Die Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus als Vorläufer der Tetrarchie 3515106219, 9783515106214

Am 20. November 284 wurde Diokletian vor den Toren der Stadt Nicomedia zum Kaiser ausgerufen. Dieses Ereignis gilt als d

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German Pages 506 [510] Year 2014

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Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
1 Einleitung
2 Forschungsüberblick
3 Quellenlage
3.1 Die literarischen Quellen
3.2 Die epigraphischen Quellen
3.3 Die papyrologischen Quellen
3.4 Die numismatischen Quellen
3.5 Die archäologischen Quellen
4 Ereignisgeschichtlicher Überblick
4.1 Die Herrschaftsübernahme des Carus
4.2 Die Familie des Carus
4.3 Der Sarmatenkrieg
4.4 Der Perserkrieg des Carus und Numerianus
4.5 Der Tod des Carus
4.6 Der Tod des Numerianus
4.7 Die Herrschaft des Carinus
4.8 Die Usurpation des Sabinus Iulianus
4.9 Der Kampf gegen Diokletian und das Ende des Carinus
4.10 Ereignisgeschichtliche Zusammenfassung
5 Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians
5.1 Das Prinzip der Herrschaftsteilung
5.2 Stellung des römischen Senats
5.3 Religionspolitik und kaiserliche Selbstdarstellung
5.4 Provinzverwaltung und Verwaltungsreformen
5.5 Bedeutung der Stadt Rom
5.6 Finanz- und Wirtschaftspolitik
5.7 Rechtsprechung
5.8 Militärpolitik und Grenzsicherung
5.9 Herkunft und personelle Kontinuität
6 Eine Bilanz der Herrschaft des Carus und seiner Söhne
7 Materialien
7.1 Tribunizische Gewalten und Konsulate
7.2 Siegerbeinamen
7.3 Die wichtigsten Amtsträger unter Carus und seinen Söhnen
8 Inschriften
8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus
8.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Inschriften
8.3 Inschriften mit korrigierter Lesung oder unsicherer Datierung
9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka
9.1 Papyri aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus
9.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Papyri
9.3 Papyri und Ostraka mit unsicherer Datierung
10 Zeittafel
11 Abkürzungsverzeichnis
12 Verzeichnis der verwendeten Quellenausgaben
12.1 Literarische Quellen
12.2 Epigraphische Quellen
12.3 Papyrologische Quellen
12.4 Numismatische Quellen
13 Literaturverzeichnis
14 Abbildungsnachweis
15 Register
16 Abbildungen
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Die Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus als Vorläufer der Tetrarchie
 3515106219, 9783515106214

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Klaus Altmayer

Die Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus als Vorläufer der Tetrarchie

Alte Geschichte Franz Steiner Verlag

Historia – Einzelschriften 230

Klaus Altmayer Die Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus als Vorläufer der Tetrarchie

historia

Zeitschrift für Alte Geschichte | Revue d’histoire ancienne |

Journal of Ancient History | Rivista di storia antica

einzelschriften

Herausgegeben von Kai Brodersen, Erfurt |

Mortimer Chambers, Los Angeles | Martin Jehne, Dresden | François Paschoud, Genève | Aloys Winterling, Berlin Band 230

Klaus Altmayer

Die Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus als Vorläufer der Tetrarchie

Franz Steiner Verlag

Umschlagabbildung: Antoninian, Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2014 Druck: AZ Druck und Datentechnik, Kempten Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-10621-4

Meinen Eltern und meiner Schwester Margit

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort..............................................................................................................

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Einleitung ...............................................................................................

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Forschungsüberblick ..............................................................................

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3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5

Quellenlage ............................................................................................ Die literarischen Quellen ....................................................................... Die epigraphischen Quellen ................................................................... Die papyrologischen Quellen................................................................. Die numismatischen Quellen ................................................................. Die archäologischen Quellen .................................................................

27 27 39 43 47 52

4 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 4.10

Ereignisgeschichtlicher Überblick ......................................................... Die Herrschaftsübernahme des Carus .................................................... Die Familie des Carus ............................................................................ Der Sarmatenkrieg ................................................................................. Der Perserkrieg des Carus und Numerianus .......................................... Der Tod des Carus .................................................................................. Der Tod des Numerianus ....................................................................... Die Herrschaft des Carinus .................................................................... Die Usurpation des Sabinus Iulianus ..................................................... Der Kampf gegen Diokletian und das Ende des Carinus....................... Ereignisgeschichtliche Zusammenfassung ............................................

57 57 66 80 87 120 132 142 166 171 180

5 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9

Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians ...................................................................... Das Prinzip der Herrschaftsteilung ........................................................ Stellung des römischen Senats............................................................... Religionspolitik und kaiserliche Selbstdarstellung ................................ Provinzverwaltung und Verwaltungsreformen ...................................... Bedeutung der Stadt Rom ...................................................................... Finanz- und Wirtschaftspolitik............................................................... Rechtsprechung...................................................................................... Militärpolitik und Grenzsicherung......................................................... Herkunft und personelle Kontinuität .....................................................

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Eine Bilanz der Herrschaft des Carus und seiner Söhne ....................... 319

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Inhaltsverzeichnis

7 7.1 7.2 7.3

Materialien ............................................................................................. Tribunizische Gewalten und Konsulate ................................................. Siegerbeinamen...................................................................................... Die wichtigsten Amtsträger unter Carus und seinen Söhnen .................

325 325 329 332

8 8.1

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8.2 8.3

Inschriften .............................................................................................. Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus ..................................................................................... Zusätzlich zu berücksichtigende Inschriften.......................................... Inschriften mit korrigierter Lesung oder unsicherer Datierung .............

341 377 389

9 9.1 9.2 9.3

Die ägyptischen Papyri und Ostraka...................................................... Papyri aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus ..... Zusätzlich zu berücksichtigende Papyri ................................................ Papyri und Ostraka mit unsicherer Datierung........................................

393 393 401 411

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Zeittafel .................................................................................................. 425

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Abkürzungsverzeichnis.......................................................................... 427

12 12.1 12.2 12.3 12.4

Verzeichnis der verwendeten Quellenausgaben ..................................... Literarische Quellen ............................................................................... Epigraphische Quellen ........................................................................... Papyrologische Quellen ......................................................................... Numismatische Quellen .........................................................................

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Literaturverzeichnis ............................................................................... 445

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Abbildungsnachweis .............................................................................. 483

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Register .................................................................................................. 485

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Abbildungen........................................................................................... 497

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VORWORT Die spannende Epoche der Soldatenkaiser, die von Krisenerscheinungen und tiefgreifenden Veränderungen geprägt war, erfreute sich in den letzten Jahrzehnten der zunehmenden Aufmerksamkeit der Wissenschaft. Im Vergleich zur gut erforschten Regierungszeit Aurelians oder der des Probus fand jedoch die fast dreijährige Herrschaft des Carus und seiner Söhne bisher nur sehr wenig Beachtung. Dieser Umstand weckte in mir den Wunsch, die Regierungsperiode dieser Herrscherfamilie einer umfassenden Untersuchung zu unterziehen. Das Resultat dieser Bemühungen ist das vorliegende Buch. Es ist die geringfügig überarbeitete Fassung meiner Dissertation, mit der ich im Wintersemester 2012/13 an der Philologisch-Historischen Fakultät der Universität Augsburg promoviert wurde. Mein herzlicher Dank gilt an erster Stelle meinen beiden Gutachtern Herrn Prof. Dr. Kay Ehling und Herrn Prof. Dr. Gregor Weber, die mich in allen Phasen meines Dissertationsprojekts durch zahlreiche Anregungen und Vorschläge unterstützt haben. Kay Ehling ermöglichte mir außerdem Zugang zur Sammlung der Staatlichen Münzsammlung München, zu deren Schätzen auch eine stattliche Anzahl von Stücken aus der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne gehört. Für zahlreiche Hinweise und Verbesserungsvorschläge bin ich zudem Herrn Prof. Dr. Erich Kettenhofen zu Dank verpflichtet. Herrn Nicolai Kästner von der Staatlichen Münzsammlung München habe ich ferner für dessen Fotoarbeiten im Abbildungsteil dieser Arbeit zu danken. Ebenso möchte ich mich bei Herrn Jona Lendering bedanken, der mir freundlicherweise seine Fotografien der Felsreliefs Wahrāms II. von Naqš-i Rustam zur Verfügung gestellt hat, sowie bei Herrn Prof. Dr. Jürgen Malitz für die Verwendung des Bildmaterials der Numismatischen Bilddatenbank Eichstätt. Mein Dank gilt sodann meinem Studienfreund Raphael Brendel, der mich stets mit wertvollen Literaturhinweisen versorgte. Sehr verbunden bin ich schließlich Herrn Prof. Dr. Brodersen für die Aufnahme meiner Arbeit in die Reihe Historia Einzelschriften. Die Hauptlast trug jedoch zweifellos meine Ehefrau Michela Altmayer, die mir immer liebevoll und mit Verständnis für meine zeitintensiven Forschungen zur Seite stand und die Mühe auf sich genommen hat, mein Skript in den verschiedenen Stadien seiner Entstehung sprachlich zu prüfen. Und ich hoffe, mit dieser Arbeit einen bescheidenen Beitrag zur Erforschung der sogenannten Zeit der Soldatenkaiser und des dritten Jahrhunderts geleistet zu haben.

1 EINLEITUNG Die Regierungszeit des römischen Kaisers Marcus Aurelius Carus währte nur knapp zehn Monate, von Herbst 282 bis zum Sommer 283. Sie fand ihr jähes Ende, als der Kaiser auf seinem Feldzug gegen die Sāsāniden im südlichen Mesopotamien angeblich plötzlich vom Blitz erschlagen wurde. Seinen beiden Söhnen und Mitregenten, Carinus und dessen jüngerem Bruder Numerianus, war ebenfalls eine nur kurze Herrschaftszeit vergönnt. Als Numerianus, der nach dem Tod seines Vaters zum Augustus proklamiert wurde, das römische Heer aus dem Feldzug gegen Persien zurückführte und sich wegen einer Augenkrankheit in einer verhängten Sänfte aufhielt, habe sein eigener Schwiegervater, der Prätorianerpräfekt Aper, die Gelegenheit genutzt, um den Kaiser zu ermorden. Carinus, der von Herbst 282 bis zum Spätsommer 285 den Westen des Reiches regierte und die Grenzen an Rhein und Donau erfolgreich verteidigen konnte, wird in den literarischen Quellen als ausgesprochener Tyrann und Schürzenjäger geschildert, weshalb er schließlich das Opfer eines eifersüchtigen Tribuns wurde, dessen Ehefrau der Kaiser verführt haben soll. Schon nach dem Tod des Numerianus brach das aus dem Perserkrieg zurückgekehrte und vor den Toren der Stadt Nicomedia versammelte Heer mit dem rechtmäßigen Herrscher Carinus und proklamierte am 20. November 284 Diokletian zum Nachfolger des Numerianus.1 Dieses Ereignis gilt als die große Zäsur in der Geschichte der römischen Kaiserzeit und diente in der älteren Forschung zu der inzwischen überholten Periodisierung, bei der zwischen dem Prinzipat, womit man die Zeit von Augustus bis zum Herrschaftsantritt Diokletians bezeichnete, und dem von Diokletian angeblich begründeten ‚Dominat‘ differenziert wurde.2 Diese Einschätzung beruhte in erster Linie auf den historiographischen Quellen, die mehrheitlich im positiven wie auch im negativen Sinne die scheinbare Einzigartigkeit des von Diokletian eingeführten tetrarchischen Systems ausdrücklich betonen (Lact. mort. pers. 7, 2; 18, 5; Aur. Vict. Caes. 39, 2–4; 28–29; Eutr. 9, 26, 1; HA Car. 18, 4; Oros. 7, 26, 5–6). Nach dem heutigen Forschungstand steht es jedoch außer Frage, dass Diokletian bei seinen Reformen primär auf Problemstellungen reagierte, die aus der vermeintlichen Krise des dritten Jahrhunderts resultierten, die hauptsächlich als eine Strukturkrise in institutioneller, militärischer und fiskalischer Hinsicht aufzufassen ist.3 Eine 1 2 3

Schauplatz könnte das von Laktanz erwähnte offene Feld vor der Stadt mit einer Jupitersäule gewesen sein, auf dem auch Galerius den Purpur empfing und später Severus und Maximinus Daia zu Caesares erhoben wurden (Lact. mort. pers. 19, 2). Vgl. etwa Bleicken, Prinzipat, S. 5–30; Rilinger, Interpretation, S. 321–340; Meier, Das späte Römische Kaiserreich, S. 193–213; Wiemer, Staatlichkeit, S. 13–27; Mitchell, Later Roman Empire, S. 47–62. Die Vorstellung von einer allgemeinen ‚Krise‘ im dritten Jahrhundert wurde inzwischen mehrfach relativiert, vgl. beispielsweise Strobel, Imperium Romanum, S. 299–348; Watson, Aurelian, S. 1–20; Witschel, Krise, S. 3–24; S. 375–377; Sommer, Soldatenkaiser, S. 126–127;

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1 Einleitung

Reihe von grundlegenden Entwicklungen und Veränderungen vollzogen sich bereits in der Zeit vor der Tetrarchie und fanden ihre Ausformung schon vor dem Herrschaftsantritt Diokletians. Insgesamt lässt sich ein langsamer und allmählicher Strukturwandel im Rahmen eines Transformationsprozesses feststellen, dessen Wurzeln schon in die Zeit der Severer zu datieren sind und die unter Diokletian einen vorläufigen Abschluss fanden.4 Allerdings hat Diokletian bei seiner Umgestaltung des Reiches nicht immer nur einfach kurzfristig improvisiert, oder schlicht die bestehenden Verhältnisse sanktioniert, sondern er muss vielmehr halbwegs planmäßig und einer sich zwar wohl etappenweise entwickelnden aber dennoch langfristigen Konzeption folgend vorgegangen sein.5 Duo sint in re publica maiores, qui summam rerum teneant, item duo minores, qui sint adiumento (Lact. mort. pers. 18, 5). Mit diesen Worten beschreibt Laktanz in seiner wohl im Jahr 315 verfassten Schrift De mortibus persecutorum knapp und sehr vereinfachend das Wesen der Tetrarchie.6 Doch beschränkten sich die Reformen Diokletians bekanntermaßen nicht allein auf die Teilung der Herrschaft. Zu der umfassenden Reformtätigkeit Diokletians und seiner Mitherrscher gehörte auch die Umstrukturierung der Verwaltung und die Neuordnung der Provinzen, die verkleinert und wiederum zu größeren Einheiten zusammengefasst wurden, sowie die Umorganisation des Heeres. Besonders zu erwähnen, sind auch die Neuordnung des Münzwesens und eine Umgestaltung des Steuersystems.7 Dieser umfassende Wandel in der Struktur des römischen Reiches kündigte sich jedoch spätestens in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts an. Am augenfälligsten sind hierbei die Maßnahmen, zu denen sich Kaiser Gallienus (253–268) während des Höhepunktes der sogenannten Reichskrise gezwungen sah, und die im Rahmen dieser Arbeit noch mehrfach angesprochen werden müssen. Im Wesentlichen handelte es sich bei diesen Neuerungen um eine Umorganisation des Heeres durch die dauerhafte Einführung eines durch Kavallerieeinheiten verstärkten Feldheeres (comitatus) und einer Professionalisierung der militärischen Kommandostruktur und der Verwaltung durch die bevorzugte Einsetzung von bewährten Statthaltern und Befehlshabern aus dem Ritterstand (ordo equester).8 Die kurze Zeit später von Aurelian (270–

4

5 6 7 8

Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 58–66; Eich, Metamorphose, S. 338–341; Ruffing, Wirtschaftliche Prosperität, S. 223–241; Eck, Krise oder Nichtkrise, S. 23–43; Liebeschuetz, Was there a Crisis, S. 11–20; Johne/Hartmann, Krise und Transformation, S. 1046–1047. Zu den Transformationsprozessen des dritten Jahrhunderts vgl. unter anderen Alföldy, Sozialgeschichte, S. 218–254; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 127–203; Strobel, Imperium Romanum, S. 285–297; Kuhoff, Diokletian, S. 329–332; S. 371–373; S. 399–402; S. 413–425; S. 484–488; S. 515–520; Eich, Metamorphose, S. 342–390; Elton, Transformation of Government, S. 193– 205; Blois, Onset of Crisis, S. 25–36; Witschel, Zur Situation, S. 145–221; Hekster/Zair, Rome and its Empire, S. 3–86; Johne/Hartmann, Krise und Transformation, S. 1025–1053. Wie dies von Kolb, Diocletian, S. 48–49; S. 83–87, vertreten wird. Zur Entstehungszeit vgl. Brecht, Reichskrise, S. 42. Die diokletianischen Reformen behandelten in neuerer Zeit ausführlich Rémy, Dioclétien, S. 39–98, und vor allem Kuhoff, Diokletian, S. 327–715, vgl. auch Demandt, Diokletian als Reformer, S. 1–9. Zu den Reformen des Gallienus vgl. beispielsweise Ritterling, Zum römischen Heerwesen, S. 345–349; Baynes, Three Notes, S. 196–197; Hoffmann, Bewegungsheer, S. 1–2; Osier, Rise

1 Einleitung

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275) getroffenen Vorkehrungen zur Lebensmittelversorgung der Stadt Rom (Chron. 354 148, 11; Aur. Vict. Caes. 35, 7; Epit. de Caes. 35, 6; HA Aurelian. 35, 1–2; 48, 1; Zos. 1, 61, 3) und besonders sein Versuch einer Neuordnung des Geldwesens, von dem Zosimos berichtet (Zos. 1, 61, 3) und der letztlich als gescheitert gelten muss, da er das Vertrauen in den Geldwert erschüttert und dadurch die Inflation erst richtig angefacht hat, gemahnen schon deutlich an die späteren innenpolitischen Reformen Diokletians.9 Die vorliegende Arbeit ist nach zwei Schwerpunkten gegliedert. In einem ersten Teil soll der ereignisgeschichtliche Ablauf rekonstruiert werden, denn hier gibt es immer noch eine ganze Reihe von ungeklärten Fragen. Größte Unsicherheit herrscht hinsichtlich des kaiserlichen Itinerars, der Chronologie und der Regierungstätigkeit des Carus und seiner Söhne, was hauptsächlich der kargen literarischen Überlieferung geschuldet ist. Das betrifft beispielsweise die Herrschaftsübernahme des Carus sowie seine Familie und seine soziale Herkunft. So wird gelegentlich immer noch fälschlicherweise behauptet, Carus und seine Söhne entstammten dem Senatorenstand.10 Es existieren Indizien für eine Tochter des Carus namens Paulina und vielleicht auch für einen möglichen weiteren Sohn oder Enkel, der ebenfalls den Namen Numerianus trug.11 Sodann gilt es, den Sarmatenkrieg des Carus zu untersuchen, bei dem die historiographischen Quellen einerseits vermuten lassen, dass Carus ihn vorzeitig abgebrochen hat (Eutr. 9, 18, 1; HA Car. 8, 1), andererseits diesen Krieg aber als großen militärischen Erfolg rühmen (HA Car. 9, 4). Völlig im Dunkeln liegen schließlich die Beweggründe, der genaue Verlauf sowie das Resultat des von Carus durchgeführten Perserkrieges,12 der immerhin als der erste erfolgreiche Feldzug eines römischen Kaisers gegen die Sāsāniden betrachtet

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of Ordo, S. 51–54; S. 75–85; Blois, The Policy, S. 23–119; Pflaum, Zur Reform, S. 109–117; Osier, Emergence, S. 676–687; Kuhoff, Herrschertum, S. 20–21; S. 31–33; Simon, Reform der Reiterei, S. 435–452; Chastagnol, Le sénat romain, S. 208–215; Bleckmann, Reichskrise, S. 227–237; Speidel, Riding for Caesar, S. 71–72; Kuhoff, Diokletian, S. 400–402; S. 413– 427; Scharf, Equites Dalmatae, S. 185; Campbell, The Army, S. 115–119; Eich, Metamorphose, S. 345–357; Hartmann, Der Mord, S. 107–124; Cosme, À propos de l’Édit, S. 97–110; Elton, Military Forces, S. 272; Speidel, Das Heer, S. 673–675; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 661; Heil, Ritterstand, S. 754–756, vgl. auch López Sánchez, Virtus Probi, S. 563–582; Strobel, Strategy and Army Structure, S. 267–285. Zur Ausgabe von Lebensmitteln vgl. Saunders, Aurelian, S. 380–382; Lippold, Historia Augusta, S. 203–204; Watson, Aurelian, S. 138–140; Jacob, Aurelians Reformen, S. 175–178; zur Währungsreform Aurelians vgl. Kienast, Münzreform, S. 547–565; Lafaurie, Réformes monétaires, S. 81–106; Göbl, Münzprägung 1, S. 79–82; Saunders, Aurelian, S. 293–331; Estiot, Aureliana, S. 54–56; dies., L’or romain, S. 51–165; dies., Aureliano, S. 127–129; Watson, Aurelian, S. 127–136; Estiot, D’Aurélien, S. 41–47; S. 64–66; Jacob, Aurelians Reformen, S. 189–192; Ehling, Münzwesen, S. 856–859; zur Religionspolitik Aurelians vgl. bes. Berrens, Sonnenkult, S. 89–126. So vermutete dies noch jüngst Heil, Soldatenkaiser, S. 421. Die Existenz einer Tochter namens Paulina wird von Sijpesteijn, Pauline, S. 240, bezweifelt; zu einem zweiten Numerianus in der Familie des Carus vgl. Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 248–252. Worauf auch Bleckmann, Reichskrise, S. 132, und Brecht, Reichskrise, S. 28, zu Recht hinweisen.

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1 Einleitung

werden muss, da seit dem Partherkrieg des Septimius Severus in den Jahren 197/198 erstmals wieder ein römischer Kaiser siegreich bis zum Tigris und ins südliche Mesopotamien vorstoßen konnte. Eine gründliche Erörterung erfordert die Frage nach dem Tod des Carus und seiner beiden Söhne. Es klingt wenig überzeugend, dass ausgerechnet der römische Kaiser mitten im Hochsommer im südlichen Mesopotamien gleichsam als göttliche Strafe vom Blitzstrahl Jupiters erschlagen worden sein soll, wenngleich dies in der Forschung immer wieder auch Zustimmung fand.13 Ebenso mysteriös stellt sich das Ableben des Numerianus dar. Aper habe ihn in einer Sänfte getötet, in der sich der jüngere Sohn des Carus wegen eines Augenleidens aufhielt, und die Tat sei erst entdeckt worden, als aus der Sänfte allmählich ein verdächtiger Geruch drang. Nicht minder seltsam erscheint das Ende des Carinus, der – nachdem er bereits Diokletian in der Schlacht am Margus besiegt hatte – getötet wurde. Über die Regierungszeit des Numerianus ist aus der Mehrzahl der literarischen Quellen im Grunde genommen ohnehin nur zu erfahren, dass er beim Rückmarsch des Heeres aus dem persischen Feldzug in der besagten Sänfte durch Kleinasien getragen wurde. Doch wird sich die Regierungstätigkeit des Numerianus von Juli 283 bis zum November 284 – also in einem Zeitraum von eineinhalb Jahren – nicht nur auf die Rückführung der Truppen aus dem Perserkrieg nach Kleinasien allein beschränkt haben. Vorstellbar ist hier vielmehr eine Wiederaufnahme des Perserkrieges, wobei fraglich ist, ob hierbei die Römer tatsächlich eine Niederlage hinnehmen mussten, wie dies gelegentlich angenommen wird.14 Und schließlich bedarf auch die Regierungstätigkeit des Carinus, der als Mitregent des Carus und später des Numerianus über den Westen des römischen Reiches geherrscht hat, einer Analyse. Offenbar konnte sich der ältere Sohn des Carus, der in den historiographischen Quellen überwiegend sehr negativ charakterisiert wird, als fähiger und energischer Regent unter Beweis stellen, gelang es ihm doch, die westlichen Grenzen erfolgreich zu verteidigen, wofür ihm die Siegertitulaturen Germanicus Maximus und Britannicus Maximus verliehen wurden. Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit wird entsprechend der Themenstellung untersucht, in wie weit die Regierungsjahre von 282 bis 285 als ‚Vorläufer der Tetrarchie‘ betrachtet werden können, und welche der sich im dritten Jahrhundert anbahnenden Transformationsprozesse in dieser Zeit möglicherweise schon abgeschlossen waren. Besonderes Interesse gilt hier an erster Stelle dem für die Tetrar13

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So beispielsweise bei Jones, Date, S. 338–342; Straub, Studien, S. 125; Kerler, Aussenpolitik, S. 264; Pond, Inscriptional Evidence, S. 143; Hohl, Historia Augusta, S. 434, Anm. 38; Demandt, Spätantike, S. 58; Bleckmann, Prediger, S. 188, Anm. 27; Woods, Empress Fausta, S. 81; König, Kaiserzeit, S. 195; Bleckmann, Konstantin, S. 27; White, Restorer, S. 160; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 57; bei Winter, Friedensverträge, S. 133, heißt es „Die genauen Umstände seines Todes sind nicht zu klären“; Kienast, Kaisertabelle, S. 258, schlägt „Krankheit oder Blitzschlag“ vor; skeptisch ist Kuhoff, Diokletian, S. 17, der „angeblich durch einen Blitzschlag“ schreibt. Eine Niederlage vermuten Felix, Literarische Quellen, S. 103; Winter, Friedensverträge, S. 133; S. 135; Bird, Liber de Caesaribus, S. 160, Anm. 5; Kolb, Diocletian, S. 12–13; Kreucher, Probus und Carus, S. 420, wobei bei Winter, Kolb und Kreucher auf die Felsreliefs Wahrāms II. von Naqš-i Rustam bei Persepolis verwiesen wird.

1 Einleitung

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chie Diokletians so charakteristischen Element der Herrschaftsteilung. Schon bald nach seiner Machtübernahme beteiligte Carus seine beiden Söhne an der Herrschaft, indem er sie in den Rang von Caesares erhob, und im Frühjahr 283 verlieh er dem im Westen regierenden Carinus den Titel eines Augustus. Nach dem mysteriösen Tod des Carus ergab sich durch die bereits vorher getroffene Regelung ganz von selbst die Nachfolge des Numerianus als Augustus und die Herrschaftsteilung zwischen Carinus im Westen und Numerianus im Osten. Die Herrschaftskonzeption des Carus entsprach ganz den Erfordernissen der Zeit und konnte ihre Funktionstüchtigkeit unter Beweis stellen, denn während im Osten die Perser besiegt wurden, schützte Carinus wirkungsvoll die Grenzen im Westen. Es ist deshalb nicht unbedingt nachzuvollziehen, weshalb Diokletian bei der Einrichtung seines tetrarchischen Herrschaftssystems lange nach historischen und in der Vergangenheit liegenden Vorbildern gesucht haben sollte,15 da er doch selbst aus eigener Anschauung die funktionierende und effektive Herrschaftsteilung zwischen Carus und seinen Söhnen miterleben konnte. Bei den weiteren Entwicklungen, die als eine Vorwegnahme der tetrarchischen Reformen betrachtet werden können, gilt die Aufmerksamkeit beispielsweise dem Status und der Funktion des römischen Senates und der Frage, ob sich hierbei eine Änderung zwischen der Zeitspanne von 282 bis 285 und der Epoche der Tetrarchie beobachten lässt, oder eher von einer gewissen Kontinuität auszugehen ist. Ein wichtiger Aspekt ist ferner die Religionspolitik und die kaiserliche Selbstdarstellung, da es gerade auf diesem Gebiet unter Diokletian angeblich entscheidende Änderungen gegeben haben soll. So habe Diokletian eine konservative Religionspolitik propagiert und den unter Aurelian und Probus dominierenden Sonnenkult wieder in den Hintergrund gedrängt.16 Doch scheint schon Carus zur traditionellen Religionspolitik zurückgekehrt zu sein, indem bereits er schon Jupiter zu seiner obersten Schutzgottheit erklärte. Es gibt sogar deutliche Indizien dafür, dass die für die Tetrarchie so charakteristische Zuordnung der obersten Schutzgötter, nämlich Jupiter für Diokletian als dem ranghöheren Augustus mit dem Beinamen Iovius und Hercules für seinen Mitherrscher Maximian als Herculius sowie Sol für die beiden Caesares Constantius I. Chlorus und Galerius, bereits in ähnlicher Form unter Carus und seinen Söhnen erfolgte. Was die kaiserliche Selbstdarstellung anbelangt, so behauptet Aurelius Victor, Diokletian habe sich als erster nach Caligula und Domi15

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So vertritt zum Beispiel Kolb, Diocletian, S. 47; ders., Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 39; ders., Herrscherideologie, S. 29, besonders nachhaltig die Ansicht, dass sich Diokletian hierbei an der Herrschaftsteilung zwischen Marcus Aurelius und Lucius Verus im zweiten Jahrhundert orientiert und deshalb ganz bewusst den Herrschernamen ‚Marcus Aurelius‘ gewählt habe; allerdings war dieser Name im dritten Jahrhundert überaus häufig und könnte ebenso gut auf die Familie des Carus bezogen werden, da sowohl Carus als auch seine Söhne diesen Namen trugen; wie Kuhoff, Diokletian, S. 128–129, vermutet, könnten allgemein die Adoptivkaiser als Vorbild gedient haben. Zur Religionspolitik Diokletians und zur kaiserlichen Selbstdarstellung vgl. beispielsweise Christol, Panégyriques, S. 421–434; Kolb, Diocletian, S. 19; S. 54–67; ders., Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 100–101; Brandt, Kaiserzeit, S. 93–97; Kolb, Herrscherideologie, S. 20– 22; S. 36–80; Kuhoff, Diokletian, S. 40–47; Rees, Diocletian, S. 57–58; Kolb, Praesens Deus, S. 27–37; Lo Cascio, The Emperor, S. 170–172, vgl. auch Berrens, Sonnenkult, S. 139–143.

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tian dominus nennen und als Gott verehren lassen (Aur. Vict. Caes. 39, 4), doch ist auch für Carus – wie zuvor schon für Aurelian und Probus – die Herrschertitulatur deus et dominus belegt.17 Einen breiten Raum nimmt die Analyse sämtlicher innenpolitischer Maßnahmen der Dynastie des Carus auf dem Gebiet der Finanz- und Währungspolitik, der Rechtsprechung vor allem aber der Verwaltung ein, da davon auszugehen ist, dass der Prozess einer Nivellierung der Provinzverwaltung durch die Einsetzung von Statthaltern aus dem Ritterstand in vormals von Senatoren verwalteten Provinzen unter Carus weitgehend abgeschlossen war. Ebenso scheint sich die Statusänderung Italiens durch die ständige Einsetzung von kaiserlichen correctores spätestens unter Carus vollzogen zu haben, wodurch Italien faktisch den Status einer Provinz erhielt. In diesem Kontext ist es auch von Interesse, ob sich in der Tetrarchie das Verhältnis des Herrschers zum caput mundi Rom im Vergleich zur Regierungszeit des Carus geändert hat. Die Finanzpolitik des ausgehenden dritten Jahrhunderts war von der fortschreitenden Inflation geprägt. Diokletian versuchte hier bekanntermaßen und letztlich mit wenig Erfolg durch eine Währungsreform, dem Währungsedikt vom 1. September 301 sowie vor allem durch sein wenige Zeit später erlassenes berühmtes Höchstpreisedikt Abhilfe zu schaffen.18 Jedoch sind auch in der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne sowie bereits schon unter Tacitus (275–276) und Florianus (276) möglicherweise Ansätze für eine Reform des Geldwesens durch die Ausgabe von Doppelantoninianen erkennbar. Die Tätigkeit Diokletians und seiner Juristen auf dem Gebiet der Rechtsprechung war überaus umfangreich. Die Zahl der von Diokletian erlassenen Reskripte ging in die Tausende. Demgegenüber dürftig nimmt sich die Zahl der überlieferten Reskripte aus der Zeit der Soldatenkaiser aus. Von Probus, der immerhin sechs Jahre regierte, sind lediglich nur vier Reskripte erhalten.19 Allerdings enthält der Codex Iustinianus aus der kurzen Regierungszeit des Carus und seiner Söhne insgesamt 28 Reskripte. Daraus lässt sich der Eindruck gewinnen, dass sich schon die Dynastie des Carus wieder verstärkt der Rechtspflege gewidmet hat. Als weiterer Aspekt wird schließlich die Fortsetzung der militärischen Neuerungen des Gallienus und die unter Probus im großen Stil zumindest im Westen des Reiches einsetzende Reorganisation der Grenzverteidigung einer Prüfung unterzogen, wobei sich hier die Frage nach der Beurteilung der sogenannten Heeresreformen Diokletians stellt, die insgesamt eher als eine Rückkehr zu einer konservativen Militärpolitik erscheinen. Da in den literarischen Quellen sowohl für Tacitus (Aur. 17

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Zu dieser Titulatur für Aurelian und Probus vgl. Kubitschek, Deus et dominus, S. 167–178; Pink, Aufbau Probus, S. 21; Redö, Religious Policy, S. 466–467; Saunders, Aurelian, S. 336– 338; Watson, Aurelian, S. 187–188; Clauss, Kaiser und Gott, S. 186–188; Kreucher, Kaiser Probus, S. 197; Berrens, Sonnenkult, S. 101; Jacob, Aurelians Reformen, S. 70–72; Hartmann, Claudius Gothicus, S. 321, Anm. 76; Hedlund, Coinage and Authority, S. 223–228; Johne, Kaisertum, S. 622. Zu diesen Maßnahmen Diokletians vgl. unter anderen Böhnke, Diocletians Geldpolitik, S. 473–483; Meißner, Zweck und Anlass, S. 79–100; Kuhoff, Diokletian, S. 530–549; Brandt, Erneute Überlegungen, S. 47–55. Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 187.

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Vict. Caes. 36, 1; HA Aurelian. 41, 4; Tac. 4, 1; 3) als auch für Carus (HA Car. 7, 5) eine Herkunft aus dem ordo senatorius unterstellt wird, rekonstruiert das Kapitel über die personelle Kontinuität die Herkunft und die Laufbahn des Tacitus, Florianus, Probus sowie der tetrarchischen Herrscher und stellt sie Carus und seiner Familie gegenüber. Außerdem ist hier die Frage von Interesse, in wie weit es überhaupt eine substantielle Veränderung beim Mitarbeiterstab der Herrscher gab, oder ob nicht die Reformen Diokletians von eben denselben Leuten umgesetzt wurden, die bereits unter Carus und seinen Söhnen die wichtigsten Verwaltungsämter innehatten. Da gerade bei einigen Angaben in den literarischen Quellen der berechtigte Verdacht besteht, dass diese vor allem die offizielle Version der diokletianischen Zeit wiedergeben – was an gegebener Stelle jeweils zu erörtern sein wird –, stellt sich die Frage nach den Empfängern solcher offiziellen kaiserlichen Verlautbarungen und somit im weiteren Sinne die Frage nach den Strukturmerkmalen des römischen Kaisertums an der Schwelle zur Spätantike hinsichtlich der Akzeptanzgruppen und der kaiserlichen Selbstdarstellung. In der Zeit des frühen Prinzipats waren die für das Kaisertum maßgeblichen Akzeptanzgruppen der römische Senat, die pleps urbana sowie das römische Heer.20 Für die Soldatenkaiserzeit und besonders bei der kriegerischen Auseinandersetzung zweier Konkurrenten um das Kaisertum ist als vorrangige Akzeptanzgruppe zweifellos das Heer zu betrachten. Um die Verpflegung der Truppen zu gewährleisten, war gegebenenfalls auch die Unterstützung der im Umfeld der Truppenstandorte und der Aufmarschwege ansässigen Provinzbevölkerung erforderlich, wobei hier primär an die lokalen Eliten des Kurialenstandes zu denken ist.21 Der römische Senat und die plebs urbana in dem von den tatsächlichen Schauplätzen innenpolitischer Machkämpfe oftmals weit entfernt liegenden caput mundi Rom waren hierbei zunächst nur von untergeordneter Bedeutung. Politische Botschaften, die im Rahmen eines militärischen Konflikts mit einem Rivalen um den Kaiserthron die Rechtmäßigkeit des eigenen Herrschaftsanspruchs betonen oder den politischen Gegner verunglimpfen und zum Tyrannen stempeln sollten, waren also in dem zu untersuchenden Zeitraum in erster Linie eindeutig an das Heer adressiert.22 An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, welcher genauen Mittel und Methoden man sich bediente, um seinen Gegner bei dessen Truppen zu diskreditieren und die eigene Legalität herauszustellen. Die Münzprägung als ein wichtiges Instrument kaiserlicher Selbstdarstellung kommt hierbei nur eingeschränkt in Betracht, da die Münzen nur an die eigenen Truppen ausgegeben wurden. Die Münzprägung war ihrem Charakter nach hauptsächlich geeignet, den eigenen Herrschaftsan20 21 22

Zum Begriff Akzeptanzgruppen bzw. Akzeptanz-System vgl. Flaig, Den Kaiser herausfordern, S. 184–196; ders., Konzeptionalisierung, S. 16–18, vgl. auch Weber, Kaiser, S. 17–19. Zur Bedeutung von Heer und Provinzbevölkerung bei der militärischen Auseinandersetzung zwischen Konstantin dem Großen und Licinius I. vgl. Bringmann, Konstantinische Wende, S. 111. Zur Bedeutung des Heeres als vorrangige Akzeptanzgruppe in der Soldatenkaiserzeit vgl. Hartmann, Herrscherwechsel, S. 75–103; S. 128–140; Johne, Kaisertum, S. 602; ders./Hartmann, Krise und Transformation, S. 1037–1045.

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spruch zu demonstrieren, nicht aber unbedingt, um den Gegner unmittelbar anzugreifen. Hierzu waren direktere Mittel erforderlich. Bekannt sind beispielsweise die mit politischen Parolen versehenen Schleudergeschosse, die bei der Belagerung von Perusia (Perugia) im Winter 41/40 v. Chr. zum Einsatz kamen, und von denen sich einige erhalten haben.23 Lucius Antonius und Fulvia, die Frau des Marcus Antonius, zogen sich in die Stadt zurück und wurden dort von den Truppen Oktavians belagert, wobei beide Seiten versuchten, die Soldaten des Gegners auf ihre Seite zu ziehen. Hierzu wurden auch gezielt Gerüchte ausgestreut, was dazu führte, dass Oktavian beinahe von seinen eigenen Truppen ermordet worden wäre (Suet. Aug. 14).24 Eine weiteres probates Mittel, auf das hier verwiesen sei, war die Verbreitung von Flugblättern. Wie Nikolaos von Damaskus berichtet, habe der junge Oktavian im Sommer 44 v. Chr. im Verlauf der damaligen Auseinandersetzung mit Marcus Antonius einige seiner Anhänger nach Brundisium gesandt, um die dort aus Makedonien ankommenden Soldaten für sich zu gewinnen. Für den Fall, dass sie verbal nichts ausrichten könnten, erhielten sie den Auftrag, ihre Botschaft, in der sinngemäß an die Treue der Soldaten zu Oktavian als dem Adoptivsohn und Erben des ermordeten Diktators Iulius Caesar appelliert werden sollte, aufzuschreiben und überall zu verteilen (Nikolaos 130, 139).25 Die oben genannten Beispiele stammen zwar aus der Zeit der späten Republik, für die im Vergleich zum späten dritten Jahrhundert ein überaus reichhaltiges Quellenmaterial vorhanden ist, doch ist durchaus davon auszugehen, dass man sich zur Zeit des Carus und seiner Söhne ganz ähnlicher Instrumente bedient hat. In die Kategorie der knappen und auch dem einfachen Soldaten leicht verständlichen Parolen, die den politischen Gegner verunglimpfen und ihn seinen Truppen entfremden sollten, passen sehr gut die in den literarischen Quellen überlieferten Behauptungen, Probus habe den Soldatenstand abschaffen wollen, Carus sei vom strafenden Blitz Jupiters erschlagen worden oder Carinus habe den Frauen der Soldaten nachgestellt.26 Gerade die Charakterisierung des Carinus in den literarischen Quellen gemahnt sehr stark an die typische Tyrannentopik, zu der unter anderem üblicherweise der Vorwurf der Grausamkeit und der sexuellen Zügellosigkeit gehört.27 Zweckmäßigerweise müssen bei der Themenstellung ‚Vorläufer der Tetrarchie‘ immer wieder sowohl die Transformationsprozesse des dritten Jahrhunderts als 23 24 25 26 27

Beispielsweise: L(uci) A(ntoni) calve / Fulvia / culum pan(dite) (CIL XI 6721, 14), vgl. auch CIL XI, 6721, 3–5; zu den Botschaften auf Schleudergeschossen vgl. Moog, Schöne Grüße, S. 280–282. Zur politischen Agitation während des Perusinischen Krieges vgl. Scott, Political Propaganda, S. 23–24; Wallmann, Triumviri, S. 122–135. Vgl. Malitz, Autobiographie, S. 228. Diese Angaben in den Quellen werden an gegebener Stelle gründlich erörtert. Es verwundert keineswegs, dass gegen die vermeintlich ‚schlechten Kaiser‘ Gallienus, Maxentius, Maximinus Daia und Licinius I. – um nur einige zeitnahe Beispiele zu nennen – in den literarischen Quellen ähnliche oder fast wortwörtlich dieselben Vorwürfe erhoben werden (Lact. mort. pers. 38, 1–3; Eus. hist. eccl. 8, 14, 2–5; Aur. Vict. Caes. 33, 6–8; Anon. Vales. 5, 22). Ammian räumt hierzu ein, dass die Person des Kaisers häufig dem Vorwurf der Unzucht ausgesetzt sei, wobei es sich jedoch zumeist um üble Nachrede handeln würde (Amm. 21, 16, 6).

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auch die diokletianischen Reformen im Auge behalten und der zu untersuchenden Zeitspanne vergleichend gegenüber gestellt werden. Es war weder Carus noch seinen Söhnen im Gegensatz zu Diokletian vergönnt, lange genug zu herrschen, um langfristige und wirklich tiefgreifende Reformen durchzuführen, und das Erscheinungsbild des Imperium Romanum entscheidend zu verändern. Dennoch wurden von diesen Herrschern Maßnahmen getroffen, die teilweise sogar Diokletian als Vorbild gedient haben mögen. Außerdem ist davon auszugehen, dass die Kaiser von Tacitus bis einschließlich Carinus die von Gallienus und Aurelian eingeleiteten Reformen fortgesetzt haben. Bei den wenigen wirklich glaubhaften und zuverlässigen Informationen, welche die historiographischen Quellen zur Dynastie des Carus liefern, ist es ferner unerlässlich, vor allem anhand des äußerst umfangreichen epigraphischen und numismatischen Materials sowie der papyrologischen Belege sehr viele Detailfragen zu untersuchen. Nur so lässt sich Klarheit über das kaiserliche Itinerar und die Herrscherchronologie der fraglichen Regierungsjahre von 282 bis 285 schaffen, und nur dadurch können die Aussagen der literarischen Quellen teilweise relativiert oder sogar widerlegt werden. Ebenso kann nur so ein Eindruck über die innenpolitischen Maßnahmen des Carus, Carinus und Numerianus gewonnen werden. Deshalb sind in dieser Arbeit alle derzeit gefundenen und publizierten Inschriften und Papyri aus der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne sowie sämtliches epigraphische und papyrologische Material erfasst, das für die weitere Argumentation und Beweisführung erforderlich ist.28 Mit dem vorliegenden Werk verfolgt der Verfasser die Intention, die klaffende Forschungslücke zwischen den inzwischen gut erforschten Soldatenkaisern des dritten Jahrhunderts einerseits und der Tetrarchie Diokletians andererseits zu schließen und dadurch einen längst überfälligen wissenschaftlichen Beitrag zu leisten, womit endlich ein Herrscherhaus, das immerhin für drei Jahre die Geschicke der römischen Welt lenkte und das – wie diese Arbeit aufzeigen wird – zu Recht als Vorläufer der Tetrarchie gelten darf, mit der ihm gebührende Aufmerksamkeit gewürdigt werden soll.

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Auf die im Inschriftenverzeichnis wiedergegeben Inschriften wird im Text mit der Abkürzung ‚Ins.‘ und der Angabe der jeweiligen Inschriftennummer verwiesen; für die ebenfalls wiedergegebenen Papyri und Ostraka wird sinngemäß die Abkürzung ‚Pap.‘ bzw. ‚Ost.‘ verwendet. Der Autor ist Prof. Dr. Kettenhofen für den wertvollen Hinweis zu Dank verpflichtet, dass die aktuellen arabischen Ortsnamen im Deutschen generell nach den Transliterationsregeln der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG) zu schreiben sind. Dies ist jedoch bei der Umsetzung mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Generell lassen sich die für die korrekte Transliteration notwendigen Sonderzeichen nur mit bestimmten Schrifttypen umsetzen, die wiederum für die Wiedergabe des Griechischen ungeeignet sind. Darüber hinaus wäre hierfür zunächst die Schreibweise des jeweiligen Ortsnamens in arabischer Schrift nötig. Spätestens hier stößt ein des Arabischen nicht mächtiger Althistoriker an seine Grenzen. Deshalb wurde für diese Arbeit die Schreibweise der aktuellen Namen arabischer Fundorte nach der Datenbank Trismegistos Places (GEO) übernommen. Die Ortsnamen sind dort weitgehend nach den englischen Transliterationsregeln wiedergegeben, doch wird diese Schreibweise auch in den deutschsprachigen papyrologischen und epigraphischen Datenbanken sowie zum überwiegenden Teil ebenfalls in der deutschsprachigen Forschungsliteratur verwendet.

2 FORSCHUNGSÜBERBLICK Stand die Zeit der Tetrarchie schon immer im Fokus der Forschung, so fand die Epoche der Soldatenkaiser erst in den letzten Jahrzehnten die vermehrte Aufmerksamkeit der Wissenschaft. Die Anzahl der Monographien und Aufsätze, die sich mit Diokletian, seinen Reformen und seinem Herrschaftssystem befassen sind nahezu unüberschaubar. Von den neueren Publikationen sei hier an Frank Kolbs Monographie ‚Diocletian und die Erste Tetrarchie‘ erinnert, in der sich der Autor gegen die von William Seston in den Vierzigerjahren aufgestellte These wendet, der zufolge die Tetrarchie nicht als ein planmäßig entstandenes System zu verstehen ist, sondern sich aus einer Reihe von improvisierten Maßnahmen entwickelt hat.1 Während sich Sestons Theorie mittlerweile weitgehend durchgesetzt hat, und die Tetrarchie als Produkt eines allmählichen Prozesses verstanden wird, der bereits gegen Ende des zweiten Jahrhunderts seinen Anfang nahm und unter Diokletian einen vorläufigen Abschluss fand,2 betont Kolb die Einzigartigkeit und Besonderheit des diokletianischen Systems.3 Wolfgang Kuhoff schildert in seinem äußert umfangreichen und imposanten Werk ‚Diokletian und die Epoche der Tetrarchie‘ sehr ausführlich und detailliert die Entstehung der Tetrarchie und die Reformen Diokletians. Bei seiner Darstellung geht Kuhoff häufig von der Situation des dritten Jahrhunderts aus und zeigt unter anderem, wie die Veränderungen und Tendenzen dieser Zeit aufgegriffen und weiterentwickelt wurden.4 Neben den rein monographischen Abhandlungen zur Tetrarchie, wurde hierzu ebenfalls eine Flut von Aufsätzen verfasst. Hier sei beispielsweise der 2004 erschienene Sammelband ‚Diokletian und die Tetrarchie‘ erwähnt, in dem verschiedene Aspekte der Regierungszeit Diokletians erörtert werden, wie beispielsweise Hartwin Brandts Überlegungen zum Höchstpreisedikt oder Bruno Bleckmanns Erörterung zum Scheitern der spätantiken Mehrherrschaftssysteme.5 In einem weiteren 2006 herausgegeben Sammelband von Dietrich Boschung und Werner Eck mit dem Titel ‚Die Tetrarchie. Ein neues Regierungssystem und seine mediale Präsentation‘, finden sich Beiträge über die öffentliche Propagierung und der Rezeption der tetrarchischen Herrscherideologie anhand verschiedener Präsentationsmedien wie etwa 1 2

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Vgl. Seston, Dioclétien, bes. S. 235–247; zur Theorie eines intentionalen ‚Systems der Tetrarchie‘ vgl. bes. Burckhardt, Constantin, S. 33–66. Vgl. beispielsweise König, Berufung, S. 567–576; ders., Lactanz, S. 180–193; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 194–199; Williams, Roman Recovery, S. 41–70; Demandt, Spätantike, S. 57–75; König, Kaiserzeit, S. 206–208; Brandt, Kaiserzeit, S. 20–21; Kuhoff, Perspektiven, S. 17–19; Rees, Diocletian, S. 5–8; Bowman, Diocletian, S. 70–89; Leadbetter, Galerius, S. 6; Le Bohec, Das römische Heer, S. 23–27, vgl. auch den Forschungsüberblick zur Tetrarchie bei Leppin, Zur Geschichte, S. 13–30. Kolb, Diocletian, S. 4–9; S. 66–69; S. 85–87. Kuhoff, Diokletian, S. 329–332; S. 371–373; S. 399–402; S. 413–425; S. 484–488; S. 515– 520. Brandt, Erneute Überlegungen, S. 47–55; Bleckmann, Bemerkungen, S. 74–94.

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in der Gesetzgebung, der Architektur der tetrarchischen Residenzstädte, in der Münzprägung oder auch bei der Umsetzung tetrarchischer Bildprogramme.6 Weit weniger Interesse zeigte die Forschung für das Leben, die Regierungstätigkeit und die Maßnahmen der Herrscher, die der Tetrarchie vorangingen. Die Forschungsdiskussion um die Zeit der Soldatenkaiser konzentrierte sich zunächst hauptsächlich auf den Begriff der ‚Krise‘, der in der Folge relativiert wurde. Karl Strobel konstatierte, dass von einer allumfassenden Krise im dritten Jahrhundert nicht gesprochen werden kann, da es sich allenfalls um zeitlich und regional beschränkte Krisenphänomene gehandelt hat.7 Den Begriff von einer ‚Krise‘ stellt Christian Witschel überhaupt in Abrede. Er sieht im dritten Jahrhundert vor allem eine Zeit des Wandels, in der aber die Grundstrukturen des Reiches stabil geblieben seien.8 Allerdings halten viele Forscher zu Recht an der Theorie einer Strukturkrise fest, die zwar nicht umfassend war und deren Symptome nicht überall und zu jeder Zeit gleich stark ausgeprägt waren, die aber dennoch eine allmähliche Transformation und Umwandlung des römischen Reiches bewirkte.9 Ein Überblickswerk, das den aktuellen Forschungstand präsentiert und die Epoche zwischen den Severern und der Tetrarchie umfassend behandelt, liegt seit kurzer Zeit in dem im Jahr 2008 von Klaus-Peter Johne herausgegebenen zweibändigen Handbuch ‚Die Zeit der Soldatenkaiser‘ vor. Bei den Herrschern, die der Tetrarchie vorangingen, scheint sich vor allem Aurelian (270–275) einer gewissen Beliebtheit zu erfreuen, denn über die Regierungszeit dieses Kaisers ist in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Monographien erschienen.10 Zu Tacitus (275–276) wurde vor allem die Frage diskutiert, in wie weit die von den literarischen Quellen postulierte These vom ‚Senatskaiser‘ aufrechterhalten werden kann.11 Einige Aufmerksamkeit fand sodann die Regierungszeit des Probus (276–282). Für fast hundert Jahre war die einzige umfassende deutschsprachige Arbeit zu diesem Kaiser die Monographie ‚Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Probus‘ von Erich Dannhäuser aus dem Jahr 1909. Sie beruht hauptsächlich auf der Darstellung der Historia Augusta, doch bezieht Dannhäuser auch die weiteren literarischen Quellen mit ein. Dieser Konzeption folgt weitgehend das 1911 erschienene Werk von James H. E. Crees ‚The Reign of the Emperor Probus‘. Neue Impulse erfuhr die Erforschung der Herrschaft dieses Kaisers durch die Studie von Giovanni Vitucci ‚L’imperatore Probo‘, die 1952 publi6

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So verfasste beispielsweise Corcoran, The Tetrarchy, S. 31–61, den Beitrag über die Gesetzgebung, Hesberg, Residenzstädte, S. 133–167, schrieb über die Architektur, Weiser, Die Tetrarchie, S. 205–227, über die numismatischen Belege und; Boschung, Die Tetrarchie, S. 349–380, über die Bildprogramme. Strobel, Imperium Romanum, S. 285–297; S. 340–348, vgl. auch Watson, Aurelian, S. 1–20. Witschel, Krise, S. 3–24; S. 375–377. Vgl. Sommer, Soldatenkaiser, S. 126–127; Eck, Krise oder Nichtkrise, S. 23–43; Liebeschuetz, Was there a Crisis, S. 11–20; Johne/Hartmann, Krise und Transformation, S. 1046–1047. So sind zwischen 1991 und 2007 erschienen: Saunders, Aurelian; Cizek, Aurélien; Kotula, Aurélien et Zénobie; Watson, Aurelian; Jacob, Aurelians Reformen, und White, Restorer. Vgl. dazu bes. Syme, Emperors, S. 237–247; Johne, Tacitus, S. 144–149; Hengst, Some Notes, S. 101–107; Kreucher, Kaiser Probus, S. 105–122; Johne, Oclatinius Adventus, S. 33–41; ders., Senatskaiser, S. 379–393, siehe auch Kapitel 5.2.

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ziert wurde. Im selben Jahr erschien auch die Dissertation ‚The Reign of the Emperor Probus 276–282 A. D.‘ von Myron Leo Kennedy.12 Sowohl Vitucci wie auch Kennedy stellten die literarischen Quellen den numismatischen und epigraphischen Befunden gegenüber. Bei Vitucci ist allerdings zu bemängeln, dass er die papyrologischen Quellen außer Acht lässt. Für die nächsten 50 Jahre gab es nun keine monographische Abhandlung mehr über das Leben des Probus. Erst seit 2003 liegt in der Dissertation von Gerald Kreucher ‚Der Kaiser Marcus Aurelius Probus und seine Zeit‘ eine Arbeit vor, die den neuesten Forschungsstand zu Probus aber auch zu Tacitus und Florianus zusammenfasst. Neben der Auswertung der inzwischen vorliegenden Inschriften, Münzen und Papyri sowie des archäologischen Befundes konnte Kreucher vor allem auch den neuesten Erkenntnisstand zur Erforschung der Historia Augusta miteinbeziehen. Die kurze Herrschaftszeit des Florianus (276) wurde allerdings bereits 1998 durch die Arbeit von Eberhard Sauer ‚M. Annius Florianus: ein Drei-Monate-Kaiser und die ihm zu Ehren aufgestellten Steinmonumente‘ umfassend erörtert.13 Somit kann die Regierungszeit der Vorgänger des Carus inzwischen als weitgehend gut erforscht gelten. Ein regelrechtes Schattendasein in der Forschung führt jedoch die Familie des Carus. Dieser Umstand mag der kargen schriftlichen Überlieferung und der kurzen Regierungszeit dieser Herrscherfamilie geschuldet sein. Als grundsätzliches Werk gilt hier immer noch die bisher einzige existierende Monographie zu dieser Kaiserdynastie ‚Il regno di Caro Numeriano e Carino‘ von Piero Meloni, die 1948 erschien. Diese Arbeit basiert primär auf den historiographischen und literarischen Quellen, wobei sich Meloni weitgehend auf die Ereignisgeschichte konzentrierte und hierbei hauptsächlich und relativ unvoreingenommen aus der inzwischen sehr kritisch bewerteten Historia Augusta schöpfte.14 Die papyrologischen Zeugnisse, die zu dieser Zeit bereits zur Verfügung standen, bezieht Meloni in seine Untersuchung mit ein. Er berücksichtigt auch das zu seiner Zeit vorhandene Inschriftenmaterial und die numismatischen Quellen, ohne beides jedoch gründlich auszuwerten, und die entsprechenden Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.15 Was die Münzprägung des Carus und seiner Söhne anbelangt, so ist allerdings einzuräumen, dass, als Meloni sein Werk verfasste, noch keine umfassende Untersuchung zur Münzprägung dieses Herrscherhauses vorlag, auf die er hätte zurückgreifen können. Somit blieben letztlich sehr viele Fragen hinsichtlich der Ereignisgeschichte, der Chronologie und der Politik des Carus und seiner Söhne sowie der angeblichen Ermordung des Carus und des Numerianus, für die Meloni den Prätorianerpräfekten Aper verantwortlich macht,16 offen. Außer dieser einzigen monographischen Abhandlung gibt es eine Reihe von Aufsätzen zu einzelnen Aspekten der Herrschaft der Dynastie des Carus. Hier seien nur in aller Kürze einige der wichtigsten Arbeiten aufgeführt. Der Italiener 12 13 14 15 16

Die Dissertation von Kennedy blieb unpubliziert, und kann nur auf Mikrofilm eingesehen werden. Sauer, Florianus, S. 174–203. Vgl. Hohl, Rez. Meloni, S. 413–414. Vgl. Jones, Rez. Meloni, S. 66–67. Meloni, Il regno di Caro, S. 106–112; S. 132–137.

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Francesco Bianchi veröffentlichte 1911 eine Broschüre mit dem Titel: ‚Studi sull’imperatore M. Aurelio Caro‘, die heute jedoch nur noch in italienischen Antiquariaten erhältlich ist, aber in der älteren Forschung – besonders auch von Meloni – immer wieder zitiert wird. Bianchi verwertet ausschließlich nur die literarischen Quellen und diskutiert unter anderem die angebliche illyrische Herkunft des Carus.17 Der amerikanische Historiker Tom B. Jones setzte sich in den Dreißiger- und Vierzigerjahren mit Problemen zur Datierung der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne und zur Herkunft des Carus sowie in Zusammenarbeit mit Ida F. Kramer mit den tribunizischen Gewalten des Carus auseinander.18 Allerdings beruhte seine vorgeschlagene Chronologie auf der falschen Annahme, Carus sei erst im Dezember 283 gestorben. Jones argumentiert unter anderem mit einem epigraphischen Beleg, der durch eine zwischenzeitlich erfolgte Neulesung nicht mehr in die Zeit des Carus datiert werden kann (Ins. 294). Eine gründliche Auswertung der Münz- und Medaillonprägung unter Carus, Carinus und Numerianus erfolgte in den Fünfziger- und Sechzigerjahren durch Karl Pink.19 Pink ist bisher der einzige Numismatiker, der die Emissionen sämtlicher kaiserlicher Münzstätten, in denen unter Carus und seinen Söhnen geprägt wurde, untersucht hat.20 Da sich Pink bei seiner Rekonstruktion der Ereignisse fast ausschließlich auf die numismatischen Belege und seiner Datierung der einzelnen Münzemissionen stützte, führte ihn dies bezüglich seiner Rekonstruktion der Ereignisgeschichte nicht immer zu überzeugenden Resultaten. So kann beispielweise die Behauptung Pinks, Numerianus sei zeitgleich mit Carinus im Frühjahr 283 zum Augustus erhoben worden, nicht mehr aufrechterhalten werden.21 Vor allem in Hinblick auf die zeitliche Einordnung der Historia Augusta analysierte Géza Alföldy den dort erwähnten Sarmatenkrieg des Carus und den von diesem angeblich veranstalteten ludus Sarmaticus (HA Car. 8, 1; 9, 4; 19, 3).22 Einen 17

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Bianchi, Studi sull’imperatore, S. 13–20; die illyrische Herkunft des Carus postulierte erstmalig im 16. Jh. Scaliger, Animadversiones, S. 241–242; obwohl bereits Le Nain de Tillemont, Histoire des empereurs, S. 541, Anm. 1, diesen Irrtum berichtigt hat, wurde die Herkunft aus Narona in Dalmatien auch von Gibbon, Decline and Fall, S. 91, Anm. 64, übernommen und tauchte seither in der Forschungsliteratur bis ins zweite Drittel des vorigen Jahrhunderts immer wieder auf, siehe Kapitel 4.2. Jones, Date, S. 338–342; ders., Death of Numerian, S. 302–303, sowie Kramer/Jones, Tribunicia potestate, S. 80–86. Pink, Münzstätte Siscia, S. 88–94; ders., Medaillonprägung, S. 553–562; ders., Magnia Urbica, S. 5–9; ders., Aufbau Carus, S. 5–68. Die lokale alexandrinische Tetradrachmenprägung wurde bereits von Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 220–222; 2, S. 166–167, im Jahr 1924 untersucht, wobei Vogt auch heute noch gültige und verwertbare Ergebnisse vorweisen konnte. Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 13; S. 19; 22; S. 25; S. 28; S. 40; S. 44; S. 54; S. 56; S. 59; diese Annahme wurde von Bastien, Le monnayage, S. 31; S. 69–70; ders., Interprétation, S. 79; Gricourt, L’adventus, S. 96; ders., Caro/Diocleziano, S. 18; S. 23–28; S. 62, übernommen, doch basiert diese Hypothese nur auf der entsprechend frühen Datierung von Münzen für Numerianus als Augustus, der numismatische Befund insgesamt wie auch das epigraphische Material sprechen dagegen, siehe hierzu ausführlich in Kapitel 5.1, vgl. Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 50–65, bes. S. 51–53. Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 21–34.

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Teil des Inschriftenmaterial zur Regierungszeit des Carus und seiner Söhne präsentierte Edward Augustine Pond 1970 in seiner Dissertation ‚The Inscriptional Evidence for the Illyrian Emperors‘.23 Wie bereits dem Titel dieser Arbeit zu entnehmen ist, zählte Pond Carus und seine Söhne zu den illyrischen Kaisern und folgt in seiner Chronologie weitgehend Tom B. Jones und Ida F. Kramer.24 Ebenfalls in den Siebzigerjahren entwickelte Harold W. Bird seine Verschwörungstheorie von der Ermordung des Carus und seiner beiden Söhne. Bird gelangt zu der recht hypothetischen, aber auch letztlich nicht unbedingt überzeugenden Schlussfolgerung, dass sowohl Carus als auch Carinus und Numerianus Opfer einer von Diokletian angezettelten langfristigen Verschwörung geworden seien.25 Im Rahmen der Forschungsdiskussion um die Historia Augusta setzte sich zwischen 1970 und 1994 André Chastagnol kritisch mit der dort wiedergegebenen Vita Cari auseinander.26 Obwohl Chastagnols Untersuchungen in erster Linie der Datierung der Historia Augusta ans Ende des vierten Jahrhunderts dienten, konnte so eine Reihe von Angaben hauptsächlich hinsichtlich der Charakterisierung des Carinus und seines jüngeren Bruders Numerianus relativiert und widerlegt werden. Die unterschiedliche Beschreibung der beiden Brüder in den literarischen Quelle, die Carinus ausgesprochen negativ und Numerianus wiederum sehr positiv schildern, diskutierte 1983 auch Robert J. Penella in seinem Aufsatz ‚The Eloquence of the Emperor Numerian‘.27 Die Herrscherchronologie und Kaisertitulatur des Carus und seiner Söhne anhand von Münzen, Inschriften und der ägyptischen Papyri untersuchte Michael Peachin in seiner 1990 erschienen Arbeit ‚Roman Imperial Titulature and Chronology A. D. 235–284‘.28 Die Usurpation des Sabinus Iulianus im Frühjahr 285 in Panonnien behandelten Bill Leadbetter in ‚Another Emperor Julian and the Accession of Diocletian‘ und Thorsten Fleck in seinem Aufsatz ‚Julianus I. von Pannonien. Überlegungen zu Chronologie und Münzprägung‘. Im Jahr 2011 folgte Sylviane Estiot, mit dem Artikel ‚À propos d’un médaillon inédit de l’usurpateur Julien (284–285 AD): son règne et son monnayage‘.29 Von besonderer Bedeutung ist die Untersuchung von Daniel Gricourt ‚L’adventus de Carin dans Ticinum et son mariage avec Magnia Urbica‘ zur Münzprägung der Münzstätte Ticinum (Pavia) anlässlich der Hochzeit des Carinus und der Magnia Urbica.30 Gricourt konnte hier eine Reihe von aurei und quinarii ohne Münzstättensigle sowie Medaillons, von denen man bisher annahm, sie seien in Rom geprägt worden, dieser Münzstätte zuordnen und so belegen, dass diese Heirat nicht im Rom, sondern in Ticinum be23 24 25 26 27 28 29 30

Pond, Inscriptional Evidence, S. 141–147; S. 239–248. Vgl. ebd., bes. S. 142–146. Bird, Death of Carus, S. 123–132. Chastagnol, Claudien, S. 444–463; ders., Trois études, S. 75–90; ders., Quatre études, S. 45– 71; ders., Carin et Elagabal, S. 99–113; ders., Non est meus, S. 89–99; ders., Les editores romains, S. 165–183. Penella, The Eloquence, S. 274–276. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 48–50; S. 98–99; S. 444–471. Nicht berücksichtigt werden konnte Efrem Pegan: Imperator Marcus Aurelius Julianus, Numizmaticke Vijesti XV/26, 1968, S. 45–52, da dieser Jahrgang der Numizmaticke Vijesti nicht erhältlich war. Gricourt, L’adventus, S. 95–112.

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2 Forschungsüberblick

ziehungsweise wohl richtigerweise in Mediolanum (Mailand) stattfand.31 Im Rahmen der aktuellen Untersuchungen zum außerordentlich umfangreichen Münzhort von La Venera (Ripostiglio della Venera. Nuovo Catalogo Illustrato) konnte Gricourt auch die gesamte Münzprägung des Carus, Carinus und Numerianus der Münzstätten Rom, Siscia, Ticinum und Lugdunum einer erneuten gründlichen Analyse unterziehen.32 Eine jüngste Übersichtsdarstellung über die Regierung des Carus und seiner Söhne verfasste Gerald Kreucher für den von Klaus-Peter Johne herausgegebenen Sammelband ‚Die Zeit der Soldatenkaiser‘.33 Auf sieben Seiten schildert Kreucher knapp die Herrschaft dieses Kaiserhauses unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes.34

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Siehe hierzu ausführlich in Kapitel 4.1. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 18–202. Kreucher, Probus und Carus, S. 417–423. Falsch ist allerdings die Behauptung bei Kreucher, Probus und Carus, S. 419, dass für das zweite ägyptische Jahr des Carus in Alexandria noch Tetradrachmen geprägt worden seien, da es sich hierbei ausnahmslos um die Konsekrationsmünzen des Carus handelt (Milne S. 112– 113, Nr. 4708–4709; 4713–4718; 4725–4727; 4731–4734).

3 QUELLENLAGE 3.1 DIE LITERARISCHEN QUELLEN Der unglückliche Umstand, dass aus der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts nur sehr wenige literarische Zeugnisse überliefert sind, ist hinlänglich bekannt. So ist es beinahe schon wieder ein Glücksfall, dass mit dem Jagdgedicht Cynegetica des aus Carthago stammenden Dichters Marcus Aurelius Olympius Nemesianus das Fragment eines zeitgenössischen literarischen Werks aus der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne vorhanden ist. In diesem Gedicht, das zwischen 283 und 284 entstanden sein muss, und von dem 325 Verse erhalten sind, kündigte der Dichter an, alsbald eine panegyrische Lobdichtung über die ruhmreichen Taten der beiden Söhne des Divus Carus, Carinus und Numerianus, verfassen zu wollen (Nem. cyn. 63–75). Im Rahmen dieser Ankündigung verherrlicht der Autor die militärischen Erfolge des Carinus und Numerianus allerdings auf eine poetisch verklärte und überhöhte Weise, die einiger Interpretation bedarf. Natürlich ist hierbei zu berücksichtigen, dass sich der Autor vermutlich von der Intention leiten ließ, sich das Wohlwollen der beiden Herrscher als mögliche zukünftige Förderer und Gönner zu versichern. Dennoch ist das Jagdgedicht des Nemesianus als eine der wichtigsten literarischen Quellen zu betrachten, denn wenn der Dichter beispielsweise die Eroberung der ‚alten Zitadellen Babylons‘ besingt (Nem. cyn. 72), dann kann dies doch nur bedeuten, dass man zum fraglichen Zeitpunkt, also im Jahr 284, in Carthago und folglich auch in Rom von der Eroberung der persischen Hauptstadt Ctesiphon gewusst haben muss.1 Wenn man einer problematischen Behauptung des Autors der Historia Augusta Glauben schenken will, nach der Kaiser Numerianus höchst persönlich mit dem Dichter als Poet gewetteifert habe (HA Car. 11, 2), dann wirkte Nemesianus in Rom, doch sehr viel wahrscheinlicher ist, dass der Dichter seine Werke in Africa verfasste.2 Wenn übrigens die von dem Autor der Historia Augusta unterstellte überragende und gefeierte Begabung des Numerianus als Dichter (HA Car. 11, 1–2) wirklich zutreffend und allgemein bekannt gewesen 1

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Zu Nemesianus vgl. PIR² A, Nr. 1562; PLRE I, S. 622, Nr. 2; Luiselli, Il proemio del Cynegeticon, S. 73–95; ders., L’identificazione, S. 189–208; Himmelmann-Wildschütz, Nemesians erste Ekloge, S. 342–356; Verdière, Prolégomiènsa (zur Person des Dichters bes. S. 1–2); Chastagnol, Trois études, S. 81–84; Effe, Dichtung und Lehre, S. 165–173; Chastagnol, Quatre études, S. 65–66; Felix, Literarische Quellen, S. 100; Walter, Studien (zur Bucolica); Küppers, Proömium, S. 473–498; Smolak, Olympius Nemesianus, S. 308–315; Schetter, Kaiserzeit, S. 141–181; Volpilhac, État présent des recherches sur Némésien, S. 3175–3178; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 212; Hartmann, Literarische Quellen, S. 36. Gegen die von Luiselli, L’identificazione, S. 200–204, behaupteten Identifikation des Hirten Meliboeus mit Carus in Nemesianus’ Hirtengedicht Bucolica vgl. Himmelmann-Wildschütz, Nemesians erste Ekloge, S. 348–350; Schetter, Kaiserzeit, S. 151–152. Vgl. hierzu bes. Schetter, Kaiserzeit, S. 152–153; Küppers, Proömium, S. 492–495; zur entsprechenden Stelle in der Historia Augusta siehe Kapitel 4.2.

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3 Quellenlage

wäre, so hätte es Nemesianus ganz bestimmt nicht versäumt, auch darauf in seinen Cynegetica mit entsprechendem Lob hinzuweisen, doch preist der Dichter ausschließlich nur die militärischen Tugenden des Carinus und Numerianus.3 Als noch halbwegs zeitnahe literarische Quellen können die Panegyrici Latini und die um das Jahr 315 entstandene Schrift De mortibus persecutorum des Laktanz angesehen werden.4 Da die Panegyrici Latini – abgesehen natürlich von der Lobrede des Plinius an Trajan – bekanntermaßen die Zeit Diokletians und das vierte Jahrhundert betreffen, und da Carus, Carinus und Numerianus von Laktanz nicht zu den Christenverfolgern (persecutores) gezählt werden, können beide Quellen zwar nur einige spärliche, jedoch aber durchaus wichtige und sehr brauchbare Hinweise für die hier zu untersuchende Zeitspanne liefern. So ist das Werk De mortibus persecutorum des Laktanz die einzige literarische Quelle, in welcher der dies imperii Diokletians richtig mit dem 20. November angegeben wird (Lact. mort. pers. 17, 1), womit folglich ein terminus ante quem für den Tod des Numerianus gegeben ist.5 Ebenfalls nur geringe Anhaltspunkte über die Regierungszeit des Carus und seiner Söhne finden sich in der Historia ecclesiastica (Ἐκκλησιαστικὴ ἱστορία) und der Chronik des Eusebios von Caesarea, zumal letzteres Werk lediglich in der lateinischen Überarbeitung des Hieronymus und einer späteren armenischen Übersetzung erhalten ist.6 Einige wenige und knapp formulierte Angaben liefert sodann der sogenannte Chronographus anni 354, der gelegentlich auch nach dem berühmten Bildhauer Furius Dionysius Philocalus,7 der vor allem für die besondere Feinheit und Qualität seiner Kalligraphie bei der Ausgestaltung der römischen Katakomben unter Bischof Damasus (366–384) bekannt ist, als ‚Filocalus-Kalender‘ bezeichnet wird. Dieses Werk enthält neben einer Aufstellung der römischen Bischöfe auch die Konsularfasten bis zum Jahr 354 und eine Liste der Stadtpräfekten sowie eine knapp gefasste Chronik der Stadt Rom (Chronica urbis Romae), in der unter anderem auch die

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Zu Numerianus als Dichter siehe Kapitel 4.2. Zu den Panegyrici Latini vgl. beispielsweise Lippold, Constantius Caesar, S. 347–369; Asche, Roms Weltherrschaftsidee; Portmann, Geschichte in der spätantiken Panegyrik; L’Huillier, L’empire des mots; Rees, Layers of Loyalty; Ronning, Herrscherpanegyrik; Starbatty, Kaiser und Gott, S. 141–165; Hartmann, Literarische Quellen, S. 39–40; zu Laktanz vgl. Ogilvie, The Library; Søby Christensen, Lactantius; Bleckmann, Überlegungen, S. 30–32; Leadbetter, Lactantius, S. 245–252; Brecht, Reichskrise, S. 42 mit Anm. 109; Edwards, The Flowering, S. 197–221; Schwarte, Laktanz, S. 443–445; Winkelmann, Historiography, S. 3–41; Colot, Historiographie, S. 135–151; Walter, Pagane Texte; Hartmann, Literarische Quellen, S. 33–34; Heck, Constantin und Lactanz, S. 118–130. Zur papyrologischen Bestätigung dieser Datumsangabe siehe Kapitel 4.6. Zu diesen Werken des Eusebios vgl. etwa Barnes, The Editions of Eusebius, S. 191–201; Burgess, The Dates, S. 471–504; Brecht, Reichskrise, S. 42–43; Burgess, Studies in Eusebian; Frede, Eusebius’ Apologetic Writings, S. 223–250; Treadgold, Early Byzantine, S. 23–46; Hartmann, Literarische Quellen, S. 27–28. Der im 9. Jh. lebende Patriarch von Antiochia Dionysios von Tel-Mahrē griff in seiner syrischen Chronik auch auf Eusebios zurück, vgl. Siegfried/Gelzer, Eusebii canonum, S. 488. Zu den Inschriften des Philocalus vgl. Mazzoleni, Inschriften, S. 176; Baruffa, Katakomben, S. 62–65.

3.1 Die literarischen Quellen

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römischen Kaiser bis zu Licinius I. aufgelistet sind.8 Höchst wahrscheinlich stammt folglich dieser Teil der Chronik aus konstantinischer Zeit und ist außerdem als eine von der ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ unabhängige Quelle zu betrachten.9 Erst aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts sind eine ganze Reihe wichtiger Quellen erhalten. Um das Jahr 361 verfasste Sextus Aurelius Victor seinen Liber de Caesaribus, der eine Sammlung kurzgefasster Kaiserbiographien von Augustus bis zu Constantius II. enthält. Der pagane Autor, der nach einer erfolgreichen Laufbahn im Verwaltungsdienst in den Senatorenstand aufstieg, zeichnet sich durch eine betont senatsfreundliche Haltung aus und neigt zu moralischen Urteilen, in denen er den vermeintlichen Verfall von Bildung und Sitten tadelt. Dennoch gilt Aurelius Victor für das dritte Jahrhundert als weitgehend zuverlässiger Autor.10 In Kapitel 38 und zu Beginn von Kapitel 39 behandelt Aurelius Victor die Regierungszeit des Carus und seiner beiden Söhne.11 Weitere wertvolle Angaben liefern die knapp gefassten und weitgehend wertungsfreien Breviarien des Eutrop (Breviarium ab urbe condita) und des Rufius Festus (Breviarium rerum gestarum populi Romani). Beide verfassten ihre Werke als magister memoriae für Kaiser Valens (364– 378). Eutrop schrieb seine Kurzdarstellung, die von der römischen Frühzeit bis zum Tod Kaiser Jovians im Jahr 364 reicht, wohl kurz nach 369, und Festus verfasste sein Breviarium nur wenige Jahre später gegen 372.12 Von der Hand eines unbekannten Verfassers stammt die Epitome de Caesaribus, die wohl noch kurz vor dem Jahr 400 geschrieben wurde und bei der es sich zumindest stellenweise um eine Kurzfassung des Liber de Caesaribus von Aurelius Victor handelt, die aber dennoch weitere wichtige über diesen Autor hinausgehende Informationen bietet.13 8 9 10

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Vgl. Mommsen, Chronograph, S. 547–668; Schmidt, Bildkalender, S. 178–180; Brecht, Reichskrise, S. 44; Divjak, Kalender des Filocalus, S. 19–38; Hartmann, Literarische Quellen, S. 22, vgl. auch Rüpke, Geschichtsschreibung, S. 65–85. Vgl. Barnes, Lost Kaisergeschichte, S. 23–24. Zu Aurelius Victor vgl. beispielsweise PLRE I, S. 960, Nr. 13; Bird, Commentary; Boer, Some Minor, S. 19–113; Bird, Sextus Aurelius Victor; Bleckmann, Überlegungen, S. 11–37; Brecht, Reichskrise, S. 45; Festy, Aurelius Victor, S. 121–133; Witzmann, Herrscherbild; Groß-Albenhausen, Aurelius Victor, S. 151–171; Rohrbacher, Historians, S. 42–48; Bonamente, Minor Latin Historians, S. 91–99; Christ, Kaiserideal, S. 177–200; Hartmann, Literarische Quellen, S. 21. Über Carus und seine Söhne bei Aurelius Victor vgl. bes. Bird, Commentary, S. 193–197; ders., Liber de Caesaribus, S. 158–165. Zu Eutrop vgl. PLRE I, S. 317, Nr. 2; Boer, Some Minor, S. 114–172; Bonamente, La biografia, S. 161–210; Bird, Eutropius, S. 51–60; Schmidt, Eutropius, S. 201–207; Ratti, La ciuilitas, S. 197–205; ders., Les Romana, S. 175–187; Brecht, Reichskrise, S. 45; Burgess, Eutropius, S. 76–81; Rohrbacher, Historians, S. 49–56; Bonamente, Minor Latin Historians, S. 103–111; Hartmann, Literarische Quellen, S. 28–29; zu Festus vgl. PLRE I, S. 334–335, Nr. 3; Eadie, The Brevarium, S. 1–41; Boer, Some Minor, S. 173–196; Baldwin, Festus, S. 197–217; Schmidt, Rufius Festus, S. 207–210; Brecht, Reichskrise, S. 46; Rohrbacher, Historians, S. 57– 63; Bonamente, Minor Latin Historians, S. 112–125; Hartmann, Literarische Quellen, S. 29– 30; umstritten ist, ob der Breviator Festus mit dem gleichnamigen proconsul der Provinz Asia identisch ist. Vgl. Schlumberger, Epitome; Syme, Fiction, S. 267–278; Birley, Fiction, S. 67–82; Festy, Pseudo-Aurélius Victor; Jarecsni, The Epitome, S. 203–214; Brecht, Reichskrise, S. 46; Bona-

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3 Quellenlage

Vermutlich benutzte der Autor neben Aurelius Victor das verlorengegangene Werk des Nicomachus Flavianus, da sich bei ihm auch Parallelen zur griechischen Überlieferungstradition finden.14 An der Wende vom vierten zum fünften Jahrhundert entstand die Weltchronik des Kirchenvaters Hieronymus, der in diesem Werk die griechische Chronik des Eusebios von Caesarea ins Lateinische übersetzt, ergänzt und bis zum Jahr 378 fortgesetzt hat. In wenigen Zeilen gibt Hieronymus einige knapp formulierte Angaben zur Regierungszeit des Carus und seiner Söhne, wobei allerdings seine Jahresangaben mehr als unzuverlässig sind.15 Das Werk des heidnischen Sophisten und Historikers Eunapios von Sardes ist nur sehr fragmentarisch erhalten. Er lebte ungefähr von 345 bis 420 und verfasste seine Historien (ἱστορικὰ ὑπομνήματα), wie der byzantinische Patriarch Photios in seiner Bibliotheca schreibt, offenbar in zwei unterschiedlichen Ausgaben (Phot. bibl. cod. 77). Für die Zeit des Carus und seiner Söhne ist lediglich ein inhaltlich sehr problematisches Fragment durch das Suda-Lexikon überliefert, das Carinus als blutrünstigen Tyrannen schildert (Eun. hist. 5 = Suda K 391), was an gegebener Stelle zu erörtern sein wird. Von Bedeutung ist Eunapios von Sardes für die vorliegende Arbeit vor allem deshalb, weil seine Historien außer Zosimos auch dem Autor der Historia Augusta als Quelle dienten, worauf höchst wahrscheinlich die besonders negative Charakterisierung des Carinus sowohl bei Zosimos (Zos. 1, 72, 1 = Ioh. Ant. 188) als auch in der Historia Augusta (HA Car. 16, 1–17, 7) zurückzuführen sein wird.16 Die detaillierteste, aber auch bei weitem unzuverlässigste literarische Quelle für die Dynastie des Carus ist die Historia Augusta (Scriptores Historiae Augustae), einer Sammlung von Kaiserviten von Hadrian bis Carinus und reicht folglich von 117 bis 285. Es würde sicherlich zu weit führen, an dieser Stelle die umfangreiche und langjährige Forschungsdiskussion zur Historia Augusta eingehend zu erörtern.17 Wichtig ist festzuhalten, dass dieses Werk mit einiger Sicherheit nicht von sechs verschiedenen Autoren, sondern nur von einem einzigen verfasst wurde, und

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mente, Minor Latin Historians, S. 100–102; Hartmann, Literarische Quellen, S. 26; nach Festy, Pseudo-Aurélius Victor, S. 402; S. 478, muss das Werk vor 402 entstanden sein. Vgl. Schlumberger, Epitome, S. 172–182; S. 233–246. Vgl. Burgess, Jerome, S. 349–369; Brugnoli, Curiosissimus excerptor; Burgess, Jerome’s Chronici canones, S. 83–104; Jeanjean, Jérôme, S. 137–178; Hartmann, Literarische Quellen, S. 30–31. Zur negativen Charakterisierung des Carinus in den literarischen Quellen siehe ausführlich in Kapitel 4.2; zu Eunapios und seinen beiden Werkausgaben vgl. Ridley, Zosimos, S. 280; Hunger, Profane Literatur, S. 279–281; Breebaart, Eunapius, S. 360–375; Baldini, Ricerche, S. 75– 117; Paschoud, Eunapiana, S. 239–303; Sacks, Meaning, 52–67; Rohrbacher, Historians, S. 64–72; Baldini, Storie perdute, S. 179–240; Liebeschuetz, Pagan Historiography, S. 177– 218; Treadgold, Early Byzantine, S. 81–89; Hartmann, Literarische Quellen, S. 26–27; nach Barnes, The Sources, S. 112–117, benutzte der Autor der Historia Augusta Eunapios als Hauptquelle; ebenso muss dies für die Nea Historia des Zosimos ab dem Jahr 270 angenommen werden, vgl. Ridley, Zosimos, S. 280–281; Barnes, The Sources, S. 121–123; Baldini, Ricerche, S. 19–74; ders., Storie perdute, S. 210–212. Bei Kreucher, Kaiser Probus, S. 18–31, findet sich eine übersichtliche Zusammenfassung zur Historia Augusta-Forschung; den älteren Forschungsstand bis 1911 diskutiert Crees, The Reign, S. 28–48.

3.1 Die literarischen Quellen

31

als Entstehungszeit vom Ende des vierten oder Anfang des fünften Jahrhunderts auszugehen ist.18 Bei der Beurteilung der Historia Augusta ist die Intention und die gesellschaftliche Herkunft des Autors von großer Bedeutung. Er muss entweder der heidnischen Senatsaristokratie des ausgehenden vierten Jahrhunderts zugerechnet werden, oder aber er stand dieser zumindest sehr nahe,19 weshalb es ihm auch ein Anliegen war, den angeblichen politischen Einfluss des Senates im dritten Jahrhundert zu betonen. Deshalb werden gerade die Kaiser Tacitus und Probus als ausgesprochen senatsfreundliche Herrscher geschildert, von denen die Senatsautorität angeblich wiederhergestellt worden sei.20 Für die Herrschaft des Carus und seiner Söhne ist in erster Linie die Vita Cari heranzuziehen.21 Nach einer allgemeinen Einleitung über das wechselhafte Schicksal des römischen Staates (HA Car. 1, 4–3, 8) folgen Spekulationen über den Geburtsort und die Laufbahn des Carus (HA Car. 4, 1–5, 4).22 Danach wird die offenbar gelegentlich geäußerte Annahme, Probus sei auf Betreiben des Carus getötet worden widerlegt und die Wertschätzung des Probus für Carus anhand eines fingierten Briefs demonstriert (HA Car. 6, 1–3). Im folgenden Kapitel wird die Herrschaftsteilung zwischen Carus und seinen Söhnen kurz erläutert und diese Gelegenheit gleich genutzt, um Carinus als missratenen Sohn zu charakterisieren (HA Car. 7, 1–4). Sodann berichtet der Autor in aller Kürze und in nur einem Satz von den Kriegen des Carus gegen die Sarmaten und Perser (HA Car. 8, 1), um anschließend seine Version vom Tod des Carus vorzutragen (HA Car. 8, 2–9, 3). Durch einen nochmaligen Bezug auf den Sarmatenkrieg soll Carus abschließend als ‚guter Kaiser‘ dargestellt werden (HA Car. 9, 4). Die folgenden Kapitel enthalten den Bericht 18

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Zur Abfassungszeit vgl. z. B.: Dessau, Zeit und Persönlichkeit, S. 337–392; Straub, Geschichtsapologetik, S. 1–46; Chastagnol, Le problème, S. 66; Syme, Emperors, S. 16; S. 285– 287; Johne, Kaiserbiographie, S. 44; Barnes, The Sources, S. 17–18; Kolb, Untersuchungen, S. 87; Paschoud, Noms camouflés, 502–504; Festy, Les Nicomaques, S. 757–767, der Nicomachus Flavianus den jüngeren als Autor ausmachen will, welcher das Werk seines Vaters umgearbeitet habe; Ratti, Nicomaque Flavien, S. 305–317, der den älteren Virius Nicomachus Flavianus als Autor vorschlägt; Johne, Historia Augusta, S. 46–47; Cameron, Historia Augusta, S. 743–782. Demgegenüber greift Lippold, Historia Augusta, S. 1–14, eine bereits von Mommsen, Scriptores, S. 228–392, formulierte These auf und behauptet, die Historia Augusta sei in ihrem Kern bereits tatsächlich – wie in dieser Quelle angegeben – zur Zeit Diokletians und Konstantins verfasst worden. Vgl. bes. Johne, Kaiserbiographie, S. 66–147; ders., Geschichtsbild, S. 631–640, vgl. auch Chastagnol, Les editores romains, S. 165–183. Siehe hierzu Kapitel 5.2. Für eine kritische Beurteilung der Vita Cari sind unter anderen vor allem folgende Untersuchungen von Bedeutung: Straub, Studien, S. 123–132; Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 21–34; Chastagnol, Claudien, 444–463; Kerler, Aussenpolitik, S. 260–270; Syme, Emperors, S. 218– 220; S. 244–247; Chastagnol, Trois études, S. 75–90; ders., Quatre études, S. 45–71; ders., Carin et Elagabal, S. 99–113; Penella, The Eloquence, S. 274–276; Rösger, Vopiscus, S. 179– 182; Chastagnol, Non est meus, S. 89–99; sowie der Kommentar von Paschoud in seiner Edition der Historia Augusta, Commentaire de la Vita Cari, S. 323–412, vgl. auch Merten, Stellenbibliographie, S. 209–235. Zur Einleitung vgl. Paschoud, Une réponse païenne, S. 335–346; Bessone, Un excerptum, S. 107–135; Schlumberger, Vernetzung, S. 337–338.

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3 Quellenlage

über die Herrschaft des Numerianus, der im Wesentlichen nur aus der Beschreibung des jungen Kaisers als begnadeter Dichter und der Schilderung von dessen Tod besteht sowie einer Anekdote über Diokletian, dem die Herrschaft prophezeit worden sei, falls er einen Eber (aprum) erlegen würde, was sich auf den von ihm ermordeten Prätorianerpräfekten Aper bezieht (HA Car. 10, 1–15, 6). Die Darstellung der Herrschaft des Carinus besteht eigentlich nur aus den Schilderungen von dessen angeblichen Verbrechen und seinem vermeintlichen Lasterleben (HA Car. 15, 7–18, 1) und endet mit dem kurzen Hinweis vom Tod des Carinus bei der Schlacht am Margus, wobei hier eingeräumt wird, dass Carinus immerhin ein tatkräftiger Herrscher gewesen sei (HA Car. 18, 2). Sodann folgt eine Huldigungsadresse an die tetrarchischen Herrscher (HA Car. 18, 3–5) und anschließend die Beschreibung der angeblich von Carus und seinen Söhnen in Rom eingeführten Spiele (HA Car. 19, 1–3). Die Vita Cari schließt mit einer persönlichen Widmung in Form einer Rüge an einen Iunius Messala, der anscheinend sein Vermögen mit Schauspielen durchgebracht haben soll und dem das vom Autor Diokletian in den Mund gelegte abschätzige Urteil über die Spiele des Carus und seiner Söhne (ergo … bene risus est in imperio suo Carus) eine Warnung sein soll (HA Car. 20, 1–21, 3).23 Wie allein schon diese kurze Inhaltsangabe zeigt, enthält die Vita Cari nur wenige substanziell verwertbare Angaben über die Herrschaft des Carus und seiner Söhne. Streng genommen könnte die Historia Augusta sogar eher der Unterhaltungsliteratur zugerechnet werden, denn sie steckt voller fiktiver unterhaltsamer und frei erfundener Anekdoten, Personen, Dokumente und Ereignisse.24 Soweit solche Fiktionen und Erfindungen in den Lebensbeschreibungen des Carus und seiner Söhne oder auch – insoweit dies die Themenstellung ‚Vorläufer der Tetrarchie‘ erfordert – in den Viten des Tacitus und Probus enthalten sind, werden diese an den entsprechenden Stellen dieser Arbeit erörtert. Allerdings sollte man sich davor hüten, sämtliche Angaben in dieser Quelle, die nicht durch eine Parallelüberlieferung bestätigt werden können, von vornherein als reine Fiktion abzutun. Denn immer wieder kommt es nämlich vor, dass Angaben in der Historia Augusta, die als fiktiv betrachtet wurden, schließlich doch noch – etwa durch archäologische Funde, Inschriften oder Münzen – ihre nachträgliche Bestätigung finden.25 Gelegentlich liefert die Historia Augusta auch sehr wertvolle Hinweise, da der Autor gerade für die Zeit ab dem Jahr 270 neben anderen Quellen wie beispielsweise der sogenannten ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ vermutlich das verlorene Geschichtswerk des Nicomachus Flavianus und möglicherweise das nur fragmentarisch erhaltene Werk des Eunapios herangezogen hat.26

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Vgl. Chastagnol, Les editores romains, S. 165–183. So auch Straub, Geschichtsapologetik, S. 143–144; Lippold, Historia Augusta, S. 179–180. Vgl. beispielsweise Brandt, Pacator, S. 83; ders. Historia Augusta, S. 78–80. Zur Benutzung des Eunapios vgl. Barnes, The Sources, S. 112–117; zur Heranziehung des Nicomachus Flavianus vgl. Schlumberger, Epitome und Historia Augusta, S. 201–219; Bleckmann, Reichskrise, S. 32; S. 396–415; ders., Überlegungen, S. 13; Hartmann, Literarische Quellen, S. 31–32; Johne, Historia Augusta, S. 49.

3.1 Die literarischen Quellen

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Eine Weltgeschichte aus christlicher Sicht mit dem Titel Historiae adversus paganos verfasste nach 417 in Spanien der Presbyter Orosius.27 Dieses Werk basiert zwar hauptsächlich auf der Chronik des Hieronymus und dem Breviarium des Eutrop beziehungsweise auf der Überlieferungstradition der ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ und bringt somit kaum darüber hinausgehende Erkenntnisse, jedoch finden sich bei diesem Autor für die hier zu untersuchende Zeitspanne durchaus gelegentlich Wertungen oder Kommentare, die von größerem Interesse sind. Einige Hinweise zur Datierung geben die Consularia Constantinopolitana und der Laterculus des aus Gallien stammenden Polemius Silvius. Die Consularia Constantinopolitana ist eine Liste der Konsuln, die zunächst bis ins Jahr 394 und in ihrer endgültigen Fassung bis ins Jahr 468 reicht, und der in der Mitte des fünften Jahrhunderts entstandene Laterculus enthält unter anderem eine Kaiserliste mit kurzen Kommentaren. Bei der Chronik des spätrömischen Staatsmannes Cassiodor aus dem frühen sechsten Jahrhundert handelt es sich ebenfalls um eine Konsulliste mit knapp gehaltenen Erläuterungen.28 Zu den bedeutendsten literarischen Quellen für die zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts gehört zweifellos auch die Nea Historia (Νέα ἱστορίη) des heidnischen Autors Zosimos, die wohl Anfang des sechsten Jahrhunderts verfasst wurde. Zosimos, der in Constantinopel das Amt eines advocatus fisci bekleidete und den Titel eines comes trug, macht für den Niedergang des römischen Reiches die Abkehr von den alten Göttern verantwortlich, doch gilt er als weitgehend zuverlässiger Autor. In seinem ersten Buch behandelt er zum Beispiel die Regierungszeit des Probus recht ausführlich, doch leider weist die Nea Historia ausgerechnet am Ende des ersten und am Anfang des zweiten Buches, also für die Zeit des Carus und der Herrschaft Diokletians von den Jahren 282 bis 305, eine bedauerliche Lücke auf, die – soweit es die Regierungszeit des Carinus und dessen Ende betrifft – nach Iohannes Antiochenos ergänzt wird (Zos. 1, 72, 1–73, 3 = Ioh. Ant. 188–189). Wie der Patriarch Photios im neunten Jahrhundert berichtet, habe Zosimos selbst die zweite Auflage der Historien des Eunapios als Vorlage verwendet (Phot. bibl. cod. 98), was zumindest für die Nea Historia ab dem Jahr 270 wohl zuzutreffen scheint.29 27

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Zu Orosius vgl. beispielsweise Lippold, Orosius, S. 92–105; Goetz, Geschichtstheologie; Koch-Peters, Ansichten des Orosius; Marchetta, Orosio; Alonso-Núñez, Auslegung der Geschichte, S. 197–213; Ratti, La lecture chrétienne, S. 264–278; Witzmann, Herrscherbild; Vilella, Biografia, S. 94–121; Rohrbacher, S. 135–149; Hartmann, Literarische Quellen, S. 39. Zur Consularia Constantinopolitana vgl. etwa Croke, City Chronicles, S. 165–203; Muhlberger, The Fifth Century Chroniclers; Rüpke, Geschichtsschreibung, S. 65–85; zu Polemius Silvius vgl. Rösger, Usurpatorenviten, S. 385–388; Burgess, Principes, S. 491–500; Wesch-Klein, Laterculus, S. 57–88; zu Cassiodorus vgl. beispielsweise O’Donnell, Cassiodorus; Krautschick, Cassiodor; Hafner, Cassiodor; vgl. auch Hartmann, Literarische Quellen, S. 22. Zu Zosimos vgl. Paschoud, Cinq études sur Zosime; Hunger, Profane Literatur, S. 285–291; Blockley, First Book, S. 393–402; Veh, Neue Geschichte, S. 1–22; Kettenhofen, Beobachtungen, S. 404–415; Brecht, Reichskrise, S. 47; Baldini, Storie perdute, S. 179–240; Liebeschuetz, Pagan Historiography, S. 206–214; Treadgold, Early Byzantine, S. 107–114; Hartmann, Literarische Quellen, S. 44; zur Verwendung des Eunapios als Quelle vgl. bes. Ridley, Zosimos, S. 280–281; Barnes, The Sources, S. 121–123; Baldini, Ricerche, S. 19–74; ders., Storie perdute, S. 210–212.

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3 Quellenlage

Eine weitere Quelle aus dem sechsten Jahrhundert von großer Bedeutung sowohl zu Fragen der Datierung als auch zur Gesetzgebung und Rechtsprechung ist der Codex Iustinianus, der in dem zwischen 528 und 534 zusammengestellten Corpus Iuris Civilis enthalten ist. In diese Rechtssammlung wurden vier Reskripte des Probus und immerhin 28 des Carus und seiner Söhne aufgenommen.30 Von den weiteren Autoren des sechsten Jahrhunderts ist in erster Linie Iohannes Malalas aus Antiochia zu erwähnen, dessen byzantinische Weltchronik spätestens um das Jahr 574 fertiggestellt wurde. Malalas verwendete offenbar eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen. Sein Werk, dessen nicht überlieferter Originaltitel vielleicht Χρονικὴ ἱστορία gelautet haben könnte, muss zur Gattung der ‚Volksbücher‘ gezählt werden und bietet eine Fülle zahlreicher und bunter Details, bei denen jedoch größte Vorsicht geboten ist, da sich hier – gerade für die Zeit der Soldatenkaiser – sehr viele Anachronismen und Verwechslungen eingeschlichen haben.31 Informationen zur Regierungszeit des Carus und seiner Söhne finden sich im zwölften Buch des Malalas, von Kapitel 34 bis 37. Die nur wenigen Fragmente, die vom Geschichtswerk des Petros Patrikios, eines hochrangigen kaiserlichen Beamten aus der Mitte des sechsten Jahrhunderts, erhalten sind, spielen für die Herrschaftsperiode der Dynastie des Carus nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist jedoch, das die sogenannte ‚Leoquelle‘ bei Zonaras auf Petros Patrikios zurückzuführen ist, der seinerseits vermutlich aus dem Werk des Nicomachus Flavianus schöpfte.32 Vom sogenannten Continuator Dionis (Anonymus post Dionem), der in die Mitte des sechsten Jahrhunderts zu datieren ist und vielleicht mit dem eben erwähnten Petros Patrikios identifiziert werden kann, sind 15 Fragmente überliefert. Von Bedeutung ist hier ein Fragment, das einige sonst nirgendwo erwähnte Details zur Ermordung des Probus beziehungsweise zur Machtübernahme des Carus beisteuert (Cont. Dio 11), sowie eine weitere Textstelle, in der behauptet wird, dass Carus nach seiner Kaiserproklamation erklärt haben soll, umgehend gegen die Perser ziehen zu wollen (Cont. Dio. 12).33 Bei Iohannes Antiochenos, über dessen Person sonst keine Informationen 30

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Zu den Reskripten des Carus und seiner Söhne und zur Veröffentlichung von Reskripten in der Soldatenkaiserzeit siehe Kapitel 5.7; zum Corpus Iuris Civilis allgemein vgl. Wieacker, Römische Rechtsgeschichte, S. 287–323; zu den Reskripten von Probus bis Carinus vgl. Watson, Privat Law, S. 19–34; ders., The Rescripts, S. 1122–1128; Popescu, L’aspect, S. 563–581; Kreucher, Kaiser Probus, S. 187, vgl. auch Schnebelt, Reskripte; Blois, Roman Jurists, S. 136– 153; Jacob, Aurelians Reformen, S. 135–172; Schuol, Würdigung, S. 367–380. Vgl. beispielsweise Hunger, Profane Literatur, S. 319–326; Jeffreys, Malalas’ Sources, S. 167– 216; dies., Malalas’ Use of the Past, S. 121–146; Marasco, Giovanni Malala, 1997, S. 29–44; Brecht, Reichskrise, S. 49–50; S. 59–60; Jeffreys, The Beginning, S. 497–527; Treadgold, Early Byzantine, S. 235–256; Hartmann, Literarische Quellen, S. 35. Zu Petros Patrikios vgl. etwa Hunger, Profane Literatur, S. 300–303; Antonopulos, Πέτρος Πατρίκιος, S. 161–195; Bleckmann, Reichskrise, S. 412–415; Brecht, Reichskrise, S. 48; Cataudella, Historiography, S. 431–433; Treadgold, Early Byzantine, S. 264–269; Hartmann, Literarische Quellen, S. 40. Zum Continuator Dionis vgl. Boor, Römische Kaisergeschichte, S. 13–33; Mazzarino, L’Anonymus post Dionem, S. 655–678; Brecht, Reichskrise, S. 48; Baldini, Storie perdute, S. 109–111; Cataudella, Historiography, S. 437–439; Treadgold, Early Byzantine, S. 49; zur umstrittenen Identität des Continuator Dionis mit Petros Patrikios vgl. bes. Boor, Römische Kaisergeschichte, S. 18–24; Bleckmann, Reichskrise, S. 32–33, S. 51–52; S. 410–413; Bal-

3.1 Die literarischen Quellen

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überliefert sind, ist überhaupt strittig, ob er im sechsten oder im siebten Jahrhundert gelebt hat. Von seinem Werk (Ἱστορία Χρονική) sind ebenfalls nur Fragmente erhalten. Die für diese Arbeit relevanten Textstellen über den Tod des Probus beziehungsweise die Herrschaftsübernahme des Carus (Ioh. Ant. 187) sowie über die Herrschaft und das Ende des Carinus (Ioh. Ant. 188–189) sind alle von Zosimos abhängig (Zos. 1, 71, 4–73, 3), so dass diese Quelle letztlich keine neuen über Zosimos hinausgehenden Hinweise liefert und in der Folge nur der Vollständigkeit halber genannt wird.34 Auch die Romana des Iordanes (De summa temporum vel actibusque gentis Romanorum) aus der Mitte des sechsten Jahrhunderts vermittelt kaum neue Erkenntnisse, da der Autor weitgehend die Chronik des Hieronymus umgearbeitet und durch weitere Quellen aus der Tradition der ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ ergänzt hat.35 Schließlich ist noch das um das Jahr 630 verfasste Chronicon Paschale eines unbekannten Autors zu nennen, das kurze allerdings nicht immer ganz zuverlässige Angaben bietet, wobei hin und wieder Personen oder Ereignisse verwechselt wurden.36 Bei der insgesamt doch recht mageren Überlieferungslage hinsichtlich der historiographischen Quellen verdienen auch noch die späteren byzantinischen Autoren Georgios Synkellos, Symeon Magister, Georgios Monachos, Georgios Kedrenos und vor allem Zonaras einige Aufmerksamkeit. Der Mönch Georgios Synkellos war Sekretär des Patriarchen Tarasios (784–806) in Constantinopel. Seine zu Beginn des neunten Jahrhunderts verfasste Weltchronik (Ἐκλογὴ χρονογραφίας) blieb zwar unvollendet, liefert jedoch einige zusätzliche Hinweise für die Zeit von 282 bis 285, die wohl weitgehend direkt der Überlieferungstradition der ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ entnommen sein dürften.37 Für die vorliegende Untersuchung von untergeordneter Bedeutung ist die Chronik (Χρονικὸν σύντομον) des Georgios mit dem mönchischen Beinamen Ἁμαρτωλός (‚Sünder‘), weshalb der Autor auch als Georgios Monachos bezeichnet wird. Bei diesem Werk, das die in der zweiten

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dini, Storie perdute, S. 133–135; zur Forschungsdiskussion vgl. Hartmann, Literarische Quellen, S. 22–23. Iohannes Antiochenos wird hier nach der Ausgabe von Mariev zitiert (Ioh. Ant. 187–189 Mariev = 160; 162–163 FHG IV); zu Iohannes Antiochenos vgl. Hunger, Profane Literatur, S. 326–328; Sotiroudis, Untersuchungen; Bleckmann, Reichskrise, S. 46–48; Brecht, Reichskrise, S. 49; S. 58; Treadgold, Early Byzantine, S. 311–329; Bleckmann, Fragmente, S. 61–77; während Roberto, Ioannis Antiocheni fragmenta, XI, das Werk ins 7. Jh. datiert, plädiert Mariev, Johanneischen Frage, S. 525–549, für eine Datierung ins 6. Jh. und streicht die in den FHG IV und bei Roberto Iohannes Antiochenos zugeschriebenen Excerpta Salmasiana; zur Forschungsdiskussion vgl. Hartmann, Literarische Quellen, S. 32. Zu Iordanes und seiner Romana vgl. Kappelmacher, Iordanis, Sp. 1908–1929; Goffart, The Narrators, S. 20–111; bes. S. 47–58; Weissensteiner, Cassiodor/Jordanes, S. 308–325; Brecht, Reichskrise, S. 47; Hartmann, Literarische Quellen, S. 33. Vgl. Hunger, Profane Literatur, S. 326–330; Scott, The Byzantine Chronicle, S. 41–42; Brecht, Reichskrise, S. 50–51; Treadgold, Early Byzantine, S. 340–349; Hartmann, Literarische Quellen, S. 22. Zu Synkellos vgl. Hunger, Profane Literatur, S. 331–332; Scott, The Byzantine Chronicle, S. 38–39; Bleckmann, Reichskrise, S. 25–28; S. 41–43; Brecht, Reichskrise, S. 51; Hartmann, Literarische Quellen, S. 42–43; zu den Übereinstimmungen bei Eutrop bzw. der EKG-Tradition und Synkellos vgl. Bleckmann, Reichskrise, S. 27–28; ders., Untersuchungen, S. 15–19.

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3 Quellenlage

Hälfte des neunten Jahrhunderts verfasst wurde, ist nur wichtig festzuhalten, dass Georgios Monachos unter anderem auch die byzantinische Weltchronik des Malalas als Vorlage verwendet hat.38 Die sogenannte Logothetenchronik des Symeon Magister aus dem zehnten Jahrhundert enthält ebenfalls nur einige wenige verwertbare Angaben. Das Werk ist identisch mit der unter dem Namen Leo Grammaticus herausgegebenen Chronik (Χρονογραφία), bei der es sich um eine redaktionell überarbeitete Fassung der Logothetenchronik handelt.39 Sodann ist die wenig eigenständige Chronik (Σύνοψις ἱστορίων) des sonst unbekannten Autors Kedrenos zu nennen, bei dessen wohl an der Wende des elften zum zwölften Jahrhundert entstandenem Werk es sich um eine Kompilation handelt, was die teilweise wortwörtliche Übereinstimmung mit anderen Autoren wie beispielsweise Georgios Monachos erklärt. Deshalb wird der Chronik des Kedrenos üblicherweise nur wenig eigener Quellenwert zugesprochen.40 Hingegen von besonderem Wert ist schließlich das Geschichtswerk des Zonaras (Ἐπιτομὴ ἱστορίων) aus dem zwölften Jahrhundert. Zonaras war ein hochrangiger Amtsträger am Kaiserhof in Constantinopel und verfasste seinen Geschichtsüberblick, nachdem er sich als Mönch auf eine Insel zurückgezogen hatte.41 Er ging bei der Abfassung seines Werks sehr sorgfältig vor und verwendete eine Vielzahl heute nicht mehr erhaltener literarischer Quellen. Zu erwähnen sind hier vor allem die auf Zosimos zurückzuführende ‚Synopsisquelle‘ sowie – durch die Parallelen mit dem Werk des Leo Grammaticus und folglich mit der Logothetenchronik des Symeon Magister – die sogenannte ‚Leoquelle‘, die letztlich wieder auf Petros Patrikios beziehungsweise den Continuator Dionis zurückgeht.42 Zonaras’ Darstellung der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne findet sich in Kapitel 30 des zwölften Buches. Für die Beurteilung der literarischen Quellen spielen die unterschiedlichen Abhängigkeiten und Überlieferungsstränge der hier genannten Autoren und Werke untereinander eine besondere Rolle. Diese gestalten sich einigermaßen komplex und wurden bereits angesprochen, doch seien sie hier nochmals in aller Kürze zusammengefasst. Durch eine Reihe von Übereinstimmungen scheinen vor allem die Werke des Aurelius Victor, Eutrop, Festus, die Epitome de Caesaribus und teilweise die Historia Augusta und die Weltchronik des Kirchenvaters Hieronymus auf 38 39 40 41 42

Vgl. Hirsch, Byzantinische Studien, S. 1–88; Hunger, Profane Literatur, S. 347–349; Afinogenov, The Date of Georgios Monachos, S. 437–447; Brecht, Reichskrise, S. 52. Zur sog. Logothetenchronik vgl. beispielsweise Boor, Die Chronik des Logotheten, S. 233– 284; ders., Weiteres zur Chronik, S. 70–90; Hunger, Profane Literatur, S. 354–357; Brecht, Reichskrise, S. 52–53; Høgel, Symeon Metaphrastes, S. 60–87. Zu Kedrenos vgl. unter anderen vgl. Hunger, Profane Literatur, S. 393–394; Brecht, Reichskrise, S. 52–53; Berger, Georgios Kedrenos, S. 233–242. Zu Zonaras allgemein vgl. Ziegler, Zonaras, Sp. 718–732; Hunger, Profane Literatur, S. 416– 419; Scott, The Byzantine Chronicle, S. 47–48; Bleckmann, Reichskrise, S. 7–9; Brecht, Reichskrise, S. 53; Hartmann, Literarische Quellen, S. 43. Zur Leoquelle vgl. Bleckmann, Reichskrise, S. 43–53; Brecht, Reichskrise, S. 56–58; zur Synopsisquelle vgl. Bleckmann, Reichskrise, S. 30–41; Brecht, Reichskrise, S. 60–61; zur Verwendung des Werks des Synkellos vgl. Bleckmann, Reichskrise, S. 41–43; Brecht, Reichskrise, S. 61–63; die Leoquelle des Zonaras erkannte erstmalig Patzig, Über einige Quellen, S. 24–53, der diesen Quellenstrang jedoch auf Iohannes Antiochenos zurückführte.

3.1 Die literarischen Quellen

37

eine verlorene Quelle zurückzugehen, die nach Enmann, der die Existenz einer solchen Quelle erstmalig postulierte, ‚Enmannsche Kaisergeschichte‘ (EKG) genannt wird.43 Diese Kaisergeschichte soll von Aurelius Victor, Eutrop und der Epitome de Caesaribus als Hauptquelle verwendet worden sein.44 Wie jedoch eindeutig erwiesen sein dürfte, griffen auch die Historia Augusta, Festus und Hieronymus auf die EKG zurück.45 Für seine Weltgeschichte Historiae adversus paganos verwendete Orosius unter anderem das Breviarium des Eutrop und die Chronik des Hieronymus, womit auch sein Werk zum Teil auf der ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ basiert.46 Dasselbe gilt für die Romana des Iordanes, der seinerseits wiederum die Chronik des Hieronymus – neben der Verwendung von anderen Quellen – durch Angaben des Festus, Eutrops und stellenweise des Orosius ergänzt hat.47 Und schließlich finden sich deutliche Anleihen der ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ auch bei Synkellos.48 Ein weiterer Quellenstrang, der sich in der Epitome de Caesaribus, der Historia Augusta, dem Continuator Dionis beziehungsweise Petros Patrikios und somit auch bei der ‚Leoquelle‘ des Zonaras findet, beruht höchst wahrscheinlich auf dem verlorenen Geschichtswerk des Nicomachus Flavianus, das ans Ende des vierten Jahrhunderts zu datieren ist.49 Ebenso sei hier nochmals an das nur in wenigen Fragmenten erhaltene Geschichtswerk des heidnischen Historikers Eunapios von Sardes erinnert, das sowohl vom Autor der Historia Augusta wie auch von Zosimos als Quelle verwendet wurde, wodurch über die auf Zosimos zurückgehende ‚Synopsisquelle‘ indirekt wiederum das Werk des Zonaras beeinflusst wurde.50 Der Vollständigkeit halber sei hier noch das Geschichtswerk des armenischen Autors Moses von Chorene erwähnt, dem allerdings nur ein sehr geringer Quellen43

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Vgl. beispielsweise Enmann, Eine verlorene Geschichte, S. 337–501; Barnes, Lost Kaisergeschichte, S. 13–43; Syme, Emperors, S. 221–228; Bird, Further Observations, S. 375–377; Sivan, Eusebius of Nantes, S. 158–163; Burgess, Principes, S. 491–500; ders., On the Date, S. 111–128; ders., Jerome, S. 349–369; Bleckmann, Überlegungen, S. 11–37; Hartmann, Literarische Quellen, S. 25–26. So nach Syme, Emperors, S. 31; Barnes, Lost Kaisergeschichte, S. 14; S. 20; Schlumberger, Epitome, S. 56; Bird, Sextus Aurelius Victor, S. 20. Vgl. Barnes, Lost Kaisergeschichte, S. 14; S. 21; Burgess, Principes, S. 491–494; ders., Jerome, S. 90. Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 31–32 mit Anm. 160; Hartmann, Literarische Quellen, S. 39. Vgl. Goffart, The Narrators, S. 47–58. Vgl. Bleckmann, Reichskrise, S. 27–28; ders., Untersuchungen, S. 15–19. Zur Verwendung des Geschichtswerks des Nicomachus Flavianus in der Epitome de Caesaribus vgl. Schlumberger, Epitome, S. 172–182; S. 233–246, in der Historia Augusta vgl. Schlumberger, Epitome und Historia Augusta, S. 201–219; Bleckmann, Reichskrise, S. 32; S. 396–415; ders., Überlegungen, S. 13; Hartmann, Literarische Quellen, S. 31–32; Johne, Historia Augusta, S. 49; bei Petros Patrikios vgl. Hunger, Profane Literatur, S. 300–303; Bleckmann, Reichskrise, S. 412–415. Über die Person des Nicomachus Flavianus vgl. die übersichtliche Darstellung bei Hartmann, Literarische Quellen, S. 37–38, mit entsprechenden Literaturhinweisen. Zur Benutzung des Eunapios durch den Autor der Historia Augusta vgl. Barnes, The Sources, S. 112–117; zur Verwendung des Eunapios als Quelle bei Zosimos vgl. Ridley, Zosimos, S. 280–281; Barnes, The Sources, S. 121–123; Baldini, Ricerche, S. 19–74; ders., Storie perdute, S. 210–212.

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3 Quellenlage

wert zukommt. Da er jedoch von einer Niederlage des Carus und des Carinus gegen die Perser berichtet (Mos. 2, 79), kann er hier nicht übergangen werden. Moses verfasste seine armenische Geschichte wohl im achten Jahrhundert und griff hierbei offenbar teilweise auf nur mündlich überlieferte Berichte und Legenden zurück und verwendete darüber hinaus unter anderem als Quellen die Chronik des Eusebios von Caesarea in der armenischen Übersetzung. Als weitere Quelle wäre auch eine Verwendung der Weltchronik des Malalas denkbar. Insgesamt ist das Geschichtswerk des Moses von Chorene zu verworren, fehlerhaft und zu fabulös, um als ernsthafte literarische Quelle in Erwägung gezogen zu werden; dennoch müssen die zweifelhaften Angaben im Werk dieses Autors an gegebener Stelle diskutiert werden.51 Ihren Niederschlag fand die kurze Regierungszeit des Carus und seiner Söhne jedoch nicht nur in der Historiographie, der ein Großteil der bereits angesprochenen literarischen Quellen angehört. Wie schon das eingangs besprochene Beispiel des Dichters Marcus Aurelius Olympius Nemesianus und auch der Panegyrici Latini sowie des Codex Iustinianus gezeigt hat, lassen sich wichtige Hinweise über die Zeit von 282 bis 285 außerdem in der Dichtkunst, in der Rhetorik aber auch in der juristischen Literatur finden. Zu erwähnen wäre in diesem Kontext deshalb noch Kaiser Julian (360–363), der zweimal auf die Regierungszeit des Carus anspielt, indem er einerseits die militärischen Tugenden dieses Kaisers ganz explizit lobt (Iul. or. 1, 17d–18a), anderseits aber Carus und seine Söhne nicht zu seinem imaginären Gastmahl römischer Kaiser zulassen möchte (Iul. symp. 315a).52 Wichtig sind ferner die Textstellen in den Werken des Poeten Claudian (Claud. carm. min. 25, 72–74), der in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts wirkte, und des im fünften Jahrhundert in Gallien lebenden Dichters Sidonius Apollinaris (Sidon. carm. 23, 88–96) sowie des nach 412 verstorbenen spätantiken Philosophen Synesios von Kyrene (Synes. reg. 16), in denen ebenfalls auf die Regierungszeit des Carus und seiner Söhne Bezug genommen wird.53 Für eine umfassende Würdigung der Herrschaft des Carus und seiner Söhne mit dem Themenschwerpunkt ‚Vorläufer der Tetrarchie‘ vermögen die hier besprochenen literarischen Quellen – neben einigen wertvollen Details – ein nur recht allgemeines Faktengerüst zu geben; und gerade bei den Berichten über den Tod des Carus, der angeblichen Ermordung des Numerianus und der moralischen Beurteilung des Carinus ist außerdem zu berücksichtigen, dass ein Großteil der literari51 52 53

Zu Moses von Chorene vgl. beispielsweise Thomson, Moses, S. 1–61; Hewsen, Moses of Khoren, S. 49–70; Kettenhofen, Tirdād, S. 48–50; ders., Armenische und georgische Quellen, S. 106–107. Wie Cauer, Caesares, S. 44, und Friedhelm, Die beiden Satiren, S. 191, vermuten, könnte der Grund dafür in einer Mitverantwortung des Carus am Tod des Probus liegen, siehe Kapitel 4.1. Zu Claudian vgl. Cameron, Claudian; Schmidt, Politik und Dichtung; Döpp, Zeitgeschichte; Hofmann, Überlegungen, S. 101–159; Cameron, Poetry and Literary Culture, S. 327–354; zu Sidonius Apollinaris vgl. Rousseau, Search of Sidonius, S. 356–377; Schetter, Zur Publikation, S. 343–363; Amory, Ethnographic Rhetoric, S. 438–453; Harries, Sidonius Apollinaris; Watson, Representing the Past, S. 177–198; zu Synesios von Kyrene vgl. Bregman, Synesius of Cyrene; Cameron/Long, Barbarians, bes. S. 13–102; Hagl, Arcadius, bes. S. 9–33; Schmitt, Die Bekehrung.

3.2 Die epigraphischen Quellen

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schen Quellen wohl vermutlich weitgehend die offizielle Darstellung der diokletianischen Zeit reflektiert. 3.2 DIE EPIGRAPHISCHEN QUELLEN Ausgesprochen reichhaltig und eindrucksvoll ist das zwischenzeitlich zur Verfügung stehende epigraphische Material aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus. Während Pond 1970 insgesamt eine Anzahl von 122 Inschriften aus dieser Zeit bekannt war,54 so konnte Peachin 1990 schon auf 135 epigraphische Belege als Nachweis für die Kaisertitulatur und Chronologie in der Zeit zwischen Oktober 282 und September 285 verweisen.55 Der Inschriftenteil der vorliegenden Untersuchung enthält die stattliche Zahl von insgesamt 229 Inschriften aus der Herrschaftszeit des Carus und seiner Söhne (S. 364–408). Hiervon wurden 116 Inschriften auf Meilensteine gesetzt.56 Bei den restlichen 113 Inschriften handelt es sich um Ehren-, Bau- und Weihinschriften. Hinzu kommen noch sieben weitere Epigraphe, deren Datierung jedoch nicht eindeutig gesichert ist (Ins. 290–291; 295–299). Die weiteren 66 im Inschriftenteil unter der Rubrik ‚Zusätzlich zu berücksichtigende Inschriften‘ erfassten epigraphischen Belege dienen als Nachweise für bedeutsame Entwicklungen im Laufe des dritten Jahrhunderts vor allem hinsichtlich der Provinzverwaltung, die entsprechend dem Thema dieser Arbeit als ‚Vorläufer der Tetrarchie‘ verstanden werden können. Verantwortlich für das starke Anwachsen des Inschriftenmaterials sind unter anderem vor allem die Neufunde von Miliarien auf der iberischen Halbinsel, auf der inzwischen 61 (Ins. 68–124; 143–146) gegebenenfalls sogar 66 Meilensteine (Ins. 295–299) dem Kaiserhaus des Carus zugeordnet werden können.57 Doch erweist sich die Fundsituation für andere Herrscher aus der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts keineswegs so reichhaltig. So wurde in der von Colmenero, Sierra und Asorey untersuchten Region der nordwestlichen iberischen Halbinsel aus der Regierungszeit Aurelians kein einziger Meilenstein gefunden, aus der Zeit des Tacitus zwei, und während der Herrschaft des Probus wurden nur zwei bis drei Inschriften auf Meilensteine gesetzt. Für die gesamte Regierungszeit Diokletians und seiner tetrarchischen Mitherrscher in einem Zeitraum von zwanzig Jahren sind es lediglich maximal 26 Miliarien. Aus der Zeit des Carus und seiner Söhne, also von 54 55 56

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Pond, Inscriptional Evidence, S. 14–27, der für Claudius II. Gothicus 94, für Aurelian 224, Tacitus 53, Florianus 9 und für Probus 77 bekannte Inschriften zählt. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 445–471. Nicht berücksichtigt wurden hierbei die beiden inzwischen verschollenen Meilensteine des Carus und seiner Söhne aus dem Ort Silberegg in der römischen Provinz Raetia, die dort zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch gesehen wurden (CIL XVII.4.1, 151–152); neben den im CIL angegebenen Literaturhinweisen vgl. auch Kohn, Römische Heerstraße, S. 388. In Anbetracht dessen wirkt es beinahe amüsant, wenn 1984 Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 250–251, Anm. 10, einräumt, dass für das Herrscherhaus des Carus Meilensteine aus Dalmatien, Noricum, Numidien, Africa, Mauretanien sowie Sardinien und einer (!) aus Lusitanien bekannt seien, aber von keinem Meilenstein aus der Provinz Hispania citerior weiß, aus der allein 57 Miliarien stammen.

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3 Quellenlage

Herbst 282 bis Spätsommer 285, sind aus dieser Region aber ganze 37 möglicherweise sogar 38 Meilensteininschriften erhalten.58 Dieses überaus deutliche Missverhältnis wirft erneut die Frage auf, ob die bereits vorhandenen Meilensteine entlang der Straßen von den umliegenden Gemeinden nur genutzt wurden, um darauf als Loyalitätsbekundung für den aktuell herrschenden Kaiser eine Dedikationsinschrift anzubringen,59 oder ob nicht das quantitativ zahlreiche Vorkommen von Meilensteinen in einer bestimmten Region doch auch noch im dritten Jahrhundert auf Instandsetzungsarbeiten am Straßennetz hinweisen kann, wie dies für die frühe Kaiserzeit gesichert ist, als Meilensteine tatsächlich Infrastrukturmaßnahmen oder Reparaturarbeiten dokumentierten.60 Die übrigen Meilensteinfunde aus der Zeit des Carus und seiner Söhne stammen aus den Provinzen Achaia (Ins. 7–10), Africa proconsularis (Ins. 26–29), Alpes Poeninae Graiae Atrectinae (Ins. 34), Asia (Ins. 37–38), Britannia inferior (Ins. 41–43), Britannia superior (Ins. 45), Dalmatia (Ins. 49–51), Gallia Narbonensis (Ins. 54–55), Germania superior (Ins. 56–59), Mauretania Caesariensis (Ins. 151–153), Noricum (Ins. 158–159), Numidia (Ins. 200– 215), Phrygia et Caria (Ins. 218) sowie Pontus (Ins. 219–223) und Sardinia (Ins. 225–229). Bei Regionen, aus denen sich keine Meilensteine nachweisen lassen, wäre es möglich, dass die Inschrift nicht eingemeißelt, sondern nur mit Farbe aufgemalt war.61 Der überwiegende Teil dieser Inschriften wird als Loyalitätsbezeugung der Bevölkerung oder auch des jeweiligen Statthalters an das Kaiserhaus zu bewerten sein, wie dies besonders bei den fünf Miliarien des vir perfectissimus und praeses der Provinz Pontus Claudius Longinus oder den beiden Meilensteinen des Aurelius Vitalis aus Sardinien der Fall ist.62 Bei ganz massivem Vorkommen von Miliarien in einer Region oder in einer Provinz im Gegensatz zur quantitativ viel geringeren Anzahl von Meilensteinen anderer Herrscher, wie etwa in Hispania citerior, lässt dies nur den Schluss zu, dass sich das Kaiserhaus dort entweder besonders großer Beliebtheit erfreute, oder aber – was dann im zahlenmäßigen Verhältnis zu den weiteren Inschriften aus dieser Provinz doch als wahrscheinlicher erschei-

58 59 60

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Vgl. Colmenero/Sierra/Asorey, Miliari, S. 509, Graphik 2. Wie dies Sauer, Florianus, S. 195–197, anhand der Meilensteine des Florianus in Britannien und Dalmatien darlegt, vgl. auch Herzig, Leugenstein, S. 83; Kolb, Meilensteine, S. 149. Vgl. Pekáry, Untersuchungen, S. 15; Walser, Bemerkungen, S. 390–391; Kolb, Meilensteine, S. 144–145. Sickle, Repair of Roads, S. 82–86, und Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 250– 251, Anm. 10, nehmen dies auch noch für die Zeit des Carus an. Zu den Meilensteinen in Britannien vgl. außerdem Warwick, Milestones, S. 76–101. Abzulehnen ist die Annahme von Halfmann, Itinera principum, S. 86–87; Herzig, Probleme, S. 638–640, dass sich anhand der Meilensteine das kaiserliche Itinerar rekonstruieren lässt, denn weder Carus noch seine Söhne hielten sich während ihrer Regierungszeit auf der iberischen Halbinsel auf, vgl. auch Sauer, Florianus, S. 197, zu den Meilensteinen des Florianus. Vgl. Kolb, Meilensteine, S. 153–155 mit Anm. 72. Zu Claudius Longinus siehe Kapitel 7.3, Nr. 20, vgl. French, Recent Epigraphic Research, S. 71–73; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206–207; Loriot, Les gouverneurs, S. 407; Gerhardt/ Hartmann, Fasti, S. 1171, Pont. 9; Thomasson, Laterculi 2, S. 101, Nr. 27:066; zur fehlerhaften Lesung Onesimus siehe S. 375, Anm. 150; zu Aurelius Vitalis siehe Kapitel 7.3, Nr. 34, vgl. PIR² A, Nr. 277; PLRE I, S. 971, Nr. 5; Meloni, L’amministrazione, S. 227–229, Nr. 45, Thomasson, Laterculi 1, Sp. 11, Nr. 43; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1176, Sard. 18.

3.2 Die epigraphischen Quellen

41

nen muss – sie belegen tatsächlich während der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne durchgeführte Reparaturarbeiten am dortigen Straßennetz. Bei den Ehren-, Bau- und Weihinschriften lassen sich ebenfalls lokale Schwerpunkte ausmachen, so stammt hierbei nur jeweils eine Inschrift aus den Provinzen Aquitania (Ins. 35), Arabia (Ins. 36), Britannia superior (Ins. 44), Dacia ripensis et Dacia mediterranea (Ins. 46), Galatia (Ins. 52), Gallia Narbonensis (Ins. 53), Macedonia (Ins. 149), Mauretania Caesariensis (Ins. 150), Moesia inferior (Ins. 156), Noricum (Ins. 157), Pontus et Bithynia (Ins. 224) und jeweils zwei aus Baetica (Ins. 39–40), Dalmatia (Ins. 47–48), Lycia et Pamphylia (Ins. 147–148), Mauretania Tingitana (Ins. 154–155), Pannonia inferior (Ins. 216–217). Aus der Provinz Alpes Poeninae Graiae Atrectinae sind vier Dedikationsinschriften des Latinius Martinianus,63 dem procurator der Provinz, erhalten (Ins. 30–33). Aus Achaia kommen sechs Inschriften (Ins. 1–6), aus Aegyptus sieben (Ins. 11–16), aus Hispania citerior acht (Ins. 60–67) und aus Africa proconsularis neun (Ins. 17–25). Die Spitzenreiter sind Italien mit 18 (Ins. 125–142) und die Provinz Numidia mit 30 Inschriften (Ins. 160–199), wobei hier besonders die zahlreichen Bau-, Ehren- und Weihinschriften des praeses Aurelius Decimus hervorzuheben sind (Ins. 171–173; 177–178; 180–187; 189–194; 197–199).64 Aus der Stadt Rom selbst sind nur fünf Epigraphe (Ins. 132; 136–137; 141–142) erhalten. Abgesehen von der außerordentlichen Loyalität, die der praeses Aurelius Decimus für die Kaiserfamilie bekundet, ist dieses zahlenmäßige Verhältnis sicherlich auch dem regional recht unterschiedlichen Stand der archäologischen Forschung und der jeweiligen Fundsituation geschuldet. So stammt ein Großteil des vorliegenden Inschriftenmaterials der Provinz Numidia aus den archäologisch sehr gut erforschten und unverbauten und somit zugänglichen Stätten wie Thamugadi (Timgad) und dem ehemaligen Legionsstandort Lambaesis (Tazoult-Lambèse).65 Die Inschriften geben Aufschluss zur Kaisertitulatur, den Siegerbeinamen der Herrscher sowie zur Zählung der tribunizischen Gewalten und der Konsulate, wobei hier jedoch jede einzelne Inschrift kritisch zu untersuchen ist. Als relativ unzu63

64

65

Zu Latinius Martinianus siehe Kapitel 4.1; 5.4 und 7.3, Nr. 21, vgl. auch PIR² L, Nr. 124; PLRE I, S. 564–565, Nr. 9; Dannhäuser, Untersuchungen, S. 86; Barnes, More Missing Names, S. 146; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 68, Nr. 15; Walser, Vier Dedikationen, S. 53–63; Bleckmann, Reichskrise, S. 274–275; Kreucher, Kaiser Probus, S. 184; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1097, Alp. Poen. 2; Thomasson, Laterculi 2, S. 24, Nr. 13:015. Zu Aurelius Decimus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 9, vgl. Kolbe, Weihinschriften, S. 320–323; ders., Statthalter Numidiens, S. 21–28; Marcillet-Jaubert, A propos, S. 249–251; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 406–407, Nr. 80; Dupuis, Nouveau document, S. 177–190; ders., La dédicace, S. 81–99; Le Bohec, La troisième légion, S. 482–484; Johne, Offizierscorps, S. 257–258; Thomasson, Fasti africani, S. 192–194, Nr. 73; Witschel, Zur Situation, S. 200–202; Gerhardt/ Hartmann, Fasti, S. 1157, Num. 15; Thomasson, Laterculi 2, S. 169, Nr. 40:078. Zu Thamugadi vgl. Ballu/Cagnat, Timgad; Tourrenc, La dédicace, S. 197–220; Morizot, Timgad, S. 226–243; Horstkotte, Das Album von Timgad, S. 237–246; Horster, Bauinschriften, bes. S. 424–429; Witschel, Zur Situation, S. 202–204; zu Lambaesis vgl. Kolbe, Weihinschriften, S. 320–323; Le Glay, La vie religieuse, S. 125–153; Janon, Recherches à Lambèse, S. 193–254; Marcillet-Jaubert, A propos, S. 249–251; Janon, Lambaesis, S. 3–20; MarcilletJaubert, Sur une inscription, S. 165–168; Dupuis, La dédicace, S. 81–99; Horster, Bauinschriften, S. 424–429; Witschel, Zur Situation, S. 199–201.

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3 Quellenlage

verlässig erweisen sich die Inschriften hinsichtlich der Iterationsziffern der Konsulate und besonders der tribunizischen Gewalten des Carus und seiner Söhne. Es ist davon auszugehen, dass bei einem Großteil des epigraphischen Materials auf deren Zählung verzichtet wurde. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass am Ende des dritten Jahrhunderts die tribunicia potestas ihre tatsächliche und ursprüngliche Bedeutung verloren hat. Die Nennung der tribunizischen Gewalt gehörte standardmäßig zur Kaisertitulatur und ihre jährliche Iteration spielte offenbar keine wichtige Rolle mehr.66 Und da diese Iteration im dritten Jahrhundert teilweise nicht mehr regelmäßig am 10. Dezember erfolgte, sondern wie im Fall des Probus beispielsweise am dies imperii des Kaisers, waren sich gerade bei den Inschriften aus den Provinzen die Auftraggeber derselben wahrscheinlich gar nicht im Klaren darüber, die wievielte Gewalt aktuell zu zählen ist. Sicherlich herrschte auch Ungewissheit darüber, wie beispielsweise genau das Suffektkonsulat des Carus beziehungsweise die ornamenta consularia zu zählen sind.67 Vermutlich wurde im Zweifelsfall die Iterationsziffer sowohl bei der Konsulatsangabe als auch bei der tribunizischen Gewalt häufig einfach weggelassen. Am unzuverlässigsten und fehlerhaftesten hinsichtlich der Kaisertitulatur muss sicherlich das Textformular der auf Miliarien gesetzten Inschriften gelten, da deren Text höchst wahrscheinlich nicht von einer höheren Instanz vorher genehmigt wurde.68 Je offizieller allerdings der Charakter einer Inschrift ist, desto zuverlässiger darf die genannte Kaisertitulatur gelten. So kann zum Beispiel davon ausgegangen werden, dass in den Inschriften des praeses Aurelius Decimus die Iterationsziffern der Konsulate und tribunizischen Gewalten des Carinus und Numerianus sowie die dort angegebenen Herrschertitulaturen korrekt wiedergegeben sind. Jedoch weisen gelegentlich sogar Inschriften, die von senatorischen Amtsträgern in Auftrag gegeben wurden, Fehler auf. Bei nur einer geringen Zahl von Inschriften wurden sogar Personen des Herrscherkollegiums und deren Titulatur verwechselt.69 Eine gewisse Schwierigkeit bereitet zudem die Differenzierung zwischen offiziellen und inoffiziellen Titulaturen. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass viele Inschriften auch der Überhöhung und Verherrlichung des Kaiserhauses dienten.70 Ein Teil des Inschriftenmaterials weist Spuren von Namenseradierungen auf. Zwar hat Diokletian höchst wahrscheinlich das Andenken des Carinus einer damnatio memoriae unterworfen, doch trifft dies nicht auf Carus und sicherlich auch nicht auf

66

67 68 69 70

Vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 51; Kienast, Kaisertabelle, S. 30–37; Johne, Kaisertum, S. 617, vgl. jedoch auch Eck, Zeitpunkt des Wechsels, S. 257–261, der für eine Erneuerung der tribunicia potestas am 10. Dezember auch für das dritte Jahrhundert plädiert; zu den tribunizischen Gewalten des Probus vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 67–74; zu den tribunizischen Gewalten des Carus, Carinus und Numerianus siehe Kapitel 7.1. Vgl. Kienast, Kaisertabelle, S. 29; zum Suffektkonsulat des Carus siehe Kapitel 4.2. Eine vorherige Genehmigung nimmt Pekáry, Untersuchungen, S. 15–22; S. 78, an, vgl. jedoch König, Zur Dedikation, S. 419–427; Herzig, Probleme, S. 639–640; Isaac, Milestones, S. 58– 59; Sauer, Florianus, S. 193. So etwa bei Ins. 50 und Ins. 207. Zur propagandistischen Wirkung von Inschriften vgl. Kolb, Wege der Übermittlung, S. 128; Niquet, Inschriften, S. 157.

3.3 Die papyrologischen Quellen

43

Numerianus zu, als dessen Rächer sich Diokletian verstand.71 Vermutlich herrschte in der Bevölkerung bei dieser alles andere als konsequent umgesetzten damnatio memoriae Unklarheit darüber, wessen Herrschername überhaupt getilgt werden sollte. Über das Kaiserhaus hinaus geben die Inschriften elementare Auskünfte über den sozialen Wandel, militärische Veränderungen und die wirtschaftliche Situation. Von unschätzbarem Wert für die vorliegende Arbeit sind die epigraphischen Belege durch die Nennung von Statthaltern und Amtspersonen vor allem als Nachweis für die Veränderungen in der Verwaltungsstruktur und Provinzverwaltung des Reiches in der Zeit von 282 bis 285. Die im Inschriftenverzeichnis angegebenen Datierungsvorschläge verstehen sich nur als ungefähre Anhaltspunkte vorbehaltlich der Richtigkeit der jeweils genannten Herrschertitulatur, da auch die Übermittlung von Nachrichten, das Formulieren der Inschrift und die Auftragsvergabe sowie die Ausführung der Inschrift selbst einige Zeit in Anspruch genommen haben. 3.3 DIE PAPYROLOGISCHEN QUELLEN Ebenfalls von großer Wichtigkeit für Fragen der Chronologie, der Kaisertitulatur, der Siegerbeinamen und des Verwaltungspersonals sowie zur wirtschaftlichen Entwicklung aber auch zu den sozialen Verhältnissen sind die ägyptischen Papyri und Ostraka in griechischer Sprache, weshalb alle bisher publizierten papyrologischen Belege aus der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne in dieser Arbeit komplett erfasst sind.72 Die erste Rubrik enthält sämtliche Papyri, die sich ganz zweifelsfrei in die Zeit von Oktober 282 bis November 284 datieren lassen (Pap. 1–17). Sodann wurden auch alle Papyri aufgenommen, die für die weitere Argumentation und Beweisführung notwendig sind, sei es hinsichtlich von Siegertitulaturen, der Chronologie oder der zu dieser Zeit amtierenden Präfekten Ägyptens. Hier ist zunächst ein Papyrus aus der Zeit des Septimius Severus (193–211) zu nennen, der eine Samm71

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Zu Diokletian als Rächer des angeblich ermordeten Numerianus siehe Kapitel 4.6, vgl. dazu Kolb, Diocletian, S. 15; ders., Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 35; Kuhoff, Diokletian, S. 27, Anm. 36; zur damnatio memoriae des Carinus vgl. Walser, Alpengeschichte, S. 98–99; Varner, Damnatio memoriae, S. 55; Kraft, Reitermatrikel, S. 38–42; Trombley, The Imperial Cult, S. 21–22; vgl. auch Sauer, Florianus, S. 191–192, zur Eradierung von Kaisernamen auf Meilensteinen. Zur Kaisertitulatur des Carus und seiner Söhne in den ägyptischen Papyri vgl. bes. Bureth, Titulatures impériales, S. 125–126, vgl. auch Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 450, Nr. 42; S. 457, Nr. 94; S. 465, Nr. 161; S. 469, Nr. 183–184; S. 470–471, Nr. 191–196; zur Chronologie und Datierung vgl. Rémondon, Nouveau document, S. 199–210; Zucker, Urkundenreferat 1, S. 226; ders., Urkundenreferat 2, S. 244; Coles, Naucratites, 199–204; Bagnall/Worp, Chronological Notes, S. 221–237; Chastagnol, Sur la chronologie, S. 78–80; Sijpesteijn, More Remarks, S. 109–110; ders., Further Remarks, S. 195; Rathbone, Dates, S. 126–129; Liesker/ Worp, Datings, S. 177–188; Mitthof, Bemerkungen, 223–224; Hagedorn, Bemerkungen, S. 113; Kramer, Urkundenreferat 2, S. 273; Mitthof, Urkundenreferat, S. 280–281; zur Chronologie der Regierungszeit Aurelians vgl. Kreucher, Regierungszeit Aurelians, S. 255–274; zu Konsulatsangaben vgl. auch Calderini, Papiri consolari, S. 184–196; zu allgemeinen Fragen der ägyptischen Chronologie vgl. Price, Lost Year, S. 75–86.

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3 Quellenlage

lung von Reskripten (ἀποκρίματα) enthält, anhand derer sich die Reskriptpraxis des dritten Jahrhunderts und die Arbeitsweise der kaiserlichen Kanzlei sehr gut nachvollziehen lässt (Pap. 18), wodurch aufgezeigt werden kann, dass das im Propositionsvermerk der Reskripte aus der Soldatenkaiserzeit angegebene Datum wichtige Hinweise über das kaiserliche Itinerar zu geben vermag.73 Zu dieser Rubrik gehören außerdem die Nachweise für den Präfekten Pomponius Ianuarianus, die sich möglicherweise noch in die Regierungszeit des Probus datieren lassen, sowie seines Vorgängers Hadrianus Sallustius (Pap. 19; 21–22).74 Des weiteren wurde hier der erstmalige Beleg des Siegerbeinamens Persicus Maximus für Probus (Pap. 20) und die Papyri aus dem ägyptischen Jahr Η des Probus, die als terminus post quem für den Tod dieses Kaisers dienen (Pap. 23–25), aufgenommen und sodann die frühesten papyrologischen Belege für den Präfekten Aurelius Diogenes (Pap. 26–27) sowie sämtliche als Papyrus zur Verfügung stehenden Nachweise für den dies imperii Diokletians am 20. November als terminus post quem für den Todeszeitpunkt des Numerianus (Pap. 28–33).75 Der dritte Teil enthält der Vollständigkeit halber sämtliche weiteren Papyri und Ostraka, die während der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne verfasst worden sein könnten, deren Datierung sich aber nicht eindeutig bestimmen lässt. Dabei handelt sich häufig um Liefer- oder Zahlungsbelege, die auf Ostraka geschrieben wurden (Ost. 34; Pap. 36; Ost. 37–41; 43–51; Pap. 54; Ost. 55–58; 60–61) sowie um zwei Briefe des Aurelius Mercurius, der ein wichtiges Amt in der Provinzverwaltung Ägyptens bekleidet haben muss (Pap. 52–53).76 Eine Reihe von Horoskopen, Pacht- und Steuerlisten oder Listen von Soldaten entstand erst in späterer Zeit, doch erscheinen dort als Datumsangaben die ägyptischen Regierungsjahre Α bis Γ beziehungsweise das zweite Konsulat des Carus (Pap. 35; 42; 59; 62–65). Die beiden letzten Papyri enthalten die Dienstzeiten von Soldaten, bei denen als Jahresangabe unter anderem das erste Konsulat das Carus und das zweite Konsulat des Carinus genannt wird, da sich die Verfasser aber nicht genau im Klaren über eine mögliche damnatio memoriae der Vorgänger Diokletians waren, wurden die Namen dieser Herrscher vorsichtshalber einfach ausgelassen (Pap. 66–67). Es finden 73 74

75 76

Siehe hierzu ausführlich in Kapitel 5.7. Zu Pomponius Ianuarianus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 17, vgl. PIR² P, Nr. 722; PLRE I, S. 452–453, Nr. 2; Stein, Die Präfekten von Ägypten, S. 155; Reinmuth, Working List, S. 123; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 318; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 126; Bastianini, Il prefetto, S. 515; Kramer, Urkundenreferat 1, S. 282, Nr. 13; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1088, Aeg. 23; zu Hadrianus Sallustius siehe Kapitel 5.4, vgl. Stein, Die Präfekten von Ägypten, S. 152–153; Reinmuth, Working List, S. 122; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 317–318; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 123; Bastianini, Il prefetto, S. 515; Kramer, Urkundenreferat 1, S. 282, Nr. 13; Kreucher, Kaiser Probus, S. 210. Zu Aurelius Diogenes siehe Kapitel 5.4, vgl. PIR² A, Nr. 1491; PLRE I, S. 256, Nr. 7; Stein, Die Präfekten von Ägypten, S. 155–156; Reinmuth, Working List, S. 123; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 318; Gerhardt/Hartmann, Fasti S. 1089, zu Aeg. 30. Zu Aurelius Mercurius siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 23, vgl. PLRE I, S. 597, Nr. 2; Stein, Die Präfekten von Ägypten, S. 154; Reinmuth, Working List, S. 123–124; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 319; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 125; Bastianini, Il prefetto, S. 515; Gerhardt/ Hartmann, Fasti, S. 1089, Aeg. 29.

3.3 Die papyrologischen Quellen

45

sich dort folglich nur Angaben wie beispielsweise II et I cos, weshalb es sich in diesem Fall alternativ jeweils auch um das zweite Konsulat des Carinus und das erste des Numerianus handeln könnte.77 Von besonderer Bedeutung sind die ägyptischen Papyri durch die teilweise genauen Datumsangaben in Verbindung mit der Nennung des jeweils regierenden Kaisers und gegebenenfalls auch seiner Siegerbeinamen für die Klärung chronologischer Fragen. In Ägypten wurde das Jahr nach den Regierungsjahren des aktuell amtierenden Herrschers gezählt.78 Hierbei ist allerdings – wie übrigens auch bei der bereits erwähnten alexandrinischen Tetradrachmenprägung – die ägyptische Zeitrechnung zu berücksichtigen, nach der das ägyptische Jahr am 29. August begann, und – falls es sich um ein Schaltjahr handelt – am 30. August.79 Darüber hinaus sind in diesen Papyri auch die Monatsnamen nach dem ägyptischen Kalender angegeben; und in manchen Fällen findet sich auch die Angabe griechischer Monatsnamen, wobei hier vereinzelt auf lokale griechische Traditionen zurückgegriffen wurde, was unter Umständen für einige Verwirrung sorgen kann.80 Außerdem muss bei sämtlichen chronologischen Erwägungen unbedingt die für den Nachrichtentransfer innerhalb des Reiches und nach Ägypten erforderliche Zeitspanne miteinkalkuliert werden. So konnte in Ägypten durchaus noch das Jahr nach einem Herrscher angegeben werden, der in Wahrheit bereits schon verstorben war. Für die Entfernung von Rom nach Alexandria ist für die Nachrichtenübermittlung mit einer Dauer von 20 bis 25 Tagen zu rechnen, bis zum Nomos Arsinoites und nach Oxyrhynchοs kann dies bis zu 30 Tage und von Rom bis Theben sogar bis zu 50 Tage gedauert haben.81 Bei Jahresangaben, mit denen beispielweise ein in der Vergangenheit liegendes Ereignis datiert wird, wie dies gerade bei den in den Horoskopen angegebenen Geburtsdaten anzutreffen ist, muss zudem mit Vereinfachungen gerechnet werden. So müsste bei einem Dokument, das auf das zurückliegende Datum 10. November beziehungsweise 14. Hathyr im Jahr 284 verweist, als Jahresangabe richtigerweise das dritte ägyptische Regierungsjahr (Jahr Γ) des Carinus und Numerianus erscheinen, doch wurde hier das Jahr Α Diokletians angegeben (Pap. 59).82 Bei einem Herrscherwechsel wurde das Jahr in Ägypten theoretisch wieder als das erste Jahr des neuen Kaisers gezählt, und das erste ägyptische Jahr Diokletians zählte vermutlich ab Anfang Dezember 284, nachdem sich die Nachricht von dessen Kaiserproklamation in Ägypten verbreitet hatte. Doch waren diese Feinheiten bei der Jahresangabe wohl nicht besonders alltagstauglich, weshalb in der Rückschau der Ein77 78 79 80 81 82

Vgl. hierzu Kraft, Reitermatrikel, S. 18–42, siehe Pap. 66–67 mit Anm. 53–54. Vgl. Bagnall/Worp, The Chronological Systems, S. 43–54. Vgl. Rupprecht, Papyruskunde, S. 26–31; Kienast, Kaisertabelle, S. 16–17; zur Kalenderreform des Augustus vgl. Hagedorn, Zum ägyptischen Kalender, S. 211–222. Siehe hierzu Pap. 3 mit Anm. 3, dort erscheint ein milesischer Monatsname; zu den ägyptischen Monatsnamen und ihren jeweiligen griechischen und römischen Bezeichnungen vgl. Rupprecht, Papyruskunde, S. 28–29. Zur erforderlichen Zeitdauer für die Nachrichtenübermittlung von Rom nach Ägypten und innerhalb Ägyptens vgl. Rea, Chronology, S. 7–19; Rathbone, Dates, S. 102–105; Kienast, Kaisertabelle, S. 17; Kolb, Nachrichtentransfer, S. 326; S. 331. Siehe S. 418, Anm. 47.

46

3 Quellenlage

fachheit halber offenbar das kurze dritte ägyptische Regierungsjahr des Carinus und Numerianus ignoriert und das ganze ägyptische Jahr ab Ende August 284 als das erste Jahr Diokletians angegeben wurde. Ganz ähnlich verhält es sich bei dem Horoskop einer Person, die am 16. Thoth im achten ägyptischen Jahr des Probus geboren wurde (13. September 282). Auch in diesem Papyrus wurde das in der Vergangenheit liegende Geburtsjahr nicht als das kurze Jahr Η des Probus oder wenigstens als das Jahr Α des Carus, das ab Herbst 282 in Ägypten gezählt wurde, sondern vereinfachend als das Jahr Α des Carinus angegeben (Pap. 35). Irgendwelche brauchbaren Hinweise zur Chronologie sind aus diesen Datumsangaben jedenfalls nicht abzuleiten. Zudem muss berücksichtigt werden, dass – wie auch teilweise bei den Inschriften – die Kaisertitulatur nicht auf allen Dokumenten aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus richtig und vollständig wiedergegeben ist, sofern nicht überhaupt einfach nur das Regierungsjahr mit ἔτους und der entsprechenden Zahlenangabe verwendet wird (wie zum Beispiel in Pap. 1 oder Pap. 16). Nur in einigen Fällen ist eine komplette Herrschertitulatur wie die Folgende wiedergegeben: Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ Μάρκος Αὐρήλιος Κάρος καὶ Μάρκος Αὐρήλιος Καρῖνος Γερμανικοὶ Μέγιστοι καὶ Μάρκος Αὐρήλιος Νουμεριανὸς οἱ ἐπιφανέστατοι Καίσαρες Εὐσεβεῖς Εὐτυχεῖς Σεβαστοί (Pap. 2–3). Hierbei fällt auf, dass nur Carus und Carinus den Titel Germanicus Maximus tragen, nicht aber Numerianus. Dies weist darauf hin, dass Numerianus diesen Siegerbeinamen erst später erhielt, was auch durch andere Belege bestätigt wird.83 Carinus und sein Bruder werden beide richtigerweise als ἐπιφανέστατοι Καίσαρες tituliert, was der Titulatur nobilissimus Caesar entspricht.84 Aber sowohl Carus als auch Carinus und Numerianus werden zugleich gemeinsam als Εὐσεβεῖς Εὐτυχεῖς Σεβαστοί bezeichnet, was als Äquivalent zu den Bestandteilen der Kaisertitulatur Pius Felix Augustus zu betrachten ist. Mit dem Plural Σεβαστοί könnte allgemein der Augustus Carus mit seinen beiden Caesares Carinus und Numerianus gemeint sein, wie dies auch gelegentlich in der Münzprägung vorzufinden ist.85 Allerdings datiert der zweite Papyrus (Pap. 3) vom Monat Epeiph (25. Juni – 24. Juli) und zu diesem Zeitpunkt müsste die Erhebung des Carinus zum Augustus auch im ägyptischen Antinoopolis längst bekannt gewesen sein, dennoch wird nicht zwischen dem Caesar Numerianus und dem Augustus Carinus differenziert.86 Ebenso werden in einem Papyrusfragment vom 20. Mesore im Jahr Α des Carus (13. August 283), in der nur für den Augustus Carus die richtige und vollständige Kaisertitulatur Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ Μάρκος Αὐρήλιος Κάρος Εὐσεβὴς Εὐτυχὴς Σεβαστός angegeben ist, Carinus und Numerianus gemeinsam als ἐπιφανέστατοι Καίσαρες, aber auch als Σεβαστοί bezeichnet (Pap. 5).87 83 84 85 86 87

Zum Siegerbeinamen Germanicus Maximus siehe Kapitel 7.2. Zur Titulatur ἐπιφανέστατος Καῖσαρ vgl. Mitthof, Ehrenprädikate, S. 97–111. Siehe hierzu Kapitel 4.3 und 5.1. Zur Erhebung des Carinus zum Augustus siehe Kapitel 4.1; 4.7; 5.1. Dies veranlasste Mitthof, Urkundenreferat, S. 281, dazu, die Erhebung des Carinus zum Augustus erst während des Perserkrieges oder auch erst nach dem Tod des Carus anzunehmen, was allerdings den weiteren numismatischen und epigraphischen Belegen widerspricht, siehe Kapitel 4.7 und 5.1.

3.4 Die numismatischen Quellen

47

Auch hier wird also nicht zwischen dem zum Augustus erhobenen Carinus und seinem Bruder, der immer noch Caesar war, unterschieden. Ganz ähnlich verhält es sich bei einem Papyrus vom 30. Thoth im Jahr Β des Carinus und Numerianus (28. September 283): Hier trägt Numerianus immer noch die Caesar-Titulatur ἐπιφανέστατος Καῖσαρ und nur Carinus wird als Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ bezeichnet, doch führen beide wieder den Titel Εὐσεβεῖς Εὐτυχεῖς Σεβαστοί (Pap. 11). Jedoch muss davon ausgegangen werden, dass Numerianus zu diesem Zeitpunkt schon zum Augustus erhoben und dies auch bereits in Ägypten bekannt war.88 Häufig werden die drei beziehungsweise – nach dem Tod des Carus – die zwei Herrscher lediglich pauschal und gemeinsam als Σεβαστοί (Pap. 4; 6–8; 10; 12–14) oder als Αὐτοκράτορες (Pap. 9) bezeichnet. Dies erweckt den Eindruck, dass in Ägypten die exakten Herrschaftsverhältnisse innerhalb des Kaiserhauses nicht immer genau bekannt waren, weshalb sich für die jeweilige Erhebung des Carinus und des Numerianus zu Augusti anhand der Kaisertitulatur in den ägyptischen Papyri – so bedeutsam diese Dokumente ansonsten sein mögen – überhaupt keine Rückschlüsse ableiten lassen. Wichtig ist festzuhalten, dass in Ägypten nicht zwischen den Regierungsjahren der einzelnen Herrscher aus der Familie des Carus unterschieden wurde. Auch nach dem Tod des Carus und der Augustus-Erhebung des Numerianus wurde weiterhin das zweite ägyptische Jahr gezählt, aber eben nicht mehr als zweites Regierungsjahr des Carus, Carinus und Numerianus, sondern eben als zweites Jahr des Carinus und Numerianus. Es wurden also bei der Jahreszählung die beiden Caesares seit ihrer jeweiligen Ernennung miteinbezogen. Diese Tatsache zeigt sich auch in der alexandrinischen Tetradrachmenprägung, in der ebenfalls nach dem Tod des Carus die Regierungsjahre einfach weitergezählt wurden.89 3.4 DIE NUMISMATISCHEN QUELLEN Da die relativ kargen historiographischen Quellen einen bunten Fleckenteppich sich teilweise widersprechender Überlieferungstraditionen bilden, kommt den sogenannten Primärquellen eine um so größere Bedeutung zu. Denn nur mit Hilfe der Inschriften, Münzen und Papyri lässt sich die Regierungszeit des Carus und seiner Söhne rekonstruieren. Die Primärquellen dienen vor allem der unbedingt erforderlichen Ergänzung und auch der Korrektur der literarischen Quellen. Hier sind an erster Stelle die numismatischen Quellen zu nennen.90 Denn sie liefern wichtige 88

89 90

Die Titulatur ἐπιφανέστατος Καῖσαρ für Numerianus gab Anlass zu der Vermutung, Numerianus sei erst später zum Augustus erhoben worden, und Carinus habe zunächst für kurze Zeit allein regiert, vgl. Gallazzi, Annotazioni, S. 250–251; Rathbone, Dates, S. 127–129; Mitthof, Ehrenprädikate, S. 111; ders., Urkundenreferat, S. 281; doch widerspricht auch diese Vermutung den weiteren numismatischen und epigraphischen Belegen, siehe hierzu Kapitel 5.1. Zur alexandrinischen Tetradrachmenprägung vgl. Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 220–222; 2, S. 166–167; Förschner, Münzen, S. 382–389, Nr. 1222; Kellner, Münzstätte 1, S. 158–163. Zur Bedeutung der numismatischen Quellen vgl. beispielsweise Abdy, Second-Known Specimen, S. 219–221; ders. – Harling, New Roman Coins, S. 175–178, über die Neufunde von

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3 Quellenlage

Anhaltspunkte zu besonderen Ereignissen, zur Herrschertitulatur und ganz besonders zur Herrschaftsrepräsentation und kaiserlichen Selbstdarstellung sowie zur Religionspolitik.91 Denn da Münzen oft zu einem ganz bestimmten Anlass geprägt wurden, geben sie Aufschluss über Ereignisse aus der Herrschaftszeit des Carus, Carinus und Numerianus. Eine detaillierte Rekonstruktion des kaiserlichen Itinerars sowie der ereignisgeschichtliche Überblick über die Herrschaft des Carinus im Westen ist überhaupt nur durch eine umfassende Auswertung des numismatischen Materials möglich. Zwischenzeitlich dürfte wohl darin weitgehender Konsens herrschen, dass der römische Kaiser einen nicht unerheblichen Einfluss auf die in seiner Münzprägung dargestellten Motive und Legenden nahm.92 Sicherlich muss hier zwischen den standardmäßig als Donativ oder Truppensold ausgebrachten Münzemissionen und den zu besonderen Anlässen geprägten Münzen differenziert werden. Gerade kurz nach dem Herrschaftsantritt eines Kaisers werden die Mitarbeiter der Münzämter praktischerweise auf die üblichen Münzmotive und Legenden des vorherigen Herrschers zurückgegriffen haben, da noch keine entsprechenden Vorlagen und Direktiven zur Verfügung standen, und sich der neue Herrscher vielleicht noch gar nicht im Klaren darüber war, auf welche Weise, mit welchen Schutzgottheiten oder welchen Münzlegenden er auf seinen Münzen dargestellt zu werden wünschte. Dass die Münzstätten jedoch sehr schnell auf die Vorstellungen eines neuen Herrschers eingehen konnten, zeigt die Münzprägung des Tacitus, auf dessen Münzen der von Aurelian zuvor so massiv propagierte Kult des Sonnengottes keine Rolle mehr spielte.93

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seltenen Münzen des gallischen Usurpators Domitianus II. zur Zeit Aurelians, der literarisch kaum belegt ist; nur Zosimos erwähnt, dass ein Domitianus damals an einen Umsturz gedacht habe (Zos. 1, 49, 2). Siehe Kapitel 5.3. Vgl. Ehrhardt, Roman Coin Types, S. 45; Lummel, Zielgruppen, S. 102–105; Duncan-Jones, Money and Government, S. 97–99; Wolters, Nummi signati, S. 255–266; S. 291–308; ders., Geschwindigkeit der Zeit S. 186–189; Berrens, Sonnenkult, S. 13–14; Horster, Emperors’ Family, S. 291–309; Hedlund, Coinage and Authority, S. 32–34. Göbl, Münzprägung 1, S. 84, bezeichnet die Münzprägung Aurelians als „Propagandamaschine“, was gewiss ein wenig übertrieben sein dürfte, vgl. Kienast, Rez. Göbl, S. 449–450. Die These, wonach die Stempelschneider weitgehend unabhängig gearbeitet haben sollen, oder die Verantwortung für die Motivauswahl bei dem leitenden Münzbeamten (procurator monetae) allein gelegen habe, wurde unter anderen vertreten von: Jones, Numismatics and History, S. 32; Buttrey, Vespasian as Moneyer, S. 104–105; Levick, Propaganda, S. 104–116; Crawford, Roman Imperial Coin, S. 52– 59. Sutherland, Complement, S. 85–93, ders., Type-Selection, S. 105–109, ging davon aus, dass das Münzmotiv zwar vom Münzbeamten ausgewählt wurde, dieser sich jedoch ggf. beim Kaiser rückversichert habe. Zur Öffentlichkeitswirkung von Münzdarstellungen vgl. Toynbee, Picture-Language, S. 221–224; Sutherland, The Intelligibility, S. 46–55; ders., Emperor and the Coinage, S. 96–99; Ehrhardt, Roman Coin Types, S. 41–54; Chantraine, Münzbild, S. 533– 535; Wolters, Geschwindigkeit der Zeit, S. 175–204, sowie Hedlund, Coinage and Authority, S. 27–32. Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 196; anders jedoch Berrens, Sonnenkult, S. 127–129, der noch zwei weitere, aber bisher unpublizierte Darstellungen des Sol auf Münzen des Tacitus anführt, doch auch dieser Umstand belegt, dass der Kult des Sonnengottes unter Tacitus in den Hintergrund trat und Sol in der Münzprägung des Kaisers nunmehr nur noch höchst selten er-

3.4 Die numismatischen Quellen

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Münzbilder und Legenden – gerade und besonders dann wenn der Kaiser direkten Einfluss darauf nahm – sind als kaiserliche Selbstdarstellung zu werten, die nicht zwangsläufig mit der Realität übereinstimmen musste. Der Kaiser wurde so dargestellt, wie er dargestellt werden wollte. Doch auch hier ist zu differenzieren zwischen der standardmäßigen Ausgabe von Münzen, auf denen die Tugenden des Herrschers und dessen Sieghaftigkeit auf beinahe inflationäre Weise beschworen werden, und den Münzemissionen, die zu besonderen Anlässen geprägt wurden. Ein als Truppensold geprägter Antoninian mit der typischen Legende VICTORIA AVG besagt im Grunde genommen überhaupt nichts. Dies ist eine übliche und sehr häufig routinemäßig verwendete Legende, welche ganz allgemein und auch noch im Falle einer Niederlage auf die Sieghaftigkeit des Kaisers hinweisen soll. Hier ist also durchaus eine gewisse Skepsis angebracht. Wenn diese Legende jedoch in einer bestimmten Emission einer Münzstätte sehr häufig und auf verschiedenen Nominalen und besonders auch auf aurei und Medaillons erscheint, so muss dies auf einen tatsächlichen militärischen Erfolg des Kaisers oder wenigstens eines seiner Feldherrn hinweisen. Dieser Eindruck wird um so deutlicher, wenn die Münzlegende und auch die Münzdarstellung ein bestimmtes Ereignis nennt oder gar zeigt. Wenn also – um ein Bespiel zu nennen – in der Münzstätte Siscia Ende Dezember 283 Medaillons mit der Reverslegende TRIVNFV QVADOR geprägt wurden (Gnecchi II, S. 121, Nr. 11) (Abb. 19),94 auf deren Reversdarstellung Carinus und Numerianus in einer von Victoria geführten Quadriga mit einem dahinter erkennbaren Tropaeum und im Abschnitt mit liegenden Gefangenen zwischen erbeuteten Waffen gezeigt werden, und dieselbe Münzstätte zeitgleich noch eine ganze Reihe verschiedener Nominale herausgab, auf denen allen die militärischen Tugenden der beiden Herrscher gefeiert werden, so lässt dies nur die Schlussfolgerung zu, dass vom Kaiser kurz vorher tatsächlich ein Sieg über den germanischen Stamm der Quaden errungen wurde. Da solche Prägungen als Donativ bei bestimmten Anlässen – wie eben beispielsweise zur Feier eines militärischen Erfolgs – an die kaiserlichen Würdenträger, die Offiziere des Heeres und die Truppen ausgegeben wurden, hätte es nur lächerlich gewirkt, wenn hier ein Sieg zelebriert worden wäre, der in Wirklichkeit nie stattfand oder der in Wahrheit gar eine verschleierte Niederlage gewesen wäre. Dies hätte zweifellos das Ansehen des Kaisers vor seinen Truppen diskreditiert und das hätte sich ein Soldatenkaiser des dritten Jahrhunderts niemals erlauben können, der ja seine Macht eben jenem Heer zu verdanken hatte, von dem er zum Kaiser proklamiert wurde. Obgleich die Münzlegenden und Münzdarstellungen zweifellos der kaiserlichen Selbstdarstellung dienten, können sie somit durchaus eine gewisse Glaubwürdigkeit für sich in Anspruch nehmen; besonders

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scheint. Zur Religionspolitik des Tacitus vgl. auch Redö, Religious Policy, S. 465; Clauss, Kaiser und Gott, S. 187; S. 233; Kreucher, Kaiser Probus, S. 196, siehe auch Kapitel 5.3. Zum Kult des Sonnengottes unter Aurelian vgl. beispielweise Saunders, Aurelian, S. 338–351; Watson, Aurelian, S. 188–198; Kreucher, Kaiser Probus, S. 195; Berrens, Sonnenkult, S. 90–115, siehe auch Kapitel 5.3. Zu diesem Medaillon ausführlicher S. 157, vgl. auch Cohen, S. 378, Nr. 91; Elmer, Feldzug, S. 18, Nr. 7; Pink, Medaillonprägung, S. 558–559, Nr. 12; ders., Aufbau Carus, S. 45; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51, Nr. 1; Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72.

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3 Quellenlage

dann wenn sie sich mit einem bestimmten Ereignis oder einem bestimmten Anlass in Verbindung bringen lassen. Basis für eine Auswertung der Münzprägung des Carus, Carinus und Numerianus ist nach wie vor ‚The Roman Imperial Coinage‘, obwohl dieses eindrucksvolle Katalogwerk teilweise nicht mehr ganz aktuell und auch nicht vollständig ist und deshalb dringend durch aktuellere Untersuchungen zur Münzprägung des Carus und seiner Söhne zu ergänzen ist.95 Für die Medaillonprägung ist immer noch auf den umfangreichen dreibändigen Katalog ‚I medaglioni Romani‘ von Francesco Gnecchi aus dem Jahr 1912 und auf die Zusammenstellung von Karl Pink ‚Die Medaillonprägung unter Carus und seinen Söhnen‘ zurückzugreifen.96 Für die Münzen der alexandrinischen Tetradrachmenprägung wurde in dieser Arbeit die Nummerierung nach dem Münzkatalog von Joseph Grafton Milne ‚Catalogue of Alexandrian Coins‘ aus dem Jahr 1933 angegeben.97 Geprägt wurde unter Carus und seinen Söhnen in den kaiserlichen Münzstätten Rom, Siscia, Ticinum, Lugdunum, Cyzicus in Kleinasien, Antiochia und Tripolis sowie in der lokalen Münzstätte von Alexandria, in der Tetradrachmen gemünzt wurden.98 Zu beachten ist außerdem, dass in den östlichen Münzstätten Antiochia und Tripolis unter Probus und während der Herrschaft der Dynastie des Carus nur geprägt wurde, wenn sich der Kaiser in der Nähe aufhielt,99 weshalb die für den routinemäßigen Truppensold der im Osten stehenden Legionen erforderlichen Antoniniane vermutlich aus der Münzstätte Cyzicus in Kleinasien stammten. Anhand einer gründlichen Untersuchung des numismatischen Materials können die Münzen annäherungsweise bestimmten Emissionen, Serien und Münzämtern zugeordnet 95

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Für die Münzprägung des Carus, Carinus und Numerianus sind außerdem vor allem folgende Arbeiten heranzuziehen: Pink, Aufbau Carus, S. 5–68, der dort die Münzprägung aller kaiserlichen Prägestätten untersuchte, und Pink, Magnia Urbica, S. 5–9, zu den Prägungen für die Gattin des Carinus und für Nigrinianus; zu den Münzstätten Rom, Siscia, Ticinum und Lugdunum liegt mit Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 18–202, eine aktuellere Untersuchung vor; zu den einzelnen Münzstätte sind ferner zu berücksichtigen: Pink, Münzstätte Siscia, S. 88–94 (zu Siscia); Gricourt, L’adventus, S. 95–112 (zu Ticinum); Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 197–211 (zu Cyzicus); die Münzprägung des Carus und seiner Söhne in Lugdunum wurde von Bastien, Le monnayage, S. 61; S. 65–77; S. 230–270, analysiert, hier sind jedoch ergänzend die Arbeiten von Bastien, Interprétation, S. 79; Bastien/Amandry/Gautier, Le monnayage, S. 16–18; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 62–66, sowie Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 50–65, und Gricourt, Retour, S. 31–46, heranzuziehen; zur Münzprägung des Usurpators Sabinus Iulianus in Siscia sind außerdem zusätzlich zu beachten: Fleck, Julianus I., S. 61–64, und Estiot, Médaillon inédit, S. 397–418 Zur Interpretation und Datierung der Medaillons muss zusätzlich noch Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 18–202, hinzugezogen werden; der Vollständigkeit halber werden hier die Medaillons auch nach Cohen, Description historique, angegeben, da sich diese Angabe noch häufig in der Literatur findet. Für die lokale Münzstätte Alexandria sind außerdem zu beachten: Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 220–222; 2, S. 166–167; Förschner, Münzen, S. 382–389; Kellner, Münzstätte 1, S. 158–163. Zu den staatlichen Münzstätten vgl. bes. Pink, Aufbau Carus, S. 5–68; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 18–202; zu Alexandria vgl. Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 220–222. Vgl. hierzu Pink, Aufbau Probus, S. 27; S. 40–44; ders. Aufbau Carus, S. 54–57; Kreucher, Kaiser Probus, S. 154.

3.4 Die numismatischen Quellen

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werden. Letzteres fällt um so leichter, wenn die Münze gegebenenfalls ein Sigle der jeweiligen Münzstätte trägt. Somit lässt sich die Münzprägung einigermaßen in einen chronologischen Kontext stellen. Da dieses Verfahren jedoch keineswegs fehlerfrei ist, müssen diese Ergebnisse allerdings unbedingt mit sämtlichen weiteren vorhandenen Anhaltspunkten zur Chronologie abgeglichen werden.100 Aus entsprechenden Ereignisprägungen in einer bestimmten Münzstätte, wie etwa anlässlich der Erhebung des Carinus und des Numerianus zu Caesares, wobei in den Münzlegenden dann oft Carus und seine Söhne mit der Titulatur nobilissimus Caesar gemeinsam genannt werden, vielleicht noch in Zusammenhang mit der Ausgabe von adventus-Münzen, die auf die Ankunft des Kaisers hinweist, lassen sich wichtige Rückschlüsse sowohl auf das Itinerar wie auch auf die Chronologie gewinnen. Eine adventus-Prägung besagt zunächst im Grunde genommen nur, dass die Ankunft des Kaisers in der Nähe einer Münzstätte erwartet wurde, sie belegt jedoch nicht die tatsächliche Anwesenheit des Kaisers. Doch auch hier muss gründlich differenziert werden. Während die Münzstätte Rom für Kaiser Probus fast standardmäßig Antoniniane mit der Legende ADVENTVS AVG prägte (RIC V 2, S. 34– 36, Nr. 154–167),101 für diesen Kaiser jedoch nur ein einziger Romaufenthalt tatsächlich gesichert ist,102 so sind diese Münzen für Carus und seine Söhne zwar relativ selten, aber von besonderer Bedeutung, da es sich dabei um Medaillons (Gnecchi II, S. 123, Nr. 1, Caro, Carino e Numeriano; Nr. 1, Carino e Numeriano) oder aurei (Cohen, S. 351, Nr. 6; RIC V 2, S. 177, Nr. 317; S. 201, Nr. 462) und nur in einem Fall um einen Antoninian (RIC V 2, S. 175, Nr. 294) handelt.103 Diese Stücke wurden also – im Gegensatz zur routinemäßigen adventus-Prägung des Probus in Rom – immer zu einem bestimmten Anlass geprägt und weisen teilweise besondere Münzdarstellungen und Legenden auf (bes. Gnecchi II, S. 123, Nr. 1, Caro, Carino e Numeriano), weshalb sie durchaus als Beleg für die Ankunft des Kaisers dienen, oder sie beweisen zumindest, dass der Einzug des Herrschers unmittelbar erwartet wurde, wie im Fall der adventus-Münzen vom Sommer 284 aus Siscia und Cyzicus (RIC V 2, S. 177, Nr. 317; S. 201, Nr. 462).104 Über die bisher angesprochenen Aspekte hinaus vermitteln die Münzen eine Reihe weiterer wichtiger Informationen wie zum Beispiel über die Herrschertitulatur oder das gemeinsame Konsulat des Carinus und Numerianus, wofür zur Feier des Konsulatsantritts eigene Medaillons (Gnecchi II, S. 122, Nr. 2; III, S. 94, Nr. 20; 34) sowie aurei und denarii (RIC V 2, S. 168, Nr. 226; S. 197, Nr. 427) ausgegeben wurden. Sodann vermitteln nur die Münzabbildungen einen wirklich verlässlichen Eindruck über das wahre Aussehen und auch über das tatsächliche Alter der Herrscher, 100 Die für diese Arbeit maßgeblichen numismatischen Untersuchungen von Pink und Gricourt kommen diesbezüglich gelegentlich zu voneinander abweichenden Ergebnissen oder auch zu Resultaten, die den Ergebnissen dieser Arbeit widersprechen, was an gegebener Stelle ausführlich zu diskutieren sein wird, vgl. auch Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 51–53. 101 Vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 55–58, zur standardmäßigen Ausgabe dieser Münzen unter Probus vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 23; Vitucci, L’imperatore, S. 38. 102 Zum Romaufenthalt des Probus siehe Kapitel 5.5. 103 Diese Stücke werden an gegebener Stelle ausführlich besprochen. 104 Zu RIC V 2, S. 168, Nr. 226; S. 197, Nr. 427 siehe S. 159.

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3 Quellenlage

womit sich das in den literarischen Quellen angegebene Alter (Ioh. Mal. 12, 34–36) überprüfen lässt.105 Die Existenz der Augusta Magnia Urbica, der Gemahlin des Carinus, und ihres gemeinsamen und früh verstorbenen Sohnes, Nigrinianus, sowie die Konsekration des Carus, Numerianus und Nigrinianus kann überhaupt nur durch die numismatischen und epigraphischen Belege nachgewiesen werden.106 Durch die Münzzeichen X ET I (RIC V 2, S. 135, Nr. 5) sowie X I, XII, X I I und XI I (RIC V 2, S. 146, Nr. 99–100) im Abschnitt auf einigen Münzen aus Lugdunum und Siscia kann auf eine Weiterführung der von Tacitus begonnenen und von Florianus fortgesetzten Modifikation der Münzreform Aurelians durch die versuchsweise Einführung eines neuen Nominals in Form eines Doppelantoninian gefolgert werden.107 3.5 DIE ARCHÄOLOGISCHEN QUELLEN Problematisch gestaltet sich die eindeutige Datierung archäologischer Funde in die Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus. Eindruckvolle archäologische Zeugnisse in Form von großartigen Bauwerken, wie sie von Diokletian und seinen Mitherrschern errichtet wurden und die zum Teil in den ehemaligen tetrarchischen Residenzstädten und in Rom auch heute noch zu bewundern sind, wurden von Carus und seinen Söhnen während ihrer nur kurzen Regierungszeit nicht errichtet. Architektonische Denkmäler aus dieser Zeit werden lediglich in einigen zugegebenermaßen nicht ganz unproblematischen literarischen Quellen erwähnt. So soll in der griechischen Stadt Byzantium, dem späteren Constantinopel, ein Tor des Carus gestanden haben, das später überbaut wurde, wie aus den Parastaseis, einer topographischen Beschreibung der Stadt Constantinopel und ihrer Altertümer aus dem achten Jahrhundert, zu entnehmen ist (Par. 56).108 Nach dem Bericht des Malalas habe Carus im römisch-persischen Grenzgebiet eine Festung errichtet und ihr seinen Namen verliehen (Ioh. Mal. 12, 34). Damit kann nur die Stadt Carrhae in der römischen Provinz Mesopotamia gemeint sein, denn Georgios Monachos wird hier deutlicher, indem er behauptet, die Stadt Carrhae sei von Carus gegründet worden (GMon. 546, 21–22), was von Kedrenos wortwörtlich übernommen wurde (Cedr. 527, 3–4). Da hinreichend bekannt sein dürfte, dass die seit altorientalischer Zeit bestehende Stadt nicht von Carus gegründet wurde, könnte diese Textstelle bei Malalas allenfalls vielleicht auf Bauarbeiten in Carrhae oder möglicherweise auch auf eine Verstärkung der Stadtmauern unter Carus hinweisen.109 105 Siehe Kapitel 4.2, vgl. Felletti Maj, Iconografia, S. 280–287; Wegner, Herrscherbild, S. 155– 163. 106 Zu Magnia Urbica und zu Nigrinianus siehe Kapitel 4.2 und 4.7. 107 Siehe hierzu Kapitel 5.6. 108 Siehe hierzu Kapitel 4.4, vgl. Müller-Wiener, Bildlexikon, S. 267; Cameron/Herrin, Constantinople, S. 265; Berger, Untersuchungen, S. 331–332; Mayer, Rom ist dort, S. 167; Hedlund, Coinage and Authority, S. 160; zu den Parastaseis vgl. auch Cameron/Herrin, Constantinople, S. 2–52; Berger, Chalkun Tetrapylon, S. 7–12. 109 Siehe Kapitel 4.4 und 5.8, vgl. Felix, Literarische Quellen, S. 102; Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 115; S. 373, Anm. 14; Übersetzung Thurn, Weltchronik, S. 316–317 mit Anm. 209.

3.5 Die archäologischen Quellen

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Üblicherweise werden die in vordiokletianische Zeit zu datierenden Grenzbefestigungen der Regierungszeit des Probus zugeordnet. Dieser Kaiser initiierte offenbar ein großangelegtes Bauprogramm zur Errichtung von Stadtmauern – vor allem bei den Städten in Gallien – und von Befestigungen zur Sicherung der Grenzen an Rhein und Donau.110 Die ersten Stadtmauern in Gallien und der Beginn der Neuerrichtung von Grenzbefestigungen können allerdings schon in die Zeit des ‚Gallischen Sonderreichs‘ und Aurelians datiert werden.111 Es ist davon auszugehen, dass dieses Befestigungprogramm unter Carus und seinen Söhnen fortgesetzt und auch auf andere Grenzabschnitte des Reichs ausgedehnt wurde. Der Nachweis hierfür gestaltet sich aber in jedem Einzelfall äußert schwierig. Ein besonderer Glücksfall liegt vor, wenn durch Münzfunde im Mauerwerk zumindest ein terminus ante quem für die Errichtung eines Befestigungswerks gegeben ist. Falls kein entsprechender numismatischer oder epigraphischer Beleg vorhanden ist, erfolgt die Datierung häufig durch Keramikfunde oder durch einen Architekturvergleich, doch kann dieses Verfahren nur einen ungefähren Anhaltspunkt liefern.112 Keinesfalls lassen sich damit Baumaßnahmen exakt in die Zeit von Oktober 282 bis September 285 einordnen, was hinreichend erklären dürfte, weshalb die ab der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts neu errichteten Grenzbefestigungen entweder Probus oder den tetrarchischen Herrscher zugeschrieben werden. Einzig bei dem Kastell Vemania bei Isny im Allgäu ist es sehr wahrscheinlich, dass ein bereits kurz nach dem Jahr 260 errichteter Vorgängerbau aus Holz während der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus durch einen Bau aus Stein ersetzt wurde.113 Bei dem Kleinkastell auf dem Goldberg in der Nähe von Türkheim im Allgäu kann aufgrund von Münzfunden nur nachgewiesen werden, dass eine erste Anlage um 283 zerstört wurde, was vielleicht mit dem Einfall von Germanen nach dem Tod des Probus in Zusammenhang stehen könnte.114 Der Grenzschutz in Nordafrika scheint während des ganzen dritten Jahrhunderts kontinuierlich weiter ausgebaut worden zu sein.115 Konkrete Hinweise liegen nur durch die epigraphisch belegten zivilen Baumaßnahmen des Aurelius Decimus vor, nicht jedoch für den Bau von Grenzbefestigungen. So konnte auf Drängen 110 Siehe Kapitel 5.8, vgl. bes. Kreucher, Kaiser Probus, S. 220–227. 111 Petrikovits, Fortifications, S. 181, S. 190, S. 207–209. 112 Zu den verschiedenen Datierungsmöglichkeiten vgl. Petrikovits, Fortifications, S. 178–179; Johnson, Fortifications, S. 55–66; zur Limesforschung vgl. auch Moschek, Limes, S. 12–39. 113 Zu Vemania vgl. Garbsch, Donau-Iller-Rhein Limes, S. 12; S. 15; Petrikovits, Fortifications; S. 181; S. 209; Mackensen, Late Roman, S. 205; ders., Cambidanum, S. 137; Kuhoff, Diokletian, S. 682–683. Nach Garbsch erfolgte der Neubau spätestens in diokletianischer Zeit; Kuhoff hält die Fertigstellung des Kastells unter Carus oder Carinus für möglich, während Mackensen, Late Roman, S. 205, eine Fertigstellung vor 280 als sicher annimmt, wobei nicht ganz klar ist, ob hiermit der Vorgängerbau aus Holz oder das spätere Steinkastell gemeint ist; Petrikovits, Fortifications, S. 181, betrachtet die Inschrift aus Augsburg, in der Probus als Restitutor provinciarum bezeichnet wird (Ins. 280), als Beleg für die Errichtung dieses Kastell, was in diesem Einzelfall allerdings zweifelhaft erscheint. 114 Zum Kastell auf dem Goldberg vgl. Garbsch, Donau-Iller-Rhein Limes, S. 12–13; Petrikovits, Fortifications; S. 209; Kuhoff, Diokletian, S. 683–684. 115 Vgl. hierzu ausführlich Witschel, Zur Situation, S. 145–221.

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3 Quellenlage

dieses Statthalters in Lambaesis ein öffentliches Bauwerk fertiggestellt werden, wofür eigens eine private Stiftung gegründet wurde (Ins. 178).116 Unter Aurelius Decimus wurde ebenfalls in Lambaesis beim Capitolinum auch ein Tempel für den Kaiserkult errichtet (Ins. 198–199).117 Als weitere Baumaßnahmen des Aurelius Decimus ist in der numidischen Stadt Verecunda (Markouna) ein Tempel für den Kult des Divus Carus belegt (Ins. 173; 194).118 Aus dem auch in der Provinz Numidia liegenden Ort Zarai (Zraia) sind die Fragmente einer monumentalen Bauinschrift des Aurelius Decimus erhalten, die auf die Errichtung oder wenigstens Renovierung eines großen Bauwerks hindeutet (Ins. 184).119 Was die kunsthistorischen Belege aus der Regierungszeit des Carus und seiner beiden Söhne anbelangt, so wurde schon mehrfach – allerdings nicht immer mit überzeugendem Erfolg – versucht, rundplastische Bildnisse mit den Mitgliedern der Herrscherfamilie des Carus in Verbindung zu bringen.120 Für Carus käme am ehesten noch die Identifikation mit einer Büste aus Ostia in Frage, die tatsächlich eine große Ähnlichkeit mit den Münzporträts des Kaisers aufweist.121 Allgemeiner Konsens herrscht bisher hauptsächlich über den monumentalen Porträtkopf aus dem Konservatorenpalast in Rom, der nach weitgehender Übereinstimmung Carinus darstellt und der sich typologisch und stilistisch an Vorbildern aus der Severerzeit orientiert.122 Ein aus zwei in den Jahren 1997 und 1998 in der Stadt Novae (Svištov) in der Provinz Moesia inferior, dem Standlager der legio I Italica, gefundenen Teilen zusammengesetzter fragmentarischer Porträtkopf weist teilweise tatsächlich eine Ähnlichkeit mit dem Porträt des Carinus aus dem Konservatorenpalast auf, und aufgrund der Fundsituation muss dieser Kopf zur Statue einer bedeutenden Persönlichkeit gehört haben, doch ist der Erhaltungszustand dieses Porträtkopfs zu fragmentarisch, um ihn zweifelsfrei mit Carinus identifizieren zu können.123 Für das äußere Erscheinungsbild des Carus, Carinus und Numerianus sowie der weiteren Mitglieder der Herrscherfamilie ist deshalb weiterhin hauptsächlich auf die Münzporträts zurückzugreifen.

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Vgl. Dupuis, Nouveau document, S. 177–190; Witschel, Zur Situation, S. 200–201. Vgl. Dupuis, La dédicace, S. 81–99; Witschel, Zur Situation, S. 201. Vgl. Kolbe, Statthalter Numidiens, S. 22, S. 24; Witschel, Zur Situation, S. 201. Vgl. Dupuis, Nouveau document, S. 183–184; Witschel, Zur Situation, S. 202; zu den archäologischen Funden aus der Soldatenkaiserzeit allgemein vgl. Schade, Archäologie, S. 59–87. Zu möglichen Bildnissen des Carus vgl. Felletti Maj, Iconografia, S. 280–281; Bergmann, Studien, S. 118–119; Wegner, Herrscherbild, S. 155–156. Vermeule, Graeco-Roman Portrait, S. 13–14, möchte Numerianus ein Bildnis aus Boston zuweisen, was von Bergmann, Studien, S. 119; S. 133–136, und Wegner, Herrscherbild, S. 162, jedoch abgelehnt wird. Ostia Museum Inv. 75, vgl. Heintze, Vir sanctus, S. 41, siehe auch Kapitel 4.2. Museo del Palazzo dei Conservatori, Inv. 850, vgl. Felletti Maj, Iconografia, S. 282–283; Vermeule, Graeco-Roman Portrait, S. 13–14; Bergmann, Studien, S. 118; Wegner, Herrscherbild, S. 157–159; die Identifikation mit Carinus wird inzwischen auch angezweifelt, vgl. Kuhoff, Felicior Augusto, S. 116 mit Anm. 252; Varner, Mutilation, S. 212. Heintze, Studien, S. 185– 188, möchte auf dem sogenannten Acilia-Sarkophag in Rom die Bildnisse des Carinus und Nigrinianus erkannt haben, vgl. jedoch Wegner, Herrscherbild, S. 158–159; S. 163–164, der sämtliche weiteren für Carinus vorgeschlagenen Bildnisse ablehnt. Vgl. Dyczek, Imperial Marble Head, S. 63–69.

3.5 Die archäologischen Quellen

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Fraglich ist, in wie weit die beiden jeweils einen Reiterkampf zeigenden und meist Wahrām II. zugeschriebenen Felsreliefs von Naqš-i Rustam als archäologische Quellen für die Herrschaftszeit des Carus und seiner Söhne zu betrachten sind. Es ist überaus zweifelhaft, ob auf diesen Reliefs tatsächlich der Sieg des Perserkönigs über Carus beziehungsweise Numerianus verherrlicht werden sollte, wie häufig angenommen wird,124 denn mit großer Wahrscheinlichkeit stellen die beiden Reiterkämpfe keine römische Niederlage dar.125 Darüber hinaus herrscht bisher noch keineswegs Einigkeit darüber, ob diese Reliefs überhaupt in die Regierungszeit Wahrāms II. datiert werden können.126

124 Diese Ansicht wird vertreten von Winter, Friedensverträge, S. 133; S. 135; Kolb, Diocletian, S. 12–13; Kreucher, Kaiser Probus, S. 420. 125 Siehe dazu ausführlich in Kapitel 4.4. 126 Für eine Datierung in die Regierungszeit Wahrāms II. plädieren Vanden Berghe, Reliefs rupestres, S. 82, Nr. 9–10; Huyse, Sāsānidische Inschriften, S. 122, während Weber, Wahrām II., S. 597–624, die beiden Reiterkämpfe nicht unter den Felsreliefs des Königs aufführt.

4 EREIGNISGESCHICHTLICHER ÜBERBLICK 4.1 DIE HERRSCHAFTSÜBERNAHME DES CARUS Im Herbst des Jahres 281 feierte der römische Kaiser Probus (276–282) in Rom einen großen Triumph anlässlich seiner militärischen Erfolge bei der Verteidigung des Reichs gegen die anstürmenden Barbaren (HA Prob. 19, 1–8).1 In langwierigen Kämpfen an Rhein und Donau war es dem Herrscher, der als restitutor provinciarum (Ins. 280) und restitutor Illyrici (RIC V 2, S. 95, Nr. 730) gefeiert wurde, gelungen, die dortigen Grenzen zu sichern und eine neue Grenzverteidigung aufzubauen.2 Nach diesen Triumphfeierlichkeiten, die sich bis ins Jahr 282 hingezogen haben werden,3 reiste Probus nach Pannonien, um dort – wie die Historia Augusta berichtet – einen Feldzug gegen die Perser vorzubereiten (HA. Prob. 20, 1; Car. 7, 1).4 Anstatt jedoch die für einen Feldzug günstige Jahreszeit auszunutzen, verbrachte Probus den ganzen Sommer über an der Donau. Ein Grund für das Zögern des Kaisers könnte in einer aktuellen Bedrohung der Donaugrenze gesehen werden, wie der später von Carus durchgeführte Feldzug gegen die Sarmaten vermuten lässt.5 Darauf könnte vielleicht auch eine Textstelle bei Malalas hinweisen, wonach Probus zur Zeit seiner Ermordung bei Sirmium gerade einen Krieg gegen die Goten geführt habe: Ὁ δὲ αὐτὸς βασιλεὺς Πρόβος ἐπολέμησε τοῖς Γότθοις ἐν τῷ Σιρμίῳ (Ioh. Mal. 12, 33).6 Die Hinauszögerung des geplanten Krieges gegen die Sāsāniden verursachte offenbar große Unzufriedenheit unter den für diesen Feldzug zusammengezogenen Truppen. Denn statt gegen die Perser nach Osten geführt zu werden, sollen die Soldaten vielmehr zu Meliorationsarbeiten herangezogen worden sein. Nach Eutrop 1

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Zum Triumph des Probus vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 81–83; Crees, The Reign, 122– 124; Vitucci, L’imperatore, S. 75–77; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 138–143; Kreucher, Kaiser Probus, S. 177–179; ders., Probus und Carus, S. 414. Zosimos schildert einen Ausbruch von etwa 80 Gladiatoren (Zos. 1, 71, 3), der mit dieser Triumphfeier in Verbindung gebracht werden könnte, vgl. Bellen, Sklavenflucht, S. 108; Kreucher, Kaiser Probus, S. 179. Zu den Kämpfen des Probus gegen die Germanen vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 46–60; Crees, The Reign, S. 100–105; Vitucci, L’imperatore, S. 35–52; Kreucher, Kaiser Probus, S. 133–150; ders., Probus und Carus, S. 402–405; zur Reorganisation der Grenzverteidigung siehe Kapitel 5.8. Vgl. Crees, The Reign, S. 124; S. 155; Pink, Aufbau Probus, S. 58–59; S. 73; Bastien, Interprétation, S. 79; Kreucher, Kaiser Probus, S. 178; ders., Probus und Carus, S. 414. Pink, Aufbau Probus, S. 73; Vitucci, L’imperatore, S. 26; S. 81–83; Kreucher, Kaiser Probus, S. 180–181; ders. Probus und Carus, S. 414, bezweifeln dies, siehe jedoch Kapitel 4.4. Vgl. Vitucci, L’imperatore, S. 82–83; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 145; Kreucher, Kaiser Probus, S. 180–181; ders., Probus und Carus, S. 414; zum Sarmatenkrieg siehe Kapitel 4.3. Probus führte 276 einen Krieg gegen die Goten in Kleinasien und nicht im Sommer 282 in Pannonien; zum Gotenkrieg des Probus siehe Kapitel 4.7.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

legten die Legionäre des Probus in Pannonien Weinberge an (Eutr. 9, 17, 2). Aurelius Victor berichtet ebenfalls von der Pflanzung von Weinbergen in Mösien und Pannonien sowie von der Trockenlegung von Sümpfen bei Sirmium durch Teiche und einen Graben (Aur. Vict. Caes. 37, 3–4). In der Epitome de Caesaribus findet sich nur der Bericht über die Pflanzung von Weinbergen bei Sirmium und in der Provinz Moesia superior (Epit. de Caes. 37, 3). Doch wird die Angabe des Aurelius Victor von der Historia Augusta bestätigt, die ebenfalls von der Trockenlegung der Sümpfe in der Gegend um Sirmium, der Heimatstadt des Kaisers, sowie vom geplanten Bau eines großen Kanals erzählt, wofür viele tausend Soldaten abgestellt worden seien, und eben dies habe die Truppen gegen ihren Kaiser aufgebracht (HA Prob. 21, 3–4).7 Die gespannte Stimmung im Heer könnte zudem durch eine schlechte Versorgungslage verursacht durch die Lebensmittelknappheit, von der Malalas berichtet (Ioh. Mal. 12, 33), verstärkt worden sein.8 Angeblich soll sich Probus beim Heer obendrein auch dadurch äußerst unbeliebt gemacht haben, indem er sich dahingehend geäußert haben soll, dass die Soldaten bald überflüssig seien: brevi milites frustra fore (Aur. Vict. Caes. 37, 3). Dieser Ausspruch wird so ähnlich auch bei Eutrop und in der Historia Augusta wiedergegeben, die hier beide die Formulierung brevi milites necessarios non futuros verwenden (Eutr. 9, 17, 3; HA Prob. 20, 3).9 Allerdings kann man sich einen solchen Satz aus dem Mund eines Soldatenkaisers, der seine Proklamation eben dem Heer verdankte, und in Anbetracht der stets bedrohten Grenzen nun wirklich nicht ernsthaft vorstellen. Entweder handelt es um einen impulsiven, unbedachten und letztlich nicht ernst gemeinten Ausspruch des Kaisers oder aber er wurde ihm auf Veranlassung des Carus angedichtet, um Probus bei den Soldaten zu diskreditieren.10 Während sich so die Stimmung unter den bei Sirmium stehenden Truppen offenbar zunehmend verschlechterte, hielt sich Carus, der praefectus praetorio des Probus (Aur. Vict. Caes. 38, 1; HA Car. 5, 4), unterdessen in den Provinzen Nori7

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Zu den Meliorationsarbeiten vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 85; Meloni, Il regno di Caro, S. 42–46; Vitucci, L’imperatore, S. 79; Polverini, Da Aureliano, S. 1026–1027; Chastagnol, Quatre études, S. 45–47; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 83–84; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 188; Kuhoff, Diokletian, S. 431–432; Kreucher, Kaiser Probus, S. 179; ders., Probus und Carus, S. 415. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 45; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 86; Kreucher, Kaiser Probus, S. 183; ders., Probus und Carus, S. 415. Vitucci, L’imperatore, S. 119, bezieht die Lebensmittelknappheit auf den Feldzug in Gallien, was Kreucher, Kaiser Probus, S. 183, Anm. 591; ders., Probus und Carus, S. 415, Anm. 142, nicht ausschließt. Nach Schlumberger, Friedensideal, S. 435; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 146– 144, und Kreucher, Kaiser Probus, S. 182–183, könnte dieser Ausspruch der ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ entnommen sein; Chastagnol, Quatre études, S. 47, ist der Meinung, dass dies Eutrop und die Historia Augusta von Aurelius Victor übernommen haben. Zur EKG vgl. Barnes, Lost Kaisergeschichte, S. 13–43; Sivan, Eusebius of Nantes, S. 158–163; Burgess, Principes, S. 491–500; On the Date, S. 111–128; Jerome, S. 349–369; Hartmann, Literarische Quellen, S. 25–26, siehe auch Kapitel 3.1. Für eine möglicherweise von Carus initiierte Verleumdung halten dies Meloni, Il regno di Caro, S. 43–44; Schlumberger, Friedensideal, S. 435; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 146–150; S. 158–161; Kreucher, Kaiser Probus, S. 183; ders., Probus und Carus, S. 415; auch Haehling, Friedensverheißungen, S. 108–115, hält den Ausspruch für fiktiv.

4.1 Die Herrschaftsübernahme des Carus

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cum und Raetia auf (Zos. 1, 71, 4–5 = Ioh. Ant. 187),11 wo dieser vermutlich eine selbstständige Heereseinheit befehligte, zu der neben anderen Einheiten sicherlich auch vexillationes der in diesen beiden Provinzen stationierten legio II Italica und der legio III Italica gehört haben werden.12 Die Aufgabe des Carus wird entweder in der Sicherung des dortigen Grenzabschnitts bestanden haben, oder er sollte für das gegen die Perser aufgestellte Heer weitere Truppenkontingente zusammenziehen und anschließend zum Sammelpunkt nach Pannonien führen. Zu den nun folgenden Ereignissen gibt es zwei unterschiedliche Überlieferungstraditionen. Nach den vermutlich aus der ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ schöpfenden lateinischen Quellen brach infolge der Unzufriedenheit unter den Soldaten bei Sirmium eine Meuterei aus, und Probus wurde von den Soldaten auf einem eisernen Turm (turri ferrata), auf den er sich geflüchtet hatte, erschlagen (Eutr. 9, 17, 3; Epit. de Caes. 37, 4; Hier. chron. 224e; HA Prob. 21, 3; Oros. 7, 24, 3; Cassiod. chron. 149, 1005; Iord. Rom. 293). Bei Aurelius Victor kommt Probus ebenfalls während einer Soldatenrevolte bei Sirmium ums Leben, doch fehlt bei ihm das Detail mit dem eisernen Turm (Aur. Vict. Caes. 37, 4).13 Anders hingegen schildern die griechischen Autoren das Geschehen. Nach Zosimos riefen zuerst die in den Provinzen Noricum und Raetia stehenden Verbände ihren Kommandeur, den praefectus praetorio Carus, zum Kaiser aus. Truppen, die Probus gegen den Usurpator aussandte, gingen zu Carus über und sollen sodann Probus getötet haben (Zos. 1, 71, 4–5 = Ioh. Ant. 187). Beim sogenannten Continuator Dionis findet sich noch die Angabe, dass im Kriegsrat der Tribun Martinianus (Μαρτινιανός τις χιλίαρχος) den Kaiser Probus zum entschlossenen Vorgehen gegen den Usurpator Carus gedrängt habe (Cont. Dio 11). Auch bei Zonaras (Zon. 12, 29) bricht die Rebellion zuerst im Kommandobereich des Carus aus. Als dieser von der Absicht seiner Truppen, ihn zum Kaiser auszurufen, erfahren habe, soll er Probus um seine Abberufung gebeten haben. Erst als Probus dieses Gesuch abgelehnt habe, nahm Carus die Erhebung zum Kaiser an, woraufhin er mit seinem Heer gegen Italien geeilt sei (καὶ αὐτίκα σὺν αὐτῷ ἐπὶ Ἰταλίαν ὡρμήκεσαν). Wie bei Zosimos gehen auch in der Schilderung des Zonaras die von Probus gegen den Usurpator gesandten Truppen zu Carus über, wobei zusätzlich noch erwähnt wird, dass diese vorher ihren Befehlshaber festgenommen hatten. Sobald die Leibwachen des Probus von dem Seitenwechsel ihrer 11 12

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Nach Zonaras wurde Carus das Oberkommando über einen Teil von ‚Europa‘ übertragen: μέρους γὰρ τῆς Εὐρώπης ὁ Κᾶρος ἄρχων (Zon. 12, 29). Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 86; Meloni, Il regno di Caro, S. 23–25; Vitucci, L’imperatore, S. 83; S. 115; Chastagnol, Quatre études, S. 48; Kreucher, Kaiser Probus, S. 182; Porena, Le origini, S. 37; Kreucher, Probus und Carus, S. 415; zu den beiden Legionen vgl. Nischer, Army Reforms, S. 1; Meloni, Il regno di Caro, S. 25; Bird, Death of Carus, S. 126; Kuhoff, Diokletian, S. 449; zum Rang des Prätorianerpräfekten vgl. Howe, Pretorian Prefect, S. 83, Nr. 56; Meloni, Il regno di Caro, S. 23; S. 27–29; Pond, Inscriptional Evidence, S. 141; Syme, Emperors, S. 218; Polverini, Da Aureliano, S. 1029; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; Kreucher, Kaiser Probus, S. 127; S. 182; Porena, Le origini, S. 57–58; Kreucher, Probus und Carus, S. 415; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 18. Zu diesen Quellen vgl. Silomon, Untersuchungen, S. 554–555; Chastagnol, Quatre études, S. 46–48; unklar ist überdies, was genau mit dem eisernen Turm gemeint sein soll; naheliegend wäre hier ein Wachturm an der Grenze, vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 184–185 mit Anm. 600.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

Kameraden erfuhren, sollen diese ihren Kaiser getötet haben.14 Bei der Angabe des Zonaras, Carus sei nach Italien gezogen, kann es sich nur um eine Verwechslung handeln.15 Unerheblich sind die weiteren historiographischen Quellen, die lediglich in kurzer Form die Ermordung des Probus bei Sirmium vermelden (Chron. 354 148, 16; Cons. Const. 229; Chron. pasch. 509, 13; Synk. 471, 13). Bei dieser divergenten Quellenlage stellt sich die Frage nach der Rolle des Carus beim Tod seines Vorgängers. Die in den Quellen beschriebenen Meliorationsarbeiten, die Hinauszögerung des geplanten Perserkrieges und vielleicht der bei Malalas erwähnte Versorgungsengpass liefern ein hinreichendes Motiv für eine große Unzufriedenheit unter den Truppen, und auch Julian bescheinigt Probus später allzu große Strenge bei der Aufrechterhaltung der militärischen Disziplin (Iul. symp. 314a–d). Den lateinischen Quellen zufolge, die nur von der Soldatenrevolte bei Sirmium berichten, soll Carus unschuldig am Tod des Probus sein. Jedoch existieren zwei Verdachtsmomente, die gegen Carus sprechen. So will die Historia Augusta von Autoren wissen, die Carus die Verantwortung an der Ermordung seines Vorgängers zuweisen, um diese Unterstellung jedoch sogleich zu widerlegen (HA Car. 6, 1). Zwar gilt die Historia Augusta als zweifelhafte Quelle, doch könnte dies darauf hinweisen, dass ein womöglich berechtigter Verdacht gegen Carus bestand. Des weiteren ist der vom Continuator Dionis genannte Tribun, der im Kriegsrat zu entschlossenem Handeln gegen den Usurpator geraten haben soll (Cont. Dio 11), höchst wahrscheinlich identisch mit dem von Carus später zum procurator der Provinz Alpes Poeninae Graiae Atrectinae ernannten Latinius Martinianus (Ins. 30– 33). Dieses Amt erhielt Martinianus vermutlich als Belohnung, weil er – vielleicht eben aufgrund der von ihm heftig getadelten zögerlichen Haltung des Probus – zu Carus überging.16 Eher unwahrscheinlich ist die Annahme, Martinianus habe seine Ernennung dem Umstand zu verdanken, dass der neue Kaiser den Anschein erwecken wollte, die Kaiserproklamation nur gegen seinen ausdrücklichen Willen angenommen zu haben, und um dies unmissverständlich und in aller Deutlichkeit kund-

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Zu den Quellen vgl. Silomon, Untersuchungen, S. 553–554; Chastagnol, Quatre études, S. 48– 49; zum Tod des Probus vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 83–84, Crees, The Reign, S. 124–127; Bianchi, Studi sull’imperatore, S. 29–36; Meloni, Il regno di Caro, S. 42–56; Vitucci, L’imperatore, S. 115–122; Polverini, Da Aureliano, S. 1026–1029; König, Kaiserzeit, S. 195; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 143–166; Commentaire de la Vita Cari, S. 343–345; Kreucher, Kaiser Probus, S. 179–186; Huttner, Recusatio imperii, S. 212–213; Potter, Roman Empire, S. 279; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 56–57; White, Restorer, S. 157–158; Kreucher, Probus und Carus, S. 415–416. Vgl. Crees, The Reign, S. 127; Meloni, Il regno di Caro, S. 51–52; Kreucher, Kaiser Probus, S. 184; fragwürdig ist auch die Behauptung, Probus sei von seiner eigenen Leibwache ermordet worden, vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 185 mit Anm. 600; Zustimmung bei Meloni, Il regno di Caro, S. 50–51. Vgl. Walser, Vier Dedikationen, S. 53–63; zu Latinius Martinianus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 21, vgl. PIR² L, Nr. 124; PLRE I, S. 564–565, Nr. 9; Dannhäuser, Untersuchungen, S. 86; Barnes, More Missing Names, S. 146; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 68, Nr. 15; Bleckmann, Reichskrise, S. 274–275; Walser, Alpengeschichte, S. 97; Kreucher, Kaiser Probus, S. 184; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1097, Alp. Poen. 2; Thomasson, Laterculi 2, S. 24, Nr. 13:015; gegen eine Identifizierung mit dem procurator: Vitucci, L’imperatore, S. 120–121.

