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German Pages 301 [312] Year 2020
Arne Fischer Die Legitimität des Sportwettbetrugs (§ 265c StGB) Unter besonderer Berücksichtigung des „Rechtsguts“ Integrität des Sports Juristische Zeitgeschichte Abteilung 3, Band 52
Juristische Zeitgeschichte Hrsg. von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Thomas Vormbaum (FernUniversität in Hagen, Institut für Juristische Zeitgeschichte)
Abteilung 3: Beiträge zur modernen deutschen Strafgesetzgebung Materialien zu einem historischen Kommentar Hrsg. von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Thomas Vormbaum
Band 52 Redaktion: Christoph Hagemann
De Gruyter
Arne Fischer
Die Legitimität des Sportwettbetrugs (§ 265c StGB) Unter besonderer Berücksichtigung des „Rechtsguts“ Integrität des Sports
De Gruyter
Die Arbeit wurde von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der FernUniversität in Hagen als Dissertation angenommen.
ISBN 978-3-11-068613-5 e-ISBN (PDF) 978-3-11-068626-5 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-068616-6
Library of Congress Control Number: 2020943606 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com
Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafrechtsgeschichte und Rechtsphilosophie an der FernUniversität in Hagen. Literatur und Rechtsprechung konnten in dieser Arbeit bis zum Februar 2019 berücksichtigt werden. Mein besonderer Dank gilt zunächst meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Stephan Stübinger, für seine hervorragende Unterstützung und sein persönliches Engagement bei der Betreuung dieser Arbeit. Durch seine konstruktiven Anmerkungen und Hinweise hat er entscheidend zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Ebenfalls herzlich bedanken möchte ich mich bei Herrn Professor Dr. Osman Isfen für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens sowie bei Herrn Professor Dr. Dr. Dr. h.c. Thomas Vormbaum für sein Mitwirken in der Prüfungskommission. Herzlich bedanken möchte ich mich zudem bei Herrn Christoph Hagemann für das Lektorat der vorliegenden Arbeit sowie bei meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen am Lehrstuhl, mit denen ich jederzeit über die Arbeit diskutieren konnte. Mein größter Dank gilt an dieser Stelle meinen Eltern, Elke und Gerold Fischer, meinen zwei Brüdern Lars und Jörn Fischer sowie meiner wundervollen Freundin Ana-Christina Vizcaino Diaz, die mich allesamt unterstützend und ermutigend bei der Erstellung dieser Arbeit begleitet haben und mich stets mit wertvollen Anmerkungen und Denkanstößen versorgt haben. Meinen Eltern danke ich von Herzen, dass sie mir meine Ausbildung ermöglicht und mich auf meinem bisherigen Lebensweg vorbehaltlos unterstützt und gefördert haben, wodurch sie mir die Basis für meine persönliche und berufliche Entwicklung ermöglichten. Durch ihren Rückhalt, ihren Zuspruch und ihre Liebe haben sie im wesentlichen Maße zum Gelingen der Arbeit beigetragen. Düsseldorf, 19. Februar 2020
Arne Fischer
Inhaltsverzeichnis Vorwort .............................................................................................................V A) Einleitung ..................................................................................................... 1 I.
Ziel der Arbeit ..................................................................................... 2
II.
Gang der Untersuchung ...................................................................... 3 Erster Teil ........................................................................................... 3 Zweiter Teil......................................................................................... 3
B) Phänomenologie des Sportwettbetruges....................................................... 5 I.
Entwicklung, Ausprägungen und ökonomische Dimensionen der Sportwette ..................................................................................... 5 1.
Definition der Sportwette ........................................................... 5
2.
Vom staatlichen Monopol zur Liberalisierung – Die rechtliche Lage des Sportwetten-Marktes in Deutschland .......................... 7
3.
Die Sportwette: Arten, Quoten und Abgabemöglichkeit der Wette .................................................. 10 a) Basiswettarten ..................................................................... 10 b) Spezialwetten ...................................................................... 10 c) Die unterschiedlichen Wettquoten-Formate ....................... 11 d) Die Platzierung der Sportwette: Wettbüros und Online-Wetten ............................................ 13
4. II.
Ökonomische Dimension des Sportwetten-Marktes ................. 14
Der Sportwettbetrug als Gefahr für die Integrität des Sports ............ 16 1.
Betrugsgefahr und übliches Vorgehen bei Sportwetten............ 16
2.
Gefährdungsobjekt: Integrität des Sports ................................. 17
3.
Populäre Fälle von Sportwettbetrug ......................................... 19 a) Der Fall Hoyzer .................................................................. 19 b) Tennis ................................................................................. 22 c) NBA – Der Fall Tim Donaghy............................................ 24 d) Wettskandal 2009 ............................................................... 25
VIII
Inhaltsverzeichnis e) Gemeinsame Studie der Universitäten Bielefeld, Pennsylvania und West Virginia ......................................... 27
III. Außerstrafrechtlicher Schutz der Integrität des Sports...................... 30 1.
Nationale verbandsinterne Schutzmaßnahmen und Sanktionen ......................................................................... 31 a) Sanktionsgewalt der Sportverbände und -vereine ............... 31 b) Darstellung verbandsrechtlicher Sanktionstatbestände ....... 32 aa) Fußball ........................................................................ 32 bb) Tennis ......................................................................... 35 cc) Basketball ................................................................... 36 dd) Zusammenfassung ...................................................... 37 c) Zweifel an der Effektivität der verbandsrechtlichen Regelungen ......................................................................... 38
2.
Präventionsmaßnahmen ............................................................ 40 a) Frühwarnsysteme ................................................................ 40 aa) Intention und Funktionsweise der Frühwarnsysteme.................................................. 40 bb) Zweifel an der Effektivität der Frühwarnsysteme ...... 41 b) Sonstige Präventionsmaßnahmen ....................................... 42 c) Internationale Präventionsbemühungen .............................. 43 d) Stellungnahme zur Wirksamkeit der Präventionsmaßnahmen ...................................................... 45
IV. Zusammenfassung............................................................................. 45 C) Strafrechtlicher Schutz der Integrität des Sports ....................................... 47 I.
Strafbarkeit des Sportwettbetrugs vor dem Inkrafttreten des § 265c StGB................................................................................ 47 1.
Die Strafbarkeit des Wettspielers ............................................. 47 a) Problem: Konkludente Täuschungshandlung...................... 48 b) Problem: Vermögensschaden .............................................. 50 aa) Vermögensschaden bei erfolgter Gewinnauszahlung ..... 50 bb) Vermögensschaden bei ausgebliebender Gewinnauszahlung ..................................................... 51
Inhaltsverzeichnis
II.
IX
2.
Die Strafbarkeit von Spielern und Schiedsrichtern ................... 53
3.
Strafbarkeit gem. §§ 30 Abs. 2, 263 Abs. 5 StGB .................... 56
4.
Die Strafbarkeit von Leitungspersonen nach der sogenannten Geschäftsherrenhaftung ......................... 56
5.
Strafbarkeit bei der Online-Wette (Computerbetrug nach § 263a StGB) ....................................... 58
6.
Strafrechtliche Schutzlücken .................................................... 60
Einführung des § 265c StGB ............................................................ 63 1.
„Entstehungsgeschichte“ .......................................................... 63
2.
Systematik und Wortlaut des § 265c StGB .............................. 64
3.
Die Tatbestandsmerkmale des § 265c StGB im Einzelnen....... 66 a) Objektiver Tatbestand ......................................................... 66 aa) Persönlicher Anwendungsbereich .............................. 66 bb) Tatmodalitäten ............................................................ 68 cc) Unrechtsvereinbarung................................................. 70 b) Subjektiver Tatbestand........................................................ 73 c) Weitere Regelungen ............................................................ 73
D) Voraussetzungen rechtsgültiger Pönalisierung ......................................... 75 I.
II.
Strafwürdigkeit und Strafbedürftigkeit ............................................. 76 1.
Die Begriffe: Strafwürdigkeit und Strafbedürftigkeit ............... 76
2.
Variablen der Strafwürdigkeitsprüfung .................................... 78
Die Rechtsgutslehre als Begrenzungskonzept und Bezugspunkt ...... 79 1.
Definition des Rechtsgutsbegriffs............................................. 79 a) Systemimmanenter Rechtsgutsbegriff ................................ 79 b) Materieller (systemtranszendenter) Rechtsgutsbegriff........ 80 c) Individual- und Kollektivrechtsgüter .................................. 83
2.
Genese des (systemkritischen) Rechtsgutsbegriffs ................... 84 a) Anfänge im Zeitalter der Aufklärung .................................. 85 b) Rechtsverletzungslehre Feuerbachs .................................... 85 c) Die Birnbaumsche Güterschutzlehre................................... 86 d) Die Formalisierung des Rechtsgutbegriffs .......................... 87
X
Inhaltsverzeichnis e) Die Entwicklung des Rechtsgutsbegriffs bis zur Gegenwart ............................................................... 88 3.
Systemkritische Funktion des Rechtsgutsbegriffs .................... 90 a) Heutige systemkritische Rechtsgutskonzeptionen .............. 90 b) Kritik an dem systemkritischen Rechtsgutsbegriff und alternative Begrenzungskonzepte................................. 92 aa) Amelungs Sozialschadenslehre .................................. 93 bb) Jakobs Theorie vom Normgeltungsschaden ............... 94 cc) Lagodnys Ansätze einer verfassungsrechtlichen Begrenzungskonzeption ............................................. 96 dd) Appels Ansätze einer verfassungsrechtlichen Begrenzungskonzeption ............................................. 97 c) Die Inzestentscheidung des Bundesverfassungsgerichts und die verfassungsgerichtlichen Prüfungsmaßstäbe .......... 99 aa) Die wesentlichen Aussagen des BVerfG zur Rechtsgutslehre .................................................... 99 bb) Verfassungsgerichtliche Prüfungsmaßstäbe ............. 101 cc) Kritik an der Inzestentscheidung und den verfassungsrechtlichen Prüfungsmaßstäben ............. 102
4.
Fazit ........................................................................................ 107
5.
Der Rechtsgutsbegriff im Rahmen dieser Arbeit .................... 110
III. Sozialschädlichkeit ......................................................................... 111 E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs ......................... 113 I.
Strafwürdigkeit (im engen Sinn) des § 265c StGB ......................... 113 1.
Das Vermögen als Rechtsgut des § 265c StGB ...................... 114 a) Geschädigte des Sportwettbetrugs .................................... 114 b) Vorverlagerung des Vermögensschutzes und Sonderschutz für bestimmte Vermögensinteressen beim Sportwettbetrug ........................................................ 118 aa) Vergleichbarkeit des § 265c StGB mit anderen Vorfelddelikten ......................................................... 118 aaa) Subventionsbetrug – § 264 StGB ..................... 119 bbb) Kapitalanlagebetrug – § 264a StGB ................. 120
Inhaltsverzeichnis
XI
ccc) Kreditbetrug – § 265b StGB ............................ 121 ddd) Vorteilsnahme und Bestechlichkeit im Amt – §§ 331 ff. StGB ............................................. 122 eee) Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr – § 299 StGB......... 123 bb) Stellungnahme zur Vergleichbarkeit der Vorfelddelikte..................................................... 124 c) Zwischenergebnis ............................................................. 128 2.
Die Integrität des Sports als Rechtsgut des § 265c StGB ....... 129 a) Herkunft und Natur des Rechtsguts „Integrität des Sports“ ....................................................... 130 b) Bedeutung und Inhalt des Rechtsguts der Integrität des Sports .......................................................................... 131 c) Gesellschaftliche Bedeutung des Sports allgemein ........... 133 aa) Verfassungsrechtliche Verankerung des Sports ....... 133 bb) Zahlen und Daten zum Sport in Deutschland ........... 136 d) Die Vorbildfunktion des Sports – Erklärungsansätze und Zweifel ......................................... 137 aa) Sport als Mikrokosmos und Spiegel der Gesellschaft ........................................... 138 bb) Kompensationsthesen und mythologische Erklärungen .............................................................. 138 cc)
Der Sport als Sonderwelt ......................................... 139
dd) Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Schlussfolgerungen für den Untersuchungsgegenstand ........................................ 142 e) Strafrechtlicher Schutz der sportimmanenten Werte ........ 146 aa) Bedeutung und „Natur“ der sportimmanenten Werte............................................ 146 bb) Strafrechtlicher Schutz von Moralvorstellungen ...... 148 aaa) Gemeinsamkeiten von (Straf-)Recht und Moral ......................................................... 148 bbb) Trennung von Strafrecht und Moral ................. 153
XII
Inhaltsverzeichnis f) Rückführbarkeit der Integrität des Sports als Kollektivrechtsgut auf ein Individualrechtsgut? ............... 162 aa) Begriff des Vertrauens und Vertrauensarten ............ 163 bb) Vertrauen als Strafrechtsgut ..................................... 166 cc) Das (System-)Vertrauen der Allgemeinheit in die Integrität des Sports ........................................ 167 dd)
Zwischenergebnis .................................................... 170
g) „Reale“ Verletzungskausalität bzw. materielles Äquivalent ...................................................... 171 aa) Reale Verletzungskausalität als notwendige Verknüpfung von Rechtsgut und Tathandlung ......... 171 bb) Vorliegen einer realen Verletzungskausalität ........... 173 aaa) Kumulation von Fällen des Sportwettbetruges .......................................... 174 bbb) Die Auswirkungen von Sportwettbetrug auf die Integrität des Sports und die sportimmanenten Werte innerhalb der Gesellschaft ............................................. 176 h) Zwischenergebnis ............................................................. 189
II.
3.
Sozialschädlichkeit des Sportwettbetrugs............................... 190
4.
Ergebnis zur Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs ............... 192
Strafwürdigkeit im weiten Sinne (Strafbedürftigkeit) des § 265c StGB.............................................................................. 192 1.
Bestimmtheitsgrundsatz.......................................................... 193 a) Problem des Rechtsgüterpluralismus – § 265c StGB als „Hybriddelikt“ ............................................................. 193 b) Unbestimmter Tatbestand ................................................. 194 aa) Keine Definition von „Sport“ ................................... 195 bb) Persönlicher Anwendungsbereich: Taugliche Täter ... 200 cc) Nur Manipulationen zugunsten des Wettkampfgegners strafbar....................................... 201 c) Fazit .................................................................................. 202
2.
Verhältnismäßigkeit ............................................................... 202 a) Legitimer Zweck ............................................................... 203
Inhaltsverzeichnis
XIII
b) Geeignetheit ...................................................................... 203 aa) Keine Verletzungskausalität ..................................... 204 bb) Generalpräventive
en zweifelhaft ............... 205
cc) Praktische Wirkungslosigkeit durch Nachweisschwierigkeiten ......................................... 206 dd) Zur Verfolgung der eigentlichen Drahtzieher nicht geeignet ........................................................... 210 ee) Lediglich fragmentarischer Schutz des Sports.......... 211 ff)
Zwischenergebnis ..................................................... 211
c) Erforderlichkeit (ultima-ratio Prinzip) .............................. 212 aa) „Beweislast“ des Gesetzgebers hinsichtlich der Erforderlichkeit eines Strafgesetzes ................... 213 bb) Verbandsrechtliche Sanktionen/Subsidiarität des Strafrechts .......................................................... 218 cc) Ordnungswidrigkeitenrecht ...................................... 224 dd) Zwischenergebnis ..................................................... 226 d) Angemessenheit (Verhältnismäßigkeit i. e. Sinne) ........... 227 aa) Unangemessener Strafrahmen des § 265c StGB ...... 227 bb) Keine Privilegierung positiven Nachtatverhaltens (Tätige Reue) ............................................................ 229 cc) Zwischenergebnis ..................................................... 234 3.
Ergebnis zur Strafwürdigkeit im weiten Sinne (Strafbedürftigkeit) ................................................................. 234
III. Untersuchungsergebnisse ................................................................ 235 F) Einordnung in die aktuelle Gesetzgebungstendenz .................................. 237 G) Wertung und Ausblick .............................................................................. 241 ANHANG Literaturverzeichnis ...................................................................................... 245 (Online)Quellenverzeichnis........................................................................... 271 Verzeichnis der Drucksachen ........................................................................ 287
A) Einleitung Ein unnötiger Doppelfehler beim Tennis, ein verworfener spielentscheidender Freiwurf beim Basketball oder ein ungeschickt verursachter Elfmeter beim Fußball. Szenen, die es im Sport schon immer gegeben hat und die es immer geben wird, weil sie dem jeweiligen Sport naturgemäß anhaften. Selbiges gilt für fehlerhafte Schiedsrichterentscheidungen. Ein Tennisschlag den der Schiedsrichter fälschlicherweise im Aus sieht, ein zu Unrecht verhängter Freiwurf beim Basketball oder ein fehlerhafter Elfmeterpfiff beim Fußball. Das ist nicht ungewöhnlich und zunächst auch nicht verdächtig, denn es handelt sich um Situationen, die im Sportgeschehen zwangsläufig passieren müssen, weil sie auf menschlichen Entscheidungen beruhen und sich Menschen nun einmal gelegentlich irren. Oder? Seit dem großen Sportwettskandal um den Fußball-Bundesliga Schiedsrichter Robert Hoyzer im Jahr 2005 führen solche Situationen – gerade bei vermeintlichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter – bei den Zuschauern jedoch häufig zu einer anderen Assoziation: Sportwettbetrug! So sind auch heute, mehr als ein Jahrzehnt später, bei vermeintlichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter regelmäßig „Hoyzer“-Rufe der Zuschauer zu vernehmen. Obwohl es, um dies gleich vorwegzunehmen, keinesfalls so ist, dass der deutsche Sport jährlich oder gar monatlich von neuen Sportwettbetrugsfällen erschüttert würde, ist die Problematik daher noch immer präsent in deutschen Sportstadien und -hallen. Und auch aktuelle Studien, welche auf neuerliche Wettskandale hindeuten, befeuern die Diskussion über die Manipulation von Sportwettbewerben zum Zwecke von Wettgewinnen, die bereits im Nachklang des „Hoyzer-Skandals“ nicht nur in den einschlägigen Expertenrunden und an den Stammtischen der Republik geführt wurde. Auch in den juristischen Diskurs hatte diese Problematik Einzug erhalten und die juristische Literatur und den Bundesgerichtshof, insbesondere im Hinblick auf den fraglichen Vermögensschaden, gleichermaßen jahrelang beschäftigt. Kaum überraschend nahm sich schließlich auch die Politik dieser Thematik an. Als Resultat findet sich nunmehr, mehr als ein Jahrzehnt später, die Problematik des Sportwettbetruges in Form des § 265c StGB als Straftatbestand im Strafgesetzbuch wieder.
https://doi.org/10.1515/9783110686166-001
2
A) Einleitung
I. Ziel der Arbeit Die vorliegende Arbeit befasst sich zum einen schwerpunktmäßig mit der ausführlichen Prüfung der Legitimität der Kriminalisierung des Sportwettbetruges. Eine solche Prüfung hat, soweit ersichtlich, bislang hauptsächlich in Aufsatzform stattgefunden. Die Dissertation von Bösing mit dem Titel „Manipulationen im Sport und staatliche Sanktionsmöglichkeiten. Zur Notwendigkeit eines neuen Straftatbestandes gegen Bestechlichkeit und Bestechung im Sport“ befasst sich zwar ebenfalls mit dem Sportwettbetrug. Aufgrund ihres Erscheinungsdatums im Jahr 2014 enthält sie allerdings zwangsläufig keine Ausführungen zu dem 2017 in Kraft getretenen § 265c StGB und der dadurch veränderten Rechtslage. Zweites Hauptanliegen dieser Arbeit ist die Untersuchung des Rechtsgüterschutzes des § 265c StGB, wobei das Hauptaugenmerk auf die Untersuchung der Rechtsgutsqualität des Allgemeingutes „Integrität des Sports“ gerichtet ist. Die „Integrität des Sports“ als Rechtsgut ist zwar durchaus bereits Gegenstand einiger juristischer Beiträge und Aufsätze geworden. Eine umfangreiche Prüfung der Rechtsgutsqualität der „Integrität des Sports“ anhand klarer Prüfungsmaßstäbe ist jedoch, soweit ersichtlich, bislang nicht erfolgt. Verwiesen sei allerdings an dieser Stelle auf den kürzlich erschienenen Aufsatz von Jansen1, der sich mit dem strafrechtlichen Schutz der „Integrität des Sports“ befasst. Der Gesetzgeber hat neben dem Sportwettbetrug (§ 265c StGB) zeitgleich auch die Manipulation von berufssportlichen Wettbewerben (§ 265d StGB) pönalisiert. Große Teile dieser Arbeit, insbesondere die Ausführungen zu den Rechtsgütern sowie die Strafwürdigkeits- und Strafbedürftigkeitsprüfung, dürften sich zwar weitestgehend auf den § 265d StGB übertragen lassen. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich jedoch auf die umfangreiche Auseinandersetzung mit dem Sportwettbetrug nach § 265c StGB, so dass § 265d StGB im Rahmen dieser Arbeit keine Berücksichtigung findet. Hinsichtlich der Rechtmäßigkeit des § 265d StGB sei an dieser Stelle lediglich auf diverse Beiträge und Stellungnahmen verwiesen.2
1 2
Jansen, GA 2017, S. 600 ff. Berberich, ZfWG 2017, 347 ff.; Bohn, KriPoz 2017, 88 ff.; BRAK, Stellungnahme Nr.8/2016 (online); DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016 (online); Dittrich, ZWH 2017, 189 ff.; DRB, Stellungnahme Nr. 2/2016 (online); Feltes / Kabuth, NK 2017 91 ff.; Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 ff.; Jansen, GA 2017, 600 ff.; Krack, ZIS 2016, 540 ff.; Ders., wistra 2017, 289 ff.; Löffelmann, recht + politik 2016, 1 ff.; Nuzinger / Rübenstahl / Bittmann, WiJ 2016, 34 ff.; Pfister, StraFo 2016, 441 ff.; Reinhart, SpuRt
A) Einleitung
3
II. Gang der Untersuchung Erster Teil Im ersten Teil dieser Arbeit erfolgt zunächst eine Bestandsaufnahme der Phänomenologie des Sportwettbetruges [B)] Um zu verstehen, wieso der Sportwetten-Markt für die organisierte Kriminalität von zunehmendem Interesse ist, wird im Rahmen dieser Bestandsaufnahme ein Blick auf die Entwicklung, die staatliche Regulierung sowie die (ökonomischen) Dimensionen des Sportwetten-Marktes geworfen. Zudem werden die verschiedenen Arten der Sportwette und deren Manipulationspotenzial erörtert [B), I.]. Anschließend wird anhand von populären Sportwettbetrugsfällen das übliche Vorgehen der Sportwettbetrüger dargestellt und das vermeintliche Gefährdungsobjekt des Sportwettbetruges „die Integrität des Sports“ in die Diskussion eingebracht [B), II.]. Den Abschluss des ersten Teils bildet eine Darstellung des außerstrafrechtlichen Schutzes der Integrität des Sports. Hierbei werden verbandsrechtliche Sanktionsmittel und Präventionsmaßnahmen der Sportverbände vorgestellt und auf ihre Effizienz überprüft [B) III.].
Zweiter Teil Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der rechtlichen Dimension des Sportwettbetruges. Dafür wird zunächst die Rechtslage vor Inkrafttreten des § 265c StGB begutachtet und auf etwaige Schwachstellen und Strafbarkeitslücken untersucht [C), I.]. Daran schließt sich die Darstellung des neu eingeführten § 265c StGB an, wobei auf die einzelnen Tatbestandsmerkmale ebenso eingegangen wird, wie auf die gesetzgeberische Entstehungsgeschichte des § 265c StGB [C), II.]. Das anschließende Kapitel widmet sich der Erarbeitung der Voraussetzungen rechtsgültiger Pönalisierung [D)]. Zu Beginn werden die Begriffe der Strafwürdigkeit und der Strafbedürftigkeit erläutert und die Variablen der Strafwürdigkeitsprüfung diskutiert [D), I.]. Das auf diese Weise als Variable der Strafwürdigkeit identifizierte Rechtsgut steht sodann im Mittelpunkt des nachfolgenden Kapitels. Nachdem zunächst ein Überblick über verschiedene Definitionsansätze, die Genese, alternative Begrenzungskonzepte sowie die gesetzgebungskritische Funktion des systemkritischen Rechtsgutsbegriffs erfolgt, schließt das Kapitel mit der Formulierung eines eigenen Rechtsgutsverständnisses [D), II.]. Die Identifizierung und Erläuterung der „Sozialschädlichkeit“ als weitere 2016, S.235 ff.; Rübenstahl, JR 2017, 264 ff.; Satzger, JURA 2016, 1142 ff.; Swoboda / Bohn, JuS 2016, 686 ff.; Tsambikakis, StV 2018, 319 ff.
4
A) Einleitung
Variable der Strafwürdigkeit vervollständigt schließlich die Suche nach den Voraussetzungen rechtsgültiger Pönalisierung [D), III.]. Auf Grundlage der zuvor in Kapitel D) erarbeiteten Voraussetzungen folgt im vorletzten Schritt die Untersuchung der Strafwürdigkeit und der Strafbedürftigkeit des Sportwettbetrugs (§ 265c StGB) [E)]. Im Rahmen der Strafwürdigkeitsprüfung werden dabei zunächst die Rechtsgüter des Sportwettbetruges auf ihre Tauglichkeit und Rechtsgutsqualität geprüft [E), I.]. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Untersuchung der Rechtsgutsqualität der „Integrität des Sports“. Unter Bezugnahme des zuvor in Kapitel D) entwickelten Rechtsgutsverständnisses wird die Integrität des Sports einer eingehenden und intensiven Prüfung unterzogen [E), I., 2.]. In diesem Rahmen wendet sich die Arbeit, in Form von kurzen Exkursen, ebenfalls den klassischen strafrechtlichen Problemfeldern des strafrechtlichen Schutzes von Moralvorstellungen, sowie dem strafrechtlichen Schutz von Vertrauen zu. Die nachfolgende Untersuchung der Sozialschädlichkeit des Sportwettbetruges beendet die Strafwürdigkeitsprüfung [E), I., 3.]. Es folgt die Untersuchung der Strafwürdigkeit im weiten Sinne (Strafbedürftigkeit) des Sportwettbetruges [E), II.]. Nachdem die Bestimmtheit des § 265c StGB einer kritischen Würdigung unterworfen wurde [E), II., 1.], wendet sich die Untersuchung der Verhältnismäßigkeitsprüfung des § 265c StGB zu. Der Schwerpunkt dieser Prüfung liegt dabei auf den Ebenen der Geeignetheit und der Erforderlichkeit, wobei insbesondere auch eine etwaige Begründungs- und Dokumentationspflicht des Strafgesetzgebers im Gesetzgebungsverfahren thematisiert wird [E), II., 2.]. Die Arbeit endet schließlich mit einer kritischen Würdigung der Kriminalisierung des Sportwettbetruges, indem die gefundenen Untersuchungsergebnisse in eine Darstellung des modernen Strafrechtsphänomens der „symbolischen Gesetzgebung“ eingeflochten werden [G)].
B) Phänomenologie des Sportwettbetruges Der Strafgesetzgeber hat durch die Einführung des § 265c StGB einen strafrechtlichen Sonderschutz für den Sportwetten-Sektor geschaffen. Um zu verstehen, welche Erwägungen den Gesetzgeber zu diesem Schritt veranlasst haben und um anschließend die Rechtmäßigkeit des Gesetzes untersuchen zu können, ist es zunächst unerlässlich einen intensiven Blick auf das zentrale Merkmal des Sportwettbetruges zu werfen: Die Sportwette. Der nachfolgende Teil der Untersuchung beschäftigt sich daher als „Grundlagenkapitel“ mit der Phänomenologie des Sportwettbetruges. Neben einer Erörterung des Begriffs der Sportwette werden die unterschiedlichen Arten von Sportwetten, sowie die ökonomische und regulatorische Entwicklung des Sportwetten-Marktes dargestellt. Zudem wird die besondere Manipulationsanfälligkeit bestimmter Wett- und Sportarten, sowie die übliche Vorgehensweise der „Sportwettbetrüger“ anhand populärer Fälle des Sportwettbetrugs veranschaulicht. Im Anschluss wird dargestellt, inwiefern der Sport auf diese Bedrohungslage durch Präventionskonzepte und verbandsrechtlichen Regularien reagiert hat, bevor das Grundlagenkapitel mit einer kritischen Würdigung dieser Bemühungen endet.
I. Entwicklung, Ausprägungen und ökonomische Dimensionen der Sportwette 1. Definition der Sportwette Was unter dem Begriff der Sportwette zu verstehen ist, ergibt sich bereits aus einem Blick in das Gesetz. So findet sich in § 3 Abs. 1 S. 4 des Staatsvertrags zum Glückspielwesen in Deutschland1 eine Legaldefinition der Sportwette. Danach sind Sportwetten, Wetten zu festen Quoten auf den Ausgang von Sportereignissen oder auf Abschnitte von Sportereignissen. Zudem sind sie Glückspiel im Sinne des § 3 Abs. 1 GlüStV. Ein Glücksspiel liegt vor, wenn über den Gewinn eines Vorteils oder den korrelierenden Verlust eines eingesetzten Vermögenswertes nach den Vertragsbedingungen ein ungewisses Ereignis entscheidet, dessen Eintritt wesentlich vom Zufall abhängt.2 Da die 1 2
Nachfolgend als GlüStV bezeichnet. BGH, Beschluss v. 29.9.1986, NJW 1987, 851 (852); Hohmann, in: Müko-StGB, § 284 Rn. 7.
https://doi.org/10.1515/9783110686166-002
6
B) Phänomenologie des Sportwettbetruges
Richtigkeit einer Sportwette sowohl aus Sicht des Spielers, als auch, objektiv von mehreren nicht sicher abzuschätzenden Einflussfaktoren abhängt, kommt dem Zufallselement somit gegenüber denen vom Spieler zu beeinflussenden Faktoren ein deutliches Übergewicht zu.3 Da mithin bei Sportwetten gegen Entgelt auf den Eintritt oder den Ausgang eines zukünftigen Ereignisses gewettet wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängig ist, sind sie gem. § 3 Abs. 1 S. 1, 3 GlüStV als Glücksspiele einzuordnen. Diese Einordnung entsprach bereits vor Inkrafttreten des GlüStV am 1. Januar 2008 der herrschenden Meinung in der Literatur und Rechtsprechung.4 Nach § 21 Abs. 1 S. 1 GlüStV können Sportwetten als Kombinations- oder Einzelwetten auf den Ausgang von Sportereignissen oder Abschnitten von Sportereignissen erlaubt werden. Der Abschluss von Wetten während des laufenden Sportereignisses (Live-Wetten) ist gem. § 21 Abs. 4 S. 2, mit Ausnahme von Endergebniswetten (§ 21 Abs. 4 S. 3) unzulässig. Gegenstand einer Sportwette dürfen nur „Sportereignisse“ sein. Der Gesetzgeber hat allerdings offen gelassen hat, welche Veranstaltungen bzw. Tätigkeiten unter den Begriff des „Sportereignisses“ fallen.5 Dies ist vor dem Hintergrund, dass die Vorstellungen, welche Tätigkeiten und Aktivitäten sich als „Sport“ begreifen lassen, einem stetigen Wandel und einer nicht unerheblichen Dynamik unterworfen sind, nicht unproblematisch. Es erscheint überzeugend, nur solche Veranstaltungen und Aktivitäten als „bewettbare Sportereignisse“ anzuerkennen, deren Gegenstand von der Rechtsprechung oder durch anerkannte europäische Interessenverbände als „Sport“ bestimmt werden.6 Unklar ist zudem bislang, ob unter den Begriff „Sportereignis“ auch der Ausgang einer Veranstaltung subsumiert werden kann, die aus einer Vielzahl von einzelnen Sportereignissen besteht. In Betracht kommt beispielsweise eine Wette auf den Sieger eines Turniers oder auf den Medaillenspiegel bei den Olympischen Spielen. Zwar hat sich der Gesetzgeber bewusst dafür entschieden auf einzelne Sportereignisse abzustellen. Allerdings dürfte von derartigen Sportwetten aufgrund der Komplexität solcher Großveranstaltung und der Ergebnisfrequenz kein großes Gefahrenpotenzial für die, durch § 1 GlüStV intendierte Ziele, insb. Bekämpfung von Wettsucht und Schutz der Integrität 3 4 5 6
BVerwG, Urteil v. 28.3.2001, BVerwGE 114, 92. BVerwG, Urteil v. 28.3.2001, BVerwGE 114, 92; BVerfG, Urteil v. 28.3.2006, BVerf GE 115, 276; Hecker / Ruttig, in: Dieterlein / Hecker / Ruttig, Glückspielrecht, § 21 GlüStV, Rn. 10. Hecker / Ruttig, in: Dietlein / Hecker / Ruttig, Glücksspielrecht, § 21 GlüStV, Rn. 14. Hecker / Ruttig, in: Dietlein / Hecker / Ruttig, Glücksspielrecht, § 21 GlüStV, Rn. 17.
B) Phänomenologie des Sportwettbetruges
7
des Sports, ausgehen.7 Eine Beschränkung hinsichtlich der bewettbaren Sportarten hat der Gesetzgeber nicht vorgesehen. Während der staatliche Sportwettenanbieter ODDSET Sportwetten aus ca. zehn verschiedenen Sportarten anbietet, kann bei privaten Anbietern auf bis zu 90 Sportarten gewettet werden.8 Der Begriff der Sportwette hat mithin durch den GlüStV und die Rechtsprechung mittlerweile eine klare Konturierung erfahren. Die rechtliche Regulierung des Sportwetten-Marktes in Deutschland befindet sich hingegen, wie sich sogleich zeigen wird, weiterhin in einer Art „Dauerwarteschleife“ auf dem Weg zu seiner Liberalisierung.
2. Vom staatlichen Monopol zur Liberalisierung – Die rechtliche Lage des Sportwetten-Marktes in Deutschland Die rechtliche Lage des Sportwetten-Marktes hat sich in Deutschland in den zurückliegenden Jahren erheblich verändert. So waren Sportwetten früher, sofern sie überhaupt zulässig waren, in speziellen Sportwetten-Gesetzen oder in gemeinsamen Lotterie- und Sportwetten-Gesetzen der Länder geregelt. Jahrelang durften sogenannte ODDSET-Sportwetten nur durch die staatliche Lotterieverwaltung veranstaltet werden. Aufgrund dieser strafbewehrten Fernhaltung privater Anbieter (§ 284 StGB – Unerlaubte Veranstaltung eines Glückspiels) wurde von einem staatlichen Sportwetten-Monopol gesprochen.9 Begründet wurde der damit einhergehende Eingriff in die Berufsfreiheit (Art. 12 Abs. 1 GG) der privaten Wettanbieter, mit der staatlichen Verantwortung die Wett- und Glücksspielsucht zu bekämpfen und eine manipulationssichere und zuverlässige Durchführung der Glücksspiele ohne eigenes Gewinnstreben zu gewährleisten.10 In dem sog. Sportwetten-Urteil vom 28. März 2006 stellt das Bundesverfassungsgericht11 klar, dass ein solches staatliches Sportwetten-Monopol mit dem Grundrecht der Berufsfreiheit des Art. 12 Abs. 1 GG nicht vereinbar ist. Zur Begründung führte es an, dass ein solches Staatsmonopol nur dann rechtmäßig und mit Art. 12 Abs.1 GG vereinbar sei, wenn die mit dem Monopol bezweckten Ziele auch erreicht würden. Durch das Sportwetten-Monopol des Staates habe dieser insbesondere Wettsucht und problematisches Spielverhalten be7 8 9 10 11
Siehe hierzu und zum Folgenden: Hecker / Ruttig, in: Dietlein / Hecker / Ruttig, Glücksspielrecht, § 21 GlüStV, Rn. 18 f. Webseite von bwin (online). BVerfG. Urteil v. 28.3.2006, NJW 2006, 1261. BVerwG, Urteil v. 23.8.1994, NVwZ 1995, 475 (477). BVerfG, Urteil v. 28.3.2006, BVerfGE 115, 276.
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grenzen und bekämpfen wollen. Die entsprechenden Vorschriften des Staatslotteriegesetzes sowie des Lotteriestaatsvertrages vom 1. Juli 2004 seien jedoch nach Ansicht des Bundesverfassungsgerichts nicht konsequent am Ziel der Bekämpfung von Suchtgefahren ausgerichtet.12 Vielmehr enthalte das Staatslotteriegesetz keine entsprechenden materiell-rechtlichen Regelungen und strukturellen Sicherungen, die dies hinreichend gewährleisten, so dass sich der Eingriff in Art. 12 Abs. 1 GG als unverhältnismäßig darstelle.13 Für die hierfür erforderliche gesetzliche Neuregelung hatte das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber eine Frist bis zum 31. Dezember 2007 gesetzt.14 Bereits Anfang des Jahres 2006 hatte sich eine aus Spitzenfunktionären des Sports und Vertretern einiger Landesregierungen bestehende Arbeitsgruppe unter dem Namen „Kommission Sportwetten“ für eine duale Glückspieleordnung ausgesprochen, und eine gesetzlich beschränkte Zulassung von privaten Sportwettenanbietern gefordert.15 Auch das Bundesverfassungsgericht hatte bereits in seinem Urteil vom 28. März 2006 darauf hingewiesen, dass ein verfassungsmäßiger Zustand der Glücksspielregulierung „auch durch eine gesetzlich normierte und kontrollierte Zulassung gewerblicher Veranstaltung durch private Wettunternehmen“ erreicht werden könne.16 Diese Vorschläge griff der am 1. Januar 2008 in Kraft getretene Glücksspielvertrag allerdings nicht auf, so dass es zunächst bei der staatlichen Sportwetten-Monopolstellung blieb. Durch das Urteil vom 8. September 201017 hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden, dass die Praxis des deutschen Sportwetten-Monopols mit dem Unionsrecht unvereinbar ist, sofern sie nicht dazu beiträgt, die Wetttätigkeiten in kohärenter und systematischer Weise zu begrenzen.18 Fehle es an einer solchen konsequenten Bekämpfung der Spielsucht in Deutschland, beschränke das Sportwetten-Monopol den freien Dienstleistungsverkehr in unzulässiger Weise. Das selbstgesetzte Ziel der Suchtbekämpfung werde darüber hinaus durch zu viel Werbung für die Glücksspiele unterlaufen.19 Die Bundesländer wurden daraufhin zu einer gesetzlichen Neuregelung aufgefordert, welche mit dem Ersten Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertrages zum 12 13 14 15 16 17 18 19
BVerfG, Urteil v. 28.3.2006, Rn. 79 ff. = HRRS 2006 Nr. 284, Rn. 80 ff. BVerfG, Urteil v. 28.3.2006, Rn. 119 f.= HRRS 2006 Nr. 284, Rn. 120 f. BVerfG, Urteil v. 28.3.2006, Rn. 156 = HRRS 2006 Nr. 284, Rn. 157. Gebhardt, in Dietlein / Hecker / Ruttig, Glücksspielrecht, § 10a GlüStV, Rn. 1. BVerfG, Urteil v. 28.3.2006, Rn. 148 = HRRS 2006 Nr. 284, Rn. 149. EuGH, Urteil v. 8.9.2010 = NVwZ 2010, 1409. EuGH, Urteil v. 8.9.2010, Rn.97 = NVwZ 2010, 1409, 1415. EuGH, Urteil v. 8.9.2010, Rn. 97–106 = NVwZ 2010, 1409, 1415.
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Glücksspielwesen in Deutschland (Erster GlüÄndStV) geschaffen wurde. Der GlüÄndStV trat am 1. Juli 2012 in Kraft.20 Er enthält in § 10a eine sog. Experimentierklausel und dispensiert die „Monopolregelungen“ des § 10 Abs. 2 und 6 GlüStV für einen Zeitraum von sieben Jahren (1. Juli 2012 – 30. Juni 2019). Die Experimentierklausel beinhaltet die Erteilung von 20 Konzessionen an private Sportwettenanbieter und stellt somit eine Teilliberalisierung des Sportwetten-Marktes dar.21 § 10a Abs. 4 GlüStV erlaubt es Inhabern einer Konzession nunmehr auch Sportwetten über das Internet anzubieten. Doch auch der GlüÄndStV konnte die Rechtsunsicherheit bezüglich Sportwetten in Deutschland nicht beseitigen. Gegen das Vergabeverfahren der Sportwetten-Konzessionen gab es zahlreiche Klagen und Eilanträge von unberücksichtigt gebliebenen Wettanbietern. Diese Klagen und Eilanträge blockierten die Weiterentwicklung der Regulierung bis zuletzt.22 Währenddessen nutzen zahlreiche europäische Wettanbieter die Regelungen des EU-Rechts aus. Dieses eröffnet den Anbietern nämlich insofern eine Grauzone, als es ihnen aufgrund der Dienstleistungsfreiheit des Art. 56 AEUV ermöglicht Sportwetten in allen EU-Ländern legal anzubieten. Dies gilt unabhängig von den existierenden Lizenzierungsmöglichkeiten in Deutschland. Diese Anbieter besitzen regelmäßig europaweite Sportwetten-Lizenzen, welche meist in den beiden Zentren der europäischen Glücksspielindustrie Malta und Gibraltar ausgestellt wurden. Um dieses Problem zu beseitigen unterschrieben die Ministerpräsidenten der Länder am 16. März 2017 den Zweiten Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertrages zum Glückspielwesen in Deutschland (zweiter Glückspieländerungsvertrag – 2. GlüÄndStV). Dieser sollte am 1. Januar 2018 in Kraft treten und die Idee des Ersten GlüÄndStV verwerfen, wonach die Konzession für Sportwetten-Lizenzen bei privaten Anbietern auf maximal 20 Lizenzen begrenzt war. Zudem sollten alle Sportwettenanbieter, die sich bereits in der zweiten Stufe des Konzessionsverfahrens befanden und die Mindestanforderungen erfüllen, eine vorläufige Lizenz erhalten.23 Da sich die 16 Bundesländer allerdings nicht auf eine Ratifizierung des Vertrages bis zum 31. Dezember 2017 einigen konnten, trat das Gesetz gem. Art. 2 Abs. 1 des Zweiten Glücksspieländerungsstaatsvertrag24 nicht in Kraft. 20 21 22 23 24
Marcks, in: Landmann / Rohmer, Gewerbeordnung, § 33h, Rn. 11. Auch wenn der Gesetzgeber in seiner amtlichen Begründung darauf hingewiesen hatte, dass die Experimentierklausel lediglich dem Ziel diene den entstandenen Schwarzmarkt zu bekämpfen. Vorlage des Senats von Berlin zum zweiten Staatsvertrag, S. 1 (online). Vorlage des Senats von Berlin zum zweiten Staatsvertrag, S. 2 und S. 8 (online). Zweiter Glücksspieländerungsstaatsvertrag.
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3. Die Sportwette: Arten, Quoten und Abgabemöglichkeit der Wette Es ist bereits angeklungen, dass das Sportwetten-Angebot und die Möglichkeiten eine Sportwette zu platzieren durch die Monopolstellung und die gesetzlichen Vorschriften zunächst stark eingeschränkt waren. Durch die Entwicklung des Internets und der kontinuierlich wachsenden Begeisterung der Bevölkerung für Sportwetten hat sich das Angebot der Sportwetten-Arten und die Art und Weise, eine Wette zu platzieren allerdings mittlerweile erheblich verändert.
a) Basiswettarten Bezüglich der verschiedenen Wettarten muss zunächst zwischen den drei verschiedenen Basiswettarten differenziert werden. Bei der sog. Einzelwette setzt der Spieler auf ein einzelnes Wettereignis. Tritt dieses Ereignis ein, gewinnt der Spieler, wobei sich sein Gewinn aus einer Multiplikation seines Wetteinsatzes mit der Dezimalquote ergibt. Diese Wettart hat die größte Erfolgsaussicht. Um große Gewinne zu erzielen muss der Spieler allerdings auf Außenseiter mit hohen Quoten setzen. Bei der Kombinationswette setzt der Spieler hingegen mit einem Wetteinsatz auf mindestens zwei Wettereignisse. Die Wette ist nur dann gewonnen, wenn alle Ereignisse wie gewettet eintreten. Durch die Kombination mehrerer Wetten erhöht sich der mögliche Gewinn, da der Wetteinsatz mit den jeweiligen Quoten aller Wetten multipliziert wird. Im Gegenzug erhöht sich freilich das Verlustrisiko des kompletten Wetteinsatzes. Während die vorgenannten Wettarten explizit von § 21 Abs. 1 GlüStV 2012 genannt werden, hat sich in der Wettpraxis auch die Systemwette etabliert. Diese ist als Weiterentwicklung der Kombinationswette zu verstehen und ermöglicht es dem Wettenden mehrere Wetten auf systematische Art und Weise zu kombinieren. Denkbar ist es beispielsweise auf drei Fußballspiele zu wetten und eine 2/3 Systemwette abzuschließen. Der Spieler gewinnt, wenn zwei der drei getippten Spiele richtig sind. Der Unterschied zur Kombinationswette besteht somit darin, dass nicht alle Wetten richtig sein müssen, um einen Gewinn zu erzielen. Die maximale Gewinnsumme erzielt der Spieler allerdings nur, wenn alle Wetten richtig sind. Mit der Systemwette kann sich der Spieler mithin geringfügig absichern.
b) Spezialwetten Zusätzlich bieten die Wettanbieter ihren Kunden mittlerweile die Gelegenheit auf annähernd jedes sportliche Ereignis in sämtlichen Varianten und bis unmittelbar vor Ende des jeweiligen sportlichen Wettkampfes Wetten abzuschließen. Live-Wetten erfreuen sich bei den Wettenden dabei besonderer Beliebtheit, da
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sie es dem Wettenden ermöglichen jederzeit auf aktuelle Geschehnisse im sportlichen Wettkampf zu reagieren und ihre Wetten entsprechend anzupassen.25 Daneben haben sich insbesondere Handicap-Wetten26, Ereignis- und Seitwetten27, sowie Über/Unter-Wetten28 auf dem Sportwetten-Markt etabliert. Insbesondere die Kategorien der Live-Wetten, der Ereigniswetten und der Über/UnterWetten werden dabei aufgrund ihrer, im Verlaufe dieser Arbeit noch zu thematisierenden besonderen Manipulationsanfälligkeit, besonders häufig für Sportwettmanipulationen missbraucht.29
c) Die unterschiedlichen Wettquoten-Formate Zentrales Merkmal jeder Sportwette ist die Wettquote, aus der sich der mögliche Gewinn des Spielers errechnen lässt. Hinsichtlich der Wettquoten-Formate muss dabei grundsätzlich zunächst zwischen Sportwetten mit statischen/festen Quoten und den sogenannten Totalisatorenwetten unterschieden werden. Im erstgenannten Fall weiß der Wettende bereits vor der Wettabgabe um seine Gewinnquote, die sich auch während des Spiels nicht mehr verändert. Mit 25 26
27
28
29
Schätzungsweise 60 Prozent aller auf dem legalen Wettmarkt platzierten Sportwetten sind Live-Wetten, IOC / Interpol, Handbook Sport Manipulation, S. 35 (online). Die favorisierte Mannschaft erhält vor Spielbeginn ein Handicap, indem der gegnerischen Mannschaft ein fiktiver Vorsprung von Toren oder Punkten gewährt wird. Für den Wettgewinn ist somit nicht das offizielle Ergebnis entscheidend, sondern das fiktiv errechnete Resultat aus dem Spielausgang addiert um das Handicap. Auf diese Weise können die Wettanbieter auf einen Sieg für den Favoriten höhere Wettquoten anbieten. Beispiel: Vor dem Spiel FC Bayern gegen SC Freiburg erhält der FC Bayern ein Handicap von 0:2. Setzt der Wettende auf Sieg des FC Bayern, ist die Wette nur gewonnen, wenn der FC Bayern, das Spiel mit mehr als drei Toren Differenz gewinnt; Diese Wettart ist nach dem GlüStV unzulässig, da sie besonders manipulationsanfällig sind, vgl. Hecker / Ruttig, in: Dietlein / Hecker / Ruttig, Glücksspielrecht, § 21 GlüStV, Rn. 23. Insbesondere bei Fußballspielen kann auf nahezu jedes Ereignis gewettet werden. So ist es beispielsweise möglich auf den ersten Einwurf im Spiel, das Anstoßrecht, die erste Ecke, die erste gelbe oder rote Karte, einen speziellen Torschützen oder den Halbzeitstand zu wetten; Mit Ausnahme der Halbzeitwetten sind diese Wettarten nach dem GlüStV unzulässig, da sie besonders manipulationsanfällig sind, vgl. Hecker / Ruttig, in: Dietlein / Hecker / Ruttig, Glücksspielrecht, § 21 GlüStV, Rn. 24. Bei den sog. Über/Unter-Wetten tippt der Wettende nicht auf ein exaktes Endergebnis, sondern darauf, ob das Ergebnis über oder unter einem vom Buchmacher bestimmten Wert liegt. Die Wette kann sich sowohl auf die Anzahl der insgesamt erzielten Tore oder Punkte in einem Spiel beziehen. Denkbar ist jedoch auch, dass sie sich beispielsweise auf die Anzahl der verhängten Fouls oder gelben Karten usw. bezieht. Zur Manipulationsanfälligkeit von Ereigniswetten vgl. amtl. Begr. LT-Drs. Bay 16/11995, S. 30; Kretschmer, FS Rössner, 628 (633); Ausführlicher zu den Über-/Unterwetten siehe Kapitel B), II., 3., e); Zu der Manipulationsanfälligkeit der Livewetten siehe Kapitel B), III., 2., a), bb).
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festen Wettquoten arbeitet insbesondere der staatliche Sportwettenanbieter ODDSET, der dadurch auch der gesetzlichen Anforderung gerecht wird. Denn nach § 3 Abs. 1 S. 4 GlüStV 2012 sind Sportwetten, Wetten zu festen Quoten auf den Ausgang von Sportereignissen oder Abschnitten von Sportereignissen. Im Gegensatz dazu stehen die sogenannten Totalisatorenwetten, bei denen die Wettquoten abhängig vom Wettverhalten aller Teilnehmer sind und sich somit stetig verändern und erst nach Ende des Wettereignisses definitiv feststehen.30 Darüber hinaus gibt es international verschiedene Methoden um die Wettquoten darzustellen. In den meisten europäischen Ländern (darunter auch Deutschland) werden die Wettquoten in Dezimalform abgebildet. Setzt ein Spieler beispielsweise einen Betrag von 100 € auf einen Sieg der Mannschaft A und hat diese eine Quote von 1,75, gewinnt der Spieler im Fall des Sieges der Mannschaft A 175 €. Inbegriffen ist hierbei jedoch bereits sein Wetteinsatz von 100 €, so dass die Quote lediglich den Bruttogewinn abbildet.31 Die überwiegend in Großbritannien verwendeten Bruchwertquoten bilden hingegen bereits den Nettogewinn des Spielenden ab. Hat unser Spieler in unserem Beispiel eine Bruchwertquote von 3/1 gewinnt er im Fall einer erfolgreichen Wette 400 €, wobei seine 100 € Wetteinsatz bereits inbegriffen sind. Etwas komplizierter wird hingegen in Amerika verfahren. Dort ist es üblich, Wettquoten (sog. Moneyline-Quoten) mit einem Plus- bzw. einem Minuszeichen anzuschreiben. Mit einem Pluszeichen gekennzeichnete Wettquoten sagen aus, wie viel mit Geld der Spieler mit einem Wetteinsatz von 100 $ gewinnt. Steht hingegen ein Minuszeichen vor der Wettquote bedeutet dies, dass der Betrag nach dem Minuszeichen eingesetzt werden muss, um 100 $ zu gewinnen. Ist also beispielsweise ein Spiel mit einer Quote von -150 angeschrieben, muss der Spieler 150 $ einsetzen um einen Nettogewinn von 100 $ zu erzielen. Der Bruttogewinn von 250 $ dividiert durch den Wetteinsatz von 150 $ ergibt somit eine Dezimalquote für diese Wette von 1,66. Ist für das Spiel hingegen eine Quote von +150 ausgeschrieben, bedeutet dies, dass man mit 100 $ Einsatz einen Reingewinn von 150 $ erzielen kann. Bei einem Bruttogewinn von 250 $ und einem Einsatz von 100 $ ergibt sich folglich für diese Wette eine Dezimalquote von 2,5.
30 31
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Wirtschaftsfaktor Sportwetten – Sportfaktor Lotterien, S. 3 (online). Hierzu und im Folgenden: IOC / Interpol, Handbook Sport Manipulation, S. 36 (online).
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d) Die Platzierung der Sportwette: Wettbüros und Online-Wetten Im Laufe der Zeit haben sich allerdings nicht nur diverse neue Wettarten und Wettquotenformate entwickelt und etabliert. Auch die Art der Wettabgabe hat sich erheblich verändert. Nachdem es zunächst lediglich die staatlichen Wettannahmestellen des Sportwettenanbieters ODDSET als stationäre Anlaufstellen für Sportwettende gab, haben sich mittlerweile mehrere private Wettanbieter mit zahlreichen Wettbüros in Deutschland etabliert. Die vier größten Sportwettanbieter (Tipico, Mybet, Bet3000 und Digibet) betreiben in Deutschland mittlerweile mehr als 1.300 Wettbüros. In den Wettbüros werden in der Regel Live-TV-Übertragungen von Sportereignissen gezeigt. Beliebt sind daher insbesondere Livewetten. Bei der Wette im Wettbüro handelt es sich um die ursprüngliche, traditionelle Form der Wettabgabe. Der Wettende gibt seinen Wettschein im Wettbüro ab und hinterlegt dort den Wetteinsatz.32 Mittlerweile verlagert sich der Sportwetten-Markt jedoch merklich in das Internet. Nachdem im Jahr 1996 die erste Online-Sportwette von dem Buchmacher Intertops angenommen wurde33, geht ein Bericht der Pariser Sorbonne Universität davon aus, dass der Online-Sportwetten-Markt in den Jahren 2012 - 2014 in Europa bereits einen Marktanteil von 40 Prozent gehabt habe.34 Die Tendenz ist aus mehreren Gründen sicherlich steigend. Zum einen offerieren die Online-Wettanbietern ihren Kunden deutlich höhere Auszahlungsraten (sog. „return rates“) als die traditionellen Buchmacher.35 Zum anderen locken sie ihre Kunden mit den Vorzügen, Wetten bargeldlos, von unterwegs und spontan (Live-Wetten) abschließen zu können. Eine Online-Sportwette kann somit jederzeit „bequem“ von dem heimischen Sofa aus platziert werden. Unkomplizierter geht es kaum. Mit der stetig zunehmenden Begeisterung der Kunden für das Online-Sportwettenangebot ging in den letzten Jahren ein nahezu unüberschaubarer Anstieg der Anzahl der Onlinewettanbieter einher. Der größte Online-Sportwettenanbieter ist das englische Unternehmen Bet365 mit einem Umsatz von jährlich 25 Mrd. € und einem Kundenstamm von über
32 33 34 35
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Wirtschaftsfaktor Sportwetten – Sportfaktor Lotterien, S. 3 (online). Webseite von Intertops (online). Universität Paris / ICSS, Protecting the Integrity of Sports Competition, S. 20 (online). Vgl. Universität Paris / ICSS, Protecting the Integrity of Sports Competition, S. 14 (online), wonach die Auszahlungsrate früher bei ca. 50% lag, wohingegen sie heute bei bis zu 99% liegt.
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10 Mio. registrierten Kunden. Ihren Firmensitz haben die meisten Anbieter aus steuer- und lizenzrechtlichen Gründen36 auf Malta oder Gibraltar.37
4. Ökonomische Dimension des Sportwetten-Marktes Aufgrund dieser Fülle an Wettangeboten und Wettformen, sowie durch die rasante Entwicklung des Internets hat der Sportwetten-Markt immense wirtschaftliche Dimensionen erreicht. Für das Jahr 2010 ermittelte die Forschungsstelle Glückspiel der Universität Hohenheim Wetteinsätze im nicht regulierten Markt (online und in Wettbüros) in Höhe von 2,54 Mrd. €. Hinzu kommen die Wetteinsätze bei staatlich regulierten Wettanbietern (ODDSET) in Höhe von ca. 235 Mio. €. Insgesamt belief sich der Wetteinsatz somit auf insgesamt ca. 2,78 Mrd. €. Mit dem Gesetz zur Besteuerung von Sportwetten (BGBl. I. 2012, S.1424 – 1427), welches das Rennwett- und Lotteriegesetz (RenneLottG) änderte, wurde am 1. Juli 2012 Wettsteuern eingeführt. § 17 RennwLottG verpflichtet die Sportwettanbieter seither auf jede Sportwette eine Wettsteuer in Höhe von 5 Prozent an den Staat abzuführen. Anhand dieser Steuerzahlungen konnten für das Jahr 2012/2013, die zuvor überwiegend auf Schätzungen beruhenden Zahlen erstmals zumindest teilweise validiert werden. Rechnet man das in den ersten zwölf Monaten nach Einführung der Wettsteuer entstandene Steuereinkommen hoch, ergibt sich für diesen Zeitraum vom 1. Juli 2012 bis zum 30. Juni 2013 ein Wetteinsatzvolumen in Höhe von 3,59 Mrd. €.38 Diese Zahlen werden im Wesentlichen durch eine Studie der Goldmedia bestätigt, welche für das Jahr 2013 von Sportwetteneinsätzen (kommerzieller und staatlicher Wettmarkt) in Höhe von 3,6 Mrd. € ausgeht.39 Die Studie der Goldmedia verdeutlicht zudem die enorme Wachstumsrate der Sportwetten-Branche. Wurden im Jahr 2012 noch 3,2 Mrd. € auf Sportereignisse gewettet, schätzt die Studie das Wettvolumen für das Jahr 2016 bereits auf 4,91 Mrd. €.40
36
37 38 39 40
Ausländischen Unternehmern werden in Malta beispielsweise große Teile der anfallenden Körperschaftssteuer zurückerstattet. Zudem erhielten die Wettanbieter in Malta bislang wesentlich leichter eine Lizenz und die darauf veranschlagte Steuer ist mit 0,5% um ein zehnfaches geringer als in Deutschland. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Wirtschaftsfaktor Sportwetten – Sportfaktor Lotterien, S. 3 (online); vgl. auch die Abbildung, Universität Paris / ICSS, Protecting the Integrity of Sports Competition, S. 13 (online). Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Wirtschaftsfaktor Sportwetten – Sportfaktor Lotterien, S. 3 (online). Goldmedia, Wetteinsätze (online). Goldmedia, Wetteinsätze (online).
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Von allen Sportarten wird in Deutschland erwartungsgemäß am häufigsten auf den „Volkssport“ Fußball gewettet. Eine Studie von Ahlert / Alfs / Preuß hat ergeben, dass im Jahr 2010 55% aller Sportwetten auf Fußballspiele entfielen, gefolgt von Tennis mit 17%.41 Mittlerweile wird sogar davon ausgegangen, dass 80% aller Sportwetten auf Fußballspiele abgeschlossen werden.42 Aber nicht nur für die in Deutschland lebenden Wettspieler ist der deutsche Fußball interessant. So werden weltweit jährlich schätzungsweise 30 Mrd. € auf Fußballspiele mit deutscher Beteiligung gesetzt. Davon entfallen rund 15 Mrd. € Wetteinsatz auf die erste und weitere 6 Mrd. € auf die zweite Bundesliga. Besonders anschaulich wird das gigantische Ausmaß der Sportwetten-Industrie am Beispiel des Champions-League-Finales 2013 zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Allein auf dieses Spiel wurden weltweit Sportwetten in Höhe von 1 Mrd. € gesetzt.43 Der weltweite Umsatz der Sportwetten-Industrie wird von Experten gar auf einen Betrag zwischen 750 Mrd. und mehr als 1 Bil. $ taxiert.44 Das Zentrum der Sportwetten-Industrie ist unbestrittenermaßen Asien45 (insbesondere Singapur), wo ca. 70% des Sportwettenvolumens eingesetzt werden. Die übrigen 30% verteilen sich auf die restlichen Länder der Welt. Der Fußballsport erweist sich dabei auch international als beliebtestes Objekt der Wettbegierde. Auf die Spiele der Fußballweltmeisterschaft 2010 soll beispielsweise allein von chinesischen Wettspieler rund 100 Mrd. €46 und auf Fußballspiele im Jahr 2013 weltweit bereits ca. 400 Mrd. $ gesetzt worden sein.47 Hinsichtlich des Wetteinsatzes auf ein sportliches Einzelevent ist schließlich der NFL Super Bowl48 2017 in neue Sphären vorgerückt. Prognosen rechneten für dieses Event mit Sportwetten in Höhe von 4,7 Mrd. $. Wohlgemerkt nur aus Amerika.49 Dies zeigt die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung des SportwettenSektors.
41 42 43 44 45 46 47 48 49
Preuß / Alfs / Ahlert, Sport als Wirtschaftsbranche. Neuhaus / Kolde, Der Tagesspiegel vom 25.8.2014 (online). Strohschein, Der Tagesspiegel vom 16.5.2014 (online). Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Wirtschaftsfaktor Sportwetten – Sportfaktor Lotterien, S. 3 (online); siehe auch http://www.tagesspiegel.de/sport/dasgeschaeft-mit-spielmanipulationen-boomt-knarren-in-der-kabine/9900246.html. Van Rompuy, The role of the betting industry, S. 236 f. Strohschein, Der Tagesspiegel vom 16.5.2014 (online). RP-Online, Artikel vom 6.2.2013 (online). Meisterschaftsspiel der National Football League. Wood, Super Bowl Odds (online).
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Es ist daher nicht überraschend, dass die Sportwettanbieter ihre Bemühungen und Ausgaben für Werbung und Sponsoring kontinuierlich erhöhen und intensivieren, um an dem Milliardengeschäft Sportwetten entsprechend partizipieren zu können. So werden mittlerweile 16 der 18 Fußball Bundesliga Vereine von Wettanbietern gesponsert. Und auch die Werbeausgaben der Sportwettenanbieter haben sich von 27,6 Mio. € im Jahr 2011/2012 auf 46,7 Mio. € im Jahr 2015/2016 nahezu verdoppelt.50
II. Der Sportwettbetrug als Gefahr für die Integrität des Sports 1. Betrugsgefahr und übliches Vorgehen bei Sportwetten In Anbetracht der soeben aufgezeigten wirtschaftlichen Bedeutung der Sportwetten-Industrie und ihres exponentiellen Wachstums, verwundert es nicht, dass von dieser Branche erhebliche Anreize für die Manipulation von Sportwettbewerben ausgehen. Diese Anreize werden durch eine uneinheitliche Regulierung des Sportwetten-Marktes und den damit verbundenen eingeschränkten staatlichen Kontrollmöglichkeiten zudem verstärkt.51 Unter dem Begriff des Sportwettbetrugs versteht man dabei in der Regel die korruptive Einwirkung auf Sportler, Trainer, Schiedsrichter oder Kampfrichter durch den wettenden Hintermann, wodurch sich dieser einen Wissensvorsprung gegenüber dem Wettanbieter verschafft.52 Auf diese Weise profitiert er von Wettquoten, die einen manipulationsfreien sportlichen Wettkampf als Berechnungsgrundlage haben. Dass sich hierdurch für die Betrüger beträchtliche rechtswidrige Gewinne erzielen lassen, haben nicht zuletzt zahlreiche Wettskandale der jüngeren Vergangenheit, auf die sogleich vertieft eingegangen wird, eindrucksvoll gezeigt. Auf der Seite der wettenden Hintermänner ist der Täterkreis des Sportwettbetrugs dabei regelmäßig der organisierten Kriminalität zuzuordnen.53 Die Betrügereien und Manipulationen im Sportwettgeschäft sollen inzwischen von weltweit agierenden Wettsyndikaten als äußerst rentables Geschäftsmodell koordiniert werden. Für eine meistens schwer nachweisbare Manipulationshandlung erhalten die sportlichen Protagonisten teils beträchtliche Geldsummen von den Hintermännern. Gerade in Randsportarten in denen die Sportler, Trainer und Schiedsrichter ein vergleichsweise geringes 50 51 52 53
AdVision digital, Werbeausgaben der Sportwettenanbieter (online). Forrest / Parry, The Key to Sports Integrity in the United States, S. 3 (online). IOC / Interpol, Handbook Sport Manipulation, S. 19 (online). Kretschmer, FS Rössner, S. 628 (633 f.); Carpenter, International Sports Law Review 2012, S. 19 f.
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Gehalt erhalten kann der Sportwettbetrug daher besonders reizvoll sein.54 Neben diesem „klassischen“ Fall des Sportwettbetrugs, sind bisweilen auch mehrere Fälle bekannt geworden, in denen die Akteure (Sportler oder Schiedsrichter) aufgrund eigener Wettsucht in eine finanzielle Abhängigkeit zu der im Hintergrund agierenden „Wettmafia“ geraten sind. Häufig nutzen diese die finanziellen Nöte und die Spielsucht der Akteure aus und zwingen diese zu Spielmanipulationen.55 Insbesondere in diesem Berührungspunkt von Sport und organisierter Kriminalität sah die Bundesregierung eine erhebliche Gefahr für das Gefährdungsobjekt des § 265c StGB: Die Integrität des Sports.56
2. Gefährdungsobjekt: Integrität des Sports Um die Auswirkungen des Sportwettbetrugs auf die Integrität des Sports untersuchen zu können, bedarf dieses Gefährdungsobjekt jedoch zuerst einer inhaltlichen Präzisierung. Der Begriff „Integrität“ lässt sich dabei zunächst allgemein als die Unbescholtenheit, Unverletzlichkeit, Makellosigkeit, Vertrauenswürdigkeit oder Redlichkeit eines bestimmten Etwas definieren.57 Um eine Definition der „Integrität des Sports“ hat sich der Gesetzgeber in seiner Gesetzesbegründung zu § 265c StGB bemüht. Demnach sei der Sport dann als integer zu bezeichnen, wenn seine sportlichen Wettbewerbe unverfälscht und authentisch seien. Dies setze die Einhaltung der sportartspezifischen Regeln und die Beachtung des Gebotes der Fairness und Chancengleichheit voraus.58 Gewinner des sportlichen Wettbewerbs solle derjenige sein, der die beste Leistung erbringe. Dabei komme der Unvorhersehbarkeit und Unverfälschtheit des sportlichen Geschehens besondere Bedeutung zu. Denn insbesondere die erwartete situationsbedingte, authentische Spontanität und die damit verbundene Ungewissheit, die im Hinblick auf den Ausgang eines Wettkampfes herrsche, mache den Sport für Sportler und Zuschauer besonders attraktiv. Diese Authentizität stelle ein Wesensmerkmal des integeren Wettkampfes dar.59 Dies bedeutet laut Hutz / Kaiser auch, dass der an einem sportlichen Wettkampf teilnehmende Sportler, diesen auch gewinnen wollen müsse. Fehle es aufgrund von Manipulation an dieser Motivation, verliere der Wettkampf 54 55 56 57 58 59
Kretschmer, FS Rössner, 628 (633). So soll der ehemalige niederländische Nationalspieler Patrick Kluivert aufgrund von offenen Wettschulden jahrelang von einem Wettsyndikat „erpresst“ worden sein, Tiroler Tageszeitung, Artikel vom 26.3.2017 (online). BR-Drs 235/16, S. 5 f. Webseite des Dudens, Stichwort: „Integrität“ (online). BR-Drs. 235/16, S. 5. Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 (383).
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seinen Sinn und Zweck.60 Die Integrität des Sports sei somit, laut Interpol und IOC, Voraussetzung dafür, dass ein positiver Einfluss auf die Gesellschaft durch die Grundwerte des Sports, wie Fairness, Teamgeist und Leistungsbereitschaft erreicht werden könne.61 Sie führe zudem zu einer verbesserten Teilhabe der Öffentlichkeit an dem Produkt Sport, verbessere seine finanzielle Rentabilität und führe schließlich zu einer erfolgreichen und positiven Außendarstellung des Sports.62 Der Gesetzgeber war der Auffassung, dass diese, mit der Integrität des Sports assoziierten positiven Werte und Einflüsse, durch den Sportwettbetrug erheblich gefährdet seien. Denn der manipulative Eingriff in die Authentizität des sportlichen Wettkampfes und somit in die Unvorhersehbarkeit des Verlaufs und Ausgangs eines sportlichen Wettkampfs, konterkariere diese Werte in besonderem Maße. Werde die Unvorhersehbarkeit des Ausgangs eines Wettkampfs durch eine vorgängige Absprache des Ergebnisses beeinträchtigt, zerstöre dies gleichsam die Glaubwürdigkeit des Sports.63 Zudem seien Wettbewerbe deren Authentizität in Frage stände, nicht mehr in der Lage die Faszination und Werte des Sports zu vermitteln. Es bestünde deshalb die Gefahr, dass der Sport durch derartige Manipulationen das Interesse der breiten Öffentlichkeit verliere und damit seine gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung einbüße.64 Diese Schlussfolgerung legt auch der Sorbonne-ICSS Integrity Report nahe. Die Verfasser gehen davon aus, dass insbesondere Fußball und Kricket in Asien aufgrund diverser Wettskandale bereits einen erheblichen Imageschaden in der öffentlichen Wahrnehmung erlitten haben.65 Aber auch außerhalb Asiens wurde die Sportwelt bereits durch mehrere schwere Wettskandale erschüttert. In Deutschland gelangten insbesondere die Fußballwettskandale von 2005 und 2009 für Aufsehen. Darüber hinaus sind auch international sportartenunabhängig eine Vielzahl von Wettbetrugsfällen bekannte geworden. Diese Häufung von Sportwettbetrugsfällen hat der Gesetzgeber zum Anlass genommen die Integrität des Sports durch den § 265c StGB strafrechtlich zu schützen.66 In der Folge sollen die populärsten Fälle des 60 61 62 63 64 65 66
Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 (383); Kretschmer, FS Rössner, 628 (629), spricht in diesem Zusammenhang von einer „Entzauberung“ und einem „Wesensverlust“ des Wettkampfsports. IOC / Interpol, Handbook Sport Manipulation, S. 17 (online). IOC / Interpol, Handbook Sport Manipulation, S. 17 (online). Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 (383). BR-Drs. 235/16, S. 5. Universität Paris / ICSS, Protecting the Integrity of Sports Competition, S. 38 (online). BR-Drs 235/16, S. 5 f.
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Sportwettbetruges der letzten Jahre vorgestellt werden, um das Vorgehen der Sportwettbetrüger aufzuzeigen und die daraufhin erfolgten straf- und verbandsrechtlichen Reaktionen der Strafgerichte und Sportverbände darzustellen.
3. Populäre Fälle von Sportwettbetrug Obwohl die Anzahl der Wettskandale im Sport stetig zunimmt, wird der Sportwettbetrug bis dato, jedenfalls in Deutschland, noch immer überwiegend mit dem Namen Robert Hoyzer assoziiert. Dabei gab es seit dem FußballWettskandal von 2005 zahlreiche gravierende Wettskandale und Manipulationen in der Welt des Sports. Die Betrügereien, dies wird bereits auf einen flüchtigen Blick deutlich, sind dabei keineswegs auf den Fußballsport beschränkt. Vielmehr deutet sich inzwischen an, dass nahezu sämtliche Sportarten durch ein von Wettsyndikaten gesteuertes Manipulationsnetzwerk infiltriert zu sein scheinen. Die annähernd unbegrenzten Möglichkeiten bei nationalen und internationalen Wettanbietern auf sämtliche Wettbewerbe sowohl des Amateurals auch des Profisportbereichs Sportwetten abzuschließen, macht den Sport fast zwangsläufig anfällig für Manipulationen. Mit diesem Problem sehen sich sowohl die Mannschafts- als auch die Individualsportarten konfrontiert. Und dies weltweit, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen werden.
a) Der Fall Hoyzer Der wohl noch immer bekannteste Fall von Sportwettbetrug ereignete sich in den Jahren 2004/2005 und ist bis heute unweigerlich mit dem involvierten Bundesligaschiedsrichter Robert Hoyzer verbunden. Dieser hatte am 27. Januar 2005 zugegeben, gegen Zahlung von insgesamt 67.000 € Fußballspiele der zweiten Bundesliga, der Regionalliga und des DFB-Pokals manipuliert zu haben. Drahtzieher des Skandals waren die Brüder Sapina, die Spieler und Schiedsrichter kontaktierten und für die Manipulationen bezahlten. Auf die manipulierten Spiele schlossen die Brüder Sportwetten ab und erzielten so einen beachtlichen Gewinn. Auslöser des Wettskandals war insbesondere das DFB Pokalspiel zwischen dem Regionalligisten SC Paderborn und Bundesligisten Hamburger Sportverein (HSV) am 21. August 2004. Paderborn konnte dieses Spiel als klarer Außenseiter, nach einem zwischenzeitlichen 0:2 Rückstand, überaschenderweise mit 4:2 für sich entscheiden. Schiedsrichter Robert Hoyzer hatte im Nachhinein eingeräumt, das Spiel durch Zeigen einer roten Karte für den HSVSpieler Mpenza und die Verhängung zweier Elfmeter zugunsten von Paderborn manipuliert zu haben. In der Halbzeit soll Hoyzer zu den Paderborner
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Spielern gesagt haben: "Spielt ihr nur so weiter, den Rest erledige ich". Unmittelbar nach dem Spiel, habe Hoyzer für die erfolgreiche Manipulation, nach eigenen Angaben, 20.000 € von den Drahtziehern der Manipulation kassiert.67 Ebenfalls manipulativ tätig wurde Hoyzer bei dem am 2. Oktober 2004 ausgetragene Spiel der zweiten Bundesliga zwischen LR Ahlen und Wacker Burghausen. Dieses endete aufgrund eines fraglichen Elfmeters 1:0 für Ahlen. Das Spiel wurde wiederholt (Endstand 1:3), da Hoyzer die Manipulation eingeräumt hatte. Zuvor hatte Hoyzer bereits am 5. Juni 2004 im Regionalliga Spiel zwischen Eintracht Braunschweig und 1. FC St. Pauli erste Manipulationshandlungen vorgenommen, indem er zwei Tore der Gastmannschaft nicht anerkannt und dadurch den Sieg von Braunschweig sicherte. Am 28. November 2004 schließlich scheiterte ein weiterer Manipulationsversuch Hoyzers zugunsten der SpVgg Unterhaching. Unterhaching hatten beim Stand von 1:2 im Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken einen fragwürdigen Elfmeter zum möglichen 2:2 Ausgleich verschossen. Das Spiel endete letztlich 1:3. Aufgrund der gescheiterten Manipulation fand kein Wiederholungsspiel statt. Insgesamt erhielt Hoyzer für seine Manipulationshandlungen Zahlungen in Höhe von 67.000 €, sowie einen Plasmafernseher.68 Neben Robert Hoyzer war mit Dominik Marks noch ein weiterer Schiedsrichter wesentlich an dem Wettskandal 2005 beteiligt. Marks hatte nach Ansicht des DFB-Sportgerichts die Begegnung der Hertha BSC Amateure gegen die Arminia Bielefeld Amateure (Endstand 2:1) manipuliert und hierfür, laut Hoyzer, 6.000 € von den Sapina Brüdern erhalten. Marks hatte die Zahlung dieses Bestechungsgeldes vor Gericht eingeräumt. Zudem gab er an, für das von ihm geleitete Zweitligaspiel Karlsruher SC - MSV Duisburg (0:3) am 3. Dezember, 30.000 € gezahlt bekommen zu haben. Er bestritt allerdings bis zuletzt, die Spiele manipuliert zu haben.69 Ante Sapina gelang es zudem neben den erwähnten Schiedsrichtern auch Spieler für Spielmanipulationen zu gewinnen. So räumte der Paderborn Profi Thijs Waterink am 31. Januar 2005 als erster Spieler eine Verwicklung in den Wettskandal ein. Vor dem Pokalspiel gegen den HSV habe er einen Betrag in Höhe von 10.000 € in Empfang genommen.70 Auch der Torhüter vom Regionalligisten Dynamo Dresden, Ignjac Kresic, bestätigte, dass die Mannschaft im Juni 2003 nach einem Sieg 15.000 € Prämie von einem unbekannten Sponsor 67 68 69 70
Die Welt, Artikel vom 12.2.2005 (online). ntv, Artikel vom 3.2.2005 (online). Spiegel Online, Artikel vom 10.11.2005 (online). FAZ, Artikel vom 1.2.2005 (online).
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erhalten habe.71 Eine umfangreiche Verstrickung in die Spielmanipulationen räumte schließlich Steffen Karl, seinerzeit Spieler vom FC Chemnitz ein. Karl gab zu, sich vor dem Regionalligaspiel am 1. Mai 2004 zwischen Chemnitz und Holstein Kiel mit Ante Sapina getroffen und von diesem 18.000 € für die Manipulation des Spiels erhalten zu haben. Für die Manipulation des Spiels Paderborn gegen Chemnitz am 22. April 2004 (Endstand 4:0) seien ihm von Sapina 8.000 € geboten worden. Allerdings schlug die Manipulation fehl, da Paderborn zu Halbzeit, nicht wie von Sapina gewettet, vorne lag. Auch in weiteren Fällen soll Karl den Versuch unternommen haben, weitere Spieler für Manipulationshandlungen zu gewinnen.72 Das DFB-Sportgericht hatte Hoyzer am 29. April 2004 zunächst lebenslang gesperrt. Im April 2011 gab der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger allerdings einem Gnadengesuch von Hoyzer statt. Außergerichtlich hatte Hoyzer gegenüber dem DFB einen Schadenersatz in Höhe von 750.000 € anerkannt. Nachdem er darauf verzichtete einen wirtschaftlichen Nutzen in Form einer Buchveröffentlichung oder einer Filmproduktion aus dem Skandal zu ziehen, musste er schließlich nur Ratenzahlungen in Höhe von insgesamt 126.000 € leisten.73 Am 17. November 2005 verurteilte das Landgericht Berlin den Drahtzieher des Wettskandals Ante Sapina wegen gewerbsmäßigen Betruges zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und elf Monaten. Seine Brüder Milan (ein Jahr und vier Monate) und Filip (ein Jahr) erhielten für ihre Tatbeteiligungen Bewährungsstrafen. Die Schiedsrichter Hoyzer und Marks wurden als Gehilfen dieses Betruges zu Freiheitsstrafen verurteilt. Hoyzer wurde wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug in sechs Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt. Marks wurde wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug in zwei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.74 Das Verfahren gegen den ExProfi Steffen Karl wurde abgetrennt. Er wurde wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug in zwei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von neun Monaten auf Bewährung verurteilt.75 Zu einer Überraschung kam es am 28. November 2006 im Revisionsprozess vor dem Bundesgerichtshof. Bundesanwalt Hartmut Schneider hatte unerwar71 72 73 74 75
RP-Online, Chronologie im Fall Hoyzer (online). Spiegel Online, Artikel vom 8.12.2005 (online). Die Welt, Artikel vom 21.8.2014 (online). FAZ, Artikel vom 15.12.2006 (online). Spiegel Online, Artikel vom 8.12.2005 (online).
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teter Weise einen Freispruch für die Revisionsführer Hoyzer und die Sapina Brüder gefordert, da er den Betrugstatbestand nicht als vollendet ansah. Dieser Ansicht folgte der BGH nicht und verwarf am 15. Dezember 2006 die Revision der Angeklagten und bestätigte das Urteil des Landgerichts Berlin.76 Hoyzer trat seine Haftstrafe am 18. Mai 2007 an und wurde 2008 nach 14 Monaten Haft wegen guter Führung vorzeitig entlassen.77
b) Tennis Auch im Tennissport steigt die Anzahl der Wettbetrugsvorwürfe seit etwa zehn Jahren kontinuierlich an. Eine nicht wirklich überraschende Entwicklung, betrachtet man die stetig zunehmenden Möglichkeiten auf Tennisspiele Wetten abzuschließen vor dem Hintergrund, dass sich der Tennissport als Individualsport ohnehin als besonders manipulationsanfällig erweisen dürfte. Es erklärt sich von selbst, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Manipulation bei Individualsportarten wie Tennis deutlich höher ist als bei Mannschaftssportarten, da sich die Manipulationshandlung des Spielers unmittelbar auf das Spielgeschehen auswirkt und nicht von einem Mitspieler „kompensiert“ werden kann. Während der Individualsportler somit den Ausgang des Wettkampfes größtenteils selbst in der Hand hat, ist der Erfolg einer Manipulationshandlung des manipulierenden Mannschaftssportlers häufig von weiteren Umständen abhängig, die der Sportler nicht kontrollieren kann. Verursacht ein Abwehrspieler beispielsweise absichtlich einen Elfmeter, wirkt sich dies erst aus, wenn der Elfmeter auch verwandelt wird. Provoziert er absichtlich den eigenen Platzverweis durch eine rote Karte, führt auch dies nicht zwangsläufig zu dem gewünschten Spielausgang. Anders als beim Tennis, kann ein Mannschaftssportler zudem auch ausgewechselt oder gar nicht erst aufgestellt werden, so dass er seine Manipulationshandlung nicht umsetzen kann. Anders hingegen liegt es beim Tennis. Ein Doppelfehler hier, eine zu lang gespielte Rückhand da und schon ist das Spiel, der Satz oder gar das Match verloren. Vermeintlich kleine Fehler, die jedoch einen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang des Spiels haben können und deren absichtliche Herbeiführung in der Regel nicht nachweisbar sein wird. Auch an Anreizen zu Spielmanipulationen dürfte es für die Tennisspieler nicht mangeln. Die Motivation zu verlieren könnte beispielsweise darin bestehen, dass ein Weiterkommen im Turnier ohnehin unwahrscheinlich ist, sei es, weil in der nächsten Runde ein „unbezwingbarer“ 76 77
BGH, Urteil v. 15.12.2006, BGHSt 51, 165 = NStZ 2007, 151; Zu den Gründen des BGH ausführlich in Kapitel C), I., 2. Tagesspiegel, Artikel vom 18.7.2008 (online).
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Kontrahent wartet, oder der Spieler ohnehin bereits verletzungsgeschwächt und somit ohne echte Titelchancen spielt. Denkbar sind zudem auch „MatchKonstellationen“ die einen geringen sportlichen Reiz aufweisen, da der Gewinner ohnehin nur wenige Weltranglistenpunkte erlangen würde. Große Aufmerksamkeit erregte das am 2. August 2007 in Polen ausgetragene Zweitrundenspiel des damaligen Weltranglistenvierten Nikolay Davydenko gegen den deutlich schwächer platzierten Martin Vassallo Arguello78. Aufgrund seiner Weltranglistenplatzierung war Davydenko eigentlich bei den Wettanbietern haushoher Favorit. Dennoch wurden bei dem Online Wettanbieter Betfair bereits vor und auch im weiteren Verlauf des Spiels enorme Beträge auf einen Sieg des Außenseiters Arguello gesetzt. Insgesamt sollen auf dieses Spiel, laut Aussage von Betfair, Wetten in Höhe von 7.310.429 $ gesetzt worden sein.79 Dies entspricht etwa dem Hundertfachen einer üblichen Wette. Größtenteils wurde dabei auf den Außenseiter Arguello gesetzt. Teilweise auch noch nachdem er zunächst den ersten Satz 2:6 verloren hatte. Beim Stand von 6:2, 3:6, 1:2 gab Davydenko das Spiel aufgrund einer Fußverletzung im dritten Satz letztlich auf. Zuvor hatte der Wettanbieter Betfair aufgrund der verdächtigen Umstände80 jedoch bereits alle Wetten annulliert.81 Der Vorfall hatte für Davydenko und Arguello keinerlei Konsequenzen. Im Anschluss an diese Geschehnisse nahm eine eigens eingerichtete Ermittlungseinheit Untersuchungen auf und analysierte zahlreiche Tennisspiele auf auffällige Wettbewegungen. Den Ermittlern gelang es, drei Wettsyndikate in Russland, Norditalien und Sizilien ausfindig zu machen. Den umfassenden Report, in dem auf die Beteiligung von 28 Profispielern an Spielmanipulationen hingewiesen wurde, legten sie der TIU82 im Jahr 2008 vor. Die TIU reagierte auf den vorgelegten Bericht jedoch nicht.83 Erst im Januar 2016 wurden Details des Berichts bekannt und sorgten für große Aufmerksamkeit. Demnach sollen in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 16 Spieler aus den Top 50, darunter auch Grand-Slam-Sieger, in Match-Manipulationen involviert gewe78 79 80 81 82 83
Zu dieser Zeit die Nr.87 der Weltrangliste. Scott, Artikel vom 3.8.2007 (online). Mark Davies (Managing Partner von Betfair): „In almost 20 years of working in the betting industry... I have never seen a match or a race at such unrealistic odds“, Cox, Artikel vom 18.1.2016 (online). Cox, Artikel vom 18.1.2016 (online). Abkürzung für die „Tennis Integrity Unit“ die 2008 von den sieben Stakeholdern (International Tennis Federation, ATP, WTA, Australian Open, Wimbledon, French Open und US Open) gegründet wurde, um Korruption im Tennissport zu bekämpfen. Cox, Tennis match fixing (online).
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sen sein. Die Informationen hatten BBC und Buzzfeed ohne Nennung von Namen veröffentlicht.84 Mittlerweile haben auch mehrere Tennisprofis bereits zugegeben, von Mittelsmännern der Wettsyndikate auf Spielmanipulationen angesprochen worden zu sein. Darunter auch der Weltklassespieler Novak Djokovic, der bestätigt hat, dass ihm 2007 ca. 200.000 $ angeboten worden seien, damit er beim ATPTurnier in St. Petersburg ein Match verliert. Auf das Angebot sei er nicht eingegangen.85 Der Fall des österreichischen Tennisspielers Daniel Köllerer verdeutlicht zudem das ganze Ausmaß der Manipulationsproblematik. Er war 2011 wegen Match-Manipulationen in drei Fällen in einem Indizienprozess verurteilt und lebenslang gesperrt worden. Auch Köllerer hat eingeräumt, von einem Unbekannten einen Betrag von 50.000 $ für eine Spielmanipulation angeboten bekommen zu haben. Das Bemerkenswerte an diesem Fall ist, dass Köllerer das Geld für eine absichtliche Niederlage gegen Nikolay Davydenko, damals Weltranglistendrittter erhalten sollte. Köllerer war zu diesem Zeitpunkt Nr. 110 der Weltrangliste und klarer Außenseiter.86 Die Quote auf einen Sieg von Davydenko dürfte folglich sehr niedrig gewesen sein, was verdeutlicht in welche Dimensionen die Spielwettenproblematik im Tennis mittlerweile vorgedrungen ist. Dass Spielmanipulationen auch bei kleineren Turnieren ein erhebliches Problem darstellen, ist jedenfalls seit dem 1. Dezember 2016 unübersehbar, als die spanische Polizei 34 Personen festnahm, die diverse Tennisspiele in Spanien und Portugal verschoben haben sollen. Darunter befanden sich auch sechs Spieler, deren Weltranglistenplatzierung zwischen Position 800 und 1400 lag. Während die Spieler für ein manipuliertes Spiel meistens lediglich 50 € bekamen, sollen die Wettbetrüger durch die manipulierten Spiele über eine halbe Millionen Euro eingenommen haben.87
c) NBA – Der Fall Tim Donaghy Amerika blieb von Wettskandalen im Sport ebenfalls nicht verschont. So erschütterte im Jahr 2007 ein Wettskandal in der National Basketball Association (NBA) die (amerikanische) Sportwelt. Der NBA-Schiedsrichter Tim Donaghy hatte gestanden, zwischen 2003 und 2007 auf die Hälfte der von ihm geleiteten Spiele gewettet und diese manipuliert zu haben. Aufgrund seiner Spielsucht 84 85 86 87
Cox, Tennis match fixing (online). Caple, Artikel vom 26.1.2016 (online). Flohr, Artikel vom 29.1.2016 (online). Focus Online, Artikel vom 1.12.2016 (online).
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war Donaghy in die Abhängigkeit zur Wettmafia geraten und hatte dieser regelmäßig Insider-Informationen, etwa über die geheime Schiedsrichteransetzung oder den Gesundheitszustand von Spielern zukommen lassen. Hierfür erhielt er jeweils mehrere Tausend Dollar. Da die fraglichen Wetten nicht auf Sieg oder Niederlage platziert wurden, sondern auf die Gesamtanzahl der erzielten Punkte oder die Höhe des Sieges schlugen die umfangreichen Kontrollmechanismen der NBA nicht an. Vergegenwärtigt man sich, dass es der Schiedsrichter durch einen Foulpfiff in der Hand hat einer Mannschaft Freiwürfe zuzusprechen und somit den Punktestand zu beeinflussen, wird deutlich, wie leicht sich insbesondere der Gesamtpunktstand manipulieren lässt.88 Auffällige Fehlentscheidungen sind hierfür gar nicht erforderlich. Ausreichend ist vielmehr bereits eine strenge Regelauslegung durch den Schiedsrichter.89 Die NBA setzt sich mittlerweile aktiv für die Legalisierung von Sportwetten in Amerika ein, um die Aktivitäten auf dem Sportwetten-Markt besser beobachten und weitere Sportwettbetrügereien verhindern zu können.90 Das Bundesgericht in New York verurteilte Donaghy im Juli 2008 zu einer 15-monatigen Haftstrafe. Außerdem sind er und zwei Komplizen zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von insgesamt 217.266 $ verurteilt worden. Die NBA hatte Schadensersatz in Höhe von 1,4 Mio. $ gefordert.91 Donaghy hatte bereits während seines Prozesses angedeutet, dass weitere NBASchiedsrichter an Manipulationen beteiligt seien. Die Vorwürfe fanden sich in seinem, im Gefängnis geschriebenen Buch mit dem Titel „Blowing the Whistle: The Culture of Fraud in the NBA“ wieder. Dieses Buch wurde allerdings aufgrund rechtlicher Bedenken von dem Verlag nicht veröffentlicht.92 Während die New York Times den Wettskandal um Tim Donaghy als große Gefahr für die Integrität des Basketballs bezeichnete93, bemühte sich die NBA darum Donaghy als Einzelfall darzustellen und betitelte ihn als „isolierten Kriminellen“.94
d) Wettskandal 2009 Der Bundesliga Wettskandal 2009 gilt als die größte Wettaffäre seit dem Betrugsfällen um den Schiedsrichter Robert Hoyzer im Jahr 2005. Unter dem 88 89 90 91 92 93 94
Spiegel Online, Artikel vom 25.7.2007 (online). Spannagel, Artikel vom 17.5.2010 (online). Draper, NY Times vom 24.1.2018 (online). Die Welt, Artikel vom 30.7.2008 (online). Beck, Artikel vom 29.10.2009 (online). Beck/Schmidt, Artikel vom 16.8.2007 (online). Spannagel, Artikel vom 17.5.2010 (online).
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Einsatznamen „Soko Flankengott“ hatte die Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität im November 2009 die Manipulation von mehr als 200 Fußballspielen in neun europäischen Ländern aufgedeckt. Darunter befanden sich auch 32 Partien in Deutschland95, sowie mehrere Begegnungen der Europa League und der Champions-League.96 Die Staatsanwaltschaft war auf die Manipulationen im Rahmen einer Telekommunikationsüberwachung im Umfeld der organisierten Kriminalität aufmerksam geworden. Am 19. November 2009 wurden auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bochum 15 Haftbefehle vollstreckt und mehr als 50 Durchsuchungsbeschlüsse vollzogen. Unter den verhafteten Verdächtigen befanden sich auch erneut die Brüder Ante und Milan Sapina, welche als Drahtzieher des sog. „HoyzerSkandals“ bereits zu Haftstrafen verurteilt worden waren.97 Durch die manipulierten Spiele sollen die Brüder Wettgewinne in Höhe von mindestens 10 Mio. Euro „erspielt“ haben.98 Die Hintermänner sollen sich „zumindest seit Beginn des Jahres 2009 zusammengeschlossen haben, um auf Sportler, Trainer, Schiedsrichter, und Offizielle aus hochrangigen europäischen Ligen dahingehend einzuwirken, gegen unterschiedlich hohe Entgelte Ausgänge von Fußballspielen im Interesse der Täter zu beeinflussen“99. Die Spieler sollten mit riskantem oder zögerlichem Spielverhalten Tore des Gegners ermöglichen. Hierzu waren die meisten Spieler, laut Aussage von Ante Sapina, bereits gegen Zahlung von 5.000–7.000 € bereit. Schiedsrichter erhielten für ein manipuliertes Spiel 40.000 €.100 Erklärte sich der angesprochene Schiedsrichter oder Spieler bereit, das Spiel zu manipulieren, setzten die Hintermänner auf verschiedenen Wegen hohe Geldbeträge auf entsprechende Spielausgänge, meist bei europäischen oder asiatischen Wettanbietern. Mit ihren Anwerbeversuchen richteten sich die Hintermänner in erster Linie an Spieler aus unterklassigen Ligen und Nationalspieler aus kleineren Ländern. In Deutschland waren die Anwerbeversuche, insbesondere in der Regionalliga, sehr erfolgreich.101
95 96 97 98 99 100 101
Später wurde diese Zahl auf 51 Spiele nach oben korrigiert. Spiegel Online, Artikel vom 20.11.2009 (online). Ahrens, Artikel vom 17.11.2005 (online). Glindmeier / Korge, Artikel vom 20.11.2009 (online). Spiegel Online, Artikel vom 20.11.2009 (online). Teufel, Artikel vom 5.2.2013, S. 2 (online). Teufel, Artikel vom 5.2.2013, S. 2 (online).
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Die Hintermänner des Wettskandals wurden 2011 vom LG Bochum102 wegen gewerbs- und bandemäßigen Betrugs zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.103 Insgesamt wurden bislang 45 Jahre Freiheitsstrafe gegen 14 Täter verhängt.104 Im Anschluss an die Ermittlungen zum Bochumer Wettskandal richtete die Staatsanwaltschaft Bochum gemeinsam mit Ermittlungsbehörden aus 12 anderen europäischen Ländern bei Europol eine Ermittlungsgruppe unter dem Namen „Veto“ ein. Diese veröffentlichte Anfang 2013 ihre vorläufigen Ermittlungsergebnisse. Demnach sollen fast 700 Fußballspiele auf der ganzen Welt manipuliert worden sein, darunter auch 70 Spiele in Deutschland.105 51 dieser 70 Spiele waren allerdings bei den Prozessen vor dem Landgericht Bochum schon verhandelt und in die Ermittlungen von Europol übernommen worden. Die Ermittlungen ergaben zudem, dass das kriminelle Wettnetzwerk von Singapur aus gesteuert wurde. Ein gewisser Tan Seet Eng, genannt Dan Tan, gilt dabei als Kopf des internationalen Wettsyndikats. Über Hunderte Mittelsmänner soll er Spiele auf vier Kontinenten manipulierte haben.106
e) Gemeinsame Studie der Universitäten Bielefeld, Pennsylvania und West Virginia Erneut in den Fokus medialer Aufmerksamkeit rückte die Problematik des Sportwettbetruges durch eine im Januar 2017 unter dem Titel „Match Fixing and Sports Betting in Football: Empirical Evidence from the German Bundesliga“107 veröffentlichte gemeinsame Studie der Universitäten Bielefeld, Pennsylvania und West Virginia. Diese widmete sich der Thematik des sog. „Match-Fixing“108 im Rahmen von Sportwetten in der Fußball Bundesliga. Die Studie untersuchte anhand von Daten des britischen Online-Wettanbieters Betfair,109 ob auf von bestimmten Schiedsrichtern geleitete Bundesligaspiele signifikant höhere Wetteinsätze getätigt wurden als auf Spiele mit Beteiligung 102 103 104 105 106 107 108
LG Bochum, Urteil v. 19.5.2011, 12 Kls 35 JS 141/10 – 16/11. Spiegel Online, Artikel vom 14.4.2011 (online). Wöckener, Artikel vom 9.2.2014 (online). Europol, Pressemitteilung vom 6.2.2013 (online). Spiller, Artikel vom 4.2.2013 (online). Deutscher / Dimant / Humphreys, Match-Fixing (online). Der Terminus „Match Fixing“ beschreibt, die mittelbare oder unmittelbare Manipulation, bzw. Einflussnahme auf den, ansonsten unvorhersehbaren, Ausgang eines sportlichen Wettkampfs. 109 Betfair ist eine britische Online-Sportwetten-Plattform und gehört mit einem Umsatz von 475,6 Mio. britischen Pfund im Jahr 2015, 1,7 Mio. aktiven Kunden und mehr als 5 Mio. abgeschlossener Wetten pro Tag zu den weltweit größten Wettanbietern.
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anderer Unparteiischer. Die Forscher Deutscher, Dimant und Humphreys analysierten hierfür die Wetteinsätze auf die insgesamt 1.251 Bundesligaspiele der Spielzeiten 2010/11 bis einschließlich der Saison 2014/15. Dabei begrenzten sie ihre Analyse auf die Wettkategorie der sog. Über/Unter-2,5 Tore-Wette und auf 26 eingesetzte Schiedsrichter. Bei den untersuchten sog. Über/Unter-2,5 Tore-Wetten geht es ausschließlich darum, ob mehr oder weniger als 2,5 Tore während des Spiels fallen. Von der Annahme ausgehend, dass diese Über/Unter-Wetten110 anfälliger für Spielmanipulationen sind, da das Entdeckungsrisiko für die an der Manipulation beteiligten Parteien geringer sei als bei Wetten die auf Sieg, Niederlage oder Unentschieden gerichtet sind, entschieden sich die Autoren der Studie für diese Wettkategorie.111 Das geringere Entdeckungsrisiko wird darauf zurückgeführt, dass die Medien und die Öffentlichkeit bei fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen, die zu einem zusätzlichen Tor (in einem ohnehin eindeutigen Spiel) führen deutlich weniger sensibilisiert seien, als bei fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen die den Ausgang eines knappen Spiels beeinflussen. Vor dem Hintergrund, dass die durchschnittliche Anzahl der erzielten Tore für die Spielzeiten 2010/11 bis 2014/15 bei 2,92 Tore pro Partie lag, sei bei derartigen Wetten zudem keine allzu eindeutige Manipulation durch den Schiedsrichter notwendig. In 44% der Spiele wurden zwei oder weniger Tore erzielt, in 56% der Spiele drei Tore oder mehr. Hohe Einsätze auf Ergebniswetten (Sieg, Niederlage oder Unentschieden) oder eine Über/Unter-1,5 ToreWette seien hingegen eher unüblich und daher besonders auffällig, so dass sog. Monitoring Systeme diese identifizieren könnten. Die Studie konzentrierte sich ferner auf die Schiedsrichter als mögliche Akteure einer Spielbeeinflussung. Der Schiedsrichter sei auf Grund seiner leitenden Stellung im Wettkampf ein prädestinierter Kandidat für Manipulationen. So habe er großen Einfluss auf das Geschehen und den Ausgang des Spiels und erhalte, insbesondere im Vergleich zu den anderen Akteuren (Spieler und Trainer) ein vergleichsweise niedriges Gehalt.112 Schließlich würden die vo-
110 Die sog. Über/Unter-Wetten gibt es auch als 0,5, 1,5, 3,5 usw. Tore-Wetten. 111 Siehe hierzu und zum Folgenden: Deutscher / Dimant / Humphreys, Match Fixing, S. 3–7 (online). 112 Deutscher / Dimant / Humphreys, Match Fixing, S. 4 (online), verweisen auf die Studien von Forrest / McHale / McAuley, International Journal of Sport Finance, 3(3), S. 156 ff. und Pohlkamp, The impact of referees, S. 11 (online), die ausführt, dass die Gage eines Bundesligaschiedsrichters im Jahr 2009 bei 3.800 € pro Spiel lag.
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rangegangenen „Match-Fixing“-Skandale darauf hindeuten, dass Schiedsrichter an diesen Manipulationen manchmal beteiligt seien.113 Durch verschiedene Variablen berücksichtigten die Forscher bei ihrer Analyse auch diejenigen Faktoren, die nicht im Zusammenhang mit „Match-Fixing“ stehen, jedoch durchaus Einfluss auf das Volumen der platzierten Wetten haben können.114 Nach Berücksichtigung dieser Parameter gelangen die Forscher zu dem Ergebnis, dass bei 3 der 26 begutachteten Schiedsrichter die Wetteinsätze signifikant höher gewesen sind als bei den anderen Schiedsrichtern. Zwar weisen die Forscher in ihrem Fazit darauf hin, dass dieser Umstand allein eine Manipulation nicht zu beweisen vermag. Die beobachteten statistischen Eigenschaften seien allerdings jedenfalls geeignet den Verdacht von „Match-Fixing“ zu begründen.115 Der Deutsche Fußball Bund (DFB) hat nach Bekanntwerden dieser Studie am 24. Februar 2017 mit folgender Stellungnahme116 reagiert: „DFB und DFL arbeiten bereits seit 2005 mit dem erfolgreichen Wettüberwachungs-Spezialisten Sportradar zusammen, um Auffälligkeiten auf dem Wettmarkt möglichst schnell zu erkennen. Seither wurde von Sportradar kein Spiel der Bundesliga oder 2. Bundesliga als manipulationsverdächtig eingestuft. Wie die Autoren der vorliegenden Studie selbst kommt auch Sportradar im Rahmen einer ersten Analyse zu dem Ergebnis, dass ein Verdacht auf Wettmanipulation durch die nun präsentierten Daten nicht belegt wird. Gestützt wird diese Aussage zudem durch eine Einschätzung von Prof. Dr. Eike Emrich (Universität des Saarlandes), der nach einer ersten Kenntnisnahme das Arbeitspapier so interpretiert, dass sich die Bundesliga als sehr resistent gegenüber Match Fixing erweist. Prof. Emrich ist Mitglied der unabhängigen „Kommission Wissenschaft“ im DFB, begleitet die Thematik seit Jahren und hat u.a. Match Fixing im Fußball und in anderen Sportarten mit Kollegen eingehend untersucht. Im Sinne eines sauberen Wettbewerbs nimmt der DFB selbstverständlich jeden Hinweis sehr ernst und ist deshalb ebenso wie die DFL im präventiven Bereich aktiv. Für anonyme Hinweisgeber wurde eigens die Position eines Ombudsmannes eingerichtet.“ 113 Deutscher / Dimant / Humphreys, Match Fixing, S. 2 (online). 114 So werden in dem angewandten Model beispielsweise wettstarke Spiele (Derbys und Spitzenspiele), sowie Faktoren wie Mannschaftspopularität, Mannschaftszusammensetzung und Spielfeld- und Fancharakteristik in Form von Variablen berücksichtigt, Deutscher / Dimant / Humphreys, Match Fixing, S. 11 (online). 115 Deutscher / Dimant / Humphreys, Match Fixing, S. 21 (online): „[…] we do not claim to have identified match fixing in these Bundesliga 1 matches per se. Rather, we have identified anomalous patterns in Betfair exchange betting data that are consistent with the story of match fixing“. 116 DFB, Stellungnahme vom 24.2.2017 (online).
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Während der DFB der Studie somit keinen Beweiswert zuspricht und auf die Wirksamkeit des Wettüberwachungs-Spezialisten (Sportsradar) vertraut, sieht Knasmüller, der als Sachverständiger schon in mehreren Wettbetrugsprozessen in Österreich als Gutachter ausgesagt hatte, in den Ergebnissen der Studie eindeutige Hinweise auf begangene Spielmanipulationen. Er führt aus, dass bei einem derart deutlichen Zusammenhang zwischen der Höhe der Wetten und der Schiedsrichterbesetzung nicht mehr von Zufall gesprochen werden könne.117 Auch wenn die Studie vom DFB offensichtlich nicht sonderlich ernst genommen wurde, befeuerte sie jedenfalls erneut die Aktualität der politischen Debatte über den Sportwettbetrug. Die Ergebnisse der Studie dürften mithin Wasser auf den Mühlen des gesetzgeberischen Bemühens um die Einführung des Sportwettbetrugs in das Strafgesetzbuch gewesen sein.118 Bei den vorgenannten Wettskandalen handelt es sich, wie bereits gesagt, lediglich um die populärsten Fälle von Sportwettbetrug. Es ist zudem davon auszugehen, dass sich viele Fälle von Sportwettbetrug im Dunkelfeld stattfinden und somit unerkannt bleiben. Bereits die vorstehenden Beispiele verdeutlichen jedoch welches Ausmaß der Sportwettbetrug mittlerweile erreicht hat. Die meisten Sportverbände haben diese Gefahr mittlerweile erkannt und durch Präventionsmaßnahmen und verbandsrechtliche Sanktionsmöglichkeiten auf sie reagiert. Die Bemühungen sollen nachfolgend dargestellt werden.
III. Außerstrafrechtlicher Schutz der Integrität des Sports Um derartige wettbedingte Spielmanipulationen zu verhindern und zu bekämpfen und somit die Integrität des Sports zu schützen, betreiben die Sportverbände teilweise erheblichen Aufwand. Neben verbandsrechtlich normierten Wettund Manipulationsverboten und Sanktionsfolgen, welche trotz möglicherweise abschreckender Wirkung eher repressiven Charakter aufweisen, treten inzwischen mannigfaltige Präventionsmaßnahmen und -konzepte der Sportverbände und –vereine. Diese außerstrafrechtlichen Bemühungen und Ermittlungs- und Sanktionsmöglichkeiten des Sports waren von Kritikern des neu eingeführten § 265c StGB regelmäßig als zum Schutze der Integrität des Sports in ausreichendem Maße vorhanden und als effektiv genug angesehen worden. Überdies sei es aufgrund der Autonomie des Sports auch bedeutsam, dass der Sport 117 WDR, Artikel vom 24.2.2017 (online). 118 So hat Fechner (SPD) diese Studie in seiner Rede in der zweiten und dritten Beratung des Gesetzesentwurfs am 9.3.2017 aufgegriffen um auf den dringenden strafrechtlichen Regelungsbedarf des Sportwettbetrugs hinzuweisen. Siehe dazu: Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht der 221. Sitzung, S. 22251 18/221, S. 22251 (online).
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zunächst selbst und mit eigenen Mitteln und Kräften in autonomer Weise die Gewähr der Einhaltung seiner Regeln sichern solle und den ordnungsgemäßen Ablauf des Sportgeschehens selbständig zu erhalten habe.119 Befürworter der Pönalisierung des Sportwettbetrugs argumentierten hingegen, dass insbesondere die Wettbetrugsskandale der letzten Jahre aufgezeigt hätten, dass die bisherigen Maßnahmen der Sportverbände, nicht ausreichen seien, Spielwettenmanipulationen effizient zu bekämpfen.120 Es soll daher nachfolgend ein Blick auf die vorhandenen einschlägigen verbandrechtlichen Regelungen hinsichtlich des Sportwettbetrugs geworfen und anschließend die Effektivität der verbandsrechtlichen Sanktionierung erörtert werden. Die Darstellung konzentriert sich dabei auf die Sportarten Fußball, Tennis und Basketball, welche jeweils bereits von Fällen des Sportwettbetrugs betroffen waren.121 Sodann wird im Anschluss auf die Präventionsbemühungen der Sportverbände eingegangen, bevor auch deren Wirksamkeit einer kritischen Würdigung unterworfen wird.
1. Nationale verbandsinterne Schutzmaßnahmen und Sanktionen Bevor jedoch auf die verschiedenen verbandsrechtlichen Regelungen der Sportverbände eingegangen werden kann, muss zunächst erörtert werden, wie sich die Sanktions- und Strafgewalt der Sportverbände rechtlich legitimieren lässt.
a) Sanktionsgewalt der Sportverbände und -vereine Die Sanktionsgewalt der Sportverbände/-vereine gegenüber ihren Mitgliedern wird aus der Vereinsautonomie, welche sich insbesondere in Form der Satzungsgewalt darstellt (Art. 9 Abs. 1 GG und § 25 BGB), hergeleitet.122 Bei der Vereinsstrafe handelt es sich dabei um ein eigenständiges verbandsrechtliches Institut, durch deren Verhängung der Verband/Verein eine Selbstverwaltungsaufgabe wahrnimmt.123 Als privatrechtliche Straf- oder Disziplinarmaßnahme richtet sich die Vereinsstrafe gegen Verletzung von Mitgliedspflichten und dient dazu eine besondere Rechts- und Sozialmoral von den Mitgliedern zu fordern und durchzusetzen.124 Da das vereinsrechtliche Sanktionsrecht erheb119 120 121 122 123
Jessberger, SpuRt 2007, 231 (233 f.); Vertiefend hierzu Kapitel E), II., 2., c), aa). Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 (382). Siehe Kapitel B), II., 3. BGH, Urteil v. 30.5.1983, BGHZ 87, 337, 344. BGH, Urteil v. 4.10.1956, BGHZ 21, 370, 373; Heinrichs, in: Palandt, BGB, § 25 Rn. 12; Reuter, in: MüKo-BGB, § 25 Rn. 40. 124 Reuter, in: MüKo-BGB, § 25 Rn. 36.
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lich von der Moralvorstellung der Mitgliedergesamtheit abhängt, ist die gerichtliche Überprüfungsdichte entsprechend beschränkt. Der BGH beschränkt die gerichtliche Überprüfung von Vereinssanktionen neben der Tatbestandsermittlung darauf, ob die Maßnahme zum Zeitpunkt der Pflichtverletzung125 in der Vereins- oder Verbandssatzung rechtsgültig vorgesehen waren126 und sowohl tatbestandlich als auch der Art nach dem Bestimmtheitsgrundsatz des Art. 103 Abs. 2 GG entsprechen.127 Zudem erfordert eine Verbands- oder Vereinsstrafe grundsätzlich Verschulden des Betroffenen128 und setzt voraus, dass die sanktionierte Person Mitglied des Vereins und somit dessen Sanktionsgewalt unterworfen ist.129 Dies ist beispielsweise bei Funktionäre, Schiedsrichter, Spieler und Trainer regelmäßig der Fall. Ist das ehemalige Mitglied aus dem Verein ausgeschieden kann es anschließend nicht mehr von dem Verein für Vergehen während seiner Mitgliedschaft bestraft werden. Dies gilt selbst dann, wenn das Mitglied während des Verfahrens aus dem Verein ausscheidet.130 An dieser Stelle deutet sich bereits die Hilflosigkeit der Sportvereine und – verbände an, gegen die Hintermänner und Drahtzieher der Sportwettenmanipulationen verbandsstrafrechtlich vorzugehen, da diese regelmäßig nicht der Sanktionsgewalt unterworfen sind.
b) Darstellung verbandsrechtlicher Sanktionstatbestände aa) Fußball Der DFB und die DFL haben erst im Nachklang des aufsehenerregenden „Hoyzer-Falls“ eine ausdrückliche verbandsrechtliche Sanktionierung der Sportwetten-Manipulation in ihre Rechts- und Verfahrensordnung131 vorgenommen.132 Zuvor war eine entsprechende Sanktionierung nur über den Auffangtatbestand des „unsportlichen Verhaltens“ möglich. 125 126 127 128 129 130 131 132
BGH, Urteil v. 3.3.1971, BGHZ 55, 381, 385; Mansel, in: Jauernig, BGB, § 25 Rn. 3. BGH, Urteil v. 4.10.1956, BGHZ 21, 370, 373. BGH, Urteil v. 20.9.2016, NJW 2017, 402; Schöpflin, in: BeckOK-BGB, § 25 Rn. 45. OLG Hamm, Urteil v. 19.9.2001, NJW-RR 2002, 389, 390; Reuter, in: MüKo-BGB, § 25 Rn. 46. RG, Urteil v. 6.3.1902, RGZ 51, 66, 67; BGH, Urteil v. 12.11.1979, BeckRS 1979, 31114528 = BGH WM 1980, 869; Schöpflin, in: BeckOK-BGB, § 25 Rn. 49; Mansel, in: Jauernig, BGB, § 25 Rn. 3. RG, Urteil v. 5.11.1928, RGZ 122, 266, 268; BGH, Urteil vom 2.12.2002 = MDR 2003, 402; Schöpflin, in: BeckOK BGB, § 25 Rn. 49. Rechts- und Verfahrensordnung des DFB (online). DFB, Artikel vom 28.4.2005 (online); Hierzu ausführlich Hilpert, Das Fußballstrafrecht des Deutschen Fußball-Bundes, § 6a, S. 108 ff.
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In der aktuellen Fassung der RuVO findet sich hingegen bereits in § 1 Nr. 2 als „Grundregel“ ein Verbot für alle Spieler, Trainer und Funktionäre, selbst oder durch Dritte, Sportwetten auf den Ausgang oder den Verlauf von Fußballspielen oder Fußballwettbewerben abzuschließen oder dieses zu versuchen, an denen ihre Mannschaften mittelbar oder unmittelbar beteiligt sind. Auch dürfen sie Dritte nicht dazu anleiten oder dabei unterstützen solche Wetten abzuschließen, oder ihnen nicht allgemein zugängliche Informationen oder Sonderwissen zur Verfügung stellen. Überdies wird den Spielern, Trainern und Funktionsträgern durch § 1 Nr. 2 RuVO eine Mitteilungspflicht für den Fall auferlegt, dass Ihnen von dritter Stelle die Manipulation eines Spiels ihres oder eines anderen Vereins gegen Geldversprechen, Geldzahlung oder andere Vorteile angeboten wird. Unabhängig davon, ob der Spieler, Trainer oder Funktionsträger Geld oder andere Vorteile angenommen oder abgelehnt bzw. die Manipulation zugesagt oder nicht zugesagt hat, sind sie verpflichtet diese Informationen unverzüglich und unaufgefordert dem DFB mitzuteilen. Verstöße gegen diese Verbote und Mitteilungspflichten stellen eine Form des „unsportlichen Verhaltens“ dar, welche gem. § 1 Nr. 4 RuVO in Verbindung mit § 44 der Satzung des DFB133 sanktioniert werden können. Für Schiedsrichter gelten die Regelungen des § 1 Nr. 2 RuVO entsprechend. Zusätzlich ist es den Schiedsrichtern untersagt, auf Spiele in Spielklassen, in denen Wettangebote gemacht werden, zu wetten. § 6a RuVO enthält zudem ein generelles Manipulationsverbot. Danach machen sich Spieler, Schiedsrichter, Trainer oder Funktionsträger einer Spielmanipulation strafbar, wenn sie es unternehmen, auf den Verlauf und/oder das Ergebnis eines Fußballspiels und/oder den sportlichen Wettbewerb durch wissentlich falsche Entscheidungen oder andere unbefugte Beeinflussung in der Absicht einzuwirken, sich oder einem anderen einen Vorteil zu verschaffen. Dies gilt allerdings nicht für Spieler, die beim Spiel oder im Zusammenhang mit diesem durch Verletzung einer Fußballregel ausschließlich einen spielbezogenen sportlichen Vorteil anstreben. Gem. § 6a Nr. 2 RuVO wird eine Spielmanipulation als unsportliches Verhalten i.S.d. § 1 Nr. 4. geahndet (§ 44 der Satzung des DFB). Darüber hinaus verhält sich schließlich nach § 1 Nr. 2 RuVO auch unsportlich, wer von einem Verhalten im Sinne des § 1 Nr. 2., Absätze 1, 2, Nr. 3. und § 6a Nr. 1 Kenntnis erlangt und daraufhin den DFB nicht unaufgefordert und unverzüglich informiert. Die möglichen Rechtsfolgen, sprich die verschiedenen Strafarten und Sanktionsmöglichkeiten des DFB sind in § 44 Nr. 2 der Satzung des DFB geregelt, 133 Satzung des DFB (online).
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auf die sowohl in § 1 Nr. 4 als auch in § 6a Nr. 2 RuVO ausdrücklich verwiesen wird. „2. Als Strafen sind zulässig: a) b) c) d) e)
Verwarnung, Verweis, Geldstrafe gegen Spieler bis zu € 100.000,00, im Übrigen bis zu 250.000,00, Verhängung eines Platzverbots für einzelne Personen, Verbot auf Zeit – längstens drei Jahre – oder Dauer, ein Amt im DFB, seinen Mitgliedsverbänden, deren Vereinen und Kapitalgesellschaften zu bekleiden f) Sperre für Pflichtspieltage, auf Zeit – längstens drei Jahre – oder auf Dauer, g) Ausschluss auf Zeit – längstens drei Jahre – oder auf Dauer, h) Ausschluss auf Zeit – längstens drei Jahre – oder auf Dauer von der Nutzung der Vereinseinrichtungen des DFB einschließlich Lizenzentzug, i) Verbot – bis zu fünf Spiele – sich während eines oder mehrerer Spiele im In nenraum des Stadions oder der Sportstätte aufzuhalten, j) Entzug der Zulassung für Trainer auf Zeit – längstens drei Jahre – oder auf Dauer, k) Platzsperre oder Spielaustragung unter Ausschluss oder Teilausschluss der Öffentlichkeit, l) Aberkennung von Punkten, m) Versetzung in eine tiefere Spielklasse.“
Daneben regelt § 44 Nr. 3 der Satzung, dass diese Strafen auch nebeneinander verhängt werden können. Insbesondere durch die Voranstellung des Wettverbotes für alle Akteure des sportlichen Geschehens in § 1 der RuVO zeigt sich, dass der DFB und die DFL die Dringlichkeit der Sportwetten-Problematik erkannt und deren Bekämpfung zum Schutze der Integrität des Sports eine besondere Priorität eingeräumt hat. Durch das Verbot auf Spiele der eigenen Mannschaft zu wetten, sollen einerseits Manipulationsanreize reduziert und anderseits den erheblichen Beweisschwierigkeiten begegnet werden, die den Manipulationshandlungen inhärent sind. So ist der Nachweis, dass ein Akteur eine Wette auf die eigene Mannschaft platziert hat, auch wenn dies durch Dritte geschah, sicherlich einfacher zu führen, als der Nachweis einer konkreten Manipulationshandlung. Letztlich wird durch diesen Verbotstatbestand jedenfalls der „Kostenaufwand“ für eine mögliche Manipulation erhöht.134 Dass die Vorschrift des § 1 Nr. 2 RuVO jedoch keinesfalls lediglich symbolischer Natur ist, verdeutlicht ein entsprechender Vorfall um den Spieler Ivica Olic aus dem Jahr 2016. Dieser hatte Freunden zum Zwecke des Abschlusses von Sportwetten seine Kreditkarte zur Verfügung gestellt. Insgesamt platzierten diese Freunde neun Sportwetten auf Spiele der 2. Bundesliga, in der Olic zu dieser Zeit für den TSV 1860 Mün134 Weinbuch, Verhinderung von Sportwettenmanipulationen und Autonomie des Sports, S. 92.
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chen spielte. Für diese indirekte Beteiligung wurde Olic vom DFB für zwei Saisonspiele gesperrt und mit einer Geldstrafe in Höhe von 20.000 € belegt.135
bb) Tennis Auch der Deutsche Tennisbund (DTB) hat erkannt, dass der Tennissport vor Spielwetten-Manipulationen geschützt werden muss. Sicherlich haben nicht zuletzt die oben beschriebenen Wettskandale im internationalen Wettkampfgeschehen und die erhöhte Manipulationsanfälligkeit des Tennissports als Individualsportart136 den DTB dazu veranlasst ein Verbot von Sportwetten in seine Wettspielordnung137 aufzunehmen. Nach § 7 Nr. 1 WO ist die mittelbare und unmittelbare Beteiligung Betroffener an Sportwetten im Tennis, die Wettbewerbe im Sinne dieser Wettspielordnung betreffen, verboten. § 7 Nr. 2 WO stellt klar, dass „Betroffener“ i.S.d. § 7 Nr. 1 WO insbesondere die in der jeweiligen namentlichen Meldung aufgeführten Spieler sowie Trainer, Betreuer und Mitglieder des jeweiligen Vereinsvorstandes sind. Schiedsrichter werden in § 7 Nr. 2 WO nicht als „Betroffener“ i.S.d. § 7 Nr. 1 WO aufgeführt. Vor dem Hintergrund, dass Manipulationen durch Schiedsrichter beim Tennis aufgrund der geringen Einflussmöglichkeiten kaum möglich sind, ist dies allerdings nicht sonderlich bedenklich. Verstößt ein „Betroffener“ gegen das Verbot des § 7 Nr. 1 WO handelt es sich hierbei gem. § 1 Nr. 2 a) der Disziplinarordnung138 um eine Disziplinarsache, welche mit einer Sanktion nach § 9 Nr. 1 DO geahndet werden kann. Zudem erfasst § 1 Nr. 2 a) DO auch die Manipulation von Wettspiel- oder Turnierergebnissen ausdrücklich als Disziplinarsache. Die Sanktionsmöglichkeiten sind in § 9 Nr. 1 a-d) DO abschließend aufgeführt: „1. Folgende Sanktionen können verhängt werden, soweit nicht die Ordnungen des DTB oder seiner Mitgliedsverbände eigene Sanktionen vorsehen: a) b) c) d)
Verweis, Geldstrafen gegen Einzelpersonen und Vereine bis EUR 100.000,00, Wettspielsperre, Ämtersperre.
Neben der Wettspielsperre kann auch eine Geldstrafe verhängt werden. 135 Handelsblatt, Artikel vom 12.10.2016 (online). 136 Hierzu ausführlicher in Kapitel B), II., 3., b). 137 Wettspielordnung des Deutschen Tennis Bundes (nachfolgend als WO bezeichnet) (online). 138 Disziplinarordnung des DTB (nachfolgend als DO bezeichnet) (online).
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B) Phänomenologie des Sportwettbetruges 2. Für die Beteiligung mittelbarer und unmittelbarer Betroffener an Sportwet ten im Bereich Tennis gilt: Darüber hinausgehende Sanktionen, die die ITF, ATP oder WTA oder eine sonstige internationale Sportorganisation oder ein anderer nationaler Sportverband nach den von ihm/ihr aufgestellten oder als gültig zugrunde gelegten Regeln aus demselben Anlass verhängt (hat), bleiben hiervon unberührt. Diese Sanktionen gelten automatisch auch für den Bereich des DTB, ohne dass ein entsprechendes Verfahren beim Disziplinarausschuss eingeleitet werden muss. Niemand darf wegen des gleichen Vergehens doppelt bestraft werden. Für den Fall einer doppelten Sanktionierung desselben Vergehens gilt automatisch die von einer zuständigen internationalen Organisation verhängte Sanktion.“
cc) Basketball Der Fall des Schiedsrichter Tim Donaghy hat gezeigt, dass auch Basketball Zielobjekt von Sportwettenmanipulationen werden kann. Zwar spielte sich dieser in den USA ab, jedoch bestanden auch für den deutschen Basketball konkrete Anhaltspunkte für eine zumindest versuchte Spielmanipulation. So soll der „Drahtzieher“ des Hoyzer-Skandals und des Bundesliga Wettskandals von 2009, Ante Sapina, versucht haben im Juni 2009 ein Spiel der Play-offs in der Basketball-Bundesliga (BBL) zu kaufen. Ein entsprechender Verdacht fand sich laut dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in den Unterlagen der ermittelnden Staatsanwaltschaft Bochum.139 Während die erste Basketball Bundesliga (BBL) bislang, soweit ersichtlich, darauf verzichtet hat, Manipulations- und Sportwettenverbote in seine Spielordnung aufzunehmen, existieren solche Verbote in der Spiel- und Veranstaltungsordnung140 der zweiten Basketball Bundesliga. Die entsprechenden Regelungen befinden sich unter dem als „Integrität im Sport“ bezeichneten zweiten Abschnitt in § 3 SuVO. Dieser entspricht bezüglich des Inhalts und der Formulierung nahezu vollständig § 1 Nr. 2 und 3 RuVO des DFB. § 3 Nr. 2 SuVo sieht ein Sportwettenverbot, sowie ein Verbot der Weitergabe von „Insiderinformationen“ für Spieler, Trainern und Funktionsträgern von BasketballBundesligisten vor. Die „Tatbestandsmerkmale“ entsprechen dabei exakt denjenigen des § 1 Nr. 2 RuVO des DFB, so dass diesbezüglich auf die vorstehenden Ausführungen verwiesen wird. Neben den für den Spielbetrieb der zweiten Basketball-Bundesliga zugelassenen Schiedsrichtern ist es auch den Kommissaren untersagt, auf Spiele der Bundesligen zu wetten. § 3 Nr. 4 SuVO erfasst die Spielmanipulation und entspricht von der Formulierung und dem 139 Spiegel Online, Artikel vom 28.11.2009 (online). 140 Spiel- und Veranstaltungsordnung der 2. Basketball Bundesliga (nachfolgend als SuVO bezeichnet) (online).
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Inhalt abermals der entsprechenden Regelung des § 6a RuVO des DFB. Vorbezeichnete Verstöße werden als „unsportliches Verhalten“ nach § 79 SuVO bestraft. In Verbindung mit Nr. 1.21 des Strafenkatalogs141 können solche „Unsportlichkeiten“ mit Geldstrafe bis zu 2.500 € und/oder zeitlicher Sperre von mindestens einem Meisterschaftsspiel bestraft werden.
dd) Zusammenfassung Es kann somit zunächst festgehalten werden, dass die Sportverbände in ihren Spiel- und Verfahrensordnungen durchaus zahlreiche Sanktionsmöglichkeiten statuiert haben, um Spielmanipulationen mit Sportwettenbezug flexibel und konsequent sanktionieren zu können. Adressaten dieser verbandsrechtlichen Sanktionen, bzw. Maßnahmen können jedoch nur Personen sein, die der Sanktionsgewalt bzw. der Zuständigkeit der Sportverbände unterstellt sind. Dies führt zu dem Problem, dass die eigentlichen „Drahtzieher“, die Hintermänner, der Manipulationen verbandsrechtlich nicht belangt werden können, wenn sie nicht selber Mitglied in einem Verein sind, der im jeweiligen Dachverband organisiert ist.142 Überdies besteht auch für Sportler, Schiedsrichter und Funktionäre die Möglichkeit, sich durch einen Austritt aus dem Verein, der verbandsrechtlichen Sanktionierung zu entziehen.143 In derartigen Fällen verbleibt dem Sportverband lediglich die Möglichkeit Strafanzeige bei den staatlichen Strafverfolgungsbehörden zu stellen und mit Schadensersatzklagen zivilrechtlich gegen die Täter vorzugehen. Sind die Manipulatoren dem Verbandsrecht hingegen unterworfen, drohen mitunter erhebliche Sanktionen. Die jeweiligen verbandsinternen „Strafenkataloge“ bieten den Verbänden die Möglichkeit in Form von Geldstrafen in Höhe von bis zu 250.000 € und mit zeitigen bis lebenslangen Wettkampfsperren zu reagieren. Durch derartig harte Strafen kann der sportlichen Karriere eines „Match-Fixers“ und seiner finanziellen Unabhängigkeit von Verbandsseite somit ein jähes Ende bereitet werden. Eine gewisse Abschreckungswirkung
141 Strafenkatalog der 2. Basketball Bundesliga (online). 142 Ante Sapina, „Drahtzieher“ des Hoyzer-Skandals und des Bochumer Wettskandals von 2009, konnte daher verbandsrechtlich nicht belangt werden. 143 So war der Schiedsrichter R. Hoyzer zunächst aus dem Verein Hertha BSC ausgetreten, um sich der Zuständigkeit der DFB-Gerichtsbarkeit zu entziehen. Nur zwei Wochen später trat er dann jedoch dem Essener Verein Sportfreunde Steele 09 bei und unterwarf sich somit der DFB-Gerichtsbarkeit.
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dürfte den verbandsrechtlichen Regelungen zum Sportwettbetrug daher eigentlich unterstellt werden können.144
c) Zweifel an der Effektivität der verbandsrechtlichen Regelungen Dennoch werden immer wieder neue Fälle des Sportwettbetrugs publik. Es muss daher konstatiert werden, dass es den Sportverbänden auch durch die teilweise recht drakonischen Strafandrohungen nicht gelungen ist, einen für die Manipulatoren negativen „Kostenaufwand“ für die Sportwettenmanipulation herzustellen. Der Begriff des „Kostenaufwands“ ist auf Weinbuch zurückzuführen, der diesen in seiner Dissertation als Kosten-Nutzen-Relation der Sportwettenmanipulation beschreibt.145 Dabei stünden sich, laut Weinbuch, als „Kosten“ der Manipulationshandlung insbesondere die Entdeckungswahrscheinlichkeit und die möglichen Folgen der Entdeckung und als „Nutzen“ insbesondere der finanzielle Vorteil der Manipulation gegenüber. Im Ergebnis stellt auch Weinbuch fest, dass selbst drakonische Strafen nicht abschrecken können, wenn das Entdeckungsrisiko sehr gering ist. Somit kann resümiert werden, dass verbandsrechtliche Sanktionsmöglichkeiten zwar tatsächlich in ausreichendem Maße bestehen, diese jedoch aufgrund der geringen Entdeckungswahrscheinlichkeit der Manipulationen keinen abschreckenden Charakter zu entfalten scheinen. Die Gründe für die geringe Entdeckungswahrscheinlichkeit von Sportwettenmanipulationen sind dabei vielfältig. Zunächst sehen sich die Sportverbände mit dem grundsätzlichen Problem konfrontiert, dass verdächtige Spielsituationen mitunter nur schwer als manipulativ identifiziert werden können. Ob etwa die Fehlentscheidung eines Schiedsrichters absichtlich erfolgt ist, oder der Unparteiische die Situation regeltechnisch einfach anders ausgelegt hat, lässt sich allein aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes nicht zuverlässig beurteilen. Selbiges gilt selbstverständlich auch für verursachte Elfmeter, ins Seitenaus oder Netz gespielte Bälle usw. Überdies stellt sich stets die Frage, inwiefern sich eine manipulative Handlung überhaupt auf den Spielverlauf ausgewirkt hat. Auch diese Frage dürfte nur in den wenigsten Fällen zweifelsfrei beantwortet werden können. Erschwert wird der ohnehin schon sehr schwierige Nachweis der Manipulationshandlungen zudem durch die eingeschränkten Ermittlungsmöglichkeiten, 144 Inwiefern Geldstrafen in Höhe von maximal 2.500 € (wie in Nr. 1.21 des Strafenkatalogs der 2. Basketball-Bundesliga) allerdings eine abschreckende Wirkung auf die Akteure zu entfalten vermögen, ist im Hinblick auf die kolportierten Bestechungssummen [siehe dazu die Fälle unter B), II., 3.] jedenfalls fraglich. 145 Siehe hierzu und zum Folgenden: Weinbuch, Verhinderung von Sportwettenmanipulationen, S. 15 f.
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die den Sportverbänden aufgrund ihres privatrechtlichen Charakters zur Verfügung stehen. Als privatrechtliche organisierte Institutionen haben die Sportverbände keinerlei polizeirechtliche Befugnisse. Sie können bei ihrer Ermittlungstätigkeit insbesondere nicht auf staatliche Zwangsmittel, wie Hausdurchsuchungen, Telekommunikationsüberwachungen oder Beschlagnahmung von Konto- bzw. Bankdaten zurückgreifen. Sie sind daher bei der Ermittlung von Manipulationshandlungen in großem Maße von der Kooperation der Beteiligten, Whistleblowern und Kronzeugen abhängig. So beruhte der Anfangsverdacht gegen R. Hoyzer beispielsweise lediglich auf den Aussagen von vier Schiedsrichterkollegen. Auch das ganze Ausmaß des Skandals konnte später nur durch die geständigen Aussagen der Beteiligten ermittelt werden. Wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, werden Personen die über entsprechende Insiderinformationen verfügen allerdings nicht selten erheblich von den Hintermännern der Spielmanipulation bedroht. Im Manipulationsskandal um den mazedonischen Verein FK Pobeda, soll von Vereinsseite etwa versucht worden sein, Zeugen mit Drohungen gegen sie selbst und ihrer Angehörigen einzuschüchtern.146 Derartige Drohungen und Einschüchterungen dürften sich wiederum nicht sonderlich förderlich auf die Aussagebereitschaft der Beteiligten auswirken und die Ermittlungstätigkeiten der Sportverbände weiter erschweren. Schließlich könnte das geringe Entdeckungsrisiko der Spielmanipulationen auch damit zusammenhängen, dass sich die Sportverbände ihrerseits nicht immer mit der letzten Konsequenz um eine Aufklärung der Manipulationen bemühen. So äußert Bösing in seiner Dissertation die Vermutung, dass die Sportverbände mitunter nur wenig Interesse an einer Aufklärung der Manipulation hätten. Aufgedeckte Manipulationen würden den Sport unweigerlich in ein schlechtes Licht rücken und der Öffentlichkeit eine Möglichkeit bieten die Sportverbände für ihre missglückten Präventionsbemühungen zu kritisieren.147 Auch Sauer befürchtet, dass bei den Sportverbänden häufig ein geringes Aufklärungsinteresse besteht. Zum einen solle das Ansehen des Sports nicht noch zusätzlich geschädigt werden und zum anderen hätten auch die betroffenen Funktionäre regelmäßig kein Interesse an der Aufdeckung ihres eigenen Fehlverhaltens.148 Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Bekämpfung der Spielmanipulation zum Zwecke des Sportwettbetrugs aus Sicht der Sportverbände nicht 146 Vgl. hierzu: Urteil des CAS vom 15.4.2010, CAS 2009/A/1920 FK Pobeda, Aleksandar Zabrcanec, Nikolce Zdraveski v/UEFA, Rz. 36 ff. 147 Bösing, Manipulation im Sport und staatliche Sanktionsmöglichkeiten, S. 47. 148 Sauer, Stellungnahme, S. 3 (online).
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aufgrund fehlender verbandsrechtlicher Sanktionsmöglichkeiten schwächelt. Vielmehr sind diese durchaus in ausreichender Anzahl und Schärfe vorhanden. Aufgrund der stark eingeschränkten Ermittlungsmöglichkeiten der Sportverbände und der generellen Beweisproblematik bei Spielmanipulationen ist das Entdeckungsrisiko für die Manipulatoren so gering, dass die Kosten-NutzenAbwägung, trotz der Abschreckungswirkung der verbandsrechtlichen Sanktionen, regelmäßig zugunsten der Manipulation auszuschlagen scheint. Im Kampf gegen den Sportwettbetrug kommt insofern den nachfolgend dargestellten Präventionsmaßnahmen der Sportverbände eine zentrale Rolle zu.
2. Präventionsmaßnahmen a) Frühwarnsysteme aa) Intention und Funktionsweise der Frühwarnsysteme Der DFB149 und die DFL150 reagierten auf den „Hoyzer“-Skandal im Jahre 2005 indem sie eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Sportradar Integrity Service aufnahm, um durch ein Frühwarnsystem151 zukünftigen Wettmanipulationen vorzubeugen. Die Sportradar AG analysierte und überwacht für den DFB und die DFL Spiele und Wettbewerbe bis in die 4. Liga und bietet Sportverbänden und Strafverfolgungsbehörden folglich Dienstleistungen zur Aufklärung von Wettmanipulation an. Ursprünglich geschah dies anhand des Early Warning Systems. Nachdem der Trend in der Sportwettenbranche sich immer mehr in Richtung Live-Wetten verlagert hatte, war Sportradar gezwungen technisch zu reagieren und erweiterte das Erfassungs- und Überwachungssystem auf die Verarbeitung von Live-Wetten in Echtzeit. Das derart überarbeitete System wurde 2009 als „Fraud Detection System“ (FDS) eingeführt und basierte auf einer Zusammenarbeit mit der UEFA152. Verschiedene Algorithmen analysieren die abgeschlossenen Wetten auf ungewöhnliche Vorkommnisse, wie etwa die Veränderung der Wettquoten, außergewöhnliche Wettvolumen oder den Umstand, dass Wettanbieter diese Wetten aus dem Programm genommen haben. Durch einen komplexen Algorithmus berechnet das FDS ebenfalls die Quoten für alle denkbaren Spielszenarien und gleicht diese mit den tatsächlich angebotenen Quoten ab. Auf diese Weise sollen auch die Echtzeit-Wetten überwacht werden können. Stellen die eingesetzten Algo149 150 151 152
Deutscher Fußball-Bund. Deutsche Fußball Liga. Sog. „Early Warning System“. Union of European Football Associations.
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rithmen eine Unregelmäßigkeit fest schlägt das System automatisch Alarm. Daraufhin schauen sich Wettanalysten das Spiel im Detail an und suchen zunächst nach sportlich plausiblen Gründen für die Abweichung. Können sie keine plausiblen sportlichen Gründe ausfindig machen, gehen sie von einer Spielmanipulation aus und erstellen innerhalb von 72 Stunden nach Spielende einen Bericht, welcher eine Analyse sämtlicher verdächtiger Wettbewegungen enthält. Dieser Bericht wird sodann an die entsprechenden Stellen der Kooperationspartner weitergeleitet. Seit der Einführung des FDS im Jahr 2009 hat Sportradar laut eigener Aussage bereits 2.700 auffällige Spiele gemeldet. Dafür werden täglich ca. 5 Mrd. Datensätze ausgewertet. Mittlerweile kooperiert Sportradar mit mehr als 60 Verbänden und 550 Wettanbietern und analysiert so für 13 Sportarten rund 300 Wettbewerbe pro Jahr und über 160.000 Spiele. Dies mache Sportradar laut eigener Aussage zum weltweit führenden Anbieter für Frühwarnsysteme in der Sportwettenbranche.153 Neben den Fußballverbänden UEFA, DFL und DFB arbeiten nunmehr auch andere große Sportverbände, wie etwa die NBA, die NHL154, der IOC155 und der ICC156 mit Sportradar zusammen.
bb) Zweifel an der Effektivität der Frühwarnsysteme Allerdings weisen auch die Frühwarnsysteme einige Schwächen auf. Insbesondere bei den „Live-Wetten“ stoßen die Systeme bisweilen, trotz entsprechender Algorithmen an ihre Grenzen. Die äußerst schnelle Durchführung dieser Wetten, macht diese besonders manipulationsanfällig und führt dazu, dass eine Frühwarnung in Bezug auf eventuelle Manipulationen kaum mehr möglich ist. Den Sportverbänden verbleibt bei verdächtigen Wettbewegungen dann nur noch die Möglichkeit im Nachhinein zu ermitteln, ob diese auf einer Spielmanipulation beruhen, was aber nicht das eigentliche Hauptziel der entsprechenden Bestrebungen zur Bekämpfung von Spielmanipulationen ist.157 Zudem stellt die fehlende Regulierung des Sportwetten-Marktes ein erhebliches Problem dar. Denn für eine wirkungsvolle Überwachung sind die Anbieter der Frühwarnsysteme auf den Austausch von Daten angewiesen. Da die „Grau- bzw. „Schwarzmärkte“ naturgemäß allerdings nur sehr schwer zu durchdringen sind, gelangen auch die Frühwarnsysteme nur in eingeschränk153 154 155 156 157
Webseite von Sportradar (online). National Hockey League. International Olympic Comitee. International Cricket Council. Villiger, Der Kampf der Verbände gegen Spielmanipulationen, S. 125.
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tem Maße an die zur Aufdeckung von Spielmanipulationen erforderlichen Informationen.158 Überdies wird davon ausgegangen, dass die Frühwarnsysteme häufig mit unvollständigen Informationen der Sportwettenanbieter arbeiten müssen oder von diesen gar mit gezielten Fehlinformationen versorgt werden.159 Ein Blick auf die zurückliegenden Wettskandale lässt zudem an der Praxistauglichkeit solcher Frühwarnsysteme zweifeln. So war keines der im Zuge des Wettskandals von 2009 unter Manipulationsverdacht geratenen Spiele von Sportradar als verdächtig eingestuft worden.160 Und auch die Spiele, die nach den Ergebnissen der gemeinsamen Studie der Universitäten Bielefeld, Pennsylvania und West Virginia Spiele zumindest unter einem erhöhten Manipulationsverdacht stehen, hat Sportradar, nach Aussage des DFB, nicht als verdächtig gemeldet.161 Grund für diese bisweilen jedenfalls eher fraglichen Praxistauglichkeit der Frühwarnsysteme, könnte neben den zuvor beschriebenen Herausforderungen, mit denen sich die Frühwarnsysteme konfrontiert sehen, auch die unterschiedlichen Motivlagen, der an den Frühwarnsystemen beteiligten Institutionen sein. Während die Frühwarnsysteme von den Sportverbänden als ein wichtiges Mittel zur präventiven Bekämpfung von Sportwettbetrug angesehen werden, dürften sie für die beteiligten Glücksspielunternehmen primär ein Mittel zur Vermeidung finanzieller Verluste infolge von Wettmanipulationen sein. So ermöglicht die Mitteilung von Wettauffälligkeiten den Sportwettenanbietern die betroffenen Wetten aus ihrem Angebot zu streichen und so finanzielle Verluste zu verhindern. Vor diesem Hintergrund lässt sich somit resümieren, dass die wesentliche Leistung der Frühwarnsysteme bislang eher darin besteht die finanziellen Folgen von Wettmanipulationen für die Sportwettenanbieter zu reduzieren, als dass sie wirkungsvoll Präventionsarbeit im Hinblick auf derartige Spielmanipulationen zu leisten vermag. Nicht unerwähnt bleiben soll die Tatsache, dass Sportverbände sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene neben den soeben dargestellten Frühwarnsystemen zahlreiche Präventionsmaßnahmen initiiert und ins Leben gerufen haben. Diese sollen nachfolgend in der gebotenen Kürze vorgestellt werden.
b) Sonstige Präventionsmaßnahmen Neben der Überwachung durch ein Frühwarnsystem haben insbesondere die Fußballverbände DFB und DFL umfassende Schulungs- und Informationspro158 159 160 161
Villiger, Der Kampf der Verbände gegen Spielmanipulationen, S. 125. Zenglein, Möglichkeiten und Grenzen von Überwachungssystemen, S. 177. Spiegel Online, Artikel vom 9.2.2011 (online). Vgl. den Wortlaut der Stellungnahme des DFB unter B), II., 3., e).
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gramme ins Leben gerufen. Mit Unterstützung der Organisation „Transparency International Deutschland e. V.“ und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben sie das Projekt „Gemeinsam gegen Spielmanipulation“ initiiert, welches sich gleichermaßen an Spieler, Trainer und Schiedsrichter richtet. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt alle Aktiven frühzeitig und vorbeugend über die von Spielsucht und Spielmanipulationen ausgehenden Gefahren zu informieren und aufzuklären. Neben der Sensibilisierung der Aktiven für mögliche Gefahrensituationen, soll zudem aufgezeigt werden, wie sich Betroffene in solchen Situationen idealerweise verhalten sollten. Auf der Internetseite des Projektes162 können die Aktiven Hintergrundwissen zu den Rubriken Sportwetten, Manipulation von Sportwettbewerben und Spielsucht abrufen. Zudem wird der Ablauf eines typischen Anwerbungsversuchs für Spielmanipulationen dargestellt. Den Aktiven wird außerdem unter Bezugnahme auf die jeweils einschlägigen Regelungen des Regelwerks der Rechtsund Verfahrensordnung des DFB erläutert, welche Verhaltensweisen ihnen in Bezug auf Sportwetten erlaubt oder untersagt sind. Schließlich wird auf diverse Anlaufstellen hingewiesen, an die sich Betroffene wenden können. Von besonderer Bedeutung ist dabei der sog. Ombudsmann. Als unabhängiger und externer Ansprechpartner soll er für alle Aktiven die in Berührung mit Spielmanipulation kommen oder gekommen sind, eine Vertrauensperson sein und bezüglich Gefährdungssituationen oder Verdachtsmomenten für diese beratend tätig werden. Anschließend teilt der Ombudsmann die Erkenntnisse, falls gewünscht auch in anonymisierter Form, an die Rechtsabteilungen des DFB und der DFL weiter und stimmt sich bezüglich der weiteren Vorgehensweise mit diesen ab. Auch der DOSB163 hat im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele eine externe Ombudsstelle eingerichtet.164
c) Internationale Präventionsbemühungen Auf internationaler Ebene ist insbesondere das IOC sehr um eine wirksame Präventionsarbeit im Bereich des Sportwettbetruges bemüht. Auf seinen Internetseiten bietet der Verband ein aus mehreren Videos bestehendes digitales Lernprogramm (sog. e-learning-course) an.165 Zudem steht der IOC Verhaltenskodex (sog. „Code of Conduct“) für Interessierte zum Download bereit und über eine extra eingerichtete Hotline können betroffene Sportler, Trainer, 162 163 164 165
Webseite des DFB (online). Deutscher Olympischer Sportbund. DOSB, Der Manipulation keine Chance (online). Webseite des IOC (online).
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B) Phänomenologie des Sportwettbetruges
Schiedsrichter oder andere Hinweisgeber anonym Manipulationsverdachte mitteilen. Dem in Zusammenarbeit mit Interpol entstandenen und 2016 erschienenen Handbuch zum Schutz der Integrität des Sports vor Wettbewerbsmanipulation lassen sich umfangreiche Hintergrundinformationen zum Sportwetten-Markt, Wettmanipulationen und Präventionskonzepten entnehmen.166 Um eine international einheitliche strafrechtliche Beurteilung der Manipulation von Sportwettbewerben zu fördern, hat das IOC ferner eine Broschüre erarbeitet, welche die Länder bei der Etablierung einer effektiven Strafgesetzgebung unterstützen soll. Die Broschüre enthält unter anderem eine Musterformulierung für einen entsprechenden Straftatbestand.167 Im Januar 2014 hat das IOC mit dem Integrity Betting Intelligence System (IBIS) ein System gestartet, welches Sportwettenbezogene Daten sammelt und den Austausch dieser Daten zwischen den Sportwettenanbietern und den Sportverbänden ermöglicht. Bei IBIS handelt es sich somit nicht um ein Monitoring System, sondern um ein System zum Informationsaustausch, durch den ein Rahmen für Transparenz und Vertraulichkeit zwischen dem Sport und den Sportwettenanbietern geschaffen werden soll.168 Schließlich veranstaltet das IOC auch regelmäßig Workshops, um Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Verantwortliche und sogar Ermittler für die Problematik der Spielmanipulation zu sensibilisieren. Um die vorbezeichneten Präventionsmaßnahmen noch effizienter zu gestalten, plant das IOC zudem die Schaffung einer Einheit zur Prävention von WettkampfManipulationen.169 Daneben haben auch das UNODC170 und die Panthéon Sorbonne Université Paris jeweils in Zusammenarbeit mit dem International Centre for Sports Security (ICSS) Richtlinien, bzw. Broschüren zum Thema Prävention von Sportwettbetrug zum Schutze der Integrität des Sports veröffentlicht.171 Diese Broschüren sind sowohl an verbandsinterne, als auch an staatliche Ermittlungseinheiten adressiert und verfolgen das ambitionierte Ziel diese mit allen notwendigen Informationen und Empfehlungen zu versorgen, um dem Problem des Sportwettbetrugs effektiv begegnen zu können.
166 167 168 169 170 171
IOC / Interpol, Handbook Sport Manipulation, S. 73 ff. (online). UNODC / IOC, Booklet (online). IOC, Factsheet (online). Zeit Online, Artikel vom 15.2.2017 (online). United Nations Office on Drugs and Crime. Universität Paris/ICSS, Protecting the Integrity of Sports Competition (online); UNODC, Resource Guide (online).
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d) Stellungnahme zur Wirksamkeit der Präventionsmaßnahmen Die Bemühungen der nationalen und internationalen Sportverbände um eine präventive Manipulationsbekämpfung lassen sich mithin ohne weiteres als vielfältig und ambitioniert bezeichnen. Allein die Wirksamkeit der vorgestellten Konzepte bleibt bisweilen ungeklärt. Das Problem der fehlenden Evaluation dieser Präventionsmaßnahmen scheint auch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft erkannt zu haben. Es hat daher am 9. März 2017 ein Forschungsprojekt zur Durchführung ausgeschrieben, welches sich mit der Evaluation von Präventionsmaßnahmen im organisierten Sport befassen soll. Im Fokus des Projekts sollen die Identifizierung von Best-Practice-Beispielen und die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zur Optimierung des bestehenden Präventionsangebots stehen.172 Die Regelmäßigkeit mit der immer wieder neue Wettskandale bekannt werden, legen bereits jetzt die Schlussfolgerung nahe, dass die Präventionskonzepte bislang nicht den erwünschten Erfolg erzielen konnten.
IV. Zusammenfassung Die Manipulation von Sportwettbewerben zum Zwecke des Sportwettbetrugs hat sich insbesondere für kriminelle Organisationen als überaus lukratives „Geschäftsfeld“ etabliert. Unterschiedlichste (Manipulationen begünstigende) Wettarten, ein bislang nicht vollumfänglich regulierter Sportwetten-Markt und insbesondere ein, teilweise dem Bereich des Sports immanentes, geringes Entdeckungsrisiko machen Sportwetten-Manipulationen für Kriminelle besonders attraktiv. Darüber hinaus dienen ihnen manipulierte Sportwetten häufig als Möglichkeit zur Geldwäsche.173 Die oben dargestellten Wettskandale verdeutlichen dabei zweierlei. Zum einen veranschaulichen sie das skrupellose Vorgehen der Hintermänner, welches bisweilen mafiaähnliche Züge angenommen hat. Zum anderen führen sie dem professionellen Sport schmerzlich seine Hilflosigkeit im Kampf gegen Spielmanipulationen vor Augen. So konnten die Sportverbände neuerliche Wettskandale trotz erheblich ausgebauten und intensivierten Präventionsmaßnahmen und der Aufnahme von verbandsrechtlichen Sanktionsmaßnahmen nicht verhindern. Auch die Frühwarnsysteme, in die unter anderem der DFB bisweilen großes Vertrauen setzt, sind bislang den Nachweis schuldig geblieben eine effektive Bekämpfung des Sportwettbetrugs zu ermöglichen. Die Regelmäßigkeit 172 BISP, Ausschreibung (online). 173 Interpol schätzt, dass durch Sportwetten jährlich mehrere hundert Millionen Euro „gewaschen“ werden; vgl. Webseite von Interpol (online); Kretschmer, FS Rössner, 628 (633).
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mit der neue Wettskandale bekannt werden und nicht zuletzt die gemeinsame Studie der Universitäten Bielefeld, Pennsylvania und West Virginia demonstrieren die Aktualität der Problematik. Als besonders gefährdetes „Gut“ des Sportwettbetrugs wird die „Integrität des Sports“ angesehen. Es bedarf dabei sicherlich keiner weiteren Begründung, dass durch eine Manipulation des sportlichen Geschehensablaufes insbesondere die den Sport charakterisierende Authentizität und Spontanität verloren geht. Sofern hingegen behauptet wird, der Sport verliere durch derartige Manipulationen seine gesellschaftliche und moralische Bedeutung in Gänze, ist diese These aufgrund fehlender empirischer Belege jedenfalls kritisch zu hinterfragen. Schließlich lässt sich nach der Begutachtung der außerstrafrechtlichen Möglichkeiten und Maßnahmen der Sportverbände im Kampf gegen den Sportwettbetrug konstatieren, dass diese zwar im ausreichenden Maße vorhanden sind, ihre Wirksamkeit allerdings aufgrund der fehlenden Ermittlungsmöglichkeiten der Sportverbände sehr fraglich ist. Die tatsächlichen Drahtzieher des Sportwettbetruges können durch die Sportverbände, wie gesehen, überhaupt nicht zur Verantwortung gezogen werden. Dementsprechend häufig und nachdrücklich wurde durch den Sport und die Politik Hilfestellung durch das staatliche Strafrecht angefordert. Die Wettskandale der Vergangenheit und die aktuelle Entwicklung hätten gezeigt, dass der Sport aus eigener Kraft nicht mehr in der Lage sei, seine sozialpolitisch bedeutsamen Ziele zu verfolgen. Insofern könne der Staat an dieser Stelle durch das Strafrecht regulatorisch eingreifen, ohne das aus der Autonomie des Sportes abgeleitete Subsidiaritätsprinzip zu verletzen.174
174 Jessberger, SpuRt 2007, 231 (233).
C) Strafrechtlicher Schutz der Integrität des Sports Diesem Hilferuf der Sportverbände ist der Strafgesetzgeber durch die Einführung des § 265c StGB gefolgt. Bevor sich diese Arbeit jedoch ausführlich dem neuen Straftatbestand des Sportwettbetruges widmet, ist es zunächst erforderlich, die strafrechtliche Rechtslage vor Inkrafttreten des § 265c StGB darzustellen. Auf diese Weise können diejenigen (etwaigen) Problemfelder und Schwachstellen des bisherigen strafrechtlichen Rechtsschutzes (Strafbarkeitslücken) identifiziert werden, die dem Gesetzgeber anschließend als Legitimation der Kriminalisierung des Sportwettbetruges dienten.
I. Strafbarkeit des Sportwettbetrugs vor dem Inkrafttreten des § 265c StGB Vor Inkrafttreten des § 265c StGB kam in Fällen von Manipulationen von Sportwettbewerben zum Zwecke des rechtswidrigen Wettgewinns eine Strafbarkeit nach § 263 StGB oder § 263a StGB (Computerbetrug) bzw. eine Teilnahme (§ 27 StGB) hierzu in Betracht. Dabei ergaben sich hinsichtlich der Strafbarkeit Unterschiede zwischen dem Wettspieler und dem den sportlichen Wettkampf manipulierenden Akteur (Sportler oder Schiedsrichter). Die nachfolgende Ausführung stellt die Strafbarkeit der Akteure getrennt voneinander dar und beschränkt sich mit der „konkludenten Täuschungshandlung“ und dem „Vermögenschaden“ auf die wesentlichen Problemstellen der Betrugsstrafbarkeitsprüfung.
1. Die Strafbarkeit des Wettspielers Wettspieler, die Spiele durch Absprachen mit Spielern oder Schiedsrichtern manipuliert und auf diese Spiele zu festen Gewinnquoten Sportwetten abgeschlossen haben, haben sich bis zum Inkrafttreten des § 265c StGB nach der Rechtsprechung des BGH wegen Betruges nach § 263 Abs. 1 StGB strafbar gemacht. Nachdem der BGH bereits in seinem Urteil vom 15. Dezember 20061 eine Betrugsstrafbarkeit der wettenden Hintermänner des „Hoyzer-Falles“ nach § 263 Abs. 1 StGB bejaht hatte, wurde diese Beurteilung durch das BGHUrteil vom 20. Dezember 20122 bestätigt. Obwohl bei der Prüfung der Be1 2
BGH, Urteil v. 15.12.2006, BGHSt 51, 165. BGH, Urteil v. 20.12.2012, BGHSt 58, 102.
https://doi.org/10.1515/9783110686166-003
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trugsstrafbarkeit des Sportwettbetrugs sowohl die Täuschungshandlung, als auch der Vermögensschaden äußerst umstritten waren und sind, kann der Sportwettbetrug mittlerweile als obergerichtlich geklärt bezeichnet werden. Nachfolgend soll zunächst dargestellt werden mit welchen dogmatischen Schwierigkeiten sich der BGH bei der strafrechtlichen Beurteilung des „Sportwettbetruges“ konfrontiert sah und mit welchen Erwägungen er eine Betrugsstrafbarkeit des Wettspielers angenommen hat.
a) Problem: Konkludente Täuschungshandlung Wie bereits erwähnt ist in der Konstellation des Sportwettbetruges bereits das Tatbestandsmerkmal der Täuschung problematisch. So ist es umstritten, ob in dem Verschweigen der Spielmanipulation durch den Wettenden bei Wettabgabe, eine tatbestandsmäßige Täuschung i.S.d. § 263 Abs. 1 StGB gesehen werden kann. Als Täuschung i.S.d. § 263 StGB wird jede Einwirkung des Täters auf das intellektuelle Vorstellungsbild des Getäuschten angesehen, welche objektiv geeignet und subjektiv bestimmt ist, beim Adressaten eine Fehlvorstellung über Tatsachen zu erregen oder aufrecht zu erhalten.3 Diese Einwirkung kann sowohl ausdrücklich, als auch durch schlüssige Handlung (konkludente Erklärung) erfolgen.4 Der BGH geht davon aus, dass dem Angebot auf Abschluss der Wette nach der Verkehrssitte in aller Regel die konkludente (stillschweigende) Erklärung dahingehend zu entnehmen sei, dass der Täter die Geschäftsgrundlage der Wette nicht durch rechtswidrige Manipulation verändert habe.5 Er schließt sich damit der Rechtsprechung des 3. Strafsenats an, welcher in dem sog. „Pferdewetten-Fall“6 bereits entschieden hatte, dass ein Wettteilnehmer, der den Gegenstand des Wettvertrages zu seinen Gunsten beeinflusst, einen Betrug begeht, wenn er diesen Umstand bei Abschluss des Wettvertrages verschweigt.7 Eine Täuschung i.S.d. § 263 Abs. 1 StGB erfolge auch dann, wenn der Täter die Unwahrheit zwar nicht expressis verbis zum Ausdruck brächte, sie aber nach der Verkehrsanschauung durch sein Verhalten miterkläre.8 Die3 4
5 6 7 8
BGH, Urteil v. 26.4.2001, BGHSt 47, 1. Fischer, § 263 Rn. 18, 21; vgl. zum Begriff der konkludenten Täuschung Gauger, Die Dogmatik der konkludenten Täuschung; Mayer Lux, Die konkludente Täuschung beim Betrug, die sich auch zur Frage der konkludenten Täuschung bei dem Abschluss einer Sportwette äußert (vgl. S. 228 ff.). BGH, Urteil v. 15.12.2006, Rn. 16 ff. = NJW 2007, 782 (783 ff.). BGH, Urteil v. 19.12.1979, BGHSt 29, 165. BGH, Urteil v. 19.12.1979, BGHSt 29, 165, 167. BGH, Urteil v. 15.12.2006, Rn. 19 = NJW 2007, 782 (784).
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ser unausgesprochene Kommunikationsinhalt werde wesentlich durch den dem Erklärenden bekannten Empfängerhorizont und damit durch die ersichtlichen Erwartungen der Beteiligten bestimmt. Da bei der Sportwette, die fehlende Beeinflussbarkeit des zukünftig stattfindenden Sportereignisses Gegenstand des Vertrages sei, würden sowohl der Wettanbieter, als auch der Wettende von ihrem Vertragspartner erwarten, dass dieser das wettgegenständliche Risiko nicht durch eine von ihm veranlasste Manipulation zu seinen Gunsten verändert hat. Gegen die Auffassung des BGH ist eingewandt worden, dass durch die Annahme einer konkludenten Täuschung, die für die Strafbarkeit eines Unterlassens erforderliche Feststellung einer Garantenpflicht umgangen worden sei. Bei der vom BGH vertretenen Konkludenzthese handele es sich um eine willkürliche Konstruktion.9 Aufgrund der Ubiquität, der Unpersönlichkeit und der Formalisierung des Alltagsgeschäfts „Sportwette“, würden die Angestellten der Wettbüros aus dem Verhalten der Wettenden regelmäßig überhaupt keine Schlüsse ziehen.10 Der 4. Strafsenat des BGH hat die Konkludenzthese des 5. Strafsenats allerdings in seiner Entscheidung vom 20. Dezember 2012 bestätigt und dafür auch Zustimmung aus der Literatur11 erhalten. Der BGH führt in seiner Entscheidung aus, dass es sich bei der Abgabe einer auf den Abschluss eines Rechtsgeschäfts gerichteten Erklärung um ein positives Tun handele, auch wenn sie zugleich als (stillschweigende) Negativerklärung in Bezug auf zu dem Geschäftszweck in Widerspruch stehende Umstände verstanden werde. Die Manipulationsfreiheit sei eine notwendige Bedingung für die Durchführbarkeit eines auf ein ungewisses Ereignis ausgerichteten Wettvertrags. Deshalb gehöre sie zum Inhalt eines in sich schlüssigen (konkludenten) Antrags auf dessen Abschluss.12 Diese Auslegung hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Beschluss vom 7. Dezember 2011 als verfassungsrechtlich unbedenklich eingestuft und dem BGH somit in diesem Punkt Recht gegeben.13 In der Literatur wird dem BGH insofern zugestimmt und insbesondere auf das Massengeschäft des Warenkaufs verwiesen, welches ebenfalls unpersönlich und (teilweise) formalisiert sei, bei dem der Erfüllungswillen und die Erfüllungsfähigkeit als Erklärungsinhalte jedoch anerkannt seien. Die schiere Massenhaftigkeit, Unpersönlichkeit und Formalisierung der Sportwette schließe die An9 10 11 12 13
Schild, ZfWG 2006, 213 (215 ff); Schlösser, NStZ 2005, 423 (425 f.). Schlösser, NStZ 2005, 423 (425 ff.); so auch Jahn / Maier, JuS 2007, 215 (218). Dem BGH zustimmend: Fischer, § 263, Rn. 22; Kindhäuser, in: NK- StGB, § 263 Rn. 133; Hefendehl, in: MüKo-StGB, § 263 Rn.133 ff. BGH, Urteil v. 20.12.2012, Rn. 20 = NJW 2013, 883 (884). BVerfG, Beschluss v. 7.12.2011, BVerfGE 130, 1.
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nahme konkludenter Erklärungsgehalte daher nicht aus.14 Trotz einiger Kritik, kann die Sichtweise des BGH zur konkludenten Täuschung beim Sportwettbetrug somit mittlerweile als gefestigte Rechtsprechung bezeichnet werden.15
b) Problem: Vermögensschaden Heftig umstritten war bei der Prüfung der Betrugsstrafbarkeit des Sportwettbetruges zudem insbesondere das Tatbestandsmerkmal des Vermögensschadens, bzw. die Schadensfeststellung. Zur Ermittlung eines solchen Vermögensschadens ist eine Saldierung des Opfervermögens vor und nach der irrtumsbedingten Vermögensverfügung vorzunehmen.16 Auf den Fall des Sportwettbetruges angewandt, ist von einem Vermögensschaden auszugehen, wenn die durch den Wettschein verbriefte bedingte Forderung, die der Wettanbieter dem Wettenden einräumt, mehr wert ist als der Wetteinsatz, den der Wettanbieter als Kompensation erhält.17 Für die Feststellung eines Vermögensschadens ist danach zu unterscheiden, ob eine Gewinnauszahlung an den Wettspieler erfolgt ist oder nicht.
aa) Vermögensschaden bei erfolgter Gewinnauszahlung In seiner Entscheidung zum „Hoyzer-Fall“18 hat der BGH einen Vermögensschaden bereits bei Vertragsabschluss der Sportwette angenommen. Er ging somit von einem Eingehungsbetrug19 aus und begründete diesen über die Rechtsfigur des sog. Quotenschadens. Danach entstünde bei Abschluss der Sportwette ein Schaden dadurch, dass die festen Wettquoten beim Wettanbieter die Wettmanipulation nicht widerspiegeln und der Wettanbieter deshalb zu Konditionen kontrahiere zu denen er bei richtiger Risikoeinschätzung nicht „verkaufen“ würde. Diese Quotendifferenz stelle wirtschaftlich bereits einen erheblichen Teil des beabsichtigten Wettgewinns dar. Ein derartiger Quoten-
14 15 16 17 18 19
Saliger / Rönnau / Kirch-Heim, NStZ 2007, 361 (363). So auch Jahn, JuS 2014, 658, der die Konstruktion der konkludenten Täuschung beim Sportwettbetrug dennoch als „arg gekünstelt“ bewertet. BGH, Urteil v. 15.12.2006, Rn. 31 ff. = NJW 2007, 782 (785). Saliger / Rönnau / Kirch-Heim, NStZ 2007, 361 (365). BGH, Urteil v. 15.12.2006, BGHSt 51, 165 = NJW 2007, 782. Als Eingehungsbetrug wird die täuschungsbedingte Übernahme einer Leistungspflicht bezeichnet, vgl. RGSt 16, 1 (10 f.); Hefendehl, in: MüKo-StGB, § 263 Rn. 538 ff. m.w.N.
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schaden müsse als solcher nicht beziffert werden. Vielmehr reiche es aus, wenn die soweit relevanten Risikofaktoren gesehen und bewertet würden.20 Bezüglich derjenigen Fälle, in denen die Wettanbieter den entsprechend der vereinbarten Quote berechneten Gewinn ausbezahlten, schloss sich der BGH mit seiner Entscheidung vom 20. Dezember 2012 im Ergebnis der „HoyzerEntscheidung“ an. Der BGH nimmt jedoch zu Gunsten einer Schadensbestimmung allein nach der Erfüllungsphase Abstand von der Rechtsfigur des Quotenschadens. Den Vermögensschaden begründet der BGH nunmehr wie folgt: Dem Wettanbieter sei ein Vermögensschaden in Höhe der Differenz zwischen Wetteinsatz und Wettgewinn entstanden. Aufgrund derselben Täuschung sei dem Wettanbieter dieser Schaden bereits zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses entstanden (Eingehungsbetrug). Dies stünde allerdings einer Schadensbestimmung nach Maßgabe der in der Erfüllungsphase geleisteten Zahlungen nicht entgegen (Erfüllungsschaden). Durch die Erfüllung einer täuschungsbedingt eingegangenen vermögensnachteiligen Verpflichtung werde der bereits eingetretene Schaden vielmehr nur vertieft. Beide Verfügungen und die durch sie ausgelösten Nachteile bildeten zusammen eine Betrugstat. Dabei sei für die Schadensfeststellung jedenfalls dann allein auf die Erfüllungsphase abzustellen, wenn die Getäuschten ihre Verpflichtungen aus dem jeweiligen Vertrag restlos erfüllt hätten und der mit dem Vertragsschluss ausgelöste Nachteil deshalb vollständig in dem durch die Vertragserfüllung herbeigeführten Schaden enthalten sei. Da entscheidend sei, dass die Wettanbieter Wetten auf manipulierte Spiele nicht angenommen hätten, komme es auf die Frage, ob die Manipulationen tatsächlich den Ausgang der betroffenen Spiele beeinflusst haben, nicht an.21
bb) Vermögensschaden bei ausgebliebender Gewinnauszahlung Besondere Bedeutung kam der Rechtsfigur des Quotenschadens in denjenigen Fällen zu, in denen es nicht zu einer Gewinnauszahlung durch den Wettanbieter kam, da der Wettende (trotz Manipulation) seine Wette verloren hatte. Da der BGH bereits bei Vertragsabschluss der Sportwette einen Quotenschaden annahm, hatte sich der Wettende somit auch bei Verlust des Einsatzes wegen vollendeten Eingehungsbetruges zu Lasten des Wettanbieters strafbar gemacht. Die Rechtsfigur des Quotenschadens wurde in der Literatur stark kritisiert.22 So wurde unter anderem vorgebracht, dass das Erfolgsdelikt des Betruges 20 21 22
BGH, Urteil v. 15.12.2006, Rn. 33 = NJW 2007, 782 (786). BGH, Urteil v. 20.12.2012, Rn. 23 = NJW 2013, 883 (885). Ausführlich hierzu: Saliger / Rönnau / Kirch-Heim, NStZ 2007, 361 (365 ff.); Krack, ZIS 2007, 103 (109 ff.); Gaede, HRRS 2007, 18 (20 ff.).
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unzulässig zu einem Gefährdungsdelikt qualifiziert werde, wenn eine wertmäßig unbezifferte Quotendifferenz zur Schadensfeststellung genügen solle. Zudem wurde eingewandt, dass der Wettanbieter bei Kenntnis der Spielmanipulation nicht seine Wettquote anders festgesetzt, sondern vielmehr den Wettvertrag mit dem Wettenden erst gar nicht geschlossen hätte. Insofern handele es sich bei der vom BGH festgestellten Vermögensminderung um eine bloße Fiktion.23 In seiner Entscheidung vom 20. Dezember 2012 korrigierte der 4. Strafsenat des BGHs seine Rechtsprechung zum Sportwettbetrug und nahm von der Rechtsfigur des Quotenschadens Abstand. Zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung vom 7. Dezember 2011 zum sog. „AlQaida"-Fall24, mit Verweis auf den Bestimmtheitsgrundsatz des Art. 103 Abs. 2 GG eine restriktive Schadensbestimmung im Rahmen des § 263 Abs. 1 StGB eingefordert. Demnach müsse der Vermögensschaden der Höhe nach beziffert und dies in wirtschaftlich nachvollziehbarer Weise in den Urteilsgründen dargelegt werden.25 Zwar bejaht auch der 4. Strafsenat grundsätzlich einen Vermögensschaden bereits mit Abschluss des Wettvertrages. Er bestimmt die eingetretene Vermögensminderung allerdings mit einer vom Quotenschaden abweichenden Begründung. Ausgangspunkt für die Schadensberechnung seien die sich bei der Sportwette in einem Alternativverhältnis gegenüberstehenden Ansprüche des Wettenden und des Wettanbieters. Während der Anspruch des Wettenden auf den seinen Einsatz entsprechend der vereinbarten Quote übersteigenden Wettgewinn gerichtete sei, richte sich der Anspruch des Wettanbieters auf ein Behaltendürfen des vorgeleisteten Wetteinsatzes. Der Geldwert der Ansprüche bestimme sich nach der vereinbarten Höhe (Einsatz x Quote – Einsatz) sowie der Wahrscheinlichkeit des Eintritts des zur Bedingung gemachten Spielausgangs. Werde diese Wahrscheinlichkeit durch eine nicht offen gelegte Manipulation des Wettenden zu seinen Gunsten erhöht, erhöhe sich somit der Geldwert seines Anspruchs gegen den getäuschten Wettanbieter. Gleichzeitig vermindere sich durch die Manipulation der Geldwert des alternativen Anspruchs des Wettanbieters auf ein Behaltendürfen des Einsatzes. Werde die infolge der Manipulation mit einem erhöhten Realisierungsrisiko behaftete Verpflichtung des Wettanbieters zur Auszahlung des vereinbarten Wettgewinns nicht mehr durch den An-
23 24 25
Saliger / Rönnau / Kirch-Heim, NStZ 2007, 361 (366). BVerfG, Beschluss v. 7.12.2011, BVerfGE 130,1 = NJW 2012, 907. BVerfG, Beschluss v. 7.12.2011, Rn. 176 = NJW 2012, 907 (916).
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spruch auf den Wetteinsatz aufgewogen, habe der Wettanbieter einen Vermögenschaden erlitten.26 Durch die neue Rechtsprechung ist es dem BGH gelungen einen nachvollziehbaren Maßstab für die Bezifferung des Vermögensschadens beim Sportwettbetrug zu liefern. Die Abkehr von der Rechtsfigur des Quotenschadens dürfte zudem die meisten Kritiker zufrieden gestimmt haben. Im Ergebnis kann man daher von einer gefestigten Rechtsfortbildung durch die Gerichte und damit von einer entsprechenden Rechtssicherheit ausgehen.27 Bezüglich der Frage nach der bisherigen Strafbarkeit der Wettspieler ist daher zu konstatieren, dass sich diese nach gefestigter Rechtsprechung wegen Betruges nach § 263 Abs. 1 StGB strafbar gemacht haben und insofern auch keine Strafbarkeitslücke vorlag. Der Blick auf die bekannten Sportwettbetrugsfälle28 verdeutlicht zudem, dass die Täter des Sportwettbetrugs häufig gewerbsmäßig im Sinne des § 263 Abs. 5 StGB handeln, da sie wiederholt Betrugstaten begehen, um sich eine fortlaufende Einnahmequelle von einiger Dauer und einigem Umfang zu verschaffen. Da die Begehung von Sportwettbetrugstaten darüber hinaus regelmäßig auch eine Beteiligung von mehreren Personen voraussetzt (Kontaktmänner, Wettender, Spieler und/oder Schiedsrichter etc.), wird der Betrug regelmäßig auch von einer Bande im Sinne des § 263 Abs. 5 StGB begangen werden. Häufig dürfe in Fällen des Sportwettbetrugs daher auch ein besonders schwerer Fall gem. § 263 Abs. 5 StGB vorliegen.
2. Die Strafbarkeit von Spielern und Schiedsrichtern Nachdem zuvor eine Betrugsstrafbarkeit für die wettenden Hintermänner des Sportwettbetruges festgestellt wurde, stellt sich nunmehr die Frage nach der Strafbarkeit der manipulierenden sportlichen Akteure, namentlich der Schiedsrichter und der Sportler. Bislang sind beteiligte Schiedsrichter und Sportler von Wettskandalen, soweit ersichtlich, regelmäßig wegen Beihilfe zum Betrug verurteilt worden. So hat etwa der BGH in seiner Entscheidung zum „Hoyzer-Fall“ die Verurteilungen der maßgeblich involvierten Schiedsrichter Hoyzer und Marks wegen Beihilfe zum Betrug nach §§ 263 Abs. 1, 27 StGB bestätigt.29 Dabei stellt bereits die im Rahmen der Manipulationsabrede zwischen dem wettenden Hintermann und 26 27 28 29
BGH, Urteil v. 20.12.2012, Rn. 37 = NJW 2013, 883 (886). So auch Weinbuch, Verhinderung von Sportwetten-Manipulationen, S. 106. Vgl. Kapitel B), II., 3. BGH, Urteil v. 15.12.2006, Rn. 40 ff. = NJW 2007, 782 (786 f.).
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dem sich zur Manipulation bereit erklärenden Sportler/Schiedsrichter abgegebene Zusage des Sportlers/Schiedsrichters, das sportliche Ereignis zu manipulieren, eine Beihilfehandlung in Form der psychischen Beihilfe30 dar. Ob der Spieler oder der Schiedsrichter das wettgegenständliche sportliche Ereignis in der Folge tatsächlich dem Tatplan entsprechend manipuliert, ist dabei ebenso unerheblich, wie die Frage ob er die Manipulation im Zeitpunkt seiner Zusage wirklich durchführen wollte oder nicht. Denn wie bereits oben31 ausgeführt, ist der durch den Wettspieler begangene Eingehungsbetrug bereits durch die Wettabgabe vollendet. Zudem ist eine Beihilfe jedoch auch nach Abschluss des Wettvertrages und somit nach Vollendung des Betruges in Form der sukzessiven Beihilfe noch möglich. Dies hat der BGH in seiner Entscheidung zum „Hoyzer-Fall“ klargestellt. Demnach sei die Betrugstat des Wettenden frühestens mit der Auszahlung des zu Unrecht beanspruchten Wettgewinns beendet. Bis zu diesem Zeitpunkt würden alle Handlungen, die unmittelbar der Manipulation des wettgegenständlichen Spielereignisses dienen oder durch die Spieler bzw. Schiedsrichter zur Manipulation des Spielgeschehens angehalten oder dabei bestärkt würden, den beabsichtigten unrechtmäßigen Wettgewinn des Wettenden fördern. Aufgrund der Eigenart der Sportwette, die ein in der Zukunft liegendes Sportereignis betrifft, sei eine derartige (sukzessive) Beihilfe zum Wettbetrug mittels Manipulation des Wettereignisses nicht nur durch deren vorherige Zusage, sondern auch nach Wettvertragsabschluss möglich. Vereinzelt wird in der Literatur in derartigen Fallkonstellationen gar eine Strafbarkeit des manipulierenden Sportlers/Schiedsrichters wegen mittäterschaftlichen Betruges nach §§ 263 Abs. 1, 25 Abs. 2 StGB angenommen. So vertritt Perron die Ansicht, dass ein Schiedsrichter, welcher sich Geld versprechen und auszahlen lässt, weil er durch regelwidrige Entscheidungen ein unerwartetes und deshalb mit einer hohen Gewinnquote versehenes Ergebnis eines Fußballspiels herbeigeführt hat, Mittäter und nicht nur Gehilfe eines Betruges zum Nachteil des Wettanbieters sei.32 Diese Ansicht überzeugt allerdings m.E. aus folgenden Gründen nicht. Mittäterschaft liegt vor, wenn zwei Personen bei der Begehung einer Straftat bewusst und gewollt zusammenwirken. Dafür sind ein gemeinsamer Tatplan und ein konkreter Tatbeitrag erforderlich. Zwar wird man den für die Mittäterschaft erforderlichen gemeinsamen Tatplan in der Manipulationsabrede zwi30 31 32
Unter psychischer Beihilfe versteht man eine unterstützende Bestärkung von Tatplan, Tatentschluss oder Tatausführungswillen. Sie kann auch durch die Zusage von Unterstützung im Vorfeld der Tat erfolgen. Vgl. hierzu Fischer, § 27 Rn. 11. Siehe Kapitel C), I., 1., b). Perron, in: Schönke / Schröder, StGB, § 263 Rn. 180.
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schen dem wettenden Hintermann und dem sich zur Manipulation bereit erklärenden Sportler/Schiedsrichter sehen können, auf deren Grundlage dann die jeweiligen Tatbeiträge erbracht werden sollten.33 Es fehlt allerdings in derartigen Fällen an der weiteren Voraussetzung für eine Mittäterschaft: dem konkreten Tatbeitrag. Die Tathandlung des Sportwettbetruges ist die Täuschungshandlung, welche der Wettende durch die Abgabe des Wettscheins bei der Wettannahmestelle im Regelfall alleine ausführt. Der zur Manipulation bereite Sportler/Schiedsrichter ist somit bei der eigentlichen Tathandlung nicht am Tatort und wirkt bei deren Ausführung nicht mit. Nach der strengen Tatherrschaftslehre scheidet in derartigen Fällen eine Mittäterschaft von vornherein aus. Demnach könne der ortsabwesende Tatbeteiligte nicht Mittäter sein, da er das Geschehen nicht „steuernd in den Händen hält“ und somit keine Tatherrschaft habe. Da er nur außerhalb der eigentlichen Tathandlung tätig werde, habe er keinen Einfluss auf das Ob und Wie der Tatausführung.34 Die strenge Tatherrschaftslehre ist jedoch insbesondere deshalb abzulehnen, da sie den nicht am Tatort anwesenden Bandenchef ungerechterweise privilegiert. Entgegen der strengen Tatherrschaftslehre, ist eine Mitwirkung am Kerngeschehen, bzw. eine Anwesenheit am Tatort daher nicht erforderlich. Vielmehr reichen grundsätzlich auch Vorbereitungs- und Unterstützungshandlungen aus, da nach ständiger Rechtsprechung die Frage der Mittäterschaft eines Beteiligten im wertender Betrachtung nach den von seiner Vorstellung umfassten gesamten Umständen zu beurteilen ist.35 Als Kriterien für die wertende Betrachtung zieht die Rechtsprechung insbesondere den Grad des eigenen Interesses am Erfolg der Tat, den Umfang der Tatbeteiligung, die objektive Tatherrschaft und den Willen zur Tatherrschaft heran.36 Auch nach einer wertenden Betrachtung der Gesamtumstände sprechen jedoch die besseren Gründe gegen eine Mittäterschaft des Sportlers/Schiedsrichters und für eine Teilnehmerstrafbarkeit als Gehilfe. Die beteiligten Sportler und Schiedsrichter sind an der Wettscheinabgabe in der Regel nicht beteiligt. Somit haben sie offensichtlich einen geringen organisatorischen Einfluss auf das Tatgeschehen. Zudem wollen die bestochenen Schiedsrichter und Spieler die Tat in der Regel nicht als eigene, sondern verstehen diese als eine Tat des wettenden Hintermannes, die sie außer in Hinsicht auf die Manipulation des jeweiligen Sportereignisses auch nicht beeinflussen 33 34 35 36
Schlösser, NStZ 2005, 423 (428 f.). Rudolphi, FS Bockelmann, 369 (374). Fischer, § 25 Rn. 32. BGH, Urteil vom 29.11.2007, Rn. 15 = NStZ 2008, 273 (275); BGH, Beschluss v. 2.7.2008, NStZ 2009, 25 (26); BGH, Beschluss v. 14.2.2012, NStZ 2012, 379.
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können. Überdies findet regelmäßig auch keine Beteiligung (Beuteteilung) der Schiedsrichter/Sportler an dem Wettgewinn des Hintermannes statt. Diese erhalten vielmehr nur eine Belohnung für ihre Manipulationsbereitschaft. Schiedsrichter und Sportler machen sich somit wegen Beihilfe zum besonders schweren Betrug nach §§ 263 Abs. 1, Abs. 3, 27 StGB strafbar.
3. Strafbarkeit gem. §§ 30 Abs. 2, 263 Abs. 5 StGB Überdies kommt eine Strafbarkeit des manipulationswilligen Schiedsrichters/Sportlers wegen Verabredung zu einem Verbrechen nach §§ 30 Abs. 2, 263 Abs. 5 StGB (banden- und gewerbsmäßiger Betrug) in Betracht. Einen entsprechenden Strafbefehl hat der ehemalige Fußballprofi des VFL Osnabrück, Marcel Schuon, im Zuge der Ermittlungen des Bundesliga-Wettskandals von 2009 akzeptiert. Er war vom Amtsgericht Bochum zu einer Haftstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Schuon hatte eingeräumt, sich zu Manipulationen im Spiel gegen den FC Augsburg bereit erklärt zu haben. Der DFB-Kontrollausschuss und das Sportgericht sahen es zudem als erwiesen an, dass Schuon sich bei insgesamt vier Spielen zu Manipulationen bereit erklärt habe. Die tatsächliche Manipulation von Fußballspielen, die Schuon stets abgestritten hatte, konnte ihm nie nachgewiesen werden.37 Die Beteiligung von Sportlern und/oder Schiedsrichtern an einem Sportwettbetrug durch den wettenden Hintermann, ist somit sowohl als Beihilfe zu einem Betrug in einem (regelmäßig) besonders schweren Fall gem. §§ 263 Abs. 1, 3, § 27 StGB, als auch, bei Vorliegen eines besonders schweren Falles nach § 263 Abs. 5 StGB, als Verabredung zu einem Verbrechen nach § 30 Abs. 2 StGB strafbar. Insofern lag auch für den manipulierenden bzw. manipulationswilligen Sportler oder Schiedsrichter vor Einführung des § 265c StGB keine Strafbarkeitslücke im Fall des Sportwettbetruges vor.
4. Die Strafbarkeit von Leitungspersonen nach der sogenannten Geschäftsherrenhaftung In der Diskussion über die Strafbarkeit des Sportwettbetruges ist bislang die Strafbarkeit von Leitungspersonen von Sportvereinen weitgehend unberücksichtigt geblieben. Spätestens seit der Anerkennung der sogenannten Geschäftsherrenhaftung durch den BGH mit Urteil vom 20. Oktober 201138 besteht für die Leitungspersonen allerdings ein durchaus ernstzunehmendes 37 38
Becker, Artikel vom 6.10.2010 (online). BGH, Urteil v. 20.10.2011, BGHSt 57, 42 = NJW 2012, 1237 ff.
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Risiko strafrechtlicher Haftung. Der sog. „Mobbing“ Entscheidung des BGH lag dabei folgender Sachverhalt zugrunde: In einem städtischen Betrieb, der aus einer Zusammenlegung zweier zuvor unabhängiger Betriebe entstanden war, wurde ein Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum von mehreren Mitarbeitern körperlich misshandelt. Die Täter und das Opfer hatten zuvor verschiedenen Betriebsteilen angehört und unterschiedliche Vorgesetze gehabt. Ein Vorgesetzter der Täter hatte die Taten zumindest beobachtet, ohne jedoch einzuschreiten. Der BGH hat in seinem Urteil zwar die Figur der Garantenstellung des Geschäftsherrn grundsätzlich bejaht und bestätigt, dass sich aus der Stellung als Betriebsinhaber bzw. Vorgesetzter eine Garantenpflicht zur Verhinderung von Straftaten nachgeordneter Mitarbeiter ergeben kann. In dem konkreten Fall jedoch hat der BGH eine derartige Garantenstellung abgelehnt. Zur Begründung führt der BGH aus, es habe an der erforderlichen Betriebsbezogenheit der Taten gefehlt. Taten, die der Mitarbeiter lediglich bei Gelegenheit seiner Tätigkeit im Betrieb begeht sollen von der Geschäftsherrenhaftung nicht umfasst sein.39 Unter bestimmten Umständen weisen der BGH und die h.M. in der Literatur somit Leitungspersonen (Geschäftsherren) im Rahmen der Geschäftsherrenhaftung, die strafrechtliche Verantwortlichkeit zu, Straftaten anderer Organisationsmitglieder zu verhindern.40 Da die Mitarbeiter der Organisation (des Unternehmens) als Gefahrenquelle für die Rechtsgüter des Unternehmens und Dritter angesehen werden, haben die Leitungspersonen dafür einzustehen, dass sich die Gesellschaft als Gesamtheit nach außen rechtmäßig verhält.41 Die Reichweite dieser Garantenstellung nach § 13 StGB wird in der Rechtsprechung durch das Merkmal der „Betriebsbezogenheit“ begrenzt. Betriebsbezogen ist eine Straftat, wenn sie einen inneren Zusammenhang mit der betrieblichen Tätigkeit des Begehungstäters aufweist und somit nicht lediglich bei Gelegenheit der Tätigkeit ausgeübt wird.42 Da die Geschäftsherrenhaftung neben dem öffentlichen auch auf den privatwirtschaftlichen Bereich Anwendung findet, ist sie auch für Leitungspersonen im professionellen Sport relevant. Sportclubs sind mittlerweile sowohl in der Rechtsform des Vereins, als auch zunehmend in Form einer Kapitalgesellschaft 39 40 41 42
BGH, Urteil v. 20.10.2011, BGHSt 57, 42. BGH, Urteil v. 20.10.2011, BGHSt 57, 42; Fischer, § 13 Rn. 67 f.; Heger, in: Lackner / Kühl, § 13 Rn. 14; Schlösser, NZWiSt 2012, 281. Wessing / Dann, in: Der Compliance Officer, § 9 Rn. 80. Burchard, in: Wirtschafts- und Steuerstrafrecht, § 13 Rn. 34.
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(AG, GmbH oder KG) organisiert.43 Die Leitungspersonen eines Proficlubs können sich demnach im Falle des Sportwettbetruges wegen eines Betruges durch Unterlassen (§§ 263, 13 StGB) strafbar machen, wenn sie wissen, dass ihre angestellten Spieler oder Trainer einen sportlichen Wettbewerb zum Zwecke eines illegalen Wettgewinns manipulieren wollen und sie diese Taten nicht verhindern, obwohl sie dies könnten. Insbesondere weisen Manipulationen von Sportwettbewerben durch Trainer oder Spieler auch die erforderliche Betriebsbezogenheit auf, da sie im inneren Zusammenhang zu ihrer Tätigkeit als Profisportler oder Trainer stehen. In der Praxis dürfte eine derartige Konstellation allerdings eher selten vorzufinden sein. Regelmäßig werden die korrupten Spieler und Trainer ihr Vorhaben geheim halten und die Leitungsperson somit hiervon keine Kenntnis erlangen. Zudem dürfte jedenfalls der Nachweis der Kenntnis der Leitungsperson Probleme bereiten. Es bleibt allerdings festzuhalten, dass das Risiko einer Strafbarkeit gem. §§ 263 (oder 263a), 13 StGB für die Leitungspersonen besteht.
5. Strafbarkeit bei der Online-Wette (Computerbetrug nach § 263a StGB) Ungeklärt blieb nach der „Hoyzer-Entscheidung“ des BGH zunächst, ob und wie sich die Beteiligten des Sportwettbetrugs strafbar gemacht haben, wenn die Wette, abweichend von der Konstellation des „Hoyzer-Falles“, nicht in Form einer sog. ODDSET-Wette mit festen Quoten gegenüber einer natürlichen Person abgeschlossen, sondern als Online- oder Livewette mit variablen Wettquoten platziert wurde und auf Seiten des Wettanbieters keine natürliche Person beim Wettvertragsabschluss beteiligt war. In seiner Entscheidung zum „Hoyzer-Fall“ hatte der BGH jedenfalls eine natürliche handelnde Person beim Wettvertragsabschluss vorausgesetzt. Dies ergibt sich aus den folgenden Ausführungen: „Soweit unter Hinweis auf nicht im Urteil wiedergegebene Allgemeine Geschäftsbedingungen vorgetragen wird, beim Wettvertragsabschluss könnte keine reale Person getäuscht werden, weil der Vertragsabschluss letztlich nur elektronisch erfolge, widerspricht dies den (nicht angegriffenen) Feststellungen des LG. Danach hat stets ein Mitarbeiter des Wettbüros die Wettscheine
43
Ein Überblick über die im Profifußball verbreiteten Organisations- und Rechtsformen findet sich bei Gerlinger, in: Sportrecht in der Praxis, Rn. 319 ff.
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entgegengenommen, nach Prüfung weitergeleitet und insbesondere den Wetteinsatz vereinnahmt.“44 Da bei reinen Online-Wetten eine Strafbarkeit wegen Betruges gem. § 263 Abs. 1 StGB ausscheidet, weil ein Computer naturgemäß nicht irren kann, war fraglich, ob die Erwägungen des BGH zum Sportwettbetrug auf den Tatbestand des Computerbetrugs (§ 263a StGB) übertragen werden können. In seinem Beschluss vom 20. Dezember 201245 hat der BGH dies bejaht und eine Strafbarkeit des Wettenden und eine entsprechende Teilnehmerstrafbarkeit der manipulierenden Schiedsrichter und Sportler wegen Computerbetrugs gem. § 263a StGB beim „Sportwettbetrug“ in den Fällen des Abschlusses von Wettverträgen über das Internet angenommen. Die Voraussetzungen der Tatmodalität des unbefugten Verwendens von Daten i.S.d. § 263a Abs. 1 StGB seien erfüllt. Das Tatbestandsmerkmal der Unbefugtheit sei „betrugsspezifisch“ auszulegen. Danach sei die Verwendung von Daten dann unbefugt, wenn sie gegenüber einer natürlichen Person Täuschungscharakter hätte. Diese Voraussetzung sei insbesondere dann gegeben, wenn – entsprechend den Grundsätzen der konkludenten Täuschung beim Betrug – die Befugnis des Täters typischerweise zur Grundlage des betreffenden (Rechts-)Geschäfts gehöre und nach der Verkehrsauffassung als selbstverständlich vorausgesetzt werde.46 Die für das Tatbestandsmerkmal der unbefugten Verwendung von Daten erforderliche Täuschungsäquivalenz ergebe sich aus den Ausführungen zur konkludenten Täuschung beim Sportwettbetrug gegenüber natürlichen Personen. Die Manipulationsfreiheit gehöre als notwendige Bedingung zum Inhalt des Antrags auf den jeweiligen Vertragsabschluss. Dementsprechend sei die Benutzung eines Datenverarbeitungssystems, etwa in Gestalt eines Wettautomaten oder der nicht überprüften Wette über das Internet, unter Verheimlichung manipulationsbezogenen Sonderwissens täuschungsäquivalent.47 Der Annahme einer Täuschungsäquivalenz stehe auch nicht entgegen, dass in der Rechtsprechung des BGH eine solche bislang nur hinsichtlich solcher Tatsachen bejaht worden ist, die von dem jeweiligen elektronischen Datenverarbeitungssystem auch geprüft werden und der Tatbestand nur bezüglich gefälschter, manipulierter oder durch verbotene Eigenmacht erlangter Daten erfüllt ist. Vielmehr sei eine Täuschungsäquivalenz bei Wetten, die über das Internet 44 45 46 47
BGH, Urteil v. 15.12.2006, Rn. 48 = NJW 2007, 782 (787). BGH, Beschluss v. 20.12.2012, NJW 2013, 1017. BGH, Beschluss v. 20.12.2012, NJW 2013, 1017 (1018); Fischer, StGB, § 263a Rn. 11. BGH, Beschluss v. 20.12.2012, NJW 2013, 1017 (1018).
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automatisiert abgeschlossen werden, jedenfalls dann zu bejahen, wenn die Datenverarbeitungsprogramme durch die Festlegung von Höchstgrenzen für Wetteinsätze den Willen der Wettanbieter dokumentieren, Wetten auf manipulierte Spiele gar nicht oder jedenfalls nicht zu den gegebenen Wettquoten zuzulassen. Daraus ergebe sich auch, dass der Wettanbieter Wetten auf manipulierte Spiele nicht angenommen hätte und zwar selbst dann nicht, wenn der Bestochene tatsächlich nicht bereit oder in der Lage war, auf das Spielergebnis Einfluss zu nehmen.48 Bezüglich des Vermögensschadens verweist der BGH darauf, dass der Schadensbegriff des § 263a StGB demjenigen des § 263 StGB entspreche, so dass in den Fällen des Sportwettbetruges ein Vermögensschaden zu bejahen sei.49 Der 4. Strafsenat des BGH hat diese Einschätzung mit Urteil vom 3. März 2016 erneut bestätigt.50 Konstellationen des Sportwettbetruges, in denen der Täter die Sportwette online abschließt und somit keine natürliche Person auf Seiten des Wettanbieters beim Wettvertragsschluss involviert ist, fallen mithin nach gefestigter höchstgerichtlicher Rechtsprechung unter den Straftatbestand des Computerbetruges nach § 263a StGB. Auch in derartigen Fallkonstellationen lag somit vor Einführung des § 265c StGB keine Strafbarkeitslücke vor.
6. Strafrechtliche Schutzlücken Es zeigt sich somit, dass eine Vielzahl an unterschiedlichen Konstellationen der Sportwettmanipulationen vor Einführung des § 265c StGB bereits durch das Betrugsstrafrecht der §§ 263, 263a StGB erfasst worden sind. Verheimlicht der Wettende bei Abschluss des Wettvertrages sein manipulationsbezogenes Sonderwissen hinsichtlich des bewetteten Spiels, macht er sich nach höchstrichterlicher Rechtsprechung wegen vollendeten Betruges gem. § 263 Abs. 1 StGB strafbar. Dabei kommt es für die Vollendungsstrafbarkeit nicht darauf an, ob die Manipulationen tatsächlich erfolgreich waren und der Gewinn ausgezahlt wurde oder nicht, solange der Vermögensschaden bei Vertragsabschluss jedenfalls als Mindestschaden im Wege einer tragfähigen Schätzung zu ermitteln ist. Selbst in dem Fall in dem ein solcher Mindestschaden nicht geschätzt werden kann, scheidet lediglich ein Schuldspruch wegen vollendeten Betrugs aus. Es verbleibt allerdings die Versuchsstrafbarkeit des Wettenden, so dass auch in diesem Fall keine Strafbarkeitslücke vorlag. Platziert der Wettende seine ma48 49 50
BGH, Beschluss v. 20.12.2012, NJW 2013, 1017 (1018). BGH, Beschluss v. 20.12.2012, NJW 2013, 1017 (1018). BGH, Urteil v. 3.3.2016, NJW 2016, 1336 = NJOZ 2017, 451.
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nipulierte Sportwette in Form einer Online-Wette oder an einem Wahlautomaten macht er sich nach nunmehr gefestigter höchstrichterlicher Rechtsprechung wegen eines vollendeten Computerbetruges gem. § 263a StGB strafbar. Die manipulativen Teilnahmehandlungen der Sportler und/oder Schiedsrichter sind bzw. waren wie gesehen ebenfalls als Beihilfehandlungen gem. §§ 263, 27 StGB strafbewehrt. Zudem kommt in denjenigen Fällen in denen der wettende Hintermann die Betrugstaten gem. § 263 Abs. 5 StGB als Mitglied einer Bande gewerbsmäßig begeht, auch eine Strafbarkeit der Sportler/Schiedsrichter wegen Verabredung zu einem Verbrechen gem. § 30 Abs. 2 StGB in Betracht. Der Gesetzgeber war dennoch der Ansicht, dass eine strafrechtliche Verfolgung von Sportwettbetrug nach bisher geltendem Recht nur unzureichend möglich war. Die herausragende gesellschaftliche Rolle des Sports sowie seine große wirtschaftliche Bedeutung würden es erforderlich machen, den Gefahren, die von Sportwettbetrug und Manipulationen berufssportlicher Wettbewerbe für die Integrität des Sports und das Vermögen anderer ausgingen, auch mit den Mitteln des Strafrechts entgegenzutreten.51 Er führt hierzu in seiner Gesetzesbegründung aus, dass der allein auf den Schutz fremder Vermögensinteressen ausgerichtete Betrugstatbestand den Unrechtsgehalt des Wettbetrugs im Sport und dessen Gefahren für den Sport nicht ausreichend abbilde. Denn mit der Beeinträchtigung der Integrität des Sports gehe der Unrechtsgehalt von Manipulationsabsprachen bei Sportwettbewerben über die vom Betrugstatbestand abgebildete Verletzung fremder Vermögensinteressen hinaus.52 Überdies habe der Straftatbestand des Betrugs, insbesondere wegen der erforderlichen Feststellung einer auf den manipulierten Wettbewerb bezogenen Wettsetzung und wegen des Nachweises eines konkreten Vermögensschadens, zu Anwendungs- und Nachweisschwierigkeiten geführt. Hierdurch sei eine effektive Strafverfolgung erschwert worden.53 Diesen Erwägungen des Gesetzgebers wurde m.E. berechtigterweise entgegengehalten, dass prozessuale Beweisschwierigkeiten bei der Bestimmung des Vermögensschadens kein Beleg für die Schwäche des Betrugstatbestandes und erst Recht kein Argument für eine Ausweitung des Strafrechts seien, sondern vielmehr die notwendige Folge einer das Bestimmtheitserfordernis nach Art. 103 Abs. 2 Grundgesetz achtenden Rechtspflege.54 Dieser Ansicht sind auch Feltes und Kabuth, die darauf hinweisen, dass es nicht die Aufgabe eines 51 52 53 54
BR-Drs. 235/16, S. 5. BR-Drs. 235/16, S. 1, 6. BR-Drs. 235/16, S. 6. DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 8 (online).
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Gesetzes sei, polizeiliche oder justizielle Beweisprobleme zu vereinfachen, indem die Strafbarkeitsschwelle soweit gesenkt werde, bis die Nachweis- und Anwendungsschwierigkeiten beseitigt seien und Ermittlungs- und Strafverfahren gegen die Verdächtigen durchgeführt werden könnten.55 Schließlich bezweifelte Löffelmann, dass die von dem Gesetzgeber ausgemachten Anwendungs- und Nachweisschwierigkeiten durch die Schaffung eines neuen Straftatbestandes behoben werden würden. Er ging vielmehr davon aus, dass sich die entsprechenden Probleme lediglich in den neuen Straftatbestand verlagern werden.56 Das zentrale Argument des Gesetzgebers für eine Einführung des Sportwettbetrugs (§ 265c StGB) beruhte jedoch auf einer Billigkeitserwägung. Der Gesetzgeber sah es als nicht ausreichend an, dass nach der bisherigen Rechtslage das Verhalten der zur Manipulation bereiten Sportler und Schiedsrichter allenfalls als Beihilfe zum Betrug erfasst werden konnte.57 Dies entspreche nicht dem Strafbedürfnis der Bevölkerung und der Sportverbände, für die der manipulierende Sportler oder Schiedsrichter als Zentralfigur des Sportwettbetruges wahrgenommen werde. Dieser Ansicht pflichtet auch Weinbuch in seiner Dissertation bei, wenn er darauf hinweist, dass es aus der Perspektive der am professionellen Sport beteiligten Organisationen und Personen als Strafbarkeitslücke zu beurteilen sei, dass die Pönalisierung nicht auf die Einflussnahme auf den Sportwettbewerb gerichtet, sondern die Strafbarkeit des manipulierenden Sportlers oder Funktionär lediglich an die des Wetters geknüpft sei. Dadurch werde dem Sportler das falsche Signal einer nur wenig schweren Straftat vermittelt bzw. diese sogar bagatellisiert.58 Es darf jedoch bereits an dieser Stelle bezweifelt werde, ob dieses unterstellte Bestrafungsbedürfnis in der Bevölkerung und/oder bei den Sportverbänden, ein valides Argument für eine Pönalisierung darstellt.59 Aufgrund der festgestellten Strafbarkeit aller Beteiligten im Falle des Sportwettbetruges nach den §§ 263, 263a, 27, 30 Abs. 2 StGB kann ich, entgegen der Ansicht des Gesetzgebers, keine Strafbarkeitslücken bei derartigen Fallkonstellationen erkennen.60 Die notwendige Begründung, warum eine solche 55 56 57 58 59 60
Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (98). Löffelmann, recht + politik 2016, 1 (5); so auch Bohn, KriPoZ 2017, 88 (94). BR-Drs. 235/16, S. 6. Weinbuch, Verhinderung von Sportwettmanipulationen, S. 107. Dies verneinend Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (98). So im Ergebnis auch DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016 (online); Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 (385); Satzger, JURA 2016, 1142 (1154).
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Strafbarkeit nach dem bisherigen Recht nicht ausreichend sein soll, blieb der Gesetzgeber ebenfalls schuldig.61 Dies ist bedenklich, denn, ob die vom Gesetzgeber ausgemachten Strafbarkeitsgrenzen als Strafbarkeitslücken angesehen werden müssen, folgt nicht bereits aus dem geltenden Recht, sondern aus einer weitergehenden kriminalpolitischen Agenda, die eigens zu begründen gewesen wäre.62 Zudem bestand auch hinsichtlich des intendierten Schutzes des Vermögens der Wettenden und des Wettanbieters keine Strafbarkeitslücke, die durch die Einführung des § 265c StGB hätte beseitigt werden müssen. Die Vermögensinteressen dieses Wirtschaftssektors wurden bereits bisher in ausreichendem Maße durch die gefestigte Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes und dessen extensiven Auslegung des Betrugstatbestands geschützt.63 Meines Erachtens hat der Gesetzgeber somit fehlerhaft und ohne eine tragfähige Begründung Strafbarkeitslücken beim Sportwettbetrug ausgemacht und auf diese mit der Einführung des § 265c StGB reagiert. Ungeachtet dieser Einwände sah der Gesetzgeber die Notwendigkeit diese (vermeintlichen) Strafbarkeitslücken64 durch die Einführung des § 265c StGB zu schließen.65
II. Einführung des § 265c StGB 1. „Entstehungsgeschichte“ Am 6. April 2016 hat die Bundesregierung den Referentenentwurf des Bundesministers der Justiz und für Verbraucherschutz vom 9. November 2015 zur Strafbarkeit von Sportwettbetrug und der Manipulation von berufssportlichen Wettbewerben beschlossen. Am 20. Juni 2016 wurde der Gesetzesentwurf (BT Drs. 18/8831) in den Bundestag eingebracht und am 7. Juli 2016 zur Ersten Lesung im Deutschen Bundestag beraten. Nach der zweiten und dritten Beratung hat der Deutsche Bundestag den Gesetzesentwurf der Bundesregierung
61 62 63 64 65
So auch BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 5 (online); Vgl. hierzu auch Nuzinger / Rübenstahl / Bittmann, WiJ 2016, 34, die von einer lediglich „gefühlsmäßigen“ Darlegung des Regelungsbedarfes durch den Gesetzgeber sprechen. BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 5 (online). DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 8 (online); DRB, Stellungnahme Nr. 2/2016, S. 2 f. (online). Treffend zur Argumentation mit einer Strafbarkeitslücke Vormbaum, JZ 1999, S. 613: „Fazit: Es gibt keine Strafbarkeitslücken – es gibt nur Straflosigkeitslücken“. BR-Drs. 235/16, S. 1.
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am 9. März 2017 beschlossen.66 Die Annahme des Entwurfs erfolgte mit den Stimmen von CDU/CSU und gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen, während sich die Linksfraktion enthielt. Die Abgeordneten votierten auf Grundlage einer Beschlussempfehlung des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz vom 8. März 2017.67 In seiner Sitzung am 31. März 2017 stimmte auch der Bundesrat dem Gesetzentwurf zu. Das Einundfünfzigste Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Strafbarkeit von Sportwettbetrug und der Manipulation von berufssportlichen Wettbewerben Gesetz trat am 19. April 2017 in Kraft. Durch die Einführung des § 265c StGB hat die Bundesregierung die Vereinbarung im Koalitionsvertrag, „weitergehende strafrechtliche Regelungen beim Kampf gegen (...) Spielmanipulation zu schaffen“, umgesetzt.68 Überdies ist sie hierdurch auch der Empfehlung der auf der 5. UNESCO-Weltkonferenz der Sportminister im Mai 2013 verabschiedeten Berliner Erklärung gefolgt. Diese hatte die Mitgliedstaaten der UNESCO zur Prüfung der Einführung von strafrechtlichen Sanktionen zur unmittelbaren Abschreckung gegen Manipulationen von Sportwettbewerben aufgerufen.69 Schließlich hat die Bundesregierung durch die Einführung des § 265c StGB, das von ihr unterzeichnete Übereinkommen des Europarates gegen die Manipulation von Sportwettbewerben, das in Art. 15 die Vertragsstaaten verpflichtet, die Manipulation von Sportwettbewerben zu bestrafen, wenn diese mit Nötigung, Korruption oder Betrug einhergeht, umgesetzt.70
2. Systematik und Wortlaut des § 265c StGB Verortet ist der Straftatbestand des § 265c StGB im zweiundzwanzigsten Abschnitt des Besonderen Teils des Strafgesetzbuches. Dies ist ausweislich der Gesetzesbegründung dem Umstand geschuldet, dass der Straftatbestand des § 265c StGB, neben dem Schutz der Integrität des Sports, ebenfalls dem Schutz von Vermögensinteressen dienen soll. Für diese Verortung spreche auch der Umstand, dass es sich beim Sportwettbetrug um Vorbereitungs- bzw. Beihilfehandlungen zum Betrug handele.71 66 67 68 69 70 71
Siehe dazu: Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht der 221. Sitzung 18/221, S. 22250 ff. (online). BT Drs. 18/11445. Koalitionsvertrag, 18. Legislaturperiode, S. 96 (online). Berliner Erklärung, S. 16 f. (online). Europäische Kommission, Übereinkommen des Europarats gegen die Manipulation von Sportwettbewerben, S. 10 (online). BT-Drs. 18/8831, S. 12.
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Der Terminus des Sportwettbetrugs ist an den § 265b StGB (Kreditbetrug) angelehnt, welcher ebenfalls Verhaltensweisen im Vorfeld des Betrugstatbestands erfasst. Der Tatbestand des § 265c StGB orientiert sich hingegen ausdrücklich an dem Tatbestand des § 299 StGB (Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr). Ausweislich der Gesetzesbegründung soll hierdurch der Bedeutung des organisierten Sports als Wirtschaftsfaktor Rechnung getragen werden.72 Die Absätze 1 bis 4 des § 265c StGB enthalten die verschiedenen Begehungsformen des Sportwettbetruges. Während die Strafbarkeit des Vorteilsnehmers durch die Absätze 1 und 3 geregelt wird, erfassen die Absätze 2 und 4, hierzu jeweils spiegelbildlich, die Strafbarkeit des Vorteilsgebers. Der Wortlaut des § 265c StGB lautet: (1) Wer als Sportler oder Trainer einen Vorteil für sich oder einen Dritten als Gegenleistung dafür fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, dass er den Verlauf oder das Ergebnis eines Wettbewerbs des organisierten Sports zugunsten des Wettbewerbsgegners beeinflusse und infolgedessen ein rechtswidriger Vermögensvorteil durch eine auf diesen Wettbewerb bezogene öffentliche Sportwette erlangt werde, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Ebenso wird bestraft, wer einem Sportler oder Trainer einen Vorteil für diesen oder einen Dritten als Gegenleistung dafür anbietet, verspricht oder gewährt, dass er den Verlauf oder das Ergebnis eines Wettbewerbs des organisierten Sports zugunsten des Wettbewerbsgegners beeinflusse und infolgedessen ein rechtswidriger Vermögensvorteil durch eine auf diesen Wettbewerb bezogene öffentliche Sportwette erlangt werde. (3) Wer als Schieds-, Wertungs- oder Kampfrichter einen Vorteil für sich oder einen Dritten als Gegenleistung dafür fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, dass er den Verlauf oder das Ergebnis eines Wettbewerbs des organisierten Sports in regelwidriger Weise beeinflusse und infolgedessen ein rechtswidriger Vermögensvorteil durch eine auf diesen Wettbewerb bezogene öffentliche Sportwette erlangt werde, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (4) Ebenso wird bestraft, wer einem Schieds-, Wertungs- oder Kampfrichter einen Vorteil für diesen oder einen Dritten als Gegenleistung dafür anbietet, verspricht oder gewährt, dass er den Verlauf oder das Ergebnis eines Wettbewerbs des organisierten Sports in regelwidriger Weise beeinflusse und infolgedessen ein rechtswidriger Vermögensvorteil durch eine auf diesen Wettbewerb bezogene öffentliche Sportwette erlangt werde. (5) Ein Wettbewerb des organisierten Sports im Sinne dieser Vorschrift ist jede Sportveranstaltung im Inland oder im Ausland, 1.
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die von einer nationalen oder internationalen Sportorganisation oder in deren Auftrag oder mit deren Anerkennung organisiert wird und
BT-Drs. 18/8831, S. 11.
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bei der Regeln einzuhalten sind, die von einer nationalen oder internationalen Sportorganisation mit verpflichtender Wirkung für ihre Mitgliedsorganisationen verabschiedet wurden.
(6) Trainer im Sinne dieser Vorschrift ist, wer bei dem sportlichen Wettbewerb über den Einsatz und die Anleitung von Sportlern entscheidet. Einem Trainer stehen Personen gleich, die aufgrund ihrer beruflichen oder wirtschaftlichen Stellung wesentlichen Einfluss auf den Einsatz oder die Anleitung von Sportlern nehmen können.
3. Die Tatbestandsmerkmale des § 265c StGB im Einzelnen Nachfolgend werden die einzelnen Tatbestandsmerkmale des § 265c StGB dargestellt und erläutert. Im Rahmen dieser Darstellung soll zudem untersucht werden, ob sich die Akteure (Sportler, Schiedsrichter und Wettspieler) der eingangs skizzierten Beispielsfälle nunmehr eines Sportwettbetruges nach § 265c StGB strafbar gemacht hätten und in welchem Konkurrenzverhältnis eine solche Strafbarkeit zu einer etwaigen Betrugsstrafbarkeit nach § 263 Abs. 1 StGB stehen würde.
a) Objektiver Tatbestand aa) Persönlicher Anwendungsbereich Als taugliche Täter des Sportwettbetruges kommen als Vorteilsnehmer i.S.d. Absätze 1 und 3 des § 265c StGB, Sportler und Trainer (Abs.1) und Schieds-, Wertungs- und Kampfrichter (Abs. 3) in Betracht. Damit soll sich der Tatbestand des Sportwettbetruges auf sämtliche Akteure erstrecken, die unmittelbar Einfluss auf Verlauf und Ergebnis eines sportlichen Wettbewerbs nehmen können.73 Der Begriff des Trainers wird in § 265c Abs. 6 S. 1 StGB legal definiert. Hiernach ist Trainer, wer bei dem sportlichen Wettbewerb über die Aufstellung und Anleitung von Sportlern entscheidet. Erfasst werden sollen alle Personen, die eine tatsächliche Leitungsfunktion übernehmen. Die Trainereigenschaft ist daher unabhängig von einer Lizensierung als Trainer und umfasst mithin auch „Teamchefs“74. Personen, die nur im Vorfeld des Wettbewerbs agieren und keinen unmittelbaren Einfluss auf den Wettbewerbsverlauf nehmen können, 73 74
BT-Drs. 18/8831, S. 15. Als „Teamchef“ wird die tatsächlich für eine Mannschaft verantwortliche Person bezeichnet, die aus formalen Gründen, meist aufgrund einer fehlenden Trainerlizenz, das Amt des Trainers nicht bekleiden kann. Prominente Beispiele sind etwa die ehemaligen Teamchefs der deutschen Fußballnationalmannschaft Rudi Völler und sein Nachfolger Jürgen Klinsmann.
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sollen hingegen von § 265c Abs. 1 und 3 StGB nicht erfasst werden.75 Durch § 265c Abs. 6 S. 2 werden dem Trainer überdies solche Personen gleichgestellt, die aufgrund ihrer beruflichen oder wirtschaftlichen Stellung wesentlichen Einfluss auf den Einsatz oder die Anleitung von Sportlern nehmen können. Von diesem Tatbestandsmerkmal sollen beispielsweise Sportdirektoren erfasst werden können, die gegenüber dem Trainer in sportlichen Fragen über ein arbeitgeberähnliches Weisungsrecht verfügen. Zudem sollen auch Personen erfasst werden können, die etwa über die Verlängerung der Trainer- oder Spielerverträge entscheiden und auf diesem Wege in der Lage sind wesentlichen Einfluss auf Trainer bzw. Sportler zu nehmen. Auch Mannschafts- oder sonstige Sportärzte können sich nach diesen Grundsätzen nach § 265c Abs. 1 StGB strafbar machen, soweit sie von der sportlichen Leitung des Vereins nicht nur konsultiert werden, sondern aufgrund ihrer Einbindung beispielsweise in den Mannschaftsstab maßgeblich über den Einsatz eines Sportlers im Wettbewerb entscheiden können. Schließlich kommen als Täter des Sportwettbetruges auch Personen in Betracht, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stellung über einen Einfluss in sportliche Fragestellungen verfügen. Der Gesetzgeber nennt hier beispielsweise Mäzene oder Hauptsponsoren.76 Der Begriff des Sportlers i.S.d. § 265c Abs. 1 StGB ist hingegen nicht legal definiert. Die Gesetzesbegründung versteht darunter, die an einem sportlichen Wettbewerb teilnehmenden Athleten. Dabei soll es auf einen bestimmten Grad der Professionalisierung ebenso wenig ankommen wie auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Leistungsklasse.77 Von diesem Begriffsverständnis würden unzweifelhaft auch die sportlichen Akteure der Beispielsfälle erfasst werden. Sowohl die manipulierenden Fußballspieler der Bundesligawettskandale, als auch die manipulierenden Tennisspieler wären somit taugliche Täter i.S.d. § 265c Abs. 1 StGB.78 Selbiges gilt für die in die Wettskandale involvierten Schiedsrichter Hoyzer, Marks und Donaghy79. Diese wären nunmehr taugliche Täter des Sportwettbetruges nach § 265c Abs. 3 StGB. Ihre Tätigkeit lässt sich unter das Begriffsverständnis des Gesetzgebers von der Person des Schiedsrichters subsumieren, wonach Schiedsrichter ist, wer dafür zuständig ist, den Wettbewerbsregeln unmittelbar Geltung zu verschaffen und befugt ist Disziplinarmaßnahmen 75 76 77 78 79
BT-Drs. 18/8831, S. 20. BT-Drs. 18/8831, S. 20. BT-Drs. 18/8831, S. 15. Vgl. hierzu die Beispielsfälle in Kapitel B., II., 3. Unterstellt, dass für den „Fall-Donaghy“ deutsches Strafrecht anwendbar wäre.
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während des Wettbewerbs auszusprechen. Beim Zusammenwirken mehrerer Personen, sog. Schiedsrichtergespanne80, fallen sämtliche Mitwirkende unter den Begriff „Schiedsrichter“, unabhängig davon, bei wem das Letztentscheidungsrecht liegt.81 Unter dem Begriff des Wertungsrichters versteht der Gesetzgeber hingegen Personen, die bei einem Wettkampf die Teilnehmer nach nicht uneingeschränkt objektiv messbaren Kriterien wie Ausdruck, Haltung, Eleganz oder Genauigkeit bewerten. Schließlich sind auch Kampfrichter taugliche Täter des § 265c Abs. 3 StGB. Der Begriff Kampfrichter bezeichnet Personen, die die Einhaltung der Regeln bei einer Sportveranstaltung überwachen.82
bb) Tatmodalitäten Die Tatbestände des § 265c Abs. 1 und 3 StGB knüpfen als strafbare Handlungen an das „Fordern“, „Sich-Versprechen-Lassen“ oder „Annehmen“ eines Vorteils an und entsprechen den Tatbestandsvarianten des § 299 Abs. 1 StGB. Insofern greift der Gesetzgeber sowohl im Hinblick auf die Definition der Tathandlungen als auch bei der Auslegung des Vorteilsbegriffs auf die zu §§ 299, 331 ff. StGB entwickelten Auslegungsgrundsätze zurück.83 Als Vorteil werden dabei alle Zuwendungen verstanden, die den Täter oder einen Dritten materiell oder immateriell in wirtschaftlicher, rechtlicher oder auch nur persönlicher Hinsicht objektiv besser stellen und auf die der Täter keinen rechtlich begründeten Anspruch hat.84 Eine Geringwertigkeits- oder Bagatellgrenze sieht der § 265c StGB zwar nicht vor, jedoch sollen Geringwertige oder allgemein übliche Zuwendungen, die objektiv nicht geeignet sind, auf das Verhalten der am Wettbewerb Beteiligten Einfluss zu nehmen, als sozialadäquate Zuwendungen nicht dem Tatbestand unterfallen.85 Die Tatbestandsvarianten des „Sich-Versprechen-Lassen“ und das „Annehmen“ des Vorteils setzen eine Übereinkunft von Geber und Nehmer voraus, während die Tatbestandsvariante des „Forderns“ bereits die ggf. von vornhe80
81 82 83 84 85
Beispielsweise besteht das Schiedsrichtergespann beim Fußball, jedenfalls auf internationaler Ebene, aus dem Hauptschiedsrichter, den beiden Linienrichtern, dem vierten Offiziellen und den Torrichtern. Das Letztentscheidungsrecht liegt in jedem Fall beim Hauptschiedsrichter. Hierzu und zum Folgenden: BT-Drs. 18/8831, S. 18. Kampfrichter werden zum Beispiel beim Basketball, Handball und Schwimmen eingesetzt. BT-Drs. 18/8831, S. 15. Krick, in: MüKo-StGB, § 299 Rn. 18. BT-Drs. 18/8831, S. 15.
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rein untauglichen Anbahnungsbemühungen unter (Vollendungs-)Strafe stellt.86 Somit kommt es bei der Variante des „Forderns“ lediglich darauf an, dass der Vorteilsgeber von der Nachricht Kenntnis erlangt hat.87 Im Gegensatz zur Tatbestandsvariante des „Sich-Versprechen-Lassen“, welche als die Annahme des Angebots eines zukünftig zu erbringenden Vorteils verstanden wird, setzt die Tatbestandsvariante des „Annehmens“ die tatsächliche Entgegennahme des Vorteils voraus.88 In den oben89 dargestellten Beispielsfällen haben die sportlichen Akteure und Schiedsrichter für ihre Manipulationshandlungen bzw. für ihre Manipulationsbereitschaft entweder Geldzahlungen, wertvolle Gegenstände (Plasma-TV) oder einen Schuldenerlass erhalten oder sie haben sich solche Vorteile i.S.d. § 265c StGB von den Drahtziehern der Wettmanipulation versprechen lassen. Da der Vorteilsbegriff des § 265c StGB dem Vorteilsbegriff der §§ 299, 331 ff. StGB entspricht90, werden grundsätzlich auch die Zuwendung von Sachwerten91 sowie der Verzicht auf Ansprüche92 vom Tatbestand des § 265c Abs. 1, 3 StGB erfasst. Die vorgenannten Tathandlungen würden folglich nach geltendem Recht unter den Tatbestand des § 265c Abs. 1, 3 StGB fallen. Die Handlungen der Wettspieler werden hingegen von § 265c Abs. 2, 4 StGB erfasst. Diese stellen spiegelbildlich zu den Absätzen 1 und 3 das „Anbieten“, „Versprechen“ und „Gewähren“ eines Vorteils für die Beeinflussung von Sportwettbewerben unter Strafe. Bezüglich der Auslegung der Definitionen dieser Tathandlungen verweist der Gesetzgeber abermals auf die zu § 299 StGB und den §§ 331 ff. StGB entwickelten Auslegungsgrundsätze.93 Unter der Tatbestandsvariante des „Anbietens“ wird danach das Inaussichtstellen, unter der Variante des „Versprechens“ die Zusage und unter der Variante des „Gewährens“ die tatsächliche Verschaffung des Vorteils verstanden.94
86 87 88 89 90 91 92 93 94
Fischer, § 299 Rn. 30. Dannecker, in: NK-StGB, § 299 Rn. 51. Dannecker, in: NK-StGB, § 299 Rn. 53. Vgl. Kapitel B), II., 3. BT-Drs. 18/8831, S. 15. Zu Zuwendungen von Sachwerten als Vermögensvorteil i.S.d. § 331 Abs. 1 StGB siehe BGH, Urteil vom 14.10.2008, Rn. 17 = NJW 2008, 3580 (3581). Zum Verzicht auf Ansprüche als Vermögensvorteil i.S.d. § 299 Abs. 1 StGB siehe Krick, in: MüKo-StGB, § 299 Rn. 18. BT-Drs. 18/8831, S. 17 f. Fischer, § 299 Rn. 32.
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cc) Unrechtsvereinbarung Den Kern des Tatbestandes bildet, wie bei den Korruptionsdelikten des Strafgesetzbuches, die Unrechtsvereinbarung zwischen Vorteilsgeber und Vorteilsnehmer. Eine solche Unrechtsvereinbarung liegt vor, wenn zwischen dem Vorteilsgeber und dem Vorteilsnehmer eine Übereinkunft besteht, dass der Vorteil gerade für die Manipulationshandlung gewährt werden soll.95 In Abgrenzung von den anderen Korruptionsdelikten stellt der Tatbestand des § 265c StGB jedoch besondere Anforderungen an den Inhalt der Unrechtsvereinbarung. Demnach sind nur solche zumindest intendierten Vereinbarungen vom Tatbestand erfasst, nach denen der Vorteilsnehmer als Gegenleistung für den Vorteil den sportlichen Wettbewerb zugunsten des Wettbewerbsgegners beeinflussen soll und infolgedessen ein rechtswidriger Vermögensvorteil durch eine auf den Wettbewerb bezogene Sportwette erlangt werden soll.96 Eine tatsächliche Vornahme der erkauften Manipulationshandlung oder eine tatsächliche Wettsetzung setzt der Tatbestand des § 265c StGB folglich nicht voraus. Vielmehr knüpft der Tatbestand die Strafbarkeit bereits an die zumindest intendierte Unrechtsvereinbarung zwischen dem Vorteilsgeber und dem Vorteilsnehmer, welche die Beeinflussung des Wettbewerbs und der aus einer Wettsetzung zu erlangende rechtswidrige Vermögensvorteil zum Gegenstand haben, an. Dabei ist es ebenfalls unerheblich, ob sich der Täter innerlich vorbehält, die Manipulation des Wettbewerbs zu unterlassen.97 Des Weiteren muss sich die Unrechtsvereinbarung auf einen Wettbewerb des organisierten Sports beziehen. Dieser ist in Absatz 5 legal definiert und setzt voraus, dass der Wettbewerb von einer nationalen oder internationalen Sportorganisation oder in deren Auftrag oder mit deren Anerkennung organisiert ist. Darüber hinaus müssen in dem Wettbewerb Regeln einzuhalten sein, die von einer nationalen oder internationalen Sportorganisation mit verpflichtender Wirkung für ihre Mitgliedsorganisationen verabschiedet wurden.98 Der Gesetzgeber geht von einem weiten Verständnis des Wettbewerbsbegriffes aus. So sollen mit diesem Begriff sowohl einzelne Wettkämpfe, als auch Turniere erfasst werden. Der Kreis der vom Tatbestand erfassten Sportorganisationen soll sich am allgemeinen Verständnis des Sportbegriffs orientieren. Eine Definition des Begriffs „Sport“ findet sich weder im Tatbestand des § 265c StGB, noch in der Gesetzesbegründung. Maßgeblich für das Verständnis des 95 96 97 98
BT-Drs. 18/8831, S. 15. BT-Drs. 18/8831, S. 16. BT-Drs. 18/8831, S. 16. BT-Drs. 18/8831, S. 18 f.
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Sportbegriffs sollen vielmehr die herrschenden Anschauungen innerhalb der Gesellschaft sein. Einen Anhaltspunkt für die Reichweite des Sportverständnisses könne dabei die Anerkennung einer Tätigkeit durch einen nationalen oder internationalen disziplinübergreifenden Sportverband sein. Demnach fielen jedenfalls die vom Deutschen Olympischen Sportbund anerkannten Sportarten unter das aktuell herrschende gesellschaftliche Verständnis von Sport.99 Der Tatbestand erfasst zudem sowohl Wettbewerbe des Leistungs- und Spitzensports, als auch des Amateursports. Auf ein bestimmtes Leistungsniveau oder einen besonderen Grad der Professionalisierung der Teilnehmer kommt es demnach nicht an. Rein privat organisierte Sportveranstaltungen100, bei denen eine Sportorganisation nicht eingebunden wurde, unterfallen hingegen nicht dem Anwendungsbereich des Tatbestands.101 Darüber hinaus sind nur solche Unrechtsvereinbarungen tatbestandlich, die eine Beeinflussung des Verlaufs oder des Ergebnisses des Wettbewerbs beinhalten. Hinsichtlich der Anforderungen an die Beeinflussung eines Wettbewerbes unterscheiden sich die Absätze 1 und 3 insofern, dass Absatz 1 eine Beeinflussung zugunsten des Wettbewerbsgegners voraussetzt, während sich die Unrechtsvereinbarung im Fall des Absatzes 3 auf eine regelwidrige Beeinflussung des Wettbewerbsgegners richten muss. Der Begriff der Beeinflussung des Wettbewerbs ist wiederum weit zu verstehen und erfasst alle Verhaltensweisen vor einem Wettbewerb oder während desselben, die darauf gerichtet sind, den Verlauf des Wettbewerbs zu manipulieren und die auf eine Aufhebung oder Einschränkung der Unvorhersehbarkeit des Wettbewerbsgeschehens zielen. Als Anwendungsfälle für Absatz 1 kommen beispielsweise das bewusste Zurückbleiben hinter der sportlichen Leistungsfähigkeit, das Verursachen von Gegentoren, der bewusste Einsatz schwächerer Sportler durch den Trainer oder die eigene Mannschaft schwächende Anweisung in Betracht. All diese Manipulationshandlungen sollen zugunsten des Wettbewerbsgegners erfolgen, da sie darauf gerichtet sind, dass der Wettbewerbsgegner durch sie irgendwie geartete Vorteile im Wettbewerb erlangt. Vorteile, die dafür gewährt werden, dass Sportler oder Trainer den Wettbewerb zu ihren eigenen Gunsten beeinflussen, sind nicht nach § 265c StGB strafbar, da sich die Akteure im Sinne des sportlichen Wettbewerbs verhalten.102 Ein Fall der regelwidrigen Beeinflussung i.S.d. § 265c Abs. 3 StGB liegt vor, wenn Entscheidungen der Schieds-, Wertungs- oder Kampfrichter nicht in 99 100 101 102
BT-Drs. 18/8831, S. 19. Beispielsweise Firmenläufe, Schulsportwettbewerbe etc. BT-Drs. 18/8831, S. 19. BT-Drs. 18/8831, S. 16.
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Einklang mit den durch die Sportorganisation aufgestellten Regeln stehen. Der Gesetzgeber geht dabei von dem Grundsatz aus, dass die genannten Personen zur Unparteilichkeit verpflichtet seien und lässt für das Vorliegen einer regelwidrigen Beeinflussung bereits ausreichen, dass der Täter seine Neutralitätspflicht den Interessen des Vorteilsgebers unterordnet.103 Der Tatbestand des § 265c StGB setzt schließlich zudem voraus, dass die Erlangung eines rechtswidrigen Vermögensvorteils durch eine auf den manipulierten Wettbewerb bezogene öffentliche Sportwette Teil der Unrechtsvereinbarung ist. Die Rechtswidrigkeit des Vermögensvorteils ist nach der Gesetzesbegründung jedenfalls dann gegeben, wenn der Wettteilnehmer selbst oder durch seine Vermittler bei der Abgabe einer Wette gegenüber dem Wettanbieter konkludent der Wahrheit zuwider erklärt hat, dass der Verlauf oder der Ausgang der gewetteten Spiele von ihnen nicht beeinflusst werden soll.104 Der Gesetzgeber greift zur Definition der Rechtswidrigkeit des Vermögensvorteils insofern auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur konkludenten Täuschung bei der Abgabe von Sportwettscheinen zurück.105 Das Begriffsverständnis des Gesetzgebers von Sportwetten deckt sich mit dem zu Beginn der Arbeit aufgezeigtem Begriffsverständnis.106 Insofern wird in der Gesetzesbegründung auf die gesetzlichen Definitionen der Sportwette in §§ 1, 17 Abs. 2 des Rennwett- und Lotteriegesetzes und § 3 Abs. 1 des Glückspielstaatsvertrages vom 15. Dezember 2011 verwiesen. Während die Tatbestände des § 265c Abs. 1-4 StGB sowohl genehmigungsfähige, als auch genehmigungsunfähige Sportwetten von in- und ausländischen Wettanbietern erfassen, fallen nichtöffentliche Sportwetten, die in einem rein privaten Rahmen abgeschlossen werden, nicht unter den Tatbestand des § 265c StGB.107 Die vorstehenden Ausführungen zu dem Tatbestandsmerkmal der Unrechtsvereinbarung zeigen, dass auch dieses Merkmal von allen beteiligten Akteuren der Beispielsfälle erfüllt worden wäre. In allen Fällen hatten sich die Sportler oder Schiedsrichter mit dem wettenden Hintermann darauf geeinigt, einen sportlichen Wettbewerb zugunsten des jeweiligen Gegners zu manipulieren und dem Wettspieler somit durch den Abschluss einer öffentlichen Sportwette einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen. Ob es dabei tatsächlich zu Manipulationshandlungen gekommen ist für eine Strafbarkeit nach § 265c StGB ebenso unerheblich, wie die aufgrund einer erfolglosen Manipulation 103 104 105 106 107
BT-Drs. 18/8831, S. 18. BT-Drs. 18/8831, S. 17. BGH, Urteil v. 20.12.2012, BGHSt 58, 102. Vgl. Kapitel B), I., 1. BT-Drs. 18/8831, S. 16 f.
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unterbliebene Gewinnauszahlung. Für Fälle wie den zuvor dargestellten Fall des Fußballprofis Schuon108 hat dies etwa zur Konsequenz, dass sich der Spieler unabhängig davon, ob er die Spiele tatsächlich manipuliert hat, gem. § 265c StGB strafbar machen würde. Selbiges gilt für die unterlassene Manipulationshandlung durch bestochene Schiedsrichter, da sie bereits durch die Unrechtsvereinbarung mit dem wettenden Hintermann gegen ihre Pflicht zur unparteiischen Spielleitung verstoßen hatten. Da der Tatbestand des § 265c StGB auch den Amateursport umfasst, hätten sich folglich auch die im Beispielsfall genannten Amateur-Tennisspieler nach § 265c Abs. 1 StGB strafbar gemacht.
b) Subjektiver Tatbestand Hinsichtlich des subjektiven Tatbestands lässt der § 265c Abs. 1–4 StGB jeweils bedingten Vorsatz ausreichen. Danach muss der Vorteilsnehmer zumindest damit rechnen und es billigend in Kauf nehmen, dass seine Manipulationshandlung für eine betrügerische Wettsetzung genutzt werden soll. Für den Vorsatz des Vorteilsnehmers ist jedoch weder eine konkrete Vorstellung davon erforderlich, wann, wo und in welcher Form die Wette platziert werden soll, noch muss er den Vermögensvorteil aus einer Wettsetzung für sicher halten oder eine Wettsetzung sogar anstreben. Auch muss die in Aussicht gestellte Beeinflussung des Wettbewerbs im Zeitpunkt des Zustandekommens bzw. der Anbahnung der Unrechtsvereinbarung noch nicht im Einzelnen feststehen. Sie muss aber zumindest in groben Umrissen bekannt sein.109
c) Weitere Regelungen § 265e StGB normiert Regelbeispiele für den § 265c Abs. 1–4 StGB. Danach liegt ein besonders schwerer Fall vor, wenn sich die Tat auf einen Vorteil großen Ausmaßes bezieht (§ 265e Abs. 1 StGB) oder der Täter gewerbsmäßig handelt oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat (§ 265e Abs. 2 StGB). Von einem „großen Ausmaß“ im Sinne des § 265e Abs. 1 StGB wird bei einem Vorteil in Höhe von mindestens 25.000 Euro ausgegangen.110 Es ist davon auszugehen, dass besonders schwere Fälle im Sportwettbetrugssektor eher die Regel als die Ausnahme darstellen werden.111 Bei Vorliegen eines solchen Regelbeispiels besteht für die Strafverfolgungsbehörden nunmehr zudem nach § 100a Abs. 2 Nr.1 lit. P StPO die 108 109 110 111
Vgl. hierzu Kapitel C), I., 2. BT-Drs. 18/8831, S. 16 f. Heine / Eisele, in: Schönke / Schröder, StGB, § 300 Rn. 3. Kubiciel, SpuRt 2017, 188 (191).
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Möglichkeit zur Telekommunikationsüberwachung des Verdächtigen/Betroffenen. Dies sei im Hinblick auf die Aufklärungsproblematik bei Korruptionsstraftaten, zu denen auch der Straftatbestand des Sportwettbetrugs gehört, erforderlich.112 Als Strafrahmen sieht der § 265c StGB Geldstrafen oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren vor. In besonders schweren Fällen des Sportwettbetruges nach § 265e StGB liegt der Strafrahmen bei einer Mindestfreiheitsstrafe von drei Monaten und einer Höchststrafe von fünf Jahren. Ein Strafantragserfordernis sehen die §§ 265c ff. StGB nicht vor. Beim Sportwettbetrug handelt es sich folglich um ein Offizialdelikt, welches die Staatsanwaltschaften berechtigt, auch ohne Strafantrag zu ermitteln. Aufgrund der unterschiedlichen Schutzrichtungen stehen die Straftatbestände des Sportwettbetrugs (§ 265c StGB-E) und des Betrugs (§ 263 StGB) regelmäßig im Verhältnis der Realkonkurrenz (Tatmehrheit, § 53 StGB) zueinander. Sollte durch eine vorgenommene Manipulationshandlung weitere Straftatbestände erfüllt werden, könne zur Beurteilung des Konkurrenzverhältnisses zwischen dem Tatbestand des Sportwettbetrugs und den verwirklichten anderen Straftaten die zu den §§ 299, 331 ff. StGB entwickelten Grundsätze herangezogen werden.113 Von dem Tatbestand des § 265c StGB werden schließlich sowohl in- als auch ausländische sportliche Wettbewerbe erfasst. Nach § 5 Nr. 10a StGB gilt das deutsche Strafrecht, unabhängig vom Recht des Tatortes, wenn sich die Tat auf einen Wettbewerb bezieht, der im Inland stattfindet, auch wenn die Tat im Ausland begangen worden ist. Nachdem somit Entstehungsgeschichte und Dogmatik des § 265c StGB dargestellt wurden, soll die Kriminalisierung des Sportwettbetruges nunmehr auf ihre Legitimität überprüft werden. Hierfür ist es zunächst erforderlich zu ermitteln, welche Voraussetzungen der Strafgesetzgeber bei der Pönalisierung eines Verhaltens erfüllen muss und durch welche Begrenzungskriterien er bei seiner Kriminalisierungsentscheidung eingeschränkt wird. Das folgende Kapitel widmet sich deshalb den Voraussetzungen rechtsgültiger Pönalisierung. Dabei wird ein intensiver Blick auf die noch immer herrschende Rechtsgutslehre sowie auf das verfassungsgerichtliche Prüfungsverfahren von Strafvorschriften geworfen und beide Konzepte auf ihr strafgesetzgebungskritisches Potenzial überprüft.
112 BT-Drs. 18/8831, S. 23. 113 BT-Drs. 18/8831, S. 15.
D) Voraussetzungen rechtsgültiger Pönalisierung Über die Strafbarkeit eines Verhaltens entscheidet alleine die gesetzgebende Gewalt.1 Dieses Recht des Gesetzgebers zur Pönalisierung von Verhaltensweisen (ius puniendi) lässt sich aus Art. 74 Nr. 1 GG herleiten. Denn dieser weist das Strafrecht dem Bereich der konkurrierenden Gesetzgebung zu, was bedeuten muss, dass der Verfassungsgeber die Existenz eines staatlichen Bestrafungsrechts voraussetzt. Da jedoch mit der Kriminalstrafe ein sozialethisches Unwerturteil zum Ausdruck gebracht wird und durch die Vollstreckung der Strafe intensiv in die Grundrechte des Bestraften eingegriffen wird, darf sie nicht schrankenlos als Mittel sozialer Kontrolle und Lenkung eingesetzt werden.2 Insofern besteht in der Literatur auch Einigkeit darüber, dass die bloße Feststellung einer (vermeintlich existierenden) unerträglichen Strafbarkeitslücke und die daraus geschlussfolgerte Erforderlichkeit einer Verhaltenskriminalisierung, keinesfalls ausreichend sein könne, da durch die Identifizierung der Strafbarkeitslücke lediglich festgestellt werde, dass das Ergebnis der Strafbarkeitsprüfung nicht gefalle.3 Dies beantwortet freilich noch nicht die Frage, wie ein Verhalten beschaffen sein muss, damit es der Staat berechtigterweise kriminalisieren darf. Formell legitimiert sich das Strafrecht durch das verfassungsgemäße Zustandekommen der strafrechtlichen Gesetze.4 Eine gesetzliche Grundlage, an der der Gesetzgeber sein gesetzgeberisches Vorhaben materiell ausrichten kann existiert hingegen in Deutschland nicht. Soll die Strafgesetzgebung aber mehr sein als eine beliebige Ausdrucksform der Politik, strengeren Prinzipien folgen und unabhängig von wechselnden Parlamentsmehrheiten sein, stellt sich zwangsläufig die Frage nach abstrakt-generellen Begrenzungslinien und damit dem „materiellen Verbrechensbegriff“.5 Abzugrenzen ist dieser von dem rein „formellen Verbrechensbegriff“. Während unter dem „formellen Verbrechensbegriff“ solche Handlungen zusammengefasst werden, die der positive Gesetz1
2 3 4 5
BVerfG, Beschluss v. 17.1.1978, Rn. 38 ff. = NJW 1978, 933, 934; BVerfG, Beschluss v. 23.10.1985, BVerfGE 71, 108, 114 = NJW 1986, 1671; BVerfG, Urteil v. 11.11.1986, NJW 1987, 43, 44; BVerfG, Beschluss v. 6.5.1987, BVerfGE 75, 318 = NJW 1987, 3175; BVerfG, Beschluss v. 10.1.1995, BVerfGE 92, 1, 13 ff. = NJW 1995, 1141. Otto, Grundkurs Strafrecht, § 1, Rn. 48. Deckert, ZIS 2013, 266. Jakobs, Strafrecht AT, S. 27, Rn. 1. Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 205.
https://doi.org/10.1515/9783110686166-004
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D) Voraussetzungen rechtsgültiger Pönalisierung
geber durch ein Gesetz mit Strafe bedroht, greift der „materielle Verbrechensbegriff“ hinter das jeweils kodifizierte Strafrecht zurück und fragt nach den inhaltlichen, sachlichen Kriterien strafbaren Verhaltens.6 Er wird insofern umschrieben als „kriminalpolitischer Maßstab“7 für den Gesetzgeber bei der Frage, welche Verhaltensweisen der Gesetzgeber mit Strafe bedrohen darf8. Präzisiert wird der materielle Verbrechensbegriff dahingehend, dass als unabdingbare Voraussetzungen für eine Kriminalisierungsentscheidung des Gesetzgebers die Strafwürdigkeit und Strafbedürftigkeit des Verhaltens angesehen werden.9 Dieser Annahme liegt die Erwägung zugrunde, dass die Entscheidung für eine Verhaltenskriminalisierung in einem demokratischen Rechtsstaat stets auf einer rationalen Begründung beruhen müsse.10 Selbstredend bedürfen auch diese Begrifflichkeiten ihrerseits einer weitergehenden Präzisierung.
I. Strafwürdigkeit und Strafbedürftigkeit 1. Die Begriffe: Strafwürdigkeit und Strafbedürftigkeit Während somit weitestgehend Einigung dahingehend besteht, dass eine rechtsgültige Verhaltenskriminalisierung die Strafwürdigkeit und die Strafbedürftigkeit des Verhaltens voraussetzt, bestehen in der Literatur erhebliche Uneinigkeiten über Funktion und Gehalt dieser Begrifflichkeiten. Dabei ist insbesondere umstritten, welche Aspekte sich auf die Strafwürdigkeit beziehen und welche auf die Strafbedürftigkeit. „Was mancher für ein Problem der Strafwürdigkeit hält, stellt ein anderer als Problem der Strafbedürftigkeit dar (und umgekehrt)“.11 So wird unter anderem vertreten, dass die Begriffe sich in ihrer Bedeutung überschneiden12 oder ihnen erst gar keine eigenständige Bedeutung zukommt13. Überdies sieht eine andere Ansicht die Strafbedürftigkeit als Vor6 7 8 9
10 11 12 13
Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 1. Roxin, Strafrecht AT, § 2, Rn. 1. Jescheck / Weigend, Strafrecht AT, § 7 I.1, S. 50. Altpeter, Strafwürdigkeit und Straftatsystem, S. 239 ff.; Garcia, Die Funktionseinheitsstörung als Grundstein des Insiderstrafrechts, S. 25 f.; Jescheck / Weigend, Strafrecht AT, § 7 I.1, S. 50 f.; Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor § 1 Rn. 49; Kühl, in: Lackner / Kühl, Vor. § 13 § 21 Rn. 3; Otto, Grundkurs Strafrecht, § 1, Rn. 49; Deckert, ZIS 2013, 266 mit zahlreichen weiteren Nachweisen. Deckert, ZIS 2013, 266. Alwart, Strafwürdiges Versuchen, S. 55 m.w.N. Alwart, Strafwürdiges Versuchen, S. 55 m.w.N. Altpeter, Strafwürdigkeit und Straftatsystem, S. 1 m.w.N.
D) Voraussetzungen rechtsgültiger Pönalisierung
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aussetzung für die Strafwürdigkeit14, während auch die gegenteilige Auffassung vertreten wird, wonach die Strafbedürftigkeit die Strafwürdigkeit voraussetze15. Unter dem Begriff der Strafwürdigkeit wird dabei ein Verhalten verstanden, „das deshalb sozialethisch zu missbilligen ist, weil es geeignet ist, die sozialen Beziehungen innerhalb der Rechtsgemeinschaft erheblich zu gefährden oder zu schädigen“16. Ein Verhalten wird folglich dann als strafwürdig angesehen, wenn es Strafe verdient.17 Während der Strafwürdigkeitsbegriff daher die Missbilligung der Verhaltensweisen wegen ihrer Sozialschädlichkeit bezeichnet, bedeutet Strafbedürftigkeit, dass die Strafe letztes und damit unerlässliches Mittel (ultima-ratio) ist, um die Gesellschaft vor dem als strafwürdig qualifizierten Verhalten zu schützen.18 Insofern wird dem Begriff der Strafbedürftigkeit die Funktion eines Zweckmäßigkeitsurteils zuerkannt.19 Neben dem ultima-ratioCharakter beinhaltet diese Zweckmäßigkeitsprüfung ebenfalls die Frage nach der Erforderlichkeit und der Verhältnismäßigkeit des Strafrechtseinsatzes.20 Die strittige Frage, ob die Strafbedürftigkeit als eigenständiges Element vor oder nach der Strafwürdigkeit oder im Sinne eines weiten Begriffsverständnisses der Strafwürdigkeit innerhalb der Strafwürdigkeit geprüft werden muss, ist m.E. zugunsten einer inzidenten Prüfung zu beantworten. Es ist nicht ersichtlich inwiefern eine Differenzierung zwischen der Strafwürdigkeit und der Strafbedürftigkeit nennenswert weiterführen würde.21 Die Strafwürdigkeit setzt vielmehr die Strafbedürftigkeit zwangsläufig voraus, denn was nicht bestraft werden muss, kann auch nicht strafwürdig sein.22 Infolgedessen wird der nachfolgenden Prüfung der Rechtmäßigkeit der Pönalisierung des Sportwettbetruges in Form des § 265c StGB ein weites Begriffsverständnis der Strafwürdigkeit 14 15 16 17 18 19 20 21 22
Volk, ZStW 1985, 871 (893). Seher, in: Hefendehl / Hirsch / Wohlers, Die Rechtsgutstheorie, S. 54. Otto, Grundkurs Strafrecht, § 1 Rn. 49. Bock / Harrendorf, ZStW 2014, 337 (365); Deckert, ZIS 2013, 266 (269 f.); Frisch, FS Stree / Wessels, 69 (79). Otto, Grundkurs Strafrecht, § 1 Rn. 50. Deckert, ZIS 2013, 266 (268); Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 53; Otto, Grundkurs Strafrecht, § 1 Rn. 50; Frisch, Wesentliche Strafbarkeitsvoraussetzungen einer modernen Strafgesetzgebung, 201, 203. Stächelin, Strafgesetzgebung im Verfassungsstaat, S. 65. Volk, ZStW 1985, 871 (896); Bock / Harrendorf, Kursorische Überlegungen zur Strafbarkeit und Strafwürdigkeit, 139 (150). Bock / Harrendorf, Kursorische Überlegungen zur Strafbarkeit und Strafwürdigkeit, 139 (150); Deckert, ZIS 2013, 266 (274 f.); Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 51–53; Jakobs, Strafrecht AT, 10/5.
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zugrunde gelegt und lediglich zwischen der Strafwürdigkeit im engen Sinne und der Strafwürdigkeit im weiten Sinne (Strafbedürftigkeit) unterschieden.23
2. Variablen der Strafwürdigkeitsprüfung Es verbleibt jedoch die Frage, anhand welcher Variablen die so verstandene Strafwürdigkeit einer Handlung konkret zu beurteilen ist. Einigkeit besteht in der rechtswissenschaftlichen Literatur und in der Rechtsprechung insoweit, dass als allgemeine Aufgabe des Strafrechts der Schutz der elementaren Werte des Gemeinschaftslebens angesehen wird.24 Zudem ist heute weitgehend anerkannt, dass die Anwendung des Strafrechts auf sozialschädliches Verhalten begrenzt ist.25 Dies ergibt sich jedenfalls dann, wenn auf eine Straftheorie abgestellt wird, die Strafe allein über ihre sozialen Leistungen rechtfertigt.26 Die Sozialschädlichkeitsprüfung erfordert jedoch wiederum einen Schutzgegenstand als Bezugspunkt. Der Suche nach einem derartigen Bezugspunkt und damit der Frage nach der Limitierung staatlicher Sanktionsgewalt mit den Mitteln des Strafrechts, widmet sich die rechtstheoretische Diskussion bereits seit geraumer Zeit, ohne freilich bislang zu einem konsensfähigen Ergebnis gelangt zu sein. Die weiterhin vorherrschende systemkritische Rechtsgutslehre27 löst die Suche nach einem Bezugspunkt dahingehend auf, dass sie das Rechtsgut als Bezugspunkt und den Rechtsgüterschutz als Aufgabe des Strafrechts ansieht, mit der Konsequenz, dass Schutzgegenstand nicht bereits jedes gesetzgeberische Ziel sein könne.28 Es wird insofern davon ausgegangen, dass der materielle Verbrechensbegriff nur dann angemessen gebildet werden könne, wenn die Sozialschädlichkeitsprüfung in dem Rechtsgutsbegriff einen Bezugspunkt habe.29 Die dogmatischen Konturen der Rechtsgutstheorie sind bis heute stark umstritten und immer wieder in den Mittelpunkt des strafrechtstheoretischen Diskur23 24 25 26 27 28 29
Vgl. zu diesem Prüfungsansatz auch Bock / Harrendorf, Grundlagen und Grenzen des Strafens, S. 150; Deckert, ZIS 2013, 266 (274 f.); Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1, Rn. 50–53. Statt vieler BVerfG, Urteil v. 21.6.1977, NJW 1977, 1525, 1531; Stree / Kinzig, in: Schönke / Schröder, StGB, Vorbemerkungen zu den §§ 38 ff. Rn. 1. Statt vieler Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 108. Hassemer / Neumann, in: NK-StGB NK, Vor. § 1 Rn. 105. Vgl. hierzu die ausführliche Darstellung in Kapitel D), II. Vgl. statt vieler Jäger, in: SK-StGB, Band 1, Vor. § 1 Rn. 12; Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1, Rn. 109 mit weiteren Nachweisen; Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1, Rn. 62; Otto, Grundkurs Strafrecht, S. 10, Rn. 49. Garcia, Die Funktionseinheitsstörung als Grundstein des Insiderstrafrechts, S. 27; Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S. 6 f.
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ses gerückt. Und auch bezüglich der historischen Herleitung des systemkritischen Rechtsgutsbegriffs herrscht bisweilen Uneinigkeit. Bevor sich die Arbeit diesen klassischen juristischen Problemfeldern widmet, sollen zunächst die weiteren Variablen der Strafwürdigkeitsprüfung benannt werden. Die Prüfung der Schutzwürdigkeit des Schutzgegenstandes (Rechtsgut) und die Prüfung der Sozialschädlichkeit der Verhaltensweise fallen unter den Begriff der Strafwürdigkeit im engen Sinne. Die Strafwürdigkeit im weiten Sinne umfasst hingegen die Strafbedürftigkeit als Prüfung des Zweck-MittelVerhältnisses. Neben dieser Verhältnismäßigkeitsprüfung verwirklicht die Prüfung der Strafwürdigkeit im weiten Sinne auch die übrigen klassischen verfassungsrechtlichen Postulate des Strafrechts wie den Bestimmtheitsgrundsatz, den ultima-ratio-Grundsatz, das Subsidiaritätsprinzip und den fragmentarischen Charakter.30 Dieses „Prüfungsschema“ soll der Arbeit in der Folge zugrunde gelegt werden. Nachdem zunächst ein intensiver Blick auf die höchst umstrittene Rechtsgutslehre und deren gesetzgebungskritisches Potenzial geworfen wird, wird im Anschluss auf den Begriff der Sozialschädlichkeit eingegangen. Das nachfolgende Unterkapitel verfolgt somit den Zweck, die Kriterien der Strafwürdigkeit (ieS) zu hinterfragen und zu definieren, um hierdurch wiederum im Anschluss prüfen zu können, ob es sich bei den durch § 265c StGB inkriminierten Verhalten um ein strafwürdiges Verhalten handelt.
II. Die Rechtsgutslehre als Begrenzungskonzept und Bezugspunkt 1. Definition des Rechtsgutsbegriffs Schließt man sich der vorherrschenden Meinung an und misst dem Rechtsgut neben seiner systemimmanenten Funktion ebenfalls eine systemkritische Funktion zu, so geht allein hiermit noch keine Gewissheit bezüglich der Frage einher, wie der Begriff des Rechtsguts zu definieren ist und welche inhaltlichen Anforderungen an ein bestimmtes Objekt („Gut“) zu stellen sind, damit es als Rechtsgut qualifiziert werden kann.
a) Systemimmanenter Rechtsgutsbegriff Von der vorgenannten systemkritischen Funktion ist zunächst die systemimmanente Funktion des Rechtsguts zu unterscheiden, hinsichtlich derer inner30
Deckert, ZIS 2013, 266 (274 f.); Garcia, Die Funktionseinheitsstörung als Grundstein des Insiderstrafrechts, S. 28; Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1, Rn. 69 ff.
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halb des Schrifttums und der Rechtsprechung weitestgehend Einigkeit besteht. In ihrer systemimmanenten Funktion dient das Rechtsgut als Hilfsmittel bei der teleologischen Auslegung von existierenden Straftatbeständen und ermöglicht eine systematische Einteilung des besonderen Teils des Strafgesetzbuches.31
b) Materieller (systemtranszendenter) Rechtsgutsbegriff Besteht über den formalen (systemimmanenten) Rechtsgutsbegriff somit noch im Wesentlichen Einigkeit in der strafrechtlichen Literatur32, herrscht hinsichtlich des materialen Gehalts des Rechtsgutsbegriffs erhebliche Uneinigkeit. Eine einheitliche, allgemeingültige Definition des materialen Rechtsgutsbegriffes ist bislang nicht gelungen. Vielmehr sind die Definitionsvorschläge diesbezüglich sehr vielfältig und teilweise stark divergierend.33 Roxin definiert Rechtsgüter in diesem Zusammenhang als Gegebenheiten oder Zwecksetzungen, die dem Einzelnen in seiner freien Entfaltung im Rahmen eines auf dieser Zielvorstellung aufbauenden sozialen Gesamtsystems oder dem Funktionieren dieses Systems selbst nützlich sind.34 Rudolphi versteht Rechtsgüter hingegen als „werthafte Funktionseinheiten“, welche für die Gesellschaft und die verfassungsgemäße Stellung und Freiheit des Einzelnen unverzichtbar sind.35 Für Sternberg-Lieben ist das Strafrechtsgut „eine verletzbare, reale Gegebenheit, die sich in der historischen Situation als personale Entfaltungsvoraussetzung und -bedingung“ darstellt36, während Hassemer das Rechtsgut als „strafrechtlich schutzbedürftiges menschliches Interesse“37 definiert. Der Rechtsgutsbegriff müsse laut Hassemer zudem realitätsnah, abgrenzungsscharf und allgemein verständlich sein.38 Bei genauer Betrachtung veranschaulichen die vorstehenden Definitionen, obwohl es sich hierbei lediglich um einen selektiven Auszug diverser Definiti31 32 33 34 35 36 37 38
Roxin, Strafrecht AT I, § 2 Rn. 4, 12; Rönnau, JuS 2009, 209 (211). Hirsch, Die aktuelle Diskussion über den Rechtsgutsbegriff, 130 (138). Ausführliche Zusammenstellung der Rechtsgutsdefinitionen bei Stratenwerth, FS Lenckner, 377 (378). Roxin, Strafrecht AT I, § 2 Rn. 7. Rudolphi, FS Honig, 151 (163). Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, S. 67. Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, 4. Auflage 2013, Vor. § 1 Rn. 113. Hassemer, Die Rechtsgutstheorie, S. 64.
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onsbemühungen handelt, bereits ein Kernproblem der Rechtsgutstheorie – das Fehlen der von Hassemer geforderten Abgrenzungsschärfe. Denn die Frage, ob ein Zustand werthaft oder ein Interesse schutzbedürftig ist, hängt in erster Linie von Wertvorstellungen ab, mit denen man an die Beantwortung dieser Frage herangeht.39 Diese Wertvorstellungen sind naturgemäß einem ständigen Wandel unterworfen, da auch die Gesellschaft als ein sich ständig veränderndes und sich stets von neuem produzierendes Element zu begreifen ist. Zwangsläufig sind damit auch die Voraussetzungen für gedeihliches Zusammenleben der Bürger und deren Wertvorstellungen nicht statisch, sondern lebendig.40 Die Frage, was nach den vorgenannten Definitionen noch Rechtsgut ist und was nicht, hängt daher von der jeweiligen Gesellschaft, ihrer Verfasstheit, ihrem Gesellschaftsmodell und ihren Systembedingungen ab.41 An dieser Stelle nun offenbart sich ein „wunder Punkt“ des Rechtsgutsbegriffes. Nimmt der Rechtsgutsbegriff die vorstehend genannten Abhängigkeiten nicht in seine Definition auf, kann er deren Dynamik („Lebendigkeit“) nicht gerecht werden. Beherzigt er hingegen diese Abhängigkeiten, verliert er weitgehend sein kritisches Potenzial.42 Es verbleibt bei der Suche nach einem Allgemeinbegriff für das Rechtsgut somit, bedingt durch die gesellschaftliche und rechtspolitische Relativität des Rechtsguts, die Wahl zwischen Vagheit und Selektivität.43 Dies hat zur Folge, dass der Begriff entweder wenig aussagt, bzw. sich nur Generalklauseln ohne konkrete Merkmale bedient, oder er nur einen Teil der einhellig konsentierten Rechtsgüter bezeichnet.44 An dieser Stelle setzt die Kritik von Frisch an, der die Relativität, Weite und Vagheit des Rechtsgutsbegriffes als bekannte Schwäche des selbigen ausmacht und ihm deshalb eine eher bescheidene Grenzfunktion und damit einhergehend eine bescheidene Erfolgsbilanz bescheinigt.45
39 40 41 42 43 44
45
Frisch, Die Rechtsgutstheorie, S. 216. Jäger, in: SK-StGB, Band 1, Vor. § 1 Rn. 16 f. Frisch, Wesentliche Strafbarkeitsvoraussetzungen einer modernen Strafgesetzgebung, 201 (205). Hefendehl, GA 2002, 21 (22). Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S. 21. Stratenwerth / Kuhlen, Strafrecht AT, § 2 Rn. 7; Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (68); Vgl. etwa auch Seher, Die Rechtsgutstheorie, (39): „In der Tat oszillieren die Vorschläge zur Definition des Begriffs „Rechtsgut“ zwischen einer klassischen Strenge, die neue Formen von Strafnormen nicht integrieren kann, und einer Weite, die den Begriff beliebig und damit im kritischen Diskurs wertlos werden lässt“. Frisch, Die Rechtsgutstheorie, 215 (216 f.).
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Seher und Wohlers bezweifeln ebenfalls aufgrund dieser Vagheit des Rechtsgutsbegriffs, dass die Rechtsgutstheorie aus sich heraus überhaupt noch in der Lage ist, ihrem Kernbegriff eine präzise und konsensfähige Gestalt zu geben.46 An dieser, prinzipiell unlösbaren, Schwierigkeit sei der Rechtsgutsbegriff laut Stratenwerth gescheitert, was ihn zu einem inhaltsleeren Blankett degradiere.47 Zwar räumt auch Roxin ein, dass es bislang noch nicht gelungen sei, den Begriff des Rechtsgutes so zu bestimmten, dass er eine „rechtlich fundierte und inhaltlich befriedigende Abgrenzung“ bietet.48 Er begründet diesen Zustand allerdings mit den unterschiedlichen Intensionen der Definitionsansätze. Viele Definitionen, die von den Kritikern als zu statisch und zu vage enttarnt wurden, gingen von dem methodischen49 Rechtsgutbegriff aus, demzufolge jeder beliebige Gesetzeszweck ein Rechtsgut schafft. Von diesem Standpunkt aus sei sodann versucht worden, etwas zu finden, was allen Tatbeständen gemein ist. Dies müsse natürlich zu Definitionen von unbestimmter Weite führen.50 Etwas anderes gelte allerdings für den von ihm vertretenen Rechtsgutsbegriff, da dieser gerade nicht zeit- und kulturenthoben sei, sondern die Existenz- und Entfaltungsbedingungen der Menschen unter der Herrschaft des Grundgesetzes und unter den heutigen realen und sozialen Gegebenheiten zusammenfasse.51 Ein solcher Rechtsgutsbegriff sei daher nicht statisch, sondern stünde im Rahmen der verfassungsmäßigen Zwecksetzungen dem geschichtlichen Wandel und den Fortschritten der empirischen Erkenntnis offen.52 Das Vorliegen eines Rechtsguts hänge also von wandelbaren Voraussetzungen ab.53 Diese Wandelbarkeit des Rechtsgutsbegriffs wird auch von Otto hervorgehoben, wenn er ausführt, dass die Rechtsgüter54 nicht vorgegebene und der Kritik entzogene Fakten seien, „sondern Gegebenheiten, die steter kritischer Prüfung ausgesetzt und mit dem Wandel der Zielvorstellungen und dem Selbstverständnisses der Rechtsgesellschaft gleichfalls einem Wandel unterworfen sind“.55 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55
Seher, Die Rechtsgutstheorie, (39); Wohlers, GA 2002, 15 (16 f.). Stratenwerth/Kuhlen, Strafrecht AT, § 2 Rn. 7. Roxin, Strafrecht AT I, § 2 Rn. 2 f. Auch als systemimmanenter Rechtsgutsbegriff bezeichnet. Roxin, FS Hassemer, 573 (579). Roxin, FS Hassemer, 573 (583). Roxin, Strafrecht AT I, § 2 Rn. 63. Roxin, FS Hassemer, 573 (583). Otto bezeichnet sie als „Werte“ oder „soziale Funktionseinheiten“, Otto, Grundkurs Strafrecht, § 1 Rn. 32. Otto, Grundkurs Strafrecht, § 1 Rn. 34.
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Teilweise wird die viel kritisierte Unschärfe und Vielschichtigkeit des Rechtsgutsbegriffs auch als nicht zwangsweise nachteilig angesehen. So ermögliche es gerade diese Vielschichtigkeit des Rechtsgutsbegriffes relativ flexibel auf gesellschaftliche Wertveränderungen zu reagieren.56
c) Individual- und Kollektivrechtsgüter Ungeachtet dieser Problematik ist es zudem erforderlich bei der Kategorie der Rechtsgüter zwischen Individual- und Kollektivrechtsgütern zu differenzieren. Je nachdem, ob bestimmte Güter vorrangig der Entfaltung der Persönlichkeit einzelner oder aller Mitglieder der Rechtsgesellschaft dienen, werden sie als Individualrechtsgüter oder Kollektivrechtsgüter57 bezeichnet.58 Beispiele für Individualrechtsgüter sind das Leben, die körperliche und sexuelle Integrität, Freiheit, Eigentum usw., während Kollektivrechtsgüter beispielsweise eine funktionierende Justiz, eine unverfälschte Währung oder eine intakte Umwelt sind, ohne welche ein rechtlich und gesundheitlich gesichertes Leben ebenfalls nicht möglich ist.59 Für alle Kollektivrechtsgüter ist strukturell kennzeichnend, dass jedes Gesellschaftsmitglied im weiteren Sinne von ihnen profitieren kann.60 Da demnach niemand von der Nutzung des Rechtsgutes ausgeschlossen werden kann, bezeichnet Hefendehl diese Funktion in seiner Habilitation als „Nicht-Ausschließbarkeit“.61 Die personale Rechtsgutslehre sieht sie dabei als Rechtsgüter im strafrechtlichen Sinne, welche aber von der Person her funktionalisiert werden62, sprich auf Individualrechtsgüter zurückführbar sein müssen.63 Zur Begründung dieses Ableitungserfordernisses wird angeführt, dass der Einsatz von Strafrecht für den Bürger nur dann rational und sinnvoll sei, wenn er im Fall der Fälle auch dem Bürger selber von Nutzen sein könne.64 Vor dem Hintergrund, dass der Staat nur zum 56 57 58 59 60 61 62 63 64
Swoboda, ZStW 2010, 24 (25). Als Synonyme für den Begriff Kollektivrechtsgüter verwenden Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, 5. Auflage, Vor. zu § 1 Rn. 126 den Begriff der Universalrechtsgüter und Ambos, in: MüKo StGB, Bd. 1, § 7 Rn. 25 den Begriff der Allgemeinrechtsgüter. Otto, Grundkurs Strafrecht, § 1 Rn. 33; Jäger, in: SK-StGB, Band 1, Vor. § 1 Rn. 16 f.; Kindhäuser, Gefährdung als Straftat, S. 144. Roxin, FS Hassemer, 573 (577 f.). Benthin, Subventionspolitik und Subventionskriminalität, S. 191; Kuhlen, ZStW 1993, 697 (704). Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S. 111 f. Hassemer, Die Rechtsgutstheorie, S. 57. Neumann, „Alternativen: keine“, 85 (91). Hierzu und zum Folgenden: Momsen, Strafrecht – ein effizientes Instrument im AntiDoping-Kampf? 251 (261).
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Nutzen seiner Bürger bestehe, könne das Strafrecht (überindividuelle) Kollektivrechtsgüter folglich nicht um ihrer selbst willen schützen. Vielmehr sei ein strafrechtlicher Schutz nur dann angezeigt, wenn die Verletzung des geschützten Kollektivinteresses potenziell auch Individualinteressen des Bürgers beeinträchtigen könne. Mit dem Schutz des Allgemeininteresses müssten daher zugleich Individualinteressen geschützt, d.h., gesichert oder gefördert werden. Anderenfalls handele es sich um einen Fall von illegitimer staatlicher Zwangsausübung. Hiergegen wenden die Vertreter der dualistischen Rechtgutslehre die fehlende Existenz unmittelbarer Ableitungszusammenhänge zwischen Individual- und Kollektivrechtsgüter ein.65 Demnach ließe sich zwar ein starkes individuelles Interesse einer Vielzahl von Personen am „Funktionieren“ von überindividuellen Rechtsgütern feststellen, ohne dass es aber möglich sei, diese Rechtsgüter auf konkrete Individualrechtsgüter zurückzuführen.66 Konsequenterweise stellt die dualistische Rechtsgutslehre daher individuelle und kollektive Rechtsgüter gleichberechtigt nebeneinander.67 Der dualistischen Auffassung wird m.E. zu Recht entgegengehalten, dass die Abspaltung von Kollektiv- und Individualrechtsgütern nur pragmatisch akzeptabel sei. Zwar befreie diese Abspaltung von der Anstrengung nach einem gemeinsamen Oberbegriff zu suchen und dabei die oben bezeichnete Wahl zwischen Vagheit und Selektivität treffen zu müssen. Auf diese Weise gelange sie zu vergleichsweise präzisen Beschreibungen der Rechtsgüter. Betrachtet man die Aufgabe des Strafrechts allerdings als Rechtsgüterschutz ist die Bestimmung eines solchen gemeinsamen konsistenten Oberbegriffs unausweichlich, da ansonsten eine einheitliche Aufgabenbestimmung des Strafrechts nicht vorgenommen werden kann. Vor dieser Herausforderung resigniert die dualistische Rechtsgutslehre zu schnell.68 Die monistische personale Rechtsgutslehre ist daher vorzugswürdig.
2. Genese des (systemkritischen) Rechtsgutsbegriffs Hinsichtlich der Frage nach dem historischen Ursprung des systemkritischen Rechtsgutsbegriffs herrscht in der Literatur Uneinigkeit. Während seine Ursprünge teilweise bereits im Zeitalter der Aufklärung gesehen werden, wollen 65 66 67 68
Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S. 74. Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S. 74; Wohlers, GA 2002, 15 (16). Tiedemann, Tatbestandsfunktionen im Nebenstrafrecht, S. 113 ff; Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S. 75. Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 130.
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andere Autoren einen gesetzgebungskritischen Gehalt erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges entdeckt haben. Die nachfolgende Darstellung verfolgt nicht den Zweck diese Frage aufzuklären, sondern soll vielmehr als Orientierung dienen und eine grobe historische Einordnung der Rechtsgutsproblematik ermöglichen.
a) Anfänge im Zeitalter der Aufklärung Häufig werden die Wurzeln der Idee eines Strafrechts als Rechtsgüterschutz bereits im Gedankengut der Aufklärung verortet, wobei die naturrechtliche Lehre vom sog. Gesellschaftsvertrag das Konzept zum Schutz und zur Begrenzung der individuellen Freiheit darstellen soll.69 Der Staat wurde dabei als vertraglicher Zusammenschluss der Menschen betrachtet, welcher das Ziel verfolgte die größtmögliche Freiheit aller Bürger zu sichern.70 Der Staat durfte damit nur noch diejenigen sozialschädlichen Handlungen verbieten und bestrafen, die den Bedingungen zuwiderliefen, die menschliches Zusammenleben ermöglichen.71 Die Verletzung subjektiver Rechte erschien damit als Kern eines jeden Verbrechens.72 Roxin hingegen ist der Ansicht, dass sich die moderne Rechtsgutslehre bezüglich ihrer Herkunft weniger auf das Bestrafungskonzept der ganzen Epoche der Aufklärung berufen könne, als vielmehr lediglich auf einzelne bedeutende Autoren, die als Vorläufer den Weg zum Denken vom Rechtsgut her mit ihren Arbeiten geebnet haben.73 Grund für diese Annahme ist, dass die Epoche der Aufklärung keinesfalls durchgehend als liberal-individualistische Denkbewegung verstanden werden könne. Vielmehr hätte die Aufklärungsforschung gezeigt, dass diese Epoche viele gegenläufige Tendenzen in sich barg.74
b) Rechtsverletzungslehre Feuerbachs Der Tradition der Aufklärung verpflichtet, beschreibt Feuerbachs Theorie der Rechtsverletzung das Verbrechen als Verletzung „der durch Staatsvertrag verbürgte(n), durch Strafgesetz gesicherte(n) Freiheit“ und als „eine durch ein 69 70 71 72 73 74
Rudolphi, FS Honig, 151 (154); Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 115. Rudolphi, FS Honig, 151 (154); Vormbaum, Moderne Strafrechtsgeschichte, S. 54; Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 19. Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 20. Rudolphi, FS Honig, 151 (154). Roxin, FS Hassemer, 573 (576); Genannt werden die Werke von Beccaria, Hommel, von Humboldt und Mill. Roxin, FS Hassemer, 573 (576).
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Strafgesetz bedrohte, dem Rechte eines Anderen widersprechende Handlung“75. Dieser materielle Verbrechensbegriff ermöglichte es aufgrund seines festen Kernes und seines gesetzgebungskritischen Gehalts zwar einerseits, dem Gesetzgeber notfalls Widerstand zu leisten.76 Andererseits litt er aber unzweifelhaft unter dem „Schönheitsfehler“, dass Feuerbach die staatlichen Sanktionsbefugnisse nicht auf den engen Kreis der subjektiven Rechtsverletzungen beschränkt sehen wollte.77 Denn um auch Sittlichkeitsdelikte erfassen zu können, die sich mangels Verletzung subjektiver Rechte nicht unter seinen Verbrechensbegriff subsumieren ließen, ließ er diese als „Polizeiübertretungen“ als „Verbrechen im weiten Sinne“ zu.78 Dieser schon damals heftig kritisierten konzeptionellen Inkonsequenz war sich Feuerbach zwar bewusst,79 er nahm sie allerdings wohl in Kauf, da sein Konzept ohne diesen „Kompromiss“ wohl an der Realität gescheitert wäre.80
c) Die Birnbaumsche Güterschutzlehre Um eine adäquate Integration von Individualrechtsgüter und gesellschaftlichen Wertvorstellungen in ein einheitliches Legitimationskonzept, bemühte sich Birnbaum in seinem Aufsatz „Ueber das Erforderniß einer Rechtsverletzung zum Begriffe des Verbrechens“ von 1834.81 In dieser kritischen Auseinandersetzung mit der Rechtsverletzungslehre Feuerbachs beanstandete Birnbaum, dass man Rechte als solche nicht verletzen könne.82 Daher sei nicht das subjektive Recht, sondern das durch ein subjektives Recht geschützte Gut der eigentliche Gegenstand der Verletzung.83 Der Verbrechensbegriff müsse somit unmittelbar den von der Straftat betroffenen Gegenstand, das schutzwürdige „Gut“ bezeichnen. Dies ermögliche eine „natürliche“, vom positiven Recht unabhängige, Definition des Verbrechens.84 Neben dieser sprachlichen Ungenauigkeit kritisierte Birnbaum aber auch die aus seiner Sicht zu geringe
75 76 77 78 79 80 81 82 83 84
Feuerbach, Lehrbuch des peinlichen Rechts, § 21. Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 124. Hassemer, Theorie und Soziologie des Verbrechens, S. 36 f. Feuerbach, Lehrbuch des peinlichen Rechts, § 22. Feuerbach, Lehrbuch des peinlichen Rechts, § 22. Vormbaum, Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte, S. 55. Vormbaum, Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte, S. 55; Swoboda, ZStW 2010, 24 (27). Vormbaum, Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte, S. 55. Birnbaum, Archiv des Criminalrechts, Neue Folge 1834, 149, (160 f.). Stratenwerth / Kuhlen, Strafrecht AT, § 2 Rn. 6.
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Reichweite des Verbrechensbegriffs Feuerbachs.85 Birnbaum wollte neben den subjektiven Gütern auch die Güter der Gesamtheit strafrechtlich schützen. Anliegen seiner Lehre des geschützten Gutes war es daher insbesondere, Religions- und Sittlichkeitsdelikte, für die Feuerbach die Kategorie der „Polizeiübertretungen“ geschaffen hatte, in den Bereich des Strafrechts einzubeziehen.86 Im Ergebnis gelang es allerdings auch Birnbaums Theorie des geschützten Gutes nicht eine präzise Beschreibung des strafwürdigen Verhaltens oder der schutzwürdigen Güter zu liefern, da es in seiner Arbeit an einer exakten Definition des Gutes fehlte.87 Auch wenn der Begriff „Rechtsgut“ von Birnbaum noch nicht verwendet wurde, wird der Birnbaumschen Güterschutzlehre bis heute attestiert Ausgangspunkt für die Rechtsgutslehre gewesen zu sein.88 Es bleibt allerdings aufgrund des vorstehend Gesagten festzuhalten, dass die Birnbaumsche Güterschutzlehre nicht gesetzgebungskritischen Ursprungs war, sondern sich vielmehr im Gegenteil um eine Expansion des Strafrechts bemüht hat.89
d) Die Formalisierung des Rechtsgutbegriffs Durch die Rechtsgutslehren im späten 19. Jahrhundert wurde der Rechtsgutsbegriff schließlich zusehends formalisiert. Die Anfänge dieser Formalisierung lassen sich bereits in den Schriften von Binding90 im Jahre 1872 verorten. Dieser hatte Birnbaums Aufsatz wieder in Erinnerung gerufen und dessen vorpositiv gedachten Begriff des „Guts“ durch den Begriff „Rechtsgut“ ersetzt und für die einsetzenden rechtspositivistischen Strömungen im Strafrecht vereinnahmt.91 Binding war der Auffassung, dass es keine hinter dem positiven Rechtssatz stehende Legitimationsinstanz gebe. Daher habe der Gesetzgeber die Frage, welche Rechtsgüter anerkannt und strafrechtlich geschützt werden 85 86 87 88
89 90 91
Stübinger, FS Kargl, 573 (578). Roxin, FS Hassemer, 573 (576). Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 45. Vormbaum, Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte, S. 55; Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S.15; Stratenwerth / Kuhlen, Strafrecht AT, § 2 Rn. 6; siehe aber auch Stübinger, FS Paeffgen, 49 (70 ff.), der richtigerweise darauf hinweist, dass sich der Begriff des „Gutes“ bereits in deutlich älteren Werken, wie etwa im Aufsatz von Stübel, „Ueber gefährliche Handlungen, als für sich bestehende Verbrechen“ oder in den Werken von Zachariä, „Vierzig Bücher vom Staate“ ausfindig machen lässt. Vormbaum, Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte, S. 57; Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 47. Binding, Die Normen und ihre Übertretung. Swoboda, ZStW 2010, 24 (29).
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sollen, selbst zu beantworten.92 Maßgeblich für die Qualifizierung als Verbrechen waren daher anstelle von inhaltlichen nur noch formale, äußerliche Kriterien. Verbrechen war demnach all das, was der Gesetzgeber zum Verbrechen erklärt hatte.93 Somit rückten die methodischen Vorzüge des Rechtsgutsbegriffs zu dieser Zeit in den Vordergrund. Der Rechtsgutsbegriff diente als formal-logische konstruierte Rechtsmaterie der systematischen Erfassung des Strafrechts und geriet so zum Angelpunkt der Auslegung, welche auf ein gegebenes Vielfaches von Rechtssätzen anwendbar sein sollte.94 Während Binding allerdings keine vollständige Entmaterialisierung des Rechtsgutsbegriffes wollte und an der Vorstellung festhielt, dass alle Strafnormen der Verhinderung eines über den Normbruch hinausgehenden Rechtsgutsverletzungserfolges dienen95, setzte sich der von Honig, Grünhut und Schwinge entwickelte „methodische Rechtsgutsbegriff“96 in der Weimarer Zeit endgültig durch.97 Diese verstanden unter dem Begriff des Rechtsguts eine zusammenfassende Denkform für „Sinn und Zweck der einzelnen Strafrechtssätze“98, eine „Abbreviatur des Zweckgedankens“99 und damit die „ratio legis“100 der einzelnen Tatbestände.101 Das Rechtsgut als methodisches (systemimmanentes) Konzept gehört bis heute zur täglichen Arbeit eines jeden Juristen.102
e) Die Entwicklung des Rechtsgutsbegriffs bis zur Gegenwart Ein gesetzgebungskritisches (systemkritisches) Verständnis des Rechtsgutsbegriffs rückte erst nach dem zweiten Weltkrieg verstärkt in den Fokus des rechtswissenschaftlichen Diskurses. So wendete Herbert Jäger (1957) den Begriff des Rechtsguts als gesetzgebungskritisches Begrenzungskonzept auf
92 93 94 95 96
Vormbaum, Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte, S. 62. Swoboda, ZStW 2010, 24 (28). Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 54. Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 80. Benthin, Subventionspolitik und Subventionskriminalität, S. 141 verwendet hierfür die Bezeichnung des „systemimmanenten“ Rechtsgutsbegriffs. 97 Roxin, FS Hassemer, 573 (576). 98 Honig, Die Einwilligung des Verletzten, S. 30. 99 Grünhut, FG Frank, 1 (8). 100 Schwinge, Teleologische Begriffsbildung im Strafrecht, S. 25. 101 Roxin, Strafrecht AT I, § 2 Rn. 4. 102 Androulakis, FS Hassemer, 271; Swoboda, ZStW 2010, 24 (33).
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die Sittlichkeitsdelikte an.103 Roxin hat dieses Konzept zunächst in seinem Tatherrschaftsbuch104 (1963) aufgenommen und es sodann sowohl dem Alternativ-Entwurf des Allgemeinen Teils (1966) als auch dem Alternativ-Entwurf über „Sexualdelikte“ (1968) zugrunde gelegt. In der Folge entwickelte sich eine wahre Fülle an gesetzgebungskritischen Rechtsgutskonzepten. Roxin resümiert daher, die eigentliche Dogmengeschichte des gesetzgebungskritischen Rechtsgutsbegriffs habe erst in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg begonnen.105 In der Folgezeit entbrannte ein heftiger Streit über die Bedeutung der systemkritischen Rechtsgutstheorie. Diese Auseinandersetzung hat sich Anfang dieses Jahrtausends weiter verschärft und seinen ausführlichen Niederschlag in einem, im Nachklang eines eigens zu dieser Thematik abgehaltenen Symposiums erschienenen Tagungsband gefunden.106 Durch die sog. Inzestentscheidung107 des BVerfG erhielt die Diskussion um einen gesetzgebungskritischen Rechtsgutsbegriff schließlich neue Impulse. Kritiker des gesetzbebungskritischen Rechtsgutsbegriffs sahen ihre Position durch das Urteil bestätigt, während seine Anhänger das Inzesturteil heftig kritisierten und die Rechtsgüterlehre weiterhin als das tauglichste Begrenzungskonzept staatlicher Strafgesetzgebung betrachten.108 Die Frage nach einer systemkritischen, den Gesetzgeber limitierenden Funktion des Rechtsgutsbegriffs bleibt mithin weiterhin höchst umstritten. Die wohl immer noch h.M. in der Literatur geht dabei allerdings nach wie vor von der Notwendigkeit des Rechtsgüterschutzes aus.109 Zusammenfassend kommt es daher, wie Roxin m.E. treffend formuliert hat, nicht darauf an, inwieweit sich der systemkritische Rechtsgutsbegriff auf das Strafrecht der Aufklärung oder 103 104 105 106
Jäger, Strafgesetzgebung und Rechtsgüterschutz bei Sittlichkeitsdelikten. Roxin, Täterschaft und Tatherrschaft, S. 413 ff. Roxin, FS Hassemer, 573 (576). Hefendehl / von Hirsch / Wohlers (Hrsg.), Die Rechtsgutstheorie, Legitimationsbasis des Strafrechts oder dogmatisches Glasperlenspiel? 2003. 107 BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, BVerfGE 120, 224 ff. Eine ausführlichere Auseinandersetzung mit diesem Beschluss erfolgt in Kapitel D), II., 3., c). 108 Siehe zur Diskussion um das Inzesturteil nur Androulakis, FS Hassemer, 271, Beckemper, ZIS 2011, S. 318; Bottke, FS Volk, S. 93; Fischer, § 173, Rn. 2 f.; Cornils, ZJS 2009, S.85; Gimbernat-Ordeig, GA 2011, S.284, Greco, ZIS 2008, S.234.; Hörnle, NJW 2008, S. 2085; Hufen / Jahn, JuS 2008, S. 550; Kühl, FS Heinz, S. 766; Krauß, FS Hassemer, S. 423; Noltenius, ZJS 2009, S. 15; Roxin, FS Hassemer, S. 573; Swoboda, ZStW 122 2010), S. 24; Zabel, ZStW 2010, S. 834. 109 Jäger, in: SK-StGB, Band 1, Vor. § 1 Rn. 9.
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auf die Lehre von Birnbaum zurückführen lässt. Entscheidend ist allein, „dass er heute die Aufgabe liberaler Strafrechtsbegrenzung übernommen“110 hat.
3. Systemkritische Funktion des Rechtsgutsbegriffs a) Heutige systemkritische Rechtsgutskonzeptionen Die Anzahl der vertretenen gesetzgebungskritischen Rechtsgutskonzepte hat eine Dimension erreicht, die eine ausführliche Auseinandersetzung mit sämtlichen Theorien im Rahmen dieser Arbeit unmöglich macht. Als kleinster gemeinsamer Nenner aller systemkritischen Rechtsgutskonzepte lässt sich allerdings die Intention festhalten, der Ausübung von Staatsgewalt Grenzen zu setzen.111 Grenzen, die der Gesetzgeber ohne Legitimationsverlust nicht überschreiten darf 112 und die dem positiven Recht vorgelagert sind. Für Hassemer erfüllt der systemkritische Rechtsgutsbegriff die unverzichtbare Aufgabe, als Maßstab für eine gute Kriminalpolitik zu dienen.113 Dies habe nicht zur Folge, dass jegliches Verhalten, welches ein Rechtsgut verletzt, zu kriminalisieren sei. Vielmehr sollten Verhaltensweisen straffrei gestellt werden, die kein Rechtsgut verletzen.114 Könne sich das Verbot eines Verhaltens unter Strafdrohung nicht auf ein legitimes Rechtsgut berufen, sei dies Ausdruck von „Staatsterror“115.116 Hassemer bescheinigt dem Rechtsgut in systemtranszendenter Hinsicht insofern einen negativen, strafrechtseinschränkenden Ursprung.117 In der negativen Variante passe das Prinzip des
110 111 112 113 114 115 116 117
Roxin, FS Hassemer, 573 (577). Martins, ZStW 125 (2013), 234 (237). Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, 3. Auflage, Vor. § 1 Rn. 110 ff. Hassemer, Die Rechtsgutstheorie, S. 57; Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 146. Hassemer, Die Rechtsgutstheorie, 57 (59). Schünemann, Rechtsgüterschutz, ultima ratio und Viktimodogmatik, 18 (33), bezeichnet dies als „rechtsstaatliches Skandalon“. Hassemer, Die Rechtsgutstheorie, 57 (64); Zustimmend, allerdings weniger drastisch formulierend Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 92. Dieser Ansicht ist auch Martins, ZStW 125 (2013), 234 (257), der ausführt, es handele sich bei der Rechtsgutslehre um ein von Natur aus negatives Konzept. Die Errungenschaft der Rechtsgutslehre beruhe daher ausschließlich auf ihrer negativen Funktion als Argument für die Rationalisierung des Strafrechts, oder anders ausgedrückt, als Barriere gegen seine progressive Irrationalisierung; siehe auch Hefendehl, ZIS 2006, 229 (236); Roxin, FS Hassemer, 573 (584).
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Rechtsgüterschutzes fugenlos in die verfassungsrechtliche Tradition des Übermaßverbotes.118 Hefendehl sieht den Rechtsgutsbegriff als „materialen Angelpunkt“ einer Strafnorm.119 Als solcher sei er zumindest der Ausgangspunkt einer liberalen und zugleich evaluierbaren Interpretation des Strafrechts, auch wenn er durch weitere Strafrechtsbegrenzungsparameter wie das Verhältnismäßigkeitsprinzip zu ergänzen sei.120 Laut Otto sei es Aufgabe des systemkritischen Rechtsgutsbegriffes „den Gesetzgeber zu zwingen, mit rational nachprüfbaren Argumenten den Beweis zu führen, dass er ein sozial wichtiges ‚bonum‘ durch den Deliktstatbestand schützt und dass sich dieser Strafrechtsschutz mit dem Gefüge der Wertentscheidung der Rechtsgesellschaft in Einklang hält“.121 Roxin betont, dass sich ein kriminalpolitisch verbindlicher Rechtsgutsbegriff nur aus den im Grundgesetz niedergelegten Aufgaben unseres auf Freiheit des einzelnen gegründeten Rechtsstaates ergeben könne, durch die der staatlichen Strafgewalt ihre Grenzen zugewiesen werden.122 Auf Grundlage eines so verstandenen systemkritischen Rechtsgutsbegriffs zieht er eine Reihe von Folgerungen, die den Wert eines systemkritischen Rechtsgutsbegriffs verdeutlichen. So führt Roxin beispielsweise aus, dass weder willkürliche Strafdrohungen, noch rein ideologische Zielsetzungen Rechtsgüter schützen würden. Auch würden reine Moralwidrigkeiten und Ordnungswidrigkeiten keine Rechtsgüter verletzen. Des Weiteren folge aus dem systemkritischen Rechtsgutsbegriff das Verbot gegen Grundrechte verstoßender Strafgesetze.123 Die systemkritischen Rechtsgutskonzeptionen stimmen folglich im Wesentlichen dahingehend überein, dass dem Rechtsgut eine negative Funktion zukommt, es als Argumentationstopos für eine rationale, am Menschen orientierte Strafgesetzgebung dienen kann und es nicht im Widerspruch zu geltenden Verfassungsprinzipien wie dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz steht, sondern diese vielmehr sinnvoll zu ergänzen vermag.
118 Hassemer, FS Androulakis, 207 (220). 119 Vgl. hierzu den Titel seines Aufsatzes „Das Rechtsgut als materialer Angelpunkt einer Strafnorm“, Rechtsgutstheorie, S. 119. 120 Hefendehl, GA 2007, 1 (2). 121 Otto, Grundkurs Strafrecht, § 1 Rn. 40. 122 Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 94. 123 Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 13 ff. mit weiteren Schlussfolgerungen.
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b) Kritik an dem systemkritischen Rechtsgutsbegriff und alternative Begrenzungskonzepte Dem systemkritischen Rechtsgutsbegriff wird in der rechtswissenschaftlichen Literatur teilweise jedoch auch mit großer Skepsis begegnet. So wird der systemkritischen Rechtsgutslehre von zahlreichen Kritikern die Tauglichkeit abgesprochen, als strafrechtsbegrenzendes, systemkritisches Theoriekonzept fungieren zu können. Als Argument für diese These führen die Rechtsgutsskeptiker die Behauptung ins Feld, dass es der systemkritischen Rechtsgutslehre weder gelungen sei der Tendenz der Vorfeldkriminalisierung, noch dem Trend des ausufernden Kriminalisierung von Kollektivrechtsgütern wirksamen entgegenwirken zu haben.124 Zudem sei die Rechtsgutstheorie eigenständig nicht in der Lage den systemkritischen Maßstab festzulegen, an dem sie die Aktivitäten des Gesetzgebers messen will.125 Um die Schutzwürdigkeit des als Rechtsgut in Betracht gezogenen „Etwas“ bestimmen zu können, sei die Rechtsgutstheorie vielmehr abhängig von externen Maßstäben.126 Darüber hinaus wird den Vertretern der systemkritischen Rechtsgutslehre von seinen Kritikern vorgeworfen, die gesetzgeberische Einschätzungsprärogative unbeachtet zu lassen. Schließlich wird, wie oben bereits thematisiert, die begriffliche Unbestimmtheit der bisherigen Rechtsgutsdefinitionen als Hauptkritikpunkt vorgetragen. Müller-Dietz resümiert daher, dass sich die Lehre vom Rechtsgüterschutz angesichts dieser Schwächen allenfalls als heuristisches Modell bewährt habe. Als theoretisch durchgearbeitetes und praktisch anwendbares Konzept habe sie sich hingegen nicht durchsetzen können. Angesicht des Trends zur Expansion des Strafrechts könne ihr aber jedenfalls eine gewisse Kontroll- und Kritikfunktion zukommen.127 Für Zipf hingegen erfüllt der „materielle Verbrechensbegriff“ lediglich eine „Leitbildfunktion“ für den Gesetzgeber, eine rechtliche Schranke stelle er aber nicht dar.128 Aus diesen Bedenken ist eine Reihe alternativer Begrenzungskonzepte erwachsen. Gemein ist allen Begrenzungskonzepten das Bemühen um einen kritischen Rechtfertigungsmaßstab, an welchem sich der Gesetzgeber zu orien124 Wohlers, GA 2002, S.15.; Ders., Die Rechtsgutstheorie, S. 281; Appel, KritV 99, 278 (285). 125 Appel, KritV 99, 278 (285). 126 Wohlers, Die Rechtsgutstheorie, S. 283; Frisch, Die Rechtsgutstheorie, 215 (216 f.), (220 f.); Hierzu ausführlich Swoboda, ZStW 122 (2010), 24 (35 f.). 127 Müller-Dietz, FS Schmitt, 95 (103 f.). 128 Zipf, Kriminalpolitik, S. 110 f.
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tieren hat. Eine erschöpfende Auseinandersetzung mit den diversen Begrenzungs- und Limitierungskonzepten ist nicht Ziel dieser Arbeit. Vielmehr soll nachfolgend eine kurze kritische Auseinandersetzung mit den systemtheoretischen Begrenzungskonzepten von Amelung und Jakobs, sowie den verfassungsrechtlichen Ansätzen von Lagodny und Appel erfolgen.129
aa) Amelungs Sozialschadenslehre Amelung lehnt die Rechtsgutslehre ab und greift stattdessen auf die moderne soziale Systemtheorie zurück.130 Im Mittelpunkt seiner Theorie der Sozialschädlichkeit steht die These, dass der Rechtsbruch als solcher das von der Gesellschaft gelebte soziale System (Institutionen) in Frage stellt. Als Geltungsschwäche beschwöre die „Verletzung einer Institution stets die Gefahr herauf, daß die Institution untergeht, weil man die institutionelle Norm nicht mehr befolgt“.131 „[Strafrechtlicher] Schutz der Institutionen bedeutet hier Bestätigung der Geltung institutioneller Normen durch Sanktionierung geltungsgefährdender Verstöße gegen diese Normen.“132 Folge dieser Theorie ist, dass das Individuum nicht um seiner selbst, sondern nur um der Gesellschaft willen geschützt wird,133 zugunsten der Gesellschaft also auch aufgeopfert werden dürfte, solange nur das soziale Gesamtsystem unbeeinträchtigt bleibt.134 Um dieser ungewollten Konsequenz zu entgehen und seiner Sozialschadenslehre auch eine systemkritische Funktion zu verleihen, bedient er sich der fundamentalen Wertentscheidungen der Art. 1 und 2 GG.135 Strafrecht sichere demnach „Normen und Institutionen einer freiheitlich verfassten Gesellschaft“.136 Gegenüber der Rechtsgutslehre sieht Amelung den Vorteil der Sozialschadenslehre darin, dass sie „die Frage nach den Bedingungen menschlichen Zusammenlebens im Auge behält“.137 Zwar ist der Sozialschadenslehre von Amelung durchaus eine gewisse kritische Potenz einzuräumen. Diese erlangt sie durch den Rückbezug auf das grundge129 Insofern wird an dieser Stelle auf die sehr ausführlichen und detaillierten Arbeiten von Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, und Müller-Dietz, FS Schmitt, S. 95–116 verwiesen. 130 Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 385 ff. 131 Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 185. 132 Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 185. 133 Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 388 f. 134 Roxin, Strafrecht AT, § 2, Rn. 116. 135 Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 393. 136 Swoboda, ZStW 122 (2010), 24 (43). 137 Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 393.
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setzliche Gesellschaftsprinzip, welches Amelung seinem allein auf Systemerhaltung ausgerichteten Ansatz als normative Prämissen zugrunde legen will.138 Diese Einschränkung steht aber im Widerspruch zum eigentlichen Ausgangspunkt der Sozialschadenstheorie, wonach das Individuum nur als Teil des sozialen Gesamtsystems und nicht um seiner selbst willen geschützt werden muss.139 Zudem wendet Stratenwerth ein, dass bislang noch keine Theorie der Gesellschaft von wissenschaftlichem Rang existiere, „die im Stande wäre, die Bedingungen menschlicher Vergesellschaftung und den Prozess des sozialen Wandels anders als in hochabstrakten Hypothesen zu beschreiben“. Solche Hypothesen seien aber nicht in der Lage hinsichtlich der Unentbehrlichkeit bestimmter Verhaltensnormen und der Notwendigkeit, diese strafrechtlich abzusichern scharfkantige Kriterien darzustellen.140 Amelungs systemtheoretisches Konstrukt bleibt mithin im Ergebnis inhaltsleer und nimmt an der Debatte um den systemkritischen Rechtsgutsbegriff im eigentlichen Sinne nicht teil.141
bb) Jakobs Theorie vom Normgeltungsschaden Auch Jakobs lehnt das Prinzip des Rechtsgüterschutzes ab und sieht die Aufgabe des Strafrechts in der Garantie der Normgeltung.142 Die Strafbarkeit könne nicht per se an dem Wertwidrigen, sondern immer nur an der Sozialschädlichkeit ausgerichtet werden.143 Die Sozialschädlichkeit wiederum ergebe sich aus dem Moment des Normbruchs, denn dieser impliziere die Aussage, eine Berücksichtigung der positiven Bewertung der Norm sei nicht angebracht.144 Strafrechtsgut sei daher auch nicht ein der Norm zugrundeliegendes Rechtsgut, sondern die „Enttäuschungsfestigkeit“145 normativer Erwartungen.146 Durch die Strafe werde das Vertrauen in die Normgeltung wiederhergestellt. Demnach sei mit dem Vollzug der Strafe der Strafzweck stets erreicht. Die Gestalt der Gesellschaft sei bestätigt.147
138 139 140 141 142 143 144 145 146 147
Swoboda, ZStW 122 (2010), 24 (42 f.). Für eine ausführliche Kritik vgl. Hassemer, ZStW 1975, 146 (161 ff.). Stratenwerth / Kuhlen, Strafrecht AT, § 2 Rn. 14. Hassemer, ZStW 1975, 146 (164); Seher, Die Rechtsgutstheorie, 39 (41). Jakobs, Strafrecht AT, 2. Abschn., Rn. 2. Jakobs, Strafrecht AT, 2. Abschn., Rn. 25. Jakobs, Strafrecht AT, 2. Abschn., Rn. 5. So bezeichnet von Swoboda, ZStW 122 (2010), 24 (43). Jakobs, HRRS 2004, 88 (91). Jakobs, HRRS 2004, 88 (92).
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Gänzlich verwerfen will Jakobs das Prinzip des Rechtsgüterschutzes allerdings nicht. So verwendet er den Rechtsgutsbegriff als „Filter der Sozialschädlichkeit“, wobei diesen Filter nur diejenigen Normen passieren könnten, welche Rechtsgüter schützen, oder der Herstellung von Rechtsgütern oder dem Friedenschutz dienen.148 Im Ergebnis weiß auch Jakobs՚ Theorie des Normgeltungsschadens nicht zu überzeugen. Durch sie wird die Norm und ihre gesellschaftliche Bedeutung zum Selbstzweck erhoben, was bedeutet, dass Zweck der Strafe die Aufrechterhaltung der Normgeltung um ihrer selbst willen wäre.149 Es kann allerdings nicht Sinn und Zweck der Strafe sein, die Normgeltung um ihrer selbst willen aufrechtzuerhalten. Es stellt sich daher die Frage, welche Inhalte durch die aufrechtzuerhaltenden Normen bewahrt werden sollen. Eine Antwort auf diese Frage bietet Jakobs Theorie des Normgeltungsschadens nicht, wodurch dieser, laut Hefendehl, eine „eigene Begründungslast ersatzlos und aus ästhetischen Gründen eliminiert“.150 Dies hat laut Roxin zur Konsequenz, dass seine Theorie das Strafrecht eines totalitären, menschenverachtenden Regimes ebenso legitimieren könne, wie das Strafrecht einer freiheitlich-demokratischen Grundwerten verpflichteten Gesellschaft. Denn entscheidend sei in beiden Systemen allein der Gehorsam des Einzelnen gegenüber der Ordnung des gesellschaftlichen Ganzen.151 Sowohl Roxin als auch Jäger meinen zudem zu erkennen, dass die Theorie von Jakobs bei konsequenter Weiterführung der Gedankengänge ebenfalls in dem Erfordernis einer Rechtsgutsverletzung münden würde. Denn wenn Jakobs ausführt, mit dem Vollzug der Strafe sei der Strafzweck stets erreicht und die Gestalt der Gesellschaft bestätig, verdeutliche dies, dass sich allenfalls die Strafvollstreckung als Wiederherstellung des Normgeltungsschadens begreifen lasse. Damit sei aber noch keine Aussage getroffen worden, welche Zwecke die Normgeltung selbst verfolge. Dies lasse sich gerade nur mit einem Rechtsgutsbezug beantworten.152 Der Rechtsgüterschutzgedanke lasse sich zudem aus der Ausführung Jakobs folgern, wonach es „nicht allzu wahrscheinlich sein [dürfe], dass man beim Gebrauch seiner Rechte zum Verbrechensopfer wird“. Denn nach diesem Verständnis erschöpfe sich das Strafrecht nicht lediglich in
148 149 150 151 152
Jakobs, Strafrecht AT, 2. Abschn., Rn. 25. Jäger, in: SK-StGB, Band 1, Vor. § 1 Rn. 5. Hefendehl, GA 2007, 1 (5). Roxin, Strafrecht AT, § 2, Rn. 111 f. Jäger, in: SK-StGB, Band 1, Vor. § 1 Rn. 5.
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der Bestätigung der Normgeltung, sondern garantiere darüber hinaus auch Sicherheit und betreibe damit im Ergebnis Rechtsgüterschutz.153 Aufgrund der aufgezeigten Schwächen sind die systemtheoretischen Begrenzungskonzeptionen von Amelung und Jakobs daher nicht der systemkritischen Rechtsgutstheorie vorzuziehen.
cc) Lagodnys Ansätze einer verfassungsrechtlichen Begrenzungskonzeption Unter Ablehnung des Rechtsgüterschutzprinzips vertritt Lagodny ein verfassungsrechtlich orientiertes Begrenzungskonzept.154 Da der Rechtsgüterbegriff nicht aus dem Grundgesetz hergeleitet werden könne, komme ihm auch keine normative Bedeutung zu. Aufgrund der positivrechtlich ausgestalteten Normund Werteordnung des Grundgesetzes bestehe aber auch keine Notwendigkeit auf die vorpositive Begrenzungskonzeption des Rechtsguts zurückzugreifen.155 Die strafrechtlichen Grundsätze seien aufgrund ihrer essentiellen Bedeutung für das allgemeine Rechtsverständnis, bei deren Formulierung bereits in die Verfassung übernommen worden.156 Die Legitimitätsanforderungen an denen sich die Strafgesetze zu messen hätten, ergäben sich somit aus der Verfassung. Lagodny räumt allerdings ein, dass die Legitimierungsanforderungen aufgrund der lediglich „objektivrechtlichen Richtlinienfunktion“ der Grundrechte „wenig verbindliche Schranken“ für den Gesetzgeber darstellen.157 Bei der vorzunehmenden Verhältnismäßigkeitsprüfung des Strafgesetzes handele es sich jedenfalls auf den ersten drei Ebenen der Prüfung (legitimer Zweck, Geeignetheit und Erforderlichkeit) um „sehr durchlässige Siebe“.158 So verbleibe unter dem legitimen Zweck, ausgenommen des Zwecks rassistische Ziele zu verfolgen, fast nichts, was nicht verfassungsgemäß wäre. Auch die Ebenen der Geeignetheit und der Erforderlichkeit seien aufgrund der Einschätzungsprärogative159, die das Bundesverfassungsgericht160 dem Gesetzgeber einräumt, sehr offene Filter.161 153 154 155 156 157 158 159
Roxin, FS Hassemer, 573 (594). Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 144. Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 162. So auch Deckert, Strafwürdigkeit und Strafgesetzgebung, S. 103. Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 511. Lagodny, Die Rechtsgutstheorie, 83 (84 f.). Danach steht dem demokratisch legitimierten Gesetzgeber bei der Frage, welche Gemeinschaftswerte er für gewichtig genug einschätzt, um sie dem Schutz des Strafrechts zu unterstellen, ein Einschätzungsspielraum zu.
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Aus der Richtlinienfunktion der Grundrechte folge aber auch, dass das Strafrecht als eine Art knapper Ressource zu behandeln sei.162 Der objektivrechtlichen Richtlinienfunktion der Grundrechte komme daher im Rahmen der Prüfung der Angemessenheit die Aufgabe zu, „Hilfe für die Erhaltung eines Mangels an Kriminalrecht“ zu leisten.163 Um die objektivrechtliche Richtlinienfunktion zu konkretisieren, kreiert Lagodny „Je-desto-Relationen“, mit deren Hilfe er relativ konkrete Aussagen treffen will. Dabei gelte grundsätzlich: „Je gewichtiger das Gemeinwohlinteresse an der Aufstellung einer Verhaltensvorschrift ist, umso eher darf zu einem strafrechtlichen Vorwurf gegriffen werden.“164 Von diesem Grundsatz ausgehend, stellt er weitere Je-destoRelationen auf und verbindet dabei strafrechtliche und verfassungsrechtliche Wertungskriterien.165 Lagodnys Schlussfolgerung ist, dass aus verfassungsrechtlicher Sicht bei der Schaffung von Strafnormen viel zulässig sei, das Verdienst der Rechtsgutstheorie hingegen allenfalls darin bestehe, einen Leitgedanken gefunden zu haben, mit dem man den Gesetzgeber zumindest theoretisch in Argumentationsnot bringen könne.166
dd) Appels Ansätze einer verfassungsrechtlichen Begrenzungskonzeption Übereinstimmend mit Lagodny ist auch Appel der Ansicht, dass es in einem Verfassungsstaat mit einer ausgefeilten Grundrechtsdogmatik, die dem Staat bei der Strafgesetzgebung verbindliche Grenzen zieht, nicht mehr der systemkritischen Funktion der Rechtgutslehre bedarf. Diese habe zwar in vorkonstitutioneller Zeit durchaus ihre Daseinsberechtigung gehabt, in der heutigen Zeit erscheine sie aber „in eigentümlicher Weise als anachronistisch“.167 Die Grenzen für den Gesetzgeber ergäben sich aus der Eingriffs-und Schrankenkonzeption der Grundrechte, mithin z.B. dem Verbot der Todesstrafe, dem Verbot der 160 Siehe hierzu nur BVerfG, Beschluss v. 16.7.1969, NJW 1969, 1619, 1621; BVerfG, Beschluss v. 17.1.1979, NJW 1979, 1445, 1447; BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, BVerfGE 90, 145, 172 = NJW 1994, 1577; BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, Rn. 36 = NJW 2008, 1137, 1138. 161 Lagodny, Die Rechtsgutstheorie, 83 (84 f.). 162 Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 511 f. 163 Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 519; Ders., Die Rechtsgutstheorie, 83 (87). 164 Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 519; Ders., Die Rechtsgutstheorie, 83 (87). 165 Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 519 f. 166 Ders., Die Rechtsgutstheorie, 83 (87). 167 Appel, KritV 99, 278 (287).
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Doppelbestrafung, dem Grundsatz „nulla poene sine lege“, dem Schuldprinzip, der Unschuldsvermutung und dem allgemeinen Verhältnismäßigkeitsprinzip.168 Abgesehen von diesen verfassungsrechtlichen Grenzen sei „der Gesetzgeber frei, die von ihm erlassenen (verfassungsgemäßen) Verhaltensnormen mit strafrechtlichen Sanktionsnormen zu bewehren“169, solange es sich nur um verfassungsrechtlich zulässige Beweggründe handele.170 Die Entscheidung über eine Strafbewehrung sei prinzipiell durch demokratische Willensbildung und nicht durch verfassungsrechtliche Deduktion zu treffen.171 Die Ansätze von Lagodny und Appel weisen somit eine erhebliche Konformität auf. Beide Autoren sind sich einig, dass sich die den Gesetzgeber legitimierenden und limitierenden Maßstäbe nicht aus der Rechtsgutslehre, sondern lediglich aus der Verfassung und deren Garantien ergeben können. Zudem betonen beide Autoren, dass das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber eine großzügige Einschätzungsprärogative einräumt. Den beiden Ansätzen ist aber auch gemein, dass sie ihrerseits kein taugliches alternatives kritisches Begrenzungsmodell entwickeln. So bildet die von Lagodny verwendete Jedesto-Semantik als „eine Art Schaukeltechnik des gesunden kriminalpolitischen Menschenverstandes lediglich das ab, was in der strafrechtlichen Diskussion schon seit langem als ,kritisches Potenzialʻ vorhanden ist“172. Der Versuch von Lagodny durch die Abkehr von der Rechtsgutslehre das Relative aus dem Strafrechtsystem zu eliminieren, wird durch die Vagheit der Je-DestoSemantik und der Richtlinienfunktion der Grundrechte im Ergebnis konterkariert.173 Appel hingegen unternimmt erst gar nicht den Versuch neue kriminalpolitische Begrenzungsrichtlinien aus der Verfassung zu entwickeln.174 Der Vorwurf, die Verfechter der Rechtsgutslehre würden die Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers nicht hinreichend würdigen, ist ebenfalls nichtzutreffend. Im Gegenteil, weisen die Verfechter des gesetzgebungskritischen Rechtsgutsbegriffs vielmehr selbst darauf hin, dass es nicht der Anspruch der Rechtsgutstheorie sei die Grenzen des Entscheidungsspielraums des Verfas168 169 170 171 172
Appel, Verfassung und Strafe, S. 560; zustimmend Deckert, ZIS 2013, 266 (271 f.). Appel, Verfassung und Strafe, S. 596 f. Appel, Verfassung und Strafe, S. 206 f. Appel, Verfassung und Strafe, S. 596 f. Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 179; vgl. hierzu auch Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (70), der eine vergleichbare Je-Desto-Semantik benutzt, allerdings darauf hinweist, dass es sich hierbei um eine „alles andere als trennscharfe Handlungsanleitung handele“. 173 Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 179. 174 Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 179.
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sungsrichters zu definieren.175 Auch die Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers solle keinesfalls verkannt werden.176 Der Rechtsgutstheorie komme in diesem Rahmen allerdings die wichtige Aufgabe zu, den argumentativen Stoff zur rationalen Diskussion zu bieten.177 In diesem Zusammenhang sei es „nicht nur plausibel, sondern zeitgerecht und naheliegend“178, dass dieser argumentative Stoff aus dem Grundgesetz gedacht werden müsse.179 Vor diesem Hintergrund seien die gesetzgebungskritischen Rechtgutskonzeptionen in erster Linie als an den Gesetzgeber gerichtete kriminalpolitische Postulate zu verstehen, die nicht in allen Fällen verfassungsrechtliche Verbindlichkeit beanspruchen wollen.180
c) Die Inzestentscheidung des Bundesverfassungsgerichts und die verfassungsgerichtlichen Prüfungsmaßstäbe Neue Impulse erhielt die Diskussion über die Voraussetzungen rechtsgültiger Pönalisierung und die gesetzgebungskritische Funktion des Rechtsguts schließlich durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Strafbarkeit des Beischlafs zwischen Verwandten (§ 173 StGB)181.
aa) Die wesentlichen Aussagen des BVerfG zur Rechtsgutslehre Mit Beschluss vom 26. Februar 2008 hat das Bundesverfassungsgericht die Strafvorschrift des § 173 Abs. 2 S. 2 StGB, die den Beischlaf zwischen Geschwistern mit Strafe bedroht, für mit dem Grundgesetz vereinbar erklärt.182 Dabei hat sich das Gericht auch mit dem Begrenzungskonzept der systemkritischen Rechtsgutslehre auseinandergesetzt und diesem dabei, jedenfalls prima facie, eine klare Absage erteilt.
175 176 177 178 179
Martins, ZStW 125 (2013), 234 (247). Roxin, FS Hassemer, 573 (584). Roxin, FS Hassemer, 573 (580). Hassemer, Die Rechtsgutstheorie, 57 (58). Martins, ZStW 2013, 234 (247); Roxin, FS Hassemer, 573 (577); Hassemer, Die Rechtsgutstheorie, 57 (58 ff.). 180 Roxin, FS Hassemer, 573 (585); Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (79); Schünemann, Die Rechtsgutstheorie, 133 (137). 181 BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, Rn. 35 = NJW 2008, 1137 (1138). 182 Dieser Entscheidung lag eine Verfassungsbeschwerde zugrunde, mit der der Beschwerdeführer seine Verurteilung wegen Beischlafs zwischen Geschwistern angriff und zudem die Feststellung der Nichtigkeit des § 173 Abs. 2 Satz 2 StGB bezweckte.
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Die Entscheidungsgründe beginnen zunächst mit der Aussage, das Strafrecht werde „als ultima-ratio des Rechtsgüterschutzes eingesetzt, wenn ein bestimmtes Verhalten über sein Verbotensein hinaus in besonderer Weise sozialschädlich und für das geordnete Zusammenleben der Menschen unerträglich, seine Verhinderung daher besonders dringlich“ sei.183 Das Gericht fährt sodann fort indem es klarstellt, dass es grundsätzlich Sache des Gesetzgebers sei, den Bereich strafbaren Handelns verbindlich festzulegen. Daher sei er bei der Entscheidung, ob er ein bestimmtes Rechtsgut, dessen Schutz ihm wesentlich erscheint, gerade mit den Mitteln des Strafrechts zu verteidigen und wie er es dies gegebenenfalls tun will, grundsätzlich frei.184 Es müsse nur sichergestellt sein, dass die Strafvorschriften materiell im Einklang mit den Bestimmungen der Verfassung stehen und den ungeschriebenen Verfassungsgrundsätzen sowie den Grundentscheidungen des Grundgesetzes entsprechen.185 Darüber hinausgehende, strengere Anforderungen hinsichtlich des verfolgten Zweckes unterläge die Strafnorm von Verfassung wegen nicht. Insbesondere ließen sich solche nicht aus der strafrechtlichen Rechtsgutslehre ableiten. Zur Begründung führt der Senat aus, dass bereits über den Begriff des Rechtsguts keine Einigkeit bestünde. Danach sei der Begriff „Rechtsgut“ entweder als normativer Rechtsgutsbegriff lediglich im Stande die „ratio legis“ der jeweiligen Strafnorm auszudrücken und deshalb unfähig eine Leitbildfunktion für den Gesetzgeber zu übernehmen, oder er gerate als naturalistischer Rechtsgutsbegriff mit Anspruch auf Überpositivität „in Widerspruch dazu, dass es nach der grundgesetzlichen Ordnung Sache des demokratisch legitimieren Gesetzgebers ist, ebenso wie die Strafzwecke, auch die mit den Mitteln des Strafrechts zu schützenden Güter festzulegen und die Strafnormen gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen“. Diese Befugnis könne nicht unter Berufung auf angeblich vorfindliche oder durch Instanzen jenseits des Gesetzgebers anerkannte Rechtsgüter eingeengt werden. Ihre Grenzen fände sie vielmehr nur in der Verfassung selbst. Die Rechtsgutslehre ihrerseits stelle jedenfalls keine inhaltlichen Maßstäbe bereit, die in das Verfassungsrecht zu übernehmen wären.186
183 184 185 186
BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, Rn. 35 = NJW 2008, 1137 (1138). BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, Rn. 35 = NJW 2008, 1137 (1138). BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, Rn. 38 = NJW 2008, 1137 (1138). BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, Rn. 39 = NJW 2008, 1137 (1138).
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bb) Verfassungsgerichtliche Prüfungsmaßstäbe Wie gesehen überlässt es das Bundesverfassungsgericht weitestgehend der Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers, welche Gemeinschaftswerte er für gewichtig genug einschätzt, um sie dem Schutz des Strafrechts zu unterstellen.187 Das „Ob“ der Strafbarkeit würde das Bundesverfassungsgericht folglich nur bei Überschreitung der äußersten verfassungsrechtlichen Grenzen beanstanden, so dass als einziger verfassungsgerichtlicher Prüfungsgegenstand das „Wie“ der Umsetzung der Strafbarkeitsentscheidung in der gesetzten Strafnorm verbleibt.188 Der materielle Prüfungsmaßstab hat durch die Bestätigung189 der sog. Cannabis-Entscheidung190 im Jahr 2004 eine Akzentuierung erfahren. In seiner Cannabis-Entscheidung führt der BGH aus, dass „der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit den allgemeinen verfassungsrechtlichen Maßstab, nach dem die Handlungsfreiheit eingeschränkt werden darf [bietet]. Diesem Grundsatz kommt gesteigerte Bedeutung für die Prüfung einer Strafvorschrift zu, die als schärfste dem Staat zur Verfügung stehende Sanktion ein sozialethisches Unwerturteil über ein bestimmtes Handeln des Bürgers ausspricht“.191 Das Bundesverfassungsgericht prüft also anhand des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes, ob sich die Strafnorm als geeignet, erforderlich und im engeren Sinne verhältnismäßig bzw. angemessen erweist, um die von Gesetzgeber verfolgten Zwecke zu erfüllen.192 „Ein Gesetz ist geeignet, wenn mit seiner Hilfe der erstrebte Erfolg gefördert werden kann; es ist erforderlich, wenn der Gesetzgeber nicht ein anderes, gleich wirksames, aber das Grundrecht nicht oder weniger stark einschränkendes Mittel hätte wählen können.“ „Ferner muss bei der Gesamtabwägung zwischen der Schwere des Eingriffs und dem Gewicht sowie der Dringlichkeit, der ihn rechtfertigenden Gründe die Grenze der Zumutbarkeit für die Adressaten des Verbots gewahrt sein. Die Maßnahme darf sie mithin nicht übermäßig belasten (Übermaßverbot oder Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne).“193 Diese Verhältnismäßigkeitsprüfung habe aufgrund der
187 BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, Rn. 35 = NJW 2008, 1137 (1138). 188 BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, BVerfGE 90, 145 = NJW 1994, 1577; BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, BVerfGE 120, 224 = NJW 2008, 1137. 189 BVerfG, Beschluss v. 29.6.2004, NJW 2004, 3620. 190 BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, BVerfGE 90, 145 = NJW 1994, 1577. 191 BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, NJW 1994, 1577 (1578). 192 BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, Rn. 121 f. = NJW 1994, 1577 (1578). 193 BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, NJW 1994, 1577 (1579).
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Schärfe des vom Staate ausgesprochenen Unwerturteils besonders intensiv zu erfolgen.194
cc) Kritik an der Inzestentscheidung und den verfassungsrechtlichen Prüfungsmaßstäben Die Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts zur Rechtsgutslehre wurden in der Literatur unterschiedlich bewertet. Während sich die Rechtsgutskritiker durch den Beschluss in ihrer ablehnenden Auffassung bestärkt sehen und in dem Beschluss eine klare Absage des Bundesverfassungsgerichts an die systemkritische Rechtsgutslehre erblicken, sehen die Anhänger der Rechtsgutslehre, die selbige aus der Entscheidung gar gestärkt hervorgehen195. Einigkeit besteht zwischen den Rechtsgutsskeptikern und den Rechtsgutsbefürwortern jedenfalls insoweit, als das verfassungsgerichtliche Prüfungsverfahren als unzureichend angesehen wird. Die Inzestentscheidung wird in zahlreichen kritischen Nachbetrachtungen umfassend analysiert.196 Nachfolgend soll der Fokus daher ausschließlich auf die kritische Auseinandersetzung mit den Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts zur Rechtsgutslehre als Begrenzungskonzept gerichtet sein. So verwundert zunächst, dass das Bundesverfassungsgericht selbst davon spricht, dass das Strafrecht als ultima-ratio des Rechtsgüterschutzes eingesetzt wird, nur um dann einige Absätze später zu erklären, dass sich aus dem Rechtsgutsbegriff keine Anforderungen für den Strafgesetzgeber entnehmen lassen. Diese Aussagen sind widersprüchlich und lassen die vorherigen Ausführungen zu reinen Floskeln mutieren, da sie für die Entscheidung im Ergebnis letztlich unerheblich sein sollen.197 Auch der Einwand der Senatsmehrheit, das Rechtsgut könne eine systemkritische Funktion schon allein deshalb nicht übernehmen, da über seinen Begriff bislang keine Einigkeit bestünde, weiß nicht zu überzeugen.198 Zwar ist die begriffliche Vagheit eine bekannte Schwäche des Rechtsgutsbegriffes. Wie oben aufgezeigt herrscht aber je-
194 BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, NJW 1994, 1577 (1578). 195 Jäger, in: SK-StGB, Band 1, Vor. § 1 Rn. 12; Roxin, FS Hassemer, 573 (582). 196 Siehe hierzu nur Greco, ZIS 2008, 234–238; Noltenius, ZJS 2009, S. 15–21; Roxin, StV 2009, S. 544–550; Ders., FS Hassemer, 573 (581 f.); Jäger, in: SK-StGB, Band 1, Vor. § 1 Rn. 11 f. 197 Noltenius, ZJS 2009, 15 (17); Roxin, FS Hassemer, 573 (581). 198 Noltenius, ZJS 2009, 15 (17).
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denfalls insoweit Einigkeit über seine wesentlichen Inhalte, dass er durchaus als brauchbare Begrenzungskomponente fungieren kann. Indem das Bundesverfassungsgericht erklärt, dass die Rechtsgutslehre keine inhaltlichen Maßstäbe bereithalte, die zwangsläufig in das Verfassungsrecht zu übernehmen wären, verkennt es laut Noltenius zudem die „notwendige innere Verbundenheit zwischen Verfassungsrecht und Strafrecht“.199 Beide stünden, anders als es die Senatsmehrheit zu sehen scheint, nicht als isolierte funktionale Konstruktionen nebeneinander, sondern hätten ihren gemeinsamen Grund in der Freiheit des Einzelnen. Auf diese Freiheit seien die grundlegenden Bestimmungen, wie die einzelnen Grundrechte und die Verfassungsprinzipien zurückführbar und der Staat sei an diese gebunden, damit sich die Freiheit des Einzelnen im Staat auch entfalten könne. Aus diesem freiheitlichen Rechtsverständnis seien auch die Normen des Strafrechts zu deduzieren und müssten sich an diesem messen lassen.200 Die Haltung des Bundesverfassungsgerichts dem demokratisch legitimierten Gesetzgeber bei der Frage der Zweckbestimmung einer Strafnorm eine weitreichende Einschätzungsprärogative einzuräumen, wird vornehmlich mit der Überlegung begründet, dass es sich bei der Strafgesetzgebung häufig um Prognoseentscheidungen in Ungewissheit handele.201 Dadurch werden nun aber die verfassungsgerichtlichen Prüfungskompetenzen von vornherein auf die Feststellung „schlechthin ungeeigneter“ oder „schlechthin untragbarer“, weil völlig überzogener Strafgesetzgebung reduziert.202 Laut Noltenius überbestimmt die Senatsmehrheit damit die Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers und unterbestimmt seine eigene Aufgabe hinsichtlich der Prüfung strafrechtlicher Normen. Denn erfolge eine Zweckbestimmung ohne jede Prinzipienorientierung, führe dies dazu, dass die Frage an welchen Zweck die Verhältnismäßigkeit einer Strafnorm zu konkretisieren ist, ausschließlich in der Hand des Gesetzgebers liege. Die Verhältnismäßigkeit einer Norm ließe sich dann jederzeit leicht begründen, denn der Gesetzgeber müsse dafür lediglich Ziele der Allgemeinheit nennen, welche in der Regel automatisch über dem Recht des Einzelnen stünden.203 Hieran anschließend resümiert Roxin, dass ein so ver199 Noltenius, ZJS 2009, 15 (17). 200 Noltenius, ZJS 2009, 15 (17 f.). 201 Hassemer, Die Rechtsgutstheorie, 57 (61); Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (77). 202 BVerfG, Urteil v. 22.5.1963, NJW 1963, 1243, 1246: „objektiv untauglich“; BVerfG, Beschluss v. 7.4.1964, NJW 1964, 1219, 1221: „objektiv ungeeignet“; BVerfG, Beschluss v. 24.9.1965, NJW 1965, 2247, 2248: „schlechthin ungeeignet“. 203 Noltenius, ZJS 2009, 15 (18).
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standener Beurteilungsspielraum des Gesetzgebers die Sicherung nahezu beliebiger gesetzgeberischer Ziele mit Hilfe von Strafdrohungen ermögliche und mithin de facto einen Freibrief für Eingriffe in die bürgerliche Freiheit darstelle.204 Auf diese Weise drohe der fragmentarische Charakter des Strafrechts205 aus den Augen verloren zu gehen.206 Um dies zu verhindern bedürfe auch das Ziel bzw. der Zweck an sich selber einer Rechtfertigung.207 Das Erfordernis eines solchen Bezugspunktes wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein Eingriff geeignet und erforderlich sein muss um etwas zu erreichen und angemessen im Vergleich zu etwas sein muss.208 Hassemer führt dazu in seinem Sondervotum zur Inzestentscheidung aus: „Was geeignet, erforderlich und angemessen ist, steht in unaufhebbarer Beziehung zu dem, was mit welchen Mitteln erreicht werden soll. Der Zweck einer Norm ist notwendiger Bezugspunkt ihres Maßes, und das Maß ändert sich mit dem Zweck.“209 Als ein solcher Bezugspunkt (das „Etwas“) der Verhältnismäßigkeitsprüfung drängt sich die systemkritische Rechtsgutslehre nahezu auf.210 Sie ist in der Lage Aufschluss darüber zu geben, ob ein schutzwürdiges Interesse als Rechtsgut überhaupt in Betracht kommt, ohne dabei auf eine bereits bestehende Norm und damit wiederrum auf Wertungen des Gesetzgebers zurückzugreifen.211 Der Gesetzgeber wird auf diese Weise auf den Schutz bereits vorpositiver existierender Werte beschränkt.212 Vor diesem Hintergrund ist der Aussage des Bundesverfassungsgerichts, wonach Strafnormen von Verfassungswegen keinen Zwecken unterlägen, die über den vom Gesetzgeber mit ihnen verfolgten Zweck hinausgehen und sich solche Zwecke insbesondere nicht aus der Rechtsgutslehre herleiten ließen, klar zu widersprechen.213
204 Roxin, StV 2009, 544 (545); Den Begriff des „Freibriefs“ verwenden in diesem Zusammenhang auch Noltenius, ZJS 2009, 15 (21). 205 Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 97, danach schützt das Strafrecht nur einen Teil, ein Fragment, der Rechtsgüter und auch diesen nicht generell, sondern häufig nur gegen einzelne Angriffsarten. 206 Noltenius, ZJS 2009, 15 (21). 207 Roxin, StV 2009, 544 (545). 208 Greco, ZIS 2008, 234 (238); Hassemer, Die Rechtsgutslehre, 57 (60). 209 BVerfG, Beschluss v. 26.2.2006, Rn. 79 f. = NJW 2008, 1137 (1142 f.). 210 Thurn, KJ 2009, 74 (82). 211 Pfaffinger, Rechtsgüter und Verhältnismäßigkeit, S. 90. 212 Pragal, ZIS 2006, 63 (65). 213 Anders hingegen Deckert, ZIS 2013, 266 (272): „Der Gesetzgeber hat den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz daher auch bei der strafrechtlichen Normgenese zu berücksichtigen und kann sich bezüglich der Strafrechtsbegrenzung nicht auf den Rechtsgutsbegriff
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Laut Wrage wirke sich die weitreichende Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers schließlich dergestalt auf die Verhältnismäßigkeitsprüfung aus, „dass sich auf allen drei Ebenen der Verhältnismäßigkeitsprüfung mindestens eine Sollbruchstelle findet, die dazu führt, dass die praktische Bedeutung jeder einzelnen Ebene als strenges Kriterium bei der Suche nach materiellen Begrenzungsmustern für strafgesetzgeberisches Handeln gering ist.“214 So könne die Frage der Geeignetheit einer Strafnorm zur Erreichung eines bestimmten Zweckes nicht zuverlässig beantwortet werden, solange über die Funktion des Strafrechts keine Klarheit bestehe.215 Obschon das Bundesverfassungsgericht erkennbar generalpräventive Strafzielbestimmungen präferiert,216 will es die Strafzweckdiskussion weder vertiefen noch von Verfassung wegen entscheiden.217 Das Bundesverfassungsgericht beschränkt sich daher auf die Frage, ob die Sanktionsnorm geeignet und erforderlich erscheint, wenigstens irgendeinen akzeptablen Strafzweck (i.e. Schuldausgleich, Prävention, Resozialisierung des Täters, Sühne und Vergeltung für begangenes Unrecht) zu erzielen.218 Es verbleibt somit hinsichtlich der Frage nach der Funktion des Strafrechts bei „einer nach wie vor umstrittenen Gemengelage aus Aspekten des Freiheits- und Rechtsgüterschutzes, der positiven (oder negativen) Generaloder Spezialprävention und der Repression“.219 In Anbetracht der weitreichenden Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers und der „justiziellen Minimalisierung des Geeignetheitsmaßstabs hin zum bloßen Verbot absolut ungeeigneter Eingriffe“,220 vermag die Geeignetheitsprüfung somit kaum begrenzende Wirkung zu entfalten. Entsprechendes gilt auch für die Prüfungsebene der Erforderlichkeit einer Strafnorm. Zwar ist die Kriminalisierung eines Verhaltens grundsätzlich nur dann erforderlich, wenn die Kriminalstrafe, nach dem ultima-ratio-Grundsatz,
214 215 216 217 218 219 220
zurückziehen, denn diesem ist schon rein begrifflich das Verhältnismäßigkeitsprinzip nicht immanent“. Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 180. Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 180. BVerfG, Urteil v. 25.2.1975, NJW 1975, 573, 579; BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, Rn. 155 = NJW 1994, 1577, 1581 f.; BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, Rn. 59 = NJW 2008, 1137, 1141. BVerfG, Urteil v. 21.6.1977, NJW 1977, 1525, 1531; BVerfG, Beschluss v. 28.6.1983, NJW 1984, 33, 34. BVerfG, Beschluss v. 19.10.1971, NJW 1972, 327, 330; BVerfG, Urteil v. 25.2.1975, BVerfGE 39, 1, 57 = NJW 1975, 573; BVerfG, Beschluss v. 28.6.1983, NJW 1984, 33, 34. Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 180. Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (77).
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das mildeste verbleibende Mittel wirksamen Rechtsgüterschutz darstellt und das Strafrecht demnach „die letzte Verteidigungslinie des Rechts“221 bildet. Angesichts des Einschätzungs- und Entscheidungsspielraums des Gesetzgebers hinsichtlich der Erforderlichkeit des Einschreitens wird allerdings aus diesem Grundsatz für die Strafgesetzgebung, trotz seiner von Seiten des Bundesverfassungsgerichts kontinuierlich postulierten überragenden Bedeutung, de facto kaum einmal eine wirksame Schranke entnommen werden können. Der dem Ultima-ratio-Grundsatz immanenten Aufforderung zur „phantasievollen Suche nach Alternativen zu strafrechtlichen Eingriffen“222 komme die Legislative, laut Wohlers jedenfalls noch nicht einmal ansatzweise nach.223 Der Gesetzgeber ziehe es vielmehr vor, sich auf formelhafte Argumentationen zurückzuziehen, anstatt sich um eine ernsthafte Erforderlichkeitsprüfung zu bemühen, welche ihrerseits jedenfalls eine plausible und nachvollziehbare Gefährdungshypothese erfordere.224 Zwar stellt das Strafrecht nicht immer das eingriffsintensivste Mittel dar und ist somit keinesfalls zwangsläufig gegenüber anderen denkbaren Maßnahmen subsidiär.225 Ein ausnahmsloser Vorrang nicht-strafrechtlicher Instrumente dürfte insofern kaum begründbar sein.226 Will man allerdings nach alledem den ultima-ratio Grundsatz immer noch als äußerste Grenze und das Strafrecht nach wie vor „als letzte Verteidigungslinie des Rechts“ begreifen, dürfte es sich bei diesem Verständnis eher um ein Überbleibsel eines tradierten rechtsstaatlichen Argumentationsreflexes und weniger um eine realitätsnahe Zustandsbeschreibung handeln.227 Schließlich vermag auch die Prüfung der Verhältnismäßigkeit i.e.S. keine begrenzende Wirkung zu entfalten. Dies ist insbesondere dem Umstand geschuldet, dass sich das Bundesverfassungsgericht bislang nicht auf einen materiellen Verbrechensbegriff verständigen konnte. Den Begriff des Rechtsguts hält das Bundesverfassungsgericht wie gesehen, jedenfalls nicht für einen tauglichen Bezugspunkt. Die Verhältnismäßigkeitsprüfung i.e.S. (Übermaßprüfung) ist jedoch auf einen solchen materiellen Verbrechensbegriff als Maß221 222 223 224
Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (77 f.). Hassemer, Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, 121 (122). Wohlers, Strafrecht als ultima ratio, 54 (58). Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (78); Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 182. 225 BVerfG, Beschluss v. 6.6.1989, BVerfGE 80, 182, 185 = NVwZ 1989, 951 f.; Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 345 ff.; Vogel, StV 1996, 110 (113 f.). 226 Böse, Die Rechtsgutstheorie, 89 (95). 227 Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 181.
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stab angewiesen. Denn gerade „diese inhaltliche Verzahnung von ‚strafrechtlicher Verhältnismäßigkeitsprüfung‘ und ‚zugrunde gelegtem Verbrechensbegriff‘ hat zur Folge, dass das eine (die Prüfung) ohne das andere (einen klaren Maßstab) zwangsläufig zu unbefriedigenden und beliebig erscheinenden Ergebnissen führen muss“.228
4. Fazit Aufgrund des Vorstehenden muss daher resümiert werden, dass der aus dem Rechtsstaatsprinzip abgeleitete Verhältnismäßigkeitsgrundsatz, jedenfalls ohne einen ihn präzisierenden Bezugspunkt, keine ernst zu nehmende Hürde für den Gesetzgeber ist, sondern vielmehr zu einer reinen Leerformel verkommt.229 Verwunderlich ist dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Bundesverfassungsgericht zunächst stets ausdrücklich die besondere Schärfe des sozialethischen Unwerturteils von Strafgesetzen und die Bedeutung des ultima-ratio Grundsatzes betont, um dann Prüfungsmaßstäbe anzuwenden, die gar keine Kritik am Strafgesetzgeber zulassen.230 Vergegenwärtigt man sich die enorme Eingriffsintensität eines Strafgesetzes, ist es, wie Hörnle zutreffend bemerkt hat, nahezu paradox, dass das Bundesverfassungsgericht eine ernstzunehmende Kontrolle gerade dann verweigert, wenn sie zum Schutze des Bürgers am notwendigsten wäre.231 Die vorangegangenen Ausführungen verdeutlichen zudem, dass die Suche nach einem kritischen Maßstab rechtsgültiger Verhaltenspönalisierung bislang kein einheitliches Ergebnis hervorzubringen vermochte. Wenn auch nicht zweifelsfrei festgestellt werden konnte, in welchem Zeitalter die historischen Wurzeln der systemkritischen Rechtsgutslehre zu verorten sind, so lässt sich doch konstatieren, dass sie sich bisweilen als herrschende gesetzgebungskritische Begrenzungskonzeption etabliert hat. Dabei ist sie allerdings zuletzt vermehrt in das Zentrum enormer Kritik aus der strafrechtswissenschaftlichen Literatur geraten und hat durch die Inzestentscheidung des Bundesverfassungsgerichts scheinbar einen weiteren Dämpfer erhalten. Die Auseinandersetzung mit den alternativen Begrenzungskonzeptionen hat jedoch ebenfalls aufgezeigt, dass eine Abkehr von der systemkritischen Rechtsgutstheorie verfehlt wäre. Denn sowohl den systemtheoretischen Begrenzungskonzeptionen 228 Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 183. 229 Noltenius, ZJS 2009, 15 (18); Roxin, StV 2009, 544 (545); Bunzel, Die Rechtsgutstheorie, 96 (102). 230 Hörnle, Grob anstößiges Verhalten, S. 31. 231 Hörnle, NJW 2008, 2085 (2090).
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von Amelung und Jakobs, als auch den verfassungsrechtlichen Ansätzen von Lagodny und Appel gelingt es im Ergebnis nicht, diejenige Relativität aus dem Strafrecht zu verbannen, welche sie der Rechtsgutstheorie als größten Makel anlasten. Abgrenzungsscharfe Kriterien, an denen die Legitimität der gesetzgeberischen Handlung zu messen wäre, sind den Konzeptionen entweder nicht zu entnehmen, oder sie sollen erst gar nicht formuliert werden. Einigkeit besteht aber jedenfalls dahingehend, dass zur Wahrung des ultima-ratio Grundsatzes irgendeine Begrenzung des Gesetzgebers stattfinden muss. Dass die verfassungsgerichtlichen Prüfungsmaßstäbe in Form einer Bezugspunktunabhängigen Verhältnismäßigkeitsprüfung eine solche begrenzende Wirkung nicht zu entfalten vermögen, hat die Auseinandersetzung mit der Inzestentscheidung des Bundesverfassungsgerichts veranschaulicht. Aufgrund der weitreichenden Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers ist die Verhältnismäßigkeitsprüfung de facto nicht in der Lage eine ernsthafte Grenze für diesen darzustellen. Es verwundert daher nicht, dass das Bundesverfassungsgericht noch keine Strafnorm in vollem Umfang für verfassungswidrig erklärt hat.232 Vor diesem Hintergrund läuft das Strafrecht Gefahr, von der ultima-ratio zur prima-ratio zu werden.233 In diesem Kontext nun vermag gerade die systemkritische Rechtsgutslehre einen wesentlichen Beitrag zur Präzisierung der verfassungsrechtlichen Kontrolle von Strafnormen zu leisten. Als Bezugs- bzw. Angelpunkt der Verhältnismäßigkeitsprüfung kann sie den Gesetzgeber auf den Schutz bereits vorpositiver existierender Werte beschränken und somit dazu beitragen das verfassungsgerichtliche Prüfungsverfahren zu konturieren und transparenter zu gestalten. Ein auf diese Weise präzisierter Prüfungsmaßstab verringert sogleich die Gefahr die Subsidiarität und den fragmentarischen Charakter des Strafrechts aus den Augen zu verlieren. Zudem sprechen weitere gewichtige Argumente für die Annahme, dass dem Rechtsgut neben der systemimmanenten gleichsam auch eine systemkritische Funktion zukommt. Ein wesentlicher Faktor ist in diesem Zusammenhang die „Lebendigkeit“ bzw. die „Wandelbarkeit“ der Gesellschaft. Als dynamisches Element verändert sie sich stetig und produziert sich stets von neuem. Diesem Umstand kann ein systemimmanenter Rechtsgutsbegriff zwangsläufig nicht Rechnung tragen. Denn wenn Rechtsgüter durch eine Strafnorm statisch geschaffen werden, wird eine selbständige Anpassung der Rechtsgüter an die 232 Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 162; Swoboda, ZStW 122 (2010), 24 (48). 233 Deckert, ZIS 2013, 266 (275).
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sich wandelnde Gesellschaft gerade verhindert.234 Ein vorpositiver systemkritischer Rechtsgutsbegriff, der sich nicht aus dem positiven statischen Recht ableitet, sondern sich an den „für ein gedeihliches Zusammenleben der Menschen notwendigen sozialen Bedingungen“235 orientiert, ist dagegen in der Lage, flexibel auf gesellschaftlichen Wandel zu reagieren und sich mit diesen fortzuentwickeln.236 Das zentrale Argument für die Annahme einer systemkritischen Funktion des Rechtsguts ist allerdings die Tatsache, dass nur der systemkritische Rechtsgutsbegriff „kritische Potenz“237 gegenüber dem Gesetzgeber entfalten kann. Der systemimmanente Rechtsgutsbegriff führt hingegen nicht über seine methodische Funktion als Auslegungsmittel der teleologischen Auslegung hinaus und erweist sich folglich als kriminalpolitisch belanglos.238 Dabei besteht der Wert der systemkritischen Rechtsgutslehre nicht in der Eigenschaft ein Patentrezept von Strafnormen darzustellen, sondern vielmehr in ihrer Potenz ein gewichtiger Argumentationstopos für eine rationale Kriminalpolitik und Strafanwendung zu sein.239 Insofern erschwert das Rechtsgutskonzept eine Kriminalisierung jenseits des Kernbereichs des Strafrechts und zwingt deren Verfechter zu riskanten Argumentationsstrategien.240 Zusammenfassend vermag es eine derart verstandene Rechtsgutstheorie als Wegweiser für eine rationale Gesetzgebung zu fungieren und in ihrer negativen Funktion, im Rahmen einer breiteren Diskussion, die Schlussfolgerung zu ermöglichen, dass eine Norm verfassungswidrig ist.241 Nach dem oben gesagten zeigt sich damit deutlich, dass es sich trotz aller Unklarheiten bezüglich seiner historischen Herleitung und der teilweise durchaus berechtigten Kritik an der Vagheit und der definitorischen Schwäche des Rechtsgutsbegriffs lohnt, an diesem Konzept als gesetzgebungskritischen Maßstab festzuhalten. Die Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen rechtsgültiger Kriminalisierung hat verdeutlicht, dass es die Legitimationsbasis des Strafrechts nicht gibt. Insgesamt sprechen die besseren Argumente für die gesetzgebungskritische Rechtsgutstheorie als Begrenzungskonzept. Eine Ver234 235 236 237 238 239 240 241
Achenbach, Strafrechtlicher Schutz des Wettbewerbs, S. 66. Rudolphi, FS Honig, 151 (157). Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 63. Frisch, FS Stree/Wessels, 69 (72). Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 5; Pfaffinger, Rechtsgüter und Verhältnismäßigkeit, S. 89. Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1, Rn. 146; Roxin, FS Hassemer, 573 (580). Neumann, „Alternativen: keine“, 85 (95). Martins, Die personale Rechtsgutslehre, 82 (84).
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abschiedung des Rechtsgutsgedankens würde mithin zugleich einen Verzicht „auf ein entscheidendes Potenzial rechtsstaatlicher Gesetzgebungskritik“242 bedeuten. Ein Verzicht, der aufgrund nicht vorhandener gleich tauglicher alternativer Begrenzungskonzeptionen243 nicht sinnvoll ist.
5. Der Rechtsgutsbegriff im Rahmen dieser Arbeit Allein durch die Entscheidung für die systemkritische Rechtsgutslehre als gesetzgebungskritischen Maßstab, ist freilich noch keine Aussage zu der Frage getroffen worden, welches inhaltliche Verständnis des Rechtsguts dieser Arbeit in der Folge zugrunde gelegt werden soll. Trotz der nicht zu übersehenden Vielfalt der oben244 dargestellten Definitionsansätze stimmen die meisten Ansätze im Wesentlichen dahingehend überein, dass im Mittelpunkt der Begriffsbestimmung die einzelne Person und ihre freie Entfaltung stehen.245 Dieses personale Verständnis des Rechtsgutsbegriffs leitet sich aus den in der Verfassung verankerten Wertentscheidungen ab. Das Grundgesetz gibt ein liberales Staatsverhältnis vor, indem es die Würde des Menschen (Art. 1 Abs. 1 GG) und den Grundrechtsabschnitt an die Spitze des Verfassungstextes gestellt und somit den Vorrang des Menschen und seiner Würde gegenüber der Macht des Staates verdeutlicht hat.246 Diesem Verständnis folgend, sind als schützenswert jedenfalls nur solche Güter anzuerkennen, die für die verfassungsmäßige Stellung und Freiheit des einzelnen Bürgers notwendig sind.247 Dabei beschränkt sich das hier vertretene personale Rechtsgutsprinzip keineswegs auf die „klassischen“ Individualrechtsgüter, sondern es vermag vielmehr auch die Kollektivrechtsgüter zu erfassen.248 Ein strafrechtlicher Schutz von Kollektivrechtsgütern kommt demnach allerdings nur dann in Betracht, wenn sich diese auf das Individuum zurückführen lassen und somit letztlich wiederum der Entfaltung und der Freiheit des Einzelnen dienen.249 Freilich ließe sich auch gegen dieses Rechtsgutsverständnis der Vorwurf einer gewissen begrifflichen Unbestimmtheit erheben. Denn die Frage welche Güter 242 243 244 245 246 247 248
Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 119. Siehe hierzu auch Neumann, „Alternativen: keine“, 85 (95). Vgl. Kapitel D), II., 1. Mölders, Bestechung und Bestechlichkeit, S. 77. Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (67). Hassemer, FS Kaufmann, 85 (91). Roxin, FS Hassemer, 573 (587); Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (69); Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 138. 249 Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (67 f.).
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für die verfassungsmäßige Stellung und Freiheit des einzelnen Bürgers notwendig sind, bedarf wiederum einer Konkretisierung. Diese definitorischen Unbestimmtheiten sind jedoch allen Erklärungsansätzen zum Rechtsgutsbegriff gemein, da sie der Fundamentalität des Rechtsgutsbegriffs entsprechen. Dieser lässt sich ähnlich wie die Begriffe „Schuldprinzip“ oder „Menschenwürde“ nicht so definieren, dass man aus ihrem Begriff deduktiv sämtliche Anwendungsfälle „more geometrico“ ableiten könnte.250 Dies ist allerdings vor dem Hintergrund, dass sich der Begriff gewissermaßen „von unten“ materialisiert jedoch weit weniger dramatisch, als es seine Skeptiker annehmen. So erhält der Rechtsgutsbegriff seine Konturen insbesondere aus der anerkannten Abgrenzung des Rechtsguts vom Handlungsobjekt, der Unterscheidung von Individual- und Kollektivrechtsgütern und dem Votum für die personale Rechtsgutstheorie.251 Auch die von Roxin252 dargestellten Wirkungen (Folgen) eines gesetzgebungskritischen Rechtsgutsverständnisses ermöglichen es den Begriff des Rechtsguts abgrenzungsscharf zu gestalten und ihn zu konturieren.253
III. Sozialschädlichkeit Wie bereits oben angeklungen, ist weitestgehend anerkannt, dass die Anwendung des Strafrechts zudem auf sozialschädliches Verhalten begrenzt ist.254 Dieser Annahme liegt die Erwägung zugrunde, dass es Zweck des Staates sei diejenigen Bedingungen sicherzustellen, die die Entfaltung der Menschen und Sozialbedingungen ermöglichen.255 Konsequenterweise darf das Strafrecht demnach nur dann eingesetzt werden, „wenn ein bestimmtes Verhalten über sein Verbotensein hinaus in besonderer Weise sozialschädlich und für das geordnete Zusammenleben der Menschen unerträglich, seine Verhinderung daher besonders dringlich ist.“256 Durch das Kriterium der Sozialschädlichkeit ist der Fokus nicht mehr lediglich auf die isolierte Rechtsgutsbeeinträchtigung gerichtet, sondern auch der gesamte, durch Tat, Täter und Opfer bestimmte soziale Kontext wird in den Blick genommen.257 Damit stellt sich die Straftat zwar stets als ein Angriff 250 251 252 253 254 255 256 257
Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 145. Hassemer / Neumann, in: NK-StGB. Vor. § 1 Rn. 145. Vgl. Kapitel D), II., 3., a). Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 13 ff. Statt vieler Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 108. Rudolphi, FS Honig, 151 (157); Schünemann, Die Rechtsgutstheorie, 133 (141 f.). BVerfG, Urteil vom 28.5.1993, BVerfGE 88, 258 = NJW 1993, 1751, 1754. Otto, Grundkurs Strafrecht, § 7 Rn. 51.
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D) Voraussetzungen rechtsgültiger Pönalisierung
gegen ein Rechtsgut dar, gleichermaßen ist sie jedoch auch ein Angriff auf jenes „bonum commune“, sprich auf das Gemeinwohl, das das Zusammenleben vieler in einer Rechtsgesellschaft ermöglicht.258 Nach diesem Verständnis kann ein rechtsgutsverletzendes Verhalten nur dann als strafwürdig gelten, wenn es die enge Dyade von Täter und Opfer überschreitet und somit von Bedeutung für „uns alle“ ist.259 Zusammenfassend lässt sich mithin festhalten, dass nur Gefährdungen und Verletzungen von Rechtsgütern als Ausprägungen der Sozialschädlichkeit angesehen werden dürfen. Das Kriterium der Sozialschädlichkeit dient dabei als eine Art Filter, wenn es darum geht „all diejenigen durch menschliches Verhalten zu beeinträchtigenden Erscheinungen in der sozialen Wirklichkeit aufzuspüren und dem Rechtsgutsbegriff einzufügen, die sich als eine Voraussetzung für das gedeihliche Zusammenleben freier Individuen in unserer staatlichen Gesellschaft erweisen, und von jeden rein moralischen Vorstellungen abzugrenzen, deren Mißachtung keinerlei schädliche Wirkung in der sozialen Wirklichkeit nach sich zieht.“260 Insofern führt auch der BGH aus, dass es nicht Aufgabe des Strafrechts sei, einen moralischen Standard des erwachsenen Bürgers durchzusetzen. Vielmehr solle es lediglich die soziale Ordnung der Gemeinschaft vor groben Störungen und Belästigungen schützen.261
258 259 260 261
Otto, Grundkurs Strafrecht, § 7 Rn. 51. Müller-Dietz, Strafe und Staat, S. 24. Rudolphi, FS Honig, 151 (161 f.). BGH, Beschluss v. 14.3.1972, BGHSt 24, 318, 319 = NJW 1972, 880.
E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs Auf Grundlage dieser Strafwürdigkeitsvoraussetzungen und unter Zugrundelegung der systemkritischen Rechtsgutstheorie als Begrenzungskonzept der Strafgesetzgebung, wird in der Folge zunächst die Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs untersucht. Dafür müssen zunächst die Schutzinteressen des § 265c StGB ermittelt und auf ihre Rechtsgutsqualität hin untersucht werden. Anschließend ist zu prüfen, ob diese Rechtsgüter durch den Sportwettbetrug in sozialschädlicher Weise gefährdet oder verletzt werden. In einem zweiten Schritt ist sodann die Strafwürdigkeit im weiten Sinne (Strafbedürftigkeit) des Sportwettbetrugs zu erörtern.
I. Strafwürdigkeit (im engen Sinn) des § 265c StGB Vor dem Hintergrund der rechtsgutstheoretischen Erkenntnisse des vorherigen Kapitels, gilt es somit zunächst zu ermitteln, welche Rechtsgüter der Gesetzgeber durch die Einführung des § 265c StGB schützen wollte. Zwar hat der Gesetzgeber in seiner Gesetzesbegründung klargestellt, dass der Straftatbestand des Sportwettbetrugs mit dem Vermögen und der Integrität des Sports Rechtsgüter von erheblicher Bedeutung schützen solle.1 Ob es sich bei den durch den Gesetzgeber als Rechtsgüter proklamierten Schutzinteressen allerdings tatsächlich um schutzwürdige Interessen mit Rechtsgutsqualität handelt, muss im weiteren Verlauf dieser Arbeit zunächst geprüft werden. Dabei soll das Hauptaugenmerk der nachfolgenden (Rechtsguts-)Prüfung auf dem Schutzgut der Integrität des Sports liegen. Da es sich bei dem Schutz des Vermögens wohl unstreitig um ein Individualrechtsgut2 handelt, soll auf dieses nur in kursorischer Form eingegangen werden. Das Rechtsgut „Vermögen“ wird mithin hauptsächlich auf seine Tauglichkeit untersucht, die Kriminalisierung des Sportwettbetruges im Allgemeinen sowie die Vorverlagerung des strafrechtlichen Vermögensschutzes durch § 265c StGB im Speziellen zu legitimieren.
1 2
BT-Drs. 18/8831, S. 23. Kindhäuser, in: NK-StGB, § 263 Rn. 12; Kühl, in: Lackner / Kühl, StGB, § 263 Rn. 2; Hefendehl, in: MüKo, StGB, § 263 Rn. 1.
https://doi.org/10.1515/9783110686166-005
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E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
1. Das Vermögen als Rechtsgut des § 265c StGB Bei dem Vermögen handelt es sich, jedenfalls in demokratischen Gesellschaften, um ein anerkanntes Individualrechtsgut. Rechtsgut des § 265c StGB ist es, da im Wettkampfsport erhebliche finanzielle Interessen vorhanden sind und teilweise immense finanzielle Mittel eingesetzt werden um erfolgreich zu sein.3 Nahezu naturgemäß verfolgen dabei alle Beteiligten ihre eigenen Vermögensinteressen. Sowohl die Sportler, Trainer und Vereine, als auch die Sponsoren, Funktionäre und schließlich eben auch die Sportwettanbieter und die Wettteilnehmer wollen ihren Anteil vom „Geschäft Sport“ abbekommen. Ausweislich der Gesetzesbegründung verfolgt der Gesetzgeber mit der Pönalisierung des Sportwettbetruges nach § 265c StGB neben dem Ziel die Integrität des Sports zu schützen, gerade auch den Schutz der vorgenannten Vermögensinteressen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die vorbezeichneten Vermögensinteressen überhaupt einen Rechtsgüterschutz erfordern und ob das Vermögen ein taugliches Rechtsgut des § 265c StGB darstellt. Dafür muss zunächst erörtert werden, inwiefern die oben genannten Beteiligten durch einen Sportwettbetrug überhaupt eine Vermögensgefährdung oder einen Vermögensschaden erleiden, und ob das Vermögen der Beteiligten nicht bereits durch andere Straftatbestände hinreichend vor der Schädigung bzw. der Gefährdung geschützt wird. Anschließend ist ein kritischer Blick auf den vorverlagerten Sondervermögensschutz des § 265c StGB zu werfen und dessen Legitimität zu erörtern. Dabei ist insbesondere die gesetzgeberische These, die Vorverlagerung der Strafbarkeit sei aufgrund der Vergleichbarkeit des § 265c StGB zu anderen anerkannten abstrakten Gefährdungsdelikten gerechtfertigt, kritisch zu hinterfragen.
a) Geschädigte des Sportwettbetrugs Es erscheint zunächst denkbar, dass die Stadionbesucher eines von einem Sportwettbetrug betroffenen Sportereignisses Geschädigte im Sinne des § 265c StGB sind. Diese erwerben die Eintrittskarten mit der Vorstellung ein ergebnisoffenes, manipulationsfreies Sportereignis geboten zu bekommen. Der Vermögensschaden könnte somit in dem aufgewandten Eintrittspreis zu sehen sein. Jedoch dürfte ein Vermögensschaden in solchen Fällen regelmäßig schwer zu fassen sein, da das Sportereignis den Zuschauer jedenfalls unterhalten hat und somit eine Gegenleistung erbracht wurde.4 3 4
Sauer, Stellungnahme, S. 2 (online). Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (94).
E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
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Auch die Vermögensinteressen von Sponsoren von Sportlern oder von Sportvereinen können durch Fälle des Sportwettbetrugs betroffen sein. Die Zahlung von Sponsorengeldern dürfte in der Regel, jedenfalls stillschweigend, an die Bedingung geknüpft sein, dass sich der gesponserte Sportler und/oder Verein redlich verhält und seine volle Leistungsfähigkeit einsetzt, um den sportlichen Wettbewerb zu seinen Gunsten zu entscheiden. Zudem hat der Sponsor einen nicht unerheblichen Imageschaden zu befürchten, wenn von ihm gesponserte Vereine oder Sportler mit Fällen von Sportwettbetrug in Verbindung gebracht werden. Diese sicherlich schutzbedürftigen Vermögensinteressen sind allerdings nicht erst seit Einführung des § 265c StGB strafrechtlich geschützt. Vielmehr waren diese Interessen bereits vorher durch die §§ 263, 263a StGB (Strafbarkeit des Wettmanipulators) strafrechtlich geschützt.5 Betrachtet man das Vermögensinteresse der Veranstalter sportlicher Wettbewerbe, so erscheint es denkbar, dass diese durch Fälle des Sportwettbetruges jedenfalls mittelfristig einen Vermögensschaden erleiden. Ein von Wettbetrugsskandalen unterwanderter Sport kann möglicherweise dazu führen, dass das Zuschauerinteresse auf Dauer nachlässt und die Veranstalter somit weniger Einnahmen generieren können. Ein solcher Zuschauerrückgang soll laut einem Bericht von Interpol in einigen Ländern bei besonders manipulationsträchtigen Sportarten (Cricket, Sumo-Ringen etc.) bereits feststellbar sein.6 Belastbare empirische Daten anhand derer der behauptete Zuschauerrückgang verifiziert werden könnte liefert der Interpol-Bericht allerdings nicht. Doch selbst wenn man einen solchen Zuschauerrückgang als bewiesen ansehen würde, stünde damit nicht zweifelsfrei fest, dass der Zuschauerrückgang allein auf die Fälle des Sportwettbetrugs zurückzuführen ist. Insofern ist Feltes und Kabuth zuzustimmen, wenn sie darauf hinweisen, dass ein solcher monokausaler Zusammenhang zwischen Manipulationshandlung und Zuschauerrückgang vor dem Hintergrund, dass es sich dabei um eine jahrelange Entwicklung handelt und daneben diverse anderer Faktoren (z.B. Gewalt im Stadion) eine Rolle spielen können, schwer nachweisbar sein dürfte.7 Feltes und Kabuth erörtern darüber hinaus zudem einen etwaigen Vermögensschaden für Konkurrenten des manipulierten sportlichen Wettkampfes. Sie lehnen einen solchen allerdings ab, da die Aussicht einen sauberen Wettkampf auf jeden Fall zu gewinnen, aufgrund der mit Sportwettbewerben verbundenen Unwägbarkeiten (Tagesform, Glück, verletzte Spieler etc.) für den Konkurren5 6 7
Vgl. Kapitel C), I., 6. Universität Paris / ICSS, Protecting the Integrity of Sports Competition, S. 38 (online). Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (94).
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E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
ten keine hinreichend konkretisierte vermögenswerte Erwartung8 darstelle.9 Diesem Einwand ist zuzustimmen. Davon unabhängig sind allerdings auch kaum relevante Fallkonstellationen für diese Variante denkbar. Zwar sind Fälle vorstellbar, in denen die Gewinnchance des Konkurrenten durch eine Manipulationshandlung verringert wird. Zu denken wäre beispielsweise an die Manipulation der Spiel- oder Sportausrüstung des Gegners (Vertauschen des Schuhwerks, Auftragen eines falschen Wachses auf einen Skisprungski, Manipulation eines Rennwagens etc.). All diese Manipulationshandlungen werden jedoch zuungunsten des Konkurrenten vorgenommen, sprich um ihm die Gewinnchance zu nehmen. Der Tatbestand des § 265c Abs. 1 u. 2 StGB sieht allerdings ausdrücklich vor, dass die Manipulationshandlung zugunsten des Wettbewerbsgegners beeinflusst werden muss. Die von Feltes und Kabuth angedachten Konstellationen sind somit, unabhängig von der Problematik der fraglichen vermögenswerten Exspektanzen, schon gar nicht vom Tatbestand des § 265c StGB erfasst. Der Gesetzgeber hat die Fälle in denen zuungunsten des Wettbewerbsgegners beeinflusst wird bewusst für nicht tatbestandsmäßig erklärt, da in derartigen Fällen der Vorteilsnehmer gerade ein wettbewerbsgerechtes Verhalten an den Tag lege.10 Dabei ging es dem Gesetzgeber bei dem Tatbestandsmerkmal „zugunsten des Wettkampfgegners“ wohl in erster Linie darum, das Versprechen von Siegprämien nicht zu erfassen und somit Leistungsanreize für rechtmäßiges Verhalten nicht dem Tatbestand des § 265c StGB zu unterwerfen.11 Betrachtet man die tatbestandliche Beschränkung auf Manipulationen zugunsten des Wettbewerbsgegners vor dem Hintergrund des angestrebten Schutzzweckes, nämlich die „Unvorhersehbarkeit des Ausgangs eines Wettkampfes“ zu schützen, weiß diese Beschränkung jedoch nicht zu überzeugen. Die vorstehend genannten Beispiele der Beeinträchtigung zu Ungunsten des Konkurrenten haben gezeigt, dass die Unvorhersehbarkeit des sportlichen Wettbewerbs auch in derartigen Konstellationen durchaus gefährdet ist. Folglich stellt sich ein solches Verhalten auch dann ersichtlich als wettkampffremd, sprich als ein Verhalten das nicht „im Sinne des sportlichen Wettbewerbs ist“,12 dar, wenn es zu eigenen Gunsten erfolgt.13 Insofern ist der Kritik Kracks zuzustimmen, wonach die Begrenzung des § 265c StGB 8 9 10 11 12 13
Hierzu umfassend und grundlegend: Hefendehl, Vermögensgefährdung und Exspektanzen, S. 199 ff. Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (94). BT-Drs. 18/8831, S. 16. BT-Drs. 18/8831, S. 16. BT-Drs. 18/8831, S. 16. Krack, ZIS 2016, 540 (547).
E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
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auf Beeinflussungen zugunsten des Wettkampfgegners fehlerhaft sei und der Anwendungsbereich des § 265c StGB entsprechend hätte erweitert werden müssen, um dem Ziel die „Unvorhersehbarkeit des Ausgangs eines Wettkampfes“ zu schützen gerecht werden zu können.14 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Gewinnaussichten eines Konkurrenten aufgrund der sporttypischen fehlenden Konkretisierbarkeit und Unsicherheit des Erfolgseintritts schon keine schutzbedürftigen- und vermögenswerten Exspektanzen darstellen würden. Davon unabhängig unterfallen die Gewinnaussichten des Konkurrenten auch nicht dem Schutz des Tatbestandes des § 265c StGB, da der Gesetzgeber, m.E. wenig konsequent, nur Beeinträchtigungen zugunsten des Wettbewerbsgegners erfassen wollte. Schließlich kommen sowohl der Wettspieler als auch der Wettanbieter als Geschädigte des Sportwettbetruges in Betracht. Fraglich ist jedoch, ob deren Vermögensinteressen überhaupt einen über die §§ 263, 263a StGB hinausgehenden Rechtsgüterschutz erfordern. Wie bereits oben dargestellt,15 konnten die Vermögensinteressen der Wettbeteiligten auch vor Einführung des § 265c StGB in ausreichendem Maße durch die gefestigte Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes und dessen extensiven Auslegung des Betrugstatbestands geschützt werden.16 Das Vermögen aller potenziellen Geschädigten des Sportwettbetruges wurde daher bereits durch die §§ 263, 263a StGB hinreichend strafrechtlich geschützt. Einen weitergehenden Schutz durch § 265c StGB hätte es insofern nicht bedurft. Die bei der praktischen Anwendung des allgemeinen Betrugstatbestandes beim Vermögensschaden aufgetretenen Beweis- und Nachweisschwierigkeiten, haben dem Gesetzgeber ausweislich der Gesetzesbegründung erkennbar als Anstoß gedient, die Bekämpfung des Sportwettbetruges durch Einführung des § 265c StGB zu intensivieren und zu erleichtern.17 Reagiert hat der Gesetzgeber mit einer Vorverlagerung der Strafbarkeit und dem damit einhergehenden Verzicht auf das Erfordernis eines Vermögensschadens als Tatbestandsmerkmal des Sportwettbetruges. Damit stellt der Gesetzgeber allein auf die Manipulationsabrede (Unrechtsvereinbarung) ab und schafft dadurch de facto einen Sonderschutz für die Vermögensinteressen der Geschädigten des Sportwettbe14 15 16 17
Krack, ZIS 2016, 540 (546 f.). Vgl. Kapitel C), I., 6. So auch, DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 8 (online); DRB, Stellungnahme Nr. 2/2016, S. 2 f. (online); Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (94); Tsambikakis, StV 2018, 319 (323); anderer Ansicht hingegen Sauer, Stellungnahme, S. 3 (online). BT-Drs. 18/8831, S. 1, 11.
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E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
trugs.18 Dies führt zwangsläufig zu der Frage, nach der Rechtfertigung und Erforderlichkeit eines derart vorverlagerten Schutzes des Individualvermögens.
b) Vorverlagerung des Vermögensschutzes und Sonderschutz für bestimmte Vermögensinteressen beim Sportwettbetrug Der Gesetzgeber hat den Straftatbestand des Sportwettbetrugs sowohl hinsichtlich seiner Bezeichnung, als auch seiner dogmatischen Struktur bewusst an die §§ 264, 264a, 265b, 299, 331 ff. StGB angelehnt.19 Wie der § 265c StGB verzichten diese Tatbestände ebenfalls auf das Vorliegen eines Vermögensschadens und verlagern als abstrakte Gefährdungsdelikte die Strafbarkeit vor, indem sie bereits Verhaltensweisen erfassen, die sich ansonsten im Vorfeld des strafbaren Versuchsstadiums bewegen. Damit etablieren alle vorgenannten Straftatbestände einen Sonderschutz für bestimmte Vermögensinteressen. Problematisch ist dies, da beispielsweise im Falle des Sportwettbetrugs somit die Vermögensinteressen der am Sportwettbetrug beteiligten Personen und Unternehmen durch § 265c StGB frühzeitiger und intensiver geschützt werden als die üblichen Vermögensinteressen anderer Vermögensträger im Rahmen des allgemeinen Betrugstatbestandes (§ 263 StGB). Ein auf diese Weise geschaffener punktueller Sonderschutz für bestimmte Vermögensinteressen kann durchaus als „Zwei-Klassen-Vermögensschutz“ bezeichnet werden.20 Wie gesehen hat sich der Gesetzgeber zur Rechtfertigung der Vorverlagerung der Strafbarkeit auf die Vergleichbarkeit des § 265c StGB mit den vorgenannten Straftatbeständen berufen. Es ist jedoch fraglich, weshalb der Schutz der von § 265c StGB tangierten Vermögensinteressen ebenso schutzwürdig sein soll wie der Schutz der vergleichsweise herangezogenen §§ 264, 264a, 265b, 299, 331 ff. StGB.
aa) Vergleichbarkeit des § 265c StGB mit anderen Vorfelddelikten Um diese Frage beantworten zu können, muss zunächst erörtert werden, welche Rechtsgüter von den vergleichsweise herangezogenen Straftatbeständen geschützt werden. Des Weiteren ist es unerlässlich sich mit der jeweiligen Begründung der Vorverlagerung der Strafbarkeit auseinanderzusetzen. Denn erst wenn dargelegt ist zu welchem Zwecke die vorgenannten Straftatbestände die Strafbarkeit vorverlagern, kann geprüft werden, ob für den Sportwettbetrug 18 19 20
So auch Krack, ZIS 2016, 540 (544). Bt-Drs. 18/8831, S. 15. Anastasopoulou, FS Roxin zum 80. Geburtstag, 1927 (1937).
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eine vergleichbare Interessenlage vorliegt. Die nachfolgenden Darstellungen der vergleichsweise herangezogenen Straftatbestände erfolgt dabei lediglich in komprimierter Form und verfolgen ausschließlich den Zweck eine anschließende Prüfung der Vergleichbarkeit mit § 265c StGB zu ermöglichen. Der Blick in die einschlägige Literatur und Kommentierung zu diesen Sondertatbeständen verdeutlicht recht schnell, dass bereits die Frage nach dem Rechtsgüterschutz jeweils höchst umstritten ist. aaa) Subventionsbetrug – § 264 StGB Während beispielsweise Teile der Literatur das staatliche Vermögen als alleiniges Schutzgut des Subventionsbetruges (§ 264 StGB) ansehen,21 stellt für andere das Allgemeininteresse an einer wirksamen staatlichen Wirtschaftsförderung das vorrangig geschützte Rechtsgut des § 264 StGB dar.22 Nach der wohl h.M. besitzt § 264 StGB hingegen eine doppelte Schutzrichtung und schützt sowohl das staatliche Vermögen, als auch das Allgemeininteresse an einer wirksamen staatlichen Wirtschaftsförderung.23 Neben der offenen Frage nach dem von § 264 StGB geschützten Rechtsgütern, ist zudem auch die Ausgestaltung des § 264 StGB als abstraktes Gefährdungsdelikt auf Kritik gestoßen. Bereits im Gesetzgebungsverfahren sind von Teilen der Literatur Zweifel an der Legitimität einer solchen Strafbarkeitsvorverlagerung geäußert worden. Und auch heute ist noch immer umstritten, ob die Rechtsgüter des § 264 StGB eine derartige Vorverlagerung der Strafbarkeit rechtfertigen können.24 Kritiker weisen darauf hin, dass der Subventionsbetrug in erster Linie aus rein pragmatischen Gründen eingeführt worden sei. So sollten durch die Einführung des § 264 StGB und den Verzicht auf den Eintritt eines Vermögensschadens Beweisschwierigkeiten im Rahmen des objektiven und vor allem des subjektiven Tatbestands des § 263 StGB ausgeräumt werden.25 Zudem sei bislang weder die besondere Schutzwürdigkeit der öffentlichen Hand noch die besondere Sozialschädlichkeit der Beeinträchtigung der Vermögensinteressen der öffentlichen Hand dargetan worden.26 21 22 23 24 25 26
Hellmann, in: NK-StGB, § 264 Rn. 10; Fischer, § 264 Rn. 2b. Heger, in: Lackner / Kühl, § 264 Rn. 1; Wohlers / Mühlbauer, in: MüKo-StGB, § 264 Rn. 8; Momsen / Laudien, in: BeckOK-StGB, § 264 Rn. 4. Perron, in: Schönke / Schröder, StGB, § 264 Rn. 4 m.w.N.; Sannwald, Rechtsgut und Subventionsbegriff, S. 65. Wohlers / Mühlbauer, in: MüKo-StGB, § 264 Rn. 15 ff. Hellmann, in: NK-StGB, § 264 Rn. 5; Fischer, § 264 Rn. 2a; Perron, in: Schönke / Schröder, StGB, § 264 Rn. 2. Wohlers / Mühlbauer, in: MüKo-StGB, § 264 Rn. 18.
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Für die Legitimität einer solchen Strafbarkeitsvorverlagerung lässt sich allerdings im Fall des Subventionsbetrugs vorbringen, dass es sich bei Subventionen um staatliches Umlaufvermögen handelt, welches in einem dem öffentlichen Interessen entsprechenden Sinne verwendet werden soll. § 264 StGB soll demnach verhindern, dass staatliche Mittel fehlgeleitet werden und somit die staatliche Planung durchkreuzt und der im Allgemeininteresse verfolgte Zweck vereitelt wird.27 Insofern stellt die Institution der Subvention ein wichtiges, schutzwürdiges Instrument staatlicher Lenkung dar,28 und ist als solches geeignet ist Vorverlagerung der Strafbarkeit zu legitimieren. bbb) Kapitalanlagebetrug – § 264a StGB Selbiges gilt für den Kapitalanlagebetrug nach § 264a StGB. Dieser schützt nach nahezu einhelliger Auffassung das Vermögen der Kapitalanleger. Die wohl h.M. weist dem Tatbestand jedoch eine doppelte Schutzrichtung zu. Neben dem Vermögen der Anleger sieht sie auch die Funktionsfähigkeit des Kapitalanlagemarktes bzw. das Vertrauen der Anleger in sein von groben Regelverstößen freies Funktionieren als überindividuelles Rechtsgut des § 264a StGB an.29 Auch hinsichtlich des § 264a StGB werden Zweifel an der Zulässigkeit der Vorverlagerung der Strafbarkeit geäußert. Die Legitimität der Vorverlagerung lässt sich im Falle des Kapitalanlagebetruges allerdings wie folgt begründen: Der Kapitalanlagemarkt hat die Funktion den Unternehmen langfristig Gelder zur Verfügung zu stellen und den Anlegern Rendite und kurzfristige Verfügbarkeit zu garantieren. Er nimmt daher in der Marktwirtschaft eine nicht lediglich periphere Rolle ein. Um diese Funktion erfüllen zu können, muss der Kapitalanlagemarkt effizient ausgestaltet sein.30 Dies ist wiederum nur der Fall, wenn die Allgemeinheit den kapitalanlagerelevanten Informationen in Prospekten vertrauen kann, ohne diese jedes Mal auf ihre Echtheit/Richtigkeit überprüfen zu müssen.31 Das Prospekt hat auf dem Kapitalmarkt schon lange die Rolle eines persönlichen Vertrauens übernommen.32 Garantieren die Pros27 28 29
30 31 32
BT-Drs. 7/5291, S. 3 f.; a.A. Wohlers / Mühlbauer, in: MüKo-StGB, § 264 Rn. 18. Perron, in: Schönke / Schröder, StGB, § 264 Rn. 4. Siehe hierzu nur: BGH, Urteil v. 24.6.2014, Rn. 31 = NZG 2014, 949, 951; Fischer, StGB § 264 a Rn. 2; Heger, in: Lackner / Kühl, § 264 a Rn. 1; Perron, in: Schönke / Schröder, StGB, § 264 a Rn. 1; Tiedemann / Vogel, in LK-StGB, Bd. 9, § 264 a Rn. 22 f.; Weber, NStZ 1986, 481 (486). Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S. 269. Bottke, Zur Legitimität des Wirtschaftsstrafrechts, 109 (121 f.). Schünemann, GA 1995, 201 (212).
E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
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pekte nun nicht mehr die kapitalanlagerelevanten Informationen, wird das schutzwürdige Vertrauen des Anlegers in den Kapitalmarkt untergraben.33 Dadurch, dass bereits die Verbreitung unrichtiger vorteilhafter Angaben in Emissionsprospekten strafrechtlich durch § 264a StGB erfasst wird, greift das Strafrecht bereits vor der täuschungsbedingten Vermögenshingabe des Verfügenden ein.34 Die Legitimität der Vorverlagerung der Strafbarkeit ergebe sich laut Hefendehl zudem bereits aus dem Umstand, dass mit den umschriebenen Tathandlungen der Bereich der strafrechtsfreien Privatsphäre bereits verlassen sei.35 ccc) Kreditbetrug – § 265b StGB Der vom Gesetzgeber ebenfalls vergleichsweise herangezogenen Tatbestand des Kreditbetrugs (§ 265b StGB) ist ebenfalls keinesfalls unumstritten. Bei der Einführung des Kreditbetrugs durch das 1. WiKG verfuhr der Gesetzgeber erneut nach dem, für die Schaffung von abstrakten Gefährdungsdelikten, bekannten und „bewährten“ Muster. Abermals verzichtete er auf das Erfordernis eines Vermögensschadens, verlagerte die Strafbarkeit mithin vor und gestaltete § 265b StGB somit als abstraktes Gefährdungsdelikt aus. Diesen Weg wählte der Gesetzgeber ausweislich der Gesetzesbegründung, wie schon bei der Einführung des Subventionsbetruges, um Beweisschwierigkeiten der Strafrechtspraxis im Rahmen der Betrugsprüfung von Kredit- und Darlehensbetrügereien zu umgehen.36 In seiner Gesetzesbegründung nannte der Gesetzgeber sowohl „das Vermögen der Kreditgeber“, als auch „das Funktionieren des Kreditwesens insgesamt“ als Rechtsgüter des § 265b StGB.37 Ob jedoch tatsächlich beide genannten Schutzinteressen taugliche Rechtsgüter des Kreditbetruges darstellen ist in der Literatur bis heute umstritten.38 Während Teile der Literatur und der BGH, wie der Gesetzgeber, von einem doppelten Rechtsgüterschutz des § 265b StGB ausgehen39, wird von einem Teil der Literatur vertreten, dass allein das Vermögen des Kreditgebers als
33 34 35 36 37 38 39
Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S. 270; kritisch hierzu Worms, in: Assman / Schütze, Handbuch des Kapitalanlagerechts, § 11 Rn. 21–23. Schünemann, GA 1995, S. 212 f. Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S. 271. BT-Drs. 7/3441, S. 18. BT-Drs. 7/3441, S. 18; BT-Drs. 7/5291, S. 14. Ausführlich zum Meinungsstand: Brodmann, Kreditbetrug, S. 17 ff. BGH, Urteil v. 8.10.2014, Rn. 42 = BGH, NJW 2015, 423 (424); Bottke, wistra 1991, 1 (7); Heger, in: Lackner / Kühl, § 265b Rn. 1; Perron, in: Schönke / Schröder, StGB, § 265b Rn. 3; Tiedemann, in: LK-StGB, Bd. 9, § 265 b Rn. 10.
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E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
Rechtsgut des § 265b StGB in Betracht komme.40 Begründet wird diese Auffassung zuvorderst damit, „dass die Vorschrift nur einen (wichtigen, aber keineswegs den überwiegenden) Teil des Kreditgeschäftes erfasse“41. Durch einzelne Tathandlungen könne das überindividuelle Rechtsgut „Funktionieren des Kreditwesens“ jedoch weder verletzt noch konkret gefährdet werden. Zudem würde die Allgemeinheit die Funktionsfähigkeit des Kreditverkehrs selbst bei einer Vielzahl von Kreditbetrügereien dann nicht in Frage stellen, wenn auf dem Markt nach wie vor Kredite angeboten werden würden.42 Dieser Ansicht lässt sich zum einen entgegenhalten, dass der Kredit nach heutiger Auffassung von Wirtschafts- und Wirtschaftsverwaltungswissenschaft als Kapitallenkungsmittel gewichtige volkswirtschaftliche Funktionen hat.43 Durch Kreditbetrügereien größeren Ausmaßes kann das Kreditwesen insgesamt gefährdet oder erschüttert werden, was nach Meinung von Tiedemann, nahezu zwangsläufig dazu führen müsse, dass die Volkswirtschaft als solche in Mitleidenschaft gezogen werde.44 Zum anderen, hat auch das Bundesverfassungsgericht das Kreditwesen bereits als überindividuelles Rechtsgut bezeichnet. Als solches schütze es elementare Werte des Gemeinschaftslebens.45 Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass sich die Funktionsfähigkeit des Kreditwesens aufgrund ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung mit guten Argumenten als Rechtsgut des Kreditbetrugs bezeichnen lässt und als Legitimierung der strafrechtlichen Vorverlagerung dienen kann. ddd) Vorteilsnahme und Bestechlichkeit im Amt – §§ 331 ff. StGB Wie gesehen orientiert sich der Straftatbestand des Sportwettbetruges hinsichtlich seiner dogmatischen Strukturen an den Korruptionsdelikten der §§ 299, 331 ff. StGB. Auch diese Straftatbestände verlagern die Strafbarkeit vor. Als von den §§ 331 ff. StGB geschützte Rechtsgüter werden die Lauterbarkeit des öffentlichen Dienstes und das Vertrauen der Allgemeinheit in diese Lauterbarkeit, das heißt in die Unkäuflichkeit von Hoheitsträgern und in die Sachlichkeit
40 41 42 43 44 45
Fischer, § 265b Rn. 3; Hellmann, in: NK-StGB, § 265b Rn. 9; Park, in: Park, Kapitalmarktstrafrecht, § 265b Rn. 2. Fischer, § 265b Rn. 3. Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter im Strafrecht, S. 262. Tiedemann, in: LK-StGB, Bd. 9, § 265b Rn. 17. Tiedemann, in: LK-StGB, Bd. 9, § 265b Rn. 17.; BT-Drs. 7/5291, S. 3. BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, BVerfGE 90, 145, 204 = NJW 1994, 1577 (1586).
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und Unparteilichkeit staatlicher Entscheidungen angesehen.46 Ausreichend für eine Strafbarkeit nach den §§ 331 ff. StGB ist bereits, dass der Anschein der Korrumpierbarkeit entsteht. Danach ist es für die Strafbarkeit unerheblich, ob Vorteilsnehmer oder Vorteilsgeber überhaupt den für eine korruptive Absprache nötigen Partner finden und ob der Vorteilsnehmer die angebotene Dienstpflichtverletzung tatsächlich begehen möchte.47 Legitimiert wird diese Vorverlagerung der Strafbarkeit dadurch, dass die §§ 331 ff. StGB dem Institutionenschutz dienen. Bereits durch den Anschein der Bestechlichkeit wird das Vertrauen der Bürger in die Lauterbarkeit des öffentlichen Dienstes erheblich gefährdet, denn die grundsätzliche Abnahmebereitschaft der Bürger ist Funktionsvoraussetzung der Verwaltung.48 eee) Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr – § 299 StGB Auch bei § 299 StGB handelt es sich um ein abstraktes Gefährdungsdelikt, da es auf den Eintritt eines Vermögensvorteils oder eines konkret gefährlichen Zustandes nicht ankommt.49 Nach h.M. wird durch den § 299 StGB, der die Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr unter Strafe stellt, vorrangig der lautere (faire) Wettbewerb als institutionelles Allgemeinrechtsgut geschützt.50 Daneben sollen zumindest mittelbar auch die Vermögensinteressen der Mitbewerber als Rechtsgut von § 299 StGB geschützt werden.51 Die Vorschrift dient folglich sowohl dem Interesse der Allgemeinheit an der Sicherung des freien Wettbewerbs in seiner sozialen und rechtlichen Bedeutung für die Gesellschaft als Ganzes, als auch dem Schutz der einzelnen Betroffenen.52 Auch im Rahmen des § 299 StGB ist die Vorverlagerung der Strafbarkeit durchaus umstritten. Laut Krack spricht gegen die Vorverlagerung der Straf46 47 48 49 50 51 52
Fischer, § 331 Rn. 2; Korte, in: MüKo-StGB, § 331 Rn. 2–9; Heine / Eisele, in: Schönke / Schröder, StGB, § 331 Rn. 9; Heger, in: Lackner / Kühl, § 331 Rn. 1; Haft, NJW 1995, 1115, (1116 f.); Sowada, in: LK-StGB, Bd. 13, Vor. § 331 Rn. 29 ff. Krack, ZIS 2016, 540 (546). Loos, FS Welzel, 879 (888 ff.). Dannecker, in: NK-StGB, § 299 Rn. 21; Fischer, § 299 Rn. 3; Heine / Eisele, in: Schönke / Schröder, StGB, § 299 Rn. 2. BGH, Urteil v. 9.8.2006, Rn. 84 = NJW 2006, 3290 (3298); Krick, in: MüKo-StGB § 299 Rn. 2; Fischer, § 299 Rn. 2; Heger, in: Lackner / Kühl § 299 Rn. 1; Heine / Eisele, in: Schönke / Schröder, StGB, § 299 Rn. 2; Tiedemann, in: LK-StGB, Bd. 10, § 299 Rn. 1. Momsen / Laudien, in: BeckOK-StGB, § 299 Rn. 4–5; Dannecker, in: NK-StGB, § 299 Rn. 12; Fischer, § 299 Rn. 2; Tiedemann, in: LK-StGB, Bd. 10, § 299 Rn. 1. Krick, in: MüKo-StGB, § 299 Rn. 2.
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barkeit, dass die wirtschaftlichen Schäden, um die es beim Schutz des freien Wettbewerbs in § 299 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 Nr. 1 StGB geht, weitgehend erst dann auftreten, wenn es tatsächlich zu einer unlauteren Beeinträchtigung des Wettbewerbs gekommen sei. Zwar räumt er ein, dass auch bereits der Anschein einer Korruption negative Auswirkungen in der Privatwirtschaft haben könnten. Allerdings bestünde kein mit dem Bereich der staatlichen Verwaltung vergleichbares Vertrauen, da es den Beteiligten in der freien Wirtschaft in erster Linie um den persönlichen wirtschaftlichen Vorteil ginge, während die §§ 331 ff. StGB in erster Linie dem Schutz des Gemeinwohls dienen würden.53 Der Anspruch mit dem der Bürger der dem Gemeinwohl dienenden Verwaltung gegenüber träte sei, nach Dannecker, insofern nicht vergleichbar mit den Erwartungen mit denen sich Personen am Wirtschaftsleben beteiligen.54 Als Argument für eine Vorverlagerung der Strafbarkeit lässt sich hingegen die immense Bedeutung des lauteren Wettbewerbs anführen. Der Grundsatz des freien Wettbewerbs gilt als grundlegendes Steuerungsprinzip der Marktwirtschaft.55 Ein lauterer, fairer Markt stelle laut Dannecker eine funktional formalisierte Freiheitssphäre dar, die geachtet werden müsse, damit sich individuelle Freiheit entfalten könne.56 Da Korruptionen demnach die Möglichkeiten der Beteiligten sich im Wettbewerb frei und gleichberechtigt zu entfalten gefährden, lässt sich durchaus vorbringen, dass es Aufgabe des Staates ist die Bedingungen für einen lauteren Wettbewerb zu garantieren. Schließlich beanstandet auch der BGH die Vorverlagerung der Strafbarkeit nicht. Vielmehr führt er aus, dass „keine objektive Schädigung eines Mitbewerbers eingetreten sein [muss]“, da das Schutzgut des § 299 StGB die strafwürdige Störung des Wettbewerbs sowie die abstrakte Gefahr sachwidriger Entscheidungen sei.57
bb) Stellungnahme zur Vergleichbarkeit der Vorfelddelikte Die vorgenannten Straftatbestände dienen, wie aufgezeigt, dem Schutz des aus öffentlichen Mitteln schöpfende Subventionswesen (§ 264), der Funktionsfähigkeit des Kapitalanlagemarktes bzw. dem Vertrauen der Anleger in sein von groben Regelverstößen freies Funktionieren (§ 264a), der Funktionsfähigkeit der Kredit- und Volkswirtschaft (§ 265), dem lauteren Wettbewerb (§ 299) und 53 54 55 56 57
Krack, ZIS 2016, 540 (546). Lüderssen, FS Tiedemann, 2008, 889 (890). Vertiefend hierzu Hoppmann, Das Konzept der optimalen Wettbewerbsintensität. Dannecker, FS Tiedemann, 789 (794 f.). BGH, Urteil v. 9.8.2006, Rn. 84 = NJW 2006, 3290 (3298).
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der Lauterbarkeit des öffentlichen Dienstes und des Vertrauens der Allgemeinheit in diese Lauterbarkeit (§ 331 ff.). Damit dienen sie allesamt wichtigen Rechtsgütern der Allgemeinheit. Trotz durchaus bestehender Uneinigkeiten in der Literatur, kann durch diesen Schutz sehr bedeutender Allgemeinrechtsgüter die Vorverlagerung der Strafbarkeit zumindest vertretbar begründet werden, weil sie Bereiche betreffen die Funktionsbedingung der modernen Gesellschaft sichern und daher für die Gesamtgesellschaft wichtig sind.58 Durch sie wird jeweils ein Vertrauen der Allgemeinheit geschützt, welches handlungsleitend ist. Diese Straftatbestände sollen verhindern, dass die Betroffenen aufgrund fehlenden Vertrauens in staatlich regulierte Institutionen, grundrechtlich geschützte Verhaltensweisen wirtschaftlicher Betätigung unterlassen (z.B. Rückzug der Anleger vom Kapitalmarkt).59 § 265c StGB dient hingegen nicht dem Schutz eines derartig wichtigen Allgemeinrechtsguts. Vielmehr soll er wohl in erster Linie die Vermögensinteressen der an einer Sportwette beteiligten Personen und Unternehmen und das Gewerbe der Sportwettanbieter als solches und mithin Privatinteressen schützen. Zwar soll daneben auch die Integrität des Sports als Allgemeinrechtsgut geschützt werden. Allerdings verdeutlicht bereits die Verortung des Sportwettbetrugs im 22. Abschnitt, dass § 265c StGB vom Gesetzgeber schwerpunktmäßig als vermögenschützend angesehen wird.60 Doch selbst wenn man in dem Schutzgut der Integrität des Sports – was noch zu untersuchen sein wird – ein Allgemeinrechtsgut erblicken will, verbleiben erhebliche Zweifel, ob es sich beim Sport um eine Institution handelt, die einen gleichgelagerten strafrechtlichen Schutz rechtfertigt wie die vorgenannten Allgemeinrechtsgüter der §§ 264, 264a, 265b, 299, 331 ff. StGB. Diese Zweifel gründen auf der, im Vergleich zum wirtschaftlichen Wettbewerb, deutlich geringeren gesamtgesellschaftlichen Relevanz der Integrität des Sports. Seine wesentliche Bedeutung für die Gesellschaft erlangt der Sport als Quelle für Unterhaltung und Freizeitvergnügen61. Dadurch bleibt er erkennbar hinter der Bedeutung des wirtschaftlichen Wettbewerbs zurück.62 Deutlich wird dies, wenn man sich die Folgen von Manipulationen des wirtschaftlichen Wettbewerbs einerseits und der
58 59 60 61 62
BRAK, Stellungnahme, Nr. 8/2016, S. 5 (online). Hefendehl, Expertentreffen (online). Satzger, JURA 2016, 1142 (1153); Swoboda / Bohn, JuS 2016, 686 (689); Tsambikakis, StV 2018, 319 (321 ff.); anders hingegen Jansen, GA 2017, 600 (601); Kubiciel, jurisPR-StrafR 3/2016, Anm. 1, S. 2; Reinhardt, SpuRt 2016, 235 (237). BRAK, Stellungnahme, Nr. 8/2016, S. 5 (online). Hefendehl, Expertentreffen (online); Jansen, GA 2017, 600 (607).
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Folge von manipulierten Sportwettbewerben andererseits für die Gesellschaft vergegenwärtigt. In der Wirtschaft wird beispielsweise durch die Bildung von Preiskartellen die Wahlfreiheit des Konsumenten oder durch unlautere Verhaltensweisen die Kaufentscheidung des Konsumenten so beeinträchtigt, dass nicht mehr das beste Produkt abgenommen und der Konsument damit letztlich benachteiligt wird.63 Die Bildung von Kartellen, Missbräuchen oder unlautere Verhaltensweisen führen regelmäßig zu nachteiligen Konsequenzen für den Konsumenten, insbesondere indem die Preise steigen oder die Qualität oder Quantität des Angebots sinkt. Bei der Manipulation von Sportwettbewerben zum Zwecke illegaler Wettgewinne sind derartig weitreichende Folgen für die Gesellschaft hingegen nicht zu befürchten. Dem Zuschauer – als Konsument des Sports – steht es vielmehr grundsätzlich frei, welche Konsequenzen er aus der Manipulation von Sportwettbewerben zieht. So kann er sich gänzlich vom Sport abwenden oder sich lediglich einer anderen Sportart zuwenden. Selbstverständlich verbleibt ihm aber auch die Handlungsmöglichkeit der manipulierten Sportart weiterhin zu folgen und gegebenenfalls seine Erwartungshaltung an den Sport zu verändern. Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen dem wirtschaftlichen und dem sportlichen Wettbewerb ist die Bedeutung der Institutionen hinsichtlich der Erfüllung ihrer jeweiligen institutionellen Funktionen. Die dem Sport zugeschriebenen Funktionen64, namentlich das Erlernen des Umgangs mit Niederlagen, das Einhalten von Spielregeln, die Förderung der Integration und Identifikation sowie die Vermittlung von Werten wie Fairness und Chancengleichheit, können auf andere Weise ebenfalls erreicht werden. Der Umgang mit Siegen und Niederlagen, Chancengleichheit und das Einhalten von Spielregeln lassen sich anhand von Gesellschaftsspielen beispielsweise genauso erlernen wie die Bedeutung von Fairness und Teamgeist anhand des gemeinsamen Musizierens65. Diese Werte und Funktionen sind keineswegs nur dem Sport originär. Vielmehr findet eine Sozialisierung hinsichtlich dieser Werte idealerweise bereits im Kindesalter in Kindergarten und Schule statt. Auch die Identifikations- und Integration kann auf zahlreichen sportfernen Wegen gefördert werden.66
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Hierzu und zum Folgenden: Jansen, GA 2017, 600 (607). BT-Drs. 18/8831, S. 10. Tsambikakis, StV 2018, 319 (322). Jansen, GA 2017, 600 (607 f.).
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Etwas anderes gilt hingegen für den wirtschaftlichen Wettbewerb. Diesem wird, neben den originären wirtschaftlichen Funktionen wie dem effizienten Einsatz der Ressourcen67, der Lenkung der Produktionsfaktoren in ihrer effizientesten Verwendungsart68 und der Entwicklungs- und Fortschrittsfunktion69, auch die Funktion zugesprochen, der Freiheit der beteiligten Akteure zu dienen70 und eine wirtschaftliche Machtstellung zu verhindern71. Für die Erfüllung dieser Funktionen stellt der wirtschaftliche Wettbewerb das einzige Mittel dar, welches gleichzeitig den Akteuren weitestgehend Freiheit zusichert. Anders als beim Sport, lässt sich der Wettbewerb somit nicht ohne schwerwiegende gesamtgesellschaftliche Konsequenzen hinwegdenken. Denn als Alternative verbliebe dann eine Planwirtschaft, die sich bereits in der Vergangenheit nicht bewährt hat.72 Es lässt sich somit feststellen, dass die „Rechtsgüter“ des § 265c StGB kein vergleichbar wichtiges Allgemeinrechtsgut schützen, wie die vom Gesetzgeber zur Begründung der Vorverlagerung der Strafbarkeit vergleichsweise herangezogenen abstrakten Gefährdungsdelikte.73 Schließlich sollte man sich vergegenwärtigen, dass der § 265c StGB mit den Sportwetten-Sektor einen Bereich schützt, der aufgrund seines erheblichen Schädigungspotenzials (Spielsucht) einer staatlichen Aufsicht und Regulierung bedarf und bei dem staatliche Monopole und Werbeverbote hierzulande erst kürzlich aufgrund europarechtlicher Vorgaben aufgegeben bzw. eingegrenzt werden mussten.74 Obendrein verdeutlicht ein Beispiel von Krack, dass ein Sondervermögensschutz beim Sportwettbetrug zu abstrusen und nicht nachvollziehbaren Ergebnissen führt. So ist mit Einführung des § 265c StGB nunmehr bereits die korruptive Verabredung der Vorbereitung eines Sportwettbetrugs (Wetteinsatz bspw. 100 €) strafbar, während die Verabredung zu einem
67 68 69 70 71 72 73 74
Kerber / Schwalbe in MüKO, Europäisches und Deutsches Wettbewerbsrecht, Einleitung, Rn. 133. Bunte / Stancke, Kartellrecht, S. 8. Herdzina, Wettbewerbspolitik, S. 19, 24. Bunte / Stancke, Kartellrecht, S. 9. Bunte / Stancke, Kartellrecht, S. 9. Jansen, GA 2017, 600 (608). BRAK, Stellungnahme, Nr. 8/2016, S. 5 (online); Saliger, Expertentreffen (online); Satzger, JURA 2016, 1142 (1153); DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 5 f. (online). DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 5 f. (online).
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Milliardenbetrug in einem anderen Bereich straflos bleiben muss. Denn § 30 Abs. 2 StGB findet für den Betrug als Vergehen keine Anwendung.75
c) Zwischenergebnis Die vorstehende Untersuchung hat somit ergeben, dass das Vermögen kein taugliches Rechtsgut des § 265c StGB ist und ihn folglich nicht zu legitimieren vermag. Die Vermögensinteressen der an Sportwetten beteiligten Personen und Unternehmen sind wie aufgezeigt bereits vor Einführung des § 265c StGB durch den allgemeinen Betrugstatbestand des § 263 StGB und den Tatbestand des Computerbetruges (§ 263a StGB) hinreichend geschützt worden. Eines weitergehenden, gar die Strafbarkeit vorverlagernden, Tatbestandes hätte es daher nicht bedurft. Insofern ist Hefendehl zuzustimmen, der bereits im Vorfeld des Gesetzgebungsverfahrens zu § 265c StGB darauf hingewiesen hatte, dass die vom Gesetzgeber ausfindig gemachten (vermeintlichen) Strafbarkeitslücken unter der Prämisse hinzunehmen seien, dass das Vermögensstrafrecht Grenzen habe, nicht hingegen an seine Grenzen stoße.76 Ferner hat sich gezeigt, dass der Versuch des Gesetzgebers, die Vorverlagerung des strafrechtlichen Vermögensschutzes durch einen Vergleich mit anderen Sonderstraftatbeständen zu legitimieren, gleich an zwei Stellen kränkelt. Zum einen ist deutlich geworden, dass die Vorverlagerung der Strafbarkeit auch bei den vergleichsweise herangezogenen Tatbeständen teilweise heftig kritisiert wird. Im Zentrum der Kritik steht dabei der Vorwurf, dass eine solche strafrechtliche Vorverlagerung zu häufig letztlich aus rein pragmatischen Gründen stattfände, ohne dass der durch diese Sonderbehandlung bestimmter Vermögensträger bedingte Eingriff in die innere Konsistenz des strafrechtlichen Vermögensschutzes auch nur annäherungsweise überzeugend gerechtfertigt werde.77 Die strafrechtliche Vorverlagerung und der strafrechtliche Sonderschutz bestimmter Vermögensmassen durch die §§ 264, 264a, 265, 265b StGB ist daher keinesfalls so unumstritten, wie die Gesetzesbegründung zu § 265c StGB es vermuten lässt. Zum anderen sind die neben dem Vermögenschutz stehenden Rechtsgüter der §§ 264, 264a, 265b StGB von ihrer Bedeutung und Wertigkeit, entgegen der Annahme des Gesetzgebers, schlicht und einfach nicht mit den „Rechtsgütern“ des § 265c StGB vergleichbar. Aus diesem Grund hatte bereits ein Großteil der befragten Experten in ihren schriftlichen Antworten zu dem Expertentreffen 75 76 77
Krack, ZIS 2016, 540 (544). Hefendehl, Expertentreffen (online). Wohlers / Mühlbauer, in: MüKo-StGB, § 264 Rn. 6.
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am 19. Mai 2014 den Gesetzgeber eindringlich davon abgeraten, bei der Schaffung eines neuen Straftatbestandes zum Sportwettbetrug auf das Erfordernis eines Vermögensschadens zu verzichten und somit die Strafbarkeit vorzuverlagern.78 Ein Appell der offenkundig vom Gesetzgeber ungehört blieb.
2. Die Integrität des Sports als Rechtsgut des § 265c StGB Neben dem „Vermögen“ soll der § 265c StGB auch die Integrität des Sports als Rechtsgut schützen. Anders als beim Vermögen ist die Rechtsgutsqualität der Integrität des Sports jedoch durchaus umstritten und fragwürdig. Fest steht allerdings, dass allein die Zielvorstellung des Gesetzgebers, mit dem § 265c StGB die Integrität des Sports zu schützen,79 dieses nicht zu einem Rechtsgut macht. Insofern ist, worauf auch Jahn schon im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens zum Anti-Doping-Gesetz hingewiesen hat,80 mit Roxin strikt zwischen dem Ziel und dem Weg zu unterscheiden.81 Während die „Erhaltung der Integrität des Sports“ somit ein Ziel ist, geht es bei der Rechtsgutsfrage um die Legitimität des strafrechtlichen Weges zu dessen Erreichung. Nachdem die Entstehungsgeschichte, sowie Bedeutung und Inhalt des „Rechtsguts“ der Integrität des Sports erörtert wird, muss dieses nachfolgend daher zunächst einer kritischen Prüfung seiner Rechtsgutsqualität standhalten. Diese Prüfung orientiert sich an den zuvor herausgearbeiteten Voraussetzungen.82 Danach sind nur solche Güter als schützenswert anzuerkennen, die einerseits für die verfassungsmäßige Stellung und Freiheit und die freie Entfaltung des einzelnen Bürgers notwendig sind und sich (als Kollektivrechtsgüter) andererseits auf das Individuum zurückführen lassen. Zudem muss die Handlung (der Sportwettbetrug) das Rechtsgut (Integrität des Sports) im Sinne einer realen Verletzungskausalität verletzen oder gefährden und der Sportwettbetrug muss sich als sozialschädlich herausstellen.
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DAV, Expertentreffen (online); Hefendehl, Expertentreffen (online); Wohlers, Expertentreffen (online); Michalke, Expertentreffen (online); Saliger, Expertentreffen (online); Schild, Expertentreffen (online); a.A. Swoboda, Expertentreffen (online); Mühlbauer, Expertentreffen (online). BT-Drs. 18/8831, S. 1. Jahn, Stellungnahme, S. 6 (online). Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 14 ff. Vgl. Kapitel D), II.
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a) Herkunft und Natur des Rechtsguts „Integrität des Sports“ Das Kollektivrechtsgut83 „Integrität des Sports“ wurde zuletzt von Feltes und Kabuth als „neues“ Rechtsgut bezeichnet.84 Bei genauer Betrachtung zeigt sich hingegen, dass die „Geburtsstunde“ des Rechtsguts der Integrität des Sports bereits in der Gesetzesbegründung zum Anti-Doping-Gesetz zu sehen ist. So ist bereits unter § 1 AntiDopG die Erhaltung der Integrität des Sports als Gesetzeszweck bezeichnet. Darüber hinaus ist auch der Gesetzesbegründung an mehreren Stellen zu entnehmen, dass das AntiDopG, unter anderem, dem Schutz des „Rechtsguts“ Integrität des Sports dienen soll.85 Zuvor ist zudem bereits im Rahmen des mittlerweile aufgehobenen § 6a AMG versucht worden, die Strafnorm mit Erwägungen wie dem „FairPlay-Gedanken“ und der „Chancengleichheit im Sport“, jeweils Bestandteile der Integrität des Sports, zu legitimieren.86 Das Rechtsgut Integrität des Sports stand darüber hinaus auch in dem vom Land Bayern im März 2014 vorgestellten Gesetzesentwurf zum Schutze der Integrität des Sports im Mittelpunkt.87 Dieser Entwurf enthielt neben strafrechtlichen Regelungen zur Doping-Bekämpfung auch Regelungen zu Bestechung und Korruption im Sport. Der Gesetzgeber hat das „Rechtsgut“ der Integrität des Sports mithin bei Einführung des § 265c StGB nicht neu erfunden oder geschaffen. Überlegungen den Sport als Institution, seine ethisch-moralischen Werte oder seine Integrität strafrechtlich zu schützen gibt es vielmehr schon lange. Eine Frage, die allerdings seit Anbeginn dieser Debatte problematisch ist, ist die nach der konkreten Bedeutung des Begriffs der Integrität des Sports. Was beinhaltet dieses
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Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (93); Heger, Stellungnahme, S. 4 ff. (online); Jahn, Stellungnahme, S. 11 f. (online); Kargl, NStZ 2007, 489 (495); Krack, ZIS 2016, 540 (543 f.); Nuzinger / Rübenstahl / Bittmann, WiJ 2016, 34 (35); Swoboda, Expertentreffen (online); Die Einordnung als Kollektivrechtsgut ergibt sich dabei aus dem Umstand, dass die Integrität unabhängig von konkreten Verletzungen individueller Interessen schutzbedürftig sein soll. Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (93). BT-Drs. 18/4898, S. 2, 18, 26, 27, 48. Weber, BtMG, § 6a AMG Rn. 13 f.; Lediglich mittelbarer (reflexartiger) Schutz: Pelchen / Anders, in: Erbs / Kohlhaas, § 6a AMG Rn. 1; Volkmer, in: Körner / Patzak / Volkmer § 95 AMG Rn. 84; Gänzlich ablehnend hingegen: Freund, in: MüKO-StGB, Bd.6, § 6a AMG Rn. 6; Nickel, in: Kügel / Müller / Hofmann, § 6a AMG Rn. 2. Gesetzesentwurf des Landes Bayern zum Schutz der Integrität des Sports.
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Rechtsgutskonstrukt? Wie lässt sich sein Inhalt konturieren und abgrenzungsscharf definieren?88
b) Bedeutung und Inhalt des Rechtsguts der Integrität des Sports Zunächst fällt auf, dass der Gesetzgeber mit der „Integrität des Sports“ eine unbestimmte Bezeichnung für das Rechtsgut des § 265c StGB gewählt hat. So wird auf den ersten Blick nicht deutlich, um was es sich bei der Integrität des Sports handeln soll. Betrachtet man den Begriff der Integrität aus definitorischer Sicht, kann die Integrität, wie bereits oben geschehen, als die Unbescholtenheit, Unverletzlichkeit, Makellosigkeit, Vertrauenswürdigkeit oder Redlichkeit eines bestimmten Etwas definiert werden.89 So verstanden handelt es sich bei der Integrität um einen ethischen Maßstab.90 Sie ist eine ethische Forderung des philosophischen Humanismus nach möglichst weitgehender Übereinstimmung zwischen den eigenen Idealen und Werten und der tatsächlichen Lebenspraxis.91 Auf den Sport bezogen versteht der Gesetzgeber unter Integrität daher die Makellosigkeit, die Redlichkeit und die Unverletzlichkeit aller dem Sport innewohnenden Werte und Ideale. Hinsichtlich dieser Werte und Ideale gehen die vorgenannten Gesetzesentwürfe und –begründungen und auch die Debatte zu § 6a AMG im Wesentlichen einheitlich von einem ähnlichen inhaltlichen Verständnis aus. Sie umschreiben die Ideale und Werte der Integrität des Sports mit Schlagworten wie Chancengleichheit, Fairness und Teamgeist. Wobei die Unvorhersehbarkeit und Glaubwürdigkeit (Authentizität) des sportlichen Wettbewerbs im Zentrum des Rechtsguts stünden. Sie werden als unverzichtbare Faktoren der Vorbildfunktion des Sports angesehen.92 An dieser Stelle wird deutlich, welche Überlegungen der Gesetzgeber dem Rechtsgut der Integrität des Sports zugrunde gelegt hat. Primär will der Gesetzgeber durch den § 265c StGB die soeben erwähnten sportimmanenten Werte schützen. Diese Werte werden seiner Ansicht nach vom Sport (insbesondere dem Spitzensport) an die Gesellschaft vermittelt, da diesem innerhalb der Gesellschaft eine Vorbildrolle zukomme. Diese Rolle wiederrum könne der Sport nur dann erfüllen, wenn er integer, sprich glaubwürdig und authen88 89 90 91 92
Für eine umfangreiche Darstellung des gesetzgeberischen Verständnisses der Integrität des Sports vgl. Kapitel B), II., 2. Vgl. die Ausführungen in Kapitel B), II., 2. DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 6 (online). Webseite von Wikipedia, Stichwort: Integrität (online). Gesetzesentwurf des Landes Bayern vom 12. März 2014, S. 4, 23; BT-Drs. 18/4898, S. 1; BR-Drs. 235/16, S. 5; Weber, BtMG, § 6a AMG Rn. 13 f.
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tisch sei und die Gesellschaft auf diese Integrität vertraue.93 Der Gesetzgeber beabsichtigt durch den § 265c StGB somit nicht primär den Schutz des Sports als Institution an sich, sprich um seiner selbst willen. Vielmehr sollen durch das Rechtsgutskonstrukt der „Integrität des Sports“ die soeben benannten sportimmanenten Werte wie Leistungsbereitschaft, Fairness, Toleranz, Chancengleichheit und Teamgeist geschützt werden.94 Der Sport ist damit als Repräsentant dieser Werte zu verstehen. Konkret bedeutet dies: Eine Rechtsgutsverletzung liegt vor, wenn die im Kollektivrechtsgut (Integrität des Sports) benannten werthaften Eigenschaften (Chancengleichheit, Fairness etc.) beeinträchtigt werden. Da diese Werte in der Gesellschaft von überragender Bedeutung seien, verdeutliche deren Gefährdung oder Verletzung die hohe Sozialschädlichkeit des Sportwettbetruges. Erst diese Aufschlüsselung des gesetzgeberischen Argumentationsstranges ermöglicht eine saubere und detaillierte Prüfung der Rechtsgutsqualität der Integrität des Sports anhand des nachfolgenden Prüfungskanons: Zunächst ist es zwingend erforderlich die gesellschaftliche Bedeutung des Sports an sich zu untersuchen. Denn nur wenn dem Sport eine gewichtige gesellschaftliche Bedeutung beigemessen werden kann, kann er überhaupt in der Lage sein, eine Vorbildrolle einzunehmen.95 Sodann ist zu erörtern, ob dem Sport (insbesondere dem Spitzensport) eine solche wertevermittelnde Vorbildfunktion in der Gesellschaft tatsächlich (noch immer) zukommt und wie sie sich erklären lässt.96 Anschließend muss der Frage nachgegangen werden, ob es sich bei den durch den Spitzensport vermittelten Werten um gesellschaftlich bedeutende und strafrechtlich schützenswerte Werte handelt.97 Da es sich bei der Integrität des Sports um ein Kollektivrechtsgut handelt ist zudem zu prüfen, inwiefern sich die Integrität des Sports auf ein anerkanntes Individualrechtsgut zurückführen lässt.98 Die Prüfung der Rechtsgutsqualität endet schließlich mit der Untersuchung, ob es durch den Sportwettbetrug tatsächlich zu einer Beeinträchtigung der im Rechtsgut Integrität des Sports benannten werthaften Eigenschaften im Sinne einer „realen Verletzungskausalität“ kommt.99 93 94 95 96 97 98 99
BT-Drs. 18/8831, S. 10. BT-Drs. 18/8831, S. 10. Ausführlich hierzu: Kapitel E), I., 2., c). Ausführlich hierzu: Kapitel E), I., 2., d). Ausführlich hierzu: Kapitel E), I., 2., e). Ausführlich hierzu: Kapitel E), I., 2., f). Ausführlich hierzu: Kapitel E), I., 2., g).
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c) Gesellschaftliche Bedeutung des Sports allgemein „Die Kathedralen des 20. Jahrhunderts sind die Stadien des Sports“ (Berthold Brecht)
Wenn Berthold Brecht ausführt, der Sport sei für den Menschen des 20. Jahrhundert das, was für ihn vormals die Religion war, veranschaulicht dies m.E. eindrucksvoll, welche Bedeutung dem Sport in der Gesellschaft heutzutage beigemessen wird. Und auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel resümierte unlängst im Rahmen ihrer Rede zum zehnjährigen Bestehen des DOSB, das der Sport zum Leben „einfach dazu gehöre“. In der begeisterten und begeisternden Sportnation Deutschland sei er „eine Volksbewegung im besten Sinne des Wortes“.100 Nun ist es für die Erfassung der gesellschaftlichen Bedeutung des Sports freilich nicht ausreichend, sich auf Bekenntnisse prominenter Befürworter zu verlassen. Zuverlässigere und belastbare Aussagen können hingegen getroffen werden, wenn man sich zum einen die verfassungsrechtliche Stellung des Sports und zum anderen die statistischen Werte seiner gesellschaftlichen Präsenz vergegenwärtigt.
aa) Verfassungsrechtliche Verankerung des Sports Ein erster Rückschluss bzw. Hinweis auf die gesellschaftliche Bedeutung der Integrität des Sports könnte sich aus einer etwaigen verfassungsrechtlichen Verankerung des Sports ergeben. Dem liegt die Hypothese zugrunde, dass der Gesetzgeber diejenigen Werte, die für die Gesellschaft von überragender Bedeutung sind, regelmäßig grundrechtlich absichert. In der Folge soll daher in der gebotenen Kürze erörtert werden, inwiefern der Sport (und seine Integrität) Einzug in die Verfassung der Bundesrepublik Deutschlands gefunden hat. 101 Diese Frage lässt sich durch einen Blick in das Grundgesetz schnell beantworten. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen europäischen Staatsverfassungen,102 findet sich der Sport im deutschen Grundgesetz weder als Terminus noch als konkretisierte Regelungsmaterie wieder. Ein Umstand auf den Steiner bereits 1983 verwundert hingewiesen hatte, als er ausführte, dass es, wenn auch keine sensationelle, so doch zumindest eine bemerkenswerte Feststellung sei, dass eine so staatsbedeutsame Wirklichkeit wie der Sport unter keinem seiner As100 Merkel, Rede DOSB (online). 101 Ausführlich zu dieser Thematik Dreher, Staatsziele im Bundesstaat am Beispiel des Sports. 102 Vgl. Art. 64 Abs. 2, 70 Abs. 1, 79 Abs. 1, 2 der portugiesischen Verfassung; Art. 43 Abs. 3 der spanischen Verfassung; Art. 59 der türkischen Verfassung.
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pekte eine direkte Erwähnung im Grundgesetz gefunden habe.103 Auch wenn sich der Sport somit nicht direkt im Grundgesetz wiederfindet, so sind seine Ausübung und insbesondere seine Autonomie bisweilen doch, jedenfalls mittelbar, verfassungsrechtlich abgesichert. Während die Ausübung von Sport durch die allgemeine Handlungsfreiheit des Art. 2 Abs. 1 GG verfassungsrechtlich gewährleistet ist, wird die berufliche Ausübung des Sports über Art. 12 Abs. 1 GG grundrechtlich geschützt. Die Autonomie des Sports wird schließlich über das Grundrecht auf Vereinigungsfreiheit gem. Art. 9 Abs. 1 GG verfassungsrechtlich garantiert.104 Zudem ist der Sport mittlerweile auch in die Landesverfassungen überwiegend aufgenommen worden. In 15 von 16 Landesverfassungen findet sich der Sport, als Staatszielbestimmung, in unterschiedlichem Umfang, wieder.105 Einzige Ausnahme bildet insofern die Landesverfassung von Hamburg. Das Vorhaben aus dem Sport und der Politik dem Sport als Staatszielbestimmung auch Verfassungsrang zu verschaffen, hält sich nichtsdestotrotz ebenso hartnäckig, wie die daran geäußerte Kritik. Bereits Ende der 80er Jahre wurde aus dem Kreise des Sports gefordert, den Sport zu Zwecken der Sportförderung als Staatszielbestimmung aufzunehmen.106 Diese Forderung wurde durch den DOSB im Jahre 2006 erneuert. In dem Positionspapier „Staatsziel Sport“ forderte der DOSB, mit Unterstützung aus Reihen der Politik, Art. 20a GG um den Satz „Der Staat schützt und fördert die Kultur und den Sport“ zu ergänzen und den Sport somit als Staatszielbestimmung in das Grundgesetz zu integrieren.107 Gleiche Bestrebungen verfolgten auch die LINKEN und die Fraktion der SPD im deutschen Bundestag. Während die LINKEN die Förderung des Sports als Aufgabe des Staates ansahen108, legte die SPD einen Gesetzesentwurf109 zur Aufnahme von Kultur und Sport in das Grundgesetz vor. Als Hauptargument für eine verfassungsrechtliche Verankerung des Sports wiesen die Befürworter wiederholt auf die hohe gesellschaftliche Bedeutung des Spor103 Steiner, DÖV 1983, S. 173. 104 Schneider, ZRP 2007, (202). 105 Art. 3c Abs. 1 Verf BW; Art. 140 Abs. 3 BayVerf; Art. 32 BerlVerf; Art. 35 BbgVerf; Art. 36 a BremVerf; Art. 62 a HessVerf; Art. 16 Abs. 1 Verf MV; Art. 6 NdsVerf; Art. 18 Abs. 3 Verf NW; Art. 40 Abs. 4 Verf RP; Art. 34 a SaarVerf; Art. 11 SächsVerf; Art. 36 Verf SA; Art. 13 Abs. 3 Verf SH; Art. 30 Abs. 3 ThürVerf. 106 Forderung des ehemaligen Präsidenten des DSB Hans Hansen, in: FAZ Nr.133 vom 12.6.1989, S. 28. 107 DOSB Positionspapier, Staatsziel Sport, S. 2 (online). 108 BT-Drs. 17/6152. 109 BT-Drs. 17/10644.
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tes hin.110 Durch die Aufnahme des Sports als Staatszielbestimmung könne diese enorme gesellschaftliche Bedeutung manifestiert werden.111 Für die verfassungsrechtliche Manifestierung des Sports eigne sich die Staatszielbestimmung insbesondere deshalb, da sie zwar keinen einklagbaren Individualanspruch enthalte,112 durch sie aber dennoch eine Förderungs- und/oder Schutzpflicht zugunsten des Sports normiert werden könne.113 Den Befürwortern wird von Seiten der Kritiker vorgehalten, die rechtspolitische Ambivalenz einer solchen verfassungsrechtlichen Verankerung zu übersehen. Dem Staat eine Schutzpflicht für den Sport einzuräumen bedeute zwangsläufig, das höchste Gut des Sports, nämlich seine Autonomie einzuschränken.114 Denn sei der Sport erst als Staatsziel normiert, könne der Staat seine Eingriffsmöglichkeiten und seinen Zutritt erweitern. Vor dem Hintergrund, dass das Bundesverfassungsgericht die Staatszielbestimmung als „verfassungsrechtliches Gebot”115 ansieht, muss er dies gegebenenfalls sogar. Neben diesem Argument weisen die Kritiker zudem darauf hin, dass der Gesetzgeber sich bewusst gegen die Aufnahme einer größeren Anzahl von Staatszielbestimmungen in das Grundgesetz entschieden habe. Hiermit habe er gute Erfahrungen gemacht, so dass kein Anlass bestehe für den Sport von diesem Vorgehen abzuweichen.116 Überdies würde es sich bei derartigen Verfassungsänderungen ohnehin lediglich um symbolische Maßnahmen handeln,117 die darüber hinaus auch noch die bereits existierenden (durch Staatszielbestimmungen geschützte) Bereiche entwerten118 und die ausgegrenzten Bereich diskriminieren119 würden. Aufgrund dieser Argumente stehen weite Teile der rechtswissenschaftlichen Literatur der Aufnahme des Sports in das Grundgesetz als Staatszielbestimmung ablehnend gegenüber.
110 Humberg, ZRP 2007, (57), spricht von einem „bedeutenden Lebensbereich unserer Gesellschaft“. 111 Humberg, ZRP 2007, 57 (60). 112 Dietlein, NWVBl 1993, 401 (403). 113 Humberg, ZRP 2007, 57 (58). 114 Zuck, NJW 2014, 276 (277); Schneider, ZRP 2007, (202), der in diesem Zusammenhang von einem „Eigentor“ des Sports spricht. 115 BVerfG, Urteil vom 31.7.1973, BVerfGE 36, 1 (17) = NJW 1973, (1539). 116 Steiner, SpuRt 1994, S. 2. 117 Führ, KritV 2003, 5 (6 f.); Isensee, NJW 1993, 2583 (2585). 118 Sterzel, ZRP 1993, 13 (17). 119 Hebeler, SpuRt 2003, 221 (225); Merten, DÖV 1993, 368 (375 f.).
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Der Gesetzgeber weigert sich seit nunmehr mehreren Jahrzenten beharrlich dem Sport (und seiner Integrität) Verfassungsrang zu verschaffen. Zwar soll an dieser Stelle nicht verkannt werden, dass die Nichtaufnahme des Sports in das Grundgesetz keinen zwingenden Rückschluss auf die Rechtsgutsqualität zulässt.120 Gleichwohl kann diese Weigerungshaltung des Gesetzgebers m.E. durchaus zumindest als Fingerzeig hinsichtlich der gesellschaftlichen Bedeutung des Sports, bzw. seiner Wertigkeit im Vergleich mit anderen Rechtsgütern von Verfassungsrang angesehen werden.
bb) Zahlen und Daten zum Sport in Deutschland Betrachtet man das Institut Sport hingegen aus statistischer Sicht ergibt sich ein völlig anderes Bild. Exemplarisch für die Bedeutung des Sports können hierbei die Mitgliedszahlen der deutschen Sportvereine und –verbände angeführt werden. Diese Zahlen lesen sich zweifellos beeindruckend. 2017 zählte der DOSB rund 27,4 Millionen Mitgliedschaften.121 Hierzu kommen noch 3.449.088 Mitgliedschaften bei den Nichtolympischen Spitzenverbänden. Die somit ca. 31 Millionen Mitglieder verteilen sich auf insgesamt 90.025 Sportvereine. Betrachtet man zudem die konstant positive Entwicklung der Mitgliedszahlen seit 1999, dürfe die Tendenz auch zukünftig weiterhin steigend sein.122 Da schließlich auch von einer hohen Anzahl von Sportlern auszugehen ist, die nicht Vereinsmitglied sind (Jogger, Fitnesssportler123, Surfer etc.) ist es m.E. nicht abwegig davon auszugehen, dass ca. 50 Prozent der deutschen Bevölkerung aktiv Sport treiben. Neben die aktive Sportausübung tritt selbstverständlich noch der passive Sportkonsum. Der DOSB bezeichnet den Sport aufgrund dieser Zahlen als die „größte Bürgerbewegung Deutschlands.“124 Vor diesem Hintergrund bescheinigen ihm auch sowohl die Befürworter als auch die Kritiker der Rechtsgutskonstruktion der Integrität des Sports nimmermüde einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert.125 Als ein „dominierendes Phäno120 Michel, Doping, S. 125; Hausschild, Die strafrechtliche Verantwortlichkeit des erwachsenen Sportlers, S. 19; BVerfG, Urteil v. 1.3.1979 – 1 BvR 532/77 = BVerfGE 50, 290 (337 f.) = NJW 1979, 699 (702). 121 Vgl. hierzu und zum Folgenden: DOSB, Bestandserhebung 2017, S. 1 (online). 122 Vgl. DOSB, Statistik Mitgliederentwicklung (online). 123 2016 waren in Deutschland 10,1 Mio. Menschen in Fitnessstudios angemeldet, vgl. DSSV & Deloitte, Mitgliederzahl der Fitnessstudios (online), von denen jedenfalls ein Teil nicht Vereinsmitglied war bzw. ist. 124 DOSB Positionspapier, Staatsziel Sport, S. 2 (online). 125 BT-Drs. 17/9827, S. 6; BT-Drs. 18/8831, S. 1; BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 4 (online); DFL, Expertentreffen (online); Fuchs, Die normativen Grundlagen des Dopingverbots, 63 (64); Hargreaves, Sport, culture and ideology, 30 (33 ff.); Heger, Stel-
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men der Alltagskultur“126 sei der Sport aus der Gesellschaft schlicht nicht mehr hinwegzudenken. Vor diesem Hintergrund wird er unter anderem als herrlichste127 Nebensache der Welt oder gar als „unvergängliches Menschenrecht“128 bezeichnet. Es ist daher zusammenfassend zu konstatieren, dass der Sport trotz mangelnder verfassungsrechtlicher Verankerung in der Gesellschaft eine bedeutende Rolle eingenommen hat. Mit dieser Erkenntnis geht allerdings noch keine Klärung der Frage einher, woraus der Sport seine vielfach behauptete Vorbild- und (kulturelle) identitätsstiftende Funktion129 schöpft und auf welche Weise er seine immanenten Werte an die Gesellschaft vermitteln kann. Das nachfolgende Kapitel nimmt sich dieser Fragestellung an.
d) Die Vorbildfunktion des Sports – Erklärungsansätze und Zweifel Wer in der Gesetzesbegründung nach Antworten auf diese Fragen sucht, sucht vergeblich. Denn obwohl die Argumentationskette des Gesetzgebers darauf aufbaut, dass dem Sport eine vorbild- und wertevermittelnde Funktion beigemessen wird, wird in der Gesetzesbegründung weder erklärt wie der Sport seine Werte vermittelt, noch wieso ihm eine Vorbildfunktion beigemessen wird. Diese Fragen bedürfen allerdings zwingend der Klärung, da sie Ausgangspunkt eines etwaig rechtsgutsverletzenden Verhaltens sind. Dabei kann auf unterschiedlichste Erklärungsmodelle zahlreicher Autoren zurückgegriffen werden, welche sich der Thematik über die Jahre angenommen haben. Die Erklärungsansätze reichen dabei von mythologischen bis zu philosophischen Erwägungen und sollen in der Folge kurz dargestellt und im Anschluss kritisch gewürdigt werden.
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lungnahme, S. 6 (online); Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 (384); Jahn, Stellungnahme, S. 3 (online); Kretschmer, FS Rössner, 628 (643); Löffelmann, recht + politik 2016, 1 (2); Sauer, Stellungnahme, S. 2 (online); Schild, Expertentreffen (online); Trüg, FS Rössner, 686 (699); Zuck, NJW 2014, (276). Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 (384). Klose, Die Rolle des Sports bei der Europäischen Einigung, S. 38. Deutsch, VersR 1989, S. 219; Zuck, NJW 1998, (2190 f.), beschränkt auf den Fußballsport. BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 4 (online); BT-Drs. 17/9827, S. 6; BT-Drs. 18/8831, S. 10; Cherkeh / Momsen, NJW 2001, (1745); DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 3 (online); Franke, Zur gesellschaftlichen Bedeutung des Sports, S. 5 (online); Kirchhof, Sport und Umwelt, 41 (55); Lenk, Mythos Sport, 11 (19); Schattmann, Betrug des Leistungssportlers, S. 157 ff.; Schild, Die Strafbarkeit des Dopings, S. 47; Snyder / Spreitzer, Social Aspects of Sport, S. 30 ff.;
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aa) Sport als Mikrokosmos und Spiegel der Gesellschaft Ein Erklärungsmodell sieht den Sport als Mikrokosmos und begründet die Bedeutsamkeit des Sports mit dessen Funktion als Spiegel der Gesellschaft bzw. als Spiegel sozialer Prozesse.130 Das bedeutet, dass diejenigen Werte die durch den Sport ausgedrückt und gelebt werden, letztendlich (jedenfalls in einer gemeinsamen Schnittmenge) den Werten in der Gesellschaft entsprechen.131 Der Sport vermag diese aber besonders hervorzuheben bzw. zu betonen und zu vermitteln.132 Beim Sport handele es sich um eine Subkultur und als solche diene er als eine Art Behältnis („receptacle“) für soziale Werte. Durch die Sozialisierung in dieser werteschaffenden und -vermittelnden Subkultur, erlerne das Individuum diese Werte und trage sie idealerweise wiederum zurück in die Gesellschaft („flow back to a larger society“).133 Auch Hargreaves sieht den Sport als separierten Bereich der Gesellschaft an. Er geht allerdings noch einen Schritt weiter, wenn er den Sport als eine Art „quasi-heiligen“ Lebensbereich beschreibt, der dazu tendiere die sozialen Werte nicht nur zu reflektieren, sondern sie in idealisierter Form zu repräsentieren.134 Eigenart des „quasi-heiligen“ Lebensbereichs des Sports sei es, dass in ihm Werte verwirklicht und gelebt werden können, deren Verwirklichung im alltäglichen gesellschaftlichen Leben, wenn auch nicht unmöglich, so doch zumindest nur schwer zu realisieren sei. Dabei komme dem Spitzensportler zwangsläufig eine wesentliche Rolle zu. Er verkörpere ein „mythisches Ideal“ und stelle als „Held“ ein Symbol und Vorbild für gesellschaftliche Werte dar.135
bb) Kompensationsthesen und mythologische Erklärungen Magnane legt seinem mythologischen Erklärungsansatz ebenfalls die Annahme zugrunde, dass es sich beim Sport um ein vollständiges Projektionssystem, als Umkehrbild der Realität handelt.136 Dieses biete dem Zuschauer eine Grundlage für die Erklärung der Welt und ermögliche ihm eine Identifikation mit den Werten seiner inoffiziellen Subkultur. Seinen Wert für die Gesellschaft 130 Boyle, Sport: Mirror of American Life, S. 3 f.; Snyder / Spreitzer, Social Aspects of Sport, S. 29 f.; VanderZwaag, Sport as a Microcosm. 131 Eine Einschränkung hiervon scheint hingegen insbesondere im Hinblick auf die derzeit sehr beliebten Kampfsportarten wie Martial Arts oder Ultimate Fighting angebracht zu sein. 132 Snyder / Spreitzer, Social Aspects of Sport, S. 29. 133 Snyder / Spreitzer, Social Aspects of Sport, S. 45 f. 134 Hierzu und zum Folgenden: Hargreaves, Sport, culture and ideology, S. 33 f. 135 Lenk, Mythos Sport, 11 (20); Snyder / Spreitzer, Social Aspects of Sport, S. 45 f. 136 Hierzu und zum Folgenden: Magnane, Sociologie du sport, S. 109 f.
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erlange der Sport daher in erster Linie dadurch, dass er seine Kultur auf Werte gründe, die der Bürger sicher verstehen könne. In ihm finde sich laut Lenk auch das Leistungsprinzip, welches durch Wettkampf, Konkurrenz, Gewinn und Verlust geprägt sei und im Alltag kaum je verwirklicht werden könne, in idealtypischer Abstraktion. Dabei reiche diese Abstraktion allerdings nur soweit, dass es dem Zuschauer weiterhin möglich bleibe, Beziehungen, Ähnlichkeiten und Analogien zu seinem Alltagsleben herstellen zu können.137 In dieser Kultur nehme der von der offiziellen Kultur entfremdete Ungebildete „Rache“, so formuliert Magnane drastisch. In dieser sportlichen Mythologie finde er eine Art Entschädigung für die in der offiziellen Kultur erlittenen Benachteiligungen. Gleichzeitig vermittele sie ihm eine Quelle von Vertrauen und Selbstvertrauen. Von einem derartigen befreienden, entschädigenden Charakter des Sports geht schließlich auch Barthes aus. Dieser vertritt die Ansicht, das stellvertretende Erleben von Sportwettkämpfen biete dem Zuschauer Befreiung, Versöhnung und Ersatz für alltäglich erlittene Frustration und Monotonie. In den Mythen des Sports kämen diese Funktionen des Sports in vollkommener Klarheit zum Ausdruck.138
cc) Der Sport als Sonderwelt In Abgrenzung zu den zuvor dargestellten Kompensationstheorien geht Gregor davon aus, dass dem Sport über seine gesellschaftliche Flucht- und Kompensationsfunktion hinaus, eine ästhetische Funktion zukommt. In seinen philosophischen Ausführungen versteht er den modernen Leistungssport als ästhetische Sonderwelt des „großen Sports“ und vergleicht ihn mit dem Theater.139 Die begeisternde Wirkung des Leistungssports auf das Publikum erklärt Gregor durch die Fähigkeit des Sports, den Eindruck erwecken zu können, die Sehnsüchte des Publikums erfüllbar und greifbar werden zu lassen. Auf diese Weise würden, die im Alltag verloren gegangenen Sehnsüchte in der Sonderwelt des großen Sports gleichsam ästhetisch aktualisiert. Bei diesen Sehnsüchten handele es sich um das Verlangen der Gesellschaft nach dem Guten, Erhabenen und Schönen, nach Klarheit, identifizierbaren Leistungen, nach Natürlichkeit, Authentizität, körperlicher, emotionaler, interpersonaler Unmittelbarkeit, und nach Einheit. Indem die Gesellschaft diese moralische Grundintuition an den Sport herantrage, konstituiere sie die ästhetische Sonderwelt des großen Sports.
137 Lenk, Mythos Sport, 11 (13). 138 Barthes, Mythen des Alltags, S. 118 f. 139 Hierzu und zum Folgenden: Gregor, Ansatzpunkte der Philosophie, 33 (66 f.).
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Zwar räumt Gregor ein, dass der Leistungssport dieser Idee des großen Sports zu keiner Zeit vollumfänglich gerecht geworden sei, da er faktisch stets mit der Alltagswelt vermischt gewesen sei. Dennoch bleibe an der Idee des großen Sportes etwas Nicht-Korrumpierbares erhalten: „Nämlich die durchaus genuin kontrafaktische Einsicht und damit verbundene Hoffnung auch noch auf eine andere, freie und erhabene Weise mit dem Leben und der Wirklichkeit umgehen zu können: also selbstbestimmt, kämpferisch, edel, authentisch, in einer Auseinandersetzung, in der es um etwas geht. ‚Großer Sport‘ symbolisiert für solch ein Leben, das es ein Ziel hat, für das es sich zu kämpfen lohnt, selbst wenn man verliert.“140 Aus dem letzten Aspekt ergebe sich schließlich auch der formal ästhetische Charakter des Sports. Denn wenn es dem Sportler bei der sportlichen Auseinandersetzung nicht um den Sieg als Sieg, sondern um den Kampf, die Auseinandersetzung um den Sieg gehe, handele er nicht aus extrinsischen Motiven, sondern er folge vielmehr einem formal ästhetischen Motiv. Auf diese Weise könne der Sport sich als schönste Nebensache der Welt behaupten, da es um etwas Edles gehe, nämlich um die Selbstbehauptung unter dem Primat der Fairness. Auch Franke sieht den Wettkampfsport als eine Sonderwelt, der aufgrund ihrer besonderen Raum-, Zeit- und Handlungsregeln eine strukturelle Verwandtschaft mit der Kunst und dem Theater nachgesagt werden könne.141 Ähnlich wie in der modernen Kunst erschienen sportliche Handlungen an sich nämlich zunächst sinnlos. Exemplarisch für eine derartige „Sinnlosigkeit“ könne die Disziplin des 400 m Laufes angeführt werden. Bei diesem kommt der Läufer schließlich am Ende des Rennens genau dort wieder an, wo er es begonnen hatte. Eine solche Handlung erscheine aus alltagsweltlicher Sicht zunächst sinnfrei, was allerdings nicht bedeuten müsse, dass ihr tatsächlich kein Wert zukommt. Selbiges gelte auch für ein Kunstwerk oder Kunstobjekt welches trotz seiner „Sinnlosigkeit“ durchaus einen Marktwert erhalten könne.142 Die Sportphilosophie unterscheidet insofern zwischen der Konstitutions- und der Verwertungsbedeutung. Die Konstitutionsbedeutung ergebe sich dabei aus der bewussten Ausklammerung der sportlichen Handlung aus dem nützlichkeitsorientierten Gebrauchskontext des Alltags. Den Wettkampfregeln komme hierbei entscheidende Bedeutung zu. Unterwerfe sich ein Sportler den eigentlich „sinnlosen“ Wettkampfregeln und halte er diese ein, akzeptiere er damit eine Sinnhaftigkeit in 140 Gregor, Ansatzpunkte der Philosophie, 33 (67). 141 Franke, Von Helden und Wundern, 80 (85). 142 Franke, Doping und „Vertrags-Ethik“ im Sport, 77 (83 f.).
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der Sinnlosigkeit eines Wettkampfes.143 Erst durch diesen subjektiv freiwilligen Akt des Eintritts in die Sonderweltlichkeit des Sports durch den Sportler und der damit verbundenen Akzeptanz der Sinnhaftigkeit der Sinnlosigkeit des eigenen Handelns, können sich laut Franke die wettkampfspezifischen Gerechtigkeitsvorstellungen (Fairness, Chancengleichheit, etc.) entwickeln. Die Verwertungsbedeutung von sportlichen Handlungen ergebe sich hingegen dadurch, dass die auf eine solche Weise konstituierten „sinnlosen“ Handlungen unter alltäglichen Nützlichkeitserwägungen durchaus einen gesellschaftlichen Wert haben und somit sinnvoll sein könnten. Allerdings hinge die Akzeptanz und die Glaubwürdigkeit einer derart verstandenen Sonderwelt des Sports und folglich auch ihr Verwertungsbedeutung entscheidend von drei Beurteilungskriterien ab: Dem Sieg-Niederlage-Prinzip, Der Leistungs-Erfolgs Dialektik und der Natürlichkeit als Echtheitszertifikat. Das Sieg-Niederlage-Prinzip werde als ein zentrales Merkmal des Wettkampfsports entscheidend durch die Wettkampfregeln geprägt. In ihnen manifestiere sich regelmäßig das sog. agonale Prinzip, welches für den Wettkampfsport kennzeichnend und wesentlich sei. Hierbei handele es sich um ein paradoxes Prinzip, welches den Sportlern den schizophrenen Handlungsauftrag erteile sich zwar einerseits permanent um den Sieg zu bemühen und besser als der sportliche Widersacher zu sein (Überbietungsgebot), diesem aber andererseits Gerechtigkeit widerfahren zu lassen (Gleichheitsgebot).144 Leistung des SiegNiederlagen-Prinzips sei es, dass es Ordnung schaffe und eine relativ eindeutige Wertermittlung des Handelns für den Zuschauer ermögliche. Auf diese Weise werde die Komplexität der gegenwärtigen Gesellschaft erheblich reduziert und auf einfach verständliche Werte heruntergebrochen. Mit Werten wie Anstrengung, Versagen, Freude, Trauer, Hoffen und Scheitern könne sich der Zuschauer identifizieren. Da der Wettkampfsport, anders als das Theater, seine Dramatik anstatt über einen spezifischen Inhalt, durch seine Ausführungsformen garantiere, er insofern also als inhaltsfrei zu bezeichnen sei, könne der Zuschauer individuelle Wünsche und Hoffnungen in das Wettkampfgeschehen verlagern. Der Sportler handele insofern als Stellvertreter des Zuschauers. Auf
143 Hierzu und zum Folgenden: Franke, Doping und „Vertrags-Ethik“ im Sport, 77 (86 f.) Die Einhaltung bzw. die Unterwerfung unter die Wettkampfregeln bezeichnet Franke als Abschluss einer Art „Sozialvertrag“, vgl. Franke, Doping und „Vertrags-Ethik“ im Sport, 77 (86). 144 Hierzu und zum Folgenden: Franke, Doping und „Vertrags-Ethik“ im Sport, 77 (84 f.).
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diese Weise werde der Zuschauer selbst Teilnehmer des formal-dramatischen Geschehens.145 Die Leistungs-Erfolgs-Dialektik erhalte ihren Reiz für den Zuschauer dadurch, dass der sportliche Sieg als der gerechte Lohn für eine authentische Leistung angesehen werde, wohingegen es in der alltäglichen Lebensrealität aufgrund von komplexen Arbeitsprozessen häufig an einer solchen Dialektik fehle. In dem Natürlichkeitsversprechen des Sports sieht Franke schließlich die Messlatte der Glaubwürdigkeit des Wettkampfsports. Demnach sei eine sinnstiftende Identifizierung mit dem Sportler nur dann möglich, wenn der Zuschauer davon ausgehen könne, dass im sportlichen Wettkampf letztlich die natürlichen Veranlagungen der Sportler über dessen Ausgang bestimmen. Zur Stabilisierung seiner dramatischen Form benötige der Wettkampfsport daher den Glauben an die Natürlichkeit seiner Handlungen. Franke resümiert daher, dass sich die Sonderwelt des Sports mehr als Glaubens- denn als Wissensfrage darstelle.
dd) Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Schlussfolgerungen für den Untersuchungsgegenstand Die vorstehenden Ausführungen haben gezeigt, dass die Vorbildrolle und die wertevermittelnde Funktion des Sports mit unterschiedlichen Ansätzen erklärt werden. Die dargestellten Erklärungsansätze mögen sich dabei zwar im Detail durchaus unterscheiden, im Wesentlichen weisen sie allerdings eine deutlich erkennbare Übereinstimmung auf. So gehen alle Ansätze davon aus, dass es sich bei dem Bereich des Sports um einen speziellen, von anderen gesellschaftlichen Bereichen abtrennbaren Sonderbereich handelt.146 In diesem Bereich können Werte wie Leistungsbereitschaft, Chancengleichheit und Fairness, die auch im alltäglichen Leben von großer Bedeutung sind, in einer Form gelebt und erlebt werden, die das komplexe alltägliche Leben nicht mehr zu ermöglichen vermag. Der Sport stellt daher eine Art Subkultur dar, mit der sich der Mensch einerseits identifizieren kann und in der er andererseits auch Zuflucht vor seinen täglichen Problemen und Sorgen finden kann. Dabei beruht die Faszination des Sports in erster Linie auf seiner Primitivität, will heißen: Das Spiel wird (durch die Wettkampfregeln) bewusst einfach gehalten. Letztendlich geht es, bei Ausblendung aller alltäglichen Probleme und Sorgen, immer nur um die Auseinandersetzung um den Sieg, bei gleichzeitiger Chancen145 Franke, Doping und „Vertrags-Ethik“ im Sport, 77 (88 f.). 146 Diesen Ansichten ablehnend gegenüberstehend Asmuth, „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, 223 (232 ff.).
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gleichheit und wechselseitigem Respekt. Diese Primitivität ruft im Unterbewusstsein der Zuschauer die Fantasie hervor, dass es sich beim Sport um eine ganz elementare und nicht verfälschbare Angelegenheit handelt. Auf diese Weise entsteht der Eindruck, beim Sport handele es sich um den letzten Teilbereich der Gesellschaft, in dem die grundlegenden Werte der Gesellschaft noch in Reinform gelebt werden. Zudem stimmen die unterschiedlichen Erklärungsansätze (ausdrücklich oder jedenfalls implizit) dahingehend überein, dass der Glaubwürdigkeit des Sports eine besondere Bedeutung zukomme. Nur wenn der Sport glaubwürdig sei, könne die Fantasie, die Ehrlichkeitserwartung bzw. die Illusion vom „quasiheiligem“ Sport aufrechterhalten werden und dieser seine wertevermittelnde Funktion erfüllen.147 Vergegenwärtigt man sich mit Blick auf die soeben dargestellten Erklärungsmodelle auf welche Art und Weise der Sport die Werte vermittelt, ist diese Schlussfolgerung als konsequent und folgerichtig zu bezeichnen. Legt man dieses Verständnis vom Sport zugrunde, so ist folglich dem Gesetzgeber zuzustimmen, wenn er ausführt, dass die gesellschaftliche Bedeutung des Sports wesentlich von seiner Glaubwürdigkeit und Authentizität (Integrität) abhängt.148 Es sind m.E. aber erhebliche Zweifel angebracht, ob dieses Verständnis noch zeitgemäß ist. Zum einen werden die als Wesenskern des Sports bezeichneten Werte wie Fairness und Chancengleichheit auch im Sport selbst nicht absolut verstanden, sondern allenfalls situationsabhängig gelebt.149 Schwalben, taktische Fouls und Zeitspiel sind beispielsweise fester Bestandteil des Spiels in nahezu jeder Sportart. Mit Fairness haben diese Handlungsweisen allerdings ebenso wenig zu tun, wie das mittlerweile „salonfähige“ Einfordern von offensichtlich unberechtigten Einwürfen oder Eckbällen. Selbiges gilt auch für die Chancengleichheit, die im professionellen Sport aufgrund von unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten der Vereine oder durch unterschiedliche Ausrüstung (Sportkleidung, Sportmaterial) ohnehin nur als Idealvorstellung zu bestehen scheint. Insofern erscheint fraglich, ob der Sport tatsächlich noch als Synonym eines fairen Wettkampfs und als Sinnbild eines gerechten Leistungsvergleichs angesehen werden kann.150 147 Franke, Doping und „Vertrags-Ethik“ im Sport, 77 (89 f.); Schild, Sportstrafrecht, S. 134 ff. 148 BT-Drs. 18/8831, S. 10. 149 Siehe Figura, Compliance im Sport, 89 (101), der Beispiele aus dem Radsport nennt; Hefendehl, Expertentreffen (online). 150 Mitsch, Antidopinggesetz und strafrechtlicher Rechtsgüterschutz, S. 3 (online), spricht in diesem Zusammenhang gar von einer „lächerlichen“ Behauptung.
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Zum anderen lässt ein solches Verständnis des Sports die fortschreitende Kommerzialisierung des Sports weitestgehend außer Acht. Der Sport hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Sportler und Sportvereine kämpfen nicht mehr um den einstmals begehrten Lorbeerkranz, sondern um enorm viel Geld. Der gegenwärtige Sport ist daher schon lange substanziell mit der Kommerzialisierung verbunden.151 Insbesondere professioneller Sport ist somit mittlerweile Realwirtschaft und als solche gelten für ihn die Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft.152 Aufgrund der fortscheitenden Kommerzialisierung des Sports könne es, laut Asmuth, auf den Gedanken der Authentizität des Sports daher nicht ankommen. Zudem könne nur ein Sportbegriff aus der prä-professionalisierten Sportära ein Glaubwürdigkeitsproblem haben. Nach der Professionalisierung könne der Profisport als „Produkt“ vielmehr lediglich ein Imageproblem haben.153 Dem stimmt auch der Gesetzgeber indirekt zu, wenn er sich bezüglich des Glaubwürdigkeitserfordernisses auf die Argumentation von Hutz und Kaiser stützt, welche wiederum ausdrücklich von einem Imageverlust des Sports sprechen.154 Den Einfluss der Kommerzialisierung haben daneben auch die Vertreter der „Sonderwelttheorien“ erkannt. So hält es Gregor für ein durchaus realistisches Szenario, dass in der Moderne aufgrund der den Sportsgeist zerstören ökonomischen Einflüsse nur noch der Amateursport sinnvoller Sport sein könne. Der kommerzialisierte Spitzensport stelle dann nur noch eine Illusion sinnvollen Sports dar.155 Und auch Franke ist sich des Einflusses der Kommerzialisierung im Sport durchaus bewusst. Er erfasst den Gedanken der Kommerzialisierung in der Kategorie der Verwertungsbedeutung der sportlichen Handlung. Ihm zu folge verliere die sportliche Handlung dann ihre besondere Sinnhaftigkeit, wenn die kommerziellen Interessen (die Verwertungsbedeutung) handlungsleitend werden.156 Schließlich hege ich erhebliche Zweifel, ob die zuvor dargestellte Erwartungshaltung der Zuschauer an den Spitzensport, noch als aktuell bezeichnet werden kann. Ist es in Zeiten von Doping-, Bestechungs- und Wettskandalen im Profisport tatsächlich noch realitätsnah, anzunehmen der Zuschauer gehe von einem 151 152 153 154 155 156
Asmuth / Binkelmann, Einleitung, 7 (15 f.). Figura, Compliance im Sport, 89 (114). Asmuth / Binkelmann, Einleitung, 7 (15 f.). Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 (384). Gregor, Ansatzpunkte der Philosophie, 33 (41). Franke, Doping und „Vertrags-Ethik“ im Sport, 77 (84), der als Beispiel hierfür den Sportwettbetrug nennt.
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reinen, unverfälschten, fairen Wettkampf aus? Dürfte nicht mittlerweile auch dem letzten Zuschauer bewusst sein, dass finanzielle Interessen handlungsleitend im Profisport geworden sind? Dass die einstmals hohen ethischmoralischen Werte wie Chancengleichheit und Fairness im Sport allenfalls schmückendes Beiwerk sind, um dem Produkt Spitzensport einen ansprechenden Rahmen zu verpassen?157 Zwar soll an dieser Stelle nicht in Abrede gestellt werden, dass der Sport, auch der Spitzensport, noch immer in der Lage ist, zentrale Werte zu vermitteln. Diese Wertevermittlung ist m.E. allerdings schon lange nicht mehr sein primäres Anliegen, sondern eher ein erfreulicher Randeffekt.158 Das führt dazu, dass der „große Sport“ nicht mehr als eine „Werkstatt“ oder ein „ästhetisches Labor“ der Ideale zu verstehen ist,159 sondern in erster Linie als Unterhaltung, als Spektakel und Show.160 Dies wird deutlich wenn man einen Blick auf die drei großen Sportarten in Deutschland (Fußball, Basketball, Handball) wirft, welche nunmehr seit mindestens einem Jahrzehnt kontinuierlich durch einige wenige Vereine (mit hoher Finanzkraft) dominiert werden.161 Vor diesem Hintergrund kann von einer Chancengleichheit wohl ebenso wenig ausgegangen werden wie von einer Unvorhersehbarkeit des sportlichen Ausganges. Nichts desto trotz ist das Zuschauerinteresse an diesen Sportarten ungebrochen. Es ist sogar tendenziell noch zunehmend, wie die aktuellen Statistiken zeigen.162 Dies gilt auch für die olympischen Sommerspiele, die in der Vergangenheit schon häufiger von Dopingskandalen erschüttert wurden. Auch hier sind die Zuschauerzahlen seit 1996 kontinuierlich ansteigend.163 Berücksichtigt man zusätzlich noch die Ergebnisse einer Umfrage aus dem Jahr 2016, in der nur 48% der Befragten angaben, an die Fairness der olympischen Wettbewerbe
157 Kreuzer, ZRP 2013, 181 (182), spricht in diesem Zusammenhang von einer „Illusion“ und bezeichnet den Spitzensport als „negatives Vorbild“; Rittner / Breuer, Soziale Bedeutung des Sports, S. 177, sprechen diesbezüglich von einer Fiktion. 158 Laut Hefendehl kann eine Wertvermittlung auch ohne regelkonform erzielte Ergebnisse gelingen, vgl. Hefendehl, Expertentreffen (online). 159 So allerdings Gregor, Ansatzpunkte der Philosophie, 33 (74). 160 So auch Hefendehl, Expertentreffen (online); Pfister, StraFo 2016, 441 (442); Tsambikakis, StV 2018, 319 (322). 161 Im Handball ist der THW Kiel in den letzten 13 Jahren 10 Mal, im Fußball der FC Bayern in den letzten 10 Jahren 7 Mal, und im Basketball Bamberg in den letzten 11 Jahren 8 Mal Deutscher Meister geworden. 162 Vgl. hierzu die Ausführungen in Kapitel E), I., 2., g). 163 IOC, Gesamtzahl der Fernsehzuschauer bei den Olympischen Sommerspielen von 1996 bis 2012 (online).
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zu glauben,164 liegt m.E. der Schluss nahe, dass der Zuschauer vom Sport lediglich unterhalten werden möchte.165 Insofern ist Barthes Recht zu geben, wenn er bereits 1957 schreibt: „Wichtig ist ihm [dem Publikum] nicht, was es glaubt, sondern was es sieht.“166
e) Strafrechtlicher Schutz der sportimmanenten Werte Nachdem somit erläutert wurde auf welche Weise eine Vermittlung der sportimmanenten Werten durch den Sport an die Gesellschaft erfolgen könnte, muss nachfolgend geprüft werden, ob es sich bei diesen um strafrechtlich schützenswerte Werte handelt. Dabei ist insbesondere ein intensiver Blick auf die Zulässigkeit des strafrechtlichen Schutzes von Moralvorstellungen zu werfen.
aa) Bedeutung und „Natur“ der sportimmanenten Werte Möchte man sich den Erklärungsansätzen zur Vorbildfunktion des Sports anschließen, so lässt sich bereits diesen Ansätzen ein Argument für die gesellschaftliche Bedeutung der sportimmanenten Werte entnehmen. Denn indem alle Erklärungsansätze von einer Identifikation des Zuschauers mit den Grundwerten (Leistungsbereitschaft, Fairness, Toleranz, Chancengleichheit und Teamgeist) des Sports ausgehen, betonen sie implizit die Bedeutung dieser Werte im alltäglichen gesellschaftlichen Leben. Eine Identifikation setzt nämlich immer voraus, dass man sich mit einer gewissen Person, Gruppe oder Etwas (hier der Sport) emotional gleichsetzt und ihre/seine Ideale und Motive in das eigene Ich übernimmt.167 Eine solche Internalisierung der Werte des Sports durch das Ich spricht zweifellos für die Bedeutsamkeit dieser Werte. Davon unabhängig soll an dieser Stelle allerdings gar nicht bezweifelt werden, dass diesen sportimmanenten Werten auch im gesellschaftlichen Zusammenleben erhebliche Bedeutung zukommt. Vielmehr erscheint dies vor dem Hintergrund einer immer leistungsorientierteren Gesellschaft nur folgerichtig und erforderlich. In einer modernen Leistungsgesellschaft, in der die Menschen immer häufiger in Konkurrenzverhältnisse gedrängt werden (z.B. im Arbeitsleben, im Studium usw.), sind insbesondere Werte wie Chancengleichheit und Fairness von großer Bedeutung.168 Dies kommt auch durch die verfassungs164 165 166 167 168
ARD & Infratest dimap, Umfrage Fairness (online). So auch Hefendehl, Expertentreffen (online). Barthes, Mythen des Alltags. Webseite des Dudens, Stichwort: „Identifizieren“ (online). So auch Timm, GA 2012, 732 (735).
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rechtliche Verankerung des Gleichheitsgedankens in Art. 3 GG zum Ausdruck. Neben dem Sozialstaatsprinzip stellt der Gleichheitsgedanke ein wesentliches Grundelement der Verfassung dar. Trotz aller Realität einer Leistungsgesellschaft, die sich nicht selten in den buchstäblich „ausgefahrenen“ Ellenbogen zeigt, ist es doch grundlegender verfassungsrechtlicher Konsens, dass einem jeden dieselben Chancen zur Teilnahme an sämtlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens geboten werden. Es lässt sich daher festhalten, dass den sportimmanenten Werten auch jenseits des Sports große Bedeutung zukommt. Es dürfte allerdings ebenfalls unumstritten sein, dass es sich bei den Begrifflichkeiten, welche die Integrität des Sports präzisieren sollen, primär um ethisch-moralische Werte handelt.169 Zudem handelt es sich auch bei den, durch § 265c StGB darüber hinaus geschützten sportimmanenten Werten wie Integrität und Toleranz um ethisch-moralische Begriffe.170 Dies ist im Hinblick auf die Legitimation der Pönalisierung des Sportwettbetrugs deshalb nicht unproblematisch, weil moralische Werte nach ganz h.M. nicht umstandslos in das Strafrecht übertragen werden können.171 Vielmehr müssen Verhaltensweisen, deren Unwertgehalt sich in reinen Moralwidrigkeiten erschöpfen, als Gegenstand strafrechtlicher Verbote und Gebote von vornherein ausscheiden.172 Aufgabe des Strafrechts sei daher weder der Schutz moralischer Werte, noch die Durchsetzung sportethischer Vorstellungen.173 Diese strikte Trennung zwischen Moral und Strafrecht wird in der Literatur unterschiedlich begründet und ist nicht zuletzt durch das Inzesturteil des Bundesverfassungsgerichts nicht unumstritten. Nachfolgend sollen daher zunächst Schnittpunkte von Moral und Strafrecht erläutert werden, bevor auf die verschiedenen Begründungsansätze zur
169 BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 4 (online); Cherkeh, EWE 2005, 479 (480); Diedrich, Bedarf und Nutzen, 271 (287); Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (93); Gerhardt, Fairneß – Die Tugend des Sports, S. 5 ff.; Hefendehl, Expertentreffen (online); Heger, SpuRt 2007, 153 (154); Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 (384 f.); Jahn, Stellungnahme, S. 12 (online); Kargl, NStZ 2007, 489 (495); Löffelmann, recht+politik 2013, 1 (4 f.); Momsen, Strafrecht – ein effizientes Instrument im Anti-Doping-Kampf?, 251 (260); Nolte, in: Lehner / Nolte / Putzke, § 1 AntiDopG Rn. 51, 76 ff.; Schild, Die Strafbarkeit des Dopings, S. 47; Steiner, NJW 1991, S. 2733; Timm, GA 2012, 732 (735); Tsambikakis, StV 2018, S. 319; Valerius, FS Rissing-van Saan, 717 (729); Zuck, NJW 2014, 276 (280 f.). 170 Vgl. für den Begriff der Integrität, Kapitel E), I., 2., b); Für den Begriff der Toleranz, Lohmar, Zeitschrift für philosophische Forschung 2010, S. 8. 171 BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 4 f. (online). 172 Rudolphi, FS Honig, 151 (165); Siehe hierzu die nachfolgenden Ausführungen in Kapitel E), I., 2., e), bb). 173 Timm, GA 2012, 732 (735); Valerius, FS Rissing-van Saan, 717 (729).
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Trennung von Strafrecht und Moral eingegangen wird. In diesem Zusammenhang wird auch das Inzesturteil erneut in den Fokus der Betrachtung rücken.
bb) Strafrechtlicher Schutz von Moralvorstellungen aaa) Gemeinsamkeiten von (Straf-)Recht und Moral Bereits durch das oben dargestellte Theorem von Legalität und Moralität ist zum Ausdruck gekommen, dass zwischen dem Strafrecht und der Moral eine enge Verbindung besteht. So wurde bereits am Beispiel des Diebstahlverbots erläutert, dass die Strafnormen des Kernstrafrechts zugleich regelmäßig auch Moralnormen darstellen, wobei die Moralnormen sich zwar mit den Rechtsnormen teilweise decken, Moralität darüber hinaus aber auch von der inneren Einstellung des Handelnden abhängig ist. Diese teilweise Deckungsgleichheit von Strafrecht und Moral erklärt sich dabei aus dem Umstand, dass sich sowohl die Rechtslehre und die Rechtsphilosophie, als auch die Ethik und die Moral der Aufgabe widmen, „richtiges“ Verhalten zu bestimmen. Während es der Rechtslehre um die Bestimmung eines rechtlich richtigen, sprich legalen, Verhaltens geht, befasst sich die Ethik mit der Bestimmung eines moralisch richtigen Verhaltens. Der Bestimmung dieser Regeln oder Verhaltensgrundsätze liegt dabei mit dem Vernunftsprinzip der Allgemeinheit das gleiche Kriterium zugrunde. Für den Bereich der Ethik verlangt dieses Prinzip die Verallgemeinerung unserer Maximen und für die Rechtslehre die Verallgemeinerung der Verhaltensgrundsätze.174 Diese Verbindung von Strafrecht und Moral lässt sich auch im modernen Strafrecht noch an einigen Stellen finden. Selbstverständlich kann dieses überaus komplexe Thema im Rahmen dieser Arbeit nicht einmal annähernd erschöpfend behandelt werden. Die nachfolgenden Ausführungen müssen sich daher auf eine beispielhafte und sicherlich nicht abschließende Darstellung von Berührungspunkten von Strafrecht und Moral beschränken.175 Ein erster wesentlicher Berührungspunkt von Strafrecht und Moral zeigt sich bereits, wenn man sich die gängige Definition des Strafbegriffes vergegenwärtigt. Danach ist die Strafe eine Übelszufügung in Form von Freiheits- oder Geldstrafe, deren besondere Schärfe darin liegt, dass sie zusätzlich eine „sozialethische Missbilligung“ der Tat enthält.176 Förmliche Strafen enthalten somit 174 Kühl, FS Lampe, 439 (452). 175 Für ausführlichere Ausführungen wird insbesondere auf die Arbeiten von Kühl verwiesen, der sich dieser Thematik in diversen Aufsätzen und Beiträgen gewidmet hat: Kühl, FS Lampe, S. 439 ff.; Ders., FS Schünemann, S. 157 ff.; Ders., ZStW 2004, S. 870 ff. 176 Androulakis, ZStW (108) 1996, 300 (309 ff.); Kunz, FS Streng, 377 (382); Kühl, in: Lackner / Kühl, § 46 Rn. 1; Mühl, Strafrecht ohne Freiheitsstrafen, S. 67; Weigend, in: LK-StGB, Bd. 1, Einl. Rn. 1, m.w.N.
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einen über den Bereich der Verhaltenskorrektur hinausgehenden Vorwurf moralischen Fehlverhaltens.177 Durch diesen Tadel wird das Strafrecht also mit der Sozialmoral verknüpft. Diese Auffassung vertritt auch das Bundesverfassungsgericht, indem es wiederholt ausgeführt hat, dass sich in dem Schuldurteil ein sozialethisches Werturteil konkretisiert.178 Darüber hinaus wird der Zusammenhang von Strafrecht und Moral auch bei dem normativen Tatbestandsmerkmal der Vermeidbarkeit des Verbotsirrtums nach § 17 StGB ersichtlich. Denn laut Neumann kann aufgrund der Deckungsgleichheit von rechtlichen und moralischen Verboten im Bereich des Kernstrafrechts, das Bewusstsein der sittlichen Verwerflichkeit der Tat als Indiz für die Vermeidbarkeit des Verbotsirrtums herangezogen werden.179 Auch in speziellen Straftatbeständen lässt sich vereinzelt noch heute eine enge Verknüpfung von Strafrecht und Moral finden. So werde beispielsweise nach h.M. mit dem § 17 TierSchG ein ethisch-moralisches Anliegen verfolgt, das den Menschen zum Schutze des Tieres verpflichte.180 Darüber hinaus werden auch die Beschimpfung religiöser Bekenntnisse (§ 166 StGB), das Verunglimpfen des Andenkens Verstorbener (§ 189 StGB) sowie das Erregen öffentlichen Ärgernisses (§ 183a StGB) als problematisch im Hinblick auf die Trennung von Strafrecht und Moral angesehen. Die „prominentesten“ Beispiele für die Verbindung von Strafrecht und Moral stellen aber wohl die §§ 173 und 228 StGB dar. Bevor im Rahmen der Diskussion um eine Trennung von Strafrecht und Moral auf die moralschützende Wirkung des § 173 StGB näher eingegangen wird, soll an dieser Stelle zunächst die moralisch-ethische Kategorie der „guten Sitten“ i.S.d. § 228 StGB erörtert werden. Die Verbindung zwischen Moral und Strafrecht wird anhand des § 228 StGB besonders deutlich, da dieser die „guten Sitten“ ausdrücklich in Bezug nimmt. Der Begriff „Sitte“ bezeichnet dabei nach allgemeinem Verständnis ethischmoralische Normen, Grundsätze und Werte, die für das zwischenmenschliche 177 Hierzu und zum Folgenden: Kunz, FS Streng, 377 (382 ff.). 178 BVerfG, Beschluss v. 26.2.1969, BVerfGE 25, 269 (286) = NJW 1969, 1059 (1061); BVerfG, Beschluss v. 9.7.1997, BVerfGE 96, 245 (249) = NJW 1998, (443); BVerfG, Beschluss v. 16.7.1969, BVerfGE 27, 18 (29) = LMRR 1969, 15 ff.; BVerfG, Beschluss v. 15.5.1995, BVerfGE 92, 277 (329) = NJW 1995, 1811 (1815 f.); BVerfG, Beschluss v. 10.4.1997, BVerfGE 96, 10 (25) = NVwZ 1997, 1109 (1111); BVerfG, Beschluss v. 14.1.2004, NJW 2004, (2073): „Mit der Strafe wird ein rechtswidriges sozialethisches Fehlverhalten vergolten“. 179 Neumann, in: NK-StGB, § 17 Rn. 14, 57. 180 Pfohl, in: Müko-StGB, Bd. 6, § 17 TierSchG Rn. 1, 2. Auflage 2013, m.w.N.
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Verhalten einer Gesellschaft grundlegend sind.181 Wie bereits erwähnt handelt es sich bei den „guten Sitten“ daher um eine ethisch-moralische Kategorie. Für § 228 StGB hat dies zur Folge, dass nur derjenige rechtswidrig handelt, dessen, mit Einwilligung der verletzen Person vorgenommene, Körperverletzung, trotz Einwilligung gegen die guten Sitten verstößt. Gleichzeitig zeigt § 228 StGB allerdings auch ein erhebliches Problem der Verbindung von Moral und Strafrecht auf. Mit der Bezugnahme auf die „guten Sitten“ überlässt der § 228 StGB nämlich die rechtliche Entscheidung über die Rechtswidrigkeit der Körperverletzung der Moral.182 Nicht mehr das Gesetz, sondern die guten Sitten entscheiden über die Strafbarkeit der Körperverletzung.183 Doch was sind die guten Sitten und wer kann eine für den Strafrichter verbindliche Aussage über ihren Inhalt treffen? Einen verbindlichen Sittenkodex, an dem sich der Richter orientieren könnte gibt es jedenfalls nicht. Die Rechtsprechung hat sich daher zur Ermittlung der „guten Sitten“ einer Kunstformel bedient, wonach zur Ermittlung der „guten Sitten“ auf das „das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden“ abzustellen sei.184 Durch diese Formel wurde zwar der Personenkreis bei der Bestimmung der guten Sitten konkretisiert, indem auf das Anstandsgefühl „aller“ billig und gerecht Denkenden abgestellt wurde. Sie sieht sich dennoch der Kritik ausgesetzt, nur scheinbar für Klarheit zu sorgen. Zwar wäre es durchaus denkbar, dass die Gerichte zur Ermittlung der „guten Sitten“ zu Meinungsumfragen unter allen „billig und gerecht Denkenden“ zurückgreifen. Dies ist allerdings soweit ersichtlich zum einen bislang nicht geschehen und würde die potenziellen Demoskopen zum anderen wohl auch vor das unlösbare Problem stellen, alle „billig und gerecht Denkenden“ aus der Gesamtgesellschaft herausfiltern zu müssen.185 Letztendlich ist die Kunstformel daher als wirkungslos zu bezeichnen, da final doch der Strafrichter und nicht das Urteil „aller billig und gerecht Denkenden“ über den Sittenverstoß entscheidet. Der BGH ist diesem Problem insofern begegnet, als er in seinen Entscheidungen zur Heroin-Fremdinjektion186 und zu sadomasochistischen Praktiken187 aus 181 182 183 184
Webseite des Dudens, Stichwort: „Sitte“ (online). Kühl, FS Schünemann, 157 (167). Kühl, FS Lampe, 439 (448). BGH, Urteil v. 29.1.1953, BGHSt 4, 24, (32) = NJW 1953, 473 (475); BGH, Urteil v. 22.1.1953, BGHSt 4, 88 = NJW 1953, (912 f.); Eschelbach, in: BeckOK-StGB, § 228 Rn. 23 (Stand: 1.8.2017); Kühl, FS Lampe, 439 (446 ff.), Ders., FS Schünemann, 157 (166 f.); Paeffgen / Zabel, in: NK-StGB, 5. Auflage, § 228 Rn. 34. 185 Kühl, FS Lampe, 439 (447). 186 BGH, Urteil v. 11.12.2003, BGHSt 49, 34 ff. = NJW 2004, 1054 ff.
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den Jahren 2003 und 2004 zu dem Ergebnis gelangt ist, dass ein allgemeines Sittenwidrigkeitsurteil nicht mehr zu fällen sei. Den Entscheidungen des BGH zur Heroin-Fremdinjektion und zu sadomasochistischen Praktiken lagen dabei die folgenden Sachverhalte zugrunde: Bei der Entscheidung über die Strafbarkeit der Heroin-Fremdinjektion musste sich der BGH mit einem Sachverhalt beschäftigen, in dem sich der Angeklagte („A“) und das spätere Opfer („O“) entschieden hatten gemeinsam 1 g Heroin zu konsumieren. O hatte zu diesem Zeitpunkt bereits erhebliche Mengen Bier getrunken, zeigte wegen seiner Alkoholgewöhnung jedoch keine Ausfallerscheinungen. Absprachegemäß besorgte A das Rauschgift und begab sich damit zur Wohnung des O. Nachdem beide dort zunächst weiteren Alkohol getrunken hatten, holte A aus seiner nahe gelegenen Wohnung ein Spritzenbesteck. Er kochte die Hälfte des erworbenen Heroins mit Ascorbinsäure und etwas Wasser auf und injizierte sich das Rauschgift. Dessen Wirkung empfand er gemessen an seiner langjährigen Erfahrung als normal; es stellte sich bei ihm ein leichter Rauschzustand ein. Nachdem die Spritze in heißem Wasser desinfiziert worden war, kochte A die andere Hälfte des Heroins auf. O band sich den Arm ab, konnte sich wegen des Zitterns seiner Hände die Spritze aber nicht mehr selbst setzen. Er bat daher A, ihm das Heroin zu injizieren und hielt ihm hierzu seine linke Armbeuge entgegen. A kam der Bitte nach. Alsbald nach der Injektion verstarb O an einer Heroinintoxikation, die sein Atemzentrum lähmte. Der Todeseintritt wurde durch die erhebliche Alkoholisierung des O (Blutalkoholkonzentration von 2,33‰) „begünstigt”. In seiner Entscheidung vom 26. Mai 2004 musste sich der BGH mit tödlichen sadomasochistischen Praktiken beschäftigen. Das spätere Opfer („O“), die Lebensgefährtin des Angeklagten („A“), zeigte großes Interesse an der Ausübung außergewöhnlicher sexueller Praktiken, vor allem so genannter „Fesselspiele”. Hierzu gehörte unter anderem, dass A, der an diesen „Spielen” kein Interesse hatte und dabei selbst angekleidet blieb, mit einem Gegenstand Druck auf ihren Kehlkopf, ihr Zungenbein oder ihre Luftröhre ausüben musste, um auf diese Weise den von ihr erstrebten vorübergehenden Sauerstoffmangel hervorzurufen, der für sie eine erregende Wirkung hatte. In der Vergangenheit fanden dabei für diesen Würgevorgang Stricke oder Seile Verwendung. Nachdem eine Zeit lang derartige Fesselspiele nicht mehr stattgefunden hatten, weil A Sicherheitsbedenken geäußert hatte, verlangte O von ihm am 18. Mai 2002, dem Tattag, erneut die Durchführung eines Fesselspiels und bereitete die dazu erforderlichen Utensilien (Stricke, ein Holzstück sowie ein Metallrohr) selbst 187 BGH Urteil v. 26.5.2004, BGHSt 49, 166 ff.= NJW 2004, 2458 ff.
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vor. A sträubte sich zunächst und kam ihrem Wunsch dann doch nach. Wegen der Leibesfülle von O, die in letzter Zeit deutlich an Körperumfang zugenommen hatte, äußerte er aber Bedenken, da er auf Grund der Fixierung der Beine über den Bauch hinweg zum Kopf befürchtete, diese könnte keine Luft mehr bekommen. Sie zerstreute seine Bedenken jedoch und verlangte, er solle dieses Mal statt des bisher verwendeten Stricks das Metallrohr benutzen. A äußerte auch insoweit zunächst Vorbehalte, ließ sich dann aber umstimmen und fesselte seine Lebensgefährtin wie von ihr gewünscht. Zunächst benutzte er für den Würgevorgang das bereitgelegte Holzstück, ging dann auf Wunsch seiner Lebensgefährtin dazu über, das Metallrohr zum Würgen zu verwenden. Dabei erkannte er, dass die Verwendung eines sich nicht den Konturen des Halses anpassenden Gegenstands gefährlich war und erklärte ihr dies auch, ließ sich dann aber von seiner Lebensgefährtin zur Verwendung überreden und verstärkte auf deren Wunsch hin sogar die Einwirkung noch. Den Eintritt eines tödlichen Verlaufs infolge seiner gewaltsamen Einwirkung auf den Hals des Opfers hielt er für möglich, vertraute jedoch darauf, dass dies nicht geschehen werde. Nach seinen persönlichen Fähigkeiten und dem Maß seines individuellen Könnens war er imstande, die Gefährlichkeit seines Tuns zu erkennen und die sich daraus ergebenden Sorgfaltsanforderungen zu erfüllen. Im Verlauf der intervallartigen, gegen den Hals der O gerichteten mehrfachen und mindestens drei Minuten währenden Aktionen drückte er dann mit dem Metallrohr zu. Dadurch erzielte er die gewünschte Kompression der Halsgefäße und insbesondere der arteriellen und venösen Blutversorgung des Gehirns, allerdings auch eine von ihm nicht gewollte, massive, durch den Einsatz des Metallrohrs hervorgerufene knöcherne Verletzung des Kehlskeletts. Diese Verletzungen waren aber nicht tödlich, vielmehr verstarb O an den Folgen der massiven Kompression der Halsgefäße und der dadurch unterbundenen Sauerstoffzufuhr zum Gehirn mit nachfolgendem Herzstillstand.188 In beiden Urteilen stellt der BGH bei der Bestimmung der Sittenwidrigkeit der Körperverletzungshandlung nunmehr darauf ab, ob „bei vorausschauender objektiver Betrachtung aller maßgeblichen Umstände der Tat der Einwilligende durch die Körperverletzungshandlung in konkrete Todesgefahr gebracht wird“189. Während der BGH in seiner Heroin-Fremdinjektionsentscheidung noch auf die Kunstformel des „billig und gerecht Denkenden“ hingewiesen hat, findet sich 188 BGH Urteil v. 26.5.2004, BGHSt 49, 166 ff.= NJW 2004, 2458 ff. 189 BGH, Urteil v. 11.12.2003, BGHSt 49, 34ff. = NJW 2004, 1054 (1056); BGH Urteil v. 26.5.2004, BGHSt 49, 166 (173) = NJW 2004, 2458 (2459).
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ein solcher Hinweis in der Entscheidung zur Sittenwidrigkeit sadomasochistischer Praktiken nicht mehr. Auch in seinem Beschluss vom 20. Februar 2013 hat der BGH auf die Kunstformel zur Bestimmung der Sittenwidrigkeit der Körperverletzung verzichtet. Im Unterschied zu den zuvor dargestellten Urteilen hat das Gericht in diesem Fall allerdings eine Sittenwidrigkeit der Körperverletzung auch bei nicht vorhandener konkreter Todesgefahr angenommen.190 Diese Wertung wird durch den BGH in seiner „Hooligan-Entscheidung“ vom 22. Januar 2015 bestätigt. Zudem führt das Gericht aus, dass es sich bei dem Merkmal der guten Sitten um einen konturenlosen Begriff handele. Dabei könne auf moralische Wertvorstellungen der Gesellschaft als Anknüpfungspunkt des Sittenwidrigkeitsurteils nicht abstellt werden, da moralische Werte zum einen stets einem Wandel unterlegen seien und deren Ermittlung in einer pluralistischen Gesellschaft zum anderen nicht unproblematisch sei. Der unbestimmte Begriff der guten Sitten sei daher auf das Rechtsgut zu beziehen und auf dessen Kerngehalt zu reduzieren, wobei gesetzliche Wertungen (insb. § 216 StGB) zu berücksichtigen.191 In den neueren Entscheidungen des BGH wird somit lediglich auf die Gefährlichkeit der Verletzungshandlungen abgestellt, und ohne dies weiter zu begründen behauptet, diese verstießen immer gegen die guten Sitten. Wenn es folglich primär auf die (Lebens-)gefährlichkeit der Handlungen zur Bestimmung der Sittenwidrigkeit der Körperverletzung ankommt, dann ist mit Kühl zu fordern, dass der Gesetzgeber den § 228 StGB dahingehend ändert, und auf einen Verstoß gegen die „guten Sitten“ verzichtet.192 Damit ist der BGH bewusst oder unbewusst einem Trend gefolgt, der sich seit einigen Jahrzehnten konsequent fortsetzt: Die Trennung von Strafrecht und Moral. bbb) Trennung von Strafrecht und Moral Im Rahmen der großen Strafrechtsreform in den 50er und 60er Jahren ist das deutsche Strafgesetzbuch nach und nach von „moralischem Ballast“193 gereinigt worden, indem zahlreiche, moralschützende Straftatbestände aufgehoben wurden. Dazu zählten neben dem Selbstmord, insbesondere Sexualdelikte wie die 190 BGH, Beschluss v. 20.2.2013, BGHSt 58, 140 = NJW 2013, 1379 (1380 f.); daran anschließend, OLG München, Urteil v. 26.9.2013, NStZ 2014, 706, (708 f.); BGH, Urteil v. 22.1.2015, HRRS 2015, Nr. 285 Rn. 39 ff. 191 BGH, Urteil v. 22.1.2015, HRRS 2015, Nr. 285 Rn. 41 ff. 192 Kühl, FS Schünemann, 157 (167). 193 Kühl, FS Lampe, 439 (445).
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Homosexualität (§ 175 a.F. StGB), die Widernatürliche Unzucht (§ 175b a.F.), die Kuppelei (§ 180 a.F.), die Verführung Minderjähriger (§ 182 a.F.), sowie die Verbreitung unzüchtiger Schriften (§ 184 a.F.). Darüber hinaus wurde durch das 4. Strafrechtsreformgesetz die Überschrift des dreizehnten Abschnitts des StGB von „Verbrechen und Vergehen wider die Sittlichkeit“ – rechtsgutsbezogen – in „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ umbenannt. Bis zu der bereits oben dargestellten Inzest-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts schien sich diese Entwicklung auch ungehindert fortzusetzen. Indem das Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung allerdings ausgeführt hat, dass sich das Inzestverbot „in der Zusammenfassung nachvollziehbarer Strafzwecke vor dem Hintergrund einer kulturhistorischen begründeten, nach wie vor wirkkräftigen gesellschaftlichen Überzeugung von der Strafwürdigkeit des Inzestes (...)“194 rechtfertigen lasse, hat es dem Strafrecht im Ergebnis wiederum die Aufgabe zugewiesen, Moralvorstellungen aufrecht zu erhalten und durchzusetzen.195 Vor diesem Hintergrund entpuppt sich auch die vorherige Aussage des Bundesverfassungsgerichts, es könne offen bleiben, ob bloß in Moralvorstellungen begründete Strafvorschriften verfassungsrechtlich tragfähig seien, als lediglich nominelle Distanzierung.196 Im Ergebnis hat das Bundesverfassungsgericht damit den bloßen Schutz von Moralvorstellungen zum strafrechtlichen Rechtsgut erhoben.197 Nicht nur der damalige Senatsvorsitzende Hassemer hat, im Rahmen eines abweichenden Sondervotums, diese Entscheidung erheblich kritisiert.198 Auch in der deutschen und internationalen Strafrechtswissenschaft besteht weiterhin weitestgehend Einigkeit, dass an der Trennung von Strafrecht und Moral festzuhalten ist. Zwar unterscheiden sich die hierfür vorgetragenen Argumente, im Ergebnis kommen sie aber zu der gleichen Schlussfolgerung. Auf einige gewichtige Argumente für eine Trennung von Strafrecht und Moral soll in der Folge hingewiesen werden. Als Ausgangspunkt für die Trennung von Strafrecht und Moral kann dabei Kants Theorem von Legalität und Moralität dienen. Dieser führte für die Genügsamkeit des Strafrechts zweierlei Gründe an. Zum einen handele es sich bei der Gesinnung des Täters (als Triebfeder bzw. Beweggrund seines Handelns) 194 195 196 197
BVerfGE 120, 224, 239 = NJW 2008, 1137 (1140). Greco, ZIS 2008, 234 (235). Thurn, KJ 2009, 74 (79). Bottke, FS Volk, 91 (102 f.); Cornils, ZJS 2009, 85 (88); Krauß, FS Hassemer, 423 (429); a.A. Androulakis, FS Hassemer, 271 (282 f.), der das Inzestverbot nicht als Übertretung einer Moralnorm, sondern als Übertretung „etwas erheblich gewichtigeres“, nämlich einer Tabubeschränkung versteht. 198 BVerfGE 120, 224 = NJW 2008, 1137 (1142 ff.).
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um ein inneres Phänomen, welches als solches dem gerichtlichen Beweis nur schwer zugänglich sei. Zum anderen müsse das Strafrecht nur in denjenigen Fällen einschreiten, in denen die Ausübung der Handlungsfreiheit des einen, die Freiheitssphäre eines anderen gefährde oder beeinträchtige.199 Laut Kühl gehe es dem Strafrecht daher um die wechselseitige Beschränkung der äußeren Freiheit von jedermann, bzw. um die Abgrenzung von Handlungsspielräumen verschiedener Personen.200 Diese Ansicht deckt sich im Wesentlichen mit dem Rechtsgutsprinzip, wonach bloße Moralwidrigkeiten mangels Rechtsgutsqualität Strafgesetze nicht zu legitimieren vermögen.201 Die Rechtsgutstheorie setzt dem Moralismus somit Grenzen und verhindert, dass die Geltung von Verhaltensnormen um ihrer selbst willen geschützt wird.202 Insbesondere die erfolgreiche Reform des Sexualstrafrechts wird von den Vertretern der Rechtsgutstheorie als Leistungsnachweis und Errungenschaft der Rechtsgutstheorie bezeichnet.203 Die Ausgrenzungsfunktion der Rechtsgutslehre lässt sich dabei anhand des hier vertretenen Rechtsgutsverständnisses erörtern. Danach sind Güter als Rechtsgüter zu qualifizieren, wenn sie für die verfassungsmäßige Stellung und Freiheit sowie die freie Entfaltung des einzelnen Bürgers notwendig sind. Das Unbehelligtbleiben von persönlichen Moralvorstellungen gehört allerdings gerade nicht zu den notwendigen Entfaltungsvoraussetzungen des einzelnen Bürgers. Vielmehr hat dieser, derartige Befindlichkeitsstörungen in einer pluralistisch entwickelten Gesellschaft zu ertragen.204 Diese Ansicht wird im Wesentlich durch die Vertreter des sog. „Harm Principles“ geteilt. Auch diese lehnen eine strafrechtliche Pönalisierung bloß sittenwidrigen Verhaltens ab. Das „Harm Principle“ ist dabei auf den Moralphilosophen John Stuart Mill zurückzuführen und wird in vielen englischsprachigen Ländern als Legitimationsbasis strafrechtlicher Normen angesehen. Das Anliegen des „Harm Prinicple“ entspricht dabei im Wesentlichen dem der Rechtsgutstheorie. Es soll eine Antwort auf die Frage gefunden werden, welche Verhaltensweisen der Staat kriminalisieren darf. Laut Mill könne das Straf199 Kant, Metaphysik der Sitten. Rechtslehre, Akademieausgabe Band VI, S. 231. 200 Kühl, FS Lampe, 439 (457 f.). 201 Amelung, Die Rechtsgutstheorie, 155 (169 f.); Eisele, in: Schönke / Schröder, Vor. 13 Rn. 10; Freund, in: MüKo-StGB, Bd. 1, Vor. 13 Rn. 50; Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 51 f.; Kühl, FS Lampe, 439 (460); Roxin, FS Hassemer, 573 (579) Rudolphi, FS Honig, 151 (161); Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (74). 202 Amelung, Die Rechtsgutstheorie, 155 (169 f.). 203 Seher, Die Rechtsgutstheorie, 39 (44). 204 Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie 65 (75).
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recht jedenfalls nur dann rechtmäßig in die Rechte eines Gesellschaftsmitgliedes eingreifen, wenn dessen Verhalten schädlich für andere Gesellschaftsmitglieder sei („Harmfull to others“).205 Dieser Auffassung hat sich rund 125 Jahre später auch der amerikanische Rechtsphilosoph Joel Feinberg angeschlossen. Er hatte sich in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts intensiv mit dem Millʼschen Ansatz befasst und in seinem ersten von insgesamt vier Bänden umfassenden Werk „The Moral Limits of Criminal Law“, in Übereinstimmung mit Mill, die Pönalisierung von reinen Sittenwidrigkeiten bzw. Moralvorstellungen („Legal Moralism“) abgelehnt. Auch nach Feinberg dürfe menschliches Verhalten nur strafbar sein, wenn es schädlich für andere ist („harm to persons other than the actor“).206 Eine Kriminalisierung von Verhaltensweisen, die allein Moralvorstellungen missachten, sei hingegen freiheitswidrig. Entgegen der Rechtsgutslehre und des Harm-Principle hält es Androulakis hingegen für durchaus vertretbar, bloße Moralvorstellungen durch das Strafrecht zu schützen. Er fordert daher, die strikte Trennung von Moral und Strafrecht aufzugeben, und schlägt vor, neben dem Schadensprinzip (Harm Principle) und dem Belästigungsprinzip (Offence-Principle) das Entrüstungsprinzip (Indignation Principle) zu etablieren.207 Diese Forderung begründet er mit der expressiven Funktion der Strafe, wonach durch deren Anwendung eine besondere sozialethische Missbilligung zum Ausdruck gebracht werde. Diese besondere Missbilligung der Strafe setze denklogisch ein sozialethisch besonders missbilligenswertes Verhalten voraus, welches, sobald es in Erscheinung trete, in der Gesellschaft Entrüstung und Empörung hervorrufe. Insbesondere Tabubeschränkungen208 würden in der Gesellschaft bei ihrer Verletzung eine derart mit Ekel und Befremden gemischte Erschütterung auslösen, dass sie eine sozialethische Missbilligung in Form der Strafe auch ohne eine rationale Begründung erforderlich machen würden. Sozial derart fest verwurzelte Missbilligungen von tabuisierten Verhaltensweisen, welche zudem auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens bestünden, dürfe der Gesetzgeber nicht ignorieren.209 205 Mill, On Liberty, Kapitel 4: „That the only purpose for which power can be rightfully exercised over any member of a civilised community, against his will, is to pretend harm to others. His own good, either physical or moral, is not sufficient warrant. He cannot rightfully be compelled to do or forbear because it will be better for him to do so, because it will make him happier, because, in the opinion of others, to do so would be wise, or even right“. 206 Hierzu und zum Folgenden: Feinberg, Harm to Others, S. 26. 207 Hierzu und zum Folgenden: Androulakis, FS Hassemer, 271 (279 ff.). 208 Androulakis nennt ausdrücklich das Inzestverbot und die Belästigungsdelikte der §§ 183, 183a und 184 StGB. 209 Androulakis, FS Hassemer, 271 (283).
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Als Konsequenz vertritt Androulakis die Auffassung, dass lediglich sozialethisch neutrales Verhalten nicht mit Strafe belegt werden darf. Auch spreche die Rechtsgutstheorie laut Androulakis nicht per se gegen den strafrechtlichen Schutz von Moralvorstellungen. Denn wolle man das Rechtsgut als Blankett verstehen, welches mit verschiedenen werthaften Zweckmäßigkeiten deskriptiv ausfüllbar ist, so komme auch in Betracht, ein „in der Gesellschaft fest verankertes Unrechtsbewußtsein“ als Rechtsgut anzuerkennen.210 Für diese Annahme spreche insbesondere Art. 2 Abs. 1 GG. Danach besitzt das Sittengesetz die Kraft, das Rechtsgut der freien Persönlichkeitsentfaltung einzuschränken, was dafür spreche, dass es sich bei dem Sittengesetz ebenfalls um ein Rechtsgut handeln müsse.211 Diesem Argument ist allerdings bereits 1970 von Rudolphi überzeugend begegnet worden. Will man Art. 2 Abs. 1 GG tatsächlich derart verstanden wissen, dass das Sittengesetz dem Gesetzgeber das Recht verleiht, reine Moralwidrigkeiten, um ihrer selbst willen mit den Mitteln des Strafrechts zu bekämpfen, so würde der Staat dadurch zu einer „moralischen Anstalt“. Der Staat könnte Minderheiten mit den Mitteln des Strafrechts zu moralischer Konformität zwingen und zwar unabhängig davon, ob mit der Handlung sozialschädliche Wirkungen einhergehen. Ein solches Verständnis trete aber in Widerstreit zu den wesentlichen Staatsprinzipien des materiellen Rechtsstaates. Vor dem Hintergrund der verfassungsrechtlichen Grundtendenz, eine moralische Bevormundung des Bürgers durch den Staat zu verhindern, könne dieser Widerstreit nur zugunsten der materiell-rechtsstaatlichen Prinzipien gelöst werden. Das Sittengesetz des Art. 2 Abs. 1 GG sei daher richtigerweise nicht als Rechtfertigung für strafrechtlichen Moralschutz zu interpretieren, sondern vielmehr dahingehend zu verstehen, „daß es nur solche elementaren sittlichen Normen umfaßt, deren Einhaltung nicht nur um ihrer selbst willen, sondern auch um der Vermeidung sozialschädlicher Wirkungen willen geboten ist“212. Allerdings wird auch von anderen Vertretern der rechtwissenschaftlichen Literatur die generelle Tauglichkeit der Rechtsgutstheorie als Instrument zur Ausgrenzung bloßer Moralwidrigkeiten, sowie deren Bedeutung im Zusammenhang mit der Reform des Sexualstrafrechts bezweifelt. So vertreten etwa Pawlik und Wrage die Ansicht, dass die Reform des Sexualstrafrechts eher auf veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen, als auf 210 Androulakis, FS Hassemer, 271 (273) der zudem darauf hinweist, dass das ungarische Verfassungsgericht wiederholt die Sittlichkeit als Rechtsgut anerkannt hat. 211 Androulakis, FS Hassemer, 271 (273 f.). 212 Hierzu und zum Vorherigen: Rudolphi, FS Honig, 151 (160 f.).
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die systemkritische Rechtsgutslehre zurückzuführen sei.213 In einer sich zunehmend diversifizierenden und individualisierenden Gesellschaft würden sich Werte und Moralvorstellungen kontinuierlich wandeln, was zu einer Brüchigkeit von althergebrachten Moralvorstellungen führe. Da der Rechtsgutsbegriff allerdings erst an diesem Punkt einsetze, könne er allenfalls als Mahnung dienen, regelmäßig zu hinterfragen, „ob das, was als werthafter Zustand strafrechtlichen Schutz genießt, diesen Rangwert wirklich (noch) besitzt“214. Laut Greco liegt das Problem der Rechtsgutslehre hingegen in dem konsequentialistischen215 Charakter des Rechtsgutsarguments.216 Die Rechtsgutslehre halte eine Bestrafung von Verhaltensweisen, die keine Rechtsgüter beeinträchtigen für nutzlos, da sie keine Vorteile für die Gesellschaft bringe. Wenn eine Bestrafung allerdings keine guten Folgen produziere, sei sie konsequentialistisch sinnwidrig und folglich auch zu unterlassen. Dieses konsequentialistische Verständnis führe jedoch laut Greco zu zweierlei Problemen. Zum einen werde damit der strafrechtliche Liberalismus zu einer empirisch-kontingenten Größe gemacht, da die Frage, ob ein Verbot ein Rechtsgut schützt jedenfalls zum Teil eine empirische sei. Dies wiederum führe dazu, dass dem Gesetzgeber letztlich aufgrund der Einschätzungsprärogative die Befugnis verliehen werde, empirische Prognosen über die Folgen des Verhaltens für die unterschiedlichsten Güter weitgehend frei zu formulieren. Dem Gesetzgeber wird somit zwar die ausdrückliche Berufung auf Moralwidrigkeiten als Kriminalisierungsvoraussetzung eines Verhaltens „untersagt“, dieser werde allerdings im Rahmen seiner Folgenprognose bei nahezu jeder Moralwidrigkeit eine indirekte Folge für ein Rechtsgut ausfindig machen können. Zum anderen führe diese konsequentialistische Logik dazu, dass die Rechtsgutslehre durch ihre Fokussierung auf die Vor- und Nachteile von strafrechtlichen Verboten, den Autonomiebereich des Menschen aus dem Blick verliere. Denn der Gedanke, dass die Autonomie des Menschen diesem Rechte garantiert, welche als seitliche Schranken (side constrains) einer jeden Zweckverfol-
213 Pawlik, Das Unrecht des Bürgers, S. 135 f.; Wrage, Grenzen der staatlichen Strafgewalt, S. 60. 214 Frisch, FS Stree / Wessels, 69 (72). 215 Vgl. Schroth, Einführung in den Konsequentialismus, S. 2 f. (online), wonach das konsequentialistische Prinzip eine Handlung dann als moralisch richtig begreift, wenn ihre Konsequenzen mindestens so gut sind, wie die Konsequenzen jeder anderen Handlung, die man an ihrer Stelle ausführen könnte. 216 Hierzu und zum Folgenden: Greco, ZIS 2008, 234 (235 ff.).
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gung fungieren, sei ein deontologischer217 Gedanke, der sich mit der konsequentialistischen Logik der Rechtsgutslehre nicht vertrage. Dabei biete laut Greco gerade der Rückgriff auf die Autonomie der Bürger eine tragfähige Begründung des Strafrechtsliberalismus. Er vertritt daher einen autonomietheoretischen Begründungsansatz, dessen Kernthese die Annahme ist, dass die Autonomie dem Bürger das Recht einräumt, „nach selbst geschmiedeten Lebensplänen und Bildern des guten Lebens leben zu dürfen“218. Nach dieser These kommt es somit nicht darauf an, ob Moralschutz durch das Strafrecht schlecht erreicht werden kann, oder ob der Gesellschaft eine Bestrafung unmoralischen Verhaltens (i.S.d. Konsequentialismus) keine Vorteile bringt. Entscheidend ist vielmehr, dass der strafrechtliche Moralschutz mit dem Respekt vor der Autonomie des Bürgers nicht vereinbar ist. Gegenüber der Rechtsgutslehre sei die autonomietheoretische Begründung gleich aus zweierlei Gründen vorzugswürdig. Zum einen sei sie in der Lage den moralistischen Gesetzgebungstendenzen des Strafgesetzgebers Einhalt zu gebieten, da zwar vieles Sache des demokratisch legitimierten Gesetzgebers sei, dieser aber Unantastbares dennoch nicht antasten dürfe. Dieser Autonomiegedanke lasse sich zum anderen weitestgehend nahtlos in die Figur des Kernbereichs privater Lebensgestaltung, die in der Verfassungsgerichtsrechtsprechung zunehmend an Bedeutung gewinne, integrieren. Diese Integration stelle einen weiteren Vorteil gegenüber der Rechtsgutstheorie dar, da dieser regelmäßig vorgeworfen werde, die Autorität ihrer Ansprüche nicht begründen zu können. Trotz der aufgezeigten Unterschiede der Begründungsansätze für die Notwendigkeit der Trennung von Strafrecht und Moral, lässt sich durchaus auch eine wesentliche argumentative Gemeinsamkeit feststellen. So wird die Notwendigkeit der Trennung von Strafrecht und Moral sowohl von Befürwortern, als auch von Kritikern der Rechtsgutslehre häufig durch einen Rückgriff auf verfassungsrechtliche Prinzipien wie das Rechtsstaats – und das Demokratieprinzip begründet. Nach dem Demokratieprinzip des Art. 20 Abs. 2 S. 1 GG geht alle Staatsgewalt vom Volke aus. Daher leitet der Staat auch seine Strafgewalt lediglich von den Bürgern und nicht etwa aus eigenem Recht her. Da der einzelne Bür217 Vgl. Schroth, Einführung in den Konsequentialismus, S. 3 (online): Nach dem deontologischem Prinzip, gibt es neben der Handlungskonsequenz noch andere moralische relevante Faktoren für die Richtigkeit oder Falschheit einer Handlung. Sie sind dadurch charakterisiert, dass sie Constraints (Schranken bzw. Verbote) enthalten, die bestimmte Handlungen verbieten und damit manchmal die Maximierung des Guten verbieten. 218 Greco, ZIS 2008, 234 (237).
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ger aber nicht berechtigt ist, seine Mitmenschen moralisch zu bevormunden, kann ein solches Recht auch dem Staat nicht zukommen.219 Während Frisch in diesem Zusammenhang von dem Postulat der Neutralität des Staates spricht220, sieht Amelung in der Trennung von Strafrecht und Moral gar den Grundpfeiler der repräsentativen Demokratie.221 In einem demokratischen Rechtsstaat muss der Mensch seine moralische Orientierung frei von staatlicher (strafrechtlicher) Beeinflussung autonom bestimmen und entscheiden können.222 Zudem wird dem Staat auch durch das in Art. 20 GG niedergelegte Rechtsstaatsprinzip lediglich die Aufgabe zugewiesen, die Voraussetzungen für ein gedeihliches Zusammenleben der Bürger zu schaffen und das Strafrecht nur zum Schutz von Angriffen einzusetzen, die dieses Zusammenleben gefährden. Durch die Bestrafung reiner Unmoral würde der Staat folglich den ihm zuerkannten Aufgabenbereich überschreiten, was bei seinen mündigen Bürgern zu einer moralischen Bevormundung, einer Beschränkung der Handlungsfreiheit und im schlimmsten Fall zu einer Zerstörung seiner Würde führen könne.223 Die Bestrafung reiner Unmoral widerspreche somit den verfassungsrechtlichen Grundprinzipien in Gestalt des Demokratie- und Rechtsstaatsprinzips.224 Auch wenn die Begründungsansätze variieren, besteht somit in der rechtswissenschaftlichen Literatur im Wesentlichen Einigkeit darüber, dass eine Trennung von Strafrecht und Moral notwendig und der strafrechtliche Schutz reiner Moralvorstellungen unzulässig ist. Hinsichtlich der Legitimität des § 265c StGB bedeutet dies konsequenterweise Folgendes: Mit der Integrität des Sports soll vornehmlich die Chancengleichheit und die Fairness geschützt werden. Jedenfalls bei den Begrifflichkeiten Integrität und Fairness handelt es sich allerdings, wie aufgezeigt, um primär ethischmoralische Werte. Nach der vorliegend vertretenen Rechtsgutstheorie können reine Moralwidrigkeiten Strafgesetze mangels Rechtsgutsqualität jedoch nicht legitimieren. Doch selbst gesetzt den Fall, man wolle der Rechtsgutstheorie aufgrund der vorstehend geäußerten Zweifel die Tauglichkeit zur Begründung der Trennung von Moral und Strafrecht absprechen, ändert dies nichts an der 219 Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 318 ff.; Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 51 f.; Roxin, Jus 1966, 377 (381); Rudolphi, FS Honig, 151 (159 ff.). 220 Frisch, NStZ 2016, 16 (22). 221 Amelung, Rechtsgutsverletzung, 269 (277). 222 Garcia, Die Funktionseinheitsstörung als Grundstein des Insiderstrafrechts, S. 45. 223 Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 318 ff.; Frisch, NStZ 2016, 16 (22); Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S.51 f.; Roxin, Jus 1966, 377 (381); Rudolphi, FS Honig, 151 (160); Sternberg-Lieben, Die Rechtsgutstheorie, 65 (74 f.). 224 Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 51 f.
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Unzulässigkeit des strafrechtlichen Schutzes der moralischen Werte Fairness und Integrität. Denn weder nach dem „Harm-Principle“, noch nach dem autonomietheoretischen Begründungsansatz von Greco sind diese Werte strafrechtlich schützenswert. Durch Fälle des Sportwettbetrugs mögen diese moralischen Werte durchaus beeinträchtigt werden. Dies führt allerdings ersichtlich nicht dazu, dass der Zuschauer in seiner freien und autonomen Entfaltung seiner Persönlichkeit berührt wird. Die Moralwidrigkeit unfairen Verhaltens im Sport mag den Zuschauer zwar empören, da das Verhalten jedoch nicht über die Empörung hinaus in die Handlungsfreiheit des Zuschauers eingreift, ist das Strafrecht als Mittel zum moralischen Interessenausgleich innerhalb der Gesellschaft ungeeignet.225 Dieses Ergebnis ist m.E. auch vor dem Hintergrund weiterer Argumente zutreffend und folgerichtig. Der strafrechtliche Schutz von Moralvorstellungen ist schon deshalb problematisch, da sich bereits die Ermittlung der herrschenden Moralvorstellungen äußerst schwierig gestalten dürfte. Zudem unterliegen Moralvorstellungen einem stetigen Wandel. Es liegt nahe anzunehmen, dass sich durch die voranschreitende Diversität innerhalb der Gesellschaft immer seltener tradierte Wertvorstellungen, mit der (ein Strafgesetz legitimierenden) hinreichenden Bestimmtheit ermitteln lassen. Zudem handelt es sich bei dem von § 265c StGB adressierten Bereich des Spitzensports um einen gesellschaftlichen Teilbereich, der m.E. keiner strafrechtlichen Regulierung bedarf. Bei Werten wie Fairness und Integrität handelt es sich um Werte, die der Sport selbst voraussetzt, und die er folglich auch selber hervorbringen und schützen muss. Bei fehlender Integrität ist es im Regelfall zunächst dem Recht des jeweiligen Teilsystem überlassen (also der Primärrechtsordnung) für Abhilfe gegen Regelverstöße zu sorgen.226 Das Strafrecht kann allenfalls das Vertrauen in die Integrität, nicht hingegen die Integrität an sich strafrechtlich schützen.227 Dem Strafrecht kommt somit weder die Aufgabe zu, die sportethischen Vorstellungen mit seinen Zwangsmit225 Kauerhof, Strafrecht zwischen Sanktions- und Interventionsrecht, 291 (294). 226 DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 6 (online), der als vergleichbare Teilbereiche der Gesellschaft die Schule, die Arbeit und die Wissenschaft anführt. Auch in diesen Teilbereichen obliege die Sanktionierung von Verstößen der jeweiligen Primärrechtsordnung. Beispielsweise nennt der DAV den Prüfungsausschluss bei „Schummeln“ in der Schule, die Abmahnung bei Mobbing von Arbeitskollegen und der Entzug des Titels bei der nachweislichen Erstellung eines Plagiats; Vertiefend hierzu in Kapitel E), II., 2., c), bb). 227 Derartige Vertrauensrechtsgüter finden sich in den §§ 299, 331 ff. StGB. Der § 265c StGB ist von seiner Schutzrichtung mit diesen Delikten allerdings ersichtlich nicht vergleichbar, siehe hierzu: Kapitel E), I., 1., b), bb).
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teln durchzusetzen, noch ist das Strafrecht in der Lage diese Werte zu garantieren oder hervorzubringen.228 Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Strafrecht auf das intrinsische Motiv, sprich auf die Triebfeder des moralischen Handelns, ohnehin nicht einwirken kann. Schließlich hat der Sport durchaus das Potenzial, Moralwidrigkeiten im Sinne von unfairem Verhalten eigenständig zu regulieren. Dabei ist zwischen einer offiziellen Sanktion durch die Wettkampfleitung und einer inoffiziellen Sanktion durch die Wettkampfgegner zu unterscheiden. Offensichtliche Verstöße wie die „Schwalbe“ im Fußball oder deren Äquivalent im Basketballsport, dem sog. „Flopping“ kann der Schiedsrichter beispielsweise mit einer gelben Karte oder mit einem technischen Foul sanktionieren. Aber auch diejenigen Fälle unfairen Verhaltens, die aufgrund ihrer Regelkonformität nicht durch den Schiedsrichter sanktioniert werden können, bleiben in der Regel nicht unreguliert. Verhält sich ein Sportler unfair wird ihm durch die anderen Sportler und/ oder durch die Zuschauer (durch Pfiffe) regelmäßig unmittelbar mitgeteilt, dass ein solches Verhalten nicht toleriert wird. Als Reaktion auf sein unfaires Verhalten erfährt er also eine Art Ächtung durch die übrigen Wettkampfteilnehmer und/oder Zuschauer. Innerhalb des gesellschaftlichen Teilbereichs Sport existieren folglich durchaus Selbstregulierungsmechanismen, mit denen der Sport Moralwidrigkeiten begegnet und die einen Einsatz von strafrechtlichen Mitteln verzichtbar machen. Aufgrund all dieser Argumente ist festzuhalten, dass nach ganz h.M. moralische Werte nicht durch das Strafrecht geschützt werden dürfen. Dies muss auch für die von § 265c StGB geschützten sportimmanenten Werte der Integrität und der Fairness gelten. Auch die Integrität des Sports ist damit kein taugliches Rechtsgut des § 265c StGB, sofern mit ihr moralische Werte geschützt werden sollen.229
f) Rückführbarkeit der Integrität des Sports als Kollektivrechtsgut auf ein Individualrechtsgut? Will man jedoch entgegen der hier vertretenen Auffassung den strafrechtlichen Schutz von primär moralisch-ethischen Werten zulassen, so muss für die Rechtmäßigkeit der Pönalisierung des Sportwettbetruges eine weitere Voraussetzung erfüllt sein: Die Rückführbarkeit der Integrität des Sports als Kollektivrechtsgut auf ein Individualrechtsgut. 228 DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 6 (online); Steiner, NJW 1991, 2729 (2733). 229 Hörnle, Grob anstößiges Verhalten, S. 483, fordert allgemein, dass Straftatbestände die als moralschützend einzustufen sind, aufgehoben werden sollten.
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Nach der vorliegend vertretenen personalen Rechtsgutslehre sind Kollektivrechtsgüter, wie die Integrität des Sports, zwar Rechtsgüter im strafrechtlichen Sinne. Diese müssen allerdings von der Person her funktionalisiert werden können, sprich auf Individualrechtsgüter zurückführbar sein.230 Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse ist daher in einem nächsten Schritt zu prüfen, ob es sich bei dem Kollektivrechtsgut der Integrität des Sports um ein hinreichend präzisiertes Schutzobjekt handelt, welches sich auf ein Individualrechtsgut zurückführen lässt. Folgt man der Ansicht Hefendehls, liegt der notwendige Rückbezug des Kollektivrechtsguts auf ein Individualinteresse bereits dann vor, wenn es sich bei der Integrität des Sports um ein sog. „Vertrauensrechtsgut“ handeln würde. Denn die Vertrauenskomponente schaffe die notwendige Verbindung zwischen Individuum und Institution, indem sie den persönlichen Handlungsspielraum des einzelnen Individuums erweiterte bzw. bewahre, so dass persönliche Interessen bei Verletzung des Kollektivrechtsguts auf jeden Fall betroffen seien.231 In der Literatur ist die Frage, ob Vertrauen ein taugliches Rechtsgut des Strafrechts sein kann, allerdings höchst umstritten. Um diese Frage beantworten zu können, muss zunächst ein kurzer Blick auf den Vertrauensbegriff und die verschiedenen Vertrauensarten geworfen werden. Denn das Strafrecht kann als Rechtsgut nur schützen, was zumindest theoretisch konturiert und beschreibbar ist.232
aa) Begriff des Vertrauens und Vertrauensarten Dabei ist zunächst festzustellen, dass in der Strafrechtswissenschaft keine allgemein gültige Definition des Vertrauens existiert. Regelmäßig wird daher auf die theoretischen Überlegungen des Soziologen Niklas Luhmann zurückgegriffen.233 Für Luhmann erfüllt das Vertrauen eine die Komplexität der heutigen Gesellschaft reduzierende Funktion.234 Das soziale Zusammenleben sei geprägt von sehr komplexen Vorgängen, was dazu führe, dass nicht alle Informationen verfügbar seien und sich auch das Verhalten der Umwelt nicht
230 231 232 233
Vgl. Kapitel D), II., 1., c). Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 124. Beckemper, ZIS 2011, S. 318. Vgl. nur Beckemper, ZIS 2011, 318 (319); Garcia, Insiderstrafrecht, S. 327; Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 127 f.; Sporer, Die Auswirkungen der Täuschung, S. 42 f.; Wendrich, ZJS 2103, 238 (243 f.). 234 Luhmann, Vertrauen, S. 23 f.
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immer sicher prognostizieren lasse.235 Das Individuum sei daher darauf angewiesen, sich für eine Handlung unter Unsicherheit zu entscheiden. Um in einer solchen Situation dennoch handlungsfähig zu bleiben, könne sich das Individuum allerdings über den Informationsmangel hinwegsetzen und sich für die Vergabe von Vertrauen entscheiden. Das Vertrauen impliziere damit zwar einen bewusst riskanten Verzicht auf mögliche weitere Information, ermögliche es dem Akteur jedoch handlungsfähig zu bleiben.236 Nachdem somit eine Umschreibung des Vertrauensbegriffes gefunden ist, ist es ferner erforderlich zwischen den verschiedenen Vertrauensgegenständen zu unterscheiden. Die geläufigste Form des Vertrauens ist das Vertrauen zwischen verschiedenen Personen. Dieses Vertrauen wird als interpersonales Vertrauen bezeichnet. Als Beispiel für interpersonales Vertrauen kann der Kfz-Mechaniker angeführt werden, welchem ich mein defektes Fahrzeug anvertraue, weil mir die notwendige Fachkenntnis zur eigenhändigen Reparatur fehlt. Richtet sich das Vertrauen hingegen auf eine Institution bzw. auf deren Funktionsfähigkeit bezeichnet man dies als Systemvertrauen. Als Beispiel nennt Luhmann die allgemeine Akzeptanz des Geldes, welche sich nur dadurch erklären lasse, dass die Menschen in das Währungssystem vertrauen, obschon sie wissen, dass der Wert des Geldes überzogen ist.237 Der Begriff des Systemvertrauens ist abermals auf Luhmann zurückzuführen. Jener versteht unter diesem Begriff das Vertrauen gegenüber abstrakten Funktionssystemen und bezeichnet das Systemvertrauen als eine Form reflexiven Vertrauens. Das bedeutet, dass das Individuum dem System vertraut, weil auch andere ihm vertrauen und sich alle dieses Vertrauens bewusst sind.238 Dem Systemvertrauen liegt die Annahme des Individuums zugrunde, dass alles funktionieren werde, weil es immer funktioniert habe. Es handele sich insofern um ein „blindes“ Vertrauen des Individuums in das System. Das Individuum vertraue dem System deshalb, weil es das Gefühl habe, dieses bewährte System folge einem geordneten System und sorge daher für bestimmte Ergebnisse. Hieraus folge auch, dass das Systemvertrauen durch selbst bestätigende Erfahrungen aufgebaut und verstärkt werde. Durch den Wandel der Gesellschaft habe das Systemvertrauen als Mittel zur Reduktion von Komplexität zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zusammenfassend lässt sich somit festhalten,
235 236 237 238
Luhmann, Vertrauen, S. 24. Luhmann, Vertrauen, S. 27. Luhmann, Vertrauen, S. 90. Luhmann, Vertrauen, S. 92.
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dass die Soziologie durchaus ein Vertrauen kennt, welches sich auf ganze Systeme bezieht.239 Will man das „Rechtsgut“ der Integrität des Sports als ein Vertrauensrechtsgut erblicken, so stellt sich an dieser Stelle die Frage nach dem Vertrauensgegenstand des § 265c StGB. Das Vertrauen der Allgemeinheit wird regelmäßig auf die Integrität des Sportes im Allgemeinen und an dessen Einrichtungen (Verbände, Vereine, Ligen) im Speziellen gerichtet sein. Im Fokus steht die Institution Wettkampfsport. Der Zuschauer vertraut (wenn überhaupt) darauf, dass der sportliche Wettkampf frei von Manipulationen und damit unverfälscht, fair und authentisch abläuft. Verdeutlicht werden kann dies anhand des folgenden Beispiels: Bei einem Tennisspiel treffen der bekannte Spieler A und der noch unbekannte Newcomer B aufeinander. Da inklusive des Schiedsrichters und der Linienrichter nur eine begrenzte Anzahl an Personen in dieses Spiel involviert sind, mag es zunächst näherliegen anzunehmen, dass Vertrauen der Zuschauer richte sich auf die Redlichkeit der sportlichen Akteure selbst und nicht auf die Integrität des Tennisspiels als solchem. Dass diese Annahme allerdings nicht zutreffend sein kann, zeigt sich, wenn man sich vor Augen führt, das Vertrauen ein Zustand ist, der zunächst einmal durch positive Erfahrungen des Einzelnen entstehen muss.240 Kennt der Zuschauer den Newcomer B noch gar nicht (oder einen der Schiedsrichter) hat er mit diesem noch keine positive Erfahrung gemacht und kann ihm folglich im Hinblick auf seine Redlichkeit auch kein Vertrauen entgegenbringen. Der Zuschauer hat aber in der Regel zuvor schon mehrere nicht manipulierte Tennisspiele gesehen. Er hat somit die positive Erfahrung gemacht, dass Tennisspiele manipulationsfrei ablaufen (können). Aufgrund dieser positiven Erfahrungen hat er ein Vertrauen dergestalt aufgebaut, dass er in die Integrität des Tennisspiels vertraut. Richtigerweise handelt es sich bei dem Vertrauen der Allgemeinheit in die Integrität des Sports somit allenfalls um ein Systemvertrauen. Da dieses Systemvertrauen allerdings zwangsläufig auch an die sportlichen Akteure geknüpft ist, weil die Institution Sport nicht ohne die sportlichen Akteure bestehen kann, ist es mit der Bezeichnung „institutionell-basiertes interpersonales Vertrauen“241 zutreffend beschrieben.
239 Beckemper, ZIS 2011, 318 (322). 240 Sporer, Die Auswirkungen der Täuschung, S. 62. 241 Der Begriff geht zurück auf Beckemper, ZIS 2011, 318 (319).
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Inwiefern ein derartiges Vertrauen als strafrechtliches Rechtsgut dienen und damit strafrechtliche Sanktionen legitimieren kann, ist allerdings höchst umstritten.
bb) Vertrauen als Strafrechtsgut Von einem durchaus gewichtigen Teil der rechtswissenschaftlichen Literatur wird die Rechtsgutsqualität des Vertrauens verneint und die von Hefendehl kreierte Kategorie der Vertrauensrechtsgüter entschieden abgelehnt.242 Hefendehl hat sich der Kritik an den Vertrauensrechtsgüter ausführlich gewidmet und diese m.E. überzeugend widerlegt.243 Dabei sind ihm, jedenfalls in mancherlei Hinsicht, Garcia244 und zuletzt auch Sporer245 in ihren Dissertationen argumentativ zur Seite gesprungen. Für die Rechtsgutsqualität des Vertrauens spricht zudem, dass das Strafgesetz bereits einige Strafvorschriften kennt, zu nennen sind in diesem Zusammenhang insb. die §§ 264a, 265b, 299, 331 ff. StGB, welche nach h.M. jedenfalls auch das Vertrauen der Allgemeinheit als Rechtsgut schützen sollen.246 Darüber hinaus hat schließlich auch das Bundesverfassungsgericht in einem Beschluss vom 6.12.1984 bereits ausgeführt, dass das Grundgesetz es nicht verbiete, in dem enttäuschten Vertrauen ein Rechtsgut zu erblicken, welches des strafrechtlichen Schutzes bedürftig sei.247 Zusammenfassend ist daher mit Hefendehl davon auszugehen, dass es grundsätzlich kollektive Rechtsgüter gibt, die sich über das Vertrauen konstituieren und die es im Falle fehlenden Vertrauens überhaupt nicht gäbe.248 Bei diesen Institutionen ist das Vertrauen eine Funktionsbedingung des Rechtsgutes.249 242 Amelung, Die Rechtsgutstheorie, 155 (172); Beckemper, ZIS 2011, 318 (322 f.); Hassemer, Die Rechtsgutstheorie, S. 300; Roxin, FS Hassemer, 573 (588 f.); Schleich, Erscheinungsformen des Scalpings, S. 130 ff. (online). 243 Hefendehl, GA 2007, 1 (9 ff.). 244 Garcia, Insiderstrafrecht, S. 355 ff. 245 Sporer, Die Auswirkungen der Täuschung, S. 59 ff. 246 Fischer, § 264a Rn. 2; Tiedemann, in: LK-StGB, Bd. 9, § 265b Rn. 14; Zu § 299 StGB, Pragal, ZIS 2006, 63 (78 ff.); Fischer, § 331 Rn. 2. 247 BVerfG, Beschluss v. 6.12.1984 = NStZ 1985, S. 173. 248 Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 125, 238 ff. Als Paradebeispiel für derartige Rechtsgüter führt Hefendehl das Vertrauen in das Geld als Tauschmedium an. Bestünde kein Vertrauen in dieses Medium, würde die gesellschaftliche Ordnung mit den jeweils existierenden Abhängigkeiten der Institutionen untereinander tangiert werden. Das Geld würde nicht mehr als Tauschmittel eingesetzt werden und damit seine Existenzberechtigung verlieren, was schließlich zum dem Zusammenbruch des Geldverkehrs führen würde. 249 Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 320.
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Verstöße gegen solche Vertrauensdelikte betreffen somit nicht nur die Institution selber. Der weitaus größere Schaden ergibt sich vielmehr durch das schwindende Vertrauen der Allgemeinheit in die Institution, welche auf dieses Vertrauen gerade angewiesen ist.250 Es wurde also bis dato festgestellt, dass der Vertrauensgegenstand des § 265c StGB zum einen allenfalls ein institutionell-basiertes interpersonales Vertrauen in Form des Vertrauens der Allgemeinheit auf die Integrität des Sports sein kann und zum anderen, ein solches Vertrauen grundsätzlich als Strafrechtsgut in Betracht kommt. Von diesen Feststellungen ausgehend, stellt sich nunmehr die Frage, ob dem § 265c StGB das (System-)Vertrauen auf die Integrität des Sports als Kollektivrechtsgut unterlegt werden kann.
cc) Das (System-)Vertrauen der Allgemeinheit in die Integrität des Sports Der Gesetzgeber hat in seiner Gesetzesbegründung nicht ausdrücklich auf das (System-)Vertrauen auf die Integrität des Sports verwiesen. Er führt lediglich aus, dass der § 265c StGB dem Schutz der Integrität des Sports und hierfür notwendigerweise auch dem Schutz der Glaubwürdigkeit und Authentizität des Sportes dienen soll.251 Aus der Gesetzesbegründung des § 265c StGB geht allerdings hervor, dass sich der Gesetzgeber systematisch ausdrücklich an den §§ 264a, 265b, 299, 331 ff. StGB orientiert hat252, denen in der Literatur regelmäßig ein (jedenfalls auch) vertrauensschützender Charakter zugesprochen wird.253 Zudem legt auch die teleologische Betrachtung der Gesetzesbegründung den Schluss nahe, dass der Gesetzgeber durch den § 265c StGB jedenfalls implizit das Vertrauen der Gesellschaft in die Integrität des Sports schützen wollte. Dieser Schluss ergibt sich aus folgender Argumentationskette des Gesetzgebers: Der Sport vermittelt durch seine Vorbildfunktion werthafte, gesellschaftlich relevante und somit schutzbedürftige Werte (wie Fairness, Chancengleichheit etc.) an die Gesellschaft. Um diese Wertvermittlungsfunktion erfüllen zu können, muss der Sport (aus Sicht des Zuschauers) integer, authentisch und glaubwürdig sein. Mit anderen Worten: Der Zuschauer wird die vom Sport vermittelten Werte nur dann gleichsam seinen eigenen Handlungen zugrunde 250 251 252 253
Sporer, Die Auswirkungen der Täuschung, S. 47. BT-Drs. 18/8831, S. 1, 10. BT-Drs. 18/8831, S. 15. Fischer, § 264a Rn. 2; Tiedemann, in: LK-StGB, Bd. 9, § 265b Rn. 14; Zu § 299 StGB, Pragal, ZIS 2006, 63 (78 ff.); Fischer, § 331 Rn. 2.
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legen, wenn er die Integrität des Sports für glaubwürdig hält.254 Die Glaubwürdigkeit einer bestimmten Person, Institution etc. ist allerdings zwangsläufig an eine Vertrauenskomponente gebunden, denn als zugeschriebene Eigenschaft ist sie Teilphänomen des Vertrauens.255 Auf die Integrität des Sports bezogen, bedeutet dies, dass der Zuschauer den Sport nur dann als glaubwürdig wahrnehmen kann, wenn er auf seine Integrität vertraut. Schließlich spricht auch die gesetzgeberische Historie des „Rechtsguts“ Integrität des Sports dafür, dass der Gesetzgeber durch die Integrität des Sports als Rechtsgut des § 265c StGB einen Vertrauensschutz schaffen wollte. So wird die Bedeutung des Vertrauens der Zuschauer in die Manipulationsfreiheit des Sports in der Gesetzesbegründung zum Anti-Doping-Gesetz, der Geburtsstunde des „Rechtsguts“ Integrität des Sports“, ausdrücklich betont.256 Auch wenn der Gesetzgeber somit das Vertrauen des Zuschauers in die Integrität des Sports nicht ausdrücklich als Schutzgut des § 265c StGB deklariert hat, sprechen sowohl systematische, als auch teleologische und historische Gründe dafür, den § 265c StGB jedenfalls formal als Vertrauensrechtsgut zu qualifizieren. Nach dieser formellen Kategorisierung der Integrität des Sports als Vertrauensrechtsgut muss nunmehr nachfolgend überprüft werden, ob § 265c StGB darüber hinaus auch den inhaltlichen Voraussetzungen, welche an ein Vertrauensrechtsgut gestellt werden, genügt. Dies ist der Fall, wenn ein hinreichend bestimmter Vertrauensgegenstand vorliegt, ein Vertrauen in der Gesellschaft bezüglich dieses Vertrauensgegenstandes besteht und ein materielles Äquivalent zum Fehlen realer Verletzungskausalität zwischen tatbestandlicher Handlung und eben diesem Rechtsgut bejaht werden kann.257 Das Vertrauen der Allgemeinheit in die Integrität des Sports kann also nur dann strafrechtlich geschützt werden, wenn die Integrität des Sports als Vertrauensgegenstand hinreichend konkretisiert ist. Denn nur dann kann die Auswirkung des Sportwettbetruges auf die Integrität des Vertrauens nachvollziehbar beurteilt werden. Es ist jedoch äußerst fraglich, ob der Vertrauensgegenstand „Integrität des Sports“ eine hinreichende Bestimmtheit aufweist. So stellt sich zunächst die Frage nach der eigentlichen Bedeutung der Bezeichnung „Integrität des Sports“. Zwar konnte nach näherer Begutachtung der Gesetzesbegründung 254 255 256 257
BT-Drs. 18/8831, S. 10. Bentele, Vertrauen / Glaubwürdigkeit, S. 305. BT-Drs. 18/4898, S. 26, 31. Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 262.
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schließlich ermittelt werden, dass der Gesetzgeber mit dieser Bezeichnung offenbar die Einhaltung sportlicher Grundsätze wie Fairness, Chancengleichheit und gerechter Wettkampf gemeint hat. Diese Begrifflichkeiten sind ihrerseits allerdings ebenfalls nur geringfügig geeignet den Vertrauensgegenstand Integrität des Sports zu bestimmen. So sind auch die Begriffe der Fairness, der Chancengleichheit und des gerechten Wettkampfes durch eine hohe Abstraktheit gekennzeichnet und bedürfen somit der stetigen Auslegung. Die Frage, wann ein Verhalten fair oder gerecht ist und wann von einer Chancengleichheit gesprochen werden kann, lässt sich nicht einheitlich beantworten. Das zeigt sich auch daran, dass diese Werte selbst im Sport nicht einheitlich gelebt und verstanden werden.258 Jahn hatte daher bereits 2006 darauf hingewiesen, dass die Unbestimmtheit und Unbestimmbarkeit der Begriffe Chancengleichheit und Fairness „aufgrund der Präponderanz prinzipiell staatsfreier Festlegung, welches Verhalten nach den Eigengesetzlichkeiten des Sports das Prädikat ‚sportlich‘ und ‚fair‘ verdienen soll, sachlogisch vorgegeben“259 seien. Bei der Integrität des Sports handelt es sich daher um vage Allgemeininteressen260, deren Schutzinteresse sich in einer Abstraktionshöhe befindet, die es ausschließt, das Gefahrenpotential einzelner Tathandlungen halbwegs realistisch zu prognostizieren.261 Folglich mangelt es der Integrität des Sports nach ganz überwiegender Meinung bereits an der erforderlichen hinreichenden Bestimmtheit.262 Darüber hinaus ist bereits an anderer Stelle263 ausgeführt worden, dass sich mit guten Argumenten bezweifeln lässt, dass die Allgemeinheit tatsächlich noch auf die Integrität (insb. die Unverfälschtheit und Authentizität) des Sports vertraut. Will der Gesetzgeber die Strafbarkeit des Sportwettbetruges (auch) durch das schützenswerte Vertrauen der Allgemeinheit in die Integrität des Sports legitimieren, so ist von ihm jedenfalls zu fordern, dass er dieses Vertrauen und dessen Verlust (in Folge von Betrugsfällen) empirisch zu quantifizieren versucht. Durch Umfragen und Studien wäre dies ohne weiteres möglich gewesen. Der Gesetzgeber hat darauf allerdings verzichtet, so dass der unterstellte Verlust des Vertrauens in die Integration des Sports jeglicher 258 Siehe Kapitel E), I., 2., d), dd). 259 Jahn, Prisma des Sportrechts, 33 (55). 260 Jahn, Prisma des Sportrechts, 33 (55) der von „diffusen Universalrechtsgütern“ spricht; Krack, wistra 2017, 289 (290). 261 Kargl, NStZ 2007, 489 (495). 262 Bittmann / Nuzinger / Rübenstahl, in: BeckOK-StGB, § 265c, Rn. 11; Bohn, KriPoZ 2017, 88 (92); Dittrich, ZWH 2017, 189 (191); DRB, Stellungnahme Nr. 2/2016, S. 5 f. (online); Feltes / Kabuth, NK 2017, S. 93; Jahn, Prisma des Sportrechts, 33 (55); Krack, ZIS 2016, 540 (545); Ders., wistra 2017, 289 (290). 263 Vgl. Kapitel E), I., 2., d), dd).
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Erfahrungsgrundlage entbehrt und sich folglich als rein sozialpsychologische Mutmaßung darstellt.264 Schließlich lässt sich ein strafrechtlicher Schutz des Vertrauens in die Integration des Sports auch nicht durch einen Verweis auf andere Vertrauensrechtsgüter rechtfertigen. Denn anders als die Vertrauensrechtsgüter der §§ 264a, 265b, 299, 331 ff. StGB hat das Vertrauen in die Integrität des Sports keine handlungsleitende Funktion.265 Vertrauensrechtsgüter sind dadurch gekennzeichnet, dass das Vertrauen in die Institution eine Funktionsbedingung des Rechtsgutes ist. Will man das Kollektivvertrauen in die Integrität des Sports somit als Konstitutionsbestimmung des Sports verstehen, müsste durch Sportwettbetrügereien folglich nicht nur das Kollektivvertrauen, sondern auch die Institution des Sports selber gefährdet sein. Bei der Institution des Sports steht das Vertrauen aber gerade nicht dermaßen im Mittelpunkt, dass es sich dabei für den Sport um eine zwingende Funktionsbedingung handeln würde. Es ist vielmehr offensichtlich, dass die Existenz des Sports als Institution nicht von dem Vertrauen der Allgemeinheit in seine Integrität abhängig ist. Die Institution des Sports wird nicht dadurch zusammenbrechen, dass die Allgemeinheit seiner Integrität nicht mehr vertraut. Denn anders als der Geldverkehr, für den ein solches Szenario durchaus angenommen werden kann, erfüllt der Sport neben der vom Gesetzgeber propagierten Vorbilds- und wertevermittelnde Funktion in Form der Unterhaltung noch eine andere wesentliche gesellschaftliche Funktion, welche ihm seine Daseinsberechtigung garantiert.266
dd) Zwischenergebnis Bei der Integrität des Sports lässt sich somit weder ein hinreichend bestimmter Vertrauensgegenstand ausfindig machen, noch ist das Vertrauen in die Integrität des Sports eine Funktionsbedingung der Institution Sport. Zudem ist auch zweifelhaft, ob innerhalb Gesellschaft ein Vertrauen in die Integrität des Sports besteht und ob ein solches Vertrauen durch Fälle des Sportwettbetruges überhaupt erschüttert werden würde. Da schließlich auch der Hinweis auf andere Vertrauensrechtsgüter nicht verfängt, lässt sich mithin resultieren, dass die Integrität des Sports nicht als Vertrauensrechtsgut zu qualifizieren ist und der 264 DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 7 (online). 265 Vgl. hierzu die ausführliche Begründung in Kapitel E), I., 1.; sowie Hefendehl, Expertentreffen (online); Zu demselben Ergebnis kommen auch: DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 6 (online). 266 Besonders deutlich wird dies am Beispiel des Wrestling-Sports. Obwohl der Ausgang von Wrestling-Wettkämpfe, für alle Zuschauer ersichtlich und bekannt, abgesprochen ist, erfreut sich der Sport auf Grund seines Unterhaltungsfaktors ungebrochener Beliebtheit.
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erforderliche Ableitungszusammenhang aus diesem Grunde nicht besteht.267 Es fehlt somit auch an der erforderlichen Rückführbarkeit von dem Kollektivrechtsgut Integrität des Sports auf ein Individualrechtsgut.
g) „Reale“ Verletzungskausalität bzw. materielles Äquivalent aa) Reale Verletzungskausalität als notwendige Verknüpfung von Rechtsgut und Tathandlung Die Integrität des Sports kann schließlich nur dann ein durch die Mittel des Strafrechts schützenswertes Rechtsgut darstellen, wenn die Integrität des Sports durch den Sportwettbetrug auch tatsächlich verletzt oder gefährdet werden kann. Es wird insofern von einem Erfordernis einer realen Verletzbarkeit des Rechtsguts, bzw. von einer „realen“ Verletzungskausalität zwischen Tathandlung und Rechtsgut gesprochen.268 Der Topos der realen Verletzungskausalität beruht dabei auf zwei wesentlichen kritischen Funktionen des Rechtsgutsbegriffs. Einerseits auf der Frage nach einem empirisch nachweisbaren Schaden und andererseits auf der Forderung nach Präzisierung und Operationalisierung der vermuteten Gefahrenwirkung für das Rechtsgut.269 Dies leuchtet ein, denn ein strafrechtlicher Schutz kann nur da angezeigt sein, wo das schützenswerte Interesse (das Rechtsgut) durch die Tathandlung auch tatsächlich gefährdet oder verletzt werden kann. Andernfalls besteht kein Bedürfnis für den Einsatz des Strafrechts. Bei Individualrechtsgütern stellt sich das Erfordernis der realen Verletzungskausalität als unproblematisch dar. Schlägt A dem B ins Gesicht und bricht diesem die Nase, liegt zwischen der Tathandlung (dem Schlag) und der Verletzung des Rechtsguts (der körperlichen Unversehrtheit) ein Kausalzusammenhang vor. Anders verhält es sich hingegen bei den Kollektivrechtsgütern. Diese erfassen gerade Verhaltensweisen, die für sich allein gesehen das schutzwürdige Interesse (Rechtsgut) nicht unmittelbar verletzen oder gefährden, bei denen ein realer Kausalzusammenhang somit nicht vorliegt.270 Veranschaulicht werden kann dies anhand der Umweltdelikte der §§ 324 ff. StGB. Kippt der A unbefugt Müll in ein Gewässer, führt allein diese Handlung aufgrund ihrer Gering267 So auch Momsen, Strafrecht – ein effizientes Instrument im Anti-Doping-Kampf?, 251 (263). 268 Beckemper, ZIS 2011, 318 (322); Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 148 f.; Wohlers, Deliktstypen des Präventionsstrafrechts, S. 225 f. 269 Jäger, FS Klug, 83 (87 f.). 270 Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 183; Wohlers, Deliktstypen des Präventionsstrafrechts, S. 308.
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wertigkeit auf den ersten Blick nicht dazu, dass das geschützte Rechtsgut des § 324 StGB, die Gewährleistung der für das Überleben der Menschheit notwendigen Umweltmedien, gefährdet oder verletzt wird. Gleiches gilt auch für den Sportwettbetrug i.S.d. § 265c StGB. Durch Einzelfälle des Sportwettbetruges werden ersichtlich weder die Integrität des Sports, noch dessen immanente Werte oder das Vertrauen der Gesellschaft in den Sport verletzt oder gefährdet. Das Fehlen einer realen Verletzungskausalität ist den Kollektivrechtsgütern somit eigentümlich. Da das Rechtsgut und die Tathandlung jedoch nicht beziehungslos nebeneinander stehen dürfen271, hat die strafrechtliche Literatur die Suche nach materiellen Äquivalenten für das Fehlen der realen Verletzungskausalität forciert. Die Lösung wird heute überwiegend darin gesehen, Delikte die Kollektivrechtsgüter schützen als Kumulationstatbestände zu betrachten. Der Kumulationsgedanke ist insbesondere von Loos272 und Kuhlen273 anhand der Bestechungs- und Umweltdelikte entwickelt worden und hat seitdem durch Hefendehl274, Wohlers und von Hirsch275 eine kontinuierliche Weiterentwicklung erfahren. Ausgangspunkt des Kumulationsgedankens ist die Annahme, dass bei derartigen Delikten erst die Kumulierung der tatbestandlichen Handlung das jeweilige Rechtsgut bedroht, während die Gefährdungsintensität der einzelnen Tathandlung für sich genommen oft sogar gering ist. Nach diesem Gedanken sind deshalb auch für sich genommen ungefährliche Einzelhandlungen zu erfassen, da ohne ein strafrechtliches Verbot damit zu rechnen wäre, dass diese Handlungen massenweise vorgenommen werden würden und eine Gefährdung oder Verletzung des Rechtsguts zu Folge hätten.276 Mit diesem Argument begründet beispielsweise Kuhlen die Strafbarkeit der bereits oben angesprochenen Gewässerverunreinigung (§ 324 StGB), bei der es ansonsten nämlich praktisch ausgeschlossen sei, dass die einzelne Einleitung von Haushaltsabwässern in einen Fluss, dessen Funktion als Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen beeinträchtigen könnte.277 Da grundsätzlich nahezu jede Verhaltensweise bei massenhafter Ausübung das Potenzial inakzeptabler Konsequenzen birgt, ist der Kumulationsgedanken 271 272 273 274 275
Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 182. Loos, FS Welzel, S. 879 ff. Kuhlen, GA 1986, 389 ff. Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 182 ff. Wohlers, Deliktstypen des Präventionsstrafrechts; von Hirsch / Wohlers, Die Rechtsgutstheorie, S. 196 ff. 276 Hefendehl, Die Rechtsgutstheorie, 119 (131); Kuhlen, ZStW 105 (1993), 697 (716); Wohlers, Deliktstypen des Präventionsstrafrechts, S. 308. 277 Kuhlen, ZStW 105 (1993), 697 (716).
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richtigerweise dahingehend zu beschränken, dass lediglich realistische synergetische Effekte unter Beachtung des Bagatellprinzips als kumulationsgeeignet angesehen werden können.278 Die Anwendung des Kumulationsgedankens und damit die Pönalisierung von bestimmten Verhaltensweisen, sollen mithin davon abhängen, ob schädigungsrelevante Kumulationseffekte mit hinreichender Sicherheit zu erwarten sind.279 Es handelt sich somit um Prognoseentscheidungen des Gesetzgebers, wobei laut von Hirsch und Wohlers zwischen zwei Prognosekategorien zu unterscheiden sei.280 Zum einen geht es um die Konstellation, dass die Auswirkungen der Verhaltensweisen bekannt sind und somit einzig in Frage steht, wie sicher davon ausgegangen werden kann, dass es zu einer hinreichenden Vielzahl von Einzelbeiträgen kommen wird. Zum anderen geht es um die Prognose, bei der bereits die Auswirkungen der in Frage stehenden Verhaltensweisen unsicher sind. Bei diesen Prognosen wird dem Gesetzgeber grundsätzlich ein Ermessensspielraum in Form der Einschätzungsprärogative eingeräumt. Dieser Ermessenspielraum reicht allerdings nicht so weit, dass er dem Gesetzgeber freies Ermessen einräumen würde. Vielmehr hat sich der Gesetzgeber an den Erkenntnissen der empirischen Wissenschaft zu orientieren. Im Hinblick auf den Prozeduralisierungsgedanken trifft ihn eine argumentative Bringschuld.281 Je nach Lage der empirischen Wissenschaft kann ihn zudem eine Verifizierungsverpflichtung treffen, was bedeutet, dass er dafür zu sorgen hat, dass entsprechende Erkenntnisse gewonnen werden.282
bb) Vorliegen einer realen Verletzungskausalität Auf das Kollektivrechtsgut der Integrität des Sports angewandt, führen die vorstehenden Ausführungen zu zwei Fragen. Die Hauptfrage ist, ob die Integrität des Sports und insbesondere die sportimmanenten Werte, durch Fälle des Sportwettbetruges im Sinne einer realen Verletzungskausalität bzw. eines hierzu materiellen Äquivalents tatsächlich gefährdet oder verletzt werden. Zudem stellt sich im Hinblick auf den Prozeduralisierungsgedanken die Frage, ob sich der Gesetzgeber bei seiner Schädigungs- und Gefährdungsprognose des Sportwettbetruges hinreichend an den Erkenntnissen der empirischen
278 Frisch, Die Rechtsgutstheorie, 215 (236); Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 131; Kuhlen, ZStW 105 (1993), 697 (716); Wohlers, Deliktstypen des Präventionsstrafrechts, S. 322 ff.; von Hirsch / Wohlers, Die Rechtsgutstheorie, 196 (208). 279 Anastasopoulou, Deliktstypen, S. 183. 280 Hierzu und zum Folgenden: von Hirsch / Wohlers, Die Rechtsgutstheorie, 196 (208 f.). 281 DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 7 (online). 282 von Hirsch / Wohlers, Die Rechtsgutstheorie, 196 (209).
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Wissenschaft orientiert hat und somit seiner argumentativen Bringschuld gerecht geworden ist. Unterscheidet man wie von Hirsch und Wohlers zwischen den zwei verschiedenen Prognosekategorien ist folglich zunächst danach zu fragen, ob tatsächlich mit einer Anzahl von Sportwettbetrugsfällen zu rechnen ist, die in der Kumulation die Integrität des Sports und die sportimmanenten Werte beeinträchtigen würden und ob der Gesetzgeber dies gem. seiner Beweislast hinreichend dargelegt hat. aaa) Kumulation von Fällen des Sportwettbetruges In seiner Gesetzesbegründung283 verweist der Gesetzgeber zum Nachweis ansteigender Fallzahlen des Sportwettbetruges auf eine internationale Studie der Wissenschaftler Spapens und Olfers284. Die Studie widmet sich der Frage, inwiefern Sportwettbetrugsfälle als weitverbreitetes Phänomen angesehen werden können, wobei der Untersuchungsfokus auf den Niederlanden liegt. Zu Beginn der Untersuchung steht ein Überblick über die vorhandenen empirischen Studien285 zum Thema „match-fixing“ in Europa. Zwar deuten die Ergebnisse dieser Studien durchaus darauf hin, dass „match-fixing“ im Sport ein reales Problem darstellt. Für die Feststellung eines vermehrten Auftretens solcher Fälle sind sie allerdings ungeeignet, da sie entweder lediglich auf Vermutungen der befragten Sportler beruhen, oder nicht zwischen wettbezogenen („gambling related“) und nicht wettbezogenen („non-gambling related“) Manipulationen unterscheiden.286 Zudem kommt die von Spapens und Olfers zitierte Studie von Gorse und Chadwick zu dem Ergebnis, dass von den 2.089 analysierten (verdächtigen) Fällen, lediglich 1,63% unter dem Verdacht der wettbezogenen Manipulation standen.287 Die Untersuchung von Spapens und Olfers konzentriert sich auf fünf Sportarten (Fußball, Basketball, Pferderennen, Tennis und Boxen) und beruht methodisch zum einen auf Fragebögen, die an sämtliche Akteure der jeweiligen Sportarten geschickt wurden. Zudem erhielten Spapens und Olfers Zugriff auf die Daten der Strafverfolgungsbehörden zum Thema Sportwettbetrug. Schließlich führten die Wissenschaftler persönliche Interviews mit 39 Personen, darunter ehemalige Spieler und Schiedsrichter, durch. 283 284 285 286 287
BT-Drs. 18/8831, S. 10. Spapens / Olfers, Match-Fixing, S. 333 ff. Gorse / Chadwick, The prevalence of corruption in international sports (online). Spapens / Olfers, Match-Fixing, 333 (340). Gorse / Chadwick, The prevalence of corruption in international sports, S. 2 (online).
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Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass 27% der Befragten glaubten, dass ihre Sportart von „match-fixing“ betroffen sei. Von diesen 27% glaubten allerdings nur 20%, dass es sich dabei um wettbezogene Manipulationen handele. Damit glaubten lediglich 40 der 732 (somit ca. 5,6%) antwortenden Sportler an das Auftreten von Sportwettbetrug. Dieses Ergebnis wird zudem durch die Tatsache, dass es sich bei den Aussagen der Sportler um reine Behauptungen und nicht um nachgewiesene Fälle von Sportwettbetrug handelt zusätzlich erheblich relativiert. Darauf weisen auch die Wissenschaftler selber hin.288 Es ist durchaus denkbar, dass sich ein Sportler im sportlichen Wettkampf benachteiligt fühlt und daraus den Schluss zieht, das Spiel müsse manipuliert sein.289 Auch die Anzahl der Befragten, die angaben, persönlich zu Spielmanipulationen ermutigt worden zu sein (4%) oder jemanden zu kennen der hierzu ermutigt wurde (8%), ist gering. Zudem war auch hier die Mehrzahl der Fälle nicht wettbezogen. Selbiges gilt für die geführten Interviews. Auch hier beruht die Annahme, dass der Sportwettbetrug Einzug in den Spitzensport gefunden habe, ganz überwiegend eher auf Gerüchten und Hören-Sagen, denn auf eigenen Erfahrungen.290 Schließlich führte auch die Auswertung der Strafverfolgungsdaten nicht zu nennenswerten Ergebnissen. So ergab die Auswertung fünf Verdachtsfälle in den Niederlanden zwischen 2006–2011, die allerdings zu vage waren, um einen Rückschluss auf einen Sportwettbetrug zuzulassen. Vergegenwärtigt man sich, dass allein in den Profiligen des niederländischen Fußballs jedes Jahr bis zu 1000 Spiele ausgetragen werden, ist der Anteil der (zudem unbestätigten) Verdachtsfälle von fünf Spielen verschwindend gering. Auf den Untersuchungszeitraum (2006–2011) gesehen beträgt er ca. 0,1%. Daher kommen auch die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass es zwar Hinweise auf Sportwettbetrug (auch in den Niederlanden) gebe, von einem strukturellen und weitreichenden Phänomen des Sportwettbetrugs aufgrund der Erkenntnisse aber nicht ausgegangen werden könne.291
288 Spapens / Olfers, Match-Fixing, 333 (347): “It must be noted that these results refer to suspicions of match-fixing and not to proven cases.” 289 Insbesondere unmittelbar nach Bekanntwerden des „Hoyzer-Skandals“, hat sich in deutschen Sportstadien und -hallen als Reaktion auf unverständliche Schiedsrichterentscheidungen der Zuschauerruf „Hoyzer” etabliert. Dies suggeriert die Behauptung das Spiel sei „verschoben“. Es ist nicht abwegig, dass sich auch die Sportler bei unverständlichen Entscheidungen auf diese Schlussfolgerungen einlassen. 290 Spapens / Olfers, Match-Fixing, 333 (347 f.). 291 Spapens / Olfers, Match-Fixing, 333 (349).
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Weder die Ergebnisse dieser Studie noch die Befunde der in dieser Studie zitierten anderen Untersuchungen stützen daher die Behauptung des Gesetzgebers, es handele sich beim Sportwettbetrug um ein sich ausweitendes Problem. Die genaue Betrachtung der Studien hat vielmehr gezeigt, dass empirische Erkenntnisse zur quantitativen Relevanz zukünftig nach § 265c StGB strafbarer Manipulationen bislang fehlen.292 Mit dem (wie aufgezeigt) falschen Verweis auf die Studie von Spapens und Olfers ist der Gesetzgeber seiner argumentativen Bringschuld zum Nachweis des erhöhten Manipulationsaufkommens nicht gerecht geworden, da seine Prognose nicht auf empirisch validen Erkenntnissen beruht. bbb) Die Auswirkungen von Sportwettbetrug auf die Integrität des Sports und die sportimmanenten Werte innerhalb der Gesellschaft Ähnliche Bedenken bestehen bei der zweiten gesetzgeberischen Prognose, hinsichtlich der schädlichen Auswirkungen auf die Integrität des Sports und die sportimmanenten Werte innerhalb der Gesellschaft. Im Rahmen seiner argumentativen Bringschuld ist von dem Gesetzgeber zum einen zu fordern, dass er diesbezüglich einen nachweisbaren Schaden für das Rechtsgut der Integrität des Sports vorträgt. Zum anderen muss er die vermutete Gefahrenlage (des Sportwettbetrugs) präzisieren und operationalisieren. Ob der Gesetzgeber diesen Anforderungen gerecht wird, erscheint bereits auf den ersten Blick indes fragwürdig. So erschöpfen sich die Ausführungen zu den Schadens- und Gefährdungswirkungen des Sportwettbetrugs vielmehr in einer regelrechten Aneinanderreihung von Mutmaßungen und Hypothesen. Der Gesetzgeber stellt die Hypothese auf, durch Spielmanipulationen verliere der Sport seine Glaubwürdigkeit. Zudem könnten Wettbewerbe, deren Authentizität in Frage steht, die Faszination und Werte des Sports wie Leistungsbereitschaft, Fairness und Teamgeist nicht mehr vermitteln. Aus diesem Grund bestehe die Gefahr, dass der Sport das Interesse einer breiten Öffentlichkeit verliere und damit seine gesellschaftliche Vorbildfunktion und wirtschaftliche Bedeutung einbüße.293 Empirische Erkenntnisse, Studien oder Statistiken die diese Annahmen untermauern können, sucht man in der Gesetzesbegründung vergeblich. Bei genauer Betrachtung lassen sich der Gesetzesbegründung fünf Hypothesen bzw. Mutmaßungen des Gesetzgebers entnehmen. Diese Mutmaßungen bedingen sich darüber hinaus sogar teilweise, was sie naturgemäß noch „unsicherer“ macht. 292 So auch Rübenstahl, JR 2017, 264 (268). 293 BT-Drs. 18/8831, S. 10 f.
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In der Folge sollen die Hypothesen des Gesetzgebers nun auf ihre Verifizierbarkeit überprüft werden. Hypothese 1 – Der Sport hat Vorbildcharakter und vermittelt Werte an die Gesellschaft: Ausgangspunkt der gesetzgeberischen Argumentationskette ist zunächst die Behauptung, der Sport (der Sportler) habe eine Art Vorbildfunktion, die es ihm ermögliche die sportimmanenten Werte an die Gesellschaft zu vermitteln. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Erklärungsansätzen der Vorbildfunktion hat gezeigt, dass eine derartige Funktion des Sports grundsätzlich durchaus angenommen wird.294 Eine aktuelle Studie von Breuer, Hallmann und Ilgner zur Akzeptanz des Spitzensports in Deutschland scheint dies zudem zu bestätigen. Demnach stimmten im Jahr 2016 ca. 80% der Bevölkerung der Aussage zu, dass die Spitzensportler eine Vorbildfunktion in Sachen Fairness, Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft ausüben.295 Im Vergleich zum Jahr 2011 ist damit allerdings insbesondere bei der Vorbildfunktion hinsichtlich der Fairness ein signifikanter Rückgang von ca. 10% zu verzeichnen. Diese Entwicklung ist m.E. Ausdruck eines Trends, den ich oben bereits beschrieben habe296, und der in erster Linie auf der voranschreitenden Kommerzialisierung des Sports und der Tatsache, dass die Ideale des Sports im Sport selber nicht einheitlich gelebt werden, beruht. Auch wenn die Studie einen gegenteiligen Schluss nahelegt, lässt sich deshalb m.E. durchaus mit guten Gründen an einer Vorbildfunktion des Sports zweifeln.297 Nimmt man hingegen im Sinne der obigen Studie an, dass dem Sport im Allgemeinen und dem Sportler im Speziellen von Großteilen der Gesellschaft eine solche Vorbildfunktion zugesprochen wird, ist in einem nächsten Schritt zwingend die Kausalbeziehung zwischen Vorbildfunktion und Wertevermittlung zu untersuchen. Hypothese 2 – Der Sport hat aufgrund seiner Vorbildfunktion eine wertevermittelnde Funktion: Auch zu dieser Hypothese hat sich der Gesetzgeber nicht weitergehend argumentativ eingelassen. Grundsätzlich gilt es zunächst zu beachten, dass das bloße Vorhandensein eines Vorbilds allein noch nichts über dessen wertever294 295 296 297
Siehe Kapitel E), I., 2., d), dd). Breuer / Hallmann / Ilgner, Akzeptanz des Spitzensports in Deutschland, S. 10 ff. Vgl. Kapitel E), I., 2., d), dd). Vgl. Kapitel E.), I., 2., d), dd).
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mittelnden (erziehenden) Einfluss aussagt.298 So geht eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2017 von Gaum und Haut davon aus, dass grundsätzlich zwischen der Vermittlung von Leistungs- und Sozialwerten zu unterscheiden sei299 und Spitzensportler(innen) heute in erster Linie leistungsorientierte Werte vermitteln. Die Vermittlung von Sozialwerten sei hingegen nicht an sportliche Vorbilder gebunden.300 Zu diesem Ergebnis gelangen die Wissenschaftler durch Befragung von ca. 400 Schülern. Diese wurden nach sportlichen Vorbildern und nach den vorbildbezogenen Wertzuschreibungen befragt. Dabei wurde zwischen Leistungs-, Attraktivitäts- und Sozialwerten unterschieden. Während Schüler die ein sportliches Vorbild nannten, die Leistungs- und Attraktivitätswerte signifikant wichtiger bewerteten als Schüler ohne sportliches Vorbild, zeigten sich bei den Sozialwerten keine Unterschiede in den Bewertungen.301 Die Studie kommt daher zu dem Schluss, dass der Sport primär Leistungswerte vermittelt, für die Vermittlung von Sozialwerten jedoch keine wichtige Rolle spielt. Diese Erkenntnis wird durch zahlreiche weitere empirische Studien bestätigt. So kommen die Untersuchungen von Biskup und Pfister302 und die international angelegte Studie von Meier303 zu dem Ergebnis, dass eine eindeutige Fixierung, insbesondere der männlichen Jugendlichen, auf Leistungswerte bezüglich ihrer sportlichen Vorbilder festzustellen sei. Die Wahl des Vorbildes erfolge in erster Linie aufgrund von Wertzuschreibungen wie Überlegenheit, Entschlossenheit und Kampfgeist304 und aufgrund von außergewöhnlich sportliche Fähigkeiten und Techniken305. Durch die Ergebnisse der Studie von Breuer und Hallmann306 wird dieses Bild einer einseitigen Wertevermittlung des Sports zusätzlich verschärft. Laut dieser Studie sind deutsche Spitzensportler zwar grundsätzlich von ihrer Vorbildrolle sowohl hinsichtlich Leistungswillen, als auch hinsichtlich Fairness über298 Czoske, Spitzensporter als Vorbilder, S. 66. 299 Gaum / Haut, Sportliche Vorbilder, S. 24 Fn. 8 (online), wonach unter dem Begriff der Leistungswerte Durchsetzungsfähigkeit, Leistungsfähigkeit und Erfolg zu verstehen sei. Unter die Kategorie der Sozialwerte fielen hingegen die Werte Fairness, Ehrlichkeit, Pflichtbewusstsein, Rücksicht und Chancengleichheit. 300 Gaum / Haut, Sportliche Vorbilder, S. 27 (online). 301 Gaum / Haut, Sportliche Vorbilder, S. 24 f. (online). 302 Biskup / Pfister, European Physical Education Review 5 (1999), 199–219. 303 Meier, Sporting Role Models (online). 304 Biskup / Pfister, European Physical Education Review 1999, 199 (207 ff.). 305 Meier, Sporting Role Models, S. 214 (online). 306 Breuer / Hallmann, Dysfunktionen des Spitzensports.
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zeugt. Allerdings wurde der Wert der Leistung von ca. zwei Drittel der befragten Athleten nur zu 5,2% mit dem Wert der Fairness assoziiert.307 Das führt natürlich unweigerlich zu der Frage, wie eine Vermittlung der Sozialwerte (hier: Fairness) gelingen kann, wenn die Vorbilder dem Sport selbst ganz überwiegend nur eine Leistungsfunktion zuschreiben. Gegen die Fähigkeit des Sports (der Sportler), Sozialwerte vermitteln zu können, sprechen zudem die Befunde einiger empirischer Studien, wonach Sportler gegenüber Nichtsportlern auf niedrigerem Moralniveau argumentieren308 und im Vergleich zu Nichtsportlern selbstbezogener und auf niedrigeren Moralebenen urteilen309. Geschuldet sei dies laut einer Studie von Bredemeier und Shields der Transformation der Moral („bracketed morality“) im sportlichen Wettkampf, bei dem Egozentrierung als angemessene Handlungsorientierung angesehen wird.310 Diese Handlungsorientierung führt zu erheblichen Diskrepanzen zwischen Leistungs- und Gerechtigkeitswerten, auf die auch schon in früheren empirischen Studienergebnissen hingewiesen wurde311 und die es nach Ansicht von Haut zweifelhaft erscheinen lassen, dass vorhandene sportliche Vorbilder stets als solche auf und neben dem Platz gelten und die Erwartungen bzgl. Leistung und Fairness zugleich erfüllen312. Des Weiteren existieren auch mehrere empirische Befunde die den Schluss nahelegen, dass Vereinsmitgliedschaften und Verweildauer im Wettkampfsport eine positive Einstellung zur Fairness nicht nur nicht begünstigen, sondern sogar eher vermindern.313 Bockrath kommt daher in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Sport, die häufig an ihn herangetragene Aufgabe „für das Zusammenleben in der Gesellschaft essentielle Werte zu vermitteln“, nicht gerecht werde.314
307 Breuer / Hallmann, Dysfunktionen des Spitzensports, S. 53. 308 Beller / Stoll, Pediatric Exercise Science, (7) 1995, S. 352 ff.; Doty / Lumpkin, The Physical Educator, 2010, S. 18 ff.; Stoll, Journal of College & Character, (13) 2012, S. 1 ff. 309 Bahlke & Bockrath, Sportwissenschaft 26, S. 44. 310 Bredemeier / Shields, The Journal of Genetic Psychologie Volume 147 1986, S. 7 ff. 311 Bahlke / Bockrath, Sportwissenschaft 26; Czoske, Spitzensporter als Vorbilder, S. 63. 312 Haut, Olympischer Leistungssport, 45 (58). 313 Gaum / Haut, Sportliche Vorbilder (online); Voelcker / Willimczik, Olympische Pädagogik; Pilz, Education in Fair Play, S. 391. 314 Bockrath, Moralerziehung, 61 (91 f.); Gegenteiliges behauptet hingegen der Gesetzgeber im Rahmen der Gesetzesbegründung des § 265c StGB indem er ausführt: „Sport hat in der Bundesrepublik Deutschland eine herausragende gesellschaftliche Bedeutung. Er
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Schließlich ist an dieser Stelle erneut darauf hinzuweisen, dass der Unterhaltungs- und Showfaktor im Spitzensport enorm an Bedeutung gewonnen hat. Insofern wurde bereits an anderer Stelle die Vermutung geäußert, dass der Spitzensport mittlerweile in erster Linie als Form der Unterhaltung konsumiert wird315, ohne dass der Zuschauer einen spezifischen „Reinheitsanspruch“316 an diesen stellt. Auch vor diesem Hintergrund erscheint eine Vermittlung der Sozialwerte als zumindest fraglich. Nach alledem ist daher zu konstatieren, dass sich eine wertevermittelnde Funktion des Sports zwar im Hinblick auf Leistungswerte, nicht hingegen hinsichtlich der Vermittlung von Sozialwerten theoretisch begründen und empirisch nachweisen lässt.317 Vielmehr lässt die primäre Ausrichtung des Spitzensports am sportlichen Erfolg und am wirtschaftlichen Gewinn, den Spitzensport aus pädagogischer Sicht zumindest widersprüchlich im Sinne einer derartigen Vorbildfunktion erscheinen.318 Die Bedeutung des Sports und seiner Integrität sollte insofern nicht überbewertet werden. Diese in großer Fülle vorhandenen und durchaus einfach zu beschaffenen empirischen Erkenntnisse hat der Gesetzgeber vollkommen unbeachtet gelassen. Angesichts der Tatsache, dass diese Studien die Hypothese des Gesetzgebers empirisch wiederlegen, verwundert dies allerdings nicht. Seiner argumentativen Bringschuld, die ihm im Sinne des Prozeduralisierungsgedankens auffordert sich an der empirischen Wissenschaft zu orientieren, ist der Gesetzgeber jedenfalls nicht gerecht geworden. Zudem lässt sich anhand der vorstehenden Erkenntnisse bereits eine erste Bruchstelle der gesetzgeberischen Argumentationskette aufzeigen. Wenn der Sport, anders als vom Gesetzgeber behauptet, nicht in der Lage ist, hinsichtlich der Sozialwerte als Vorbild zu fungieren und die Sozialwerte an die Gesellschaft zu vermitteln, so kann diese Funktion logischerweise auch nicht durch Fälle des Sportwettbetrugs gefährdet bzw. verletzt werden. Etwas das nicht existiert, kann man nicht beeinträchtigen.
315 316 317 318
ist Träger von positiven Werten, wie Leistungsbereitschaft, Fairness, Toleranz und Teamgeist. Sportliche Wettbewerbe vermitteln diese Werte.“, BT-Drs. 18/8831, S. 10. Vgl. Kapitel E), I., 2., d), dd). Hefendehl, Expertentreffen (online). Vgl. zu den Forschungsdefiziten hinsichtlich der Vorbildfunktion des Sports Rittner / Breuer, Soziale Bedeutung des Sports, S. 102 ff. Gaum / Haut, Sportliche Vorbilder, S. 29 (online).
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Hypothese 3 – Das Vertrauen in die Integrität des Sports geht durch Fälle des Sportwettbetrugs verloren: Bei dieser Hypothese handelt es sich bei genauer Betrachtung um zwei Behauptungen des Gesetzgebers, denn der Verlust von Vertrauen setzt zunächst zwingend das Bestehen von Vertrauen voraus. Der Gesetzgeber hat abermals nicht den Versuch unternommen, das Bestehen des Vertrauens in die Integrität des Sports und dessen Verlust in Folge von Sportwettbetrugsfällen empirisch zu belegen. Die aktuelle Studienlage stellt sich bezüglich dieser Frage etwas kontrovers dar. Während bei einer Umfrage zu den Olympischen Spielen aus dem Jahr 2016 weniger als die Hälfte der Befragten angaben, an die Fairness der Olympischen Spiele zu glauben319, deutet die Studie von Breuer, Hallmann und Illgner darauf hin, dass der Großteil der Bevölkerung in die Integrität des Sportes vertraut.320 Auffällig ist allerdings, dass das Vertrauen in das moralisch-integre Verhalten in erster Linie an die Sportler gebunden ist (81,3%), während der Integrität der Sportverbände (62,7%) und insbesondere den Funktionären (lediglich 27%) wesentlich weniger Vertrauen entgegen gebracht wird.321 Unabhängig davon, dass Zweifel angebracht erscheinen, inwiefern ein solches Vertrauen heutzutage noch zeitgemäß ist, deutet die Studie von Breuer, Hallmann und Illgner darauf hin, dass noch immer ein erheblicher Anteil der Bevölkerung Vertrauen in die Integrität des Sports zu haben scheint. Die Studie kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Integrität des Sports insgesamt im Vergleich zum Jahr 2011 deutlich gesunken ist.322 Dies sei maßgeblich auf Integritätsprobleme des internationalen Spitzensports (Dopingskandale, Wettbetrug, Korruption) zurückzuführen. Insbesondere die wahrgenommene Integrität des Sports hat demnach einen direkten Einfluss auf die öffentliche Akzeptanz des Spitzensports.323 Der Datenerhebungszeitraum der Studie wurde allerdings von Medienberichten über systematisches Doping in Kenia und Russland sowie über massive Integritätsprobleme bei IAAF, FIFA, UEFA und durch den Korruptionsskandal im Umfeld der Fußball-WM 2006 dominiert.324 Es drängt sich daher der Schluss auf, dass eher diese Skandale, als Fälle des Sportwettbetru319 320 321 322 323 324
ARD, & Infratest dimap, Umfrage Fairness (online). Breuer / Hallmann / Ilgner, Akzeptanz des Spitzensports in Deutschland, S. 17 ff. Breuer / Hallmann / Ilgner, Akzeptanz des Spitzensports in Deutschland, S. 17. Breuer / Hallmann / Ilgner, Akzeptanz des Spitzensports in Deutschland, S. 12, 25. Breuer / Hallmann / Ilgner, Akzeptanz des Spitzensports in Deutschland, S. 26. Breuer / Hallmann / Ilgner, Akzeptanz des Spitzensports in Deutschland, S. 18.
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ges zu dem schwindenden Vertrauen der Bevölkerung in die Integrität des Sports geführt haben. Hierdurch ließe sich auch das geringe Vertrauen in die häufig involvierten sportlichen Funktionäre erklären. Ein empirischer Nachweis, dass durch Fälle des Sportwettbetruges das Vertrauen in die Integrität des Sports verloren geht, ist dieser Studie mithin m.E. ebenso wenig zu entnehmen wie der Gesetzesbegründung. 4. Hypothese – Durch Fälle des Sportwettbetrugs geht das Interesse der Öffentlichkeit am Sport verloren: Der Gesetzgeber führt ferner an, dass durch Fälle des Sportwettbetrugs das generelle Interesse der Bevölkerung am Spitzensport verloren gehe. Die Studien von Lamberti325 und von Buraimo, Migali und Simmons326 scheinen diese Behauptung zunächst empirisch zu untermauern. Lamberti kommt durch die Auswertung von Interviews, welche er mit Fußballfans über die Auswirkungen von „match-fixing“ auf ihr „Fan-Dasein“ geführt hat, zu dem Ergebnis, dass „match-fixing“-Skandale dazu führen, dass die Fans dem Sport den Rücken zukehren und das Interesse verlieren.327 Da die Ergebnisse Lambertis allerdings auf lediglich 12 Interviews beruhen, sind bezüglicher ihrer Repräsentativität deutliche Zweifel anzumelden. Die Studie der Wissenschaftler Buraimo, Migali und Simmons beschäftigt sich mit den Auswirkungen des italienischen Wettskandals auf das Zuschauerinteresse. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der Zuschauerschnitt bei Mannschaften die aufgrund ihrer Involvierung in den Wettskandal von der Liga sanktioniert wurden, signifikant stärker gesunken ist, als bei nicht in den Skandal involvierten Vereinen. Diese Tatsache ermögliche die Schlussfolgerung, dass das Zuschauerinteresse aufgrund der Skandale nachgelassen habe.328 Dass diese Schlussfolgerung allerdings nicht zwingend ist und durchaus auch andere Ursachen für den stärkeren Zuschauerrückgang in Betracht kommen, räumt die Studie selber ein. So ließe sich der Zuschauerrückgang bei den betroffenen Teams eventuell auch dadurch erklären, dass die Erfolgsaussichten der betroffenen Teams durch die Sanktionen (meist Punktabzug) deutlich reduziert wurden und somit die Attraktivität der Spiele für die Zuschauer abgenommen hat. Des Weiteren ist es auch denkbar, dass der Zuschauerrückgang Ausdruck 325 Lamberti, When The Beautiful Game Turns Ugly, 2014 (online). 326 Buraimo / Migali / Simmons, Oxford Bulletin of Economics and Statistics (Volume 78) 2016, S. 22 ff. 327 Lamberti, When The Beautiful Game Turns Ugly, S. 98 f. (online). 328 Buraimo / Migali / Simmons, Oxford Bulletin of Economics and Statistics (Volume 78) 2016, S. 39 f.
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eines Protestes der Fans gegen die Sanktionierung des Teams durch die Liga war.329 Die vorgenannten Studien können daher für die Frage des Bedeutungsverlustes des Sports durch Fälle des Sportwettbetrugs allenfalls als Indizien herangezogen werden. Deshalb soll nachfolgend anhand von zwei ausgewählten Kategorien überprüft werden, ob ein (statistischer) Bedeutungsverlust des Sports durch die Sportwettskandale festzustellen ist. Als Kategorien dienen die Zuschauerzahlen sowie die Umsatzentwicklungen. Ein besonderes Augenmerk gilt hierbei den jeweiligen Kennzahlen in den Jahren, die unmittelbar auf einen populären Wettskandal folgten. Diesem Ansatz liegt folgende Erwägung zugrunde: Sollte der Sport tatsächlich, wie vom Gesetzgeber behauptet, durch Fälle des Sportwettbetrugs merklich an gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bedeutung verlieren, müsste sich dieser Bedeutungsverlust in den vorgenannten Kategorien widerspiegeln. Die Darstellung konzentriert sich dabei exemplarisch auf den Profifußball, da dieser in Deutschland von allen Sportarten am intensivsten von Sportwettskandalen betroffen war.330 Analysiert man die Zuschauerentwicklung der ersten und zweiten Fußballbundesliga so ist ein kontinuierlicher Anstieg der Gesamtzuschauerzahlen unverkennbar.331 Während in der Skandalsaison 2004/2005 (Hoyzer-Skandal) 14,46 Mio. Zuschauer die Spiele der ersten und zweiten Bundesliga im Stadion sahen, waren es in den beiden nachfolgenden Spielzeiten schon 15,36 Mio. (2006) bzw. 16,18 Mio. (2007). In Folge des Bekanntwerdens des „Hoyzer-Skandals“ ist daher kein nachlassendes Zuschauerinteresse festzustellen. Lediglich für das Nachfolgejahr des Bochumer-Wettskandals lässt sich ein geringer Zuschauerrückgang verzeichnen (von 17,58 Mio. im Jahr 2009 auf 17,37 Mio. im Jahr 2010). Bis zur Spielzeit 2016/2017 ist der Zuschauerschnitt allerdings kontinuierlich auf nunmehr 19,35 Mio. Zuschauer gestiegen. Selbstverständlich hängen die Zuschauerzahlen auch immer mit den Standorten der Bundesligavereine (Größe der Stadt, Infrastruktur etc.) und deren Ligazugehörigkeit (Erste oder Zweite Liga) zusammen. Grundsätzlich lässt sich allerdings nicht verkennen, dass die Zuschauerzahlentwicklung eindeutig positiv ist. Anhand der Zuschauerentwicklungen in Folge der großen Wettskandale lässt sich jedenfalls kein nachlassendes Interesse der Zuschauer am Profifußball erkennen. 329 Buraimo / Migali / Simmons, Oxford Bulletin of Economics and Statistics (Volume 78) 2016, S. 40. 330 Siehe für eine Darstellung der populärsten Sportwettskandale Kapitel B), II., 3. 331 Alle Daten sind der Statistik des DFB entnommen, abrufbar unter: https://www.dfb.de/bundesliga/statistik/zuschauerzahlen/.
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Selbiges gilt für die wirtschaftliche Entwicklung der Fußballbundesliga. Für das Geschäftsjahr 2015/2016 ergibt sich ein Umsatz von kumuliert (erste und zweite Bundesliga) 3,24 Milliarden Euro. Das sind 622 Millionen Euro mehr als in der Vorsaison und entspricht einer Steigerung um fast ein Viertel (23,7%). Es handelt sich dabei um den zwölften Umsatzrekord in Folge.332 Auch die zweite Bundesliga konnte zuletzt ein Umsatzplus von 20,6% im Vergleich zum Vorjahr erzielen was zu einem Gesamtumsatz von 608,3 Millionen Euro führte.333 Umsatzsteigerungen waren auch in den Folgejahren nach den Wettskandalen zu verzeichnen. Nach Bekanntwerden des „HoyzerSkandals“ stieg der Umsatz von 1,29 Milliarden Euro im Jahr 2005 auf 1,46 Milliarden Euro im Jahr 2006. Auch der Bochumer-Wettskandal führte nicht zu einem Umsatzrückgang. Vielmehr steigerte sich der Umsatz von 1,72 Milliarden Euro im Jahr 2009 auf 1,77 Milliarden Euro im Jahr 2010.334 Somit lässt sich auch kein wirtschaftlicher Bedeutungsverlust des Profifußballs in Folge der Wettskandale feststellen. Schließlich ist auch im Bereich der sozialen Medien (Facebook, Instagram, Twitter etc.) keinesfalls ein rückläufiges Interesse am Profifußball festzustellen. Vielmehr liegt das Wachstum in diesem Bereich bei 395% (2016 – 1,1 Mrd. Zugriffe) im Vergleich zur Saison 2014/2015.335 Daneben ist auch das Interesse der Bevölkerung am Spitzensport allgemein unverändert hoch. In einer sinkenden Bereitschaft des medialen Konsums von Spitzensport hat sich ein etwaiger Vertrauensverlust jedenfalls nicht niedergeschlagen (siehe Olympia, Tour de France).336 Zu diesem Ergebnis kommt auch die Studie von Breuer, Hallmann und Ilgner, wonach sich etwa 60% der deutschen Bevölkerung für Spitzensport (2011 – 57%) interessieren.337 Es kann folglich konstatiert werden, dass der Spitzensport die Bevölkerung nach wie vor fasziniert. Die Befürchtung des Gesetzgebers, die Bevölkerung würde ihr Interesse am Spitzensport verlieren und dieser dadurch seine große wirtschaftliche Bedeutung einbüßen338 können folglich als unbegründet bezeichnet werden. Abschließend ist zudem anzumerken, dass selbst das Vorliegen eines tatsächlichen Interessensverlusts der Öffentlichkeit am Spitzensport die Kriminalisie332 333 334 335 336 337 338
DFL-Report 2017, S. 8 ff. (online). DFL-Report 2017, S. 15 (online). DFL-Report 2017, S. 8 (online). DFL-Report 2017, S. 19 (online). Hefendehl, Expertentreffen (online). Breuer / Hallmann / Ilgner, Akzeptanz des Spitzensports in Deutschland, S. 11, 25. BT-Drs. 18/8831, S. 10.
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rung des Sportwettbetruges nicht rechtfertigen könnte. Denn der Verlust des Interesses der Öffentlichkeit ist eine Gefahr, derer sich der Sport stets ausgesetzt sehen muss.339 Darüber hinaus ist es durchaus denkbar und wahrscheinlich, dass ein etwaiger Imageverlust einer von Manipulationen betroffenen Sportart ein Emporkommen einer anderen Sportart begünstigt. Sponsoren und Medien könnten sich in diesem Fall anderen (sauberen) Sportarten zuwenden, sodass durch Fälle des Sportwettbetruges eine komplette Infizierung des gesamten Sports mehr als unwahrscheinlich erscheint.340 Hypothese 5 – Durch Fälle des Sportwettbetrugs werden die Sozialwerte innerhalb der Gesellschaft beschädigt: Die Argumentation des Gesetzgebers hinsichtlich der fünften Hypothese lautet schließlich wie folgt: Durch nachlassendes Vertrauen und Interesse der Öffentlichkeit könne der Sport seine Vorbild- und wertevermittelnde Funktion nicht mehr ausüben. Dies habe negative Auswirkungen auf das gesellschaftliche Miteinander. Das bedeutet, anders ausgedrückt, dass der Gesetzgeber davon ausgeht, dass die Menschen sich infolge der Sportwettbetrugsfälle weniger an der Einhaltung von Fairness und Chancengleichheit, denn an der Übervorteilung des anderen um jeden Preis orientiere könnten. Der Gesetzgeber befürchtet eine Normerosion, eine Unterminierung der ethisch-moralischen Werte des Sports im gesellschaftlichen Miteinander. Doch nehmen Fairness und Leistungsbereitschaft im gesellschaftlichen Zusammenleben tatsächlich in Folge von Sportwettbetrugsfällen ab? Oder handelt es sich hierbei abermals mangels belastbarer Erkenntnisse über die sozialpsychologischen Auswirkungen von Spielmanipulationen um eine reine Behauptung des Gesetzgebers?341 Empirische Erkenntnisse wie sich Sportwettbetrug auf das soziale Miteinander auswirken, sind soweit ersichtlich nicht vorhanden. Der Gesetzgeber jedenfalls hat sich zur argumentativen Unterfütterung seiner Behauptung weder an empirischen Erkenntnissen orientiert, noch den Versuch unternommen die Auswirkungen zu verifizieren. Es lassen sich jedoch einige Argumente vortragen, die gegen eine Auswirkung von Sportwettbetrug auf das gesellschaftliche Miteinander sprechen.
339 DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 7 (online). 340 Jansen, GA 2017, 600 (608). 341 DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 7 (online).
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Zunächst ist bereits angesprochen worden, dass es bereits zweifelhaft ist, ob dem Sport heutzutage im Hinblick auf die Vermittlung von Sozialwerten wie Fairness und Chancengleichheit tatsächlich eine Vorbildfunktion zukommt. Die empirische Studienlage spricht eindeutig dagegen. Wenn dem Sport aber schon keine Leitbildfunktion zukommt, erscheint es unwahrscheinlich, dass der moralische Verfall seiner Akteure die Geltungskraft der Chancengleichheit als Wert in der Gesellschaft in Frage stellen kann.342 Zudem steht einer Verrohung der Gesellschaft im Sinne einer leistungsfixierten Ellenbogengesellschaft bereits der in Art. 3 GG verankerte Grundsatz der Chancengleichheit entgegen. Es besteht somit bereits ein verfassungsrechtlicher Konsens dahingehend, dass einem jeden dieselben Chancen zur Teilnahme an sämtlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens geboten werden müssen.343 Das in dieser Hinsicht ohnehin fragliche Leitbild des Sportes bedarf es hierfür nicht. Sollte es in der Gesellschaft tatsächlich zu einem Bedeutungsverlust der Werte Chancengleichheit und Fairness kommen, so werden sich die Ursächlichkeiten hierfür eher in denjenigen Bereichen finden lassen, welche das Leben des Menschen unmittelbar berühren. Es erscheint deutlich plausibler, dass sich die Einstellung zu den Werten Fairness und Chancengleichheit nachteilig verändern, wenn der Mensch in seinem eigenen Umfeld diesbezüglich negative Erfahrungen gemacht hat. Timm nennt hier beispielsweise den erschwerten Zugang zum Arbeitsleben, erhöhten Konkurrenzdruck und den Abbau des Sozialstaats.344 Aufgrund der Ausgestaltung des § 265c StGB als abstraktes Gefährdungsdelikt und der weiten Vorverlagerung der Strafbarkeit sind darüber hinaus Fallkonstellationen denkbar, die nunmehr strafbewehrt sind, obwohl das Verhalten das Rechtsgut der Integrität des Sports de facto gar nicht beeinträchtigen oder gefährden kann. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass § 265c StGB weder verlangt, dass die Manipulationshandlung tatsächlich stattfand, noch, dass es zu einer konkreten Wettsetzung gekommen ist. Ausreichend ist somit die Vereinbarung zwischen dem Vorteilsnehmer und dem Vorteilsgeber, ohne dass diese Vereinbarung umgesetzt werden muss. Wie aber soll die Integrität des Sports, die Fairness des sportlichen Wettkampfs gefährdet werden, wenn über die Vereinbarung hinaus keine manipulative Handlung vorgenommen wird? Der Wettkampf findet dann den Regeln entsprechend (ohne Manipulationen) statt. Der Zuschauer kann von der nicht umgesetzten Unrechtsvereinbarung keine Kenntnis erlangen. Er bekommt in diesem Fall lediglich ein authentisches, den Regeln entsprechendes Spiel zu sehen. Wenn aber, wie der Gesetz342 Timm, GA 2012, 732 (734). 343 Timm, GA 2012, 732 (735). 344 Timm, GA 2012, 732 (735).
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geber ausführt, die Integrität des Sports und die sportimmanenten Sozialwerte dadurch gefährdet werden, dass der Zuschauer von Manipulationen erfährt und den Sport nicht mehr als glaubwürdig wahrnimmt, so liegt mit der reinen Unrechtsvereinbarung ersichtlich noch keine Gefährdung des Rechtsguts vor.345 Schließlich leidet die Argumentation des Gesetzgebers meiner Meinung nach an einer weiteren Schwäche. Zwar ist es grundsätzlich zutreffend, dass der Sport seine (etwaige) Vorbildfunktion und seine wertevermittelnde Funktion (wenn überhaupt) nur dann vermitteln kann, wenn er mit Interesse verfolgt wird. Es ist indes m.E. nicht zutreffend, dass das „Sich-Abwenden“ des Zuschauers aufgrund von Manipulationen im Sport zu einer Unterminierung der Sozialwerte Fairness, Chancengleichheit und Teamgeist innerhalb der Gesellschaft führen würde.346 Erst Recht drohen keine Normerosionen die in anderen gesellschaftlich Bereichen dazu führen, dass sich der Virus der Korruption ausbreitet.347 Vielmehr werden diese Werte in der Gesellschaft durch das „Sich-Abwenden“ des Zuschauers sogar bestätigt und gestärkt. Denn durch die Distanzierung vom manipulierten Sport erklärt der Zuschauer, dass er mit den gegen Fairness und Chancengleichheit verstoßenden Manipulationen nicht einverstanden ist. Der manipulierte Spitzensport entspricht ethisch und moralisch in diesem Moment nicht mehr dem Wertverständnis und den Wertvorstellungen des Zuschauers von einem fairen und chancengleichen Sport. Wendet er sich infolge dessen von diesem manipulierten Sport ab, dann tut er dies somit aus dem Grund, seine Wert- und Moralvorstellungen nicht „nach unten“ anpassen zu müssen, sondern sie unverändert beibehalten zu können. Eine moralische Einbuße liegt dann nicht vor.348 Vielmehr würde dies lediglich verdeutlichen, wie effektiv die soziale Kontrolle bereits funktioniert. Eine Unterminierung der Werte Chancengleichheit und Fairness ist daher eher in dem umgekehrten Fall zu befürchten, wenn sich der Zuschauer trotz bekannter Manipulationen und damit verbundener Unfairness und Chancenungleichheit nicht vom Sport abwendet und der Sport somit als negatives Vorbild fungiert. Andererseits verbleibt in einer derartigen Konstellation allerdings auch die Möglichkeit, dass der Zuschauer die Manipulationen zwar moralisch verwerflich findet, dem Sport allerdings aus Unterhaltungsgründen weiterverfolgt. In der Gesamtschau erweisen sich die Hypothesen des Gesetzgebers mithin als größtenteils empirisch unbestätigt oder gar wiederlegt. Eine Vermehrung von 345 346 347 348
So auch DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 8 (online). So aber die Befürchtung des Gesetzgebers und von Kubiciel, SpuRt 2017, 188 (189). So aber Kubiciel, jurisPR-StrafR 3/2016, Anm. 1, S. 2. Tsambikakis, StV 2018, 319 (322).
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Sportwettbetrugsfällen mag zwar gefühlt vorliegen, empirische Studien, die dieses Gefühl bestätigen, existieren hingegen nicht. Diesen Nachweis konnte auch die Studie, auf die der Gesetzgeber ausdrücklich verwiesen hat nicht erbringen. Es bleibt also schon völlig offen, ob es das (Sportwettbetrug), wovor der Tatbestand des § 265c StGB die Integrität des Sports schützen will, überhaupt vermehrt in Deutschland und Europa gibt.349 Darüber hinaus ist bereits zweifelhaft, ob der Spitzensport heutzutage noch die ihm vom Gesetzgeber zugesprochene Vorbildfunktion in der Gesellschaft erfüllt. Die Untersuchung der verschiedenen Studien zu diesem Thema hat gezeigt, dass hinsichtlich der Vorbildfunktion jedenfalls zwischen der Vermittlung von Leistungs- und Sozialwerten zu unterscheiden sein wird. Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass dem Sport tatsächlich auch aktuell noch eine Vorbildfunktion beigemessen wird. Jedenfalls hinsichtlich der Vorbildfunktion im Hinblick auf Sozialwerte sind m.E. allerdings erhebliche Zweifel angebracht. Im Hinblick auf die vom Gesetzgeber behauptete wertevermittelnde Funktion des Spitzensports ist die empirische Studienlage hingegen eindeutig. Die empirischen Befunde deuten ganz überwiegend darauf hin, dass der Spitzensport Sozialwerte an die Gesellschaftsmitglieder nicht vermitteln kann. Eine derartige Funktion kann allenfalls für die Leistungswerte angenommen werden. Die aktuelle Studie von Breuer, Hallmann und Ilgner stützt zwar auf den ersten Blick die Hypothese des nachlassenden Vertrauens in die Integrität des Sports. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass dieser Vertrauensverlust eher auf Doping- und Korruptionsskandale, als auf Sportwettbetrugsfälle zurückzuführen sein wird. Anhand der Entwicklung von Zuschauerzahlen, der Umsatzentwicklungen und der TV-Einschaltquoten am Beispiel des Profifußballs konnte zudem aufgezeigt werden, dass die Hypothese des nachlassenden Spitzensportinteresses ebenfalls nicht zutreffend ist. Da schließlich auch ein gesellschaftlicher Verfall der Sozialwerte aufgrund von Sportwettbetrug weder empirisch belegbar, noch argumentativ überzeugend dargelegt worden ist, bleibt festzuhalten, dass eine reale Verletzungskausalität (in Form der Kumulation als materielle Äquivalente) des Sportwettbetrugs für die Integrität des Sports nicht vorliegt. Es liegen schlicht und ergreifend keine empirischen Belege dafür vor, dass die von § 265c StGB zu schützenden Sozialwerte durch den Sportwettbetrug überhaupt gefährdet werden
349 Bittmann / Nuzinger / Rübenstahl, in: BeckOK-StGB, § 265c, Rn. 7.2.
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können.350 Insofern kann ich mich an dieser Stelle den nunmehr ein Jahrzehnt alten Ausführungen von Krack anschließen. Dieser hatte bereits im Rahmen des Anti-Doping Gesetzes zu dem Rechtsgut der Integrität des Sports (Vertrauen auf den sauberen Sport) ausgeführt, dass sich weder durch Einzelhandlungen noch durch deren Anhäufung Wirkungen erzeugen ließen, die eine Verletzung oder Gefährdung des Rechtsguts in den Bereich des Möglichen rücken.351 Wenn sich wie vorliegend eine materielle Äquivalente zur realen Verletzungskausalität nicht ermitteln lässt, wird eine Pönalisierung verfassungsrechtlich unhaltbar. Der Straftatbestand ist dann nicht mehr zum Rechtsgüterschutz geeignet und der staatliche Strafanspruch muss als Konsequenz entfallen.352
h) Zwischenergebnis Nach detaillierter Prüfung der Rechtsgutsqualität der Integrität des Sports ist festzuhalten, dass es sich bei der Integrität des Sports nicht um ein Interesse handelt, das die für eine Strafnorm nötige Rechtsgutsqualität aufweist.353 Die Untersuchung hat zwar gezeigt, dass der Sport im Allgemeinen und auch der Spitzensport im Speziellen, trotz fehlender verfassungsrechtlicher Verankerung, in der Gesellschaft nach wie vor eine bedeutende Rolle einnimmt und mit ungebrochenem Interesse verfolgt wird. Erste Zweifel bestehen allerdings bereits hinsichtlich der Vorbildfunktion des Sports. Die gängigen Erklärungsmodelle erscheinen im Zeitalter der voranschreitenden Kommerzialisierung des Spitzensports bisweilen überholt. Realitätsnäher ist daher die Annahme, dass der Spitzensport heute in erster Linie als Unterhaltung angesehen wird. Die Auswertung empirischer Studien hat des Weiteren gezeigt, dass dem Spitzensport allenfalls eine wertevermittelnde Funktion hinsichtlich der Leistungsnicht hingegen hinsichtlich der Sozialwerte zukommen kann. Darüber hinaus 350 So auch Bittmann / Nuzinger / Rübenstahl, in: BeckOK-StGB, § 265c, Rn. 7.2, die hinsichtlich der realen Verletzungskausalität von einer reinen „Glaubensfrage“ sprechen. 351 Krack, NStZ 2007, 489 (495). 352 Hefendehl, Kollektive Rechtsgüter, S. 182; Momsen, Strafrecht – ein effizientes Instrument im Anti-Doping-Kampf?, 251 (265). 353 So auch Beukelmann, NJW Spezial 2010, 56 (57), zu einem damaligen ähnlichen Entwurf; Bohn, KriPoz 2017, 88 (91 f.); Dittrich, ZWH 2017, 189 (190); DRB, Stellungnahme Nr. 2/2016, S. 2 (online); Feltes / Kabuth, NK 2017 91 (93 f.); Hefendehl, Expertentreffen (online); Krack, ZIS 2016, 540 (543 ff.); Ders., wistra 2017, 289 (290); Löffelmann, recht + politik 2016, 1 (3); Reinhart, SpuRt 2016, S. 235 (237 ff.); Satzger, JURA 2016, 1142 (1152 ff.); Swoboda, Expertentreffen (online); Swoboda / Bohn, JuS 2016, 686 (688 f.); Rübenstahl, JR 2017, 264 (265 ff.); a.A. wohl Hutz / Kaiser, NZWiSt 2013, 379 (382 ff); Saliger, Expertentreffen (online).
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folgt bereits aus dem Postulat der Trennung von Strafrecht und Moral, dass die primär ethisch-moralischen sportimmanenten (Sozial-)Werte ohnehin nicht mit den Mitteln des Strafrechts geschützt werden dürfen. Das Kollektivrechtsgut der Integrität des Sports lässt sich ferner auch nicht auf Individualinteressen zurückführen. Insbesondere handelt es sich bei der Integrität des Sports nicht um ein Vertrauensrechtsgut. Schließlich liegen keinerlei (empirische) Anhaltspunkte dafür vor, dass es durch Fälle des Sportwettbetrugs tatsächlich zu einer Gefährdung oder Beeinträchtigung der durch § 265c StGB geschützten Sozialwerte des Sports kommt. Mithin hat der Gesetzgeber die reale Verletzungskausalität des Sportwettbetrugs für die Integrität des Sports und die sportimmanenten Sozialwerte weder durch empirische Nachweise oder durch schlagkräftige Argumente überzeugend begründet. Noch hat er eine schlüssige und überzeugende Erklärung dafür geliefert, warum ausgerechnet die Wahrung der „Integrität des Sports“ die Pönalisierung des Sportwettbetruges rechtsfertigen soll. Der Vergleich mit den anderen Vertrauensrechtsgütern des Strafgesetzbuchs verfängt jedenfalls nicht. Die Integrität des Sports ist somit kein taugliches Rechtsgut.
3. Sozialschädlichkeit des Sportwettbetrugs Als weitere Kriminalisierungsvoraussetzung wurde oben das Kriterium der Sozialschädlichkeit herausgearbeitet, welches das Rechtsgutsprinzip ergänzt.354 Danach darf das Strafrecht immer nur dann eingesetzt werden, „wenn ein bestimmtes Verhalten über sein Verbotensein hinaus in besonderer Weise sozialschädlich und für das geordnete Zusammenleben der Menschen unerträglich, seine Verhinderung daher besonders dringlich ist.“355 Diese Voraussetzung liegt im Falle des Sportwettbetruges aus mehreren Gründen nicht vor: Zum einen dient das dem Sportwettbetrug mit der Integrität des Sports zugrunde gelegte „Rechtsgut“ primär dem Schutz moralisch, ethischer Werte. Diese stellen aber nach dem Prinzip der Sozialschädlichkeit gerade keine legitimen Ziele einer strafrechtlichen Sanktion dar.356 Es ist insofern das Prinzip der Sozialschädlichkeit welches die Grenze zwischen Strafrecht und Moral markiert.357 Zum anderen wurde bereits im Rahmen der Prüfung der realen Verletzungskausalität aufgezeigt, dass es keinerlei empirische Studien gibt die bele354 355 356 357
Vgl. Kapitel D), III. BVerfG, Urteil vom 28.5.1993, BVerfGE 88, 258 = NJW 1993, 1751, 1754. Garcia, Die Funktionseinheitsstörung als Grundstein des Insiderstrafrechts, S. 48. Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, Vor. § 1 Rn. 70.
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gen, dass Fälle des Sportwettbetrugs das geordnete Zusammenleben der Menschen unerträglich beeinträchtigen. Es sind im Gegenteil, aufgrund der Vorverlagerung der Strafbarkeit gar (strafbewehrte) Fallkonstellationen denkbar in denen eine Beeinträchtigung des Rechtsguts schlicht unmöglich ist. Besondere Bedenken hinsichtlich der Sozialschädlichkeit des Sportwettbetrugs drängen sich schließlich insofern auf, als der Gesetzgeber auf Tatbestandsebene als „Beeinflussung des sportlichen Wettbewerbs“ bereits „das bewusste Zurückbleiben des Sportlers hinter seinen Leistungsgrenzen“ genügen lässt.358 Dadurch wird de facto eine strafbewehrte Pflicht zur Ausschöpfung der maximalen Leistungsfähigkeit begründet. Dies ist nicht nur deshalb kritisch, da äußerst fragwürdig ist, wieso das bewusste Zurückbleiben hinter seinen eigenen Leistungsgrenzen eine sozial unerträgliche Verhaltensweise darstellen soll. Es gilt zudem zu beachten, dass es sich bei der Pflicht seine eigene Geistesund Leibeskraft zu vervollkommnen, nach Kant um Pflichten gegen sich selbst im Rahmen der Ethik handelt.359 Vergegenwärtigt man sich zudem, dass das Recht zum Sport vor allem darauf zielt, „sich Fertigkeiten für das Leben anzueignen und Muster für lebenslange körperliche Betätigung und eine gesunde Lebensweise zu entwickeln“360, wird man eine derartige strafbewehrte Pflicht zur Ausschöpfung seiner Leistungsgrenzen nicht annehmen dürfen.361 Dies gilt sowohl für den für den Breitensport, als auch für den Wettbewerb im organisierten Spitzensport. Zwar dürften im Berufs- und Spitzensport derartige Pflichten durch die arbeitervertraglichen Regelungen der Sportler und Trainer durchaus auch als Rechtspflichten entstehen. Allerdings erreicht die vorteilsbedingte Verletzung dieser rein vertraglichen Pflichten insbesondere mit Blick auf den ultima-ratio Grundsatz ebenfalls noch nicht die erforderliche strafrechtliche Unrechtshöhe.362 Folglich ist auch die Sozialschädlichkeit des Sportwettbetrugs zu verneinen.
358 BT-Drs. 18/8831, S. 16. 359 Kant, Metaphysik der Sitten. Rechtslehre, Akademieausgabe Band VI, S. 298 f. 360 Berliner Erklärung, Anlage, Ziff. 1.1 (online); DRB, Stellungnahme Nr. 2/2016, S. 3 f. (online). 361 BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 6 f. (online); Tsambikakis, StV 2018, 319 (325), der einen Konflikt zwischen dem ständigen Zwang zur Optimierung der eigenen Leistung und der Menschenwürde für nicht fernliegend erachtet. 362 BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 7 (online); Löffelmann, recht + politik 2016, 1 (3); DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 5 ff. (online); Landau, NStZ 2015, 665 (668).
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4. Ergebnis zur Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs Im Ergebnis liegt dem § 265c StGB somit ein Rechtsgutskonzept zugrunde, das die Strafwürdigkeit des Sportwettbetruges nicht zu begründen vermag.363 Während es eines weitreichenderen sehr abstrakten Vermögensschutzes aufgrund des bereits bestehenden Schutzes nicht bedurft hätte, handelt es sich bei der Integrität des Sports schon nicht um ein Schutzinteresse mit Rechtsgutsqualität. Gerade aber bei einem Delikt wie dem Sportwettbetrug, von dem (wenn überhaupt) sehr abstrakte Gefährdungen ausgehen und dessen Strafbarkeit weit vorverlagert ist, sind an die Qualität des Rechtsguts und dessen Schutzbedürftigkeit besonders hohe Anforderungen zu stellen. Insbesondere ist ein Rechtsgut zu fordern, welches eine klare Begrenzung auf strafwürdiges Verhalten ermöglicht. Diese Begrenzung kann die Integrität des Sports als äußerst vages und konturenloses Allgemeinrechtsgut mit seiner „flimmernde[n] Fiktion von unklaren Fairness- und Integrationsvorstellungen“364 nicht leisten. Die Untersuchung hat zudem gezeigt, dass Fälle des Sportwettbetruges für das geordnete Zusammenleben der Menschen nicht unerträglich sind. Mithin konnte auch die Sozialschädlichkeit des Sportwettbetruges nicht festgestellt werden. Als Konsequenz dieser Erkenntnisse ist nach der hier vertretenen systemkritischen Rechtsgutstheorie eine solche Strafnorm, die kein taugliches Rechtsgut zur Grundlage hat, als nichtig und verfassungswidrig einzustufen.365 Mangels Vorliegens eines tauglichen Rechtsguts und aufgrund fehlender Sozialschädlichkeit des Sportwettbetrugs ist selbiger somit bereits nicht strafwürdig. Da das Bundesverfassungsgericht und ein nicht zu vernachlässigender Anteil der strafrechtlichen Literatur die Legitimation von Strafgesetzen allerdings traditionell am Verhältnismäßigkeitsgrundsatz (Übermaßverbot) misst, soll in der Folge geprüft werden, ob § 265c StGB verhältnismäßig ist.
II. Strafwürdigkeit im weiten Sinne (Strafbedürftigkeit) des § 265c StGB Bei der Prüfung der Strafwürdigkeit im weiten Sinne, sprich der Strafbedürftigkeit des Sportwettbetruges, soll insbesondere auf den strafrechtlichen Be363 Krack, wistra 2017, 289 (297). 364 Swoboda, Stellungnahme, S. 2 (online). 365 Siehe hierzu nur Hassemer / Neumann, in: NK-StGB, 5. Auflage, Vorbemerkungen zu § 1 Rn. 114; Hassemer, Theorie und Soziologie des Verbrechens, S. 22; Jäger, Strafgesetzgebung und Rechtsgüterschutz bei Sittlichkeitsdelikten, S. 122 f; Marx, Rechtsgut, S. 70 ff; Rudolphi, in: FS Honig, 151 (166); Sternberg-Lieben, in: FS Paeffgen, S. 31 m.w.N.; Zuck, NJW 2014, 276 (281).
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stimmtheitsgrundsatz des Art. 103 Abs. 2 GG, das Ultima-Ratio-Prinzip des Strafrechts und den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz eingegangen werden. Der Prüfung dieser Voraussetzungen kommt schon deshalb eine entscheidende Bedeutung zu, da das Bundesverfassungsgericht und ein wesentlicher Teil der strafrechtlichen Literatur, wie bereits oben ausgeführt, die Legitimation von Strafnormen anhand dieses verfassungsrechtlichen Prüfungsmaßstabes bestimmen. Entgegen der hier vertretenen Rechtsgutstheorie führt das Fehlen eines tauglichen Rechtsguts bei einem derartigen Prüfungsansatz nicht zur Feststellung der Strafunwürdigkeit. Sollte sich der Sportwettbetrug jedoch unter den verfassungsgerichtlichen Prüfungsmaßstäben ebenfalls als nicht strafwürdig und bedürftig herausstellen ist seine Verfassungswidrigkeit dargelegt.
1. Bestimmtheitsgrundsatz Es ist bereits fraglich, ob der § 265c StGB dem strafrechtlichen Bestimmtheitsgrundsatz des Art. 103 Abs. 2 GG genügt. Danach kann eine Tat nur dann bestraft werden, wenn die Strafbarkeit gesetzlich bestimmt war, bevor die Tat begangen wurde. Als Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht gem. Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG „bedürfen [Strafnormen] einer verfassungsmäßigen gesetzlichen Grundlage, aus der sich die Voraussetzungen und der Umfang der Beschränkungen klar und für den Einzelnen erkennbar ergeben“366. Die Bestimmtheit des § 265c StGB ist gleich aus mehreren Gründen zweifelhaft. Zum einen ist bereits die Rechtsgutskonstruktion der „Integrität des Sports“ sowohl aus begrifflicher, als auch aus inhaltlicher Sicht als überaus vage und unbestimmt zu bezeichnen, worauf bereits an anderer Stelle ausführlich hingewiesen worden ist.367 Zum anderen führt die Bezugnahme des Gesetzgebers auf gleich zwei gleichermaßen zu schützende Rechtgüter („Vermögen“ und „Integrität des Sports“) zu erheblichen Unklarheiten und Wertungswidersprüchen.
a) Problem des Rechtsgüterpluralismus – § 265c StGB als „Hybriddelikt“ Aufgrund der doppelten Schutzrichtung des § 265c StGB bezeichnet Dittrich den § 265c StGB zutreffend als „Hybriddelikt“.368 Jahn hat im Rahmen der Diskussion um die Schutzgüter des Anti-Doping-Gesetzes (Gesundheitsschutz 366 BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, BVerfGE 120, 224, 239. 367 Kapitel E), II., 1. 368 Dittrich, ZWH 2017, 189 (190).
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und Fairness und Chancengleichheit bei Sportwettbewerben) in diesem Zusammenhang von einem „Rechtsgüterpluralismus“ gesprochen.369 Die Problematik einer solchen Verdoppelung von Rechtsgütern wird deutlich, wenn man sich nochmals die dogmatische Funktion des Rechtsguts vergegenwärtigt. Das Rechtsgut dient als Dreh- und Angelpunkt für die Auslegung und somit für die Interpretation der Strafnorm.370 Zudem ist die Kenntnis des geschützten Rechtsguts insbesondere beim Rechtfertigungsgrund der Einwilligung und im Rahmen der Rechtgüterabwägung bei § 34 StGB elementar wichtig. Unklarheiten bezüglich des Rechtsgüterschutzes führen daher dazu, dass die Grenzen der Strafbarkeit verschwimmen und das Rechtsgut seine dogmatische Funktion nicht mehr zielgenau erfüllen kann.371 Dieser konturenlose Rechtsgüterpluralismus erschwert es somit, zwischen strafbaren und straffreien Verhaltensweisen zu unterscheiden, und wirkt sich daher sowohl für die Strafverfolgungsbehörden, als auch für Rechtsunterworfene negativ aus.372 Diese Unbestimmtheit wird noch dadurch verstärkt, dass sich der Gesetzgeber nicht auf ein vorrangiges Rechtsgut festgelegt hat. Das führt dazu, dass nunmehr mit dem Vermögen und der Integrität des Sports zwei verschiedene Rechtsgüter für § 265c StGB einschlägig sind, ohne dass für den Rechtsunterworfenen oder die Strafverfolgungsbehörde erkennbar ist, ob es im Einzelfall eher um den Schutz der Integrität des Sports oder um den Schutz des Vermögens geht.373 Nicht ohne Grund hat sich der Gesetzgeber daher mit derartigen Rechtsgüterdoppelungen bislang zurückgehalten und diese nur in Ausnahmefällen (wie bei § 261 StGB) vorgenommen.374
b) Unbestimmter Tatbestand Darüber hinaus wird eine klare und konsistente Grenzziehung zwischen nur regelwidrigen und bereits strafbaren Verhalten i.S.d. § 265c StGB durch unscharfe Definitionen der Tatbestandsmerkmale und Wertungswidersprüche erheblich erschwert. 369 Jahn, Stellungnahme, S. 11 (online); ebenso Geiger, medstra 2015, 97 (101). 370 Swoboda, Stellungnahme, S. 2 (online). 371 Fiedler, DRiZ 2016, 17; Jahn, Stellungnahme, S. 10 f. (online); Swoboda, Stellungnahme, S. 2 (online). 372 Jahn, Stellungnahme, S. 10 f. (online). 373 Jahn, Stellungnahme, S. 10 f. (online); Nuzinger / Rübenstahl / Bittmann, WiJ 2016, 34 (35); Peukert, npoR 2015, 95 (97); Satzger, JURA 2016, 1142 (1153) geht hingegen aufgrund der systematischen Stellung des § 265c StGB von einem Vorrang des Rechtsguts „Vermögen“ aus. 374 Swoboda, Stellungnahme, S. 2 (online).
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aa) Keine Definition von „Sport“ Besonders schwer wiegt dabei das Fehlen einer Legaldefinition des zentralen Begriffs des „Sports“. Dies ist besonders problematisch, da auch eine gesellschaftliche Definition des Sports, welche mit einer ausreichenden Sicherheit den Begriff „Sport“ auch für das Strafrecht ausfüllen könnte, nicht existiert.375 Der Gesetzgeber hat dieses Problem ebenfalls gesehen, sich aber mit dem Hinweis begnügt, es handele sich bei dem Begriff „Sport“ um einen umgangssprachlichen, weltweit gebrauchten Begriff, der keine eindeutige begriffliche Abgrenzung zulasse. Daher sei es der jeweils herrschenden Anschauung innerhalb der Gesellschaft zu überlassen, was unter dem Begriff „Sport“ zu verstehen sei.376 Der verfassungsrechtliche Bestimmtheitsgrundsatz (Art. 103 Abs. 2 GG) verlangt von Strafgesetzen unter dem Gesichtspunkt der Normenklarheit allerdings, dass jedermann vorhersehen können soll, welches Verhalten verboten und mit Strafe bedroht ist.377 An das Maß der Bestimmtheit von Strafvorschriften sind daher erhöhte Anforderungen zu stellen. Dies gilt auch vor dem Hintergrund eines Präzisierungsgebotes der Gerichte.378 Grundsätzlich ist es die Aufgabe des Gesetzgebers und nicht der Rechtsprechung, den grundsätzlichen Anwendungsbereich einer Strafnorm festzulegen.379 Es ist daher besonders bedenklich, dass sich der Gesetzgeber im vorliegenden Fall erst gar nicht um eine Definition des zentralen Tatbestandsmerkmals „Sport“ bemüht hat. Auslegungsschwierigkeiten scheinen damit vorprogrammiert. Auch die Legaldefinition des „Wettbewerbs des organisierten Sports“ in § 265c Abs. 5 StGB trägt kaum dazu bei, die Unbestimmtheit des Tatbestandes zu verringern. Durch das Organisationserfordernis wollte der Gesetzgeber private, schulische und betriebliche Sportveranstaltungen aus dem Anwendungsbereich der Norm ausschließen.380 Der Anwendungsbereich bleibt allerdings dennoch viel zu unbestimmt, da grundsätzlich jede Veranstaltung mit Wettbewerbscharakter eine Organisation voraussetzt und an Regeln bindet, die von nationalen oder internationalen Sportorganisationen vorgegeben werden. Konsequenter Weise müssten dann auch alle Sportereignisse des Breitensports, selbst wenn sie nur von lokaler Bedeutung sind, unter § 265c StGB subsumier-
375 376 377 378 379 380
DRB, Stellungnahme Nr. 2/2016, S.5 (online). BT-Drs. 18/8831, S. 19. BVerfG, Beschluss v. 23.7.2010, BVerfGE 126, 170 (195). Remmert, in: Maunz / Düring, GG-Kommentar, Art. 103 Abs.2, Rn. 96. Dittrich, ZWH 2017, 189 (191). BT-Drs. 18/8831, S. 19.
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bar sein.381 Zudem finden sich derartige Organisationsformen auch bei beliebten Spielen wie Brett- und Kartenspielen, Scrabble oder Poker.382 Sind diese Spiele demnach auch als „Sport“ zu begreifen? Schließlich führt auch das Erfordernis, dass die Veranstaltung von einer nationalen oder internationalen Sportorganisation oder in ihrem Auftrag oder mit deren Anerkennung organisiert sein muss (§ 265c Abs. 5 Nr. 1 StGB), nicht zu einer nennenswerten Präzisierung des „Wettbewerbs des organisierten Sports“. Aufgrund der fehlenden Definition des Sportbegriffes handelt es sich vielmehr um einen Zirkelschluss des Gesetzgebers.383 Zudem hat der Gesetzgeber in seiner Gesetzesbegründung ausgeführt, dass er in der Anerkennung einer Sportart durch bestimmte Verbände lediglich ein Indiz für die Ermittlung des "aktuellen Sportverständnisses" in der Gesellschaft sieht.384 Eine von Teilen der Literatur vertretene Auffassung, wonach im Sinne der strafrechtlichen Bestimmtheit bei der Definition von Sport ausschließlich auf die (kumulative) Anerkennung durch DOSB und IOC abzustellen sei385, steht daher erkennbar im Widerspruch zum Willen des Gesetzgebers. Der Gesetzgeber geht also offensichtlich davon aus, dass es Tätigkeiten gibt, die auch ohne Anerkennung durch den DOSB oder den IOC dem Sportbegriff unterfallen können. Somit überantwortet es der Gesetzgeber vollkommen der juristischen Praxis anhand des allgemeinen Verständnisses des Sportbegriffs und den „jeweils herrschenden Anschauungen innerhalb der Gesellschaft“ zu ermitteln, welche Betätigungen unter den Sportbegriff des § 265c StGB fallen, ohne ihr dafür brauchbare Abgrenzungskriterien zur Verfügung zu stellen. Dass es aufgrund dieser Unbestimmtheiten zu erheblichen Rechtsunsicherheiten kommen wird, liegt auf der Hand. Diese zeigen sich bereits, wenn man einen Blick auf die zwingend notwendige Abgrenzung des Sports vom bloßen Spiel und die problematische Einordnung des (durchaus manipulationsanfälligen) elektronischen „Sports“ (sog. eSport) wirft. Zur Veranschaulichung der Abgrenzungsproblematik zwischen bloßem Spiel und Sport eignen sich insbesondere die Denkspiele Schach und Bridge. Sowohl Schach (DOSB) als auch Bridge (IOC) sind von großen Sportorganisationen als Sportart anerkannt. Nach dem Willen des Gesetzgebers ein deutliches Indiz für deren Eigenschaft als „Sport“ i.S.d. § 265c StGB. Aus Sicht eines allgemeinen gesellschaftlichen Sportverständnisses leuchtet hingegen nicht 381 382 383 384 385
Dittrich, ZWH 2017, 189 (191); DRB, Stellungnahme Nr. 2/2016, S. 5 (online). Pfister, StraFo 2016, 441 (443). Pfister, StraFo 2016, 441 (444). BT-Drs. 18/8831, S. 19; Kritisch hierzu, Dittrich, ZWH 2017, 189 (191). Rübenstahl, JR 2017, 264 (275).
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unbedingt ein, wieso es sich bei diesen Denkspielen um Sport handeln soll. Zwar lässt sich deren Klassifizierung als Sport damit begründen, dass es sich bei diesen Spielen um sogenannten „Denksport“ handelt. Es bleibt dann jedoch unverständlich, wieso nicht auch andere Denkspiele wie Skat, Poker, Scrabble sowie diverse andere Karten- und Brettspiele als Sport zu qualifizieren sind. Im Hinblick auf § 265c StGB führen diese Abgrenzungsprobleme zu erheblichen Unsicherheiten. Wie verhält es sich zukünftig mit dem Sport Bridge? Fällt dieser aufgrund der Anerkennung durch den IOC unter den Sportbegriff des § 265c StGB? Sind Manipulationen mithin zukünftig strafbar? Oder unterfällt Bridge schon gar nicht dem Tatbestand des § 265c StGB, weil in der Gesellschaft die Anschauung vorherrschen könnte, dass es sich bei Bridge nicht um Sport handelt? Es bleibt zudem völlig unklar, wie die herrschende gesellschaftliche Anschauung des Sports überhaupt ermittelt können werden soll. Der Gesetzgeber hat diese Fragen offengelassen und damit einen Tatbestand geschaffen, der den Rechtsanwender teilweise im Unklaren über die Strafbarkeit seiner Handlung lässt. Die vorbezeichnete Abgrenzungsproblematik stellt sich schließlich (und insbesondere) auch für den Bereich des elektronischen Sports (sog. eSport). Unter eSport versteht man dabei sämtliche Wettkämpfe unter virtueller Hinzunahme von Computerspielen.386 Ein Blick auf die wirtschaftlichen Dimensionen, das Wachstum und die Manipulationsanfälligkeit des eSports verdeutlicht, wieso dessen Einordnung als bloßes Spiel oder als Sport i.S.d. § 265c StGB von enormer Bedeutung ist. Der eSport ist mittlerweile zu einem Massenphänomen geworden und begeistert in Deutschland und der Welt Millionen von Menschen. Im Jahr 2016 haben sich bereits ca. 323 Millionen Menschen weltweit (jedenfalls gelegentlich) eSport-Wettbewerbe angeschaut. Für das Jahr 2020 werden schon ca. 590 Millionen Zuschauer prognostiziert.387 National und international ausgetragene (hoch dotierte388) Wettkämpfe füllen mittlerweile ganze Arenen und Stadien. Die eSport Teams sind dabei professionell organisiert, immer häufiger auch gesponsert und die Spieler gehen ihrer Tätigkeit zunehmend als Hauptbeschäftigung nach. Auch wirtschaftlich handelt es sich bei dem eSport um eine stetige wachsende Branche. In der gesamten Medienbranche verzeichnet die Com386 Satzger, Jura 2016, 1142 (1148). 387 Newzoo, Prognose ESport Zuschauer (online). 388 Regelmäßig werden bei solchen Wettbewerben Millionenprämien ausgeschüttet. Die Prämie für den Finalsieg bei dem Turnier "The International" in Seattle betrug 2016 rund 9 Millionen US Dollar, vgl. Allen, Artikel vom 14.8.2016 (online).
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puter- und Videospielbranche seit Jahren gar das dynamischste Wachstum. So ist der Gesamtmarkt 2015 um 4,5 Prozent auf 2,81 Milliarden Euro gewachsen, womit Deutschland zu den weltweit größten Absatzmärkten für digitale Spiele zählt.389 Damit liegt der Umsatz der Videospielebranche fast auf Augenhöhe mit der Fußball Bundesliga (3,24 Mrd. Euro). Aufgrund dieser Entwicklung überrascht es auch nicht, dass zunehmend auch traditionelle Sportvereine wie der FC Bayern München, VfL Wolfsburg, Schalke 04, Paris St. Germain und Manchester City eine eigene eSport-Abteilung einrichten und auch TV-Sender wie Pro7, Sky und Sport1 das Potenzial des eSports erkannt und ihn in ihr Programm aufgenommen haben. Von besonderem Interesse für den vorliegenden Untersuchungsgegenstand ist der eSport allerdings auch aufgrund seiner Manipulationsanfälligkeit und der Möglichkeit auf seine Wettbewerbe Wetten abzuschließen. Zwar haben bislang nur die größten Wettanbieter eSport-Wettbewerbe in ihr Angebot aufgenommen. Auch ist die Anzahl der „bewettbaren“ Spiele in Deutschland noch auf die beliebtesten Spiele beschränkt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sich das Angebot schnell der Nachfrage anpassen wird. Darüber hinaus dürfte der eSport noch mehr Potenzial für Manipulationen bieten als der „reguläre Sport“. Denn das Ergebnis von eSport-Wettbewerben lässt sich häufig schon durch einige „falsche“ Mausklicks390, eine zu langsame Reaktion oder ein geringfügiges Abweichen von der Teamstrategie entscheidend beeinflussen. Dass dem Spieler diese Manipulationen regelmäßig nicht nachgewiesen werden können liegt auf der Hand. Dieses geringe Entdeckungsrisiko, gepaart mit den mittlerweile durchaus erheblichen finanziellen Anreizen der eSportBranche, könnte den eSport zu einem lukrativen Ziel für Wettbetrüger machen.391 In Südkorea kam es infolge eines Wettskandals in der eSport-Szene bereits zu ersten Inhaftierungen.392 Diese Entwicklungen im eSport machen es m.E. erforderlich darüber nachzudenken, ob § 265c StGB auch für den eSport in Ansatz gebracht werden kann. Dies wirft wiederum die Frage auf, ob der eSport unter den Sportbegriff des § 265c StGB zu subsumieren ist. Bislang ist der eSport, anders als insbesondere in asiatischen Ländern, in Deutschland noch nicht vom DOSB als Sportart anerkannt worden. Ferner dürfte die Einordnung des eSports als Sport auch noch nicht der herrschenden 389 390 391 392
BIU, Stellungnahme Anerkennung eSport, S. 2 (online). So auch Bittmann / Nuzinger / Rübenstahl, in: BeckOK-StGB, § 265c, Rn. 51.2. So ähnlich auch Schörner, HRRS 2017, 407 (408). Bauer, eSport-Manipulation (online).
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gesellschaftlichen Anschauung entsprechen. Darauf deuten jedenfalls die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage hin. Dort hatten 77% der Gesamtbevölkerung angegeben, dass eSport nach ihrem Verständnis keine Sportart sei. Überraschenderweise scheint der eSport auch innerhalb der „eSport-Szene“ nicht überwiegend als Sportart wahrgenommen zu werden, da 67% der befragten Spieler ebenfalls angaben, dass eSport für sie keine Sportart sei.393 Dennoch wurden zuletzt immer häufiger Forderungen laut, den eSport als Sportart anzuerkennen. Nachdem die Piraten Partei bereits 2016 einen entsprechenden Antrag in die politische Diskussion eingebracht hatte394, widmete sich jüngst Schörner der Frage, ob eSport als Sportart zu qualifizieren und als solche unter den Sportbegriff des § 265c StGB zu subsumieren sei.395 Im Ergebnis spricht sich Schörner für eine Einordnung des eSports als Sport i.S.d. § 265c StGB aus und begründet dies unter anderem mit den physischen und psychischen Leistungsanforderungen an eSportler. Diese seien durchaus mit den Anforderungen anderer Sportarten vergleichbar.396 Die Anforderungen an die Hand-Auge-Koordination seien bei eSport-Profis, mit 400 Bewegungen pro Minute an Tastatur und Maus, beispielsweise höher als bei Tischtennisspielern. Mit einer Herzfrequenz von phasenweisen 160 bis 180 Schläge pro Minute, erreiche der eSportler Werte eines Marathonläufers und der CortisolSpiegel (d.h. das Stressniveau) gleich in etwa dem Niveau von Rennfahrern.397 Gegen eine Einbeziehung des eSports in den Tatbestand des § 265c StGB sprechen sich hingegen Bittmann, Nuzinger und Rübenstahl aus.398 Sie verweisen darauf, dass ein derart weites Verständnis von Sport „die den Tatbestandsmerkmalen innewohnende Begrenzungsfunktion sprengen“ würden. Zudem stünde jedenfalls der Bestimmtheitsgrundsatz der Einordnung des eSports als Sport i.S.d. § 265c StGB entgegen. Da dem eSport schließlich keine herausragende gesellschaftliche Bedeutung zukomme, sprächen zudem auch teleologische Gründe gegen eine Einbeziehung des eSports in den Tatbestand des § 265c StGB. Im Ergebnis geht auch Stam davon aus, dass der eSport (noch) nicht dem Tatbestand des § 265c StGB unterfällt. Zu diesem 393 Bitkom Pressemitteilung, abrufbar unter: https://www.bitkom.org/Presse/ Presseinformation/E-Sport-ist-fuer-jeden-Fuenften-eine-offizielle-Sportart.html. 394 Antrag der Piratenfraktion vom 10.5.2016. 395 Schörner, HRRS 2017, 407. 396 Schörner, HRRS 2017, 407 (408, 412 f.). 397 Schütz, Artikel vom 2.2.2016 (online). 398 Hierzu und zum Folgenden: Bittmann / Nuzinger / Rübenstahl, in: BeckOK-StGB, § 265c, Rn. 51.4 f.
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Schluss gelangt er, da der Gesetzesbegründung bezüglich der Begriffsbestimmung des „Sports“ lediglich das Kriterium der Anerkennung durch „disziplinübergreifende“ Sportverbände (DOSB und IOC) zu entnehmen sei. Der Anwendungsbereich des § 265c StGB sei daher auf dieses Kriterium und den Begriffskern zu beschränken. Solange der eSport daher nicht von den vorgenannten Sportverbänden anerkannt sei, handele es sich, trotz zahlreicher dafürsprechender Argumente, beim eSport daher nicht um einen „Sport“ im Sinne des § 265c StGB.399 Da ich nicht erkennen kann, wodurch sich beispielsweise die Betätigung einer mechanischen Waffe (Sportschütze) von der Betätigung einer Maus oder Tastatur unterscheiden soll, ist der eSport m.E. als Sport i.S.d. § 265c StGB anzuerkennen. Unabhängig von dieser subjektiven Einschätzung verdeutlicht diese kontrovers geführte Diskussion zumindest abermals die Unbestimmtheit des § 265c StGB. So ist es völlig offen, ob der eSport künftig durch die Gerichte in den Tatbestand des § 265c StGB einbezogen wird, was im Hinblick auf den in Art. 103 Abs. 2 GG verfassungsrechtlich festgeschriebenen Bestimmtheitsgrundsatz mehr als bedenklich ist.400
bb) Persönlicher Anwendungsbereich: Taugliche Täter Auch hinsichtlich der tauglichen Täter des Sportwettbetruges ist der § 265c StGB zu unbestimmt. So werden durch den § 265c Abs. 6 Satz 2 StGB einem Trainer Personen gleichgestellt, die aufgrund ihrer beruflichen oder wirtschaftlichen Stellung wesentlichen Einfluss auf den Einsatz oder die Anleitung von Sportlern nehmen können. Die Möglichkeit der „wesentlichen Einflussnahme“ ist demnach entscheidendes Kriterium für die Tätereigenschaft. Dennoch sind dem Gesetz keine Anhaltspunkte zu entnehmen, was unter „wesentlicher Einfluss“ zu verstehen ist.401 Dies führt zu einem sehr weiten, unbestimmten Tatbestand. Verdeutlichen lässt sich diese Problematik zum einem am Beispiel des Mannschaftsarztes, der nach der Gesetzesbegründung, eine dem Trainer gleichgestellte Person sein soll, wenn er Einfluss auf den Einsatz von Sportlern nehmen kann. Wie Satzger richtigerweise einwendet, ist es allerdings nicht sonderlich realitätsnah anzunehmen, dass sich stets klare Grenzen zwischen Personen ziehen lassen, „deren Rat immer, meistens, manchmal, selten oder nie befolgt 399 Stam, NZWiSt 2018, 41 (42). 400 So auch Satzger, JURA 2016, 1142 (1148). 401 Satzger, JURA 2016, 1142 (1146).
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wird“.402 Es dürften sich in der Praxis keine einheitlichen verbindlichen Regelungen dahingehend finden lassen, dass der Ratschlag des Mannschaftsarztes immer zu befolgen ist. Vielmehr wird es regelmäßig von der Entscheidung des Sportlers oder des Trainers in der jeweiligen Situation abhängen, ob dem Ratschlag des Arztes gefolgt wird. Nach den Kriterien des § 265c Abs. 6 Satz 2 StGB dürfte der Mannschaftsarzt zudem nur dann als tauglicher Täter in Betracht kommen, wenn er aufgrund seiner beruflichen Stellung wesentlichen Einfluss nehmen kann. Eine solche berufliche Stellung hat der Mannschaftsarzt allerdings allenfalls im Profisport inne. Im Breitensport ist dies regelmäßig nicht der Fall. Danach würde der ehrenamtliche Mannschaftsarzt, obwohl ihm möglicherweise die gleichen Einflussmöglichkeiten zukommen, mangels Einfluss durch seine berufliche Stellung im Verein, nicht als tauglicher Täter in Betracht kommen.403 Dieses Ergebnis steht aber wiederum erkennbar im Widerspruch zu der Intention des Gesetzgebers, den Sport ungeachtet eines bestimmten Leistungsniveaus oder dem Grad der Professionalisierung vor Manipulationen schützen zu wollen.404 Zum anderen ist auch die Einbeziehung von Sponsoren405, als dem Trainer gleichgestellte Personen, sehr fragwürdig und im Hinblick auf den Bestimmtheitsgrundsatz problematisch. Hierdurch setzt der Gesetzgeber dem Trainer Personen gleich, die mit dem sportlichen Geschehen in keiner Weise im Zusammenhang stehen und nicht annähernd mit dem Begriff des Trainers zu assoziieren sind. Dadurch dürften die Grenzen des Wortlauts erreicht sein und ein Verstoß gegen das Analogieverbot des § 1 StGB (als Verlängerung des Bestimmtheitsgrundsatzes406) vorliegen.407
cc) Nur Manipulationen zugunsten des Wettkampfgegners strafbar An anderer Stelle ist bereits ausführlich und anhand von Beispielen erläutert worden, dass die tatbestandliche Beschränkung auf Manipulationen zugunsten des Wettkampfgegners im Hinblick auf den propagierten Integritätsschutz des § 265c StGB inkonsequent ist.408 Auch durch Manipulationen zuungunsten des Wettkampfgegners kann die Authentizität und die Unverfälschtheit des sportli402 403 404 405 406 407 408
Satzger, JURA 2016, 1142 (1146). So auch Dittrich, ZWH 2017, 189 (193); Pfister, StraFo 2016, 441 (446). BT-Drs. 18/8831, S. 19. BT-Drs. 18/8831, S. 20. Hassemer / Kargl, in: NK-StGB, 5. Auflage, § 1 Rn. 70. Satzger, JURA 2016, 1142 (1146). Kapitel E), I., 1., a).
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chen Wettbewerbs, auf denen die Integrität des Sports beruhen soll, (theoretisch) gefährdet oder verletzt werden. Es leuchtet daher nicht ein, dass der Gesetzgeber diese Fälle nicht unter Strafe gestellt hat. Allerdings belegt diese Inkonsequenz abermals, dass der Schutz der Integrität des Sports kaum eine dem Bestimmtheitsgrundsatz entsprechende klare und konsistente Grenzziehung zwischen nur regelwidrigen und bereits strafbaren Verhalten zulässt.409
c) Fazit Aufgrund des doppelten Rechtsgüterschutzes und diverser begrifflicher Unbestimmtheiten, wobei die Unklarheit des Sportbegriffs sicherlich am schwersten wiegt, handelt es sich bei dem § 265c StGB um einen Tatbestand, der in der Praxis zu erheblichen Anwendungsschwierigkeiten führen wird. Vor dem Hintergrund, dass es grundsätzlich Aufgabe des Gesetzgebers und nicht der Rechtsprechung ist, den grundsätzlichen Anwendungsbereich einer Strafnorm festzulegen410, wiegt es besonders schwer, dass die Auslegung des Tatbestandes durch die Rechtsgutsdoppelung und die diversen begrifflichen Unklarheiten weiter erschwert wird.411 Zudem besteht die Gefahr, dass durch die tatbestandliche Unbestimmtheit, dasjenige in den Tatbestand des § 265c StGB hineininterpretiert werden kann, was in jedem Fall strafrechtlich unterbunden werden soll.412 Im Ergebnis bestehen daher erhebliche Bedenken, ob der § 265c StGB dem verfassungsrechtlichen Bestimmtheitsgebot des Art. 103 Abs. 2 GG gerecht wird.
2. Verhältnismäßigkeit Der materielle Prüfungsmaßstab des Bundesverfassungsgerichts für die Legitimität von Strafnormen wurde bereits oben herausgearbeitet.413 Traditionell misst das Bundesverfassungsgericht die Strafgesetze am Verhältnismäßigkeitsgrundsatz. Demnach ist ein strafrechtliches Verbot nur dann legitim, wenn es ein geeignetes, erforderliches und angemessenes Mittel ist, um ein in der Regel aus der Verfassung abzuleitendes Rechtsgut zu schützen.414 Dies vo409 DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 10 (online). 410 Dittrich, ZWH 2017, 189 (191). 411 Bohn, KriPoZ 2017, 88 (92); Kargl, NStZ 2007, 489 (495); Swoboda / Bohn, JuS 2016, 686 (689). 412 Satzger, JA 2016, 1142 (1152). 413 Kapitel D), II., 3., c), bb). 414 BVerfG, Beschluss v. 16.7.1969, BVerfGE 27, (18) 29 f.; BVerfG, Beschluss v. 27.3.1979, BVerfGE 51, 60 (74); BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, BVerfGE 90, 145 ff.
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rausgeschickt wird nachfolgend die Verhältnismäßigkeit des § 265c StGB untersucht.
a) Legitimer Zweck Zu Beginn der Verhältnismäßigkeitsprüfung ist stets nach dem legitimen Zweck der jeweiligen Strafnorm zu fragen. Ein legitimer Zweck wird allerdings regelmäßig vorliegen, da das Bundesverfassungsgericht an den Zweck von Gesetzen keine strengen Anforderungen stellt. Dies gilt laut Bundesverfassungsgericht ausdrücklich auch für Strafgesetze, für die sich insbesondere aus der Rechtsgutslehre keine weitergehenden Anforderungen an den legitimen Zweck ableiten ließen.415 Vielmehr räumt das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber bei der Wahl des von ihm verfolgten Zwecks einen großen Entscheidungsspielraum ein, solange sich der Gesetzgeber bei der Bestimmung des Zwecks an die verfassungsrechtlichen Grenzen hält.416 Somit kommen lediglich verfassungswidrige Zwecke, wie etwa der Zweck rassistische Ziele zu verfolgen, nicht als legitime Zwecke eines Strafgesetzes in Betracht. Es handelt sich folglich bei der Beschränkung auf legitime Zwecke um einen sehr durchlässigen Filter.417 Der Gesetzgeber hat mit der Einführung des § 265c StGB beabsichtigt, Sportwetten bezogene Manipulationen von Sportwettbewerben zu verhindern und dadurch das Vermögen und die Integrität des Sports zu schützen. Hierbei handelt es sich, unter Berücksichtigung der zuvor dargestellten Anforderungen durch das Bundesverfassungsgericht, um einen legitimen Zweck.
b) Geeignetheit Die Strafvorschrift des § 265c StGB müsste darüber hinaus allerdings auch geeignet sein, derartigen Manipulationen entgegenzuwirken. Andernfalls wäre das Gesetz bereits als „übermäßig“, sprich unverhältnismäßig zu qualifizieren.418 Geeignet ist ein legislatives Mittel (Gesetz) im verfassungsrechtlichen Sinne dann, wenn es den legitimen Zweck fördern kann, wobei die Möglichkeit der Zweckerreichung genügt.419 Indem bereits die abstrakte Möglichkeit der Zweck415 BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, NJW 2008, 1137 (1138). 416 BVerfG, Beschluss v. 16.3.1971, BVerfGE 30, 292 (316); Appel, Verfassung und Strafe, S. 577. 417 Lagodny, Die Rechtsgutstheorie, 83 (84). 418 Ipsen, Staatsrecht II, Rn. 189 m.w.N. 419 BVerfG, Urteil v. 20.3.2006, BVerfGE 115, 276 (308).
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erreichung für die Geeignetheit des Gesetzes genügt und das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber bei der Beurteilung der Eignung des gewählten Mittels einen weiten Beurteilungsspielraum zugesteht420, handelt es sich auch bei der Prüfung der Geeignetheit um einen sehr durchlässigen Filter. Denn als Folge dieses sehr großzügigen Maßstabs scheitert ein legislatives Mittel nur dann an der Prüfungsebene der Geeignetheit, wenn es „objektiv untauglich“, „objektiv ungeeignet“ bzw. „schlechthin ungeeignet“ ist und seine Zweckerreichung somit gänzlich verfehlt.421 Es stellt sich somit die Frage, ob der § 265c StGB objektiv, bzw. schlechthin ungeeignet ist, Gefahren und Beeinträchtigungen von der Integrität des Sports abzuwenden und folglich seinen Zweck verfehlt.
aa) Keine Verletzungskausalität Als objektiv oder schlechthin ungeeignet wird ein Mittel einzustufen sein, dass im Hinblick auf seinen avisierten Schutz unwirksam ist. Unwirksam ist die Strafvorschrift des § 265c StGB daher dann, wenn sie mit dem Sportwettbetrug ein Verhalten verbietet, das für die zu schützende Integrität des Sports gänzlich unschädlich ist oder bei der sich eine schädliche Wirkung nicht zweifelsfrei nachweisen lässt. Wie die vorstehenden ausführlichen Untersuchungen gezeigt haben, ist eine schädliche Wirkung für die durch die Integrität des Sports geschützten Sozialwerte in keiner Weise nachgewiesen. Die empirischen Studien deuten vielmehr darauf hin, dass dem Sport eine erzieherische und wertevermittelnde Funktion hinsichtlich dieser Sozialwerte gar nicht zukommen kann und die Sozialwerte von Fällen des Sportwettbetrugs nicht berührt werden. Zudem ist auch ein, bei Kollektivrechtsgütern wie der Integrität des Sports erforderliches, kumulatives Auftreten von Fällen des Sportwettbetruges empirisch nicht feststellbar. Zur Vermeidung von Wiederholungen sei an dieser Stelle im Übrigen auf die detaillierten obigen Ausführungen verwiesen.422 Im Ergebnis ist der § 265c StGB mithin schon aufgrund der fehlenden Verletzungskausalität zum Schutz der Sozialwerte ungeeignet.
420 Vgl. die Ausführungen zum verfassungsgerichtlichen Prüfungsmaßstab in Kapitel D), II., 3., c), bb). 421 BVerfG, Beschluss v. 17.1.1978, NJW 1978, S. 933; BVerfG, Beschluss v. 20.6.1984, NJW 1985, 121 (123); BVerfG, Beschluss v. 3.12.1985, NJW 1986, 1239 (1240); BVerfG, Urteil v. 23.1.1990, NZA 1990, 161 (164). 422 Kapitel E), I., 2., g).
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bb) Generalpräventive Wirkungen zweifelhaft Der Gesetzgeber bedient sich in der Gesetzesbegründung zudem dem Gedanken der negativen Generalprävention. So begründet er, ohne freilich von Geeignetheit zu sprechen, die Geeignetheit des § 265c StGB mit dem Hinweis, dass Manipulationen im Zusammenhang mit Sportwetten von dem Betrugstatbestand des § 263 StGB bislang nur unzureichend erfasst wurden, da Sportler, Trainer, Schiedsrichter bislang nur als Gehilfen und nicht als Täter bestraft werden konnten.423 Der Gesetzgeber geht somit offensichtlich davon aus, dass eine drohende Bestrafung als Täter des Sportwettbetruges, potenzielle Täter eher abschreckt als die bisherige Bestrafung als Teilnehmer nach §§ 263, 27 StGB. Zum einen gibt es allerdings keine kriminologisch gesicherten empirischen Erkenntnisse über die präventive, bzw. abschreckende Wirkung einer neu geschaffenen Strafnorm.424 Die negative Generalprävention ist darüber hinaus zum anderen zweifelhaft, da der Täter regelmäßig vor Begehung der Tat keine Kosten-Nutzen-Rechnung machen wird, so dass die negative Generalprävention, also Abschreckung, auf weiten Feldern der Kriminalität inexistent ist.425 Zum anderen liegen auch für eine derartige Wirkung des § 265c StGB keinerlei Belege vor. In Anbetracht der Ergebnisse einer durch die FIFPro und der Birkbeck University London durchgeführten Studie muss im Gegenteil vielmehr davon ausgegangen werden, dass die strafrechtliche Ahndung des Sportwettbetrugs keine präventive bzw. abschreckende Wirkung entfaltet. In der Studie wurden Interviews mit Fußballprofis aus neun europäischen Ländern geführt. Diese wurden unter anderem nach Gründen gefragt, die sie von Spielmanipulationen abhalten würden. Während der Großteil der Befragten die persönliche Integrität und Ehre als Haupthinderungsgrund nannten, gaben nur 4,7% der befragten Sportler an, dass Sie eine drohende strafrechtliche Folge von Manipulation abhalten würde. Sportrechtliche Sperren, die Angst um die sportliche Zukunft vor allem aber die „soziale Ächtung“ wurden als deutlich wirkungsvollere Mittel genannt.426 Auch aus generalpräventiven Gesichtspunkten ist eine Geeignetheit des § 265c StGB deshalb überaus zweifelhaft.427 423 BT-Drs. 18/8831, S. 10 f. 424 Dölling, ZStW 102 (1990), 1 (8, 19); Meier, JZ 2010, S. 112; Eine umfangreiche Übersicht über den aktuellen Erkenntnisstand liefert Villmov, in: NK-StGB, 5. Auflage, Vorbemerkungen zu §§ 38 ff. Rn. 76 ff. 425 Walter, ZIS 2011, 636 (645). 426 Harvey / Haim, Don´t fix it, S. 86 ff. (online). 427 So auch Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (97).
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cc) Praktische Wirkungslosigkeit durch Nachweisschwierigkeiten Von einer Ungeeignetheit des § 265c StGB wird man jedenfalls dann sprechen müssen, wenn der Straftatbestand in der Praxis wirkungslos bleibt, weil er die mutmaßlichen Strafbarkeitslücken in Form der Beweisschwierigkeiten nicht zu beseitigen vermag und/oder weil kaum oder keine Anwendungsbereiche für den § 265c StGB denkbar sind. Durch die Kriminalisierung des Sportwettbetruges wollte der Gesetzgeber unter anderem bestehende Nachweisschwierigkeiten bezüglich der erforderlichen Feststellung einer auf den manipulierten Wettbewerb bezogenen Wettsetzung und bezüglich des Nachweises eines konkreten Vermögensschadens im Rahmen des § 263 StGB beseitigen.428 Er strebte hierdurch eine effektivere Strafverfolgung an. Unabhängig davon, dass es sich bei der angestrebten Beseitigung von Beweisschwierigkeiten schon nicht um ein valides Argument für die Ausweitung des Strafrechts handelt429, ist überaus fraglich, ob die Beweisproblematik durch die Einführung des § 265c StGB überhaupt beseitigt oder nicht insbesondere aufgrund der Vorverlagerung der Strafbarkeit vielmehr nur an andere Stellen der Strafbarkeitsprüfung verlagert wurde. Als problematisch erweist sich in diesem Zusammenhang insbesondere der Umfang der erforderlichen Unrechtsvereinbarung zwischen Vorteilsgeber (bestechender Hintermann) und dem Vorteilsnehmer (Sportler, Schiedsrichter, Trainer etc.).430 So deutet Krack den Gesetzestext und den Willen des Gesetzgebers derart, dass Gegenstand der Unrechtsvereinbarung des § 265c StGB sowohl die Beeinflussung des Wettbewerbs, als auch der durch eine Sportwette erlangte rechtswidrige Vermögensvorteil seien müssen.431 Dies ergebe sich sowohl aus der Gleichstellung der beiden Elemente durch das Wort „und“ im Gesetzestext selbst, als auch aus der Gesetzesbegründung. Dort führt der Gesetzgeber aus, dass der Tatbestand des § 265c StGB an den Inhalt der Unrechtsvereinbarung besondere Anforderungen dergestalt stellt, dass nur solche zumindest intendierten Vereinbarungen tatbestandlich erfasst sein sollen, wonach der Vorteilsnehmer als Gegenleistung für den Vorteil den sportlichen Wettbewerb zugunsten des Wettbewerbsgegners beeinflussen soll „und“ infolgedessen ein rechtswidriger Vermögensvorteil durch eine auf den Wettbewerb 428 BT-Drs. 18/8831, S. 1, 11. 429 Bohn, KriPoz 2017, 88 (93); BRAK, Stellungnahme Nr.8/2016, S. 5 f. (online); DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 8 (online); Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (98); Saliger, Expertentreffen (online); Satzger, JURA 2016, 1142 (1153), Swoboda, Expertentreffen (online); Wohlers, Expertentreffen (online). 430 Ausführlich zum Inhalt der Unrechtsvereinbarung Kapitel C), II., 3., a), cc). 431 Hierzu und zum Folgenden: Krack, wistra 2017, 289 (294 f.).
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bezogene Sportwette erlangt. Diese Annahme hält Krack allerdings für äußerst zweifelhaft, da hinsichtlich des Versprechens des Vorteilsnehmers (z.B. des bestochenen Spielers) nur solche Handlungen Gegenstand der Unrechtsvereinbarung sein könnten, auf die der Vorteilsnehmer (der Spieler) auch Einfluss nehmen könne. Da der bestochene Spieler aber keinen Einfluss darauf habe, ob der bestechende Hintermann (Vorteilsgeber) die Wette abschließt, könne er die Wettsetzung als erforderliche Bedingung für einen erlangten rechtswidrigen Vermögensvorteil i.S.d. § 265c StGB nicht zusagen. Der Wettbezug könne daher kein Teil der Unrechtsvereinbarung sein, weshalb für den § 265c StGB kein Anwendungsfall denkbar sei.432 Etwas Anderes gelte selbst dann allenfalls ausnahmsweise, wenn man den Wettbezug wie der Gesetzgeber als Gegenstand der Unrechtsvereinbarung verstehen wolle. Denn laut Krack seien kaum Konstellationen denkbar, in denen der Sportwettenbezug je einmal in die Unrechtsvereinbarung einbezogen werden würden. Legt der Vorteilsgeber das Motiv (den Abschluss einer Sportwette) für seine Vorteilsgewährung gegenüber dem Vorteilsnehmer (Spieler, Trainer etc.) nicht offen, so mag der Vorteilsnehmer zwar davon ausgehen, dass der Vorteilsgeber auf das zu manipulierende Spiel eine Wette abschließen will. Doch selbst wenn es dem Vorteilsgeber tatsächlich um einen Vermögensvorteil aus einer Sportwette gehe, werde diese Möglichkeit (als Motiv) nicht Gegenstand der Unrechtvereinbarung. Es handele sich nämlich dabei lediglich um ein mögliches Motiv (unter mehreren denkbaren Motiven) des Vorteilsgebers. So sei etwa denkbar, dass der Vorteilsgeber lediglich seiner favorisierten Mannschaft zum Sieg verhelfen wolle. Krack sieht daher nur in der Konstellation einen Anwendungsfall für den § 265c StGB, wenn Vorteilsgeber und –nehmer ausdrücklich über den Wettbetrug als Motiv sprechen oder ein anderes Motiv schlichtweg nicht erkennbar erscheine. Als Beispiel nennt er die Beeinflussung von mehreren Wettbewerben zugunsten verschiedener Sportler (bzw. Mannschaften).433 Dann ist nämlich naheliegend, dass es dem Vorteilsgeber nicht auf die Förderung des sportlichen Erfolges eines bestimmten Sportlers, einer bestimmten Mannschaft ankommt. Unabhängig vom streitigen Umfang der Unrechtsvereinbarung herrscht in der rechtswissenschaftlichen Literatur weitgehend Einigkeit, dass der Nachweis der Unrechtsvereinbarung in der Praxis für erhebliche Schwierigkeit sorgen 432 So auch Stam, NZWiSt 2018, 41 (47); Andere Ansicht: Rübenstahl, JR 2017, 264 (273 ff.); Bittmann / Nuzinger / Rübenstahl, in: BeckOK-StGB, § 265c, Rn. 41 f. 433 Krack, wistra 2017, 289 (294 f.).
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wird.434 Teilweise wird aufgrund dieser Beweisproblematik gar von einer Unanwendbarkeit des § 265c StGB gesprochen.435 Diese Problematik ist in erster Linie dem Vorsatzerfordernis geschuldet, welches der Gesetzgeber für die Unrechtsvereinbarung vorschreibt. Danach muss der Vorteilsnehmer zumindest damit rechnen und es billigend in Kauf nehmen (dolus eventualis), dass seine Manipulationshandlung für eine betrügerische Wettsetzung genutzt werden soll. Nicht erforderlich ist hingegen, dass die Vorteilsnehmer den Vermögensvorteil aus einer Wettsetzung für sicher halten oder eine Wettsetzung sogar anstreben. Eine konkrete Vorstellung davon, wann, wo und in welcher Form die Wette platziert werden soll, muss der Vorteilsnehmer daher nicht haben. Die Strafverfolger stehen folglich vor der Schwierigkeit, sowohl den konkreten Inhalt der Unrechtsvereinbarung nachweisen zu müssen, als auch den hierauf bezogenen Vorsatz der Beteiligten. Wie aber sollen diese Anforderungen an die subjektive Seite der Unrechtsvereinbarung in der Praxis nachgewiesen werden? Die Strafverfolger benötigten hierfür sowohl zwingend Nachweise über den konkreten Inhalt der Unrechtsvereinbarung, als auch bezüglich des Vorsatzes des Vorteilsnehmers und des Vorteilsgebers. Zum einen werden aber häufig bereits keine konkreten Kenntnisse über den Inhalt der Unrechtsvereinbarung vorliegen und zum anderen wird sich der Vorteilsnehmer regelmäßig auf die kaum widerlegbare Schutzbehauptung zurückziehen können, er habe von der geplanten Wettsetzung keinerlei Kenntnis gehabt. Daher werden sich eine Unrechtsvereinbarung und der erforderliche Vorsatz regelmäßig nur dann nachweisen lassen, wenn aus der (der Strafverfolgungsbehörde bekannten) Unrechtsvereinbarung hervorgeht, dass Sportler, Trainer oder Schiedsrichter an dem Wettgewinn partizipieren sollen.436 In allen anderen Konstellationen dürfte der Nachweis kaum gelingen. Der Gesetzgeber scheint diese Problematik gesehen zu haben. Er hat daher unter Verweis auf das Urteil des BGH vom 15. Dezember 2006 ausgeführt, dass bei der Feststellung des Vorsatzes zu berücksichtigen sei, ob aus Sicht der 434 Bohn, KriPoZ 2017, 88 (94); BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 8 (online); Dittrich, ZWH 2017, 189 (192); Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (95) Krack, wistra 2017, 289 (294 f.); Kubiciel, jurisPR-StrafR 3/2016 Anm. 1, S. 3 f.; Löffelmann, recht + politik 2016, 1 (2); Satzger, JURA 2016, 1142 (1149); Swoboda / Bohn, JuS 2016, 686 (689); Tsambikakis, StV 2018, 319 (323 f.); a.A. Nolte, Stellungnahme, S. 2 (online); Stam, NZWiSt 2018, 41 (45). 435 DRB, Stellungnahme Nr. 2/2016, S. 4 (online); Krack, wistra 2017, 289 (295). 436 Kubiciel, jurisPR-StrafR 3/2016 Anm. 1, S. 3 f.
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an der Manipulationsabsprache Beteiligten nur der Wettvertragsabschluss einen nachvollziehbaren wirtschaftlichen Sinn für die Vorteilsgewährung ergäbe.437 Damit geht er aber im Ergebnis zum einen deutlich über die Feststellungen des angeführten BGH-Urteils hinaus. So hatte es der BGH gebilligt, dass von der festgestellten Kenntnis der Vorteilsnehmer von den beabsichtigten oder bereits abgeschlossenen Sportwetten auf ihre Vorstellung geschlossen wird, dass die Spielmanipulationen nur durch den Wettvertragsabschluss einen wirtschaftlichen Sinn erlangten.438 Der Gesetzgeber lässt diesbezüglich indes bereits dolus eventualis genügen. Zum anderen entbindet dies die Strafverfolgungsbehörden nicht von der Verpflichtung (und den damit einhergehenden Schwierigkeiten), zumindest den Nachweis zu führen, dass die Akteure eine Unrechtsvereinbarung geschlossen haben durch deren Inhalt sich für beide Seiten die zwingende Schlussfolgerung aufdrängen musste, dass nur der Wettvertragsabschluss einen nachvollziehbaren wirtschaftlichen Sinn für die Vorteilsgewährung ergibt. Als problematisch könnte sich der Nachweis des Vorsatzes schließlich auch dann darstellen, wenn der bestochene Sportler, Trainer oder Schiedsrichter einwendet, er habe eine derartige Unrechtsvereinbarung zwar getroffen, er habe allerdings nicht vorgehabt die Manipulationshandlung tatsächlich vorzunehmen. Zwar soll nach der Gesetzesbegründung lediglich der äußere Erklärungswert maßgeblich sein, so dass es auf einen derartigen inneren Vorbehalt des Täters nicht ankommt.439 Diese an § 332 StGB angelehnte Konstruktion, wonach bereits der durch die Unrechtsvereinbarung hervorgerufene Anschein der Käuflichkeit genügt440, überzeugt hinsichtlich des Rechtsgüterschutzes von § 265c StGB allerdings nicht. Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt441 sind im Rahmen des § 265c StGB nämlich Fälle denkbar, in denen allein durch die unter einem inneren Vorbehalt geschlossene Unrechtsvereinbarung keine Rechtsgutsverletzung denkbar ist. Sagt der Spieler A dem Vorteilsgeber B zu, das nächste Bundesligaspiel zu manipulieren, hat er dabei aber von Anfang an vor, dieses Spiel mit vollem Einsatz anzugehen, kann es schon objektiv nicht zu der durch die Unrechtsvereinbarung intendierten Beeinflussung des Wettbewerbs kommen, so dass auch durch einen auf diesen Wettbewerb gesetzten
437 438 439 440
BT-Drs. 18/8831, S. 17. BGH, Urteil v. 15.12.2006, NJW 2007, 782 (786). BT-Drs. 18/8831, S. 16. BGH, Urteil v. 23.10.2002, BGHSt 48, 44 (46) = NJW 2003, 763 (764); Heger, in: Lackner / Kühl, § 332 Rn .5, m.w.N. 441 Kapitel E), I., 2., g), bb).
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Einsatz kein rechtswidriger Vermögensvorteil erlangt werden kann.442 Richtigerweise ist daher, entgegen der Ansicht des Gesetzgebers, durchaus von einer Beachtlichkeit eines inneren Vorbehaltes auszugehen.443 Dies eröffnet dem verdächtigen Spieler, Trainer oder Schiedsrichter allerdings die Möglichkeit sich auf die Schutzbehauptung zurückzuziehen, er habe nie vorgehabt das Spiel tatsächlich zu manipulieren. Diese Behauptung dürfte in der Praxis nur schwer widerlegbar sein. Die vom Gesetzgeber identifizierten Beweisprobleme bei der Schadensermittlung im Rahmen des § 263 StGB wurden durch die Vorverlagerung der Strafbarkeit mithin lediglich an einen anderen Prüfungsort verlagert, ansonsten allerdings eher vergrößert denn vermindert. Im Rahmen des § 265c StGB dürfte es den Strafverfolgungsbehörden regelmäßig nicht möglich sein, eine dem § 265c StGB entsprechenden Unrechtsvereinbarung und den darauf bezogenen Vorsatz der Beteiligten nachzuweisen. Somit wird die Strafvorschrift in der Praxis im Wesentlichen ins Leere laufen.
dd) Zur Verfolgung der eigentlichen Drahtzieher nicht geeignet Kritisch zu betrachten ist ferner der Umstand, dass durch § 265c StGB allenfalls die „Nebenschausteller“444 des Sportwettbetrugs erfasst werden können. Durch die vorhandenen Ermittlungsmaßnahmen (insb. Telekommunikationsüberwachung) werden regelmäßig nur diejenigen Sportler und die Mittelsmänner entdeckt werden können, die sich bereit erklären, Absprachen über Manipulationen von bewetteten Sportereignissen zu treffen. Dies werden, wie im Bereich der organisierten Kriminalität üblich, auf Vorteilsgeberseite jedoch ganz überwiegend nicht die eigentlichen Drahtzieher („Wettpaten“) und Organisatoren des mafiösen Wettnetzwerkes sein. Den eigentlichen Initiatoren des Sportwettbetruges wird man daher mit dem § 265c StGB allenfalls zufällig habhaft werden können.445 Im Hinblick auf die Geeignetheit des § 265c StGB ist dies insbesondere deshalb problematisch, da der Gesetzgeber in seiner Gesetzesbegründung die Notwendigkeit der Pönalisierung des Sportwettbetruges u.a. explizit damit begründet446, dass die Gefahr bestehe, dass der Wettmarkt zu „einem Berührungspunkt von Sport und organisierter Kriminalität 442 Dittrich, ZWH 2017, 189 (192); Krack, wistra 2017, 289 (290). 443 Dittrich, ZWH 2017, 189 (192); Krack, ZIS 2016, 540 (549). 444 Swoboda, Stellungnahme, S. 2 (online), verwendet in diesem Zusammenhang eine Schachmetapher und spricht von „Bauern“. 445 Bohn, KriPoZ 2017, 88 (94); Swoboda / Bohn, JuS 2016, 686 (689). 446 Ohne freilich für diese Annahme fundierte empirische Hinweise vorzuweisen. Vgl. hierzu auch Tsambikakis, StV 2018, 319 (324).
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[werden könne], von dem eine ganz erhebliche Gefahr für die Integrität des Sports und die mit dem Sport verbundenen legitimen Vermögensinteressen ausgeht“447. Zur Bekämpfung dieser Gefahr ist der § 265c StGB somit nicht geeignet.
ee) Lediglich fragmentarischer Schutz des Sports Schließlich bezweckt der § 265c StGB einen nicht nachvollziehbaren, fragmentarischen Schutz der Institution Sport. Zwar soll der Tatbestand ausweislich der Gesetzesbegründung durchaus auch die Integrität des Amateur- bzw. Breitensports vor Manipulationen schützen.448 Voraussetzung für eine Strafbarkeit nach § 265c StGB ist allerdings, dass auf den sportlichen Wettbewerb eine Sportwette abgeschlossen werden kann. De facto wird sich der Anwendungsbereich daher regelmäßig auf berufssportliche Wettbewerbe beschränken. Geschützt wird daher vornehmlich der Spitzensport und somit derjenige Teilbereich des Sports, in dem wirtschaftliche Interessen dominieren und moralische Werte nur eine untergeordnete Rolle spielen dürften.449 Vor dem Hintergrund, dass der Amateur- bzw. Breitensport die vom Gesetzgeber für schutzwürdig erachteten sportimmanenten Werte wohl jedenfalls gleichermaßen, wenn nicht sogar mehr fördern kann als der Leistungssport450, ist dieser fragmentarische Schutz nicht nachvollziehbar. Die Manipulation eines sportlichen Wettkampfes, auf den keine Sportwetten abgeschlossen werden verletzt die Integrität des Sports und alle sportimmanenten Werte gleichermaßen, wie die Manipulation eines berufssportlichen Wettbewerbs. Beide Szenarien unterscheiden sich lediglich dadurch, dass bei dem berufssportlichen Wettbewerb auch wirtschaftlichen Interessen beeinträchtigt werden. Um den tatsächlichen Schutz der Integrität des Sports geht es dann allerdings erkennbar nicht mehr. Vielmehr erscheint das Konzept des Integritätsschutzes nur vorgeschoben und wie ein „Feigenblatt“ für den eigentlich angestrebten Vermögensschutz der Sportunterhaltungsindustrie.451
ff) Zwischenergebnis Aufgrund der vorstehenden Erwägungen ist § 265c StGB, trotz der denkbar niedrigen Anforderungen, m.E. schlechthin nicht geeignet den beabsichtigten
447 448 449 450 451
BT-Drs. 18/8831, S. 11. BT-Drs. 18/8831, S. 15. Tsambikakis, StV 2018, 319 (321). Reinhart, SpuRt 2016, 235 (238). Tsambikakis, StV 2018, 319 (321).
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legitimen Zweck zu fördern, geschweige denn zu erreichen.452 Durch die fehlende Verletzungskausalität des Sportwettbetrugs für die Integrität des Sports ist § 265c StGB für den Schutz der Sozialwerte ungeeignet. Auch die behauptete generalpräventive Wirkung von Strafgesetzen ist bislang empirisch keineswegs belegt und darüber hinaus im Falle des § 265c StGB doch eher zweifelhaft. Durch die Vorverlagerung der Strafbarkeit hat der Gesetzgeber zudem zwar die Beweisprobleme bei der Feststellung eines Vermögensschadens im Rahmen des § 263 StGB beseitigt. An deren Stelle treten jedoch nunmehr durch den § 265c StGB immense Nachweisschwierigkeiten sowohl hinsichtlich der Unrechtsvereinbarung als auch des hierauf bezogenen Vorsatzes der Beteiligten.453 Diese Schwierigkeiten dürften in der Praxis im Wesentlichen zu einer Unanwendbarkeit des § 265c StGB führen. Sollte der Nachweis hingegen doch ausnahmsweise einmal geführt werden können, werden die Strafverfolgungsbehörden den eigentlichen Drahtzieher des Wettbetruges dennoch nicht habhaft werden können. Schließlich entpuppt sich das Konzept des Integrationsschutzes bei genauer Betrachtung als Deckmantel eines primär angestrebten Vermögensschutzes der Sportunterhaltungsindustrie und schützt somit mit dem Berufssport lediglich einen zumindest fragwürdigen Teilbereich des Sports.
c) Erforderlichkeit (ultima-ratio Prinzip) Weiterhin ist im Rahmen der Verhältnismäßigkeitsprüfung danach zu fragen, ob die Strafvorschrift des § 265c StGB zur Zweckerreichung erforderlich ist. Ein Gesetz ist dann erforderlich, wenn der Gesetzgeber nicht ein anderes, gleich wirksames, aber das Grundrecht nicht oder weniger stark einschränkendes Mittel hätte wählen können.454 Es handelt sich bei der Erforderlichkeit somit um eine Prüfung des Zweck-Mittel-Verhältnisses, die mit dem ultimaratio Prinzip, dem Subsidiaritätsprinzip455 und dem fragmentarischer Charakter des Strafrechts456 die klassischen Postulate des Strafrechts verwirklicht. Diesen Ansätzen ist der Gedanke gemein, dass das Strafrecht als eingriffsintensivstes staatliches Mittel nur nachrangig und behutsam eingesetzt werden darf.457 Da die Entscheidung über die Erforderlichkeit eines Strafgesetzes für den Gesetz452 Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (97), äußern ebenfalls Zweifel an der Geeignetheit. 453 So auch Berberich, ZfWG 2017, 347 (352), der davon ausgeht, dass § 265c StGB in der Praxis mehr Probleme aufwerfen als lösen wird. 454 BVerfG, Beschluss v. 26.2.2008, NJW 2008, 1137 (1138). 455 Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 97 ff.; Hefendehl, JA 2011, S. 401. 456 Roxin, Strafrecht AT I, § 2, Rn. 97 ff. 457 BVerfG, Urteil v. 25.2.1975, BVerfGE 39, 1, 46 f. = NJW 1975, 573 (576); Hefendehl, JA 2011, S. 401.
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geber immer auch eine Entscheidung in Unsicherheit darstellt, ist es zwar richtig, dass dem Gesetzgeber diesbezüglich ein gewisser Beurteilungsspielraum zugestanden wird.458 Dieser Beurteilungsspielraum ist jedoch keineswegs grenzenlos. Da, mit der Qualifikation eines Verhaltens als kriminalrechtlich relevant auch immer ein sozialethisches Unwerturteil einhergeht459, muss den Gesetzgeber vielmehr so etwas wie eine Beweislast treffen.460 Diese kann (umrisshaft) wie folgt skizziert werden:
aa) „Beweislast“ des Gesetzgebers hinsichtlich der Erforderlichkeit eines Strafgesetzes Das Strafgesetz stellt einen Eingriff in die allgemeine Handlungsfreiheit (Art. 2 Abs. 1 GG) des Bürgers dar. Deshalb ist von dem Gesetzgeber zu fordern, dass er den Beweis dafür erbringt, dass das pönalisierte Verhalten eine Qualifizierung als Straftat verdient und mildere Mittel nicht verfügbar und gleich geeignet sind. Dem Normadressaten muss von dem Gesetzgeber argumentativ erläutert werden, warum es sich bei diesem Verhalten zukünftig um ein strafbares und somit verwerfliches und sozial unerträgliches Verhalten handeln soll.461 Je weiter sich das pönalisierte Verhalten dabei vom Kernstrafrecht entfernt und sich dem reinen Ordnungswidrigkeitenrecht nähert, desto höher sind die Anforderungen an den Begründungsaufwand des Gesetzgebers. Besondere Bedeutung kommt im Rahmen dieser Begründung der empirischen Arbeit, beziehungsweise der Einbeziehung empirischer Erkenntnisse (empirischen Wissens) des Gesetzgebers zu. Denn zum einen handelt es sich bei der Frage, ob alternative, mildere Mittel ebenso effektiv sind wie das Strafgesetz um eine prognostische Frage. Zum anderen kann nur durch eine empirisch fundierte Gesetzgebung die Möglichkeit einer sachgerechten Kontrolle durch das Bundesverfassungsgericht geschaffen werden. Das Gesetzgebungsprogramm selbst und die ihm zugrunde gelegten empirischen Erkenntnisse liefern letztlich den Kontrollmaßstab des Bundesverfassungsgerichts. Mit anderen Worten: je geringer die Möglichkeiten einer empirisch fundierten und normativ belegbaren Kontrolle sind, umso größer ist der nicht weiter zu überprüfende Spielraum des Gesetzgebers.462 Um die Möglichkeit einer verfassungsmäßig 458 459 460 461
Vgl. hierzu die Ausführungen unter D), II., 3., b), bb) und D), II., 3., c), cc). BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, NJW 1994, 1577, 1578. Frisch, NStZ 2016, 16 (24). Hierzu und zum Folgenden: Frisch, NStZ 2016, 16 (24); BVerfG, Urteil v. 30.6.2009, BVerfGE 123, 267 (408) = NJW 2009, 2267 (2287 f.). 462 Krauß, FS Hassemer, 423 (435 f.).
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gebotenen sachgerechten Kontrolle durch die Gerichte zu gewährleisten, ist von dem Gesetzgeber daher zu fordern, sich bereits im Voraus sachkundig zu machen, die vorhandenen empirischen Erkenntnisse zu nutzen und somit seine Gesetzesbegründung auf eine aussagekräftige Datenlage zu stützen.463 Dies umfasst auch die Obliegenheit des Gesetzgebers über außerstrafrechtliche Wege der Verhaltenssteuerung, etwa über das Ordnungswidrigkeitenrecht, nachzudenken.464 Auch das Bundesverfassungsgericht hat bereits in seinem Urteil vom 1. März 1979 ausgeführt, dass „die Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers von Faktoren verschiedener Art ab[hängt], im Besonderen von der Eigenart des in Rede stehenden Sachbereichs, den Möglichkeiten, sich ein hinreichend sicheres Urteil zu bilden, und der Bedeutung der auf dem Spiele stehenden Rechtsgüter“465 und dem Gesetzgeber somit die Obliegenheit auferlegt, sein Vorhaben im Hinblick auf diese Parameter bestmöglich zu begründen. Ist der Gesetzgeber diesen Obliegenheiten nachgekommen, hat er also eine rationale Konkretisierung dieser Parameter versucht und dokumentiert, liegt laut Bickenbach, eine Einschätzungsprärogative vor.466 Hat der Gesetzgeber diese Obliegenheiten verletzt, sei eine Einschätzungsprärogative hingegen ausgeschlossen, was dazu führe, dass in derartigen Fällen das Bundesverfassungsgericht entweder selbst den Sachverhalt ermitteln und bewerten oder aufgrund der Darlegungslast des Staates den gesetzlichen Zugriff auf die Zukunft begrenzen müsse.467 Es ist somit festzuhalten, dass vor der Pönalisierung eines bestimmten Verhaltens eine argumentative, auf empirischen Erkenntnissen beruhende Auseinandersetzung mit der Erforderlichkeit einer Kriminalisierung durch den Gesetzgeber stattfinden muss. Um die Vereinbarkeit der Strafnorm mit dem UltimaRatio-Prinzip zu begründen, muss somit ihre Erforderlichkeit als letztes Mittel „so gut es geht“ feststehen. Den Gesetzgeber trifft diesbezüglich eine Beweislast. In der Folge ist daher zunächst zu prüfen, ob der Gesetzgeber dieser Obliegenheit im Rahmen des Gesetzgebungsverfahren zu § 265c StGB nachgekommen ist. Bereits nach einem flüchtigen Blick auf den Gesetzesentwurf kann diese Frage mit einem eindeutigen Nein beantwortet werden. So sucht man bereits das 463 Frisch, NStZ 2016, 16 (24); Krauß, FS Hassemer, 423 (435 f.); Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 518. 464 Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 518. 465 BVerfG, Urteil v. 1.3.1979, NJW 1979, 699 (701). 466 Bickenbach, Die Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers, S. 524. 467 Bickenbach, Die Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers, S. 524.
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Schlagwort der „Erforderlichkeit“ in der Gesetzesbegründung vergeblich. Zudem mangelt es dem Gesetzesentwurf bereits an einer rechtstatsächlichen Begründung dafür, dass die bisherigen strafrechtlichen Regelungen für den Schutz der Integrität des Sports nicht ausreichen.468 Denn sofern der Gesetzgeber in seiner Begründung auf bestehende Beweisschwierigkeiten im Rahmen der Prüfung des Vermögensschadens i.S.d. § 263 StGB hinweist, handelt es sich hierbei schon nicht um ein valides Argument für die Ausweitung des Strafrechts.469 Darüber hinaus fehlen nicht nur empirische Nachweise dafür, dass es aufgrund vergangener Sportwettskandale tatsächlich, wie vom Gesetzgeber behauptet, zu schädlichen Wirkungen für die Integrität des Sports gekommen ist. Die empirische Studienlage deutet im Gegenteil vielmehr darauf hin, dass eine schädliche Wirkung für die Integrität des Sports gerade nicht vorliegt und vorlag.470 Diese Erkenntnisse werden vom Gesetzgeber vollständig ignoriert. So beschränkt sich der gesetzgeberische Prüfungsaufwand der aus verfassungsrechtlicher Sicht bedeutenden Erforderlichkeit des § 265c StGB auf lediglich zehn Zeilen sowie die Feststellung, dass Alternativen nicht vorhanden seien.471 Diese „Auseinandersetzung“ des Gesetzgebers mit Alternativen zur Kriminalisierung des Sportwettbetrugs findet sich auf Seite 12 des Gesetzesentwurfs. Dort ist zu lesen, dass verbandsinterne Sanktionen nicht ausreichend seien, da diese mit ihrem Unwerturteil hinter strafrechtlichen Urteilen zurückblieben. Zudem brächten sie den Unrechtsgehalt von korruptiven Verhaltensweisen nicht in gleicher Weise zum Ausdruck wie strafrechtliche Sanktionen. Da sich verbandsinterne Sanktionen schließlich nur an die eignen Vereinsmitglieder, nicht aber gegen Dritte richteten und den Sportverbänden, die für eine wirksame Rechtsdurchsetzung notwendige Eingriffsbefugnis und Aufklärungsmöglichkeiten fehlten, bedürfe es der strafrechtlichen Regelung durch § 265c StGB.472 Eine ernsthafte umfangreiche Prüfung von Alternativen, wie oben skizziert und wie sie der ultima-ratio Grundsatz gebietet, kann diesen Zeilen freilich nicht entnommen werden. So bleibt zum einen offen, wieso die verbandsinternen Sanktionen nicht ausreichend sein sollen. Kann eine verbandsinterne 468 Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (97). 469 Bohn, KriPoz 2017, 88 (93); BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 5 f. (online); DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 8 (online); Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (98); Saliger, Expertentreffen (online); Satzger, JURA 2016, 1142 (1153); Swoboda, Expertentreffen (online); Wohlers, Expertentreffen (online). 470 Siehe hierzu Kapitel E), I., 2., g), bb). 471 BT-Drs. 18/8831, S. 2. 472 BT-Drs. 18/8831, S. 12.
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Sanktion (Geldstrafe, Spielverbot etc.) nicht unter Umständen sogar viel belastender für den manipulierenden Akteur sein? Auch vor dem Hintergrund des Subsidiaritätsgrundsatzes und der Autonomie des Sports wäre eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Frage erforderlich gewesen, ob sich der Sport als autonomes „Wesen“ nicht selber regulieren muss. Zum anderen verhält sich die Gesetzesbegründung auch nicht zu einer etwaigen alternativen Verortung des Sportwettbetrugs im weniger belastenden Ordnungswidrigkeitenrecht. Schließlich hat der Gesetzgeber den durchaus zahlreichen kritischen Anmerkungen der Sachverständigen in den Anhörungen zu den Gesetzesinitiativen kaum Beachtung geschenkt473 und die Forderung des Nationalen Kontrollrats nach einer Evaluierung der Vorschrift des § 265c StGB, insbesondere im Hinblick auf die angestrebte Wirkung (Gefahrenabwehr), abgelehnt474. Der Obliegenheit sich im Voraus sachkundig zu machen und die vorhandenen empirischen Erkenntnisse zu nutzen ist der Gesetzgeber daher ersichtlich nicht gerecht geworden. Auch ist das Ziel des § 265c StGB die Integrität des Sports zu schützen nicht von derart grundlegender Bedeutung, dass sich vorliegend der Einsatz des Strafrechts geradezu selbsterklärend aufdrängen würde. Die Folgen eines derartigen Verstoßes gegen die Begründungs- und Dokumentationspflicht durch den Gesetzgeber werden bisweilen uneinheitlich bewertet. Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts hatte in seinem Urteil vom 9. Februar 2010 formelle Anforderungen an den Gesetzgeber formuliert und von ihm verlangt, dass die eingesetzten Methoden und Berechnungsschritte nachvollziehbar offengelegt werden.475 Danach muss der Gesetzgeber seinen Gesetzesvorschlag schlüssig und nachvollziehbar begründen. Mittlerweile hat der Erste Senat diese Anforderungen dahingehend konkretisiert, dass sie sich nicht auf das Verfahren der Gesetzgebung, sondern auf dessen Ergebnisse beziehen. Entscheidend ist danach nicht, ob die betreffenden Annahmen und Wertungen bereits im Gesetzgebungsverfahren nachvollziehbar begründet worden sind, sondern ob sich das Ergebnis im Nachklang sachlich begründen lässt.476 Nach der Ansicht des Ersten Senats, der sich auch der Verfassungsrechtsauschuss des DAV angeschlossen hat, führt allein die fehlerhafte Begründung und Dokumentation des Gesetzgebungsvorhabens mithin nicht zu einer Verfassungswidrigkeit der Strafvorschrift. Der Gesetzgeber schulde
473 Vgl. Hahn, in: Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht der 221. Sitzung, S. 22251 f. (online). 474 BT-Drs. 18/8831, S. 24 ff. 475 BVerfG, Urteil v. 9.2.2010, BVerfGE 125, 175 (226) = NJW 2010, 505 (509). 476 BVerfG, Urteil v. 18.7.2012, BVerfGE 132, 134 (162) = NVwZ 2012, 1024 (1026).
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vielmehr nur das Gesetz, nicht hingegen seine Begründung im Gesetzgebungsverfahren.477 Nach der m.E. vorzugswürdigen Ansicht des Zweiten Senates des Bundesverfassungsgerichts und des Strafrechtsausschusses des DAV führt demgegenüber bereits der Verstoß gegen die Begründungs- und Dokumentationspflichten durch den Gesetzgeber zur Verfassungswidrigkeit des Gesetzes. In seinem Urteil vom 15. Mai 2015 hat der Zweite Senat klargestellt, dass der mit der Ausgleichsfunktion der Prozeduralisierung angestrebte Rationalisierungsgewinn auch mit Blick auf die Ermöglichung von Rechtsschutz effektiv nur erreicht werden könne, wenn die erforderlichen Sachverhaltsermittlungen vorab erfolgen und dann in der Gesetzesbegründung dokumentiert würden. Eine Prozeduralisierung ziele auf die Herstellung von Entscheidung und nicht auf ihre nachträgliche Begründung ab.478 Der weite Ermessens- und Beurteilungsspielraum des Gesetzgebers müsse dadurch ausgeglichen werden, dass ihn im Gesetzgebungsverfahren eine Begründungs- und Dokumentationspflicht trifft.479 Unklar ist zudem bislang, ob die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Prozeduralisierungspflicht des Gesetzgebers auch auf den Strafrechtsgesetzgeber Anwendung findet. Der Verfassungsrechtsausschuss des DAV lehnt dies ab, da eine solche Anwendung zu nicht sachgerechten Ergebnissen führen könne. Demnach hänge es in bestimmten Konstellationen von Zufälligkeiten ab, ob die Verurteilung des Betroffenen in einen Zeitabschnitt nach der erneuten gesetzgeberischen Entscheidung (diesmal mit ordnungsgemäßer Begründung) oder in den Zeitraum davor falle.480 Der Strafrechtsausschuss des DAV hält die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Prozeduralisierungspflicht des Gesetzgebers auf den Strafrechtsgesetzgeber hingegen für anwendbar. Durch die strafrechtliche Sanktion werde in die Freiheit der Betroffenen eingegriffen und ein sozialethisches Unwerturteil zum Ausdruck gebracht, welches den Wertund Achtungsanspruch des Betroffenen berührt, weshalb den Strafrechtsgesetzgeber eine hohe Verantwortung treffe. Zudem werden durch die Begründungs- und Dokumentationspflicht des Gesetzgebers das Ultima-Ratio-Prinzip und der fragmentarische Charakter des Strafrechts gestärkt.481
477 478 479 480 481
DAV, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 38, 40 (online). BVerfG, Urteil v. 15.5.2015, NJW 2015, 1935 (1942). DAV, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 34 (online). DAV, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 40 (online). DAV, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 36 (online).
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E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
Da, wie bereits oben erläutert, eine effektive Kontrolle durch das Bundesverfassungsgericht nur dann erfolgen kann, wenn der Gesetzgeber seine Entscheidungen möglichst detailliert begründet und dokumentiert, halte ich die Anwendung der Grundsätze des zweiten Strafsenats auf den Strafgesetzgeber für vorzugswürdig. Eine derartige Prozeduralisierungspflicht des Strafgesetzgebers würde den Gesetzgeber zwingen, seine Gesetzesvorhaben empirisch zu „untermauern“, und könnte ein wichtiges Korrektiv in einem bisweilen ausufernden „symbolischen“ Empörungsstrafrecht darstellen. M.E. ist der § 265c StGB daher bereits verfassungswidrig, da der Gesetzgeber seiner Prozeduralisierungspflicht, wie aufgezeigt, nicht gerecht geworden ist. Die Verfassungswidrigkeit des § 265c StGB müsste man allerdings auch nach der Ansicht des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts und des Verfassungsrechtsausschusses des DAV jedenfalls dann bejahen, wenn sich das Gesetz auch im Nachhinein nicht begründen lässt. Dies wäre der Fall, wenn es nicht erforderlich ist, da mildere und gleich geeignete Alternativen vorhanden sind. Nachfolgend wird daher nunmehr geprüft, ob derartige Alternativen etwa in Form von verbandsrechtlichen Sanktionen oder durch die Verortung des Sportwettbetrugs in den Bereich des Ordnungswidrigkeitenrechts zur Verfügung stehen.
bb) Verbandsrechtliche Sanktionen/Subsidiarität des Strafrechts Es ist zunächst danach zu fragen, ob sportverbandsrechtliche Regelungen und Sanktionen nicht ebenso oder sogar besser geeignet sind und ein milderes Mittel darstellen als die Kriminalisierung des Sportwettbetrugs. Diese Frage ist insbesondere aufgrund der Autonomie des Sports zwingend zu prüfen. Die verfassungsrechtliche Autonomie des Sports beruht auf dem verfassungsrechtlichen Schutz der organisierten Sportausübung durch das Grundrecht zur Vereinigungsfreiheit (Art. 9 Abs.1 GG). Art. 9 Abs. 1 GG umfasst dabei das Recht Sportvereine und Verbände zu gründen, verbindliche Regeln zu setzen und deren Einhaltung selbstständig zu überwachen, sowie eigene Sozialwerte zu entwickeln.482 Es ist daher der Sport selbst, der definiert, was er als integer und als den Kern seiner Autonomie ansieht; nämlich die Einhaltung der Grundsätze von Fairness, Chancengleichheit und Gerechtigkeit des Wettbewerbs.483 Aus dieser autonomen Stellung und der Subsidiarität und dem 482 Bösing, Manipulation im Sport und staatliche Sanktionsmöglichkeiten, S. 156; Steiner, NJW 1991, 2729 (2730); Grunsky, SpuRt 2007, 188 (190). 483 Bösing, Manipulation im Sport und staatliche Sanktionsmöglichkeiten, S. 156; Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (99).
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Ultima-Ratio-Charakter des Strafrechts folgt, dass es grundsätzlich Aufgabe der (regelmäßig finanzstarken) Sportverbände ist, sich im Sinne einer Selbstregulierung um die Einhaltung der Integrität des Sports zu kümmern.484 Sollte es den Sportverbänden nicht gelingen, glaubwürdige Sportwettbewerbe zu organisieren, welche frei von Manipulationen sind, so würde es eine gerechte aber auch ausreichende gesellschaftliche Sanktion darstellen, wenn sich die Öffentlichkeit von dieser Sportart ab- und einer anderen „sauberen“ Sportart zuwendet.485 Ginge es dem Gesetzgeber tatsächlich um die Integrität des Sports, kann es einen Bestandsschutz für bedeutende Sportarten nicht geben, da es beispielsweise nicht darauf ankommen kann, ob die schutzwürdigen sportimmanenten Werte durch den Volkssport Fußball oder die Randsportart Feldhockey besser vermittelt werden können. Ein Eingreifen des Staates mit den Mitteln des Strafrechts ist dann nicht erforderlich. Vielmehr ließe sich ein Wettbewerb der Integrität entfachen, bei dem die verschiedenen Sportarten um die Gunst des Zuschauers buhlen müssen.486 Doch auch wenn sich die Möglichkeiten der Sportverbände, den Sport frei von Wettskandalen zu halten als nicht ausreichend darstellen, so ist damit zum einen nicht zwangsläufig eine moralische Einbuße verbunden und es ist zum anderen trotzdem nicht zwingend die Aufgabe des Staates, sich dieser Problematik mit Hilfe des Strafrechts anzunehmen. Den Staat trifft insofern keine Fürsorgepflicht für das Fortbestehen, die Entwicklung und das Ansehen des organisierten Sports. Vielmehr ist es für den Fortbestand der Autonomie des Sportes von elementarer Bedeutung, dass sich der Staat bei der strafrechtlichen Regulierung des Sports weitestgehend zurückhält. Denn andernfalls droht eine elementare Systemverschiebung zwischen Sport und Staat, da die grundsätzlich dem Sport obliegende Gewährleistung eines fairen Wettkampfs, fortan vom Staat wahrgenommen würde.487 Durch die strafrechtliche Regulierung des Sports drohen nunmehr durch verbandsrechtliche und strafrechtliche Parallelverfahren erhebliche Widersprüche. Denn während dem Beschuldigten im Strafverfahren ein Schweigerecht zu484 Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (99); Kreuzer, ZRP 2013, 181 (183); Satzger, Jura 2016, 1142 (1153). 485 Vgl. die Ausführungen in Kapitel E), I., 2., g), bb); So auch Tsambikakis, StV 2018, 319 (322). 486 Tsambikakis, StV 2018, 319 (322). 487 Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (99). Diese Gefahr ist von der Bundesregierung durchaus erkannt und deshalb auch in den Koalitionsvertrag aufgenommen worden, vgl. Koalitionsvertrag, 18. Legislaturperiode, S. 96 (online): „Eine gesetzliche Regelung darf weder die verfassungsrechtlich garantierte Autonomie des Sports unzulässig einschränken, noch die Funktionsfähigkeit der Sportgerichtsbarkeit beeinträchtigen“.
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E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
steht, findet das verbandsrechtliche Verfahren unter Aussage- und Beschleunigungsdruck statt. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass der, eines Wettbetruges bezichtigte Sportler regelmäßig durch den Sportverband gesperrt werden wird. Um möglichst schnell wieder an sportlichen Wettkämpfen teilnehmen zu können, ist der beschuldigte Athlet also faktisch gezwungen auszusagen. Darüber hinaus müssen die Parallelverfahren schon deshalb in Widerspruch geraten, da im sportrechtlichen Verbandsverfahren der „strict liabilityGrundsatz“ gilt, während es im Strafverfahren die Unschuldsvermutung gibt. Bei dem Grundsatz der „strict liability“ handelt es sich um eine materielle Verschärfung der Haftung des Beschuldigten, da für die Begründungen der Haftung weder Vorsatz noch Fahrlässigkeit erforderlich sind.488 Bei Verfahren vor dem Schiedsgericht gilt (gerade auch in Fällen von „Match-Fixing“) das Beweismaß der sog. „comfortable satisfaction“.489 Es genügt dabei eine relativ geringe Wahrscheinlichkeit von über 50%,490 während im staatlichen Strafverfahren hingegen die an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit491 erforderlich ist und ansonsten ein Freispruch erfolgen muss. Probleme sind beispielsweise vorprogrammiert, wenn ein Sportler aufgrund des verbandsrechtlichen Verfahrens gesperrt, durch das Strafgericht später aber freigesprochen wird. In diesem Fall dürften dem Sportler regelmäßig Schadensersatzansprüche gegen den sperrenden Sportverband zustehen. Noch problematischer wäre es hingegen, wenn sich das Strafgericht entgegen seiner Aufklärungspflicht das Beweiswürdigungsergebnis des verbandsgerichtlichen Verfahrens zu Eigen machen würde. Nicht nur aufgrund dieser Erwägungen ist eine staatliche Zurückhaltung bei der Regulierung des Sports wünschenswert. Vielmehr sprechen auch einige durchaus gewichtige Argumente dafür, dass das verbandsrechtliche Sanktionssystem des Sports gegenüber der staatlichen Strafverfolgung zu bevorzugen ist. Zwar wird gegen die gleiche Eignung von verbandsrechtlichen Sanktionen 488 Vgl. OLG Frankfurt a. M., Urteil v. 18.5.2000, NJW-RR 2000, 1117 (1120); Pfister, SpuRt 2003, 16. 489 CAS 2010/A/2172 Oriekhov v. UEFA, Rn. 53; CAS 2009/A/1920 FK Pobeda, Zabrcanec, Zdraveski v. UEFA, Rn. 85; CAS 2014/A/3832 Vanessa Vanakorn v. Fédération Internationale de Ski (FIS), CAS 2014/A/3833 Vanessa Vanakorn v. Fédération Internationale de Ski (FIS), Rn. 93: “The Panel is of the view that, in practical terms, this standard ofd proof of personal conviction coincides with the “comfortable satisfaction” standard widely applied by CAS panels in disciplinary proceedings. […] It is a standard that is higher than the civil standard of “balance of probability” but lower than the criminal standard of “proof beyond a reasonable doubt”. 490 Davies, The „comfortable satisfaction“ standard of proof, S. 12. 491 Brehmeier-Metz, in: Dölling / Duttge / König / Rössner, Gesamtes Strafrecht, § 261 StPO Rn. 2.
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wiederholt vorgebracht, dass den Sportverbänden zur Aufklärung krimineller Strukturen nicht die erforderlichen strafprozessualen Eingriffsbefugnisse zur Verfügung stehen wie den staatlichen Strafverfolgungsbehörden.492 Unberücksichtigt bleibt jedoch häufig, dass bedingt durch den „strict liabilityGrundsatz“ und die deutlich höhere Sachnähe (und Sachverstand) der Verbandsgerichte, eine wesentlich schnellere Sanktionierung der Akteure stattfinden kann als beim häufig langwierigen Strafprozess.493 Zudem sieht das verbandsrechtliche Sanktionsrecht, wie bereits oben aufgezeigt,494 durchaus erhebliche Sanktionen vor, die für den Sportler im Ergebnis regelmäßig sogar intensiver und nachhaltiger als eine strafrechtliche Ahndung sein dürften. So werden langjährige oder gar lebenslange Sperren, Vertragsstrafen oder Verbandsausschlüsse den Täter (Sportler, Schiedsrichter oder Trainer) regelmäßig schwerer treffen als eine Geld- oder Bewährungsstrafe. Insbesondere lange Sperren oder Verbandsausschlüsse stellen quasi ein vorzeitiges Karriereende für den Täter dar. Nicht zu vernachlässigen sind schließlich die Reaktionen der Öffentlichkeit (Zuschauer und Medien), der Sponsoren und auch der Mitspieler und/oder Berufskollegen, die für den Täter erhebliche Folgen haben können, angefangen bei sozialer Ächtung bis hin zum Verlust seiner wirtschaftlichen Existenzgrundlage.495 Noch im Jahr 2015 hat sich der damalige Bundesjustizminister Heiko Maas im Rahmen einer, aufgrund der Plagiatsskandale entstandenen, Diskussion über die Kriminalisierung des Wissenschaftsbetrugs ähnlich geäußert. Unter dem Titel „Wann darf der Staat strafen?“ kommt er zu dem Ergebnis, dass es begrüßenswert sei, dass der Straftatbestand des Wissenschaftsbetrugs nicht umgesetzt wurde. Hierfür gebe es schließlich auch andere prüfungs-, dienst- oder arbeitsrechtliche Reaktionsmöglichkeiten, denen gegenüber dem Strafrecht der Vorzug gebühre. Insbesondere die (von den Plagiatsvorwürfen) betroffenen Politiker schrecke jedenfalls der drohende Skandal und das Karriereende sehr viel mehr ab, als das ein Strafbefehl je könnte.496 Es ist daher umso unverständlicher, wieso Maas nur kurze Zeit später als starker Befürworter der Kriminalisierung des Sportwettbetruges in Erscheinung getreten ist.497 Denn die Grundsituation ist in beiden Fällen augenscheinlich 492 493 494 495 496 497
Vgl. die Ausführungen in Kapitel B), III., 1., b), dd). Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (99); Jansen, GA 2017, S.600 (611). Vgl. die Ausführungen in Kapitel B), III., 1., b). Feltes / Kabuth, NK 2017, 91 (99). Maas, NStZ 2015, S. 305 (309). Webseite des BMJV, Beschluss Spielmanipulation (online).
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vergleichbar. Auch beim Sportwettbetrug dürften der drohende Skandal und das Karriereende für den Akteur des Sportwettbetruges schwerer wiegen und diesen mehr abschrecken, als es eine strafrechtliche Ahndung je könnte. Und auch im Fall des Sportwettbetruges stehen, wie gesehen, zahlreiche Reaktionsmöglichkeiten zur Verfügung.498 Wieso daher der gesellschaftliche Teilbereich des Spitzensports eine vollkommen andere Bewertung verdient, als der gesellschaftliche Teilbereich der Wissenschaft leuchtet nicht ein. Oder mit anderen Worten: Wieso sollten für den Sportwettbetrüger strafrechtliche Konsequenzen erforderlich sein, während für den politischen Wissenschaftsbetrüger andere nicht strafrechtliche Reaktionen ausreichend sein sollen? Die Antwort auf diese Frage hat Maas in seinem Aufsatz gegebenenfalls gleich mitgeliefert, wenn er ausführt, dass sich mit dem Strafgesetz schnell, einfach und preisgünstig politisches Handeln nachweisen und auf öffentliche Empörung reagieren lasse.499 Neben den milderen verbandsrechtlichen Sanktionen existieren nunmehr schließlich auch andere Mechanismen insb. im Spitzensport, von denen, wenn auch vermutlich eher unbeabsichtigt, eine deutlich höhere Abschreckungswirkung für Sportwettmanipulationen ausgeht, als von § 265c StGB. Zu denken ist insbesondere an die, durchaus umstrittenen, Torlinientechnologie und den Videobeweis. Die Torlinientechnik wurde zur Saison 2015/2016 in der ersten Fußball-Bundesliga eingeführt und ermöglicht es, zweifelsfrei zu klären, ob ein Ball vor oder hinter der Torlinie war. Der Videobeweis hingegen wurde in der Saison 2017/2018 eingeführt. Anhand des Videobeweises greift ein Videoschiedstrichter bei eindeutigen Fehlentscheidungen des leitenden Schiedsrichters über Funkkontakt ein. Das Eingreifen ist dabei auf Tore, Elfmeter, rote Karten und Spielerverwechslungen beschränkt. Zwar wurden diese beiden Techniken in erster Linie eingeführt, um die Anzahl an Fehlentscheidungen zu verringern und das Spiel gerechter zu machen, allerdings wohnt diesen Technologien ebenfalls eine durchaus beachtliche manipulationsvorbeugende Wirkung inne. Dies wird deutlich, wenn man sich nochmals die Handlungsmodalitäten bei den größten bisher bekannt gewordenen Wettskandalen („Hoyzer-Fall“ und „Bochumer Wettskandal“) vergegenwärtigt. Hauptakteure in diesen Skandalen waren überwiegend Schiedsrichter, die mit Fehlentscheidungen den Ausgang des Spiels beeinflusst haben. Tathandlungen waren dabei insbesondere die Verhängung von unberechtigten roten Karten und Elfmetern sowie die Aner498 Zu den verbandsrechtlichen Sanktionsmöglichkeiten vgl. Kapitel B), III., 1., b). 499 Maas, NStZ 2015, S. 305 (309).
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kennung von irregulären (da aus Abseitsstellung erzielten) Toren. Es liegt auf der Hand, dass die vorgenannten Technologien diese Manipulationsmöglichkeiten größtenteils beseitigen. Denn der leitende Schiedsrichter wird im Falle einer Fehlentscheidung per Funk kontaktiert werden, um seine Entscheidung nochmals zu überdenken und sich die Szene nochmals anzuschauen. Zwar verbleibt die letzte Entscheidungsgewalt noch immer bei dem leitenden Schiedsrichter. Da allerdings jeder Fehlentscheidung durch den Videobeweis eine besondere Aufmerksamkeit zukommt (das Spiel wird unterbrochen) dürfte die Entdeckungsgefahr nunmehr für den manipulationswilligen Schiedsrichter viel zu hoch sein. Durch die Torlinientechnik ist es dem Schiedsrichter zudem nunmehr unmöglich ein irreguläres Tor anzuerkennen oder ein reguläres Tor abzuerkennen. Ich wage an dieser Stelle die Behauptung, dass der Fall, der den HoyzerSkandal auslöste, in dieser Form aufgrund der vorstehenden Technologien nicht mehr vorkommen würde. Zur Erinnerung: Hoyzer hatte in dem Spiel zwei unberechtigte Elfmeter sowie eine unberechtigte rote Karte gegeben.500 Sollte ein Schiedsrichter derartige Pfiffe heute tätigen, wären dies allesamt Anwendungsfälle für den Videobeweis. Setzt sich der Schiedsrichter jeweils über die Empfehlungen des Videoschiedsrichters hinweg, wäre dies nicht nur höchst ungewöhnlich und „verdächtig“, sondern würde auch zu einer immensen medialen Aufmerksamkeit führen.501 Das Entdeckungsrisiko derartiger Manipulationen wäre daher heute viel zu groß. Vor dem Hintergrund, dass ein hohes Entdeckungsrisiko der Tat die Kosten-Nutzen-Relation des Täters deutlich mehr beeinflusst als eine empfindliche Strafe, kommt dem Videobeweis und auch der Torlinientechnik daher eine hohe abschreckende Wirkung zu.502 Auch in anderen Sportarten wie Football, Basketball, Tennis, Cricket etc. wird mittlerweile der Videobeweis genutzt. Zwar ist sein Einsatz häufig auf die obersten Spielklassen limitiert. Dies ist aber regelmäßig finanziellen Erwägungen der Sportverbände geschuldet, welche im Rahmen der Erforderlichkeitsprüfung keine Rolle spielen dürfen. Den Sportverbänden ist vielmehr finanziell durchaus zuzumuten entsprechende Technologien zur Manipulationsbekämpfung auch in niedrigeren Profiligen zu etablieren.
500 Siehe Kapitel B), II., 3., a). 501 Der Fußballsender „Sky“ schaltet beispielsweise schon während des Spiels bei kritischen Schiedsrichterentscheidungen einen ehemaligen Profischiedsrichter hinzu, der die strittige Szene aus fachlicher Sicht bewertet. 502 Vgl. hierzu die Ausführungen in B), III., 1., c).
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Der Videobeweis und die Torlinientechnologie stellen somit mildere und sogar besser geeignete Alternativen zu einer Abschreckung durch die Kriminalisierung des Sportwettbetruges dar, deren abschreckende Wirkung bisweilen schon als hoch anzusehen und deren Reichweite ohne weiteres auch auf niedrigere Profiligen ausgehdehnt werden könnte. Im Übrigen stellt das verbandsrechtliche Sanktionssystem abschreckendere und dennoch mildere Mittel zur Verfügung als das Strafrecht.
cc) Ordnungswidrigkeitenrecht Schließlich hätte der Gesetzgeber prüfen müssen, ob eine Verortung des Sportwettbetruges in das Ordnungswidrigkeitenrecht eine mildere, gleich geeignete Alternative zur Kriminalisierung darstellt. Dabei soll an dieser Stelle nicht unterschlagen werden, dass es sich bei der Frage nach der Abgrenzung zwischen Ordnungswidrigkeiten und Straftaten um eine äußerst schwierige und seit langem heftig umstrittene Frage503 handelt und dem Gesetzgeber insofern eine Einschätzungsprärogative im Hinblick der Einordung zuzugestehen ist. Der rechtswissenschaftlichen Literatur lassen sich jedoch mittlerweile durchaus einige überzeugende Abgrenzungsansätze entnehmen. Neben der doch eher recht allgemeinen Aussage, dass für die Abgrenzung von Ordnungswidrigkeit und Straftat die Kriterien der Strafwürdigkeit und Strafbedürftigkeit eines Verhalten504 heranzuziehen seien,505 schlägt Hans-Ludwig Günther beispielsweise vor, zwischen Delikten mit Individualrechtsgutsbezug und solchen mit Überindividualrechtsgutsbezug zu unterscheiden. Laut Günther seien Delikte die Individualrechtsgüter beeinträchtigen zwingend in das Strafrecht einzugliedern, während Delikte, die sich gegen überindividuelle Interessen richten, ihren Platz im Ordnungswidrigkeitenrecht hätten.506 Hierzu könnten auch die abstrakten Gefährdungsdelikte gezählt werden. Ordnungswidrigkeiten seien demnach Delikte ohne unmittelbares verletztes Opfer.507 Einen ähnlichen Ansatz zur Abgrenzung von Straftat und Ordnungswidrigkeit verfolgt Klesczewski. Dieser versteht unter dem Begriff der Straftat einen Angriff auf fremde Rechtsfähigkeit.508 Zudem fielen auch abstrakte Gefähr503 504 505 506 507
Von Hefendehl, ZIS 2016, 636 (638) als „die Jahrhundertfrage schlechthin“ bezeichnet. Siehe zu diesen Begriffen Kapitel D), I., 1. Rogall, in: KK OWiG, Vor. Rn. 2. Günther, FS Tiedemann, 165 (168). Günther, FS Tiedemann, 165 (166); Amelung, Rechtsgüterschutz, S. 294; a.A. Hefendehl, ZIS 2016, 636 (641 f.). 508 Klesczewski, Ordnungswidrigkeitenrecht, Rn. 36.
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dungshandlungen dann unter den Straftatbegriff, wenn durch ihre Begehung Kräfte freigesetzt würden, die vom Täter nicht mehr beherrscht werden könnten und die deshalb zu einer unkalkulierbaren und unabwendbaren Gefahr für Menschen werden können.509 Die typische Ordnungswidrigkeit beschränke sich hingegen auf die Beeinträchtigung der institutionellen Gefahren- und Daseinsvorsorge. Sie stelle daher lediglich generell gefährliches Fehlverhalten dar, durch das zwar das Vertrauen der Allgemeinheit auf die Stabilität der staatlich garantierten Ordnung erschüttert werde, durch das jedoch kein individuelles Rechtsgut beeinträchtigt werde.510 Wendet man nun vorstehende Abgrenzungskriterien auf das Delikt des Sportwettbetrugs an, so zeigt sich, dass der Sportwettbetrug in dem Bereich des Ordnungswidrigkeitenrechts besser aufgehoben wäre als in dem Bereich des Strafrechts. Dafür spricht zum einen, dass, wie die bisherige Arbeit bereits aufgezeigt hat, eine Strafwürdigkeit des Sportwettbetruges gleich aus mehreren Gründen zu verneinen ist. § 265c StGB liegt darüber hinaus weder ein taugliches Rechtsgutskonzept zugrunde, noch hat sich der Sportwettbetrug bei genauer Betrachtung als besonders sozialschädlich erwiesen. Durch Fälle des Sportwettbetruges werden zudem weder Individualrechtsgüter, noch überindividuelle Rechtsgüter (Allgemeinrechtsgüter), sondern mit der „Integrität des Sports“ allenfalls (abstrakt) ein allgemeines Vertrauen der Öffentlichkeit in die Stabilität der Institution des Sports gefährdet. Der Sportwettbetrug ist mithin bei Anwendung der Abgrenzungskriterien dem Ordnungswidrigkeitenrecht deutlich näher als dem Strafrecht. Eine Eingliederung des Sportwettbetrugs in das Recht der Ordnungswidrigkeiten erscheint darüber hinaus aber auch im Hinblick auf die Funktion des Ordnungswidrigkeitenrechts als folgerichtig und angemessen. Laut Trüg dient das Recht der Ordnungswidrigkeiten dem äußeren formellen Schutz unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilsysteme, d.h. sozialer Ordnungen wie beispielsweise dem Wettbewerb, dem Bereich der Sozialversicherung, dem Arbeitsmarkt, dem Kapitalmarkt, sowie dem Straßenverkehr.511 Diese Ordnungen konstituieren für sich jeweils einen Rahmen, welcher individuelle Entfaltung der Teilnehmer erst ermöglicht. Ein Verstoß gegen eine solche den Rahmen der Institution konstituierende Norm ist daher ein Ordnungsverstoß. Da derartige Ordnungsverstöße ohne Verletzung eines individuellen Rechtsguts erfolgen, liegt es
509 Klesczewski, Ordnungswidrigkeitenrecht, Rn. 35 f. 510 Klesczewski, Ordnungswidrigkeitenrecht, Rn. 45. 511 Hierzu und zum Folgenden: Trüg, Insiderstrafrecht, S. 112 ff.
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nahe den Schutz solcher sozialen Ordnungen prioritär durch das Ordnungswidrigkeitenrecht auszugestalten.512 Auch beim Sport handelt es sich um einen solchen gesellschaftlichen Teilbereich. Durch die jeweiligen Regelwerke konstituiert sich der Sport seinen eigenen Ordnungsrahmen. Er legt fest, welche Normen und Werte seinen sportlichen Wettkämpfen zugrunde liegen sollen. Manipulationen des Spielgeschehens oder Manipulationsabsprachen sind daher Verstöße gegen die Wettbewerbsordnung des Sports und mithin Regel- bzw. Ordnungsverstöße. Sie beeinträchtigen jedoch nicht unmittelbar Individualrechtsgüter.513 Das Ordnungswidrigkeitenrecht drängt sich daher aufgrund seiner genuinen Funktion, soziale Teilsysteme zu schützen, auch für den gesellschaftlichen Teilbereich des Sports geradezu auf. Insbesondere der Schutz von Werten wie Fairness und Chancengleichheit hat im Ordnungswidrigkeitenrecht seinen Platz.514 Durch den Einsatz des Ordnungswidrigkeitenrechts hätte der Gesetzgeber nicht nur den fragmentarischen Charakter des Strafrechts und dessen ultima-ratioFunktion wahren können. Er hätte vielmehr darüber hinaus gleichzeitig die Autonomie des Sports stärken und den mit der fortschreitenden Kommerzialisierung des Spitzensports einhergehenden Schwierigkeiten einer sachgerechten Lösung zuführen können. Dass das Ordnungswidrigkeitenrecht effizient und ausreichend ist, kann schließlich durch das Kartellordnungswidrigkeitenrecht belegt werden.515 Mit dem Ordnungswidrigkeitenrecht hätte dem Gesetzgeber somit ein milderes, besser geeignetes Mittel als Alternative zur Kriminalisierung des Sportwettbetruges zur Verfügung gestanden. Die Kriminalisierung in Form des § 265c StGB war folglich nicht erforderlich.
dd) Zwischenergebnis Als Ergebnis der Erforderlichkeitsprüfung des § 265c StGB ist mithin festzuhalten, dass dem Gesetzgeber mit dem verbandsrechtlichen Sanktionssystem, den sportimmanenten Kontrollmechanismen wie dem Videobeweis und der Torlinientechnologie und schließlich mit dem Ordnungswidrigkeitenrecht mildere, besser geeignete Alternativen zur Kriminalisierung zur Verfügung standen. Mit diesen Alternativen hat sich der Gesetzgeber nicht annähernd 512 513 514 515
Trüg, FS Rössner, 686 (699 f.). So auch DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 11 (online). Trüg, FS Rössner, 686 (700). DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 11 (online).
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hinreichend argumentativ auseinandergesetzt. Sowohl die hier vertretene Ansicht, wonach bereits der offensichtliche Verstoß des Gesetzgebers gegen seine Begründungs- und Dokumentationspflicht zu einer Verfassungswidrigkeit des § 265c StGB führt, als auch die hiervon abweichende Auffassung muss daher im Ergebnis zu einer Verfassungswidrigkeit des § 265c StGB gelangen. Denn die Kriminalisierung lässt sich aufgrund der tatsächlich vorhandenen milderen und besser geeigneten Alternativen auch nicht nachträglich begründen. Als „ultimaratio“ muss das Strafrecht hinter den milderen Alternativen zurücktreten.
d) Angemessenheit (Verhältnismäßigkeit i. e. Sinne) Schließlich bestehen aufgrund des hohen Strafrahmens und dem Verzicht auf eine Regelung der Tätigen Reue auch hinsichtlich der Angemessenheit des § 265c StGB erheblichen Bedenken.
aa) Unangemessener Strafrahmen des § 265c StGB Als staatliche Maßnahme darf das Strafgesetz nicht außer Verhältnis zu seinem Zweck bzw. zu seinem Ziel stehen. Die Maßnahme muss also angemessen, oder anders gewendet: für die Betroffenen (die Normadressaten) zumutbar sein. Dieses Gebot wird als Verhältnismäßigkeit im engeren Sinn oder auch als Übermaßverbot bezeichnet.516 Vor diesem Hintergrund muss sich auch die Strafandrohung der Strafnorm als gerechtes Mittel erweisen, d.h. nach dem Prinzip des überwiegenden Interesses gerechtfertigt sein. Dies ist der Fall, wenn bei der erforderlichen Gesamtabwägung zwischen der Schwere des Eingriffs und dem Gewicht sowie der Dringlichkeit der ihn rechtfertigenden Gründe, die Grenze der Zumutbarkeit für die Adressaten des strafrechtlichen Verbotes gewahrt werden.517 Strafandrohungen, deren unmittelbare oder mittelbare rechtsbeeinträchtigende Wirkungen nicht durch den erzielten Rechtsgüterschutz aufgewogen werden, sind demnach nicht mehr berechtigt.518 Ein solcher Fall könnte hinsichtlich der Strafandrohung des § 265c StGB vorliegen. Dabei orientiert sich § 265c StGB hinsichtlich des Strafrahmens an § 299 StGB und sieht wie dieser eine Höchststrafe von drei Jahren Freiheitsstrafe vor. Da die Strafbarkeit bei § 265c StGB erheblich vorverlagert wurde und für die Vollendungsstrafbarkeit bereits das Vorliegen einer entsprechenden Manipulationsabrede genügt, es auf die tatsächliche Umsetzung der Mani516 Grzeszick, in: Maunz / Dürig, GG-Kommentar, Art. 20 Rn. 117. 517 BVerfG, Beschluss v. 9.3.1994, BVerfGE 90, 145 = NJW 1994, 1577 (1579). 518 Jäger, in: SK-StGB, Bd. 1, Vor. § 1 Rn. 25; Müller-Emmert, GA 1976, 291 (301 f.).
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pulation somit gar nicht ankommt, wird diese Strafandrohung, insbesondere im Vergleich zum einfachen Betrug nach § 263 StGB (Höchststrafe von fünf Jahren Freiheitsstrafe), teilweise als deutlich zu hoch angesehen.519 Mit der Frage, wann Strafandrohungen noch berechtigt und somit noch angemessen sind, hat sich kürzlich der Bundesgerichtshof ausführlicher beschäftigt. Dieser hatte die Verfassungskonformität des § 89a StGB (Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat) zu prüfen und musste sich dabei im Rahmen der Verhältnismäßigkeitsprüfung auch mit der Angemessenheit des Strafrahmens des § 89a StGB auseinandersetzen.520 Im Ergebnis verneinte der BGH die Unangemessenheit des Strafrahmens, wobei er folgende Kriterien bei der Beurteilung der Angemessenheit heranzog: -
das Gewicht der bedrohten Rechtsgüter,
-
das Vorhandensein eines minder schweren Falles,
-
das Vorhandensein einer Regelung zur Tätigen Reue und somit zur Strafmilderung (§ 49 Abs. 2 StGB) oder zum Strafverzicht und
-
die Möglichkeit das Strafverfahren aus Opportunitätsgesichtspunkten nach §§ 153, 153a StPO einzustellen.
Der BGH führt aus, dass im Falle des § 89a StGB, der Schwere des Eingriffs durch die angedrohte Strafe, das große Gewicht der bedrohten Rechtsgüter gegenüberstehe. § 89a StGB schütze mit dem Leben, der persönlichen Freiheit sowie dem Bestand und der Sicherheit des Staates insofern sowohl hochrangigen Individual- als auch Allgemeinrechtsgüter.521 Zudem sehe der Tatbestand des § 89a StGB in Absatz 5 einen minder schweren Fall vor und es bestehe für den Täter die Möglichkeit, durch tätige Reue (§ 89a Abs. 7 StGB) eine Strafmilderung nach § 49 Abs. 2 StGB oder gar einen Strafverzicht zu erlangen. Schließlich bestehe auch die Möglichkeit, das Strafverfahren unter Opportunitätsgesichtspunkten gem. § 153, 153a StGB einzustellen.522 Aufgrund dieser Erwägungen hat das Gericht letztlich eine Unangemessenheit der Strafandrohung des § 89a StGB überzeugend verneint. Im Falle des § 265c StGB muss man hingegen, bei Anwendung der vorstehenden Abwägungskriterien, zu dem gegenteiligen Ergebnis und somit zu einer Unangemessenheit der Strafandrohung gelangen. Während nämlich im Falle des § 89a StGB mit dem Bestand bzw. der Sicherheit des Staates ein wichtiges 519 520 521 522
Bohn, KriPoZ 2017, 88 (92 f.); Krack, ZIS 2016, 540 (544). BGH, Urteil v. 8.5.2014, NJW 2014, 3459. BGH, Urteil v. 8.5.2014, NJW 2014, 3459 (3462). BGH, Urteil v. 8.5.2014, NJW 2014, 3459 (3463).
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Allgemeinrechtsgut und mit dem Leben und der persönlichen Freiheit hochrangige Individualrechtsgüter geschützt werden, fehlt es bei § 265c StGB bereits an vergleichbar schützenswerten Rechtsgütern. Wie diese Arbeit gezeigt hat, handelt es sich bei dem Allgemeininteresse der Integrität des Sports nicht um ein Interesse mit Rechtsgutsqualität.523 Zudem ist auch das Vermögen kein taugliches Rechtsgut des § 265c StGB.524 Der hohen Strafandrohung des § 265c StGB, welche im Hinblick auf den extrem vorverlagerten Vollendungszeitpunkt der Tat einen besonders intensiven Eingriff in die Grundrechte der Normadressaten darstellt, stehen somit keine Rechtsgüter von großem Gewicht gegenüber. Darüber hinaus sieht § 265c StGB, anders als § 89a StGB auch keine minder schweren Fälle der Begehung oder eine Regelung zur Tätigen Reue vor. So verbleibt im Rahmen des § 265c StGB lediglich die Möglichkeit, das Strafverfahren unter Opportunitätsgesichtspunkten gem. § 153, 153a StPO einzustellen. Da somit die wesentlichen Kriterien für die Angemessenheit der Strafandrohung im Fall des § 265c StGB nicht vorliegen, insbesondere der Strafdrohung keine bedeutenden Rechtsgüter gegenüberstehen, die Vorverlagerung nicht durch eine Regelung der Tätigen Reue kompensiert wird und der Strafrahmen dieser Unrechtsverdünnung nicht entsprechend angepasst worden ist525, ist im Ergebnis die Unangemessenheit des § 265c StGB zu resümieren.
bb) Keine Privilegierung positiven Nachtatverhaltens (Tätige Reue) Wie bereits zuvor erwähnt hat der Gesetzgeber für den § 265c StGB keine Regelung der Tätigen Reue vorgesehen. Dies ist deshalb problematisch, da es sich bei § 265c StGB um ein Vorfelddelikt handelt. Wesentliches Merkmal eines solchen Vorfelddelikts ist die sehr frühe formelle Tatvollendung (hier: durch Unrechtsvereinbarung) bei gleichzeitig sehr viel späterer materieller Beendigung der Tat. Bei Vorfelddelikten wie dem § 265c StGB besteht somit eine erhebliche Distanz zwischen der eigentlichen Gefährdung oder Verletzung der zu schützenden Rechtsgüter (Integrität des Sports und Vermögen) und der weit vorverlagerten Strafbarkeit (Unrechtsvereinbarung). In diesem Zeitraum hat der Täter daher noch die Möglichkeit, die tatsächliche Beeinträchtigung des Rechtsguts zu verhindern, etwa indem der Sportler von der Manipulation oder der Hintermann von der Wettsetzung absieht. Aufgrund des frühen formellen Vollendungszeitpunktes ist eine Privilegierung des positiven 523 Vgl. Kapitel E), I., 2., h). 524 Vgl. Kapitel E), I., 1., c). 525 Krack, ZIS 2016, 540 (544).
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E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
Nachtatverhaltens (Umkehrverhaltens) des Täters über die Rücktrittsregelungen (§ 24 StGB) allerdings ausgeschlossen. In derartigen Fällen wird häufig die Regelung der tätigen Reue als geeignetes Mittel angesehen, um dem Täter die Möglichkeit der Strafbefreiung einzuräumen.526 Unter der nicht legaldefinierten Tätigen Reue kann eine Sonderregelung verstanden werden, welche die Privilegierung eines positiven Nachtatverhaltens bei Delikten vorsieht, deren formelle Deliktsvollendung dem Zeitpunkt des Eintritts – außertatbestandlicher – Schadensfolgen regelmäßig vorgelagert ist.527 Der Regelung der Tätigen Reue kommt somit kompensierende Wirkung zu, da sie dem Umstand Rechnung trägt, dass der Täter einer von ihm begründeten und objektiv noch beherrschbaren Gefahr die Realisierungsmöglichkeit nimmt. Ein einheitliches Regelungsmuster kann dem Strafgesetzbuch hinsichtlich der Tätigen Reue nicht entnommen werden. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Entscheidung, ob die Tatbestände überhaupt eine derartige Regelung vorsehen (Privilegierung des positiven Nachtatverhaltens), als auch bezüglich der Rechtsfolgen der Tätigen Reue.528 Die Rechtsfolgen reichen dabei von Möglichkeiten der fakultativen Strafmilderung bis zu der fakultativen oder gar obligatorischen Straflosigkeit des Täters.529 Es kann somit resümiert werden, dass der Auswahl der Reue-Normen „offensichtlich kein anderes Prinzip als das des Zufalls zugrunde“ liegt.530 Es ist daher zunächst nicht als völlig systemfremd zu beurteilen, dass der Gesetzgeber im Falle des § 265c StGB auf eine Regelung zur Tätigen Reue verzichtet hat. Dennoch verbleiben Fragen nach den Beweggründen für diesen Verzicht und der Vereinbarkeit einer derartigen Nichtprivilegierung positiven Nachtatverhaltens mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Im Hinblick auf die Beweggründe des Gesetzgebers kann an dieser Stelle nur spekuliert werden. Krack sieht den Grund für den Verzicht darin, dass der Gesetzgeber zunächst lediglich eine allgemeine, betrugsunabhängige Strafnorm zur Erfassung von Bestechung und Bestechlichkeit geplant habe, bevor sich der rechtspolitische Fokus aufgrund befürchteter Bestrafungslücken auch auf ein Vorfelddelikt zu § 263 StGB gerichtet habe.531 Stam geht zudem davon 526 527 528 529 530 531
Kindhäuser, Gefährdung als Straftat, S. 346 f. Weinert, Tätige Reue, S.108. Weinert, Tätige Reue, S. 109. Weinert, Tätige Reue, S. 109. Eser / Bosch, in: Schönke / Schröder, StGB, § 24 Rn. 116 m.w.N. Krack, wistra 2017, 289 (294).
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aus, dass es sich bei diesem Verzicht auf eine Regelung der Tätigen Reue, ähnlich wie bei § 299 StGB um eine bewusste Entscheidung des Gesetzgebers gehandelt habe.532 Hierfür spricht auch die Tatsache, dass der Gesetzgeber bereits im Gesetzgebungsverfahren aufgefordert worden war, aufgrund der extremen Strafbarkeitsvorverlagerung des § 265c StGB eine Regelung zur Tätigen Reue einzuführen533, dieser Empfehlung aber dann nicht gefolgt ist. In der Literatur ist dieser Verzicht des Gesetzgebers auf eine Privilegierung des positiven Nachtatverhaltens wiederholt kritisiert worden. So hält es Stam in Anbetracht des Schuldgrundsatzes und dem damit im Zusammenhang stehenden Grundsatz der Verhältnismäßigkeit für nicht nachvollziehbar, warum die Abstandnahme des Täters von der Tat für die Strafbarkeit nach § 265c StGB irrelevant sein soll. Dies leuchte insbesondere vor dem Hintergrund nicht ein, dass selbst derjenige, der sich im Sinne des § 30 Abs.2 StGB bereit erklärt, einen Menschen zu ermorden, nach § 31 Abs. 1 StGB straffrei wird, wenn er freiwillig sein Vorhaben aufgibt (§ 31 Abs. 1 Nr. 2 StGB) oder die Tat verhindert (§ 31 Abs. 1 Nr. 3 StGB).534 Das Fehlen einer Regelung der Tätigen Reue ist zudem auch vor dem Hintergrund verwunderlich, dass diejenigen Vorfelddelikte an denen sich § 265c StGB ausdrücklich orientiert, eine derartige Regelung zur Tätigen Reue beinhalten. So wird nach § 265b Abs. 2 S. 1 StGB wegen Kreditbetrugs nicht bestraft, wer freiwillig verhindert, dass der Kreditgeber auf Grund der Tat die beantragte Leistung erbringt. Wird die Leistung ohne Zutun des Täters nicht erbracht, so wird er gem. § 265b Abs. 2 S. 2 StGB straflos, wenn er sich freiwillig und ernsthaft bemüht, das Erbringen der Leistung zu verhindern. Entsprechende Regelungen zur Tätigen Reue finden sich zudem in § 264 Abs. 5 StGB (Subventionsbetrug und in § 264a Abs. 3 StGB (Kapitalanlagebetrug). Diese Regelung hatte der Gesetzgeber aufgrund des frühen Vollendungszeitpunkts dieser Delikte und zwecks Harmonisierung mit der Rücktrittsmöglichkeit bei § 263 StGB eingeführt.535 Da diese Voraussetzungen auch für den § 265c StGB vorliegen, kann bemängelt werde, dass es an einer Regelung zur Tätigen Reue fehlt.536
532 Stam, NZWiSt 2018, 41 (47). 533 BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 9 (online); DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 9 (online). 534 Stam, NZWiSt 2018, 41 (47). 535 Vgl. zu §§ 264, 265b StGB: BT-Drs. 7/5291, S. 8 f., S. 16; zu § 264a: StGB BT-Drs. 10/318, S. 25. 536 Bohn, KriPoZ 2017, 88 (94); BRAK, Stellungnahme Nr. 8/2016, S. 9 (online); Krack, ZIS 2016, 540 (550); a.A. Sauer, Stellungnahme, S. 11 (online).
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Diesen Argumenten lässt sich allerdings entgegnen, dass es aufgrund des unterschiedlichen Rechtsgüterschutzes nicht auf einen Vergleich mit anderen Vorfelddelikten ankommen kann. Die Parallele zur tätigen Reue bei anderen Vorfelddelikten verfängt daher nicht. Vielmehr ist danach zu fragen, ob es bei dem konkreten Delikt zu einem Verlust an Abschreckung oder Normstabilisierung führt, wenn bei einem positiven Nachtatverhalten des Täters (Umkehrverhalten) auf einen kriminalstrafrechtlichen Vorwurf verzichtet wird.537 Im Falle des § 265c StGB scheint der Gesetzgeber von einer derartigen Einbuße an Präventionswirkung ausgegangen zu sein. Dabei könnte diese Annahme durchaus auf den Gedanken gestützt werden, dass es dem § 265c StGB um den Schutz des Vertrauens der Allgemeinheit in die Integrität des Sports geht. Dieses Vertrauen könnte schon dann beeinträchtigt sein, wenn der Hintermann (Vorteilsgeber) dem sportlichen Akteur (Vorteilsnehmer) einen Vorteil dafür anbietet, dass dieser einen sportlichen Wettkampf manipuliert. Denn bereits in dem bloßen „Anbieten“ einer solchen Unrechtsvereinbarung kann man die konkludente Aussage erblicken, dass der sportliche Akteur hierauf eingehen könnte. Es ließe sich dann argumentieren, dass bereits durch das Anbieten der Anschein der Bestechlichkeit erweckt wird, wodurch das Vertrauen in die Integrität des Sports jedenfalls gefährdet wird. Mit der vorstehenden Begründung ist bereits im Rahmen des § 334 Abs. 3 StGB eine Nichtprivilegierung des „umkehrenden“ Täters begründet worden.538 Es erscheint im Falle des § 265c StGB allerdings fraglich, ob diese Argumentation tatsächlich verfängt. Denn zum einen ist, wie bereits oben angemerkt, bereits die Präventionswirkung beim Sportwettbetrug mehr als fraglich, so dass von einer Einbuße von Präventionswirkungen nicht wirklich gesprochen werden kann.539 Zum anderen sind die Schutzgüter des § 265c StGB und des § 334 Abs. 3 StGB nicht vergleichbar. Während es im Hinblick auf die gesamtgesellschaftliche Bedeutung einer korruptionsfreien öffentlichen Verwaltung überzeugt, dass bereits der Anschein einer Bestechlichkeit das Vertrauen in die Redlichkeit der Verwaltung zu gefährden vermag, fehlt es beim Sportwettbetrug an einem ähnlich werthaltigen Schutzgut540 sowie an einer vergleichbaren Gefahrenlage. Der einzelne Bürger ist auf eine korruptionsfreie und damit in seinen Entscheidungen unbefangene staatliche Verwaltung angewiesen, um im Sinne der Chancengleichheit die staatlichen Leistungen in gleichem Maße in An537 538 539 540
Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 494. Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 501 f. Vgl. Kapitel E), II., 2., b), bb). Vgl. Kapitel E), I., 1., c).
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spruch nehmen zu können wie seine Mitbürger. Daher kann auch bereits der bloße Anschein der Bestechlichkeit und Befangenheit zu einem Verlust in die Redlichkeit der Verwaltung führen. Im Falle des Sportwettbetruges liegt die Situation allerdings anders. Denn der Zuschauer bzw. Bürger ist nicht auf die Unbestechlichkeit von Sportlern angewiesen, um seine grundrechtlich garantierten Rechte ausüben zu können. Sport dient vielmehr als Unterhaltung. Es ist zudem sowohl zweifelhaft, ob ein Vertrauen in die Integrität des Sports überhaupt besteht, als auch ob Fälle des Sportwettbetruges dieses Vertrauen erschüttern könnten.541 Unabhängig von der offenen Frage, wie der Zuschauer/Bürger überhaupt von einer solchen (nicht in die Tat umgesetzten) Unrechtsvereinbarung Kenntnis erlangen soll, ist daher mehr als zweifelhaft, dass bereits die bloße Unrechtsvereinbarung das Vertrauen in die Integrität des Sports erschüttern kann. Jedenfalls ist aber in Fällen, in denen der Gesetzgeber auf eine Regelung zur Tätigen Reue verzichtet, von diesem zu fordern, dass er besondere Gründe für die Annahme eines Präventionsverlustes vorbringt.542 Dies hat der Gesetzgeber in seiner Gesetzesbegründung nicht getan. Schließlich wird durch die fehlende Privilegierung der Gefährdungsumkehr durch den Täter, die Straftatvorschrift des § 265c StGB nur um ihrer selbst willen durchgesetzt, was mit der Stellung der Strafe als ultima-Ratio wiederum nicht in Einklang zu bringen ist.543 Denn im Falle einer Umkehr des Täters, sprich bei dessen Abstandnahme von der vereinbarten Manipulation (Unrechtsvereinbarung), werden weder das Vermögen noch die Integrität des Sports verletzt. Es verbleibt somit bei einer lediglich zeitweiligen Rechtsgutsbeeinträchtigung in Form der Gefährdung dieser „Rechtsgüter“. Da in derartigen Konstellationen allerdings allein der Normgeltungsschaden sowie die Gewissheit bestehen bleiben, dass das Rechtsgut zeitweilig einer abstrakten oder konkreten Gefährdung ausgesetzt war, welche sich jedoch verflüchtigt hat, besteht weder aus präventiver noch aus vergeltungstheoretischer Sicht ein Grund den Täter zu bestrafen.544 Der unbegründet gebliebene Verzicht des Gesetzgebers auf eine Regelung zur Tätigen Reue ist somit nicht nur bedauerlich, sondern auch mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit im engen Sinne nicht vereinbar. Dies gilt insbesonde541 542 543 544
Vgl. Kapitel E), I., 2., f., aa). Lagodny, Strafrecht vor den Schranken, S. 494 f. Sternberg-Lieben, FS Paeffgen, 31 (35). Ceffinato, Vollendungsumkehr und Wiedergutmachung, S. 148.
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re vor dem Hintergrund, dass auch eine entsprechende Anwendung anderer gesetzlicher Regelungen zur Tätigen Reue (§§ 31, 264 Abs. 5, 264a Abs. 3 oder § 298 Abs. 3 StGB) auf den § 265c StGB entgegen der Ansicht von Stam nicht in Betracht kommen dürfte. Denn dies würde zunächst das Vorliegen einer planwidrigen Regelungslücke voraussetzen. Nach dem oben gesagten wird man aber davon ausgehen müssen, dass dem Gesetzgeber die Thematik der Tätigen Reue durchaus präsent war, er somit bewusst auf eine entsprechende Regelung verzichtet hat. Eine planwidrige Regelungslücke liegt daher nicht vor, so dass eine analoge Anwendung anderer Vorschriften zur Tätigen Reue auf § 265c StGB nicht in Betracht kommt.
cc) Zwischenergebnis Nach einer Gesamtabwägung zwischen der Schwere des Eingriffs durch den § 265c StGB und der Dringlichkeit der ihn rechtfertigenden Gründe, ist im Ergebnis von einer Unzumutbarkeit für die Normadressaten und folglich von einer Unangemessenheit des § 265c StGB auszugehen. Der starken Vorverlagerung der Strafbarkeit und dem hohen Strafrahmen des § 265c StGB stehen zum einen keine, den Eingriff rechtfertigenden, hochwertigen Rechtsgüter gegenüber. Zum anderen sieht der § 265c StGB, im Gegensatz zu den meisten Vorfelddelikten, keine Möglichkeit der Privilegierung für positives Nachtatverhalten in Form der Tätigen Reue vor. Schließlich hat der Gesetzgeber seinen Verzicht auf eine derartige Kompensationsregelung abermals nicht begründet.
3. Ergebnis zur Strafwürdigkeit im weiten Sinne (Strafbedürftigkeit) Auch eine Strafwürdigkeit im weiten Sinne (Strafbedürftigkeit) des Sportwettbetrugs ist daher zu verneinen. Zum einen bestehen, wie aufgezeigt, bereits erhebliche Zweifel, ob der § 265c StGB dem verfassungsrechtlichen Bestimmtheitsgebot des Art. 103 Abs. 2 GG gerecht wird.545 Zum anderen ist § 265c StGB auch nicht verhältnismäßig. Zwar hat der Gesetzgeber mit der Kriminalisierung des Sportwettbetruges und dem damit beabsichtigten Schutz der Integrität des Sports einen legitimen Zweck verfolgt. Der neu eingeführte § 265c StGB ist zur Erreichung bzw. Förderung des angestrebten Zweckes aus den oben genannten Gründen allerdings sowohl schlechthin ungeeignet, als auch nicht erforderlich.546 Zudem stellt die hohe Strafandrohung des § 265c StGB im 545 Vgl. Kapitel E), II., 1., c). 546 So auch Bittmann / Nuzinger / Rübenstahl, in: BeckOK-StGB, § 265c, Rn. 7.2.; Tsambikakis, StV 2018, 319 (326).
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Hinblick auf den untauglichen Rechtgüterschutz und die erhebliche Vorverlagerung der Strafbarkeit, bei gleichzeitigem Fehlen einer Regelung zur Tätigen Reue, einen unangemessenen Eingriff dar. Somit ist der § 265c StGB nach der hier vertretenen Auffassung nicht verhältnismäßig und somit verfassungswidrig.
III. Untersuchungsergebnisse Die Untersuchung der Strafwürdigkeit und der Strafwürdigkeit im weiten Sinne (Strafbedürftigkeit) des Sportwettbetruges nach § 265c StGB hat im Einzelnen folgendes ergeben: 1. Dem Tatbestand des § 265c StGB liegt kein Rechtsgutskonzept zugrunde, welches eine Kriminalisierung des Sportwettbetruges zu legitimieren vermag. Das „Vermögen“ stellt kein taugliches Rechtsgut des § 265c StGB dar, da die Vermögensinteressen der an Sportwetten beteiligten Personen und Unternehmen zum einen bereits vor Einführung des § 265c StGB durch den allgemeinen Betrugstatbestand des § 263 StGB und den Tatbestand des Computerbetruges (§ 263a StGB) hinreichend geschützt worden sind. Zum anderen vermag auch der Vergleich mit anderen abstrakten Gefährdungsdelikten (§§ 264, 264a, 265, 265b StGB) die extreme Vorverlagerung der Strafbarkeit und den Verzicht auf einen Vermögensschaden nicht zu rechtfertigen, da der § 265c StGB (als Sondervermögensschutz) nicht die Wertigkeit der vergleichsweise herangezogenen, dem Vertrauensschutz der Allgemeinheit in bedeutenden Institutionen des Alltagsleben dienenden Strafvorschriften aufweist.547 Der „Integrität des Sports“ kommt ebenfalls keine Rechtsgutsqualität zu. Obwohl die Bedeutung des Sports in der Gesellschaft ungebrochen hoch ist, kommt diese Bedeutung in der Verfassung nicht zum Ausdruck. Auch ist die vom Gesetzgeber unterstellte Vorbildfunktion des Sports nicht zuletzt aufgrund seiner immer weiter fortschreitenden Kommerzialisierung fraglicher denn je. Das Rechtsgutskonstrukt der „Integrität des Sports“ erfasst darüber hinaus vornehmlich ethisch-moralische Werte, deren Schutz durch das Strafrecht aufgrund der notwendigen Trennung von Strafrecht und Moral als nicht zulässig erachtet wird. Zudem mangelt es dem „Allgemeinrechtsgut“ der Integrität des Sports an der erforderlichen Ableitbarkeit auf ein Individualrechtsgut. Insbesondere lässt sich die „Integrität des Sports“ auch nicht als Vertrauensrechtsgut qualifizieren, da es sowohl an einem hinreichend bestimmten Vertrauensgegenstand mangelt, als auch an der Gewissheit, ob innerhalb der Gesellschaft ein Vertrauen in die Integrität des Sports besteht und ob ein solches Vertrauen durch Fälle des Sportwettbetruges überhaupt erschüttert werden würde. Schließlich konnte der Gesetzgeber auch die zwingend erforderliche reale Verletzungskausalität (bzw. ein materielles Äquivalent hierzu) zwischen dem Sportwettbetrug und der Integrität des Sports nicht überzeugend darlegen. Vielmehr deuten die vorhandenen empirischen Erkenntnisse darauf hin, dass die zu schützenden Sozialwerte durch den Sportwettbetrug überhaupt nicht gefährdet werden können.548 547 Vgl. Kapitel E), I., 1., c). 548 Ausführlich hierzu: Kapitel E), I., 1. und 2.
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E) Untersuchung der Strafwürdigkeit des Sportwettbetrugs
2. Aufgrund des vornehmlich moralschützenden Charakters des § 265c StGB, der fehlenden realen Verletzungskausalität sowie der durch § 265c StGB de facto eingeführten strafbewehrten Pflicht des Sportlers zu Ausschöpfung seiner Leistungsgrenzen, ist der Sportwettbetrug auch nicht über sein Verbotensein hinaus in besonderer Weise sozialschädlich und für das geordnete Zusammenleben der Menschen unerträglich.549 3. Nach der hier favorisierten systemkritischen Rechtsgutslehre handelt es sich darüber hinaus bei § 265c StGB bereits nicht um einen legitimen Straftatbestand. Die Voraussetzungen der Strafwürdigkeit (im engen Sinne) liegen im Falle des Sportwettbetruges nicht vor. Als Konsequenz ist der § 265c StGB als nichtig und verfassungswidrig einzustufen.550 4. Auch die „hilfsgutachterliche“ Prüfung der Strafwürdigkeit im weiten Sinne, durch die auch dem verfassungsgerichtlichen Prüfungsmaßstab – insbesondere in Form des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes – Raum gegeben wurde, kommt zu keinem hiervon abweichenden Ergebnis. So ist bereits die Bestimmtheit des § 265c StGB im Hinblick auf den verfassungsrechtlichen Bestimmtheitsgrundsatz des Art. 103 Abs. 2 GG als sehr zweifelhaft anzusehen. Darüber hinaus hat sich § 265c StGB gleich aus mehreren Gründen als ungeeignet und nicht erforderlich zum Schutz der sportimmanenten Sozialwerte erwiesen. Neben der fehlenden Verletzungskausalität und einer fraglichen generalpräventiven Wirkung der Kriminalisierung des Sportwettbetruges, führt auch die auf Beweisschwierigkeiten beruhende praktische Wirkungslosigkeit und die Untauglichkeit des § 265c StGB der eigentlichen Drahtzieher des Sportwettbetruges habhaft zu werden zu seiner Ungeeignetheit. Gegen die Erforderlichkeit einer Kriminalisierung des Sportwettbetruges sprechen zum einen die durchaus eingriffsintensiveren und aus generalpräventiver Sicht vermutlich wirksameren, aber dennoch im Vergleich zum Strafrecht milderen verbandsrechtlichen Sanktionsmöglichkeiten. Zum anderen bietet das Ordnungswidrigkeitenrecht gerade für den Schutz von gesellschaftlichen Teilsystemen wie dem Sport das geeignetere und mildere Schutzmittel. Schließlich stehen der hohen Strafandrohung, bei gleichzeitiger enormer Vorverlagerung der Strafbarkeit, mit der Integrität des Sports und dem Vermögen keine gewichtigen Rechtsgüter gegenüber. Da § 265c StGB darüber hinaus auch keine Regelungen für minder schwere Fälle oder die tätige Reue vorsieht, ist im Ergebnis seine Unangemessenheit festzustellen.551
Im Ergebnis führt folglich sowohl die Anwendung der systemkritischen Rechtsgutstheorie, als auch die Anwendung der verfassungsgerichtlichen Prüfungsmaßstäbe zu einer Verfassungswidrigkeit des Sportwettbetruges. Dem § 265c StGB ist daher die Legitimität abzusprechen.
549 Zur Sozialschädlichkeit des Sportwettbetruges siehe Kapitel E), I., 3. 550 Ausführlich hierzu: Kapitel E), I., 1. 551 Ausführlich hierzu: Kapitel E), II.
F) Einordnung in die aktuelle Gesetzgebungstendenz Auch wenn sich die vorliegende Arbeit primär mit der Prüfung der Legitimität des § 265 StGB und der Prüfung der Rechtsgutsqualität der Integrität des Sports auseinandergesetzt hat, ermöglicht sie es beiläufig ebenfalls, einen beiläufigen kritischen Blick auf ein zuletzt in der Strafgesetzgebung verstärkt auftretendes „Phänomen“ zu werfen: Die symbolische Strafgesetzgebung1. § 265c StGB kann dabei als nahezu perfektes Beispiel für den, seit einigen Jahren fortschreitenden, utilitaristischen und vermehrten Einsatz des Strafrechts, als Reaktion auf öffentliche Empörung dienen. Bei der nachfolgenden Vorgehensweise des Strafgesetzgebers handelt es sich mithin durchaus um ein bekanntes Muster:2 Durch das Bekanntwerden großer und kleiner Sportwettskandale rückt das Thema Sportwettbetrug in den Fokus der Öffentlichkeit. Der leidenschaftliche Sportanhänger sieht die Unbescholtenheit seines liebsten Freizeitvergnügens gefährdet und reagiert mit großer Empörung. Er fühlt sich von den manipulierenden Akteuren betrogen. Der Gesetzgeber erblickt in dieser Empörung die Möglichkeit schnell, einfach und preisgünstig sein politisches Handeln nachweisen zu können.3 Was folgt ist häufig, und so auch im Falle des § 265c StGB, blinder Aktionismus. Strafbarkeitslücken sind im geltenden Recht schnell ausgemacht. Die Tatsache, dass sich der manipulierende Sportler oder Schiedsrichter lediglich als Gehilfe zu einem Betrug nach § 263 StGB strafbar machen kann, wird als eine solche Lücke im bisherigen strafrechtlichen Schutz und als mit dem eigentlichen Unwertgehalt der Tat nicht vereinbar angesehen. Freilich liegt dieser Annahme eine Betrachtungsweise zugrunde, die zuvorderst den Vorteilsnehmer (Schiedsrichter, Trainer oder der Sportler) und nicht den Vorteilsgeber – welcher der eigentliche Hintermann und Drahtzieher des Sportwettbetruges ist – als Zentralfigur des Sportwettbetruges wahrnimmt.4 Auch die Nachweisschwierigkeiten eines konkreten Vermögensschadens, die dem Betrugstatbestand des § 263 StGB jedoch inhärent sind, 1 2 3 4
Vgl. statt vieler: Hamm, NJW 2016, 1537; DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 5 (online). Krack, ZIS 2016, 540 (544). Maas, NStZ 2015, S. 305 (309). Krack, ZIS 2016, 540 (544), verweist in diesem Zusammenhang richtigerweise drauf, dass der wohl bekannteste Fall des Sportwettbetruges als „Hoyzer“- und nicht etwa als „Sapina“-Fall bekannt wurde.
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F) Einordnung in die aktuelle Gesetzgebungstendenz
dienen dann als Anlass, den Sportwettbetrug zu kriminalisieren und diese Schwierigkeiten durch einen Verzicht auf einen Vermögensschaden zu beseitigen. Legitimiert wird der neue Straftatbestand sodann durch eine Kombination von zwei völlig unterschiedlichen Rechtsgütern, da der Gesetzgeber vermutlich selber befürchtet, dass jedes Rechtsgut für sich die Kriminalisierung des Sportwettbetruges nicht zu rechtfertigen vermag. Dass es sich bei der „Integrität des Sports“ um ein Allgemeinrechtsgut handelt, ist mit der üblichen Floskel „der herausragenden gesellschaftlichen Bedeutung“ des Sports schnell belegt.5 Das Resultat dieser „Rechtsgutslyrik“6 ist ein „Hybriddelikt“ bei dem völlig unklar bleibt, welches der beiden Rechtsgüter im Streitfall Vorrang beansprucht und das somit in der Praxis zwangsläufig zu Anwendungsschwierigkeiten führen muss. Die vage Rechtsgutskonstruktion der „Integrität des Sports“ und die extreme strafrechtliche Vorverlagerung gehen daher im Rahmen des § 265c StGB eine unheilvolle Allianz ein.7 Sachverständige Experten und Kritiker werden im Gesetzgebungsverfahren zwar angehört, ihren teilweise erheblichen Einwendungen wird aber keine weitergehende Beachtung geschenkt. Vielmehr wird der Gesetzesentwurf mitten in der Nacht – praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit – verabschiedet. Die Notwendigkeit einer vorherigen Evaluation des Tatbestandes, insbesondere im Hinblick auf die angestrebte Wirkung, sieht der Gesetzgeber ebenso wenig, wie seine Obliegenheit die Verhältnismäßigkeit des neu eingeführten Strafgesetzes argumentativ darzulegen und mildere Alternativen zur Kriminalisierung zu erwägen.8 Konsequenzen, so steht zu befürchten, wird dieser Verstoß gegen die Begründungs- und Dokumentationspflicht vermutlich dennoch nicht haben. Denn schließlich räumt das Bundesverfassungsgericht dem Gesetzgeber bei der Prognose der Geeignetheit und Erforderlichkeit eines Gesetzes einen großzügigen Ermessensspielraum ein und ermöglicht es somit dem Gesetzgeber den mit der Einschätzungsprärogative korrelierenden gerichtlichen Kontrollmaßstab de facto selber festzulegen. Als Ergebnis findet sich mit dem § 265c StGB nunmehr ein Straftatbestand im Strafgesetzbuch wieder, der weder geeignet noch erforderlich ist, um die sport5 6 7 8
Krack, ZIS 2016, 540 (545), weist darauf hin, dass sich mit dieser Floskel nahezu jedes Allgemeininteresse als Allgemeinrechtsgut deklarieren lasse und verdeutlicht dies anhand des Trauerwesens. Krack, ZIS 2016, 540 (545). Allgemein zu dieser Tendenz Hefendehl, GA 2007, 1 (3). Im gesamten Gesetzesentwurf tauchen die wesentlichen Begrifflichkeiten der Verhältnismäßigkeitsprüfung „Geeignetheit“, „Erforderlichkeit“ und „Angemessenheit“ nicht auf.
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immanenten Sozialwerte des Sports zu schützen. Da dem § 265c StGB darüber hinaus aufgrund zahlreicher begrifflicher und inhaltlicher Unbestimmtheiten sowie der Tatsache, dass bestehende Beweisschwierigkeiten durch § 265c StGB nicht beseitigt, sondern lediglich an eine andere Stelle der Strafbarkeitsprüfung verlagert wurden, auch eine bescheidenen Praxistauglichkeit prognostiziert werden muss, stellt er das Paradebeispiel für symbolische Gesetzgebung dar.9
9
Bittmann / Nuzinger / Rübenstahl, in: BeckOK-StGB, § 265c, Rn. 7.2; DAV, Stellungnahme Nr. 12/2016, S. 5 (online).
G) Wertung und Ausblick Es ist bereits erörtert worden, dass für ein derartiges, durch aktionistische Strafgesetzgebung geschaffenes, Gesetz kein Bedarf bestand. Strafgesetze wie der Sportwettbetrug (§ 265c StGB) tragen vielmehr dazu bei, dass das ohnehin schon unterfinanzierte System der öffentlichen Strafrechtspflege überlastet1 und das Strafrechts von der „ultima-ratio“ zur „prima-ratio“ wird. Diesem gesetzgeberischen Trend wird man m.E. nur begegnen können, indem dem Gesetzgeber eine erhöhte Prozeduralisierungspflicht im Gesetzgebungsverfahren auferlegt und zudem eine Rückbesinnung auf die systemkritische Funktion des Rechtsguts angestrebt wird. Erst wenn der Gesetzgeber die Verhältnismäßigkeit eines Strafgesetzes zum Schutze eines anerkannten Rechtsguts argumentativ dargelegt hat, kann von einer legitimen Kriminalisierung gesprochen werden. Wie bereits oben angeklungen, sollte dabei auch die Nutzung empirischer Erkenntnisse vom Gesetzgeber verlangt werden können. Gelingt dem Gesetzgeber der Nachweis der Verhältnismäßigkeit nicht, so hat er auf eine Pönalisierung des Verhaltens zu verzichten und den Einsatz anderer milderer Mittel, wie beispielsweise des Ordnungswidrigkeitenrechts in Erwägung zu ziehen. Um der Gefahr des Sportwettbetruges für die Integrität des Sports wirksam begegnen zu können, müsste der Fokus m.E. zukünftig auf den Auslöser der Problematik gerichtet werden: Auf den nahezu wild wuchernden Sportwetten-Markt. Letztlich wurde die Gefahr für die Integrität des Sportes durch den Sportwetten-Sektor von außen an den Sport herangetragen. Erst durch die Möglichkeit auf sportliche Wettbewerbe Wetten abschließen zu können, ist das Kriminalitätsphänomen des Sportwettbetruges überhaupt entstanden. Dabei bietet ein größtenteils unregulierter Sportwetten-Markt durch zahlreiche Möglichkeiten Sportwetten verschiedener Art abzuschließen, besondere kriminelle Anreize, insbesondere für die organisierte Kriminalität. Durch Straftatbestände wie § 265c StGB wird man dieses Problem allerdings nicht beseitigen können. Allenfalls wird man der Öffentlichkeit hier und da ein „Bauernopfer“, in Form eines korrupten Sportlers, Schiedsrichters oder eines Wettspielers präsentieren können. Die tatsächlichen Drahtzieher hinter den Sportwettbetrügerein werden durch § 265c StGB hingegen nicht ermittelt werden können. Konsequenter und
1
Swoboda, Stellungnahme, S. 4 (online).
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G) Wertung und Ausblick
erfolgsversprechender wäre es daher gewesen, eine strikte Regulierung des Sportwetten-Marktes voranzutreiben. Der Institution „Sport“ selber ist zum Schutz seiner immanenten Sozialwerte schließlich zweierlei nahezulegen. Zum einen wäre eine Distanzierung des Sports von dem Sportwetten-Sektor sinnvoll und ratsam. Aufgrund der umfangreichen finanziellen Beteiligung der Sportwettanbieter im Profisport, dürfte dieser Vorschlag allerdings kaum auf die Begeisterung der Sportverbände stoßen. Zum anderen sollte der Sport den Ausbau und die Verbesserung der bereits vorhandenen manipulationsvorbeugenden Technologien, wie den Videobeweis und die Torlinientechnik vorantreiben. Diese Technologien enthalten bereits jetzt ein erhebliches präventives Potenzial und ihr Einsatz sollte daher auch auf die grundsätzlich manipulationsanfälligeren unteren Profiligen erstreckt werden. Zudem sollten die Verbände auch ihre bereits vorhandenen Präventivmaßnahmen ausbauen und intensivieren. Aufgrund der Kriminalisierung des Sportwettbetruges besteht jedoch nunmehr durchaus die Gefahr, dass sich die Sportverbände aus der Präventionsarbeit zurückziehen und ihrerseits auf Maßnahmen zur Bekämpfung von Sportwettbetrug verzichten könnten. Dabei ist es jedoch m.E. gerade von entscheidender Bedeutung, dass innerhalb der Sportverbände ein Umdenken stattfindet. Für die Aufklärung von Manipulationsfällen ist ein unbedingter Aufklärungswille der Sportverbände unabdingbar. Ängste vor einem potenziellen Imageschaden für die betroffene Sportart durch Aufdeckung von Sportwettbetrugsfällen sind daher kontraproduktiv. Der Sport muss vielmehr im Rahmen seiner verbandsrechtlichen Sanktionsmöglichkeiten mit harter Hand gegen Fälle des Sportwettbetruges vorgehen und somit selber dafür Sorge tragen, dass seine selbst definierten Werte erhalten bleiben. Für eine weitere Ausweitung des Strafrechts besteht dann keine Notwendigkeit.
ANHANG
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Verzeichnis der Drucksachen BUNDESRAT DRUCKSACHE 235/16: Gesetzentwurf der Bundesregierung vom 6. Mai 2016. Entwurf eines ... Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches Strafbarkeit von Sportwettbetrug und der Manipulation von berufssportlichen Wettbewerben, https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2016/ 0201-0300/235-16.pdf;jsessionid=5BF55A4A58B319F33F3528D72662F1 F4.2_cid339?__blob=publicationFile&v=5, zuletzt besucht am 17.1.2019 (zit.: BR-Drs. 235/16). BUNDESTAG DRUCKSACHE 18/8331: Gesetzentwurf der Bundesregierung vom 20. Juni 2016. Entwurf eines … Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuches – Strafbarkeit von Sportwettbetrug und der Manipulation von berufssportlichen Wettbewerben, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/088/1808831.pdf, zuletzt besucht am 17.1.2019 (zit.: BT-Drs. 18/8831). BUNDESTAG DRUCKSACHE 18/11445: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss) zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung – Drucksache 18/8831 – vom 8.3.2017, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/114/1811445.pdf, zuletzt besucht am 17.1.2019 (zit.: BT-Drs. 18/11445). BUNDESTAG DRUCKSACHE 18/4898: Gesetzentwurf der Bundesregierung vom 13. Mai 2015. Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung von Doping im Sport, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/048/1804898.pdf, zuletzt besucht am 17.1.2019 (zit. BT-Drs. 18/4898). BUNDESTAG DRUCKSACHE 7/5291: Bericht und Antrag des Sonderausschusses für die Strafrechtsreform zu dem von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität (1. WiKG) — Drucksache 7/3441 — vom 3.6.1976, http://dipbt.bundestag.de/ doc/btd/07/052/0705291.pdf, zuletzt besucht am 17.1.2019 (zit.: BT-Drs. 7/5291). BUNDESTAG DRUCKSACHE 7/3441: Gesetzentwurf der Bundesregierung Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität (1. WiKG) vom 1.4.1975, http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/07/034/ 0703441.pdf, zuletzt besucht am 17.1.2019 (zit.: BT-Drs. 7/3441). BUNDESTAG DRUCKSACHE 17/6152: Antrag der Abgeordneten Katrin Kunert, Dr. Dietmar Bartsch, Jan Korte, Herbert Behrens, Karin Binder, Heidrun Bluhm, Steffen Bockhahn, Roland Claus, Ulla Jelpke, Caren Lay, Sabine Leidig, Michael Leutert, Dr. Gesine Lötzsch, Thomas Lutze, Kornelia Möller,
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Petra Pau, Jens Petermann, Ingrid Remmers, Dr. Ilja Seifert, Raju Sharma, Kersten Steinke, Sabine Stüber, Alexander Süßmair, Dr. Kirsten Tackmann, Frank Tempel, Halina Wawzyniak und der Fraktion DIE LINKE vom 9.6.2011. Die Förderung des Sports ist Aufgabe des Staates, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/061/1706152.pdf, zuletzt besucht am 17.1.2019 (zit.: BT-Drs. 17/6152). BUNDESTAG DRUCKSACHE 17/10644: Gesetzentwurf der Fraktion der SPD vom 11.09.2012. Entwurf eines Gesetzes zur Aufnahme von Kultur und Sport in das Grundgesetz, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/106/1710644.pdf, zuletzt besucht am 17.1.2019 (zit.: BT-Drs. 17/10644). BUNDESTAG DRUCKSACHE 17/9827: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Martin Gerster, Dagmar Freitag, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD – Drucksache 17/9606 – vom 30.05.2012. Spitzensportförderung der Bundesregierung, http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/098/1709827.pdf, zuletzt besucht am 17.1.2019 (zit.: BT-Drs. 17/9827). DRUCKSACHE 17/2910: Antrag der Piratenfraktion vom 10.5.2016, https://www.parlament-berlin.de/ados/17/IIIPlen/vorgang/d17-2910.pdf, zuletzt besucht am 17.1.2019 (zit.: Antrag der Piratenfraktion vom 10.5.2016). GESETZESENTWURF DES LANDES BAYERN zum Schutz der Integrität des Sports vom 12.3.2014, https://www.justiz.bayern.de/media/pdf/gesetze/ sport.pdf, zuletzt besucht am 17.1.2019 (Gesetzesentwurf des Landes Bayern zum Schutz der Integrität des Sports).
Juristische Zeitgeschichte Herausgeber: Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Thomas Vormbaum, FernUniversität in Hagen Abteilung 1: Allgemeine Reihe 1 Thomas Vormbaum (Hrsg.): Die Sozialdemokratie und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Quellen aus der sozialdemokratischen Partei und Presse (1997) 2 Heiko Ahlbrecht: Geschichte der völkerrechtlichen Strafgerichtsbarkeit im 20. Jahrhundert (1999) 3 Dominik Westerkamp: Pressefreiheit und Zensur im Sachsen des Vormärz (1999) 4 Wolfgang Naucke: Über die Zerbrechlichkeit des rechtsstaatlichen Strafrechts. Gesammelte Aufsätze zur Strafrechtsgeschichte (2000) 5 Jörg Ernst August Waldow: Der strafrechtliche Ehrenschutz in der NS-Zeit (2000) 6 Bernhard Diestelkamp: Rechtsgeschichte als Zeitgeschichte. Beiträge zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts (2001) 7 Michael Damnitz: Bürgerliches Recht zwischen Staat und Kirche. Mitwirkung der Zentrumspartei am Bürgerlichen Gesetzbuch (2001) 8 Massimo Nobili: Die freie richterliche Überzeugungsbildung. Reformdiskussion und Gesetzgebung in Italien, Frankreich und Deutschland seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts (2001) 9 Diemut Majer: Nationalsozialismus im Lichte der Juristischen Zeitgeschichte (2002) 10 Bianca Vieregge: Die Gerichtsbarkeit einer „Elite“. Nationalsozialistische Rechtsprechung am Beispiel der SS- und Polizeigerichtsbarkeit (2002) 11 Norbert Berthold Wagner: Die deutschen Schutzgebiete (2002) 12 Milosˇ Vec: Die Spur des Täters. Methoden der Identifikation in der Kriminalistik (1879–1933), (2002) 13 Christian Amann: Ordentliche Jugendgerichtsbarkeit und Justizalltag im OLGBezirk Hamm von 1939 bis 1945 (2003) 14 Günter Gribbohm: Das Reichskriegsgericht (2004) 15 Martin M. Arnold: Pressefreiheit und Zensur im Baden des Vormärz. Im Spannungsfeld zwischen Bundestreue und Liberalismus (2003) 16 Ettore Dezza: Beiträge zur Geschichte des modernen italienischen Strafrechts (2004) 17 Thomas Vormbaum (Hrsg.): „Euthanasie“ vor Gericht. Die Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim OLG Frankfurt/M. gegen Werner Heyde u. a. vom 22. Mai 1962 (2005) 18 Kai Cornelius: Vom spurlosen Verschwindenlassen zur Benachrichtigungspflicht bei Festnahmen (2006) 19 Kristina Brümmer-Pauly: Desertion im Recht des Nationalsozialismus (2006) 20 Hanns-Jürgen Wiegand: Direktdemokratische Elemente in der deutschen Verfassungsgeschichte (2006) 21 Hans-Peter Marutschke (Hrsg.): Beiträge zur modernen japanischen Rechtsgeschichte (2006) 22 Katrin Stoll: Die Herstellung der Wahrheit (2011)
15 Mario Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien im 19. Jahrhundert. Internationaler Kongreß des Dipartimento di Storia der Universität Sassari und des Parco nazionale di Asinara, Porto Torres, 25. Mai 2001 (2006) 16 Sylvia Kesper-Biermann / Petra Overath (Hrsg.): Die Internationalisierung von Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im Vergleich (2007) 17 Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005 (2007) 18 Weber Das (Hrsg.): Literatur, Recht und (bildende) Kunst.(2014) Tagung im Nord23 Hermann Thorsten Kurtz: Oberste Rückerstattungsgericht in Herford Rendsburg vomDie 21. Umsetzung bis 23. September 2007 (2008) 24 kolleg Sebastian Schermaul: der Karlsbader Beschlüsse an der Universi19 Muñoz Conde / Thomas Vormbaum (Hrsg.): tät LeipzigKurtz: 1819–1848 (2013) 23 Francisco Thorsten Das Oberste Rückerstattungsgericht in Transformation Herford (2014) von Diktain Honda: Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) an (2020) 25 turen Minoru Beiträge Geschichte des japanischen Strafrechts 24 Sebastian Schermaul: Diezur Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse der Universi20 Kirsten Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie jede zwischen andere? Die 26 tät Michael Seiters Das strafrechtliche Schuldprinzip. Im Spannungsfeld Leipzig 1819–1848 (2013) von Arbeit im (2014) philosophischem, theologischem undJuristische juridischem Verständnis von Schuld Abteilung 2: Forum Zeitgeschichte 25 Regulierung Minoru Honda: Beiträge zurPrivathaushalt Geschichte des japanischen Strafrechts (2020)(2020) 1 Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeit2: Forum Juristische Zeitgeschichte (1998) geschichte (1)Abteilung – Schwerpunktthema: Recht und Nationalsozialismus 21 Karl-Heinz Sondergericht Duisburg 1943–1945 Franz-JosefKeldungs: Düwell /Das Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen(1998) juristischer Zeit3 Franz-Josef / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer geschichte (1)Düwell – Schwerpunktthema: Recht und Nationalsozialismus (1998) Zeit– Schwerpunktthema: Recht und Juristen in der Revolution von 2 geschichte Karl-Heinz (2) Keldungs: Das Sondergericht Duisburg 1943–1945 (1998) (1998) 3 1848/49 Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeit4 Thomas Vormbaum: Beiträge zur juristischen Zeitgeschichte geschichte (2) – Schwerpunktthema: Recht und Juristen in(1999) der Revolution von 5 Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum: Themen juristischer Zeitgeschichte (3), 1848/49 (1998) (1999) Vormbaum: Beiträge zur juristischen Zeitgeschichte (1999) 4 Thomas Thomas Vormbaum juristischer Zeitgeschichte (4), (2000) (3), 56 Franz-Josef Düwell (Hrsg.): / ThomasThemen Vormbaum: Themen juristischer Zeitgeschichte 7 Frank (1999)Roeser: Das Sondergericht Essen 1942–1945 (2000) Heinz Müller-Dietz: undThemen Nationalsozialismus – Gesammelte Beiträge (2000) 86 Thomas Vormbaum Recht (Hrsg.): juristischer Zeitgeschichte (4), (2000) Franz-Josef Düwell (Hrsg.): LichtEssen und 1942–1945 Schatten. Der 9. November in der deut79 Frank Roeser: Das Sondergericht (2000) Geschichte Recht und Rechtsge schichte – Symposium der Beiträge Arnold-Frey muthHeinz Müller-Dietz: und Nationalsozialismus – Gesammelte (2000) 8 schen Hamm (2000) 9 Gesellschaft, Franz-Josef Düwell (Hrsg.): Licht und Schatten. Der 9. November in der deut10 Bernd-Rüdiger Kernund / Klaus-Peter Schroeder Eduard Simson (1810– schen Geschichte Rechtsgeschichte – (Hrsg.): Symposium dervon Arnold-Frey muth1899). „Chorführer Deutschen“ und erster Präsident des Reichsgerichts (2001) Gesellschaft, Hammder (2000) 11 Norbert Haase /Kern Bert/Pampel (Hrsg.): Die Waldheimer „Prozesse“ – fünfzig Jahre 10 Bernd-Rüdiger Klaus-Peter Schroeder (Hrsg.): Eduard von Simson (1810– danach.„Chorführer Dokumentation der Tagung und der Stiftung Sächsische Gedenkstätten 28. 1899). der Deutschen“ erster Präsident des Reichs gerichts am (2001) 29. September in Pampel Waldheim (2001)Die Waldheimer „Prozesse“ – fünfzig Jahre 11 und Norbert Haase / Bert (Hrsg.): 12 Wolfgang Form (Hrsg.):der LiteraturundStiftung Urteilsverzeichnis zum politischen danach. Dokumentation Tagung der Sächsische Gedenkstätten amNS28. Strafrecht (2001) in Waldheim (2001) und 29. September Sabine Hain: Die(Hrsg.): Individualverfassungsbeschwerde nach Bundesrecht (2002) NS13 12 Wolfgang Form Literatur- und Urteilsverzeichnis zum politischen 14 Gerhard StrafrechtPauli (2001)/ Thomas Vormbaum (Hrsg.): Justiz und Nationalsozialismus – Fachtagung in dernach Justizakademie des Landes Sabine Hain:und Die Diskontinuität. Individualverfassungsbeschwerde Bundesrecht (2002) 13 Kontinuität Recklinghausen, amVormbaum 19. und 20.(Hrsg.): November 2001und (2003) 14 NRW, Gerhard Pauli / Thomas Justiz Nationalsozialismus – 15 Mario Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien im 19. Jahrhundert. InterKontinuität und Diskontinuität. Fachtagung in der Justizakademie des Landes nationaler Kongreß desam Diparti mento di Storia der Universität NRW, Recklinghausen, 19. und 20. November 2001 (2003) Sassari und des di Asinara, Torres, 25. Mai 2001 (2006) 15 Parco Marionazionale Da Passano (Hrsg.):Porto Europäische Strafkolonien im 19. Jahrhundert. Inter16 Sylvia Kesper-Biermann / Petramento Overath (Hrsg.): Internationalisierung nationaler Kongreß des Diparti di Storia derDie Universität Sassari und von des Strafrechtswissenschaft undPorto Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im VerParco nazionale di Asinara, Torres, 25. Mai 2001 (2006) 16 gleich Sylvia (2007) Kesper-Biermann / Petra Overath (Hrsg.): Die Internationalisierung von 17 Hermann Weber (Hrsg.): Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Strafrechtswissenschaft undLiteratur, Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im VerRendsburg vom 16. bis 18. September 2005 (2007) gleich (2007) 18 undund (bildende) im Nord17 Hermann Weber Weber (Hrsg.): (Hrsg.):Literatur, Literatur,Recht Recht Musik. Kunst. TagungTagung im Nordkolleg kolleg Rendsburg vom September 2007 (2008) Rendsburg vom 16. bis 21. 18. bis Sep23. tember 2005 (2007) 19 Muñoz(Hrsg.): Conde /Literatur, Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation 18 Francisco Hermann Weber Recht und (bildende) Kunst. Tagungvon im DiktaNordturen Demokratien der Vergangenheit kolleginRendsburg vomund 21.Aufarbeitung bis 23. September 2007 (2008) (2010) 20 Scheiwe KrawietzVormbaum (Hrsg.): (K)Eine wie jede andere? Die 19 Kirsten Francisco Muñoz/ Johanna Conde / Thomas (Hrsg.):Arbeit Transformation von DiktaRegulierung von Arbeit imAufarbeitung Privathaushalt turen in Demokratien und der(2014) Vergangenheit (2010) 20 Kirsten Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die Regulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014)
15 Mario D national Parco n 16 Sylvia K Strafrec gleich ( 17 Herman Rendsb 18 Herman kolleg R 19 Francis turen in 20 Kirsten Regulie
Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im Vergleich (2007) gleich (2007) Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Hermann (Hrsg.): Literatur, und Musik. Tagung im Nordkolleg RendsburgWeber vom 16. bis 18. Sep temberRecht 2005 (2007) Rendsburg vom 16. bis 18.Literatur, September 2005 (2007) Hermann Weber (Hrsg.): Recht und (bildende) Kunst. Tagung im NordHermann Weber (Hrsg.): Recht und2007 (bildende) kolleg Rendsburg vom 21.Literatur, bis 23. September (2008)Kunst. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 21./ Thomas bis 23. September (2008) Francisco Muñoz Conde Vormbaum2007 (Hrsg.): Transformation von DiktaFrancisco Muñoz Conde Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation von Diktaturen in Demokratien und/ Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) turen in Scheiwe Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) Kirsten / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die Thorsten Kurtz: Das Oberste Rückerstattungsgericht inArbeit Herford (2014) Hannes Scheiwe Ludyga: Die Rechtsstellung der Juden(K)Eine in Bayern vonwie 1819 bisandere? 1918. StuKirsten Johanna Krawietz (Hrsg.): jede Die Regulierung von /Arbeit im Privathaushalt (2014) die im Spiegel derArbeit Verhand lungen der Kammer der Abgeordneten desder bayerischen Sebastian Schermaul: Die der (2014) Karlsbader Beschlüsse an UniversiRegulierung von imUmsetzung Privathaushalt Landtags tät Leipzig(2007) 1819–1848 (2013) 21 Helmut Irmen: Das Sondergericht Aachen 1941–1945 (2018) MicheleHonda: Sarfatti:Beiträge Die Juden im faschistischen Italien. Geschichte, 254 Minoru zur Geschichte des japanischen Strafrechts Identität, (2020) Verfolgung (2014)
17 17 18 18 19 19 20 23 203 24
1 11 2 3 2 43 5 4 6 75 86 79 8 109 10 11 11 12 13 14 14 15 15 16 17 17 18 18 19 19 20 20
Abteilung 3: Beiträge zur modernen deutschen Strafgesetzgebung. Abteilung 2: Forum Juristische Zeitgeschichte Materialien zu einem historischen Kommentar Abteilung 9: Beiträge zur modernen Verfassungsgeschichte
Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer ZeitThomas Vormbaum / Jürgen Welp (Hrsg.): Das Strafgesetzbuch SammOlaf Kroon: Verfassung von Cádiz (1812). Spaniens Sprungseit in 1870. die Moderne, geschichte (1)Die – Schwerpunktthema: Recht und Nationalsozialismus (1998) lung der Änderungen und Neubekanntmachungen; fünf Textbände (1999–2020) gespiegelt an der Verfassung Kurhessens von 1831 (2019) Karl-Heinz Keldungs: Das Sondergericht Duisburg 1943–1945 (1998) und drei Supplementbände (2005, 2006) Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer ZeitChristian Müller: Das Gewohnheitsverbrechergesetz vom 24. November 1933. geschichte (2) – Schwerpunktthema: Recht und Juristen in der Revolution von Kriminalpolitik 1848/49 (1998) als Rassenpolitik (1998) Maria Meyer-Höger: Der Jugendarrest. Entstehung und Weiterentwicklung einer Thomas Vormbaum: Beiträge zur juristischen Zeitgeschichte (1999) Sanktion (1998) Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum: Themen juristischer Zeitgeschichte (3), Kirsten Gieseler: Unterlassene Hilfeleistung – § 323c StGB. Reformdiskussion (1999) und Gesetzgebung 1870.Themen (1999) juristischer Zeitgeschichte (4), (2000) Thomas Vormbaumseit (Hrsg.): Robert Weber: Die Entwicklung Nebenstrafrechts 1871–1914 (1999) Frank Roeser: Das Sondergerichtdes Essen 1942–1945 (2000) FrankMüller-Dietz: Nobis: Die Strafprozeßgesetzgebung der späten Weimarer Beiträge Republik(2000) (2000) Heinz Recht und Nationalsozialismus – Gesammelte Karsten Felske: Kriminelle terroristische Vereinigungen – §§ 129,in129a Franz-Josef Düwell (Hrsg.):und Licht und Schatten. Der 9. November der StGB deut(2002) schen Geschichte und Rechtsgeschichte – Symposium der Arnold-FreymuthRalf Baumgarten: Zweikampf Gesellschaft, Hamm (2000) – §§ 201–210 a.F. StGB (2003) Felix Prinz: Diebstahl – §§ 242 ff. Schroeder StGB (2003) Bernd-Rüdiger Kern / Klaus-Peter (Hrsg.): Eduard von Simson (1810– Werner„Chorführer Schubert / Thomas Vormbaum Entstehung des Strafgesetzbuchs. 1899). der Deutschen“ und(Hrsg.): erster Präsident des Reichs gerichts (2001) Kommissionsprotokolle und Entwürfe. Band 1: 1869 (2002); Band –2:fünfzig 1870 (2004) Norbert Haase / Bert Pampel (Hrsg.): Die Waldheimer „Prozesse“ Jahre Lars Bernhard: Falsche Verdächtigung 164, 165 StGB) und Vortäuschenameiner danach. Dokumentation der Tagung der(§§ Stiftung Sächsische Gedenkstätten 28. Straftat 145d StGB), (2003) (2001) und 29. (§ September in Waldheim Frank Korn: Körperverletzungsdelikte 223 ff., 340 StGB. Wolfgang Form (Hrsg.): Literatur- und– §§ Urteilsverzeichnis zumReformdiskus politischen sion NSund Gesetzgebung Strafrecht (2001) von 1870 bis 1933 (2003) Christian Gröning: Körperverletzungsdelikte – §§ 223 340 StGB.(2002) ReformdisSabine Hain: Die Individualverfassungsbeschwerde nachff., Bundesrecht kussion und Gesetzgebung seit 1933 (2004) Gerhard Pauli / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Justiz und Nationalsozialismus – Sabine Putzke: Strafbarkeit der Abtreibung derJustizakademie Kaiserzeit und des in der WeiKontinuität undDie Diskontinuität. Fachtagung in inder Landes marer Recklinghausen, Zeit. Eine Analyse Straftatbestände in den NRW, amder 19. Reformdiskussion und 20. Novemberund 2001der (2003) Mario Da Passano(1908–1931), (Hrsg.): Europäische Reformentwürfen (2003) Strafkolonien im 19. Jahrhundert. Internationaler Kongreß des Diparti mento di Storiaamtlicher der Universität Sassari (§ und353d des Eckard Voßiek: Strafbare Veröffentlichung Schriftstücke Parco nazionale di Asinara, Porto Torres, 25. Mai 2001 (2006)(2004) Nr. 3 StGB). Gesetzgebung und Rechtsanwendung seit 1851 Sylvia / Petra Overath –(Hrsg.): von Stefan Kesper-Biermann Lindenberg: Brandstiftungsdelikte §§ 306Die ff. Internationalisierung StGB. Reformdiskussion Strafrechtswissenschaft und (2004) Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im Verund Gesetzgebung seit 1870 gleich Ninette(2007) Barreneche†: Materialien zu einer Strafrechtsgeschichte der Münchener Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Räterepublik 1918/1919 (2004) Rendsburg vom Rechtsbeugung 16. bis 18. September 2005StGB. (2007)Reformdiskussion und GesetzCarsten Thiel: – § 339 Hermann Weber gebung seit 1870(Hrsg.): (2005) Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 21. bis September 2007 (2008)„Euthanasie“ und SterbeVera Große-Vehne: Tötung auf23. Verlangen (§ 216 StGB), Francisco Muñoz Condeund / Thomas Vormbaum Transformation von Diktahilfe. Reformdiskussion Gesetzgebung seit(Hrsg.): 1870 (2005) turen in Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit Thomas Vormbaum / Kathrin Rentrop (Hrsg.): Reform (2010) des Strafgesetzbuchs. Kirsten Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie2:jede andere? Die Sammlung der Reformentwürfe. Band 1: 1909 bis 1919. Band 1922 bis 1939. Regulierung im Privathaushalt (2014) Band 3: 1959von bis Arbeit 1996 (2008)
21 Dietmar Prechtel: Urkundendelikte (§§ 267 ff. StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870 (2005)
gleich (2007) 17 Hermann We Rendsburg vo 18 Hermann Web kolleg Rendsb 19 Francisco Mu turen in Demo 20 Kirsten Schei Regulierung v
17 18 18 19 19 20 20 233 21 24 22 254 23 241 1 2 253 26 4 275 286 7 298 9 30 31 10 32 11 33 12 34 13 35 14 36 15 37 38 16 39 40 17 41 18 42 19 20 43 44
Räterepublik 1918/1919 (2004) Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Carsten Thiel: – § 339 Rendsburg vom Rechtsbeugung 16. bis 18. September 2005StGB. (2007)Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870(Hrsg.): (2005) Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im NordHermann Weber Vera Große-Vehne: Tötung auf23. Verlangen (§ 216 StGB), kolleg Rendsburg vom 21. bis September 2007 (2008)„Euthanasie“ und Sterbehilfe. Reformdiskussion Gesetzgebung seit(Hrsg.): 1870 (2005) Francisco Muñoz Condeund / Thomas Vormbaum Transformation von Diktaturen in Demokratien Aufarbeitung Vergangenheit Thomas Vormbaum /und Kathrin Rentropder (Hrsg.): Reform (2010) des Strafgesetzbuchs. Kirsten Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie2:jede andere? Die Sammlung der Reformentwürfe. Band 1: 1909 bis 1919. Band 1922 bis 1939. Regulierung im Privathaushalt (2014) Band 3: 1959von bis Arbeit 1996 (2008) Thorsten Kurtz: Das Oberste Rückerstattungsgericht in Herford1819 (2014) Hannes DieUrkundendelikte Rechtsstellung der in Bayern bis 1918. StuDietmarLudyga: Prechtel: (§§Juden 267 ff. StGB). von Reformdiskussion und Sebastian Schermaul: Die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse an Universidie im Spiegel der 1870 Verhand lungen der Kammer der Abgeordneten desder bayerischen Gesetzgebung seit (2005) tät Leipzig 1819–1848 (2013)Kuppelei, Zuhälterei. Reformdiskussion und GesetzLandtags (2007) Ilya Hartmann: Prostitution, Minoru Honda: Beiträge des japanischen Strafrechts Identität, (2020) VerMichele Sarfatti: Die Juden im faschistischen Italien. Geschichte, gebung seit 1870 (2006) zur Geschichte folgung (2014) Ralf Seemann: Strafbare Vereitelung von Gläubigerrechten (§§ 283 ff., 288 Abteilung 2: Forum Juristische Zeitgeschichte StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870 (2006) Abteilung 9: Beiträge zur modernen Verfassungsgeschichte Andrea Hartmann: (§§(Hrsg.): 94 ff. StGB a.F.) juristischer und VerunglimpFranz-Josef DüwellMajestätsbeleidigung / Thomas Vormbaum Themen Zeitfung des Staatsoberhauptes StGB). Reformdiskussion undin Gesetzgebung Olaf Kroon: Verfassung (§ von90Cádiz (1812). Spaniens Sprung die Moderne, geschichte (1)Die – Schwerpunktthema: Recht und Nationalsozialismus (1998) seit dem 19. Jahrhundert (2006) gespiegelt an der Verfassung Kurhessens von 1831 (2019) Karl-Heinz Keldungs: Das Sondergericht Duisburg 1943–1945 (1998) Christina (§ 123 StGB). Reformdiskussion und Franz-JosefRampf: DüwellHausfriedensbruch / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer ZeitGesetzgebung 1870 (2006) geschichte (2) seit – Schwerpunktthema: Recht und Juristen in der Revolution von Christian Schäfer: „Widernatürliche Unzucht“ (§§ 175, 175a, 175b, 182, a.F. 1848/49 (1998) StGB). undzur Gesetzgebung 1945 (2006)(1999) ThomasReformdiskussion Vormbaum: Beiträge juristischen seit Zeitgeschichte Kathrin Rentrop: Untreue und Unterschlagung (§§ 266 und 246 StGB). ReformFranz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum: Themen juristischer Zeitgeschichte (3), diskussion und Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (2007) (1999) Martin Straßenverkehrsstrafrecht. Reformdiskussion Thomas Asholt: Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeitgeschichteund (4), Gesetz (2000)gebung seit dem Ausgang 19. Jahrhunderts Frank Roeser: Dasdes Sondergericht Essen(2007) 1942–1945 (2000) Katharina Linka: Mord (§§ 211–213 StGB). Reformdiskussion Heinz Müller-Dietz: Rechtund undTotschlag Nationalsozialismus – Gesammelte Beiträge (2000) und Gesetzgebung seit 1870 (2008) Franz-Josef Düwell (Hrsg.): Licht und Schatten. Der 9. November in der deutJuliane Sophia Dettmar: Legalitätschichte und Opportunität im Strafprozess. Reformdisschen Geschichte und Rechtsge – Symposium der Arnold-Frey muthkussion und Gesetzgebung von 1877 bis 1933 (2008) Gesellschaft, Hamm (2000) Jürgen Durynek: Korruptionsdelikte (§§ 331(Hrsg.): ff. StGB). Reformdiskussion und Bernd-Rüdiger Kern / Klaus-Peter Schroeder Eduard von Simson (1810– Gesetzgebung seit dem 19. Jahr hundert (2008) 1899). „Chorführer der Deutschen“ und erster Präsident des Reichsgerichts (2001) Judith sächsische Strafrecht 19. Jahrhundert bis zum ReichsstrafNorbertWeber: HaaseDas / Bert Pampel (Hrsg.): DieimWaldheimer „Prozesse“ – fünfzig Jahre gesetzbuch (2009) danach. Dokumentation der Tagung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten am 28. Denis Matthies: Exemplifikationen und Regelbeispiele. Eine Untersuchung zum und 29. September in Waldheim (2001) 100-jährigen Beitrag von Adolf Wach zur „Legislativen Technik“ (2009) Wolfgang Form (Hrsg.): Literatur- und Urteilsverzeichnis zum politischen NSBenedikt Rohrßen: Von der „Anreizung zum Klassenkampf“ zur „Volksverhetzung“ Strafrecht (2001) (§ 130 StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (2009) Sabine Hain: Die Individualverfassungsbeschwerde nach Bundesrecht (2002) Friederike Goltsche: Der Entwurf eines Allgemeinen Deutschen StrafgesetzbuGerhard Pauli / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Justiz und Nationalsozialismus – ches von 1922 (Entwurf Radbruch) (2010) Kontinuität und Diskontinuität. Fachtagung in der Justizakademie des Landes Tarig Elobied: Die Entwicklung des Strafbefehlsverfahrens von 1846 bis in die NRW, Recklinghausen, am 19. und 20. November 2001 (2003) Gegenwart (2010) Mario Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien im 19. Jahrhundert. InterChristina Müting: Sexuelle Nötigung; Vergewaltigung (§ 177 StGB) (2010) nationaler Kongreß Dipartimento di Storiaüber der Internationale Universität Sassari Nadeschda Wilkitzki:des Entstehung des Gesetzes Rechtsund hilfedes in Parco nazionale di (2010) Asinara, Porto Torres, 25. Mai 2001 (2006) Strafsachen (IRG) Sylvia Kesper-Biermann / Petra Overath Die Internationalisierung von André Brambring: Kindestötung (§ 217(Hrsg.): a.F. StGB). Reformdiskussion und Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im VerGesetzgebung seit 1870 (2010) gleich (2007) Wilhelm Rettler: Der strafrechtliche Schutz des sozialistischen Eigentums in der Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg DDR (2010) Rendsburg vom Debatten 16. bis 18.um Sepdie tember 2005 (2007) Yvonne Hötzel: Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland Hermann Weber (Hrsg.): von 1949 bis 1990 (2010) Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 21. bisim 23.Vorfeld September (2008) der Teilnahme (§§ 88a, Dagmar Kolbe: Strafbarkeit und 2007 im Umfeld Francisco Muñoz Conde / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation 110, 111, 130a und 140 StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebungvon seitDiktadem turen in Demokratien 19. Jahrhundert (2011)und Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) KirstenBdeiwi: ScheiweBeischlaf / Johanna zwischen Krawietz (Hrsg.): (K)Eine wie jedeReform andere? und Die Sami Verwandten (§ Arbeit 173 StGB). Regulierung Privathaushalt (2014) Ge setzgebungvon seitArbeit 1870 im (2014) Michaela Arnold: Verfall, Einziehung und Unbrauchbarmachung (§§ 73 bis 76a StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem 19. Jahrhundert (2015)
17 Herman Rendsb 18 Herman kolleg R 19 Francis turen in 20 Kirsten Regulie
17 10 41 18 10 11 42 19 11 12 43 20 23 12 13 3 44 24 14 13 45 14 25 4 15 45 46 15 1 16 1 47 46 2 16 3 48 47 17
49 48 17 184 5 50 49 18 19 6 51 50 19 7 20 528 20 519 1 2 10 31 24 113 45 12 56 13 67 14 78 9 15 10 8 9 11 10 16 11 12 17 13 12 18 13 19 14 20 15 14 16 15 16
Gesellschaft, Hamm (2000) DDR Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht– und Musik. Tagung im Nordkolleg schen (2010) Geschichte und Rechtsge schichte Symposium der Arnold-Frey muthBernd-Rüdiger Kern / Klaus-Peter Schroeder (Hrsg.): Eduard von Simson (1810– Yvonne Hötzel: Debatten Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland Rendsburg vom 16. bis 18.um Sepdie tember 2005 (2007) Gesellschaft, Hamm (2000) 1899). „Chorführer der Deutschen“ und erster Präsident des Reichsgerichts (2001) von 1949 bis 1990 (2010) Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Schroeder Recht und(Hrsg.): (bildende) Kunst. Tagung im(1810– NordBernd-Rüdiger Kern / Klaus-Peter Eduard von Simson Norbert Haase Pampel im (Hrsg.): Dieund Waldheimer „Prozesse“ – fünfzig Jahre Dagmar Kolbe:/ Bert Strafbarkeit im Umfeld derReichs Teilnahme 88a, kolleg Rendsburg vom bis 23.Vorfeld September (2008) 1899). „Chorführer der 21. Deutschen“ und erster2007 Präsident des gerichts(§§ (2001) danach. der Tagung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten amdem 28. 110, 111,Dokumentation 130a 140 Reformdiskussion und Gesetzgebung seit Francisco Muñoz Conde / StGB). Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation von DiktaNorbert Haase / und Bert Pampel (Hrsg.): Die Waldheimer „Prozesse“ – fünfzig Jahre undJahrhundert 29. September in Waldheim (2001) 19. (2011) turen in Demokratien undder Aufarbeitung Vergangenheit danach. Dokumentation Tagung der der Stiftung Sächsische(2010) Gedenkstätten am 28. Wolfgang FormBeischlaf (Hrsg.): Literaturund Urteilsverzeichnis zum politischen NSSami zwischen Verwandten (§ Arbeit 173 StGB). Kirsten Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine wie jedeReform andere? und Die und 29.Bdeiwi: September in Waldheim (2001) Strafrecht (2001) Ge setzgebung seit 1870 (2014) Regulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014) Thorsten Kurtz: Das Oberste Rückerstattungsgericht in Herford Wolfgang Form (Hrsg.): Literaturund Urteilsverzeichnis zum(2014) politischen NSSabine Hain: DieDie Individualverfassungsbeschwerde nach Bundesrecht Hannes Ludyga: Rechtsstellung derund Juden in Bayern von 1819 bis(2002) 1918. Michaela Einziehung Unbrauchbarmachung bis Stu76a Sebastian Arnold: Schermaul: Die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse an(§§ der73UniversiStrafrecht (2001) Verfall, Gerhard Pauli / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Justiz und Nationalsozialismus die im Spiegel der Verhand lungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen StGB). Reformdiskussion und Gesetzgebung seit dem 19.Bundesrecht Jahrhundert (2002) (2015) – tät Leipzig 1819–1848 (2013) Sabine Hain: Die Individualverfassungsbeschwerde nach Landtags (2007) Kontinuität und Diskontinuität. Fachtagung in der Justizakademie des Landes Andrea Honda: Schurig: „Republikflucht“ (§§(Hrsg.): 213, 214 StGB/DDR). Gesetzgeberische Gerhard Pauli /Beiträge Thomas Vormbaum Justiz und Nationalsozialismus – Minoru zur Geschichte des japanischen Strafrechts (2020) Michele Sarfatti: Die Juden im faschistischen Italien. Geschichte, Identität, VerNRW, Recklinghausen, am 19. und 20. November 2001 (2003) Entwicklung,und Einfluss des MfS Fachtagung und Gerichtspraxis am Beispiel von Sachsen Kontinuität Diskontinuität. in der Justizakademie des Landes folgung (2014) Mario Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien im 19. Jahrhundert. Inter(2016)Recklinghausen, Andrea Schurig: „Republikflucht“ (§§November 213, 214Zeitgeschichte StGB/DDR). Abteilung 2: 19. Forum Juristische NRW, am und 20. 2001 (2003) Gesetzgeberische nationaler Kongreß des Diparti mento di Storia derHessen Universität Sassari und des Sandra Knaudt: Das Strafrecht im Großherzogtum im Jahrhundert bis Entwicklung, Einfluss des MfS und Gerichtspraxis am von Sachsen MarioAbteilung Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien im Beispiel 19. 19. Jahrhundert. Inter9:Asinara, Beiträge zurVormbaum modernen Verfassungsgeschichte Franz-Josef Düwell / Thomas (Hrsg.): Themen juristischer ZeitParco nazionale di Porto Torres, 25. Mai 2001 (2006) zum Reichsstrafgesetzbuch (2017) (2016) nationaler Kongreß des Diparti mento di Storia der Universität Sassari und des geschichte (1)Die – Schwerpunktthema: Recht und (1998) Sylvia Kesper-Biermann / Petra Overath (Hrsg.): Die Internationalisierung von Olaf Kroon: Verfassung vonim Cádiz (1812). Spaniens Sprung die Moderne, Michael Rudlof: Das Gesetz zur Strafbarkeit derNationalsozialismus geschäftsmäßigen Förderung der Sandra Knaudt: Das Strafrecht Großherzogtum Hessen im 19.inJahrhundert bis Parco nazionale di Asinara, Porto Torres, 25. Mai 2001 (2006) Karl-Heinz Keldungs: Das Sondergericht Duisburg 1943–1945 (1998) Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im Vergespiegelt an der Verfassung Kurhessens von 1831 (2019) Selbsttötung (§ 217 StGB nF.) (2018) zum Reichsstrafgesetzbuch (2017) Sylvia Kesper-Biermann / Petra Overath (Hrsg.): Die Internationalisierung von Franz-Josef / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeitgleich (2007)Düwell Karl Müller: Steuerhinterziehung (§§ 370, 371 AO). Gesetzgebung und ReformMichael Rudlof: Das Gesetz Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der Strafrechtswissenschaft und zur Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im Vergeschichte Weber (2) – Schwerpunktthema: Recht und und Musik. Juristen Tagung in der Revolution von Hermann (Hrsg.): Literatur, Recht im Nordkolleg diskussion seit dem 19. Jahrhundert Selbsttötung (§ 217 StGB nF.) (2018)(2018) gleich (2007) 1848/49 (1998) Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005 (2007) Katharina Kühne: Die Entwicklung des 371 Internetstrafrechts besonderer Karl Müller: Steuerhinterziehung (§§Recht 370, Gesetzgebung ReformHermann Weber (Hrsg.): Literatur, undAO). Musik. Tagungunter imund Nordkolleg Thomas Vormbaum: Beiträge zur juristischen (1999) Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht undZeitgeschichte (bildende) Kunst. Tagung im NordBerücksichtigung der19. 202a–202c StGB § 303a und § 303b StGB (2018) diskussion seit Jahrhundert (2018) Rendsburg vomdem 16. bis§§18. September 2005sowie (2007) Franz-Josef Düwell / Thomas Themen juristischer Zeitgeschichte (3), kolleg Rendsburg vom 21. bis Vormbaum: 23. September 2007 (2008) Benedikt Beßmann: Das Entwicklung StrafrechtRecht desdes Herzogtums Braunschweig imbesonderer 19.NordJahrKatharina Kühne: Die Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, undInternetstrafrechts (bildende) Kunst. unter Tagung im (1999) Francisco Muñoz Conde / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation von DiktahundertRendsburg bis zum Reichsstrafgesetzbuch (2019) Berücksichtigung der 202a–202c StGB sowie § 303a kolleg vom§§21. bis 23. September 2007 (2008)und § 303b StGB (2018) Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeitgeschichte turen in Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit (2010)(4), (2000) Josef Roth: Die Entwicklung des Weinstrafrechts seit 1871 (2020) imvon Benedikt Beßmann: Das /Strafrecht des Herzogtums Braunschweig 19.DiktaJahrFrancisco Muñoz Conde Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation Frank Sondergericht Essen 1942–1945 KirstenRoeser: ScheiweDas / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine(2000) Arbeit wie jede andere? Die hundert zum (2019) turen in bis Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit Arne Fischer DieReichsstrafgesetzbuch Legitimität des Sportwettbetrugs (§265c (2010) StGB). Heinz Müller-Dietz: Recht und Nationalsozialismus – Gesammelte Beiträge (2000) Regulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014) Abteilung 4: Leben und Werk. Biographien Werkanalysen Unter besonderer des „Rechtsguts“ Integrität Sports (2020) Kirsten Scheiwe / Berücksichtigung Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eineund Arbeit wiedes jede andere? Die Josef Roth: Die Entwicklung Weinstrafrechts (2020) Franz-Josef Düwell (Hrsg.): des Licht und Schatten.seit Der1871 9. November in der deutRegulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014) schen Geschichte – Symposium der Arnold-Frey muthMario A. Cattaneo:und Karl Rechtsge Grolmansschichte strafrechtlicher Humanismus (1998) AbteilungHamm 4: Leben und Werk. Biographien und Werkanalysen Gesellschaft, (2000) Gerit Thulfaut: Kriminalpolitik und Strafrechtstheorie bei Edmund Mezger (2000) Bernd-Rüdiger KernKarl / Klaus-Peter Schroeder (Hrsg.): Eduard(2001) von(1998) Simson (1810– Adolf Persönlichkeit und Recht. Gesammelte Aufsätze MarioLaufs: A. Cattaneo: Grolmans strafrechtlicher Humanismus 1899).Thulfaut: „Chorführer der Deutschen“ und erster Präsident des Reichsgerichts (2001) Hanno Durth: Der Kampf gegen Unrecht. Gustav Radbruchs Theorie(2000) eines Gerit Kriminalpolitik unddas Strafrechtstheorie bei Edmund Mezger Norbert Haase / Bert Pampel (Hrsg.): Waldheimer „Prozesse“ Kulturverfassungsrechts (2001) Adolf Laufs: Persönlichkeit und Recht.Die Gesammelte Aufsätze (2001)– fünfzig Jahre danach.Tausch: Dokumentation der (1902–1984). Tagungdas derUnrecht. Stiftung Sächsische Gedenkstätten am 28. Volker MaxKampf Güde Generalbundesanwalt undTheorie RechtspolitiHanno Durth: Der gegen Gustav Radbruchs eines und(2002) 29. September in Waldheim ker Kulturverfassungsrechts (2001) (2001) Wolfgang FormMax (Hrsg.): Literaturund(1902–1977). Urteilsverzeichnis zumund politischen NSBernd Schmalhausen: Josef Neuberger Ein Leben für eine menschVolker Tausch: Güde (1902–1984). Generalbundesanwalt RechtspolitiStrafrecht liche Justiz(2001) (2002) ker (2002) Sabine Hain: Die Individualverfassungsbeschwerde nach (2002) Wolf Christian von Arnswald: Savigny(1902–1977). als Strafrechtspraktiker. Ministerium für Bernd Schmalhausen: Josef Neuberger EinBundesrecht Leben für eine menschGerhard Pauli / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Justiz und Nationalsozialismus – die Gesetzesrevision (1842–1848), (2003) liche Justiz (2002) Kontinuität Diskontinuität. Fachtagung in derund Justizakademie des Landes Thilo Ramm:und Ferdinand Lassalle. Der Revolutionär das RechtMinisterium (2004) Wolf Christian von Arnswald: Savigny als Strafrechtspraktiker. für NRW, Recklinghausen, am 19. und 20. November 2001 (2003) Martin D. Klein: Demokratisches die Gesetzesrevision (1842–1848),Denken (2003) bei Gustav Radbruch (2007) MarioRamm: Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien imzu19. Jahrhundert. InterFrancisco Muñoz Conde: Edmund – Beiträge einem Juristenleben Thilo Ferdinand Lassalle. DerMezger Revolutionär und das Recht (2004) nationaler Kongreß des Diparti mento di Storia der Universität Sassari und des (2007) D. Klein: Demokratisches Denken bei Gustav Radbruch (2007) Martin Parco nazionale di Asinara, Porto 25. Das Mai 2001 (2006) Whitney R.Muñoz Harris: Tyrannen vorTorres, Gericht. Verfahren deutschen Francisco Conde: Edmund Mezger – Beiträge zu gegen einem die Juristenleben Sylvia Kesper-Biermannnach / Petra Die Internationalisierung von Hauptkriegsverbrecher demOverath Zweiten(Hrsg.): Weltkrieg in Nürnberg 1945–1946 (2007) Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im Ver(2008) R. Harris: Tyrannen vor Gericht. Das Verfahren gegen die deutschen Whitney gleichHilgendorf (2007) (Hrsg.):nach Eric Die deutschsprachige Strafrechtswissenschaft in SelbstHauptkriegsverbrecher dem Zweiten Weltkrieg in Nürnberg 1945–1946 Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg darstellungen (2010) (2008) Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005 (2007) Tamara Cipolla:(Hrsg.): Friedrich von Strombeck. Leben und Werk in– SelbstUnter Eric Hilgendorf Die Karl deutschsprachige Strafrechtswissenschaft Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im Nordbesonderer Berücksichtigung des Entwurfes eines Strafgesetzbuches für ein Norddarstellungen (2010) kolleg Rendsburg vom 21. bis 23. September 2007 (2008) deutschesCipolla: Staatsgebiet (2010) Karl von Strombeck. Leben und Werk – Unter Tamara Friedrich Francisco Muñoz Conde / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation von DiktaKaroline Peters: J.D. H. Temme und das preußische Strafverfahren für in ein der NordMitte be sonderer Berücksichtigung des Entwurfes eines Strafgesetzbuches turen in Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) des 19. Jahrhunderts (2010) deutsches Staatsgebiet (2010) Kirsten Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die Eric Hilgendorf Die ausländische Strafrechtswissenschaft Karoline Peters: (Hrsg.): J.D. H. Temme und das preußische Strafverfahren in in Selbstdarder Mitte Regulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014) stellungen. Die internationale des 19. Jahrhunderts (2010) Rezeption des deutschen Strafrechts (2019) Hannes Ludyga: (Hrsg.): Otto Kahn-Freund (1900–1979). Ein ArbeitsrechtlerininSelbstdarder WeiEric Hilgendorf Die ausländische Strafrechtswissenschaft marer Zeit (2016) stellungen. Die internationale Rezeption des deutschen Strafrechts (2019) Hannes Ludyga: Otto Kahn-Freund (1900–1979). Ein Arbeitsrechtler in der Weimarer Zeit (2016)
Gesellschaft, 17 Hermann We schen Gesch 10 Bernd-Rüdige Rendsburg vo Gesellschaft, 1899). „Chorf 18 Bernd-Rüdige Hermann Web 10 11 Norbert Haas kolleg Rendsb 1899). „Chorf danach. Doku 19 Norbert Francisco Mu 11 Haas und 29. Septe turen in Demo danach. Doku 12 Wolfgang For 20 und Kirsten 29. Schei Septe Strafrecht (20 Regulierung v 12 Wolfgang For 13 Sabine Hain: Strafrecht (20 14 Gerhard Pau 13 Sabine Hain: Kontinuität u 14 Gerhard Pau NRW, Recklin Kontinuität u 15 Mario Da Pa NRW, Recklin nationaler Ko 15 Mario Da Pa Parco naziona nationaler Ko 16 Sylvia Kesper Parco naziona Strafrechtswis 16 Sylvia Kesper gleich (2007) Strafrechtswis 17 Hermann We gleich (2007) Rendsburg vo 17 Hermann We 18 Hermann Web Rendsburg vo kolleg Rendsb 18 Hermann Web 19 Francisco Mu kolleg Rendsb turen in Demo 19 Francisco Mu 20 Kirsten Schei turen in Demo Regulierung v 20 Kirsten Schei Regulierung v
gleich (2007) 17 (2008) Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg 12 Eric Hilgendorf (Hrsg.): Strafrechtswissenschaft in SelbstRendsburg vom 16. bis 18.Die Sepdeutschsprachige tember 2005 (2007) (2010) 18 darstellungen Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im Nord13 Tamara Cipolla: vom Friedrich von Strombeck. Leben und Werk – Unter kolleg Rendsburg 21. bisKarl 23. September 2007 (2008) sondererMuñoz Berücksichtigung des Entwurfes eines Strafgesetzbuches fürvon ein DiktaNord19 be Francisco Conde / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation deutsches Staatsgebietund (2010) turen in Demokratien Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) 14 Peters:/ J.Johanna D.H. Temme und(Hrsg.): das preußische Strafverfahren der Mitte 20 Karoline Kirsten Scheiwe Krawietz (K)Eine Arbeit wie jede in andere? Die 19. Jahrhunderts (2010) Regulierung vonDas Arbeit im Privathaushalt (2014) 23 des Thorsten Kurtz: Oberste Rückerstattungsgericht in Herford (2014) 3 Hannes Ludyga: (Hrsg.): Die Rechtsstellung der Juden in Bayern von 1819 bis Stu15 Hilgendorf ausländische Strafrechtswissenschaft in 1918. Selbstdar24 Eric Sebastian Schermaul: Die Die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse an der Universidie im Spiegel der Verhand lungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen stellungen. Die internationale tät Leipzig(2007) 1819–1848 (2013) Rezeption des deutschen Strafrechts (2019) Landtags 16 Ludyga:Beiträge Otto Kahn-Freund (1900–1979). Ein Arbeitsrechtler in der Wei254 Hannes Minoru Honda: zur Geschichte des japanischen Strafrechts Identität, (2020) Michele Sarfatti: Die Juden im faschistischen Italien. Geschichte, Vermarer Zeit (2016) folgung (2014) 17 Rudolf Bastuck: Rudolf Wassermann. Vision undZeitgeschichte Umsetzung einer inneren JustizAbteilung 2: Forum Juristische reformAbteilung (2020) 9: Beiträge zur modernen Verfassungsgeschichte 1 Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeitgeschichte – Schwerpunktthema: Recht und Nationalsozialismus 1 Olaf Kroon:(1)Die Verfassung5:von Cádiz (1812). Spaniens Sprung in (1998) die Moderne, Abteilung Juristisches Zeitgeschehen. 2 Karl-Heinz Keldungs: Das Sondergericht Duisburg 1943–1945 (1998) gespiegelt an der Verfassung Kurhessens von 1831 (2019) Rechtspolitik und Justiz aus zeitgenössischer Perspektive 3 Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeitgeschichte (2) – Schwerpunktthema: und Juristen der Revolution von Mitherausgegeben von GiselaRecht Friedrichsen („DerinSpiegel“) 1848/49 (1998) und RA Prof. Dr. Franz Salditt 4 Thomas Vormbaum: Beiträge zur juristischen Zeitgeschichte (1999) 1 Diether Posser: Anwalt im Kalten Krieg. Ein Stück deutscher Geschichte in poli5 Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum: Themen juristischer Zeitgeschichte (3), tischen Prozessen 1951–1968. 3. Auflage (1999) (1999) 2 Jörg Arnold (Hrsg.): Strafrechtliche Auseinandersetzung mit Systemvergangen6 Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeitgeschichte (4), (2000) heit am Beispiel der DDR (2000) 7 Frank Roeser: Das Sondergericht Essen 1942–1945 (2000) 3 Vormbaum Recht (Hrsg.): vor Gericht: Der Papon-Prozeß (2000) Heinz Müller-Dietz: undVichy Nationalsozialismus – Gesammelte Beiträge (2000) 8 Thomas 49 Heiko Ahlbrecht / Kai AmbosLicht (Hrsg.): Fall Pinochet(s). Auslieferung Franz-Josef Düwell (Hrsg.): undDer Schatten. Der 9. November in derwegen deutstaatsverstärkter Kriminalität? (1999) schen Geschichte und Rechtsge schichte – Symposium der Arnold-Freymuth5 Oliver Franz:Hamm Ausgehverbot Gesellschaft, (2000) für Jugendliche („Juvenile Curfew“) in den USA. und Gesetzgebung seit dem(Hrsg.): 19. Jahrhundert (2000) 10 Reformdiskussion Bernd-Rüdiger Kern / Klaus-Peter Schroeder Eduard von Simson (1810– 6 Gabriele Zwiehoff (Hrsg.): „Großer Lauschangriff“. Die Entstehung des Gesetzes 1899). „Chorführer der Deutschen“ und erster Präsident des Reichsgerichts (2001) Änderung Grund gesetzes vom Die 26. März 1998 und des Gesetzes zur Ände11 zur Norbert Haasedes / Bert Pampel (Hrsg.): Waldheimer „Prozesse“ – fünfzig Jahre rung derDokumentation Strafprozeßordnung vom der 4. Mai 1998 in der Presseberichterstattung danach. der Tagung Stiftung Sächsische Gedenkstätten am 28. 1997/98 (2000) und 29. September in Waldheim (2001) 7 Mario A. Cattaneo: Strafrechtstotalitarismus. Terrorismus und Willkür (2001) NS12 Wolfgang Form (Hrsg.): Literatur- und Urteilsverzeichnis zum politischen 8 Gisela Friedrichsen / Gerhard Mauz: Er oder sie? Der Strafprozeß Böttcher/ Strafrecht (2001) Prozeßberichte 1987 bis 1999 (2001) Sabine Hain: Die Individualverfassungsbeschwerde nach Bundesrecht (2002) 13 Weimar. 9 Heribert Thomas Vormbaum 2000 in 14 Gerhard Prantl Pauli // Thomas Vormbaum (Hrsg.): (Hrsg.): Juristisches Justiz und Zeitgeschehen Nationalsozialismus – der Süddeutschen Zeitung (2001) Fachtagung in der Justizakademie des Landes Kontinuität und Diskontinuität. 10 NRW, HelmutRecklinghausen, Kreicker: Art. 7amEMRK Gewalttaten an der deutsch-deutschen 19. undund 20. die November 2001 (2003) GrenzeDa (2002) 15 Mario Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien im 19. Jahrhundert. Inter11 Heribert / Thomas Vormbaum Juristisches Zeitgeschehen 2001des in nationalerPrantl Kongreß des Diparti mento(Hrsg.): di Storia der Universität Sassari und der Süddeutschen Parco nazionale diZeitung Asinara,(2002) Porto Torres, 25. Mai 2001 (2006) 12 Henning Floto: Der Rechtsstatus des Johanniterordens. Eine rechtsgeschichtliche 16 Sylvia Kesper-Biermann / Petra Overath (Hrsg.): Die Internationalisierung von und rechtsdogmatische Untersuchung zum Rechtsstatus derDeutschland Balley Brandenburg Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870–1930). im Verdes ritterlichen gleich (2007) Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (2003) 13 (Hrsg.):und Juristisches Zeitgeschehen 2002 in 17 Heribert HermannPrantl Weber/ Thomas (Hrsg.): Vormbaum Literatur, Recht Musik. Tagung im Nordkolleg der Süddeutschen Zeitung Rendsburg vom 16. bis 18.(2003) September 2005 (2007) 14 AmbosWeber / Jörg(Hrsg.): Arnold (Hrsg.): Irak-Krieg und das Kunst. Völkerrecht (2004) 18 Kai Hermann Literatur,Der Recht und (bildende) Tagung im Nord15 Heribert Prantl / Thomas (Hrsg.):2007 Juristisches kolleg Rendsburg vom 21. Vormbaum bis 23. September (2008) Zeitgeschehen 2003 in Süddeutschen Zeitung/ (2004) 19 der Francisco Muñoz Conde Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation von Dikta16 Sascha Lüder: Völkerrechtliche Verantwortlichkeit bei(2010) Teilnahme an „Peaceturen inRolf Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit der VerKrawietz einten Nationen 20 keeping“-Missionen Kirsten Scheiwe / Johanna (Hrsg.):(2004) (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die 17 Heribert Prantl Thomas (Hrsg.): Juristisches Zeitgeschehen 2004 in Regulierung von/Arbeit imVormbaum Privathaushalt (2014) der Süddeutschen Zeitung (2005) 18 Christian Haumann: Die „gewichtende Arbeitsweise“ der Finanzverwaltung. Eine Untersuchung über die Aufgabenerfüllung der Finanzverwaltung bei der Festsetzung der Veranlagungssteuern (2008) 19 Asmerom Ogbamichael: Das neue deutsche Geldwäscherecht (2011)
gleich ( 17 Herman Rendsb 18 Herman kolleg R 19 Francis turen in 20 Kirsten Regulie
13 gleich Heribert Prantl / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Juristisches Zeitgeschehen 2002 in (2007) der Süddeutschen Zeitung (2003) Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Kai Ambos vom / Jörg16. Arnold (Hrsg.): Der Irak-Krieg und das Völkerrecht (2004) Rendsburg bis 18. September 2005 (2007) Heribert Prantl ThomasLiteratur, Vormbaum (Hrsg.): JuristischesKunst. Zeitgeschehen in Hermann Weber /(Hrsg.): Recht und (bildende) Tagung im2003 Nordder Süddeutschen Zeitung (2004) kolleg Rendsburg vom 21. bis 23. September 2007 (2008) 16 Francisco Sascha RolfMuñoz Lüder:Conde Völkerrechtliche Verantwortlichkeit bei Teilnahme an 19 / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation von„PeaceDiktakeeping“-Missionen einten Nationen (2004) turen in Demokratiender undVer Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) 17 Prantl // Thomas (Hrsg.):(K)Eine Juristisches 2004Die in 20 Heribert Kirsten Scheiwe JohannaVormbaum Krawietz (Hrsg.): ArbeitZeitgeschehen wie jede andere? Süddeutschen Zeitung Regulierung vonDas Arbeit im(2005) Privathaushalt (2014) 23 der Thorsten Kurtz: Oberste Rückerstattungsgericht in Herford (2014) 3 Hannes Ludyga: Die Rechtsstellung derArbeitsweise“ Juden in Bayern 1819 bis 1918. Eine Stu18 der von Finanzverwaltung. 24 Christian Sebastian Haumann: Schermaul:Die Die„gewichtende Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse an der Universidie im Spiegel der Verhand lungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Untersuchung über die (2013) Aufgabenerfüllung der Finanzverwaltung bei der Festsettät Leipzig(2007) 1819–1848 Landtags derHonda: Veranlagungssteuern (2008) des japanischen Strafrechts (2020) 254 zung Minoru Beiträge zur Geschichte Michele Sarfatti: Die Juden Italien. Geschichte, 19 Asmerom Ogbamichael: Das im neuefaschistischen deutsche Geldwäscherecht (2011)Identität, Verfolgung (2014) 20 Lars Chr. Barnewitz: Die Entschädigung der Freimaurerlogen Abteilung 2: Forum Juristische Zeitgeschichte nach 1945 und nach 1989 (2011) Abteilung 9: Beiträge zurVormbaum modernen Verfassungsgeschichte Franz-Josef Düwell / Thomas (Hrsg.): Themen juristischer 211 Ralf Gnüchtel: Jugendschutztatbestände im 13. Abschnitt des StGB (2013) Zeitgeschichte (1)Die – Stasi Schwerpunktthema: Recht undDer Nationalsozialismus 221 Helmut Irmen: und DDR-Militärjustiz. Einfluss des MfS aufModerne, MilitärOlaf Kroon: Verfassung von Cádiz (1812). Spaniens Sprung in (1998) die 2 justiz Karl-Heinz Keldungs: Das Sondergericht Duisburg 1943–1945 (1998) und Militärstrafvollzug in der DDRvon (2014) gespiegelt an der Verfassung Kurhessens 1831 (2019) Franz-Josef Düwell / Thomas und Vormbaum Themen juristischer Zeit233 Pascal Johann: Möglichkeiten Grenzen(Hrsg.): des neuen Vermögenschabschöpgeschichte (2) – Schwerpunktthema: Recht und Juristen in der und Revolution von fungsrechts. Eine Untersuchung zur vorläufigen Sicherstellung der Einzie1848/49 (1998) hung von Vermögen unklarer Herkunft (2019) Thomas Vormbaum: 244 Zekai Dag ˘as¸an: Das Beiträge Ansehenzur desjuristischen Staates im Zeitgeschichte türkischen und(1999) deutschen Strafrecht 5 (2015) Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum: Themen juristischer Zeitgeschichte (3), (1999) Bertheau: Politisch unwürdig? Entschädigung von Kommunisten für 25 Camilla 6 nationalsozialistische Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer ZeitgeschichteGesetzgebung (4), (2000) und Gewaltmaßnahmen. Bundesdeutsche 7 Frank Roeser: Das Sondergericht Essen 1942–1945 (2000) Rechtsprechung der 50er Jahre (2016) 8 Heinz Müller-Dietz: Recht und Nationalsozialismus – Gesammelte Beiträge (2000) 9 Franz-Josef Düwell Abteilung (Hrsg.): Licht und Schatten. Der 9. November in der deut6: Recht in der Kunst schen Geschichte und Rechtsgeschichte – Symposium der Arnold-FreymuthMitherausgegeben von Prof. Dr. Gunter Reiß Gesellschaft, Hamm (2000) 10 Bernd-Rüdiger Kern / Klaus-Peter Schroeder EduardWiderschein. von SimsonGesam(1810– 1 Heinz Müller-Dietz: Recht und Kriminalität im(Hrsg.): literarischen 1899). „Chorführer der Deutschen“ und erster Präsident des Reichs gerichts (2001) melte Aufsätze (1999) 112 Klaus NorbertLüderssen Haase / Bert Pampel (Hrsg.): Waldheimer „Prozesse“ – fünfzig (Hrsg.): »Die wahreDie Liberalität ist Anerkennung«. GoetheJahre und danach. die JurisDokumentation prudenz (1999) der Tagung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten am 28. und 29. September in Waldheim (2001) 3 Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper (1928) / Dreigroschenroman (1934). Mit 12 Wolfgang Form (Hrsg.): Literatur- und Urteilsverzeichnis zum politischen NSKommentaren von Iring Fetscher und Bodo Plachta (2001) Strafrecht (2001) 4 Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche (1842) / Die Vergeltung (1841). 13 Sabine Hain: Die Individualverfassungsbeschwerde nach Bundesrecht (2002) Mit Kommentaren von Heinz Holzhauer und Winfried Woesler (2000) 14 Gerhard Pauli / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Justiz und Nationalsozialismus – 5 Theodor Fontane: Unterm Birnbaum (1885). Mit Kommentaren von Hugo Aust Kontinuität und Diskontinuität. Fachtagung in der Justizakademie des Landes und Klaus Lüderssen (2001) NRW, Recklinghausen, am 19. und 20. November 2001 (2003) 6 Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas (1810). Mit Kommentaren von Wolfgang 15 Mario Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien im 19. Jahrhundert. InterNaucke undKongreß Joachimdes Linder (2000) nationaler Diparti mento di Storia der Universität Sassari und des 7 Anja Sya: Literatur und juristisches Erkenntnisinteresse. Joachim Maass’ Roman Parco nazionale di Asinara, Porto Torres, 25. Mai 2001 (2006) Gouffé“ und sein Verhältnis zu der historischen Vorlage (2001) 16 „Der SylviaFall Kesper-Biermann / Petra Overath (Hrsg.): Die Internationalisierung von 8 Heiner Mückenberger: und Theodor Storm – Dichter und Richter. Eine im rechtsStrafrechtswissenschaft Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland Vergeschichtliche gleich (2007) Lebensbeschreibung (2001) 9 Hermann Weber (Hrsg.): (Hrsg.): Literatur, Annäherung an und das Thema „Recht und Literatur“. 17 Hermann Weber Recht Musik. Tagung im Nordkolleg Recht, Literatur und Kunst in der NJW (1), (2002) Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005 (2007) 10 Weber (Hrsg.): (Hrsg.): Literatur, Juristen als Dichter. Recht, Literatur Kunst der 18 Hermann Hermann Weber Recht und (bildende) Kunst. und Tagung im in NordNJW (2002) vom 21. bis 23. September 2007 (2008) kolleg(2), Rendsburg 11 ProzesseVormbaum und Rechtsstreitigkeiten um Recht,von Literatur 19 Hermann Francisco Weber Muñoz (Hrsg.): Conde / Thomas (Hrsg.): Transformation Diktaund Recht, Literatur und Kunst inder derVergangenheit NJW (3), (2002) turenKunst. in Demokratien und Aufarbeitung (2010) 12 Spiegelungen. erweiterte Auflage (2002) 20 Klaus KirstenLüderssen: Scheiwe / Produktive Johanna Krawietz (Hrsg.):2., (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die 13 Lion Feuchtwanger: Erfolg. Drei Jahre Geschichte Regulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014) einer Provinz. Roman (1929). Mit Kommentaren von Theo Rasehorn und Ernst Ribbat (2002) 14 Jakob Wassermann: Der Fall Maurizius. Roman (1928). Mit Kommentaren von Thomas Vormbaum und Regina Schäfer (2003) 15 Hermann Weber (Hrsg.): Recht, Staat und Politik im Bild der Dichtung. Recht, Literatur und Kunst in der Neuen Juristischen Wochenschrift (4), (2003) 17 14 15 18
gleich (2007) 17 Hermann We Rendsburg vo 18 Hermann Web kolleg Rendsb 19 Francisco Mu turen in Demo 20 Kirsten Schei Regulierung v
gleich (2007) Recht, Literatur und Kunst in der NJW (1), (2002) 17 Hermann Hermann Weber Weber (Hrsg.): (Hrsg.): Juristen Literatur, undRecht, Musik. Tagungund imKunst Nordkolleg 10 als Recht Dichter. Literatur in der Rendsburg vom 16. bis 18. Sep tember 2005 (2007) NJW (2), (2002) 18 Hermann Hermann Weber und (bildende) Kunst. Nord11 Weber (Hrsg.): (Hrsg.): Literatur, Prozesse Recht und Rechtsstreitigkeiten umTagung Recht, im Literatur kolleg Rendsburg 21. bis September 2007 (3), (2008) und Kunst. Recht, vom Literatur und23. Kunst in der NJW (2002) 19 Klaus Francisco Muñoz Produktive Conde / Thomas Vormbaum Transformation von Dikta12 Lüderssen: Spiegelungen. 2.,(Hrsg.): erweiterte Auflage (2002) turen in Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) 13 Lion Feuchtwanger: Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz. Roman (1929). 20 Kirsten Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die Mit Kommentaren von Theo Rasehorn und Ernst Ribbat (2002) 233 Thorsten Kurtz: Rückerstattungsgericht in Herford1819 (2014) Regulierung vonDas Arbeit im Privathaushalt (2014) Ludyga: DieOberste Rechtsstellung der Juden in Bayern bis 1918. Stu14 Hannes Jakob Wassermann: Der Fall Maurizius. Roman (1928). von Mit Kommentaren von 24 Sebastian Schermaul: Die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse an der Universidie im Spiegel der Verhand lungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen Thomas Vormbaum und Regina Schäfer (2003) tät Leipzig(2007) 1819–1848 (2013) 15 Landtags Hermann Weber (Hrsg.): Recht, Staat und Politik im Bild der Dichtung. Recht, 254 Minoru zur Geschichte des japanischen Strafrechts Identität, (2020) VerMicheleHonda: Sarfatti:Beiträge Die Juden im faschistischen Italien. Geschichte, Literatur und Kunst in der Neuen Juristischen Wochenschrift (4), (2003) folgung (2014) 16 Hermann Weber (Hrsg.): 2: Reale und fiktive Kriminalfälle als Gegenstand der LiteraAbteilung Forum Juristische Zeitgeschichte tur. Recht, Literatur und Kunst in der Neuen Juristischen Wochenschrift (5), (2003) Abteilung 9: Beiträge zurVormbaum modernen(Hrsg.): Verfassungsgeschichte 1 Franz-Josef Düwell / Thomas Themen juristischer Zeit17 Karl Kraus: Sittlichkeit und Kriminalität. (1908). Mit Kommentaren von Helmut (1) – Schwerpunktthema: Recht und Nationalsozialismus (1998) 1 geschichte Olaf Kroon: Die Verfassung von Cádiz (1812). Spaniens Sprung in die Moderne, Arntzen und Heinz Müller-Dietz (2004) 2 Karl-Heinz Keldungs: DasDichter Sondergericht Duisburg 1943–1945 gespiegelt an der (Hrsg.): Verfassung Kurhessens von 1831 (2019) 18 Hermann Weber als Juristen. Recht, Literatur(1998) und Kunst in der 3 Franz-Josef DüwellWochen / Thomas Neuen Juristischen schriftVormbaum (6), (2004) (Hrsg.): Themen juristischer Zeit(2) – (Hrsg.): Schwerpunktthema: Recht und Juristen in der Revolution von 19 geschichte Hermann Weber Recht und Juristen im Bild der Literatur. Recht, Litera1848/49 (1998) tur und Kunst in der Neuen Juristischen Wochenschrift (7), (2005) 4 Thomas Vormbaum: Beiträge zur juristischen Zeitgeschichte (1999) 20 Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Ein Lustspiel (1811). Mit Kommenta5 Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum: Themen juristischer Zeitgeschichte (3), ren von Michael Walter und Regina Schäfer (2005) (1999) 21 Francisco Muñoz Conde / Marta Muñoz Aunión: „Das Urteil von Nürnberg“. 6 Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeitgeschichte (4), (2000) Juristischer und filmwissenschaftlicher Kommentar zum Film von Stanley Kra7 Frank Roeser: Das Sondergericht Essen 1942–1945 (2000) mer (1961), (2006) 8 Heinz Müller-Dietz: Recht und Nationalsozialismus – Gesammelte Beiträge (2000) 229 Fjodor Dostojewski: Aufzeichnungen ausSchatten. einem Totenhaus (1860). Mit Franz-Josef Düwell (Hrsg.): Licht und Der 9. November in Kommender deuttaren Heinz Müller-Dietz undschichte Dunja Brötz (2005) schenvon Geschichte und Rechtsge – Symposium der Arnold-Freymuth23 Thomas Vormbaum Gesellschaft, Hamm(Hrsg.): (2000) Anton Matthias Sprickmann. Dichter und Jurist. Mit Kommentaren von Walter Gödden, Schroeder Jörg Löffler und Thomas (2006) 10 Bernd-Rüdiger Kern / Klaus-Peter (Hrsg.): EduardVormbaum von Simson (1810– 24 Friedrich Schiller: Verbrecher aus Infamie (1786). Mit des Kommentaren von (2001) Heinz 1899). „Chorführer der Deutschen“ und erster Präsident Reichsgerichts Müller-Dietz und Martin Huber (2006) 11 Norbert Haase / Bert Pampel (Hrsg.): Die Waldheimer „Prozesse“ – fünfzig Jahre 25 danach. Franz Kafka: Der Proceß. Mit Kommentaren von Detlef Kremer Dokumentation derRoman Tagung(1925). der Stiftung Sächsische Gedenkstätten am 28. und 29. JörgSeptember Tenckhoffin (2006) und Waldheim (2001) 26 Wolfgang Heinrich Heine: Ein Wintermährchen. Geschrieben Januar 1844. 12 Form Deutschland. (Hrsg.): Literaturund Urteilsverzeichnis zum im politischen NSMit Kommentaren Strafrecht (2001) von Winfried Woesler und Thomas Vormbaum (2006) 27 Vormbaum (Hrsg.): Recht, Rechtswissenschaft und Juristen im Werk Sabine Hain: Die Individualverfassungsbeschwerde nach Bundesrecht (2002) 13 Thomas 14 Heinrich Gerhard Heines Pauli / (2006) Thomas Vormbaum (Hrsg.): Justiz und Nationalsozialismus – Heinz Müller-Dietz: Recht und Kriminalität in literarischen Spiegelungendes (2007) 28 Kontinuität und Diskontinuität. Fachtagung in der Justizakademie Landes 29 NRW, Alexander Puschkin: Pique Dame (1834). Mit Kommentaren Recklinghausen, am 19. und 20. November 2001 (2003) von Barbara Aufschnaiter/Dunja Brötz und Friedrich-Christian Schroederim (2007) 15 Mario Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien 19. Jahrhundert. Inter30 Georg Büchner: Danton’s Tod. Dramatische Bilder aus Frankreichs Schrenationaler Kongreß des Dipartimento di Storia der Universität Sassari und des ckensherrschaft. Mit Kommentaren von Sven Kramer und Bodo Pieroth (2007) Parco nazionale di Asinara, Porto Torres, 25. Mai 2001 (2006) 31 Daniel Halft: Die Szene wird zum Tribunal! Eine Studie zu den Beziehungen von 16 Sylvia Kesper-Biermann / Petra Overath (Hrsg.): Die Internationalisierung von Recht und Literatur am Beispiel des Schauspiels „Cyankali“ von Friedrich Wolf Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im Ver(2007) gleich (2007) 32 Erich Wulffen: Kriminalpsychologie und Psychopathologie in Schillers Räubern 17 Hermann Weber (Hrsg.): Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg (1907). Herausgegeben vonLiteratur, Jürgen Seul (2007) vom 16.Produktive bis 18. SepSpiegelungen: tember 2005 (2007) 33 Rendsburg Klaus Lüderssen: Recht in Literatur, Theater und Film. 18 Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im NordBand II (2007) vom 21.Roman bis 23. (1956). September (2008) 34 kolleg Albert Rendsburg Camus: Der Fall. Mit2007 Kommentaren von Brigitte Sändig 19 Francisco Muñoz Conde / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Transformation von Diktaund Sven Grotendiek (2008) turen in Demokratien und Aufarbeitung 35 Thomas Vormbaum (Hrsg.): Pest, Folterder undVergangenheit Schandsäule. (2010) Der Mailänder Prozess 20 Kirsten Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.):und (K)Eine Arbeit wie jede andere? von Die wegen „Pestschmierereien“ in Rechtskritik Literatur. Mit Kommentaren Regulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014) Ezequiel Malarino und Helmut C. Jacobs (2008) 36 E.T.A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi – Erzählung aus dem Zeitalter Ludwigs des Vierzehnten (1819). Mit Kommentaren von Heinz Müller-Dietz und Marion Bönnighausen (2010) 37 Leonardo Sciascia: Der Tag der Eule. Mit Kommentaren von Gisela Schlüter und Daniele Negri (2010)
17 Herman Rendsb 18 Herman kolleg R 19 Francis turen in 20 Kirsten Regulie
25 17 33 18 341 19 352 3 20 23 3 36 23 24 244 5 25 4 37 25 6 38 7 81 1 39 38 19 2 23 40 39 3 41 10 40 42 414 11 45 43 5 42 44 43 126 45 76 46 78 44 13 45 89 14 479 46 48 47 15 10 10 49 48 11 11 16 50 49 12 50 12 17 51 13 52 13 18 14 51 14 53 52 19 15 53 15 54 20 16 16 1 17 17 18 1 182 19 1932 20 203 1 21 2
Minoru Honda: Beiträge zur Geschichte des japanischen Strafrechts (2020) (1907). Herausgegeben vonLiteratur, Jürgen Seul (2007) Hermann Weber (Hrsg.): Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Klaus Lüderssen: Produktive Spiegelungen: Recht in Literatur, Theater und Film. Rendsburg vom 16. bis 18. Sep tember 2005 (2007) Abteilung 2: Forum Juristische Zeitgeschichte Band II (2007) Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im NordFranz-Josef Düwell / 21. Thomas (Hrsg.): Themen ZeitAlbert Camus: Der Fall. Roman (1956). Mit2007 Kommentaren vonjuristischer Brigitte Sändig kolleg Rendsburg vom bis 23.Vormbaum September (2008) geschichte (1) – Schwerpunktthema: Recht und(Hrsg.): Nationalsozialismus (1998) und Sven Grotendiek (2008) Francisco Muñoz Conde / Thomas Vormbaum Transformation von DiktaThomas Vormbaum (Hrsg.): Pest, Folterder und Schandsäule. Der (1998) Mailänder Prozess Karl-Heinz Keldungs: DasAufarbeitung Sondergericht Duisburg 1943–1945 turen in Demokratien und Vergangenheit (2010) wegen in Rechtskritik Literatur. Mit Kommentaren von Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Kirsten„Pestschmierereien“ Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.):und (K)Eine Arbeit wie jede andere?ZeitDie Ezequiel Malarino und Helmut C. Jacobs (2008) geschichte (2) – Schwerpunktthema: Recht und Juristen in der Revolution von Regulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014) ThorstenLudyga: Kurtz: Das Oberste Rückerstattungsgericht in Herford (2014) Hannes Die Rechtsstellung Juden– in Bayern von bis 1918.LudStuE.T.A. Das Fräulein von der Scuderi Erzählung aus 1819 dem Zeitalter 1848/49Hoffmann: (1998) Thorsten Kurtz: Das Oberste Rückerstattungsgericht inBeschlüsse Herford (2014) Sebastian Schermaul: Die Umsetzung der Karlsbader an Universidie imdes Spiegel der Verhand lungen derKommentaren Kammer der Abgeordneten desder bayerischen wigs Vierzehnten (1819). Mit von Heinz Müller-Dietz und Thomas Vormbaum: Beiträge zur juristischen Zeitgeschichte (1999) Sebastian Schermaul: Die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse an der Universität Leipzig 1819–1848 (2013) Landtags (2007) Marion Bönnighausen (2010) Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum: Themen juristischer Zeitgeschichte (3), tät Leipzig 1819–1848 (2013) Minoru Honda: Beiträge zur der Geschichte desKommentaren japanischen Strafrechts (2020) Michele Sarfatti: Die Juden im Eule. faschistischen Italien. Geschichte, Leonardo Sciascia: Der Tag Mit von GiselaIdentität, Schlüter Verund (1999) Minoru Honda: Beiträge zur Geschichte des japanischen Strafrechts (2020) folgung (2014) Daniele (2010) Thomas Negri Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeitgeschichte (4), (2000) Abteilung 2: Forum Juristische Zeitgeschichte Franz Roeser: Werfel:Abteilung EineSondergericht blaßblaue Frauenschrift. Novelle (1941). Mit Kommentaren Frank Das Essen 1942–1945 (2000) 2: Forum Juristische Zeitgeschichte Abteilung Beiträge zur modernen Verfassungsgeschichte von Pape9:und Brauneder (2011) HeinzMatthias Müller-Dietz: Recht und Nationalsozialismus – Gesammelte (2000)ZeitFranz-Josef Düwell / Wilhelm Thomas Vormbaum (Hrsg.): ThemenBeiträge juristischer Franz-Josef Düwell / Gesetz. Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer ZeitThomas Mann: Das Novelle (1944). Mit von FranzKroon: Werfel: blaßblaue Frauenschrift. Novelle (1941). Mit Franz-Josef (Hrsg.): Licht und Schatten. DerKommentaren 9. Sprung November in derVolker deutgeschichte (1)Düwell –Eine Schwerpunktthema: Recht und Nationalsozialismus (1998) Olaf Die Verfassung von Cádiz (1812). Spaniens inKommentaren die Moderne, geschichte (1) – Schwerpunktthema: Recht und Nationalsozialismus (1998) Ladenthin und Thomas Vormbaum (2013) von Matthias Pape und Wilhelm Brauneder schen Geschichte undDas Rechtsge schichtevon –(2011) Symposium der (1998) Arnold-FreymuthKarl-Heinz Keldungs: Sondergericht Duisburg 1943–1945 gespiegelt an der Verfassung Kurhessens 1831 (2019) Karl-Heinz Keldungs: Sondergericht Duisburg 1943–1945 Theodor Ein Novelle (1886) (2013) Thomas Storm: Mann: DasDoppelgänger. Gesetz. Novelle (1944). Mit Kommentaren von Volker Gesellschaft, Hamm (2000) Franz-Josef Düwell /Das Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen(1998) juristischer ZeitFranz-Josef Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer ZeitDorothea Der/ /Klaus-Peter Kriminalrechtsfall ,Kaspar Hauser‘ und seine Rezep(1810– tion in Ladenthin Peters: und Thomas Vormbaum (2013) Bernd-Rüdiger Schroeder (Hrsg.): Eduard von Simson geschichte (2)Düwell –Kern Schwerpunktthema: Recht und Juristen in der Revolution von geschichte (2) – Schwerpunktthema: Recht und Juristen in der Revolution von Jakob Wassermanns Caspar-Hauser-Roman (2014) Theodor Storm: Ein Doppelgänger. Novelle (1886) (2013) 1899). „Chorführer der Deutschen“ und erster Präsident des Reichs gerichts (2001) 1848/49 (1998) 1848/49 (1998) Jörg Schönert: Kriminalität erzählen (2015) Dorothea Peters: DerBeiträge Kriminalrechtsfall Hauser‘ und seine Rezeption in Norbert Haase / Bert Pampel (Hrsg.): Die,Kaspar Waldheimer „Prozesse“ – fünfzig Jahre Thomas Vormbaum: zur juristischen Zeitgeschichte (1999) Thomas Vormbaum: Beiträge zur juristischen Zeitgeschichte (1999) Klaus Lüderssen: Produktive Spiegelungen. Recht im künstlerischen Kontext. Jakob Wassermanns Caspar-Hauser-Roman (2014) danach. Dokumentation der Tagung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten am (3), 28. Franz-Josef Düwell / Thomas Vormbaum: Themen juristischer Zeitgeschichte Band 3 (2014) Franz-Josef Düwell Vormbaum: Jörg Schönert: Kriminalität erzählen (2015)Themen juristischer Zeitgeschichte (3), und 29. September in/ Thomas Waldheim (2001) (1999) Franz Kafka: In der Strafkolonie. Erzählung (1919) (2015) (1999) Klaus Lüderssen: Produktive Spiegelungen. Recht im künstlerischen Kontext. Wolfgang Form (Hrsg.): LiteraturUrteilsverzeichnis zum(4), politischen NSThomas Vormbaum (Hrsg.): Themenund juristischer Zeitgeschichte (2000) Heinz Müller-Dietz: Recht und Kriminalität in literarischen Brechungen (2016) Thomas Vormbaum (Hrsg.): Themen juristischer Zeitgeschichte (4), (2000) Band 3 (2014) Strafrecht (2001) Frank Roeser: Das Sondergericht Essen 1942–1945 (2000) Hermann Weber (Hrsg.): Das Recht als 1942–1945 Rahmen für(2015) Literatur und Kunst. Tagung Frank Roeser: Sondergericht Essen (2000) Franz Kafka: InDas der Strafkolonie. Erzählung (1919) Sabine Hain: Die Individualverfassungsbeschwerde nach Bundesrecht Heinz Müller-Dietz: Recht und Nationalsozialismus – Gesammelte Beiträge(2002) (2000) im Nordkolleg Rendsburg vom 4. bis 6. September 2015 (2017) Heinz Müller-Dietz: Recht und Kriminalität in literarischen Brechungen (2016) Heinz Müller-Dietz: Recht und Nationalsozialismus – Gesammelte Beiträgein(2000) Gerhard Pauli / Thomas Vormbaum Justiz Nationalsozialismus – Franz-Josef Düwell (Hrsg.): Licht und(Hrsg.): Schatten. Derund 9. November der deutWalter Müller-Seidel: Rechtsdenken im Text. Deutsche Literatur von Hermann Weber (Hrsg.): Das Licht Recht als literarischen Rahmen für Literatur Kunst. Tagung Franz-Josef Düwell (Hrsg.): und Schatten. Der 9. November in deutKontinuität und Diskontinuität. Fachtagung in der Justizakademie desder Landes schen Geschichte und Rechtsge schichte – Symposium der und Arnold-Frey muthder Weimarer Klassik zurRechtsge Weimarer Republik (2017) im Nordkolleg Rendsburg 4. schichte bis September 2015(2003) (2017) schen Geschichte – Symposium der Arnold-FreymuthNRW, Recklinghausen, amvom 19. und 20.6.November 2001 Gesellschaft, Hammund (2000) HonoréMüller-Seidel: de Balzac: Eine dunkle Geschichte. RomanText. (1841). Mit Kommentaren Walter Rechtsdenken im literarischen Deutsche Literatur von Gesellschaft, Hamm (2000) Mario Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien im 19.von Jahrhundert. InterBernd-Rüdiger Kern / Klaus-Peter Schroeder (Hrsg.): Eduard Simson (1810– vonWeimarer Luigi Lacchè und/ zur Christian vonSchroeder Tschilschke (2018)Eduard von Simson (1810– der Klassik Weimarer Republik (2017) Bernd-Rüdiger Kern Klaus-Peter (Hrsg.): nationaler Kongreß der desDeutschen“ Dipartimento dierster Storia der Universität Sassari und des 1899). „Chorführer und Präsident des Reichs gerichts (2001) Anja Schiemann: Der Kriminalfall Woyzeck. Der historische Fallgerichts und Büchners Honoré de Balzac: Eine dunkle Geschichte. Roman (1841). Mit Kommentaren 1899). „Chorführer der Deutschen“ und erster Präsident des Reichs (2001) Parco nazionale di Asinara, Porto Torres, 25. Mai 2001 (2006) Norbert Haase / Bert Pampel (Hrsg.): Die Waldheimer „Prozesse“ – fünfzig Jahre Drama (2018) von Luigi Lacchè undPampel Christian von Tschilschke (2018)„Prozesse“ – fünfzig Jahre Norbert Haase / Bert (Hrsg.): Waldheimer Sylvia / Petra (Hrsg.): Die Internationalisierung von danach.Kesper-Biermann Dokumentation der Tagung derDie Stiftung Sächsische Gedenkstätten am 28. E.T.A. Hoffmann: Meister Floh. Overath Ein Mährchen in sieben Abentheuern zweier Anja Schiemann: Der Kriminalfall Woyzeck. Der historische Fall und Büchners danach. Dokumentation der Tagung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten am 28. Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im Verund 29. September in Waldheim (2001) Freunde (1822). MitinKommentaren von Michael Niehaus und Thomas Vormbaum Drama (2018) und 29.(2007) September Waldheim (2001) gleich Wolfgang Form (Hrsg.): LiteraturundMährchen Urteilsverzeichnis zum politischen NS(2018) E.T.A. Hoffmann: MeisterLiteraturFloh. Ein in sieben zum Abentheuern zweier Wolfgang Form (Hrsg.): und Urteilsverzeichnis politischen NSHermann Weber (Hrsg.): Literatur,von Recht und Niehaus Musik. Tagung im Nordkolleg Strafrecht (2001) Bodo Pieroth: Deutsche Schriftsteller alsMichael angehende Juristen (2018) Freunde (1822). Mit Kommentaren und Thomas Vormbaum Strafrecht (2001) Rendsburg vom bis 18.Minde. September Sabine Hain: Die16. Individualverfassungsbeschwerde nach Bundesrecht Theodor Fontane: Grete Nach2005 einer(2007) altmärkischen Chronik (2002) (1880). Mit (2018) Sabine Hain: Die/ (Hrsg.): Individualverfassungsbeschwerde nach Bundesrecht (2002) Hermann Weber Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im NordGerhard Pauli Vormbaum (Hrsg.): Justiz und Nationalsozialismus – Kommentaren vonThomas Anja Schiemann und Walter Zimorski (2018) Bodo Pieroth: Deutsche Schriftsteller als angehende Juristen (2018) Gerhard Pauli / Diskontinuität. Thomas Vormbaum (Hrsg.): Justiz und Nationalsozialismus – kolleg Rendsburg vom 21. bis 23. September 2007 (2008) Kontinuität und Fachtagung in der Justizakademie des Landes Britta Lange / Martin Roeber / Christoph Schmitz-Scholemann (Hrsg.): GrenzTheodor Fontane: Grete Minde. Fachtagung Nach einer altmärkischen Chronik (1880). Mit Kontinuität und Diskontinuität. in der Justizakademie des Francisco Muñoz / Normen, Thomas (Hrsg.): Transformation vonLandes DiktaNRW, Recklinghausen, 19. und Vormbaum 20. 2001 (2003) überschreitungen: Recht, Literatur Musik. Tagung im Nordkolleg Kommentaren vonConde Anjaam Schiemann undNovember Walterund Zimorski (2018) NRW, Recklinghausen, am 19. und 20. November 2001 (2003) turen Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit MarioinLange Da Passano (Hrsg.): Europäische Strafkolonien im(2010) 19. Jahrhundert. InterRendsburg vom 8. bis 10. September 2017 (2019) Britta / Martin Roeber / Christoph Schmitz-Scholemann (Hrsg.): GrenzMario Da Passano (Hrsg.): Europäische im 19. Wolfgang Schild Richard Wagner recht betrachtet (2020) Kirsten Scheiwe / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wieJahrhundert. jede Die nationaler Kongreß des Diparti mento di Strafkolonien Storia Universität Sassari undInterdes überschreitungen: Recht, Normen, Literatur undder Musik. Tagung im andere? Nordkolleg nationaler Kongreß desim Diparti mento di25. Storia Sassari und des Regulierung von Privathaushalt (2014) Parco nazionale diArbeit Asinara, Porto Torres, Mai der 2001Universität (2006) Abteilung 7: Beiträge zur Anwaltsgeschichte Rendsburg vom 8. bis 10. September 2017 (2019) Parco di Asinara, Porto Torres, Mai 2001 Sylvia nazionale Kesper-Biermann / Petra Overath25. (Hrsg.): Die(2006) Internationalisierung von Mitherausgegeben/ Petra von Gerhard Jungfer, Dr. Tilmann Krach Sylvia Kesper-Biermann Overath (Hrsg.): Die Internationalisierung von Strafrechtswissenschaft Kriminalpolitik (1870–1930). Deutschland im VerAbteilungund 7: Beiträge zur Anwaltsgeschichte und Prof. Dr. Hinrich(1870–1930). Rüping Strafrechtswissenschaft und Kriminalpolitik Deutschland im Vergleich (2007) Mitherausgegeben von Gerhard Dr.des Tilmann Krach Nordkolleg gleich (2007) Babette Tondorf: der Jungfer, Frühphase reformierten Hermann Weber Strafverteidigung (Hrsg.): Literatur,in Recht und Musik. Tagung im StrafprozesundSep Prof. Dr. Hinrich Rüping Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg ses. Das Hochverratsverfah gegen badischen Aufständischen Gustav Struve Rendsburg vom 16. bis 18. ren temberdie 2005 (2007) Rendsburg vom 16. bis 18. Sep tember 2005 (2007) und KarlTondorf: Blind (2006) in Hermann Weber(1848/49), (Hrsg.): Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im NordBabette Strafverteidigung der Frühphase des reformierten StrafprozesHermann Weber (Hrsg.): Recht und (bildende) Kunst. Tagung im Struve NordHinrich Rüping: Rechtsanwälte imSeptember Bezirk Celle während des Nationalsozialismus kolleg Rendsburg vom 21.Literatur, bis 2007 (2008) ses. Das Hochverratsverfah ren23. gegen die badischen Aufständischen Gustav kolleg Rendsburg vom 21./ (2006) bis 23. September (2008) (2007) und Karl Blind (1848/49), Francisco Muñoz Conde Thomas Vormbaum2007 (Hrsg.): Transformation von DiktaFrancisco Muñoz Conde Thomas (Hrsg.): Transformation von DiktaDieter Geschichte der Rechtsanwaltskammer Hamm (2018) Hinrich Rüping: Rechtsanwälte im Vormbaum Bezirk während des Nationalsozialismus turen inFinzel: Demokratien und/ Aufarbeitung derCelle Vergangenheit (2010) turen in Scheiwe Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) (2007) Kirsten / Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)Eine Arbeit wie jede andere? Die Kirsten Scheiwe /Arbeit Johanna Krawietz (Hrsg.): (K)EineHamm Arbeit (2018) wie jede andere? Die Abteilung 8: Judaica Dieter Finzel: Geschichte Rechtsanwaltskammer Regulierung von imder Privathaushalt (2014) Regulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014) Hannes Ludyga: Philipp Auerbach (1906–1952). „Staatskommissar für rassisch, Abteilung religiös und politisch Verfolgte“ (2005)8: Judaica Thomas Vormbaum: Der Judeneid 19. Jahrhundert, vornehmlich für in Preußen. Hannes Ludyga: Philipp Auerbach im (1906–1952). „Staatskommissar rassisch, Ein Beitrag juristischen Zeitgeschichte (2006) religiös und zur politisch Verfolgte“ (2005) Thomas Vormbaum: Der Judeneid im 19. Jahrhundert, vornehmlich in Preußen. Ein Beitrag zur juristischen Zeitgeschichte (2006)
25 Minoru Hond 17 Hermann We Rendsburg voA 18 Hermann Web 1 Franz-Josef kolleg Rendsb geschichte (1) 19 Francisco Mu 2 Karl-Heinz K turen in Demo 3 Franz-Josef 20 Kirsten Schei geschichte (2 Regulierung 23 1848/49 Thorsten Kurv (199 244 Sebastian Sch Thomas Vorm Leipzig 18D 5 tät Franz-Josef 25 Minoru (1999) Hond 6 Thomas Vorm 7 Frank RoeserA Heinz Müller-D 81 Franz-Josef 9 geschichte Franz-Josef(1)D schen Gesch 2 Karl-Heinz K Gesellschaft, 3 Franz-Josef 10 geschichte Bernd-Rüdige (2 1899). „Chorf 1848/49 (199 114 Thomas Norbert Vorm Haas danach. Doku 5 Franz-Josef D und 29. Septe (1999) 12 WolfgangVorm Fo 6 Thomas Strafrecht (20 7 Frank Roeser Hain: 13 Heinz Müller-D 8 Sabine 149 Gerhard PauD Franz-Josef Kontinuität schen Geschu NRW, Recklin Gesellschaft, 15 Mario Da Pa 10 Bernd-Rüdige nationaler Ko 1899). „Chorf naziona 11 Parco Norbert Haas 16 Sylvia danach.Kesper Doku Strafrechtswi und 29. Septe (2007) 12 gleich Wolfgang Fo 17 Hermann We Strafrecht (20 vo Sabine Hain: 13 Rendsburg 18 Hermann Web 14 Gerhard Pau kolleg Rendsb Kontinuität u 19 Francisco Mu NRW, Recklin Demo 15 turen MarioinDa Pa 20 Kirsten Schei nationaler Ko Regulierung Parco nazionav
16 Sylvia Kesper Strafrechtswi gleich (2007) 17 Hermann We Rendsburg vo 18 Hermann Web kolleg Rendsb 19 Francisco Mu turen in Demo 20 Kirsten Schei Regulierung v
undLiteratur, Prof. Dr. Hinrich Rüping 17 Hermann Weber (Hrsg.): Recht und Musik. Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom 16. bis 18. September 2005 (2007) des reformierten Strafprozes1 Babette Tondorf: Strafverteidigung in der Frühphase 18 ses. Hermann Weber (Hrsg.): Literatur, Recht und (bildende) Kunst. Tagung im Struve NordDas Hochverratsverfah ren gegen die badischen Aufständischen Gustav und Karl Blind (1848/49), kolleg Rendsburg vom 21. (2006) bis 23. September 2007 (2008) 2 Hinrich Rüping: im Vormbaum Bezirk Celle während des Nationalsozialismus 19 Francisco MuñozRechtsanwälte Conde / Thomas (Hrsg.): Transformation von Dikta(2007) turen in Demokratien und Aufarbeitung der Vergangenheit (2010) 3 Dieter Geschichte Rechtsanwaltskammer 20 KirstenFinzel: Scheiwe / Johannader Krawietz (Hrsg.): (K)EineHamm Arbeit (2018) wie jede andere? Die Regulierung von Arbeit im Privathaushalt (2014) 3 Hannes Ludyga: Die Rechtsstellung der8:Juden in Bayern von 1819 bis 1918. StuAbteilung Judaica die im Spiegel der Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten des bayerischen 1 Hannes LandtagsLudyga: (2007) Philipp Auerbach (1906–1952). „Staatskommissar für rassisch, politisch 4 religiös Micheleund Sarfatti: DieVerfolgte“ Juden im (2005) faschistischen Italien. Geschichte, Identität, Ver2 Thomas Vormbaum: Der Judeneid im 19. Jahrhundert, vornehmlich in Preußen. folgung (2014) Ein Beitrag zur juristischen Zeitgeschichte (2006) Abteilung 9: Beiträge zur modernen Verfassungsgeschichte
3 Hannes Ludyga: Die Rechtsstellung der Juden in Bayern von 1819 bis 1918. StuDie von Cádiz (1812). der 1 Olaf Spaniens Sprung in Moderne, die imKroon: Spiegel derVerfassung Verhandlungen der Kammer Abgeordneten desdie bayerischen gespiegelt an der Verfassung Kurhessens von 1831 (2019) Landtags (2007) 4 Michele Sarfatti: Die Juden im faschistischen Italien. Geschichte, Identität, Verfolgung (2014)
Abteilung 9: Beiträge zur modernen Verfassungsgeschichte 1 Olaf Kroon: Die Verfassung von Cádiz (1812). Spaniens Sprung in die Moderne, gespiegelt an der Verfassung Kurhessens von 1831 (2019)
17 Herman Rendsb 18 Herman kolleg R 19 Francis turen in 20 Kirsten Regulie