Die neuen Funde auf dem Gebiete der ältesten Kirchengeschichte: (1889–1898) [Reprint 2019 ed.] 9783111668772, 9783111284057


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German Pages 30 [32] Year 1898

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Table of contents :
Einleitung
I.
II.
Anmerkungen
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Die neuen Funde auf dem Gebiete der ältesten Kirchengeschichte: (1889–1898) [Reprint 2019 ed.]
 9783111668772, 9783111284057

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Vorträge -er theologischen Konferenz ;u Gießen. 14. Folge.

o

Die

neuen Lunde auf dem Grkiete der

Mesten kirchengeschichte. ((889—1898.) Bon

Kustav Krüger, Professor der Theologie in Gießen.

Gießen I. Ricker'sche Verlagsbuchhandlung 1898.

Druck von E. G. Röder in Leipzig.

Aus unserer zweiten theologischen Konferenz, im Jahre 1885, hielt Harnack einen Vortrag über „den gegen­ wärtigen Stand der Forschung auf dem Gebiet der alten Kirchengeschichte". Der Vortrag ist damals nicht gedruckt worden, wohl aber im Jahre darauf, von einem Zuhörer übersetzt, in einer englischen Zeitschrift erschienen?) Ich habe damals, als ich den Vortrag hörte, und jetzt, als ich ihn wieder las, auf das lebhafteste bedauert, daß er in unserer Sammlung keine Aufnahme gefunden hat. Harnack hatte gerade den ersten Band seiner Dogmengeschichte dem Drucke übergeben und lebte ganz in den weitgreifenden und bahn­ brechenden Gedanken, die er in seinem Werke verarbeitet hatte. Seine Hauptsätze hatte er in jenem Bortrage in so scharfer und knapper Fassung niedergelegt, das; uns die Arbeit nachträglich wie ein Programm der Dogmengeschichte erscheinen möchte. Daneben berichtete er über die haupt­ sächlichsten Entdeckungen, die die letzten Jahre gebracht hatten: die vollständigen Klemensbriefe, das Diatessaron Tatians, vor allem die Apostellehre. In diesem Winter nun hat Harnack in Berlin „über die jüngsten Entdeckungen auf dem Gebiete der ältesten Kirchen­ geschichte" einen Vortrag gehalten und ihn vor kurzem drucken lassen, der wiederum reich ist an Gesichtspunkten und Perspektiven?) 1885 kam es darauf an, die Etappen aufzu­ zeigen, die die geschichtliche Erforschung des Urchristentums und der werdenden katholischen Kirche seit Baurs grundlegenden 1*

4 Arbeiten durchlaufen hatte, und den Punkt zu fixieren, an dem diejenige Phase der Forschung eiusetzen sollte, als deren wissenschaftlichen Ausdruck wir heute Harnacks Dog­ mengeschichte betrachten. Jetzt galt es, unter Anknüpfung an die Bereicherung unserer geschichtlichen Kenntnis durch die zahlreichen Funde der letzten Jahrzehnte, auf die Aufgaben hinzuweisen, die speziell der patriotischen Forschung erwachsen find, und zur regen Mitarbeit auf diesem noch lange nicht genug beackerten Boden aufzurufen. War der Vortrag von 1885 ein Programm, so der von 1898 ein Appell an die Fachgenossen, noch mehr an die Akademien und die Staats­ regierungen, den Beutel offen zu halten, um die alten und jungen Gelehrten, die gewillt sind, ihre Kraft der Er­ forschung von Bibliotheken im Abend- und im Morgenlande zu widmen, die weite Reisen zur Hebung verborgener Klosterschätze nicht scheuen, zu unterstützen, damit sie der Wissenschaft solchen Dienst, der den ganzen Mann und un­ geteilte Arbeitskraft erfordert, nicht nur nebenher und auf Zeit, sondern ausschließlich und dauernd verrichten können. „Berufsarbeiter", schreibt Harnack, „für den wissenschaft­ lichen Großbetrieb, die ihr Leben einer wiffenschaftlichen Aufgabe widmen und für sie jederzeit Reisen machen können, sind uns nötig, Gelehrte, die nicht gezwungen sind, Vorlesungen über Dinge, die sie schlecht verstehen, zu halten, weil die Spezialwiffenschaft, die sie in der Stille bearbeiten und die sie kennen, für den Unterricht ungeeignet ist und sie nicht ernährt." Was wird doch in England und Amerika in dieser Beziehung geleistet! Man sagt, in diesen Ländern hat man Geld. Gewiß! Und viel mehr als wir. Aber wir haben doch nicht so gar wenig, wie immer wieder gesagt wird. Wohl aber haben sich unsere Großkausleute und Groß­ industriellen noch nicht so an den Gedanken gewöhnt wie ihre englischen und amerikanischen Genossen, daß auch sie der Wissenschaft zu dienen berufen sind, indem sie Arbeiter ausrüsten zu diesen: Dienste. Es ist noch eine große

5 Seltenheit, daß bei uns eine Stiftung errichtet wird, wie die der Frau Elisabeth Heckmann-Wentzel (1894), durch die die Berliner Akademie in den Stand ge­ setzt wurde, mit der längst geplanten Herausgabe der vornicänischen griechischen Kirchenschriststeller tn monumentalen Ausgaben zu beginnen.3) Und doch kann niemand, der Sachkunde und Urteilskraft besitzt, leugnen, daß solche ge­ lehrte Arbeit des Schweißes der Edlen wert ist. Freilich, die Spannung, mit der alle Welt des kühnen Nordpol­ fahrers Nachrichten lauscht, ist größer als die Aufmerk­ samkeit, die man der stillen Arbeit des Gelehrten dort auf dem Sinai oder Athos, in Paris, Rom, London oder Jerusalem schenkt. Aber selbst unsere so wenig ideal ge­ richteten Tagesblätter machen einen Versuch, in Aufregung zu geraten, wenn es heißt: in einem ägyptischen Grabe hat man ein paar Blätter mit wichtigen Aufklärungen über die älteste Kirchengeschichte gefunden, oder Bruchstücke eines Evangeliums oder gar einen Ausspruch Jesu. Und wir können nicht wissen, was uns in dieser Beziehung noch be­ vorsteht. Sind doch unsere kühnsten Hoffnungen übertroffen worden. Ter Zuwachs an Nachrichten ist so groß, daß gewisse Teile der alten Kirchengeschichte ein ganz neues Gesicht bekommen haben. Man vergleiche die neue Be­ arbeitung des ersten Bandes von Möllers Lehrbuch der Kirchengeschichte mit der ersten Auflage oder gar mit Gieselers berühmtem Lehrbuch, und man wird einen Unter­ schied finden, der einer völligen Umwälzung gleichkommt. Vor einigen Jahren sagte mir ein bekannter Antiquar: theologische Privatbibliotheken, die sich aus Büchern der Zeit vor 1870 zusammensetzen, seien für ihn, von einigen hervorragenden Ausnahmen abgesehen, wertlos. Er legte damit den ihm allein möglichen Maßstab an die Wiffenschaftlichkeit der Theologie in Vergangenheit und Gegen­ wart. Der Mann hatte doch nicht so Unrecht. Wenn ich aber auch die Frage, ob seine Ansicht für das ganze Gebiet der Theologie zutreffend ist, hier nicht ohne weiteres ent-