4.1 Die Herrschaftsübernahme des Carus

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zutun, habe er explizit ausgerechnet jenen Tribun, der im Kriegsrat des Probus ein energisches Vorgehen gegen den Usurpator gefordert hatte, zum procurator beförderte.17 Bei der Rekonstruktion der Ereignisse ist davon auszugehen, dass zwischen der von den lateinischen Autoren beschriebenen Revolte bei Sirmium und der Usurpation des Carus ein Zusammenhang besteht. Wahrscheinlich blieb die Unzufriedenheit und die sich zunehmend verschlechternde Stimmung unter den Truppen bei Sirmium deren Kameraden in Raetia und Noricum nicht verborgen, worauf vermutlich diese ihren Befehlshaber zum Augustus ausriefen. Wie bei den griechischen Autoren beschrieben, hielt Probus einen Kriegsrat ab und sandte schließlich Truppen gegen Carus, die jedoch zu diesem übergingen. Erst jetzt wird es zu einer offenen Revolte bei Sirmium gekommen sein, in deren Verlauf Probus getötet wurde.18 Vermutlich hat Carus durch gezielte Diffamierung die Meuterer noch zusätzlich aufgestachelt und hierbei das Gerücht ausgestreut, demzufolge Probus gesagt haben soll, dass die Soldaten in naher Zukunft nicht mehr notwendig seien (Aur. Vict. Caes. 37, 3; Eutr. 9, 17, 3; HA Prob. 20, 3). Doch darüber hinaus trägt Carus wohl keine direkte Verantwortung für die Ermordung des Probus, wenngleich das gewaltsame Ableben seines Gegners Carus sicherlich nicht ungelegen kam, zumal die Auseinandersetzung schließlich auf den Tod eines der beiden Kontrahenten hinauslaufen musste.19 Wenn die Angabe des Zonaras zutreffend ist und sich Carus seiner Erhebung tatsächlich dadurch entziehen wollte, indem er Probus um seine Abberufung bat (Zon. 12, 29), dann könnte Carus wirklich gegen seinen Willen zum Augustus ausgerufen worden sein, was auf ein Vertrauensverhältnis zwischen Probus und seinem praefectus praetorio Carus hinweisen und das anfängliche Zögern des Kaisers erklären würde.20 Doch scheint dies wenig überzeugend, denn hätte sich Carus wirklich seiner Kaiserproklamation zu entziehen gesucht – was von seinen Truppen übrigens niemals akzeptiert worden wäre und Carus auch nicht überlebt hätte –, dann wäre es in Anbetracht des Ausmaßes der Gefahrensituation für den rechtmäßigen Kaiser relativ unangemessen, hierbei den Amtsweg einzuhalten und erst umständlich um die Abberufung zu ersuchen. Vielmehr kann diese angebliche Bitte des Carus als eine rein formelle und scheinbare recusatio imperii verstanden

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Zu dieser Möglichkeit vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 184, der zu Recht einräumt, dass es sich bei der Statthalterschaft dieser Provinz nicht unbedingt um eine „begehrenswerte Position“ gehandelt hat. Nach Meloni, Il regno di Caro, S. 46, begann die Revolte zuerst bei Sirmium und breitete sich von da nach Noricum und Raetia aus, vgl. jedoch Dannhäuser, Untersuchungen, S. 86, Vitucci, L’imperatore, S. 120–122; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 144; Kreucher, Kaiser Probus, S. 183; Potter, Roman Empire, S. 279; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 56– 57; White, Restorer, S. 157–158; Kreucher, Probus und Carus, S. 415. Auch Dannhäuser, Untersuchungen, S. 86; Crees, The Reign, S. 127, und Meloni, Il regno di Caro, S. 49, halten Carus für unschuldig; Kreucher, Kaiser Probus, S. 179–185, schildert die Ereignisse ebenso, macht aber keine klare Aussage zur Schuldfrage. Zum Vertrauensverhältnis zwischen Probus und seinem Prätorianerpräfekt Carus vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 183; Huttner, Recusatio imperii, S. 212–213.

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werden, und als nachträgliche Rechtfertigung von dem neuen Kaiser vielleicht auch erst später verbreitet worden sein.21 Nach der Historia Augusta sollen die loyalen Soldaten dem Probus ein Grabmal errichtet (ingens sepulchrum) und mit einer Grabinschrift in Marmor versehen haben (HA Prob. 21, 4). Diese Angabe ist wohl fiktiv und fügt sich in den von dieser Quelle propagierten Topos vom guten und vom schlechten Kaiser, nach dem ein sogenannter ‚guter Kaiser‘ immer auch würdig und ehrenvoll bestattet wurde, während die Leiche des ‚Tyrannen‘, dem man in der Regel ein ehrenvolles Begräbnis verweigert habe, häufig verstümmelt worden sei.22 In der Historia Augusta heißt es außerdem, dass man Probus deifiziert habe (HA Prob. 23, 5). Falls dies zutrifft, so ist unklar, ob dies unter Carus oder erst unter Diokletian geschah. Eine Divinisierung durch Carus wäre zwar naheliegend, da so dessen Herrschaft nachträgliche eine zusätzliche Legitimierung erfahren hätte, doch existieren hierfür keinerlei Belege, weshalb eher von einer Konsekration unter Diokletian auszugehen ist.23 Die letzten ägyptischen Papyri, die nach der Herrschaft des Probus datiert sind, stammen aus Oxyrhynchοs (Pap. 24) und der Oasis parva (Pap. 25). Der Papyrus aus Oxyrhynchοs ist auf den Monat Phaophi (28. September – 27. Oktober 282) und das Dokument aus der Oasis parva auf den Monat Hathyr (28. Oktober – 26. November) im Jahr Η des Probus datiert. Für die Nachrichtenübermittlung von Rom bis Oxyrhynchοs ist eine Zeitspanne von 30 bis 35 Tagen einzukalkulieren, und es wird einige Tage gedauert haben, bis die Nachricht vom Tod des Probus Rom erreicht hatte. Die Oasis parva liegt westlich des Nomos Arsinoites und somit zwar nördlicher als Oxyrhynchοs, aber etwas abseits in der Wüste, weshalb für die Nachrichtenübermittlung eher mehr als 35 Tage anzusetzen sind.24 Die papyrologischen Belege liefern demnach für die Ermordung des Probus einen terminus post quem von ungefähr Ende September bis Anfang Oktober 282.25 Dies steht im Einklang mit der alexandrinischen Tetradrach21 22 23

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Nach Kreucher, Kaiser Probus, S. 183–184, könnte es sich dabei auch um einen Schachzug des Carus gehandelt haben, um Zeit zu gewinnen; Huttner, Recusatio imperii, S. 213, vermutet, dass diese Geste an den Senat gerichtet war, vgl. auch Sickle, Particularism, S. 351. Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 87; Brandt, Mortibus Principum, S. 65–72; zu Probus bes. S. 67; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 152–153; Kreucher Kaiser Probus, S. 185–186; Haehling, Friedensverheißungen, S. 112–113. Vgl. hierzu Dannhäuser, Untersuchungen, S. 87–88; Meloni, Il regno di Caro, S. 48–49; Pink, Aufbau Probus, S. 22–23; Chastagnol, Quatre études, S. 49; Clauss, Kaiser und Gott, S. 187– 188; Kreucher, Kaiser Probus, S. 186; ders., Probus und Carus, S. 416. Gegen eine Vergöttlichung: Crees, The Reign, S. 148; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 161–162; Commentaire de la Vita Cari, S. 344. Eck/Cotton, Lateinische Inschriften, S. 53–57, vermuten eher eine damnatio memoriae unter Carus. Zur Konsekration des Vorgängers als Mittel zur Herrschaftslegitimierung siehe Kapitel 4.7. Zur Zeitdauer für die Nachrichtenübermittlung von Rom nach Ägypten und innerhalb Ägyptens vgl. Rea, Chronology, S. 7–19; Rathbone, Dates, S. 102–105; Kienast, Kaisertabelle, S. 17, sowie Kolb, Nachrichtentransfer, S. 326; S. 331. Allerdings gelten die Datumsangaben auf ägyptischen Papyri als nicht unbedingt zuverlässig; beispielsweise gab man drei Monate nach dem Tod Caracallas in Theben immer noch das Datum nach diesem Kaiser an, vgl. Sijpesteijn, Macrinus, S. 224; Rathbone, Dates, S. 105–106; Kienast, Kaisertabelle, S. 17. Vgl. Stein, Chronologie, S. 47; Meloni, Il regno di Caro, S. 56; Vitucci, L’imperatore, S. 130– 131; Pond, Inscriptional Evidence, S. 135; S. 142; Gallazzi, Annotazioni, S. 245; Chastagnol,

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menprägung, da für das achte ägyptische Jahr des Probus ab dem 29. August 282 noch Münzen geprägt wurden (Milne, S. 111, Nr. 4653–4659). Das ägyptische Jahr Η des Probus ist außerdem auch durch einen Papyrus aus Oxyrhynchοs über den Verkauf der syrischen Sklavin Zonena belegt (Pap. 23). Nach seiner Machtübernahme verzichtete Carus – wie vor ihm auch schon Probus – darauf, seine Herrschaft vom römischen Senat bestätigen zu lassen.26 Wie sogar die senatsfreundliche Historia Augusta mittels eines frei erfundenen Briefs behauptet, soll Carus den Senat von seiner Erhebung lediglich in Kenntnis gesetzt haben: … gaudendum est itaque, p. c., quod unus ex vestro ordine, vestri etiam generis imperator est factus (HA Car. 5, 1–2).27 Dieser Brief entlarvt sich selbst als Fälschung, da hier Carus als Mitglied des Senates bezeichnet wird, was er zum Zeitpunkt seiner Erhebung nicht war.28 Obwohl dieses Schreiben fiktiv ist, so ist es dennoch sehr wahrscheinlich, dass der neue Kaiser den Senat nicht gänzlich ignoriert, sondern wenigstens über seinen Herrschaftsantritt informiert hat.29 Sobald die Nachricht vom Ende des Probus und von der Kaiserproklamation des Carus im Rom bekannt wurde, wird sich der Senat von sich aus beeilt haben, den neuen Kaiser auch ohne explizite Aufforderung und ohne dessen persönliche Anwesenheit zu bestätigen. Die Herrschaft des Carus begann sehr hoffnungsvoll. Da er zwei erwachsene Söhne hatte, war eine stabile und dauerhafte kaiserliche Herrschaft zu erwarten. Nach seiner Proklamation zum Kaiser reiste Carus nach Norditalien, um sich dort mit seinen beiden Söhnen Carinus und Numerianus zu treffen. Aufgrund der Emissionen der Münzstätte von Ticinum (Pavia) wird angenommen, das Ziel des Carus sei diese Stadt gewesen, und das Treffen mit seinen Söhnen habe dort stattgefunden.30 Hier wird jedoch übersehen, dass Ticinum zwar eine wichtige Stadt war, als kaiserliche Residenzstadt in Norditalien aber eher das auch von den tetrarchischen Herrschern später bevorzugte und viel bedeutendere Mediolanum (Mailand) in Betracht kommt. Die Bedeutung von Ticinum in dieser Zeit resultiert aus der dort an-

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Quatre études, S. 50; Schwartz, Chronologie, S. 171; Rathbone, Dates, S. 126; Kienast, Kaisertabelle, S. 253; Kreucher, Kaiser Probus, S. 185; ders., Probus und Carus, S. 416. Ein entsprechender Brief, in dem Probus den Senat um seine Bestätigung bittet (HA Prob, 11, 2–4), ist frei erfunden, vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 38–45; Vitucci, L’imperatore, S. 129–130; Johne, Kaiserbiographie, S. 91–92; Kreucher, Kaiser Probus, S. 188. Zu Carus vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 60–64; Pink, Aufbau Carus, S. 58–59; Gallazzi, Annotazioni, S. 245; Polverini, I’imperatore Caro, S. 102–103; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 342–343; S. 399–400; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; White, Restorer, S. 159; Kreucher, Probus und Carus, S. 418. Zu diesem fiktiven Brief vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 62–63; Syme, Emperors, S. 218; Polverini, I’imperatore Caro, S. 102–103; Chastagnol, Quatre études, S. 62–64; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 342–343. Siehe S. 67; es sei denn, Carus hätte vor seiner Kaiserproklamation ein Suffektkonsulat bekleidet, aber es ist wahrscheinlicher, dass er dieses Suffektkonsulat erst nach seinem Herrschaftsantritt übernahm. Die Information des Senates über den Herrscherwechsel bezeichnet Kreucher, Kaiser Probus, S. 188, als einen Akt der „Höflichkeit“, den „zu unterlassen zwar keine direkte machtpolitische Bedeutung gehabt, jedoch in der Öffentlichkeit keinen guten Eindruck hinterlassen hätte“. So Pink, Aufbau Carus, S. 24–25; S. 58–59; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 20–22.

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gesiedelten Münzstätte. Hierbei handelte es sich jedoch um die Münzstätte von Mailand, die unter Aurelian aus Gründen der Herrschaftssicherung dorthin ausgelagert wurde. In Mailand waren zeitweise starke Kavallerieeinheiten des Feldheeres stationiert, und die gleichzeitige Präsenz umfangreicher Truppenverbände und einer Münzstätte hätten dem Befehlshaber dieser Einheiten zuviel Macht verliehen; so war es – um eine mögliche Usurpation zu verhindern oder wenigstens zu erschweren – sinnvoll, die für den Truppensold dieser Verbände zuständige Münzstätte an einen anderen Ort zu verlegen.31 Das bedeutet folglich aber auch, dass die Ereignisse, die mit den Münzemissionen von Ticinum in Zusammenhang gebracht werden, in Mediolanum zu lokalisieren sind.32 Wie anzunehmen ist, wird sich Carus, während die Soldatenrevolte in Sirmium noch im Gange war und sich Probus mit loyalen Truppen in dem erwähnten ‚eisernen Turm‘ verschanzte,33 bereits auf dem Weg dorthin befunden haben, um seinen Gegner auszuschalten. Noch auf dem Marsch muss ihn die Nachricht von der Ermordung des Probus erreicht haben, und auch nach dem Tod seines Kontrahenten war es sinnvoll, sich den meuternden Truppen zu zeigen. Somit hielt sich der neue Kaiser also zwischen Ende September bis Anfang Oktober 282 in Pannonien auf. Für die Reise nach Mediolanum wird er also die direkte Route über Aquileia gewählt haben, womit er die Stadt etwa Mitte Oktober erreicht haben konnte.34 Seinen älteren Sohn Carinus erhob Carus in Mediolanum zum Caesar.35 Zur Feier der Proklamation zum nobilissimus Caesar wurde von der Münzstätte Ticinum eine Serie von Münzen mit der Legende M AVR CARINVS NOB C beziehungsweise M AVR KARINVS NOB C geprägt. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die aurei, die Vater und Sohn gemeinsam nennen. Auf dem Revers wird Carinus als nobilissimus Caesar (KARINVS NOBIL CAES) tituliert und auf dem Avers erscheint Carus mit der Legende IMP C M AVR CARVS P F AVG (RIC V 2, S. 152, Nr. 133).36 Daneben wurden für Carus und Carinus noch quinarii und denarii mit den Legenden MARS VLTOR (RIC V 2, S. 158, Nr. 163), PROVIDE AVGG (RIC V 2, S. 141, Nr. 53; S. 159, Nr. 168), und VIRTVS AVGG (RIC V 2, S. 141, Nr. 56) ausgegeben,37 Auf den 31

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Vgl. Estiot, Aureliano, S. 51; Hedlund, Coinage and Authority, S. 112–113; S. 155. Zur Gefahr, die von der Verbindung von Münzstätte und Truppenstandort ausgeht, sei an die Usurpation des Aureolus in Mailand erinnert, vgl. Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 288–289, mit weiteren Quellen- und Literaturhinweisen; zur Bedeutung Mailands vgl. beispielsweise Mayer, Rom ist dort, S. 31–34; Kuhoff, Diokletian, S. 720–722; Hedlund, Coinage and Authority, S. 153–155. Vgl. Elmer, Feldzug, 13, Anm. 7, der deshalb die üblicherweise in Ticinum angesiedelten Ereignisse während der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne nach Mailand verlegt. Vgl. hierzu die Beschreibung vom Ende des Probus bei Kreucher, Kaiser Probus, S. 184–185. Die ungefähre Entfernung beträgt 600 km, was bei der üblichen Marschleistung in 24 Tagen zurückgelegt werden konnte; Pink, Aufbau Carus, S. 58–59, vermutet hingegen, dass sich Carus immer noch in Rätien aufgehalten habe und nimmt deshalb eine Route über Augusta Vindelicorum an. Zur Erhebung des Carinus zum Caesar siehe Kapitel 5.1. Die Stücke werden im RIC nur der Münzstätte von Lugdunum zugeordnet, vgl. jedoch Pink, Aufbau Carus, S. 26; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 20, Nr. 1. Sämtliche Stücke werden im RIC der Münzstätte Rom zugeordnet, vgl. jedoch Pink, Aufbau Carus, S. 27; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 20, Nr. 3; 5.

4.1 Die Herrschaftsübernahme des Carus

65

beiden letzteren Stücken erscheinen die beiden Herrscher bereits als Augustorum im Plural, obwohl Carinus zu diesem Zeitpunkt nur den Titel Caesar trug. Zu den Antoninianen, die im Oktober 282 in Ticinum ausgegeben wurden, gehören auch die für Carinus geprägten Stücke mit den Münzzeichen VXXI und VIXXI und der für den jugendlichen Mitherrscher typischen Reverslegende PRINCIPI IVVENTVTI (RIC V 2, S. 160, Nr. 177; 182–184; 186).38 Möglicherweise zählen zu den Emissionen der Münzstätte Ticinum vom Herbst 282 die aurei für Carus, die ebenfalls die Reverslegende VIRTVS AVGG tragen (RIC V 2, S. S. 142, Nr. 65) sowie Silbermedaillons mit der Legende MONETA AVGG (Gnecchi II, S. 120, Nr. 2; S. 121, Nr. 6).39 Als Aufgabengebiet wurde Carinus noch in Mediolanum die westliche Reichshälfte zugewiesen. Eutrop formuliert dies mit den Worten: … Carinus, quem Caesarem ad Parthos proficiscens Carus in Illyrico, Gallia, Italia reliquerat, … (Eutr. 9, 19, 1). Während es bei Orosius nur heißt, dass Carus seinen zum Caesar ernannten ältesten Sohn in Dalmatien zurückgelassen habe: Carinum deinde, quem Carus Caesarem in Dalmatia reliquerat … (Oros. 7, 25, 1), gibt die Historia Augusta als Herrschaftsgebiet des Carinus wieder sämtliche westlichen Provinzen an (HA Car. 16, 2).40 Bei der Erhebung des Carinus zum Caesar wurde dieser wahrscheinlich auch gleich zum Konsul für das folgende Jahr designiert. Dieses Konsulat, das er gemeinsam mit seinem Vater bekleidete, trat er am 1. Januar 283 während seines Feldzugs gegen die Germanen an.41 Es sind zwei Ehreninschriften aus Sufetula (Sbeitla) in der Provinz Africa proconsularis und aus Tarraco (Tarragona) in Hispania citerior erhalten, die Carinus als Konsul mit dem Titel eines nobilissimus Caesar nennen (Ins. 20; 63).42 Da nach dem Tod des Probus die Rheingrenze akut gefährdet war, sandte Carus seinen Sohn und Mitherrscher nach dessen Erhebung zum Caesar zur Verteidigung dieser Grenze umgehend nach Gallien.43 Wie zu An38 39

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Zu den Antoninianen vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 27–28; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 21; S. 160–162; Hedlund, Coinage and Authority, S. 209, Fig. 38. Vgl. Cohen, S. 355–356, Nr. 42; S. 389, Nr. 58; Pink, Medaillonprägung, S 554, Nr. 1; S. 556, Nr. 6; Aufbau Carus, S. 27. Pink weist diese Medaillons der Münzstätte Ticinum zu und datiert diese und die genannten aurei auf Oktober 282, während Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 22, Nr. 1; S. 48; Nr. 6; S. 124, Anm. 190, die Medaillons der Münzstätte Siscia zuordnet und den aureus auf Mitte Dezember 282 datiert. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 74–75; S. 79; Pink, Aufbau Carus, S. 12; S. 59; Pond, Inscriptional Evidence, S. 145–146; S. 240; Polverini, Da Aureliano, S. 1030; Gallazzi, Annotazioni, S. 248–249; Chastagnol, Trois études, S. 86; Christol, Dieux et princes, S. 63–64; Woods, Empress Fausta, S. 81; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari S. 381; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 199–200; S. 202–204; Hedlund, Coinage and Authority, S. 64–65; Kreucher, Probus und Carus, S. 418. Zu den Konsulaten und tribunizischen Gewalten des Carus und seiner Söhne siehe Kapitel 7.1; zum Germanenkrieg des Carinus siehe Kapitel 4.7. Auch Numerianus wurde noch zu Lebzeiten des Carus als Konsul für das Jahr 284 designiert (Ins. 203), vgl. Meloni, S. 114; Gallazzi, Annotazioni, S. 250; für Jones, Date, S. 341–342, war die Inschrift ein Beleg für den Tod des Carus im Dezember 283, da die Konsuln erst gegen Jahresende designiert worden seien; hier sei jedoch daran erinnert, dass bereits der Diktator Iulius Caesar, die Konsuln für mehrere Jahre im voraus bestimmte, vgl. z. B. Christ, Krise und Untergang, S. 390. Siehe auch Kapitel 4.7 und 5.1.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

fang dieses Kapitels bereits erwähnt wurde, waren zu dieser Zeit ebenso auch Pannonien und Mösien durch die Sarmaten bedroht, weshalb Carus in Begleitung seines jüngeren Sohnes Numerianus von Mediolanum aus ebenfalls noch im Oktober 282 sogleich nach Siscia aufbrach.44 Das bedeutet aber auch, dass Carus einen Antrittsbesuch in Rom unterlassen hatte, obwohl ein solcher doch gelegentlich angenommen wurde.45 4.2 DIE FAMILIE DES CARUS Wie der überwiegende Teil der literarischen Quellen berichtet, stammte der neue Kaiser Marcus Aurelius Carus im Gegensatz zu seinen unmittelbaren Vorgängern und den Tetrarchen nicht aus dem illyrischen Raum, sondern aus dem gallischen Narbo (Aur. Vict. Caes. 39, 12; Eutr. 9, 18, 1; Epit. de Caes. 38, 1; Hier. chron. 224g; Oros. 7, 24, 4; Iord. Rom. 294; Synk. 472, 10; Zon. 12, 30).46 Nur die Historia Augusta bietet noch mehrere Alternativen zur Herkunft des Carus an. So sei er nach einer ersten Version zwar in Rom geboren, aber von illyrischer Abstammung (HA Car. 4, 2). Als zweite Möglichkeit wird eine punische Abstammung angegeben, geboren sei er aber im illyrischen Raum (HA Car. 4, 3), und eine dritte Version lässt ihn aus Mailand kommen (HA Car. 4, 4). Als Quellen werden hierfür die erfundenen Autoren Onesimus sowie Fabius Ceryllianus und ein angebliches Tagebuch angegeben, und um darzulegen, dass Carus sich selbst als gebürtiger Römer gesehen habe, werden auch noch zwei fingierte Briefe des Carus zitiert (HA Car. 4, 6–7; 5, 2), doch müssen diese Angaben des Autors der Historia Augusta als frei erfunden eingestuft werden.47 Um aber dennoch eine illyrische Herkunft zu konstruieren, gibt es nun auch noch die Hypothese, dass in den literarischen Quellen das dalmatische Narona mit dem gallischen Narbo (Narbona) verwechselt wurde.48 44 45

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Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 41–42; S. 59; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46, vgl. auch Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 399–400; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 199–200; Kreucher, Probus und Carus, S. 418. So von Meloni, Il regno di Caro, S. 84–87; Halfmann, Itinera principum, S. 242; beide geben hier als Belege die adventus-Prägungen Cohen, S. 351, Nr. 6; S. 366, Nr. 1, an, die jedoch in Siscia geprägt wurden, vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89–90; ders., Medaillonprägung, S. 355, Nr. 3; ders., Aufbau Carus, S. 42; S. 44; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46, Nr. 1; S. 50, Nr. 3; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 199–200. Zum Vergleich der genannten Quellenstellen vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 10–12; Chastagnol, Quatre études, S. 54–59; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 338–340; zur geographischen Herkunft der sogenannten illyrischen Kaiser siehe Kapitel 5.9. Vgl. hierzu Meloni, Il regno di Caro, S. 12–18; Straub, Studien, S. 124; Barnes, Some Persons, S. 165; Birley, Some Names, S. 93–94; Chastagnol, Quatre études, S. 54–59; Rösger, Vopiscus, S. 179–182; Kreucher, Kaiser Probus, S. 25; S. 181. Zur Identifikation des Onesimus mit dem Sophisten Onasimos vgl. Janiszewski, Missing Link, S. 332–334; Hartmann, Geschichtsschreibung, S. 911 mit Anm. 51. Diese Hypothese wurde von Meloni, Il regno di Caro, S. 14–19, und Chastagnol, Quatre études, S. 54–59, gründlich erörtert, beide kamen zu der Schlussfolgerung, dass der Geburtsort Narona abzulehnen ist, vgl. auch Barbieri, L’Albo senatorio, S. 256, der beide potentiellen Geburtsorte nennt. Gerade von der älteren Forschung wurde die illyrische Abstammung des Carus nachdrück-

4.2 Die Familie des Carus

67

Zwar spricht Aurelius Victor – wie auch die meisten anderen lateinischen Autoren – tatsächlich nur von der Stadt Narbo als Geburtsort (Narbone patria) ohne weiter auszuführen, ob hiermit wirklich das berühmte Narbo in Gallien gemeint ist (Aur. Vict. Caes. 39, 12). Doch bei Eutrop heißt es schließlich ausdrücklich: Narbone natus in Gallia (Eutr. 9, 18, 1), womit klar die Stadt Narbo in Gallien bezeichnet wird. Und bei den griechischen Autoren wird der Geburtsort erst gar nicht erwähnt, vielmehr wird dort gleich die gallische Herkunft betont: ἀνὴρ Γαλάτης (Synk. 472, 10) und ὅς τὸ μὲν γένος Γαλάτης ἦν (Zon. 12, 30). Eine Verwechslung mit dem dalmatischen Narona kann deshalb ausgeschlossen werden, weshalb der Geburtsort des Carus mit Narbo in Gallien als gesichert gelten kann.49 Eine letzte Bestätigung liefert der selbst aus Gallien stammende Sidonius Apollinaris, der in seinem Gedicht für Consentius, in dem er auch die Erfolge des Carus gegen die Perser preist, die gallische Herkunft des Carus und seiner Söhne ganz ausdrücklich hervorhebt: Quid quod Caesaribus ferax creandis, felix prole virum, simul dedisti natos cum genitore principantes? nam quis Persidis expeditionem aut victricia castra praeteribit Cari principis et perambulatum Romanis legionibus Niphaten, tum cum fulmine captus imperator vitam fulminibus parem peregit? (Sidon. carm. 23, 88–96).50 Obwohl sich die literarischen Quellen über den Werdegang des Carus bis zu seiner Kaisererhebung weitgehend ausschweigen, kann es keinen Zweifel über seine gesellschaftliche Herkunft geben. Wie Aurelius Victor und die Historia Augusta berichten, war Carus zum Zeitpunkt seiner Kaiserproklamation der Prätorianerpräfekt des Probus (Aur. Vict. Caes. 38, 1; HA Car. 5, 4).51 Somit stammte Carus also eindeutig aus dem ordo equester.52 Unklar ist, wann genau Carus dieses Amt erhielt und ob er einen Amtskollegen hatte. Es wird angenommen, dass Carus schon bald nach der Machtübernahme des Probus zum praefectus praetorio ernannt wurde.53 Wie bereits dargelegt hielt sich Carus im Sommer 282 in den Provinzen Raetia und Noricum auf, wo er wahrscheinlich eine selbstständige Heereseinheit befehligte (Zos. 1, 71, 4–5 = Ioh. Ant. 187; Zon. 12, 29).54 Malalas gibt das Alter

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lich vertreten, vgl. PIR² A, Nr. 1475; Bianchi, Studi sull’imperatore, S. 13–20; Mattingly, Imperial Recovery, S. 321; Straub, Studien, S. 124; Pink, Münzstätte Siscia, S. 88; ders., Aufbau Carus, S. 40; S. 58; Watson, Privat Law, S. 19; Schlumberger, Epitome, S. 169, Anm. 176. Vgl. Jones, Note on Carus, 193–194; Meloni, Il regno di Caro, S. 19; Bird, Suetonian Influence, S. 131–132; Gallazzi, Annotazioni, S. 246; Syme, Emperors, S. 247; Bird, Death of Carus, S. 126; Chastagnol, Quatre études, S. 59; Loriot, Problèmes, S. 148–149; Sivan, Numerian, S. 362; Cracco Ruggini, Établissements, S. 116; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 338–340; Kuhoff, Diokletian, S. 432; Kreucher, Kaiser Probus, S. 181; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 59; Kreucher, Probus und Carus, S. 415. Vgl. Loriot, Problèmes, S. 148–149. Siehe Kapitel 4.1, vgl. auch Howe, Pretorian Prefect, S. 83, Nr. 56; Meloni, Il regno di Caro, S. 23; S. 27–29; Pond, Inscriptional Evidence, S. 141; Syme, Emperors, S. 218; Polverini, Da Aureliano, S. 1029; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; Kreucher, Kaiser Probus, S. 127; S. 182; Porena, Le origini, S. 57–58; Kreucher, Probus und Carus, S. 415; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 18. Bei Heil, Soldatenkaiser, S. 421, heißt es: „Auch Carus und seine Söhne entstammten wahrscheinlich dem Senatorenstand,“ ohne dass hierfür jedoch eine Begründung angegeben wird. So Kreucher, Kaiser Probus, S. 127. Siehe S. 58–59 mit Anm. 11.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

des Carus bei seinem Tod mit sechzigeinhalb Jahren an (Ioh. Mal. 12, 34). Zwar gilt dieser Autor nicht unbedingt als die zuverlässigste Quelle, doch ist diese Altersangabe halbwegs glaubhaft, denn auch die Münzbilder zeigen einen älteren Herrn mit deutlich erkennbarer Halbglatze und einem kurzgeschnittenen schmalen Vollbart, der teilweise bis zum Hals reicht (Abb. 1–11). Dies entspricht auch dem äußeren Erscheinungsbild des Carus in der Anekdote des Synesios von Kyrene in seinem als imaginäre Ansprache vor Kaiser Arcadius verfassten Werk De regno (Synes. reg. 16).55 Dort soll Carus den persischen Gesandten gedroht haben, dass deren Land in kurzer Zeit ebenso kahl wie sein Haupt sein wird. Leider existiert kein rundplastisches Bildnis, das dem Kaiser eindeutig zugeordnet werden kann.56 Wenn man also der Altersangabe des Malalas folgt, kann man das Geburtsjahr des Carus somit ungefähr um das Jahr 221 annehmen.57 Über die Laufbahn des Carus findet sich in der Historia Augusta die recht allgemeine Aussage, er habe zivile und militärische Ämter bekleidet und sich nach seiner Ernennung zum praefectus praetorio unter den Soldaten ausgesprochener Beliebtheit erfreut: praef. praet. a Probo factus tantum sibi aput milites amoris locavit (HA Car. 5, 4). Darüber hinaus wird in der Historia Augusta noch von einem angeblichen Prokonsulat in der Provinz Cilicia berichtet (HA Car. 4, 5–6), was wiederum als reine Fiktion zu beurteilen ist, denn zum einen kann Carus, der als Prätorianerpräfekt zweifellos dem Ritterstand angehörte, nicht das senatorische Amt eines Prokonsuls ausgeübt haben, zum anderen wurde die Provinz Cilicia niemals von einem proconsul, sondern bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts von einem legatus Augusti pro praetore und zur Zeit des Probus höchst wahrscheinlich von einem ritterlichen agens vice praesidis verwaltet.58 Wie häufig angenommen wird, könnte Carus vielleicht bereits als Prätorianerpräfekt ein Suffektkonsulat bekleidet oder zumindest die ornamenta consularia erhalten haben.59 Denn auf einer ganzen Reihe von Inschriften wird für Carus ein zweites Konsulat angegeben (Ins. 21; 24; 30; 54; 64; 98–99; 101; 165–166).60 Nachdem er aber sein erstes ordentliches Konsulat erst am 1. Januar 283 antrat (Chron. 354 60; Cons. Const. 229; Cassiod. chron. 149, 1002; Chron. pasch. 509, 16), kann 55 56

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Siehe dazu auch Kapitel 4.4 und 5.3. Siehe dazu Kapitel 3.5, vgl. Felletti Maj, Iconografia, S. 280–281; Bergmann, Studien, S. 118– 119; Wegner, Herrscherbild, S. 155–156; am überzeugendsten ist vielleicht noch die von Heintze, Vir sanctus, S. 41, vorgeschlagene Identifizierung mit der Büste aus Ostia (Museum Inv. 75), dies wird jedoch von Wegner abgelehnt. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 19–23; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 343; Kreucher, Kaiser Probus, 182; ders., Probus und Carus, S. 415. Zum angeblichen Prokonsulat vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 16–17; S. 39–41; Chastagnol, Quatre études, S. 60–61; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 342; Kreucher, Kaiser Probus, S. 182; ders., Probus und Carus, S. 415, Anm. 147; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1114, Cil. 7; zur Verwaltung Kilikiens vgl. die Übersichten bei Glas/ Hartmann, Provinzverwaltung, S. 642; S. 669, sowie Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1113. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 35–38; Arnheim, Pretorian Prefect, S. 71; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; Kreucher, Kaiser Probus, S. 182; ders., Probus und Carus, S. 415; Hedlund, Coinage and Authority, S. 133; S. 143–144; zur Verleihung der ornamenta consularia an die Prätorianerpräfekten des dritten Jahrhunderts vgl. Arnheim, Pretorian Prefect, S. 74–88. Mit Einschränkung könnte hierzu auch Ins. 297 gezählt werden, siehe S. 390, Anm. 182. Zu den Konsulaten des Carus siehe Kapitel 7.1.

4.2 Die Familie des Carus

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es sich bei diesem ersten Konsulat eigentlich nur um ein Suffektkonsulat handeln, das Carus entweder schon als Prätorianerpräfekt bekleidet hatte, oder aber – was wahrscheinlicher sein wird – erst bei seiner Herrschaftsübernahme im Herbst 282 übernahm.61 Auch der Chronograph von 354 zählt das erste ordentliche Konsulat des Carus im Jahre 283 als zweites Konsulat (Chron. 354 75, 30; 32). Weitere Hinweise zur Laufbahn des Carus sind spärlich. Die Historia Augusta berichtet allgemein vom Militärdienst des Carus unter Probus (HA Prob. 22, 3),62 was sich aber durch das Amt des Prätorianerpräfekten von selbst versteht. Und Zonaras betont noch explizit die Kriegserfahrenheit des Carus: τὰ πολέμια δεξιός (Zon. 12, 30).63 Wenn man diese wenigen Puzzleteile über die Laufbahn des Carus zu einem Gesamtbild zusammenfügt, dann stammte Carus entweder aus dem Ritterstand oder er stieg durch eine erfolgreiche militärische Laufbahn in den ordo equester auf. Wenn man von dem Geburtsjahr 221 ausgeht, dann dürfte er seine militärische Karriere zur Zeit Gordians III. (238–244) oder Philippus I. Arabs (244–249) begonnen haben und sein allmählicher Aufstieg – vermutlich zum praefectus legionis und dux – ist dann vor allem in die Zeit von Gallienus (253–268) und Aurelian zu datieren. Er wird sich als erfahrener Truppenführer bewährt haben, weshalb er von Probus zum praefectus praetorio ernannt und vielleicht noch vor seiner Kaiserproklamation mit dem Suffektkonsulat oder den ornamenta consularia belohnt wurde. Somit entsprach die Karriere des Carus weitgehend ähnlicher erfolgreicher militärischer Laufbahnen des dritten Jahrhunderts und der sogenannten Soldatenkaiserzeit.64 Über die beiden Söhne des Carus berichtet Malalas, Numerianus sei im Alter von 36 Jahren (Ioh. Mal. 12, 35) und Carinus im Alter von 32 Jahren (Ioh. Mal. 12, 36) gestorben, doch da Numerianus mit Sicherheit jünger als Carinus war, wie auch der Historia Augusta zu entnehmen ist (HA Car. 10, 1), muss Malalas hier die Altersangaben zumindest verwechselt haben.65 Beim Vergleich mit den Münzporträts wird man das Alter von etwa 36 Jahren für Carinus akzeptieren können (Abb. 9–17), doch wirkt Numerianus auf seinen Münzdarstellungen teilweise noch sehr jugendlich (Abb. 17–25), der Oberlippenbart ist nur sehr fein ausgeprägt und den Bartwuchs an den Wangen könnte man beinahe als Bartflaum bezeichnen.66 Auch in den literarischen Quellen wird Numerianus als junger Mann bezeichnet (Aur. Vict. 61

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Zu den tribunizischen Gewalten und Konsulaten des Carus siehe Kapitel 7.1, vgl. Stein, Chronologie, S. 47; Wuilleumier, Carus, S. 116–121; Kramer/Jones, Tribunicia Potestate, S. 82–83; Meloni, Il regno di Caro, S. 32–39; Pond, Inscriptional Evidence, S. 144; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 98–99; Kienast, Kaisertabelle, S. 258. Zu dieser Textstelle, in der noch eine Reihe weiterer und teilweise wohl fiktiver Truppenführer aufgezählt werden, vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 31–32; Syme, Emperors, S. 213; Birley, Some Names, S. 73–74; S. 81; S. 88–89; S. 97; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 154–157; Kreucher, Kaiser Probus, S. 219–220. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 31–32. Zu vergleichbaren Laufbahnen im dritten Jahrhundert siehe Kapitel 5.9, vgl. auch Kuhoff, Diokletian, S. 433, Anm. 1031. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 20–22; Kienast, Kaisertabelle, S. 260–262; Scheidel, Emperors, S. 269; Kreucher, Probus und Carus, S. 417. Vgl. Felletti Maj, Iconografia, S. 286–287; Vermeule, Graeco-Roman Portrait, S. 21; Bergmann, Studien, S. 119; Wegner, Herrscherbild, S. 161–162.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

Caes. 39, 13; Eutr. 9, 18, 2; HA Car. 7, 1). Folglich wird – auch wenn man von einer Verwechslung ausgeht – das Alter von 32 Jahren wahrscheinlich immer noch ein wenig zu hoch gegriffen sein.67 Für Carinus kann man das Geburtsjahr etwa um das Jahr 250 annehmen, während Numerianus seinen Münzen zufolge durchaus zehn Jahre jünger gewesen sein könnte und somit vielleicht um das Jahr 260 geboren wurde.68 Aus den literarischen Quellen, sind kaum glaubhafte Einzelheiten über die Ausbildung der beiden Söhne des Carus bis zu ihrer Erhebung zu Caesares zu entnehmen. Da jedoch für Carus mit Sicherheit eine militärische Laufbahn angenommen werden muss, ist es sehr naheliegend, auch für seine Söhne eine solche vorauszusetzen. Während man für das äußere Erscheinungsbild des Numerianus auf die Münzabbildungen angewiesen ist,69 befindet sich im Konservatorenpalast in Rom ein monumentaler Porträtkopf, der mit Carinus identifiziert werden kann.70 Er weist eine weitgehende Übereinstimmung mit den Münzporträts auf und zeigt einen jungen Mann mit vollen Lippen und kurzem Haar, dessen lockiger Backenbart bis zum Hals wuchert. Seine Gesichtszüge wirken entschlossen und willensstark. Die historiographischen Quellen charakterisieren Carinus als ausgesprochenen Tyrannen vom Format eines Caligula (37–41) oder Elagabal (218–222) und notorischen Schürzenjäger.71 Nach Aurelius Victor sei er unbeherrscht in seiner Wollust gewesen und habe den Frauen der Soldaten nachgestellt (Aur. Vict. Caes. 39, 11– 12). Eutrop wird deutlicher und behauptet, Carinus habe sich mit allen möglichen Verbrechen besudelt, auf falsche Anschuldigungen hin sollen unschuldige Personen hingerichtet worden sein, die Ehen hochgestellter Männer habe er ruiniert, und an seinen ehemaligen Schulkameraden, die ihn einst gehänselt hätten, soll er sich gerächt haben: Interea Carinus … omnibus se sceleribus inquinavit. Plurimos innoxios fictis criminibus occidit, matrimonia nobilia corrupit, condiscipulis quoque, qui eum in auditorio vel levi fatigatione taxaverant, perniciosus fuit (Eutr. 9, 19, 1). Die Epitome de Caesaribus folgt Eutrop hier wortwörtlich und fügt noch hinzu, Carinus sei schließlich von einem eifersüchtigen Tribunen, dessen Ehefrau er verführt haben soll (cuius dicebatur coniugem polluisse), ermordet worden (Epit. de Caes. 38, 7–8).72 Orosius beschränkt sich auf die Angabe, Carinus habe ein schänd67 68 69 70

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Wie auch Felix, Literarische Quellen, S. 103, annimmt. Meloni, Il regno di Caro, S. 20–22, ausgehend von einer Verwechslung bei Malalas nimmt für Carinus das Geburtsjahr 250 und für Numerianus 253 an; ihm folgt Kienast, Kaisertabelle, S. 260–261. Vermeule, Graeco-Roman Portrait, S. 13–14, möchte Numerianus ein Bildnis aus Boston zuweisen, was von Wegner, Herrscherbild, S. 162, jedoch abgelehnt wird. Museo del Palazzo dei Conservatori, Inv. 850, siehe dazu Kapitel 3.5, vgl. Felletti Maj, Iconografia, S. 282–283; Vermeule, Graeco-Roman Portrait, S. 13–14; Bergmann, Studien, S. 118; Wegner, Herrscherbild, S. 157–159; wobei die Identifikation mit Carinus inzwischen auch angezweifelt wird, vgl. Kuhoff, Felicior Augusto, S. 116 mit Anm. 252; Varner, Mutilation, S. 212. Heintze, Studien, S. 185–188, möchte auf dem sogenannten Acilia-Sarkophag in Rom die Bildnisse des Carinus und Nigrinianus erkannt haben, vgl. jedoch Wegner, Herrscherbild, S. 158–159; S. 163– 164, der sämtliche weiteren Bildnisse, die für Carinus vorgeschlagen wurden, ablehnt. Zum Vergleich mit Caligula und Elagabal vgl. Chastagnol, Carin et Elagabal, S. 99–113. Zur Übereinstimmung dieser Textstelle bei Eutrop und der Epitome de Caesaribus vgl. Schlumberger, Epitome, S. 170; zur Ermordung des Carinus siehe Kapitel 4.9.

4.2 Die Familie des Carus

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liches Leben geführt (Oros. 7, 25, 1: flagitiose viventem). Wenn man bei den lateinischen Quellen noch vermuten könnte, dass diese hier der ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ folgen, so erstaunt es um so mehr, dieselben Anschuldigungen auch bei den griechischen Autoren zu finden. So schildert Eunapios in einem im Suidae lexicon überlieferten Fragment die Regierung des Carinus als Gewaltherrschaft eines blutrünstigen Tyrannen, der vor allem unter den Mitgliedern der römischen Oberschicht gewütet haben soll (Eun. hist. 5 = Suda K 391). Wie es dort heißt, habe sich Carinus an den Kindern vornehmer Familien vergangen, und auf sein Geheiß seien hochrangige Persönlichkeiten zur Unterhaltung des Kaisers bei öffentlichen Banketten hingerichtet worden.73 Zosimos tadelt das angeblich üppige und zuchtlose Leben des Carinus und wiederholt den Vorwurf, dieser habe unschuldige Menschen töten lassen (Zos. 1, 72, 1 = Ioh. Ant. 188). Auch das von der Epitome de Caesaribus beschriebene Ende des Carinus durch die Hand eines eifersüchtigen Tribuns stimmt mit der Schilderung des Zosimos überein (Zos. 1, 73, 2 = Ioh. Ant. 189).74 Synkellos sodann behauptet pauschal, Carinus habe die Gesetze missachtet (Synk. 472, 24),75 und nach Zonaras sei Carinus während seiner Herrschaft übermütig, brutal und rachsüchtig geworden (Zon. 12, 30: ἀσελγὴς γενόμενος καὶ ὠμὸς καὶ μνησίκακος). Diese äußerst negative Charakterisierung entspricht dem typischen Tyrannentopos und ist auf eine Verleumdungskampagne Diokletians zurückzuführen,76 der, um die Rechtmäßigkeit seiner Herrschaftsübernahme zu demonstrieren, seinen Gegner Carinus zum Gewaltherrscher stilisieren musste. Teilweise entlarven sich die obigen Anschuldigungen selbst als Erfindung, denn die von Eutrop und Eunapios geschilderten Ausschreitungen des Kaisers müssten in Rom zu lokalisieren sein,77 doch hielt sich Carinus während seiner ganzen Regierungszeit lediglich nur für knapp zwei Monate im Spätsommer 283 in der Stadt auf.78 Zur Charakterisierung des Carinus in den bereits erwähnten literarischen Quellen weiß die Historia Augusta noch eine Reihe von Einzelheiten hinzuzufügen, so habe Carinus als Herrscher einen Türsteher (cancellarius) zum Stadtpräfekten Roms ernannt (HA Car. 16, 3). Doch amtierte im Jahr 283 Titucius Roburrus als praefectus urbi (Chron. 354 66) und sein Nachfolger von 284 bis 285, bei dem es sich folglich um den von Carinus eingesetzten Stadtpräfekten handeln müsste, war Ceionius Varus (Chron. 354 66), der von Diokletian im Amt belassen wurde, was sicherlich nicht der Fall gewesen wäre, wenn es sich hierbei um den angeblich von

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Vgl. Sacks, Meaning, S. 57–66; bes. S. 66, Anm. 60; Penella, The Eloquence, S. 275 Zu dieser Übereinstimmung vgl. Schlumberger, Epitome, S. 171. Wie Bleckmann, Überlegungen, S. 18, feststellt, hat auch Synkellos teilweise auf eine Überlieferungstradition der EKG zurückgegriffen. Zur Charakterisierung des Carinus in den literarischen Quellen als Resultat einer gezielten Kampagne Diokletians vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 145–150; Bird, Death of Carus, S. 130; Kolb, Diocletian, S. 16–17; ders., Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 35; Kuhoff, Diokletian, S. 23; Kolb, Herrscherideologie; S. 25; Kreucher, Probus und Carus, S. 421. Wie auch Bleckmann, Überlegungen, S. 18, feststellt. Siehe hierzu Kapitel 4.7 und 5.5.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

Carinus eingesetzten Türsteher gehandelt hätte.79 Ebenso soll Carinus seinen Prätorianerpräfekten hingerichtet und an dessen Stelle einen seiner Schreiber (unum ex his notariis) und Kuppler (veterem conciliatorem) namens Matronianus zum praefectus praetorio berufen haben (HA Car. 16, 4–5). Hier ist wiederum einzuwenden, dass dieser Matronianus als Prätorianerpräfekt gänzlich unbekannt ist.80 Die bekannten Prätorianerpräfekten unter Carinus waren vielmehr Sabinus Iulianus und Claudius Aurelius Aristobulus.81 Sabinus Iulianus erhob sich nach dem Tod des Numerianus gegen Carinus und fand den Tod in der Schlacht, womit er vielleicht mit jenem Prätorianerpräfekt identifiziert werden könnte, den Carinus angeblich hinrichten ließ.82 Allerdings wird Carinus nach der Rebellion des Sabinus Iulianus höchst wahrscheinlich einen neuen praefectus praetorio als Amtskollegen des Aristobulus ernannt haben, es wäre jedoch äußerst spekulativ, in diesem Amtsnachfolger des Sabinus Iulianus den in der Historia Augusta genannten Matronianus erkennen zu wollen. Der Autor der Historia Augusta fährt sodann mit einer Reihe weiterer erfundener Details fort. So habe Carinus außerdem gegen den Willen seines Vaters das Konsulat angetreten und dem Volk die Güter der Senatoren versprochen (HA Car. 16, 6–7). Neun Ehefrauen habe er geheiratet und anschließend wieder verstoßen (HA Car. 16, 8), während die wirkliche Gattin des Carinus, die zur Augusta erhobene und durch entsprechende Münzemissionen sowie durch Inschriften geehrte Magnia Urbica, gänzlich verschwiegen wird.83 Den Palast in Rom soll er mit Dirnen, Schauspielern und Gesindel gefüllt haben und wegen seiner Abneigung gegen das Unterschreiben hätte er eigens einen Burschen angestellt, der das für ihn übernommen haben soll (HA Car. 16, 7–8). Natürlich werden dem Kaiser, dessen Badewasser angeblich immer mit Schnee gekühlt werden musste (HA Car. 17, 4–5), auch äußert üppige Trink- und Speisegewohnheiten unterstellt (HA Car. 17, 3). Sämtliche aufgeführten Behauptungen sind vollkommen fiktiv und dienen dem Autor als stilistisches Mittel, um – entsprechend dem von dieser Quelle häufig verwendeten literarischen Motiv vom Gegensatz zwischen dem ‚guten‘ Vater und dem 79

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Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 160–161; Chastagnol, Carin et Elagabal, S. 103–104; Hohl, Historia Augusta, S. 436, Anm. 68; Honoré, Scriptor, S. 167; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 381–382; zu Titucius Roburrus vgl. PLRE I, S. 767; Barnes, Some Persons, S. 170; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1068, PU 27; zu Ceionius Varus vgl. PIR² C, Nr. 611; PLRE I, S. 946, Nr. 1; Barnes, New Empire, S. 114; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1068, PU 28. Matronianus wird allgemein für fiktiv gehalten, vgl. Howe, Pretorian Prefect, S. 93, Nr. 29; Barnes, Some Persons, S. 163–164; Schlumberger, Epitome, S. 170; Birley, Some Names, S. 81–82; Chastagnol, Carin et Elagabal, S. 102–104; Birley, Fiction, S. 78; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 383. Zu Sabinus Iulianus siehe Kapitel 4.8 und 7.3, Nr. 18; zum Rang eines Prätorianerpräfekten vgl. bes. Birley, Fiction, S. 77–80; Bleckmann, Untersuchungen, S. 28, Anm. 56; Porena, Le origini, S. 40–44; Potter, Roman Empire, S. 280; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 19; zu Aristobulus siehe Kapitel 4.9; 5.9 und 7.3, Nr. 3, vgl. Howe, Pretorian Prefect, S. 84, Nr. 58; Barnes, New Empire, S. 97; S. 124; Kuhoff, Diokletian, S. 27–28; S. 374; Porena, Le origini, S. 73–89; Bowman, Diocletian, S. 69; Kreucher, Probus und Carus, S. 423; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 21. Siehe Kapitel 4.8. Zu Magnia Urbica siehe auch Kapitel 4.7 und 5.3.

4.2 Die Familie des Carus

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‚schlechten‘ und missratenen Sohn – dem ‚guten Kaiser‘ Carus den ‚schlechten Kaiser‘ Carinus gegenüberzustellen, sowie eine Parallele zu anderen vermeintlich ‚schlechten Kaisers‘ im Sinne des Autors wie Elagabal oder Gallienus zu ziehen.84 Die Schilderung über den Charakter des Carinus gipfelt in der vollkommen unglaubwürdigen Behauptung, Carus, der über seinen Sohn gesagt haben soll: non est meus (HA Car. 17, 6), habe beabsichtigt, Carinus den Rang als Augustus abzuerkennen (HA Car. 7, 3), und an dessen Stelle den späteren Tetrarchen Constantius I. Chlorus zum Mitherrscher einzusetzen (HA Car. 17, 6), wobei als scheinbarer Beleg ein fiktiver Brief des Carus zitiert wird.85 Einige Glaubwürdigkeit könnte die Behauptung in der Historia Augusta für sich beanspruchen, Carinus habe juwelengeschmückte Schuhe, Fibeln und einen ebenso geschmückten Schwertgürtel getragen: Habuit gemmas in calceis; nisi gemmata fibula usus non est, balteo[m] etiam saepe gemmato[m] (HA Car. 17, 1).86 Dies entspricht ganz der damaligen Tendenz zur sichtbaren Überhöhung des Kaisertums. Üblicherweise wird die Einführung eines sogenannten orientalischen Hofzeremoniells Diokletian zugeschrieben (Aur. Vict. Caes. 39, 2–4; Eutr. 9, 26; Hier. chron. 226c; Amm. 15, 5, 18), doch soll bereits Aurelian goldene Gewänder, Edelsteine und ein Diadem getragen haben (Epit. de Caes. 35, 5).87 Auch wenn diese Beschreibung vom prunkvollen Auftreten des Carinus vielleicht stimmen könnte, so dient sie in der Historia Augusta hauptsächlich der Charakterisierung des Carinus als ‚schlechter Kaiser‘ in der Tradition eines Elagabals, der ebenfalls wie auch nach ihm Gallienus orientalische Sitten eingeführt haben soll (HA Heliog. 23, 4; Gall. 16, 4).88 Mag die Charakterisierung des Carinus als ausgesprochener Wüstling mit den Attributen eines typischen Tyrannen in den literarischen Quellen weitgehend auf eine Verleumdungskampagne Diokletians zurückzuführen sein, so gilt doch zu bedenken, dass sich wirkungsvolle Diffamierung immer auch der vermeintlichen Schwächen des Gegners bedient. Wie deshalb durchaus vorstellbar wäre, könnte Carinus tatsächlich der Ruf eines ausgesprochenen Schürzenjägers angehaftet ha84

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Auf ähnliche Weise wird in der Historia Augusta das Verhältnis zwischen Marcus Aurelius und Commodus, Septimius Severus und Caracalla oder Valerian I. und Gallienus geschildert, und darüber hinaus finden sich noch auffallende Parallelen zwischen der Vita des Elagabal und der des Carinus, vgl. Chastagnol, Carin et Elagabal, S. 99–113; ders. Non est meus, S. 89–99; zur Fiktionalität sämtlicher weiterer Angaben vgl. Bird, Suetonian Influence, S. 132–134; Chastagnol, Trois études, S. 84–90; Bird, Death of Carus, S. 130; Honoré, Scriptor, S. 67–68; Woods, Empress Fausta, S. 81–83; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 380–391, vgl. auch Lizzi Testa, Gli Anicii, S. 279–294; zur vermeintlichen Abneigung gegen das Unterschreiben vgl. Millar, Emperors, S. 13. Zur Fiktionalität dieser Angabe vgl. Syme, Emperors, S. 219–220; Chastagnol, Non est meus, S. 89–99; Woods, Empress Fausta, S. 81–82; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 388– 391. Chastagnol, Trois études, S. 82; ders. Carin et Elagabal, S. 108–109, sowie Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 384–385, halten auch diese Behauptung für frei erfunden. Zur kaiserlichen Repräsentation siehe Kapitel 5.3. Vgl. hierzu Chastagnol, Carin et Elagabal, S. 108; Hohl, Historia Augusta, S. 437, Anm. 73; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 384–385.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

ben, wenngleich sich entsprechende Vorkommnisse vielleicht auch vor dessen Erhebung zum Mitherrscher oder seiner Heirat mit Magnia Urbica ereignet haben mögen. Carinus war im Westen der einzige Herrschaftsrepräsentant aus der Familie des Carus und der einzige aus diesem Herrscherhaus, der als Kaiser die Stadt Rom jemals betreten hat.89 Somit bot Carinus gleichsam eine Projektionsfläche für sämtliche Ressentiments, die sich womöglich in der Hauptstadt gegen die Herrschaft des Carus und seiner Söhne angestaut haben mögen. Hier sei daran erinnert, dass Carus den Senat – wie auch schon unter Probus – weder um die Bestätigung seiner Herrschaftsübernahme ersuchte, noch einen Antrittsbesuch in Rom unternahm. Statt dessen traf er sich mit seinen Söhnen im Oktober 282 in Mediolanum.90 Bei der Herrschaftsteilung zwischen Carus und seinen Söhnen spielte der römische Senat ebenfalls keine Rolle, und Carinus heiratete in Mediolanum und nicht in Rom, obwohl er wenig später der Hauptstadt einen Besuch abstattete.91 Die Feierlichkeiten für die Siege über die Germanen am Rhein und über die Quaden wurden ebenfalls in Mediolanum und in Siscia abgehalten.92 Die Position, die Carus und seine Söhne gegenüber dem römischen Senat und der Stadt Rom einnahmen, entsprach ganz der machtpolitischen Realität des ausgehenden dritten Jahrhunderts und nahm so die Verhältnisse der diokletianischen Zeit vorweg.93 Doch war dies sicherlich nicht geeignet, sich die römische Senatsaristokratie und die stadtrömische Bevölkerung besonders geneigt zu machen. Hass und Ablehnung brachen hervor, sobald sich durch den Tod des Carinus die Gelegenheit bot. Die Missgunst entlud sich jedoch nicht über den Persersieger Carus oder den jung verstorbenen Numerianus, die sich beide während ihrer Herrschaftszeit fern im Osten aufhielten,94 sondern man hielt sich in der Hauptstadt an den im Westen weilenden Carinus, gegen den auch die Agitation Diokletians gerichtet war. Es darf folglich nicht verwundern, wenn diese Diffamierungskampagne auf sehr fruchtbaren Boden fiel und weiter ausgeschmückt wurde, was seinen Niederschlag in den literarischen Quellen fand. Numerianus wird ganz im Gegensatz zu Carinus in den historiographischen Quellen eher positiv bewertet. Aurelius Victor bezeichnet ihn als adolescens bonus facundusque (Aur. Vict. Caes. 39, 13), und Eutrop lobt dessen hervorragende Veranlagung (adulescens egregiae indolis), ohne diese jedoch genauer zu definieren (Eutr. 9, 18, 2). Die Historia Augusta weiß auch hier weitere Einzelheiten zu berichten, so wird dort die angeblich hervorragende Beredsamkeit des jungen Kaisers gelobt (HA Car. 7, 1; 11, 1). Um ihn wegen seiner rhetorisch und sprachlich formvollendeten Botschaften an den römischen Senat zu ehren, sei im eigens eine Statue 89 90 91 92 93 94

Zur Herrschaftsteilung siehe Kapitel 5.1; zum Rombesuch des Carinus siehe Kapitel 4.7 und 5.5. Zum unterlassenen Antrittsbesuch siehe S. 63 und S. 66 mit Anm. 45; zum Treffen in Mailand siehe Kapitel 4.1. Siehe hierzu Kapitel 4.7 und 5.5. Siehe hierzu ebenfalls Kapitel 4.7. Zur Bedeutung des Senates in dieser Zeit siehe Kapitel 5.5. Zum Sieg des Carus über die Perser siehe Kapitel 4.4; zum Tod des Numerianus siehe Kapitel 4.6.

4.2 Die Familie des Carus

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mit der Inschrift Numeriano Caesari, oratori temporibus suis potentissimo aufgestellt worden (HA Car. 7, 3). Schon als Knabe soll Numerianus sich durch seine öffentlichen Vorträge einen Namen gemacht haben, und als Dichter habe er sogar mit Olympius Nemesianus,95 dem Autor der Cynegetica, gewetteifert und den Poet Aurelius Apollinaris bei weitem übertroffen (HA Car. 11, 1–2).96 Leider müssen auch sämtliche Angaben des Autors der Historia Augusta über das vermeintliche dichterische und sprachliche Talent des Numerianus ins Reich der Legenden verwiesen werden. Zwar soll die Authentizität dieser Behauptungen durch den tatsächlich in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts lebenden Nemesianus bekräftig werden, doch schon der Dichter Aurelius Apollinaris ist mit hoher Wahrscheinlichkeit frei erfunden. Über die Frauen aus dem Kaiserhaus des Carus schweigen die Quellen, aber da der praefectus praetorio Aper als Schwiegervater des Numerianus bezeichnet wird (Eutr. 9, 18, 2; Epit. de Caes. 38, 4; Hier. chron. 225a; HA Car. 12, 1; Oros. 7, 24, 4; Synk. 472, 15–17), setzt das die Existenz einer Kaisergemahlin voraus, deren Name jedoch nicht überliefert wird, und von der auch sonst weder numismatische noch epigraphische Belege vorhanden sind. Aus dem Fehlen sämtlicher Belege, die im Kontext mit der kaiserlichen Herrschaftsrepräsentation zu erwarten wären, kann nur gefolgert werden, dass Numerianus die Tochter seines Prätorianerpräfekten kurz vor seinem Tod ehelichte.97 Seltsamerweise wird demgegenüber die Gattin des Carinus, Magnia Urbica, die durch Inschriften und die für sie geprägte Münzen sehr gut belegt ist, von den historiographischen Quellen ebenfalls mit keiner Silbe erwähnt. Carinus und Magnia Urbica heirateten im Frühsommer 283 in Mediolanum.98 Wie die Münzprägung für die Kaisergemahlin belegt, erhob Carinus seine Gattin in den Rang einer Augusta (RIC V 2, S. 181–185) und verlieh ihr den Ehrentitel mater castrorum (Ins. 67; 134; 170; 193),99 was nun so gar nicht zu dem von den literarischen Quellen vehement gezeichneten Bild vom notorisch ehebrecherischen Carinus stimmen mag. Ein rundplastisches Bildnis der Augusta Magnia Urbica hat sich nicht erhalten, weshalb auf ihr Aussehen nur aus den Münzdarstellungen geschlossen werden kann. Diese zeigen erwartungsgemäß eine junge Frau mit 95 96

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Zu Nemesianus siehe Kapitel 3.1. Zur Fiktionalität dieser Angaben einschließlich des Aurelius Apollinaris vgl. Syme, Emperors, S. 279; Barnes, Some Persons, S. 147; Chastagnol, Trois études, S. 81–84; Barnes, The Sources, S. 71; Chastagnol, Quatre études, S. 65–71; Penella, The Eloquence, S. 274–276; Sivan, Numerian, S. 360; Schetter, Kaiserzeit, S. 152–153; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 365–368, vgl. auch Meloni, Il regno di Caro, S. 121–122, der zumindest Aurelius Apollinaris für authentisch hält. Felix, Literarische Quellen, S. 102, vermutet Numerianus habe als Dichter „dilettiert“. Zu Aper als Schwiegervater des Numerianus und seiner Tochter siehe Kapitel 4.6, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 61; Kuhoff, Diokletian, S. 18, Anm. 9. Zur Datierung siehe Kapitel 4.7. Gricourt, L’adventus, S. 100–104; ders., Caro/Diocleziano, S. 24; Kreucher, Probus und Carus, S. 422, und Hedlund, Coinage and Authority, S. 155–156, vermuten, dass die Hochzeit in Ticinum stattfand; jedoch befand sich in Ticinum nur die Münzstätte, die unter Aurelian aus Mediolanum ausgelagert wurde, vgl. Estiot, Aureliano, S. 51, siehe Kapitel 4.1. Siehe hierzu genauer in Kapitel 4.7.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

weichen Gesichtszügen, die als auffallendstes Charakteristikum auf sämtlichen Darstellungen eine kunstvolle Flechtfrisur trägt, die wohl der Mode jener Jahre entsprochen haben wird (Abb. 26–27).100 Während der Name der Gemahlin des Carus und somit der Mutter des Carinus und Numerianus überhaupt nicht überliefert ist, existiert zumindest ein Hinweis, der die Existenz einer Tochter belegen könnte. Auf einer Statuenbasis aus dem Tempel der Hathor im ägyptischen Tentyra (Dendara) befindet sich die Inschrift: Παυλεῖναν ἀδελφὴ[ν] / Κ¢α¢ρ¢[είν]ο¢υ¢ Καίσαρος (Ins. 11). Wenn man dieser Lesung der Inschrift folgt, dann muss hier also für Paulina, der Schwester des Carinus, eine Statue ausgestellt worden sein.101 Zwar ist der Name des Herrschers nur undeutlich lesbar, und besonders für die ersten drei Lettern sind mehrere Deutungen möglich, doch in der Kombination dieser Lettern ergibt offenbar nur die Ergänzung der Inschrift mit dem Νamen des Herrschers Carinus im Genitiv einen Sinn.102 Dennoch wirft die Inschrift eine ganze Reihe von Fragen auf: Warum wird Paulina als die Schwester des Carinus bezeichnet und nicht als Tochter des Carus? Weshalb nennt die Inschrift nicht auch den jüngeren Bruder Numerianus? Warum wird in dieser Inschrift und nirgendwo sonst eine Paulina als Mitglied der kaiserlichen Familie geehrt? Diese Fragen können nur sehr hypothetisch beantwortet werden. Zweifellos muss es sich um eine hochgestellte Persönlichkeit gehandelt haben, deren Statue in einem Tempel aufgestellt wurde, und möglicherweise ist dieses Standbild für die angenommene Kaisertochter Paulina in einem kultischen Kontext zu sehen. Der Hathortempel von Tentyra, in dem auch das göttliche Geschwisterpaar Isis und Osiris verehrt wurde, diente darüber hinaus dem Kaiserkult.103 Besonders das Götterpaar Isis und Osiris beziehungsweise Serapis wurden in ptolemäischer Zeit aber auch in der römischen Kaiserzeit häufig mit Mitgliedern der Herrscherfamilie assoziiert.104 Im Zuge des hellenistischen Synkretismus mutierte die 100 Vgl. Felletti Maj, Iconografia, S. 77–78; Wegner, Herrscherbild, S. 160; Schade, Bildliche Repräsentation, S. 45. 101 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 65 mit Anm. 28; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; Loriot, Problèmes, S. 149–151; Kreucher, Probus und Carus, S. 417. 102 So Maspero, Sur Quelques, S. 95; Loriot, Problèmes, S. 149–151, siehe hierzu auch S. 342, Anm. 9. Sijpesteijn, Pauline, S. 240, schlägt folgende Lesung vor: Παυλεῖναν ἀδελφὴ[ν] / Κλ(αυδίου) [ … ]ου Καίσαρος, doch stellt sich bei dieser Lesung die Frage, wie es einem kaiserlichen Sklaven namens Claudius möglich sein sollte, seiner Schwester im Tempel der Hathor eine Statue aufstellen zu können; außerdem ignoriert Sijpesteijn den offenbar zweifelsfrei vorhandenen dritten Buchstaben; problematisch ist zudem die von Sijpesteijn angenommene Kombination des Namens Claudius mit einem Cognomen für einen Sklaven, vgl. Pleket, Kommentar zu SEG XXXIV 1618. 103 Vgl. Blumenthal, Ägyptischer Kaiserkult, S. 313; Cauville, Les statues culturelles, S. 73–117; Gladić, Kultische Loyalitätsformen, S. 123; zum Tempel von Dendera allgemein vgl. Wilkinson, Welt der Tempel, S. 149–151. 104 Vgl. Herz, Diva Drusilla, S. 326–327; Herklotz, Prinzeps und Pharao, S. 80–81; S. 91; S. 402; Pfeiffer, Kaiserverehrung und Kaiserkult, S. 154–156; S. 178–179; S. 196–197; zum römischen Kaiserkult und dessen Kultpraxis in Ägypten vgl. auch Blumenthal, Ägyptischer Kaiserkult, S. 317–345; Chaniotis, Kaiserkult, S. 3–28; Heinen, Herrscherkult im römischen Ägypten, S. 154–201; zum Kult der Isis und des Serapis vgl. Kloft, Mysterienkulte, S. 41–55; Fleck, Isis, S. 289–314.

4.2 Die Familie des Carus

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Göttin Isis zur Allgöttin und wurde daneben oftmals mit der Göttin Aphrodite beziehungsweise Venus identifiziert. Da Venus bekanntermaßen auch die imaginäre Stammmutter des Julisch-Claudischen Herrscherhauses war, kam der Göttin Isis deshalb schon von Anfang an im ägyptischen Kaiserkult eine gewisse Bedeutung zu, weshalb unter Tiberius (14–37) bereits Livia, dessen Mutter und die Gemahlin des Augustus, als neue Isis tituliert und so mit der Göttin gleichgesetzt wurde.105 Für Carinus ist ebenfalls eine besondere Affinität für die Göttin Venus bezeugt, die in der Familie des Carus ansonsten primär mit der Augusta Magnia Urbica in Verbindung gebracht wird.106 So wurden für Carinus als Caesar Anfang Dezember 282 – also noch vor der Heirat mit Magnia Urbica – in Rom aurei mit der Legende VENERI VICTRICI geprägt (RIC V 2, S. 157, Nr. 154).107 Aufgrund dieser Feststellungen wäre es nun denkbar, dass die Priesterschaft von Tentyra das Herrscherhaus des Carus dadurch ehren wollte, indem es als Analogie zum göttlichen Geschwisterpaar Isis und Osiris beziehungsweise Serapis zwei gegenüberstehende Statuen des Carinus und seiner Schwester Paulina aufstellen ließ, wobei sich dann nur der Statuensockel der Paulina erhalten hätte. Diese Standbilder könnten noch vor der Erhebung des Numerianus zum Caesar aufgestellt worden sein, was die alleinige Nennung des Carinus erklären würde. Wenn es ein entsprechendes Gegenstück für Carinus gab, auf dem dieser bereits als Sohn des Kaisers ausgewiesen wurde, so hätte auf der Inschrift der gegenüber stehenden Statue für dessen Schwester tatsächlich der Hinweis auf das verwandtschaftliche Verhältnis ausgereicht, da es im kultischen Kontext wohl vor allem darauf ankam, auf die geschwisterliche Beziehung hinzuweisen.108 Jedoch sind diese Erwägungen rein spekulativer Natur, da ein endgültiges Urteil über die Existenz einer Tochter des Carus namens Paulina erst anhand einer Neulesung der Inschrift aus Tentyra gefällt werden kann. Ebenso wie die Existenz seiner Mutter, Magnia Urbica, so verschweigen die historiographischen Quellen auch den Sohn des Carinus, Nigrinianus, der höchst wahrscheinlich spätestens im Juni 284 geboren wurde.109 Der potentielle Thronerbe des Carinus verstarb jedoch bereits schon einige Monate nach seiner Geburt im Spätsommer.110 Der im Kindbett verstorbene Sohnes des Kaisers wurde im November 284 konsekriert, wie durch die Ausgabe von Konsekrationsmünzen (RIC V 2, S. 202; Nr. 471; S. 203, Nr. 472–474) und einer Inschrift des rationalis Geminius

105 Vgl. Herklotz, Prinzeps und Pharao, S. 80–81; S. 395; zum Kult der Faustina, der Gattin des Marcus Aurelius (161–180), als Isis Pharia vgl. Pfeiffer, Kaiserverehrung und Kaiserkult, S. 175–176. 106 Siehe Kapitel 5.3. 107 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 34; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 29, Nr. 1; Hedlund, Coinage and Authority, S. 215–216. 108 Vgl. auch Loriot, Problèmes, S. 151, der ebenfalls vermutet, dass es eine gegenüberstehende Statue des Carinus gegeben haben könnte. 109 Zu Nigrinianus siehe Kapitel 4.7, vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 162–163; Pink, Magnia Urbica, S. 8–9; ders., Aufbau Carus, S. 64; Pond, Inscriptional Evidence, S. 75; Kienast, Kaisertabelle, S. 262; Loriot, Note sur le divus Nigrinianus, S. 1–3; Gricourt, Retour, S. 39–41; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 174. 110 Zur Datierung siehe Kapitel 4.7.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

Festus (Ins. 142) belegt ist.111 Da auf dieser Inschrift der Sohn des Carinus nicht als filius Carini, sondern als nepos Cari bezeichnet wird, gab dies Anlass zu der Spekulation, Nigrinianus könne auch der Sohn des Numerianus oder womöglich sogar der Sohn der Paulina und somit nur der Neffe des Carinus gewesen sein.112 Doch da die Konsekration eines Säugling sehr ungewöhnlich erscheinen muss, kann es sich hierbei nur um den leiblichen Sohn des Carinus und seiner Gemahlin Magnia Urbica handeln. Es ist wohl kaum vorstellbar, dass der Kaiser einen seiner Neffen zum Staatsgott erhoben haben soll.113 Auf seinen Konsekrationsmünzen (RIC V 2, S. 202–203; Nr. 471–474) ist Nigrinianus in idealisierter Weise als Jüngling dargestellt (Abb. 28).114 Erstaunlicherweise erwähnt eine Inschrift auf einem Meilenstein aus Dalmatien neben den beiden Söhnen Carinus und Numerianus noch einen weiteren Numerianus Caesar: M(arco) Aurelio Carino / et M(arco) Aurelio Nu/meriano nobi/lissimis Caesari/bus perpetuis / et Numeriano / Caesar[i] (Ins. 50).115 Die Existenz eines weiteren Sohnes oder Verwandten des Carus, der obendrein ebenfalls zum Caesar erhoben worden sein soll, muss indes mehr als fraglich erscheinen. Allenfalls könnte es sich bei diesem zweiten Numerianus vielleicht um einen Enkel des Carus handeln.116 Auszuschließen ist jedoch, dass dieser Enkel tatsächlich ebenfalls zum Mitherrscher vom Rang eines Caesar ernannt worden wäre. Die Erhebung der beiden Söhne Carinus und Numerianus zu Caesares wurde jeweils durch eigene Münzemissionen gefeiert,117 doch fehlen Festprägungen für die Proklamation eines zweiten Numerianus Caesar. Aufgrund der Titulatur des Carinus und Numerianus als Caesares ist diese Inschrift zwischen der Ernennung beider Söhne zu Mitherrschern, im Herbst 282, und März 283, als Carinus zum Augustus erhoben wurde, zu datieren. Zwar hielten sich Carus und Numerianus im Winter 282/283 in Pannonien zur Bekämpfung der Sarmaten auf, und dieser Meilenstein wurde entlang der Route von Oberitalien nach Pannonien errichtet, doch steht er höchst wahrscheinlich nicht in Zusammenhang mit dem Aufenthalt des Kaisers, da aus der Regierungszeit der Dynastie des Carus insgesamt mindestens 116 Inschriften für das Herrscherhaus auf Meilen- oder Leugensteine erhalten sind, von denen aber keine einzige überzeugend mit dem kaiserlichen Itinerar in Verbindung gebracht werden kann.118 Will 111 112 113 114

115 116 117 118

Zu den Belegen siehe Kapitel 4.7; zu Geminius Festus siehe auch Kapitel 5.9 und 7.3, Nr. 12. Zu dieser Annahme vgl. Loriot, Note sur le divus Nigrinianus, S. 2–3. So auch Gricourt, Retour, S. 39–41. Vgl. Felletti Maj, Iconografia, S. 287; Wegner, Herrscherbild, S. 163–164; das von Heintze, Studien, S. 185–188, als Nigrinianus identifizierte Bildnis auf dem Acilia-Sarkophag in Rom wird von Wegner, Herrscherbild, S. 163–164, abgelehnt, vgl. auch Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 56. Vgl. Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 248–252. Vgl. Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 250; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 466, Anm. 21. Siehe Kapitel 5.1. Siehe S. 40, Anm. 60; mit den Meilensteininschriften, die nicht sicher zuzuweisen sind, könnte sich die Zahl sogar auf 121 erhöhen. Die Mehrzahl dieser Inschriften stammt von der iberischen Halbinsel und aus Nordafrika (83) – Gegenden also, in denen sich Carus, Carinus und Numerianus während ihrer Regierungszeit mit Sicherheit nicht aufgehalten haben. Šašel, Ein

4.2 Die Familie des Carus

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man einen Fehler des Steinmetzes ausschließen, so wäre es höchstens möglich, dass vielleicht eben zu diesem Zeitpunkt – kurz nach der Erhebung des Numerianus zum Caesar – zunächst geplant war, einen Enkel des Carus als weiteren Caesar zu ernennen, die Erhebung dann aber nicht zustande kam. Aber auch diese Annahme wirkt alles andere als überzeugend, da hierfür außer dieser Inschrift ansonsten keinerlei weitere Belege erhalten sind. Deshalb muss – trotz der für einen Meilenstein relativ sorgfältigen Ausführung der Inschrift – von einem Irrtum des Steinmetzes ausgegangen werden.119 Dieser Irrtum könnte aus dem Umstand resultieren, dass kurz nach der Erhebung des Numerianus zum Caesar offenbar Unklarheit über dessen korrekten Namen herrschte. Vor allem als Caesar wird er auf fünf Meilensteinen aus Spanien als Marcus Numerius Numerianus bezeichnet (Ins. 90; 92; 94; 96; 122),120 doch erscheint er auf einigen Inschriften auch mit dem Namen Marcus Aurelius Numerius Numerianus (Ins. 93; 95; 129; 145; 203), was vermutlich sein vollständiger Name war. Die Mehrzahl der Inschriften nennt ihn jedoch nur Marcus Aurelius Numerianus. Vielleicht also ging der Steinmetz in Unkenntnis der tatsächlichen Herrschaftsverhältnisse einfach von zwei verschiedenen Personen aus. Somit lässt sich also zusammenfassend folgendes Resümee ziehen: Carus war eindeutig gallischer Herkunft und kam aus Narbo. Er absolvierte eine militärische Karriere und aufgrund seiner Fähigkeiten gelang ihm der Aufstieg zum praefectus praetorio des Probus. Für seine Verdienste in dieser Position wurde er möglicherweise mit einem Suffektkonsulat oder den ornamenta consularia ausgezeichnet. Seine beiden Söhne, Carinus und Numerianus, werden dem Beispiel ihres Vaters gefolgt sein und – da dies die besten Aufstiegeschancen bot – ebenfalls eine militärische Laufbahn eingeschlagen haben. Zum Zeitpunkt der Kaiserproklamation ihres Vaters stand Carinus im Alter von Anfang Dreißig und Numerianus wohl eher Anfang Zwanzig. Die ausgesprochen negative Charakterisierung des Carinus in den literarischen Quellen war ein Produkt diokletianischer Verleumdung und resultierte auch aus der nachträglichen Ablehnung der römischen Senatsaristokratie, die diese Diffamierung bereitwillig aufgriff. Als wahrer Kern wäre es denkbar, dass Carinus tatsächlich der Ruf eines Schürzenjägers anhaftete, und das Auftreten und Erscheinungsbild des Herrschers bei seinem kurzen Rombesuch im Spätsommer 283 von der römischen Oberschicht womöglich als arrogant empfunden wurde. Die angebliche rhetorische und dichterische Begabung des Numerianus ist ebenfalls ins Reich der Phantasie zu verweisen. Sowohl für die in den historiographischen Quellen unterstellte Ruchlosigkeit des Carinus wie auch für das angebliche Talent des Nuzweiter Numerianus, S. 251–252, stellt jedoch eine Verbindung mit der „Marschroute des Hofes“ her und vermutet, dass ein Irrtum des Steinmetzes den „kompetenten Augen“ der Vorbeiziehenden sicherlich aufgefallen wäre und auch deshalb unwahrscheinlich sei. 119 Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 248–252, geht aufgrund der sorgfältigen Ausführung der Inschrift davon aus, dass der Steinmetz keinem Irrtum erlag, und es wirklich einen zweiten Caesar Numerianus gegeben haben muss. 120 Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 458, Anm. 13, denkt an eine Verwechslung von Aurelius mit Numerius. In Ins. 122 führt Numerianus neben der Titulatur nobilissimus Caesar nur noch den Augustus-Titel, da alle weiteren Bestandteile der korrekten Herrschertitulatur fehlen, könnte dieser auch auf einen Fehler des Steinmetzes zurückzuführen sein.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

merianus müsste Rom als Schauplatz angenommen werden,121 doch verweilte Carinus als Herrscher nur für knapp zwei Monate in der Hauptstadt, die von Numerianus während dessen Regierungszeit niemals betreten wurde. Außer der Augusta Magnia Urbica muss es auch eine Kaisergemahlin des Numerianus, die Tochter des Prätorianerpräfekten Aper, gegeben haben, doch ist deren Namen nicht überliefert, weshalb von einer Heirat kurz vor dem Ende des jungen Kaisers auszugehen ist. Die Existenz einer Tochter des Carus mit dem Namen Paulina ist sehr wohl möglich, doch bei der gegebenen Quellenlage nicht eindeutig nachweisbar. Als einziger Enkel des Carus ist nur Nigrinianus, der im Kindbett verstorbene Sohn des Carinus und der Magnia Urbica, bekannt, und für einen weiteren Enkel mit dem Namen Numerianus ist kein hinreichender Beleg vorhanden. Wie das Zeugnis des Sidonius Apollinaris beweist (Sidon. carm. 23, 88–96). erfreute sich das Herrscherhaus des Carus auch noch im fünften Jahrhundert in Gallien großer Beliebtheit.122 Und offenbar scheint die in Gallien lebende Verwandtschaft des Carus oder möglicherweise – falls denn der Vorwurf des Ehebruchs gegen Carinus zutreffend ist – sogar Nachfahren des Herrscherhauses selbst, das Ende der Dynastie überlebt zu haben. Wie Ammianus Marcellinus berichtet, geriet im Jahr 358/359 ein Statthalter der Provinz Narbonensis namens Numerius in den Verdacht der Veruntreuung von Steuergeldern (Amm. 18, 1, 4). Durch den nicht gerade besonders häufigen Namen Numerius sowie die genannte Statthalterschaft in der Narbonensis wäre eine verwandtschaftliche Beziehung zur Dynastie des Carus und seiner Söhne durchaus vorstellbar.123 4.3 DER SARMATENKRIEG Nach dem Treffen mit seinen beiden Söhnen in Mediolanum und der Erhebung des Carinus zum Caesar reiste Carus in Begleitung seines jüngeren Sohnes Numerianus noch Ende Oktober 282 nach Siscia, um von dort aus den Feldzug gegen die Sarmaten zu eröffnen, die offenbar bereits schon während der Regierungszeit des Probus im Sommer 282 die Donaugrenze bedrohten.124 Da Carus und Numerianus wohl gegen Ende Oktober von Mediolanum aus aufgebrochen sein werden, kann die Ankunft in 121 So auch Bleckmann, Überlegungen, S. 18. 122 Vgl. Loriot, Problèmes, S. 148–149; Sivan, Numerian, S. 362; Cracco Ruggini, Établissements, S. 116. 123 Vgl. Sivan, Numerian, S. 360–365. 124 Zum Treffen in Mailand und der Erhebung des Carinus zum Caesar siehe Kapitel 4.1 und 5.1; zur möglichen Bedrohung der Donauprovinzen durch die Sarmaten unter Probus siehe Kapitel 4.1. Wie die Historia Augusta berichtet, sollen auch unter Aurelian die Sarmaten ins Reichsgebiet eingefallen sein (HA Aurelian. 18, 2; 33, 4), was zwischenzeitlich jedoch auf eine Verwechslung mit den Vandalen zurückgeführt wird, vgl. Saunders, Aurelian, S. 314–315; Watson, Aurelian, S. 221, sowie Hartmann, Claudius Gothicus, S. 312, Anm. 51, und Jacob, Aurelians Reformen, S. 39 mit Anm. 1, die sich hier beide auf Saunders berufen, während White, Restorer, S. 76, einen Einfalls der Sarmaten für möglich hält: „perhaps Sarmatians“. Allerdings ist für Aurelian zumindest die inoffizielle Siegertitulatur Sarmaticus Maximus inschriftlich belegt, vgl. Jacob, Aurelians Reformen, S. 39.

4.3 Der Sarmatenkrieg

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Siscia etwa auf Mitte November datiert werden.125 Für den feierlichen Einzug des Kaisers und seines jüngeren Sohnes in die Stadt wurden aurei mit der typischen Legende ADVENTVS CARI AVG gemünzt (Cohen, S. 351, Nr. 6), die den Kaiser in der üblichen Manier der adventus-Ikonographie auf einem Pferd reitend zeigen.126 In Pannonien wurde Carus von dem von Probus bereits seit dem Frühjahr für den Perserkrieg aufgestellten Heer erwartet. Obwohl schon vor der Ankunft des Herrschers standardmäßig eine Emission von Antoninianen ausgegeben wurde, erfolgte jetzt in Siscia eine umfangreiche Münzprägung als – von den Truppen sicherlich erwartetes – Donativ anlässlich der Kaiserproklamation des Carus und der Erhebung des Carinus zum Caesar. Neben weiteren aurei und Antoninianen für den Kaiser und seinen Caesar wurden in Siscia hierbei auch Medaillons mit der Averslegende IMP CARO AVG ET CARINO N CAES geprägt, deren Revers mit der Legende SAECVLI FELICITAS das neue glückliche Zeitalter preist (Gnecchi II, S. 121, Nr. 1).127 Als bemerkenswerteste Stücke der Münzprägung vom November 282 in der Münzstätte Siscia müssen die Münzen mit der Titulatur deus et dominus für Carus gelten.128 Mit der Averslegende DEO ET DOMINO CARO AVG wurden aurei geprägt, auf deren Revers mit der Legende VICTORIA AVG die Sieghaftigkeit des Herrschers beschworen wird (RIC V 2, S. 145, Nr. 96).129 Die Averslegende DEO ET DOMINO CARO INVICTI AVG, die der Göttlichkeit des Kaisers Ausdruck verleiht, erscheint auch auf Antoninianen mit den Münzzeichen XXI im Abschnitt, auf denen mit den Reverslegenden PROVIDENTIA AVG und FIDES MILITVM auf die Fürsorge und Voraussicht des Herrschers und die Treue des Heeres hingewiesen wird (Pink, Aufbau Carus, S. 42–43).130 Besondere Bedeutung haben hierbei die 125 Die Entfernung beträgt etwa 600 km, was bei der üblichen Marschgeschwindigkeit von 25 km pro Tag in 24 Tagen zu schaffen ist, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 59; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46, die hier beide jedoch von Ticinum ausgehen. 126 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89; Taf. VI, Nr. 1; ders., Aufbau Carus, S. 42, sowie Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46, Nr. 1; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 200; Hedlund, Coinage and Authority, S. 156–157; das Stück fehlt im RIC. Zur Ikonographie der adventusDarstellung vgl. Brilliant, Gesture and Rank, S. 173–176. Zum adventus des Herrschers vgl. auch Halfmann, Itinera principum, S. 112–117; S. 143–148; Lehnen, Adventus Principis, S. 69– 75; Ronning, Herrscherpanegyrik, S. 232–239. Meloni, Il regno di Caro, S. 84, und Halfmann, Itinera principum, S. 242, vermuten fälschlicherweise, diese aurei seien in Rom geprägt worden. 127 Vgl. Cohen, S. 365, Nr. 8; Pink, Medaillonprägung, S. 555, Nr. 4; ders., Aufbau Carus, S. 42; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46, Nr. 6; Hedlund, Coinage and Authority, S. 186; nach Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46, Nr. 8; S. 123, Anm. 164 wurden bei dieser Gelegenheit auch Medaillons mit der Legende MONETA AVGG geprägt, vgl. auch Higginbottom, Numismatic Find, S. 309. 128 Zur gesamten Münzprägung des Carus nach seiner Ankunft in Siscia vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89–90; ders., Aufbau Carus, S. 42–43; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46–48. 129 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89; ders., Aufbau Carus, S. 42; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46–47, Nr. 3. Zur Titulatur deus et dominus für Carus siehe Kapitel 5.3, vgl. auch Kubitschek, Deus et dominus, S. 177–178; Meloni, Il regno di Caro, S. 194; Pink, Aufbau Carus, S. 42–43; Alföldi, Repräsentation, S. 211–212; Clauss, Kaiser und Gott, S. 188; Kolb, Herrscherideologie, S. 39; Berrens, Sonnenkult, S. 136; Hedlund, Coinage and Authority, S. 223–228. 130 Zu diesen Antoninianen vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46– 47; beide Stücke fehlen jedoch im RIC.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

Doppelantoniniane mit den Averslegenden DEO ET DOMINO CARO AVG beziehungsweise DEO ET DOMINO CARO INVIC AVG, auf denen mit der Legende FIDES MILITVM auf dem Revers ebenfalls die Loyalität der Truppen gepriesen (RIC V 2, S. 146, Nr. 100) und mit der Reverslegende FELICITAS REIPVBLICAE das Glück des Staates und seiner Bewohner beschworen wird (RIC V 2, S. 146, Nr. 99) (Abb. 3).131 Diese Münzen tragen im Abschnitt die Münzzeichen X I, XII und XI I, wodurch sie als Doppelantoniniane gekennzeichnet werden.132 Auf dem letzteren Stück wird dies besonders deutlich, da hier auf dem Avers der Kaiser im Profil mit Strahlenkrone und ihm gegenüber Sol ebenfalls mit Strahlenkrone dargestellt ist. Die Strahlenkrone als Attribut des Sonnengottes hat hier die Funktion, das Nominal als Doppelantoninian auszuweisen. Da etwa zeitgleich in Lugdunum ebenfalls Doppelantoniniane geprägt wurden, wäre es denkbar, dass hier mit einer Modifizierung der Münzprägung ein zumindest temporärer Versuch unternommen werden sollte, die Inflation einzudämmen.133 Diese Münzserie mit der Titulatur deus et dominus für Carus scheint an eine Münzemission des Probus aus Serdica anzuknüpfen, auf denen ebenfalls die Legende DEO ET DOMINO PROBO INVICTO AVG (RIC V 2, S. 109, Nr. 841; S. 114, Nr. 885) erscheint.134 Dies ist zwar sehr wohl möglich, doch handelt es sich hierbei keineswegs um eine standardmäßige und eigenmächtige Übernahme dieser Legende durch die Mitarbeiter der Münzstätte. Da sich Carus zu diesem Zeitpunkt selbst in Siscia aufhielt, muss diese Legende, welche die Göttlichkeit des Herrschers so deutlich herausstellt, ganz bewusst und mit Zustimmung des Carus auf die Münzen gesetzt worden sein.135 Schon kurz nach seiner Ankunft in Siscia wird Carus noch vor Einbruch des Winters gegen Ende November oder Anfang Dezember die Kampfhandlungen gegen die Sarmaten aufgenommen haben. Nach einer wohl reichlich übertriebenen Behauptung der Historia Augusta sollen die Sarmaten nach dem Tod des Probus nicht nur Illyrien und Thrakien, sondern sogar Italien bedroht haben: Sarmatas adeo morte Probi feroces, ut invasuros se non solum Illyricum sed Thracias quoque Italiamque minarentur (HA Car. 9, 4).136 Allerdings muss sich der Bericht Aurelius 131 Vgl. zu diesen Stücken Pink, Münzstätte Siscia, S. 90; ders., Aufbau Carus, S. 42; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46–47 mit Nr. 7. 132 Siehe hierzu Kapitel 5.6, vgl. Pink, XI, IA und XII auf Antoninianen, S. 46–49; Lafaurie, Monnaies, S. 666–669; Dearing, Double Radiate, S. 165–169, vgl. auch Callu/Brenot/Barrandon, Analyses, S. 241–254; Esty/Equall/Smith, The Alloy, S. 401–404; Estiot, D’Aurélien, S. 44. 133 Siehe hierzu ausführlich in Kapitel 5.6; zur zeitgleichen Münzprägung in Lugdunum siehe Kapitel 4.7. 134 Zur Verwendung der Bezeichnung deus et dominus durch Probus siehe Kapitel 5.3, vgl. Kubitschek, Deus et dominus, S. 167–178; Vitucci, L’imperatore, S. 96–97; Pink, Aufbau Probus, S. 21; Redö, Religious Policy, S. 466; Clauss, Kaiser und Gott, S. 187–188; Kreucher, Kaiser Probus, S. 192. 135 Zur Religionspolitik siehe Kapitel 5.3. 136 Interessanterweise nennt der Autor hier Thrakien im Plural (Thracias), was eher die Verhältnisse nach den Provinzreformen Diokletians reflektiert; Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 26– 29, geht von einer Übertreibung aus, die eher die Bedrohung des Balkanraums gegen Ende des vierten Jahrhunderts wiedergibt, vgl. auch Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 362–363.

4.3 Der Sarmatenkrieg

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Victors, wonach Barbaren unmittelbar nach dem Tod des Probus ins Reich eingefallen sind, und weshalb Carinus von seinem Vater nach Gallien gesandt wurde (Aur. Vict. Caes. 38, 2), nicht nur auf die Rheingrenze allein beziehen.137 Es kann damit ebenfalls auch eine Gefährdung Pannoniens durch die Sarmaten gemeint sein.138 Obwohl antike Münzhorte nicht unbedingt zwangsläufig auf Kriegshandlungen oder Barbareneinfälle hinweisen müssen,139 so könnte dennoch der Münzfund aus der Gegend von Srijem in der römischen Provinz Pannonia inferior im Kontext mit einer aktuellen Bedrohung durch die Sarmaten stehen, da sich in diesem Münzhort nach dem ursprünglichen Fundbericht als Schlussmünzen angeblich Stücke des Carinus befunden haben sollen.140 Aufgrund der massiven Truppenkonzentration an der unteren Donau müssen die Kämpfe in kurzer Zeit abgeschlossen worden sein. Wie die Historia Augusta durchaus glaubhaft versichert, benötigte Carus nur wenige Tage (paucissimis diebus) für seinen Feldzug gegen die Sarmaten (HA Car. 9, 4), der in der Forschungsliteratur übrigens häufig mit den späteren Kämpfen des Carinus gegen die Quaden verwechselt wird.141 Die weiteren Behauptungen in dieser Quelle sind jedoch weit weniger glaubwürdig, so sollen während dieses kurzen Feldzugs 60.000 Sarmaten getötet und weitere 20.000 gefangengenommen worden sein (HA Car. 9, 4).142 Diese mit Sicherheit übertriebene Behauptung, die sich in der Historia Augusta erst nach dem Bericht über den Tod des Carus befindet, dient im Rahmen einer abschließenden Würdigung des Kaisers zu dessen Darstellung als ‚guter Kaiser‘.143 Den tatsächlichen Kriegsverlauf gibt in der Historia Augusta wohl die erstmalige Erwähnung des Sarmatenkrieges an der chronologisch richtigen Stelle – nämlich vor

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Meloni, Il regno di Caro, S. 64–65, sowie Kerler, Aussenpolitik, S. 262–263, halten die Angaben für glaubwürdig. Siehe Kapitel 4.7. Nach Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 26, und Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 362– 363, hat der Autor der Historia Augusta diese Textstelle übernommen und auf die Sarmaten bezogen; Paschoud hält überdies einen Einfall der Sarmaten für unwahrscheinlich, da in Pannonien das von Probus aufgestellte Heer für den Perserfeldzug stand. Hier sei jedoch daran erinnert, dass sich die Goten im Herbst 275 trotz der damals in Thrakien stehenden Truppen des ermordeten Aurelian nicht von einem Einfall in Kleinasien abhalten ließen, vgl. Zos. 1, 63, 1; Zon. 12, 28; Kreucher, Kaiser Probus, S. 111–112; Johne, Senatskaiser, S. 391, siehe auch Kapitel 4.7. Wie Haupt, Münzhorte, S. 87–95, durchaus plausibel dargelegt hat. Vgl. Gohl, Prhovo, S. 144; diese Stücke gingen aber offenbar später verloren, da von insgesamt 4.000 Münzen dieses Fundes lediglich 2.264 den Weg ins Nationalmuseum von Zagreb fanden, vgl. Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 23, Anm. 10. Diese Verwechslung findet sich etwa bei Barbieri, La politica amministrativa, S. 524; Meloni, Il regno di Caro, S. 87; Pond, Inscriptional Evidence, S. 239; Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 251; Felix, Literarische Quellen, S. 100; Bird, Liber de Caesaribus, S. 159, Anm. 2; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; White, Restorer, S. 159. Zum Quadenkrieg des Carinus siehe Kapitel 4.7. Meloni, Il regno di Caro, S. 90–91 mit Anm. 118, hält diese Zahlenangaben für authentisch, ebenso wie erstaunlicherweise auch noch White, Restorer, S. 159. Zu dieser Beurteilung gelangen auch Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 26–29; Kerler, Aussenpolitik, S. 260–262; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 362–363.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

dem Perserkrieg – wieder. Hier heißt es, Carus habe den Krieg gegen die Sarmaten größtenteils beendet: profligato magna ex parte bello Sarmatico (HA Car. 8, 1). Dies deckt sich mit der Angabe Eutrops, Carus habe während des Sarmatenkrieges (Sed dum bellum adversus Sarmatas gerit, …) die Nachricht über Unruhen bei den Persern erhalten und sei daraufhin nach Osten aufgebrochen (Eutr. 9, 18, 1).144 Dies erweckt den Anschein, als habe Carus den Krieg gegen die Sarmaten vorzeitig abgebrochen.145 Allerdings hatte der Krieg gegen die Perser, den bereits schon Aurelian und Probus vorbereitet hatten, von Anfang an Priorität.146 Der Krieg gegen die Sarmaten war wahrscheinlich von vornherein nur als kurze Strafaktion geplant, mit der Stärke demonstriert und gleichsam en passant die Grenze in Pannonien gesichert werden sollte.147 Falls tatsächlich einige wagemutige Sarmaten plündernd ins Reichsgebiet eingefallen sein sollten, so werden sich diese beim Herannahen des römischen Heeres zweifellos rasch wieder über die Donau zurückgezogen haben.148 In den literarischen Quellen wird der Sarmatenkrieg des Carus noch kurz in der Romana des Iordanes erwähnt: bellum Sarmaticum feliciter superavit (Iord. Rom. 294). Iordanes verwechselt hierbei jedoch die Reihenfolge mit dem Perserkrieg. Auch Synkellos berichtet, dass Carus Unruhen bei den Sarmaten unterdrückt habe: ἐχειρώσατο Σαρμάτας ἐπαναστάντας (Synk. 472, 10–11). Ebenso muss sich der bei den byzantinischen Autoren Malalas (Ioh. Mal. 12, 34) und Zonaras (Zon. 12, 30 ) erwähnte Feldzug des Carus gegen die ‚Hunnen‘ (Οὕννοι) auf diesen Krieg im Herbst 282 beziehen, da mit der anachronistischen Bezeichnung ‚Hunnen‘ nur die Sarmaten gemeint sein können. Wie bei Iordanes wurde jedoch auch hier die Reihenfolge mit dem Perserkrieg vertauscht.149 Bei den neuen Spielen, die nach der Historia Augusta Carus und seine Söhne angeblich in Rom eingeführt haben sollen, wird auch ein ludus Sarmaticus genannt (HA Car. 19, 3), worunter man sich am ehesten einen mit sarmatischen Kriegsgefangenen ausgetragenen Gladiatorenkampf vorstellen könnte. Dieser ludus Sarmaticus wurde in der Vergangenheit mehrfach im Kontext mit dem Sarmatenkrieg des Carus gesehen,150 doch handelt es 144 145 146 147

Zum Persarum tumultus bei Eutrop siehe Kapitel 4.4. Vgl. Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 25. Siehe hierzu ausführlich in Kapitel 4.4. Zum Sarmatenkrieg des Carus vgl. auch Barbieri, La politica amministrativa, S. 524; Meloni, Il regno di Caro, S. 64–65; S. 87–91; S. 98; Pink, Aufbau Carus, S. 11–12; S. 59; Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 21–34; Polverini, Da Aureliano, S. 1030, Anm. 69; Kerler, Aussenpolitik, S. 260–263; Pond, Inscriptional Evidence, S. 239; Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 251; Felix, Literarische Quellen, S. 100; Halfmann, Itinera principum, S. 142; Bird, Liber de Caesaribus, S. 159, Anm. 2; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 350; S. 362–363; Porena, Le origini, S. 23, Anm. 2; S. 58; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; White, Restorer, S. 159; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 200; Kreucher, Probus und Carus, S. 418. 148 Dass dieser Feldzug nur eine Maßnahme zur temporären Grenzsicherung war, zeigen auch die später von Diokletian geführten Kriege gegen die Sarmaten, vgl. beispielweise Barnes, Imperial Campaings, S. 174–193; Kuhoff, Diokletian, S. 37–38; Bowman, Diocletian, S. 80. 149 Siehe hierzu Kapitel 4.4, vgl. Silomon, Untersuchungen, S. 556–557; Meloni, Il regno di Caro, S. 91, Anm. 118; S. 106–107; Felix, Literarische Quellen, S. 100–101; Bleckmann, Reichskrise, S. 134; Banchich, Commentary, 131–133, Anm. 111. 150 So etwa Meloni, Il regno di Caro, S. 152–153, sowie Pink, Aufbau Carus, S. 59, der das im Philocalus Kalender (CIL² I.1, S. 276; S. 278) angegebene Datum für diese Spiele vom 25.

4.3 Der Sarmatenkrieg

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sich hierbei ganz eindeutig um eine reine Erfindung des Autors der Historia Augusta, da dieser ludus Sarmaticus erst später eingeführt wurde.151 Die Kämpfe gegen die Sarmaten fanden spätestens gegen Mitte Dezember 283 ihren Abschluss. Zur Feier dieses militärischen Erfolges wurden in Siscia eine ganze Reihe von Medaillons und aurei als Donativ für das siegreiche Heer gemünzt, deren Legenden die Sieghaftigkeit des Herrscherhauses verherrlichen sollten. Ein vermutlich noch in Abwesenheit des Carus geprägtes Goldmedaillon zeigt die Reverslegende VICTORIAE AVGVSTT und weist auf dem Avers irrtümlicherweise bereits schon Carus und Carinus gemeinsam als Augusti aus: IMPP CARVS ET CARINVS AVGG (Gnecchi I, S. 11, Nr. 1; RIC V 2, S. 153, Nr. 146) (Abb. 10). Auf dem Revers mit dem Münzzeichen SIS erscheinen zwei Siegesgöttinnen, die einen Schild mit der Aufschrift VOTIS X tragen.152 Bei dieser Averslegende könnte es sich vielleicht um eine Verallgemeinerung handeln, die mit dem Plural Augustorum hier den Augustus Carus und den Caesar Carinus gemeinsam meint, wie dies ebenso üblicherweise auf den Reverslegenden vorzufinden ist.153 So erscheint dieser Plural auf den ebenfalls im Dezember 282 bei der Siegesfeier in Siscia ausgegebenen aurei mit der Reverslegende VICTORIA AVGG, die mit den Averslegenden IMP C M AVR CARVS P F AVG (RIC V 2, S. 145, Nr. 97) und IMP M AVR CARINVS NOB C (RIC V 2, S. 161, Nr. 192) geprägt wurden. Weitere aurei, die den Sieg über die Sarmaten preisen sollten, wurden mit der Reverslegende VICTORIAE AVGG FEL nur für Carus gemünzt (RIC V 2, S. 145, Nr. 98).154 Zur Siegesprägung vom Dezember 282 gehören vielleicht auch einige Medaillons mit der Legende MONETA AVGG, auf deren Revers die für diesen Medaillon-Typus charakteristischen drei Monetae dargestellt sind, und die in Siscia oder Ticinum geprägt wurden (Gnecchi II, S. 120, Nr. 1–2; S. 121, Nr. 6).155

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November bis zum 1. Dezember seiner Chronologie zugrunde legt; zu den von Carus und seinen Söhnen angeblich eingeführten Spielen siehe hierzu auch Kapitel 4.7. Vgl. Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 29–33; Chastagnol, Claudien; S. 461–462; ders., Trois études, S. 79; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 400–405. Vgl. Cohen, S. 366, Nr. 11; Pink, Münzstätte Siscia, S. 91; ders., Medaillonprägung, S. 555, Nr. 5; ders., Aufbau Carus, S. 44; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 48, Nr. 1; Hedlund, Coinage and Authority, S. 186. Pink zählt das Stück zur dritten Emission der Münzstätte Siscia, die seiner Meinung nach zur gemeinsamen Erhebung des Carinus und Numerianus zu Augusti im Frühjahr 283 ausgegeben worden sei; Numerianus wurde jedoch erst nach dem Tod des Vaters zum Augustus proklamiert, siehe dazu ausführlich in Kapitel 5.1. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 49, hingegen ist davon überzeugt, dass dieses Stück in Zusammenhang mit dem Sieg über die Sarmaten zu sehen ist und datiert es wohl richtigerweise in den Dezember 282. Vgl. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 49; Horster, Emperor’s Family, S. 303. Zur Siegesprägung des Carus in Siscia vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 90–91; ders., Aufbau Carus, S. 44; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 48, Nr. 1–6; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 48, Nr. 2; S. 124, Anm. 189. gibt hier ein weiteres Goldmedaillon für Carinus mit der fehlerhaften Legende VICTORIE AVGG an, das erstmalig 1992 bei einer Auktion des Bankhauses Leu in Zürich in Erscheinung trat (Leu 54, 28. April 1992, Nr. 311). Vgl. Cohen, S. 355–356, Nr. 41–42; S. 389, Nr. 58; Pink, Münzstätte Siscia, S. 90; ders., Medaillonprägung, S. 554, Nr. 1–2; S. 556, Nr. 6; ders., Aufbau Carus, S. 27; S. 44; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 48, Nr. 6; S. 124, Anm. 190. Pink datiert Gnecchi II, S. 120, Nr. 1, auf März 283 und gibt hier noch eine Parallelprägung für Carinus als Augustus an (Gnecchi II,

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

Dieser schnelle Sieg – für den Carus übrigens nicht die Siegertitulatur Sarmaticus Maximus in Anspruch nahm – gab außerdem wohl den Anlass für die Erhebung des Numerianus zum Caesar. Wie auch die Historia Augusta berichtet, wurde der jüngere Sohn des Carus erst einige Zeit später als Carinus zum Caesar ernannt (HA Car. 10, 1). In Siscia wurden hierbei für Numerianus ebenfalls aurei und Antoniniane mit den Legenden PRINCIPI IVVENT und VIRTVS AVGG geprägt, auf denen der jüngere Sohn des Carus den Titel eines nobilissimus Caesar trägt (RIC V 2, S. 189, Nr. 369–370).156 Als eindruckvollster numismatischer Beleg für den Sieg über die Sarmaten und für die Proklamation des Numerianus zum Caesar im Dezember 282 darf ein Silbermedaillon gelten, das anlässlich des festlichen Einzugs des siegreichen Carus und seines jüngeren Sohnes in Siscia geprägt wurde (Gnecchi II, S. 123, Nr. 1).157 Auf dem Revers erscheint die für die Ankunft des Kaisers typische Legende ADVENTVS AVGG.158 Die Averslegende nennt sowohl Carus als auch die beiden Caesares Carinus und Numerianus: IMP CARO AVG CARINO ET NVMERIANO CAESS. Dementsprechend zeigt die Darstellung auf dem Avers die Büsten aller drei Mitglieder des Herrscherkollegiums, wobei Carus in der Mitte frontal abgebildet ist, seitlich flankiert von den beiden Caesares, die jeweils im Profil abgebildet und ihm zugewandt sind. Der Revers zeigt alle drei Herrscher auf Pferden reitend, mit dem zum Gruß erhobenen rechten Arm und geführt von der Siegesgöttin Victoria bei ihrem Einzug in die Stadt. Im Hintergrund sind Soldaten dargestellt. Diese Darstellung, mit der überdies das neue Herrscherkollegium präsentiert und deren Eintracht demonstriert werden sollte, ist insofern freilich idealisiert, als sich Carinus zum fraglichen Zeitpunkt in Gallien aufhielt und bei dem Einzug in Siscia nicht zugegen sein konnte. Es ist sicherlich realistisch, für die kurze Kampagne gegen die Sarmaten einschließlich der anschließenden Siegesfeier in Siscia und den Feierlichkeiten anlässlich der Erhebung des Numerianus zum Caesar einen Aufenthalt in Pannonien von knapp zwei Monaten anzunehmen. Somit lässt sich der Aufbruch des Carus und Numerianus samt dem gesamten für den Krieg gegen die Sāsāniden aufgestellten Heer nach Osten ungefähr auf Anfang Januar 283 datieren. Das bedeutet, dass Carus sein erstes ordentliches Konsulat am 1. Januar wahrscheinlich noch in Siscia S. 121, Nr. 2), wobei fraglich ist, ob zu dieser Zeit in Siscia überhaupt geprägt wurde; Gnecchi II, S. 120, Nr. 2; S. 121; Nr. 6 stammen nach Pink aus Ticinum. Gricourt hingegen weist alle drei Medaillons der Münzstätte Siscia zu und datiert sie auf Anfang Dezember 282. 156 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 91; ders., Aufbau Carus, S. 44; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 50; zum Titel principes iuventutis vgl. Hedlund, Coinage and Authority, S. 186–190; zur Erhebung des Numerianus zum Caesar siehe Kapitel 5.1, vgl. Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 220–221; Barbieri, La politica amministrativa, S. 524; Meloni, Il regno di Caro, S. 65–72; Pink, Aufbau Carus, S. 12; S. 60; Pond, Inscriptional Evidence, S. 145–146; Bastien, Interprétation, S. 79; Gallazzi, Annotazioni, S. 248–249; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 49– 50; Kuhoff, Felicior Augusto, S. 115–117; Kienast, Kaisertabelle, S. 260; Christol, Dieux et princes, S. 63–64; Brandt, Kaiserzeit, S. 60, Anm. 153; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 18; Kreucher, Probus und Carus, S. 417–418. 157 Zu diesem Stück vgl. Cohen, S. 366, Nr. 1; Pink, Münzstätte Siscia, S. 90; ders., Medaillonprägung, S. 555, Nr. 3; ders., Aufbau Carus, s. 44; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 50, Nr. 3. 158 Zum adventus des Kaisers siehe S. 81, Anm. 126.

4.4 Der Perserkrieg des Carus und Numerianus

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antrat. Carus und Numerianus müssen dann Anfang März 283 Antiochia am Orontes erreicht haben, um von dort aus den Krieg gegen die Perser zu eröffnen.159 4.4 DER PERSERKRIEG DES CARUS UND NUMERIANUS Den Krieg gegen die Perser scheint Carus als eine seiner wichtigsten Aufgaben betrachtet zu haben. Wie der sogenannte Continuator Dionis behauptet, soll Carus unmittelbar nach seiner Kaiserproklamation versprochen haben, gegen die Perser zu ziehen: Ὅτι ἅμα τῇ ἀναγορεύσει λέγουσιν εἰρηκέναι τὸν Κάρον ὅτι ἐπὶ κακῷ Περσῶν εἰς τὴν βασιλείαν ἦλθεν (Cont. Dio. 12). Um sich über die Beweggründe für diesen Feldzug, der die römischen Truppen durch das Zweistromland und bis hinein ins persische Kernland führte, klar zu werden und den Perserkrieg des Carus und dessen mögliche Fortsetzung durch Numerianus richtig beurteilen zu können, ist es zunächst notwendig, die Frage nach der Ausgangslage zu stellen, die Carus an der Ostgrenze des Reichs vorfand. Denn falls das Ziel des Feldzuges die Restituierung der römischen Territorien zwischen Euphrat und Tigris gewesen wäre, würde diese Option voraussetzen, dass Rom die Kontrolle über die Provinz Mesopotamia zuvor verloren hätte.160 Bei dem in den literarischen Quellen oftmals nicht genauer definierten Begriff ‚Mesopotamien‘ gilt es übrigens, den Unterschied zwischen dem Landschaftsbegriff, der das Gebiet zwischen Euphrat und Tigris insgesamt meint, und der römischen Provinz Mesopotamia im nördlichen Zweistromland, die spätestens in der Mitte des dritten Jahrhunderts mit Osrhoena vereinigt wurde, zu beachten.161 Die erste Kernfrage zur Beurteilung der Lage in der römischen Provinz Mesopotamia lautet: Gab es im Jahr 244 nach dem ungeklärten Tod Gordians III. (238– 244) während seines Perserfeldzugs und dem anschließenden Herrschaftsantritt von Philippus I. Arabs (244–249) tatsächlich einen Friedensvertrag zwischen den Sāsāniden und Rom, bei dem die Provinz oder zumindest große Teile davon an die Perser abgetreten wurden?162 Gegen diese Annahme sprechen eine Reihe von Indi159 Zur Ankunft des Carus im Frühjahr 283 in Antiochia vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 99; Pink, Aufbau Carus, S. 59; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Kreucher, Probus und Carus, S. 418. Pink rechnet für die Entfernung von etwa 1.700 km von Siscia bis nach Antiochia mit 70 Tagen, was bei der üblichen Marschleistung von 25 km pro Tag zutreffend sein dürfte. 160 So behauptet Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 56, S. 328, Carus habe eine Wiederherstellung der Provinz beabsichtigt; auch Felix, Literarische Quellen, S. 94; Winter, Friedensverträge, S. 128, und Kreucher, Kaiser Probus, S. 161, Anm. 467, gehen von einem Verlust der Provinz aus. 161 Zur Zusammenlegung von Mesopotamia und Osrhoena siehe Kapitel 5.4 sowie Ins. 247; 264; 281, vgl. Petersen, Roman Prefect, S. 265–282; Magioncalda, Testimonianze, S. 211–214; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 204; Speidel, Bollwerk, S. 424–429; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1143–1145. Zum Landschaftsbegriff ‚Mesopotamien‘ vgl. Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 204; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 57. 162 Für eine Abtretung oder zumindest eine Teilabtretung der Provinz im Jahr 244: Oates, Studies, S. 75; Bleckmann, Reichskrise, S. 79; S. 91; Rubin, Roman Empire, S. 180–184; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 31–43.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

zien. Während Zonaras von der Abtretung der Provinz Mesopotamia ebenso wie der von Armenien berichtet (Zon. 12, 19), betont Zosimos ausdrücklich, dass es bei diesem ‚schändlichen‘ Friedensvertrag eben keine Gebietsverluste für Rom gegeben habe (Zos. 3, 32, 4). Kein hinreichender Beleg über die Besitzverhältnisse ist der für Iulius Priscus, dem Bruder von Philippus I. Arabs, mehrfach überlieferte Titel eines Präfekten der Provinz Mesopotamia (ἔπαρχος Μεσοποταμίας), denn daraus lassen sich keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Größe dieser Provinz ziehen.163 Schließlich könnte damit auch nur die Statthalterschaft über eine Restprovinz oder die Aufrechterhaltung eines nominellen Herrschaftsanspruchs gemeint sein. Einen sicheren Hinweis liefert jedoch die Münzprägung der Stadt Nisibis, da dort für Philippus I. Arabs noch eine Reihe von Münzen geprägt wurde (BMC XXVIII, S. 122–124, Nr. 17–32).164 Auf einigen dieser Stücke wurde das Porträt eines jungen bartlosen Herrschers dargestellt, womit sie wahrscheinlich dem Sohn des Philippus I. Arabs, Iulius Philippus II., zuzuordnen sind (BMC XXVIII, S. 121– 122, Nr. 21–24), der erst im Sommer 247 zum Augustus erhoben wurde.165 Somit muss man davon ausgehen, dass während der ganzen Regierungszeit von Philippus I. Arabs für ihn und später auch für seinen Sohn in Nisibis geprägt wurde, und nachdem die Stadt Nisibis schon relativ weit im Osten der römischen Provinz liegt, kann somit eine faktische Gebietsabtretung im Jahr 244 aufgrund eines entsprechenden Friedensvertrags definitiv verneint werden.166 Möglich wäre lediglich, dass einige Landstriche im Süden der Provinz – wie etwa das Gebiet um die zerstörte Stadt Hatra – aufgegeben wurden.167 Die zweite Frage lautet: Konnten die Perser die Provinz Mesopotamia in der Zeit zwischen 244 und 282 erobern und langfristig in Besitz nehmen? Obwohl es Šāpūr I. im Jahr 260 gelang, den römischen Kaiser Valerian I. gefangen zu nehmen und in die römischen Provinzen Syria Coele, Cilicia und Cappadocia einzufallen, ist er bekanntermaßen letztlich durch die römisch-palmyrenische Gegenoffensive zum Rückzug gezwungen worden.168 In den sogenannten Res Gestae Divi Saporis führt der persische Großkönig selbst die römische Provinz Mesopotamia weder unter den eroberten Gebieten (ŠKZ griech. 26–34) noch unter den Provinzen seines Reiches 163 So auch Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 34–35; zu den entsprechenden Belegen vgl. Körner, Perserfriede, S. 321, Anm. 13. Zu Iulius Priscus ausführlich Körner, Philippus Arabs, S. 54–63. 164 Vgl. Körner, Philippus Arabs, S. 231, Anm. 110; ders. Perserfriede, S. 231, Anm. 14. 165 Zu Iulius Philippus II. vgl. Kienast, Kaisertabelle, S. 200; Körner, Philippus Arabs, S. 42–43. 166 Vgl. Kettenhofen, Römisch-persische Kriege, S. 36 mit Anm. 72; Winter, Friedensverträge, S. 103, Anm. 2; Körner, Philippus Arabs, S. 123–124; ders. Perserfriede, S. 317–330. Strobel, Imperium Romanum, S. 219–220, versucht die Textstellen bei Zosimos und Zonaras in Einklang zu bringen, indem er annimmt, dass in einem Friedensvertrag zwar die Abtretung der Provinz und der Oberhoheit über Armenien beschlossen worden sei, die Römer aber diese Vertragsklausel nicht erfüllt hätten; von einem Vertragsbruch spricht auch Zonaras (Zon. 12, 19). 167 Vgl. Winter, Friedensverträge, S. 103; zur Lage der genannten Orte siehe S. 119, Karte 1. 168 Der Perserkrieg Valerians I. verlief zunächst wohl durchaus nicht ungünstig, wie die Münzemission von Antiochia mit der Legende Victoria Parthica zu belegen scheint, vgl. Bastian/ Huvelin, Trésor d’antoniniani, S. 231–236; Kettenhofen, Römisch-persische Kriege, S. 81–82.

4.4 Der Perserkrieg des Carus und Numerianus

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auf (ŠKZ griech. 2–5).169 Im Laufe der persisch-römischen Auseinandersetzungen konnte Šāpūr I. zwar mehrfach römische Städte in der Provinz Mesopotamia einnehmen, aber es gelang ihm offenbar nicht, diese länger zu halten. Die Res Gestae Divi Saporis nennen hier als eindeutig lokalisierbare und größere eroberte römische Stadt östlich des Euphrats nur Circesium (ŠKZ griech. 17). Das ebenfalls in dieser Zeile erwähnte und von Šāpūr I. zerstörte Dura Europos liegt bereits westlich des Euphrats und gehörte wahrscheinlich zum Kommandobereich des Statthalters von Coele Syria.170 Als weitere Orte, die außerdem möglicherweise noch östlich des Euphrats gelegen haben könnten, werden im Tatenbericht des Großkönigs nur Batnae und Chanar aufgezählt (ŠKZ griech. 17). Bei Batnae ist jedoch nicht sicher, ob es sich hier um die Stadt Batnae in Mesopotamien oder um den gleichnamigen Ort in Syrien handelt, und Chanar kann nicht eindeutig lokalisiert werden.171 Als Valerian I. gegen Šāpūr I. zog, war dieser gerade dabei, die Städte Edessa und Carrhae zu belagern (ŠKZ griech. 19–20).172 Es ist jedoch höchst zweifelhaft, ob dem Großkönig die Einnahme dieser Städte gelang, zumal auch die Res Gestae Divi Saporis keine solche vermelden. Für eine Eroberung von Carrhae spricht lediglich die Bemerkung in der Historia Augusta, der zufolge Odaenathus später die Stadt zurückerobert haben soll (HA Gall. 10, 3; 12, 1).173 Möglicherweise hatten die Perser ihr Belagerungsgerät vor den Toren der Stadt zurücklassen müssen, da sich dieses noch zur Zeit des Perserfeldzugs von 363 vor der Stadt befand (Amm. 20, 11, 11). Wie Petros Patrikios berichtet, war der Großkönig auf seinem Rückweg im Spätsommer 260 gezwungen, sich bei Edessa den Durchzug durch das Gebiet der Stadt von der römischen Besatzung zu erkaufen (Petr. Patr. 11), was folglich die vorherige Einnahme dieser Stadt ausschließen dürfte. Nur Nisibis scheint länger unter sāsānidischer Herrschaft gestanden zu haben, doch erscheint die Stadt im Tatenbericht des Königs nicht, was dem Umstand geschuldet sein könnte, dass die Stadt freiwillig zu den Persern übergegangen war (Zos. 1, 39, 1).174 Völlig unklar ist überdies das Schicksal der beiden Legionsstandorte Singara und Rhesaena. In Singara lag das Standlager der legio I 169 Vgl. Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 205–206. 170 Zu Dura Europos vgl. beispielsweise Kettenhofen, Römisch-persische Kriege, S. 77–83; MacDonald, Dating, S. 45–68; Sommer, Steppengrenze, S. 270–354; Lieu, Rome on the Euphrates, S. 33–61. 171 Vgl. Kettenhofen, Römisch-persische Kriege, S. 76–77. 172 Zur Lage und Topographie von Edessa vgl. Kirsten, Edessa, S. 144–172. 173 Da der Tatenbericht des Großkönigs hier zwar die Zahl von 37 eroberten Städten angibt, aber weniger Ortsnamen genannt werden, vermutet Kettenhofen, Römisch-persische Kriege, S. 100–101, dass Carrhae und Edessa zu den nicht aufgelisteten Orten gehört haben könnten; da es sich aber um wichtige Städte handelt, wäre es wohl recht unwahrscheinlich, wenn Šāpūr I. gerade diese Orte nicht explizit genannt hätte. Rubin, Roman Empire, S. 180–184, glaubt, beide Städte hätten bereits nominell zum persischen Reich gehört und seien nicht erobert, sondern befreit worden. Hartmann, Teilreich 1, S. 130, hält nur die Eroberung von Carrhae für wahrscheinlich, während Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 208–209, eine Eroberung oder längere Besetzung beider Städte bezweifelt. Vgl. auch Bleckmann, Reichskrise, S. 118, Anm. 229, der eine Eroberung von Edessa ausschließt. 174 Nach Kettenhofen, Römisch-persische Kriege, S. 44–46, könnte die Stadt vielleicht schon 252 von Šāpūr I. eingenommen worden sein; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 40, vermutet, sie sei bereits 244 in die Hände der Perser gefallen; Strobel, Imperium Romanum, S. 222–223,

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

Parthica und die legio III Parthica war in der Stadt Rhesaena oder deren Umgebung stationiert.175 Auch nach dem Abzug einzelner Detachements wäre dort immer noch eine größere römische Truppenpräsenz zu erwarten. Wie Ammianus Marcellinus berichtet, war Singara heftig umkämpft und wurde mehrmals von den Persern erobert (Amm. 20, 6, 9), was im Umkehrschluss belegt, dass die Stadt dazwischen immer wieder in römischem Besitz war. Die Anwesenheit einer Abteilung der legio III Parthica ist für 271 sogar in Gallien belegt,176 was jedoch keineswegs den kompletten Abzug beider Verbände aus der Provinz oder die endgültige Aufgabe dieser Legionsstandorte bedeutet, denn noch im fünften Jahrhundert waren beide Legionen in der von Diokletian wieder in Mesopotamia und Osrhoena unterteilten Provinz stationiert (Not. dign. or. 35, 12; 36, 13). Als sich Šāpūr I. im Spätsommer 260 zum Rückzug gezwungen sah, wurde er bei der Überquerung des Euphrats von dem legatus Augusti pro praetore Syriae Phoenices Odaenathus geschlagen (Synk. 466, 24–25; Zon. 12, 23),177 woraufhin der Großkönig so geschwächt war, dass er sich – wie bereits erwähnt – den Durchzug durch das Gebiet von Edessa erkaufen musste (Petr. Patr. 11). Bereits kurz darauf war offenbar die Lage wieder weitgehend gesichert, denn schon im Frühjahr 261 konnte es Macrianus – nachdem er in Syrien seine beiden Söhne zu Augusti ausgerufen hatte – wagen, mit seinem gleichnamigen Sohn Macrianus und sicherlich einem beträchtlichen Truppenkontingent von der Ostgrenze gegen Gallienus nach Westen zu ziehen.178 Seinen jüngeren Sohn Quietus und den praefectus praetorio Ballista ließ er im Osten zurück.179 Im Sommer 261 wurden die beiden Macriani von Aureolus, dem Reitergeneral des Gallienus, auf dem Balkan besiegt. Odaenathus, der zwischenzeitlich von Gallienus zum στρατηγὸς τῆς ἑῷας befördert wurde (Synk 466, 25–26), hatte wohl zunächst die weitere Entwicklung der Dinge abgewartet und ging erst nach der Niederlage der Macriani auf dem Balkan gegen Quietus und dessen Prätorianerpräfekten Ballista vor. Vom Truppenaufgebot des Odaenathus geschlagen mussten sich der Usurpator und Ballista schließlich nach

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glaubt an eine Eroberung im Jahr 259; während Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 208– 209, davon ausgeht, dass die Stadt erst 260 zu den Persern übergegangen ist. Laut Hartmann, Teilreich 1, S. 141, Anm. 59, sollen sich beide Städte spätestens 259 im Besitz Šāpūrs I. befunden haben. Luther, Birtha Asporaku, S. 84, geht von einer teilweisen Zerstörung der römischen Befestigungsanlagen aus. Zur Stationierung der beiden Legionen in Singara und bei Rhesaena vgl. Wolff, Legio I Parthica, S. 247–249; dies. Legio III Parthica, S. 251–252; Speidel, Bollwerk, S. 413. Vgl. Hartmann, Teilreich 1, S. 141, Anm. 59, mit entsprechendem Quellenhinweis. Zur Laufbahn des Odaenathus ausführlich: Hartmann, Teilreich 1, S. 102–128. Zur Usurpation der Macriani vgl. Hartmann, Teilreich 1, S. 141–145; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 207–208; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 260–261; Hartmann, Teilreich 2, S. 351, jeweils mit Quellen- und Literaturhinweisen. Zur Datierung der Rückkehr Šāpūrs I. vgl. Kettenhofen, Römisch-persische Kriege, S. 122; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 207. Das Hauptkontingent der Macriani bestand wohl hauptsächlich aus Pannoniern (Zon. 12, 24), bei denen es sich allerdings um Truppen gehandelt haben könnte, die Valerian I. in den Orient geführt hat, vgl. Strobel, Imperium Romanum, S. 245; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 261 mit Anm. 199. Zum fehlerhaften Namen Callistus für Ballista vgl. Bleckmann, Reichskrise, S. 116–117.

4.4 Der Perserkrieg des Carus und Numerianus

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Edessa zurückziehen. Dort wurde Quietus von der Bevölkerung erschlagen und Ballista an Odaenathus ausgeliefert.180 Entweder noch während der Usurpation der Macriani oder kurz danach gelang es Odaenathus, die letzten persischen Stützpunkte in den römischen Gebieten östlich des Euphrats wieder in Besitz zu nehmen.181 Zosimos spricht in diesem Zusammenhang allgemein von der Rückgewinnung der von den Persern besetzten Städten und nennt konkret nur die Eroberung und Zerstörung der mit Šāpūr I. sympathisierenden Stadt Nisibis (Zos. 1, 39, 1). Die Historia Augusta erwähnt neben der Belagerung von Nisibis außerdem die Befreiung der Stadt Carrhae (HA Gall. 10, 3; 12, 1). Somit stand die Provinz nominell wieder unangefochten unter römischer Herrschaft, wenn auch faktisch unter der Oberhoheit des Fürsten von Palmyra. Daraufhin konnte Odaenathus zur Gegenoffensive übergehen und sogar, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, zweimal durch das ganze Zweistromland bis vor die sāsānidische Metropole Ctesiphon ziehen (Fest. 23; Zos. 1, 39, 2; Synk. 467, 7).182 Etwas später wurde unter Zenobia auf der westlichen Seite des Euphrats, nördlich der zerstörten Stadt Dura Europos, eine neue Festung errichtet, die den Namen der Königin trug (Prok. aed. 2, 8, 8–25),183 was darauf hinweist, dass unter der Herrschaft Palmyras auch die Grenzverteidigung neu organisiert und verstärkt wurde. Die eigentliche Zielsetzung der aggressiv geführten Kriegszüge Ardaŝīrs I. und besonders Šāpūrs I. gegen die römischen Provinzen ist weitgehend unklar, sie hatten eher den Charakter von Raubzügen und waren offenbar nicht auf dauerhaften Gebietsgewinn ausgelegt.184 Die Tatsache, dass Odaenathus nicht lange nach der Gefangennahme Valerians I. beinahe ungehindert und ohne eine Gegenwehr Šāpūrs I. bis vor Ctesiphon ziehen konnte, weist auf die innere Schwäche des Sāsānidenreichs hin und dürfte außerdem ein Indiz dafür sein, dass die Angriffskriege gegen Rom

180 Zum Untergang des Quietus vgl. Strobel, Imperium Romanum, S. 245–249; Hartmann, Teilreich 1, S. 144–145; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 208–209; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 261–262; Hartmann, Teilreich 2, S. 350–351, jeweils mit weiteren Quellen- und Literaturhinweisen. 181 Umstritten ist, wann genau diese Rückeroberung erfolgte; bei Isaac, Limits of Empire, S. 221; Strobel, Imperium Romanum, S. 249–250; Hartmann, Teilreich 1, S. 168–169; Teilreich 2, S. 353, zwischen 262 und 264; während Kettenhofen, Römisch-persische Kriege, S. 125, und Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 207, eine schnellere Rückgewinnung der Provinz annehmen. 182 Den ersten Zug nach Ctesiphon erwähnen außerdem auch Eutr. 9, 10, 1; Hier. chron. 221d; HA Gall. 10, 1–8; 12, 1; trig. tyr. 15, 2–4; Oros. 7, 22, 12, vgl. auch Hartmann, Teilreich 2, S. 353, Anm. 28. 183 Das heutige Halabyia, vgl. Lauffray, Deux campagnes, S. 687–692; Strobel, Imperium Romanum, S. 250, Anm. 436, siehe S. 119, Karte 1. Zur Erneuerung der Grenzverteidigung vgl. Zos. 1, 39, 2. 184 Vgl. hierzu Wirth, Parther und Sassaniden, S. 328–330; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 205–207; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 63. Hartmann, Teilreich 1, S. 140, vermutet hingegen, Šāpūr I. habe die Absicht gehabt, die Provinz Mesopotamia zu annektieren; die Absicht einer Teilannexion vermutet Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 20–22, die annimmt, Šāpūr I. habe „die Linie Chaboras/Nisibis/Tigris“ als neue Grenze angestrebt.

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für die Perser selbst offenbar ebenfalls sehr verlustreich und die persischen Ressourcen folglich weitgehend erschöpft waren.185 Als Aurelian 272 gegen Zenobia zog, um das sogenannte ‚palmyrenische Teilreich‘ wieder unter die Herrschaft Roms zu stellen, befanden sich nach Zosimos bei der Schlacht von Emesa Einheiten aus Mesopotamien in den Reihen seines Heeres, deren Tapferkeit auch ausdrücklich gelobt wird (Zos. 1, 52, 4), woraus zu folgern ist, dass sich die Provinz Mesopotamia zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr unter der Kontrolle von Palmyra befand.186 Wie bei Zosimos ebenfalls zu erfahren ist, ernannte Aurelian nach seinem ersten Sieg über Zenobia bei Antiochia Marcellinus zum ὕπαρχος τῆς μέσης τῶν ποταμῶν (Zos. 1, 60, 1), was als praefectus Mesopotamiae zu interpretieren ist.187 Für einen möglichen erneuten Verlust der Provinz in der Regierungszeit Aurelians existieren keinerlei Belege.188 Bei der Auflistung der Provinzen, über die Probus bei seiner Kaiserproklamation gegen Florianus im Sommer 276 verfügt haben soll, nennt Zosimos Syria Coele, Phoenice, Palaestina sowie Aegyptus (Zos. 1, 64, 1).189 Es fehlen die Provinzen Mesopotamia und Arabia, obwohl diese ebenfalls im Machtbereich des Probus gelegen haben müssten. Daraus wurde in der Vergangenheit geschlossen, dass die römische Provinz im nördlichen Zweistromland nach dem Jahr 273 wieder von den Persern in Besitz genommen worden sei, doch würde eine solche Argumentation logischerweise gleichzeitig den Verlust der Provinz Arabia bedeuten, und das kann mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden. Somit liefert auch diese Textstelle bei Zosimos keinen schlüssigen Beweis für eine erneute Eroberung der Provinz durch die Sāsāniden in der Zeit zwischen 273 und 276.190 185 Vgl. Wirth, Parther und Sassaniden, S. 328; Börm, Königtum der Sasaniden, S. 423–443. 186 Zu den Truppen aus Mesopotamien vgl. Watson, Aurelian, S. 75; Hartmann, Teilreich 1, S. 371; Luther, mesopotamische Provinzen, S. 210; Scheuerbrandt, Exercitus, S. 81–82; Hartmann, Teilreich 2, S. 369–370 mit Anm. 73. 187 Vgl. Saunders, Aurelian, S. 405–407; Watson, Aurelian, S. 79; S. 167; Hartmann, Teilreich 1, S. 173; S. 373; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 210; Jacob, Aurelians Reformen, S. 64; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 649; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1145, Mes. 4. 188 Ganz im Gegenteil berichtet Aurelius Victor vom siegreichen Vorgehen Aurelians gegen die Perser (Aur. Vict. Caes. 35, 1), was eine Übertreibung sein dürfte. Als weiteres Indiz für eine mögliche Auseinandersetzung mit den Persern sind die Siegertitulaturen Parthicus Maximus und Persicus Maximus für Aurelian zu sehen; diese können sich entweder auf einen Grenzkonflikt mit den Persern oder aber auch auf den Sieg über Zenobia beziehen, vgl. hierzu Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 92; Saunders, Aurelian, S. 218–217; Watson, Aurelian, S. 77; S. 242, Anm. 25; Hartmann, Teilreich 1, S. 386–387; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 210, Anm. 46; Hartmann, Claudius Gothicus, S. 317. Übrigens ist der Siegerbeiname Parthicus Maximus auch für Claudius II. Gothicus bezeugt, vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 86; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 210. 189 Vgl. Sauer, Florianus, S. 181–182; Cizek, Succession, S. 122; Kreucher, Kaiser Probus, S. 126; ders., Probus und Carus, S. 399. 190 Diese Argumentation findet sich bei Felix, Literarische Quellen, S. 92; Winter, Friedensverträge, S. 128; dagegen: Bleckmann, Reichskrise, S. 131; Sauer, Florianus, S. 181; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 210; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 54; allerdings habe nach Mosig-Walburg lediglich nur noch eine Restprovinz unter römischer Herrschaft gestanden.

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Unter Probus scheint es zu Verhandlungen mit den Sāsāniden gekommen zu sein, denn die Historia Augusta berichtet von einem Friedensgesuch des persischen Großkönigs (HA Prob. 17, 4–18, 1). Allerdings wird dabei nicht der tatsächliche Herrscher Wahrām II., sondern ein gewisser Narseus als Großkönig genannt. Es mag sich dabei womöglich um eine Verwechslung mit Narseh, dem Nachfolger Wahrāms II., handeln, der zum fraglichen Zeitpunkt vermutlich als sāsānidischer König Armeniens amtierte. Aber eine solche Verwechslung wiederum lässt Zweifel an dem Wahrheitsgehalt dieser Textstelle einschließlich eines angeblich von Probus verfassten Antwortschreibens mehr als berechtigt erscheinen.191 Indes dürfte die Annahme von wie auch immer gearteten Verhandlungen zwischen Probus und Wahrām II. durchaus richtig sein. Eine Inschrift am Tempel der Kalybe aus dem Ort Umm iz-Zetun in der Provinz Arabia erwähnt einen Sieg des Probus (Ins. 237), was sich aufgrund der geographischen Nähe auf einen Erfolg im Osten beziehen könnte.192 Außerdem ist auch für Probus in mehreren ägyptischen Papyri die wohl inoffizielle Siegertitulatur Persicus Maximus und Parthicus Maximus belegt.193 Der früheste Nachweis dieses Siegerbeinamens für Probus datiert vom 23. Phaophi im Jahr Ε des Probus; das entspricht dem 21. Oktober 279 (Pap. 20). Ein entsprechender Erfolg über die Sāsāniden wäre deshalb in den Sommer 279 zu datieren. Doch da für diesen Zeitraum keinerlei Hinweise für einen Aufenthalt des Probus im Osten existieren, sind größere militärische Operationen auszuschließen,194 so dass aller Wahrscheinlichkeit nach von einer friedlichen Verständigung mit dem persischen Großkönig auszugehen ist. Dabei wird es jedoch kaum um die Besitzverhältnisse in der Provinz Mesopotamia gegangen sein, da es für den siegreichen römischen Kaiser überhaupt keinen Grund gab, über den Besitz dieser Provinz zu verhandeln.195 Auch der durch eine Inschrift belegte Ausbau der Befestigungen der Stadt Bostra durch den praeses der Provinz Arabia Marcus Aurelius Petrus im selben Jahr (Ins. 236) muss nicht unbedingt als ein Indiz für eine aktuelle Bedrohung durch die Perser gewertet werden.196 Möglicherweise hat die Historia Augusta (HA Prob. 18, 1) 191 Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 68; Vitucci, L’imperatore, S. 62–64; Barnes, Some Persons, S. 164; S. 176; Wirth, Parther und Sassaniden, S. 329, Anm. 62; Felix, Literarische Quellen, S. 98; Winter, Friedensverträge, S. 152–153; Brandt, Pacator, S. 90; Schlumberger, Eigene Zutaten, S. 286; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 127–128; Kreucher, Kaiser Probus, S.158–161; ders., Probus und Carus, S. 407–409. 192 Vgl. Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 112, Nr. 5.1.4.; zum sog. Heiligtum der Kalybe in Umm iz-Zetun vgl. Segal, Kalybe Structures, S. 91–94. 193 Die Siegertitulatur Persicus Maximus und Parthicus Maximus für Probus nennen folgende ägyptische Papyri: Pap. 20; 23–24; außerdem noch P. Cair. Isid. 93; P. Fuad. I Univ. 22; P. Laur. IV 163; P. Lond. III 1243; P. Oxy. X 1256; XII 1562; XIV 1631; 1638; 1694; P. Oxy. Hels. 42; PSI VII 807; P. Stras. IV 264, vgl. Kettenhofen, Zur Siegestitulatur, S. 39–43; Kreucher, Kaiser Probus, S. 82–83. 194 Pink, Aufbau Probus, S. 27, vgl. auch Kreucher, Kaiser Probus, S. 160–161; ders. Probus und Carus, S. 408–409. 195 Winter, Friedensverträge, S. 128, und Kreucher, Kaiser Probus, S. 160–161, halten Verhandlungen über den Besitz der Provinz Mesopotamia für möglich. Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 211, schließt dies jedoch aus. 196 Die Errichtung einer Stadtmauer ist nicht immer zwangsläufig gleichbedeutend mit einer militärischen Bedrohung, vgl. Rebuffat, Enceintes urbaines, S. 501–522; Witschel, Zur Situation,

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insofern recht, als die Initiative für eine Verständigung tatsächlich von den Sāsāniden ausging. Letztlich kann über Motive und Ergebnisse möglicher Verhandlungen zwischen Probus und Wahrām II. nur spekuliert werden. Als Alternative zu einem diplomatischen Erfolg wäre auch an einen lokal begrenzten Grenzkonflikt zu denken, der in Abwesenheit des Probus beigelegt wurde.197 Für einen Verlust der römischen Provinz Mesopotamia in den Jahren von 261 bis 282 existieren jedenfalls keinerlei Anzeichen oder Belege. Die Analyse sämtlicher zur Verfügung stehender Quellen lässt – jenseits aller Spekulationen – nur einen Schluss zu: Die Provinz stand beim Herrschaftsantritt des Carus weitgehend unangefochten unter römischer Kontrolle.198 Eine Wiederherstellung der römischen Provinz als Kriegsziel des Carus kann folglich ausgeschlossen werden. Die Bemerkung bei Aurelius Victor, die den Perserfeldzug des Carus mit den fast regelmäßigen Einfällen der Perser begründet (Aur. Vict. Caes. 38, 2), könnte sich auf kleinere Beutezüge persischer Adliger auf römisches Gebiet oder aber ganz allgemein auf die zurückliegenden Kriegszüge Šāpūrs I. beziehen.199 Schwieriger als die Situation in der römischen Provinz Mesopotamia ist die Lage in Armenien zu beurteilen, wofür die teilweise recht verworrene armenische Überlieferung verantwortlich ist. Folgt man dieser Überlieferung, dann soll sich der Arsakide und spätere König Tiridates III., der sich damals noch im Kindesalter befand, beim Angriff Šāpūrs I. auf Armenien im Jahr 252 oder 253 durch die Flucht auf römisches Gebiet gerettet haben.200 Auch Zonaras berichtet von der Flucht eines armenischen Königs namens Teridates, der jedoch schon im Erwachsenenalter war und dessen Söhne zu den Persern übergegangen sein sollen (Zon. 12, 21). Tatsächlich trägt in den Res Gestae Divi Saporis Hormezd-Ardaŝīr, der Sohn Šāpūrs I., den Titel eines μέγας βασιλεὺς Ἀρμενίας (ŠKZ griech. 41; 48). Daneben wird Armenien ausdrücklich unter den Provinzen des Sāsānidenreichs aufgelistet (ŠKZ griech. 3). Es kann zwar nicht ausgeschlossen werden, dass hier nur ein nomineller Herrschaftsanspruch aufrechterhalten werden sollte, da jedoch weitere Informationen über das Schicksal Armeniens fehlen, ist von einer sāsānidischen Oberhoheit

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S. 194 mit Anm. 169. Zur Stadtmauer von Bostra vgl. Johnson, Fortifications, S. 251; Kreucher, Kaiser Probus, S. 161; ders., Probus und Carus, S. 408. Zu Marcus Aurelius Petrus siehe auch in Kapitel 5.8, vgl. PIR² A, Nr. 1570; PLRE I, S. 692, Nr. 4; Pflaum, Les gouverneurs, S. 143, Nr. 31; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 334, Nr. 35; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1101, Arab. 15. Kreucher, Kaiser Probus, S. 161; S. 208; ders., Probus und Carus, S. 408, gibt den Namen des Statthalters mit „Aelius Petrus“ wieder. Zu dieser Möglichkeit vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 160; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 212–213; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 56; Kreucher, Probus und Carus, S. 408. Zu diesem Resultat kommen auch Bleckmann, Reichskrise, S. 130–131, und Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 210–213, der dies sehr detailliert und plausibel darlegt. Nach Bird, Liber de Caesaribus, S. 159, Anm. 2, soll die Aussage auf die ständigen Kriege zwischen Rom und Persien hinweisen; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 56, vermutet kleinere Grenzkonflikte. Vgl. Hewsen, Search of Tiridates, S. 14; Demandt, Spätantike, S. 65; Kettenhofen, Tirdād, S. 51–52; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 80–81; Kettenhofen, Kaukasische Reiche, S. 482.

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über den größten Teil Armeniens auszugehen. Für einen in der Historia Augusta erwähnten Artabasdes als armenischen König zur Zeit Valerians Ι. (HA Valer. 3, 1–3) gibt es ansonsten keine weiteren Belege, weshalb diese Person sicherlich frei erfunden sein wird.201 Ebenso abzulehnen sind die ebenfalls auf einer Stelle in der Historia Augusta, die armenische Truppen im Heer der Zenobia nennt (HA Aur. 27, 4), beruhenden Spekulationen, Odaenathus habe die römische Oberhoheit über Armenien wiederhergestellt.202 Die einzig wirklich zuverlässige Nachricht über die Verhältnisse in Armenien liefert die Inschrift von Pāikūlī. Als Hormezd-Ardaŝīr 270 oder 272 seinem Vater Šāpūr I. auf den Thron folgte, wurde vielleicht schon zu diesem Zeitpunkt dessen jüngerer Bruder Narseh, der zuvor als König über Hindestān, Sakastān und Tūrān herrschte (ŠKZ griech. 42), zum König Armeniens eingesetzt. In der Inschrift von Pāikūlī berichtet Narseh selbst, dass er im Jahr 293, als es zur Auseinandersetzung mit seinem Großneffen Wahrām III. kam, König von Armenien war und sich auch dort aufgehalten habe.203 Obwohl es keine weiteren gesicherten Belege dafür gibt, wird doch allgemein postuliert, dass Narseh ohne größere Anfechtung über 20 Jahre lang als armenischer König geherrscht hat.204 Die in der Historia Augusta geschilderten und bereits angesprochenen Verhandlungen zwischen dem vermeintlichen persischen König Narseus und dem Kaiser Probus (HA Prob. 17,4–18, 1) wurden verschiedentlich mit dem armenischen König Narseh in Verbindung gebracht. Es ist vielleicht nicht ganz auszuschließen, dass in der Historia Augusta der aktuell regierende sāsānidische Herrscher Wahrām II. mit dem König Armeniens verwechselt wurde, doch sind eigenständige Verhandlungen des armenischen Königs mit Probus, die letzterem obendrein auch noch die Siegertitulatur Persicus Maximus eingebracht hätten, unwahrscheinlich.205 Obwohl eine Beurteilung der Situation in Armenien anhand des dürftigen Quellenmaterials schwierig ist, ist doch anzunehmen, dass beim Regierungsantritt des Carus das ehemals arsakidische Königreich ungeteilt unter der Herrschaft des Königs Narseh und somit unter sāsānidischen Oberherrschaft stand. Die Verhältnisse im Sāsānidenreich selbst vermitteln zum Zeitpunkt der Herrschaftsübernahme des Carus alles andere als einen stabilen Eindruck. Die Historia Augusta berichtet davon, dass die Perser während des Perserfeldzugs des Carus in 201 Vgl. Barnes, The Sources, S. 147; Kettenhofen, Tirdād, S. 144; ders., Kaukasische Reiche, S. 484. 202 Vom Wahrheitsgehalt dieser Angabe geht beispielsweise noch Felix, Literarische Quellen, S.92–93 aus, vgl. jedoch Kettenhofen, Tirdād, S. 145, Hartmann, Teilreich 1, S. 174 mit Anm. 47; Kettenhofen, Kaukasische Reiche, S. 484. 203 Kettenhofen, Tirdād, S. 2; S. 146; Wiesehöfer, Sāsāniden, S. 543; Weber, Narseh, S. 160–183. 204 Vgl. Felix, Literarische Quellen, S. 97–98; Kettenhofen, Tirdād, S. 145; Kreucher, Kaiser Probus, S. 158; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 85; Weber, Narseh, S. 181–183. Zur Herrscherfolge in der traditionellen armenischen Überlieferung vgl. Hewsen, Search of Tiridates, S. 12. 205 Nach Toumanoff, Armenien Arsacids, S. 253; S. 257–259, der hier zu vorbehaltlos dem armenischen Autor Moses von Chorene folgt (Mos. Chor. 2, 77), hätten diese Verhandlungen zu einer Teilung Armeniens und einer Restituierung der Arsakiden geführt, vgl. jedoch Kettenhofen, Tirdād, S. 63–69; S. 144–147; Kreucher, Kaiser Probus, S. 158–159.

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innere Streitigkeiten verwickelt gewesen sein sollen (HA Car. 8, 1). Nach Eutrop seien Carus, als er sich noch im Krieg gegen die Sarmaten befand, Unruhen bei den Persern gemeldet worden: nuntiato Persarum tumultu (Eutr. 9, 18, 1). Nun gilt die Historia Augusta sicherlich zu Recht als umstrittene Quelle, und es ist nicht ganz klar, was Eutrop mit einem Persarum tumultus genau meint,206 doch auch im Panegyricus von 291 wird vom Aufstand eines Ormies gegen seinen Bruder, den persischen Großkönig, gesprochen (Paneg. 11 (3), 17, 2). Nun wird der hier genannte Ormies mit Hormezd, dem Bruder Wahrāms II., zu identifizieren sein, der mit der Unterstützung der Bewohner Sakastāns und der Kūŝān versuchte, den Großkönig zu stürzen.207 Auch Agathias berichtet von der Unterwerfung Sakastāns durch Wahrām II. (Agath. 4, 24, 8), da aber Sakastān vorher bereits zum Sāsānidenreich gehört hat – es wird in den Res Gestae Divi Saporis bei den Provinzen des Reichs aufgezählt (ŠKZ griech. 4) – muss es sich hier um eine Aufstandbewegung gehandelt haben, die im Kontext mit der Rebellion des Hormezd zu sehen ist, und die Kämpfe im Osten des Perserreichs scheinen sich über die ganze Regierungszeit Wahrāms II. hingezogen zu haben.208 Daneben mussten sich die Sāsāniden in dieser Zeit noch mit einem weiteren innenpolitischen Problem auseinandersetzen, da unter Wahrām II. die nichtzoroastrischen Religionsgemeinschaften verfolgt wurden.209 Somit war Wahrām II. spätestens ab Jahresbeginn 283 in einen bedrohlichen Bruderkrieg im Osten seines Reiches verwickelt,210 so dass von persischer Seite Aggressionen gegen die römische Ostgrenze als sehr unwahrscheinlich angesehen werden können, und die Umstände für einen Feldzug gegen die Sāsāniden fraglos ausgesprochen günstig waren. Insgesamt stellt sich ohnehin die Frage, ob für die Existenz des Sāsānidenreichs die Verteidigung seiner Ostgrenze nicht von wesentlich größerer Bedeutung war, als die Auseinandersetzung mit Rom im Westen. Die Ergebnisse dieser Voruntersuchung lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Als Carus zum Kaiser proklamiert wurde, befand sich die Provinz Mesopotamia in römischem Besitz, Armenien stand unter sāsānidischer Oberherrschaft, was allerdings von Rom seit beinahe 30 Jahren toleriert wurde, und der persische Großkönig hatte einen Krieg im Osten seines Reichs auszutragen, so dass von den Persern keine Bedrohung ausging und allerhöchstens an kleinere persische Raubzüge an der römischen Ostgrenze zu denken ist. Das alles liefert also kein hinreichendes Motiv 206 Bleckmann, Reichskrise, S. 132, interpretiert diesen tumultus entsprechend dem „imperialistischen Geschichtsbild“ des Eutrop als Angriff auf römisches Gebiet. 207 Vgl. Felix, Literarische Quellen, S. 98–99; Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 373, Anm. 5 und 6; Weber/Wiesehöfer, Aufstand des Ormies, S. 217–225; Wiesehöfer, Sāsāniden, S. 542; Weber, Wahrām II., S. 578–584. 208 Nach Felix, Literarische Quellen, S. 99, hätten sich diese Unruhen im Osten noch „bis in die Spätzeit Bahrāms II. hingezogen“; vgl. Weber/Wiesehöfer, Aufstand des Ormies, S. 217–225; Wiesehöfer, Sāsāniden, S. 542; Weber, Wahrām II., S. 578–584. 209 Zu dieser Verfolgung vgl. Huyse, Kerdir, S. 118; Wiesehöfer, Sāsāniden, S. 542–543; Weber, Wahrām II., S. 592–597. 210 Vgl. auch Seston, Dioclétien, S. 160; Meloni, Il regno di Caro, S. 97; Felix, Literarische Quellen, S. 98–99; Winter, Friedensverträge, S. 130–131; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 351; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 211; Kreucher, Probus und Carus, S. 418; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 56, Anm. 239.

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für den großangelegten Perserfeldzug des Carus. Einen überzeugenden Beweggrund hierfür nennt jedoch die einzige zeitgenössische literarische Quelle. Der Dichter Nemesianus preist in seinem Hirtengedicht Cynegetica, Numerianus habe im Perserkrieg die an den ‚Spitzen‘ der Herrschaft der Söhne des Romulus verübten Gewalttaten gerächt: ultus Romulei violata cacumina regni (Nem. cyn. 73). Das von Nemesianus hier im Plural verwendete Wort cacumen bedeutet wortwörtlich ‚Gipfel‘, ‚Spitze‘ oder ‚Wipfel‘ und kann im metaphorischen Sinne eine Passhöhe meinen oder auch allegorisch für den Begriff ‚Hoheit‘ stehen.211 In dem von Nemesianus gebrauchten Zusammenhang dürften mit diesen ‚Spitzen‘ zweifellos die von Šāpūr I. gedemütigten römischen Herrscher, allen voran Valerian I., und somit die Majestät des römischen Volkes insgesamt gemeint sein. Numerianus hat also die Niederlage und die schmähliche Gefangenschaft Kaisers Valerians I. und die verheerenden Einfälle Šāpūrs I. auf römisches Gebiet gerächt.212 Hierbei ist es unwichtig, dass es in Wirklichkeit Carus war, der den römischen Feldzug siegreich bis über den Tigris geführt hat, da sich der Dichter Nemesianus mit seinem Lob auf die beiden Brüder Carinus und Numerianus konzentriert, und das siegreiche römische Heer schließlich von Numerianus zurückgeführt wurde.213 Wie diese Zeilen im Gedicht des Nemesianus belegen, wurde der Perserkrieg des Carus – zumindest seitens der römischen Öffentlichkeit – als Rachefeldzug gesehen, wodurch die römischen Niederlagen, die Rom im dritten Jahrhundert von den Persern hinnehmen musste, gesühnt werden sollten. Die Erklärung des Carus, direkt nach seiner Herrschaftsübernahme einen Krieg gegen Persien führen zu wollen (Cont. Dio. 12), erhält so gleichsam programmatischen Charakter. Auch wenn es im Osten keine Gebietsverluste gab und nach der Rückkehr Šāpūrs I. im Jahr 260 keine unmittelbare akute Bedrohung mehr von den Persern ausging, so war ein siegreicher Feldzug des römischen Kaisers gegen die Sāsāniden – so pathetisch das klingen mag – für das Ansehen und die Reputation Roms im Osten dringend erforderlich.214 Der Rhetor Libanios rechtfertigte später den Perserkrieg Julians als Vergeltungsmaßnahme für die Einfälle Šāpūrs II. auf römisches Gebiet (Liban. or. 12, 73–78), und 211 Vgl. TLL III, I 10, 62–12, 19; bes. 12, 10. 212 Schon Wernsdorf, Poetae Latini Minores, Bd. 1, S. 97, deutete 1780 die Formulierung cacumina als fastigium et maiestatem imperii Romani; Duff übersetzt diese Zeile in der Edition der Loeb Classical Library, S. 493, folgendermaßen: „in vengeance for outrages done to the high dignity of the realms of Romulus’ race“; Williams, Cynegetica, S. 167, stimmt Wernsdorf zu, „cacumina here doubtless means something of this sort“; bei Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 116, heißt es „avenging the outraged extremities of Romulus’ kingdom“, vgl. auch Green, Edition of Nemesianus, S. 30–32. Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 211–212, interpretiert diese Textstelle neben anderen Alternativen auch dahingehend, dass Numerianus den auf dem Feldzug verstorbenen Vater gerächt haben könnte. 213 Vgl. Chastagnol, Trois études, S. 84; Felix, Literarische Quellen, S. 103. 214 An dieser Stelle sei beispielsweise daran erinnert, wie wichtig für das römische Ansehen ein Sieg über die Parther nach der Niederlage des Crassus im Jahr 53 v. Chr. war; der Feldzug gegen die Parther stand damals auf dem politischen Tagesprogramm und wurde im großen Stile von Julius Caesar geplant und von Marcus Antonius wenig erfolgreich umgesetzt; die Rückgabe der Legionsadler des Crassus über 30 Jahre nach dessen Niederlage, wurde deshalb von Augustus als ausgesprochen bedeutender außenpolitischer Erfolg gewertet (RG 29), vgl. Krämer, Rückgabe, S. 362–363.

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primäres Ziel Julians sei die Eroberung der sāsānidischen Hauptstadt gewesen, die er in anachronistischer Weise Susa nennt: ταῦτα αἰτῶ καὶ προσέτι τὴν ἡμετέραν στρατίαν ἐν Σούσοις δειπνῆσαι Περσῶν οἰνοχοούντων (Liban. or. 12, 100).215 Auch der Perserkrieg des Carus ist somit ebenfalls als eine Strafaktion gegen die Sāsāniden anzusehen, deren Intention es war, die an der Majestät des römischen Volkes verübten Beleidigungen zu sühnen. Nach der Wiederherstellung der Reichseinheit durch Aurelian und der Sicherung der Grenzen an Rhein und Donau durch Probus muss ein Feldzug gegen die Sāsāniden als überfällige Aufgabe betrachtet worden sein.216 Abgesehen von weitergehenden Maßnahmen zur Grenzsicherung in der Provinz Mesopotamia und womöglich einer Erneuerung des römischen Einflusses über Armenien waren keine darüber hinausgehenden und dauerhaften Gebietsgewinne beabsichtigt. Wenn man jedoch diese Motivation für den Perserfeldzug des Carus voraussetzt, dann sind die in den literarischen Quellen genannten Kriegsvorbereitungen Aurelians und des Probus gegen die Sāsāniden nicht unbedingt nur als reiner Topos anzusehen. So habe sich Kaiser Aurelian im Herbst 275 in Thrakien aufgehalten, um dort einen Feldzug gegen die Perser vorzubereiten (HA Aurelian. 35, 4). Allerdings sprechen andere literarische Quellen vielmehr von einer Bedrohung der Donaugrenze durch die Goten (Synk. 470, 9; Zon. 12, 27), was darauf hinweisen könnte, dass Aurelian eher Maßnahmen getroffen hat, um einem bevorstehenden Goteneinfall zu begegnen, und tatsächlich fielen schon kurz nach Aurelians Ermordung in Caenophrurium Goten und Heruler über das Schwarze Meer nach Kleinasien ein (Zos. 1, 63, 1; Zon. 12, 28). Womöglich war aber Aurelian in Thrakien gerade mit den Vorbereitungen für einen Zug gegen die Sāsāniden beschäftigt, als ihn die Nachricht von einem bevorstehenden Germaneneinfall erreichte.217 Auch Probus soll – wie ebenfalls aus der Historia Augusta zu erfahren ist – nach seinem Triumph in Rom im Frühjahr 282 nach Pannonien gereist sein, um dort einen Perserkrieg vorzubereiten (HA Prob. 20, 1; Car. 7, 1). Hier muss man sich jedoch fragen, warum sich Probus den ganzen Sommer über an der Donau aufhielt, statt die für einen Feldzug günstige Jahreszeit auszunutzen und in den Osten weiterzuziehen. Eine Antwort hierauf könnte der später von Carus durchgeführte Feldzug gegen die Sarmaten geben, der auch hier wieder auf eine Bedrohung der Grenze an der Donau hinweist.218 Malalas spricht von einem Krieg gegen die Goten, den Probus hier geführt haben soll (Ioh. Mal. 12, 33). Dies widerlegt dennoch nicht die 215 Libanios meint mit dem ganz bewusst gewählten Namen der altpersischen Hauptstadt Susa die Stadt Ctesiphon, vgl. Wiemer, Libanios, S. 178–181; S. 186–187; Bringmann, Kaiser Julian, S. 169, vgl. auch Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 300, Anm. 1387. 216 Zur gleichen Feststellung gelangt auch Bleckmann, Reichskrise, S. 130–131; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 57, lehnt reine „Prestigegründe“ als Motiv für den Perserkrieg des Carus ab. 217 Zu dieser Alternative vgl. Watson, Aurelian, S. 102–104; die Vorbereitung eines Perserkrieges durch Aurelian wird abgelehnt von Saunders, Aurelian, S. 267–269; Strobel, Imperium Romanum, S. 269; Hartmann, Claudius Gothicus, S. 322, Anm. 81; Zweifel bei Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 56; Zustimmung: Wirth, Parther und Sāsāniden, S. 335; Felix, Literarische Quellen, S. 94–95; Cizek, Aurélien, S. 194–195; Kotula, Aurélien et Zénobie, S. 175; White, Restorer, S. 139–140; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 53. 218 Zum Sarmatenkrieg des Carus siehe Kapitel 4.3.

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Annahme, die eigentliche Absicht des Probus könnte die Vorbereitung eines Kriegs gegen die Perser gewesen sein.219 Allein schon der Umstand, dass Carus im Frühjahr 283 unmittelbar nach seinem Sieg über die Sarmaten mit einem ganz offensichtlich schon für diesen Zweck in Pannonien bereitgestellten Heer sogleich in den Osten weiterziehen konnte, dürfte die gegen die Sāsāniden gerichteten Kriegsvorbereitungen des Probus hinreichend belegen.220 Die Kerntruppe für den Perserfeldzug des Carus bestand sicherlich aus dem spätestens von Gallienus aufgestellten mobilen Feldheer, das aus den abkommandierten vexillationes der Legionen sowie aus Kavallerieeinheiten, die man hierfür zu größeren Verbänden zusammengezogenen hatte, gebildet wurde. Dieser comitatus, der den Kaiser auf seinen Feldzügen begleitete, wird durch weitere Truppenkontingente von den Legionen an Rhein und Donau massiv verstärkt worden sein, wobei hier als die schlagkräftigsten Verbände vermutlich die Detachements der kampferprobten auf dem Balkan und an der Donau stationierten Truppen anzusehen sind.221 Dies würde sehr plausibel erklären, weshalb für den Krieg an der Ostgrenze ausgerechnet das weit entfernte Pannonien und Thrakien als Aufmarschgebiet gewählt wurde.222 Gerade durch den Abzug von Truppen von der immer wieder akut gefährdeten Donaugrenze war vor Beginn eines Feldzugs gegen die Sāsāniden die Reorganisation der Grenzverteidigung in diesem Abschnitt und die Demonstration kaiserlicher Präsenz dringend erforderlich. Dies hatten zudem eine innenpolitische Dimension, denn nur durch gesicherte Grenzen konnte eine durch einen Barbareneinfall ausgelöste Usurpation während der durch einen Perserkrieg bedingten Abwesenheit des Kaisers vermieden werden. Schon aus diesem Grund war es ratsam, vor einer längeren Abwesenheit in einer potentiell gefährdeten Grenzregion Kaisernähe zu signalisieren.223 Aus den dargelegten Gründen kann gefolgert werden, dass sich Probus wirklich von Frühjahr bis Herbst 282 an der Donau aufgehalten hat, um dort und nicht erst im Osten die notwendigen Vorkehrungen für den Krieg gegen die Perser zu treffen. 219 Zustimmung findet der geplante Perserkrieg des Probus bei: Dannhäuser, Untersuchungen, S. 83–84; Crees, The Reign, S. 111; S. 124; Meloni, Il regno di Caro, S. 9; Winter, Friedensverträge, S. 128; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 145; Commentaire de la Vita Cari, S. 345–347; dagegen: Pink, Aufbau Probus, S. 73; Vitucci, L’imperatore, S. 26; S. 81–83; Kreucher, Kaiser Probus, S. 180–181; ders., Probus und Carus, S. 414; unentschieden: Felix, Literarische Quellen, S. 98; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 56–57. 220 Spätestens im März 283 wird Carus Antiochia erreicht haben, vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 98–100; Aufbau Carus, S. 59; Kreucher, Probus und Carus, S. 418. 221 Zur Militärpolitik und den Maßnahmen zur Grenzsicherung, zum Feldheer des Gallienus und zur Zusammensetzung eines möglichen Expeditionsheers gegen die Perser im Jahr 283 siehe ausführlich in Kapitel 5.8. 222 Vgl. Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 23. Kreucher, Kaiser Probus, S. 180–181, hält Pannonien für den „denkbar ungeeignetsten Ort“, um einen Krieg gegen Persien vorzubereiten; jedoch dienten Pannonien und Mösien schon für die expeditio Orientalis Gordians III. als Sammelplatz für die römische Armee, vgl. Huttner, Maximinus Thrax, S. 185–186. 223 Zu den Ursachen von Usurpationen durch militärische Bedrohungen und der Abwesenheit des Kaisers ausführlich Hartmann, Herrscherwechsel, S. 73–126; bes. S. 109–113, vgl. auch Halfmann, Itinera principum, S. 54; Johne, Kaisertum, S. 594–595. Zum Begriff der ‚Kaisernähe‘ vgl. Castritius, Rez. Baldus, S. 595; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 141.

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Die Aufnahme des Perserfeldzuges wurde hinausgezögert, da die Donaugrenze durch die Sarmaten gefährdet war. Dieser Zusammenhang offenbart vielleicht ein ganz neues Motiv für die Ermordung des Probus, denn diese kann als eine Reaktion der für den Perserkrieg bereitgestellten Truppen auf die Hinauszögerung dieses Feldzugs durch den Kaiser aufgefasst werden. Die Unzufriedenheit und gespannte Stimmung im Heer könnte daraus resultiert sein, dass die von ihren Standlagern abgezogenen Abteilungen, die wahrscheinlich auf einen möglichst schnellen Abschluss des Kriegs gegen die Sāsāniden und auf angemessene Beute gehofft hatten, stattdessen nun über ein halbes Jahr untätig warten mussten und darüber hinaus bei Sirmium sogar zu Meliorationsarbeiten herangezogen wurden (Aur. Vict. Caes. 37, 4; Eutr. 9, 17, 2; Epit. de Caes. 37, 3; HA Prob. 21, 2).224 Diese Umstände könnten die Rebellion gegen Probus und vor allem das fast schon wie eine Regierungserklärung anmutende Versprechen des Carus, gegen die Perser ziehen zu wollen (Cont. Dio. 12), sowie auch die Schnelligkeit, mit der dieser Krieg aufgenommen wurde, hinreichend erklären.225 Über den genauen Ablauf des Perserkrieges liefern die Quellen nur sehr wenige Anhaltspunkte. Nach Abschluss des kurzen Feldzugs gegen die Sarmaten zogen Carus und Numerianus mit dem für diesen Feldzug an der Donau zusammengestellten Heer nach Osten. Die Historia Augusta spricht hierbei von einer gewaltigen Kriegsmaschinerie und dem ganzen von Probus zusammengestellten Heer (HA Car. 8, 1). Der Weg vom Balkan nach Asien führte möglicherweise über die Stadt Byzantium. Wie die Parastaseis berichten, sei das sogenannte Capitolinum (Φιλαδέλφιον) der späteren Stadt Constantinopel an einem ehemals Προτείχισμα genannten Ort erbaut worden, auf dem vorher das Tor des Carus gestanden haben soll (Par. 56).226 Will man dieser etwas problematischen Quelle folgen, dann könnte es sich hierbei vielleicht um ein zunächst provisorisch aus Holz gefertigtes Bogenmonument handeln, das vor den Toren der unter Septimius Severus erneuerten Stadtmauer anlässlich des adventus des Kaisers als Ehrenbogen errichtet und später dann in Stein ausgeführt wurde. Bei dieser Gelegenheit könnte vielleicht auch eine Statue des Carus aufgestellt worden sein, die sich später in der Nähe der Hagia Sophia befunden haben soll (Par. 11).227 Vermutlich im März werden Carus und Numerianus Antiochia am Orontes erreicht haben.228 Die Stadt diente bereits unter Trajan (98–117), Severus Alexander 224 Über die genauen Umstände zum Tod des Probus siehe Kapitel 4.1. 225 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 96–97. 226 Berger, Untersuchungen, S. 331–332, hält diese Angabe in den Parastaseis für fiktiv, während Mayer, Rom ist dort, S. 167, von ihrer Richtigkeit ausgeht und einen Besuch des Carus in der Stadt annimmt, vgl. auch Müller-Wiener, Bildlexikon, S. 267; Cameron/Herrin, Constantinople, S. 265; Hedlund, Coinage and Authority, S. 160. Zu den Parastaseis vgl. auch Cameron/ Herrin, Constantinople, S. 2–52; Berger, Chalkun Tetrapylon, S. 7–12. 227 Vgl. Bassett, The Urban Image, S. 74; S. 146; Hedlund, Coinage and Authority, S. 160. 228 Und nicht schon wie bei Pink, Aufbau Carus, S. 59, angegeben in der zweiten Februarhälfte; die Datierung bei Pink beruht fälschlicherweise auf den im Philocalus-Kalender angegebenen ludi Sarmatici (CIL² I.1, S. 276; S. 278); zur Ankunft des Carus im Frühjahr 283 in Antiochia vgl. auch Meloni, Il regno di Caro, S. 99; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Kreucher, Probus und Carus, S. 418. Pink, Aufbau Carus, S. 59, kalkuliert für die Wegstrecke von

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(222–235) und Valerian I. (253–260) sowie später unter Julian (360–363) als Hauptquartier für deren Feldzüge gegen die Sāsāniden.229 In Zusammenhang mit der Ankunft des Carus und Numerianus dürfte die Prägung von aurei und Antoniniane in der Münzstätte von Antiochia mit den Reverslegenden VIRTVS AVGGG (RIC V 2, S. 150, Nr. 125; S. 164, Nr. 205; 208; S. 190, Nr. 375; S. 191, Nr. 378–379) und CONSERVAT AVGGG (RIC V 2, S. 190, Nr. 373) stehen (Abb. 5).230 Diese Münzen wurden für Carus und seine beiden Söhne herausgegeben, die auf der Averslegende – trotz der Angabe AVGGG auf dem Revers – als Caesares tituliert werden. Besonders die Antoniniane wurden in großer Stückzahl geprägt und waren wohl zur Besoldung der Truppen bestimmt.231 Ebenfalls zur Truppenbesoldung wurden außerdem etwa zeitgleich in der Münzstätte von Tripolis zusätzlich in großer Auflage Antoniniane – hier mit der Reverslegende VIRTVS AVGG – ausgegeben (RIC V 2, S. 150, Nr. 128; S. 165, Nr. 209; S. 191, Nr. 380).232 Dass Carus und Numerianus auf dem Weg zum Kampf gegen die Perser in Antiochia Station gemacht haben, erwähnen auch das Chronicon Paschale (Chron. pasch. 510, 4–7) und Malalas (Ioh. Mal. 12, 35).233 Es ist anzunehmen, dass der Zwischenstopp in Antiochia für die weitere Vorbereitung des Perserfeldzug genutzt wurde. Wahrscheinlich wurden zur Verstärkung des Heeres noch weitere vexillationes von den Legionen im Osten abgezogen.234 In Alexandria geprägte Tetradrachmen aus dem Jahr A des Carus und seiner Söhne zeigen auf dem Revers einen Adler flankiert von zwei vexilla (Milne S. 112, Nr. 4674–4682; 4690–4696) (Abb. 6).235 Diese für die alexandrinische Tetradrachmenprägung ungewöhnliche militärische Darstellung könnte auf die Teilnahme von Abteilungen der in Ägypten stationierten Legionen am Perserkrieg zurückzuführen sein. Dieses Münzmotiv erscheint auch noch im Jahr Β des Carinus und Numerianus (Milne S. 112, Nr. 4710–4712; S. 113, Nr. 4728–4730) neben Münzen aus dem Jahr Γ, die speziell zu Ehren der legio II Traiana geprägt wurden. Auf diesen Stücken ist auf dem Revers ein Adler mit der

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der Donau bis an den Orontes (ca. 1.700 km) eine Zeitspanne von 70 Tagen ein, was realistisch sein dürfte. Zur Bedeutung der Stadt als Hauptquartier vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 54; Isaac, Limits of Empire, S. 436–438; Duval, Les résidences impériales, S. 140–141; Pollard, Soldiers, S. 300– 303. Die zweite Emission bei Pink, Aufbau Carus, S. 55; dort auf das letzte Drittel des Februars datiert, vgl. Hedlund, Coinage and Authority, S. 121; zur Legende AVGGG siehe auch Kapitel 5.1. Im RIC werden einige dieser Stücke noch als selten bezeichnet, doch hat sich die Situation durch den Münzfund von Nahr Ibrahim in Syrien von 1938 inzwischen geändert, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 15–19 und S. 55, dort gibt Pink die in diesem Münzschatz enthaltenen Stückzahlen der VIRTVS AVGGG-Prägung an. Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 56–57. Beide Textstellen sind problematisch, im Chronicon Paschale wird Carus von Carinus begleitet, und bei Malalas besucht Numerianus erst nach dem Tod des Carus die Stadt, siehe dazu ausführlicher auch in Kapitel 5.3. Zur Zusammensetzung des Expeditionsheers des Carus siehe Kapitel 5.8. Vgl. Vogt, Alexandrinische Münze 2, S. 166; Förschner, Münzen, S. 384, Nr. 1223; S. 385, Nr. 1227; Kellner, Münzstätte 1, S. 158–159.

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Legende ΛΕΓ Β ΤΡΑΙ abgebildet (Milne S. 113, Nr. 4742–4747) (Abb. 24).236 Es wäre also denkbar, das dadurch die am Perserkrieg teilnehmenden Abteilungen der legio II Traiana für ihre Verdienste im Kampf gegen die Perser geehrt werden sollten. Um einen raschen Vormarsch nach Ctesiphon zu ermöglichen und schweres Belagerungsgerät mitzuführen, könnte zu den Vorbereitungen für den Perserkrieg auch die Bereitstellung einer Versorgungsflotte am Euphrat gehört haben.237 Noch in Antiochia wird Carus die Nachricht von einem entscheidenden Sieg des Carinus über die Germanen am Rhein erreicht haben. Ein ägyptischer Papyrus vom 12. Pharmouthi im Jahr A des Carus, Carinus und Numerianus (7. April 283) nennt erstmalig die Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carus und Carinus (Pap. 2).238 Dieser Erfolg wurde wahrscheinlich mit den in der Münzstätte Antiochia ausgegebenen aurei mit der Legende VICTORIA beziehungsweise VICTORIAE AVGG gefeiert (RIC V 2, S. 149, Nr. 122; S. 163–164, Nr. 203–204; S. 190, Nr. 374).239 In dieser Münzemission trägt Carinus noch den Titel eines nobilissimus Caesar, doch war der Sieg über die Germanen wohl der gegebene Anlass für dessen Proklamation zum Augustus.240 Hierzu würden sehr gut in Tripolis wohl in kleinerer Auflage geprägte Antoniniane passen, deren Reverslegende VICTORIA AVG sich auf den Germanensieg des Carinus beziehen könnte, den die Averslegende IMP M AVR CARINVS P F AVG bereits als Augustus ausweist (RIC V 2, S. 179, Nr. 328).241 In Tripolis wurde unter Carus und seinen Söhnen nur vor dem Perserzug im Frühjahr 283 und nach der Rückkehr des Numerianus im Sommer 284 geprägt; die Reverslegenden nennen die Herrscher immer im Plural (AVGG) mit Ausnahme eben dieser Antoniniane, und da diese Stücke hier allein für Carinus mit Hinweis auf dessen Sieghaftigkeit ausgegeben wurden, wäre ein Zusammenhang mit der Augustus-Erhebung des Carinus aus Anlass seines Sieges über die Germanen sehr gut vorstellbar.242

236 Vgl. Vogt, Alexandrinische Münze 2, S. 167; Fröschner, Münzen; S. 386, Nr. 1231; S. 389, Nr. 1238; Kellner, Münzstätte 2, S. 70. 237 So wurde auch das Heer des Septimius Severus auf dessen Partherfeldzug von einer Versorgungsflotte begleitet (Cass. Dio. 75, 9, 3), vgl. Spielvogel, Septimius Severus, S. 113; ebenso ließ Kaiser Julian für seinen Perserkrieg bei Samosata am Euphrat eine Flotte bereitstellen (Ioh. Mal. 13, 21), vgl. Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 231; Bringmann, Julian, S. 171; Dąbrowa, Naval Operations, S. 237–242. 238 Zum Germanensieg des Carinus siehe Kapitel 4.7 und zur Siegertitulatur Germanicus Maximus siehe Kapitel 7.2. 239 Die dritte Emission bei Pink, Aufbau Carus, S. 56, der hier jedoch keinen Zusammenhang mit dem Germanensieg des Carinus herstellt und die für Carinus geprägten aurei überhaupt nicht berücksichtigt; statt dessen gibt Pink hier einen für Numerianus als Augustus geprägten aureus an (RIC V 2, S. 201, Nr. 464), der mit Sicherheit später zu datieren ist. 240 Pink, Aufbau Carus, S. 12; S. 14; S. 59, geht von einer gleichzeitigen Augustuserhebung beider Söhne im März 283 aus; zur Augustuserhebung des Carinus siehe Kapitel 4.7 und 5.1, vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 76–79; Gallazzi, Annotazioni, S. 249–250; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 49; S. 98; Kienast, Kaisertabelle, S. 261; Kreucher, Probus und Carus, S. 419–420. 241 Diese Stücke mit dem Münzzeichen TR für Tripolis fehlen bei Pink, Aufbau Probus, S. 56–57. 242 Zur Münzstätte Tripolis vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 56–57.

4.4 Der Perserkrieg des Carus und Numerianus

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Nachdem das Heer geordnet und die Vorbereitungen für den Feldzug abgeschlossen waren, brachen Carus und Numerianus wahrscheinlich Anfang April in Richtung Euphrat auf.243 Über das genaue Itinerar herrscht weitgehend Unklarheit, da die literarischen Quellen hierzu keinerlei Auskünfte geben. Den einzigen Anhaltspunkt liefert eine wenngleich etwas phantasievolle Textstelle bei Malalas; nach dieser habe Carus während des Perserkrieges dort am Limes (ἐν τῷ λιμίτῳ) eine Festung erbaut, der er seinen Namen verliehen (Κάρας) und ihr das Stadtrecht gewährt haben soll (Ioh. Mal. 12, 34). Bei diesem Ort kann es sich nur um Carrhae handeln.244 Diese Behauptung hat wohl Georgios Monachos übernommen, bei dem es auch heißt, dass Carus Carrhae gegründet haben soll: … Κάραις, τῇ παρὰ τοῦ Κάρου τοῦ βασιλέως κτισθείσῃ πόλει (GMon. 546, 21–22), und Kedrenos gibt denselben Wortlaut wieder (Cedr. 527, 3–4).245 Zwar gilt Malalas als zweifelhafte Quelle und natürlich wurde die Stadt nicht von Carus erbaut, doch es wäre durchaus möglich, dass Carus die Befestigungen der Stadt ausbessern und verstärken ließ und deshalb als ‚Neugründer‘ geehrt wurde. Wenn man das Zeugnis des Malalas für halbwegs glaubhaft hält, dann lässt sich hieraus vielleicht ableiten, dass Carus bei seinem Vormarsch ins südliche Zweistromland den Auftrag zur Verstärkung der Grenzbefestigungen in der Provinz Mesopotamia gegeben haben könnte, was grundsätzlich sehr wohl vorstellbar wäre. Allerdings bemängelte Ammianus Marcellinus später den schlechten Zustand der Stadtmauern von Carrhae beim Einfall Šāpūrs II. (Amm. 18, 7, 3). Somit könnte der Kern dieser Überlieferung bei Malalas einfach nur darin bestehen, dass die römischen Legionen des Carus ihr Marschlager in der Nähe der Stadt errichtet haben. Wie man aufgrund dieses Aufenthalts in Carrhae vermuten kann, wählte Carus dieselbe Route, die schon Gordian III. im Jahr 243 eingeschlagen hatte und für die sich später auch Julian auf seinem Perserzug entschieden hat, wobei für den Feldzug des Odaenathus derselbe Weg angenommen wird.246 Carus könnte folglich von Cyrrhus kommend bei Zeugma den Euphrat überquert haben und dann über Edessa nach Carrhae gezogen sein.247 Dort wird das Heer den Weg nach Süden genommen haben, um am linken Ufer des Euphrats flussabwärts zu marschieren. Dies scheint vor allem dann um so plausibler, wenn man die Begleitung der Marschkolonnen des Heeres durch eine Versorgungsflotte voraussetzt. Kurz vor Pirisabora, einer Stadt die später von Julian belagert und eingenommen wurde (Amm. 24, 2, 9–22), muss die Route dann entlang des Königskanals, dem ποταμὸς Βασίλειος (Strab. 16, 1, 243 Über den Zeitaufwand für die Aufstellung eines Expeditionsheers allgemein vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 171, Anm. 470; zum hohen organisatorischen Aufwand, der für die persische Expedition Julians erforderlich war, vgl. Bringmann, Julian, S. 172. 244 Vgl. Felix, Literarische Quellen, S. 102; Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 115; S. 373, Anm. 14; Übersetzung Thurn, Weltchronik, S. 316–317 mit Anm. 209. 245 Malalas wurde wohl zum Teil von Georgios Monachos als Quelle verwendet, und Kedrenos wiederum griff auf letzteren zurück, vgl. Brecht, Reichskrise, S. 52–53. 246 Zum Perserzug Gordians III. vgl. HA Gord. 26, 6; Synk. 443, 5–6; Zon. 12, 18; zum Weg des Kaisers Julian vgl. Amm. 23, 2–25, 3; zur Route des Odaenathus vgl. Hartmann, Teilreich 1, S. 171. Pink, Aufbau Carus, S. 59, vermutet, dass der Weg von Antiochia an den Euphrat über Beroea (Aleppo) genommen wurde. 247 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 100, der hier Samosata und Edessa angibt.

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27) oder Narmalcha (Plin. nat. hist. 6, 30, 120), nach Südosten bis Coche und von dort über den Tigris nach Ctesiphon, der Hauptstadt des Sāsānidenreichs, geführt haben.248 Wenn man dem Eindruck, den vor allem die lateinischen Quellen vermitteln, Glauben schenkt, dann verlief der Vormarsch des römischen Heeres entlang des Euphrats und durch das südliche Mesopotamien allem Anschein nach recht zügig. Die römischen Truppen stießen zunächst wohl offenbar auf keinen nennenswerten Widerstand. Aurelius Victor erwähnt nur in knapper Form die Vertreibung der Feinde: … fusis hostibus (Aur. Vict. Caes. 38, 3). Auch nach Festus und der Historia Augusta sei dem römischen Heer kein Feind entgegengetreten (Fest. 24; HA Car. 8, 1). Falls es also tatsächlich noch sāsānidische Stützpunkte auf römischem Gebiet gegeben haben sollte, werden diese spätestens beim Vormarsch des römischen Heeres schnell aufgegeben worden sein.249 Zu ernsthaften Gefechten kam es wohl erst bei der Belagerung der Stadt Meinas Sabatha (Μείνας Σαβαθά), einem Ort am Königskanal kurz vor Coche. Wie Zosimos berichtet, wurde die Stadt von Carus erobert (Zos. 3, 23, 4).250 Auch in seinen Res Gestae erzählt Ammianus Marcellinus von einer Stadt in der Nähe von Coche, die von Carus zerstört wurde: … civitatem desertam … a Caro principe quondam excisam (Amm. 24, 5, 3). Dieser Ort ist höchstwahrscheinlich mit dem bei Zosimos genannten Meinas Sabatha identisch.251 Nach der Einnahme von Meinas Sabatha zog das römische Heer weiter zu der Stadt Coche, dem ehemaligen Seleucia am Tigris (Amm. 24, 5, 3).252 Diese bedeutende persische Metropole wurde ebenfalls belagert und offenbar sehr schnell erobert. Anschließend müssen die römischen Truppen in der Nähe von Ctesiphon den Tigris überquert haben. Wenn man vom Aufbruch in Antiochia Anfang April ausgeht, dann stand Carus wahrscheinlich Mitte Juni 283 vor den Toren der stark befestigten sāsānidischen Hauptstadt, die nach einer kurzen und erfolgreichen Belagerung eingenommen werden konnte (Nem. cyn. 72; Eutr. 9, 18, 1; Fest 24; Hier. chron. 224g; Oros. 7, 24, 4; Zos. 3, 23, 4; Iord. Rom. 294; Synk. 472, 11–12; Cedr. 464, 7–9; Zon. 12, 30).253 248 Zur Marschroute vgl. auch Meloni, Il regno di Caro, S. 98–100; Pink, Aufbau Carus, S. 59, gibt als alternative Route noch den Weg entlang des Tigris an; Oates, Studies, S. 99, vermutet, Carus habe die Stadt Singara zurückerobert, doch gibt es hierfür keinerlei Belege; zum Königskanal vgl. Paschoud, Naarmalcha, S. 345–359, siehe S. 119, Karte 1, vgl. auch die Karte bei Chaumont, Études d’Histoire Parthe, S. 76, und bei Luther, Konstantins letzte Pläne, S. 111, Abb. 1. 249 Zum geringen Widerstand der Perser vgl. Barnes, Sources, S. 97; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 350–351; zu einem möglichen vorherigen persischen Einfall in die römische Provinz Mesopotamia vgl. Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 212–213. 250 Zu dem Ort Meinas Sabatha vgl. Dillemann, Ammien Marcellin, S. 132; Chaumont, Études d’Histoire Parthe, S. 81; Fornara, Julian’s Persian Expedition, S. 11, Anm. 46; Boeft/Drijvers/ Hengst/Teitler, Philological and Historical Commentary 13, S. 154, siehe auch S. 119, Karte 1; zur Belagerung durch Carus vgl. Bleckmann, Reichskrise, S. 133–134. 251 Vgl. Boeft/Drijvers/Hengst/Teitler, Philological and Historical Commentary 13, S. 154, vgl. auch Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 349. 252 Zu Coche vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 103–104; Bleckmann, Reichskrise, S. 132–133; Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 373, Anm. 8; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 349–350. 253 Zur Datierung auf den Frühsommer (Juni/Juli) 283 vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 59–60, der für die reine Marschleistung zwei Monate ohne die Kriegshandlungen einkalkuliert, vgl. auch

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In Zusammenhang mit der Belagerung dieser Städte kann es auch zu einem größeren Gefecht gekommen sein, so sollen nach einer kurzen Notiz bei Eutrop die Perser in einer Schlacht besiegt und in die Flucht geschlagen worden sein: Ipsos proelio fudit (Eutr. 9, 18, 1). Detailliertere Angaben finden sich hierzu noch bei Zonaras, der als einziger beschreibt, wie die Perser durch die Umleitung eines Flusses versuchten, das römische Lager zu überfluten, was aber von Carus verhindert wurde, dem es gelang, die Perser zurückzuschlagen (Zon. 12, 30). Eine interessante Frage lautet: Wo war Wahrām II. während der Eroberung der Metropolen Coche und Ctesiphon? Die Präsenz des persischen Großkönigs wird in den literarischen Quellen mit keinem Wort erwähnt. Es sieht also ganz so aus, als hätte Wahrām II. nichts unternommen, um seine Residenzstadt zu verteidigen. Vermutlich weilte der Großkönig immer noch mit seinen Streitkräften fern im Osten seines Reiches, in Sakastān, um dort die Rebellion seines Bruders Hormezd und einen vielleicht damit in Verbindung stehenden Aufstand im Kūšānreich zu unterdrücken.254 Die Einnahme von Coche und Ctesiphon wird bei Aurelius Victor nicht explizit genannt, er erwähnt nur, dass Carus nach der Vertreibung der Feinde aus Ruhmsucht über Ctesiphon beziehungsweise Thesiphon – wie es bei ihm heißt – hinaus vorgerückt sei (Aur. Vict. Caes. 38, 3).255 Die Historia Augusta nennt zwar die Eroberung des Zweistromlandes (Mesopotamia Carus cepit), womit sicherlich das südliche Mesopotamien, das persische Āsūrestān, gemeint sein wird und nicht die römische Provinz, sagt aber darüber hinaus nur, dass Carus bis nach Ctesiphon gelangt sei (HA Car. 8, 1).256 Dem entspricht Malalas, der behauptet, Carus habe das persische Gebiet bis zur persischen Hauptstadt unterworfen (Ioh. Mal. 12, 34). Jedoch ganz ausdrücklich von der Einnahme der beiden persischen Metropolen Ctesiphon und Coche sprechen Eutrop (Eutr. 9, 18, 1), Festus (Fest. 24), Orosius (Oros. 7, 24, 4) und die Romana des Iordanes (Iord. Rom. 294). Auch Hieronymus beschreibt mit den Worten vastata Cochem et Ctesifontem die Eroberung beider Städte (Hier. chron. 224g). Die späteren byzantinischen Autoren Synkellos (Synk. 472, 11–12), Symeon Magister (Sym. 104, 85 = Leo 81, 7–9) und Kedrenos (Cedr. 464, 7–9) nennen jeKreucher, Probus und Carus, S. 418; zur Eroberung von Coche und Ctesiphon vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 102–104; Pink, Aufbau Carus, S. 60; Kerler, Aussenpolitik, S. 264; Felix, Literarische Quellen, S. 99–103; Loriot, Problèmes, S. 151–152; Halfmann, Itinera principum S. 242; Winter, Friedensverträge, S. 131–132; Bird, Liber de Caesaribus, S. 159, Anm. 3; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Bringmann, Julian, S. 171; Kreucher, Probus und Carus, S. 418. Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 57, macht keine Angaben zur Eroberung der beiden Metropolen; zur Geographie siehe S. 119, Karte 1. 254 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 97; Felix, Literarische Quellen, S. 98–101; S. 105; Barnes, Lost Kaisergeschichte, S. 29; Winter, Friedensverträge, S. 131; Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 373, Anm. 5 und 6; Wiesehöfer, Sāsāniden, S. 542; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 58; zum Aufstand im Kūšānreich vgl. Kettenhofen, Tirdād, S. 6, der schreibt, dass unter Wahrām II. den Persern vorübergehend die Herrschaft über diesen Reichsteil verloren ging. 255 Vgl. Felix, Literarische Quellen, S. 101. 256 Diese Textstelle diente Winter, Friedensverträge, S. 130, als Nachweis für die allerdings nur temporäre Rückgewinnung der Provinz Mesopotamia, vgl. jedoch Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 212; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 57, die hier jedoch offen lässt, ob die römische Provinz oder das südliche Zweistromland gemeint ist.

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weils nur die Eroberung von Ctesiphon, während es wieder bei Zonaras heißt: κατέσχε Κτησιφῶντά τε καὶ Σελεύκειαν (Zon. 12, 30). Zonaras und mit ihm der sogenannte Chronograph von 354 (Chron. 354 148, 17) sind hier übrigens die einzigen, die in diesem Kontext den alten Namen Seleucia für Coche verwenden,257 was vielleicht auf Spuren einer eigenständigen Überlieferungstradition hinweisen könnte. Nun könnten durch die teilweise unterschiedlichen Angaben in den literarischen Quellen vielleicht Zweifel aufkommen, ob denn die Behauptung von der Eroberung dieser bedeutenden sāsānidischen Kapitalen den Tatsachen entspricht.258 Große Bedeutung kommt hier jedoch wieder dem Zeugnis des einzigen zeitgenössischen Autors Nemesianus zu. Dieser preist in seinen Cynegetica den Sieg über die Perser, indem er von der Eroberung der ‚alten Zitadellen Babylons‘ dichtet: veteres Babylonos ceperit arces (Nem. cyn. 72). Diese Zeile des Nemesianus ist zwar dichterisch verklärt, und der Dichter folgte freilich der Intention, das Kaiserhaus zu verherrlichen,259 doch können mit diesen ‚alten Zitadellen Babylons‘ nur die Städte Coche und Ctesiphon gemeint sein, was bedeutet, dass im römischen Reich zur fraglichen Zeit die Eroberung der persischen Hauptstadt allgemein bekannt war. Der Erfolg des Carus scheint sich überdies ganz nachhaltig in das Bewusstsein der römischen Öffentlichkeit geprägt zu haben. Dies spiegelt beispielsweise die Lobrede Julians vor Constantius II. wieder, wenn er den vorherigen Unglücksfällen, womit vermutlich die Niederlagen gegen die Sāsāniden gemeint sein werden, die Heldentaten und militärischen Fähigkeiten des Carus gegenüberstellt: τί δὲ χρὴ τῶν δευτέρων ἀτυχημάτων μεμνῆσθαι καὶ τῶν ἐπ᾿ αὐτοῖς τοῦ Κάρου πράξεων, ὅσπερ μετὰ τὰς συμφορὰς ᾑρέθη στρατηγός (Iul. or. 1, 17d–18a). Und Sidonius Apollinaris sollte später fragen, wer denn je den persischen Feldzug und die siegreiche Armee des Kaisers Carus vergessen könne (Sidon. carm. 23, 91–93). Es dürften deshalb keine Zweifel darüber bestehen, dass Carus die beiden Metropolen Ctesiphon und Coche tatsächlich eingenommen hat. Das reflektieren auch die Siegertitulaturen Persicus beziehungsweise Persicus Maximus, die Carus und seine Söhne angenommen haben.260 Zwar ist dieser Siegerbeinamen auch für eine Reihe von Vorgängern des Carus belegt, die keinen entscheidenden Sieg über die Sāsāniden erringen konnten,261 doch dass Carus keinen leichtfertigen Umgang mit Siegerbeinamen pflegte, dokumentiert schon der Verzicht auf die Titulatur Sarmaticus Maximus, trotz seines Erfolgs über die Sarmaten. Als wohl einer der frühesten Nachweise ist eine Inschrift aus Antinoopolis 257 Vgl. hierzu Bleckmann, Reichskrise, S. 132–133. 258 Was beispielsweise Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 350–353, an der Glaubwürdigkeit der Nachricht von der Eroberung der Metropole Ctesiphon zweifeln lässt; auch Potter, Roman Empire, S. 279, hält die Berichte von der Eroberung der Stadt Ctesiphon für eine Übertreibung. 259 Vgl. Chastagnol, Trois études, S. 84; Küppers, Proömium, S. 493–494. 260 Zu der Siegertitulatur Persicus Maximus vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 104; Bureth, Titulatures impériales; S. 126; Barnes, Lost Kaisergeschichte, S. 29; Winter, Friedensverträge, S. 132; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 450–471; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; S. 260–261; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, 350–352; Kreucher, Probus und Carus, S. 418–419 mit Anm. 174; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 57–58; zu den Siegerbeinamen siehe Kapitel 7.2. 261 Siehe etwa S. 92, Anm. 188, und S. 93 mit Anm. 193.

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in Ägypten anzusehen, die den ‚ewigen‘ Sieg des Carus verherrlicht: Ὑπὲρ νίκης αἰωνίου τῶν κυρίων ἡμῶν Κάρου Περσικοῦ Καρίνου καὶ Νουμεριανοῦ (Ins. 13). Der Beinamen Persicus Maximus erscheint für Carus außerdem auf einer Inschrift aus Carthago (Ins. 24) sowie möglicherweise auf einem weiteren Epigraph aus Nicopolis in Moesia Inferior, auf dem allerdings der Name des Kaisers nicht erhalten ist und der neben Περσικὸς Μέγιστος noch die Siegertitulatur Παρθικὸς Μέγιστος nennt (Ins. 156).262 In der Münzprägung findet sich die anachronistische Titulatur Parthicus gleichrangig neben Persicus; doch erscheinen beide Siegerbeinamen mit der Legende DIVO CARO PARTHICO (RIC V 2, S. 138, Nr. 30; S. 147–148, Nr. 108–113) (Abb. 7), aus den Münzstätten Lugdunum und Siscia, und DIVO CARO PERS (RIC V 2, S. 140, Nr. 48; 50), aus der Prägestätte Rom, nur auf den Konsekrationsmünzen des Kaisers.263 Den Siegerbeinamen Persicus für Carus überliefert außerdem die Historia Augusta (HA Car. 8, 1). Auch für Carinus und Numerianus ist die Siegertitulatur Persicus Maximus auf einer Reihe von Inschriften (Ins. 136; 139–140; 198–199) und einem Papyrus (Pap. 17) belegt. Sie ist jedoch für Numerianus generell erst nach dem Tod des Carus ab dem Frühjahr 284 nachweisbar, und der früheste Beleg für Carinus ist eine nur sehr fragmentarisch erhaltene Inschrift aus Rom (Ins. 136), die durch die Nennung der Magnia Urbica ungefähr auf einen Zeitraum zwischen Juni 283 und September 285 datiert werden kann. Nach der Einnahme von Ctesiphon soll Carus angeblich aus reiner Ruhmbegier den Entschluss gefasst haben, noch tiefer ins persische Kernland jenseits des Tigris vorzustoßen, und bei diesem Vorhaben sei er schließlich ums Leben gekommen.264 Von diesem weiteren Vordringen berichten explizit allerdings nur Aurelius Victor (Aur. Vict. Caes. 38, 3) und die Historia Augusta (HA Car. 8, 2). Nach der letzteren Quelle sei dieser Vorstoß ohnehin nur auf Drängen eines namentlich nicht genannten Prätorianerpräfekten, der hier dunkle Machenschaften im Schilde geführt haben soll, unternommen worden. Es fällt jedoch schwer nachzuvollziehen, welchen Sinn ein weiteres Vorstoßen über Ctesiphon hinaus gehabt haben sollte, da das Ziel der Expedition mit der Eroberung der persischen Hauptstadt wahrscheinlich erreicht war.265 Aufschluss zur Beurteilung der Frage, ob der Bericht vom weiteren Vorstoß über den Tigris hinaus als glaubhaft einzustufen ist, geben jene historiographischen Quellen, die den Ort genauer beschreiben, an dem Carus angeblich vom Blitz erschlagen worden sein soll. Der sogenannte Chronograph von 354 gibt hier als Ort Seleucia in Babylonien an (Chron. 354 148, 17). Sowohl bei Eutrop, wie auch bei Festus heißt es übereinstimmend: castra supra Tigridem (Eutr. 9, 18, 1; Fest. 24). 262 Zu dieser reichlich umstrittenen Inschrift, die außerdem auch noch für Philippus I. Arabs, Aurelian und Probus reklamiert wird, siehe S. 364, Anm. 109. 263 Zu diesen Konsekrationsmünzen vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 14–15; S. 24; S, 39; S. 46; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 44; S. 53; S. 189; S. 198; S. 200; ders., Retour, S. 37–39; Hedlund, Coinage and Authority, S. 179–180, vgl. auch Schulten, Typologie, S. 131–133. 264 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 106; Winter, Friedensverträge, S. 133; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 352–353; Kreucher, Probus und Carus, S. 419; zu den genauen Umständen über den Tod des Carus siehe Kapitel 4.5. 265 Wie Winter, Friedensverträge, S. 132, schreibt, sei durch die Eroberung von Ctesiphon die „Schmach des Jahres 260, die Valerianus’ Gefangennahme für Rom darstellte“, gesühnt worden.

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Dem entsprechen auch die Angaben bei Hieronymus (Hier. chron. 224g: super Tigridem castra), Orosius (Oros. 7, 24, 4: super Tigridem in castris), bei Cassiodor (Cassiod. chron. 149, 1007: castra supra Tigridem) und in der Romana des Iordanes (Iord. Rom. 294: supra Tigridem). Die Epitome de Caesaribus gibt den Ort mit apud Ctesiphonta an (Epit. de Caes. 38, 3). Ebenso findet sich bei Synkellos wie bei Zonaras die Formulierung: παρὰ τῷ ποταμῷ Τίγριδι (Synk. 472, 12; Zon. 12, 30). Als Carus wohl Anfang bis Mitte Juli den Tod fand,266 stand das römische Heer also in einem Feldlager beim oder oberhalb des Tigris. Dass sich das römische Heer auf der linken Seite des Tigris befand, versteht sich von selbst, da auch das eroberte Ctesiphon auf der Ostseite des Flusses liegt und eine Belagerung der Stadt ohne Überquerung des Tigris schlechterdings nicht möglich ist. Und wie die angeführten Quellen eindeutig belegen, hat sich das römische Heer nicht weit vom Fluss entfernt. Die Behauptung vom beabsichtigten weiteren Vorstoß ins persische Kernland kann deshalb mit Recht bezweifelt werden und diente Aurelius Victor und dem Autor der Historia Augusta vermutlich primär dazu, den Tod des Carus mit dem Topos von der göttlichen Strafe zu begründen, da es ihm angeblich verboten gewesen sein soll, über Ctesiphon hinaus weiter vorzurücken (Aur. Vict. Caes. 38, 4–6; HA Car. 9, 1).267 Festus führt als Begründung für den Tod des Carus ganz allgemein den Neid der Götter über den Persersieg des Kaisers ins Feld (Fest. 24). Nach dem plötzlichen Tod des Carus ging die Nachfolge ohne weiteres auf seine Söhne Carinus und Numerianus über.268 Über die Kaiserproklamation des Numerianus, der als Caesar bereits zum Nachfolger des Carus und Mitherrscher seines Bruders Carinus designiert war, schweigen die Quellen, doch man kann sich sehr gut ausmalen, wie der junge Kaiser von dem versammelten Heer vor dem römischen Feldlager am Tigris zum Augustus ausgerufen wurde. Die literarische Quellen berichten von einer sofortigen Rückkehr des römischen Heers oder legen dies zumindest nahe.269 Nach Aurelius Victor habe Numerianus den Krieg für beendet gehalten und die römischen Truppen sogleich zurückgeführt (Aur. Vict. Caes. 38, 6).270 Die 266 Zum genauen Todeszeitpunkt siehe Kapitel 4.5. 267 Aurelius Victor bezieht diese Prophezeiung nur auf die Person des Carus, während der Autor der Historia Augusta dies in der Form verallgemeinert, dass es angeblich grundsätzlich keinem römischen Kaiser gestattet sei, ungestraft über Ctesiphon hinaus vordringen zu dürfe. In der Historia Augusta könnte dieses Orakel überdies möglicherweise auf den gescheiterten Perserzug Julians verweisen, vgl. Straub, Studien, S. 123–132; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 359–362, vgl. auch Pink, Aufbau Carus, S. 60; Schlumberger, Epitome, S. 170; Bird, Death of Carus, S. 124; Barnes, Imperial Campaings, S. 184. 268 Siehe Kapitel 4.7 und 5.1. 269 Wohingegen in der Forschung üblicherweise ein Aufbruch erst im Frühjahr 284 postuliert wird, vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 124–129; Pink, Aufbau Carus, S. 60–61; Kuhoff, Diokletian, S. 17; Kreucher, Probus und Carus, S. 420, vgl. jedoch Winter, Friedensverträge, S. 133–134, der an einen sofortigen Abmarsch glaubt, und Kolb, Diocletian, S. 13, der für eine Wiederaufnahme der Kämpfe im März 284 nach dem Aufenthalt des Numerianus in Emesa plädiert; auch Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 211, denkt an einen baldigen Rückmarsch „doch vielleicht nicht sofort“. 270 Bird, Liber de Caesaribus, S. 160, Anm. 5, hält diese Angabe des Aurelius Victor offenbar für glaubwürdig, bringt sie jedoch in Zusammenhang mit einer vermeintlichen Niederlage gegen die Sāsāniden.

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Historia Augusta berichtet unmittelbar nach der Notiz, dass Numerianus seinen Vater auf dem Perserfeldzug begleitet habe, von dessen Augenkrankheit, die ihn nach dem Tod des Vaters befallen habe, weswegen er sich auf dem Rückmarsch in einer Sänfte tragen ließ (HA Car. 12, 1). Die anderen Autoren machen hierzu keine genauen Angaben. Bei Eutrop (Eutr. 9, 18, 2), der Epitome de Caesaribus (Epit. de Caes. 38, 4), Hieronymus (Hier. chron. 225a), Orosius (Oros. 7, 24, 4), Synkellos (Synk. 472, 15–17) und Kedrenos (Ced. 464, 9–10) folgt unmittelbar nach dem Bericht vom Tod des Carus die Schilderung von der angeblichen Ermordung des Numerianus. Malalas (Ioh. Mal. 12, 34) und Zonaras (Zon. 12, 30) lassen Carus nach der Einnahme von Ctesiphon direkt nach Rom zurückkehren, was zwar auf die Person des Carus bezogen eindeutig falsch ist, doch auch für einen sofortigen Abzug des römischen Heeres sprechen könnte. Die Annahme eines sofortigen Aufbruchs könnte gestützt werden durch einen von der Forschung bisher kaum beachteten Beleg, durch den sich vielleicht auf einen Aufenthalt des Numerianus sogar bereits schon am 8. September 283 in Emesa schließen lässt.271 Ein kaiserliches Reskript über die Rechtmäßigkeit von Schenkungen des Vaters an den Sohn (Cod. Iust. 5, 71, 7) gibt dieses Datum an und nennt ausdrücklich die Stadt Emesa (PP. VI id. sept. Hemesae Caro et Carino AA. conss.).272 Als alternatives Datum für dieses Reskript ist aber auch der 8. Dezember 283 überliefert.273 Zu bedenken gilt es außerdem auch, dass sich der Propositionsvermerk auf die Veröffentlichung eines Reskripts durch öffentlichen Aushang (propositio) bezieht.274 Dies lässt jedoch insofern Rückschlüsse auf das Itinerar des Kaisers zu, da Reskripte nach der gängigen Praxis des dritten Jahrhunderts zwar meist dem Empfänger zugestellt aber üblicherweise auch an dem Ort, an dem sich die kaiserliche Kanzlei gerade aufhielt, publiziert wurden, womit der Propositionsvermerk in Reskripten des dritten Jahrhunderts tatsächlich Anhaltspunkte für den Aufenthalt des Kaisers gibt.275 271 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 124–125, Anm. 20, und Porena, Le origini, S. 28, Anm. 10. 272 Zu den Reskripten des Carus und seiner Söhne siehe Kapitel 5.7. Der 8. September 283 wird in der maßgeblichen Edition von Krüger angegeben; Krüger folgt hier den Codicis Iustiniani fragmenta Veronensia, S. 29. In der 1530 gedruckten frühneuzeitlichen Ausgabe von Gregor Haloander, Codex Iustiniani, S. 258, heißt es PP. VI. Id. decembr. Caro & Carino AA. coss., das wäre der 8. Dezember, und ein Ort wird hier nicht angegeben, vgl. Krüger, Codex Iustinianus, S. 235, Anm. 9; zu den Handschriften, auf die Krüger bei seiner Edition des Codex Iustinianus zurückgegriffen hat, vgl. Krüger, Kritik, S. 7–86; Mommsen, Codex Justinianus, S. 149–152. 273 Siehe oben Anm. 272. 274 Kaiserliche Gesetze wurden teilweise reichsweit veröffentlicht, so erließ beispielsweise Kaiser Julian, als er sich bereits im Krieg gegen die Perser befand, in seinem Feldlager im nördlichen Mesopotamien eine seiner letzten constitutiones, die in den Codex Theodosianus aufgenommen wurden, dieses Gesetz wurde anschließend am 23. April 363 im weit entfernten Salona in Dalmatien publiziert: dat. VIIII kal. Mai. Salonae Iuliano a. IIII et Sallustio conss. (Cod. Theod. 12, 7, 2 = Cod. Iust. 10, 73, 2), vgl. Bringmann, Julian, S. 173; zur Publikation von Gesetzestexten vgl. auch Kreuzsaler, Aeneis tabulis, S. 209–248; Eilers, Inscribed Documents, S. 301–312. 275 Zur Aussagekraft von Reskripten für das kaiserliche Itinerar im dritten Jahrhundert siehe ausführlich in Kapitel 5.7. Zu den in Reskripten angegebenen Datums- und Ortsangaben sowie zur Publikation dieser Dokumente vgl. z. B. Schwind, Frage der Publikation, S. 173–174; Schne-

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Wenn man einen Aufbruch Ende Juli voraussetzt und die durchschnittliche Marschleistung des römischen Heeres in Kriegsbereitschaft von 25 km pro Tag zugrundelegt, könnte – bei einem Rückweg wieder entlang des Königskanals und dann dem linken Ufer des Euphrats bis Zeugma folgend und von dort wieder südwärts – Emesa tatsächlich Anfang September erreicht worden sein.276 Spätestens auf römischem Territorium kann die Marschleistung auch beschleunigt worden sein, da nicht mehr allabendlich ein befestigtes Lager errichtet werden musste. Erheblich kürzer, aber beschwerlicher wäre eine Überquerung des Euphrats bei Circesium und dann der direkte Weg über Palmyra nach Emesa, denn hierbei hätte noch mitten im Hochsommer der nördliche Teil der syrischen Wüste durchquert werden müssen.277 Da das beutebeladene römische Heer eine solche Strapaze nur ungern auf sich genommen haben dürfte, ist von dem längeren und bequemeren Weg durch das nördliche Syrien auszugehen. Zumindest theoretisch wäre es also möglich, dass sich Numerianus bereits am 8. September 283 in Emesa aufgehalten hat, fraglich ist jedoch, ob sich der junge Kaiser dann umgehend mit Fragen der Rechtsprechung befasst hat, da für die Beantwortung von Reskripten eine gewisse Bearbeitungszeit durch die kaiserliche Kanzlei erforderlich war. Ein weiteres Argument für einen frühzeitigen Abzug der römischen Truppen liefern die klimatischen Verhältnisse im südlichen Mesopotamien. In der Antike war der Hochsommer dort von sehr hohen Temperaturen und außerdem von einem außerordentlich feuchten Klima geprägt. Letzteres resultierte aus der jahreszeitlich bedingten Schneeschmelze in den Bergen Armeniens, die Euphrat und Tigris sowie die zahlreichen Bewässerungskanäle regelmäßig über die Ufer treten ließ. Dieser Effekt wurde verstärkt durch zusätzliche Überschwemmungen, die aus dem Öffnen von Schleusen im Verlauf der Kriegshandlungen resultierten. Die Folge hiervon war eine ausgesprochene Insekten- und Mückenplage, die später auch den Truppen Julians zur Qual wurde. Der Augenzeuge Ammianus Marcellinus schildert anschaulich die Insektenschwärme, die sogar das Sonnenlicht verdunkelt haben sollen (Amm. 24, 8, 2–3).278 Dass diese Begleitumstände mit einer erhöhten Seuchengefahr einhergingen, steht außer Frage. Da keine dauerhafte Besetzung des südlichen Zweistromlandes geplant war, werden die römischen Legionen deshalb möglichst rasch in das trockene nördliche Mesopotamien abgezogen sein. Doch erscheint insgesamt gesehen der 8. Dezember 283 als das wahrscheinlichere Datum für den Aufenthalt des Numerianus in Emesa. Vermutlich hat der Großteil des römischen Expeditionsheeres im nördlichen Syrien seine Winterquartiere bezogen, was in diesem Fall allerdings nicht den klimatibelt, Reskripte, S. 9–16; Papathomas, Ein neues Reskript, S. 129–134; Wieacker, Römische Rechtsgeschichte, S. 72–75. 276 Zur Marschleistung des römischen Heeres allgemein vgl. beispielsweise Saunders, Aurelian, S. 89–93; bei einer Strecke von ungefähr 1.000 km von Ctesiphon bis Emesa könnte der Ort in 40 Tagen erreicht worden sein; zu dieser Route vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 61, siehe auch S. 119, Karte 1. 277 Hier beträgt die Entfernung etwa 750 km, was in 30 Tagen zu schaffen wäre; Meloni, Il regno di Caro, S. 132; Pink, Aufbau Carus, S. 61, Halfmann, Itinera principum, S. 242, und Kreucher, Probus und Carus, S. 420, plädieren für diesen Rückweg. 278 Vgl. Bringmann, Julian, S. 181; zum Klima im südlichen Mesopotamien vgl. auch Weinert/ Al-Ani, Vegetation, S. 57–58; Kaegi, Challenges, S. 586–594.

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schen Gegebenheiten geschuldet war, sondern vor allem der Erholung und Reorganisation der Truppen diente. Numerianus wird daraufhin nach Emesa weitergezogen sein.279 Einen vagen Hinweis auf das Winterlager der römischen Truppen in Nordsyrien findet sich vielleicht bei Malalas, der fälschlicherweise behauptet, Carinus und nicht Numerianus habe die römischen Truppen wegen des kalten Winters (!) im einem Kyrrhestike genannten Gebiet (ἐπὶ τὴν λεγομένην χώραν τῶν Κυρηστικῶν) überwintern lassen (Ioh. Mal. 12, 36).280 In Emesa fand der Nachfolger des Carus und Mitherrscher des Carinus im Winter 283/284 offenbar Zeit und Gelegenheit, sich mit seinem Mitarbeiterstab innenpolitischen Fragen und der Rechtspflege zu widmen, denn es existiert noch ein weiteres Reskript vom 18. März 284, durch das auf die Anwesenheit des Numerianus in Emesa gefolgert werden kann, und das sich diesmal auch sehr gut mit dem Itinerar des Kaiser vereinbaren lässt.281 Dieses kaiserliche Reskript regelt die Besitzverwaltung Minderjähriger und der Propositionsvermerk lautet: PP. Hemesae XV k. april. Carino II et Numeriano AA. conss (Cod. Iust. 5, 52, 2). Ende März 284 könnte sich Numerianus wieder zu den in Nordsyrien stehenden Truppen begeben haben, um vermutlich die Kriegshandlungen gegen die Perser erneut aufzunehmen.282 In der griechischen Überlieferung findet sich eine Reihe von teilweise unglaubwürdigen Angaben über die Fortsetzung der Kämpfe durch Numerianus. Nach Malalas sei Numerianus abermals gegen die Perser ausgezogen, und habe hierbei bei Carrhae eine Schlacht verloren, woraufhin er von den Persern getötet und anschließend gehäutet worden sei (Ioh. Mal. 12, 35). Diese recht phantasievolle Überlieferung gibt auch Zonaras als eine mögliche Alternative zum Tod des Numerianus wieder (Zon. 12, 30). Malalas bringt zusätzlich noch Carinus ins Spiel, der erfolgreich gegen die Perser gezogen sei, um Numerianus zu rächen (Ioh. Mal. 12, 36). Im Chronicon Paschale wird ganz deutlich, dass hier wohl eine Verwechslung mit der Niederlage Valerians I. im Jahr 260 vorliegt. Dort nämlich soll nicht Numerianus, sondern der zu dieser Zeit mit absoluter Sicherheit im Westen weilende Carinus von den Persern bei Carrhae besiegt worden sein (Chron. pasch. 510, 8–12).283 Falls sich aus diesen abenteuerlichen Erzählungen überhaupt irgendwelche Erkenntnisse über die Herrschaft des Numerianus gewinnen lassen, so lässt sich daraus bei wohlmeinender Interpretation allerhöchstens

279 Zum Aufenthalt in Emesa vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 132; Pink, Aufbau Carus, S. 61–62; Kolb, Diocletian, S. 13; Kuhoff, Diokletian, S. 17; Kreucher, Probus und Carus, S. 420. 280 Zur Geographie Nordsyriens vgl. Honigmann, Topographie 1, S. 149–193; ders., Topographie 2, S. 1–64; bes. S. 1; S. 9. 281 Es existiert noch eine Reihe weiterer Reskripte, die in den Winter 283/284 datieren und vielleicht mit dem Aufenthalt des Numerianus in Emesa in Verbindung gebracht werden können, siehe Kapitel 5.7. 282 Kolb, Diocletian, S. 17, vertritt die Meinung, dass Numerianus den Perserkrieg nach dem Tod seines Vaters „mindestens ein Jahr lang fortgesetzt haben“ muss, wobei auch Kolb hier von einer Unterbrechung der Kämpfe während des Aufenthalts des Numerianus in Emesa ausgeht. 283 Zu den entsprechenden Stellen bei Malalas und Zonaras sowie zur Verwechslung mit Valerian I. vgl. Felix, Literarische Quellen, S. 102–103; Bleckmann, Reichskrise, S. 133–134; Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 374, Anm. 15 und 18.

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ableiten, dass es unter Numerianus noch weitere Auseinandersetzungen mit den Persern gegeben hat.284 Als ein mögliches Indiz für einen persischen Sieg Wahrāms II. über Numerianus gelten die beiden Felsreliefs in der für die Perser heiligen Stätte von Naqš-i Rustam bei Persepolis, die einen Sieg des persischen Großkönigs über die Römer darstellen sollen.285 Bei einem sāsānidischen Felsrelief, das den Sieg über einen römischen Kaiser verherrlichen soll, wäre eine deutliche und unmissverständliche Ikonographie in der Tradition der Siegesreliefs Šāpūrs I. zu erwarten.286 Es wäre anzunehmen, dass der besiegte römische Kaiser für den Betrachter klar und eindeutig zu identifizieren ist. Die insgesamt fünf Triumphreliefs Šāpūrs I. sprechen hier eine ganz unmissverständliche Sprache. Der unterlegene römische Gegner ist jeweils deutlich zu erkennen. Ein auf dem Boden unter dem königlichen Schlachtross liegender Gordian III., ein demütiger Valerian I. und nicht zuletzt ein vor dem Großkönig kniender Philippus I. Arabs illustrieren eindrucksvoll die Siege Šāpūrs I. über die Römer. Römische Kleidung und Ausrüstung sind auf diesen Reliefs sehr detailliert, exakt und realistisch wiedergegeben. Philippus I. Arabs und Valerian I. tragen einen kurzen Bart in der Manier der Soldatenkaiser des dritten Jahrhunderts, während der jugendliche Gordian III. glatt rasiert ist. Die Häupter der römischen Kaiser sind mit Lorbeerkränzen bekrönt. Die beiden Wahrām II. zugeschriebenen Felsreliefs in Naqš-i Rustam hingegen zeigen jeweils nur einen Reiterkampf. Auf diesen Reliefs sind die Gegner des Königs verwitterungsbedingt nur noch undeutlich erkennbar, und bei der Kampfszene, die den König und einen unterliegenden Kontrahenten mit abgebrochener Lanze zeigt, könnte es sich womöglich auch um ein Reiterturnier handeln.287 Der Gegner des Königs trägt hier einen deutlich sichtbaren langen Vollbart sowie einen orientalischen Helm und mutet kaum römisch an. Ein regelrechtes Gefecht scheint eher das zweite Relief darzustellen, auf dem in zwei Bildabschnitten ein doppelter Reiterkampf abgebildet ist. Auch hier besiegt der König im oberen Abschnitt seinen Widersacher, während er über einen auf dem Boden liegenden Gefallenen hinweggaloppiert. Doch sind weder der direkte Gegner des Königs noch der gefallene Feind eindeutig als Römer auszumachen.288 Da auch dieser Kontrahent Wahrāms II. einen erkennbar langen Vollbart trägt, wäre er eher für einen Perser zu halten. 284 Winter, Friedensverträge, S. 133, Anm. 6, vermutet aufgrund dieser Quellen eine mögliche Niederlage des Numerianus, vgl. auch Felix, Literarische Quellen, S. 103; Kolb, Diocletian, S. 12–13; Kreucher, Probus und Carus, S. 420. 285 So beispielsweise bei Winter, Friedensverträge, S. 133; S. 135; Kolb, Diocletian, S. 12–13; Kreucher, Kaiser Probus, S. 420. 286 Zu den sāsānidischen Felsreliefs vgl. Huyse, Sāsānidische Inschriften, S. 115–123, mit entsprechenden Literaturhinweisen; zu den Felsreliefs Wahrāms II. vgl. Weber, Wahrām II., S. 597– 624, die diese beiden Reliefs jedoch nicht aufführt. 287 Vgl. Vanden Berghe, Reliefs rupestres, S. 82, Nr. 9–10; Huyse, Sāsānidische Inschriften, S. 122. 288 Keinesfalls jedoch wird mit der auf dem Boden liegenden Person eine Anspielung auf den toten Carus gemeint sein, wie dies Winter, Friedensverträge, S. 133, vermutet; hierfür ist die Darstellung des Gefallenen im Vergleich zu den Siegesreliefs Šāpūrs’ I. viel zu undeutlich und dieser nicht klar als römischer Kaiser erkennbar.

4.4 Der Perserkrieg des Carus und Numerianus

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Allenfalls könnte in der Szene im unteren Abschnitt der Reiter auf der rechten Seite anhand seines Habitus und seiner Ausrüstung als römischer Kavallerist identifiziert werden. Allerdings kämpft dieser zwar gegen einen von links anstürmenden persischen Gegner, nicht aber gegen den Großkönig selbst. Und obwohl der von links kommende Reiter mit seiner Lanze gegen den Römer zielt, scheint der Kampf noch unentschieden zu sein. Die beiden Felsreliefs Wahrāms II. in Naqš-i Rustam verherrlichen also offenbar keineswegs einen Sieg über den römischen Kaiser. Falls zumindest das Relief mit dem doppelten Reiterkampf eine tatsächlich stattgefundene Auseinandersetzung zeigen soll, dann kommt für den oberen Abschnitt wahrscheinlich am ehesten der Sieg des Königs im Bürgerkrieg gegen seinen Bruder Hormezd in Frage, wozu auch die persische Aufmachung seines Gegners passen würde. Der untere Bildabschnitt zeigt zwar anscheinend tatsächlich einen Kampf gegen einen römischen Reiter, doch erscheint dieser hier nicht eindeutig als der Unterlegene. Die Darstellung im unteren Bildabschnitt scheint also letztlich nur ganz allgemein und grundsätzlich zu besagen, dass Truppen des Großkönigs gegen die Römer gekämpft haben, ohne hierbei einen wirklichen Sieg darstellen oder gar preisen zu wollen.289 Einen halbwegs verwertbaren, wenn auch nicht unproblematischen Anhaltspunkt für die Fortsetzung des Perserkrieges durch Numerianus findet sich bei Synesios von Kyrene. In seinem als Ansprache vor Kaiser Arcadius (395–408) verfassten Werk De regno, in dem er seine Vorstellung von einer idealen Herrschaft entwirft,290 erzählt er eine Anekdote, die sich auf dem Perserfeldzug des Carus zugetragen haben soll, als das römische Heer die Bergregionen Armeniens erreicht habe: ἐπειδὴ δὲ πρὸς ταῖς ὑπερβολαῖς τῶν Ἀρμενίων γενέσθαι (Synes. reg. 16).291 Einen weiteren Hinweis auf Armenien liefert Sidonius Apollinaris, der über die Überquerung des Niphates, eines Berges in Armenien, durch die römischen Legionen des Carus dichtet: perambulatum Romanis legionibus Niphaten (Sidon. carm. 23, 93–94).292 Weder Sidonius noch Synesios beziehen sich hier unmittelbar auf Numerianus, und ein Vormarsch des Carus im Frühjahr 283 über Armenien ist kategorisch auszuschließen.293 Doch wenn man nicht gleich beide Angaben als frei 289 Nach Huyse, Sāsānidische Inschriften, S. 122, zeigen diese Reliefs entweder überhaupt keine eindeutig zu identifizierende militärische Auseinandersetzung, sondern nur einen Schaukampf, oder aber der Darstellung kommt lediglich symbolische Bedeutung zu. 290 Vgl. Cameron/Long, Barbarians, S. 103–142; Hagl, Arcadius, S. 99–102. 291 Zu dieser Anekdote siehe außerdem Kapitel 5.3; Synesios verwechselt hierbei Carus mit dessen Sohn Carinus, vgl. Loriot, Problèmes, S. 152; Winter, Friedensverträge, S. 131; Dodgeon, Eastern Frontier, S. 374, Anm. 21. 292 Nach Meloni, Il regno di Caro, S. 100 mit Anm. 149, verwendet Sidonius diese Formulierung hier nur als Metapher, vgl. auch Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 373, Anm. 12; zur Lage siehe S. 119, Karte 1. 293 Jedoch vermuten Chaumont, Recherches, S. 101; Felix, Literarische Quellen, S. 102, und Demandt, Spätantike, S. 54, einen militärischen Erfolg des Carus in Armenien. Chaumont, L’Arménie, S. 183–184, revidierte jedoch ihre Meinung. Auch Kettenhofen, Tirdād, S. 66, Anm. 411, behauptet, Carus sei bei seinem Einmarsch in Persien über das kurdische Bergland gezogen, vgl. Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 373, Anm. 12. Ein Umweg über Armenien hätte jedoch mindestens einen Monat mehr Zeit in Anspruch genommen, was bei dem dichtge-

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erfunden einstufen will, so ist hier ein vager Anhaltspunkt für einen potentiellen Kriegsschauplatz in Armenien gegeben.294 Ein erneuter Vormarsch in das südliche Mesopotamien über Carrhae und entlang des Euphrats kann von vornherein ausgeschlossen werden, da über diese Route bereits Carus im Frühjahr 283 gegen die Sāsāniden marschierte und deshalb die Versorgung der Truppen auf diesem Weg bei einer Offensive im Folgejahr nicht mehr gewährleistet gewesen wäre; somit hätte ein weiterer Zug gegen die Perser im Jahr 284 durch das mesopotamisch-armenische Grenzland und entlang des Tigris führen müssen. Nachdem durch die siegreiche Eroberung der sāsānidischen Hauptstadt Ctesiphon das Hauptziel des Perserkrieges erreicht war, wäre als nächster Schritt der Versuch einer Wiederherstellung des römischen Einflusses über Armenien sehr gut vorstellbar. Es ist folglich zumindest rein hypothetisch denkbar, dass im Frühjahr 284 Numerianus das römische Heer an die Grenze zu Armeniens geführt hat. Nach Moses von Chorene soll der arsakidische Thronanwärter Tirdād am Perserfeldzug des Carus teilgenommen haben, doch wirkt die Schilderung des Moses von Chorene alles andere als glaubwürdig: Carus sei in einer Schlacht gegen den Großkönig Ardaŝīr I. gefallen, und auch Carinus wäre kurz darauf an einem Ort namens Kornak von den Persern getötet worden, woraufhin sich Tirdād zu Licinius I. gerettet habe (Mos. 2, 79).295 Den späteren armenischen König Tiridates III. (IV.) nennt auch Sozomenos in seiner Historia ecclesiastica, da er das Christentum in Armenien eingeführt haben soll (Soz. hist. eccl. 2, 8, 1), und prinzipiell wäre die Anwesenheit eines armenischen Prinzen beim Perserzug des Carus durchaus schlüssig, doch sind die Angaben bei Moses von Chorene zu verworren und fehlerhaft, um als ernsthafter Beleg dienen zu können.296 Die Inschrift von Pāikūlī tituliert Narseh, den Onkel Wahrāms II., als König von Armenien,297 doch wird dort daneben auch ein Fürst oder König mit Namen und Titel Tirdād šāh genannt, dessen Funktion und Herrschaftsgebiet nicht genauer

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drängten zeitlichen Ablauf des Perserkrieges von etwa drei Monaten bis zum Tod des Carus nicht möglich sein kann. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 130–131, der behauptet, Numerianus habe Mesopotamien und auch Armenien nach dem Tod des Carus halten können, vgl. auch Demandt, Spätantike, S. 54. Nach Winter, Friedensverträge, S. 131, Anm. 1; S. 137, sei die Rückführung des arsakidischen Thronanwärters nach Armenien ein Kriegsziel des Carus gewesen, was allerdings nicht erreicht worden sei, vgl. jedoch Kettenhofen, Tirdād, 66, Anm. 411, der dies wiederum bezweifelt. Zu Tirdād vgl. Hewsen, Search of Tiridates, S. 11–49; Demandt, Spätantike, S. 65; zu Mos. 2, 79 vgl. Kettenhofen, Tirdād, S. 54. Loriot, Problèmes, S. 153, vermutet, dass der sonst nirgendwo belegte Ortsname Kornak, was im Griechischen als κεραυνός verstanden werden kann, einerseits im Kontext mit dem angeblichen Tod des Carus durch einen Blitzschlag stehen könnte, andererseits auf den Ort Cornacum verweist, in dessen Nähe 285 die Schlacht zwischen Carinus und Diokletian stattfand, vgl. auch Jones, Death of Numerian, S. 303. Nach Toumanoff, Armenian Arsacids, S. 264–265, und Hewsen, Search of Tiridates, S. 15, wurde hier der Krieg des Carus mit dem des Galerius verwechselt. Zur Beurteilung der armenischen Überlieferung vgl. Kettenhofen, Tirdād, S. 48–55. Vgl. Kettenhofen, Tirdād, S. 2; S. 146; Wiesehöfer, Sāsāniden, S. 543; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 86–87.

4.4 Der Perserkrieg des Carus und Numerianus

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definiert werden.298 Nun ist Tirdād eindeutig ein typisch arsakidischer Herrschername, und es läge im Bereich des Möglichen, dass es sich dabei um einen der Söhne des armenischen Königs Teridates handeln könnte, die nach der Flucht des Vaters vor Šāpūr I. zu den Persern übergegangen sein sollen (Zon. 12, 21). HormezdArdaŝīr und nach ihm Narseh führten zwar den Titel eines armenischen Großkönigs beziehungsweise Königs, doch werden sie sich bei der Ausübung der Herrschaft vermutlich auf die lokalen Eliten gestützt haben, womit sich außerdem der hohe Aufwand für eine militärische Besetzung des Landes erübrigt hätte. Die Einsetzung des Arsakiden Tirdād als Unterkönig über einen Teil Armeniens wäre folglich durchaus denkbar.299 Dieser persische Unterkönig arsakidischer Provenienz könnte nun – in Anbetracht der römischen Truppenpräsenz an den Grenzen seines Landes oder auch in Armenien selbst, der römischen Eroberung der sāsānidischen Hauptstadt Ctesiphon und dem unentschiedenen Bruderkrieg zwischen Wahrām II. und Hormezd – Verhandlungen mit Numerianus aufgenommen haben.300 Ein weiterhin mögliches Szenario wäre sogar die Aufnahme von Gesprächen durch den armenischen König Narseh selbst, und hierin könnte vielleicht der wahre Kern des in der Historia Augusta behaupteten angeblichen Friedensgesuchs eines persischen Königs namens Narseus erkennbar werden (HA Prob. 17, 4–18, 1).301 Das Resultat eines angenommenen diplomatischen Austauschs zwischen dem König Tirdād oder auch dem König Narseh und Numerianus könnte die nominelle und zumindest vorübergehende Anerkennung der römischen Oberhoheit über Armenien gewesen sein. Eine solche Vereinbarung könnte dann nach dem Tod des Numerianus und der folgenden Auseinandersetzung zwischen Carinus und Diokletian sowie der Usurpation des Sabinus Iulianus in Pannonien von den Persern rasch wieder ‚vergessen‘ worden sein.302 Im Perserkrieg des Galerius soll Narseh, der zwischen298 Vgl. Kettenhofen, Tirdād, S. 26; S. 42–47; S. 146–147, der sich hier eingehend mit der Forschungsmeinung auseinandersetzt, die diesen Tirdād mit dem späteren armenischen König Tiridates III. (IV.) identifizieren will, vgl. auch Toumanoff, Armenian Arsacids, S. 276–279; Hewsen, Search of Tiridates, S. 14; Kettenhofen, Kaukasische Reiche, S. 488. 299 Zu dieser Hypothese vgl. Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 86–88, die hier noch weiter geht und in diesem unter persischer Oberhoheit stehenden Tirdād den späteren Tiridates III. (IV.) erkennen will, woraus sich tatsächlich die fehlenden Quellenhinweise über eine Wiedereinsetzung eines arsakidischen Königs durch Diokletian erklären würde, da dieser König dann bereits im Land war. 300 Marquart, Ērānšahr, S. 144, vermutet sogar eine Wiedereinsetzung des Tiridates durch Carus, was von Winter, Friedensverträge, S. 137, Anm. 1, und Kettenhofen, Tirdād, S. 65–66, abgelehnt wird. Die Wiedereinsetzung eines arsakidischen Königs durch Carus lässt sich außerdem auch mit dem Itinerar des Kaisers im Jahr 283 nicht vereinbaren. 301 Eine Identifikation des in der Historia Augusta genannten Narseus mit dem armenischen König Narseh wird von Kettenhofen, Tirdād, S. 63–65; Kreucher, Kaiser Probus, S. 158–159, und Kettenhofen, Kaukasische Reiche, S. 486–487, strikt abgelehnt, da Verhandlungen zur Zeit des Probus mit dem armenischen König nicht vorstellbar seien. Vielleicht hat aber nun der Autor der Historia Augusta hier absichtlich oder unabsichtlich die Person des römischen Kaisers und nicht die des genannten Königs vertauscht. 302 Zu einem möglichen Verlust Armeniens unter Diokletian vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 131. Dass die römische Oberherrschaft über Armenien endgültig erst wieder unter Diokletian wiederhergestellt wurde, belegt allein schon die Siegertitulatur Armenicus Maximus ab 298 für

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zeitlich zum persischen Großkönig avanciert war, zuerst in Armenien eingefallen sein, das unter römischen Recht gestanden habe: Narseus primus Armeniam Romano iuri obnoxiam occuparat (Amm. 23, 5, 11). Diese Behauptung ist zweifellos problematisch, da auch ein Armenien, das sich vielleicht nominell unter den Schutz Roms begeben haben mag, sicherlich nicht unter römischem Recht stand.303 Doch möglicherweise deutet diese Angabe Ammians auf eine römische Oberhoheit über Armenien hin, und vielleicht hat der Unterkönig Tirdād gegen die persischen Oberhoheit rebelliert und sich abermals unter römischen Schutz gestellt.304 Ein Friedensvertrag mit dem persischen Großkönig Wahrām II. kann ausgeschlossen werden, da es hierfür keinerlei Anhaltspunkte gibt.305 Wie bereits dargelegt wurde, befand sich Wahrām II. im Osten des Sāsānidenreichs im Krieg mit seinem Bruder Hormezd und scheint sich nur marginal für die Ereignisse im Westen seines Reichs interessiert zu haben. Die Römer waren sich wahrscheinlich gar nicht einmal im klaren darüber, ob nun Wahrām II. oder eher schon dessen Bruder Hormezd als adäquater Verhandlungspartner anzusehen wäre. In jedem Falle war es hier klüger, erst den Ausgang des persischen Bruderkriegs abzuwarten. Allerdings ist es nur schwer vorstellbar, dass sich das riesige römische Truppenaufgebot im Jahr 284 ohne ein erkennbares Resultat auf den Rückweg gemacht haben soll. Wenn man nicht allen Ernstes annehmen möchte, Numerianus habe sich von März bis November 284 in einer Sänfte durch Kleinasien tragen lassen,306 dann bietet sich eine Wiederaufnahme des Perserkrieges als probate und plausible Alternative an. Die Weiterführung der Kämpfe in Armenien wäre hierbei eine logische Fortsetzung nach dem siegreichen Vordringen in Mesopotamien im Jahr davor. Dass letztlich irgendwelche greifbaren Ergebnisse erzielt worden sein müssen, dafür spricht schon die Siegertitulatur Persicus Maximus für Carinus und Numerianus, die für den jüngeren Sohn des Carus erst ab 284 belegt ist (Ins. 139–140; 198–199; Pap. 17).307 Auch das Lob-

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Galerius, vgl. Barnes, Imperial Campaigns, S. 188. Allerdings war 310 ein erneuter Armenienfeldzug unter Maximinus Daia notwendig, vgl. Castritius, Armenienkrieg, S. 94–103; MosigWalburg, Armenienkrieg, S. 247–255; Ehling, Bilder aus dem Armenienkrieg, S. 183–192. Kettenhofen, Tirdād, S. 152–153; ders., Kaukasische Reiche, S. 487, vermutet deshalb, Ammian habe hier Armenien mit der späteren römischen Provinz Armenia verwechselt. Nach Demandt, Spätantike, S. 64 mit Anm. 68, habe Narseh 296 Armenien besetzt, vgl. jedoch Kettenhofen, Tirdād, S. 67. Allerdings nimmt auch Kuhoff, Diokletian, S. 169–170, an, dass Armenien 296 unter dem Schutz Roms gestanden habe. Vgl. dazu auch Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 87–88; S. 328; Weber, Narseh, S. 169– 170, hält hingegen die Einsetzung eines arsakidischen Unterkönigs durch die Sāsāniden für unwahrscheinlich. Für einen Friedensvertrag plädieren: Meloni, Il regno di Caro, S. 131; Bird, Death of Carus, S. 127; dagegen: Felix, Literarische Quellen, S. 103–104; Winter, Friedensverträge, S. 134– 137; Kuhoff, Diokletian, S. 17; Winter/Dignas, Perserreich, S. 45–46; Wiesehöfer, Sāsāniden, S. 542. Kreucher, Probus und Carus, S. 420, hält einen Friedensvertrag für unwahrscheinlich; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 57–58, macht hierzu keine Angabe, sie stellt nur fest, dass es „zu keiner Änderung der Besitzverhältnisse im nördlichen Zweistromland“ gekommen sei. Siehe dazu auch Kapitel 4.6. Die Datierung der erstmaligen Nennung dieses Siegerbeinamens für Numerianus ins Frühjahr 284 ist ein absoluter terminus post quem, der sich aus der in den angegebenen Inschriften eben-

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lied, das der Dichter Nemesianus in seiner Cynegetica für Numerianus anstimmt (Nem. cyn. 71–75), wird sich nicht allein auf den Sieg des Carus bezogen haben.308 Auf dem Rückweg legte Numerianus wieder in Antiochia – die Stadt wurde vielleicht im Juli erreicht – einen Zwischenstopp ein.309 Von der dortigen Münzstätte ebenso wie in Tripolis wurden zur Besoldung der Truppen und wahrscheinlich auch zur Auszahlung eines Donativs anlässlich des abgeschlossenen Perserfeldzugs abermals aurei und Antoniniane in großer Stückzahl geprägt. Die für Numerianus ausgegebenen aurei mit der Legende VICTORIA AVGG (RIC V 2, S. 201, Nr. 464) sollten wohl seine siegreiche Rückkehr aus dem Krieg gegen die Perser feiern.310 Daneben gab es sowohl für Carinus als auch für Numerianus eine Reihe von Prägungen mit der Legende VIRTVS AVG (RIC V 2, S. 179, Nr. 325–326; S. 201–202, Nr. 465–468) beziehungsweise VIRTVS AVGG (RIC V 2, S, 179, Nr. 329; S. 202, Nr. 470).311 Im Zusammenhang mit dem Aufenthalt des Numerianus in Antiochia steht vermutlich auch die Ausgabe von Konsekrationsmünzen für den inzwischen divinisierten Carus von der dortigen Prägestätte (RIC V 2, S. 150, Nr. 126–127) sowie auch von der Münzstätte von Tripolis (RIC V 2, S. 150, Nr. 129).312 Zu Ehren des vergöttlichten Carus wurden etwa zeitgleich in Alexandria Tetradrachmen mit der Averslegende ΘΕω ΚΑΡω CΕΒ und der Reverslegende ΑΦΙΕΡωCIC, was dem lateinischen consecratio entspricht, geprägt (Milne S. 112– 113, Nr. 4708–4709; 4713–4718; 4725–4727; 4731–4734) (Abb. 8).313 Die Ausgabe von Konsekrationsmünzen war für diese Prägestätte äußerst ungewöhnlich, weshalb sich die Gestaltung dieser Stücke an den Antoninianen aus Antiochia orientierte.314 Während der Anwesenheit des Numerianus in Antiochia könnte es möglicherweise auch zu einer Auseinandersetzung des Kaisers mit Mitgliedern der christlichen Gemeinde der Stadt gekommen sein. Wie in der griechischen Überlie-

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falls genannten Siegertitulatur Britannicus Maximus ergibt. Wie anhand des vorliegenden Inschriftenmaterials durchaus vorstellbar wäre, müssen Carinus und Numerianus die Titulatur Persicus Maximus nicht notwendigerweise zeitgleich mit Carus angenommen haben; denkbar wäre auch, dass dieser Siegerbeiname sich auf einen Erfolg des Numerianus im Perserkrieg bezieht und beiden erst im Frühsommer 284 verliehen wurde; zur Titulatur Britannicus Maximus siehe Kapitel 7.2. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 121; S. 124–125; Polverini, Da Aureliano, S. 1031, Anm. 72; Kolb, Diocletian, S. 13; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 213. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 53, und Hedlund, Coinage and Authority, S. 179, sind sogar der Meinung, dass sich die Legende DIVO CARO PARTHICO auf den Konsekrationsmünzen des Carus (RIC V 2, S. 138, Nr. 30; S. 147–148, Nr. 108–113) auf die erfolgreiche Fortsetzung des Perserkrieges durch Numerianus hinweist. Pink, Aufbau Carus, S. 62, datiert die Ankunft des Numerianus in Antiochia in die zweite Hälfte des April; zum Aufenthalt in Antiochia vgl. auch Meloni, Il regno di Caro, S. 127–129; S. 132; Kreucher, Probus und Carus, S. 420. Diese aurei fehlen bei Pink, Aufbau Carus, S. 55–56, zur Münzstätte Antiochia. Die vierte Emission in Antiochia und zweite Emission in Tripolis bei Pink, Aufbau Carus, S. 56–57. Zur Konsekration des Carus siehe Kapitel 4.5 und 4.7. Vgl. Vogt, Alexandrinische Münze 2, S. 166; Förschner, Münzen, S. 383, Nr. 1222; Kellner, Münzstätte 1, S. 159, Abb. 7. Kellner, Münzstätte 1, S. 158.

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ferung teilweise behauptet wird, habe Numerianus eine Kirche betreten wollen und sei von dem Bischof Babylas daran gehindert worden, woraufhin der Bischof angeblich hingerichtet worden sei (Philostorg. 7, 8; Ioh. Mal. 12, 35; Synk. 471, 18– 22; Suda B 10).315 Darüber hinaus weist auch eine Anzahl numismatischer Belege auf einen erfolgreichen Abschluss des Perserkrieges durch Numerianus hin. So wurden im Spätsommer 283 von der Münzstätte Rom Antoniniane für Numerianus herausgegeben, dessen allgegenwärtige Sieghaftigkeit hier mit der neuartigen Reverslegende VNDIQVE VICTORES beschworen wird (RIC V 2, S. 196, Nr. 422–423).316 Die Darstellung auf dem Revers zeigt Numerianus im Feldherrngewand mit Globus und Zepter, und auf einigen Exemplaren wird die Gestalt des jungen Kaisers von zwei gefesselten und kauernden Gefangenen flankiert. Die Sieghaftigkeit des Numerianus verherrlicht außerdem ein für ihn in Siscia geprägtes Goldmedaillon, das noch im Dezember 283 nach Abschluss der Kämpfe des Carinus mit den Quaden in Siscia vermutlich als Donativ ausgegeben wurde.317 Die Abbildung auf dem Revers mit der Legende VIRTVS AVGVSTORVM zeigt die beiden Augusti zu Pferd im Kampf, während sie von je einer Victoria bekränzt werden (Gnecchi I, S. 11, Nr. 1; RIC V 2, S. 194, Nr. 401), und die im vorderen Bilddrittel unterhalb der Pferde der beiden Kaiser dargestellten erschlagenen Feinde dienen als Attribut des Sieges (Abb. 18).318 Anlässlich des erfolgreichen abgeschlossenen Perserkrieges und der Siege des Carinus im Westen wurden in der Münzstätte von Lugdunum im Sommer 284 aurei (RIC V 2, S. 180, Nr. 330) und denarii (RIC V 2, S. 180, Nr. 331–332) geprägt, deren Aversdarstellung die beiden Augusti Carinus und Numerianus im Doppelporträt mit der Legende CARINVS ET NVMERIANVS AVGG zeigt. Auf dem Revers ist die Siegesgöttin Victoria ein Tropaeum tragend dargestellt und die Legende lautet: VICTORIA AVGG (Abb. 17).319 Des weiteren ließ Carinus im Spätsommer 284 für seinen Bruder Numerianus für dessen Rückkehr aus dem Osten ebenfalls in Lugdunum Antoniniane herausgeben, deren Reverslegende Numerianus als PACATOR ORBIS tituliert (RIC V 2, S. 193, Nr. 390). Auf der Reversdarstellung besiegt Numerianus – mit Schild und Speer bewaffnet – einen auf dem Boden liegenden Feind.320 Diese numismatischen Zeugnisse können nicht alle ausschließlich als reine kaiserliche Selbstdarstellung abgetan werden, und gerade die 315 Vgl. Chron. Pasch. 510, 4–7; Leo 81, 11–13; Cedr. 464, 11–13. Zur angeblichen Christenverfolgung des Numerianus siehe ausführlicher in Kapitel 5.3. 316 Siehe auch Kapitel 4.7 und 5.1, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 33; S. 35; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 36–37; S. 183; Hedlund, Coinage and Authority, S. 72. 317 Zum Krieg des Carinus gegen die Quaden siehe S. 157–158. 318 Vgl. Cohen, S. 381, Nr. 117; Pridik, Goldmedaillon, S. 299–302; Pink, Medaillonprägung, S. 559, Nr. 14; Brilliant, Gesture and Rank, S. 182–183; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51, Nr. 2; Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72. 319 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 23–24; Bastien, Le monnayage, S. 265, Nr. 605–606; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 64–65, Nr. 1–2; Hedlund, Coinage and Authority, S. 187; zum Bezug auf den Sieg über die Perser vgl. Mattingly, Rare Roman Coin, S. 85; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 65; diese Stücke werden im RIC unter Vorbehalt der Münzstätte Rom zugeordnet. 320 Vgl. Bastien, Le monnayage, S. 268, Nr. 618; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 65; Amandry/ Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 65, Nr. 618; Hedlund, Coinage and Authority, S. 85.

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Karte 1

beiden letzten Prägungen vom Sommer 284 deuten auf einen erfolgreichen Abschluss des Perserkrieges durch Numerianus im Frühjahr 284 hin. Ebenso berichtet auch Eutrop im Kontext mit der Kaiserproklamation Diokletians am 20. November 284 in Nicomedia von der siegreichen Rückkehr des römischen Heeres aus dem Perserkrieg: Perside victor exercitus rediens (Eutr. 9, 19, 2). Der Feldzug des Carus, den Festus als victor totius gentis bezeichnet (Fest. 24), gegen die Sāsāniden, war ein voller Erfolg, und wurde nach dem Urteil der späteren Autoren als gleichrangig mit den von Trajan, Lucius Verus und Septimius Severus über die Parther errungenen Siege betrachtet (Sym. 104, 85 = Leo 81, 7–9; Cedr. 464, 7–9). Eine verschleierte Niederlage hätte kaum dauerhaft geheimgehalten werden können und wäre später von Diokletian im Kampf gegen Carinus sicherlich begierig aufgegriffen worden. Das Kriegsziel, die Einnahme der persischen Hauptstadt Ctesiphon, wurde im Frühsommer 283 erreicht, und bei der Fortsetzung des Perserkrieges durch Numerianus im Frühjahr 284 muss mit irgend einem erfolgreichen Abschluss dieses Unternehmens gerechnet werden. Dafür sprechen vor allem auch die bereits diskutierten Zeugnisse des Nemesianus (Nem. cyn. 71–75), des Kaisers Julian (Iul. or. 1, 17d–18a) und des Sidonius Apollinaris (Sidon. carm. 23, 91–96). Ein Verlust der römischen Provinz Mesopotamia in Zusammenhang mit dem Perserkrieg des Carus muss verneint werden, denn hierfür existieren keinerlei

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plausible Hinweise, und noch im Panegyricus von 291 wird der Tigris unter den römischen Grenzflüssen aufgezählt: Vobis Rhenus et Hister et Nilus et cum gemino Tigris Eufrate … (Paneg. Lat. 11 (3), 6, 6).321 4.5 DER TOD DES CARUS Einigermaßen mysteriös erscheinen die Umstände um den Tod des Carus. Nach der Eroberung der sāsānidischen Hauptstadt Ctesiphon Anfang Juli 283 stand das siegreiche römische Heer in einem Feldlager oberhalb des Tigris.322 Nach der lateinischen, auf der sogenannten ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ basierenden Überlieferungstradition sei Carus dort vom Blitz erschlagen worden, wobei in diesen Quellen hierzu häufig fast identische Formulierungen verwendet werden.323 In den meisten Fällen wird nur in knapper Manier der Tod des Carus durch einen Blitzschlag erwähnt. Bei Eutrop heißt es: vi divini fulminis periit (Eutr. 9, 18, 1), was Festus mit den Worte vi fulminis ictus interiit ausdrückt (Fest. 24). In der Epitome des Caesaribus (Epit. de Caes. 38, 3: ictu fulminis interiit) und bei Hieronymus (Hier. chron. 224g: fulmine ictus interiit) ist lediglich die Reihenfolge vertauscht.324 Orosius benützt denselben Wortlaut bringt aber eine zusätzliche Information: in castris fulmine ictus interiit (Oros. 7, 24, 4), wonach sich Carus also im römischen Lager aufgehalten habe, als ihn sein Schicksal ereilte. Der aus Gallien stammende Polemius Silvius benützt in seinem Laterculus mit der Formulierung Carus in Perside fulminatus lediglich eine andere Wortwahl (Pol. Silv. 522, 54). Ein wenig ausführlicher wird es in der Romana des Iordanes, danach sei der Blitz auf Carus niedergefahren, während gerade das römische Marschlager abgesteckt wurde (Iord. Rom. 294: dum castra metaret, fulmine ictus occubuit). Die kurze Erwähnung im Chronicon Paschale entspricht weitgehend der lateinischen Überlieferung, wonach Carus in Mesopotamien vom Blitz erschlagen worden sei: ὅστις Κᾶρος ἐκεραυνώθη ἐν τῇ Μεσοποταμίᾳ (Chron. pasch. 510, 7). Etwas facettenreicher wird das Ende des Kaisers bei Aurelius Victor geschildert, der Carus vom Blitz nicht nur erschlagen, sondern sogar verbrennen lässt (fulminis tactu conflagravit), und er fügt für diese Strafe der Götter gleich eine probate Erklärung hinzu, da Carus nämlich eine Prophezeiung missachtet habe, wonach es ihm verboten gewesen sei, über Ctesiphon hinaus weiter vorzustoßen (Aur. Vict. 321 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 130–131; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 203 mit Anm. 4; S. 213–217. 322 Zur genauen Lokalisierung siehe Kapitel 4.4. 323 Vgl. hierzu Burgess, Jerome, S. 365; Bleckmann, Überlegungen, S. 13–16; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 351–353; zur EKG vgl. z. B. Barnes, Lost Kaisergeschichte, S. 13– 43; Sivan, Eusebius of Nantes, S. 158–163; Burgess, Principes, S. 491–500; ders., On the Date, S. 111–128; ders., Jerome, S. 349–369; Hartmann, Literarische Quellen, S. 25–26, siehe auch Kapitel 3.1. 324 Zu den Übereinstimmungen bei Aurelius Victor (Aur. Vict. Caes. 38,3: fulminis tactu), Eutrop, Festus, Hieronymus und der Epitome de Caesaribus, die auf der EKG basieren vgl. Burgess, Jerome, S. 365. Cassiodor verwendet in seiner Chronica (Cassiod. Chron. 149, 1007) dieselbe Wortwahl wie Hieronymus: fulmine ictus interiit.

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Caes. 38, 3–5). Diese Variante von der Bestrafung wegen der Missachtung eines Orakels nennt auch die Historia Augusta. Hier wird diese Aussage allerdings dahingehend verallgemeinert, dass es angeblich grundsätzlich keinem römischen Kaiser gestattet sei, über Ctesiphon hinauszugelangen, während Aurelius Victor diese Prophezeiung allein auf die Person des Carus bezieht. Doch der Autor der Historia Augusta negiert seine Aussage sogleich, indem er hinzufügt, dass diese Behauptung nur ein Ausdruck von Feigheit sei, und es Galerius (per sacratissimum Caesarem Maximianum constitit) angeblich sehr wohl gelungen sei, erfolgreich über Ctesiphon hinaus in das persische Gebiet vorzustoßen (HA Car. 9, 1–3).325 Mit dem Topos von der göttlichen Strafe – und als eine solche musste der Blitzstrahl Jupiters ja angesehen werden – begründet auch Festus den Tod des Carus, doch ist es hier keine magische Demarkationslinie, die der Kaiser überschritten haben soll, sondern der Neid der Götter, den die militärischen Erfolge des Carus gegen die Sāsāniden heraufbeschworen hätten (Fest. 24).326 Die beiden byzantinischen Autoren Synkellos und Zonaras geben ebenfalls als Todesursache einen Blitzschlag an, wobei beide noch weitere Einzelheiten erwähnen. So wie Synkellos das Geschehen schildert, lagerte das römische Heer gerade am Tigris, als ein Blitz in das Zelt des Carus einschlug, und hierbei sei der Kaiser ums Leben gekommen: ὅς παρὰ τῷ ποταμῷ Τίγριδι διαστρατοπεδευόμενος κεραυνοῦ κατασκήψαντος ἀθρόως ἅμα τῇ σκηνῇ διαφθείρεται (Synk. 472, 12–13). Dieselbe Variante findet sich bei Zonaras, die er als eine der beiden Alternativen zum Tod des Carus angibt. Auch bei ihm schlägt der Blitz in das Zelt des Carus ein, während die Truppen gerade dabei gewesen sein sollen, den Lagerwall aufzurichten (Zon. 12, 30). Zonaras dürfte diese Angaben von Synkellos übernommen haben.327 Nach der zweiten Alternative zum Tod des Carus bei Zonaras soll der Kaiser im Kampf gegen die ‚Hunnen‘ gefallen sein, und zwar erst nach seiner Rückkehr aus dem Perserkrieg (Zon. 12, 30). Damit folgt Zonaras der byzantinischen Weltchronik des Malalas, der Carus nach seinem Persersieg ebenfalls nach Rom zurückkehren und dann gegen die ‚Hunnen‘ ziehen lässt, wo er im Kampf gefallen sein soll (Ioh. Mal. 12, 34). Nachdem Carus nicht im Kampf gegen die Sarmaten, die mit der anachronistische Bezeichnung ‚Hunnen‘ wohl gemeint sein werden, sondern in Persien starb, davor aber einen Feldzug gegen die Sarmaten geführt hat,328 wurde hier eindeutig und wohl versehentlich die Reihenfolge vertauscht.329 Eine weitere 325 In der Historia Augusta soll das angebliche Orakel, demzufolge kein römischer Kaiser ungestraft über Ctesiphon hinaus vordringen dürfe, vermutlich auf den Perserzug Julians verweisen, der bekanntermaßen vor der persischen Hauptstadt scheiterte und beim Rückzug ums Leben kam, vgl. Straub, Studien, S. 123–132; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 359–362; zu dieser Prophezeiung vgl. auch Pink, Aufbau Carus, S. 60; Schlumberger, Epitome, S. 170; Bird, Death of Carus, S. 124; Barnes, Imperial Campaings, S. 184. Zum vermeintlichen weiteren Vorstoß des Carus über Ctesiphon hinaus siehe Kapitel 4.4. 326 Vgl. Straub, Studien, S. 129; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 359. 327 Vgl. Bleckmann, Reichskrise, S. 134; Banchich, Commentary, S. 133, Anm. 114. 328 Zum Sarmatenkrieg des Carus siehe Kapitel 4.3. 329 Vgl. Silomon, Untersuchungen, S. 556–557, der hier aber keinen Bezug zu Malalas herstellt, vgl. auch Meloni, Il regno di Caro, S. 106–107; Felix, Literarische Quellen, S. 100–101; Bleckmann, Reichskrise, S. 134; Banchich, Commentary, 131–133, Anm. 111.

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wenn auch recht unglaubwürdige Möglichkeit bietet die armenische Überlieferung des Moses von Chorene an (Mos. 2, 79). Danach soll Carus zuerst den persischen Großkönig geschlagen haben und dann nach Rom aufgebrochen sein. Doch in der Zwischenzeit habe Ardaŝīr I. (!) die Wüstenstämme mobilisiert und soll anschließend den – offenbar plötzlich wieder in den Osten zurückgekehrten – Carus in einer großen Schlacht am Euphrat an einer nicht näher bestimmten Örtlichkeit mit dem Namen Rinon besiegt und getötet haben. Parallel dazu sei Carinus mit dem arsakidischen Thronanwärter Tirdād im Gefolge in der Wüste gegen Kornak marschiert und sei dabei samt seinem Heer niedergemetzelt worden, nur Tirdād habe sich zu Licinius I. (!) retten können.330 Der abenteuerliche Bericht des Moses von Chorene ist zu verworren und enthält zu viele Fehler, um hier weiter beachtet werden zu können. Die Historia Augusta steuert zum Tod des Carus noch eine Reihe fragwürdiger und wohl frei erfundener Details bei. Zuerst wird einem namentlich nicht genannten praefectus praetorio unterstellt, Carus absichtlich weiter in Feindesland geführt zu haben, angeblich um ihn zu verderben (HA Car. 8, 2). Diese Behauptung dürfte auf den Prätorianerpräfekten Aper verweisen, der später auch für den Tod des Numerianus verantwortlich gemacht wurde.331 Sodann sei Carus schwer erkrankt und während eines heftigen Gewitters verstorben (HA Car. 8, 3). Dann fügt der Autor der Historia Augusta den fiktiven Brief eines kaiserlichen Sekretärs namens Iulius Calpurnius an den Stadtpräfekten Roms ein, der nochmals den Tod des Carus durch eine Krankheit während eines Gewittersturms belegen soll (HA Car. 8, 4–7). Der Brief schließt mit der fast schon komisch anmutenden Behauptung, die Kammerdiener (cubiculari) hätten aus Schmerz über den Tod des Kaisers dessen Zelt in Brand gesteckt, wodurch das Gerücht vom Tod durch einen Blitzschlag entstanden sei (HA Car. 8, 7). Wie jedoch bereits ausführlich dargelegt wurde, fand kein weiterer Vorstoß ins persische Kernland hinein statt.332 Ob es im Gefolge des Carus einen kaiserlichen Sekretär namens Iulius Calpurnius tatsächlich gegeben hat, ist mehr als fraglich.333 Und der angebliche Brief an den römischen Stadtpräfekten ist mit Sicherheit frei erfunden.334 Dennoch finden sich in der Historia Augusta Angaben von großem Interesse, denn zum einen wird dort als Alternative zum Blitzschlag eine Krankheit als Todesursache angegeben und mit der Bemerkung ut alii dicunt morbo, ut plures fulmine 330 Siehe auch Kapitel 4.4 und 4.9, vgl. dazu Jones, Death of Numerian, S. 303; Toumanoff, Armenian Arsacids, S. 264–265; Thomson, Moses, S. 227, Anm. 8–9; Hewsen, Search of Tiridates, S. 15; Kettenhofen, Tirdād, S. 54; Loriot, Problèmes, S. 153; Burgess, Studies, S. 85–86; zur kritischen Beurteilung der armenischen Überlieferung vgl. Kettenhofen, Tirdād, S. 48–55. 331 Vgl. Straub, Studien, S. 125; Hohl, Historia Augusta, S. 434, Anm. 37; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 352; zum Tod des Numerianus siehe Kapitel 4.6; zu Aper siehe auch Kapitel 7.3, Nr. 2. 332 Vgl. Aur. Vict. Caes. 37, 3–5, siehe Kapitel 4.4. 333 Chastagnol, Trois études, S. 81–84, hält diesen Namen für eine Anspielung auf den Dichter Calpurnius Siculus, der im 1. Jahrhundert lebte, vgl. Hohl, Historia Augusta, S. 435, Anm. 39; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 357–358. 334 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 107–111; Schlumberger, Eigene Zutaten, S. 278–279; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 357–358.

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interemptus est (HA Car. 9, 2) wird im Grunde genommen exakt die vorliegende Quellensituation beschrieben. Denn neben der Blitzschlagversion existiert eine weitere vielleicht auf Nicomachus Flavianus basierende Überlieferungstradition, die den Tod des Carus mit einer Krankheit erklären möchte.335 Nach dem Logothetae Chronicon des Symeon Magister (Sym. 104, 85 = Leo 81, 9) und Kedrenos (Cedr. 464, 9) sei Carus an der ‚Pest‘ beziehungsweise einer Seuche gestorben: τελευτήσαντος δὲ Κάρου ὑπὸ λοιμικῆς.336 Hinreichend bekannt ist die Pandemie zur Zeit des Marcus Aurelius (161–180), die unter dem Namen ‚Antoninische Pest‘ in die Geschichte einging. Damals wurden die Krankheitserreger von den aus dem Partherkrieg des Lucius Verus heimkehrenden Truppen aus dem südlichen Mesopotamien ins römische Reich eingeschleppt.337 Die klimatischen Bedingungen im südlichen Zweistromland waren in der Antike fraglos sehr förderlich für die Entstehung von Seuchen. Das feuchte Klima, das mit einer Insektenplage einherging (Amm. 24, 8, 2–3), und womöglich auch der Mangel an sauberem Trinkwasser begünstigte sicherlich die Übertragung von Krankheitserregern.338 Allerdings ist eine Epidemie in den Jahren nach 283 nirgendwo bezeugt, womit eine Seuche oder die ‚Pest‘ als Todesursache auszuschließen wären. Somit bleibt als Kern der Angabe bei Symeon Magister beziehungsweise Leo Grammaticus und Kedrenos nur der natürliche Tod durch eine Krankheit übrig, was sich wiederum mit der Behauptung in der Historia Augusta deckt. Spuren dieser Überlieferungstradition finden sich offenbar auch bei Malalas. Denn es scheint bei ihm stellenweise eine Verwechslung des Carus mit dessen Sohn Carinus vorzuliegen. Wie bereits erwähnt, lässt Malalas Carus im Kampf gegen die ‚Hunnen‘ sterben (Ioh. Mal. 12, 34), was zwar falsch ist, auch wenn man diese ‚Hunnen‘ mit den Sarmaten identifizieren will, doch ließe sich dann der bei Malalas angegebene Tod des Carus auf dem Balkan lokalisieren, was wiederum für Carinus zutreffend wäre, der nach der Schlacht gegen Diokletian am Margus in Mösien ermordet wurde.339 Wohingegen der vermeintlich natürliche Tod des Carinus sehr gut zum Ende des Carus passen würde, ebenso wie der Hinweis auf den siegreich geführten Krieg gegen die Perser, und eben während dieses Krieges sei Carinus eines natürlichen Todes gestorben: ἐν δὲ τῷ μέσῳ χρόνῳ τοῦ πολέμου ὁ αὐτὸς Καρίνος τελευτᾷ ἰδίῳ θανάτῳ (Ioh. Mal. 12, 36). Wenn man also von der Verwechslung von Carus mit Carinus absieht, läge hier ein weiteres Indiz für eine Krankheit als Todesursache vor. Interessant bei all dem ist übrigens, dass eine der relativ zeitnahsten literarischen Quellen, der Chronographus anni 354, nur ganz lapidar und unspektakulär das Ableben des Carus bei Ctesiphon beziehungsweise Seleucia vermeldet: excessit Seleucia Babylonia (Chron. 354 148, 17). Vom sensationellen Tod durch Blitzschlag ist hier also ebenfalls nicht die Rede. 335 Straub, Studien, S. 126, glaubt, der Tod des Carus durch eine Krankheit sei vom Autor der Historia Augusta „mutwillig erfunden“; zur Überlieferungstradition, die eine Krankheit als Todesursache angibt vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 107 mit Anm. 180; Bleckmann, Reichskrise, S. 134 mit Anm. 288; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 352. 336 Vgl. Wahlgren, Symeonis Magistri, S. 104, Anm. zu 85, 5. 337 Zur sog. ‚Antoninische Pest‘ vgl. Duncan-Jones, The Impact, S. 108–136. 338 Zu den klimatischen Verhältnissen siehe auch Kapitel 4.4. 339 Zur Ermordung des Carinus siehe Kapitel 4.9.

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Da die Geschichte vom strafenden Blitzstrahl Jupiters doch eher unwahrscheinlich klingt, gab dies Anlass zu allerhand Spekulationen über ein mögliches Mordkomplott, dem der Kaiser zum Opfer gefallen sein soll. In Verdacht geriet hier zunächst vor allem der praefectus praetorio Aper, dem die Historia Augusta unterstellt, Carus in heimtückischer Absicht weiter – über Ctesiphon hinaus – ins Sāsānidenreich hinein geführt zu haben (HA Car. 8, 2).340 Fragt man in kriminalistischer Manier nach einem Motiv und wer langfristig den größten Nutzen aus dem Tod des Carus gezogen hat, dann käme als zweiter potentieller Verdächtiger der spätere Kaiser Diokletian in Frage, der – wie Synkellos versichert – ebenfalls am Perserkrieg des Carus teilgenommen hat (Synk. 472, 17–19).341 Sowohl Aper als auch Diokletian könnte in Zusammenhang mit dem Tod des ebenfalls unter seltsamen Umständen ums Leben gekommenen Numerianus vielleicht ein Motiv unterstellt werden.342 Ein solche Verschwörung, die sich über einen derart langen Zeitraum hingezogen hätte, wäre allerdings in der an Mordkomplotten und Verschwörungen gegen den Kaiser nicht gerade armen Zeit des dritten Jahrhunderts ein ziemlich einzigartiger Vorgang. Ein einzelner Täter hätte einen Mord am Kaiser sicherlich nicht unentdeckt durchführen können, und hätte es eine Verschwörung von Offizieren entweder um Aper oder um Diokletian gegeben, dann wären gleichzeitig sowohl Carus also auch Numerianus beseitigt worden. Es ergäbe überhaupt keinen Sinn, Carus zu töten und seinen Sohn und potentiellen Nachfolger Numerianus am Leben zu lassen, von dem ja für die Verschwörer die stete Gefahr ausgehen musste, dass er den Mord an seinem Vater rächen würde. Der schon im April zum Augustus erhobene Carinus saß Tausende von Kilometern weit entfernt im Westen des Reiches und hätte zunächst – wie sich dies ja auch im November 284 zeigen sollte – nichts gegen ein Mordkomplott und eine anschließende Usurpation unternehmen können. Eine von Aper angezettelte Verschwörung ist schon deshalb äußerst unwahrscheinlich, da dieser innerhalb des Offizierskorps und im Heer über zuwenig Anhänger verfügte, um nach dem Tod des Numerianus die Herrschaft übernehmen und so die Früchte eines angeblichen und langwierigen Komplotts genießen zu können.343 Die Hypothese, Carus könnte das Opfer eines Mordanschlags geworden sein, entbehrt folglich jeder vernünftigen Grundlage und ist daher abzulehnen.344 340 So Bianchi, Studi sull’imperatore, S. 21–28, der den Bericht in der Historia Augusta (HA Car. 8, 2–7) für authentisch hält und vermutet, dass durch das Verbrennen des Zeltes der Mord an dem Kaiser verschleiert werden sollte, sowie Meloni, Il regno di Caro, S. 111–112. 341 Zur Teilnahme Diokletians am Perserkrieg siehe Kapitel 4.6, vgl. Kienast, Kaisertabelle, S. 266; Kuhoff, Diokletian, S. 30–31, Anm. 47. Wie Bird, Death of Carus, S. 123–132, behauptet, sollen sowohl Carus wie auch Numerianus und schließlich Carinus Opfer eines langangelegten und von Diokletian ausgeheckten Mordkomplotts geworden sein, wobei sich die Ermordung des Carus möglicherweise während eines Sandsturmes ereignet habe: „… such an storm would certainly cause disruption among the soldiers and make an assassination easier“. 342 Polverini, Da Aureliano, S. 1030–1031, Anm. 70; Felix, Literarische Quelle, S. 100, und Hedlund, Coinage and Authority, S. 116, glauben auch an einen gewaltsamen Tod infolge einer Verschwörung, ohne jedoch hierfür unbedingt Aper oder Diokletian verantwortlich zu machen. 343 Zum Tod des Numerianus siehe Kapitel 4.6; zur Entlastung Apers vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 18. 344 Zur Ablehnung eines Mordkomplotts vgl. Kolb, Diocletian, S. 13–14, vgl. auch Pink, Aufbau Carus, S.60; Kuhoff, Diokletian, S. 18; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 353.

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Demgegenüber wird die Annahme, dass Carus vom Blitz erschlagen worden sein soll, in der Forschung oftmals akzeptiert,345 doch stellt sich hier grundsätzlich die Frage, ob in der Region des südlichen Mesopotamiens zur fraglichen Jahreszeit Gewitter überhaupt möglich sind. Zwar wurde bereits schon mehrfach das in der Antike vorherrschende feuchte frühsommerliche Klima im südlichen Zweistromland erwähnt, dies resultierte allerdings nicht aus Niederschlägen, sondern vielmehr – wie Ammianus Marcellinus versichert – aus der jahreszeitlich bedingten Schneeschmelze in den Bergen Armeniens und den damit verbundenen großflächigen Überschwemmungen (Amm. 22, 8, 2). Nach allem, was über die klimatischen Bedingungen im südlichen Irak in Erfahrung zu bringen ist, gibt es dort in der Periode von Juni bis September im Normalfall keinen Regen und Gewitter können nahezu ausgeschlossen werden.346 Zwar könnte man vielleicht noch an eine seltene und extreme Wetterlage denken, doch bei der durchschnittlichen Chance überhaupt vom Blitz getroffen zu werden, ist die Vorstellung, dass ausgerechnet den römischen Kaiser ein solches Schicksal ereilt haben soll, schon für sich allein genommen äußerst unwahrscheinlich. Wenn man nun annimmt, dies habe sich ereignet, während sich der Kaiser inmitten des römischen Expeditionsheeres aufgehalten hat, und der Blitzstrahl in dieser großen Menschenmenge von mehreren Zehntausend explizit ihn und sonst niemand getroffen hätte, dann wird diese Hypothese immer zweifelhafter. Stellt man weiterhin in Rechnung, dass es in der fraglichen Jahreszeit im südlichen Zweistromland normalerweise keine Gewitter gibt, dann hätten schon einige ganz exorbitante und außergewöhnliche Faktoren zusammentreffen müssen. Da alle diese Faktoren gleichermaßen unwahrscheinlich sind, muss die Annahme, Carus sei zwischen Juli und September im südlichen Mesopotamien vom Blitz erschlagen worden, schlicht als unmöglich angesehen werden.347 Wenn also sowohl eine Ermordung aufgrund einer langfristig angelegten Verschwörung als auch der in den literarischen Quellen bevorzugte spektakuläre Tod 345 Der Theorie vom Blitzschlag stimmen beispielsweise zu: Jones, Date, S. 338–342; Straub, Studien, S. 125; Kerler, Aussenpolitik, S. 264; Pond, Inscriptional Evidence, S. 143; Hohl, Historia Augusta, S. 434, Anm. 38; Demandt, Spätantike, S. 58; Bleckmann, Prediger, S. 188, Anm. 27; Woods, Empress Fausta, S. 81; König, Kaiserzeit, S. 195; Bleckmann, Konstantin, S. 27; White, Restorer, S. 160; Mosig-Walburg, Römer und Perser, S. 57; unentschieden sind unter anderen: Winter, Friedensverträge, S. 133: „Die genauen Umstände seines Todes sind nicht zu klären“; Kienast, Kaisertabelle, S. 258: „Krankheit oder Blitzschlag“; Kuhoff, Diokletian, S. 17: „angeblich durch einen Blitzschlag“. 346 Zu den klimatischen Verhältnissen im südlichen Irak in den Sommermonaten von Juni bis September vermeldet das U. S. National Climatic Data Center nach dem Bericht der U. S. Air Force (Air Force Combat Climatology Center): „… thunderstorms are practically nonexistent“, vgl. Jones, Date, S. 341; Bird, Death of Carus, S. 125; Weinert/Al-Ani, Vegetation, S. 57–58, vgl. hierzu auch Kaegi, Challenges, S. 586–594. 347 Zum gleichen Resultat gelangte auch Jones, Date, S. 338–342; da Jones aber weiterhin vom Tod durch einen Blitzschlag überzeugt war, verlegte er dieses Ereignis in eine Jahreszeit, in der Gewitter im südlichen Mesopotamien möglich sind, und stellte aufgrund dessen schließlich die recht fragwürdige und zwischenzeitlich überholte Theorie auf, dass Carus im Dezember 283 gestorben sein müsse, vgl. auch Bird, Death of Carus, S. 125; Kreucher, Probus und Carus, S. 419, Anm. 177. Pond, Inscriptional Evidence, S. 142–144, folgt noch weitgehend der von Jones postulierten Chronologie.

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durch die strafende Hand Jupiters vermittels eines Blitzschlags abzulehnen sind, so bleibt als Todesursache schlussendlich nur der natürliche Tod infolge einer Krankheit übrig. Folglich ist zunächst prinzipiell jener Überlieferungstradition der Vorzug zu geben, die eben diese Todesursache angibt. Bei der Erklärung, die Kedrenos (Cedr. 464, 9) und Symeon Magister (Sym. 104, 85 = Leo 81, 9) als Grund für das Ableben des Kaiser liefern, nämlich dass Carus an einer Seuche gestorben sei, kann es sich um eine Verallgemeinerung handeln. Hiermit wird vermutlich eine Infektionskrankheit oder eine andere Krankheit gemeint sein, deren genaue Ursache im Nachhinein nicht mehr klar ersichtlich war. Dies würde sich mit der Angabe in der Historia Augusta decken, die als Alternative zum Blitzschlag nur ganz allgemein eine Krankheit (morbus) nennt (HA Car. 8, 2). Und falls man den Bericht des Malalas hier gelten lassen will, so stimmt dies auch mit seiner Behauptung überein, Carinus – das heißt richtigerweise Carus – sei während seines siegreichen Perserfeldzuges eines natürlichen Todes gestorben (Ioh. Mal. 12, 36). Man wird also mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen können, dass Carus an einer Krankheit starb.348 Der in der Überlieferungstradition der sogenannten ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ postulierte Tod des Carus durch einen von Jupiter geschleuderten strafenden Blitz würde sich grundsätzlich sehr gut ins Bild der vermutlich von Diokletian gegen den divi filius Carinus gerichteten Kampagne einfügen.349 Denn durch die Konsekration des Carus nach dessen Tod erfuhr die Herrschaft des Carinus eine sakrale Aufwertung, war dieser doch somit nun der Sohn eines offiziell anerkannten Staatsgottes.350 Dagegen scheint sich Diokletian gewandt zu haben, indem er verbreiten ließ, Carus sei von Jupiter bestraft worden. Kurz nach der Beseitigung des Carinus zwischen Ende 285 und Anfang 286 wurden in Ticinum Antoniniane mit der Legende IOVI CONSERVAT für Diokletian geprägte (RIC V 2, S. 243, Nr. 220– 221), deren Reversdarstellung einen übergroßen Jupiter mit Szepter und Blitzbündel zeigt; neben ihm steht ein vergleichsweise winziger Diokletian, und direkt über dessen Haupt erhebt sich beinahe schon drohend das Blitzbündel des Gottes.351 Die auf der Münze wiedergegebenen Größenverhältnisse zwischen Diokletian und Jupiter entsprechen keineswegs der gebräuchlichen zeitgenössischen Ikonographie. So erscheint in der auf den Münzen häufig abgebildeten Investitur des Kaisers durch Jupiter der Kaiser immer mindestens ebenso groß wie der Gott.352 Diese äu348 Nach Pink, Aufbau Carus, S. 60, sei Carus in Anbetracht seines fortgeschrittenen Alters „ein Opfer der Kriegsstrapazen“ gewesen, er schließt aber auch eine Seuche nicht aus; Kolb, Diocletian, S. 12–13, glaubt an eine Kriegsverletzung; bei Kienast, Kaisertabelle, S. 258, heißt es „Krankheit oder Blitzschlag“; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57, nimmt eine Krankheit oder eine Verschwörung an; Kreucher, Probus und Carus, S. 419: hält ebenfalls eine Krankheit oder eine Verletzung im Perserkrieg als „am wahrscheinlichsten“. 349 Zur Kampagne Diokletians gegen Carinus siehe Kapitel 4.2, vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 158–163; Kolb, Diocletian, S. 17–18; Bleckmann, Prediger, S. 188, Anm. 27; Kolb, Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 35; Kuhoff, Diokletian, S. 23. 350 Zur Konsekration des Carus siehe auch Kapitel 4.7, vgl. Clauss, Kaiser und Gott, S. 188; Hedlund, Coinage and Authority, S. 179–180. 351 Vgl. Cohen, S. 436, Nr. 206; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 69–72; S. 212–214; Kuhoff, Diokletian, S. 45 mit Anm. 106. 352 Zum Typus dieser Münzdarstellung siehe Kapitel 5.3.

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ßerst ungewöhnliche Darstellung eines winzigen Kaisers neben einem riesenhaften Jupiter findet sich in der tetrarchischen Münzprägung nur auf eben diesen Stücken aus Ticinum und muss sich auf die von Diokletian bewusst gesteuerte Legende vom Tod des Carus beziehen. Konstantin der Große griff dies in seiner von Eusebios von Caesarea überlieferten und offenbar authentischen „Rede an die Versammlung der Heiligen“ (λόγος ὅν ἔγραφε τῷ τῶν ἁγίων συλλόγῳ) auf und spielte indirekt auf den Tod des Carus an, indem er über Diokletian spottete, dass dieser in der beständigen Furcht gelebt habe, selbst vom Blitz eines rächenden Gottes getroffen zu werden (Eus. or. 25, 1–2).353 Doch wäre es zu einfach, sämtliche Berichte über diese angebliche Todesursache einer den divi filius Carinus verunglimpfenden Erfindung Diokletians zuzuschreiben. Denn von den rein historiographischen Zeugnissen abgesehen, scheint sich die Legende vom Blitztod des Carus ganz nachhaltig ins Bewusstsein der römischen Öffentlichkeit geprägt zu haben. Sie fand Eingang in die Dichtung des Sidonius Apollinaris, bei dem es heißt, das Leben des Carus, das selbst einem Blitz geglichen habe, sei von einem Blitzstrahl beendet worden: tum cum fulmine captus imperator vitam fulminibus parem peregit (Sidon. carm. 23, 95–96). Und Claudian reimt über das Hinscheiden des Carus durch die parthischen Blitze (obitus et Parthica fulmina Cari) in seinem Epithalamium für Celerina (Claud. carm. min. 25, 74).354 Wie es zu bedenken gilt, war der natürliche Tod eines römischen Kaisers im dritten Jahrhundert und noch dazu während eines siegreichen Feldzuges ein so seltener und ungewöhnlicher Vorgang, dass die Zeitgenossen durchaus geglaubt haben könnten, hierin das Walten einer strafenden Gewalt zu erblicken, und dies vermutlich um so mehr je plötzlicher und unerwarteter dieser Tod eintrat. Bekanntermaßen wurden in der Antike Krankheiten, für die es bereits schon naturwissenschaftliche Erklärungsansätze gab, daneben auch auf einer religiös-mystischen Ebene interpretiert. Beispielsweise konnte die Apoplexie, die ja im volkstümlichen Sprachgebrauch der Gegenwart ebenfalls als ‚Schlaganfall‘ bezeichnet wird, als ‚Schlag des Zeus‘ gedeutet werden.355 Wenn man nur einmal hypothetisch annimmt, Carus – der immerhin schon 60 Jahre alt und folglich in einem bei Männern kritischen Alter für Herz-Kreislauferkrankungen stand – hätte während seines Perserzugs einen Herzinfarkt erlitten und wäre gleichsam plötzlich bewusstlos vom Pferd gefallen und kurz darauf in seinem Zelt verschieden, so hätten dies die einfachen römischen 353 Konstantin bringt dies mit dem Brand im kaiserlichen Palast von Nicomedia in Zusammenhang; die Rede wurde wahrscheinlich 328 auf dem Konzil von Nicomedia gehalten, vgl. Bleckmann, Prediger, S. 183–202, zur angesprochenen Textstelle vgl. S. 188, Anm. 27. 354 Zu dieser Textstelle im Hochzeitsgedicht für Celerina vgl. Horstmann, Epithalamium, S. 207– 209. 355 Bereits in Homers Ilias soll der Held Patroklos im Kampf gegen die Trojaner zuerst vom Gott Apoll geschlagen worden sein (θεοῦ πληγῇ), woraufhin er regungslos und starr dagestanden sei und erst so eine leichte Zielscheibe für die gegnerischen Wurfspieße abgegeben habe (Hom. Il. 16, 785–816); auch ein Unglücksfall konnte ganz allgemein als ‚Schlag des Zeus‘ bezeichnet werden (Hippon. 19: διοπλῆγα), was wiederum im übertragenen Sinne als Blitzschlag gedeutet werden kann, vgl. Masson, Hipponax, S. 166, Kommentar zu Fragment 19; Leven, Antike Medizin, S. 72; zur übernatürlichen Deutungen des Todes in der Antike vgl. Sauer, Untersuchungen, S. 60–65.

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Soldaten ebenfalls als ‚Schlag eines Gottes‘ auffassen können. Da es sich hier um die Person des römischen Kaisers handelte, hätte dann natürlich Jupiter dahinterstecken müssen, und der Schlag Jupiters manifestiert sich eben durch den Blitzstrahl. In diesem Fall müsste sich die Idee, den plötzlichen Tod des Carus mit einem imaginären strafenden Blitzschlag Jupiters in Verbindung zu bringen, Diokletian geradezu aufgedrängt haben. Somit hätte Diokletian, der den divinus consensus für sich in Anspruch nahm,356 über ein probates Mittel verfügt, gegen die Konsekration des Carus und somit gegen die sakrale Erhöhung des divi filius Carinus vorzugehen. Er hätte hierzu erst gar keine Erfindung in die Welt setzen müssen, und die Zustimmung der ‚Augenzeugen‘ wäre ihm weitgehend sicher gewesen. Durch die Annahme eines schnellen und überraschenden Todes, der in diesem Sinne als imaginärer Blitzschlag gedeutet werden konnte, lassen sich die divergenten Überlieferungstraditionen beinahe in Einklang bringen. Die Legende vom Tod durch einen Blitzschlag würde dann die volkstümliche und von Diokletian weiter ausgebaute Version repräsentieren, während der Tod durch eine Krankheit, dem medizinischen Befund und der Verlautbarung der Söhne des Carus entsprochen haben dürfte. Letztlich weist auch Eutrop (Eutr. 9, 18, 1) in diese Richtung, da es bei ihm ja ausdrücklich heißt, dass Carus von einem ‚göttlichen Blitz‘ (divini fulminis) erschlagen wurde, womit nicht unbedingt ein Blitzschlag im naturwissenschaftlichen Sinne gemeint sein muss. Die letzten papyrologischen Belege aus Ägypten für die Herrschaft des Carus stammen aus dem Nomos Hermopolites und aus Kellis (Ismant el-Kharab). Der Papyrus (Pap. 4), der aus dem Nomos Hermopolites stammt, datiert vom 15. Mesore im Jahr Α des Carus, Carinus und Numerianus (8. August 283) und das Dokument aus Kellis (Pap. 5) vom 20. Mesore desselben Jahres (13. August 283). Hermopolis liegt am Nil in etwa zwischen Ober- und Unterägypten, und Kellis ist südlicher und etwas abseits in der Oasis Magna zu lokalisieren. Für die Nachrichtenübermittlung von Rom nach Alexandria ist ungefähr eine Zeitspanne von 20–25 Tagen einzukalkulieren. Da Antiochia wesentlich näher bei Ägypten liegt, mag sich diese Zeitspanne hier auf vielleicht zehn Tage verkürzt haben. Für den Weg von Alexandria nach Hermopolis müssen weitere zehn bis 15 Tage berücksichtigt werden, während die Übermittlung einer Nachricht bis in die Oasis Magna nochmals 15 bis 20 Tage in Anspruch genommen haben kann,357 womit für die Datierung der Papyrus aus dem näheren Nomos Hermopolites vom 8. August 283 maßgeblich ist. Wenn man also zurückrechnet und hierfür die papyrologischen Belege zugrundelegt, dann kann man in Antiochia vom Tod des Carus frühestens etwa Mitte Juli gewusst haben. Es stellt sich dann nur die Frage wie lange die Überbringung von Nachrichten von Ctesiphon im südlichen Mesopotamien nach Antiochia in Syrien gedauert haben kann. Dass dies jedoch in recht kurzer Zeit vonstatten gehen konnte, belegt ein Brief des Libanios, der die Schnelligkeit der sogenannten geflügelten Kamelreiter lobt, die zur Zeit Julians als Eilboten vom Kriegsschauplatz im südli356 Vgl. Kolb, Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 35–37. 357 Zur Zeitdauer für die Nachrichtenübermittlung von Rom nach Ägypten und innerhalb Ägyptens vgl. Rea, Chronology, S. 7–19; Rathbone, Dates, S. 102–105; Kienast, Kaisertabelle, S. 17, sowie Kolb, Nachrichtentransfer, S. 326; S. 331.

4.5 Der Tod des Carus

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chen Zweistromland nach Syrien im Einsatz waren (Liban. ep. 1402, 3).358 Somit können für die Nachrichtenübermittlung von Ctesiphon bis Antiochia nochmals vielleicht zehn Tage einkalkuliert werden. Demnach kommt man auf eine Zeitdauer von insgesamt etwa 30 bis 35 Tagen und – den papyrologischen Zeugnissen zufolge – auf einen terminus post quem von Anfang Juli. Als terminus ante quem bietet sich ein Papyrus (Pap. 6) aus Philadelphia im Nomos Arsinoites (Fayum) vom 17. Thoth im Jahr Β des Carinus und Numerianus (15. September 283) an, der erstmalig die Herrschaft der Söhne ohne Carus belegt. Wenn man dies wiederum zurückrechnet, kommt man letztlich auf Mitte August. Dies steht in Übereinstimmung mit der alexandrinischen Tetradrachmenprägung, da für das zweite ägyptische Jahr des Carus ab dem 30. August 283 nur noch Konsekrationsmünzen mit der Legende ΘΕω ΚΑΡω CΕΒ geprägt wurden (Milne S. 112–113, 4708–4709; 4713–4718; 4725– 4727; 4731–4734) (Abb. 8).359 Trotz sämtlicher Unsicherheitsfaktoren, mit denen bei den Datumsangaben auf ägyptischen Papyri zu rechnen ist,360 wird man in Zusammenhang mit dem chronologischen Ablauf des Perserfeldzugs den Tod des Carus mit ziemlicher Sicherheit auf Anfang bis Mitte Juli 283 datieren können.361 Dies stimmt auch mit der Tatsache überein, dass noch während des Aufenthalts des Carinus in Mediolanum im Sommer 283 in der Münzstätte Ticinum bereits quinarii mit der Averslegende IMP CARINVS AVG und der Reverslegende IMP NVMERIANVS AVG (RIC V 2, S. 180, Nr. 333) und Antoniniane (RIC V 2, S. 198–199, Nr. 441–450) für Numerianus als Augustus geprägt wurden,362 der diesen Rang erst 358 Vgl. Bringmann, Julian, S. 171, vgl. auch Plin. nat. hist. 8, 26. 359 Vgl. Vogt, Alexandrinische Münzen 2, S. 166; Förschner, Münzen, S. 383, Nr. 1222; Kellner, Münzstätte 1, S. 159, Abb. 7. Mattingly, Notes, S. 16, gibt noch ein ägyptisches Jahr Β des Carus an, ohne dies jedoch zu begründen; ebenso Vant’t Dack, La papyrologie, S. 886, und Rathbone, Dates, S. 127; auch Kreucher, Probus und Carus, S. 419, geht fälschlicherweise davon aus, dass für „kurze Zeit“ für das zweite ägyptische Jahr des Carus in Alexandria noch geprägt worden sei. 360 An dieser Stelle sei daran erinnert, dass man auch drei Monate nach dem Tod Caracallas in Theben das Datum nach diesem Kaiser angab, vgl. Sijpesteijn, Macrinus, S. 224; Rathbone, Dates, S. 105–106; Kienast, Kaisertabelle, S. 17. 361 Nach Stein, Chronologie, S. 47, starb Carus vor dem 30. August 283; Jones, Date, S. 338–342, gibt Dezember 283 an, da vorher in Mesopotamien keine Gewitter möglich sind und der Kaiser durch einen Blitzschlag gestorben sein soll; wie Meloni, Il regno di Caro, S. 112–115, behauptet, sei keine klare Aussage zum Todeszeitpunkt möglich; Pink, Aufbau Carus, S. 60, vermutet spätestens Mitte August; Pond, Inscriptional Evidence, S. 144, geht von Anfang Oktober aus; bei Bird, Death of Carus, S. 125, heißt es allgemein „summer of 283“; Gallazzi, Annotazioni, S. 252, geht von Mitte Juli aus; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 48, nimmt ebenfalls Juli 283 an wie auch Gricourt, L’adventus, S. 86; Burgess, Principes, S. 497, nennt den Zeitraum Juli/August; Kienast, Kaisertabelle, S. 258, vermutet zwischen Juli und August; Kreucher, Probus und Carus, S. 419, gibt Ende Juli an. Rathbone, Dates, S. 127, glaubt, dass der Tod des Carus zwischen dem 2. und 14. September 283 im Nomos Arsinoites bekannt gewesen sei, doch gibt er hierzu als Belege nur Ins.13 – die er irrtümlicherweise für einen Papyrus hält – und Pap. 3 an. Interessant aber nicht überzeugend sind die Überlegungen bei Schwartz, Chronologie, S. 171–172, der aufgrund der Angabe der Regierungszeit des Carus im Chron. 354 148, 17, mit zehn Monaten und fünf Tagen das Todesdatum ganz konkret auf den 19. Juni 283 datieren möchte; zum Perserkrieg siehe Kapitel 4.4. 362 Siehe Kapitel 4.7, vgl. Gricourt, L’adventus, S. 110–112; ders., Caro/Diocleziano, S. 25–27, der diese Stücke schon auf Mitte Juni 283 datiert, da er von einer gleichzeitigen Erhebung des

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nach dem Tod des Carus erhielt.363 Ebenso wurden auch beim anschließenden Rombesuch des Carinus im Spätsommer 283 für Carus, für den von Juni bis Juli in Ticinum noch geprägt wurde, keine Münzen mehr ausgegeben.364 Man muss in Italien also spätestens im August vom Tod des Carus gewusst haben.365 Wie die Inschriften mit der Siegertitulatur Persicus Maximus (Ins. 24), Περσικός (Ins. 13) beziehungsweise Περσικός Μέγιστος und Παρθικὸς Μέγιστος (Ins. 156), die für Carus noch zu Lebzeiten gesetzt wurden, belegen,366 hat sich kurz vor dem Tod des Kaisers noch die Siegesnachricht von der Einnahme der sāsānidischen Metropole Ctesiphon im Reich verbreitet. Vermutlich noch im Spätsommer 283 erfolgte die Konsekration des Carus, die vielleicht im Kontext mit dem Romaufenthalt des Carinus stehen könnte.367 Des vergöttlichten Divus Carus wird in einer Reihe von Inschriften gedacht (Ins. 25; 137–138; 173; 188; 194; 198),368 und die ersten numismatischen Belege für den konsekrierten Carus datieren vom Januar 284. Dabei handelt es sich um Konsekrationsmünzen für Carus mit der Averslegende DIVO CARO PARTHICO (RIC V 2, S. 147–148, Nr. 108–113), die im Januar 284 während des dortigen Aufenthalts des Carinus in der Münzstätte Siscia herausgegeben wurden (Abb. 7).369 Die Darstellung auf dem Revers zeigt entweder einen Adler oder einen Altar. Nach der Ankunft des Numerianus in Antiochia im Sommer 284 wurden auch dort Konsekrationsmünzen für den divinisierten Carus ausgegeben (RIC V 2, S. 150, Nr. 126–127) und ebenso in der Münzstätte Tripolis (RIC V 2, S. 150, Nr. 129).370 Etwa zeitgleich oder etwas später wurden in Alexandria Tetradrachmen mit der Averslegende ΘΕω ΚΑΡω CΕΒ und der Reverslegende ΑΦΙΕΡωCIC – dies entspricht dem lateinischen consecratio – geprägt (Milne S. 112–113, Nr. 4708–4709; 4713–4718; 4725– 4727; 4731–4734) (Abb. 8).371 Da die Ausgabe von Konsekrationsmünzen für die Prägestätte in Alexandria recht ungewöhnlich war, musste sich die Gestaltung die-

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Carinus und Numerianus zu Augusti im Frühjahr 283 ausgeht, siehe jedoch Kapitel 5.1; die quinarii werden im RIC der Münzstätte Rom zugeordnet, vgl. jedoch Gricourt, L’adventus, S. 110, Nr. 4; ders., Caro/Diocleziano, S. 25, Nr. 3. Siehe hierzu Kapitel 5.1. Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 33–37; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 36. Siehe dazu auch Kapitel 4.7; nach Pink, Aufbau Carus, S. 64, könnte ein Eilkurier die Strecke von Mesopotamien bis nach Rom in 14 Tagen zurückgelegt haben. Zur umstrittenen Inschrift (Ins. 156), die außerdem noch für Philippus I. Arabs, Aurelian oder auch für Probus reklamiert wird, siehe S. 364, Anm. 109. So auch Meloni, Il regno di Caro, S. 118–119; S. 156–157, wonach Carus gleich nach seinem Tod divinisiert wurde und Numerianus erst im Herbst 284. Zum Romaufenthalt des Carinus im Sommer 283 siehe Kapitel 4.7 und 5.5. Siehe Kapitel 5.3. Zur Datierung vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 45–46; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 53–54; S. 200; Hedlund, Coinage and Authority, S. 179, vgl. auch Schulten, Typologie, S. 131–133. Die entsprechenden Antoniniane zählt Pink, Aufbau Carus, S. 56; S. 62, ebenfalls zur vierten Emission in Antiochia und zur zweiten Emission in Tripolis, siehe Kapitel 4.4, vgl. auch Schulten, Typologie, S. 131–133. Vgl. hierzu Vogt, Alexandrinische Münzen 2, S. 166; Förschner, Münzen, S. 383, Nr. 1222; Kellner, Münzstätte 1, S. 159, Abb. 7.

4.5 Der Tod des Carus

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ser Stücke an den Münzen aus Antiochia orientierten.372 Die Münzserie aus der Münzstätte Rom, die zwischen Dezember 284 und Januar 285 geprägt wurde,373 steht in Zusammenhang mit der Konsekration des Numerianus und des Nigrinianus, dem früh verstorbenen Sohn des Carinus.374 Offenbar wurde eine große Konsekrationsfeier abgehalten, bei der auch nochmals der Divus Carus geehrt wurde. Die entsprechenden Stücke zeigen die Legenden DIVO CARO (RIC V 2, S. 140, Nr. 47; 49) und DIVO CARO PERS (RIC V 2, S. 140, Nr. 48; 50). Etwa zur gleichen Zeit oder etwas später folgte im Januar 285 eine Münzserie in Lugdunum mit den Legenden DIVO CARO (RIC V 2, S. 138, Nr. 28), DIVO CARO PIO (RIC V 2, S. 135, Nr. 4; S. 138, Nr. 29) und DIVO CARO PARTHICO (RIC V 2, S. 138, Nr. 30).375 Gegen die These einer gleichzeitigen Divinisierung des Carus, Numerianus und Nigrinianus im Herbst 284 in Rom spricht allein schon die Nennung des Divus Carus und der beiden regierenden Augusti Carinus und Numerianus in mehreren Inschriften (Ins. 25; 173; 194; 198).376 Ebenso belegt die Ausgabe der Konsekrationsmünzen in Antiochia, Tripolis und Alexandria eine Divinisierung des Carus noch zu Lebzeiten des Numerianus, da diese Städte nach dem Tod des Numerianus im Machtbereich Diokletians lagen. Wie diese Untersuchung aufgezeigt hat, muss mit ziemlicher Sicherheit von einem natürlichen, aber wohl auch plötzlichen Tod des Carus ausgegangen werden. Dies entspricht der möglicherweise auf Nicomachus Flavianus beruhenden Überlieferungstradition, die als Ursache für den Tod des Carus eine Krankheit angibt.377 Da auf einer volkstümlichen Interpretationsebene dieser plötzliche Tod als ein imaginärer Blitzschlag Jupiters gedeutet werden konnte, griff offenbar Diokletian diese volkstümliche Auslegung bereitwillig auf, und so dürfte spätestens seit dessen Herrschaftsübernahme in der offiziellen Verlautbarung verkündet worden sein, dass Carus am Abend, als gerade das Marschlager errichtet wurde, infolge eines Blitzeinschlags in sein Zelt gestorben sei, wie dies Synkellos (Synk. 472, 12–13) und Zonaras (Zon. 12, 30) schildern. Und auch bei Orosius, der als Ort das römische Feldlager angibt (Oros. 7, 24, 4: in castris fulmine ictus interiit), und Iordanes, der immerhin noch das Detail nennt, dass die römischen Truppen gerade das römische Marschlager abgesteckt hätten (Iord. Rom. 294: dum castra metaret, fulmine ictus occubuit), finden sich Spuren der wohl von Diokletian verbreiteten Stellungnahme 372 Kellner, Münzstätte 1, S. 158. 373 Zur Datierung vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 37–39; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 40–44; S. 187–190. 374 Zur Konsekration des Numerianus siehe Kapitel 4.6 und zu Nigrinianus Kapitel 4.7. 375 Pink, Aufbau Carus, S. 20, datiert diese Serie in den Juli 284; zur Datierung auf Ende 284 bzw. Januar 285, vgl. Bastien, Le monnayage, S.76–77; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 66; S. 155; ders., Retour, S. 38–39, vgl. auch Bastien/Amandry/Gautier, Le monnayage, S. 18, Nr. 623α. 376 Zu dieser These vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 13; S. 63; S. 65, der an eine gleichzeitige Konsekration des Carus, Numerianus und Nigrinianus im Rahmen einer großen Konsekrationsfeier im Herbst 284 in Rom denkt; eine gleichzeitige Divinisierung hält grundsätzlich auch Kreucher, Probus und Carus, S. 422, für möglich, räumt aber in Anm. 193 ein, dass die epigraphischen Belege dagegen sprechen. 377 Zu dieser Überlieferungstradition vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 107 mit Anm.180; Bleckmann, Reichskrise, S. 134 mit Anm. 288; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 352.

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zum Tod des Carus. Wahrscheinlich wurde dieses in der sogenannten ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ auch so wiedergegeben.378 Erst bei den Autoren, die aus dieser Quelle schöpften, wurde daraus teilweise die vereinfachende Aussage, Carus sei direkt vom Blitz erschlagen worden.379 4.6 DER TOD DES NUMERIANUS Auf dem Rückweg aus dem Perserkrieg erkrankte Numerianus an einem Augenleiden, das er sich vielleicht schon in Persien zugezogen hatte. Zum Schutz vor Wind und dem Sonnenlicht konnte er deshalb nur in einer geschlossenen und verhängten Sänfte reisen (Aur. Vict. Caes. 38, 7–8; Eutr. 9, 18, 2; Hier. 225a; Epit. de Caes. 38, 5; HA Car. 12, 1; Iord. Rom. 295). Der weitere Rückmarsch von Antiochia aus durch Kleinasien muss deshalb relativ langsam vonstatten gegangen sein. Ziel der Reise war wahrscheinlich Cyzicus, denn dort war offenbar für den Herbst 284 ein Treffen der Brüder Carinus und Numerianus geplant. Zur Vorbereitung dieser Zusammenkunft wurden in der dortigen Münzstätte aurei mit den Averslegenden IMP C NVMERIANVS P F AVG (RIC V 2, S. 201, Nr. 462) und IMP M AVR CARINVS P F AVG (RIC V 2, S. 177, Nr. 317) geprägt, deren Revers (ADVENTVS AVGG) die Ankunft der beiden Augusti ankündigt (Abb. 22).380 Begleitet wurde der Kaisers von einem Großteil des gegen die Sāsāniden aufgestellten Expeditionsheers – abgesehen wohl von den Einheiten aus dem Osten des Reiches, die in ihre Standlager zurückgekehrt sein werden.381 Schließlich ergäbe es keinen Sinn, wenn Numerianus die Absicht gehabt hätte, auch die Kontingente von der römischen Ostgrenze nach Europa hinüberzuführen. Die Begleitung des Kaisers bestand also vermutlich aus den vexillationes der Legionen vom Rhein und der Donau und dem kaiserlichen comitatus.382 Als sich der Heereszug der Stadt Chalcedon näherte, soll nun – wie die literarischen Quellen beinahe einhellig behaupten – der praefectus praetorio und Schwiegervater des Kaisers Aper diese Gelegenheit genutzt haben, um Numerianus zu ermorden (Aur. Vict. Caes. 38, 6; Eutr. 9, 18, 2; Epit. de Caes. 38, 4; Hier. chron. 225a; HA Car. 12, 1–2; Iord. Rom. 295; Oros. 7, 24, 4; Chron. pasch. 510,

378 Vgl. Bleckmann, Überlegungen, S. 15–16. 379 Vgl. Burgess, Jerome, S. 365; Bleckmann, Überlegungen, S. 13–16; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 351–353; zur ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ siehe Kapitel 3.1, vgl. auch Barnes, Lost Kaisergeschichte, S. 13–43; Sivan, Eusebius of Nantes, S. 158–163; Burgess, Principes, S. 491–500; ders., On the Date, S. 111–128; ders., Jerome, S. 349–369; Hartmann, Literarische Quellen, S. 25–26; auch Gregor von Nazianz übernimmt den Topos von der göttlichen Strafe und vergleicht den Tod des Carus mit der Gefangennahme Valerians I. und dem Ende Kaiser Julians (Greg. Naz. or. 5, 8). 380 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 47; S. 53; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54; Fleck, Julianus I., S. 63. 381 Nach Kolb, Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 35; ders., Herrscherideologie, S. 26, sowie Kuhoff, Diokletian, S. 22, war bei der Kaiserproklamation Diokletians noch das gesamte für den Perserkrieg aufgestellte Heer versammelt. 382 Zur Zusammensetzung des Heers für den Perserzug siehe Kapitel 5.8.

4.6 Der Tod des Numerianus

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16–17; Synk. 15–17; Sym. 104, 85 = Leo 81, 9–11; Ced. 464, 9–10).383 Zonaras, der zuerst behauptet, Numerianus sei von den Persern getötet worden, erwähnt als zweite Möglichkeit ebenfalls die Ermordung durch Aper (Zon. 12, 30). Die Tat sei jedoch durch die Vorhänge der Sänfte zunächst verborgen geblieben und erst als nach einiger Zeit ein verdächtiger und den Soldaten gewiss wohlbekannter Verwesungsgeruch der Sänfte entströmte, sei der tote Numerianus von den Wachen entdeckt worden (Aur. Vict. Caes. 39, 1; Eutr. 9, 18, 2; Epit. de Caes. 38, 5; HA Car. 12, 2). Ein wenig abweichend sind die Berichte des Eusebios, in seiner auf armenisch überlieferten Chronik (Eus. chron. 2305), und bei Cassiodor (Cassiod. chron. 149, 1009), die beide nur erwähnen, dass Numerianus getötet worden sei, aber keinen potentiellen Täter nennen. Malalas liefert eine recht phantasievolle Schauergeschichte zum Tod des Numerianus. Danach habe Numerianus nach dem Tod des Carus den Kampf gegen die Perser wieder aufgenommen, sei aber in einer Schlacht geschlagen worden. Numerianus soll sich nach Carrhae zurückgezogen haben, woraufhin die Perser die Stadt belagert und erobert hätten. Numerianus sei anschließend auf der Flucht in die Hände der Perser gefallen und von ihnen getötet worden. Dem toten Kaiser soll sodann die Haut abgezogen worden sein, woraus die Perser – gleichsam als Siegestrophäe – einen Lederbeutel gefertigt hätten (Ioh. Mal. 12, 35).384 Diese Überlieferung übernimmt Zonaras und gibt sie als zweite Möglichkeit zum Tod des Numerianus wieder (Zon. 12, 30).385 Das Chronicon Paschale erzählt eine ähnliche Schauergeschichte, doch ist es dort nicht Numerianus, der erneut gegen die Perser auszieht, sondern sein zu dieser Zeit im fernen Westen weilender Bruder Carinus, der angeblich bei Carrhae von den Persern besiegt und getötet worden sein soll (Chron. pasch. 510, 8–12). Damit dürfte klar sein, dass hier mit Sicherheit die Niederlage Valerians I. im Jahr 260 verwechselt wurde.386 Diese Berichte dienten zwar in der Vergangenheit häufig dazu, Numerianus eine Niederlage im Perserkrieg anzudichten, doch entbehren sie jeder Grundlage.387

383 Zur Übereinstimmung dieser Berichte, die wahrscheinlich wieder aus der sog. ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ schöpfen vgl. Silomon, Untersuchungen, S. 557–558; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 368–370. 384 Nach Meloni, Il regno di Caro, S. 127, soll der Tod des Numerianus im Kampf gegen die Perser mit dessen anschließender Häutung eine göttliche Strafe symbolisieren, da laut Malalas Numerianus ein Christenverfolger gewesen sei; Bleckmann, Reichskrise, S. 106; S. 134 mit Anm. 292, führt dies indes auf eine Verwechslung mit Kaiser Valerian I. zurück. Zur angeblichen Christenverfolgung des Numerianus siehe Kapitel 5.3. 385 Zum Perserkrieg des Carus und Numerianus siehe Kapitel 4.4. 386 Zu den entsprechenden Stellen bei Malalas und Zonaras sowie zur Verwechslung mit Valerian I. vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 61; Felix, Literarische Quellen, S. 102–103; Bleckmann, Reichskrise, S. 133–134; Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 374, Anm. 15 und 18; auch bei Georgios Monachos (GMon. 477, 5–7) findet sich diese Verwechslung von Valerian I. mit Numerianus, vgl. dazu Banchich, Commentary, S. 133, Anm. 114. 387 Winter, Friedensverträge, S. 133, Anm. 6, vermutet aufgrund dieser Quellen eine mögliche Niederlage des Numerianus, während Kolb, Diocletian, S. 12–13, deshalb davon ausgeht, dass Numerianus an einer Kriegsverletzung gestorben sei, siehe jedoch Kapitel 4.4.

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Recht zweifelhaft erscheint allerdings auch die angebliche Verschwörung des praefectus praetorio Aper, der möglicherweise schon unter Carus dieses Amt bekleidet hatte.388 Höchst wahrscheinlich dürfte der in den literarischen Quellen erwähnte Aper identisch mit dem in mehreren Inschriften genannten Flavius Aper sein, dessen Laufbahn sehr gut zu einem späteren Prätorianerpräfekten passen würde.389 Unter Gallienus war er in der Provinz Pannonia superior Befehlshaber (praepositus) der legio V Macedonia und der legio XIII Gemina mit dem Rang eines vir egregius (Ins. 276–277). Mit diesem Rang erscheint er auch auf der Weihinschrift eines Altars für den deus invictus Sol Mithras aus Poetovio (Ptuj) (Ins. 275). Unter Aurelian stieg er sodann zum vir perfectissimus auf und amtierte zunächst mit dem Titel eines agens vice praesidis (Ins. 272) als Statthalter der Provinz Pannonia inferior. Auf einer weiteren Weihinschrift aus Aquincum (Budapest) führt er bereits den Titel eines praeses der Provinz (Ins. 273). Man darf weiterhin vermuten, dass Flavius Aper unter Probus mit weiteren wichtigen militärischen Aufgaben betraut wurde, um schließlich von Carus schon bald nach dessen Herrschaftsübernahme zum praefectus praetorio befördert zu werden. Merkwürdig ist jedoch die Behauptung, Aper sei Numerianus’ Schwiegervater gewesen (Eutr. 9, 18, 2; Epit. de Caes. 38, 4; Hier. chron. 225a; HA Car. 12, 1; Oros. 7, 24, 4; Synk. 472, 15–17), denn während Magnia Urbica, die Gemahlin des Carinus, die in den Rang einer Augusta erhoben wurde, durch epigraphische und numismatische Belege sehr gut belegt ist, aber in den literarischen Quellen mit keinem Wort erwähnt wird,390 existieren für eine Gattin des Numerianus ansonsten keinerlei konkrete Nachweise. Es wäre sicherlich sehr ungewöhnlich, wenn die Kaisergemahlin des Carinus durch Inschriften, Ehrentitel wie mater castrorum (Ins. 67; 134; 170; 193) und Münzemissionen geehrt wird, die Frau des Numerianus aber in der kaiserlichen Selbstdarstellung gänzlich totgeschwiegen worden wäre.391 Wenn man deshalb die Behauptung von einer Heirat der Tochter Apers mit Numerianus nicht als reine Erfindung abstempeln möchte, so wäre es lediglich denkbar, dass die Hochzeit kurz vor dem Ableben des Kaisers stattfand. Erscheint der Tod des Numerianus mindestens ebenso seltsam wie der seines Vaters, so sollte es noch besser kommen. Bei der anschließend anberaumten Heeresversammlung am 20. November 284 bei Nicomedia brachen die Truppenführer 388 Vgl. Porena, Le origini, S. 222–225; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 20. 389 Zu Aper vgl. PIR² A, Nr. 909; PLRE I, S. 81, Nr. 2–3; Bianci, Studi sull’imperatore, S. 21–28; Howe, Pretorian Prefect, S. 83–84, Nr. 57; Meloni, Il regno di Caro, S. 111–112; S. 134; S. 137; Pond, Inscriptional Evidence, S. 248; Bird, Death of Carus, S. 126–130; Kolb, Diokletian, S. 12–14; Watson, Aurelian, S. 167–168, Kuhoff, Diokletian, S. 17–23; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 370; Porena, Le origini, S. 22–39; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 20; nach Brandt, Kaiserzeit, S. 60, Anm. 152, sei Aper der „Prätorianerpräfekt über den östlichen Reichsteil“ gewesen. Gelegentlich findet sich in der Literatur auch der Name Arrius Aper, vgl. Halfmann, Itinera principum, S. 242. 390 Zu Magnia Urbica siehe Kapitel 4.2 und 4.7. 391 Das Fehlen sämtlicher numismatischer Belege fand auch Pink, Aufbau Carus, S. 61, merkwürdig, der eine Hochzeit überhaupt nur vor der Erhebung des Numerianus zum Caesar für möglich hält, was aber das Fehlen epigraphischer und numismatischer Zeugnisse nicht erklärt, vgl. hierzu auch Kuhoff, Diokletian, S. 18, Anm. 9.

4.6 Der Tod des Numerianus

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mit dem rechtmäßigen Herrscher Carinus und wählten Diokletian zum neuen Kaiser, der daraufhin vom versammelten Heer durch Akklamation zum Augustus ausgerufen wurde (Aur. Vict. Caes. 39, 1; Eutr. 19, 2; Hier. chron. 225c; HA Car. 12, 2–13, 3; Oros. 7, 25, 1; Iord. Rom. 296; Synk. 472, 17–20; Zon. 12, 31).392 Sodann habe der eben zum Herrscher proklamierte und auf einer Tribüne stehende Diokletian sein Schwert gegen die Sonne erhoben und so vor dem Antlitz des Sonnengottes seine Unschuld am Tod des Numerianus beschworen. Daraufhin zeigte er mit dem Schwert auf den neben ihm stehenden Aper, beschuldigte ihn des Mordes an dem toten Kaiser und erschlug ihn auf der Stelle vor den Augen des versammelten Heers (Hier. chron. 225c; HA Car. 12, 2–13, 3; Oros. 7, 25, 1; Iord. Rom. 296; Synk. 472, 17–20; Zon. 12, 31).393 Ob sich dies tatsächlich so bei der Kaiserproklamation Diokletians zugetragen hat, scheint zweifelhaft, denn offenbar gab es noch vor der Erhebung Diokletians zum Augustus eine erste Truppenversammlung, auf der Diokletian seine Unschuld beteuert und Aper vor aller Augen getötet haben soll. Dies berichten so ausdrücklich Aurelius Victor (Aur. Vict. Caes. 39, 13–14: prima ad exercitum contione) und Eutrop (Eutr. 9, 20, 1: prima militum contione). Einen Hinweis hierauf findet sich auch im Chronicon paschale, das für die Proklamation Diokletians ungewöhnlicherweise zwei Zeremonien nennt, und zwar sei er bei Chalcedon zum Kaiser ausgerufen aber erst einige Tage später in Nicomedia mit dem Purpur bekleidet worden (Chron. pasch. 510, 19–511, 1). Auch nach der Historia Augusta, die nicht unbedingt als zuverlässigste Quelle gilt, soll die Heeresversammlung zunächst nur einberufen worden sein, um den Tod des Numerianus aufzuklären (HA Car. 12, 2). Somit wäre es immerhin vorstellbar, dass sich das Heer zum Zeitpunkt, als Numerianus starb, bei Chalcedon aufhielt, und auf einer dort abgehaltenen Truppenversammlung die Umstände über den Tod des Numerianus untersucht werden sollten.394 Hierbei wird es dann zu der Szene gekommen sein, bei der Diokletian nach seinem Reinigungseid den wohl arglos neben ihm stehenden Aper mit dem Schwert ersticht. Es wird davon auszugehen sein, dass Diokletian zu diesem Zeitpunkt bereits die Mehrheit des Offizierscorps hinter sich wusste. Erst einige Tage später in Nicomedia wurde wohl die mehrheitliche Entscheidung der Truppenführer dem versammelten Heer bekannt gegeben und Diokletian erwartungsgemäß von den Soldaten zum Kaiser proklamiert.395 392 Zweifellos war die Proklamation Diokletians eine Usurpation gegen den legitimen Herrscher Carinus; vgl. Flaig, Konzeptionalisierung, S. 15–20; Kolb, Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 35–37; Kuhoff, Diokletian, S. 23; Kolb, Herrscherideologie, S. 22–26. 393 Zu diesen Ereignissen bei der Kaiserwahl vgl. beispielsweise Seston, Dioclétian, S. 46–49; Meloni, Il regno di Caro, S. 139–142; Bird, Death of Carus, S. 129–130; Kolb, Diocletian, S. 10–15; Kuhoff, Diokletian, S. 19–23; Porena, Le origini, S. 23–24; S. 37–39; Kreucher, Probus und Carus, S. 421. 394 Für Chalcedon plädieren auch Jones, Death of Numerian, 302–303; Meloni, Il regno di Caro, S. 135–140; Bird, Death of Carus, S. 127. Kolb, Diocletian, S. 10, und Leadbetter, Patrimonium Indivisum, S. 213, geben Chalcedon oder Nicomedia an. 395 So auch White, Restorer, S. 160; auch Brandt, Kaiserzeit, S. 60, Anm. 151, räumt die Möglichkeit von zwei Heeresversammlungen ein, glaubt aber an ein Gericht über Aper erst kurz nach der Erhebung Diokletians.

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Der neugekürte Kaiser stammte aus der Provinz Dalmatia (Aur. Vict. Caes. 39, 26; Eutr. 9, 19, 2; Epit. de Caes. 39) und wurde höchst wahrscheinlich in der Nähe der Stadt Salona geboren (Zon. 12, 32), womit er wie die Mehrheit seiner Offizierskollegen illyrischer Abstammung war.396 Ob er wirklich niedriger Herkunft und Sohn eines Freigelassenen oder Schreibers war (Eutr. 9, 19, 2) gilt als umstritten.397 Man kann annehmen, dass Diokletian über eine militärische Laufbahn unter anderem als dux in Mösien (δοὺξ Μυσίας) (Sym. 104, 85, 5–6 = Leo 81, 13; Zon. 12, 31) in den Ritterstand aufstieg. Unter Numerianus und zum Zeitpunkt seiner Kaisererhebung hatte Diokletian den Rang eines domesticos regens inne (Aur. Vict. Caes. 39, 1; HA Car. 13, 1), was man als Kommandeur einer Gardeeinheit interpretieren könnte, in jedem Fall aber einen hohen militärischen Rang in der Nähe des Herrschers bezeichnen sollte.398 Vielleicht war damit auch der Ranghöchste der protectores gemeint.399 Bei Zonaras findet sich die anachronistische Bezeichnung comes domesticorum (κόμητα δομεστίκων) (Zon. 12, 31).400 Mit Sicherheit hat Diokletian wie auch vermutlich sein späterer Mitherrscher Maximian am Perserkrieg des Carus und Numerianus teilgenommen (Synk. 472, 17–19).401 Wie Zonaras berichtet, habe sich Diokletian hierbei durch seine Tapferkeit ausgezeichnet: ἐκεῖ τότε παρόντα καὶ ἀνδρείας ἔργα πολλὰ ἐν τῷ κατὰ Περσῶν πολέμῳ ἐπιδειξάμενον (Zon. 12, 30). Die Stadt Nicomedia als Schauplatz der Kaiserproklamation Diokletians scheint ziemlich gesichert. Iohannes Antiochenos (Ioh. Ant. 189) gibt diesen Ort an, und diese Ortsangabe fand sich wahrscheinlich auch so bei Zosimos (Zos. 1, 73, 2).402 Laktanz erwähnt ein offenes Feld bei Nicomedia mit einer Jupitersäule, auf dem später Galerius den Purpur empfangen habe und auf dem im Jahr 305 auch Severus und Maximinus Daia zu Caesares erhoben wurden: Erat locus altus extra civitatem ad milia fere tria, in cuius summo Maximianus ipse purpuram sumpserat, et ibi columna fuerat erecta cum Iovis signo (Lact. mort. pers. 19, 2).403 Wahrscheinlich war dieser bei Laktanz beschriebene Ort vor den Toren der Stadt Nicomedia auch die Bühne für die Kaiserproklamation Diokletians. Demgegenüber sind die Angaben im Chronicon paschale, Numerianus sei bei Perinthus in Thrakien ermordet worden (Chron. pasch. 510, 16–17), und in der armenischen Chronik des 396 Siehe Kapitel 5.9. 397 Vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 20–21, mit ausführlicher Diskussion der Forschungsmeinung. 398 Vgl. dazu Barnes, New Empire, S. 31; Demandt, Spätantike, S. 58; Kienast, Kaisertabelle, S. 266; König, Kaiserzeit, S. 195; Bellen, Kaiserzeit, S. 242; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 370–371; Kuhoff, Diokletian, S. 21 mit Anm. 20–21. Seston, Dioclétien, S. 45– 46, behauptet, Diokletian habe die Stellung eines Prätorianerpräfekten inne gehabt, doch da Aper dieses Amt bekleidete, und sich der zweite praefectus praetorio im Westen in der Umgebung des Carinus aufgehalten haben muss, ist diese Annahme abzulehnen. 399 Vgl. Barnett, Protectores, S. 5–33; Kuhoff, Diokletian, S. 21; zu den protectores siehe Kapitel 5.8. 400 Vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 21, Anm. 20; Banchich, Commentary, S. 135–136, Anm. 122. 401 Zur Teilnahme am Perserkrieg vgl. Kienast, Kaisertabelle, S. 266; S. 272; Kuhoff, Diokletian, S. 30–31, Anm. 47; zur Laufbahn des Maximian vgl. PIR² A, Nr. 1628; PLRE I, S. 573–574, Nr. 8; Kienast, Kaisertabelle, S. 272; Kuhoff, Diokletian, S. 30–31. 402 Die entsprechende Stelle bei Zosimos wurde nach Iohannes Antiochenos rekonstruiert. 403 Zur Erhebung des Maximinus Daia vgl. Ehling, Der Tetrarch, S. 252.

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Eusebios, wo ebenfalls Thrakien genannt wird (Eus. chron. 2305), abzulehnen. Es ist kaum vorstellbar, dass das Heer zuerst nach Europa übergesetzt sei und sich bereits in Thrakien aufgehalten hätte, um dann anschließend wieder nach Nicomedia und Chalcedon zurückzumarschieren.404 Der allein bei Laktanz als dies imperii Diokletians angegebene 20. November (Lact. mort. pers. 17, 1) fand inzwischen seine mehrfache Bestätigung in den ägyptischen Papyri aus Panopolis (Pap. 28–32), bei denen es sich um die Abschriften von Verwaltungsdokumenten aus der Zeit der Tetrarchie handelt, sowie in einem weiteren 1995 veröffentlichten Papyrus aus Karanis (Pap. 33).405 Wenn man nun voraussetzt, dass es vor der Heeresversammlung in Nicomedia noch eine erste Zusammenkunft in Chalcedon gegeben hat (Aur. Vict. Caes. 39, 13–14; Eutr. 20, 1), so könnte man den Tod des Numerianus etwa vielleicht einige Tage vor dem 20. November 284 ansetzen. Hiermit stimmt auch die alexandrinische Münzprägung überein, da für das dritte ägyptische Jahr Γ des Carinus und Numerianus noch Tetradrachmen ausgegeben wurden (Milne S. 113, Νr. 4735–4747).406 Besonders interessant sind hierbei die Stücke, die zu Ehren der legio II Traiana mit der Reversdarstellung eines Adlers und der Legende ΛΕΓ Β ΤΡΑΙ geprägt wurden (Milne S. 113, Nr. 4742–4747) (Abb. 24). Diese Münzen könnten sich auf vexillationes dieser Legion beziehen, die am Perserkrieg des Carus und Numerianus teilgenommen haben und die folglich eben zu dieser Zeit nach Ägypten zurückgekehrt sein müssen.407 Wenn man den Aufbruch des Heeres in Antiochia auf Ende August 284 ansetzt, und in Rechnung stellt, dass der Rückmarsch nur sehr langsam vonstatten ging, da der kranke Numerianus in einer Sänfte transportiert werden musste, so kann Chalcedon dennoch bis Mitte November mühelos erreicht worden sein.408 Als letzter Beleg für die Herr404 Vgl. Jones, Death of Numerian, S. 302–303; Ensslin, Dies imperii, S. 186–187; Meloni, Il regno di Caro, S. 134–135; Kuhoff, Diokletian, S. 18, Anm. 6. Dennoch gehen Halfmann, Itinera principum, S. 242, und Kienast, Kaisertabelle, S. 260, vom Tod des Numerianus in Thrakien aus. 405 Zu letzterem Papyrus vgl. Sijpesteijn, Known and Unknown, S. 229–230, Nr. 22. Zuvor folgte man bei der Angabe des dies imperii Diokletians und folglich beim Todeszeitpunkt des Numerianus häufig der Angabe im Chronicon paschale, das den 17. September für die Versammlung in Chalcedon (πρὸ ιε’ καλανδῶν ὀκτωβρίων) und den 27. September (πρὸ ε’ καλανδῶν ὀκτωβρίων) für das Ereignis in Nicomedia angibt (Chron. pasch. 510, 19–511, 1); zu dieser überholten Datierung vgl. Jones, Death of Numerian, S. 302–303; Seston, Dioclétian, S. 49– 51; Ensslin, Dies imperii, S. 178–194; Meloni, Il regno di Caro, S. 142–144; Pink, Aufbau Carus, S. 62–63; Schwartz, Chronologie, S. 171. 406 Vgl. Vogt, Alexandrinische Münzen 2, S. 167; Fröschner, Münzen, S. 386, Nr. 1231–1232; S. 389, Nr. 1238–1240; Kellner, Münzstätte 2, S. 70 407 Zum Perserkrieg und einer möglichen Teilnahme von Abteilungen der in Ägypten stationierten Legionen siehe auch Kapitel 4.4 und 5.8. 408 Pink, Aufbau Carus, S. 62–63, setzt für den Rückweg durch Kleinasien eine Strecke von 1.000 km an; dies wäre bei einer durchschnittlichen Marschleistung von 25 km pro Tag in 40 Tagen zu bewerkstelligen, und auch bei einem Transport in einer Sänfte und mit gelegentlichen Zwischenaufenthalten wäre dies dann innerhalb von 80 Tagen problemlos zu schaffen; Pink geht hier allerdings von der durch Symeon Magister (Sym. 104, 85,5–6 = Leo 81, 13) und Zonaras (Zon. 12, 31) überlieferten Angabe aus, und vermutet Diokletian habe zum fraglichen Zeitpunkt immer noch als dux in Moesia (δοὺξ Μυσίας) amtiert; vielmehr wird von einer Teil-

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schaft des Numerianus in Ägypten kann möglicherweise ein Ostrakon über die Lieferung von Getreide vom 1. Choiak (27. November) im Jahr Γ eines nicht genannten Herrschers aus Karanis angesehen werden (Ost. 60).409 Das dritte ägyptische Jahr des Carinus und Numerianus (September bis November 284) ist außerdem auch durch zwei Papyri aus Oxyrhynchοs belegt (Pap. 17; 64). Dass der zum Kaiser erwählte Diokletian auf dem Podest bei einer Heeresversammlung oder vielleicht sogar unmittelbar nach seiner Kaiserproklamation den amtierenden Prätorianerpräfekten mit eigener Hand und vor dem gesamten versammelten Heer tötet, mutet selbst für die Gepflogenheiten des dritten Jahrhunderts ebenso theatralisch wie auch ausgesprochen anachronistisch und barbarisch an. Gegen Aper als den Mörder des Numerianus sprechen dieselben Gründe, die auch dessen Mitwirkung am Tod des Carus als äußert unwahrscheinlich erscheinen lassen,410 und darüber hinaus auch das seltsame und einzigartige Versteckspiel um die Leiche des angeblich ermordeten Kaisers in der geschlossenen Sänfte. Denn falls Numerianus wirklich von Aper ermordet wurde, dann ist es kaum nachzuvollziehen, was mit der zeitweiligen Geheimhaltung der Nachricht vom Tod des Kaisers überhaupt hätte bezweckt werden sollen.411 Aper wäre sicherlich nicht als Einzeltäter vorgegangen, sondern hätte sich bereits vor dieser Tat die Unterstützung der wichtigsten Mitglieder des Offizierscorps gesichert, um mit deren Hilfe unmittelbar nach dem Mord die Herrschaft zu übernehmen. Aber wie die Proklamation Diokletians ja gezeigt hat, verfügte Aper über zuwenig Rückhalt sowohl unter den Offiziersrängen als auch unter den Truppen, um einen solchen Plan in die Tat umzusetzen.412 Dass Aper zuerst Numerianus umgebracht hätte, um sich erst danach entsprechende Unterstützung für eine Übernahme der Herrschaft zu sichern, oder ganz unbedarft auf eine positive Entscheidung der Truppenführer gehofft haben sollte, wäre reiner Selbstmord gewesen und klingt wenig überzeugend. Obwohl die literarischen Quellen überwiegend Aper als den Schuldigen ausmachen,413 wurde dies zu Recht immer wieder bezweifelt. Es verwundert daher nicht, dass der Verdacht auf Diokletian fallen muss. Durch die Beschuldigung und sofortigen Ermordung Apers auf der Tribüne mitten in der Heeresversammlung

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nahme Diokletians am Perserkrieg auszugehen sein (Synk. 472, 17–19; Zon. 12, 30), zumal es äußert unwahrscheinlich erscheint, dass ein weitgehend unbekannter und an der Donau weilender dux vom Expeditionsheer des Perserkrieges zum Kaiser erhoben worden wäre; Kedrenos spricht in diesem Zusammenhang übrigens von einem zweiten Numerianus, der zum fraglichen Zeitpunkt dux in Moesia gewesen sei (Cedr. 464, 11). Möglich wäre das Jahr 277 oder 284; da am 27. November die Nachricht vom Tod des Numerianus Ägypten noch nicht erreicht hat, ist eine Datierung ins Jahr 284 sehr gut möglich, vgl. Liesker/Worp, Datings, S. 180, S. 188; BL X, S. 293, vgl. auch Rathbone, Dates, S. 127–129. Zur vermeintlichen Täterschaft Apers beim Tod des Carus siehe Kapitel 4.5. Wie Jones, Death of Numerian, S. 302–303, vermutet, sei der Täter sehr vorsichtig vorgegangen und habe die Tat möglichst lange geheim halten wollen. Vgl. Kolb, Diocletian, S. 12–17; Kuhoff, Diokletian, S. 18; Porena, Le origini, S. 36. Bianchi, Studi sull’imperatore, S. 21–28, hält Aper bereits für den Hauptverantwortlichen am Tod des Carus; auch Meloni, Il regno di Caro, S. 124, folgt den literarischen Quellen und betrachtet Aper als Schuldigen; ebenso wie beispielsweise Halfmann, Itinera principum, S. 242; Demandt, Spätantike, S. 58, und Hedlund, Coinage and Authority, S. 116.

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wurde diesem obenrein jede Möglichkeit für eine Verteidigung genommen. Somit entsteht der Eindruck, Diokletian habe Aper als Sündenbock missbraucht oder sogar einen unbequemen Mitwisser aus dem Weg geräumt.414 Wie aber bereits im Kapitel über den Tod des Carus dargelegt wurde,415 scheint es in Anbetracht der Gepflogenheiten des dritten Jahrhunderts wenig plausibel, dass zuerst Carus und erst über ein Jahr später Numerianus Opfer einer lang angelegten Verschwörung entweder des Aper oder des Diokletian geworden seien. Wenn es eine solche Verschwörung gegeben hätte, dann wären zweifellos Carus und Numerianus gleichzeitig getötet worden. Eine ähnliche Argumentation spricht grundsätzlich auch gegen eine Täterschaft Diokletians beim Tod des Numerianus, denn dann wäre bei dieser Gelegenheit auch der Prätorianerpräfekt und Schwiegervater des Kaisers Aper, der höchst wahrscheinlich als potentieller Gegenkandidat in Betracht kommen musste, schnell beseitigt worden, womit sich die effektvolle Abschlachtung desselben vor dem versammelten Heer auf der Tribüne, auf der Aper ja offenbar noch ganz unbedarft und ohne jeden Argwohn direkt neben Diokletian stand, erübrigt hätte. Es wird wahrscheinlich nicht ganz von der Hand zu weisen sein, dass die Militärs mit dem jungen und trotz seiner Teilnahme am Perserkrieg vermutlich noch unerfahrenen Numerianus als Kaiser nicht besonders glücklich gewesen sein dürften,416 doch liefern die literarischen Quellen im Prinzip bereits schon eine probate Erklärung für den Tod des Numerianus, da sie von einer Krankheit des Kaisers berichten. Wegen eines Augenleidens (oculorum dolor) sei der junge Kaiser in einer Sänfte getragen worden (Aur. Vict. Caes. 38, 7–8; Eutr. 9, 18, 2; Hier. 225a; Epit. de Caes. 38, 4–5; HA Car. 12, 1; Iord. Rom. 295; Synk. 472, 14–16; Zon. 12, 30), um die Augen vor Wind und Sonne zu schützen (Aur. Vict. Caes. 38, 8; HA Car. 12, 2). Dieses Augenleiden könnte jedoch nur ein Symptom für eine wesentlich ernsthaftere und möglicherweise sogar tödliche Krankheit gewesen sein. Da letztlich keine der vorgebrachten Verschwörungstheorien zum Tod des Numerianus wirklich überzeugen kann, muss schließlich von einer Krankheit als Todesursache ausgegangen werden.417 414 Bird, Death of Carus, S. 127–130, sieht hier eine langfristig angelegte Verschwörung Diokletians, der ein Jahr zuvor bereits Carus aus dem Weg geräumt habe; bereits Seston, Dioclétian, S. 46–49, hielt eine Beteiligung Diokletians zumindest für möglich; Polverini, Da Aureliano, S 1031, Anm. 71, macht Aper oder Diokletian verantwortlich; nach Kienast, Kaisertabelle, S. 260, wäre neben einer Krankheit auch ein Mord denkbar; Kuhoff, Diokletian, S. 18, hält eine Verschwörung für unwahrscheinlich, meint aber, eine solche „kann nicht ausgeschlossen werden“; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57, schreibt „Numerian … disappeared from the scene“ und hält eine Verschwörung generell für möglich; White, Restorer, S. 160, schließt eine Beteiligung Diokletians nicht aus, vgl. hierzu auch Kuhoff, Diokletian, S. 18, Anm. 7. 415 Siehe Kapitel 4.5. 416 So auch Bird, Death of Carus, S. 127, und Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57–58. 417 Pink, Aufbau Carus, S. 60; S. 63, vermutet eine Krankheit oder Infektion als Todesursache; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 110–111, geht von einer Verletzung im Kampf gegen die Perser aus, an der Numerianus gestorben sein soll; Kolb, Diocletian, S. 11–14, schließt ein Mordkomplott sowohl durch Aper als auch durch Diokletian aus und plädiert ebenfalls für den Tod durch eine Verwundung im Kampf gegen die Perser, wobei er aufgrund dessen von einer römischen Niederlage ausgeht; Kienast, Kaisertabelle, S. 260, nennt Krankheit oder Mord; Brandt, Kaiserzeit, S. 60, Anm. 153, hält auch eine Verletzung im Perserkrieg für wahrscheinlich; Kö-

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Sicherlich werden die literarischen Quellen die offizielle Version Diokletians wiedergeben, dennoch wäre es sehr naiv, Aper als reines Unschuldslamm darzustellen. Falls es denn zutrifft, dass Aper den wahrscheinlich bereits in seiner Sänfte dahinsiechenden und moribunden Numerianus noch kurz vor dessen Tod mit seiner Tochter verheiratet haben sollte,418 dann entsprach dies wohl knallharten machtpolitischen Erwägungen. Der praefectus praetorio Aper gehörte somit als Schwiegervater des Numerianus beinahe zur Herrscherfamilie. Nach dem vermutlich schon vorhersehbaren Ende des Numerianus hätte sich Aper ganz von selbst als neuer Mitherrscher des Carinus empfohlen.419 Somit prädestinierte sich Aper als Nachfolger des Numerianus nicht, indem er diesen beseitigte, sondern indem er den engen Anschluss an das Herrscherhaus suchte. Höchst wahrscheinlich und mit Recht sah Diokletian Aper als Rivalen um die Herrschaft. Aper wird seine Hoffungen nicht aufgegeben haben und sprach sich womöglich in der Offiziersversammlung offen gegen die Erhebung Diokletians aus, oder er trat auch selbst als Gegenkandidat auf. Da kam es bestimmt ganz gelegen, diesen zum Sündenbock zu stempeln und bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit schnell aus dem Weg zu räumen.420 Die eindrückliche Schilderung vom Leichengeruch, welcher der Sänfte entströmt sei (Aur. Vict. Caes. 39, 1; Eutr. 9, 18, 2; Epit. de Caes. 38, 5; HA Car. 12, 2), muss nicht unbedingt frei erfunden sein.421 Bei Tod infolge einer längeren Krankheit, kann unter Umständen der körperliche Zerfall schon parallel zum Ableben des Todeskandidaten einsetzen, und sobald der Tod eingetreten ist, kann sich der olfaktorische Eindruck durch das Entströmen diverser Körperflüssigkeiten unter Umständen beträchtlich intensivieren. Wenn Numerianus darüber hinaus über einen längeren Zeitraum womöglich teilweise bewusstlos in seiner Sänfte lag, so mögen unter den Truppen durchaus Zweifel aufgekommen sein, ob der Kaiser nun noch lebte oder bereits tot war. So mag durchaus der Eindruck entstanden sein, dass in der Sänfte schon seit längerer Zeit ein Leichnam durch Kleinasien getragen wurde. Möglicherweise wurde der Tod des Numerianus zunächst tatsächlich geheim gehalten, bis sich die Truppenführer darauf geeinigt hatten, ob man Carinus die Treue halten, oder einen aus ihren Reihen zum neuen Kaiser wählen soll. Diokletian mag schon deshalb in der Versammlung der Truppenführer ein höchst ak-

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nig, Kaiserzeit, S. 195, gibt eine natürliche Todesursache durch Krankheit an; Kuhoff, Diokletian, S. 18 mit Anm. 8, scheint ebenfalls den Tod durch eine Krankheit zu befürworten. Da es jedoch keine Niederlage des Numerianus im Perserkrieg gegeben hat (siehe Kapitel 4.4), und der junge Kaiser wohl kaum aktiv an den Kampfhandlungen teilgenommen haben wird, kann eine Kriegsverletzung ausgeschlossen werden. Für diesen Zeitpunkt einer Heirat mit der Tochter Apers spricht das völlige Fehlen numismatischer und epigraphischer Belege für eine Gemahlin des Numerianus im Vergleich zu Magnia Urbica. Vgl. Bird, Death of Carus, S. 129. Zu Aper als möglichen Rivalen Diokletians vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 63; Kolb, Diocletian, S. 15; Kuhoff, Diokletian, S. 22–23; Porena, Le origini, S. 36–39; Kreucher, Probus und Carus, S. 421. Die Tat sei im wortwörtlichen Sinne „ruchbar“ geworden, wie dies Kuhoff, Diokletian, S. 18, süffisant ausdrückt. Pink, Aufbau Carus, S. 63, hält dagegen den Bericht vom Leichengeruch für eine Erfindung Diokletians.

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zeptabler Kandidat gewesen sein, denn da dieser im Gegensatz zu Carus keine Söhne hatte, die als potentielle Mitregenten in Betracht gekommen wären, ein Mehrkaisertum aber den Erfordernissen der Zeit entsprach,422 bestand mindestens noch für ein weiteres Mitglied des Offizierskollegiums die Option, als Mitherrscher des neuen Kaisers den Purpur empfangen zu können.423 Anlässlich der Divinisierung seines Bruders Numerianus ließ Carinus im Dezember 284 in Rom eine offenbar groß angelegten Konsekrationsfeier abhalten, bei der ebenfalls seines früh verstorbenen Sohnes, dem bereits schon vorher konsekrierten Divus Nigrinianus, und außerdem auch des vergöttlichten Carus gedacht wurde. Für eine Feier im größeren Rahmen sprechen die hierbei in Rom geprägten Konsekrationsmünzen für alle drei divinisierten Mitglieder der Familie des Carus.424 Für Numerianus wurden hierbei zwischen Dezember 284 und Januar 285 Antoniniane mit den Legenden DIVO NVMERIANO (RIC V 2, S. 196, Nr. 424; 426) und DIVO NVMERIANO AVG (RIC V 2, S. 196, Nr. 425) geprägt, deren Reverse einen Adler oder einen Altar und die obligatorische Legende CONSECRATIO zeigen (Abb. 25).425 Ob bei diesen Feierlichkeiten in Rom Carinus persönlich zugegen war, muss bezweifelt werden, da er sich zu diesem Zeitpunkt wohl in Gallien aufgehalten hat, um für die bevorstehende Auseinandersetzung mit Diokletian weitere Truppen heranzuziehen.426 Numerianus starb mit großer Wahrscheinlichkeit eines natürlichen Todes, wobei das in den literarischen Quellen genannte Augenleiden (Aur. Vict. Caes. 38, 7–8; Eutr. 9, 18, 2; Hier. 225a; Epit. de Caes. 38, 4–5; HA Car. 12, 1; Iord. Rom. 295; Synk. 472, 14–16; Zon. 12, 30) wohl als ein Symptom für eine schwerwiegendere Krankheit mit tödlichem Verlauf zu betrachten ist. Die Beseitigung des praefectus praetorio Aper, der möglicherweise als potentieller neuer Mitherrscher des Carinus diesem die Treue zu halten gedachte und deshalb als erklärter Gegner Diokletians auftrat, machte den Weg frei für die Kaiserproklamation Diokletians. Es war beinahe schon ein genialer Schachzug, Aper die Schuld am Tod des Numerianus in die Schuhe zu schieben, der sich als Prätorianerpräfekt häufig in der Nähe des kranken Kaisers aufgehalten haben wird. Da Aper unmittelbar nach dieser Anschuldigung von Diokletian vor aller Augen und noch auf der Tribüne getötet wurde, nahm man ihm so jede Möglichkeit, sich zu dieser Anschuldigung zu rechtfertigen, außerdem konnte so auch die Gefahr gebannt werden, die vielleicht von 422 Zur Herrschaftsteilung siehe Kapitel 5.1. 423 Zu dieser Hypothese vgl. Kolb, Diocletian, S. 15. 424 Pink, Aufbau Carus, S. 37–38; S. 63, vermutet eine Konsekrationsfeier, bei der Carus, Numerianus und Nigrinianus divinisiert worden seien; zum Zeitpunkt gibt er Herbst 284 an, da Pink den Tod des Numerianus dem Chronicon paschale folgend (Chron. pasch. 510, 19–511, 1) in den September 284 datiert (S. 62–63); jedoch wurden sowohl Carus wie auch Nigrinianus bereits vorher konsekriert, siehe ausführlich in Kapitel 4.7 mit Angabe der jeweiligen numismatischen Belege, vgl. auch Meloni, Il regno di Caro, S. 156–157; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; S. 260–262; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 179– 180. Zur Datierung vgl. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 41–44; S. 187–190. 425 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 37–38; Schulten, Typologie, S. 133–134; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 41–44; S. 187–190. 426 Siehe dazu Kapitel 4.7 und 4.8.

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den unter Aper stehenden Abteilungen der Prätorianergarde ausging, die Carus und Numerianus auf dem Perserzug begleitet haben werden.427 Und Diokletian konnte so seine Herrschaftsübernahme zunächst damit legalisieren, indem er als Rächer des verstorbenen und angeblich ermordeten Kaisers auftrat.428 4.7 DIE HERRSCHAFT DES CARINUS Als sich im Herbst 282 die Nachricht vom Tod des Probus verbreitet hatte, nutzen barbarische Völkerschaften die Gelegenheit zu Einfällen und Raubzügen ins Reichsgebiet, wie dies bei den häufigen Herrscherwechseln des dritten Jahrhunderts beinahe schon zur Regel geworden war. Neben den Donauprovinzen, die von den Sarmaten bedroht wurden, scheint besonders auch die Rheingrenze abermals durch germanische Stammesgruppen gefährdet gewesen zu sein.429 Wie Aurelius Victor berichtet, entsandte Carus zum Schutz dieser Grenze deshalb seinen ältesten Sohn und Mitherrscher Carinus unmittelbar nach dessen Ernennung zum Caesar im Oktober 283 nach Gallien: Et quoniam cognita Probi morte barbarorum quique opportune invaserant, misso ad munimentum Galliae maiore filio (Aur. Vict. Caes. 38, 2). Schon einige Jahre zuvor nutzten die Franken und Alamannen nach der Ermordung Aurelians während eines Aufenthalts in Caenophrurium in Thrakien und des Tacitus bei Tyana in Kleinasien die Gunst der Stunde zu einem Angriff auf das Reichsgebiet, in dessen Verlauf es zu schweren Verwüstungen in Gallien kam (Aur. Vict. Caes. 37, 3; Eutr. 9, 17, 1; Hier. chron. 223g; HA Tac. 3, 4; Prob. 13, 5; Oros. 7, 24, 2; Zos. 1, 67, 1; Cassiod. chron. 149, 998; Zon. 12, 29).430 Auf diesen verheerenden Einfall könnten möglicherweise auch die Münzhorte in Gallien mit einer Schlussmünze des Tacitus, Florianus oder Probus hinweisen.431 Die Abwehr der germanischen Invasoren verzögerte sich zunächst, da in Kleinasien Florianus, der Halbbruder und Prätorianerpräfekt des Tacitus, zum Kaiser ausgerufen und im Westen

427 Zur Prätorianergarde siehe Kapitel 5.8, vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 22–23. 428 Zu Diokletian als Rächer des Numerianus vgl. Kolb, Diocletian, S. 15; ders., Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 35; Kuhoff, Diokletian, S. 27, Anm. 36. 429 Nach Kuhoff, Quellen, S. 42–43, handelte es sich bei diesen germanischen Invasoren um Alamannen, was als sehr wahrscheinlich angenommen werden kann. 430 Zur Ermordung Kaiser Aurelians vgl. Lact. mort. pers. 6, 2; Aur. Vict. Caes. 35, 8; Eutr. 9, 15, 2; Epit. de Caes. 35, 8; Hier. chron. 223c; HA Aurelian. 35, 5–36, 6; Zos. 1, 62; Ioh. Ant. 183; Ioh. Mal. 12, 30; Zon. 12, 27, sowie Syme, Emperors, S. 243–244; Saunders, Aurelian, S. 273– 275; Cizek, Aurélien, S. 174–176; Kienast, Kaisertabelle, S. 234–236; Watson, Aurelian, S. 104–106; S. 224–225; White, Restorer, S. 139–141; Hartmann, Claudius Gothicus, S. 322– 323. Zur Ermordung des Tacitus vgl. Chron. 354 148, 13; Aur. Vict. Caes. 36, 2; Hier. chron. 223d; Oros. 7, 24, 1; Cassiod. chron. 148, 993; Zos. 1, 63, 2; Iord. Rom. 292; Ioh. Ant. 184; Synk. 471, 1–2; Cedr. 463, 7–10; Zon. 12, 28, sowie Sauer, Florianus, S. 178–179; Kreucher, Kaiser Probus, S. 120; Johne, Senatskaiser, S. 392–393. 431 Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 249–265; Johne, Die Römer an der Elbe, S. 275–279. Wie Haupt, Münzhorte, S. 87–95, richtigerweise feststellt, müssen Münzhorte jedoch nicht unbedingt im Zusammenhang mit Barbareneinfällen oder Kriegshandlungen stehen.

4.7 Die Herrschaft des Carinus

143

des Reiches anerkannt wurde (Zos. 1, 64, 1; Zon. 12, 29),432 während etwa zeitgleich die in Syrien stehenden Truppen Probus zum Kaiser proklamierten (Aur. Vict. Caes. 37, 1–2; Epit. de Caes. 36, 2; HA Prob. 10, 1–6; 8; 11, 2–3; 13, 4; Zos. 1, 64, 1; Ioh. Ant. 185; Cedr. 463, 11; Zon. 12, 29).433 Die Lage in Gallien wird sich durch die beginnende Auseinandersetzung zwischen Florianus und Probus im Sommer 276 wahrscheinlich noch verschlimmert haben, da zur Verstärkung des Florianus womöglich Truppen vom Westen des Reichs abgezogen worden sein könnten.434 Nachdem Probus im August bei Tarsus seinen Kontrahenten Florianus besiegt hatte, wobei letzterer nach der klassischen Manier der Soldatenkaiserzeit anschließend von seinen eigenen Soldaten ermordet wurde (Aur. Vict. Caes. 31, 1; Zos. 1, 64, 2–4; Ioh. Mal. 12, 32),435 hatte er sich zuerst mit den ins nördliche Kleinasien eingefallenen und in den Quellen als ‚Skythen‘ bezeichneten Goten (Zos. 1, 64, 2) auseinander zu setzen, die bereits schon von Tacitus und Florianus bekämpft wurden (HA Tac. 13, 3; Zos. 1, 63; Ioh. Ant. 184; Ioh. Mal 12, 31; Zon. 12, 28). Die restlichen Goten in Kleinasien konnten wohl nach kurzem Kampf besiegt werden,436 doch erst nachdem Probus in Siscia oder Sirmium überwintert hatte, zog er mit seinem Heer im Sommer 277 nach Gallien und eröffnete von Lugdunum aus den Feldzug gegen die Alamannen am Oberrhein, während er den Kampf gegen die Franken wohl einem seiner Generale übertragen hatte (Zos. 1, 67, 1; 68, 1).437 Im Laufe der Kämpfe überquerte Probus den Rhein und drang möglicherweise bis zum Neckar vor: reliquos ultra Nigrum fluvium et Albam removit (HA Prob. 13, 7), wobei mit Alba die schwäbische Alb und nicht die Elbe gemeint sein wird.438 Danach

432 Vgl. auch Chron. 354 148, 14; Aur. Vict. Caes. 36, 2; Eutr. 9, 16, 2; Epit. de Caes. 36, 2; Hier. chron. 223e; HA Tac. 13, 6; Oros. 7, 24, 1; Pol. Silv. 522, 51; Iord. Rom. 292; Ioh. Ant. 185; Ioh. Mal. 12, 32; Chron. pasch. 509, 1–2; Synk. 471, 1; Cedr. 463, 10–11, sowie Vitucci, L’imperatore, S. 26–27; Cizek, Aurélien, S. 21; Sauer, Florianus, S. 182; Kreucher, Kaiser Probus, S. 122–123; ders., Probus und Carus, S. 395–396. Zur Anerkennung im Westen vgl. die Münzprägungen des Florianus in Lugdunum, Rom, Ticinum, Siscia, Serdica und Cyzicus (RIC V 1, S. 350–360). 433 Vgl. auch Chron. 354 148, 15; Eutr. 9, 17, 1; Hier. chron. 223e; Oros. 7, 24, 2; Pol. Silv. 522, 52; Cassiod. chron. 148, 995–149, 996; Iord. Rom. 293; Ioh. Mal. 12, 33; Chron pasch. 509, 5; Synk. 471, 2–4, sowie Halfmann, Itinera principum, S. 240; Sauer, Florianus, S. 181–182; Kreucher, Kaiser Probus, S. 126; ders., Probus und Carus, S. 399. 434 Vgl. Wightman, Gallia, S. 198; Sauer, Florianus, S. 184–185. Vitucci, L’imperatore, S. 34, Anm. 1, bezweifelt dies jedoch; skeptisch aber letztlich unentschieden ist Kreucher, Kaiser Probus, S. 132–133; ders., Probus und Carus, S. 401. 435 Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 30–35; Crees, The Reign, S. 93–95; Vitucci, L’imperatore, S. 29–39; Cizek, Aurélien, S. 220–221; Sauer, Florianus, S. 181–184; S. 187– 189; Kreucher, Kaiser Probus, S. 128–131; ders., Probus und Carus, S. 400. 436 Zum Gotenkrieg des Probus vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 47; Vitucci, L’imperatore, S. 35–36; Pond, Inscriptional Evidence, S. 225; Kreucher, Kaiser Probus, S. 133; ders., Probus und Carus, S. 402; zum Titel Gothicus Maximus vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 77–79. 437 Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 46–49; Pink, Aufbau Probus, S. 71; Vitucci, L’imperatore, S. 37–44; Kreucher, Kaiser Probus, S. 136–139; ders., Probus und Carus, S. 402–403. 438 So nach Dannhäuser, Untersuchungen, S. 50; Crees, The Reign, S. 100; Okamura, Alamannia, S. 353, Anm. 96; Johne, Die Römer an der Elbe, S. 275, vgl. auch Vitucci, L’imperatore, S. 39– 40; Kreucher, Kaiser Probus, S. 139; ders., Probus und Carus, S. 403.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

fanden offenbar noch Kämpfe gegen die Longionen statt (Zos. 1, 67, 3).439 Eine dauerhafte Rückeroberung des Decumatlandes gelang indes nicht.440 Als die Kämpfe in Gallien zu Beginn des Jahres 278 abgeschlossen waren, kümmerte sich Probus um die Sicherung der Donaugrenze in Rätien, denn dort waren ebenfalls kleinere Gruppen von Germanen – von Zosimos als Burgunder und Vandalen bezeichnet (Zos. 1, 68, 1) – eingefallen, die vielleicht bei dieser Gelegenheit das Legionslager Castra Regina zerstörten. Allerdings dürfte es sich hierbei nur um einzelne Raubzüge gehandelt haben, die nicht vergleichbar mit dem germanischen Einfall in Gallien waren.441 Am Lech kam es zu einer Schlacht mit einer größeren Gruppe germanischer Invasoren, bei welcher deren Anführer Igillus gefangengenommen wurde (Zos. 1, 68, 2).442 Auf einer Inschrift aus Augsburg wird Probus als Restitutor provinciarum bezeichnet (Ins. 280), was allgemein auch mit der Errichtung von Grenzbefestigungen in Rätien in Verbindung gebracht werden kann.443 Wie die literarischen Quellen dokumentieren, wurde die Befriedung Galliens und Rätiens als überwältigender Erfolg gewertet (Eutr. 9, 17, 1; Hier. chron. 223g; HA Prob. 15, 1–7; Oros. 7, 24, 2; Zos. 1, 67, 3), was von Probus später durch entsprechende Münzemissionen mit der Legende VICTORIA GERM (RIC V 2, S. 32, Nr. 141–142; S. 40–41, Nr. 217–223; S. 44, Nr. 254–259; S. 45, Nr. 269; S. 48, Nr. 299–300) beziehungsweise VICTORIA GER (RIC V 2, S. 33, Nr. 149; S. 45– 46, Nr., 268; 272–278) und durch die Annahme des Siegertitels Germanicus Maximus, der erstmals auf einem Papyrus vom 21. Oktober 279 erscheint (Pap. 20: Γερμανικὸς Μέγιστος), auch so propagiert wurde.444 Die Invasion germanischer Völkerschaften im Jahr 282 erreichte wahrscheinlich nicht dasselbe zerstörerische Ausmaß wie der Einfälle der Franken und Alamannen in den Jahren 275 und 276, da bereits zur Zeit des sogenannten ‚Gallischen Sonderreichs‘ vor allem aber während der Herrschaft des Probus die Grenzverteidigung an Rhein und Donau neu organisiert wurde. Die Grenzen wurden durch die Errichtung neuer Befestigungsanlagen gesichert und die Städte nicht nur in den grenznahen Regionen durch Stadtmauern geschützt. Vermutlich kamen bei der Bekämpfung germanischer Eindringlinge auch schon in dieser Zeit neue strategische 439 Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 51; S. 57–58; Vitucci, L’imperatore, S. 43–44; Kreucher, Kaiser Probus S. 140; ders., Probus und Carus, S. 403. Zur Identifizierung der Longionen mit den Lugiern vgl. Schönfeld, Lugii, Sp. 1715–1717; Kreucher, Kaiser Probus, S. 140, Anm. 323. 440 Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 143; ders., Probus und Carus, S. 403. 441 Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 56–57; Crees, The Reign, S. 102–103; Vitucci, L’imperatore, S. 48; Okamura, Alamannia, S. 354, Anm. 102; Kreucher, Kaiser Probus, S. 146; ders., Probus und Carus, S. 404. Zur Zerstörung von Castra Regina vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 146. Fischer, Das Umland 1, S. 29–32; S. 116–118, und diesem folgend Strobel, Imperium Romanum, S. 293, Anm. 667, gehen jedoch von einer Zerstörung im Jahr 280 aus. 442 Vgl. HA Probus 16, 1. Der ursprünglich von Zosimos als αιγυος bezeichnete Fluss wird heute als Λίγυος (= Lech) gedeutet, vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 57; Vitucci, L’imperatore, S. 48–49; Okamura, Alamannia, S. 316–317; Kreucher, Kaiser Probus, S. 146; ders., Probus und Carus, S. 405, Anm. 73; zu Igillus vgl. PIR² I, Nr. 19; PLRE I, S. 456. 443 Siehe dazu Kapitel 5.8. 444 Vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 56–59; S. 63. Zur Siegertitulatur Germanicus Maximus vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 79–81.

4.7 Die Herrschaft des Carinus

145

Konzepte zum Einsatz, bei denen die Verteidigung nicht mehr nur aus einem linearen Grenzschutz bestand, sondern in die Tiefe gestaffelt wurde.445 Dennoch schien die Lage so bedrohlich, dass Carinus, dem vor dem Aufbruch des Carus in den Osten die Herrschaft über den Westen übertragen wurde,446 recht bald nach seiner Erhebung zum Caesar, noch im Oktober 282, von Mediolanum nach Gallien aufgebrochen sein wird.447 Da für die Wegstrecke von Norditalien nach Lugdunum maximal 450 km anzusetzen sind, was in 20 Tagen zu bewerkstelligen ist, muss Carinus dort etwa Mitte November angekommen sein.448 In Lugdunum schlug der Mitherrscher des Carus vermutlich – wie bereits vor ihm schon Kaiser Probus – sein Hauptquartier auf.449 Einen Hinweis auf den Aufenthalt des Carinus in der Stadt liefert die auflagenstarke Ausgabe von Münzen zwischen November 282 bis April 283 von der dortigen Münzprägestätte.450 Schon im Oktober 282 und noch vor der Ankunft des Carinus wurde dort eine erste Münzemission als Donativ anlässlich der Kaiserproklamation des Carus geprägt (RIC V 2, S. 135, Nr. 1–2; 5; S. 136, Nr. 9–11; S. 136–137; Nr. 15–20; S. 137, Nr. 27).451 Bei der Ankunft des Carinus in Lugdunum erfolgte vermutlich ebenfalls als Donativ für die am Rhein und in Gallien stehenden Truppen eine Festprägung für dessen Erhebung zum Caesar.452 Hierbei wurde eine Serie von aurei geprägt, deren Avers die Büste des Carus mit der Legende IMP C M AVR KARVS AVG zeigt, während auf dem Revers der neu ernannte Caesar mit seinem Bildnis und der Reverslegende KARINVS NOBIL CAES geehrt wird (RIC V 2, S. 152, Nr. 134) (Abb. 9). Daneben wurden aurei und Antoniniane für den princeps iuventutis und nobilissimus Caesar Carinus ausgegeben (RIC V 2, S. 156–157, Nr. 147; 150–151), und auf 445 Zur Reorganisation der Grenzverteidigung unter Probus siehe Kapitel 5.8. 446 Siehe Kapitel 4.1, vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 74–75; S. 79; Pink, Aufbau Carus, S. 12; S. 59; Pond, Inscriptional Evidence, S. 145–146; S. 240; Chastagnol, Trois études, S. 86; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari S. 381; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Kreucher, Probus und Carus, S. 418; Hedlund, Coinage and Authority, S. 64–65. 447 Zum Ort Mediolanum statt, wie oft behauptet, Ticinum siehe Kapitel 4.1. 448 Pink, Aufbau Carus, S. 63, bietet hier zwei alternative Routen an; die eine führt über Forum Claudii Ceutronum (Aime) und die andere über Brigantio (Briançon); für beide wären 16 bis 20 Tage einzukalkulieren, siehe S. 165, Karte 2. 449 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 21; S. 63; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 59–60; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 65. 450 Zur Münzprägung von Herbst 282 bis Frühjahr 283 in Lugdunum vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 21–22; Bastien, Le monnayage, S. 230–249; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 59–62; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 50–52, vgl. auch Gricourt, Retour, S. 32–34. 451 Zu dieser Münzemission vgl. Bastien, Le monnayage, S. 230–235; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 59, Serie 1a–b; ders., Retour, S. 32–33, vgl. auch Gysen, Deux antoniniens, S. 16–17. Pink, Aufbau Carus, S. 19; S. 21, bringt diese erste Emission in Lugdunum in Zusammenhang mit der Ankunft des Carinus und datiert sie in den November 282, vgl. jedoch Bastien, Le monnayage, S. 65–66; ders., Interprétation, S. 79; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 59. 452 Zur Ausgabe als Donativ vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 21; Bastien, Interprétation, S. 79. Pink, Aufbau Carus, S. 21, gibt für die Ausgabe dieser Münzen November 282 an; Bastien, Le monnayage, S. 235 geht von dem Zeitraum zwischen November bis Ende 282 aus, während Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 59–60, die Stücke noch auf Mitte Oktober 282 datiert haben möchte.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

weiteren Antoninianen dieser Emission erscheint für Carus die Legende PAX AVG (RIC V 2, S. 136, Nr. 10–11). Offenbar experimentierte man in der dortigen Münzstätte bei dieser Gelegenheit auch mit einem neuen Nominal (RIC V 2, S. 135, Nr. 5). Diese Stücke haben ein Gewicht von 4,69 g und waren somit schwerer als die vergleichbaren durchschnittlichen Antoniniane dieser Zeit. Auf dem Avers steht die Legende IMP C M AVR CARVS P F AVG und auf dem Revers findet sich im Abschnitt das Wertzeichen X ET I, weshalb diese Münzen wahrscheinlich als Doppelantoniniane ausgegeben wurden.453 Bemerkenswerterweise zeigen diese Stücke mit der Reverslegende ABVNDANTIA AVG auf dem Revers nicht – wie eigentlich zu erwarten wäre – die personifizierte Göttin des Überflusses mit dem Füllhorn, sondern eine Galeere mit Ruderern und Soldaten (Abb. 4). Diese Darstellung könnte auf die Truppen der römischen Rheinflotte verweisen, womit vielleicht ein direkter Zusammenhang zu den Operationen des Carinus gegen die Germanen gegeben wäre.454 Über die militärischen Leistungen des Carinus schweigen die literarischen Quellen, die der Überlieferungstradition der sogenannten ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ folgen, gänzlich. Die zu Beginn dieses Kapitels erwähnte Stelle bei Aurelius Victor besagt nur, dass Carus den Carinus zur Bekämpfung der eingedrungenen Germanen nach Gallien entsandt hat. (Aur. Vict. Caes. 38, 2). Mehr ist auch aus der ansonsten so erzählfreudigen Historia Augusta nicht zu erfahren. Carus habe seinem älteren Sohn den Schutz Galliens anvertraut (HA Car. 7, 1–2), und ihm darüber hinaus die Herrschaft über die westliche Reichshälfte übertragen (HA Car. 16, 2).455 Vom phantasievollen Bericht des Malalas, der auf einer Verwechslung des Carus mit Carinus beruht, und wonach Carinus einen erfolgreichen Krieg gegen die Perser geführt haben soll (Ioh. Mal. 12, 36), kann hier abgesehen werden.456 Dasselbe gilt für die Verwechslung von Valerian I. mit Carinus und dessen angeblicher Nieder-

453 Bastien, Le monnayage, S. 231, Nr. 443–444, und Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 59, zählen dieses Stück zur ersten Emission der Münzstätte Lugdunum vom Oktober 282, während Pink, Aufbau Carus, S. 21, wohl richtigerweise November 282 angibt; es ist nicht anzunehmen, dass die Münzstätte aus eigenem Antrieb bei einer standardmäßig als Donativ geprägten Münzserie einen Doppelantoninian ausgegeben hätte; außerdem wird die Ausgabe dieser Münzen in Zusammenhang mit den ebenfalls im November 282 in Siscia geprägten Doppelantoninianen mit den Siglen X I, XII, X I I, X II und XI I stehen, vgl. auch Lafaurie, Monnaies, S. 666–669, siehe hierzu ausführlicher in Kapitel 5.6. 454 Pink, Medaillonprägung, S. 556, interpretiert die Schiffsdarstellung hier als Glückszeichen. Mit dieser Reversabbildung könnte möglicherweise ein vielleicht aus Ticinum stammendes und für Carinus als Caesar geprägtes Silbermedaillon mit der Legende TRAIECTVS AVGG korrespondieren (Cohen, S. 396, Nr. 128; Gnecchi II, S. 121, Nr. 7), das aufgrund dieser Legende vielleicht auf eine Überquerung des Rheins durch Carinus hinweisen könnte; allerdings muss dieses Medaillon als problematisch gelten, da kein Exemplar erhalten ist, und sich die einzige verfügbare Abbildung in sehr barocker Manier nur bei Strada, De vitis Imperatorum, S. 163, aus dem Jahr 1615 findet; Pink, Medaillonprägung, S. 556, scheint deshalb die Echtheit dieses Medaillons zu bezweifeln. 455 Vgl. Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 345–347; S. 381. 456 Siehe auch Kapitel 4.4 und 4.5.

4.7 Die Herrschaft des Carinus

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lage bei Carrhae im Chronicon Paschale (Chron. pasch. 510, 8–12).457 Ebenso abzulehnen ist die verworrene Darstellung bei Moses von Chorene, der Carinus ebenfalls fälschlicherweise am Perserkrieg teilnehmen lässt.458 Den einzigen wenngleich recht vagen Anhaltspunkt in den literarischen Quellen über die von Carinus gegen die Germanen geführten Kämpfe liefert auch hier wieder die Cynegetica des zeitgenössischen Dichters Nemesianus. Um sich wahrscheinlich vorsorglich das Wohlwollen des potentiellen kaiserlichen Gönners zu versichern, kündigte dieser an, alsbald ein Heldengedicht über die ruhmreichen Taten des Carinus und Numerianus verfassen zu wollen (Nem. cyn. 63–75).459 Wie der Dichter im Rahmen dieser Ankündigung in seinen Versen behauptet, habe Carinus den Krieg unter dem nördlichen Bär mit siegreicher Hand beendet: primum quae nuper bella sub Arcto felici, Carine, manu confeceris (Nem. cyn. 69–70).460 Diese poetisch verklärte und recht nebulöse Angabe ist leider wenig aussagekräftig und könnte sich sowohl auf einen möglichen Erfolg des Carinus gegen die Germanen an der Rheingrenze als auch auf den späteren Sieg über die Quaden an der Donau oder ebenso auf die Kämpfe in Britannien beziehen.461 Höchst wahrscheinlich wird Nemesianus damit ganz allgemein sämtliche Abwehrerfolge des Carinus an den nördlichen Grenzen des Reichs gemeint haben.462 Über den Umfang der von Carinus geführten römischen Operationen vom Herbst 282 bis zum Frühjahr 283 gegen die Germanen kann nur spekuliert werden.463 Sicher ist jedoch, dass es einen siegreichen Abschluss dieser Kämpfe gegeben haben muss. Das belegt die Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carus und Carinus, die erstmalig in einem Papyrus aus Oxyrhynchοs vom 12. Pharmouthi im Jahr A des Carus, Carinus und Numerianus (7. April 283) bezeugt ist (Pap. 2).464 457 Siehe S. 111–112; S. 133, vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 127; Felix, Literarische Quellen, S. 102–103; Bleckmann, Reichskrise, S. 133–134; Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 374, Anm. 15 und 18. 458 Siehe S. 114; S. 122, vgl. auch Jones, Death of Numerian, S. 303; Toumanoff, Armenian Arsacids, S. 264–265; Hewsen, Search of Tiridates, S. 15; Kettenhofen, Tirdād, S. 54; Loriot, Problèmes, S. 153; Burgess, Studies, S. 85–86; Porena, Le origini, S. 27–28. 459 Vgl. Chastagnol, Trois études, S. 84; Küppers, Proömium, S. 493–494. 460 Duff übersetzt diesen Vers in der Edition der Loeb Classical Library, S. 493, folgendermaßen: „what campaigns you first ended, Carinus, beneath the Northern Bear with victorious hand“. 461 Zum Feldzug gegen die Quaden siehe S. 157–158 und zu den Kämpfen in Britannien S. 160– 161. 462 Vgl. Williams, Cynegetica, S. 166–167, Kommentar zu Zeile 69. Für Meloni, Il regno di Caro, S. 150–151, sind diese beiden Zeilen ein Indiz für den Germanensieg des Carinus, während Birley, Roman Government, S. 367–368; ders., Britain, S. 52, diese Textstelle auf einen Sieg in Britannien bezieht. 463 Meloni, Il regno di Caro, S. 124; S. 150–151, nimmt an, Carus habe mehrere Operationen gegen die Germanen geführt; Pink, Aufbau Carus, S. 63–64, vermutet wenigstens „einen weiteren Zug gegen Germanien“, vgl. auch Polverini, Da Aureliano, S. 1031; Kienast, Kaisertabelle, S. 261; Porena, Le origini, S. 29–30 mit Anm. 13; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; White, Restorer, S. 160; Kreucher, Probus und Carus, S. 421–422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 64–65. 464 Zur Siegertitulatur Germanicus Maximus vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 104; Pond, Inscriptional Evidence, S. 239; Halfmann, Itinera principum, S. 242; Peachin, Roman Imperial Titula-

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Dieser Siegerbeinamen erscheint ebenfalls noch sowohl für Carus wie auch für Carinus auf einem Papyrus aus Antinoopolis (Pap. 3) vom Monat Epeiph im Jahr A (25. Juni – 24. Juli 283). Nach dem Tod des Carus lässt sich diese Siegertitulatur papyrologisch nur noch für Carinus allein nachweisen. Ein Kaufvertrag vom 30. Thoth im Jahr B des Carinus und Numerianus aus Hermopolis nennt zwar beide regierenden Augusti, doch nur Carinus trägt hier den Beinamen Γερμανικὸς Μέγιστος (Pap. 11). Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Titulatur Germanicus Maximus zunächst nur von Carus und Carinus nicht aber von Numerianus angenommen wurde, was auch durch das epigraphische Material bestätigt wird. Eine Inschrift aus dem italienischen Luna darf ebenfalls als einer der frühesten Nachweise der Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carus gelten, da dort Carinus noch als nobilissimus Caesar bezeichnet wird (Ins. 131). Ein Meilenstein aus der Provinz Numidia nennt den Siegerbeinamen nur für Carinus nicht aber für Carus, da hier aber sowohl Carinus als auch Numerianus mit der Titulatur nobilissimus Caesar Augustus bedacht werden, und letzterer – nicht jedoch Carinus – obendrein auch Imperator genannt wird, ist bei dem Fehlen des Siegerbeinamens für Carus wohl von einem weiteren Fehler des Steinmetzes auszugehen (Ins. 205).465 Daneben taucht die Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carus noch auf einem weiteren Meilenstein (Ins. 105) und einer Inschrift aus Carthago auf (Ins. 24). Der letztgenannte epigraphische Beleg ist deshalb von besonderer Bedeutung, da die Inschrift vom senatorischen curator Valerius Gallianus Honoratianus in Auftrag gegeben wurde, weshalb es sich bei dieser Titulatur für Carus wahrscheinlich um eine offizielle Siegertitulatur gehandelt haben wird.466 Für Numerianus ist der Siegerbeinamen Germanicus Maximus erst für das Jahr 284 nachweisbar, und zwar ausnahmslos immer gemeinsam mit Carinus und den weiteren Siegertitulaturen Persicus Maximus und Britannicus Maximus für die beiden Augusti. Dies belegen zwei Inschriften aus Ostia (Ins. 139–140) sowie zwei Bauinschriften des Aurelius Decimus, der im Jahr 284 als praeses in der Provinz Numidia amtierte, aus dem sogenannten ‚anonymen Tempel‘ in Lambaesis (Ins. 198–199).467 Eine weitere Inschrift, die Aurelius Decimus in Cirta (Constantine) für Carinus setzen ließ, nennt ture, S. 99; S. 450–471; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; S. 260–261; Kreucher, Probus und Carus, S. 419; Hedlund, Coinage and Authority, S. 71. Pink, Aufbau Carus, S. 64, hält diesen Siegerbeinamen für keinen hinreichenden Beweis für einen Sieg des Carinus über die Germanen; dass die Dynastie des Carus jedoch keinen leichtfertigen Umgang mit Siegerbeinamen pflegte wurde bereits erläutert, siehe Kapitel 4.3. 465 Der Titel nobilissimus Caesar Augustus gehörte niemals zur offiziellen Herrschertitulatur der beiden Caesares; außerdem wurde Carinus vor seinem Bruder zum Imperator ernannt, siehe hierzu Kapitel 5.1, vgl. auch Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 467, Nr. 173. 466 Kramer/Jones, Tribunicia Potestate, S. 82, und ihnen folgend Pond, Inscriptional Evidence, S. 144, datieren die Inschrift zwischen September und Dezember 283, da sie von einer Erneuerung der tribunizischen Gewalt des Carus an seinem dies imperii ausgehen und in dieser Inschrift die zweite tribunizische Gewalt gezählt wird; zu den tribunizischen Gewalten des Carus und seiner Söhne siehe Kapitel 7.1; zu Valerius Gallianus Honoratianus siehe Kapitel 7.3, Nr. 16. 467 Zu den beiden Inschriften aus Lambaesis vgl. Dupuis, La dédicace, S. 81–99; Witschel, Zur Situation, S. 201; zu Aurelius Decimus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 9.

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für diesen nur die Siegertitulatur Germanicus Maximus (Ins. 197). Die einzige Ausnahme hiervon stellt ein ebenfalls aus Numidien stammender Meilenstein dar, bei dessen Inschrift dem Steinmetz allerdings gleich eine Serie von Fehlern unterlaufen sind. Numerianus trägt hier fälschlicherweise den Augustus-Titel und die Siegerbeinamen Germanicus Maximus und Gothicus Maximus (!), während der noch vor seinem jüngeren Bruder zum Augustus erhobene Carinus schlicht nur als nobilissimus Caesar tituliert wird (Ins. 207), womit die Vermutung nahe liegt, dass hier – neben weiteren Fehlern – die beiden Brüder verwechselt wurden.468 Auf den Sieg des Carinus über die Germanen aber auch auf die Erfolge des Carus über die Sarmaten könnte eine Inschrift aus Thuburbo Maius in der Provinz Africa proconsularis verweisen, in der Carus und Carinus als pacatores orbis gentium nationumque omnium bezeichnet werden (Ins. 22).469 Wenn man abermals von dem frühesten papyrologischen Nachweis für die Titulatur Germanicus Maximus für Carus und Carinus vom 7. April 283 (Pap. 2) ausgeht und wieder die Zeit für die Nachrichtenübermittlung vom Rhein bis Antiochia, wo sich Carus im März 283 aufhielt, und von dort weiter nach Oxyrhynchοs in Ägypten berücksichtigt, dann lässt sich der Germanensieg des Carinus etwa auf den Februar 283 datieren.470 Offenbar nahm der in Antiochia weilende Carus diesen Sieg seines ältesten Sohnes zum Anlass, Carinus noch vor dem Aufbruch in den Perserkrieg zum Augustus zu erheben.471 Zur Feier dieses militärischen Erfolges würden sehr gut eine Emission von Goldmünzen (aurei) aus der Münzstätte Antiochia passen, die Carus für sich und seine Söhne dort prägen ließ. Sie tragen die Legenden VICTORIA AVGG und VICTORIAE AVGG (RIC V 2, S. 149, Nr. 122; S. 163–164, Nr. 203–204; S. 190, Nr. 374), und obwohl die militärische Leistungsfähigkeit des Herrschers in der Münzprägung in inflationärer Weise propagiert wurde, so war die Ausgabe einer Serie von aurei doch etwas Besonderes, was auf einen bestimmten Anlass schließen lässt, der hier mit dem Germanensieg des Carinus gegeben sein kann.472 Auf den hierbei für Carinus geprägten Münzen trägt dieser noch den Titel eines nobilissimus Caesar. Die jedoch vielleicht nur kurze Zeit später in Tripolis für Carinus gemünzten Antoniniane bezeichnen diesen bereits als Augustus (IMP M AVR CARINVS P F AVG), während die Reverslegende VICTORIA AVG ebenfalls dessen Sieghaftigkeit beschwört (RIC V 2, S. 179, Nr. 328).473 Denselben Eindruck vermittelt auch die Münzprägung des Carinus in 468 Der hier genannte Siegerbeinamen Gothicus Maximus ist für die Familie des Carus sonst nirgendwo belegt; zur Problematik dieser Inschrift siehe S. 372, Anm. 141. 469 Vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 465, Nr. 158. 470 Zur Nachrichtenübermittlung vgl. Rea, Chronology, S. 7–19; Rathbone, Dates, S. 102–108; Kienast, Kaisertabelle, S. 17, vgl. auch die Tabellen bei Kolb, Nachrichtentransfer, S. 321–332. 471 Siehe Kapitel 4.4 und bes. 5.1. 472 Pink, Aufbau Carus, S. 56, zählt diese Stücke zur dritten Emission, wobei er allerdings vermutet, die Münzen seien anlässlich der gleichzeitigen Erhebung beider Caesares zu Augusti ausgegeben worden; allerdings werden die für Carinus und Numerianus als Caesares geprägten aurei der Münzstätte Antiochia mit der Legenden VICTORIA AVGG (RIC V 2, S. 164, Nr. 204 mit dem Münzzeichen A) und VICTORIAE AVGG (RIC V 2, S. 190, Nr. 374 mit dem Münzzeichen SMA) von ihm nicht berücksichtigt. 473 Dieses Stück fehlt bei Pink, Aufbau Probus, S. 56–57.

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Lugdunum zur Feier seiner Proklamation zum Augustus Ende April 283.474 Die aurei und Antoniniane dieser Münzemission, die als Donativ ausgegeben wurde,475 betonen mit den Reverslegenden PAX AVG und PAX AVGG (RIC V 2, S. 152–153, Nr. 138–141), SAECVLI FELICITAS (RIC V 2, S. 166, Nr. 214–215), SPES PVBLICA (RIC V 2, S. 135, Nr. 3; S. 152, Nr. 135) und VICTORIA AVGG (RIC V 2, S. 153, Nr. 142–143) die Befriedung der gefährdeten Provinzen, die Hoffnung auf ein neues Zeitalter und die Sieghaftigkeit der Herrscher und stehen somit in Zusammenhang mit dem Germanensieg des Carinus.476 Dass diese Münzen anlässlich der Augustus-Erhebung des Carinus geprägt worden sein müssen, belegen die Legenden KARVS ET KARINVS AVGG bei den aurei mit der Reverslegende SPES PVBLICA und CARVS ET CARINVS AVGG auf den Antoninianen mit den Reverslegenden VICTORIA AVGG und PAX AVG beziehungsweise PAX AVGG (Abb. 11).477 Nach Abschluss der Kämpfe gegen die Germanen am Rhein reiste Carinus im Frühsommer 283 von Gallien aus höchst wahrscheinlich wieder nach Mediolanum (Mailand) und nicht wie häufig angenommen nach Ticinum.478 Der angenommene Aufenthalt des Carus in Ticinum basiert allein auf den Münzemissionen der dortigen Münzstätte, doch wurde in dieser Münzstätte für Mediolanum geprägt, nachdem unter Aurelian die Mailänder Münzstätte nach Ticinum verlegt worden war.479 Folglich sind die Rückschlüsse, die aus den Münzemissionen aus Ticinum zu ziehen sind, auf die Ereignisse in Mailand zu beziehen, wie dies bereits schon beim Treffen des Carus mit seinen Söhnen im Herbst 282 der Fall war.480 Über die genaue Route, die Carinus hierbei genommen hat, gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Falls er sich zum Zeitpunkt seiner Abreise in Lugdunum aufgehalten haben sollte, dann wäre 474 Zur Datierung vgl. Bastien, Interprétation, S. 79. Pink, Aufbau Carus, S. 22, gibt hier Anfang März an und Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 62, Mitte März; da die Proklamation des Carinus zum Augustus in Antiochia und zwar wahrscheinlich Ende März erfolgt ist (siehe Kapitel 4.4), und noch die notwendige Zeit für den Nachrichtentransfer zu berücksichtigen ist, kann diese Münzemission erst Ende April ausgegeben worden sein, vgl. auch Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 52–53. 475 Vgl. Bastien, Interprétation, S. 79; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 62. 476 Zum Zusammenhang dieser Münzlegenden mit den militärischen Erfolgen des Carinus vgl. Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72; zur Legende PAX AVGG vgl. Schmitt, Nouvel antoninien, S. 49–50. 477 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 22; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 62, zählt zu dieser Emission nur die aurei mit der SPES PVBLICA-Legende sowie denarii mit derselben Reverslegende, die allerdings erst für Numerianus als Augustus geprägt wurden und folglich später zu datieren sind (RIC V 2, S. 197, Nr. 432; dort werden sie jedoch der Münzstätte Rom zugeordnet) sowie Antoniniane mit der Legende ORIENS AVGG, die jedoch wiederum für Numerianus als Caesar geprägt wurden (RIC V 2, S. 188, Nr. 355); Bastien, Le monnayage, S. 66–68; S. 235–238, nimmt an, dass die Antoniniane mit der Legende CARVS ET CARINVS AVGG noch für Carinus als Caesar geprägt worden seien. 478 Vom Aufenthalt in Ticinum gehen aus: Pink, Magnia Urbica, S. 5; ders., Aufbau Carus, S. 28– 29; Halfmann, Itinera principum, S. 242; Gricourt, L’adventus, S. 95–112; ders., Caro/Diocleziano, S. 23–28; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 155– 156 (der hier auf Gricourt verweist); Elmer, Feldzug, S. 13–22, verlegt die Ereignisse von Ticinum nach Mediolanum. 479 Vgl. Estiot, Aureliano, S. 51; Hedlund, Coinage and Authority, S. 112–113; S. 154–155. 480 Siehe Kapitel 4.3, vgl. Elmer, Feldzug, S. 13 mit Anm. 7.

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hier wieder der südliche über Brigantio (Briançon) führende Weg denkbar. Sollte sich der Kaiser aber – was rein hypothetisch recht gut vorstellbar wäre – auf einer Grenzinspektion in der Provinz Raetia befunden haben, dann wird er seinen Rückweg über Augusta Vindelicorum (Augsburg) entlang der Via Claudia genommen haben.481 Die Ankunft des Herrschers in Mediolanum ist durch Antoniniane aus Ticinum mit der Legende ADVENTVS AVG belegt, die Carinus in der für einen adventus des Kaisers typischen Ikonographie allein auf einem Pferd reitend und mit dem zum Gruß erhobenen rechten Arm zeigen (RIC V 2, S. 175, Nr. 294) (Abb. 15).482 Zeitlich lässt sich die Ankunft des Carinus in Mediolanum ungefähr auf Mitte Juni 283 datieren.483 Man kann vermuten, dass der Einzug des siegreichen Kaisers in die Stadt weniger einem gewöhnlichen festlichen adventus, sondern eher einem Triumphzug geglichen hat.484 Nach der Ankunft des Carinus in Mediolanum fand dort – und nicht in der Hauptstadt Rom, wie dies eigentlich zu erwarten wäre – die Vermählung mit Magnia Urbica statt,485 die wahrscheinlich schon seit längerer Zeit im voraus geplant war. Über die Herkunft der neuvermählten Gattin des Carinus ist nichts bekannt. Von den literarischen Quellen wird sie überhaupt gänzlich totgeschwiegen. Die Historia Augusta, die den Kaiser als Ehebrecher brandmarkt (HA Car. 16, 1) und sich breit über dessen angebliches skandalöses Privatleben auslässt, behauptet, Carinus habe insgesamt neun verschiedene Frauen geehelicht und wieder verstoßen, sobald sie von ihm schwanger gewesen seien: uxores ducendo ac reiciendo novem duxit pulsis plerique praegnatibus (HA Car. 16, 7).486 Die einzige tatsächlich numismatisch und epigraphisch belegbare Ehefrau wird jedoch ignoriert. Offenbar bereits im Zuge der Hochzeitsfeierlichkeiten erhob Carinus seine Gemahlin in den Rang einer Augusta.487 Dies belegen die anlässlich der Heirat in Ticinum geprägten Antoniniane mit den Reverslegenden VENVS CELEST (RIC V 2, S. 185, Nr. 345– 481 Diese Route wird von Pink, Aufbau Carus, S. 64, vorgeschlagen. 482 Zu diesen Stücken vgl. Gricourt, L’adventus, S. 100; S. 108; S. 111, Nr. 25; ders., Caro/Diocleziano, S. 26; S. 170. Pink, Aufbau Carus, S. 29, Anm. 35, hält diese Antoniniane für eine Fehlprägung; wie jedoch Gricourt, L’adventus, S. 95–112, nachweisen konnte, belegen diese Stücke den Einzug des Carinus in Ticinum bzw. richtigerweise in Mediolanum (siehe Kapitel 4.1). Zur Ikonographie der adventus-Darstellung vgl. Brilliant, Gesture and Rank, S. 173–176. 483 Vgl. Gricourt, L’adventus, S. 105; ders., Caro/Diocleziano, S. 25, zur Ankunft in Ticinum schlägt Pink, Aufbau Carus, S. 28–29, Anfang Juli vor. 484 Elmer, Feldzug, S. 13; S. 21, glaubt an einen triumphalen Einzug des Carinus in Mediolanum in Zusammenhang mit dessen Sieg über die Quaden und datiert die Hochzeit in das Jahr 284; Gricourt, L’adventus, S. 105, schreibt zum adventus des Carinus, den er in Ticinum stattfinden lässt: „Carin fait une entrée triomphale dans Ticinum“. 485 Vgl. Elmer, Feldzug, S. 21; Meloni, Il regno di Caro, S. 162–163; zur Hochzeit in Ticinum: Gricourt, L’adventus, S. 100–104; ders., Caro/Diocleziano, S. 24; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 155–156; während bei Pink, Magnia Urbica, S. 5; ders., Aufbau Carus, S. 14; S. 64, die Hochzeit in Rom stattfindet. 486 Vgl. hierzu Chastagnol, Carin et Elagabal, S. 100; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 384; zur Charakterisierung des Carinus in den literarischen Quellen siehe ausführlich in Kapitel 4.2. 487 Vgl. auch Meloni, Il regno di Caro, S. 162–163; Kienast, Kaisertabelle, S. 262; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 186; Kolb, Augustae, S. 31, Nr. 41.

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346) und VENVS VICTRIX (RIC V 2, S. 185, Nr. 347) auf denen Magnia Urbica schon den Titel einer Augusta (MAGNIA VRBICA AVG) trägt.488 Neben der umfangreichen Münzprägung für die Augusta Magnia Urbica (RIC V 2, S. 181–185), der außerdem der Ehrentitel mater castrorum verliehen wurde, existieren für die Gemahlin des Carinus auch einige epigraphische Belege. Auf einer sehr fragmentarischen Inschrift aus Rom ist immerhin noch ihr Name erhalten (Ins. 136), während auf einem Epigraph aus dem italienischen Luna der eradierte Name der Kaiserin und die Titulatur Augusta gelesen werden kann (Ins. 135). Auf vier weiteren Inschriften aus dem ebenfalls in Italien gelegenem Vettona (Bettona) (Ins. 134), Acci (Guadix) in der Provinz Hispania citerior (Ins. 67), Lambaesis (Ins. 193) und Thamugadi in der Provinz Numidia (Ins. 170) ist die Titulatur Magnia Urbica Augusta mater castrorum vollständig erhalten, obwohl auch auf der letzteren Inschrift Name und Titel der Herrscherin eradiert wurden. Somit war Magnia Urbica seit Cornelia Salonina, der Ehefrau des Gallienus, und Ulpia Severina, der Gemahlin Kaiser Aurelians, die erste Kaisergattin, die nach langer Zeit wieder den Rang einer Augusta erhielt.489 Während seines Aufenthalts in Mediolanum ließ Carinus in der Münzstätte Ticinum noch eine Reihe weiterer Antoniniane in großer Stückzahl prägen, die zur Besoldung der Truppen ausgegeben wurden, aber auch in Zusammenhang mit einer Siegesfeier stehen könnten.490 Darauf scheinen die Antoniniane, auf denen die Treue und Eintracht des Heeres beschworen wird, hinzuweisen. Zu nennen sind hier sind vor allem die erstmals bei dieser Gelegenheit für Carus geprägten Stücke mit der Legende FIDES MILIT (RIC V 2, S. 143, Nr. 70–71), die häufig mit einem militärischen Erfolg in Verbindung zu bringen ist.491 Auf denselben Kontext verweisen die Antoniniane für Carinus mit der Legende FORTVNA REDVX anläss-

488 Gricourt, L’adventus, S. 97–104; ders., Caro/Diocleziano, S. 23–28, vgl. auch Pink, Aufbau Carus, S. 29, der die Stücke mit entsprechend späterer Datierung zur fünften Emission rechnet. Gricourt, L’adventus, S. 102–110; ders., Caro/Diocleziano, S. 25, zählt zu diesen für Magnia Urbica in Ticinum geprägten Münzen noch aurei mit der Legende IVNO REGINA (Gricourt, L’adventus, S. 110, Nr. 6, nicht im RIC) sowie Antoniniane mit der Legende PVDICITIA AVG (Gricourt, L’adventus, S. 110, Nr. 7, nicht im RIC) und für Carinus und Magnia Urbica gemeinsam geprägte quinarii mit der Reverslegende MAGNIA VRBICA AVG (RIC V 2, S. 181, Nr. 335), die im RIC und bei Pink, Aufbau Carus, S. 36, der Münzstätte Rom zugeordnet werden. 489 Zu Salonina vgl. PIR² C, Nr. 1499; PLRE I, S. 799; Kuhoff, Herrschertum, S. 41–42; Kienast, Kaisertabelle, S. 222–223; Klein, Vier Kaiserinnen, S. 188; S. 199–200; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 228; Johne, Kaisertum, S. 610–611; Kolb, Augustae, S. 30–31, Nr. 36.; zu Severina vgl. PLRE I, S. 830, Nr. 2; Kienast, Kaisertabelle, S. 236–237; Strobel, Ulpia Severina, S. 119– 153; Estiot, L’interrègne, S. 157–180; Johne, Kaisertum, S. 611–612; Kolb, Augustae, S. 31, Nr. 40. 490 Vgl. hierzu Pink, Aufbau Carus, S. 29; Gricourt, L’adventus, S. 110–112; ders., Caro/Diocleziano, S. 25–28. 491 Zur Bedeutung dieser Legende in Zusammenhang mit militärischen Siegen vgl. Hedlund, Coinage and Authority, S. 98–101, bes. S. 101: „the reference to Fides militum was not only a call for the loyalty of the troops. It was also a declaration of triumph“. Zu den enstprechenden Münzen vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 29; Gricourt, L’adventus, S. 98; S. 100; ders., Caro/Diocleziano, S. 26–27.

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lich der glücklichen und siegreichen Rückkehr des Kaisers aus dem Krieg gegen die Germanen (RIC V 2, S. 175, Nr. 297–300).492 Höchst wahrscheinlich noch in Mediolanum muss Carinus die Nachricht vom Tod des Carus erreicht haben,493 denn nur dadurch lassen sich die in Ticinum für Numerianus als Augustus geprägten Antoniniane und quinarii erklären (RIC V 2, S. 198–199, Nr. 441–450), die ebenfalls den Münzemissionen vom Sommer 283 zugerechnet werden.494 Das bedeutet, dass der Tod des Carus und die Erhebung des Numerianus zum Augustus noch Anfang August in Mediolanum bekannt gegeben wurde. Ein besonderes Indiz für diese Annahme liefern hierbei die quinarii mit der Averslegende IMP CARINVS AVG und der Reverslegende IMP NVMERIANVS AVG (RIC V 2, S. 180, Nr. 333).495 Ein weiterer untrüglicher und sicherer Beleg für den Umstand, dass sich spätestens beim Einzug des Carinus in Rom die Nachricht vom Tod seines Vaters schon verbreitet haben muss, ist das gänzliche Fehlen von Münzen zu Ehren des Carus in sämtlichen Münzemissionen vom Spätsommer 283 aus Rom.496 Nach den Hochzeitsfeierlichkeiten und der Würdigung des neuen Augustus und Mitherrschers Numerianus in Mediolanum reiste Carinus zusammen mit Magnia Urbica nach Rom weiter, und überhaupt erst jetzt betrat ein Mitglied des Herrscherkollegiums der Familie des Carus das caput mundi Rom.497 Wenn man für den Aufenthalt in Mediolanum etwa die Zeit von Juni bis Anfang August 283 annimmt, so kann man die Ankunft des Carinus in Rom etwa auf Ende August datieren.498 Die in den literarischen Quellen überlieferten angeblichen Schandtaten des Carinus wären zwar prinzipiell in Rom zu lokalisieren,499 diese sind jedoch weitgehend ebenso 492 Vgl. Gricourt, L’adventus, S. 98; ders., Caro/Diocleziano, S. 27. 493 Nach Pink, Aufbau Carus, S. 64, könnte ein Eilkurier die Entfernung von Mesopotamien bis nach Rom in 14 Tagen zurückgelegt haben; die Dauer für die Nachrichtenübermittlung von Rom nach Mailand ist mit drei bis vier Tagen anzusetzen, vgl. Kolb, Nachrichtentransfer, S. 322 (hier für die Entfernung von Rom bis Aquileia), vgl. auch Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 34. Der Tod des Carus muss auf Anfang bis Mitte Juli 283 datiert werden, siehe Kapitel 4.5. 494 So bei Gricourt, L’adventus, S. 110–112; ders., Caro/Diocleziano, S. 25–27, der diese Stücke auf Mitte Juni 283 datiert, da er von einer gleichzeitigen Erhebung des Carinus und Numerianus zu Augusti im Frühjahr 283 ausgeht, siehe jedoch Kapitel 5.1. Ob für die Proklamation des Numerianus zum Augustus explizit die Zustimmung des Carinus notwendig war – wie dies Elmer, Feldzug, S. 21, behauptet – scheint sehr fraglich, da Numerianus bereits durch seinen Status als Caesar zum Nachfolger des Carus und Mitherrscher des Carinus bestimmt war. 495 Gricourt, L’adventus, S. 110, Nr. 4; ders., Caro/Diocleziano, S. 25, Nr. 3; die Stücke tragen kein Münzzeichen und werden im RIC der Münzstätte Rom zugeordnet. 496 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 33–37; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 36. 497 Zur Anwesenheit der Kaiser in Rom zwischen 276–285 siehe Kapitel 5.5. 498 Die Entfernung von Mediolanum bis Rom beträgt ungefähr 600 km, was sich auch in Begleitung von Gardetruppen und mit Zwischenaufenthalten in 25 Tagen bewältigen lässt, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 64, der hier freilich von Ticinum ausgeht. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 34, nimmt die Ankunft des Carinus in Rom für Mitte August 283 an. Zum Aufenthalt in Rom im Spätsommer 283 vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 33–37; S. 64; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 34– 37; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 134. 499 Siehe Kapitel 4.2, vgl. Bleckmann, Überlegungen, S. 18.

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unhistorisch wie die Behauptung des Zonaras, Carinus habe sich während seiner Regierungszeit überhaupt primär in Rom aufgehalten: ὁ Καρῖνος εἰς Ῥώμην διάγων (Zon. 12, 30). Somit bleiben als Nachweis für den Aufenthalt des Carinus in Rom wieder nur numismatische Belege. Einen Hauptanhaltspunkt geben die Münzen, die zu Ehren der Magnia Urbica aus Anlass ihrer Vermählung mit Carinus ausgegeben wurden. Am bedeutendsten ist hierbei sicherlich das im Spätsommer 283 in Rom geprägte Silbermedaillon der Magnia Urbica mit der Reverslegende PVDICITIA AVG (Gnecchi II, S. 122, Nr. 1), von dem vier Exemplare erhalten sind.500 Auf dem Avers mit der Legende MAGNIA VRBICA AVG ist die Büste der Kaiserin abgebildet; und die Darstellung auf dem Revers zeigt entweder Magnia Urbica oder wahrscheinlich eher die personifizierte Pudicitia sitzend und von zwei Kindern umgeben. Mit der Legende PVDICITIA AVG wurden für Magnia Urbica außerdem auch aurei ausgegeben (RIC V 2, S. 183, Nr. 339). Weitere Goldmünzen tragen die Legende VENERI VICTRICI (RIC V 2, S. 184, Nr. 340) (Abb. 26).501 In diesem Kontext ist auch das Goldmedaillon zu sehen, das auf dem Avers Carinus (IMP CARINVS P F AVG) und auf dem Revers Magnia Urbica (MAGNIA VRBICA AVG) zeigt (Gnecchi I, S. 10, Nr. 1; RIC V 2, S. 181, Nr. 334), und von dem auch noch eine Version in Bronze existiert (Gnecchi III, S. 76, Nr. 1).502 Daneben wurden für Magnia Urbica im Spätsommer 283 in Rom außerdem Antoniniane mit den Reverslegenden IVNO REGINA (RIC V 2, S. 184, Nr. 341) und höchst wahrscheinlich auch denarii und quinarii mit den Legenden VENERI VICTRICI und VENERI VICTRI geprägt (RIC V 2, S. 184, Nr. 344).503 Auch für sich und seinen Bruder Numerianus ließ Carinus während seines Rombesuchs eine Reihe von Silbermedaillons vom Typus MONETA AVGG herstellen, die entweder die Averslegende IMP C M AVR CARINVS P F AVG (Gnecchi II, S. 121, Nr. 3–5) oder IMP C NVMERIANVS P F AVG beziehungsweise IMP C M

500 Pink, Aufbau Carus, S. 35, datiert das Stück auf das letzte Drittel des Augusts 283, vgl. Cohen, S. 406, Nr. 6; Meloni, Il regno di Caro, S. 162, Anm. 148; Pink, Medaillonprägung, S. 562, Nr. 25; ders., Magnia Urbica, S. 7; Brilliant, Gesture and Rank, S. 191. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 34–35; S. 39, datiert sämtliche Medaillons die nach Pink, Aufbau Carus, S. 34–35, im Spätsommer 283 in Rom geprägt wurden, auf Mitte Oktober 284. Er argumentiert damit, dass Carinus während dieses Aufenthalts keine Konsekrationsmünzen für den verstorbenen Carus ausgeben ließ, weshalb die Ausgabe von Medaillons erst recht unwahrscheinlich sei. Hiergegen ist jedoch einzuwenden, dass die Konsekration ein Staatsakt war, dessen Vorbereitung und Durchführung einige Zeit in Anspruch nahm. Carus wurde wahrscheinlich erst gegen Ende oder kurz nach dem Romaufenthalt des Carinus deifiziert. Außerdem war die Vermählung des Carinus ein adäquater Anlass, um zu Ehren der neuvermählten Augusta Medaillons und Goldmünzen prägen zu lassen, zumal ein Aufenthalt des Carinus im Herbst 284 in Rom, der die Ausgabe von Medaillons in großer Zahl rechtfertigen würde, mehr als zweifelhaft erscheint. 501 Zu den aurei vgl. Pink, Magnia Urbica, S. 7; ders., Aufbau Carus, S. 35; zu dem Einwand und der Datierung von Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 34; S. 37; S. 39, siehe oben Anm. 500. 502 Vgl. Cohen, S. 408, Nr. 1; Meloni, Il regno di Caro, S. 162, Anm. 148; Pink, Aufbau Carus, S. 36; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 34; S. 39, Nr. 8; dieses Stück fehlt bei Pink, Medaillonprägung. 503 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 33–37, sowie Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 36; S. 39, Nr. 6, der die denarii und quinarii ebenfalls auf Oktober 284 datiert.

4.7 Die Herrschaft des Carinus

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AVR NVMERIANVS P F AVG (Gnecchi II, S. 123, Nr. 7–8) tragen.504 Auf dem Revers zeigen diese Stücke die für diesen Medaillontypus charakteristischen drei Monetae. Diese Medaillons werden sicherlich zur Feier der Augustus-Erhebung des Numerianus nach dem Tod des Carus ausgegeben worden sein. Bei den im Spätsommer 283 ebenfalls in Rom in großer Zahl gemünzten Antoniniane verdienen vor allem die Stücke mit der neuartigen Legende VNDIQVE VICTORES für Numerianus besondere Aufmerksamkeit (RIC V 2, S. 196, Nr. 422–423).505 Die Reversabbildung zeigt den jungen Numerianus im Feldherrngewand mit Globus und Zepter, der auf einigen Stücken auch von zwei gefesselten und kauernden Gefangenen flankiert wird. Mit der hier beschworenen Sieghaftigkeit allerorten, wird der Erfolg des Carinus gegen die Germanen sowie die Eroberung der sāsānidischen Metropole Ctesiphon und die siegreiche Fortsetzung des Perserkrieges durch Numerianus gemeint sein.506 Im Rom sollen unter der Herrschaft des Carus und seiner Söhne auch neuartige und spektakuläre Spiele eingeführt worden sein, bei denen unter anderem Gaukler, Akrobaten und eine ausgefeilte Bühnentechnik zum Einsatz gekommen sein sollen (HA Car. 19, 1–2). Daneben werden auch ein Kyklopenspiel, griechische Wettkämpfe und auch ein ludus Sarmaticus erwähnt, der besonders anmutig gewesen sein soll: exhibuit et ludum Sarmaticum, quo dulcius nihil est (HA Car. 19, 3). Da weder Carus noch Numerianus als Herrscher Rom jemals betreten haben, ließen sich diese Spiele vielleicht mit dem Romaufenthalt des Carinus im Spätsommer 283 in Verbindung bringen. Zwar wird es in der Tat sehr wahrscheinlich sein, dass Carinus in Rom Spiele und womöglich auch Wettkämpfe abhalten ließ, ob sie jedoch der Beschreibung der Historia Augusta entsprochen haben, dürfte äußerst fraglich sein.507 Beim ludus Sarmaticus handelt es sich jedoch wohl ganz offensichtlich um eine Erfindung des Autors der Historia Augusta, da diese erst später eingeführt wurden.508

504 Vgl. Cohen, S. 388–389, Nr. 54–57; S. 372, Nr. 28; 30; Pink, Medaillonprägung, S. 557, Nr. 8; S. 559–560, Nr. 15a–16; S. 560–561, Nr. 19; S. 562, Nr. 24a–24b; Fagerlie, Roman and Byzantine, S. 84–85, Nr. 21; unsicher sind Gnecchi II, S. 121, Nr. 2, und S. 122, Nr. 5, die von Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 125, Anm. 236, der Münzstätte Siscia, von Pink, Medaillonprägung, S. 557, Nr. 8, und S. 562, Nr. 24a, jedoch Rom zugeordnet werden. Zur Datierung vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 34. Wie auch die Medaillons und aurei für Magnia Urbica datiert Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 39, diese Stücke auf Mitte Oktober 284, siehe hierzu jedoch oben Anm. 500. 505 Siehe Kapitel 4.4, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 33; S. 35; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 36–37; S. 183; Berrens, Sonnenkult, S. 194–195; Hedlund, Coinage and Authority, S. 72. 506 Zum Perserkrieg des Numerianus siehe Kapitel 4.4. 507 Zu diesen Spielen vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 152–153; Chastagnol, Trois études, S. 75– 80; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 399–400; Hedlund, Coinage and Authority, S. 134. 508 Vgl. Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 29–33; Chastagnol, Claudien; S. 461–462; ders., Trois études, S. 79; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 400–405. Pink, Aufbau Carus, S. 59, hält den Bericht über die ludi Sarmatici für wahr und legt das im Philocalus-Kalender angegebene Datum vom 25. November bis zum 1. Dezember seiner Chronologie zugrunde (CIL² I.1, S. 276; S. 278).

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Im Zusammenhang mit dem Romaufenthalt des Carinus im Spätsommer 283 dürfte auch die Konsekration des Carus stehen. Zwar stammen die frühesten numismatischen Belege für den Divus Carus mit der Legende DIVO CARO PARTHICO (RIC V 2, S. 147–148, Nr. 108–113) vom Januar 284 aus der Münzstätte von Siscia (Abb. 7),509 doch muss dies nicht zwangsläufig gegen eine Divinisierung des Carus noch während des Aufenthalts seines Sohnes in Rom sprechen. Zum einen war die Vergöttlichung des verstorbenen Herrschers ein Staatsakt, der durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen konnte.510 Zunächst war hierfür immer noch nominell der römische Senat zuständig, der dies beschließen musste. Sobald ein entsprechender Beschluss vorlag – und der Senat, der zu dieser Zeit mehr die Funktion eines Akklamationsorgans hatte,511 wird sich in Anbetracht des in Rom weilenden Carinus beeilt haben, die Divinisierung seines Vaters zu beschließen – wurden die Magistrate beauftragt die Konsekration zu vollziehen, was zumeist vom Kaiser vorgenommen wurde. Wenn der verstorbene Herrscher in Rom beigesetzt wurde, was im dritten Jahrhundert jedoch nur selten gegeben war, erfolgte die Zeremonie im Rahmen der Bestattungsfeierlichkeiten. War dies nicht der Fall, so konnte zwischen Divinisierungsbeschluss und Konsekration durchaus einige Zeit verstreichen.512 Zum anderen diente die Konsekration des toten Kaisers häufig der Herrschaftslegitimierung seines Nachfolgers, und sie war mit einer sakralen Erhöhung des neuen Kaisers verbunden, falls sich nur irgend ein verwandtschaftlicher Kontext mit seinem Vorgänger herstellen ließ, da er dann als divi filius, also als Sohn eines Staatsgottes, galt. Auch in der Münzprägung scheint die Konsekration des verstorbenen Herrschers primär dann möglichst rasch propagiert worden zu sein, wenn ein entsprechender Legitimierungsbedarf vorhanden war.513 Carinus, der bereits von seinem Vater zum Augustus erhoben worden war, benötigte zunächst keine zusätzliche Legitimierung durch den Divus Carus, und die erstmalige Ausgabe von Konsekrationsmünzen in Siscia könnte aufgrund der Legende DIVO CARO PARTHICO eher als Erinnerung an den Persersieg des Carus und auch anlässlich der militärischen Erfolge des Numerianus im Osten erfolgt sein.514 Anders sah für Carinus die Lage nach der Usurpation Diokletians aus, denn ab diesem Zeitpunkt war es für ihn tatsächlich notwendig, seine Herrschaft zusätzlich zu legitimieren, da sich Carinus gegenüber seinem Kontrahenten und dessen Hetzkampagne als einziger rechtmäßiger Herrscher behaupten musste. So verwundert es nicht, dass des konsekrierten 509 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 45–46; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 53–54; S. 200; Hedlund, Coinage and Authority, S. 179. 510 Zur Konsekration des verstorbenen Herrschers vgl. beispielsweise Gesche, Divinisierung, S. 377–390; Kuhoff, Felicior Augusto, S. 54; Clauss, Kaiser und Gott, S. 356–386; Peppel, Gott oder Mensch, S. 70–77. 511 Zur Stellung des römischen Senats in dieser Zeit siehe Kapitel 5.2. 512 Zum formalen Ablauf bei der Divinisierung des verstorbenen Herrschers vgl. Clauss, Kaiser und Gott, S. 357–368; Peppel, Gott oder Mensch, S. 72–75. 513 Zur Funktion der Konsekration des verstorbenen Herrschers als Instrument der Herrschaftslegitimation seines Nachfolgers vgl. Gesche, Divinisierung, S. 377–390; Kuhoff, Felicior Augusto, S. 54; Clauss, Kaiser und Gott, S. 369–376. 514 Siehe S. 117, Anm. 308, vgl. hierzu auch Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 53, und Hedlund, Coinage and Authority, S. 179.

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Carus ab November 284 in der Münzprägung verstärkt gedacht wurde und sowohl Numerianus als auch Nigrinianus divinisiert wurden.515 Wahrscheinlich wurde also der Divinisierungsbeschluss für den Divus Carus vom römischen Senat noch während des Romaufenthalts des Carinus gefasst, und die eigentliche Konsekration könnte dann entweder kurz vor dem Aufbruch des Carinus aus der Stadt oder wenige Zeit später erfolgt sein, was somit das Fehlen von Konsekrationsmünzen der Münzstätte Rom im Spätsommer 283 mehr als hinreichend erklären würde.516 Höchst wahrscheinlich hielt sich Carinus gerade nur knappe zwei Monate in Rom auf, um dann spätestens Mitte Oktober an die Donau aufzubrechen, denn offenbar war nun diese Grenze des Reiches durch germanische Völkerschaften bedroht. Ein Medaillon aus der Münzstätte Siscia mit der Legende TRIVNFV QVADOR zeigt auf dem Revers Carinus und Numerianus in einer von Victoria geführten Quadriga, dahinter erkennt man ein Tropaeum, und im Abschnitt sind zwei liegende Gefangene zwischen erbeuteten Waffen dargestellt (Gnecchi II, S. 121, Nr. 11) (Abb. 19).517 Die Aversdarstellung mag befremdlich wirken, denn hier erscheint nämlich die Büste des im Osten weilenden Numerianus mit der Legende IMP NVMERIANVS P F AVG. Die Lösung dieses Problem dürfte darin bestehen, dass es zwei verschiedene Varianten dieses Medaillons gab, wobei vom entsprechenden Gegenstück für Carinus bisher kein erhaltenes Exemplar gefunden wurde.518 Carinus ließ dieses Medaillon für sich und auch für seinen Bruder prägen, um die Eintracht des Herrscherhauses zu demonstrieren, wonach ein militärischer Erfolg einer der beiden Kaiser gleichzeitig ein Sieg für das ganze Herrscherkollegium war, den beide regierende Augusti für sich in Anspruch nehmen konnten. Die Reversabbildung auf diesem Medaillon ist klar und eindeutig, sie entspricht ikonographisch ganz dem typischen Motiv eines feierlichen und siegreichen adventus und ähnelt der Darstellung eines Triumphs.519 Dies lässt mit der Legende TRIVNFV QVADOR nur den Schluss zu, dass es an der Donau eine von den literarischen Quellen nicht erwähnte militärische Auseinandersetzung mit dem germanischen Stamm der Quaden gegeben haben muss, die Carinus siegreich beenden konnte.520 Für den glück515 Zur Konsekration des Numerianus siehe auch Kapitel 4.6. 516 Von der Konsekration des Carus im Sommer 283 gehen auch Meloni, Il regno di Caro, S. 118– 119, und Porena, Le origini, S. 29, aus; zur Konsekration des Carus siehe auch Kapitel 4.5 und 5.3. 517 Vgl. Cohen, S. 378, Nr. 91; Elmer, Feldzug, S. 18, Nr. 7; Pink, Medaillonprägung, S. 558–559, Nr. 12; ders., Aufbau Carus, S. 45; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51, Nr. 1, sowie Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72. 518 Zur Existenz eines analogen Medaillons für Carinus vgl. auch Elmer, Feldzug, S. 18, Pink, Medaillonprägung, S. 559; ders., Aufbau Carus, S. 45; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51–52. 519 Zur Ikonographie vgl. Brilliant, Gesture and Rank, S. 175–179. 520 Zum Krieg gegen die Quaden vgl. Elmer, Feldzug, S. 13–19; Pink, Aufbau Carus, S. 64–65; Alföldy, Bellum Sarmaticum, S. 22; Polverini, Da Aureliano, S. 1031, Anm. 74, Kienast, Kaisertabelle, S. 261; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51–52; Porena, Le origini, S. 29–30 mit Anm. 13; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72. Meloni, Il regno di Caro, S. 84–87; S. 123, verwechselt diesen Krieg des Carinus gegen die Quaden mit dem Feldzug des Carus gegen die Sarmaten, siehe auch Kapitel 4.3. Abzulehnen ist die Hypothese von Elmer, Feldzug, S. 19–20, wonach der von Zonaras (Zon. 12, 30) be-

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lichen Abschluss dieser militärischen Kampagne wurde anschließend eine große Siegesfeier in Siscia zelebriert und hierbei wird Carinus nach dem Vorbild eines römischen Triumphzuges in die Stadt eingezogen sein.521 Im Rahmen dieser Siegesfeierlichkeiten Ende Dezember 283 wurden in Siscia noch eine Reihe weiterer Medaillons und aurei geprägt.522 Das bereits in Zusammenhang mit dem Perserkrieg erwähnte Goldmedaillon für Numerianus mit der Legende VIRTVS AVGVSTORVM verweist auf die siegreiche Rückkehr des Numerianus aus Mesopotamien nach dem Tod des Carus (Gnecchi I, S. 11, Nr. 1; RIC V 2, S. 194, Nr. 401).523 Der Sieghaftigkeit der beiden Herrscher wird außerdem auch auf aurei mit der Reverslegende VICTORIA AVGG Ausdruck verliehen (RIC V 2, S. 177, Nr. 313; S. 200; Nr. 458–459).524 Auf den Feldzug gegen die Quaden und auch auf den Sieg über die Germanen am Rhein müssen sich die im Sommer 284 in Cyzicus für Carinus geprägten aurei mit der Legende VICTORIA GERMANICA beziehen (RIC V 2, S. 178, Nr. 319).525 Wenn man für den chronologischen Ablauf die Münzprägung zugrundelegt und den Aufbruch in Rom gegen Mitte Oktober 283 ansetzt, und eine Reiseroute über Aquileia annimmt, dann erreichte Carinus bei der üblichen Marschleistung von 25 km pro Tag die Donau in der zweiten Hälfte des Monats November.526 Die Kämpfe gegen die Quaden sind dann folglich von Ende November bis Mitte Dezember zu datieren. Am 1. Januar 284 trat Carinus in Siscia sein zweites Konsulat an, während Numerianus, der sich zu diesem Zeitpunkt in Emesa aufhielt, sein erstes Konsulat antrat.527 Zur Feier des Konsulatsantritts der beiden Brüder wurden in Siscia unter anderem wieder Medaillons von Typus MONETA AVGG ausgegeben (Gnecchi II, S. 121, Nr. 2; S. 122, Nr. 3; 5; S. 123, Nr. 6), wobei in der Legende eines Exemplars für Numerianus das Konsulat explizit genannt wird (IMP C NVMERIANVS P F AVG COS) und der junge Kaiser auf der Aversdarstellung in der trabea erscheint (Gnecchi II, S. 122, Nr. 2).528 Dieselbe Averslegende trägt auch ein weiteres Me-

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hauptete Feldzug des Carus gegen die ‚Hunnen‘ ein Hinweis auf den Quadenkrieg des Carinus sei, siehe auch Kapitel 4.3 und 4.5. Zur Siegesfeier vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 44–45; S. 64–56; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51–52. Elmer, Feldzug, S. 17, lässt die Siegesfeier in Mailand stattfinden und weist das Medaillon der Münzstätte Ticinum zu. Zur Datierung vgl. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51; Hedlund, Coinage and Authority, S. 71. Pink, Aufbau Carus, S. 44, datiert diese Münzemission auf die erste Hälfte November 283. Siehe Kapitel 4.4, vgl. Cohen, S. 381, Nr. 117; Pridik, Goldmedaillon, S. 299–302; Pink, Medaillonprägung, S. 559, Nr. 14; Brilliant, Gesture and Rank, S. 182–183; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51, Nr. 2; Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72. Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 45; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51, Nr. 3–4. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 150–151; Pink, Aufbau Carus, S. 53, mit Datierung auf den Juli 284, sowie Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54; S. 126, Anm. 259. Pink, Aufbau Carus, S. 64, nimmt für die Entfernung von etwa 1.000 km von Rom bis Siscia eine Zeitspanne von sechs bis sieben Wochen an. Zu den Konsulaten des Carus und seiner Söhne siehe Kapitel 7.1. Vgl. Cohen, S. 371–372, Nr. 25–26; Nr. 28–29; Pink, Medaillonprägung, S. 561, Nr. 20–22; S. 562, Nr. 24a; Bellinger, Medaillons, S. 129; Pink, Aufbau Carus, S. 47; Drayman/Herbert, Byzantine-Style, S. 17–18; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, Nr. 10. Gnecchi II, S. 121, Nr. 2; S. 122, Nr. 5 werden von Pink, Medaillonprägung, S. 557, Nr. 8; S. 562, Nr. 24a, der Münz-

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daillon aus Siscia für Numerianus mit der Reverslegende ADLOCVTIO AVGG (Gnecchi II, S. 122, Nr. 1).529 Entsprechend der Legende ist auf dem Revers eine adlocutio-Szene abgebildet, die beide Kaiser bei einer Ansprache auf einer Tribüne vor den versammelten Truppen und ihren Feldzeichen zeigt. Auf dem Avers ist Numerianus ebenfalls in der festlichen und reich geschmückten trabea mit Zepter und Globus dargestellt und auf seinem Haupt trägt er den Lorbeerkranz.530 Weitere Bronzemedaillons für die beiden Herrscher tragen die Reverslegende P M TRI COS P P (Gnecchi III, S. 94, Nr. 20; 34), auf denen sogar der römische Senat mit der Abbreviatur S C im Abschnitt gewürdigt wird, die hier wohl für Senatus consulto stehen dürfte. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass die Stücke im Auftrag des Senats geprägt wurden, vielmehr handelt es sich nur um eine an den Senat gerichtete Höflichkeitsadresse anlässlich des Konsulatsantritts.531 Auf dem Revers dieses Medaillons sind die beiden Kaiser in einer Quadriga stehend dargestellt. Mit demselben Revers, jedoch ohne das Sigle S C im Abschnitt wurden in Siscia für Carinus und Numerianus auch aurei und denarii geprägt (RIC V 2, S. 168, Nr. 226; S. 197, Nr. 427).532 Zur außerordentlichen und umfangreichen Festprägung in Siscia vom Januar 284 gehört neben weiteren aurei und quninarii außerdem noch ein bemerkenswertes für Carinus geprägtes Goldmedaillon, das auch in Bronze ausgegeben wurde. Es trägt die Reverslegende VIRTVS AVGVSTOR und zeigt rechts Carinus, wie er von Hercules bekränzt wird, und neben ihm steht links Numerianus bekrönt von Sol; beide halten gemeinsam eine Victoriola (Gnecchi I, S. 10, Nr. 1; II, S. 121– 122, Nr. 8; III, S. 74, Nr. 9; RIC V 2, S. 167, Nr. 225) (Abb. 13).533 Und schon kurz nach der Ausgabe dieser Medaillons ließ Carinus in Siscia die Konsekrationsmünzen mit der Averslegende DIVO CARO PARTHICO für seinen Vater prägen (RIC V

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stätte Rom zugeordnet, von Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 125, Anm. 236, jedoch Siscia, siehe S. 155, Anm. 504. Vgl. Cohen, S. 368, Nr. 4; Pink, Medaillonprägung, S. 558, Nr. 11; Bellinger, Medaillons, S. 129–130; Pink, Aufbau Carus, S. 46; Brilliant, Gesture and Rank, S. 166; Drayman/Herbert, Byzantine-Style, S. 17–18; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, Nr. 3; Hedlund, Coinage and Authority, S. 105. Zur Ikonographie vgl. Brilliant, Gesture and Rank, S. 166–167, siehe auch Kapitel 5.3. Zum Sigle S C vgl. Pink, Medaillonprägung, S. 558, wonach diese Abbreviatur für Siscia stehen soll; in Pink, Aufbau Carus, S. 45, Anm. 70, behauptet er jedoch das Gegenteil. Das Sigle S C als Abbreviatur für Senatus consulto erscheint auch auf einigen Münzen des Tacitus und Florianus, siehe Kapitel 5.2. Zum Medaillon vgl. Cohen, S. 392, Nr. 80; Pink, Medaillonprägung, S. 558, Nr. 10a–b; ders., Aufbau Carus, S. 45; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, Nr. 1. Die Stücke werden im RIC der Münzstätte Rom zugeordnet und ins Jahr 283 datiert, doch im Zusammenhang mit Gnecchi III, S. 94, Nr. 20; Nr. 34, dürfte als Prägeort Siscia gesichert sein, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 46; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, Nr. 2, bei dem jedoch die denarii fehlen. Zu diesem umstrittenen Stück vgl. Cohen, S. 403, Nr. 189–190; Pink, Medaillonprägung, S. 559, Nr. 13; Aufbau Carus, S. 46; Brilliant, Gesture and Rank, S. 201–202; Christol, Dieux et princes, S. 61–71; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, Nr. 4, vgl. auch Berrens, Sonnenkult, S. 138; Hedlund, Coinage and Authority, S. 121; zu diesem Medaillon siehe ausführlicher in Kapitel 5.3. Zu den weiteren Stücken dieser Münzemission vom Januar 284 aus Siscia vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 45–47; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, vgl. auch Hedlund, Coinage and Authority, S. 144.

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2, S. 147–148, Nr. 108–113).534 Analog zu Siscia wurde auch in der Münzstätte Lugdunum eine Münzemission anlässlich des Konsulatsantritts der beiden Herrscher ausgegeben.535 In der Münzstätte von Rom wurde jedoch offenbar zu diesem Anlass nicht geprägt.536 Im Frühjahr 284 muss es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung in Britannien gekommen sein. Dies bezeugt die Siegertitulatur Britannicus Maximus für Carinus und Numerianus.537 Auf einem Inschriftenfragment aus Ostia sind nur die Siegerbeinamen Germanicus Maximus, Britannicus Maximus und Persicus Maximus erhalten (Ins. 139),538 doch ähnelt dieses Fragment sehr einer weiteren Inschrift aus Ostia, auf der die eradierten Namen der Herrscher gelesen werden können und die außer den drei Siegertitulaturen für Carinus und Numerianus auch die Angabe des gemeinsamen Konsulats der Brüder enthält (Ins. 140), womit die Inschrift ins Jahr 284 datiert werden kann. Die bereits erwähnten beiden Bauinschriften des praeses Marcus Aurelius Decimus aus dem Legionsstandort Lambaesis in der Provinz Numidia belegen ebenfalls den Siegerbeinamen Britannicus Maximus für Carinus und Numerianus (Ins. 198–199).539 Hier werden neben den Konsulaten auch die tribunizischen Gewalten angegeben: trib(unicia) pot(estate) II consuli II für Carinus und trib(unicia) pot(estate) II consuli für Numerianus, womit sich auch diese beiden Inschriften ins Jahr 284 datieren lassen. Wie so viele Ereignisse aus der Regierungszeit des Carinus verschweigen die literarischen Quellen auch diesen Krieg in Britannien. Es existieren auch keinerlei Anhaltspunkte für einen Aufenthalt des Kaisers in den beiden britannischen Provinzen, in denen immerhin vier Meilensteine und eine fragmentarische Inschrift von der Herrschaft des Carus und seiner Söhne zeugen (Ins. 41–45). Bei diesem militärischen Konflikt wäre vielleicht an einen Raubzug der Pikten zu denken, die womöglich den Hadrianswall durchbrochen haben könnten, oder auch an einen Plünderungszug an der Küste Britanni-

534 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 45–46; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 53–54; S. 200; Hedlund, Coinage and Authority, S. 179. 535 Zu diesen Stücken vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 23; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 62–63, vgl. auch Gricourt, Deux antoniniens, S. 325. 536 Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 35–38, datiert zwar die Serien R-5a–b aus Rom in den Zeitraum von Anfang September 283 bis Anfang Januar 284; hierbei finden sich jedoch keine Stücke, die sich direkt mit dem Konsulatsantritt der beiden Herrscher in Verbindung bringen lassen. Ansonsten wurde in Rom erst wieder im Herbst 284 geprägt, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 37; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 38. 537 Zur Siegertitulatur Britannicus Maximus vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 123; S. 151; Pond, Inscriptional Evidence, S. 239; Breeze/Dobson, Hadrian’s Wall, S. 201, Anm. 98; Polverini, Da Aureliano, S. 1031 mit Anm. 74; Halfmann, Itinera principum, S. 242; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 99; Kienast, Kaisertabelle, S. 260–261; Birley, Roman Government, S. 367– 368; ders., Britain, S. 52; Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72; Kreucher, Probus und Carus, S. 422. 538 Vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 470, Nr. 190 mit Anm. 26, der die Inschrift auch Carinus und Numerianus zuordnet. 539 Siehe Kapitel 7.2, vgl. Dupuis, La dédicace, S. 81–99; Witschel, Zur Situation, S. 201; zu Aurelius Decimus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 9.

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ens durch Germanen, die per Schiff über das Meer gekommen sein könnten.540 Dieser Angriff wurde sodann wahrscheinlich in Abwesenheit des Kaisers von einem seiner Feldherrn zurückgeschlagen.541 Auch im Kontext dieses Sieges kann der Vers, primum quae nuper bella sub Arcto felici, Carine, manu confeceris, bei Nemesianus (Nem. cyn. 69–70) interpretiert werden. Auf einen Sieg in Britannien könnte die Ausgabe von Münzen in der Münzstätte Lugdunum vom Sommer 284 verweisen. Besonders die für Carinus und Numerianus gemeinsam geprägten aurei und denarii (CARINVS ET NVMERIANVS AVGG) mit der Reverslegende VICTORIA AVGG und dem schönen Doppelporträt der beiden Augusti (RIC V 2, S. 180, Nr. 330–332) stehen für den Sieg des Numerianus im Perserkrieg und die Erfolge des Carinus im Westen und scheinen in diese Richtung zu deuten (Abb. 17).542 Diese Münzemission könnte dann als Donativ für die Truppen in Britannien geprägt worden sein. Daneben könnte diese Münzemission aber auch aus Anlass der Geburt des Nigrinianus, dem Sohn des Carinus und der Magnia Urbica, erfolgt sein, da hier neben den zahlreichen Münzen, die der Sieghaftigkeit der beiden Augusti nachhaltig Ausdruck verleihen,543 auch aurei, denarii und Antoniniane für Magnia Urbica mit der Legende VENVS GENETRIX geprägt wurden (RIC V 2, S. 183, Nr. 336–338), die eben gerade aufgrund dieser Legende einen Zusammenhang mit der Geburt des gemeinsamen Sohnes wahrscheinlich machen.544 Wenn man von der Hochzeit des Carinus und der Magnia Urbica im Frühsommer 283 ausgeht, und Magnia Urbica nach dem Aufbruch des Carinus Mitte Oktober zunächst wahrscheinlich in Rom zurückgeblieben ist, dann lässt sich die Geburt des Nigrinianus auf spätestens Juni 284 datieren, was mit dem Zeitpunkt dieser Münzemission aus Lugdunum in Einklang steht. Allerdings muss Nigrinianus schon bald nach seiner Geburt gestorben sein, wie sich aus dessen Konsekration im Herbst 284 unschwer folgern lässt.545 540 Die Bezeichnung Picti wird erstmals in Zusammenhang mit dem Feldzug des Constantius I. Chlorus in Britannien erwähnt, vgl. Birley, Britain, S. 54–55. 541 Birley, Britain, S. 52, schließt die persönliche Anwesenheit des Kaisers nicht aus; Leadbetter, Emperor Julian, S. 55, geht von einem von Carinus persönlich geführten Feldzug im Sommer 283 aus, vgl. auch Breeze/Dobson, Hadrian’s Wall, S. 201; Kreucher, Probus und Carus, S. 422. 542 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 23–24; Bastien, Le monnayage, S. 74–76; S. 265, Nr. 605–606; ders., Interprétation, S. 79; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 64–65; Hedlund, Coinage and Authority, S. 187; zum Bezug auf den Sieg über die Perser vgl. Mattingly, Rare Roman Coin, S. 85; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 65; diese Stücke werden im RIC unter Vorbehalt der Münzstätte Rom zugeordnet. Zu den Antoninianen aus Lyon mit der Legende IMP CARINVS P F AVG und VIRTVS AVGG auf dem Revers vgl. Gricourt, Deux antoniniens, S. 325. 543 Zu den Stücken dieser Münzemission vom Sommer 284 aus Lyon vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 23–24; Bastien, Le monnayage, S. 265–268; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 64–65; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 64–65. 544 Nach Bastien, Le monnayage, S. 74, und Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 64, wurden diese Stücke für die Geburt des Nigrinianus ausgegeben. Pink, Aufbau Carus, S. 23–24, zählt sie zu einer „Festprägung im Westen zum vorbereitenden Treffen mit Numerian“. 545 Zu Nigrinianus vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 162–163; Pink, Magnia Urbica, S. 8–9; ders., Aufbau Carus, S. 64; Pond, Inscriptional Evidence, S. 75; Kienast, Kaisertabelle, S. 262; Loriot, Note sur le divus Nigrinianus, S. 1–3; Gricourt, Retour, S. 39–41; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 174.

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Merkwürdig ist jedoch, dass sich für die Geburt des Nigrinianus ausgegebene Münzen zu Ehren der Magnia Urbica mit der bezeichnenden Legende VENVS GENETRIX nur noch in der Münzstätte von Siscia feststellen lassen (RIC V 2, S. 185, Nr. 350–351).546 Vor allem in Rom gab es keine besondere Münzausgabe zur Geburt des Nigrinianus.547 Es stellt sich also die Frage, weshalb Carinus ausgerechnet in den beiden Münzstätten von Siscia und Lugdunum zur Geburt seines Sohnes Münzen ausgeben ließ. Bei Siscia wird sich dies einfach dadurch erklären lassen, dass sich Carinus im Sommer 284 immer noch in Pannonien in der Nähe der Münzstätte aufhielt. Bei der Münzemission von Lugdunum wurde möglicherweise – wie bereits dargelegt – die Ausgabe von Münzen zur Belohnung der siegreichen Truppen in Britannien angeordnet, bei der gleichzeitig auch der Geburt des Sohnes gedacht werden sollte. Vielleicht kam der Münzstätte Lugdunum hierbei aber auch deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil sich möglicherweise die Augusta Magnia Urbica zu dieser Zeit selbst in Gallien aufhielt und Nigrinianus womöglich dort geboren wurde. Hier sei daran erinnert, dass die Familie des Carus aus dem gallischen Narbo stammte.548 Möglicherweise verweilte die Kaiserin zu diesem Zeitpunkt bei der gallischen Verwandtschaft des Kaiserhauses. Wie sogar durchaus denkbar wäre, könnte die Kaiserin nach Gallien entsandt worden sein, um in diesen durch die Germaneneinfälle der letzten Jahrzehnte arg in Mitleidenschaft gezogenen Provinzen die Präsenz des Herrscherhauses zu demonstrieren. Unklarheit herrscht über das Itinerar des Carinus in der ersten Hälfte des Jahres 284. Alle verfügbaren Indizien sprechen allerdings dafür, dass sich der Kaiser in dieser Zeit weiterhin an der Donau aufgehalten hat.549 Denkbar wäre eine Inspektionsreise an der stets gefährdeten Donaugrenze und eine Reorganisation des Grenzschutzes. Vielleicht dauerten auch die Kämpfe gegen die Quaden beziehungsweise andere germanische oder sarmatische Stammesgruppen an der Donau noch an. Für den Herbst 284 war eine Zusammenkunft der beiden Herrscher, Carinus und Numerianus, im Donauraum geplant. Dies belegen Goldmünzen und Medaillons, die für den erwarteten gemeinsamen adventus der beiden Herrscher geprägt wurden. Die Reverslegende eines aus Siscia stammenden Medaillons, von dem überhaupt nur ein Exemplar erhalten ist, kann durch starken Abschliff nicht mehr gelesen werden, doch da der Avers sehr große Ähnlichkeit mit dem Medaillon derselben Münzstätte anlässlich des adventus des Carus und Numerianus im Dezember 282 aufweist,550 wird die Reverslegende höchst wahrscheinlich mit ADVENTVS AVGG zu ergänzen

546 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 48; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 55. 547 Nach Pink, Aufbau Carus, S. 35–37, und Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 35–38, wurde im Sommer 284 in Rom nicht geprägt. 548 Zur Herkunft des Carus siehe Kapitel 4.2; zur Verbundenheit der Familie des Carus mit Gallien siehe Kapitel 4.9; auch Kuhoff, Diokletian, S. 36, betont die Wichtigkeit kaiserlicher Präsenz in Gallien. 549 Ein Besuch in Rom wird von Pink, Aufbau Carus, S. 37; S. 65, und Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 38, erst im Herbst 284 angenommen, siehe hierzu jedoch Kapitel 5.5. Pink, Aufbau Carus, S. 65, vermutet, Carinus habe sich nach dem Sieg über die Quaden in Siscia aufgehalten. 550 Zum Einzug des Carus und Numerianus in Siscia siehe Kapitel 4.3.

4.7 Die Herrschaft des Carinus

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sein (Gnecchi II, S. 123, Nr. 1).551 Die Abbildung auf dem Avers zeigt die Büsten der beiden Brüder im Profil einander zugekehrt mit der Legende: IMPP CARINO ET NVMERIANO PP FF AVGG. Parallel dazu wurden für den erwarteten adventus der beiden Herrscher Mitte August 284 in Cyzicus entsprechende aurei sowohl für Carinus (RIC V 2, S. 177, Nr. 317) als auch für Numerianus (RIC V 2, S. 201, Nr. 462) jeweils mit der Reverslegende ADVENTVS AVGG gemünzt (Abb. 22).552 Auf das geplante Treffen des Carinus und Numerianus scheinen insgesamt die Emissionen der Münzstätten Siscia und Cyzicus vom Sommer 284 hinzuweisen, bei denen neben Antoniniane in großer Zahl eine Reihe von aurei und noch weitere Medaillons geprägt wurden.553 Erwähnenswert sind in diesem Kontext vor allem die Medaillons aus Siscia vom Typus MONETA AVGG für beide Herrscher (Gnecchi II, S. 121, Nr. 4; S. 122, Nr. 5) sowie die bereits erwähnten aurei mit der Legende VICTORIA GERMANICA (RIC V 2, S. 178, Nr. 319).554 Das vorliegende numismatische Material lässt nur den Schluss zu, dass sich Carinus bis in den Herbst 284 in Pannonien aufgehalten haben muss, um dort für die geplante Zusammenkunft auf seinen Bruder Numerianus zu warten.555 Erst als Carinus Ende November die Nachricht vom Tod des Numerianus und der Usurpation Diokletians erreichte, brach er nach Westen auf, um sich für die bevorstehende Auseinandersetzung mit Diokletian zu rüsten.556 Bereits vorher schon muss Nigrinianus, der Sohn des Carinus und der Magnia Urbica, gestorben sein, denn offenbar lassen sich dessen Konsekrationsmünzen bereits in die Zeit zwischen Mitte Oktober bis November 284 datieren.557 Zur Feier der Vergöttlichung des Nigrinianus wurden in Rom aurei (RIC V 2, S. 202; Nr. 471) und Antoniniane (RIC V 2, S. 203, Nr. 472–474) mit der Averslegende DIVO NIGRINIANO und der obligatorischen Reverslegende CONSECRATIO gemünzt (Abb. 28).558 Da bei dieser Münzemission ebenfalls für Numerianus als regierender Augustus geprägt wurde, muss die Divinisierung des Nigrinianus noch vor Bekanntwerden der Nachricht vom Tod des

551 Vgl. Pink, Medaillonprägung, S. 557, Nr. 9; ders., Aufbau Carus, S. 47; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54, Nr. 1; S. 126, Anm. 257a; zu diesem Medaillon siehe Kapitel 4.3. 552 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 53; zum geplanten Treffen vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 47; S. 53; S. 65; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54; Fleck, Julianus I., S. 61; Hedlund, Coinage and Authority, S. 158. 553 Zu den Emissionen beider Münzstätten vom Sommer 284 vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 47–49; S. 53; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54–56. 554 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 150–151; Pink, Aufbau Carus, S. 53, mit Datierung auf Juli 284. 555 In Anbetracht der zeitgleich zu Siscia und Cyzicus erfolgten Münzprägung in Lugdunum wurde auch zuweilen ein Aufenthalt des Carinus im Sommer 284 in Gallien angenommen, vgl. Hedlund, Coinage and Authority, S. 158: „Carinus was in the west“. 556 Zum Tod des Numerianus und der Kaiserproklamation Diokletians siehe Kapitel 4.6. 557 Zur Datierung vgl. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 39–41; S. 185; nach Pink, Aufbau Carus, S. 37–38, wurden diese Konsekrationsmünzen im November 284 bei einer gemeinsamen Konsekrationsfeier für Carus, Numerianus und Nigrinianus geprägt, wobei Pink, den Tod des Numerianus der Angabe im Chronicon paschale folgend auf den September 284 verlegt, siehe Kapitel 4.6. 558 Vgl. Pink, Magnia Urbica, S. 8–9; Aufbau Carus, S. 38; Schulten, Typologie, S. 134–135; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 39–41; S. 185.

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Numerianus – also vor Ende November 284 – erfolgt sein.559 Der rationalis Geminius Festus ließ für den vergöttlichten Divus Nigrinianus, dem Enkel des Carus (nepoti Cari), in Rom eine Inschrift setzen (Ins. 142).560 Ob jedoch die Erhebung eines im Kindbett verstorbenen Säuglings zum Staatsgott tatsächlich überall gleich großen Anklang gefunden haben wird, darf bezweifelt werden. Interessanterweise wird Nigrinianus ebenso wie seine Mutter Magnia Urbica von den literarischen Quellen mit keinem Wort erwähnt.561 Für die Divinisierung seines Bruders Numerianus ordnete Carinus im Dezember 284 in Rom eine große Konsekrationsfeier an, bei der ebenfalls auch des Divus Carus und Divus Nigrinianus gedacht wurde. Hierbei wurden nochmals für alle drei vergöttlichten Angehörige des Kaiserhauses Antoniniane als Konsekrationsmünzen ausgebracht (RIC V 2, RIC V 2, S. 140, Nr. 47–50; S. 196, Nr. 424–426; S. 203, Nr. 472–474).562 Bei diesen Feierlichkeiten in Rom musste die stadtrömische Bevölkerung mit ziemlicher Sicherheit auf die persönliche Gegenwart des Kaisers verzichten. Denn nach der Usurpation Diokletians hatte Carinus vermutlich keine Zeit für einen Abstecher in das caput mundi Rom, vielmehr wird der Kaiser von Pannonien aus direkt nach Gallien beziehungsweise an den Rhein gereist sein, um für die bevorstehende Auseinandersetzung mit Diokletian noch weitere Truppen zu mobilisieren. Dass sich Carinus im Winter in Gallien aufgehalten hat, geht aus den literarischen Quellen eindeutig hervor, da er von hieraus im Frühjahr 285 den Feldzug gegen den Usurpator Sabinus Iulianus eröffnet haben muss (Aur. Vict. Caes. 39, 9; Zos. 1, 73, 2 = Ioh. Ant. 189).563 Wahrscheinlich nahm er von Pannonien aus den kürzesten Weg entweder durch die Provinzen Noricum und Raetia, oder über Norditalien und dürfte Lugdunum Anfang Januar 285 erreicht haben.564 Die Anordnung für eine Konsekrationsfeier in Rom muss Carinus folglich vom Marsch aus erteilt haben. Nach seiner Ankunft in Lugdunum wurden dort als Donativ weitere aurei und Antoniniane für den konsekrierten Carus mit den Legenden DIVO CARO (RIC V 2, S. 138, Nr. 28), DIVO CARO PIO (RIC V 2, S. 135, Nr. 4; S. 138, Nr. 29) und DIVO CARO PARTHICO (RIC V 2, S. 138, Nr. 30) ausgege559 Zu den zeitgleichen Stücken für Numerianus vgl. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 39–41; S. 185–186. 560 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 162–163; Loriot, Note sur le divus Nigrinianus, S. 2–3; zu Geminius Festus siehe Kapitel 5.9 und 7.3, Nr. 12. 561 Wie auch Bird, Death of Carus, S. 130, feststellt. 562 Vgl. Pink, Magnia Urbica, S. 8–9; ders., Aufbau Carus, S. 38–39; S. 65; Schulten, Typologie, S. 132–135; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 41–43; S. 187–189. Zur Konsekration des Carus siehe außerdem Kapitel 4.5 und zu Numerianus Kapitel 4.6. 563 Siehe hierzu ausführlicher in Kapitel 4.8 und 5.5, vgl. dazu Demandt, Spätantike, S. 61; Bleckmann, Überlegungen, S. 28, Anm. 56; Kuhoff, Diokletian, S. 36; S. 38. 564 Bei einer Entfernung von ungefähr 900 bis 1.000 km – je nach Route – war die Strecke bei der durchschnittlichen Marschleistung von 25 km pro Tag in 40 Tagen zu bewältigen, siehe S. 165, Karte 2. Üblicherweise wird für den Winter 284/285 von einem zweiten Romaufenthalt ausgegangen, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 30; S. 37; S. 65; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 38; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Porena, Le origini, S. 44; Kreucher, Probus und Carus, S. 422. Leadbetter, Emperor Julian, S. 55, vermutet einen Rombesuch im Januar 284, siehe jedoch Kapitel 4.8 und 5.5.

4.7 Die Herrschaft des Carinus

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Karte 2

ben.565 Ebenso wurden auch die Konsekrationsmünzen vom Dezember 284 aus Rom von der dortigen Münzstätte im Januar 285 nochmals ausgegeben, wobei wieder für Carus, Numerianus und Nigrinianus geprägt wurde.566 Die Konsekrationsfeier in Rom sowie die Ausgabe von Konsekrationsmünzen in Rom und Lugdunum dienten der Herrschaftssicherung, denn damit konnte Carinus die Legalität seines Kaisertums und seines Herrschaftsanspruchs demonstrieren. Dies war notwendig geworden, da sich Carinus doch nun gegen den Herausforderer Diokletian und ab Januar 285 auch gegen die Usurpation des Prätorianerpräfekten Sabinus Iulianus in Pannonien behaupten musste, die beide ihrerseits versuchten, Carinus zum Tyrannen zu stempeln, womit ihnen – wie die literarische Überlieferung eindrucksvoll bestätigt – auch nachhaltiger Erfolg beschieden war.567

565 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 24; Schulten, Typologie, S. 131–132; Bastien, Le monnayage, S. 268–279; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 66; S. 155; ders., Retour, S. 37–39, vgl. auch Bastien/Amandry/Gautier, Le monnayage, S. 18, Nr. 623α. 566 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 39; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 43–44. 567 Zur Charakterisierung der Persönlichkeit des Carinus in den literarischen Quellen siehe Kapitel 4.2; zur Usurpation des Sabinus Iulianus und dessen Rang als Prätorianerpräfekt siehe Kapitel 4.8; zu Sabinus Iulianus siehe auch Kapitel 7.3, Nr. 18.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

Die Herrschaftsausübung des Carinus von November 282 bis Januar 285 konnte in erster Linie mit dem reichhaltigen numismatischen Material und einer Reihe von Inschriften rekonstruiert werden. Dabei zeichnete sich folgendes Itinerar des Herrschers ab: Nach dem erfolgreichen Feldzug gegen die Germanen am Rhein folgte im Sommer 284 die Hochzeit mit Magnia Urbica in Mediolanum mit dem anschließenden Besuch der Hauptstadt Rom. Vom Herbst 284 bis zum Herbst 285 verweilte Carinus hauptsächlich in Pannonien, um von dort aus zunächst die Kämpfe gegen die Quaden und wohl auch gegen andere germanische und sarmatische Stammesverbände zu führen. Ab dem Spätsommer 284 erwartete er dort seinen Bruder Numerianus, der Ende August in Antiochia aufgebrochen war.568 Auf die Nachricht vom Tod des Numerianus und der Usurpation Diokletians, die Carinus kurz nach dem 20. November 284 erreicht haben muss, begab sich der Kaiser auf dem kürzesten Weg nach Gallien, um dort weitere Truppen für die bevorstehende Auseinandersetzung mit Diokletian zu mobilisieren. Zur Würdigung des Carinus räumt immerhin Orosius – neben einer Bemerkung über den gottlosen Lebenswandel des Kaisers – ganz allgemein ein, dass Carinus sich in einem schwierigen Krieg und unter großer Mühe als überlegen gezeigt habe: Carinum deinde flagitiose viventem difficillimo bello et maximo labore superavit (Oros. 7, 25, 1). 4.8 DIE USURPATION DES SABINUS IULIANUS Der Tod des Numerianus gab neben der Kaiserproklamation Diokletians am 20. November 284 den Anlass zu einer weiteren Usurpation. So berichtet Aurelius Victor von der Erhebung eines Iulianus, der als corrector Venetiae bereits schon nach dem Tod des Carus (!) die Herrschaft an sich gerissen habe; als Carinus gegen Diokletian nach Illyrien zog, soll er einen Umweg über Italien genommen und hierbei den besagten Iulianus geschlagen und getötet haben: Interim Carinus eorum, quae acciderant, certior spe facilius erumpentes motus sedatum iri Illyricum propere Italiae circuitu petit. Ibi Iulianum pulsa eius acie obtruncat. Namque is cum Venetos correctura ageret, Cari morte cognita imperium avens eripere adventanti hosti obviam processerat (Aur. Vict. Caes. 39, 9–10). In der knapp gefassten Epitome de Caesaribus, die immer wieder über Aurelius Victor hinausgehende Informationen liefert, heißt der Usurpator Sabinus Iulianus; dieser habe sich erst nach dem Tod des Numerianus erhoben und sei in der Nähe von Verona (in Campis Veronensibus occiditur) getötet worden (Epit. de Caes. 38, 6).569 Weitere Information sind dem Bericht des Zosimos beziehungsweise des Iohannes Antiochenos zu entnehmen, demnach sollen sich die Militärbefehlshaber in Italien gegen Carinus verschworen und dem praefectus praetorio (ἡ ὕπαρχος ἀρχή) Sabinus Iulianus (Σαβῖνος Ἰουλιανός) den Purpur umgelegt haben, woraufhin Carinus einen Feldzug nach Italien geplant habe (Zos. 1, 73, 1–2 = Ioh. Ant. 189).570 Und im Laterculus des Pole568 Siehe dazu ausführlich in Kapitel 4.5. 569 Zur Überlieferungstradition vgl. Schlumberger, Epitome, S. 170; Bleckmann, Überlegungen, S. 27–29. 570 Die entsprechende verlorene Textstelle bei Zosimos wurde nach Iohannes Antiochenos ergänzt.

4.8 Die Usurpation des Sabinus Iulianus

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mius Silvius wird als kurzer Kommentar zur Herrschaft des Carus und seiner Söhne ein Iulianus tyrannus erwähnt (Pol. Silv. 522, 52). Diese historiographischen Berichte weisen eine Reihe von Ungereimtheiten auf, was dazu führte, dass sogar zwei verschiedene Usurpationen angenommen wurden, nämlich die eines Iulianus, der corrector Venetiae in Italien gewesen sei, und die des Prätorianerpräfekten Sabinus Iulianus in Pannonien.571 Es kann jedoch mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt.572 Bei der Angabe Aurelius Victors, Iulianus habe sich nach dem Tod des Carus erhoben, muss es sich eindeutig um eine Verwechslung mit dem Tod des Numerianus handeln, da der Autor diese Usurpation chronologisch unmittelbar auf die Kaiserproklamation Diokletians folgen lässt, und auch bei Aurelius Victor der Usurpator Iulianus von Carinus in Italien gewissermaßen en passant geschlagen wird, als dieser gerade im Begriff war, Diokletian entgegen zu ziehen. Und wie die in den vorherigen Kapiteln immer wieder angeführten numismatischen Belege – besonders der Münzstätte Siscia – und auch die noch zu erörternde Münzprägung des Sabinus Iulianus selbst eindeutig belegen, kann eine Usurpation, die vom Tod des Carus im Sommer 283 bis zum Frühjahr 285 angedauert hätte, kategorisch ausgeschlossen werden. Somit ist diese Erhebung, wie bei Zosimos und in der Epitome de Caesaribus angegeben, chronologisch eindeutig nach dem Tod des Numerianus einzuordnen.573 Nun stellt sich nur die Frage, welche Position Sabinus Iulianus vor seiner Usurpation innehatte. Nach Aurelius Victor amtierte er zum Zeitpunkt seiner Erhebung als corrector Venetiae im nordöstlichen Italien (Aur. Vict. Caes. 39, 10), während er bei Zosimos (Zos. 1, 73, 1) die Position eines Prätorianerpräfekten (ἡ ὕπαρχος ἀρχή) bekleidete. Obwohl die Annahme, Sabinus Iulianus sei senatorischer corrector in Venetien gewesen, verschiedentlich auf Zustimmung gestoßen ist,574 kann dies doch ausgeschlossen werden. Es klingt wirklich nur sehr wenig glaubhaft, dass ein aus dem Senatorenstand stammender corrector Venetiae gegen Ende des dritten Jahrhunderts über die nötigen Machtmittel verfügt haben soll, um erfolgreich nach 571 So etwa in PLRE I, S. 474, Nr. 24; S. 480, Nr. 38; sowie Kienast, Kaisertabelle, S. 263, der allerdings auch einräumt, dass die Personen identisch sein könnten, und Porena, Le origini, S. 39–72, der für 283 nach dem Tod des Carus eine Rebellion des Senators und corrector Venetiae Iulianus und für 285 die Usurpation des Prätorianerpräfekten Sabinus Iulianus annimmt. 572 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S.166–168; Pink, Aufbau Carus, S. 50; S. 65; Bird, Death of Carus, S. 130; Halfmann, Itinera principum, S. 242; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 50; Leadbetter, Emperor Julian, S. 54–59; Bleckmann, Überlegungen, S. 28, Anm. 56; Kuhoff, Diokletian, S. 23–25; Fleck, Julianus I., S. 61–64; Potter, Roman Empire, S. 280; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 58; Kreucher, Probus und Carus, S. 422–423, Anm. 194; Estiot, Médaillon inédit, S. 399. 573 Diese Ansicht wird auch einhellig vertreten von Meloni, Il regno di Caro, S.166–168; Pink, Aufbau Carus, S. 50; S. 65; Bird, Death of Carus, S. 130; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 50; Leadbetter, Emperor Julian, S. 55–56; Birley, Fiction, S. 78; Kuhoff, Diokletian, S. 23; Fleck, Julianus I., S. 61; Potter, Roman Empire, S. 280; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 58; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Estiot, Médaillon inédit, S. 399–402. 574 So Meloni, Il regno di Caro, S. 166–168; Pink, Aufbau Carus, S. 50; S. 65; Fleck, Julianus I., S. 61.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

dem Purpur zu greifen. Da es Sabinus Iulianus gelang, sich der Münzstätte von Siscia zu bemächtigen,575 und es in der Folge zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen dem Usurpator und Carinus kam, muss dieser notwendigerweise ein bedeutendes militärisches Kommando bekleidet haben, wodurch ihm die nötige Truppenunterstützung und die entsprechenden Ressourcen für eine Erhebung zur Verfügung standen.576 Bei dieser Angabe Aurelius Victors, der Usurpator sei corrector Venetiae gewesen, kann es sich also nur um eine weitere Verwechslung handeln.577 Als Einwand gegen die bei Zosimos genannte Position eines Prätorianerpräfekten, denn etwas anderes kann mit dem Titel ἡ ὕπαρχος ἀρχή kaum gemeint sein,578 wird oftmals eingeräumt, dass zur fraglichen Zeit Flavius Aper, der angebliche Mörder des Numerianus, und Claudius Aurelius Aristobulus, der seine Laufbahn unter Diokletian höchst erfolgreich fortsetzen konnte, das Amt eines praefectus praetorio innehatten.579 Hiergegen ist einzuwenden, dass zwar Aristobulus tatsächlich als Prätorianerpräfekt des Carinus belegt ist (Aur. Vict. Caes. 39, 14) und da er im Jahr 285 als Mitkonsul des Carinus amtierte, wird er das Amt eines Prätorianerpräfekten auch schon vorher bekleidet haben, jedoch war seit der theatralischen Ermordung Apers auf der Heeresversammlung im November 284 das Amt des zweiten Prätorianerpräfekten vakant, weshalb nichts dagegen spricht, dass Carinus an dessen Stelle Sabinus Iulianus ernannt haben könnte.580 Der von der Historia Augusta genannte Matronianus, einen ehemaligen Kuppler, den Carinus zum praefectus praetorio berufen haben soll, ist wahrscheinlich frei erfunden (HA Car. 16, 4–5).581 Ein anderes Argument gegen das Amt des Prätorianerpräfekten ist die Behauptung, dass sich üblicherweise der eine Amtsträger in der Umgebung des Kaisers und der andere praefectus praetorio in Rom aufgehalten habe,582 doch reflektiert eine solche Annahme kaum die Verhältnisse in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts. Hier sei nur daran erinnert, dass auch Carus als Prätorianerpräfekt des Probus zum Zeitpunkt seiner Kaiserproklamation ein eigenständiges militärisches Kommando in Noricum und Raetia ausübte. Als Alternative zum Rang eines Prätorianerpräfekten wäre noch die Statthalterschaft in einer der pannonischen Provinzen oder ein außerordentliches militärisches Kommando denkbar, doch gibt es keinen stich-

575 Siehe weiter unten. 576 Vgl. Leadbetter, Emperor Julian, S. 56–57; Kuhoff, Diokletian, S. 23–24; Kreucher, Probus und Carus, S. 422, Anm. 194; Estiot, Médaillon inédit, S. 403–404. 577 Wie dies auch Birley, Fiction, S. 78–79, und Kuhoff, Diokletian, S. 24, vermuten. 578 Wie dies Porena, Le origini, S. 40–43, sehr ausführlich darlegt. 579 Zu dieser Argumentation vgl. Leadbetter, Emperor Julian, S. 55; Estiot, Médaillon inédit, S. 399–402; zu Flavius Aper siehe Kapitel 7.3, Nr. 2; zu Aristobulus siehe Kapitel 7.3, Nr. 3, vgl. auch PIR² C, Nr. 806; PLRE I, S. 106; Howe, Pretorian Prefect, S. 84, Nr. 58; Barnes, Two Senators, S. 46; New Empire, S. 97; S. 124; Kolb, Diocletian, S. 18; Kuhoff, Diokletian, S. 27– 28; S. 374; Porena, Le origini, S. 73–89; Bowman, Diocletian, S. 69; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1064; S. 1074, PPO 21. 580 Dies hält auch Kuhoff, Diokletian, S. 24, für möglich. Zur Ermordung Apers siehe Kapitel 4.6. 581 Zu Matronianus siehe Kapitel 4.2 und 7.3, Nr. 22. 582 So argumentiert beispielsweise Fleck, Julianus I., S. 61.

4.8 Die Usurpation des Sabinus Iulianus

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haltigen Grund, die bei Zosimos angegebene Position eines Prätorianerpräfekten zu bezweifeln.583 Die Ereignisse lassen sich deshalb folgendermaßen rekonstruieren: Nachdem Carinus die Nachricht vom Tod seines Bruders und der Usurpation Diokletians erhielt, brach er von Pannonien aus nach Gallien auf, um sein Heer mit Kontingenten der Truppen vom Rhein zu verstärken.584 Die dort stehenden Legionen dürften wohl maßgeblich an dem Sieg über die Germanen im Frühjahr 283 beteiligt gewesen sein, und Carinus scheint sich auf die Treue dieser Verbände verlassen zu haben. Eher unwahrscheinlich wäre die Annahme, Carinus habe die Zeit für einen kurzen Besuch der Stadt Rom genutzt, um dort das in den literarischen Quellen beschriebene angebliche Lasterleben fortzusetzen.585 Zur Rückendeckung ließ der Kaiser in Pannonien seinen neu ernannten praefectus praetorio Marcus Aurelius Sabinus Iulianus als Oberbefehlshaber der in den beiden pannonischen Provinzen stehenden beträchtlichen Truppenkontingente zurück. Dort lagen die Legionsstandorte Vindobona (Wien), Carnuntum (Petronell), Brigetio und Aquincum (Budapest) mit den Standlagern der legiones I Adiutrix, II Adiutrix, X Gemina und XIV Gemina.586 Es ist nicht zu erwarten, dass dort noch alle vier Legionen in ihrer ursprünglichen Sollstärke standen, da aus ihnen immer wieder vexillationes zum Feldheer abkommandiert wurden, und Einheiten dieser Legionen aller Wahrscheinlichkeit nach auch am Perserkrieg teilnahmen,587 doch wird es sich mit den dazugehörigen Hilfstruppen immer noch um eine beträchtliche Streitmacht gehandelt haben, und es ist anzunehmen, dass für den Kampf gegen Diokletian noch weitere Abteilungen der an der Donau stehenden Legionen zusammengezogen wurden. Vermutlich sollte sich Iulianus mit diesen Truppen einem möglichen Vormarsch Diokletians, falls dieser noch vor der Rückkehr des Carinus die Initiative ergreifen sollte, in den Weg stellen.588 Sabinus Iulianus nutzte sodann die Gelegenheit, um sich in Abwesenheit des Carinus und nach dem üblichen Muster der Usurpationen des dritten Jahrhunderts von seinen Heeresverbänden zum Augustus ausrufen zu lassen.589

583 Leadbetter, Emperor Julian, S. 56–57, und Estiot, Médaillon inédit, S. 402–405, schlagen ein außerordentliches militärisches Kommando vor; zum Rang eines Prätorianerpräfekten vgl. Birley, Fiction, S. 77–80; Bleckmann, Untersuchungen, S. 28, Anm. 56; Porena, Le origini, S. 40– 44; Potter, Roman Empire, S. 280; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 19. Birley, Fiction, S. 79–80, weist dem praefectus praetorio Marcus Aurelius Sabinus Iulianus sogar eine Inschrift aus Brescia zu (Ins. 290), die üblicherweise allerdings in die Zeit der Severer datiert wird (siehe S. 389, Anm. 175); ebenso halten auch Kuhoff, Diokletian, S. 24, und Kreucher, Probus und Carus, S. 422, das Amt eines Prätorianerpräfekten für möglich. 584 Vgl. Bleckmann, Überlegungen, S. 28, Anm. 56; Kuhoff, Diokletian, S. 36; S. 38. 585 Zur Charakterisierung des Carinus in den literarischen Quellen siehe Kapitel 4.2. 586 Zu diesen Legionen vgl. Nischer, Army Reforms, S. 1–2; Kuhoff, Diokletian, S. 449; auch Estiot, Médaillon inédit, S. 404–405, weist auf die Präsenz dieser Truppen hin. 587 Siehe hierzu auch Kapitel 4.4 und 5.8. 588 Diese Möglichkeit hält auch Kuhoff, Diokletian, S. 24, für denkbar. 589 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 166–167; Leadbetter, Emperor Julian, S. 57–58; Kuhoff, Diokletian, S. 24; Fleck, Julianus I., S. 63; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 58; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 72; Estiot, Médaillon inédit, S. 408.

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Als eine seiner ersten Handlungen ließ der Usurpator die Münzstätte von Siscia besetzen, wahrscheinlich um dort für die ihn unterstützenden Truppen Münzen als Donativ ausbringen zu können. Die verschiedenen Nominale, die dort für Sabinus Iulianus gemünzt wurden, weisen teilweise einen programmatischen Charakter auf. Die aurei mit der Legende LIBERTAS PVBLICAE (RIC V 2, S. 593, Nr. 1) bezieht sich auf die Befreiung von dem vermeintlichen Tyrannen Carinus.590 Bemerkenswert sind jedoch die Antoniniane mit der Reverslegende PANNONIAE AVG (RIC V 2, S. 593, Nr. 4), die zuvor letztmalig unter Decius (249–251) verwendet wurde. Sie zeigen auf dem Revers die Personifikationen der beiden pannonischen Provinzen und verweisen so auf die Herrschaftsbasis des Usurpators.591 Die weitere Münzprägung des Sabinus Iulianus greift auf die üblichen Reverslegenden zurück. Ein Medaillon mit der Reverslegende MONETA AVG zeigt die typischen drei Monetae (RN 166, 2010, S. 397–418),592 während die übrigen Antoniniane die Legenden VICTORIA AVG (RIC V 2, S. 594, Nr. 5), IOVI CONSERVAT (RIC V 2, S. 593, Nr. 3) oder FELICITAS TEMPORVM (RIC V 2, S. 593, Nr. 2) tragen.593 Darüber hinaus geben die Averslegenden der in Siscia geprägten Münzen Aufschluss über die volle Herrschertitulatur des Usurpators, der sich nach seiner Herrschaftsergreifung Imperator Caesar Marcus Aurelius Iulianus Pius Felix Augustus nannte.594 Es gibt keine Hinweise darüber, ob Sabinus Iulianus eine Verbindung mit Diokletian gesucht hat, doch ist dies nicht auszuschließen. Im Frühjahr 285 stieß Sabinus Iulianus mit seinen Truppen von Pannonien aus nach Norditalien vor.595 Wie Aurelius Victor berichtet, zwang dieses Manöver Carinus, der inzwischen höchst wahrscheinlich sein Feldheer mit Truppenkontingenten vom Rhein verstärkt haben wird, zu einem Umweg über Italien: Interim Carinus eorum, quae acciderant, certior spe facilius erumpentes motus sedatum iri Illyricum propere Italiae circuitu petit (Aur. Vict. Caes. 39, 9). Dies findet seine Bestätigung bei Zosimos, der schreibt, dass Carinus auf die Nachricht von der Usurpation des Sabinus Iulianus einen Feldzug nach Italien geplant habe: Καρῖνος δὲ γνοὺς τὴν ἐπανάστασιν ἐπὶ τὴν Ἰταλίαν ἐστέλλετο (Zos. 1, 73, 2 = Ioh. Ant. 189). Da sich Carinus während des Winters 284/285 primär auf die bevorstehende Auseinandersetzung mit Diokletian vorbereiten wollte, die logischerweise auf dem Balkan stattfin590 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 49–50; Loriot, Aureus, S. 52; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 57; Fleck, Julianus I., S. 61–62; Hedlund, Coinage and Authority, S. 157; Estiot, Médaillon inédit, S. 408; S. 412. 591 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 50; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 57; Fleck, Julianus I., S. 62; Estiot, Médaillon inédit, S. 411– 412. Wie Estiot, Médaillon inédit, S. 411, vermutet, könnte dies auch auf die Herkunft des Usurpators hinweisen, der sich so im bewussten Gegensatz zur Familie des Carus, die aus Gallien stammte, in die Reihe der illyrischen Kaiser einreihen wollte. 592 Erstmalig publiziert von Estiot, Médaillon inédit, S. 397–418. 593 Zur Münzprägung des Iulianus vgl. Pink Aufbau Carus, S. 49–50; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 57–58; Fleck, Julianus I., S. 61–63; Estiot, Médaillon inédit, S. 408– 412. 594 Der komplette Herrschername lautete Marcus Aurelius Sabinus Iulianus; vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 24; Fleck, Julianus I., S. 61; Estiot, Médaillon inédit, S. 399. 595 In diesem Vorstoß, der durch die Region Venetia et Histria geführt haben muss, könnte nach Kuhoff, Diokletian, S. 24, der Grund für die Verwechslung bei Aurelius Victor liegen, der Sabinus Iulianus das Amt eines corrector Venetiae zuweist.

4.9 Der Kampf gegen Diokletian und das Ende des Carinus

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den musste, ist der Weg von Gallien nach Pannonien über Norditalien tatsächlich als ein Umweg anzusehen.596 Wie der Epitome de Caesaribus zu entnehmen ist, stießen die beiden Heere in der Nähe von Verona (campi Veronenses) aufeinander und hierbei verlor Sabinus Iulianus nach einer Herrschaft von nur wenigen Monaten sein Leben (Epit. de Caes. 38, 6).597 Damit stimmt der Bericht des Aurelius Victor überein, wonach Carinus in Italien das Heer des Sabinus Iulianus verjagt und diesen getötet habe (Aur. Vict. Caes. 39, 10). Ob es tatsächlich zu einer regelrechten Schlacht kam, oder nicht vielmehr die Soldaten des Sabinus Iulianus in Anbetracht der stärkeren Truppen des Carinus nach den Gepflogenheiten des dritten Jahrhunderts kurzerhand ihren Prätendenten ermordeten und die Seite wechselten, muss offen bleiben. Etwas verworren ist die Schilderung bei Zosimos beziehungsweise bei Iohannes Antiochenos, danach sei Diokletian dem Sabinus Iulianus nach Italien gefolgt, und bereits nach dem Sieg über Sabinus Iulianus – und folglich noch vor dem Eintreffen Diokletians auf dem Kriegsschauplatz – hätten die Begleiter des Carinus ihren Kaiser getötet (Zos. 1, 73, 2–3 = Ioh. Ant. 189). Es liegt auf der Hand, dass hier die im Sommer 285 folgende Auseinandersetzung zwischen Carinus und Diokletian mit dem Kampf gegen Sabinus Iulianus verwechselt wurde.598 Übrigens könnte sich auf das Ende des Sabinus Iulianus die Behauptung in der Historia Augusta beziehen, wonach Carinus seinen Prätorianerpräfekten getötet habe (HA Car. 16, 4). Nach seinem Sieg bei Verona zog Carinus mit seinen Truppen nach Pannonien weiter und nahm dort wieder die Münzstätte von Siscia in Besitz. Zur Feier des Sieges über den Usurpator wurden dort als Donativ aurei ausgegeben, auf denen mit den Legenden VICTORIA AVG (RIC V 2, S. 176, Nr. 312), ABVNDANTIA AVG (RIC V 2, S. 176, Nr. 307) und CONCORDIA AVG (RIC V 2, S. 168, Nr. 227) der Sieg des Herrschers, dessen Großzügigkeit und die Eintracht des nunmehr wiedervereinigten Heeres verherrlicht wurden.599 4.9 DER KAMPF GEGEN DIOKLETIAN UND DAS ENDE DES CARINUS Als Carinus die Nachricht vom Tod seines Bruders und kurz darauf die von der Usurpation Diokletians erhalten hatte, wird er wohl spätestens Ende November nach Gallien aufgebrochen sein und könnte Lugdunum Anfang Januar 285 erreicht 596 Siehe S. 165, Karte 2; vermutlich zog Carinus seine Truppen am Hochrhein in der Nähe von Augusta Raurica zusammen, siehe auch Kapitel 4.9. 597 Zur Schlacht bei Verona vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 167–168; Pink, Aufbau Carus, S. 50; Bird, Death of Carus, S. 130; Schlumberger, Epitome, S. 170–171; Halfmann, Itinera principum, S. 242; Leadbetter, Emperor Julian, S. 57–58; Kuhoff, Diokletian, S. 24–25; Festy, De Trébonien, S. 250; Porena, Le origini, S. 48–49; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 58; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Estiot, Médaillon inédit, S. 400. 598 Siehe Kapitel 4.9, vgl. Bleckmann, Untersuchungen, S. 28, Anm. 56; Porena, Le origini, S. 48. 599 Der aureus mit der Legende CONCORDIA AVG wird im RIC der Münzstätte Rom zugeordnet; zu dieser Münzemission vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 49; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 56–57; Estiot, Médaillon inédit, S. 411; während Pink diese Emission in den Oktober 284 und Gricourt in die erste Dezemberhälfte 284 datiert, stellt Estiot ebenso wie Meloni, Il regno di Caro, S. 168, einen direkten Zusammenhang mit dem Sieg über Sabinus Iulianus her.

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haben.600 Die Aufstellung eines Heers gegen Diokletian beziehungsweise gegen Sabinus Iulianus und die Vereinigung der vexillationes von den Legionen am Rhein an einem geeigneten Sammelpunkt wird eine gewisse Zeit in Anspruch genommen haben.601 Diese Sammelstelle könnte man rein hypothetisch am ehesten am Hochrhein – vielleicht in der Gegend von Augusta Raurica – lokalisieren, denn dies würde so die Behauptung des Aurelius Victor erklären, der Feldzug nach Italien sei ein Umweg gewesen (Aur. Vict. Caes. 39, 9).602 Da Carinus, der sich währenddessen wahrscheinlich in Lugdunum aufgehalten hat, mit diesem Heer die Alpen sicherlich nicht mitten im Winter überquert hat, kann man für den Beginn der Kampagne gegen Sabinus Iulianus frühestens März 285 annehmen. Wenn sich das Heer des Carinus tatsächlich am Hochrhein versammelt hat, dann wäre eine Marschroute über Augusta Vindelicorum und entlang der Via Claudia am naheliegendsten, da diese geradewegs nach Verona führt und sich hier vielleicht noch Abteilungen der in Rätien stehenden legio III Italica anschließen konnten.603 Somit wird sich der Untergang des Sabinus Iulianus bei Verona etwa Mitte April bis Anfang Mai ereignet haben.604 Von Norditalien aus zog Carinus nach Siscia weiter, wie die Ausgabe von Münzen zur Feier des Sieges über den pannonischen Usurpator in der dortigen Münzstätte belegt. Die Stadt konnte Ende Mai erreicht worden sein, und hier ist von einem längeren Aufenthalt auszugehen, da es doch galt, die concordia der Truppen, die sich eben bei Verona noch feindlich gegenüberstanden, im wortwörtlichen Sinne wiederherzustellen, wie dies auch in der Münzprägung so propagiert wurde (RIC V 2, S. 168, Nr. 227). Somit kann man den Beginn der Kämpfe gegen Diokletian frühestens auf Anfang bis Mitte Juni 285 datieren.605 In der Zwischenzeit trat Diokletian am 1. Januar 285 in seinem Reichsteil sein zweites Konsulat an, das später als erstes ordentliches Konsulat gezählt wurde, während Carinus im Westen sein drittes Konsulat mit seinem Prätorianerpräfekten Aristobulus als Amtskollegen bekleidete (Chron. 354 60; 66; Cons. Const. 229; Cassiod. chron. 149, 1004; Chron. pasch. 511, 3–4). Bereits nach seiner Kaiserproklamation übernahm Diokletian für das verbleibende Jahr 284 ein Suffektkonsulat, für das er als Mitkonsul den Senator L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus ernannte (Chron. pasch. 509, 18).606 Das Konsulat des Jahres 285 scheint 600 Siehe S. 164, Anm. 564. 601 Zum Zeitaufwand für die Aufstellung eines Expeditionsheers vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 171, Anm. 470; Bringmann, Julian, S. 172. 602 Hier sei daran erinnert, dass auch Julian seinen Feldzug gegen Constantius II. von Rätien aus eröffnet hat (Amm. 21, 8, 3–9, 2), vgl. Bringmann, Kaiser Julian, S. 76–77. 603 Zu dieser Legion vgl. Nischer, Army Reforms, S. 1; Kuhoff, Diokletian, S. 449. 604 Die reine Wegstrecke von Augusta Raurica bis Augusta Vindelicorum und von da aus weiter bis nach Verona beträgt ungefähr 550 km, hierfür sind 22 Marschtage einzukalkulieren, dazu kommt noch die Zeit für die Kampfhandlungen, siehe S. 165, Karte 2; Estiot, Médaillon inédit, S. 402, datiert die Regierungszeit des Sabinus Iulianus ebenfalls von Dezember 284 bis Mai 285, vgl. auch Meloni, Il regno di Caro, S. 168; Leadbetter, Emperor Julian, S. 56–57. 605 Diese Strecke führt über Aquileia und beträgt etwa 450 km, wofür 20 Tage anzunehmen sind. 606 Zu L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus vgl. PIR² C 212; PLRE I, S. 156–157, Nr. 18; Barbieri, Nuove iscrizioni, S. 40–50; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 388, Nr. 146; Christol, Essai sur l’évolution, S. 158–172; Peachin, Iudex vice Caesaris, S. 129–132; Kolb, Diocle-

4.9 Der Kampf gegen Diokletian und das Ende des Carinus

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Diokletian dagegen allein angetreten zu haben, und es stellt sich die Frage, ob dies nicht vielleicht als Verhandlungsbasis für eine friedliche Verständigung mit Carinus anzusehen ist.607 Dennoch wird Diokletian die Usurpation des Sabinus Iulianus als potentiellen Verbündeten im Kampf gegen den rechtmäßigen Kaiser begrüßt haben, und er scheint schon während des Bürgerkrieges im Westen mit seinen Truppen nach Mösien vorgerückt zu sein. Die Armee des Diokletian bestand wohl primär aus dem Expeditionsheer, das Numerianus aus dem Perserkrieg zurückgeführt hat, wobei die Einheiten, die aus dem Osten des Reiches stammten, bereits vorher schon zu ihren Standlagern zurückgekehrt sein werden.608 Außerdem kann man davon ausgehen, dass sich ihm zumindest die in den Provinzen Moesia inferior sowie Dacia ripensis und Dacia mediterranea stehenden Truppen angeschlossen haben. Immerhin lagen dort in ihren Stammlagern sicherlich immer noch Teile der legiones I Italica, V Macedonia, XI Claudia und XIII Gemina.609 Das Heer des Carinus setzte sich wahrscheinlich aus dem kaiserlichen comitatus, der wie bereits erwähnt, durch die vexillationes der Legionen vom Rhein und der in Rätien stehenden legio III Italica verstärkt wurde, sowie den ehemaligen Truppen des Sabinus Iulianus zusammen. Man kann deshalb davon ausgehen, dass beide Heere in etwa gleich stark waren. Carinus rückte wohl offenbar Diokletian entgegen und wie die Historia Augusta – in diesem Fall durchaus glaubhaft – versichert, soll es zunächst zu einer Reihe von Vorgefechten gekommen sein: nam contra Diocletianum multis proeliis conflixit (HA Car. 18, 2). Ein verstümmelter Hinweis darüber findet sich in der armenischen Chronik des Eusebios, wonach Carinus im Krieg des Kornakos getötet worden sein soll (Eus. chron. 2303). In diesem Zusammenhang ergibt auch die Angabe des Moses von Chorene einen Sinn, der im Kontext mit dem Perserkrieg des Carus behauptet, Carinus sei in einen Hinterhalt geraten, als er mit seinem Heer durch die Wüste gegen Kornak marschiert sei (Mos. 2, 79).610 Hier wird also der Name Kornakos beziehungsweise Kornak, bei dem zunächst nicht klar ist, ob es sich um einen Personenoder Ortsnamen handelt, mit dem Tod des Carinus und folglich mit dem Krieg gegen Diokletian in Verbindung gebracht. Deshalb muss es sich hierbei um eine durch die armenische Überlieferung korrumpierte Episode aus dem Kampfgeschehen vom Sommer 285 auf dem Balkan handeln. Höchst wahrscheinlich ist mit dem Begriff Kornak oder Kornakos die Stadt Cornacum (Sotin) an der Donau im Osten

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tian, S. 18; Thomasson, Fasti Africani, S. 117, Nr. 56; Kuhoff, Diokletian, S. 26 mit Anm. 35; Kreucher, Kaiser Probus, S. 189–190; S. 209; Mennen, Caesonii, S. 118–119; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 661; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1068, PU 29; S. 1092, Afr. 9. Zu Richteramt, Konsulat und Statthalterschaft siehe auch Kapitel 5.2; 5.4; 5.9. Vgl. hierzu Kuhoff, Diokletian, S. 26–27 mit Anm. 34–37, mit ausführlicher Diskussion der aktuellen Forschungsmeinung, vgl. auch Kraft, Reitermatrikel, S. 42. Siehe Kapitel 4.6. Zu diesen Legionen vgl. Nischer, Army Reforms, S. 2; Kuhoff, Diokletian, S. 449; zu den Truppen Diokletians vgl. auch Meloni, Il regno di Caro, S. 169, Anm. 176. Siehe auch Kapitel 4.4 und 4.5; die armenische Überlieferung basiert hier vermutlich auf der Chronik des Eusebios, vgl. Burgess, Studies, S. 85–86.

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der Provinz Pannonia inferior kurz vor Sirmium zu identifizieren.611 Da also die Stadt Cornacum hier in Zusammenhang mit Kampfhandlungen erwähnt wird, kann man daraus ableiten, dass es dort vermutlich zu Gefechten gekommen ist.612 Nachdem die Entscheidungsschlacht weiter östlich in der Provinz Moesia superior geschlagen wurde, muss Carinus aus diesen Kämpfen als Sieger hervorgegangen sein. Er konnte also wahrscheinlich die wichtige Stadt Sirmium in seinen Besitz nehmen und wird alsbald seinen Vormarsch nach Osten erfolgreich fortgesetzt haben. So standen sich schließlich im Spätsommer 285 die feindlichen Heere am Fluss Margus (Morava) gegenüber.613 Die ersten Gefechte zwischen den Heeren Diokletians und des Carinus konnten frühestens im Juni aufgenommen worden sein, und da es wohl zu einer Reihe von Vorgefechten einschließlich einer Schlacht bei Cornacum kam, ist die Entscheidungsschlacht am Margus am wahrscheinlichsten auf Ende August bis Anfang September zu datieren. Die frühste Erwähnung dieser Schlacht zwischen Carinus und Diokletian in den literarischen Quellen findet sich im Itinerarium Burdigalense, einem wohl zwischen 333 und 334 verfassten Pilgerhandbuch.614 Bei der Wegbeschreibung von Pannonien und Mösien heißt es dort zu Margus, wobei es sich hierbei offenbar um einen Ort am gleichnamigen Fluss handelt, und Viminacium: Ubi Diocletianus occidit Carinum (Itin. Burdig. 564, 7–9). Den ausführlichsten Bericht über das folgende Geschehen liefert Eutrop: Postea Carinum omnium odio et detestatione viventem apud Margum ingenti proelio vicit … inter Viminacium atque Aureum montem (Eutr. 9, 20, 2). Hier wird ebenfalls der Fluss oder der Ort Margus angegeben und als Schauplatz die Gegend zwischen der Stadt Viminacium und dem Berg Aureus, der anhand des Itinerarium Burdigalense lokalisiert werden kann (Itin. Burdig. 564, 5: aureo monte milia vi). Folglich wird die Schlacht südlich des Legionslagers der legio VII Claudia und der Zivilstadt Viminacium stattgefunden haben, die auch der Sitz des Statthalters der Provinz Moe-

611 Zur Identifikation mit der Stadt Cornacum vgl. Loriot, Problèmes, S. 153; Festy, De Trébonien, S. 248–252; Burgess, Studies, S. 85, vgl. auch Jones, Death of Numerian, S. 303; zu Moses von Chorene und zur armenischen Überlieferung vgl. Kettenhofen, Tirdād, S. 48–55. 612 Vgl. Festy, De Trébonien, S. 249–251; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Burgess, Studies, S. 85, hält die Ortsangabe für eine Verwechslung. 613 Der genaue Zeitpunkt ist strittig; Stein, Chronologie, S. 49, glaubt an die erste Hälfte des Jahres 285; Seston, Dioclétien, S. 53, vermutet Mitte Sommer; ebenso gibt Meloni, Il regno di Caro, S. 170, „probabilmente nell’estate del 285“ an; Pink, Aufbau Carus, S. 65, schlägt April vor; Bird, Death of Carus, S. 130, denkt an „spring or early summer“; Rathbone, Dates, S. 129, geht von Februar 285 aus; Demandt, Spätantike, S. 58, vermutet Juli 285; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 49, schlägt Frühjahr 285 vor; Barnes vermutet in Two Senators, S. 46, zunächst „spring or summer 285“, in New Empire, S. 50, dann Mitte Sommer; Burgess, Studies, S. 85, nennt wieder „spring/summer“; Kuhoff, Diokletian, S. 25; S. 32–33, und Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 392, bieten ebenfalls den Sommer 285 an; bei Potter, Roman Empire, S. 280, heißt es wiederum „before the end of May“; ebenso wie bei Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 59, der „spring“ angibt; mehrheitlich wird inzwischen jedoch der Spätsommer 285 angenommen, vgl. Halfmann, Itinera principum, S. 242; Kolb, Diocletian, S. 11; Kienast, Kaisertabelle, S. 261; S. 266; König, Kaiserzeit, S. 196; Brandt, Kaiserzeit, S. 19; S. 60, Anm. 154; S. 199; Kreucher, Probus und Carus, S. 423; Estiot, Médaillon inédit, S. 401–402. 614 Vgl. Burgess, Studies, S. 85.

4.9 Der Kampf gegen Diokletian und das Ende des Carinus

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sia superior war.615 In einem Nebensatz liefert Eutrop die bedeutsame Information, dass die Truppen des Carinus im Kampf dem Heer Diokletians überlegen gewesen seien (Eutr. 9, 20, 2). Noch deutlicher wird dies bei Aurelius Victor, der berichtet, wie Carinus die besiegten Soldaten seines Gegners verfolgt und die Schlacht für ihn einen glücklichen Verlauf genommen habe (Aur. Vict. Caes. 39, 11–12). Wie sich daraus unschwer folgern lässt, besiegte in der Schlacht offenbar Carinus mit seinen Truppen das Heer seines Herausforderers.616 Doch nach diesem Sieg über Diokletian ereignete sich etwas Seltsames. Nach Eutrop sei Carinus von seinem an sich siegreichen Heer im Stich gelassen und verraten worden: proditum ab exercitu suo, quem fortiorem habebat, aut certe desertum (Eutr. 9, 20, 2). Auch hier liefert Aurelius Victor weitere Details. Während Carinus die fliehenden Soldaten Diokletians verfolgte, sei er von seinen eigenen Truppen ermordet worden, da er nämlich den Frauen seiner Soldaten nachgestellt habe und diese nach dem Sieg ihres Kaisers dessen maßlosen Charakter gefürchtet hätten: At Carinus ubi Moesiam contigit, illico Marcum iuxta Diocletiano congressus, dum victos avide premeret, suorum ictu interiit, quod libidine impatiens militarium multas affectabat, quarum infestiores viri iram tamen doloremque in eventum belli distulerant. Quo prosperius cedente metu, ne huiuscemodi ingenium magis magisque victoria insolesceret, sese ulti sunt (Aur. Vict. Caes. 39, 11–12). Die Epitome de Caesaribus schildert das Geschehen in gekürzter Form. Ohne den Kampf gegen Diokletian zu erwähnen, wird hier Carinus kurzerhand von einem Tribunen getötet, dessen Ehefrau der Kaiser verführt haben soll: Ad extremum trucidatur eius praecipue tribuni dextera, cuius dicebatur coniugem polluisse (Epit. de Caes. 38, 8). Dieser Bericht findet seine Parallelüberlieferung bei Zosimos, der die Ereignisse direkt auf die Niederlage des Sabinus Iulianus folgen lässt. Der Kaiser soll den Tod gefunden haben, als einige seiner Begleiter über ihn hergefallen seien, und den tödlichen Streich habe wiederum ein eifersüchtiger Tribun geführt: … τῶν σὺν αὐτῷ τινῶν ἐπελθόντων αἰφνίδιον ἀναιρεῖται, τῶν χιλιάρχων ἑνός, οὗ τὴν γυναῖκα διαφθείρας ἔτυχεν, ἀνελόντος αὐτόν (Zos 1, 73, 3 = Ioh. Ant. 189).617 Unerheblich sind die weiteren literarischen Quellen einschließlich der sonst so erzählfreudigen Historia Augusta, die nur in knapper Weise den Tod des Carinus bei der Schlacht am Margus vermelden (Chron. 354, 148, 20; Hier. chron. 225b; HA Car. 18, 2; Cons. Const. 229; Cassiod. chron. 149, 1009; Iord. Rom. 38, 295). Als unhistorisch dürfen außerdem die Angaben bei den späteren byzantinischen Autoren betrachtet 615 Zum Ort vgl. Seston, Dioclétien, S. 53; Meloni, Il regno di Caro, S. 169–170; Bird, Death of Carus, S. 130; Loriot, Problèmes, S. 149; Kolb, Diocletian, S. 11; Demandt, Spätantike, S. 58; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 49; König, Kaiserzeit, S. 196; Burgess, Studies, S. 85; Kuhoff, Diokletian, S. 25; Potter, Roman Empire, S. 280; Festy, De Trébonien, S. 248–252; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 59; Hedlund, Coinage and Authority, S. 146; Kreucher, Probus und Carus, S. 423; Estiot, Médaillon inédit, S. 401–402. Kuhoff, Diokletian, S. 25, Anm. 31, ist der Meinung, dass der Legionsstandort für diese Schlacht von besonderer Bedeutung war. 616 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 168–170; Pink, Aufbau Carus, S. 65; Bird, Death of Carus, S. 130–131; Kolb, Diocletian, S. 11; Kuhoff, Diokletian, S. 25; Festy, De Trébonien, S. 248– 252; Kreucher, Probus und Carus, S. 422–423. 617 Zur Übereinstimmung dieser beiden Textstellen vgl. Schlumberger, Epitome, S. 171.

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werden, bei denen Carinus von Diokletian selbst getötet wird (Synk. 472, 26–27; Zon. 12, 30), wobei sich dies nach Synkellos obendrein nach der angeblichen Rückkehr Diokletians nach Rom ereignet haben soll.618 Carinus wurde also von seinen direkten Begleitern ermordet, und dies als die Schlacht gegen Diokletian bereits gewonnen war. Auch wenn Carinus in den literarischen Quellen übereinstimmend als ausgesprochener Wüstling dargestellt und zum typischen Tyrannen stilisiert wird, was wohl hauptsächlich der Agitation Diokletians geschuldet ist,619 erscheint doch die Privatrache eines Tribuns, dem der Kaiser im sprichwörtlichen Sinne Hörner aufgesetzt haben soll, als ein nicht unbedingt überzeugendes Motiv. Zunächst ist die Frage zu stellen, wer denn die unmittelbaren Begleiter des Kaisers waren, die hier mit dem angeblich eifersüchtigen Tribun gemeinsame Sache gemacht haben sollen. Die Leibwache des Kaisers während einer militärischen Auseinandersetzung bildeten auch im dritten Jahrhundert immer noch die Kavalleristen der equites singulares Augusti, der berittenen Leibwache des Kaisers, die erst von Konstantin dem Großen nach seinem Sieg über Maxentius aufgelöst wurde.620 Diese Truppe unterstand wie auch die Prätorianergarde vermutlich dem Kommando des praefectus praetorio Claudius Aurelius Aristobulus.621 Interessanterweise blieb Aristobulus nach dem Tod des Carinus nicht nur als Prätorianerpräfekt im Amt (Aur. Vict. Caes. 39, 14), sondern durfte auch weiterhin – nun an der Seite Diokletians – das Konsulat bekleiden (Cons. Const. 229; Cassiod. chron. 149, 1004; Chron. pasch. 511, 3–4) und in den folgenden Jahren seine Laufbahn fortsetzen.622 Aurelius Victor führt das zwar auf die besondere Milde Diokletians zurück, doch machen diese Umstände Aristobulus in höchstem Maße verdächtig, an der Ermordung des Carinus beteiligt gewesen zu sein. Möglicherweise gab es also schon vor der Schlacht Kontakte zwischen Diokletian und Mitgliedern des Offizierscorps seines Gegners, wobei es Diokletian gelang, eine Gruppe von Truppenführern um Aristobulus auf seine Seite zu ziehen.623 618 Zu den literarischen Quellen vgl. Silomon, Untersuchungen, S. 558–560; Meloni, Il regno di Caro, S. 168–170; Schlumberger, Epitome, S. 171; Bleckmann, Überlegungen, S. 28–29; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 391–392. Nach Bleckmann, Überlegungen, S. 29, Anm. 57, folgt die vereinfachende Darstellung, bei der nur der Tod des Carinus in der Schlacht am Margus genannt wird, wahrscheinlich der offiziellen Verlautbarung Diokletians. Nach Brandt, Mortibus Principum, S. 63–72, entspricht der gewaltsame Tod des Carinus dem Topos vom typischen Ende eines ‚Tyrannen‘, dem zufolge ein schlechter Herrscher immer auch eines gewaltsamen Todes stirbt. 619 Zur Charakterisierung des Carinus in den literarischen Quellen siehe Kapitel 4.2. 620 Vgl. Speidel, Equites singulares, S. 87–92; ders., Riding for Caesar, S. 64–76; S. 152–157; Kuhoff, Diokletian, S. 21; Campbell, The Army, S. 128; Colombo, Constantinus rerum nouator, S. 146. 621 Siehe S. 297 mit Anm. 676; zur Kommandostruktur vgl. Speidel, Equites singulares, S. 22–31. 622 Siehe Kapitel 5.9, vgl. Howe, Pretorian Prefect, S. 84, Nr. 58; Barnes, New Empire, S. 97; S. 124; Kuhoff, Diokletian, S. 27–28; S. 374; Porena, Le origini, S. 73–89; Bowman, Diocletian, S. 69; Kreucher, Probus und Carus, S. 423; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 21. 623 Zu einer möglichen Korrumpierung der Offiziere des Carinus durch Diokletian vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 169–170; Pink, Aufbau Carus, S. 65; Bird, Death of Carus, S. 131; Kolb, Diocletian, S. 11; Rémy, Dioclétien, S. 12; Kuhoff, Diokletian, S. 25; Potter, Roman Empire, S. 280; Kreucher, Probus und Carus, S. 423.

4.9 Der Kampf gegen Diokletian und das Ende des Carinus

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Ungeklärt ist übrigens auch die Haltung von Diokletians späterem Caesar Constantius I. Chlorus, der eben zu diesem Zeitpunkt als praeses in der Provinz Dalmatia amtierte (Ins. 47–48; HA Car. 17, 6; Anon. Val. 1, 1; S. 374).624 Dieser könnte im Rücken des Carinus rechtzeitig die Seiten gewechselt haben, was ihn später dann zusätzlich als Mitherrscher des Diokletian und Maximian empfohlen haben wird.625 Eine weitere Erklärung liefert womöglich die Behauptung des Aurelius Victor, wonach sich nach dem Sieg des Carinus dessen eigene Soldaten vor seinem vermeintlich maßlosen Charakter gefürchtet hätten (Aur. Vict. Caes. 39, 12). Dies könnte man dahingehend interpretieren, dass sich eben jene Offiziere, die zuvor in die Erhebung des Sabinus Iulianus involviert waren und denen zunächst vielleicht großzügig Straffreiheit zugesichert wurde, da sie im Kampf gegen Diokletian gebraucht wurden, im nachhinein eine Bestrafung durch den nunmehr tatsächlich überall siegreichen Carinus befürchteten.626 In diesem Fall hätte Diokletian ein leichtes Spiel gehabt, das Offizierscorps seines Gegners zu infiltrieren. Dass der Mord schließlich wirklich von einem Tribunen ausgeführt wurde, der – aus welchen Gründen auch immer – noch eine persönliche offene Rechnung mit dem Kaiser zu begleichen hatte, darf durchaus einigen Wahrheitsgehalt für sich in Anspruch nehmen. Als Nachspiel zur Auseinandersetzung zwischen Carinus und Diokletian erhoben sich offenbar unmittelbar nach dem Tod des Carinus in Gallien die sogenannten Bagauden. Es ist sehr naheliegend, diese Erhebung mit dem Ende des Carinus in Zusammenhang zu bringen.627 Die früheste Erwähnung dieses Aufstandes findet sich im Panegyricus von 289. Hier wird von einer Erhebung von Bauern (agricolae, aratores) und Schäfern (pastores) gesprochen, die zu Soldaten geworden seien und ihre Felder nicht mehr bestellt hätten (Paneg. 10 (2), 4, 3–4).628 Nach Aurelius Victor sollen sich diese von den Einheimischen Bagaudae genannten Landleute und Räuber gleich nach dem Ende des Carinus unter Führung des Helianus und Amandus erhoben haben, indem sie Äcker verwüsteten und Städte angriffen (Aur. Vict. Caes. 39, 17). Ganz ähnlich beschreiben diese Vorgänge auch Eutrop (Eutr. 9, 20, 3) und Orosius (Oros. 7, 25, 2), während Hieronymus (Hier. chron. 225d) zwar von der Erhebung berichtet, aber die Namen der beiden Anführer verschweigt.629 624 Siehe Kapitel 5.4, vgl. PIR² F, Nr. 390; PLRE I, S. 227–228; Jagenteufel, Statthalter, S. 107– 110; Blois, The Policy, S. 39; S. 46; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 95, Nr. 56; Kienast, Kaisertabelle, S. 280; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1120, Dal. 9. 625 Über die zweifelhafte Haltung des Constantius I. Chlorus vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 115–116; Potter, Roman Empire, S. 280. Nach Estiot, Médaillon inédit, S. 405, ist schon die Haltung des Constantius I. Chlorus während des Kampfs gegen Sabinus Iulianus fragwürdig. 626 Zur Münzlegende VNDIQVE VICTORES (RIC V 2, S. 196, Nr. 422–423) siehe auch Kapitel 4.4 und 4.7, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 33; S. 35; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 36–37; S. 183; Hedlund, Coinage and Authority, S. 72. 627 Zum Begriff ‚Bagauden‘ vgl. Minor, Bacaudae, S. 297–307; wie Herzig, Leugenstein, S. 83, vermutet, sei der Aufstand schon unter Carinus ausgebrochen und hält den Leugenstein von Arch (Ins. 59) für eine Loyalitätsbekundung der dem Herrscher noch loyalen Bevölkerung. 628 Vgl. Minor, Reclassifying, S. 168–169. 629 Zu den Ursachen der Bagaudenerhebung von 285/286 vgl. beispielsweise Demandt, Spätantike, S. 61–62; Drinkwater, The Bacaudae, S. 208; Minor, Reclassifying, S. 167–178; bes. 176–177; Kuhoff, Diokletian, S. 36–39, letzterer mit Diskussion der Forschungsmeinung.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

Gallien hatte unter den Einfällen und Plünderungszügen der Germanen im dritten Jahrhundert ganz besonders zu leiden. Hinzu kamen staatlicherseits außergewöhnliche Belastungen bedingt durch die notwendige Behebung der zahlreichen Kriegsschäden sowie durch Maßnahmen zur Sicherung der Grenzen und der Städte in Gallien. Viele Menschen werden durch die fortgesetzten Plünderungen ihren Besitz und ihren Lebensmittelpunkt verloren haben. Diese entwurzelten Menschen scheinen sich auf dem Land nun gemeinsam mit entlaufenen Soldaten teilweise zu Banden zusammengeschlossen zu haben. Zum Kampf gegen die beiden Usurpatoren Sabinus Iulianus und Diokletian zog Carinus nun vexillationes von den Truppen am Rhein und aus Gallien ab, die somit beträchtlich reduziert wurden. Somit wurde der Grenzschutz geschwächt, was die Bewohner Galliens sicherlich als Bedrohung ansahen und wahrscheinlich einen erneuten Einfall der Germanen befürchteten, der nach gewohnter Manier infolge eines Truppenabzugs oder eines Herrscherwechsels zu erwarten war.630 Zudem wurde eben jener Kaiser, der in den letzten drei Jahren den Schutz Galliens garantiert hat und dessen Familie auch aus dem gallischen Narbo stammte, bei oder vielmehr nach der Schlacht am Margus getötet. Somit mangelte es in den gallischen Provinzen an der Kaisernähe, die für das Sicherheitsbedürfnis der Provinzbewohner so wichtig war.631 Dies gab den Anlass zu einer regelrechten Usurpation.632 Sobald sich die Nachricht vom Tod des Carinus verbreitet hatte, erhoben die Bagauden ihren Anführer Amandus zum Augustus, der auch mit einer eigenen Münzprägung in Erscheinung trat. Die von ihm geprägten Stücke nennen die übliche Herrschertitulatur: IMP C C AMANDVS P F AVG oder IMP S AMANDVS P F AVG (RIC V 2, S. 596, Nr. 1–3).633 Es ist hinreichend bekannt, dass es dem alsbald von Diokletian zum Caesar erhobenen Maximian mit seinen kampferprobten Truppen in relativ kurzer Zeit gelang, die Erhebung zu unterdrücken.634 Es scheint ziemlich sicher, dass die eigentlichen Ursachen dieses Aufstands noch vor die Regierungszeit des Carus und seiner Söhne zu datieren sind, und diese Bagaudae genannten Banden müssen schon zur Zeit des Carinus existiert haben, da es nicht zu erwarten ist, dass diese sich innerhalb kurzer Zeit – gleichsam über Nacht – zusammengefunden hätten. Der unmittelbare Auslöser jedoch ist einerseits 630 Siehe hierzu Kapitel 4.7. 631 Zu den Ursachen von Usurpationen durch militärische Bedrohungen und der Abwesenheit des Kaisers ausführlich Hartmann, Herrscherwechsel, S. 73–126; bes. S. 109–113, vgl. auch Halfmann, Itinera principum, S. 54; Kuhoff, Diokletian, S. 36; Johne, Kaisertum, S. 594–595. Zum Begriff der ‚Kaisernähe‘ vgl. Castritius, Rez. Baldus, S. 595; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 140–141. 632 Zum Beginn der Erhebung vgl. Polverini, Da Aureliano, S. 1031; Demandt, Spätantike, S. 61; Drinkwater, Bagaudae, S. 208; Minor, Reclassifying, S. 178–180; Cracco Ruggini, Établissements, S. 116; Kuhoff, Diokletian, S. 36–37; Potter, Roman Empire, S. 281. White, Restorer, S. 169, vermutet, dass es bei dem Truppenabzug erneut zu Einfällen der Germanen nach Gallien gekommen sei. 633 Brandt, Kaiserzeit, S. 60, Anm. 155, verneint deshalb einen sozialökonomischen Hintergrund der Erhebung und geht von einer gewöhnlichen Usurpation aus, vgl. auch Drinkwater, The Bacaudae, S. 208. 634 Vgl. beispielsweise Kuhoff, Diokletian, S. 37–38.

4.9 Der Kampf gegen Diokletian und das Ende des Carinus

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in dem Truppenabzug im Frühjahr 285 und andererseits in dem Tod des Carinus im Spätsommer und der fehlenden Kaiserpräsenz in Gallien zu sehen. Wie Aurelius Victor berichtet, sollen die Aufständischen ja gleich nach dem Ende des Carinus losgeschlagen haben (Aur. Vict. Caes. 39, 17). Neben den vielen unterschiedlichen Faktoren, die zu der Erhebung der Bagauden geführt haben, wäre die Hypothese sehr reizvoll, dass sie auch als ein Ausdruck der Loyalität gegenüber dem mit dem Tod des Carinus erloschenen und aus Gallien stammenden Kaiserhaus des Carus und seiner Söhne verstanden werden könnte. Es sei daran erinnert, dass sich die Familie des Carus auch später noch in Gallien einer gewissen Beliebtheit erfreuen durfte. So preist der ebenfalls aus Gallien stammende Sidonius Apollinaris in seinem Gedicht für Consentius ausdrücklich die gallische Herkunft des Carus und seiner Söhne (Sidon. carm. 23, 88–96).635 Außerdem lebte in Gallien weiterhin auch die Verwandtschaft des Carus, deren Abkömmling sich möglicherweise noch in der Mitte des vierten Jahrhunderts in der Narbonensis nachweisen lassen, wie der von Ammian genannte Statthalter Numerius vermuten lässt (Amm. 18, 1, 4).636 Wie zumindest denkbar wäre, könnte die Empörung der Provinzbewohner in Gallien über die Ermordung ‚ihres‘ aus Narbo stammenden Kaisers der Aufstandsbewegung beträchtlichen Aufwind beschert haben.637 Zu den Theorien über die soziale und gesellschaftliche Herkunft und Zusammensetzung der Bagauden wäre vielleicht noch die Überlegung lohenswert, ob es sich bei diesen nicht teilweise auch um lokale Milizen gehandelt hat, die zur Verteidigung der Städte und Landgüter gegen die Einfälle der Germanen gebildet wurden.638 Während des sogenannten ‚Gallischen Sonderreichs‘ und vor allem in der Regierungszeit des Probus wurden zahlreiche Städte des Reiches besonders in Gallien mit Stadtmauern versehen.639 Da bei weitem nicht alle Städte mit einer militärischen Besatzung versehen werden konnten, müssen diese Stadtmauern zunächst einmal von den Bürgern und auch von der Landbevölkerung, die sich im Falle eines germanischen Raubzugs in diese Städte geflüchtet haben wird, selbst verteidigt werden. Und gerade nach dem Truppenabzug im Frühjahr 285 wären die Bewohner Galliens bei einem erneuten Plünderungszug der Germanen zunächst auf sich allein gestellt gewesen, was vielleicht erklären würde, weshalb aus den Bauern so schnell Fußsoldaten und Kavalleristen geworden sind (Paneg. 10 (2), 4, 3–4).

635 Vgl. hierzu Loriot, Problèmes, S. 148–149; Sivan, Numerian, S. 362; Cracco Ruggini, Établissements, S. 116; zum Gedicht des Sidonius Apollinaris siehe auch Kapitel 4.2; 4.4 und 4.5. 636 Siehe Kapitel 4.2, vgl. Sivan, Numerian, S. 360–365. 637 Zu dieser Möglichkeit vgl. Biffi, Per una rilettura 2, S. 67–68; Cracco Ruggini, Établissements, S. 116; Potter, Roman Empire, S. 281. 638 So vermutet Stribrny, Römer rechts des Rheins, S. 425–437, aufgrund von Münzfunden, dass etwa zur Verteidigung des aufgegebenen Decumatlandes lokale romanischgermanischen Milizen aufgestellt worden seien, vgl. auch Kreucher, Kaiser Probus, S 143. 639 Siehe dazu Kapitel 5.8.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

4.10 EREIGNISGESCHICHTLICHE ZUSAMMENFASSUNG Zur Orientierung sollen hier die wichtigsten Ergebnisse dieses ereignisgeschichtlichen Überblicks noch einmal kurz zusammengefasst werden. Während sich im Sommer 282 die Stimmung unter den für den geplanten Perserkrieg des Probus bei Sirmium zusammengezogenen Truppen zusehends verschlechterte, riefen die in den Provinzen Raetia und Noricum stehenden Abteilungen ihren Anführer, den Prätorianerpräfekten Carus, zum Kaiser aus, woraufhin bei Sirmium eine offene Meuterei ausbrach, in deren Verlauf Probus getötet wurde. Carus selbst war nicht direkt an der Ermordung des Probus beteiligt, doch war die Beseitigung seines Vorgängers die logische Konsequenz aus der Usurpation gegen den regierenden Herrscher. Insofern kann Carus von einer Mitverantwortung am Tod des Probus nicht freigesprochen werden.640 Carus, der eindeutig aus dem gallischen Narbo stammte, reiste nach seiner Kaiserproklamation nach Mediolanum.641 um sich dort mit seinen beiden Söhnen zu treffen, wobei Carinus zum Caesar erhoben und zur Verteidigung der Rheingrenze nach Gallien entsandt wurde. Carinus begab sich darauf umgehend nach Lugdunum und in der Folge gelang es ihm, die Grenzen im Westen zu stabilisieren. Carus und Numerianus konnten an der Donau gleichsam en passant in einem kurzen Feldzug die Sarmaten besiegen. Bei der anschließenden Siegesfeier in Siscia wurde auch Numerianus zum Caesar erhoben. Anfang Januar 283 zog Carus in Begleitung des Numerianus und mit dem für den Krieg gegen Persien aufgestellten Heer nach Antiochia weiter. Dort erreichte ihn die Nachricht vom Sieg des Carinus gegen die Germanen, was den Anlass für dessen Proklamation zum Augustus gab. Hauptgrund hierfür war gewiss der Umstand, dass Carus während seiner Abwesenheit im Osten einen zuverlässigen Stellvertreter und Mitherrscher im Westen benötigte. Der Krieg gegen Persien war ein Rachefeldzug, der das römische Ansehen im Osten des Reiches wiederherstellen sollte, und diente nicht der Rückeroberung verlorener Territorien, da sich Rom schon vorher weitgehend unangefochten im Besitz der römischen Gebiete jenseits des Euphrats befand. Da der persische Großkönig Wahrām II. im Osten seines Reiches einen Krieg gegen seinen Bruder auszutragen hatte, konnten die römischen Truppen im Mai 283 sehr rasch durch das sāsānidische Territorium in den Süden Mesopotamiens vorrücken und im Juni die Metropolen Coche und Ctesiphon einnehmen. Dies wurde nach der Serie von Niederlagen gegen die Perser im Laufe des dritten Jahrhunderts im ganzen Reich als überwältigender Sieg gefeiert.642 Wie vor allem zu betonen ist, war dieser Feldzug eine Offen640 Dass man Carus eine Mitschuld am Tod des Probus gab, bestätigt vielleicht der Ausschluss des Carus und seiner Söhne in Julians Caesares (Iul. symp. 315a), vgl. Cauer, Caesares, S. 44; Friedhelm, Die beiden Satiren, S. 191, sowie der entsprechende Hinweis in der Historia Augusta (HA Car. 6, 1). 641 Das Treffen fand höchst wahrscheinlich nicht in Ticinum statt, siehe Kapitel 4.1. 642 Neben den Siegertitulaturen Persicus, Parthicus und Persicus Maximus dokumentieren dies vor allem die Inschrift (Ins. 13), die noch im Sommer 283 gesetzt wurde und den ‚ewigen Sieg‘ des Carus verherrlicht, und die numismatischen Belege sowie die Rezeption dieses Sieges in den literarischen Quellen, wobei neben den historiographischen Quellen vor allem das Zeugnis

4.10 Ereignisgeschichtliche Zusammenfassung

181

sivmaßnahme, die zeigt, dass nach der Wiederherstellung der Reichseinheit durch Aurelian und der Sicherung der primär gefährdeten Grenzen an Rhein und Donau durch Probus die ‚Krise‘ des dritten Jahrhunderts in militärischer Hinsicht überwunden war. Schon kurz nach der Eroberung der persischen Hauptstadt verstarb der über sechzigjährige Carus eines plötzlichen, aber natürlichen Todes. Dies wurde nach seinem militärischen Erfolg als göttliche Strafe angesehen und alsbald mit dem strafenden Blitzschlag Jupiters in Verbindung gebracht, woraus die von Diokletian ausgebaute Legende entstand, Carus sei tatsächlich vom Blitz erschlagen worden, was allerdings in Anbetracht der klimatischen Verhältnisse schlichtweg unmöglich ist. Auch ein Attentat ist auszuschließen, da der Caesar Numerianus als Mitherrscher des Carinus ungehindert die Nachfolge seines Vaters antreten konnte. Nachdem mit der Eroberung der persischen Hauptstadt Ctesiphon das Ziel des Feldzugs erreicht war, kehrte das römische Heer bald schon nach Syrien zurück.643 Nachdem sich Numerianus im Winter 283/284 in Emesa aufgehalten hat, muss im Frühjahr 284 der Krieg gegen Persien wieder aufgenommen worden sein. Da der persische Großkönig dem Kriegsschauplatz im Westen seines Reiches immer noch fernblieb und das eigentliche Kriegsziel im Vorjahr bereits erreicht wurde, muss als logische Fortsetzung eine Wiedergewinnung des römischen Einflusses über Armenien angenommen werden. Hier scheint es entweder zu einem militärischen Erfolg, oder einer diplomatischen Übereinkunft gekommen zu sein, die als Sieg gewertet wurde.644 Im Juli 284 hielt sich Numerianus, der wahrscheinlich schon zu dieser Zeit ernsthaft erkrankt war, in Antiochia auf. Von dort aus trat er mit den römischen Kerntruppen den Rückweg nach Kleinasien an und erlag schließlich Mitte November in der Nähe von Chalcedon seiner Krankheit. Die versammelten Truppenführer entschieden sich gegen den rechtmäßigen Herrscher Carinus und wählten aus ihrer Mitte Diokletian zum neuen Kaiser. Dieser nutzte die Gelegenheit, seinen Rivalen, den Prätorianerpräfekten und Schwiegervater des Numerianus, Aper, aus dem Weg zu räumen, indem er ihn öffentlich für den Tod des jungen Kaisers verantwortlich machte.645 In der Zwischenzeit regierte Carinus erfolgreiche den Westen des Reiches. Nachdem er in Gallien und am Rhein die ins Reich eingefallenen Germanen besiegen konnte und dafür zum Augustus erhoben wurde, heiratete er im Juli 283 in Mediolanum Magnia Urbica, welcher er den Rang einer Augusta verlieh. Während des Nemesianus (Nem. cyn. 71–75), des Kaisers Julian (Iul. or. 1, 17d–18a), des Sidonius Apollinaris (Sidon. carm. 23, 91–96) und des Synesios von Kyrene (Synes. reg. 16) hervorzuheben sind, die teilweise auch belegen, welches Ansehen dieser Erfolg des Carus noch in späterer Zeit genoss. 643 Was nicht zuletzt den von Ammian geschilderten ungünstigen klimatischen Bedingungen im südlichen Mesopotamien geschuldet war (Amm. 24, 8, 2–3). 644 Gegen eine Niederlage des Numerianus sprechen allein schon die diskutierten persischen Felsreliefs Wahrāms II. von Naqš-i Rustam. 645 Aper trug entgegen sämtlichen historiographischen Quellen vermutlich keine Verantwortung am Tod des Numerianus; die Schuld Apers wird unter anderen vertreten von: Bianchi, Studi sull’imperatore, S. 21–28; Meloni, Il regno di Caro, S. 124; Halfmann, Itinera principum, S. 242; Demandt, Spätantike, S. 58; Hedlund, Coinage and Authority, S. 116.

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4 Ereignisgeschichtlicher Überblick

dieses Aufenthalts erreichte ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters, worauf er die Proklamation seines jüngeren Bruder durch die Truppen in Mesopotamien bestätigte, indem er in Ticinum Münzen für Numerianus als Augustus prägen ließ. Von August bis September 283 besuchte Carinus das caput mundi Rom, um dann im Oktober nach Pannonien aufzubrechen, da die dortige Grenze von den germanischen Quaden bedroht wurde. Wie das Medaillon aus der Münzstätte Siscia mit der Legende TRIVNFV QVADOR belegt, konnten die Quaden nach kurzen Kämpfen besiegt werden (Gnecchi II, S. 121, Nr. 11).646 Wie aus dem Siegerbeinamen Britannicus Maximus für Carinus und Numerianus zu folgern ist, muss es im Frühjahr 284 auch zu einer Auseinandersetzung in Britannien gekommen sein. Im Juni 284 wurde der Sohn des Carinus und der Magnia Urbica geboren, der jedoch schon kurz darauf verstarb. Wie die sehr umfangreiche Münz- und Medaillonprägung der Münzstätte Siscia belegt, muss sich Carinus bis zum Herbst 284 in den illyrischen Provinzen aufgehalten haben, da dort oder noch wahrscheinlicher in Thrakien eine Zusammenkunft der beiden Augusti geplant war. Erst als Carinus die Nachricht vom Tod seines Bruders und der Usurpation Diokletians erreichte, reiste er umgehend nach Gallien und an den Rhein, um dort weitere Truppen für die bevorstehende Auseinandersetzung mit seinem Kontrahenten zu mobilisieren. Um sein Kaisertum zu erhöhen und abzusichern, ließ Carinus – nach der Konsekration des Carus im Herbst 283 – nun auch seinen Bruder Numerianus und seinen Sohn Nigrinianus deifizieren. Die Abwesenheit des Kaisers nutzte dessen praefectus praetorio, Sabinus Iulianus, der in Pannonien als Rückendeckung gegen Diokletian zurückgelassen wurde, um sich von seinen Truppen zum Kaiser ausrufen zu lassen. Nachdem er die Münzstätte Siscia besetzt hatte, zog er im Frühjahr 285 nach Italien. Dort rückte ihm von Norden her Carinus entgegen, woraufhin Sabinus Iulianus bei Verona besiegt wurde und dabei sein Leben verlor. Carinus nahm daraufhin die Münzstätte Siscia wieder in seinen Besitz und eröffnete im Sommer 285 die Offensive gegen Diokletian, der zwischenzeitlich mit dem aus Persien zurückgekehrten Heer in Mösien stand.647 Hier scheint es zu einer Reihe von Gefechten gekommen zu sein, bei denen die Soldaten des Carinus die Oberhand behielten, und auch aus der Entscheidungsschlacht im Spätsommer 285 am Margus ging Carinus als Sieger hervor. Doch da vermutlich die in seinem Heer befindlichen Truppen, die zuvor auf der Seite des Sabinus Iulianus standen, eine nachträgliche Bestrafung durch ihren Kaiser befürchteten, und vermutlich Diokletian einen Teil des Offizierscorps seines Gegners einschließlich des Prätorianerpräfekten Claudius Aurelius Aristobulus auf seine Seite gezogen hatte, wurde Carinus unmittelbar nach der Schlacht von Offizieren aus seiner nächsten Umgebung ermordet. Wie dieser ereignisgeschichtliche Überblick aufgezeigt hat, dürfen Carus und seine Söhne als typische Soldatenkaiser des dritten Jahrhunderts in der Nachfolge eines Aurelian oder Probus gelten. Die kurze Herrschaftszeit des Carus war vor al646 Wie bereits erwähnt, wird in der Forschungsliteratur häufig dieser Krieg mir dem Sarmatenkrieg des Carus verwechselt, siehe Kapitel 4.3. 647 Zur letzten Münzemission der Münzstätte Siscia für Carinus im Frühjahr 285 vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 168; Estiot, Médaillon inédit, S. 411, siehe Kapitel 4.8.

4.10 Ereignisgeschichtliche Zusammenfassung

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lem von der Schnelligkeit und Zielstrebigkeit geprägt, mit der umgehend sämtliche Maßnahmen dieses Herrschers umgesetzt oder beinahe im wortwörtlichen Sinn in Angriff genommen wurden. Sofort nach seiner Kaiserproklamation erfolgte eine Herrschaftsteilung durch die Erhebung des Carinus zum Caesar, dem der Westen des Reiches anvertraut wurde. Ohne Aufschub wurden an der Donau noch vor Anbruch des Winters die Sarmaten befriedet und danach reiste der Kaiser sogleich in den Osten weiter, um dort den Feldzug gegen die Sāsāniden erfolgreich durchzuführen. Auch im Westen des Reiches bewies Carinus Energie und Tatkraft. Nach mindestens zwei siegreichen Kriegen gegen die Germanen an Rhein und Donau gelang es ihm, mit seinen Truppen nacheinander die beiden Usurpatoren Sabinus Iulianus und Diokletian im Kampf zu besiegen.648 Dass die Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus auch von Innovationen und einer Reihe innenpolitischer Maßnahmen geprägt war, die zu Recht als ‚Vorläufer der Tetrarchie‘ gelten müssen, soll nun im zweiten Teil dieser Arbeit dargelegt werden.

648 Sogar die literarischen Quellen, die Carinus alles andere als wohlgesonnen sind, zollen dem Kaiser für sein energisches und tatkräftiges Handeln ihre Anerkennung (HA Car. 18, 2; Oros. 7, 25, 1).

5 VERGLEICH DER REGIERUNGSJAHRE VON 282–285 MIT DER TETRARCHIE DIOKLETIANS 5.1 DAS PRINZIP DER HERRSCHAFTSTEILUNG Die Regierungszeit Diokletians ist so sehr mit dem Begriff der ‚Tetrarchie‘ verbunden, dass man diese Epoche allgemein als die Zeit der Tetrarchie bezeichnet. Wie allein schon die Verwendung des Begriffs ‚Tetrarchie‘ als Epochenbezeichnung dokumentiert, war die Aufteilung der Herrschaft unter zwei Augusti und zwei Caesares eines der signifikantesten Merkmale der Herrschaft Diokletians. Bald schon nach der Beseitigung des Carinus und der Übernahme der Alleinherrschaft, scheint Diokletian in Anbetracht der anstehenden politischen und militärischen Herausforderungen die Notwendigkeit einer Herrschaftsteilung erkannt zu haben. Die Schlacht am Margus wurde – wie bereits dargelegt – höchst wahrscheinlich im Spätsommer 285 geschlagen und bereits im Herbst erfolgte die Erhebung Maximians zum Caesar und im Dezember zum Augustus.1 Während Maximian, dem als territorialer Zuständigkeitsbereich die westliche Reichshälfte übertragen wurde, den Krieg gegen die Bagauden in Gallien aufnahm, kehrte Diokletian in den Osten zurück.2 Die Usurpation des Carausius (287–293) in Britannien machte einige Jahre später die Erweiterung des Herrscherkollegiums notwendig.3 Die Wahl fiel auf den militärisch erfahrenen Constantius I. Chlorus, der zum Caesar berufen wurde.4 Für den anstehenden Krieg gegen die Sāsāniden wurde kurze Zeit später Galerius zum zweiten Caesar erhoben. Um die Beziehung zwischen den Caesares 1

2 3 4

Zur Datierung der Schlacht am Margus siehe Kapitel 4.9; zur Herrschaftsbeteiligung Maximians vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 30–35; umstritten ist der genaue zeitliche Ablauf der Erhebung Maximians zum Caesar und zum Augustus, vgl. beispielsweise Chastagnol, Les années régnales, S. 55–57; Williams, Roman Recovery, S. 43–45; Kolb, Diocletian, S. 22–26; S. 35–37; S. 44–67; Demandt, Spätantike, S. 58–59; Barnes, Emperors, S. 537–539; Kienast, Kaisertabelle, S. 272; Brandt, Kaiserzeit, S. 20; Leadbetter, Patrimonium indivisum, S. 218–220; Rémy, Dioclétien, S. 19; König, Kaiserzeit, S. 204–205; Rees, Diocletian, S. 6; Bowman, Diocletian, S. 69–70. Barnes, New Empire, S. 4, gibt den Juli 285 für die Caesar-Erhebung an, was aber unwahrscheinlich ist, da die Schlacht am Margus erst im Spätsommer geschlagen wurde, vgl. auch Kuhoff, Diokletian, S. 33, Anm. 57. Zur Erhebung der Bagauden siehe Kapitel 4.9, vgl. auch Kolb, Diocletian, S. 42–44; Williams, Roman Recovery, S. 45–46; Kuhoff, Diokletian, S. 36–39; Bowman, Diocletian, S. 70. Zu Carausius vgl. PLRE I, S. 180–181; Williams, Roman Recovery, S. 50–56; Casey, Carausius and Allectus, bes. S. 29–35; Kienast, Kaisertabelle, S. 278–279; Rees, Diocletian, S. 81– 83; Williams, Carausius; Birley, Britain, 53–54. König, Berufung, S. 569–576, vermutet sogar, Maximian habe Constantius I. Chlorus im Alleingang ernannt, vgl. jedoch Kolb, Diocletian, S. 77–80; Kuhoff, Diokletian, S. 126–127 mit Anm. 350; dass die Erhebung des Constantius I. Chlorus im Zusammenhang mit der Usurpation des Carausius stand, belegt das rasche Vorgehen des Constantius I. Chlorus gegen die Stadt Gesoriacum, vgl. Paneg. Lat. 8 (4), 6, 1; Rodgers, In Praise of, S. 118; Kuhoff, Diokletian, S. 126 mit Anm. 351.

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5 Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians

und den beiden Augusti zu verfestigen, vermählte Maximian seinen Caesar Constantius I. Chlorus mit seiner Stieftochter Theodora und adoptierte ihn zusätzlich. Diokletian seinerseits adoptierte Galerius und gab ihm seine Tochter Valeria zur Frau.5 Orosius beschreibt das System der Tetrarchie als einen bis dahin ungekannten Zustand, in dem die vier Herrscher in Eintracht und auf das Gemeinwohl bedacht die Macht gemeinsam ausübten: res praeterea humano generi hucusque incognita: multorum simul regum patiens consortium et magna concordia potestasque communis, alias numquam, nunc in commune prospiciens (Oros. 7, 26, 6). Doch so einzigartig wie dies hier Orosius darstellt, war das Prinzip eines Mehrherrschersystems keineswegs. Die Aufteilung der Herrschaft und die Übertragung von Regierungsaufgaben an Söhne oder Verwandte war bekanntermaßen keine Erfindung Diokletians. Als ein Musterbeispiel aus der sogenannten Hohen Kaiserzeit gilt die gemeinsame Regierungszeit des Marcus Aurelius (161–180) und Lucius Verus (161–169), die oft als Vorbild für die Dyarchie Diokletians reklamiert wird.6 Die Krise des dritten Jahrhunderts war vor allem eine Krise des institutionell instabilen Kaisertums.7 Die neu erwachsenen Bedrohungen im dritten Jahrhunderts durch die Germanen an Rhein und Donau, die Sāsāniden im Orient und die Wüstenstämme Nordafrikas ließen das Bedürfnis der an den Grenzen stehenden Heere und der Bewohner der betroffenen Provinzen nach Kaisernähe immer dringlicher werden.8 Denn durch sein Herrschercharisma war die Gegenwart des Kaisers gleichbedeutend mit Sicherheit, Wohlstand und Sieghaftigkeit.9 War der Kaiser fern, so erhoben die Heere an den Grenzen oder in Ausnahmefällen sogar die Provinzbewohner ganz einfach ihre eigenen Kaiser, woraus die unablässige Folge von Usurpationen ab der Mitte des dritten Jahrhunderts resultierte.10 Da der Kaiser nicht an allen gefährdeten Grenzen gleichzeitig anwesend sein konnte, und die Ernennung eines mit weitreichenden Kompetenzen ausgestatteten regionalen Stellvertreters häufig und beinahe mit zwangsläufiger Konsequenz eine Usurpation desselben zur Folge hatte,11 war die Kompetenzaufteilung unter mehreren Mitherrschern eine notwenige Maßnahme zur Sicherung der Herrschaft. Im dritten Jahrhundert gab es mehrere Ansätze zur Dynastienbildung 5 6 7 8 9 10 11

Zu Theodora vgl. PLRE I, S. 895, Nr. 1; Kienast, Kaisertabelle, S. 275; S. 281; zu Valeria vgl. PLRE I, S. 937; Kienast, Kaisertabelle, S. 286–287; zur Ernennung der Caesares und ihrem Verhältnis zu den Augusti vgl. Kolb, Diocletian, S. 68–87; Kuhoff, Diokletian, S. 107–135. Diese Ansicht wird vor allem von Kolb, Diocletian, S. 47; ders., Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 39; ders., Herrscherideologie, S. 29, nachhaltig vertreten, vgl. auch Kuhoff, Diokletian, S. 29; Johne, Kaisertum, S. 605; Kuhoff, Diokletian-Forschung, S. 18. Vgl. Sommer, Soldatenkaiser, S. 126–127; Eck, Krise oder Nichtkrise, S. 23–43; Liebeschuetz, Was there a Crisis, S. 11–20; Johne/Hartmann, Krise und Transformation, S. 1046–1047. Zum Begriff ‚Kaisernähe‘ siehe S. 99, Anm. 223. Zur ‚Sieghaftigkeit‘ vgl. bes. Gehrke, Der siegreiche König, S. 247–277; zur Definition des Begriffs ‚Charisma‘ vgl. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 140–148; Lendon, The Legitimacy, S. 53–63. Vgl. beispielsweise Hartmann, Herrscherwechsel, S. 155–175; Johne, Kaisertum, S. 594–595. Zwei Beispiele unter vielen sind hierfür die Herrschaftsübernahme des Carus (Kapitel 4.1) oder die Usurpation des Saturninus (Kapitel 4.8), vgl. auch Hartmann, Herrscherwechsel, S. 136– 140.

5.1 Das Prinzip der Herrschaftsteilung

187

und zur Regierungsbeteiligung von Familienmitgliedern.12 So erhob Valerian I. (253–260) schon bald nach seiner Machtübernahme seinen Sohn Gallienus (253– 268) zum Caesar und kurz darauf zum Augustus. Im Jahr 256 wurde der ältere Sohn des Gallienus, Valerian II., und nach dessen Tod im Jahr 258 sein jüngerer Bruder Saloninus, zu Caesares ernannt.13 Zwar wurde Saloninus, der nach der Gefangennahme Valerians I. durch Šāpūr I. den Augustus-Titel erhielt, kurze Zeit später von Postumus hingerichtet, doch lässt sich hier für eine gewisse Zeit eine Herrschaftsteilung feststellen, wie sie später auch unter Carus und seinen Söhne zu beobachten ist.14 Letztlich könnte sogar die zeitweilige Tolerierung des ‚Gallischen Sonderreiches‘ und des ‚palmyrenischen Teilreichs‘ durch Gallienus und Claudius II. Gothicus (268–270) im weiteren Sinne auch als eine besondere Form der Herrschaftsteilung zur Abwehr der äußeren Feinde betrachtet werden, die sich zumindest für eine gewisse Zeit tatsächlich bewährt hatte.15 Anzeichen für eine regelrechte Aufteilung der Herrschaft sind in der Zeit nach der Ermordung des Gallienus nur sehr bedingt zu erkennen. Keiner der regierenden Herrscher in der Zeit zwischen 268 und 282 erhob einen weiteren Kaiser zum Mitregenten, wobei im Falle des Tacitus und Florianus hierfür möglicherweise auch deren jeweils nur sehr kurze Regierungszeit verantwortlich gemacht werden kann. Doch scheint die Notwendigkeit, Verantwortung zu delegieren, dennoch erkannt worden zu sein. Nach der Rückeroberung des ‚palmyrenischen Teilreichs‘ übertrug Aurelian den Schutz der Ostprovinzen dem Präfekten der Provinz Mesopotamia, Aurelius Marcellinus, dem umfangreiche Vollmachten übertragen wurden.16 Für die zivilen Belange scheint Aurelian im Osten den über eine ritterliche Laufbahn zum Konsulat aufgestiegenen Virius Lupus mit dem Titel iudex sacrarum cognitionum per Orientem zum Stellvertreter eingesetzt zu haben.17 Es ist durchaus auffällig, dass der vorsichtige Aurelian militärische Befugnisse und zivile Kompetenzen 12 13 14

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Vgl. Hartmann, Herrscherwechsel, S. 68–74; S. 185–188 Johne, Kaisertum, S. 604–608. Zu Valerian II. vgl. PIR² L, Nr. 184; Kienast, Kaisertabelle, S. 220–221; zu Saloninus vgl. PIR² L, Nr. 183; Kienast, Kaisertabelle, S. 221–222, sowie zu beiden Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 38–39; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 228 mit Anm. 36–37. Zur Herrschaftsteilung innerhalb der Familie Valerians I. vgl. Kuhoff, Herrschertum, S. 11; S. 21–22; Blois, The Policy, S. 1; S. 23; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 69; Kienast, Kaisertabelle, S. 214–222; Klein, Vier Kaiserinnen, S. 181; Sommer, Soldatenkaiser, S. 46; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 227; S. 230–231; S. 239–240; S. 244; Johne, Kaisertum, S. 604–606. Vgl. Hartmann, Teilreich 2, S. 376–377; Johne/Gerhardt, Transformation, S. 1044–1045; zum sog. ‚Palmyrenischen Teilreich‘ vgl. Hartmann, Teilreich 1, bes. S. 162–394, sowie Jacob, Aurelians Reformen, S. 59–62; Sommer, Steppengrenze, S. 159–170; Hartmann, Teilreich 2, S. 376–378; und zum ‚Gallischen Sonderreich‘ vgl. König, Die gallischen Usurpatoren; Drinkwater, The Gallic Empire; Biffi, Per una rilettura 1, S. 17–71; ders., Per una rilettura 2, S. 3–74; Urban, Gallia rebellis, S. 88–94; Eck, Köln, S. 565–585; Luther, Das gallische Sonderreich, S. 329–331. Wie Hartmann, Teilreich 1, S. 393, und ders., Teilreich 2, S. 372, vermutet, könnte Marcellinus wie zuvor Iulius Priscus, der Bruder Philippus I. Arabs, den Titel rector Orientis erhalten haben; zu Marcellinus siehe auch S. 92 mit Anm. 187. Zu Virius Lupus vgl. PLRE I, S. 522, Nr. 5; Pflaum, La Fortification, S. 326–329; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 318, Nr. 94; Sp. 333, Nr. 51; Christol, Essai sur l’évolution, S. 115; S. 133; S. 263–270, Nr. 62; Peachin, Iudex vice Caesaris, S. 127–129, Nr. 11; Watson, Aurelian,

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hier voneinander getrennt hat, was wiederum auf die Tetrarchie Diokletians verweist, in der die Trennung von militärischer und ziviler Gewalt weiter ausgebaut wurde. Tacitus ernannte seinen Halbbruder Florianus zum praefectus praetorio und übertrug ihm zum Teil die Kriegsführung gegen die in Kleinasien eingefallenen Germanen (Zos. 1, 63, 1; Zon. 12, 28).18 Ferner könnten zwei weitere Personalentscheidungen darauf hinweisen, dass Tacitus die Notwendigkeit einer Aufteilung der Herrschaft durchaus erkannte: nämlich die Berufung seines Verwandten Maximinus zum Statthalter einer der syrischen Provinzen (Zos. 1, 63, 2; Ioh. Ant. 184; Cedr. 463, 7–10; Zon. 12, 28) und die – vielleicht ebenfalls durch Tacitus erfolgte – Ernennung des Probus zum totius orientis dux (HA Prob. 7, 2–4).19 Der militärische Titel dux könnte darauf hinweisen, dass Probus dieselbe Position übertragen wurde, die zuvor Aurelius Marcellinus innehatte, dem Aurelian den militärischen Schutz der Ostgrenze anvertraute.20 Tacitus verließ sich also bei der Absicherung seiner Herrschaft auf Verwandte und bewährte Militärs. Die gleichzeitige Bedrohung durch die Goten an der Donau und in Kleinasien sowie der Franken und Alamannen in Gallien bei einer fortwährenden latenten Gefährdung der Ostgrenze durch die Sāsāniden machte eine Übertragung von Regierungsaufgaben dringend erforderlich. Es bleibt offen, ob Florianus im Laufe der Zeit nicht möglicherweise von Tacitus zum Mitherrscher ernannt worden wäre. Für Probus sind Anzeichen für eine Übertragung von Herrschaftsaufgaben noch weit spärlicher. Probus war fast immer selbst an den militärischen Brennpunkten präsent. Nur lokal begrenzte Konflikte wie die Auseinandersetzungen mit den Baquaten, den Räubern in Pisidien und den Blemmyern in Ägypten oder die Niederschlagung der Usurpationen überließ er seinen Heerführern.21 Ausnahmen hier-

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S. 164–165; Hartmann, Teilreich 1, S. 192, Anm. 109; S. 393; Kreucher, Kaiser Probus, S. 199; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1068, PU 24; S. 1100, Arab. 9; S. 1180, Syr. Coel. 11. Die literarischen Quellen geben Florianus als Bruder des Tacitus aus (Aur. Vict. Caes. 36, 2; HA Tac. 5, 2; 9, 6; 13, 6; 14, 1; 14, 4–5; Pol. Silv. 522, 51). Doch ergibt sich hier das Problem eines unterschiedlichen Gentilnamens, denn mit vollem Namen hieß der angebliche Bruder des Marcus Claudius Tacitus nämlich: Marcus Annius Florianus. Somit kann also Florianus höchstens ein Halbbruder mütterlicherseits des Tacitus gewesen sein, wie auch die Historia Augusta einräumt (HA Tac. 17, 4); für Halbbrüder plädierten: Vitucci, L’imperatore, S. 24; Cizek, La succession, S. 120; ders., Aurélien, S. 214–217; Sauer, Florianus, S. 175–176; Kreucher, Kaiser Probus, S. 122; Johne, Senatskaiser, S. 392; Zweifel äußerte Hartmann, Herrscherwechsel, S. 71–72; S. 188, siehe auch Kapitel 5.9. Zu Maximinus vgl. PIR² M, Nr. 391; PLRE I, S. 576, Nr. 1; Vitucci, L’imperatore, S. 23–25; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 316, Nr. 85; Sauer, Florianus, S. 177–178; Kreucher, Kaiser Probus, S. 119–120; S. 207; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1180, Syr. Coel. 12; Johne, Senatskaiser, S. 392. Diese Angabe in der Historia Augusta ist umstritten; befürwortet wird der Rang eines totius orientis dux von: Vitucci, L’imperatore, S. 15–17; S. 24; Sauer, Florianus, S. 181–182, Kuhoff, Diokletian, S. 413–414; S. 430. Kreucher, Kaiser Probus, S. 101–102; ders., Probus und Carus, S. 399, hält alternativ eine Statthalterschaft in einer der syrischen Provinzen für wahrscheinlich, während Strobel, Rez. Kreucher, S. 635, an ein regional beschränktes militärisches Kommando denkt. Syme, Emperors, S. 208, geht allgemein von einem hohen Amt aus. Vgl. die Übersicht bei Kreucher, Probus und Carus, S. 402–412, mit den entsprechenden Belegstellen und weiteren Literaturangaben.

5.1 Das Prinzip der Herrschaftsteilung

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von bildeten die Einsetzung des mit besonderen militärischen und zivilen Vollmachten ausgestatteten Saturninus im Osten (Hier. chron. 224c; HA quatt. tyr. 7, 2; Zos. 1, 66, 1; Iord. Rom. 293; Synk. 471, 11–13), der dort vielleicht die Nachfolge des Probus als dux orientis antrat, und das eigenständige militärische Kommando des praefectus praetorio Carus in den Provinzen Raetia und Noricum (Zos. 1, 71, 4–5 = Ioh. Ant. 187).22 Für ein umfangreiches Militärkommando des Saturninus im Osten sprechen die teilweise anachronistischen militärischen Titel mit denen Saturninus in den Quellen bedacht wird: magister exercitus (Hier. chron. 224c), dux limitis orientalis (HA quatt. tyr. 7, 2), magister militum (Iord. Rom. 293) oder στρατοπεδάρχης (Synk. 471, 11).23 Zu den Aufgaben des Saturninus gehörte vielleicht auch der Wiederaufbau der Stadt Antiochia nach den Zerstörungen durch die Sāsāniden (Iord. Rom. 293). In diesen Zusammenhang gehören wohl die von Malalas berichteten Baumaßnahmen in Antiochia zur Zeit des Probus (Ioh. Mal. 12, 33), was von anderen literarischen Quellen, die behaupten, Saturninus hätte die Stadt neu errichten wollen, bestätigt wird (Hier chron. 224c; Synk. 471, 11–13).24 Saturninus nutzte seine Position prompt für eine Usurpation aus und scheint auf eine Anerkennung als Mitherrscher gehofft zu haben, wie die Münzen aus Antiochia, deren Legende nachträglich von AVG zu AVGG erweitert wurde (RIC V 2, S. 119, Nr. 919), vermuten lassen.25 Doch es existieren keinerlei Anzeichen dafür, dass Probus gewillt gewesen wäre, Saturninus als kollegialen Mitherrscher zu akzeptieren. Das war auch nicht notwendig, da Saturninus schon nach kurzer Zeit von seinen eigenen Truppen, die womöglich eine Bestrafung durch Probus fürchteten oder ihrem rechtmäßigen Herrscher loyal geblieben waren, in Apamea erschlagen wurde (Hier chron. 224c; Iord. Rom. 293; Synk. 471, 11–13). Zum Verhängnis wurde Probus schließlich die Übertragung eines besonderen militärischen Kommandos an seinen Prätorianerpräfekten Carus.26 Die bescheidenen Ansätze, die unter Probus zur Übertragung von Herrschaftsaufgaben zu finden sind, führten nach dem Muster des dritten Jahrhunderts zu einer Rebellion des jeweiligen Amtsträgers und dürfen alle als gescheitert gelten, da Probus nicht bereit war, einen Mitherrscher zu akzeptieren und die Herrschaft zu teilen. 22 23

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Zum Aufenthalt des Carus in Rätien und Noricum siehe Kapitel 4.1. Nach Zosimos (Zos. 1, 66, 1) leitete Saturninus eine der syrischen Provinzen, vgl. PIR² I, Nr. 546; PLRE I, S. 808, Nr. 12; Dannhäuser, Untersuchungen, S. 66; Christol, Essai sur l’évolution, S. 203. Barnes, Some Persons, S. 171–172, und Kreucher, Probus und Carus, S. 412, denken alternativ auch an ein militärisches Sonderkommando; nach Kreucher, Kaiser Probus, S. 174, ist allerdings kein endgültiges Urteil möglich, geht aber von der „Verfügungsgewalt über größere Truppenkontingente“ aus. Vgl. Downey, History of Antioch, S. 270–271; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 118; Kreucher, Kaiser Probus, S. 174; ders., Probus und Carus, S. 412–413 mit Anm. 126. Vgl. Hartmann, Herrscherwechsel, S. 118–119; Estiot, Le tyran, S. 230–232; Kreucher, Kaiser Probus, S. 176; ders., Probus und Carus, S. 413; zur Usurpation des Saturninus vgl. auch Dannhäuser, Untersuchungen, S. 65–67; Crees, The Reign, S. 113–116; Stein, Saturninus, Sp. 213– 215; Vitucci, L’imperatore, S. 58–62; Pond, Inscriptional Evidence, S. 71; Christol, Essai sur l’évolution, S. 203; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 134–135; Estiot, Le tyran, S. 209–241; Kreucher, Kaiser Probus, S. 172–175; ders., Probus und Carus, S. 412–413. Zur Kaisererhebung des Carus siehe Kapitel 4.1.

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Carus hatte gegenüber seinen Vorgängern den überaus großen Vorteil, zwei Söhne im Erwachsenenalter vorweisen zu können. Eine Herrschaftsbeteiligung seiner Söhne Carinus und Numerianus nach dem Vorbild Valerians I. war deshalb mehr als naheliegend.27 Die historiographischen Quellen berichten hierzu nur lapidar, dass Carus seine Söhne schon bald nach seiner Herrschaftsübernahme zu Caesares erhoben habe (Aur. Vict. Caes. 38, 1; Eutr. 9, 18, 1; Epit. de Caes. 38, 2; HA Car. 7, 1).28 Allerspätestens nach dem Tod des Carus müssen beide Söhne in den Rang von Augusti aufgestiegen sein, was in den literarischen Quellen offenbar vorausgesetzt aber nirgendwo explizit erwähnt wird. Orosius schreibt überhaupt nur, dass Carus seine Söhne an der Herrschaft beteiligt habe: Qui cum filios suos Carinum et Numerianum consortes regni effecisset (Oros. 7, 24, 4). Ohne hierzu weitere Details anzugeben, wird ansonsten lediglich die gemeinsame Herrschaft des Carus und seiner Söhne genannt (Hier. chron. 224e; Cassiod. chron. 149, 1005; Iord. Rom. 294; Chron. pasch. 509, 14–15; Synk. 471, 14–15; Sym. 104, 85 = Leo 81, 6; Cedr. 464, 6). Wie es bei Zonaras anachronistisch und relativ ungenau heißt, habe Carus sowohl Carinus als auch Numerianus mit dem kaiserlichen Diadem gekrönt: ἐταινίωσε βασιλικῷ διαδήματι (Zon. 12, 30). Sofern man der falschen Angaben bei Malalas, der auch das Alter der beiden Caesares verwechselt,29 und Georgios Monachos Glauben schenken wollte, gab es gar keine Aufteilung der Herrschaft, sondern die drei Augusti folgten einander einfach der Reihe nach auf den Thron (Ioh. Mal. 12, 34–36; GMon. 476, 19–477, 7). Nur in der Historia Augusta findet sich die vollkommen richtige Aussage, dass zuerst Carinus und erst später Numerianus zum Caesar erhoben wurde: Carinus maior aetate fuerit, prior etiam Caesar quam sit nuncupatus (HA Car. 10, 1).30 Denn wie bereits im ereignisgeschichtlichen Teil aufgezeigt werden konnte, ernannte Carus seinen älteren Sohn Carinus, der damals wohl im Alter von Mitte Dreißig war,31 schon im Oktober 282 in Mediolanum zum Caesar.32 27

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Zum Vorbild Valerians I. für Carus vgl. Sickle, Particularism, S. 356; Meloni, Il regno di Caro, S. 72; Polverini, Da Aureliano, S. 1030; Gallazzi, Annotazioni, S. 249; Carus wird sich jedoch an sämtlichen Herrschern orientiert haben, die ihre Söhne an der Herrschaft beteiligten; die Beispiele reichen von Marcus Aurelius (161–180) bis Trebonianus Gallus (251–253); hervorzuheben sind außer der gemeinsamen Herrschaft Valerians I. und des Gallienus, das Herrscherkollegium des Septimius Severus und seiner Söhne Caracalla und Geta (vgl. Kienast, Kaisertabelle, S. 156–159; S. 162–167; Spielvogel, Septimius Severus, S. 114–116) sowie Philippus I. Arabs und Philippus II. (vgl. Kienast, Kaisertabelle, S. 198–200; Körner, Philippus Arabs, S. 42–43), vgl. auch Dmitriev, Good Emperors, S. 217. Zur Gegenüberstellung dieser Quellen, die hier wahrscheinlich der ‚Enmannschen Kaisergeschichte‘ folgen, vgl. Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 345. Zum Alter des Carinus und Numerianus siehe Kapitel 4.2. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 70–71 mit Anm. 42. Zum Alter der Carinus siehe Kapitel 4.2. Vgl. dazu Elmer, Feldzug, S. 20; Jones, Date, S. 338; Kramer/Jones, Tribunicia Potestate, S. 82–83; Barbieri, La politica amministrativa, S. 524; Meloni, Il regno di Caro, S. 70–75; Pink, Aufbau Carus, S. 12; S. 59; Pond, Inscriptional Evidence, S. 145–146; Polverini, Da Aureliano, S. 1029–1030; Gallazzi, Annotazioni, S. 248–249; Chastagnol, Trois études, S. 86; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 49; Kuhoff, Felicior Augusto, S. 115–117; Kienast, Kaisertabelle, S. 261; Christol, Dieux et princes, S. 63–64; Woods, Empress Fausta, S. 81; Pa-

5.1 Das Prinzip der Herrschaftsteilung

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Die Proklamation des Carinus zum nobilissimus Caesar und princeps iuventutis wird belegt durch die Münzemissionen, die zur Feier dieses Ereignisses als Donativ ausgegeben wurden.33 Von besonderem Interesse sind hier zunächst die aurei, die noch im Oktober 282 in Ticinum geprägt wurden, und auf deren Avers Carus mit der Legende IMP C M AVR CARVS P F AVG erscheint, während die Reverslegende den neuernannten Caesar, der dort ebenfalls abgebildet ist, als KARINVS NOBIL CAES tituliert (RIC V 2, S. 152, Nr. 133).34 Ähnlich Stücke wurden auch in Lugdunum nach der Ankunft des Carinus gemünzt. Der Avers zeigt hier ebenfalls die Büste des Carus mit der Legende IMP C M AVR KARVS AVG, und auf dem Revers wird Carinus als nobilissimus Caesar geehrt (RIC V 2, S. 152, Nr. 134) (Abb. 9).35 Beim Einzug des Carus in Siscia im November 282 wurden dort unter anderem Medaillons mit der Averslegende IMP CARO AVG ET CARINO N CAES ausgegeben (Gnecchi II, S. 121, Nr. 1).36 Die Abbildung auf dem Avers zeigt die Büsten von Vater und Sohn im Profil einander zugekehrt, und der Revers trägt die Legende SAECVLI FELICITAS, womit das neue glückliche Zeitalter gepriesen werden soll, und zeigt vier spielende Knaben als Personifikationen der vier Jahreszeiten. Wie darüber hinaus auffällt, fehlen diese bemerkenswerten Stücke, auf denen Carus und Carinus gemeinsam erscheinen und die so nachdrücklich die concordia zwischen dem Augustus und seinem Caesar betonen, in den Münzstätten Rom, Antiochia und Cyzicus, in denen zur fraglichen Zeit keiner der beiden Herrscher persönlich präsent war.37 Der neuernannte nobilissimus Caesar Carinus wurde selbstverständlich auch durch Inschriften geehrt, auf denen er allein oder mit dem Augustus Carus gemeinsam genannt wird, weshalb diese zumindest teilweise noch vor der Herrschaftsbeteiligung des Numerianus entstanden sein könnten. Mit einiger Sicherheit wird dies auf einen Meilenstein aus der Provinz Asia zutreffen, auf dem die Kaisertitulatur für

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schoud, Commentaire de la Vita Cari S. 381; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 50– 51; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 199–200; S. 202–204; Hedlund, Coinage and Authority, S. 64–65; Kreucher, Probus und Carus, S. 418. Zum Ort siehe Kapitel 4.1. Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89; ders., Aufbau Carus, S. 21; S. 26–28; S. 31–32; S. 42–43; S. 52; S. 55, Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 20–22; S. 29–31; S. 45–48; S. 59–61; Amandry/ Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 58–59; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 209– 211, vgl. auch Amandry, Deux aurei, S. 220–221; zur Titulatur princeps iuventutis vgl. Horster, Emperor’s Family, S. 299–305; Hedlund, Coinage and Authority, S. 186–190. Die Stücke werden im RIC nur der Münzstätte von Lugdunum zugeordnet, vgl. jedoch Pink, Aufbau Carus, S. 26; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 20, Nr. 1; Pink datiert diese aurei auf Mitte November und Gricourt wohl richtigerweise auf Mitte Oktober 282. Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 21; Bastien, Le monnayage, S. 235; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 59, Nr. 1; zur Datierung vgl. auch Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 50–51. Vgl. Cohen, S. 365, Nr. 8; Pink, Medaillonprägung, S. 555, Nr. 4; ders., Aufbau Carus, S. 42; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46, Nr. 6; Hedlund, Coinage and Authority, S. 186. Nach RIC V 2, S. 153, Nr. 145, wurde in Rom für Carus und Carinus gemeinsam ein Goldquinarius geprägt, der jedoch von Pink, Aufbau Carus, S. 25, und Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 22, Nr. 3, der Münzstätte Ticinum zugeordnet wird, letzterer datiert das Stück auf Mitte Dezember 282, womit ein direkter Zusammenhang mit der Caesar-Erhebung des Carinus dann nicht mehr gegeben wäre.

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Carus weitgehend korrekt wiedergegeben ist, und auf der Carinus als ἐπιφανέστατος Καῖσαρ tituliert wird (Ins. 37).38 Dasselbe dürfte auch für die vier Miliarien des Claudius Longinus, des praeses der Provinz Pontus, gelten, deren Inschriften dieser für Carus und Carinus setzen ließ (Ins. 219–222).39 Auch scheint eine Meilensteininschrift aus Nora (Pula) auf Sardinien, die ebenfalls dem Augustus Carus mit dem nobilissimus Caesar Carinus gewidmet ist, noch vor der Caesar-Erhebung des Numerianus angefertigt worden zu sein (Ins. 226). Ebenso nur Carus und den nobilissimus Caesar beziehungsweise princeps iuventutis nennen zwei Miliarien aus der Provinz Noricum (Ins. 158–159). Nicht mehr eindeutig ist dies bei der Inschrift des praeses Aurelius Nestor aus Philippi (Krenides) in der Provinz Macedonia (Ins. 149) sowie einem weiteren Epigraph aus Neoclaudiopolis (Vezirköprü) in der Provinz Pontus et Bithynia (Ins. 224), die beide den nobilissimus Caesar beziehungsweise den ἐπιφανέστατος Καῖσαρ Carinus als den Sohn des Carus ausweisen.40 Eine ebenfalls aus Sardinien stammende Meilensteininschrift des praeses Marcus Aurelius Vitalis nennt zwar nur Carinus als nobilissimus Caesar (Ins. 228), doch muss zu dieser Zeit Numerianus schon zum Mitherrscher erhoben worden sein, da hier der Statthalter bereits als vir perfectissimus erscheint, während er in einer früheren Inschrift, in der Numerianus schon als Caesar tituliert wird, noch als vir egregius bezeichnet wird (Ins. 227).41 Mit Sicherheit nach der Proklamation des Numerianus zum Caesar datiert die Inschrift aus dem italienischen Luna, denn hier führt Carus die Siegertitulatur Germanicus Maximus, die erst ab dem April 283 bezeugt ist, und die sich auf den Germanensieg des Carinus bezieht (Ins. 131).42 Dasselbe gilt für die nordafrikanische Inschrift aus Thuburbo Maius (Henchir el-Kasba), die Carus und Carinus als pacatores orbis gentium nationumque omnium preist, was sich ebenfalls auf den Sieg über die Germanen und Sarmaten beziehen muss (Ins. 22).43 In der Ehreninschrift des senatorischen praeses Aurelius Valentinianus aus Tarraco (Tarragona) wird der designierte Thronfolger als victoriosissimus princeps iuventutis gefeiert, doch trägt hier Carinus schon den Titel eines Konsuls, weshalb diese Inschrift nach dem 1. Januar 283 entstanden sein muss (Ins. 63).44 Als princeps iuventutis, 38 39 40

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Was der Titulatur nobilissimus Caesar entspricht, vgl. Mitthof, Ehrenprädikate, S. 97–111. Zu Claudius Longinus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 20, vgl. French, Recent Epigraphic Research, S. 71–73; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206–207; Loriot, Les gouverneurs, S. 407; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1171, Pont. 9; Thomasson, Laterculi 2, S. 101, Nr. 27:066. Zu Aurelius Nestor siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 25, vgl. PLRE I, S. 625; Petersen, Governors, S. 49; Aichinger, Reichsbeamten, S. 654, Nr. 52; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 185, Nr. 37; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206; Heil, Ulpius Iulianus, S. 244; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1137, Mac. 5; Thomasson, Laterculi 2, S. 71, Nr. 23:037. Zu Marcus Aurelius Vitalis siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 34, vgl. PIR² A, Nr. 277; PLRE I, S. 971, Nr. 5; Meloni, L’amministrazione, S. 227–229, Nr. 45, Thomasson, Laterculi 1, Sp. 11, Nr. 43; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1176, Sard. 18. Siehe Kapitel 4.4 und 4.7; der früheste Nachweis für die Siegertitulatur Germanicus Maximus ist das Dokument Pap. 2 vom 7. April 283. Zum Bezug auf den Sieg über die Germanen siehe Kapitel 4.4; zur Herrschertitulatur nobilissimus Caesar Augustus siehe weiter unten, vgl. auch Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 465, Nr. 158. Zu Marcus Aurelius Valentinianus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 31, vgl. PIR² A, Nr. 1623; PLRE I, S. 932–933, Nr. 6; Dobó, Verwaltung, S. 102–103, Nr. 76; Alföldy, Fasti Hispanien-

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nobilissimus Caesar oder nur als Caesar erscheint er allein noch auf weiteren Inschriften (Ins. 35; 44; 49; 84–89; 100; 143; 201).45 Da Carus offenbar gleich nach seiner Kaiserproklamation erklärt hat, gegen die Perser ziehen zu wollen (Cont. Dio. 12),46 und nach der Proklamation des Carinus zum Caesar auch sogleich nach Osten aufbrach, war es nur naheliegend, dem neuernannten Thronfolger nach dem Vorbild Valerians I. und des Gallienus den Schutz der westlichen Reichshälfte anzuvertrauen.47 Wie Aurelius Victor berichtet, bedrohten nach dem Tod des Probus die Germanen Gallien, weshalb Carus seinen ältesten Sohn dorthin sandte (Aur. Vict. Caes. 38, 2). Völlig zutreffend ist deshalb die Formulierung bei Eutrop, bei dem es heißt, dass Carus seinen Caesar in Illyrien, Gallien und Italien zurückgelassen habe (Eutr. 9, 19, 1). Die Angabe in der Historia Augusta, wonach Carus seinem Sohn einen genau definierten territorialen Herrschaftsbezirk angewiesen haben soll (HA Car. 16, 2), wirkt hingegen ziemlich anachronistisch, und scheint eher auf die Herrschaftsverhältnisse des vierten, beziehungsweise auf den Anfang des fünften Jahrhunderts zu verweisen. Unrichtig ist außerdem die Behauptung des Orosius, Carus habe Carinus als Caesar in Dalmatien zurückgelassen (Oros. 7, 25, 1), da Carinus nach seiner Erhebung sogleich nach Gallien aufbrach.48 Der schnelle Sieg des Carus über die Sarmaten gab höchst wahrscheinlich den Anlass für die Erweiterung des Herrscherkollegiums und für die Proklamation des Numerianus zum Caesar im Dezember 282 in Siscia.49 Wie zuvor schon für seinen Bruder wurden zur Feier dieses Anlasses und als Donativ in den Münzstätten Sis-

45 46 47

48 49

ses, S. 64–65; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 18, Nr. 42; Sp. 118, Nr. 49; Christol, Essai sur l’évolution, S. 146–147, Nr. 9; Fitz, Verwaltung Pannoniens 3, S. 1047, Nr. 686; Kreucher, Kaiser Probus, S. 204; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1130, Hisp. cit. 7; S. 1160, Pann. inf. 10. Etwas verworren ist die Titulatur auf dem Meilenstein Ins. 100, auf dem er als Carinus Pius princeps iuventutis pater patriae consul proconsul bezeichnet wird; in einer fehlerhaften Inschrift (Ins. 207) werden der Augustus Carinus und der Caesar Numerianus miteinander verwechselt. Siehe dazu und zur Motivation für diesen Perserkrieg Kapitel 4.4. Vgl. Barbieri, La politica amministrativa, S. 524; Meloni, Il regno di Caro, S. 74–75; S. 79; Pond, Inscriptional Evidence, S. 145–146; Polverini, Da Aureliano, S. 1030; Gallazzi, Annotazioni, S. 248–249; Chastagnol, Trois études, S. 86; Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 251; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari S. 381; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 199–200; S. 202–204; Hedlund, Coinage and Authority, S. 64–65; Kreucher, Probus und Carus, S. 418. Siehe dazu Kapitel 4.1 und 4.7; Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 251–252, deutet diese Angabe bei Orosius im wortwörtlichen Sinne als „momentaner Akzent“ auf Dalmatien bzw. auf Illyrien. Zur Erhebung des Numerianus zum Caesar und zum Sarmatenkrieg siehe Kapitel 4.3, vgl. auch Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 220–221; Elmer, Feldzug, S. 20; Jones, Date, S. 338; Kramer/Jones, Tribunicia Potestate, S. 82–83; Barbieri, La politica amministrativa, S. 524; Meloni, Il regno di Caro, S. 65–72; Pink, Aufbau Carus, S. 12; S. 60; Pond, Inscriptional Evidence, S. 146; Gallazzi, Annotazioni, S. 248–249; Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 249; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 49–50; Kuhoff, Felicior Augusto, S. 115–117; Kienast, Kaisertabelle, S. 260; Christol, Dieux et princes, S. 63–64; Brandt, Kaiserzeit, S. 60, Anm. 153; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 18; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 52; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Hedlund, Coinage and Authority, S. 64–65; Kreucher, Probus und Carus, S. 417–418.

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cia, Ticinum, Lugdunum, Cyzicus und Rom sowie nach der Ankunft des Carus ebenfalls in Antiochia und Tripolis für Numerianus Münzen ausgegeben.50 Bei den Stücken, die für den nobilissimus Caesar Numerianus geprägt wurden, überwiegen vor allem die aurei und Antoniniane mit der Legende PRINCIPI IVVENT oder PRINCIPI IVVENTVT (RIC V 2, S. 187, Nr. 352; 356; S. 188–189, Nr. 360–369). Besondere Beachtung verdient das Silbermedaillon aus Siscia mit der Reverslegende ADVENTVS AVGG, auf dessen Avers mit der Legende IMP CARO AVG CARINO ET NVMERIANO CAESS das ganze Herrscherkollegium präsentiert wird (Gnecchi II, S. 123, Nr. 1).51 Die Aversdarstellung illustriert die Münzlegende, denn sie zeigt Carus frontal in der Mitte und zu beiden Seiten flankiert von den Caesares im Profil, die zu ihm gewandt sind. Auch die Abbildung auf dem Revers zeigt sowohl Carus und Numerianus als auch den eigentlich in Gallien weilenden Carinus zu Pferd beim Einritt in die Stadt, geführt von der Siegesgöttin Victoria, während im Hintergrund Soldaten stehen. In der Münzprägung wird zudem die Eintracht des Herrscherhauses beinahe plakativ demonstriert, indem – wie auf dem eben angeführten Medaillon – überaus häufig die für den Plural Augustorum stehende Abbreviatur AVGG oder sogar AVGGG verwendet wird, und dies auch noch vor der Erhebung des Carinus zum Augustus, und obwohl im Herrscherkollegium des Carus niemals drei Augusti gleichzeitig existierten.52 Als ein weiteres Beispiel von vielen seien hier aurei erwähnt, die im Dezember 282 bei der Siegesfeier in Siscia mit der Averslegende IMP M AVR CARINVS NOB C geprägt wurden (RIC V 2, S. 161, Nr. 192).53 Dort trägt Carinus zwar den Titel Imperator, doch hat er nach wie vor den Rang eines nobilissimus Caesar inne. Dieser Plural erscheint außerdem auf den für den neuernannten Caesar ebenfalls in Siscia gemünzten Antoninianen, die mit der Legende VIRTVS AVGG die militärischen Tugenden der Herrscher betonen sollen, und deren Averslegende M AVR NVMERIANVS NOB C den jüngeren Sohn des Carus auch als Caesar ausweist (RIC V 2, S. 189, Nr. 370).54 Die Titulatur Imperator für Carinus scheint übrigens auf eine Hierarchie innerhalb des Herrscherkollegiums hinzuweisen, da diese auf den Münzen aus Siscia für Numerianus noch fehlt. Somit wird also Carinus als der ranghöhere Caesar hervorgehoben.55 50 51 52 53 54 55

Zu diesen Münzemissionen vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 90–91; ders. Aufbau Carus, S. 21– 22; S. 28; S. 32–33; S. 44; S. 53; S. 55; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 22–23; S. 32–34; S. 50– 51; S. 61; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 59–60. Zu diesem Silbermedaillon siehe auch Kapitel 4.3, vgl. Cohen, S. 366, Nr. 1; Pink, Münzstätte Siscia, S. 90; ders., Medaillonprägung, S. 555, Nr. 3; ders., Aufbau Carus, s. 44; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 50, Nr. 3; zum adventus des Kaisers siehe S. 81, Anm. 126. Siehe hierzu auch Kapitel 4.3. Zur Siegesprägung vom Dezember 282 in Siscia vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 90–91; ders., Aufbau Carus, S. 44; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 48, Nr. 1–6; S. 50–51. Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 91; ders., Aufbau Carus, S. 44; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 50. Zum Imperatorentitel auf den Münzen des Carinus und Numerianus vgl. RIC V 2, S. 154; S. 186, und Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 220–221; Pink, Aufbau Carus, S. 43; S. 54; S. 59; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 49, vgl. auch Chastagnol, Trois études, S. 86. Ein bisher unpublizierter aureus trägt die Legende IMP CAESAR M AVR CARINVS (Gorny & Mosch, Auktion 186, 2010, Nr. 2291).

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In Antiochia erhielt einige Zeit später auch Numerianus den Imperatortitel. Die dort und in Tripolis für den jüngeren Caesar geprägten Münzen weisen überwiegend die Legende IMP C M AVR NVMERIANVS NOB C auf (RIC V 2, S. 190–191, Nr. 373–376; 378; 380).56 Auf die nunmehrige Ranggleichheit der beiden Caesares scheint auch der Plural AVGGG in den Prägungen vom März 283 hinzuweisen,57 auf denen Carinus und Numerianus immer noch als NOB C bezeichnet werden (RIC V 2, S. 150, Nr. 125; S. 164, Nr. 205; 208; S. 190, Nr. 373; 375; S. 191, Nr. 378–379). Der Plural Augustorum meint hier also den Augustus Carus und die beiden Caesares Carinus und Numerianus gemeinsam.58 In keinem Fall können diese Münzlegenden als ein Beleg für mehrere gleichzeitig regierende Augusti gesehen werden. In diesem Sinne ist auch das Goldmedaillon mit der Averslegende IMPP CARVS ET CARINVS AVGG vom Dezember 282 aus Siscia zu interpretieren, sofern man dies nicht einem Fehler der Münzstätte zuschreiben möchte (Gnecchi I, S. 11, Nr. 1; RIC V 2, S. 153, Nr. 146) (Abb. 10).59 Die Titulatur Imperator für Carinus ist zu diesem Zeitpunkt zutreffend und mit dem Plural AVGG könnte ebenfalls das Herrscherkollegium des Augustus Carus und des Caesar Carinus gemeint sein. Außer den zahlreichen epigraphischen Belegen für den Caesar Numerianus allein finden sich auch weitere Inschriften, die für Carus und seine beiden Caesares gemeinsam gesetzt wurden und bei denen es sich überwiegend um Miliarien handelt (Ins. 7; 19; 26; 28; 38; 202; 227). Auf einem Meilenstein des praeses Claudius Longinus aus Pontus ist nur noch die Titulatur nobilissimis Caesaribus erhalten (Ins. 223), doch wird sie zweifellos mit Carinus und Numerianus zu ergänzen sein, 56 57 58

59

Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 55–57; jedoch berücksichtigt Pink nicht die Antoniniane aus der Münzstätte Antiochia, die Numerianus als nobilissimus Caesar ohne den Imperatorentitel bezeichnen (RIC V 2, S. 191, Nr. 377; Nr. 379, mit den Münzzeichen A oder ΕΔ). Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 55, vgl. auch Hedlund, Coinage and Authority, S. 120–121; besonders die Antoniniane mit der Legende VIRTVS AVGGG wurden offenbar in recht großer Stückzahl ausgegeben, siehe S. 101, Anm. 231. Vgl. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 49; Horster, Emperor’s Family, S. 303. Die Abbreviatur AVGGG erscheint in der tetrarchischen Münzprägung ausschließlich auf den Münzen des Usurpators Carausius, der in der Hoffnung auf Anerkennung auch Münzen für Diokletian und Maximian prägen ließ, womit bei dieser Abbreviatur dann auch tatsächlich jeweils drei Augusti gemeint sind (RIC V 2, S. 463, Nr. 2; S. 465, Nr. 20–21; S. 476, Nr. 141–145; Nr. 148; S. 477, Nr. 152; S. 478, Nr. 164; S. 479–480, Nr. 182–184; S. 482, Nr. 202–204; S. 487, Nr. 266–267; S. 489, Nr. 291; S. 494, Nr. 334–340; Nr. 343; S. 495, Nr. 362–372; S. 496, Nr. 378; S. 498, Nr. 404–405; S. 501, Nr. 443; S. 505, Nr. 494–495; S. 506, Nr. 510–511; S. 507, Nr. 521; S. 545, Nr. 1054; S. 550–552, Nr. 1–16; S. 552, Nr. 18–24; S. 554–555, Nr. 28–39; S. 555– 556, Nr. 42–49). Vgl. Cohen, S. 366, Nr. 11; Pink, Münzstätte Siscia, S. 91; ders., Medaillonprägung, S. 555, Nr. 5; ders., Aufbau Carus, S. 44; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 48, Nr. 1; Hedlund, Coinage and Authority, S. 186. Pink und Meloni, Il regno di Caro, S. 78, halten dieses Medaillon für einen Beleg für die Erhebung des Carinus zum Augustus, doch Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 49, datiert das Stück in den Dezember 282 und stellt einen Zusammenhang mit dem Sieg über die Sarmaten her, was wohl zutreffend sein dürfte, siehe auch Kapitel 4.3; Meloni geht außerdem von der falschen Annahme aus, das Stück mit dem Münzzeichen SIS sei in Rom geprägt worden.

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und es ist anzunehmen, dass in dieser Inschrift – wie auf den weiteren Meilensteininschriften dieses Statthalters (Ins. 219–222) – auch Carus geehrt wurde.60 Bereits besprochen wurde der Meilenstein aus Nedinum (Skabrnje) in der Provinz Dalmatia, auf dem wohl fälschlicherweise außer Carinus und Numerianus (nobilissimis Caesaribus perpetuis), noch ein zweiter Numerianus als Caesar genannt wird (Ins. 50).61 Fraglich ist bei dieser Inschrift demnach auch, ob der angegebene Plural Imperatoribus (Imppp) korrekt ist, da sie dann exakt zwischen der Verbreitung von der Nachricht der Erhöhung des Numerianus zum Imperator und der Kenntnis von der Erhebung des Carinus zum Augustus entstanden wäre, und folglich genau auf den April 283 datiert werden könnte. Die Inschrift eines anderen Meilensteins aus der Provinz Africa proconsularis bricht nach der Titulatur des nobilissimus Caesar Carinus ab, doch da sich dahinter noch ein et befindet, wird der Text mit Marco Aurelio Numeriano nobilissimo Caesari zu ergänzen sein (Ins. 27).62 Eine Ehreninschrift aus Laodicea Combusta in der Provinz Galatia ist nur fragmentarisch erhalten (Ins. 52). Außer der Herrschertitulatur des Carus sind nur noch die Namen der beiden Caesares erhalten. Auf einem Meilenstein des praeses Asclepiodotus aus dem in der Provinz Phrygia et Caria liegenden Apamea Cibotus wird das komplette Herrscherkollegium pauschal nur mit der Anrede κύριοι ἡμῶν bedacht, alle weiteren Bestandteile der Herrschertitulatur fehlen (Ins. 218).63 Derselbe Titel findet sich auf zwei Inschriften aus Ägypten (Ins. 12–13), doch da die erste Inschrift nach den Namen der Herrscher eine Lücke aufweist, und der Stein der zweiten Inschrift ebenfalls nach den Herrschernamen abgebrochen ist, wäre es möglich, dass hier noch verallgemeinernd die Titulatur Εὐσεβεῖς Εὐτυχεῖς Σεβαστοί oder einfach nur Σεβαστοί für Carus, Carinus und Numerianus gemeinsam folgte, wie dies häufig in den Papyri zu beobachten ist, woraus sich allerdings grundsätzlich keine Rückschlüsse auf die Rangverteilung innerhalb des Kaiserhauses ableiten lassen.64 Jedoch beweist der numismatisch belegte Titel Imperator für die beiden Caesares sowie der eben besprochene Plural Augustorum oder Σεβαστοί, dass sowohl Carinus als auch etwas später Numerianus sukzessiv weitreichende Befugnisse als Mitherrscher erhielten.65 Unter diesem Gesichtspunkt sind auch einige Inschriften zu sehen, die für Carinus oder für Numerianus den Titel nobilissimus Caesar Au60 61 62 63

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Zu Claudius Longinus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 20. Siehe Kapitel 4.2. Vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 464, Anm. 17. Zu Asclepiodotus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 4, vgl. French/Roueché, Governors, S. 159– 160; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 237, Nr. 199; Chastagnol, Le sénat romain, S. 210; Roueché, A New Governor, S. 238, Nr. 7; Dmitriev, The End, 487, Nr. 7; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1165, Phryg. 4; Thomasson, Laterculi 2, S. 94, Nr. 26:250. Siehe Pap. 2–5; zur Kaisertitulatur in den ägyptischen Papyri siehe Kapitel 3.3. Ins. 13 verherrlicht den Sieg des Carus über die Sāsāniden, weshalb sie nach der Eroberung der Stadt Ctesiphon im Juni 283 und vor der Verbreitung der Nachricht vom Tod des Carus in Ägypten entstanden sein muss, siehe auch Kapitel 4.4. Vgl. Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 220–221; Meloni, Il regno di Caro, S. 74–79; Pink, Aufbau Carus, S. 59; Chastagnol, Trois études, S. 86; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 49, vgl. auch Pflaum, Licinius Gallienus, S. 175–182.

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gustus nennen (Ins. 22; 166–167, 204–206). Hier ist zunächst ausdrücklich zu betonen, dass dieser Titel niemals eine offizielle Titulatur für einen der beiden Caesares im Herrscherkollegium des Carus war. Die korrekten Herrschertitulaturen sind durch die Münzprägung belegt, auf die das Herrscherhaus – ganz im Gegensatz zu den Inschriften – einen ganz unmittelbaren und direkten Einfluss hatte, und sie lauteten Caesar, nobilissimus Caesar oder Imperator nobilissimus Caesar.66 Auf keiner einzigen Münze ist die Herrschertitulatur nobilissimus Caesar Augustus belegt. Allerdings mag hier der erwähnte Plural Augustorum, mit dem sich das Herrscherhaus bevorzugt als Kollektiv präsentierte, aber eben nicht einen der beiden Caesares direkt als Augustus auswies, für einige Verwirrung gesorgt haben. So hat der senatorische curator rei publicae Macrinius Sossianus auf seiner Inschrift aus der Stadt Calama in der Provinz Numidia vorsichtshalber wahrscheinlich einfach bei den nobilissimi Caesares den Titel Augustus hinzusetzen lassen (Ins. 166).67 Auffälligerweise stammen die übrigen Inschriften mit dieser Titulatur ebenfalls aus Nordafrika. Möglich wäre auch, dass diese Inschriften erst nach der Erhebung des Carinus zum Augustus angefertigt wurden, man sich aber im Unklaren über die genaue Herrschertitulatur sowie den Status des Numerianus war. Aller Wahrscheinlichkeit nach nahm Carus den Sieg des Carinus über die Germanen zum Anlass, seinen ältesten Sohn noch vor dem Aufbruch in den Perserkrieg Ende März 283 zum Augustus zu erheben.68 Von herausragender Bedeutung ist hierbei vor allem die Münzserie, die Carinus zur Feier seiner Augustus-Proklamation im April 283 in Lugdunum als Donativ ausgeben ließ.69 Es wurden dafür hauptsächlich aurei und Antoniniane gemünzt, deren Legenden Carus und Carinus gemeinsam nennen, und auf denen teilweise die Büsten der beiden Augusti im Doppelporträt erscheinen. Dieses Doppelporträt zeigen beispielweise die aurei mit der 66 67

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Zur Einflussnahme des Kaisers auf seine Münzprägung siehe Kapitel 3.4. Zu Macrinius Sossianus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 30, vgl. auch PLRE I, S. 849, Nr. 2; Lucas, Notes on the Curatores, S. 60; Chastagnol, Les fastes, S. 22–24; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Lepelley, Les cités 1, S. 170; 2, S. 95; Christol, Essai sur l’évolution, S. 89; Waldherr, Baupolitik, S. 149; S. 169; Duval, Rez. Waldherr, S. 190; Porena, Le origini, S. 82– 84. Siehe Kapitel 4.4 und 4.7, vgl. auch Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 221; Elmer, Feldzug, S. 20; Jones, Date, S. 338; Kramer/Jones, Tribunicia Potestate, S. 82–83; Barbieri, La politica amministrativa, S. 525; Meloni, Il regno di Caro, S. 76–79; Pink, Aufbau Carus, S. 12; S. 60; Pond, Inscriptional Evidence, S. 145–146; Gallazzi, Annotazioni, S. 248–249; Chastagnol, Trois études, S. 86; Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 251; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 49; Kuhoff, Felicior Augusto, S. 115–117; Kienast, Kaisertabelle, S. 261; Christol, Dieux et princes, S. 64–65; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 18; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 52–53; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Kreucher, Probus und Carus, S. 419–420. Zum Zeitpunkt siehe S. 150, Anm. 474; zu dieser Münzemission vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 22. Bei Bastien, Le monnayage, S. 248–249, sowie Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 62, werden hierbei Stücke angegeben, die für Numerianus als Augustus geprägt wurden und folglich später zu datieren sind, vgl. hierzu die Richtigstellung bei Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 51–52; dort werden die Münzen für Numerianus als Augustus auf August 283 datiert, womit sie im Kontext mit dessen Erhebung zum Augustus nach dem Tod des Carus stehen. Pink zählt zu dieser Emission nur die aurei und Antoniniane für Carus und Carinus.

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Averslegende KARVS ET KARINVS AVGG, deren Revers mit der Legende SPES PVBLICA die Hoffnung des Staates mit den beiden Herrschern verbindet, die dort beide zu Pferd dargestellt sind (RIC V 2, S. 152, Nr. 135). Vater und Sohn sind ebenfalls gemeinsam auf den Antoninianen mit der Averslegende CARVS ET CARINVS AVGG abgebildet (RIC V 2, S. 152–153, Nr. 138–143) (Abb. 11).70 Auf der Reverslegende wird die Sieghaftigkeit (VICTORIA AVGG) und der wiederhergestellte Frieden (PAX AVGG) beschworen, womit ein unmittelbarer Bezug zu den Erfolgen des Carinus in den Kämpfen gegen die Germanen in Gallien und am Rhein gegeben ist.71 Die erwähnten Doppelporträts zeigen den Senior-Augustus Carus im Vordergrund im Profil und seinen Mitherrscher Carinus versetzt im Hintergrund. Somit ist eindeutig, dass sich der Plural Augustorum hier auf zwei Augusti und nicht mehr auf einen Augustus und seinen Caesar bezieht, zumal im letzteren Fall auch Numerianus zu erwähnen und abzubilden wäre. Der Caesar Numerianus erscheint wiederum auf Antoninianen mit der für den jüngeren Thronfolger typischen Legende ORIENS AVG (RIC V 2, S. 188, Nr. 355).72 Zu erwähnen sind außerdem noch Antoniniane, die ebenfalls aus Lugdunum stammen, und auf deren Avers Carus geehrt wird, während auf dem Revers mit den Legenden IMP C M AVR CARINVS AVG oder IMP CARINVS P F AVG der neue Augustus präsentiert wird (RIC V 2, S. 152, Nr. 136–137). Die beiden siegreichen regierenden Augusti (Caro et Carino victoribus Augustis) werden auf einer Bronzetafel des praeses Gaianus genannt, die in Bov bei Serdica gefunden wurde und die außerdem auch die Teilung der von Aurelian südlich der Donau neugeschaffenen Provinz Dacia belegt (Ins. 46).73 Das Herrscherpaar erscheint darüber hinaus auf einigen Miliarien. So nennt eine Meilensteininschrift von der Peloponnes für beide Herrscher die Kaisertitulatur Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ … Εὐσεβὴς Εὐτυχὴς Σεβαστός, wobei allerdings Name und Titulatur des Carus später eradiert wurden (Ins. 9). Auf demselben Meilenstein wurde ganz offensichtlich nachträglich noch eine Inschrift für Numerianus hinzugefügt, auf der er jedoch nur unspezifisch als Καῖσαρ Σεβαστός bezeichnet wird. Somit ist nicht ganz eindeutig, ob diese Ergänzung den jüngeren Sohn des Carus nun als nobilissimus Caesar oder schon als Augustus ausweisen soll, womit diese Ergänzung erst nach dem Tod des 70

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Zu diesen Stücken vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 22, vgl. auch Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 62; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 51, Anm. 1; Gricourt, Retour, S. 33–34. Bastien, Le monnayage, S. 66–68; S. 235–238, geht davon aus, dass die Antoniniane mit der Legende CARVS ET CARINVS AVGG für Carinus als Caesar geprägt worden seien, datiert die aurei aber ebenfalls auf April 283 (S. 248, Nr. 524). Zu den Antoninianen, die für Carinus in der Münzstätte Tripolis als Augustus mit der Legende VICTORIA AVG geprägt wurden (RIC V 2, S. 179, Nr. 328), und die ebenfalls in Zusammenhang mit dessen Proklamation stehen könnten, siehe Kapitel 4.4 und 4.7. Vgl. Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72. Zu der Münzlegende ORIENS AVG siehe ausführlich Kapitel 5.3, vgl. Berrens, Sonnenkult, S. 137; zu dem Antoninian für Numerianus vgl. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 62, Nr. 2; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 52; bei Pink, Aufbau Carus, S. 21–24, fehlt dieses Stück bei den Münzemissionen aus Lugdunum. Bastien, Le monnayage, S. 242, Nr. 497, datiert diesen Antoninian fälschlicherweise vor April 283. Zur Teilung der Provinz Dacia siehe Kapitel 5.4.

5.1 Das Prinzip der Herrschaftsteilung

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Carus vorgenommen worden wäre (Ins. 10).74 Für ersteres spricht jedoch die Kürze der Herrschertitulatur im Vergleich zu den beiden Augusti auf dem älteren Teil der Inschrift. Ein wenig unklar ist der Text auf einem Meilenstein aus Numidien, der für Carus eine halbwegs korrekte Kaisertitulatur wiedergibt, auf dem jedoch Carinus als Augustus nobilissimus Caesar und Numerianus nur als nobilissimus Caesar tituliert werden (Ins. 204). Da hier aber nur Carinus und nicht auch Numerianus als Augustus bezeichnet wird und die Titulatur nicht in der bereits besprochenen Form nobilissimus Caesar Augustus erscheint, sondern der Augustus-Titel an erster Stelle genannt wird, dürfte die Inschrift erst nach der Kaiserproklamation des Carinus entstanden sein.75 Anders ist die Inschrift auf einem Meilenstein zu beurteilen, der auch in Numidien gefunden wurde. Dort wird Carinus noch mit dem Titel Imperator nobilissimus Caesar Augustus bedacht, was eher auf den Status des Mitherrschers vom Rang eines Caesar hinweist (Ins. 206).76 Ein weiterer Meilenstein aus der Nähe von Aquae Flaviae auf der iberischen Halbinsel nennt den Vater und seinen ältesten Sohn gemeinsam als Augusti, fügt aber für Carinus noch den Zusatz semper nobilissimus Caesar hinzu (Ins. 103), während dieser auf einem anderen ebenfalls aus der Provinz Hispania citerior stammenden Meilenstein richtig als Imperator Caesar Marcus Aurelius Karinus Pius Felix Augustus mit der Ergänzung filius domini nostri Kari Augusti tituliert wird (Ins. 104). Deutlich ist der Text auf einem letzten, hier zu besprechenden Meilenstein aus dem Ort Terranova Pausania (Rotili Pioni) auf Sardinien. Auch hier werden Carus und Carinus gemeinsam genannt und beim Junior-Augustus wird außer der Titulatur Imperator Caesar Pius Felix Augustus auch das Amt des Pontifex Maximus und die tribunizische Gewalt angegeben (Ins. 229). Wie eingangs bereits erwähnt wurde, eignen sich die papyrologischen Belege kaum dazu, um aus den dort genannten Herrschertitulaturen Rückschlüsse auf die Hierarchie innerhalb des Herrscherkollegiums zu ziehen.77 Auf dem Papyrus vom 7. April 283 (12. Pharmouthi), der erstmalig die Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carus und Carinus belegt, trägt letzterer zusammen mit Numerianus noch den Titel ἐπιφανέστατος Καῖσαρ und das Herrscherkollegium wird kollektiv als Εὐσεβεῖς Εὐτυχεῖς Σεβαστοί bezeichnet (Pap. 2), was im weiteren Sinne wohl dem Plural Augustorum entsprechen soll, mit dem der Augustus Carus und die beiden Caesares gemeint sind. Dies könnte zu diesem Zeitpunkt in Ägypten korrekt sein, da sich dort möglicherweise die Nachricht von der Augustus-Erhebung des Carinus noch nicht verbreitet hatte.78 Der Papyrus aus Antinoopolis vom Monat Epeiph 74 75 76 77 78

Die Nachträglichkeit der Inschrift kann belegt werden durch die unterschiedliche Höhe der Lettern im Vergleich zur oberen Inschrift für Carus und Carinus (Ins. 9), siehe S. 342, Anm. 8, vgl. den Kommentar in AE 1998, 1249, sowie Steinhauer, Τρία μιλιάρια, S. 277–282. Zur Problematik der Herrschertitulatur auf Inschriften, speziell auf Meilensteinen, siehe Kapitel 3.2. Zur inoffiziellen Titulatur nobilissimus Caesar Augustus siehe oben, vgl. außerdem Pflaum, Licinius Gallienus, S. 175–182; Chastagnol, Trois études, S. 86. Zu dieser Problematik siehe Kapitel 3.3. Wenn man von der Proklamation zum Augustus Ende März ausgeht, dann wird sich diese Nachricht im Laufe des April in Ägypten verbreitet haben; Zur erforderlichen Zeitdauer für die Nachrichtenübermittlung von Rom nach Ägypten und innerhalb Ägyptens vgl. Rea, Chrono-

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5 Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians

(25. Juni – 24. Juli 283) weist jedoch dieselbe Titulatur auf (Pap. 3), und ein Dokument vom 15. Mesore (8. August 283) nennt nur die Anrede κύριοι ἡμῶν und den Plural Σεβαστοί für Carus, Carinus und Numerianus gemeinsam (Pap. 4). Der letzte papyrologische Nachweis für die Herrschaft des Carus vom 13. August 283 (20. Mesore) wiederum tituliert fälschlicherweise sowohl den Augustus Carinus als auch den Caesar Numerianus als ἐπιφανέστατοι Καίσαρες Σεβαστοί (Pap. 5).79 Erheblich genauer und zuverlässiger werden die Herrschertitulaturen in der Tetradrachmenprägung der lokalen alexandrinischen Münzstätte wiedergegeben, wodurch das oben skizzierte Schema einer sukzessiven Erweiterung des Herrscherkollegiums seine Bestätigung findet. Im ersten ägyptischen Jahr des Carus und Carinus wurden dort zunächst für die beiden Caesares Münzen mit den Legenden Α Κ Μ Α ΚΑΡΙΝΟC Κ und Α Κ Μ Α ΝΟΥΜΕΡΙΑΝΟC Κ geprägt (Milne S. 111–112, Nr. 4664–4669; S. 112, Nr. 4673; 4679–4682; 4684–4687; 4692; 4694–4696).80 Sowohl Carinus als auch Numerianus werden hier also als Imperator (Αὐτοκράτωρ) und Caesar (Καῖσαρ) tituliert. Im Laufe des ersten ägyptischen Regierungsjahrs wurden jedoch dann Münzen ausgegeben, die Carinus als Augustus (Σεβαστός) ausweisen, und deren Legende nun Α Κ Μ Α ΚΑΡΙΝΟC CΕΒ lautet (Milne S. 112, Nr. 4681; 4688–4689; 4693).81 Das beweist eindeutig, dass Carinus noch einige Zeit vor dem 29. August 283 – also vor Beginn des zweiten ägyptischen Regierungsjahres – zum Augustus erhoben worden sein muss. Im Kontext mit dem Itinerar des Carus und mit der Münzemission aus Lugdunum vom April 283, die Vater und Sohn gemeinsam nennen und auch zeigen, dürfte zweifelsfrei feststehen, dass die Kaiserproklamation des Carinus Ende März 283 in Antiochia erfolgte.82 Da Numerianus von Carus bereits als Imperator nobilissimus Caesar zum Thronfolger mit umfassenden Vollmachten ernannt wurde, wird dessen Erhebung zum Junior-Augustus und Mitherrscher des Carinus, der somit zum ranghöheren Augustus avancierte, nach dem Tod des Carus nahtlos erfolgt sein. Wahrscheinlich wurde Numerianus von den am Tigris stehenden römischen Truppen zum Kaiser proklamiert.83 Zwar wird der jüngere Sohn des Carus noch auf einem Papyrus vom 28. September 283 (30. Thoth) als ἐπιφανέστατος Καῖσαρ tituliert (Pap. 11), doch beweist dies bei der notorischen Unzuverlässigkeit der Herrschertitulaturen in den

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logy, S. 7–19; Rathbone, Dates, S. 102–105; Kienast, Kaisertabelle, S. 17; Kolb, Nachrichtentransfer, S. 326; S. 331. Siehe dazu auch Kapitel 3.3; der letztgenannte Papyrus veranlasste Mitthof, Urkundenreferat, S. 281, zu der Vermutung, die Augustus-Erhebung des Carinus erst während des Perserkrieges oder auch erst nach dem Tod des Carus anzunehmen. Vgl. Vogt, Alexandrinische Münze 2, S. 166; Förschner, Münzen, S. 384–385, Nr. 1223–1226; S. 387, Nr. 1233; Kellner, Münzstätte 1, S. 158–159, Abb. 4; 6. Vgl. Vogt, Alexandrinische Münze 1, S. 220–221; 2, S. 166; Kellner, Münzstätte 1, S. 158– 159, Abb. 5, vgl. auch Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 52 mit Anm. 4; Förschner, Münzen, S. 385–386, gibt nur die Tetradrachmen für den Augustus Carinus aus den Regierungsjahren 2 bis 3 an. Zum Itinerar des Carus siehe Kapitel 4.4 und zu den Münzen aus Lugdunum siehe oben. Wie Elmer, Feldzug, S. 21, vermutet, sei für die Augustus-Erhebung des Numerianus die Zustimmung des Carinus erforderlich gewesen, was allerdings in Anbetracht des Status als Imperator nobilissimus Caesar fraglich erscheint.

5.1 Das Prinzip der Herrschaftsteilung

201

ägyptischen Papyri überhaupt nichts.84 Eine Reihe früher oder etwa zeitgleich zu datierender Urkunden bezeichnet beide Herrscher gemeinsam als κύριοι ἡμῶν und Σεβαστοί oder Αὐτοκράτορες (Pap. 6–10), und dieselben Titulaturen wurden in dieser Form mehr oder weniger auch während der weiteren Regierungszeit des Herrscherduos verwendet (Pap. 12–17). Gewichtiger wären hier vielleicht die Tetradrachmen, die noch zu Beginn des zweiten ägyptischen Regierungsjahres für Numerianus als Caesar geprägt wurden (Milne S. 112, Nr. 4698; 4705).85 Doch ist auch deren Beweiskraft relativ gering.86 Da man am 8. August 283 (15. Mesore) im Nomos Hermopolites (Pap. 4) und am 13. August 283 (20. Mesore) in Kellis (Pap. 5) immer noch nichts vom Tod des Carus in Ägypten wusste, wird sich dort ebenso auch die Nachricht von der Kaiserproklamation des Numerianus erst im September verbreitet haben. So ist es nur allzu verständlich, dass zu Beginn des zweiten ägyptischen Regierungsjahres für Numerianus in Alexandria noch als Caesar gemünzt wurde. Wahrscheinlich erreichte Carinus die Nachricht vom Tod seines Vaters noch in Mediolanum, wo er sich anlässlich der Hochzeit mit Magnia Urbica aufhielt.87 Für seinen Bruder als Mitherrscher und neuen Augustus ließ er deshalb noch Anfang August in Ticinum neben weiteren Münzen auch quinarii mit der Averslegende IMP CARINVS AVG und der Reverslegende IMP NVMERIANVS AVG (RIC V 2, S. 180, Nr. 333) prägen.88 Wie zuvor schon bei den gemeinsamen Prägungen für Carus und Carinus wird auch jetzt das neue formierte Herrscherkollegium auf einer Münze präsentiert. Es mag hier vielleicht widersprüchlich erscheinen, dass im August 283 in Ticinum schon für Numerianus als Augustus gemünzt wurde, obwohl zur selben Zeit in Ägypten der Tod des Carus noch gar nicht bekannt war, doch hatte die Nachrichtenübermittlung vom Kriegsschauplatz in Mesopotamien nach Mediolanum, dem Aufenthaltsort des Carinus, alleroberste Priorität, weshalb hier-

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Diese Titulatur gab Anlass zu der freilich falschen Annahme, Numerianus sei erst später zum Augustus erhoben worden, und Carinus habe zunächst zumindest für eine kurze Zeit allein regiert, vgl. hierzu Gallazzi, Annotazioni, S. 250–251; Rathbone, Dates, S. 127–129; Mitthof, Ehrenprädikate, S. 111; ders., Urkundenreferat 2005, S. 281. Vgl. hierzu Vogt, Alexandrinische Münze 1, S. 221; 2, S. 166, vgl. auch Kellner, Münzstätte 1, S. 160; Förschner, Münzen, S. 387, erwähnt nur, dass Numerianus nach dem Tod des Carus zum Augustus erhoben wurde. Wie Vogt, Alexandrinische Münze 1, S. 221, deshalb in Verbindung mit Pap. 42 ebenfalls vermutet, habe Carinus zunächst allein geherrscht; hiergegen ist jedoch einzuwenden, dass dieser Papyrus ein erst später erstelltes Horoskop ist, in dem vereinfachend das erste gemeinsame Regierungsjahr des Carus und Carinus nur als erstes Regierungsjahr des Carinus angegeben wird, siehe zu diesem Sachverhalt auch Kapitel 3.3. Da die Person, für die man das Horoskop erstellte, am 23. März 283 (27. Phamenoth) geboren wurde, zieht Vogt daraus folgende – jedoch gänzlich falsche – Schlussfolgerung: „also war zu dieser Zeit Carus schon tot“, doch starb Carus erst Anfang Juli; zur Datierung siehe Kapitel 4.5. Pink, Aufbau Carus, S. 18, vermutet einen „Prägefehler“, was zwar immerhin nicht auszuschließen aber doch unwahrscheinlich ist; wie er außerdem einräumt, könnten die Tetradrachmen für das folgende ägyptische Regierungsjahr schon vorher geprägt worden sein. Siehe hierzu Kapitel 4.7; zum Ort siehe außerdem auch Kapitel 4.1. Vgl. Gricourt, L’adventus, S. 110, Nr. 4; ders., Caro/Diocleziano, S. 25, Nr. 3; die Stücke werden im RIC der Münzstätte Rom zugeordnet; zu den weiteren Stücken dieser Münzemission vgl. Gricourt, L’adventus, S. 110–112, sowie ders., Caro/Diocleziano, S. 25–27.

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5 Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians

für Eilkuriere eingesetzt wurden, während der Nachrichtentransfer nach Ägypten auf dem herkömmlichen Übermittlungsweg erfolgte.89 In der Folge wurden in den westlichen Münzstätten immer auch Stücke für den im Osten weilenden Augustus Numerianus geprägt und so die concordia des Herrscherhauses nachdrücklich betont. Besonders erwähnenswert sind hierbei die aurei und denarii, die ebenfalls für Carinus und Numerianus gemeinsam geprägt wurden, und die vielleicht anlässlich eines Sieges in Britannien im Sommer 284 in Lugdunum als Donativ ausgegeben wurden. Die Reverslegende VICTORIA AVGG betont die Sieghaftigkeit der beiden Herrscher, und der Avers trägt die Legende CARINVS ET NVMERIANVS AVGG (RIC V 2, S. 180, Nr. 330–332).90 Auf dem Avers sind außerdem beide Augusti – wie zuvor schon Carinus zusammen mit Carus – im Doppelporträt dargestellt, wobei der rangältere Kaiser im Profil im Vordergrund und versetzt dahinter Numerianus abgebildet ist (Abb. 17). Offenbar wurden auch die Medaillons häufig für die beiden Augusti gemeinsam geprägt, wobei sie dann allerdings nicht gemeinsam auf demselben Medaillon erscheinen, sondern jeweils Prägungen mit identischen Reversen aber unterschiedlichen Aversen erfolgten. Nur so ist es zu erklären, dass beispielsweise Numerianus auf einem Medaillon aus der Münzstätte Siscia mit der Reverslegende TRIVNFV QVADOR erscheint, das sich eindeutig auf den Sieg des Carinus gegen die Quaden bezieht (Gnecchi II, S. 121, Nr. 11) (Abb. 19).91 Der Sieg des Carinus war folglich ein Erfolg, den das ganze Herrscherkollegium für sich in Anspruch nehmen konnte, und sicherlich wurde dieses Medaillon auch für Carinus ausgegeben, doch wurde bislang leider noch kein entsprechendes Gegenstück gefunden. Ein weiteres Beispiel von vielen ist das bereits im Kapitel über den Perserkrieg beschriebene Goldmedaillon für Numerianus aus Siscia mit der Reverslegende VIRTVS AVGVSTORVM, das die siegreiche Rückkehr des Numerianus aus Mesopotamien nach dem Tod des Carus feiert (Gnecchi I, S. 11, Nr. 1; RIC V 2, S. 194, Nr. 401).92 Die Abbildung auf dem Revers zeigt idealisiert die beiden Augusti zu Pferd im Kampf, während sie von je einer 89

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Nach Pink, Aufbau Carus, S. 64, könnte ein Eilkurier die Entfernung von Mesopotamien bis nach Rom in 14 Tagen zurückgelegt haben; die Dauer für die Nachrichtenübermittlung von Rom nach Mailand ist mit drei bis vier Tagen anzusetzen, vgl. Kolb, Nachrichtentransfer, S. 322 (hier für die Entfernung von Rom bis Aquileia), vgl. auch Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 34. Libanios lobt ganz ausdrücklich die Schnelligkeit der sogenannten geflügelten Kamelreiter, die zur Zeit Julians als Eilboten vom südlichen Zweistromland nach Syrien im Einsatz waren (Liban. ep. 1402, 3). Zu diesen Stücken vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 23–24; Bastien, Le monnayage, S. 74–76; S. 265, Nr. 605–606; ders., Interprétation, S. 79; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 64–65, vgl. auch Mattingly, Rare Roman Coin, S. 85; Hedlund, Coinage and Authority, S. 187; diese Stücke werden im RIC unter Vorbehalt der Münzstätte Rom zugeordnet. Vgl. Cohen, S. 378, Nr. 91; Elmer, Feldzug, S. 18, Nr. 7; Pink, Medaillonprägung, S. 558–559, Nr. 12; ders., Aufbau Carus, S. 45; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51, Nr. 1, sowie Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72; zum Sieg des Carinus über die Quaden und zur Münzprägung der Münzstätte Siscia zwischen Dezember 283 und Sommer 284 siehe Kapitel 4.7. Siehe Kapitel 4.4, vgl. auch Cohen, S. 381, Nr. 117; Pridik, Goldmedaillon, S. 299–302; Pink, Medaillonprägung, S. 559, Nr. 14; Brilliant, Gesture and Rank, S. 182–183; Gricourt, Caro/ Diocleziano, S. 51, Nr. 2; Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72; zu weiteren Beispielen siehe außerdem Kapitel 4.7.

5.1 Das Prinzip der Herrschaftsteilung

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Victoria bekränzt werden (Abb. 18). Im vorderen Bilddrittel unterhalb der Pferde illustrieren die dort dargestellten erschlagenen Feinde die Sieghaftigkeit der beiden Herrscher. Denselben Eindruck vermitteln die Siegertitulaturen. So wurden die Siegerbeinamen Persicus Maximus, Germanicus Maximus und Britannicus Maximus beiden Augusti verliehen.93 Für das erste gemeinsame Konsulat ließ Carinus ebenfalls in Siscia für seinen Bruder unter anderem Medaillons mit der Averslegende IMP C NVMERIANVS P F AVG COS prägen, auf denen Numerianus in der festlichen und reich geschmückten trabea mit Zepter und Globus sowie dem Lorbeerkranz auf dem Haupt dargestellt ist (Gnecchi II, S. 122, Nr. 1) (Abb. 20).94 Auf dem Revers ist eine adlocutio-Szene abgebildet, bei der die beiden Kaiser eine Ansprache auf einer Tribüne vor ihren Truppen halten. Ein letztes Goldmedaillon, das hier nochmals erwähnt werden soll, wurde für die geplante Zusammenkunft der beiden Augusti im Herbst 284 auch wieder in Siscia angefertigt. Die Averslegende nennt hier wieder Carinus und Numerianus gemeinsam, deren Büsten im Profil einander zugekehrt gezeigt werden (Gnecchi II, S. 123, Nr. 1).95 Wie die Münz- und Medaillonprägung überaus deutlich und eindrucksvoll belegt, wurde in der kaiserlichen Selbstdarstellung auch nach dem Tod des Carus die Eintracht und Brüderlichkeit der beiden Herrscher und das Kaiserhaus als Dynastie ausgesprochen deutlich und demonstrativ hervorgehoben.96 Obwohl sich die Beweislage – wie weiter oben ausführlich dargelegt – überaus eindeutig darstellt, wurde doch gelegentlich immer wieder die Vermutung geäußert, dass Carinus und Numerianus gleichzeitig bereits im Frühjahr 283 zu Augusti erhoben worden seien.97 Allerdings existieren für eine solche Annahme keinerlei Indi93 94

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Zu Persicus Maximus siehe Kapitel 4.4, zu Germanicus Maximus siehe Kapitel 4.4 sowie 4.7 und zu Britannicus Maximus siehe Kapitel 4.7; zu den Siegertitulaturen siehe auch Kapitel 7.2. Vgl. Cohen, S. 368, Nr. 4; Pink, Medaillonprägung, S. 558, Nr. 11; Bellinger, Medaillons, S. 129–130; Pink, Aufbau Carus, S. 46; Brilliant, Gesture and Rank, S. 166; Drayman/Herbert, Byzantine-Style, S. 17–18; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, Nr. 3; Hedlund, Coinage and Authority, S. 105, siehe auch Kapitel 4.7. Vgl. Pink, Medaillonprägung, S. 557, Nr. 9; Aufbau Carus, S. 47; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54, Nr. 1; S. 126, Anm. 257a, siehe auch Kapitel 4.7. Vgl. auch Horster, Emperors’ Family, S. 291–309; Hedlund, Coinage and Authority, S. 111– 112. Diese Annahme findet sich erstaunlicherweise gerade in der Numismatik, obwohl die numismatischen Belege eindeutig dagegen sprechen, so plädieren hierfür Pink, Aufbau Carus, S. 12; S. 22; S. 28; S. 44; S. 56; S. 59; Bastien, Le monnayage, S. 31; S. 69–70; ders., Interprétation, S. 79; Gricourt, L’adventus, S. 96; ders., Caro/Diocleziano, S. 18; S. 23–28; S. 62, wobei sich Bastien und Gricourt auf Pink berufen; Hedlund, Coinage and Authority, geht auf S. 65 (mit Verweis auf Gricourt) ebenfalls von der gleichzeitigen Augustus-Erhebung des Carinus und Numerianus im Frühjahr 283 aus; auf S. 121, hält er allerdings (mit Verweis auf Kienast) eine Kaiserproklamation nach dem Tod des Carus für möglich; auch Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 249–250, Anm. 4, hält eine gleichzeitige Erhebung für wahrscheinlicher; jedoch ist sich die überwiegende Mehrheit der Forscher darüber einig, dass Numerianus erst nach dem Tod des Carus zum Augustus erhoben wurde, vgl. Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 221; Elmer, Feldzug, S. 21; Jones, Date, S. 338; Kramer/Jones, Tribunicia Potestate, S. 82–83; Barbieri, La politica amministrativa, S. 525–526; Meloni, Il regno di Caro, S. 71; S. 117–118; Pond, Inscriptional Evidence, S. 146; Gallazzi, Annotazioni, S. 251; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 49–50; Kienast, Kaisertabelle, S. 260; Christol, Dieux et princes, S. 64; Amandry/Es-

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zien abgesehenen von einer entsprechend frühen – und somit falschen – Datierung der für Numerianus als Augustus geprägten Münzen.98 Lediglich auf einem einzigen Meilenstein aus der Provinz Achaia werden Carus, Carinus und Numerianus gemeinsam als Augusti tituliert (Ins. 8). Jedoch besagt dies bei der Kürze der dort angegebenen Herrschertitulatur und der diesbezüglichen Unzuverlässigkeit gerade bei den Inschriften auf Miliarien überhaupt nichts. Außerdem stammt die Inschrift aus dem griechischen Sprachraum und dort werden häufig alle drei Herrscher – ungeachtet der genauen Hierarchie – pauschal als Σεβαστοί bezeichnet.99 Die bereits genannten Inschriften aus Nordafrika, die für Numerianus den inoffiziellen Titel nobilissimus Caesar Augustus angeben (Ins. 166–167), weisen diesen als Thronfolger aus und dokumentieren womöglich nur den Übereifer einiger lokaler Dekurionen und des Macrinius Sossianus, dem senatorischen curator der Stadt Calama, der die erste dieser Inschriften setzen ließ. Ansonsten findet sich keine zuverlässige Inschrift und kein eindeutiger numismatischer Beleg, der eine Erhebung des Numerianus zum Augustus noch vor dem Tod des Carus beweisen würde. Besonders fehlen für Numerianus die für das Kaiserhaus des Carus so charakteristischen und weiter oben ausführlich besprochenen Münzlegenden, die zur Erhebung des Carinus zum Augustus jeweils Vater und Sohn gemeinsam nennen. So wurden zur Proklamation des Carinus zum Augustus in Lugdunum die schon genannten aurei und Antoniniane mit den Averslegenden KARVS ET KARINVS AVGG und CARVS ET CARINVS AVGG und dem Doppelporträt der beiden Augusti geprägt (RIC V 2, S. 152, Nr. 135; S. 152–153, Nr. 138–143) (Abb. 11).100 Vergleichbare Stücke für Numerianus fehlen, und wenn der Bruder des Carinus zur gleichen Zeit zum Kaiser erhoben worden wäre, dann wären dort auch für diesen mit Sicherheit ähnliche Stücke gemünzt worden. Hier ließe sich vielleicht noch einwenden, dass sich die westlichen Münzämter in der Hand des Carinus befanden, doch da gerade in diesen Münzstätten in der Folge Numerianus immer mit ganz besonderen und bemerkenswerten Medaillons und Münzen geehrt wurde, lässt sich die Vermutung ausschließen, der jüngere Sohn des Carus sei in der dortigen Münzprägung ausgerechnet bei seiner Kaiserproklamation übergangen worden. Die frühesten Stücke, die für Numerianus als Augustus geprägt wurden, sind neben anderen Münzen die quinarii aus Ticinum mit der Averslegende IMP CARINVS AVG und der Reverslegende IMP NVMERIANVS AVG (RIC V 2, S. 180, Nr. 333), die sich sehr gut auf Anfang August 283 datieren lassen und somit die Erhebung des Numerianus zum Augustus

tiot/Gautier, Le monnayage, S. 52–53; Brandt, Kaiserzeit, S. 60, Anm. 153; Leadbetter, Fraternal Imagery, S. 259; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Kreucher, Probus und Carus, S. 419. 98 Vgl. hierzu die Berichtigung zu den Münzemissionen aus Lugdunum bei Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 52–53. 99 Siehe weiter oben. 100 Zu diesen Stücken vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 22; Bastien, Le monnayage, S. 248, Nr. 524, vgl. auch Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 62; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 51, Anm. 1. wie bereits angemerkt wurde, geht Bastien, Le monnayage, S. 66–68; S. 235–238, von der falschen Annahme aus, dass die Antoniniane für Carinus als Caesar geprägt worden seien.

5.1 Das Prinzip der Herrschaftsteilung

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nach dem Tod des Carus belegen.101 Als letztes Argument sei hier nochmals an die alexandrinische Tetradrachmenprägung erinnert, bei der noch zu Anfang des zweiten ägyptischen Regierungsjahres nach dem 29. August 283 für Numerianus als Caesar geprägt wurde (Milne S. 112, Nr. 4698; 4705).102 Es kann deshalb zweifelsfrei als gesichert gelten, dass Numerianus erst nach dem Tod des Carus zum Augustus erhoben wurde, und es im Herrscherhaus des Carus und seiner Söhne niemals drei gleichzeitig regierende Augusti gab. Ein weiterer Meilenstein aus Numidien bezeichnet Numerianus als Imperator nobilissimus Caesar und consul designatus (Ins. 203). Da der jüngere Sohn des Carus den Imperatorentitel offenbar erst im März 283 in Antiochia erhielt, und kurze Zeit später Carinus zum Augustus erhoben wurde, wäre es denkbar, dass Numerianus bei dieser Gelegenheit schon zum Konsul für das folgende Jahr bestimmt wurde.103 Das Mehrherrschaftssystem des Carus und seiner Söhne war keine Innovation, sondern folgte dem bewährten Vorbild der Herrschaftsteilung zwischen Valerian I. und Gallienus oder – falls man noch weiter zurückgreifen will – der des Septimius Severus, der ebenfalls seine beiden Söhne Caracalla und Geta als Augusti zu Mitherrschern erhob.104 Valerian I. übertrug seinem Sohn Gallienus als Augustus den Schutz der westlichen Reichshälfte, während er selbst den Krieg gegen die Perser übernahm.105 Das entspricht der Aufgabenteilung innerhalb der Herrscherdynastie des Carus, der zusammen mit dem Caesar Numerianus den Feldzug gegen Persien führte und Carinus als Augustus in den westlichen Provinzen zurückließ. Das ausschlaggebende Moment für die Erhebung des Carinus zum Junior-Augustus wird die Abwesenheit des Carus während des Perserfeldzugs gewesen sein und die Erkenntnis, dass zur Herrschaftssicherung aber auch zum Schutz des Reiches die Herrscherpräsenz in Form eines zuverlässigen und adäquaten Stellvertreters unabdingbar war. Die Herrschaftskonzeption des Carus entsprach somit ganz den Erfordernissen der Zeit, denn während im Osten die Perser besiegt wurden, schützte Carinus wirkungsvoll die Grenzen im Westen. Hier ist jedoch nochmals zu betonen, dass keine regelrechte territoriale Aufteilung der Herrschaft erfolgte.106 Die Herrschaft des Carinus über den Westen und des Numerianus über den Osten war tem101 Gricourt, L’adventus, S. 110, Nr. 4; ders., Caro/Diocleziano, S. 25, Nr. 3, datiert die Stücke auf Mitte Juni 283, siehe jedoch Kapitel 4.7. 102 Vgl. Vogt, Alexandrinische Münze 1, S. 221; 2, S. 166, vgl. auch Kellner, Münzstätte 1, S. 160; auch Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 52, weisen zu Recht darauf hin. 103 Vgl. hierzu Meloni, S. 114; Gallazzi, Annotazioni, S. 250; für Jones, Date, S. 341–342, ist die Inschrift ein Beleg für den Tod des Carus im Dezember 283, da die Konsuln erst gegen Jahresende designiert worden seien; hier sei jedoch daran erinnert, dass bereits der Diktator Iulius Caesar die Konsuln für mehrere Jahre im Voraus bestimmte, vgl. z. B. Christ, Krise und Untergang, S. 390. 104 Eine Parallele zur Familie des Septimius Severus zieht auch Pink, Aufbau Carus, S. 13, siehe hierzu und zum möglichen Vorbild Valerians I. S. 190 mit Anm. 27; zur Notwendigkeit der Herrschaftsteilung vgl. auch Sickle, Particularism, S. 343–357. 105 Zu Valerian I. und Gallienus siehe S. 187, Anm. 13–14. 106 Elmer, Feldzug, S. 20–21, spricht hier von einem „östlichen“ und einem „westlichen Reichsteil“; und Pink, Aufbau Carus, S. 12, bezeichnet diese Aufteilung der Regierungsaufgaben als „Reichsteilung“.

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porär durch die Verteilung der Aufgaben bedingt, da Numerianus am Krieg gegen die Perser teilnahm und diesen später fortsetzte, während Carinus in Gallien und den Donauprovinzen blieb. Nun hatte Diokletian bei seinem Herrschaftsantritt das Problem, keine eigenen Söhne zu haben, weshalb er zur Einrichtung eines Mehrherrschersystems zwingend einen Mitherrscher aus dem Kreise seiner Offizierskameraden benötigte. Dieser Umstand war vielleicht sogar einer der Gründe für seine Kaiserwahl, denn die Erfahrungen der letzten Jahre machten klar, dass er einen Mitregenten benötigen würde, und somit bestand zumindest für einen der Offizierskameraden Diokletians noch die Chance, ebenfalls zum Kaisertum aufzusteigen.107 Diokletian wird bei der Einrichtung seines tetrarchischen Herrschaftssystems nicht lange nach historischen und in der Vergangenheit liegenden Vorbildern gesucht haben, vielmehr wird gerade das erprobte und von ihm miterlebte Vorbild des Carus und seiner beiden Söhne für die Tetrarchie Pate gestanden haben.108 Die Konstellation von zwei Augusti und einem Caesar findet ihre Parallele in dem System Diokletians zum Zeitpunkt der Ernennung des Caesar Constantius I. Chlorus, und es ist nicht gesichert, ob da bereits die Erhebung eines vierten Mitherrschers als Caesar geplant war.109 Die Annahme, Diokletian habe sich am Vorbild der Adoptivkaiser und der Herrschaftsteilung des Marcus Aurelius und Lucius Verus im zweiten Jahrhundert orientiert, klingt angesichts der zeitlich viel näher liegenden und funktionierenden Aufteilung der Regierungsaufgaben zwischen Carus und seinen Söhnen hingegen nicht besonders plausibel.110 Ein Merkmal der ersten Tetrarchie bestand ja darin, dass Diokletian – wie auch Carus – als der rangälteste Augustus immer über die größte Autorität verfügte. Aurelius Victor beschreibt das Verhältnis zwischen Diokletian und seinen Mitherrschern als das eines Vaters zu seinen Söhnen: Denique Valerium ut parentem seu dei magni suspiciebant modo (Aur. Vict. Caes. 39, 29).111 Und nur durch den Vorrang Diokletians konnte sein kollegiales Mehrherrschersystem Bestand haben. Sobald kein ranghöchster Herrscher mehr vorhanden war, der über ausreichende Autorität verfügte, war die Tetrarchie schließlich zum Scheitern verurteilt.112 107 Zu dieser Hypothese vgl. Kolb, Diocletian, S. 15; auch Williams, Roman Recovery, S. 43–46, betont in diesem Zusammenhang die Kinderlosigkeit Diokletians. 108 Vgl. Vogt, Alexandrinische Münzen 1, S. 220–221; Sickle, Particularism, S. 356; Barbieri, La politica amministrativa, S. 523; Alföldi, Repräsentation, S. 138, Anm. 1; Leadbetter, Fraternal Imagery, S. 258. 109 Vgl. Seston, Dioclétien, S. 88–90; König, Berufung, S. 571; Kuhoff, Diokletian, S. 127. 110 Zum Vorbild des Marcus Aurelius und Lucius Verus vgl. Kolb, Diocletian, S. 47; ders., Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 39; ders., Herrscherideologie, S. 29, zum Vorbild der Adoptivkaiser vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 128–129, vgl. auch ders., Diokletian-Forschung, S. 18. Es ist nicht gesichert, dass in der Tetrarchie das erbdynastische Prinzip von vornherein ausgeschlossen wurde; folgt man Laktanz, dann wurden vielleicht zunächst Konstantin der Große und Maxentius, als potentielle Caesares betrachtet (Lact. mort. pers. 18, 9–15), vgl. Leppin/Ziemssen, Maxentius, S. 16–19. 111 Vgl. Kolb, Diocletian, S. 80; S. 142–143. 112 Zum Scheitern der spätantiken Mehrherrschaftssysteme vgl. Bleckmann, Bemerkungen, S. 74– 94.

5.2 Stellung des römischen Senats

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5.2 STELLUNG DES RÖMISCHEN SENATS Aurelius Victor stellt zur Ermordung des Probus fest: Abhinc militaris potentia convaluit ac senatui imperium creandique ius principis ereptum ad nostram memoriam, incertum, an ipso cupiente per desidiam an metu seu dissensionum odio (Aur. Vict. Caes. 37, 5). Diese Behauptung würde eigentlich vermuten lassen, dass bis zu dieser Zeit der römische Senat das entscheidende politische Gremium gewesen sei, dem vor allem auch das Recht zukam, den Kaiser zu wählen, und dass mit dem Regierungsantritt des Carus hier eine entscheidende Änderung eingetreten sei.113 In Wirklichkeit spielte der Senat im dritten Jahrhundert eine politisch untergeordnete Rolle. Besonders bei der Wahl des Kaisers hatte die Zustimmung des Senates faktisch nur noch eine rein formelle Bedeutung. Der Kaiser wurde vom Heer ausgerufen und der Senat sanktionierte die Kaiserproklamation im Nachhinein routinemäßig.114 Lediglich im Jahr 238 ergriff der Senat in der Auseinandersetzung mit Maximinus Thrax (235–238) die Initiative und ernannte die beiden Senatoren Marcus Clodius Pupienus Maximus und Decimus Caelius Calvinus Balbinus zu Kaisern, die jedoch schon bald von den Prätorianern ermordet wurden (Herodian. 7, 10–8, 8; Aur. Vict. Caes. 27, 1–8).115 In engem Zusammenhang steht der machtpolitische Bedeutungsverlust des Senates mit dem Aufstieg des Ritterstandes. In zunehmendem Maße wurden Senatoren aus den wichtigen Positionen von Heer und Verwaltung verdrängt. Diese Entwicklung zeichnete sich schon in severischer Zeit ab, als Septimius Severus das Kommando über die neu aufgestellten legiones I–III Parthicae nicht mehr einem senatorischen legatus Augusti legionis, sondern einem ritterlichen praefectus legionis anvertraute und auch für die Verwaltung der neu eingerichteten Provinz Mesopotamia – nach dem Vorbild Ägyptens – einen ritterlichen Statthalter einsetzte.116 Da für besondere militärische Aufgaben immer häufiger duces aus dem Ritterstand eingesetzt wurden, und die kaiserlichen Expeditionsheere aus von den Legionen abkommandierten vexillationes bestanden, die ebenfalls von ritterlichen Präfekten befehligt wurden, konnte es geschehen, dass etwa an den Feldzügen des Caracalla (211–217) gegen die Parther oder des Severus Alexander (222–235) gegen die Germanen wahrscheinlich kaum noch Mitglieder aus dem Senatorenstand teilnahmen, 113 Vgl. hierzu die Untersuchung von Polverini, I’imperatore Caro, S. 98–116, vgl. auch Johne, Illyrische Kaiser, S. 130–131. Baynes, Three Notes, S. 198, hielt diese Angabe Aurelius Victors für zuverlässig; nach der Ansicht von Szidat, Usurpator, S. 44 mit Anm. 125, wurde dem Kaiser nach dessen Herrschaftsübernahme durch die Akklamation des Heers vom Senat ein „Kompetenzbündel“ übertragen, und diese Praxis habe mit dem Regierungsantritt des Carus ein Ende gefunden. 114 Vgl. Hartmann, Herrscherwechsel, S. 37 mit Anm. 9; S. 119–125; Alföldy, Sozialgeschichte, S. 223–224; Kuhoff, Diokletian, S. 406–407; Johne, Illyrische Kaiser, S. 128. 115 Zum Sechskaiserjahr 238 vgl. Dietz, Senatskaiser, S. 381–425; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 120–121; Sommer, Soldatenkaiser, S. 32–35; Huttner, Maximinus Thrax, S. 171–179. 116 Vgl. Mann, The Raising, S. 486; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 132–134; Birley, Roman Army, S. 23–24; Chastagnol, Le sénat romain, S. 207; Kuhoff, Diokletian, S. 372; S. 417; Campbell, The Army, S. 113; Spielvogel, Septimius Severus, S. 110; Heil, Senat, 722; ders., Ritterstand, S. 745; Speidel, Das Heer, S. 676–678, siehe hierzu auch Kapitel 5.4 und 5.8.

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weshalb nach der Ermordung Caracallas der praefectus praetorio Macrinus (217– 218) und nach dem Tod des Severus Alexander der praefectus tironibus Maximinus Thrax (235–238) vom Heer als Nachfolger ausgerufen wurden. Wie bereits ihre militärischen Amtstitel dokumentieren, entstammten beide dem ordo equester.117 Diese Tendenz verstärkte sich während der Regierungszeit des Gallienus (253– 268). Senatorische Militärtribune und Legionslegaten wurden nun fast ganz durch Berufsoffiziere aus dem Ritterstand mit dem Titel eines praefectus legionis oder praepositus legionis ersetzt, wobei der letztere Titel wahrscheinlich den Befehlshaber mehrerer Legions-vexillationes bezeichnen sollte, sofern hierfür nicht die allgemeinere Bezeichnung dux verwendet wurde.118 Und auch in der Provinzverwaltung setzte man nun verstärkt ritterliche Statthalter ein. Diese Maßnahmen waren wohl aus der Not geboren, da in der Krisensituation um die Mitte des dritten Jahrhunderts speziell für die militärischen Posten erfahrene Berufssoldaten dringend erforderlich waren.119 Ein Edikt des Gallienus, das – wie Aurelius Victor behauptet – Senatoren generell von allen militärischen Kommandostellen ausgeschlossen hätte (Aur. Vict. Caes. 33, 34; 37, 6), scheint es jedoch nicht gegeben zu haben, da auch in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts immer wieder senatorische Statthalter mit militärischen Befugnissen in Erscheinung traten.120 Durch eine wortwörtliche Auslegung der eingangs zitierten Textstelle bei Aurelius Victor kam man in der älteren Forschung jedoch ganz konsequent und folgerichtig zu der Feststellung, dass bis zum Ende der Regierungszeit des Probus der 117 Vgl. Heil, Senat, S. 723; ders., Ritterstand, S. 747; zu den duces im 3. Jh. siehe Kapitel 5.8, vgl. auch Christol, Les réformes, S. 147, Anm. 16; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 136–140; Piso, Les chevaliers, S. 341–345; Le Bohec, Die römische Armee, S. 41–42; Eich, Metamorphose, 359–362; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 654–659; Heil, Ritterstand, S. 753–756; zu Macrinus vgl. PIR² O, Nr. 108; Kienast, Kaisertabelle, S. 169–171; Baharal, Victory, S. 43–50; Potter, Roman Empire, S. 146–152; zu Maximinus Thrax vgl. PIR² I, Nr. 620; Kienast, Kaisertabelle, S., 183–185; Börm, Herrschaft, S. 69–86; Huttner, Maximinus Thrax, S. 161–177; Haegemans, Imperial Authority. 118 Vgl. hierzu Grosse, Römische Militärgeschichte, S. 143–145; Gilliam, Dux Ripae, S. 163–168; Saxer, Untersuchungen, S. 56–57; Blois, The Policy, S. 40–44; Christol, Essai sur l’évolution, S. 35–39; Le Bohec, Die römische Armee, S. 32; Kuhoff, Diokletian, S. 411–432; Heil, Ritterstand, S. 754–755; Speidel, Das Heer, S. 754–755; so ist für Flavius Aper als Befehlshaber der legiones V Macedonia und XIII Gemina unter Gallienus der Titel praepositus überliefert (Ins. 276–277), vgl. auch Heil, Ritterstand, S. 754, Anm. 65; Aelius Paternianus wird als praefectus legionis agens vice legati tituliert (Ins. 216); den Titel eines praepositus trug zur selben Zeit auch der Kommandeur der ala I Pannoniorum (Ins. 177), vgl. Colin, Étude sur une inscription, S. 257–259. 119 Vgl. Baynes, Three Notes, S. 199– 200; Osier, Rise of Ordo, S. 51–54; S. 75–85; Blois, The Policy, S. 47–49; Pflaum, Zur Reform, S. 109–117; Osier, Emergence, S. 676–687; Kuhoff, Herrschertum, S. 31–33; Chastagnol, Le sénat romain, S. 208–211; Kuhoff, Diokletian, S. 400–402; Eich, Metamorphose, S. 345–357; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 661– 662; Heil, Ritterstand, S. 754–756. 120 Vgl. Malcus, Notes sur la révolution, S. 213–237; Syme, Emperors, S. 241; Blois, The Policy, S. 59–63; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 131–136; Johne, Tacitus, S. 146; Kuhoff, Diokletian, S. 372 mit Anm. 933; Kreucher, Kaiser Probus, S. 116; S. 190; Campbell, The Army, S. 123; Cosme, À propos de l’Édit, S. 97–110; Heil, Senat, S. 727. Für ein Edikt plädieren unter anderen Christol, Essai sur l’évolution, S. 47, und Chastagnol, Le sénat romain, S. 208–210.

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Senat ein politisches Mitspracherecht besonders auch bei der Wahl des Kaisers besessen habe und eben deshalb sei mit der Kaiserproklamation des Carus durch das Heer die Soldatenherrschaft angebrochen.121 In diese Vorstellung fügt sich sehr gut das von den literarischen Quellen gezeichnete Bild des Tacitus als ‚Senatskaiser‘ ein, das ganz im Gegensatz zu der oben skizzierten Entwicklung im Laufe des dritten Jahrhunderts steht. Nachdem Kaiser Aurelian im Herbst 275 bei Caenophrurium ermordet wurde,122 habe sich etwas für die Soldatenkaiserzeit ganz Außerordentliches ereignet, denn angeblich sollen die Anführer des in Thrakien stehenden römischen Heeres so ratlos gewesen sein, dass sie den Senat in Rom aufforderten, einen Kaiser zu wählen (HA Tac. 2, 5–6). Und als ob es nicht schon ungewöhnlich genug wäre, dass im dritten Jahrhundert ein römisches Heer den Senat bittet, einen Kaiser zu bestimmen, soll sich der Senat für diese Wahl auch noch ein halbes Jahr Zeit gelassen haben (Aur. Vict. Caes. 35, 12–36, 1; HA Aurelian. 40, 4; Tac. 1, 1; 2, 1; 2, 6).123 Nach dieser bemerkenswert langen Zeitspanne, die von den Quellen als Interregnum bezeichnet wird, proklamierten die Senatoren schließlich einen aus ihren Reihen – nämlich den bejahrten und hochangesehenen Konsular Marcus Claudius Tacitus – zum Kaiser (Aur. Vict. Caes. 36, 1; HA Tac. 3, 1–7, 5), der sich allerdings ausgerechnet zum Zeitpunkt seiner Wahl gar nicht in Rom, sondern in Kampanien aufgehalten haben soll (HA Tac. 7, 5–7; Zon. 12, 28).124 Die Historia Augusta verrät noch eine Reihe weiterer Details, von denen der Autor behauptet, sie aus dem Text des von Tacitus persönlich unterzeichneten Senatsbeschlusses entnommen zu haben (HA Tac. 8, 1–2).125 Diese Geschichte weist jedoch eine ganze Reihe von Schönheitsfehlern auf und wirkt insgesamt recht unglaubwürdig, denn merkwürdigerweise berichten weder Eutrop noch die Epitome de Caesaribus oder Zosimos etwas über die Wahl des Tacitus. Die zahlreichen Einzelheiten in der Historia Augusta lassen sich leicht widerlegen. Dies beginnt bereits mit dem Tag, an dem die entscheidende Senatssitzung stattgefunden haben soll. Hier wird der 25. September genannt (HA Tac. 3, 2: die VII. kal. Octob.), doch ist dieses Datum kein Tag, an dem eine ordentliche Senatssitzung (senatus legitimus) abgehalten wurde.126 Der Konsul Velius Cornificius Gordianus, der die Senatssitzung in der nicht genau zu lokalisierenden curia Pompiliana eröffnet haben soll (HA Tac. 3, 2–7), wird sonst nirgendwo erwähnt und ist wohl frei erfunden.127 Nach der Wahl sei Tacitus von dem Stadtpräfekten Aelius 121 Zu dieser Textstelle bei Aurelius Victor vgl. Polverini, L’imperatore Caro, S. 98–116, der sich auch intensiv mit der älteren Forschungsmeinung auseinandersetzt. 122 Zur Ermordung Aurelians siehe S. 142 mit Anm. 430, hier mit Quellen- und Literaturhinweisen. 123 Nach der Epitome de Caesaribus waren es sogar sieben Monate bis zum Regierungsantritt des Tacitus: Hoc tempore septem mensibus interregni species evenit (Epit. de. Caes. 35, 10). 124 Die Historia Augusta gibt seinen Namen fälschlicherweise mit Aurelius Tacitus an (HA Aurelian. 41, 4), vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 105, Anm. 94. 125 Zu den Ereignissen bei der Wahl des Tacitus vgl. bes. Syme, Emperors, S. 237–247; Johne, Tacitus, S. 144; Kreucher, Kaiser Probus, S. 105–107; Johne, Senatskaiser, S. 381–384. 126 Wie Kreucher, Kaiser Probus, S. 105, Anm. 98, anhand der Angabe in den Fasti Philocali feststellt (CIL² I.1, S. 272), vgl. Barnes, Some Persons, S. 181. 127 Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 105; zur Fiktionalität des Velius Cornificius Gordianus vgl. Vitucci, L’imperatore, S. 23–24; Pond, Inscriptional Evidence, S. 87; Barnes, Some Persons,

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Cesettianus dem Volk und den anwesenden Soldaten präsentiert worden (HA Tac. 7, 2), doch amtierte zu diesem Zeitpunkt Postumius Sugarus als praefectus urbi, dasselbe gilt für weitere erfundene Personen wie dem Konsular Maecius Faltonius Nicomachus (HA Tac. 5, 3).128 Einen Hinweis auf die tatsächlichen Geschehnisse bei der Wahl des Tacitus liefert die Historia Augusta selbst. In einer wohl erfundenen Rede vor den Prätorianern behauptet Tacitus, die Soldaten hätten ihm die Kaiserwürde übertragen (HA Tac. 8, 5). Zwar könnte dies als eine an die Soldaten gerichtete Schmeichelei aufgefasst werden, doch erweckt auch der Bericht des Zonaras den Eindruck, Tacitus könnte während seines Aufenthalts in Kampanien vom Heer zum Kaiser bestimmt worden sein: τὸ στρατιωτικὸν δὲ αὐτὸν ἀνηγόρευσε καὶ ἀπόντα˙ ἐν Καμπανίᾳ … (Zon. 12, 28).129 Am wahrscheinlichsten ist die Annahme, dass Tacitus in Abwesenheit von den Truppen in Thrakien zum Kaiser bestimmt wurde, und sich erst danach von Kampanien aus nach Rom begeben hat und dort nachträglich die Bestätigung des Senates empfing.130 Umstritten ist das sogenannte Interregnum bei dem es sich um einen Irrtum des Aurelius Victor handeln könnte, der dann von den Autoren der Epitome de Caesaribus und der Historia Augusta übernommen wurde. Dieser Fehler könnte darauf beruhen, dass ursprünglich nicht die Zeit zwischen Aurelian und Tacitus, sondern vielmehr die gesamte Regierungszeit des Tacitus und Florianus als ein Interregnum zwischen den bedeutenden Herrschern Aurelian und Probus angesehen wurde (HA Tac. 14, 5).131 Tatsächlich schrumpft das sechsmonatige Interregnum bei einer Untersuchung der Chronologie auf höchstens einige Wochen zusammen. Tacitus übernahm seine zweite tribunizische Gewalt schon am 10. Dezember, weshalb er folg-

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S. 159; bei der curia Pompiliana denkt Kreucher, Kaiser Probus, S. 105, Anm. 99, an eine Verwechslung mit der curia Iulia, vgl. jedoch Richardson, Topographical Dictionary, S. 104; zur Vita Taciti in der Historia Augusta vgl. bes. Hengst, Some Notes, S. 101–107. Zu diesen erfundenen Personen vgl. Syme, Emperors, S. 239; Barnes, Some Persons, S. 154; Johne, Kaiserbiographie, S. 102; S. 129; Kreucher, Kaiser Probus, S. 107–108; Johne, Senatskaiser, S. 383; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1070, PU 34; zu Postumius Sugarus vgl. PIR² P, Nr. 896; PLRE I, S. 859; Christol, Essai sur l’évolution, S. 132, Saunders, Aurelian, S. 412– 413; Jacob, Aurelians Reformen, S. 131; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1068, PU 22. Der Konsular Nicomachus könnte eine Huldigung des Autors an die Familie der Nicomachi des späten 4. Jahrhunderts sein, vgl. Johne, Kaiserbiographie, S. 140; Kreucher, Kaiser Probus, S. 106; Johne, Senatskaiser, S. 383. Zu dieser Interpretation vgl. Syme, Emperors, S. 242; S. 245–247; Cizek, Succession, S. 117; ders., Aurélien, S. 208; Johne, Senatskaiser, S. 385. Bemerkenswert ist der Vorschlag von Estiot, D’Aurélien, S. 31 mit Anm. 163; dies., L’interrègne, S. 180, die aufgrund der Münzemissionen aus Lugdunum – dort wurden die ersten aurei des Kaisers als Donativ ausgegeben – annimmt, Tacitus sei in Gallien vom Heer ausgerufen worden, vgl. auch Weder, Tacitus, S. 44–47; ablehnend jedoch Johne, Senatskaiser, S. 386. Zum sog. Interregnum vgl. Hartmann, Herrscherwechsel, S. 122–123; Syme, Emperors, S. 237–238; Johne, Tacitus, S. 145; Callu, L’interrègne, 13–31; ders., Aurélius Victor, S. 133– 145; Strobel, Ulpia Severina, S. 119–153; Kreucher, Kaiser Probus, S. 102–104; Estiot, L’interrègne, S. 157–180; Johne, Senatskaiser, S. 380–381; zu Severina vgl. außerdem auch PLRE I, S. 830, Nr. 2; Kienast, Kaisertabelle, S. 236–237; Saunders, Aurelian, S. 279–280; Hartmann, Claudius Gothicus, S. 311 mit Anm. 48; Johne, Kaisertum, S. 611–612; Kolb, Augustae, S. 31, Nr. 40.

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lich bis zum 9. Dezember noch die erste tribunizische Gewalt inne hatte.132 Somit muss er in jedem Falle vor diesem Datum zum Kaiser erhoben worden sein. Da Aurelian im Laufe des Oktobers 275 ermordet wurde,133 kann dieses Interregnum allenfalls von Mitte Oktober bis Ende November gedauert haben. Somit wird auch die Vorstellung einer Regentschaft der Ulpia Severina, der Witwe Aurelians, bedeutungslos. Offen bleibt die Frage, weshalb die Anführer des in Thrakien stehenden Heeres den betagten Tacitus zum Kaiser bestimmten. War kein entsprechend angesehener Kandidat im kaiserlichen Heer zugegen, oder wollten die potentiellen Anwärter etwa den naheliegenden Verdacht vermeiden, in die Ermordung Aurelians verstrickt gewesen zu sein? Möglich wäre auch, dass Tacitus – allein schon aufgrund seines Alters – nur eine Art Übergangslösung darstellen sollte, da man sich auf keinen anderen Kandidaten einigen konnte.134 Die römischen Truppenverbände in Thrakien erweckten wirklich den Eindruck einer gewissen Führungslosigkeit, denn nur so ist es zu erklären, dass trotz der vermutlich massiven Truppenpräsenz in der Nähe des Hellesponts zur selben Zeit Goten und Heruler in aller Ruhe über das Schwarze Meer nach Kleinasien einfallen konnten (Zos. 1, 63, 1; Zon. 12, 28).135 Aber weshalb hat man sich für jemanden entschieden, der bereits in weit vorgerücktem Alter stand, und der als Senator womöglich über nur sehr wenig Kriegserfahrung verfügte? Malalas und Zonaras geben das Alter des Tacitus bei dessen Herrschaftsantritt mit 75 Jahren an (Ioh. Mal. 12, 31; Zon. 12, 28), doch muss diese Altersangabe nicht unbedingt richtig sein. Die Münzportraits des Tacitus zeigen tatsächlich einen etwas älteren Herrn, der aber dennoch jünger wirkt, als das von den beiden Autoren angegebene Alter erwarten lassen würde.136 Vermutlich entstammte Tacitus nicht dem Senatorenstand, sondern aus dem ordo equester und absolvierte eine für die damalige Zeit typische militärische Laufbahn, als deren Krönung und Abschluss er das Konsulat bekleiden konnte.137 Somit wäre Tacitus zwar ein Militär im Ruhestand, aber vielleicht gerade deshalb ein akzeptabler Kompromisskandidat, der im Heer Aurelians bekannt war und dort wohl über eine gewisse Reputation verfügte.138 Das Ansehen eines ‚Senatskaisers‘ erhielt Tacitus jedoch nicht nur durch die vermeintlichen Vorgänge bei seiner Wahl. Wie Aurelius Victor behauptet, soll Taci132 Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 104; Johne, Senatskaiser, S. 379–380; die tribunizischen Gewalten des Tacitus sind bei Kreucher, Kaiser Probus, S. 65–66, aufgelistet. 133 Zur Datierung vgl. Saunders, Aurelian, S. 276–277; Kreucher, Regierungszeit Aurelians, S. 270–273; Watson, Aurelian, S. 224–225; White, Restorer, S. 139–141; Hartmann, Claudius Gothicus, S. 322. 134 Vgl. Hartmann, Herrscherwechsel, S. 122–124, vgl. auch Johne, Tacitus, S. 145. 135 Zum Einfall der ‚Skythen‘ nach Kleinasien siehe auch Kapitel 4.7. 136 Johne, Senatskaiser, S. 388, nimmt eher ein Alter zwischen 50 und 70 Jahren an, vgl. auch Bleckmann, Reichskrise, S. 305 mit Anm. 121; Kreucher, Kaiser Probus, S. 105; S. 109–110, sowie Estiot, D’Aurélien, S. 30, Anm. 157; zu den Münzbildnissen des Tacitus vgl. Wegner, Herrscherbild, S. 146. 137 Zur möglichen Herkunft und Laufbahn des Tacitus siehe Kapitel 5.9. 138 Vgl. Syme, Emperors, S. 247; Johne, Tacitus, S. 145; Kreucher, Kaiser Probus, S. 107–108; Estiot, D’Aurélien, S. 31; Johne, Senatskaiser, S. 389–390.

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tus das Edikt des Gallienus, das Senatoren von militärischen Kommandostellen ausschloss, wieder aufgehoben (Aur. Vict. Caes. 37, 6) und dadurch die Senatsautorität wieder hergestellt haben. In dieselbe Richtung tendiert auch die Historia Augusta (HA Tac. 12; 18, 2–5; 19, 2). Nun wurde gerade schon dargelegt, dass es überaus zweifelhaft ist, ob es ein solches Edikt überhaupt gegeben hat, falls aber doch, dann hat es Tacitus mit Sicherheit nicht rückgängig gemacht. Denn dann wäre zu erwarten, dass militärische Kommandostellen und Verwaltungsämter wieder verstärkt mit Mitgliedern des Senatorenstandes besetzt worden wären, doch ausgerechnet für die traditionellerweise von einem senatorischen proconsul verwalteten Provinz Asia ist für die Regierungszeit des Tacitus der ritterliche Statthalter (vir perfectissimus) Iulius Proculus als procurator agens vice proconsulis belegt (Ins. 238).139 Die Historia Augusta berichtet noch von weiteren Maßnahmen, die der Wiederherstellung der Senatsautorität gedient haben sollen, die aber wohl als Fiktion zu betrachten sind.140 Beispielsweise wird die angebliche Einrichtung eines senatorischen Appellationsgerichtshofes zunächst Tacitus (HA Tac. 18, 3), später dann aber Probus zugeschrieben (HA Prob. 13, 1). Dennoch weisen einige wenige Indizien darauf hin, dass Tacitus, der ja im Gegensatz zu seinen Vorgängern und Nachfolgern bei seiner Erhebung zum Kaiser als Konsular selbst Mitglied des Senats war, diesem Gremium möglicherweise zumindest formell weiter entgegen gekommen ist als einer der anderen Soldatenkaiser.141 Die auf einigen Münzen erscheinende Sigle S C als Abbreviatur für Senatus consulto (RIC V 1, S. 333, Nr. 75; S. 346, Nr. 205; S. 347, Nr. 209) kann jedoch ganz gewiss nicht als eine Wiederherstellung der Münzprägung durch den Senat gedeutet werden und ist wohl vielmehr als eine Höflichkeitsadresse zu verstehen.142 Fraglich ist auch, ob der Verzicht auf den Titel deus et dominus als Rücksichtnahme auf den Senat aufgefasst werden kann, da es bei den wenigen Monaten, die dieser Kaiser regierte, durchaus möglich wäre, dass er diesen Titel früher oder später angenommen hätte.143 139 Zu Iulius Proculus vgl. PIR² I, Nr. 494; PLRE I, S. 747, Nr. 9; Pflaum, Zur Reform, S. 112; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 237, Nr. 198; Kreucher, Kaiser Probus, S. 116; S. 206; Gerhardt/ Hartmann, Fasti, S. 1104, Asia 7; Johne, Senatskaiser, S. 390. Strobel, Rez. Kreucher, S. 633, Anm. 1, bringt die Einsetzung eines ritterlichen Statthalters in dieser Provinz in Zusammenhang mit der Bekämpfung der Goten unter Tacitus und sieht darin eine militärische „Ausnahmesituation“. 140 Zu diesen weiteren Maßnahmen und deren Fiktionalität vgl. bes. Kreucher, Kaiser Probus, S. 115–119, vgl. auch Straub, Geschichtsapologetik, S. 110; Syme, Emperors, S. 275; Weder, Tacitus, S. 47; Watson, Aurelian, S. 111–112; Johne, Senatskaiser, S. 390. 141 Eine Inschrift aus der Provinz Gallia Narbonensis bezeichnet Tacitus als verae libertatis auctor (CIL XII 5563), vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 76; S. 117; Johne, Senatskaiser, S. 391. 142 Kreucher, Kaiser Probus, S. 117, sieht dies als „Betonung der Legitimität“, vgl. auch Weder, Tacitus, S. 46; Estiot, D’Aurélien, S. 31; Johne, Senatskaiser, S. 391. Zu dem Sigle S C auf einem Medaillon des Numerianus siehe S. 159 mit Anm. 531. 143 Johne, Senatskaiser, S. 391, interpretiert dies als Zeichen der Rücksichtnahme gegenüber dem Senat, während Kreucher, Kaiser Probus, S. 117, ebenfalls eine spätere mögliche Annahme des Titels nicht ausschließen möchte; zum Beinamen deus et dominus auf den Münzen Aurelians (RIC V 1, S. 299, Nr. 305–306) vgl. CIL II 3832; 3738; XI 556; Taeger, Herrscherauffassung, S. 183–184; Fears, Princeps, S. 288; Saunders, Aurelian, S. 336–337; Watson, Aurelian, S. 187–188; Clauss, Kaiser und Gott, S. 186–187; Berrens, Sonnenkult, S. 101–102; Hart-

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Andere Belege, die für eine senatsfreundliche Politik häufig ins Feld geführt werden, sind eher als problematisch einzustufen, so wurde die Münzlegende LIBERTAS AVG (RIC V 1, S. 335, Nr. 91) falsch gelesen und bedeutet eigentlich VBERTAS AVG,144 und die weiteren Münzlegenden dieses Kaisers wie CLEMENTIA TEMP (RIC V 1, S. 334, Nr. 83–85; S. 339, Nr. 126–128; S. 345, Nr. 190; S. 347–348, Nr. 206; 210– 211; 213–214) und ROMAE AETERNAE (RIC V 1, S. 328, Nr. 10–11; S. 338, Nr. 113–117; S. 343, Nr. 174–176; S. 347, Nr. 209) bewegen sich im üblichen Rahmen und dienen keineswegs als Beweis für eine prosenatorische Politik.145 Die angebliche Wiederherstellung der Senatsautorität durch Tacitus ist also eine reine Illusion der Autoren des vierten Jahrhunderts, und sollte es wirklich eine besondere Rücksichtnahme gegenüber dem Senat gegeben haben, so war diese sicher nicht mit einer tatsächlichen Machtbeteiligung verbunden.146 Tacitus hatte wahrscheinlich auch gar keine Zeit, sich mit innenpolitischen Dingen zu befassen, da die bei Zosimos als ‚Skythen‘ bezeichneten Germanen Kleinasien bereits von Pontus bis Kilikien verwüsteten (Zos. 1, 63, 1; Zon. 12, 28) und deshalb die Verteidigung der Reichsgrenze zunächst die dringlichste Aufgabe des neuen Kaisers darstellte. Über Florianus, den Nachfolger und Halbbruder des Tacitus,147 wird berichtet, dass er die Herrschaft ohne Anerkennung des Senats an sich gerissen haben soll: Florianus, eiusdem frater, nullo senatus seu militum consulto imperium invaserat (Aur. Vict. Caes. 36, 2; vgl. 37, 6; HA Tac. 14, 1). Obwohl ihm deshalb keine explizit senatsfreundliche Politik unterstellt wird, wurden unter seiner kurzen Herrschaft weiterhin Münzen mit der Sigle S C geprägt (RIC V 1, S. 355, Nr. 51–54). Die Einsetzung des ritterlichen agens vice praesidis Aurelius Iulius anstelle eines senatorischen Statthalters für die Provinz Baetica (Ins. 239) wurde als Abkehr von der angeblich prosenatorischen Politik des Tacitus gedeutet.148 Da es diese senatsfreundliche Politik faktisch jedoch nicht gab, folgte hier Florianus wie auch schon Tacitus nur der für ihre Zeit üblichen Tendenz, Statthalterposten mit Mitgliedern des ordo equester zu besetzen. Insgesamt lassen sich aufgrund seiner nur sehr kurzen Regierungszeit zu Florianus keine genauen Aussagen machen. Die zu Beginn des Kapitels zitierte Textstelle bei Aurelius Victor (Aur. Vict. Caes. 37, 5–6) erweckt den Eindruck, dass zumindest Probus den Senat ernsthaft an der Regierung beteiligt hätte. Ähnlich äußert sich auch die Historia Augusta, wo-

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mann, Claudius Gothicus, S. 321 mit Anm. 76; Hedlund, Coinage and Authority, S. 85; siehe auch Kapitel 5.3. Vgl. Weder, Korrekturen, S. 73; Kreucher, Kaiser Probus, S. 117. Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 116–117; Johne, Senatskaiser, S. 390–391, vgl. auch Bleckmann, Reichskrise, S. 305, zum Titel verae libertatis auctor. Vgl. Polverini, Da Aureliano, S. 1023; Cizek, Aurélien, S. 210; S. 213; Pond, Inscriptional Evidence, S. 216; Johne, Tacitus, S. 146; Watson, Aurelian, S. 111–112; Kreucher, Kaiser Probus, S. 117; Johne, Senatskaiser, S. 390–391. Zur Verwandtschaftsbeziehung zwischen Tacitus und Florianus siehe Kapitel 5.9. Als Abkehr von der angeblich senatsfreundlichen Politik interpretiert dies Cizek, Succession, S. 121; ders., Aurélien, S. 219, vgl. jedoch Kreucher, Kaiser Probus, S. 124–125; zu Aurelius Iulius vgl. PIR² A, Nr. 1539; PLRE I, S. 481, Nr. 3; Alföldy, Fasti Hispanienses, S. 174; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 24, Nr. 29; Alföldy, Status der Provinz, S. 37–38; Kreucher, Kaiser Probus, S. 204; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1128, Hisp. Baet. 4.

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nach Probus bereits unmittelbar nach seiner Herrschaftsübernahme in einem Brief den Senat gebeten habe, seine Erhebung durch das Heer zu bestätigen (HA Prob, 11, 2–4). Dieser Brief an den Senat gilt allerdings als reine Erfindung.149 Wie vermutet werden kann, hat Probus den Senat lediglich von seiner Erhebung in Kenntnis gesetzt.150 Die Historia Augusta berichtet zudem von einem Erlass des Probus, in dem er dem Senat die Befugnisse eines Appellationsgerichtshofes, das Recht zur Ernennung der Prokonsuln und deren Legaten, das Recht zur Sanktionierung der kaiserlichen Gesetze sowie ein nicht näher bestimmtes ius praetorium praesidibus übertragen haben soll (HA Prob. 13, 1). Diese Angaben sind jedoch mit größtem Vorbehalt zu betrachten, da die Einrichtung eines Appellationsgerichtshofs bereits schon zuvor Tacitus unterstellt wurde (HA Tac. 18, 3), und es beispielsweise völlig unklar ist, was mit diesem ius praetorium überhaupt gemeint sein soll. Falls damit tatsächlich das Recht zur Verleihung der prätorischen Abzeichen an die aus dem Ritterstand stammenden praesides und deren Aufnahme in den Senat gemeint wäre, ist nicht unbedingt einzusehen, weshalb das eine besondere Vergünstigung für den Senat selbst gewesen sein sollte.151 Sehr fragwürdig ist besonders die Behauptung, der Senat hätte die kaiserlichen Erlasse sanktionieren dürfen,152 und es besteht der sehr berechtigte Verdacht, dass all diese Angaben in der Historia Augusta frei erfunden sind, um aus der Rückschau Probus als einen besonders senatsfreundlichen Kaiser erscheinen zu lassen.153 Lediglich für Behauptung, dass dem Senat die Funktion als oberste Appellationsinstanz verliehen worden sein soll, könnte es einen, wenngleich auch problematischen Beleg geben. Auf der Inschrift für L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus aus Aversa bei Capua in Kampanien heißt es electo a divo Probo / ad pr(a)e[side]ndum iud(icio) mag(no) (Ins. 251),154 was auf einen derartigen Gerichtshof hinweisen könnte. Allerdings ist die genaue Interpretation der Inschrift strittig, da diese Textstelle ebenso gut auch als lud(i) mag(ni) 149 Vgl. hierzu Dannhäuser, Untersuchungen, S. 38–45; Vitucci, L’imperatore, S. 129–130; Johne, Kaiserbiographie, S. 91–92; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 101–104; Kreucher, Kaiser Probus, S. 188; ders., Probus und Carus, S. 416–417. 150 Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 188, vgl. dazu auch Chastagnol, Le sénat romain, S. 212; Kuhoff, Diokletian, S. 406–407. 151 Zu dieser Auslegung des ius praetorium vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 188–189, vgl. auch Vitucci, L’imperatore, S. 90–91. 152 Nach Vitucci, L’imperatore, S. 91, könnte es sich hierbei um ein nur formelles Recht gehandelt haben, nachträglich die kaiserlichen Gesetze zu bestätigen; Kreucher, Kaiser Probus, S. 189, geht eher von einer Fiktion des Autors der Historia Augusta aus. 153 Zu dieser Schlussfolgerung gelangen schließlich auch Vitucci, L’imperatore, S. 91–93; Peachin, Iudex vice Caesaris, S. 184–185; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 103–104; Kreucher, Kaiser Probus, S. 189; ders., Probus und Carus, S. 416–417. 154 Vgl. Barbieri, Nuove iscrizioni, S. 44. Zu L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus vgl. PIR² C 212; PLRE I, S. 156–157, Nr. 18; Barbieri, Nuove iscrizioni, S. 40–50; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 388, Nr. 146; Christol, Essai sur l’évolution, S. 158–172; Peachin, Iudex vice Caesaris, S. 129–132; Kolb, Diocletian, S. 18; Thomasson, Fasti Africani, S. 117, Nr. 56; Kuhoff, Diokletian, S. 26 mit Anm. 35; Kreucher, Kaiser Probus, S. 189–190; S. 209; Mennen, Caesonii, S. 118–119; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 661; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1068, PU 29; S. 1092, Afr. 9. Zur Statthalterschaft siehe Kapitel 5.4; zum Suffektkonsulat mit Diokletian siehe Kapitel 4.9 und 5.9.

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gelesen werden kann.155 Somit würde es nicht verwundern, wenn es sich bei dieser Angabe in der Historia Augusta ebenfalls nur um reine Fiktion handelt.156 Sicherlich wird Probus den Senat respektvoll behandelt haben, doch gab es für ihn überhaupt keinen Grund, von der Politik Aurelians abzuweichen, der dem Senat wenig Möglichkeiten für eine eigenständige Politik ließ. Dass der Senat unter Aurelian lediglich eine untergeordnete Rolle spielte, illustriert allein schon die von Aurelian selbstgewählte Bezeichnung deus et dominus (RIC V 1, S. 299, Nr. 305– 307),157 die auch für Probus belegt ist (RIC V 2, S. 109, Nr. 841; S. 114, Nr. 885).158 Das Selbstverständnis Aurelians offenbart sich in einer Rede, die er angeblich vor meuternden Soldaten gehalten hat und in der er erklärt haben soll, dass der Purpur und somit das Kaisertum von der Gottheit verliehen werde und folglich eben nicht vom Senat: τὸν θεὸν δωρησάμενον τὴν πορφύραν (Cont. Dio. 9, 6). Es ist davon auszugehen, dass Probus die Politik Aurelians fortgesetzt hat und in der Armee die Grundlage und Basis seiner Herrschaft sah, weshalb die Annahme, Probus habe den Senat auf Kosten des Heeres gefördert, sehr unwahrscheinlich ist.159 Die Nähe des Probus zum Militär belegt allein schon die kaiserliche Selbstdarstellung auf den Münzen. Abgesehen von der sogenannten ‚Konsularbüste‘ erscheint Probus fast ausschließlich in militärischer Pose und in kriegerischem Habitus als Feldherr mit Brustpanzer und zusätzlich teilweise auch mit Schild, Speer und Helm.160 Zwar ist die Darstellung des Kaisers im Brustpanzer für die damalige Zeit durchaus üblich, doch sind derartige Münzbilder unter Tacitus und Florianus nicht so häufig, und weder Tacitus noch Florianus wurden einen Helm tragend dargestellt, wobei von Florianus nicht einmal Münzbilder existieren, auf denen dieser einen Speer halten würde.161 Daraus lässt sich unschwer folgern, dass Probus seine Fähigkeiten als 155 Vgl. dazu Kreucher, Kaiser Probus, S. 189; ders., Probus und Carus, S. 417. Für die Lesung ludi magni plädieren: Barnes, Three Notes, S. 201; Syme, Emperors, S. 240; Polverini, Da Aureliano, S. 1025, Anm. 42; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 102–103. 156 Vitucci, L’imperatore, S. 89–91; Barnes, Three Notes, S. 200–201. Für zutreffend hielt diese Angabe noch Dannhäuser, Untersuchungen, S. 44; Mattingly, Imperial Recovery, S. 318. Kreucher, Kaiser Probus, S. 189–190, vermutet, dass es sich um einen Gerichtshof gehandelt haben könnte, dessen Rang der Rechtsprechung des Stadt- und Prätorianerpräfekten entsprochen und sich auf die Zivilgerichtsbarkeit beschränkt habe und somit den Kaiser als oberste Appellationsinstanz entlasten sollte. 157 Siehe S. 212, Anm. 143. 158 Zur Verwendung des Titels deus et dominus durch Probus vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 21; Vitucci, L’imperatore, S. 96–97; Clauss, Kaiser und Gott, S. 187–188; Kreucher, Kaiser Probus, S. 197; Berrens, Sonnenkult, S. 136; Dmitriev, Good Emperors, S. 221–222; Hedlund, Coinage and Authority, S. 227; Johne, Kaisertum, S. 622, siehe auch Kapitel 5.3. Kubitschek, Deus et dominus, S. 175, ging bei dieser Münzlegende von einer Eigenmächtigkeit der Münzbeamten aus, vgl. auch Alföldi, Repräsentation, S. 211–212. 159 Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 192. Schon Vitucci, L’imperatore, S. 101–102, hielt eine tatsächliche Machtbeteiligung des Senates für vollkommen unglaubwürdig; nach Polverini, Da Aureliano, S. 1025, Anm. 42; ders., La Historia, S. 415–416, war Probus ein reiner Soldatenkaiser. 160 Vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 519, sowie Kreucher, Kaiser Probus, S. 191, Anm. 26, der dort sämtliche entsprechenden Münzen auflistet. 161 Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 190–191 mit Anm. 23.

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Feldherr und seinen militärischen Hintergrund ausdrücklich betonen wollte, und sich selbst keineswegs als ‚Senatskaiser‘ sah. Eine Analyse der von Probus besetzten Statthalterposten zeigt erwartungsgemäß eine Dominanz von Mitgliedern aus dem Ritterstand vom Rang eines vir perfectissimus, die den Amtstitel eines praeses oder eines agens vice praesidis führten.162 Im Bereich der Verwaltung gibt es folglich keinerlei Anzeichen für eine explizit senatsfreundliche Politik. Überhaupt stellt sich grundsätzlich die Frage, weshalb Probus die halbwegs funktionsfähige Verwaltung des Reiches gefährdet haben sollte, nur um eine senatsfreundliche Politik zu betreiben.163 Wenn es bereits unter dem vermeintlichen ‚Senatskaiser‘ Tacitus keine wirkliche Machtbeteiligung des römischen Senates gab, so ist dies erst recht für den Soldatenkaiser Probus abzulehnen. Gewiss wird Probus den römischen Senat mit allem Respekt und aller Höflichkeit behandelt haben, denn für ein gegenteiliges Verhalten gab es schließlich überhaupt keinen Anlass. Die Besetzung der wichtigen Militärkommandos und Verwaltungsämter mit Mitgliedern des ordo equester war ja nicht ausdrücklich gegen den Senat gerichtet, sondern entsprach einfach gerade im militärischen Bereich der Notwendigkeit, diese Posten mit entsprechend qualifiziertem Personal zu besetzen.164 Es bleibt also festzuhalten, dass es unter Probus – wie auch unter seinen Vorgängern – keine Machtbeteiligung des Senates als Gremium gab. Somit kann überhaupt keine Rede davon sein, dass erst mit dem Regierungsantritt des Carus das politische Mitspracherecht des Senates beendet worden sei.165 Wie die Historia Augusta behauptet, soll Carus ganz im Gegensatz zu Probus, der in dem oben erwähnten fiktiven Brief den Senat um seine Anerkennung bittet (HA Prob, 11, 2–4), den Senat von seiner Erhebung nur informiert haben: … gaudendum est itaque, p. c., quod unus ex vestro ordine, vestri etiam generis imperator est factus (HA Car. 5, 1–2).166 Mag dieser Brief zwar sicherlich eine Fälschung sein, was sich allein schon aus dem Wortlaut ergibt,167 so wird es in der Sache richtig sein, dass Carus – wie auch schon vor ihm Probus – den Senat von seiner Thronbesteigung informiert hat.168 Dies entsprach also ganz den üblichen Gepflogenheiten dieser Zeit. Ansonsten berichtet die Historia Augusta nur, dass Carus unmittel162 Siehe hierzu ausführlich in Kapitel 5.4. 163 Vgl. Vitucci, L’imperatore, S. 94–95. 164 Vgl. Kuhoff, Herrschertum, S. 31–33; ders., Diokletian, S. 372; Kreucher, Kaiser Probus, S. 193. 165 Eine Schlussfolgerung zu der letztlich auch Polverini, L’imperatore Caro, S. 114, gelangte, ohne hier allerdings genauer auf die Regierungszeit des Tacitus und Probus einzugehen. Baynes, Three Notes, S. 198, war beispielsweise noch der Überzeugung, „Carus and Carinus represent a military reaction and a complete reversion to the principles of Gallienus“. 166 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 62–63; Syme, Emperors, S. 218; Polverini, L’imperatore Caro, S. 102–103; Chastagnol, Quatre études, S. 62–64; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 342–343. 167 Zur Fiktionalität dieses Briefes siehe auch Kapitel 4.1. 168 Vgl. hierzu Meloni, Il regno di Caro, S. 60–64, und Polverini, Da Aureliano, S. 1028–1029; Gallazzi, Annotazioni, S. 245; Polverini, L’imperatore Caro, S. 102–103; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Kreucher, Probus und Carus, S. 418, vgl. auch Chastagnol, Le sénat romain, S. 212; Kuhoff, Diokletian, S. 406–407.

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bar nach seiner Kaiserproklamation durch das gesamte Heer sofort den Krieg gegen Persien aufgenommen habe: ubi primum accepit imperium, consensu omnium militum bellum Persic[c]um, quod Probus parabat, adgressus est (HA Car. 7, 1). Nicht einmal in dieser besonders senatsfreundlichen Quelle, die Carus immerhin zu den ‚guten Kaisern‘ zählt,169 spielt der römische Senat also beim Herrschaftsantritt des Carus eine Rolle. Wie im ereignisgeschichtlichen Überblick dargelegt werden konnte, traf sich der Nachfolger des ermordeten Probus wenige Zeit später im Oktober 282 in Mediolanum mit seinen Söhnen, ohne jedoch nach Rom weiterzureisen und seine Herrschaftsübernahme vom Senat bestätigen zu lassen.170 Selbstverständlich wird der Senat diese Bestätigung, wahrscheinlich gleich nachdem der Herrscherwechsel bekannt wurde, von sich aus und auch ohne die persönliche Anwesenheit des Kaisers ausgesprochen haben, was nach der üblichen Kaisererhebung durch das Heer nur noch formellen Charakter hatte. Nachdem Carus von der Absicht seiner Truppen, ihn zum Kaiser auszurufen, erfuhr, soll er angeblich Probus um seine Abberufung gebeten haben (Zon. 12, 29). Diese scheinbare und wohl erst nachträglich verbreitete recusatio imperii könnte vielleicht sogar an den Senat adressiert gewesen sein.171 Für eine Beteiligung des Senates bei der Erhebung der Söhne des Carus zu Caesares beziehungsweise des Carinus zum Augustus existieren keinerlei Hinweise. Da Carinus in Mediolanum und Numerianus in Siscia zum Caesar ernannt wurde,172 ist allein schon aufgrund der geographischen Entfernung zu Rom eine Mitwirkung auszuschließen. Das gilt erst recht für die Erhebung des Carinus zum Augustus, da sich Carus zu diesem Zeitpunkt in Antiochia und Carinus in Gallien aufhielt.173 Ebenso spielte der Senat sicherlich auch keine Rolle bei der Ernennung der Magnia Urbica zur Augusta, die wahrscheinlich noch in Mediolanum erfolgte.174 Numerianus wurde nach dem Tod seines Vaters von den Truppen in Mesopotamien zum Kaiser ausgerufen.175 Die ersten Münzen für den neuen Mitherrscher des Carinus wurden noch in Ticinum geprägt und stehen deshalb im Kontext mit dem Aufenthalt in Mediolanum.176 Das bedeutet aber, dass die Erhebung des Numerianus dort bekannt gegeben und der Senat wieder erst nachträglich davon in Kenntnis gesetzt wurde. Eine Mitwirkung des Senates war allerdings für die Konsekration des Carus und später des Numerianus und Nigrinianus erforderlich.177 Denn da der Konse169 Zum Topos des ‚guten Kaisers‘ in der Historia Augusta siehe auch Kapitel 4.2. 170 Siehe Kapitel 4.1; von einem Antrittsbesuch in Rom gingen mit Verweis auf die adventusPrägungen Cohen, S. 351, Nr. 6, und Gnecchi II, S. 123, Nr. 1 (= Cohen S. 366, Nr. 1), noch Meloni, Il regno di Caro, S. 84–87, und Halfmann, Itinera principum, S. 242, aus; beide Stücke wurden jedoch in Siscia geprägt, siehe Kapitel 4.3. 171 So Huttner, Recusatio imperii, S. 213; zu dieser Textstelle bei Zonaras siehe Kapitel 4.1. 172 Zur Erhebung der beiden Caesares siehe auch Kapitel 4.1; 4.3 und 5.1. 173 Zum Aufenthalt des Carus in Antiochia siehe Kapitel 4.4; zu Carinus siehe Kapitel 4.7; zu dessen Ernennung zum Augustus siehe Kapitel 5.1. 174 Siehe hierzu Kapitel 4.7; zum Ort siehe Kapitel 4.1. 175 Zur Augustus-Erhebung des Numerianus siehe Kapitel 4.4; 4.7; 5.1. 176 Zu diesen Antoninianen und quinarii siehe S. 153. 177 Zur Deifizierung des verstorbenen Herrschers vgl. beispielsweise Gesche, Divinisierung, S. 377–390; Kuhoff, Felicior Augusto, S. 54; Clauss, Kaiser und Gott, S. 356–386; Peppel,

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krationsbeschluss zumindest nominell vom Senat gefasst werden musste, ist hierbei von dessen vorheriger Konsultation auszugehen, doch wird das Gremium zweifellos einem entsprechenden ‚Antrag‘ des Kaisers einstimmig per Akklamation zugestimmt haben. Von einer wirklichen Mitsprache kann auch hier abgesehen werden. Allerdings begegneten auch Carus, Carinus und Numerianus dem Senat mit Höflichkeit und Respekt. Ein Beleg hierfür sind die Bronzemedaillons, die Carinus zum Antritt des gemeinsamen Konsulats mit Numerianus im Januar 284 in Siscia prägen ließ (Gnecchi III, S. 94, Nr. 20; 34).178 Wie zuvor bei Tacitus und Florianus erscheint auch hier im Abschnitt die für Senatus consulto stehende Abbreviatur S C, die als eine an den Senat gerichtete Höflichkeitsadresse zu verstehen ist.179 Bei der Besetzung der Statthalterposten folgten Carus und seine Söhne ganz der Politik ihrer Vorgänger. So wurden zum Beispiel die Provinzen Macedonia, Phrygia et Caria und vielleicht auch die Provinz Raetia unter Carus endgültig von einem ritterlichen praeses verwaltet.180 Allerdings kann keine Rede davon sein, dass Senatoren aus der Provinzverwaltung gänzlich ausgeschlossen worden seien. Ein Beispiel hierfür ist der senatorische praeses der Provinz Hispania citerior Marcus Aurelius Valentinianus (Ins. 63–64), der zuvor schon – vielleicht unter Probus – als legatus Augusti pro praetore in Pannonia inferior im Einsatz war (Ins. 271).181 Besonders in der Zivilverwaltung wurde offenbar gerne auf Personal aus dem ordo senatorius zurückgegriffen. So ist für die Regierungszeit des Carus und seiner Söhne der senatorische legatus iuridicus totius provinciae Tarraconenensis Flaminius Priscus belegt (Ins. 61), der dort schon unter Probus amtierte (Ins. 245).182 In der Kommunalverwaltung finden sich zu dieser Zeit drei Senatoren als curatores rei publicae (Ins. 24; 138; 166).183 Und in Italien amtierte unter Carinus der senatorische corrector Italiae C. Ceionius Rufius Volusianus (Ins. 127), der dieses Amt auch noch unter Diokletian innehatte (Ins. 250).184

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Gott oder Mensch, S. 70–77; zur Konsekration des Carus siehe Kapitel 4.5 und 4.7, zu Numerianus siehe Kapitel 4.6 sowie 4.7 und zu Nigrinianus siehe Kapitel 4.7. Zu diesen Medaillons vgl. Cohen, S. 392, Nr. 80; Pink, Medaillonprägung, S. 558, Nr. 10a–b; ders., Aufbau Carus, S. 45; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, Nr. 1. Nach Pink, Medaillonprägung, S. 558, soll dieses Sigle für Siscia stehen, was er allerdings in Aufbau Carus, S. 45, Anm. 70, berichtigt. Zur Provinzverwaltung unter Carus und seinen Söhnen siehe ausführlich Kapitel 5.4. Zu Marcus Aurelius Valentinianus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 31, vgl. PIR² A, Nr. 1623; PLRE I, S. 932–933, Nr. 6; Dobó, Verwaltung, S. 102–103, Nr. 76; Alföldy, Fasti Hispanienses, S. 64–65; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 18, Nr. 42; Sp. 118, Nr. 49; Christol, Essai sur l’évolution, S. 146–147, Nr. 9; Fitz, Verwaltung Pannoniens 3, S. 1047, Nr. 686; Kreucher, Kaiser Probus, S. 204; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1130, Hisp. cit. 7; S. 1160, Pann. inf. 10; es wird jedoch gelegentlich bezweifelt, ob Valentinianus unter Carus auch militärische Befugnisse hatte, vgl. Baynes, Three Notes, S. 198; S. 202; Campbell, The Army, S. 118. Zu Flaminius Priscus vgl. PIR² F, Nr. 174; PLRE I, S. 730, Nr. 7; Alföldy, Fasti Hispanienses, S. 113–114; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Christol, Essai sur l’évolution, S. 193, Nr. 25; Kreucher, Kaiser Probus, S. 204; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1130, Hisp. cit. 6; unklar ist, ob Flaminius Priscus nur richterliche Vollmachten hatte oder auch Statthalter der Provinz und somit Vorgänger des Valentinianus war. Zu diesen curatores rei publicae siehe ausführlicher in Kapitel 5.4. Zu Rufius Volusianus siehe Kapitel 5.4; 5.9 und 7.3, Nr. 35.

5.3 Religionspolitik und kaiserliche Selbstdarstellung

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Diese hier skizzierte Entwicklung setzt sich unter der Tetrarchie nahtlos fort. Auch Diokletian hielt es nach der Beseitigung des Carinus offenbar keineswegs für nötig, seine Herrschaftsübernahme durch den Senat bestätigen zu lassen. Die wichtigen politischen Entscheidungen fielen jetzt nicht mehr in Rom, sondern in den Residenzstädten der Tetrarchen. Das beratende Gremium war nun das consistorium, das aus dem consilium principis hervorgegangen war. Das consistorium bestand aus den Prätorianerpräfekten und den obersten Hofbeamten, die zumeist dem Ritterstand angehörten. Die rein formelle Funktion des Senates beschränkte sich weiterhin darauf, kaiserliche Beschlüsse nachträglich durch Akklamation zu billigen.185 Dies darf allerdings nicht so verstanden werden, dass der Senat mit Geringschätzung behandelt worden wäre. Das Gegenteil belegt allein schon Diokletians Neubau der curia Iulia in Rom (Chron. 354 148, 22).186 Auch die Ernennung des Senators L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus zum Mitkonsul Diokletians im Jahr 284 scheint in diese Richtung zu weisen und sollte Diokletian möglicherweise senatorische Unterstützung sichern.187 Als politisches Gremium spielte der Senat nunmehr kaum eine Rolle, doch war in der Spätantike die Mitgliedschaft im ordo senatorius nach wie vor mit einer großen gesellschaftlichen Anerkennung verbunden. Zu Beginn des vierten Jahrhunderts wurde zahlreichen Beamten des Ritterstandes deshalb die Aufnahme in den Senatorenstand ermöglicht, indem mit vielen ritterlichen Ämtern der Aufstieg in den ordo senatorius mit dem Titel vir clarissimus verbunden war, wodurch sich letztlich eine neue Führungsschicht herausbilden konnte.188 Bei der Gründung von Constantinopel wurde ebenfalls ein Senat gebildet (Soz. 2, 3, 6), der als Senat zweiter Ordnung zunächst aber im Rang unter dem römischen Senat stand (Anon. Val. 1, 30).189 5.3 RELIGIONSPOLITIK UND KAISERLICHE SELBSTDARSTELLUNG Grundsätzlich ist der Begriff ‚Religionspolitik‘ ein moderner Terminus und für die Antike nur sehr bedingt anwendbar, da dieser Begriff eine Trennung von Politik und Religion voraussetzt und dahinter die Idee einer bewussten Instrumentalisierung der Religion durch antike Machthaber zur Sicherung der Herrschaft steckt, was aber in der Antike so nicht gegeben war, da der Alltag und das gesamte Leben von religiösen Vorstellungen durchdrungen waren. Wenn das römische Kaisertum versuchte, sich die Gunst traditioneller oder neuer Götter zu sichern, war dies an sich eine Selbstverständlichkeit und nicht unbedingt ein gezielter Akt zur Herr185 Zum consistorium und der Rolle des Senates in der Tetrarchie vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 399– 410. 186 Vgl. Richardson, Topographical Dictionary, S. 103; Rees, Diocletian, S. 29. 187 Zu diesem gemeinsamen Konsulat nach der Kaiserproklamation Diokletians siehe Kapitel 4.9. 188 Vgl. Alföldy, Die Stellung der Ritter, S. 213–214; Chastagnol, Entwicklung, S. 293–306; Löhken, Ordines dignitatum, S. 31–47; Chastagnol, Le sénat romain, S. 265–278; Kuhoff, Diokletian, S. 410; Heil, Senat, S. 735–736. Zur Wertschätzung, die Kaiser Julian dem römischen Senat entgegenbrachte, vgl. Ehling, Kaiser Julian, S. 292–296. 189 Vgl. Dagron, Constantinople, S. 123–124; Chantraine, Konstantinopel, S. 12.

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schaftssicherung.190 Da jedoch der Terminus ‚Religionspolitik‘ für den Kaiserkult und die religiöse Überhöhung des Kaisertums in der Literatur sehr häufig benutzt wird, soll er auch hier – eben mit dem genannten Vorbehalt – weiterhin verwendet werden. Da der Schutz der römischen Staatsgötter und anderer Gottheiten für den Fortbestand der Herrschaft und das Wohl des Reiches unabdingbar war, erfolgte durch den Eindruck der militärischen Katastrophen in der Mitte des dritten Jahrhunderts unter Decius (249–251) und Valerian I. (253–260) eine Rückbesinnung zu den traditionellen religiösen Werten Roms, was durch die Einführung des Opfergebots eine Christenverfolgung zur Folge hatte.191 Gallienus (253–268) wieder tolerierte das Christentum und rief zu seinem eigenen Schutz vorsichtshalber den Beistand aller Götter des römischen Pantheons an.192 Aurelian wählte als Schutzgottheit den Sonnengott, der sich offenbar als Schlachtenhelfer bei Emesa bewährt hatte (HA Aur. 25, 2–5). Sol genoss bereits im Heer große Beliebtheit, so begrüßten schon die Soldaten der legio III Gallica bei der Schlacht von Bedriacum im Jahr 69 – nach syrischer Sitte, wie Tacitus einräumt – die aufgehende Sonne (Tac. hist. 3, 24). Auf dem campus Agrippinae beim Marsfeld ließ Aurelian im Jahr 274 einen großen und prächtigen Tempel für den deus Sol invictus errichten (Chron. 354 148, 9).193 Außerdem veranstaltete man Spiele zu Ehren des Sonnengottes (Chron. 354 148, 11; Hier. chron. 223b), die alle vier Jahre abgehalten werden sollten. Daneben wurde der 25. Dezember als dies natalis Invicti durch Zirkusspiele gefeiert. Als eigene Priesterschaft für den Kult des Sonnengottes wurde das aus Senatoren bestehende Gremium der pontifices dei Solis gegründet.194 Und wie Laktanz behauptet, soll Aurelian sogar auch eine Verfolgung der Christen geplant haben (Lact. mort. pers. 6, 1–3).195 Der sakrale Charakter des Kaisertums wurde unter dem Eindruck der ständigen und gewaltsamen Herrscherwechsel im dritten Jahrhundert von Aurelian verstärkt, indem er den Beinamen deus et dominus annahm (RIC V 1, S. 299, Nr. 305–

190 Zum Begriff ‚Religionspolitik‘ vgl. Sommer, Soldatenkaiser, S. 115. 191 Vgl. Clarke, Double-Trials, S. 650–663; Demandt, Spätantike, S. 56; Piétri/Gottlieb, Christenverfolgungen, S. 156–157; Rives, The Decree, S. 135–154; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 241–242. 192 Darauf scheint vor allem die dii conservatores-Münzserie hinzuweisen, vgl. hierzu Blois, The Policy, S. 159–168; Kuhoff, Herrschertum, S. 58–59; Berrens, Sonnenkult, S. 76–77; Goltz/ Hartmann, Valerianus, S. 282; Hedlund, Coinage and Authority, S. 214. 193 Von der Errichtung des Tempels berichten ebenfalls Aur. Vict. Caes. 35, 7; Eutr. 9, 15, 1; Hier. chron. 223a; HA Aurelian. 39, 2; Zos. 1, 61, 2 und Cassiod. chron. 148, 990; allerdings gibt nur der Chronographus anni 354 den genauen Ort an, an dem sich der Tempel befunden haben soll, vgl. auch Berrens, Sonnenkult, S. 104–107. 194 Zum Kult des Sol unter Aurelian vgl. bes. Redö, Religious Policy, S. 463–465; Saunders, Aurelian, S. 338–351; Cizek, Aurélien, S. 175–182; Kotula, Aurélien, S. 162–164; Watson, Aurelian, S. 188–198; Kreucher, Kaiser Probus, S. 195; Berrens, Sonnenkult, S. 89–126, White, Restorer, S. 135–137. 195 Vgl. auch Eus. hist. eccl. 7, 30, 20–21; Hier. chron. 223c; Oros. 7, 27, 12; Synk. 470, 25–27; Zon. 12, 27; Saunders, Aurelian, S. 351–356; Watson, Aurelian, S. 198–201; Cizek, Aurélien, S. 188–198; Kreucher, Kaiser Probus, S. 195; White, Restorer, S. 137–138.

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306).196 Wahrscheinlich sollte durch die Sakralisierung des Herrschers das Kaisertum dem Einfluss des Militär entzogen werden.197 Auch durch das Tragen goldener Gewänder, Edelsteinen und eines Diadems soll Aurelian die Person des Kaisers sichtbar überhöht haben (Epit. de Caes. 35, 5). Diese Tendenz zur sakralen Überhöhung und Vergöttlichung des Kaisers war indes keine Erfindung des dritten Jahrhunderts, sondern begann bereits mit der Konsekration des ermordeten Diktators Gaius Iulius Caesar und der Entstehung des Kaiserkults unter Augustus und bildete von Anfang an ein Fundament des Kaisertums.198 Vor allem in der östlichen, hellenistisch geprägten Reichshälfte war die Vorstellung von der Göttlichkeit des Herrschers durchaus geläufig. Schon der seleukidische König Antiochos IV. bezeichnete sich auf seinen Münzen ganz offiziell als der ‚erschienene Gott‘ (Θεὸς Ἐπιφανής) und war damit keine Ausnahme.199 Zwar soll Diokletian bei seiner Kaiserproklamation am 20. November 284 in Nicomedia den Sonnengott angerufen (Aur. Vict. Caes. 39, 13; HA Car. 132, 1) und ihm auch während seiner ganzen Regierungszeit seine Verehrung erwiesen haben.200 Doch letztlich griff Diokletian wieder auf den traditionellen römischen Staatskult zurück und wählte als göttlichen protector Jupiter und für seinen Kaiserkollegen Maximian den Halbgott Hercules, der nicht nur als der Sohn des Jupiter, sondern auch als dessen Helfer betrachtet wurde.201 Diese beiden Götter fungierten aber nicht nur als Schutzgottheiten, vielmehr verstanden sich Diokletian und Maximian – der Tendenz zur Vergöttlichung des Kaisertums folgend – als deren Stellvertreter auf Erden und als Träger ihrer numina. Um dies nachhaltig zum Ausdruck zu bringen, legte sich Diokletian den Beinamen Iovius und Maximian den des 196 Zum Beinamen deus et dominus auf den Münzen Aurelians vgl. CIL II 3832; 3738; XI 556; Taeger, Herrscherauffassung, S. 183–184; Fears, Princeps, S. 288; Saunders, Aurelian, S. 336– 337; Watson, Aurelian, S. 187–188; Clauss, Kaiser und Gott, S. 186–187; Berrens, Sonnenkult, S. 101–102; Hartmann, Claudius Gothicus, S. 321 mit Anm. 76; Hedlund, Coinage and Authority, S. 85. Diese Münzen werden häufig als Eigenmächtigkeit des zuständigen procurator monetae interpretiert (vgl. bes. Kubitschek, Deus et dominus, S. 175), die aber vom Kaiser geduldet worden sei (vgl. Alföldi, Repräsentation, S. 211–212). 197 So Kolb, Herrscherideologie, S. 20–21; zur sakralen Repräsentation des Septimius Severus und seiner Herrscherfamilie vgl. neuerdings Lichtenberger, Severus Pius Augustus. 198 Vgl. Taeger, Herrscherauffassung, S. 182–195; Bleicken, Prinzipat, S. 15–17; Fears, Princeps, S. 85–120; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 151–152; Clauss, Kaiser und Gott, S. 46–75; Kolb, Herrscherideologie, S. 36–37; Peppel, Gott oder Mensch, S. 69–96; Huttner, Kaiser als Garant, S. 193–201; Herklotz, Kaiserkult, S. 937–945; Pfeiffer, Kaiserverehrung und Kaiserkult, S. 19–30; zum Kaiserkult allgemein vgl. auch Gradel, Emperor Worship; Cancik/Hitzl, Herrscherverehrung; Fishwick, Imperial Cult, sowie Price, Rituals and Power (zum Kaiserkult in Kleinasien); zur frühen Entwicklung des Kaiserkults vgl. auch Herz, Diva Drusilla, S. 324– 336. 199 Vgl. Mørkholm, Antiochus IV., S. 48; Mittag, Antiochos IV., S. 47. 200 Vgl. Kolb, Diocletian, S. 16–17; Berrens, Sonnenkult, S. 139–142. 201 Vgl. beispielsweise Fears, Princeps, S. 296–298; Williams, Diocletian, S. 59; S. 68; Kolb, Diocletian, S. 19; S. 54–67; ders., Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 38–42; Kuhoff, Diokletian, S. 40–47; Rees, Diocletian, S. 57–58; Kuhoff, Diokletian-Forschung, S. 23; Jupiter und Hercules werden in der Münzprägung überaus oft als conservatores der Herrscher genannt, vgl. RIC V 2, S. 258–309; zur tetrarchischen similitudo in den numismatischen Quellen vgl. Weiser, Die Tetrarchie, S. 205–227; zur Kaiserproklamation Diokletians siehe Kapitel 4.6.

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Herculius zu (Lact. mort. pers. 8, 1; 52. 3; Aur. Vict. Caes. 39, 18), was gleichzeitig auch den Rangunterschied zwischen den Herrscherkollegen dokumentiert.202 Diese Beinamen sind nicht nur durch die literarischen Quellen überliefert, sondern sie wurden vor allem in der Münzprägung und auf Inschriften im großen Stile propagiert.203 Fälschlicherweise behauptet Aurelius Victor, Diokletian habe sich als erster nach Caligula und Domitian dominus nennen und als Gott verehren lassen: Namque se primus omnium Caligulam post Domitianumque dominum palam dici passus et adorari se appellarique uti deum (Aur. Vict. Caes. 39, 4). Abgesehen von der oben erwähnten Textstelle in der Epitome de Caesaribus, die dies implizit bereits Aurelian zuschreibt (Epit. de Caes. 35, 5), machen die historiographischen Quellen Diokletian für die Einführung eines angeblich orientalischen Hofzeremoniells verantwortlich (Aur. Vict. Caes. 39, 2–4; Eutr. 9, 26; Hier. chron. 226c; Amm. 15, 5, 18), zu dem auch die adoratio oder προσκύνησις gehörte. Dieses Hofzeremoniell folgte jedoch ebenfalls der Tendenz zur Überhöhung des Kaisertums und entsprach wohl auch dem Zeitgeist.204 Im Vergleich zur Regierungszeit Aurelians trat der Sonnengott unter Tacitus in signifikanter Weise wieder in den Hintergrund. In der Münzprägung dieses Kaisers erscheint Sol lediglich einige Male als Darstellung auf den Antoninianen mit der Legende PROVIDEN DEOR und dort auch nur gemeinsam mit der personifizierten Providentia (RIC V 1, S. 331, Nr. 52–53; S. 345–346, Nr. 195–198).205 Nur ein einziger sehr seltener aureus, der folglich nur in sehr kleiner Stückzahl geprägt wurde, weist Sol mit der Legende CONSERVATOR AVG als Bewahrer des Kaisers aus.206 Wie man aus der nur sehr geringen Präsenz des Sonnengottes in der Münzprägung des Tacitus folgern muss, spielte Sol zumindest als kaiserliche Schutzgottheit keine große Rolle mehr, und der Kult dieses Gottes nahm nun nicht mehr den obersten Rang im römischen Pantheon ein.207 Unter den Gottheiten in den Münzlegenden des Tacitus dominiert Mars, der als Rächer (Ultor) (RIC V 1, S. 337, Nr. 108), Friedensbringer (Pacifer) (RIC V 1, S. 328, Nr. 32; S. 341, Nr. 145) oder

202 Zur Vergöttlichung Diokletians und seiner Mitherrscher vgl. Seston, Dioclétien, S. 211–212; Kolb, Diocletian, S. 19–21; Kuhoff, Diokletian, S. 41–42; Kolb, Praesens Deus, S. 27–36. 203 Zu den entsprechenden Münzlegenden und Inschriften vgl. bes. Kuhoff, S. 44–50; S. 133–135; zu den tetrarchischen Bildprogrammen vgl. Boschung, Die Tetrarchie, S. 349–380; zur kritischen Beurteilung des Begriffs ‚Propaganda‘ vgl. Weber/Zimmermann, Propaganda, S. 11–40. 204 Zum Hofzeremoniell vgl. Alföldi, Repräsentation, S. 25–120; Kolb, Herrscherideologie, S. 39–46; ders., Zeremoniell, S. 173–178. Zur kritischen Beurteilung des in den literarischen Quellen beschriebenen ‚orientalischen Hofzeremoniells‘ vgl. bes. Alföldi, Repräsentation, S. 9–24. 205 Berrens, Sonnenkult, S. 127, Anm. 355, führt daneben außerdem noch ein unpubliziertes Stück mit der Darstellung eines stehende Sonnengottes mit Globus an. 206 Zu diesem anscheinend ebenfalls unpublizierten Stück, das Sol in einer Quadriga zeigt, vgl. Berrens, Sonnenkult, S. 127–128 mit Anm. 355 und Anm. 358. 207 Vgl. Halsberghe, The Cult, S. 164; Redö, Religious Policy, S. 465; Kreucher, Kaiser Probus, S. 196; Hedlund, Coinage and Authority, S. 193; Johne, Senatskaiser, S. 391; anders jedoch Berrens, Sonnenkult, S. 127–129; allerdings reicht das numismatische Material nicht zu der Annahme aus, der Kult des Sol hätte unter Tacitus noch dieselbe Bedeutung eingenommen wie zur Zeit Aurelians oder habe sich sogar „weiter gefestigt“.

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Sieger (Victor) (RIC V 1, S. 329, Nr. 29–31; S. 337, Nr. 112) auftritt.208 Daneben ist der Kriegsgott auch auf einer Reihe weiterer Münzen abgebildet (RIC V 1, S. 328, Nr. 12; S. 334, Nr. 83; S. 337, Nr. 109; S. 343–344, Nr. 177–178; S. 348, Nr. 214). Auf mehreren Münzdarstellungen erscheint indes Jupiter, aus dessen Händen Tacitus den Erdglobus als Symbol für die Übertragung der Herrschaft empfängt (RIC V 1, S. 331, Nr. 54; S. 340, Nr. 133; S. 345, Nr. 190–194; S. 348, Nr. 213).209 Als weitere conservatores des Kaisers werden auf einem aureus die Dioskuren gezeigt (RIC V 1, S. 337, Nr. 111). Der sich in der Münzprägung des Tacitus manifestierende temporäre Bedeutungsverlust des Sol dokumentiert darüber hinaus auch, wie schnell sich die Mitarbeiter der Münzämter auf die Wünsche eines neuen Herrschers einstellen konnten.210 Florianus regierte zwar nur etwa zwei Monate, dennoch gewann unter seiner Herrschaft der Kult des Sonnengottes wieder mehr an Bedeutung. Im Gegensatz zur Regierungszeit seines Halbbruders ist nun Sol als Bewahrer des Kaisers wesentlich häufiger bezeugt. Sol ist auf aurei aus Rom und Cyzicus in einer Quadriga mit der Legende CONSERVATOR AVG dargestellt (RIC V 1, S. 351, Nr. 17–18; S. 360, Nr. 114–115). Hierbei ist zu erwähnen, dass wohl gerade der Münzstätte Cyzicus besondere Bedeutung zukommt, da sich der Kaiser während seiner kurzen Regierungszeit ausschließlich in Kleinasien und somit in der Nähe dieser Münzstätte aufhielt.211 Eine andere Münzlegende tituliert den Sonnengott als PACATOR ORBIS (RIC V 1, S. 350, Nr. 7–9). Außerdem wurden auch die Antoniniane mit der Reverslegende PROVIDEN DEOR und der Abbildung von Providentia und Sol sich gegenüberstehend unter Florianus weiterhin geprägt (RIC V 1, S. 359–360, Nr. 110–113). Dies erweckt den Anschein, als hätte Florianus die Religionspolitik Aurelians fortgesetzt, wodurch Sol seine Stellung als oberste Gottheit des Reiches zurückerhielt.212 Allerdings wird auch Jupiter auf Münzen aus Ticinum als conservator des Kaisers bezeichnet (RIC V 1, S. 356, Nr. 68–71). Weiterhin präsent sind auch Münzlegenden mit einem Bezug zum Kriegswesen, auf denen Mars Victor (RIC V 1, S. 351, Nr. 20), Mars Pacifer (RIC V 1, S. 356, Nr. 72), Iupiter Victor (RIC V 1, S. 351, Nr. 19) und Iupiter Stator (RIC V 1, S. 353, Nr. 32; S. 360, Nr. 117) genannt werden. Ob sowohl Tacitus als auch Florianus tatsächlich von einer kaiserlichen Selbstdarstellung als deus et dominus absahen, oder diesen Titel im Laufe der Zeit nicht vielleicht doch noch angenommen hätten, mag dahingestellt bleiben.213

208 Zu Mars Pacifer auf den Münzen des Tacitus vgl. auch Hedlund, Coinage and Authority, S. 77. 209 Vgl. Hedlund, Coinage and Authority, S. 197. Eine Münzlegende nennt auch Iupiter Stator (RIC V 1, S. 335, Nr. 88), doch wird diese Münze bei Weder, Korrekturen, S. 73, als inoffizielle Schwarzprägung der Münzarbeiter („Münzamtfälschung“) eingestuft. 210 Zur Einflussnahme des Kaisers auf die Münzprägung siehe Kapitel 3.4. 211 Zur kurzen Herrschaft des Florianus siehe auch Kapitel 4.7. 212 Zur Religionspolitik des Florianus vgl. Redö, Religious Policy, S. 465; Kreucher, Kaiser Probus, S. 196; Berrens, Sonnenkult, S. 127–129. 213 Johne, Senatskaiser, S. 391, deutet den Verzicht auf diesen Titel durch Tacitus als Rücksichtnahme gegenüber dem Senat; allerdings schließt auch Kreucher, Kaiser Probus, S. 117, nicht aus, dass Tacitus diesen Titel zu einem späteren Zeitpunkt doch angenommen haben könnte.

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Wie bereits bei Tacitus und Florianus weisen auch die Münzlegenden bei Probus häufig einen kriegerischen Zusammenhang auf, was nicht weiter verwundert, da die Regierungszeit des Probus von den Kämpfen gegen die Germanen in Gallien und im Donauraum gekennzeichnet war. Wiederum ist es deshalb der Kriegsgott Mars, der auf einer größeren Anzahl von Münzen erscheint.214 Darüber hinaus belegen die Münzlegenden des Probus eine besondere Vorliebe für den Halbgott Hercules, der auf den Münzen häufig als Hercules Romanus, Hercules Pacifer, Hercules Immortalis oder auch als Hercules Arcadius und Hercules Erymanthius in Erscheinung tritt.215 Dadurch sollte sicherlich ein Vergleich zwischen den militärischen Erfolgen des Kaisers und den legendären Taten des Hercules hergestellt werden.216 Letzterer wird Probus außerdem als comes Augusti zur Seite gestellt (RIC V 2, S. 26, Nr. 70–72).217 Hauptsächlich aber zeigen die Münzlegenden des Probus eine massive Förderung der Verehrung des Sonnengottes, der jetzt offenbar wieder als oberster Gott des Reiches an die Spitze des römischen Pantheons gestellt wurde.218 Sol kommt nun wieder die Rolle eines siegbringenden Begleiters des Kaisers zu, wie die Medaillons und Münzen mit den Legenden SOLI INVICTO COMITI AVG, SOLI INVICTO COMITI oder SOL COMES PROBI AVG belegen (Gnecchi II, S. 120, Nr. 41; RIC V 2, S. 32, Nr. 138; S. 40, Nr. 209; S. 108, Nr. 829; S. 109, Nr. 835).219 Daneben erscheinet der Sonnengott auf zahlreichen Münzen mit den Legenden SOLI INVICTO und CONSERVAT AVG.220 Die Bevorzugung des Sonnengottes dokumentieren ganz besonders auch die Münzen, die Probus und Sol im Doppelporträt zeigen (RIC V 2, S. 45, Nr. 263; S. 80, Nr. 596; S. 108, Nr. 829;

214 Vgl. hierzu ausführlicher Kreucher, Kaiser Probus, S. 196, mit den entsprechenden Münzbelegen; zur Religionspolitik des Probus vgl. Halsberghe, The Cult, S. 164; Redö, Religious Policy, S. 465–467; Kreucher, Kaiser Probus, S. 196–197; Berrens, Sonnenkult, S. 129–134. 215 Vgl. hierzu ebenfalls Kreucher, Kaiser Probus, S. 196, mit Belegen, vgl. auch Redö, Religious Policy, S. 466–467; Hedlund, Coinage and Authority, S. 215. 216 Zu dieser Auslegung vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 196. 217 Vgl. dazu Redö, Religious Policy, S. 467; Kreucher, Kaiser Probus, S. 196, sowie Hedlund, Coinage and Authority, S. 215. 218 Vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 24; Kreucher, Kaiser Probus, S. 196–197; Berrens, Sonnenkult, S. 130–134; Hedlund, Coinage and Authority, S. 193–194. Nach Redö, Religious Policy, S. 466, habe Probus den Kult des Sol nur während seiner ersten vier Regierungsjahre propagiert und sei dann zum traditionellen Kult Jupiters zurückgekehrt, doch erlaubt die Münzprägung keine derartige Schlussfolgerung; nach Pink, Aufbau Probus, S. 57–58; S. 60–61; S. 63, wurden die Stücke, deren Legenden Jupiter nennen, bereits auch in den ersten Regierungsjahren des Kaisers und parallel zu jenen für Sol geprägt; das Medaillon Gnecchi II, S. 120, Nr. 41, mit der Legende SOL INVIC COMITI AVG und der Angabe COS IIII im Abschnitt kann eindeutig ins Jahr 281 datiert werden; Kreucher, Kaiser Probus, S. 197, scheint bei dieser Frage unentschieden zu sein; Berrens, Sonnenkult, S. 134, stellt richtigerweise fest, dass der Kult des Sol unter Probus weiterentwickelt und verstärkt wurde. 219 Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 196; Berrens, Sonnenkult, S. 131–134; zum Medaillon Gnecchi II, S. 120, Nr. 41, vgl. Cohen, S. 321–322, Nr. 698; Pink, Medaillonprägung unter Probus, S. 23, Nr. 34. 220 Vgl. hierzu ebenfalls Kreucher, Kaiser Probus, S. 196; zu Sol als conservator Augusti vgl. außerdem Berrens, Sonnenkult, S. 131; Hedlund, Coinage and Authority, S. 193.

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S. 109, Nr. 835).221 Allerdings erscheint auf den Münzen neben dem Sonnengott auch weiterhin Jupiter als conservator, der in dieser Eigenschaft jedoch weniger oft genannt wird als Sol (RIC V 2, S. 36, Nr. 172–176; S. 50, Nr. 315; S. 59–60, Nr. 384–391). Neben Sol und Hercules wird außerdem auch Minerva zu den Begleitern des Kaisers gezählt (RIC V 2, S. 26, Nr. 65–69; S. 30, Nr. 115).222 Analog zum Rückgriff auf den Sonnenkult Aurelians setzte Probus auch die Tendenz zur sakralen Überhöhung des Kaisertums fort, und versuchte seine Position durch eine Verstärkung des Kaiserkultes zu festigen. Er übernahm die bereits von Aurelian verwendete Bezeichnung deus et dominus, wie die in Serdica geprägten Antoniniane mit der Legende DEO ET DOMINO PROBO INVICTO AVG belegen (RIC V 2, S. 109, Nr. 841; S. 114, Nr. 885).223 Dass die Person des Herrschers in überirdische Sphären entrückt werden soll, darauf scheinen auch die Titel aeternus Augustus, perpetuus Imperator und victorioso semper hinzuweisen, die auf den Münzen und Inschriften des Probus wiedergegeben sind.224 In der Münzprägung des Probus erscheint erstmalig wieder seit der Ermordung Aurelians die Legende ORIENS AVG mit der Darstellung des Sonnengottes (RIC V 2, S. 24, Nr. 44–45; S. 60; Nr. 392 S. 79, Nr. 589–590; S. 92, Nr. 700–703). Der Begriff oriens stand ursprünglich für die aufgehende Sonne. Diese Symbolik wurde schon früh mit dem Herrschaftsantritt eines neuen Kaisers in Verbindung gebracht, der gleichsam wie die aufgehende Sonne metaphorisch als Beginn eines neuen ‚goldenen Zeitalters‘ (saeculum aureum) gedeutet wird. Somit wird besonders die Herrschaft des jugendlichen Kaisers oder auch des Thronfolgers mit dem Sonnenaufgang und dadurch mit dem Sonnengott und dem Gedanken von der Ewigkeit aber auch der Erneuerung der Herrschaft in einen Kontext gestellt,225 worauf übrigens bei Numerianus noch zurückzukommen sein wird. Es überrascht also keineswegs, wenn zur Münzlegende oriens Augusti erstmals unter dem jungen Kaiser Gordian III. der Sonnengott dargestellt wird (RIC IV 3, S. 37, Nr. 213).226 Daneben aber beinhaltet dieser Begriff einen unmittelbaren geographischen Bezug, der 221 Vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 18; Kreucher, Kaiser Probus, s. 196–197; Berrens, Sonnenkult, S. 131. 222 Zu Jupiter und Minerva als weitere Schutzgötter des Probus neben Sol vgl. Redö, Religious Policy, S. 466; Kreucher, Kaiser Probus, S. 196; Hedlund, Coinage and Authority, S. 197–198; S. 215. 223 Vgl. hierzu Kubitschek, Deus et dominus, S. 167–178; Vitucci, L’imperatore, S. 96–97; Pink, Aufbau Probus, S. 21; Redö, Religious Policy, S. 466; Alföldi, Repräsentation, S. 211–212; Clauss, Kaiser und Gott, S. 187–188; Kreucher, Kaiser Probus, S. 192; Berrens, Sonnenkult, S. 136; Dmitriev, Good Emperors, S. 221–222; Hedlund, Coinage and Authority, S. 227; Johne Kaisertum, S. 622, vgl. auch eine Inschrift aus Nordafrika, auf der durch eine Verordnung des Probus – ex rescripto dei Probi – dem Municipium Emadaucapa die Abhaltung von Markttagen gestattet wird (AE 1903, 243). Zur Interpretation der Titulatur deus et dominus siehe weiter unten. 224 Die verschiedenen Titulaturen des Probus sind bei Kreucher, Kaiser Probus, S. 86–89, aufgelistet, vgl. auch Vitucci, L’imperatore, S. 96–101; Kreucher, Kaiser Probus, S. 192. 225 Zu dieser Deutung vgl. Kantorowicz, Oriens Augusti, S. 119–134; Berrens, Sonnenkult, S. 40– 43; S. 99; S. 176–184, hier mit zahlreichen Belegen für diese Interpretation; zum Vergleich des Kaisers mit Sol vgl. auch Halfmann, Itinera principum, S. 148–151. 226 Vgl. Berrens, Sonnenkult, S. 65.

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auf die römischen Provinzen im Osten und darüber hinaus auf die militärischen Auseinandersetzungen mit den Parthern und später mit den Sāsāniden verweist.227 Auch unter diesem Gesichtspunkt ist die erstmalige Verwendung der Münzlegende oriens Augusti mit dem Bildnis des Sonnengottes unter Gordian III., der ja bekanntermaßen auf seinem Perserfeldzug ums Leben kam, zu verstehen. Somit kommt also der Legende oriens Augusti eine doppelte Bedeutung zu, da sie sowohl für eine Identifikation des Herrschers mit Sol im weiteren Sinne, als auch für die Ostpolitik des römischen Kaisers steht. In der kaiserlichen Selbstdarstellung folgte Carus dem Vorbild Aurelians und des Probus und nahm ebenfalls die Titulatur deus et dominus an, die jedoch ausschließlich auf den Münzen aus Siscia mit den Legenden DEO ET DOMINO CARO AVG und DEO ET DOMINO CARO INVICTI AVG bezeugt ist (RIC V 2, S. 145, Nr. 96; S. 146, Nr. 99–100).228 Die vergleichbaren Stücke für Probus wurden in Serdica geprägt. Doch ließ Probus diese Münzstätte um das Jahr 280 schließen, und die Münzarbeiter wurden offenbar nach Cyzicus versetzt.229 Folglich ist es sehr unwahrscheinlich, dass zwei Jahre später in Siscia derselbe procurator monetae – womöglich gar eigenmächtigerweise – am Werk war. Zum Zeitpunkt, als diese Münzen geprägt wurden, hielt sich Carus selbst in der Nähe von Siscia oder sogar direkt in der Stadt auf, um von dort aus die Kampagne gegen die Sarmaten zu eröffnen,230 und die Präsenz des Herrschers dürfte doch deutlich gegen ein eigenständiges Vorgehen der Münzstätte sprechen. Diese Stücke wurden teilweise als Doppelantoniniane mit den Münzzeichen X I, XII und XI I im Abschnitt ausgegeben (RIC V 2, S. 146, Nr. 99–100).231 Dies könnte im Kontext mit einer versuchsweisen Modifikation des Münzwesens stehen, zumal zeitgleich auch in Lugdunum 227 Zu diesem Erklärungsansatz vgl. Blois, The Policy, S. 165; Nony, Le revers monétaire, S. 308– 310; Nollé, Oriens Augusti, S. 127–143; 228 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89–90; ders., Aufbau Carus, S. 42; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46–47 mit Nr. 7. Zur gesamten Münzprägung des Carus im November 282 in Siscia vgl. Pink, Münzstätte, Siscia, S. 89–90; ders., Aufbau Carus, S. 42–43; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46–48. Es wurden hierbei in Siscia auch Antoniniane mit der Averslegende DEO ET DOMINO CARO INVICTI AVG und den Reversen PROVIDENTIA AVG und FIDES MILITVM geprägt, die jedoch im RIC fehlen, vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89; ders, Aufbau Carus, S. 42–43; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46–47. Zur Titulatur deus et dominus für Carus vgl. Kubitschek, Deus et dominus, S. 177–178; Meloni, Il regno di Caro, S. 194; Pink, Aufbau Carus, S. 42–43; Alföldi, Repräsentation, S. 211–212; Clauss, Kaiser und Gott, S. 188; Kolb, Herrscherideologie, S. 39; Berrens, Sonnenkult, S. 136; Hedlund, Coinage and Authority, S. 223–228. 229 So Pink, Aufbau Probus, S. 27; S. 44; ders. Aufbau Carus, S. 9. Fears, Princeps, S. 295, vermutet dagegen, dass die Münzstätte erst von Carus geschlossen worden sei; Kubitschek, Deus et dominus, S. 177, und Alföldi, Repräsentation, S. 211, glauben, die Münzarbeiter aus Serdica seien nach Siscia verlegt worden, doch ist hier dem Urteil des Numismatikers wohl der Vorzug zu geben. 230 Zur Anwesenheit des Carus in Siscia im November 282 siehe Kapitel 4.3. 231 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 90; ders., Aufbau Carus, S. 42; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 47–48; zur Ausgabe als Doppelantoniniane vgl. Pink, XI, IA und XII auf Antoninianen, S. 46–49; Lafaurie, Monnaies, S. 666–669; Dearing, Double Radiate, S. 165–169, siehe Kapitel 4.3 und 5.6

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Doppelantoniniane mit dem Wertzeichen X ET I geprägt wurden.232 Man wird sich gewiss am Vorbild Aurelians und des Probus orientiert haben, doch es ist kaum vorstellbar, dass diese Legende, welche die Göttlichkeit des Kaisers so nachhaltig betont, ohne das Wissen und die Zustimmung des Carus auf die Münzen gesetzt wurde. Aber da diese Münzen eben nur in Siscia und nur für Carus und nicht auch später für Carinus und Numerianus ausgegeben wurden, sollte damit ebenso wenig wie unter Aurelian und Probus eine reichsweite Vergöttlichung des Kaisers propagiert werden. Aufschluss bringt hier die Frage, wer denn die Rezipienten dieser Botschaft des Kaisers waren. In Pannonien waren zu dieser Zeit die von Probus für den Feldzug gegen die Perser zusammengezogenen Truppen und somit eine ganz beträchtliche Streitmacht versammelt,233 die sich vor allem aus den vexillationes der Donaulegionen und dem kaiserlichen Feldheer (comitatus) zusammensetzte.234 An diese Soldaten wurden die im November 282 geprägten Stücke mit der Legende DEO ET DOMINO als Donativ ausgegeben. Somit sollte also genau unter jenen Heersabteilungen, die kurz zuvor ihren Kaiser Probus ermordet hatten, die göttliche Legitimation des Kaisers demonstriert werden.235 In diese kaiserliche Selbstdarstellung passt sehr gut die Rede, die Aurelian vor meuternden Truppen gehalten haben soll, und worin er betont, dass der Purpur und damit die Herrschaft explizit von der Gottheit verliehen werde: τὸν θεὸν δωρησάμενον τὴν πορφύραν (Cont. Dio. 9, 6). Die Titulatur deus et dominus für Carus war also eindeutig an die Armee adressiert, wodurch der sakrale Charakter des Kaisertums und somit die Heiligkeit und Unantastbarkeit der Person des Herrschers nochmals betont werden sollte. Dies verdeutlichen auch die Reverse dieser Antoniniane und Doppelantoniniane, auf denen mit den Legenden PROVIDENTIA AVG und FIDES MILITVM auf die Fürsorge und Voraussicht des Herrschers hingewiesen und vor allem an die Treue der Soldaten appelliert wird (RIC V 2, S. 146, Nr. 100).236 Im scheinbaren Gegensatz zur kaiserlichen Selbstdarstellung als deus et dominus steht freilich die von Synesios von Kyrene berichtete Anekdote über Carus (Synes. reg. 16). Auf dem Feldzug gegen Persien soll Carus die persischen Gesand232 Siehe Kapitel 4.7 und 5.6. 233 Zur Vorbereitung eines Perserkrieges durch Probus siehe Kapitel 4.1 und 4.7; zur Zusammensetzung dieser Truppen siehe Kapitel 5.8. 234 Zum kaiserlichen Feldheer siehe ausführlich Kapitel 5.8. 235 Wie Berrens, Sonnenkult, S. 101–102, ebenfalls feststellt, sind gerade die Truppen an der Donau als die Empfänger der Münzen Aurelians mit der Titulatur deus et dominus und deus et dominus natus zu betrachten, vgl. auch Kolb, Herrscherideologie, S. 20–21, wonach die Sakralisierung des Herrschers die Funktion hatte, das Kaisertum dem Einfluss des Heers zu entziehen. Kreucher, Kaiser Probus, S. 192, betont den Einfluss Aurelians bezüglich der Münzen des Probus mit der Legende DEO ET DOMINO PROBO INVICTO AVG. Hedlund, Coinage and Authority, S. 238, betrachtet die Bezeichnung deus et dominus für Aurelian, Probus und Carus als „short lived experiment“; Herklotz, Kaiserkult, S. 944, geht von einer sehr programmatischen Intention aus, „Aurelian versteht sich somit als Gott und Herr, er ist so geboren und vorherbestimmt“. 236 Die Antoniniane mit diesen Legenden fehlen im RIC, siehe oben Anm. 228, vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89; ders., Aufbau Carus, S. 42–43; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46–47.

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ten empfangen haben, während er gerade sein kaiserliches Mahl bestehend aus einer kargen Erbsensuppe mit nicht mehr ganz so frischem Pökelfleisch einnahm. Sein purpurfarbenes kaiserliches Gewand lag achtlos im Gras, und im Gespräch mit den persischen Gesandten drohte er, dass ihr Land innerhalb eines Monat ebenso kahl wie sein Haupt sei, wobei er zur Bekräftigung seine Mütze abnahm und auf seine Glatze wies. Hernach soll er die Gesandten noch auf eine Portion herzhafter Erbsensuppe eingeladen haben. Synesios berichtet dies zwar über Carinus, aber nachdem sich die Geschichte auf dem Feldzug gegen Persien zugetragen haben soll, bei dem Carinus gar nicht anwesend war, und Carus – wie die Münzdarstellungen zeigen – tatsächlich an Kahlhäuptigkeit litt, muss es sich um eine Verwechslung handeln.237 Fraglich ist jedoch wie glaubwürdig diese Anekdote ist. Synesios verfasste sein Werk De regno als imaginäre Ansprache vor Kaiser Arcadius (395–408) und entwickelte hierbei aus seiner Sicht das Bild einer idealen Herrschaft, wobei er sich auch gegen den Pomp am Kaiserhof wendet und feststellt, dass der Kaiser wieder zum einfachen Soldat werden müsse.238 In dieses Programm passt sehr gut das Bild vom ‚einfachen‘ Soldatenkaiser Carus. Für die Glaubwürdigkeit dieser Erzählung könnte jedoch sprechen, dass ähnlich ‚unkaiserliches‘ Verhalten auch anderen Herrscher bescheinigt wird.239 Eine sakrale Erhöhung erfuhr die Herrschaft des Carinus und Numerianus zweifellos durch die Konsekration ihres Vaters Carus nach dessen Tod und später die Alleinherrschaft des Carinus durch die Vergöttlichung seines Bruders Numerianus und des Nigrinianus, seinem kurz nach der Geburt verstorbenen Sohn.240 Denn damit hatte die Familie des Carus immerhin offizielle Staatsgötter vorzuweisen. Dies kam spätestens dann zum Tragen, als nach der Usurpation Diokletians für den rechtmäßigen Herrscher Carinus ein erhöhter Legitimationsbedarf erforderlich war.241 Die neuen Staatsgötter wurden von der Bevölkerung wohl zunächst bereitwillig angenommen. So ließ der dem Kaiserhaus gegenüber höchst loyale praeses Aurelius Decimus in der numidischen Stadt Verecunda (Markouna) einen Tempel 237 Vgl. hierzu Loriot, Problèmes, S. 152; Winter, Friedensverträge, S. 131; Dodgeon, Eastern Frontier, S. 374, Anm. 21. 238 Vgl. Cameron/Long, Barbarians, S. 103–142; Hagl, Arcadius, S. 99–102; Kolb, Herrscherideologie, S. 19–21, vgl. auch Loriot, Problèmes, S. 151–152; es darf als sicher gelten, dass diese Ansprache des Synesios, in der er die prunkvollen kaiserlichen Gewänder des Kaisers mit der Lächerlichkeit eines Pfaus vergleicht (Synes. reg. 15), vor Arcadius niemals gehalten wurde. 239 Hier sei exemplarisch an die angeblich von Galerius höchst persönlich übernommene Kundschaftertätigkeit in Bauerntracht während seines Perserkrieges im Jahr 297 erinnert (Eutr. 9, 25, 1; Fest. 25; Faust. 3, 21), vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 173–174 mit Anm. 475, der dies allerdings bezweifelt, vgl. auch Seston, Dioclétien, S. 170–171; Winter, Friedensverträge, S. 159–160; wie diese Anekdoten immerhin zeigen, durften sich die betreffenden Herrscher einer gewissen Volkstümlichkeit erfreuen, und ihr ‚unkaiserliches‘ Verhalten wurde zumindest für möglich gehalten. 240 Zur Konsekration des Carus siehe Kapitel 4.5 und 4.7, zu Numerianus siehe Kapitel 4.6 sowie 4.7 und zu Nigrinianus siehe Kapitel 4.7 ( dort jeweils mit den entsprechenden Belegen). 241 Zur Funktion der Konsekration des verstorbenen Kaisers als Instrument der Herrschaftslegitimierung seines Nachfolgers vgl. Gesche, Divinisierung, S. 377–390; Kuhoff, Felicior Augusto, S. 54; Clauss, Kaiser und Gott, S. 369–376; zur Legitimation des Carinus vgl. Gricourt, Caro/ Diocleziano, S. 42–43; Hedlund, Coinage and Authority, S. 179–180.

5.3 Religionspolitik und kaiserliche Selbstdarstellung

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für den Kult des Divus Carus errichten (Ins. 173; 194).242 Die Dedikationsinschrift desselben Statthalters vom sogenannten ‚anonymen Tempel‘ in Lambaesis (Tazoult-Lambèse), könnte ebenso mit Divo Caro ergänzt werden (Ins. 198).243 Eine Inschrift aus Rucuma (Rekoub) in der Provinz Africa proconsularis nennt ebenfalls den Divus Carus als Vater der beiden regierenden Augusti (Ins. 25). Auf einer anderen Inschrift erweist der vir clarissimus Rutilius Crispinus und curator rei publicae der Stadt Puteoli (Pozzuoli) dem Staatsgott Carus als dem Urheber des öffentlichen Wohls (auctori salutis publicae) seine Reverenz (Ins. 138).244 Und auf zwei lediglich fragmentarisch erhaltenen Inschriften aus Rom und Lambaesis ist immerhin noch der Schriftzug Divus Carus vorhanden (Ins. 137; 188). Dem Divus Nigrinianus als nepoti Cari ist die Dedikationsinschrift des rationalis und vir egregius Geminius Festus aus Rom geweiht (Ins. 142).245 Dem neuen Staatsgott Divus Carus huldigt auch der zeitgenössische Dichter Nemesianus, indem er die göttliche Herkunft des Carinus preist: divi fortissima pignora Cari (Nem. cyn. 64) und ipso paene prior genitore deo (Nem. cyn. 70–71). Die Vergöttlichung des Carus, seines Sohnes und seines Enkels war jedoch nur von geringer Dauer, wie die Eradierung des Herrschernamens auf der Inschrift aus Puteoli belegt (Ins. 138). Wie die Analyse der Münzprägung zeigt, scheint sich unter Carus eine Änderung in der Religionspolitik vollzogen zu haben, bei der Sol erneut in den Hintergrund trat.246 Der schreitende Sonnengott ist zwar auf einigen Antoninianen des Carus aus der Münzstätte Rom abgebildet, der hier mit der Münzlegende AETERNIT IMPERI zum Garant für den Bestand der Herrschaft wird (RIC V 2, S. 139, Nr. 35–36),247 also einer für Sol typischen Funktion.248 Dieser Münztypus wurde allerdings spätestens ab dem Frühjahr 283 nicht mehr geprägt. An seine Stelle tra242 Vgl. Kolbe, Statthalter Numidiens, S. 22, S. 24; Witschel, Zur Situation, S. 201; zu Aurelius Decimus, dem praeses der Provinz Numidia unter Carinus und Numerianus siehe Kapitel 5.4 und 7.3, Nr. 9. 243 Statt [Divo Caro ge]nit(ori) ist auch die alternative Lesung [Pro aeter]nit(ate) möglich, vgl. Dupuis, La dédicace, S. 81–99. 244 Zu den curatores rei publicae siehe Kapitel 5.4, zu Rutilius Crispinus siehe Kapitel 7.3, Nr. 8. 245 Zu Geminius Festus, der auch unter Diokletian noch im Amt war, siehe Kapitel 5.9 und 7.3, Nr. 12. 246 Zu dieser Feststellung vgl. Berrens, Sonnenkult, S. 136; anders jedoch Alföldi, Repräsentation, S. 211–212, im Kontext mit den Doppelantoninianen, welche die sich gegenüberstehenden Büsten des Carus und des Sol zeigen (RIC V 2, S. 146, Nr. 99); siehe hierzu weiter unten. 247 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 32; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 32–34. Berrens, Sonnenkult, S. 136, sieht hierbei einen Zusammenhang mit der Ernennung des Numerianus zum Caesar; das ist jedoch höchst zweifelhaft; da die ersten dieser Antoniniane nach Gricourt zwischen Ende November und Mitte Dezember geprägt wurden, und Pink datiert sie auf Anfang Dezember; die Caesar-Erhebung des Numerianus kann jedoch kaum vor Mitte Dezember stattgefunden haben, siehe Kapitel 4.3 und 5.1; hinzuzurechnen wäre dann noch die erforderliche Zeit für die Nachrichtenübermittlung; außerdem wurden diese Stücke nur in Rom und nur für Carus, aber nicht auch für Numerianus geprägt. 248 Zu dem von Sol verkörperten Aeternitas-Gedanke vgl. Berrens, Sonnenkult, S. 171–176; Hedlund, Coinage and Authority, S. 190–191. Die Legende AETERNIT IMPER mit der Darstellung des Sonnengottes wurde zuvor nur auf den Münzen Philippus II. verwendet (RIC IV 3, S. 81, Nr. 112; S. 97, Nr. 226), vgl. Berrens, Sonnenkult, S. 72–73.

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ten Antoniniane mit der Legende AETERNIT AVGG und der Darstellung der personifizierten Aeternitas (RIC V 2, S. 169–170, Nr. 242–249; S. 178, Nr. 322).249 Traditionellerweise wurde in erster Linie der jugendliche Caesar Numerianus mit Sol in Verbindung gebracht.250 Auf den für ihn als Caesar in Lugdunum geprägten Münzen erscheint der Sonnengott mit der Reverslegende ORIENS AVGG (RIC V 2, S. 187, Nr. 355).251 Nach der Ankunft des Carus und seines jüngeren Sohnes in Antiochia wurden dort für den Caesar Numerianus aurei gemünzt, auf denen Sol anhand seiner Abbildung und der Legende CONSERVAT AVGGG als Bewahrer des Augustus und seiner beiden Caesares ausgewiesen wird (RIC V 2, S. 190, Nr. 373).252 Für Carus ist nur ein seltener Antoninian aus der Münzstätte Cyzicus mit der Legende ORIENS CARI AVG und der Abbildung des Sol bekannt.253 Zwar wurden auch für den Augustus Carinus gelegentlich und besonders nach dem Tod des Numerianus ebenfalls Antoniniane mit der Legende ORIENS AVGG oder ORIENS AVG und der Darstellung des Sol geprägt (RIC V 2, S. 171, Nr. 262; S. 176, Nr. 310), doch ist dieser Münztypus auch nach dem Tod des Carus hauptsächlich weiterhin für Numerianus belegt (RIC V 2, S. 192, Nr. 381; S. 195, Nr. 411–412; S. 197, Nr. 428–429; S. 200, Nr. 454) (Abb. 23).254 Aus Anlass der Erhebung des Numerianus zum Augustus wurden im August 283 in Ticinum quinarii mit der Averslegende IMP CARINVS AVG und der Reverslegende IMP NVMERIANVS AVG (RIC V 2, S. 180, Nr. 333) geprägt.255 Die Darstellung auf dem Revers zeigt den jüngeren Augustus im Gestus des Sonnengottes, stehend, mit der erhobenen Rechten, in der Linken hält er den Globus und auf dem Haupt trägt er die Strahlenkrone.256 Somit wird der Sonnengott eindeutig mit dem Caesar und später mit dem Junior-Augustus Numerianus in Beziehung gesetzt, wobei die Münzen vom oriens Augusti-Typus zusätzlich im Kontext mit dem Perserkrieg zu sehen sind.257 Gegen diese Feststellung könnten nun die in Siscia geprägten Doppelantoniniane mit den Legenden DEO ET DOMINO CARO AVG und DEO ET DOMINO 249 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 33–34; S. 37–39; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 36; S. 40; S. 42; S. 44. 250 So auch Berrens, Sonnenkult, S. 136–137; Hedlund, Coinage and Authority, S. 221. 251 Vgl. Bastien, Le monnayage, S. 242, Nr. 497; ders., Interprétation, S. 79; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 52; S. 59, Nr. 497. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 62, Nr. 2, gibt hier wohl fälschlicherweise die Legende ORIENS AVG im Singular an. Bei Pink, Aufbau Carus, S. 19–24, fehlen diese Stücke. Zu oriens Augusti mit der Darstellung des Sol siehe weiter oben. 252 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 55; zum Plural AVGGG siehe Kapitel 4.3 und 5.1. 253 Das Stück wird nur bei Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 209, angegeben und fehlt bei Cohen, im RIC und auch bei Pink, Aufbau Carus. 254 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 24; S. 37; S. 46; Bastien, Le monnayage, S. 249, Nr. 527; Nr. 529– 530; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 40; S. 52; S. 63; dass der Kult des Sol nach dem Tod des Carus wieder mehr an Bedeutung gewonnen hätte, wie dies Berrens, Sonnenkult, S. 137–138, annimmt, kann anhand der Münzprägung so nicht eindeutig abgelesen werden. 255 Vgl. Gricourt, L’adventus, S. 110, Nr. 4; ders., Caro/Diocleziano, S. 25, Nr. 3; diese Stücke werden im RIC der Münzstätte Rom zugeordnet. 256 Vgl. Berrens, Sonnenkult, S. 137; Hedlund, Coinage and Authority, S. 221. 257 Zu dem Goldmedaillon aus Siscia auf dem ebenfalls Sol erscheint und das auch in Bronze ausgegeben wurde (Gnecchi I, S. 10, Nr. 1; II, S. 121–122, Nr. 8; III, S. 74, Nr. 9; RIC V 2, S. 167, Nr. 225) siehe weiter unten.

5.3 Religionspolitik und kaiserliche Selbstdarstellung

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CARO INVI AVG sprechen, denn sie zeigen auf dem Avers die jeweils mit der Strahlenkrone bekrönten sich gegenüberliegenden Porträts von Carus und Sol (RIC V 2, S. 146, Nr. 99) (Abb. 3).258 Hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese Stücke als Doppelnominal beziehungsweise, wenn man davon ausgeht, dass der Antoninian bereits als doppelter denarius ausgegeben wurde, als Vierfachnominal geprägt wurde, was die Münzzeichen X I, XII und X I I im Abschnitt beweisen.259 Nun wurde der Antoninian bekanntermaßen durch die Abbildung des Herrschers mit der auf Sol verweisenden Strahlenkrone als Doppelnominal gekennzeichnet.260 Die Mitarbeiter der Münzstätte standen nun vor der Herausforderung, den Doppelantoninian im Unterschied zum Antoninian deutlich erkennbar als Mehrfachnominal bezeichnen zu müssen. Bei den vergleichbaren Doppelantoninianen aus Lugdunum wurde dieses Problem dadurch gelöst, indem Carus mit einer doppelten Strahlenkrone dargestellt wurde (RIC V 2, S. 135, Nr. 5) (Abb. 4).261 In der Münzstätte Siscia kam man offenbar hingegen auf die Idee, auf dem Avers eine zweite Büste mit einer Strahlenkrone darzustellen. Carinus war zum fraglichen Zeitpunkt nur Caesar, und kam deshalb nicht in Betracht. Somit blieb als einzige adäquate Person, die dem Herrscher gleichrangig gegenübergestellt werden konnte, nur der Sonnengott übrig, zu dessen Attributen die Strahlenkrone ohnehin schon gehörte. Die Darstellung des Sol auf diesen Doppelantoninianen hatte somit primär die Funktion, diese Stücke als Mehrfachnominal auszuweisen, und sollte deshalb nicht überbewertet werden.262 Jupiter erscheint auf den Legenden in der Münzprägung des Carus und seiner Söhne zunächst als IOVI VICTORI (RIC V 2, S. 139, Nr. 38–40; S. 171, Nr. 257– 260; S. 195, Nr. 409–410) (Abb. 1).263 Während der gesamten Regierungszeit des Carus und seiner Söhne wurden in der Münzstätte Cyzicus in großer Stückzahl Antoniniane mit der Reverslegende CLEMENTIA TEMP geprägt, deren Reversabbildung die Investitur durch den rechts stehenden Jupiter zeigt, der hier entweder dem gegenüber abgebildeten Carus oder jeweils einem seiner Söhne den Globus – häufig mit einer sich darauf befindenden Victoriola – als Zeichen hegemonialer Weltherrschaft überreicht (RIC V 2, S. 149, Nr. 118; S. 163, Nr. 202; S. 178,

258 Vgl. dazu Pink, Münzstätte Siscia, S. 90; ders., Aufbau Carus, S. 42; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46–47 mit Nr. 7. 259 Siehe hierzu Kapitel 5.6, vgl. Pink, XI, IA und XII auf Antoninianen, S. 46–49; Lafaurie, Monnaies, S. 666–669; Dearing, Double Radiate, S. 165–169, vgl. auch Callu/Brenot/Barrandon, Analyses, S. 241–254; Esty/Equall/Smith, The Alloy, S. 401–404; Estiot, D’Aurélien, S. 44. 260 Zum Bezug auf Sol vgl. Taeger, Herrscherauffassung, S. 191–192; Bergmann, Strahlen der Herrscher; Berrens, Sonnenkult, S. 48. 261 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 21; Bastien, Le monnayage, S. 65; S. 231, Nr. 443–444; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 59. 262 Dieser Zusammenhang ist so offenbar noch nicht erkannt worden. So weist Alföldi, Repräsentation, S. 212, noch ganz explizit auf die Wichtigkeit der Sol-Darstellung auf diesen Stücken zur Legitimierung des Herrschers hin. 263 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 31–34; S. 37–39; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 31–34; S. 36; S. 40; S. 42; S. 44; Hedlund, Coinage and Authority, S. 198.

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Nr. 322–324; S. 190, Nr. 372; S. 201, Nr. 463).264 Dieses Motiv ist ein sehr häufig wiederkehrender Bildtypus, bei dem es in den meisten Fällen der Gott Jupiter als auctor imperii ist, der die Herrschaft dem Kaiser verleiht.265 Auf Münzen aus Siscia, Antiochia und Tripolis mit der Reverslegende virtus Augustorum erscheint diese Investiturszene allerdings in einer abgewandelten Form. Hier tritt zumeist an die Stelle des obersten römischen Gottes der Senior-Augustus Carus im Gestus Jupiters und mit dem ohnehin auf diesen Gott verweisenden langen Zepter im Arm,266 der nun die durch den Globus symbolisierte Weltherrschaft entweder an Carinus oder an Numerianus übergibt (RIC V 2, S. 149–150, Nr. 123–125; S. 150, Nr. 128; S. 164–165, Nr. 206–209; S. 179, Nr. 325–327; 329; S. 191, Nr. 378–380; S. 202, Nr. 466–469; 470).267 Die auf diesen Antoninianen dargestellte Szene ist zwar oft undeutlich,268 doch auf den Stücken aus Cyzicus mit der Legende CLEMENTIA TEMP ist die rechts stehende nackte Gestalt mit längerem Haupt- und Barthaar und dem langen Zepter eindeutig als Jupiter auszumachen (Abb. 12). Die Münzen mit der Investiturszene aus Siscia, Antiochia und Tripolis zeigen statt dessen fast immer eine mit der Tunika und mit Stiefeln bekleidete Person mit kurzgeschnittenem Haupthaar und ebenfalls kurzem Vollbart. Teilweise sind sogar das paludamentum und ein Brustpanzer erkennbar (Abb. 5; 21), weshalb es sich bei dieser Darstellung um den Senior-Augustus Carus handeln muss. In Gestus und Haltung sind beide Personen identisch, und beide halten im linken Arm das Stabzepter. Während es also im ersteren Fall Jupiter ist, der dem Kaiser und seinen Mitregenten das Kaisertum verleiht, für die diese – wie die Legende virtus Augustorum zum Ausdruck bringt – aufgrund ihrer militärischen Tüchtigkeit bestimmt sind, übernimmt nun im zweiten Fall Carus diese Rolle, indem er die Herrschaft im metaphorischen Sinne in die Hände seiner Söhne legt. Der Senior-Augustus tritt nun an die Stelle des Gottes, mit dem er gleichzeitig durch die Übernahme von Gestus und Haltung des Gottes und des Stabzepters selbst assoziiert wird. Dies verdeutlicht einerseits, dass Carus den Gott Jupiter als Urheber seiner Herrschaft versteht, und andererseits, dass er selbst mit Jupiter zu identifizieren ist.269 Dies erinnert schon sehr stark an Diokletian, der sich selbst den Beinamen Iovius gab, und wohl 264 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 52–53; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 209–210, vgl. auch Fears, Princeps, S. 295. 265 Siehe beispielsweise S. 223 zur Investitur des Kaisers durch Jupiter auf den Münzen des Tacitus, zu diesem Bildtypus, der Jupiter als auctor imperii zeigt, vgl. Fears, Princeps, S. 280–281; S. 287; Kolb, Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 37; ders., Herrscherideologie, S. 25–26; S. 143–145; Sommer, Soldatenkaiser, S. 119–120; in der Münzprägung Aurelians und teiweise schon unter Gordian III. erscheint hier anstelle Jupiters der Sonnengott, vgl. Watson, Aurelian, S. 188–190; Berrens, Sonnenkult, S. 65–66; S. 98; Johne, Kaisertum, S. 621. 266 Zur Herleitung des Stabzepters und dessen Bezug zu Jupiter vgl. Alföldi, Repräsentation, S. 232–233; zur Münzlegende virtus Augustorum vgl. auch Horster, Emperor’s Family, S. 303. 267 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 91; ders. Aufbau Carus, S. 43; S. 46; S. 55–57; Gricourt, Caro/ Diocleziano, S. 50–51; S. 53; Hedlund, Coinage and Authority, S. 217; die entsprechenden Stücke aus Siscia fehlen im RIC. 268 Die Abbildung wird im RIC immer mit der Formulierung „Prince … receiving globe from Jupiter (or Carus)“ beschrieben. 269 So auch Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 50; Hedlund, Coinage and Authority, S. 217.

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dieses Bildmotiv seines Vorgängers übernommen hat, denn auch er ließ sich auf Münzdarstellungen abbilden, wie er ebenfalls im Gestus Jupiters die durch den Globus symbolisierte Weltherrschaft an Maximian übergibt (RIV V 2, S. 288, Nr. 583; 585–587).270 Die Präferenz der Herrscherfamilie für den obersten römischen Gott verdeutlichen außerdem die von Carinus als Augustus in Siscia im Sommer 284 geprägten Antoniniane mit der Reverslegende IOVI CONSER (RIC V 2, S. 177, Nr. 314).271 Die Reversdarstellung zeigt ebenfalls wieder Carinus, der den Erdball von Jupiter empfängt, und belegt so in Kombination mit der Münzlegende, dass sich Carinus Jupiter als Bewahrer und Schutzgottheit erwählt hat (Abb. 16).272 Es ist also eine eindeutige Präferenz des Carus und später – nach dessen Tod – des Carinus für Jupiter und ihres jüngeren Mitherrschers, Numerianus, für Sol erkennbar. In diesem Kontext ist ein für den Augustus Carinus geprägtes Goldmedaillon aus Siscia, das auch in Bronze ausgegeben wurde, von ganz besonderem Interesse (Gnecchi I, S. 10, Nr. 1; II, S. 121–122, Nr. 8; III, S. 74, Nr. 9; RIC V 2, S. 167, Nr. 225) (Abb. 13).273 Auf dem Avers erscheint die Büste des Carinus mit der Legende IMP C M AVR CARINVS AVG. Der Revers trägt die Legende VIRTVS AVGVSTOR und zeigt rechts von der Mitte einen Herrscher in Tunika und paludamentum, der sein Haar kurzgeschnitten trägt. Diese Person wird von Hercules, der anhand der Attribute Keule und Löwenfell klar identifizierbar ist, bekrönt. Diesem Paar gegenüber steht nun eine zweite Person, ebenfalls in Tunika und paludamentum. Sie hält in der Linken einen Speer oder ein Stabzepter und trägt das Haar offensichtlich länger und voller. Dieser Kaiser wiederum wird von einer nackten Gestalt mit Chlamys und Strahlenkrone bekrönt, bei der es sich unverkennbar um Sol handelt. Die beiden Herrscher in der Mitte halten gemeinsam eine Victoriola. Soweit dies bei der Kleinteiligkeit der Abbildung zu beurteilen ist, wurden beide Kaiser ohne Barttracht dargestellt.274 Hier stellt sich die kontrovers diskutierte Frage, wen die beiden Kaiser genau darstellen sollen. Um dies beantworten zu können, muss erst klargestellt werden, wann das Medaillon angefertigt wurde. Außerordentliche Medaillons wurden unter Carus und seinen Söhnen in Siscia zunächst im Dezember 282 nach dem Sieg über die Sarmaten und dann erst wieder zwischen Dezember 283 und Sommer 284 ausgegeben.275 Da die Averslegende Carinus bereits 270 Vgl. Kolb, Diocletian, S. 20; ders., Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 37; Gricourt, Caro/ Diocleziano, S. 92–93; Kolb, Herrscherideologie, S. 143–145; Hedlund, Coinage and Authority, S. 217. 271 Vgl. auch Hedlund, Coinage and Authority, S. 198. 272 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 94; ders., Aufbau Carus, S. 48; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 55; Hedlund, Coinage and Authority, S. 198. 273 Zu diesem Medaillon vgl. auch Cohen, S. 403, Nr. 189–190; Pink, Medaillonprägung, S. 559, Nr. 13; Aufbau Carus, S. 46; Brilliant, Gesture and Rank, S. 201–202; Christol, Dieux et princes, S. 61–71; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, Nr. 4; Berrens, Sonnenkult, S. 138; Hedlund, Coinage and Authority, S. 121. 274 Bei kleinteiligen Medaillondarstellungen wurde auf die Wiedergabe dieses Detail häufig verzichtet, siehe beispielsweise Abb. 18–20; auf dem hier zu besprechenden Medaillon ist nicht einmal bei Hercules der Bart eindeutig zu erkennen. 275 Zur Festprägung von Siscia vom Dezember 282 siehe Kapitel 4.3; zur Münz- und Medaillonprägung derselben Münzstätte von Dezember 283 bis Sommer 284 siehe Kapitel 4.7, vgl. auch

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als Augustus ausweist, und diese Ernennung erst Ende März 283 stattfand,276 kann folglich keiner der dargestellten Herrscher mit Carus zu identifizieren sein, der bereits im Juli 283 starb.277 Und in der Zeit von April bis Juli 283 wurde in Siscia überhaupt nicht geprägt. Darüber hinaus fügt sich das Medaillon sehr gut in die Reihe besonderer Stücke ein, die zwischen Dezember 283 und Januar 284 in Siscia als Donativ ausgegeben wurden.278 Die Person links scheint durch ein Stabzepter oder einen Speer herausgestellt zu sein, und könnte deshalb den ranghöheren Augustus Carinus darstellen, der womöglich eine Victoriola an seinen jüngeren Bruder überreicht.279 Hier gilt es jedoch zu bedenken, dass bei sämtlichen weiter oben erörterten Investiturszenen, bei denen Jupiter oder Carus die Weltherrschaft in Form eines Globus überreicht, die höhergestellte Person immer rechts vom Betrachter aus steht. Insofern wäre es schlüssig, dass eher die Gestalt rechts Carinus zeigen müsste. Außerdem ist es höchst fraglich, ob auf diesem Medaillon, wie gelegentlich behauptet wird, tatsächlich eine Art Investitur abgebildet ist.280 Denn offensichtlich wird die Victoriola nicht überreicht, sondern die beiden Herrscher halten sie gemeinsam. Dies entspricht ikonographisch den aurei aus Cyzicus, die im Sommer 284 für den erwarteten adventus der beiden Augusti geprägt wurden. Auch hier halten Carinus und Numerianus den Globus, auf dem eine Victoriola steht, zusammen (RIC V 2, S. 177, Nr. 317; S. 201, Nr. 462) (Abb. 22).281 Wenn man nun in der Person rechts Carinus erkennen möchte, scheint es zunächst vielleicht merkwürdig, dass nicht er als der rangältere Augustus, sondern die Person links durch ein Stabzepter oder einen Speer scheinbar hervorgehoben ist. Im Herbst 283 führte Numerianus die römischen Truppen zur Reorganisation aus Mesopotamien zurück in die Winterlager im nördlichen Syrien, während er selbst den Winter über in Emesa verbrachte.282 Die Szene könnte somit eine – freilich nur ideelle – Begrüßung des siegreich aus dem

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Pink, Münzprägung Siscia, S. 90–94; ders., Aufbau Carus, S. 42–49; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 50–56; wobei die dritte Emission bei Pink, Aufbau Carus, S. 44, so nicht ausgegeben worden sein kann; die Stücke sind entweder früher oder später zu datieren, vgl. Gricourt, Caro/ Diocleziano, S. 49. Siehe hierzu Kapitel 4.4; 4.7 und 5.1. Zur Datierung siehe Kapitel 4.5. Christol, Dieux et princes, S. 61–71, hat recht scharfsinnig und an sich überzeugend dargelegt, dass die von Sol bekrönte Person links Carus sein müsse, und neben ihm Carinus von Hercules bekränzt wird; dieser Ansicht schließt sich Berrens, Sonnenkult, S. 138, an; ebenso wird auch schon bei Cohen, S. 403, Nr. 189, im RIC und von Meloni, Il regno di Caro, S. 214, die linke Person als Carus identifiziert. Siehe Kapitel 4.7; das Medaillon kann eindeutig in die Zeit zwischen Dezember 283 und Januar 284 datiert werden, vgl. übereinstimmend Pink, Aufbau Carus, S. 46; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52. So Pink, Medaillonprägung, S. 559, Nr. 13; ders., Aufbau Carus, S. 46; Brilliant, Gesture and Rank, S. 201, Anm. 25; unentschieden ist Kuhoff, Diokletian, S. 520. Nach Pink, Medaillonprägung, S. 559, Nr. 14; Christol, Dieux et princes, S. 62; Berrens, Sonnenkult, S. 136, überreicht die Person links an jene rechts die Victoriola; bei den erwähnten Investiturszenen hält die links stehende Person aber die Hand immer erkennbar offen, um den dargebotenen Globus in Empfang zu nehmen, siehe Abb. 5; 12; 16; 21. Siehe dazu auch Kapitel 4.7, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 53; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54. Siehe hierzu ausführlich in Kapitel 4.4.

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Perserkrieg zurückgekehrten Numerianus durch Carinus zeigen, die hier gemeinsam als Attribut des Sieges eine Victoriola halten. Dieser Kontext erklärt, weshalb die Person links herausgestellt ist. Hier sei daran erinnert, dass Carinus eine ganze Reihe von Medaillons und Münzen prägen ließ, die den Persersieg des Numerianus verherrlichen sollten.283 Wenn außerdem gar kein Zepter, sondern ein Speer dargestellt ist, wäre hier ein Bezug zu einem kriegerischen Ereignis gegeben, was ebenfalls auf die Rückkehr des Numerianus aus Mesopotamien verweisen könnte. Interessant ist überdies die auffällige längere Haartracht der Person links. Auf einem etwa zeitgleich und auch in Siscia für Numerianus geprägten Medaillon, das als weitere Übereinstimmung zudem ebenfalls die Reverslegende VIRTVS AVGVSTORVM aufweist, ist der jüngere Sohn des Carus mit voluminösem nackenlangem Haar und ein Diadem tragend abgebildet (Gnecchi I, S. 11, Nr. 1; RIC V 2, S. 194, Nr. 401) (Abb. 18).284 Wenn man ferner die besondere Affinität des Numerianus zum Sonnengott berücksichtigt, steht somit zweifelsfrei fest, dass auf dem hier zu besprechenden Medaillon rechts Carinus bekrönt von Hercules und links Numerianus seinerseits bekränzt von Sol dargestellt sind.285 Da dieses Medaillon überdies in Gold sowie in Silber und Bronze gefertigt wurde und zudem vier Exemplare erhalten sind, muss von einer größeren Auflage ausgegangen werden, mit der innerhalb des Personenkreises der Empfänger eine klare Aussage intendiert war.286 Letztlich zeichnet sich so eine Zuordnung der kaiserlichen Schutzgottheiten in der Dynastie des Carus ab. Für Carus als dem ranghöheren Augustus ist eine besondere Nähe zu Jupiter erkennbar, den dieser als Quelle seines Kaisertums betrachtet und mit dem er sich sogar identifizieren lässt. Der jüngere Augustus Carinus steht offenbar unter dem Schutz des Hercules,287 von dem er gekrönt wird, und für den jugendlichen Numerianus ist eine Bindung zu Sol unverkennbar. Die Parallelen zu Diokletian als Iovius und Maximian als Herculius sowie zum Caesar Constantinus I. Chlorus, für den ebenfalls eine Nähe zum Sonnengott feststellbar ist, sind wohl unübersehbar, und womöglich stand für diese Zuordnung das Kaiserhaus des Carus

283 Zu diesen Medaillons und Münzen siehe S. 117–119. 284 Vgl. Cohen, S. 381, Nr. 117; Pridik, Goldmedaillon, S. 299–302; Pink, Medaillonprägung, S. 559, Nr. 14; Brilliant, Gesture and Rank, S. 182–183; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 51, Nr. 2; Hedlund, Coinage and Authority, S. 71–72. Zum Diadem als kaiserlichem Attribut vgl. Alföldi, Repräsentation, S. 263–268; Kolb, Herrscherideologie, S. 76–80; hier sei daran erinnert, dass bereits Gallienus mit einem Diadem dargestellt wurde, vgl. Gnecchi, Appunti, S. 201–202, Nr. 5; Alföldi, Repräsentation, S. 266; Blois, The Policy, S. 169–170; Kolb, Herrscherideologie, S. 77; zu Aurelian, der auch ein Diadem getragen haben soll, siehe weiter oben. 285 Ebenso bereits Gnecchi I, S. 10, Nr. 1; II, S. 121–122, Nr. 8; III, S. 74, Nr. 9, sowie Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52–53; S. 126, Anm. 245; Hedlund, Coinage and Authority, S. 121. 286 Die beiden erhaltenen Exemplare in Gold befinden sich in Wien und Paris; die beiden Exemplare in Silber beziehungsweise in Bronze in Paris und Berlin, vgl. Pink, Medaillonprägung, S. 559, Nr. 13; Christol, Dieux et princes, S. 61. 287 So auch Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 126, Anm. 245, in Verbindung mit aurei aus der Münzstätte Rom mit der Legende VIRTVS AVG und der Darstellung des Hercules (RIC V 2, S. 168, Nr. 233); zur selben Feststellung gelangt auch Hedlund, Coinage and Authority, S. 219.

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Pate.288 Eine besondere Vorliebe des Carus und seiner Söhne für Hercules ist auf einer Anzahl weiterer numismatischer Belege bezeugt. Häufig wird der Halbgott in Verbindung mit der virtus des Kaisers gebracht. Für Carus wurden in Cyzicus Münzen mit der Legende VIRTVS CARI INVICTI AVG und der Darstellung des Hercules geprägt (RIC V 2, S. 148, Nr.117).289 Die Gestalt des Halbgottes in ihrer idealisierter Nacktheit und mit den typischen Attributen, der Keule und dem Fell des nemeischen Löwen, ist präsent auf einer ganzen Reihe verschiedener Nominale mit den Legenden VIRTVTI AVG, VIRTVTI AVGG, VIRTVS AVG, VIRTVS AVGG und VIRTVS AVGGG auf verschiedenen Nominalen, die hauptsächlich für Carinus ausgegeben wurden (RIC V 2, S. 158, Nr. 162; 164; S. 168–169, Nr. 233–235; S. 172, Nr. 268–269; 271–272; S. 173, Nr. 284; S. 174, Nr. 291; S. 178, Nr. 321) (Abb. 14).290 Für Numerianus erscheint Hercules nur auf den entsprechenden Parallelprägungen zu den Münzen seines Bruders (RIC V 2, S. 190, Nr. 375; S. 195, Nr. 407– 408; S. 198, Nr. 439; S. 201, Nr. 465).291 Dass sich später Carinus Jupiter zum conservator seiner Herrschaft erwählte, ist nur folgerichtig, da der ältere Sohn des Carus nach dessen Tod in den Rang des Senior-Augustus aufrückte. Da jedoch die Antoniniane des Carinus mit der Legende IOVI CONSER erst ab dem Sommer 284 geprägt wurden (RIC V 2, S. 177, Nr. 314),292 muss bis dahin Hercules als die Schutzgottheit des Carinus angesehen werden, für den der Kaiser auch später, während der Zeit seiner Alleinherrschaft, noch eine besondere Vorliebe zeigte, wie die aurei mit der Darstellung des Halbgottes aus der Münzstätte Rom vom Dezember 284 belegen (RIC V 2, S. 168, Nr. 233).293 Selbstverständlich ist auf den Münzen des Carus und seiner Söhne auch der obligatorische Kriegsgott Mars präsent. Die Münzlegenden bezeichnen ihn als MARS VICTOR beziehungsweise MARTI VICTORI (RIC V 2, S. 156, Nr. 149; S. 158, Nr. 166; S. 187, Nr. 353–354; S. 192–193, Nr. 386–389),294 MARS VLTOR (RIC V 2, S. 145, Nr. 92–93; S. 158, Nr. 163; S. 161, Nr. 188)295 sowie als MARTI 288 Hier sei exemplarisch an das Goldmedaillon aus der Münzstätte Trier mit der Legende REDDITOR LVCIS AETERNAE erinnert (RIC VI, S. 167, Nr. 34), das sehr gut die Verwendung solarer Symbolik durch den Caesar Constantius I. Chlorus zum Ausdruck bringt, vgl. Christol, Panégyriques, S. 425; zu weiteren Belegen und Beispielen vgl. Berrens, Sonnenkult, S. 139–143. 289 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 52–53; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 209. 290 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 34–35; S. 37; S. 56; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 36–37, Nr. 2; S. 39, Nr. 1; S. 41, Nr. 1. 291 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 35–36; S. 55–56; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 35; S. 37, Nr. 2. 292 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 94; ders., Aufbau Carus, S. 48; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 55; Hedlund, Coinage and Authority, S. 198, vgl. außerdem auch Fears, Princeps, S. 293– 294, der diese Münzlegende für eine Antwort auf die Hetzkampagne Diokletians hält, was aber aufgrund der Datierung dieser Münzen nicht sein kann. 293 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 37; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 41, Nr. 1. 294 Hauptsächlich in der Münzstätte Lugdunum, vgl. dazu Pink, Aufbau Carus, S. 23; S. 27; Bastien, Le monnayage, S. 240, Nr. 488–490; S. 246–247, Nr. 519–521; S. 252, Nr. 543–544; S. 253, Nr. 546–547; S. 256–257, Nr. 560–566; Bastien/Amandry/Gautier, Le monnayage, S. 17, 565α; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 22, Nr. 2; S. 60–61; S. 63; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 59, Nr. 487α–488; S. 60, Nr. 521 var.; S. 61, Nr. 544α; Nr. 546. 295 Nur in den Münzstätten Siscia und Ticinum, vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89; ders., Aufbau Carus, S. 27; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 20, Nr. 5; S. 46, Nr. 5.

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PACIFERO (RIC V 2, S. 194, Nr. 402).296 Durch die Abbildung des Kriegsgottes Mars in Verbindung mit den Legenden VIRTVS AVGG oder VIRTVS AVG auf den Münzen aller Mitglieder des Herrscherkollegiums werden deren kriegerische Tugenden betont (RIC V 2, S. 138, Nr. 34; S. 142, Nr. 65; S. 172, Nr. 270).297 Überraschenderweise erscheint auf den Münzen des Carinus und Numerianus außerdem auch der Gott des Handels, Merkur, mit der Legende PIETAS AVGG. Diese Stücke, die nur für die Münzstätte Rom belegt sind, wurden für Numerianus als aurei, Antoniniane und quinarii geprägt (RIC V 2, S. 194, Nr. 403; S. 195–196, Nr. 413–416; S. 198, Nr. 436–437), während für seinen älteren Bruder nur Antoniniane und quinarii ausgegeben wurden, die größtenteils mit der Legende PIETAS AVG erst nach dem Tod des Numerianus gemünzt wurden (RIC V 2, S. 171–172, Nr. 264–265; S. 173, Nr. 279).298 Dieser Umstand scheint also besonders für Numerianus eine Nähe zu Merkur zu dokumentieren. Wahrscheinlich ist es somit kein Zufall, dass der praeses Aurelius Decimus diesem Gott in Lambaesis in der Provinz Numidia eine Weihinschrift setzen ließ (Ins. 180). Auffällig sind die recht häufig auftretenden Münzlegenden, in denen Venus genannt wird. Schon im Herbst 282 wurden in der Münzstätte Rom für den Caesar Carinus aurei mit der Legende VENERI VICTRICI ausgegeben (RIC V 2, S. 157, Nr. 154).299 Später wurden verschiedene Nominale mit dieser Reverslegende für die beiden Augusti Carinus und Numerianus gemünzt (RIC V 2, S. 168, Nr. 230– 232; S. 195, Nr. 405–406; S. 198, Nr. 438).300 Eine besondere Nähe zur Göttin Venus ist naturgemäß für die Augusta Magnia Urbica zu erwarten.301 Tatsächlich wurden bereits zur Feier der Hochzeit in Mediolanum für die Gemahlin des Carinus ebenfalls Antoniniane mit der Legende VENVS VICTRIX ausgegeben (RIC V 2, S. 185, Nr. 347).302 Daneben wurden aus diesem Anlass in Ticinum weitere Antoniniane für Magnia Urbica mit den Reversen VENVS CELEST geprägt (RIC V 2, S. 185, Nr. 345–346).303 Von besonderem Interesse sind die Münzen zu Ehren der 296 Nur in Siscia und nur für Numerianus, vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 93; ders., Aufbau Carus, S. 47; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54, Nr. 3. 297 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89; ders., Aufbau Carus, S. 23; S. 26–28; S. 31–32; S. 35–36; S. 38; Bastien, Le monnayage, S. 233, Nr. 454–455; S. 234, Nr. 460–461; S. 259, Nr. 577–578; S. 267, Nr. 615–616; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 21; S. 22, Nr. 1; S. 29, Nr. 3; S. 30–34; S. 36; S. 39, Nr. 3; S. 41–42; S. 52, Nr. 5–6. 298 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 33–34; S. 36–39; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 36–37; S. 40; S. 44. 299 Vgl. Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 29, Nr. 1; dieses Stück fehlt bei Pink, Aufbau Carus, S. 31– 33, bei den ersten beiden Emissionen der Münzstätte Rom. 300 Zu diesen Stücken, die alle in Rom gemünzt wurden, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 34; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 37; S. 39. 301 Zu den weiblichen Gottheiten, die üblicherweise mit der Kaiserin in Verbindung gebracht werden, vgl. Horster, Emperor’s Family, S. 299–300. 302 Vgl. Gricourt, L’adventus, S. 110, Nr. 12–13; S. 112, Nr. 32; ders., Caro/Diocleziano, S. 23– 28, vgl. auch Pink, Magnia Urbica, S. 7; ders., Aufbau Carus, S. 29, der die Stücke mit späterer Datierung zur fünften Emission zählt, siehe auch Abb. 26 (RIC V 2, S, 184, Nr. 340). 303 Vgl. Gricourt, L’adventus, S. 110, Nr. 10–11; S. 111, Nr. 22–23; ders., Caro/Diocleziano, S. 24; S. 26, sowie Pink, Magnia Urbica, S. 7; ders., Aufbau Carus, S. 29, hier ebenfalls mit späterer Datierung.

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Augusta mit der Legende VENVS GENETRIX (RIC V 2, S. 183, Nr. 336–338; S. 185, Nr. 350–351).304 Die Göttin Venus als mythische Ahnherrin des römischen Volkes wurde immer schon der Kaisergemahlin zur Seite gestellt und steht oft in Zusammenhang mit der Geburt eines Thronfolgers, weshalb diese Stücke anlässlich der Geburt des Nigrinianus geprägt worden sein müssen.305 Traditionellerweise steht die Kaiserin zudem unter dem besonderen Schutz der Göttin Juno, die für Magnia Urbica auf aurei und Antoninianen aus den Münzstätten Rom und Ticinum mit der Legende IVNO REGINA erscheint (RIC V 2, S. 184, Nr. 341).306 Magnia Urbica war seit Severina, der Gemahlin Aurelians, die erste Kaisergattin, die wieder den Rang einer Augusta erhielt.307 Eine umfangreiche Münzprägung ist sowohl für Severina als auch für Salonina, der Gemahlin des Gallienus, belegt (RIC V 1, S. 107–115; S. 191–200; S. 311–318).308 Jedoch in der Herrenrunde des von Diokletian geschaffenen tetrarchischen Systems war kein Platz für eine Augusta.309 Erst nachdem Diokletian die Herrschaft niederlegt hatte, erhob Galerius im Jahr 308 seine Ehefrau Galeria Valeria in den Rang einer Augusta.310 Die Münzprägung des Carus und seiner Söhne offenbart aber auch, dass hier eine neue Herrscherdynastie der Bevölkerung des römischen Reiches präsentiert werden soll. Dies demonstrieren überaus deutlich die bereits mehrfach und besonders im Kapitel über die Herrschaftsteilung angeführten Medaillons und Münzen, auf denen Carus mit seinen Söhnen und später Carinus und Numerianus gemeinsam genannt oder auch zusammen abgebildet werden sowie die umfangreiche Münzprägung für die beiden Söhne als Caesares.311 Von den zahlreichen numismatischen Belegen sei hier nochmals exemplarisch an eines der Medaillons aus Siscia erin304 Diese Stücke wurden nur in Siscia und Lugdunum geprägt, vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 94; ders. Magnia Urbica, S. 7; ders., Aufbau Carus, S. 24; S. 47; Bastien, Le monnayage, S. 265, Nr. 607; S. 266, Nr. 609; S. 268, Nr. 617; ders., Interprétation, S. 79; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 55; S. 65, Nr. 3; Amandry/Estiot/Gautier, Le monnayage, S. 64, Nr. 604β. 305 So auch Pink, Magnia Urbica, S. 8; Bastien, Le monnayage, S. 74, und Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 64; zur Geburt des Nigrinianus siehe Kapitel 4.7. 306 Vgl. Pink, Magnia Urbica, S. 7; ders., Aufbau Carus, S. 39; Gricourt, L’adventus, S. 110, Nr. 6; ders., Caro/Diocleziano, S. 25, Nr. 5; S. 36; die aurei aus Ticinum fehlen im RIC und bei Pink, Aufbau Carus. Ob sich Ins. 185 tatsächlich auf Magnia Urbica bezieht, wie Jones, Rez. Meloni, S. 66, vermutet, muss bezweifelt werden, da dort neben Juno Regina auch Jupiter, Minerva, Sol Mithras, Hercules sowie alle lokalen Götter (Genio loci diis deabusque) genannt werden. 307 Siehe hierzu ausführlicher in Kapitel 4.7. 308 Zu Salonina vgl. PIR² C, Nr. 1499; PLRE I, S. 799; Kuhoff, Herrschertum, S. 41–42; Kienast, Kaisertabelle, S. 222–223; Klein, Vier Kaiserinnen, S. 188; S. 199–200; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 228; Johne, Kaisertum, S. 610–611; Kolb, Augustae, S. 30–31, Nr. 36.; zu Severina vgl. PLRE I, S. 830, Nr. 2; Kienast, Kaisertabelle, S. 236–237; Strobel, Ulpia Severina, S. 119– 153; Estiot, L’interrègne, S. 157–180; Johne, Kaisertum, S. 611–612; Kolb, Augustae, S. 31, Nr. 40. 309 Nach Kolb, Herrscherideologie, S. 30, bestand nach dem „amtsdynastischen“ Prinzip Diokletians die ‚Herrscherfamilie‘ nur aus den beiden Augusti und ihren Caesares. 310 Zu Galeria Valeria vgl. PLRE I, S. 937; Kienast, Kaisertabelle, S. 286–287; Stefanidou-Tiveriou, Il piccolo arco, S. 279–304; Schade, Bildliche Repräsentation, S. 43; Varner, Mutilation, S. 221; Kolb, Augustae, S. 32, Nr. 42. 311 Siehe hierzu besonders die in Kapitel 5.1 genannten numismatischen Belege, siehe außerdem auch Kapitel 4.1; 4.3; 4.4 und 4.7.

5.3 Religionspolitik und kaiserliche Selbstdarstellung

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nert, die anlässlich der Feier des Konsulatsantritts der beiden Augusti, Carinus und Numerianus, geprägt wurden. Auf dem Avers erscheint Numerianus in der festlichen und reich geschmückten trabea, auf dem Haupt trägt er den Lorbeerkranz, in der Rechten hält er das Adlerzepter und in der Linken den Globus mit darauf stehender Victoriola, die Legende lautet: IMP C NVMERIANVS P F AVG COS (Gnecchi II, S. 122, Nr. 1).312 Der Revers mit der Legende ADLOCVTIO AVGG zeigt dementsprechend eine adlocutio-Szene. Die beiden Kaiser stehen nebeneinander auf einer Tribüne und halten eine Ansprache vor den versammelten Truppen mit ihren Feldzeichen. Die Darstellung illustriert nur die Idealvorstellung von der concordia der beiden Herrscher, denn die gezeigte Szene fand in dieser Form niemals statt. Die Brüder sahen sich in der Realität letztmalig im Oktober 282 in Mediolanum, als Carinus zum Caesar erhoben wurde, und zu dem geplanten Treffen im Herbst 284 kam es nicht mehr. Mit dieser Darstellung – wie auch auf anderen Medaillon- und Münzabbildungen – sollte die Eintracht des Kaiserhauses nachdrücklich demonstriert werden. Auch die Augusta Magnia Urbica wird in dieses Programm miteinbezogen. Im Spätsommer 283 wurden für sie Medaillons geprägt, die auf dem Avers Carinus mit der Legende IMP CARINVS P F AVG präsentieren, und auf dem Revers erscheint die Kaiserin mit der Legende MAGNIA VRBICA AVG (Gnecchi I, S. 10, Nr. 1; III, S. 76, Nr. 1; RIC V 2, S. 181, Nr. 334).313 Die concordia des Herrscherhauses wird ebenfalls auf aurei der Magnia Urbica aus der Münzstätte Siscia beschworen (RIC V 2, S. 185, Nr. 348).314 Während jedoch auf den Münzdarstellungen der Tetrarchen zur Demonstration der concordia die similitudo der Herrscher ganz ausdrücklich betont wird,315 werden die Mitglieder der Herrscherfamilie des Carus auf ihren Münzporträts sehr differenziert dargestellt.316 Zur trabea, in der Numerianus auf dem oben genannten Medaillon mit den Herrscherinsignien dargestellt wird,317 ist übrigens hinzuzufügen, dass es sich hierbei ursprünglich um das Gewand des römischen Triumphators (trabea triumphalis) handelt. Mit diesem prunkvollen und festlichen Kleidungsstück, mit dem auch schon

312 Vgl. Cohen, S. 368, Nr. 4; Pink, Medaillonprägung, S. 558, Nr. 11; Bellinger, Medaillons, S. 129–130; Pink, Aufbau Carus, S. 46; Brilliant, Gesture and Rank, S. 166; Drayman/Herbert, Byzantine-Style, S. 17–18; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, Nr. 3; Hedlund, Coinage and Authority, S. 105. 313 Vgl. Cohen, S. 408, Nr. 1; Meloni, Il regno di Caro, S. 162, Anm. 148; Pink, Aufbau Carus, S. 36; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 34; S. 39, Nr. 8; dieses Stück fehlt bei Pink, Medaillonprägung; Stücke mit diesen Legenden wurden auch als quinarii geprägt (RIC V 2, S. 181, Nr. 335). 314 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 94; ders., Magnia Urbica, S. 7; ders., Aufbau Carus, S. 47; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54, Nr. 7; die Legende CONCORDIA AVG erscheint in der Dynastie des Carus sonst nur noch in der Zeit der Alleinherrschaft des Carinus (RIC V 2, S. 168, Nr. 227), vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 94; ders. Aufbau Carus, S. 48; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 56, Nr. 4. 315 Vgl. Kolb, Herrscherideologie, S. 46–49; Weiser, Die Tetrarchie, S. 205–227. 316 Siehe die Münzporträts des Carus (Abb. 1–11) im Vergleich mit jenen des Carinus (Abb.11–17) und des Numerianus (Abb. 17–25). 317 Auch ein Medaillon vom Typus MONETA AVGG zeigt Numerianus in der trabea (Gnecchi II, S. 122, Nr. 2), siehe auch Kapitel 4.7.

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5 Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians

Probus häufig dargestellt wurde,318 wird die Person des Kaisers als übermenschlicher und immerwährender Triumphator (semper triumphator) charakterisiert.319 In Kombination mit den Herrscherinsignien dient dies ebenfalls der sakralen Überhöhung der Person des Herrschers. Freilich wurde dieser Herrscherornat nur zu besonderen Anlässen getragen, doch ist auch davon auszugehen, dass die Alltagskleidung des Kaisers, zu welcher der purpurne Feldherrnmantel (paludamentum) gehörte, prunkvoll und mit Edelsteinen geschmückt war.320 In diesem Sinne ist das von der Historia Augusta – in diesem Falle glaubhaft – getadelte äußere Erscheinungsbild des Carinus zu deuten, der juwelengeschmückte Schuhe, Fibeln und einen ebenso geschmückten Schwertgürtel getragen haben soll: Habuit gemmas in calceis; nisi gemmata fibula usus non est, balteo[m] etiam saepe gemmato[m] (HA Car. 17, 1).321 Dies entspricht ganz der Tendenz zur sichtbaren Überhöhung des Kaisertums, und fügt sich sehr gut in die Behauptungen ein, Aurelian habe goldene Gewänder, Edelsteine und ein Diadem getragen (Epit. de Caes. 35, 5), und Diokletian habe ein ‚orientalisches Hofzeremoniell‘ eingeführt (Aur. Vict. Caes. 39, 2–4; Eutr. 9, 26; Hier. chron. 226c; Amm. 15, 5, 18). Und Ähnliches wird in der Historia Augusta auch schon von Elagabal und Gallienus behauptet (HA Heliog. 23, 4; Gall. 16, 4).322 Falls diese Angabe der Historia Augusta über das prunkvolle Erscheinungsbild des Carinus zutrifft, dann könnte sich das besonders auf seinen adventus in Rom im Spätsommer 283 nach seinem Sieg über die Germanen und der Heirat mit Magnia Urbica beziehen, weshalb dieser Einzug des Herrscherpaars sicherlich einem Triumphzug geglichen haben wird.323 Somit könnte der adventus des Carinus vielleicht mit dem Einzug Kaiser Constantius II. im Jahr 357 in Rom verglichen werden, bei dem letzterer statuenhaft und mit unbeweglichem Gesichtsausdruck auf seinem Streitwagen gestanden haben soll (Amm. 16, 10, 9–11).324 Wenn man nun die Religionspolitik und kaiserliche Selbstdarstellung der Familie des Carus der Tetrarchie Diokletians gegenüberstellt, lassen sich zweifellos zahlreiche Aspekte erkennen, die als Vorläufer der Tetrarchie zu betrachten sind, und die Diokletian als Vorbild gedient haben mögen. Die Vergöttlichung des lebenden Herrschers als sakrale Stärkung des Kaisertums wird von Carus und seinen Söhnen konsequent fortgesetzt. Die Anrede dominus noster für den Herrscher scheint bereits in dieser Zeit üblich geworden zu sein, denn auf zahlreichen Inschriften und Papyri des Carus, Carinus und Numerianus erscheint die Titulatur 318 Vgl. RIC V 2, S. 19, zur Aversbüste H.; Pink, Aufbau Probus, S. 17, vgl. auch Hedlund, Coinage and Authority, S. 140–143. 319 Vgl. Alföldi, Repräsentation, S. 156; Kolb, Herrscherideologie, S. 50–51. 320 Zur Alltagskleidung vgl. Alföldi, Repräsentation, S. 175–183; Kolb, Herrscherideologie, S. 49–50. 321 Allerdings halten Chastagnol, Trois études, S. 82; ders. Carin et Elagabal, S. 108–109, und Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 384–385, diese Behauptung für frei erfunden, vgl. auch Alföldi, Repräsentation, S. 11. 322 Vgl. dazu Chastagnol, Carin et Elagabal, S. 108; Hohl, Historia Augusta, S. 437, Anm. 73; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 384–385. 323 Zum Germanensieg siehe S. 146–150; zu der Heirat mit Magnia Urbica siehe S. 151–152 und zum Besuch Roms im Spätsommer 283 siehe S. 153–157 sowie Kapitel 5.5. 324 Vgl. beispielsweise Benoist, Retour du prince, S. 174–175; Kolb, Herrscherideologie, S. 20.

5.3 Religionspolitik und kaiserliche Selbstdarstellung

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dominus noster beziehungsweise κύριος ἡμῶν.325 Die Tendenz zur Sakralisierung des Kaisertums, in deren Rahmen alles, was den Kaiser anbelangt, als heilig erklärt wurde, belegen auch die Siglen SMS für sacra moneta Sisciensis (RIC V 2, S. 147– 148, Nr. 108–112; S. 177, Nr. 314–316; S. 185, Nr. 349–351; S. 200, Nr. 460–461) und SMA für sacra moneta Antiochiensis (RIC V 2, S. 149, Nr. 122; S. 164, Nr. 205; S. 190, Nr. 373–375, S. 201, Nr. 464–465), die unter Carus, und seinen Söhnen erstmals von diesen Münzstätten verwendet wurden.326 Es überrascht also keineswegs, wenn Diokletian diesen Weg weiter beschritt, indem er und sein Kaiserkollege Maximian sich als Vertreter ihrer Schutzgötter Jupiter und Hercules auf Erden verstanden und dies durch die Beinamen Iovius und Herculius zum Ausdruck brachten. Doch der unter Aurelian und Probus dominierende Sonnenkult trat nicht erst unter Diokletian etwas in den Hintergrund, denn bereits Carus kehrte zu einer traditionellen Religionspolitik zurück und betrachtete Jupiter offenbar als oberste Schutzgottheit und Urheber seines Kaisertums. Eine konservative Religionspolitik unter Carus und seinen Söhnen belegen ebenso die auf ihren Münzen abgebildeten und in den Münzlegenden genannten Götter Merkur und Venus, die in der Münzprägung des Probus überhaupt nicht erwähnt werden. Eine weitere Entsprechung ist die besondere Verehrung, die Probus und Carus mit seinen Söhnen dem Halbgott Hercules entgegenbrachten. Zwar erfolgte dies in erster Linie, um die militärischen Erfolge des Herrschers den legendären Taten des Halbgottes an die Seite zu stellen, und so ebenfalls den sakralen Charakter des Kaisertums zu verstärken. Dennoch erinnert dies an die Rolle, die Hercules später als conservator des Maximian zukommen sollte. Denn auch hier werden immer wieder die übermenschlichen Leistungen des Halbgottes betont (Paneg. 11 (3), 3, 4).327 Die Vater-Sohn-Beziehung, die zwischen den Tetrarchen und ihren Schutzgöttern Jupiter und Hercules hergestellt wird (Paneg. 11 (3), 3, 2),328 lässt an Carinus denken, der als leiblichen Vater in dem konsekrierten Carus immerhin einen Staatsgott aufweisen konnte. Außerdem wurde die von Diokletian gewählte Zuordnung des Jupiter als conservator des rangälteren Augustus und des Hercules für Maximian in der Herrschaftsrepräsentation des Carus und seiner Söhne bereits vorweggenommen.329 Dies belegen besonders die oben besprochenen Investiturszenen, bei denen Jupiter die durch den Globus symbolisierte Herrschaft an Carus und seine Söhne überreicht, und an dessen Stelle Carus jupitergleich – als Stellvertreter des obersten Gottes auf Erden – selbst tritt, sowie das Medaillon aus Siscia, das zeigt, wie Carinus von Hercules und Nu325 Siehe Ins. 5–6; 8; 12–16; 25; 35; 50; 94; 105; 153; 158; 162; 168; 170–173; 176–178; 193–194; 198–199; 203; 212–213; 216–218; 225; Pap. 4; 6; 8–10; 12–16. Zur Titulatur dominus noster vgl. Johne, Kaiserbiographie, S. 95–97; Nixon/Rodgers, In Praise of, S. 53, Anm. 1; Kolb, Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 40; ders., Herrscherideologie, S. 39; Kraft, Reitermatrikel, S. 22. 326 Vgl. RIC V 2, S. 129; Pink, Aufbau Carus, S. 9; S. 41; S. 55; Callu, La politique monétaire, S. 336, Anm. 6; Alföldi, Repräsentation, S. 33; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 55. 327 Vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 52. 328 Vgl. Clauss, Kaiser und Gott, S. 190–191. 329 Kolb, Gestalt des spätantiken Kaisertums, S. 37, schreibt dazu: „Diocletian setzte gewissermaßen unmittelbar Münztypen seiner Vorgänger fort“.

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5 Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians

merianus von Sol bekrönt werden.330 Und als Senior-Augustus wähle sich Carinus ebenfalls Jupiter als conservator seiner Herrschaft. Die von Diokletian so nachdrücklich proklamierte Eintracht des Herrscherkollegiums, findet ihre Entsprechung in der Münzprägung des Carus und seiner Söhne, durch die der Bevölkerung des Reiches und besonders dem Heer, das in erster Linie als Rezipient der auf den Münzen propagierten Botschaften zu betrachten ist, das neue Herrscherhaus vorgestellt und die einvernehmliche Herrschaftsteilung zwischen dem Vater und seinen Söhnen und später zwischen den Brüdern Carinus und Numerianus im wortwörtlichen Sinne vor Augen geführt werden sollte. Die literarischen Quellen geben keine verlässlichen Auskünfte über das Verhältnis des Carus und seiner Söhne zum Christentum. Angeblich soll es unter Numerianus während seines Aufenthalts in Antiochia zu einer Christenverfolgung gekommen sein.331 Wie einige byzantinische Autoren berichten, habe der Bischof Babylas den Kaiser Numerianus am Betreten einer christlichen Kirche gehindert, und daraufhin sei der Bischof hingerichtet worden (Philostorg. 7, 8; Ioh. Mal. 12, 35; Synk. 471, 18–22; Suda B 10).332 Philostorgios, der als erster Numerianus in Verbindung mit einer Christenverfolgung bringt, ist sich jedoch nicht ganz sicher, ob Babylas unter Numerianus oder nicht vielmehr schon unter Decius (249–251) den Märtyrertod fand. Zuverlässige Informationen zu diesem Bischof liefert allerdings Eusebios von Caesarea. Danach starb zu Beginn der Herrschaft Gordians III. Zebennus, der Bischof von Antiochia, und an dessen Stelle wurde Babylas als Nachfolger eingesetzt: τότε δὴ καὶ τοῦ κατ᾿ Ἀντιόχειαν ἐπισκόπου Ζεβέννου τὸν βίον μεταλλάξαντος, Βαβυλᾶς τὴν ἀρχὴν διαδέχεται (Eus. hist. eccl. 6, 29, 4). Und zur Christenverfolgung unter Decius berichtet Eusebios: ἐν Ἀντιοχείᾳ τοῦ Βαβυλᾶ μετὰ ὁμολογίαν ἐν δεσμωτηρίῳ μεταλλάξαντος (Eus. hist. eccl. 6, 39, 4). Somit kann also kein Zweifel darüber bestehen, dass Babylas unter Gordian III. Bischof von Antiochia wurde und 330 Zu diesem Medaillon gibt es außerdem ein Gegenstück aus der Zeit Diokletians, das zeigt, wie dieser von Jupiter gekrönt wird, während der neben ihm sitzende Maximian von Hercules bekränzt wird, vgl. Gnecchi I, Tav. 5, Abb. 7; Kolb, Herrscherideologie, S. 170, Abb. 15. 331 Numerianus verweilte zusammen mit Carus im Frühjahr 283 und dann nochmals im Sommer 284 in Antiochia, siehe Kapitel 4.4. 332 Im Chronicon Paschale heißt es, Babylas und Georgius seien unter Carinus (!) hingerichtet worden (Chron. Pasch. 510, 4–7); nach Symeon Magister soll Babylas – diesmal mit Germanus – ebenfalls unter Carinus aber von Diokletian als δοὺξ Μυσίας hingerichtet worden sein (Sym. 104, 85 = Leo 81, 11–13); Kedrenos berichtet wiederum vom Martyrium des Babylas unter Numerianus (Cedr. 464, 11–12); angeblich sollen auch Maximilianus von Celeia in Noricum und Thallelaeus (oder Thalelaios) in Cilicia unter Numerianus hingerichtet worden sein, doch sind die Viten dieser Märtyrer zu fantastisch, um sie als glaubhaften Beleg verwenden zu können, vgl. dazu Görres, Angebliche Christenverfolgung, S. 31–64; S. 165–197; Meloni, Il regno di Caro, S. 127–130; Bratož, Il Cristianesimo, S. 235–265; ders., Christenverfolgung, S. 120; S. 211, Nr. 3. Im besten Fall handelt es sich bei diesen Berichten um eine Verwechslung mit den Verfolgungen unter Decius, Valerian I. oder Diokletian. Die Anekdote über einen namentlich nicht genannten Kaiser, dem Babylas den Eintritt in eine Kirche verwehrt, berichtet auch Iohannes Chrysostomos (Ioh. Chrys. Bab. cont. Iul. 6, 30). Pohlsander, Philip the Arab, S. 463– 473; Körner, Philippus Arabs, S. 262–265, und Girardet, Konstantinische Wende, S. 21–23, vermuten, dass diese Erzählung in Zusammenhang mit Philippus I. Arabs steht, was abgesehen von der angeblichen Hinrichtung des Babylas chronologisch eher nachvollziehbar wäre.

5.3 Religionspolitik und kaiserliche Selbstdarstellung

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während der Verfolgung unter Decius im Gefängnis starb, womit der vermeintliche Märtyrertod unter Numerianus ins Reich der Legenden zu verweisen ist.333 Abgesehen von der geplanten Christenverfolgung Aurelians, von der Laktanz berichtet (Lact. mort. pers. 6, 1–3),334 wird für die Zeit zwischen den beiden großen Verfolgungen unter Valerian I. und unter Diokletian im Allgemeinen eher von einer weitgehend toleranten Haltung des römischen Staates gegenüber dieser Religion ausgegangen.335 Eusebios lobt ganz ausdrücklich die wohlwollende Behandlung der Christen in dieser Zeit (Eus. hist. eccl. 8, 1, 1–6), und wie Zonaras behauptet, sei Dometius, der von 272 bis 284 Bischof von Byzantion war, sogar ein Bruder des Probus gewesen: Δομετίου ἀδελφοῦ Πρόβου τοῦ βασιλέως (Zon. 13, 3).336 Nach Malalas habe Carinus überdies ein Edikt zum Schutz der Christen erlassen und die beiden Ärzte Cosmas und Damianus gefördert, die zuvor den Kaiser von einer Krankheit geheilt haben sollen. Als Carinus sodann abermals gegen die Perser gezogen sei, habe man später die beiden Heiligen in Abwesenheit des Kaisers aus Neid ermordet (Ioh. Mal. 12, 36). Nachdem hier mindestens eine Verwechslung des Numerianus mit seinem Bruder vorliegt, da Carinus nämlich niemals gegen die Perser zog, und ein solches Edikt sonst nirgendwo bezeugt ist, muss davon ausgegangen werden, dass diese Geschichte frei erfunden sein wird oder auf legendenhafter, mündlicher Überlieferung beruht. Wenn man den Bericht von einer angeblichen Christenverfolgung unter Numerianus nicht von vornherein als völlig unhistorisch einstufen möchte, dann wäre eine nichtstaatliche lokale Verfolgung von Christen in Antiochia vorstellbar, die im Nachhinein mit dem berühmten Bischof und Märtyrer Babylas und dem Aufenthalt des Kaisers in der Stadt in Verbindung gebracht wurde. Denkbar wären alternativ gegen die christliche Gemeinde der Stadt gerichtete Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung. Wie bekannt ist, kam es immer wieder und besonders nach den großen Verfolgungen des dritten Jahrhunderts wie auch später nach der Christenverfolgung Diokletians und des Galerius zu teilweise massiven und gewalttätigen Auseinandersetzungen innerhalb der christlichen Gemeinden.337 Selbst Eusebios 333 Vgl. Clinton, Fasti Romani, S. 548; Neale, A History, S. 42–43, Nr. 47; Bleckmann, Zu den Motiven, S. 67; Pietzner, Christen, S. 996; Karmann, Meletius, S. 17, Anm. 45; S. 324, Anm. 342. Bratož, Il Cristianesimo, S. 235–265, hat neben Maximilianus von Celeia noch die Viten weiterer Märtyrer untersucht und kam zu dem Resultat, dass es in dieser Zeit keine Verfolgung gab; zur Christenverfolgung des Decius vgl. Pohlsander, Religious Policy, S. 1826– 1842; Demandt, Spätantike, S. 56; Selinger, Religionspolitik; Piétri/Gottlieb, Christenverfolgungen, S. 156–161; Rives, The Decree, S. 135–154; Bleckmann, Zu den Motiven, S. 57–71; Huttner, Maximinus Thrax, S. 204; Pietzner, Christen, S. 994–999. 334 Vgl. Eus. hist. eccl. 7, 30, 20–21; Hier. chron. 223c; Oros. 7, 27, 12; Synk. 470, 25–27; Zon. 12, 27; Saunders, Aurelian, S. 351–356; Watson, Aurelian, S. 198–201; Cizek, Aurélien, S. 188–198; Kreucher, Kaiser Probus, S. 195; White, Restorer, S. 137–138. 335 Weshalb man nicht umsonst vom ‚kleinen Kirchenfriede‘ spricht, vgl. Blois, The Policy, S. 175– 186; Keresztes, Imperial Roman Government, S. 375–386; Piétri/Gottlieb, Christenverfolgungen, S. 172–174; Diefenbach, Erinnerungsräume, S. 75; Pietzner, Christen, S. 1005–1007. 336 Zum Verhältnis des Probus zum Christentum vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 198. 337 Zu den innerkirchlichen Konflikten mit den Anhängern des Novatianus und des Felicissimus in Nordafrika vgl. Piétri/Gottlieb, Christenverfolgungen, S. 163–167. Portmann, Zu den Motiven, S. 212–248, sieht in den von den christlichen Gemeinden ausgehenden Unruhen ein Hauptmo-

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von Caesarea betrachtete die Christenverfolgungen als göttliches Strafgericht für die Streitigkeiten innerhalb der christlichen Gemeinden und für den Hochmut ihrer Würdenträger (Eus. hist. eccl. 8, 1, 7–9). Möglich wäre schließlich auch, dass Numerianus auf Initiative lokaler Dekurionen gegen die Christen der Stadt Antiochia vorging. Wie Laktanz berichtet, drängten im Herbst 311 die Vertreter der Städte im Osten des Reiches den Kaiser Maximinus Daia zum Vorgehen gegen die Christen (Lact. mort. pers. 36, 3).338 Wenn man andererseits den Berichten über die vermeintliche Christenverfolgung des Numerianus folgt, würde dies im Gegenteil sogar ein reges Interesse des jungen Kaisers an der christlichen Religion dokumentieren. Aber angesichts der Quellenlage sind sämtliche derartigen Erwägungen rein spekulativer Natur. Insgesamt kann man von Carus, Carinus und Numerianus aller Wahrscheinlichkeit nach eine weitgehend tolerante Haltung gegenüber den Christen annehmen. 5.4 PROVINZVERWALTUNG UND VERWALTUNGSREFORMEN Während der sogenannten hohen Kaiserzeit wurden mit der Ausnahme Ägyptens und später der Provinz Mesopotamia et Osrhoena generell alle größeren Provinzen von senatorischen Statthaltern mit dem Titel eines proconsul oder legatus Augusti pro praetore verwaltet und lediglich kleinere Provinzen durch einen procurator aus dem Ritterstand. Das System ändert sich langsam unter den Verhältnissen des dritten Jahrhunderts, indem ritterliche Statthalter vom Rang eines vir perfectissimus und mit dem Amtstitel agens vice praesidis zunächst zeitweilig und nur stellvertretend für einen senatorischen Statthalter Provinzen verwalteten, die bis dahin üblicherweise von Mitgliedern des Senatorenstandes (viri clarissimi) geleitet wurden.339 Obwohl Gallienus wohl niemals ein Dekret erlassen hat, das Senatoren generell von militärischen Kommandos ausgeschlossen hätte, ging man während der Regietiv für die diokletianische Christenverfolgung; zur juristischen Grundlage der Verfolgungen vgl. auch Barnes, Legislation, S. 32–50; zu den Motiven vgl. Flach, Christenverfolgungen, S. 442–464; außerdem sei hier daran erinnert, dass die gesamte Regierungszeit Konstantins des Großen von den Auseinandersetzungen mit den Donatisten und dem Arianismusstreit geprägt war, vgl. die Übersicht bei Altmayer, Zeittafel, S. 142–143. Auf einer Grabinschrift für vier Märtyrer aus Cartenna (Renault) in Mauretania Caesariensis wird das Todesdatum mit XII Kal(endas) Nov(e)m(bres) CCXC prov(inciae) angegeben (CIL VIII 21517 = ILCV 2071); das Jahr 290 dieser Provinz entspricht dem Jahr 329; diese Märtyrer sind deshalb als Opfer des Donatistenstreits zu betrachten, bei dem es folglich zu gewaltsamen Unruhen gekommen sein muss, vgl. Saxer, Morts, S. 301 mit Anm. 41; zur Inschrift vgl. Kaufmann, Altchristlichen Epigraphik, S. 213. 338 Wenig glaubhaft ist indes die Behauptung des Laktanz, Maximinus Daia habe die Vertreter der Städte selbst zu diesem Vorgehen bewegt, vgl. Ehling, Sarapis contra Christum, S. 35. 339 Vgl. Petersen, Governors, S. 47–57; Osier, Rise of Ordo, S. 35–54; Eich, Metamorphose, S. 344–345, zum Status der Provinzen zu Beginn des 3. Jahrhunderts vgl. die Übersicht bei Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 642, zu den gesellschaftlichen Veränderungen allgemein im dritten Jahrhundert vgl. auch Alföldy, Sozialgeschichte, S. 229–272.

5.4 Provinzverwaltung und Verwaltungsreformen

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rungszeit dieses Kaisers dennoch verstärkt dazu über, dauerhaft an ritterliche praesides (ἡγεμόνες) besonders solche Provinzen zu vergeben, die ein militärisches Kommando beinhalteten.340 Dies mag aus der Not geboren sein, da es unter den unruhigen Verhältnissen seiner Regierungszeit an fachkundigem und kompetentem Verwaltungspersonal aus dem Senatorenstand gefehlt hat, und speziell für die militärischen Posten erfahrene Berufssoldaten erforderlich waren.341 So nennt beispielsweise die Inschrift des sogenannten Augsburger Siegesaltars den vir perfectissimus agens vice praesidis Marcus Simplicinius Genialis, dem es im April 260 gelang, die von einem Beutezug aus Italien zurückkehrenden Semnonen und Iuthungen in Rätien zu besiegen (Ins. 279).342 Aurelian setzte diese Politik fort und vergab weiterhin traditionell von Senatoren verwaltete Provinzen bevorzugt an agentes vice praesidis oder praesides aus dem Ritterstand.343 Unter seinen Nachfolgern entwickelte sich dieses Provisorium allmählich zur gängigen Praxis. So sind für den sogenannten ‚Senatskaiser‘ Tacitus durchaus ritterliche Statthalter in ursprünglich von Senatoren geleiteten Provinzen bezeugt. Möglicherweise wurde Macedonia um das Jahr 276 von Aurelius Valentinus verwaltet (Ins. 260).344 Dieser war Statthalter der Provinz und Befehlshaber über batavische Hilfstruppen (tribunus Batavorum). Wie im vorigen Kapitel bereits erwähnt wurde, ist für die Regierungszeit des Tacitus in der Provinz Asia der procurator agens vice proconsulis Iulius Proculus belegt (Ins. 238).345 Die Statthalterschaft dieses vir perfectissimus in einer üblicherweise von einem senatorischen proconsul geleiteten Provinz liefert einen eindeutigen Gegenbeweis für die These von einer Wiederherstellung der Senatsautorität unter Tacitus.346 Wahrscheinlich vergab Tacitus die Provinz Syria Coele an seinen vermutlich ebenfalls aus dem Ritterstand stammenden Verwandten Maximi-

340 Vgl. Baynes, Three Notes, S. 199– 200; Osier, Rise of Ordo, S. 51–54; S. 75–85; Blois, The Policy, S. 47–49; Pflaum, Zur Reform, S. 109–117; Osier, Emergence, S. 676–687; Kuhoff, Herrschertum, S. 31–33; Chastagnol, Le sénat romain, S. 208–211; Kuhoff, Diokletian, S. 400–402; Eich, Metamorphose, S. 345–357; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 661– 662; Heil, Ritterstand, S. 754–756; zum angeblichen Edikt des Gallienus siehe auch Kapitel 5.2. 341 Vgl. Kuhoff, Herrschertum, S. 31–33; ders., Diokletian, S. 372; Kreucher, Kaiser Probus, S. 193. 342 Zur Inschrift des Augsburger Siegesaltars vgl. Bakker, Raetien unter Postumus, S. 369–386; Kissel, Die Germaniciani, S. 100–107; Bleckmann, Konstantin, S. 24–25; König, PostumusAltar, S. 341–354; Le Roux, Armées, S. 281–290. 343 Zu den Statthaltern unter Aurelian vgl. Saunders, Aurelian, S. 416–431. 344 Zu Aurelius Valentinus vgl. PLRE I, S. 936, Nr. 8; Pflaum, Épigraphie, S. 270; Aichinger, Reichsbeamten, S. 652–653, Nr. 50; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 186, Nr. 43; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206; S. 218; Heil, Ulpius Iulianus, S. 244; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1137, Mac. 4; während die Statthalterschaft überwiegend in die Jahre 268/269 datiert wird, schlägt Kreucher das Jahr 276 vor. 345 Zu Iulius Proculus siehe ausführlicher S. 212 mit Anm. 139. 346 Strobel, Rez. Kreucher, S. 633, Anm. 1, hält dies jedoch für eine militärische „Ausnahmesituation“, zur Abwehr einer temporären militärischen Bedrohung hätte aber ein Sonderkommando unter einem dux ausgereicht, da die Verwaltung der Provinz ohnehin nicht mit dem Oberbefehl über ein größeres Truppenkontingent verbunden war.

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nus (Zos. 1, 63, 2; Ioh. Ant. 184; Cedr. 463, 7–10; Zon. 12, 28).347 In der Zeit von 274 bis 275 ist für Arabia ein praeses namens Flavius Aelianus belegt (Ins. 232– 234), der in dieser Provinz vielleicht auch noch unter Tacitus amtiert haben könnte.348 Florianus setzte als Statthalter für die ebenfalls traditionell von einem prätorischen proconsul verwalteten Provinz Baetica den vir perfectissimus Aurelius Iulius mit dem Titel eines agens vice praesidis ein (Ins. 239), der dort auch für die Zeit des Probus nachgewiesen ist (Ins. 240).349 Etwas problematisch ist der Nachweis für die Amtszeit des ritterlichen praeses Lucius Septimius, der vielleicht in den Jahren zwischen 274 und 286 die Provinz Britannia superior verwaltet haben könnte (Ins. 261).350 Auch in der Provinz Germania superior ist höchst wahrscheinlich zwischen 270 und 280 ein vir perfectissimus als Statthalter belegt, dessen Namen allerdings nicht überliefert ist (Ins. 248).351 Während der Herrschaft des Probus wurde die Provinz Dalmatia im Jahr 277 von Aurelius Marcianus und im Jahr 280 von M. Aurelius Tiberianus verwaltet (Ins. 242–243).352 Beide trugen den Amtstitel eines praeses und waren aus dem Ritterstand (vir perfectissimus).353 Sicher belegt sind für die Regierungszeit des Probus außerdem viri perfectissimi als Statthalter in den Provinzen Raetia (Ins. 280), Pontus (Ins. 285–289), Lycia et Pamphylia (Ins. 252–255), Arabia (Ins. 235–236) und Mauretania Tingitana (Ins. 262–263). Vielleicht ebenfalls zur Zeit des Probus amtierte in der Provinz Mauretania Caesariensis der ritterliche praeses Aelius Aelia-

347 Siehe auch Kapitel 5.1, vgl. PIR² M, Nr. 391; PLRE I, S. 576, Nr. 1; Vitucci, L’imperatore, S. 23–25; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 316, Nr. 85; Sauer, Florianus, S. 177–178; Kreucher, Kaiser Probus, S. 119–120; S. 207; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1180, Syr. Coel. 12; Johne, Senatskaiser, S. 392. 348 Die genaue Datierung ergibt sich aus dem in den Inschriften angegebenen Jahr 169 der Provinz (ἔτους ρξθ′); zu Flavius Aelianus vgl. PIR² F, Nr. 197; PLRE I, S. 19, Nr. 12; Pflaum, La Fortification, S. 317; ders., Les gouverneurs, S. 142–143, Nr. 30; Sotgiu, Studi sull’epigrafia, S. 66–67; dies., Aureliano, S. 1057; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 333–334, Nr. 34; Saunders, Aurelian, S. 426; Hallof,/Heil, Epitheton, S. 489–490; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1101, Arab. 14. 349 Zu Aurelius Iulius siehe S. 213 mit Anm. 148. 350 Sotgiu, Aureliano, S. 1058; Birley, Fasti, S. 177–180; Thomasson Laterculi 1, Sp. 76, Nr. 63, und Kreucher, Kaiser Probus, S. 203 mit Anm. 98, gehen von der Zeit zwischen 274 und 286 aus; allerdings datiert Birley, Roman Government, S. 367, Anm. 133; S. 426–427, die Statthalterschaft des Lucius Septimius neuerdings in die Zeit Julians; unentschieden sind Saunders, Aurelian, S. 430; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1110, Brit. sup. 2; Kreucher, Probus und Carus, S. 410, Anm. 108. 351 Vgl. PLRE I, S. 1022, Nr. 110; König, Die gallischen Usurpatoren, S. 70–71; S. 181; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 53, Nr. 51; Eck, Statthalter, S. 100, Nr. 54; Drinkwater, The Gallic Empire, S. 127; Kreucher, Kaiser Probus, S. 203; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1127, Germ. sup. 4. 352 Aurelius Marcianus (PIR² A, Nr. 1549; PLRE I, S. 556, Nr. 18) ist wahrscheinlich identisch mit dem gleichnamigen dux, der unter Probus gegen die Räuber in Pisidien im Einsatz war, siehe Kapitel 5.8 und Ins. 259, zur Identität vgl. Hartmann, Der Mord, S. 84, Anm. 10; Gerhardt/ Hartmann, Fasti, S. 1120, Dal. 7; S. 1150, Moes. inf. 26; S. 1188, Thrac. 18; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 287, Anm. 278. 353 Zu M. Aurelius Tiberianus und den weiteren Statthaltern unter Probus vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 202–212, der dort alle in Frage kommenden Amtsträger aufführt.

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nus (Ins. 261).354 Die Verwaltung der Provinz Aegyptus oblag immer schon einem praefectus aus dem Ritterstand. Für die Jahre von 279 bis 282 ist dort der Präfekt Hadrianus Sallustius belegt (Pap. 19),355 dessen Nachfolger Pomponius Ianuarianus ebenfalls noch von Probus eingesetzt wurde (Pap. 22).356 Senatoren wurden unter Probus aus der Provinzverwaltung jedoch nicht komplett zurückgedrängt. So amtierte in Hispania citerior (Tarraconensis) im Jahr 281 der Senator Allius Maximus als legatus iuridicus (Ins. 244).357 In Syria Palaestina sind als Statthalter unter Probus gleich zwei viri clarissimi belegt, die aber beide den Amtstitel eines praeses trugen, nämlich Acilius Cleobulus und Clodius Passenianus (Ins. 282–283).358 Möglicherweise zwischen den Jahren 276 und 282 wurde die Provinz Africa proconsularis von dem Senator L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus verwaltet (Ins. 251).359 Darüber hinaus wurden unter Probus vielleicht sogar senatorische Statthalter in Provinzen eingesetzt, in denen zuvor bereits ritterliche praesides amtierten. Dies könnte für die Provinz Numidia zutreffen, in der unter Aurelian oder zu Beginn der Herrschaft des Probus der vir perfectissimus Severinius Apronianus amtierte (Ins. 268–269), in der aber für das Jahr 280 der vir consularis Acilius Clarus als praeses belegt ist (Ins. 270),360 wobei es allerdings 354 Zu Aelius Aelianus vgl. PIR² A, Nr. 129; PLRE I, S. 18, Nr. 8; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 416, Nr. 50; Christol/Magioncalda, Studi sui procuratori, S. 27, Nr. 47; S. 141–142, Nr. 33; Thomasson, Fasti Africani, S. 221, Nr. 49; Witschel, Zur Situation, S. 167; S. 193; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1140, Maur. Caes. 10; zur möglichen Identifikation mit dem gleichnamigen Legionspräfekten aus der Zeit des Gallienus vgl. Nagy, Die Inschrift, S. 339–350. 355 Vgl. PIR² S, Nr. 84; PLRE I, S. 798, Nr. 6; Stein, Präfekten, S. 152–153; Reinmuth, Working List, S. 122; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 317–318; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 123; Bastianini, Il prefetto, S. 515; Salway, The Creation, S. 152–153; S. 207; Kramer, Urkundenreferat, S. 282, Nr. 13; Kreucher, Kaiser Probus, S. 210; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1087–1088, Aeg. 22. 356 Zu Pomponius Ianuarianus siehe auch Kapitel 5.9 und 7.3, Nr. 17. 357 Zu Allius Maximus vgl. PIR² A, Nr. 546; PLRE I, S. 586, Nr. 32; Alföldy, Fasti Hispanienses, S. 113; Christol, Essai sur l’évolution, S. 139, Nr. 13; Kreucher, Kaiser Probus, S. 204; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1130, Hisp. cit. 5; bei den legati iuridici in Hispania citerior ist fraglich, ob diese auch als Statthalter amtierten, vgl. Haensch, Capita provinciarum, S. 486, Anm. 56; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1130, Hisp. cit. 5. 358 Zu Acilius Cleobulus vgl. PLRE I, S. 216, Nr. 2, sowie Eck, Untersuchungen, S. 64–67; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 317, Nr. 87; Eck, Lateinische Inschriften, S. 142–143; Kreucher, Kaiser Probus, S. 207 mit Anm. 125; Gerhardt, Hartmann, Fasti, S. 1182, Syr. Pal. 2; Thomasson, Laterculi 2, S. 134, Nr. 34:041 a (1); zu Clodius Passenianus vgl. Chausson, Note sur trois Clodii, S. 192–213; Kreucher, Kaiser Probus, S. 207; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1183, Syr. Pal. 3. 359 Zu L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus siehe auch Kapitel 4.9; 5.2; 5.9. 360 Zu Severinius Apronianus vgl. PIR² S, Nr. 627; PLRE I, S. 87, Nr. 7; Kolbe, Statthalter Numidiens, S. 14–17; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 406, Nr. 79; Le Glay, Premier praeses, S. 198– 200; Thomasson, Fasti Africani, S. 191–192, Nr. 72; Kreucher, Kaiser Probus, S. 208; Jacob, Aurelians Reformen, S. 90; Witschel, Zur Situation, S. 199–200; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1156–1157, Num. 13; Thomasson, Laterculi 2, S. 169, Nr. 40:079; und zu Acilius Clarus vgl. PIR² A, Nr. 55; PLRE I, S. 206, Nr. 2; Kolbe, Statthalter Numidiens, S. 17–20; Pflaum, Zur Reform, S. 114; Christol, Les réformes, S. 148–149; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 407, Nr. 81; ders., Fasti Africani, S. 194, Nr. 74; Kreucher, Kaiser Probus, S. 208; Witschel, Zur Situation, S. 200; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1157, Num. 14. Kreucher Kaiser Probus, S. 205; S. 207,

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durchaus möglich wäre, dass Acilius Clarus erst später, nach seiner Statthalterschaft in Numidia, in den Senatorenstand aufstieg.361 Zu den ritterlichen Statthaltern, die aus der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne bekannt sind, gehört ein gewisser Iulius … nus, dessen Name in der betreffenden Inschrift nicht vollständig erhalten ist (Ins. 225). Er leitete zu Beginn der Regierung des Carus als praeses die Provinz Sardinia, und wohl schon kurz danach wurde er von M. Aurelius Vitalis abgelöst (Ins. 227–228).362 Iulius … nus und zunächst auch M. Aurelius Vitalis hatten den ritterlichen Rang eines vir egregius inne, doch scheint der Status der Provinz erhöht worden zu sein, da letzterer wenig später mit der Titulatur eines vir perfectissimus erscheint (Ins. 228). Für Dalmatia ist der spätere Kaiser C. Flavius Valerius Constantius als praeses bezeugt (Ins. 47– 48; HA Car. 17, 6; Anon. Val. 1, 1).363 In der Provinz Macedonia ist erstmals unter Carus und seinen Söhnen mit Aurelius Nestor zwischen November 282 und Frühjahr 283 ein Statthalter aus dem Ritterstand nachgewiesen, der den Amtstitel eines praeses führte (Ins. 149).364 Dies könnte auch auf die Provinz Phrygia et Caria zutreffen, die im Jahr 283 von dem ritterlichen praeses (ἡγεμονεύων ὁ διασημότατος) Asclepiodotus administriert wurde (Ins. 218).365 Unsicher ist, wann in dieser Provinz ein praeses (ἡγεμών) namens Aurelius Maximus amtierte (Ins. 284).366 Die Inschriften des Asclepiodotus und des Aurelius Maximus befinden sind auf demselben Meilenstein. Da die Inschrift des letzteren jedoch oberhalb der des Asclepiodotus steht, ist von einem Vorgänger auszugehen. In der von Severus Alexander (222– 235) neugeschaffenen Provinz Pontus amtierte zwischen 282 und 283 der ritterli-

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führt als senatorische Statthalter unter Probus noch Saturninus in Syria Coele und – mit einigem Vorbehalt – Claudius Natalianus in Moesia inferior auf. Saturninus stammte jedoch wahrscheinlich aus dem ordo equester und hatte im Osten vermutlich ein militärisches Sonderkommando, vielleicht als dux orientis, inne; zu Claudius Natalianus siehe S. 364, Anm. 109. Zu dieser Möglichkeit vgl. Kolbe, Statthalter Numidiens, S. 19–20. Zu Iulius … nus vgl. PIR² I, Nr. 107; PLRE I, S. 1001; Meloni, L’amministrazione, S. 227, Nr. 44; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 11, Nr. 42; Kreucher, Kaiser Probus, S. 204; Gerhardt/ Hartmann, Fasti, S. 1176, Sard. 17; zu Aurelius Vitalis vgl. PIR² A, Nr. 277; PLRE I, S. 971, Nr. 5; Meloni, L’amministrazione, S. 227–229, Nr. 45, Thomasson, Laterculi 1, Sp. 11, Nr. 43; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1176, Sard. 18. Vgl. PIR² F, Nr. 390; PLRE I, S. 227–228; Jagenteufel, Statthalter, S. 107–110; Blois, The Policy, S. 39; S. 46; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 95, Nr. 56; Kienast, Kaisertabelle, S. 280; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1120, Dal. 9. Vgl. PLRE I, S. 625; Petersen, Governors, S. 49; Aichinger, Reichsbeamten, S. 654, Nr. 52; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 185, Nr. 37; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206; Heil, Ulpius Iulianus, S. 244; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1137, Mac. 5; Thomasson, Laterculi 2, S. 71, Nr. 23:037. Zu Asclepiodotus vgl. French/Roueché, Governors, S. 159–160; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 237, Nr. 199; Chastagnol, Le sénat romain, S. 210; Roueché, A New Governor, S. 238, Nr. 7; Dmitriev, The End, S. 487, Nr. 7; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1165, Phryg. 4; gegen die von French/Roueché vorgeschlagene Identifikation mit T. Oppius Aelianus Asclepiodotus, einem proconsul Asiae in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts (PIR² O, Nr. 115), vgl. Christol, Essai sur l’évolution, S. 219–221, Nr. 47, vgl. auch Thomasson, Laterculi 2, S. 94, Nr. 26:250. Zu Aurelius Maximus vgl. French/Roueché, Governors, S. 160; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 237, Nr. 199; Roueché, A New Governor, S. 237, Nr. 6; Dmitriev, The End, S. 487, Nr. 6; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1166, Phryg. 7; Thomasson, Laterculi 2, S. 94, Nr. 26:294.

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che Statthalter Claudius Longinus (Ins. 219–223).367 Die Provinz Arabia wurde in derselben Zeit von dem ritterlichen praeses (ὁ διασημότατος ἡμῶν ἡγεμών) Aemilius Aemilianus verwaltet (Ins. 36).368 In dieser Provinz ist ein weiterer Statthalter aus dem ordo equester namens Iulius Heraclitus nachgewiesen, der irgendwann in der Zeit zwischen 264 und 284 amtierte und vielleicht der Amtsnachfolger des Aemilius Aemilianus sein könnte (Ins. 231).369 Womöglich als Belohnung für die Unterstützung des Carus bei dessen Erhebung gegen Probus wurde der vir egregius Latinius Martinianus zum procurator der Provinz Alpes Poeninae Graiae Atrectinae ernannt (Ins. 30–33).370 Und die Provinz Dacia ripensis wurde unter Carus von dem praeses Gaianus verwaltet (Ins. 46).371 Für die Provinz Raetia ist explizit aus der Zeit des Carus kein Statthalter belegt, doch da in dieser Provinz einige praesides für das späte dritte Jahrhundert belegt sind, die jedoch nicht genau eingeordnet werden können, und der letzte Statthalter mit dem Titel eines agens vice praesidis für Probus bezeugt ist (Ins. 280), ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die Statthalter dieser Provinz bereits unter Carus den Amtstitel eines praeses erhielten.372 Besonders gut dokumentiert ist der vir perfectissimus Aurelius Decimus, der während der Herrschaftszeit des Carinus und Numerianus als praeses in Numidia amtierte. Von ihm ist eine eindrucksvolle Anzahl von Bau-, Ehren- und Weihinschriften erhalten, in denen er teilweise dem Herrscherhaus eine ganz außerordentliche Loyalität bekundete (Ins. 171–173; 177–178; 180–187; 189–194; 197– 199).373 Vor seiner Statthalterschaft in Numidien war Aurelius Decimus – salopp formuliert – ‚Chef des Geheimdienstes‘, da er als princeps peregrinorum die in der castra peregrina in Rom kasernierten frumentarii kommandierte, die ab dem zweiten Jahrhundert nicht mehr primär für die Heeresversorgung und Getreidebeschaf-

367 Vgl. French, Recent Epigraphic Research, S. 71–73; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206–207; Loriot, Les gouverneurs, S. 407; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1171, Pont. 9; Thomasson, Laterculi 2, S. 101, Nr. 27:066. French, Milestones, S. 155–156, liest dort den Namen Onesimus als praeses der Provinz, was er allerdings in Recent Epigraphic Research, S. 71–73, revidiert. 368 Zu Aemilius Aemilianus vgl. Sartre, Inscriptions inédites, S. 228–230; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 334, Nr. 36; Martindale, Prosopography, S. 474; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1101, Arab. 17. Der Statthalter ist identisch mit dem praeses von Lusitania aus der Zeit Diokletians, vgl. Le Roux, Les dévotions, S. 378–379, Nr. 10; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1132, Lus. 2. 369 Vgl. Pflaum, Les gouverneurs, S. 143, Nr. 32; Pond, Inscriptional Evidence, S. 246–247; Sartre, Trois études, S. 98, Nr. 53; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 336, Nr. 48; Bowersock, Roman Arabia, S. 163; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1102, Arab. 25. 370 Zu Latinius Martinianus siehe Kapitel 7.3, Nr. 21. 371 Zu Gaianus vgl. PIR² G, Nr. 18; PLRE I, S. 377, Nr. 1; Filow, Die Teilung, S. 234; Stein, Legaten, S. 110; Thomasson, Laterculi 1, S. 158, Nr. 63; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1118, Dac. rip. 1. 372 Vgl. die aufgeführten praesides bei Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1173–1174. 373 Vgl. Kolbe, Weihinschriften, S. 320–323; ders., Statthalter Numidiens, S. 21–28; MarcilletJaubert, A propos, S. 249–251; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 406–407, Nr. 80; Dupuis, Nouveau document, S. 177–190; ders., La dédicace, S. 81–99; Le Bohec, La troisième légion, S. 482– 484; Johne Offizierscorps, S. 257–258; Thomasson, Fasti africani, S. 192–194, Nr. 73; Witschel, Zur Situation, S. 200–202; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1157, Num. 15; Thomasson, Laterculi 2, S. 169, Nr. 40:078.

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fung eingesetzt wurden, sondern eine Art Geheimpolizei bildeten.374 Der Statthalter weist auf vielen Inschriften selbst auf sein vorheriges Amt hin (ex principe peregrinorum). Aurelius Decimus scheint in Numidien eine rege Bautätigkeit entfaltet zu haben. Auf seine Initiative hin wurde durch eine private Stiftung in Lambaesis ein öffentliches Bauwerk fertiggestellt (Ins. 178).375 Für den Kaiserkult ließ der Statthalter beim Capitolinum in Lambaesis ein Heiligtum errichten (Ins. 198– 199).376 Ebenso ist für seine Amtszeit in der Stadt Verecunda (Markouna) ein Tempel für den Kult des Divus Carus belegt (Ins. 173; 194).377 Aus dem Ort Zarai (Zraia) sind die Fragmente einer monumentalen Bauinschrift des Aurelius Decimus erhalten, die auf die Errichtung oder zumindest auf die Renovierung eines großen Bauwerks hinweisen (Ins. 184).378 Dass der praeses selbstverständlich auch die Truppen in seiner Provinz kommandierte, belegt die Inschrift, auf der er ein votum für den genius castrorum der legio III Augusta einlöst (Ins. 171). Mit einer Ausnahme werden in allen Inschriften des Aurelius Decimus für das Kaiserhaus die Herrscher Carinus und Numerianus gemeinsam genannt, weshalb der Beginn seiner Amtszeit als praeses in Numidien frühestens auf den August 283 datiert werden kann. Die erwähnte Ausnahme ist eine Inschrift aus Cirta (Constantine), die nur Carinus allein nennt, und für diesen mit der ungewöhnlichen Formulierung tribuniciae potestatis bis consuli patri patriae consuli womöglich das zweite Konsulat und die zweite tribunizische Gewalt angibt (Ins. 197).379 Somit lässt sich diese Inschrift zweifelsfrei in das Jahr 284 datieren und könnte auf die Zeit der Alleinherrschaft des Carinus nach dem Tod seines Bruders im November 284 verweisen. Eine besondere Verehrung des Aurelius Decimus ist für den wohl aus dem Osten des Reiches stammenden und sonst nirgendwo belegten Kult des Iuppiter Bazosenus bezeugt, dem vier Inschriften des Statthalters geweiht sind (Ins. 181–183; 192).380 Wie bereits erwähnt, wurde in Ägypten noch von Probus als Nachfolger des Hadrianus Sallustius der praefectus Pomponius Ianuarianus eingesetzt, der in den Papyri abwechselnd als ἔπαρχος (Pap. 13; 22) oder ἡγεμών (Pap. 16; 21) tituliert wird.381 Wenn man jedoch dem spätrömischen Dichter Claudian Glauben schen374 Zu den frumentarii und der castra peregrina vgl. Baillie Reynolds, The Troops, S. 168–189; Clauss, Untersuchungen; ders., Frumentarius, S. 131–134; Mann, The Castra Peregrina, S. 148; ders., The Organization, S. 149–150; Stoll, Römisches Heer, S. 389–390; Eich, Metamorphose, S. 215–216; Sheldon, Intelligence activities; gegen die These, die frumentarii seinen primär für die Übermittlung von Nachrichten zuständig gewesen, vgl. bes. Kolb, Nachrichtentransfer, S. 290–294. 375 Vgl. Dupuis, Nouveau document, S. 177–190; Witschel, Zur Situation, S. 200–201. 376 Vgl. Dupuis, La dédicace, S. 81–99; Witschel, Zur Situation, S. 201. 377 Vgl. Kolbe, Statthalter Numidiens, S. 22, S. 24; Witschel, Zur Situation, S. 201. 378 Vgl. Dupuis, Nouveau document, S. 183–184; Witschel, Zur Situation, S. 202. 379 Zu dieser Interpretation vgl. Kolbe, Statthalter Numidiens, S. 24–25; zur Zählung der Konsulate und tribunizischen Gewalten des Carinus siehe Kapitel 7.1. 380 Vgl. bes. Kolbe, Weihinschriften, S. 320–323. 381 Zu Pomponius Ianuarianus vgl. PIR² P, Nr. 722; PLRE I, S. 452–453, Nr. 2; Stein, Präfekten, S. 153; Reinmuth, Working List, S. 123; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 318; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 126; Bastianini, Il prefetto, S. 515; Kramer, Urkundenreferat, S. 282, Nr. 13; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1088, Aeg. 23; zur späteren Laufbahn siehe Kapitel 5.9, vgl. Christol, Essai sur l’évolution, S. 119–120; Salway, The Creation, S. 152–153; S. 207.

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ken möchte, dann war im Jahr 283 ein gewisser Celerinus Präfekt von Ägypten: Celerini … qui quondam Meroen iussus Nilumque tueri (Claud. carm. min. 25, 72–73).382 Denn in Claudians Hochzeitsgedicht für Palladius und Celerina wird besagter Celerinus als einer der Vorfahren der Braut aufgezählt.383 Auf die Nachricht vom Tod des Carus durch Blitzschlag hätten ihm die Soldaten in Ägypten den Purpur angetragen, doch habe Celerinus dieses Ansinnen zurückgewiesen (Claud. carm. min. 25, 74–82). Leider können die Angaben Claudians hier nicht ganz überzeugen, denn aus der Regierungszeit Diokletians ist ein papyrologischer Beleg erhalten, der als Abschrift verschiedene ältere Dokumente aus der Zeit von 282 bis 285 enthält und darunter auch eine Petition an den praefectus (διασημότατος ἔπαρχος Αἰγύπτου) Pomponius Ianuarianus vom Juli 282 (Pap. 22).384 Somit ist also klar, dass dieser schon zur Regierungszeit des Probus als Präfekt in Ägypten eingesetzt wurde. Eine weitere als Papyrus erhaltene Eingabe an denselben Präfekten betreffend die Lieferung von Brot lässt sich durch die genaue Datumsangabe exakt auf den 21. Mai 284 datieren (Pap. 16). Folglich kann zum Todeszeitpunkt des Carus im Juli 283, beziehungsweise zu der Zeit, als sich diese Nachricht in Ägypten verbreitete, Celerinus nicht Statthalter Ägyptens gewesen sein.385 Falls man die Angaben Claudians nicht gänzlich als reine Erfindung von sich weisen will, so wäre es lediglich denkbar, dass Celerinus zwischen Pomponius Ianuarianus und Marcus Aurelius Diogenes, der unter Diokletian Präfekt von Ägypten war (Pap. 26–27),386 amtierte. Claudian hätte dann entweder schlichtweg den Tod des Carus mit dem Ende des Numerianus verwechselt oder gar absichtlich aus stilistischen Gründen in seinem Hochzeitsgedicht den angeblichen und außergewöhnlichen Tod des Carus durch Blitzschlag dem langsamen Dahinsiechen seines Sohnes in der Sänfte vorgezogen.387 Doch ist auch dies sehr unwahrscheinlich, da Pomponius Ianuarianus seine Laufbahn unter Diokletian äußerst erfolgreich fortsetzen und mit Maximian im Jahr 288 gemeinsam das Konsulat bekleiden konnte.388 Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Präfekt nach der Kaiserproklamation Diokletians am 20. November 284 rasch die Seiten gewechselt und den neuen Kai-

382 So in PIR² C, Nr. 635; PLRE I, S. 190; Stein, Präfekten, S. 154; Reinmuth, Working List, S. 123–124; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 319; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 124, vgl. jedoch Kramer, Urkundenreferat, S. 282, Nr. 13; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1089–1090, Aeg. 30. 383 Zum Hochzeitsgedicht für Celerina vgl. Horstmann, Epithalamium, S. 182–215. 384 Obwohl Pap. 16 schon längst bekannt ist, und Pap. 22 bereits 1995 publiziert wurde, wird Celerinus noch bei Birley, Celerinus, Sp. 1049, und ebenso bei Kreucher, Kaiser Probus, S. 211, sowie Thomasson, Laterculi 2, S. 151, Nr. 37:125, als Präfekt von Ägypten im Jahr 283 aufgeführt. 385 Zum Todeszeitpunkt des Carus siehe Kapitel 4.5. 386 Zu M. Aurelius Diogenes vgl. PIR² A, Nr. 1491; PLRE I, S. 256, Nr. 7; Stein, Präfekten, S. 155–156; Reinmuth, Working List, S. 123; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 318; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 126; Bastianini, Il prefetto, S. 515; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1089. 387 Dies schlagen zumindest Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1089–1090, vor. Cameron, Claudian, S. 341, denkt hierbei offenbar sogar an den Tod des Carinus. 388 Zur weiteren Laufbahn des Pomponius Ianuarianus siehe Kapitel 5.9.

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ser umgehend anerkannt hat.389 Somit amtierte Pomponius Ianuarianus in Ägypten auch noch im Herbst 284 und Marcus Aurelius Diogenes war vermutlich sein direkter Nachfolger. Falls die Geschichte Claudians nicht gänzlich frei erfunden ist, so könnte Celerinus im Jahr 283 höchstens irgendeinen Verwaltungsposten in Ägypten bekleidet haben. Gelegentlich wird auch Aurelius Mercurius zu den Präfekten Ägyptens gezählt, der zwar in zwei Dokumenten erwähnt wird, darin jedoch weder als ἔπαρχος noch als ἡγεμών tituliert wird (Pap. 52–53).390 Sicher ist außerdem weder die genaue Datierung noch das Amt, das Aurelius Mercurius in Ägypten innehatte. In den beiden Papyri wird nur ein zweites Regierungsjahr eines namentlich nicht genannten Herrschers und der Monat Thoth angegeben, was am wahrscheinlichsten als September 283 oder 285 interpretiert werden kann. Als Alternative käme noch das zweite ägyptische Regierungsjahr des Probus in Betracht.391 Vermutlich bekleidete Aurelius Mercurius ein wichtiges Amt in der Verwaltung Ägyptens.392 Sollte er wirklich als Statthalter amtiert haben, so ist eine Amtszeit im Jahr 283 auszuschließen, da für dieses Jahr Pomponius Ianuarianus als praefectus nachgewiesen ist. Als senatorische Statthalter während der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne findet sich im Jahr 283 in der Provinz Africa proconsularis der proconsul Lucius Iulius Paulinus (Ins. 21).393 Und Flaminius Priscus amtierte im Jahr 282 in Hispania citerior (Tarraconensis) als iuridicus (Ins. 61; 245).394 In dieses Amt wurde er schon von Probus eingesetzt, und womöglich war er auch für die Verwaltung der Provinz verantwortlich. Der wahrscheinlich bereits schon unter Probus als Statthalter in Pannonia inferior amtierende Marcus Aurelius Valentinianus wurde im Jahr 283 der Nachfolger des Flaminius Priscus in der Provinz Hispania citerior (Tarraconensis) (Ins. 63–64). Da die Inschrift aus Aquincum (Budapest) den vir clarissimus noch als legatus Augusti pro praetore tituliert, wobei Augusti wohlgemerkt im Singular steht (Ins. 271), der Epigraph aus Tarraco (Tarragona) aber schon den nivellierenden Amtstitel praeses provinciae Hispaniae citerioris belegt, kann davon ausgegangen werden, dass die Statthalterschaft des Marcus Aurelius Valentinianus in Pannonia inferior vor dem Amt in Hispania citerior zu datieren ist.395 Als weiterer senatorischer Statthalter unter Carus und seinen Söhnen käme 389 So auch Christol, Essai sur l’évolution, S. 119–120. 390 Vgl. PLRE I, S. 597, Nr. 2; Stein, Präfekten, S. 154; Bowman, Mercurius, S. 35–40; Reinmuth, Working List, S. 123–124; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 319; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 125; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1089, Aeg. 29; Thomasson, Laterculi 2, S. 151, Nr. 37:125. 391 Bowman, Mercurius, S. 35–40, plädiert für das Jahr 283 oder 285, während Bastianini, Il prefetto, S. 515, das Jahr 285 für am wahrscheinlichsten hält. 392 Bastianini, Il prefetto, S. 515, denkt an Amt eines Epistrategen oder eines rationalis, vgl. Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1089, Aeg. 29. 393 Vgl. PIR² I, Nr. 451; PLRE I, S. 681, Nr. 18; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 388, Nr. 147; Christol, Essai sur l’évolution, S. 199, Nr. 31; Thomasson, Fasti africani, S. 94, Nr. 131; Kreucher, Kaiser Probus, S. 199; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1092, Afr. 10. 394 Zu Flaminius Priscus siehe S. 218 mit Anm. 182. 395 Zu Marcus Aurelius Valentinianus siehe Kapitel 7.3, Nr. 31; zur Identität der beiden Valentiniani vgl. Christol, Essai sur l’évolution, S. 146–147. Bei Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1160,

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vielleicht noch der legatus Augustorum pro praetore Claudius Natalianus in der Provinz Moesia inferior in Betracht. In der Inschrift dieses Statthalters aus Nicopolis ad Istrum (Nikup) fehlt der Name des Herrschers, doch sowohl der dort wiedergegebene Plural Σεββ, als auch die angegebenen Siegerbeinamen Περσικὸς Μέγιστος und Παρθικὸς Μέγιστος (Ins. 156),396 erlauben sehr wohl auch eine Datierung der Statthalterschaft in das Jahr 283,397 wobei die Inschrift dann zwischen der Bekanntgabe von der Eroberung der Stadt Ctesiphon und der Nachricht vom Tod des Carus gesetzt worden wäre. Ein senatorischer Statthalter in Moesia inferior zur Zeit des Carus muss durchaus nicht ungewöhnlich erscheinen, wenn man bedenkt, dass kurz zuvor noch der Senator Marcus Aurelius Valentinianus als legatus Augusti pro praetore in Pannonia inferior amtierte.398 Insgesamt gewinnt man für die Regierungszeit des Carus und seiner Söhne folgenden Gesamteindruck: Zweifelsfrei unter der Verwaltung eines ritterlichen Statthalters mit dem Titel eines praeses standen die Provinzen, Arabia, Dacia ripensis, Dalmatia, Macedonia, Numidia, Phrygia et Caria, Pontus, Sardinia und vermutlich auch Raetia. Dies wird auch für die Provinzen Britannia superior, Germania superior, Lycia et Pamphylia, Mauretania Caesariensis, Mauretania Tingitana gelten, in denen schon zuvor ritterliche praesides amtierten. Der Statthalter der Provinz Alpes Poeninae Graiae Atrectinae wurde zwar weiterhin als procurator bezeichnet, aber auch der Statthalter Ägyptens wird zur Zeit des Carus und seiner Söhne sowie zu Beginn der Regierung Diokletians abwechselnd als praefectus (ἔπαρχος) oder praeses (ἡγεμών) tituliert (Pap. 13; 16; 21–22; 26–27). Unter der Verwaltung senatorischer Statthalter verblieben die Provinzen Africa proconsularis, Hispania citerior und höchst wahrscheinlich auch Moesia inferior, Pannonia inferior sowie Syria Palaestina. Während die senatorischen Statthalter in Hispania citerior und Syria Palaestina ebenfalls den Amtstitel praeses trugen, amtierte in Africa proconsularis immer noch ein proconsul. Und nach der bisherigen Beweislage führten auch die Statthalter aus dem ordo senatorius in Moesia inferior und Pannonia inferior noch die Titulatur legatus Augustorum pro praetore. Allerdings amtierte bereits unter Aurelian in Pannonia inferior der vir perfectissimus Flavius Aper, der mit dem praefectus praetorio und Schwiegervater des Numerianus identisch sein wird,399 zunächst als agens vice praesidis und später als praeses (Ins. 272–273). Die Provinz Moesia inferior wurde wohl erst unter Diokletian endgültig

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Pann. inf. 10, wird auch eine umgekehrte Reihenfolge der Statthalterschaften für möglich gehalten, vgl. auch Dobó, Verwaltung, S. 102–103, Nr. 76. Zur Forschungsdiskussion um diese höchst umstrittene Inschrift siehe S. 364, Anm. 109. Für Carus sind zwar die Siegerbeinamen Persicus, Persicus Maximus und Parthicus belegt, aber nicht explizit die Titulatur Parthicus Maximus; bei den üblicherweise in Inschriften vorzufindenden Ungenauigkeiten in der Herrschertitulatur – auch in den Inschriften senatorischer Amtsträger – sollte dieses Detail nicht überbewertet werden; zu einigen Ungenauigkeit der in den Inschriften wiedergegebenen Kaisertitulatur siehe auch Kapitel 3.2; zur Siegertitulatur Persicus, Persicus Maximus und Parthicus für Carus siehe Kapitel 7.2. So ist auch für die Zeit Aurelians in Moesia inferior ein senatorischer Statthalter belegt, vgl. Petersen, Governors, S. 56–57; Hallof/Heil, Epitheton, S. 485–488; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1149, Moes. inf. 22; Thomasson, Laterculi 2, S. 56, Nr. 20:149. Siehe hierzu Kapitel 4.6 und 7.3, Nr. 2.

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von einem praeses aus dem ordo equester verwaltet (Ins. 265–266). Ungewiss ist die Situation in den Provinzen Asia und Baetica, die unter Tacitus, Florianus und Probus von einem agens vice praesidis aus dem Ritterstand administriert wurden.400 Der genaue Status der restlichen Provinzen ist unklar. Bei der Provinz Mesopotamia, die sich – wie ausführlich dargelegt wurde – auch zur Zeit des Probus sowie des Carus und seiner Söhne in römischem Besitz befand,401 ist davon auszugehen, dass diese weiterhin von einem Präfekten aus dem Ritterstand administriert wurde, für den vielleicht aber auch schon, wie bei den Präfekten Ägyptens, der Amtstitel eines praeses verwendet wurde. Auch bei der Provinz Syria Coele kann eher ein ritterlicher Amtsträger vermutet werden, da bereits Maximinus, ein Verwandter des Tacitus, dem vermutlich die Verwaltung dieser Provinz anvertraut wurde, mit einiger Sicherheit dem Ritterstand angehörte.402 Wie die obige Abhandlung darlegen konnte, ist eine allmähliche Nivellierung der Amtstitel zu beobachten. Der Titel eines agens vice praesidis, der ursprünglich nur die Stellvertretung für einen senatorischen Amtsinhaber ausdrücken sollte, verschwand und ist in der Zeit des Carus und seiner Söhne für keinen ritterlichen Statthalter mehr belegt.403 Im Gegenzug trugen nunmehr die wenigen verbleibenden senatorischen Statthalter teilweise ebenfalls nur noch den Amtstitel eines praeses. Es war also keineswegs ein Resultat der Reformen Diokletians, dass während seiner Herrschaft ein Großteil der Provinzen des Reiches von Statthaltern aus dem ordo equester geleitet wurden. Diese Entwicklung war beim Regierungsantritt Diokletians weitgehend abgeschlossen. Ausnahmen zur Zeit der Tetrarchie bildeten nur noch die Provinzen Africa proconsularis, Syria Phoenice und wieder Asia und Syria Coele sowie die beiden senatorischen correctores der italienischen Halbinsel.404 Als ein weiteres Ergebnis der diokletianischen Verwaltungsreform gilt die Trennung von ziviler Verwaltung und militärischer Befehlsgewalt.405 Dieser Prozess scheint sich allerdings bereits im Laufe des dritten Jahrhunderts angebahnt zu haben. Immer häufiger und verstärkt ab der Jahrhundertmitte wurden provinzübergreifende Sonderkommandos gebildet und die Einheiten des Feldheers, der mobilen lokalen Einsatzreserven und einzelne Grenzabschnitte dem Befehl eines ritterlich dux unterstellt, womit die Truppen langsam dem Oberbefehl der bis dahin zuständigen Provinzstatthalter entzogen wurden.406 Dies waren zwar größtenteils zunächst nur kurzfristig improvisierte Maßnahmen, durch die auf die militärische Krise in der Mitte des Jahrhunderts reagiert wurde, die jedoch nicht wieder zurückgenommen wurden und sich allmählich institutionalisierten. Für die Zeit von 275 400 Vgl. auch die Übersichten bei Kreucher, Kaiser Probus, S. 211, für die Zeit des Probus, und Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 669, für die späte Soldatenkaiserzeit, die jedoch beide von der obigen Aufstellung teilweise abweichen. 401 Zur Lage in der Provinz Mesopotamia siehe ausführlich in Kapitel 4.4. 402 Zu Maximinus als Statthalter Syriens siehe außerdem Kapitel 5.1 und 5.9. 403 So auch Heil, Ritterstand, S. 758. 404 Vgl. Malcus, Notes sur la révolution, S. 223; Kuhoff, Diokletian, S. 332–333. 405 Vgl. beispielsweise Demandt, Spätantike, S. 68; König, Kaiserzeit, S. 210; Kuhoff, Diokletian, S. 332; Rees, Diocletian, S. 26; Lo Cascio, The Emperor, S. 179–180. 406 Zu dieser Entwicklung und den duces des dritten Jahrhunderts siehe Kapitel 5.8.

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bis 285 sei hier an die Position des Probus als totius orientis dux in den östlichen Provinzen des Reiches unter Tacitus erinnert.407 Als seinen Nachfolger für dieses militärische Sonderkommando ernannte Probus vermutlich den späteren Usurpator Saturninus.408 Und die Anwesenheit des praefectus praetorio Carus im Jahr 282 in Raetia und Noricum könnte ebenfalls auf ein militärisches Sonderkommando in beiden Provinzen hinweisen.409 Anderseits wurde noch im Jahr 277 die Auseinandersetzung mit den Baquaten in Nordafrika von dem praeses der Provinz Mauretania Tingitana Clementius Valerius Marcellinus beigelegt,410 und Terentius Marcianus, der im Jahr 278 die Räuber in Lycia et Pamphylia bekämpfte und die Stadt Cremna eroberte, war zugleich auch Statthalter der Provinz.411 Allerdings waren bereits während der Belagerung der Stadt Cremna oder kurz danach offenbar die beiden duces Marcus Aurelius Ursio und Lucius Aurelius Marcianus zur Befriedung der abgelegenen Bergregionen der Provinz im Einsatz (Ins. 256; 259).412 Zur Zeit des Carus wird sodann in Zusammenhang mit der Bekämpfung der isaurischen Räuber in Pisidien der Präfekt (ἔπαρχος) Valerius Euethius genannt (Ins. 147), der dort vermutlich einen größeren Truppenverband bestehend aus Legionsabteilungen befehligte.413 Dies vermittelt den Eindruck, dass nach der Eroberung von Cremna die weitere militärische Sicherung der Provinz der Zuständigkeit des Statthalters entzogen und dem neu eingerichteten Sonderkommando unter der Leitung eines dux sowie später dem praefectus legionis Valerius Euethius übertragen wurde. Vermutlich standen für eine gewisse Übergangszeit die in ihren Stammlagern verbliebenen Truppenkontingente unter der Befehlsgewalt des jeweiligen Provinzstatthalters – zumindest sofern diese nicht ebenfalls einem militärischen Sonderkommando untergeordnet waren –, während die von dort abgezogenen und im weiteren Sinne ‚mobilen‘ Verbände von einem dux oder einem praepositus befehligt wurden.414 Neben diesen duces, die für rein militärische Aufgaben eingesetzt wurden, sind ab der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts in verstärktem Maße Senatoren in der Zivilverwaltung belegt. Hier sind zunächst die curatores rei publicae zu erwähnen. Diese wurden vom Kaiser zunächst nur in Ausnahmefällen zur Verwaltung von Städten und Gemeinden eingesetzt, wenn diese sich prinzipiell selbst verwaltenden Kommunen finanziell überfordert waren, doch scheint sich dies allmählich zu einer 407 408 409 410 411 412

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Siehe hierzu ausführlicher in Kapitel 5.1. Wie die militärischen Titel des Saturninus vermuten lassen, siehe dazu Kapitel 5.1. Zum Aufenthalt des Carus im Sommer 282 in Rätien siehe S. 58–59 mit Anm. 11–12. Vgl. dazu Vitucci, L’imperatore, S. 73–75; Kuhoff, Beziehungen, S. 65–67; Kreucher, Kaiser Probus, S. 144–145; Witschel, Zur Situation, S. 177. Zur Bekämpfung der Räuber in der Provinz Lycia et Pamphylia unter Probus siehe Kapitel 5.8. Der dux Lucius Aurelius Marcianus ist höchst wahrscheinlich mit dem späteren praeses in Dalmatia unter Probus identisch, der womöglich als dux auch in Thrakien und Mösien eingesetzt wurde, vgl. Hartmann, Der Mord, S. 84–85, Anm. 10; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1120, Dal. 7; S. 1150, Moes. inf. 26; S. 1188, Thrac. 18. Siehe S. 294 mit Anm. 661; zu Valerius Euethius vgl. Zimmermann, Probus, S. 267–271; S. 274, S. 277; Mitchell, Native Rebellion, S. 162; Kreucher, Kaiser Probus, S. 153–154; Eich, Metamorphose, S. 229, Anm. 3; Feld, Barbarische Bürger, S. 134–135. Vgl. Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 656–657.

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fast ständigen Einrichtung entwickelt zu haben.415 Während der Herrschaft des Carus und seiner Söhne amtierte in Carthago der senatorische curator Valerius Gallianus Honoratianus (Ins. 24).416 Die Stadt Calama (Guelma) in Numidien leitete der vir clarissimus Macrinius Sossianus (Ins. 166), und in Puteoli (Pozzuoli) in Italien ist für die Zeit zwischen August 283 und September 285 der curator rei publicae Rutilius Crispinus belegt (Ins. 138).417 Weitere Zivilbeamten mit besonderen Vollmachten waren die iudices vice Caesaris, bei denen es sich um Senatoren handelte, die seit der Regierungszeit des Septimius Severus (193–211) stellvertretend die richterlichen Aufgaben des Kaisers wahrnahmen.418 Daneben gab es aber auch legati iuridici, die den Provinzstatthalter in juristischen Angelegenheiten vertreten sollten und schon seit der frühen Kaiserzeit in Hispania citerior nachgewiesen sind.419 Für den zu Beginn der Regierung des Carus in dieser Provinz als iuridicus fungierenden vir clarissimus Flaminius Priscus, der dort schon von Probus eingesetzt wurde, ist jedoch nicht anzunehmen, dass er dem Statthalter untergeordnet gewesen wäre. Die Inschrift aus der Zeit des Probus bezeichnet diesen noch als legatus iuridicus totius provinciae Tarraconenensis (Ins. 245), während er unter Carus nur als iuridicus totius provinciae Tarraconenensis tituliert wird (Ins. 61).420 Wahrscheinlich wird sein Status eher dem eines iudex vice Caesaris entsprochen haben, und vermutlich nahm Flaminius Priscus alle zivilrechtlichen Aufgaben eines Statthalters wahr. Außer den curatores rei publicae und außerordentlichen iudices wurden für zivile Sonderaufgaben auch correctores ernannt, die zunächst in Ausnahmesituationen in bestimmte Provinzen und Regionen entsandt wurden und die richterlichen und zivilen Befugnisse des Statthalters übernehmen konnten.421 Solche correcto415 Zu diesen curatores rei publicae vgl. Lucas, Curatores, S. 56–74; Camodeca, Curatores, S. 225–236; Eck, Staatliche Organisation, S. 190–230; Ausbüttel, Verwaltung, S. 27–29; Kuhoff, Diokletian, S. 382; Jacob, Aurelians Reformen, S. 196–198, vgl. auch Horster, Bauinschriften, S. 202–203. 416 Vgl. Lucas, Curatores, S. 60; Lambertz, Valerius Gallianus Honoratianus, Sp. 40; Barbieri, L’albo senatorio, S. 312, Nr. 1739; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Lepelley, Les cités 1, S. 18. 417 Zu Macrinius Sossianus vgl. PLRE I, S. 849, Nr. 2; Lucas, Curatores, S. 60; S. 72; Chastagnol, Les Fastes, S. 22–24; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Lepelley, Les cités 1, S. 170; 2, S. 95; Christol, Essai sur l’évolution, S. 89; Waldherr, Baupolitik, S. 149; S. 169; Duval, Rez. Waldherr, S. 190; Porena, Le origini, S. 82–84; zu Rutilius Crispinus vgl. Camodeca, I legati, S. 42–46; Eck, Staatliche Organisation, S. 233; Christol, Essai sur l’évolution, S. 247; Savino, Campania, S. 262, Anm. 45. 418 Zu diesen iudices vgl. bes. Peachin, Iudex vice Caesaris, vgl. auch Eich, Metamorphose, S. 360–361; Hallof/Heil, Epitheton, S. 487–488; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 660– 661; ein erster iudex vice Caesaris ist für die Zeit zwischen 197 bis 202 nachgewiesen, vgl. Peachin, Iudex vice Caesaris, S. 93–96, Nr. 1; hier sei auch an Virius Lupus als iudex sacrarum cognitionum per Orientem unter Aurelian erinnert, siehe S. 187 mit Anm. 17. 419 Vgl. Haensch, Herrschen, S. 330–332; Wesch-Klein, Provincia S. 111–112. 420 Zu Flaminius Priscus siehe S. 218 mit Anm. 182. 421 Zu den correctores in Italien vgl. Chastagnol, L’administration, S. 349–352; Simshäuser, Provinzialverfassung, S. 433–449; Christol, Essai sur l’évolution, S. 55–60; Ausbüttel, Verwaltung, S. 87–95; Saunders, Aurelian, S. 413–416; Kuhoff, Diokletian, S. 352–354; Jacob, Refor-

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res wurden zeitweise auch in Italien eingesetzt, was möglicherweise unter Aurelian zu einer festen Institution umgewandelt wurde.422 Carus setzte zum corrector Italiae den Senator C. Ceionius Rufius Volusianus ein (Ins. 127), der – wie es in seiner Inschrift aus Rom heißt – acht Jahre und folglich auch unter Diokletian im Amt blieb (Ins. 250).423 Unklar ist, ob schon Carus in Italien bereits zwei correctores eingesetzt hat.424 Allerdings muss die Einsetzung von correctores als erster Schritt hin zur späteren Statusänderung Italiens unter Diokletian gelten. Somit resultierte die allmähliche Trennung von militärischer und ziviler Gewalt unter Diokletian ebenfalls aus den Transformationsprozessen des dritten Jahrhunderts. Zivile und militärische Laufbahn waren jedoch auch unter Diokletian noch nicht strikt voneinander getrennt, denn die Statthalter in Mauretania Caesariensis und Numidia mit dem Titel eines praeses befehligten weiterhin die Truppen in ihren Provinzen.425 Die entscheidende Umgestaltung in der Provinzverwaltung unter Diokletian erfolgte vor allem durch die Verkleinerung der Provinzen, wie Laktanz klagt: Et ut omnia terrore complerentur, provinciae quoque in frusta concisae (Lact. mort. pers. 7, 4).426 Allerdings darf man sich diese Umgestaltung nicht als Verwaltungsreform aus einem Guss vorstellen. Vielmehr war sie das Ergebnis einer langsamen Entwicklung, die sich wohl über die ganze Regierungszeit Diokletians hinzog. Das Resultat dieser Umstrukturierung waren die im Laterculus Veronensis aufgeführten Provinzen, deren Anzahl im Vergleich zum dritten Jahrhundert ungefähr verdoppelt wurde.427 Der Status der neuen Provinzen wurde vereinheitlicht, wodurch Ägypten seinen Sonderstatus verlor und Italien faktisch zur Provinz wurde. Diese Provinzen wurden später wiederum in zwölf dioceses unter der Leitung von vicarii zusammengefasst. Die vicarii gingen aus den Stellvertreter der Prätorianerpräfekten hervor, die unter der Bezeichnung vice agens praefectorum

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men Aurelians, S. 193–196; Lo Cascio, The Emperor, S. 166–169; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 665–668. Ein eindeutiger Nachweis hierfür ist jedoch sehr problematisch, vgl. Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 667–668, Anm. 107, mit Forschungsüberblick. Zu Rufius Volusianus vgl. PIR², Nr. 161; PLRE I, S. 976–978, Nr. 4; Chastagnol, Les Fastes, S. 52–58, Nr. 20; Simshäuser, Provinzialverfassung, S. 439, Nr. 4; Barnes, New Empire, S. 143; Christol, Essai sur l’évolution, S. 57; Ausbüttel, Verwaltung, S. 90; Salway, The Creation, S. 211–213; Kreucher, Kaiser Probus, S. 212; Jacob, Aurelians Reformen, S. 196, Anm. 829; Salway, Equestrian Prefects, S. 131; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 666, siehe auch Kapitel 5.9; 7.3, Nr. 35. Bei der von Aurelius Victor erwähnten Usurpation des corrector Venetiae Iulianus (Aur. Vict. Caes. 39, 10) handelt es sich ganz eindeutig um eine Verwechslung, siehe Kapitel 4.8. Kuhoff, Diokletian, S. 352–353, vermutet, dass Aurelian bereits zwei correcturae eingerichtet habe. Vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 100–102; S. 344–349; S. 406, vgl. auch Campbell, The Army, S. 123. Zur Verwaltungsreform Diokletians vgl. beispielsweise Bury, List of Verona, S. 127–151; Seston, Dioclétien, S. 320–342; Barnes, New Empire, S. 140–174; S. 209–225; Kuhoff, Diokletian, S. 329–381; Rees, Diocletian, S. 24–27; Lo Cascio, The Emperor, S. 131–183. Die Diözesen scheinen endgültig erst unter Konstantin eingerichtet worden zu sein, vgl. Baynes, Three Notes, S. 204–208; Noethlichs, Entstehung, S. 70–81; Salway, The Creation, S. 72–160; Kuhoff, Diokletian, S. 381; Zuckerman, Liste de Vérone, S. 620–637. Zur Datierung des Laterculus Veronensis vgl. Jones, Verona List, S. 21–29.

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praetorio zu Beginn der Herrschaft Diokletians die Prätorianerpräfekten in juristischen und auch noch in militärischen Angelegenheiten vertraten.428 In der Provinzverwaltung gab es immer wieder und auch im dritten Jahrhundert Umgestaltungen und Neugliederungen, was zumeist aus einem bestimmten Anlass erfolgte. So wurde beispielsweise spätestens in der Mitte des dritten Jahrhunderts die Provinz Mesopotamia mit Osrhoena vereinigt.429 Die wahrscheinlich von Kaiser Decius (249–251) durch Zusammenlegung von Pontus und Galatia neu geschaffene Provinz Pontus et Galatia (Ins. 278) wurde von Probus wieder getrennt.430 Die ins Jahr 279/280 zu datierende Inschriften des unter Probus amtierenden praeses Aelius Quintianus bezeichnen diesen nur noch als Statthalter der Provinz Pontus (Ins. 285–289).431 Die Einrichtung der Provinz Isauria, deren Gebiet von Cilicia abgetrennt wurde, erfolgte bereits unter Gordian III. (238–244), da eine Ehreninschrift für diesen Kaiser die provincia Isauria nennt (Ins. 246).432 Etwas problematisch gestaltet sich der Nachweis für eine Abtrennung von Novempopulana von der Provinz Aquitania zur Zeit des Probus. Zumindest könnte eine Dedikationsinschrift, die von der Loslösung der Provinz spricht (Ins. 267), vielleicht in die Zeit des Probus datiert werden.433 Jedoch wurde die von Aurelian als Ersatz für das aufgegebene Dakien südlich der Donau neu eingerichtete Provinz Dacia spätestens unter Carus in die beiden Provinzen Dacia ripensis und Dacia mediterranea aufgeteilt, denn eine Inschrift aus dem Jahr 283 nennt bereits zwei dakische Provinzen (Ins. 46).434 Die Aufteilung von Provinzen im dritten Jahrhundert waren vereinzelte Maßnahmen und lassen sich letztlich nicht mit der unter Diokletian im großen Stile erfolgten Verwaltungsreform in ihrer Gesamtheit vergleichen. Aber auch für die Verkleinerung der Provinzen in der Tetrarchie gab es eine ganze Reihe und für jeden 428 Zur Entstehung der Diözesen vgl. Seston, Dioclétien, S. 335–340; Noethlichs, Entstehung, S. 70–81; Brandt, Kaiserzeit, S. 23; Kuhoff, Diokletian, S. 371–381; zur Diözese Italien vgl. bes. Chastagnol, L’administration, S. 353–372; zu den Prätorianerpräfekturen vgl. Salway, The Creation, S. 72–160. 429 Siehe dazu Ins. 247; 264; 281, vgl. auch Petersen, Roman Prefect, S. 265–282; Magioncalda, Testimonianze, S. 211–214; Luther, Mesopotamische Provinzen, S. 204; Speidel, Bollwerk, S. 424–429; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1143–1145. 430 Als Statthalter dieser Provinz wird erstmalig in der angegebenen Inschrift aus Ortaklar vom Sommer 250 Marcus Iunius Valerius Nepotianus genannt, vgl. PIR² I, Nr. 844; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 252, Nr. 64; Loriot, Les gouverneurs, 403–404; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1171, Pont. 6; Thomasson, Laterculi 2, S. 100–101, Nr. 27:064; zu den Verhältnissen in der benachbarten Provinz Pontus et Bithynia vgl. Wesch-Klein, Bithynia, S. 251–256. 431 Vgl. Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 643; zu Aelius Quintianus vgl. Thomasson, Laterculi 1, Sp. 252, Nr. 65; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206; Loriot, Les gouverneurs, S. 406–407; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1171, Pont. 8; Thomasson, Laterculi 2, S. 101, Nr. 27:065. 432 Vgl. dazu Mitchell, The Cities, S. 59; Feld, Barbarische Bürger, S. 86–87; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 643–644, vgl. auch Kreucher, Kaiser Probus, S. 195. 433 Für eine Loslösung unter Probus: Kreucher, Kaiser Probus, S. 193–194; Wilkes, Provinces, S. 706; anders jedoch Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 646–647 mit Anm. 22. 434 Bury, Provincial List, S. 134–135, geht von einer Teilung bereits unter Aurelian aus; zur Forschungsdiskussion um die Einrichtung der Provinz und vielleicht schon deren Teilung unter Aurelian vgl. Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 653, Anm. 52.

5.5 Bedeutung der Stadt Rom

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regionalen Einzelfall wohl verschiedene Gründe, und diese Umgestaltung der Provinzverwaltung verlief in mehreren Etappen über einen längeren Zeitraum.435 Eine Nivellierung der Provinzverwaltung durch die Besetzung der meisten Statthalterposten mit praesides aus dem ordo equester war faktisch schon zu Beginn der Herrschaft Diokletians vollzogen. Ebenso kündigte sich schon vor Diokletian die allmähliche Trennung von militärischer und ziviler Laufbahn an. 5.5 BEDEUTUNG DER STADT ROM Die eindrucksvollsten archäologischen Zeugnisse und Monumente aus der Zeit der Tetrarchie finden sich heute vor allem in den ehemaligen Residenzstädten des Diokletian und seiner kaiserlichen Amtskollegen. Hierbei sind hauptsächlich die Städte Nicomedia, Thessalonica, Augusta Treverorum und Mediolanum und der Altersruhesitz Diokletians in Split zu nennen. Laktanz tadelt den Ausbau der Stadt Nicomedia zur Residenzstadt mit der Behauptung, Diokletian habe ein zweites Rom errichten wollen: Ita semper dementabat Nicomediam studens urbi Romae coaequare (Lact. mort. pers. 7, 10). Diese kaiserlichen Residenzen dienten nicht zuletzt auch der Verherrlichung der kaiserlichen Herrschaft.436 Merkmal dieser neuen Residenzstädte war fast immer ein zusammenhängendes Ensemble von Circus und Palast mit großen Thermen und einem Mausoleum.437 Und letztlich setzte auch Konstantin der Große beim Ausbau der Stadt Byzantion zu seiner Residenzstadt Constantinopel nur dasselbe Bauprogramm um, wie es üblicherweise auch in den Residenzstädten der Tetrarchen vorzufinden ist.438 In Rom hielten sich die Mitglieder des diokletianischen Herrscherkollegiums nur überaus selten auf. Innerhalb seiner zwanzigjährigen Herrschaft besuchte Diokletian die Stadt nur ein einziges Mal (Lact. mort. pers. 17, 1–3) und Maximian, in dessen Machtbereich Rom lag, verweilte dort lediglich zweimal.439 Seit der Zeit Diokletians war klar: Rom blieb zwar weiterhin und unangefochten das caput mundi und die ideelle Hauptstadt des Reiches, doch war Rom nun endgültig nicht mehr die Residenzstadt der Kaiser. Die sedes imperii lag jetzt in den neuen Residenzstädten der Tetrarchen, die näher an den Krisenherden des Reiches lagen.440 Allerdings wurde Rom keineswegs ver435 Vgl. Bellen, Kaiserzeit, S. 249–250; Rémy, Dioclétien, S. 59; Kuhoff, Diokletian, S. 370. 436 Vgl. Mayer, Rom ist dort, S. 28–29; Kuhoff, Diokletian, S. 716; Hesberg, Residenzstädte, S. 164. 437 Zu den Raumkonzepten der tetrarchischen Residenzstädte vgl. Hesberg, Residenzstädte, S. 133–167; zu den Residenzstädten allgemein vgl. Barnes, New Empire, S. 47–64; Mayer, Rom ist dort, S. 28–91; Kuhoff, Diokletian, S. 716–721; ders., Tetrarchen, S. 51–58; zu Thessalonica vgl. Steimle, Religion, S. 69–78; bei der Rotunde des Galerius in Thessalonica handelt es sich höchst wahrscheinlich nicht um die Grabstätte des Kaisers, sondern um einen repräsentativen Baukörper des Palastes, vgl. Ristow, Abbild des Himmels, S. 49; zur Entwicklung der spätantiken Residenzstädte vgl. Duval, Les résidences impériales, S. 127–153. 438 Vgl. Mayer, Rom ist dort, S. 93; Bauer, Konstantinopel, S. 165–171;. 439 Vgl. Barnes, New Empire, S. 56; Halfmann, Itinera principum: S. 62; Kuhoff, Diokletian, S. 406–407. 440 Zu den Begriffen caput mundi und sedes imperii vgl. Mayer, Rom ist dort, S. 1–3.

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nachlässigt, sondern durch großzügige Bauprojekte wie die Errichtung gewaltiger Thermen und dem Neubau der curia Iulia gefördert (Chron. 354 148, 22–24).441 Bereits in der Mitte des dritten Jahrhunderts legte Herodian dem Prätorianerpräfekten des Commodus (180–192), Pompeianus, den berühmten Satz in den Mund: ἐκεῖ τε ἡ Ῥώμη, ὅπου ποτ᾿ ἂν ὁ βασιλεὺς ᾖ (Herodian. 1, 6, 5). Wie aus diesem Satz aber zu folgern ist, begann man spätestens seit dieser Zeit, zwischen dem sedes imperii, dem Sitz der Herrschaft, der dort war, wo sich der Kaiser aufhielt, und dem caput mundi Rom zu unterscheiden. Dieser Umstand resultierte aus der politischen und militärischen Situation des dritten Jahrhunderts, da sich durch die Bedrohung der Grenzen der Regierungsschwerpunkt zwangsläufig von Rom an die Ränder des Reiches verlagerte. Während der Zeit der Soldatenkaiser gab es eine ganze Reihe von Kaisern, die Rom niemals betreten hatten, entweder weil sie überhaupt nur sehr kurze Zeit regierten, während ihrer Regierungszeit ausschließlich mit der Kriegsführung gegen die Feinde des Reiches beschäftig waren, oder es schlichtweg nicht für nötig hielten.442 Als bekanntes Beispiel hierfür gilt Maximinus Thrax (235–238), der während seiner insgesamt dreijährigen Regierungszeit kein einziges Mal in Rom war.443 Tacitus nahm immerhin persönlich in Rom die formelle Bestätigung des Senats entgegen.444 Die kurze Regierungszeit des Florianus entsprach in dieser Hinsicht ganz den Gepflogenheiten der Soldatenkaiserzeit, da er ermordet wurde, noch bevor er überhaupt die Gelegenheit für einen Rombesuch gehabt hätte.445 Probus regierte von Sommer 276 bis zum Herbst 282, also etwa sechs Jahre, und soll sich in dieser Zeit bis zu dreimal in der Hauptstadt aufgehalten haben.446 Wirklich gesichert ist jedoch nur der Besuch Roms anlässlich des Triumphs des Kaiser über die Feinde des Reiches im Jahr 281 (HA Prob. 19, 1–8), wobei sich die Feierlichkeiten bis ins Jahr 282 hingezogen haben müssen.447 Belegt werden kann dieser Romaufenthalt durch die besonders umfangreiche und reichhaltige Medaillon- und Münzprägung des Probus in Rom von Herbst 281 bis Frühjahr 282.448 441 Vgl. Richardson, Topographical Dictionary, S. 103; S. 391–393; Kuhoff, Diokletian, S. 383–385. 442 Zur Stadt Rom im dritten Jahrhundert vgl. Christol, Rome sedes imperii, S. 121–147; zum Verhältnis der Kaiser von Gallienus bis Diokletian zu Rom vgl. Hedlund, Coinage and Authority, S. 124–136. 443 Vgl. Halfmann, Itinera principum, S. 54; S. 233; zu den Romaufenthalten der Kaiser des dritten Jahrhunderts vgl. Johne, Kaisertum, S. 627–631. 444 Siehe hierzu ausführlich in Kapitel 5.2. 445 Zu Florianus siehe S. 142–143; S. 213; S. 312. 446 Zu diesen drei möglichen Rombesuchen vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 138; S. 162–163; S. 177–179; ders., Probus und Carus, S. 402; S. 409; S. 414. Vitucci, L’imperatore, S. 101– 102; Polverini, Da Aureliano, S. 1025–1026, und Hartmann, Herrscherwechsel, S. 192, gehen hingegen von nur einem Aufenthalt des Probus in Rom aus. 447 Zur Triumphfeier des Probus in Rom vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 81–83; Crees, The Reign, 122–124; S. 155; Vitucci, L’imperatore, S. 75–77; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 138–143; Kreucher, Kaiser Probus, S. 177–179; ders., Probus und Carus, S. 414. Polverini, Da Aureliano, S. 1026, datiert den Triumph fälschlicherweise in den Sommer 282 und Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 138, in das Jahr 280. 448 Vgl. dazu Pink, Aufbau Probus, S. 58–59; Kreucher, Kaiser Probus, S. 177–178 mit Anm. 563; ders., Probus und Carus, S. 414 mit Anm. 134 und Anm. 136.

5.5 Bedeutung der Stadt Rom

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Von besonderer Bedeutung sind hierbei die Medaillons mit der Legende GLORIA ORBIS und der Angabe COS IIII und COS V im Abschnitt (Gnecchi II, S. 116, Nr. 12; S. 117, Nr. 3). Bis auf die Iterationsziffer des Konsulats sind die beiden Stücke identisch und können somit auf Ende 281 und Anfang 282 datiert werden.449 Ab dem Jahr 277 wurde in allen Münzemissionen aus Rom Antoniniane mit den Legenden ADVENTVS AVG oder ADVENTVS PROBI AVG geprägt (RIC V 2, S. 34–36, Nr. 154–167),450 aber erst im Jahr 281 wurden hierbei auch Medaillons und Goldmünzen mit dieser Legende ausgegeben (Gnecchi II, S. 116, Nr. 6; RIC V 2, S. 31, Nr. 133).451 Nachdem Probus ganz sicher nicht alljährlich in Rom verweilte, müssen diese Antoniniane für Probus routinemäßig ausgegeben worden sein – vielleicht in Hoffnung oder auch der Erwartung einer Visite der Hauptstadt durch den Kaiser.452 Generell ist hierbei anzumerken, dass die Ausgabe von adventusMünzen kein absoluter Beweis für die Ankunft eines Kaisers darstellt, denn sie können auch im Vorfeld ausgegeben worden sein, wenn der Besuch des Kaisers erwartet wurde. Für das geplante Treffen des Carinus und Numerianus im Herbst 284 wurden in den Münzstätten Siscia und Cyzicus Medaillons und aurei mit der Legende ADVENTVS AVGG ausgegeben (Gnecchi II, S. 123, Nr. 1; RIC V 2, S. 177, Nr. 317; S. 201, Nr. 462), doch hat keiner der beiden Brüder damals die Stadt Cyzicus erreicht.453 Höchst zweifelhaft ist deshalb ein erster Besuch des Probus im Frühsommer 277 in Rom, der mit den Antoninianen der dortigen Münzstätte mit der Legende ADVENTVS PROBI AVG in Verbindung gebracht wird (RIC V 2, S. 35–36, Nr. 160–167).454 Noch am 5. Mai 277 ist die Anwesenheit des Kaisers in Sirmium belegt (Cod. Iust. 8, 55, 2),455 und Probus wird auf dem kürzesten Weg nach Gallien aufgebrochen sein, das von den dort eingefallenen Germanen heimgesucht wurde.456 Die Kämpfe gegen die Franken und Alamannen dauerten bis zum Jahresende 277, anschließend folgten die Auseinandersetzungen gegen die Germanen 449 Zu den Medaillons vgl. Cohen, S. 279, Nr. 269–270; Pink, Aufbau Probus, S. 58, Nr. 4; Nr. 8; ders., Medaillonprägung Probus, S. 18–19, Nr. 7–8. 450 Das sind die Münzemissionen zwei bis sechs bei Pink, Aufbau Probus, S. 55–59. 451 Vgl. zu diesen Stücken Cohen, S. 259, Nr. 32; S. 260, Nr. 35; Pink, Aufbau Probus, S. 58–59, Nr. 13–15; ders., Medaillonprägung Probus, S. 18, Nr. 6. 452 Pink, Aufbau Probus, S. 23, stellt zu den adventus-Prägungen des Probus fest, „oft handelt es sich nur mehr um eine mechanische Wiederholung“, die also folglich keinen tatsächlichen Aufenthalt des Kaisers in Rom belegen können. 453 Zu dem Medaillon vgl. Pink, Medaillonprägung, S. 557, Nr. 9; ders., Aufbau Carus, S. 47; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54, Nr. 1; S. 126, Anm. 257a; zu den aurei vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 53; zum geplanten Treffen im Herbst 284 siehe Kapitel 4.7. 454 Kreucher, Kaiser Probus, S. 138, denkt hierbei an einen „Blitzbesuch“, vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 55; S. 71; Estiot, Une campagne, S. 224; Kreucher, Probus und Carus, S. 402. 455 Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 47; Pink, Aufbau Probus, S. 71; Vitucci, L’imperatore, S. 35; Kreucher, Kaiser Probus, S. 137; ders., Probus und Carus, S. 402, Anm. 54; zur Aussagekraft des Propositionsvermerk in Reskripten hinsichtlich des kaiserlichen Itinerars siehe Kapitel 5.7. 456 So schon Dannhäuser, Untersuchungen, S. 47, Anm. 2, und diesem folgend Vitucci, L’imperatore, S. 38; zum Germaneneinfall von 276/277 und den anschließenden Kämpfen des Probus in Gallien und Rätien siehe Kapitel 4.7.

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in Rätien, die sich wohl bis zum Ende des Jahres 278 hinzogen.457 Wie sich aus der Münzprägungen der Münzstätte von Siscia ergibt, hielt sich Probus im Herbst in der Nähe dieser Stadt auf, und es wäre naheliegend, dass er den Winter 278/279 dort oder noch wahrscheinlicher in seiner Heimatstadt Sirmium verbracht hat.458 In den folgenden zwei Jahren scheint Probus möglicherweise persönlich die Befriedung Illyriens und die Reorganisation der Provinz Thracia geleitet zu haben.459 Damit könnte ein möglicher Aufenthalt in Serdica in Verbindung stehen.460 Insgesamt ist das Itinerar des Probus in dieser Zeit unklar,461 und erst für den Winter 280/281 ist die Anwesenheit des Kaisers in Antiochia durch die Angabe der fünften tribunizischen Gewalt und des vierten Konsulats auf entsprechenden Festmünzen gesichert: P M TR P V COS IIII P P (RIC V 2, S. 118, Nr. 914).462 Und im Herbst 281 kam es schließlich zu dem einzig wirklich gesicherten Besuch der Hauptstadt. Tatsächlich scheint Sirmium die bevorzugte Residenzstadt des Probus gewesen zu sein.463 Damit könnte an zweiter Stelle vielleicht nur noch Lugdunum verglichen werden, da die Stadt während der Kämpfe gegen die Franken und Alamannen in Gallien Probus als Hauptquartier diente.464 Nachdem hier auf die Problematik der adventus-Prägungen des Probus aus der Münzstätte Rom hingewiesen wurde, so ist zu den adventus-Münzen des Carus und seiner Söhne festzustellen, dass diese wesentlich seltener ausgegeben wurden, und nur im Falle von Ticinum als Antoniniane (RIC V 2, S. 175, Nr. 294) ansonsten aber als Medaillons oder aurei geprägt wurden (Cohen, S. 351, Nr. 6; Gnecchi II, S. 123, Carino e Numeriano, Nr. 1; Caro, Carino e Numeriano, Nr. 1; RIC V 2, S. 177,

457 Zu diesen Kämpfen siehe ausführlicher S. 143–144. 458 Vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 51–52; S. 72; Kreucher, Kaiser Probus, S. 149; wie die Münzemissionen aus Ticinum vermuten lassen, hielt sich Probus im Jahr 278 auch in Norditalien auf, vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 62–63; S. 72; Kreucher, Kaiser Probus, S. 148; Estiot, Une campagne, S. 219–222. 459 Zur Befriedung Illyriens und zur Ansiedlung von Bastarner und Franken in Thrakien vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 59–60; S. 70–72; Crees, The Reign, S. 105–106; S. 111–112; S. 154; Pink, Aufbau Probus, S. 72; Vitucci, L’imperatore, S. 51–53; Polverini, Da Aureliano, S. 1026; Barnes, The Franci, S. 15–18; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 121–123; S. 128–131; Kreucher, Kaiser Probus, S. 148–150; S. 163–164; ders., Probus und Carus, S. 405–406; S. 409–410. 460 Nach Kreucher, Kaiser Probus, S. 155; ders., Probus und Carus, S. 409, könnte das Sigle MS auf den Antoninianen mit der Legende RESTITVTOR ORBIS dieser Münzstätte (RIC V 2, S. 111, Nr. 854; Nr. 856; Nr. 858) auf die persönliche Anwesenheit des Probus hinweisen. 461 Kreucher, Kaiser Probus, S. 150; S. 162–163; ders., Probus und Carus, S. 406, geht für Mitte 279 von einem weiteren Besuch des Probus in Rom aus, doch existieren hierfür – abgesehen von den problematischen adventus-Münzen der dortigen Münzstätte für Probus – keine weiteren numismatischen Belege. 462 Vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 40; S. 72, Kreucher, Kaiser Probus, S. 176; ders., Probus und Carus, S. 413; nach Pink, Aufbau Probus, S. 27; S. 40–44; ders. Aufbau Carus, S. 54–57, wurde in den östlichen Münzstätten nur geprägt, wenn sich der Kaiser in der Nähe aufhielt. 463 Vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 716; zu Sirmium als Residenzstadt vgl. Duval, Les résidences impériales, S. 129–130; Johne, Kaisertum, S. 629. 464 Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 47–48; Pink, Aufbau Probus, S. 71; Kreucher, Kaiser Probus, S. 140; ders., Probus und Carus, S. 402.

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Nr. 317; S. 201, Nr. 462).465 Deshalb kommt diesen adventus-Prägungen gerade in Zusammenhang mit weiteren Festprägungen eine wesentlich größere Beweiskraft hinsichtlich des Itinerars des Herrschers zu.466 Wie bereits im Kapitel über die Herrschaftsübernahme des Carus dargelegt wurde, reiste der neue Kaiser bereits kurz nach seiner Proklamation im Oktober 282 nach Mediolanum, um sich dort mit seinen Söhnen zu treffen und Carinus zum Caesar zu erheben.467 Da Pannonien von den Sarmaten bedroht wurde, und Carus alsbald mit den bei Sirmium stehenden Truppen den von Probus vorbereiteten Krieg gegen die Sāsāniden beginnen wollte, brachen er und Numerianus von Mediolanum aus sogleich an die Donau auf. Die aurei aus Siscia mit der Reverslegende ADVENTVS CARI AVG bestätigen den Einzug des Kaisers im November 282 in dieser Stadt (Cohen, S. 351, Nr. 6).468 Die Kämpfe gegen die Sarmaten waren noch vor Einbruch des Winters abgeschlossen,469 und schon Anfang April 283 eröffnete Carus die Offensive gegen die Perser.470 Sowohl Carus als auch Numerianus verbrachten sodann ihre weitere restliche Regierungszeit im Osten. Zwischen Oktober 282 und März 283 absolvierte Carus also ein sehr dichtgedrängtes Programm. In knapp fünf Monaten reiste er zuerst von Pannonien nach Norditalien und wieder zurück. Dann wurden unter seiner Führung an der Donau die Sarmaten besiegt, und noch im Winter zog er – jetzt in Begleitung des für den Krieg gegen die Perser aufgestellten Expeditionsheeres – nach Antiochia weiter. Es wäre abwegig zu denken, Carus hätte von Mediolanum aus noch Zeit für einen Rombesuch gehabt. Ein Antrittsbesuch des Carus im Herbst 282 in Rom kann deshalb definitiv ausgeschlossen werden, und somit gehören Carus und Numerianus ebenfalls zu jenen Herrschern, die ihre Hauptstadt niemals betreten haben.471 Als Hauptquartier für den Krieg gegen die Perser wurde Antiochia am Orontes gewählt, und nach dem Abschluss des Perserkrieges hielt sich Numerianus nochmals für zwei Monate in dieser Stadt auf,472 weshalb Antiochia zumindest zeitweise als Residenzstadt der Dynastie 465 Bei dem Medaillon Gnecchi II, S. 123, Nr. 1, ist der Revers abgeschliffen, die Legende ist jedoch mit ADVENTVS AVGG zu ergänzen, vgl. Pink, Medaillonprägung, S. 557, Nr. 9; ders., Aufbau Carus, S. 47; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 54, Nr. 1; S. 126, Anm. 257a. 466 Zu den weiter oben angesprochenen Stücken aus Siscia und Cyzicus vom Herbst 284 kann immerhin festgestellt werden, dass die Ankunft der beiden Augusti geplant war, siehe Kapitel 4.7. 467 Siehe dazu ausführlich in Kapitel 4.1 und 5.1. 468 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 89; Taf. VI, Nr. 1; ders., Aufbau Carus, S. 42, sowie Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46, Nr. 1; Estiot/Dopierala/Gysen, Émission fantôme, S. 200; Hedlund, Coinage and Authority, S. 156–157; das Stück fehlt im RIC, siehe hierzu und zur weiteren Münzprägung vom November und Dezember 282 in Siscia Kapitel 4.3. 469 Zu den Kämpfen des Carus gegen die Sarmaten siehe S. 82–85. 470 Zu den letzten Vorbereitung für de Perserkrieg des Carus in Antiochia siehe Kapitel 4.4. 471 Meloni, Il regno di Caro, S. 84–87, sowie Halfmann, Itinera principum, S. 242, gehen von einem Antrittsbesuch in Rom aus; jedoch geben hier beide als Belege die adventus-Prägungen aus Siscia an (Cohen, S. 351, Nr. 6; S. 366, Nr. 1), siehe S. 81 mit Anm. 126. 472 Zum Aufenthalt des Numerianus in Antiochia – vermutlich von Anfang Juli bis Ende August 284 – siehe S. 117–118; S. 242–244; zur Bedeutung der Stadt als Hauptquartier vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 54; Isaac, Limits of Empire, S. 436–438; Duval, Les résidences impériales, S. 140–141; Kuhoff, Diokletian, S. 719–720; Pollard, Soldiers, S. 300–303; Johne, Kaisertum, S. 629.

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des Carus anzusehen ist. Während der Unterbrechung der Kämpfe gegen die Perser im Winter 283/284 verweilte Numerianus in Emesa (Cod. Iust. 5, 52, 2; 71, 7), derweil das Heer im nördlichen Syrien seine Winterquartiere bezogen hatte.473 Die Schilderung vom angeblichen Lasterleben und den Untaten des Carinus in den historiographischen Quellen, der besonders unter der römischen Oberschicht gewütet haben soll, würde vermuten lassen, dass sich vor allem der ältere Sohn und Mitherrscher des Carus bevorzugt in Rom aufhielt.474 Wie auch Synkellos behauptet, habe Carus seinen Sohn zum Leidwesen der Römer in der Stadt zurückgelassen: ἦν δὲ τότε κατὰ τὴν Ῥώμην Καρῖνος ὁ Κάρου παῖς ὑπὸ τοῦ πατρὸς ἐκεῖ καταλειφθείς, ἡνίκα ἐπὶ Πέρσας ἐστράτευσε, χαλεπὸς τοῖς Ῥωμαίοις φανείς (Synk. 472, 20–22). So unbegründet das moralische Urteil über Carinus ist, ebenso falsch ist auch die Behauptung, dieser habe seine Regierungszeit in der Hauptstadt verbracht.475 Nach seiner Ernennung zum Caesar brach Carinus im Oktober 282 sofort nach Gallien auf, um dort die erneut eingefallenen Germanen zu bekämpfen (Aur. Vict. Caes. 38, 2). Die Kämpfe am Rhein und wahrscheinlich auch in Rätien dauerten bis zum Frühjahr des folgenden Jahres an und waren vermutlich im März 283 weitgehend abgeschlossen, wie die erstmalige Erwähnung der Siegertitulatur Germanicus Maximus (Γερμανικὸς Μέγιστος) für Carus und Carinus in dem Papyrus vom 7. April 283 nahelegt (Pap. 2).476 Als Residenz in Gallien scheint Carinus wie schon zuvor Probus Lugdunum bevorzugt zu haben.477 Im Juni 283 reiste Carinus nach Mediolanum. Dort vermählte er sich mit Magnia Urbica.478 In dieser Stadt verweilte der Kaiser mindestens bis Anfang August, da ihn dort noch die Nachricht vom Tod seines Vaters erreichte, und die Erhebung des Numerianus zum Augustus offensichtlich in Mediolanum bekannt gegeben wurde, wie die Münzprägung für den jüngeren Sohn des Carus aus der Münzstätte Ticinum vom Sommer 283 belegt.479 Deshalb können Carinus und Magnia Urbica die Hauptstadt Rom erst Ende August 283 erreicht haben. In der Kapitale des Reiches erfolgte eine umfangreiche Medaillon- und Münzprägung zur Feier der Hochzeit des Kaisers und für den neuen Junior-Augustus Numerianus.480 Sicherlich wird sich Carinus durch prächtige Spiele um die Gunst der hauptstädtischen Bevölkerung bemüht haben, und dem Senat mit Höflichkeit und allem Respekt begegnet sein, doch mag das herrschaftliche Auftreten des für die Soldatenkaiserzeit relativ jungen Herrschers einiges Befremden in Rom verursacht haben.481 473 Siehe dazu ausführlich in Kapitel 4.4; zu den Reskripten siehe auch Kapitel 5.7. 474 Zu diesen weitgehend unberechtigten Vorwürfen siehe Kapitel 4.2. 475 Bezüglich der Historia Augusta, welche die ausführlichste Schilderung über die angeblichen Untaten des Carinus enthält (HA Car. 7, 3; 16, 3–17, 6), fiel auch Alföldy, Ortsnamen, S. 18, auf, dass diese Quelle als Hauptaufenthaltsort der Kaiser nur Rom zu nennen weiß. 476 Zu den Kämpfen des Carinus gegen die Germanen 282/283 siehe S. 144–148. 477 Vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 21; S. 63; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 59–60; Kreucher, Probus und Carus, S. 422; Hedlund, Coinage and Authority, S. 65. 478 Zur Hochzeit in Mediolanum siehe S. 151–152. 479 Siehe dazu S. 153 und Kapitel 5.2. 480 Zu den Prägungen in Rom vom Spätsommer 283 siehe S. 153–155. 481 Was neben der diokletianischen Diskreditierung die Negativschilderung des Carinus in den historiographischen Quellen erklären könnte; hinzu kam wahrscheinlich noch der Umstand,

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Lange kann der Besuch der Hauptstadt jedoch nicht gedauert haben, da sich Carinus bereits im Herbst 283 in Pannonien aufhielt. An der Donau besiegte der Kaiser die Quaden, und wie die sehr stattliche Ausgabe von Medaillons und Münzen der Münzstätte Siscia von Herbst 283 bis zum Herbst 284 vermuten lässt, verbrachte Carinus die Zeit bis zum Tod des Numerianus in den Donauprovinzen.482 Als Residenzstadt käme hier wieder Sirmium oder auch Siscia in Betracht. Wie bereits mehrfach erwähnt war noch im Herbst ein Treffen des Carinus und des aus dem Osten zurückkehrenden Numerianus geplant, wofür in Siscia und Cyzicus eigens Medaillons und aurei ausgegeben wurden.483 Erst auf die Nachricht vom Tod des Numerianus und der anschließenden Usurpation Diokletians verließ Carinus Illyrien allerdings nicht, um – wie zuweilen angenommen wird – nach Rom zurückzukehren,484 sondern um für die bevorstehende Auseinandersetzung mit Diokletian weitere Kontingente von den in Gallien und am Rhein stehenden Truppen zu sammeln.485 Da sich in Pannonien nach der Abreise des Kaisers der Prätorianerpräfekt Sabinus Iulianus ebenfalls erhoben hatte,486 war die persönliche Präsenz des Carinus beim Heer in Gallien zur Vermeidung einer weiteren Usurpation unbedingt erforderlich. Ein Besuch der Stadt Rom im Winter 284/285 ist demnach auszuschließen. Zwar ordnete der Kaiser, um gegenüber den beiden Usurpatoren seine Legitimität zu betonen, in Rom offenbar eine große Konsekrationsfeier für Numerianus an, bei der auch nochmals der bereits deifizierten Mitglieder der Herrscherfamilie, Carus und Nigrinianus, gedacht wurde,487 doch müssen diese Feierlichkeiten ohne den Kaiser zelebriert worden sein. Dass Carinus den Winter 284/285 in Gallien verbracht haben muss, ergibt sich aus der Feststellung, woher der Kaiser kam, als er 285 den Usurpator Sabinus Iulianus bei Verona besiegte.488 Aurelius Victor spricht in diesem Zusammenhang von einem Umweg über Italien, den Carinus genommen hat: Interim Carinus eorum, quae acciderant, certior spe facilius erumpentes motus sedatum iri Illyricum propere Italiae circuitu petit (Aur. Vict. Caes. 39, 9). Und bei Zosimos beziehungsweise Iohannes Antiochenos heißt es, als Carinus von der Usurpation des Sabinus

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dass die Kaiserfamilie des Carus ihre militärischen Erfolge nicht in Rom zu feiern pflegte, siehe dazu auch Kapitel 4.2; zur kaiserlichen Selbstdarstellung des Carinus siehe Kapitel 5.3; zur Stellung des römischen Senats unter Carus und seinen Söhnen siehe Kapitel 5.2. Zur umfangreichen Prägung der Münzstätte Siscia in dieser Zeit siehe Kapitel 4.7. Zum geplanten Treffen im Herbst 284 siehe S. 162–163. Üblicherweise wird hier von einem zweiten Rombesuch ausgegangen, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 30; S. 37; S. 65; Leadbetter, Emperor Julian, S. 55; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 38; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 57; Porena, Le origini, S. 44; Kreucher, Probus und Carus, S. 422. Vgl. Demandt, Spätantike, S. 61; Bleckmann, Überlegungen, S. 28, Anm. 56; Kuhoff, Diokletian, S. 36; S. 38, siehe dazu auch Kapitel 4.7 und 4.8. Zur Usurpation siehe Kapitel 4.8; zum Rang eines praefectus praetorio vgl. Birley, Fiction, S. 77–80; Bleckmann, Untersuchungen, S. 28, Anm. 56; Porena, Le origini, S. 40–44; Potter, Roman Empire, S. 280; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 19. Zu den hierbei ausgegebenen Konsekrationsmünzen vgl. Pink, Magnia Urbica, S. 8–9; ders., Aufbau Carus, S. 38–39; S. 65; Schulten, Typologie, S. 132–135; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 41–43; S. 187–189, siehe auch Kapitel 4.7. Zur Schlacht von Verona und zum Itinerar des Carinus im Frühjahr 285 siehe Kapitel 4.8.

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Iulianus erfuhr, habe er einen Feldzug nach Italien geplant: Καρῖνος δὲ γνοὺς τὴν ἐπανάστασιν ἐπὶ τὴν Ἰταλίαν ἐστέλλετο (Zos. 1, 73, 2 = Ioh. Ant. 189). Hätte sich Carinus zu diesem Zeitpunkt in Rom aufgehalten, dann wäre es sicherlich nicht als Umweg zu betrachten, wenn er von dort aus Sabinus Iulianus nach Verona entgegengezogen wäre, und er hätte auch nicht ausdrücklich einen Feldzug nach Italien planen müssen. Wenn man davon ausgeht, dass es das primäre Ziel des Carinus war, mit seiner Truppenmacht Diokletian auf dem Balkan entgegenzuziehen, dann läge Verona ganz in Gegenteil sogar auf dem Weg dorthin. Höchst wahrscheinlich also verbrachte Carinus den Winter wieder in der Stadt Lugdunum. Von da aus begab er sich im Frühjahr an den Hochrhein, wo wahrscheinlich der Sammelplatz für die vom Rhein abgezogenen Truppen lag.489 Einen eindeutigen Hinweis auf die seltene Präsenz des Carinus in Rom liefert wiederum der zeitgenössische Dichter Nemesianus. Wie er in seinem Jagdgedicht Cynegetica ankündigt, beabsichtigte er sein geplantes panegyrisches Heldenepos über die ruhmreichen Taten des Carinus und Numerianus dann vorzutragen, wenn er das ‚heilige Antlitz‘ der beiden in Rom persönlich gesehen habe (Nem. cyn. 76– 85).490 Das ist zunächst nichts Ungewöhnliches, da der Dichter seine Werke in Carthago verfasste,491 und einem seiner Gönner klarmachen musste, dass ihm irgendwie die Reise nach Rom finanziert werden müsse. Das Besondere ist jedoch, was Nemesianus in Rom vorzufinden gedenkt. Er erwartet nämlich nicht einen dort residierenden Kaiser in seinem Palast zu sehen, sondern er möchte als Augenzeuge den triumphalen Einzug der beiden Kaiser an der Spitze ihrer Heere mit den goldenen Standarten und den im Wind flatternden Drachenstandarten der Truppen des Feldheeres bewundern dürfen: fidos ad bella duces et milite multo agmina, quis fortes animat devotio mentes: aurea purpureo longe radiantia velo signa micant sinuatque truces levis aura dracones (Nem. cyn. 82–85).492 Das setzt allerdings im Umkehrschluss voraus, dass sich Carinus zur Abfassungszeit der Cynegetica nicht in Rom aufhielt. Wie der Chronographus anni 354 berichtet, soll während der Regierungszeit des Carinus und Numerianus auch eine große Feuersbrunst in Rom weite Teile des Forums und des Marsfeldes in Mitleidenschaft gezogen haben (Chron. 354 148, 19–20).493 Der Brand muss demnach zwischen Sommer 283 und Herbst 284 ausgebrochen sein. Da wichtige und repräsentative Gebäude im Herzen der Hauptstadt nicht für längere Zeit in Schutt und Asche gestanden haben werden, ist es anzunehmen, dass die Wiederaufbauarbeiten nicht erst unter Diokletian erfolgt sein werden, 489 Es ergäbe wenig Sinn, diese Truppenkontingente im inneren Galliens zu sammeln, da es für einen Zug nach Pannonien – gegen Sabinus Iulianus oder gegen Diokletian – vom Hochrhein aus der kürzeste Weg wäre, zumal hierbei das Heer zusätzlich durch vexillationes der in Rätien und Noricum stehenden Legionen verstärkt werden konnte; auch Kaiser Julian eröffnete später seinen Feldzug gegen Constantius II. von Rätien aus (Amm. 21, 8, 3–9, 2), vgl. Bringmann, Kaiser Julian, S. 76–77. 490 Vgl. Küppers, Proömium, S. 494, Smolak, Olympius Nemesianus, S. 311. 491 Vgl. Schetter, Kaiserzeit, S. 152–153; Küppers, Proömium, S. 492–495, siehe auch Kapitel 3.1. 492 Vgl. Küppers, Proömium, S. 494; zur Drachenstandarte, die im dritten Jahrhundert vor allem bei den Kavallerieeinheiten immer gebräuchlicher wurde, vgl. Coulston, Draco Standard, S. 101–114. 493 Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 156; Richardson, Topographical Dictionary, S. 182; S. 282.

5.6 Finanz- und Wirtschaftspolitik

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sondern damit bereits unter Carinus begonnen wurde.494 Daraus ließe sich ableiten, dass der Hauptstadt immerhin eine gewisse Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Jedoch hielten sich Carus und seine Söhne ebenso selten in Rom auf wie die übrigen Soldatenkaiser des dritten Jahrhunderts und die Mitglieder des tetrarchischen Herrscherkollegiums. Carus und Numerianus haben als Kaiser Rom niemals betreten, und Carinus besuchte die Stadt nur einmal für zwei Monate. Als die bevorzugten Residenzstädte in dieser Zeit sind Lugdunum,495 Mediolanum, Emesa, Siscia, sowie Antiochia und vielleicht auch Sirmium anzusehen, die an den militärischen Brennpunkten des Reichs lagen und als direkte Vorläufer der tetrarchischen Residenzstädte gelten dürfen, zumal sich auch Diokletian sehr oft in den beiden letztgenannten Städten aufhielt.496 5.6 FINANZ- UND WIRTSCHAFTSPOLITIK Im dritten Jahrhundert und verstärkt seit der Jahrhundertmitte kam es zu einer ganz massiven quantitativen Vermehrung der sich in Umlauf befindlichen Geldmenge, und im Gegenzug erfolgte eine qualitative Verschlechterung der Münzen, da der Feinsilbergehalt des gebräuchlichsten Nominals, des Antoninians, stetig reduziert wurde, bis er schließlich nur noch aus einem hauchdünnen Silberüberzug bestand.497 Ursache hierfür war die gewohnheitsmäßige Ausgabe von Donativen anlässlich von Siegen, eines Regierungsantritts, von Regierungsjubiläen oder anderen Gelegenheiten und überhaupt der gestiegene Geldbedarf des Staates im Laufe des dritten Jahrhunderts. Allein anlässlich der Konsekration des Kaisers Claudius II. Gothicus (268–270) wurden Unmengen von neuen Münzen geprägt.498 Hinzu kamen noch die Münzprägungen der verschiedenen Usurpatoren und der Kaiser des ‚Gallischen Sonderreiches‘. Daneben blühte die Falschmünzerei in großem Stil, und besonders in der Stadt Rom bildeten sich offenbar beinahe mafiöse Strukturen heraus, was schließlich im Jahr 271 zum blutig niedergeschlagenen Aufstand der dortigen Münzarbeiter führte (Aur. Vict. Caes. 35, 6; Eutr. 9, 14; HA Aurelian. 38, 2).499 494 Diese Meinung vertritt auch Hedlund, Coinage and Authority, S. 134. 495 Die Ausgabe von Münzen für Magnia Urbica mit der Legende VENVS GENETRIX im Sommer 284 in Lugdunum (RIC V 2, S. 183, Nr. 336–338), lässt vermuten, dass sich die Kaiserin in dieser Zeit dort aufhielt, denn andere Stücke mit dieser Legende wurden nur noch in Siscia geprägt (RIC V 2, S. 185, Nr. 350–351), was dort mit der Anwesenheit des Carinus zusammenhängen dürfte. 496 Vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 716–720. 497 Zur Reduzierung des Edelmetallanteils vgl. Hasler, Studien, S. 126–130; Ziegler, Schatzfund, S. 25; Carson, Coins, S. 82–98; Wassink, Inflation, S. 482; Harl, Coinage, S. 129–136; Estiot, D’Aurélien, S. 39–41; Ehling, Münzwesen, S. 851–852. 498 Vgl. Kellner, Divo-Claudio, S. 998; Göbl, Münzprägung 1, S. 72–73; sehr aufschlussreich sind hierzu auch die Zahlenangaben bei Callu, Remarques, S. 536–538, über die beeindruckende Anzahl von Divo Claudio-Prägungen in Münzschätzen aus Nordafrika. 499 Zum Aufstand der Münzarbeiter in Rom unter Felicissimus vgl. Ziegler, Schatzfund, S. 25–30; Göbl, Münzprägung 1, S. 70–72; Cubelli, Aureliano imperatore, S. 8–52; Watson, Aurelian, S. 127–128.

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Nach der heutigen Auffassung von Wirtschaftsabläufen hätte diese massive Geldvermehrung mit zwangsläufiger Konsequenz zu einer Inflation führen müssen. Doch obwohl der geringe Materialwert des Geldes ganz offensichtlich und unübersehbar war, geschah dies nicht, und die Kaufkraft blieb von der unmäßigen Vermehrung des Geldvolumens zunächst unbeeinflusst.500 Dass diese Münzen trotz ihres geringen Materialwerts nicht als minderwertig angesehen wurden, zeigt beispielsweise die Ausgabe der sogenannten Legionsantoniniane durch Gallienus, die ebenfalls nur einen geringen Silberanteil hatten.501 Die Vorstellung, der Kaiser und dessen verantwortlichen Finanzbeamten hätten an die für den Bestand der Herrschaft so wichtigen kaisernahen Elitetruppen des Feldheeres Münzen ausgegeben, die ganz allgemein als wertlos galten, wäre ziemlich abwegig.502 Bis zum Jahr 269 blieben die Preise insgesamt recht stabil. Die Preisangaben in ägyptischen Papyri zeigen beispielsweise beim Preis für eine Gewichtseinheit Weizen – also einem wichtigen Grundnahrungsmittel – keine signifikante Steigerung.503 Erst zwischen 268 und 270 ist ein erster allmählicher Anstieg der Preise zu beobachten, der sich allerdings noch im Rahmen durchaus üblicher Preisspannen bewegte.504 Doch da die große Menge an ‚schlechtem‘ Geld, das in Umlauf war, und das Unwesen der Fälscherwerkstätten auf die Dauer kein befriedigender Zustand sein konnte, beschloss Aurelian im Jahr 274 durch eine Neuordnung des Münzwesens Abhilfe zu schaffen.505 Neugeprägte Antoniniane mit einem höheren Silberanteil sollten gegen die alten Münzen eingetauscht werden (Zos. 1, 61, 3). Diese neuen 500 Während in der älteren Forschung der Beginn der Inflation teilweise schon in die Zeit des Commodus und der Severer datiert wird, wobei angenommen wurde, die Reduzierung des Feinmetallgehalts sei einer Abwertung gleichgekommen (vgl. z. B. Heichelheim, Währungskrisis, S. 102–107), geht man inzwischen davon aus, dass es zwar bis in die Mitte des dritten Jahrhunderts eine leichte und kontinuierliche Preissteigerung gab, die Inflation aber erst in der Zeit Aurelians sprunghaft anstieg, vgl. Wassink, Inflation, S. 467; Drexhage, Preisentwicklung, S. 30–41; Strobel, Imperium Romanum, S. 270–279; Rathbone, Monetisation, S. 321–339; Strobel, Geldwesen, S. 86–168; Ruffing, Wirtschaft, S. 820–823. 501 Zu den Legionsantoninianen des Gallienus vgl. Blois, The Policy, S. 108–112; Kuhoff, Herrschertum, S. 48–50; King, Legionary Antoniniani, S. 103–131; Göbl, Münzprägung 2, S. 104– 106; Alföldi, Militärreformen, S. 173–177; Kuhoff, Diokletian, S. 424–425; Ehling, Rez. Göbl, S. 250–251; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 278–279. 502 So auch Strobel, Geldwesen, S. 113; Ehling, Münzwesen, S. 852–853. 503 Vgl. Drexhage, Preisentwicklung, S. 35; S. 40–41. 504 So kostete eine Artabe Weizen im Jahr 260 in Ägypten noch zwischen 12 und 16 Drachmen (P. Oxy. XLIX 3513; 3516; 3518; SB VI 9409, 3, 1), wobei 12 Drachmen eher einem Niveau im unteren Preissegment entsprechen, doch im Jahr 269 wurden dafür 24 Drachmen verlangt (P. Erl. 101), vgl. Drexhage, Preisentwicklung, S. 35–36; S. 40–42, vgl. auch Rathbone, Monetisation, S. 321–339. 505 Ziegler, Schatzfund, S. 29–30, sieht einen Zusammenhang zwischen der Erhebung der Münzarbeiter in Rom und dem Beginn der Inflation; so habe das von den Fälschern in Umlauf gebrachte Geld bereits das Vertrauen der Bevölkerung in das Münzgeld erschüttert; zur Währungsreform Aurelians vgl. Kienast, Münzreform, S. 547–565; Lafaurie, Réformes monétaires, S. 81–106; Göbl, Münzprägung 1, S. 79–82; Saunders, Aurelian, S. 293–331; Estiot, Aureliana, S. 54–56; dies., L’or romain, S. 51–165; dies., Aureliano, S. 127–129; Watson, Aurelian, S. 127–136; Estiot, D’Aurélien, S. 41–47; S. 64–66; Jacob, Aurelians Reformen, S. 189–192; Ehling, Münzwesen, S. 856–859.

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Silbermünzen Aurelians, die vermutlich aureliani genannt wurden (HA Prob. 4, 5), trugen die Siglen XX, XX I oder das griechische Äquivalent K und KA, für deren Erklärung es mehrere Ansätze gibt.506 Nach der gängigsten Theorie sollen diese Siglen eine Wertrelation angeben, und demnach soll der Wert eines neuen Antoninian 20 Sesterzen entsprochen haben, was einer Aufwertung um 150 % entspräche.507 Obwohl der Sesterz in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts aus dem Zahlungsverkehr verschwand, wurde dieses Nominal daneben immer schon auch als Rechnungseinheit verwendet.508 Einer anderen Deutung zufolge sollten die Siglen den Silberanteil der neuen Münzen im Verhältnis zum Anteil der unedlen Metalle angeben.509 Diese Interpretation geht jedoch von der falschen Prämisse eines Zusammenhangs zwischen dem Metallwert und der Kaufkraft der Münzen aus.510 Ein neuer Interpretationsansatz geht von einer wortwörtlichen Auslegung der Textstelle bei Zosimos aus, der davon berichtet, die ‚schlechten‘ Münzen hätten gegen neue umgetauscht werden sollen (Zos. 1, 61, 3), und hält die Siglen für den Umtauschkurs, wonach 20 alte Antoniniane gegen einen neuen Reformantoninian umgetauscht werden sollten.511 Daneben wurde auch vorgeschlagen, diese Siglen könnten eine Wertrelation im Vergleich zum aureus darstellen.512 Es kann zumindest als sicher gelten, dass es sich bei den Siglen XX I und KA um eine Wertangabe handelt, für die der Staat garantiert. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass die Münzen ohne diese Wertmarke als minderwertiges Geld eingestuft wurden. Folglich scheint gerade diese Münzreform zusammen mit den im großen Umfang zirkulierenden Falschmünzen, die wahrscheinlich erst jetzt überhaupt als solche angesehen wurden, das Vertrauen der Menschen in den staatlich garantierten Münzwert erschüttert zu haben,513 wodurch schließlich die Inflation erst recht an506 Vgl. hierzu die ausführliche Diskussion der Forschungsmeinung bei Ehling, Münzwesen, S. 857–858. 507 So Sutherland, Denarius, S. 95–96; Callu, La politique monétaire, S. 323–329; Jones, Inflation, S. 196; S. 225; Bastien, Le monnayage, S. 81–86; Wassink, Inflation, S. 485; Cizek, Aurélien, S. 174; Harl, Coinage, S. 146, vgl. auch Kreucher, Kaiser Probus, S. 234–235. 508 Vgl. Reece, Roman Coinage, S. 231; Wolters, Nummi signati, S. 19; S. 133; Grzimek, Taxatio, S. 35; Mrozek, Faenus, S. 13; S. 59. 509 Zu dieser Auslegung vgl. Saunders, Aurelian, S. 326–327; Howgego, Ancient History, S. 126– 127; Bourne, XXI Coinage, S. 84; Watson, Aurelian, S. 129–130; Dearing, Double Radiate, S. 165–169. 510 Gegen diese Auslegung: Strobel, Geldwesen, S. 146–147; Ehling, Münzwesen, S. 856, Anm. 95. 511 So der Vorschlag von Ehling, Münzwesen, S. 858, vgl. auch Kuhoff, Diokletian, S. 518, der ebenfalls an einen Wechselkurs denkt; allerdings würde dies eine gewaltige Aufwertung der neu geprägten Antoniniane im Verhältnis zu den in Umlauf befindlichen Silbermünzen bedeuten, was für die Besitzer der alten Antoniniane einen Wertverlust von 95 % zur Folge gehabt hätte. 512 Vgl. RIC V 1, S. 10; S. 251; Pink, XI, IA und XII auf Antoninianen, S. 47; dieser Erklärungsversuch wird inzwischen allerdings weitgehend abgelehnt, vgl. Ehling, Münzwesen, S. 857; einen alternativen Vorschlag liefert Estiot, D’Aurélien, S. 42–43, die den Reformantoninian in eine Wertrelation zum argenteus setzt, der jedoch erst von Diokletian eingeführt wurde. 513 Vgl. hierzu Strobel, Imperium Romanum, S. 274–275; Rathbone, Monetisation, S. 337–339; Strobel, Geldwesen, S. 127–131; Ehling, Münzwesen, S. 857–859.

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gefacht wurde.514 Tatsächlich lässt sich ab dieser Zeit ein ganz rapider Anstieg der Preise beobachten.515 Die Währungspolitik Aurelians wurde von seinen Nachfolgern fortgesetzt. Unter Tacitus und Florianus finden sich die Siglen XX, XX I beziehungsweise K und KA auf den Antoninianen der Münzprägestätten Rom (RIC V 1, S. 334–335; S. 352–354), Siscia (RIC V 1, S. 344–345; S. 358–359), Serdica (RIC V 1, S. 345– 346; S. 359–360), Cyzicus (RIC V 1, S. 347), Antiochia (RIC V 1, S. 347–348) und Tripolis (RIC V 1, S. 348). Und auch unter Probus wurden diese Reformantoniniane weiterhin in großer Zahl ausgegeben.516 Auf den durch die Inflation bedingten massiv erhöhten Geldbedarf des Staates reagierte dieser Kaiser – in erschreckender Weise ganz entgegen unseren heutigen Erkenntnissen ökonomischer Zusammenhänge – mit einer weiteren Erhöhung der Geldmenge, was die Inflation selbstverständlich weiter anstiegen ließ.517 Unter diesen Umständen verwundert es kaum, dass man sich im Laufe der Regierungszeit des Probus gezwungen sah, den Silberfeingehalt und das Gewicht der sogenannten aureliani zu reduzieren.518 Der massive Preisanstieg innerhalb weniger Jahre blieb der Administration sicherlich nicht verborgen, und womöglich reagierte man darauf unter Tacitus mit der Ausgabe eines neuen Nominals in Form eines Doppelantoninians, der in den Münzstätten Antiochia und Tripolis mit den Siglen X I oder I A im Abschnitt geprägt wurde (RIC V 1, S. 347, Nr. 211; S. 348, Nr. 214).519 Vermutlich wurden diese Stücke als Donativ an die im Kampf gegen die Goten stehenden Truppen in Kleinasien ausgegeben. Tacitus hielt sich zu dieser Zeit wahrscheinlich in seinem Hauptquartier im pamphylischen Perge auf,520 und da scheint es durchaus plausibel, 514 Vgl. Strobel, Geldwesen, S. 139–144; Ruffing, Wirtschaft, S. 824–825; Ehling, Münzwesen, S. 859. 515 Eine Artabe Weizen, für den man im Jahr 269 noch 24 Drachmen bezahlt hatte (siehe oben Anm. 504), kostete in Ägypten im Jahr 276 nun 200 Drachmen (O. Mich. I 157), und im Jahr 277 wurden für eine alte gebrechliche Eselstute 3.800 Drachmen verlangt (P. Strasb. III 139), während man noch im Jahr 267 für einen gesunden ausgewachsene Esel gerade 500 Drachmen bezahlen musste (P. Cair. Isid. 84), vgl. Drexhage, Preisentwicklung, S. 35–36; S. 41–43. 516 Zur Antoninianprägung des Probus vgl. RIC V 2, S. 9–17; Pink, Aufbau Probus, S. 33–38; Kreucher, Kaiser Probus, S. 240–241; die Siglen XX I und KA fehlen auf den Antoninianen aus Lugdunum (RIC V 2, S. 22–31) und teilweise auch auf jenen aus Rom (RIC V 2, S. 34–42); offenbar wurden in Rom primär nur zu Beginn der Regierungszeit des Probus sog. aureliani geprägt, vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 54–55, der sämtliche Antoniniane der Münzstätte Rom mit diesen Siglen ins Jahr 276 datiert. 517 Vgl. Callu, La politique monétaire, S. 334–336; Carson, Coins, S. 125–128; Kreucher, Kaiser Probus, S. 240–241; Ehling, Münzwesen, S. 859. 518 Vgl. Pink, Aufbau Probus, S. 34; Callu, La politique monétaire, S. 341–343; Carson, Coins, S. 125; Kreucher, Kaiser Probus, S. 240–241. 519 Vgl. hierzu Pink, XI, IA und XII auf Antoninianen, S. 46–47; Lafaurie, Monnaies, S. 666–669; Estiot, D’Aurélien, S. 44; Dearing, Double Radiate, S. 166; diese Stücken haben ein Gewicht von 3,8–4,0 g und einen Durchmesser von 21,1–22,7 mm, womit sie nicht wesentlich größer sind als die Reformantoniniane; aber – obwohl der Feinmetallgehalt für den Münzwert prinzipiell unerheblich war – weisen diese Stücke offenbar tatsächlich einen teilweise erheblich höheren Silbergehalt auf als die sog. aureliani, vgl. Callu/Brenot/Barrandon, Analyses, S. 241– 251; Esty/Equall/Smith, The Alloy, S. 401–404; Dearing, Double Radiate, S. 166. 520 Vgl. Kaygusuz, Perge, S. 1–4; Weiß, Auxe Perge, S. 353–392.

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wenn die Münzen zur Ausgabe eines Donativs in Antiochia und Tripolis geprägt wurden.521 Dass diese Doppelstücke jedoch nicht nur zur einmaligen Ausgabe als Donativ gedacht waren, belegt vielleicht ein noch unter Florianus im Rom geprägter Doppelantoninian mit der Reverslegende AEQVITAS AVG und ebenfalls dem Sigle X I im Abschnitt.522 Beiden Kaisern war nur eine sehr kurze Regierungszeit beschieden, und dieser Reformansatz, wurde unter der Herrschaft des Probus nicht weiter verfolgt.523 Jedoch schon bald nach dem Herrschaftsantritt des Carus im November 282 gaben die beiden Münzstätten Siscia und Lugdunum beinahe zeitgleich erneut Doppelantoniniane mit den Wertzeichen X I, XII, X I I und X ET I im Abschnitt heraus.524 Die Stücke aus Siscia, die für Carus geprägt wurden, zeigen die markanten Averslegenden DEO ET DOMINO CARO AVG und DEO ET DOMINO CARO INVIC AVG (RIC V 2, S. 146, Nr. 99).525 Und für Carinus als Caesar wurden dort mit der Reverslegende FELICITAS REI PVBLICAE ebenfalls Doppelantoniniane mit dem Münzzeichen X I ausgegeben (RIC V 2, S. 162, Nr. 194).526 Die Prägungen aus Lugdunum mit der Reverslegende ABVNDANTIA AVG, auf denen eine Galeere mit Ruderern und Soldaten abgebildet ist, tragen im Abschnitt das Sigle X ET I (RIC V 2, S. 135, Nr. 5).527 Die für Tacitus und Florianus sowie auch für Carinus geprägten Stücke mit den Wertzeichen X I oder I A tragen ansonsten kein besonderes Merkmal, das sie als Doppelantoniniane kennzeichnen würde. Anders sieht dies allerdings bei den entsprechenden Münzen für Carus aus. Auf den Stücken aus Lugdunum trägt der Kaiser eine doppelte Strahlenkrone (Abb. 4), und die Doppelantoniniane aus Siscia zeigen rechts die Büste des Kaisers und links erscheint Sol; beide sind mit einer Strahlenkrone dargestellt (Abb. 3). Man entschied sich dort also dafür, dem Herrscher gegenüber eine zweite Person mit einer Strahlenkrone darzustellen, und hierfür kam zu dieser Zeit nur der Sonnengott in Frage.528 Nachdem das Merkmal des Antoninian, das ihn als Doppelnominal ausweist, die Strahlenkrone des Sonnengottes auf dem Haupt des Kaisers ist, so bedeutet eine doppelte Strahlenkrone auf 521 Zur Ausgabe als Donativ vgl. Callu/Brenot/Barrandon, Analyses, S. 253. 522 Dieses Stück fehlt im RIC, entspricht aber RIC V 1, S. 352, Nr. 25 aus der Münzstätte Rom mit der Marke XX I; Peter Dearing konnte 1997 diesen Doppelantoninian erwerben, bei dem es sich offenbar um keine Fehlprägung handelt, vgl. Dearing, Double Radiate, S. 165. 523 Strobel, Geldwesen, S. 146–147, und Ehling, Münzwesen, S. 859, vermuten eher, dass diese Stücke in einer niedrigeren Wertrelation zu den aureliani standen. 524 Zur Datierung siehe Kapitel 4.3 und 4.7. 525 Vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 90; ders., Aufbau Carus, S. 42; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46–47 mit Nr. 7; nach RIC V 2, S. 146, Nr. 100, wurden auch Doppelantoniniane mit der Legende FIDES MILITUM und den Siglen XII, X II oder XI I für Carus geprägt, doch betont Pink, XI, IA und XII auf Antoninianen, S. 48, dass ihm kein Exemplar mit dieser Legende und diesem Sigle bekannt sei, und von diesen Münzen nur Exemplare mit dem Wertzeichen XX I vorhanden seien; sowohl im RIC als auch bei Pink wird hierbei auf Cohen, S. 354, Nr. 32 verwiesen. 526 Zu dem Stück für Carinus vgl. Pink, Münzstätte Siscia, S. 90; ders., Aufbau Carus, S. 42; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46, Nr. 7. 527 Zu dem Doppelantoninian aus Lugdunum vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 21; Bastien, Le monnayage, S. 231, Nr. 443–444; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 59, siehe dazu auch Kapitel 4.7. 528 Siehe hierzu auch ausführlicher S. 230–231.

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diesen Stücken ganz eindeutig, dass es sich um Doppelantoniniane handeln muss.529 Das Gewicht dieser Stücke schwankt ungefähr zwischen 5,16 g und 4,56 g, womit sie schwerer und größer sind als die Antoniniane mit den Wertmarken XX, XX I oder K und KA, und auch ihr Feingehalt ist mit 8,1 bis 9,1 % etwa doppelt so hoch.530 Für einige Verwirrung könnte noch die Angaben XII und X I I auf den Doppelantoninianen des Carus aus Siscia und jenen mit den Siglen X ET I aus Lugdunum sorgen. Doch ist das zusätzliche Zeichen I wahrscheinlich als Angabe der Offizine zu deuten, und das ET ist nicht additiv, sondern im Sinne einer Gleichung aufzufassen.531 Da diese Stücke nun ganz eindeutig und zweifelsfrei als Doppelantoniniane zu identifizieren sind, wirft dies erneut die Frage nach der Bedeutung der Siglen XX, XX I oder K und KA auf den Reformantoninianen Aurelians auf. Wenn diese Siglen eine Wertrelation darstellen sollen, was ja gesichert scheint, und das Nominal mit dem doppelten Wert das Sigle X I aufweist, sind einige der eingangs genannten Interpretationsansätze auszuschließen. Es kann hier also keine Wertrelation zu einem niedrigeren Nominal angegeben sein, da beispielsweise eine Wertangabe, nach der ein neuer Antoninian gleich 20 Sesterzen entsprochen hätte,532 bedeuten würde, dass der Doppelantoninian, der teilweise ganz explizit und deutlich erkennbar als werthöheres Nominal gekennzeichnet ist, lediglich noch zehn Sesterzen wert gewesen wäre.533 Somit bleiben nur noch zwei Interpretationsansätze übrig. Deshalb soll zuerst der bereits als überholt geltende Vorschlag, wonach diese Siglen eine Wertrelation zum aureus darstellen sollen,534 untersucht werden. Als der Antoninian im Jahr 215 von Caracalla als Doppeldenar eingeführt wurde, stand dieser nominell zum aureus in einem Wertverhältnis von 12,5 zu eins.535 Von diesem Wert ausgehend, hätte dann Aurelian seinen neuen Antoninian nicht aufgewertet, sondern ganz im Gegenteil um 37,5 % abgewertet. Die Hauptempfänger der in den kaiserlichen Münzstätten geprägten Antoniniane waren die Soldaten, deren Sold somit plötzlich einen deutlich geringeren Wert gehabt hätte. Abgesehen vom deflationären Charakter einer solchen Maßnahme würde sich so Aurelian bei seinen 529 Zur Einstufung dieser Stücke als Doppelantoniniane vgl. Pink, XI, IA und XII auf Antoninianen, S. 46–49; Bastien, Le monnayage, S 87–88; S. 91; Callu/Brenot/Barrandon, Analyses, S. 241–251; Esty/Equall/Smith, The Alloy, S. 401–404; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 46; S. 59; Kreucher, Kaiser Probus, S. 238; Estiot, D’Aurélien, S. 44; Dearing, Double Radiate, S. 165–169. 530 Vgl. Callu/Brenot/Barrandon, Analyses, S. 248–251; Dearing, Double Radiate, S. 168. 531 Zu dieser Deutung des ET als et ideo vgl. TLL V 2, VI 892, 70–74, vgl. auch Pink, XI, IA und XII auf Antoninianen, S. 46–47; Lafaurie, Monnaies, S. 667, interpretiert dies im additiven Sinne. 532 Das Erklärungsmodell nach Sutherland, Denarius, S. 95–96; Callu, La politique monétaire, S. 323–329; Jones, Inflation, S. 196; S. 225; Bastien, Le monnayage, S. 81–86; Wassink, Inflation, S. 485; Cizek, Aurélien, S. 174; Harl, Coinage, S. 146. 533 Zu dieser Argumentation vgl. auch Watson, Aurelian, S. 130. 534 Vgl. RIC V 1, S. 10; S. 251; Pink, XI, IA und XII auf Antoninianen, S. 47. 535 Vgl. dazu Callu, La politique monétaire, S. 197; Kienast, Münzreform, S. 562–563; Harl, Coinage, S. 126; Duncan-Jones, Money and Government, S. 138–139; S. 222; Wolters, Nummi signati, S. 343–345; Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 207; Ehling, Münzwesen, S. 849.

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Truppen äußerst unbeliebt gemacht haben, was man bei einem Soldatenkaiser des dritten Jahrhunderts, der seine Macht gerade dem Heer verdankte, ausschließen kann. Gerade unter Aurelian gelang es den römischen Truppen nach langen Kämpfen, die Einheit und Sicherheit des Reiches wiederherzustellen. Es ist kaum vorstellbar, dass Aurelian seinen Truppen zum Dank dafür den Sold gekürzt hätte. Wie jedoch zu berücksichtigen ist, wurde der Antoninian unter Caracalla nur in geringer Stückzahl geprägt, und erst während der Regierungszeit Gordians III. scheint der Antoninian den Denar, der in der Folge nur noch selten geprägt wurde, abgelöst zu haben.536 Nun gibt es verschiedentlich Zweifel, ob zu dieser Zeit der unter Caracalla festgelegte Kurs immer noch gültig war.537 Wie es ferner zu bedenken gilt, ist bereits vor der Münzreform Aurelians, eine durchaus bereits spürbare wenn auch keine rasante Erhöhung der Preise festzustellen.538 Hinzu kam die große Menge an ‚schlechtem‘ Geld, von dem spätestens seit der Niederschlagung des Münzarbeiteraufstandes in Rom klar war, dass es von der Regierung zum Teil als Falschgeld eingestuft wurde. Diese Faktoren müssen das Münzsystem bereits vor dem Reformversuch Aurelians gründlich in Unordnung gebracht und die Menschen nachhaltig verunsichert haben.539 Bei diesen Unsicherheitsfaktoren mag gerade der aureus als Goldmünze einen halbwegs konstanten Wert verkörpert haben.540 Schon Cassius Dio verwendete zu Beginn des dritten Jahrhunderts ebenfalls den aureus als Wertrelation zu anderen Nominalen (Cass. Dio 55, 12, 4–5),541 und Aurelian führte bei seiner Münzreform außerdem einen neuen aureus ein, der im Vergleich zu seinem Vorgängermodell wieder ein höheres Gewicht aufwies.542 Wie es folglich möglich wäre, könnte Aurelian den Reformantoninian in eine Relation mit dem erneuerten aureus gestellt haben, und das Sigle XX I wäre in der Form aufzulösen, dass 20 aureliani dem Wert eines neuen aureus entsprachen.543 Wenn man nun vermutet, dass der Antoninian möglicherweise seit der Mitte des dritten 536 Zu dieser Entwicklung vgl. zum Beispiel Weiser, Münzreform, S. 280; Wassink, Inflation, S. 477–483; Harl, Coinage, 126–131; Wolters, Nummi signati, S. 343; Ehling, Münzwesen, S. 849–850. 537 Vgl. Howgego, Ancient History, S. 115, der sich von vornherein nicht sicher ist, ob der Antoninian zu zwei Denare festgesetzt wurde; wie Harl, Coinage, S. 131, annimmt, entsprachen spätestens zur Regierungszeit des Decius (249–251) 25 Antoniniane einem aureus, somit könnte vielleicht eine neue Festsetzung des Antoninian mit der temporären Einführung des Doppelsesterz unter Decius zusammenhängen. Kreucher, Kaiser Probus, S. 228, ist der Ansicht, dass bereits bei der Einführung dieses Nominals als Doppeldenar 25 Antoniniane nur einem aureus entsprochen hätten, was bedeuten würde, dass der Denar schon zuvor herabgestuft wurde, vgl. Wassink, Inflation, S. 480. 538 Siehe dazu weiter oben mit Anm. 504. 539 So Ziegler, Schatzfund, S. 29–30, siehe weiter oben Anm. 505. 540 Auch wenn dessen Gewicht ebenfalls reduziert wurde, vgl. Callu, La politique monétaire, S. 430–438; Harl, Coinage, S. 133–134; Wolters, Nummi signati, S. 343–344. 541 Zur Interpretation dieser Textstelle bei Cassius Dio vgl. Kubitschek, Rundschau, S. 58–59. 542 Watson, Aurelian, S. 131, gibt das Gewicht der neuen aurei mit 6,6 g an und Estiot, D’Aurélien, S. 41, mit 6,45 g; Wasink, Inflation, S. 485, nennt hier wohl irrtümlicherweise 4,6 g. 543 Pink, XI, IA und XII auf Antoninianen, S. 46–47, argumentiert – wie in der älteren Forschung üblich – fälschlicherweise mit dem reduzierten Feinsilbergehalt des Antoninian, wodurch eine Wertminderung desselben verursacht worden sei.

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Jahrhunderts tatsächlich zum aureus in einem Werteverhältnis von 25 zu eins stand,544 dann würde dies auch keine Abwertung, sondern immer noch eine Aufwertung bedeuten. Wie es ferner zu bedenken gilt, setzte auch später Diokletian bei seiner umfassenden Währungsreform den von ihm neueingeführten denarius argenteus in ein Verhältnis von 20 zu eins zum aureus.545 Läge nun die Deutung dieser Münzzeichen als Wertrelation zum aureus also durchaus im Bereich des Möglichen, so ist es dennoch auffallend, dass der Silberfeingehalt der Reformantoniniane sowie der Doppelantoniniane tatsächlich ungefähr dem Verhältnis eins zu 20 beziehungsweise eins zu zehn entspricht.546 Möchte man dies nicht als reinen Zufall beiseitelegen, dann verdient der Vorschlag, diese Siglen könnten das Verhältnis des Silberanteils zum Anteil der Bronzelegierung angeben,547 eine gewisse Aufmerksamkeit. Allerdings ist ausdrücklich zu betonen, dass der Materialwert einer Münze grundsätzlich nichts über deren Kaufkraft aussagt.548 Im Übrigen erscheint die Vorstellung, die kaiserliche Administration hätte die schlechte Qualität ihres Silbergeldes offen gezeigt und das mittels einer Legierungsmarke auch auf die Münzen geprägt, zweifellos zunächst etwas seltsam.549 In die richtige Richtung weist vielleicht die Wertmarke XCVI auf dem von Diokletian im Jahr 294 eingeführten denarius argenteus. Diese Angabe besagt, dass diese Silbermünze aus dem 96zigsten Teil eines römischen Silberpfundes gemünzt wurde.550 Für den alltäglichen Zahlungsverkehr wird diese Angabe gewiss unerheblich gewesen sein, was dadurch jedoch zum Ausdruck gebracht werden sollte, war die Gewähr, mit diesem Stück ein offiziell von den kaiserlichen Münzstätten geprägtes Nominal in Händen zu halten.551 Eben darin mag der Sinn in den Wertzeichen auf den Reformantoninianen Aurelians und auf den späteren Doppelantonianen des Tacitus, Florianus und Carus gelegen haben. Es kam sicherlich nicht darauf an, öffentlich zu bekunden, dass diese Stücke, die – zumindest im neuwertigen Zustand – mit ihrem Silberüberzug wie massives Silbergeld erscheinen mussten, in Wahrheit nur einen geringen Anteil Edelmetall enthielten. Dennoch waren sich die Menschen 544 Vgl. Wasink, Inflation, S. 480; Harl, Coinage, S. 131; Kreucher, Kaiser Probus, S. 228. 545 Vgl. Harl, Coinage, S. 152; Estiot, D’Aurélien, S. 42–43. Böhnke, Geldpolitik, S. 473, denkt eher an ein Werteverhältnis von 1 zu 25 zwischen aureus und argenteus. 546 Wie die Metalluntersuchungen von Callu/Brenot/Barrandon, Analyses, S. 241–251; Esty/ Equall/Smith, The Alloy, S. 401–404, aufzeigen konnten, vgl. auch Dearing, Double Radiate, S. 165–169. 547 Der Vorschlag von Saunders, Aurelian, S. 326–327; Howgego, Ancient History, S. 126–127; Bourne, XXI Coinage, S. 84; Watson, Aurelian, S. 129–130; Dearing, Double Radiate, S. 165– 169. 548 Dass der Metallwert einer antiken Münze nichts über deren Kaufkraft aussagt, hat beispielsweise Wolters, Nummi signati, S. 350–362, anhand der damaligen Rechtsauffassung ausführlich dargelegt; ebenfalls betonte dies schon Heichelheim, Währungskrisis, S. 98–99, vgl. auch Hasler, Studien, S. 65; S. 116–122; Strobel, Geldwesen, S. 131–132; Drexhage/Konen/Ruffing, Wirtschaft, S. 200; S. 205–207; Ruffing, Wirtschaft, S. 820–821. 549 Vgl. hierzu den Einwand von Ehling, Münzwesen, S. 856, Anm. 95. 550 Zu der Wertmarke vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 531 mit Anm. 1197, dort mit ausführlicher Diskussion der Forschungsmeinung, vgl. auch Estiot, D’Aurélien, S. 42–43. 551 Kuhoff, Diokletian, S. 531, formuliert dies folgendermaßen: „…, was eine Garantie des Staates für die korrekte Ausmünzung jedes einzelnen Stückes bedeutet“.

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dieser Zeit zweifellos im Klaren über den ganz offensichtlich und unübersehbar geringen Silbergehalt des Antoninian, der vermittels einer Klangprobe auch festgestellt werden konnte.552 Die Siglen XX I und KA besagten also möglicherweise, dass die Münzen mit diesem Zeichen einen bestimmten Silberanteil hatten – eben ganz im Gegensatz zu den massenweise kursierenden ‚schlechten‘ Antoninianen, also den mangelhaft ausgeprägten Münzen der Usurpatoren und des ‚Gallischen Sonderreichs‘, den halboffiziellen DIVO CLAVDIO-Prägungen und dem Falschgeld der Münzfälscherbanden –, vor allem aber wurde das Geldstück damit als ein offiziell und legal ausgemünztes Nominal gekennzeichnet.553 Überdies scheint es fraglich, ob diese Wertmarken von den Zeitgenossen bezüglich ihrer Aussage hinsichtlich des Silbergehalts ohne weiteres verstanden werden konnten, und ihr genauer Sinn nicht vielleicht nur den Mitarbeitern der Münzstätten geläufig war.554 Der Geldbenutzer konnte sich bei diesen Siglen jedoch sicher sein, im Besitz eines Geldstücks zu sein, für das der Staat eine Wertgarantie übernahm.555 Diese Maßnahme musste aber im Zahlungsverkehr die alten Antoniniane ohne dieses Wertzeichen zwangsläufig abwerten, was somit die beginnende Inflation unter Aurelian schließlich hinreichend erklären könnte.556 Bei den Doppelantoninianen des Tacitus und Florianus könnte man vielleicht noch vermuten, dass durch die Einführung eines neuen Nominals die Währungsreform Aurelians modifiziert und der beginnenden Inflation entgegengewirkt werden sollte. Hingegen waren die Doppelantoniniane des Carus anscheinend eine einmalige Prägung, die anlässlich seiner Kaiserproklamation und der Erhebung des Carinus zum Caesar als Donativ ausgegeben wurde. Sollte dies dennoch ein Maß552 Zur Klangprobe vgl. Ehling, Münzwesen, S. 852 mit Anm. 72. 553 Böhnke, Geldpolitik, S. 476, spricht in diesem Zusammenhang von einem Legierungszeichen, wobei auch auf dem von Diokletian eingeführten nummus (follis) zuweilen das Münzzeichen XXI zu finden ist; Callu/Brenot/Barrandon, Analyses, S. 246–248, vermuten eine Wertrelation von 20 zu eins zu einem ideellen Nominal aus massivem Silber, was zwar ebenfalls dem Feingehalt entsprechen würde, jedoch stellt sich die Frage, weshalb Aurelian ein in der Realität nicht existentes Geldstück eingeführt haben sollte; darüber hinaus ergibt sich die Problematik, in welcher Relation dieses Nominal zum aureus gestanden hätte; letztlich würde dieser Vorschlag auf eine beträchtliche Abwertung des Antoninian hinauslaufen (gegen die Herabstufung siehe oben). Estiot, D’Aurélien, S. 42–43, folgt offenbar diesem Ansatz und bezeichnet dieses ideelle Nominal mit dem von Diokletian eingeführten argenteus; die dort angegebene Wertrelation (1 aureus = 20 argentei = 400 aureliani), entspricht jedoch dem von der Inflation verursachten Wertverlust, der für die Zeit Diokletians zwar zutreffend ist, aber in keiner Weise den Verhältnissen der Zeit Aurelians entspricht. 554 Vgl. Kienast, Münzreform, S. 548–549, der deshalb vermutet, dass es sich bei diesen Siglen um keine Wertmarken, sondern um interne Zeichen der Münzstätte handeln müsse. 555 Saunders, Aurelian, S. 327–328, ist überdies der Meinung, dass es keine Veränderung der Nominale gegeben und der Reformantoninian immer noch dem Wert von zwei Denaren entsprochen habe. 556 Zumal entgegen der Angabe des Zosimos (Zos. 1, 61, 3) die alten Antoniniane nicht gegen die neuen aureliani eingetauscht wurden, vgl. Callu, La politique monétaire, S. 324, Anm. 2; Kienast, Münzreform, S. 547, Anm. 1; Göbl, Münzprägung 1, S. 83–84; Estiot, D’Aurélien, S. 42; Ehling Münzwesen, S. 858.

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nahme zur Bekämpfung der Inflation gewesen sein, so wurde dieses Experiment bald eingestellt, da der Doppelantoninian nur in den Münzstätten Siscia und Lugdunum und nur im November 282 ausgegeben und während der weiteren Regierungszeit des Carus und seiner Söhne nicht mehr geprägt wurde. Alles in allem reagierte man auf die Inflation und die gestiegenen Preise mit einer weiteren Erhöhung der Geldmenge, was die Inflation nicht eindämmte, sondern ganz im Gegenteil nur weiter antrieb.557 Diokletian behielt das bestehende Münzsystem zunächst bei.558 Erst im Jahr 294 wurde mit der Umstellung der Währung begonnen, wobei man als Auftakt die Münzprägung durch die Abschaffung der letzten lokalen Prägestätte in Alexandria, die nach griechischem System Tetradrachmen ausgab, vereinheitlichte.559 Der stabile aureus wurde beibehalten, aber der problematische Antoninian wurde durch eine neue massive Silbermünze, dem bereits erwähnten denarius argenteus, ersetzt. Zur Ablösung des Antoninian wurde daneben noch der sogenannte nummus (follis) eingeführt, der ähnlich wie der Antoninian eigentlich eine Kupfermünze mit einem dünnen Silberüberzug war.560 Am 1. September 301 erließ Diokletian das Währungsedikt, das die Wertrelation der einzelnen Nominale zueinander bestimmt, und dem kurze Zeit später das berühmte Höchstpreisedikt folgte, das Maximalpreise für alle erdenklichen Waren festlegt und wohl vor allem im Interesse der Versorgung des Heeres erlassen wurde (Ed. pret. praef. 14).561 Beide Edikte hatten dennoch nicht den gewünschten Erfolg bei der Eindämmung der Inflation, wie Laktanz nicht ohne eine gewisse Häme feststellt (Lact. mort. pers. 7, 7).562 Bei der Durchführung der Währungsreform konnte Diokletian auf das System der Münzämter zurückgreifen, das sich im Laufe des dritten Jahrhunderts etabliert hatte. Unter Aurelian gab es insgesamt elf Münzstätten, deren Zahl in der Regierungszeit des Tacitus und Probus auf acht reduziert wurde.563 Nachdem die Münzprägung in Serdica um 280 eingestellt wurde,564 existierten während der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne sieben Münzämter: Geprägt wurde natürlich weiterhin in Rom und die weiteren Münzstätten befanden sich in Ticinum in Italien, 557 Vgl. hierzu Callu, La politique monétaire, S. 402–404; Wassink, Inflation, S. 486, der für das Jahr 284 eine jährliche Inflationsrate von 5 % annimmt, sowie Ehling, Münzwesen, S. 859. 558 Vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 521–529. 559 Zur Münzstätte Alexandria in diokletianischer Zeit vgl. Milne, Alexandrian Mint, S. 207–217. 560 Zur Neuordnung des Münzwesens unter Diokletian vgl. beispielsweise Böhnke, Geldpolitik, S. 473–483; Harl, Coinage, S. 148–157; Kuhoff, Diokletian, S. 530–536. 561 Zum Währungsedikt vgl. unter anderen Böhnke, Geldpolitik, S. 473–483; Kuhoff, Diokletian, S. 536–542; zum Höchstpreisedikt vgl. ebenfalls Böhnke, Geldpolitik, S. 473–483, sowie Meißner, Zweck und Anlass, S. 79–100; Corcoran, The Empire, S. 205–233; Kuhoff, Diokletian, S. 543–549; Brandt, Erneute Überlegungen, S. 47–55; Speidel, Wirtschaft und Moral, S. 486–505; zur Wirtschaftspolitik Diokletians vgl. auch Noethlichs, Spätantike Wirtschaftspolitik, S. 102–116. 562 Vgl. Wassink, Inflation, S. 486–492; Jones, Inflation, S. 197–202. 563 Zu den Münzstätten unter Tacitus und Probus vgl. RIC V 1, S. 323–325; V 2, S. 3–17; Pink, Aufbau Probus, S. 27–31; Kreucher, Kaiser Probus, S. 235–237; Ehling, Münzwesen, S. 848; zur Entwicklung der Münzstätten vgl. die Übersichtsdarstellung bei Kuhoff, Diokletian, S. 515–520. 564 So Pink, Aufbau Probus, S. 27; S. 44; ders. Aufbau Carus, S. 9.

5.6 Finanz- und Wirtschaftspolitik

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im gallischen Lugdunum, in Siscia in der Provinz Pannonia superior, Cyzicus in Kleinasien sowie in Antiochia und Tripolis in Syrien.565 In den Prägestätten Antiochia und Siscia wurden unter Carus und seinen Söhnen erstmals Münzen mit den Marken SMA und SMS als Abbreviatur für sacra moneta Antiochiensis und sacra moneta Sisciensis ausgegeben.566 Die Vermehrung der Münzstätten in der Zeit Diokletians, ist im Kontext mit der Vergrößerung des Herrscherkollegiums sowie der Einrichtung der tetrarchischen Residenzstädte und möglicherweise auch mit der Umsetzung der Währungsreform zu sehen.567 Die Einrichtung der Prägestätte von Nicomedia erwähnt Laktanz in seinem Bericht über den Ausbau der Stadt, der mit dem Vorwurf schließt, Diokletian habe ein neues Rom errichten wollen (Lact. mort. pers. 7, 9–10). Das Steuersystem der hohen Kaiserzeit war einigermaßen kompliziert. Es bestand aus vielen verschiedenen direkten und indirekten Steuern und Abgaben, wobei zwischen römischen Bürgern (cives Romani) und Nichtbürgern (peregrini) unterschieden wurde. Und auch bei den Nichtbürgern gab es Abstufungen, je nachdem welchen durch die historische Entwicklung bedingten Rechtsstatus eine Provinzstadt gegenüber dem römischen Staat hatte.568 Etwas vereinheitlicht wurde dieses System durch die im Jahr 212 von Caracalla erlassene Constitutio Antoniniana, durch die alle Bewohner des Reiches zu römischen Bürgern wurden und hinter der womöglich die Intention einer Erhöhung des Steueraufkommens stand (Cass. Dio 78, 9, 4–5).569 Eine generelle Änderung des Steuersystems oder eine allgemeine Erhöhung der Steuern gab es allerdings nicht.570 Im Gegenzug stiegen jedoch seit Beginn des dritten Jahrhunderts die Staatsausgaben ganz beträchtlich, was bedingt war durch Solderhöhungen, die Ausgabe von Donativen, militärische Operationen und durch die Besoldung staatlicher Funktionsträger, deren Zahl notwendigerweise stetig erhöht werden musste.571 Den gestiegenen Geldbedarf finanzierte man hauptsächlich durch Sonderabgaben und durch die Ausprägung von Münzen mit nur geringem Silberanteil. Als Sonderabgaben sind hier vor allem das sogenannte Kranzgold (aurum coronarium) und die annona militaris zu nennen. Das aurum 565 Zu den Münzämtern unter Carus vgl. RIC V 2, S. 122–132; Pink, Aufbau Carus, S. 9–10. 566 Vgl. RIC V 2, S. 129; Pink, Aufbau Carus, S. 9; S. 41; S. 55; Callu, La politique monétaire, S. 336, Anm. 6; Alföldi, Repräsentation, S. 33; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 55. 567 Zu den Prägestätten in der Tetrarchie vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 523–536. 568 Zum Steuersystem vgl. Meyer, Römischer Staat, S. 400–403; Christ, Kaiserzeit, S. 439–445; König, Kaiserzeit, S. 378–384; Wolters, Nummi signati, S. 174–234; Drexhage/Konen/ Ruffing, Die Wirtschaft, S. 43–48; Corbier, Coinage, S. 367–370; zu Ägypten vgl. DuncanJones, Money and Government, S. 47–64. 569 Vgl. Ruffing, Wirtschaft, S. 830–831; anders jedoch Jacques/Scheid, Rome et l’intégration, S. 285–287; Kuhoff, Diokletian, S. 486–487. 570 Vermutlich führte Aurelian die anabolicae species, eine Naturalabgabe, als neue Steuer ein, und unter Probus kam es wohl zu einer Erhöhung der Geldsteuer, vgl. Wallace, Taxation, S. 348–349; Drexhage/Konen/Ruffing, Die Wirtschaft, S. 196; Ruffing, Wirtschaft, S. 830; zur anabolicae species vgl. Wallace, Taxation, S. 214–219; Mullen, Anabolicae Species, S. 184– 198. 571 Zum Ansteigen der Staatsausgaben vgl. Duncan-Jones, Money and Government, S. 45–46; Drexhage/Konen/Ruffing, Die Wirtschaft, S. 48–57; S. 194–195; Ruffing, Wirtschaft, S. 829.

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coronarium war eine ‚freiwillige‘ Abgabe, die zu besonderen Anlässen wie etwa dem Herrschaftsantritt eines Kaisers oder einem großen militärischen Sieg von den Bewohnern des Reiches eingefordert wurde.572 Auch die annona militaris war keine reguläre Steuer, sondern diente der Versorgung der Truppenabteilungen während des Marsches, was in der Zeit gesteigerter militärischer Aktivitäten und der mobilen Einsatzreserven zu einer unkalkulierbaren Belastung werden konnte.573 Während der Regierungszeit der Dynastie des Carus ist kein Reformansatz zur Änderung der kaiserlichen Fiskalpolitik feststellbar. Erst Diokletian sollte es vorbehalten bleiben, durch die Einführung neuer Bemessungsgrößen für die Steuererhebung das Steuersystem auf eine ganz neue Grundlage zu stellen. Das caput war eine Bemessungseinheit für Menschen und Vieh und das iugum für den landwirtschaftlichen Bodenertrag, und die neue Steuer (iugatio-capitatio) war eine Kombination beider Bemessungsgrößen.574 Trotz der Inflation scheint sich im letzten Viertel des dritten Jahrhunderts ein wirtschaftlicher Aufschwung abzuzeichnen. So ist bereits während der Regierungszeit des Probus eine verstärkte Bautätigkeit zu beobachten.575 In Antiochia ließ Probus eine Reihe von Gebäuden instandsetzen und Lebensmittel verteilen (Ioh. Mal. 12, 33), und von Iordanes ist zu erfahren, dass es die Aufgabe des Saturninus gewesen sei, unter anderem die Stadt wiederherzustellen (Iord. Rom. 293). In Rom wurde unter Probus nicht nur die Aurelianische Mauer fertiggestellt (Zos. 1, 49, 2),576 sondern womöglich noch eine weitere Brücke, der pons Probi, errichtet (Pol. Silv. 545).577 Wie Inschriften belegen, gab es in Nordafrika, das ohnehin von den Krisensymptomen des dritten Jahrhunderts kaum betroffen war, aber auch in anderen Regionen während der Regierungszeit dieses Kaisers eine rege Bautätigkeit, deren Initiative zum Teil von den dortigen Kommunen oder von wohlhabenden Privatpersonen ausging.578 So wurden beispielsweise in einer Therme in Alexandria Reparaturarbeiten durchgeführt, für die man aber zunächst die Bezahlung schuldig blieb, weshalb der Präfekt Hadrianus Sallustius die kommunalen Beamten explizit zur Begleichung der Rechung auffordern musste (Pap. 19).579 Acilius Clarus, der praeses der Provinz 572 Zum Kranzgold vgl. Wallace, Taxation, S. 281–284; Neesen, Untersuchungen, S. 142–145; Duncan-Jones, Money and Government, S. 7; Ruffing, Wirtschaft, S. 831–832. 573 Zur annona militaris vgl. Mitthof, Annona militaris, S. 37–81; Ott, Beneficiarier, S. 142–146; zu der Belastung der Bevölkerung durch Heereszüge vgl. bes. Stauner, Militär und Wirtschaft, S. 21–46, zu den Truppenbewegungen unter Carus, Carinus und Numerianus siehe Kapitel 5.8. 574 Zur Steuerreform Diokletians vgl. beispielsweise Kuhoff, Diokletian, S.483–504. 575 Zu den Baumaßnahmen des Probus vgl. bes. Kreucher, Kaiser Probus, S. 216–219. 576 Siehe Kapitel 5.8, vgl. auch Richmond, The City Wall; Todd, Walls of Rome; ders., Aurelianic Wall, S. 58–67; Johnson, Fortifications, S. 117–119; Saunders, Aurelian, S. 357–361; Cizek, Aurélien, S. 98–102; Kolb, Rom, S. 662–667; Pisani Sartorio, Muri Aureliani, S. 290–299; Watson, Aurelian, S. 143–152; Kreucher, Kaiser Probus, S. 226–227; Schade, Archäologie, S. 63 mit Anm. 32. 577 Vgl. Richardson, Topographical Dictionary, S. 298–299; Kreucher, Kaiser Probus, S. 217. 578 Die inschriftlichen Belege hat Kreucher, Kaiser Probus, S. 217–219, erörtert; zu den Verhältnissen in Nordafrika während des dritten Jahrhunderts vgl. Witschel, Zur Situation, 145–221. 579 Vgl. Jördens, Statthalterliche Verwaltung, S. 160, Anm. 85; zum Präfekten Hadrianus Sallustius siehe S. 247 mit Anm. 355.

5.6 Finanz- und Wirtschaftspolitik

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Numidia unter Probus, ließ beim Forum in Lambaesis (Tazoult-Lambèse) einen Palast (hospitium) für sich und seine Nachfolger (sibi et successoribus) errichten (Ins. 270).580 In den durch die ständigen Plünderungszüge und Einfälle germanischer Stämme teilweise entvölkerten Regionen an Rhein und Donau wurden unter Probus Germanen angesiedelt (HA Prob. 18, 1; Zos. 1, 71, 1).581 Daneben erwähnen die literarischen Quellen zahlreiche Maßnahmen, mit denen Probus speziell die Landwirtschaft in den westlichen Provinzen gefördert hat (Aur. Vict. Caes. 37, 3; Eutr. 9, 17, 2; Epit. de Caes. 37, 3; Hier. chron. 224a; HA Prob. 18, 8).582 Für die gemeinsame Regierungszeit des Carinus und Numerianus sind vor allem die bereits erwähnten öffentlichen Baumaßnahmen des praeses Aurelius Decimus in der Provinz Numidia durch dessen zahlreichen Inschriften sehr gut belegt. So ließ der Statthalter in Lambaesis und Verecunda (Markouna) Heiligtümer für den Kaiserkult errichten und ebenfalls in Lambaesis sowie in Zarai (Zraia) weitere öffentliche Bauwerke fertig stellen.583 Als weitere staatliche Baumaßnahme wurde höchst wahrscheinlich auf direkte Anweisung des Carinus eine offenbar seit geraumer Zeit schon baufällige Brücke bei Ostia und Laurentum wiederhergestellt.584 Wie es in der Bauinschrift ausdrücklich heißt, erfolgte die Renovierung durch die beiden Augusti Carinus und Numerianus (Ins. 140). Obwohl es inzwischen als gesichert gelten dürfte, dass die vorhandenen Miliarien entlang des Straßennetzes von den umliegenden Gemeinden verwendet wurden, um darauf als Loyalitätsbekundung für den aktuell herrschenden Kaiser Dedikationsinschriften anzubringen,585 sind dennoch die inzwischen 116 bekannten Inschriften auf Meilen- und Leugensteine für die Dynastie des Carus in ihrer Quantität höchst bemerkenswert.586 Entweder erfreute sich das Herrscherhaus bei der Bevölkerung einer überaus großen Popularität, oder diese Miliarien müssen tatsächlich auf Reparaturarbeiten am Straßennetz hinweisen.587 Besonders deutlich wird dies an580 Vgl. hierzu Kolbe, Statthalter Numidiens, S. 17–20; Kreucher, Kaiser Probus, S. 218; Witschel, Zur Situation, S. 200; zu Acilius Clarus siehe S. 247 mit Anm. 360. 581 Zur Ansiedlung der Bastarner in Thrakien vgl. Vitucci, L’imperatore, S. 53; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 128–129; Kreucher, Kaiser Probus, S. 149; zu einer möglichen Ansiedlung von Franken am Niederrhein vgl. Schönberger, Roman Frontiers, S. 179; Kreucher, Kaiser Probus, S. 163–164; allerdings muss die Vorstellung eines massiven Bevölkerungsrückgangs im dritten Jahrhundert als überholt gelten, vgl. Ruffing, Wirtschaft, S. 833–841. 582 Hierzu ausführlich Kreucher, Kaiser Probus, S. 213–215, vgl. auch Dannhäuser, Untersuchungen, S. 78–80; Vitucci, L’imperatore, S. 106–108; Barnes, Three Notes, S. 201–203; der in der Historia Augusta erwähnte Weinanbau in Britannien war unter den klimatischen Bedingungen der Antike offenbar möglich, vgl. Vitucci, L’imperatore, S. 108, Anm. 3; Barnes, Three Notes, S. 202; zu den Meliorationsarbeiten siehe auch Kapitel 4.1. 583 Siehe hierzu Kapitel 3.5 und 5.4; zu Aurelius Decimus siehe Kapitel 7.3, Nr. 9. 584 Vgl. Ashby, Recent Discoveries, S. 193, Anm. 1; Brandizzi Vittucci, Considerazioni, S. 930. 585 Dies konnte Sauer, Florianus, S. 195–197, anhand der Meilensteine des nur zwei Monate regierenden Florianus in Britannien und Dalmatien nachweisen, vgl. auch Herzig, Leugenstein, S. 83; Kolb, Meilensteine, S. 149, siehe zu der Problematik auch Kapitel 3.2. 586 Ggf. könnten es auch 121 Meilensteininschriften sein, siehe Ins. 295–299. 587 Zumindest in der frühen Kaiserzeit belegen Meilensteininschriften durchaus Infrastrukturmaßnahmen am Straßennetz, vgl. Pekáry, Untersuchungen, S. 15; Walser, Bemerkungen, S. 390– 391, sowie Kolb, Meilensteine, S. 144–145.

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hand der Fundsituation auf der iberischen Halbinsel, verglichen mit den dort gefundenen Meilensteininschriften anderer Herrscher. Aus den iberischen Provinzen stammen insgesamt 61 bis 66 Miliarien (Ins. 68–124; 143–146; 295–299). Als repräsentativ darf hierbei die gründlich untersuchte nordwestliche Region der Halbinsel gelten.588 Aus der Regierungszeit Aurelians wurde dort kein einziger Meilenstein gefunden, aus der Zeit des Tacitus zwei und während der Herrschaft des Probus wurden ebenfalls nur zwei bis drei Inschriften auf Meilensteine gesetzt. Aus der gesamten Regierungszeit Diokletians und der ersten Tetrarchie – also innerhalb von 20 Jahren – sind es gerade einmal 26 Miliarien. Für die Dynastie des Carus und seiner Söhne, also für eine Zeitspanne von knapp drei Jahren, konnten in dieser Region 37 bis 38 Meilensteininschriften nachgewiesen werden.589 Das kann zumindest für diese Region nur bedeuten, dass dort während der Herrschaft des Carus und seiner Söhne tatsächlich Instandhaltungsarbeiten am Straßennetz durchgeführt wurden.590 Höchst wahrscheinlich wurde die Infrastruktur der von den Brennpunkten des dritten Jahrhunderts abseits liegenden iberischen Halbinsel während der Zeit des ‚Gallischen Sonderreichs‘ und später unter Aurelian und Probus vernachlässigt, was Instandhaltungsarbeiten dringend erforderlich machte.591 Bei den weiteren 55 Miliarien des Carus und seiner Söhne gestaltet sich die Beweislage nicht ganz so eindeutig. Sie stammen aus verschiedenen Provinzen und lassen keine Rückschlüsse auf etwaige Reparaturarbeiten zu, doch immerhin kann durch einen papyrologischen Beleg, der vom 7. April 283 datiert, die Errichtung einer Straße bei Oxyrhynchοs in Ägypten durch den Magistrat der Stadt nachgewiesen werden (Pap. 2).592 Bei der Untersuchung der Finanz- und Wirtschaftspolitik ist abschließend festzustellen, dass es bereits vor Diokletian mehrere Ansätze gab, dem gesteigerten Geldbedarf des Staates gerecht zu werden, die Inflation zu bekämpfen und die Landwirtschaft zu fördern. Wegweisend waren hier in erster Linie die Reformen Aurelians, dessen Währungspolitik letztlich die Inflation erst richtig anfachte, doch waren zu seiner Zeit die ökonomischen Zusammenhänge unbekannt. Die versuchsweise Einführung des Doppelantoninians verweist ebenfalls auf die spätere Währungsreform Diokletians. Und es können in der Herrschaftszeit des Carus, Carinus und Numerianus von der Regierung veranlasste Bau- und Instandsetzungsarbeiten festgestellt werden. Doch letztlich stand auch diese Kaiserfamilie vor dem Dilemma zwischen dem enorm erhöhten Geldbedarf des Staates einerseits und der stetig steigenden Inflation andererseits. Da die notwendigen Staatsausgaben vor allem durch die Ausgabe neuer Münzen gedeckt wurden, war eine wirksame Bekämpfung der Inflation unmöglich. Die primäre Aufgabe des Carus und seiner Söhne lag im Bereich der Außenpolitik und bestand in der militärische Sicherung der Grenzen. Für eine tiefgreifende Reform der Finanzpolitik oder derart umfas588 Vgl. Colmenero/Sierra/Asorey, Miliari. 589 Vgl. ebd., S. 509, Graphik 2, siehe hierzu auch Kapitel 3.2. 590 Šašel, Ein zweiter Numerianus, S. 250–251, Anm. 10, vermutet ebenfalls Ausbesserungsarbeiten am Straßennetz, obwohl ihm nur wenige Meilensteininschriften des Carus und seiner Söhne bekannt waren; siehe hierzu den Kommentar auf S. 39, Anm. 57. 591 So bereits Sickle, Repair of Roads, S. 82; S. 84; S. 86. 592 Vgl. Johnson, Roman Egypt, S. 703, Nr. 438.

5.7 Rechtsprechung

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sende Maßnahmen wie das Währungsedikt, das Höchstpreisedikt und die Steuerreform Diokletians hatten diese drei Herrscher allein schon aufgrund ihrer relativ kurzen Regierungszeiten schlichtweg keine Gelegenheit. Immerhin gab es Ansätze wie das bereits etablierte System der Münzämter oder die Einführung des Reformantoninians, auf denen Diokletian aufbauen konnte. 5.7 RECHTSPRECHUNG Da die Beweiskraft des Propositionsvermerks in Reskripten des dritten Jahrhunderts hinsichtlich des kaiserlichen Itinerars gelegentlich immer wieder bezweifelt wird, sind an dieser Stelle einleitend einige Bemerkungen zur Arbeitsweise der kaiserlichen Kanzlei in dieser Zeit unerlässlich. Es gab grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten der Gesetzgebung, wobei die kaiserliche Rechtspflege in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts ausschließlich in Form von Reskripten belegt ist.593 Knapp und allgemein formuliert war ein Reskript die Antwort der kaiserlichen Libellkanzlei auf eine juristische Anfrage durch eine öffentliche oder private Person. Diese Antwort erfolgte entweder in Briefform (epistula), womit hauptsächlich die Anfragen von Beamten beantwortet wurden, oder, wenn es sich bei dem Supplikanten um eine Privatperson handelte, als kurze Notiz auf dem Gesuch selbst (subscriptio). Im letzteren Falle wurde diese Rechtsauskunft, die einen juristisch bindenden Charakter hatte, am Aufenthaltsort der kaiserlichen Kanzlei durch Aushang (propositio) öffentlich bekannt gegeben und vermutlich auch dem Antragsteller als Abschrift zugestellt.594 Rechtskräftig wurde ein Reskript mit der Unterzeichnung durch den Kaiser (scripsi, rescripsi).595 Meist wurden mehrere solcher Reskripte auf einem liber libellorum zusammengefasst und dann veröffentlicht. Auf den öffentlichen Aushang verweist der mit Datum versehene Propositionsvermerk in den kaiserlichen Reskripten.596 Diese oben beschriebene Rechtspraxis lässt sich sehr gut anhand ägyptischer Papyri nachvollziehen. Einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass aus 593 Vgl. hierzu Schnebelt, Reskripte, S. 9–11; Liebs, Recht, S. 55; Johnston, Epiclassical Law, S. 200–202; Schuol, Würdigung, S. 367–380; Wieacker, Römische Rechtsgeschichte, S. 157– 158; Schuol, Das Recht, S. 635–640, vgl. auch Stolte, Crisis of Jurisprudence, S. 355–360. 594 Zur Arbeitsweise der kaiserlichen Libellkanzlei vgl. beispielsweise Schnebelt, Reskripte, S. 11– 16; Nörr, Reskriptpraxis, S. 1–46; Coriat, Le prince législateur, S. 249–277; Corcoran, The Empire, S. 75–94; Liebs, Reichskummerkasten, S. 137–152; zur Publikation von Gesetzestexten vgl. auch Kreuzsaler, Aeneis tabulis, S. 209–248; Eilers, Inscribed Documents, S. 301–312. 595 Es wird gelegentlich angenommen, der Kaiser habe in machen Fällen selbst die subscriptio verfasst (vgl. Wieacker, Römische Rechtsgeschichte, S. 73), doch ist gerade für die Soldatenkaiserzeit davon auszugehen, dass dies von den Juristen der Kanzlei erledigt wurde, vgl. Honoré, Emperors, S. 134; Schnebelt, Reskripte, S. 14, vermutet eine aktive Mitwirkung nur bei Severus Alexander. 596 Vgl. bes. Schnebelt, Reskripte, S. 11–16, der hierbei mehrere inschriftliche und literarische Belege für diese Reskriptpraxis anführt, vgl. auch Schwind, Frage der Publikation, S. 173–174; Williams, The Libellus, S. 98; Papathomas, Ein neues Reskript, S. 129–134; Wieacker, Römische Rechtsgeschichte, S. 72–75; Schuol, Das Recht, S. 636.

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der Zeit des Ägyptenaufenthalts des Septimius Severus und des Caracalla in den Jahren 199/200 eine größere Anzahl von Reskripten (ἀποκρίματα) erhalten sind, die mit diesem kaiserlichen Besuch in Zusammenhang stehen. Im weiteren Sinne ist ein Apokrima das griechische Äquivalent zu einem Reskript, wobei die formelle Differenzierung, ob ein Apokrima mehr der subscriptio oder allgemein dem Reskript entsprochen hat, für die Publikationspraxis als unerheblich zu betrachten sein wird.597 Exemplarisch soll hier ein vollständig erhaltener Papyrus, der vermutlich aus Tebtynis im Nomos Arsinoites (Fayum) stammt, und der in seiner Art einem liber libellorum entspricht, kurz besprochen werden (Pap. 18).598 Es handelt sich dabei um die Abschrift von 13 Apokrimata, die erstmals am 14. März 200 in der Stoa des Gymnasions von Alexandria veröffentlicht wurden: ἐν Ἀλεξανδρείᾳ ἀντίγραφα ἀποκριμάτων τεθέντων ἐν τῇ στοᾷ τοῦ γυμνασίου η (ἔτους) Φαμενὼθ ιη (Pap. 18, 1–3). Die Datums- und Ortsangabe entspricht dem Propositionsvermerk lateinischer Reskripte, das Dokument wurde an einem öffentlichen Platz am Aufenthaltsort des Kaisers publiziert, und – wie die Existenz einer Abschrift aus Tebtynis beweist – wurde den Antragstellern entweder eine Kopie zugestellt oder diese ließen sich eine private Abschrift anfertigen. Somit kann eigentlich kein Zweifel mehr bestehen, dass der mit Ortsangabe versehene Propositionsvermerk in Reskripten des dritten Jahrhunderts Rückschlüsse auf das kaiserliche Itinerar erlaubt. Wie das Beispiel des Papyrus aus Tebtynis belegt, wurde auch in Abschriften das juristisch bedeutsame Datum der Erstpublikation am Ort der kaiserlichen Residenz angegeben. Die meisten der erhaltenen Reskripte aus der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne sind im Codex Iustinianus überliefert, woraus sich hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Kompilatoren aus der Zeit von Kaiser Justinian I. (527–565), die mit der Zusammenstellung des Corpus beauftragt waren, vielleicht noch ein gewisser Unsicherheitsfaktor ergeben könnte.599 Hier ist zum einen zu berücksichtigen, dass bei einem Großteil der Reskripte immer die drei Herrscher der Dynastie des Carus gemeinsam genannt werden (Imppp. Carus, Carinus et Numerianus), und außerdem das Datum nach 597 Nach allgemeiner Ansicht handelt es sich bei den Apokrimata um Reskripte, vgl. Papathomas, Ein neues Reskript, S. 130, Anm. 5. Wie Lewis, Imperial Apokrima, S. 261–278; ders., Notationes 1, S. 11, vorschlägt, könnten die Apokrimata auch den responsa und in ihrer schriftlichen Form den subscriptiones entsprochen haben; Turpin, Apokrimata, S. 145–160, denkt eher an decreta; zur Forschungsdiskussion vgl. Coriat, Le prince législateur, S. 91–93; für die Publikationsform und die Bedeutung des Propositionsvermerks in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts dürfte diese rein formelle Differenzierung unerheblich sein, da in dieser Zeit die Reskripte die responsa ersetzten, vgl. Schnebelt, Reskripte, S. 9–11; Wieacker, Römische Rechtsgeschichte, S. 73. 598 Zu diesem Papyrus vgl. Youtie/Schiller, Second Thoughts, S. 327–345; Oliver, Greek Constitutions, S. 451–458 (dort mit weiteren Literaturhinweisen); zu weiteren Apokrimata aus dieser Zeit vgl. Williams, The Libellus, S. 86–103; ders., Imperial Pronouncements, S. 235–245; Lewis, Imperial Apokrima, S. 270–273; ders., Notationes 2, S. 61–66; Papathomas, Ein neues Reskript, S. 130. 599 Zur Kodifikation des Codex Iustinianus vgl. Schnebelt, Reskripte, S. 18–20; Söllner, Einführung, S. 134–138; S. 141–143; Bretone, Geschichte, S. 251–256; Körner, Philippus Arabs, S. 159; Kunkel/Schermaier, Rechtsgeschichte, S. 210–221, vgl. auch Leppin, Gesetzgebung, S. 457–466.

5.7 Rechtsprechung

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den ordentlichen Konsuln des Jahres angegeben wird. So erscheint der Name des Carus auch noch in Reskripten, die ganz eindeutig nach seinem Tod erlassen wurden, wie beispielsweise in den Reskripten aus dem Jahr 284 (Cod. Iust. 5, 52, 2; 4, 40, 4; 8, 53, 5; 8, 55, 3). Und nach dem gemeinsamen Konsulat des Carus und Carinus sind die Dokumente vom Herbst und Winter 283 datiert, ohne dass Carus hier richtigerweise als Divo Caro bezeichnet worden wäre (Cod. Iust. 2, 55, 2; 5, 71, 7; 6, 42, 9; 7, 2, 9; 7, 45, 6; 8, 14, 4; 9, 46, 4). Von diesen Ungenauigkeiten abgesehen, muss allgemein von der Richtigkeit der Orts- und Datumsangaben ausgegangen werden.600 Ganz enorm war während der Zeit der Tetrarchie die umfangreiche Tätigkeit auf dem Gebiet der Rechtspflege. In dieser Epoche wurde erstmalig und vielleicht in offiziellem Auftrag die kaiserliche Rechtsprechung kodifiziert. Der Codex Gregorianus entstand um das Jahr 292 und der Codex Hermogenianus, dessen Verfasser wohl mit dem Prätorianerpräfekten Hermogenianus identisch sein dürfte, wurde gegen 295 publiziert.601 Die Zahl der von Diokletian erlassenen Reskripte ging in die Tausende. Die Anfragen betrafen beinahe alle Bereiche des Rechts und stammten aus nahezu allen Bevölkerungsschichten. So wurden unter anderem zahlreiche Anfragen von Frauen eingereicht, aber auch von Minderjährigen (Cod. Iust. 2, 26, 4) und Studenten (Cod. Iust. 10, 50, 1).602 Ein Reskript richtet sich sogar an einen offensichtlichen Zuhälter namens Bithus, der sich anscheinend beim Kaiser beschwerte, weil man ihm den Lohn für gewisse Liebesdienste, für die er seine Frau zur Verfügung gestellt hatte, schuldig blieb. Im kaiserlichen Antwortschreiben (Cod. Iust. 4, 7, 5) wurde Bithus denn auch mit dem Bescheid zurechtgewiesen, er solle sich schämen, da sein Verhalten sittenwidrig sei (contra bonos mores).603 Es überrascht also durchaus, mit welchen Rechtsfragen sich die kaiserliche Kanzlei zu befassen hatte. Wesentlich weniger überraschend ist der Umstand, dass die Herrscher des dritten Jahrhunderts bei weitem nicht die Zeit und Gelegenheit fanden, sich so intensiv mit Fragen der Rechtsprechung zu beschäftigen. Aus der Zeit der Alleinherrschaft 600 Die Problematik bei Cod Iust. 5, 71, 7, ergibt sich wohl nicht durch die Kompilierung, sondern durch die Überlieferungstradition, wodurch zwei verschiedene Datumsangaben überliefert sind (VI id. Sept. in den Codicis Iustiniani fragmenta Veronensia, S. 29, oder VI. Id. decembr. bei Gregor Haloander, Codex Iustiniani, S. 258); insgesamt ist bei Betrachtung des kaiserlichen Itinerars dem Datum bei Haloander der Vorzug zu geben, siehe dazu ausführlich in Kapitel 4.4. 601 Zum Codex Gregorianus und Codex Hermogenianus vgl. Wenger, Die Quellen, S. 534–535; Honoré, Emperors, S. 109–115; S. 119–135; Liebs, Recht, S. 60–67; Söllner, Einführung, S. 128; Bretone, Geschichte, S. 245–246; Corcoran, The Empire, S. 25–42; ders., Publication of Law, S. 56–65; Johnston, Epiclassical Law, S. 202–204; Wieacker, Römische Rechtsgeschichte, S. 168–173, zum praefectus praetorio Hermogenianus vgl. PIR² A, Nr. 1527; PLRE I, S. 425–426, Nr. 2; Salway, The Creation, S. 121–122; Corcoran, The Empire, S. 85–90; Salway, Equestrian Prefects, S. 129–131. 602 Zur Rechtsprechung in der Zeit der Tetrarchie vgl. beispielsweise Corcoran, The Empire, S. 75–233; Demandt, Diokletian, S. 3–6; Corcoran, The Tetrarchy, S. 31–61; Kreutz, Romidee, S. 182–207; zu den Reskripten an weibliche Empfänger vgl. bes. Huchthausen, Herkunft, S. 199–228. 603 Vgl. Demandt, Diokletian, S. 4–5.

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des Gallienus (260–268) wurden noch 31 Reskripte in den Codex Iustinianus aufgenommen, von Claudius II. Gothicus nur eins, und aus der Regierungszeit Aurelians sind sechs Reskripte belegt.604 Von Tacitus wurde kein einziges aufgenommen, und aus der sechsjährigen Regierungszeit des Probus sind lediglich vier Reskripte überliefert.605 Aus der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne fand jedoch die beachtliche Anzahl von 28 Reskripten Eingang in den Codex Iustinianus.606 Ein weiteres Reskript aus dem Codex Gregorianus hat sich in der Consultatio veteris cuiusdam iurisconsulti erhalten (Cod. Greg. 2, 2, 2 = cons. 1, 10).607 Allerdings wurde von den Kompilatoren des Codex Iustinianus nur eine Auswahl von Reskripten in den Kodex übernommen, und es wird auch unter Tacitus die Rechtstätigkeit des Kaisers nicht gänzlich zum Erliegen gekommen sein.608 Wie dieses quantitative Verhältnis aber dennoch belegen dürfte, hatte die kaiserliche Rechtspflege bei der Herrschaftsausübung der Kaiser zwischen Gallienus und Carus eine wohl nur relativ untergeordnete Bedeutung, während die Wiederbelebung der Reskripttätigkeit der kaiserlichen Kanzlei wohl tatsächlich das Verdienst des Carus und seiner Söhne war.609 Chronologisch lassen sich bei den überlieferten Reskripten des Carus, Carinus und Numerianus mit Datumsangabe folgende Schwerpunkte ausmachen: Frühjahr 283 (Cod. Iust. 3, 32, 9; 4, 64, 5; 5, 3, 7), Mitte 283 (Cod. Iust. 5, 71, 6; 8, 14, 4), Herbst 283 bis Frühjahr 284 (Cod. Greg. 2, 2, 2; Cod. Iust. 2, 11, 19; 2, 55, 2; 3, 28, 17; 5, 52, 2; 5, 71, 7; 6, 42, 16; 7, 2, 9; 7, 45, 6; 8, 53, 5; 8, 55, 3; 9, 22, 9; 9, 46, 4) und ab Sommer 284 (Cod. Iust. 2, 53, 3; 3, 71, 1; 4, 20, 4; 10, 11, 4). Die weiteren sieben undatierten kaiserlichen Antwortschreiben wurden alle im Namen des Carus, Carinus und Numerianus verfasst, was grundsätzlich wenig besagt, da dies auch auf alle Reskripte vom Herbst 283 und auf die Hälfte jener aus dem Jahr 284 zutrifft, doch könnten diese Reskripte deshalb tendenziell eher ins Jahr 283 datiert werden. Bei dieser Übersicht fällt besonders die Periode vom Herbst des Jahres 283 bis zum Frühjahr 284 auf, in der 13 Reskripte verfasst wurden. In zwei davon wird

604 Vgl. die Übersichten bei Watson, Privat Law, S. 20; Körner, Philippus Arabs, S. 160; Schuol, Würdigung, S. 368–369; dies., Das Recht, S. 633. 605 Zu den Reskripten des Probus vgl. Watson, The Rescripts, S. 1122–1128; Elia, Appunti, S. 573–590; Kreucher, Kaiser Probus, S. 187. 606 Die genaue Zahl hängt von der Zählweise ab, so besteht Cod. Iust. 5, 52, 2, aus vier Teilen und Cod. Iust. 9, 22, 9 aus zwei Teilen; Watson, Privat Law, S. 20, gibt die Zahl ebenfalls mit 26 Reskripten an; hinzu kommen noch Cod. Greg. 2, 2, 2, sowie wahrscheinlich auch Cod. Iust 2, 53, 3, vom 5. August 285, und Cod. Iust. 3, 7, 1, vom 15. Oktober 284, was eine Summe von 29 erhaltenen Reskripten ergibt, vgl. Schuol, Das Recht, S. 633, die 28 Reskripte nennt. 607 Dieses Reskript mit dem Datum vom 8. Dezember 283 wurde im Namen des Carus und Numerianus erlassen; dies diente Jones, Date, S. 339, und Pond, Inscriptional Evidence, S. 143, als Nachweis für den Tod des Carus im Dezember 283, doch da Carus ebenfalls im Codex Iustinianus in einer Anzahl von Reskripten auch noch aus dem Jahr 284 genannt wird, und bei der Zusammenfassung des Codex Gregorianus sowie vor allem bei der späteren Übernahme in die Consultatio mit noch mehr Fehlern und Verallgemeinerungen zu rechnen ist, kommt der Erwähnung des Carus leider überhaupt keine Beweiskraft zu. 608 Zur Arbeitsweise der Kompilatoren vgl. Kunkel/Schermaier, Rechtsgeschichte, S. 211–221. 609 So auch Liebs, Recht, S. 55; Schuol, Würdigung, S. 369.

5.7 Rechtsprechung

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im Propositionsvermerk der Ort Emesa angegeben (Cod. Iust. 5, 52, 2; 5, 71, 7),610 und – wie oben ausführlich dargelegt wurde – lassen sich aus dem Datum und der Ortsangabe der Veröffentlichung in Reskripten der Soldatenkaiserzeit Rückschlüsse auf den Aufenthaltsort des Kaisers ziehen. Daraus entsteht der Eindruck, dass sich die kaiserliche Libellkanzlei des Numerianus vor allem während der Unterbrechung der Kriegshandlungen gegen die Sāsāniden der Rechtspflege gewidmet hat.611 Daneben könnte aufgrund stilistischer Merkmale vielleicht ab dem November 283 ein anonymer Jurist in der Kanzlei des Carinus fassbar werden, dessen Stil sich vor allem durch seine Kürze auszeichnen soll.612 Falls dies zutrifft, dann hat dieser Anonymus auch noch das Reskript vom 15. Oktober 284 verfasst, das im Codex Iustinianus fälschlicherweise bereits Diokletian zugeschrieben wird. Doch zu diesem Zeitpunkt lebte Numerianus noch, und Diokletian wurde erst am 20. November zum Kaiser proklamiert (Cod. Iust. 3, 7, 1).613 Ebenfalls anhand stilistischer Kriterien wird angenommen, dass der spätere Verfasser des Codex Gregorianus, der entweder Gregorius oder Gregorianus hieß, ab dem Herbst 284 als magister libellorum in der Kanzlei des Carinus tätig war und unter Diokletian bis ins Jahr 290 in diesem Amt blieb.614 So sollen die Reskripte vom 24. November 284 und vom 5. August 285 aus seiner Feder stammen (Cod. Iust. 2, 53, 3; 4, 20, 4).615 Im Codex Iustinianus findet sich bei dem Antwortschreiben vom 5. August 285 die Inskription Imperatores Diocletianus, Maximianus, doch wenn es wirklich von Gregorius als dem magister libellorum des Carinus verfasst wurde, dann muss es selbstverständlich auch von diesem Kaiser erlassen worden sein. Die kaiserlichen Reskripte des Carus, Carinus und Numerianus folgen weitgehend der üblichen Rechtstradition des klassischen römischen Rechts.616 Sie umfas610 Zum Datierungsproblem bei Cod. Iust. 7, 71, 7, sei nochmals auf S. 109–111 und weiter oben auf S. 283, Anm. 600, verwiesen. 611 Zum Aufenthalt des Numerianus in Emesa siehe Kapitel 4.4. 612 So Honoré, Emperors, S. 148, Nr. 16B; Liebs, Hofjuristen, S. 80; es stellt sich jedoch die Frage, ob der im Codex Iustinianus wiedergegeben Stil tatsächlich auf den ursprünglichen Verfasser oder nicht vielmehr vielleicht auf den Kompilator aus der Zeit Justinians I. verweist. 613 Zur Proklamation Diokletians siehe Kapitel 4.6; zu dem Reskript vgl. Honoré, Emperors, S. 147, Nr. 17; Liebs, Hofjuristen, S. 80, Anm. 332–333; zu weiteren Korrekturen bei den Datumsangaben in den Reskripten Diokletians aus dem Jahr 285 vgl. Corcoran, New Subscripts, S. 201–222. 614 Vgl. bes. Liebs, Recht, S. 60; Honoré, Emperors, S. 147–148; Peachin, Iudex vice Caesaris, S. 76; Corcoran, The Empire, S. 82; Potter, Roman Empire, S. 295; Liebs, Reichskummerkasten, S. 141; zur Person: PLRE I, S. 403, Nr. 1; Liebs, Recht, S. 60–62; Wieacker, Rechtsgeschichte, S. 169. Nach Liebs, Hofjuristen, S. 80–83, sind durch den Codex Iustinianus 133 von Gregorius verfasste Reskripte erhalten, von denen zwei in die Zeit des Carinus zu datieren sind. 615 Vgl. Honoré, Emperors, S. 148, Nr. 17; Liebs, Hofjuristen, S. 80–82. 616 Vgl. dazu Wieacker, Le droit romain, S. 201–223; Huchthausen, Frauen, S. 13; Schuol, Würdigung, S. 369–370; dies., Das Recht, S. 639; die Reskripte auf privatrechtliche Anfragen hat Watson, Privat Law, S. 19–34, ausführlich und im Vergleich mit der klassischen Rechtstradition behandelt und Popescu, L’aspect, S. 570–583, die Reskripte zu öffentlichen Verpflichtungen und zur Verwaltung. Zu Cod. Iust. 4, 54, 6; 8, 55, 3, vgl. auch Schnebelt, Reskripte, S. 38– 42; S. 124; zu Cod. Iust. 5, 52, 2 vgl. ebd., S. 74; zu Cod. Iust. 8, 53, 5 vgl. ebd., S. 79–86.

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sen die verschiedensten juristischen Bereiche, und die Anfragen stammen von den unterschiedlichsten Personen; so sind vier Reskripte von weiblichen Supplikanten überliefert.617 Schwerpunkte bilden Fragen zum Eigentumsrecht oder zum Eherecht (Cod. Iust. 3, 32, 4, 54, 6; 9; 5, 3, 7; 8, 14, 4; 8, 55, 3), zu Erbschaftsangelegenheiten (Cod. Iust. 2, 22, 9; 3, 28, 17; 6, 42, 16; 6, 49, 3; 7, 2, 9; 8, 53, 5), zum Schutz Minderjähriger und zur Vormundschaft (Cod. Iust. 5, 52, 2; 5, 71, 6; 5, 71, 7; 8, 52, 2) und schließlich zu den öffentlichen Verpflichtungen (Cod. Iust. 10, 42, 5; 10, 43, 1; 10, 48, 1; 11, 36, 3). So erging beispielsweise die Anordnung, dass auch ehemalige kaiserliche Amtsträger nicht von den öffentlichen Verpflichtungen (munera civilia) befreit sind (Cod. Iust 10, 48, 1).618 Oder es wird die Einziehung privater Beförderungsmittel für staatliche Transporte durch vom Statthalter (praeses provinciae) einzusetzende curatores ad cogendas angarias geregelt (Cod. Iust. 10, 43, 1).619 Daneben werden auch verfahrensrechtliche Anfragen zum Gerichtsprozess beantwortet (Cod. Iust. 2, 11, 19; 4, 20, 4; 7, 45, 6; 7, 64, 5; 7, 64, 6; 9, 46, 4; 10, 11, 4). Sofern die im Codex Iustinianus überlieferten Reskripte in ihrem quantitativen Verhältnis im Vergleich zu den anderen Soldatenkaisern seit Gallienus wirklich als repräsentativ gelten dürfen, dann war offenbar auch auf dem Gebiet der Rechtspflege die kurze Regierungszeit des Carus und seiner Söhne für Diokletian richtungsweisend. Dieser Eindruck verstärkt sich um so mehr, wenn der spätere Verfasser des Codex Gregorianus vielleicht tatsächlich bereits als magister libellorum des Carinus tätig war und unter Diokletian die Arbeit der kaiserlichen Kanzlei bis ins Jahr 290 geprägt haben sollte. Somit hätte dann Diokletian die Wiederbelebung der Reskriptpraxis durch Carus, Carinus und Numerianus unmittelbar und nahtlos fortgesetzt. 5.8 MILITÄRPOLITIK UND GRENZSICHERUNG Die diokletianische Epoche war wie bereits das dritte Jahrhundert von einer Vielzahl kriegerischer Auseinandersetzungen geprägt. Um beurteilen zu können, ob die Regierungszeit des Carus und seiner Söhne auch auf diesem Gebiet als ‚Vorläufer der Tetrarchie‘ gelten kann, stellt sich zur Militärpolitik die Frage, in wie weit unter Diokletian überhaupt wirkliche militärische Reformen durchgeführt wurden, oder ob es sich hierbei nicht vielmehr nur um eine Reorganisation des Heeres im Rahmen der bereits bestehenden Verhältnisse gehandelt hat. Eine Maßnahme, die Diokletian immer wieder zugeschrieben wird, ist die scheinbar ganz massive quantitative Vergrößerung des Heeres, auf die noch zurückzukommen sein wird. Aber insgesamt lassen sich bei der Militärpolitik eher konservative Tendenzen erkennen. So wurden die Truppenverbände anscheinend wieder bevorzugt an den Grenzen stationiert und das von Gallienus (253–268) geschaffene mobile Feldheer offenbar redu617 Vgl. Huchthausen, Herkunft, S. 204; zum Personenkreis der Petendenten vgl. auch die Bemerkung bei Arjava, Paternal Power, S. 161. 618 Vgl. hierzu Millar, Empire and City, S. 87; S. 94. 619 Vgl. Kolb, Transport, S. 134–135.

5.8 Militärpolitik und Grenzsicherung

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ziert.620 Dies muss jedoch nicht unbedingt als Resultat einer gezielt reaktionären Militärpolitik eingestuft werden, denn das mobile Feldheer des Gallienus, das aus abkommandierten Legionsabteilungen (vexillationes) und Kavallerieeinheiten bestand, war eine Reaktion auf eine temporäre Krisensituation und ursprünglich vielleicht ohnehin nicht als ständige Einrichtung geplant.621 Schon Aurelian scheint einen Teil der Kavallerieeinheiten des Feldheeres bei der Neuorganisation der Grenzverteidigung im Osten dort stationiert zu haben.622 Das Fehlen einer ausreichenden mobilen Einsatzreserve unter Diokletian lässt sich unter anderem daran beobachten, dass nach der anfänglichen Niederlage des Galerius im Perserkrieg ebenso wie auch für die Niederschlagung des Aufstands in Ägypten Truppenkontingente aus dem Donauraum herangezogen werden mussten.623 Seltsamerweise gilt die Existenz eines Feldheeres beziehungsweise der Feldkavallerie unter Gallienus immer noch als umstritten, obwohl es dafür eine ganze Reihe von Indizien gibt.624 Auf die einzelnen Legionsabteilungen des Feldheeres dürften die in Mailand geprägten Legionsantoniniane des Gallienus hinweisen,625 und einige weitere mobilen Verbände aus der Mitte des dritten Jahrhunderts wie die vexillationes legionum Germanicianae et Britannicianae sind durch Inschriften belegt.626 Zum ursprünglichen Kern dieses von Gallienus geschaffenen Feldheers gehörten offenbar die Prätorianergarde sowie vexillationes der legiones I Italica, I 620 Vgl. hierzu Hoffmann, Bewegungsheer, S. 1–3; Berchem, Armée de frontière, S. 541–543; Kuhoff, Diokletian, S. 463; S. 466; S. 481; Scharf, Equites Dalmatae, S. 185; Campbell, The Army, S. 122; zu den Diokletian fälschlicherweise zugeschriebenen Militärreformen und zu tatsächlich durchgeführten Maßnahmen vgl. Le Bohec, Das römische Heer, S. 27–31; zu den geringen Spuren der tetrarchischen Herrscherideologie im römischen Herr vgl. Fischer, Das römische Heer, S. 103–132. 621 Zum mobilen Feldheer des Gallienus vgl. Ritterling, Zum römischen Heerwesen, S. 345–349; Hoffmann, Bewegungsheer, S. 1–2; Blois, The Policy, S. 84; Pflaum, Zur Reform, S. 109–117; Kuhoff, Herrschertum, S. 20–21; S. 31–33; Simon, Reform der Reiterei, S. 435–452; Barnett, Protectores, S. 29–33; Bleckmann, Reichskrise, S. 227–237; Alföldi, Militärreformen, S. 173– 177; Speidel, Riding for Caesar, S. 71–72; Kuhoff, Diokletian, S. 413–427; Scharf, Equites Dalmatae, S. 185; Campbell, The Army, S. 115–119; Elton, Military Forces, S. 272; Speidel, Das Heer, S. 673–675. 622 Vgl. Ritterling, Zum römischen Heerwesen, S. 347–348; Simon, Reform der Reiterei, S. 443– 444; Speidel, Roman Army 1, S. 259–260; ders., Das Heer, S. 678 mit Anm. 35. 623 In P. Oxy. I 43 R werden für das Jahr 295 vexillationes der legiones I Italica, V Macedonica und XIII Gemina genannt, vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 481; Campbell, The Army, S. 121–122. 624 Bezweifelt wird die Existenz einer Feldkavallerie von Springer, Angebliche Heeresreform, S. 97–100; Carrié, Eserciti, S. 102–103, auch Le Bohec, Das römische Heer, S. 172, äußert Zweifel. 625 Zu den Legionsantoninianen des Gallienus vgl. Blois, The Policy, S. 108–112; Kuhoff, Herrschertum, S. 48–50; King, Legionary Antoniniani, S. 103–131; Göbl, Münzprägung 2, S. 104– 106; Alföldi, Militärreformen, S. 173–177; Kuhoff, Diokletian, S. 424–425; Ehling, Rez. Göbl, S. 250–251; Goltz/Hartmann, Valerianus, S. 278–279. 626 Vgl. Speidel, Das Heer, S. 675–676 mit Anm. 12; Anm. 14–16, der dort die entsprechenden Belege anführt, vgl. auch Saxer, Untersuchungen, S. 57; Hoffmann, Bewegungsheer, S. 222– 223; Scharf, Germaniciani, S. 187–202; Birley, Roman Army, S. 218–219; Speidel, Roman Army 2, S. 369–378; S. 415–417; Zuckerman, Les campagnes, S. 67; Kissel, Die Germaniciani, S. 100–107.

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Adiutrix, II Italica, II Parthica, VII Augusta und XI Claudia.627 Dazu kamen vermutlich die von Gallienus aufgestellten beziehungsweise zusammengefassten Reiterverbände der equites Dalmatae, equites Mauri, equites Scutarii und die equites Stablesiani.628 Allerdings ist die Kritik berechtigt, dass es sich hierbei um keine generelle Neuschöpfung des Gallienus handelt. Die Zusammenziehung von vexillationes der einzelnen Legionen zu einem mobilen Truppenverband war seit der frühen römischen Kaiserzeit die gängige Praxis bei der Bekämpfung innerer und äußerer Gegner. Den Grundstein für ein ständig einsatzbereites mobiles Feldheer legte spätestens Kaiser Septimius Severus (193–211), der mit der von einem ritterlichen praefectus legionis kommandierten und in Castra Albana (Albano Laziale) in der Nähe Roms stationierten legio II Parthica zusammen mit der von ihm neuformierten und vergrößerten Prätorianergarde sowie der auf 2.000 Mann erhöhten Gardekavallerie der equites Singulares Augusti eine mobile Einsatzreserve schuf, die fortan den Kaiser auf seinen Feldzügen begleitete.629 Diese Entwicklung setzte sich in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts fort. Unter Maximinus Thrax (235–238) sollen offenbar große Verbände germanischer und mauretanischer Kavallerie eingesetzt worden sein, und für die Zeit des Philippus I. Arabs (244–249) ist die neue Gardekavallerie der Celeres (ala Celerum Philippiana) und ein Verband von Panzerreitern (ala nova Firma catafractaria milliaria) bezeugt.630 Somit lässt sich festhalten, dass Gallienus das bereits bestehende Feldheer den jeweiligen Umständen angepasst und erweitert hat.

627 Vgl. Ehling, Rez. Göbl, S. 251, anhand der niedrigen Zählungen V P und V F für diese Abteilungen. 628 Neben den Legionsantoninianen des Gallienus wurden auch Münzen geprägt, auf denen die fides der Kavallerie ausdrücklich gelobt wird (RIC V 1, S. 169, Nr. 445), vgl. Bleckmann, Reichskrise, S. 228; Campbell, The Army, S. 115. Zu den equites Dalmatae vgl. Simon, Reform der Reiterei, S. 447; S. 451, Anm. 55; Hoffmann, Bewegungsheer, S. 247–249; S. 257; S. 262; Speidel, Das Heer, S. 679–680; zu den equites Mauri, die bereits in den Feldzügen des zweiten Jahrhunderts präsent waren, vgl. Simon, Reform der Reiterei, S. 445–446; Speidel, Roman Army 1, S. 126–128; Birley, Roman Army, S. 23–24; Speidel, Mauri Equites, S. 121– 126; ders. Das Heer, S. 680, zu den equites Scutarii vgl. Hoffmann, Bewegungsheer, S. 281– 282; Speidel, Das Heer, S. 681–682; zu den equites Stablesiani vgl. Hoffmann, Bewegungsheer, S. 263; Berchem, Armée de frontière, S. 542; Speidel, Roman Army 1, S. 391–392; ders., Das Heer, S. 682–683; höchst wahrscheinlich gehörten zum Feldheer des Gallienus auch die equites Promoti, vgl. Campbell, The Army, S. 115; Speidel, Das Heer, S. 680–681. Scharf, Equites Dalmatae, S. 185–187, geht von einem geschlossenen Verband von equites Dalmatae aus, der erst unter Diokletian aufgeteilt und an die Grenzen verlegt wurde. 629 Vgl. Mann, The Raising, 486; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 132–134; Birley, Roman Army, S. 23–24; Speidel, Maxentius, S. 254; ders., Riding for Caesar, S. 59–60; Campbell, The Army, S. 113; Spielvogel, Septimius Severus, S. 110; Speidel, Das Heer, S. 677–678, vgl. auch Stoll, Römisches Heer, S. 13–14, zur Darstellung des Legionsadlers der legio II Parthica in einem „Käfig“. Nach Speidel, Roman Army 2, S. 25; S. 41–42, könnte bereits die Aufstellung der legio II Traiana unter Trajan als Beginn der Einstellung von Legionen ins kaiserliche Feldheer angesehen werden. 630 Vgl. Speidel, Roman Army 1, S. 246–247; ders., Riding for Caesar, S. 68–71; ders., Das Heer, S. 678.

5.8 Militärpolitik und Grenzsicherung

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Bei seinem Regierungsantritt übernahm Diokletian nominell ungefähr 33 Legionen.631 Wenn man von der freilich nur theoretischen Sollstärke einer Legion von 6.100 Legionären und 120 Reitern ausgeht (Veg. mil. 2, 7, 1; 9, 1–2),632 dieselbe Anzahl an Hilfstruppen hinzurechnet und das Ergebnis abrundet, da die theoretische Sollstärke nur selten tatsächlich erreicht wurde, kommt man auf eine Gesamtzahl von vielleicht knapp 400.000 Soldaten.633 Nun behauptet Laktanz, Diokletian habe die Zahl der Soldaten während seiner Regierungszeit vervielfacht (Lact. mort. pers. 7, 2). In absolutem Gegensatz steht hierzu die Angabe bei Iohannes Lydos, der die Heeresstärke unter Diokletian mit 389.704 Mann ohne die Marineeinheiten beziffert (Ioh. Lyd. mens. 1, 27).634 Wenn man wiederum dem gegenüberstellt, welche Legionen während der Herrschaft Diokletians neu aufgestellt wurden, dann kommt man auf eine Gesamtzahl von insgesamt 61 bis 68 Legionen.635 Somit hätte also Laktanz recht und das Heer wäre zumindest verdoppelt worden. Für diesen scheinbaren Widerspruch zwischen der offenbar fast gleichbleibenden Sollstärke des Heeres einerseits und der Verdoppelung der Legionen andererseits gibt es nun eine recht einfache, plausible Lösung. Das Feldheer des dritten Jahrhunderts und die weiteren mobilen Einsatzreserven, die jeweils von einem dux befehligt wurden, bestanden neben den Kavallerieeinheiten größtenteils aus vexillationes der Legionen. Durch die beständige militärische Gefährdung während der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts blieben diese vexillationes dauerhaft von ihren Stammeinheiten getrennt.636 Dadurch verfügten aber weder die verbleibenden Stammeinheiten noch deren abkommandierten vexillationes die für eine Legion angenommene Sollstärke; vielmehr dürften die verbleibenden Stammeinheiten über eine Stärke von maximal 4.000 und ihre abkommandierten Legionsabteilungen über eine Stärke von etwa 1.000 Soldaten verfügt haben, was der Mannschaftszahl der legiones comitatenses der konstantinischen Zeit entspricht.637 Nun wäre es denkbar, dass unter Diokletian hier vollendete Tatsachen geschaffen wurden, indem die abkommandierten Legionseinheiten einfach eigene Namen erhielten und von ihren Stammein631 Nischer, Army Reforms, S. 1–2, gibt die Anzahl der Legionen mit 34 an, wobei er noch für Ägypten die legio I Iulia Alexandria (Not. dign. or. 8, 30) nennt, die sicherlich erst später aufgestellt wurde; bei Kuhoff, Diokletian, S. 448, und Campbell, Army, S. 123, sind es 33 Legionen. 632 Diese Zahlenangaben bei Vegetius – besonders die dort angegebenen 730 Reiter einer Legion – sind umstritten; hier ist eher von 120 Legionsreitern auszugehen, vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 466; Speidel, Das Heer, S. 680, Anm. 47. 633 Zu dieser Berechung vgl. Nischer, Army Reforms, S. 1–2; Kuhoff, Diokletian, S. 448–449. 634 Vgl. Nischer, Army Reforms, S. 4; S. 8–11; Richardot, La fin de l’armée romaine, S. 74; Le Bohec, Das römische Heer, S. 30. Kuhoff, Diokletian, S. 451–452 mit Anm. 1066, hält diese Zahl nur für die Zeit kurz nach dem Regierungsantritt Diokletians für zuverlässig, vgl. auch Hoffmann, Bewegungsheer, S. 2; Campbell, The Army, S. 123. 635 Vgl. die genaue Auflistung der neu aufgestellten Legionen bei Nischer, Army Reforms, S. 4–9, und Kuhoff, Diokletian, S. 454–464. 636 Vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 466; Speidel, Das Heer, S. 675–676. 637 Zur Legionsstärke unter Diokletian und Konstantin vgl. Grosse, Römische Militärgeschichte, S. 29–38; Nischer, Army Reforms, S. 13; S. 19; S. 27; S. 33–34; S. 48; Hoffmann, Bewegungsheer, S. 4; O’Reilly, Theban Legion, S. 201; Kuhoff, Diokletian, S. 466; Campbell, The Army, S. 123; Speidel, Thebäische Legion, S. 37–46; Le Bohec, Das römische Heer, S. 29.

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heiten nun nicht mehr nur faktisch, sondern auch nominell getrennt wurden. Auf diesen Umstand könnte hinweisen, dass beispielsweise die lanciarii des diokletianischen Feldheeres ursprünglich wohl aus der legio II Parthica und der Prätorianergarde entnommene vexillationes waren, die zu einer neuen Gardeeinheit zusammengefasst wurden.638 Über die legio Iovia und die legio Herculia berichtet Vegetius, dass beide Einheiten von Diokletian nicht neu aufgestellt worden seien, sondern die kaiserlichen Ehrennamen Ioviani und Herculiani aufgrund ihrer Verdienste erhalten hätten (Veg. mil. 1, 17). Es gab insgesamt sechs Legionen, die diese Namen trugen, und Vegetius gibt keine Nummerierung aber eine ursprüngliche Sollstärke von jeweils 6.000 Mann an. Zwar sind diese Angaben des Vegetius zugegebenermaßen etwas problematisch, doch könnten sie als Indiz verstanden werden, dass hier zwei illyrische Elitelegionen alter Mannschaftsstärke in mehrere Einheiten zerlegt wurden.639 Eine Aufgliederung der Legionsverbände in kleinere Einheiten würde jedenfalls die offensichtliche Diskrepanz zwischen der numerischen Verdoppelung der Legionen bei annähernd gleichbleibender Mannschaftsstärke des Heeres hinreichend erklären,640 zumal eine solche Aufteilung ja faktisch schon gegeben war, und die Feldzugsabteilungen ohnehin kaum noch Kontakt zu ihren Stammeinheiten hatten. Wahrscheinlich wurde unter Diokletian also nur die endgültige Trennung dieser vexillationes von ihren Stammeinheiten vollzogen, und erst im Laufe der Zeit wurden allmählich jeweils zwei dieser verkleinerten Legionen in den gefährdeten Grenzprovinzen des Reiches stationiert.641 Es soll hier keineswegs in Abrede gestellt werden, dass unter Diokletian daneben auch neue Einheiten formiert und aufgestellt wurden, doch in geringerer Zahl als bisher angenommen, was sicherlich zu keiner Verdoppelung des Heeres an sich geführt hat. Einige Unklarheit herrscht über die Größe und Zusammensetzung der Feldheere (sacer comitatus) Diokletians und seiner Mitherrscher. Dass es dort einen Verband von lanciarii gab, ist immerhin durch die Laufbahn des Valerius Thiumpus belegt, der zum lanciarius in sacro comitatu befördert wurde, danach den Rang protector erhielt und schließlich zum Präfekten der legio II Herculia aufstieg.642 638 Vgl. Hoffmann, Bewegungsheer, S. 218–222; Speidel, Roman Army 2, S. 382; ders., Das Heer, S. 676, vgl. auch Kuhoff, Diokletian, S. 466; S. 480; Elton, Military Forces, S. 272–273. 639 Das sind die legiones I Iovia, II Herculia, III Herculia, IV Iovia, V Herculia, VI Iovia; üblicherweise wird jedoch davon ausgegangen, dass diese Legionen jeweils von Diokletian neu aufgestellt worden seien, vgl. Grosse, Römische Militärgeschichte, S. 26; Nischer, Army Reforms, S. 5–9; Hoffmann, Bewegungsheer, S. 215–218, sowie Kuhoff, Diokletian, S. 455–457; S. 460, der eine nachträgliche Benennung schon bestehender Einheiten mit diesen Ehrennamen ablehnt; bekanntermaßen wurden diese Legionen später in weitere Einheiten aufgegliedert (Not. dign. occ. 5, 22–23; 7, 3–4; 32, 25–29; or. 5, 19–20; 39, 20–26). 640 Zur Verkleinerung der Einheiten unter Diokletian vgl. Kraft, Reitermatrikel, S. 43–46; dies kann mit den papyrologischen Belegen über die Versorgungslieferungen an die in Ägypten stehenden Abteilungen und durch die verkleinerten Truppenstandorte aus tetrarchischer Zeit nachgewiesen werden, vgl. Duncan-Jones, Pay and Numbers, S. 541–560. 641 Zur Verteilung von jeweils zwei Legionen auf je eine Grenzprovinz vgl. neuerdings auch Campbell, Army, S. 120; Speidel, Thebäische Legion, S. 37–46; Le Bohec, Das römische Heer, S. 29. 642 Vgl. Barnett, Protectores, S. 29; Kuhoff, Diokletian, S. 441–442 mit Anm. 1050.

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Ebenso scheint der Reiterverband der equites Scutarii weiterhin zum Feldheer, das den Kaiser begleitete, gehört zu haben, denn auch in späterer Zeit war die scholae scutariorum Teil der kaiserlichen Garde (Not. dign. occ. 9, 3–4; or. 11, 3–4; 6–7), und wie Laktanz berichtet, war Maximinus Daia vor seiner Ernennung zum protector Mitglied der scutarii (Lact. mort. pers. 19, 6).643 Hierbei gilt es außerdem zu berücksichtigen, dass die Aufteilung der Herrschaft unter vier Tetrarchen logischerweise auch die gleichzeitige Existenz von vier kaiserlichen Feldheeren voraussetzt. Mit dem Begriff protector war wohl ursprünglich tatsächlich eine Art von Leibwächter gemeint. Wie eine Reihe von Inschriften belegt, verlieh Gallienus die Würde protector oder protector Augusti jedoch als Ehrentitel bevorzugt an hochrangige Offiziere wie an Tribune der Prätorianergarde, Legionspräfekten und andere wichtige Befehlshaber und Amtsträger.644 Die Träger dieses Titels waren somit Mitglieder einer symbolischen kaiserlichen Ehrengarde, womit die Nähe und Verbundenheit zum Kaiser gestärkt werden sollte. Allerdings darf man sich darunter keinesfalls eine Leibwache im eigentlichen Sinne in der direkten Umgebung des Kaisers oder eine feste Rangbezeichnung vorstellen. Doch bereits schon kurz nach der Regierungszeit des Gallienus taucht dieser Titel bei Offizieren einer niedrigeren Rangstufe auf, die kein eigenständiges Kommando innehatten. Offenbar hat sich also innerhalb der Offizierslaufbahn ein neuer Rang herausgebildet, deren Angehörige aus dem Truppenverband herausgelöst und für Stabs- und Sonderaufgaben teilweise auch im Umfeld des Kaisers abkommandiert wurden, bevor ihnen ein höheres Kommando anvertraut wurde.645 Wie bereits erwähnt, hatte Diokletian zum Zeitpunkt seiner Kaiserproklamation den Rang eines domesticos regens inne (Aur. Vict. Caes. 39, 1; HA Car. 13, 1), womit unter anderem vielleicht auch der Ranghöchste unter den protectores gemeint sein könnte.646 Zu all diesen militärischen Entwicklungen gibt es für die Regierungszeit des Carus und seiner Söhne nur sehr wenige Hinweise. Außer den bereits besprochenen Inschriften, welche die Einsetzung von ritterlichen praesides als Statthalter in zuvor von Senatoren verwalteten Provinzen und somit auch als Befehlshaber der dort stehenden Truppen belegen,647 verwundert es kaum, dass die legio III Augusta weiterhin in ihrem Stammlager Lambaesis (Tazoult-Lambèse) nachgewiesen werden kann (Ins. 171). Wie eine weitere Inschrift belegt, war zwischen September 283 und November 284 in dem ebenfalls in der Provinz Numidia liegendem Lambiridi (Kherbet Ouled Arif) die Kavallerieeinheit ala I Pannoniorum stationiert (Ins. 177), die bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts in dem Kastell von Gemellae stand, was 643 Zum Feldheer zur Zeit Diokletians vgl. bes. Speidel, Riding for Caesar, S. 72–75; Kuhoff, Diokletian, S. 466–467; S. 480–481; Campbell, The Army, S. 121–122; Elton, Military Forces, S. 272–273; Colombo, Constantinus rerum nouator, S. 131–133; zur Laufbahn von Maximinus Daia vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 480; S. 914–939; Ehling, Maximinus Daia, S. 252. Campbell, The Army, S. 122, nennt hier noch die equites Promoti und die comites Seniores sowie fälschlicherweise die protectores; zur scholae scutariorum vgl. Speidel, Riding for Caesar, S. 75–76. 644 Zu diesen Inschriften vgl. Barnett, Protectores, S. 5–7, vgl. auch Kuhoff, S. 441–442. 645 Zu den protectores vgl. bes. Barnett, Protectores, S. 5–33, vgl. auch Kuhoff, Diokletian, S. 420–423; S. 480; Campbell, The Army, S. 122. 646 Vgl. Barnett, Protectores, S. 5–33; Kuhoff, Diokletian, S. 21. 647 Siehe hierzu ausführlich Kapitel 5.4.

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möglicherweise auf Umstrukturierungen am dortigen Grenzabschnitt hinweisen könnte.648 Durch eine Altarinschrift aus Aquincum (Budapest) kann nachgewiesen werden, dass während der Herrschaft des Carinus die immer noch in ihrem Stammlager vorzufindende legio II Adiutrix von dem ritterlichen vir egregius praefectus Aelius Paternianus kommandiert wurde (Ins. 216).649 Eine weitere fragmentarische Inschrift aus Lambaesis ist dem Divus Carus geweiht (Ins. 188). Auf der Rückseite dieses Steins befindet sich eine Weihinschrift des Quintus Flavius Balbus, der dort seinen Militärdienst als tribunus laticlavius leistete. Es wäre nun äußert überraschend, in Anbetracht der Entwicklung des dritten Jahrhunderts, militärisches Führungspersonal aus dem ordo senatorius durch gediente und erfahrene Fachleute aus dem Ritterstand zu ersetzen, ausgerechnet während der Regierungszeit des Carinus und des Numerianus tatsächlich noch einen aus dem Senatorenstand stammenden tribunus laticlavius vorzufinden. Jedoch wurde hier nur ein Inschriftenträger wiederverwendet, denn die Inschrift auf der Rückseite muss in die severische Zeit datiert werden, und derselbe Quintus Flavius Balbus ist später – zwischen 213 und 221 – als Befehlshaber der legio III Cyrenaica in Bostra und Statthalter der Provinz Arabia belegt.650 Die Operationsweise römischer Truppen in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts und auch während der Regierungszeit des Carus bei der Bekämpfung kleinerer Unruheherde kann durch die Ausgrabungen in der Stadt Cremna (Çamlık) in Pisidien und einiger damit in engem Kontext stehender Inschriften sowie dem Bericht des Zosimos recht detailliert nachvollzogen werden. Wie Zosimos berichtet, trieb zur Zeit des Probus in der Provinz Lycia et Pamphylia ein isaurischer Räuberhauptmann namens Lydios sein Unwesen und plünderte die Gegend aus (Zos. 1, 69, 1). Die Bekämpfung dieser Räuber wurde dem ritterlichen praeses der Provinz Lycia et Pamphylia Terentius Marcianus übertragen, der durch eine Reihe von Inschriften belegt ist (Ins. 252–255),651 worauf sich Lydios in die befestigte Stadt Cremna zurückzog. Die Stadt musste durch eine Belagerung, die vielleicht von der in Perge stehenden cohors I Flavia Numidarum – wahrscheinlich mit weiteren Ein648 Vgl. Le Bohec, Les unités auxiliaires, S. 33–36; Witschel, Zur Situation, S. 183; zur Truppeneinheit vgl. Spaul, Ala I Pannoniorum, S. 63–73, vgl. auch Colin, Étude sur une inscription, S. 257–259. 649 Vgl. PIR² A, Nr. 229; PLRE I, S. 670, Nr. 2; Lopuszanski, La transformation, S. 162–164; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Dobson, Primipilares, S. 354; Christol, Essai sur l’évolution, S. 44, Anm. 33; Fitz, Verwaltung Pannoniens 4, S. 1474, Nr. 705; Mennen, Power, S. 143, Anm. 26. 650 Vgl. Besnier, Inscriptions, S. 450–451; Pflaum, Les gouverneurs, S. 138, Nr. 9; Gatier, Inscriptions de la Jordanie, S. 48; Le Bohec, La troisième légion, S. 131, Anm. 88; Thomasson, Laterculi 2, S. 141, Nr. 35:047; zum tribunus laticlavius allgemein vgl. Birley, A tribunus laticlavius, S. 357–359; wie Le Bohec, Das römische Heer, S. 19, feststellt, verschwand dieses Amt seit der Mitte des 3. Jahrhunderts. 651 Zu Terentius Marcianus vgl. PLRE I, S. 557, Nr. 22; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 287–288, Nr. 54; Mitchell, Siege of Cremna, S. 311–328; Rémy, Les carrières, S. 328–329, Nr. 287; Brandt, Pacator, S. 83–92; Mitchell, Cremna, S. 177–210; Kreucher, Kaiser Probus, S. 150– 155; S. 207; Feld, Barbarische Bürger, S. 129–130; ders., Isaurien, S. 796–798; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1133, Lyc. 3; Kreucher, Probus und Carus, S. 406–407; zu Lykien in der römischen Kaiserzeit vgl. Reitzenstein, Die lykischen Bundespriester.

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heiten – durchgeführt wurde,652 zur Kapitulation gezwungen werden (Zos. 1, 69, 1–70, 5). Durch eine Inschrift, die Terentius Marcianus in seinem Hauptquartier vor Cremna setzen ließ und in der die dritte tribunizische Gewalt und das zweiten Konsulat des Probus genannt werden (Ins. 252), können die Ereignisse eindeutig in die zweite Hälfte des Jahres 278 datiert werden.653 Zudem fand der Bericht des Zosimos seine eindrucksvolle Bestätigung durch die umfangreichen Ausgrabungen in Cremna zwischen 1985 und 1987, bei denen auch Teile der römischen Belagerungswerke freigelegt wurden.654 Nach der Historia Augusta – hier heißt der Anführer der Räuber Palfuerius – war es angeblich Probus selbst, der Ruhe und Ordnung in dieser Provinz wiederherstellte (HA Prob. 16, 4–17, 1), doch ist diese Angabe sicherlich falsch, da es keinerlei Indizien für eine Anwesenheit des Kaisers im Jahr 278 im Osten gibt.655 Von besonderem Interesse für die vorliegende Untersuchung ist jedoch der Umstand, dass mit der Eroberung der Stadt Cremna das Problem allerdings noch nicht ganz behoben war, denn offensichtlich litt das Gebiet des ebenfalls in Pisidien liegenden Termessus weiterhin unter der Heimsuchung räuberischer Banden. Eine Inschrift aus Ovacık südwestlich von Termessus, die sich auf einer vierseitig beschrifteten Stele befindet, ehrt einen Hermaios, Sohn des Askoureus, für seine Verdienste bei der Bekämpfung der Räuber (λῃσταί) in Pisidien (Ins. 257). Auf einer weiteren Inschrift, die zum selben Monument gehört, ist ein Brief des dux (δούξ) Marcus Aurelius Ursio an denselben Hermaios, dem Sohn des Askoureus, wiedergegeben (Ins. 256). Und die dritte Seite der Stele zeigt wieder einen ebenfalls inschriftlich überlieferten Brief eines praeses (διασημότατος ἡγούμενος) namens … lius Aquilinus (… λιος Ἀκυλεῖνος), dessen Namen nicht vollständig erhalten ist, an Hermaios (Ins. 258).656 Gerade die beiden letzten Inschriften sind nur sehr fragmenta652 Vgl. Weiß, Auxe Perge, S. 380–381; Zimmermann, Probus, S. 272; Kreucher, Kaiser Probus, S. 153; ders., Probus und Carus, S. 406–407; zu den inschriftlichen Belegen für die cohors I Flavia Numidarum vgl. Nollé, Pamphylische Studien, S. 199–202. 653 Zu diesen Ereignissen vgl. beispielsweise Dannhäuser, Untersuchungen, S. 62–64; Crees, The Reign, S. 106–108; Vitucci, L’imperatore, S. 50–56; Syme, Isaura, S. 146–147; Brandt, Pacator, S. 83–92; Mitchell, Cremna, S. 177–218; Zimmermann, Probus, S. 265–277; Grünewald, Räuber, S. 125–128; Kreucher, Kaiser Probus, S. 150–155; ders., Probus und Carus, S. 406– 407. 654 Zu den Ausgrabungen und zur Belagerung der Stadt vgl. Mitchell/Waelkens, Sagalassus, S. 37–47; dies., Cremna, S. 53–65; Mitchell, Siege of Cremna, S. 311–328; ders., Cremna, S. 188–218; Davies, Cremna, S. 151–158. 655 Dannhäuser, Untersuchungen, S. 62–64, sowie Pink, Aufbau Probus, S. 72, plädieren für eine persönliche Teilnahme des Probus, vgl. jedoch Vitucci, L’imperatore, S. 52–54; Brandt, Pacator, S. 91; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 124; Kreucher, Kaiser Probus, S. 154– 155; ders., Probus und Carus, S. 406. Zur umstrittenen Identifikation des Lydios mit Palfuerius vgl. Feld, Isaurien, S. 797, Anm. 35, mit einem Überblick über die Forschungsdiskussion. 656 Wie Zimmermann, Probus, S. 269, vermutet, könnte dieser Brief das Antwortschreiben auf ein vorangegangenes Hilfsgesuch des Hermaios darstellen. Der genannte praeses könnte vielleicht mit P. Iulius Aemilius Aquila identisch sein, der im Zeitraum von 253 bis 276 Statthalter der Provinz war, vgl. PIR² I, Nr. 118; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 285, Nr. 59; Rémy, Les carrières, S. 326, Nr. 278; Thomasson, Laterculi 2, S. 120–121, Nr. 30:059; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1135, Lyc. 14.

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risch erhalten.657 Insgesamt kann daraus aber gefolgert werden, dass die Räuber in Pisidien schon vor dem Regierungsantritt des Probus ein Problem darstellten, und unter anderem auch von örtlichen Milizen unter der Führung von Mitgliedern der lokalen Oberschicht bekämpft wurden, die hierbei in engem Kontakt mit der römischen Administration standen. Eine weitere Inschrift aus Termessus erwähnt einen dux (δούξ) namens Lucius Aurelius Marcianus, der hier den Ehrentitel εἰρήνης προστάτης trägt (Ins. 259), was ebenfalls auf dessen Verdienste bei der Befriedung Pisidiens hinweist, zumal für Marcus Aurelius Kiliortes, den Sohn des Hermaios, derselbe Ehrentitel belegt ist (Ins. 148).658 Nun ist die Vorstellung sehr naheliegend, dass im Kontext mit der Bekämpfung der Räuber unter Probus in den Bergregionen der Provinz Lycia et Pamphylia um die Gegend von Termessus ein Sonderkommando unter der Leitung eines dux geschaffen wurde, was somit den Aufgabenbereich sowohl des Marcus Aurelius Ursio als auch des Lucius Aurelius Marcianus beschreiben könnte.659 Eine ebenfalls aus dem Ort Ovacık bei Termessus stammende Inschrift für den Gemeindevorsteher Marcus Aurelius Kiliortes, dem oben schon erwähnten Sohn des vorgenannten Marcus Aurelius Hermaios, kann offenbar in die Zeit zwischen Oktober 282 und April 283 datiert werden (Ins. 148). Es wird darin ein Augustus in Singular und nobilissimi Caesares im Plural genannt (τοῦ ἀνεικήτου Σεβαστοῦ καὶ τῶν ἐπιφανεστάτων Καισάρων), was auf die Zeit des Carus und seiner Söhne vor der Erhebung des Carinus zum Augustus verweist.660 Auf einem zweiten Epigraph desselben Inschriftenträgers ist ein Brief des Präfekten (ἔπαρχος) Valerius Euethius an Marcus Aurelius Kiliortes wiedergegeben, der ebenfalls die Bekämpfung von Räubern zum Inhalt hat (Ins. 147). Daraus lässt sich nun folgern, dass unter Carus der Oberbefehl bei der Bekämpfung der Räuber in Pisidien einem Präfekten übertragen wurde, wobei mit diesem Titel wahrscheinlich der Kommandeur einer Legion oder Legionsabteilung gemeint ist.661 657 Zur Datierung der drei Inschriften vgl. Mitchell, Cremna, S. 211–217; Zimmermann, Probus, S. 266–267 und S. 272–273. 658 Zu Lucius Aurelius Marcianus vgl. Christol, Un duc, S. 529–540; Brandt, Pacator, S. 88–89, Anm. 5; Zimmermann, Probus, S. 273–274; Kreucher, Kaiser Probus, S. 154, Feld, Barbarische Bürger, S. 134–135; zur Identität mit dem gleichnamigen Statthalter in Dalmatia siehe S. 246, Anm. 352. 659 Vgl. dazu Zimmermann, Probus, S. 273–274; Kreucher, Kaiser Probus, S. 153–154; Feld, Barbarische Bürger, S. 132–135, wobei Feld vermutet, das die Behauptung in der Historia Augusta, Probus habe in Isaurien Veteranen angesiedelt und deren Söhne zum Militärdienst verpflichtet (HA Prob. 16, 6), sich auf die Aufstellung dieser lokalen Milizen beziehen könnte, vgl. auch Brandt, Pacator, S. 88. 660 Zur Datierung vgl. Zimmermann, Probus, S. 279–272; Ballance/Roueché, Three Inscriptions, S. 99; Kreucher, Kaiser Probus, S. 153–154, vgl. auch Harrison, Nouvelles découvertes, S. 235–237. 661 Aufgrund des Titels praefectus, der für den Kommandeur der legio II Parthica überliefert ist, und dem Nachweis einer legio II in der näheren Umgebung, vermutet Zimmermann, Probus, S. 274, dass es sich bei Valerius Euethius um den Befehlshaber dieser Legion gehandelt hat; jedoch werden die Titel von Legionskommandeuren in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts unterschiedlich wiedergegeben, während z. B. Flavius Aper als Befehlshaber der legiones V Macedonia und XIII Gemina unter Gallienus den Titel eines praepositus trug (Ins. 276–277), wird Aelius Paternianus zur Zeit des Carinus als praefectus legionis tituliert (Ins. 216). Da die

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Was die Militärpolitik insgesamt anbelangt, so kann man davon ausgehen, dass es während der Herrschaft des Carus und seiner Söhne im Vergleich zur Zeitspanne von Gallienus bis Probus kaum nennenswerte oder gar substantielle Änderungen gegeben haben wird. Als Aurelian im Herbst 275 in Caenophrurium in Thrakien ermordet wurde, bereitete er gerade einen Feldzug gegen die Perser vor (HA Aurelian. 35, 4), während ihn die Nachricht von einem bevorstehenden Goteneinfall erreichte (Synk. 470, 9; Zon. 12, 27).662 Mit diesem in Thrakien versammelten Feldheer führte Tacitus den Krieg gegen die in Kleinasien eingefallenen Goten und Heruler (HA Tac. 13, 3; Zos. 1, 63, 1; Zon. 12, 28).663 Und mit denselben Truppen ging Florianus im Sommer 276 nach dem Tod des Tacitus gegen Probus vor, der seinerseits Truppeneinheiten aus den syrischen Provinzen zusammengezogen haben wird (Zos. 1, 64, 1–4).664 Möglich wäre aber auch, dass Probus als totius orientis dux (HA Prob. 7, 2–4) bereits mobile Truppeneinheiten kommandierte.665 Nach der Ermordung des Florianus vereinigte Probus wahrscheinlich seine Truppen mit denen des Florianus. Diese Truppen dürften sodann den Kern des Feldheers gebildet haben, mit dem Probus in den folgenden Jahren die Kriege gegen die Germanen in Gallien und an der Donau geführt hat.666 Somit dürfte sich das Feldheer des Probus in seiner Zusammensetzung nicht wesentlich vom comitatus Aurelians unterschieden haben. Ab dem Frühjahr 282 begann nun Probus in Pannonien seinerseits mit den Vorbereitungen für den überfälligen Feldzug gegen die Perser (HA Prob. 20, 1; Car. 7, 1).667 Hierbei wurden in der Umgebung der Stadt Sirmium sicherlich beträchtliche Truppenkontingente zusammengezogen, wobei den Kern dieser Streitmacht wohl weiterhin das Feldheer bildete, das den Kaiser auf seinen bisherigen Feldzügen begleitet hatte. Die Hinauszögerung des Perserkrieges, die durch eine aktuelle Gefährdung Pannoniens durch die Sarmaten bedingt gewesen sein könnte, und die Heranziehung der Truppen zu Meliorationsarbeiten führten zu jener Meute-

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Detachements der legio II Parthica zum kaiserlichen Feldheer gehörten, ist es höchst unwahrscheinlich, dass diese Einheit zur Bekämpfung von Räubern in Pisidien eingesetzt wurde; entgegen einer möglichen Identifikation des Valerius Euethius mit einem praefectus praetorio des 4. Jahrhunderts vgl. Zimmermann, Probus, S. 269–272. Vgl. Watson, Aurelian, S. 102–104, während sich unter anderen Saunders, Aurelian, S. 267– 269, gegen die Vorbereitung eines Feldzugs gegen die Perser ausspricht, siehe hierzu S. 98 mit Anm. 217. Zur Bekämpfung der in Kleinasien eingefallenen Germanen unter Tacitus und Florianus vgl. Vitucci, L’imperatore, S. 26; Cizek, Aurélien, S. 212–213; Sauer, Florianus, S. 176–177; Kreucher, Kaiser Probus, S. 111–115; Estiot, D’Aurélien, S. 34–36; Johne, Senatskaiser, S. 391– 392. Zu den Kämpfen zwischen Probus und Florianus vgl. beispielsweise Dannhäuser, Untersuchungen, S. 30–35; Crees, The Reign, S. 93–95; Vitucci, L’imperatore, S. 29–39; Cizek Aurélien, S. 220–221; Sauer, Florianus, S. 181–184; S. 187–189; Kreucher, Kaiser Probus, S. 126– 130; ders., Probus und Carus, S. 400–401. Siehe S. 188 mit Anm. 20, vgl. Vitucci, L’imperatore, S. 15–17; S. 24; Sauer, Florianus, S. 181–182; Kuhoff, Diokletian, S. 413–414; S. 430; Kreucher, Probus und Carus, S. 398–399. Siehe hierzu den kurzen Überblick in Kapitel 4.7, vgl. bes. Kreucher, Kaiser Probus, S. 133– 146. Zur Vorbereitung eines Perserfeldzugs durch Probus siehe Kapitel 4.4.

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rei, bei deren Verlauf Probus schließlich getötet wurde.668 Währenddessen hielt sich Carus in Rätien und in der Provinz Noricum auf, wo er höchst wahrscheinlich eine eigene Abteilung des Feldheeres befehligte (Zos. 1, 71, 4–5 = Ioh. Ant. 187).669 Durch die Position des Carus als Prätorianerpräfekt ist von einem umfangreicheren Sonderkommando auszugehen. So werden zu dieser Heeresabteilung des praefectus praetorio Carus vermutlich Feldzugsabteilungen der Prätorianergarde sowie vexillationes der in beiden Provinzen stationierten legiones II Italica und III Italica gehört haben.670 Die Aufgabe des Carus bestand entweder aus der Sicherung der dortigen Donaugrenze gegen die Germanen oder aber er sollte aus beiden Provinzen noch weitere Truppen für das gegen die Perser aufgestellte Heer zusammenziehen und dem Kaiser zuführen. Aus diesen und den bei Sirmium stehenden Einheiten wird das große Heer bestanden haben, das Carus 283 nach Osten führte (HA Car. 8, 1). Dieses Expeditionsheer, das Carus auf dessen Feldzug gegen die Perser begleitete, wird von seiner Zusammensetzung vermutlich halbwegs den Truppen geglichen haben, die Aurelian im Jahr 272 gegen Palmyra führte und über die Zosimos detailliert Auskunft gibt.671 Bei der Schlacht von Emesa bestand das Heer aus den schon von Gallienus zusammengefassten größeren dalmatinischen (οἱ τῶν Δαλματῶν ἵπποι) und maurischen (ἡ Μαυρουσία ἵππος) Kavallerieverbänden (Zos. 1, 52, 3–4; 52, 3), was den bereits besprochenen equites Dalmatae und equites Mauri entspricht. Hinzu kamen die vexillationes der an der Donau stationierten Legionen aus Mösien (Μυσοῖς), Pannonien (Παίοσιν), Rätien (Ῥαιτοῖς) und Noricum (Νωρικοῖς) sowie die Prätorianergarde und die equites singulares Augusti (βασιλικὸν τέλος) (Zos. 1, 52, 3–4).672 Ergänzt wurde dieses Heer durch Hilfstruppen aus Mesopotamien, Phönikien und Palästina sowie durch Spezialeinheiten, wie die zum Kampf gegen die palmyrenischen Kataphrakten mit Keulen bewaffneten Truppen aus Palästina (Zos. 1, 52, 4; 53, 2). Die genannten Abteilungen aus Mösien und Pannonien dürften den legiones Moesiaca und Pannoniciana entsprochen haben, die wohl unter Gallienus aus vexillationes der Legionen dieser Provinzen zusammengestellt wurden, wobei die Moesiaci in Friedenszeiten möglicherweise in Aquileia gestanden haben könnten.673 Und bei den Truppen aus Rätien und Noricum kann es sich nur um Feldzugsabteilungen der legiones II Italica und III Italica handeln.674 Bezüglich der Prätorianergrade ist nochmals zu betonen, dass diese 668 669 670 671

Zu den Umständen, die zur Ermordung des Probus führten, siehe Kapitel 4.1. Vgl. Zon. 12, 29, siehe auch S. 58–59 mit Anm. 11–12. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 25; Bird, Death of Carus, S. 126. Zum Heer Aurelians beim Feldzug gegen Zenobia vgl. Ritterling, Zum römischen Heerwesen, S. 346–347; Dobson, Primipilares, S. 307; Saunders, Aurelian, S. 206; Watson, Aurelian, S. 55–56; Hartmann, Teilreich 1, S. 364; Scheuerbrandt, Exercitus, S. 81–82; Campbell, Army, S. 119–120; Hartmann, Teilreich 2, S. 368, vgl. auch Jacob, Aurelians Reformen, S. 42–43. 672 Zur Feldzugsteilnahme der letzteren Einheit vgl. Scheuerbrandt, Exercitus, S. 81. 673 Zu den Moesiaci und Pannoniciani vgl. Saxer, Untersuchungen, S. 57; Speidel, Roman Army 2, S. 369–378; S. 415–417; ders., Das Heer, S. 675–676; zum Aufenthalt der Moesiaci in Aquileia vgl. Speidel, The Army at Aquileia, S. 68–72; ders., Das Heer, S. 676, Anm. 16. 674 Wie Speidel, Das Heer, S. 684–685, hingegen vermutet, könnten damit Truppen gemeint sein, die von Aurelian an der Donau aus kriegsgefangenen Germanen aufgestellt wurden, vgl. auch Hoffmann, Bewegungsheer, S. 140 mit Anm. 73.

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und die equites singulares Augusti im dritten Jahrhundert bis in die Zeit der Tetrarchie nach wie vor die Leibwache des Kaisers stellten und diesen auch auf seinen Feldzügen begleiteten.675 Zu berücksichtigen ist allerdings, dass diese Gardetruppen ab der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts gelegentlich unter anderem Namen erscheinen. So wurden die equites singulares Augusti, die teilweise nur noch als comites bezeichnet wurden, durch die scutarii ergänzt,676 während die Feldzugsabteilungen der Prätorianergarde den Namen promoti domini nostri trugen.677 Unter Diokletian spielte die Prätorianergarde selbst schließlich keine große Rolle mehr, was vielleicht nicht zuletzt daran liegen mag, dass Diokletian deren Präfekten Aper nach dem Tod des Numerianus vor aller Augen auf der Heeresversammlung bei Nicomedia oder Chalcedon mit eigener Hand erschlug, was ihm nicht unbedingt das Vertrauen dieser Truppe eingebracht haben wird.678 Das Heer, das Carus nach Mesopotamien führte, wird in seinem Kern aus ganz ähnlichen beziehungsweise aus denselben Abteilungen bestanden haben. Aufgrund des Aufstellungsraums bei Sirmium sowie des Sonderkommandos des Carus in Noricum und Räten versteht sich eine Teilnahme der legiones Moesiaca und Pannoniciana sowie von vexillationes der legiones II Italica und III Italica beinahe schon von selbst. Hinzu kommen sicherlich die Kavallerieverbände des kaiserlichen Feldheers, die berittenen Gardetruppen sowie die Feldzugsabteilungen der Prätorianergarde und vexillationes der legio II Parthica, die schon seit ihrer Aufstellung unter Septimius Severus zum kaiserlichen Feldheer gehörte. Da Probus den ganzen Sommer 282 mit der Aufstellung dieses Expeditionsheeres verbrachte, ist davon auszugehen, dass noch eine Anzahl von Detachements der Donaulegionen und vielleicht auch der Legionen vom Rhein hinzugezogen wurden.679 In Syrien werden sich dem Heer noch 675 Vgl. Speidel, Equites singulares, S. 87–92; ders., Riding for Caesar, S. 64–76; S. 152–157; Kuhoff, Diokletian, S. 21; Campbell, The Army, S. 128; Colombo, Constantinus rerum nouator, S. 146; falsch ist demnach die pauschale Behauptung von Bird, Death of Carus, S. 129: „The praetorians at this period were quartered at Rome“. 676 Vgl. Speidel, Das Heer, S. 674; zum Namen comites für die equites singulares Augusti vgl. Speidel, Roman Army 2, S. 379–384; ders., Die Denkmäler, S. 420; ders., Das Heer, S. 675. Hoffmann, Bewegungsheer, S. 243–245, hält die Truppe für einen von Gallienus aufgestellten Verband. Haensch, Rez. Speidel, S. 507, ist bezüglich CIL XI 6168 = ILS 9075 der Meinung, dass die dort genannten Schreiber Florentius und Herodius mit dem Titel comites domini nostri zu der Prätorianergarde und nicht zu den equites singulares Augusti gehörten, da sie dem praefectus praetorio unterstanden, doch muss dies kein Widerspruch sein, wenn man davon ausgeht, dass die equites singulares Augusti letztlich auch unter dessen Oberbefehl standen; Speidel, Equites singulares, S. 28–29, lehnt einen direkten Oberbefehl des Prätorianerpräfekten ab, spricht aber von einer „nicht näher faßbaren Weise der Überordnung der Gardepräfekten“; jedoch erscheint in einer Reihe von Inschriften der equites singulares Augusti die Formulierung sub praefectis praetorio (CIL VI 228 = ILS 2187; CIL VI 31147; 31150; 31151), was für den Oberbefehl des Prätorianerpräfekten spricht, vgl. auch Domaszewski, Rangordnung, S. 50–51. Le Bohec, Die römische Armee, S. 23; S. 36, ist allerdings vom Oberbefehl des Prätorianerpräfekten über die equites singulares Augusti überzeugt. 677 Zu den promoti domini nostri vgl. Speidel, Roman Army 2, S. 379–384, ders., Das Heer, S. 674. 678 Siehe hierzu Kapitel 4.6. 679 Wie dies auch schon Sickle, Particularism, S. 352–353, vorschlägt.

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weitere vexillationes der im Osten stehenden Legionen und Hilfstruppen angeschlossen haben, und es ist wahrscheinlich, dass ebenfalls auch Legionsabteilungen aus Ägypten an dem Feldzug teilgenommen haben. Darauf weisen die schon erwähnten Tetradrachmen aus Alexandria mit der Reversabbildung eines von zwei vexilla flankierten Adlers (Milne S. 112, Nr. 4674–4682; 4690–4696; 4710–4712; S. 113, Nr. 4728–4730) sowie die Münzen hin, die mit der Legende ΛΕΓ Β ΤΡΑΙ speziell zu Ehren der legio II Traiana geprägt wurden (Milne S. 113, Nr. 4742–4747).680 Für das Feldheer des nach Gallien entsandten Carinus kann man vermuten, dass hierzu ebenfalls Feldzugsabteilungen der Prätorianergarde und vexillationes der legio II Parthica gehört haben. Hinzu kamen gewiss noch entsprechende Kavallerieverbände. Die equites singulares Augusti bestanden seit Septimius Severus aus zwei numeri von jeweils 1.000 Reitern.681 Wie deshalb naheliegend wäre, könnte ein numerus dieser Gardereiter den Caesar mit nach Gallien begleitet haben. Nach seiner Ankunft in Lugdunum könnten sich ihm sodann die mobilen Verbände der legiones Britanniciana und Germaniciana angeschlossen haben.682 Aus all diesen Einheiten mag sich das Feldheer des Carinus zusammengesetzt haben. Zur Bekämpfung der über den Rhein eingefallenen Germanen standen Carinus außerdem die in ihren Stammlagern am Rhein verbliebenen Legionseinheiten zur Verfügung. Beim Krieg gegen die Quaden werden die weiterhin noch in Pannonien stehenden Einheiten zum Einsatz gekommen sein. Die Truppen, die mit Carus im Januar 283 von der Donau aus nach Persien aufgebrochen sind, führte Numerianus im Spätsommer 284 nach Kleinasien zurück. Dort rief das aus dem Perserkrieg zurückgekehrte siegreiche Heer nach dem Tod des jungen Kaisers Diokletian zum Augustus aus.683 Als Carinus anschließend nach Gallien reiste, um dort für die bevorstehende Auseinandersetzung mit Diokletian noch weitere Truppen zu mobilisieren, erreichte ihn die Nachricht von der Usurpation des Sabinus Iulianus.684 Da nun der Kampf gegen zwei Herausforderer anstand, muss Carinus einen beträchtlichen Teil der noch in Gallien, Rätien und am Rhein stehenden Truppen abgezogen haben, was letztlich ganz erheblich zur Erhebung der Bagauden beitrug.685 Mit diesen Truppen besiegte Carinus den Usurpator Sabinus Iulianus, der seinerseits alle Einheiten, die ihm zur Verfügung standen, mit nach Italien genommen haben wird, bei Verona. Carinus vereinigte sodann sein Heer mit den Truppen des Sabinus Iulianus und zog seinem zweiten Herausforderer entgegen. Wie sich daraus unschwer folgern lässt, waren, als im Spätsommer 285 die Schlacht am Margus geschlagen wurde, neben den beiden kaiserlichen Feldheeren 680 Siehe Kapitel 4.4 und 4.6, vgl. Vogt, Alexandrinische Münze 2, S. 166–167; Förschner, Münzen, S. 384, Nr. 1223; S. 385, Nr. 1227; S. 386, Nr. 1231; S. 389, Nr. 1238; Kellner, Münzstätte 1, S. 158–159; ders., Münzstätte 2, S. 70. 681 Vgl. Speidel, Equites singulares, S. 14–15; ders., Das Heer, S. 677–678. 682 Wie Kissel, Die Germaniciani, S. 100–107, vermutet, könnte der Standort dieser Truppen sogar in der Stadt Lugdunum lokalisiert werden; zu den legiones Britanniciana und Germaniciana siehe oben mit Anm. 626. 683 Siehe zu diesen Ereignissen Kapitel 4.6. 684 Zur Usurpation des Sabinus Iulianus siehe Kapitel 4.8. 685 Vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 36–37; White, Restorer, S. 169, zur Bagaudenerhebung siehe S. 177–179.

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auch sämtliche halbwegs schlagkräftigen Einheiten von Rhein und Donau dort versammelt.686 Somit waren diese besonders gefährdeten Grenzabschnitte weitgehend von Truppen entblößt. Eine der ersten Maßnahmen Diokletians muss also zunächst die Rückverlegung sämtlicher Verbände, die im kaiserlichen Feldheer nicht unbedingt benötigt wurden, in ihre ursprünglichen Standorte gewesen sein.687 Die obige Rekonstruktion über die Zusammensetzung der Feldheere zur Zeit des Carus und seiner Söhne ist zwar stellenweise recht hypothetisch, doch darf als sicher gelten, dass in dieser Zeit verschiedene Feldheere unterschiedlicher Größe zum Einsatz kamen, als deren Kern aber hauptsächlich der von Gallienus aufgestellte comitatus bestehend aus den vexillationes der Legionen und den zusammengezogenen Kavallerieeinheiten anzusehen ist.688 Somit hat es also in der strategischen Konzeption keine Änderungen gegeben. Offen bleibt, in wie weit diese Einheiten – vor allem die Kavallerieverbände – unter Diokletian wirklich primär wieder an der Grenze stationiert wurden.689 Keine Aussage ist darüber möglich, ob während der Herrschaft des Carus und seiner Söhne in größerem Umfang neue Truppenverbände aufgestellt oder Abteilungen umbenannt wurden, denn hierfür liegen keinerlei Hinweise vor. Wenigstens ist aus der Zeit des Probus eine Auxiliareinheit aus Britannien bekannt, die den Ehrennamen Probiana trug.690 Es läge im Bereich des Möglichen, dass die in Palmyra stationierte legio I Illyricorum (Not. dign. or. 32, 15) schon unter Aurelian aufgestellt wurde.691 Zur Diskussion steht vielleicht auch noch die legio VI Martia, die später in der Provinz Arabia bezeugt ist (Not. dign. or. 37, 11).692 Sehr zweifelhaft ist eine 686 Zur Schlacht am Margus siehe Kapitel 4.9. 687 Kuhoff, Diokletian, S. 38, Anm. 78, sieht hierin einen Zusammenhang mit der christlichen Legende von der Thebaischen Legion; zur Thebaischen Legion vgl. neben den bei Kuhoff angegebenen Abhandlungen auch O’Reilly, Theban Legion, S. 195–207; Speidel, Thebäische Legion, S. 37–46. 688 Vgl. Speidel, Das Heer, S. 690, der Gallienus für den „Vater“ des spätantiken Heers hält. 689 Alföldi, Studien zur Geschichte, S. 409, und Hoffmann, Bewegungsheer, S. 1–2; S. 256, gehen unter Diokletian von einer Aufteilung der Kavallerie entlang der Grenzen aus, was von Speidel, Das Heer, S. 679, bezweifelt wird; wahrscheinlich wurden dalmatische Kavallerieeinheiten schon unter Aurelian im Osten stationiert, da nach der Rückeroberung des sog. ‚Palmyrenischen Teilreichs‘ eine Reorganisation des Grenzschutzes erforderlich war, vgl. Ritterling, Zum römischen Heerwesen, S. 345–349; Grosse, Römische Militärgeschichte, S. 19–20; S. 53–54; Simon, Reform der Reiterei, S. 443–444; Speidel, Roman Army 1, S. 259–260; ders., Das Heer, S. 678–679 mit Anm. 35. 690 Vgl. Fitz, Honorific Titles, S. 203; Kreucher, Kaiser Probus, S. 220. 691 Für eine Aufstellung der Legion durch Aurelian plädieren unter anderen: Ritterling, Zum römischen Heerwesen, S. 347; Grosse, Römische Militärgeschichte, S. 20; Baynes, Three Notes, S. 202; Hartmann, Teilreich 1, S. 409–410 mit Anm. 41, vgl. auch Saunders, Aurelian, S. 396. Kuhoff, Diokletian, S. 453–454, äußert sich skeptisch und schlägt alternativ Probus oder Diokletian vor, wobei Kreucher, Kaiser Probus, S. 419–420, bei der Militärpolitik des Kaisers hierzu keine Angaben macht; Nischer, Army Reforms, S. 3, geht von einer Gründung durch Diokletian aus; zur Beurteilung der Notitia dignitatum als Quelle vgl. außerdem Kulikowski, Notitia Dignitatum, S. 358–377. 692 Vgl. Ritterling, Legio, Sp. 1556, und Grosse, Römische Militärgeschichte, S. 21, vgl. auch Saunders, Aurelian, S. 396; Colombo, Constantinus rerum nouator, S. 150. Kuhoff, Diokletian, S. 454, weist zu Recht darauf hin, dass es für diese Annahme überhaupt keine Belege gibt, wäh-

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gelegentlich angenommene Gründung der legiones I, II und III Isaurae durch Probus, obwohl dies in Anbetracht der Bekämpfung der Räuber in der Provinz Lycia et Pamphylia in den Jahren 278 und 279 im Prinzip durchaus schlüssig wäre.693 Während der Tetrarchie wurden in größerem Umfang vor allem in der Westhälfte des Reiches Germanen ins römischen Heer aufgenommen, was unter anderem in Zusammenhang mit der Ansiedlung germanischer Stammesgruppen auf römischem Reichsgebiet zu sehen ist.694 Die Aufnahme germanischer Hilfstruppen ins römische Heer hatte zu diesem Zeitpunkt jedoch schon eine längere Tradition. Hier sei nur an die germanischen Reiter aus der Zeit Caesars erinnert (Caes. Gall. 7, 13, 1). Im dritten Jahrhundert wurde das Heer Gordians III. bei dessen Perserfeldzug angeblich von einer größeren Zahl gotischer Hilfstruppen begleitet (ŠKZ griech. 7), und Gallienus schloss offenbar mehrere Bündnisverträge mit germanischen Königen (Zos. 1, 30, 3), wobei er – wie die literarischen Quellen berichten – die Germanin Pipa, eine Tochter des Markomannenfürsten Attalus, zur Nebenfrau nahm (Aur. Vict. Caes. 33, 6–7; Epit. de Caes. 33; HA Gall. 21, 3; trig. tyr. 3, 4).695 Besonders die letztere Vereinbarung mit den Markomannen scheint hierbei recht erfolgreich gewesen zu sein, denn es ist für das Jahr 286 eine markomannische Reitereinheit (equites Marcomanni) in Ägypten belegt, die offenbar unter Gallienus aufgestellt wurde.696 Ebenso soll Aurelian die von ihm besiegten Alamannen und Iuthungen reihenweise in sein Heer integriert haben.697 Probus siedelte die im Jahr 278 in Rätien besiegten Germanen in Britannien an und setzte sie dort als Hilfstruppen ein.698 Dort bewahrten sie Probus ihre Loyalität und unterstützten ihn vielleicht sogar bei der Niederschlagung einer Usurpation (Zos. 1, 68, 3).699 Schon ab der

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rend auch hier Nischer, Army Reforms, S. 5, von einer Aufstellung durch Diokletian ausgeht; Speidel, Roman Army in Arabia, S. 699, schlägt eine Gründung der Legion durch Galerius vor. Vgl. Ritterling, Legio, Sp. 1348; Baynes, Three Notes, S. 202; Vitucci, L’imperatore, S. 104– 105. Kuhoff, Diokletian, S. 459, bezweifelt dies mit dem Hinweis, dass während der unruhigen Regierungszeit des Probus keine drei Legionen mit der Sollstärke von jeweils 6.000 Mann aufgestellt werden konnten; dieser Einwand wird jedoch entkräftet, wenn man von einer wesentlich geringeren Stärke ausgeht. Eine Gründung durch Probus wird jedoch von Feld, Barbarische Bürger, S. 133 mit Anm. 56, mit Verweis auf Cod. Theod. 7, 20, 7 = Cod. Iust. 12, 47, 3 kategorisch abgelehnt. Zu Germanen im römischen Heer zur Zeit Diokletians vgl. beispielsweise Nixon/Rodgers, In Praise of, S. 122, Anm. 29; Geuenich, Geschichte der Alemannen, S. 28–35; Goltz, Franken, S. 97–98 mit Anm. 14; vgl. auch Demandt, Spätantike, S. 381–382; Martin, Alemannen, S. 407–410; Scharf, Cimbriani, S. 179–184; Bohec, Das römische Heer, S. 77–80. Vgl. Blois, The Policy, S. 4; S. 6; S. 34; Speidel, Gallienus, S. 73–80. Vgl. Speidel, Das Heer, S. 685 mit Anm. 75. Vgl. Hoffmann, Bewegungsheer, S. 140 mit Anm. 73; Saunders, Aurelian, S. 395–396; Speidel, Das Heer, S. 684 mit Anm. 71, der vermutet, dass es sich bei den von Zosimos genanten Kelten im Heer Aurelians (Zos. 1, 52, 3) um Germanen gehandelt haben könnte, siehe jedoch oben S. 296. Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 56–58; Crees, The Reign, S. 99–106; Vitucci, L’imperatore, S. 48–50; Kreucher, Kaiser Probus, S. 147; S. 163–165; ders., Probus und Carus, S. 404–405. Zur Niederschlagung einer Usurpation unter Probus in Britannien vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 77–78; Crees, The Reign, S. 121–122; Vitucci, L’imperatore, S. 69; Kreucher, Kaiser Probus, S. 164–165; Birley, Britain, S. 51–52; Kreucher, Probus und Carus, S. 410.

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Mitte des dritten Jahrhunderts finden sich Germanen nicht nur als verbündete Hilfstruppen, vielmehr werden sie ebenso ganz regulär ins römische Heer eingereiht.700 Was also die Aufnahme von Germanen ins römische Heer und die Verwendung germanischer Truppeneinheiten anbelangt, so ist hier kein gravierender Unterschied zwischen der Praxis in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts und der Tetrarchie Diokletians festzustellen. Umstritten ist, in wie weit es unter Diokletian zu einer Umgestaltung der militärischen Kommandostruktur kam. Wie bereits ausführlich besprochen, wurden die Legionen seit Gallienus fast ausschließlich von ritterlichen Befehlshabern mit dem Titel eines praepositus oder praefectus legionis kommandiert,701 zudem vollzog sich schon ab der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts die allmähliche Trennung von ziviler Verwaltung und militärischer Befehlsgewalt, denn immer häufiger wurden von dem jeweiligen Provinzstatthalter unabhängige und somit selbstständige Heeresabteilungen von ritterlichen Offizieren mit dem Titel eines dux befehligt.702 Auf Marcus Aurelius Ursio und Lucius Aurelius Marcianus, die zur Zeit des Probus und Carus in der Provinz Lycia et Pamphylia ein militärisches Sonderkommando zur Bekämpfung der dort marodierenden Banden unter dem Titel eines dux innehatten, wurde bereits hingewiesen. Nun wird häufig angenommen, dass die duces ab der diokletianischen Zeit hauptsächlich als Befehlshaber von festgelegten Grenzabschnitten eingesetzt worden seien und somit die Befehlsgewalt der Provinzstatthalter übernommen hätten, was als ein grundsätzlicher Wandel in der Befehlsstruktur des römischen Heeres betrachtet wird.703 Es ist jedoch fraglich, ob dies wirklich als 700 Vgl. Demandt, Spätantike, S. 380–381. Speidel, Das Heer, S. 685, führt darauf das Verschwinden der Militärdiplome für die Prätorianer zurück, da diese auf das römische Bürgerrecht keinen Wert gelegt hätten, vgl. jedoch Weiß, Militärdiplome, S. 531; sehr wenig überzeugend ist allerdings die Annahme von Speidel, Das Heer, S. 685, dass die Herstellung „germanischer“ Spangenhelme primär für die neuen germanischen Rekruten erfolgt sei, denn der Spangenhelm war sarmatischer oder sāsānidischer Herkunft und wurde von den Römern in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts übernommen, weil die Herstellung relativ preiswert und einfach war, vgl. bes. die ausführliche Untersuchung zum Spangenhelm von James, Evidence from Dura, S. 107–134, vgl. auch Bishop/Coulston, Roman Military Equipment, S. 214–215. 701 Siehe Kapitel 5.2 und S. 294, Anm. 661. 702 Vgl. bes. Christol, Les réformes, S. 147, Anm. 16, mit einer Liste inschriftlich belegter duces, vgl. auch Hartmann, Herrscherwechsel, S. 136–140; Piso, Les chevaliers, S. 341–345; Le Bohec, Die römische Armee, S. 41–42; Potter, Odaenathus, S. 271–285; Eich, Metamorphose, 359–362; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 654–659; Heil, Ritterstand, S. 753–756; besonders zu erwähnen sind hierbei die provinzübergreifenden Sonderkommandos, die beispielsweise Odaenathus als dux Romanorum (Synk 466, 25–26: στρατηγὸς τῆς ἑῷας) oder Probus als totius orientis dux (HA Prob. 7, 2–4) innehatten; zu Odaenathus siehe Kapitel 4.4, vgl. bes. Hartmann, Teilreich 1, S. 146–155; zu Probus siehe Kapitel 5.1 und 5.9, vgl. Vitucci, L’imperatore, S. 15–17; S. 24; Sauer, Florianus, S. 181–182; Kuhoff, Diokletian, S. 413–414; S. 430, vgl. jedoch Kreucher, Kaiser Probus, S. 101–102; ders., Probus und Carus, S. 399. 703 Vgl. Mommsen, Militärwesen, S. 221–222; S. 272; Grosse, Römische Militärgeschichte, S. 152–159; Seston, Dioclétien, S. 307–309; Demandt, Spätantike, S. 68; Chastagnol L’évolution, S. 23–31; König, Kaiserzeit, S. 212; Scharf, Dux Mogontiacensis, S. 10–16. Hoffmann, Oberbefehl, S. 381–387, schreibt die endgültige Einrichtung der Ducate an der Reichsgrenze erst Konstantin zu. Kuhoff, Diokletian, S. 443–448, stellt anhand des Inschriftenmaterials fest, dass die duces erst in der Spätzeit Diokletians zu Grenzabschnittskommandeuren

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eine einschneidende Veränderung gesehen werden kann. Vielmehr scheint auch dies das Resultat einer langsamen Entwicklung zu sein, die sich aus der allmählichen Trennung von ziviler Verwaltung und militärischem Kommando einerseits und der Rückverlegung der Truppen an die Reichsgrenzen andererseits ergab. Wenn die mobilen Einsatzreserven tendenziell wieder an der Grenze stationiert wurden, was erst während einer längeren Friedensperiode möglich war, dann mussten die duces als deren Befehlshaber konsequenterweise zu den Abschnittskommandanten des jeweiligen Grenzabschnitts werden. Allerdings ist dies keine absolute Neuerung aus der Zeit der Tetrarchie. Schon unter Severus Alexander (222–235) wurde für die durch die Sāsāniden besonders bedrohten Verteidigungslinie bei Dura Europos das Sonderkommando eines dux ripae eingerichtet, und es ist naheliegend, dass es weitere solcher Befehlshaber für gefährdete Grenzabschnitte schon im dritten Jahrhundert gab.704 Einen Schwerpunkt in der Militärpolitik Diokletians bildete zweifellos die Sicherung der Grenzen durch neue Befestigungen, zumal für die teilweise neu aufgestellten beziehungsweise von ihren Stammeinheiten endgültig getrennten und wieder an den Grenzen stationierten Verbände notwendigerweise neue befestigte Militärlager errichtet werden mussten.705 Über die Maßnahmen zur Grenzsicherung berichten teilweise auch die literarischen Quellen (Amm. 23, 5, 2; Zos. 2, 34, 1). Archäologisch recht gut erforscht sind beispielsweise die unter Diokletian errichteten Militärlager von Palmyra und Luxor. Interessanterweise bot das sogenannte ‚Diokletianslager‘ in Palmyra, in dem immerhin die legio I Illyricorum stationiert war (Not. dign. or. 32, 15), höchstens gerade einmal Platz für 500 Soldaten, was selbst bei einer verringerten Legionsstärke schon zur Zeit Diokletians recht gering wäre. Deshalb muss davon ausgegangen werden, dass die Soldaten samt ihren Familien in anderen Teilen der Stadt einquartiert waren.706 Allerdings konnte auch die Festung von Luxor, in welche die ehemalige pharaonische Tempelanlage komplett miteinbezogen wurde und die einen Teil der legio III Diocletiana beherbergte (Not. dign. or. 31, 17), maximal 2.000 Mann aufnehmen.707 Dieser Umstand könnte

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wurden. Pflaum, Zur Reform, S. 113–114, und Le Bohec, Die römische Armee, S. 41–42, S. 173–174; ders., Das römische Heer, S. 29, sind der Meinung, dass Grenzabschnitte, die unter dem Befehl eines dux standen, bereits schon im Laufe des 3. Jahrhunderts eingerichtet wurden. Zum dux ripae bei Dura Europos vgl. bes. Gilliam, Dux Ripae, S. 157–175, vgl. auch Pflaum, Zur Reform, S. 113; zur Gleichbedeutung des Titels dux ripae mit dem späteren Titel dux limitis vgl. Le Bohec, Die römische Armee, S. 173. Ein regelrechtes Bauprogramm Diokletians bei der Errichtung von Grenzbefestigungen wird jüngst von Le Bohec, Das römische Heer, S. 28; S. 118–123, bezweifelt; sicherlich zutreffend ist Le Bohecs Einwand gegen einen einheitlichen Bauplan; zur Typologie vgl. Lander, Typology, S. 1051–1060. Zu Palmyra vgl. Fellmann, Camp de Dioclétien, S. 173–191; Gawlikowski, Principia de Dioclétien, S. 283–290; Kowalski, The Camp, S. 195–207; Kuhoff, Diokletian, S. 644–646, sowie Sommer, Steppengrenze, S. 147–148. Zur Truppenstärke der Garnison von Luxor vgl. bes. El-Saghir/Golvin/Reddé/Hegazy/Wagner, Camp romain, S. 23–24, zum Lager von Luxor vgl. auch Lander, Roman Stone Fortifications, S. 185; S. 187–188; S. 223; Reddé, Dioclétien, S. 99; S. 101–102; S. 106; S. 117; Pollard, Soldiers, S. 298–300; Kuhoff, Diokletian, S. 651–652.

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nochmals die bereits dargelegte Annahme von deutlich verkleinerten Legionseinheiten bereits zur Zeit Diokletians bestätigen, allerdings muss hier hinzugefügt werden, dass für die legio III Diocletiana in dem für die Notitia dignitatum repräsentativen Zeitraum noch weitere Detachements in anderen Standorten belegt sind (Not. dign. or. 8, 16; 28, 7; 31, 11). Das während der Regierungszeit Diokletians und seiner tetrarchischen Mitherrscher teilweise wiederaufgebaute Verteidigungssystem erstreckte sich über sämtliche gefährdeten Grenzen des römischen Reiches.708 Die strata Diocletiana war eine tiefgestaffelte Verteidigungslinie von Wachtürmen und Kastellen und bildete zusammen mit Palmyra die mittelsyrische Grenzverteidigung.709 Daran schlossen sich nach Süden der limes Arabicus und nach Norden die Grenzbefestigungen im nördlichen Mesopotamien an. Dort stützte sich die Verteidigung vor allem auf die stark befestigten Städte Singara, Nisibis, Amida und Edessa. Eine Kette von kleineren Festungen und größerer Lager schützte das südliche Ägypten gegen die Blemmyer. Ebenso wurde auch das Verteidigungssystem an der Südgrenze der Diözese Africa und der Provinz Mauretania Tingitana, das aus Kleinkastellen und dem fossatum Africae bestand, weiter ausgebaut.710 In Britannien wurden der litus Saxonicum, zu dem auch die Küstenbefestigungen an der gallischen Kanalküste gehörten, und der Hadrianswall (vallum Hadriani) weiter verstärkt. Ein besonders gefährdeter Grenzabschnitt war naturgemäß die von den Germanen bedrohte Rhein- und Donaugrenze. Anstelle der nur schwach befestigten Legionslager und Auxiliarkastelle der hohen Kaiserzeit wurden dort Festungen mit starken Mauern und Türmen errichtet. Die Grenzverteidigung, die sich hier auf das natürliche Bollwerk der beiden Flüsse stützte, wurde in die Tiefe gestaffelt und Brückenköpfe sollten Einfälle ins Feindesland ermöglichen.711 Da im Osten und in Nordafrika die bereits vorhandenen Verteidigungssysteme weiter ausgebaut wurden, kann hier somit allerdings von keiner Innovation, sondern allenfalls von einer Kontinuität gesprochen werden. In Thrakien scheinen die Befestigungen der Städte Philippopolis (Plovdiv), Serdica (Sofia) und Montana (Michailovgrad) schon zur Zeit des Gallienus erneuert worden zu sein, ebenso wie die von Verona.712 Als besonders prominentes Beispiel der in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts ausgeführten Befestigungswerke darf der Bau der von Aurelian begonnenen und nach ihm benannten Aurelianischen 708 Zu den diokletianischen Grenzbefestigungen vgl. die detaillierte Übersicht bei Kuhoff, Diokletian, S. 644–715, mit Einzelnachweisen zu den jeweiligen Befestigungswerken. 709 Vgl. hierzu auch Speidel, Roman Road, S. 213–221, über die Entwicklung der Sicherung der Straße nach Dumata von den Severern bis zur Tetrarchie. 710 Wie Witschel, Zur Situation, S. 145–221, ausführlich dargelegt hat, wurden die Grenzbefestigungen in Nordafrika während des ganzen 3. Jahrhunderts kontinuierlich ausgebaut, womit die spätantiken Limesabschnitte auf entsprechende militärische Organisationsformen früherer Zeit zurückgehen. 711 Gegen die von Luttwak, The Grand Strategy, S. 159–170, in den Siebzigerjahren aufgestellte und auf Mommsen, Militärwesen, S. 195–279, basierende Theorie der Strategie einer „defencein-depth“ und gegen die strikte Differenzierung zwischen limitanei und comitatenses hat sich jüngst Le Bohec, Das römische Heer, S. 169–184, ausgesprochen. 712 Vgl. Johnson, Fortifications, S. 249; zu Verona vgl. Horster, Bauinschriften, S. 146–147; S. 155.

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Mauer in Rom gelten, von deren Fertigstellung während der Regierungszeit des Probus Zosimos berichtet: καὶ λαβὸν τὴν ἀρχὴν ἐξ Αὐρηλιανοῦ συνεπληρώθη βασιλεύοντος Πρόβου τὸ τεῖχος (Zos. 1, 49, 2). Malalas und das Chronicon Paschale hingegen behaupten fälschlicherweise, die Stadtmauer Roms sei unter Aurelian überhaupt nur ausgebessert worden (Ioh. Mal. 12, 30; Chron. pasch. 508, 13– 14).713 Gerade am Rhein lassen sich nur wenige Befestigungsanlagen exakt in die Zeit der Tetrarchie datieren.714 Dies könnte damit zusammenhängen, dass hier bereits schon ab der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts mit dem Bau neuer Grenzbefestigungen begonnen wurde. Denn der Zusammenbruch der römischen Grenzverteidigung am rätischen und obergermanischen Limes ab der Mitte des dritten Jahrhunderts und das Eindringen barbarischer Stämme bis tief ins römische Reich hinein führte zwangsläufig zu einer Änderung des Verteidigungskonzeptes und hatte notwendigerweise die Befestigung der Städte und eine Neuorganisation der Grenzverteidigung zur Folge, so dass ab dem letzten Viertel des dritten Jahrhunderts von verstärkten und umfangreichen Aktivitäten zur Errichtung von Stadtmauern und zur Sicherung der Grenzen durch neue Kastelle auszugehen ist.715 Zwar mag die Befestigung der Städte in Anbetracht der latenten Gefahr, die von plündernden und marodierenden Barbaren ausging, teilweise auf Eigeninitiative ihrer Bewohner erfolgt sein, doch dürften diese Bemühungen von der Zentralregierung zumindest durch Sachleistungen und finanzielle Unterstützung gefördert worden sein.716 Problematisch ist hierbei die genaue Datierung der Befestigungsarbeiten, denn in den meisten Fällen sind weder irgendwelche Belegstellen in den literarischen Quellen noch epigraphische Belege vorhanden, die zur Datierung herangezogen werden können. Anhaltspunkte liefern gelegentlich Münzfunde im Mauerwerk, die zumindest einen terminus ante quem liefern. In einigen Fällen kann die Datierung auch durch Keramikfunde oder einen Architekturvergleich mit anderen Bauwerken erfolgen,717 wobei letzteres manchmal durchaus zu falschen Resultaten führt.718 Die ersten Stadtmauern in Gallien und die Ursprünge der Küstenbefestigungen in Britannien sind offensichtlich wohl schon in die Zeit des ‚Gallischen Sonderreiches‘ zu datieren, und diese Arbeiten wurden dann unter Aurelian nach seinem Sieg über die Truppen des Tetricus (271–274) fortgesetzt.719 Allerdings scheinen diese 713 Zur Aurelianischen Mauer vgl. Richmond, The City Wall; Todd, Walls of Rome; ders., Aurelianic Wall, S. 58–67; Johnson, Fortifications, S. 117–119; Saunders, Aurelian, S. 357–361; Cizek, Aurélien, S. 98–102; Kolb, Rom, S. 662–667; Pisani Sartorio, Muri Aureliani, S. 290–299; Watson, Aurelian, S. 143–152; Kreucher, Kaiser Probus, S. 226–227; Schade, Archäologie, S. 63 mit Anm. 32 (dort mit weiteren Literaturangaben). 714 Vgl. Reddé, Dioclétien, S. 101; Kuhoff, Diokletian, S. 672; Le Bohec, Das römische Heer, S. 28. 715 Kreucher, Kaiser Probus, S. 222, spricht von einem regelrechten „Bauprogramm“, vgl. Petrikovits, Fortifications, S. 193–203; Johnson, Fortifications, S. 31–50. 716 Vgl. Horster, Bauinschriften, S. 121–221, vgl. auch Johnson, Fortifications, S. 62–66; S. 114– 115. 717 Zu den unterschiedlichen Möglichkeiten zur Datierung siehe Kapitel 3.5. 718 Zur Problematik einer Typologisierung vgl. Le Bohec, Das römische Heer, S. 28; S. 121–123. 719 Vgl. Petrikovits, Fortifications, S. 181, S. 190, S. 207–209.

5.8 Militärpolitik und Grenzsicherung

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Bemühungen noch nicht in besonders großem Umfang durchgeführt worden zu sein, oder aber sie waren bis zum Jahr 276 noch nicht abgeschlossen, denn vermutlich erst nach dem verheerenden Einfall der Franken und Alamannen in den Jahren 275 bis 277, unter dem gerade die zumeist noch unbefestigten Städte Galliens ganz besonders gelitten haben dürften, setzen die Bauarbeiten im großen Stile und vielleicht einer Gesamtkonzeption folgend ein, wodurch zahlreiche Städte mit einer Stadtmauer versehen wurden.720 Für die gallischen Städte Condate (Rennes), Burdigala (Bordeaux), Portus Namentum (Nantes), Samarobriva (Amiens), Cambillonum (Châlon-sur-Saône) und Genava (Genf) gilt die Errichtung der Stadtmauer in der Regierungszeit von Aurelian oder Probus als einigermaßen wahrscheinlich. So wurden im Mörtel der Stadtmauer von Samarobriva zahlreiche Münzen aus der Zeit vor Probus mit einer Schlussmünze dieses Kaisers gefunden, während in Condate als Baumaterial auch einige zweckentfremdete Meilensteine des Tetricus dienten, was auf eine Durchführung der Arbeiten unter Aurelian oder Probus schließen lässt.721 Wie stilistische Vergleiche und die Untersuchung der Baukonstruktion nahelegen, dürften ab 275 in der Lugdunensis und ab 280 in der Belgica zahlreiche weitere Stadtmauern errichtet worden sein.722 In der Historia Augusta gibt es einen Hinweis, dem zufolge von Probus im Feindesland gegenüber den römischen Städten Kastelle angelegt wurden: contra urbes Romanas castra in solo barbarico posuit atque illic milites collocavit (HA Prob. 13, 8–14, 1), was man als die Errichtung von Brückenköpfen auf dem rechten Rheinufer interpretieren könnte.723 Tatsächlich ließ der Kaiser zur Sicherung der Rheingrenze anstelle der nur relativ schwach befestigten Militärlager offenbar eine Reihe von Grenzbefestigungen neu errichten. Vermutlich sind die Kastelle von Noviomagus (Nijmegen), Rigomagus (Remagen), Bingium (Bingen), Aquae Mattiacorum (Wiesbaden) und Castellum Mattiacorum (Kastel) in der Regierungszeit des Probus angelegt worden.724 Um die Straße zwischen der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) und Bagacum (Bavay) zu sichern, wurden auf dieser Linie bereits während der Zeit des ‚Gallischen Sonderreichs‘ die Straßenkastelle von Taviers, Liberchies, Fanum Martis (Famar) und Bagacum angelegt, aber diese Befestigungen scheinen unter Probus weiter ausgebaut und verstärkt worden zu sein, und 720 Vgl. Schönberger, Roman Frontiers, S. 179; Johnson, Fortifications, S. 114–115; S. 210–211. 721 Zur Befestigung der Städte Galliens vgl. bes. Johnson, Fortifications, S. 74–115, vgl. auch Kreucher, Kaiser Probus, S. 223. Zu Condate vgl. Meyer, Histoire de Rennes, S. 38–41; Johnson, Fortifications, S. 91–92, und zur Befestigung von Samarobriva; Heurgon, L’enceinte romaine, S. 148–152; Petrikovits, Fortifications, S. 190. 722 Vgl. Johnson, Fortifications, S. 113; Kreucher, Kaiser Probus, S. 223. 723 Stribrny, Römer rechts des Rheins, S. 425–437, vermutet aufgrund von Münzfunden im Decumatland die Einrichtung einer Pufferzone aus lokalen romanisch-germanischen Milizen, vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S 143. Für die Existenz von Brückenköpfen: Dannhäuser, Untersuchungen, S. 50–51; Vitucci, L’imperatore, S. 46–47; Johne, Die Krise, S. 91. Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 111–112, betrachtet diese Schilderung in der Historia Augusta als Wunschdenken. 724 Vgl. Johnson, Fortifikations, S. 145; S. 150; S. 152–153; S. 250; Kreucher, Kaiser Probus, S. 223. Zu Noviomagus und Rigomagus vgl. Petrikovits, Fortifications, S. 181; S. 187; S. 208; zu Castellum Mattiacorum vgl. auch Kuhoff, Diokletian, S. 671–672.

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womöglich sind auch die Straßen von Köln nach Augusta Treverorum (Trier) sowie von Civitas Remorum (Reims) nach Argentoratum (Straßburg) auf ähnliche Weise gesichert worden.725 Ein besonders gefährdeter Grenzabschnitt war nach der faktischen Aufgabe des Decumatlandes die Linie zwischen der Donau und dem Bodensee. Die neue Grenze bildete nun die Iller und verlief von diesem Fluss aus weiter entlang an der Straße nach Brigantium (Bregenz). Zur Sicherung dieser Grenze wurde eine Reihe von Kastellen und Wachtürmen (burgi) errichtet.726 Das zunächst um 260 aus Holz errichtete Kastell von Vemania (Isny) wurde offenbar im Jahr 283 zerstört und in der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne durch einen Neubau aus Stein ersetzt.727 Auf Zerstörungen durch einen Germaneneinfall nach dem Tod des Probus scheint auch der Befund in dem Kleinkastell Rostrum Nemaeviae auf dem Goldberg in der Nähe von Türkheim im Allgäu hinzuweisen. Wie durch Münzfunde nachgewiesen werden kann, wurde eine erste von Probus erbaute Anlage um 282 zerstört.728 Außerdem wird vermutet, dass die Stadtmauern von Augusta Vindelicorum (Augsburg) und Cambodunum beziehungsweise dem spätantiken Cambidano (Kempten) sowie das Kastell von Teriola (Zirl) in der Regierungszeit des Probus angelegt wurden.729 Im Fall von Cambodunum wurde hierbei die ganze Stadt von der Ostseite der Iller auf die Westseite verlegt. Allerdings haben sich von dem spätrömischen Kastell auf der Burghalde in Kempten außer dem Hinweis in der Notitia dignitatum, der dort die Stationierung einer Abteilung der legio III Italica belegt (Not. dign. occ. 35, 8), lediglich zwei Mauerzüge erhalten, die möglicherweise dem Kastell zugeordnet werden können.730 Als epigraphischen Hinweis für die unter Probus in Rätien durchgeführten Befestigungsarbeiten ist die Inschrift aus Augsburg zu betrachten, in der Probus als Restitutor provinciarum gefeiert wird (Ins. 280).731 Unter Plünderungszügen von Germanen, die per Schiff über das Meer kamen, hatte vor allem die gallische und britannische Kanalküste zu leiden. Am litus Saxonicum, wie diese Region später in der Notitia dignitatum bezeichnet werden sollte (Not. dign. occ. 28, 1–2), existierte deshalb wohl schon in der Mitte des dritten Jahr725 Vgl. Johnson, Fortifikations, S. 96; S. 98–99; S. 116–117; S. 138; S. 147; S. 166; S. 249–250, vgl. auch Schönberger, Roman Frontier, S. 179; Petrikovits, Fortifications, S. 188; S. 207–208; Cotterill, Saxon Raiding, S. 230; Kreucher, Kaiser Probus, S. 223–224. 726 Vgl. Schönberger, Roman Frontiers, S. 179; Johnson, Fortifications, S. 169; Mackensen, Late Roman, S. 203–207; Kuhoff, Diokletian, S. 680–681; Kreucher, Kaiser Probus, S. 223. 727 Die Zerstörung muss mit den Einfällen von Germanen nach dem Tod des Probus in Zusammenhang stehen, siehe Kapitel 4.7; zu Vemania siehe S. 53 mit Anm. 113, vgl. Garbsch, Donau-Iller-Rhein Limes, S. 12, der die Zerstörung ins Jahr 283 datiert; vgl. auch Petrikovits, Fortifications; S. 181; S. 209; Mackensen, Late Roman, S. 205; ders., Cambidanum, S. 137; Kuhoff, Diokletian, S. 682–683. 728 Siehe Kapitel 3.5, vgl. auch Garbsch, Donau-Iller-Rhein Limes, S. 12–13; Petrikovits, Fortifications; S. 209; Kuhoff, Diokletian, S. 683–684; Kreucher, Kaiser Probus, S. 224 mit Anm. 240. 729 Vgl. Johnson, Fortifications, S. 116; S. 169; S. 171–172; S. 189; S. 196; S. 249–250; Kreucher, Kaiser Probus, S. 224. 730 Zum spätantiken Kempten vgl. bes. Weber, Spätantikes Cambodunum, S. 56–62; Mackensen, Late Roman, S. 205; ders., Cambidanum, S. 134–140. 731 Vgl. Schönberger, Roman Frontiers, S. 179; Petrikovits, Fortifications, S. 181; Okamura, Alamannia, S. 316–317; Kreucher, Kaiser Probus, S. 147; ders., Probus und Carus, S. 405.

5.8 Militärpolitik und Grenzsicherung

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hunderts eine Reihe von Militärlagern wie die Kastelle von Petuaria (BroughonHumber), Regulbium (Reculver), Caistor und Branodunum (Brancaster).732 Wie vermutet wird, wurde während der Regierungszeit des Probus die Taktik zur Bekämpfung der germanischen Seeräuber neu konzipiert, wobei nun eine Kombination von Marinetruppen und berittener Landstreitkräfte zum Einsatz gekommen sein könnte.733 Leider können weitere Befestigungen am litus Saxonicum nicht eindeutig datiert werden, aber es wäre durchaus möglich, dass einige von ihnen zwischen 276 und 285 und somit entweder noch unter Probus oder aber während der Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus erbaut oder zumindest verstärkt wurden.734 Über weitere Stadtbefestigungen und Kastelle, die möglicherweise vor der Zeit der Tetrarchie im römischen Reich errichtet wurden, ist bisher nur recht wenig bekannt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass in den Jahren von Aurelian bis zum Herrschaftsantritt Diokletians noch die Stadtmauer von Barcino (Barcelona) und im Donauraum die von Scrabantia (Sopron), Savaria (Szombathely), Sopianae (Pécs), Putj, Sirmium und eventuell Histria erbaut wurden.735 Durch eine Inschrift ist wenigstens der Bau der Stadtmauer von Bostra im Jahr 278/279 durch den praeses der Provinz Arabia Marcus Aurelius Petrus gesichert (Ins. 236).736 Auf eine Verstärkung der Grenzbefestigungen Mesopotamiens durch Carus könnte die schon angesprochene etwas phantasievolle Textstelle bei Malalas hinweisen, nach der Carus dort am Limes eine Festung erbaut und ihr seinen Namen verliehen haben soll: ἐτείχισε δὲ ἐν τῷ λιμίτῳ κάστρον ὅπερ ἐποίησεν πόλιν, δοὺς αὐτῇ καὶ δίκαιον πόλεως, ὃ ἐκάλεσεν εἰς ἴδιον ὄνομα Κάρας (Ioh. Mal. 12, 34).737 Da es sich hier nur um die Stadt Carrhae handeln kann, von der auch Georgios Monachos und diesem folgend Kedrenos behaupten, sie sei von Carus gegründet worden (GMon. 546, 21–22; Cedr. 527, 3–4), und diese Stadt schon vorher befestigt war – wie die 732 Vgl. Johnson, Saxon Shore, S. 18; S. 20; S. 34–37; S. 44–48; S. 97–98, vgl. auch ders., Fortifications, S. 196; S. 212; Cotterill, Saxon Raiding, S. 235–238; Kuhoff, Diokletian, S. 660–661; Kreucher, Kaiser Probus, S. 225–226; zum schwer zu datierenden Kastell von Brittenburg auf der französischen Kanalseite vgl. Johnson, Saxon Shore, S. 85–86; S. 111; ders. Fortifications, S. 208; Brulet, Le litus Saxonicum, S. 164; Kuhoff, Diokletian, S. 670; Kreucher, Kaiser Probus, S. 225. 733 Dies schlägt Johnson, Saxon Shore, S. 112–126, vor, vgl. auch Cotterill, Saxon Raiding, S. 232–234; Kreucher, Kaiser Probus, S. 225. 734 So Johnson, Saxon Shore, S. 109, vgl. auch Petrikovits, Fortifications, S. 181–182; S. 207; S. 210; Johnson, Saxon Shore, S. 37–44; S. 48–56; S. 96–99; S. 101; ders., Fortifications, S. 198–199; S. 201–204; Kuhoff, Diokletian, S. 661–664; S. 670; Kreucher, Kaiser Probus, S. 226 mit Anm. 250. 735 Vgl. Johnson, Fortifications, S. 121; S. 123; S. 130; S. 194; S. 251–253; Kuhoff, Diokletian, S. 698–699; Kreucher, Kaiser Probus, S. 227; zu Histria vgl. Kuhoff, Diokletian, S. 712 mit Anm. 1474, hier mit ausführlichen weiteren Literaturhinweisen. 736 Vgl. Johnson, Fortifications, S. 251; Kreucher, Kaiser Probus, S. 161; ders., Probus und Carus, S. 408; Kreucher deutet die Errichtung der Stadtmauer als Zeichen einer aktuellen Bedrohung durch die Sāsāniden. Zu Marcus Aurelius Petrus vgl. PIR² A, Nr. 1570; PLRE I, S. 692, Nr. 4; Pflaum, Les gouverneurs, S. 143, Nr. 31; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 334, Nr. 35; Gerhardt/ Hartmann, Fasti, S. 1101, Arab. 15. 737 Siehe Kapitel 3.5 und 4.4, vgl. auch Felix, Literarische Quellen, S. 102; Dodgeon/Lieu, Eastern Frontier, S. 115; S. 373, Anm. 14; Übersetzung Thurn, Weltchronik, S. 316–317 mit Anm. 209.

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zweimalige Belagerung der Stadt durch Šāpūr I. (ŠKZ griech. 19–20) und durch Odaenathus (HA Gall. 10, 3; 12, 1) eindeutig belegen dürfte –,738 wäre es vorstellbar, dass unter Carus und im Kontext mit dessen Perserzug vielleicht die Stadtmauern ausgebessert wurden. Wie es ferner möglich wäre, könnte Carus in der Nähe der Stadt ein Kastell errichtet haben, dessen Gründung Malalas mit der Stadt Carrhae selbst verwechselt hat. Die in dieser Zeit errichteten Kastelle unterschieden sich ganz wesentlich von den in der hohen Kaiserzeit erbauten Legionslagern und Auxiliarkastellen. Diese Anlagen hatten einen weitgehend standardisierten Grundriss. Sie waren zur Aufnahme einer gesamten Legion oder Auxiliareinheit vorgesehen, weshalb sie eine erheblich größere Fläche einnahmen als spätrömische Kastelle. Und sie verfügten über eine vergleichsweise schwache Befestigung, da sie nicht primär für die Verteidigung im Belagerungsfall konzipiert waren. Der ab der Mitte des dritten Jahrhunderts neu aufkommende Kastelltypus war im Vergleich dazu ganz auf die Verteidigung ausgelegt. Die Mauern waren deutlich stärker und höher, und die Türme standen jetzt nicht mehr bündig zur Umfassungsmauer, sondern sprangen aus dieser hervor, während die Tore, deren Anzahl man minimierte, enger gebaut wurden. Im Gegensatz zu den Kastellen der hohen Kaiserzeit wurden diese Anlagen, die nun außerdem eine viel geringere Fläche einnahmen und auch über eine wesentlich kleinere Besatzung verfügten, an strategisch günstigen Stellen wie auf Hügeln errichtet, wobei oft die Topographie des Geländes berücksichtigt wurde, weshalb diese Kastelle nicht mehr strikt rechteckig waren, sondern viele unterschiedliche Grundrissformen annehmen konnten und deren Größe je nach Umfang der dort stationierten Garnison eine beträchtliche Variationsbreite bietet.739 Dieser Kastelltypus war indes keine Erfindung aus der Mitte des dritten Jahrhunderts, da Kastelle dieser Bauart – allerdings mit zumeist rechteckigem Grundriss – bereits schon ab dem Ende des zweiten Jahrhunderts in Syrien, in der Provinz Arabia, in Ägypten und in Nordafrika nachgewiesen sind.740 Ebenso waren befestigte Garnisonsstädte wie Dura Europos bei der Verteidigung der Ostgrenze des Reiches schon in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts von großer Bedeutung.741

738 Zu diesen beiden Belagerungen siehe Kapitel 4.4. 739 Zu diesem neuen spätrömischen Kastelltypus vgl. beispielsweise Garbsch, Donau-Iller-Rhein Limes, S. 11–16; Petrikovits, Fortifications, S. 193–203; Johnson, Fortifications, S. 31–50; ders., Saxon Shore, S. 115–117; S. 120–122; Lander, Typology, S. 1051–1060; Mackensen, Late Roman, S. 199–244; Kreucher, Kaiser Probus, S. 221–222, sowie neuerdings Le Bohec, Das römische Heer, S. 118–130 mit Abb. 48–60b. 740 Worauf Le Bohec, Das römische Heer, S. 120–121, zu Recht hinweist. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das unter den Severern erbaute Kastell Qasr el-Hallabat, vgl. Parker/McDermott, Military Building, S. 63–65; Klee, Grenzen, S. 116–117, sowie das nach der Mitte des dritten Jahrhunderts in Ägypten angelegte Lager von Qasr Qarun, vgl. Carrié, Castra Dionysiados, S. 819–850. 741 Zur Rolle von Dura Europos bei der Grenzsicherung vgl. Gilliam, Dux Ripae, S. 157–175; Sommer, Steppengrenze, S. 300–312; Klee, Grenzen, S. 108–110; Lieu, Rome on the Euphrates, S. 33–61.

5.9 Herkunft und personelle Kontinuität

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Mögen die angesprochenen Befestigungsarbeiten letztlich nicht alle eindeutig in die Zeit vor der Tetrarchie eingeordnet werden können, und die genaue Datierung teilweise strittig sein, so darf es insgesamt doch als gesichert gelten, dass ab der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts beginnend mit den Kaisern des ‚Gallischen Sonderreichs‘ und verstärkt unter der Herrschaft des Probus vor allem im Westen des Reiches ein umfangreiches Bauprogramm zur Befestigung der Städte und zur Sicherung der Grenzen realisiert wurde. Somit kommt also wahrscheinlich Probus das Verdienst zu, den Grenzschutz gegen die Germanen in Gallien, Britannien und Rätien erneuert zu haben, was höchst wahrscheinlich unter Carus und seinen Söhnen fortgesetzt wurde. Zwar ist für die Regierungszeit des Carus und seiner beiden Söhne die Beweislage zur Militärpolitik relativ dünn, doch kann man davon ausgehen, dass es in dieser Zeit keine einschneidenden Veränderungen gab. Abschließend ist zur Militärpolitik und zur Grenzsicherung festzustellen, dass Diokletian offenbar die Legionsabteilungen der mobilen Einsatzreserven nicht nur faktisch, sondern auch nominell endgültig von ihren Stammeinheiten getrennt und wieder verstärkt an den Grenzen stationiert hat. Dies war durch die allmähliche Stabilisierung der Situation an den Grenzen zur Zeit der Tetrarchie möglich geworden. Ob es unter Diokletian wirklich zu einer massiven quantitativen Vergrößerung des Heeres gekommen ist, dürfte höchst fragwürdig sein. Eine systematische Umgestaltung der Befehlsstruktur durch Diokletian scheint es nicht gegeben zu haben. Die militärischen Kommandostellen wurden bereits seit Gallienus fast ausschließlich von Offizieren aus dem Ritterstand besetzt, und die Trennung von militärischer und ziviler Gewalt bahnte sich ebenfalls schon in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts an. Mit der planmäßigen Sicherung der Grenzen durch neue Befestigungen setzte Diokletian das ab der Mitte des dritten Jahrhunderts begonnene Programm zur Grenzsicherung fort. Somit lässt sich in der Militärpolitik ebenfalls überwiegend eine Kontinuität beobachten. 5.9 HERKUNFT UND PERSONELLE KONTINUITÄT Der bereits im Kapitel über die Stellung des römischen Senates angesprochene allmähliche politische Bedeutungsverlust des Senatorenstandes führte zu größerer Mobilität innerhalb der Gesellschaft. Seit den Germanenkriegen des Marcus Aurelius (161–180) gelang immer mehr Mitgliedern des Militärs der Aufstieg in den Ritterstand und auch weiter in den Senatorenstand. Eine solche Karriere verlief über die Laufbahn vom centurio zum praefectus legionis. Nach einer Beförderung zum Tribun der cohortes vigilum und cohortes urbanae in Rom sowie der cohortes praetoriae erfolgte sodann die Aufnahme in den Ritterstand (ordo equester). Ein weiterer Aufstieg war durch die Bekleidung des ordentlichen Konsulats und somit die Aufnahme in den ordo senatorius möglich.742 Exemplarisch für eine solche Laufbahn 742 Vgl. Alföldy, Sozialgeschichte, S. 231–232; Chastagnol, Le sénat romain, S. 222–229; Devijver, Veränderungen, S. 316–338; Kuhoff, Diokletian, S. 400–401; Eich, Metamorphose, S. 341–346; Salway, Equestrian Prefects, S. 121–131; Heil, Ritterstand, S. 748–749.

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5 Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians

sind die Karrieren des M. Oclatinius Adventus (Cass. Dio 79, 14, 1–3) und L. Petronius Taurus Volusianus, die beide vom einfachen Soldaten zum Konsulat aufstiegen, sowie der Werdegang des Iulius Placidianus.743 Mit der Kaiserproklamation durch das Heer gelangten bereits in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts mit dem praefectus praetorio Macrinus (217–218) und dem praefectus tironibus Maximinus Thrax (235–238) zwei Mitglieder des ordo equester auf den Kaiserthron.744 Diesem Muster folgten schließlich auch die Karrieren der Tetrarchen. Diokletian selbst kam aus dem dalmatischen Salona. Er stammte wohl aus einfachen Verhältnissen und stieg über eine militärische Laufbahn in den Ritterstand auf. Auf dem Perserfeldzug des Carus und Numerianus konnte sich Diokletian auszeichnen (Synk. 472, 17–19; Zon. 12, 30),745 und zum Zeitpunkt seiner Kaiserproklamation bekleidete er einen der oberen militärischen Ränge.746 Sein Mitherrscher Maximian war ebenfalls ein Illyrer und kam aus Sirmium in Pannonien (Epit. de Caes. 40, 10). Wie Diokletian soll auch er einfacher Herkunft gewesen sein (Aur. Vict. Caes. 39, 17). Beide begannen ihre militärische Karriere unter Aurelian und setzen diese dann unter Probus und Carus erfolgreich fort (Aur. Vict. Caes. 39, 26–28).747 Grundsätzlich entspricht dies auch dem Werdegang der beiden Caesares Constantius I. Chlorus und Galerius. Bei beiden wird ebenfalls die niedrige Herkunft betont und beide stammten aus Illyrien (Aur. Vict. Caes. 39, 24–26; Eutr. 9, 22, 1; Epit. de Caes. 40, 15–16). Constantius I. Chlorus stieg vom protector zum Tribun auf (Anon. Val. 1, 1) und wurde dann unter Carus zum praeses der Provinz Dalmatia befördert (Ins. 47–48; HA Car. 17, 6; Anon. Val. 1, 1).748 Wie für die anderen Tetrarchen ist 743 Zu M. Oclatinius Adventus vgl. PIR² O, Nr. 9; Howe, Pretorian, Prefect, S. 73, Nr. 26; Rankov, Oclatinius, S. 243–249; Johne, Oclatinius, S. 33–41; Salway, Equestrian Prefects, S. 122–123; Handy, Die Severer, S. 143; zu L. Petronius Taurus Volusianus vgl. PIR² P, Nr. 313; PLRE I, S. 980–981, Nr. 6; Howe, Pretorian Prefect, S. 82, Nr. 52; Porena, Le origini, S. 53–55; Handy, Bemerkungen, S. 77–78; Salway, Equestrian Prefects, S. 128; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1067, PU 16; S. 1073, PPO 13; zu Iulius Placidianus vgl. PIR² I, Nr. 468; PLRE I, S. 704, Nr. 2; Howe, Pretorian Prefect, S. 82, Nr. 54; Saunders, Aurelian, S. 392–393; Porena, Le origini, 56–57; Jacob, Reformen Aurelians, S. 129–130; Salway, Equestrian Prefects, S. 128–129; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1073, PPO 16. 744 Zu Macrinus vgl. PIR² O, Nr. 108, sowie Kienast, Kaisertabelle, S. 169–171; Baharal, Victory, S. 43–50; Potter, Roman Empire, S. 146–152; zu Maximinus Thrax vgl. PIR² I, Nr. 620; Kienast, Kaisertabelle, S., 183–185; Börm, Herrschaft, S. 69–86; Huttner, Maximinus Thrax, S. 161–177; Haegemans, Imperial Authority. 745 Zur Laufbahn Diokletians und seiner Teilnahme am Perserkrieg siehe Kapitel 4.6. 746 Aurelius Victor nennt nur den unspezifischen Titel domesticos regens (Aur. Vict. Caes. 39, 1). 747 Auch bei Maximian kann von einer Teilnahme am Perserkrieg ausgegangen werden, vgl. Kienast, Kaisertabelle, S. 272; Kuhoff, Diokletian, S. 30–31, Anm. 47. Zur Herkunft und Laufbahn des Maximian vgl. PIR² A, Nr. 1628; PLRE, S. 573–574, Nr. 8; Ensslin, Maximianus, Sp. 2486; Kienast, Kaisertabelle, S. 272; Kuhoff, Diokletian, S. 30–31. 748 Zur Laufbahn des Constantius I. Chlorus vgl. PIR² F, Nr. 390; PLRE I, S. 227–228; Kienast, Kaisertabelle, S. 280; Kuhoff, Diokletian, S. 114–116; Johne, Illyrische Kaiser, S. 131–132; zur Statthalterschaft siehe Kapitel 5.4, vgl. auch Jagenteufel, Statthalter, S. 107–110; Blois, The Policy, S. 39; S. 46; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 95, Nr. 56; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1120, Dal. 9; zur Laufbahn des Galerius vgl. PLRE I, S. 574–575, Nr. 9; Barnes, New Empire, S. 37–38; Kienast, Kaisertabelle, S. 283; Kuhoff, Diokletian, S. 121–122; zu den protectores Augusti siehe oben.

5.9 Herkunft und personelle Kontinuität

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auch für Galerius eine militärische Laufbahn bezeugt, die unter Aurelian begann (Aur. Vict. Caes. 39, 28). Somit lässt sich festhalten: Alle Herrscher der ersten Tetrarchie, stammten aus Illyrien, waren einfacher Herkunft und stiegen über eine militärische Karriere zum Kaisertum auf. Zur Herkunft und Laufbahn der Tetrarchen würde nun der Konsular Tacitus einen Gegensatz bilden, da er scheinbar aus dem Senatorenstand stammte. Nach der Historia Augusta soll er Grundbesitz in Interamna in Umbrien und daneben allerdings auch in Mauretanien besessen haben (HA Tac. 10, 5; 15, 1). Außerdem sei er sehr vermögend gewesen (HA Tac. 10, 1).749 Eine Verwandtschaft mit dem berühmten Historiker Tacitus – wie dies die Historia Augusta impliziert (HA Tac. 10, 3) – ist schon deshalb abwegig, weil beide nur dasselbe Cognomen trugen aber unterschiedliche Gentilnamen hatten.750 Neben einer Herkunft aus Italien wäre durchaus eine illyrische Abstammung möglich, zumal das Cognomen Tacitus auch aus dem Donauraum bekannt ist.751 Es existiert sogar eine Grabinschrift aus Aquincum, die ein Claudius Tacitus einem Soldaten der legio II Adiutrix setzen ließ (Ins. 274).752 Als Senator wird Tacitus in der Historia Augusta mit verschiedenen Titeln bedacht; so wird es als primae sententiae senator (HA Aurelian. 41, 4), primae sententiae consularis (HA Tac. 4, 1) und princeps senatus (HA Tac. 4, 3) bezeichnet, doch ist wahrscheinlich die Angabe bei Aurelius Victor zuverlässiger, nach der Tacitus aus den Reihen der ehemaligen Konsuln (vir e consularibus) stammte (Aur. Vict. Caes. 36, 1).753 Hier ergibt sich nun die Frage, wann Tacitus dieses Konsulat bekleidet hat. Ein Tacitus war zusammen mit Iulius Placidianus ordentlicher Konsul des Jahres 273 (Cons. Const. 229; Cassiod. chron. 148, 986; Chron. pasch. 508, 12). Allerdings ist nicht eindeutig erweisen, ob es sich bei dem Amtskollegen des Iulius Placidianus wirklich um den späteren Kaiser Tacitus oder nicht vielmehr um den Senator Aulus Caecina Tacitus handelt.754 Auch wenn das bei Zonaras und Malalas angegebene Alter des Tacitus von 75 Jahren bei seinem Regierungsantritt nicht unbedingt stimmen muss (Zon. 12, 28; Ioh. Mal. 12, 31), so bedeutet dies dennoch, dass Tacitus das Konsulat erst im fortgeschrittenen Alter bekleidet hat.755 Dieser Umstand ist leicht zu erklären, wenn man wie bei Tacitus 749 750 751 752

Zu diesen zweifelhaften Angaben vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 108–110; S. 118–119. Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 109; Johne, Senatskaiser, S. 386–387. Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 108, Anm. 119, mit den epigraphischen Belegen. Vgl. Johne, Tacitus, S. 145; während Johne, Senatskaiser, S. 390, eher für eine Abstammung aus Italien plädiert, hält Syme, Emperors, S. 247, Tacitus für „one of the Danubian military“. 753 Johne, Senatskaiser, S. 387, hält die Angaben in der Historia Augusta ebenfalls für zweifelhaft. 754 Von einem Konsulat im Jahr 273 gehen Kienast, Kaisertabelle, S. 250, und mit Vorbehalt Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1064, aus; Christol, Essai sur l’évolution, S. 111–113; S. 183–184, Nr. 19, schreibt dieses Konsulat dem Aulus Caecina Tacitus zu, dessen Ämterlaufbahn überliefert ist (CIL VIII 10988), ebenso Kreucher, Kaiser Probus, S. 64; S. 107, der für den Kaiser Tacitus eher ein Suffektkonsulat vermutet. Johne, Senatskaiser, S. 388, hält mit Verweis auf CIL VIII 18844, dort wird das Konsulat eines Claudius Tacitus – jedoch ohne Kaisertitulatur und ohne Iterationsziffer – angegeben, an dem ordentlichen Konsulat im Jahr 273 fest. 755 Johne, Senatskaiser, S. 388, hält ein Alter zwischen 50 und 70 für wahrscheinlicher, vgl. Bleckmann, Reichskrise, S. 305 mit Anm. 121; Sauer, Florianus, S. 174, Anm. 2; Kreucher, Kaiser Probus, S. 105; S. 109–110, sowie Estiot, D’Aurélien, S. 30, Anm. 157.

312

5 Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians

Amtskollegen Iulius Placidianus von einer Zugehörigkeit zum Ritterstand und einer militärischen Laufbahn ausgeht, deren krönender Abschluss das ordentliche Konsulat und somit die Aufnahme in den ordo senatorius darstellte. Dies würde dann auch hinreichend erklären, weshalb man sich im Herbst 275 auf den Kandidaten Tacitus als neuen Kaiser geeinigt hat: Er wäre dann nämlich im Heer bekannt gewesen und hätte dort auch über ein gewisses Ansehen verfügt.756 Natürlich bewegen sich diese Aussagen im Bereich der Spekulation, doch kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass Tacitus ein Angehöriger des Ritterstandes war, der über eine militärische Laufbahn zum Konsulat aufstieg. Die historiographischen Quellen geben Florianus als Bruder des Tacitus aus (Aur. Vict. Caes. 36, 2; HA Tac. 5, 2; 9, 6; 13, 6; 14, 1; 14, 4–5; Pol. Silv. 522, 51). Doch ergibt sich hier das Problem eines unterschiedlichen Gentilnamens, denn mit vollem Namen hieß der angebliche Bruder des Marcus Claudius Tacitus nämlich: Marcus Annius Florianus.757 Somit kann also Florianus höchstens ein Halbbruder mütterlicherseits des Tacitus gewesen sein, wie auch die Historia Augusta indirekt einräumt (HA Tac. 17, 4).758 Da Florianus zum praefectus praetorio ernannt wurde (Zos. 1, 63, 1; Zon. 12, 28),759 darf seine Herkunft aus dem Ritterstand als gesichert gelten, und bei einer nahen Verwandtschaft wäre dies ein weiteres Indiz für die Herkunft des Tacitus aus dem ordo equester. Deshalb ist es auch als sehr wahrscheinlich anzunehmen, dass der Verwandte des Tacitus namens Maximinus, dem eine der syrischen Provinzen zur Verwaltung übertragen wurde, ebenfalls aus dem Ritterstand stammte (Zos. 1, 63, 2; Ioh. Ant. 184; Cedr. 463, 7–10; Zon. 12, 28).760

756 Vgl. Syme, Emperors, S. 247; Johne, Tacitus, S. 145; Estiot, D’Aurélien, S. 31; Johne, Senatskaiser, S. 389–390; zur möglichen Laufbahn des Tacitus vgl. auch Johne, Oclatinius, S. 33–41; unentschieden ist Kreucher, Kaiser Probus, S. 107–108. Vitucci, L’imperatore, S. 23, glaubt hingegen nicht an eine militärische Laufbahn des Tacitus. 757 Wie dessen Münzprägung und Inschriften belegen, vgl. RIC V 1, S. 350–360; Kienast, Kaisertabelle, S. 252; Sauer, Florianus, S. 174–203; Kreucher, Kaiser Probus, S. 122–125, siehe auch Ins. 239. Lediglich auf einem Meilenstein aus Kleinasien könnte der Name des Kaisers mit Μἀρ(κω) Κλα[υδίω Φλωρι]άνω ergänzt werden (CIL III 7190), vgl. Kuhoff, Felicior Augusto, S. 57, Anm. 10; Sauer, Florianus, S. 176; S. 201, Nr. 14; jedoch besagt dies bei der häufig anzutreffenden Unzuverlässigkeit von Inschriften auf Miliarien nur wenig, siehe hierzu auch Kapitel 3.2. 758 Für Halbbrüder plädieren: Vitucci, L’imperatore, S. 24; Cizek, La succession, S. 120; ders., Aurélien, S. 214–217; Sauer, Florianus, S. 175–176; Kreucher, Kaiser Probus, S. 122; Johne, Senatskaiser, S. 392. Zweifel äußerten Hohl, Vopiscus, S. 202–203; Hartmann, Herrscherwechsel, S. 71–72; S. 188, sowie Bleckmann, Reichskrise, S. 295–297, die davon ausgehen, dass in den literarischen Quellen eine Verwechslung mit Quintillus, dem Bruder von Claudius II. Gothicus, vorliegt. 759 Zum Amt des Prätorianerpräfekten vgl. Howe, Pretorian Prefect, S. 83, Nr. 55; Sauer, Florianus, S. 176; Porena, Le origini, S. 57; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1073, PPO 17. 760 Siehe Kapitel 5.1 und 5.4, vgl. auch PIR² M, Nr. 391; PLRE I, S. 576, Nr. 1; Vitucci, L’imperatore, S. 23–25; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 316, Nr. 85; Sauer, Florianus, S. 177–178; Kreucher, Kaiser Probus, S. 119–120; S. 207; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1180, Syr. Coel. 12; Johne, Senatskaiser, S. 392; wie Strobel, Rez. Kreucher, S. 635, annimmt, könnten Spannungen mit dem orientis dux Probus zur Ermordung des Maximinus und wenig später zum Tod des Tacitus geführt haben.

5.9 Herkunft und personelle Kontinuität

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Über die Laufbahn des Probus berichtet die Historia Augusta allerlei zweifelhafte Einzelheiten.761 Schon in jungen Jahren sei er von Valerian I. zum Tribun befördert (HA Prob. 3, 2–5) und ihm sodann das Kommando über sechs sarazenische Kohorten und einen Verband gallischer Hilfstruppen übertragen worden (HA Prob. 4, 1–2). Nachdem sich Probus in einem Krieg gegen die Sarmaten bewährt habe, sei er zum Befehlshaber über die legio III Felix ernannt worden (HA Prob. 5, 6). Und nach der Gefangennahme Valerians I. soll ihn Gallienus zum Oberkommandierenden über alle Truppen in Illyrien gemacht haben (HA Prob. 6, 2–3). Von Aurelian heißt es, er habe Probus das Oberkommando über die zehnte Legion übertragen und ihn überdies zum Nachfolger auserkoren (HA Prob. 6, 5–7). Anschließend schildert die Historia Augusta, wie Probus angeblich erfolgreich die Marmariden in Nordafrika bekämpft hat (HA Prob. 9, 1–2 ) und danach in Ägypten durch seine Truppen Meliorationsarbeiten durchführen ließ und verschiedene Bauwerke errichtet haben soll (HA Prob. 9, 3–4). Jedoch ist diese ganze Schilderung von der steilen Karriere des Probus, ins Reich der Phantasie zu verweisen. Es handelt sich hierbei wohl größtenteils um eine reine Fiktion, mit der die ganz besondere Befähigung des Probus zur Herrschaft dargelegt werden soll und in der ganz nebenbei sogar noch andeutungsweise eine Verwandtschaft zu Claudius II. Gothicus und somit zu Konstantin dem Großen konstruiert wird (HA Prob. 3, 3).762 Zwar hat es im römischen Heer sarazenische Kavallerieverbände gegeben (Not. dign. or. 28, 6; 32, 12–13), doch sind nirgendwo sarazenische Kohorten bezeugt.763 Eine legio III Felix existierte niemals; allenfalls könnte es sich hier um eine Verwechslung mit der legio IV Flavia Felix gehandelt haben, doch wäre Probus zu diesem Zeitpunkt gerade erst 28 Jahre alt gewesen.764 Vollends fragwürdig wird der Bericht der Historia Augusta bei den geschilderten Kämpfen gegen die Marmariden in Nordafrika und den anschließenden Meliorationsarbeiten in Ägypten, denn hier liegt eindeutig eine Verwechslung mit Tenagino Probus vor, der von 268 bis 269 praeses von Numidien war, und der sich 270 nach seiner Niederlage gegen den palmyrenischen Feldherrn Septimius Zabdas in Ägypten das Leben nahm (Zos. 1, 44, 2).765 761 Zur Karriere des Probus in der Historia Augusta vgl. ausführlich Kreucher, Kaiser Probus, S. 91–102. 762 Zur Fiktionalität dieser Angaben in der Historia Augusta vgl. Vitucci, L’imperatore, S. 5–6; Syme, Emperors, S. 224; S. 232; Kettenhofen, Beobachtungen, S. 412–413; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 66–71; Kreucher, Kaiser Probus, S. 91–97; ders., Probus und Carus, S. 396–398; zur angeblichen Verwandtschaft Claudius II. Gothicus mit Konstantin dem Großen vgl. Anon. Val. 1, 1. 763 Vgl. Kettenhofen, Sarazenen, S. 227–228. 764 Vgl. Vitucci, L’imperatore, S. 6–9; Syme, Emperors, S. 217, Anm. 3; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 72; Kreucher, Kaiser Probus, S. 96–97; ders., Probus und Carus, S. 397. 765 Vgl. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 27–28; Crees, The Reign, S. 91, Anm. 1; Vitucci, L’imperatore, S. 143–144; Schwartz, L’empereur, S. 381; Kotula, Aurélien et Zénobie, S. 136; Schlumberger, Eigene Zutaten, S. 281; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 78–82; Kreucher, Kaiser Probus, S. 98–99; ders., Probus und Carus, S. 398. Zu Tenagino Probus vgl. PLRE I, S. 740–741, Nr. 8; Stein, Präfekten, S. 148–150; Kolbe, Statthalter, S. 3–14; Reinmuth, Working List, S. 121; Barnes, Some Persons, S. 168; Bastianini, Lista dei prefetti,

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5 Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians

Allerdings wird man die Angaben in der Historia Augusta nicht alle gänzlich verwerfen dürfen, denn wenn man sämtliche Ausschmückungen, Übertreibungen und vor allem die erfundenen Briefe abzieht, bleibt eine für die Soldatenkaiserzeit typische militärische Karriere. Probus wurde am 19. August 232 (CIL² I.1, S. 255; S. 270) in Sirmium geboren (Aur. Vict. Caes. 37, 4; HA Prob. 3, 1) und war offenbar einfacher Herkunft (Epit. de Caes. 37, 1). Er durchlief zweifellos eine äußerst erfolgreiche militärische Karriere, die ihm die Aufnahme in den ordo equester ermöglichte. Die Stationen seines weiteren Aufstiegs waren sicherlich der Rang eines tribunus und die Beförderung zum praefectus legionis.766 Im weiteren Verlauf wäre dann ein Kavalleriekommando in der von Gallienus formierten mobilen Feldarmee möglich, worauf eine Anzahl von Indizien hinweist.767 Zum Zeitpunkt der Ermordung des Tacitus dürfte Probus ein militärisches Sonderkommando als dux im Osten innegehabt haben.768 Somit weisen Probus und höchst wahrscheinlich auch Tacitus sowie Florianus hinsichtlich ihrer Herkunft und ihrer Laufbahn eindeutige Parallelen mit Diokletian und den Tetrarchen auf und lassen sich beinahe problemlos in die Reihe der sogenannten ‚illyrischen Kaiser‘ einordnen.769 Wie bereits in dem Kapitel über die Familie des Carus dargelegt wurde, kam dieser zwar aus Gallien und nicht aus Illyrien, doch auch er stammte eindeutig aus dem ordo equester und stieg über eine erfolgreiche militärische Karriere zum Kaisertum auf.770 Somit ist es auch richtig, wenn die Historia Augusta Carus unter den Heerführern aufzählt, die aus der ‚Schule‘ des Probus gekommen seien: nam ex eius disciplina Carus, Diocletianus, Constantius, Asclepiodotus, Annibalianus, Leonides, Cecropius, Pisonianus, Herennianus, Gaudiosus, Ursinianus et ceteri, quos patres nostri mirati sunt et de quibus nonnulli boni principes extiterunt (HA Prob. 22, 3).771 In Anbetracht des zweifelhaften Charakters dieser Quelle überrascht es keineswegs, dass von den aufgezählten Kommandeuren nur die ersten fünf tatsächlich historisch belegt und die übrigen vermutlich nur erfunden sind.772 Somit ist

766 767 768

769 770 771 772

S. 316; Martindale, Prosopography, S. 491; Birley, Some Names, S. 97; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 358, Nr. 119; Sp. 406, Nr. 78; Le Glay, Premier praeses, S. 197; Thomasson, Fasti Africani, S. 191, Nr. 71; Saunders, Aurelian, S. 427–428; Watson, Aurelian, S. 62–63; S. 168; Hartmann, Teilreich 1, S. 282–286; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1086, Aeg. 18; S. 1156, Num. 11; Hartmann, Teilreich 2, S. 360–361. Dannhäuser, Untersuchungen, S. 22, und Hohl, Historia Augusta, S. 418, Anm. 53, denken hierbei in Anlehnung an die Historia Augusta an die legio X Gemina. Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 97 mit Anm. 41–48, der hier entsprechende Belege anführt. Ob das Amt eines totius orientis dux (HA Prob. 7, 2–4) möglicherweise eine Übertreibung ist, mag dahingestellt bleiben, siehe hierzu auch S. 188 mit Anm. 20; wie Zosimos berichtet, habe Probus bei seiner Machtergreifung über Syrien, Phönikien, Palästina und Ägypten verfügt (Zos. 1, 64, 1; Zon. 12, 29); diese Angabe ist zwar hinsichtlich der aufgezählten Provinzen umstritten, doch scheint auch sie auf ein umfangreiches militärisches Kommando des Probus im Osten hinzuweisen. Vgl. auch Syme, Danubian, S. 310–316; Johne, Illyrische Kaiser, S. 126–134. Zur Laufbahn des Carus und seiner angeblichen senatorischen Herkunft siehe Kapitel 4.2. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 31. Vgl. Syme, Emperors, S. 213; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 154–157; Kaiser Probus, S. 219–220; erfunden sind demnach wahrscheinlich Leonides, Cecropius, Pisonianus, Herennianus, Gaudiosus sowie Ursinianus, vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 220, Anm. 201,

5.9 Herkunft und personelle Kontinuität

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Carus – abgesehen von seinem Geburtsort Narbo in Gallien – demselben Personenkreis wie die sogenannten ‚illyrischen Kaiser‘ zuzurechen, nämlich zu den erfolgreichen Truppenführern, die in den Ritterstand aufstiegen und seit Claudius II. Gothicus (268–270) von einer bedeutenden militärischen Position aus zum Kaisertum gelangten. Gewiss wäre es bestimmt nicht zu erwarten, dass Diokletian bei seinem Regierungsantritt sämtliche Verwaltungspositionen und militärischen Kommandostellen neu besetzt hätte. Es überrascht aber dennoch, in den obersten Rängen teilweise dieselben Personen vorzufinden, die bereits unter seinen Vorgängern wichtige Ämter innehatten. Dass die Mitregenten Diokletians aus der ‚Schule‘ des Probus und letztlich dem Offizierscorps des Carus entstammten, wurde ja oben bereits erwähnt. Ein weiteres prominentes Beispiel hierfür ist der Senator L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus, dessen cursus honorum durch eine Inschrift aus Aversa bei Capua überliefert ist (Ins. 251).773 Möglicherweise amtierte er als proconsul in der Provinz Africa proconsularis unter Probus und übte anschließend das Amt eines iudex sacrarum cognitionum vice Caesaris sine appellatione aus. Ein zweites Suffektkonsulat bekleidete er, als ihn Diokletian im November 284 nach seiner Kaiserproklamation als Amtskollegen einsetzte (Chron. pasch. 509, 18); nach der Ermordung des Carinus im September 285 ernannte ihn Diokletian zum praefectus urbi.774 Der praefectus praetorio des Carinus und dessen Mitkonsul im Jahr 285, Claudius Aurelius Aristobulus, behielt unter Diokletian nicht nur den Rang eines Prätorianerpräfekten (Aur. Vict. Caes. 39, 14), sondern durfte auch als Konsul weiterhin im Amt bleiben (Cons. Const. 229; Cassiod. chron. 149, 1004; Chron. pasch. 511, 3–4). Später verwaltete er als proconsul die Provinz Africa proconsularis (Ins. 230) und amtierte in Rom als praefectus urbi.775 Möglicherweise hatte dies Aristobulus mit weiteren Literaturangaben. Barnes, Some Names, S. 148, hält irrtümlicherweise auch Asclepiodotus für eine Erfindung. Kuhoff, Diokletian, S. 374 mit Anm. 938, rät bei Hannibalianus zur Vorsicht, da er eine militärische Laufbahn bezweifelt; zu Asclepiodotus vgl. Howe, Pretorian Prefect, S. 84–85, Nr. 60; Arnheim, Pretorian Prefect, S. 85–86; Salway, The Creation, S. 121; S. 209; Kuhoff, Diokletian, S. 116–118; S. 374; zu Hannibalianus vgl. Howe, Pretorian Prefect, S. 84, Nr. 59; Arnheim, Pretorian Prefect, S. 84–85; Salway, The Creation, S. 120– 121; S. 209; Kuhoff, Diokletian, S. 116–119; S. 374. 773 Zum Suffektkonsulat mit Diokletian siehe Kapitel 4.9; zum möglichen Richteramt siehe Kapitel 5.2; zur Statthalterschaft siehe Kapitel 5.4; zur Ämterlaufbahn vgl. PIR² C 212; PLRE I, S. 156–157, Nr. 18; Barbieri, Nuove iscrizioni, S. 40–50; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 388, Nr. 146; Christol, Essai sur l’évolution, S. 158–172; Peachin, Iudex vice Caesaris, S. 129–132; Kolb, Diocletian, S. 18; Thomasson, Fasti Africani, S. 117, Nr. 56; Kuhoff, Diokletian, S. 26 mit Anm. 35; Kreucher, Kaiser Probus, S. 189–190; S. 209; Mennen, Caesonii, S. 118–119; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 661; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1068, PU 29; S. 1092, Afr. 9. 774 Vgl. Barnes, New Empire, S. 97; Kuhoff, Diokletian, S. 28; S. 388–389; Bowman, Diocletian, S. 69, während Barbieri, Nuove iscrizioni, S. 48–49, vermutet, er sei noch von Carinus in dieses Amt eingesetzt worden, was allerdings auszuschließen ist, da er sich zusammen mit Diokletian im Osten aufhielt, wie schon das zweite Suffektkonsulat belegt. 775 Vgl. PIR² C, Nr. 806; PLRE I, S. 106; Howe, Pretorian Prefect, S. 84, Nr. 58; Chastagnol, Les Fastes, S. 21–25, Nr. 5; Barnes, New Empire, S. 97; S. 124; Christol, Essai sur l’évolution, S. 120; S. 135; Kolb, Diocletian, S. 18; Salway, The Creation, S. 119–120; Kuhoff, Diokletian,

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5 Vergleich der Regierungsjahre von 282–285 mit der Tetrarchie Diokletians

dem Umstand zu verdanken, in die Ermordung des Carinus nach dessen Sieg über Diokletian am Margus maßgeblich involviert gewesen zu sein.776 Auch der Präfekt von Ägypten, Pomponius Ianuarianus, der von Probus eingesetzt wurde, und dort wahrscheinlich auch noch im November 284 amtierte, scheint schon frühzeitig die Seite gewechselt zu haben, was sich auf seine Karriere nicht unbedingt nachteilig auswirkte. Auch er wurde zum Prätorianerpräfekten befördert, und im Jahr 288 bekleidete er als Amtskollege Maximians das ordentliche Konsulat (Cons. Const. 230; Cassiod. chron. 149, 1010; Chron. pasch. 511, 14), um im folgenden Jahr die Stadtpräfektur in Rom zu übernehmen.777 Mag es bei den bisher besprochenen Amtsträgern vielleicht eine Rolle gespielt haben, dass sie sich rechtzeitig auf die Seite Diokletians stellten, so dürfte dies nicht für den Senator C. Ceionius Rufius Volusianus gelten, der unter Carus als corrector in Italien amtierte (Ins. 127), dort acht Jahre im Amt blieb – also auch während der Regierungszeit Diokletians – und noch unter Konstantin das Konsulat und die Stadtpräfektur in Rom bekleiden durfte (Ins. 250).778 Außerdem ist C. Ceionius Rufius Volusianus wohl identisch mit dem gleichnamigen Prätorianerpräfekten und Feldherrn des Maxentius, der im Jahr 310 die Usurpation des Domitius Alexander in Nordafrika niederschlug (Aur. Vict. Caes. 40, 18; Zos. 2, 14, 2),779 was nebenbei übrigens zeigt, dass in der Zeit nach Diokletian auch ein Senator das bis dahin immer von Mitgliedern des ordo equester bekleidete Amt übernehmen konnte. Während der Amtszeit des Aristobulus als proconsul in der Provinz Africa proconsularis erscheint an dessen Seite als legatus wiederum der vir clarissimus Macrinius Sossianus, der als curator rei publicae bereits unter Carus die Stadt Calama (Guelma) in Numidien verwaltete (Ins. 166; 230).780 Der vir consularis Acilius Clarus, der im Jahr 280 als praeses in der Provinz Numidia belegt ist (Ins. 270) und der höchst wahrscheinlich erst später in den Senatorenstand aufstieg, wurde später

776 777

778

779 780

S. 27–28; S. 374; Porena, Le origini, S. 73–89; Bowman, Diocletian, S. 69; Salway, Equestrian Prefects, S. 129–131; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 21; Kreucher, Probus und Carus, S. 423. Zur Ermordung des Carinus und zur Schlacht am Margus siehe Kapitel 4.9. Zur Statthalterschaft in Ägypten siehe Kapitel 5.4, vgl. PIR² P, Nr. 722; PLRE I, S. 452–453, Nr. 2; Stein, Präfekten, S. 153; Reinmuth, Working List, S. 123; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 318; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 126; Bastianini, Il prefetto, S. 515; Kramer, Urkundenreferat, S. 282, Nr. 13; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1088, Aeg. 23; zur späteren Laufbahn vgl. Barnes, New Empire, S. 98; Christol, Essai sur l’évolution, S. 119–120; S. 134; Salway, The Creation, S. 152–153; S. 207; Kuhoff, Diokletian, S. 374; Salway, Equestrian Prefects, S. 129, Anm. 77. Zu Rufius Volusianus vgl. PIR², Nr. 161; PLRE I, S. 976–978, Nr. 4; Chastagnol, Les Fastes, S. 52–58, Nr. 20; ders., L’administration, S. 351; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247–248; Barnes, Two Senators, S. 46–47; Simshäuser, Provinzialverfassung, S. 439, Nr. 4; Barnes, New Empire, S. 143; Christol, Essai sur l’évolution, S. 57; S. 123; Ausbüttel, Verwaltung, S. 90; Grünewald, Constantinus, S. 73; S. 91; Salway, The Creation, S. 211–213; Kreucher, Kaiser Probus, S. 212; Porena, Le origini, S. 62–64; S. 524; Jacob, Aurelians Reformen, S. 196, Anm. 829; Salway, Equestrian Prefects, S. 131; Glas/Hartmann, Provinzverwaltung, S. 666; zu den correctores Italiae siehe Kapitel 5.4. Vgl. hierzu auch Arnheim, Senatorial Aristocracy, S. 196; Salway, Equestrian Prefects, S. 131. Zu Macrinius Sossianus siehe auch Kapitel 7.3, Nr. 30.

5.9 Herkunft und personelle Kontinuität

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von Diokletian zum corrector Italiae eingesetzt.781 Der unter Carus in der Provinz Arabia amtierende Statthalter, der vir perfectissimus Aemilius Aemilianus (Ins. 36), wurde von Diokletian vielleicht noch im Herbst 285 zum praeses der Provinz Lusitania eingesetzt.782 Der rationalis und vir egregius Geminius Festus, der für den vergöttlichten Divus Nigrinianus, den Enkel des Carus (nepoti Cari), in Rom eine Inschrift setzen ließ (Ins. 142), war auch noch unter Maximian in der Finanzverwaltung tätig (Ins. 249). Offensichtlich wurde seine Position aufgewertet, denn letztere Inschrift aus der Zeit der Tetrarchie bezeichnet ihn als vir perfectissimus.783 Es gibt sodann berechtigten Grund zu der Vermutung, dass der Verfasser des Codex Gregorianus, von dem man nicht einmal weiß, ob er Gregorius oder Gregorianus hieß, als magister libellorum in der Kanzlei Diokletians wirkte, und wie man ferner annimmt, muss er dieses Amt offenbar schon unter Carinus bekleidet haben.784 Wie daraus zu folgern ist, übernahm Diokletian teilweise sogar sehr enge Mitarbeiter seiner Vorgänger. Aurelius Victor hielt die Beibehaltung der alten Amtsträger für ein Zeichen der besonderen Milde Diokletians: Quae res post memoriam humani nova atque inopinabilis fuit civili bello fortunis fama dignitate spoliatum neminem, cum pie admodum mansueteque geri laetemur exilio proscriptioni atque etiam suppliciis et caedibus modum fieri (Aur. Vict. Caes. 39, 15–16). Doch scheint dies vor allem ein Ausdruck von staatsmännischer Klugheit und politischem Weitblick zu sein. Wenn man dies unter dem Gesichtspunkt, in wie weit die Regierungszeit des Carus und seiner beiden Söhne als Vorläufer der Tetrarchie zu betrachten ist, analysiert, wird ganz klar: In den Spitzenpositionen der Verwaltung und im Mitarbeiterstab des Kaisers saßen zumindest zum Teil dieselben Leute wie zur Zeit des Probus, des Carus sowie des Carinus und Numerianus. Wenn man es überspitzt formulieren will, dann wurden die Reformen Diokletians von den bewährten Verwaltungsleuten seiner Vorgänger geplant und umgesetzt. Ebenso wie beim Personenkreis, der seit der Ermordung des Gallienus die Kaiser stellte, kann man auch hier von einer Kontinuität sprechen. 781 Zu Acilius Clarus vgl. PIR² A, Nr. 55; PLRE I, S. 206, Nr. 2; Chastagnol, Les Fastes, S. 53; Kolbe, Statthalter Numidiens, S. 17–20; Chastagnol, L’administration, S. 351; Pflaum, Zur Reform, S. 114; Christol, Les réformes, S. 148–149; Simshäuser, Provinzialverfassung, S. 440, Nr. 6; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 407, Nr. 81; ders., Fasti Africani, S. 194, Nr. 74; Kreucher, Kaiser Probus, S. 208; Witschel, Zur Situation, S. 200; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1157, Num. 14; Zur Statthalterschaft siehe auch Kapitel 5.4. 782 Vgl. dazu Le Roux, Les dévotions, S. 378–379, Nr. 10; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1132, Lus. 2. Thomasson, Laterculi 2, S. 11, Nr. 05:018 a (2), datiert den praeses in die Zeit des Gallienus; zur Statthalterschaft in Arabia siehe Kapitel 5.4. 783 Zu Geminius Festus vgl. PIR² G, Nr. 145; PLRE I, S. 335, Nr. 8; Hirschfeld, Verwaltungsbeamten, S. 34, Anm. 3; Seston, Dioclétien, S. 205; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Loriot, Note sur le divus Nigrinianus, S. 2–3, siehe auch Kapitel 4.7. 784 Vgl. bes. Liebs, Recht, S. 60; Honoré, Emperors, S. 147–148; Peachin, Iudex vice Caesaris, S. 76; Corcoran, The Empire, S. 82; Potter, Roman Empire, S. 295; Liebs, Reichskummerkasten, S. 141; zur Person: PLRE I, S. 403, Nr. 1; Liebs, Recht, S. 60–62; Wieacker, Rechtsgeschichte, S. 169. Nach Liebs, Hofjuristen, S. 80–83, sind durch den Codex Iustinianus 133 von Gregorius verfasste Reskripte erhalten, von denen zwei in die Zeit des Carinus zu datieren sind, siehe auch Kapitel 5.7.

6 EINE BILANZ DER HERRSCHAFT DES CARUS UND SEINER SÖHNE Wenn man die Herrschaft der kurzlebigen Dynastie des Carus und seiner Söhne unter dem Vorzeichen untersucht, in wie weit diese als Vorläufer der Tetrarchie zu betrachten ist, dann besteht naturgemäß die Gefahr, auch kleinste Maßnahmen dieser Herrscher als eine Vorwegnahme der diokletianischen Reformen zu interpretieren. Wie jedoch im ersten Teil dieser Arbeit die Rekonstruktion der Ereignisgeschichte und des kaiserlichen Itinerars zeigen konnte,1 dürfen Carus, Carinus und Numerianus als typische Soldatenkaiser des dritten Jahrhunderts gelten, die energisch die Verteidigung des römischen Imperiums leiteten und nach der Wiedervereinigung des Reiches unter Aurelian und der Stabilisierung der Grenzen unter Probus wieder zu einer offensiven Außenpolitik übergehen konnten. Dieser Umstand belegt, dass damit zumindest auf militärischem Gebiet die sogenannte Krise des dritten Jahrhunderts überwunden war. Der kurze Krieg gegen die Sarmaten im Herbst 282 diente vor allem der Sicherung Pannoniens, denn als seine primäre Aufgabe sah Carus den bereits von seinen Vorgängern geplanten Feldzug gegen die Perser an, der bereits im April 283 eröffnet wurde. Die Intention dieses Unternehmens waren keine Gebietsgewinne im Osten, vielmehr war dieser Feldzug als Strafaktion gegen die Perser gedacht, und dieses Ziel wurde im Frühsommer des Jahres 283 mit der Eroberung der persischen Metropolen Coche und Ctesiphon erreicht. Da darüber hinaus keine langfristige Besetzung sāsānidischer Territorien beabsichtigt war, führte Numerianus die römischen Truppen im Herbst 283 nach Syrien zurück. Im Frühjahr 284 versuchte Numerianus wahrscheinlich den römischen Einflusses über Armenien wiederherzustellen, was ihm vermutlich – zumindest mit temporärem Erfolg – gelang. Alle Indizien sprechen dafür, das sowohl Carus als auch Numerianus eines natürlichen Todes starben. Nach dem Aufbruch des Carus in den Osten regierte Carinus erfolgreich den Westen des Reiches. Unter seiner Führung wurden die nach Gallien eingefallenen Germanen besiegt und die Rheingrenze wieder stabilisiert. Im Herbst 283 errang Carinus einen Sieg über die Quaden, während seine Generale im Sommer 284 eine militärische Auseinandersetzung in Britannien siegreich beilegen konnten. Somit bewährte sich Carinus ebenfalls als willensstarker Herrscher in der typischen Tradition der Soldatenkaiser. Das zeigte sich spätestens, als es Carinus im Jahr 285 gelang, nacheinander die beiden Usurpatoren Sabinus Iulianus und Diokletian zu besiegen. Nach der Schlacht am Margus wurde Carinus jedoch das Opfer einer vermutlich von Diokletian initiierten Verschwörung. Zwar wird Carinus in den historiographischen Quellen ausgesprochen negativ charakterisiert, dennoch kommen auch die Historia Augusta und Orosius nicht umhin, diesem Herrscher eine besondere Tatkraft und entschlossenes Handeln zu bescheinigen (HA Car. 18, 2; Oros. 7, 25, 1). 1

Zur Ereignisgeschichte sei hier auf die Zusammenfassung in Kapitel 4.10 verwiesen.

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6 Eine Bilanz der Herrschaft des Carus und seiner Söhne

Allein schon die Tatsache, dass bei den beiden Bürgerkriegen nach dem Tod des Numerianus, deren Kampfhandlungen sicherlich mit einem massiven Truppenabzug an Rhein und Donau einhergingen, die Germanen nicht wie zur Zeit des Gallienus über die entblößten Reichsgrenzen hinweg ins Reich einfielen, belegt hinreichend, dass es Carus und seinen Söhnen gelang, die Grenzen nachhaltig zu sichern. Die Aufteilung der Herrschaft unter mehrere kollegiale Mitregenten war ein Gebot der Zeit, und das Herrscherkollegium der beiden Augusti Carus und Carinus und des Caesar Numerianus gehört zu den wenigen Beispielen eines tatsächlich vollzogenen und funktionierenden Mehrherrschersystems im dritten Jahrhundert bis zum Beginn der Tetrarchie. Carus ernannte schon kurz nach seiner Kaisererhebung seinen älteren Sohn Carinus zum nobilissimus Caesar und beauftragte ihn mit dem Schutz der Grenzen im Westen. Während im Dezember 282 in Siscia Numerianus ebenfalls zum Caesar erhoben wurde, verlieh Carus seinem älteren Sohn den Imperatorentitel, den im Frühjahr 284 auch Numerianus erhielt. Vor dem Aufbruch des Carus nach Mesopotamien wurde Carinus zum Augustus erhoben. Die sukzessive Erweiterung der Herrschertitulatur und der Befugnisse des Carinus und Numerianus beweist, dass diese als Caesares nicht nur Thronfolger, sondern vielmehr Mitherrscher waren. Nach dem Tod des Carus trat der Imperator und nobilissimus Caesar Numerianus noch im Feldlager am Tigris die Nachfolge seines Vaters an, womit er zum Junior-Augustus des Carinus avancierte. Diokletian konnte aus eigener Anschauung die Vorteile dieser Herrschaftsteilung mit der Alleinherrschaft des Probus vergleichen. Da er jedoch keine eigenen Söhne hatte, war zur Errichtung eines Mehrherrschersystems die Erhebung eines seiner Offizierskameraden zum Mitherrscher erforderlich.2 Doch scheint es unwahrscheinlich, dass sich Diokletian hierbei an den Adoptivkaisern oder der gemeinsamen Regierungszeit des Marcus Aurelius und Lucius Verus im zweiten Jahrhundert orientiert haben soll. Vermutlich war das zeitlich viel näherliegende und von den Tetrarchen selbst miterlebte Herrscherkollegium des Carus und seiner beiden Söhne das Vorbild für das diokletianische Herrschaftssystem. Schon die väterliche Position, die Diokletian – wie Aurelius Victor behauptet – als rangältester Augustus gegenüber seinen Mitherrschern einnahm (Aur. Vict. Caes. 39, 29), erinnert an die Kaiserfamilie des Carus. Weder unter Tacitus und noch weniger unter Probus gab es eine wirkliche Wiederherstellung der Senatsautorität. Ebenso existieren für die Dynastie des Carus keinerlei Anzeichen für eine eigenständige Politik oder gar einer Regierungsbeteiligung des Senats. Carus informierte das Gremium schriftlich über seine Kaiserproklamation. Eine persönliche Konsultation des Senats oder eine Bestätigung seiner Herrschaftsübernahme durch diese Körperschaft hielt er nicht für notwendig. Dies entsprach ganz der Entwicklung des dritten Jahrhunderts, und wie später unter Diokletian hatte der Senat nunmehr nur noch eine rein formelle Funktion, dessen Mitgliedschaft jedoch mit großer gesellschaftlicher Anerkennung verbunden war. Wenn auch das Gremium als solches politisch bedeutungslos war, so wurden Mit2

Was ja vielleicht sogar ein Grund für die Wahl Diokletians war, vgl. Williams, Roman Recovery, S. 43–46; Kolb, Diocletian, S. 15.

6 Eine Bilanz der Herrschaft des Carus und seiner Söhne

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glieder des ordo senatorius bevorzugt in der Zivilverwaltung eingesetzt. Darüber hinaus werden Carus, Carinus und Numerianus – wie zuvor schon Probus und später auch Diokletian – den Senat mit Höflichkeit und Respekt behandelt haben. Für eine entscheidende Änderung in dem Verhältnis zwischen Senat und Kaisertum in der Zeit des Carus verglichen mit der Regierungszeit des Probus lassen sich entgegen der berühmten Behauptung Aurelius Victors, nach dem Tod des Probus sei die Kaiserwahl in die Hand der Soldaten gefallen (Aur. Vict. Caes. 37, 5), keine Anzeichen finden. In der kaiserlichen Selbstdarstellung folgten Carus und seine Söhne ganz der damaligen Tendenz zur sakralen Überhöhung des Kaisertums. Wie bereits vor ihm Aurelian und Probus nahm Carus den Beinamen deus et dominus an, womit die Heiligkeit und Unantastbarkeit der Person des Herrschers besonders gegenüber den in Pannonien konzentrierten römischen Truppen betont werden sollte. Wie zum einen die Münzdarstellungen belegen, auf denen Carus den Globus als Symbol der Herrschaft aus den Händen Jupiters empfängt, und zum anderen die Abbildungen auf denen der Kaiser bei der Investitur seiner Söhne selbst an die Stelle des obersten Gottes tritt, betrachtete Carus Jupiter als Urheber seiner Herrschaft und sich offenbar als dessen irdischen Stellvertreter. Dies kann als Vorbild für die kaiserlichen Selbstdarstellung Diokletians gesehen werden, der sich selbst den Beinamen Iovius gab. Wie das Medaillon aus Siscia zeigt, auf dem Carinus von Hercules und Numerianus von Sol bekrönt werden (Gnecchi I, S. 10, Nr. 1; II, S. 121–122, Nr. 8; III, S. 74, Nr. 9; RIC V 2, S. 167, Nr. 225) (Abb. 13), entsprach auch die weitere Zuordnung der kaiserlichen Schutzgottheiten den späteren Verhältnissen der Tetrarchie. Wie die weitere Untersuchung der Religionspolitik des Carus und seiner Söhne aufzeigen konnte, trat ebenfalls schon unter ihrer Herrschaft der unter Aurelian und Probus dominierende Kult des Sonnengottes wieder etwas in den Hintergrund. Die von Diokletian so nachdrücklich verkündete concordia des Herrscherkollegiums gleicht der Herrschaftsrepräsentation der Dynastie des Carus und seiner Söhne, auf deren Münzen die einvernehmliche Herrschaftsteilung innerhalb der Kaiserfamilie vor allem durch die häufig gemeinsame Abbildung der Herrscher ausdrücklich hervorgehoben wird. Gerade die Medaillons, die in diesem Zusammenhang für das Herrscherhaus geprägt wurden, waren ikonographisch sehr anspruchsvoll. Diokletian konnte im Bereich der kaiserlichen Selbstdarstellung unmittelbar an die Politik seiner Vorgänger anknüpfen. Im Gegensatz zur Tetrarchie wurde jedoch die Gemahlin des Carinus, Magnia Urbica, zur Augusta erhoben und in kaiserliche Herrschaftsrepräsentation miteinbezogen. Eine Reihe weiterer innenpolitischer Entwicklungen können zweifellos als eine Vorstufe zu den tetrarchischen Reformen aufgefasst werden. So ist während des dritten Jahrhunderts und verstärkt seit der Zeit des Gallienus eine allmähliche Umstrukturierung der Provinzverwaltung zu beobachten. Die meisten Provinzen wurden nicht mehr von senatorischen Statthaltern, sondern von ritterlichen praesides verwaltet. Dieser Prozess fand seinen vorläufigen Abschluss unter Carus und seinen Söhnen und wurde von Diokletian bei der Reform der Provinzverwaltung beibehalten. Ebenso zeichnete sich schon vor Diokletian eine allmähliche Trennung von ziviler und militärischer Laufbahn ab. Als zivile Ämter sind hier vor allem die cu-

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ratores rei publicae, die iudices vice Caesaris und die correctores zu nennen. Eine Tendenz zur Verkleinerung der Provinzen ist zum Teil schon während des dritten Jahrhunderts und vereinzelt auch in der Regierungszeit des Probus zu beobachten. Rom blieb unangefochten das caput mundi, doch während Carus und Numerianus die Hauptstadt niemals betraten, verweilte der im Westen regierende Carinus nur für zwei Monate in Rom. Er besuchte die Reichshauptstadt folglich ebenso selten wie Diokletian und seine Mitherrscher. Als Vorläufer der tetrarchischen Residenzstädte können in dieser Zeit wahrscheinlich Lugdunum, Mediolanum, Siscia, Antiochia sowie Emesa und möglicherweise Sirmium gelten, die näher an den militärischen Schwerpunkten des Reichs lagen. Durch verschiedene Maßnahmen versuchten die Vorgänger Diokletians, einerseits dem gesteigerten Geldbedarf des Staates gerecht zu werden und andererseits die Inflation zu bekämpfen. Der im Rahmen der von Aurelian initiierten Neuordnung des Münzwesens ausgegebene Reformantoninian mit den Siglen XX I und KA wurde auch unter Carus und seinen Söhnen in den meisten Münzstätten geprägt. Der zunächst während der Regierung des Tacitus und Florianus und später wieder unter Carus gemünzte Doppelantoninian könnte als kurzzeitiger Versuch interpretiert werden, auf die Inflation durch die Ausgabe eines neuen Nominals zu reagieren. Die umfangreiche Tätigkeit Diokletians auf dem Gebiet der Rechtspflege kündigte sich bereits unter Carus, vor allem aber unter Carinus und Numerianus an. Aus der kurzen Zeit von Januar 283 bis August 285 sind im Codex Iustinianus fast doppelt so viele kaiserliche Reskripte überliefert als aus den 20 davor liegenden Jahren insgesamt. Ob unter Diokletian militärische Reformen durchgeführt wurden, durch die das Heer beträchtlich vergrößert worden wäre, muss ernsthaft bezweifelt werden. Es scheint sich eher um eine Umstrukturierung gehandelt zu haben, bei der man die bestehenden mobilen Einsatzreserven primär wieder an den Grenzen stationierte, während man wohl gleichzeitig die endgültige Trennung zwischen den vexillationes, aus denen sich diese mobilen Verbände zusammensetzten, und ihren ursprünglichen Stammeinheiten vollzog. Ein umfassendes Programm zur Reorganisation der Grenzverteidigung und zur Befestigung der Städte wurde spätestens von Probus in die Wege geleitet. Für die Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus ist anzunehmen, dass sie die Militärpolitik ihrer Vorgänger fortsetzten. Die römischen Kaiser des dritten Jahrhunderts kamen seit Claudius II. Gothicus ohne Ausnahme aus dem Offizierscorps. Durch besondere Leistungen gelang ihnen der Aufstieg in den ordo equester und in bedeutende militärische Führungspositionen. Am Ende einer solchen ritterlichen Laufbahn konnte als krönender Abschluss das ordentliche Konsulat und somit der Eintritt in den Senat stehen. Tacitus war lediglich insofern eine Ausnahme, als er zum Zeitpunkt seiner Kaiserproklamation bereits am Ende seiner Karriere stand und das Konsulat schon bekleidet hatte. Nur in dieser Hinsicht kann Tacitus als ‚Senatskaiser‘ gelten. Die militärische Laufbahn des Carus, der eindeutig nicht aus dem Senatorenstand stammte, wird weitgehend jener der Tetrarchen geglichen haben. Eine personelle Kontinuität lässt sich vor allem beim Mitarbeiterstab der Herrscher feststellen, denn unter Diokletian wurden auffallend viele Spitzenpositionen der Verwaltung von Männern bekleidet, die schon zur Zeit des Probus und Carus wichtige Verwaltungsämter innehatten.

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Die Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus ist das Bindeglied zwischen der von Reformen und Veränderungen geprägten Zeit des Gallienus und des Aurelian sowie des Probus und der Epoche der Tetrarchie. Wie diese Untersuchung gezeigt hat, fanden viele Transformationsprozesse in dieser Zeit bereits ihren Abschluss. Einige Innovationen dieser Herrscherfamilie – wie beispielsweise im Bereich der kaiserlichen Selbstdarstellung oder in Bezug auf das Mehrherrschersystem – waren für Diokletian sicherlich richtungsweisend. Die Umgestaltung des Staates durch Diokletian ist letztlich das Resultat der Erfahrungen und Herausforderungen des dritten Jahrhunderts und sie ist die logische Fortsetzung der Regierungstätigkeit seiner Vorgänger. Denn was sie ansatzweise begannen, aber durch ihre jeweils nur kurzen Regierungszeiten nicht vollenden konnten, setzte schließlich Diokletian fort, und da es ihm vergönnt war, wesentlich länger zu regieren, konnte er diese Reformen zu einem vorläufigen Abschluss bringen. Doch bereits während der kurzen Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus scheint sich so etwas wie eine Aufbruchstimmung in der römischen Welt abzuzeichnen. Daraufhin deuten beispielsweise die überaus zahlreichen Inschriften aus dieser Zeit. Und gerade die Meilensteininschriften weisen entweder wirklich zum Teil auf umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen hin, oder sie dokumentieren – falls es sich um Loyalitätsbezeugungen handelt – die überaus große Beliebtheit, welche die Bevölkerung für die Dynastie des Carus bekundete. Bemerkenswert ist auch das Ansehen, das Carus noch in späterer Zeit genießen durfte. Kaiser Julian stellt die militärischen Leistungen und Fähigkeiten dieses Herrschers den Niederlagen des dritten Jahrhunderts gegenüber (Iul. or. 1, 17d–18a), Festus nennt ihn einen victor totius gentis (Fest. 24) und Sidonius Apollinaris sollte noch im fünften Jahrhundert fragen, wer denn je den persischen Feldzug des Kaisers Carus vergessen könne (Sidon. carm. 23, 91–93). Die Popularität dieses Kaisers kommt auch in der Anekdote des Synesios von Kyrene über das volkstümliche Auftreten des Carus gegenüber den persischen Gesandten zum Ausdruck (Synes. reg. 16).3 Und die byzantinischen Autoren Symeon Magister und Kedrenos stellen den Persersieg dieses Kaisers in eine Reihe mit den Erfolgen Trajans, des Lucius Verus und des Septimius Severus gegen die Parther (Sym. 104, 85 = Leo 81, 7–9; Cedr. 464, 7–9). Die Herrschaft des Carus und seiner Söhne hat also zweifellos unter den Zeitgenossen und auch in der späteren Zeit einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

3

Synesios von Kyrene verwechselt hier Carus mit Carinus, siehe Kapitel 4.4 und 5.1.

7 MATERIALIEN 7.1 TRIBUNIZISCHE GEWALTEN UND KONSULATE Während der römische Konsul sein Amt traditionellerweise am 1. Januar antrat, erfolgte seit der Zeit Trajans die Erneuerung der tribunicia potestas des Kaisers alljährlich am 10. Dezember. Nun wird allgemein angenommen, hierbei habe sich im dritten Jahrhundert eine Änderung ergeben, da die tribunicia potestas einiger Herrscher nicht mehr am 10. Dezember, sondern beispielsweise am 1. Januar oder an deren dies imperii erneuert worden sein soll.1 Hingegen wird bei Tacitus und Diokletian weiterhin an einer Erneuerung am 10. Dezember festgehalten.2 Für die zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts ist außerdem anzumerken, dass die tribunizische Gewalt ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatte und nur noch ein traditioneller Bestandteil der Kaisertitulatur war.3 Dies zeigen die Inschriften des Carus und seiner Söhne ganz deutlich, da bei dem Großteil des epigraphischen Materials die Iterationsziffer der tribunicia potestas und des Konsulats fehlen. Offenbar bestand gelegentlich auch Unklarheit darüber, wie das Suffektkonsulat oder die ornamenta consularia des Carus zu zählen sind.4 So sind einer Untersuchung der tribunizischen Gewalten trotz des reichhaltigen Inschriftenmaterials enge Grenzen gesetzt, denn es können weitgehend nur jene Inschriften als Belege dienen, bei denen eine Iterationsziffer angegeben wurde.5 Wenn sich bei den vorliegenden Inschriften entweder nur beim Konsulat oder nur bei der tribunizischen Gewalt eine Iterationsziffer befindet, so kann vermutlich in den meisten Fällen die jeweils fehlende Ziffer mit einer Eins ergänzt werden. Zwei epigraphische Belege vom 1. April 283 und vom 11. Juni oder 13. Juli 283 nennen als Jahresangabe das gemeinsame Konsulat des Carus und Carinus (Ins. 23; 169), was als zweites Konsulat des Carus und als erstes des Carinus aufzufassen ist. 1

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3 4 5

Für Philippus I. Arabs wurde dies von Loriot, Chronologie, S. 788–797, und Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 63–65, angenommen, was Körner, Philippus Arabs, S. 68, übernahm, jedoch Eck, Zeitpunkt des Wechsels, S. 257–261, inzwischen widerlegen konnte; die tribunizischen Gewalten des Probus untersuchte Kreucher, Kaiser Probus, S. 62–66, und hält an der bereits schon von Kramer/Jones, Tribunicia Potestate, S. 81–82, und Vitucci, L’imperatore, S. 132, vorgeschlagenen Erneuerung der tribunicia potestas am dies imperii fest; zu weiteren Beispielen vgl. auch Mattingly, Tribunicia Potestate, S. 78–91. Zu Diokletian vgl. Seston, Dioclétien, S. 357–359; Barnes, New Empire, S. 25–26; Kolb, Diocletian, S. 26; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 51; Kienast, Kaisertabelle, S. 35; S. 267– 268; zu Tacitus vgl. bes. Kreucher, Kaiser Probus, S. 66; für das erstes Regierungsjahr Diokletians muss dies vermutlich offen bleiben, da er die Herrschaft erst am 20. November übernahm, und sich Rom und somit die Stadt, in der die tribunicia potestas erneuert wurde, in der Hand des Carinus befand. Vgl. Kienast, Kaisertabelle, S. 36; Johne, Kaisertum, S. 617. Vgl. Kienast, Kaisertabelle, S. 29; zum Suffektkonsulat des Carus siehe Kapitel 4.2. Darauf weisen auch Saunders, Aurelian, S. 73–74, und Kreucher, Kaiser Probus, S. 65, hin.

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7 Materialien

Ebenso müssen die Inschriften und der Papyrus, in denen das zweite Konsulat des Carinus gezählt wird, aber bei Numerianus keine Iterationsziffer angegeben wird, als dessen erstes Konsulat gelesen werden. Alle weiteren Inschriften, bei denen das Konsulat und die tribunizische Gewalt jeweils ohne Zählung angegeben werden, können nicht berücksichtigt werden, da nicht sicher ist, ob damit tatsächlich die erstmalige Bekleidung oder nur der Amtstitel als Bestandteil der kaiserlichen Titulatur gemeint ist.6 Ebenfalls unberücksichtigt blieben sämtliche Inschriften, bei denen nicht eindeutig erkennbar ist, worauf sich eine angegebene Iterationsziffer überhaupt beziehen soll, wie auch zwei Papyri aus der Zeit Diokletians, in denen als Jahr die Angabe II et I cos genannt wird (Pap. 66–67), die sich sowohl auf Carinus und Numerianus oder auch auf Carus und Carinus beziehen kann.7 Insgesamt ergibt sich somit folgende Übersicht: Carus trib. pot. trib. pot. II trib. pot. II Carinus trib. pot. II trib. pot. II Numerianus trib. pot. II

cos. (II) cos. II cos. II cos. cos. II

Ins. 23; 169 Ins. 165; Pap. 65 Ins. 30; 64; 98–99 Ins. 65; 102 Ins. 21; 24; 53; 101; 166

cos. (I) cos. cos. (II) cos. II cos. II cos. III

Ins. 23; 63; 165–166; 169 Ins. 40 Ins. 140–141; 195–196 Ins. 217; Pap. 13 Ins. 198–199 Pap. 67;8 Cons. Const. 229

cos. des. cos. (I) cos. (I)

Ins. 203 Ins. 140–141; 195–196; 217; Pap. 13 Ins. 198–199

Mit den oben besprochenen kritischen Kriterien hinsichtlich der Iterationsziffer gestaltet sich trotz der Fülle des epigraphischen Materials die Ausbeute nicht mehr so reichhaltig als in früheren Untersuchungen, in denen die fehlende Iterationsziffer grundsätzlich als eine Eins gelesen wurde. Für Carus steht fest, dass er sein erstes ordentliches Konsulat am 1. Januar 283 antrat (Chron. 354 60; Cons. Const. 229; Cassiod. chron. 149, 1002; Chron. pasch. 509, 16). Da dieses Konsulat mehrfach als sein zweites gezählt wird, was auch der Chronographus anni 354 bestätigt (Chron. 354 75, 30; 32), muss er also zuvor ein Suffektkonsulat bekleidet haben, das er wahrscheinlich bei seinem Herrschaftsantritt übernahm.9 Schwieriger gestal6

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Kramer/Jones, Tribunicia Potestate, S. 82, und Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 450, Nr. 39, nennen hier noch CIL VIII 10250 (Ins. 294), die Inschrift wird jedoch nach einer Neulesung inzwischen ins zweite Jahrhundert datiert, vgl. AntAfr. 16, 1980, S. 180, Nr. 33; AE 1981, 910. Vgl. Kraft, Reitermatrikel, S. 36–39, siehe Pap. 67, Anm. 54. Die Angabe I et III cos in Col. II, 5, könnte auf das dritte Konsulat des Carinus verweisen. Möglich wäre außerdem, dass Carus schon als Prätorianerpräfekt die ornamenta consularia verliehen wurden, vgl. dazu Meloni, Il regno di Caro, S. 35–38; Arnheim, Pretorian Prefect,

7.1 Tribunizische Gewalten und Konsulate

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tet sich die Frage, wann seine tribunicia potestas erneuert wurde. Kategorisch auszuschließen ist die Annahme, dies sei an seinem dies imperii erfolgt.10 Ein Wechsel der tribunizischen Gewalt am traditionellen 10. Dezember könnte nur gestützt werden durch die Dedikationsinschrift aus Ebusus (Ibiza) und einen Meilenstein aus der Provinz Hispania citerior (Ins. 65; 102). Bei beiden fehlt jedoch die Iterationsziffer des Konsulats und die Titulatur wird in der Reihenfolge TRIB POT II P P COS PROCOS wiedergegeben. Wie allein schon aus dieser Abfolge ersichtlich wird, handelt es sich bei der Konsulatsangabe wohl nur um einen Teil der Kaisertitulatur. Ein wenig besser sieht es bei den Belegen aus, die auf eine Erneuerung der tribunicia potestas im Januar hinweisen. Die Inschrift aus Forum Claudii Ceutronum (Aime) gab der procurator Latinius Martinianus in Auftrag, und die Angabe erscheint in der Form: TRIB POT COS II (Ins. 30). Dem entspricht auch der zweite epigraphische Beleg, der von dem senatorischen praeses der Provinz Hispania citerior, Marcus Aurelius Valentinianus, stammt (Ins. 64). Bei diesem Amtsträger aus dem ordo senatorius wäre zu erwarten, dass er die Zählung der tribunizischen Gewalt und des Konsulats korrekt angibt, und die tribunicia potestas ohne Iterationsziffer als die Erste des Carus zu zählen ist. Bei den beiden weiteren Inschriften handelt es sich um Meilensteine, auf denen die Kaisertitulatur weitgehend vollständig wiedergegeben ist (Ins. 98–99). Wie bei den zwei erstgenannten Inschriften erscheint die Angabe in der Form T P COS II, was wahrscheinlich ebenso als tribunicia potestas I zu interpretieren sein wird. Die Beweislage ist relativ dünn, da die ganze Argumentation die Richtigkeit der genannten Inschriften voraussetzt, doch ist hier ein Anhaltspunkt gegeben, dass die erste tribunizische Gewalt des Carus wirklich erst Ende Januar 283 erneuert worden sein könnte.11 In einem Zeitraum von vier Wochen wären dann eine erste tribunicia potestas und ein zweites Konsulat zu zählen gewesen. Für Carinus ist überhaupt nur ein einziger epigraphischer Beleg vorhanden, aus dem sich Rückschlüsse auf den Wechsel seiner tribunizischen Gewalt ziehen lassen. Diese Inschrift stammt aus dem zugegebenermaßen ein wenig abgelegenen Malaca (Malaga) in der Provinz Baetica und die Angabe lautet: TR P II COS (Ins. 40). Wenn die Inschrift korrekt ist, und das Konsulat tatsächlich als das Erste zu zählen ist, dann muss seine tribunicia potestas vor dem 1. Januar 284 erneuert wor-

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S. 71; Kienast, Kaisertabelle, S. 258; Kreucher, Kaiser Probus, S. 182; ders., Probus und Carus, S. 415; Hedlund, Coinage and Authority, S. 133; S. 143–144; zur Verleihung der ornamenta consularia an die Prätorianerpräfekten des dritten Jahrhunderts vgl. Arnheim, Pretorian Prefect, S. 74–88. Den dies imperii schlugen vor: Wuilleumier, Carus, S. 116–121; Kramer/Jones, Tribunicia Potestate, S. 82–83, und Pond, Inscriptional Evidence, S. 144–145. Kramer/Jones und Pond gingen davon aus, dass Carus erst im Dezember 283 starb; der Todeszeitpunkt kann jedoch auf Juli 283 festgelegt werden, und der dies imperii lag zwischen Ende September und Anfang Oktober 282, mehrere Inschriften nennen aber eine zweite tribunicia potestas, weshalb diese Hypothese ausscheidet. Zur Erneuerung der tribunicia potestas im Januar vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 32–39; S. 76–77, Anm. 60; Kienast, Kaisertabelle, S. 258, gibt dies mit einem Fragezeichen wieder; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 98, hält den 1. Januar für möglich.

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den sein, da an diesem Tag Carinus sein zweites Konsulat antrat. Hier käme am ehesten der traditionelle 10. Dezember in Frage, und dies wäre dann naturgemäß analog für Numerianus anzunehmen. Zum Konsulatsantritt beider Augusti im Januar 284 wurden in Siscia Medaillons und aurei geprägt, bei denen das Konsulat und die tribunizischen Gewalten der beiden Herrscher – jedoch ohne die Iterationsziffern – in der Legende angegeben werden: P M TRI COS PP und IMP C NVMERIANVS PF AVG COS (Gnecchi II, S. 122, Nr. 1–2; III, S. 94, Nr. 20; 34; RIC V 2, S. 168, Nr. 226).12 Bei den Konsulaten kann kein Zweifel bestehen. Carus amtierte im Jahr 283 mit Carinus als Amtskollegen, und dieser übernahm das Amt im Jahr 284 gemeinsam mit Numerianus. Außer den bisher genannten Belegen und den Konsularfasten (Chron. 354 60; Cons. Const. 229; Cassiod. chron. 149, 1002–1003; Chron. pasch. 509, 16; 510, 1), wird nach diesen Konsulaten auch ein Teil der überlieferten Reskripte datiert.13 Anzumerken ist noch, dass sich im lateinischen Text der Consularia Constantinopolitana ein Fehler eingeschlichen hat, denn dort heißt es zum Jahr 284: Caro II et Numeriano, im griechischen Text hingegen: Καρίνου τὸ β′ καὶ Νουμεριανοῦ. Diesen Fehler hat offenbar Cassiodor in seiner Chronik übernommen, da auch er für das Jahr 284 Carus II et Numerianus angibt (Cassiod. chron. 149, 1003). Das Konsulat des Jahres 285 trat Carinus zusammen mit seinem praefectus praetorio Claudius Aurelius Aristobulus an. Für dieses dritte Konsulat des Carinus sind bisher kaum Belege vorhanden. Nur in den Consularia Constantinopolitana findet sich der Hinweis: Carinus … qui ipso anno cum Aristobulo consul processerat (Cons. Const. 229).14 Das Fehlen von weiteren Nachweisen ergibt sich zum Teil aus der damnatio memoriae, der das Andenken des Carinus unterworfen war.15 Das dritte Konsulat dieses Kaisers wurde getilgt und an dessen Stelle wurde das Jahr als das erste ordentliche Konsulat Diokletians und des Aristobulus gezählt. Somit ergibt sich zu den Konsulaten das bereits bekannte Schema: 282 283 284 285

Carus cos. I suff. Carus cos. II et Carinus cos. I Carinus cos. II et Numerianus cos. I Carinus cos. III et Aristobulus cos. I

Abschließend ist festzustellen, dass die Dynastie des Carus offenbar der traditionellen Amtsgewalt eines Volkstribunen und deren alljährlichen Iteration keine größere Bedeutung beimaß, was auch ganz den realpolitischen Gegebenheiten ihrer Zeit 12

13 14 15

Zu diesen Stücken vgl. Cohen, S. 368, Nr. 4; S. 371, Nr. 25; S. 392, Nr. 80; Pink, Münzstätte Siscia, S. 92–93; Medaillonprägung, S. 558, Nr. 10a–11; S. 561, Nr. 20; Bellinger, Medaillons, S. 129–130; Pink, Aufbau Carus, S. 45–47; Brilliant, Gesture and Rank, S. 166; Drayman/Herbert, Byzantine-Style, S. 17–18; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 52, Nr. 1; 3; 10; Hedlund, Coinage and Authority, S. 105, siehe Kapitel 4.7 sowie Abb. 20; die aurei für Carinus werden im RIC fälschlicherweise der Münzstätte Rom zugeordnet und ins Jahr 283 datiert. Cod. Greg. 2, 2, 2; Cod. Ius. 2, 11, 19; 2, 55, 2; 3, 28, 17; 3, 32, 9; 4, 20, 4; 5, 3, 7; 5, 52, 2; 5, 71, 6–7; 6, 42, 1; 7, 2, 9; 7, 45, 6; 7, 64, 5; 8, 14, 4; 8, 53, 5; 9, 22, 9; 9, 46, 4; 10, 11, 4. Vgl. Meloni, Il regno di Caro, S. 159; Bagnall/Cameron/Schwartz/Worp, Consuls, S. 105. Zur damnatio memoriae des Carinus vgl. bes. Walser, Alpengeschichte, S. 98–99; Varner, Damnatio memoriae, S. 55; Kraft, Reitermatrikel, S. 38–42; Trombley, The Imperial Cult, S. 21–22.

7.2 Siegerbeinamen

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entsprach. Der Antritt des gemeinsamen Konsulats der Brüder im Januar 284 wurde durch die Ausgabe von Medaillons und Münzen gefeiert. Doch galt diese Aufmerksamkeit weniger dem Amt an sich, als vielmehr wohl dem Umstand, dass hier Numerianus, der bei der Ausgabe dieser Stücke ohnehin im Vordergrund zu stehen scheint, sein erstes Konsulat zusammen mit Carinus bekleidete. Für die anderen Konsulatsantritte des Carus und Carinus wurden ansonsten keine Münzen geprägt. Wie dargelegt wurde, existieren schwache Indizien für die Erneuerung der tribunicia potestas des Carus gegen Ende Januar 283, doch könnte bei den vier besprochenen Inschriften auch einfach die Iterationsziffer weggelassen worden sein. Es ist wohl insgesamt viel wahrscheinlicher, dass auch während der Herrschaft des Carus und seiner Söhne die tribunizische Gewalt ganz nach alter Tradition am 10. Dezember erneuert wurde.16 7.2 SIEGERBEINAMEN Carus • Germanicus Maximus Pap. 2 (Γερμανικὸς Μέγιστος), aus Oxyrhynchοs, 7. April 283 Ins. 131, aus Luna, zwischen März und April 28317 Ins. 105, Provinz Hispania citerior, zwischen März und August 283 Pap. 3 (Γερμανικὸς Μέγιστος), aus Antinoopolis, 25. Juni – 24. Juli 283 Ins. 24, aus Carthago, zwischen Juni und August 283 • Persicus Ins. 13 (Περσικός), aus Antinoopolis, zwischen Juni und August 283 RIC V 2, S. 140, Nr. 48; 50, postum HA Car. 8, 1 • Persicus Maximus Ins. 24, aus Carthago, zwischen Juni und August 283 Ins. 156 (Περσικὸς Μέγιστος), aus Nicopolis in Moesia Inferior18 • Parthicus RIC V 2, S. 138, Nr. 30; S. 147–148, Nr. 108–113, postum • Parthicus Maximus Ins. 156 (Παρθικὸς Μέγιστος), aus Nicopolis in Moesia Inferior19

16 17 18 19

Wie dies auch Eck, Zeitpunkt des Wechsels, S. 261, grundsätzlich feststellt. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 98, präferiert letztlich ebenfalls den 10. Dezember, weist aber richtigerweise darauf hin, dass dafür keine Belege existieren. Carinus wird dort als nobilissimus Caesar tituliert, weshalb die Inschrift vor dessen Erhebung zum Augustus im April 283 entstanden sein muss. Zu dieser umstrittenen Inschrift, die auch für Philippus I. Arabs, Aurelian und Probus in Anspruch genommen wird, siehe S. 364, Anm. 109. Siehe oben Anm. 18.

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Carinus • Germanicus Maximus Pap. 2 (Γερμανικὸς Μέγιστος), aus Oxyrhynchοs, 7. April 283 Pap. 3 (Γερμανικὸς Μέγιστος), aus Antinoopolis, 25. Juni – 24. Juli 283 Pap. 11 (Γερμανικὸς Μέγιστος), aus Hermopolis, 28. September 283 Ins. 139, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 140, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 197, aus Cirta, zwischen Januar und Dezember 284 Ins. 198, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 199, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 205, Provinz Numidia, zwischen April und August 28320 • Britannicus Maximus Ins. 139, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 140, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 198, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 199, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 • Persicus Maximus Ins. 136, Rom, zwischen Juni 283 und September 28521 Ins. 139, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 140, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 198, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 199, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 Pap. 17 (Περσικὸς Μέγιστος), aus Oxyrhynchοs, September bis November 284 Numerianus • Germanicus Maximus22 Ins. 139, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 140, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 198, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 199, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 • Britannicus Maximus Ins. 139, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 140, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 198, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 199, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 • Persicus Maximus Ins. 139, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 140, aus Ostia, zwischen Frühjahr und November 284 20 21 22

Diese Meilensteininschrift weist einige Fehler hinsichtlich der Herrschertitulaturen auf, siehe S. 148. Die Inschrift ist nur sehr fragmentarisch erhalten; durch die Erwähnung der Magnia Urbica kann sie ungefähr in den angegebenen Zeitraum datiert werden. Bei den Siegerbeinamen Germanicus Maximus und Gothicus Maximus (!) für Numerianus auf einem Meilenstein aus der Provinz Numidia handelt es sich um einen Irrtum des Steinmetzes (Ins. 207), siehe S. 372, Anm. 141.

7.2 Siegerbeinamen

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Ins. 198, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 Ins. 199, aus Lambaesis, zwischen Frühjahr und November 284 Pap. 17 (Περσικὸς Μέγιστος), aus Oxyrhynchοs, September bis November 284 Wie sich aus der obigen Aufstellung ergibt, ist es für Carus wahrscheinlich, dass dieser für sich nur die Siegerbeinamen Germanicus Maximus und Persicus beziehungsweise Parthicus in Anspruch nahm.23 Die Siegertitulaturen Persicus Maximus und Parthicus Maximus sind nur belegt auf der umstrittenen Inschrift aus Nicopolis in der Provinz Moesia Inferior sowie auf jener aus Carthago (Ins. 24; 156). Zwar wurde der letztgenannte epigraphische Beleg von dem senatorischen curator rei publicae Valerius Gallianus Honoratianus in Auftrag gegeben, was darauf hinweisen könnte, dass Persicus Maximus vielleicht sogar ein offizieller Siegerbeiname war, doch spricht das schlichte Cognomen Persicus und Parthicus auf den Konsekrationsmünzen des Herrschers dagegen. Bei der im dritten Jahrhundert üblichen inflationären Verwendung des Superlativs in Siegertitulaturen – selbst bei nur geringen und unbedeutenden militärischen Erfolgen – 24 mag Carus eben durch diese Selbstbeschränkung die Bedeutung seines Sieges über die Sāsāniden explizit betont haben. Es fällt außerdem auf, dass Carus trotz seines militärischen Erfolges im Herbst 282 über die Sarmaten auf die Titulatur Sarmaticus Maximus verzichtete.25 Zumindest für die von ihm persönlich errungenen Siege, scheint Carus die unangebrachte Verwendung von Siegertitulaturen abgelehnt zu haben. Mit dem Beinamen Germanicus Maximus folgte er in erster Linie vielleicht der Intention, den Sieg seines Sohnes hervorzuheben. Für Carinus sind die Siegertitulaturen Persicus Maximus und Britannicus Maximus sowie für Numerianus sämtliche Siegerbeinamen erst für das Jahr 284 belegt. Die fragmentarische Inschrift aus Rom kann durch die Erwähnung der Magnia Urbica zwar grundsätzlich von der Heirat im Frühsommer 283 bis zum Tod des Carinus im Spätsommer 285 datiert werden, doch entstand auch sie vermutlich im Jahr 284. Wie daraus zu folgern ist, haben zunächst nur Carus und Carinus die Titulatur Germanicus Maximus angenommen, und Persicus nannte sich Carus offenbar nur allein. Während der Regierung des Carinus und Numerianus galt der Sieg eines der beiden Herrschers als gemeinsamer Sieg des Herrscherduos, den beide Augusti für sich in Anspruch nehmen durften. Aber erst im Jahr 284 nahm höchst wahrscheinlich auch Numerianus den Beinamen Germanicus Maximus an. Die Siegertitulatur Britannicus Maximus verweist auf einen militärischen Konflikt im Frühjahr 284 in Britannien,26 und der Beinamen Persicus Maximus für die beiden Augusti könnte auf einen eigenständigen Erfolg des Numerianus im Osten hinweisen.27 23 24 25

26 27

Das vermutet auch Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 99. Vgl. dazu Kienast, Kaisertabelle, S. 40–44; Johne Kaisertum, S. 618–619. Zum Sarmatenkrieg des Carus siehe Kapitel 4.3. Meloni, Il regno di Caro, S. 104–105, verwechselt den Feldzug des Carus gegen die Sarmaten mit dem Krieg des Carinus gegen die Quaden und bezieht deshalb die Titulatur Germanicus Maximus auf die Auseinandersetzung mit den Sarmaten. Vermutlich handelte es sich dabei um einen Grenzkonflikt, der ohne die persönliche Anwesenheit des Carinus beendet werden konnten, siehe dazu Kapitel 4.7. Zur Fortsetzung des Perserkrieges durch Numerianus siehe Kapitel 4.4.

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Es sind noch weitere Titel überliefert, mit denen die Bevölkerung des Reiches der Sieghaftigkeit des Herrscherhauses huldigte. Eine Dedikationsinschrift aus Thuburbo Maius in der Provinz Africa proconsularis tituliert Carus und Carinus als pacatores orbis gentium nationumque omnium (Ins. 22).28 Auf dem Meilenstein aus der Provinz Hispania citerior, der außerdem auch den Siegerbeinamen Germanicus Maximus für Carus belegt, wird der Kaiser als Victor ac triumphator semper bezeichnet (Ins. 105). Der Sieghaftigkeit des Numerianus allerorten wird auch mit der neuartigen Reverslegende VNDIQVE VICTORES auf den Antoninianen der Münzstätte Rom vom Spätsommer 283 Ausdruck verliehen (RIC V 2, S. 196, Nr. 422–423).29 7.3 DIE WICHTIGSTEN AMTSTRÄGER UNTER CARUS UND SEINEN SÖHNEN 1) Aemilius Aemilianus Beleg: Ins. 36. Position: praeses der Provinz Arabia zwischen 282 und 283, vir perfectissimus; unter Diokletian praeses der Provinz Lusitania. Lit.: Sartre, Inscriptions inédites, S. 228–230; Martindale, Prosopography, S. 474; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 334, Nr. 36; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1101, Arab. 17; zur Identität mit dem praeses von Lusitania aus der Zeit Diokletians vgl. Le Roux, Les dévotions, S. 378–379, Nr. 10; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1132, Lus. 2.

2) Lucius Flavius Aper Belege: Ins. 272–273; 275–277; Aur. Vict. Caes. 38, 6; Eutr. 9, 18, 2; Epit. de Caes. 38, 4; Hier. chron. 225a; HA Car. 12, 1–2; Iord. Rom. 295; Oros. 7, 24, 4; Chron. pasch. 510, 16–17; Synk. 15–17; Sym. 104, 85 = Leo 81, 9–11; Ced. 464, 9–10; Zon. 12, 30. Position: Schwiegervater und praefectus praetorio des Numerianus; er bekleidete dieses Amt wahrscheinlich schon unter Carus (HA Car. 8, 2); auf einer Heeresversammlung im November 284 des Mordes an dem jungen Kaiser bezichtigt wurde er von Diokletian eigenhändig vor dem versammelten Heer getötet;30 entgegen den historiographischen Quellen war er vermutlich unschuldig am Tod des Numerianus und wurde von Diokletian als unbequemer Rivale betrachtet. Aper ist höchst wahrscheinlich identisch mit dem inschriftlich belegten praepositus der legiones V Macedonia und XIII Gemina unter 28

29 30

Diese Titulatur könnte sich auf den Germanensieg des Carinus und auf den Feldzug des Carus gegen die Sarmaten beziehen, siehe Kapitel 4.7 und 5.1; da hier Carinus als nobilissimus Caesar Augustus bezeichnet wird, ist die Inschrift wahrscheinlich noch vor der Erhebung des Carinus zum Augustus zu datieren; zu dieser Titulatur siehe auch Kapitel 5.1. Siehe Kapitel 4.4 und 4.7, vgl. Pink, Aufbau Carus, S. 33; S. 35; Gricourt, Caro/Diocleziano, S. 36–37; S. 183; Hedlund, Coinage and Authority, S. 72. Vermutlich wurde Aper nicht erst bei der Kaiserproklamation Diokletians am 20. November 284 in Nicomedia, sondern bei einer zuvor anberaumten Heeresversammlung, auf welcher der Tod des Numerianus untersucht werden sollte, von Diokletian erschlagen, siehe Kapitel 4.6.

7.3 Die wichtigsten Amtsträger unter Carus und seinen Söhnen

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Gallienus (Ins. 275–277) und dem Statthalter der Provinz Pannonia inferior unter Aurelian (Ins. 272–273); die Statthalterschaft übte er zuerst unter dem Titel eines agens vice praesidis und später als praeses der Provinz aus; als Legionsbefehlshaber hatte er den Rang eines vir egregius und als Statthalter den eines vir perfectissimus inne. Lit.: PIR² A, Nr. 909; PLRE I, S. 81, Nr. 2–3; Bianchi, Studi sull’imperatore, S. 21–28; Howe, Pretorian Prefect, S. 83–84, Nr. 57; Meloni, Il regno di Caro, S. 111–112; S. 134; S. 137; Pond, Inscriptional Evidence, S. 248; Bird, Death of Carus, S. 126–130; Kolb, Diokletian, S. 12–14; Watson, Aurelian, S. 167–168, Kuhoff, Diokletian, S. 17–23; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 370; Porena, Le origini, S. 22–39; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 20; Kreucher, Probus und Carus, S. 419–420, vgl. auch Halfmann, Itinera principum, S. 242 (Arrius Aper); für den Mörder des Numerianus halten ihn: Bianchi, Studi sull’imperatore, S. 21–28, Meloni, Il regno di Caro, S. 124; Halfmann, Itinera principum, S. 242; Demandt, Spätantike, S. 58; Hedlund, Coinage and Authority, S. 116. Bianchi, Studi sull’imperatore, S. 21–28, sowie Meloni, Il regno di Caro, S. 111–112, bezichtigten ihn außerdem auch des Mordes an Carus; zur Statthalterschaft in der Provinz Pannonia inferior vgl. Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1159–1160, Pann. inf. 9, mit weiteren Literaturhinweisen und Thomasson, Laterculi 2, S. 43, Nr. 19:048a.

3) Claudius Aurelius Aristobulus Belege: Ins. 230; Aur. Vict. Caes. 39, 14; Chron. 354 60; 66; Cons. Const. 229; Cassiod. chron. 149, 1004; Chron. pasch. 511, 3–4. Position: praefectus praetorio des Carinus und dessen Mitkonsul im Jahr 285; Diokletian beließ ihn in seinen Ämtern; später proconsul in der Provinz Africa proconsularis und praefectus urbi; wahrscheinlich war Aristobulus an der Ermordung des Carinus beteiligt. Lit.: PIR² C, Nr. 806; PLRE I, S. 106; Howe, Pretorian Prefect, S. 84, Nr. 58; Chastagnol, Les Fastes, S. 21–25, Nr. 5; Barnes, New Empire, S. 97; S. 124; Christol, Essai sur l’évolution, S. 120; S. 135; Kolb, Diocletian, S. 18; Salway, The Creation, S. 119–120; Kuhoff, Diokletian, S. 27–28; S. 374; Porena, Le origini, S. 73–89; Bowman, Diocletian, S. 69; Salway, Equestrian Prefects, S. 129–131; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 21; Kreucher, Probus und Carus, S. 423.

4) Asclepiodotus Beleg: Ins. 218. Position: praeses der Provinz Phrygia et Caria zwischen Dezember 282 und August 283, vir perfectissimus. Lit.: French/Roueché, Governors, S. 159–160; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 237, Nr. 199; Chastagnol, Le sénat romain, S. 210; Roueché, A New Governor, S. 238, Nr. 7; Dmitriev, The End, S. 487, Nr. 7; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1165, Phryg. 4; gegen die von French/Roueché vorgeschlagene Identifikation mit T. Oppius Aelianus Asclepiodotus, einem proconsul Asiae in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts (PIR² O, Nr. 115), vgl. Christol, Essai sur l’évolution, S. 219–221, Nr. 47, vgl. auch Thomasson, Laterculi 2, S. 94, Nr. 26:250.

5) Iulius Calpurnius Beleg: HA Car. 8, 4. Position: fiktiver kaiserlicher Sekretär, der in einem erfundenen Brief über den Tod des Carus während eines Gewittersturms berichtet (HA Car. 8, 5–7). Lit.: Meloni, Il regno di Caro, S. 107–111; Barnes, Some Persons, S. 151; Chastagnol, Trois études, S. 81–84; Hohl, Historia Augusta, S. 435, Anm. 39; Schlumberger, Eigene Zutaten, S. 278–279; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 357–358.

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6) Celerinus Beleg: Claud. carm. min. 25, 72–82. Position: möglicherweise hoher Verwaltungsbeamte in Ägypten zwischen 283 und 285; nach Claudian sollen ihm angeblich die Soldaten in Ägypten nach dem Tod des Carus den Purpur angetragen haben; auszuschließen ist die Position eines praefectus von Ägypten. Lit.: praefectus von Ägypten im Jahr 283 nach PIR² C, Nr. 635; PLRE I, S. 190; Stein, Präfekten, S. 154; Reinmuth, Working List, S. 123–124; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 319; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 124; Birley, Celerinus, Sp. 1049; Kreucher, Kaiser Probus, S. 211; Thomasson, Laterculi 2, S. 151, Nr. 37:125, vgl. jedoch Kramer, Urkundenreferat, S. 282, Nr. 13; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1089–1090, Aeg. 30.

7) C. Flavius Valerius Constantius Belege: Ins. 47–48; HA Car. 17, 6; Anon. Val. 1, 1. Position: Der spätere Kaiser Constantius I. Chlorus amtierte vermutlich in den Jahren 284 und 285 als vir perfectissimus praeses der Provinz Dalmatia. Lit.: PIR² F, Nr. 390; PLRE I, S. 227–228; Jagenteufel, Statthalter, S. 107–110; Blois, The Policy, S. 39; S. 46; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 95, Nr. 56; Kienast, Kaisertabelle, S. 280; Kuhoff, Diokletian, S. 114–116; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206; Johne, Illyrische Kaiser, S. 131–132; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1120, Dal. 9.

8) Rutilius Crispinus Beleg: Ins. 138. Position: curator rei publicae in der Stadt Puteoli (Pozzuoli) in Italien zwischen Sommer 283 und Spätsommer 285, vir clarissimus. Lit.: Camodeca, I legati, S. 42–46; Eck, Staatliche Organisation, S. 233; Christol, Essai sur l’évolution, S. 247; Savino, Campania, S. 262, Anm. 45.

9) Aurelius Decimus Belege: Ins. 171–173; 177–178; 180–187; 189–194; 197–199. Position: praeses der Provinz Numidia von August 283 bis Dezember 284, vir perfectissimus; zuvor princeps peregrinorum der frumentarii. Lit.: PIR² A, Nr. 1490; PLRE I, S. 245, Nr. 1; Kolbe, Weihinschriften, S. 320–323; ders., Statthalter Numidiens, S. 21–28; Marcillet-Jaubert, A propos, S. 249–251; Martindale, Prosopography, S. 482; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 406–407, Nr. 80; Dupuis, Nouveau document, S. 177–190; ders., La dédicace, S. 81–99; Le Bohec, La troisième légion, S. 482–484; Johne Offizierscorps, S. 257–258; Thomasson, Fasti africani, S. 192–194, Nr. 73; Witschel, Zur Situation, S. 200–202; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1157, Num. 15; Thomasson, Laterculi 2, S. 169, Nr. 40:078.

10) C. Valerius Diocletianus Belege: Aur. Vict. Caes. 39, 1; HA Car. 13, 1; Synk. 472, 17–19; Sym. 104, 85, 5–6 = Leo 81, 13; Zon. 12, 30–31. Position: Der spätere Kaiser amtierte zunächst wohl als dux in Mösien (δοὺξ Μυσίας) und nahm am Perserkrieg des Carus und Numerianus teil, in dem er sich durch seine Tapferkeit ausgezeichnet haben soll; unter Numerianus war er domesticos regens, womit der Befehlshaber einer Gardeeinheit oder der Ranghöchste unter den protectores gemeint sein könnte. Lit.: Barnes, New Empire, S. 31; Demandt, Spätantike, S. 58–59; Kienast, Kaisertabelle, S. 266; König, Kaiserzeit, S. 195; Bellen, Kaiserzeit, S. 242; Paschoud, Commentaire de la

7.3 Die wichtigsten Amtsträger unter Carus und seinen Söhnen

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Vita Cari, S. 370–371; Kuhoff, Diokletian, S. 21 mit Anm. 20–21; wie Seston, Dioclétien, S. 45–46, fälschlicherweise behauptet, soll Diokletian Prätorianerpräfekt gewesen sein; zur Teilnahme am Perserkrieg vgl. Kienast, Kaisertabelle, S. 266; S. 272; Kuhoff, Diokletian, S. 30–31, Anm. 47.

11) Valerius Euethius Beleg: Ins. 147. Position: leitete höchst wahrscheinlich als praefectus legionis im Jahr 283 die Bekämpfung der isaurischen Räuber in Pisidien. Lit.: Zimmermann, Probus, S. 267–271; S. 274, S. 277; Mitchell, Native Rebellion, S. 162; Ballance/Roueché, Three Inscriptions, S. 99; Kreucher, Kaiser Probus, S. 153–154; Eich, Metamorphose, S. 229, Anm. 3; Feld, Barbarische Bürger, S. 134–135.

12) Geminius Festus Belege: Ins. 142; 249. Position: rationalis unter Carinus in Rom als vir egregius; war auch noch unter Maximian als vir perfectissimus in der kaiserlichen Finanzverwaltung tätig. Lit.: PIR² G, Nr. 145; PLRE I, S. 335, Nr. 8; Hirschfeld, Verwaltungsbeamten, S. 34, Anm. 3; Seston, Dioclétien, S. 205; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Loriot, Note sur le divus Nigrinianus, S. 2–3.

13) Gaianus Beleg: Ins. 46. Position: praeses der Provinz Dacia ripensis zwischen April und August 283. Lit.: PIR² G, Nr. 18; PLRE I, S. 377, Nr. 1; Filow, Die Teilung, S. 234; Stein, Legaten, S. 110; Thomasson, Laterculi 1, S. 158, Nr. 63; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1118, Dac. rip. 1.

14) Gregori(an)us Belege: möglicherweise Cod. Iust. 2, 53, 3; 4, 20, 4. Position: war vielleicht ab November 284 als magister libellorum in der Libellkanzlei des Carinus tätig; amtierte in dieser Position wahrscheinlich noch unter Diokletian bis zum Jahr 290; verfasste später den Codex Gregorianus.31 Lit.: PLRE I, S. 403, Nr. 1; Liebs, Recht, S. 60–62; Honoré, Emperors, S. 147–148, Nr. 17; Peachin, Iudex vice Caesaris, S. 76; Corcoran, The Empire, S. 82; Potter, Roman Empire, S. 295; Liebs, Reichskummerkasten, S. 141; Wieacker, Rechtsgeschichte, S. 169; Liebs, Hofjuristen, S. 80–82.

15) Iulius Heraclitus Beleg: Ins. 231. Position: praeses der Provinz Arabia zwischen 264 und 284, vir perfectissimus; vielleicht der Amtsvorgänger oder Nachfolger des Aemilius Aemilianus (Nr. 1). Lit.: Pflaum, Les gouverneurs, S. 143, Nr. 32; Pond, Inscriptional Evidence, S. 246–247; Sartre, Trois études, S. 98, Nr. 53; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 336, Nr. 48; Bowersock, Roman Arabia, S. 163; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1102, Arab. 25.

16) Valerius Gallianus Honoratianus Beleg: Ins. 24. 31

Die Identifizierung erfolgte über stilistische Merkmale anhand der im Codex Iustinianus überlieferten Reskripte (vgl. bes. Liebs, Hofjuristen, S. 80–82); es stellt sich jedoch die Frage, ob der im Codex wiedergegebene Stil tatsächlich auf den ursprünglichen Verfasser oder nicht vielmehr auf den Kompilator aus der Zeit Justinians I. verweist.

336

7 Materialien

Position: curator rei publicae in der Stadt Carthago in der Provinz Africa proconsularis im Jahr 283, vir clarissimus. Lit.: Lucas, Curatores, S. 60; Lambertz, Valerius Gallianus Honoratianus, Sp. 40; Barbieri, L’albo senatorio, S. 312, Nr. 1739; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Lepelley, Les cités 1, S. 18.

17) Pomponius Ianuarianus Belege: Pap. 13; 16; 21; 22; 67, I, 8; Chron. 354 60; 66; Cons. Const. 230; Cassiod. chron. 149, 1010; Chron. pasch. 511, 14. Position: praefectus von Ägypten von Sommer 282 bis vermutlich Anfang 285; unter Diokletian praefectus praetorio, Mitkonsul Maximians im Jahr 288, danach praefectus urbi. Lit.: PIR² P, Nr. 722; PLRE I, S. 452–453, Nr. 2; Stein, Präfekten, S. 153; Reinmuth, Working List, S. 123; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 318; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 126; Bastianini, Il prefetto, S. 515; Kramer, Urkundenreferat, S. 282, Nr. 13; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1088, Aeg. 23; zur späteren Laufbahn vgl. Barnes, New Empire, S. 98; Christol, Essai sur l’évolution, S. 119–120; S. 134; Salway, The Creation, S. 152–153; S. 207; Kuhoff, Diokletian, S. 374; Salway, Equestrian Prefects, S. 129, Anm. 77.

18) Marcus Aurelius Sabinus Iulianus Belege: RIC V 2, S. 593–594; RN 166, 2010, S. 397–418; Aur. Vict. Caes. 39, 9–10; Epit. de Caes. 38, 6; Pol. Silv. 522, 52; Zos. 1, 73, 1–2 = Ioh. Ant. 189.32 Position: praefectus praetorio des Carinus; ließ sich im Winter 284/285 in Pannonien zum Kaiser ausrufen; gefallen in der Schlacht bei Verona; Aurelius Victor bezeichnet ihn fälschlicherweise als corrector Venetiae. Lit.: Meloni, Il regno di Caro, S.166–168; Pink, Aufbau Carus, S. 50; S. 65; Bird, Death of Carus, S. 130; Halfmann, Itinera principum, S. 242; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 50; Leadbetter, Emperor Julian, S. 54–59; Bleckmann, Überlegungen, S. 28, Anm. 56; Kuhoff, Diokletian, S. 23–25; Fleck, Julianus I., S. 61–64; Potter, Roman Empire, S. 280; Drinkwater, Maximinus to Diocletian, S. 58; Kreucher, Probus und Carus, S. 422–423, Anm. 194; Estiot, Médaillon inédit, S. 397–418; für die Position des praefectus praetorio: Birley, Fiction, S. 77– 80; Bleckmann, Untersuchungen, S. 28, Anm. 56; Porena, Le origini, S. 40–44; Potter, Roman Empire, S. 280; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1074, PPO 19; Kuhoff, Diokletian, S. 24, und Kreucher, Probus und Carus, S. 422, halten das Amt eines Prätorianerpräfekten für möglich; für zwei unterschiedliche Erhebungen eines corrector Venetiae Iulianus und des Prätorianerpräfekten Sabinus Iulianus: PLRE I, S. 474, Nr. 24; S. 480, Nr. 38; Kienast, Kaisertabelle, S. 263; Porena, Le origini, S. 39–72.

19) Iulius … nus Beleg: Ins. 225. Position: praeses der Provinz Sardinia im Jahr 282, vir egregius. Lit.: PIR² I, Nr. 107; PLRE I, S. 1001; Meloni, L’amministrazione, S. 227, Nr. 44; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 11, Nr. 42; Kreucher, Kaiser Probus, S. 204; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1176, Sard. 17.

20) Claudius Longinus Belege: Ins. 219–223. Position: praeses der Provinz Pontus zwischen 282 und 283, vir perfectissimus. 32

Birley, Fiction, S. 79–80, weist dem praefectus praetorio Sabinus Iulianus eine Inschrift aus Brescia zu (Ins. 290), die üblicherweise jedoch in die Zeit der Severer datiert wird, siehe S. 389, Anm. 175.

7.3 Die wichtigsten Amtsträger unter Carus und seinen Söhnen

337

Lit.: PLRE I, S. 515, Nr. 3; French, Recent Epigraphic Research, S. 71–73; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206–207; Loriot, Les gouverneurs, S. 407; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1171, Pont. 9; Thomasson, Laterculi 2, S. 101, Nr. 27:066. French liest in Milestones, S. 155–156, den Namen Onesimus, was er allerdings in Recent Epigraphic Research, S. 71–73, revidiert.

21) Latinius Martinianus Belege: Ins. 30–33; Cont. Dio 11. Position: procurator der Provinz Alpes Poeninae Graiae Atrectinae zwischen Januar 283 und September 285, vir egregius; wahrscheinlich identisch mit dem Tribun Martinianus im Kriegsrat des Probus (Cont. Dio 11). Lit.: PIR² L, Nr. 124; PLRE I, S. 564–565, Nr. 9; Dannhäuser, Untersuchungen, S. 86; Barnes, More Missing Names, S. 146; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 68, Nr. 15; Walser, Vier Dedikationen, S. 53–63; Bleckmann, Reichskrise, S. 274–275; Walser, Alpengeschichte, S. 97; Kreucher, Kaiser Probus, S. 184; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1097, Alp. Poen. 2; Thomasson, Laterculi 2, S. 24, Nr. 13:015; zur Identität des Martinianus in Cont. Dio 11 vgl. Walser, Vier Dedikationen, S. 53–63; gegen eine Identifizierung mit dem Tribun Martinianus: Vitucci, L’imperatore, S. 120–121.

22) Matronianus Beleg: HA Car. 16, 4–5. Position: fiktiver praefectus praetorio des Carinus. Lit.: Howe, Pretorian Prefect, S. 93, Nr. 29; S. 115–116; Barnes, Some Persons, S. 163–164; Schlumberger, Epitome, S. 170; Birley, Some Names, S. 81–82; Chastagnol, Carin et Elagabal, S. 102–104; Birley, Fiction, S. 78; Paschoud, Commentaire de la Vita Cari, S. 383; Porena, Le origini, S. 89–99; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1077, PPO 39.

23) Aurelius Mercurius Belege: Pap. 52–53. Position: möglicherweise hoher Verwaltungsbeamter in Ägypten zwischen 283 und 285; auszuschließen ist das Amt eines praefectus von Ägypten im Jahr 283. Lit.: PLRE I, S. 597, Nr. 2; Stein, Präfekten, S. 154; Bowman, Mercurius, S. 35–40; Reinmuth, Working List, S. 123–124; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Bastianini, Lista dei prefetti, S. 319; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 359, Nr. 125; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1089, Aeg. 29; Thomasson, Laterculi 2, S. 151, Nr. 37:125.

24) Claudius Natalianus Beleg: Ins. 156. Position: möglicherweise legatus Augustorum pro praetore in der Provinz Moesia inferior im Jahr 283, vir clarissimus.33 Lit.: PIR² C, Nr. 939; PLRE I, S. 617; Stein, Legaten, S. 107–108; Sotgiu, Studi sull’epigrafia, S. 74–76; Alföldy, Rez. PLRE I, S. 239–240; Sotgiu, Aureliano, S. 1059; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 146–147, Nr. 151; Christol, Essai sur l’évolution, S. 182–183, Nr. 18; Saunders, Aurelian, S. 422–425; Peachin, Epigraphy, S. 545–551; Kreucher, Kaiser Probus, S. 205; Gerhardt/ Hartmann, Fasti, S. 1150, Moes. inf. 27.

25) Aurelius Nestor Beleg: Ins. 149. Position: praeses der Provinz Macedonia zwischen November 282 und Frühjahr 283, vir perfectissimus. 33

Die Statthalterschaft des Claudius Natalianus wurde bisher entweder in die Zeit von Philippus I. Arabs, Aurelians oder des Probus datiert; zur Forschungsdiskussion siehe S. 364, Anm. 109.

338

7 Materialien Lit.: PLRE I, S. 625; Petersen, Governors, S. 49; Aichinger, Reichsbeamten, S. 654, Nr. 52; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 185, Nr. 37; Kreucher, Kaiser Probus, S. 206; Heil, Ulpius Iulianus, S. 244; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1137, Mac. 5; Thomasson, Laterculi 2, S. 71, Nr. 23:037.

26) Aelius Paternianus Beleg: Ins. 216. Position: praefectus legionis der legio II Adiutrix zwischen April 283 und Dezember 284 in Aquincum (Budapest), vir egregius. Lit.: PIR² A, Nr. 229; PLRE I, S. 670, Nr. 2; Lopuszanski, La transformation, S. 162–164; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Dobson, Primipilares, S. 354; Christol, Essai sur l’évolution, S. 44, Anm. 33; Fitz, Verwaltung Pannoniens 4, S. 1474, Nr. 705; Mennen, Power, S. 143, Anm. 26.

27) Lucius Iulius Paulinus Beleg: Ins. 21. Position: proconsul der Provinz Africa proconsularis im Jahr 283, vir clarissimus. Lit.: PIR² I, Nr. 451; PLRE I, S. 681, Nr. 18; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 388, Nr. 147; Christol, Essai sur l’évolution, S. 199, Nr. 31; Thomasson, Fasti africani, S. 94, Nr. 131; Kreucher, Kaiser Probus, S. 199; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1092, Afr. 10.

28) Flaminius Priscus Belege: Ins. 61; 245. Position: iuridicus totius provinciae Tarraconensis (Hispania citerior) vermutlich von 281 bis zum Dezember 283, vir clarissimus. Lit.: PIR² F, Nr. 174; PLRE I, S. 730, Nr. 7; Alföldy, Fasti Hispanienses, S. 113–114; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Christol, Essai sur l’évolution, S. 193, Nr. 25; Kreucher, Kaiser Probus, S. 204; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1130, Hisp. cit. 6.

29) Titucius Roburrus Beleg: Chron. 354 66. Position: praefectus urbi im Jahr 283. Lit.: PLRE I, S. 767; Barnes, Some Persons, S. 170; Johne, Kaiserbiographie, S. 134; Christol, Essai sur l’évolution, S. 133; Porena, Le origini, S. 96; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1068, PU 27.

30) Macrinius Sossianus Belege: Ins. 166; 230. Position: curator rei publicae in der Stadt Calama (Guelma) in der Provinz Numidia zwischen November 282 und August 283, vir clarissimus; während der Tetrarchie später legatus unter Aristobulus, dem proconsul der Provinz Africa proconsularis und vormaligen praefectus praetorio des Carinus (Nr. 3). Lit.: PLRE I, S. 849, Nr. 2; Lucas, Curatores, S. 60; S. 72; Chastagnol, Les Fastes, S. 22–24; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247; Lepelley, Les cités 1, S. 170; 2, S. 95; Christol, Essai sur l’évolution, S. 89; Waldherr, Baupolitik, S. 149; S. 169; Duval, Rez. Waldherr, S. 190; Porena, Le origini, S. 82–84.

31) Marcus Aurelius Valentinianus Belege: Ins. 63–64; 271. Position: praeses der Provinz Hispania citerior im Jahr 283; Nachfolger des Flaminius Priscus (Nr. 28); amtierte wahrscheinlich unter Probus als legatus Augusti pro praetore in der Provinz Pannonia inferior, vir clarissimus.

7.3 Die wichtigsten Amtsträger unter Carus und seinen Söhnen

339

Lit.: PIR² A, Nr. 1623; PLRE I, S. 932–933, Nr. 6; Dobó, Verwaltung, S. 102–103, Nr. 76; Alföldy, Fasti Hispanienses, S. 64–65; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 18, Nr. 42; Sp. 118, Nr. 49; Christol, Essai sur l’évolution, S. 146–147, Nr. 9; Fitz, Verwaltung Pannoniens 3, S. 1047, Nr. 686; Kreucher, Kaiser Probus, S. 204; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1130, Hisp. cit. 7; S. 1160, Pann. inf. 10; zur Identität mit dem Statthalter von Pannonia inferior vgl. Dobó, Verwaltung, S. 102–103, Nr. 76; Christol, Essai sur l’évolution, S. 146–147; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1160, Pann. inf. 10.

32) Ceionius Varus Beleg: Chron. 354 66. Position: praefectus urbi in den Jahren 284 und 285. Lit.: PIR² C, Nr. 611; PLRE I, S. 946, Nr. 1; Barnes, New Empire, S. 110–113; Johne, Kaiserbiographie, S. 134; Christol, Essai sur l’évolution, S. 134; Porena, Le origini, S. 42; Gerhardt/ Hartmann, Fasti, S. 1068, PU 28.

33) Pomponius Victorianus Beleg: Chron. 354 66. Position: praefectus urbi im Jahr 282; wahrscheinlich identisch mit Pomponius Victorinus, dem Mitkonsul des Probus im selben Jahr. Lit.: PIR² P, Nr. 762; PLRE I, S. 962, Nr. 3; Christol, Essai sur l’évolution, S. 133; Kreucher, Kaiser Probus, S. 202; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1068, PU 26; Kreucher, Probus und Carus, S. 410; zur Identität mit dem Konsul Pomponius Victorinus vgl. PLRE I, S. 962, Nr. 3; Kreucher, Kaiser Probus, S. 202.

34) M. Aurelius Vitalis Belege: Ins. 227–229. Position: praeses der Provinz Sardinia im Jahr 283, zunächst als vir egregius, später als vir perfectissimus. Lit.: PIR² A, Nr. 277; PLRE I, S. 971, Nr. 5; Meloni, L’amministrazione, S. 227–229, Nr. 45, Thomasson, Laterculi 1, Sp. 11, Nr. 43; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1176, Sard. 18.

35) C. Ceionius Rufius Volusianus Belege: Ins. 127; 250; Chron. 354 60; 67; Aur. Vict. Caes. 40, 18; Cons. Const. 231; Zos. 2, 14, 2; Cassiod. chron. 150, 1041. Position: Der vir clarissimus wurde von Carus als corrector Italiae eingesetzt und amtierte dort acht Jahre; unter Maxentius praefectus praetorio; schlug in Nordafrika die Usurpation des Domitius Alexander nieder; bekleidete unter Konstantin dem Großen im Jahr 314 noch sein zweites Konsulat und das Amt des praefectus urbi. Lit.: PIR², Nr. 161; PLRE I, S. 976–978, Nr. 4; Chastagnol, Les Fastes, S. 52–58, Nr. 20; ders., L’administration, S. 351; Pond, Inscriptional Evidence, S. 247–248; Arnheim, Senatorial Aristocracy, S. 196; Barnes, Two Senators, S. 46–47; Simshäuser, Provinzialverfassung, S. 439, Nr. 4; Barnes, New Empire, S. 143; Christol, Essai sur l’évolution, S. 57; S. 123; Ausbüttel, Verwaltung, S. 90; Grünewald, Constantinus, S. 73; S. 91; Salway, The Creation, S. 211–213; Kreucher, Kaiser Probus, S. 212; Porena, Le origini, S. 62–64; S. 524; Jacob, Aurelians Reformen, S. 196, Anm. 829; Salway, Equestrian Prefects, S. 131.

8 INSCHRIFTEN 8.1 INSCHRIFTEN AUS DER REGIERUNGSZEIT DES CARUS, CARINUS UND NUMERIANUS Achaia Ehren-, Bau- und Weihinschriften 1) AE 1950, 33a = Syll.³ 897 = CIG 1714 Oktober 282 – August 283, Delphi: Αὐτοκράτορα Κα¢[ί]/σαρα Μᾶρκον Αὐρ¢[ή]/λιον Κᾶρον Εὐσεβῆ / Εὐτυχῆ Σεβαστόν / ἡ ἱερὰ Δελφῶν πόλις.1

2) IG IV 794 Oktober 282 – August 283, Ort: Troezen: τὸν μέγιστον καὶ θειότατον / Αὐτοκράτορα Καίσαρα Μᾶρκον / Αὐρήλιον Κᾶρον Σεβαστὸν ἡ πό/λις τὸν ἀνείκητον.2

3) IG V.1, 1164 Oktober 282 – August 283, Ort: Gythium: [Αὐτο]κ¢ρ¢ά¢[τορα Καίσαρα] / [Μᾶρ]κον Αὐρήλ¢[ιον] / [Κ]ᾶ¢ρον Εὐσεβῆ Ε[ὐτυχῆ] / [Σ]εβαστὸν ἡ πόλ¢[ις Γυθεατῶν] / vacat / [δ]ι’ ἐφόρων τῶν π[ερὶ – ] / [Φ]ίλωνα ἐπὶ Τε[ – .3

4) IG VII 2240 Oktober 282 – August 283, Ort: Thisbae: τὸν μέγιστον καὶ / θειότατον Αὐτο/κράτορα Καίσαρα / Μᾶρκον Αὐρήλιον / Κ[ᾶρο]ν¢ Εὐσεβῆ Εὐτυχῆ / Σεβαστὸν / ἡ πόλις.4

5) Syll.³ 896 = Hermes 44, 1909, S. 57, Nr. 7 = IG IX 2, 1138 April 283 – November 284, Ort: Demetrias: [τὸν] μέγιστον καὶ / [θειό]τατον κύριον ἡ/[μῶν] Καίσαρα Μ(ᾶρκον) Αὐρ(ήλιον) Κᾶ/[ρῖν]ον Σεβαστ[ὸ]ν τὸ / [κοινὸ]ν τῶν Μαγνήτων / [κ]αὶ οἱ σύνεδροι.5

6) AE 1928, 55 = IThesp VIII 445 September 283 – November 284; Ort: Thespiae: Τὸν κύρι[ον] ἡμῶν / τὸν ἐπιφανέστατ[ον] / Καίσαρα Μᾶρκον Αὐρή/λιον Νουμεριανὸν / Σεβαστὸν / [ἡ] πόλις.

1 2 3 4 5

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 451, Nr. 46. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 451, Nr. 45. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 451, Nr. 46. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 451, Nr. 47. In IG IX.2, 1138 wird der Herrschername mit Carus ergänzt, vgl. jedoch Wilhelm, Zu den Inschriften, S. 57, Nr. 7; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 457, Nr. 98.

342

8 Inschriften

Meilensteine 7) CIL III 7307 = Patras 30 = EE IV 108 Dezember 282 – März 283, Ort: Patrae (Patras): Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) / Aur(elio) Caro P(io) F(elici) A(ugusto) / et M(arco) Aurel(io) Carino / nobil(issimo) Caes(ari) / et M(arco) Aurelio / Numeriano nobil(issimo) / Caes(ari).6

8) Axioti, S. 187–188, Nr. 2 April 283 – August 283, zwischen Calydon und Nicopolis: Ddd(ominis) nnn(ostris) / Caro et Carino / et Numeriano / invictis / Augg(ustis) / M(ilia) P(assuum) / vacat / XXVI.7

9) AE 1998, 1249c = SEG XLVI 379, Col. Iγ′ = Horos 10–12, 1992–1998, S. 278 April 283 – August 283, Laconia: [[Αὐτοκράτορος]] / [[Καίσαρος]] / [[Μάρκου]] / [[Αὐρηλίου]] / [[Κάρου]] / [[Εὐσεβοῦς]] / [[Εὐτυχοῦς]] / [[Σεβαστοῦ]] / καὶ τοῦ / Α[ὐτοκρ]άτορος / Καίσαρος / Μάρκου / Αὐρηλίου / Καρείνου / Εὐσεβοῦς / Εὐτυχοῦς / Σεβαστοῦ.

10 AE 1998, 1249d = SEG XLVI 379, Col. Iδ′ = Horos 10–12, 1992–1998, S. 278 April 283 – August 283 oder September 283 – November 284, Laconia: καὶ Νουμεριανοῦ / Καίσαρος Σεβαστοῦ / Α.8

Aegyptus Ehren-, Bau- und Weihinschriften 11) AE 1975, 858 = SEG XXXIV 1618 = PdD 37 = SB III 7028 Vermutlich November 282 – März 283, Ort: Tentyra (Dendara), Fragment einer Statuenbasis aus dem Tempel der Hathor; möglicher Beleg für Paulina als Schwester des Carinus und Tochter oder Stieftochter des Carus: Παυλεῖναν ἀδελφὴ[ν] / Κ¢α¢ρ¢[είν]ο¢υ¢ Καίσαρος.9

12) Lajtar 161 Dezember 282 – August 283, Ort: Luxor, Tempel der Hatschepsut:

6 7 8 9

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 466, Nr. 168. Die Inschrift könnte als möglicher Beleg für die Erhebung des Numerianus zum Augustus noch vor dem Tod des Carus gelten und wäre dann etwa zwischen Juli und August 283 zu datieren, vgl. jedoch S. 211–212 sowie S. 214–215. Die Inschrift ist offenbar als eine wohl nachträgliche Ergänzung von Ins. 9 zu betrachten, da die Lettern dieser Zeile mit 2,5 cm eine andere Höhe aufweisen als in der Inschrift für Carus und Carinus (3,0 cm), vgl. Kommentar in AE 1998, 1249; Steinhauer, Τρία μιλιάρια, S. 277–282. Nach Sijpesteijn, Pauline, S. 240, wäre die Inschrift folgendermaßen zu lesen: Παυλεῖναν ἀδελφὴ[ν] / Κλ(αυδίου) [ . . . ]ου Καίσαρος, was jedoch von Loriot, Problèmes, S. 150–151, abgelehnt wird. Nach Maspero, Sur Quelques, S. 95, könne in der zweiten Zeile statt Κ auch Ι oder Φ, statt Α auch Λ und statt Β auch Ρ gelesen werden, doch in der Kombination dieser Lettern ergäbe nur die Lesung ΚΑΡ einen Sinn; die Lesung Sijpesteijns berücksichtigt nicht den wohl eindeutig vorhanden dritten Buchstaben Β oder Ρ; zu Paulina siehe Kapitel 4.2.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

343

[(ἔτους)] α¢ τ[ῶν κυρίων ἡμῶν Κά]ρ¢ο¢υ καὶ Κάρίν[ου] / καὶ Ν¢ο¢[υμεριανοῦ – ] . . Α . . / [ – ] . [ . ] . ΧΗC / [ – ] Δ [ . . . . ] . γ¢ραμμα-/τεὺ¢ς κα[ὶ . . ] Ο . . . . [ . ] ΠΗΤΩΝ / [ – ] / Πα¢μ¢ώνθης νεώτερος / ἀρχι( ) Κ[ . . . ] ἀρχι( ) . . ΚΗ . . καὶ Πεκ[ῦ]σι¢ς κ¢α¢ὶ¢ / Α¢[ . . . . . . . . ] . . . . ς καὶ Ψεντε . . καῖ Πλ . / [καὶ . . . ]της καὶ [ . ] . [ . ]η ν¢(εώτερος) ἀδελφὸς καὶ . . / καὶ Κ . . εὺς καὶ Τ . [ . ]ΥCΙC . ΕΥΗ καὶ Κα . α¢ . . . / καὶ [ – ] . Τ[ . ] . καὶ Πε . . . ι . . / καὶ Σ . . [ – ]ΗΙΚ . . Α¢ . [ . ]Ο¢Σ¢ κ¢α¢ὶ¢ / Ψεντο . ρι[ς] ΤΟ[ . . . . ] τ¢[ὸ] π¢ροσκύνημ[α] / δε πα¢ρ¢ὰ¢ τῶν κυρίων Ἀμενώθο¢[υ] / καὶ Ἀσκλ¢η(πιοῦ) κ¢α¢ὶ¢ Ν[ . ]Η / .. [ . ] [ – .

13) AE 1903, 225 = PdD 13 = SB V 8803 = IGR I 1144 Juni – August 283, Ort: Antinoopolis; Inschrift zur Verherrlichung des Sieges über Persien; Beleg der Siegertitulatur Persicus für Carus: Ὑπὲρ νίκης [αἰωνίου] / τῶν κυρίων ἡμ[ῶν Κάρου Πε]/ρσικοῦ καὶ Καρίν[ου καὶ Νουμερ]/ιανοῦ [ – .10

14) Akoris 29 = SB III 6597 September 283 – August 284, Ort: Acoris, Säule am Tempel des Nero: β′ τῶν κυρίων / ἡμῶν Καρείνου / [κ]αὶ Νουμεριανοῦ / Ε[ὐσ]εβῶν, Εὐτ[υ]χῶ[ν] / [Σε]βαστῶν, ἀ[ν]ῆ[λ]θε[ν] / εἰς τὸ ἱερὸν Σούχο[υ] / καὶ Ἄμμωνος καὶ Ἑρ/μοῦ καὶ Ἥρας καὶ τ[ῶν] / συννάων θεῶν με[γί]/ στων τὸ ἐπαγαθὸν / νέον ὕδωρ μετὰ πά/σης χαρᾶς καὶ ἱλα/ρίας· διὰ Ὀννόφριο¢ς¢ / [ἱε]ρέω¢[ς θρη]σ¢κ¢[εύ]ο¢[ν]/[τος, προσ]εδρεύοντος / – .11

15) Lajtar 157 September 283 – November 284, Ort: Luxor, Tempel der Hatschepsut: [(ἔτους) x] τῶ[ν κ]υρίων / ἡ¢μ¢ῶν Κ[α]ρ¢ε¢ίν¢ου / καὶ Νουμ¢ερεια¢ν[οῦ] / – .

16) Lajtar 164 September 283 – November 284, Ort: Luxor, Tempel der Hatschepsut: Κ . Υ / vacat / Π . . . . υ γραμ(ματέως) / [(ἔτους) x] τ¢ῶ¢ν¢ κυρίων ἡμῶ(ν) / [Καρί]νου καὶ Ν¢ο¢υ¢μ¢ε¢ρ¢ι¢ανοῦ / [ . . . ] – / [ . . . ] – / [ . . . ] . . . π¢λ¢ῆθο¢ς¢ σ¢ι¢δ¢η¢ρ¢ο¢υ¢ρ¢γ¢(ῶν) / [Ἑρμώνθεως] – / – / [ . . . ] καὶ ΑΥΤΗ . . ἀρχι( ) / [ . . . ]Κ – Θ . β ἀρχι( ) / [ . . . ] – Πλῆνις – / [ . . . ] – / [ . . . ] – .

Africa proconsularis Ehren-, Bau- und Weihinschriften 17) CIL VIII 968 = ILS 6785 Oktober 282 – August 283, Ort: Neapolis (Nabeul): Imp(eratori) Caesari / M(arco) Aurelio Kar(o) / Pio Felici Aug(usto) / pont(ifici) max(imo) trib(unicia) p(otestate) / co(n)s(uli) p(atri) p(atriae) proc(onsuli) col(onia) / Iul(ia) Neapolis devot(a) / numini eius.12

18) CIL VIII 1626 = CIL VIII 15829 = ILS 3798 Oktober 282 – August 283, Ort: Sicca Veneria (Le Kef): Honori et virtuti / Imp(eratoris) Caes(aris) M(arci) Aure/lii Cari P(ii) F(elici) Invicti / [ .

10 11 12

Vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 62 mit Anm. 118, der die Inschrift allerdings unter den Papyri und Ostraka auflistet; zur Herrschertitulatur vgl. Bureth, Titulatures impériales, S. 126. Zur Herrschertitulatur vgl. Bureth, Titulatures impériales, S. 126. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 449, Nr. 29.

344

8 Inschriften

19) AE 2006, 1779 Januar – März 283, Ort: el-Gorraiia: Imp(eratori) Caes(ari) / M(arco) Aurelio / Caro Pio Fe/lici Aug(usto) II / M(arco) Aurelio / C[a]rino n[o]/b[issi]m[o] / Caes(ari) et M(arco) [Aure]/lio Numerian[o no]/bilissimo Caes(ari).13

20) ILPSbeitla 30 = ILTun 370 Januar – März 283, Ort: Sufetula (Sbeitla): Imp(eratori) Caesari / M(arco) Aurelio / Carino con/suli et nob[i]/[li]ssi[mo] C(a)es(ari) / [r]es publica / Sufetul[ens]/[i]s colon[iae] / [d]evot[a nu]/[m]ini [maiaes]/atiqu[e eius] / d(ecreto) d(ecurionum) [p(ecunia) p(ublica)].14

21) IRT 461 Januar – August 283, Ort: Leptis Magna (Labdah); Nachweis für den proconsul Lucius Iulius Paulinus: Imp(eratori) Caes(ari) / M(arco) Aurelio / Caro Pio Fel(ici) / Invicto Aug(usto) / pont(ifici) max(imo) t(ribunicia) p(otestate) / II co(n)s(uli) II p(atri) p(atriae) proco(n)s(uli) / L(ucius) Iul(ius) Paulinus / v(ir) c(larissimus) proco(n)s(ul) [ .15

22) AE 1923, 16 = ILTun 719 Februar – April 283, Ort: Thuburbo Maius (Henchir el-Kasba): Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aure/lio Caro Pio Fel(ici) Aug(usto) / Invicto p(ontifici) m(aximo) trib(unicia) pot(estate) / co(n)s(uli) p(atri) p(atriae) proco(n)s(uli) et / M(arco) Aurelio Carino / nobilissimo Caes(ari) / Aug(usto) pacatores orbis / gentium nationum/que omnium / col(onia) Iul(ia) Aurel(ia) Com(moda) Thu/burbo maius / devota numini maies/tatique eorum.16

23) AE 1975, 874 (vgl. AE 1992, 1807) 11. Juni oder 13. Juli 283 Ort: Chul (Beni Khalled); Nachweis für den Priester Caius Manius Felix Fortunatianus: Pos(itum) CA[[o et Carino co(n)s(ulibus)]] / III Idus I[un]ias / Saturno Aug(usto) sac(rum) / C(aius) Manius Felix Fortu/natianus sacerdos / in somnis monitus Satur/ni numine iussus / Manius hic votum solvi / sacrumque dicavi / pro comperta fide et pro ser/vata salute / v(otum) s(olvi) l(ibens) a(nimo).17

24) CIL VIII 12522 = ILS 600 Juni – August 283, Ort: Carthago; Nachweis für den senatorischen curator von Carthago Valerius Gallianus Honoratianus und der Siegertitulatur Persicus Maximus und Germanicus Maximus für Carus: [Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aurelio Caro Pio] / Felici Invicto Aug(usto) pont(ifici) max(imo) / Pers(ico) max(imo) Germ(anico) max(imo) trib(unicia) / potest(ate) II co(n)s(uli) II

13 14 15 16 17

Unklar ist die Bedeutung der Zahl II nach Augusto in Zeile 4, mit der wohl tatsächlich die Zählung der tribunizischen Gewalten gemeint sein könnte. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 455, Nr. 83. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 450, Nr. 40. Besonders bemerkenswert ist hier die Formulierung pacatores orbis gentium nationumque omnium; zur Titulatur nobilissimus Caesar Augustus siehe Kapitel 5.1, vgl. auch Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 465, Nr. 158. In Zeile 1 kann statt Pos(itum) auch Pos(uit), in Zeile 2 statt I[un]ias auch I[ul]ias gelesen werden.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

345

p(atri) p(atriae) proco(n)s(uli) / C(aius) Valerius Gallianus Hono/ratianus v(ir) c(larissimus) cur(ator) rei publ(icae) / Karthaginis numini / maiestatique eius dica/tissimus.18

25) AE 1931, 62 = ILTun 1197 September 283 – November 284, Ort: Rucuma (Rekoub): Divo Caro patri / dd(ominorum) nn(ostrorum) Impp(eratorum) Cae/sarum M(arci) Aureli / Carini Pii Felicis Aug(usti) / et M(arci) Aureli Numeria/ni Pii Felicis Augusti / municipium An/ tonium Gordia/nianum Rucuma / numini eorum / dicatissimum.19

Meilensteine 26) CIL VIII 10956 = CIL VIII 22168 = ILAlg I 3944 Dezember 282 – März 283, Ort: Gurai: Imp(erator) Caes(ar) / M(arcus) Aurelius / Carus Invictus / (ius) (elix) Aug(ustus) et M(arcus) Au/[relius Carinus et M(arcus) Aurelius Numerianus nobilissimi Caess(ares).20

27) CIL VIII 22047 Dezember 282 – März 283, Ort: Guettar: [Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aureli]o / [Caro Pi]o / [Felici] In/[victo] Aug(usto) / M(arco) Aurelio / Karino / nobiliss/imo C[aes(ari)] / et – .21

28) CIL VIII 22104 = ILTun 1733 = EE VII 603 Januar – März 283, Ort: Bordj Messaudi: Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aure/lio Caro Invicto / Pio Felici Aug(usto) p(ontifici) / m(aximo) p(atri) p(atriae) II et M(arco) / Aurelio Carino / nobilissimo Cae/sari filio eius / et M(arco) Aurelio / Numeriano / nobilissimo Caes(ari).22

29) CIL VIII 21986 September 283 – November 284, Ort: Bordj Sebbalat:

Imp(eratoris) Caes(aris) / M(arci) Aureli / Numeriani / Pii Felicis / [ .23

Alpes Poeninae Graiae Atrectinae Ehren-, Bau- und Weihinschriften 30) AE 1948, 163 = ILAlp I 16 = Walser S. 93–94, Nr. 1 = Epigraphica 47, 1985, S. 54–56, Nr. 1 = REA 47, 1945, S. 116–121 18 19 20 21 22 23

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 450, Nr. 41. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 467, Nr. 174. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 448, Nr. 25. Rekonstruktion nach Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 464, Anm. 17; zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 464, Nr. 150. Die Inschrift ist nach et vermutlich mit M(arco) Aurelio Numeriano nobilissimo Caes(ari) zu ergänzen. Zweifelhaft ist die Angabe p(atri) p(atriae) II, bei der es sich wohl um einen Fehler des Steinmetzes handelt; gemeint war vermutlich t(ribunicia) p(otestate) II oder co(n)s(uli) II; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 467, Nr. 175. Diese Inschrift ist nach Pii Felicis vermutlich mit Invicti Augusti zu ergänzen; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 461, Nr. 129.

346

8 Inschriften

Vermutlich Januar 283, Ort: Forum Claudii Ceutronum (Aime); Nachweis für den procurator und vir egregius Latinius Martinianus: Imp(eratori) C[aes(ari) M(arco) Aur(elio)] / [[Caro Pio Feli]]/c(i) Invict[o Aug(usto)] / p(ontifici) max(imo) tri[b(unicia) po]/t(estate) co(n)s(uli) II p(atri) p(atriae) [F(oro) cl(audienses)] / Ceutron[es] / publice c[ur]/ante Lati[nio] / Martini[ano] / [v(iro)] e(gregio) pr[oc(uratore)] / Aug(usti).24

31) AE 1985, 643 = ILAlp I 18 = Walser S. 95, Nr. 3 = Epigraphica 47, 1985, S. 57–56, Nr. 3 April 283 – September 285, Ort: Forum Claudii Ceutronum (Aime); Nachweis für den procurator und vir egregius Latinius Martinianus: Imp(eratori) Caesari / [[M(arco) Aurel(io) Carino]] / Pio / Fel(ici) [Invict(o) Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) / trib(unicia)] / [pot(estate) co(n)s(uli) p(atri) p(atriae) F(oro) Cl(audienses)] / [Ceutrones publice] / [curante Latinio Marti]/[niano v(iro) e(gregio) proc(uratore) Aug(usti)].25

32) AE 1996, 973 = ILAlp I 15 April 283 – September 285, Ort: Forum Claudii Ceutronum (Aime); Nachweis für den procurator und vir egregius Latinius Martinianus: Imp(eratori) Caes(ari) / [[M(arco) Aurel(io) Carino]] / Pio [Fel(ici)] Aug(usto) / Invic[to] tri(bunicia) / pot(estate) [ . . . ] co(n)s(uli) / [p(ontifici)] m(aximo) [F(oro) Cl(audienses)] / Ceutro(nes) publice / curante L[atini]/o M[arti]nia[no v(iro) e(gregio)] / VO[ . . . ] / [ . . . ].26

33) CIL XII 110 = ILAlp I 17 = Walser S. 94, Nr. 2 = Epigraphica 47, 1985, S. 56, Nr. 2 = ILS 605 August – Dezember 283, Ort: Forum Claudii Ceutronum (Aime); Nachweis für den procurator und vir egregius Latinius Martinianus: [Imp(eratori) C]aes(ari) M(arco) / [[Aur(elio) Numeria]]/no Pio Fel(ici) Invi/cto Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) tr/ib(unicia) pot(estate) p(atri) p(atriae) F(oro) Cl(audienses) Ce/utrones publice / curante Lati/nio Martinia/no v(iro) e(gregio) proc(uratore) / Aug(usti).27

Meilensteine 34) CIL XVII.2, 116 = AE 1985, 644 = AE 1985, 648 = Walser S. 95–97, Nr. 4 = Epigraphica 47, 1985, S. 58–60, Nr. 4 = RISch III 316 = IR I 7 November – Dezember 283, Ort: Tarneiae Nuntuatium (Saint-Maurice): [Imp(eratori) Caes(ari) M(arco)] / [Aurelio Caro] / [Pio Fel(ici) Invic(to)] / [Aug(usto) pont(ifici) max(imo)] / tri[b(unicia) po[t(estate)] p(atri) [p(atriae)] / pro[c]o(n)s(uli) et / M(arco) Aurel(i)o / Carino nobi/lis(s)imo [C]ae[s]/ari Au[g(usti) n(ostri) f(ilio)].28

24 25 26 27 28

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 450, Nr. 36. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 456, Nr. 88. Da in der fünften Zeile noch Zeichen fehlen, wäre hier auch die Angabe einer zweiten tribunizischen Gewalt möglich. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 462, Nr. 136. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 464, Nr. 156; S. 465, Nr. 157; Peachin hat hierbei offenbar übersehen, dass die Inschrift AE 1985, 644 mit AE 1985, 648 identisch ist.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

347

Aquitania Ehren-, Bau- und Weihinschriften 35) CIL XVII.2, 309 = AE 1951, 151 = IR III 269 = ILTG 463 November 282 – März 283, Ort: Lugdunum Convenarum (Saint-Bertrand-deComminges): D(omino) n(ostro) / Marco Aurel(io) / Carino nobil(issimo) / (Caes)ar(i) principi / [iuventutis.29

Arabia Ehren-, Bau- und Weihinschriften 36) AE 1973, 550 = IGLS XIII 9109 = Syria 50, 1973, S. 228–230, Nr. 2 Zwischen 282–283, Ort: Bostra (Bosra); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Aemilius Aemilianus: Ἐκ προνοίας Αἰμι¢λ¢λ¢ίου / Αἰμιλλιανοῦ το¢[ῦ δια]ση/μ¢ο¢τ¢άτ¢ο¢υ¢ ἠ¢μῶ[ν ἡγεμόνος] / ἔτ(ους) ροζ′ [ἐ] π¢ι¢σκοπ¢(οῦντων) [Ἰουλ(ίου)] / Κυρίλλου ἀπὸ στρ¢ατ¢ιῶν / καὶ τῶν περὶ Δωρυ¢νιθ . . .30

Asia Meilensteine 37) IGR IV 1305 November 282 – März 283, Straße von Thyatira nach Sardes: Ἀγαθῇ [τύ]χῃ / Αὐτοκράτορι Καίσαρι / Μ(άρκῳ) Αὐρ(ηλίῳ) [Κάρῳ] Εὐσεβεῖ / Εὐτυχεῖ ἀηττήτῳ Σεβ(αστῷ) / καὶ Μ(άρκῳ) Αὐρ(ηλίῳ) [[Καρείνῳ]] ἐπιφανεστάτῳ / [Καίσαρι] / ἡ λαμπ(ροτάτη) καὶ μεγίστη / Θυ(ατειρηνῶν) πό(λις) / [ἀπὸ Θυατείρων] / [μί(λια)] . . .31

38) IK 24.1, 818 (vgl. CIL III 14404b) Dezember 282 – März 283, Ort: Bunarbaşı bei Smyrna (Izmir): [Ἀγαθῆι] τύχηι / [Αὐτοκράτορι] Καίσαρι [ – ] / [[ – καὶ]] / [Μ(άρκῳ) Αὐρ(ηλίῳ) Κ]αρείνῳ / [ἐπιθανε]στάτῳ Καίσαρ[ι καὶ] / [Μ(άρκῳ) Αὐρ(ηλίῳ) Νουμ]ερ[ιανῷ] / ἐπιφανεστ]άτῳ Κα[ίσαρι] / ἀπὸ Σμύρνης / μι(λιάριον) η′.32

29 30 31 32

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 452, Nr. 57. Die Datierung ergibt sich aus dem angegebenen Jahr der Provinz Arabia ροζ′ (= 177), das dem Jahr 282/283 entspricht. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 465, Nr. 163. Der fehlende Kaisername in Zeile 2–3 ist mit Carus zu ergänzen; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 469, Nr. 182; zu den weiteren auf dem Stein vorhanden Inschriften vgl. IGR IV 1489.

348

8 Inschriften

Baetica Ehren-, Bau- und Weihinschriften 39) CIL II 1117 = CILA II.2, 372 Oktober 282 – August 283, Ort: Italica: Imp(eratori) Caes(ari) / M(arco) Aur(elio) Caro / Pio Felici Invicto / Aug(usto) pont(ifici) max(imo) trib(unicia) / pot(estate) p(atri) p(atriae) co(n)s(uli) proco(n)s(uli) / res p(ublica) Italicens(ium) / devota numini maiestatiq(ue) / eius.33

40) HEp X 374 Vermutlich Dezember 283, Ort: Malaca (Malaga): Imp(eratori) / Caes(ari) / M(arco) Aurelio / Carino P(io) F(elici) Invicto / Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) tr(ibunicia) p(otestate) II co(n)s(uli) / p(atri) p(atriae) proco(n)s(uli) res p(ublica) / Malac(itana) devota / numin[i ma]ies/tatiqu[e] eius / d(ecreto) d(ecurionum).34

Britannia inferior Meilensteine 41) RIB 2281 (vgl. AE 2005, 885) Oktober 282 – August 283, Ort: Lavatrae (Bowes):

Imp(eratori) C(aesari) / M(arco) / Aur(elio) Caro / P(io) F(elici) Aug(usto) / m(ilia) – .35

42) RIB 2282 Oktober 282 – August 283, Ort: Stainmore:

] Caro / Pio Fel(ci) / Inv(icto) Aug(usto) [ .36

43) RIB 2307 Dezember 282 – August 283, Ort: Cawfields:

Imp(eratori) / Caes(ari) / Nue/riano / n(obilissimo) C(aesari).37

Britannia superior Ehren-, Bau- und Weihinschriften 44) CIL VII 4 = RIB 98 = EE IX 984 November 282 – März 283, Ort: Clanville:

M(arco) Aur(elio) / Karino / n(obilissimo) Caes(ari).38

33 34 35 36 37 38

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 449, Nr. 34. Die Inschrift kann als Beleg für die traditionelle Erneuerung der tribunicia potestas des Carinus am 10. Dezember betrachtet werden, siehe dazu Kapitel 7.1. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 447, Nr. 21. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 448, Nr. 25. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 460, Nr. 119. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 452, Nr. 54.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

349

Meilensteine 45) CIL VII 1165 = RIB 2250 März – August 283, Ort: Civitas Dobunnorum (Kenchester): Imp(eratori) C(aesari) / Mar(co) Aur(elio) / Numerian(o) / o(fficina) / r(es) p(ublicae) C(ivitatis) D(obunnorum).39

Dacia ripensis et Dacia mediterranea Ehren-, Bau- und Weihinschriften 46) AE 1912, 200 = ILBulg 188 = Klio 12, 1912, S. 236 April – August 283, Ort: Bov bei Serdica, Bronzetafel; Nachweis für die Teilung der Provinz Dacia und den praeses Gaianus: Caro et Carino / v(ictoribus) Aug(ustis) Gaianus / pr(a)eses finem / posui inter du/[as D]acias dila/[psum] / [ – .40

Dalmatia Ehren-, Bau- und Weihinschriften 47) CIL III 8716a = Salona IV A 980 = AArchSlov 25, 1974, S. 264–265, Nr. 15. Zwischen 284 und 285, Ort: Salona (Solin); Nachweis für den späteren Kaiser Constantius I. Chlorus als vir perfectissimus praeses der provincia Dalmatia: ]ADL[ . . . ] / [ . . . Cons]tantio v(iro) [p(erfectissimo) . . ] / [ . . . ]DEA[ – .41

48) CIL III 9860 = AArchSlov 25, 1974, S. 267–268, Nr. 24. Zwischen 284 und 285, Ort: Bosansko Grahovo; Nachweis für den späteren Kaiser Constantius I. Chlorus als praeses der provincia Dalmatia: . . . ] iu[d]ex [d]a[t]us a [F]la/vio Va[ler]io Cons/[t]a[nt]io [v(iro) c(larissimo)] p(raeside) p(rovinciae) [D]lm(atiae) / [f]i[ne]s i[nt]e[r] Salv/ia[t]as e[t] S[tr]ido/[n]e[n]ses [d] e[t][r]m/i[n]avi[t].42

Meilensteine 49) AE 1995, 33 = ILJug II 1034 November 282 – März 283, Ort: Iader (Zadar):

39 40 41 42

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 459, Nr. 118. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 463, Nr. 142. Vgl. Jagenteufel, Statthalter, S. 62, Nr. 38, 4. Vgl. ebd. Nr. 38, 3; statt [v(iro) c(larissimo)] ist wahrscheinlich [v(iro) p(erfectissimo)] zu lesen.

350

8 Inschriften [[Imp(eratori) Caes(ari)]] / [[M(arco) Aurel(io)]] / [[Carino]] / [[nobilis]]/[[simo]] / [[Caes(ari)]].43

50) AE 1985, 713 = Epigraphica 46, 1984, S. 248–252 = ILJug II 1033 Dezember 282 – März 283, Ort: Nedinum (Skabrnje); möglicher Beleg für einen zweiten Numerianus in der Familie des Carus: Imppp(eratoribus) ddd(ominis) nnn(ostris) / M(arco) Aurelio Caro Aug(usto) / et M(arco) Aurelio Carino / et M(arco) Aurelio Nu/meriano nobi/lissimis Caesari/bus perpetuis / et Numeriano / Caesar[i] / [ . . ].44

51) ILJug III 2975 Dezember 282 – August 283, Ort: Prud: M(arco) Aur(elio) / Numeriano / nob(ilissimo) / Caes(ari).

Galatia Ehren-, Bau- und Weihinschriften 52) MAMA I 17 Dezember 282 – August 283, Ort: Laodicea Combusta: Imp(eratori) C(aesari) M(arco) Aur(elio) Caro / P(io) F(elici) Invicto Aug(usto) / et M(arco) Aur(elio) Carino / [[ . . . ]] / et Nmeriano / N[ . ]TI[ . . . ] / [ . . . victor]iosis[simis.45

Gallia Narbonensis Ehren-, Bau- und Weihinschriften 53) CIL XII 1523 = CAG IV, S. 475 Vermutlich August – Dezember 283, Ort: Segustero (Sisteron): [Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aurelio] Num[eriano P(io) F(elici)] / [Invicto Aug(usto) pont(ifici)] max(imo) trib(unicia) [pot(estate).46

Meilensteine 54) CIL XVII.2, 81 = CAG IV, S. 419 = ILN II 61 = IR III 81 Januar – August 283, Ort: Saint-Martin-de-Bromes:

43 44 45 46

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 454, Nr. 72. Siehe Kapitel 4.2; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 462, Nr. 136. Unklar ist, welche Titulaturen hier für Carinus und Numerianus genannt wurden; die Textfragmente ab Zeile 6 gehören zur Kaisertitulatur einer späteren Inschrift; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 467, Nr. 170. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 462, Nr. 135.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

351

Imp(erator) Caes(ar) / M(arcus) Aurel(ius) Carus / P(ius) F(elix) Invic(tus) [Aug(ustus)] p(ontifex) m(aximus) / trib(unicia) p(otestate) II co(n)s(ul) / II p(ater) p(atriae) proco(n)s(ul) …47

55) CIL XVII.2, 297 = CIL XII 5672 = CAG XI.2, S. 120 = IR III 259 = ILS 604 Dezember 282 – August 283, Ort: Carcassonne: Princi/pi iuven/tutis M(arco) / Numerio / Numeria/no nobi/lissimo / Caesari / N(arbone) m(ille) p(assus) I.48

Germania superior Meilen- und Leugensteine 56) CIL XVII.2, 606 = BRGK 27, 1937, S. 51–134, Nr. 260 Möglicherweise Oktober – Dezember 282, Ort: Hagenbach: Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) / Aurelio Caro / P(io) F(elici) Invicto Aug(usto) / p(ontifici) m(aximo) trib(unicia) p(otestate) p(atri) p(atriae) pro/co(n)s(uli) c(ivitas) Nem(etum) / l(eugas) XVI.49

57) CIL XVII.2, 614 = CIL XIII 9093 Möglicherweise Oktober – Dezember 282, Ort: Alta Ripa (Altrip): [Imp(eratori) C]aes(ari) M(arco) / [Aureli]o Caro / [P(io) F(elici) Invi]cto Aug(usto) / [p(ontifici) m(aximo) tri]b(unicia) p(otestate) p(atri) p(atriae) pr[oco(n)s(uli)] / c(ivitas) N(emetum) / [l(eugas)] V.50

58) CIL XVII.2, 576 = CIL XIII 9151 = Lehner 38 Dezember 282 – August 283, Ort: Brohl:

M(arco) Aur(elio) / Numeria/no no/bilissimo / Caesari / a M(ogontiaco) l(eugae) [ . . . ].51

59) AE 1993, 1218 März 283 – September 285, zwischen Aventicum (Avenches) und Arch: Imp(erator) Caes(ar) M(arcus) Au[r(elius)] / Carinus Pius Fe[l(ix)] / Aug(ustus) l(eugas) XX .

Hispania citerior Ehren-, Bau- und Weihinschriften 60) AE 1994, 1088 (vgl. AE 1982, 565) = IRC IV 26 Möglicherweise Oktober – Dezember 282, Ort: Barcino (Barcelona):

47 48 49 50 51

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 450, Nr. 40. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 458, Nr. 107. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 449, Nr. 31. Bei Lehner wird das L in der letzten Zeile als Zahlenzeichen für 50 interpretiert; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 449, Nr. 31. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 458, Nr. 104.

352

8 Inschriften [I]mp(eratori) C(a)es(ari) Marco Aurelio / Caro Pio Fe(lici) Augusto / potifici maximo / trib(unicia) potestat / p(atri) p(atriae) / pri(n)cipi nostro / devotus nu/mini {a}eius / ordo Barcinone(n)/sium.52

61) CIL II.14, 789 = AE 1923, 103 Wahrscheinlich Oktober – Dezember 282, Ort: Dertosa (Tortosa); Nachweis des senatorischen iuridicus Flaminius Priscus für die ganze provincia Tarraconensis: [Imp(erator) Caes(ar) M(arcus)] Aur(elius) Carus P(ius) F(elix) / [Au]g(ustus) p(ontifex) m(aximus) t(ribunicia) p(otestate) p(ater) p(atriae) co(n)s(ul) pr[o]/[co(n)s(ul)] inv[ictus nob] iliss[imus] / [ . . . ]VITA r(ei publicae?) Dertosanae / [dedi]t curante [ . . . Fl]aminio / [Pr]isco iuridico totius pro[v(inciae)] / [Tarrac]one{ne}nsis clarissimo {et} / viro.

62) CIL II 4452 = IRC II 73 Dezember 282 – August 283, Ort: Iesso (Guisona): M(arco) Aur(elio) Nu/meriano / nobil(issimo) Caesar(i) / fil(io) [d(omini)] n(ostri) Imp(eratoris) [M(arci)] / Aur(eli) [C]ari Aug(usti) / or[do I]essonen[s(ium)] / [ .53

63) CIL II 4103 = RIT 90 Januar – März 283, Ort: Tarraco (Tarragona); Nachweis für den senatorischen praeses Marcus Aurelius Valentinianus: Victoriosissimo / principi iuventut(is) / M(arco) Aur(elio) [[[Carino no]]]/bilissimo Caesari / co(n)s(uli) proco(n)s(uli) M(arcus) Aur(elius) / Valentinianus v(ir) c(larissimus) / praeses prov(inciae) Hisp(aniae) cit(erioris) / leg(atus) Augg(ustorum) pr(o) pr(aetore) d(evotus) n(umini) m(aiestatique) eius.54

64) CIL II 4102 = RIT 89 = ILS 599 Möglicherweise Januar 283, Ort: Tarraco (Tarragona); Nachweis für den senatorischen praeses Marcus Aurelius Valentinianus: Fortissimo et clemen/tissimo / Imp(eratori) Caes(ari) [[M(arco) Aur(elio) Caro]] / Invicto Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) t(ribunicia) p(otestate) co(n)s(uli) II / p(atri) p(atriae) proconsuli / M(arcus) Aur(elius) Valentinianus v(ir) c(larissimus) p(raeses) p(rovinciae) / Hisp(aniae) cit(erioris) leg(atus) Augg(ustorum) pr(o) pr(aetore) d(evotus) n(umini) m(aiestati)q(ue) / eius.55

65) CIL II 3660 = InsBaliares 52 = HEp II 52 = EREb 25 = CIBalear 177 Möglicherweise Januar – August 283, Ebusus (Ibiza): Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) / Aur(elio) Caro Pio / Fel(ici) Invicto / Aug(usto) pont(ifici) max(imo) / trib(unicia) pot(estate) II p(atri) p(atriae) / co(n)s(uli) proco(n)s(uli) / ordo Ebusit(anorum) / d(evotus) n(umini) m(aiestatique) e(ius).56

66) CIL II.14, 318 = CIL II 3835 = MiliariTarrac 136 = ELST 23 April 283 – September 285, Ort: Saguntum (Sagunto): 52 53 54 55 56

In Zeile 4 könnte statt trib(unicia) potestat auch trib(unicia) potestat(e) I gelesen werden; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 448, Nr. 28. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 466, Nr. 164. Problematisch ist hier die Angabe leg(atus) Augg(ustorum) im Plural, da für Carinus nur die Titulatur Caesar angegebenen wird; zum Plural Augg und Auggg siehe Kapitel 4.3 und 5.1; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 455, Nr. 79. Auch hier erscheint die Angabe leg(atus) Augg(ustorum) im Plural, siehe oben Anm. 54. In CIL II 3660 ist in Zeile 5–6 die fehlerhafte Lesung TRIB POT P P / COS II PROCOS angegeben, die auch so bei Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 450, Nr. 37 wiedergegeben ist.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

353

Imp(eratori) M(arco) Aur(elio) Carino / nobilissimo / Caes(ari) Pio Felici / Invicto Aug(usto) / pont(ifici) maximo / trib(unicia) pot(estate) p(atri) p(atriae) co(n)s(uli) / proco(n)s(uli).57

67) CIL II 3394 = CILA IV 126 = ILPGranada 71 Frühsommer 283 – September 285, Ort: Acci (Guadix): Magniae Ur/bicae Aug(ustae) ma/tri castrorum / coniugi d(omini) n(ostri) / Carini Invic/ti Aug(usti) col(onia) Iul(ia) G(emella) / Accis devota numini / eius.58

Meilensteine 68) MiliariHisp 305 Möglicherweise Oktober – Dezember 282, Ort: Covide: Imp(eratori) C(aesari) M(arco) A(urelio) Ca/ro Invicto / Augus(to ) tribunicia / potestat[e] / proco(n)s(uli).

69) CIL II 4908 = MiliariTarrac 135 Möglicherweise Oktober – Dezember 282, Ort: Carenses (Santacara): Invictissi/mo Caesari / Pi(i)ssimo / principi clemen/tissimo Impe/ratori Marco Au/relio Karo Pio / et Felici Invicto / Aug(usto) pont(ifici) / maximo trib/uniciae p(otestatis) pro/co(n)s(uli).59

70) ERCantab 35 = HEp IV 268 Oktober 282 – August 283 oder April 283 – September 285, Ort: Campo de Enmedio: [I]mp(eratori) Caes(ari) [M(arco) / Au]r(elio) Car[o P(io) F(elici) / In]victo [Aug(usto) / p(ontifici)] m(aximo) trib(unicia) p[ot(estate) / p(atri) p(atriae)] c(on)s(uli) / [proco(n) s(uli)].60

71) ERCantab 41 = MiliariTarrac 141 Oktober 282 – August 283 oder April 283 – September 285, Ort: Otanes: Imp(eratori) Ca[es(ari) M(arco) Aur(elio)] / Car[o P(io) F(elici) Invic]/to Aug(usto) p(ontifici) [m(aximo) tr(ibunicia) pote]/state [p(atri) p(atriae) co(n)s(uli) proco(n)s(uli)].61

72) CIL II 4760 = MiliariHisp 17 Oktober 282 – August 283, Ort: Bracara (Braga): Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aur(elio) / Caro P(io) F(elici) Invic/to Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) / trib(uniciae) potestatis / p(atri) p(atriae) co(n)s(uli) proco(n)s(uli).62

73) MiliariHisp 495 = HEp VII 536 = AquaeFlaviae² 480 Oktober 282 – August 283, Ort: San Juan de Río: Imp(eratori) [Caes(ari)] / M(arco) Aur(elio) Caro / Pio Fel(ici) Invic(to) / [Aug(usto) p(ontifici) m(aximo)] / [tr(ibunicia) pot(estate) co(n)s(uli)] / [p(atri)] p(atriae) procon/[suli].

74) MiliariHisp 580 Oktober 282 – August 283, Ort: Vilela: 57 58 59 60 61 62

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 455, Nr. 82. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 453, Nr. 61. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 449, Nr. 30. In Zeile 2 ist sowohl die Lesung Car[o] wie auch Car[ino] möglich. In Zeile 2 kann hier ebenfalls sowohl Car[o] oder Car[ino] gelesen werden. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 449, Nr. 34.

354

8 Inschriften [Imp(eratori)] / [C]aes(ari) / M(arco) Aur(elio) / Caro / P(io) F(elici) Aug(usto) / [p(ontifici)] m(aximo) tr(ibunicia) p(otestate) / co(n)s(uli) / [p]roco(n)s(uli).

75) CIL II 4785 = AquaeFlaviae² 554 Oktober 282 – August 283, Ort: Santa Cruz bei Aquae Flaviae: Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) / Aur(elio) Caro [ . . . ] / [ . . . ] Invicto [ . . . ] / P C p(ontifici) m(aximo) X t(ribunicia) p(otestate) / [ . . . ]VG p(atri) p(atriae) XV.63

76) CIL II 6345b = AE 1983, 625 = IRC I 170 = MiliariTarrac 142 Möglicherweise Oktober 282 – August 283, Ort: Centelles (Molí de les Canes): Imp(eratori) M(arco) A[ur(elio) Karo P(io) F(elici)] / Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) [trib(unicia) po]/tes(tate) p(atri) p(atriae) [ . . . ] / [proco(n)s(uli) . . . ] / [m(ilia) p(assuum) . . . ] / [ – .64

77) CIL II 4786 = MiliariHisp 628 = AquaeFlaviae² 578 Oktober 282 – August 283 oder April 283 – September 285, Ort: Carrazedo bei Aquae Flaviae: [I]mp(erator) Cae[s]ar / M(arcus) Aur(elius) Ca[rus] / P(ius) F(elix) Inv(ictus) / [Au]g(ustus) p(ontifex) m(aximus) / [ .65

78) AE 2003, 956 = MiliariHisp 219 = HEp XI 308 Oktober 282 – August 283, Ort: Corgo: Imp(eratori) C[aes(ari)] / Marco / Aurelio / Caro [In]/vict[o] / Aug[us]to / [ .

79) MiliariHisp 123 = EE IX 415 Oktober 282 – August 283, Ort: Gimonde: Imp(eratori) Mar(co) / Aurelio / Caro Caes(ari).66

80) MiliariHisp 493 = HEp X 403 = AquaeFlaviae² 516 = HEp II 586 Oktober 282 – August 283, Ort: Povo de Cerdeira: Imp(eratori) [C]aesa/ri [M(arco)] Aur(elio) / Ca[ro Pi]o / Fel(ici) [Invi]c(to) Aug(usto) / p(ontifici) [maxim]o / p[roconsuli] / c[onsuli].

81) MiliariHisp 278 = HEp XIII 845 Oktober 282 – August 283, Ort: Travassos bei Aquae Flaviae: Imp(eratori) / M(arco) A(urelio) / Car[o].

82) MiliariHisp 334 Oktober 282 – August 283, Ort: Terras de Bouro bei Aquae Flaviae: Aug(usto) / Imp(eratori) M(arco) Au(relio) C/[aro.

83) MiliariHisp 352 Oktober 282 – August 283, Ort: Terras de Bouro bei Aquae Flaviae: [Imp(eratori) Caes(ari)] / Mar[co Aur(elio)] / Caro [Pio] / [Fel(ici)] Aug(usto) / m(ilia) p(assuum) XXXII.

63 64 65 66

Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 449, Nr. 33, liest die Inschrift folgendermaßen: Imp. Caes. M. Aur. Car. Pi. Fel. Inv. Aug. procos. (?) pont. max. tr. pot. Aug. (?) p. p. Die Ergänzung der Inschrift mit Karo gilt als sehr wahrscheinlich; nach Lostal Pros, Los Miliarios, S. 146–147, könnte die Inschrift auch für Carinus, Numerianus oder sogar Probus gesetzt worden sein. Hier ist statt Ca[rus] auch die Lesung Ca[rinus] möglich; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 448, Nr. 25 mit Anm. 3. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 446, Nr. 9.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

355

84) CIL II 4832 = MiliariHisp 372 November 282 – März 283, Ort: Albergaria: Imp(eratori) C[aes(ari)] / Mar[co Aur(elio)] / [Ca]rino P(io) F(elici) / Invicto / princ[ipi] / iuventutis / proco(n)s(uli).67

85) MiliariHisp 92 = HEp XIII 1030 = AquaeFlaviae² 409 = HEp II 861 November 282 – März 283, Ort: San Juliao bei Aquae Flaviae: Aur(elio) M(arco) C[a]ri/no C(a)es(ari).68

86) MiliariHisp 440 = HEp II 604b = AquaeFlaviae¹ 355 November 282 – März 283, Ort: Vilar de Santos: [Imp(eratori) Caes(ari)] M(arco) [A]u[relio] / Carino.

87) MiliariHisp 552 November 282 – März 283, Ort: Alvarelhos: Imp(eratori) [Caes(ari)] / M(arco) Aurel[io] / Carin[o] / a Brac[ara].

88) AquaeFlaviae² 562 = HEp II 546 = AquaeFlaviae¹ 406 November 282 – März 283, Ort: Esculqueira bei Aquae Flaviae: [M(arco) Aur(elio) Ca]rin[o] no[b(ilissimo) Caes(ari)].

89) MiliariHisp 638 = AquaeFlaviae² 569 = AquaeFlaviae¹ 414 November 282 – März 283, Ort: San Ciprian de Vinas bei Aquae Flaviae: M(arc)o Aur(elio) / Carino / nob(ilissimo) / Caes(ari).

90) CIL II 4909 = MiliariTarrac 144 Dezember 282 – August 283, Ort: Carenses (Santacara):

Domino / indulgen/tissimo M/arco Nume/rio Numeri/ano nobilissi/mo et Piissi/mo Caesa/ri.69

91) CIL II 4942 = MiliariTarrac 146 Dezember 282 – August 283, Ort: Villares:

Marco / Aurelio / Numeriano / nobilissi/mo Caes(ari).70

92) AE 1974, 399 Dezember 282 – August 283, Ort: Tamallancos:

M(arco) Numeri[o] / Numeriano / nob(ilissimo) / Caes(ari).71

93) MiliariHisp 336 = HEp XIII 828 Dezember 282 – August 283, Ort: Terras de Bouro bei Aquae Flaviae: Imp(eratori) C(aesari) / M(arco) Aur(elio) / Numeri[o] / [Numeriano In]vic[to] / [nobilissimo] / princ[ipi].

94) MiliariHisp 642 = AquaeFlaviae² 538 = AquaeFlaviae¹ 420 Dezember 282 – August 283, Ort: Fontao bei Aquae Flaviae: [D(omino) n(ostro)] / M(arco) Numerio / Numeriano / nob(ilissimo) / Caes(ari).

67 68 69 70 71

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 455, Nr. 85. In HEp II 861 findet sich die fehlerhafte Lesung: [Opell]iu[s] Marcri[nus] / nob(ilissimus C[a]esar. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 458, Nr. 106. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 458, Nr. 104. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 458, Nr. 105.

356

8 Inschriften

95) ERAsturias 63a Dezember 282 – August 283, Ort: Lucus Augusti (Lugo):

M[a]rco [A(urelio) N]umerio / [Num]eriano nobi/[lis]simo / Caesari.72

96) MiliariTarrac 143 = IRMusNav 12 Dezember 282 – August 283, Ort: Castiliscar: Nobilissimo / Caes(ari) / M(arco) Numerio / Numeriano.

97) MiliariHisp 648 Dezember 282 – November 284, Ort: Lucus Augusti (Lugo): Numeriano.

98) MiliariHisp 267 = EE VIII.2, 227 Januar 283 oder Januar – August 283, Ort: Chorense: Imp(eratori) Caes(ari) / M(arco) Aur(elio) Caro / P(io) F(elici) Invicto / Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) t(ribunicia) p(otestate) / co(n)s(uli) II p(atri) p(atriae) / [ .

99) MiliariHisp 244 Januar 283 oder Januar – August 283, Ort: Carrazedo bei Aquae Flaviae: [I]mp(eratori) Caes(ari) / [M(arco)] Aur(elio) Ca[ro] / P(io) F(elici) Inv[icto] / [Aug(usto)] p(ontifici) m(aximo) t(ribunicia) [p(otestate)] / [co(n)s(uli) II].

100) MiliariHisp 257 Vermutlich Januar – März 283, Ort: Quintela de Lampacas bei Aquae Flaviae: Carino] / Pio princ(ipi) / iu(v)entuts / p(atri) p(atriae) co(n)s(uli) p(ro)co(n)s(uli).73

101) MiliariHisp 556 = EE VIII.2, 205 Januar – August 283, Ort: Sao Pedro di Avioso: [Imp(eratori) Caes(ari)] / M(arco) Aure(lio) Car[o] P(io) [F(elici)] / [Inv(icto)] Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) / [trib(unicia) potest(ate)] II co(n)s(uli) [II . . . ].

102) HEp II 597 = AquaeFlaviae¹ 398 = IRG IV 40 Januar – August 283, Ort: Verin: Imper(atori) Caes(ari) / Marco / Aur(elio) / [C]aro / [P(io)] F(elici) Aug(usto) / [Invict]o trib(unicia) pot(estate) II / p(atri) p(atriae) co(n)s(uli) / proco(n)s(uli).74

103) CIL II 4822 = MiliariHisp 335 = HEp XIII 839 = HEp V 975 = EE VIII.2, 232 April – August 283, Ort: Terras de Bouro bei Aquae Flaviae: Imp(eratori) Caes(ari) / M(arco) Aur(elio) / Caro et Ca[ri]/no Aug(usto) / [s]em(per) no(bilissimo) / [Caesari].

104) MiliariTarrac 137 = IRMusNav 13 April – August 283, Ort: Castiliscar: Imp(eratori) Caes(ari) / M(arco) Aur(elio) / Karino / P(io) F(elici) Aug(usto) / filio d(omini) n(ostri) / [K]ari A(u)g(usti) [ .75

72 73 74 75

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 458, Nr. 105. Vermutlich ist die Inschrift am Anfang mit Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aur(elio) zu ergänzen, wobei die Titel pater patriae und proconsul eher auf Carinus als Augustus schließen lassen würden, doch fehlen hier die weiteren Bestandteile einer Augustus-Titulatur. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 448, Nr. 27. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 464, Nr. 154.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

357

105) MiliariHisp 235 April – August 283, Ort: Montealegre; Beleg der Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carus: [D(omino) n(ostro) Victori] / [ac tr]riump[hatori semper] / [Aug(usto) M(arco) Aur(elio) C]aro / [Germ]anico [maximo] / [p]atri patr[iae] / [A]ug(usto) imp(eratori) I trib(unicia) [potestate] / [bon]o rei(publicae) nato.76

106) CIL II 4795 = MiliariHisp 613 = AquaeFlaviae² 560 = AquaeFlaviae¹ 405 April 283 – September 285, Ort: Vila Frade bei Aquae Flaviae: Imp(eratori) [Caes(ari)] / M(arco) Aur(elio) Ca/rino / P(io) F(elici) Aug(usto) / tr(ibunicia) p(otestate) / p(atri) p(atriae).77

107) CIL II 4829 = MiliariHisp 371 = HEp XIII 842 April 283 – September 285, Ort: Albergaria:

Imp(eratori) C(a)esari / Marco Aurelio / Carino pot(estate) / tr(ibunicia) Aug(usto).78

108) CIL II 4882 = MiliariTarrac 139 = ERRioja 76 April 283 – September 285, Ort: Barbariana (Agoncillo): Imp(eratori) Cae/s(ari) M(arco) Aur(elio) / Carin/o P(io) F(elici) Inv/icto Aug(usto) / p(ontifici) m(aximo) trib(unicia) / p(otestate) p(atri) p(atriae) co(n)s(uli) p/roco(n)s(uli).79

109) CIL II 4761 = MiliariHisp 18 April 283 – September 285, Ort: Bracara (Braga): Imp(eratori) ac nobilis/simo Caes(ari) principi / iuvent(utis) M(arco) Aurelio / Carino P(io) F(elici) Invicto / Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) tr(ibunicia) pot(estate) co(n)s(uli) proco(n) s(uli) / a Braca[ra] / m(ilia) p(assuum) VII.80

110) CIL II 4792 = MiliariHisp 101 = AquaeFlaviae² 417 April 283 – September 285, Ort: Valpacos bei Aquae Flaviae: [Imp(eratori)] Ca[e]s(ari) / [M(arco) A]ur[elio] / [Cari]no / [Pi]o [ .81

111) CIL II 6345a = AE 1983, 624 = MiliariTarrac 140 = IRC I 169 April 283 – September 285 oder Oktober 282 – August 283, Ort: Centelles (Molí de les Canes): Imp(eratori) C(a)es(ari) / [M(arco) A]ur(elio) Kar[ino] / P(io) Felici Aug(usto) / [ .82

112) HEp II 552 = AquaeFlaviae¹ 360 April 283 – September 285, Lovios bei Bracara (Braga): Imp(eratori) [Caes(ari)] Marc[o] / Aur[elio Carino Aug(usto)] / [ . . . . . ] / [ a Bracara] m(ilia) p(asuum) X[XXV].

113) HEp V 926 = MiliariTarrac 138 April 283 – September 285, Ort: Sos del Rey Catolico: 76 77 78 79 80 81 82

Die Bezeichnung imp(eratori) I scheint eine imperatorische Akklamation darzustellen und sich zusammen mit der Siegertitulatur Germanicus Maximus auf den Sieg des Carinus über die Germanen im Frühjahr 283 zu beziehen; diese Akklamation ist jedoch nur in dieser Inschrift bezeugt. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 455, Nr. 84. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 454, Nr. 76. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 456, Nr. 91. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 456, Nr. 90. Die Inschrift wäre vermutlich mit Felici Invicto Augusto zu ergänzen. In Zeile 2 ist auch die Lesung [M(arco) A]ur(elio) Kar[o] möglich.

358

8 Inschriften [Imp(eratori) C]ae[s(ari) M(arco) Aur(elio)] / [Cari]no [Pio Felici] / In[victo] Aug(usto) pon(tifici) / m[ax(imo) tri]b(unicia) pote[s(tate) p(atri) p(atriae)] / [co(n)s(uli) p]roc[o(n) s(uli)].

114) HEp XIII 486 = HEp X 394 April 283 – September 285, Ort: Montederramo bei Aquae Flaviae: Im[p(eratori)] / Cae[s(ari) M(arco)] / Au[r(elio) Cari]no / P[io Fel(ici) A]ug(usto) / p(atri) [p(atriae) co(n)s(uli) p]ro/c[o(n)s(uli)].

115) HEp XIII 487 = HEp VII 537b = AquaeFlaviae² 482 = IRG IV 41 April 283 – September 285, Ort: San Juan de Rio: [M(arco)] Au[r(elio) Cari]no / P(io) / Aug(usto) p(otestate) tri(unicia) p(atri) / p(atriae) p(ro)consuli / con/suli.83

116) MiliariHisp 196 = IRG III 9 April 283 – September 285, Ort: Salcedo: Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) / Aur(elio) Carino / P(io) F(elici) Invic(to) Aug(usto) / p(ontifici) m(aximo) t(ribunicia) p(otestate) p(atri) p(atriae) cons(uli) / p(ro)cons(uli).84

117) MiliariHisp 276 April 283 – September 285, Ort: Saim:

Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) / Aur(elio) Carino / P(io) F(elici) [ .85

118) MiliariHisp 281 April 283 – September 285, Ort: Santa Comba: [I]m[p(eratori)] Cae[s(ari)] / [M(arco) Aur(elio)] Carino / [Invicto] / P(io) F(elici) Aug(usto) / [no]bil[issimo] / [principi].

119) MiliariHisp 395 = AquaeFlaviae² 481 = IRG IV 59 = EE VIII.2, 239 April 283 – September 285, Ort: Lobios bei Aquae Flaviae:

Imp(eratori) Caes(ari) / Marco / Aurelio / [Carino] / [ – ] / m(ilia) p(assuum) XX[XV].86

120) MiliariHisp 483 März 283 – September 285, Ort: Montederramo bei Aquae Flaviae: Im[p(eratori)] / Cae[s(ari) M(arco)] / Au[r(elio) Cari]no / P[io Fel(ici) A]ug(usto) / p(atri) [p(atriae) co(n)s(uli) p]ro/c[o(n)s(uli).

121) MiliariHisp 489 = AquaeFlaviae² 482 = AquaeFlaviae¹ 359 = IRG IV 55 April 283 – September 285, Ort: Castromao bei Aquae Flaviae: M(arco) Aurelio / Carino P(io) (F)el(i)c / Aug(usto) p(ontifici) tri(bunicia) p(otestate) p(atri) / p(atriae) p(ro)consuli / con/suli.

122) CIL II 4793 = MiliariHisp 107 = AquaeFlaviae² 418 September 283 – November 284, Ort: Valhelhas bei Aquae Flaviae:

M(arco) Nu(erio) Num/eri(a)no nob(ilissimo) / Cae[s(ari)] Au(usto).87

83 84 85 86 87

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 456, Nr. 86. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 456, Nr. 91. Die Inschrift wäre vermutlich mit Invicto Augusto zu ergänzen. Nach Colmenero/Sierra/Asorey, Miliari, S. 509, ist die Ergänzung des Herrschernamens mit Carinus sehr wahrscheinlich; in Zeile 5 ist die Herrschertitulatur vermutlich mit P(io) F(elici) Aug(usto) zu ergänzen. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 459, Nr. 111.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

359

123) MiliariHisp 192 = IRG III 8 September 283 – November 284, Ort: Cesantes:

Imp(eratori) Ca(esari) P(io) F(elici) / Numeri/ano / Invicto / Aug(usto).88

124) ERCantab 42 = MiliariTarrac 145 Januar – November 284, Ort: Otanes: P(iissimo) ac nob(ilissimo) Cae/[sari] Mar(co) / Aur(elio) Numeriano / Invic(to) P(io) F(elici) Aug(usto) pon(tifici) max(imo) / imp(eratori) co(n)s(uli) proco(n)s(uli) / p(atri) p(atriae).89

Italia Ehren-, Bau- und Weihinschriften 125) CIL V 7685b = InscrIt IX.1, 41b Oktober 282 – August 283, Ort: Augusta Bagiennorum: Imp(eratori) Ca[e]s(ari) / M(arco) Aurel(io) Caro Pio Fel(ici) [A]ug(usto) / d(ecreto) d(ecurionum).90

126) CIL XI 6501 Oktober 282 – August 283, Ort: Sassina (Sarsina): Magno et For/tissimo principi / [[Imp(eratori)]] Caes[[ari]] / M(arco) Aurel(io) [[Caro]] / Pio Fel(ici) Aug(usto) / [ .91

127) CIL X 1655 November 282 – März 283, Ort: Puteoli (Pozzuoli); Nachweis für den senatorischen corrector Rufius Volusianus: Fortissimo et piissimo / principi suo / M(arco) Aurelio Carino / Rufius Volusianus / v(ir) c(larissimus) / eorum iudicio / beatissimus iterum / corrector.92

128) CIL IX 2445 = ILS 602 Dezember 282 – August 283, Ort: Saepinum (Sepino):

Principi / iuventutis / M(arco) Aurelio / Numeriano / nob(ilissimo) Caes(ari) / [.93

129) CIL XI 827 = ILS 603 Dezember 282 – August 283, Ort: Mutina (Modena):

M(arco) Aurelio / Numerio / Numeria/no nobi/lissimo / Caesari / Mut(inenses) publ(ice).94

130) CIL IX 5889 Dezember 282 – August 283, Ort: Numana:

] Numer[i]/[an]o nobi/[lis]simo Caes(ari) / [dev]ot(a) publ/[ .95

88 89 90 91 92 93 94 95

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 461, Nr. 128. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 461, Nr. 130. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 447, Nr. 21. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 447, Nr. 24. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 451, Nr. 49. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 458, Nr. 108. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 458, Nr. 105. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 457, Nr. 102.

360

8 Inschriften

131) CIL XI 6956b März 283, Ort: Luna; Beleg der Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carus: [[Imp(eratori)]] / [[M(arco) Aur(elio) Carino]] / [[nobil(issimo) Caes(ari)]] / [[filio]] / [[Imp(eratoris) Caes(aris) M(arci) Aur(eli)]] / [[Cari p(ontificis) m(aximi) Invic(ti)]] / [[Aug(usti) Ger(manici) max(imi)]] / ordo Lunens(ium) / d(evotus) n(umini) m(aiestatique) eorum.96

132) CIL VI 1115 April 283 – September 285, Ort: Rom: [Magno et] Invictissimo / [[Imp(eratori) Ca]es(ari) M(arco) A[u]]relio / [Ca]rino Pio / [Fel(ici) I]nvicto Aug(usto) / [Chre]simus tabul(arius) / [su]mmarum rationum / [cu]m proximis et adiutorib(us) / [nu]mini eius dica/tissimi.97

133) CIL XI 4569 April 283 – September 285, Ort: Carsulae: [I]mp(eratori) Caesari / [M(arco) A]ur(elio) C[ar]ino / [In]vi[ct]o Pio Feli[ci Aug(usto)] / [ . . . ]it Carsu[lanus] / [ . . . nu]mini e[ius.

134) CIL XI 5168 Frühsommer 283 – September 285, Ort: Vettona (Bettona): Magniae / Urbic(a)e Aug(ustae) / mat(ri) cast(rorum) / Uru( ) hor / d(evotus) n(umini) m(aiestatique) e(ius).

135) CIL XI 6957d Frühsommer 283 – September 285, Ort: Luna: [[Magniae Urbic(a)e]] / [[Aug(ustae) co(n)iugi]] / [[Imp(eratoris) Caes(aris) M(arci) Aure]]/[[li Carin(i) Pii Feli]]/[[cis Invicti Aug(usti)]] / ordo populusq(ue) / Lunensium / d(evotus) n(umini) m(aiestatique) / eorum.98

136) CIL VI 40708 Juni 283 – September 285, Ort: Rom; Beleg der Siegertitulatur Persicus Maximus für Carinus: [ . . . M(arco) Aurelio] / Ca[rino . . . ] / Persi[co max(imo) . . . ] / Magn[iae Urbicae.

137) CIL VI 36971 September 283 – September 285, Ort: Rom: – di]vi Cari [ . . . ] / [ . . . ] Perpe[tuus – .

138) AE 1977, 203 September 283 – September 285, Ort: Puteoli (Pozzuoli); Nachweis für den senatorischen curator Rutilius Crispinus: Auctori salutis / public(a)e genitori / principum / divo [[Caro]] / Rutilius Crispinus / v(ir) c(larissimus) / curator rei p(ublicae) / Puteolanor(um).

96

97 98

Da hier bereits die Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carus erscheint, ist die Inschrift zwischen dem Sieg des Carinus über die Germanen und seiner Erhebung zum Augustus Ende März 283 zu datieren; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 464, Nr. 151. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 453, Nr. 63. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 455, Nr. 78.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

361

139) CIL XIV 127 Frühjahr – November 284, Ort: Ostia; Beleg der Siegertitulaturen Germanicus Maximus, Britannicus Maximus und Persicus Maximus für Carinus und Numerianus: – ] / Pii Felices Inv[icti Augusti] / Germanici [maximi Brittannici] / maximi [Persici maximi – .99

140) CIL XIV 126 = ILS 608 Frühjahr – November 284, Ort: Ostia; Beleg der Siegertitulaturen Germanicus Maximus, Britannicus Maximus und Persicus Maximus für Carinus und Numerianus: [[Im[pp(eratores) C]aesa[res]]] / [[M(arci) [Aurelii]]] / [[C[ar]inus [et]]] / [[[Numeria]n[u] s]] / Pii Felices Invicti Augusti / Germanici maximi Brittannic[i] / maximi Persici maximi / tribuniciae potestatis / co(n)ss(ules) patres patriae / proconsules / pontem Laurentibus / adque Ostiensibus / olim vetustate collabsum / lapideum restituerunt / [[ . . . . . . ]] / [[ . . . . . . ]].100

141) CIL VI 36954 = ILS 726 27. Mai 284, Ort: Rom: Dedicata / VI Kal(endas) Iun(ias) dd(ominis) nn(ostris) / Carino Aug(usto) et / Numeriano Aug(usto) / co(n)ss(ulibus).

142) CIL VI 31380 = AE 1997, 124 = AE 1889, 59 = ILS 611 November 284 – September 285, Ort: Rom; Nachweis für den vir egregius und rationalis Geminius Festus: Divo / Nigriniano / nepoti Cari / Geminius Festus v(ir) e(gregius) / rationalis.

Lusitania Meilensteine 143) AE 1993, 897 = HEp V 57 November 282 – März 283, Ort: Gevora: Marco / [A]urelio / [C]arino / nobilis/simo Cae/s(are).

144) CIL II 4641 Möglicherweise September – Dezember 283, Ort: Vide: Imp(eratori) / M(arco) N/ume(riano) / Aug(usto) P(io) F(elici) / p(ontifici) m(aximo) t(ribunicia) p(otestate) / p(atri) p(atriae) / IIXX.101

145) MiliariHisp 620 Möglicherweise September – Dezember 283, Ort: Cidadelhe: Imp(eratori) [Caes(ari)] / M(arco) Au[relio Numerio] / [N]umer[iano] / Aug(usto) P(io) F(elici) / p(ontifici) m(aximo) t(ribunicia) p(otestate) p(atri) p(atriae) / II XX.

99 Aufgrund der Herrschertitulatur im Plural und der Ähnlichkeit mit Ins. 140 ist es sehr wahrscheinlich, dass die Inschrift für Carinus und Numerianus gesetzt wurde, vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 470, Nr. 190 mit Anm. 26. 100 Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 470, Nr. 190. 101 Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 461, Nr. 133.

362

8 Inschriften

146) HEp VII 1274 September 283 – November 284, Ort: Junta de Freguesia de Abrunhosa-aVelha: Imp(eratori) Caesar(i) / Numeran/o P(io) F(elici) Aug(usto) [ .

Lycia et Pamphylia Ehren-, Bau- und Weihinschriften 147) AE 1996, 1497 = SEG XLI 1390A = Ballance/Roueché S. 97, Ovacık II = ZPE 110, 1996, S. 268, Inschrift A Dezember 282 – März 283, Ort: Ovacık bei Termessus; inschriftlich überlieferter Brief des Präfekten (ἔπαρχος) Valerius Euethius an den Gemeindevorsteher Marcus Aurelius Kiliortes: Οὐα(λέριος) Εὐήθιος ἔπαρχος Κιλιόρτη / προοίκῳ κώμης Α¢[ ± 4 ]εων χαίρειν / ἐπειδὴ πυνθάνομαι ἐκ τοῦ συστήμα¢τ¢[ος] / τῶν ἐπιπολασάvτων τῇ Τερμησέων [χώ]/ρα λῃστῶν ὑπολελῖφθαι [τινάς ὡς πάσχειν] / τὴν ἀποικίαν καὶ ΠΕΠ[ ± 16 ] / διὰ τοῦ συνλ¢η¢μφθῇ[ναι ± 16 ] / [ . . . ] . [ . . ] . . . . . [ ± 19 ].102

148) SEG XLI 1390B = Ballance/Roueché S. 97–98, Ovacık III = ZPE 110, 1996, S. 267–268, Inschrift B Dezember 282 – März 283, Ort: Ovacık bei Termessus; Nachweis für den Vorsteher Marcus Aurelius Kiliortes, Sohn des Marcus Aurelius Hermaios: Βουλῆς δήμου δόγματι / τὸν ἀξιολογώτατον καὶ ἐνδοξό/τατον καὶ εἰρήνης προστάτην ἀρχι/ ερέα γενόμενον τοῦ ἀνεικήτου Σεβαστοῦ / καὶ τῶν ἐπιφανεστάτων Καισάρων καὶ πᾶσαν λει/τουργείαν τελέσα Μᾶρ(κον) Αὐρ(ήλιον) Κιλιορτην υἱόν τοῦ γε/νομένου Μάρ(κου) Αὐρ(ηλίου) Ἑρμαίου Ἀσκουρέ¢ω¢[ς ± 3–4 ] Σ¢ΤΑΤΟΥ / [ ± 12 ] . . . Σ . . . . ΜΕ¢ΝΟ – .103

Macedonia Ehren-, Bau- und Weihinschriften 149) AE 1939, 191 = Philippi 205 November 282 – März 283, Ort: Philippi (Krenides), Straße am Forum; Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Aurelius Nestor:

102 Problematisch ist die Lesung des Ortsnamens in Zeile 2, der im SEG XLI 1390A mit Α[σκουρ] εων, bei Zimmermann, Probus, S. 268, mit Ακ[ουρ]εων und bei Ballance/Roueché, Three Inscriptions, S. 97, schlicht mit ΛΛΛΛεων wiedergegeben wird, vgl. SEG LI 1814. Die Inschrift befand sich auf derselben Ehrenbasis wie Ins. 148 und weist auch inhaltlich denselben Kontext auf; ebenso stimmen sie auch in ihrer Ausführung überein, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass sie zeitgleich entstanden sind, vgl. Zimmermann, Probus, S. 267–269; Ballance/Roueché, Three Inscriptions, S. 96–99. 103 Aufgrund der Nennung eines Augustus und von Caesares im Plural und in Zusammenhang mit der weiteren Laufbahn des Valerius Euethius gilt eine Datierung in die Regierungszeit des Carus und seiner beiden Söhne als gesichert, vgl. Zimmermann, Probus, S. 269–272; Ballance/ Roueché, Three Inscriptions, S. 99; SEG XLVI 1682.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

363

M(arco) Aur(elio) Carino / nobiliss(imo) Caes(ari) / filio Imp(eratoris) Caes(aris) / M(arci) Aur(eli) Cari P(ii) F(elicis) / Invicti Aug(usti) / Aur(elius) Nestor v(ir) p(erfectissimus) / praes(es) prov(inciae) / Maced(oniae) dev(otus) / num(ini) maiest(ati)q(ue) / eius.104

Mauretania Caesariensis Ehren-, Bau- und Weihinschriften 150) CIL VIII 20538 September 283 – November 284, Ort: Kherbet Selmi:

Imp(eratori) C(aesari) M(arco) Aur(elio) / Numeri/ano Inv/icto Pio / [ .105

Meilensteine 151) CIL VIII 22599 = EE VII 671 Dezember 282 – August 283, Ort: Tagremaret; Nachweis für die cohors Breucorum: Imppp(eratoribus) Caro [Pio Feli]/c(i) Aug(usto) {I} et Cari[no] / et Numerian[o] / Caess(aribus) Felic(ibus) / a coh(orte) Breu/c(orum) m(ilia) p(assuum) I / m(ilia) p(assuum) V.106

152) BCTH 1946/49, S. 593, Nr. 1 Dezember 282 – August 283, Ort: Sitifis (Setif): Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aurel(io) Caro / Inv(icto) Pio Feli(ci) Aug(usto) pon(tifici) max(imo) / trib(unicia) p(otestate) p(atri) (atriae) proco(n)s(uli) / et Imp(eratori) Caes(ari) nob(ilissimo) Cari/no filio eius / et M(arco) Aur(elio) Numeriano nobil(issimo) C(a)esa(ri) / VI.

153) AE 1942/43, 76 September 283 – November 284, Ort: el-Hassane:

D(omino) n(ostro) [M(arco) Aurelio] / Num[eriano Aug(usto) – .107

Mauretania Tingitana Ehren-, Bau- und Weihinschriften 154) AE 1998, 1604 = IAM-S 202 = BAM 18, 1998, S. 203–205 = IAM II.1, 202 Oktober 282 – August 283, Ort: Banasa (Sidi Ali bou Djenoun): [Im]p(eratori) / [Caes(ari)] / M(arco) A[ure]/[lio] Karo [Inv(icto)] [Pi]o Fe[lici Aug(usto)].

104 Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 463, Nr. 148. 105 Die Titulatur ist wahrscheinlich mit Felici Augusto zu ergänzen; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 461, Nr. 129. 106 Bei der Formulierung Aug(usto) {I} handelt es sich wohl um ein Missverständnis des Steinmetzes; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 466, Nr. 167. 107 Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 458, Nr. 109.

364

8 Inschriften

155) AE 1942/43, 114 = AE 1934, 43 = IAM-S 104 = IAM II.1, 104 Vermutlich April – Dezember 283, Ort: Banasa (Sidi Ali bou Djenoun): Imp(eratori) Caes(ari) / M(arco) Aur(elio) C/[arin]o / Pio Fel(ici) Invicto / Aug(usto) pont(ifici) / maximo [tribun(iciae)] / potestatis [ – ] / co(n)s(uli) proc[o(n)s(uli)] / res publ(ica) Banasit(ana) / devota numini ma/iestatiq(ue) [eius].108

Moesia inferior Ehren-, Bau- und Weihinschriften 156) SEG XLIX 1018 (vgl. AE 1999, 97) = IGBulg II 645 = IGR I 582 Möglicherweise Juni – August 283, Ort: Nicopolis ad Istrum (Nikup); möglicher Beleg der Siegertitulaturen Persicus Maximus und Parthicus Maximus für Carus und Nachweis für den senatorischen Statthalter Claudius Natalianus: τὸν γῆς καὶ θαλάσσης δε¢[σ]/πότην / [– Εὐσ(εβῆ)] Εὐτ(υχῆ) Σεβ(αστὸν) / Π¢ερσ¢ικὸν μέγιστον Παρθικὸν / μέγιστον ἡ κρατίστη βουλὴ / καὶ ὁ ἱερώτατος δῆμος / τῆς Νεικοπολειτῶ[ν πρ] ὸς Ἴσ/τρον πόλεως ἀνέστησαν / εὐτυχῶς, ὑπατεύ(οντος) // Κλαυ(δίου) Ν[ατ]αλιανοῦ / πρεσβ(ευτοῦ) Σεββ(αστῶν) {Σεβαστῶν} ἀντιστρ(ατήγου), / ἐπιμελουμένου Ἀσκλη/πιοδώ¢ρ¢ου Ἀσκληπι/άδου ἀρχιερατικοῦ.109

Noricum Ehren-, Bau- und Weihinschriften 157 CIL III 5205 = AE 2001, 1592c Möglicherweise Oktober – Dezember 282, Ort: Celeia (Celje):

108 Die Datierung erfolgt vorbehaltlich der Richtigkeit der Lesung des Herrschernamens; in IAM II.1 und AE wird der Kaisername als Marco Aurelio Claudio gelesen, erst in IAM-S erfolgte die Korrektur mit Marco Aurelio Carino. 109 Die Siegertitulaturen Persicus Maximus und Parthicus Maximus für den Herrscher, dessen Namen eradiert wurde, sowie die Nennung von Σεββ(αστῶν) im Plural machen eine Datierung in die Zeit des Carus möglich; üblicherweise wird der Plural Σεββ als Fehler interpretiert und die Inschrift in die Zeit Aurelians oder des Probus datiert, vgl. PIR² C, Nr. 939; PLRE I, S. 617; Stein, Legaten, S. 107–108; Sotgiu, Studi sull’epigrafia, S. 74–76; Thomasson, Laterculi 1, Sp. 146–147, Nr. 151; Christol, Essai sur l’évolution, S. 182–183, Nr. 18; Saunders, Aurelian, S. 422–425; Kreucher, Kaiser Probus, S. 205; Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1150, Moes. inf. 27. Alföldy, Rez. PLRE I, S. 239–240, hält aufgrund des Plurals die gemeinsame Regierungszeit von Philippus I. Arabs und seines Sohnes oder Valerians I. und des Gallienus für wahrscheinlich; Peachin, Epigraphy, S. 545–551, schlägt ebenfalls Philippus I. Arabs vor und identifiziert Claudius Natalianus mit einem in Cod. Iust. 7, 11, 2 genannten Natalianus aus der Zeit von Severus Alexander. Kreucher, Kaiser Probus, S. 205, bezieht den Plural auf Tacitus und Probus und lehnt eine Datierung in die Zeit von Philippus I. Arabs ab. Sotgiu, Aureliano, S. 1059, schließt später jedoch Aurelian aus, da Natalianus Senator war, doch ist dies kein Ausschlusskriterium, da noch für die Zeit von Carus und Diokletian senatorische Statthalter belegt sind (siehe Kapitel 5.2 und 5.4). In IGR I 582, steht mit einem Fragezeichen versehen Γετικὸν statt Περσικὸν. Zu Claudius Natalianus siehe auch Kapitel 7.3, Nr. 24.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

365

Imp(eratori) Caes(ari) / M(arco) Aurelio / Caro Pio / Fel(ici) Inv(icto) / Aug(usto) pont(ifici) / maximo trib(unicia) / pot(estate) p(atri) p(atriae) pro/co(n)s(uli) ordo Cel(eiensium).110

Meilensteine 158) AE 1962, 308 November 282 – März 283, Pusteria (Pustertal) bei Aguntum: [I]mp(eratori) / C(a)e[s]ari d(omini) n(ostro) Marco / Aurelio Caro Pio / [F(elici) Invict] o Aug(usto) et / [principi i]uventutis / Marc[o] Aureli[o] / C[a]rino nobilissimo / Cesari ab Ag(unto) m(ilia) p(assuum) LVII .111

159) CIL XVII.4.1, 171 = AE 1951, 111 November 282 – März 283, Ort: Chienes bei Aguntum: Imp(eratori) Caes(ari) M[a]rco / Aurelio Caro Pio / [Fel(ici) Invict]o Aug(usto) et / [Marco] Aurelio / [Ca]rino nobilissimo / [Caesa]ri ab Ag(unto) m(ilia) p(assuum) / LVII.112

Numidia Ehren-, Bau- und Weihinschriften 160) CIL VIII 4220 = ILS 598 Oktober 282 – August 283, Ort: Verecunda (Markouna): Imp(eratori) C(aesari) M(arco) Aure/lio Caro In/victo Pio / Felici Aug(usto) / pont(ifici) max(imo) / trib(unicia) potest(ate) / p(atri) p(atriae) res p(ublica) mu/n(icipii) Verecund(ensium).

161) AE 1948, 117 Oktober 282 – August 283, Ort: Thamugadi (Timgad): [[Imp(eratori) Caes(ari)]] / [[M(arco) Aurelio]] / [[Caro Invi]]/[[cto P(io) F(elici) Aug(usto)]] / [[pont(ifici) ma]]/[[x(imo) trib(unicia) p(otestate) p(atri) p(atriae) co(n)]]/ [[s(uli) pro[c]ons(uli)]] / [[res p(ublica) col(oniae) Thamug(adensium) de]]/[[vota numi]]/ [[ni m[a]iesta]]/[[tiqu[e] eius]].113

162) ILS 2996 Vermutlich Oktober 282 – August 283, Ort: el-Mahder: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) s(acrum) / Conservatori imperii d(omini) n(ostri) / [[Cari]] Aug(usti) et Ex/auditori pre/cum generis / humani C(aius) Muna/tius Felix vet(eranus) / fl(amen) p(er)p(etuus) posuit dedi/cavitque.114

163) BCTH 1914, S. 332, Nr. 2 Oktober 282 – August 283, Ort: Thagora (Taura): 110 111 112 113 114

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 449, Nr. 31. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 464, Nr. 152. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 464, Nr. 150. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 449, Nr. 34. Die Ergänzung des Herrschernamens mit Cari hält Dessau, ILS 2996, Anm. 2, für wahrscheinlich.

366

8 Inschriften [Im]p(eratori) Caes(ari) M(arco) A[ur]/[el]io Caro Pio [Fel(ici)] / [Aug(usto)] trib(unicia) pot(estate) . . . / p(atri) p(atriae) proc[o(n)s(uli)] / d(ecreto) d(ecurionum) p(ecunia) p(ublica).115

164) ILAlg I 871 Oktober 282 – August 283, Ort: Thagaste (Souk Ahras): [Im]p(eratori) Caes(ari) M(arco) A[ure]/[li]o Caro P[i]o [Fel(ici) Aug(usto)] / [p(ontifici) m(aximo)] trib(unicia) pot(estate) [co(n)s(u)li] / p(atri) p(atriae) pr[o]c[o(n)s(uli)] / d(ecreto) d(ecurionum) p(ecunia) p(ublica).116

CIL VIII 18258 165) Januar – März 283, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse): Impp(eratoribus) Caess(aribus) M(arco) / Aurelio Car/o P(io) F(elici) / Aug(usto) II / et M(arco) Aure/[lio Carino co(n)ss(ulibus).117

166) CIL VIII 5332; 17486 = ILAlg I 247 = ILS 606 Möglicherweise April – August 283, Ort: Calama (Guelma); Nachweis für den senatorischen curator Macrinius Sossianus in der Stadt Calama: M(arco) Aurelio Carino / nobilissimo Caes(ari) Aug(usto) pr(incipi) iu(ventutis) / co(n)s(uli) [ . . . ] filio / Imp(eratoris) Caes(aris) M(arco) Aureli Cari / Invicti P(ii) F(elicis) Aug(usti) p(atris) p(atriae) tr(ibunicia) p(otestate) II p(ontificis) / m(aximi) cons(ulis) I[I pro]co(n) s(ulis) fratri / M(arci) Aure[li Numeriani] no/bilissim(i) Caes(aris) Aug(usti) pr(incipis) iu(ventutis) / res publ(ica) col(oniae) Kal(amensium) cur(ante) / Macrinio Sossiano / c(larissimo) v(iro) cur(atore) rei publ(icae) [ .118

167) CIL VIII 22431 Möglicherweise April – August 283, Ort: Lamasba (Ksar Belezma): Imp(erator) Cae(sar) M(arcus) Au/rel(ius) Carus Inv(ictus) / P(ius) F(elix) Aug(ustus) p(ontifex) m(aximus) trib(unicia) pot(estate) / pro(consul) et M(arcus) Aurel(ius) Ca[ri]/nus Aug(ustus) nobil(issimus) Ca/e(sar) Aug(ustus) prince(ps) iu[ven(tutis)] / Aug(usti) n(ostri) filius / et Numerian[us] / nob(ilissimus) Caes(ar) / Aug(ustus).119

168) AE 1960, 106 = BCTH 1955/56, S. 123, Nr. 1 April – August 283, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse): Victoriae / Aug(ustae) d(omini) n(ostri) Imp(eratoris) / [[[Cari A]]]ug(usti) / C(aius) Iul(ius) Lucia/nus b(ene)f(iciarius) libent(i) / animo posuit.120

169) CIL VIII 18847 = ILAlg II.2, 4556 = ILS 4485b 1. April 283, Ort: Djenan Serir: B(acaci) A(ugusto) s(acrum) / Caro et Cari/no co(n)s(ulibus) Ka(lendas) / Apriles No/nius Felix et / Caecilius Ia/[nuar]ius ma(gistri) Th(ibilitanorum).

170) CIL VIII 2384 = ILS 610 Frühsommer 283 – September 285, Ort: Thamugadi (Timgad): 115 116 117 118

Zeile 3 könnte mit co(n)s(uli) ergänzt werden. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 449, Nr. 29. Die Zahl II nach Aug(usto) dürfte sich auf das zweite Konsulat des Carus beziehen. Zum Titel nobilissimus Caesar Augustus siehe Kapitel 5.1; zur Herrschertitulatur vgl. auch Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 468, Nr. 179. 119 Zur Herrschertitulatur siehe oben Anm. 118, vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 468, Nr. 176. 120 Zur Ergänzung mit Cari vgl. Le Glay, Trois inscriptions, S. 123.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

367

[[Magniae]] / [[Urbicae]] / [[Aug(ustae) ma]]/[[tri cas]]/[[trorum]] / [[senatus]] / [[ac patri]]/[[ae coniu]]/[[gi d(omini) n(ostri) Ca]]/[[rini In]]/[[victi]] / [[Aug(usti)]].121

171) CIL VIII 2529; 18040 = Kolbe S. 21, Nr. 1 = ILS 2291 September 283 – November 284, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus und für die legio III Augusta in in ihrem Stammlager Lambaesis: Genio castrorum / leg(ionis) III Aug(ustae) pro / salute et incolu/mitate dd(ominorum) nn(ostrorum) / Impp(eratorum) [[[Carini]]] / [[[et Numeriani]]] / M(arcus) Aurel(ius) Decimus / v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) ex prin/cipe peregrino/rum votum / solvit.122

172) CIL VIII 2530; 18041 = Kolbe S. 21, Nr. 2 September 283 – November 284, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: [ . . . ]i patri / pro salute / adque inco/lumitat[e] / [d]d(ominorum) nn(ostrorum) Impp(eratorum) / [[Carini et]] / [[Numeriani]] / M(arcus) Aurelius Deci/mus v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) / ex principe peregri/norum / votum solvit.123

173) CIL VIII 4221 = Kolbe S. 22, Nr. 17 = ILS 609 September 283 – November 284, Ort: Verecunda (Markouna); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: [Pro salute] Impp(eratorum) FF(elicissimorum) dd(ominorum) nn(ostrorum) Carini e[t Numeriani] / [divi Cari] genitoris eorum tem[plum a funda]/[mentis r(es) p(ublica) mun(icipii)] Verecundensium consti[tuit dedicante] / [M(arco) Aurelio] Decimo v(iro) p(erfectissimo) p(raeside) p(rovinciae) N(umidiae).124

174) CIL VIII 4223 September 283 – November 284, Ort: Verecunda (Markouna): Imp(eratori) Caes(ari) / M(arco) Aure/lio Nu/meria/no In/victo / Pio Fe/lici / Aug(usto) / res p(ublica) mu/n(icipii) Ver(ecundensium).125

175) CIL VIII 10156 = CIL VIII 22280 September 283 – November 284, Ort: Ras el-Akba: Imperatoribus / Caesaribus Marc[o] / [Aurel]io Carino / [et Marco] Aurelio / [Numeria]no Invicti[s] / [Piis Feli]cibus / [Augg(ustis) – .126

176) CIL VIII 22441 September 283 – November 284, Ort: Lamasba (Ksar Belezma): Impp(eratoribus) dd(ominis) nn(ostris) / M(arco) Aurelio / Carino et M(arco) / Aurelio Nu/ meriano no/bilissimo / Caesare Augg(ustis).127

121 122 123 124 125 126 127

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 453, Nr. 61. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 469, Nr. 186. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 469, Nr. 186. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 466, Nr. 166. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 461, Nr. 129. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 470, Nr. 189. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 469, Nr. 188.

368

8 Inschriften

177) AE 1980, 960 = RPAA 3, 1925, S. 257–259 September 283 – November 284, Ort: Lambiridi (Kherbet Ouled Arif); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus und die Stationierung der ala I Pannoniorum in der Provinz Numidia: [Inv]v(ictissimis) dd(ominis) nn(ostris) Aurel(iis) C[arino et Numeriano] / [ . . . ] Prospe[c] tu[s] / praep(ositus) aeq(uitum!) al(ae) p(rimae) P[ann(oniorum)] cum commilitonibus / [et a]eq(uitibus) n(umeri) collati s[u]a [pec(unia) fec(it)] sub cura Pompe[i] / [ . . . M(arcus) Aurelius Dec]imu[s] p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae).

178) AE 1989, 869 = AntAfr 25, 1989, S. 177–190 September 283 – November 284, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: [Felicissimo ac] florentissimo saec[ulo dd(ominorum) nn(ostrorum) Carini et Numeriani Augg(ustorum) por]ticum a fundamen[t]is inchoatam disp[onente] / [M(arco) Aurelio Deci] mo v(iro) p(erfectissimo) pr(aeside) pr(ovinciae) N(umidiae) ex principe [peregrinorum perfici curaverunt(?) Ser]vaeus Avitus v(ir) e(gregius) Modius Pau[l]us v(ir) e(gregius) Aeliu[s . . . ] / [. . . Ianu?]arius v(ir) e(gregius) Aurelius Syri[acus(?) . . . a] mil(itiis) Cocceius Gemellus fl(amen) p(er)p(etuus) imm(unis) Vale[rius . . . ] / [ . . . ]s Titianus augur im[m(unis?) 3 sine sump]tu vel impendio rei p(ublicae) admirabili mat[uritate(?)].128

179) AE 1991, 1688 = ZPE 72, 1988, S. 104–105, Nr. II September 283 – November 284, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse), Capitolinum: Piissimo / ac clemen/tissimo no/bilissimo / Caesari / M(arco) Aurelio / Numeria/no P(io) F(elici) Aug(usto) / ordo splen/didissimus / col(oniae) Lamb(aesitanae) / devotus / numini ma/iestatiq(ue) eius.129

180) CIL VIII 2643 = Kolbe S. 21, Nr. 3 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: Deo / Mercu/rio Sanc/to Aug(usto) / M(arcus) Aure/lius De/cimus / v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) / votum / solvit / libens a/nimo / feliciter.

181) CIL VIII 2663 = Kolbe S. 21, Nr. 4 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: Numini [praesenti Iovi Bazoseno] / M(arcus) Aureliu[s Decimus v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae)] / ex principe [peregrinorum].

182) CIL VIII 2678a = AE 1973, 631 = AE 1957, 246a = AE 1920, 23 = Kolbe S. 21, Nr. 5 = BCTH 1919, CCXIII, Nr. 7 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: N[umini pr]aesenti Iovi Ba/z[osen]o deo patrio M(arcus) Au/rel(ius) [Deci]mus v(ir) [p(erfectissimus)] p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) v(otum) l(ibens) s(olvit).

128 Zusammengesetzt aus folgenden Inschriftenfragmenten: CIL VIII 2760; 3315; 18181; 18342; 18354, vgl. Marcillet-Jaubert, Sur une inscription, S. 165–168; AE 1985, 871. 129 Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 459, Nr. 112a.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

369

183) CIL VIII 2678b = AE 1957, 246 = Philologus 100, 1956, S. 320–323 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: [Deo patrio praesenti n]um[ini Iovi / Bazoseno – ]ris o – / [M(arcus) Aurelius Decimus v(ir) p(erfectissimus)] p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) ex [principe] / [peregrinorum – f] requen[ter prae/sentem maiestatem eius] expertus [sum – ] / [ – ] et dedica[vit].

184) CIL VIII 4516 = AE 1987, 1084 = Kolbe S. 22, Nr. 19 September 283 – September 285, Ort: Zarai (Zraia); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: [ . . . ] a mil(itiis) f[l(amen) p(er)p(etuus) . . . ] / [ . . . ] promi[serat . . . ] / [M(arco) Aurelio Decimo v(iro) p(erfectissimo) pr(aeside) p(rovinciae) N(umidiae) ex prin]cipe p[eregrinorum . . . ].

185) CIL VIII 4578 = Kolbe S. 22, Nr. 16 = ILS 3091 September 283 – September 285, Ort: Diana (Mergueb ez-Zana); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: Iovi Optimo / Maximo Iuno/ni Reginae Min/ervae Sanctae / Soli Mithrae / Herculi Mar/ti Mercurio / Genio loci di/is deabusque / omnibus M/arcus Aureli/us Decimus v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) / p(rovinciae) N(umidiae) ex principe pe/regrinorum / votum solvit.

186) CIL VIII 18235 = AE 1973, 633 = AE 1922, 22 = BCTH 1921, CCXLVII, Nr. 6 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: Invicto deo Soli / Mithrae Decimus v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) / p(rovinciae) Numidiae votum solvit / Decentius feliciter.

187) CIL VIII 18288 = EE V 768 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: M(arcus) Aurel(ius) Dec[imus v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) ex principe] / peregri[norum.

188) AE 1898, 12a = ILS 9101 = MEFRA 17, 1897, S. 450, Nr. 4 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse): Divo / Caro.130

189) AE 1915, 29 = Kolbe S. 21, Nr. 9 = BCTH 1915, CLXVIII, Nr. IV September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: Deae / sanctae / Fortunae / Reduci / M(arcus) Aurel(ius) / Decimus / v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) / [ – .

190) AE 1919, 27 = Kolbe S. 21, Nr. 11 = BCTH 1918, S. 141, Nr. 2 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus:

130 Auf der Rückseite des Steins befindet sich eine Inschrift für den tribunus laticlavius Quintus Flavius Balbus vermutlich aus severischer Zeit: Genio / tribuni/cial(i) / Q(uintus) Flavius / Balbus / trib(unus) lat(iclavius) / mil(itum) leg(ionis) / III Aug(ustae) P(iae) V(indicis), vgl. Besnier, Inscriptions, S. 450–451; Le Bohec, La troisième légion, S. 131, Anm. 88.

370

8 Inschriften Diis(!) bonis / Marti Gra/divo patri et Victori/ae Sanctae / M(arcus) Aurelius / Decimus / v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) v(otum) l(ibens) s(olvit).

191) AE 1919, 28 = Kolbe S. 22, Nr. 12 = BCTH 1918, S. 141, Nr. 3 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: Iovi Optimo Ma/ximo Iunoni Re/ginae Minerva/e Sanctae Victori/ae Herculi Aug(usto) / Genio loci dis / deabusq(ue) om/nibus / M(arcus) Aurel(ius) Decim/us v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) ex / principe per/egrinorum / votum solvit.

192) AE 1957, 246b = AE 1919, 26 = Kolbe S. 21, Nr. 10 = BCTH 1918, S. 140, Nr. 1 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: Deo Patrio Pr/aesenti numi/ni Iovi Bazos/eno cuius pr/aesentem ma/iestatem fre/quenter expe/rtus sum / Aurel(ius) Decim/us v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) Numid/iae ex principe peregrino/rum / votum solvit.

193) Kolbe S. 22, Nr. 13 = BCTH 1918, S. 143 September 283 – September 285, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: Magniae Ur/bicae Aug(ustae) con/iugi d(omini) n(ostri) M(arci) Aure(li) / Carini Aug(usti) ma/tri castrorum / ordo splen/didissimus / col(oniae) Lambae/sitanorum / devot(us) num(ini) m(aiestatique) / eor(um) dedic(ante) / M(arco) Aurel[i]o Deci/mo v(iro) p(erfectissimo) p(raeside) p(rovinciae) Numid(iae).

194) CIL VIII 4222 = Kolbe S. 22, Nr. 18 Januar – November 284, Ort: Verecunda (Markouna); Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: [Salvis dd(ominis) nn(ostris) Invic]tissimis A[ureliis] / [Carino et Numeria]no Piis F[elicibus] / [Augustis pontifici]bus max(imis) t[r(ibunica) p(otestate) co(n)s(ulibus)] / [divo Caro genit]ori eor[um tem]/[plum a funda]menti[s dedic(avit)] / [M(arcus) Aurelius Deci] mus v(ir) p(erfectissmus) [p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae)] / [devotus n(umini) m(aiestati) que e]orum [.

195) ILAlg II.2, 4557 Januar – November 284, Ort: Ghar el-Djemaa: Carino et Nume/riano co(n)s(ulibus) Q(uintus) Vibi/us [ . . . ] Bac(aci) Aug(usto) / Lucius Hordeoni/us Clau[d(ius)] OFLIN / maggg(istri) Thib(ilitanorum).

196) ILAlg II.2, 4558 Januar – November 284, Ort: Ghar el-Djemaa: Imp(eratore) C(aesare) Num(eriano) et / Sev{va}ero co(n)s(ulibus) / [ . . . ]agris A(ulus) Sittius / [ . . . ]l[ . . . ] / [ . . . ]eifn[ . . . ] / [ . . . ]orn[.131

197) CIL VIII 7002 = Kolbe S. 22, Nr. 15 = ILAlg II.1, 576 = ILS 607 Januar – Dezember 284, Ort: Cirta (Constantine); Beleg der Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carinus; Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: 131 Sehr fraglich ist hier die Nennung eines zweiten Konsuls namens Severus, da im Jahr 284 Carinus und Numerianus gemeinsam das Konsulat bekleideten; allenfalls könnte es sich hierbei um ein Suffektkonsulat handeln.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

371

[[Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aureli[o]]] / [[Karino Invicto Pio]] / Felici Aug(usto) pontifici / maximo Germanico / maximo tribuniciae po/testatis bis consuli pat/ri patriae {consuli} procon/suli M(arcus) Aurelius Decimus / v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) ex principe peregri/nor(um) devot(us) numini maiestatiq(ue) eorum.132

198) AE 1993, 1769a = BCTH 1990/92, S. 89–90 Frühjahr – November 284, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse), sog. ‚anonymer Tempel‘; Beleg der Siegertitulaturen Germanicus Maximus, Persicus Maximus und Britannicus Maximus für Carinus und Numerianus; Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: [Divo Caro ge]nit(ori) dd(ominorum) nn(ostrorum) Impp(eratorum) [CC(aesarum) M(arci) Aurel(i)] Carini po[nt(ificis) maximi Germanici maximi Persici maximi Britannici maximi trib(unicia) pot(estate) II consulis II patris patriae proconsulis et M(arci) Aurel(i) Numeriani P(ii) F(elicis) Aug(usti) pont(ificis) maximi] / [Germanici max]imi Persici maximi B[ritannici maximi trib(unicia) pot(estate) II consulis patris patriae proconsulis templum a solo inchoatum et consummatum] / dedicavit M(arcus) [Aurel]ius De[cimus v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) ex principe peregrinorum devotus numini maiestatiq(ue) eorum].133

199) AE 1993, 1769b = BCTH 1990/92, S. 90 Frühjahr – November 284, Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse), sog. ‚anonymer Tempel‘; Beleg der Siegertitulaturen Germanicus Maximus, Persicus Maximus und Britannicus Maximus für Carinus und Numerianus; Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Marcus Aurelius Decimus: [DD(ominis) nn(ostris) Impp(eratoribus) CC(aesaribus) M(arco) Aur(elio) Carino P(io) F(elici) Aug(usto) Inv(icto) pont(tfici) maximo Germanico maximo Persico maximo Britannico maximo tr(ibunicia) pot(estate) II consul]i II patri patriae proconsuli et M(arco) [Aur(elio) Numeriano P(io) F(elici) Aug(usto) Inv(icto) pon]t(ifici) maxi[mo] / [Germanico maximo Persico maximo Britannico maximo tr(ibunicia) pot(estate) II consuli patri patr] iae proconsuli templum a s[olo inchoatum et] consummatum / [dedicavit M(arcus) Aurelius Decimus v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) ex principe pereg]rinorum devotus numini [maiestatiq(ue)] eorum.134

Meilensteine 200) CIL VIII 22269 Möglicherweise November – Dezember 282, Ort: Mechta Ras el-Ksar: 132 Einige Schwierigkeiten bereitet hier die Angabe bis in der sechsten Zeile, bei der nicht ganz klar ist, ob sie sich auf die tribunicia potestas oder auf das Konsulat bezieht; die nochmalige und in der Edition getilgte Aufzählung consuli könnte vielleicht für consuli II stehen, vgl. Kolbe, Statthalter, S. 24–25; zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 456, Nr. 93. 133 Die Inschriften AE 1769a und 1769b wurden von Dupuis, La dédicace, S. 81–99, aus: CIL VIII 2717; 18270; 18228; 18339; BCTH 1914, S. 291, Nr. 4e und zwei weiteren Fragmenten zusammengesetzt, vgl. Kolbe, S. 21, Nr. 8; Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 455, Nr. 80. In Zeile 1 kann alternativ statt [Divo Caro ge]nit(ori) auch [Pro aeter]nit(ate) gelesen werden. 134 Siehe oben Anm. 133; bei der Veröffentlichung in der AE wurde die Iterationsziffer des zweiten Konsulats des Carinus vergessen.

372

8 Inschriften [I]mp(eratore) Caes(are) M(arco) / Aurelio Ca[ro] / Invicto Pio / [F]elice Aug(usto) p(ontifice) m(aximo) / [t]rib(unicia) pot(estate) et / M(arco) Aurelio / Carino no/[bi]lissimo Cae[s(are).135

201) CIL VIII 10219 November 282 – März 283, Ort: Verecunda (Markouna): M(arco) Aurelio / Carino no/bilissimo / Caes(ari) princ(ipi) / iuvent(utis) res p(ublica) / col(oniae) Tham(u)g(adis) / X.136

202) CIL VIII 10157 = CIL VIII 22278 = ILS 601 = EE V 1123 Dezember 282 – März 283, Ort: Ain Amara: Imp(eratori) Caes(ari) / Aurelio Caro [In]/[v]icto Pio Feli[ci] / Aug(usto) et M(arco) Au[rel]/ io [Carino] et M(arco) [Au]/relio Numeri[a]/[no] nobilissim[mis Cae]/[sarib]us/ss(!).137

203) CIL VIII 10283 Januar – August 283, Ort: Gibba (Ksar Kalaba): Imp(eratori) d(omino) nostr/[o] M(arco) Aurelio [N]/u[m]e[r]io Nu[m]/[eriano] nob/ilissimo C[ae]sa/ri consuli [de]/s[ig(nato).138

204) CIL VIII 10144 Möglicherweise April – August 283, Ort: Daher el-Kammine: Imp(erator) Caes[a]/r{e} M(arcus) Aur[e]/lius Car/[us] P(ius) F(elix) Aug(ustus) / et M(arcus) Aure/lius Car/inus Aug(ustus) / nobilis/simus Caesar / et Numeria/no nobili/(s)simo Cae(sari).139

205) AE 1967, 585 April – August 283, Ort: Oum el-Bouaghi; Beleg der Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carinus: Imp(eratori) C[aes(ari)] / M(arco) Aurelio / Caro Invicto / Pio F(elici) Aug(usto) / et / Carino no/bilissimo / [Caesari Aug(usto)] / [Germ(anico) max(imo)] et / Imp(eratori) M(arco) Aurelio Numeriano / nobilissimo / Caes(ari) Aug(usto).140

206) BCTH 1930/31, S. 380, Nr. 5 April – August 283, Ort: Calceus Herculis (el-Kantara): Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) / Aurelio Car/o Invicto Pi/o Felici Aug(usto) / et Imp(eratori) / M(arco) Aurelio [C]/arino no/bilis(s)imo C/aes(ari) Aug(usto).

207) ZPE 149, 2004, S. 246 = MSNAF 64, 1905, S. 183, Nr. 33β April – August 283, Ort: Djebel es-Stah: Imp(eratore) Caes(are) M(arco) Aur[e]lio / Caro Pio Felice Aug(usto) / pontif(ice) max(imo) [t]ri/bunici(a)e potest[a]t(is) / M(arco) Aurel(io) Carino / nobilis(simo) Caes(are) et / Imp(eratore) Caes(are) M(arco) Aure/lio Numeriano / Pio Felice Aug(usto) po/ntif(ice) max(imo) Ger/man(ico) max(imo) Got(h)i/co max(imo) trib(unicia) po/test(ate) co(n)s(ule) p(atre) p(atriae) / proco(n)s{s}(ule) a Tacap/as m(ilia) p(assuum) XXXVIIII.141 135 136 137 138 139 140

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 464, Nr. 155. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 452, Nr. 56. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 467, Nr. 171. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 461, Nr. 131, siehe auch Kapitel 5.1. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 467, Nr. 169. Die Inschrift weist einige Fehler hinsichtlich der Kaisertitulaturen auf, siehe S. 148 mit Anm. 465, vgl. auch Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 467, Nr. 173. 141 Die Inschrift weist eine Reihe von Ungereimtheiten auf: Es wird für Carinus die Titulatur Caesar angegeben, während Numerianus als Augustus bezeichnet wird; ferner erscheint für Nume-

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

373

208) CIL VIII 10315 April 283 – September 285, Ort: el-Arrouch: Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) A[u]/relio Carino Inv[ic]/to Pio Felici Aug(usto) / pontifici maximo / tribuniciae po/testatis pater pa/triae proconsul / viam imbribus / et vetustate / [conlap]sam cum / [pontibus] resti[tuit.142

209) CIL VIII 22379 April – September 283, Ort: el-Arrouch: Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aurelio] / Carino Inv[icto Pio Fe]/lici Aug(usto) pontifici m[a]/ximo tribuniciae po/testatis pa[t]er patriae pro/consul(i) viam imbribus / et vetust[ate] conlab/sam cum [pon]tibus / restituit / X[ . ]IIII.143

210) AE 1981, 901 April – September 283, Ort: Thamugadi (Timgad): [Nobilissimo / Cae]s(ari) / [Car]ino Aug(usto) / res p(ublica) col(oniae) / Thamug(adensium) / m(ilia) p(assuum) / [ – ].

211) CIL VIII 10145 September 283 – November 284, Ort: Daher el-Kammine:

Imp(eratori) C(aesari) M(arco) / Aurelio / Numer/iano Invic/to P(io) F(elici) / Aug(usto).144

212) CIL VIII 10282 September 283 – November 284, Ort: Gibba (Ksar Kalaba): Imp(eratori) d(omino) n(ostro) / M(arco) Aure/lio [[Nu[m]e]]/[[ri[a]no]] / Aug(usto) / XXIX.145

213) BCTH 1902, S. 509, Nr. 9 September 283 – November 284, Ort: Sefiane: Impp(eratoribus) dd(ominis) nn(ostris) / Aurelio Cari/no Imperato/re [ et Aurelio Numeriano ]–.

214) BCTH 1951/52, S. 231, Nr. 9 September 283 – November 284, Ort: Thamugadi (Timgad): Impp(eratoribus) Caess(aribus) / M(arco) Aurelio Ca/rino et M(arco) / Aurelio Nu/meriano In/victis Piis Fel(icibus) / [Augg(ustis) – .146

215) EE VII 648 September 283 – November 284, Straße nach Lambaesis (Tazoult-Lambèse): – ] / Numeri/ano [ . . ] / [ . . . ] III / [ . . ] Aug(usto) / [ – .

142 143 144 145 146

rianus und nicht für Carinus die Siegertitulatur Germanicus Maximus, ebenso wird für Numerianus und nicht für Carus und Carinus der Titel consul genannt; absolut fragwürdig ist schließlich die Titulatur Gothicus Maximus, die sonst nirgendwo für Carus, Carinus und Numerianus bezeugt ist; es ist also davon auszugehen, dass hier mehrere Verwechslungen vorliegen; vor allem scheint der Augustus Carinus mit dem Caesar Numerianus verwechselt worden zu sein, vgl. Salama, Anomalies, S. 246–247. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 456, Nr. 89. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 456, Nr. 89. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 461, Nr. 129. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 459, Nr. 114. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 470, Nr. 189.

374

8 Inschriften

Pannonia inferior Ehren-, Bau- und Weihinschriften 216) CIL III 3469 = TitAq I 211b Vermutlich März 283 – Dezember 284, Ort: Aquincum (Budapest), Altarinschrift; Nachweis für den vir egregius und praefectus der legio II Adiutrix Aelius Paternianus: Marti Aug(usto) / pro salute / et incolumitate / d(omini) n(ostri) [[Carini P(ii) F(elicis)]] / Aug(usti) Ael(ius) Pater/nianus v(ir) e(gregius) praef(ectus) / leg(ionis) II Adiut(ricis) a(gens) v(ices) l(egati) / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito).147

217) AE 2003, 1420 = FPA V 46 = Bölcske 13 11. Juni 284, Ort: Bölcske: [I(ovi)] O(ptimo) [M(aximo)] / Teutano pro salute / adque incolumitate / dd(ominorum) nn(ostrorum) M(arci) Aureli [[Carini]] et / M(arci) Aurel(i) [[Numeriani]] Augg(ustorum) / totiusque domus divinae / eorum et civitatis Eravis/corum M(arcus) Aurelius Polideuces / aedilicius duumviralis v(ir) e(gregius) / [f]lamen et M(arcus) Aurel(ius) Cemes(us) / aedilicius duumviralis / equo publico quinquen/nales col(oniae) Aq(uincensium) (de)dicave/ runt III Idus Iunias / Impp(eratoribus) dd(ominis) nn(ostris) [[Carino]] II et [[Numeriano]] Augg(ustis) co(n)s(ulibus).

Phrygia et Caria Meilensteine 218) AE 1986, 677 = SEG XXXI 1101 iii = ZPE 1981, S. 171–172, Nr. 15 iii Dezember 282 – August 283, Ort: Apamea Cibotus; Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Asclepiodotus: Τοῖς κυρίοις / ἡμῶν Κάρῳ καὶ Κα/ρείνῳ κὲ Νομεριανῷ / ἡγεμονεύοντος τοῦ δι/ας(ημοτάτου) Ἀσκληιοδό/του. Ἀπὸ Ἀπαμέ/ας. Μ(ίλια) δ′.148

Pontus Meilensteine 219) AE 1977, 789 (vgl. AE 1986, 658) = AJA 9, 1905, S. 328, Nr. 76 = BSAF 1976, S. 56, Nr. 3 = ZPE 43, 1981, S. 156, Tingir 2 = EA 8, 1986, S. 74, Tingir 2 November 282 – März 283, Ort: Kiren Çukuru bei Sinope; Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Claudius Longinus:

147 Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 453, Nr. 62. 148 Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 468, Nr. 180.

8.1 Inschriften aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

375

Imp(eratori) Caesari / M(arco) Aurel(io) / Caro P(io) F(elici) Invicto Ayg(usto)(!) / et M(arco) Ayrel(io)(!) Carino / [f]ilio e[i]ys[d]em(!) Ayg(usti)(!) n(ostri) / nobillo(!) Caesari Fl(avius) Cl[aud(ius)] / [Longinus] v(ir) p(erfectissimus) praes(es).149

220) AE 1986, 651c = EA 8, 1986, S. 72, fig. 2 November 282 – März 283, Ort: Cece; Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Claudius Longinus: [Im]p(eratori) Caes(ari) M(arco) Aur(elio) Caro / P(io) F(elici) Invicto Aug(usto) et / [M(arco) A]ur(elio) Carino no/[bi]lissimo Caesari / curante Cl(audio) Longi[no] / v(iro) p(erfectissimo) p(raeside) p(rovinciae) Ponti / Λ N.

221) AE 1986, 659 = ZPE 43, 1981, 155–156, Tingir 4 = EA 8, 1986, S. 73, fig. 3 November 282 – März 283, Ort: Tingir; Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Claudius Longinus: [Imp(eratori) Caes(ari)] / [M(arco) Aur(elio)] / Caro P(io) F(elici) Invicto Aug(usto)] / [et M(arco) Aur]el(io) [Carino] / filio eius ac / nobiles(s)imo(!) / [Caesari Fl(avius) Claud(ius) Lo]/nginus v(ir) p(erfectissimus) pr/aes(es) p(rovinciae) P(onti).150

222) EA 8, 1986, S. 73, fig. 4 November 282 – März 283, Ort: Tingir; Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Claudius Longinus: [Im]p(eratori) Caes(ari) M(arco) Aur(elio)] / Car[o / P(io) F(elici) Invicto Aug(usto)] / et M(arco) [Aur(elio) Carino] / filio [eius ac] / [n]obi[lissimo Caesari] / [Cl(audius) L] ongi[nus] / [v(ir) p(erfectissimus) praes(es) p(rovinciae) P(onti)] / [ – .

223) AE 1986, 661 (vgl. CIL III 14184, 24) = AE 1900, 149 = EA 8, 1986, S. 74, Yenice Dezember 282 – März 283, Ort: Yenice; Nachweis für den vir perfectissimus und praeses Claudius Longinus: – ]io [ . . . ] / [ . . . ]io [ . . . ] / [nobilissi]mis C[ae]ss(aribus) / Cl(audius) Longinus v(ir) p(erfectissimus) / p(raeses) [p(rovinciae) P(onti)] mil(ia) / XXIII.151

Pontus et Bithynia Ehren-, Bau- und Weihinschriften 224) AE 1900, 146 = IGR III 139 = St. Pont. III 67 November 282 – März 283, Ort: Neoclaudiopolis (Vezirköprü): Ἀγαθῇ Τύχῃ / Μ(άρκον) Αὐρήλιον / Καρεῖνον τὸν / ἐπιφανέστατον / Καίσαρα παῖδα / τοῦ δεσπότου ἡ/μῶν Κάρου / ἡ βουλὴ καὶ ὁ / δῆμος Νεοκλαυ/διοπολειτῶν / ἐν τῷ πη′ / ἔτει.

149 Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. S. 463, Nr. 149. 150 In ZPE 43, 1981, S. 155–156, liest French in Zeile 7–8 den Namen Onesimus als praeses der Provinz, was er allerdings in EA 8, 1986, S. 71–73, revidiert. 151 Da hier die Caesares im Plural genannt werden, ist von einer Datierung vor der Erhebung des Carinus zum Augustus im März 283 auszugehen.

376

8 Inschriften

Sardinia Meilensteine 225) AE 1889, 36 = EE VIII.1, 776 Möglicherweise Oktober – Dezember 282, Ort: Sbrangatu bei Terranova Pausania (Rotili Pioni); Nachweis für den vir egregius und praeses Iulius … nus: M(ilia) p(assuum) CLXVIIII / d(omino) n(ostro) Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aurelio Caro [Pio] / Felici Inv(icto) Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) trib(unicia) pot(estate) p(atri) p(atriae) pr[oc(onsuli)] / [viam] quae duct a Karalibus Oli(a)e / [vetu]state corrupta(m) restituente / Iulio [ . . . ]no v(iro) e(gregio) pr(a)es(ide) pro(vinciae) Sard(iniae) / s(enatus) c(onsulto).152

226) EE VIII.1, 740 Möglicherweise November – Dezember 282, Ort: Nora (Pula): M(ilia) VII / Impp(eratoribus) Caess(aribus) / M(arco) Aurelio Caro Pio / Felici Invico Au(usto) / pontific{t}i maximo / tribuniciae potesa(tis) / co(n)s(uli) {p} p(atri) p(atriae) proco(n)s(uli) e / M(arco) Aurelio Carino / nobilissimo Caes(ari) / Germanicis viam / q(u)ae duc a Nor iti(ae) / vetusate cor[ruptam.153

227) CIL X 8013 Dezember 282 – März 283, Ort: Forum Traiani (Fordongianus); Nachweis für den praeses Marcus Aurelius Vitalis als vir egregius: [Imp(eratori) Caes(ari)] / [M(arco) Aurelio Caro] / [Pi]o Fel(ici) Invi[cto Aug(usto)] / [et] M(arco) Aurelio Ca[rin]o / [no]b(ilissimo) Caes(ari) princ(ipi) iu(entutis) / [et] M(arco) Aure{l}lio / Numeriano / nobilissimo Ca(e)s(ari) / [c]urante M(arco) (A)elio Vitale / [e(gregio] v(iro) praes(ide) provinci(a)e / Sardini(a)e.154

228) AE 1889, 39 = EE VIII.1, 757 Januar – März 283, Ort: Terranova Pausania (Rotili Pioni); Nachweis für den praeses Marcus Aurelius Vitalis als vir perfectissimus: M(ilia) [ . . . ] / Imp(erator) Caes(ar) / M(arcus) Aurelius / Carinus no(bilissimus) / Caes(ar) via(m) qu(a)e / ducit a Kar(alibus) / Olbia(e) vet(ustate) co(rruptam) / restituit / M(arco) Aelio / Vitale v(iro) p(erfectissimo) / [p]raes(idi) prov(inciae) / Sard(iniae).155

229) EE VIII.1, 758 März – August 283, Ort: Terranova Pausania (Rotili Pioni): M(ilia) p(assuum) CLXV / Imp(eratori) M(arco) Aurelio Caro / Pio Fel(ici) Aug(usto) et Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aurel(io) Carino / P(io) F(elici) [Aug(usto)] pontif(ici) max(imo) tribunic(iae) potestatis / [ . . . vetusta]te / cor[rupt]a[ – .156

152 153 154 155

Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 449, Nr. 32. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 465, Nr. 160. Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 467, Nr. 172. Der praeses Aurelius Vitalis erscheint hier im Rang eines vir perfectissimus, während er in Ins. 227 noch als vir egregius bezeichnet wird; deshalb ist diese Inschrift später zu datieren als Ins. 227. Zur Herrschertitulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 454, Nr. 72. 156 Zur Herrschertitulatur vgl. ebd., S. 465, Nr. 160.

8.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Inschriften

377

8.2 ZUSÄTZLICH ZU BERÜCKSICHTIGENDE INSCHRIFTEN Ehren-, Bau- und Weihinschriften Africa proconsularis 230) CIL VIII 5290 = ILAlg I 179 = ILS 5477 Zwischen 290 und 294, Ort: Calama (Guelma); Nachweis für Aurelius Aristobulus als proconsul der Provinz und für den legatus Macrinius Sossianus unter Diokletian: [For]tunam victricem cum simulacris victoriarum / [ . . . ex] infrequenti et inculto loco in ista sede priv/[ato sumptu proco]nsulato quarto insignis Aureli Aristobuli [viri clarissimi] / et ornat[iss]i[m]i provisione gloriosi Macrini Sos[siani viri clarissimi] / leg(ati) quarto Iulius Rusticia[nus] / [ci]vis et cur(ator) Kalamensium splendidi / [ . . . ]VP[ . . . tran]st[ulit . . . ] et locavit [ .

Arabia 231) AAES III, S. 329, Nr. 431 = Syria 34, 1957, S. 143, Nr. 32 Zwischen 264 und 284; Ort: Seeia (Sî); Nachweis für den vir perfectissimus Iulius Heraclitus als praeses (διασημότατος ἡμῶν ἡγεμών): Προνοί[ᾳ] / Ἰουλίου / [Ἡ]ρακλίτο[υ] / [το]ῦ δ(ιασημοτάτου) ἡ(μῶν) ἡ(γεμόνος) / [ἐ] κτίσθη[σα]/ν αἱ θύ[ραι] / καὶ τὸ / [π]ερίβο/λον.157

232) AE 1922, 130 = SEG XVI 814 = Syria 29, 1952, S. 317, Nr. 5b 274–275, Ort: Adraha (Dera); Nachweis für den vir perfectissimus Flavius Aelianus als praeses (διασημότατος ἡμῶν ἡγεμών) unter Aurelian: Ἀγαθῇ τύχῃ ὑπὲρ σωτηρίας τοῦ κυρίου ἡμῶν αὐτοκράτορος / [Αὐρηλιανοῦ Σεβ(αστοῦ) ἐ]κτίσθη εὐτυχῶς ἡ δεκανία προνοίας / Φλ(αουίου) Αἰλιανοῦ τοῦ δ(ιασημοτάτου) ἡ(μῶν) [ἡ(γεμόνος)] ἐφ/εστώτων Ὁνωράτου κ[αὶ Μ]άρκου (ἑκαντοντάρχων) καὶ Οὐήρο[υ . . . . . ] ἐπισκοπευ/ όντων τῶν περὶ Ζηνόδωρον Βερνικιανοῦ τῶν πρώτων ἀχ[ι]/δέκανον καὶ Γερμανὸν τὸν καὶ Γαννων Ἀνάμου καὶ Μαζα/[βα]ναν Γερμανοῦ καὶ Μάσιμον Μαξίμου· ἔτ(ους) ρξθ′.158

233) AE 1922, 133 = SEG VII 951 274–275, Ort: Adraha (Dera); Nachweis für den vir perfectissimus Flavius Aelianus als praeses (διασημότατος ἡμῶν ἡγεμών) unter Aurelian: [Ἀγαθῇ] τ[ύ]χ[ῃ]. / [ὑπὲρ σωτηρίας] τοῦ κυρίου ἡμῶν αὐτοκράτο/[ρος – Αὐρηλιαν]οῦ Σεβ(αστοῦ) ἐκτίσθη προνοίᾳ / [Φλ(αουίου) Αἰλιανοῦ τοῦ δ]ιασημοτάτου ἐγκεχ(ειρισμένου) τὴν ἡγεμον(ίαν) / [ἐφεστῶτος Οὐ]λπ(ίου) Δομιττιανοῦ στράτορος, / [ὑφηγήσει] Φλ(αουίου) Οὐήρου ἀρχιτέκ(τονος) ἀποστρ(άτορος) / [ἐπισκοπ(ευόντων) – ]ου Ἀουάρ[ου καὶ Βά]σσου Ἀννήλου.159

157 Korrektur und Datierung der Inschrift nach Pflaum, Les gouverneurs, S. 143. 158 Die Datierung ergibt sich aus dem angegebenen Jahr ρξθ′ (= 169) der Provinz, das dem Jahr 274/275 entspricht. 159 Die in beiden Editionen vorgeschlagene Ergänzung des Kaisernamens mit Probus wird von Kreucher, Kaiser Probus, S. 208 mit Anm. 126, abgelehnt; der Herrschernamen ist vielmehr mit Αὐρηλιαν]οῦ zu ergänzen.

378

8 Inschriften

234) AE 1953, 234 = SEG XVI 813 = Syria 29, 1952, S. 317, Nr. 5 274–275, Ort: Adraha (Dera); Nachweis für den vir perfectissimus Flavius Aelianus als praeses (διασημότατος ἡμῶν ἡγεμών) unter Aurelian: Ὑπὲρ σωτηρίας τοῦ κυρίου ἡμῶν αὐτοκράτορος ΛΒΑ[[ – ]] / Σεβ(αστοῦ) ἐκτίσθη εὐτυχῶς ἡ δεκανία προνοίᾳ τοῦ δ(ιασημοτάτου) ἡ(μῶν) ἡ(γεμόνος) Φλ(αουίου) / Αἰλιανοῦ ἐφεστώτων Ὁνοράτου καὶ Μάρκου (ἑκατοντάρχων) ἐπισ/κοπευόντων τῶν περὶ Ζήνωνα Ζήνωνος κυέστορα / ἀρχιδέκανον καὶ Πρεῖσκον Σαβείνου καὶ Σαμεθον Διονείκου / καὶ Σῆον Μάγνου καὶ Βαδαβηλον Αὐσου ἔτους ρξθ′.160

235) AE 2000, 1539 = Epigraphai 2, 2000, S. 988, Nr. 11 Zwischen 275–278 oder 279–282, Ort: Neve (Nawa); Nachweis für den vir perfectissimus Aurelius Antoninus als praeses unter Probus: Pro salute d(omini) n(ostri) M(arci) Aur(eli) / Probi Invic(ti) Aug(usti) / iurante Aur(elio) Antonin[o] / v(iro) p(erfectissimo) p(raeside) A(rabiae).

236) IGLS XIII 9108 = Syria 29, 1952, S. 321 = IGR III 1324 = CIG III 4649 278–279, Ort: Bostra (Bosra); Nachweis für den vir perfectissimus Marcus Aurelius Petrus als praeses (διασημότατος ἡμῶν ἡγεμών) unter Probus und Beleg für die Errichtung der Stadtmauer in Bostra: Ἐκ προνοίας Αὐρ(ηλίου) Πέτρου τοῦ διας(ημοτάτου) [ἡ(μῶν)] / ἡγεμ(όνος) ἐκτίσθη τὸ τεῖχος ἔτι ρογ′ ἐπ[ι(σκοπῆ)] / Ἰουλίου Κυρίλλου.161

237) IGR III 1186 = PPUAES III A 5, 765.12 = CIG 4592 282, Ort: Umm iz-Zetun, Inschrift am Tempel der Kalybe; möglicher Beleg für einen Sieg des Probus im Osten: Ἀγαθῇ τύχῃ·/ ὑπὲρ σωτηρίας καὶ νείκης / κυρίου ἡμῶν Μ(άρκου) Αὐρ(ηλίου) / Πρόβου Σεβ(αστοῦ) ἔτ(ους) ζ′ ἐκτίσθη / ἡ ἱερὰ καλυβὴ ὑπὸ κοινοῦ / τῆς κώμης εὐτυχῶς.

Asia 238) AE 1924, 70 = IK 17.1, 3020 Januar – Juli 276, Ort: Ephesus; Nachweis für den vir perfectissimus und procurator agens vice proconsulis Iulius Proculus unter Tacitus: Omnipotenti numini / Imp(eratoris) Caes(aris) M(arci) Cl(audi) Taciti Pii Fel(icis) / [In]victi Aug(usti) pont(ificis) max(imi) / [p(atris) p(atriae)] trib(unicia) p(otestate) II co(n)s(ulis) II proco(n)s(ulis) / Iul(ius) Proculus v(ir) p(erfectissimus) proc(urator) / agens vice proco(n) s(ulis) ex / [c]aelesti dignatione eius / sacrae religionis eius / antistes.

Baetica 239) CIL II 1115 = AE 2001, 1130 = HEp XI 471 = CILA II.2, 370 = ILS 593 Juli – August 276, Ort: Italica; Nachweis für den vir perfectissimus Aurelius Iulius als agens vice praesidis unter Florianus:

160 Auch hier ist das Jahr ρξθ′ (= 169) angegeben. 161 Datierung durch das angegebene Jahr ρογ′ (= 173) der Provinz.

8.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Inschriften

379

Magno et Invicto / Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Annio / Floriano Pio Felici / Invicto Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) / trib(unicia) potest(ate) / co(n)s(uli) p(atri) p(atriae) / proco(n)s(uli) res publica / Italicens(ium) devota / numini maiestati/que eius dedicante / Aurelio Iulio v(iro) p(erfectissimo) a(gente) v(ices) p(raesidis) / curante Aurelio / Ursino v(iro) e(gregio) curatore / rei p(ublicae) Italicensium.

240) CIL II 1116 = HEp IV 726 = CILA II.2, 371 September – Dezember 276, Ort: Italica; Nachweis für den vir perfectissimus Aurelius Iulius als agens vice praesidis unter Probus: [Imp(eratori)] Caes(ari) / [M(arco) Aur(elio)] Probo / [Pio In]victo Aug(usto) / [p(ontifici) m(aximo) tr]ib(unicia) potest(ate) co(n)s(uli) / [des(ignato)] proco(n)s(uli) / [res p(ublica)] Italicensium / [dev]ota numini / [ma]iestatique eius / [de]dicante Aurelio / [Iu]lio v(iro) p(erfectissimo) a(gente) v(ices) p(raesidis) et / [c]uratore rei public(ae) / Italicensium.

Britannia superior 241) AE 1892, 38 = RIB 103 = CLE 277 = EE IX 997 = ILS 5435 Möglicherweise zwischen 274 und 286, Ort: Corinium (Cirencester); Nachweis für den vir perfectissimus Lucius Septimius als praeses: I(ovi) O(ptimo) [M(aximo)] / L(ucius) Sept(imius) [ . . . ] / v(ir) p(erfectissimus) pr(aeses) B[r(itanniae) pr(imae)] / resti[tuit] / civis R[emus] // [Si]gnum et / [e]rectam / [p]risca re/ [li]gione co/[l]umnam // Septimius / renovat / primae / provinciae / rector.162

Dalmatia 242) CIL III 8707 Sommer – Dezember 277, Salona (Solin); Nachweis für den vir perfectissimus Aurelius Marcianus als praeses der Provinz unter Probus: [Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aur(elio) Pro]/bo P(io) F(elici) Invic/to Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) / t(ribunicia) p(otestate) II co(n)s(uli) p(atri) p(atriae) / proco(n)s(uli) / Aur(elius) Marci/anus v(ir) p(erfectissimus) pr/aes(es) prov(inciae) Del(matiae) / d(evotus) n(umini) m(aiestati)[q(ue)] eius.

243) CIL III 1805 = ILS 5695 280; Ort: Narona (Vid); Nachweis für den vir perfectissimus Aurelius Tiberianus als praeses der Provinz unter Probus: Thermas rei p(ublicae) hiemale[s rogante] / populo in ruinam co[n]lapsas / M(arcus) Aur(elius) Valerius v(ir) p(erfectissimus) ducen[a]ri/us ex protectorib(us) lateris / divini de frugalitate sua [i]te/[m atq]ue suorum sax[is] et [caem/entis denuo ae]d[ifi]cavit et lava/ ntes rei p(ublicae) tradidit epulu/m quoque civibus suis ea / die praebuit Messala et / Grato co(n)s(ulibus) dedicante M(arco) Aur(elio) / Tiberiano v(iro) p(erfectissimo) praes(ide) prov(inciae) / Del(matiae). 162 Zur Datierung vgl. Birley, Fasti, S. 177–180; Kreucher, Kaiser Probus, S. 203 mit Anm. 98; mit der Bezeichnung Britannia prima wird folglich die Provinz Britannia superior und nicht die spätere gleichnamige diokletianische Provinz gemeint sein; allerdings datiert Birley, Roman Government, S. 367, Anm. 133; S. 426–427, die Statthalterschaft des Lucius Septimius in die Zeit Julians.

380

8 Inschriften

Hispania citerior 244) CIL II.14, 20 = CIL II 3738b = IRValent 23 = ILS 597 Januar – Sommer 281, Ort: Valentia (Valencia); Nachweis für den Senator Allius Maximus als legatus iuridicus der Provinz Tarraconensis unter Probus: [Pie]tate iustitia fortitudine / et pleno omnium virtutum / principi vero [Got]h[i]c[o] vero[que] / Germanic[o ac] victoriaru[m] / omnium no[mi]nibus inlu[stri] / M(arco) Aur(elio) Pr[obo] P(io) F(elici) Invict(o) A[ug(usto)] / pont(ifici) max(imo) t[r]ib(unicia) p(otestate) V p(atri) p(atriae) co(n)s(uli) IIII pro[c(onsuli)] / Allius Maximus v(ir) c(larissimus) leg(atus) iur(idicus) / prov(inciae) Hisp(aniae) Tarraconens(is) / maiestati eius ac numini / dicatissimus.

245) AE 1923, 102 = ERPLeon 78 = IRPLeon 69 Sommer 281 – Oktober 282, Ort: Augusta Asturica (Astorga); Nachweis für den senatorischen legatus iuridicus Lucius Flaminius Priscus für die ganze provincia Tarraconensis unter Probus: [Imp(eratori) cle]men[tissimo Pio] / [Fel(ici)] principi [fortissimo] / [ac] nobilissimo Caesa[ri] / [ve]ro Gothico veroque Ger/[mani]co M(arco) Aur(elio) Probo semper Invicto / [Luci]us Flaminius Priscus v(ir) c(larissimus) / [leg(atus)] iur(idicus) totius provinciae Tar/ [racone]nsis maiestati eius / [dica]tissimus.163

Isauria 246) CIL III 6783 238–244, Ort: Derbe (Losta); Beleg für die Einrichtung der provincia Isauria unter Gordian III.: Imp(eratori) Caes(ari) Ma/rco Antonio / Gordiano Au/g(usto) p(atri) p(atriae) provinc/i(a)e Isaur(ae).

Italia 247) AE 1969/70, 109 (vgl. AE 2007, 1631) 1. Hälfte 3. Jahrhundert, Ort: Puteoli (Pozzuoli); Nachweis für den praefectus Lucius Valerius Valerianus in der Provinz Mesopotamia und Beleg für die Vereinigung von Osrhoena mit der Provinz Mesopotamia: Dardanius carui avaritia metu sollicitudine hominum / L(ucio) Valerio Valeriano v(iro) p(erfectissimo) praefecto Mesopotamiae et Hosroenae.

248) CIL VI 1641 = (vgl. AE 1957, 323; 1998, 873) = Eck S. 100, Nr. 54 Nach 280, Ort: Rom; Nachweis für einen unbekannten praeses in der Provinz Germania superior zwischen 270 und 280: in eade]m provincia praef(ectus) al(a)e / [Indi]an(a)e(?) in eadem provincia / [praef(ectus)] vehiculorum per Gallias / [proc(urator)] monetae Triveric(a)e praeses / [provi]nciae Germaniae superioris v(ir) p(erfectissimus) / [a for]mulis v(iri) m(inentissimi) praef(ecti) praet(orio) et c(larissimi) v(iri) / [praef(ecti)] urbi vixit annis LV / [mens]es n(umero) XI dies n(umero) XXVII.164

163 In den Zeilen 1–2 kann auch [Iusto cl]emen[ti for]/[tiqu]e principi [P(io) F(elicis)] gelesen werden. 164 Datierung nach Eck, Statthalter, S. 100, Nr. 54, vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 203.

8.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Inschriften

381

249) CIL VI 31384 = EE IV 795 Nach 285, Ort: Rom; Nachweis für den vir perfectissimus Geminius Festus als rationalis unter Maximinian: [Imp(eratori) Caes(ari) M(arco)] Aur[elio] / Valerio Max[imiano] / Pio Felici Invic[to] / Augusto / Geminius Festus v(ir) p(erfectissimus) a r(ationibus) / d(evotus) n(umini) m(aiestati) q(ue) eius.

250) CIL VI 1707 = CIL X 304 = ILS 1213 Zwischen 313 und 314, Ort: Rom; Nachweis für die achtjährige Amtszeit des Rufius Volusianus als corrector Italiae: – ] / religiosissimoque / C(aio) Caeionio Rufio Volusiano v(iro) c(larissimo) / corr(ectori) Italiae per annos octo / proconsuli Africae / comiti domini nostri / Constantini Invicti et / perpetui semper Augusti / praefecto urbi iudici sacrarum / cognitionum consuli.

251) AE 1964, 223 (vgl. AE 1980, 215) Nach 285, Ort: Aversa bei Capua; Beleg für die Laufbahn des Lucius Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus: L(ucio) Caesonio Ovinio Manlio / Rufiniano Basso c(larissimo) v(iro) cons(uli) II / pontif(ici) maiori pontif(ici) dei / Solis salio Palatino prae/fecto urbis comiti Augg(ustorum) / iudici sacrarum cognitio/num vice Caesaris sine appel/lationem cognoscendi inter / fiscum et privatis item inter / privatos Roma et in provinc(ia) / Africa electo a divo Probo / ad pr(a) e[side]ndum iud(icio) mag(no) / proco(n)s(uli) provinc(iae) Afric(ae) tertium / curat(ori) col(oniae) Carthag(iniensium) leg(ato) pro/vinc(iae) Afric(ae) Carthag(iniensis) curat(ori) / albei Tiberi(s) et cluacarum / sac(rae) urb(is) curat(ori) r(ei) p(ublicae) Venevent(anorum) / praet(ori) cand(idato) quaes(tori) cand(idato) / seviro turmae deducendae / triumviro kapitali / patrono praestantissimo / Caesonius Achilleus lib[ert]us pos(uit).165

Lycia et Pamphylia 252) AE 1995, 1541 = GLIBurdur 332 = IK 57, 15 Sommer – Dezember 278, Ort: Cremna (Çamlık); Nachweis für den vir perfectissimus Terentius Marcianus als praeses unter Probus: [I]m[p(eratori) Caesari] / M(arco) Aur(elio) Probo Pio Fel[ici] / Invicto Aug(usto) pontif[ici] / max(imo) Goth(ico) max(imo) Germ(anico) / max(imo) trib(unicia) pot(estate) III co(n)s{s} (uli) / II p(atri) p(atriae) proco(n)s{s}(uli) / [T]erentius Marcian[us] / v(ir) p(erfectissimus) praeses provinciae / Lyciae Pamphyliae / n(umini) m(aiestati)q(ue) eius dicatissimus / vacat / votis X ann(orum) votis XX ann(orum).

253) AE 1900, 128 = IGR III 434 = OGIS II 564 = TAM III.1 89 278, Ort: Termessus; Nachweis für den vir perfectissimus Terentius Marcianus als praeses unter Probus: Τὸν διασημότα/τον ἡγεμόνα / Λυκίας Παμφυλί/ας Τερέντιον/ Μαρκιανὸν / ἡ βουλὴ καὶ ὁ δῆ/ μος τὸν πάτρω/να καὶ εὐεργέτην / τῆς πόλεως.

165 Vgl. Barbieri, Nuove iscrizioni, S. 44. In Zeile 12 kann statt iud(icio) mag(no) auch lud(i) mag(ni) gelesen werden, siehe Kapitel 5.2, vgl. Barnes, Three Notes, S. 201; Syme, Emperors, S. 240; Polverini, Da Aureliano, S. 1025, Anm. 42; Paschoud, Commentaire de la Vita Probi, S. 102–103; Kreucher, Kaiser Probus, S. 189; ders., Probus und Carus, S. 417.

382

8 Inschriften

254) AE 1915, 53 278, Ort: Trebenna; Nachweis für den vir perfectissimus Terentius Marcianus als praeses unter Probus: Τερέντι/ον Μαρκι/ανὀν τὸν / διασημότα/τον ἡγεμό/να φιλάνθρω/[το]ν πάντας ὑπερ/[βα] λλόμενον τὸν / εὐεργέτην ἐαυ/τοῦ καὶ τῆς πατρί/δος τῆς λαμπράς / Τρεβεννατῶν κο/λωνείας Τορκουᾶτος / ὁ ῥήτωρ ἀπὸ Λυκιαρίας / παρὰ τῇ θεῷ.

255) IGR III 358 278, Ort: Sagalassus (Ağlasun); Nachweis für den vir perfectissimus Terentius Marcianus als praeses unter Probus: Τερέντιον Μαρκιανὀν / τὸν διασημότατον / ἡγεμόνα / δικαιοσύνῃ καὶ φιλανθρωπίᾳ πάσῃ / πάντας ὑπερβαλ/όμενον ἡ πατρὶς / τὸν εὐεργέτην.166

256) SEG LI 1813 Α.Ι = IK 57, T6 = Ballance/Roueché S. 89–90, Ovacık I.A.i = SEG XXIX 1514 = CRAI 1979, S. 237 Nach 278, Ort: Ovacık bei Termessus; inschriftlich überlieferter Brief des dux (δούξ) Marcus Aurelius Ursio an Hermaios, Sohn des Askoureus: [(?)Μ. Αὐ]ρ. Οὐρσίων ὁ δι/[αση]μότατος δούξ / [Ἑρ]μαίῳ Ἀσκου[ρ]/έως χαίρειν / [ἅμ]α τῷ λαβεῖν / [τ]α¢ῦ¢τ¢α γ¢ρά¢μ¢ματα / τοὺ[ς] ν¢[ε]αν[ί]σκους¢ / [ἐπ]ι¢λ¢έκ¢τους δεῖ / [πο]λ¢είτας ΤΟΝ¢Α¢ / [ ± 7–9 ]Λ¢Τ¢ΟΝ / Ι¢[ ± 11–13 ]Ι¢ [ἡ]/μ¢ε¢ρ¢ῶν Ι¢[ ± 7–9 ] / ΘΕ α¢ὐ¢τοῦ εἰς Κρή/μνα ἀγαγεῖν¢ φ¢ρ¢ό¢ν/τισον παυό¢ντ¢ων / π¢αρ᾿ ὑμῶν ἐκεῖ ΚΕ¢[ – ] /μελλόντων Κ¢Α¢ΘΕ/Ε¢[ . ]Ξ¢Ε[ . ]ΔΩ¢Ρ¢Η¢Ν οἷα¢ ἐσ/τα¢ι¢ ὅ¢τ¢ε¢ [ . ] ΕΛ¢Ω¢Ν¢ χρυ/σ¢όν¢ [ . . ]ΗΚΕΙ¢Ν ΠΑ/ΡΑC¢ΚΕ¢ΘΗΝ¢ΑΙ¢ δῶ/ρ¢ο¢ν τεῖνα¢ς ἔρρωσο/ [ ± 12–14 ].167

257) SEG LI 1813 Α.ΙI = Ballance/Roueché S. 90–91, Ovacık I.A.ii = ZPE 110, 1996, S. 266–267 = SEG XXIX 1514 = CRAI 1979, S. 237 Nach 278, Ort: Ovacık bei Termessus; Ehrung des Hermaios, Sohn des Askoureus, für die Bekämpfung der Räuber in Pisidien vermutlich durch die Stadt Termessus und Beleg für Hermocrates als römischer Funktionsträger: [ . ] ε¢ἰρηναρ¢χ[ – (?) Ἑρμοκρ]/άτει ἁ¢γνῶς¢ [ ± 6–7 ]/ [ . ] Ἑρμοκράτει Ἑρμ[αῖος] / [ν?] Ἀσκουρέως τῇ πόλε¢[ι] / ἵνα δυνάμεθα ζῆσαι¢ / ὁ ὑπὲρ τῆς πόλεως ἐπ/ι¢δημείτω ὁ ὑπὲρ¢ τ¢ῆς ε¢ἰ/¢ ρήνης ἐπιδημείτ¢ω το[ῦ]/το συμφέρει τῇ πόλε[ι] / ψήφισμα τῷ λῃστοδ[ει]/ώκτη ὁ εὐγ¢εν¢ ὴς λῃ[σ]/τοδειώκτ¢ης¢ ¢ τὴν π[ό]/λιν φρουρε¢ίτω ὁ λῃσ/τὰς φονεύσας τὴν / πόλιν φρουρείτω¢ / ὁ ἐκδεικ¢ήσ¢ας τὴν¢ / πόλιν τὴν ¢ C ¢ Α¢[ πόλιν / φρουρε¢ίτ¢ω ὁ πολάκι[ς] / ἐκδεικ¢ήσ¢ας τὴν¢ π¢[ό]/λιν ἐπιδ¢ημ¢εί¢τω ¢ ¢ ὁ ἀ[ν]/νώνας¢ ΕΝ¢ΝΕ . . ] / πέμψας¢ ἐπ¢ιδ¢ ημε¢ί[¢ τω] / ὁ ὑπὲρ τ¢ῆς [ε]ἰ¢ρή ¢ [ν]η[ς] / ἐπιδημείτω Ἑ[ρμαῖ]/ος ἐπιδημείτ[ω (?)ὁ υἱ]/ὸς Ἀσκουρέως ἐ[πιδη]/μείτω Ἑρ¢μα ¢ ῖ¢ ο¢ ς¢ ¢ Ἀ[σ]κ[ου]/ρέως λῃστοδει¢[ώκ]/της¢ ἕως ζῶμεν ἐ¢πι¢ [δη]/μείτω ἵνα δυ¢νά ¢ μ¢εθ¢ α ¢ ¢ [ζῆ]/σαι κατὰ τὴν κ¢έλε¢υσιν τοῦ¢ ἡ/γουμέν¢[ο]υ¢ ἐ¢πι¢δη ¢ μ¢είτω ὁ π[ο]/ λάκις σώ¢σα ¢ ς τὴν π¢όλιν ἐπ¢ιδ¢ η/[με]ί¢τω ὁ τρ¢οφὰς τῇ πόλει πέ[μ]/ψας ἐπι/δημείτω.168

258) SEG LI 1813 C.II = Ballance/Roueché S. 93–94, Ovacık I.C.ii Nach 278, Ort: Ovacık bei Termessus; von Zeile 17–24 Fragment eines inschriftlich überlieferten Briefes des praeses (διασημότατος ἡγούμενος) . . . lius Aquilinus an Hermaios, Sohn des Askoureus: 166 In der Edition wird der Name in Zeile 1 mit Τερέντιον Ἀφρικανόν wiedergegeben; zur Korrektur der Inschrift vgl. Mitchell/Waelkens, Cremna, S. 57, Anm. 18. In Mitchell, Siege of Cremna, S. 322, verwechselt der Autor die Inschrift mit IGR III 351, ein Versehen, das von Kreucher, Kaiser Probus, S. 207, übernommen wurde; bei IGR III 351 handelt es sich eindeutig um eine Inschrift aus der Zeit des Commodus. 167 Zur Datierung vgl. Mitchell, Cremna, S. 211–217; Zimmermann, Probus, S. 266–267 und S. 272–273. 168 Die Inschrift befindet sich auf demselben Stein wie Inschrift Nr. 256.

8.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Inschriften

383

– / [ . . . . . . ]Δ¢Ο¢ [ . . . . . . . ] / [ . . . . ] ἐποιης¢[ – . . . . . ] / ΑΜ¢Λ¢Δ¢Ε¢Ω¢Ν¢Τ¢Ω¢Ν¢ΗC¢[ . . . . ] / [ . . . ] ἐ¢φ¢ε¢δ¢ρ¢ε¢ύ¢οντι [ . . ] / [ . ] τ¢ῃ πόλ¢ει κατ¢ηγ¢ε¢[ . . ] / Ο¢ τὴν κώ¢μ¢ην Δ¢Η¢[ . εἰ]/ρ¢ή¢ν¢α¢ρ¢χ¢ο¢ν¢ μ¢ὲν¢ Π¢Ρ¢Ο¢ [ . ] / Α¢Ι¢C Μαρ. Αὐρ¢. Η¢Λ¢Λ¢Ω¢Α¢Φ¢[ . ] / ρ¢ο¢υ¢ Β¢Ο[ . . ]Α¢Δ¢Ο¢Υ¢ κ¢α¢ὶ¢ βο/υ¢λ¢ε¢υ¢τ¢ὴς¢ κ¢α¢ὶ¢ Δ¢Η¢Ζ¢[ . . ] / α¢ρ¢χ¢ο¢ς¢ Α¢[ . . . ]Μ[ . ]Ω¢ΟΚ¢[ . . ] / [ . ]α¢ι¢ς¢ Ι¢Λ¢[ . . ]Α¢Τ¢Ε¢Ι¢C¢Α¢Η¢Ι¢ / [ . ]C¢ΟΙ¢ Ἡ¢λ¢ι¢ο¢δ¢ω¢ρ¢ο¢[ – . ] Ἑρ¢μ¢/ [έ]ο¢υ¢ κ¢α¢ὶ¢ Ν¢[ . ]Α¢Ν¢Ε¢Υ¢[ . ]Ι¢Ε¢Μ / [ . . ]ΝΟ¢C κ¢α¢ὶ¢ ὑποφύλ¢αξ [ (?)τοῦ] / [ε]ἰ¢ρ¢η¢ν¢ά¢ρχου¢ σὺν¢ Ε¢Υ¢[ . ] / [ . . ]λ¢ι¢ο¢ς¢ Ἀ¢κυ¢λ¢ε¢ῖ¢νος / διασημότ¢α¢τ¢ο¢ς¢ ἡγ¢[ού]/[με]ν¢ο¢ς¢ Ἑρ¢μ¢ἐ¢ῳ Ἀσκου/ρέ¢ω¢ς καὶ τοῖς λοιπ¢[οῖς] / πρω¢τοκ¢ω¢μ¢ήτες [ (?)τῶν] / Α¢Λ¢Λ¢Ν¢Ε¢[ . ]Ν χέρειν / [ . ]Ν¢ΕΤΕΙΑ¢Κ¢Τ¢Τ¢ΑC¢ / [ . ]ΑΤΕ[ . . ]Κ[ . ] Η¢[ – .169

259) SEG XXVIII 1214 (vgl. AE 1978, 802) = TAM III 88 = IGR III 436 Möglicherweise zwischen 278 und 284, Ort: Termessus; Nachweis für den dux (δούξ) Lucius Aurelius Marcianus: τὸν διασημότατον / δοῦκ(α) Λ(ούκιον) Αὐρ(ήλιον) Μαρκιανὸν / ἡ βουλὴ καὶ ὁ δῆμος / τὸν πάτρωνα καὶ / εὐεργέτην τῆς / πόλεως / καὶ εἰρήνης προστά/την.170

Macedonia 260) AE 1900, 169 = IG X.2, 151 269 oder 276, Ort: Thessalonica (Thessaloniki); Nachweis für den tribunus Batavorum und agens vice praesidis Aurelius Valentinus: Ἀγαθῆι τύχηι / Αὐρήλιον Οὐαλεντεῖ/νον τὸν διασημόντα/τον τριβοῦνον Βαταό/νων καὶ διέποντα τὰ / μέρη τῆς ἡγεμο/νίας τὸν κτίστην / ἡ λαμπροτάτη / Θεσσαλονεικέων / πόλις.

Mauretania Caesariensis 261) CIL VIII 21486 = ILS 4495 Möglicherweise zwischen 276 und 282, Ort: Zuccabar (Khemis Miliana); Nachweis für den vir perfectissimus Aelius Aelianus als praeses unter Probus: Diis Patriis et Mauris / Conservatoribus / Aelius Aelianus v(ir) p(erfectissimus) / praeses provinciae / Mauretaniae Caes(ariensis) / ob prostratam gentem / Bavarum Mesegneitsium / praedasque omnes ac fami/lias eorum abductas / votum solvit.

Mauretania Tingitana 262) AE 1920, 44 (vgl. AE 1987, 1091; 2006, 1821) = IAM-S 360 = IAM II.2, 360 = ILM 46 = ILAfr 609 24. Oktober 277, Ort: Volubilis; Nachweis für den vir perfectissimus Clementius Valerius Marcellinus als praeses unter Probus: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Genio et Bonae Fortun[ae] / Imp(eratoris) Caes(aris) M(arci) Aur(eli) [[Probi Pii]] / [[Invicti Aug(usti) n(ostri)]] / Clementius Val(erius) Marcellinus / v(ir) p(erfectissimus) praeses p(rovinciae) M(auretaniae) T(ingitanae) conloquio / habito

169 Der Inschriftenträger gehörte zu demselben Monument wie die Inschriften Nr. 256 und Nr. 257. 170 Datierung nach Zimmermann, Probus, S. 273–274; Korrektur der Inschrift nach Christol, Un duc, S. 529–540, der die sie ans Ende des 3. und den Anfang des 4. Jahrhunderts datiert.

384

8 Inschriften cum Iul(io) Nuffuzi filio Iul(ii) Matif / regis g(entis) Baq(uatium) foederata(e?) paci(s) / aram statuit et dedicavit die VIIII / Kal(endas) Novembr(es) d(omino) n(ostro) [[Probo Aug(usto)]] et Paulino co(n)s(ulibus).

263) AE 1921, 23 (vgl. AE 1959, 45; 1987, 1091; 2006, 1821) = IAM-S 361 = IAM II.2, 353 = IAM II.2, 361 = ILM 47 = ILAfr 610 13. April 280, Ort: Volubilis; Nachweis für den vir perfectissimus Clementius Valerius Marcellinus als praeses unter Probus: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) diis deabusqu[e immor]/talibus et Genio Imp(eratoris) Cae[s(aris)] / [[M(arci) Aureli [Probi] A[ug(usti)]] / ob diutina(m) pace(m) serva[ta(m) cum] / Iulio Nuffusi et nunc conlo/quio habito cum Iul(io) Mirzi / fratre ei{i}usdem Nuffusis p(rincipis) g(entis) / Baquatium / Clement(ius) Val(erius) Marcellin[us] / v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) M(auretaniae) T(ingitanae) confirmata pac[e ara]/m posuit et dedicavit Idibus Apri[li(bus)] / Messala et Grato co(n)s(ulibus).

Mesopotamia et Osrhoena 264) SEG XXVII 1000 = SEG XXXVI 1277 = Chiron 37, 2007, S. 425– 427 = OJA 5, 1986, S. 227–230 = TAPhA 107, 1977, S. 267 Vermutlich Mitte 3. Jahrhundert, Ort: Batnae; Nachweis für den praefectus Aurelius Dasius; Beleg für die Vereinigung von Osrhoena mit der Provinz Mesopotamia und den Ausbau der Befestigungen von Batnae: Αὐρ(ήλιος) Δάσιος ὁ διασημό(τατος) ἔπαρχ[ος Με]σο¢π¢(οταμίας) κ]α¢ὶ Ὀσρ(οηνῆς) ὅτε τὴν κατὰ / Βάτνας τειχοποιείαν [ἀ]νοικοδόμησεν καὶ ἐν τούτῳ τῷ τόπῳ / πανδοκεῖον καὶ φρ¢[έαρ καὶ] σ¢πήλαια κατεσκεύασεν ἵνα οἱ δι/ειόντες ἀνάψυξ[ι]ν κ[αὶ ἀνά]λ[ημ]ψιν ἔχωσιν.171

Moesia inferior 265) AE 1980, 00793a = AArchSlov 28, 1977, S. 421–424, Nr. 1 Vermutlich 284–302, Ort: Durostorum (Silistra); Nachweis für den vir perfectissimus Silvius Silvanus als praeses: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Sal[uta]ri / Iunoni Reginae / ceteris[que] / diis inmortalibus / [S] ilvius Silvanus / v(ir) p(erfectissimus) praeses prov(inciae) / Moesiae Infer(ioris) / pro salute sua / et suorum votum / solvit.

266) AE 1980, 00793b = AArchSlov 28, 1977, S. 421–424, Nr. 2 Vermutlich 284–302, Ort: Durostorum (Silistra); Nachweis für den vir perfectissimus Aurelius Dizzo als praeses: I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / sacrum / Aur(elius) Dizzo v(ir) p(erfectissimus) / praes(es) prov(inciae) pro / salute sua suorumque omnium / v(otum) l(ibens) p(osuit).

171 Korrektur und Ergänzung nach Speidel, Bollwerk, S. 426–427, vgl. Gerhardt/Hartmann, Fasti, S. 1143–1144, vgl. auch Petersen, Roman Prefect, S. 265–285; Mango, Late Roman, S. 223– 231.

8.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Inschriften

385

Novempopulana 267) CIL XIII 412 (vgl. AE 1989, 508)= CLE 260 = ILS 6961 Möglicherweise 276–282, Ort: Aquae Tarbellicae (Dax); möglicher Beleg für die Einrichtung der Provinz Novempopulana unter Probus: Flamen item / du(u)mvir quaestor / pagiq(ue) magister / Verus ad Augus/tum legatum mu/ nere functus / pro novem opti/nuit populis se / iungere Gallos / urbe redux ge/nio pagi hanc / dedicat aram.

Numidia 268) CIL VIII 2661 (vgl. AE 1973, 645) = Kolbe, S. 14, Nr. 1 = ILS 5788 Möglicherweise 276–280; Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir perfectissiums Severinius Apronianus als praeses und den vir egregius Aelius Rufus als curator rei publicae: Aquam Titulensem quam ante annos / plurimos Lambaesitana civitas in / Terverso ductu vi torrentis amiserat / perforato monte instituto etiam a / solo novo ductu Severinius Apronianus v(ir) p(erfectissimus) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) / pat(ronus) col(oniae) restituit cur(ante) Aelio Rufo v(iro) e(gregio) fl(amine) p(er)p(etuo) cur(atore) r(ei) p(ublicae).

269) AE 1910, 117 (vgl. AE 1992, 1831) = Kolbe, S. 14, Nr. 2 Möglicherweise 276–280; Ort: Aquae Flavianae (Henchir el-Hammam); Nachweis für den vir perfectissimus Severinius Apronianus als praeses: – ] Severino Aproniano p(raeside) pr[o]v(inciae) [Num(idiae)] / conlapsa Dom[iti]us Secund(us) / [ . . . ] p( ) p( ) r(ei) p(ublicae) Bos(eth) restituit.

270) CIL VIII 2729 (p 1739) = Kolbe, S. 17, Nr. 1 = CLE 890 Möglicherweise 280–284; Ort: Lambaesis (Tazoult-Lambèse); Nachweis für den vir consularis Acilius Clarus als praeses: Moenia quisq(ue) dolet nova condere successori / inculto maneat lividus hospitio / Acilius Clarus v(ir) co(n)s(ularis) p(raeses) p(rovinciae) N(umidiae) sibi et successorib(us) fecit.

Pannonia inferior 271) CIL III 3418 = TitAq I 369 = ILS 3654 Möglicherweise 260–268 oder 276–282, Ort: Aquincum (Budapest); Nachweis für den vir clarissimus Marcus Aurelius Valentinianus als legatus Augusti: [ . . . ]V[ . . . ] / vacat / Diis deabusq(ue) / Genioque loci / [[p[ro salut]e Im[p(eratoris)]]] / [[[Cae]s(aris) – ]]] / [[ – In[v]ic(ti)]] / [[Aug[ust]i nost[ri]]] / M(arcus) Aur(elius) Valenti/ nianus v(ir) c(larissimus) leg(atus) / Aug(usti) pr(o) pr(aetore).172

172 Die in TitAq I 369 angegebene Ergänzung des eradierten Kaisernamens mit [[[Cae]s(aris) P(ubli) Li[cini]]] / [[Gallieni In[v]ic(ti)]] / [[Aug[ust]i nost[ri]]] ist mehr als problematisch; wahrscheinlich amtierte Marcus Aurelius Valentinianus in der Provinz zur Zeit des Probus, vgl. Christol, Essai sur l’évolution, S. 146–147, Nr. 9; Kreucher, Kaiser Probus, S. 204; Gerhardt/ Hartmann, Fasti, S. 1160, Pann. inf. 10, vgl. auch AE 2008, 1142.

386

8 Inschriften

272) AE 2003, 1417 = Bölcske 10 270–275, Ort: Bölcske; Nachweis für den späteren praefectus praetorio Flavius Aper als agens vice praesidis unter Aurelian: [I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) / Teutano / pro [s]alute ad/que incolumitate / [[Imp(eratoris) Caes(aris) Aurel(iani) P(ii) F(elicis)]] / I[n]vi[c]ti Aug(usti) totiusque / domus dvinae eius / Fl(avius) Aper v(ir) p(erfectissimus) a(gens) v(ices) p(raesidis).

273) CIL III 15156 = TitAq I 44 270–275, Ort: Aquincum (Budapest); Nachweis für den späteren praefectus praetorio Flavius Aper als praeses unter Aurelian: Diis Patriis / Conservatoribus / L(ucius) Flavius / Aper v(ir) p(erfectissimus) / praeses / votum / libens / m(erito) p(osuit).

274) CIL III 10510 = TitAq II 595 Möglicherweise vor 275, Ort: Aquincum (Budapest); möglicher Beleg für den späteren Kaiser Tacitus als patronus eines Soldaten der legio II Adiutrix: D(is) [M(anibus)] / vacat / Ti(berio) Cl(audio) Consta[nti] / mil(iti) leg(ionis) II Ad(iutricis) [et Cl(audio)] / Firmino et Cl(audiae) Fi[r]/mae Cl(audius) Tacitus / posuit patro/no matri fra/tri pie[n]tissi/mis et sibi vi(v)us.

Pannonia superior 275) AE 1936, 53 (vgl. AE 1960, 351) = IDRE II 266 = CIMRM 1585 = AIJ 313 260–268, Ort: Poetovio (Ptuj); Nachweis für den späteren praefectus praetorio Flavius Aper: D(eo) S(oli) i(nvicto) M(ithrae) / pro sal(ute) d(omini) n(ostri) Gallieni P(ii) F(elicis) / Invicti Aug(usti) Fl(avius) Aper v(ir) e(gregius) l(ibens) m(erito).

276) AE 1936, 54 (vgl. AE 1960, 351) = IDRE II 267 = CIMRM 1594 = AIJ 316 260–268, Ort: Poetovio (Ptuj); Nachweis für den späteren praefectus praetorio Flavius Aper als Befehlshaber der legio V Macedonia und der legio XIII Gemina unter Gallienus: D(eo) S(oli) I(nvicto) M(ithrae) / pro sal(ute) officialium Apri prae/positi legg(ionum) V Mac(edonicae) et XIII Gem(inae) / Galli(enarum).

277) AE 1936, 57 (vgl. AE 1960, 351) = IDRE II 268 = CIMRM 1596 = AIJ 317 260–268, Ort: Poetovio (Ptuj); Nachweis für den späteren praefectus praetorio Flavius Aper als Befehlshaber der legio V Macedonia und der legio XIII Gemina unter Gallienus: [D(eo) S(oli) I(nvicto) M(ithrae)] / [pro salute . . . ] / [legg(ionum) V] M(acedonicae) et XII[I] / [g(eminae) G]allienarum / [Fl]avius Aper v(ir) e(gregius) / [pra]epositus.

Pontus et Galatia 278) AE 1900, 150 Sommer 250, Ort: Ortaklar; Beleg für die Zusammenlegung der Provinzen Pontus und Galatia unter Decius:

8.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Inschriften

387

[Im]p(eratori) [Caes(ari) C(aio) Mes]/[si]o Quinto [T]rai/ano Dec{c}io Pio F/elici Invicto Aug(usto) / pontiici / maximo / tr(ibuniciae) potestat II c/ons(uli) II p(atri) p(atriae) et C(aio) Mes/sio Quinto Traia/no (H)erennio Etru/c{i}o Dec{c}io Caes(ari) / per M(arcum) Iun(ium) Valeriu/m Nepotianum / praesidem pro/vinciae Galat/iae Ponti A[ . . . ]OI.

Raetia 279) AE 1993, 1231b = (vgl. AE 1994, 1325; 1995, 1179–1181; 1996, 1182–1183; 1997, 1202–1204; 2001, 1561; 2005, 1058) = Germania 71, 1993, S. 370–375 11. September 260, Ort: Augusta Vindelicorum (Augsburg), sog. Augsburger Siegesaltar; Beleg für den Sieg des agens vice praesidis Marcus Simplicinius Genialis über die Iuthungen im April 260: In h(onorem) d(omus) d(ivinae) / deae sanctae Victoriae / ob barbaros gentis Semnonum / sive Iouthungorum die / VIII et VII Kal(endarum) Maiar(um) caesos / fugatosque a militibus prov(inciae) / Raetiae sed et Germanicianis / itemque popularibus excussis / multis milibus Italorum captivor(um) / compos votorum suorum / [[M(arcus) Simplicinius Genialis v(ir) p(erfectissimus) a(gens) v(ices) p(raesidis)]] / [[cum eodem exercitu]] / libens merito posuit / dedicata III Idus Septemb(res) Imp(eratore) d(omino) n(ostro) / [[Postumo Au]]g(usto) et [[Honoratiano consulibus]].

280) BRGK 37/38, 1956/1957, S. 215–264, Nr. 30 Sommer – Dezember 281, Ort: Augusta Vindelicorum (Augsburg); Nachweis für einen vir perfectissimus und agens vice praesidis, dessen Namen ( . . . inus) nicht ganz erhalten ist: [Restitutori pr]ovinciarum et operum [publi]/[corum providen]tissimo ac super omnes [retro] / [principes for]tissimo Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aur(elio) [Probo] / [P(io) F(elici) Invicto Aug(usto) p(ontifici)] m(aximo) trib(unicia) pot(estate) VI co(n)s(uli) IIII patri [patriae] / [proco(n)s(uli) . . . ]inus v(ir) p(erfectissimus) a(gens) v(ices) p(raesidis) prov(inciae) Raet(iae) n[umini] / [maiestatiq(ue) eius] dicatissimus.

Syria Palaestina 281) AE 1985, 830a = AE 1996, 1554 (vgl. AE 2001, 1968; 2007, 1631) = GLICMar 10 1. Hälfte 3. Jahrhundert, Ort: Caesarea Maritima (Horbat Qesari); Nachweis für den praefectus Valerius Calpurnianus in der Provinz Mesopotamia und Beleg für die Vereinigung von Osrhoena mit der Provinz Mesopotamia: Val(erio) Calpurniano v(iro) p(erfectissimo) / praef(ecto) Mesop(otamiae) et Osr(hoenae) patr(ono) metr(opolis) / ex d(ecreto) d(ecurionum) p(ecunia) p(ublica) / Aurel(io) Theophilo eq(uite) Romano et / dec(urione) metr(opolis).

282) AE 1993, 1620 (vgl. AE 1996, 1560) = GLICMar 16 276–282, Ort: Caesarea Maritima (Horbat Qesari); Nachweis für den senatorischen praeses Acilius Cleobulus unter Probus: Omni[um . . . ] / vere victorio[siss(imo)] / ac feliciss(imo) indu[lgent(issimo) Imp(eratori)] / Caes(ari) n(ostro) M(arco) Aur(elio) Pr[obo] / Invict(o) Aug(usto) imp(eratori) [ . . . ]

388

8 Inschriften / Acilius Cleobu[lus v(ir) c(larissimus)] / praes(es) prov(inciae) Syr(iae) P[al(aestinae)] / d(evotus) n(umini) m(aiestatique) e(ius).

283) AE 1993, 1623 = AE 1998, 1440 = GLICMar 13 = ZPE 99, 1993, S. 222–293 276–282, Ort: Caesarea Maritima (Horbat Qesari); Nachweis für den senatorischen praeses Clodius Passenianus unter Probus: [I]mp(eratori) M(arco) [Aurel]io / Probo Aug(usto) [Invicto ac] / super omnes retro / princ(ipes) fortiss(imo) / Clod(ius) Passenianus / v(ir) c(larissimus) praes(es) prov(inciae) Syr(iae) / Pal(aestinae) d(evotus) n(umini) m(aiestati)q(ue) e(ius).

Meilensteine Phrygia et Caria 284) SEG XXXI 1101 ii = ZPE 43, 1981, S. 171–172, Nr. 15 ii Möglicherweise 282, Ort: Apamea Cibotus; Nachweis für den praeses Aurelius Maximus: [ – ]Α / [ – ]Α[ – ] / [ – ] CΤ [ – ] / ἡγεμονεύ(οντος) / Αὐρ Μαξίμου / – .

Pontus 285) AE 1977, 787 = AE 1986, 557 = ZPE 43, 1981, S. 154 = BSAF 1976, S. 56, Nr. 1 = AJA 9, 1905, S. 329, Nr. 78 Juli 279 – Juli 280, Ort: Çalboğaz bei Sinope; Nachweis für den vir perfectissimus Aelius Quintianus als praeses unter Probus: [Imp(eratori) Caesari] / [M(arco) Aur(elio)] Probo / P(io) F(elici) Invicto Aug(usto) po[nt(ifici)] / max(imo) trib(unicia) pot(estate) IIII p(atri) p(atriae) / proc(onsuli) a Sinope m(ilia) p(assuum) [curante Ael(io)] Quin/[tia]no v(iro) p(erfectissimo) pr(aeside) p(rovinciae) P(onti).173

286) AE 1977, 788 = ZPE 43, 1981, S. 154 = BSAF 1976, S. 56, Nr. 2 = AJA 9, 1905, S. 329, Nr. 79 Juli 279 – Juli 280, Ort: Çalboğaz bei Sinope; Nachweis für den vir perfectissimus Aelius Quintianus als praeses unter Probus: [Imp(eratori) Caesari] / [M(arco) Aur(elio) Probo P(io) F(elici)] / Invicto Aug(usto) pont(ifici) [max(imo) trib(unicia)] / pot(estate) IIII p(atri) p(atriae) / [pro]c(onsuli) a Sinope m(ilia) p(assuum) / curante Ael(io) Quin/tiano v(iro) p(erfectissimo) pr(aeside) p(rovinciae) P(onti) / [ – .174

173 Bei Robinson, Greek and Latin Inscriptions, S. 379, Nr. 78, und Loriot, Le Pont, S. 56, Nr. 1, wird der Name des Statthalters mit Aelius Casinus Atianus wiedergegeben, jedoch amtierte im Zeitraum von Juli 279 bis Juli 280 nachweislich Aelius Quintianus als praeses, weshalb der berichtigten Lesung nach French, Milestones, S. 154, der Vorzug zu geben ist. 174 Auch hier findet sich bei Robinson, Greek and Latin Inscriptions, S. 379, Nr. 79, und Loriot, Le Pont, S. 56, Nr. 2, die fehlerhafte Lesung Aelius Casinus Atianus, siehe oben Anm. 173.

8.3 Inschriften mit korrigierter Lesung oder unsicherer Datierung

389

287) AE 1986, 651a = EA 8, 1986, S. 71–72 Juli 279 – Juli 280, Ort: Cece bei Sinope; Nachweis für den vir perfectissimus Aelius Quintianus als praeses unter Probus: [Imperatori Caesari M(arco) Aurel(io) Probo P(io) F(elici) Invicto Aug(usto) pont(ifici) max(imo)] / [trib(unicia)] potest(ate) IIII p(atri) p(atriae) proc(onsuli) / a Sinope m(ilia) XXXVII curante Ael(io) Quintiano [v(iro) p(erfectissimo)] / pr(aeside) p(rovinciae) P[onti].

288) AE 1986, 655 = ZPE 43, 1981, S. 153–154 Juli 279 – Juli 280, Ort: Çorum; Nachweis für den vir perfectissimus Aelius Quintianus als praeses unter Probus: Imperatori / Caesari M(arco) / Aurel(io) Proo P(io) (elici) Invict(o) / Aug(usto) pont(ifici) max(imo) / trib(unicia) pot(estate) IIII p(atri) p(atriae) / proc(onsuli) ab Amasia / mil(ia) p(assuum) VII transita a solo / coposita / curante / Ael(io) Quintiano / v(iro) p(erfectissimo) pr(aeside) p(rovinciae) P(onti).

289) AE 1986, 657 = ZPE 43, 1981, S. 155 Juli 279 – Juli 280, Ort: Tokat; Nachweis für den vir perfectissimus Aelius Quintianus als praeses unter Probus: [Imp(eratori) Caesari M(arco)] / [Aurelio Probo] / [P(io) F(elici) Invicto Aug(usto) pont(ifici)] / max(imo) trib(unicia) pot(estate) IIII p(atri) p(atriae) / proc(onsuli) a Comana mil(ia) II curan/te Ael(io) Quintiano v(iro) p(erfectissimo) pr(aeside) p(rovinciae) P(onti).

8.3 Inschriften mit korrigierter Lesung oder unsicherer Datierung 8.3 INSCHRIFTEN MIT KORRIGIERTER LESUNG ODER UNSICHERER DATIERUNG Ehren-, Bau- und Weihinschriften 290) CIL V 4323 = ILS 1333 Entweder 202 oder 284, Italia, Ort: Brixia (Brescia); möglicherweise Nachweis für den praefectus praetorio Marcus Aurelius Sabinus Iulianus: Aurelio Iuliano / praef(ecto) praet(orio) / eminentissim(o) / et singularis / exempli viro / ordo Brixianor(um) / patron(o) cleme[ntiss(imo)].175

291) AE 1990, 396 (vgl. AE 1908, 107 = ILS 9420) Zwischen 276 und 285, Italia, Ort: Feltria (Feltre): Imp(eratori) Caesa[ri] / [[ – – – ]] / [P(io) F(elici)] Au[g(usto) pontif(ici)] m[ax(imo)] / trib(unicia) pot(estate) II p(atri) p(atriae) co(n)s(uli) II / pr[o]c[o(n)s(uli)] / ordo Feltrinorum.176

292) AE 1992, 1359 = AE 1995, 1191 = ZPE 107, 1995, S. 299–304 Wahrscheinlich kurz vor 305, Provinz: Noricum, Ort: Teurnia (Lendorf):

175 Nach Howe, Pretorian Prefect, S. 85, Nr. 62, ist die Inschrift der severischen Zeit zuzuordnen; Birley, Fiction, S. 79–80, weist die Inschrift dem Prätorianerpräfekten und Usurpator Sabinus Iulianus zu. 176 Nach AE 1990 könnte der fehlende Kaisername mit Tacitus, Carus, Carinus oder Diokletian ergänzt werden. Auf dem Stein befindet sich noch eine weitere Inschrift vom 28. August 323 (AE 1908, 107 = ILS 9420).

390

8 Inschriften Piissimo ac / retro temporis / principum / fortissimo / [[Imp(eratori) Ma[ximia]no]] / P(io) F(elici) I[nvicto A]ug(usto) / Sep[timius . . . ]s / v(ir) [p(erfectissimus) p(raeses) N(orici) M(editerranei)] n(umini) / m(aiestati)[que eius] / di[catissimus].177

293 AE 1907, 245 = AE 1987, 1075 = IIulian 15 = ILS 9294 Vermutlich zwischen 360 und 363, Provinz: Numidia, Ort: Thamugadi (Timgad): Caelesti Aug(ustae) sacrum / pro salute d(omini) n(ostri) [[ . . . ]] Au[g(usti)] / P(ublius) Sittius Optatus eq(ues) R(omanus) fl(amen) [p(er)p(etuus)] / Octavius Emeritus et Caecil[ius] / Frumentius sacerdotes d[eae] / Centrius Abundius Grasidi[us] / Felix Restutus Sirisinn[us] / Terentinus Fortunatus Extri[catus] / canistrari(i) et Communis Sat[urni]/nus Donatus Vincentius Fruct[uosus] / Vitalis Felix sacrati de suo fec[erunt].178

Meilensteine 294) CIL VIII 10250 = AE 1981, 910 = AntAfr. 16, 1980, S. 180, Nr. 33 Vermutlich Januar 140, Provinz: Numidia, Ort: Draa el-Hammam: [I]mp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aurel(io) / [[Antonino I]]nvic/to Pio F(elici) Aug(usto) trib(uniciae) / potestatis II co(n)s(uli) / III procons(uli) / p(atri) p(atriae) / V.179

295) EE VIII.2, 225 Möglicherweise 282 oder 283, Provinz: Hispania citerior, Ort: Lampacas: ] Invic(to) [ . . . ] / p(ontifici) m(aximo) t(ribunicia) p(otestate) [ . . . ] / a Br(acara) [m(ilia) p(assuum)] XV[ .180

296) MiliariHisp 210 = IRG II 2 Möglicherweise November 282 – August 283, Provinz: Hispania citerior, Ort: Guntin: M(arco) Aurelio / [ – ]o.181

297) MiliariHisp 256 Möglicherweise Januar – August 283, Ort: Quintela de Lampacas bei Aquae Flaviae: ] / [P(io)] F(elici) Invicto / Aug(usto) p(ontifici) m(aximo) t(ribunicia) p(otestate) / [co(n) s(uli)] II p(atri) p(atriae) (milia passum) XV.182 177 Zwar könnte der eradierte Kaisername auch als M(arco) A[ur(elio) Cari]no gelesen werden, doch ist eine Datierung in die Zeit Diokletians wahrscheinlicher, vgl. Piso, Neuer Statthalter, S. 299–304. 178 In der AE 1907 wird der fehlende Kaisername zwar mit Carini ergänzt, aber mit einem Fragezeichen versehen. Die Inschrift wird bei Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 452, Nr. 60, ebenfalls Carinus zugewiesen. 179 Die Inschrift wurde im CIL mit der Lesung Aurel/[lio Caro I]nvic/to und co(n)s(uli) / II fälschlicherweise Carus zugeordnet. Bei Kramer/Jones, Tribunicia Potestate, S. 82, und Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 450, Nr. 39, diente die Inschrift deshalb noch als Nachweis für die zweite tribunizische Gewalt und das zweite Konsulat des Carus. 180 In der Edition wird eine Datierung in die Zeit des Carus oder Carinus für möglich gehalten. 181 Ergänzung der Inschrift mit Caro, Carino oder Numeriano wird von Colmenero/Sierra/Asorey, Miliarios, S. 336, vorgeschlagen, aber jeweils mit einem Fragezeichen versehen. 182 In der Edition wird eine Ergänzung des fehlenden Herrschernamens mit Carus für möglich gehalten.

8.3 Inschriften mit korrigierter Lesung oder unsicherer Datierung

391

298) EE VIII.2, 234 Möglicherweise Dezember 284 – September 285, Provinz: Hispania citerior, Ort: Terras de Bouro bei Aquae Flaviae: Imp(eratoris) [ . . . ] / Marci Au[ . . . ] / [ . . . . . . ] / [ . . . ] pot(estate) III co(n)s(ulis) [ . . . ] / [ . . . Braca]ra Aug(usta) / m(ilia) p(assuum) XXXII.183

299) MiliariHisp 583 = AquaeFlaviae² 529 Möglicherweise Dezember 284 – September 285, Provinz: Hispania citerior, Ort: Banos de Molgas bei Aquae Flaviae: – ] / pont(ifici) maximo tribunici/ae potestati consuli III ter / proc(onsuli) patri patriae.184

300) HEp V 751 = MiliariTarrac 159 = ERPSoria 137 = EE VIII.2, 250 Möglicherweise zwischen 337–363, Provinz: Hispania citerior, Ort: Uxama (San Esteban de Gormaz): D(omino) n(ostro) / Fl[[ . . . ]] / [[ . . . . . . ]] / [Invic]t[o] Aug(usto) / p(ontifici) m(aximo) tr(ibunicia) p(otestate) p(atri) p(atriae) / co(n)s(uli) pr(oconsuli).185

183 In der Edition wird als Herrscher Carus angegeben, was wegen der Nennung der dritten tribunizischen Gewalt abzulehnen ist; hier käme höchstens Carinus in Frage; Pond, Inscriptional Evidence, S. 244, ordnet die Inschrift allgemein der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus zu. 184 Bei Colmenero/Sierra/Asorey, Miliarios, S. 663, wird die Inschrift unter Vorbehalt Carus zugeordnet, was jedoch durch die Nennung des dritten Konsulats nicht möglich ist; auch hier wäre alternativ Carinus vorstellbar. 185 Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 456, Nr. 92 mit Anm. 12, folgt der in der EE und ERPSoria angegebenen falschen Lesung und ergänzt die Zeilen 2–4 mit Imp(eratori) [C]aes(ari) [M(arco)] / Aur(elio) [Carino P(io) F(elici) / Invic]to Aug(usto).

9 DIE ÄGYPTISCHEN PAPYRI UND OSTRAKA 9.1 PAPYRI AUS DER REGIERUNGSZEIT DES CARUS, CARINUS UND NUMERIANUS 1) PSI III 219 November 282 – August 283, Ort: Oxyrhynchοs; Bericht aus dem Ort Toka an den Strategen Septimius Apollonius Leonides aus dem Jahr A des Carus: Σεπτιμίῳ Ἀπολλωνίῳ τῷ καὶ Λεωνίδῃ τρα(τηγῷ) Ὀξ(υρυγχίτου) παρὰ Αὐρηλίων Ὡρίωνος Φιλώτου καὶ Ἡρᾶ Νειλάμμωνος ἀμφοτέρ(ων) κωμαρχῶν κώμης Τόκα τοῦ ἐνεστῶτος α (ἔτους). δίδομεν τῷ ἰδίῳ κιν5 δύνῳ εἴς τε συνλογὴν καλάμης καὶ εἰς ὑδροφυλακίαν τῶν δημοσίων χωμάτω(ν) ἐ¢π¢ὶ¢ ε ἡμέρας κώμης Τ¢[όκα – ] ὄντας . . . [ – ].1

2) P. Oxy. I 55 (Duplikate: P. Oxy. I 55 A und P. Oxy. I 55 B) 7. April 283, Ort: Oxyrhynchοs; Rechnung für den Bau einer Straße, adressiert an das Magistratsmitglied von Oxyrhynchos Aurelius Apollonius Dionysius vom 12. Pharmouthi im Jahr A des Carus, Carinus und Numerianus; Nachweis der Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carus und Carinus (Zeile 17–18): Αὐρηλίῳ Ἀπολλωνίῳ τῷ καὶ Διονυσίῳ γενομένῳ ὑπομνηματογράφῳ κ[αὶ] ὡς χρηματίζει γυμνασιαρχήσαν[τ]ι βουλευτῇ ἐνάρχῳ πρυτάνι τῆς λαμπρᾶς καὶ λαμπροτάτ[ης Ὀ]ξ(υρυγχιτῶν) πόλεως διέποντι καὶ τὰ πολιτικά, 5 παρὰ Αὐρηλίων Μενεσθέως καὶ Νεμεσιανοῦ ἀμφ[ο]τέρων Διον[υ]σίου ἀπ[ὸ] τῆ[ς] αὐτῆ[ς] λαμπρᾶς Ὀξ(υρυγχιτῶν) πόλεως Κασιωτῶν. αἰτούμεθα ἐπισταλῆναι ἐξοδιασθῆναι ἡμεῖν ἀπὸ τοῦ τῆς πόλεως λόγου, ὑπὲρ μισθῶν ὧν πεποιήμεθα Κασιωτικῶν ἔργων τῆς κατασκευασθείσης ὑπὸ σοῦ πλατείας ἀπὸ ἡγουμένου πυλῶνος 10 γυμνασίου ἐπὶ ν[ότ]ον μέχρι ῥύμης Ἱερακίου ἑκατέρωθεν τῶν μερῶν, τὰ συναγόμενα τῶν μι\σ/θῶν τοῦ ὅλου ἔργου [ἀ]κολού[θω]ς τοῖς ψηφισθεῖσι ἐν τῇ κρατίστῃ βουλῇ, ἀργυρίου Σεβασ[τ]ῶν νομίσματος τάλαντα τέσσαρα καὶ δραχμὰς τετρακισχειλίας, (γίνονται) (τάλαντα) δ (δραχμαὶ) Δ, καὶ ἀξιοῦμεν ἐπιστεῖλαί σε τῷ ταμίᾳ 15 τῶν πολιτικῶν χρημάτων τὸν ἐξοδιασμὸν ἡμεῖν ποιήσασθαι κατὰ τὸ ἔθος. (ἔτους) α Αὐτοκράτορος Καίσαρος Μάρκου Αὐρηλίου Κάρου καὶ Μάρκου Αὐρηλίου Καρείνου Γερμανικῶν Μεγίστων καὶ Μάρκου Αὐρηλίου Νουμεριανο[ῦ] τῶν ἐπιφανεστάτων Καισά[ρ]ων Εὐσεβῶν Εὐτυχῶν Σεβαστῶν, Φαρμοῦθι ιβ.

1

Zur Datierung vgl. Benaissa, Syrian Slave Girl, S. 179; da Septimius Apollonius bereits im Jahr Η des Probus amtierte, kann es sich bei dem angegebenen Jahr A nur um das erste Regierungsjahr des Carus handeln, vgl. auch BL III, S. 221; BL IV, S. 87; zu Septimius Apollonius Leonides siehe Pap. 23, vgl. Whitehorne/Bastianini, Strategi, S. 109.

394

9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

20 (2. Hand) [Αὐρήλιος] Μενεσθεὺς ἔσχον σὺν τῷ ἀδελ[φῷ μου τ]ὰ τοῦ ἀργυρίου τάλαντα τέσσα[ρα καὶ δρ]αχμὰς τετρακισχιλίας. (3. Hand) [Αὐρήλιος Νέ]μεσις συναπέσχον.2

3) P. Corn. 12 25. Juni – 24. Juli 283, Ort: Antinoopolis; Fragment eines Kaufvertrags über einen Hausanteil vom Monat Epeiph im Jahr A des Carus, Carinus und Numerianus; Nachweis der Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carus und Carinus (Zeile 3):

5

10

15

20

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30

35

2

[ἔτους . Αὐτοκράτορος Καίσ]αρος Μάρκου Αὐρηλίου Κάρου καὶ Μ[άρκου Αὐρηλίου Καρείνου] [Γερμανικῶν Μεγίστων] κ¢αὶ Μάρκου Αὐρηλίου Νουμεριαν[οῦ τῶν ἐπιφανεστάτων] [Καισάρων Εὐσεβῶν Εὐτυ]χῶν Σεβαστῶν μηνὸς Ποιαν¢[εψιῶνος – ] [παρὰ . . . . . . . . . . . . . . Ἁ]ρποκρατίωνος τοῦ καὶ Σ¢[ – ] [ ± 18 ]α¢ρ¢χίου ἐν Ἀντινόου πόλει τῇ λαμ[πρᾷ καὶ λαμπροτάτῃ] [πόλει καὶ Αὐρηλίου Ἀν]ουβίωνος Ἑρμίνου Ματιδίου [ – ] [ – ] vacat Αὐρηλίοις Ἑρμαπόλλωνι Λε¢[ – ] [ – ]ιει βουλευτῇ τῆς αὐτῆς πόλεω[ς – ] [ – ] . ων φυλῆς καὶ δήμου τῶν Ἀ¢[ντινοουπολιτῶν – ] [ – κα]τὰ τὰ Ῥωμαίων ἔθη ὡς κα[θήκει – ] [ – ]ουτου καὶ Ἀνουβίωνος Νερουϊα[νίου – ] [ – πρ]ὸ¢ς Ἑρμαπόλλωνα καὶ Ἀρέτην [ . . . . . . . . . . . ὁμολογοῦ-] [μεν πεπρακέναι ὑμῖ]ν ἀπὸ τοῦ νῦν ἐπὶ ἅπαντα χ¢[ρόνον – ] [ – ]ν εἰς αὐτοὺς ἀπόκληρον θ¢μι¢[ – ] [ – ]ακολούθως ἢ ἔθετο διαθ¢η¢επ[ – ] [ – ] . πι τρίτον δωδέκατον μέρο[ς – ] [ – ] μέρους τριστέγου σὺν χρηστ[ηρίοις – ] [ – ] . ω κατὰ κοινωνίαν ἑτέρα[ν – ] [ – ] τὰ μέρη τῆς ὅλης οἰκίας ἧς γε[ίτονες – ] [ – νό]του δημοσία ῥύμη δι᾿ ἧς εἴσοδ[ος – ] [ – ] ὁδ¢ὸς Ποὶ ὡς χρημ(ατίζει), ἀπηλιώτο[υ – ] [ – ] . ων Λυσίου καὶ ἄλλων α¢ . ι¢ο¢[ – ] [ – τιμῆς] τῆς συμπεφωνημένη[ς πρὸς ἀλλήλους ἀργυρίου Σεβ-] [αστῶν νομίσματος δραχμ]ῶν χιλίων τετρακοσ¢[ίων – ] [οἱ προγεγραμ]μένοι Ἑρμαπόλλων κα[ὶ Ἀρέτης – ] [ – ] μετὰ τὰ α¢υ¢τ¢α¢ . . τ¢αρα¢κ¢ος[ – ] [ – διὸ ἀπὸ τοῦ νῦν κ]ρ¢ατεῖν καὶ κυριεύειν αὐτο[ὺς σὺν ἐκγόνοις μετα-] [λημψομένοις τῶν μερῶν] ὡς πρόκειται ἡμίσους δωδεκ¢[άτου ? – ] [ – ]ει τοὺς αὐτοὺς μετὰ παρα[ – ] [ – ] ἐπιτελούντας περὶ αὐτοῦ κας[ – ] [ – ] . ν τῶν πωλ[ο]ύντων ἀρ[γυρίου – ] [ – ] . κ[αὶ ἐ]μοὶ ἀπὸ παντὸς τοῦ . [ – ] [ – ]ε¢νου μερῶν . [ . ]ισπαραπο[ – ] [ – ] . μασιον τη[ . . . . . ] καὶ τὰ ἄλλα¢ [ – ] [ – ]μαιαν τὴν¢ [ . . . . ] . ασιν κ[ – ] [ – ]ης γεγενη[ . . . . . ] . τηθ( ) ομ[ – ] (2. Hand) [ – ]αυκα[ . . . . . . ] . α( ) πατ[ – ] Zur Herrschertitulatur vgl. Bureth, Titulatures impériales, S. 125–126, und Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 469, Nr. 184. Zu Aurelius Apollonius Dionysius vgl. Pruneti, Aurelios Apollonios, S. 277–281.

9.1 Papyri aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

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[ – ] . και [ . . . . . . ] προκι[ – ] [ – ]τὴν [τιμὴν π]λήρη κ[αὶ – ] 40 [ – ]σ¢απ[ . . . . . . ]σοκα¢[ – ] [ – ] ἔγρα[ψα ὑπὲρ] αὐτῆ[ς μὴ εἰδυίας γράμματα.] (3. Hand) [ – ]κειμαχει[ – ].3

4) BGU XVII 2703, 1–13 8. August 283, Ort: Nomos Hermopolites; Auftrag eines Gutsverwalters zur Ausgabe von Weizen und Gerste vom 15. Mesore im Jahr A des Carus, Carinus und Numerianus: Γ Αὐρήλιος Ὡρίων τροφ(ὸς) Αὐρηλ(ίῳ) Πατβῆτι φροντ(ιστῇ) χαίρειν. δὸς τοῖς κηπουροῖς τοῦ 5 χωρίου ἑκάστῳ πυροῦ ἀρτάβας δέκα καὶ κριθῆς ἀρτάβας δέκα ὡς γενέσθαι, ἐπὶ τὸ αὐτὸ πυροῦ ἀρτάβας τριάκοντα καὶ κριθῆς ἀρτάβας τριάκοντα, γ(ίνονται) (πυροῦ ἀρτάβαι) λ 10 καὶ κριθ(ῆς) (ἀρτάβαι) λ. (ἔτους) α τῶν κυρίων ἡμῶν Κάρου καὶ Καρίνου καὶ Νουμεριανοῦ Σεβαστῶν Μεσορὴ ιε. (2. Hand) σεσ(ημείωμαι).4

5) P. Dop. XI 11 13. August 283, Ort: Kellis (Ismant el-Kharab); Papyrusfragment vom 20. Mesore im Jahr A des Carus, Carinus und Numerianus; letzter papyrologischer Beleg für die Herrschaft des Carus: 5 αS]// Αὐτοκράτορος Καίσαρος Μάρκο¢[υ Αύρηλ]ί¢ων Κά[ρου] Εύσεβοῦς Εύτυχοῦς Σεβαστοῦ καὶ Μάρκ¢[ων Α]ὐ¢ρηλίων Καρίνου καὶ Νο¢υ¢μεριανοῦ τῶν ἐπιφανεστ¢[άτ]ων Καισ¢[ά]ρ¢ων Σεβαστ¢ῶν, Μεσορὴ εἰκάς.5

6) BGU VII 1611 15. September 283, Ort: Philadelphia im Nomos Arsinoites (Fayum); Dekaprotenquittung vom 17. Thoth im Jahr Β des Carinus und Numerianus; erstmaliger Beleg für die Herrschaft des Carinus und Numerianus ohne Carus: ἔτους β τῶν κυρίων ἡμῶν Καρίνου καὶ Νουμεριανοῦ Σεβαστῶν Θῶθ ιζ. Αὐρήλιοι Μύσθη[ς] καὶ Ἰσίδωρος ἀρχι(ερατεύσαντες) γυ(μνασιαρχήσαντες) βου(λευταὶ) 3

4 5

Zur Datierung vgl. P. Oxy. L 3569, S. 174–175, Anm. zu Zeile 16, mit Korrektur des Monatsnamens, der in der Edition als Ποίακ = Χοίακ gelesen wird, sowie BL VIII, S. 89; der im Papyrus genannte milesische Monatsname Ποιανεψιών entspricht dem ägyptischen Monat Epeiph, vgl. Rathbone, Dates, S. 127, vgl. auch BL VII, S. 40; dort wird allerdings noch vom Monat Choiak ausgegangen und der Papyrus ins Jahr 282 datiert. Die fehlende Jahresangabe ist mit ἔτους α zu ergänzen. Zu weiteren Textkorrekturen und Ergänzungen vgl. BL II.2, S. 47–48; S. 211. Zur Herrschertitulatur vgl. Bureth, Titulatures impériales, S. 125–126. Vgl. Hagedorn, Bemerkungen, S. 113, mit Korrektur zu Zeile 7. Von Zeile 14–18 handelt es sich um ein nachträglich aufgeklebtes Papyrusfragment. Vgl. Mitthof, Urkundenreferat, S. 280–281. Das Fragment besteht aus insgesamt 8 Zeilen, Worp hat jedoch nur die Zeilen 5–8 publiziert.

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9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

δεκ(άπρωτοι) β καὶ γ τοπ[(αρχιῶν) Ἡρα]κλ(είδου) μερί(δος). ἐμετρήθ(ησαν) ἡμῖν 5 ἐν θ(ησαυρῷ) κώμης Φ[ιλα]δελφ¢ίας ὑπ(ὲρ) γενή(ματος) τοῦ διελ(ηλυθότος) α (ἔτους) μέτρῳ δημ(οσίῳ) ξυστῷ σκυτ(άλης) ἐπικ(ειμένης) . . . . . . . ὀνόμ(ατος) γυναικ[ὸς] Διογ(ένους) Τούρβωνο[ς] διὰ Αἰοῦς πυροῦ ἀρτάβαι [τρ]εῖς ἥμισυ (γίνονται) (πυροῦ) (ἀρτάβαι) γ. (2. Hand) Αὐρήλ(ιος) Ἰσίδω[ρος] σε[σ]η(μείωμαι). 10 (3. Hand) Αὐρήλιος Μύσθης γυμ(νασιαρχήσας) σεση(μείωμαι).6

7) P. Oxy. XXXVIII 2872, 1–5 September 283 – August 284, Ort: Oxyrhynchos; Empfangsbestätigung für die Lieferung von Getreide nach Pela aus dem Jahr B des Carinus und Numerianus: Μεμέτρ¢η¢ται καὶ διεστάλη πυροῦ γενήμ(ατος) τοῦ ἐνεστῶτος β (ἔτους) Καρείνου καὶ Νουμεριανοῦ Σεβαστῶν ἐπὶ θησ(αυροῦ) Πέλα ὀνόμ(ατος) Πλουτάρχου Σαραπίωνος δι(ὰ) Σαραπίωνος ἀρτάβ(αι) τριάκοντα [[πέντε]]\ἑπτά/, (γίνονται) (ἀρτάβαι) λζ. 5 Πλούταρχος καὶ ὡς χρημ(ατίζω) δε¢κά(πρωτος) σεσημ(είωμαι).7

8) P. Oxy. ΧΙΧ 2241, Col. I, 1–9 September 283 – August 284, Ort: Nomos Oxyrhynchites; Beginn einer Liste über Ertrag und Pachtzins von verpachteten Grundstücken aus dem Jahr B des Carinus und Numerianus: α [ἀπαιτή]σιμον ἐ¢κφορίων καὶ φόρων σιτ¢ικ(ῶν) ἐδαφῶ(ν) [τοῦ ἐνε]σ¢τ(ῶτος) β (ἔτους) τῶν κυρίων ἡμῶν Καρείνου [καὶ Νουμε]ρ¢ιανοῦ Σεβαστῶν. τὸ συντεθὲν 5 [ἐκ τῶν προ]τ¢(έρων) ἀπαιτησίμων κ¢α¢ὶ τῆς γενομένης [ὑπὸ Α¢ὐ¢ρ¢η¢λ¢ί¢ο¢υ¢] Σεουήρου τοῦ τῆς ο¢ὐσίας γεωμέτ(ρου) [ἐπισκ(έψεως) ἔστ]α¢ι ἢ καὶ ἐν μέρει ἄπεσται ὅ τι δ᾿ ἐν [τόμοις ἐγ]ν¢ώσθη ἠγνοημένον ὀφεῖλ(ον) ὁποτέ[ρως οἰκον]ομηθῆναι. ἔστι δέ.8

9) P. Oxy. LX 4072 September 283 – November 284, Ort: Sebennytes; eidliche Erklärung über die Lieferung von Getreide, adressiert an den Strategen Iulius Dubitatus Scylacius: Ἰουλίῳ Δουπιτάτῳ Σκυλακίῳ [γενομένῳ ὑπομνη-] ματογράφῳ διοικοῦντι τ[ὴν στρ(ατηγίαν) ± 9 ] Αὐρήλιος¢ [ . ]ί¢ττος ὁ καὶ Ἡρα¢[ ±8 καὶ ὡς χρη-] ματίζω βουλευτὴς τῆς λ¢α¢[μπρᾶς ±9 πό]5 λεως ἐπιμελητὴς κριθ[ῆς ἀποστελλομένης] ἐν Ἀλεξανδρείᾳ. (vac.) ὀμνύ[ω τὴν θείαν τύχην] τῶν κυρίων ἡ¢[μ]ῶ¢ν¢ Μάρκω[ν Αὐρηλίων Καρίνου] καὶ Νουμεριανοῦ Αὐ¢τοκρα¢τ[όρων αὐτόθι παρει-] ληφένε καὶ ἐνβεβλῆσθα¢[ι εἰς πλοῖον πολύκω-?] 6 7 8

Zur Herrschertitulatur vgl. Bureth, Titulatures impériales, S. 126. Nach Zeile 5 folgt das Fragment einer Empfangsbestätigung aus dem Jahr A Diokletians; zur Titulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 470, Nr. 192. Ab Zeile 10 und in Col. II folgt die Auflistung der auf den einzelnen Gütern erzielten Erträge und des Pachtzinses; die genaue Lesung der Zahlenangaben ist jedoch problematisch (vgl. P. Oxy. XIX, S. 121–122, Anm. zu den Zeilen 17–55), weshalb auf deren Wiedergabe hier verzichtet wurde. Zur Herrschertitulatur vgl. Bureth, Titulatures impériales, S. 126.

9.1 Papyri aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus 10 π¢ο¢ν¢ τοῦδε τοῦ νομο[ῦ ἀγωγῆς ἀρταβῶν κοσίων οὗ κυβερνήτ[ης ± 21 [ . ] . . ε . . υ ε . . . ενης κ[ ± 21 [ ± 11 ]..[ ± 24 ].9

±5

397

] ] ]

10) SB XIV 11549 = ZPE 20, 1976, S. 159–160, Nr. 2 September 283 – November 284, Ort: Heracleopolis; eidliche Versicherung über die Entgegennahme einer Schiffsfracht; Nachweis für den Strategen Aurelius Serenus: Αὐρηλίῳ Σ¢ε¢ρήνῳ στρατη¢[γῷ Ἡρακλεοπολίτου] παρὰ Αὐρηλίων Λυκαρίωνος¢ [ ± 17 ] ἀποδεδειγμένου γ[υ]μ¢ν(ασιάρχου) καὶ Δ¢ι¢ο¢[ ± 17 ] Ἡρακλέους πόλεως [ . . ] . . . . [ ± 28 ] 5 οἴνου ἀννώνης Θ¢η¢β¢αίδος. ὁμολ¢[ογοῦμεν ἐξ ἀλληλεγγὐ-] ης ὀμνύντες τὴν τῶν κυρίων ἡ[μῶν Μάρων Αὐρηλίων] Καρίνου καὶ Νουμεριανοῦ Σεβαστῶν τύχη¢ν¢ [παρειληφέναι] ± 12 ] καὶ [ἐμ]βεβλῆσθαι εἰς πλοῖα γ Ἀ¢κω¢ρ¢ιτ¢ικὰ [ ἀγωγῆς (ἀρταβῶν) Αχ κυβ(ερνήτης) Κολλοῦθ[ο]ς ἕτερον ἀ¢[γωγής (ἀρταβῶν) . . . ] 10 [κυβ(ερνήτης)] Σ¢αρμάτης καὶ τὸ λοιπὸν ἀγω(γής) (ἀρταβῶν) υ [κυβ(ερνήτης) ±8 [ ± 10 ]ω¢ν ἀ¢γγι( ) γρα¢ [ ± 20 ] [ ± 12 ] . . συν . . . [ ± 20 ].10

]

11) P. Fuad I Univ. 23 28. September 283, Ort: Hermopolis; Kaufvertrag über ein Haus sowie eine Wein- oder Ölpresse vom 30. Thoth im Jahr B des Carinus und Numerianus; Nachweis der Siegertitulatur Germanicus Maximus für Carinus (Zeile 20): [–]..[–] [ – ] . ωμεναι αν¢[ – ] . . [ – ] [ – ]τω Ἀμμωνίωνι δ¢[ – ] [ – ]οι δὲ τῇ¢ Τ¢ελῦτι καὶ α[ – ]ω¢ν¢ 5 [ – ] Ἑρμοῦ πολ ἐπ᾿ ἀμφόδου πό¢λ¢(εως) [ – ]ν¢ Ἀμμωνίωνα ἐπιτρέψαι [ – ] . . . . . [ . . . ]την οἰκίαν εναφικον πιεστή[ριον – ] . . . . . [ . . . ]ρ¢ιον η . . π¢ . γ¢ Φαῶφι [ – ] . . ωνι¢ων¢ τῇ ἀξιώσει ὁμολογοῦμεν 10 [ – Ἀμ]μων¢ίων ἐπιτετραπηκέναι σοι εἰς ενε¢. [ – ] . . . Τελῦτις μετὰ τὸν διετῆ χρόνον [ – ] . . . . αστησιν ἐκεῖθεν αὐτὸ τὸ πιεστήριο(ν) [ – ] . . . . . . ειν ἐκεῖ διὰ τὸ ἐπὶ τούτοις πρὸς ἀλλ[ή]λους [ – ]τ¢ων ἀναλωθησομένων εἰς τοὺς 15 . . . . [ – ]μ . . τ¢ο¢ὺ¢ς¢ ἐν τῷ καταγαίῳ στύλους καὶ εἰς τὰ ἄλλα . . . . υ¢ε¢ι¢ν¢ χρόνῳ γεινομένων ὑπ᾿ ἐμοῦ . . . . . . . . . κ¢α¢ὶ¢ ἡ ὁμολογία κυρία δισσὴ γραφεῖσα ὁμό-

9 10

Die Datierung ergibt sich aus den Namen der beiden regierenden Kaiser Carinus und Numerianus, auf die der Eid geschworen wird. Zum Strategen Iulius Dubitatus Scylacius vgl. Whitehorne/Bastianini, Strategi, S. 118. Nach Zeile 12 finden sich nur noch einige Spuren, danach bricht der Papyrus ab. Zu Aurelius Serenus vgl. Whitehorne/Bastianini, Strategi, S. 63; zur Datierung vgl. Sijpesteijn, More Remarks, S. 110–111, Anm. 52; BL VIII, S. 371; bei Sijpesteijn/Worp, Documents, S. 159, und in der Edition wird das Dokument zunächst in der Zeitraum von 282–284 datiert.

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9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

τυπος¢ πρὸς τ¢ὸ¢ παρ᾿ ἑκατέρῳ ἡμῶν εἶναι μοναχὴν κα[ὶ ἐπε]ρω¢τ¢η¢[θεὶς] ὡμολ(όγησα). (ἔτους) β¢ [ . ] . . Αὐτοκράτορος Καίσαρος 20 Μ¢ά¢ρ¢κ¢ο¢υ¢ Αὐρηλ¢ί¢ο¢υ¢ Καρίνου Γερμανικοῦ Μεγίστου καὶ Μάρκου Α¢ὐ¢ρ¢η¢λίου Νουμεριανοῦ τοῦ ἐπιφανεστάτου Κα¢ί¢σ¢α¢ρ¢ο¢ς Εὐσ¢[ε]βῶν Ε¢ὐ¢τυχῶν Σεβαστῶν Θὼθ λ . . . . . . . . . . . . . . . ω¢ν¢ο¢ς¢ εὐδοκῶ λ δη. . . . ο¢ς ἔγ¢ρ¢α¢ψ¢[α ὑπ]ὲρ αὐτοῦ μὴ εἰδότος γράμ25 μ¢α¢τ¢α¢.11

12) P. Cair. Isid. 33 26. Oktober 283, Ort: Karanis; Beleg über die Nachzahlung von Steuern aus dem Jahr 277/278 vom 28. Phaophi im Jahr B des Carinus und Numerianus: ἔτους β [τῶ]ν κυρί[ω]ν ἡμῶν Μάρκων Αὐρηλίων [Κα]ρείνου καὶ Νουμεριανοῦ Σεβαστῶν Φαῶφι κη. διέ(γραψεν) Πτολεμαῖος Πανκράτους τιμῆς πυροῦ 5 γ (ἔτους) Πρόβου Καρανίδος (δραχμὰς) χιλίας τετρακοσίας, (γίνονται) (δραχμαὶ) ′αυ.12

13) P. Sakaon 37 = P. Thead. 18 27. Januar – 25. Februar 284, Ort: Thraso; Gesuch vom Monat Mecheir im zweiten Konsulatsjahr des Carinus und im ersten Konsulatsjahr des Numerianus um Wiederaufnahme eines Verfahrens und Bitte um Weiterleitung der in Kopie beigefügten Eingabe, die bereits am 5. Hathyr im Jahr B (2. November 283) an den Präfekten Pomponius Ianuarianus gesandt wurde: [ . . . . . . . . . γενομένῳ ὑπομνηματ]ο¢γ¢ρά[φῳ] στρ(ατηγῷ)Ἀ¢[ρσι(νοΐτου)] [παρὰ Αὐρηλίων . . . . . . . καὶ Κηλη]τῆ ἀμφ¢οτέ[ρ]ων ἀφηλί[κων] τέκνων Καῆτ διὰ κηδεστρίας τῆς μητρὸς Αὐρ[η]λ¢ί¢α¢ς¢ Ἀρτ[έμιδος] Παησίο¢υ ἀπὸ κώ[μης Θρασὼ τοῦ Ἀρσινοΐτου νομοῦ]. ὧν π¢α¢ρ¢έ¢[σ]χη[κ]α βιβλειδίων τῷ διασημοτάτῷ ἡγεμόνι Πομπωνείῳ Ἰανουαρι¢α¢ν¢ῷ μεθ᾿ ἧ[ς ἔτ]υχον ὑπὸ τοῦ [μεγαλείου αὐτοῦ ὑπογραφῆς τὸ ἀντ]ίγραφον ἑξῆ[ς ὑ]ποτάξασα ἐπιδίδωμί σοι, ὑπομνηματογράφων ἄριστε, ἀ¢ξ¢[ι]ο[ῦσα] ἐ¢π¢ιστεῖλα[ί] σ¢[ε] τού[τ]ων τὸ ἴ¢σον δι᾿ ἑ5 [νὸς τῶν περὶ σὲ ὑπηρετῶν τῇ αἰτ]ιαθείσῃ ὑπ¢᾿ ἐ¢[μοῦ] Α¢ὐ¢ρηλίᾳ Ἀννουτίῳ ἵν᾿ ε¢ἰδέναι ἔχοιεν καὶ μὴ ἄγνοιαν ὑποτει[μωμέ]νη α¢[ . . ] . [ . . ] . ρωχ¢ο¢τα ἀ¢πὸ τοῦ [καταβαλεῖν δημόσια μετρήμα]τα κατὰ [τ]ὸ ἐπ¢ι¢βάλλον αὐτῇ δίμοιρον μέρος. διευτύχ[ει]. ἔστι δέ˙ [Πομπωνείωι Ἰανουαριαν]ῶι τ[ῶι] διασημοτάτωι ἐπάρχωι Αἰγύπτου [παρὰ Αὐρηλίων . . . . . . . καὶ Κηλητῆ] ἀμφοτ¢έ¢ρ¢[ων] ἀ¢φηλίκων τέκνων Καῆτ δι᾿ ἐμοῦ τῆς τούτων μητρὸς Αὐρηλίας Ἀρ[τέμιδος Π]α¢ησίο¢υ¢ ἀπ[ὸ κώμ]ης [Θρασὼ τοῦ Ἀρσινοΐτου νομοῦ. δικαι]οτάτην κ¢α¢[ὶ] ἔννομον ἀξίωσιν προσφέρω σοι ὑπὲρ τῶν ἀφηλίκων μου παίδ¢[ων, δέσποτά μ]ο[υ ἡγε]μώ[ν, δεο]μένη 11

12

Crawford, P. Fuad. I Univ. 23, S. 45, Anm. zu Zeile 19–20, räumt zwar ein, dass in Zeile 19 am allerwahrscheinlichsten die Jahresangabe B gelesen werden kann, was er aber wiederum bezweifelt, weil er den Tod des Carus in den Dezember 283 verlegt. Da Carus aber bereits im Juli 283 starb, wird man hier folglich von einer Datierung ins gemeinsame zweite ägyptische Regierungsjahr des Carinus und Numerianus ausgehen können. Zur Titulatur vgl. Peachin, Roman Imperial Titulature, S. 471, Nr. 196, der hier irrtümlicherweise jedoch P. Fuad. I Univ. 24 angibt; zur Datierung vgl. BL VII, S. 58; Mitthof, Ehrenprädikate, S. 111. In der Edition wird als Datum der 25. Oktober angegeben, was jedoch von Mitthof, Bemerkungen zur Datierung, S. 223, auf den 26. Oktober korrigiert wurde. Zur Herrschertitulatur vgl. Bureth, Titulatures impériales, S. 126.

9.1 Papyri aus der Regierungszeit des Carus, Carinus und Numerianus

399

10 [ ± 25 ]υ¢του ἀφήλικές μου παῖδες. πρᾶγμα τοῦτον ἔχι τὸν τρόπον˙·τοῦ κατὰ πατέρα αὐ[τῶν πάππου τῶν ἀπὸ κώμης Θρ]ασὼ [ ± 25 ] καταπατ¢ήσεως περὶ τὴν προκειμένην κώμην Θρασὼ δημοσίαν γῆν ὑπὲρ ἧς τε[λέσματα . . . . . . . . . . . . ]ως [ ± 25 τε]λ¢ε¢υ¢τήσαντος γοῦν τοῦ Σωτικεῖ ἐπὶ κληρονόμοις τέκνοις, λέγω δὴ τῷ προκειμένῳ τῶν τέκν[ων π]α[τρὶ Κ]α¢ῆ[τ . . . . . ]και [ ± 25 ]τ¢ι¢ Ἰσιδώ¢[ρ]ῳ καὶ Ἀννοῦτι, δέον γοῦν καὶ αὐτὴν τὴν Ἀννοῦν ὑπαντᾶν πρὸς τὸ ἱερώτατον ταμεῖον [ὥστε συ]ν¢βαλ¢[εῖν] κοινῇ [ ± 25 ] . τέκ¢νω¢[ν] μ¢[ου κ]α[τ]αδεοῦς ἡλικίας βούλεται διδόναι τὰ ἐπιβάλλοντα αὐτῇ δημόσια μετρήματ[α κ]α[γὼ ἐνο]χλουμένη καὶ 15 [ ± 17 ὑπὸ τῶν ἐν] μέρεσι δεκα[π]ρώτων ἀποδίδωμι τὰ ὑπὲρ αὐτῆς μετρήματα, ὡς κινδυνεύ[ειν] με μετὰ τῶν τέκνων τὴν ἰδίαν ἐν[καταλιπεῖν ± 15 ] . . ὅθεν τὴν πρὸς τοὺς πόδας σου καταφυγὴν ποιοῦμαι, δαιομένη καὶ παρακαλοῦσα ὑπὲρ ἀφηλίκων παίδων, ὅπως [κελεύσῃς τῷ τοῦ νομοῦ στρατηγῷ] ἢ ᾧ ἐὰν δοκιμάσῃ σου τὸ μεγαλεῖον ἐπαναγκάσαι τὴ[ν] Ἀννοῦν τελέσιν καὶ ἀποδώσιν τὰ ὑπὲρ τῆς γῆς διευθυνόμενα [ ± 25 με]τ¢α¢λαβομέν¢η¢ς τῆς πατρῴας αὐτῆς κληρονομίας· οὔ[τ]ω γὰρ δυνησόμεθα ὑ[π]ὸ σ¢[ο]ῦ¢ βεβοηθημένοι διὰ παντός [σοι χάριτας τὰς μεγίστας ὁμολογή]σειν. διευτύχει. ἔτους δεύτερον, Ἁθὺρ ε. τὴν τῶν τελεσμάτω¢ν ἀπαίτησιν 20 [ ± 20 στρ]ατηγῷ . . . . . τη κόλλ(ημα) λη τό(μου) α (2. Hand) [Αὐρήλιοι . . . . . . . καὶ Κηλητὴ]ς¢ ἀφήλικες διὰ τῆς μητρὸς ἐπιδεδώκαμεν. Αὐρήλιος Δίδυμος Ἀμμ[ω]νίου ἔγρ(αψα) ὑ(πὲρ) αὐτ(ῶν). (1. Hand) [ὑπατ]εί[ας τ]ῶν κυ[ρίων Κ]α¢ρ¢ί¢ν¢ο¢υ¢ κ¢α¢ὶ¢ [Νουμε]ριανοῦ Σεβαστῶν, Μεχ[είρ . . ].13

14) P. Sakaon 94 = P. Athen. 24 24. März 284, Ort: Thraso; Vertrag über den Verkauf von Gerste vom 28. Phamenoth im Jahr B des Carinus und Numerianus: ὁμολογοῦσιν Αὐρήλιοι Σαταβοῦς Παησίου μητρὸς Ἡρῶτος ὡς (ἐτῶν) νε οὐλὴ ὑπὸ ἀστραλῳ πο¢δὸς ἀριστεροῦ καὶ Ὡρείων Ἀηοῦτος μητρὸς Ἡρῶτος ὡς (ἐτῶν) μ οὐλὴ παρὰ ὀφρύει ἀριστερᾷ, ἀμφότεροι ἀπὸ κώμης 5 Θρασώ, Αὐρηλίῳ Διδύμῳ Πτολεμαί[ου] παλαιστροφύλακι καὶ ὡς χρηματίζει ἔχειν παρ᾿ αὐτοῦ¢ [τ]οὺς ὁμολογοῦντας διὰ χειρὸς ἀργυρίου δραχ[μ]ὰς τρισχι[λ]ίας, οὔσας λοιπὰς τειμῆς κριθῆς ἀρταβῶν τριάκοντα, ὧν καὶ τὴν ἀπόδοσιν ἐπάναγκον ποιήσονται οἱ ὁ10 [μολ]ογοῦντες Σαταβοῦς καὶ Ὡρείων ἐξ ἀλληλεγγ(ύης) [τῷ Παῧ]νι μ¢[ηνὶ] τ¢οῦ ἐνεστῶτος β (ἔτους) ἐπὶ τῆς [μητροπόλε]ως μέτρῳ [ . . ] τε¢τραχο[ι]νίκῳ ἑν¢δεκα[ . . . . . ἀνυ]περθέτως· καὶ ἐπὶ τῆς ἀπειτήσεως [γίνεσθαι τῷ] Αὐρηλίῳ Διδύμῳ τῆς πράξεως 15 [ἔκ τε τῶν ὁμο]λογούντων Σαταβοῦτος καὶ Ὡρείω[νος καὶ ἐκ τῶν ὑπαρχ]ό[ν]των αὐτοῖς πάντων καθά[περ ἐκ δίκης· καὶ ἐπερωτηθέντ]ε¢ς ὡμολόγησαν. [ἔτους β τῶν κυρίων ἡμῶν Μά]ρκων Αὐρηλίων [Καρίνου καὶ Νουμεριανοῦ Σεβασ]τῶν, Φαμενὼθ κη.

13

Zur Datierung vgl. BL VII, S. 176; zum Inhalt Hagedorn, Volljährigkeitsalter in Ägypten, S. 224–226, mit mehreren Korrekturvorschlägen.

400

9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

20 (2. Hand) [Αὐρήλιος Σαταβοῦς ἔσχο]ν¢ τὰς τοῦ [ἀργυρίου δραχμὰς τρισχιλίας – – – ] .14

15) P. Mich. IX 553 7. Mai 284, Ort: Karanis; Fragment des Vertrags über den Verkauf eines Esels vom 12. Pachon im Jahr B des Carinus und Numerianus: [ – δραχμὰς ἃς ἀπέσχον] παρ᾿ ὑμῶν ἐκ πλήρους [τῆς βεβαιώσεως ἐξακολουθούσης μοι ἀπ]ὸ παντὸς τοῦ ἐπελευσο[μένου. κυρία ἡ πρᾶσις καὶ ἐπερω]τηθεὶς ὡμολόγησα. [ἔτους . τῶν κυρίων ἡμῶν Μάρκ]ων Αὐρηλίων Καρείνου 5 [καὶ Νουμεριανοῦ – ] Παχὼν ιβ. [(2. Hand) – πέπρακα τὸ]ν προκείμενον ὄνον [καὶ ἀπέσχον τὴν τιμὴν καθὼς] πρόκειται καὶ ἐπερω[τηθεὶς ὡμολόγησα. . . . . . . . . . . . ]τ¢ος ὀπτίων ἔγραψα [ὑπὲρ αὐτοῦ γράμματα μὴ εἰδό]τος.15

16) Sel. Pap. II 426 = P. Oxy. VIII 1115 21. Mai 284, Ort: Oxyrhynchos; Weiterleitung eines Briefs vom 26. Pachon des Jahres B mit der Abschrift einer Eingabe vom 11. Januar 281 (16. Tybi, Jahr Σ des Probus) über die Lieferung von Brot für die annona durch den Strategen Aurelius Philiarchus Horion an den Präfekten Pomponius Ianuarianus:

5

10

15

20

14 15

16

Αὐρηλίῳ Φιλιάρχῳ τῷ καὶ Ὡρίωνι σ[τ]ρατηγῷ Ὀξυρυγχείτου παρὰ Αὐρηλίων Ἰσιδώρου καὶ Ἀσκληπιάδου καὶ Πλουτίνου ἀναπ[ομ-] πῶν ἄρτου. αἰτηθέντες ὑπὸ σοῦ ἐκ τῶν ἐπισταλέντων σοι ὑπὸ τοῦ διασημοτάτου ἡγεμόνος Πομπωνίου Ἰανουαριανοῦ καὶ τοῦ δι[α]σημοτάτου διοικητοῦ Αὐρηλίου [Πρωτέα] ἣν ἔχομεν αὐθεντικὴν [ἀποχ]ὴν οὗ ἀνηνέγκαμεν καὶ δι[αδεδώ]καμεν ἄρτου, ἐπιδίδομέν σοι τ¢ὴ¢[ν] προκειμένην αὐθεντικὴν ἀποχ[ὴν] καὶ ταύτης ἀντίγρα[φον ἀξι-] οῦντες ὑποσημειώσασθαί σ[ε] πρὸς τὸ καὶ ἡμᾶς τὸ ἀ¢[σ]φ¢[α]λ¢ὲς¢ ἔχ¢ει¢ν¢ [τῆς αὐ-] τῆς αὐθεντικῆς ἀποχῆς. Μίκκαλος ἐπὶ διαδόσεως ἀννώνης Ἰσιδώρῳ καὶ Ἀσκληπιάδῃ ἐπιμεληταῖς {ἐ[π]ιμεληταῖς} Ὀξυρυγχε¢ίτ[ο]υ. παραδ[ε]δώκατε ἐν τῇ Πανῶν πόλει κατὰ κέλευσιν Αὐρηλίου Πρ[ω-] τέα τοῦ κρατίστου διοικητοῦ ἀκολούθως αἷς ἐπηνέγκατε φ[ορ-] μαρίαις χωρήσασι στρ[ατιώ]ταις καὶ ναύταις ἄρτου . . [ . . . . . ] ους μυριάδας τρεῖς καὶ ὀκτακισχιλ[ίους τ]ετρακοσίους ἐνενήκοντα ἕξ, γί(νονται) μ(υριάδες) γ Ηυҁς. (ἔτους) ς τοῦ κυρίου ἡμῶν Αὐτοκράτορος Καίσαρος Μάρκου Αὐρηλίου Πρόβου Εὐσεβοῦς Σεβαστοῦ Τῦβι ἑκ’καιδεκάτῃ, Τῦβι ις. (2. Hand) Αὐρήλιος Φιλίαρχος ὁ καὶ Ὡρίων στρα(τηγὸς) Ὀξυρ[υ]γχ(ίτου) ἔσχον τὴν αὐθεντικὴν ἀποχὴν συμφωνοῦσαν πρὸς τὸ προτεταγμένον ἀντίγρα(φον) ἣν καὶ κατέπεμψα ὡς ἐκελεύσθη. (ἔτους) β Παχὼν κς.16

Zur Herrschertitulatur vgl. Bureth, Titulatures impériales, S. 125, der hier in Zeile 18 bzw. 19 fälschlicherweise Κάρου καὶ Καρίνου καὶ Νουμεριανοῦ liest, was am 24. März 284 unmöglich sein kann. Weil die genaue Jahresangabe fehlt, wird in der Edition alternativ das Jahr 283 oder 284 angegeben; da der Mai 283 aber sicherlich noch als das Jahr A des Carus und seiner Söhne gezählt worden wäre, und Carus hier nicht genannt wird, ist von einer Datierung ins Jahr 284 auszugehen. Zu Aurelius Philiarchus Horion siehe Pap. 24–25, vgl. Whitehorne/Bastianini, Strategi, S. 108.

9.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Papyri

401

17) PSI Congr. XXI 13, Col. II September – November 284, Ort: Oxyrhynchos; Dokument aus dem Jahr Γ des Carinus und Numerianus, das als Abschrift einer nach 284/285 verfaßten Eingabe an einen nicht genannten Präfekten Ägyptens beigefügt war; Nachweis der Siegertitulatur Persicus Maximus für Carinus und Numerianus (Zeile 26):

5

10

15

20

25

[ – ] . α¢ιωνι β(ενε)φ(ικιαρίῳ) ἐ¢π¢άρχου Αἰγ¢[ύπτου – ] [ – ]ας ὑ¢π᾿ ἐμο¢ῦ τοσ . . . . α¢ι¢ . . ο¢υσιου α . . . [ – ] [ – ]υ¢ στρατηγῷ βιβλίδι[ο]ν κατὰ τ¢ου . . . . [ – ] [ – σ]υ¢κο¢φ¢αντ¢ε¢ίας τὰ ἀ¢ν¢τίγ¢ρ¢α¢φ¢α¢ ως . ν¢ . ι¢δ¢ε¢[ – ] [ – ]ε¢θο¢ς¢ τῇ σῇ ἀ¢ν¢δ¢ρ¢είᾳ¢. ἔ¢σ¢τ¢ι δέ· Αὐ¢[ρηλίῳ ? – ] [ – ? τῶ]ν¢ Ῥω¢μαίων α¢[ . ] . οι[ . . ] . [ . ] . ρε . . . ν¢[ – ] [ – ] . [ . . ] συνῆ¢λθον . . . . ι . . . . . ε¢ι¢ν¢α . . . [ – ] [ – ? τ]ῶ¢[ν γ]ο¢νέ¢ω¢ν¢ ἔν τε¢ χρ¢υ¢σ¢ῷ κα¢[ὶ . . . . ] . [ – ] [–].ρ.......α...[–] [ – ] . μ¢[ . ]ο¢υ¢ρου ἀνεψιοῦ ο¢υ¢λ¢[ . ] . [ – ] [ – ] . . [λ]ειτουργίαν ευ¢[ . ]ν . . . [ – ] [ – ] . . ο¢ὐ μ[ό]νον τὸν χρυσ[ὸν . . . ]α¢ι¢[ . ] . [ – ] [ – ]α . . α . . ημετ¢ . . . . . δε¢[ . ]ξα¢[ . ] ἄ¢λ¢λ¢ο[ – ] [ – ] μ¢η¢δενὸς ὑπ᾿ α[ὐτ]ο¢ῦ¢ χρὴ τον¢[ . . ] . [ – ] [ – ] . . ι¢κια τῆς ἀδελ[φ]ῆς αὐτοῦ Ἡραΐδ¢[ος – ] [ – ] . . α¢τα . . ν¢ καὶ α . . . [ . ] . ν¢ οἵτιν¢ε¢ς¢ δ . . . [ – ] [ – ] . . απαντων π¢ρ¢ο¢ε¢νεγκάτω¢ κ . . . μ¢ . [ – ] [ – ] . . ἐν τῷ διετ¢η[ . ] . ρ . χρόνῳ καὶ ετ¢ . . [ – ] [ – ] τ¢ῶ¢ν¢ ἀ¢ρ¢χ¢ό¢ν¢των ε¢ἰ¢ μ¢ὴ ἔ{ιχ}χοιεν κατα[ – ] [ – ] . . [ . ] . . . . μηχ . . [ . . ] . α¢θων ἔρχεσθα¢[ι – ] [ – ] . . δ . τοῦτο ἀποδε¢ῖ¢ξ¢αι δύναιτο. ὁ γὰρ [ – ] [ – ] . λ . υθε . . . ι τῷ τη¢λ¢ι¢κ¢[ο]ύτῳ τολμήμ¢[ατι – ] [ – ]α¢ι¢ ἔνκλημα . . . πατε . α . α . λ¢η¢ρ¢ . [ – ] [ – ] . . την τοῦ διασ¢ημ¢ο¢τ¢ά¢[του ἡ]γεμόν¢[ος – ] [ – ] . αὐτοῦ δεξιάν. (ἔτους) γ Α¢[ὐ]τ¢ο¢κ¢ρατ[ό]ρ[ων – ] [ – Π]ερσικῶν Μεγίστων Ε¢ὐ¢[σε]β¢ῶ¢ν Ε¢[ὐτυχῶν – ] [ – ] . . κ¢ρ¢ω¢ν ἔγρ(αψα) ὑ(πὲρ) α(ὐτοῦ) μὴ¢ ε¢ἰ¢δ¢(ότος) γρ(άμματα) . . . [ – ].17

9.2 ZUSÄTZLICH ZU BERÜCKSICHTIGENDE PAPYRI 18) P. Col. VI 123 = SB VI 9526 Nach dem 14. März 200, Ort: vermutlich Tebtynis im Nomos Arsinoites (Fayum); Abschrift einer Sammlung kaiserlicher Reskripte (ἀποκρίματα), die erstmals am 18. Phamenoth im Jahr Η des Septimius Severus in der Stoa des Gymnasions von Alexandria publiziert wurden: ἐν Ἀλεξανδρείᾳ ἀντίγραφα ἀποκριμάτων τεθέντων ἐν τῇ στοᾷ τοῦ γυμνασίου η (ἔτους) Φαμενὼθ ιη·(2. Hand) Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ Λούκιος [Σεπ]τίμιος Σεουῆρος Εὐσεβὴς Περτίναξ Ἀραβικὸς Ἀδιαβηνικὸς Παρθικὸς μέγιστος

17

Zur Datierung vgl. Coles, PSI Congr. XXI, S. 77; in Zusammenhang mit den anderen beigefügten Dokumenten und der in den Zeilen 25–26 teilweise erhaltenen Herrschertitulatur im Plural kann es sich bei dem genannten Jahr Γ nur um das dritte ägyptische Regierungsjahr des Carinus und Numerianus handeln.

402

9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

5 Σεβαστὸς καὶ Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ Μάρκος Αὐρήλιος Ἀντωνεῖνος Σεβαστὸς (1. Hand) Οὐλπίῳ Ἡρακλάνῳ τῷ καὶ Καλλινείκῳ τὰς ἐπιβληθείσας Ἀλεξανδρεῦσι ἢ Αἰγυπτίοις ζημίας τῇ δωρεᾷ χρόνον προσαγα[γό]ντες ἀνήκαμεν. Ἀρτεμιδώρ[ῳ] τῷ καὶ Ἀχιλλῖ. 10 τοῖς ἐγνωσμένοις συνκαταθέμενος βραδέως μέμφῃ τὰ δόξαντα. Αὐρηλίοις Ἀρτεμιδώρῳ καὶ Ἀνουβίωνι καὶ ἄλλοις. τοῖς ἐγνωσμένοις πίθεσθαι. Κιλ . [ . . ]δις τῷ καὶ Μίδᾳ διὰ Φιλοκράτους υἱοῦ. 15 ὥσπερ ἀνατραπῆναι τὴν πρᾶσιν τῶν ὑποθηκῶν οὐ δικαίως ἀξιοῖς οὕτως ἀπολαβεῖν σε τὴν νομὴν τῶν χωρὶς συνβάσεως κατεχομένων πρὸς βίαν χωρίων ὁ ἡγούμενος τοῦ ἔθνους κελεύσι . . [ . ]θαλγη Ἀμβρ¢ήλου διὰ Ἀβδομάνχου υἱοῦ. 20 ἀργύριον γυναῖκες δανίζεσθαι καὶ ὑπὲρ ἄλλων ἐκτίνιν οὐ κωλύονται ι¢θ¢ ὁμοίως προ¢ετέθη ἐν τῇ αὐτῇ στ¢ο¢ᾷ [Ἀ]πόλλωνι Ἁρνεκτώτου καὶ ἄλλ[ο]ις. αἱ περὶ τῶν ἐπισκέψεων κρίσις κοινῇ παρέσχεν 25 πρόνοιαν Αἰγυπτίοις. Αὐρηλίῳ Σαρ[α]πίωνι. τὰς ἱε[ρ]ω[σ]ύ¢νας ἐκ μητρῴου γένους εἰς διατοχὴν κατέρχεσ[θ]αι πρώην ἐκωλύσαμεν. Π¢[ρ]όκλῳ Ἀπολλ[ω]νίου. 30 τοὺς γεγρ[α]μμένους κληρονόμους, καὶ κὰν αἱ διαθῆκαι π[ε]πλάσθαι λέγωνται, τῆς ν[ο]μῆς οὐκ ἔστιν δίκα[ι]ον ἐκβληθῆναι. φροντ[ί]σουσιν δὲ οἱ τὰ[ς] δίκας ἐπιτετραμμένοι καλέσαι τοὺς εὐ[θ]υνομένους εἴ γε τὸ πρᾶγμά ἐστιν ἐν τῇ 35 τάξει τῶν διαγνώσεων. Κρονίῳ Ἡρακλείδου. αἱ πρόσκαιροι νόσοι τῶν πολιτικῶν οὐκ ἀπαλλάσουσιν λιτουργιῶν, καὶ οἱ ἀσθενεῖς δὲ τῷ σώματι λιτουρ[γ]οῦσιν ἐὰν τῇ φροντίδι τῶν οἰκίων πραγμάτων 40 ἐξαρκῖν δύνωνται. κ ὁμοίως· Διοσκωρω Ἡφαιστίωνος καὶ Πιεσῆϊ Ὀσίριος καὶ ἄλλοις. ἀργύριον ἀντὶ πυροῦ καταβάλλιν ὑμᾶς ἐκω45 λύσαμεν. Ἰσιδώρῳ Δείου. τὰ μὲν ὑπὸ Κόμωνος τετολμημένα Φλουεϊος Πλαυδιανὸς ὁ κράτιστος ἔπαρχος τῶν στρατοπέδων καὶ οἰκεῖος ἡμῶν 50 ἐξετάσι. πρὸς δὲ Ἀπίωνα τὸν τελώνην, εἰ μὴ κοινωνῖ τῶν ἐνκλημ[ά]των Κόμωνι, τὸν ἡγούμενον τοῦ [ἔ]θνους ἕξ¢ε¢ις δικα[σ]τήν. [Ἰσ]ιδώρῳ τῷ καὶ Ἡ¢ρα¢κλ[είδ]ε¢ι¢ [διὰ [Ἀ]πολλωνου τῆς πατρῴας κληρονομίας ἀποστὰς καὶ 55 τὴν ἐκ τῆς ἡλικίας οὐ[κ] ἔχων βοήθειαν τῷ νόμῳ τῶν πράσεων, ἐπὶ τὴν οὐσίαν δεδημεῦσθαι φῄς, πείθ[ο]υ.

9.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Papyri

403

. [ . . ]ελαθήῳ Καιρένου. ἐὰν τοῖς ὀρφανοῖς ἐπιτρόπους λ[ά]βῃς 60 ἔξωθεν τάξεως, ὑπὲρ τῶν χωρίων πρὸς τοὺς νεμομένους δικαστὴς δοθήσεται.18

19) P. Oxy. LI 3613 30. August – 28. September 279, Ort: Oxyrhynchοs; Edikt des Präfekten Hadrianus Sallustius über die Bezahlung der Reparaturen in den Thermen von Alexandria vom Monat Thoth im Jahr Ε des Probus:

5

10

15

20

25

Ἁδριάνιος Σαλλούστιος ὁ διασημότατ[ος ἔπαρχος] Αἰγύπτου λέγει. προσταχθὲν ὑπὸ . [ . . ] . . . . . [ . . . .] τῶν βεβουλευκότων ἕκαστον ἐν τῇ λ¢αμπροτάτῃ Ἀλεξανδρέων πόλει ἀπὸ τοῦ δευτέρου ἔτους τῆς Αὐρηλιοῦ τοῦ ἐν θεοῖς βασιλείας, διατριβόντων τε οὐκ ἐπὶ τῆς πόλεως μόνης, ἀλλὰ καὶ ἐν ἅπασιν τοῖς τῆς Αἰγύπτου νομοῖς, τάλαντον εἰσκομίσαι πρὸς τὴν τῶ[ν ± 15 ] . ω¢ν θερμῶν ἐπισκευήν, π¢ [ ± 17 ἐπ] [[ . ]]\ὶ/ τῶν ὄντων ἑκασταχοῦ [ ± 16 ]ς διὰ γραμμ[άτων] δεδήλωκα, [ ± 15 ]ησει τινας γεγ[ο-] νότας κατὰ τὴ[ν ± 9 δια]τρείβιν, ἀναγκα[ί-] ως διὰ τούτου μ¢[ου τοῦ διατάγμ]α¢τος προαγορεῦσαι τούτοις ἔκριν[α φανεροὺ]ς¢ ἑαυτοὺς ὡς ἐντα\ῦ/θα, εἰ ἀναπογ[ραφοί εἰσιν, κ]αταστ¢ῆ¢σ¢αι καὶ τὴν . . . . θεῖσαν τοῦ α[ ± 8 κ]α¢τὰ το¢ὺ¢ς¢ δημοσίου¢[ς] τῆς πόλεως λό[γους] . . . . [ . . ] . αι, εἰδότες ὅτι εἰ μ[ὴ] [δι]ά¢ τε τῆς ἀπογραφῆς καὶ τῆς κα¢[ ± 15 ] [ . . ] . ησεως φανεροὺς ἑαυτοὺς [ ± 15 ] [ . . ] . ν εἴσω τριάκοντα ἡμερῶν [ ± 14 ] [ . . . . ]σ¢ον τῆς βουλευτικῆς ἀξίας . [ ± 14 ] [ . . . ] . αν ἑαυτοῖς λογιοῦνται προς[ ± 14 ] [προ]σ¢ηκόντως ὡς τοῦ τε κοινοῦ . [ ± 12 ] [ . . . ]τ¢ος καὶ τῆς ἡγεμονικῆς κελεύσε[ως ±8 ] [ . . ] π¢επληρωκότες. πρόθες. [ ] (2. Hand) (ἔτους) ε Πρόβου Σεβαστοῦ, Θώθ. (vacat) 27–33: Kurzschrift.

20) P. Oxy. XIV 1713 21. Oktober 279, Ort: Oxyrhynchοs; Vertrag über die Auszahlung eines Darlehens vom 23. Phaophi im Jahr E des Probus; frühester Nachweis der Siegertitulaturen Persicus Maximus und Germanicus Maximus für Probus (Zeile 21): Αὐρή[λιος] Σερῆνος ὁ καὶ Σαραπίων ἀπὸ τῆ[ς λ]αμπρᾶς καὶ λαμπροτάτης Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως Αὐρηλίῳ Ἁρποκρατίωνι καὶ ὡς χρηματίζει χαίρειν. 5 ὁμολογῶ ἐσχηκέναι παρὰ σοῦ ἐν παραθέσει ἀργυρίου Σεβαστοῦ καινοῦ νομίσματος τάλαντα ἑκατὸν τεσσαράκοντα ὀκτὼ δραχμὰς χειλίας διακοσίας ὀγ{ο}δοήκοντα, 18

Vgl. dazu die Übersetzungen bei Rowlandson, Women and Society, S. 55–56; Evans-Grubbs, Women and the Law, S. 59, vgl. auch BL VIII, S. 88, und BL IX, S. 60.

404

9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

γ(ίνονται) (τάλαντα) ρμη (δραχμαὶ) Ασπ, ἅπερ σοι ἀποκαταστήσω 10 ὁπόταν αἱρῇ ἀνυπερθέτως ἢ τῷ ὑπ[ὸ] σοῦ διαπεμφθησομένῳ ἢ καὶ κατὰ μέρος ἐπιστείλαντός σου καθ᾿ ἑκάστην δόσιν γράμματα ὁμολογίας ὧν βουληθείης ἐξοδιασθῆναι, εἰς δὲ τὴν συνπλήρωσιν τοῦ προκειμένου 15 παντὸς κεφαλαίου ἀναδιδόντος σου ἢ ἀποστέλοντός σου ἐμοὶ δι᾿ οὗ πέμπεις ἐπὶ τὸ ὑπόλοιπον τοῦ ἀργυρίου ταῦτά μου τὰ γράμματα. κύρια τὰ τῆς παραθήκης γράμματα ἁπλᾶ γραφέντα ὄντα μου ἰδιόγραφα, καὶ ἐπερωτηθεὶς 20 ὡμολόγησα. (ἔτους) ε Αὐτοκράτορος Καίσαρος Μάρκου Αὐρηλίου Πρόβου Περσικοῦ Μεγίστου Γοττικοῦ Μεγίστου Γερμανικοῦ Μεγίστου Εὐσεβοῦς Εὐτυχοῦς Σεβαστοῦ Φαῶφι κγ.19

21) SB III 7206 Juli 282 – November 284, Ort: Oasis Magna; eine an den Präfekten Pomponius Ianuarianus adressierte Beschwerde über die Konkurrenz im Gewerbe der νεκροτάφοι: [Πομπωνιῶι] Ἰανουαρι[α]νῶι τῶι δι[ασ]ημο[τάτωι ἡγεμό]νι παρ¢[ὰ Α]ὐρηλίων Τμέρσι[ος καὶ . . . . τ]ῶν νεκροτάφων ἀ[π]ὸ¢ τοπαρ[χίας Κύσεως] τῆς Ἱβιτῶν πόλεως τῆς με5 [γάλης Ὀάσεω]ς. εἰ καί τινες ἄλλοι, [ἡ]γ¢εμών, [ . . . . . . . . . . ]αν πασχ . [ . . . ], ἀλλόφυλ[οι] μ¢ᾶ¢λ¢λ¢ο¢ν¢ [ . . . . . . . . . τ]ῇ ἀσθεν[εί]ᾳ τῆς φύσεως πολλ¢[ – – ] [ . . . . . . . . . . ] ὑπὸ τῶν [δυν]ατωτέρων υ¢π¢ο¢ι¢ς¢ [ . . . . . . . . . . ]λ¢λα πάσ[χοντ]ες συνεχῶς ὑπὸ τῶν 10 [ . . . . . . . . . . ]ν καὶ μὴ . [ . . . ]ημεναι ἅπαντα ν¢ι [ . . . . . . . . . κ]ατὰ καιρὸ¢[ν γ]εινόμεν[ο]ς ἡμῖν [ . . . . . . . . . . ]οτε τῶν προκειμένων κα¢ὶ¢ [ . . . . . . . . . . ]σειμεν [ . . ]εσπετεα[ . . ] . . . . [ – ] . . [ – ]ε¢δ¢ι¢ι¢ε¢[ – ].20

22) PSI Congr. XXI 13, Col. IV 5. oder 13. Juli 282, Ort: Oxyrhynchοs; Dokument vom 11. oder 19. Epeiph im Jahr Ζ des Probus, das als Abschrift einer nach 284/285 verfassten Eingabe an einen namentlich nicht genannten Präfekten Ägyptens beigefügt war; Nachweis für Pomponius Ianuarianus als Präfekt von Ägypten im Juli 282 und für seinen Vorgänger Hadrianus Sallustius: κατὰ Π¢ο¢μ¢π¢η¢[ΐα]ς¢ Ἡλιοδώρας. Πομπωνίῳ Ἰανουαριανῷ τῷ διασημοτάτῳ ἐπ[άρχῳ Αἰγύπτου] 19

20

Die Siegertitulatur Persicus Maximus bzw. Parthicus Maximus erscheint für Probus noch auf einer Reihe weiterer Papyri: Pap. 22–23; außerdem noch in P. Cair. Isid. 93; P. Fuad. I Univ. 22; P. Laur. IV 163; P. Lond. III 1243; P. Oxy. X 1256; XII 1562; XIV 1631; 1638; 1694; P. Oxy. Hels. 42; PSI VII 807; P. Stras. IV 264, vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 82–83. Die in der Edition angegebene Datierung an den Beginn des 4. Jahrhunderts wird in BL V, S. 99, auf 283/284 korrigiert; einziger Anhaltspunkt hierfür ist jedoch nur der genannte Präfekt Ianuarianus, so dass dessen gesamte Amtszeit für die Datierung in Frage kommt, siehe Kapitel 7.3, Νr. 17. Zeile 1 wurde nach der DDBDP sb, 3, 7206 wiedergegeben.

9.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Papyri

5

10

15

20

25

405

παρὰ Αὐρηλίου¢ Κλαυδιαν¢ο¢ῦ¢ τοῦ καὶ Σαραπάμμω[νος ± 10 τῆς λαμπρᾶς] καὶ λ[α]μπροτάτης Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως. δίκη[ς ± 23 ] πρὸ[ς] Ἡ¢λ¢ιοδώραν Ἁρ¢μο¢νίαν Ἀ¢λ¢ε¢ξ¢( ) καὶ Σερῆνον γραμμ[ατέα? ± 14 ] ἥ¢ρ¢[πα]σαν μου κτηνῶν καὶ . . . [.] . . . . χρεωστοῦσι [ ± 22 ] κ . . π¢α¢ρ᾿ αὐτῶν ὀφείλοντος ἐκπράττεσθαι α¢ . [ ± 20 ?Μο-] ± 15 τοῦ προδιελ-] ν¢ί¢μ¢ῳ τῷ γενομένῳ διοικητῇ κατ¢᾿ ἐ¢μ¢οῦ ἐπιτ . [ θό¢ν¢τος μηνὸς Παχὼν τὰ γενόμενα ἐξ ἀντικ¢[αταστάσεως ἐπὶ τοῦ τῆς] διασημοτάτης μνήμης Σαλλου[στίου ± 30 ] της μεταγενέστερα τῶν Σαλλουσ[τίου] . [ ± 25 στρα-] τ¢ηγ¢ή¢σαντος. ἀναγνόντος . . . . . ἐξ ὑ¢π¢ο¢μ¢ν¢[ηματισμοῦ? ± 16 ] . . . . κατειλῆφθαι π¢α¢ρ¢ὰ¢ τ¢ὴ¢ν¢ ὑπὸ Κου[α]δράτο¢υ¢ [ . . . ] . . . α¢ναν¢α¢ . [ ± 11 ] [?Σαλλο]υ¢σ¢τ¢ίου ἀ¢π¢[ο]φάσει ἐν¢α¢ντία¢ κρῖναι κ¢α¢ὶ¢ πάντα α¢ὐτῇ συναξάμενο¢ς¢ [ὁ σ]τρατηγὸς ἀ¢[νέ]π¢ε¢μ¢ψεν ἐ¢π¢ὶ¢ τὸ σὸν μεγαλεῖον καὶ ἔκτοτε προσεδρεύοντος [ ± 5 ] . . . . [ . ] . . [ ± 5 ] τῶν ἀντιδίκων ἐληλυθέναι πολυπρα[ ± 5 ] . . . . . νων αὐ¢τ¢ . . τῷ σ¢υνήθει παραλογισμῷ¢ χρω¢μένην [καὶ σ]υ¢νειδότι δι᾿ ἐπιστολῆς ἀνενηνοχέναι καὶ ἀντίγραφα α . [ ± 3 ] [ ± 6 ] . . ου γὰρ μεγαλε¢[ . . ] . . [ . ] . κ¢ε¢λ¢ευ . εις τῇ τάξει ταῦτά μοι ἐκδοθῆναι [ ± 6 ] . θῆναί τ¢ε¢ ἐπὶ ὑ[πομν]η¢μάτων τῷ λαμπρῷ σου δικαστηρίῳ [ ± 6 ]τ¢¢ω¢ πράγματι π¢ρ¢[ ± 4 ]ντα παρατιθέμενον καὶ ἀναδιδάξο(ν)[τα τὸ σὸ]ν¢ μ¢ε¢γ¢α¢λ¢εῖον¢ τ . [ ± 5 ] . . τ¢ὴ¢ν¢ κατ᾿ ἐμοῦ δυναστείαν πλούτου [ ± 22–23 ] . . [ . ] μηδενὶ προχωρεῖν. διευτύχ[ει.] [ ± 30 ]ω¢ . . (ἔτους) ζ Ἐπεὶφ ι . [ [ – .21

23) ZPE 173, 2010, S. 182–183, Fr. 1 September – November 282, Ort: Oxyrhynchοs; Vertrag über den Verkauf der syrischen Sklavin Zonena nach vorheriger Überprüfung (ἀνάκρισις) durch den Strategen Septimius Apollonius Leonides aus dem Jahr Η des Probus; Beleg der Siegertitulatur Persicus Maximus für Probus (Zeile 2): [(ἔτους) η Αὐτοκράτορος Καίσαρος Μάρκου Αὐρηλίου Πρό]βου Γοθι¢[κο]ῦ¢ Μεγίσ¢[τ]ο¢υ¢ [Περσι]κ¢ο¢ῦ¢ Με[γίσ]του Γερμ[ανικο]ῦ¢ Μεγίστο¢υ{ς} Εὐσεβο¢[ῦς] [Εὐτυχοῦς Σεβαστοῦ Monat Tag ] ἐ¢ν τῇ λ¢α¢μ¢[πρ]ᾷ κα[ὶ] λαμ[π]ρ¢[ο]τάτῃ Ὀξυ¢ρυ¢γ[χ]ε¢[ιτ]ῶ¢ν [πόλ]ει ἐπὶ Αὐρη¢λίου Ἀγ¢α¢θείνου [τοῦ καὶ Ὡριγένους ἀσχολουμένου ὠνὴν ἀγο]ρ¢ανομείου καὶ μ¢νημονί¢ου¢ (vacat) [ἐπρίατο Αὐρηλία Ἀϊᾶς μετὰ κυρίου ± 7 ] . ι¢ [ . ]ς¢ τοῦ καὶ Ἰ¢[σ]χ¢υρίω¢νο¢ς καψ¢αρίου λεγειῶνος δε¢υ¢τ¢έ¢ρας [Τρ]α¢ϊανῆς Προβιανῆς Ἰσχυρᾶς παρὰ¢ 5 [Αὐρηλίου Μαξίμου τοