Obwohl sich der Spalt in der Erde schließt, sobald die Flamme so aus ihm ausgetreten ist, kann es passieren, daß eine so große Menge Schwefel oder Bitumen aus dem Inneren des Berges bis zu seinem Gipfel emporgestoßen wird, daß sie dort zu einem langandauernden Brand zureicht. Auch brechen später durch denselben Spalt leicht neue, in denselben Hohlräumen wiederum angesammelte und entfachte Rauchschwaden hervor. Deshalb sind einige Berge aufgrund solcher wiederholter Feuersbrünste berüchtigt, wie der Ätna auf Sizilien, der Vesuv in Kampanien, der Hekla auf Island usw. 79. Warum bei einem Erdbeben gewöhnlich mehrere Erdstöße geschehen und es so zuweilen über mehrere Stunden oder Tage andauert.
Schließlich dauert zuweilen ein Erdbeben über mehrere Stunden oder Tage an, weil es gewöhnlich nicht bloß einen zusammenhängenden Hohlraum gibt, in dem sich fette und entflammbare Rauchschwaden ansammeln, sondern viele verschiedene, die durch mit vielem Schwefel oder Bitumen gesättigte Erde getrennt sind. Wenn nun der Ausbruch während einer Entzün-
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intercedit, priusquam flamma, per meatus sulphure oppletos, ad alias possit pervenire. LXXX. De natura ignis, ejusque ab aëre diversitate.
Sed hic superest ut dicam, quo pacto in istis cavitatibus flamma possit accendi, simulque ut explicem ignis naturam. Particulae terrestres, cujuscunque sint magnitudinis aut figurae, cum singulae seorsim primi elementi motum sequuntur, ignis formam habent; ut etiam habent aëris formam, cum inter globulos secundi elementi volitantes, eorum agitationem imitantur. Sicque prima & praecipua inter aërem & ignem differentia est, quod multo celerius hujus quam illius particulae agitentur. Jam enim supra satis ostensum est, motum materiae primi elementi multo celeriorem esse quam secundi. Sed alia etiam est permagna differentia, quod etsi crassiores tertii elementi particulae, quales sunt eae quibus constant vapores argenti vivi, possint aëris formam induere, non tamen ad ejus conservationem sint necessariae, ac contra ille purior sit, minusque corruptioni obnoxius, cum solis minutissimis particulis constat. Crassiores enim, nisi calore continuo agitentur, pondere suo deorsum labentes, sponte exuunt ejus formam. Ignis autem, sine crassiusculis cor | porum terrestrium particulis, quibus alatur & renovetur, esse non potest. LXXXI. Quomodo primum excitetur.
Cum enim globuli secundi elementi occupent omnia intervalla circa Terram, quae satis magna sunt ad illos capiendos, & sibi
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dung die Erde einmal erschüttert hat, tritt eine gewisse Ruhepause ein, bevor die Flamme durch mit Schwefel erfüllte Gänge zu anderen Hohlräumen gelangen kann. 80. Über die Natur des Feuers und dessen Verschiedenheit von der Luft.
Hier ist noch auszuführen, auf welche Weise sich in diesen Hohlräumen eine Flamme entzünden kann, wobei zugleich die Natur des Feuers zu erklären sein wird. Die irdischen Partikel haben unabhängig von ihrer Größe oder Gestalt die Form des Feuers, wenn sie voneinander getrennt als Einzelne der Bewegung des ersten Elements nachfolgen ; wie sie ja auch die Form der Luft haben, wenn sie zwischen den Kügelchen des zweiten Elements umherfliegen und sich deren Antrieb anpassen. Demnach besteht der erste und hauptsächlichste Unterschied zwischen der Luft und dem Feuer darin, daß die Partikel des letzteren sehr viel schneller erregt sind als die Partikel der ersteren. Bereits oben nämlich ist hinlänglich dargelegt worden, daß die Bewegung der Materie des ersten Elements sehr viel schneller ist als die der zweiten. Indessen besteht ein überaus großer Unterschied außerdem darin, daß die gröberen Partikel des dritten Elements wie die, aus denen die Dämpfe des Quecksilbers bestehen, obwohl sie die Form der Luft annehmen können, gleichwohl nicht für die Erhaltung der Luft nötig sind. Im Gegenteil : Die Luft ist reiner und weniger der Korrosion ausgesetzt, wenn sie allein aus den kleinsten Partikeln besteht – denn die gröberen Partikel verlieren von selbst ihre Form, wenn sie durch ihre Schwere nach unten fallen, sofern sie nicht durch die Wärme in beständigem Antrieb gehalten werden. Das Feuer hingegen kann ohne die gröberen der kleinen Partikel der irdischen Körper, durch die es ernährt und erneuert wird, keinen Bestand haben. 81. Wie das Feuer zuerst entzündet wird.
Die Kügelchen des zweiten Elements nehmen um die Erde herum alle Zwischenräume ein, die ausreichend groß sind, um
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mutuo omnes ita incumbant, ut uni absque aliis moveri non possint (nisi forte circulariter circa proprium axem), quamvis materia primi elementi, omnes exiguos angulos a globulis istis relictos replens, in ipsis quam-celerrime moveatur, si tamen non habeat plus spatii, quam quod in istis angulis continetur, non potest ibi habere satis virium ad particulas terrestres, quae omnes a se mutuo & a globulis secundi elementi sustinentur, secum rapiendas, nec proinde ad ignem generandum. Sed ut ignis alicubi primum excitetur, debent aliqua vi expelli globuli coelestes, ab intervallis nonnullarum particularum terrestrium, quae deinde ab invicem disjunctae, atque in sola materia primi elementi natantes, celerrimo ejus motu rapiantur & quaquaversus impellantur. LXXXII. Quomodo conservetur.
Utque ille ignis conservetur, debent istae particulae terrestres esse satis crassae, solidae, atque ad motum aptae, ut a materia primi elementi sic impulsae, vim habeant globulos coelestes, a loco illo in quo est ignis, & in quem redire parati sunt, repellendi; atque ita impediendi ne globuli isti rursus ibi occupent intervalla primo elemento relicta, sicque vires ejus frangendo ignem exstinguant. LXXXIII. Cur egeat alimento.
Ac praeterea particulae terrestres, in globulos istos impingentes, non possunt ab iis impediri, ne ulterius pergant, & egrediendo ex eo loco in quo primum elementum suas vires exercet, ignis formam amittant, | abeantque in fumum. Quapropter nullus ibi
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sie aufzunehmen, und lagern sich alle so übereinander, daß die einen sich nicht ohne die anderen bewegen können (außer vielleicht kreisförmig um ihre eigene Achse). Deshalb kann die Materie des ersten Elements, die alle engen, von jenen Kügelchen zurückgelassenen Nischen erfüllt, obwohl sie sich in ihnen mit größtmöglicher Schnelligkeit bewegt, dort keine genügenden Kräfte besitzen, um die irdischen Partikel mit sich zu reißen, die sich alle gegenseitig stützen und auch von den Kügelchen des zweiten Elements gestützt werden. Daher besitzt sie auch nicht die Kraft, um Feuer zu erzeugen, es sei denn, sie hat mehr Raum zur Verfügung als in jenen Nischen vorhanden ist. Entzündet sich aber irgendwo ein Feuer, müssen die Kügelchen der Himmelsmaterie durch irgendeine Kraft aus den Zwischenräumen einiger irdischer Partikel herausgetrieben werden, die dann voneinander getrennt allein in Materie des ersten Elements schwimmen und durch deren sehr schnelle Bewegung mitgerissen und irgendwohin gestoßen werden. 82. Wie sich ein Feuer aufrecht erhält.
Damit sich das Feuer aufrecht erhält, müssen die irdischen Partikel ausreichend grob, fest und zur Bewegung geeignet sein, damit sie, wenn sie auf die angegebene Weise von der Materie des ersten Elements gestoßen werden, die Kraft besitzen, die Kügelchen der Himmelsmaterie von dem Ort, an dem sich das Feuer befindet und an den sie zurückzukehren bereit sind, fortzustoßen und so verhindern, daß jene Kügelchen wiederum dort die vom ersten Element freigelassenen Zwischenräume einnehmen und so, indem sie ihre Kräfte bezähmen, das Feuer auslöschen. 83. Warum ein Feuer Nahrung benötigt.
Die auf jene Kügelchen aufschlagenden irdischen Partikel können außerdem von diesen nicht daran gehindert werden, weiter voranzuschreiten und nehmen, indem sie den Ort verlassen, an dem das erste Element seine Kräfte ausübt, die Form des Feuers an und verflüchtigen sich in Rauch. Deswegen bliebe kein Feuer
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ignis diu remaneret, nisi eodem tempore aliquae ex istis particulis terrestribus, in aliquod corpus aëre crassius impingendo, alias satis solidas particulas ab eo disjungerent, quae prioribus succedentes, & a materia primi elementi abreptae, novum ignem continuo generarent. LXXXIV. Quomodo ex silicibus excutiatur.
Sed ut haec accuratius intelligantur, consideremus primo varios modos quibus ignis generatur, deinde omnia quae ad ejus conservationem requiruntur, ac denique, quales sint ejus effectus. Nihil usitatius est, quam ut ex silicibus ignis excutiatur; hocque ex eo fieri existimo, quod silices sint satis duri & rigidi, simulque satis friabiles. Ex hoc enim quod sint duri & | rigidi, si percutiantur ab aliquo corpore etiam duro, spatia quae multas eorum particulas interjacent, & a globulis secundi elementi solent occupari, solito fiunt angustiora, & ideo isti globuli exsilire coacti, nihil praeter solam materiam primi elementi circa illas relinquunt; deinde ex eo quod sint friabiles, simul ac istae silicum particulae non amplius ictu premuntur, ab invicem dissiliunt, sicque materiae primi elementi, quae sola circa ipsas reperitur, innatantes, ignem componunt. Ita (Fig. 33), si A sit silex, inter cujus anteriores particulas globuli secundi elementi conspicui sunt, B repraesentabit eundem silicem, cum ab aliquo corpore duro percutitur, & ejus meatus angustiores facti, nihil amplius nisi materiam primi elementi possunt continere; C vero eundem jam percussum, cum quaedam ejus particulae ab eo separatae, ac solam materiam primi elementi circa se habentes, in ignis scintillas sunt conservae.
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dort lange erhalten, es sei denn, daß gleichzeitig einige der irdischen Partikel, indem sie auf irgendeinen Körper aufschlagen, der dichter als Luft sein müßte, andere ausreichend feste Partikel von ihm ablösen, die, indem sie den ersteren nachfolgen und von der Materie des ersten Elements fortgerissen werden, unablässig ein neues Feuer erzeugten. 84. Wie ein Feuer aus Feuersteinen herausgeschlagen wird.
Um dies gründlicher einzusehen, betrachten wir erstens die verschiedenen Weisen der Erzeugung eines Feuers, zweitens das für seine Erhaltung Erforderliche und schließlich die Beschaffenheit seiner Wirkungen. Nichts ist geläufiger als daß aus Feuersteinen Feuer herausgeschlagen wird. Ich meine nun, daß dies deshalb geschieht, weil Feuersteine ausreichend hart und starr sind und dabei ausreichend brüchig. Denn weil sie hart und starr sind, werden die Räume, die sich zwischen vielen ihrer Partikel befinden und gewöhnlich von den Kügelchen des zweiten Elements eingenommen werden, gemeinhin enger, wenn sie von irgendeinem ebenso harten Körper erschüttert werden, und deshalb werden jene Kügelchen genötigt, auszutreten, und hinterlassen um die Partikel des Feuersteins herum nichts außer bloßer Materie des ersten Elements. Weil sie außerdem brüchig sind, springen die Partikel des Feuersteins auseinander, sobald sie durch den Schlag nicht länger gepreßt werden und schwimmen auf diese Weise in der Materie des ersten Elements, die allein um sie herum angetroffen wird, und bilden ein Feuer. Es sei (Fig. 33) A der Feuerstein. Zwischen den vorderen Partikeln dieses Feuersteins sind Kügelchen des zweiten Elements erkennbar. B stelle denselben Feuerstein zu dem Zeitpunkt dar, an dem er von irgendeinem anderen harten Körper geschlagen wird und seine enger gemachten Gänge nichts weiter außer Materie des ersten Elements enthalten können, C hingegen denselben als bereits geschlagenen, wenn einige seiner Partikel von ihm abgetrennt sind und diese Partikel allein Materie des ersten Elements um sich haben und in Funken von Feuer verwandelt sind.
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LXXV. Quomodo ex lignis siccis.
Si lignum, quantumvis siccum, hoc pacto percutiatur, non idcirco scintillas ita emittet, quia cum non adeo durum sit, prima ejus pars quae corpori percutienti occurrit, flectitur versus secundam, eamque attingit, priusquam haec secunda flecti incipiat versus tertiam. Sicque globuli secundi elementi non eodem tempore ex multis eorum intervallis, sed successive nunc ex uno, nunc ex alio discedunt. Atqui si hoc lignum aliquandiu & satis valide fricetur, inaequalis ejus particularum agitatio & vibratio, quae oritur ex ista frictione, potest ex pluribus earum intervallis globulos secundi elementi excutere, simulque ipsas ab invicem disjungere, atque ita in ignem mutare. | LXXXVI. Quomodo ex collectione radiorum Solis.
Accenditur etiam ignis ope speculi concavi, vel vitri convexi, multos Solis radios versus eundem aliquem locum dirigentis. Quamvis enim istorum radiorum actio globulos secundi elementi pro subjecto suo habeat, multo tamen concitatior est ordinario eorum motu, & cum procedat a materia primi elementi, ex qua Sol est conflatus, satis habet celeritatis ad ignem excitandum, radiique tam multi simul colligi possunt, ut satis etiam habeant virium, ad particulas corporum terrestrium eadem ista celeritate agitandas. LXXXVII. Quomodo a solo motu valde violento.
Quippe nihil refert, a qua caussa particulae terrestres celerrime moveri primum incipiant. Sed quamvis antea fuerint sine motu, si tantum innatent materiae primi elementi, ex hoc solo protinus
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85. Wie aus trockenen Hölzern ein Feuer entspringt.
Wenn ein Holz auf diese Weise geschlagen wird, sprüht es nicht auf dieselbe Weise Funken aus, obgleich es trocken ist. Denn weil es nicht ebenso hart ist wie ein Stein, biegt sich sein vorderster, dem schlagenden Körper entgegenstehender Teil in Richtung des zweiten und berührt ihn, bevor dieser zweite sich in Richtung des dritten zu biegen beginnt. Deshalb treten die Kügelchen des zweiten Elements nicht gleichzeitig aus ihren vielen Zwischenräumen, sondern nacheinander bald aus dem einen, bald aus dem anderen Zwischenraum aus. Wenn das Holz freilich eine Zeitlang und ausreichend kräftig gerieben wird, kann die ungleichmäßige Erregung und Schwingung seiner Partikel, die aus dieser Reibung entspringt, aus vielen seiner Zwischenräume Kügelchen des zweiten Elements herausschlagen, sie gleichzeitig voneinander trennen und so in Feuer verwandeln. 86. Wie ein Feuer aus der Bündelung von Sonnenstrahlen entsteht.
Ein Feuer kann man auch mit Hilfe eines Hohlspiegels oder einer Sammellinse entfachen, indem man viele Sonnenstrahlen auf denselben Punkt lenkt. Obwohl nämlich die Einwirkung dieser Strahlen die Kügelchen des zweiten Elements zum Träger hat, ist ihre Bewegung gleichwohl sehr viel heftiger als gewöhnlich, und weil sie von der Materie des ersten Elements herrührt, aus der die Sonne sich zusammensetzt, besitzt sie eine ausreichende Geschwindigkeit, um ein Feuer zu entzünden ; zudem können sich so viele Strahlen zugleich bündeln, daß sie auch ausreichende Kräfte besitzen, um die Partikel der Erdkörper mit derselben Geschwindigkeit zu erregen. 87. Wie aus einer bloßen, sehr gewaltsamen Bewegung ein Feuer entsteht.
Denn es kommt nicht darauf an, aufgrund welcher Ursache die irdischen Partikel sich zuerst schneller zu bewegen beginnen. Obwohl sie nämlich zuvor ohne Bewegung gewesen sind, erlangen sie, wenn sie in der Materie des ersten Elements schwim-
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celerrimam agitationem acquirunt: eadem ratione qua navis, nullis funibus alligata, in aqua torrente esse non potest, quin simul cum ipsa feratur. Et quamvis eae terrestres particulae nondum primo elemento sic innatent, si tantum a qualibet alia causa satis celeriter agitentur, hoc ipso se mutuo, & globulos secundi elementi circa se positos, ita excutient, ut statim ei innatare incipiant; & porro ab illo in motu suo conservabuntur. Quamobrem omnis motus valde concitatus sufficit ad ignem excitandum. Et talis in fulmine ac turbinibus solet reperiri, cum scilicet nubes excelsa, in aliam humiliorem ruens, aërem interceptum explodit, ut in Meteoris explicui. LXXXVIII. Quomodo a diversorum corporum mistura.
Quanquam sane vix unquam iste solus motus ibi est ignis caussa; nam fere semper aëri admiscentur exhalationes, quarum talis est natura, ut facile vel in flammam, vel saltem in corpus lucidum vertantur. Atque | hinc ignes fatui circa Terram, & fulgetrae in nubibus, & stellae trajicientes & cadentes in alto aëre excitantur. Quippe jam dictum est exhalationes constare particulis tenuissimis, & in multos quasi ramulos divisis, quibus involutae sunt aliae paullo crassiores, ex succis acribus aut salibus volatilibus eductae. Notandumque est hos ramulos solere esse tam minutos & confertos, ut nihil per illorum interstitia, praeter materiam primi elementi transire possit; inter particulas autem istis ramulis vestitas, esse quidem alia majora intervalla, quae globulis secundi elementi solent impleri, tuncque exhalatio non
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men, allein daraus unverzüglich einen schnelleren Antrieb : Nämlich aus demselben Grunde, weshalb sich ein Schiff in einem reißenden Gewässer nur so aufhalten kann, daß es sich zugleich mit ihm mitbewegt, wenn es durch keine Taue festgehalten wird. Und obwohl die irdischen Partikel noch nicht auf diese Weise im ersten Element schwimmen, müssen sie nur durch irgendeine andere Ursache hinreichend schnell erregt werden, um allein dadurch einander und die um sie herum befindlichen Kügelchen des zweiten Elements so zu erschüttern, daß sie sofort in dem ersten Element zu schwimmen beginnen. Dann werden sie von ihm in ihrer Bewegung erhalten werden, weshalb jede sehr heftige Bewegung ausreicht, um ein Feuer zu entzünden. Dergleichen wird nun gewöhnlich bei einem Blitz und Wirbelwinden angetroffen, wenn nämlich eine auf eine niedrigere herabstürzende hohe Wolke die dazwischen befindliche Luft zur Explosion bringt, wie ich in der Meteorologie ausgeführt habe.
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88. Wie durch die Mischung verschiedener Körper ein Feuer entsteht.
Indessen ist diese Bewegung dabei wohl kaum jemals die alleinige Ursache des Feuers, denn fast immer sind der Luft Ausdünstungen beigemischt, deren Natur so geartet ist, daß sie sich leicht entweder in eine Flamme oder zumindest in einen hellen Körper verwandeln. So werden die Irrlichter auf der Erde und das Wetterleuchten in den Wolken und die Sternschnuppen in der oberen Atmosphäre hervorgerufen. Wie bereits ausgeführt, bestehen die Ausdünstungen aus äußerst feinen Partikeln und sind gewissermaßen in viele Verästelungen geteilt, die in andere, aus den scharfen Säften oder flüchtigen Salzen ausgetretene etwas gröbere eingewickelt sind. Die Verästelungen sind gewöhnlich so klein und zusammengedrängt, daß nichts außer der Materie des ersten Elements durch ihre Zwischenräume hindurchgehen kann. Jedoch gibt es zwischen den mit diesen Verästelungen bekleideten Partikeln andere größere Zwischenräume, die gewöhnlich die Kügelchen des zweiten Elements
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ignescit; sed interdum etiam accidere, ut occupentur a particulis alterius exhalationis aut spiritus, quae inde secundum elementum expellentes, primo duntaxat locum relinquunt, ejusque motu protinus abreptae flammam componunt. LXXXIX. In fulmine, in stellis trajicientibus.
Et quidem in fulmine, vel fulgetris, caussa quae plures exhalationes simul compingit, manifesta est, propter unius nubis in aliam lapsum. In aëre autem tranquillo, una exhalatione frigore densata & quiescente, facile alia, ex loco calidiore adveniens, aut particulis ad motum aptioribus constans, aut etiam aliquo leni vento impulsa, in ejus poros impetum facit, atque ex iis secundum elementum expellit; cumque particulae prioris exhalationis nondum tam arcte simul junctae sunt, quin hoc aliarum impetu disjungi possint, hoc ipso in flammam erumpunt: qua ratione stellas trajicientes accendi puto. XC. In iis quae lucent & non urunt: ut in stellis cadentibus.
Cum autem exhalationis particulae in corpus tam crassum & viscidum coaluerunt, ut non ita disjungan | tur, lucem duntaxat aliquam emittunt, similem illi quae in lignis putridis, in piscibus sale conditis, in guttis aquae marinae, & similibus solet apparere. Ex hoc enim solo, quod globuli secundi elementi a materia primi pellantur, fit lumen, ut ex supra dictis satis patet. Cumque plurium particularum terrestrium simul junctarum intervalla tam angusta sunt, ut soli primo elemento locum dent, etsi forte
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einnehmen und sich daher durch den Ausfluß nicht entzünden. Mitunter aber werden sie von Partikeln anderer Ausdünstungen oder Gase besetzt, die das zweite Element von dort vertreiben und nur dem ersten Platz lassen, dessen durch die weiter hinausgehende Bewegung fortgerissene Partikel eine Flamme bilden. 89. Wie ein Feuer in einem Blitz und in Sternschnuppen entsteht.
Bei einem Blitz oder dem Wetterleuchten ist die Ursache, die mehrere Ausdünstungen auf einmal zusammendrängt, offensichtlich : aufgrund des Sturzes der einen Wolke auf die andere. In ruhiger Luft aber, wo die eine Ausdünstung durch die Erkaltung verdichtet und erstarrt ist, macht leicht eine andere, von einem wärmeren Ort herankommende Ausdünstung, die entweder aus zur Bewegung geeigneteren Partikeln besteht oder auch durch irgendeinen sanften Lufthauch angestoßen wird, einen Einfall in ihre Poren und vertreibt aus ihnen das zweite Element. Weil die Partikel der ersten Ausdünstung noch nicht so eng miteinander verbunden sind, so daß sie durch diesen Einfall getrennt werden können, brechen sie deshalb als Flamme heraus. Dies ist, wie ich annehme, der Grund, aus dem sich Sternschnuppen entzünden. 90. Wie das Feuer bei Gegenständen entsteht, die, wie die Sternschnuppen, leuchten und nicht verbrennen.
Wenn aber die Partikel einer Ausdünstung zu einem so dicken und zähen Körper verschmolzen sind, daß sie sich so nicht trennen, senden sie gleichwohl noch eine Art Licht gleich demjenigen aus, das mitunter bei faulenden Hölzern, in Salz eingelegten Fischen, den Tropfen des Meerwassers und dergleichen erscheint. Allein deshalb nämlich, weil die Kügelchen des zweiten Elements von der Materie des ersten gestoßen werden, entsteht ein Licht, wie sich aus dem oben Ausgeführten hinreichend klar ergibt. Da ja die Zwischenräume mehrerer miteinander verbundener irdischer Partikel so eng sind, daß sie allein dem ersten Element Platz bieten, besitzt dieses erste Element vielleicht
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hoc primum elementum non satis habeat virium ad ipsas disjungendas, facile tamen habet satis ad globulos secundi elementi circumjacentes, actione illa quam pro lumine sumendam esse diximus, impellendos. Et tales puto esse stellas cadentes; saepe enim earum materia humi delapsa, viscida & tenax esse deprehenditur: quanquam sane non sit certum, fuisse illam ipsam viscidam materiam, quae habuit lucem: potuit enim esse aliqua tenuis flamma ei adhaerens. XCI. In guttis aquae marinae, in lignis putridis, & similibus.
At in guttis aquae marinae, cujus naturam supra explicuimus, facile est videre quo pacto lux excitetur: nempe, dum illae earum particulae quae sunt flexiles, sibi mutuo manent implexae, aliae quae sunt rigidae ac laeves, vi tempestatis, alteriusve cujuslibet motus, ex gutta excutiuntur, & spiculorum instar vibratae, facile ex ejus vicinia globulos secundi elementi expellunt, sicque lucem producunt. In lignis autem putridis, & piscibus qui siccari incipiunt, & talibus, non aliunde lucem oriri puto, quam quod in iis dum sic lucent, | multi sint meatus tam angusti, ut solum primum elementum admittant. XCII. In iis quae incalescunt & non lucent: ut in foeno incluso.
Quod vero alicujus spiritus aut liquoris particulae, meatus corporis duri, vel etiam liquidi, subeundo, ignem aliquando possint excitare, ostendunt foenum madidum alicubi conclusum, calx aqua aspersa, fermentationes omnes, liquoresque non pauci Chymicis noti, qui dum inter se permiscentur, incalescunt, ac etiam aliquando inflammantur. Non enim alia ratio est cur foe-
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nicht genügend Kraft, um sie zu trennen, aber doch wohl genügend Kraft, um die umherliegenden Kügelchen des zweiten Elements in der Weise jener Einwirkung anzustoßen, von der wir gesagt haben, daß sie als Licht aufgefaßt wird. Und ich meine, daß die Sternschnuppen von dieser Art sind : Oft nämlich zeigt sich ihre zum Erdboden herabgefallene Materie als zäh und klebrig – obgleich es nicht völlig gewiß ist, daß sie dieselbe zähe Materie gewesen ist, die Licht besessen hat : Es kann ihr nämlich irgendeine feine Flamme angehangen haben. 91. Wie in den Tropfen des Meerwassers, in faulendem Holz und dergleichen Licht entsteht.
Anderseits ist es leicht zu sehen, auf welche Weise in den Tropfen des Meerwassers, deren Natur wir oben erläutert haben, Licht hervorgerufen wird. Während nämlich die flexiblen Partikel dieser Tropfen ineinander verflochten bleiben, werden die starren und glatten durch die Kraft eines Sturmes oder einer beliebigen anderen Bewegung aus dem Tropfen herausgeschlagen und gleich Speeren geschleudert. Dabei vertreiben sie unschwer die Kügelchen des zweiten Elements aus ihrer Umgebung und erzeugen so Licht. In faulendem Holz, bei Fischen, die zu verdorren beginnen und dergleichen, hat das Licht, wie ich annehme, seinen Ursprung darin, daß in ihnen, während sie so leuchten, viele so enge Gänge sind, daß sie allein das erste Element hindurchlassen. 92. Wie bei denjenigen Gegenständen Feuer entsteht, die wie das eingeschlossene Heu sich erhitzen ohne zu leuchten.
Zuweilen können auch Partikel eines Gases oder einer Flüssigkeit ein Feuer entzünden, wenn sie in die Gänge eines harten Körpers oder auch einer Flüssigkeit eintreten. Das zeigt sich bei irgendwo eingeschlossenem feuchtem Heu, bei mit Wasser bestreutem Kalk, bei allen Gärungen und nicht bei wenigen den Chemikern wohlbekannten Flüssigkeiten, die sich, wenn sie miteinander vermischt werden, erhitzen und zuweilen auch Feuer fangen. Es gibt nämlich keinen anderen Grund, weshalb
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num recens, si recondatur antequam sit siccum, paullatim incalescat, flammamque sponte concipiat, quam quod multi spiritus vel succi, per herbarum viridium poros ab earum radicibus versus summitates fluere assueti, atque ibi vias ad mensuram suam accommodates habentes, maneant aliquandiu in herbis excisis; quae, si interim angusto loco includantur, particulae istorum succorum ex unis herbis in alias migrantes, multos meatus in ipsis jam siccari incipientibus inveniunt, paullo angustiores quam ut illos simul cum globulis secundi elementi subire possint; ideoque per illos fluentes, sola materia primi elementi circumdantur, a qua celerrime impulsae, ignis agitationem acquirunt. Ita, exempli causa (Fig. 34), si spatium quod est inter duo corpora B & C, repraesentet unum ex meatibus alicujus herbae virentis, ac funiculi 1, 2, 3, exiguis orbiculis circumdati, sumantur pro particulis succorum sive spirituum, a globulis secundi elementi per ejusmodi meatus vehi solitis; spatium autem inter corpora D & E sit alius meatus angustior herbae | siccescentis, quem subeuntes eaedem particulae 1, 2, 3, non amplius secundum elementum, sed primum duntaxat circa se habere possint: perspicuum est ipsas inter B & C motum moderatum secundi elementi, sed inter D & E motum celerrimum primi, sequi debere. Nec refert, quod perexigua tantum quantitas istius primi elementi circa ipsas reperiatur. Satis enim est, quod ipsi totae innatent: quemadmodum videmus navem secundo flumine delabentem, non minus facile ipsius cursum sequi, ubi tam angustum est ut ejus ripas utrimque fere attingat, quam ubi est latissimum. Sic autem celeriter motae, multo plus habent virium ad particulas corporum circumjacentium concutiendas, quam ipsum primum elementum: ut navis etiam in pontem aliumve
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frisches Heu sich allmählich erhitzt und von selbst entflammt, wenn es eingelagert wird, bevor es trocken ist, als daß viele Gase oder Säfte, die gewöhnlich von den Wurzeln in Richtung der Spitzen durch die Poren der frischen und grünen Gräser fließen und dort an ihre Ausmaße angepaßte Wege besitzen, eine Zeitlang in den gemähten Gräsern verbleiben. Wenn die Gräser dann in einem engen Ort eingeschlossen werden, gehen die Partikel dieser Säfte von den einen Gräsern in andere über, von denen einige bereits begonnen haben, auszutrocknen, und in deren etwas engere Gänge sie deshalb nicht zugleich mit den Kügelchen des zweiten Elements eintreten können. Wenn sie durch diese Gänge hindurchfließen, umgibt sie nur Materie des ersten Elements, von der sie schneller angestoßen werden und den Antrieb zum Feuer erlangen. Es stelle zum Beispiel (Fig. 34) der zwischen den zwei Körpern B und C befindliche Raum einen der Gänge eines frischen und grünen Grases dar. Die kleinen, von winzigen runden Teilchen umgebenden Fäden 1, 2 und 3 mögen als Partikel der Säfte bzw. Gase gelten, die gewöhnlich von den Kügelchen des zweiten Elements durch einen so beschaffenen Gang getragen werden. Der Raum zwischen den Körpern D und E sei der andere, engere Gang eines vertrocknenden Grases. In diesen Gang mögen die Partikel 1, 2 und 3 eintreten, die dann nicht länger das zweite Element, sondern nur noch das erste um sich haben. Offensichtlich müssen die Partikel 1, 2, 3 zwischen B und C der Bewegung des gemächlichen zweiten Elements, zwischen B und E aber der Bewegung des schnelleren ersten nachfolgen. Es kommt nun nicht darauf an, daß lediglich eine äußerst geringe Quantität dieses ersten Elements zwischen ihnen angetroffen wird, denn es ist ausreichend, daß sie insgesamt in ihm schwimmen : Wir sehen ja auch, daß ein den Fluß hinabgleitendes Schiff ebenso leicht dem Flußlauf folgt, wo er so eng ist, daß es fast auf beiden Seiten seine Ufer berührt, als wo er am breitesten ist. Die schneller bewegten Partikel besitzen demgemäß sehr viel mehr Kräfte, um die Partikel der um sie herum befindlichen Körper zu erschüttern, als das erste Ele-
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obicem impingens, fortius illum quatit quam aqua fluminis a quo defertur. Et idcirco in duriores foeni particulas irruendo, facile ipsas separant ab invicem, praesertim cum plures simul a diversis partibus in eandem ruunt; cumque satis multas hoc pacto disjungent secumque abducunt, fit ignis; cum autem concutiunt duntaxat, nondumque habent vim multas simul ab invicem disjungendi, lente tantum foenum calefaciunt & corrumpunt. XCIII. In calce aqua aspersa, & reliquis.
Eadem ratione credere licet, cum lapis excoquitur in calcem, multos ejus meatus, solis antea globulis secundi elementi pervios, adeo laxari, ut aquae particulas, sed primo tantum elemento cinctas, admittant. Atque, ut hic omnia simul complectar, quoties aliquod corpus durum admistione liquoris alicujus incalescit, existimo id ex eo fieri, quod multi ejus meatus sint talis mensurae, ut istius liquoris particulas, sola ma | teria primi elementi cinctas, admittant. Nec disparem rationem esse puto, cum unus liquor alteri liquori affunditur: semper enim alteruter constat particulis ramosis, aliquo modo implexis & nexis, atque ita corporis duri vicem subit: ut de ipsis exhalationibus paullo ante intellectum est. XCIV. Quomodo in cavitatibus terrae ignis accendatur.
His autem omnibus modis, non tantum in terrae superficie, sed etiam in ejus cavitatibus, ignis potest accendi. Nam ibi spiritus
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ment allein es tun könnte : wie ja auch ein auf eine Brücke oder ein anderes Hindernis auflaufendes Schiff es stärker erschüttert als das Wasser des Flusses, von dem es fortgetragen wird. Wenn daher die Partikel auf die härteren Partikel des Heus auftreffen, trennen sie sie leicht voneinander, zumal sie zugleich aus verschiedenen Richtungen in es einströmen. Wenn sie ausreichend viele auf diese Weise abtrennen und mit sich fortreißen, entsteht ein Feuer, wenn sie sie jedoch lediglich erschüttern und sie noch nicht genügend Kraft besitzen, um viele zugleich voneinander zu trennen, erwärmen sie das Heu nur langsam und verderben es. 93. Wie beim mit Wasser besprengten Kalk und den übrigen Stoffen ein Feuer entsteht.
Aus demselben Grund liegt die Annahme nahe, daß, wenn Kalk aus einem Stein ausbrennt, dies auf dieselbe Weise geschieht. Denn waren zuvor viele seiner Gänge allein den Kügelchen des zweiten Elements zugänglich, so werden sie jetzt so sehr geweitet, daß sie die Partikel des Wassers, freilich allein vom ersten Element begleitet, einlassen. Und außerdem – damit hier alles zugleich dargelegt sei – meine ich, daß, sooft irgendein fester Körper sich durch den Eintritt irgendeiner Flüssigkeit erhitzt, dies deshalb geschieht, weil viele seiner Gänge solche Ausmaße haben, daß sie die allein von Materie des ersten Elements begleiteten Partikel dieser Flüssigkeit einlassen. Und ich glaube, daß derselbe Grund vorliegt, wenn eine Flüssigkeit mit einer anderen vermischt wird : stets nämlich besteht die eine von beiden aus verästelten Partikeln, die auf andere Weise ineinander verflochten und miteinander verbunden sind, und übernimmt so die Rolle des harten Körpers, wie kurz zuvor in bezug auf die Ausdünstungen selbst einsichtig geworden ist. 94. Auf welche Weise sich in den Hohlräumen der Erde Feuer entzündet.
Auf alle diese Weisen kann sich nun nicht nur auf der Oberfläche der Erde, sondern auch in ihren Hohlräumen ein Feuer ent-
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acres crassarum exhalationum meatus ita possunt pervadere, ut in iis flammam accendant; & saxorum vel silicum fragmenta, secreto aquarum lapsu aliisve causis exesa, ex cavitatum fornicibus in substratum solum decidendo, tum aërem interceptum magna vi possunt explodere, tum etiam silicum collisione ignem excitare; atque ubi semel unum corpus flammam concepit, facile ipsam etiam aliis vicinis corporibus, ad eam recipiendam aptis, communicat. Flammae enim particulae, istorum corporum particulis occurrentes, ipsas movent & secum abducunt. Sed hoc non tam spectat ad ignis generationem, quam ad ejus conservationem; de qua deinceps est agendum. XCV. Quomodo candela ardeat.
Consideremus, exempli causa (Fig. 35), candelam accensam AB, putemusque in omni spatio CDE, per quod ejus flamma se extendit, multas quidem volitare particulas cerae, vel cujuslibet alterius materiae oleagineae, ex qua haec candela conflata est, multosque etiam globu | los secundi elementi, sed tam hos quam illos materiae primi elementi sic innatare, ut ejus motu rapiantur; & quamvis se mutuo saepe tangant & impellant, non tamen omni ex parte suffulciant, quemadmodum solent aliis in locis, ubi nullus est ignis. XCVI. Quomodo ignis in ea conservetur.
Materia autem primi elementi, quae magna copia in hac flamma reperitur, semper conatur egredi ex loco in quo est, quia celerrime movetur; & quidem egredi sursum versus, hoc est, se removeat 1 a centro Terrae, quia, ut supra dictum est, ipsis globulis coelestibus, aëris meatus occupantibus, est levior; & tum hi glo-
1 se removeat ] sic 1. Auflage; die anderen lesen ut se removeat. Ist se re-
movere gemeint?
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zünden. Denn auch dort können die scharfen (ätzenden) Gase die Gänge der verdickten Ausdünstungen so durchdringen, daß sich in ihnen eine Flamme entzündet. Ebenso können durch den Fall verborgenen Wassers oder durch andere Ursachen zermürbte Bruchstücke von Felsen oder Gesteinen, die aus den Gewölben der Hohlräume auf den darunterliegenden Boden herabfallen, durch ihre große Kraft nicht nur die dazwischen befindliche Luft zur Explosion bringen, sondern auch durch den Zusammenprall der (Kiesel-, Feuer-)Steine ein Feuer entzünden. Wo aber einmal ein Körper Feuer gefangen hat, überträgt er es leicht auch auf andere ihm benachbarte Körper, wenn sie entzündbar sind. Die Partikel der Flamme nämlich, die auf die Partikel dieser Körper auftreffen, bewegen sie und reißen sie mit sich mit ; freilich betrifft letzteres nicht so sehr die Erzeugung als Feuers als vielmehr dessen Erhaltung, weswegen darüber erst in der Folge zu handeln ist. 95. Wie eine Kerze zu brennen fortfährt.
Betrachten wir zum Beispiel die brennende Kerze AB (Fig. 35). Nehmen wir an, daß zwar in dem gesamten Raum CDE, über den die Flamme sich erstreckt, viele Partikel des Wachses oder einer beliebigen anderen öligen Materie, aus der sich die Kerze zusammensetzt, umherfliegen, und ebenso viele Kügelchen des zweiten Elements. Beide schwimmen in der Materie des ersten Elements so, daß sie durch deren Bewegung mitgerissen werden. Und obwohl sie sich häufig berühren und anstoßen, unterstützen sie gleichwohl größtenteils das Feuer nicht, wie sie es an den Orten zu tun pflegen, wo kein Feuer ist. 96. Auf welche Weise sich das Feuer in der Flamme aufrecht erhält.
Weil die Materie des ersten Elements, die in großer Menge in dieser Flamme angetroffen wird, schneller bewegt ist, ist sie unablässig bestrebt, den Ort, an dem sie sich befindet, zu verlassen, und zwar nach oben, d. h. : sich vom Mittelpunkt der Erde zu entfernen. Denn sie ist, wie oben ausgeführt wurde, leichter als die Kügelchen der Himmelsmaterie, die die Gänge
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buli, tum omnes particulae terrestres aëris circumjacentis, descendere conantur in ejus locum, ideoque protinus flammam suffocarent, si solo primo elemento constaret. Sed particulae terrestres, ab ellychnio FG assidue egredientes, statim atque primo elemento immersae sunt, ejus cursum sequuntur, & occurentes iis aëris particulis, quae paratae erant ad descendendum in locum flammae, ipsas repellunt, sicque ignem conservant. XCVII. Cur ejus flamma sit acuminata, & fumus ex ea egrediatur.
Cum autem hae sursum versus praecipue tendant, hinc fit, ut flamma soleat esse acuminata. Et quia multo celerius aguntur quam istae particulae aëris quas sic repellunt, non possunt ab iis impediri, quominus ulte | rius pergant versus H, ubi paullatim agitationem suam deponunt, sicque vertuntur in fumum. XCVIII. Quomodo aër & alia corpora flammam alant.
Qui fumus nullum in toto aëre locum reperiret, quia nullibi vacuum est, nisi, prout egreditur ex flamma, tantundem aëris versus ipsam circulari motu regrederetur. Nempe, dum fumus ascendit ad H, pellit inde aërem versus I & K, qui aër, lambendo summitatem candelae B ac radices elychnii F, ad flammam accedit, eique alendae inservit. Sed ad hoc non sufficeret, propter partium suarum tenuitatem, nisi multas cerae particulas, calore ignis agitatas, per ellychnium secum adduceret. Atque ita flamma debet assidue renovari ut conservetur, & non magis eadem manet, quam flumen ad quod novae semper aquae accedunt.
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der Luft einnehmen. Sowohl die Kügelchen der Himmelsmaterie als auch alle in der Luft befindlichen irdischen Partikel sind bestrebt, an ihren Ort herabzusteigen, und würden daher die Flamme unverzüglich ersticken, wenn sie allein aus dem ersten Element bestünde. Aber die unablässig aus dem Lampendocht FG austretenden irdischen Partikel folgen dem Verlauf der Flamme – und zwar auch dann, wenn sie in das erste Element eingetaucht sind – und treffen auf diejenigen Partikel der Luft auf, die sich gerade angeschickt hatten, an den Ort der Flamme herabzusteigen, stoßen sie zurück und erhalten so das Feuer aufrecht. 97. Weshalb eine Flamme zugespitzt ist und Rauch aus ihr austritt.
Weil die vom Lampendocht ausströmenden Partikel aber vorzugsweise nach oben tendieren, ist die Flamme gewöhnlich zugespitzt. Und weil diese Partikel sehr viel schneller erregt sind als diejenigen Partikel der Luft, die sie auf diese Weise zurückstoßen, können sie nicht von ihnen daran gehindert werden, weiter in Richtung H voranzugehen, wo sie allmählich ihren Antrieb verlieren und sich in Rauch verwandeln. 98. Wie Luft und andere Körper die Flamme ernähren.
Weil es nirgendwo ein Vakuum gibt, würde dieser Rauch in der gesamten Luft keinen Platz finden, wenn nicht gerade so viel Luft, wie aus der Flamme austritt, in einer Kreisbewegung in die Flamme zurückkehrte. Denn während der Rauch nach H aufsteigt, stößt er von dort die Luft in Richtung I und K, und diese Luft, die Spitze der Kerze B und die Wurzeln des Lampendochts F umspielend, tritt zur Flamme hinzu und dient ihr zur Ernährung. Freilich würde dies aufgrund der Schlankheit ihrer Teile dafür noch nicht ausreichen, wenn sie nicht viele durch die Wärme des Feuers erregte Partikel des Wachses durch den Lampendocht mitzöge. Auf diese Weise nun muß sich die Flamme unablässig erneuern, damit sie sich erhält, und sie bleibt ebensowenig dieselbe wie ein Fluß, in den ständig neues Wasser einfließt.
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XCIX. De motu aëris versus ignem.
Motum autem circularem aëris & fumi licet experiri, quoties magnus ignis in cubiculo aliquo excitatur. Si enim cubiculum ita sit clausum, ut praeter tubum camini per quem fumus exit, unum tantum aliquod foramen sit apertum, sentietur continuo magnus ventus, per hoc foramen ad focum tendens, in locum fumi abeuntis. De iis quae ignem exstinguunt. Atque ex his patet, ad ignis conservationem duo requiri: primum, ut in eo sint particulae terrestres, quae, a primo elemento impulsae, vim habeant impediendi, ne ab aëre aliisve liquoribus supra ipsum positis suffocetur. Loquor tantum de liquoribus supra ignem | positis: quia, cum sola sua gravitate versus illum ferantur, nullum periculum est, ne ab iis qui infra ipsum sunt, possit extingui. Sic flamma candelae inversae obruitur a liquore qui alias eam conservat; & contra, ignes alii fieri possunt, in quibus sint particulae terrestres tam solidae, tam multae, ac tanto cum impetu vibratae, ut ipsam aquam affusam repellant, & ab ea exstingui non possint.
C.
CI. Quid requiratur, ut aliquod corpus alendo igni aptum sit.
Alterum quod ad ignis conservationem requiritur, est, ut adhaereat alicui corpori, ex quo nova materia possit ad illum accedere, in locum fumi abeuntis: ideoque istud corpus debet in se habere multas particulas satis tenues, pro ratione ignis conservandi; easque inter se, vel etiam aliis crassioribus, ita junctas, ut im-
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99. Über die Bewegung der Luft zum Feuer hin.
Die Kreisbewegung der Luft und des Rauches aber kann immer erfahren werden, wenn ein großes Feuer in irgendeinem Zimmer entzündet wird. Wenn nämlich das Zimmer so geschlossen ist, daß mit Ausnahme des Kaminschachtes, durch den der Rauch entweicht, nur eine Öffnung offensteht, wird ein beständiger starker, von dieser Öffnung zum Feuer ziehender Luftzug spürbar, der an den Ort des entweichenden Rauches tritt. 100. Über das, was das Feuer auslöscht.
Daraus ergibt sich, daß zur Erhaltung eines Feuers zweierlei erfordert wird : Erstens müssen im Feuer irdische Partikel vorhanden sein, die, von dem ersten Element angestoßen, die Kraft besitzen, zu verhindern, daß es von der Luft oder anderen über ihm befindlichen Flüssigkeiten erstickt wird. Ich spreche hier allein über die oberhalb des Feuers befindlichen Flüssigkeiten, denn es ist nicht zu befürchten, daß das Feuer von den sich unter ihm befindenden Flüssigkeiten ausgelöscht werden könnte, da sich die fraglichen Flüssigkeiten allein aufgrund ihres Gewichts zum Feuer hin bewegen. So wird die Flamme einer umgedrehten Kerze von der Flüssigkeit niedergedrückt, die sie doch sonst erhält ; und umgekehrt können andere Feuer entstehen, in denen die irdischen Partikel so fest, so zahlreich und mit einem solchen Schwung in Schwingung versetzt sind, daß sie selbst nahendes Wasser zurückstoßen und von ihm nicht ausgelöscht werden können. 101. Was erforderlich ist, damit ein Körper zur Ernährung eines Feuers geeignet ist.
Das andere, was zur Erhaltung eines Feuers erforderlich ist, ist, daß es mit einem anderen Körper in Verbindung steht, aus dem an den Ort des entweichenden Rauches neue Materie zu ihm hinzutreten kann. Deshalb muß dieser Körper viele ausreichend feine Partikel in sich haben, nach Maßgabe der Art des zu erhaltenden Feuers ; und diese Partikel müssen untereinander oder auch mit anderen, gröberen Partikeln so verbunden sein, daß sie
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pulsu particularum illius ignis, cum ab invicem, tum etiam a vicinis secundi elementi globulis sejungi possint, sicque in ignem converti. CII. Cur flamma ex spiritu vini linteum non urat.
Dico particulas istius corporis esse debere satis tenues, pro ratione ignis conservandi; nam, exempli causa, si vini spiritus linteo aspersus flammam conceperit, depascet quidem haec flamma tenuissima totum istum vini spiritum, sed linteum, quod alius ignis facile combureret, non attinget: quoniam ejus particulae non sunt satis tenues, ut ab ea moveri possint. CIII. Cur spiritus vini facillime ardeat.
Et quidem spiritus vini facillime alit flammam, quia non constat, nisi particulis valde tenuibus, & quia in iis ramuli quidam sunt, tam breves quidem & flexiles, ut sibi mutuo non adhaereant: tunc enim spiritus in oleum verteretur; sed tales ut multa perexigua spatia circa se relinquant, quae non a globulis | secundi elementi, sed a sola materia primi possint occupari. CIV. Cur aqua difficillime.
Contra autem aqua videtur igni valde adversa, quia particulis constat non modo crassiusculis, sed etiam laevibus & glabris: quo fit, ut nihil obstet, quominus globuli secundi elementi undique illas cingant & sequantur; atque insuper flexilibus, quo fit, ut facile subeat meatus corporum quae uruntur, & ex iis ignis particulas arcendo, impediat ne aliae ignescant.
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durch den Druck der Partikel dieses Feuers sowohl voneinander als auch von den angrenzenden Kügelchen des zweiten Elements getrennt werden können und sich so in Feuer verwandeln. 102. Weshalb die aus dem Weingeist entsprungene Flamme ein Leinentuch nicht verbrennt.
Ich sage, die Partikel dieses Körpers müssen nach Maßgabe des zu erhaltenden Feuers ausreichend fein sein : Denn wenn zum Beispiel über eine Leinwand versprengter Weingeist Feuer gefangen hat, wird diese äußerst feine Flamme zwar den gesamten Weingeist verzehren, jedoch die Leinwand nicht angehen, die in einem andersgearteten Feuer leicht verbrennen würde, weil ihre Partikel nicht fein genug sind, als daß sie von ihm bewegt werden könnten. 103. Warum der Weingeist sehr leicht brennt.
Der Weingeist ernährt die Flamme zwar sehr leicht, weil er aus nichts anderem besteht als aus sehr feinen Partikeln. Auch befinden sich zwischen diesen Partikeln zwar gewisse Verästelungen, die sich nicht aneinanderhängen – denn dann würde sich nämlich der Weingeist in Öl verwandeln. Aber diese Partikel sind so beschaffen, daß sie um sich herum viele äußerst kleine Zwischenräume offenlassen, die nicht von den Kügelchen des zweiten Elements, sondern allein von der Materie des ersten eingenommen werden können. 104. Weshalb das Wasser nur sehr schwer brennt.
Anderseits aber zeigt sich das Wasser als dem Feuer geradezu entgegengesetzt, weil es aus den nicht nur gröberen aller kleinen Partikeln besteht, sondern auch aus leichten und glatten, weshalb durch nichts verhindert wird, daß die Kügelchen des zweiten Elements sie von allen Seiten umzingeln und mit sich führen. Außerdem besteht es aus biegsamen Partikeln, weshalb es leicht in die Gänge der austrocknenden Körper eintritt und, indem es von ihnen die Partikel des Feuers fernhält, verhindert, daß diese andere Körper entzünden.
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CV. Cur vis magnorum ignium ab aqua aut salibus injectis augeatur.
Sed tamen nonnulla corpora talia sunt, ut aquae particulae eorum meatibus immissae ignem juvent; quia inde cum impetu resilientes, ipsae ignescunt. Ideo fabri carbones fossiles aqua aspergunt. Et aquae parva copia, ingentibus flammis injecta, ipsis auget. Quod etiam salia potentius praestant: cum enim eorum particulae rigidae sint & oblongae, spiculorum instar in flamma vibrantur, & in alia corpora impingentes magnam vim habent ad ipsorum minutias concutiendas: unde fit, ut metallis liquefaciendis soleant adjungi. CVI. Qualia sint corpora quae facile uruntur.
Illa autem quae alendo igni communiter adhibentur, ut ligna & similia, constant variis particulis, quarum quaedam sunt tenuissimae, aliae paullo crassiores, & gradatim aliae crassiores, & pleraeque sunt ramosae, magnique meatus ipsas interjacent: quo fit ut ignis particulae, meatus istos ingressae, primo quidem tenuissimas, ac deinde etiam mediocres, & earum ope crassiores celerrime commoveant; sicque globulos coelestes, primo ex angustioribus intervallis, ac deinde etiam ex reliquis excutiant; ipsasque omnes (solis crassissimis exceptis, ex quibus cineres fiunt) secum abripiant. | CVII. Cur quaedam inflammentur, alia non.
Et cum ejusmodi particulae, quae ex corpore, quod uritur, simul egrediuntur, sunt tam multae ut vim habeant globulos coelestes ex aliquo aëris vicini spatio expellendi, spatium illud flamma implent. Si vero sint pauciores, fit ignis sine flamma, qui vel
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105. Weshalb die Kraft vieler Feuer von hinzugegebenem Wasser oder Salzen vergrößert wird.
Allerdings sind einige Körper von solcher Art, daß die in ihre Gänge eindringenden Partikel des Wassers das Feuer unterstützen, weil sie, indem sie von dort mit Schwung zurückspringen, sich selbst entzünden. Deshalb besprengen die Schmiede die geschürften Kohlen mit Wasser. Und eine kleine Menge Wasser, in sehr große Flammen eingesprüht, vergrößert sie. Dessen sind die Salze in noch größerem Maße fähig : weil nämlich deren Partikel starr und länglich sind, schwingen sie in der Flamme wie Pfeilspitzen und die auf andere Körper aufschlagenden besitzen die Kraft, um die im Vergleich mit ihnen kleineren zu erschüttern. Deshalb ist es üblich, sie den zu schmelzenden Metallen beizumengen. 106. Wie beschaffen die Körper sind, die leicht verbrennen.
Diejenigen Materialien jedoch, die gewöhnlich zur Ernährung eines Feuers verwendet werden, wie Holz und dergleichen, bestehen aus verschiedenen Partikeln, von denen einige äußerst fein sind, andere etwas gröber, wieder andere stufenweise gröber. Der größte Teil dieser Partikel ist verästelt und weist in sich viele Gänge auf. Deshalb ziehen die Partikel des Feuers, die in jene Gänge eintreten, zuerst nur die feinsten, und sodann auch die mittleren und mit deren Hilfe die gröberen schneller mit sich mit. Auf diese Weise schlagen sie die Kügelchen der Himmelsmaterie zuerst aus den engsten, und sodann auch aus den übrigen Zwischenräumen heraus, und reißen sie alle mit (allein die gröbsten ausgenommen, aus denen die Aschen entstehen). 107. Weshalb bestimmte Materialien Feuer fangen, andere nicht.
Wenn nun die aus einem verbrennenden Körper zugleich austretenden so gearteten Partikel so zahlreich sind, daß sie die Kraft besitzen, die Kügelchen der Himmelsmaterie aus einem angrenzenden Luftraum zu vertreiben, erfüllen sie diesen Raum mit der Flamme. Wenn sie jedoch weniger zahlreich sind, ent-
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paulatim per fomitis sui meatus serpit, cum materiam quam possit depascere, ibi nanciscitur: ut in istis funibus sive ellychniis quorum usus est in bello ad tormentorum pulverem incendum. CVIII. Cur ignis aliquandiu in prunis se conservet.
Vel certe, si nullam talem materiam circa se habet, non conservatur, nisi quatenus inclusus poris corporis cui inhaeret, tempore aliquo eget ad omnes ejus particulas ita dissolvendas, ut se ab iis possit liberare. Hocque videre est in carbonibus accensis, qui cineribus tecti, per multas horas ignem retinent, propter hoc solum, quod ille ignis insit quibusdam particulis tenuibus & ramosis, quae aliis crassioribus implicatae, quamvis celerrime agitentur, non tamen nisi unae post alias egredi possunt; ac forte priusquam ita egrediantur, longo motu deteri, & singulae in plures alias dividi debent. CIX. De pulvere tormentario ex sulphure, nitro & carbone confecto;
ac primo de sulphure.
Nihil vero celerius ignem concipit, nec minus diu illum conservat, quam pulvis tormentarius, ex sulphure, nitro, & carbone confectus. Quippe vel solum sulphur quam-maxime inflammabile est, quia constat particulis succorum acrium, quae tam tenuibus & spissis materiae oleagineae ramulis sunt involutae, ut permulti meatus inter istos ramulos soli primo elemento pateant. Unde fit, ut etiam ad usum medicinae sulphur calidissimum censeatur. CX. De nitro.
Nitrum autem constat particulis oblongis & rigi | dis, sed in hoc a sale communi diversis, quod in una extremitate sint crassiores, quam in alia: ut vel ex eo patet, quod aqua solutum, non ut sal
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steht ein Feuer ohne Flamme, das sich entweder nach und nach durch die Gänge des Brennstoffs frißt, weil es die Materie verzehren kann, die sich zufällig dort findet, wie bei jenen Tauen bzw. Lunten, die im Krieg Anwendung finden, um das Pulver der Geschütze zu entzünden, … 108. Weshalb sich in glühenden Kohlen ein Feuer erhält.
… oder sich vielmehr, wenn es keine solche Materie um sich herum findet, nur insofern erhält, als es, eingeschlossen in den Poren des Körpers, dem es anhaftet, eine gewisse Zeit benötigt, um alle seine Partikel so herauszulösen, daß es sich von ihnen losmachen kann. Dies kann man bei entzündeten Kohlen sehen, die, von Aschen bedeckt, allein deswegen über viele Stunden das Feuer aufrecht erhalten, weil dieses Feuer gewisse feine und verästelte Partikel enthält, die in gröbere andere verwickelt sind, und nur nacheinander austreten können, obwohl sie schneller erregt sind. Möglicherweise werden sie, bevor sie auf diese Weise austreten, durch die langwierige Bewegung abgenutzt, so daß die einzelnen in viele andere aufgeteilt werden müssen. 109. Über das aus Schwefel, Natron und Kohle angefertigte Schießpulver ; und zuerst über den Schwefel.
In der Tat fängt nichts schneller Feuer und bewahrt es weniger lang als das aus Schwefel, Natron und Kohle angefertigte Schießpulver. Denn schon der Schwefel allein ist äußerst stark entflammbar, weil er aus Partikeln scharfer Säfte besteht, die in so feine und zusammengedrängte Verästelungen öliger Materie verwickelt sind, daß äußerst viele Gänge zwischen diesen Verästelungen allein dem ersten Element offenstehen. Deshalb wird Schwefel auch zum medizinischen Gebrauch als äußerst wirkungsvolles Mittel geschätzt. 110. Über das Natron.
Das Natron aber besteht aus länglichen und starren Partikeln, die freilich darin von dem gewöhnlichen Salz verschieden sind, daß sie am einen Ende dicker sind als am anderen, wie sich
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commune, figura quadrata in ejus superficie concrescat, sed vasis fundo & lateribus adhaereat. CXI. De sulphuris & nitri conjunctione.
Et quantum ad magnitudinem particularum, putandum est talem esse inter illas proportionem, ut eae succorum acrium, quae sunt in sulphure, a primo elemento commotae, facillime globulos secundi ex intervallis ramulorum materiae oleagineae excutiant, simulque nitri particulas, quae ipsis sunt crassiores, exagitent. CXII. De motu particularum nitri.
Atque hae nitri particulae (Fig. 36), qua parte sunt crassiores, gravitate sua deorsum tendunt, earumque ideo praecipuus motus est in parte acutiore, quae sursum erecta, ut in B, agitur in gyrum, primo exiguum, ut in C ; sed qui (nisi quid impediat) statim fit major, ut in D; cum interim sulphuris particulae, celerrime versus omnes partes latae, ad alias nitri particulas brevissimo tempore perveniunt. CXIII. Cur flamma hujus pulveris valde dilatetur, & praecipue agat
versus superiora.
Et quoniam harum nitri particularum singulae multum spatii exigunt, ad circulos sui motus describendos, hinc fit, ut hujus pulveris flamma plurimum dilatetur; & quia circulos istos describunt ea cuspide, quae sursum versus erecta est, hinc tota ejus vis tendit ad superiora; & cum valde siccus & subtilis est, innoxie in manu potest accendi.
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schon daraus ergibt, daß es in Wasser aufgelöst nicht, wie das gewöhnliche Salz, in einer viereckigen Figur an dessen Oberfläche erstarrt, sondern sich am Boden und an den Seiten des Gefäßes ansetzt. 111. Über die Verbindung von Schwefel und Natron.
Was nun die Größe der Partikel anbelangt, so ist ein solches Verhältnis zwischen ihnen anzunehmen, daß die Partikel der scharfen Säfte, die sich im Schwefel befinden, vom ersten Element mitbewegt, sehr leicht die Kügelchen des zweiten Elements aus den Zwischenräumen der Verästelungen der öligen Materie herausschlagen, und zugleich die Partikel des Natrons aufwühlen, die im Vergleich mit ihnen gröber sind. 112. Über die Bewegung der Partikel des Natrons.
Die Partikel des Natrons (Fig. 36) tendieren nun aufgrund ihres Gewichts mit der dickeren Seite nach unten. Daher findet ihre hauptsächliche Bewegung an der spitzen Seite statt, die wie in B nach oben aufgerichtet, zuerst in einen kleinen Kreislauf wie bei C gezwungen wird, der jedoch (wenn nicht irgend etwas sie hemmt) wie bei D ständig größer wird, während unterdessen die schneller in alle Richtungen in Bewegung versetzten Partikel des Schwefels in kürzester Zeit zu den anderen Partikeln des Natrons gelangen. 113. Weshalb die Flamme dieses Pulvers sich weit ausdehnt und allmählich in die oberen Regionen vordringt.
Weil die einzelnen Partikel des Natrons viel Raum beanspruchen, um ihre Kreisbewegungen zu beschreiben, dehnt sich die Flamme dieses Pulvers sehr weit aus ; und weil sie jene Kreise mit ihrer Spitze beschreiben, die nach oben aufgerichtet ist, tendiert ihre gesamte Kraft zu den oberen Regionen. Da nun dieses Pulver sehr trocken und fein ist, kann es gefahrlos in der Hand entzündet werden.
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CXIV. De carbone.
Sulphuri autem & nitro carbo admiscetur, atque ex hac mistura, humore aliquo aspersa, granula sive pilulae fiunt, quae deinde exsiccantur. Quippe in car | bone multi sunt meatus: tum quia plurimi antea fuerunt in corporibus, quorum ustione factus est, tum etiam quia, cum corpora ista urebantur, multum fumi ex iis evolavit. Et duo particularum genera duntaxat in eo reperiuntur: unum est crassiuscularum, quae, cum solae sunt, cineres componunt; aliud tenuiorum, quae facile quidem ignescunt, quia jam ante ignis vi fuerunt commotae, sed longis & multiplicibus ramis implexae, non sine aliqua vi disjungi possunt: ut patet ex eo, quod aliis in fumum praecedente ustione abeuntibus, ipsae ultimae remanserunt. CXV. De granis hujus pulveris, & in quo praecipua ipsius vis
consistat.
Itaque facile sulphur & nitrum latos carbonis meatus ingrediuntur, & ramosis ejus particulis involvuntur atque constringuntur; praesertim cum humore aliquo madefacta, & in grana, vel exiguas pilulas, compacta, postea siccantur. Hujusque rei usus est, ad efficiendum ut nitri particulae, non tantum unae post alias, sed multae simul uno & eodem temporis momento incendantur. Etenim cum primum ignis aliunde admotus grani alicujus superficiem tangit, non statim illud inflammat & dissolvit, sed tempore quodam illi opus est, ut ab ista grani superficie ad interiores ejus partes perveniat; ibique sulphure prius incenso, paullatim etiam nitri particulas exagitet, ut tandem ipsae viribus
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114. Über die Kohle.
Dem Schwefel aber wird Natron und Kohle beigemischt, und aus dieser Mischung entstehen, indem sie mit irgendeiner Flüssigkeit besprengt wird, Körnchen oder Kügelchen, die daraufhin ausgetrocknet werden. Denn in der Kohle befinden sich viele Gänge : Zum einen, weil viele solche Gänge zuvor schon in den Körpern gewesen sind, durch deren Verbrennung sie entstanden ist, und zum anderen, weil eine große Menge Rauch aus ihnen entwich, während diese Körper verbrannten. Die Kohle enthält so nur zwei Gattungen von Partikeln : Die eine ist die der gröberen der kleinen Partikel, die, wenn sie allein sind, die Aschen bilden ; die andere die der feinen Partikel, die sich zwar leicht entzünden – weil sie bereits zuvor durch die Kraft des Feuers mitbewegt worden sind – jedoch, weil sie in lange und vielfältige Zweige eingeflochten sind, nicht ohne eine gewisse Kraft losgelöst werden können : wie schon daraus klar wird, daß die einen in der vorherigen Verbrennung als Rauch entwichen waren, während sie selbst bis zuletzt zurückgeblieben sind. 115. Über die Körner dieses Pulvers, und worin hauptsächlich ihre Kraft besteht.
Auf diese Weise treten der Schwefel und das Natron leicht in die breiten Gänge der Kohle ein, verwickeln sich in ihre verästelten Partikel und werden von ihnen zusammengeschnürt, zumal, wenn sie durch irgendeine Flüssigkeit angefeuchtet und zu Körnern oder winzigen Kügelchen zusammengepreßt und daraufhin getrocknet werden. Dieser Sachverhalt kann dahingehend nutzbar gemacht werden, zu bewirken, daß die Partikel des Natrons sich nicht nacheinander, sondern sie sich zu vielen zugleich im selben Moment entzünden. Denn sobald das Feuer die Oberfläche irgendwelcher von woandersher sich nähernder Körner berührt, entflammt es nicht sofort die Körner insgesamt und löst sie auf, sondern es ist eine gewisse Zeit nötig, damit das Feuer von der Oberfläche dieser Körner zu ihren inneren Bereichen vordringt. Indem es nun dort zuerst den Schwefel entzündet, wühlt es allmählich auch die Partikel des Natrons
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assumtis, & majus spatium ad gyros suos describendos exigentes, carbonis vincula discerpant, totumque granum confringant. Et quamvis hoc tempus sit admodum breve, si ad horas aut dies referatur, notandum tamen esse satis longum, si comparetur cum summa illa celeritate, qua granum ita dissiliens flammam suam per totum aërem vicinum spargit. | Nam cum, exempli causa, in bellico tormento, pauca quaedam pulveris grana, ellychnii, alteriusve fomitis igne contacta, prima omnium accenduntur, flamma ex iis erumpens, in minimo temporis momento, per omnia granorum circumjacentium intervalla dispergitur; ac deinde, quamvis non tam subito ad interiores ipsorum partes possit penetrare, quia tamen eodem tempore multa attingit, efficit ut multa simul incendantur & dilatentur, sicque magna vi tormentum explodant. Ita carbonis resistentia valde auget celeritatem, qua nitri particulae in flammam erumpunt; & granorum distinctio necessaria est, ut satis magnos circa se habeant meatus, per quos flamma pulveris primum accensi ad multas pulveris residui partes libere accedat. CXVI. De lucernis diutissime ardentibus.
Post illum ignem, qui omnium minime durabilis est, consideremus an dari possit aliquis alius, qui e contra sine ullo alimento diutissime perseveret: ut narratur de lucernis quibusdam, quae aliquando in hypogaeis, ubi mortuorum corpora servabantur, post multos annos inventae sunt accensae. Nempe in loco subterraneo & arctissime clauso, ubi nullis vel minimis ventis aër unquam commovebatur, potuit fortasse contingere, ut multae ramosae fuliginis particulae circa flammam lucernae colligeren-
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auf, so daß zuletzt ihre Kräfte sich verbünden und ein größerer Raum erforderlich ist, um ihre Kreisläufe zu beschreiben, sie die Bande der Kohle zerreißen und sie das gesamte Korn zerbrechen. Und auch wenn diese Zeitspanne äußerst klein sein mag, wenn sie auf Stunden oder Tage bezogen wird, ist zu beachten, daß sie gleichwohl ausreichend lang ist, wenn sie mit jener höchsten Geschwindigkeit verglichen wird, mit der das auf diese Weise zerspringende Korn seine Flamme über die gesamte angrenzende Luft ausbreitet. Denn wenn zum Beispiel bei einem Kriegsgeschütz nur einige wenige Körner des Pulvers mit dem Feuer einer Lunte oder eines anderen Zündmittels in Berührung kommen, entzünden sich nur die vordersten aller Körner, und die aus diesen herausbrechende Flamme verteilt sich in kürzester Zeit durch alle Zwischenräume der angrenzenden Körner, und bewirkt, obwohl sie nicht ebenso plötzlich zu den inneren Bereichen vordringen kann, gleichwohl aber in derselben Zeit viele berührt, daß sich viele zugleich entzünden, sich ausdehnen, und auf diese Weise mit großer Kraft aus dem Geschütz austreten. So vergrößert die chemische Trägheit der Kohlen die Geschwindigkeit sehr, mit der die Partikel des Natrons sich entflammen, und die Verschiedenheit der Körner ist nötig, damit sie ausreichend große Gänge um sich herum besitzen, durch die die Flamme des zuerst entzündeten Pulvers ungehindert zu vielen Teilen des übrigen Pulvers gelangt. 116. Über äußerst lange brennende Lampen.
Nach diesem Feuer, das von allen von geringster Dauer ist, wollen wir überlegen, ob es ein anderes geben könne, das sich im Unterschied zu dem ersteren ohne jede Nahrung eine geraume Zeit lang erhalten kann. So erzählt man von gewissen Lampen, die in Grabgewölben, wo die Körper der Toten aufbewahrt wurden, zuweilen noch nach vielen Jahren brennend aufgefunden werden. Denn an einem unterirdischen und sehr eng umschlossenen Ort, wo die Luft von keinerlei oder einem nur sehr geringen Luftzug bewegt wurde, haben sich möglicherweise viele verästelte Partikel des Rauchs um die Flamme der Lampe sam-
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tur, quae sibi mutuo incumbentes manerent immotae, atque ita exiguum quasi fornicem componentes, sufficerent ad impediendum, ne aër circumjacens istam flammam obrueret ac | suffocaret; nec non etiam ad ejusdem flammae vim sic frangendam & obtundendam, ut nullus amplius olei vel ellychnii particulas, si quae adhuc residuae erant, possent inflammare. Quo fiebat, ut materia primi elementi, sola ibi remanens, & tanquam in exigua quadam stella celerrime semper gyrans, undique a se repelleret globulos secundi, quibus solis, inter particulas circumpositae fuliginis, transitus adhuc patebat, sicque lumen per totum conditorium diffunderet: exiguum quidem & subobscurum, sed quod externi aëris motu, cum locus aperiretur, facile vires posset resumere, ac fuligine discussa lucernam ardentem exhibere. CXVII. De reliquis ignis effectibus.
Nunc veniamus ad eos ignis effectus, qui nondum ex modis quibus oritur & conservatur, potuerunt agnosci. Quippe jam ex dictis patet, quomodo luceat, quomodo calefaciat, quomodo corpora omnia, quibus alitur, in multas particulas dissolvat; nec non etiam, quomodo ex istis corporibus primo loco maxime tenues & lubricae, deinde aliae non quidem forte prioribus crassiores, sed magis ramosae atque implexae particulae egrediantur, eae scilicet quae, caminorum parietibus adhaerentes, fuliginem componunt; solaeque omnium crassissimae in cineres remaneant. Sed superest ut breviter ostendamus, quo pacto ejusdem ignis vi, quaedam ex corporibus quibus non alitur, liquescunt & bulliunt, alia siccantur & durescunt, alia exhalantur, alia in calcem, alia in vitrum convertuntur.
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meln können, die, indem sie sich übereinanderlagerten, unbewegt verblieben, und so gewissermaßen eine kleine Umhüllung bildeten, die ausreichte, um zu verhindern, daß die rundherum befindliche Luft die Flamme niederdrückte und erstickte, und sogar ausreichend sein konnte, um die Kraft der Flamme so zu bezähmen und zu schwächen, daß sie keine weiteren Partikel des Öls oder des Dochtes entflammen konnten, wenn sie bis dahin etwa noch übrig waren. Dadurch blieb dort allein die Materie des ersten Elements zurück, kreiste gleichsam wie in einer Art von kleinem Stern beständig schneller und stieß die Kügelchen des zweiten Elements beidseitig von sich fort, denen zwischen den rundherum angeordneten Partikeln des Rußes bislang allein der Durchgang gewährt war, und verbreitete so das Licht durch das gesamte Grabmal – gering zwar und sehr dunkel, allerdings so, daß es leicht die Kräfte wiedererlangen und die Lampe durch die Bewegung der äußeren Luft den Ruß zerschlagen und erneut auflodern würde, wenn der Ort geöffnet würde. 117. Über die restlichen Auswirkungen des Feuers.
Nunmehr gehen wir zu jenen Auswirkungen des Feuers über, die noch nicht aus den Weisen, wie es entsteht und sich erhält, erkannt werden konnten. Denn aus dem bereits Ausgeführten ergibt sich, auf welche Weise es leuchtet, auf welche Weise es sich erhitzt, auf welche Weise es alle Körper, durch die es ernährt wird, in viele Partikel auflöst, und nicht zuletzt auch, auf welche Weise aus diesen Körpern an erster Stelle äußerst feine und glatte, sodann andere, zwar nicht unausweichlich in erster Linie gröbere, sondern vielmehr verästelte und verflochtene Partikel austreten, nämlich diejenigen, die, wenn sie sich an die Kaminwände anhängen, den Ruß bilden, und einzelne, die von allen die gröbsten sind, als Asche zurückbleiben. Hingegen steht es noch aus, daß wir kurz anzeigen, auf welche Weise durch die Kraft desselben Feuers einige von den Körpern, die es nicht verbrennt, flüssig werden und kochen, andere ausgetrocknet und hart werden, andere verdunsten, wieder andere in Kalk, andere in Glas verwandelt werden.
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CXVIII. Quaenam corpora illi admota liquescant & bulliant.
Corpora omnia dura, conflata ex particulis, quae non multo difficilius unae quam aliae a vicinis suis separantur, & aliqua ignis vi possunt disjungi, dum istam vim patiuntur, liquescunt. Nihil enim aliud est liquidum | esse, quam constare particulis a se mutuo disjunctis, & quae in aliquo sint motu. Cumque tantus est istarum particularum motus, ut quaedam ex ipsis in aërem vel ignem vertantur, sicque solito plus spatii ad motum suum exigentes, alias expellant, corpora ista liquida effervescunt & bulliunt. CXIX. Quaenam siccentur & durescant.
Corpora autem quibus insunt multae particulae tenues, flexiles, lubricae, aliis crassioribus aut ramosis intertextae, sed non valde firmiter annexae, igni admota illas exhalant, hocque ipso siccantur. Nihil enim aliud est siccum esse, quam carere fluidis illis particulis, quae, cum simul sunt congregatae, aquam aliumve liquorem componunt. Atque hae fluidae particulae, durorum corporum meatibus inclusae, illos dilatant, aliasque ipsorum particulis motu suo concutiunt: quod eorum duritiem tollit, vel saltem imminuit; sed iis exhalatis, aliae quae remanent, arctius jungi & firmius necti solent, sicque corpora durescunt. CXX. De aquis ardentibus, insipidis, acidis.
Et quidem particulae, quae sic exhalantur, in varia genera distinguuntur. Nam primo, ut eas omittam quae sunt adeo mobiles &
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118. Welche einem Feuer nahegebrachten Körper flüssig werden und kochen.
Alle harten Körper, die aus Partikeln zusammengesetzt sind, die sich alle voneinander mit derselben Leichtigkeit von den ihnen benachbarten absondern lassen und von der Kraft eines Feuers getrennt werden können, werden flüssig, solange sie dieser Kraft ausgesetzt sind. Es ist nämlich das Flüssig-Sein nichts anderes als : aus voneinander getrennten Partikeln zu bestehen, die sich zudem in irgendeiner Bewegung befinden. Wenn nun die Bewegung dieser Partikel eine solche ist, daß einige von ihnen sich in Luft oder Feuer verwandeln und so die einzelnen mehr Raum für ihre Bewegung verlangen, stoßen sie die anderen aus. Diese flüssigen Körper wallen auf (sieden) und kochen. 119. Welche einem Feuer nahegebrachten Körper ausgetrocknet werden und sich verhärten.
Körper jedoch, in denen viele feine, biegsame, leicht bewegliche und mit gröberen oder verästelten verwobene, wenn auch nicht sehr stark miteinander verbundene Partikel enthalten sind, dunsten diese Partikel aus und werden selbst dadurch ausgetrocknet, wenn sie einem Feuer ausgesetzt werden. Es ist nämlich das Trocken-Sein nichts anderes, als : aller jener flüchtigen Partikel ledig zu sein, die, wenn sie miteinander vereinigt sind, Wasser oder auch eine andere Flüssigkeit bilden. Solche in den Gängen harter Körper enthaltenen flüchtigen Partikel, erweitern diese Gänge und erschüttern durch ihre Bewegung andere Partikel in den Gängen dieser Körper : was ihnen ihre Härte nimmt oder zumindest vermindert. Wenn diese Partikel freilich ausgedunstet sind, sind die zurückgebliebenen gewöhnlich um so enger miteinander verbunden und fester zusammengefügt, und so die Körper verhärtet. 120. Über brennende (ätzende), geschmacklose und säureartige Wasser.
Man unterscheidet bei den so ausgedunsteten Partikeln verschiedene Gattungen. Zuerst nämlich – damit ich jene über-
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tenues, ut solae nullum corpus praeter aërem conflare possint, post ipsas omnium tenuissimae, quaeque facillime exhalantur, sunt illae quae Chymicorum vasis undique accurate clausis exceptae, ac simul collectae, componunt aquas ardentes, sive spiritus, quales ex vino, tritico, aliisque multis corporibus elici solent. Sequuntur deinde aquae dulces sive insipidae, quales sunt eae quae ex plantis aliisve corporibus destillantur. Tertio loco sunt aquae erodentes & acidae, sive succi acres; qui ex salibus non sine magna vi ignis educuntur. | CXXI. De sublimatis & oleis.
Quaedam etiam particulae crassiores, quales sunt eae argenti vivi, & salium, quae, vasorum summitati adhaerentes, in corpora dura concrescunt, satis magna vi opus habent, ut in sublime attollantur. Sed olea omnium difficillime ex duris & siccis corporibus exhalantur; idque non tam ignis vi, quam arte quadam perfici debet. Cum enim eorum particulae tenues sint & ramosae, magna vis eas frangeret atque discerperet, priusquam ex istorum corporum meatibus educi possent. Sed iis affunditur aqua copiosa, cujus particulae laeves & lubricae, meatus istos pervadentes, paullatim illas integras eliciunt ac secum abripiunt. CXXII. Quod mutato ignis gradu mutetur ejus effectus.
Atque in his omnibus ignis gradus est observandus: eo enim variato, semper aliquo modo effectus variatur. Ita multa cor-
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gehe, die derartig beweglich und fein sind, daß sie für sich selbst keinen Körper außer Luft zusammenbringen können – finden sich nach den insgesamt dünnsten, die am leichtesten ausgedunstet werden, diejenigen, die die brennenden (ätzenden) Wasser bzw. Gase bilden, wenn sie in den an allen Seiten sehr genau verschlossenen Gefäßen der Chemiker aufgefangen und angesammelt werden, wie etwa diejenigen, die gewöhnlich aus Wein, Weizen und vielen anderen Körpern gewonnen werden. An zweiter Stelle folgen dann die süßen bzw. geschmacklosen Wasser, wie diejenigen, die aus den Pflanzen oder anderen Körper herausdestilliert werden. An dritter Stelle finden sich die zerfressenden und säureartigen Wasser, bzw. scharfen (ätzenden) Säfte, die aus den Salzen durch ein Feuer von großer Kraft gewonnen werden. 121. Über Sublimate und Öle.
Außerdem haben einige gröbere Partikel, wie etwa diejenigen des Quecksilbers und der Salze, die den obersten Stellen eines Gefäßes anhängen und sich zu harten Körpern verbinden, eine ausreichend große Kraft zur Verfügung, um sich in die Höhe zu erheben. Die Öle hingegen werden von allen Stoffen am schwersten aus den harten und trockenen Körpern ausgeschieden, und dies muß nicht nur durch die Kraft des Feuers, sondern auch durch gewisse künstliche Bedingungen bewerkstelligt werden. Weil nämlich ihre Partikel fein und verästelt sind, würde eine große Kraft sie zerbrechen und zerreißen, bevor sie aus den Gängen ihrer Körper herausgeführt würden. Gießt man ihnen allerdings eine reichhaltige Menge Wasser zu, bringen dessen glatte und leicht bewegliche Partikel, wenn sie die Gänge durchdringen, sie allmählich unzerbrochen heraus und reißen sie mit sich mit. 122. Weshalb durch das stufenweise Verändern des Feuers sich seine Auswirkungen verändern.
Bei all dem nun muß der Grad des Feuers beachtet werden, durch dessen Veränderung nämlich stets in irgendeiner Weise
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pora, lento primum igni, ac deinde gradatim fortiori, admota, siccantur, & varias particulas exhalant: quales non emitterent, sed potius tota liquescerent, si ab initio validis ignibus torquerentur. CXXIII. De calce.
Modus etiam ignem applicandi, variat ejus effectum. Sic quaedam, si tota simul incalescant, liquefiunt; sed si valida flamma ipsorum superficiem lambat, illam in calcem convertit. Quippe corpora omnia dura, quae sola ignis actione in pulverem minutissimum reducuntur, fractis scilicet vel expulsis tenuioribus quibusdam eorum particulis, quae reliquas simul jungebant, vulgo apud Chymicos dicuntur in calcem verti. Nec alia inter cineres & calcem differentia est, quam quod cineres sint reliquiae eorum corporum, quorum magna pars igne consumta est, calx vero sit eorum, quae fere tota post absolutam ustionem manent. | CXXIV. De vitro, quomodo fiat.
Ultimus ignis effectus, est calcis & cinerum in vitrum conversio. Postquam enim ex corporibus, quae uruntur, tenuiores omnes particulae evulsae ac rejectae sunt, caetere, quae pro calce vel cineribus manent, tam solidae sunt & crassae, ut ignis vi sursum attolli non possint; figurasque habent ut plurimum irregulares & angulosas: unde fit, ut unae aliis incumbentes, sibi mutuo non adhaereant, nec etiam, nisi forte in minutissimis quibusdam punctis, se contingant. Cum autem postea validus & diuturnus ignis pergit in illas vim suam exercere, hoc est, cum tenuiores
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die Auswirkungen wechseln. So trocknen viele Körper, wenn sie zuerst einem langsamen Feuer und sodann einem stufenweise immer stärkeren ausgesetzt werden, und scheiden verschiedene Partikel aus. Wenn sie statt dessen von Anfang an in kräftigen Feuern gewendet werden, stoßen sie die Partikel nicht aus, sondern werden vielmehr insgesamt flüssig. 123. Über den Kalk.
Auch die Weise, das Feuer anzuwenden, verändert dessen Auswirkungen. So werden gewisse Stoffe geschmolzen, wenn sie insgesamt zugleich erhitzt werden. Wenn aber eine kräftige Flamme ihre Oberflächen umzüngelt, verwandelt es diese Oberfläche in Kalk. Denn die Chemiker bezeichnen gewöhnlich alle harten Körper, die allein durch die Einwirkung des Feuers in allerfeinstes Pulver umgewandelt werden, nämlich in Bruchstücke oder Absonderungen gewisser feinerer Partikel derjenigen, die mit den übrigen verbunden waren, als in Kalk verwandelt. Zwischen den Aschen und dem Kalk besteht nur der Unterschied, daß die Aschen Reste derjenigen Körper sind, deren größter Anteil durch das Feuer verzehrt worden ist, während der Kalk der Überrest derjenigen ist, die nach einer vollkommenen Verbrennung fast in vollem Umfang erhalten sind. 124. Über das Glas, auf welche Weise es entsteht.
Die letzte Auswirkung des Feuers ist die Verwandlung des Kalks und der Aschen in Glas. Nachdem nämlich aus den verbrennenden Körpern alle feineren Partikel herausgerissen und fortgestoßen sind, sind die übrigen, die als Kalk oder Aschen zurückbleiben, so fest und dick, daß sie durch die Kraft des Feuers nicht aufwärts getrieben werden können. Außerdem besitzen sie zumeist sowohl unregelmäßige als auch eckige Gestalten ; deshalb verbinden sie sich nicht miteinander, wenn sich die einen über die anderen lagern, und berühren sich nur an gewissen äußerst kleinen Punkten. Wenn danach aber ein kräftiges und andauerndes Feuer fortfährt, seine Kraft auszuüben, d. h. :
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particulae tertii elementi, una cum globulis secundi a materia primi abreptae, celerrime circa ipsas in omnes partes moveri pergunt, paullatim earum anguli atteruntur, & superficies laevigantur, & forte etiam nonnullae ex ipsis inflectuntur, sicque unae super alias repentes & fluentes, non punctis duntaxat, sed exiguis quibusdam superficiebus se contingunt, & hoc pacto simul connexae vitrum componunt. CXXV. Quomodo ejus particulae simul jungantur.
Quippe notandum est, cum duo corpora, quorum superficies aliquam latitudinem habent, sibi mutuo secundum lineam rectam occurrunt, ipsa non posse tam prope ad invicem accedere, quin spatium aliquod intercedat, quod a globulis secundi elementi occupetur; cum autem unum supra aliud oblique ducitur vel repit, ea multo arctius jungi posse. Nam, exempli causa (Fig. 37), si corpora B & C sibi invicem occurrant secundum lineam AD, globuli coelestes, eorum superficie | bus intercepti, contactum immediatum impediunt. Si autem corpus G hinc inde moveatur supra corpus H, secundum lineam rectam EF, nihil impediet quominus immediate ipsum tangat: saltem si utriusque superficies sint laeves & planae; si autem sint rudes & inaequales, paullatim hoc ipso motu laevigantur & explanantur. Itaque putandum est, calcis & cinerum particulas ab invicem disjunctas, hic exhiberi per corpora B & C; particulas autem vitri simul junctas, per corpora G & H. Atque ex hac sola diversitate, quam perspicuum est in illas, per vehementem & diuturnam ignis actionem, debere induci, omnes vitri proprietates acquirunt.
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wenn die gleichzeitig mit den Kügelchen des zweiten Elements von der Materie des ersten Elements mitgerissenen feineren Partikel des dritten Elements beginnen, sich schneller um sie in alle Richtungen zu bewegen, werden ihre Ecken allmählich abgerieben und ihre Oberflächen geglättet, und möglicherweise auch einige von ihnen eingebogen. Wenn auf diese Weise die einen über die anderen kriechen und fließen, berühren sie sich nicht nur an Punkten, sondern an bestimmten kleinen Oberflächen und bilden so miteinander verknüpft das Glas. 125. Wie sich die Partikel des Glases miteinander verbinden.
Wenn zwei Körper, deren Oberflächen eine gewisse Breite aufweisen, in gerader Linie aufeinander auftreffen, können sie sich nicht so nahe kommen, daß nicht ein gewisser Raum zwischen ihnen verbliebe, der von den Kügelchen des zweiten Elements eingenommen wird. Wenn aber der eine schräg über den anderen gezogen wird oder kriecht, können sie sehr viel enger verbunden werden. Denn wenn zum Beispiel (Fig. 37) die Körper B und C aufeinander entlang der geraden Linie AD auftreffen, verhindern die zwischen ihren Oberflächen befindlichen Kügelchen der Himmelsmaterie einen unmittelbaren Kontakt. Wenn aber der Körper G entlang der geraden Linie EF über den Körper H hinund herbewegt wird, verhindert nichts, daß er ihn unmittelbar berührt : zumindest wenn beide Oberflächen glatt und eben sind ; wenn sie aber rau und uneben sind, werden sie allmählich durch eben diese Bewegung eingeebnet. Die voneinander getrennten Partikel des Kalks und der Aschen werden in dieser Darstellung demnach durch die Körper B und C repräsentiert, die miteinander verbundenen Partikel des Glases aber durch die Körper G und H. Allein diese Verschiedenheit, von der feststellbar ist, daß sie an ihnen durch die heftige und andauernde Einwirkung des Feuers bewirkt worden sein muß, verleiht ihnen alle Eigenschaften des Glases.
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CXXVI. Cur sit liquidum cum candet, omnesque figuras facile
induat.
Vitrum enim, cum adhuc candet, liquidum est, quia ejus particulae facile moventur illa ignis vi, qua jam ante fuerunt laevigatae atque inflexae. Cum vero incipit refrigerari, quaslibet figuras potest induere. Hocque omnibus corporibus igne liquefactis est commune; dum enim adhuc liquida sunt, ipsorum particulae non aegre se accommodant ad quaslibet figuras, & cum postea frigore concrescunt, easdem retinent, quas ultimo induerunt. Potest etiam in fila capillorum instar tenuia extendi, quia ejus particulae, jam concrescere incipientes, facilius unae supra alias fluunt quam ab invicem disjungantur. | CXXVII. Cur, cum frigidum est, sit valde durum.
Cum deinde vitrum plane refriguit, est valde durum, sed simul etiam valde fragile, atque eo fragilius quo citius refriguit. Nempe duritiei caussa est, quod constet tantum particulis satis crassis & inflexilibus, quae non ramulorum intextu, sed immediato contactu sibi invicem adhaerent. Alia enim pleraque corpora ideo mollia sunt, quod eorum particulae sint flexiles, vel certe desinant in ramulos quosdam flexiles, qui sibi mutuo annexi eas jungunt. Nulla autem duorum corporum firmior adhaesio esse potest, quam ea quae oritur ex ipsorum immediato contactu; cum scilicet ita se invicem tangunt, ut neutrum sit in motu ad se ab alio sejungendum; quod accidit vitri particulis, statim atque ab igne remotae sunt: quia earum crassities, & contiguitas, & figurae inaequalitas impediunt, ne possint ab aëre circumjacente in eo motu, quo ab invicem disjungebantur, conservari.
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126. Weshalb Glas flüssig wird und leicht allerlei Gestalten annimmt, wenn es glüht.
Das Glas nämlich, wenn es noch stärker glüht, ist flüssig, weil seine Partikel leicht durch jene Kraft des Feuers bewegt werden, durch die sie zuvor bereits geglättet und eingebogen worden sind. Wenn es jedoch abzukühlen beginnt, kann es beliebige Gestalten annehmen. Dies ist nun allen durch das Feuer verflüssigten Körper gemein ; denn während sie noch flüssig sind, passen sich ihre Partikel ohne große Mühe beliebigen Gestalten an, und wenn sie danach durch Erkaltung zusammenwachsen, bewahren sie dieselbe, die sie zuletzt angenommen haben. Glas kann auch in feine Fäden gleich Haaren auseinandergezogen werden, weil seine Partikel, wenn sie bereits sich zu verbinden begonnen haben, leichter übereinander fließen als sich voneinander trennen. 127. Weshalb Glas sehr hart ist, wenn es kalt ist.
Wenn dann das Glas völlig abgekühlt ist, ist es sehr hart, zugleich aber auch sehr zerbrechlich, nämlich um so zerbrechlicher, desto rascher es abgekühlt worden ist. Denn die Ursache der Härte ist, daß Glas nur aus ausreichend groben und unbiegsamen Partikeln besteht, die sich miteinander nicht durch die Verwicklung ihrer Verästelungen, sondern durch unmittelbaren Kontakt verbinden. Die meisten anderen Körper nämlich sind deswegen weicher, weil ihre Partikel biegsam sind, oder zumindest in gewisse biegsame Verästelungen zulaufen, die durch ihr gegenseitiges Verbundensein diese Partikel zusammenhalten. Es kann nämlich keine stärkere Adhäsion fester Körper geben als diejenige, die aus deren unmittelbarem Kontakt herrührt, denn dann berühren sie sich gegenseitig so, daß keiner der beiden sich in einer Bewegung befindet, um sich von dem anderen loszumachen. Das geschieht mit den Partikel des Glases, sobald sie vom Feuer entfernt worden sind, weil sowohl die Dicke, als auch die Berührung sowie die Ungleichheit der Gestalten verhindern, daß sie von der rundherum befindlichen Luft in derjenigen Bewegung erhalten werden können, durch die sie voneinander getrennt wurden.
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CXXVIII. Cur valde fragile.
At nihilominus vitrum est valde fragile, quia superficies secundum quas ejus particulae se invicem tangunt, sunt admodum exiguae ac paucae. Multaque alia corpora molliora difficilius franguntur, quia eorum partes ita sunt intertextae, ut separari non possint, quin ipsarum multi ramuli rumpantur & evellantur. CXXIX. Cur ejus fragilitas minuatur, si lente refrigeretur.
Est etiam fragilius cum celeriter, quam cum lente, refriguit; ejus enim meatus sunt satis laxi dum candet, quia tunc multa materia primi elementi, simul cum globulis secundi, ac etiam forte cum nonnullis ex tenuioribus tertii particulis, per illos transit. Cum autem refrigeratur sponte, redduntur angustiores; quia soli globuli secundi elementi, per ipsos transeuntes, minus spatii requirunt; atque si refrigeratio nimis cele | riter fiat, vitrum prius est durum, quam ejus meatus ita potuerint arctari: quo fit, ut globuli isti semper postea impetum faciant ad ejus particulas ab invicem disjungendas; cumque hae particulae solo contactu suo junctae sint, non potest una tantillum ab alia separari, quin statim aliae plures, ei vicinae secundum eam superficiem in qua ista separatio fieri coepit, etiam separentur, atque ita vitrum plane frangatur. Quam ob caussam, qui vitrea vasa conficiunt, ea gradatim ex fornacibus removent, ut lente refrigerentur. Atque si vitrum frigidum igni apponatur, ita ut in una parte multo magis quam in aliis vicinis calefiat, hoc ipso in illa parte frangetur: quia non possunt ejus meatus calore dilatari, meatibus vicinarum
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128. Weshalb Glas äußerst zerbrechlich ist.
Gleichwohl ist Glas äußerst zerbrechlich, weil die Oberflächen, entlang derer seine Partikel einander berühren, ungemein klein und von geringer Anzahl sind. Viele andere weichere Körper lassen sich viel schwieriger zerbrechen, weil ihre Teile so ineinander verwoben sind, daß sie nicht getrennt werden können, ohne daß deren viele Verästelungen durchbrochen und herausgerissen werden. 129. Weshalb die Zerbrechlichkeit des Glases sich vermindert, wenn es langsam abgekühlt wird.
Es ist das Glas aber auch zerbrechlicher, wenn es schneller, als wenn es langsam abgekühlt ist. Während es glüht, sind seine Gänge nämlich ausreichend weit, weil dann viel Materie des ersten Elements zugleich mit den Kügelchen des zweiten Elements und möglicherweise auch mit einigen von den feineren Partikeln des dritten Elements durch sie hindurchgeht. Wenn es sich aber von selbst abkühlt, ziehen sie sich wieder enger zusammen, weil die allein durch sie hindurchgehenden Kügelchen des zweiten Elements weniger Raum beanspruchen. Wenn nun die Abkühlung zu schnell geschieht, ist das Glas hart, bevor seine Gänge sich so verengen konnten. Deshalb bringen diese Kügelchen später beständig den Schwung auf, um seine Partikel voneinander loszulösen. Weil diese Partikel allein durch ihren Kontakt verbunden sind, kann keines auch noch so wenig von dem anderen getrennt werden, ohne daß sogleich auch viele andere, ihm benachbarte entlang der Oberfläche abgetrennt werden, auf der diese Trennung sich zu vollziehen begonnen hat, und so das Glas völlig zerbricht – weshalb diejenigen, die gläserne Gefäße anfertigen, diese schrittweise aus den Öfen herausnehmen, damit sie sich langsam abkühlen. Wenn ein kaltes Glas einem Feuer ausgesetzt wird, so daß es in dem einen Bereich sehr viel mehr als in dem angrenzenden anderen erhitzt wird, wird es von selbst an diesem Bereich zerspringen, weil seine Gänge sich durch die Wärme nicht erweitern können, ohne daß sie sich von den Gängen der benachbarten Bereiche
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partium immutatis, quin illa ab istis disjungatur. Sed si vitrum lento primum igni, ac deinde gradatim vehementiori admoveatur, & secundum omnes partes aequaliter incalescat, non frangetur: quia omnes ejus meatus aequaliter & eodem tempore laxabuntur. CXXX. Cur sit pellucidum.
Praeterea vitrum est pellucidum, quia, dum generatur, liquidum est, & materia ignis, undique circa ejus particulas fluens, innumeros ibi meatus sibi excavat, per quos postea globuli secundi elementi libere transeuntes, actionem luminis in omnes partes secundum lineas rectas transferre possunt. Neque enim ad hoc necesse est, ut sint accurate recti, sed tantum ut nullibi sint interrupti: adeo ut si, exempli causa, fingamus vitrum constare particulis accurate sphaericis & aequalibus, sed tam crassis, ut globuli secundi elementi transire possint per spatium illud triangulare, quod | inter tres se mutuo tangentes manere debet, vitrum illud erit plane pellucidum, quamvis sit multo solidius omni eo, quod nunc habetur. CXXXI. Quomodo fiat coloratum.
Cum autem materiae ex qua fit vitrum, metalla vel alia corpora permiscentur, quorum particulae magis igni resistunt, & non tam facile laevigantur, quam aliae quae ipsum componunt: hoc ipso fit minus pellucidum, & varios induit colores, prout istae duriores particulae meatus ejus magis, aut minus, & variis modis, intercludunt. CXXXII. Cur sit rigidum instar arcus; & generaliter, cur rigida,
cum inflexa sunt, sponte redeant ad priorem figuram.
Denique vitrum est rigidum: ita scilicet, ut nonnihil quidem a vi
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loslösen, weil diese unverändert geblieben sind. Wenn hingegen das Glas zuerst einem langsamen und sodann schrittweise verstärkten Feuer ausgesetzt und entlang aller Bereiche gleichmäßig erhitzt wird, wird es nicht zerbrechen, weil alle seine Gänge sich gleichmäßig und gleichzeitig erweitern werden. 130. Weshalb Glas durchsichtig ist.
Außerdem ist das Glas durchsichtig, weil es flüssig ist, während es entsteht, und die von allen Seiten her um seine Partikel fließende Materie des Feuers sich dort zahllose Gänge aushöhlt, durch die dann die Kügelchen des zweiten Elements ungehindert hindurchgehen und die Einwirkung des Lichts in alle Richtungen auf geraden Linien übertragen können. Dafür ist es nämlich nicht nötig, daß die Gänge selbst vollkommen gerade sind, sondern nur, daß sie nirgendwo unterbrochen sind. Nehmen wir zum Beispiel an, daß das Glas aus völlig kugelrunden und gleichmäßigen Partikeln bestehe. Wenn diese Partikel so grob wären, daß die Kügelchen des zweiten Elements durch jenen dreieckigen Raum hindurchgehen können, der zwischen drei sich gegenseitig berührenden Kügelchen verbleiben muß, wäre das Glas völlig durchsichtig, obwohl es sehr viel fester wäre als alle jene, die man zur Zeit besitzt. 131. Auf welche Weise es gefärbt wird.
Wenn aber der Materie, aus der das Glas hergestellt wird, Metalle oder andere Körper beigemischt werden, deren Partikel dem Feuer mehr widerstehen und nicht so leicht geglättet werden wie die anderen, die das Glas bilden, wird es von selbst weniger durchsichtig und nimmt verschiedene Farben an, je nachdem ob diese härteren Partikel seine Gänge mehr oder weniger und auf verschiedene Weisen verschließen. 132. Weshalb das Glas starr wie ein Bogen ist ; und im allgemeinen : weshalb starre Gegenstände, wenn sie eingebogen sind, von selbst zur ursprünglichen Gestalt zurückkehren.
Schließlich ist das Glas starr, wohlgemerkt auf eine solche Wei-
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externa flecti possit absque fractura, sed postea cum impetu resiliat, arcus instar, & redeat ad priorem figuram: ut evidenter apparet, cum in fila valde tenuia ductum est. Atque proprietas hoc pacto resiliendi, generaliter habet locum in omnibus corporis duris, quorum particulae immediato contactu, non ramulorum intextu, sunt conjunctae. Cum enim innumeros habeant meatus, per quos aliqua semper materia movetur, quia nullibi vacuum est, & quorum figurae aptae sunt ad liberum isti materiae transitum praebendum, quia ejus ope antea formati fuerunt, talia corpora nullo modo flecti possunt, quin istorum meatuum figura nonnihil varietur: quo fit, ut particulae materiae, per illos transire assuetae, vias ibi solito minus commodas invenientes, impetum faciant in eorum parietes, ad priorem figuram ipsis reddendam. Nempe si, exempli causa, in arcu laxo, meatus, per quos transire solent globuli secundi elementi, sint circulares, putandum est eosdem, in arcu intenso sive inflexo, esse | ellipticos, & globulos, per ipsos transire laborantes, impingere in eorum parietes secundum minores diametros istarum ellipsium, sicque vim habere illis figuram circularem restituendi. Et quamvis ista vis in singulis globulis secundi elementi exigua sit, quia tamen assidue quamplurimi per ejusdem arcus quamplurimos poros meare conantur, illorum omnium vires simul junctae, atque in hoc conspirantes, ut arcum reducant, satis magnae esse possunt. Arcus autem diu intentus, praesertim si sit ex ligno aliave materia non admodum dura, vim resiliendi paullatim amittit: quia ejus meatum figurae, longo attritu particularum
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se, daß es zwar ohne Bruch durch eine äußere Kraft etwas gebogen werden kann, allerdings später wie ein Bogen mit einem Ruck zurückspringt und zu seiner ersten Gestalt zurückkehrt, was ganz augenscheinlich in Erscheinung tritt, wenn es in sehr feine Fäden gezogen ist. Die Eigenschaft, auf diese Weise zurückzuspringen, findet sich im allgemeinen bei allen harten Körpern, deren Partikel durch unmittelbaren Kontakt, nicht durch die Verwicklung ihrer Verästelungen, verbunden sind. Diese Körper besitzen nämlich zahllose Gänge, durch die sich unablässig irgendwelche Materie bewegt, weil es nirgendwo ein Vakuum gibt. Die Gestalten dieser Gänge sind geeignet, um der Materie einen ungehinderten Durchgang zu verstatten, weil sie mit ihrer Hilfe zuvor gebildet worden sind. Deshalb können solche Körper auf keine Weise gebogen werden, ohne daß die Gestalt dieser Gänge etwas verändert wird, wodurch die Partikel der Materie, die durch diese Gänge gewöhnlich hindurchgehen, einen Überdruck auf deren Wände ausüben und ihnen so ihre ursprüngliche Gestalt zurückgeben, weil sie ihnen weniger als gewöhnlich angepaßte Wege beschreiten. Zum Beispiel sind die Gänge, durch die gewöhnlich die Kügelchen des zweiten Elements hindurchgehen, in einem breiten Bogen kreisförmig. Dieselben Gänge sind aber elliptisch, wenn der Bogen gespannt und eingebogen ist, und die Kügelchen, die durch sie hindurchzugehen versuchen, schlagen entlang der kleineren Durchmesser dieser Ellipsen auf die Wände dieser Gänge auf und verfügen so über die Kraft, deren kreisförmige Gestalt wiederherzustellen. Obwohl diese Kraft in einzelnen Kügelchen des zweiten Elements verschwindend klein ist, können alle ihre Kräfte miteinander verbunden und darin übereinkommend ausreichen, den Bogen zurückzubiegen, weil unablässig so viele Kügelchen wie möglich durch so viele Poren des Bogens wie möglich zu gehen bestrebt sind. Ein über eine lange Zeit gespannter Bogen, besonders wenn er aus Holz oder einer anderen nicht ausreichend harten Materie besteht, verliert allmählich seine Kraft, zurückzuspringen, weil die Gestalten seiner Gänge durch den langandauernden Abrieb der durch diese Gänge hindurchge-
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materiae per ipsos transeuntis, sensim ad earum mensuram magis & magis aptantur. CXXXIII. De magnete. Repetitio eorum ex ante dictis, quae ad ejus
explicationem requiruntur.
Hactenus naturas aëris, aquae, terrae, & ignis, quae hujus globi, quem incolimus, elementa vulgo censentur, simulque praecipuas eorum vires & qualitates explicare conatus sum; sequitur nunc, ut etiam agam de magnete. Cum enim ejus vis per totum hunc Terrae globum sit diffusa, non dubium est, quin ad generalem ejus considerationem pertineat. Jam itaque revocemus nobis in memoriam, particulas illas striatas primi elementi, quae supra in tertiae partis articulo 87, & sequentibus, satis accurate descriptae sunt. Atque id omne, quod ibi ab articulo 105 ad 109 de sidere I (Fig. 21) dictum est, de Terra hic intelligentes, putemus esse multos meatus in media ejus regione, axi parallelos, | per quos particulae striatae, ab uno polo venientes, libere ad alium pergant, eosque ad illarum mensuram ita esse excavatos, ut ii qui recipiunt particulas striatas a polo Australi venientes, nullo modo possint recipere alias quae veniunt a polo Boreali; nec contra, qui recipiunt Boreales, Australes admittant: quia scilicet in modum cochlearum intortae sunt, unae in unam partem, aliae in oppositam. Ac praeterea etiam easdem particulas per unam tantum partem istorum meatuum ingredi posse, non autem regredi per adversam, propter tenuissimas quasdam ramulorum extremitates in spiris istorum meatuum inflexas versus eam partem, secundum quam progredi solent, & ita in adversam partem
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henden Partikel der Materie allmählich mehr und mehr an deren Ausmaße angepaßt werden. 133. Über den Magneten. Wiederholung desjenigen von dem zuvor Ausgeführten, das für seine Erklärung erforderlich ist.
Bis hierher habe ich versucht, die Naturen der Luft, des Wassers, der Erde und des Feuers, die man gemeinhin für die Elemente der von uns bewohnten Erdkugel hält, mitsamt ihren hauptsächlichsten Kräften und Qualitäten zu erklären. Es ist nunmehr an der Reihe, daß ich ebenso auch über den Magneten handle. Es besteht kein Zweifel, daß der Magnet zur allgemeinen Betrachtung dieser Erde dazugehört, weil sich seine Kraft über die gesamte Erdkugel erstreckt. Rufen wir uns daher jene gefurchten Partikel des ersten Elements ins Gedächtnis zurück, die bereits oben im Artikel 87 und den folgenden des Dritten Teils hinreichend genau beschrieben worden sind. Wenn wir nun zudem alles das, was dort von Artikel 105 bis 109 über das Gestirn I (Fig. 21) gesagt worden ist, an dieser Stelle als für die Erde gültig voraussetzen, dann sind folgende Annahmen gestattet : In der mittleren Region der Erde befinden sich viele Gänge mit parallelen Achsen, durch die die von dem einen Pol herankommenden gefurchten Partikel ungehindert zum anderen hindurchgehen. Diese Gänge sind gemäß der Ausmaße der gefurchten Partikel so ausgehöhlt, daß die Gänge, die die vom Südpol herankommenden gefurchten Partikel aufnehmen, die anderen, die vom Nordpol herankommen, nicht aufnehmen können. Umgekehrt können die Gänge, die die vom Südpol herankommenden Partikel aufnehmen, die nördlichen nicht einlassen, denn sie sind wie bei Schneckenhäusern eingedreht, die einen in die eine Richtung, die anderen in die entgegengesetzte. Weiterhin : Dieselben Partikel treten nur in der einen Richtung in diese Gänge ein, können aber nicht in der entgegengesetzten zurückkehren, weil gewisse feinste Endungen der Verästelungen innerhalb der Windungen dieser Gänge in die Richtung eingebogen sind, in die die gefurchten Partikel gewöhnlich vorangehen, und in der entgegengesetzten Richtung aufwärts gebogen sind, so
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assurgentes, ut ipsarum regressum impediant. Unde fit, ut postquam istae particulae striatae per totam mediam Terram, secundum lineas rectas, vel rectis aequipollentes, ejus axi parallelas, ab uno hemisphaerio ad aliud transiverunt, ipsae per aetherem circumfusum revertantur ad illud idem hemisphaerium, per quod prius Terram ingressae sunt, atque ita rursus illam permeantes, quendam ibi quasi vorticem componant. CXXXIV. Nullos in aëre nec in aqua esse meatus recipiendis
particulis striatis idoneos.
Et quoniam ex illo aethere, per quem particulas striatas ab uno polo ad alium reverti dixeramus, quatuor diversa corpora genita esse posse 1 ostendimus: nempe Terrae crustam interiorem sive metallicam, aquam, terram exteriorem, & aërem; notavimusque, articulo 113 tertiae partis, nulla, nisi in crassioribus | istius aetheris particulis, meatuum ad mensuram particularum striatarum efformatorum vestigia manere potuisse: advertendum est hoc in loco, istas omnes crassiores particulas ad interiorem Terrae crustam initio confluxisse, nullasque in aqua nec in aëre esse posse: tum quia nullae ibi particulae satis crassae; tum etiam quia, cum ista corpora fluida sint, ipsorum particulae assidue situm mutant, & proinde, si qui olim in iis fuissent tales meatus, cum certum & determinatum situm requirant, jamdudum ista corrupti essent. CXXXV. Nullos etiam esse in ullis corporibus terrae exterioris
praeterquam in ferro.
Ac praeterea, cum supra dictum sit, Terrae crustam interiorem constare partim ramosis particulis sibi mutuo annexis, partim aliis quae per ramosarum intervalla hinc inde moventur, isti
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daß sie ihren Rücktritt verhindern. Nachdem deshalb die gefurchten Partikel die gesamte mittlere Erde entlang gerader oder für geradlinig geltender Linien, deren Achsen parallel sind, von der einen Halbkugel zu der anderen hindurchgegangen sind, kommen sie durch den rundherum fließenden Äther zu derselben Halbkugel zurück, durch die sie zuerst in die Erde eingetreten sind, durchqueren erneut die Erde und bilden so eine Art Wirbel. 134. Weder in der Luft noch im Wasser gibt es irgendwelche zur Aufnahme gefurchter Partikel geeignete Gänge …
Aus diesem Äther – von dem wir gesagt haben, daß durch ihn die gefurchten Partikel von dem einen Pol zum anderen zurückkommen – haben vier verschiedene Körper entstehen können, nämlich, wie wir gezeigt haben, die innere bzw. metallische Schale der Erde, das Wasser, die äußere Erdschale und die Luft. Außer in seinen gröbsten Partikeln konnten sich, unseren Ausführungen im Artikel 113 des Dritten Teils zufolge, in diesem Äther keine Spuren der an die Ausmaße der gefurchten Partikel angepaßten Gänge erhalten. Deshalb sind, wie an dieser Stelle zu beachten ist, alle diese gröberen Partikel anfänglich zur inneren Schale der Erde geströmt, und weder im Wasser noch in der Luft konnten irgendwelche solche Partikel sein. Denn zum einen gab es dort keine ausreichend groben Partikel, und zum anderen wären solche Gänge schon längst zerstört worden, weil die Partikel dieser flüssigen Körper unablässig ihre Lage wechseln, die Gänge aber, wenn einstmals in ihnen welche gewesen wären, eine sichere und bestimmte Lage erfordern. 135. … und auch keine in irgendwelchen Körpern der äußeren Erdschale, mit Ausnahme des Eisens.
Wie außerdem oben ausgeführt worden ist, besteht die innere Schale der Erde zum einen Teil aus miteinander verbundenen verästelten Partikeln, und zum anderen Teil aus anderen, die sich durch die Zwischenräume der Verästelungen hindurchbewegen. Aus einem Grund, den ich demnächst beibringen werde,
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etiam meatus in his mobilioribus esse non possunt, propter rationem mox alatam, sed in ramosis duntaxat. Et quantum ad terram exteriorem, nulli quidem etiam in ea tales meatus initio fuerunt, quoniam inter aquam & aërem formata est: sed cum postea varia metalla ex terra interiore ad hanc exteriorem ascenderint, quamvis ea omnia, quae ex mobilioribus & solidioribus illius particulis conflata sunt, ejusmodi meatus habere non debeant, certe illud quod ex ramosis & crassis, sed non adeo solidis particulis constat, non potest iis esse destitutum. Et valde rationi consentaneum est, ut credamus ferrum tale esse. CXXXVI. Cur tales meatus sint in ferro.
Nullum enim aliud metallum tam difficulter malleo flectitur, vel igne liquescit, nec ullum etiam adeo durum sine alterius corporis mistura reddi potest: quae tria indicio sunt, ejus ramenta magis ramosa sive an | gulosa esse, quam caeterorum, & ideo sibi invicem firmius annecti. Nec obstat quod nonnullae ejus glebae satis facile prima vice igni liquescant; tunc enim earum ramenta, nondum sibi mutuo annexa, sed una ab aliis disjuncta sunt, & ideo caloris vi facile agitantur. Praeterea, quamvis ferrum sit aliis metallis durius & minus fusile, est tamen etiam unum ex minime ponderosis, & facile rubigine corrumpitur, aut aquis fortibus eroditur: quae omnia indicio sunt, ejus particulas non esse aliorum metallorum particulis solidiores, ut sunt crassiores, sed multos in iis meatus contineri. CXXXVII. Qua ratione etiam sint in singulis ejus ramentis.
Nolo tamen hic affirmare, in singulis ferri ramentis esse integra foramina, in modum cochlearum intorta, per quae transeant
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können sich diese Gänge aber nicht in diesen beweglicheren Partikeln befinden, sondern lediglich in den verästelten. Was nun die äußere Erdschale betrifft, so sind zwar anfänglich in ihr keine solchen Gänge gewesen, weil sie ja zwischen Wasser und Luft gebildet worden ist. Später aber sind verschiedene Metalle aus dem Erdinnern zum Äußeren aufgestiegen. Alles, was aus den beweglicheren und festeren von diesen Partikeln zusammengesetzt ist, kann solche Gänge nicht besitzen ; anderseits aber kann etwas, das aus verästelten und groben, jedoch nicht zu harten Partikeln besteht, sicherlich nicht ohne solche Gänge bleiben – und es ist der Vernunft sehr gemäß, wenn wir annehmen, daß das Eisen von letzterer Art ist. 136. Weshalb sich im Eisen solche Gänge befinden.
Kein anderes Metall wird nämlich so schwer durch einen Hammer gebogen oder durch ein Feuer verflüssigt, und kein anderes kann auch ohne die Beimischung eines anderen Körpers so hart gemacht werden : welches drei Anzeichen sind, daß dessen Splitter stärker verästelt bzw. verwinkelt als die Splitter der übrigen und daher fester miteinander verbunden sind. Dagegen spricht auch nicht, daß einige dieser Klumpen sich beim ersten Mal im Feuer verflüssigen ; dann nämlich sind dessen Splitter noch nicht miteinander verbunden, sondern die einen sind von den anderen getrennt, und werden daher durch die Kraft der Wärme leicht erregt. Obwohl außerdem das Eisen im Vergleich mit anderen Metallen härter und weniger schmelzbar ist, ist es gleichwohl auch eines von den weniger schweren und kann leicht durch Rost korrodiert oder durch ätzende Wässer zerfressen werden : was wiederum alles Anzeichen sind, daß seine Partikel nicht in dem Maße fester wie sie gröber als die anderer Metalle sind, aber daß in ihnen viele Gänge enthalten sind. 137. Aus welchem Grund sich auch in einzelnen dieser Splitter solche Gänge befinden.
Ich will gleichwohl hier weder behaupten, daß in einzelnen Splittern des Eisens sich vollständige, wie bei Schneckenhäu-
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particulae striatae; ut etiam nolo negare, quin talia multa in ipsis reperiantur: sed hic sufficiet, si putemus istiusmodi foraminum medietates in singulorum ramentorum superficiebus ita esse insculptas, ut, cum istae superficies apte junguntur, foramina integra componant. Et facile credi potest, crassiores illas ramosas & foraminosas interioris terrae particulas, ex quibus fit ferrum, vi spirituum sive succorum acrium, illam permeantium, ita fuisse divisas, ut dimidiata ista foramina, in superficiebus ramentorum quae ab ipsis separabantur, remanerent; atque haec ramenta postea per venas terrae exterioris, tum ab istis spiritibus, tum etiam ab exhalationibus & vaporibus protrusa, paullatim in fodinas ascendisse. CXXXVIII. Quomodo isti meatus apti reddantur, ad particulas
striatas ab utravis parte venientes, admittendas.
Notandumque est ipsa sic ascendendo, non semper in easdem partes converti posse, quia sunt angulosa, & diversas inaequalitates in terrae venis offendunt; atque cum particulae striatae, quae a terra interiore | cum impetu venientes, per totam exteriorem sibi vias quaerunt, istorum ramentorum meatus ita sitos inveniunt, ut, ad motum suum secundum lineas rectas continuandum, per illa eorum orificia, per quae prius egredi consueverant, ingredi conentur, ipsas ibi occurrere perexiguis istis ramulorum extremitatibus, quas inter meatuum spiras eminere, ac regressuris particulis striatis assurgere, supra dictum est; hasque ramulorum extremitates initio quidem illis resistere, sed ab ipsis saepe saepius impulsas, successu temporis omnes in con-
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sern eingedrehte Öffnungen (Bohrlöcher) befinden, durch die die gefurchten Partikel hindurchgehen, noch will ich bestreiten, daß viele solche Öffnungen in ihnen angetroffen werden. Sondern es wird in diesem Zusammenhang ausreichen, wenn wir annehmen, daß die Hälfte derartiger Öffnungen an den Oberflächen der einzelnen Splitter so eingegraben sind, daß, wenn diese Oberflächen passend verbunden werden, sie vollständige Öffnungen bilden. Und man gelangt leicht zu der Ansicht, daß diese gröberen, verästelten und (halb-)angebohrten Partikel des Inneren der Erde, aus denen das Eisen entsteht, durch die Kraft der sie durchquerenden Gase bzw. scharfen Säfte so ausgeschieden wurden, daß diese halben Öffnungen sich auf den Oberflächen der Splitter erhielten, die von ihnen getrennt wurden, und daß diese Splitter später sowohl von diesen Gasen als auch von den Ausdünstungen und Dämpfen durch die Adern des Äußeren der Erde vorangetrieben worden und allmählich in die Gruben aufgestiegen sind. 138. Wie diese Gänge geeignet gemacht werden, um die aus beliebiger Richtung herankommenden gefurchten Partikel einzulassen.
Die so aufgestiegenen Partikel können sich nicht immer in dieselbe Richtung gedreht haben, weil sie verwinkelt sind und an verschiedenen Ungleichheiten in den Adern der Erde angestoßen sind. Die mit Schwung vom Erdinneren herankommenden gefurchten Partikel bahnen sich durch die gesamte äußere Erdschale Wege und betreten die dort so angeordneten Gänge dieser Splitter. Um ihre Bewegung auf geraden Linien fortzusetzen, versuchen sie, durch die Mündungen der Gänge einzutreten, durch die sie zuvor gewöhnlich ausgetreten waren. Dort treffen sie auf die äußerst kleinen Endungen der Verästelungen auf, die zwischen den Windungen der Gänge hervorragen und sich den zurückkehrenden gefurchten Partikeln entgegenstellen, wie oben ausgeführt worden ist. Diese Endungen der Verästelungen widerstehen ihnen zwar anfänglich, werden im Verlauf der Zeit jedoch, wenn sie von ihnen immer und immer wieder angesto-
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trarium partem flecti, aut etiam nonnullas frangi; cumque postea isti meatus, ramentorum quibus insunt situ mutato, alia sua orificia particulis striatis obvertunt, has rursus occurrere extremitatibus ramulorum in meatibus assurgentium, ipsasque paullatim in aliam partem inflectere, & quo saepius atque diutius hoc iteratur, eo ramulorum istorum in utramque partem inflexionem faciliorem evadere. CXXXIX. Quae sit natura magnetis.
Et quidem ea ramenta, quae saepe hoc pacto per exterioris terrae venas ascendendo, modo in unam, modo in aliam partem conversa fuere, sive sola simul collecta sint, sive aliorum corporum meatibus impacta, glebam ferri componunt. Ea vero quae vel semper eundem situm retinuerunt, vel certe, si ut ad fodinas pervenirent, illum aliquoties mutare coacta fuerint, saltem ibi postea, lapidis alteriusve corporis meatibus firmiter impacta, per multos annos immota remanserunt, faciunt magnetem. Atque ita vix ulla est ferri gleba, quae non aliquo modo ad magnetis naturam accedat, & nullos omnino est magnes, in quo non aliquid ferri | contineatur; etsi forte aliquando istud ferrum aliquibus aliis corporibus tam arcte adhaereat, ut facilius igne corrumpi, quam ab iis educi possit. CXL. Quomodo fusione fiat chalybs, & quodvis ferrum.
Cum autem ferri glebae igni admotae liquefiunt, ut in ferrum aut chalybem vertantur, earum ramenta vi caloris agitata, & ab heterogeneis corporibus disjuncta, hinc inde se contorquent, donec applicent se una aliis, secundum eas superficies, in quibus
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ßen werden, alle in die entgegengesetzte Richtung gebogen, oder einige sogar zerbrochen. Wenn sich dann später die Lage der Splitter, in denen diese Gänge sind, verändert hat und sie den gefurchten Partikeln ihre anderen Öffnungen zuwenden, treffen diese umgekehrt auf die entgegengestellten Endungen der Verästelungen in den Gängen auf und biegen sie allmählich in die andere Richtung. Je öfter und andauernder sich dies wiederholt, desto leichter wird die Biegsamkeit dieser verästelten Partikel in beide Richtungen. 139. Was die Natur des Magneten ist.
Diese Splitter, die ständig auf die angegebene Weise durch die Adern der äußeren Erdschale aufsteigen und bald in die eine, bald in die andere Richtung gedreht worden sind, bilden, sowohl wenn sie sich für sich allein angesammelt haben, als auch wenn sie in den Gängen anderer Körper enthalten sind, einen Klumpen Eisen. Einen Magneten aber bilden entweder die, die ständig dieselbe Lage beibehalten haben, oder die, von Gestein oder anderen Körpern in den Gängen festgehalten, zumindest über viele Jahre unbewegt geblieben sind, nachdem sie zuvor genötigt gewesen sind, ihre Lage mehrmals zu ändern, damit sie zu den Gruben gelangen konnten. Und so gibt es wohl kaum irgendeinen Klumpen Eisen, der nicht auf irgendeine Weise die Natur des Magneten erlangt, und überhaupt gibt es keinen Magneten, in dem nicht irgendwelches Eisen enthalten wäre – auch wenn dieses Eisen möglicherweise zuweilen irgendwelchen anderen Körpern so eng anhaftet, daß es leichter durch das Feuer korrodiert als aus ihnen herausgelöst werden kann. 140. Auf welche Weise die Gewinnung von Stahl oder eines beliebigen anderen Eisens geschieht.
Werden die Eisenklumpen dem Feuer ausgesetzt, damit sie sich in Eisen oder Stahl verwandeln, schmelzen sie, d. h. ihre Splitter werden durch die Kraft der Wärme erregt, lösen sich von fremdartigen Körpern ab und drehen sich solange hin und her, bis die einen sich den anderen entlang ihrer Oberflächen
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dimidiatos meatus, recipiendis particulis striatis idoneos, insculptos esse paullo ante dictum est; ac etiam donec istorum meatuum medietates tam apte congruant, ut integros meatus efforment. Quod ubi accidit, statim particulae striatae, quae non minus in igne quam in aliis corporibus reperiuntur, per illos liberius quam per alia loca fluentes, impediunt ne exiguae superficies, ex quarum apto situ & conjunctione exsurgunt, tam facile quam prius situm mutent; & ipsarum contiguitas, vel saltem vis gravitatis, quae ramenta omnia deorsum premit, impedit ne facile disjungantur. Cumque interim ramenta ipsa propter agitationem ignis pergant moveri, multa simul in eundem motum conspirant, & totus liquor ex iis conflatus in varias quasi guttulas aut grumulos distinguitur: ita scilicet, ut omnia illa ramenta quae simul moventur, unam quasi guttam conficiant, quae gutta suam superficiem motu suo statim laevigat & perpolit. Occursu enim aliarum guttarum, quidquid est rude atque angulosum in ramentis, ex quibus constat, ab ejus superficie ad partes interiores detruditur, atque ita omnes cujusque guttulae partes quamarctissime simul junguntur. | CXLI. Cur chalybs sit valde durus, rigidus, & fragilis.
Et totus liquor, hoc pacto in guttulas sive grumulos distinctus, si celeriter frigescat, concrescit in chalybem admodum durum, rigidum & fragilem, fere ut vitrum. Quippe durus est, quia constat ramentis sibi mutuo arctissime conjunctis; & rigidus, hoc est, talis ut, si flectatur, sponte redeat ad priorem figuram, quia flexione ista ejus ramentorum exiguae superficies non disjun-
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anfügen. Denn wie kurz zuvor gesagt worden ist, befinden sich auf den Oberflächen dieser Splitter in der Mitte gehälftelte, zur Aufnahme gefurchter Partikel geeignete Gänge ; die Splitter drehen und wenden sich nun solange, bis die Hälften dieser Gänge so passend zusammenstimmen, daß sie vollständige Gänge ausbilden. Durch die geeignete Anordnung und Verbindung dieser kleinen Oberflächen bilden sich Gänge, durch die die gefurchten Partikel, von denen im Feuer nicht weniger als in anderen Körpern angetroffen werden, ungehinderter als an anderen Stellen fließen können. Deshalb verhindern die gefurchten Partikel, daß die kleinen Oberflächen ihre Anordnung so leicht wie zuvor ändern, sobald sich die Gänge gebildet haben. Zudem verhindert ihre Berührung, oder zumindest die Schwerkraft, die alle Splitter aufwärts preßt, daß sie sich leicht voneinander trennen. Und da unterdessen die Splitter selbst aufgrund des Antriebs durch das Feuer fortfahren, sich zu bewegen, kommen viele miteinander in derselben Bewegung überein, und die gesamte aus ihnen zusammengesetzte Flüssigkeit wird gewissermaßen in verschiedene Tröpfchen und Häufchen geschieden ; wohlgemerkt so, daß alle jene Splitter, die sich zugleich miteinander bewegen, gewissermaßen einen Tropfen zustande bringen, der seine Oberfläche durch seine Bewegung beständig glättet und poliert. Durch den Aufschlag anderer Tropfen wird nämlich alles, was auch immer an den Splittern, aus denen er besteht, roh und verwinkelt sein mag, von ihrer Oberfläche in die inneren Bereiche gestoßen, und so alle Teile eines jeden Tröpfchens um so enger miteinander verbunden. 141. Weshalb der Stahl sehr hart, starr und zerbrechlich ist.
Die gesamte, auf diese Weise in Tröpfchen bzw. Häufchen geteilte Flüssigkeit verdichtet sich, wenn sie schnell erkaltet, zu äußerst hartem, starrem und zerbrechlichem Stahl, fast wie Glas. Denn er ist hart, weil er aus äußerst eng miteinander verbundenen Splittern besteht ; und starr, das heißt, von einer solchen Beschaffenheit, daß er, wenn er gebogen wird, von selbst zu seiner früheren Gestalt zurückkehrt, weil durch dieses Verbiegen
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guntur, sed soli meatus figuras mutant, ut supra de vitro dictum est; denique est fragilis, quia guttulae, sive grumuli, quibus constat, sibi mutuo non adhaerent, nisi per superficierum suarum contactum; atque hic contactus non nisi in paucissimis & perexiguis locis immediatus esse potest. CXLII. Quae sit differentia inter chalybem, & aliud ferrum.
Non autem omnes glebae aeque aptae sunt, ut in chalybem vertantur; ac etiam illae eaedem, ex quibus optimus & durissimus chalybs fieri solet, vile tantum ferrum dant, cum igne non convenienti funduntur. Nam, si glebae ramenta sint adeo angulosa & confragosa, ut sibi mutuo prius adhaereant, quam superficies suas apte possint ad invicem applicare, atque in guttulas distingui; vel si ignis non sit satis fortis ad liquorem ita in guttulas distinguendum, & ramenta ipsas componentia simul constringenda; vel contra, si sit tam fortis, ut istorum ramentorum aptum situm disturbet: non chalybs, sed ferrum minus durum & magis flexile habetur. CXLIII. Quomodo chalybs temperetur.
Ac etiam chalybs jam factus, si rursus igni admoveatur, etsi non facile liquescat, quia ejus grumuli nimis crassi sunt & solidi ut ab igne integri moveantur, & ramenta quibus unusquisque grumulus cons | tat, nimis arcte compacta, ut locis suis plane extrudi possint: mollitur tamen, quia omnes ejus particulae calore concutiuntur; & postea si lente refrigeretur, non resumit priorem duritiem, nec rigorem, nec fragilitatem, sed fit flexile instar ferri vilioris. Dum enim hoc pacto refrigeratur, ramenta angulosa &
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die kleinen Oberflächen seiner Splitter sich nicht voneinander lösen, sondern allein ihre Gestalten sich verändern, wie oben über das Glas gesagt worden ist ; schließlich ist er zerbrechlich, weil die Tröpfchen bzw. Häufchen, aus denen er besteht, nicht aneinander festhängen, außer durch die Berührung ihrer Oberflächen, und dieser Kontakt nur bei sehr wenigen und nur an sehr kleinen Stellen unmittelbar geschehen kann. 142. Was der Unterschied zwischen Stahl und anderem Eisen ist.
Nicht alle Klumpen aber sind geeignet, sich in Stahl zu verwandeln, und zudem ergeben eben dieselben, aus denen man den besten und härtesten Stahl herzustellen vermag, nur minderwertiges Eisen, wenn sie in einem ungeeigneten Feuer gegossen werden. Denn wenn die Splitter des Klumpens derart verwinkelt und uneben sind, daß sie eher aneinanderhängen als ihre Oberflächen sich passend aufeinander aufsetzen und sich in Tröpfchen scheiden können ; oder wenn das Feuer nicht ausreichend stark ist, um die Flüssigkeit so in Tröpfchen zu scheiden, und zugleich die ihn bildenden Splitter zusammenzuhalten ; oder wenn im Gegenteil die Kraft des Feuers so stark ist, daß er die passende Anordnung dieser Splitter auflöst : dann ergibt sich nicht Stahl, sondern weniger hartes und sehr biegsames Eisen. 143. Auf welche Weise Stahl in die jeweils gemäße Verfassung gebracht (temperiert) wird.
Bereits hergestellter Stahl verflüssigt sich nicht leicht, weil seine Häufchen zu grob und fest sind, als daß sie vom Feuer insgesamt bewegt werden könnten, und die Splitter, aus denen ein jedes der Häufchen besteht, zu eng zusammengedrungen sind, als daß sie von ihren Orten verdrängt werden könnten. Trotzdem erweicht er, wenn er wiederum dem Feuer ausgesetzt wird, weil alle seine Partikel durch die Wärme erschüttert werden. Wenn dieser Stahl später langsam abgekühlt wird, erhält er weder seine vorige Härte, noch Steifheit und auch nicht seine Zerbrechlichkeit zurück, sondern wird biegsam wie minderwertiges Eisen. Während er nämlich auf diese Weise abgekühlt
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confragosa, quae ex grumulorum superficiebus ad interiores eorum partes vi caloris protrusa erant, foras se exserunt, & una aliis implicata, tanquam uncis quibusdam perexiguis, unos grumulos aliis annectunt: quo fit, ut ramenta ista non amplius tam arcte in grumulis suis compacta sint, atque ut grumuli non amplius immediato contactu, sed tanquam hamis vel uncis quibusdam alligati, sibi mutuo adhaereant; & ideo chalybs non admodum durus, nec rigidus, nec fragilis, sed mollis & flexilis evadat. In quo non differt a ferro communi, nisi quod chalybi iterum candefacto, & deinde celeriter refrigerato, prior durities & rigiditas reddatur, non autem ferro, saltem tanta. Cujus ratio est, quod ramenta in chalybe non tam longe absint a situ ad maximam diuritiem convenienti, quin facile illum ignis vi resumant, & in celerrima refrigeratione retineant: cum autem in ferro talem situm nunquam habuerint, nunquam etiam illum resumunt. Et quidem, ut ita chalybs aut ferrum candens celerrime refrigeretur, in aquam aliove liquores frigidos mergi solet; ac contra in oleum vel alia pinguia, ut lentius frigescat. Et quia, quo durior & rigidior, eo etiam fragilior evadit, ut gladii, serrae, limae, aliave instrumenta ex eo fiant, non semper in frigidissimis liquoribus exstingui debet, sed in temperatis, prout in | unoquoque ex istis instrumentis magis minusve fragilitas est vitanda quam durities optanda; & ideo dum certis liquoribus ita mergitur, non immerito dicitur temperari.
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wird, strecken die verwinkelten und unebenen Splitter, die durch die Kraft der Wärme von den Oberflächen der Häufchen in die inneren Bereiche dieser Häufchen vorangetrieben worden waren, sich weiter hervor, und indem sich die einen mit den anderen gleichsam durch so etwas wie sehr kleine Klammern verwickeln, verbinden sich die einen Häufchen mit den anderen. Dadurch sind diese Splitter nicht mehr so eng in ihren Klümpchen zusammengedrängt, und zudem die Häufchen nicht länger durch unmittelbaren Kontakt miteinander verbunden, sondern gleichsam durch so etwas wie Klammern oder Haken. Deshalb wird der Stahl insgesamt weder hart, noch starr und auch nicht zerbrechlich, sondern weich und biegsam. Darin unterscheidet sich dieser Stahl dann nicht vom gemeinen Eisen, außer daß er, wenn er abermals zum Glühen gebracht wird, die vorige Härte und Steifheit wiedererlangt, das Eisen jedoch nicht, zumindest nicht völlig. Das hat seinen Grund darin, daß die Splitter im Stahl nicht sehr entfernt sind von der Anordnung, in der sie den Stahl gemeinsam zur größtmöglichen Härte bringen. Deshalb erlangen sie diese Anordnung leicht durch die Kraft des Feuers wieder, und behalten sie bei sehr schneller Abkühlung bei : weil jedoch im Eisen eine solche Anordnung niemals bestanden hatte, erreichen sie sie auch niemals wieder. Um glühenden Stahl oder glühendes Eisen auf die angegebene Weise schnell abzukühlen, taucht man ihn gewöhnlich in Wasser oder andere kalte Flüssigkeiten, andernfalls aber in Öl oder andere Fette, damit er sich langsam abkühlt. Weil Stahl zerbrechlicher ist, je härter und steifer er wird, darf man ihn nicht immer in den kältesten Flüssigkeiten löschen, damit Schwerter, Sägen, Feilen und andere Werkzeuge aus ihm gefertigt werden können, sondern in richtig temperierten, je nachdem, ob es beim jeweiligen Werkzeug mehr auf geringe Zerbrechlichkeit oder auf Härte ankommt. Deshalb wird dieses Eintauchen in bestimmte Flüssigkeiten nicht ohne eine gewisse Berechtigung »Temperieren« genannt.
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CXLIV. Quae sit differentia inter meatus magnetis, chalybis,
& ferri.
Quantum autem ad meatus recipiendis particulis striatis idoneos, satis quidem patet ex dictis, permultos tam in chalybe quam in ferro esse debere; ac etiam eos esse in chalybe magis integros & perfectos, ramulorumque extremitates in ipsorum spiris eminentes, cum semel in unam partem flexae sunt, non tam facile in contrariam posse inflecti, quanquam etiam in hoc facilius, quam in magnete flectantur; ac denique omnes istos meatus, non in chalybe aut alio ferro, ut in magnete, orificia sua recipiendis particulis striatis ab Austro venientibus idonea, in unam partem, & idonea recipiendis aliis a Borea venientibus, in contrariam convertere; sed eorum situm varium atque incertum esse debere, propterea quod ignis agitatione turbatur. Et in brevissima illa mora, qua haec ignis agitatio frigore sistitur, tot tantum ex istis meatibus versus Austrum & Boream converti possunt, quot particulae striatae, a polis Terrae venientes, sibi tunc temporis per illos viam quaerunt. Et quia istae particulae striatae omnibus ferri meatibus multitudine non respondent, omne quidem ferrum aliquam vim magneticam accepit ab eo situ, quem habuit respectu partium terrae, cum ultimo candefactum refriguit, vel etiam ab eo in quo diu immotum stetit, si diu in eodem situ steterit immotum; sed pro multitudine meatuum quos in se continet, potest habere adhuc majorem. | CXLV. Enumeratio proprietatum virtutis magneticae.
Quae omnia ex principiis Naturae supra expositis ita sequuntur, ut quamvis non respicerem ad illas magneticas proprietates,
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144. Was der Unterschied zwischen den Gängen des Magneten, des Stahls und des Eisens ist.
Was nun die zur Aufnahme gefurchter Partikel geeigneten Gänge betrifft, so ist aus dem bereits Ausgeführten hinreichend klar, daß sehr viel mehr solcher Gänge im Stahl als im Eisen vorhanden sein müssen. Im Stahl befinden sich außerdem mehr unversehrte und vollständige Gänge. Die in die Windungen dieser Gänge hineinragenden Enden der Verästelungen können nicht so leicht in die entgegengesetzte Richtung zurückgebogen werden, wenn sie einmal in eine bestimmte Richtung gebogen sind – obwohl sie sich bei diesen leichter als beim Magneten biegen. Alle Öffnungen der zur Aufnahme der vom Süden herankommenden gefurchten Partikel geeigneten Gänge sind beim Stahl oder einem anderen Eisen anders als beim Magneten nicht in nur eine, und die zur Aufnahme der anderen, vom Norden herankommenden, nur in die entgegengesetzte Richtung ausgerichtet, sondern ihre Anordnung muß verschieden und unberechenbar sein, weil der Antrieb durch das Feuer sie in Unordnung gebracht hat. Während der äußerst kurzen Zeitspanne, in der der Antrieb durch das Feuer durch Erkaltung zum Stillstand gebracht wird, können sich nur so viele dieser Gänge in Richtung Süden oder Norden ausrichten, wie sich gerade zu der Zeit von den Polen der Erde herankommende gefurchte Partikel durch diese Gänge ihre Wege bahnen. Weil deshalb die Anzahl der gefurchten Partikel nicht der Vielzahl der Gänge des Eisens entspricht, erlangt das Eisen zwar insgesamt eine gewisse Magnetkraft. Diese Magnetkraft ist abhängig entweder von der Lage des Eisens relativ zu den Gegenden der Erde, als die Glut zuletzt abgekühlt war, oder relativ zu der Lage, in der es lange unbeweglich verharrt hat, vorausgesetzt, es hat lange in stets derselben Lage unbewegt verharrt. Nach der Menge der Gänge, die es in sich hat, kann es freilich eine noch größere Magnetkraft besitzen. 145. Aufzählung der Eigenschaften der magnetischen Kräfte.
Dies alles ergibt sich aus den oben entfalteten Prinzipien der Natur, so daß ich, selbst wenn ich die Eigenschaften des Magne-
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quas hic explicandas suscepi, ea tamen non aliter se habere judicarem. Deinceps autem videbimus, horum ope tam apte & perspicue omnium istarum proprietatum dari rationem, ut hoc etiam videatur sufficere, ad persuadendum ea vera esse, quamvis ex Naturae principiis sequi nesciremus. Et quidem magneticae proprietatis, quae ab ipsarum admiratoribus notari solent, ad haec capita possunt referri. 1. Quod in magnete duo sint poli, quorum unus ubique locorum versus Terrae polum Borealem, alius versus Australem se convertit. 2. Quod isti magnetis poli, pro diversis Terrae locis quibus insistunt, diversimode versus ejus centrum se inclinent. 3. Quod si duo magnetes sint sphaerici, unus versus alium eodem modo se convertat, ac quilibet ex ipsis versus Terram. 4. Quod postquam sunt ita conversi, ad invicem accedant. 5. Quod si in contrario situ detineantur, se mutuo refugiant. 6. Quod si magnes dividatur plano, lineae per suos polos ductae parallelo, partes segmentorum, quae prius junctae erant, se mutuo etiam refugiant. | 7. Quod si dividatur plano, lineam per polos ductam ad angulos rectos secante, duo puncta prius contigua fiant poli diversae virtutis, unus in uno, alius in alio segmento. 8. Quod, quamvis in uno magnete sint tantum duo poli, unus Australis, alius Borealis, in unoquoque tamen ex ipsius fragmentis duo etiam similes poli reperiantur; adeo ut ejus vis,
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ten, die ich hier zu erklären unternommen habe, nicht berücksichtigen würde, gleichwohl behaupten würde, daß es sich mit diesen Prinzipien nicht anders verhalten könnte. Schon bald jedoch werden wir sehen, daß mit Hilfe dieser Prinzipien alle diese Eigenschaften so passend und zuverlässig begründet werden können, daß dies als ausreichend erscheinen wird, um von ihrer Wahrheit überzeugt zu sein, selbst wenn wir nicht wüßten, daß sie aus diesen Prinzipien der Natur gefolgert werden können. Die Eigenschaften der Magneten, die von den Studenten des Magneten gewöhnlich bemerkt werden, lassen sich in diesen Punkten zusammenfassen : 1. Am Magneten befinden sich zwei Pole, von denen der eine sich an allen beliebigen Orten in Richtung des Nordpols der Erde, der andere in Richtung des Südpols ausrichtet. 2. Diese Pole des Magneten neigen sich je nach der Verschiedenheit der Orte der Erde, über denen sie sich befinden, auf verschiedene Weise zum Mittelpunkt der Erde. 3. Wenn zwei Magnete kugelrund sind, richtet sich der eine auf dieselbe Weise auf den anderen aus wie jeder der beiden zur Erde. 4. Nachdem sie sich so ausgerichtet haben, nähern sie sich einander an. 5. Wenn sie in gerade umgekehrter Stellung festgehalten werden, stoßen sie sich gegenseitig ab. 6. Wenn ein Magnet entlang der durch seine Pole parallel verlaufenden Linien durchtrennt wird, stoßen sich die Teilstücke, die zuvor verbunden waren, ebenfalls ab. 7. Wenn ein Magnet entlang einer Linie, die die durch die Pole verlaufenden Linien in rechtem Winkel schneidet, durchtrennt wird, bilden die beiden zuvor aneinandergrenzenden Punkte Pole verschiedener Ausrichtung, der eine in dem einen, der andere in dem anderen Teilstück. 8. Obwohl an einem einzelnen Magneten nur zwei Pole sind, der eine ein Südpol, der andere ein Nordpol, werden gleichwohl in jedem beliebigen seiner Bruchstücke ebenfalls zwei
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quatenus ratione polorum diversa videtur, eadem sit in quavis parte ac in toto. Quod ferrum a magnete istam vim recipiat, cum tantum ei admovetur. Quod pro variis modis quibus ei admovetur, eam diversimode recipiat. Quod ferrum oblongum, quomodocunque magneti admotum, illam semper secundum suam longitudinem recipiat. Quod magnes de vi sua nihil amittat, quamvis eam ferro communicet. Quod ipsa brevissimo quidem tempore ferro communicetur, sed temporis diuturnitate magis & magis in eo confirmetur. Quod chalybs durissimus eam majorem recipiat, & receptam constantius servet, quam vilius ferrum. Quod major ei communicetur a perfectiore magnete, quam a minus perfecto. Quod ipsa etiam Terra sit magnes, & nonnihil de sua vi ferro communicet. | Quod haec vis in Terra, maximo magnete, minus fortis appareat, quam in plerisque aliis minoribus. Quod acus a magnete tactae suas extremitates eodem modo versus Terram convertant, ac magnes suos polos. Quod eas non accurate versus Terrae polos convertant, sed varie variis in locis ab iis declinent. Quod ista declinatio cum tempore mutari possit. Quod nulla sit, ut quidam ajunt, vel forte quod non eadem nec tanta sit, in magnete supra unum ex suis polis perpendi-
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gleichartige Pole angetroffen, so daß seine Kraft, insofern sie nach Maßgabe der Pole als verschieden angesehen wird, dieselbe in einem beliebigen Teil und im gesamten Magneten ist. Eisen erhält vom Magneten seine Kraft, sofern es ihm angenähert wird. Eisen erhält die Magnetkraft auf verschiedene Art, je nach den verschiedenen Weisen, auf denen es ihm angenähert wird. Ein längliches Eisen, auf welche Weise auch immer es dem Magneten angenähert wird, erhält Magnetkraft immer in der Längsrichtung. Der Magnet büßt von seiner Kraft nichts ein, obwohl er sie auf das Eisen überträgt. Diese Kraft wird zwar in kürzester Zeit auf ihn übertragen, jedoch nur über eine langandauernde Zeit in ihm gefestigt. Der härteste Stahl nimmt die größte Magnetkraft an, und verfügt anhaltender über die erlangte Kraft als wertloses Eisen. Von einem vollkommenen (reinen) Magneten wird auf das Eisen mehr Kraft übertragen als von einem weniger vollkommenen. Auch die Erde selbst ist ein Magnet und überträgt etwas von ihrer Kraft auf das Eisen. Diese Kraft erscheint bei der Erde, dem größten Magneten, weniger stark als bei den meisten kleineren anderen. Eine von einem Magneten berührte Nadel richtet ihre Enden auf dieselbe Weise in Richtung der Erde aus wie ein Magnet seine Pole. Die Enden der Nadel richten sich nicht genau in Richtung der Pole der Erde aus, sondern weichen an verschiedenen Orten verschieden von ihnen ab. Diese Abweichung kann sich mit der Zeit ändern. Eine solche Abweichung ist, wie manche Leute behaupten, nicht vorhanden oder möglicherweise nicht dieselbe und nicht so groß bei einem Magneten, der senkrecht auf einem
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culariter erecto, quam in eo cujus poli aequaliter a Terra distant. Quod magnes trahat ferrum. Quod magnes armatus multo plus ferri sustineat, quam nudus. Quod ejus poli, quamvis contrarii, se invicem juvent ad idem ferrum sustinendum. Quod rotulae ferreae, magneti appensae, gyratio in utramvis partem a vi magnetica non impediatur. Quod vis unius magnetis varie possit augeri vel minui, varia magnetis alterius aut ferri ad ipsum applicatione. Quod magnes, quantumvis fortis, ferrum a se distans, ab alterius debiliores magnetis contactu retrahere non possit. Quod contra magnes debilis, aut exiguum fer | rum, saepe aliud ferrum sibi contiguum separet a magnete fortiore. Quod polus magnetis, quem dicimus Australem, plus ferri sustineat in his Borealibus regionibus, quam ille quem dicimus Borealem. Quod limatura ferri circa unum, aut plures magnetes, certis quibusdam modis se disponat. Quod lamina ferrea, polo magnetis adjuncta, ejus vim trahendi vel convertendi ferri deflectat. Quod eandem nullius alterius corporis interpositio impediat. Quod magnes ad Terram aliosve vicinos magnetes aliter conversus manens, quam sponte se converteret, si nihil ejus motui obstaret, successu temporis suam vim amittat. Quod denique ista vis etiam rubigine, humiditate & situ minuatur, atque igne tollatur; non autem nulla alia nobis cognita ratione.
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seiner Pole aufgerichtet ist, als bei einem, dessen Pole gleich weit von der Erde entfernt sind. Ein Magnet zieht Eisen an. Ein mit einem Metall beschlagener Magnet hält mehr Eisen fest als ein bloßer. Seine Pole – obgleich entgegengesetzt – unterstützen einander darin, dasselbe Stück Eisen festzuhalten. Die Kreisbewegung eines Eisenringes, der von einem Magneten herabhängt, in eine beliebige Richtung wird von der Magnetkraft nicht gehemmt. Die Kraft eines Magneten kann verschieden verstärkt oder vermindert werden aufgrund der verschiedenen Hinzufügung eines anderen Magneten oder Eisens zu ihm. Ein beliebig starker Magnet kann ein von ihm entferntes Eisen nicht aus dem Kontakt mit einem anderen schwächeren Magneten befreien und fortziehen. Dagegen vermag ein schwacher Magnet oder auch ein kleines Stück Eisen oft ein mit einem stärkeren Magneten verbundenes Stück Eisen von ihm zu trennen. Der Pol des Magneten, den wir Südpol nennen, hält in diesen nördlichen Regionen der Erde mehr Eisen fest als jener Pol, den wir Nordpol nennen. Eisenfeilspäne ordnen sich um einen oder mehrere Magneten auf stets dieselben bestimmten Weisen an. Eine mit dem Pol eines Magneten verbundene Eisenscheibe lenkt dessen Kraft, Eisen anzuziehen oder umzuwenden, ab. Dieselbe Kraft wird durch das Dazwischentreten keines anderen Körpers aufgehalten. Ein zur Erde oder einem anderen benachbarten Magneten anders, als er sich von selbst zuwenden würde, wenn nichts seiner Bewegung entgegenstünde, zugewandt verharrender Magnet verliert im Verlauf der Zeit seine Kraft. Schließlich wird diese Kraft durch Rost, Feuchtigkeit und Verwitterung vermindert, sowie auch durch Feuer ganz aufgehoben, nicht jedoch durch irgendeinen anderen uns bekannten Grund.
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CXLVI. Quomodo particulae striatae per Terrae meatus fluant.
Ad quarum proprietatum caussas intelligendas, proponamus nobis ob oculos (Fig. 38) Terram AB, cujus A est polus Australis, & B Borealis; notemusque, particulas striatas, ab Australi coeli parte E venientes, alio plane modo intortas esse, quam venientes a Boreali F: quo fit, ut unae aliarum meatus ingredi plane non possint. Notemus etiam, Australes quidem recta pergere ab A versus B per mediam Terram, ac deinde per aërem ei circumfusum reverti a B versus A; eodemque | tempore Boreales transire a B ad A per mediam Terram, & reverti ab A ad B per aërem circumfusum: quia meatus, per quos ab una parte ad aliam venerant, sunt tales, ut per ipsos regredi non possint. CXLVII. Quod difficilius transeant per aërem, aquam, & terram
exteriorem, quam per interiorem.
Interim vero, quot novae semper accedunt a partibus coeli E & F, tot per alias partes coeli G & H abscedunt, vel in itinere dissipantur, & figuras suas amittunt; non quidem transeundo per mediam Terrae regionem: quia ibi meatus habent ad mensuram suam excavatos, per quos sine ullo offendiculo celerrime fluunt; sed redeundo per aërem, aquam & alia corpora terrae ex | terioris, in quibus nullos ejusmodi meatus habentes, multo difficilius moventur, particulisque secundi & tertii elementi assidue occurrunt, quas cum loco expellere laborant, interdum ab ipsis comminuuntur. CXLVIII. Quod facilius transeant per magnetem, quam per alia
corpora hujus terrae exterioris.
Jam vero, si forte istae particulae striatae magnetem ibi offen-
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146. Auf welche Weise die gefurchten Partikel durch die Gänge der Erde fließen.
Um die Ursachen dieser Eigenschaften einzusehen, wollen wir uns die Erde AB vor Augen führen (Fig. 38), wobei A den Südpol und B den Nordpol darstellt. Die vom südlichen Bereich des Himmels herankommenden gefurchten Partikel sind auf die gerade entgegengesetzte Weise eingebogen als die vom nördlichen Bereich F herankommenden. Deshalb können die einen nicht in die Gänge der anderen eintreten. Zwar kehren die südlichen Partikel geradlinig von A in Richtung B mitten durch die Erde und dann durch die die Erde umfließende Luft von B in Richtung A zurück, und gleichzeitig laufen die nördlichen Partikel von B nach A mitten durch die Erde hindurch und kehren von A nach B durch die umfließende Luft zurück : weil die Gänge, durch die sie von der einen Seite zur anderen laufen so geartet sind, daß sie durch sie nicht zurückkommen können, … 147. Weshalb sie durch die Luft, das Wasser und das Äußere der Erde schwerer hindurchgehen als durch das Innere der Erde.
… aber unterdessen kommen ebenso viele neue beständig von den Bereichen des Himmels E und F heran, wie aus den Bereichen des Himmels G und H heraustreten oder sich unterwegs zerstreuen und ihre Gestalten einbüßen ; allerdings nicht, wenn sie durch die mittlere Region der Erde hindurchgehen : Denn dort finden sie an ihre Ausmaße angepaßte Gänge vor, durch die sie ohne Hindernis schnell fließen ; sondern wenn sie durch die Luft, das Wasser oder andere Körper des Äußeren der Erde zurückkehren, in denen sie keine so gearteten Gänge vorfinden, bewegen sie sich sehr viel schwieriger und treffen unablässig auf die Partikel des zweiten und dritten Elements auf, die sich bemühen, sie mit sich vom Ort zu vertreiben, und von denen sie mitunter zertrümmert werden. 148. Weshalb sie leichter durch einen Magneten als durch andere Körper der äußeren Erdschale hindurchgehen.
Wenn nun aber möglicherweise diese gefurchten Partikel dort
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dant, cum in eo inveniant meatus ad suam figuram conformatos, eodemque modo dispositos ac meatus terrae interioris, ut paullo ante diximus, non dubium est, quin multo facilius per illum transeant, quam per aërem vel alia corpora terrae exterioris: saltem cum iste magnes ita situs est, ut habeat suorum meatuum orificia conversa versus eas Terrae partes, a quibus veniunt eae particulae striatae, quae per illa libere ingredi possunt. CXLIX. Qui sint poli magnetis.
Et quemadmodum in Terra, sic in magnete, punctum medium ejus partis, in qua sunt orificia meatuum, per quae ingrediuntur particulae striatae venientes ab Australi coeli parte, dicemus polum Australem; punctum autem medium alterius partis, per quam hae particulae striatae egrediuntur, & aliae venientes a Septentrione ingrediuntur, dicemus polum, Borealem. Nec moramur, quod vulgo alii polum, quem vocamus Australem, vocent Borealem; neque enim ea de re vulgus, cui soli jus competit nomina rebus male convenientia frequenti usu approbandi, loqui solet. CL. Cur isti poli se convertant versus polos Terrae.
Cum autem hi poli magnetis non respiciunt eas Terrae partes, a quibus veniunt eae particulae striatae, quibus liberum transitum praebere possunt, tunc istae particulae striatae oblique in magnetis meatus irruentes, illum impellunt ea vi quam habent, ad perseveran | dum in suo motu secundum lineas rectas, donec ipsum ad naturalem situm reduxerint: sicque quoties a nulla externa vi retinetur, efficiunt, ut ejus polus Australis versus polum Terrae Borealem convertatur, & Borealis versus Australem: quoniam eae quae a Terrae polo Boreali per aërem ad Austrum
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an einen Magneten anstoßen, finden sie in ihm an ihre Gestalt angepaßte und auf dieselbe Weise wie die im Erdinneren angeordnete Gänge. Wie wir kurz zuvor erwähnt haben, besteht kein Zweifel, daß sie durch diese Gänge sehr viel leichter hindurchgehen als durch die Luft oder andere Körper der äußeren Erdschale ; zumindest wenn der Magnet so plaziert ist, daß er die Öffnungen seiner Gänge auf diejenigen Bereiche der Erde zugewandt hat, von denen diejenigen gefurchten Partikel herankommen, die durch sie ungehindert eintreten können. 149. Welche Stellen die Pole des Magneten bilden.
Ebenso wie bei der Erde bezeichnen wir auch beim Magneten den mittleren Punkt des Bereichs, in dem sich die Öffnungen der Gänge befinden, durch die die von der südlichen Gegend des Himmels herankommenden gefurchten Partikel eintreten, als Südpol, den mittleren Punkt des anderen Bereichs aber, durch den die gefurchten Partikel austreten und die anderen, vom Norden herankommenden eintreten als Nordpol. Halten wir uns nicht damit auf, daß gemeinhin der andere Pol, den wir Südpol nennen, als Nordpol bezeichnet wird ; denn gewöhnlich spricht das Volk, dem allein das Recht zusteht, den Dingen schlecht entsprechende Bezeichnungen durch häufigen Gebrauch geläufig zu machen, nicht über diese Sache. 150. Warum diese Pole sich in Richtung der Pole der Erde ausrichten.
Wenn aber die Pole des Magneten nicht den Bereichen der Erde zugewandt sind, von denen sich die gefurchten Partikel nähern, denen sie ungehinderten Durchgang gewähren können, dann stoßen die schräg in die Gänge des Magneten eintretenden gefurchten Partikel ihn solange mit der Kraft, über die sie verfügen, um ihre Bewegung auf geraden Linien fortzusetzen, bis sie ihn in seine natürliche Lage zurückgestoßen haben. Wann immer er nun von keiner äußeren Kraft zurückgehalten wird, bewirken sie, daß sich sein Südpol in Richtung des Nordpols der Erde ausrichtet, und der Nordpol in Richtung des Südpols
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tendunt, venere prius ab Australi coeli parte per mediam Terram, & venere a Boreali quae ad Boream revertuntur. CLI. Cur etiam certa ratione versus ejus centrum se reclinent.
Efficiunt etiam ut magnes, pro diversis terrae locis quibus insistit, unum ex polis suis altero magis aut | minus versus illam inclinent. Nempe in Æquatore quidem a, polus Australis magnetis L, versus B Borealem Terrae, & b, Borealis ejusdem magnetis, versus Australem Terrae dirigitur; ac neuter altero magis deprimitur, quia particulae striatae cum aequali vi ab utraque parte ad illos accedunt. Sed in polo Terrae Boreali polus a magnetis N omnino deprimitur, & b ad perpendiculum erigitur. In locis autem intermediis, magnes M polum suum b magis aut minus erigit, & polum a magis aut minus deprimit, prout magis aut minus vicinus est polo Terrae B. Quorum caussa est, quod Australes particulae striatae, magnetem N ingressurae ab interioribus Terrae partibus per polum B secundum lineas rectas surgant; Boreales vero, ab hemisphaerio Terrae DAC, circumquaque per aërem versus eundem magnetem N venientes, non magis oblique progredi debeant, ut ad ejus superiorem partem, quam ut ad inferiorem accedant: Australes vero ingressurae magnetem M, a toto Terrae tractu qui est inter B & M ascendentes, vim habeant ejus polum a oblique deprimendi, nec a Borealibus, quae a tractu Terrae AC ad alium ipsius polum b non minus facile accedunt, cum erectus est, quam cum depressus, impediantur.
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der Erde : weil ja die vom Nordpol der Erde durch die Luft nach Süden tendierenden Partikel zuerst vom südlichen Bereich des Himmels mitten durch die Erde gehen ; und die, die zum Nordpol zurückkommen, vom nördlichen Bereich des Himmels. 151. Weshalb sie sich aus demselben Grund auch zum Erdmittelpunkt zurückneigen.
Zudem bewirken die gefurchten Partikel, daß ein Magnet je nach den verschiedenen Orten der Erde, auf denen er steht, den einen von seinen Polen mehr oder weniger als den anderen zur Erde neigt. Denn am Äquator wird zwar der Südpol a des Magneten L in Richtung des Nordpols der Erde B, und der Nordpol b desselben Magneten gerade in Richtung des Südpols der Erde gelenkt, und keiner von den beiden wird mehr herabgedrückt, weil die gefurchten Partikel mit gleicher Kraft von jeder der beiden Seiten auf sie zukommen ; hingegen wird am Nordpol der Erde der Pol a des Magneten insgesamt herabgedrückt und b senkrecht aufgerichtet. Aber an den dazwischenliegenden Stellen richtet der Magnet M seinen Pol b mehr oder weniger auf, und drückt den Pol a mehr oder weniger herab, je nachdem, ob er dem Pol B der Erde mehr oder weniger nah ist. Das hat seine Ursache in folgendem : Die südlichen, in den Magneten N eintretenden gefurchten Partikel steigen von den inneren Bereichen der Erde durch den Pol B entlang gerader Linien auf. Aber die nördlichen, von der Halbkugel DAC der Erde ringsumher durch die Luft in Richtung desselben Magneten N laufenden Partikel müssen ebenso schräg fortschreiten, wenn sie zu dem oberen Teil der Halbkugel, als wenn sie zum unteren Bereich der Halbkugel gelangen wollen. Die in den Magneten M eintretenden, durch die gesamte Ausdehnung der Erde, die sich zwischen B und M befindet, aufsteigenden südlichen Partikel aber besitzen die Kraft, den Pol a schräg herabzudrücken, und werden nicht von den nördlichen gehemmt, die durch die Ausdehnung der Erde AC zu ihrem anderen Pol b nicht weniger leicht gelangen, wenn er aufgerichtet ist, als wenn er herabgedrückt wird.
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CLII. Cur unus magnes ad alium se convertat & inclinet, eodem
modo atque ad terram.
Cum autem istae particulae striatae per singulos magnetes eodem plane modo ac per Terram fluant, non aliter duos magnetes sphaericos unum ad alium, quam ad totam Terram debent convertere. Notandum enim ipsas circa unumquemque magnetem multo majore copia semper esse congregatas, quam in aëre inde remoto: quia nempe in magnete habent meatus, per | quos multo facilius fluunt quam per aërem circumjacentem, a quo idcirco juxta magnetem retinentur; ut etiam, propter meatus quos habent in Terra interiore, major est earum copia in toto aëre, aliisque corporibus Terram ambientibus, quam in coelo. Et ita, quantum ad vim magneticam, eadem plane omnia putanda sunt de uno magnete, respectu alterius magnetis, ac de Terra, quae ipsa maximus magnes dici potest. CLIII. Cur duo magnetes ad invicem accedant, & quae sit cujusque
sphaera activitatis.
Neque vero duo magnetes se tantum ad invicem convertunt, donec polus Borealis unius polum Australem alterius respiciat; sed praeterea postquam sunt ita conversi, ad invicem accedunt, donec se mutuo contingant, si nihil ipsorum motum impediat. Notandum enim est particulas striatas celerrime moveri, quamdiu versantur in meatibus magnetum, quia ibi feruntur impetu primi elementi ad quod 1 pertinent; cumque inde egrediuntur, occurrere particulis aliorum corporum, easque propellere, quoniam hae, ad secundum aut tertium elementum pertinentes, non tantum habent celeritatis. Ita (Fig. 39) illae quae transeunt per magnetem O, celeritate qua feruntur ab A ad B, atque a B ad A, vim acquirunt ulterius progrediendi secundum
1 quod ] 1. Auflage : quem
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152. Weshalb sich ein Magnet auf einen anderen ausrichtet und zuneigt, und auf dieselbe Weise auch der Erde.
Weil aber diese gefurchten Partikel durch die einzelnen Magneten auf eben dieselbe Weise wie auch durch die Erde fließen, müssen sich zwei kugelrunde Magneten nicht anders aufeinander ausrichten als auf die gesamte Erde. Die gefurchten Partikel sind um jeden einzelnen Magneten stets in sehr viel größerer Menge versammelt als in der von dort verdrängten Luft. Denn sie besitzen im Magneten Gänge, durch die sie sehr viel leichter fließen als durch die rundherum befindliche Luft. Deshalb kehren sie durch die nahe bei dem Magneten befindliche Luft zurück ; wie ja auch aufgrund der Gänge, die sie im Erdinneren besitzen, die Menge dieser Partikel in der gesamten Luft und in anderen, die Erde umgebenden Körpern größer ist als im Himmel. Was die Magnetkraft betrifft, gilt deshalb dasselbe in bezug auf den einen Magneten im Verhältnis zu einem anderen Magneten wie in bezug auf die Erde, die selbst als der größte Magnet bezeichnet werden kann. 153. Weshalb zwei Magneten sich einander annähern und was der Wirkungsbereich eines jeden ist.
Zwei Magneten richten sich nicht nur solange aufeinander aus, bis der Nordpol des einen auf den Südpol des anderen blickt, sondern sie bewegen sich außerdem, nachdem sie so aufeinander ausgerichtet sind, solange aufeinander zu, bis sie einander berühren, sofern nichts ihre Bewegung hemmt. Die gefurchten Partikel bewegen sich nämlich schneller, solange sie sich in den Gängen der Magneten befinden, weil sie dort durch den Schwung des ersten Elements getragen werden, dem sie sich anschließen. Wenn sie aus dem Magneten austreten, treffen sie auf die Partikel anderer Körper auf, die sie vorantreiben, weil sie keine so große Geschwindigkeit besitzen, wenn sie sich dem zweiten oder dritten Element anschließen. Auf diese Weise (Fig. 39) erlangen die Partikel, die den Magneten O durchqueren, durch die Schnelligkeit, mit der sie sich von A nach B oder auch von B nach A bewegen, die Kraft, auf
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lineas | rectas versus R & S, donec ibi tam multis particulis secundi aut tertii elementi occurrerint, ut ab ipsis utrimque reflectantur versus V. Totumque spatium RVS per quod ita sparguntur, vocatur sphaera virtutis, sive activitatis, hujus magnetis O; quam patet eo majorem esse debere, quo magnes est major, praesertim quo longior secundum lineam AB, quia particulae striatae longius per illum progredientes majorem agitationem acquirunt. Ita etiam quae transeunt per magnetem P, recta utrimque pergunt versus S & T, atque inde reflectuntur versus X, totumque aërem in sphaera suae activitatis contentum propellunt; sed non ideo expellunt, si nullum habeat locum quo possit recedere, ut nullum habet, cum istorum magnetum sphaerae virtutis sunt ab invicem disjunctae. Sed cum in unam coalescunt, tunc primo facilius est particulis striatis, quae veniunt ab O versus S, recta pergere usque ad P in locum earum quae ex T per X ad S & b revertebantur, quam reflecti versus V & R, quo non difficulter pergunt venientes ab X; faciliusque est venientibus a P ad S pergere usque ad O, quam reflecti versus X, quo etiam non difficulter pergunt venientes ab V; sicque istae particulae striatae non aliter transeunt per hos duos magnetes O & P, quam si unicus esset. Deinde facilius est particulis striatis, recta pergentibus ab O ad P, atque a P ad O, aërem intermedium expellere ab S versus R & T in locum magnetum O & P, sicque efficere, ut hi magnetes ad invicem accedant, donec se contingant in S, quam per totum istum aërem eniti ab A ad b, atque ab V ad X; quae duae viae breviores fiunt, cum hi duo magnetes ad
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geraden Linien solange weiter hinaus in Richtung R und S fortzuschreiten, bis sie dort auf so viele Partikel des zweiten oder dritten Elements aufschlagen, daß sie von diesen beidseitig in Richtung V umgelenkt werden. Den gesamten Raum RVS, über den sie so zerstreut werden, bezeichnet man als das Kraftfeld, bzw. als den Wirkungsbereich des Magneten O. Das Kraftfeld eines Magneten muß offensichtlich um so größer sein, je größer der Magnet ist ; besonders wenn er entlang der Linie AB länger ist, weil die länger durch ihn hindurchlaufenden gefurchten Partikel einen größeren Antrieb erlangen. Auf dieselbe Weise setzen auch die durch den Magneten P hindurchlaufenden Partikel ihren Weg geradlinig in Richtung S und T fort, werden von dort in Richtung X umgelenkt und treiben die gesamte in ihrem Wirkungsbereich enthaltene Luft an. Allerdings verdrängen sie die Luft nur dann, wenn sie einen Ort findet, an den sie sich zurückziehen kann : Das ist aber nicht der Fall, wenn die Kraftfelder der Magneten voneinander getrennt sind. Wenn jedoch die Kraftfelder in eines zusammenfließen, dann kommen die von O in Richtung S schreitenden gefurchten Partikeln leichter geradlinig bis nach P voran – d. h. an den Ort der von T über X nach S und b zurückkommenden Partikel –, als sie in Richtung V und R reflektiert werden. Deshalb setzen sie ihren Weg leicht nach X fort, und die von P nach S schreitenden Partikeln gelangen leichter bis nach O, als sie in Richtung X reflektiert werden, und dadurch setzen diese ihren Weg ebenso leicht von V her fort. Auf diese Weise gehen die gefurchten Partikel durch die zwei Magneten O und P nicht anders hindurch als wenn er ein einziger wäre. Außerdem verdrängen die geradlinig von O nach P, und ebenso die von P nach O voranschreitenden gefurchten Partikel die dazwischen befindliche Luft von S in Richtung R und T an den Ort der Magneten O und P leichter als sich die gefurchten Partikel durch die gesamte Luft von A nach b und ebenso von V nach X hindurcharbeiten. Dadurch bewirken diese gefurchten Partikel, daß die Magneten sich solange aufeinander zubewegen, bis sie sich bei S berühren und daß beide Wege kürzer werden, wenn diese beiden Magneten sich
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invicem | accedunt, vel, si unus retineatur, cum saltem alter ad ipsum venit. CLIV. Cur interdum se invicem refugiant.
Poli autem cognomines duorum magnetum, non sic ad invicem accedunt, sed contra potius, si nimis prope admoveantur, recedunt. Particulae enim striatae ab eo unius magnetis polo, qui alteri magneti obversus est, venientes, cum hunc alterum ingredi non possint, spatium aliquod exigunt inter istos duos magnetes quo transeant, ut ad alium magnetis ex quo egressae sunt polum revertantur. Nempe (Fig. 40) egredientes ab O per polum A, cum ingredi non possint in P per ejus polum a, spatium aliquod exigunt inter A & a, per quod transeant versus V & B, atque vi, qua motae sunt a B ad A, pellunt magnetem P; sicque egredientes a P pellunt magnetem O: saltem cum eorum axes BA & ab sunt in eadem linea recta. Sed cum tantillo magis in unam partem quam in aliam inflexi sunt, tunc isti magnetes se convertunt, modo paullo ante explicato; vel si haec eorum conversio impediatur, non autem motus rectus, tunc rursus unus magnes alium fugat secundum lineam rectam. Ita si magnes O, exiguae cymbae impositus, aquae sic innatet, ut semper ejus axis maneat ad perpendiculum erectus, & magnes P, cujus polus Australis Australi alterius obversus est, manu moveatur versus Y, hinc fiet, ut magnes O recedat versus Z, antequam a magnete P tangatur. In quamcunque enim partem cymba se convertat, requiritur semper aliquod spatium inter istos duos magnetes, ut particulae
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einander annähern, oder, sofern einer festgehalten wird : wenn der andere an ihn herantritt. 154. Weshalb zwei Magneten sich mitunter voneinander abstoßen.
Hingegen bewegen sich die gleichnamigen Pole zweier Magneten nicht auf die angegebene Weise aufeinander zu, sondern stoßen sich im Gegenteil vielmehr ab, wenn sie einander zu sehr angenähert werden. Die gefurchten Partikel, die von demjenigen Pol des einen Magneten, der dem anderen Magneten zugewandt ist, herankommen, bedürfen nämlich eines gewissen Raumes zwischen den zwei Magneten, durch den sie hindurchgehen, um zu dem Pol des anderen Magneten, aus dem sie ausgetreten sind, zurückzukommen, weil sie in den anderen Magneten nicht eintreten können : Die (Fig. 40) von O durch den Pol A heraustretenden Partikel bedürfen zwischen A und a eines gewissen Raumes, durch den sie in Richtung V und B hindurchgehen, weil sie in den Magneten P nicht durch dessen Pol a eintreten können. Mit der Kraft, durch die sie von B nach A bewegt worden sind, stoßen sie den Magneten P. Auf diese Weise stoßen die aus P heraustretenden Partikel den Magneten O – zumindest wenn sich die Achsen BA und ab dieser Magneten auf derselben geraden Linie befinden. Wenn sie hingegen ein wenig mehr in die eine Richtung als in die andere gebogen sind, dann richten sich diese Magneten auf die gerade eben erläuterte Weise aus. Wird aber eine solche Ausrichtung dieser Magneten verhindert, nicht jedoch eine geradlinige Bewegung, dann weicht statt dessen der eine Magnet von dem anderen in gerader Linie zurück. Wenn demgemäß der auf einen kleinen Kahn gesetzte Magnet O so durch das Wasser schwimmt, daß seine Achse ständig senkrecht aufgerichtet verbleibt und der Magnet P, dessen Südpol dem Südpol des anderen Magneten zugewandt ist, mit der Hand in Richtung Y bewegt wird, dann weicht der Magnet O in Richtung Z zurück, bevor er vom Magneten P berührt würde. In welche Richtung auch immer der Kahn sich nämlich wenden würde, stets ist ein gewisser Raum zwischen den beiden Magneten erforderlich,
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striatae, ex iis per po | los A & a egredientes, versus V & X transire possint. CLV. Cur segmentorum magnetis partes, quae ante sectionem
junctae erant, se mutuo etiam refugiant.
Et ex his facillime intelligitur, cur si magnes secetur plano parallelo lineae per ejus polos ductae, segmentumque libere suspendatur supra magnetem ex quo resectum est, sponte se convertat, & situm contrarium ejus quem prius habuerat, affectet; ita ut (Fig. 41), si partes A & a prius junctae fuerint, itemque B & b, postea b vertat se versus A, & a versus B: quia nempe antea pars Australis unius Australi alterius juncta erat, & Borealis Boreali, post divisionem vero particulae striatae per Australem partem unius egressae, per Borealem alterius ingredi debent; & egressae per Borealem, ingredi per Australem. CLVI. Cur duo puncta, quae prius in uno magnete contigua erant,
in ejus fragmentis sint poli diversae virtutis.
Manifestum etiam est (Fig. 42), cur si magnes dividatur plano, lineam per polos ductam ad angulos rectos secante, poli segmentorum, quae ante sectionem se mutuo tangebant, ut b & a, sint contrariae virtutis: quia particulae striatae, quae per unum ex istis polis egrediuntur, per alium ingredi debent.
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den die aus ihnen durch die Pole A und a austretenden gefurchten Partikel in Richtung V und X durchschreiten können. 155. Weshalb die Teilstücke eines Magneten, die vor der Zertrennung verbunden gewesen waren, sich ebenfalls gegenseitig abstoßen.
Wenn man einen Magnet entlang einer Ebene, die den durch seine Pole verlaufenden Linien parallel ist, zertrennt und das abgetrennte Stück frei über dem Magneten, von dem es abgetrennt wurde, aufgehängt, wird es sich von selbst ausrichten und eine Lage einzunehmen suchen, die der, die es zuvor eingenommen hatte, entgegengesetzt ist : Waren anfänglich (Fig. 41) die Stücke A und a verbunden, und ebenso B und b, dann wendet sich später b in Richtung A, und a in Richtung B. Weshalb sich dies so verhält, kann aus dem zuvor Gesagten einsichtig gemacht werden. Weil nämlich zuvor der südliche Bereich des einen Stückes mit dem südlichen Bereich des anderen verbunden war, und der nördliche des einen Stücks mit dem nördlichen des anderen, müssen nach der Teilung die durch den südlichen Bereich des einen Stücks ausgetretenen gefurchten Partikel durch den nördlichen des anderen eintreten, und die durch den nördlichen ausgetretenen durch den südlichen. 156. Weshalb zwei Punkte, die anfänglich in einem Magneten benachbart waren, in seinen Bruchstücken Pole verschiedener (Kraft-) Ausrichtung bilden.
Wenn ein Magnet (Fig. 42) entlang einer rechtwinklig zu der von den Polen verlaufenden Linie eben durchtrennt wird, besitzen die Pole der Teilstücke, die vor der Zertrennung einander berührten, wie b und a, offensichtlich entgegengesetzte Ausrichtungen, weil die gefurchten Partikel, die durch den einen von diesen Polen austreten, durch den anderen eintreten müssen.
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CLVII. Cur eadem sit vis in quavis magnetis parte, ac in toto.
Nec minus manifestum est, eandem esse vim in quavis magnetis parte ac in toto: neque enim ista vis alia est in polis, quam in reliquis partibus, sed tantum major videtur, quia per illos egrediuntur particulae striatae, quae per longissimos magnetis meatus transierunt, & quae inter omnes ab eadem parte venientes mediae sunt: saltem in magnete sphaerico, ac cujus | exemplum in reliquis ibi poli esse censentur, ubi maxima vis apparet. Nec etiam ista vis alia est in uno polo quam in alio, nisi quatenus particulae striatae, per unum ingressae, per alium egrediuntur: atqui nulla est tantilla pars magnetis, in qua, si habent ingressum, non habeant etiam egressum. CLVIII. Cur magnes suam vim ferro sibi admoto communicet.
Nec mirum est, quod ferrum, magneti admotum, vim magneticam ab illo acquirat. Jam enim habet meatus recipiendis particulis striatis idoneos, nihilque ipsi deest ad istam vim acquirendam, nisi quod exiguae quaedam ramulorum, ex quibus ejus ramenta constant, extremitates hinc inde in istis meatibus promineant; quae omnes versus unam & eandem partem flecti debent, in iis meatibus per quos transire possunt particulae striatae ab Austro venientes, & versus oppositam in aliis. Atqui, magnete admoto, particulae striatae, magna vi & magna copia, torrentis instar, in ferri meatus irruentes, istas ramulorum extremitates hoc pacto inflectunt; ac proinde ipsi dant id omne, quod in eo ad vim magneticam desiderabatur.
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157. Weshalb die Kraft in einem beliebigen Teil des Magneten dieselbe ist wie im gesamten.
Offensichtlich ist in einem beliebigen Teil des Magneten dieselbe Kraft vorhanden wie im gesamten. Die Kraft ist nämlich an den Polen keine andere als in den übrigen Teilen, sondern sie scheint größer zu sein. Denn durch die Pole treten diejenigen gefurchten Partikel aus, die, weil sie von allen aus derselben Richtung herankommenden Partikeln den mittleren Weg eingeschlagen haben, durch die längsten Gänge des Magneten hindurchgegangen sind. Zumindest nimmt man nach dem Beispiel des kugelrunden Magneten die Pole dort an, wo die größte Kraft auftritt. Außerdem ist die Kraft an dem einen Pol dieselbe wie an dem anderen, außer insofern die gefurchten Partikel durch den einen Pol ein- und durch den anderen austreten : Und doch ist kein Teil des Magneten so klein, daß es, wenn es einen Eingang besitzt, nicht auch einen Ausgang besäße. 158. Weshalb ein Magnet seine Kraft auf ein Eisen überträgt, das auf ihn zubewegt wird.
Es ist auch nicht verwunderlich, daß ein auf den Magneten zubewegtes Eisen die Magnetkraft von ihm erhält. Denn das Eisen besitzt bereits zur Aufnahme der gefurchten Partikel geeignete Gänge, und nichts fehlt ihm zur Aufnahme dieser Kraft, außer daß gewisse winzige Enden der Verästelungen, aus denen seine Splitter bestehen, mal in die eine, mal in die andere Richtung in diese Gänge hineinragen. Alle diese Enden müssen in den Gängen in ein und dieselbe Richtung gebogen werden, durch die die von Süden herankommenden gefurchten Partikel hindurchgehen können, und in den anderen in die entgegengesetzte Richtung. Wird nun ein Magnet dem Eisen angenähert, stürzen die gefurchten Partikel mit großer Kraft und in großer Menge einem Sturzbach gleich in die Gänge des Eisens hinein, biegen die Endungen der Verästelungen auf diese Weise ein und verleihen dem Eisen daher alles das, was in ihm für die Magnetkraft noch gefehlt hat.
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CLIX. Cur ferrum pro variis modis, quibus magneti admovetur,
ipsam diversimode recipiat.
Et quidem pro variis partibus magnetis, ad quas ferrum applicatur, varie accipit istam vim. Sic (Fig. 43) pars R ferri RST, si applicetur polo Boreali magnetis P, fiet polus Australis ferri, quia per illam ingredientur particulae striatae ab Austro venientes, & per partem T ingredientur Boreales, ex polo A per | aërem reflexae 1. Eadem pars R, si jacet supra aequatorem magnetis, & recipiat ejus polum Borealem, ut in C, fiet rursus polus Australis ferri; sed si invertatur & recipiat polum Australem, ut in D, tunc amittet vim poli Australis, & fiet polus Borealis. Denique, si S pars media istius ferri tangat polum magnetis A, particulae striatae Boreales, illud ingressae per S, utrimque egredientur per R & T; sicque in utraque extremitate recipiet vim poli Australis, & in medio vim Poli Borealis. CLX. Cur ferrum oblongum eam non recipiat, nisi secundum
suam longitudinem.
Quaeri tantum potest, cur istae particulae striatae, ex magnetis polo A ferri partem S ingredientes, non recta pergant versus E, sed potius hinc inde reflectantur versus R & T; sicque hoc ferrum secundum suam longitudinem, potius quam secundum latitudinem, vim magneticam recipiat. Sed facilis responsio est, quia multo magis apertas & faciles vias inveniunt in ferro, quam in aëre, a quo idcirco versus ferrum reflectuntur.
1 reflexae ] 1. Auflage : reflexas
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159. Weshalb das Eisen je nach den verschiedenen Weisen, auf die es dem Magneten zubewegt wird, die Kraft verschieden aufnimmt.
Allerdings nimmt das Eisen je nach den verschiedenen Seiten des Magneten, an die es angefügt wird, seine Kraft verschieden auf. So wird (Fig. 43) der Bereich R des Eisens RST, wenn er auf den Nordpol des Magneten P aufgesetzt wird, zum Südpol des Eisens werden. Denn durch diesen Bereich treten die vom Süden herankommenden gefurchten Partikel, und durch den Bereich T die nördlichen Partikel ein, die vom Pol A durch die Luft reflektiert worden sind. Wenn das Eisen jedoch über dem Äquator des Magneten zu liegen kommt und auf dessen Südpol blickt wie bei C, wird derselbe Bereich R gerade umgekehrt den Nordpol des Eisens bilden. Wird das Eisen hingegen umgewendet, so daß derselbe Bereich auf den Südpol blickt wie bei D, dann wird es die Kraft eines Südpols verlieren und zu einem Nordpol werden. Wenn schließlich der mittlere Abschnitt S dieses Eisens den Pol A des Magneten berührt, werden die in ihn durch S eintretenden gefurchten Partikel des Nordpols beidseitig durch R und T austreten, und so wird es an beiden Enden die Kraft eines Südpols erlangen und in der Mitte die Kraft eines Nordpols. 160. Weshalb ein längliches Eisen die Magnetkraft nur in Längsrichtung aufnimmt.
Es bleibt noch die Frage, weshalb die aus dem Pol A des Magneten in den Bereich S des Eisens eintretenden gefurchten Partikel nicht geradlinig in Richtung E weitergehen, sondern vielmehr mal hierin, mal dorthin in Richtung R und T reflektiert werden, und so dieses Eisen die Magnetkraft eher in Längsrichtung als der Breite nach aufnimmt. Freilich fällt die Entgegnung leicht, weil sie sehr viel mehr offene und gangbare Wege im Eisen finden als in der Luft, von wo sie deshalb in Richtung des Eisens reflektiert werden.
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CLXI. Cur magnes nihil amittat de sua vi, quamvis eam ferro
communicet.
Facilis etiam responsio est, si quaeratur cur magnes nihil amittat de sua vi, cum eam ferro communicat. Nulla enim in magnete mutatio fit, propterea quod particulae striatae, ex eo egredientes, ferrum potius quam quodvis aliud corpus ingrediuntur; nisi forsan quod, liberius per ferrum quam per alia corpora transeundo, copiosius etiam ex magnete, cum ferrum ei adjunctum est, egrediantur; quo tantum abest, ut ejus vis minuatur, quin potius augetur. | CLXII. Cur haec vis celerrime ferro communicetur, sed diuturnitate
temporis in eo confirmetur.
Et brevissimo tempore ista vis ferro accedit, quia particulae striatae celerrime per ipsum fluunt; sed longa mora in eo confirmatur, quia quo diutius ramulorum extremitates in unam partem flexae manserunt, eo difficilius in contrariam reflectuntur. CLXIII. Cur chalybs ad eam recipiendam aptior sit,
quam vilius ferrum.
Et chalybs istam vim majorem accipit quam vilius ferrum, quia plures & perfectiores habet meatus, particulis striatis recipiendis idoneos. Eamque constantius servat, quia ramulorum in iis meatibus prominentium extremitates habet minus flexiles. CLXIV. Cur major ei communicetur a perfectiore magnete
quam a minus perfecto.
Et major ei communicatur a majore & perfectiore magnete:
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161. Weshalb der Magnet nichts von seiner Kraft verliert, obwohl er sie dem Eisen überträgt.
Auch fiele die Antwort leicht, wenn gefragt würde, weshalb der Magnet nichts von seiner Kraft einbüßt, wenn er sie auf das Eisen überträgt. Es findet nämlich im Magneten deswegen keine Veränderung statt, weil die aus ihm austretenden gefurchten Partikel eher in das Eisen als in einen beliebigen anderen Körper eintreten ; außer vielleicht, daß sie auch in größerer Menge aus dem Magneten austreten, wenn ihm ein Eisen angefügt ist, weil sie ungehinderter durch das Eisen als durch andere Körper hindurchgehen – dadurch aber ist er um so weiter davon entfernt, daß sich seine Kraft verminderte, weil sie sich vielmehr sogar vergrößert. 162. Weshalb diese Kraft sich sehr schnell auf das Eisen überträgt, jedoch nur durch eine langandauernde Zeit in ihm verfestigt wird.
Diese Kraft entwickelt sich in kürzester Zeit im Eisen, weil die gefurchten Partikel sehr schnell durch es fließen. Allerdings verfestigt sie sich in ihm nur über einen langen Zeitraum, weil die Endungen der Verästelungen desto schwieriger in die entgegengesetzte Richtung zurückgebogen werden, je länger sie in eine Richtung eingebogen verbleiben. 163. Weshalb Stahl geeigneter ist, die Magnetkraft aufzunehmen als billiges Eisen.
Der Stahl nimmt diese Kraft stärker auf als billiges Eisen, weil er eine größere Anzahl zur Aufnahme der gefurchten Partikel geeigneter Gänge besitzt, die zudem nicht irgendwo im Stahl abbrechen. Außerdem bewahrt der Stahl sie länger und dauerhafter, weil die in seine Gänge hineinragenden Endungen der Verästelungen weniger biegsam sind. 164. Weshalb die Magnetkraft von einem vollkommenen Magneten stärker auf das Eisen übertragen wird als von einem weniger vollkommenen.
Zudem wird die Magnetkraft von einem größeren und vollkom-
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tum quia particulae striatae, majori cum impetu in ejus meatus irruentes, ramulorum in iis prominentium extremitates magis inflectunt; tum etiam quia plures simul eo ruentes, plures ejusmodi meatus sibi aperiunt. Notandum enim est, plures esse tales meatus in chalybe, qui scilicet ex solis ferri ramentis constat, quam in magnete, in quo multum est materiae lapideae, cui ferri ramenta infixa sunt; atque ideo, cum paucae tantum particulae striatae ex magnete debili ferrum ingrediantur, non omnes ejus meatus aperiunt, sed paucos tantum, & quidem illos, qui extremitatibus ramulorum quam-maxime flexilibus claudebantur. CLXV. Cur ipsa etiam terra vim magneticam ferro tribuat.
Unde fit, ut etiam vile ferrum, in quo scilicet istae ramulorum extremitates sunt valde flexiles, ab ipsa Terra, magnete quidem maximo, sed admodum de | bili, nonnullam vim magneticam brevissimo tempore possit accipere. Nempe si sit oblongum, nulla tali vi adhuc imbutum, & una sua extremitate versus Terram inclinetur, protinus ex hoc solo acquiret, in ista extremitate versus Terram inclinata, vim poli Australis in his Borealibus regionibus; & momento illam amittet, ac plane contrariam acquiret, si eadem ejus extremitas attollatur, & opposita deprimatur. CLXVI. Cur vis magnetica in Terra debilior sit, quam in parvis
magnetibus.
Sed si quaeratur, cur ista vis in Terra, maximo magnete, debilior sit quam in aliis minoribus, respondeo, me non putare illam esse debiliorem, sed potius multo fortiorem, in media illa Terrae regione, quam totam particulis striatis perviam esse supra dictum
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meneren Magneten stärker auf das Eisen übertragen. Denn zum einen biegen die mit einem größeren Schwung in seine Gänge einströmenden gefurchten Partikel die in seine Gänge hineinragenden Endungen der Verästelungen stärker um, und zum anderen öffnet eine größere Anzahl zugleich dort strömender Partikel sich eine größere Anzahl solcher Gänge. Außerdem besteht Stahl allein aus Splittern des Eisens, und besitzt daher eine größere Anzahl solcher Gänge als der Magnet, in dem sich viel steinige Materie findet, die mit Eisensplittern durchzogen ist. Weil deshalb nur wenige gefurchte Partikel aus einem schwachen Magneten in das Eisen eintreten, öffnen sie nicht alle seine Gänge, sondern nur wenige, und zwar jene, die durch die Endungen der biegsamsten Verästelungen verschlossen waren. 165. Weshalb auch die Erde selbst dem Eisen Magnetkraft verleiht.
Deshalb kann auch das billige Eisen, in dem nämlich die Endungen der Verästelungen sehr biegsam sind, von der Erde selbst, dem zwar größten, jedoch schwächsten Magneten, in kürzester Zeit etwas Magnetkraft erhalten. Denn wenn das Eisen länglich ist, noch keine solche Kraft aufweist und eines seiner Enden in Richtung der Erde geneigt wird, wird es in diesen nördlichen Regionen der Erde allein durch diese Neigung unverzüglich in dem zur Erde geneigten Ende die Kraft eines Südpols erlangen und sie in dem Moment verlieren und die entgegengesetzte annehmen, wenn dasselbe Ende aufgerichtet und das entgegengesetzte herabgedrückt wird. 166. Weshalb die Magnetkraft der Erde schwächer ist als die kleiner Magneten.
Wenn hingegen gefragt wird, weshalb diese Kraft bei der Erde, dem größten Magneten, schwächer sei als bei den anderen kleineren, so antworte ich, daß ich gar nicht annehme, daß sie geringer sei, sondern daß sie in jener mittleren Region der Erde, die, wie oben ausgeführt wurde, den Durchgang sämtlicher gefurchten Partikel bildet, vielmehr sehr viel stärker sei. Tatsächlich nämlich kommen die aus ihr ausgetretenen gefurchten Par-
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est; verum istas particulas striatas, ab ipsa egressas, maxima ex parte reverti per interiorem illam superioris Terrae regionis crustam, ex qua metalla oriuntur, & in qua sunt etiam multi meatus iis recipiendis idonei; atque idcirco perpaucas usque ad nos pervenire. Judico enim istos meatus, tum in illa crusta interiore, tum etiam in magnetibus, & ferri ramentis, quae in venis hujus exterioris continentur, plane alio modo conversos esse, quam meatus mediae regionis: ita ut particulae striatae, quae per hanc mediam regionem ab Austro ad Boream fluunt, revertantur a Borea ad Austrum per omnes quidem superioris partes, sed praecipue per ejus crustam interiorem, itemque per magnetes & ferrum exterioris; quo cum maxima earum pars se conferat, paucae supersunt quae per hunc nostrum aërem, & alia circumjacentia corpora, | meatibus idoneis destituta, sibi viam quaerant. Quae si recte conjicio, magnes e terra excisus, & in cymba super aquam libere collocatus, eandem illam faciem, qua semper antea, dum terrae haerebat, Septentriones spectavit, debet adhuc in Septentriones convertere: ut Gilbertus, virtutis magneticae praecipuus indagator, & ejus quae in Terra est primus inventor, expertum se esse affirmat. Nec moror quod alii contrarium putent se vidisse; forsan enim iis imposuit, quod cum illa ipsa pars terrae, ex qua magnetem excidi curaverant, esset magnes, poli magnetis excisi ad eam se converterent: ut paullo ante dictum est, unius magnetis fragmentum ad aliud converti. CLXVII. Cur acus magnete tactae semper suae virtutis polos
in extremitatibus suis habeant.
Jam vero, cum ista virtus magnetica non communicetur ferro oblongo, nisi secundum ejus longitudinem: certum est acum
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tikel größtenteils durch jene innere Schicht der äußeren Erdschale zurück, in der die Metalle entstehen, und in der sich auch viele zu ihrer Aufnahme geeignete Gänge finden. Deshalb gelangen nur sehr wenige gefurchte Partikel bis zu uns. Ich urteile nämlich, daß diese Gänge, sowohl in jener inneren Schale als auch in den Magneten und den Splittern des Eisens, die in den Adern der äußeren Erdschale enthalten sind, auf die gerade entgegengesetzte Weise ausgerichtet sind als die Gänge der mittleren Erdschale. Deshalb kommen die gefurchten Partikel, die durch diese mittlere Region von Süden nach Norden fließen, zwar vom Norden nach Süden durch alle äußeren Bereiche der Erdkruste zurück, vornehmlich aber durch ihre innere Schicht, und ebenso durch die äußeren Bereiche der Magnete und des Eisens. Wenn sich der größte Anteil dieser Partikel dorthin begibt, bleiben nur wenige übrig, die sich durch unsere Luft und andere in der Nähe befindliche Körper, denen die geeigneten Gänge fehlen, einen Weg bahnen. Was, wenn ich recht vermute, bedeutet, daß ein aus der Erde gewonnener und in einem Kahn frei auf dem Wasser positionierter Magnet dieselbe Seite, mit der er zuvor, während er mit der Erde verhaftet war, nach Norden geblickt hat, auch jetzt dem Norden zuwenden muß : wie Gilbert, der erste Erforscher der magnetischen Kräfte und der erste Entdecker derjenigen, die sich an der Erde selbst finden, erfahren zu haben beteuert. Ich halte mich nicht dabei auf, daß andere meinen, das Gegenteil bemerkt zu haben ; vielleicht ist ihnen nämlich ein Irrtum dadurch unterlaufen, daß – weil der Bereich der Erde, aus dem sie den Magneten haben gewinnen lassen, selbst ein Magnet gewesen war – die Pole des gewonnenen Magneten sich auf diesen Bereich ausrichteten ; denn es richtet sich ja, wie kurz zuvor ausgeführt wurde, ein Bruchstück eines Magneten auf den anderen aus. 167. Weshalb mit einem Magneten in Berührung gebrachte Nadeln ihre Kraftpole stets an ihren Enden haben.
Weil die Magnetkraft einem länglichen Eisen nur in Längsrichtung übertragen wird, muß eine über diese Kraft verfügende
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ipsa imbutam suas semper extremitates versus easdem terrae partes debere convertere, versus quas magnes sphaericus polos suos convertit; & semper ejusmodi acus suae magneticae virtutis polos in extremitatibus istis praecise habere. CLXVIII. Cur poli magneticae virtutis non semper accurate versus
Terrae polos dirigantur, sed ab iis varie declinent.
Et quia facilius earum extremitates a reliquis partibus dignosci possunt, quam poli magnetis, ipsarum ope notatum est, magneticae virtutis polos non ubique Terrae polos accurate respicere, sed varie variis in locis ab iis declinare. Cujus declinationis caussa, ut jam ante Gilbertus animadvertit, ad solas inaequalitates quae sunt in hac terrae superficie, referri debet. Manifestum enim est, in unis hujus exterioris terrae partibus, multo plura ferri ramenta, pluresque ma | gnetes reperiri, quam in aliis: quo fit, ut particulae striatae, a terra interiori egredientes, majori copia versus quaedam loca fluant, quam versus alia, sicque ab itineribus suis saepe deflectant. Et quia polorum magnetis, vel extremitatum acus, conversio pendet a solo cursu istarum particularum, omnes earum inflectiones sequi debet. Hujusque rei experimentum facere licet in magnete, cujus figura non sit sphaerica: nam si acus exigua supra diversas ejus partes collocetur, non semper eodem plane modo ad ejus polos se convertet, sed saepe ab ipsis aliquantum declinabit. Nec putandum est in eo disparem esse rationem, quod inaequalitates, quae sunt in extima terrae superficie, ad totam ejus molem comparatae, perexiguae sint; non enim cum ipsa, sed cum acubus & 1 magnetibus
1 & ] 1. Auflage : aut
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Nadel ihre Enden stets auf dieselben Bereiche der Erde ausrichten, auf die ein kugelrunder Magnet seine Pole richtet. Außerdem besitzen solche Nadeln die Pole ihrer magnetischen Kräfte immer genau an ihren Endungen. 168. Weshalb die Pole der magnetischen Kraft sich nicht immer ganz genau in Richtung der Pole der Erde ausrichten, sondern von ihnen verschiedentlich abweichen.
Weil die Enden solcher Nadeln leichter von den anderen Bereichen [derselben Nadel] unterschieden werden können als die Pole eines gewöhnlichen Magneten [von dessen anderen Bereichen], ist mit ihrer Hilfe beobachtet worden, daß die Pole der magnetischen Kraft nicht überall genau mit den Polen der Erde übereinstimmen, sondern an verschiedenen Orten verschieden von ihnen abweichen. Die Ursache dieser Abweichung, wie zuvor bereits Gilbert festgestellt hat, muß allein auf die Ungleichmäßigkeiten, die sich auf der Oberfläche der Erde finden, zurückgeführt werden. Offensichtlich finden sich in den einen Bereichen der äußeren Erdschale sehr viel mehr Eisensplitter und mehr Magneten als in anderen. Deshalb fließen die aus dem Inneren der Erde austretenden gefurchten Partikel in größerer Menge in Richtung bestimmter Orte als in Richtung anderer, und weichen so häufig von ihren Bahnen ab. Weil die Ausrichtung der Magnetpole, bzw. der Enden einer Nadel allein vom Verlauf dieser Partikel abhängt, muß diese Ausrichtung allen Abweichungen im Verlauf dieser Partikel folgen. Das Experiment dieses Sachverhalts kann anhand eines Magneten vorgenommen werden, dessen Gestalt nicht kugelrund ist : denn wenn eine kleine Nadel über seinen verschiedenen Teilen positioniert wird, wird sie sich nicht immer auf völlig gleiche Weise auf seine Pole ausrichten, sondern mitunter von ihnen etwas abweichen. Man wende nicht ein, daß dies auf einen anderen Grund zurückgeführt werden müsse, weil die Ungleichmäßigkeiten, die sich auf der äußersten Oberfläche der Erde finden, mit ihrer gesamten Masse verglichen, äußerst gering seien ; nämlich nicht mit ihr, sondern mit den Nadeln und Magneten, an denen die
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in quibus declinatio fit, sunt comparandae, sicque satis magnas esse apparet. CLXIX. Cur etiam interdum ista declinatio cum tempore mutetur.
Sunt qui dicunt, istam declinationem non semper in iisdem terrae locis eandem manere, sed cum tempore mutari. Quod minime videri debet: non modo quia ferrum quotidie ex unis terrae partibus in alias ab hominibus transfertur, sed etiam quia ejus glebae, quae sunt in hac terra exteriore, quibusdam in locis cum tempore corrumpi possunt, & aliae in aliis generari, sive ab interiore terra submitti. CLXX. Cur in magnete supra unum ex suis polis erecto minor esse
possit, quam cum ejus poli aequaliter a Terra distant.
Sunt etiam qui dicunt, istam declinationem nullam esse in magnete sphaerico, supra polum suum Australem in his Borealibus regionibus, vel supra Borealem | in Australibus, perpendiculariter stante, illumque hoc pacto cymbae impositum, quandam aequatoris sui partem semper accurate eandem versus Boream, & oppositam versus Austrum convertere. Quod an verum sit, nullo mihi adhuc experimento compertum est. Sed facile mihi persuadeo non omnino eandem, nec forte etiam tantam esse declinationem, in magnete ita constituto, quam in eo cujus poli aequaliter a Terra distant. Nam particulae striatae, in hac superiore Terrae regione, non modo per lineas aequaliter ab ejus centro distantes ab uno polo ad alium revertuntur, sed etiam ubique (praeterquam sub aequatore) nonnullae ab interioribus ejus par-
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Abweichung geschieht, müssen sie verglichen werden, und so gesehen erscheinen sie als ausreichend groß. 169. Weshalb sich diese Abweichung mitunter mit der Zeit verändert.
Es wird behauptet, daß diese Abweichung an denselben Orten der Erde nicht immer dieselbe bleibt, sondern sich mit der Zeit verändert. Das kann nur als sehr kleines Rätsel gelten, nicht nur, weil täglich von den Menschen Eisen von den einen Bereichen der Erde an andere gebracht wird, sondern auch, weil die Eisenklumpen, die sich in der äußeren Erdschale befinden, an bestimmten Orten mit der Zeit korrodiert werden können, und an anderen Orten andere entstehen, bzw. aus dem Erdinneren aufsteigen. 170. Weshalb diese Abweichung bei einem aufrecht auf einem seiner Pole stehenden Magneten geringer sein kann, als wenn seine Pole gleichmäßig von der Erde entfernt sind.
Es wird auch behauptet, daß bei einem kugelrunden Magneten keine solche Abweichung vorhanden ist, wenn er in diesen nördlichen Regionen der Erde senkrecht auf seinem Südpol, oder wenn er in den südlichen Regionen der Erde auf seinem Nordpol steht. Außerdem richte er, wenn er auf diese Weise auf einen Kahn gesetzt wird, immer dieselbe Seite seines Äquators genau in Richtung Norden und die entgegengesetzte in Richtung Süden aus. Ob dies wahr ist, habe ich bis jetzt durch kein Experiment in Erfahrung gebracht ; allerdings gestehe ich gerne zu, daß bei einem so positionierten Magneten nicht völlig dieselbe und möglicherweise auch keine so große Abweichung vorliegt wie bei einem, dessen Pole gleichmäßig weit von der Erde entfernt sind. Denn die gefurchten Partikel kommen in dieser oberen Region der Erde nicht nur durch vom Erdmittelpunkt gleichmäßig weit entfernte Linien vom einen Pol zum anderen zurück, sondern einige steigen auch überall (außer unterhalb des Äquators) aus ihren inneren Bereichen auf ; und die Ausrichtung eines auf seinen Polen aufgerichteten Magneten
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tibus ascendunt: & magnetis supra polos erecti conversio ab his ultimis, declinatio vero a prioribus praecipue dependet. CLXXI. Cur magnes trahat ferrum.
Praeterea magnes trahit ferrum, sive potius magnes & ferrum ad invicem accedunt; neque enim ulla ibi tractio est, sed statim atque ferrum est intra sphaeram activitatis magnetis, vim ab eo mutuatur, & particulae striatae, ab utroque egredientes, aërem intermedium expellunt: quo fit, ut ambo ad invicem non aliter quam duo magnetes accedant. Imo etiam ferrum liberius movetur quam magnes, quia constat iis tantum ramentis, in quibus particulae striatae suos habent meatus, magnes autem multa materia lapidea gravatur. CLXXII. Cur magnes armatus, multo plus ferri sustineat,
quam nudus.
Sed multi mirantur magnetem armatum, sive laminam ferream magneti adjunctam, plus ferri posse sustinere, quam solum magnetem. Cujus tamen ratio | detegi potest ex eo, quod etiamsi plus sibi appensi ferri sustineat, non tamen idcirco plus ad se alliciat, si vel minimum ab eo removeatur; nec etiam plus sustineat, si corpus aliquod, quantumvis tenue, interjaceat: hinc enim apparet, istam majorem ejus vim ex sola differentia contactus oriri: quod nempe laminae ferreae meatus aptissime congruant cum meatibus ferri ipsi appensi, & ideo particulae striatae, per hos meatus ex uno ferro in aliud transeuntes, omnem aërem intermedium expellant, efficiantque ut eorum superficies, se invicem immediate contingentes, difficillime disjungantur: jamque supra ostensum est, nullo glutino duo corpora melius ad
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hängt von diesen letzteren, die Abweichung aber vor allem von den ersteren ab. 171. Weshalb ein Magnet Eisen anzieht.
Außerdem zieht ein Magnet Eisen an, oder vielmehr : Magnet und Eisen bewegen sich aufeinander zu. Dabei findet keinerlei Anziehung statt, sondern sobald ein Eisen innerhalb des Wirkungsbereiches eines Magneten ist, wird die Magnetkraft von ihm empfangen, und die aus beiden austretenden gefurchten Partikel verdrängen die dazwischen befindliche Luft. Deshalb bewegen sich beide zusammen nicht anders als zwei Magneten aufeinander zu. Ein Eisen bewegt sich auch sogar freier als ein Magnet, weil es nur aus solchen Splittern besteht, in denen die gefurchten Partikel ihre Gänge finden, der Magnet aber mit viel steiniger Materie belastet ist. 172. Weshalb ein beschlagener Magnet sehr viel mehr Eisen festhält als ein bloßer.
Allerdings können sich viele Leute nicht erklären, weshalb ein beschlagener Magnet, bzw. eine einem Magneten angefügte Eisenscheibe mehr Eisen festhalten kann als der Magnet allein. Den Grund hierfür entdeckt man in folgendem : Selbst wenn der Magnet mehr ihm anhängendes Eisen festhält, zieht er gleichwohl deshalb nicht mehr an sich heran, besonders wenn es von ihm auch nur ein wenig entfernt wird. Er hält nämlich nicht mehr Eisen fest, wenn irgendein Körper, gleichgültig wie fein, dazwischenliegt. Daran kann man sehen, daß seine größere Kraft aus dem Unterschied der Berührung entsteht : Die Gänge der Eisenscheibe passen nämlich am besten mit den Gängen des an es angehängten Eisens zusammenpassen, und daher verdrängen die durch diese Gänge aus dem einen Eisen in das andere übergehenden gefurchten Partikel die gesamte dazwischenliegende Luft und bewirken, daß deren Oberflächen, wenn sie einander unmittelbar berühren, äußerst schwer getrennt werden können – bereits oben ist ja gezeigt worden, daß zwei Körper durch keine Bindung besser aneinander angefügt werden kön-
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invicem posse alligari, quam immediato contactu. Meatus autem magnetis non ita congruunt cum meatibus ferri, propter materiam lapideam quae in eo est; hincque fit, ut semper aliquantulum spatii inter magnetem & ferrum debeat remanere, per quod particulae striatae ex unius meatibus ad meatus alterius perveniant. CLXXIII. Cur ejus poli, quamvis contrarii, se invicem juvent
ad ferrum sustinendum.
Mirantur etiam nonnulli, quod quamvis poli magnetis contrariae virtutis esse videantur, se tamen invicem juvent ad ferrum sustinendum: ita ut, si ambo laminis ferreis armentur, possint fere duplo plus ferri simul sustinere, quam unus solus. Nempe (Fig. 44), si AB est magnes, cujus polis adjunctae sunt laminae CD & EF, ita utrimque prominentes, ut ferrum GH iis applicatum superficie satis lata ipsas tangat: hoc ferrum GH | duplo fere gravius esse potest, quam si ab una tantum ex istis laminis sustineretur. Sed hujus rei ratio evidens est, ex motu particularum striatarum jam explicato: quamvis enim in eo contrariae sint, quod quae per unum polum ingrediuntur, non possint etiam ingredi per alium, hoc non impedit quominus in sustinendo ferro consentiant; quia venientes ab Australi magnetis polo A, per laminam chalybeam CD reflexae, ingrediuntur unam ferri partem b, in qua faciunt ejus polum Borealem; atque inde fluentes usque ad Australem a, occurrunt alii laminae chalybeae FE, per quam ascendunt ad B, polum magnetis Borealem; & vice versa egressae ex B, per armaturam EF, ferrum appensum HG, aliamque armaturam DC, revertuntur ad A.
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nen als durch unmittelbaren Kontakt. Die Gänge des Magneten aber passen aufgrund der steinigen Materie, die in ihm ist, nicht ebenso gut mit den Gängen des Eisens zusammen, und deshalb müssen immer geringe Räume zwischen dem Magneten und dem Eisen verbleiben, durch die die gefurchten Partikel aus den Gängen des einen in die Gänge des anderen übertreten. 173. Weshalb die Pole des Magneten, obwohl sie eine gegensätzliche Kraftausrichtung aufweisen, einander beim Festhalten des Eisens unterstützen.
Einige wundern sich auch darüber, daß die Pole eines Magneten einander im Festhalten des Eisens unterstützen, obwohl sie gegensätzliche Kräfte besitzen, so daß, wenn beide zusammen mit Eisenscheiben beschlagen werden, sie zusammen fast zweimal mehr Eisen festhalten als einer allein. Wenn AB (Fig. 44) ein Magnet ist, an dessen Pole die an beiden Seiten überragenden Scheiben CD und EF so angefügt sind, daß das ihnen angelegte Eisen GH sie mit einer ausreichend breiten Oberfläche berührt : Dann kann das Eisen GH fast zweimal schwerer sein als wenn es nur von einer dieser beiden Scheiben gehalten würde. Indessen ist der Grund dieses Sachverhalts vor dem Hintergrund der bereits erklärten Bewegung der gefurchten Partikel evident. Obwohl sich nämlich die gefurchten Partikel darin unterscheiden, daß diejenigen, die durch den einen Pol eintreten, nicht auch durch den anderen eintreten können, verhindert dies nicht, daß sie im Festhalten des Eisens übereinkommen. Denn die vom Südpol A des Magneten herankommenden und durch die stählerne Scheibe CD reflektierten Partikel treten durch die eine Seite b des Eisens ein, dessen Nordpol sie an dieser Stelle bilden. Von dort bis zum Südpol a fließend treffen sie auf die andere stählerne Scheibe FE auf, durch die sie bis nach B, dem Nordpol des Magneten, aufsteigen. Umgekehrt kommen die aus B ausgetretenen durch den Beschlag EF, das anhängende Eisen HG und den anderen Beschlag DC nach A zurück.
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CLXXIV. Cur gyratio rotulae ferrae, a vi magnetis cui appensa est,
non impediatur.
Hic autem motus particularum striatarum per magnetem & ferrum non ita videtur consentire cum motu circulari ferrearum rotularum, quae, turbinis instar contortae, diutius gyrant e magnete pendentes, quam cum ab eo remotae terrae insistunt. Et sane, si particulae striatae motu tantum recto agerentur, & singulos ferri meatus per quos ingredi debent, e regione meatuum magnetis ex quibus egrediuntur, offenderent, judicarem eas sistere debere gyrationem istarum rotularum. Sed quia semper ipsaemet gyrant, unae in unam partem, aliae in contrariam, & oblique transire debent ex meatibus magnetis in meatus ferri, quomodocunque rotula vertatur, aeque facile in ejus meatus ingrediun | tur, ac si esset immota, minusque ipsius motus impeditur a contactu magnetis, cum ei sic appensa gyratur, quam a contactu Terrae, cum suo pondere illam premit. CLXXV. Quomodo & quare vis unius magnetis augeat vel minuat
vim alterius.
Variis modis vis unius magnetis augetur vel minuitur, alterius magnetis aut ferri accessu. Sed una in hoc generalis regula est, quod quoties ita siti sunt isti magnetes, ut unus in alium particulas striatas mittat, se invicem juvent; contra autem, si unus ab alio eas abducat, sibi obstent. Quia quo celerius & copiosius istae particulae per unumquemque magnetem fluunt, eo major in eo est virtus, & magis agitatae, ac plures, ab uno magnete vel ferro in alium mitti possunt, quam eo absente ab aëre, aliove ullo corpore in ejus locum constituto. Sic non modo, cum polus
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174. Weshalb die Kreisbewegung eines Eisenringes durch die Kraft des Magneten, dem es angehängt ist, nicht gehemmt wird.
Die Bewegung der gefurchten Partikel durch den Magneten und das Eisen scheint aber nicht mit der Kreisbewegung der Eisenringe zusammenzustimmen, die sich, wenn sie von einem Magneten herabhängen, längere Zeit wie Kreisel herumgeschleudert drehen, als wenn sie von ihm entfernt auf dem Erdboden stehen. Und in der Tat müßten nach meinem Urteil die gefurchten Partikel die Kreisbewegung dieser Ringe zum Stillstand bringen, wenn sie nur in geradlinige Bewegung versetzt würden, und sie so auf die einzelnen Gänge des Eisens stießen, daß sie durch sie gerade gegenüber den Gängen des Magneten, aus denen sie austreten, eintreten müßten. Aber die gefurchten Partikel kreisen in einer Eigenbewegung, die einen in die eine, die anderen in die andere Richtung, und gehen schräg aus den Gängen des Magneten in die Gänge des Eisens hinüber. Auf welche Art auch immer sich der Ring dreht, sie treten ebenso leicht in seine Gänge ein als wenn er unbewegt wäre, und seine Bewegung wird durch den Kontakt mit dem Magneten weniger gehemmt, wenn er – ihm auf diese Weise anhängend – sich dreht, als durch den Kontakt mit dem Erdboden, wenn er ihn durch sein Gewicht preßt. 175. Auf welche Weise und wodurch die Kraft des einen Magneten die Kraft des anderen vergrößert oder vermindert.
Die Kraft eines Magneten wird auf verschiedene Weisen durch die Annäherung eines anderen Magneten oder Eisens vergrößert oder vermindert. Allerdings besagt eine allgemeine Regel, daß, sooft diese Magneten so angeordnet sind, daß der eine gefurchte Partikel auf den anderen überträgt, sie sich gegenseitig unterstützen, sie sich anderseits aber abstoßen, wenn der eine sie von dem anderen abzieht. Denn je schneller und zahlreicher diese Partikel durch den einzelnen Magneten fließen, desto stärker ist in ihm die Kraft und desto erregter sind die Partikel. Außerdem können mehr Partikel von dem einen Magneten oder Eisen auf den anderen übertragen werden, als in seiner Abwesenheit von der Luft oder irgendeinem anderen an seinen Ort gestellten
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Australis unius magnetis polo Boreali alterius conjunctus est, se invicem juvant ad ferrum aliis suis polis appensum sustinendum; sed etiam cum disjuncti sunt, & ferrum inter utrumque collocatur. Exempli gratia (Fig. 45), magnes C juvatur a magnete F, ad ferrum DE sibi conjunctum retinendum; & vice versa, magnes F juvatur a magnete C, ad hujus ferri extremitatem E in aëre sustinendam: potest enim esse tam gravis, ut ab eo solo sic sustineri non posset, si alia extremitas D alteri corpori quam magneti C inniteretur. CLXXVI. Cur magnes quantumvis fortis, ferrum sibi non conti-
guum, a magnete debiliore attrahere non possit.
Sed interim quaedam vis magnetis F impeditur a magnete C, nempe illa quam habet ad ferrum DE ad | se alliciendum. Notandum enim est hoc ferrum, quamdiu tangit magnetem C, attrahi non posse a magnete F quem non tangit, etiamsi hunc illo multo potentiorem esse supponamus. Cujus ratio est, quod particulae striatae per hos duos magnetes, & per hoc ferrum, tanquam per unicum magnetem, modo supra explicato transeuntes, aequalem fere habeant vim in toto spatio quod est inter C & F, nec ideo possint ferrum DE, non sola ista vi magnetica, sed insuper contactu suo magneti C alligatum, versus F adducere. CLXXVII. Cur magnes debilis, aut ferrum, a magnete fortiori
ferrum sibi contiguum possit detrahere.
Atque hinc patet, cur saepe magnes debilis, aut exiguum fer-
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Körper. Auf diese Weise unterstützen sie sich gegenseitig nicht nur, wenn der Südpol des einen Magneten mit dem Nordpol des anderen verbunden ist, im Festhalten des an ihren anderen Polen anhängenden Eisens, sondern auch, wenn sie unverbunden sind und das Eisen zwischen beide gestellt wird. Zum Beispiel (Fig. 45) wird der Magnet C vom Magneten F im Festhalten des mit ihm verbundenen Eisens DE unterstützt ; und umgekehrt wird der Magnet F vom Magneten C darin unterstützt, das Ende E des Eisens aufrecht in der Luft zu halten : dieses Eisen kann nämlich so schwer sein, daß es von ihm allein nicht so aufrecht erhalten werden kann, wenn das andere Ende D sich auf einen anderen Körper als den Magneten C aufstützen würde. 176. Weshalb ein Magnet von beliebiger Kraft ein mit ihm nicht verbundenes Eisen von einem schwächeren Magneten nicht abziehen kann.
Allerdings wird dessen ungeachtet eine gewisse Kraft des Magneten F vom Magneten C gehemmt, nämlich jene, die er besitzt, um das Eisen DE zu sich herüberzuziehen. Solange nämlich dieses Eisen den Magneten C berührt, kann es durch den Magneten F, den es nicht berührt, nicht fortgezogen werden, auch wenn wir annehmen, daß er viel kräftiger als jener ist. Der Grund hierfür besteht in folgendem : Die auf die oben erläuterte Weise durch die zwei Magneten und durch das Eisen gleichsam wie durch einen einzigen Magneten hindurchgehenden gefurchten Partikel besitzen im gesamten Raum, der zwischen C und F liegt, nahezu die gleiche Kraft und können daher das nicht allein durch die Magnetkraft, sondern überdies durch seinen Kontakt mit dem Magneten C verbundene Eisen DE nicht in Richtung F fortziehen. 177. Weshalb ein schwacher Magnet oder ein Eisen ein an sich angrenzendes Eisen von einem stärkeren Magneten wegziehen kann.
Deshalb zieht auch oft ein schwacher Magnet oder ein kleines
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rum, detrahat aliud ferrum a magnete fortiore. Notandum enim est hoc nunquam fieri, nisi cum magnes debilior tangit illud ferrum, quod detrahit a magnete fortiori. Quippe, cum duo magnetes ferrum oblongum polis dissimilibus tangunt, unus in una extremitate, alius in alia, & deinde isti duo magnetes ab invicem removentur, ferrum intermedium non semper debiliori, nec etiam semper fortiori, sed modo uni, modo alteri adhaeret: nullamque puto esse rationem, cur uni potius quam alteri adhaereat, nisi quod eum cui adhaeret, in majori superficie quam alium tangat. CLXXVIII. Cur in his Borealibus regionibus, polus Australis
magnetis sit fortior Boreali.
Ex eo vero, quod magnes F juvet magnetem C ad ferrum DE sustinendum, manifestum est cur ille polus magnetis, qui | a nobis vocatur Australis, plus ferri sustineat quam alter, in his Borealibus regionibus: etenim a Terra maximo magnete juvatur, eodem plane modo ac magnes C a magnete F; contra autem alius polus, propter situm non convenientem, a Terra impeditur. CLXXIX. De iis quae observari possunt in ferri limatura circa
magnetem sparsa.
Si paullo curiosius consideremus, quo pacto limatura ferri circa magnetem se disponat, multa ejus ope advertemus, quae hactenus dicta confirmabunt. Nam in primis notare licet, ejus pulvisculos non confuse coacervari, sed unos aliis incumbendo, quosdam quasi tubulos componere, per quos particulae striatae liberius quam per aërem fluunt, quique idcirco earum vias designant. Quae viae ut clare ipsis oculis cerni possint, spargatur aliquid istius limaturae supra planum, in quo sit foramen cui ma-
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Eisen ein anderes Eisen von einem stärkeren Magneten weg. Dies geschieht nämlich nur, wenn der schwächere Magnet das Eisen, das er vom stärkeren Magneten wegzieht, berührt. Denn wenn zwei Magneten ein längliches Eisen mit ungleichen Polen berühren, der eine an dem einen Ende, der andere an dem anderen, und dann diese beiden Magneten voneinander entfernt werden, bleibt das dazwischen befindliche Eisen weder immer an dem schwächeren, noch auch immer an dem stärkeren, sondern bald an dem einen, bald an dem anderen hängen. Ich meine nun, daß kein Grund vorliegt, weshalb es dem einen eher als dem anderen anhängt, außer daß es dem anhängt, bei dem es die größere Oberfläche als bei dem anderen berührt. 178. Weshalb in diesen nördlichen Regionen der Erde der Südpol eines Magneten stärker ist als der Nordpol.
Weil aber der Magnet F den Magneten C beim Festhalten des Eisens DE unterstützt, hält der Pol des Magneten, der von uns der Südpol genannt wird, in diesen nördlichen Regionen der Erde mehr Eisen als der andere fest : denn offensichtlich wird er von der Erde, dem größten Magneten, auf ebendieselbe Weise unterstützt wie auch der Magnet C vom Magneten F ; dagegen aber wird der andere Pol aufgrund seiner ihm unzuträglichen Lage von der Erde gehemmt. 179. Über das, was anhand von um den Magneten ausgestreuten Eisenfeilspänen beobachtet werden kann.
Wenn wir etwas eingehender betrachten, auf welche Weise sich Eisenfeilspäne um einen Magneten anordnen, bemerken wir vieles, mit dessen Hilfe das bisher Gesagte bestätigt werden kann. Denn die Staubpartikel der Eisenfeilspäne sammeln sich nicht ungeordnet an, sondern bilden, indem die einen sich über die anderen lagern, kleine Röhren, durch die die gefurchten Partikel ungehinderter als durch die Luft fließen, und die deshalb deren Wege vorschreiben. Damit diese Wege mit unseren bloßen Augen klar erkannt werden können, zerstreue man etwas von diesen Spänen über
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gnes sphaericus ita immissus sit, ut polis suis utrimque planum tangat, eo modo quo Astronomorum globi Horizontis circulo immitti solent, ut sphaeram rectam repraesentent, & limatura ibi sparsa disponet se in tubulos, qui flexus particularum striatarum circa magnetem, sive etiam circa globum Terrae, a nobis supra descriptos exhibebunt. Deinde, si alius magnes eodem modo isti plano juxta priorem inseratur, & polus Australis unius Borealem alterius respiciat, limatura circumsparsa ostendet etiam, quo pacto particulae striatae per istos duos magnetes tanquam per unicum moveantur. Ejus enim tubuli, qui ab uno ex polis se mutuo respicientibus ad alium porrigentur, erunt omnino recti; alii vero, qui ab uno ex adversis polis ad alium pertin | gent, erunt circa magnetes inflexi: ut hic (Fig. 39) sunt lineae BRVXTa. Notari etiam potest, cum aliquid limaturae ferri ex polo, ex. gr. Australi, unius magnetis pendet, si polus Australis alterius magnetis infra positi versus illam convertatur, & paullatim ei appropinquetur, quo pacto tubuli ex ea confecti primo sursum se retrahunt & inflectunt: quia scilicet eae particulae striatae, quae per illos fluunt, repelluntur ab aliis quae veniunt a magnete inferiore. Ac deinde, si iste inferior magnes multo potentior sit superiore, tubuli isti dissolvuntur, & limatura decidit in inferiorem: quia scilicet particulae striatae ex hoc inferiori ascendentes, impetum faciunt in singulos istius limaturae pulvisculos, quos cum ingredi non possint, nisi per easdem illorum superficies quibus magneti superiori adhaerent, eos ab hoc superiore disjungunt. Contra vero, si polo Australi superioris magnetis, cui limatura ferri adhaeret, polus Borealis inferio-
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eine Ebene. Auf dieser Ebene befinde sich eine Öffnung, in die ein kugelrunder Magnet eingelassen ist, und zwar so, daß er mit seinen Polen beidseitig die Ebene berührt – gerade so, wie die Astronomen ihre Kugeln in den Kreis des Horizonts einlassen, so daß sie die geradeliegende Himmelskugel darstellen. Die dort ausgestreuten Späne ordnen sich zu kleinen Röhren, die die Krümmung der gefurchten Partikel um den Magneten, oder auch um die Erdkugel auf die oben von uns beschriebene Weise darstellen. Wenn dann ein anderer Magnet auf dieselbe Weise in der Nähe des ersten auf derselben Ebene eingefügt wird, und der Südpol des einen dem Nordpol des anderen zugewandt ist, zeigen die rundherum ausgestreuten Späne außerdem an, auf welche Weise sich die gefurchten Partikel durch diese zwei Magneten gleichsam wie durch einen bewegen. Die kleinen Röhren dieses Magneten, die sich von dem einen der einander zugewandten Pole zu dem anderen erstrecken, werden völlig gerade sein. Die anderen aber, die sich von dem einen der voneinander abgewandten Pole sich zu dem anderen erstrecken, werden um die Magneten herumgebogen sein, wie es hier (Fig. 39) die Linien BRVXTa sind. Auf welche Weise, kann man beobachten : Wenn nämlich einige Eisenfeilspäne von dem Pol des einen Magneten, z. B. dem Südpol, herabhängen, ziehen sich die aus diesen Spänen bestehenden kleinen Röhren zuerst zurück und biegen sich um, wenn der Südpol des anderen, unterhalb des ersten Magneten befindlichen Magneten auf ihn ausgerichtet und ihm allmählich angenähert wird. Denn die gefurchten Partikel, die durch sie fließen, werden von den anderen, die von dem unteren Magneten herankommen, zurückgestoßen. Wenn außerdem der untere Magnet sehr viel kräftiger als der obere ist, lösen sich diese kleinen Röhren auf und die Späne fallen nach unten herab. Denn die aus dem unteren Magneten aufsteigenden gefurchten Partikel üben auf die einzelnen Staubpartikel dieser Späne einen Überdruck aus, der sie von dem oberen Magneten abtrennt, weil die Partikel nur durch dieselben Oberflächen der Körnchen eintreten können, durch die sie dem oberen Magneten anhängen. Wenn dagegen der
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ris obvertatur, haec limatura tubulos suos recta versus inferiorem dirigit, & quantum potest producit: quia utrimque particulis striatis, ab uno magnete in alium transeuntibus, viam praebent; sed non ideo a superiori separatur, nisi prius inferiorem tetigerit, propter vim contactus, de qua egimus | paullo ante. Atque propter istam eandem vim, si limatura, magneti quantumvis forti adhaerens, tangatur ab alio debiliori magnete, vel tantum a ferreo aliquo bacillo, nonnullae ejus partes fortiorem magnetem relinquent, & debiliorem, sive ferreum bacillum, sequentur: illae scilicet, quae majori superficie hunc quam illum tangent. Cum enim exiguae istae superficies variae sint & inaequales, semper accidit, ut quasdam limaturae particulas uni magneti vel ferro, alias alteri firmius jungant. CLXXX. Cur lamina ferrea polo magnetis conjuncta, ejus vim
trahendi vel convertendi ferri impediat.
Lamina ferrea, quae, polo magnetis admota, ejus vim sustinendi ferri multum auget, ut ante dictum est, impedit ejusdem vim ferri ad se alliciendi aut convertendi. Nempe (Fig. 46) lamina DCD impedit ne magnes AB, cujus polo adjuncta est, acum EF ad se alliciat aut convertat. Jam enim advertimus particulas striatas, quae progrederentur a B versus EF absque hac lamina 1, in ea reflecti ex C versus extremitates DD, propterea quod liberius per ipsam quam per aërem fluunt, sicque vix ullae ad acum EF perveniunt. Eodem modo quo supra diximus, paucas a media Terrae regione ad nos pervenire, quia maxima earum pars,
1 lamina ] Nach lamina, fügt die 1. Auflage esset ein; bzw. nach der 2. Auf-
lage : si absque hac lamina esset.
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Südpol des oberen Magneten, dem die Eisenfeilspäne anhängen, dem Nordpol des unteren Magneten zugewandt ist, richten die Späne ihre kleinen Röhren auf den unteren Magneten aus, und strecken sie vor, so weit sie können. Denn sie bahnen den beidseitig von dem einen Magneten in den anderen hinübergehenden gefurchten Partikeln einen Weg. Allerdings lösen die Späne sich dadurch noch nicht von dem oberen Magneten, außer wenn er zuvor den unteren berührt hat – wegen der Kraft des Kontakts, über die wir kurz zuvor gehandelt haben. Aufgrund derselben Kraft trennt sich ein gewisser Anteil von dem stärkeren Magneten, und folgt dem schwächeren, bzw. dem eisernen Stab, wenn die dem Magneten mit beliebiger Festigkeit anhängenden Späne von dem anderen schwächeren Magneten oder auch nur von irgendeinem eisernen Stab berührt werden : nämlich jene, die eine größere Oberfläche des schwächeren Magneten als des stärkeren berühren. Weil nämlich jene kleinen Oberflächen verschiedenartig und ungleichmäßig sind, geschieht es ständig, daß gewisse Partikel der Späne mit dem einen Magneten oder Eisen stärker als mit dem anderen verbunden sind. 180. Weshalb eine mit dem Pol eines Magneten verbundene Eisenscheibe seine Kraft hemmt, Eisen anzuziehen oder auszurichten.
Eine Eisenscheibe, die, an den Pol eines Magneten angelegt, dessen Kraft, Eisen festzuhalten, sehr verstärkt, wie zuvor gesagt worden ist, hemmt die Kraft desselben Magneten, Eisen zu sich hinzuziehen oder es auf sich auszurichten. So verhindert die Scheibe DCD (Fig. 46), daß der Magnet AB, dessen Pol sie angefügt ist, die Nadel EF zu sich hinzieht oder sie auf sich ausrichtet. Denn wie bereits festgestellt, werden die gefurchten Partikel, die in Abwesenheit der Scheibe von B in Richtung EF vordringen würden, auf ihm in Richtung der Enden DD reflektiert, weil sie ungehinderter durch die Scheibe als durch die Luft fließen, und so kaum irgendeines zur Nadel EF gelangt. Ebenso gelangen, wie wir oben ausgeführt haben, nur wenige Partikel von der mittleren Region der Erde
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per interiorem crustam superioris Terrae regionis, ab uno polo ad alium revertitur; unde fit, | ut debilis tantum vis magnetica totius Terrae hic apud nos sentiatur. CLXXXI. Cur eandem nullius alterius corporis interpositio
impediat.
Sed praeter ferrum aut magnetem, nullum aliud corpus in locum laminae CD poni potest, a quo magnes AB impediatur, ne vim suam in acum EF exerceat. Nullum enim habemus, in hac exteriore terra, quantumvis solidum & durum, in quo non sint plurimi meatus: non quidem ad mensuram particularum striatarum efformati, sed multo majores, utpote qui etiam globulos secundi elementi recipiunt, & per quos idcirco istae particulae striatae non minus libere transire possunt quam per aërem, in quo istos etiam globulos secundi elementi obvios habent. CLXXXII. Cur magnetis positio non conveniens ejus vires paullatim
imminuat.
Si ferrum aut magnes diu detineatur aliter conversus ad Terram aliosve vicinos magnetes, quam sponte se converteret si nihil ejus motum impediret, hoc ipso vires suas paullatim amittit: quia tunc particulae striatae, ex Terra vel aliis magnetibus vicinis advenientes, oblique vel aversie ipsius meatibus occurrendo, paullatim eorum figuras mutant & corrumpunt. CLXXXIII. Cur rubigo, humiditas & situs, eas etiam imminuat,
& vehemens ignis plane tollat.
Denique vis magnetica humiditate, rubigine, ac situ valde minuitur; & valido igne plane deletur. Rubigo enim, ex ferri ramentis efflorescens, meatuum orificia occludit; idemque praestat aëris
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zu uns, weil deren größter Anteil durch die innere Schale der obersten Region der Erde von dem einen Pol zu dem anderen zurückkommt. Deshalb nehmen wir hier bei uns nur einen schwachen Anteil der gesamten magnetischen Kraft der Erde wahr. 181. Weshalb das Dazwischenschieben keines anderen Körpers diese Kraft hemmt.
Allerdings kann abgesehen von Eisen oder einem Magneten kein anderer Körper an die Stelle der Scheibe gesetzt werden, durch den der Magnet AB gehemmt würde, seine Kraft auf die Nadel EF auszuüben. Wir besitzen nämlich auf dieser äußeren Erde nichts, und sei es noch so fest und hart, in dem sich nicht sehr viele Gänge fänden, und zwar nicht nur den Ausmaßen der gefurchten Partikel angepaßte, sondern sehr viel mehr, die nämlich auch die Kügelchen des zweiten Elements aufnehmen. Deshalb können die gefurchten Partikel nicht weniger ungehindert durch sie hindurchgehen als durch die Luft, wo ihnen auch die Kügelchen des zweiten Elements im Wege liegen. 182. Weshalb eine unzuträgliche Stellung des Magneten seine Kraft allmählich vermindert.
Wenn ein Eisen oder ein Magnet langandauernd anders auf die Erde oder einen anderen benachbarten Magneten ausgerichtet festgehalten wird, als er sich von selbst ausrichten würde, wenn nichts seine Bewegung hemmte, verliert er dadurch allmählich seine Kräfte, weil dann die aus der Erde oder anderen benachbarten Magneten ankommenden gefurchten Partikel, indem sie schräg oder auch entgegengesetzt in dessen Gänge einfallen, deren Gestalten allmählich verändern und zerstören. 183. Weshalb Rost, Feuchtigkeit und Verwitterung diese Kraft auch vermindert und ein heftiges Feuer sie völlig aufhebt.
Schließlich wird die Magnetkraft durch Feuchtigkeit, Rost und Verwitterung sehr vermindert und durch ein starkes Feuer völlig zerstört. Der aus den Splittern des Eisens hervorwachsende
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humiditas & situs, quia rubiginis initia sunt. Ignis autem agitatio istorum ramentorum positionem plane disturbat. Nihilque puto | hactenus circa magnetem vere ac pro certo fuisse observatum, cujus ratio, ex iis quae explicui, non facile intelligatur. CLXXXIV. De vi attractionis in succino, cera, resina, & similibus.
Hic autem occasione magnetis qui trahit ferrum, aliquid addendum est de succino, gagate, cera, resina, vitro & similibus, quae omnia minuta corpora etiam trahunt. Quamvis enim mei non sit instituti, particularia ulla explicare, nisi quatenus requiruntur ad generaliora, de quibus egi confirmanda; nec examinare possim istam vim in gagate vel succino, nisi prius ex variis experimentis plures alias eorum proprietates deducam, & ita intimam ipsorum naturam investigem: quia tamen eadem vis in vitro etiam est, de quo mihi paullo ante fuit agendum ad ignis effectus demonstrandos, nisi eam explicarem, alia forsan quae de illo scripsi, possent in dubium revocari. Praesertim quia forte nonnulli, videntes istam vim in succino, cera, resina, & oleagineis fere omnibus reperiri, putabunt ipsam in eo consistere, quod tenues quaedam & ramosae istorum corporum particulae, frictione commotae (frictio enim ad illam vim excitandam requiri solet), per aërem vicinum se diffundant, ac sibi mutuo adhaerescentes protinus revertantur, & minuta corpora quae in itinere offen-
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Rost verschließt nämlich die Öffnungen der Gänge ; und dasselbe bewirkt die Feuchtigkeit der Luft und die Verwitterung, weil sie der Anfang des Rostes sind. Der Antrieb durch das Feuer indes bringt die Anordnung der Splitter völlig durcheinander. Ich meine nun, daß bis zu diesem Punkt in bezug auf den Magneten nichts als wahr oder sicher beobachtet worden ist, dessen Grund aus dem, was ich ausgeführt habe, nicht leicht einsichtig gemacht werden kann. 184. Über die Anziehungskraft beim Bernstein, Wachs, Harz und dergleichen.
Bei der Gelegenheit des Eisen anziehenden Magneten muß auch etwas über Bernstein, Erdpech (Gagatkohle), Wachs, Harz, Glas und dergleichen, die ebenfalls alle kleine Körper anziehen, hinzugefügt werden. Obwohl ich mir nämlich nicht vorgenommen habe, irgendwelche Besonderheiten zu erklären, außer insoweit sie erforderlich sind, um die Allgemeinheiten, die ich abgehandelt habe, zu bestätigen, und ich zudem die Kraft im Erdpech oder im Bernstein gar nicht untersuchen kann, ohne zuvor aus verschiedenen Experimenten noch mehrere andere ihrer Eigenschaften hergeleitet und auf diese Weise ihre innere Natur untersucht zu haben, könnte man das, was ich über das Glas geschrieben habe, in Zweifel ziehen : Denn über das Glas hatte ich kurz zuvor anläßlich der Darstellung der Auswirkungen des Feuers zu handeln, und in ihm ist dieselbe Kraft vorhanden. Deshalb muß ich diese Kraft jetzt erklären. Vor allem aus folgendem Grund werden einige Leute Zweifel anmelden : Sie werden nämlich feststellen, daß diese Kraft auch beim Bernstein, Wachs, Harz und fast allen Ölen angetroffen wird, und werden daraufhin annehmen, daß sie darin bestehe, daß bestimmte feine und verästelte Partikel dieser Körper sich durch Reibung mitbewegt (die Reibung ist nämlich gewöhnlich erforderlich, um diese Kraft hervorzurufen) über die angrenzende Luft verbreiten und miteinander verbunden alsbald zurückkehren, und die kleinen Körper, auf die sie unterwegs sto-
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dunt, secum trahant. Quemadmodum videmus ejusmodi pinguium liquefactorum guttas, bacillo appensas, levi motu ita excuti posse, ut una earum parte bacillo adhaerente, alia pars ad aliquam distantiam ab eo recedat, statimque revertatur, nec non festucas, aliave obvia corpuscula secum adducat. Nihil enim tale in vitro licet imaginari, saltem si na | tura ejus sit talis, qualem eam supra descripsimus; ac proinde in ipso alia istius attractionis caussa est assignanda. CLXXXV. Quae sit causa istius attractionis in vitro.
Nempe ex modo quo illud generari dictum est, facile colligitur, praeter illa majuscula intervalla, per quae globuli secundi elementi versus omnes partes transire possunt, multas etiam rimulas oblongas inter ejus particulas reperiri; quae cum sint angustiores, quam ut istos globulos recipiant, soli materiae primi elementi transitum praebent; putandumque est, hanc materiam primi elementi, omnium meatuum quos ingreditur figuras induere assuetam, per rimulas istas transeundo, in quasdam quasi fasciolas tenues, latas, & oblongas efformari, quae, cum similes rimulas in aëre circumjacente non inveniant, intra vitrum se continent, vel certe ab eo non multum evagantur, & circa ejus particulas convolutae, motu quodam circulari, ex unis ejus rimulis in alias fluunt. Quamvis enim materia primi elementi fluidissima sit, quia tamen constat minutiis inaequaliter agitatis, ut in tertiae partis art. 87 & 88 explicui, rationi consentaneum est, ut credamus multas quidem ex maxime concitatis ejus minutiis a vitro in aërem assidue migrare, aliasque ab aëre in vitrum earum loco reverti; sed, cum eae quae revertuntur, non sint omnes aeque concitatae, illas quae minimum habent agitationis,
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ßen, mit sich ziehen. Denn wir stellen ja fest, daß Tropfen so gearteter verflüssigter Fette, einem Stab anhängend, durch eine leichte Bewegung so abgeschüttelt werden können, daß, wenn der eine Teil von ihnen dem Stab anhängt, der andere Teil sich bis zu einer gewissen Entfernung von ihm trennt und unverzüglich zurückkommt, nicht ohne Grashalme oder andere in den Weg getretene Körperchen mit sich mitzuführen. Freilich kann man sich beim Glas nichts dergleichen vorstellen, zumindest wenn seine Natur so ist, wie wir sie oben beschrieben haben. Deshalb muß diese Anziehung bei ihm einem anderen Grund zugeschrieben werden. 185. Was beim Glas die Ursache dieser Anziehung ist.
Abgesehen von den etwas größeren Zwischenräumen, durch die die Kügelchen des zweiten Elements in alle Richtungen hindurchgehen können, trifft man beim Glas auch viele kleine längliche Spalten zwischen seinen Partikeln an, was sich aus der Weise ergibt, auf die es, wie ausgeführt wurde, entstanden ist. Wenn diese Spalten enger sind, als daß sie die Kügelchen des zweiten Elements aufnehmen könnten, gewähren sie allein der Materie des ersten Elements den Durchgang. Die Materie des ersten Elements aber ist fähig, die Gestalten aller Gänge, in die sie eintritt, anzunehmen. Sie formt sich deshalb zu gewissen feinen, breiten und länglichen Bändchen aus, wenn sie durch diese kleinen Spalten hindurchgeht. Weil diese Bändchen in der rundherum befindlichen Luft keine gleichartigen kleinen Spalten finden, halten sie sich im Glas auf, oder treten zumindest nicht in großer Zahl aus ihm aus, und fließen um die Partikel des Glases herumgewickelt in einer Art von Kreisbewegung aus den einen kleinen Spalten des Glases in die anderen. Obgleich nämlich die Materie des ersten Elements die flüchtigste ist, so besteht sie doch aus ungleichmäßig erregten kleineren Partikeln, wie ich im Dritten Teil, Art. 87 und 88 ausgeführt habe. Deshalb ist die Annahme mit der Vernunft vereinbar, daß zwar viele von den am meisten erregten kleineren Partikeln des Glases beständig vom Glas in die Luft übergehen, und an de-
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versus rimulas, quibus nulli meatus in aëre correspondent, expelli, atque ibi unas aliis adhaerentes, fasciolas istas componere; quae fasciolae idcirco sucessu temporis figuras acquirunt | determinatas, quas non facile mutare possunt. Unde fit, ut si vitrum satis valide fricetur, ita ut nonnihil incalescat, ipsae hoc motu foras excussae, per aërem quidem vicinum se dispergant, aliorumque etiam corporum vicinorum meatus ingrediantur; sed quia non tam faciles ibi vias inveniunt, statim ad vitrum revolvantur, & minutiora corpora, quorum meatibus sunt implicitae, secum adducant. CLXXXVI. Eandem ipsius caussam in reliquis etiam videri.
Quod autem hic de vitro notavimus, de plerisque aliis corporibus etiam credi debet: nempe quod interstitia quaedam inter eorum particulas reperiantur, quae, cum nimis angusta sint ad globulos secundi elementi admittendos, solam materiam primi recipiunt, & cum sint majora iis quae in aëre circumjacente soli isti materiae primi elementi etiam patent, implentur minus agitatis ejus minutiis; quae sibi mutuo adjunctae, particulas componunt, diversas quidem habentes figuras, juxta diversitatem istorum interstitiorum, sed maxima ex parte fasciolarum instar tenues, latas & oblongas: ita ut, circa particulas corporum quibus insunt se convolvendo, assidue moveri possint. Interstitia enim a quibus figuram suam mutuantur, cum debeant esse valde angusta, ut globulos secundi elementi non admittant, nisi essent oblonga rimarum instar, vix possent esse majora iis, quae inter aëris particulas a globulis ejusdem secundi elementi non occupantur. Quapropter, etsi non negem, aliam caussam attractionis ante
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ren Stelle andere von der Luft in das Glas zurückkommen. Da jedoch die zurückkommenden Partikel nicht alle dieselbe Erregung besitzen, werden diejenigen, die den geringsten Antrieb haben, in Richtung gerade der kleinen Spalten getrieben, denen in der Luft keine Gänge korrespondieren, hängen sich dort aneinander und bilden die genannten Bändchen. Diese Bändchen nehmen deshalb im Verlauf der Zeit bestimmte Gestalten an, die nicht leicht verändert werden können. Wenn das Glas stark genug gerieben wird, so daß es sich etwas erhitzt, verteilen sich deshalb die durch diese Bewegung herausgeschlagenen Partikel zwar über die angrenzende Luft und treten auch in die Gänge anderer benachbarter Körper ein ; weil sie jedoch dort nicht so leicht Wege finden, kehren sie sofort zum Glas zurück und führen kleinere Körper, in deren Gänge sie hineingeraten sind, mit sich mit. 186. Dieselbe Ursache dieses Sachverhalts zeigt sich auch an den übrigen Körpern.
Was wir hier aber über das Glas festgestellt haben, gilt auch für die meisten anderen Körper : Zwischen den Partikeln dieser Körper werden gewisse Zwischenräume angetroffen, die einerseits zu eng sind, um die Kügelchen des zweiten Elements einzulassen, und deshalb allein die Materie des ersten aufnehmen, und anderseits größer als die Gänge sind, die in der umliegenden Luft allein der Materie des ersten Elements offenstehen, und deshalb mit den weniger erregten von den kleineren dieser Partikel erfüllt sind. Diese verbinden sich miteinander und bilden Partikel, die zwar je nach der Verschiedenheit dieser Zwischenräume verschiedene Gestalten besitzen, allerdings größtenteils feine, breite und längliche Gestalten gleichsam wie Bändchen haben. Diese Bändchen können sich deshalb ununterbrochen bewegen, indem sie sich um die Partikel der Körper herumwickeln, in denen sie sich befinden. Die Zwischenräume, nach denen die Bändchen ihre Gestalt verändern, müssen äußerst eng sein, damit sie die Kügelchen des zweiten Elements nicht einlassen. Wären sie nicht länglich wie Spalten, könnten
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expositam in aliquibus forte corporibus locum habere posse, quia tamen non est ita generalis, & attractio ista in valde multis corporibus observatur, non aliam puto in illis, | vel saltem in maxima illorum parte, quam in vitro esse quaerendam. CLXXXVII. Ex dictis intelligi, quaenam caussae esse possint
reliquorum omnium mirabilium effectuum, qui ad occultas qualitates referri solent.
Caeterum hic notari velim, particulae istas in meatibus corporum terrestrium, ex materia primi elementi efformatas, non modo variarum attractionum, quales sunt in electro & in magnete, sed & aliorum innumerabilium & admirandorum effectuum caussas esse posse. Quae enim in unoquoque corpore formantur, aliquid singulare habent in sua figura, quo differunt a reliquis omnibus, in aliis corporibus formatis; cumque retineant maximam agitationem primi elementi, cujus sunt partes, minimas ob caussas fieri potest, ut vel extra corpus in quo sunt non evagentur, sed tantum in ejus meatibus hinc inde discurrant; vel contra celerrime ab eo discedant, & alia omnia corpora terrestria pervadentes, ad loca quantumlibet remota brevissimo tempore perveniant, ibique materiam suae actioni recipiendae idoneam invenientes, raros aliquos effectus producant. Et sane quisquis considerabit, quam mirae sint magnetis & ignis proprietates, ac quam diversae ab iis quas vulgo in aliis corporibus observamus; quam ingens flamma ex minima scintilla momento
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sie nur schwerlich größer als die zwischen den Partikeln der Luft sein, die von denselben Kügelchen des zweiten Elements nicht eingenommen werden. Daher bestreite ich nicht, daß vielleicht eine andere Ursache der Anziehung als die zuvor entfaltete bei irgendwelchen Körpern stattfinden könne ; weil aber eine solche Ursache der Anziehung nicht so allgemein ist, und die Anziehung bei äußerst vielen Körpern beobachtet wird, nehme ich an, daß bei den meisten Körpern, oder zumindest bei dem größten Anteil, dieselbe wie beim Glas zu unterstellen ist. 187. Aus dem Gesagten kann einsichtig gemacht werden, welches die Ursachen aller übrigen rätselhaften Eigenschaften sein können, die gewöhnlich auf die okkulten Qualitäten zurückgeführt werden.
Des weiteren können die aus der Materie des ersten Elements in den Gängen der Erdkörper ausgebildeten Partikel nicht nur die Ursachen der verschiedenen Anziehungen, wie sie sich im Bernstein und im Magneten finden, sondern auch anderer, ebenso unzähliger wie rätselhafter Wirkungen sein. Die Partikel, die in jeweils einzelnen Körpern gebildet werden, besitzen nämlich in ihrer Gestalt irgend etwas Einzigartiges, durch das sie sich von allen anderen, in anderen Körpern gebildeten Partikeln unterscheiden. Außerdem behalten sie den äußerst starken Antrieb des ersten Elements bei, zu denen sie gehören. Deshalb kann es aufgrund geringster Ursachen geschehen, daß sie entweder aus dem Körper, in dem sie sich befinden, nicht austreten, sondern sich lediglich in dessen Gängen in alle Richtungen zerstreuen, oder sich im Gegenteil schneller von ihm entfernen, alle anderen Erdkörper durchdringen und in allerkürzester Zeit zu beliebig weit entfernten Orte gelangen, wo sie in irgendeine Materie eintreten, die sich eignet, ihre Einwirkung geschehen zu lassen und so irgendwelche ungewöhnlichen Wirkungen hervorrufen. Wenn man sich vor Augen führt, wie erstaunlich die Eigenschaften des Magneten und des Feuers sind und wie verschieden von denjenigen, die wir gemeinhin an den anderen Körpern beobachten ; wie gewaltig eine Flamme sich aus dem
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temporis possit accendi, quam magna sit ejus vis; ad quam immanem distantiam stellae fixae lumen suum circumquaque diffundant; & reliquia, quorum caussas, meo judicio, satis evidentes, ex 1 principiis omnibus notis & ab omnibus admissis, figura scilicet, magnitudine, situ & motu particularum materiae, in hoc scripto deduxi: facile sibi persuadebit, nullas esse vires in lapidibus aut plantis tam occultas, nulla sympathiae vel antipa | thiae miracula tam stupenda, nihil denique in natura universa, quod ad caussas tantum corporales, sive mente & cogitatione destitutas, debeat referri, cujus ratio ex iisdem illis principiis deduci non possit: adeo ut aliqua alia ipsis adjungere non sit necesse. CLXXXVIII. De iis, quae ex tractationibus de animali & de ho-
mine, ad rerum materialium cognitionem mutuanda sunt.
Plura non adderem in hac quarta Principiorum Philosophiae parte, si (quemadmodum mihi antehac in animo fuit) duas adhuc alias, quintam scilicet de viventibus, sive de animalibus & plantis, ac sextam de homine essem scripturus. Sed quia nondum omnia, de quibus in iis agere vellem, mihi plane perspecta sunt, nec scio an satis unquam otii habiturus sim ad ipsas absolvendas, ne priores idcirco diutius retineam, vel quid in iis desideretur, quod ad alias reservarim, pauca quaedam de sensuum objectis hic subjungam. Quippe hactenus hanc Terram, totumque adeo hunc mundum aspectabilem, instar machinae descripsi, nihil praeter figuras & motus in eo considerans; sensus autem nostri multa alia nobis exhibent, colores scilicet, odo-
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kleinsten Funken in einem Moment entzünden kann, und wie groß ihre Kraft ist ; in eine wie ungeheure Entfernung die Fixsterne ihr Licht ringsumher verbreiten, und das übrige, dessen Ursachen ich, wie ich überzeugt bin, in dieser Schrift mit ausreichender Evidenz aus den allbekannten und von allen anerkannten Prinzipien, nämlich aus Gestalt, Größe, Lage und der Bewegung der materiellen Partikel hergeleitet habe : dann wird es niemanden geben, der sich nicht leicht überzeugen würde, daß in den Steinen oder Pflanzen keine so dunklen Kräfte vorhanden sind, keine so erstaunlichen Wunder der Sympathie oder Antipathie, nichts schließlich in der Natur insgesamt, das allein auf körperliche, bzw. des Verstandes und des Denkens entbehrender Ursachen zurückgeführt werden muß, dessen Grund aus eben diesen Prinzipien nicht hergeleitet werden könnte : so daß es nicht nötig ist, ihnen irgendwelche anderen beizufügen. 188. Über das, was aus den Abhandlungen über die Tiere und über den Menschen für die Erkenntnis der materiellen Dinge hinzugezogen werden muß.
Weiteres würde ich diesem Vierten Teil der Prinzipien der Philosophie nicht hinzufügen, wenn ich (wie ich früher beabsichtigt habe) zwei weitere Teile, nämlich einen fünften über die Lebewesen, d. h. die Tiere und Pflanzen, und einen sechsten über den Menschen bereits geschrieben hätte. Weil ich aber noch nicht alles, das ich in ihnen behandeln wollte, völlig durchschaut habe und ich nicht weiß, ob ich jemals über so viel Muße verfügen werde, um sie zu verfassen, möchte ich deshalb die ersten Teile nicht länger zurückhalten, und insbesondere auch nicht das, was in ihnen vermißt werden könnte, weil ich es für die anderen Teile reserviert hatte. Ich möchte deshalb hier noch einiges Wenige über die Gegenstände der Sinne anfügen, habe ich doch bis jetzt die Erde und sogar die gesamte sichtbare Welt als Maschine beschrieben, indem ich nichts anderes als Gestalten und Bewegungen in ihr berücksichtigt habe. Unsere Sinne stellen uns aber auch vieles andere vor, nämlich Farben,
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res, sonos & similia, de quibus si plane tacerem, praecipuam explicationis rerum naturalium partem viderer omisisse. CLXXXIX. Quid sit sensus, & quomodo fiat.
Sciendum itaque humanam animam, etsi totum corpus informet, praecipuam tamen sedem suam habere in cerebro, in quo solo non modo intelligit & imaginatur, sed etiam sentit: hocque opere nervorum, qui, filorum instar, a cerebro ad omnia reliqua membra protenduntur, iisque sic annexi sunt, ut vix ulla pars | humani corporis tangi possit, quin hoc ipso moveantur aliquot nervorum extremitates per ipsam sparsae, atque earum motus ad alias eorum nervorum extremitates, in cerebro circa sedem animae collectas, transferatur, ut in Dioptricae capite quarto satis fuse explicui. Motus autem qui sic in cerebro a nervis excitantur, animam sive mentem intime cerebro conjunctam diversimode afficiunt, prout ipsi sunt diversi. Atque hae diversae mentis affectiones, sive cogitationes, ex istis motibus immediate consequentes, sensuum percpetiones, sive, ut vulgo loquimur, sensus appellantur. CXC. De sensuum distinctione: ac primo de internis, hoc est,
de animi affectibus, & de appetitibus naturalibus.
Horum sensuum diversitates primo ab ipsorum nervorum diversitate, ac deinde a diversitate motuum, qui in singulis nervis fiunt, dependent. Neque tamen singuli nervi faciunt singulos sensus a reliquis diversos, sed septem tantum praecipuas diffe-
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Gerüche, Geräusche und dergleichen, und wenn ich mich über diese Dinge völlig ausschwiege, könnte der Eindruck entstehen, ich hätte einen wichtigen Teil der Erklärung der natürlichen Dinge ausgelassen. 189. Was Empfindung ist und auf welche Weise sie geschieht.
So muß man wissen, daß die menschliche Seele, obwohl sie den gesamten Körper in seiner Funktionalität bestimmt, d. h. ihn lenkt und von ihm Signale empfängt, ihren Hauptsitz gleichwohl im Gehirn hat, in dem allein sie nicht nur einsieht und vorstellt, sondern auch empfindet, und zwar mit Hilfe der Nerven, die sich wie Fäden vom Gehirn bis zu allen übrigen Körperteilen erstrecken und mit diesen so verbunden sind, daß kaum ein Bereich des menschlichen Körpers berührt werden kann, ohne daß dadurch einige der über diesen Körperteil verstreut befindlichen Nervenenden bewegt werden, und ihre Bewegung sich auf die anderen Enden dieser Nerven, die im Gehirn beim Sitz der Seele zusammenlaufen, überträgt, wie ich im Vierten Kapitel der Dioptrik ausführlich genug erklärt habe. Die Bewegungen aber, die so von den Nerven im Gehirn hervorgerufen werden, regen die eng mit dem Gehirn verbundene Seele, bzw. den Geist je nach ihrer eigenen Verschiedenheit auf verschiedene Weisen an. Und die aus diesen Bewegungen unmittelbar folgenden verschiedenen Erregungszustände bzw. Gedanken des Geistes werden Wahrnehmungen der Sinne, oder wie man sich gemeinhin ausdrückt, Empfindungen genannt. 190. Über den Unterschied der Empfindungen, und zwar zuerst über die inneren, d. h. über die Affekte des Gemüts und über die natürlichen Begierden.
Die Verschiedenheiten dieser Empfindungen hängen in erster Linie von der Verschiedenheit dieser Nerven und dann von der Verschiedenheit der Bewegungen, die in den einzelnen Nerven geschehen, ab. Doch bewirken die einzelnen Nerven keineswegs vereinzelte, von den anderen ganz verschiedene Empfindungen, sondern es können nur sieben hauptsächliche Verschie-
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rentias in iis notare licet, quarum duae pertinent ad sensus internos, aliae quinque ad externos. Nempe nervi qui ad ventriculum, oesophagum, fauces, aliasque interiores partes, explendis naturalibus desideriis destinatas, protenduntur, faciunt unum ex sensibus internis, qui appetitus naturalibus vocatur. Nervuli vero qui ad cor & praecordia, quamvis perexigui sint, faciunt alium sensum internum, in quo consistunt omnes animi commotiones, sive pathemata, & affectus, ut laetitiae, tristitiae, amoris, odii, & similium. Nam, exempli caussa, sanguis rite temperatus, facile ac plus solito in corde se dilatans, nervulos circa orificia sparsos ita laxat & movet, ut inde alius motus in cerebro sequatur, qui naturali | quodam sensu hilaritatis afficit mentem: ac etiam aliae quaevis caussae, nervulos istos eodem modo moventes, eundem illum laetitiae sensum dant. Ita imaginatio fruitionis alicujus boni, non ipsa sensum laetitiae in se habet, sed spiritus ex cerebro ad musculos, quibus illi nervi inserti sunt, mittit, eorumque ope orificia cordis expanduntur, & ejus nervuli moventur eo motu, ex quo sequi debet ille sensus. Ita, audito grato nuncio, mens primum de ipso judicat, & gaudet gaudio illo intellectuali, quod sine ulla corporis commotione habetur, quodque idcirco Stoici dixerunt cadere posse in sapientem; deinde, cum illud imaginatur, spiritus ex cerebro ad praecordiorum musculos fluunt, & ibi nervulos movent, quorum ope alium in cerebro motum excitant, qui mentem afficit laetitiae animalis sensu. Eadem ratione sanguis nimis crassus, maligne in cordis ventriculos fluens, & non satis ibi se dilatans, alium quendam motum in iisdem praecordiorum nervulis facit, qui
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denheiten in ihnen festgestellt werden, von denen zwei sich auf die inneren Sinne, die anderen fünf auf die äußeren beziehen. Die Nerven nämlich, die sich zum Magen, zur Speiseröhre, zum Rachen und anderen, zur Stillung natürlicher Bedürfnisse bestimmten inneren Körperteilen erstrecken, bewirken die eine der beiden Arten innerer Empfindungen, die natürliche Begierde genannt wird. Die Nerven aber, die zum Herzen und dessen vorderen Bereichen laufen, bilden, obwohl sie sehr klein sind, den anderen inneren Sinn, in dem alle Erregungen bzw. Gemütsbewegungen und Affekte wie die der Freude, der Traurigkeit, der Liebe, des Hasses und dergleichen stattfinden. Denn zum Beispiel lockert und bewegt richtig temperiertes, sich leichter und mehr als gewöhnlich im Herzen ausdehnendes Blut die um die Öffnungen verteilten Nerven so, daß von dort her im Gehirn eine andere Bewegung erfolgt, die den Geist zu einer gewissen natürlichen Heiterkeit veranlaßt. Jedoch entsteht auch aus gewissen anderen, diese Nerven auf dieselbe Weise bewegenden Ursachen dieselbe Empfindung der Freude. So hat die Vorstellung des Genusses irgendeines Gutes nicht selbst die Empfindung der Freude in sich, sondern bewirkt die Aussendung der Lebensgeister aus dem Gehirn an die Muskeln, in die jene Nerven eingelassen sind, und mit deren Hilfe sich die Öffnungen des Herzens weiten und deren kleine Nerven zu einer Bewegung veranlaßt werden, aus der jene Empfindung erfolgen muß. Wenn man eine freudige Nachricht hört, so urteilt zuerst der Geist über sie und verspürt jenes intellektuelle Wohlgefallen, das ohne irgendeine Beteiligung des Körpers stattfindet, und von dem die Stoiker deshalb gesagt haben, daß es sich für einen Weisen schickt ; wenn sie dann vorgestellt wird, fließen die Lebensgeister aus dem Herzen zu den Muskeln des vorderen Herzbereichs und bewegen dort die Nerven, mit deren Hilfe sie eine andere Bewegung im Gehirn hervorrufen, die den Geist in den Zustand einer körperlich empfundenen Freude versetzt. Aus demselben Grund bewirkt zu dichtes, schwer in die Herzkammern hineinfließendes und sich dort nicht genügend ausbreitendes Blut eine bestimmte andere Bewegung in
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cerebro communicatus sensum tristitiae ponit in mente, quamvis ipsa forte nesciat cur tristetur: aliaeque plures caussae idem praestare possunt. Atque alii motus istorum nervulorum efficiunt alios affectus, ut amoris, odii, metus, irae, &c., quatenus sunt tantum affectus, sive animi pathemata, hoc est, quatenus sunt confusae quaedam cogitationes, quas mens non habet a se sola, sed ab eo quod a corpore, cui intime conjuncta est, aliquid patiatur. Nam distinctae cogitationes, quas habemus de iis quae amplectenda sunt, vel optanda, vel fugienda &c., toto genere ab istis affectibus distinguuntur. Non alia ratio est appetituum naturalium, ut famis, sitis &c., qui a nervis ven | triculi, faucium &c., pendent, suntque a voluntate comedendi, bibendi &c., plane diversi; sed quia, ut plurimum, ista voluntas sive appetitio eos comitatur, idcirco dicuntur appetitus. CXCI. De sensibus externis: ac primo de tactu.
Quantum ad sensus externos, quinque vulgo numerantur, propter quinque diversa objectorum genera, nervos iis servientes moventia, & totidem genera cogitationum confusarum, quae ab istis motibus in anima excitantur. Nam primo, nervi in universi corporis cutem desinentes, illa mediante a quibuslibet terrenis corporibus tangi possunt, & ab illis integris moveri, uno modo ab illorum duritie, alio a gravitate, alio a calore, alio ab humiditate &c.; quotque diversis modis vel moventur, vel a motu suo ordinario impediuntur, tot in mente diversos sensus excitant, ex quibus tot tactiles qualitates denominantur. Ac praeterea, cum
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denselben Nerven, die auf das Gehirn übertragen im Geist die Empfindung der Traurigkeit hervorruft, obgleich dieser selbst vielleicht gar nicht weiß, weswegen er trauert – und viele andere Ursachen können dasselbe bewirken. Außerdem bewirken andere Bewegungen dieser kleinen Nerven andere Affekte, wie die der Liebe, des Hasses, der Furcht, des Zorns usw. – insofern dies nur Affekte, bzw. Gemütsbewegungen, d. h. gewisse verworrene Gedanken sind, die der Geist nicht aus sich selbst heraus hat, sondern deshalb, weil er vom Körper her, mit dem er eng verbunden ist, irgend etwas erleidet. Denn die deutlichen Gedanken, die wir von dem besitzen, das wir erstreben oder wünschen oder auch vermeiden usw., unterscheiden sich von diesen Affekten in jeder Hinsicht. Derselbe Sachverhalt liegt bei den natürlichen Begierden vor, wie denen des Hungers, des Durstes usw., die in Abhängigkeit von den Nerven des Magens, des Rachens usw. entstehen und von dem Willen, zu essen, zu trinken usw. völlig verschieden sind, die aber, weil dieser Wille bzw. dieses Verlangen zumeist mit ihnen verbunden ist, Begierden genannt werden. 191. Über die äußeren Sinne, und zuerst über den Tastsinn.
Was die äußeren Sinne betrifft, so werden aufgrund der fünf verschiedenen Gattungen von Gegenständen, die die ihnen zugänglichen Nerven bewegen, gemeinhin fünf gezählt, sowie ebenso viele Gattungen verworrener Gedanken, die durch diese Bewegungen in der Seele hervorgerufen werden. Zunächst einmal können nämlich die Nerven, die in der den Körper insgesamt überspannenden Haut enden, durch sie vermittelt von irgendwelchen auf der Erde befindlichen Körpern berührt und von ihnen unverletzt bewegt werden, und zwar auf die eine Weise von der Härte dieser Körper, auf die andere von dem Gewicht, anders von der Wärme, und wieder anders von der Feuchtigkeit usw. ; und nach gerade so vielen verschiedenen Weisen, wie sie entweder bewegt oder an ihrer gewöhnlichen Bewegung gehindert werden, rufen sie im Geist verschiedene Empfindungen hervor, von denen sich ebenso viele Bezeich-
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isti nervi solito vehementius agitantur, sed ita tamen ut nulla laesio in corpore inde sequatur, hinc fit sensus titillationis, menti naturaliter gratus, quia vires corporis, cui arcte conjuncta est, ei testatur; si vero aliqua laesio inde sequatur, fit sensus doloris. Atque hinc patet, cur corporea voluptas & dolor tam parum distent ab invicem in objecto, quamvis in sensu contrarii sint. CXCII. De gustu.
Deinde alii nervi, per linguam & partes ei vicinas sparsi, ab eorundem corporum particulis, ab invicem disjunctis, & simul cum saliva in ore natantibus, diversimode moventur, prout ipsorum figurae sunt diversae, sicque diversorum saporum sensus efficiunt. CXCIII. De odoratu.
Tertio, duo etiam nervi, sive cerebri appendices extra calvariam non exsertae, moventur ab eorundem | corporum particulis disjunctis, & in aëre volantibus, non quidem quibuslibet, sed iis quae satis subtiles ac simul satis vividae sunt, ut in nares attractae per ossis spongiosi meatus usque ad illos nervos perveniant; & a diversis eorum motibus fiunt diversorum odorum sensus. CXCIV. De auditu.
Quarto, duo alii nervi, in intimis aurium cavernis reconditi, excipiunt tremulos & vibratos totius aëris circumjacentis motus. Aër enim membranulam tympani concutiens, subjunctam
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nungen der aus der Berührung mit dem Objekt entspringenden Qualitäten ableiten. Wenn diese Nerven nun zudem stärker als gewöhnlich erregt werden – wenn auch so, daß daraus im Körper keine Verletzung entspringt –, entsteht daraus die dem Geist naturgemäß angenehme Empfindung des Kitzels, weil dies ihm die Kräfte des Körpers, mit dem er eng verbunden ist, unter Beweis stellt ; wenn aber daraus irgendeine Verletzung entsteht, bewirkt das die Empfindung des Schmerzes. Und von daher leuchtet ein, weshalb körperliche Lust und Schmerz in bezug auf das Objekt so nahe beieinander sind, obwohl sie in bezug auf die Empfindung entgegengesetzt sind. 192. Über den Geschmackssinn.
Außerdem werden andere, über die Zunge und die ihr benachbarten Bereiche verteilte Nerven von den voneinander getrennten und zugleich mit dem Speichel im Mund schwimmenden Partikeln ebensolcher irdischer Körper je nach der Verschiedenheit ihrer Gestalten auf verschiedene Weisen bewegt, und bewirken so Empfindungen verschiedener Geschmäcke. 193. Über den Geruchssinn.
Drittens werden zwei Nerven, bzw. aus dem Schädel nicht austretende Anhängsel des Gehirns ebenfalls von den getrennten und in der Luft umherfliegenden Partikeln solcher Körper bewegt – zwar nicht von beliebigen, sondern von denjenigen Partikeln, die fein genug und zugleich ausreichend kräftig sind, daß sie, in die Nase eingezogen, durch die Gänge des porösen (Nasen-)Beins bis zu jenen Nerven gelangen. Aufgrund ihrer verschiedenen Bewegungen entstehen nun die Empfindungen verschiedener Gerüche. 194. Über den Hörsinn.
Viertens nehmen zwei andere, in den innersten Höhlungen der Ohren verborgene Nerven die Erschütterungen und Schwingungen der gesamten rundherum befindlichen Luftbewegungen auf. Die das Trommelfell erschütternde Luft erschüttert näm-
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trium ossiculorum catenulam, cui isti nervi adhaerent, simul quatit; atque ad horum motuum diversitate, diversorum sonorum sensus oriuntur. CXCV. De visu.
Denique nervorum opticorum extremitates, tunicam, retinam dictam, in oculis componentes, non ab aëre nec a terrenis ullis corporibus ibi moventur, sed a solis globulis secundi elementi, unde habetur sensus luminis & colorum; ut jam satis in Dioptrica & Meteoris explicui. CXCVI. Animam non sentire, nisi quatenus est in cerebro.
Probatur autem evidenter, animam non quatenus est in singulis membris, sed tantum quatenus est in cerebro, ea quae corpori accidunt in singulis membris nervorum ope sentire: primo, ex eo quod morbi varii, solum cerebrum afficientes, omnem sensum tollant, vel perturbent; ut & ipse somnus, qui est in solo cerebro, quotidie nobis magna ex parte adimit sentiendi facultatem, quam postmodum vigilia restituit. Deinde, ex eo quod, cerebro illaeso, si tantum viae, per quas | nervi a membris externis ad illud porriguntur, obstructae sint, hoc ipso illorum membrorum sensus etiam perit. Ac denique, ex eo quod dolor aliquando sentiatur tanquam in quibusdam membris, in quibus nulla tamen est doloris caussa, sed in aliis per quae transeunt nervi, qui ab illis ad cerebrum protenduntur. Quod ultimum innumeris experimentis ostendi potest, sed unum hic ponere
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lich zugleich drei verbundene Kettchen aus kleinen Knochen, die diesen Nerven anhängen. Und aus der Verschiedenheit dieser Bewegungen entstehen die Empfindungen verschiedener Geräusche. 195. Über den Gesichtssinn.
Schließlich werden die in den Augen das Retina genannte Nervengewebe bildenden Enden der optischen Nerven weder von der Luft noch von irgendwelchen auf der Erde befindlichen Körpern auf die angegebene Weise bewegt, sondern allein von den Kügelchen des zweiten Elements, und übertragen daher die Empfindungen der Helligkeit und der Farben, wie ich bereits hinlänglich in der Dioptrik und der Meteorologie erklärt habe. 196. Die Seele empfindet nicht, außer insofern sie im Gehirn ist.
Daß die Seele nicht, insofern sie in einzelnen Körperteilen, sondern nur insofern sie im Gehirn ist, das, was dem Körper in den einzelnen Gliedern widerfährt, mit Hilfe der Nerven empfindet, erweist sich erstens von daher als evident, daß verschiedene, allein das Gehirn angreifende Krankheiten jede Empfindung aufheben oder in Unordnung bringen – wie ja auch der Traum, der allein im Gehirn stattfindet, uns täglich größtenteils des Vermögens der Empfindung beraubt, die bald darauf im Wachzustand wiederersteht. Es erweist sich außerdem daraus als evident, daß auch bei einem gesunden Gehirn, allein wenn die Wege, durch die die Nerven von den äußeren Körperteilen sich zu ihm erstrecken, verschlossen sind, selbst dadurch schon die Empfindung dieser Körperteile verschwindet ; und schließlich daraus, daß zuweilen ein Schmerz gleichsam wie in gewissen Körperteilen empfunden wird, in denen doch gar keine Ursache des Schmerzes vorliegt, sondern in anderen, durch die die Nerven hindurchgehen, die von diesen Körperteilen bis zum Gehirn verlaufen ; was zu guter Letzt durch zahllose Experimente belegt werden kann – aber es wird genügen, eines hier vorzustellen.
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sufficiet. Cum puellae cuidam, manum gravi morbo affectam habenti, velarentur oculi quoties Chirurgus accedebat, ne curationis apparatu turbaretur, eique post aliquot dies brachium ad cubitum usque, ob gangraenam in eo serpentem, fuisset amputatum, & panni in ejus locum ita substituti, ut eo se privatam esse plane ignoraret, ipsa interim varios dolores, nunc in uno ejus manus quae abscissa erat digito, nunc in alio se sentire querebatur: quod sane aliunde contingere non poterat, quam ex eo quod nervi, qui prius ex cerebro ad manum descendebant, tuncque in brachio juxta cubitum terminabantur, eodem modo ibi moverentur, ac prius moveri debuissent in manu, ad sensum hujus vel illius digiti dolentis, animae in cerebro residenti imprimendum. CXCVII. Mentem esse talis naturae, ut a solo corporis motu varii
sensus in ea possint excitari.
Probatur deinde talem esse nostrae mentis naturam, ut ex eo solo quod quidam motus in corpore fiant, ad quaslibet cogitationes, nullam istorum motuum imaginem referentes, possit impelli; & speciatim ad illas confusas, quae sensus, sive sensationes, dicuntur. Nam videmus verba, sive ore prolata, sive tantum scripta, quaslibet in animis nostris cogitationes & commotiones excitare. In eadem charta, cum eodem calamo & atramento, si tantum calami extremitas certo modo | supra chartam ducatur, literas exarabit, quae cogitationes praeliorum, tempestatum, furiarum, affectusque indignationis & tristitiae in lectorum ani-
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Einem Mädchen, das sich eine schwere Krankheit an der Hand zugezogen hatte, wurden immer, wenn der Chirurg kam, die Augen verbunden, damit es durch die Vorbereitung zur Operation nicht in Aufregung versetzt würde. Als ihm nun nach einigen Tagen der Unterarm bis zum Ellenbogen wegen des in ihm sich verbreitenden Knochenfraßes amputiert worden war, setzte man Lappen so an die Stelle des Unterarms, daß das Mädchen dadurch gar nicht bemerkte, daß sie ihres Armes beraubt worden war. Dennoch klagte sie zuweilen darüber, verschiedene Schmerzen, bald in dem einen, bald in dem anderen Finger derjenigen Hand, die doch abgetrennt worden war, zu empfinden. Dies hatte nun nicht anders geschehen können, als dadurch, daß die Nerven, die zuvor aus dem Gehirn zur Hand verliefen, dann jedoch im Oberarm beim Ellbogen endeten, dort auf dieselbe Weise bewegt wurden, wie sie zuvor in der Hand hatten bewegt werden müssen, um der im Gehirn sitzenden Seele die Empfindung des einen oder anderen schmerzenden Fingers einzuprägen. 197. Der Geist ist von einer solchen Natur, daß allein durch die Bewegung des Körpers verschiedene Empfindungen in ihm hervorgerufen werden können.
Es erweist sich schließlich die Natur unseres Geistes als eine solche, daß er allein dadurch, daß gewisse Bewegungen im Körper vonstatten gehen, zu allen möglichen Gedanken verleitet werden kann, die zu den Bildern dieser Bewegungen in keiner Beziehung stehen, und zwar insbesondere zu den verworrenen Bildern, die Empfindungen oder Sinneseindrücke genannt werden. Denn wir sehen, daß Wörter, sowohl wenn sie mündlich vorgetragen werden, als auch wenn sie nur geschrieben vorliegen in unseren Gemütern alle möglichen Gedanken und Erregungen hervorrufen. Mit derselben Feder und Tinte werden sich auf demselben Papier, allein wenn die Spitze der Feder in einer bestimmten Weise über das Papier geführt wird, Buchstaben abzeichnen, die die Gedanken von Schlachten, Stürmen, Furien und die Affekte der Verbitterung und Traurigkeit in den
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mis concitabunt; si vero alio modo fere simili calamus moveatur, cogitationes valde diversas, tranquillitatis, pacis, amoenitatis, affectusque plane contrarios amoris & laetitiae efficiet. Respondebitur fortasse, scripturam vel loquelam nullos affectus, nullasque rerum a se diversarum imaginationes, immediate in mente excitare, sed tantummodo diversas intellectiones; quarum deinde occasione animi ipsa variarum rerum imagines in se efformat. Quid autem dicetur de sensu doloris & titillationis? Gladius corpori nostro admovetur, illud scindit: ex hoc solo sequitur dolor, qui sane non minus diversus est a gladii, vel corporis quod scinditur, locali motu, quam color, vel sonus, vel odor, vel sapor. Atque ideo, cum clare videamus, doloris sensum in nobis excitari ab eo solo, quod aliquae corporis nostri partes contactu alicujus alterius corporis localiter moveantur, concludere licet, mentem nostram esse talis naturae, ut ab aliquibus etiam motibus localibus, omnium aliorum sensuum affectiones pati possit. CXCVIII. Nihil a nobis in objectis externis sensu deprehendi,
praeter ipsorum figuras, magnitudines & motus.
Praeterea non deprehendimus ullam differentiam inter nervos, ex qua liceat judicare, aliud quid per unos quam per alios, ab organis sensuum externorum ad cerebrum pervenire, vel omnino quicquam eo pervenire praeter ipsorum nervorum motum localem. Videmusque hunc motum localem, non modo sensum titillationis vel doloris exhibere, sed etiam luminis & sonorum. Nam si quis in oculo percutiatur, ita ut | ictus vibratio ad retinam usque perveniat, hoc ipso videbit plurimas scintillas luminis fulgurantis, quod lumen extra ejus oculum non erit. Atque si
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Gemütern der Leser hervorrufen werden ; wenn die Feder aber auf eine andere, jedoch sehr ähnliche Weise bewegt wird, wird sie die ganz anderen Gedanken der Ruhe, des Friedens, der Entspannung und die gerade entgegengesetzten Affekte der Liebe und Freude bewirken. Man wird vielleicht entgegnen, daß das Schreiben oder Aussprechen keine Affekte und keine Vorstellungen von Dingen, die von der Seele verschieden sind, im Geist hervorrufe, sondern eben nur verschiedene Einsichten, bei deren Gelegenheit die Seele selbst dann in sich die Bilder verschiedener Dinge ausbildet. Was aber wird man über die Empfindung des Schmerzes und des Kitzels sagen? Ein in unseren Körper geranntes Schwert schneidet ihn durch : allein daraus entsteht Schmerz, der doch von dem Schwert oder dem Körper, der durchschnitten wird, nicht weniger verschieden ist als die Farbe, das Geräusch, der Geruch oder auch der Geschmack von der örtlichen Bewegung. Und daher wird, wenn wir es klar betrachten, die Empfindung des Schmerzes allein dadurch in uns hervorgerufen, daß irgendwelche Teile unseres Körpers durch den Kontakt irgendeines anderen Körpers örtlich bewegt werden, und es kann gefolgert werden, daß unser Geist eine solche Natur besitzt, daß er alle anderen Eindrücke der Sinne auch aus irgendwelchen örtlichen Bewegungen empfängt. 198. An den äußeren Gegenständen entdecken wir mit dem Sinn nur ihre Gestalten, Größen und Bewegungen.
Außerdem entdecken wir zwischen den Nerven keinerlei Unterschied, von dem her es gestattet wäre, zu urteilen, daß durch die einen etwas anderes als durch die anderen von den Organen der äußeren Sinne zum Gehirn gelange, oder überhaupt irgend etwas von dort herrühre außer der örtlichen Bewegung dieser Nerven. Zudem stellen wir fest, daß diese örtliche Bewegung nicht nur die Empfindung des Kitzels oder des Schmerzes, sondern auch den der Helligkeit und der Geräusche hervorruft. Denn wenn irgend etwas so auf das Auge trifft, daß die Schwingung dieses Schlages bis zur Retina gelangt, werden wir allein dadurch mehrere Lichtfunken aufblitzen und damit eine Helligkeit sehen, die
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quis aurem suam digito obturet, tremulum quoddam murmur audiet, quod a solo motu aëris in ea inclusi procedet. Denique saepe advertimus calorem, aliasve sensiles qualitates, quatenus sunt in objectis, nec non etiam formas rerum pure materialium, ut, ex. gr., formam ignis, a motu locali quorundam corporum oriri, atque ipsas deinde alios motus locales in aliis corporibus efficere. Et optime comprehendimus quo pacto a varia magnitudine, figura & motu particularum unius corporis, varii motus locales in alio corpore excitentur; nullo autem modo possumus intelligere, quo pacto ab iisdem (magnitudine scilicet, figura & motu) aliquid aliud producatur, omnino diversae ad ipsis naturae, quales sunt illae formae substantiales & qualitates reales, quas in rebus esse multi supponunt; nec etiam quo pacto postea istae qualitates aut formae vim habeant in aliis corporibus motus locales excitandi. Quae cum ita sint, & sciamus eam esse animae nostrae naturam, ut diversi motus locales sufficiant ad omnes sensus in ea excitandos; experiamurque illos reipsa varios sensus in ea excitare, non autem deprehendamus quicquam aliud, praeter ejusmodi motus, a sensuum externorum organis ad cerebrum transire: omnino concludendum est, non etiam a nobis animadverti, eas, quae in objectis externis, luminis, coloris, odoris, saporis, soni, caloris, frigoris & aliarum tactilium qualitatum, vel etiam formarum substantialium, nominibus indigitamus, quicquam aliud esse quam istorum objectorum | varias dispositiones, quae efficiunt ut nervos nostros variis modis movere possint.
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außerhalb unserer Augen gar nicht vorhanden sein wird. Und wenn jemand sein Ohr mit einem Finger verstopft, wird er eine Art von zittrigem Rauschen hören, das allein aus der Bewegung der im Ohr eingeschlossenen Luft entspringt. Schließlich bemerken wir oft, daß Wärme und andere sinnlich wahrnehmbare Qualitäten, insofern sie in den Gegenständen sind, und nicht weniger auch Formen rein materieller Dinge, wie z. B. die Form des Feuers, aus der örtlichen Bewegung bestimmter Körper entstehen und sie daraufhin selbst andere örtliche Bewegungen in anderen Körpern bewirken. Außerdem begreifen wir sehr gut, auf welche Weise aufgrund der verschiedenen Größe, Gestalt und Bewegung der Partikel eines Körpers verschiedene örtliche Bewegungen in einem anderen Körper hervorgerufen werden, aber wir können überhaupt nicht einsehen, auf welche Weise aus ebendenselben (nämlich Größe, Gestalt und Bewegung) irgend etwas anderes, von ihrer Natur völlig Verschiedenes hervorgebracht werden könne, wie es jene substantiellen Formen und realen Qualitäten sind, von denen viele voraussetzen, daß sie in den Dingen vorhanden sind ; und ebensowenig, auf welche Weise dann diese Qualitäten oder Formen die Kraft besitzen sollen, in anderen Körpern örtliche Bewegungen hervorzurufen. Weil dies so ist, und weil wir wissen, daß entsprechend der Natur unserer Seele verschiedene örtliche Bewegungen ausreichen, um alle Empfindungen in ihr hervorzurufen, und weil wir erfahren, daß solche Bewegungen tatsächlich verschiedene Empfindungen in ihr hervorrufen, wir aber außer derartigen Bewegungen, die von den Organen der äußeren Sinne zum Gehirn gelangen, nicht irgend etwas anderes entdecken, muß insgesamt gefolgert – und nicht etwa beobachtet – werden, daß das, was wir an den äußeren Gegenständen durch Bezeichnung als Licht, als Farbe, als Geruch, als Geschmack, als Geräusch, als Wärme, als Kälte, als andere, aus der Berührung mit dem Objekt entspringende Qualitäten, und auch als substantielle Formen ansprechen, nichts anderes ist als die verschiedenen Anordnungen dieser Gegenstände, die bewirken, daß sie unsere Nerven auf verschiedene Weisen bewegen können.
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CXCIX. Nullae naturae phaenomena in hac tractatione fuisse
praetermissa.
Atque ita facili enumeratione colligitur, nulla naturae phaenomena fuisse a me in hac tractatione praetermissa. Nihil enim inter naturae phaenomena est recensendum, nisi quod sensu deprehenditur. Atqui exceptis magnitudine, figura & motu, quae qualia sint in unoquoque corpore explicui, nihil extra nos positum sentitur, nisi lumen, color, odor, sapor, sonus, & tactiles qualitates; quae nihil aliud esse, vel saltem a nobis non deprehendi quicquam aliud esse in objectis, quam dispositiones quasdam in magnitudine, figura & motu consistentes, hactenus est demonstratum. CC. Nullis me in ea principiis usum esse, quae non ab omnibus
recipiantur; hancque Philosophiam non esse novam, sed maxime antiquam & vulgarem.
Sed velim etiam notari, me hic universam rerum materialium naturam ita conatum esse explicare, ut nullo plane principio ad hoc usus sim, quod non ab Aristotele, omnibusque aliis omnium seculorum Philosophis fuerit admissum: adeo ut haec Philosophia non sit nova, sed omnium maxime antiqua & vulgaris. Nempe figuras & motus & magnitudines corporum consideravi, atque secundum leges Mechanicae, certis & quotidianis experimentis confirmatas, quidnam ex istorum corporum mutuo concursu sequi debeat, examinavi. Quis autem unquam dubitavit, quin corpora moveantur, variasque habeant magnitudines & figuras, pro quarum diversitate ipsorum etiam motus varientur, atque ex mutua collisione, quae majuscula sunt in multa minora dividantur, & figuras mutent? Hoc non uno tan-
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199. In dieser Abhandlung sind keine Naturphänomene übergangen worden.
Und so ergibt eine einfache Aufzählung, daß in dieser Abhandlung von mir keine Naturphänomene ausgelassen worden sind. Es darf nämlich zu den Naturphänomenen nichts gezählt werden außer dem, das wir mit dem Sinn entdecken, und mit Ausnahme von Größe, Gestalt und Bewegung, von denen ich erklärt habe, was sie in bezug auf jeweils einzelne Körper sind, wird nichts als außer uns befindliches empfunden außer Helligkeit, Farbe, Geruch, Geschmack, Geräusch und aus der Berührung mit dem Objekt entspringende Qualitäten, so daß insofern bewiesen ist, daß sie an den Gegenständen nichts anderes sind als bestimmte in Größe, Gestalt und Bewegung bestehende Anordnungen, oder zumindest von uns nicht entdeckt wird, daß sie irgend etwas anderes sind. 200. Ich habe mich in dieser Abhandlung keiner Prinzipien bedient, die nicht von allen gutgeheißen werden ; und diese Philosophie ist nicht neu, sondern die älteste und am weitesten verbreitete.
Allerdings möchte ich auch anmerken, daß ich hier die Natur der materiellen Dinge insgesamt so zu erklären bestrebt bin, daß ich mich dafür überhaupt keines Prinzips bediene, das nicht von Aristoteles und allen anderen Philosophen sämtlicher Jahrhunderte zugestanden worden ist, so daß diese Philosophie gar nicht neu ist, sondern vielmehr die älteste und am weitesten verbreitete von allen. Denn ich habe die Gestalten, die Bewegungen und die Größen der Körper erwogen, und nach den durch sichere und unausgesetzte Experimente bestätigten Gesetzen der Mechanik untersucht, was sich aus dem gegenseitigen Aufschlag dieser Körper ergeben muß. Wer aber hat jemals bezweifelt, daß sich die Körper bewegen, verschiedene Größen und Gestalten besitzen, und daß gemäß dieser Verschiedenheit auch die Bewegung dieser Körper variiert, sowie daß durch den gegenseitigen Zusammenprall die etwas größeren in viele kleinere aufgeteilt werden und ihre Gestalten verändern? Dies
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tum sensu, sed pluribus, visu, tactu, auditu deprehendimus; hoc etiam distincte imaginamur & | intelligimus: quod de reliquis, ut de coloribus, de sonis & caeteris, quae non ope plurium sensuum, sed singulorum duntaxat percipiuntur, dici non potest: semper enim eorum imagines in cogitatione nostra sunt confusae, nec quidnam illa sint scimus. CCI. Dari particulas coporeum insensiles.
At multas in singulis corporibus particulas considero, quae nullo sensu percipiuntur: quod illi fortasse non probant, qui sensus suos pro mensura cognoscibilium sumunt. Quis autem potest dubitare, quin multa corpora sint tam minuta, ut ea nullo sensu deprehendamus? si tantum consideret, quidnam singulis horis adjiciatur iis quae lente augentur, vel quid detrahatur ex iis quae minuuntur. Crescit arbor quotidie, nec potest intelligi majorem illam reddi quam prius fuit, nisi simul intelligatur aliquod corpus ei adjungi. Quis autem unquam sensu deprehendit, quaenam sint illa corpuscula, quae in una die arbori crescenti accesserunt? Atque saltem illi, qui agnoscunt quantitatem esse indefinite divisibilem, fateri debent ejus partes reddi posse tam exiguas, ut nullo sensu percipiantur. Et sane mirum esse non debet, quod valde minuta corpora sentire nequeamus; cum ipsi nostri nervi, qui moveri debent ab objectis ad sensum efficiendum, non sint minutissimi, sed, funiculorum instar, ex multis particulis se minoribus conflati; nec proinde a minutissimis corporibus moveri possint. Nec puto quemquam ratione utentem negaturum, quin longe melius sit, ad exemplum eorum quae in magnis corporibus accidere sensu percipimus, judicare
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entdecken wir nicht etwa nur durch einen Sinn, sondern durch mehrere, durch den des Sehens, des Tastens, des Hörens, und dies stellen wir deutlich vor und sehen es ein : was von dem sonstigen, wie den Farben, Geräuschen und dem übrigen, das nicht mit Hilfe mehrerer Sinne, sondern höchstens durch einzelne erfaßt wird, nicht behauptet werden kann – immer nämlich sind deren Bilder in unserem Denken verworren und wir wissen nicht, was sie eigentlich sind. 201. Es gibt in den Körpern unsichtbare Partikel.
Ich bin der Ansicht, daß es in den einzelnen Körpern viele Partikel gibt, die durch keinen Sinn erfaßt werden – was diejenigen vielleicht nicht zugeben mögen, die ihre Sinne für den Maßstab des Erkennbaren halten. Wer aber kann bezweifeln, daß viele Körper so winzig sind, daß wir sie durch keinen Sinn entdekken? Man überlege nur, was es denn sei, was in einzelnen Stunden dem hinzugefügt wird, das sich langsam vergrößert, oder was dem entzogen wird, das sich verkleinert! Der Baum wächst täglich, und es kann nicht einsichtig gemacht werden, daß er größer wird als er zuvor gewesen ist, wenn nicht zugleich eingesehen wird, daß ihm irgendein Körper hinzugefügt wird. Wer aber hat jemals mit dem Sinn entdeckt, was diese Körperchen eigentlich sind, die während eines Tages einem wachsenden Baum hinzugekommen sind? Und zumindest müssen doch diejenigen, die anerkennen, daß die Quantität unbegrenzt teilbar ist, einräumen, daß ihre Teile so klein gemacht werden können, daß sie durch keinen Sinn erfaßt werden können. Und es ist doch überhaupt nicht erstaunlich, daß wir sehr kleine Körper nicht empfinden können, weil unsere Nerven, die von den Gegenständen bewegt werden müssen, um eine Empfindung zu bewirken, selbst nicht die kleinsten Teile sind, sondern sich wie kleine Fäden aus vielen kleineren Partikeln zusammensetzen, und deshalb von den kleinsten Körpern nicht bewegt werden können. Außerdem glaube ich nicht, daß irgend jemand sich der Annahme der Überlegung widersetzen wird, daß es weit besser sei, nach dem Vorbild dessen, wovon wir erfassen, daß es bei
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de iis quae accidunt in minutis corpusculis, ob solam suam parvitatem sensum effugientibus, quam ad haec explicanda, | novas res nescio quas, nullam cum iis quae sentiuntur similitudinem habentes, excogitare. CCII. Democriti Philosophiam non minus differe a nostra,
quam a vulgari.
At Democritus etiam corpuscula quaedam imaginabatur, varias figuras, magnitudines & motus habentia, ex quorum coacervatione mutuisque concursibus omnia sensilia corpora exsurgerent; & tamen ejus philosophandi ratio vulgo ab omnibus rejici solet. Verum nemo unquam illam rejicit, propterea quod in ea considerarentur quaedam corpora tam minuta ut sensum effugerent, quae varias magnitudines, figuras & motus habere dicerentur; quia nemo potest dubitare, quin multa revera talia sint, ut modo ostensum est. Sed rejecta est, primo, quia illa corpuscula indivisibilia supponebat, quo nomine etiam ego illam rejicio; deinde, quia vacuum circa ipsa esse fingebat, quod ego nullum dari posse demonstro; tertio, quia gravitatem iisdem tribuebat, quam ego nullam in ullo corpore, cum solum spectatur, sed tantum quatenus ab aliorum corporum situ & motu dependet atque ad illa refertur, intelligo; ac denique, quia non ostendebat, quo pacto res singulae ex solo corpusculorum concursu orirentur, vel si de aliquibus id ostenderet, non omnes ejus rationes inter se cohaerebant: saltem quantum judicare licet ex iis, quae de ipsius opinionibus memoriae prodita sunt. An
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den großen Körpern geschieht, über das zu urteilen, was bei den kleinsten, sich aufgrund ihrer Winzigkeit den Sinnen entziehenden Körpern geschieht, als, um dies zu erklären, ich weiß nicht welche neuen Dinge auszudenken, die keinerlei Ähnlichkeit mit denjenigen besitzen, die wir sinnlich erfassen. 202. Die Philosophie des Demokrit weicht nicht weniger von unserer ab als von der gewöhnlichen.
Außerdem hat sich auch Demokrit gewisse Körperchen ausgedacht, die verschiedene Gestalten, Größen und Bewegungen besitzen und aus deren Ansammlung und gegenseitiger Verbindung alle sinnlich wahrnehmbaren Körper entstanden sein sollten, und gleichwohl wird seine Schule des Philosophierens gewöhnlich von allen verworfen. Jedoch hat noch niemand sie jemals deswegen verworfen, weil in ihr gewisse so kleine, sich dem Sinn entziehende Körper in Betracht gezogen würden und behauptet würde, daß sie verschiedene Größen, Gestalten und Bewegungen besitzen – weil ja niemand bezweifeln kann, daß es tatsächlich viele solche Körper gibt, wie gerade eben dargetan worden ist. Sondern sie ist erstens zurückzuweisen, weil er diese Körperchen als unteilbar unterstellte und das durch eine Bezeichnung ausdrückte, die ich ebenfalls verwerfe. Sie ist außerdem zurückzuweisen, weil er sich ausdachte, daß um diese kleinen Körper herum ein Vakuum sei, von dem ich beweise, daß es nicht zugestanden werden kann ; drittens weil er diesen Körpern Gewicht zusprach, das ich an keinem Körper einsehen kann, wenn er für sich allein betrachtet wird, sondern nur, insofern er von der Lage und der Bewegung anderer Körper abhängt und sich auf diese bezieht ; und schließlich, weil er nicht zeigte, auf welche Weise sich die einzelnen Dinge allein aus der Verbindung der Körperchen bilden sollten, und dort, wo er dies von irgendwelchen zeigte, nicht alle seine Begründungen untereinander übereinstimmten – zumindest insofern ein Urteil über das, was von seinen Ansichten überliefert ist, gestattet ist. Ob aber das, was ich bisher über die Philosophie geschrieben habe, ausreichend kohärent ist, überlasse ich der Beurteilung anderer.
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autem ea quae hactenus de Philosophia scripsi, satis cohaereant, aliis judicandum relinquo. CCIII. Quomodo figuras & motus particularum insensilium
cognoscamus.
At insensilibus corporum particulis determinatas figuras & magnitudines & motus assigno, tanquam si eas vidissem, & tamen fateor esse insensiles; atque ideo quaerent fortasse nonnulli, unde ergo quales sint | agnoscam. Quibus respondeo: me primo quidem, ex simplicissimis & maxime notis principiis, quorum cognitio mentibus nostris a natura indita est, generaliter considerasse, quaenam praecipuae differentiae inter magnitudines & figuras & situs corporum, ob solam exiguitatem suam, insensilium esse possent, & quinam sensiles effectus ex variis eorum concursibus sequerentur. Ac deinde, cum similes aliquos effectus in rebus sensibilibus animadverti, eas ex simili talium corporum concursu ortas existimasse; praesertim cum nullus alius ipsas explicandi modus excogitari posse videbatur. Atque ad hoc arte facta non parum me adjuverunt: nullum enim aliud, inter ipsa & corpora naturalia, discrimen agnosco, nisi quod arte factorum operationes, ut plurimum, peraguntur instrumentis adeo magnis, ut sensu facile percipi possint: hoc enim requiritur, ut ab hominibus fabricari queant. Contra autem naturales effectus fere semper dependent ab aliquibus organis adeo minutis, ut omnem sensum effugiant. Et sane nullae sunt in Mechanica rationes, quae non etiam ad Physicam, cujus pars vel species est, pertineant: nec minus naturale est horologio, ex his vel illis rotis composito, ut horas indicet, quam arbori ex hoc vel illo semine ortae, ut tales fructus producat. Quamobrem, ut ii qui in considerandis automatis sunt exercitati, cum alicujus machinae usum sciunt & nonnullas ejus partes aspiciunt, facile ex
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203. Auf welche Weise wir die Gestalten und Bewegungen der unsichtbaren Partikel erkennen.
Außerdem spreche ich den unsichtbaren Partikeln der Körper bestimmte Gestalten, Größen und Bewegungen zu, gleichsam als ob ich sie sähe und obwohl ich dennoch einräume, daß sie unsichtbar sind, und daher werden einige vielleicht fragen, woher also ich wissen könne, wie sie beschaffen sind. Diesen antworte ich, daß ich zuerst aus den einfachsten und allbekanntesten Prinzipien, deren Erkenntnis in unserem Geist von Natur aus angelegt ist, allgemein betrachtet habe, welche hauptsächlichen Unterschiede zwischen den Größen, Gestalten und Lagen der ja allein aufgrund ihrer Kleinheit unsichtbaren Körper vorhanden sein können, und welche sinnlich wahrnehmbaren Wirkungen sich aus dem Zusammenspiel dieser Körper ergeben würden, und daß ich dann, wenn ich bei den sinnlich wahrnehmbaren Dingen irgendwelche gleichartigen Wirkungen bemerkt habe, angenommen habe, daß sie aus einem ähnlichen Zusammenspiel solcher Körper entstanden sind, zumal wenn sich zeigte, daß keine andere Erklärungsweise erdacht werden kann. Hierbei waren mir die Kunstgebilde nicht wenig dienlich : denn ich erkenne zwischen ihnen und den natürlichen Körpern keinen anderen Unterschied an, außer daß die Verrichtungen dieser Kunstgebilde zumeist durch so große Werkzeuge, daß sie mit dem Sinn leicht erfaßt werden können, ausgeführt werden – dies nämlich ist erforderlich, damit sie von den Menschen verfertigt werden können –, während die natürlichen Wirkungen fast immer von irgendwelchen so kleinen Organen abhängen, daß sie sich jedem Sinn entziehen. Und in der Tat gibt es in der Mechanik keine Beweisführungen, die sich nicht auch auf die Physik, von der sie ein Teil oder eine Unterart ist, erstrecken würden, und es ist für eine aus diesen oder jenen Rädern zusammengebaute Uhr nicht weniger natürlich, daß sie die Stunden anzeigt, als es für einen aus diesem oder jenem Samen entsprungenen Baum ist, daß er ebensolche Früchte hervorbringt. Wie diejenigen, die in der Betrachtung der Automaten geübt sind, wenn sie die Funktionsweise irgendeiner Maschine kennen und einige von ihren Teilen
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istis, quo modo aliae quas non vident sint factae, conjiciunt: ita ex sensilibus effectibus & partibus corporum naturalium, quales sint eorum caussae & particulae insensiles, investigare conatus sum. | CCIV. Sufficere si de insensibilius qualia esse possint, explicuerim,
etsi forte non talia sint.
At quamvis forte hoc pacto intelligatur, quomodo res omnes naturales fieri potuerint, non tamen ideo concludi debet, ipsas revera sic factas esse. Nam quemadmodum ab eodem artifice duo horologia fieri possunt, quae, quamvis horas aeque bene indicent, & extrinsecus omnino similia sint, intus tamen ex valde dissimili rotularum compage constant: ita non dubium est, quin summus rerum opifex omnia illa, quae videmus, pluribus diversis modis potuerit efficere. Quod equidem verum esse libentissime concedo, satisque a me praestitum esse putabo, si tantum ea quae scripsi talia sint, ut omnibus naturae phaenomenis accurate respondeant. Hocque etiam ad usum vitae sufficiet, quia & Medicina, & Mechanica, & caeterae artes omnes, quae ope Physicae perfici possunt, ea tantum quae sensilia sunt, ac proinde inter naturae phaenomena numeranda, pro fine habent. Et ne quis forte sibi persuadeat, Aristotelem aliquid amplius praestitisse, aut praestare voluisse, ipsemet in primo Meteorologicorum, initio capitis septimi, expresse testatur, de iis quae sensui non sunt manifesta, se putare sufficientes rationes & demonstrationes afferre, si tantum ostendat ea ita fieri posse, ut a se explicantur.
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genau untersuchen, daraus leicht ableiten, auf welche Weise die anderen Teile, die sie nicht sehen, hergestellt sind : Ebenso habe ich versucht, aus den sinnlich wahrnehmbaren Wirkungen und den Teilen der natürlichen Körper zu ermitteln, was deren Ursachen und unsichtbaren Teile sind. 204. In bezug auf die unsichtbaren Körper reicht es aus, daß es sie in der Weise geben kann, wie ich sie erklärt habe, auch wenn es vielleicht keine solchen gibt.
Und obwohl auf diese Weise einsichtig gemacht werden kann, auf welche Weise alle natürlichen Dinge haben vonstatten gehen können, darf gleichwohl nicht gefolgert werden, daß sie tatsächlich auf diese Weise geschehen sind. Denn ebenso wie von demselben Hersteller zwei Uhren gemacht werden können, die, obwohl sie die Stunden gleich gut anzeigen und äußerlich völlig gleich sind, innerlich gleichwohl aus einer Zusammensetzung sehr unterschiedlicher Rädchen bestehen : ebenso besteht kein Zweifel, daß der oberste Werkmeister aller Dinge alles das, was wir sehen, auf viele verschiedene Weisen hat bewirken können. Ich gestehe bereitwilligst zu, daß dies wirklich wahr ist, und halte dafür, daß es von meiner Seite her völlig ausreicht, wenn das, was ich geschrieben habe, bloß insoweit richtig ist, daß es auf alle Naturphänomene eine geeignete Antwort enthält. Und dies wird auch für die Anwendung im wirklichen Leben ausreichen, weil sowohl die Medizin als auch die Mechanik und alle übrigen Künste, die mit Hilfe der Physik vollendet werden können, allein das, was sinnlich wahrnehmbar ist und von daher zu den Naturphänomenen gezählt werden muß, zum Zweck haben. Und damit sich nicht möglicherweise irgend jemand einredete, daß Aristoteles irgend etwas Darüberhinausgehendes geleistet habe oder habe leisten wollen, bezeugt er selbst im ersten Buch der Meteorologie, am Beginn des siebten Kapitels, ausdrücklich, daß er meine, über das, was für die Sinne nicht offensichtlich ist, hinreichende Gründe und Beweise zu erbringen, wenn sich nur zeige, daß es so habe geschehen können, wie es von ihm erklärt werde.
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CCV. Ea tamen quae explicui, videri saltem moraliter certa.
Sed tamen, ne qua hic veritati fraus fiat, considerandum est quaedam esse quae habentur certa moraliter, hoc est, quantum sufficit ad usum vitae, quamvis si ad absolutam Dei potentiam referantur, sint incerta. Ut ex. gr., si quis legere velit epistolam, latinis quidem literis, sed non in vera significatione positis, scriptam, & conjiciens, ubicunque in ea est A, legen | dum esse B, ubi B legendum C, atque ita pro unaquaque litera proxime sequentem esse substituendam, inveniat hoc pacto latina quaedam verba ex iis componi: non dubitabit quin illius epistolae verus sensus in istis verbis contineatur, etsi hoc sola conjectura cognoscat, & fieri forsan possit, ut qui eam scripsit, non literas proxime sequentes, sed aliquas alias loco verarum posuerit, atque sic alium in ea sensum occultaverit: hoc enim tam difficulter potest contingere, ut non credibile videatur. Sed qui advertent quam multa de magnete, de igne, de totius Mundi fabrica, ex paucis quibusdam principiis hic deducta sint, quamvis ista principia tantum casu & sine ratione a me assumpta esse putarent, forte tamen agnoscent, vix potuisse contingere, ut tam simul cohaererent, si falsa essent. CCVI. Imo plusquam moraliter.
Praeterea quaedam sunt, etiam in rebus naturalibus, quae absolute ac plusquam moraliter certa existimamus, hoc scilicet innixi
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205. Gleichwohl zeigt sich das, was ich entfaltet habe, als zumindest moralisch gewiß …
Damit daraus gleichwohl an dieser Stelle nicht die Vortäuschung von Wahrheit entstehe, muß beachtet werden, daß es mancherlei gibt, was für moralisch gewiß gehalten wird, will sagen : insoweit es für die Anwendung im wirklichen Leben ausreicht, obwohl es, wenn es auf die absolute Macht Gottes bezogen wird, ungewiß ist. Wenn z. B. jemand einen zwar in lateinischen Buchstaben geschriebenen Brief lesen möchte, diese Buchstaben jedoch nicht in ihrer wahren Bedeutung entsprechend gesetzt sind, und wenn er vermutet, daß, wo immer in diesem Brief ein A steht, ein B gelesen werden muß, wo ein B, ein C und daß auf diese Weise ein jeder Buchstabe durch den ihm nachfolgenden ersetzt werden muß, dann würde er entdecken, daß sich auf diese Weise gewisse lateinische Wörter bilden, und er wird nicht zweifeln, daß eine wahre Aussage in den Wörtern dieses Briefes enthalten ist, auch wenn er dies allein aufgrund seiner Annahme erkennt, und es vielleicht auch geschehen kann, daß derjenige, der den Brief geschrieben hat, eben nicht unmittelbar aufeinanderfolgende Buchstaben, sondern irgendwelche anderen an die Stelle der wahren gestellt hat, und so irgendeine andere Aussage in ihnen verborgen hat : Das nämlich ist doch wohl so schwer zu realisieren, daß es nicht als wahrscheinlich gelten kann. Ebenso werden diejenigen, die sich vor Augen halten, wie viel über den Magneten, das Feuer und den Aufbau der gesamten Welt hier aus einigen wenigen Prinzipien hergeleitet worden ist, selbst wenn sie meinten, daß diese Prinzipien nur zufällig und ohne Grund von mir angenommen worden sind, vielleicht dennoch anerkennen, daß es kaum hätte geschehen können, daß so vieles sich mit anderem in Übereinstimmung befände, wenn diese Prinzipien falsch wären. 206. … oder vielmehr sogar mehr als bloß moralisch.
Außerdem gibt es einiges, auch bei den natürlichen Dingen, das wir für absolut und mehr als bloß moralisch gewiß halten, näm-
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Metaphysico fundamento, quod Deus sit summe bonus & minime fallax, atque ideo facultas quam nobis dedit ad verum a falso dijudicandum, quoties ea recte utimur, & quid ejus ope distincte percipimus, errare non possit. Tales sunt Mathematicae demonstrationes; talis est cognitio quod res materiales existant; & talia sunt evidentia omnia ratiocinia, quae de ipsius fiunt. In quorum numerum fortassis etiam haec nostra recipientur ab iis, qui considerabunt, quo pacto ex primis & maxime simplicibus cognitionis humanae principiis, continua serie deducta sint. Praesertim si satis intelligant, nulla nos objecta | externa sentire posse, nisi ab iis aliquis motus localis in nervis nostris excitetur; talemque motum excitari non posse a stellis fixis, longissime hinc distantibus, nisi fiat etiam aliquis motus in illis & in toto coelo interjacente: his enim admissis, caetera omnia, saltem generaliora quae de Mundo & Terra scripsi, vix aliter quam a me explicata sunt, intelligi posse videntur. CCVII. Sed me omnia mea Ecclesiae auctoritate submittere.
At nihilominus, memor meae tenuitatis, nihil affirmo: sed haec omnia, tum Ecclesiae Catholicae auctoritati, tum prudentiorum judiciis submitto; nihilque ab ullo credi velim, nisi quod ipsi evidens & invicta ratio persuadebit. FINIS .
vierter teil
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lich dasjenige, was sich auf das metaphysische Fundament stützt, daß Gott von höchster Güte und geringstem Trug ist und daß daher das Vermögen, das er uns gegeben hat, um das Wahre vom Falschen zu unterscheiden, sofern wir uns seiner recht bedienen, nicht irren kann, und daß das, was wir mit seiner Hilfe deutlich erfaßt haben, kein Irrtum ist. Von dieser Art sind die Beweise der Mathematik ; von dieser Art ist auch die Erkenntnis, daß materielle Dinge existieren, und ebenso von dieser Art sind alle evidenten Vernunfterkenntnisse, die aus ihnen entstehen – und dazu werden diejenigen, die sich vor Augen halten, in welcher Weise sie aus den ersten und einfachsten Prinzipien der menschlichen Erkenntnis in einer durchgehenden Abfolge hergeleitet sind, auch unsere Erkenntnisse zählen ; besonders wenn sie hinlänglich einsehen, daß wir keine äußeren Gegenstände empfinden können, sofern von ihnen nicht irgendwelche örtlichen Bewegungen in unseren Nerven hervorgerufen werden, und eine solche Bewegung von den Fixsternen aufgrund ihrer äußerst weiten Entfernung nicht hervorgerufen werden kann, wenn nicht auch irgendeine Bewegung in ihrem jeweiligen und überhaupt dem gesamten dazwischenliegendem Himmel geschieht : Denn wenn man dies zugibt, zeigt sich, daß zumindest alle Allgemeinheiten, die ich über die Welt und die Erde geschrieben habe, kaum anders als so, wie es von mir erklärt wurde, einsichtig gemacht werden können. 207. Allerdings unterwerfe ich alle meine Behauptungen der Autorität der Kirche.
Allein eingedenk meiner Unzulänglichkeit behaupte ich nichtsdestoweniger nichts, sondern unterwerfe dies alles sowohl den Autoritäten der Katholischen Kirche als auch den Urteilen der Weiseren ; und ich möchte, daß nichts von irgend jemandem geglaubt werde außer dem, was ihm die Vernunft als evident und überzeugend dartun wird. END E.
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AN M ERKU NG EN DES H ER AU SGE B ER S
widmungsschreiben (s. 3–9) 1 S. 3 Durchlauchtigste Fürstin ] In der Übersetzung der Anredeformen
folge ich dem Vorbild Johannes Keplers. Wie Descartes verwendet Kepler in der lateinischen Sprache die zweite Person Singular (Gesammelte Werke 13. Hrsg. v. Max Caspar. München : Beck 1945), im Deutschen jedoch die zweite Person Plural (GW. 5. Hrsg. v. Franz Hammer. München : Beck 1953, 131). 2 S. 3 Ihr ] Die Angesprochene ist Elisabeth, Pfalzgräfin bei Rhein. Elisabeth war ohne Zweifel eine der gelehrtesten Frauen ihrer Zeit, sie korrespondierte (niveauvoll) mit etlichen Gelehrten, sie beherrschte neben Französisch, Spanisch und Italienisch auch Latein als Umgangssprache und war zudem mit Altgriechisch, Hebräisch und Arabisch vertraut. In ihrer Wertschätzung waren die Wissenschaft und die Künste an die Stelle des Hofes getreten, möglicherweise als Reaktion auf den hohen Wert, den ihre Mutter, die den Verlust ihrer Macht offenbar konsequent ignorierte, noch im Den Haager Exil auf Hofhaltung legte. Elisabeth war das dritte von den insgesamt dreizehn Kindern von Friedrich V. und Elisabeth Stuart, der Tochter Jakobs I. von England. Die Wahl Friedrichs, dem calvinistischen Führer der Protestantischen Union, zum König von Böhmen im August 1619 trug zum Ausbruch des ersten jener vier Kriege bei, die man in der Rückschau den Dreißigjährigen Krieg genannt hat. 1621 wurde die Familie aus Böhmen vertrieben. Nach der Vertreibung ihres Vaters wuchs Elisabeth zunächst in Crossen auf, siedelte dann aber neunjährig in die Niederlande über, studierte in Leiden, und trat 1661 in die Reichsabtei Herford ein, deren Äbtissin sie 1667 wurde. In Elisabeth hatte Descartes nicht nur eine intellektuell hochstehende, sondern auch politischen Händeln durchaus gewachsene Frau gefunden. Descartes korrespondierte mit ihr in der Zeit von 1643 bis zu seinem Tode 1650. Der Hauptteil der Korrespondenz ist dem gewidmet, was man praktische Philosophie nennt, also Fragen der Moral, der Politik, vor allem aber auch der Medizin, die innerhalb der Cartesischen Systematik eine praktische Disziplin ist. Über theoretische Philosophie hat Descartes nur einmal mit Elisabeth gesprochen, nämlich in seinem zweiten Brief vom 28. VI. 1643 (AT III, 690 = Briefe 270–274). Die Korrespondenz hat ihren Höhepunkt im Jahr 1645 und betrifft die sich aus der von Descartes
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anmerkungen
vorgeschlagenen gemeinsamen Lektüre von Senecas d. J. De beata vita ergebenden Fragen. 3 S. 5 hohem Ansehen ] Im Brief an Elisabeth vom 18. VIII. 1645 (AT IV, 271–278 = Briefe, 302–306) bezeichnet Descartes die ethischen Vorstellungen Epikurs, Zenons von Kition und Aristoteles’ als miteinander vereinbar, »vorausgesetzt, daß man sie richtig auslegt« (AT IV, 275–276 = Briefe, 305). Die hier in den Absätzen 2–3 sehr komprimiert vertretenen Vorstellungen scheinen mir der Ansatz zu einer Descartes’ Vorstellungen entsprechenden »richtigen Auslegung« der Kapitel 7–8 des 2. Buches der Nikomachischen Ethik von Aristoteles zu sein, mit der Descartes von La Flèche her vertraut war, wenn auch aufgrund fehlender Griechischkenntnisse sicherlich nicht im Original.
erster teil (s. 11– 89) 4 S. 11 sprachlose Wesen ] »Quoniam infantes nati sumus«, in der Über-
setzung von Artur Buchenau »Da wir als Kinder auf die Welt kommen« (AB, 1). Die Pointe liegt hier jedoch nicht in der Feststellung einer biologischen Banalität, sondern in dem Nichtverfügen über sprachliche Fähigkeiten, durch die das Kindsein gekennzeichnet ist. Dieser Bezug ist in der lateinischen Sprache gegenwärtig, muß jedoch im Deutschen rekonstruiert werden. Augustinus hat diesen Bezug ausgesprochen (Vom Gottesstaat (De civitate Dei). Übers. v. Wilhelm Thimme. Zürich : Artemis & Winkler 1955. München : dtv 1977, 354). Im Proöemium von Descartes’ La Recherche de la Vérité heißt es : »Aber er kam unwissend auf die Welt, und das aus der Kindheit stammende Wissen konnte sich nur auf die unzulänglichen Sinne und auf das Ansehen der Lehrer stützen« (AT X, 495–496 = GS, 27). Hinter diesen Äußerungen steht die von Descartes im Discours V entfaltete Lehre von der Sprache als Universalinstrument (AT VI, 56–57 = LG, 91 / 93). 5 S. 11 antreffen werden ] Die Forderung, nur Unbezweifelbares anzuerkennen, findet sich bereits in den Regulae ad directionem ingenii (AT X, 362 = LG, 7). Diese Forderung hat Konsequenzen in zwei Richtungen, die Descartes in den Regulae auch beide ausspricht, nämlich (Regel 2) man solle die Finger von allen Dingen lassen, zu deren Erkenntnis der menschliche Verstand gar nicht ausreicht ; dieser Warnung steht aber bereits in den Regulae die Aufforderung zur Seite, nach dem Ausräumen des Zweifels das wirklich Erkennbare auch zu erkennen – und das zuerst Erkennbare auf diesem Weg ist der menschliche Verstand (AT X, 395 = LG, 179). 6 S. 11 Wahrscheinlichere ist ] Descartes greift hier auf seine zweite Regel der provisorischen Moral zurück (Discours III 3 : AT VI, 25 = LG, 41),
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und mit der Anerkenntnis der Notwendigkeit zu handeln, enden auch die Meditationen (AT VII, 90 = LG, 161). Diese Regel kann als Maßnahme gegen die als »Buridans Esel« bekannt gewordene Zwickmühle aufgefaßt werden. Dem Aristoteles-Kommentatoren und Schöpfer der ImpetusTheorie Johannes Buridan wird die Geschichte eines Esels zugeschrieben, der verhungert, weil er sich nicht entscheiden kann, aus welchem der beiden gleich gefüllten Heusäcke, zwischen denen er den Kopf hält, zuerst fressen soll. Eine solche Textstelle findet sich freilich in den erhaltenen Werken Buridans nicht. 7 S. 15 daher bin ich ] Dies ist das berühmte »Ich denke, also bin ich«. Die Denkbewegung vom Zweifel bis zum Cogito-Satz findet sich auch im Discours IV 1 (AT VI, 31 = LG, 51) und den Meditationen I–II (AT VII, 17–34 = LG, 31–61). Vorläufer sind : Regulae ad directionem ingenii III 5 (AT X, 368 = LG, 19) und XII 17 (AT X, 421–422 = LG, 91). Der wohl berühmteste Satz der Philosophiegeschichte findet sich demnach in seiner sprichwörtlichen Form also neben den Principia nur im Discours (AT VI, 32 = LG, 53), und damit ist seine ursprüngliche Form das französische »Je pense, donc je suis«, deren Rückübersetzung ins Lateinische sich an dieser Stelle findet. Dies ist für mich der Anlaß, das lateinische »ergo« schwächer zu übersetzen im Sinne einer causa cognoscendi, einer Erkenntnisursache : Daran, daß wir denken, erkennen wir, daß wir sind. Die Übersetzung (und damit Interpretation) dieses Satzes im Sinne einer causa efficiendi, einer Wirkursache, wäre schlicht unsinnig und dem Cartesischen Gedanken geradezu entgegengesetzt : Wie könnte das, was offensichtlich bereits denkt, erst aufgrund dieses Denkens sein, vorher aber nicht ? – Eine Zwischenstellung nimmt die mitunter auch heute noch diskutierte Frage ein, ob es sich bei diesem Satz um die in einen Syllogismus gefaßte Rückschau der Erkenntnis, die Descartes in den ersten beiden Meditationen durchläuft, handele. In diesem Syllogismus würde aus dem Obersatz »Alles, was denkt, existiert« über den Mittelsatz »Ich denke« auf den Folgesatz »Ich existiere« geschlossen ; die Kurzform dieses Schlusses wäre dann der Satz »Ich denke, also bin ich«, und in diesem Fall wäre in der Tat »donc« mit »ergo« gleichzusetzen und mit »also« zu übersetzen. Gegen diese Interpretation spricht die klare Aussage Descartes’ aus der Erwiderung gegen die zweiten Einwände gegen die Meditationen (AT VII, 140 = AB, 127–128). Freilich ist gerade das Verhältnis von Intuition und Deduktion bei Descartes ein Problem für sich. – Eine komplette Sichtung der Formen dieses Satzes findet sich bei Hartmut Brands : Cogito ergo sum. Interpretationen von Kant bis Nietzsche. Freiburg / München 1982. Für die historischen Vorläufer dieses Satzes (alt, aber unüberholt) siehe Léon Blanchet : Les Antécédents Historiques du ›Je pense, donc je suis‹. Paris : Alcan 1920. 8 S. 15 regelgeleitet ] Der Ausdruck »ordine philosophare« hat hier einen über die alltagssprachliche Bedeutung, man solle Dinge gefälligst »ordent-
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anmerkungen
lich« tun, hinausgehenden Bezug zu den bei Descartes gar nicht überzubewertenden methodischen Ansätzen, denen zufolge ein »ordentlich Philosophierender« derjenige ist, der in der von Descartes dann in I dargelegten Weise vorgeht. 9 S. 15 Natur ] Der Ausdruck »Natur« bezeichnet in der deutschen Sprache sowohl die (irgendwie geartete) Gesamtheit jener äußeren Dinge, auf die der Mensch keinen gestaltenden Einfluß nimmt, d.i. Natur im Gegensatz zur Kultur, als auch das Wesen eines einzelnen Dinges, und es hat sich daher eingebürgert, ersteres mitsamt den verwandten Bedeutungen als »Natur«, letzteres jedoch als »Wesen« anzusprechen. Bei Descartes gibt es eine solche Unterschiedlichkeit in terminologischer Hinsicht nicht : Beides ist »natura«, und ich habe diese terminologische Indifferenz in meiner Übersetzung beibehalten, um den Leser nicht um das Vergnügen zu prellen, die sachliche Unterschiedlichkeit selbst nachzuvollziehen. Dasselbe gilt, wenn auch mit Einschränkung, für »res«, dem im Französischen »chose« korreliert, das ich, wann immer es möglich war, einfach mit »Ding« übersetzt habe. »Ding« in dieser Bedeutung ist das zunächst undifferenzierte »Etwas«, das je nach Zusammenhang »äußeres Ding«, »Gegenstand«, »Sache«, »Sachverhalt«, nur gelegentlich »Substanz«, aber auch Phänomene auf der Subjektseite wie »Gedanke«, »Theorie« usw. bedeuten kann. Descartes wird seinen Grund gehabt haben, dies nicht zu differenzieren, also sollte eine Übersetzung dies auch nicht tun – zumal Descartes zumindest »Gegenstand« (»obiectum«) und selbstredend »Substanz« (»substantia«) als eigene Termini geläufig waren und er sie auch verwendet hat, wo es ihm angebracht erschien. Mir ist – offen gestanden – die sowohl in den Descartes-Übersetzungen als auch in der Descartes-Forschung gängige Ineinssetzung von »res« mit »Substanz« unverständlich : Jeder Übersetzer, der etwa Ciceros De re publica unter dem Titel Über die öffentliche Substanz veröffentlichen wollte, würde vermutlich von seinem Lektor geteert und gefedert. 10 S. 17 spazieren ] Natürlich ein klarer Seitenhieb auf Thomas Hobbes’ dahingehende Argumentation (AT VII, 172 = AB, 156). 11 S. 19 verdunkelt ] Die Definitionen der Logiker verdunkeln das Allereinfachste schon allein deshalb, weil es für die Einsicht in dieses Einfachste keinerlei Regeln bedarf, denn, wie schon die Regulae II 4 ausführen, »eine Deduktion oder reine Ableitung des einen aus dem anderen [mag zwar] verabsäumt werden […], wenn man nicht aufpaßt, aber von einem Verstande, er mag der Vernunft noch so wenig mächtig sein, [kann sie] niemals verkehrt angestellt werden« (AT X, 365 = LG, 11). Die Textstelle Discours IV 1 : »Et parce qu’il y a des hommes qui se méprennent en raisonnant, même touchant les plus simples matières de géométrie, et y font paralogismes« (AT VI, 32 = LG, 53) stellt keine Revision dieser Ansicht dar, weil das raisonnement ein inhaltliches Denken, keine reine
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Ableitung ist, ebenso der Paralogismus, der nicht der Form nach, sondern dem Inhalte nach falsch ist. Alle Täuschung entsteht deshalb allein daraus, »daß gewisse unzulänglich verstandene Erfahrungen zugrundegelegt oder Urteile auf gut Glück und ohne festen Grund gefällt werden« (Regulae II 4 : AT X, 365 = LG, 11 ; vgl. Prin. I § 43 / 44). Die Abwehr der Täuschung kann freilich nicht einfach in der grundsätzlichen Ablehnung materieller Grundsätze erfolgen, weil die Dialektiker »mit ihrer Kunst keinen Syllogismus bilden können, der etwas Wahres erschließt, wenn sie nicht zuvor seine Materie bewiesen haben, d. h. wenn sie nicht dieselbe Wahrheit, die in ihm deduziert wird, schon vorher erkannt haben« (Reg. X 5 : AT X, 406 = LG, 67). 12 S. 19 das natürliche Licht ] Bei Descartes ist das »lumen naturale« ein Begriff, der aus der Gnoseologie und der Metaphysik stammt, hier jedoch, im Zusammenhang mit der Physik, die sich – wenn auch in den Principia nicht so exponiert wie in Descartes’ erstem Entwurf zur Physik, dem 1633 liegengelassenen Fragment Le Monde où Traité de la Lumière – zu einem Gutteil in Form einer Theorie des Lichts vollzieht, noch eine besondere Pointierung erfährt. Der Ausdruck findet sich bei Descartes bereits in den Regulae I (AT X, 361 = LG, 5) und steht in engstem Zusammenhang mit dem bon sens, dem gesunden Menschenverstand, der unverdorbenen Urteilskraft. Der bon sens ist lumen naturale, insofern an ihm sein Gottgegebensein pointiert wird : »Car Dieu nous ayant donné à chacun quelque lumière pour discerner le vrai d’avec le faux« (Discours III : AT VI, 27 = LG, 45). Der Ausdruck »lumen naturale« findet sich schon bei Cicero (Gespräche in Tusculum III, 2. Übers. v. Olof Gigon. München : Heimeran 1970, 173 / 175). Was die Abhängigkeit des lumen naturale von Gott anbelangt, so ist Descartes mit ziemlicher Sicherheit von Thomas von Aquin angeregt worden, der, wie Baillet berichtet (Baillet I, 286), der einzige Theologe gewesen ist, den Descartes gelesen hat. Descartes besaß Alexandre Koyré : Descartes und die Scholastik. Bonn : Friedrich Cohen 1923, 8–9, zufolge Thomas’ Summa theologica und Suárez’ Disputationes metaphysicae ; vgl. auch den Brief an Mersenne vom 25. XII. 1639 = AT II, 630. Dem lumen supranaturale bzw. lumen divinum korrespondiert schon bei Thomas ein Licht des Verstandes (Summa theologica. Band 6. Salzburg / Leipzig : Pustet 1937 ; 377, 383). Descartes rechnet dabei das lumen naturale zu den Begabungen, oder, wie er sich ausdrückt, zu den Instinkten (an Mersenne, 16. X. 1639 = AT II, 587–599 = Briefe, 175). Es ist Mersenne, der bereits 1625 vom lumen naturale spricht als der Gesamtheit aller kognitiven Fähigkeiten, die einerseits durch die Kultur des Menschen befördert werden, und anderseits diese Kultur ermöglichen (La Vérité des Sciences contre les Sceptiques ou Pyrrhoniens. Paris 1625 (Repr. Stuttgart / Bad Cannstatt : Frommann / Holzboog 1969), 193–194).
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anmerkungen
13 S. 21 gleich sind ] Für diesen in seinem Sinn nicht unmittelbar zu ent-
schlüssenden Satz ist Euklid verantwortlich (Elemente (Stoicheia), 1. Buch, 2. Axiom). Descartes war unzweifelhaft mit Euklid vetraut, und zwar in der von Christoph Clavius kommentierten Ausgabe (Euclidis Elementorum Libri XV. Roma : Zanetti 1603, 64), die zuerst 1574 erschienen war. Descartes erwähnt die Lektüre von Clavius’ Euklid-Kommentar in einem Brief an Mersenne vom 13. XI. 1629 (AT I, 71). Descartes folgt nicht genau dem Wortlaut bei Clavius. Ich halte Descartes’ Änderung für bedeutsam, nicht zuletzt deshalb, weil der Satz in seiner Schlichtheit eigentlich wenig einleuchtend ist, denn »daß Gleiches zu Gleichem hinzugetan Gleiches gibt« (AB, 5), ist kein Grundsatz, sondern Unsinn, weil 2 + 2 = 4 ist und nicht 2 ; und weil dies so ist, hat man, wenn man einen Liter Wein kauft und gleich danach noch einen weiteren, zwei Liter Wein und nicht einen Liter Wein und einen Liter Lebertran – es sei denn, es ist bei der Eucharistie irgendwas schiefgegangen –, man hat also in einem ganz unmathematischen Sinne das Gleiche wie vorher, nämlich Wein. In meiner Übersetzung übernehme ich gleichsam vorläufig die m. E. neutrale, direkt auf das griechische Original zurückgreifende Übersetzung Clemens Thaers : »Wenn Gleiches dem Gleichen hinzugefügt wird, sind die Ganzen gleich« (Euklid : Die Elemente. Buch I–XIII. Übers. v. Clemens Thaer. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1969 (= 1933–1937), 3). Zu meiner Deutung vgl. die Einleitung. 14 S. 25 gedanklichen Zugriffe ] Ich übersetze »modus cogitandus« mit »gedanklicher Zugriff«, um den operativen Charakter dieses Begriffs zu betonen. »Denkungsart« und »Denkweise« scheiden aufgrund ihrer moralischen Implikationen aus, »Art des Denkens« ginge zu sehr auf die Konzeption eines in verschiedene Sparten eingeteilten Geistes. Descartes ist es nicht um die interne Differenzierung des Geistes in dann separat zu betrachtende Fakultäten zu tun, sondern um die stets neu erfolgende Dynamisierung des Denkens im konkreten Agieren des Geistes. 15 S. 27 enthalten sein ] Schon in den Meditationen wird die Existenz Gottes »erläutert durch den Vergleich mit einer sehr vollkommenen Maschine, deren Plan im Geiste eines Erfinders ist ; denn so wie der Erfindungsgehalt (artificium obiectivum) dieses Planes irgendeine Ursache haben muß, nämlich das Wissen dieses Erfinders oder das eines anderen, von dem er es gelernt hat, so ist es nicht anders möglich, als daß die Vorstellung Gottes, die in uns ist, Gott selbst zum Urheber hat« (AT VII, 14 = LG, 27 ; vgl. auch : AT VII, 103 = AB, 93 ; AT VII, 115 = AB, 104 ; AT VII 134 = AB, 122). Die Ausdrücke »formaliter« und »eminenter« verwenden wir noch heute, etwa wenn wir etwas als »bloß formal richtig« bezeichnen oder etwas anderes als »eminent wichtig«, und »Eminenz« wird eine Person genannt, die, wenn sie allen anderen Christen gleich vor dem Herrgott steht, zu-
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mindest besser gewandet ist. Die allgemeinen Bedeutungen von »formal, formell, äußerlich«, stärker pointiert »zur Form gehörig«, einerseits und »hervorragend« (in doppeltem Sinne von »über etwas herausragen« und »besonders gelungen«) anderseits, die in vergleichbaren Bedeutungen schon das klassische Latein kennt, erlangen in der scholastischen Ontologie und Metaphysik große Bedeutung durch ihre Einbindung in die auf Aristoteles zurückgehende Ursachenlehre (Metaphysik V, Physik II), die freilich ihrerseits längst für die christliche Theologie adaptiert worden war. Descartes werden diese Begriffe von La Flèche her geläufig gewesen sein, und es wird sich deshalb keine genaue Quelle ausmachen lassen, weil diese Begriffe – wenn auch in sehr verschiedenen Bestimmungen – an den Universitäten kanonisch waren. Descartes selbst präzisiert die hier problematischen Ausdrücke in der Erwiderung auf die zweiten Einwände gegen die Meditationen (AT VII 161 = AB 146 ; AT VII, 165, 167–168 = AB, 149, 151–152). 16 S. 29 das nicht Gott ist ] Vgl. Aurelius Augustinus : Vom Gottesstaat (De civitate Dei). Übers. v. Wilhelm Thimme. Zürich : Artemis und Winkler 1955. München : dtv 1977, 42). 17 S. 33 ist kein Ding ] Vgl. Aurelius Augustinus : Natur und Gnade (De natura et gratia). in : Schriften gegen die Pelagianer. Bd. 1. Übers. von Anton Maxsein. Würzburg : Augustinus-Verlag 1971, 465 ; Die Vollendung der menschlichen Gerechtigkeit (De Perfectione Iustitiae Hominis). in : Schriften gegen die Pelagianer. Bd. 2. Übers. von Anton Fingerle. Würzburg : Augustinus-Verlag 1964, 131 / 133. 18 S. 33 Verständnis übersteigt ] Diese Bemerkung ist politisch absolut notwendig und die Beispiele alles andere als zufällig gewählt, denn der Hauptstreitpunkt zwischen der Katholischen Kirche und der sog. »neuen Wissenschaft« bestand nicht hinsichtlich der ganz nebensächlichen Frage nach dem richtigen kosmologischen Modell, sondern entzündete sich an allen Formen von Metaphysik und Physik, die das heilige Sakrament der Inkarnation Christi im Abendmahl unerklärbar machen würden. Genau das aber hatte Descartes mit seiner Metaphysik bereits in zwei Hinsichten getan, nämlich zum einen (1) durch den von ihm vertretenen Dualismus von res extensa und res cogitans : Wie konnte sich Gott, der doch wohl Geist, also res cogitans, ist, so verwandeln, daß er in Form von Brot und Wein leibhaftig, also als res extensa, gegenwärtig ist ? (Nach Ansicht seiner Kritiker konnte Descartes schon die unbestreitbar ja irgendwie vorhandene Verbindung von Seele und Körper im Menschen nicht nachvollziehbar darstellen, wie also hätte er die Inkarnation erklären können ?) Zum anderen (2) reserviert Descartes den Begriff der Substanz in seiner strengsten Bedeutung gerade für Gott. In seinem Wachs-Beispiel in den Meditationen (AT VII, 30 = LG, 53) hatte Descartes Substanz als das erklärt, was sich durch alle Veränderungen der Akzidenzien durchhält : Das Wachs bleibt
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anmerkungen
Wachs, auch wenn es alle seine Eigenschaften verliert, etwa indem man es erhitzt oder verbrennt. Die Eucharistie verlangt – wenn man eine solche Erklärung verlangt, das aber taten bis in die Neuzeit hinein alle – eine gerade entgegengesetzte Konzeption, nämlich die Veränderung der Substanz bei Beibehaltung der Akzidenzien einer ganz anderen Substanz : Das Brot wird nicht symbolisch zum Leib Christi, sondern zum wirklichen Leib, obwohl es immer noch aussieht wie Brot, und auch genau so schmeckt, und ebenso verhält es sich mit dem Wein. Das ist im Rahmen der Cartesischen Substanzlehre nicht nur – wie etwa die Dreifaltigkeit – logisch nicht nachvollziehbar, sondern faktisch unmöglich. Nun aber (3) schickt Descartes sich an, diese metaphysischen Ansätze noch durch eine Korpuskularphysik zu ergänzen, die gemeinhin in dem Ruf stand, gerade die Eucharistie auch ihrer physikalischen Erklärung durch den adaptierten Hylemorphismus des Aristoteles zu berauben. Dieser Hylemorphismus trennte nicht die res extensa von der res cogitans, sondern die Materie von der Form, und erklärte so – auch hier freilich nicht ohne eine gewisse Interpretationsakrobatik – die Verwandlung von gemeinem Landwein in das Blut Christi durch den Austausch der Materie bei Beibehaltung der Form einer anderen : Der Wein verschwindet, das Blut tritt an seine Stelle, sieht aber aus wie Wein und schmeckt auch so. Descartes’ Korpuskularphysik wischte dieses Erklärungsschema weg, und das war auch 1644 noch höchst gefährlich. Daher Descartes’ Selbstzensur am Ende der Principia (IV, §§ 200–204), in der er – aus heutiger Sicht sachlich völlig unverständlich – seine Physik gegen einen Atomismus abzugrenzen sucht. 19 S. 37 Zweck ] Teleologische Naturbetrachtung hat sich bei den christlichen Philosophen des Mittelalters mit theologischen Aspekten verbunden, aber es wäre vorschnell, ihr deshalb jeden genuin physikalischen Wert abzusprechen. So betont etwa Roger Bacon die Notwendigkeit teleologischer Betrachtung für die Physik selbst, auch wenn sich die Bestimmung des Telos aus theologischen Gründen ergibt. Die theologische Bestimmung des Zieles ist dementsprechend noch nicht die physikalische Erklärung des Phänomens selbst, kann aber diese Erklärung anleiten (Roger Bacon : The Opus Majus of Roger Bacon. Übers. v. Robert Belle Burke. Philadelphia : University of Philadelphia Press / London : Humphrey Milford, Oxford University Press, 1928, 50–51). 20 S. 37 Ratschlüssen zu wähnen ] Diejenigen, die sich wähnen, Teilnehmer von Gottes Ratsschluß zu sein, sind nicht die religiösen Eiferer, sondern ganz im Gegenteil die Atheisten (Med. AT VII, 9 = LG, 19). 21 S. 37 allen Lichts ] »Lux« und »lumen« scheint Descartes synonym zu verwenden. »Lux« ist das Licht als physikalisches Phänomen, »lumen« besitzt traditionell eine Pointierung auf »leuchtender, lichtgebender Gegenstand«, also »Lampe, Laterne« – aber man wird Descartes nicht die Aussage unterstellen wollen, Gott sei der Spender aller Laternen (obgleich
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seine Unendlichkeit auch dies beinhaltet). Ich habe daher »lux« ohne Ausnahme, »lumen« in der Regel mit »Licht« übersetzt : »lumen« übersetze ich lediglich im Zusammenhang mit der Theorie der Sinnlichkeit (IV, §§ 188–198) mit »Helligkeit«, weil die Sinne (da sie gar nicht urteilen) nicht Licht wahrnehmen, sondern Helligkeit, die erst der Verstand als Licht interpretiert. S. 39 Privationen ] Die Unterscheidung von Privationen und Negationen geht auf Aristoteles zurück, der »privatio« (stéresis) im 5. Buch seiner Metaphysik erläutert hat (1022b–1023a). Als Negation wird das Nichtvorhandensein einer Eigenschaft an einem Ding bezeichnet, die diesem Ding auch gar nicht zukommen kann, ohne es aufzuheben. So kann Gott kein Irrtum zugesprochen werden, weil Gott schlechterdings nicht irrt, d. h. wer Gott einen Irrtum zuspricht, versucht, einander ausschließende Begriffe miteinander zu verbinden. Von Privation spricht man dagegen, wenn einem Gegenstand etwas fehlt, was ihm zukommen kann. So liegt bei einem blinden Menschen die Privation des Sehvermögens vor, bei einem Stein jedoch die Negation – denn der Mensch kann der Gattung nach sehen, der Stein nicht. Für Descartes sind die Irrtümer des Menschen Privationen, weil sie einen Mangel an Erkenntnis darstellen – was im Umkehrschluß bedeutet, daß die menschlichen Irrtümer nicht durch einen irgendwie gearteten positiven Denkvorgang gekennzeichnet sind. S. 43 werden kann ] »Laude vel vituperio dignum reddi« eigentlich »des Lobes und Tadels würdig werden«, hier als »laudare« = »verantwortlich sein«, bzw. »vituperare« = »zur Rechenschaft ziehen«. S. 47 damaligen Vorgehens ] »Tunc tempore« = »damals« scheint mir zu schwach, weil die Pointe hier ja nicht darauf liegt, daß der Zweifel in der Vergangenheit liegt, sondern darauf, daß er methodisch überhöht war ; deshalb »im Rahmen des damaligen Vorgehens«. S. 47 vorausbestimmte Ordnung ] Die praeordinatio ist nichts anderes als die Natur (Med. VI 11 : AT VII, 80 = LG, 145). S. 47 in uns selbst erfahren ] Descartes’ Zurückhaltung in dieser Frage mag eine Reaktion auf Thomas Anglus : De mundo dialogi tres. Paris : Moreau 1642, 394–401 diesbezügliche Ausführungen sein. – Natürlich ist das nicht wirklich alles, was Descartes zu diesem Thema eingefallen ist (Brief an Elisabeth vom 3. XI. 1645 : AT IV, 330–334 = Briefe, 328–331). S. 51 daß wir uns nicht täuschen ] Nach Aristoteles’ Metaphysik gleicht der Mensch bei einer Forschung ohne vorausgegangenes Fragen jenen Wanderern, »welche nicht einmal wissen, wohin sie gehen sollen, und zudem dann nicht einmal erkennen, ob sie das gesuchte Ziel gefunden haben oder nicht. Denn das Ziel ist ihnen ja nicht bekannt, wohl aber ist es dem bekannt, der vorher danach gefragt hat« (Metaphysik III, 995a–995b = Aristoteles’ Metaphysik. Erster Halbband. Hrsg. v. Horst Seidl. Hamburg : Meiner 1989, 83). Das zugrundeliegende erkenntnistheoretische Problem
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behandelt bekanntermaßen Plato im Menon. Daß wir mitunter das Richtige treffen, und es gar nicht bemerken, liegt an unsystematischem Vorgehen, wie Descartes schon in Regulae IV 1 ausgeführt hat (AT X, 371 = LG, 23) : Die meisten Forscher, »fast alle Chemiker, die meisten Geometer und nicht wenige Philosophen«, benehmen sich so »wie wenn jemand aus derart törichter Habgier drauf brennen würde, einen Schatz zu finden, daß er ständig in den Straßen umherliefe auf der Suche, ob er nicht vielleicht einen fände, den ein Reisender verloren hat«, obwohl sie »gelegentlich so glücklich irren, daß sie etwas Wahres finden«. 28 S. 55 Gemütsbewegungen ] »Animi pathemata« sind »Gemütsbewegungen«, gemeinhin übersetzt als »Leidenschaften der Seele«. Meine Einwände gegen diese kanonische Übersetzung betreffen sowohl den Begriff der Seele als auch den der Leidenschaft, aus denen dieses Kompositum hier gebildet wird. Zum einen ist das Genitivattribut hier »animus« und nicht »anima«, d. h. »Gemüt« und nicht »Seele«. Das Gemüt ist die Gesamtheit aller Vorgänge des mit dem Körper verbundenen Geistes. Zum anderen ist das Bezugswort »pathemata« hier von Descartes sicherlich nicht ohne Grund in der Form eines griechischen Lehnwortes gebildet. »Leidenschaft« bedeutet damit alles, was dem Gemüt widerfährt, d. h. was es nicht von selbst tut : Sinneseindrücke, Gefühle, Leidenschaften, Affekte usw. – kurz gesagt alles, was das Gemüt bewegt. Anstatt nun »pathemata« mit »Leidenschaft« zu übersetzen und dann zu erklären, daß das, was man sich in der deutschen Sprache darunter vorzustellen angewöhnt hat, hier eigentlich nicht wirklich gemeint ist, scheint es mir besser zu sein, gleich anders zu übersetzen. M. E. gilt dies auch für die Übersetzung des Titels von Descartes’ französisch geschriebenem letzten Werk Les Passions de l’Âme (1649). Denn gerade weil die französische Sprache den Unterschied zwischen »animus« und »anima« schon zu Lebzeiten von Descartes tilgt, ist vom französischen Text her zumindest unausgemacht, ob Descartes hier »animus« oder »anima« denkt, und in einem solchen Fall müßte das lateinische Pendant in den Principia – das hier ja von Descartes selbst stammt – den Ausschlag geben. Dies bliebe natürlich nicht ohne Folgen für das Verständnis dieses Werkes : Wenn »âme« als Genitivattribut von »passions« im Lateinischen sein Korrelat in »animus«, nicht in »anima« hat, so ist darin ausgedrückt, daß das Gemüt Leidenschaften hat, wobei die Leidenschaften umgekehrt das pars pro toto aller Gemütsbewegungen sind. So allgemein genommen ist das Thema dann aber nicht die Affektenlehre, sondern eine Affektenlehre als Gegenstand (Beispiel), für die Verbindung von Geist und Körper im Menschen, und damit wären die Passions de l’Âme der Versuch, diese Verbindung jenseits der Metaphysik der Meditationen zu thematisieren. 29 S. 57 univok ] »Univok« bildet mit »äquivok« ein Begriffspaar, das die französische Sprache noch kennt : »univoque« ist als französisches Wort
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zuerst 1370 belegt und bezieht sich auf ein Wort, »qui garde le même sens dans des emplois différents«, und steht damit im Gegensatz zu »équivoque« (als französisches Wort bereits 1220 belegt), »qui offre un même son à l’oreille, mais un sens différent à l’esprit« (Le Petit Robert. Paris 1972). Die Ausdrücke gehen auf Aristoteles’ Kategorien zurück und stellen die Übersetzungen der uns im Deutschen heute geläufigeren griechischen Begriffe »synonym« (univok) und »homonym« (äquivok) dar. »Univok« bedeutet also hier die Zusprechung einer Eigenschaft verschiedenen Dingen in derselben Bedeutung (AT VII, 137 = AB, 125 : »in gleichem Wortsinn«). Gott und den weltlichen Dingen kommt der Begriff »Substanz« nicht in derselben Bedeutung zu, d. h. eigentliche Substanz ist nur Gott, während die weltlichen Dinge nur so genannte Substanzen sind. Descartes wird von La Flèche her die lateinische Übersetzung des ersten Kapitels der Kategorien nebst dem ausführlichen Kommentar von Franciscus Toletus geläufig gewesen sein (Commentaria in universam Aristotelis logicam. in : Opera omnia philosophica. Köln 1615 / 1616. Repr. Hildesheim : Olms 1985, 81). Noch Gassendi operiert selbstverständlich mit diesen Begriffen (Syntagma Philosophica = Opera Omnia. Repr. Stuttgart / Bad Cannstatt : Frommann 1964, Bd. 1, 337). 30 S. 63 genannt zu werden ] Vgl. den Brief unbekannten Datums, von dem man auch weiß, an wen er geschrieben ist (AT IV, 348–350). 31 S. 63 Periode ] Das Lateinische kennt das griechische Lehnwort »periodus« nur als grammatischen Ausdruck, als »Gliedsatz«. Im 14. Jh. entstehen die französischen Ausdrücke »période«, erst im 16. Jh. bürgert sich dieses Wort auch im Deutschen ein. Die Verwendung als »zyklisch wiederkehrendes Ereignis« scheint in beiden Fällen aber erst viel später im Rückgriff auf die griechische Urbedeutung von »Umlauf« erfolgt zu sein. Für »Umlauf« steht bei Descartes »circuitus«. Descartes verwendet demzufolge hier, wo sachlich »Periode« verlangt ist, »duratio«. 32 S. 65 Unterscheidung ] Ich habe mich bemüht, in meiner Übersetzung metaphysischer (ontologischer, gnoseologischer) Begriffe deren instrumentellen Charakter hervorzuheben. Im Falle der lateinischen Begriffe, die im Deutschen mit Unterscheidungen im weitesten Sinne zu tun haben, bot sich hierfür eine gute Gelegenheit. Ich übersetze daher »distinctio« mit »Unterscheidung, Scheidung, Einteilung«, »diversitas« mit »Verschiedenheit, Gegensatz«. »distinctus / distincte« bedeutet von daher eigentlich »unterschieden / unterschiedlich«, nicht »deutlich« ; die Übersetzung von »clarus & distinctus …« mit »klar und deutlich …« hat sich inzwischen jedoch so weit verbreitet, daß ich sie übernehme. – »Distinctio rationis«, wörtlich »Unterscheidung der Vernunft« ist eine Unterscheidung, die von der Vernunft getroffen wird, also eine Unterscheidung aus Vernunft. Das ist mehr als eine »vernünftige Unterscheidung« im Sinne einer »angebrachten« und von daher mehr dem common sense entsprechenden
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Unterscheidung, sondern bezieht sich auf die Urheberschaft dieser Unterscheidung selbst in der Vernunft. S. 71 unterschieden zu haben ] Vgl. AT VII, 120–121 = AB, 108–109. S. 75 unseres Körpers ist ] Vgl. Aurelius Augustinus : Vom Gottesstaat (De civitate Dei). Übers. v. Wilhelm Thimme. Zürich : Artemis und Winkler 1955. München : dtv 1977, 677. S. 77 verständlicher gemacht ] Ein klarer Seitenhieb auf die Aristoteliker. Aristoteles unterscheidet Ortsbewegung, Veränderung, Schwinden und Wachstum als die vier Arten der Bewegung (De anima, 406a ; Physik 201a ; vgl. auch Thomas von Aquin : Summa theologica. Band 1. Salzburg / Leipzig : Pustet, 44). S. 85 alles nur verworren erfassen ] Das gilt nicht zuletzt auch für Gott (Discours IV 6 : AT VI, 37 = LG, 61). S. 89 schenken ] Nach Regulae III 9 hindert nichts, »daß wir das, was von Gott offenbart ist, für zuverlässiger als alle Erkenntnis halten, weil der Glaube daran, so sehr er auch auf Verborgenes geht, doch keine Tat der Erkenntniskraft, sondern des Willens ist« (AT X, 370 = LG, 21).
zweiter teil (s. 91–175) 38 S. 91 gelten müßte ] »Es kann kein Grund erdacht werden, weshalb Gott nicht als Betrüger gelten müßte« = »Es spräche alles dafür, daß Gott
ein Betrüger ist«. Ich lasse die negative Formulierung hier bestehen, um deutlich zu machen, wie fern Descartes der Gedanke von Gott als einem Betrüger liegt. Wir müssen also annehmen, daß es äußere Gegenstände gibt ; denn wenn wir weiterhin unterstellten, daß es keine äußeren Gegenstände gibt, gleichzeitig aber zugäben, daß Gott existiert und daß es Gott ist, der, direkt oder indirekt, uns die Empfindungen und in deren Folge die Erkenntnisse über diese Dinge eingibt, dann bliebe als Ausweg nur, daß Gott uns betrügt. Gestehen wir indes die Existenz äußerer Gegenstände ein, lassen sich die Empfindungen und Erkenntnisse über diese Empfindungen mit der Existenz Gottes vereinbaren. Descartes faßt hier einen zentralen Gedanken der Meditation VI zusammen, die über das »Dasein der materiellen Dinge« (AT VII, 71–90 = LG, 128–161) handelt. 39 S. 95 unterscheiden ] Bereits in Regulae XIV 15 setzt Descartes Ausdehung (extensio) und Quantität (quantitas) ineins (AT X, 447 = LG, 133). Zu den Leuten, die die Substanz eines Körpers von dessen Quantität und diese wiederum von seiner Ausdehnung unterschieden, gehörten schlichtweg alle, die das durch das 4. Lateranische Konzil (1215) zum Dogma erhobene Mysterium der Eucharistie durch einen adaptierten Hylemorphismus zu erklären suchten. Um die Beibehaltung der Akzidenzien des Weines und des Brotes trotz des (wirklichen, nicht etwa bloß
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symbolischen) Austausches ihrer zugrundeliegenden Substanz denken zu können, trennen die Denker der Hochscholastik Substanz, Quantität und Ausdehnung. Diese Lehre war freilich von Anfang an umstritten und führte zur Ausbildung eines Gegensatzes zweier sich auf Thomas von Aquin einerseits und Wilhelm von Ockham anderseits berufenen Denkrichtungen. Wichtig ist hier, daß die metaphysische Trennung von Substanz, Quantität und Ausdehnung in der nachfolgenden Diskussion auf die physikalischen Theorien insofern durchschlug, als die gängige Ineinssetzung von mathematischer und physischer Ausdehnung in Frage gestellt wurde : Das Problem des »Übergangs« von metaphysischen zu physischen Prinzipien kann demnach gewissermaßen als ein Erbe dieses theologischen Streites angesehen werden. Das bedeutet aber auch, daß jeder Versuch, die Identität von mathematischer und physikalischer Raumausdehnung wieder in Geltung zu bringen, solange auf den Widerstand der christlichen Denker treffen mußte, wie man eine physikalische Erklärung der Eucharistie verlangte. In dem Maße, wie Physik an Bedeutung gewann, mußte diese physikalische Erklärung an Bedeutung verlieren und die Eucharistie letztlich als ein Mysterium verstanden werden, das sich einer physikalischen Erklärung entzog. Dieses Stadium ist bei Descartes erreicht, und er agiert damit gegen Francisco Suárez und Francisco Toletus, deren Werke in La Flèche kanonisch waren. Geläufig wird Descartes die dementsprechende Erörterung in Francisco Suárez’ Disputationes metaphysicae nebst den dort befindlichen Verweisen gewesen sein. Descartes erwähnt Suárez in den Erwiderungen auf die Vierten Einwände gegen die Meditationen (AT VII, 235 = AB, 213). In der Disputatio XL (= Opera Omnia. Editio nova, a Carolo Berton. Paris : Ludwig Vivès, 1877. Band 26, 534–536) spricht Suárez die Motivation dieser Unterscheidung umwillen einer ontologischen Erklärung der Inkarnation sehr deutlich aus. Mit der von Descartes verworfenen Unterscheidung operieren noch Kenelme Digby und Thomas White, letzterer – von Thomas Hobbes kritisiert – in der Form einer Unterscheidung von »quantity« and »subject« (Thomas Hobbes : Thomas White’s De Mundo Examined. Übers. v. Harold Whitmore Jones. London : Crobsy / Bradford University Press 1976, 49). 40 S. 97 Schwamm ] »Spongia« = »Schwamm« ist nicht nur das Pädagogenutensil, sondern auch der Bimsstein, wie Georg Agricola bemerkt hat (Die Mineralien (De natura fossilium) (1546). Ausgewählte Werke Bd. 4. Hrsg. v. Hans Prescher. Berlin : VEB Verlag Deutscher Wissenschaften 1958, 142). Die Stelle bei Vitruv ist Zehn Bücher über Architektur (De Architectura libri decem). Übers. v. Curt Fensterbusch. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964, 41–42. 41 S. 99 zu erklären ] Wenn im Umkreis Descartes’ jemand Unverständliches ausgeheckt hat, um Verdichtung und Verdünnung verbal zu erklären, so ist es Kenelme Digby. Digby gehörte zum Kreis der englischen Im-
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migranten in Paris um Thomas Hobbes und Thomas White (= Thomas Anglus). Descartes und Kenelme Digby begegneten einander während Descartes’ Aufenthalt in Paris im Jahre 1644. Zu dieser Zeit verfaßte Digby ein Werk über die Unsterblichkeit der Seele, das als zweiter der Two Treatises 1644 in Paris erschien. Descartes äußerte sich in dem Brief an Elisabeth vom 3. XI. 1645 nicht ohne Ironie, daß er (Descartes) über den Zustand der Seele nach diesem Leben sehr viel weniger informiert sei als Kenelme Digby (AT IV, 333), und Baillet berichtet, daß die Verschiedenheiten ihrer Ansichten über die Metaphysik, insbesondere über Natur und Struktur der Seele verhinderte, daß ihre Bekanntschaft zu einer großen Freundschaft wurde (Baillet II, 244). Digby jedoch hatte sich Descartes’ Dankbarkeit verdient durch die Verteidigung der Schriften Descartes’ (AT II, 192). Im Brief an Mersenne vom 27. VII. 1638 bemerkt Descartes, er habe das Paket von Digby nicht erhalten, das dieser sich die Mühe gemacht habe, ihm zu senden – »mais ce n’est pas grand perte« (AT II, 271). Descartes hat behauptet, Digbys Two Treatises nicht gelesen zu haben, weil sie auf Englisch geschrieben waren, eine Sprache, die Descartes nicht lesen konnte oder wollte (an Elisabeth Mai / Juni 1645, AT IV, 221 ; an den Marquis von Newcastle am 23. XI. 1646 = AT IV, 572). Dies schließt aus verschiedenen Gründen jedoch nicht aus, daß Descartes mit Digbys Ansichten vertraut gewesen ist : Wenn wir voraussetzen, daß Descartes seine Urteile über die Gedanken anderer begründet abgab, muß er Digbys Psychologie in Grundzügen, Auschnitten oder aus Erzählungen gekannt haben. Zudem paßt der Seitenhieb auf jene, die Unverständliches aushecken, genau auf Digbys Theorie, derzufolge Verdichtung und Verdünnung nicht auf den Ein- und Austritt anderer Körper aus Poren zurückzuführen sei, sondern auf das jeweils unterschiedliche Verhältnis von Substanz und Quantität (Two Treatises. Paris : Gilles Blaizot. Repr : New York / London : Garland 1978, 21–22). Alle drei genannten Exilanten haben über Naturphilosophie geschrieben, und m. E. war Descartes mit allen drei Entwürfen zumindest in den Hauptthesen vertraut, wenn auch möglicherweise nicht aus direkter Lektüre der dann veröffentlichten Texte, so doch aus Gesprächen und der Lektüre von Vorformen. Beweisen läßt sich die Lektüre von Thomas Whites 1642 in Paris erschienenen De Mundo Dialogi tres. Über White äußert sich Descartes im Brief an Mersenne vom 16. I. 1642 (AT III, 480–485). Descartes argumentiert hier gegen eine Textstelle Whites zur Frage nach der Bewegung von Luft, in der White behauptet, daß die Kraft, aufgrund derer sich die Luftteilchen bewegen, diesen durch die »matière subtile« (AT III, 482) übertragen werde, die auch die Räume einnehme, die von der Luftmaterie selbst nicht eingenommen werde. Mit Whites De mundo war Descartes also spätestens im Oktober 1642 eingehend vertraut. Am 13. X. 1642 schreibt er an Mersenne, er habe das Buch erhalten
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(AT III, 582), und am selben Tag dankt er Constantin Huygens dafür, ihm dieses Werk gesandt zu haben (AT III, 578–581). Descartes schreibt an Mersenne, daß er zwar mit vielem in Whites Werk übereinstimme, er aber hinsichtlich der Theorie von Ebbe und Flut und der Bewegung der Planeten völlig von White abweiche. Dennoch zeigt sich Descartes erstaunlich zufrieden mit dem Werk. Er habe, sagt Descartes zu Huygens (AT III, 578), einen Tag damit zugebracht, die Dialoge zu lesen, und habe keine Stelle gefunden, an der der Autor (= White) ihm (= Descartes) habe widersprechen wollen. Descartes ist sich dabei der Unterschiede zu seiner Naturphilosophie wohl bewußt gewesen, fügt aber (wohl wiederum nicht ohne Ironie) hinzu, White spreche so wohlwollend über ihn, daß es ein Zeichen von schlechtem Charakter sein würde, Whites Buch schlecht aufzufassen. Zudem gestehe er allen anderen zu, das zu schreiben, was sie nach bestem Gewissen für die Wahrheit erkannt hätten, schließlich verlange er dasselbe auch von ihnen. Descartes äußert Kritik am zweiten Dialog, »où il a voulu imiter Galilée« : »Je le trouve trop subtil« (AT III, 579), was man wohl, wenn man die der französischen Sprache gemeinhin zugesprochene Freundlichkeit abzieht, am treffendsten mit »Ich fand es kleinkariert« übersetzt. Starke Hinweise gibt es zudem auf die wenigstens kursorische Lektüre eines naturphilosophischen Werkes von Thomas Hobbes, nämlich des gegen Whites De mundo geschriebenen Manuskripts, das Hobbes im Gelehrtenkreis um Mersenne verbreitete (Thomas Hobbes : Critique du De Mundo de Thomas White. Introduction, Texte Critique et Notes par Jean Jacquot et Harold Whitmore Jones. Paris : Vrin 1973 ; englische Übersetzung : Thomas White’s De Mundo examined. Übers. v. Harold Whitmore Jones. London : Crosby 1976), bis Mersenne es wegen seiner teilweise zu radikalen Thesen unter Verschluß nahm. Thomas Hobbes und Descartes waren einander zu diesem Zeitpunkt keineswegs unbekannt. Baillet berichtet ausführlich über die Einwände Hobbes’ gegen die Meditationen und über die gegen Descartes’ Dioptrik gerichtete Schrift, die Hobbes in Form eines Briefes an Mersenne verfaßt hatte. Hobbes hatte darauf bestanden, daß seine Einwände gegen die Meditationen anonym blieben (Baillet II, 120), und noch 1642, als Descartes sein (vernichtendes) Urteil über Hobbes De Cive abgab, das ihm geschickt worden war, ist es offiziell lediglich seine Vermutung, daß es sich bei dem Autoren um denselben handele, der auch gewisse Einwände gegen die Meditationen erhoben hatte (Baillet II, 173– 174). Doch natürlich wußte Descartes genau, mit wem er es zu tun hatte. Näher waren sich Hobbes und Descartes auch im Falle der Einwände Hobbes’ an Descartes’ Dioptrik nicht gekommen, weder persönlich noch sachlich. Hobbes hatte in der Form eines Briefes an Mersenne Descartes’ Dioptrik kritisiert, und der Austausch der Antworten geschah stets über Mersenne vermittelt, nie direkt (Baillet II, 122–124). Mersenne veröf-
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fentlichte 1644 in seiner Universae Geometriae Mixtaque Mathematicae Synopsis den Tractatus Opticus I von Thomas Hobbes. 1643, so berichtet Baillet, habe »man« versucht, Descartes einige Manuskripte von Thomas Hobbes zukommen zu lassen, Descartes aber habe dies mit der Begründung abgelehnt, er sei nicht neugierig, zu erfahren, was dieser Engländer wieder geschrieben habe (Baillet II, 202 = Brief vom 23. II. 1643 = AT III, 633). Bei diesem Manuskript handelte es sich mit ziemlicher Sicherheit um Hobbes’ (lateinisch geschriebene) Critique. Die – freilich nur bei Baillet belegte – Äußerung Descartes ist ein Musterbeispiel für die Vorsicht, mit der bei der Interpretation von Descartes’ Äußerungen vorgegangen werden muß, denn Descartes’ Aussage dahingehend zu deuten, er habe die Annahme von Hobbes’ Manuskript schlicht verweigert, wäre voreilig. In der Tat ist es unklar, ob Descartes’ Zitat aus dem Brief an Mersenne vom 26. IV. 1643 (AT III, 655–659) nun auf Thomas Hobbes’ Manuskript oder direkt auf Thomas Whites De mundo rekurriert : »Ich habe in dem, was Sie (= Mersenne) mir hinsichtlich Ebbe und Flut aus der Schrift dieses Engländers [White oder Hobbes ?] berichtet / geschickt / ausgezogen [ ? mander] haben, nichts gefunden, was mir nützlich sein könnte, mit Ausnahme seiner Aussage habente luna latitudinem Borealem, citius implentur tempora quam habente Australem« (AT III, 657–658). Sollte Descartes Hobbes’ Manuskript gekannt haben, so wäre es möglich, dessen spätere Naturphilosophie in De Corpore (1655), in der Descartes’ Principia stellenweise heftig attackiert werden, umgekehrt als Quelle eben dieser Principia zu lesen ; freilich setzte dies eine philologisch haltbare Analyse der Abfassungsdaten, bzw. der Entwicklung der jeweiligen Theoreme bei Hobbes voraus (also lassen wir es lieber). 42 S. 99 am Ding selbst ] »In re autem« vielleicht schwächer einfach »in Wirklichkeit« ? 43 S. 107 bestimmt wird ] Die hier vertretene Lehre von der Relativität der Bewegungen unterscheidet sich m. E. nicht unerheblich von der später in der Physik so genannten »Galilei-Relativität«, deren (mathematische) Formulierung die Physik übrigens nicht Galilei, sondern Christiaan Huygens zuspricht (Christiaan Huygens nachgelassene Abhandlungen : Über die Bewegung der Körper durch den Stoß / Über die Zentrifugalkraft. Hrsg. v. Felix Hausdorf. Leipzig : Engelmann 1903 = Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften 138, 3–4. Originaltext Tractatus de motu corporum ex percussione in : Christiaan Huygens : Œuvres Complètes. Amsterdam : Swets & Zeitlinger, 1967 (1929). Band 16, 29–168). Die sog. Galilei-Relativität findet sich schon bei Nikolaus von Kues (Die belehrte Unwissenheit II. 2. Auflage bearb. von Hans Gerhard Senger. Hamburg : Meiner 1977, 93 / 95). Fallversuche auf einem Schiff gibt es schon bei Giordano Bruno (Das Aschermittwochsmahl. Übers. v. Ferdinand Fellmann. Frankfurt a.M. : Insel, 1969, 134ff.) Der Vergleich der Erde im Weltraum
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mit einem Schiff auf dem Meer geht bis auf Kleomedes zurück (Die Kreisbewegung der Gestirne. Übers. v. Arthur Czwalina. Leipzig : Akademische Verlagsgesellschaft 1927, 11) ; vgl. auch Christoph Scheiner : Rosa Ursina sive Sol. Bracciani : Phaeus 1630, 404–405. Die Textstelle bei Galilei, die man als Pendant zu § 13 der Principia II ansprechen könnte, ist : Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische. Übers. v. Emil Strauss. Leipzig : Teubner 1891, 197–198. Diese bei Galilei im Zusammenhang mit seiner Widerlegung gewisser Einwände gegen die Erdbewegung stehende Argumentation hat die Physik dann verallgemeinert als Beweis der Gültigkeit physikalischer Gesetze in Unabhängigkeit vom zugrundegelegten Inertialsystem. Bei Descartes nun liegt eine Pointierung vor, die sich sowohl von der Galileis, als auch von deren Interpretation in der neuzeitlichen Physik unterscheidet. Descartes nämlich verweist auf die unausweichliche Subjektivität der Ortsbestimmung und, in deren Folge, der Bewegung. Bewegung ist, so könnte man es formulieren, im Rahmen einer unausweichlichen Subjektivität objektiv : Es hängt vom Standpunkt des Beobachters ab, ob man ein Objekt als bewegt oder als unbewegt bezeichnet. Wenn ein Mensch, der auf einem Schiff sitzt, auf die Ufer blickt, so wird er sich als bewegt beurteilen ; derselbe Mensch wird sich relativ zu den Teilen des Schiffes als unbewegt beurteilen. Beide Urteile sind objektiv richtig. Descartes setzt als Grundlage beider objektiv richtiger Urteile nicht eine »absolute Bewegung« oder einen »absoluten Raum«, sondern einen absoluten Beurteiler. Das ist keine physikalische Denkweise, sondern eine der Transzentalphilosophie, die direkt auf Kants Transzendentale Ästhetik führt. Ein ähnlicher signifikanter Unterschied zeigt sich hinsichtlich dessen, was die Physik den Trägheitssatz nennt und dem entsprechenden Pendant bei Descartes. Bei Descartes findet sich das Trägheitsprinzip als ontologischer Grundsatz vor den Principia II bereits in Le Monde (AT XI, 38 = Tripp, 46/47). Trivialisiert lautet dieser Satz : Alles bleibt, wie es ist, es sei denn, es wird verändert – und das ist ein genereller ontologischer Grundsatz, von dem Descartes auch eben so generell Gebrauch macht, weit über die Mechanik hinaus, innerhalb derer dieser Grundsatz dann in der Tat in die Behauptung gefaßt werden kann, daß der Bewegungszustand eines Körper ohne äußere Ursache bestehen bleibt. M. E. nimmt Descartes diesen ontologischen Grundsatz in seiner Physik jedenfalls öfter und durchgängiger in Anspruch als die dann infolge seiner kinetischen Fassung hier (§§ 46–52) formulierten Stoßregeln, die er selbst erstaunlich schnell abhandelt und zudem bereits in § 43 als bloß theoretische, also die wirklichen Verhältnisse nur unzureichend abbildende Sätze verwirft. Beim Trägheitssatz handelt es sich übrigens um einen der ältesten Sätze der Wissenschaft. Zuerst von chinesischen Gelehrten schon um 300 v. Chr. entdeckt, greift Aristoteles auf eine Art Trägheitsargument zurück, frei-
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lich ohne es zum Trägheitsprinzip zu erheben (Physik IV, Kap. 8 = 215a). Die Physik hat bis zu Galilei und Descartes die in dieser Bestimmung liegenden Chancen übersehen und ist die Frage gleichsam von der entgegengesetzten Richtung her angegangen : Weshalb bleibt ein sich bewegender Körper, etwa ein abgeschossener Pfeil, nicht einfach stehen ? Welches ist die fortwährend wirkende Ursache, die ihn antreibt ? Descartes erbt von dieser Denkweise die Lehre von der Zeitgleichheit von Ursache und Wirkung : Die Ursache muß ihrer Wirkung nicht nur nicht vorangehen, sondern kann es auch nicht : Das natürliche Licht lehrt nämlich nicht, »daß es zur Eigenschaft eines Wirkenden erforderlich sei, daß es seiner Wirkung zeitlich vorangehe ; denn gerade im Gegenteil besitzt es die Eigenschaft als Ursache nur so lange zu eigen, als es die Wirkung ausübt, und geht ihr demnach nicht zeitlich voran« (Med. Resp. I : AT VII, 108 = AB, 97 ; Resp. I : AT VII, 110 = AB, 99). Damit das haltbar ist, muß Descartes eine Ursache des Werdens von einer Ursache des Seins unterscheiden : Der Vater ist die Ursache des Sohnes hinsichtlich dessen Sein, die Sonne hingegen ist die Ursache ihres Lichtes hinsichtlich dessen Werdens. Deshalb kann der Sohn ohne den Vater sein, das Licht jedoch erlöscht, wenn die Sonne nicht mehr ist (Med. Resp V : AT VII, 369 = AB, 339). Die Herangehensweise der vorneuzeitlichen Physik führte dazu, daß etwa in Johannes Buridans Impetus-Theorie (um 1340) das (spätere) Trägheitsprinzip vorbereitet wurde, ohne daß in ihm eines der Prinzipien der Kinetik erkannt wurde (dargestellt und mit Bezugstext im Original bei Anneliese Maier : Die Impetustheorie der Scholastik. Wien : Schroll, 1940, 77–100, darin Originaltext, 81–87 ; der Nachdruck der Quaestiones super octo physicorum libros Aristotelis unter dem Titel Kommentar zur Aristotelischen Physik. Frankfurt : Minerva 1964 ist ein Faksimile der Pariser Ausgabe 1509 und für Menschen mit Sehschärfe unter 148% schlicht ungeeignet). Dies gilt auch noch für Giovanni Benedettis diesbezügliche Überlegungen (Diversarum speculationum mathematicarum et physicarum. Venedig 1585, 174–175), die sachlich auf das Trägheitsprinzip rekurrieren, ohne es als solches zu formulieren, so daß in der Tat erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts Galilei (z. B. Dialog IV : Emil Strauss, 457–458), Gassendi (Opera Omnia. Lugduni : Anisson & Devent 1658 ; Repr. Stuttgart / Bad Cannstatt : Frommann 1964. Band 1, 354), Thomas Hobbes (Thomas White’s De Mundo Examined. Übers. v. Harold Whitmore Jones. London : Crobsy / Bradford University Press 1976, 324) und Descartes Formulierungen vorlegen, die man als Formulierungen des dann endgültig bei Isaac Newton vorliegenden Prinzips ansehen kann. 44 S. 111 es voller Wasser ist ] Vgl. Aurelius Augustinus : Vier Bücher über die christliche Lehre (De doctrina christiana). in : Ausgewählte praktische Schriften homiletischen und katechetischen Inhalts. Übers. v. Sigisbert Mitterer. München : Kösel und Pustet 1925 (= BdK Bd. 49), 142).
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45 S. 113 kann ] Descartes hat ein vergleichbares Argument mit ziemlicher
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Sicherheit bei Thomas White vorgefunden ; dort allerdings im Rahmen einer Argumentation gegen die Existenz mehrerer Welten (De mundo dialogi tres. Paris : Moreau 1642, 28–29 ; 30–32). S. 117 die der Erde ] Die Nichtidentität der Erd- und der Himmelsmaterie geht auf Aristoteles (De coelo, 270b) zurück, der seinerseits auf Empedokles (Mansfeld II, 91 (Nr. 43 = DK 31 A 49)) und vor allem Anaxagoras (Mansfeld II, 173 (Nr. 6 = DK 59 A 12), II, 209 (Nr. 48 = DK 59 A 42), sowie II, 213 (Nr. 51 = DK 59 A 71)) zurückgreifen konnte. Demnach bestehen alle Dinge im sublunarischen Bereich aus den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer, der Himmel selbst aber aus einem fünften, der griechisch »Äther« und lateinisch »quinta essentia« genannt wurde ; Empedokles, Anaxagoras und Aristoteles kommen – bei allen Unterschieden – darin überin, daß »Luft« (= »aër«) und »Äther« (= »aether«) keineswegs einfach identisch sind. Aus der »quinta essentia« wurde später vermittelt durch die Alchemie und deren durchgängige Parallelisierung von himmlischen und chemischen Phänomenen die »Quintessenz« in der Bedeutung von »Grundstoff«. Die einzige mir bekannte Äußerung Descartes’ zur »Quintessenz« in spezifisch alchemistischer Bedeutung findet sich im Brief an Villebressieu von 1631 (AT I, 212–218 = Briefe, 59–61). Später wurde auch der Bezug zur Alchemie vergessen, und so erlangte die »Quintessenz« die Bedeutung von »Resumé«, »Fazit«, »Zusammenfassung«, »sprachliche Äußerung oder Gedanke ohne Redundanz«. S. 119 Bewegung und Ruhe ] In Metaphysik V, Kap. 4 (1014b–1015a) reduziert Aristoteles die sechs ihm in seiner doxographischen Übersicht vorliegenden Ansichten über Natur auf zwei Kernbedeutungen (vgl. auch Physik II, Kap. 1, 192b). Inwiefern Descartes mit Albertus Magnus’ ähnlicher Aussage vertraut war, muß ich dahingestellt sein lassen (Opera Omnia. Band IV, Teil I : Physica. Hrsg. v. Paul Hossfeld. Münster : Aschendorff 1987, 78). Dasselbe gilt für Wilhelm von Ockhams zustimmenden Kommentar zu Aristoteles’ Bestimmung (Expositio in libros physicorum Aristotelis = Opera Philosophica IV. Hrsg. v. Wladimir Richter / Gerhard Leibold. St. Bonaventure (USA) 1985, 215). Descartes zeitlich am nächsten sind die dementsprechenden Aussagen bei Daniel Sennert : Epitome Naturalis Scientiae. Frankfurt : Wächtler 1650, 67 und Thomas Anglus : De mundo dialogi tres. Paris : Moreau 1642, 50. S. 119 einen Antrieb ] Descartes ist nicht so naiv, im Sinne eines platten Animismus jede Bewegung auf eine bewußte Handlung zurückzuführen, und zwar auch nicht auf eine Handlung Gottes. »Actio« ist demzufolge hier nicht die »Handlung«, sondern der »Antrieb«. S. 123 durch Trägheit ] »Trägheit« hier als Übersetzung von »gravitas«, das im selben § weiter unten auch als »Gewicht« vorkommt. S. 127 wegbewegen sehen ] Gemeint ist : Wir betrachten die Erde als
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unbeweglich, obwohl wir sehen, daß sich bestimmte Regionen (z. B. die Gegend, in der wir uns als feststehend setzen) aus der Umgebung anderer kleiner Körper (Sterne) wegbewegen. Gemeint ist also die Erddrehung. S. 129 nur gesetzt sind ] Descartes meint mit »Bereichen der Erde« die Erdgegend, in der wir uns befinden, in Relation zu »irgendwelchen kleineren Körpern«, den Sternen, die sich augenscheinlich von uns fortbewegen. Descartes geht hier über das in II § 29 Gesagte insofern hinaus, als er das Vorurteil der Sinne, die Erde als feststehend zu betrachten, die Sterne aber als sich bewegend, dahingehend systematisiert, daß wir aus den relativen Bewegungen auf der Erde nicht auf die (relativ auf diese Bewegungen) »absolute« Bewegung der Erde schließen können. Somit gibt die Beobachtung irgendwelcher Bewegungen auf der Erde für die Beantwortung der Frage nach einer möglichen Erdbewegung weder positiv noch negativ, sondern schlicht überhaupts nichts her. Descartes schafft sich so die von Galilei in dessen Dialog eingehend diskutierten Einwände vom Hals. Umgekehrt gewinnt Descartes die Erkenntnis, daß eine absolute Position immer eine Setzung ist, von der her andere Positionen und Bewegungen als relativ zueinander erkannt werden können : Wenn ich die Bewegung der beiden Körper AB und CD in dem Cartesischen Beispiel als entgegengesetzt verstehen will, dann bedarf ich dazu eines Bezugspunktes, den ich als absolut setze, mag dieser auch, auf einer höheren Ebene, gleichfalls als relativ darstellbar sein. S. 131 Orte einnehmen ] Die Behauptung, daß dieselben Stücke Materie stets dieselben Orte einnehmen, ist hier nicht die Behauptung, daß diese Stücke stets am selben Ort verharren – das käme einem Abweis der Bewegung überhaupt gleich, der jede weitere Bemühung in der Physik von vornherein obsolet machen würde –, sondern meint die Unveränderlichkeit der Größe des Ortes, den diese Stücke einnehmen, mag der Ort selbst auch wechseln. S. 131 Umkreises ] »Per circulum« = »durch / auf / im Kreis« : Gemeint ist hier der wörtlich zu verstehende Kreis nur als Beispiel, denn die Reduktion der natürlichen Vorgänge auf Kreisbewegungen wäre eine ganz unsinnige und kontrafaktische Ontologie. »Kreis« ist hier immer auch in der sich noch bis ins Französische hinein erhaltenen Bedeutung von »Verkehr, Handel und Wandel«, allg. »Geschehen«, also die Veränderung der Welt in allgemeiner Bedeutung. So ist der »Straßenverkehr« im Französischen bekanntermaßen »la circulation«, obwohl auch Franzosen nicht immer nur im Kreise herumfahren. Ähnliche Redewendungen besitzt das Deutsche etwa in »etwas zieht seine Kreise«. S. 135 Ecken und Winkel ] »Anguli« hier als Ecken und Winkel, d. h. die Räume, die zwischen den im weiteren Verlauf genauer bestimmten Materiekugeln verbleiben im Gegensatz zu »angulus« in geometrischer Bedeutung des »Winkels«.
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55 S. 141 entgegengesetzt ] Die Behauptung, eine Bewegung sei nicht einer
anderen Bewegung, sondern der Ruhe entgegengesetzt, ist vor dem Hintergrund des von Descartes ja formulierten Trägheitsprinzips eigentlich etwas verwunderlich, weil vor dem Hintergund der von Descartes ja ebenfalls vertretenen (Galilei-)Relativität des Ortes das Trägheitsprinzip Ruhe und Bewegung als abhängig vom Beobachtungsstandpunkt erklären muß ; in diesem Fall bilden Ruhe und Bewegung aber gerade ontologisch keine Gegensätze. Möglicherweise erklärt sich Descartes’ Ansicht in diesem Fall von ihrer Herkunft her, nämlich von Thomas von Aquin, bei dem diese Ansicht eine praktische Dimension hat, die Descartes tilgt (Summa theologica. Band 5. Salzburg / Leipzig : Pustet 1934, 127–128). 56 S. 141 anderen flüssigen ] »Fluidus« hat bei Descartes stets die weite Bedeutung von »flüssig«, »fließend«, »flüchtig« (= vor härteren Körpern zurückweichend), oder auch »gasförmig«. Das entspricht der Bestimmung von »Verdünnung« (rarefactio) als dem Wechsel des Aggregatzustandes allgemein in die eine, von »Verdichtung« (densatio) allgemein in die andere Richtung. 57 S. 145 Über den Menschen ] Das ist der projektierte, aber nie verfaßte Abschnitt VI der Principia. Kandidaten für Stellvertreter sind der als zweiter Teil von Le Monde konzipierte Traité de l’Homme (1632), die spätere Abhandlung Description du Corps Humain (1648), sowie – nach meiner oben vertretenen These über die weite Bedeutung von »passions« – Les Passions de l’Âme (1649). So sehr indes diese drei Werke in den allgemeinen Zusammenhang einer Biologie des Menschen gehören, so wenig scheinen zumindest die beiden erstgenannten Werke geeignet zu sein, genau den hier angedachten Zusammenhang einer Einwirkung der Seele oder des Geistes auf den Körper zu beschreiben, denn sie sind methodologisch beschränkt auf die Beschreibung der Körperfunktionen, insofern sie mechanistisch erklärbar sind. Descartes befindet sich mit dem, was er in diesen beiden Werken beschreibt, innerhalb des Dualismus von res cogitans und res extensa auf der Seite der res extensa und kann daher die Vereinigung von Geist und Körper, damit aber auch eine mögliche Lenkung des Körpers durch den Geist gar nicht thematisieren. Ich habe in einem vor einiger Zeit veröffentlichten Entwurf daher die These vertreten, daß die Unmöglichkeit einer solchen Thematisierung in der Folge der den Principia zugrundeliegenden (Erzähl-)Logik, die die Metaphysik an den Anfang stellt, ihre Prinzipien als Ausgangspunkt der Physik nimmt und sich durch die Physik über Chemie und Biologie wieder bis zur (empirischen) Psychologie vorzuarbeiten versucht, den Menschen immer nur als Mechanismus bestimmen kann, also den Übergang zu einer transzendentalen Psychologie überhaupt nicht zu leisten vermag, und deshalb an dem Vorhaben, den menschlichen Geist als Seele zu bestimmen, scheitern muß. Im Rahmen des den Principia zugrundeliegenden Programms wäre es Des-
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cartes deshalb nur möglich gewesen, die Einwirkungen der Außenwelt auf die menschliche Wahrnehmung, insofern sie mechanistisch erklärbar ist, zu beschreiben – was Descartes auch tut –, niemals jedoch den entgegengesetzten Vorgang der Lenkung des menschlichen Körpers durch den Geist. Dies ist m. E. – alle äußeren Anlässe einmal dahingestellt – der sachliche Grund für den, gemessen an seinem eigenen Vorhaben, fragmentarischen Charakter der Principia. Ich werte die Tatsache, daß auch Gaukroger : Descartes’ System of Natural Philosophy (Cambridge 2002) in seinem Versuch einer Rekonstruktion des gesamten Projekts der Principia zwar einiges über mechanistische Erkenntnistheorie, jedoch nichts über Handlungstheorie anführt, als Bestätigung meiner Ansicht. S. 149 Maßgabe der Richtung ] »Pro ratione partis« = »nach Maßgabe der Richtung«. Descartes hat seine Prämisse aus der Dioptrik nicht vergessen, daß »die Regung oder Neigung zur Bewegung, von der ich sagte, daß man sich unter ihr das Licht zu denken habe, hierbei denselben Gesetzen folgen muß wie die Bewegung selbst« (Dioptrik : AT VI, 89 = Leisegang, 73). Wenn die Tendenz zur Bewegung, in der das Licht besteht, durch dieselben Gesetze beschrieben werden kann, durch die das Licht beschrieben werden würde, wenn es wirkliche Bewegung wäre, dann sind die Gesetze, denen das Licht folgt, die Gesetze der Bewegung überhaupt. Die Philosophie des Lichts in der Dioptrik, die Descartes im ersten Kapitel in der Form dreier aufeinanderfolgender Metaphern abhandelt, ist damit Teil der Bewegungslehre. – Die Cartesische Theorie des Lichts geht m. E. auf eine Anregung aus Keplers Astronomia Nova zurück. Kepler vergleicht dort die Sonne mit einem Redner, der sich im Kreise bewegt und so die ihn umgebenden Menschen anschaut (Neue Astronomie. Übers. von Max Caspar. München / Berlin : Oldenbourg 1929, 227). S. 151 Grundsätzen ] »Ex quibus ut possimus determinare« : Ich übersetze »ex quibus« als allgemeinen Bezug zu dem Geschäft, das Descartes hier insgesamt betreibt, nämlich das Aufstellen von Grundsätzen. S. 159 andere Bindung ] »Gluten« = »Bindung«, eine – wie mir scheint – sachlich gerechtfertigte Modernisierung, die die befremdliche Trivialität von »Leim« vermeidet. – Vor Descartes hat bereits Girolamo Fracastoro behauptet, der stärkstmögliche Zusammenhalt zweier Körper geschehe durch deren direkten Kontakt (De sympathia et antipathia liber unus. Übers. v. Gerhard Emil Weidemann. Diss. Zürich : 1979, 136). S. 173 Mathesis abstracta ] »Mathesis abstracta« = »reine Erkenntnis«. Mit der Behauptung einer über das, was man gemeinhin »Mathematik« (die reine Vernunftlehre der Zahlenverhältnisse und der Konstruktionen im reinen Vorstellungsraum) hinausgehenden (und zudem tiefergehenden) Bedeutung von »Mathematik« kann man sich nahezu jeden Mathematiker zum Feind machen, weil Mathematiker diesen Titel ja nicht ganz zu unrecht als ihr Eigentum betrachten und jede Modifikation desselben als
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eine Art von schnöder Denkmalsentweihung betrachten. Indes ist nüchtern festzustellen, daß derlei philosophischer Taubendreck immerhin seinen Ursprung in der griechischen Sprache hat, die zwar von Philosophen mitunter benutzt worden ist, jedoch kaum als ihre listige Erfindung gelten kann (wenn man von Martin Heideggers Etymologien einmal absieht). Im Griechischen aber verfügt »Mathesis« über die heitere Bedeutungsfülle von »Lernen« über »Erkenntnis« bis zu »Lehre«, »Unterweisung«, und Descartes operiert mit der Idee einer mathesis universalis in der Zeit seiner Zusammenarbeit mit Isaac Beeckman und noch in den Regulae ad directionem ingenii (Regeln 4 & 8), also in den zwanziger Jahren. – Descartes steht mit einer solchen Bestimmung keineswegs allein ; Roger Bacon etwa subsumiert Physik nicht etwa deshalb unter die Oberkategorie Mathematik, weil er im Sinne der neuzeitlichen Physik mathematische Formeln aufstellte, sondern weil Physik sich in Mathemata = Lehrsätzen, fassen läßt (The Opus Majus of Roger Bacon. Übers. v. Robert Belle Burke. Philadelphia : University of Philadelphia Press / London : Humphrey Milford, Oxford University Press, 1928).
dritter teil (s. 177 –385) 62 S. 179 Experimente ] »Phaenomenum / phanomenwn« bleibt unübersetzt
und wird nur orthographisch angeglichen. Dieses Wort scheint mir im Deutschen geläufig zu sein und zudem die in der deutschen Übersetzung »Erscheinung« gelegene Doppeldeutigkeit von »bloßer Erscheinung = Schein« und »Naturereignis« zu vermeiden. 63 S. 183 angesehen werden kann ] Zu seiner Lehre von der Größe des Weltalls äußert sich Descartes im Brief an Elisabeth vom 15. IX. 1645 (AT IV, 290–296 = Briefe, 312–316) innerhalb der in dem Briefwechsel von 1645 vollzogenen Auseinandersetzung mit der praktischen Philosophie Senecas (AT IV, 292 = Briefe, 313 ; AT IV, 330–334 = Briefe, 328–331). 64 S. 185 Ferngläser beobachtet ] »Perspicillorum ope observatur« = »durch Ferngläser beobachtet«, eine aus heutiger Sicht wirklich obskure sprachliche Konstruktion, die schon zu Descartes’ Zeit altertümlich war. Es handelt sich um eine Bezeichnung für die vor der Erfindung des Fernrohrs gebräuchlichen Linsen, Brillen und Lupen. Offenbar scheut sich Descartes, die bei Galilei gängige und ihm wohl kaum unbekannt gebliebene nlat. / ital. Bezeichnung »telescopium« / »telescopio« zu verwenden. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Brief an Mersenne vom 11. X. 1638, in dem Descartes Galileis Art zu philosophieren überschwenglich lobt, jedoch hinzufügt, er sehe in seinen Büchern nichts, was ihm Neid verursache – also auch nicht die Nacherfindung des Fernrohrs –, und fast nichts, was er als das Seine eingestehen wolle (AT II, 388 = Briefe, 143).
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Außer Descartes verwenden in dem hier relevanten Zeitraum nur noch Regius (Fundamenta physices, 74) und Francis Bacon (Neues Organon. Übers. v. Rudolf Hoffmann. Hamburg : Meiner 1990, 470 / 471) diesen Ausdruck ; alle anderen benutzen »telescopium«. 65 S. 187 Diese Stellungen ] »Apparentia« = »Stellung«, eig. »Erscheinung« ; gemeint sind aber die vor- und rückläufigen Bewegungen der Planeten, nicht die schlichte Tatsache, daß sie erscheinen. 66 S. 189 beobachtet wird ] Vgl. hierzu Galileo Galileis Sidereus Nuncius (= Mudry I, 103–118). Die Venusphasen hat Galilei zuerst in einem Brief an Benedetto Castelli beschrieben (Edizione Nazionale 10, 503). 67 S. 189 selbst zu erklären ] Der Hauptgesichtspunkt, unter dem Descartes seinem eigenen Bekunden zufolge Weltmodelle thematisiert, ist also nicht die Übereinstimmung mit der Wirklichkeit, sondern die Erklärungskraft dieser Theorien in bezug auf die Phänomene. Der Gegensatz besteht hier also weniger in dem zu schematischen Gegensatz von Helio- und Geozentrismus, sondern zwischen solchen Theorien, die Vorhersagen insbesondere der Planetenstellungen gestatten auf der einen, und solchen, die die wirklichen Bewegungen der Planeten darzustellen versuchen, auf der anderen Seite. Es fällt auf, daß unter diesem Gesichtspunkt der Helio- und der Geozentrismus auf derselben Seite stehen, nämlich auf der Seite jener Theorien, die die Phänomene zu erklären versuchen, ohne einen darüber hinausgehenden Wahrheitsanspruch zu stellen. Descartes entledigt sich auf diese Weise der Diskussion sowohl des antiken Heliozentrismus, nämlich der Aristarch von Samos zugesprochenen Theorie (die freilich in Textform nicht greifbar ist : jedenfalls enthält die bekannte Ausgabe von Sir Thomas Heath : Aristarch of Samos : The ancient Copernicus. Bristol : Thoemmes 1993 (1913) nichts, was man als Aussage bezüglich eines heliozentrischen Weltmodells interpretieren könnte), die zu Zeiten Descartes’ von dem Mathematiker Gilles Personne de Roberval durch eine ebenso spektakuläre wie offensichtliche Fälschung populär gemacht worden war ([Pseudo-] Aristarch von Samos : De Mundi Systemate partibus, & motibus eiusdem lober singularis. in : Marin Mersenne : Novarum Observationum Physico-Mathematicarum. Tomus III. Paris : Bertier 1647), als auch der auf Eudoxos von Knidos zurückgehende Sphärentheorie (nur indirekt überliefert bei Aristoteles, Metaphysik XII, 8 (1073b–1074a) und den Aristoteles-Kommentaren von Simplicius ; rekonstruiert von Schiaparelli : Die homocentrischen Sphären des Eudoxos. Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik 1 (1877), 101–198). Keine Beachtung bei Descartes finden deshalb auch die späteren Sphärentheorien wie etwa die Sphaera mundi des Briten Johannes von Sacrobosco – dieses Werk rezipiert noch Galilei (Brief an seinen Vater vom 15. XI. 1590 = Mudry II, 7) –, das Descartes aber ohne Zweifel bekannt gewesen war : Immerhin aber hat kein geringerer als Christoph Clavius Sacroboscos Weltmodell
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kommentiert (Christoph Clavius : In sphaeram Ioannis de Scaro Bosco Commentarius. Rom : Gellus 1606), und Descartes wird zumindest von der Existenz von Clavius’ Werk gewußt haben, denn Sacroboscos Sphaera mundi war ein im Mittelalter sehr verbreitetes Werk, dem sogar mehrere deutsche Übersetzungen widerfuhren (mhd. von Konrad von Megenberg : Die deutsche Sphära. Hrsg. v. Francis Brévart. Tübingen : Niemeyer 1980., oder frühneuhochdeutsch : Das Puechlein von der Sphera. Abbildung der gesamten Überlieferung, kritische Edition, Glossar. Hrsg. v. Francis Brévart. Göppingen : Kümmerle 1979). Girolamo Fracastoros Homocentrica sind eine Fortentwicklung Sacroboscos (Fredi Ruths : Das homozentrische Sphärensystem des Girolamo Fracastoro. Diss. Frankfurt a.M. 1977). Sachlich nimmt Descartes die Sphärentheorie für seine politisch motivierte Behauptung in Anspruch, nicht die Erde bewege sich, sondern die sie enthaltene Sphäre. 68 S. 195 bewegenden Sphäre ] »Sphaera circumferentia« hier noch – vor der Entfaltung der Elementenlehre – mit der Pointierung der räumlichen Bewegung, nicht mit der Pointierung der sich dort bewegenden Materie, deshalb »die sich kreisartig bewegende Sphäre«. 69 S. 195 Himmelsregionen ] Ich übersetze den Plural »coeli« als »Himmelsregionen«. Descartes vertritt nicht die Ansicht, es gebe mehrere »Himmel« in einem mit der Behauptung vergleichbaren Sinne, es gebe mehrere Welten, sondern er transferiert die seit der Antike bekannte und im Mittelalter lebhaft diskutierte Lehre von den verschiedenen Schalen (= Himmel), auf denen sich die Himmelskörper um die Erde bewegen, in seine eigene Theorie verschiedener Himmelsregionen. Einen direkten Vorläufer seiner Ansicht hat Descartes in Giordano Bruno (Über das Unendliche, das Universum und die Welten. Übers. v. Christiane Schultz. Stuttgart : Reclam 1994, 15). 70 S. 201 Himmelsgegenden ] »Mundi cardines« : ein sehr schillernder Begriff. »Cardo« ist zunächst die Türangel, etwas, in dem oder an das angehängt etwas anderes sich dreht. »Mundi cardines« sind also die Weltachsen, im Singular dann auch die Erdachse. Ich fasse den Plural so auf, daß Descartes, der hier ja eine Meinung karikiert, die gar nicht die seinige ist, die verschiedenen Weltgegenden, d.s. Westen, Osten, Norden und Süden, im Auge hat, von denen als subjektiv bedingten und als objektiv gesetzten Standpunkten her die Himmelsgegenden bestimmt werden können, so daß letztere im Grunde nur Projektionen ersterer sind. Descartes ist es weniger um den Übergang von der gemeinen Ansicht zur philosophischen zu tun, sondern um den Übergang von der Astronomie zur Kosmologie, also den Wechsel von der wissenschaftlichen Beschreibung dessen, was man sieht, zu der Theorie des wirklichen Sachverhaltes, der macht, daß man das, was man sieht, gerade so sieht, wie man es sieht.
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71 S. 207 Bahnebenen ] »Bahnebenen« wörtlich einfach als »latitudo« =
»Breite«, und im folgenden § 36 »entlang des Tierkreises« wörtlich einfach als »in longitudinem« = »in die Länge«. Die Ausdrücke Breite (latitudo) und Länge (longitudo) beziehen sich also ganz anschaulich auf die Bahn der Sonne und der Planeten über unseren Himmel, die sog. Ekliptik. Diese Bahn ist bekanntermaßen geneigt und die Bahnen der Planeten weichen von der Mittellinie des Tierkreises ab, nämlich ober- und unterhalb (also gewissermaßen in die Breite) sowie hinsichtlich des Schnittpunktes der Planetenbahnen mit der Ekliptik. Die erste Abweichung ist, wie Descartes richtig erklärt, auf die unterschiedliche Neigung der Planetenbahnen von der als Bezugsebene gesetzten Erdbahn zu erklären, die zweite durch die Tatsache, daß die Planetenbahnen Ellipsen bilden, in deren einem Brennpunkt sich die Sonne befindet, wobei im Verlauf der Jahrhunderte sich diese Ellipsen gegeneinander auf der Bezugsebene verschieben. 72 S. 207 der Gegenwart ] »Nunc« = »in der Gegenwart«. Ganz offensichtlich ist sich Descartes also der Tatsache der allmählichen Verschiebung der Schnittpunkte von Himmelsäquator und Ekliptik (Frühlings- und Herbstpunkt) bewußt gewesen. In der Tat wandert der Frühlingspunkt (und in analoger Weise der Herbstpunkt) jährlich um 50,2“ rückläufig entlang des Tierkreises. Auf diese Weise durchläuft der Frühlingspunkt in 26 000 Jahren einmal den gesamten Tierkreis (= Platonisches Jahr). Seit seiner Benennung als »Widderpunkt« in der Antike ist der Frühlingspunkt inzwischen in das Sternbild der Fische entfleucht. Ursache dieses seit Hipparch bekannten Phänomens ist die Präzession (»das Taumeln«) der Erdachse. 73 S. 209 Scheiner S. J. ] Descartes bezieht sich hier auf Christoph Scheiners Rosa ursina sive sol. Rom 1630. Descartes’ Bemerkung, Scheiner habe das Thema wohl erledigt, enthält einen nachvollziehbaren ironischen Unterton, denn bei der Rosa ursina handelt es sich um einen fast achthundert Seiten umfassenden unverdaulichen Kloß aus gedrechseltem Latein, der längt verarbeitet geglaubte Traumata des Lateinunterrichts mühelos wieder hervorzaubert, und dessen Lektüre durch die sich unausweichlich bereits nach wenigen Sätzen einstellenden Fluchtreflexe des Lesers fast unmöglich gemacht wird. Der heutige Leser hat freilich den Vorteil einer durch den Innsbrucker Scheiner-Forscher Franz Daxecker angefertigten Zusammenfassung, der es – den bekannten Ausspruch Caesars Lügen strafend, daß die Belger die tapfersten Menschen sind – , offenbar ganz durchgelesen hat (Franz Daxecker : Das Hauptwerk des Astronomen P. Christoph Scheiner SJ Rosa ursina sive sol – eine Zusammenfassung. Innsbruck : Universitätsverlag Wagner 1996 = Berichte des Naturwissenschaftlich-Medizinischen Vereins in Innsbruck, Supplementum 13). Die gleichwohl auf der Oberfläche wohlwollende Erwähnung gerade Christoph Scheiners ist ganz sicherlich politisch motiviert. Mit Scheiner beruft Descartes sich auf einen der prominentesten Gegner Galileo Galil-
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eis. In der Tat war Scheiner in die Ereignisse verstrickt, die 1633 zur Verurteilung Galileis durch das Heilige Offizium führten ; die Rahmendaten seines Romaufenthaltes, 1624, ein Jahr nach dem Erscheinen von Galileis Saggiatore, und 1633, dem Jahr von Galileis Verurteilung, sind ganz sicherlich nicht zufällig. Belegt ist unter anderem die Anekdote, Scheiner habe in einer römischen Buchhandlung einen Wutanfall bekommen, als er Galileis Dialog habe preisen hören (Mudry II, 87). Zwischen Galilei und Scheiner bestand bereits seit der Entdeckung der Sonnenflecken eine legendäre Animosität. Scheiner widmet dieser Frage den ersten Teil der Rosa ursina und beansprucht die Erstentdeckung für sich. Lassen wir die Entscheidung in dieser Streitfrage ebenso auf sich beruhen wie die mittlerweile ganze Bibliotheken füllende Frage nach der Rolle von Scheiner und den Jesuiten im Falle Galilei. Ganz sicherlich ist es jedoch kein Zufall, daß zwei der prominentesten lebenden Forscher, die Descartes erwähnt, – Scheiner und Orazio Grassi – Jesuiten waren. Offenbar versuchte Descartes, der ja selbst eine von den Jesuiten geleitete Schule besucht hatte, sich nach dieser Seite hin abzusichern. Freilich darf auch die sicherlich nicht ganz unberechtigte Pointierung kriminalistischer Aspekte im Zusammenhang mit den wissenschaftlichen Fortschritten jener Zeit nicht dazu verleiten, in den Wissenschaftlern des Jesuitenordens grundsätzlich immer nur reaktionäre Strippenzieher zu sehen, denen es im Grunde allein um Politik ging. In Scheiner hatte Galilei einen auch fachlich ebenbürtigen Gegner, und in Orazio Grassi sogar einen Forscher, der in der Frage der Kometentheorie fortschrittlichere Ansichten vertrat als Galilei. Der ja erst 1540 durch den Papst bestätigte und damit neuzeitliche Jesuitenorden kann insgesamt als wissenschaftsfreundlich und aufgeschlossen gelten und konnte es mit unabhängigeren Institutionen wie der Accademia dei Lincei, der Galilei angehörte, aufnehmen, wie überhaupt der Jesuitenorden von allen christlichen Vereinen die fähigsten Wissenschaftler und die größten Häretiker hervorgebracht hat. 74 S. 211 Tycho Brahe ] Das Brahesche Weltmodell findet sich in : Tycho Brahe : De Mundi Ætherei recentioribus phaenomenis (1588) = Tychonis Brahe Dani Opera Omnia. Hrsg. v. I.L.E. Dreyer. Haunia : Gyldendaliana 1913. Repr. Amsterdam : Swets & Zeitlinger 1972, 155–170. 75 S. 213 feurigen Himmel ] »Kristalliner oder feuriger Himmel« : Das sind eigentlich zwei verschiedene Dinge. Der kristalline Himmel ist die Sphäre jenseits der Fixsterne im Weltmodell des Ptolemäus, der feurige Himmel ist das Empyreum, die bekannte, noch in der deutschen Klassik und Romantik und bis hinein in die Dichtung des 20. Jh. hinein sich erhaltene Verbindung von christlichem Paradies und antik-griechischer Kosmologie, die freilich bereits eine Verfallsform deutlicherer Vorstellungen ist. Die physikalische Vorstellung eines Feuerhimmels findet sich in ihrer frühesten Form wohl bei Anaximander, der die Gestirne als Löcher
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einer Feuersphäre erklärt, durch die das Feuer oder Licht hindurchscheint (Mansfeld I, 75 (Nr. 18 = DK 12 A 11)). In der klassischen griechischen Astronomie Ptolemäischer Prägung verschwindet diese Vorstellung wieder ; die Wiederhinzunahme eines Feuerhimmels ist also christlich und demzufolge nicht wirklich physikalisch (Thomas v. Aquin : Summa theologica. Band 5, Salzburg / Leipzig : Pustet 1934, 36–37). Descartes bezieht sich hier wahrscheinlich auf Dante Alighieri, der in seinem Convivio Ptolemäus’ geozentrisches Weltmodell als ein System von zehn Himmeln (= Sphären) darstellt (Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn, Fixsterne, Kristallhimmel, Empyreum (Das Gastmahl II = Philosophische Werke 4 / II. Übers. v. Thomas Ricklin. Hamburg : Meiner 1996, 17 / 19). 76 S. 215 Atmosphäre ] »Atmosphäre« wörtlich einfach »aër« = »Luft«. Seit der antiken Lehre von den vier Elementen, die zur Zeit von Descartes durchaus noch nicht der Vergangenheit angehörte, wird »aër« für alle Gase verwendet, wenn auch vom Äther unterschieden. Freilich wird die terminologische Identifikation von aër = Luft = alle Gase schon in der Antike ebensowenig konsequent durchgehalten wie die von aqua = Wasser = alles Flüssige, wie schon Georg Agricola bemerkt hat (De natura eorum, quae effluunt ex terra (1545). in : Schriften zur Geologie und Mineralogie I (= Ausgewählte Werke Bd. 3). Hrsg. v. Hans Prescher. Berlin : VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1956, 241–242). 77 S. 217 Mondbahn ] »Qui Cometas inter meteora sublunaria numerabant« : Die antike und mittelalterliche Kosmologie unterscheidet zwischen translunarischen und sublunarischen Erscheinungen. Der Mond ist der der Erde nächste Himmelskörper ; was unterhalb seiner Bahn stattfindet, findet deshalb in unserer Atmosphäre statt (Sternschnuppen, Wetter, Stürme usw.), was oberhalb dieser Bahn stattfindet, folgt den ewig unveränderlichen Vorgängen des Himmels. Noch zur Zeit von Descartes wird deshalb die Frage nach der Position der Kometen heftig diskutiert, wovon der Streit um die drei Kometen des Jahres 1618 zwischen Galileo Galilei und Orazio Grassi Zeugnis ablegt. Hierbei geht es im Kern um die Frage, ob sich die Vorstellung einer in ihrer Struktur und ihren ewiggleichen Abläufen unveränderlichen translunarischen Welt, dem Himmel, halten läßt oder durch die unvorhersehbare und weder aufgrund des Ptolemäischen noch des Kopernikanischen Weltmodells berechenbare Erscheinung von Kometen modifiziert werden muß. Kometen wurden nicht nur von dem uninformierten Alterum, sondern noch bis zu Tycho Brahes Berechnungen für sublunarische Erscheinungen gehalten, die aus aufgestiegenen Nebeln bestehen – worin dann, unabhängig von allen neurotischen Übertreibungen, der rationale Grund für die Angst vor den Kometen liegt (Aristoteles : Meteorologie. Übers. v. Hans Strohm = Werke in deutscher Übersetzung. Hrsg. v. Ernst Grumach u. Helmut Flashar. Bd. 12.1. Berlin : Akademie Verlag 1984, 15–17 =
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341b–342b, 20 = 344a). Posidonius hält auch den Mond für eine Ausdünstung der Erde (The Translation of the Fragments. I.G. Kidd. Cambridge : University Press 1999, 76 = Frag. 10), und noch Pierre d’Ailly referiert die Ansicht von Aristoteles unmodifiziert, die Kometen entstünden im Bereich des Olymp, weil dieser Berg aufgrund seiner Höhe die oberste von den drei Luftzonen berühre (Ymago Mundi. Texte latin et traduction des quatre traités cosmographiques de D’Ailly et des notes marginales de Christophe Colomb. Paris : Maisonneuve Frères 1930, 185). S. 221 Vorformen ] Ich übersetze »semen« hier mit »Vorformen«, um bewußt unentschieden zu lassen, ob es sich hier um Samen, also um die ontogenetische Perspektive, oder um Vorläufer, also die phylogenetische Perspektive handelt. S. 221 sie hier kurz ] Und zwar auf den nächsten zweihundert Seiten. Das ist in der Tat kurz, verglichen etwa mit Pierre Gassendis Syntagmata (= Opera Omnia I–II : insgesamt 1612 Seiten) was Descartes nicht zuletzt durch den nicht nur an den Maßstäben der damaligen Zeit gemessen radikalen Verzicht auf philologische Nachweise erreicht. Erst hier beginnt die eigentliche Physik Descartes’. S. 223 Fiktionalität ] »Fiktionalität« : »falsitas«, d. h. eig. »Falschheit«, »Fälschung«. Natürlich hält Descartes seine obersten Prinzipien nicht wirklich für schlicht falsch, sondern in einem stark abgemilderten Sinne für gefälscht, nämlich für eine methodische Fälschung, also eine Fiktion. S. 225 so zu erklären ] Nämlich in seinem 1633 liegengelassenen Entwurf Le Monde où Traité de la Lumière (AT XI, 33–35 = Tripp, 41/43). Bereits im Discours V, §§ 2–4 blickt Descartes auf Le Monde zurück (AT VI, 41–46 = LG, 69–77). S. 225 Himmelsmaterie ] »Materia coelestis« heißt »himmlische Materie«. Gemeint ist diejenige Materie, die dem Bereich des Himmels zugeordnet wird im Unterschied zu der irdischen Materie, der materia terrestris. Ich übersetze »materia coelestis« als »Himmelsmaterie«, um sowohl den sperrigen, explikativen Ausdruck »dem Himmel zugehörig«, als auch den etwas albernen Ausdruck »himmlische Materie« zu vermeiden. Demenstprechend ist materia terrestris »irdische Materie«, und das ist weder die »Erde« im Sinne der vier klassischen Elemente, noch speziellere Körper wie Ackerboden, Humus, Sand, Strand usw., sondern alle Materie, die auf der Erde angetroffen wird. S. 227 Ecken und Winkel ] »Anguli« bezeichnet in diesem Zusammenhang nicht die Ecken der Körper, die abgerieben werden, sondern die Zwischenräume innerhalb einer Gruppe bereits abgeriebener, also runder Partikel ; wo dies gemeint ist, übersetze ich mit »Ecken und Winkel«, um sowohl möglichen Mißdeutungen i. S. der zuerst aufgetretenen Bedeutung von »angulus« als auch mathematisch-geometrischen Assoziationen vorzubeugen. »Angulus« in dieser Bedeutung gibt es bereits in II, § 35.
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84 S. 231 Gesichtspunkt ] Nämlich unter den Gesichtspunkt, daß sie alle-
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samt nicht von uns beobachtet werden können. Möglicherweise ist diese etwas verschlungene Argumentation einfach so aufzulösen, daß »ratio« hier tatsächlich den »Blickwinkel« bezeichnet ; dann wäre (sinngemäß) zu lesen : »Wir fassen alle anderen Himmelsregionen, die nicht gerade die der Sonne sind, allesamt zu einer, nämlich der dritten, zusammen, weil wir sie alle aus demselben Blickwinkel sehen – nämlich von der Erde aus, und das bedeutet : detailliert überhaupt nicht, sondern nur so, daß wir um ihre Existenz wissen«. S. 237 Ameise ] Warum ausgerechnet eine Ameise ? Das Beispiel einer sich auf gerader Linie bewegenden Ameise, die in irgendeiner Weise in ihrer geradlinigen Bewegung rotiert, geht auf Vitruv zurück (Zehn Bücher über Architektur (De Architectura libri decem). Übers. v. Curt Fensterbusch. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964, 223–224 ; vgl. auch Kleomedes : Die Kreisbewegung der Gestirne. Übers. v. Arthur Czwalina. Leipzig : Akademische Verlagsgesellschaft 1927, 11). Woher Kleomedes und Vitruv ihre Arachnomania haben, entzieht sich meiner Kenntnis. S. 251 der vierte ] Verwirrend, denn das ist der hier als erstes erwähnte Wirbel. Descartes meint, daß drei Wirbel die Bewegung eines anderen hemmen. Wenn man von der Hemmung ausgeht, ist der gehemmte Wirbel der vierte ; in der Reihenfolge der Erzählung ist er aber der erste. S. 281 so vorgestellt ] »Fingere« = »vorstellen« ; eine Stelle, die sehr deutlich zeigt, daß Descartes den Begriff der Fiktion keineswegs pejorativ verwendet, sondern in der Fiktion einen integrativen Bestandteil der Wissenschaft selbst sieht. S. 283 teilen mußten ] Die Problematik des zwischen aneinandergrenzenden Kugeln freibleibenden Raumes hat eine auffällige Parallele bei Giordano Bruno, der das zwischen den Kugeln anzunehmende Vakuum als Argument gegen den Gedanken einer Mehrzahl (jeweils kugelförmiger) Welten anführt (Über das Unendliche, das Universum und die Welten. Übers. v. Christiane Schultz. Stuttgart : Reclam 1994, 159). S. 295 Kap. 8 ] AT VI, 329–335 = Olscamp, 335–338. Die Erklärung der Farben in der Meteorologie füllt eine große Lücke in Descartes’ Theorie des Lichts in den Principia aus. Descartes erklärt bekanntlich das Licht selbst als die Tendenz zu einer geradlinigen Bewegung auf den Betrachter hin. Farben sind die größere oder kleinere Tendenz zu einer kreisförmigen Bewegung der einzelnen, das Licht übetragenen Teilchen. S. 301 gezeigt habe ] Descartes’ Quelle ist möglicherweise Georgius Cedrenus : Compendium Historiarum (= Migne : Patrologiae cursus completus. Series Graeca 121 / 122. Paris 1894, Weber-Pag. 642–650). Nach den Angaben bei Cedrenus muß es etwa 536 stattgefunden haben. – Eine andere mögliche Quelle ist Johannes Kepler, dessen Werke Descartes nachweislich zumindest teilweise kannte, den er aber gleichwohl kon-
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sequent verschweigt. Kepler erklärt die Kometen durch Verdichtungen bestimmter Stoffe des Äthers, und er berichtet von einer mehrere Tage andauernden Sonnenlichtschwächung vom 22.–26. April 1547 (Bericht von dem im Jahre 1607 erschienenen Kometen. in : Gesammelte Werke, Band 4. Hrsg. v. Max Caspar und Franz Hammer. München : Beck 1941, 59). – Die zentrale Bedeutung der Sonnenflecken bei Descartes geht m. E. auf eine Anregung durch Galilei zurück, der über einen Sonnenfleck zur Zeit Karls des Großen berichtet, der jedoch nicht während eines ganzen Jahres das Sonnenlicht verdunkelte ; Galilei gibt als seine Quelle Pithoeus und als Zeitpunkt des Ereignisses die Zeit Karls des Großen an (Letters on Sunspots. in : Stillman Drake : Discoveries and Opinions of Galileo. New York : Doubleday 1957, 117). – Eine Anregung in bezug auf die bei Descartes ja vorliegende starke Überbeanspruchung der Sonnenflecken mag Descartes aus dem ersten Brief Galileis an Marcus Welser entnommen haben (Mudry I, 161). 91 S. 301 sechs zeigen ] Die Plejaden, Sternhaufen M 45 im Sternbild Taurus (Stier). Der Sternhaufen wird in der griechischen Mythologie mit den sieben Töchtern des Atlas und der Pleione verbunden. Dem Vernehmen nach hat Orion die sieben Frauen durch plumpe Annäherungsversuche in die Flucht geschlagen, woraufhin die Götter nicht etwa Orion, sondern die Frauen in Tauben verwandelten und ihr Bild an den Himmel setzten. Meropes Verbindung mit Sisyphos war, obwohl die Ehe einige Kinder hervorbrachte, nicht glücklich, weil Sisyphos im Gegensatz zu Merope selbst ein gewöhnlicher Sterblicher war, der zudem dazu verurteilt war, in der Unterwelt Steine zu rollen – ein Ärgernis für sich, wenn die Ehe ohnehin schon zerrüttet ist. Jedenfalls war Merope beides angeblich so peinlich, daß sie die Plejaden verließ und nicht wieder gesehen ward. Galilei erwähnt die Plejaden im Sidereus Nuncius (1610), und spricht von sechs Sternen (Mudry I, 121). Die Anzahl der charakteristisch sichtbaren Sterne wird auch in heutigen Sternenatlanten durchaus unterschiedlich mit sechs oder sieben Sternen angegeben, das Ganze bleibt also etwas mysteriös. 92 S. 303 verschwand ] Die Supernova vom 6. XI. 1572 war bis zum 19. V. 1574 sichtbar. Sie ist die erste, über die es europäische Augenzeugenberichte gibt. Das Erscheinen eines neuen Sternes wurde keineswegs automatisch als Entstehung eines neuen Sternes betrachtet. Diskutiert wurde auch, daß durch die Verschiebung einer Himmelsphäre der Blick auf einen bereits bestehenden Stern wieder freigegeben worden sei (Galileo Galilei : Considerations of Alimberti Mauri on some places in the Discourse of Lodovico Delle Colombe about the star which appeared in 1604. Übers. v. Stillman Drake. in : Galileo against the philosophers. Los Angeles : Zeitlin & VerBrugge 1976, 116ff.). Überhaupt ist die europäische Novae-Forschung anfänglich erstaunlich zurückhaltend, was die physikalische Erklärung dieses Phänomens angeht. Das gilt nicht nur für die
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anmerkungen
Antike (Hipparch : The Geographical Fragments of Hipparchus. Hrsg. v. D. R. Dicks. University of London : Athlone Press 1960, 53), sondern auch für Brahe, Kepler und Galilei. Tycho Brahe macht in seinem Bericht über die Supernova von 1572 keine Aussagen über deren Wesen, sondern bestimmt nur deren Ort (Brahe II, 373–375 = Tycho Brahe : Tychonis Brahe Astronomiae instauratae progymnasmata = Band 2 von : Tychonis Brahe Dani Opera Omnia. Hrsg. v. Dreyer. Repr. Amsterdam : Swets & Zeitlinger 1972 (= 1913)). Kepler wirft die Frage auf, ob es sich bei dem Neuen Stern um eine körperlose Flamme oder um ein Stück brennende Materie, also einen Körper, handelt (De Stella Nova in pede Serpentarii et de Trigono igneo 1606. in : Gesammelte Werke 1. Hsrg. v. Max Caspar. München : Beck 1938, 247), und kommt zu dem Ergebnis, daß es sich bei dem Neuen Stern um ein Stück Materie handelt, das entzündet worden ist (ebd.). Auch bei Galilei findet sich keine physikalische Erklärung dieses Phänomens ; allerdings steht sein diesbezüglicher Rückgriff auf Brahe in (lockerem, narrativem) Zusammenhang mit den Sonnenflecken – das mag Descartes einen Anstoß zu seiner Theorie der einen ganzen Stern umhüllenden Sonnenflecken gegeben haben (Dialog = Strauss, 55). 93 S. 311 der äußere Rand ] »Äußerer Rand« : »circumferentia« hier nicht in der Bedeutung des Materiegürtels des Gestirns I, sondern als der diesem Gestirn entfernteste Bereich des Wirbels AYBM – zumindest deutet die Position der Buchstaben in der Abbildung darauf hin, daß Descartes hier den Rand des Wirbels, nicht die nähere Umgebung des Gestirns meint. 94 S. 319 näher stehen ] »An anderen Stellen« ist eine Ergänzung von mir ; denn die Pointe besteht darin, daß der Wirbel S als so groß gedacht werden kann, daß an anderen Stellen die hemmenden Einflüsse gar nicht wirksam werden. 95 S. 341 Pontano ] Dies ist eine der wenigen Stellen, an denen Descartes eine Quelle angibt. Descartes dankt Mersenne am 10. V. 1632 für die Zusendung der Libra Astronomica von Orazio Grassi (AT I, 249–252). Orazio Grassis Libra Astronomica ist in der Edizione Nazionale der Werke Galileis veröffentlicht (Lotharius Sarsius [= Lothar Sarsi = Horatius Grassius Salonensis = Orazio Grassi] : Libra Astronomica ac Philosophica qua G. G. Opiniones de Cometis a Mario Guiducio in Florentina Academia expositae, atque in lucem nuper editae, examinantur a Lothario Sarsio Sigensano. Perusia 1619. in : Galileo Galileo : Le Opere di G.G. Edizione Nazionale, Volume VI. Florenz : Barbèra 1896), sowie als englische Übersetung in Stillman Drake & C. D. O’Malley : The Controversy on the Comets of 1618. Philadelphia : UP 1960. Grassi selbst gibt als Quelle Hieronymus Cardanus an, nämlich dessen Caudii Ptolemaei Pelusiensis libri quatuor, de astrorum iudiciis cum expositione Hieronymi Cardani (in : Hieronymus Cardanus : Opera Omnia 5. Faksimile-Neudruck der Ausgabe Lyon 1663. Stuttgart / Bad Cannstatt : Frommann-Holzboog
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1966, 93–368). Dieses Werk des Cardanus wird meist Commentarius in Ptolemaeum genannt. Die Stelle bei Grassi, auf die Descartes sich bezieht, ist : Galileo Galileo : Edizione Nazionale VI., 148–149 = Drake, 102–103. Sachlich natürlich völlig irrelevant, in bezug auf den Nachvollzug der Quellen Descartes’ aber hinwiederum interessant ist die Tatsache, daß Descartes in der Nachfolge von Grassi, wie vor ihnen bereits Cardanus und Thaddaeus Hajek (= Thaddaeus Hagecius ab Hayck) einem Irrtum in der Jahresangabe aufsitzen. In der Tat verzeichnet die astronomische Geschichtsschreibung keine Kometenerscheinung für 1475. Der Komet, den Descartes sich beruft, war also C / 1471 Y1, der im Dezember 1471 zuerst entdeckt wurde und zuletzt im Februar 1472 gesehen wurde (Gray W. Kronk : Cometography. A Catalog of Comets. Volume 1 : Ancient–1799. Cambridge : University Press 1999, 286). Thaddaeus Hajek hatte in seiner Dialexis de Novae et prius incognitae stellae. Frankfurt 1574, 146f. die Regiomontanus’ zugeschriebene Schrift De Cometa veröffentlicht. Die bei Orazio Grassi zitierte, Regiomontanus zugeschriebene Passage entspricht im Wortlaut dem Text bei Hajek ebenso wie dem Auszug bei Cardanus. Tatsächlich aber ist die bei Hajek De Cometa genannte Schrift nicht von Regiomontanus, sondern stellt ursprünglich das Mittelstück der 1473 erschienenen Kometenschrift von Regiomontans Freund Eberhard Schleusinger dar, die selbstredend schon aufgrund ihres Erscheinungsdatums keine Angabe über einen Kometen von 1475 enthalten kann, und von Jakob Ziegler, dem Herausgeber, wohl irrtümlich für eine Schrift Regiomontans gehalten worden war. (Zu der Geschichte dieser Verwechslung vgl. Ernst Zinner : Leben und Wirken des Johannes Müller von Königsberg, genannt Regiomontanus. Osnabrück : Zeller 1968, 209 ; von Regiomontans Schriften gibt es eine Auswahl in : Opera Collectanea. Faksimiledrucke von neun Schriften Regiomontans mit einer von ihm gedruckten Schrift seines Lehrers Purbach. Hrsg. v. F. Schmeidler, Milliaria 10, 2. Osnabrück 1972. Diese Ausgabe enthält auch die beiden echten Schriften Regiomontans über Kometen, in denen sich die Jahreszahl 1475 nicht findet.) Descartes ist die Verwirrung um die Jahreszahl erst später aufgefallen : Erst am 5. I. 1645 – nach Abschluß der Principia – schreibt Descartes aus Egmond an duPuy und bittet um Aufklärung über »den von Regiomontanus beobachteten Kometen des Jahres 1475« (AT IV, 150), und führt weiterhin aus, er habe über diesen Kometen bereits aus der Libra Astronomica ac Philosophica von Lothar Sarsi, sowie von einem Deutschen, dessen Namen er vergessen habe, erfahren. Der »Deutsche« kann sehr gut Hajek (= Böhmen) gewesen sein. Giovanni Gioviano Pontano war ein offenbar noch zu Galileis und Descartes’ Zeiten vielgelesener populärwissenschaftlicher Autor, was vor allem heißt, daß er den überwiegenden Teil seiner Werke in Versen verfaßte. Kepler zitiert ihn wiederholte Male (De stella nova = G. W. 1.
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anmerkungen
Hrsg. v. Max Caspar. München : Beck 1938, 220 ; De Cometis = G. W. 8. Hrsg. v. Franz Hammer. München : Beck 1963, 255). Daß es 1475 keinen Kometen gegeben hat, hat schon Kepler gewußt (Hyperaspistes = G. W. 8. Hrsg. v. Franz Hammer. München : Beck 1963, 368, 387, 388, 396). Kepler äußert sich über die falsche Jahresangabe auch ausführlich in der Beilage zum Brief Peter Crüger (G. W. 18. Hsrg. v. Max Caspar. München : Beck 1959, 131–135). S. 345 ausgeführt habe ] Die grundlegende Theorie der Lichtbrechung bringen die Kapitel 1 und 2 der Dioptrik (AT VI, 91–105 = Leisegang 75–84). Lichtbrechung spielt in der gesamten Dioptrik eine zentrale Rolle, nicht zuletzt für die Theorie des Auges und des Teleskops. Descartes stellt seine Theorie der Lichtbrechung in Kenntnis von Johannes Keplers Dioptrice (1611) (= Gesammelte Werke IV. Hrsg. Max Caspar u. Franz Hammer. München 1941 ; Übersetzung von Ferdinand Plehn : Dioptrik. Thun : Deutsch 1997 (1904) = Ostwald’s Klassiker der eaxkten Wissenschaften Nr. 144) auf, freilich ohne Kepler zu nennen. S. 347 verstehen ist ] Den Ausdruck »firmamentum« kennt schon das klassische Latein im Sinne einer Befestigung (Caesar, Der Bürgerkrieg II, 15). Erst Augustinus verwendet diesen Ausdruck für »Himmel« (Über den Wortlaut der Genesis (De Genesi ad litteram libri duodecim). Übers. v. Carl Johann Perl. Paderborn : Schöningh 1961, Bd 1, 39, 57). Vgl. auch Thomas von Aquin : Summa theologica. Band 5. Salzburg / Leipzig : Pustet 1934, 65, 69–70, 75, 78–79. S. 349 Dioptrik ] Vgl. Anm. zu III, § 130. S. 353 Strahlenkranz ] Descartes differenziert zwischen »cauda« = zunächst der Schwanz eines Tieres, daher »Schweif« ; »coma« = zunächst das Haar oder Haupthaar, daher »Strahlenkranz, Kranz« ; und »crinis« = zunächst das Kopfhaar im Gegensatz zum Bart, daher »Kometenschweif, Schweif«. Solche aus heutiger Sicht freilich müßigen Subtilitäten tragen dem Versuch Rechnung, den Charakter eines Kometen durch dessen äußeres Erscheinungsbild zu bestimmen – wobei es zunächst ja auch einfach darum ging, den Kometen von Sternschnuppen und anderen meteorologischen Erscheinungen abzuheben, was gegenüber z. B. Marcus Manilius immerhin schon ein wissenschaftlicher Fortschritt ist, der Sternschnuppen und Kometen nicht nur auf dieselbe Theorie – nämlich die Aristotelische – zurückzuführt, sondern auch begrifflich nicht deutlich unterscheidet, etwa wenn er vom Fallen der Kometen spricht (Astrologie (Astronomica). Übers. v. Wolfgang Fels. Stuttgart : Reclam 1990, 85). Die wohl detaillierteste Differenzierung verschiedener Kometen(-schweife) findet sich bei Cajus Plinius Secundus (Naturgeschichte. Übers. v. Christian Friedrich Lebrecht Strack. Repr. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1968, Band 1, 86–87), die Herangehensweise findet sich aber auch noch bei Giordano Bruno (Das Aschermittwochsmahl. Übers.
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v. Ferdinand Fellmann. Frankfurt a.M. : Insel 1969, 164). Descartes findet eine dem Rechnung tragende Nomenklatura vor und übernimmt sie m. E. ohne sachliche Relevanz. Zu dieser Nomenklatura gehört auch »trabs« = »feuriger Balken«. S. 365 nicht erinnere ] Nach Aristoteles nehmen auch manche Fixsterne einen Schweif an (Meteorologie. Übers. v. Hans Strom = Werke in deutscher Übersetzung. Hrsg. v. Grumach / Flashar. Band 12. Berlin : Akademie, 19). Natürlich wissen wir auch nicht, wer der unbekannte Autor ist. Eine Möglichkeit ist jedoch der Antwerpener Arzt Cornelius Gemma, der Sohn des Mathematikers und Astronomen Rainer (= Reinerus / Regnier) Gemma, gen. Frisius. Cornelius Gemma spricht im Rahmen seiner Thematisierung der Kometen in De Naturae Divinis Characterismis, seu Rarus & admirandis spectaculis, causis, indicii, proprietatibus rerum in partibus singulis universi, Libri II. Antwerpen : Christophorus Plantus 1575, 114–115 von »crinita sydera«, die wie Kometen auf Ausdünstungen der Erdoberfläche zurückzuführen seien. S. 371 Welt besteht ] Descartes’ Zeitangabe widerspricht auffällig der ihm ja wohl bekannten Angabe bei Cedrenus : Compendium Historiarum (= Migne : Patrologiae cursus completus. Series Graeca 121 / 122. Paris 1894, Weber-Pag. 642). Es ist sehr gut möglich, daß Descartes die Angabe »6000 Jahre« von Cedrenus her im Hinterkopf hatte und schlicht vergessen hat, die tausend seit dem von Cedrenus beschriebenem Geschehen vergangenen Jahre hinzuzurechnen. – Übrigens kann man die Geschichte der Geschichtswissenschaft als den Prozeß eines immer weitergehenden Hinausschiebens des Zeitpunktes der Weltentstehung in die Vergangenheit lesen. Dieser Prozeß hält auch heute noch an ; allerdings bezieht er sich nun schon nicht mehr auf die schlagartige Entstehung des Menschen durch Schöpfung, den ja noch Cedrenus für anhand von Bibelstellen nachrechenbares Ereignis hält, sondern auf die zeitliche Verortung jener Wesen, die man für nicht mehr genuin tierisch, sondern bereits schon humanoid hält, und die im Verlauf der Zeit nach meinem Eindruck auch immer weiter in die Zeit zurückversetzt werden. S. 375 weiter entfernten ] Descartes bedient sich hier der althergebrachten Ausdruckweise »inferiores« = »die unteren Planeten« und »altiores« = »die oberen Planeten«. S. 381 entfernt sind ] Gemeint ist : Weshalb die Achse der täglichen Erdrotation und die Ebene der Erdbahn fast senkrecht aufeinander stehen – aber eben auch nur fast senkrecht. S. 383 nicht erklären ] »Fingere« hier in der eindeutig positiv besetzten Bedeutung von »erklären«.
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anmerkungen vierter teil (s. 387 – 633)
105 S. 387 verwandelten ] »Sicque in materiam tertii elementi verterentur« =
»sich in Materie des dritten Elements verwandelten« : Bei Buchenau »sich gegen die Materie des dritten Elements wendeten« scheint mir sachlich unhaltbar zu sein, denn die Flecken entstehen gerade daraus, daß sich die gefurchten Partikel mit den mittelgroßen, sehr eckigen Splittern des ersten Elements zu einer festen Masse verbinden. Damit sind die Flecken zum dritten Element zu zählen, obwohl auch sie Gänge aufweisen, durch die die gefurchten Partikel hindurchgehen. Descartes muß eine solche Varietät zwischen den Partikeln des dritten Elements annehmen, weil seiner Ansicht nach die Erde insgesamt aus dem dritten Element entsteht und gleichzeitig die Bewegung der gefurchten Partikel durch die Erde für deren Magnetfeld verantwortlich ist. Es ist zu beachten, daß die drei Elemente ja keine statischen, sondern dynamische Prinzipien sind. Alle Elemente entstehen aus der flüssigen Urmaterie. Das zweite Element bildet sich aufgrund der ständigen Bewegung dieser Urmaterie und ist durch die Kugelgestalt gekennzeichnet. Das erste Element ist die Gesamtheit des Abriebs, der bei der Kugelbildung anfällt. Die mittelgroßen länglichen Partikel innerhalb des ersten Elements sind die gefurchten Partikel. Daneben gibt es eine Vielzahl von Splittern verschiedenster Gestalten und Größen, die je nach Perspektive dem ersten oder dem dritten Element zugerechnet werden können. Sonnenflecken bilden sich, indem sich gefurchte Partikel und sonstige Splitter zu einer festen Masse verbinden. 106 S. 399 Tinte ] »Atramentum« kann allgemein schwarze Flüssigkeiten bezeichnen, aber auch »Schusterschwärze« oder »Tinte«. Da es Descartes hier in der Tat nur um die Schwärze geht, kann die Entscheidung in dieser Frage dahingestellt bleiben. 107 S. 401 das Beispiel ] »Species« hier als »Beispiel« : Das ist vor dem Hintergrund sowohl der Bedeutung von »species« in logischen Zusammenhängen (= Art im Unterschied zur übergeordneten Gattung), als vor allem auch der Species-Theorie, wie sie zur Erklärung der sinnlichen Wahrnehmung entwickelt worden war (species = Sinnbilder, die vom gesehenen Gegenstand auf den Betrachter übertragen werden) eine nicht unerhebliche Bedeutungsverschiebung. 108 S. 403 benutzen ] »Invenire« ist so gut wie unübersetzbar. »Inventio« ist etwas zwischen »Erfindung« und »Entdeckung«, wer etwas »inveniert«, findet gleichzeitig etwas vor und erfindet es. Man könnte es etwa umschreiben als »eine Gelegenheit antreffen und sie sich nutzbar machen, wobei man das bloß Vorfindliche den Bedürfnissen anpaßt«. In bezug auf Descartes’ gefurchte Partikel – auch wenn sie dem Leser mittlerweile ans Herz gewachsen sein dürften – ist diese Umschreibung freilich zu animistisch, da Partikel nicht planen ; daher : »antreffen und benutzen«.
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Vgl. die Begriffsbestimmung bei Vitruv, die »inventio« in einen Gegensatz zu »cogitatio« stellt (Zehn Bücher über Architektur (De Architectura libri decem). Übers. v. Curt Fensterbusch. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964, 12). S. 405 erklärt habe ] Vgl. Meteorologie V (AT VI, 279–291 = Olscamp, 298–306). S. 413 niedergedrückt ] »Premantur« : Gemeint ist, daß die oberen Teilchen keine faktische Veränderung der Lage des unteren Teilchens bewirken. Natürlich wird auf die unteren Teilchen tatsächlich ein Druck ausgeübt, und m. E. ist Descartes auch dieser Ansicht. »Non premere« steht hier also für »tatsächlich nicht niederdrücken (obwohl ein wirklicher Druck ausgeübt wird)«, »premere« dagegen allgemein für »drücken«. S. 419 Oberfläche gelangt ] »Quamvis lumen in prima opaca superficie subsistat«, wörtlich : »obwohl das Licht an der ersten dunklen Oberfläche haltmacht«. Dunkel ist ein Körper, der nicht selbst leuchtet, auch wenn dieser – wie etwa ein Strand oder eine Schneefläche – in alltäglichem Sinne »hell« ist. Gemeint ist also, daß das Licht nicht weiter in den Boden dringt als bis zur Oberfläche der Körper, die die oberste Schicht bilden. S. 441 in Dampf ] »Aër« hier in der Bedeutung von »Dampf«, weil dessen Gegenteil hier »Eis« und nicht, wie im Rahmen der antiken Elementtheorie zu erwarten wäre, Erde, Wasser oder Feuer ist. S. 441 weiteres schreibe ] Dem Salz ist das gesamte Kapitel III der Meteorologie gewidmet (AT VI, 249–264 = Olscamp, 275–287). S. 443 Ebbe und Flut ] Dem traditionellen Sprachgebrauch folgend spricht Descartes hier stets vom »Fluß und Rückfluß des Meeres«. S. 443 aufgewühlt wird ] AT VI, 265–278 = Olscamp, 287–297. S. 447 westlichen ] Das sind seit der Antike bekannte Phänomene, deren Ursachen auch zu Descartes’ Zeiten noch unklar waren. Vgl. Galileo Galilei : Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme. Übers. v. Emil Strauss. Leipzig : Teubner 1891, 459–460. Galilei zufolge gehen »die Rückfahrten hierher, also die Fahrt von Ost nach West über das mitteländische Meer, um 25 Prozent schneller vonstatten […] als die Reise in umgekehrter Richtung, woraus ersichtlich ist, daß alles in allem die Ostwinde die Westwinde überwiegen« (ebd., 461). – Das gesamte Kapitel 15 (= Dialog II, 2. Problem) von Thomas Hobbes’ De mundo ist der Frage nach dem Ursprung des beständigen Ostwinds gewidmet (Thomas White’s De Mundo Examined. Übers. v. Harold Whitmore Jones. London : Crobsy / Bradford University Press 1976, 164–165). S. 449 bewerkstelligen sind ] Das liegt nicht an den Gezeiten, sondern an den Meeresströmungen, die in den Erdregionen, an die Descartes wohl gedacht hat, also im Nordatlantik und Nordpazifik das Meerwasser im Uhrzeigersinn bewegen. Die Meeresströmungen selbst sind nicht einfach auf die Gezeiten zurückzuführen.
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anmerkungen
118 S. 455 entstehen ] Die Begrifflichkeit ist hier einigermaßen unklar. Descartes zählt auf : »atramentum« = »Schwärze, Tinte« ; mit dem Zusatz
»atramentum sutorium« bedeutete es »Kupfervitriol« ; jedoch steht zwischen »atramentum« und »sutorium« ein (wahrscheinlich falsches) Komma, denn im korrespondierenden Text fehlt es. »Atramentum sutorium« wird hier daher als ein Ausdruck übersetzt : »Schusterschwärze«, eben »Kupfervitriol«. – Georg Agricola bestimmt das Vitriol als »Gemenge« (Die Mineralien (De natura fossilium) (1546). Ausgewählte Werke Bd. 4. Hrsg. v. Hans Prescher. Berlin : VEB Verlag Deutscher Wissenschaften 1958, 77). – »Succus« (= »sucus«) bedeutet einfach »Saft«, d. h. eine Flüssigkeit, die nicht einfach nur Wasser ist. 119 S. 457 Grundelemente ] »Principia« im Zusammenhang mit Chemie oder Alchemie natürlich nicht irgendwelche metaphysischen Prinzipien oder technische Regeln, sondern stoffliche Grundelemente. 120 S. 457 Quecksilber ] Hier spricht Descartes Französisch : »mercure« = »Quecksilber« ; ansonsten ist Quecksilber immer »argentum vivum« = »lebendes Silber«. Die französische Bezeichnung »mércure« ist eine Übernahme aus der Alchemie, die im Verlauf des 16. Jahrhunderts in die französische Sprache eingeht und sich neben »vif argent« bis heute erhalten hat. Die Bezeichnung selbst ist Teil der für die Alchemie charakteristischen Beziehung zwischen himmlischen und irdischen Begebenheiten, zwischen Planeten und Grundstoffen. 121 S. 461 Kreislauf ] Descartes vertritt also nicht naiv die Ansicht, die Quellen speisten sich aus einem unterirdischen Kreislauf des Wassers, das im Meer versickere und bis zu den Quellen zurückkehre – was nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren auch unsinnig wäre –, sondern bedient sich der Veränderung des Aggregatzustandes, um das Quellwasser zu erklären. – Die Ansicht, das Meerwasser würde die kontinentalen Quellen speisen und könne sogar bis in die Gebirge vordringen, weist schon Georg Agricola zurück (Die Entstehung der Stoffe im Erdinnern (De ortu et causis subterraneorum) (1544). in : Schriften zur Geologie und Mineralogie I (= Ausgewählte Werke Bd. 3). Hrsg v. Hans Prescher. Berlin : VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1956, 86–87, 91–93). Bereits bei Vitruv findet sich eine Theorie der Gebirgsquellen, die über die bloße Behauptung eines bloßen Wasserkreislaufs hinausgeht (Zehn Bücher über Architektur (De Architectura libri decem). Übers. v. Curt Fensterbusch. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964, 188). – Die »Venen« der Erde sind nichts anderes als die »Erzgänge« – zumindest, falls Descartes die dementsprechende Bestimmung bei Georg Agricola im Blick hatte und diese somit hier im Hintergrund stehen sollte. Bei Agricola ist »vena« jede Art von innerer Leitung, also die Blutader ebenso wie die Wasserader oder eben auch die Erzader. Letzteres hat zu der von Agricola benutzen Metonymie von »vena« = »Erz« geführt : »Soviel ich nun sehe, nennst du
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Erz (vena) den Stoff, aus dem man die Metalle erschmilzt« (Bermannus (1530). in : Ausgewählte Werke Bd. 2. Hrsg. v. Hans Prescher Bd. 2. Berlin : VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1955, 94, 127). S. 465 Bodenschätze ] »Fossilia« = »Versteinerungen« hier natürlich nicht die Dinosaurier, sondern die mineralischen Bodenschätze, die mit ersteren immerhin gemeinsam haben, daß man sie ausgräbt. S. 465 Dämpfe ] Die französische Fassung sagt hier sinngemäß : »Die Gase gehen leichter durch die Gänge der Erde, und wenn sie in ihnen gefangen sind, heften sie sich an die dort befindlichen Körper an und machen sie fester, als es an jenen Orten geschieht, wo Ausdünstungen und Dämpfe austreten« (AT IX, 239). Da Descartes gleich danach davon spricht, daß sowohl Gase, als auch Ausdünstungen und Dämpfe (eine zeitlang) im Erdinnern eingeschlossen sind, halte ich die französische Fassung für irreführend ; allerdings nicht den Zusatz, der die besondere Stellung der Gase auf die Beschaffenheit der Partikel zurückführt. S. 467 wie eine Mine ] Hier nicht lat. »minium« = »Zinnober«, sondern aus frz. »mine« = »Fundgrube, Grube, Zeche, Bergwerk« zurückgebildet. S. 469 Druck ] »Impetus« hier »Druck« und nicht »Schwung«, weil in der Deutschen Sprache Wasser keinen Schwung haben kann : das können nur die einzelnen Partikel des Wassers, die hier insgesamt das Gewässer bilden, das dann mit Druck hervorsprudelt. S. 469 Bitumen ] Zur Terminologie von »bitumen«, »asphaltos« vgl. Georg Agricola : Die Mineralien (De natura fossilium) (1546). Ausgewählte Werke Bd. 4. Hrsg. v. Hans Prescher. Berlin : VEB Verlag Deutscher Wissenschaften 1958, 90, 98. S. 471 Erdbeben ] Vgl. Pierre Gassendi : Syntagma Philosophica = Opera Omnia. Repr. Stuttgart / Bad Cannstatt : Frommann 1964, Bd. 2, 48. S. 477 Feuersteinen ] »Silex« ist der »harte Stein«. »Hart« meint hier nicht den Gegensatz zu »weich«, sondern den Gegensatz zu »brüchig«. Harte Steine sind dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht sofort zerbröseln, wenn man sie aneinanderschlägt, weswegen sie auch geeignet sind, mit ihnen ein Feuer zu erzeugen, was man ja durch das noch so heftige Ineinanderquirlen zweier Sandhäufchen nicht bewerkstelligen kann. S. 479 Sammellinse ] »speculus concavus« = »konkaver Spiegel« = »Hohlspiegel«, »vitrum convexum« = »konvexes Glas« = »Sammellinse«. S. 479 zum Träger hat ] Buchenaus Auffassung von »pro subjecto suo habeat« als »hat allerdings nur die Kügelchen zweiten Elements zu ihrem Gegenstande« verschleiert die für die Cartesische Physik entscheidende Ablehnung einer Fernwirkung, durch die die Ablehnung eines Vakuums motiviert ist. Wenn eine Wirkung wie das Licht nur durch Nahwirkung geschehen kann, dann darf es kein Vakuum im strengen Sinne geben, umgekehrt stellt sich dann aber eben auch die Frage nach dem Medium, das die Wirkung von ihrer Quelle her fortträgt.
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131 S. 481 ausgeführt habe ] Descartes erklärt Donner durch den Fall der
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in einer höhergelegenen Wolke enthaltenen schwereren Partikel auf eine niedriger gelegene, wenn die obere sich aufgrund von Wärme ausdehnt und auflöst (AT VI, 315–317 = Olscamp, 324–326). Eine physikalische Erklärung im Sinne der hier in Anspruch genommenen Elementenlehre findet sich in der Meteorologie freilich noch nicht. Immerhin gewinnt Descartes bereits in der Meteorologie mit den dort gemessen an der physikalischen Erklärung der Principia dürftigen Mitteln die Erkenntnis, daß die Kometen aufgrund ihrer langen Lebensdauer jedenfalls nicht in derselben Weise wie Blitze usw. entstehen können (AT VI, 323 = Olscamp, 330). Über die Principia hinaus geht anderseits seine Erklärung der Elmsfeuer (AT VI, 314–315 = Olscamp, 323–324) und der Nordlichter (AT VI, 323–324 = Olscamp, 330–331). S. 481 hervorgerufen ] »In alto aëre« = »in der hohen Luft« hier natürlich die »obere Atmosphäre«. S. 487 und grünen ] »Viridius« kann sowohl »frisch« als auch »grün« bedeuten. Hier bedingt das eine das andere, daher die zweigliedrige Übersetzung. S. 507 aufgefunden ] Die einzige mögliche Quelle, die ich gefunden habe, ist Theophrast : Libellus de igne = Theophrasti Eresii Opera, quae supersunt, omnia. Übers. v. Friedrich Wimmer. Paris : Didot 1886 = Frankfurt a.M. : Minerva 1964, 362. S. 527 Qualitäten zu erklären ] Dies ist die einzige Stelle, an der Descartes auf die klassische Lehre von den vier Elementen Bezug nimmt, was keine Verschleierung ist, weil jedem damaligen Leser dieser Bezug, d. h. die Tatsache, daß Descartes diese Elemente nacheinander abhandelt, klar gewesen sein wird. – Eine mit ziemlicher Sicherheit vollständige Sichtung der Forschungen zum Magnetismus bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts bringt (natürlich) Pierre Gassendi : Syntagma Philosophica = Opera Omnia. Repr. Stuttgart / Bad Cannstatt : Frommann 1964, Bd. 2, 122–127. S. 535 Stahl ] Zur Terminologie von »chalybs« berichtet Georg Agricola, Metalle hätten mitunter ihre Namen nach den Ländern erhalten (Erzlagerstätten und Erzbergbau in alter und neuer Zeit (De veteribus et novis metallis) (1546). in : Vermischte Schriften I (= Ausgewählte Werke Bd. 6). Hrsg. v. Hans Prescher. Berlin : VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1961, 79). Descartes greift also in seiner Theorie auf ältere Ansichten zurück, wie sie z. B. Roger Bacon ausdrückt, für den »chalybs […] purius quam ferrum commune« ist (Opus Minus : in : Fratri Rogeri Bacon Opera Quaedam Hactenus Inedita. Vol. 1. Edited by J.S. Brewer. London : Longman 1859, 383). S. 539 temperiert ] »In die jeweils gemäße Verfassung bringen« = »temperare«. Das Deutsche hat vermittelt über das Englische sich auch die Form »tempern« zu eigen gemacht. Dies meint den Vorgang, durch
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Verflüssigung von Erzen Metallen eine bestimmte Form zu geben ; ich habe diese Form hier nicht verwendet, um das Wortspiel »temperieren« = »erhitzen« = »eine bestimmte Konstitution (also eben mehr als bloß eine bestimmte Form) erzeugen« nicht zu zerstören. Descartes bezeichnet mit diesem Ausdruck eine bestimmte Struktur der Materie des Stahls oder Eisens ; diese Struktur wird durch ein Verfahren erreicht, bei dem der Wärmegrad eine entscheidende Rolle spielt. Durch den lateinischen Ausdruck, den Descartes verwendet, bezeichnen wir im Deutschen das, was für Descartes hier bloßes Mittel ist. Die Bedeutung verschiebt sich also von der einen auf die andere Seite. Aristoteles erklärt die Herstellung von Stahl als einen Reinigungsprozeß (Meteorologie. Übers. v. Hans Strohm = Werke in deutscher Übersetzung. Hrsg. v. Ernst Grumach u. Helmut Flashar. Bd. 12 / 1. Berlin : Akademie Verlag 1984, 101 = 383a / b). Ebenso Georg Agricola (Die Mineralien (De natura fossilium) (1546). Ausgewählte Werke Bd. 4. Hrsg. v. Hans Prescher. Berlin : VEB Verlag Deutscher Wissenschaften 1958, 226). Agricola versteht das Verfahren des Temperns aber nicht zentral als ein Verfahren der wechselnden Erhitzung und Erkaltung, sondern als das einer Mischung (ebd., 227). – »Temperament« ist in der griechisch-arabischen Physiologie und Medizin die Grundmischung des Körpers (Gabir Ibn Hayyan : Das Buch der Gifte. Übers. v. Alfred Siggel. Wiesbaden : Steiner 1958, 11–12). Die Feuchtigkeiten sind die Humores, die Grundmischungen des Körpers die Temperamente ; daher die problemlose Anwendung derselben Terminologie auf die Vorgänge im menschlichen Körper unten IV, § 190. Vgl. hierzu auch Vitruv : Zehn Bücher über Architektur (De Architectura libri decem). Übers. v. Curt Fensterbusch. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1964, 17. 138 S. 545 Magneten ] »Admiratores«, wörtlich die »Bewunderer«, in heutigem Sprachgebrauch etwa die »Fans des Magneten« ; das französische »amateur«, das seinerseits Eingang in die deutsche Sprache gefunden hat, leitet sich wohl hiervon ab : »Amateure des Magneten« wäre freilich im Deutschen befremdlich, obwohl sehr treffend, denn Descartes’ Wortwahl ist in der Tat despektierlich, und zwar im Hinblick auf die große Anzahl von Leuten, die dem Magneten allerlei magische Kraft zugeschrieben haben, ohne auch nur den leisesten Hauch von naturwissenschaftlicher Erklärung allein nur seiner Grundeigenschaften beizubringen, die also vor lauter Bewunderung selbst wunderlich geworden sind. Der »admirator« ist also etwas zwischen »wunderlichem Kauz mit einem reflexartigen Hang zur Sektenbildung« und einem »unbedarften Forscher« : Er ist ein Student. Den etwas mißverständlichen Genitiv bitte ich zu entschuldigen : Natürlich hat der Magnet keine Studenten in dem Sinne wie ein Professor Studenten hat. Aber das ist einleuchtend : Schließlich ist der Professor nur sehr selten ein Magnet in dem Sinne, in dem der Magnet keine Studenten hat.
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anmerkungen
Die Quellen der Cartesischen Theorie des Magneten sind William Gilbert : De magnete magnetisque corporibus et de magno magnete Tellure physiologia nova. London 1600, Athanasius Kircher : Ars magnetica, sive de magnete opus tripartitum. Rom 1641 und Marin Mersenne. Descartes hat aus Kirchers der Ars magnetica Auszüge hergestellt (AT XI, 635–639). Er äußert sich über Kircher im Brief an Huygens vom 31. I. 1642 (AT III, 520–525), sowie ziemlich abfällig im Brief aus Endegeest aus demselben Jahr (AT V, 547–549) : »Ledit N. [= Kircher] a quantité de farfanteries, & est plus charlatan que savant« (AT V, 548), ein Urteil, das dem Evangelista Torricellis, des Nachfolgers von Galilei als Hofmathematiker in Florenz, entspricht (Brief an Galilei vom 1. VI. 1641 : Mudry II, 168–169). Marin Mersenne hatte in den Quaestiones celeberrimae in Genesin (1623) und in der Vérité des Sciences (1625) Bemerkungen über den Magneten einfließen lassen. Vor allem aber hat er eine Liste der magnetischen Eigenschaften aufgestellt (veröffentlicht unter dem Titel Un Écrit de Mersenne sur l’Aimant in : Correspondence VIII. Centre National de la Recherche Scientifique 1963, 754–762). Diese Liste kursierte in Paris, gelangte auch zu Descartes (an Mersenne, 25. XII. 1639 : AT II, 626–639) und fand schließlich auch Eingang in das unter dem Titel Cogitata physico-mathematica. In quibus naturae quam artis effectus admirandi certissimis demonstrationibus explicantur. Paris : Bertier 1644 bekannte heillose Durcheinander verschiedenster Schriften allerlei Autoren (hier : Tractatus de Magnetis proprietatibus = Ars navigandi super et sub aquis [ !], cum Tractatu de Magnete et Harmoniae theoreticae, practicae et instrumentalis libri quatuor = Cogitata …, 245–251). Wenig überraschenderweise ist Descartes mit Gilbert auch über Mersenne bekannt geworden. Mersenne hatte ihm offenbar über die Entdeckungen des Erdmagnetismus in England berichtet, und Descartes versucht in seinem Brief an Mersenne vom 1. IV. 1640 eine Erklärung offenbar in Unkenntnis von Gilberts Buch selbst (AT III, 45–56 = Briefe, 184–188). Zum Magnetismus vgl. auch die programmatischen, inhaltlich jedoch nicht ausgearbeiteten Hinweise in Regulae XII 24 (AT X, 427 = LG, 101). Gilbert wird erwähnt in Regulae XIII 1 (AT X, 431 = LG, 107). Descartes empfiehlt zur Erklärung des Magnetismus in den Regulae eine planmäßige Fiktionalität (Reg. XIV 1 : AT X, 438–439 = LG, 119). S. 569 abbrechen ] Der letzte Relativsatz ist meine Interpretation von »perfectiores meatus«. – »Länger und dauerhafter« = »constantius«. S. 573 haben beteuert ] Vgl. William Gilbert : De magnete. Übers. v. Fleury Mottelay. New York : Dover 1958 (= 1893), 184. S. 575 anderen Bereichen ] Zusätze von mir. S. 575 zurückgeführt werden ] Vgl. William Gilbert : De magnete. Übers. v. Fleury Mottelay. New York : Dover 1958 (= 1893), und zwar die gesamten Kapitel 1 u. 2 des 4. Buches = Mottelay, 229–240.
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143 S. 579 mehr Eisen festhält ] Die Beobachtungen bzgl. eines beschlage-
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nen Magneten finden sich bei Gilbert : De Magnete II, 17–22. Übers. v. Fleury Mottelay. New York : Dover 1958 (= 1893), 137–141. S. 585 Weshalb ] Weshalb ein kleinerer Magnet ein Eisenstück von einem größeren Magneten abziehen kann, erklärt Gilbert, De Magnete II, 32. Übers. v. Fleury Mottelay. New York : Dover 1958 (= 1893), 155–160 mit der Zusammenwirkung sowohl des Magnetfeldes des größeren als auch des kleineren Magneten, sofern sie in einer Reihe S-N-Eisenstück-S-N angeordnet sind und also einen großen Magneten bilden : Dann nämlich ist an der Stelle, an der der kleinere Magnet das Eisenstück berührt die Kraft größer als an dem größeren Stück. Das Gegenteil ist der Fall, wenn Magnete und Eisenstücke in der Weise S-N-Eisenstück-N-S angeordnet sind. S. 587 Weshalb ] Gilbert widmet dieser Frage das Kapitel 34 des 2. Buches (= Mottelay, 163–165). Descartes hat sich dies aber auch bei Kircher notiert : »Quod polus borealis hic plus ferri trahat, quia juvatur a terra, alio magnete« (AT XI, 636). Verweisstelle auf Kircher ebd. S. 595 Bernstein ] Vgl. Georg Agricola : Die Mineralien (De natura fossilium) (1546). Ausgewählte Werke Bd. 4. Hrsg. v. Hans Prescher. Berlin : VEB Verlag Deutscher Wissenschaften 1958, 99–100. S. 603 Antipathie ] Sympathie und Antipathie sind bei Descartes – wie überhaupt bis zum 18. Jahrhundert – keine Begriffe zur Kennzeichnung menschlicher Zu- oder Abneigung, sondern durchaus ernstzunehmende Begriffe der Naturphilosophie. Sympathie und Antipathie gehören zu den sog. »okkulten Qualitäten«, d.s. »verdeckte Eigenschaften« der Körper im Gegensatz zu den »realen Qualitäten« wie Gestalt, Gewicht usw. Die Begriffe »Sympathie« und »Antipathie« wurden durchgängig auf alle Phänomene der Natur angewandt, auf die sich vom Öl wegbiegende Gurke ebenso wie auf den Magneten. Sympathie oder Antipathie sind dabei aber ebenso durchgängig keine bloß subjektiven Haltungen, nichts, was bloß in der Wahrnehmung eines Vorgangs oder einer Situation im Betrachter oder Beteiligten läge, sondern Eigenschaften, wenn auch vielleicht nur temporäre, der Dinge selbst. Descartes muß Sympathie und Antipathie schon allein deshalb ablehnen, weil es sich bei ihnen um Fernwirkungen handelt. Freilich gilt es, Sympathie / Antipathie in der neuplatonisch-stoischen Tradition von der okkultistischen Tradition zu unterscheiden, die Descartes hier wohl vor allem im Auge hat. In der ersteren Traditionslinie finden Sympathie und Antipathie ihren Platz im Rahmen einer Konzeption der Weltseele (Plotin) und werden eben nicht zur (wohlfeilen) Erklärung einzelner Naturphänomene herangezogen. Das ist Sache des Okkultismus, über dessen Auswüchse schon Plinius berichtet. In der Renaissance verbindet sich das Hantieren mit Sympathie / Antipathie mit der Alchemie und geht in die Medizin ein.
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anmerkungen
148 S. 605 Was Empfindung ist ] Die hier §§ 189–198 folgende mechanisti-
sche Gnoseologie hat Parallelen bei Thomas Hobbes : Thomas White’s De Mundo Examined. Übers. v. Harold Whitmore Jones. London : Crobsy / Bradford University Press 1976, 331–336. Ein Pendant bei White = Thomas Anglus : De mundo dialogi tres. Paris : Moreau 1642 findet sich nicht, die diesbezüglichen Ausführungen scheinen also genuin Hobbeschen Ursprungs zu sein. Die m. E. erstaunlichste Parallele findet sich bei Galilei : Saggiatore XLVIII = Stillman Drake & C.D. O’Malley : The Controversy on the Comets of 1618. Philadelphia : UP 1960, 309–313. In diesem Zusammenhang wäre der Nachweis sprachlicher Parallelen bei Galilei identisch mit dem Nachweis der Lektüre des Saggiatore durch Descartes, die durch das Datum seines Romaufenthaltes – nämlich während der Feiern Heiligen Jahres 1624 / 1625 – ohnehin schon naheliegt, und zudem durch den Eindruck verstärkt wird, daß Descartes seine Fremdsprachenkenntnisse schlechter darzustellen scheint als sie wohl gewesen sind. Die zeitliche Nähe seines Romaufenthalts und des Erscheinens des Saggiatore 1623, verbunden mit der starken Mundpropaganda – Redondi berichtet von öffentlichen Rezitierungen aus dem Saggiatore im Karneval (Pietro Redondi : Galilei, der Ketzer. München : dtv 1991, 72–84) – lassen es glaubhaft erscheinen, daß Descartes den Saggiatore gekannt hat – zumindest wird er genug darüber gehört haben, um sich ein Urteil zu bilden. 149 S. 605 Signale empfängt ] »informare« ist schlicht unübersetzbar. Descartes spielt hier mit dem scholastischen Begriff des »informare«, des InForm-Setzens eines Stoffes durch das Ein- oder Aufprägen einer bestimmten Form. Das klassische Beispiel ist der Bildhauer, der aus einem unbehauenen Stein eine Statue herausschlägt. Der entstehende Gegenstand (= die Statue) entsteht durch die planmäßige Kombination eines rohen Stoffes mit einer bestimmten Form. Der Stoff ist dabei freilich weder vorher noch nachher ohne jede Form, sondern nur ohne diese bestimmte Form. Diese bestimmte Form ist das, was den rohen Stoff zu einem bestimmten Gegenstand macht. Diese hylemorphistische (Hyle = Stoff, morphé = Form) Konzeption beinhaltet also eine teleologische Sichtweise : Das, was die unwichtige, nebensächliche Form des unbehauenen Stoffes von jener Form unterscheidet, die aus dem bloßen Stoff dann einen bestimmten Gegenstand macht, liegt im Willen des Bildhauers, und (wenn es ein guter Bildhauer ist) »im Auge des Betrachters«. Die Frage, ob Descartes’ Konzeption der Verbindung von Seele und Körper im Menschen eine solche hylemorphistische Konzeption zugrundeliegt, ist sehr umstritten. Ich halte dies für ausgeschlossen. Nach einer solchen Konzeption müßte die Seele die Form sein, die dem Körper, dem Material, aufgeprägt wird, und das macht nur Sinn, wenn man die Seele, den Geist, als die bestimmte, mehr-oder-weniger dynamische Konfigura-
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tion des Körpers und damit als materielle Struktur ansieht. Die Gehirnforschung ist dem auf der Spur : Welches materielle Substrat repräsentiert im Gehirn die mentale Vorstellung von Rührei ? Diese Vorstellung ist – wie jedermann einräumen wird – subjektiv je verschieden, daher muß es sich (anders als etwa bei Universalien, Prädikabilien, Kategorien und all den anderen Dingen, von denen die Transzendalphilosophie spricht) um eine aufgrund eines empirischen Ereignisses erfolgte »Einprägung« halten. Descartes bestreitet nicht, daß es solche Einprägungen gibt, und er bestreitet auch nicht, daß es irgendein materielles Substrat solcher Erfahrungen gibt ; aber er bestreitet, daß dieses materielle Substrat die Erinnerung oder das Erinnerte selbst ist, mit anderen Worten : Er hält den Übergang von der res cogitans (Vorstellung von Rührei) zu deren materiellem Substrat (Rühreizentrum des Gehirns) für nicht-denkbar, obwohl ein irgendwie gearteter Austausch, Übergang stattfindet : nämlich die Information. Wenn Descartes hier also von »informare« spricht, so ist dies eine erstaunlich moderne Verwendung dieses Ausdrucks, denn Descartes ist auf den (unerklärbaren) Informationsaustausch zwischen Körper und Geist aus. Hierfür bedient er sich eines Ausdrucks, der bei den Zeitgenossen Descartes’ Assoziationen an den oben beschriebenen Hylemorphismus wecken mußte. Descartes geht es aber gerade darum nicht : Hier gießt er wirklich neuen Wein in einen alten Schlauch. Ich habe das uns heute geläufige und dem Cartesischen Sinn heute näher als zu Descartes’ eigenen Zeiten stehende »informare« daher umschrieben – denn sicherlich ist es philologisch richtig, daß Descartes hier einen hylemorphistischen Begriff verwendet. Die philosophische Pointe besteht aber gerade darin, daß er ihm einen anderen Sinn gibt. 150 S. 605 erklärt habe ] AT VI, 109–114 = Leisegang, 87–90. Früheste Belegstelle ist wohl Regulae ad directionem ingenii 12 (AT X, 410–430 = LG, 74–105). Außerdem durchgängig im Traité de l’Homme (AT XI, 119–202 = Rothschuh, 43–136), im Vorwort zu Description du corps humain (AT XI, 223–227 = Rothschuh, 139–142), später im ersten Teil der Passions de l’Âme (AT XI, 327–370 = Hamacher, 2–89), sowie als Hintergrund und Basis der hier vorliegenden Theorie der Sinneswahrnehmung – selbstverständlich – Meditation VI (AT VII, 71–90 = LG, 128–161). 151 S. 607 Bereichen ] »Praecordia« ist mir unklar ; evtl. meint Descartes die Vorhöfe, die in heutigem Anatomenlatein »atrium« genannt werden. 152 S. 607 inneren Sinn ] »Sensus« ist hier nun nicht mehr die (undifferenzierte) »Empfindung«, sondern der »Sinn«, dies freilich auch hier noch nicht in der Bedeutung des »Sinnesorgans«, sondern in der Bedeutung von »durch den Geist unterscheidbarer verschiedenartiger Empfindungsarten«, die zwar ein mechanisches Korrelat in der Verschiedenheit der Nerven besitzen, nämlich im Hinblick auf deren Art, den Geist zu erre-
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gen, und dem Bereich des menschlichen Körpers, von dem diese Erregung ausgeht, jedoch nicht auf dieses Korrelat reduzierbar sind. S. 607 temperiertes ] Dies ist hier nun genau derselbe Ausdruck, dessen Descartes sich im Zusammenhang mit der Stahlherstellung bedient. Hier wie dort hat er mit »Temperatur« nur in akzidentellem Sinne zu tun, d. h. in der Weise, daß eine bestimmte Natur hier dem Blut wie dort dem Stahl eine gewisse Konstitution verschafft, die Descartes dann hier wieder als materielles auslösendes Moment bestimmter Gemütszustände bestimmt. S. 607 Weisen schickt ] »Gaudium intellectuale« bezieht sich mit ziemlicher Sicherheit auf eine der Textstellen aus Seneca (De beata vita. Übers. v. Fritz-Heinz Mutschler. Stuttgart : Reclam 1990, 13, 17, 35, 43). S. 607 körperlich ] »Animalis« = »tierisch«. Das Tier ist dasjenige Lebewesen, das durch seine körperlichen Sensationen bestimmt wird, daher »körperlich«. S. 613 erklärt habe ] Farben sind keine Eigenschaften der Körper selbst, aber ihre Entstehung ist ohne bestimmte Eigenschaften der Körper nicht denkbar. So sind schwarze Körper solche Körper, die das Licht vollständig absorbieren, wenn es auf sie trifft, weiße solche, die es vollständig reflektieren. Andere Körper wiederum »verbinden mit der Reflexion eine Veränderung der Bewegung ähnlich der, die ein Ball erfährt, wenn er den Schläger streift. Von diesen Körpern sagen wir, daß sie rot, gelb, blau oder von einer anderen Farbe sind« (Dioptrik I : AT VI, 91–92 = Leisegang, 75–76). Alle Farben entstehen also hinsichtlich ihres physischen Substrats aus einem Zusammenwirken von Licht und beleuchtetem Körper. Descartes verschont uns also mit der leeren Subtilität, die einen Unterschied zwischen eigentlichen Farben (den Grundfarben) und den uneigentlichen Farben (Weiß-Grau-Schwarz) zu machen versucht, sondern erklärt die Farben durch die Spinbewegung der das Licht übertragenden Teilchen. Diese Spinbewegung erhält sich auch beim Übergang in das Auge (Dioptrik V : AT VI, 118–121 = Leisegang, 91–94). Im Auge entsteht ein Bild, das seinerseits durch die Nerven übertragen in der Zirbeldrüse abgebildet wird, aber »wenn nun auch dieses Bild, das auf diese Weise ins Innere unseres Kopfes gelangt, immer noch eine Ähnlichkeit mit den Gegenständen behält, von denen es ausgeht, so darf man sich doch […] die Sache nicht so vorstellen, als ob wir durch diese Ähnlichkeit eine Empfindung von ihnen bekommen, als ob es noch andere Augen in unserem Gehirn gäbe, durch die wir sie wahrnehmen könnten. Es sind vielmehr die Bewegungen, aus denen sich das Bild zusammensetzt, die unmittelbar auf unsere Seele wirken und, soweit sie eine Einheit mit unserem Körper bildet, von der Natur dazu hergerichtet sind, in ihr solche Empfindungen hervorzurufen« (Dioptrik VI : AT VI, 130 = Leisegang, 99). Weil die Farbempfindung in kognitiver Hinsicht ein Produkt des Geistes ist, ist Rot nicht weniger eine Farbe als Schwarz, und sind die Farben des Regenbogens nicht weniger
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»echte« Farben wie die eines reellen Körpers. Was den Regenbogen vom beregneten roten Auto unterscheidet, ist nicht, daß letzteres eine »echte« Farbe besitzt und ersterer nur eine »scheinbare«, sondern daß ersterer kein wirklicher Bogen ist, obwohl er so aussieht, während letzteres (zumeist) wirklich ein Auto ist. Der Unterschied zwischen den »echten« Farben, der Nicht-Farbe = Transparenz und den »uneigentlichen« Farben Weiß-Grau-Schwarz existiert allein auf der Seite der res extensa – damit aber nichtsdestoweniger auch in der Cartesischen Physik. Vollkommen transparent ist demzufolge ein Körper, durch den hindurchgehend die Lichtstrahlen überhaupt nicht modifiziert werden, vollkommen schwarz ist ein solcher Körper, der die auftreffenden Lichtstrahlen vollständig absorbiert, weiß ein solcher, der sie vollständig reflektiert, grau ein solcher, der sie teilweise reflektiert und teilweise absorbiert, jedoch keine (Spin-)Modifikation der »Lichtteilchen« (d.s., ich erinnere daran, nicht etwa »Photonen«, sondern die das Licht übetragenden Teilchen anderer Körper und der Äthermaterie) bewirkt, alle farbigen Körper sind solche, die das Licht reflektieren, dabei aber eine (Spin-)Modifikation bewirken. Zum Wesen der Farbe als mentaler Entität hat Descartes bereits in Regulae XII 6 (AT X, 413 = LG, 77) ausgeführt, daß sie letztlich auf den Begriff der »Figur« zurückführbar ist, und damit ist gesagt, daß das Farbensein der Farben nichts, aber auch wirklich gar nichts mit der Realität der Dinge zu tun hat, sondern ein Modus des Erkennens von Ausdehnung ist. 157 S. 615 unseren Gemütern ] »In animis« kann hier sowohl »in unseren Seelen« als auch »in unseren Gemütern« bedeuten. Ich entscheide mich für das letztere, weil Descartes hier über das Erkenntnisvermögen in seiner Gesamtheit (= Gemüt) spricht. 158 S. 617 von der Seele ] »… die von der Seele verschieden sind«, im Original »a se diversarum«. Ich interpoliere »Seele«, weil Descartes hier nun wiederum die Unterschiede innerhalb des Gemüts, also gerade die Differenzen zwischen Geist, Seele und äußerem Ding thematisiert : Die äußeren Dinge veranlassen keine unmittelbaren Vorstellungen von sich in der Seele (verstanden als die höchste intellektuelle Instanz, d. h. als die res cogitans selbst), sondern bedürfen als das Nicht-Ich zu ihrer Gegenstandskonstitution eben nicht des bloßen Verweises auf ihre Verschiedenheit vom Ich (dann wäre der radikale Zweifel nicht möglich), sondern des Durchgangs durch die Sinne und den Geist (beide zusammen bilden das Gemüt). Geist ist die Hinwendung der Seele auf die äußere Welt, die sich als jeweilige Gegenständlichkeit sowohl anhand des jeweiligen Einzelgegenstandes als auch im Rückgriff auf die Natur als ontologisches Grundkonzept (d.i. nichts anderes als das kategorial-begriffliche Gefüge, das sich seit der Antike im Prozeß der logischen Dihärese herausbildet) konstituiert. (Von daher erklärt sich auch die Abneigung Descartes’ gegen eine Physik, die nur noch rechnet.)
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anmerkungen
159 S. 625 Die Philosophie ] Dies ist die berühmte Selbstzensur Descartes’.
Offenbar hielt Descartes seine Korpuskularphysik für gefährlicher als seine Theorie der Erdbewegung, und er hatte kein Feigenblatt gefunden, das er wie im Falle der Erdbewegung (»Die Erde bewegt sich nicht, sondern nur der Himmel, der sie mit sich fortträgt.«) vor seine Atomistik hängen konnte, um sie zu kaschieren. Ihm blieb also die Selbstzensur, verbunden mit der freilich auch inhaltlich motivierten Ablehnung des Vakuums. Anstelle Demokrits hätte Descartes sich freilich auch gegen Daniel Sennert abheben können, der vor Descartes bereits die Existenz unsichtbarer Teilchen behauptet hat (Hypomnema physicum (1636). in : Antike Atomphysik. Texte zur antiken Atomlehre und ihrer Wiederaufnahme in der Neuzeit. Übers. v. Alfred Stückelberger. München : Heimeran 1979, 269). 160 S. 627 auf die Physik ] Descartes unterscheidet nicht nur Physik und Metaphysik, sondern stellt vor allem auch Physik und Mechanik gegeneinander. Jene, so sagt er in den Regulae V 1 (AT X, 380 = LG, 29), verfahren unsystematisch und damit unwissenschaftlich, »die Mechanik studieren ohne Physik und auf gut Glück neue bewegungserzeugende Maschinen konstruieren«. 161 S. 629 des siebten Kapitels ] Vgl. Aristoteles : Meteorologie. Übers. v. Hans Strom = Werke in deutscher Übersetzung. Hrsg. v. Grumach / Flashar. Band 12. Berlin : Akademie, 20. 162 S. 633 Vernunfterkenntnisse ] »Ratiocinia« = »Vernunfterkenntnisse«. Es ist deutlich, daß Descartes die in der Tat auch unsinnige Verbindung von Evidenz und Folgerung vermeiden will. Gemeint sind evidente Erkenntnisse, die als evident = unmittelbar (also nicht geschlußfolgert) ersichtlich (ins Auge springend) eigentlich noch nicht einmal Bewegungen der Vernunft genannt werden können (in Anlehnung an ratio = Vernunft, kinesis (gr.) = Bewegung).
I N DEX LATEIN ISCH – DE UT SCH
A aberratio Abweichung III, 35 acceleratio Beschleunigung IV, 46 accessus Annäherung III, 37 ; IV, 175 ; Vortritt III, 73 ; Zulauf III, 78 accidens Akzidenz I, 59 ; II, 9 ; aus Zufall II, 3 accretio Anwachsen IV, 39 acer ätzend IV, 61, 63, 70, 76, 94 137, 120 ; scharf IV, 61, 63, 70, 76, 88, 94, 109, 111 acidus sauer, säureartig IV, 61, 120 acies Augenschärfe III, 139 actio Antrieb II, 24, 25, 26, 27, 29, 30 ; III, 38, 135 ; IV, 27 ; Auswirkung IV, 60 ; Einwirkung II, 43, 56 ; III, 78, 111, 132 ; IV, 38, 86, 90, 123, 125, 130, 187 ; Ereignis II, 24 ; III, 39 ; IV, 16 ; Handeln I, 38 ; Handlung I, 23, 37, 41 ; II, 42 ; Vorgang II, 56 ; III, 28, 64, 77, 79, 84, 94, 130 ; IV, 4, 15, 16, 18, 20, 28, 32 activitas Wirkungsbereich IV, 153, 171 acus Nadel IV, 145, 167, 168, 180, 181 Adam Adam III, 45 additamentum Zunahme II, 7 adhaesio Adhäsion IV, 127 admiratio Verehrung Ep. Ded. 5 admirator Student IV, 145 admistio Eintritt IV, 93 Ægypti Ägypter III, 139 aequalitas Ausgewogenheit III, 47 ; Gleichheit der Kräfte IV, 49 (vis) Æquator Äquator der Erde III, 35, 155, 156 ; IV, 52, 56, 59, 151 ; Äquator eines Magneten IV, 159, 170 aequilibrium Gleichgewicht II, 61 ; III, 114, 118, 130 aequinoctium Tag- und Nachtgleichen III, 37 ; IV, 52 aequipondium Gegengewicht IV, 27 aër Atmosphäre III, 41 ; IV, 88 ; I, 71 ; II, 7, 12, 17, 19, 38, 56, 58, 61 ; III, 28, 51, 62, 75, 80, 100, 124, 132, 139, 144, 148 ; IV, 2, 19, 23–26, 28, 44–49, 53, 54, 64, 76, 80, 83, 87–89, 94,
96–100, 107, 115, 116, 118, 120, 127, 133–135, 146–148, 150–153, 159, 160, 166, 171, 172, 175, 179–181, 183–186, 193–195, 198 Luft aes Kupfer IV, 72 aestas Sommer III, 155 ; IV, 38, 40, 41, 59 aestus Flut IV, 51, 52 aetas Kindheit I, 47, 67, 71, 72 ; II, 1, 18 (prima aetas) ; Kindheit I, 66 ; II, 26, 37 ; III, 29 (ineunte aetate) ; zu unserer Zeit III, 36 aeternus ewig I, 22 (Deus) ; von Ewigkeit her I, 41 (ab aeterno) ; unvergänglich I, 14 (existentia Dei) ; ewige Wahrheit I, 48, 49, 75 (aeterna veritas) aether Äther III, 100, 108, 112, 113, 148 ; IV, 2, 133, 134 Ætna Siciliae Ätna IV, 78 affectio sinnlicher Eindruck IV, 197 (sensus) ; Erregungszustand IV, 189 (mens) ; Zustand I, 11, 48 ; II, 23 affectus Affekt I, 66 ; IV, 190, 197 agitatio Erregung II, 60 ; III, 94 ; IV, 85 ; Antrieb III, 51, 52, 70, 76, 88, 100, 101, 119, 121, 122, 140 ; IV, 8, 15, 22, 25, 29, 47, 80, 87, 92, 97, 140, 144, 153, 183, 185, 187 ; Antriebskraft III, 127, 149 ; IV, 9 (vis) ; Einwirkung III, 132 alimentum Nahrung III, 22 ; IV, 83, 116 altitudo Höhe III, 20, 41 ; IV, 59 ; Polhöhe (Breitengrad) IV, 54 (altitudo poli) alumen Alaun IV, 61 ambitus Umfang III, 151, 152, 153 ; IV, 55 ambulatio das Spazierengehen I, 9
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ammoniacum (= sal ammoniacum) Salmiak IV, 69 amor Liebe I, 48 ; III, 3 ; IV, 190, 197 amoenitas Entspannung IV, 197 ampulla (ampulla vitrea) Glasflasche III, 75 anfractus Küstenverlauf IV, 55, 56 angelicus (mens angelica) Geisteskraft der Engel II, 40 angulus Ecke III, 48, 49, 87, 88, 92, 99 (corpus) ; Ecken und Winkel II, 35 ; III, 49, 52, 70, 71, 76, 92, 125 (phys.) ; eckig, Ecke IV, 124 ; Nische III, 92 ; IV, 58, 81 ; Winkel I, 13, 14 ; IV, 19 (math.–geom.) ; Winkel III, 35, 129, 132 (astr.) angulus rectus rechter Winkel I, 13, 14, 59 ; IV, 50, 51, 145 ; rechtwinklig IV, 156 anima Seele I, 8, 43 ; IV, 189, 191, 196, 197, 198 (vgl. animus) animadversio Überlegung III, 91 animal körperlich empfundene Freude IV, 190 (laetitia) ; Tier IV, 65, 188 animi pathemata Gemütsbewegungen I, 48 ; IV, 190 animus beabsichtigen I, 59 ; IV, 188 (in animo esse) ; Gemüt IV, 190, 197 annus Jahr I, 57 ; III, 31, 35, 82, 103, 104, 128, 129, 133, 136, 144, 148, 155 ; IV, 39, 40, 116, 139 annuus jährlich III, 39, 155, 156 ; IV, 15 antipathia Antipathie IV, 187 antiquitas Altertum III, 41 antiquus (philosophia) älteste Philosophie IV, 200 Aphelium sonnenfernste Bahnpunkte eines Planeten oder Kometen III, 36 apparatus Vorbereitung IV, 196 apparitio Erscheinung III, 133, 136 appendix (cerebrum) Anhängsel IV, 193 appetitus Antrieb I, 48 ; Begierde I, 66 ; IV, 190 aqua Wasser, Gewässer I, 71 ; II, 6, 7, 12, 17, 26, 56, 58 ; III, 26, 28, 30, 33, 94, 124 ; IV, 19, 25, 26, 34, 44 47–50, 53–60, 62, 64–68, 70, 73, 75, 87, 90–94, 98, 100, 104, 105, 110, 119–121, 133–136, 143, 147, 154, 166 arbitrium nach Belieben ausdenken I, 16 (effingere) ; Willkür I, 6, 39–41 ; willkürlich erdichten III, 38 (fingere) arbor Baum I, 59 ; IV, 33, 60, 201, 203 arcanum (arcana scientiarum) Geheimnisse der Wissenschaften Ep. Ded. 5 archetypon / um Urbild I, 18 arcus Bogen IV 47, 132 arena Ballastsand II, 17 ; Sand (in Sanduhren) III, 80 ; Sand IV, 21, 44 argentum vivum Quecksilber IV, 16, 58, 60, 63, 70, 72, 80, 121 argilla Ton (Tonerde) IV, 44, 76 argumentum Argument I, 29 ; II, 42 ; III, 38, 83 ; Beweisgrund Ep. Ded. 5 Aries (Sternbild) Widder III, 35, 36, 128 Aristoteles III, 139 ; IV, 200, 204 (Meteorologie) armatura Beschlag IV, 173 ars künstliche Bedingung IV, 121 ; Kunstgebilde IV, 203 (arte facta) ; Kunst IV, 204 ; ars
(bonae artes & scientiae) schöne Künste und Wissenschaften Ep. Ded. 5 arteria Arterie IV, 65 artifex Erbauer I, 37 (automatum) ; Hersteller IV, 204 artificium technisches Gebilde I, 17 aspectus Beobachtung III, 52 ; Beobachtungspunkt III, 133 ; scheinbare Stellung III, 40 asseclae Begleiter (= Jupitermonde) III, 31, 33 assensus Zustimmung I, 6, 43, 74 assensio (praebere) Geltung verschaffen I, 34 Astronomi Astronomen III, 15, 24, 40, 41, 103, 131 ; IV, 179 Astronomia Astronomie III, 37 Astronomica (Beweisführungen der) Astronomie I, 72 astrum Gestirn III, 46, 64 atomus Atom II, 20 atramentum Schusterschwärze, Kupfervitriol, IV, 61 (atramentum sutorium) ; Tinte IV, 16, 197 attractio Anziehungskraft IV, 184 (vis) ; Anziehung IV, 184–187 attributum
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Attribut I, 52 (substantia cognoscere) ; Attribut I, 57 (attributa in rebus ipsis & in cogitatione) ; Attribut I, 62 (distinctio rationis) ; Attribute Gottes I, 22, 28, 29, 75 (attributi Dei) ; Attribute des Denkens / der Ausdehnung I, 54 (attributi cogitationis / extensionis) ; charakteristisches Attribut I, 53 (praecipua proprietas substantiae) ; Wesensmerkmal I, 56 (modi, qualitates) attritus Abrieb III, 87 ; IV, 39, 132 auctor Autor (der unbekannte Autor, auf den Descartes sich nicht besinnt) III, 139 auctoritas (auctoritas Ecclesiae) Autorität der Kirche IV, 207 auditus das Hören IV, 200 ; Hörsinn IV, 194 auris Ohr IV, 194, 198 aurum Gold II, 19 ; III, 122 ; IV, 25, 72 Auster Süden III, 35 ; IV, 144, 150, 158, 159, 166, 170 australis Südpol, südlicher Pol III, 69, 74, 91 ; IV, 133, 145, 146, 149, 150, 151 ; (magnetischer) Südpol IV, 145, 149–154, 159, 165, 170, 173, 175, 178, 179 (polus magnetis) ; südlich III 91 ; IV, 146, 149–151, 155, 170 (pars Terrae, coeli u. sonstige Verbdg.) author Urheber I, 5, 13, 24, 36, 37, 39 automatum / on Automat I, 37 ; IV, 203 autoritas Autorität I, 76 Autumnus (initium Autumni) Herbstbeginn IV, 52 avis Vogel I, 59 ; II, 38 axioma Axiom I, 49 axis Achse (allg.) II, 32 ; III, 65, 69, 72, 90, 91, 117, 127, 154, 156 ; IV, 81, 133, 154 ; Achse (der Erde) III, 33, 35, 149–151, 154–156 ; IV, 13, 21 ; Achse (der Sonne) III, 74, 84, 106, 109, 110 B basis (math.-geom.) Grundlinie (eines Dreiecks) I, 59 ; (math.-phys.) Grundlinie (eines Dreiecks) III, 78 ; (math.-phys.) Grundfläche (eines Kegels) III, 77 bellicus (tormentum bellicum) Kriegsgeschütz IV, 115 bellum Krieg IV, 107 benignitas Würde Ep. Ded. 6 bitumen Bitumen (Asphalt, Erdpech) IV, 62, 76, 78, 79 bonitas Güte III, 1 (Deus), Ep. Ded. 3 ; das Gute I, 22 bonum das Gut I, 38 ; IV, 190 bonus (Deus est summe bonus) höchste Güte IV, 206 borealis Nordpol, nördlicher Pol III, 31, 69, 74, 91, 128, 129 ; IV, 133, 146, 149–151 ; (magnetischer) Nordpol, nördlicher Pol IV, 145, 149–151, 153, 155, 159, 170, 173, 175, 178, 179 (polus magnetis) ; nördlich IV, 146, 150, 165, 170, 178 (pars Terrae, coeli u. sonst. Verb.) Boreas Norden III, 35 ; IV, 144, 166, 170 brachium Arm IV, 33 (particulae) ; Unterarm IV, 196 Brasilia Brasilien IV, 54 C calamus (Schreib-)Feder IV, 197 calculus berechnen II, 45 (calculo subducere) ; Berechnung III, 41 ; IV, 24 ; eine Berechnung anstellen II, 53 (iniri calculus) calor Wärme I, 48, 71 ; II, 11 ; IV, 15, 29–31, 38, 40, 41, 46, 47, 54, 59, 60, 61, 63, 64, 74, 80, 98, 129, 136, 140, 143, 191, 198 calvaria Schädel IV, 193 calx Kalk IV, 92, 93, 117, 123–125 caminus Kaminschacht IV, 99 (tubus camini) ; Kaminwände IV, 117 (parietes caminorum) campus Ebene IV, 44, 64 Cancer (Sternbild) Krebs III, 35 candela Kerze IV, 77, 95, 98, 100 Canis (Sternbild) Großer Hund III, 139 Capricornus (Sternbild) Steinbock III, 35 caput cometae Kopf eines Kometen III, 128, 136 carbo Kohle, Kohlen III, 132 ; IV, 105, 108, 109,
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cardo (cardines mundi) Welt- und Himmelsgegenden III, 29 Cassiopeja (Sternbild) Kassiopeia III, 104 catenula Kettchen (Hörvorgang, Ohr, Trommelfell) IV, 194 cauda cometae Schweif (eines Kometen) III, 84, 136, 138 causa / caussa (ohne exempli caussa, quam ob caussam u.ä.) Ursache I, 12, 17, 18, 21, 24, 29–31, 35, 38, 71–75 ; II, 5, 26, 36, 37, 39–41, 56, 60 ; III, 4, 19, 22, 25, 42, 43, 45, 47, 56, 57, 70, 90, 101, 104, 111, 112, 114, 115, 121, 124, 126, 132, 138–141, 144, 150–152, 154, 156, 157 ; IV,
1, 27, 29, 40, 47, 49, 56, 87–89, 94, 127, 146, 151, 168, 185–187, 190, 196, 203 Wirkursache I, 18, 28 (causa efficiens) ; Endursache I, 28 (causa finalis) caverna (cavernae aurium) Höhlungen der Ohren IV, 194 cavitas Hohlraum II, 18 ; IV, 43, 64, 65, 68, 71, 77–80, 94 ; Höhlung III, 132 celeritas Geschwindigkeit II, 4, 33, 35, 43, 44, 46–49, 51, 52, 58, 60 ; III, 33, 49, 71, 74, 83, 85, 87, 88, 119, 126, 129, 144, 151 ; IV, 86, 115, 153 cera Wachs IV, 95, 98, 184 cerebrum Gehirn IV, 189, 190, 193, 196, 198 certitudo Gewißheit I, 10 cessatio (cessatio actionis) Nachlassen des Antriebs II, 24 chalybs Stahl IV, 140–145, 163, 164 Chaos Chaos III, 47 charta Papier IV, 197 Chirurgus Chirurg IV, 196 Chymici Chemiker IV, 63, 92, 120, 123 cinis Asche III, 132 ; IV, 106, 108, 114, 117, 123–125 circuitus Umlauf (der Planeten) III, 31, 33 ; Umlauf (von Partikeln) III, 61, 82 ; Umdrehung (Kreisel und Planet) III, 144 ; Umlauf (der Sonnenflecken) III, 148 circulatio Kreislauf II, 57 circulus Umkreis II, 33, 57 ; III, 31, 33, 34, 46, 71, 78, 83 ; IV, 26 ; Kreis II, 33, 39, 57, 59 ; III, 30, 39, 40, 57, 58, 66, 73, 74, 84, 126, 135, 149, 151, 153, 157 ; IV, 50, 179 ; Großkreis III, 128 (circulus magnus) circumferentia äußerer Rand III, 111, 119, 130 (vortex) ; Materiegürtel III, 61, 62, 73, 74, 81, 111, 112, 116, 118, 140, 151 ; umgebende Fläche III, 109 ; Umriß III, 97 (macula) ; III, 23 sphaera circumferentia circumpolaris Polregion (eines Wirbels) III, 69, 71 ; Polregionen (der Sonne) III, 96 circutio Umlauf III, 36, 41 clare klar aufstoßen III, 47 (clare apparere) ; klar bemerken I, 22 (clare advertere) ; klar betrachten IV, 197 (clare videre) ; klar dartun IV, 1 (clare ostendere) ; klar einsehen / einsichtig sein I, 25, 61 ; II, 1 ; III, 58, 90 ; IV, 50 (clare intelligere) ; klar und deutlich einsehen I, 60, 64 (clare & distincte intelligere) ; klar erfassen I, 30, 35, 43, 44, 46, 47, 61, 62, 66, 69, 70 ; II, 6, 23, 35, 61 ; III, 64, 86 (clare percipere) ; klar und deutlich erfassen I, 30, 33, 41, 43, 47, 50 ; II, 1 (clare & distincte percipere) ; klar erkennen IV, 179 (clare cernere) ; klar erkennen I, 16, 66, 68 (clare cognoscere) ; klar und deutlich erkennen I, 75 (clare & distincte cognoscere) ; klar herleiten III, 43 (clare deducere) ; klar sehen I, 45 ; II, 1 (clare videre) ; klar und deutlich sehen I, 66 (clare & distincte videre) ; klar zeigen I, 73 ; (clare ostendere) ; es zeigt sich als klar I, 67 (clare apparere) clarus klar I, 68, 76 ; klar III, 17 (hypothesis Copernici) ; klar und deutlich I, 74, 75 (conceptus) ; klar und deutlich I, 54 (notiones) ; klar und deutlich I, 47 (simplices notiones) ; klare und deutliche Erfassung I, 45, 46 (perceptio) ; was das Klare und Deutliche ist
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I, 30 (in vigilia / in somno) ; klarer einsehen II, 57 (clarius intelligere) ; klarer und deutlicher einsehen I, 19, 63 (clarius & distinctius intelligere) ; klarer erkennen I, 11, 19 (clarius cognoscere) ; klarer ermitteln I, 2 (clarius invenire) ; klarer zutage treten II, 7 ; III, 78 (clarius patere) clavus Nagel II, 63 clepsydra Wasseruhr III, 80 coacervatio Ansammlung IV, 202 cochlea wie bei Schneckenhäusern eingedreht III, 72, 90 ; IV, 133, 137 (in modum cochleae contortus) ; III, 107 wie bei Schneckenhäusern ausgehöhlt cogitans denkendes Ding I, 8, 53, 60 ; II, 2 (res cogitans) ; denkende Substanz I, 48, 52–54, 60, 63 (substantia cogitans) ; denkende Naturen I, 75 (naturae cogitantis) cogitatio das Denken I, 8–10, 19, 48, 53, 54, 57, 60, 63, 64, 71, 74 ; II, 2, 13, 28, 34 ; III, 2 ; IV, 187, 200 ; der Gedanke / die Gedanken I, 47, 64, 65, 68, 71 ; II, 6, 20, 23, 35 ; III, 53 ; IV, 189–191, 197 ; kann ich mir nicht denken II, 24 (sub cogitationem meam cadere) ; irgendein Gedankending herbeizaubern III, 56 (aliquam cogitationem affingere) cognitio Erkenntnis Ep. Ded. 2–6 cohaerentia Bindungskraft II, 54 collisio Zusammenprall IV, 94, 200 color Farbe I, 48, 66, 68, 69–71, 75 ; II, 1, 4, 11 ; IV, 131, 188, 195, 197–200 ; Farben des Regenbogens III, 97 (colores iridis) columna Säule III, 26 (Terra) ; Säule III, 90 (particulae striatae) coma Strahlenkranz, Kranz (eines Kometen) III, 133, 134, 136, 138, 139 Comes Komet III, 20, 41, 42, 52, 81, 83, 84, 115, 118, 119, 126– 130, 132, 133, 136, 138–140, 146, 152, 154 commotio Erregung I, 48 ; IV, 190 ; Erregung IV, 197 (sive animi pathemata) compages Zusammensetzung IV, 204 comparatio Vergleich III, 22 compressio Kompression IV, 47 compressus zusammengedrückt II, 6 (spongium) ; komprimiert IV, 47 (aër) conatus Bestrebung II, 26 ; III, 56–60, 63, 64 concavus gekrümmter Bereich (des Himmels) III, 38 ; gekrümmter Teil (einer Linie) III, 132 ; hohle Halbkugel III, 77, 80 (concavum hemisphaerium) ; Hohlspiegel IV, 86 (speculum concavum) ; innere Gestalt eines Gefäßes II, 18 (figura concava vasis) conceptus Begriff I, 14, 15, 52, 55, 63, 74, 75 ; II, 8 conclusio Folgerung I, 9 concursus Eingriff (Gottes) I, 31, 51, 52 ; II, 36 (concursus Dei) ; Zusammenprall IV, 200 (phys.) ; Verbindung IV, 202 (Demokrit) ; Zusammenspiel IV, 203 concussio Erdstoß IV, 79 condensatio Verdichtung II, 6, 33 congeries Ansammlung III, 119 ; IV, 5, 45 conjunctio Konjunktion (Stellung des Mondes) III, 153 ; Verbindung II, 3, 18 ; (chem.) Verbindung IV, 111, 140 connexio Verknüpfung II, 18 conscientia Bewußtsein I, 9 consideratio Betrachtung II, 39 ; IV, 133 ; in Betracht kommen I, 29 (venire in considerationem) ; physikalische Forschung III, 3 (Physica consideratio) ; Prüfung I, 26, 75 ; etw. thematisieren III, 53 consilium (consilium Dei) Gottes Ratsschluß I, 28 conspectus Betrachtung III, 13 ; Blickfeld III, 128, 152 constitutio (vorfindliche, herrschende) Bedingung II, 37 constructio (constructio mundi) Aufbau der Welt III, 1 consuetudo Gewohnheit I, 66 contemplatio Betrachtung I, 3, 16 contiguitas Berührung IV, 127, 140 conus Kegel III, 77,
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78, 80, 81 conversio Umdrehung III, 156 (Terra) ; Verwandlung IV, 124 (chem.) ; Ausrichtung IV, 154, 168, 170 (magnes) convexus gekrümmter Bereich III, 38 (pars) ; gewölbte Oberfläche III, 132 (superficies vorticis) ; innere Oberfläche III, 38 (superficies coeli) ; Sammellinse IV, 86 (vitrum convexum) Copernicus, Copernicanus Kopernikus, Kopernikanisch III, 17, 18, 19, 38 copia Menge III, 73, 90, 98, 108 ; IV, 56, 59, 78, 96, 105, 152, 158, 168 cor Herz IV, 190 corporalis (causa) körperliche Ursache IV, 187 corporeitas (sive substantia) Körperlichkeit I, 71 corporeus körperlich I, 23 (Deus) ; körperliches Ding I, 8, 19, 23 (res corporeus) ; körperliche Einwirkung II, 56 (actio corporea) ; körperliche Gegenständlichkeit II, 64 ; körperliche Lust IV, 191 (voluptas corporea) ; körperliche Materie II, 4 (materia corporea) ; körperliche Natur I, 23, 75 (natura corporea) ; körperliche Substanz I, 52–54, 60, 61, 63, 73, 75 ; II, 8–11, 19, 21 (substantia corporea) ; körperliche Ursache II, 40 (causa corporea) corpus A. Metaphysik: Körper I, 7, 26, 68 ; II, 3 ; III, 48–50, 52, 87, 130, 132, 134 ; IV, 199, 200 ; Wesen (= Begriffsbestimmung) des Körpers II, 4, 5 ; III, 121 ; als Substanz I, 52, 53, 63, 64, 73 ; als res extensa II, 1 ; Gott ist kein Körper I, 23 ; im Ggs. zu Geist (Seele) I, 8, 9, 11, 12, 47, 48, 52, 53, 61, 63, 64, 71, 72 ; IV, 189–193, 195–198 B. Physik: im Zusammenhang mit Bewegung und ihren Gesetzen I, 57, 61, 69 ; II, 24–33, 37–46, 49–53 ; III, 28, 55, 57, 60, 88, 114 ; im Ggs. zum leeren Raum (Körper als Ausdehnung) II, 10–13, 15–19 ; Verdichtung und Verdünnung II, 5–7, 19 ; IV, 31 ; Zusammenhänge zwischen harten und flüssigen Körpern II, 54–63 ; Weltkörper (Sterne, Planeten usw.), ihre Entstehung und ihre Bewegungen III, 5, 9, 15, 25, 28, 29, 46, 52, 54, 61, 64, 72, 73, 75, 76, 78–80, 94, 96, 120, 125, 143, 157 ; IV, 1, 50 ; Körper, aus denen die Erde sich zusammensetzt III, 11 ; IV, 4, 5, 14–18, 32–45, 49, 57–60, 63, 65, 67, 71 ; im Zusammenhang mit Feuer und Verbrennungsprodukten III, 21, 22 ; IV, 80, 83–86, 88, 90, 92–94, 98, 101, 102, 104–108, 114, 117, 118–128, 131, 132 ; Sonnenflecken III, 32, 102, 104 ; Erdkörper IV, 3 ; Durchsichtigkeit IV, 16, 17 ; Schwere, Schwerkraft IV, 20–27 ; im Zusammenhang mit Magneten, Eisen und Stahl IV, 134–136, 139–140, 145, 147–148, 152, 153, 161, 166, 172, 175, 181 ; quasi-magnetische Erscheinungen bei Bernstein, Erdpech, Wachs, Harz, Glas IV, 184– 187 C. Mensch: menschlicher Körper I, 7, 9, 47, 48, 67, 71, 72, 74 ; II, 2 ; IV, 116, 189–193, 195–198 ; Mensch als Maschine I, 71 ; Einheit von Geist und Körper II, 2, 3 ; im Zusammenhang mit Sinneswahrnehmung und Affekten IV, 189–193, 195–198, 200–204 corpusculum Körperchen IV, 184, 201, 202 corruptio Korrosion II, 56 ; IV, 80 cortex (äußere) Schicht III, 113–116, 118, 123, 155 ; IV, 38, 64 coelestis (materia coelestis) Himmelsmaterie III, 30, 31, 33, 48, 62–64, 68, 85, 110, 111, 123–126, 129, 134, 136, 140, 145, 148, 151, 153, 155 ; IV 5, 8, 15–20, 22–25, 27, 32, 33, 35–41, 45, 47, 49, 55, 57, 81, 82, 96, 106, 107, 125 coelum Himmel I, 7 ; II, 13, 22 ; III, 8, 21, 22, 25–31, 31, 35, 38–42, 46, 47, 53, 64, 67, 69, 71, 73, 76, 81–85,
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89–92, 94–96, 98, 99, 102, 104, 106, 108, 111, 117, 118, 128–130, 132, 133, 136, 140–143, 146, 148, 153, 155, IV, 2, 9, 21, 28, 32, 78, 146, 147, 149, 150, 152, 206 (sg.) ; Himmelsregion III, 24, 25, 34, 46, 52, 53, 60, 64, 157 (pl.) ; Himmelswirbel III, 65, 114 ; IV, 49 (vortex coeli) crassities Dicke (eines Körpers) IV, 40, 48, 127 crassiuscula (particulae crassiuscularae) die gröberen der kleinen Partikel IV, 80, 104, 114 creator Schöpfer III, 1 ; Schöpfer aller Dinge I, 22 ; III, 47 (Deus) ; Schöpfergott III, 20 creatura das Geschaffene I, 24, 51 ; II, 42 ; Geschöpf II, 20 crinis Kometenschweif, Schweif III, 133, 136 crusta Salzkruste IV, 67 (crusta salis) ; Schale IV, 38, 39, 44, 64, 134, 135, 166, 180 crystallinus (coelum crystallinum) kristalliner Himmel III, 38 cubitum Ellenbogen IV, 196 cubus Würfel IV, 33 culpa Vergehen I, 38 cupiditas (cupiditas veritatis assequendae) Verlangen nach der Wahrheit I, 42 curatio (medizinische) Operation IV, 196 currus Wagen II, 32 cursus Flußlauf IV, 92 ; Kurs III, 26 (navis) ; Lauf III, 116, 124–126, 129, 149, 153 ; IV, 25, 56 ; Verlauf IV, 96, 168 curvatus (superficies) gekrümmte Oberfläche I, 71 curvilineis (triangulum) krummliniges Dreieck III, 90 curvitas Krümmung (einer Bewegung) II, 39 curvus gekrümmt III, 84, 133, 138 (cauda cometae / coma) ; gekrümmte Bewegung II, 39 (motus curvus) ; gekrümmte Linie II, 32, 39 ; III, 74, 126, 132 ; IV, 19 (linea curva) cuspis Spitze (der Natronpartikel) IV, 113 cutis (menschliche) Haut IV, 191 cylindrus Zylinder III, 86 cymba Kahn (bei Magnetismusexperimenten) IV, 154, 166, 170 dator (deus) Spender I, 29 D deceptor (deus) Betrüger I, 30, 31 ; II, 1 declinans (linea declinans) abbiegende Linie III, 62 declinatio Abweichung III, 156 ; IV, 145, 168–170 declivitas abschüssige Ebene III, 62 ; Abschüssigkeit IV, 64, 67 defatigatio Ermüdung I, 73 defectus Mangel I, 38 ; III, 5 definitio Definition I, 10 Democritus Demokrit IV, 202 demonstratio Beweis I, 5, 13, 21 ; II, 57, 64 ; III, 136 ; IV, 204, 206 densus dicht III, 94, 96, 97, 104, 105, 115, 116, 117 ; IV, 2, 4, 18, 32, 40, 41, 59 ; Dichte II, 6 ; sich verdichten II, 6 (reddere) ; weitere Verdichtung II, 6 (comp.) descensus Abstieg IV, 26 ; das Sinken III, 120 descriptio Beschreibung III, 111, 112 ; IV, 3–5 desiderium (naturales desideria) natürliche Bedürfnisse IV, 190 desperatio Verzweiflung Ep. Ded. 3 destructio Zerstörung II, 37 determinatio Bestimmung II, 13 (Feststellung eines Sachverhalts) ; Ausrichtung II, 40, 41, 44, 56–58, 60 ; III, 121 (Bewegung) determinatus ausgerichtet II, 39, 41 ; III, 25, 121 (Bewegung) ; bestimmt II, 8, 14, 25, 33, 36 ; III, 29, 42, 92 ; IV, 134, 185, 203 (gerade so und nicht anders) Deus Gott I, 5, 7, 13, 14, 16, 18, 19–31, 35, 36, 38, 40, 41, 43, 51, 52, 54, 56, 60, 75, 76 ; II, 1, 18, 20, 36, 37, 39, 42 ; III, 1–3, 20, 29, 40, 43, 45–47, 85 ; IV, 205, 206 ; Ep. Ded. 4 diametros / diameter Durchmesser IV, 49–51, 132 ; Erddurchmesser III, 5, 6 ; scheinbarer Durchmesser (eines Kometen)III, 139 dies Tag I, 57 ; III,
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37, 38, 155 ; IV, 38, 40, 49, 59, 115 ; Tag (in Zeitangaben) III, 32, 33, 103, 128, 129, 148 ; IV, 79, 196, 201 differentia Differenz (Kategorie) I, 59 ; Unterschied I, 27, 71 ; II, 10, 12, 41 ; III, 17, 52, 130, 135, 136 ; IV, 80, 123, 142, 144, 172, 190, 198, 203 Unterschied (vgl. distinctio = Unterscheidung, diversitas = Verschiedenheit) difficultas Schwierigkeit I, 40, 63, 73 ; II, 54, 56, 58 ; III, 30, 80 digitus Finger IV, 196, 198 dilatatio Ausdehnung IV, 40 dimensio Dimensionen der Himmelskugel III, 64 (dimensiones sphaerae) ; Dimensionen des Raumes III, 23 (dimensiones spatii) Dioptrica (Werk Descartes’) Dioptrik III, 130, 132, 134 ; IV, 189, 195 directio Richtung III, 155 dispositio Anordnung III, 126 ; IV, 198, 199 ; Struktur III, 106 (maculae) disputatio Disput I, 26 dissolutio (maculae) Auflösung der Flecken III, 100, 101, 113, 148 ; IV, 2, 6 distantia Abstand II, 18 ; III, 14, 20, 130, 147 ; Entfernung III, 5–7, 13, 36, 40, 41, 64, 81, 82, 84, 119, 132 ; IV, 58, 184, 187 distincte deutlich einsehen I, 51, 55, 60 (distincte intelligere) ; klar und deutlich einsehen I, 60, 63, 64 (clare & distincte intelligere) ; deutlich erfassen I, 14 ; III, 47 ; IV, 206 (distincte percipere) ; klar und deutlich erfassen I, 30, 33, 41, 43, 47, 50, 68 ; II, 1 (clare & distincte percipere) ; deutlich erkennen I, 63, 75 (distincte cognoscere) ; klar und deutlich sehen I, 66 (clare & distincte videre) ; etw. deutlich vorstellen und einsehen IV, 200 (distincte imaginari & intelligere) distinctio Einteilung IV, 3, 33 ; Scheidung IV, 115 ; Unterscheidung I, 8, 60–62 ; IV, 190 distinctus das Klare und Deutliche I, 30 (clarus & distinctus) ; deutlicher Begriff I, 63, 74, 75 (conceptus distinctus) ; klarer und deutlicher einsehen I, 19 (clarius & distinctius intelligere) ; deutlicher Gedanke IV, 190 (distincta cogitatio) ; unterschiedliche Geisteshandlungen I, 23 (operationes distinctae) ; klare und deutliche Grundbegriffe I, 54 (clarae & distinctae notiones) ; klare und deutliche Idee I, 54 (clara & distincta idea) ; real unterschieden I, 60, 61 (realiter distinctus) ; geteilt IV, 14, 141 ; trennen IV, 33 ; verschieden II, 32 ; deutliche Wahrnehmung I, 45, 46 (perceptio distincta) ; deutlicher hervortreten (i.S.v. bekannter werden) Ep. Ded. 3 diversitas Gegensatz I, 70 ; III, 71 ; Verschiedenheit I, 71 ; II, 23, 53 ; III, 40, 154, 155 ; IV, 71, 80, 125, 186, 190, 194, 200 ; Änderung der Verhältnisse IV, 27 divinus göttliche Autorität I, 76 (autoritas divina) ; Gottvertrauen I, 76 (fides divina) ; göttliche Offenbarung II, 36 ; III, 2 (revelatio divina) divisibilitas Teilbarkeit I, 23, 26, 48 divisio Teilung II, 34, 35, 64 ; IV, 155 dolor Schmerz I, 46, 48, 67–69, 71, 75 ; II, 1, 2, 63 ; IV, 191, 196–198 dominus Wesen (untergeordnete vs. höhere Wesen) I, 38 dubitatio Zweifel I, 3, 30, (61 an.) dubius Zweifelsgründe I, 3 ; das Zweifelhafte I, 2, 6 ; unzweifelhaft I, 39 (neg.) ; es besteht kein Zweifel I, 50 ; III, 9, 45, 62, 69, 71, 77, 115, 120 ; IV, 34, 42, 43, 64, 133, 148, 204 (non dubium est) ; zweifellos II, 1 ; III, 9, 84, 150 (procul dubio) ; in Zweifel ziehen II, 1 ; IV, 184 (in dudium revocare) dulcis (aqua dulcis) Süßwasser IV, 48, 57, 60, 62, 66–68, 120 duratio (An-) Dauer (Kategorie)I, 48, 55–57, 61, 62, 69 ; Dauer III, 63 (vis luminis) ; Fortbestand
index (unserer Existenz)I, 21 119, 127, 143, 191 E
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durities Härte I, 48, 71 ; II, 4, 11, 19, 63 ; IV, 41,
Ecclesia Catholica Katholische Kirche IV, 207 Eclipsis (Sonnen- oder Mond-) Finsternis III, 37 Ecliptica Ekliptik III, 35–37, 66, 70, 72–78, 81, 84, 94, 95, 108, 136, 138, 155, 156 ; IV, 52, 56 educatio (educatio consueta) hergebrachte Erziehung Ep. Ded. 5 effectus Auswirkung III, 136 ; IV, 15, 16, 18, 19, 117, 122–124, 184 ; Bewirkung I, 28 (Deus) ; Wirkung I, 24 ; II, 45, 53, 56, 60 ; III, 4, 47, 57, 59, 93, 132 ; IV, 23, 27, 84, 187, 203 efficacitas Wirksamkeit III, 48 electrum Bernstein IV, 187 elementum Anfangsgründe der Astronomie III, 37 (elementa Astronomiae) ; Anfangsgründe der Geometrie II, 64 (elementa Geometriae) ; erstes Element III,
52, 54, 55, 60, 69–78, 80, 86, 87–89, 92–94, 100–102, 104–106, 108–113, 115, 116, 118, 122, 125, 142, 143, 148, 150, 155 ; IV, 2–4, 6–8, 10, 25, 57–59, 62, 80–84, 86–88, 90–93, 95, 96, 100, 103, 109, 111, 116, 124, 129, 133, 153, 185, 186 (primum elementum) ; zweites Element III, 52, 54–56, 60, 63, 70–73, 75, 76, 78, 80, 82, 84, 86–88, 90, 92–94, 99, 100, 108, 110, 113, 115, 116, 121–126, 135, 140, 142 ; IV, 4, 6–11, 13, 25, 48, 57, 58, 80, 81, 84–93, 95, 101, 103, 104, 111, 116, 124, 125, 129, 130, 132, 147, 153, 181, 185–187, 195 (secundum elementum) ; drittes Element III, 52, 87, 100, 121, 122, 124, 132, 148 ; IV, 2, 3, 5–10, 12, 13, 15, 16, 18, 23, 28, 32, 33, 36, 37, 40, 45, 80, 124, 129, 147, 153 (tertium elementum) ; Element IV, 133 (die klassischen vier Elemente) ellipsis Ellipse III, 84, 153 ; IV, 132 ellipticus elliptisch IV, 132 ellychnium (Lampen)docht IV, 96, 98, 116 ; Lunte IV, 107, 115 eminenter (formaliter aut eminenter) formal oder eminent I, 17 Empyreus (coelum Empyreum) feuriger Himmel III, 38 ens (Deus) Wesen I, 14–16, 18, 54 enumeratio Aufzählung I, 48 ; IV, 145, 199 epistola Brief IV, 205 error Abweichungen der Planetenbahnen III, 15, 141 ; Irrtum I, 6, 29, 31, 35, 36, 38, 42, 70–72 ; II, 17, 18 ; III, 47 ; Fehler Ep. Ded. 3 essentia Essenz I, 16, 53 Ethica Ethik III, 3 Eurus Ostwind II, 61 Eva (Adam und) Eva III, 45 evidens evident I, 11, 13, 18, 30, 41, 50, 54, 69, 71, 76 ; II, 35, 36, 64 ; III, 38, 43 ; IV, 49, 173, 196, 206, 207 evident ; mit ausreichender Evidenz IV, 187 (deducere) evidentia Evidenz I, 21 examen Untersuchung I, 71, 75 excessus Vorsprung (an Größe oder Geschwindigkeit) II, 49, 52 excursio (cometa) Streifzug III, 41 exhalatio Ausbruch IV, 79 (terraemotus) ; Ausdünstung IV, 70–72, 76, 88–90, 93, 94, 137 existentia Existenz I, 10, 14–16, 21, 22, 48, 56 ; II, 1 experientia Erfahrung II, 36, 38, 39, 63 ; III, 46, 59, 83 ; IV, 4 ; Ep. Ded. 1 experimentum Experiment III, 4, 44, 81, 132 ; IV, 26, 63, 168, 170, 184, 196, 200 explicatio Erklärung I, 24, 30 ; II, 2 ; III, 129, 135, 136 ; IV, 20, 133, 188 expurgatio Herauslösung IV, 39 extensus etwas Ausgedehntes II, 11 (subst.) ; ausgedehntes Ding I, 53 ; II, 1, 2, 4, 19 (res extensa) ; ausgedehnter Körper II, 6, 16 (corpus extensus) ; ausgedehnte Materie I, 2 ; II, 20, 23 (materia extensa) ;
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ausgedehnte Natur I, 75 (natura extensa) ; ausgedehnte Substanz I, 48, 60, 63 ; II, 7, 8, 18, 22 (substantia extensa) ; ausgedehnte Welt II, 21 (mundus extensus) extensio Ausdehnung I, 8, 23, 26, 48, 53, 54, 63–65, 73 ; II, 1, 4–12, 15, 16, 18, 19, 21 extremitas Ende III, 61 ; IV, 39, 42, 44, 47, 110, 144, 145, 158, 159, 167, 168, 175, 177, 180, 189, 195 ; Endpunkt III, 74, 133 ; IV, 28 ; Endung III, 106 ; IV, 133, 138, 162–165 ; entferntester Punkt III, 129 (vortex) ; Rand III, 97, 98 (macula) ; Spitze IV, 197 (calamus) F
fabrica (fabrica mundi) Aufbau der Welt IV, 205 fabula Märchen III, 138 facies Seite III, 12, 132, 152 (facies Lunae) ; Seite IV, 166 (facies magnetis) facula Fackel (Erscheinung an der Sonne) III, 98 facultas Erkenntnisvermögen I, 30, 50 (facultas cognoscendi) ; (Gottes) Vermögen der Aufteilung II, 20 (facultas dividendae) ; Vermögen der Empfindung IV, 196 (facultas sentiendi) ; Vermögen der intellektuellen Wahrnehmung I, 43 (facultas percipiendi) ; Vermögen der Zustimmung I, 43 (facultas assentiendi) ; Vermögen, das Wahre vom Falschen zu unterscheiden IV, 206 (facultas verum a falso disjudicandum) faex Gärstoff IV, 18 fallax trügerisch I, 6, 43 ; geringster Trug IV, 206 falsitas bloße Fiktionalität III, 47 fames Hunger I, 48 ; IV, 190 faux Rachen IV, 190 femur Oberschenkel (des Sternbildes Großer Hund) III, 139 fermentatio Gärung IV, 92 ferreus Eisennagel II, 63 (clavus ferreus) ; Eisenring IV, 145, 174 (rotula ferrea) ; Eisenrohr III, 75 (tubus ferreus) ; Eisenscheibe IV, 145, 172, 173, 180 (lamina ferrea) ; eiserner Stab IV, 179 (bacillum ferreum) ferrum Eisen IV, 72, 135–137, 139, 140, 142–145, 158–169, 171–184 festuca Grashalm III, 30 ; IV, 184 fides christlicher Glaube III, 45 (fides Christiana) ; Gottvertrauen I, 76 (fides divina) ; Vertrauen I, 75, 76 figura Abbildung III, 23, 31, 35, 63, 71, 85, 135 ; IV, 42, 73 ; Figur I, 13, 59 ; III, 153 ; IV, 110 (math. / geom.) ; Gestalt I, 8, 48, 53, 61, 65, 69–71, 73 ; II, 1, 6, 10, 12–15, 18, 25, 34, 35, 37, 56, 64 ; III, 48, 49, 52, 73, 75, 76, 86–90, 92, 94, 95, 99, 122, 123, 136, 138, 155 ; IV, 8, 10, 13, 19, 31–33, 37, 40, 41, 45,
57–60, 63, 69, 80, 124, 126, 127, 132, 141, 147, 148, 168, 182, 185–188, 192, 198–200, 202, 203 (das, was einem Körper äußerlich ist) finalis (causa finalis) Endursache I, 28 firmamentum Firmament III, 131, 155 fissura Riss IV, 41, 42 fixum / stella fixa Fixstern III, 7–10, 13, 14, 20, 21,23, 24, 29, 35, 40–42, 46, 47, 52, 54, 61, 64, 68, 104, 120, 130–132, 139 ; IV, 9, 187, 206 (vgl. astra = Gestirn, sidus = Gestirn, stella = Stern) flamma Flamme I, 71 ; III, 21, 22 ; IV, 78–80, 88–90, 94–98, 100, 102, 103, 105, 107, 113, 115, 116, 123, 187 ; Feuer fangen IV, 92, 94 (flammam concipere) flexilitas Biegsamkeit IV, 36 flexio das Verbiegen IV, 141 flexus Krümmung III, 138 ; IV, 179 fluiditas Flüssigkeit III, 25 flumen Fluß II, 15, 61 ; III, 30, 98, 124 ; IV, 64–66, 92, 98 fluvius Kanal IV, 65 fluxus Ebbe und Flut IV, 49, 51, 55, 56 (fluxus & refluxus maris) ; Strömung IV, 53, 54 fodina Grube (Vorkommen von Bodenschätzen) IV, 62, 63, 75, 137, 139 fons
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Quelle alles Guten und Wahren I, 22 (Deus) ; Quelle IV, 47, 64, 66 foramen Loch III, 63, 122 ; Öffnung IV, 99, 137, 179 forma Form II, 23 ; III, 47, 87, 107 ; IV, 64, 69, 80, 83, 198 formaliter (formaliter aut eminenter) formal oder eminent I, 17 formatio Bildung IV, 14, 38 fornix Gewölbe IV, 41, 42, 94 ; Umhüllung IV, 116 fortitudo innere Festigkeit Ep. Ded. 2, 3 fortunas Schicksal Ep. Ded. 6 fossilia Bodenschätze IV, 70, 71 ; geschürfte Kohlen IV, 105 (carbones fossiles) fragilitas Zerbrechlichkeit IV, 129, 143 fragmentum Bruchtsück III, 124 ; IV, 35, 42–44, 59, 64, 65, 73, 78, 94, 145, 156, 166 frictio Reibung IV, 85, 184 frigor Abkühlung I, 71 ; Erkaltung IV, 46, 64, 89, 126, 144 ; Kälte IV, 198 frigus Kälte I, 71 ; II, 11 fulgetra (= fulgetrum) Wetterleuchten IV, 88, 89 fuligo Ruß IV, 116, 117 fulmen Blitz IV, 87, 89 fumus Rauch IV, 83, 97–99, 101, 114 ; Rauchschwaden IV, 77, 78 (pl.) funda Schleuder II, 39 ; III, 57–60 fundamentum Fundament (i.S.v. Prinzip) IV, 48, 206 ; (veritatis fundamenta) Grundlagen der Wahrheit Ep. Ded. 1 fundus Boden (eines Gefäßes) III, 63, 75 ; IV, 26, 110 ; Grund eines Brunnens IV, 67 (puteus) funis Tau (i.S.v. Seil) III, 26, 59, 114 ; IV, 87, 107 furia Furie IV, 197 G gagates Erdpech (Gagatkohle) IV, 184 gangraena Knochenfraß IV, 196 Gemini (Sternbild) Zwillinge III, 36 gemma Edelstein IV, 71 generaliora Allgemeinheiten IV, 184, 206 generatio Entstehung III, 87, 105 ; IV, 2, 48 ; Erzeugung IV, 94 (ignis) genus Gattung I, 48, 49, 58, 59, 62 ; II, 55 ; III, 52 ; IV, 33, 35, 60, 71, 114, 120, 191 ; in jeder Hinsicht IV, 190 (toto genere) Geometres / Geometer Geometer II, 64 ; III, 123 Geometria Geometrie II, 64 ; Ep. Ded. 5 Gilbertus William Gilbert IV, 166, 168 glacies Eis III, 124 ; IV, 48 gleba Klumpen IV, 136, 139, 140, 142, 169 globulus Kügelchen III, 48, 61–63, 78, 80–88, 92, 99, 108, 110–112, 117, 122–125, 134–136, 145, 148, 153 ; IV, 7, 8, 11, 12, 15–20, 23, 32, 33,
38–40, 45, 47, 48, 57, 58, 81–84, 96, 106, 107, 125, 129, 132 ; Kügelchen des zweiten Elements III, 55, 56, 60, 63, 70–73, 75–78, 80, 82, 84, 86, 88, 90, 92–94, 99, 100, 108, 110, 113, 115, 116, 123, 126, 135, 140, 142 ; IV, 4, 6–11, 13, 16, 25, 48, 57, 80, 81, 84–88, 90–93, 95, 101, 103, 104, 111, 116, 124, 125, 129, 130, 132, 181, 185, 186, 195 (globuli secundi elementi) ; kleine Kugel III, 59, 60 (beim Schleuderexperiment) globus Erdkugel IV, 133, 179 ; Kugel I, 71 ; III, 29, 63, 83, 119, 122, 135, 136, 155 ; IV, 14, 17, 33, 179 gluten Bindung II, 55, 63 ; IV, 172 ; Leim III, 58 granulum Sandkörner III, 80 (arena) ; Körnchen IV, 114 granum Körner IV, 115 gratia Dank I, 38 ; Dankbarkeit III, 3 gravitas Gewicht II, 11, 19, 26 ; III, 63, 114, 120 ; IV, 15, 18, 20, 23, 24, 25, 26, 27, 40, 42, 58, 70, 100, 112, 191, 202 ; Kraft des Eigengewichts IV, 44 (vis propriae gravitatis) ; Schwerkraft III, 62, 63, 114 ; IV, 17, 20, 22, 32, 33, 40, 140 (vis gravitatis) ; Trägheit II, 26 gravitatio Schwerkraft IV, 26 grumulus Häufchen IV, 140, 141, 143 Guinea Guinea IV, 54 gustus Geschmackssinn IV, 192 gutta Tropfen IV, 19,
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20, 26, 90, 91, 140, 184 guttulae Tröpfchen IV, 18, 140–142 Gymnosophista indischer Weiser Ep. Ded. 5 gyratio Kreisbewegung IV, 145, 174 gyrus Kreislauf III, 30, 33, 59, 118, 129, 144 ; IV, 112, 115 ; sich im Kreis drehen I, 71 (in gyrum verti) H habitatio (Terra habitatio nostro) unsere Wohnstatt Erde III, 53 Hecla Islandiae (der Vulkan) Hekla auf Island IV, 78 hemisphaerium Halbkugel III, 77, 80, 108 ; IV, 133, 151 herba Gras IV, 92 hilaritas Heiterkeit I, 48 ; IV, 190 historia (kurzer) Abriß der Naturphänomene III, 4 historici Historiker III, 103 homo Mensch I, 29, 37, 38, 41, 45, 46, 50, 74, 76 ; II, 31 ; III, 3, 18, 40, 45 ; IV, 75, 169, 188, 203 ; Descartes’ Traktat De homine II, 40 hora Stunde I, 57 ; III, 144 ; IV, 203, 204 (im Zusammenhang mit Zeitbestimmung) ; Stunde III, 33 ; IV, 21, 50, 53, 55, 56, 79, 108, 115, 201 (in Zeitangaben) Horizon Horizont IV, 179 horologium Uhr II, 31 ; III, 80 ; IV, 203, 204 humiditas Feuchtigkeit IV, 145, 183, 191 humor Flüssigkeit IV, 114, 115 humus Erdboden IV, 90 hyems Winter III, 37, 155 ; IV, 38, 40, 59 hypocrita Heuchler Ep. Ded. 2 hypothesis Hypothese III, 15–17, 19, 37–40, 44, 48 ; IV, 1, 2 I
ictus Hammerschlag IV, 61, (ictus malleorum) ; Schlag IV, 84, 198 idea Idee (einer Farbe) I, 66 ; (Gott) I, 14–16, 18–20, 22, 54 ; (vielerlei Gegenstände usw.) I, 13–18, 20, 59 ; (der ausgedehnten Materie) II, 1 ; II, 22 ; (mathematische) I, 13, 14 ; (des Raumes oder Vakuums sowie der Ausdehnung) II, 11, 21, 22 ; III, 60 ; (einer Substanz oder eines Zustands einer Substanz) I, 60, 62, 64 ; II, 9, 21 ; (dem Verstand von Natur eingegebene Ideen) II, 3 igneus (trabs ignea) feuriger Balken III, 133 ignis Feuer II, 11 ; III, 75, 94 ; IV, 77, 78, 136, 139, 140, 142–145, 183, 187, 198, 205 ; (klassisches Element) IV, 133 ; (physikalische Erklärung) III, 132 ; IV, 80–88, 92, 94–96, 98–102, 104–109, 114–127, 129–131, 184 ignorantia Unwissenheit Ep. Ded. 5 ignoratio Unwissenheit Ep. Ded. 2 imaginabilis vorstellbar II, 21, 22, 34 ; bildlich vorstellbar I, 73 imaginatio Einbildungskraft I, 53 ; III, 38 (als Geisteskraft) ; Einbildung I, 65, 73 (als Tätigkeit des Geistes) ; Vorstellung IV, 190, 197 (als Einbildung eines konkreten Dinges) imago Bild IV, 197, 200 ; Vorstellung I, 17, 18 imbecillitas Schwäche I, 29 imminutio Verminderung III, 144 ; IV, 46 immobilis unbeweglich I, 71 ; III, 29, 38 (Terra) ; unbeweglich II, 13, 15 ; III, 29 (als
unbeweglich angesehene Punkte, Orte oder Gegenstände im Zusammenhang mit Ortsbestimmung) immotus unbewegt II, 13, 24, 56, 60 ; III, 26, 28, 29, 63, 87 ; IV, 116, 139, 144, 174 immutabilis unveränderlich I, 15 ; II, 36 immutabilitas (Deus) Unveränderlichkeit II, 37, 39, 42 immutatus unverändert IV, 129 impedimentum Hemmnis III, 116 impetus Ansturm des Windes II, 17 (impetus venti) ; Druck IV, 75 (aqua) ; Einfall IV, 89 (in poros) ; Ruck IV, 132 (resilire) ; Schwung III, 102, 114, 118 ; IV,
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6, 32, 36, 40, 41, 47, 57, 105, 129, 138, 153, 164 ; einen Überdruck ausüben IV, 132, 179 (impetum facere) impulsus Druck III, 112, 116 ; IV, 101 impulsio Impuls II, 60 inanimatus leblos III, 56 inanis (spatium inane) leerer Raum II, 5, 17, 19 ; leeres Schiff II, 17 (navis) Incarnatio Inkarnation I, 25 incendium Brand IV, 78 incertitudo Ungewißheit I, 1 inclinatio (phys.) Neigung III, 35 incola Bewohner der Erde III, 130 incommensurabilitas Unmeßbarkeit III, 118 incomprehensibilis unverständlich I, 41 ; II, 34 incongruus Ungereimtheit III, 22 ; die Worte verdrehen III, 29 (incongrue dicere) inconstantia (Deus) Unbeständigkeit II, 36 incorporeus (substantia incorporea) unkörperliche Substanz II, 9 increatus (substantia increata) ungeschaffene Substanz I, 54 incrementum Zunahme III, 16 (Luna) ; Zunahme IV, 55 (Ebbe und Flut) indefinitus / indefinite unbegrenzt I, 26, 27 ; II, 21, 34, 35 ; III, 51, 52 ; IV, 201 independens / independenter unabhängige Substanz (Gott) I, 54 (substantia independens) ; unabhängig IV, 45 (movere) indeterminatus (actiones hominum) unvorherbestimmt I, 41 indicium Anzeichen IV, 136 indifferentia (indifferentia, quae in nobis est) Unabhängigkeit I, 41 indignatio Verbitterung IV, 197 individuum Einzelgegenstand I, 59 ; II, 11 indivisibilis unteilbar II, 20 ; IV, 202 indivisus ungeteilt II, 35, 37 ; III, 87 indubitatus unbezweifelbar I, 66 ; unbezweifelbare Schlußfolgerung III, 5 (ratiocinium) ; unbezweifelbares Urteil I, 45 (judicium indubitatum) inexplicabilis unerklärlich III, 68 infans sprachlose Wesen I, 1 ; lallende Säuglinge III, 45 infantia sprachloser Anfang I, 71, 76 infinitus unendlich I, 22, 24, 26, 27, 35, 41 ; II, 22, 32, 34, 64 ; III, 1 ; das Unendliche I, 19, 26, 27 (infinitum) infirmitas Unvermögen I, 22 (infirmitas nostrae naturae) ; Unzuverlässigkeit III, 29 (infirmitas nostrorum sensuum) inflammabilis entflammbar IV, 79, 109 inflectio Abweichung im Verlauf IV, 168 inflexio Biegsamkeit IV, 138 ingeniosus geistreich Ep. Ded. 5 ingenium Geisteskraft I, 17, 22, 25, 29 ; II, 64 ; III, 2, 3 ; Geist Ep. Ded. 4 ; Geistesgabe Ep. Ded. 5 injuria (fortuna) Ungerechtigkeit des Schicksals Ep. Ded. 6 innumerabilis unzählig II, 34 ; III, 49, 53, 187 innumerus zahllos I, 4, 49 ; II, 31, 34, 64 ; III, 23, 46, 87, 93, 135, 152, 157 ; IV, 8, 26, 55, 130, 132, 196 ; Unmenge der Wirkungen III, 4 (effectus) insensibilis unsichtbare Körper IV, 204 insensilis (particulae insensiles) unsichtbare Partikel IV, 201, 203 instans Augenblick II, 39 ; III, 63 instrumentum Werkzeug II, 63 ; IV, 143, 203 intellectio Einsicht I, 65 ; IV, 197 intellectualis ein der Einsicht dienendes Ding I, 48 (res intellectualis) ; intellektuelles Wohlgefallen IV, 190 (gaudium intellctuale) intellectus Verstand I, 31, 32, 34–36, 38 ; II, 3 ; III, 47 ; Ep. Ded. 4 intelligibilis sich etw. verständlich machen I, 69 (intelligibilis reddere) ; das dem Verstand Zugängliche I, 73 (intelligibilia) ; dem Verstand zugänglich II, 7 interstitium Zwischenraum III, 80 ; IV, 88, 186 intervallum Zwischenraum II, 6, 7 ; III, 49, 80, 108, 111 ; IV, 10, 33, 41, 57, 60,
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64, 81, 82, 85, 88, 90, 106, 111, 115, 135, 185 ; Abschnitt der Bahn III, 40 (intervallum orbitae) interventus das Dazwischentreten III, 115, 116 intextus Verwicklung IV, 127, 132 intuitus (primo intuitu) auf den ersten Blick III, 5 ira Zorn I, 48 ; IV, 190 iris die Farben des Regenbogens III, 97 iter Bahn IV, 168 ; unterwegs IV, 147, 184 (in itinere) J
Jovis / Jupiter (Planet) Jupiter III, 6, 8, 10, 13, 31, 33, 35, 36, 149, 154 judicium Urteil I, 1, 42, 45, 46, 70, 76 ; II, 20 ; IV, 207 ; Beurteilung I, 67 ; Ansicht Ep. Ded. 1 jus Recht IV, 149 justitia Gerechtigkeit Ep. Ded. 3
L
lac Milch IV, 16 lacus See IV, 55 lamina Blech IV, 61 ; (Eisen-)scheibe IV 145, 172, 173, 180, 181 (lamina ferrea) lanugo Flaum IV, 72 lapideus aus Stein III, 122 ; steinig IV, 61, 164, 171, 172 lapis Stein I, 59, 61 ; II, 11, 12, 39 ; III, 57–60, 62, 122 ; IV, 35, 44, 68, 93, 187 ; Gestein IV, 71, 139 (pl.) lapsus Fall IV, 94 (aqua) ; Strömung II, 15 (lapsus fluminis) ; Sturz IV, 89 ; im Verlauf der Zeit III, 85 (lapsu temporis) latitudo Breite I, 64 ; II, 35 ; III, 30, 90, 157 ; IV, 125, 160 ; Abweichung von der Bahnebene III, 35 (aberratio motus) latus Seite I, 59 ; II, 18 ; III, 114, 134 ; IV, 18, 42, 110 ; seitliche Strahlen III, 138 (radii laterales) laus Verantwortung (Lob) I, 37 laesio Verletzung IV, 191 laetitia Freude IV, 190, 197 lentor Reibung II, 26 levitas Leichtigkeit IV, 18, 22, 25 lex Gesetz II, 40–43 ; III, 57, 66 ; IV, 200 ; Naturgesetz II, 37, 39, 40 ; III, 22, 41, 47, 48, 55, 65, 73, 88, 111, 146, 155 ; IV, 29 (lex naturae) liber / libere A. praktische Bedeutungen : frei handeln I, 37 (libere agere) ; freie Handlung I, 41 (actio libera) (homo) ; freie Macht I, 38 (libera potestas) (Deus) ; es steht uns frei III, 46 (nobis liberum est) ; frei von I, 50 (praejudicium) ; freie Willkür I, 6 liberum arbitrium B. theoretische Bedeutungen : frei IV, 155, 166, 171 ; freier verfügbarer Raum III, 73 (liberius spatium) ; in der Luft frei herabfallend III, 62 (in libero aëre cadens) ; der Durchgang steht frei III, 70 (transitus) ; ungehindert III, 105 ; IV, 115, 130, 133, 140, 148, 161, 179–181 ; ungehinderter Durchgang IV, 132, 150 (liber transitus) liberalis der Freigebige Ep. Ded. 2 libertas Freiheit I, 6, 38–41 ; sich die Freiheit nehmen III, 20 (libertatem sumere) Libra (Sternbild) Waage III, 35, 36 libratus im Gleichgewicht gehalten III, 140–142 ligneus aus Holz III, 122 lignum Holz II, 12 ; III, 122, 124 ; IV, 85, 90, 91, 106, 132 limes Grenze I, 27 ; III, 1, 2, 29, 127 limitatio Begrenztheit I, 19, 23 limus Schlamm IV, 44 linea Linie I, 26, 59 ; II, 32, 39, 40, 42, 56, 57 ; III, 35, 57, 58, 61, 62, 64–66, 74,
79, 81, 87, 89, 92, 106, 108, 116–118, 120, 124, 126, 127, 129–136, 138–140, 149 ; IV, 15, 17, 19, 20, 22, 28, 125, 130, 133, 138, 145, 150, 151, 153–156, 170, 179 ; Spirallinie III, 72 (linea spiralis) lingua Zunge IV, 192 liquor Flüssigkeit II, 6, 38 ; III, 94, 96, 114 ; IV, 16, 18, 19, 26, 58, 92, 93, 100, 119, 140–143 litera Buchstabe IV, 197, 205 localis / localiter Ortsbewegung / örtliche Bewegung I, 8, 65, 69 ; II, 24, 56 ; IV, 197, 198, 206 (motus
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localis) ; örtliche Ausdehnung I, 23 (extensio localis) locus A. physische Bedeutungen : Ort I, 9 ; II, 24, 28, 33, 35, 54, 61 ; III, 21, 22, 28–30, 35, 36, 49, 54, 62, 70, 73, 87, 89, 92, 112, 117, 118, 121, 123, 131, 133 ; IV, 23, 32, 39–41, 47, 49, 50, 56, 73–75, 78, 82, 83, 89, 92, 95, 96, 99, 101, 116, 143, 145, 147, 151, 153, 168, 169, 175, 187 ; Ort (im Gegensatz zu Raum) II, 10, 12–18 ; Platz einnehmen / lassen / bieten / finden IV, 31, 88, 90, 98 ; Punkt IV, 86 (Brennlinse) ; Stelle III, 96, 98, 136 ; IV, 16, 34, 59, 140, 141, 181, 185, 196, 205 (als unbestimmte Ortsangabe) ; unter etw. mischen III, 99 (loco subingredi) B. argumentative und rhetorische Zusammenhänge : an dieser Stelle / an geeigneter Stelle / an erster Stelle I, 12, 30, 48, 65 ; II, 2, 43 ; III, 48, 53 ; IV, 63, 134 ; der Fall sein / kann vorliegen III, 63, 71, 115 ; IV, 28 (locum habere) ; anstelle von III, 80 (uti nunc loco ...) ; an erster / zweiter / dritter Stelle IV, 117, 120 (primo / sceundo / tertio loco) Logici die Logiker I, 10 longitudo Länge I, 64 ; III, 30, 90, 157 ; in Längsrichtung II, 32 ; III, 36, 138 ; IV, 39, 145, 160, 167 Lothar Sarsi = Horatius Grassus Orazio Grassi III, 128 lucerna Lampe I, 71 ; IV, 116 lucidus hell (= leuchtend) III, 9, 13, 64, 98, 118, 138, 150 ; IV, 88 lumen naturale natürliches Licht I, 11, 18, 20, 28 ; Licht der Natur I, 30, 44 (lumen naturae) ; Licht der Vernunft I, 76 ; III, 1 (lumen rationis) lumen Licht I, 29, 67, 71 ; III, 10–12, 21, 52, 63, 64, 77, 80, 81, 94, 96–98, 101, 110, 112, 130, 152 ; IV, 4, 15–17, 28–30, 38, 40, 90, 130, 132, 139, 187 ; Lichtstrahlen III, 134 ; IV, 17 (radii luminis) ; Helligkeit III, 98, 111 ; IV, 195, 198, 199 ; Zu- und Abnahme III, 16 (decrementum luminis) Luna Mond III, 5, 8, 10–12, 16, 31, 33, 35, 37, 41, 45, 103, 132, 146, 149, 151–154 ; IV, 49–52, 55, 56 lux Licht I, 48 ; III, 9, 10, 55, 64, 68, 77, 84, 103, 104, 111 ; IV, 90, 91 M machina Maschine I, 17, 20 ; IV, 47, 188, 203 machinamentum Maschinerie I, 71 ; III, 30 macula Sonnenfleck III, 32, 35, 94–106, 108–119, 121, 123, 124, 143, 146, 148, 155 ; IV, 2–4, 6, 59 magnes Magnet III, 91 ; IV, 133, 139, 144, 145, 148–161, 164–168, 170–184, 187 magneticus Magnetkraft IV, 144, 152, 158, 160, 165–168, 176, 180, 183 (vis magnetica) ; magnetische Kraft (virtus magnetica) IV, 145 majestas Vornehmheit Ep. Ded. 6 malitia Bosheit I, 23, 29 malum das Übel I, 38 manifestus / manifeste offensichtlich I, 11, 19, 33, 39, 53, 70 ; II, 16, 18, 27, 36, 38, 39, 52 ; III, 8, 11, 25, 60, 68, 83, 87, 91 ; IV, 19, 23, 54, 89, 156, 157, 168, 178, 204 mansuetudo Milde Ep. Ded. 6 manus Hand I, 7, 12, 67 ; II, 4, 39, 54, 60, 63 ; IV, 113, 154, 196 ; Wurfhand II, 38 mare Meer II, 13, 31, 61 ; IV, 44, 49–52, 54, 55, 64–68 ; inmitten des Meeres III, 26 (in medio mari) ; auf offener See III, 15 (in medio mari) marinus Meersalz IV, 69 (sal marinus) ; Meerwasser IV, 90, 91 (aqua marina) Mars (Planet) Mars III, 6, 10, 31, 35, 146 massa Klumpen III, 89, 122, 124 ; IV, 25 massula Klümpchen III, 90 materia A. Materie allgemein : Materie II, 4, 19, 20, 22, 23, 25, 31, 33–37, 39, 42, 64 ; III, 21, 22, 46, 47–53, 70–76, 78, 79, 84, 86, 87, 90,
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92, 96, 98, 102, 105, 108, 110–112, 114–116, 118–123, 127, 129, 130, 132 ; IV, 3, 4, 21, 40, 49, 59, 61, 101, 107, 108, 131, 132, 187 ; Teilbarkeit der Materie in Teile I, 26 (divisibilitas partium materiae) ; Teilung der Materie II, 34 (divisio materiae) ; ausgedehnte Materie II, 1 (materia extensa) ; Materie II, 1 (materia sive corpus) ; körperliche Materie II, 4 (materia corporea) ; geschaffene und durch sich selbst bestehende Materie II, 17 (materia creata & per se subsistens) ; Materie bzw. körperliche Substanz II, 19 (materia sive substantia corporea) B. Materien bestimmter Körper : Materie des Himmels / der Himmelsregionen II, 22 ; III, 24, 27, 28, 30, 39, 60, 64, 84, 141, 153 ; IV, 36 (materia coeli) ; Himmelsmaterie III, 30, 31, 33, 48, 62, 63, 64, 68, 85, 111, 124, 125, 145, 148, 149, 151, 153, 155 ; IV, 5, 8, 16, 22–25, 27, 33, 35–37, 39–41, 49, 55, 57, 81, 82, 107 (materia coelestis) ; Materie der Erde II, 22 (materia terrae) ; Materie der Sonne III, 24, 74, 81, 84, 94, 97, 98, 102 (materia Solis) ; Materie der Sonnenflecken III, 96 (materia macularum) C. Chemie und Physik : Materie des ersten Elements III, 54, 55, 60, 69–74, 76, 77, 79, 80, 86–89, 92, 93, 94, 100, 104, 105, 108–113, 115, 116, 118, 121, 122, 125, 142, 148, 150, 155 ; IV, 2–4, 8, 10, 25, 57–59, 62, 80–84, 86–88, 90–93, 95, 96, 103, 116, 124, 129, 185–187 (materia primi elementi) ; Materie des zweiten Elements III, 70, 71, 121–126 (materia secundi elementi) ; Materie des dritten Elements III, 121, 122, 124 ; IV, 2, 3, 36, 37 (materia tertii elementi) ; irdische Materie IV, 25 (materia terrestris) ; ölige Materie IV, 62, 63, 70, 95, 109, 111 (materia oleaginea) ; Materie des Feuers IV, 130 (materia ignis) ; steinige Materie IV, 164, 172 (materia lapidea) materialis (res materialis) materielles Ding I, 48 ; II, tit., 1 ; III, 1 ; IV, 188, 198, 200, 206 Mathematica Mathematik I, 30 ; IV, 206 ; mathematischer Beweis II, 64 (demonstratio mathematica) Mathematicus Mathematiker I, 5 ; III, 43 Mathesis reine Erkenntnis II, 64 maturus reifes Alter I, 72 (maturus annus) ; gereifte Vernunft I, 76 (ratio matura) meatus (der durch einen Körper hindurchgehende) Gang III, 72, 84, 90, 99, 105–109, 113, 123, 143, 155 ; IV, 4, 8, 12, 16–18, 24, 35, 40, 41, 43, 57, 60, 61, 63–66, 69, 71, 72, 79, 84, 91–94, 96, 104–107, 109, 114, 115, 119, 121, 129–136, 138–140, 144, 146–150, 152, 153, 157, 158, 163, 164, 166, 171, 172, 174, 181–183, 185, 187, 193 Mechanica Mechanik IV, 203, 204 ; Mechanik I, 17 (mechanica scientia) ; Gesetze der Mechanik III, 132 ; IV, 200 (leges Mechanicae) Medicina Medizin IV, 204 ; medizinische Verwendung IV, 109 (usus medicinae) Meditationes de Prima Philosophia Meditationen über die Erste Philosophie I, 62 ; Metaphysische Meditationen I, 30 (Meditationes Metaphysices) membranula (membranula tympani) Trommelfell IV, 194 membrum (menschliches) Körperteil I, 68 ; II, 26 ; IV, 189, 196 memoria Gedächtnis I, 72, 76 ; IV, 133 ; überliefern IV, 202 (memoriae prodire) mens Geist I, 8, 9, 11–13, 16, 26, 41, 45, 47–49, 52–54, 61, 63, 64, 66–68, 71–73, 75 ; II, 1–3, 9, 34, 35, 40 ; III, 4, 29 ; IV, 189–191, 197, 203 mensis Monat III, 31, 33, 128, 129, 148 ; IV, 50 men-
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sura Maß II, 8 ; Ausmaß II, 34 ; III, 108 ; IV, 92, 93, 132–134, 147, 181 ; nach Maßgabe IV, 12, 41 (ad mensuram) ; Maßstab IV, 201 Mercurius (Planet) Merkur III, 6, 10, 11, 31, 35, 39, 41, 100, 146–148 ; IV, 11 ; Merkuroxyd ( Quecksilber), Merkur (Alchemistischer Begriff) IV, 63 meridianus (meridianum Solis) die der Mittagssonne zugewandte Stelle IV, 74 Meridies Mittagspunkt III, 29 ; IV, 74 Süden ; III, 31 metallicus metallische Materie IV, 61 (materia metallica) ; metallisches Partikel IV, 76 (particula metallica) ; metallische Schale der Erde IV, 134 (crusta metallica) metallum Metall I, 71 ; III, 122 ; IV, 44, 63, 70, 72–74, 105, 131, 135, 136, 166 Metaphysica Metaphysik Ep. Ded. 5 Metaphysicus (fundamentum Metaphysicum) metaphysisches Fundament IV, 206 meteora Erscheinung unterhalb der Mondbahn III, 41 Meteora Meteorologie (Werk Descartes’) III, 97 ; IV, 19, 48, 49, 87, 195 Meteorologicus (in
primo Meteorologicorum) im ersten Buch der Meteorologie von Aristoteles IV, 204 metus Furcht I, 29 ; IV, 190 ; Ep. Ded. 3 Minerva Minerva Ep. Ded. 5 minium Mine IV, 72 miraculum Wunder III, 138 ; IV, 187 mobilis das Bewegte II, 25, 28 ; bewegliches Ding II, 2 (res mobilis) (= menschlicher Körper) ; beweglicher Himmel III, 29 (coelum mobile) ; bewegliche Materie II, 23, 64 ; III, 21, 22, 92 (materia mobilis) ; bewegliche Natur I, 75 (natura mobilis) ; bewegliches Partikel IV, 64 , 120, 135 (particula mobilis) modalis (distinctio modalis) modale Unterscheidung I, 60–62 modaliter (modaliter distinguere) modal unterscheiden I, 61, 64 modus (ohne Redewendungen) Auffassungsweise II, 12 (modus concipiendi) ; Bewegungsmuster (durch die wir die Planetenbewegungen einsehen können) III, 15 ; Erklärungsweise IV, 203 (modus explicandi) ; gedanklicher Zugriff I, 17, 32, 53, 57, 58, 62 (modus cogitandi) ; Weise I, 22, 37, 39, 64, 70, 71 ; II, 10, 12, 43 ; III, 67, 87 ; IV, 1, 5, 84, 94, 117, 123, 145 159, 175, 185 (Auswahl der pointierten Bedeutungen) ; Weise I, 32, 48 (modus percipiendi) ; Weise I, 32, 48 (modus volendi) ; Zustand I, 49, 51, 55, 56, 61, 64, 65, 71 ; II 15, 18, 25, 27, 36, 55 ; Zustand I, 65 (modus cogitationis) moles Masse II, 48 ; III, 26, 50, 94, 100, 121–124, 144, 148, 149 ; IV, 2, 20, 23–25, 27, 34, 35, 40, 41, 68, 168 mons Berg II, 18 ; III, 152 ; IV, 44, 59, 64, 65, 68, 74, 78 moraliter moralisch IV, 205, 206 morbus Krankheit IV, 196 mortui die Toten IV, 116 mos Gesinnung Ep. Ded. 6 motio erzwungene Bewegung IV, 28 motus (hier nur Schlagworte, keine Übersetzungen) A. Begriffsbestimmung : Definition und Bewegungsregeln II, 23–45, 50, 52–57, 59–64 ; III, 28, 55–60, 62, 79, 122, 135 ; IV, 26, 29, 199, 200 ; als Charakteristikum der res extensa I, 48, 53, 61, 65, 71, 73 ; II, 1, 4 ; im Verhältnis zum Begriff »Zeit« I, 57 ; Ortsbewegung I, 8, 65, 69 (motus localis) ; im Zusammenhang mit Vakuum IV, 21 ; kosmologische Konstante III, 46, 118, 144, 157, 187, 188 B. besondere Formen der Bewegung : Kreisbewegung III, 51, 84, 120 ; IV, 45, 98, 99, 113, 174, 185 (motus circularis / motus circulus) ; Pendelbewegung III, 114 ; Bewegung der Automaten I, 37
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C. Bewegung bestimmter Körper : Bewegung der Himmelskörper (Sterne, Planeten, Erde, Mond, Sonne, Sonnenflecken, Wirbel) III, 7, 15, 18, 19, 21, 25, 26, 28–30, 34–36, 38, 39, 41, 64–67, 73, 83, 84, 102, 116, 117, 120, 121, 123, 124, 126–128, 132, 140, 144, 145, 150, 153–155, 157 ; IV, 15, 22, 206 ; Bewegung der Partikel und der Materie (auch Himmelsmaterie) III, 47– 49, 52, 54, 56, 60, 62, 63, 70–72, 74–76, 79–81, 85, 88–90, 92, 94, 98–100, 108, 113, 114, 145, 150, 153 ; IV, 8, 13, 15, 16, 18–20, 22, 25, 27, 31, 32, 36–40, 45–47, 57, 60, 62, 76, 80–82, 86–89, 92, 95, 108, 112, 118, 119, 138, 150, 173, 174, 182, 202, 203 ; Gezeiten IV, 49, 55 ; Erdbeben IV, 77–79 (terrae motus) ; allg. mechanisches Phänomen IV, 91, 116, 125, 127, 140, 145, 153, 154, 184 D. im Zusammenhang mit dem Geist-Körper-Problem : Bewegung der Nerven, Empfindungen, Affekte IV, 189–191, 193, 194, 197–199, 206 mundanus (corpora mundana) weltliche Körper III, 157 mundus Welt I, 26 ; II, 21, 22, 36, 42, 53 ; III, tit., 1, 2, 4, 5, 8, 29, 42, 45–48, 52, 53, 144 ; IV, 1, 188, 205, 206 murmur Rauschen IV, 198 Musa Muse Ep. Ded. 5 mustum Most IV, 18 mysterium Mysterien (der Inkarnation und der Dreifaltigkeit) I, 25 N naris Nase IV, 193 natura A. allgemein : Natur I, 41, 46, 59 III, 66, 81, 94, 114 ; IV, 3–5, 41, 88, 145, 184, 198 ; Ep. Ded. 3, 4. Natur II, 23 (naturam esse principium motus & quietis) ; Naturgesetz II, 37, 39, 40 ; III, 41, 47, 48, 55, 65, 73, 88, 111, 146, 155 ; IV, 29 (lex naturae) ; Naturphänomene II, 64 ; III, 1, 4, 43 ; IV, 199, 204 (Naturae Phaenomena) ; Gott oder die Natur I, 28 (Deus aut natura) ; Licht der Natur I, 30, 44 (lumen naturae) B. natura + pt : denkende Natur I, 75 (natura cogitans) ; dingliche Natur III, 25 ; körperliche Natur I, 23 (natura corporea) C. natura + gen : Natur der Bewegung I, 69 ; II, 25, 29, 36, 62 ; III, 18, 28 (natura motus) ; Natur der Dinge II, 24 ; IV, 1, 45 (natura rerum) ; Natur des Einzelgegenstandes II, 11 (natura individui) ; Natur des Elements III, 87 (natura elementi) ; Natur der Erde IV, 133 (natura terrae) (Erde = Element) ; Natur des Erdinnern IV, 57 (natura Terrae interioris) ; Natur des Feuers IV, 80, 133 (natura ignis) ; Natur der Gattung oder Art II, 11 (natura generis aut speciei) ; Natur der Gegenläufigkeit II, 43 (natura contrarietas) ; Natur des Geistes I, 8, 12, 63, 73 ; III, 29 ; IV, 197 (natura mentis) ; Natur des Gewichts III, 120 ; IV, 21 (natura gravitatis) ; Natur (Gottes) I, 15, 19, 25, 54 ; II, 1 (Dei) ; Natur eines Körpers I, 63 ; II, 4, 5, 11, 63 (natura corporis) ; Natur der Körperlichkeit II, 4 ; Natur der Luft IV, 45, 133 (natura aëris) ; Natur des Magneten IV, 139 (natura magnetis) ; Natur der Materie II, 4, 22, 35 (natura materiae) ; Natur der materiellen Dinge IV, 200 (natura rerum materialium) ; Natur (des Menschen) I, 8, 13, 22, 30, 38, 73 natura (nostra, i.e. humanis) ; Natur des menschlichen Körpers I, 74 (natura humani corporis) ; Natur der Pflanzen oder Menschen III, 45 (natura plantarum vel hominum) ; Natur des Quecksilbers IV, 58 (natura argenti vivi) ; Natur des Raumes II, 11
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(natura spatii) ; Natur der Ruhe II, 44 (natura quietis) ; Natur der Seele IV, 198 (natura animae) ; Natur einer Substanz I, 53, 63 ; II, 8, 19 (natura substantiae) ; Natur der Tropfen des Meerwassers IV, 91 (natura guttis aquae marinae) ; Natur des Unendlichen I, 19 (natura infiniti) ; Natur des Wassers IV, 48, 133 (natura aquae) ; Natur der (sichtbaren) Welt III, 42 (natura mundi) ; Natur des Willens I, 37 (voluntas) ; Natur der Zeit I, 21 (natura temporis) D. Redewendungen : von Natur aus I, 43, 71 ; II, 3 ; IV, 203 (a natura) ; wesentlich anders II, 30 (altera natura) ; ihrer Natur nach II, 20 (ex natura sua) naturalis es ist natürlich IV, 204 (horologium) ; natürliches Bedürfnis IV, 190 (desiderium naturale) ; natürliche Begierde IV, 190 (appetitus naturalis) ; natürliches Ding I, 28 ; III, 34, 45 ; IV, 1, 188, 206 (res naturalis) ; natürliche Geisteskraft I, 22, 25 (ingenium naturale) ; natürlicher Körper IV, 204 (corpus naturalis) ; natürliche Lage IV, 150 (situs naturalis) ; natürliches Licht I, 11, 18, 20, 28 (lumen naturalis) ; natürlicher Ort IV, 26 (locus naturalis) ; natürliche Ursache III, 19 (causa naturalis) ; natürliche Vernunft III, 45 (ratio naturalis) ; natürliche Wirkung IV, 203 (effectus naturalis) naturaliter naturgemäß IV, 191 navigatio Schiffsreise IV, 54 navigium Frachtschiff II, 17 ; Wasserfahrzeug I, 26, 31 navis Schiff II, 13, 15, 24, 31 ; III, 15, 26 ; IV, 87, 92 necessitas (necessitas existentiae Dei) Notwendigkeit der Existenz Gottes I, 16 negatio Negation (Gegensatz zu Privation) I, 31 nervuli kleine Nerven IV, 190 nervus Nerv IV, 189–196, 198, 201, 206 niger (carbo) schwarz III, 132 nitrum Natron IV, 69, 109–115 nomen Bezeichnung I, 9, 10, 27, 50, 51, 59, 70 ; II, 9, 13, 14, 17 ; III, 48, 53, 131, 133 ; IV, 21, 149, 198, 202 ; weswegen III, 99 (quo nomine) ; Name Ep. Ded. 3 norma Winkelmaß IV, 39 notio Grundbegriff I, 10, 13, 39, 47, 49, 50, 52, 54, 63, 75 ; II, 64 notitia Kenntnis I, 10, 28, 54, 75 nox Nacht III, 37, 47 ; IV, 38, 40, 59 ; nachts IV, 41 (noctu) nubes Wolke III, 11 ; IV, 64, 87–89 numerus Zahl, Anzahl I, 13, 26, 48, 55, 58–60, 69, 70 ; II, 8 ; III, 71 ; IV, 206 ; Maß I, 57 ; in jeder Hinsicht III, 45 (in omnibus numeris) ; zu etw. zählen IV, 206 (in quorum numerum recipere) O objective (objective sive in imagine) objektiv I, 17 objectivus (perfectio objectiva) objektive Vollkommenheit I, 17 objectum Gegenstand I, 30, 35, 62, 70, 71 ; II, 64 ; IV, 188, 191, 198, 199, 201, 206 objectus Widerstand III, 115 ; IV, 19, 27 obliquitas Schräglage der Ekliptik III, 37 (obliquitas Eclipticae) ; schräggerichtetes Auftreffen III, 135 (obliquitas incidentiae) obscurus dunkel I, 30, 47, 68 ; III, 98, 103 ; verdunkeln I, 10 ; II, 5 ; dunkler Begriff I, 74 (conceptus obscurus) ; dunkles Urteil I, 46 (judicium obscurum) observatio Beobachtung III, 35 occasio Ansatzpunkt III, 17 ; Gelegenheit I, 3, 49, 62 ; IV, 184, 197 occasus Sonnenuntergang (= Abend = Westen) IV, 54 Occidens Westen II, 13, 30, 61 ; III, 29, 31 ; IV, 49, 53, 54 Occidentalis westlich, in Richtung Westen IV, 53,
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54 occurrens (corpus occurens) aufprallender Körper II, 44 occursus Aufschlag II, 39, 41, 44, 45, 48, 53, 57 ; III, 65, 73, 102, 108 ; IV, 7, 20, 22, 40, 140 Oceanus Ozean IV, 55, 56 oculus Auge I, 9, 12, 45 ; III, 4, 9, 10, 52, 111, 129, 130, 132, 138, 139 ; IV, 49, 146, 179, 195, 196, 198 ; Beobachter III, 136, 137 odium Haß IV, 190 odor Geruch I, 48, 69, 71 ; II, 1 ; IV, 188, 193, 197–199 odoratus Geruchssinn IV, 193 oleagineus Öl IV, 184 ; ölige Ausdünstung IV, 70 (exhalatio oleaginea) ; ölige Materie IV, 62, 63, 95, 109, 111 (materia oleaginea) oleum Öl IV, 70, 76, 103, 116, 121, 143 omnimodus (integra & omnimoda rei perceptio) allumfassend I, 34 omnipotens (Deus) allmächtig I, 22 omnipotentia (Deus) Allmacht III, 20 opacus dunkel III, 11, 27, 32, 118, 119 ; IV, 2, 4, 32 ; undurchsichtig IV, 16, 30, 32 operatio Tätigkeit I, 23, 32 ; II, 39, 42 ; Verrichtung IV, 203 (arte facta) opifex (Deus) Werkmeister IV, 204 opinio Ansicht IV, 202 (Demokrit) ; Meinung I, 75 ; III, 38 ; vorgefaßte Meinung I, 50, 72 (opinio praejudicata) ; vorgefertigte Meinung I, 73 (opinio praeconcepta) opticus (nervus opticus) optischer Nerv IV, 195 opus (ohne Redewendungen) (Deus) Werk II, 36 ; III, 1, 3 ora Rand III, 102 ; IV, 67 orbiculum winziges rundes Teilchen IV, 92 orbis Kreisbahn III, 55, 66, 84, 95, 117, 148 orbita Bahn III, 35, 40, 136 ordo Anordnung III, 14, 83 ; IV, 13 ; Folge (in einer Bewegung) II, 57 ; III, 66, 136 ; Ordnung, Anordnung (Kategorie) I, 48, 55 ; Ordnung (der Welt) III, 47 organum Organ der äußeren Sinne IV, 198 (organum sensuum externorum) ; Organ IV, 203 Oriens Osten II, 13, 30 ; III, 29, 31 ; IV, 49, 53, 54, 74 Orientalis östlich IV, 53, 54 orificium Öffnung III, 75, 143 ; IV, 138, 144, 148, 149, 183, 190 origo Ursprung I, 5, 13, 31, 39 ; III, 45, 144 ; IV, 64, 69 otium Muße IV, 188 oesophagus (frz. œsophage) Speiseröhre IV, 190 P
par / impar gerade oder ungerade I, 26 (numerus infinitus) ; angemessen III, 83 (par esse) ; anders verhält es sich III, 135 (neque est par ratio) paradoxon III, 64 Paradoxon parallaxis Parallaxe (Kometen) III, 41 parallelus parallel III, 156 ; IV, 133 (Achsen) ; parallel IV, 155 (Ebene) ; parallel III, 66, 106 ; IV, 145 (Linie) pars (ohne Redewendungen) A. literarische Bedeutungen : Abschnitt einer Schrift I, tit. ; II, tit., 42, III, tit. ; IV, tit., 51, 188 ; Mechanik ist ein Teil der Physik IV, 203 B. Teil eines Ganzen, insofern er für sich selbst betrachtet wird : Abschnitt I, 26 ; II, 33 ; III, 127, 136, 149 ; IV, 159 ; Körperteil I, 46, 67, 68, 71 ; IV, 190 ; Teil (innerer Teil) I, 60, 65 ; II, 6, 13, 15, 20, 23–25, 31, 34, 35, 54, 55, 63 ; III, 21, 22, 30, 39, 40, 46, 51, 72, 84, 85, 86, 89, 100, 119, 132, 137 ; IV, 16, 20–24, 26, 33, 40–42, 58, 59, 92, 98, 115, 128, 140, 145, 151, 157, 184, 201, 203 ; Teilbarkeit in Teile I, 26, 48 ; II, 34 C. Teil eines Ganzen, insofern er im Verhältnis auf das Ganze betrachtet wird : Abschnitt der Zeit I, 21 ; Anteil II, 33, 35, 56 ; III, 57, 76, 88, 101, 118, 121, 124, 135 ; IV, 23, 39, 123, 166, 179, 180, 186 ; Bestandteil II, 59 ; III, 21, 109 ; Stück (äußerer Teil) II, 1, 4, 19, 25, 33, 36, 37, 39, 42 ; III,
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46 ; IV, 155 ; Teil des Raumes II, 8 ; Teilbewegung II, 32 (unum motus in plures partes distinguere) ; Teilstück IV, 145, 155 (pars segmentorum) D. Räumliche Bedeutungen : a) Bereich : Ekliptik III, 108 ; Erde II, 29, 30 ; III, 11, 12, 29, 38 ; IV, 30, 49, 50, 53, 64, 73, 74, 78, 148, 150, 151, 166–170 ; Firmament III, 155 ; Glas IV, 129 ; Himmel III, 28, 81, 95, 128, 129, 143, 148, 153, 155 ; IV, 28, 32, 146, 147, 150 ; Himmelskreis III, 73 ; Kohle IV, 115 ; Magnet 149, 155, 159, 160 ; Magnetnadel IV, 168 ; Materiegürtel III, 73 ; menschlicher Körper IV, 189, 192 ; Mond III, 10, 152 ; Oberfläche / Boden IV, 19, 26, 55 ; Sonne III, 95, 98, 106 ; Stahl / Eisen IV, 140, 143, 159, 160 ; Universum III, 118 ; Wirbel III, 65–69, 73, 74, 83, 90 ; Polregion III, 69, 71, 96 b) Richtung: II, 15, 29, 30, 39–41, 43, 44, 45, 49, 51, 52, 56, 57, 60, 61 ; III, 25, 31, 33, 57, 64, 65–67, 69, 72, 75–78, 91, 92, 108, 110, 114, 120, 121, 125, 126, 130, 133, 135, 136, 138, 139, 153, 155 ; IV, 15–17, 54, 70, 124, 130, 133, 138, 139, 144, 145, 154, 157, 158, 162, 174, 185 Seite III, 152 ; IV, 112, 146, 151, 159, 170, 173 c) Weltgegend III, 8 particula A. allgemein : Partikel II, 54–60, 62 ; III, 94, 99, 100 ; IV, 4, 11, 16, 18, 20, 23, 28, 198, 201, 203 ; Partikel der Materie / Materiepartikel II, 20, 34 ; III, 46–52, 121 ; IV, 132 (particula materiae) B. Elementarlehre : Partikel des ersten Elements III, 92, 93, 105, 106, 108, 111, 112, 143, 155 ; IV, 4 (particula primi elementi) ; Partikel des zweiten Elements III, 54, 71, 87, 88 ; IV, 147, 153 (particula secundi elementi) ; Partikel des dritten Elements III, 132, 148 ; IV, 2, 5, 6, 8, 9, 12, 13, 15, 16, 18, 23, 28, 32, 33, 36, 37, 40, 45, 80, 129, 147, 153 (particula tertii elementi) ; gefurchte Partikel III, 90–94, 99, 100, 105– 110, 112, 113, 143, 155 ; IV, 2, 4, 133, 134, 137, 138, 140, 144, 146, 148–164, 166, 168, 170–176, 179–182 (particula striata) C. Partikel bestimmter Stoffe : Äther III, 108, 112, 148 ; IV, 134 ; Himmel III, 28 ; Himmelsmaterie III, 48 ; IV, 27 ; Erde, Wasser, Luft, Feuer, Flamme, chemische Zusammenhänge IV, 25 28–31, 33–41, 45–48, 57, 60, 62, 64, 66–69, 76, 80–98, 100–138, 143, 153, 163–165, 184–187, 192, 193 passio Bewegt-Werden I, 23 pax Frieden IV, 197 peccatum Sünde I, 23 pellucidus durchsichtig II, 11 ; IV, 16–18, 32, 45, 130, 131 ; undurchsichtig IV, 58 (minime pellucidus) perceptio Erfassung I, 32, 34, 35, 45, 46, 48, 66, 67, 76 (intellektuell) ; sinnliche Wahrnehmung / Wahrnehmung der Sinne I, 66, 73 ; II, 3 ; IV, 189 ; um sie leichter erfassen zu können II, 32 (ad facilliorem perceptionem) ; Erfassung durch den Verstand Ep. Ded. 4 (perceptio intellectus) perceptus das Erfaßte I, 33, 43, 44, 76 perfectio Vollkommenheit I, 17–20, 22, 23, 37 ; II, 36 ; III, 45, 47 periculum Gefahr des Irrtums I, 24 (periculum errandi) ; es ist nicht zu befürchten III, 116 ; IV, 100 (non esse periculum) ; Gefahr Ep. Ded. 2 Perihelium Perihel (sonnennächster Bahnpunkt) III, 36 permeabilis durchlässig IV, 8 perpendicularis / perpendiculariter senkrecht III, 135, 136, 155 ; IV, 26, 145, 170 ; von der Senkrechten abbringen III, 132 (removere a perpendiculari) perpendiculum Lotposition III, 114 ; die Senkrechte III, 155 ; senkrecht aufrichten IV, 151, 154 (ad perpen-
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diculum erigere) perspectus das Durchschaute Ep. Ded. 1 perspicacitas Scharfsinn I, 38 ; Ep. Ded. 5 perspicillorum ope Fernglas III, 10, 32, 152 perspicue offenbar II, 2 ; zuverlässig begründen IV, 145 (perspicue rationem dari) ; zuverlässig einsehen II, 22 (perspicue intelligere) ; zuverlässig sehen I, 8 (perspicue videre) ; zuverlässig zeigen I, 72 (perspicue ostendere) perspicuitas Deutlichkeit IV, 49 perspicuus offensichtlich I, 24 ; II, 42 ; III, 94 ; IV, 92 ; zuverlässig I, 30, 70 ; es ist feststellbar IV, 125 pes Fuß I, 7, 67 (menschlicher Fuß) ; Fuß II, 8, 50 (Längenmaß) phasis (phasis Lunae) Mondphase III, 37 phaenomenon / phaenomenvn Phänomen III, 7, 15–17, 19, 20, 37, 40, 42, 46, 81, 157 ; Phänomene bzw. Experimente III, 4 (phaenomenon sive experimentum) ; Naturphänomene II, 64 ; III, 1, 4, 43 ; IV, 199, 204 (phaenomena naturae) ; Stellungen der Planeten III, 24, 30 (phaenomena planetarum) ; Phänomene der Planeten III, 146 (phaenomena planetarum) ; Phänomene der Sonnenflecken III, 35 (phaenomena macularum) ; Phänomene der Kometen III, 127–129, 133 (phaenomena Cometarum) Philosophus Philosoph I, 10, 69, 76 ; II, 23 ; III, 16, 29 ; IV, 200 ; Ep. Ded. 1, 6 philosophia Philosophie I, tit. ; II tit. ; III, tit. ; IV, tit., 188, 200, 202 ; Ep. Ded. 6 ; Prima Philosophia Erste Philosophie Ep. Ded. 5 philosophicus (philosophicus sensus) philosophische Bedeutung III, 29 ; philosophico more in philosophischer Bedeutung II, 16 Physica Physik II, 64 ; III, 3, 18 ; IV, 203, 204 pietas Frömmigkeit Ep. Ded. 2, 3 pinguis Fett IV, 62, 143, 184 ; fett IV, 77, 79 piscis Fisch II, 17 ; IV, 90, 91 ; (Sternbild) Fische III, 128, 129 planeta Planet III, 6, 8, 10, 11, 13–15, 20, 24, 27–31, 34–37, 41, 42, 46, 52, 115, 118, 119, 139–149, 154, 155, 157 planities Fläche IV, 44 planta Pflanze III, 45 ; IV, 120, 187, 188 planum Ebene III, 34–36, 62, 65, 74, 155 ; IV, 52, 155, 179 ; ebene Abbildung III, 23, 31, 71 (planum figurae) Plejades (Sternengruppe der) Plejaden III, 104 plenus erfüllt II, 11, 17, 19, 33, 42 ; III, 60, 80 ; IV, 3, 64 ; Vollmond III, 153 ; IV, 51, 56 (Luna plena) plumbeus Bleikugel III, 63 (globus plumbeus) ; Schrotkörner IV, 17 plumbum Blei II, 19 ; III, 122 ; IV, 72 polus A. astronomisch und geographisch : Sonne oder Sterne III, 74, 75, 78, 94, 95, 105, 107, 108, 110, 143 ; Erde oder Planeten III, 155 ; IV, 59, 133, 134, 144, 145, 150, 168 ; Wirbel und Himmelsregionen III, 65–70, 73, 76, 77, 80–82, 84, 89–91, 106, 136, 138 ; Polhöhe IV, 54 (altitudo poli) ; Polregion III, 68–71 (pars vicina polis) ; Nordpol III, 31, 69, 74, 128, 129, 145, 146, 150, 151 (polus Borealis) ; Südpol III, 69, 74, 145, 146, 150, 151 (polus Australis) B. magnetisch : Pol, Nordpol, Südpol IV, 133, 134, 144–146, 149–151, 153–157, 159, 160, 165–168, 170, 173, 175, 177–180 ponderositas Schwere I, 71 ponderosus schwer II, 4 ; IV, 58, 136 pondus Gewicht III, 114 (als konkreter Gegenstand) ; Schwere II, 4 ; IV, 80 Pontanus (Giovanni Gioviano) Pontano III, 128 (an.) portus Hafen II, 24 porus Pore II, 6, 7 ; III, 105, 111, 122 ; IV, 22, 23, 40, 89, 92, 108, 132 positio Position III, 15 (i.S.v. Hypothese) ; Stellung IV, 182 ; Anordnung
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IV, 183
potentia Macht Gottes I, 41, 60 ; II, 20 ; III, 1, 45 ; IV, 205 (potentia Dei) ; Wirksamkeit II, 60 (causa) potestas Macht I, 38, 40 ; II, 1 praejudicatus (opinio praejudicata) vorgefaßte Meinung I, 50, 72 praejudicium Vorurteil I, 1, 16, 47, 49, 50, 67, 71, 72, 75 ; II, 1, 3, 5, 18, 26 ; III, 1, 8 praeordinatio vorausbestimmte Ordnung I, 40, 41 praecordia (ad cor & praecordia) zum Herzen und dessen vorderen Bereichen IV, 190 pressio Druck III, 63 ; IV, 28, 49 principium Prinzip I, tit., 5, 30, 75 ; II, tit., 23, 64 ; III, tit., 1, 4, 43, 45, 47 ; IV, tit., 145, 187, 200, 203, 205, 206 ; Grundelement IV, 63 (chem.) ; am Anfang II, 36 ; III, 48, 83, 85, 86, 105 (in principio) ; anfängliche Bewegung III, 59, 126, 140 (principium motus) ; Principia Philosophiae IV, 188 (Selbstverweis) prisma Prisma III, 97 privatio Privation (Gegensatz zu Negation) I, 31 probatio Prüfung II, 41, 42 ; Überprüfung II, 52 prodigus Verschwender Ep. Ded. 2 productio Erzeugung III, 101, 146 ; IV, 15 ; Zustandekommen I, 31 profunditas Tiefe I, 64 ; III, 90 propensio Neigung III, 26, 80 ; IV, 23 ; (propensio voluntatis) willentliche Neigung Ep. Ded. 4 proportio Ebenmaß III, 47 ; Verhältnis III, 81, 85 ; IV, 48, 111 propositio Satz I, 10, 49, 75 proprietas Eigenschaft I, 52, 53, 59 ; II, 1, 23 ; III, 64, 95 ; IV, 36, 48, 125, 132, 145, 146, 184, 187 proprium Wesenseigenschaft I, 59 prudentia (prudentiae esse) es ist ein Gebot der Klugheit I, 4 Ptolemaeus Ptolemäus III, 16 puella Mädchen IV, 196 puer Kind III, 144 pueritia Jugend I, 71 pulvis Pulver IV, 107, 113, 115, 123 ; Schießpulver IV, 109 (pullis tormentarius) pulvisculi Staubpartikel II, 11 ; IV, 16, 179 punctum Punkt II, 13, 32, 39 ; III, 40, 46, 57, 58, 61, 62, 64, 66, 74, 83, 87, 92, 106, 117, 118, 126, 130, 137 ; IV, 19, 49, 50, 124, 145, 149, 156 ; Zeitpunkt II, 32 ; III, 63 Q quadrangularis viereckig III, 92 quadratus viereckig I, 61 ; II, 37 ; III, 92 ; IV, 110 quadrum Viertel (Stellung des Mondes seitlich von der Erde) III, 153 qualitas (qualitates occultae) okkulte Qualitäten I, 11, 49, 52, 56 ; II, 4, 11 ; IV, 133, 198, 199 ; IV, 187 ; aus der Berührung mit dem Objekt entspringende Qualitäten IV, 191, 199 (qualitates tactiles) quantitas Quantität I, 26, 64 ; II, 5, 7–9, 19, 36, 56, 64 ; III, 46, 52, 54, 59, 73, 87, 109, 118, 121 ; IV, 24, 25, 65, 66, 69, 92, 201 quies Ruhe II, 23–27, 36, 37, 44, 55, 56 ; III, 38 ; Ruhezustand II, 40, 43 ; III, 114 R radius Strahl III, 9, 10, 12, 130–132, 135, 136, 138, 139 ; IV, 17 ; Sonnenstrahlen / Strahlen der Sonne III, 11, 27, 133, 136, 137 ; IV, 28, 30, 59, 86 (radii Solis) ; Lichtstrahlen III, 134 ; IV, 17 (radii luminis) ; ohne Strahlkraft III, 103 (sine radiis lucem) ; Strahlenkranz III, 133 (coma radiorum) radix Wurzel IV, 60, 65, 74, 92, 98 ramentum Splitter III, 49, 50, 72, 87–89, 92, 101, 102, 106 ; IV, 6–8, 136–143, 158, 164, 166, 168, 171, 183 ramosus verästelt III, 99, 112, 148 ; IV, 34, 35, 38, 39, 57, 60, 69, 70, 76, 93, 106, 108, 115–117, 119, 121, 135, 137, 184 ramulus Verästelung III, 106 ; IV, 62,
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63, 88, 103, 109, 111, 127, 128, 132, 133, 138, 144, 158, 162–165 ramus Zweige eines Baumes IV, 33, 60 (rami arboris) ; Zweig IV, 114 rapiditas (flumen) Strömung III, 98 rarefactio Verdünnung II, 5–7, 19, 33 ; III, 51 ; IV, 40 rarus dünn II, 6 ; III, 100, 102, 105, 112, 132 ; IV, 4, 32, 45 ; ungewöhnliche Wirkung IV, 187 (effectus rarus) ratio A. starke Bedeutungen : Annahme III, 38, 68 ; Beschaffenheit I, 36 ; II, 58, 63 ; IV, 22 ; Beweisführung I, 72 ; IV, 203 ; Gesichtspunkt III, 53 ; Grund I, 37 ; II, 1, 2, 4, 7, 30, 36, 37, 38, 55, 63 ; III, 4, 21, 38, 51, 66, 68, 70, 71, 75, 92, 94, 103, 111, 115, 117, 125, 132, 134, 146 ; IV, 3, 25, 34, 39, 41, 87, 89, 92, 93, 137, 143, 145, 151, 168, 172, 173, 176, 177, 183, 187, 190, 204, 205 ; Maßgabe II, 44, 49 ; III, 49, 87, 126, 130, 132, 133 ; IV, 101, 102, 145 ; Rücksicht II, 39 ; Sachverhalt IV, 190 ; Überlegung I, 28, , 44, 65 ; IV, 201 ; Schule IV, 202 ; Verhältnis III, 5, 50, 122, 123 ; IV, 35 ; Vernunft I, 1, 76 ; II, 7, 8, 36 ; III, 2, 29, 43, 45, 46, 132 ; IV, 135, 185, 207 ; Ep. Ded. 1, 3 ; Weise III, 86, 127 ; Zweck II, 35 B. redensartliche Wendungen : (habita ratione) III, 81 in Rechnung ziehen ; (neque est par ratio) III, 135 anders verhält es sich ; (nulla ratione) I, 43 ; IV, 21 auf keine Weise ; (pro ratione) III, 115 ; IV, 37 aufgrund ; (qua ratione) I, 42 ; III, 65, 119 auf welche Weise ; (ratio habere) II, 13 auf etw. abheben ; (ratio habenda est) II, 53 es muß in Betracht gezogen werden ; (ratione) III, 11, 153 hinsichtlich ratiocinium Vernunfterkenntnis III, 5 ; IV, 106 realis real II, 21, 30, 31 ; IV, 198 ; reale Unterscheidung I, 60, 61, 62 (distinctio realis) realiter real I, 18, 60, 61 recordatio Erinnerung I, 61, 65 rectangulus (triangulus) rechtwinkliges Dreieck I, 59 rectitudo Rechtwinklichkeit I, 59 refluxus (fluxus & refluxus maris) Ebbe und Flut IV, 49, 51, 55, 56 refractio Brechung III, 132, 134, 135, 139 refrigeratio Abkühlung IV, 129, 143 regio Regionen der Erde IV, 3–6, 14, 15, 28, 30, 32, 37, 39, 54, 59, 133, 145, 147, 165, 166, 170, 178, 180 ; des Himmels III, 21, 27, 106, 128, 133 ; eines Wirbels III, 83 ; (e regione) IV, 50, 174 gegenüber Regiomontanus Regiomontanus (= Der Königsberger = Johannes Müller) III, 128 (an.), 129 regula Regel I, 76 ; II, 37–39, 41, 45, 53, 61, 63 ; IV, 175 ; Regelmäßigkeit III, 128 res (ohne Redewendungen) A. Ding : Ding I, 3, 10, 11, 13–26, 28, 30, 33, 34, 41, 48, 49, 51, 52, 55–60, 64–66, 68, 70–75 ; II, 1, 3, 8, 10, 11, 13, 15–17, 24, 25, 36, 37, 41, 43, 55 ; III, 2, 3, 28, 44, 47, 53 ; IV, 1, 149, 188, 197, 198, 201, 202, 204 ; ausgedehntes Ding I, 53 ; II, 1, 2, 4, 19 (extensa) ; denkendes Ding I, 8, 53, 60 ; II, 2 (cogitans) ; durchdachtes Ding I, 44 (cognita) ; ein dem Denken dienendes Ding I, 48 (cogitativa) ; ein der Einsicht dienendes Ding I, 48 (intellectualis) ; ein der Erkenntnis zugängliches Ding I, 75 (cognoscibilis) ; körperliches Ding I, 8, 19 ; II, 23, 64 (corporea) ; lebloses Ding III, 56 (inanimatus) ; materielles Ding I, 48 ; II, tit., 1 ; III, 1 ; IV, 188, 198, 200 (materialis) ; natürliches Ding I, 28 ; III, 34, 45 ; IV, 1, 188, 204, 206 (naturalis) ; bloß vorgestellte Dinge I, 4 (imaginabilis) ; sinnlich wahrnehmbare Dinge I, 1, 4 ; IV, 203 (sensibilis) B. Sache : Sachverhalt II, 9, 30, 57 ; III, 17, 19, 28, 42, 63, 81, 104, 132 ; IV, 115, 168,
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173 ; Ep. Ded. 2, 5 ; Sache IV, 149 ; Tatsache Ep. Ded. 5 resina Harz IV, 184 resistentia Widerstand II, 58 ; chemische Trägheit IV, 115 retina Retina IV, 195, 198 revelatio (revelatio divina) göttliche Offenbarung II, 36 ; III, 2 rigiditas Steifheit IV, 143 rigor Steifheit IV, 143 rima Spalte IV, 41–43, 71, 74, 77, 186 rimula kleine Spalte IV, 72, 185 ripa Flußufer II, 15 ; III, 124 ; IV, 92 Rosa Rose (besonderer Kometenkranz) III, 136 rota Rad II, 32 ; IV, 203 rotula Eisenring IV, 145, 174 (rotula ferrea) ; Rädchen II, 31 ; IV, 204 rotundus rund III, 48, 49, 61, 73, 75, 83, 86, 153 ; IV, 19, 20, 51, 61 rubigo Rost IV, 136, 145, 183 S
sagitta Pfeil III, 132
Sagittarius (Sternbild) Schütze III, 36 sal Salz IV, 61, 63, 66–70, 88, 90, 105, 110, 120, 121 saliva Speichel IV, 192 sanguis Blut IV, 16, 65, 190 sapiens der Weise IV, 190 ; weise Ep. Ded. 3, 4 sapientia Weisheit Ep. Ded. 3, 4, 6 sapor Geschmack I, 48, 69, 71, 75 ; IV, 192, 197–199 Saturnus (Planet) Saturn III, 6–8, 10, 20, 31, 35, 36, 39, 41, 83, 134, 136, 139, 146–148, 154 saxum Stein I, 71 ; IV, 44, 94 saeculum (seculum) Jahrhundert III, 34, 36 ; IV, 200 Scheiner, Christoph S.J. Christoph Scheiner III, 35 Schola Universität I, 51 scientia Wissenschaft I, 13, 24 ; Ep. Ded. 5 scintilla Funke IV, 77, 84, 85, 187 ; Lichtfunke IV, 198 (lumen) scintillatio Funkeln III, 139 scrupulus Besorgnis III, 30, 40 sectio Zertrennung IV, 155, 156 secundarius Begleiter (= Monde) III, 154 (planetae secundarii) ; Ursache zweiter Ordnung II, 37 (causa
secundaria) ; die von der Sonne über die Kometen als Umweg bei uns eintreffenden Strahlen III, 139 (radii secundarii) sedes Sitz I, 49 ; IV, 189 segmentum Teilstück IV, 145, 155, 156 semen Samen IV, 203 ; Vorformen III, 45 semicirculus Halbkreis III, 78 sensatio Sinneseindruck IV, 197 sensibilis sinnlich wahrnehmbar IV, 4, 203 ; das sinnlich Wahrnehmbare I, 70 ; II, 17 ; sichtbar III, 135 sensilis sinnlich wahrnehmbar IV, 198, 202, 203, 204 sensus A. Hauptbedeutungen : Aussage IV, 205 ; Empfindung I, 9, 23, 30, 46, 48, 66, 68, 70, 71, 73 ; II, 1, 2, 63 ; IV, 189–198 ; Sinn I, 4, 73 ; II, 1, 3, 4, 7, 17, 37, 38, 54 ; III, 29 ; IV, 27, 29, 188, 190–195, 197–204 ; Sinnlichkeit I, 53 ; II, 4 ; III, 1 B. redensartliche Wendungen : (hoc sensu) in diesem Sinne III, 28 ; (illo sensu) in dem Sinne III, 29 ; (juxta sensum philosophicum) in philosophischem Sinne III, 29 ; (quo sensu) in welchem Sinne I, 13 ; III, 3 ; (sensu) sinnlich II, 56 ; III, 68 ; in einem gewissen Sinne III, 3 ; (sensus communis hominum) allgemeine sinnliche Erfahrung der Menschen III, 18 ; (sensus vulgaris) allgemeine Ansicht II, 24 separatio Trennung II, 63 ; III, 38, 39 ; IV, 129 Septentrio (eig. : Siebengestirn = Großer Bär = die nördliche Himmelsgegend) Norden III, 29 ; IV, 149, 166 septentrionalis (Piscis septentrionalis) (Sternbild) nördliche Fische III, 128, 129 siccitas Trockenheit IV, 41 sidus Gestirn III, 45, 94, 100, 102, 104, 105, 108, 109, 111, 112, 115–121, 123–127, 132, 140, 143, 146, 150, 155 ; IV, 133 significatio Bedeutung I, 51 ; IV, 205
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signum Merkmal I, 4 silex harter Stein / Feuerstein IV, 84 ; Gestein IV, 94 similitudo Ähnlichkeit I, 70 ; IV, 201 simplicitas Einfachheit (der Handlungen Gottes) II, 39 ; Einfältigkeit Ep. Ded. 3 sinus Ausbuchtung III, 124 ; Bucht IV, 55 sitis Durst I, 48 ; IV, 190 situs Anordnung IV, 140, 142, 143, 144 ; Lage I, 48, 65, 69 ; II, 10, 12–15, 24 ; III, 21, 23, 27, 47, 71, 73, 113, 116, 146 ; IV, 16, 28, 31, 42, 134, 138, 139, 144, 150, 155, 178, 187, 202, 203 ; Stellung III, 14, 15, 29, 40, 67, 68 ; IV, 145 situs Verwitterung IV, 183 Sol Sonne I, 67, III, 5–13, 21–24, 27, 29–33, 35–37, 39–42, 45,
52, 54, 61, 62, 64, 69, 72–82, 84–86, 94–103, 130, 131, 133, 134, 136–141, 146–149, 152, 154, 155 ; IV, 2–4, 9, 11, 14, 15, 28, 30, 32, 40, 41, 49, 54, 59, 74, 86 solaris Sonnenekliptik III, 78 (ecliptica) ; Sonnenmaterie III, 84 (materia) ; Sonnenoberfläche III, 98 (superficies) ; Sonnensubstanz III, 102 (substantia) ; Sonnenfleck III, 148 (macula) soliditas Festigkeit III, 119–123, 125, 126, 140, 147, 152 ; IV, 3, 8 solstitium Sonnenwende IV, 52 somnus Traum I, 4, 9, 30 ; IV, 196 sonus Geräusch I, 48, 71 ; IV, 188, 194, 197–200 spatium Raum I, 53 ; II, 5, 6, 8, 10–17, 19, 21, 22, 33–35, 50 ; III, 20, 23, 25, 41, 46, 48, 49, 53, 54, 60–64, 70–73, 77–80, 83, 85, 87, 88, 90, 92, 109, 111, 121, 123–125, 141, 146, 149, 153, 155 ; IV, 3, 21, 23, 31, 40, 46, 47, 49, 81, 84, 92, 95, 107, 113, 115, 118, 125, 129, 130, 154, 172, 176 ; Zeitraum III, 32, 33 ; IV, 39, 50 species Art I, 59 ; II, 11 ; IV, 36, 39, 40, 48 ; Unterart IV, 203 ; Beispiel IV, 17 spectator Betrachter III, 129, 132 speculum (speculum concavum) Hohlspiegel IV, 86 sphaera Bahn III, 20, 41, 100, 134, 148, 149 ; IV, 11 (eines Himmelskörpers) ; Himmelskugel III, 64 ; IV, 179 (der Himmel überhaupt) ; Kraftfeld IV, 153 (sphaera virtutis) ; Kugel III, 136 ; IV, 9 ; Kugelraum IV, 45, 46 ; Sphäre III, 23 (Aufenthaltsort eines Gestirns) ; Wirkungsbereich IV, 153, 171 (sphaera activitatis) sphaericus kugelrund III, 48, 49, 52, 54, 73, 84, 86, 87, 123, 141 ; IV, 8, 19, 47, 130, 145, 152, 157, 167, 168, 170, 179 sphaeroides Sphäroid III, 82, 86, 136, 138 spiritus Gas IV, 70–72, 76, 77, 88, 92, 94, 120, 137 ; Lebensgeister IV, 190 ; Weingeist III, 102, 103 (spiritus vini) spongia Schwamm II, 6, 7 ; III, 122 spongiosus porös IV, 193 spons (nur in der Form »sponte«) freiwillig I, 43 ; von selbst II, 37, 54 ; IV, 80, 92, 129, 132, 141, 145, 155, 182 spuma Schaum III, 94, 96 stabilitas Beständigkeit III, 41 stagnum stehendes Gewässer IV, 55 stella Stern I, 26, 71, 72 ; III, 5, 8, 9, 14, 29, 38, 45, 62, 64, 79, 94, 100, 103, 104, 110–112, 114–117, 120, 128–131, 139 ; IV, 28, 116 ; Sternschnuppe IV, 88–90 (stella trajicentis & cadentis) stibium Glaserz (Spießglas, Augenschwärze) IV, 72 Stoici die Stoiker IV, 190 stria Furche III, 90, 92 striatus (particula striata) gefurchte Partikel III, 90–94, 99, 100, 105–110, 112, 113, 143, 155 ; IV, 2, 4, 133, 134, 137, 138, 140, 144, 146, 148–164, 166, 168, 170–176, 179–182 studium Studium I, 10 subjectum (pro subjecto habere) zum Träger haben IV, 86 sublimatum Sublimat IV, 121 sublimis (sublime) in die Höhe IV, 121 sublunarius (meteora sublunaria) Erscheinungen
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unterhalb der Mondbahn III, 41 substantia Substanz I, 11, 48, 51–56, 60–64, 71, 73 ; II, 5, 7–9, 16, 18, 55 ; III, 95, 96, 102 ; ausgedehnte Substanz I, 48, 60, 63 ; II, 8, 18, 22 (substantia extensa) ; denkende Substanz I, 48, 52–54, 60, 63 (substantia cogitans) ; körperliche Substanz I, 52–54, 60, 61, 63 ; II, 8–11, 19, 21 (substantia corporea) substantialis (forma substantialis) substantielle Form IV, 198 substratus Boden IV, 94 subterraneus unterirdisch IV, 64, 116 succinum Bernstein IV, 184 succus Saft IV, 71, 92 ; saurer (säureartiger) Saft IV, 61 (succus acidus) ; scharfer (ätzender) Saft IV, 61, 63, 70, 76, 88, 109, 111, 120, 138 (succus acer) ; zerfressender Saft IV, 61 (succus erodens) sulphur Schwefel IV, 62, 63, 76, 78, 79, 109, 111, 112, 114, 115 sulphureus (exhalatio) schwefelige Ausdünstung IV, 72 superficies Oberfläche II, 15, 43, 56 ; III, 50, 64, 82, 94, 102, 104, 106, 108, 111, 112, 118, 121–123, 125, 130–132 ; IV, 17, 19, 35, 37, 38, 40–42, 49, 55, 57, 58, 64, 65, 67, 110, 115, 123–125, 128, 129, 137, 140–143, 172, 173, 177, 179 ; Oberfläche der Erde I, 71 ; III, 28, 38, 42 ; IV, 2, 30, 34, 44, 64, 94, 168 ; Oberfläche des Himmels III, 38, 94, 98 ; Oberfläche der Sonne III, 32, 82, 94, 96, 98, 102, 148 superstitiosus der Abergläubische Ep. Ded. 2 suppositio Annahme III, 47 sutorium (atramentum sutorium) Kupfervitriol (Schusterschwärze) IV, 61 sympathia Sympathie (metaphysischer Begriff) IV, 187 T
tactilis (tactilis qualitas) eine aus der Berührung mit dem Objekt entspringende Qualität I, 48 ; IV, 191, 198, 199 tactus Tastsinn II, 38 ; IV, 29 (sensus tactus) ; Tastsinn IV, 191 (tactus) ; das Tasten IV, 200 tarditas Langsamkeit II, 44, 58 ; III, 83 tardiusculus jmd., der langsam im Geiste ist Ep. Ded. 4 telum Geschoß IV, 47 ; Wurfspieß IV, 36 temeritas Verwegenheit Ep. Ded. 2 temperentia Ausgeglichenheit Ep. Ded. 3 tempestas Sturm IV, 91, 197 tempus (ohne »eodem tempore« = »gleichzeitig«, »eodem temporis momento« = »zu demselben Zeitpunkt«) Zeit I, 7, 21, 57 ; II, 33, 50, 56 ; III, 71, 79, 85, 104, 111, 132, 144, 148, 156 ; IV, 2, 36, 38, 39, 41, 51, 108, 112, 115, 138, 144, 145, 162, 165, 169, 185, 187 ; Zeitpunkt III, 63 (punctum temporis) ; Zeitspanne IV, 115 ; in demselben Zeitraum III, 33 (eodem tempore) ; damaliges Vorgehen I, 39 (tunc temporis) ; bei ruhiger See III, 15 (tempore tranquillo) tensio Spannung III, 59 tenuitas Schlankheit IV, 98 ; Unzulänglichkeit IV, 207 terminus Grenze II, 15 ; III, 70, 71, 82, 84, 85, 114, 119, 134, 136 terra A. Erde : Erde I, 71 ; II, 13, 29– 31 ; III, 5–8, 11–13, 15, 18–20, 26–31, 33, 35, 36, 38–40, 45, 52, 53, 62, 79, 100, 130–133, 136, 146, 147, 149–156 ; IV, 49, 50, 52, 53 (Planet Erde, Himmelsmechanik und Ortsbestimmung) ; Erde II, 22 ; III, 21, 22, 42, 122, 157 ; IV, tit., 1–3, 5, 9, 11, 13–17, 20–23, 27, 28, 30, 32, 38, 39, 44, 49, 50, 52–55,
62, 64–67, 69–75, 78, 79, 81, 88, 94, 96, 133–135, 138, 139, 144–152, 165– 170, 178–182, 188, 206 (in allen geologischen Zusammenhängen) ; Erde IV, 76, 79, 133, 137 (als chemisches Element oder Stoff) B. Komposita : Erd-
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beben IV, 77–79 (motus terrae) ; Erdboden I, 11 ; II, 26, 29, 37 ; III, 144 ; IV, 34, 41, 174 ; Erdinnere IV, 57, 59, 60, 72, 75, 135, 138, 148, 152, 169 (interior Terrae) terrenus auf der Erde befindlich IV, 191, 195 terrestris Erdkörper III, 134 ; IV, 16–18, 20, 25, 31, 41, 86, 187 (corpus terrestris) ; irdische Materie IV, 25 (materia terrestris) ; irdische Partikel IV, 25, 29–31, 33, 57, 62, 80–83, 87, 90, 96, 100 (particula terrestris) ; irdisches Teil IV, 23, 24 (pars terrestris) timiditas Ängstlichkeit Ep. Ded. 2 titillatio Kitzel I, 48, 67 ; IV, 191, 197, 198 tormentarius (pulvis tormentarius) Schießpulver IV, 109 tormentum Geschütz IV, 107, 115 ; Kriegsgeschütz IV, 115 (tormentum bellicum) trabs feuriger Balken (Kometenerscheinung) III, 133, 137 tractatio Abhandlung II, 40 ; IV, 199 tractatus Abhandlung Ep. Ded. 5 tractio (magnes) Anziehung IV, 171 tractus Ausdehnung (der Erde) IV, 151 (tractus Terrae) ; Landstrich IV, 54 (tractus terrae) ; Zug IV, 42 (Abschnitt eines Körpers) transitus Durchgang III, 70, 106, 112, 155 ; IV, 4, 17, 41, 59, 116, 132, 150, 185 translatio Translation II, 25, 27–30, 62 ; III, 28, 38, 40 tremulus Erschütterung IV, 194 ; zittriges Rauschen IV, 198 (murmur tremulus) triangularis dreieckig III, 62, 63, 87, 90, 92 ; IV, 130 triangulum Dreieck I, 13, 14, 59 ; III, 65, 78, 90, 92 triangulum rectangulum rechtwinkliges Dreieck I, 59 Trinitas Dreifaltigkeit I, 25 tristitia Traurigkeit I, 48 ; IV, 190, 197 triticum Weizen IV, 120 Tropicus Wendekreis III, 37 tumor Erhöhung (Ebbe und Flut) IV, 53 tunica Nervengewebe IV, 195 turbo Kreisel III, 144 ; IV, 21, 174 ; Wirbelwind IV, 87 Tycho Brahe Tycho Brahe III, 17–19, 38, 39, 41 tympanum (membranula tympani) Trommelfell IV, 194 U unio (ab arcta & intima mentis nostrae cum corpore unione) enge und innige Vereinigung I, 48 unitas (unitas generica) gattungsmäßige Einheit II, 10 universalia Universalien I, 58, 59 universalis universal I, 59 ; II, 36 ; III, 1 universitas Gesamtheit der körperlichen Substanzen II, 21 (universitas substantiae corporeae) ; Gesamtheit der Dinge II, 36 (universitas rerum) universum Universum II, 4, 13, 23, 36 ; III, 2, 40, 46, 47, 54, 118, 157 universus insgesamt IV, 187, 191, 200 univoce univok (scholastischer Terminus homonym) I, 51, 52 ustio Verbrennung IV, 114, 123 utilitas Vorteil I, 71 ; das Vorteilhafte III, 44 V vacuum / vacuus Vakuum II, 5, 11, 16, 17, 18, 33 ; III, 51 ; IV, 22, 98, 132, 202 ; leerer Ort II, 12 ; III, 62 (locus vacuus) ; leerer Raum II, 16, 17, 19 ; III, 25, 49, 60, 64 ; IV, 21, 41 (spatium vacuum) ; leer II, 17 (andere Gegenstände) vallis Tal II, 18 (concipere montem sine valle) ; III, 152 ; IV, 64 vapor Dampf IV, 64, 66, 70–72, 80, 137 vena Ader der Erde IV, 65, 74, 75, 137–139, 166 ; Vene eines Tieres IV, 65 ventus Luftzug IV, 99, 116 ; Wind I, 71 ; II, 15, 17 ; III, 26 ; IV, 49, 56, 60 Venus (Planet) Venus III, 6, 10, 11, 16, 31, 35, 39, 41, 146, 147 verax wahrhaftig
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I, 29
verbum Wort I, 74 ; II, 9 ; III, 18 ; IV, 197, 205 ; wortreich I, 30 (pluribus verbis) verisimilis wahrscheinlich / das Wahrscheinliche I, 3 ; III, 3, 132 veritas Wahrheit I, 1, 3, 4, 22, 30, 42, 44, 48, 49, 72, 75 ; II, 25, 64 ; III, 1, 17, 19, 28, 44 ; IV, 205 ; Ep. Ded. 1 verus wahr I, 13, 15, 30, 43, 71, 75, 76 ; II, 5, 9, 34, 56, 62, 64 ; III, 3, 18, 42, 47, 60, 71, 131, 146 ; IV, 1, 170, 204, 205 ; das Wahre I, 1, 30, 37, 206 Vesuvius Campaniae der Vesuv in Kampanien IV, 78 via Weg II, 32 ; III, 51, 71, 89, 93 ; IV, 12,
16, 19, 37, 39, 40, 56, 64, 67, 92, 132, 138, 144, 153, 160, 166, 179, 185, 196 ; Weg I, 8, 24 ; IV, 1 (i.S.v. »Weise«) ; Durchgang gewähren III, 113 (viam praebere) ; passierbar III, 105 (viam habere) vibratio Schwingung IV, 85, 198 vibratus Schwingung IV, 194 vicinia Umgebung II, 25, 28–30, 62 ; III, 28, 38, 126 ; IV, 27, 32, 91 vigilia Wachzustand I, 4, 30 ; IV, 196 vinum (spiritus vini) Weingeist IV, 18, 120 ; IV, 102, 103 violenter gewaltsam IV, 47, 87 violentus gewaltsame Bewegung IV, 87 (motus violentus) ; gewaltsame Kompression IV, 47 (violenta compressio) Virgo (Sternbild) Jungfrau III, 128, 129 virtus Kraft IV, 173, 175 ; Kraftfeld IV, 153 (sphaera virtutis) ; Kraftpol IV, 167 (polus virtutis) ; (Kraft-)Ausrichtung IV, 156 ; magnetische Kraft IV, 145, 166, 168 (virtus magnetica) ; Tugend Ep. Ded. 2, 3 vis A. gnoseologische Bedeutungen : Vermögen I, 21 ; IV, 75 ; Wahrnehmungsvermögen I, 12 (vis sentiendi) ; Geisteskraft I, 17, 22, 25 ; III, 2 (vis ingenii) ; Kraft unseres Denkens III, 2 (vis nostrae cogitationis) B. physikalische Bedeutungen : Kraft I, 65, 71 ; II, 25, 26, 29, 40, 43, 45, 49, 54, 56–61, 63 ; III, 25, 38, 39, 48, 49, 52, 57–60, 62, 64, 69–71, 73, 75, 76, 80, 81, 83–85, 96, 108, 110–112, 116–118, 120–124, 126, 130, 139, 140, 144, 145 ; IV, 2, 13, 16, 19, 22, 23, 25, 26, 39–41, 47–49, 60, 61, 64, 70, 71, 77, 81–83, 86, 90–92, 94, 100, 105, 107, 113–118, 120, 121, 124, 126, 132, 136, 137, 140, 143, 187, 191, 198 ; Kraft des Lichts III, 55, 63, 64, 81, 94, 96, 110, 132 ; IV, 28 ; Magnetkraft III, 91 ; IV, 133, 144, 145, 150–154, 157–163, 165, 166, 171, 172, 174–176, 179–184 ; Antriebkraft III, 127, 149 ; IV, 9 (vis agitationis) ; Schwerkraft III, 62, 63, 114 ; IV, 17, 20, 22, 32, 33, 40, 140 (vis gravitatis) ; Kraft des Eigengewichts IV, 44 (vi propriae gravitatis) visio die Tätigkeit des Erblickens I, 9 visus die visuelle Auffassung III, 5, 6, 104 ; Gesichtssinn IV, 195 ; das Sehen IV, 200 vita Leben I, 1, 3, 45, 73 ; III, 29, 53 ; IV, 204, 205 vitium Laster Ep. Ded. 2 vitreus Glasflasche III, 75 (ampulla vitrea) ; gläsernes Gefäß IV, 129 (vas vitreum) ; gläsernes Prisma III, 97 (prisma vitreum) vitrum Sammellinse IV, 86 (vitrum convexum) ; Glas IV, 117, 124–132, 141, 184–186 volitio das Wollen I, 32, 48, 65 voluntarie willentlich I, 37 voluntas der Wille I, 29, 31, 32, 34, 35, 37, 39, 42, 53 ; II, 26 ; IV, 190 ; Ep. Ded. 3, 4, 6 voluptas Lust I, 71 ; körperliche Lust IV, 191 (voluptas corporea) vortex Wirbel III, 30, 33, 46, 53, 60, 61, 65–74, 82, 83, 85, 86, 89–91, 99, 108, 111, 112, 114–121, 126, 127, 129–132, 140, 142, 146, 149, 150, 154, 155 ; IV, 2, 9, 14, 49–51, 133 vox Aussage I, 74
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Baruch de Spinoza Descartes’ Prinzipien der Philosophie in geometrischer Weise dargestellt Mit einem Anhang, enthaltend Gedanken zur Metaphysik
Baruch de Spinoza Descartes’ Prinzipien der Philosophie in geometrischer Weise dargestellt Mit einem Anhang, enthaltend Gedanken zur Metaphysik Vollständig neu übersetzt, mit einer Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Wolfgang Bartuschat. PhB 94. 2005. XXXVIII, 203 S. 3-7873-1696-5. Kart.
D
ie 1663 in Amsterdam unter dem Titel Des Cartes Principiorum Philosophiae Pars I et II, More Geometrico demonstratae erschienene Schrift ist die einzige, die Spinoza zu Lebzeiten unter seinem Namen hat veröffentlichen lassen; er hoffte, daß »bei dieser Gelegenheit sich vielleicht einige Männer, die in meinem Vaterlande die obersten Stellen einnehmen, finden werden, die das Übrige, was ich geschrieben habe und als meine Sicht anerkenne, zu sehen wünschen und darum Sorge tragen, daß ich es veröffentlichen kann, ohne eine Unannehmlichkeit befürchten zu müssen«. Der eigentümliche Reiz dieser Schrift liegt darin, daß sie eine Auseinandersetzung Spinozas mit Descartes auf dem Boden der Cartesischen Philosophie und mit der Begrifflichkeit der spätscholastischen Metaphysik enthält. Sie vermag Probleme und Spannungen
innerhalb der referierten Systeme aufzuzeigen und deutlich zu machen, daß sie nach einer andersartigen Begründung verlangen. Indem das Referat teilweise auf Spinozas eigene Position verweist, ist die Schrift das Beispiel einer Textexegese, in der Implikationen des Textes aufgezeigt werden, die über die Perspektive der im Text verhandelten Sachverhalte hinaus auf einen höheren Standpunkt hindeuten. Dieser Standpunkt ist somit eine Fortentwicklung der Sache selbst.
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