6 scheiden möchte, für ein Spezialgebiet gilt sie sicher: für die Wissenschaft der sog. Patristik oder, wie man sich sach­ gemäßer ausdrückt, der Geschichte der altchristlichen Litte­ ratur, besonders in den ersten drei Jahrhunderten. Und dieser zweifellose Fortschritt ward nicht zum wenigsten hervorgebracht durch die zahlreichen Entdeckungen und Funde, die uns die letzten 25 Jahre bescheert haben. Nicht alle diese Funde sind von gleicher Bedeutung: bei einigen, und vielleicht bei denen, über die man den größten Lärm ge­ schlagen hat, am meisten, ist die geträumte Bedeutung stark übertrieben worden. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß das große Publikum an die Resultate von Entdeckungs­ reisen jeder Art stets übertriebene Anforderungen stellt. Es wird nächstens als ein das Verdienst verkleinerndes Moment empfunden werden, wenn der Reisende nicht mindestens den Nordpol erreicht oder es dem Forscher nicht gelingt, alle Krankheiterreger auf einmal zu bändigen. So auch ist man auf unserem Gebiet fast schon enttäuscht, wenn nicht zum wenigsten gleich ein ganzes Evangelium, womöglich das Urevangelium gefunden wird. So hoch dürfen wir freilich unsere Erwartungen nicht spannen. Wir müssen schon sehr dankbar sein, wenn uns der glück­ liche Zufall einige Fetzen des vergänglichen Materials in die Hände spielt, auf dem die Erstlinge unserer christlichen Litteratur geschrieben waren.

I.

Ein solcher Fetzen war es, der im vorigen Jahre die gelehrte Welt und fast mehr noch das sensationsfreudige Publikum in große Aufregung versetzte. Am 29. Mai 1897 brachten die Times eine Notiz, wonach die Herren Grenfell und Hunt im Winter 1896/97 an der Stelle des alten Oxyrhynchos in dem jetzigen Dorfe Behnesa in Unterägypten unter vielen anderen Papyri ein Blatt aus

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dem 3. Jahrhundert entdeckt hatten, das augenscheinlich eine Sammlung von Logia oder Aussprüchen Jesu ent­ hielt. „Alter, Charakter und Wert dieser Logia werden vermutlich Gegenstand beträchtlicher Untersuchungen werden; aber es ist kein Grund 311 den gänzlich unautorisierten und ungenauen Berichten, welche diese Entdeckung mit den nach dem Bericht des Papias von Matthäus gesammelten Logia in Verbindung bringen."3*) Die von den Entdeckern mit größter Sorgfalt hergestellte Ausgabe der Sprüche *) zeigte sehr bald, daß die vorsichtige Notiz in den Times sehr berechtigt war. Das auf beiden Seiten beschriebene Papyrusblatt, dessen Herkunft aus dem 3. Jahrhundert nicht bestritten worden ist, ist etwa 10 Centimeter breit und 15 lang. Es enthält 8 Sprüche, die Jesus in den Mund gelegt finb.6) Das erste, sechste und siebente Logion sind so oder ganz ähnlich aus unseren Evangelien bekannt. Das erste ist eine genaue Parallele zu Luk. 6, 42 b: (Du Heuchler, ziehe zuvor den Balken aus deinem Auge) „und siehe dann zu, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest". Die erste Hälfte des 6. Spruches lautet wie Luk. 4,24 (vgl. Mark. 6,4 u. Matth. 13, 57): „Kein Prophet ist angenehm in seinem Vaterlande"; die zweite ist neu (doch vgl. Mark. 6, 5 und Matth. 13, 58: „noch voll­ zieht ein Arzt Heilungen an denen, die ihn kennen"). Das 7. Logion entspricht (mit einigen Zusätzen) Matth. 5,14: eine Stadt, die auf dem Gipfel eines hohen Berges ge­ baut und fest gegründet ist, kann weder fallen noch ver­ borgen sein." Da Logion 4 und 8 verstümmelt sind, konzen­ triert sich das Interesse auf das 2., 3. und 5. Logion. Diese lauten: 2) Wenn ihr nicht fastet in Bezug auf die Welt, so werdet ihr das Reich Gottes nicht finden, und wenn ihr den Sabbat nicht haltet, werdet ihr den Vater nicht schauen. 3) Ich stand inmitten der Welt und ward ihnen im Fleische sichtbar und fand sie alle trunken, und keinen fand ich dürstend unter ihnen, und meine Seele

8 leidet um die Menschenkinder, da sie blind sind in ihrem Herzen ... 5) Von diesem Logion ist die erste Halste fast unlesbar, und die bisherigen Versuche, den Text herzustellen, können als völlig befriedigend nicht betrachtet werden. Der Gedanke muß in Anlehnung an Matth. 18, 20 (too Zwei oder Drei zusammen sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen) gebildet gewesen sein, und doch wieder im Gegensatz dazu: denn es war jedenfalls auch die Rede davon, daß auch wo Einer (nämlich ein Gläu­ biger) ist, der Sprechende (also Jesus) mit ihm ist. Deutlich lesbar ist die zweite Hälfte des Spruches: „Hebe den Stein auf, und du wirst mich finden, spalte das Holz, und ich bin dort." So ist auch der Gedanke klar: der dieses Logion dichtete, denkt sich die ganze Natur vom Steine bis zum Menschen vom Christus erfüllt, wie es im gnostischen Evangelium der Eva heißt: „Ich bin du, und du bist ich, und wo du bist, dort bin auch ich; und in allem bin ich verstreut, und von wo du willst, kannst du mich zusammen­ lesen; liesest du aber mich zusammen, so liesest du dich selbst zusammen." Es ist nicht sowohl Pantheismus als Panchristismus, was in dem Spruche zum Ausdruck kommt. Nun, daß Jesus selbst nicht so gesprochen haben kann, bedarf keines Beweises. Aber anch die beiden anderen Logia, obwohl nicht ohne ansprechenden Gehalt, dürften schwerlich einer auch nur halbwegs originalen Tradition entstammen. Also braucht man anch dariiber, ob sie aus den Logia des Matthäus stammen oder irgendwie zu ihnen in Beziehung stehen könnten, kein Wort zu verlieren. Schon die englischen Herausgeber haben darauf hingewiesen, daß man bei der Reflexion auf die Herkunft der Sprüche am sicher­ sten an das Ägypter-Evangelium denken wird. Harnack hat die Argumente für diese Vermutung wesentlich verftärft6), und jüngst von Robinson beigebrachte Hinweise auf Parallelen in den Stromata des Klemens scheinen mir die Hypothese gesichert zu haben. *) Ist es aber nicht das Ägypter-Evangelium, so doch ein ihm nahe verwandtes

9 gnostisch-enkratitisches Produkt. Übrigens bedarf es kaum der Bemerkung, daß unsere Sprüche, wie sie vorliegen, nicht einen Abschnitt aus einem Evangelium bilden. Viel­ mehr muß ein Jemand sie sich für praküsche Zwecke zu­ sammengestellt haben. Haben wir aus diesem Blatt nicht allzuviel Neues und Wichtiges gelernt, obwohl jeder Papierfetzen mit freu­ digem Interesse begrüßt werden darf, der uns in ägyptisches Christentum einen Einblick gestattet, so hat uns der von dem Franzosen Bouriant 1892 in einem Grabe zu Akhmim, dem früheren Panopolis, in Oberägypten gefundene Pergamentkodex aus dem 8. oder 9. Jahrhundert in mehr als einer Beziehung reichliche Belehrung gebracht?) Die Handschrift enthält je ein großes Bruchstück eines Evange­ liums und einer Apokalypse. In jenem darf man mit Bestimmtheit das Petrusevangelium wiedererkennen, das, wie Eusebius (K.-G. 6, 12) erzählt, der Bischof Serapion von Antiochien bei einer Visitationsreise durch seinen Sprengel im Gebrauche der Gemeinde zu Rhossus fand und dessen Lektüre er nach sorgfältiger Prüfung wegen doketischer Irrungen verbot. Das Fragment erzählt die Leidensgeschichte von der Verurteilung an und die Auf­ erstehungsgeschichte bis zur Flucht der Jünger nach Galiläa und der Erscheinung des Herrn vor Petrus, Andreas und Levi am See Genezaret. Petrus wird als Berichterstatter eingeführt. Die Leidensgeschichte ist einfach und schlicht, mit sichtbarem Streben nach Anschaulichkeit erzählt; die Auferstehungsgeschichte enthält Anklänge an doketische Theorien, ist stark legendarisch gefärbt und geht wenigstens an einer Stelle weit über das hinaus, was in der kano­ nischen Tradition dem Leser zugemutet wird: „In der Nacht aber, die mit dem Anbruch des Herrentags endete, während die Soldaten je zwei und zwei auf dem Posten Wache hielten, erscholl eine große Stimme am Himmel, und sie sahen die Himmel geöffnet, und zwei Männer von dort herab­ kommen in strahlendem Lichtglanz und dem Grabe sich nähern. Jener Stein aber, der an die Thür gestellt war, wälzte sich von

10 selbst fort und wich zur Seite, und das Grab öffnete sich, und die beiden Jünglinge traten ein. Als das nun jene Soldaten sahen, weckten sie den Centurio und die Ältesten — denn auch diese waren als Wächter anwesend —, und indem sie erzählten, was sie gesehen hatten, sehen sie wiederum drei Männer aus dem Grabe hervorschreiten und die Zwei den Einen stützen und eilt Kreuz ihnen folgen, und die Häupter der Zwei bis zum Himmel reichend, das Haupt des von ihnen Geführten aber die Himmel überragend, und sie hörten eine Stimme aus den Himmeln, die sprach: „Hast du den Schlafenden gepredigt?" Und gehört wurde vom Kreuze her als Antwort: „Ja."

Über Charakter und Wert des Evangeliums, insbe­ sondere über sein Verhältnis zur kanonischen Evangelien­ litteratur, hat Einverständnis nicht erzielt werden können. Während Harnack unter Anerkennung der Thatsache, daß das Evangelium die kanonischen Bearbeitungen, einschließ­ lich des vierten Evangeliums, voraussetze, es mit diesen nach Eigenart und Komposition auf* die gleiche Stufe rückt, wollen andere, wie Harnacks Antipode Zahn, es nicht als ein den kanonischen Evangelien gleichartiges Produkt an­ erkannt wissen, sondern verweisen es unter die gnostische, sog. apokryphische Schriftstellerei. Macht man an diesen beiden einander entgegengesetzten Ansichten die entsprechenden Abzüge (ein Verfahren, das sich bei der Beurteilung neuer Funde und Entdeckungen überhaupt empfiehlt und nicht lediglich als Ausfluß der Bequemlichkeit betrachtet werden darf), so wird man ungefähr das Richtige treffen. Jeden­ falls aber wird unser Bruchstück in allen Erörterungen über die Evangelien nach Form und Inhalt seinen Platz behaupten?) Dennoch, seine Bedeutung wird sowohl in litterargeschichtlicher wie in christlich-kulturgeschichtlicher Bezie­ hung von der des anderen Bruchstückes übertroffen. Ich lasse die Frage, ob wir in dem apokalyptischen Fragment wirklich die dem Klemens und anderen Kirchenschriftstellern bekannte Petrusapokalypse zu erkennen haben, hier bei­ seite; sie läßt sich m. E. nicht mit Sicherheit entscheiden?o) Jedenfalls handelt es sich um ein apokalyptisches Schrift-

11 stück, in dem wiederum Petrus als Berichterstatter eingesührt ist. Das Bruchstück setzt mitten in einer Rede deS Herrn ein, der den Jüngern auf ihren Wunsch ihre gerechten Brüder zeigt, die vor ihnen aus der Welt geschieden sind, dann anscheinend dem Petrus allein Himmel und Hölle, den Aufenthaltsort der Seligen und der Verdammten, deren mit raffinierter Grausamkeit erdachte Strafen anschau­ lich vorgeführt werden. Die Schilderung des Himmels ist voller Poesie: „Und der Herr zeigte mir einen weiten Raum außerhalb dieser Welt, überflutet von Licht, und die Lust dort von den Strahlen der Sonne durchleuchtet, und die Erde selbst blühend von unverwelklichen Blumen und angefüllt mit Wohlgerüchen und mit herrlich blühenden, unvergänglichen und gesegnete Frucht tragenden Gewächsen. So groß aber war die Blumenfülle, daß der Wohlgeruch von dort sogar bis zu uns drang. Die Be­ wohner aber jenes Raumes waren mit dem Gewand lichtglän­ zender Engel angethan, und ähnlich war ihr Gewand ihrem Ge­ filde. Engel aber umschwebten sie dort. Gleich war die Herr­ lichkeit aller, die dort wohnen, und mit einer Stimme sangen sie in Freude wechselseitig Loblieder auf den Herrn Gott an jenem Ort."

Mit großer Kraft bringt der Dichter die Qualen der Verdammten zu schauerlichem Ausdruck. Ein Beispiel: „Nahe aber von jenem £rt sah ich einen anderen Ort der Bedrängniß, in dem das Blut und der Gestank der Gestraften herabfloß und wurde wie ein Pfuhl, und daselbst saßen Weiber, denen das Blut bis zum Halse ging, und ihnen gegenüber saßen viele Kinder, die als unzeitige Früchte von ihnen zur Welt gebracht waren und weinten, und es sprangen Feuerstrahlen aus den Kindern hervor und trafen die Augen der Weiber; diese aber waren die Verfluchten, welche empfangen und die Frucht sich abgetrieben hatten."

So führt diese petrinische Apokalypse uns auf einen ganz anderen Boden als die johanneische, mit der sie keirerlei Verwandtschaft zeigt. Die phantastischen Vor­ stellungen, welche den Verfasser erfüllen, stehen vielmehr in naher Beziehung zu griechisch-orphischen Gedankenkreisen

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und können nur als ägyptisches Gewächs verstanden werden. Beachtenswert sind die zahlreichen Berührungen zum 2. Petrusbriefe. Diese Apokalypse ist eine der ersten jener mehr oder weniger ergreifenden oder bizarren Dich­ tungen, als deren klassischen Zeugen wir Dantes Schilde­ rungen des Jenseits zu betrachten gewohnt sind. Sie wäre wie geschaffen für Max Klingers Griffel. Angesichts des uns neugeschenkten Textes können wir übrigens verstehen, warum zu den Zeiten des muratorischen Fragmentisten sich manche Christen weigerten, diese Apokalypse, die der Fragmentist noch unbedenklich neben die johanneische Offenbarung rückt, in der Kirche vorlesen zu lassen. Wie weitherzig oder besser wie gutgläubig in dieser Beziehung manche Gemeinden gewesen sein muffen, hat uns aber erst ganz vor kurzem (1897) ein überaus wichtiger Fund gelehrt. Die alexandrinische Kirche zählte unter die­ jenigen Schriften, denen sie ein fast kanonisches Ansehen zubilligte, auch die Akten des Paulus, und noch der von alexandrinischer Tradition beeinflußte Euseb hat diese Schrift zwischen den Hebräerbrief, den er für paulinisch hält, und den Hirten des Hermas gestellt. Diese Acta Pauli waren das einzige neutestamentliche sog. Antilegomenon, voll dem wir bisher so gut wie gar nichts wußten. Nun ist auch dieses Dunkel erhellt worden. Der vielfach ver­ diente und von uns noch mehrfach zu erwähnende Carl Schmidt, ein gründlicher Kenner des Koptischen, fand in Kairo, bei Durchforschung der im Besitz des Dr. Reinhardt befindlichen Papyrusfragmente, daß sie die uns allen be­ kannten Akten des Paulus und der Thekla enthielten. Nachdem die Sammlung in den Besitz der Heidelberger Bibliothek übergegangen war, konnte Schmidt bei genauerem Studium feststellen, daß der Papyrus nicht nur die Thekla­ akten, sondern mit und in ihnen die alten verloren ge­ glaubten Paulusakten enthielt. Freilich ward dem glück­ lichen Entdecker die unverhoffte Freude arg getrübt, 'denn der Papyrus befand sich in völlig desolatem Zustande:

13 „Nur ein einziges Blatt ist ganz erhalten; die übrigen Blätter bieten einen ganz trostlosen Anblick, da sie aus Hunderten von kleinen Fetzen, die oft nur einige Buchstaben enthalten, bestehen."") Man bedenke, welche kolossale Auf­ gabe es bedeutet, aus solchem Material einen großenteils unbekannten, noch dazu koptisch geschriebenen Text zusammen­ zuflicken ! Zum Glück ist der..Text wenigstens nicht völlig unbekannt. Denn zu den Überraschungen, welche der neue

Fund brachte, gehörte auch die, daß der apokryphe Brief­ wechsel zwischen Paulus und den Korinthern, der, bis vor wenigen Jahren nur armenisch bekannt, 1890 von einem französischen Gelehrten, Berger, und einem deutschen, Bratke, auch in lateinischen Bibeln gefunden worden war, ebenfalls einen Bestandteil der alten Paulusakten gebildet hat?-) Das hatte schon Zahn in glänzender Beweisführung vermutet, aber niemand hatte es ihm geglaubt. Nun über­ führt der koptische Papyrus die Zweifler. Andererseits hat Zahn infolge der neuen Entdeckung die von ihm früher mit besonderer Vorliebe gepflegte Behauptung, daß die Thekla­ akten bereits um das Jahr 100 entstanden sein möchten, wodurch sie freilich zu einem sehr gewichtigen Zeugen für hohes Alter und frühzeitige Benutzung unserer kanonischen Schriften geworden wären, bereitwillig mtfgege&en.13) Die Paulusakten können nicht vor 160—170 und sind nach dem Zeugnis Tertullians (de baptismo 17) in Kleinasien von einem Presbyter verfaßt worden, der damit dem An­ denken des Apostels einen Liebesdienst erweisen wollte, mit seinem Romanspiel aber so wenig Verständnis in seiner Gemeinde fand, daß sie ihn des Presbyterats entsetzt haben soll. Das hat die alexandrinische Kirche nicht gehindert, seinem Opus hohe Ehren zu zollen; natürlich hat sie die Fälschung nicht bemerkt, ohne daß man ihr dieses Zeichen von Unkritik besonders stark aufrechnen dürfte. Neuester brieflicher Mitteilung von Schmidt zufolge hat der Heidelberger Papyrus ursprünglich neben den Paulusakten

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auch die Petrusakten enthalten, von denen Schmidt ein Stück hier, ein anderes in einem später zu erwähnenden Pa­ pyrus gefunden hat. Auch darf ich nicht übergehen, daß ein englischer Gelehrter, James, dem man schon manchen Aufschluß über die sog. apokryphe Litteratur der ältesten Kirche zu verdanken hat, vor kurzem (1897) ein großes, bisher unbekanntes Bruchstück der Johannesakten gefunden und publiziert fjat.14) Diese Akten, aus deren Inhalt manche beachtenswerte Notiz für die dogmengeschichtliche Betrachtung zu entnehmen ist, sind zweifellos in gnostischen Kreisen gefertigt worden. Aus einer Zusammenstellung der Parallelen mit den PetruSakten will James auf Iden­ tität der Verfasser schließen. Zu den von der alten Kirche vielfach für heilig ge­ haltenen Schriften gehörte auch der Brief des römischen Klemens an die Korinther aus dem Ende des ersten Jahrhunderts, den wir heute noch im Anhang des Codex Alexandrinus lesen. Erst 1875 hatte der Metropolit Bryennios aus derselben Handschrift, in der er auch die Apostellehre gesunden hatte, den ganzen griechischen Text veröffentlicht. 1893 nun fand der Benediktiner Dom Ger­ main Morin aus Maredsous (Belgien) in einer Hand> schrift des Klosters Florennes (Provinz Namur) eine alte lateinische Übersetzung des Briefes, deren Vorlage besser gewesen sein muß, als die uns erhaltenen Handschriften des griechischen Textes und sicher dem 2. Jahrhundert an­ gehörte."') Die Gewissenhaftigkeit, mit welcher der Über­

setzer seinem Original gefolgt ist, erhebt seine Arbeit zu einem Textzeugen ersten Ranges: für eine große Anzahl von Stellen erhalten wir erst durch diese Übersetzung die richtige oder doch eine bessere Lesart, als unsere bisherigen Textzeugen uns an die Hand gaben. Bor allem aber ist nunmehr die Meinung endgültig widerlegt, daß der Klemensbrief vom 5. bis zum 17. Jahrhundert dem Abend­ lande unbekannt geblieben sei. Die bisher erwähnten Funde und Entdeckungen stehen

15 sämtlich in mehr oder weniger naher Beziehung zur neutestamentlichen Litteratur. Diese selbst endlich wird un­ mittelbar berührt durch den so überaus wichtigen Fund der Mrs. Lewis, die i I. 1892 in dem altehrwürdigen KatharinenNvster auf dem Sinai eine syrische Über­ setzung der vier kanonischen Evangelien entdeckte?'^) Diese um das Jahr 400 verfaßte Übersetzung erhält einen er­ höhten Wert dadurch, daß der ihr zu Grunde liegende Original­ text aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem 2. Jahrhundert stammt. Wer sich erinnert, mit welchem Vertrauen man unsere ältesten griechischen Textzeugen, den Codex Sinaiticus, Alexandrinus und Vaticanus, betrachtet hat und teilweise noch betrachtet, wer dann einer Reihe von Einzeluheiten des neuen Textes den Beweis entnimmt, daß dieses Vertrauen keineswegs durchaus gerechtfertigt war, der kann die Bedeutung dieses Fundes ermessen. Freilich muß er sich gleichzeitig gegenwärtig halten, daß auch der neue Text uns nicht an die Urquelle heranführt. Erzählt uns doch Euseb (K.-G. 4, 28) grade aus der Zeit, der auch das griechische Original des neuen Syrers entstammen mag. wie schon damals christliche Gelehrte sich um die Fest­ stellung der echten Lesarten heiß bemühten, ohne bei der großen Verschiedenheit der Überlieferung in den Hand­ schriften endgültige Resultate zu erzielen.

II.

Ich wende mich zur eigentlichen Kirchengeschichte und zwar zunächst zur Ecclesia militans. Auch ihre Geschichte hat durch neue Funde Bereicherung erfahren. Zum Teil handelt es sich dabei freilich nur um bessere Texte oder neuere Rezensionen schon bekannter Martyrien. So er­ hielten wir 1890 aus einer Jerusalemer Handschrift einen griechischen Text des schönen Martyriums der Perpetua,

16 Felicitas und ihrer Genossen (f 7. März 203 [202], wahr­ scheinlich zu Karthago); und wenn auch die Annahme des Entdeckers, des Amerikaners Harris, daß es sich dabei um den Originaltext handele, nicht aufrecht erhalten werden konnte, so bot die neue Rezension doch eine will­ kommene Handhabe zur Kontrolle der lateinischen und ermöglichte eine Anzahl wichtiger quellenkritischer Beobach­ tungen?^ In die Kategorie dieser Funde gehört auch die Entdeckung eines neuen lateinischen Textes des Pro­ zesses der sog. Scilitanischen Märtyrer (aus Scili, hingerichtet am 17. Juli 180 zu Karthago) durch den Engländer Robinson, der aller Wahrscheinlichkeit nach dem verlorenen Original am nächsten steht? 7) Weiter hat 1896 O. v. Gebhardt den längst versprochenen griechi­ schen Text der Akten des Pionius herausgegeben und dadurch die nötige Grundlage für die Untersuchung ge­ schaffen, ob dieses wertvolle Martyrium wirklich der Zeit des Decius angehört, wie die Überschrift besagt, oder der Mark Aurels, wie Eusebius (K.-G. 4,15) behauptet?^) Andere Funde brachten bisher unbekannte Beiträge zur Leidensgeschichte der Kirche. Zu Sebaste in Armenien sind unter Licinius ca. 320 vierzig christliche Soldaten, die sogenannten vierzig Ritter, deren Gedächtnis wir am 10. März begehen, Märtyrer geworden. Wir besaßen Akten dieses Martyriums von zweifelhafter Echtheit. Nun publizierte (1892) Bonwetsch das nach seiner erstmaligen Ausgabe durch Lambecius (1778) ganz in Vergessenheit ge­ ratene, zweifellos echte Testament dieser Märtyrer, darin sie über ihre Gebeine verfügen, in griechischer und slavi­ scher Rezension, eine in manchem Betracht wertvolle Ur­ kunde? d) Ein anderes Beispiel: Eusebius berichtet, daß ein gebildeter und in der Philosophie bewanderter Mann, Namens Apollonius, zur Zeit des Kommodus wegen seines Christentums hingerichtet worden sei, nachdem er vor dem Senat und vor dem Richter seinen Glauben beredt

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verteidigt hatte (K.-G. 5,21). Euseb hatte den Prozeß seiner Sanlmlung von Märtyrerakten, deren Verlust wir beklagen, einverleibt. Ein englischer Gelehrter, Conybeare, machte uns nun 1893 ein armenisch erhaltenes „Martyrium des heiligen Apollonius, des Asketen" zugänglich, durch das die Angaben des Eusebius bestätigt, die Behauptungen des Hieronymus dagegen, daß Apollonius Senator gewesen und vom Senat verurteilt worden sei, sowie daß er eine ansehnliche Verteidigungsschrift verfaßt habe, als bloße Ausschmückungen des eusebischen Berichtes erwiesen werden?0) Inzwischen ist die Rolle, die der kaiserliche Ge­ richtshof und der Senat bei dem Prozeß gespielt haben, noch deutlicher geworden durch die Veröffentlichung des griechischen Textes, den die unermüdlichen Bollandisten (1895) in einer Pariser Handschrift gefunden haben.2*) Vielleicht hat dieser Text die Vorlage für Eusebs Regeste gebildet. Als Ergänzung unserer Apologien ist das Mar­ tyrium wegen der Verteidigungsrede des Apollonius von besonderer Wichtigkeit. Allgemeine Aufmerksamkeit darf der Fund bean­ spruchen, dessen ich jetzt zu gedenken habe. In der Ver­ folgung des Decius wußten diejenigen Christen, die nicht opfern wollten und doch den Bedrängungen der Behörde entgehen wollten, sich irgendwie einen Schein (Libellus) zu verschaffen, der ihr angebliches Opfern beglaubigte. Solche Christen nannte man libellatici, und die Kirche verurteilte ihr Verfahren als widerchristlich. Das Original eines solchen Libellus fand (1893) Krebs in einem Blättchen der Brugsch'schen Papyrussammlung, die aus dem Fajjum stammt,22) und bald darauf. Wessely einen zweiten in der Sammlung des Erzherzogs Rainer.2^ Der erste lautet: Der Lpferkommission be-o Dorfes Alexandru Nesos von Aurelius Diogenes Satabus aus dem Dorfe Alexandru Nesos, 72 Jahre alt, hat eine Narbe an der rechten Augenbraue. Stets

18 habe ich den Göttern geopf­ ert und auch jetzt in eu­ rer Gegenwart nach der Vor(schr)ift geopfert (un)d Sp(enden ge­ than un)d von dem (Opf)erfleisch (geko)stet, und bitte euch es mir zu bescheinigen. Lebt wohl! Ich Aurelius Diogenes habe diese Schrift eingereicht. (Folgt in anderer Handschrift, nur unvollkommen lesbar, die Bescheinigung des Beamten.)

Das Ganze ist datiert aus dem (ersten) Jahr des Kaisers Decius, also 250, vom 2. Epiphi, d. i. 26. Juni. Diesem urkundlichen Funde gesellt sich eine von einer österreichischen Expedition zu Arykanda im südöstlichen Lycien entdeckte, leider nur trümmerhaft erhaltene Inschrift zu, die uns in die Zeit der Christenhetze Maximins versetzt. Nach Eusebius (K.-G. 9, 2) veranlaßte der Cäsar einige Städte, sich mit Eingaben an ihn zu wenden, in denen ein Verbot der Ansiedelung von Christen im Stadtgebiete gefordert wurde. Die Inschrift enthält eine solche Petition aus Lycien und Pamphylien, wahrscheinlich vom Jahre 312 (311).24) Gestatten diese Entdeckungen uns, die Leidensgeschichte der Christen im römischen Reiche in mancher Beziehung lebensvoller zu gestalten, als es vor wenigen Jahren noch möglich war, so gilt ein Gleiches, wenn wir uns nun der Litteratur zuwenden, in welcher die Verteidigung des Christentums als Religion gegenüber Heidentum und Juden­ tum ihren Ausdruck gefunden hat: der Apologetik. Viel­ leicht ist die Entdeckung, die man auf diesem Gebiete ge­ macht hat, die wertvollste überhaupt, die uus das letzte Jahrzehnt gebracht hat; sie ist es jedenfalls, wenn wir oie zum Neuen Testament in Beziehung stehenden Funde außer Betracht lassen. Über die Anfänge der Apologetik wußte

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man bis vor kurzem nur, was Euseb im 3. Kapitel des 4. Buches seiner Kirchengeschichte berichtet. Er nennt dort zwei Männer, die sich um die litterarische Verteidigung des Christentums als die ersten besondere Verdienste er­ worben haben, den Quadratus und den Aristides. Aus der Schrift des Quadratus, die er selbst noch gelesen hat, bringt er ein interessantes Bruchstück, das manches Rätsel aufgiebt; von der des Aristides behauptet er, sie sei zu seiner Zeit noch viel verbreitet gewesen, teilt aber nichts daraus mit, hat sie auch selbst nicht eingesehen. Ein kurzes Bruchstück einer Apologie des Aristides veröffentlichten schon 1878 die venetianischen Armenier, die sogenannten Mechitaristen. Doch schien seine Echtheit nicht über allen Zweifel erhaben, auch war nicht viel damit anzufangen. Da wurden wir durch die Kunde überrascht, daß Harris im Frühjahre 1889 im Katharinenkloster eine vollständig erhaltene syrische Übersetzung der Apologie des Aristides aufgefunden habe. Aber noch mehr: Harris hatte seine Entdeckung seinem Freunde, dem Engländer Robinson, mitgeteilt, und dieser war dadurch aufmerksam gemacht worden, daß in einem im Mittelalter viel gelesenen Hei­ ligenroman, der Legende von Barlaam und Josaphat, näher in der apologetischen Rede, die dort der Christ dem in­ dischen König hält, nichts Geringeres als die Apologie des Aristides sich verbarg, die wir also längst und zwar grie­ chisch, wenn auch ohne Kopf und überhaupt nicht in der ursprünglichen Form, besaßen, ohne es zu wissen. Das Verhältnis des griechischen und des syrischen Textes zu einander ist nicht völlig aufgeklärt worden, doch ist soviel sicher, daß wir in allem Wesentlichen die alte Apologie wiedergeschenkt erhalten habend). Und das will nicht wenig besagen. Kann sich die Apologie des Aristides mit der Justins an Bedeutung nicht messen, weder in litterari­ scher noch in kirchen- und dogmengeschichtlicher Beziehung, so setzen die Aufschlüsse, die wir ihr entnehmen können, uns doch in den Stand, unsere Vorstellungen von der 2*

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Apologetik des 2. Jahrhunderts sehr viel schärfer und vor allem mannigfaltiger auszugestalten. Die Apologie ist einfach und klar disponiert. Sie beginnt mit einer Darlegung des wahren Gottesbegriffes, die in jedem Zuge den athenischen Popularphilosophen verrät, an dessen Auseinandersetzungen ein Mann wie Plutarch kaum etwas auszusetzen gefunden haben würde. Darauf folgt die Untersuchung, wer unter den Menschen der Wahrheit, wer dem Irrtum hinsichtlich Gottes folge. Zum Behuf dieser Untersuchung werden die Menschen in verschiedene Klassen eingeteilt: Barbaren und Hellenen, Juden und Christen. So werden sie dem Kaiser, sei es Hadrian, wie Euseb, sei es Antonius Pius, wie die Über­ schrift der syrischen Übersetzung will, nach Ursprung und Art einzeln vorgestellt. Die Irrtümer der Barbaren werden zuerst geschildert, dann die der Hellenen, deren Götterkreis mitsamt den vielen harmlosen oder unanstän­ digen Geschichten, die über ihn zirkulieren, in ziemlich läppischer Weise durchgehechelt wird. Dem Tierdienst der Ägypter ist ein besonderer Abschnitt gewidmet. Sodann

werden Vorzüge und Fehler der Juden erörtert: sie glauben zwar an einen Gott, den allmächtigen Schöpfer, aber sie dienen Engeln, Sabbaten und Monden, essen un­ gesäuertes Brod und beobachten den großen Tag, das Fasten, die Beschneidung und halten auf Reinheit der Speisen. Zum Schluß wird christlichem Glauben und christlicher Sitte ein warmempfundenes Loblied gesungen, aus dem wenigstens eine Probe hier Platz finden möge: „Die Christen aber, o König, da sie umhergingen und suchten, haben die Wahrheit gefunden. Und wie wir aus ihren Schriften entnommen haben, sind sie der Wahrheit und der genauen Er­ kenntnis näher äls die übrigen Völker, denn sie erkennen Gott, den Schöpfer aller Dinge, und keinen Gott verehren sie außer ihm. Und die Gebote, die sie von ihrem Herrn, dem Messias Jesus, empfangen haben, sind ihnen ins Herz geschrieben, und sie befolgen sie in der Erwartung der Auferstehung und des ewigen Lebens. Deswegen treiben sie keinen Ehebruch und

21 huren nicht, geben kein falsches Zeugnis ab und veruntreuen kein anvertrautes Gut, nach fremdem Gut aber gelüstet sie nicht. Sie ehren Vater und Mutter, lieben ihren Nächsten und richten gerecht. Götzen nach dem Bilde der Menschen beten sie nicht an, und was sie nicht wollen, daß ihnen geschieht, das thun sie keinem anderen, und von: Götzenopferfleisch essen sie nicht. Ihren Bedrückern aber sprechen sie zu und machen sie zu ihren Freunden, und ihren Feinden thun sie eifrig Gutes. Und ihre Weiber sind rein, o König, wie Jungfrauen, und ihre Töchter züchtig, und ihre Männer enthalten sich von allem ungesetzlichen Beischlaf und von aller Unreinigkeit, in der Hoffnung auf die zukünftige Vergeltung in einer anderen Welt. Ihre Knechte aber und Mägde oder die Kinder, wenn sie solche haben, unterweisen sie im Christentum, aus Liebe zu ihnen. Und sind sie Christen geworden, so nennen sie sie Brüder ohne Unterschied. So wandeln sie in aller Demut und Güte, und Lüge wird unter ihnen nicht gefunden. Und sie lieben einander. Auch die Witwen achten sie nicht gering und befreien die Waise von dem, der sie vergewaltigt; und wer da hat, giebt neidlos dem, der nicht hat. Wenn sie einen Fremdling sehen, so bringen sie ihn in ihre Wohnungen und freuen sich über ihn wie über einen wirklichen Bruder: denn sie nennen sich nicht Brüder nach dem Fleische, sondern im Geist (und in Gott). Wenn aber einer von ihren Armen aus der Welt scheidet und einer von ihnen sieht es, so trägt er nach Kräften Sorge für sein Begräbnis. Und wenn sie hören, daß einer von ihnen ge­ fangen ist oder bedrängt wird wegen des Namens ihres Messias, so nehmen sie sich alle seiner Notdurft an, und womöglich be­ freien sie ihn. Und ist ein Bedürftiger oder Armer bei ihnen nnd sie haben selber keinen Überfluß, so fasten sie zwei oder drei Tage, damit sie dem Armen geben können, so viel er be­ darf. Stets sind sie bereit, für ihren Messias ihr Leben zu lassen, denn sie befolgen seine Gebote ohne Fehl und leben ehrbar und gerecht, wie es der Herr ihr Gott ihnen befohlen hat. Zu allen Stunden lobpreisen sie Gott und danken ihm für Speise und Trank. Und wenn ein Gerechter unter ihnen aus dieser Welt scheidet, so freuen sie sich und danken Gott und geleiten seinen Leichnam, als wenn er nur von einem Ort zum anderen wanderte. Und wird einem von ihnen ein Kind geboren, so loben sie Gott; geschieht es aber, daß es in seiner Kindheit stirbt, so preisen sie Gott noch mehr, weil es ohne Sünde durch die Welt ge­ gangen ist. Und ist einer von ihnen gestorben in seiner Gott­ losigkeit oder in seinen Sünden, so weinen sie bitter über ihn, als über einen, der zur Strafe eingehl."

22 Hat uns die Apologie des Aristides in christliche Apologetik und Polemik gegenüber dem Heidentum erneuten Einblick verschafft, so ist auch unsere Kenntnis der Art, wie die Christen sich mit den Juden auseinandersetzten, durch einen neuen Fund bereichert worden. Origenes nimmt gegen die Vorwürfe des Celsus ein kleines Buch in Schutz, einen Dialog, darin ein Christ mit einem Juden auf Grund der jüdischen heiligen Schriften disputiert und den Beweis erbringt, daß die vom Christus handelnden Weissagungen auf Jesus zutreffen. Als Verfasser gilt der um 150 schreibende Aristo von Pella (vgl. Eus. KG. 4, 6). Dies Schriftchen schien verloren gegangen. Jetzt will der schon genannte Conybeare in der von ihm gefundenen armenischen Übersetzung eines Gespräches zwischen Athana­

sius, dem bekannten Bischof von Alexandrien, und dem Juden Zachäus im wesentlichen Aristos Schrift wiedererkennen. Das Original ist seiner Meinung nach in einer Wiener Handschrift verborgen, und er hofft es bald herausgeben zu können. Bis dahin reservieren wir unser Urteil26) Nicht nur die Apologeten, auch andere Kirchenschrift­ steller sind uns in ihren Schriften deutlicher geworden. Ich nenne vor allem zwei: Hippolyt von Rom und Methodius von Olympus. Mit den exegetischen Werken Hippolyts haben Bonwetsch und Achelis die Berliner Kirchen­ väterausgabe eröffnet. Eine Reihe der darin enthal­ tenen Stücke war bisher noch nicht bekannt; insbe­ sondere ist uns Hippolyts Kommentar zu Daniel, eine zeitgeschichtlich sehr wichtige Quelle, aus griechischen Bruch­ stücken und aus einer slavischen Übersetzung wiedergeschenkt worden.2?) Die Patristik darf sich glücklich schätzen, in Bonwetsch einen Kenner des Slavischen zu besitzen, dem wir es auch zu verdanken haben, daß uns eine größere Anzahl von Werken des bislang nur notdürftig bekannten Bischofs Methodius von Olympus (nicht von Tyrus, wie früher gesagt wurde), der in der Dogmengeschichte als Gegner der Theologie des Origenes eine nicht unbedeutende

23 Rolle gespielt hat (Märtyrer um 311), aus slavischen Übersetzungen zugänglich gemacht worden ist2®) Und während ich mich mit der Aufzeichnung dieses Überblicks

beschäftige, schickt Schmidt die Nachricht, daß er von dem Vorvorgänger des Athanasius, dem Bischof Petrus von Alexandrien, der 312 Märtyrer geworden ist, neue Frag­ mente entdeckt habe, deren Echtheit ihm zweifellos ist. Was das kirchliche Leben im engeren Sinn anbetrifft, so zehren wir hier noch von der großartigen Entdeckung des Metropoliten Bryennios, der Apostellehre, die im vorigen Jahrzehnt alle anderen Funde in den Schatten gestellt hatte. Wir dürfen aber auch nicht allzuviel von der Güte des Schicksals erwarten und wollen darum die wissenschaftliche Bedeutung nicht unterschätzen, die der Fund des Dr. Hauler hat: er entdeckte in der Kapitularbibliothek zu Verona eine lateinische Übersetzung der Didaskalia, jener Kirchen­ ordnung aus dem 3. Jahrhundert, die dem ersten sechs Büchern der Apostolischen Konstitutionen zu Grunde liegt. Vorläufig hat er nur Textproben gegeben und eine Aus­ gabe angekündigt.-O) Ich kann nicht schließen, ohne mit einigen Worten der gewaltigen Fortschritte zu gedenken, die unsere Kenntniß des Gnostizismus in den letzten Jahren gemacht hat. Bis vor kurzem waren wir für diese Kenntnis fast ganz auf die parteiischen Berichte der Kirchenschriftsteller ange­ wiesen. Nur ein einziges gnostisches Werk war im Original auf unsere Tage gelangt, die sog. Pistis-Sophia, wertvoll gewiß, aber doch nur der Niederschlag späterer gnostischer Spekulation und Mystik. Heute sind wir besser gestellt. Zwar hat uns ein neidisches Geschick die Werke der großen Gnostiker, insbesondere eines Basilides, Valentin und Marcion, bisher vorenthalten. Es ist doch wohl sehr un­ wahrscheinlich, daß die Schrift Socp-tz ’I^oou Xpoi-ou, die Schmidt 1896 in einer vom Berliner Museum erwor­ benen koptischen Papyrushandschrift fand, wirklich die an­ gebliche Schrift Valentins Socpia sein sollte. Doch

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birgt eben diese Handschrift doch Funde von Bedeutung, auf deren Herausgabe wir mit Spannung harren. Ist doch eine der vier darin enthaltenen Schriften, die die Unterschrift ’Aroxpotpov ’lcodvvoo trägt, bereits dem Irenäus bekannt gewesen und hat ihm als Quelle für seine Schil­ derung der Barbelo-Gnosis (adv. haer. 1, 27) gedient, so daß wir in die Lage versetzt sein werden, an einem hervorragendem Beispiel dieRichtigkeitderAngaben des großen Ketzerbestreiters prüfen zu können. Außerdem finden wir ein Eoa-ßehov xorcd Maptdii und ein Ilpdqiq ÜETpoD betiteltes Stück, in dem Schmidt ein Stück der alten Petrusakten erkannt zu haben glaubt (s. o. S. 14)30. Bor einigen Jahren (1892) machte uns Schmidt mit den Schätzen eines Oxforder Codex, des koptischen Papyrus Brucianus, bekannt, der aus dem Grabe eines „Gnostikers" stammt.3*) Es handelt sich dabei um zwei, in der Handschrift zusammengewürfelte, von einander aber zu unterscheidende, ursprünglich griechisch geschrie­ bene und ins Koptische übersetzte Werke. Das erste, dessen Schluß fehlt, möchte Schmidt mit den beiden Büchern Jeu identifizieren, die in der Pistis Sophia als Quelle zitiert werden. Es gehört seiner Meinung nach in das dritte Jahrhundert, während er das andere Werk, dessen Titel nicht festzustellen ist, dem zweiten Jahrhundert zu­ weisen will. Die Sekte, der beide Werke entstammen, ist die der Sethianer-Archontiker. Die darin enthaltenen theologischen Ausführungen gewähren ein besonderes Inter­ esse infolge ihrer bemerkenswerten Verwandtschaft mit dem von dem Neuplatoniker Plotin bekämpften gnostischen System. Von dem Inhalt der sehr umfänglichen Handschrift an dieser Stelle durch Excerpte eine Vorstellung zu geben, ist unmöglich. Will man dem abstrusen Zeug, das sie ent­ hält, einigermaßen gerecht werden, so muß man es schon im Zusammenhang lesen. Dem Leser wird es dann als eine Wohlthat erscheinen, daß die große Ausführlichkeit, mit der in früheren Jahren die gnostischen Systeme auf

25 dem Katheder vorgeführt wurden, in neuerer Zeit der strafferen Bezugnahme auf die für die Geschichte der christlichen Kirche und Theologie durch den Gegensatz wichtigen Erschei­ nungen Platz gemacht hat. Hat doch auch die wissenschaftliche Erkenntnis und Würdigkeit dieser Erscheinungen durch ein sol­ ches Verfahren nur gewonnen. Aber man darf die große Ge­ samterscheinung des Gnostizismus nicht nur mit dem Auge des Kirchen- und Dogmenhistorikers betrachten. Gar leicht möchte sonst die Vorstellung entstehen, als habe der Gnosti­ zismus eben nur durch jenen Gegensatz seine Bedeutung oder gar seine geschichtliche Existenzberechtigung. Vermut­ lich werden die neuen Funde auch in der Richtung be­ lebend wirken, daß die etwas vernachlässigte Erforschung des vorchristlichen und außerchristlichen Gnostizismus wieder mehr zu ihrem Rechte gelange. Aber diese Bemerkung führt schon über die Grenze dessen hinaus, was ich als Thema dieses Vortrages mir abgesteckt hatte. Habe ich recht, daß die reiche Zufuhr von Erkenntnissen, die uns all diese Entdeckungen gebracht haben, des Schweißes der Edlen wohl wert war, die sich darum bemühten? Ist es nicht richtig, daß unter dem Einfluß dieser Entdeckungen unsere Darstellungen der alten Kirchengeschichte, sofern sie sich auf der Höhe halten wollen, in vieler Beziehung ein ganz anderes Gesicht be­ kommen müssen? Das ist unsere Aufgabe, die Aufgabe der akademischen Lehrer. Aber auch wer im praktischen Amte steht, kann an seinem Teil den wackeren Forschern ihre Mühe lohnen, indem er ihren Arbeiten verständnis­ volles Interesse entgegenbringt und sich, soweit es seine Zeit gestattet, als Leser bethätigt. Ich bin gewiß, er wird dann mit mir zu der Überzeugung kommen, daß sich uns angesichts dieser „neuen Funde auf dem Gebiet der ältesten Kirchengeschichte" und der Aufgaben, die sie uns stellen, nicht umsonst Huttens Ruf auf die Lippen drängt: die Studien blühen, es ist eine Lust zu leben.

Anmerkungen. *) Adolf Harnack, The present State of Research in Early Church History. Contemporary Eeview 1886, August, 221—238. Die Übersetzung ist von Joseph King. 2) Adolf Harnack, Ueber die jüngsten Entdeckungen auf dem Gebiete der ältesten Kirchengeschichte. Preuß. Jahrbb. 92, 1898, 193—219. Angesichts dieser Veröffentlichung, die mir zukam, als ich mir den Stoff bereits zu ordnen anfing, könnte der Druck meines Vortrags als überflüssig erscheinen. Aber die Jahrbücher kommen nicht in die Hände derer, zu denen ich gesprochen und für die ich geschrieben habe. Auch berichte ich nur über die Entdeckungen der letzten zehn Jahre, während Harnack weiter zurückgreift, und konnte dafür bei einzelnem länger verweilen und Jllustrationsproben geben. So handelt es sich doch nicht um eine Dublette, zumal bei H. die bibliographischen Nachweise und Erläuterungen fehlen. 3) Das gewaltige Unternehmen ist 1897 mit der Herausgabe des ersten Bandes der Werke Hippolyts (s. u. Anm. 27) eröffnet worden. Es ist auf etwa 50 Bände berechnet, und man hofft, vielleicht etwas sanguinisch, daß die Ausgabe in etwa 20 Jahren vollendet sein werde. Es werden alle altchristlichen Schriften, mit Ausnahme der neutestamentlichen, doch einschließlich solcher spät­ jüdischen Schriften, die die Christen rezipiert und zum Teil ver­ arbeitet haben, ausgenommen werden. Leiter des Unternehmens sind die Herren Diels, von Gebhardt, Harnack, Loofs und Mommsen.

3a) Vgl. Theol. Lit. Ztg. 22, 1897, 373 f. 4) AOFIA IH2OY. Sayings of Our Lord. Discovered and edited by Bernard P. Grenfell M. A. and Arthur 8. Hunt M. A. With Collotypes. London, Frowde. 1897. 2 shill. Daneben eine billige Ausgabe mit schlechterem Faksimile für 6 d. 6) Die Sprüche lauten: 1) ... xai tote Siaß^etc exßaXeTv TO xapcpoc vo £v Ty (cpfraApy tou aÖEÄcpou aou. 2) Asyet Iiqtfouc, cav per) \nq(jreu(JiqTE tov xoapiov (so, nicht tou xoapiou), ou pH EupTjTE

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xai ev aapxi auTot?, xai eupov Kavra? ptsfruovra; xai ouSsva eupov St^tovra sv auTot?, xai tcoveT in ^uyin p.ou etil rdi? uioi? twv

£ [... ] .. (frjsot xai [.. ] (ao) [. ] £ [.. ]

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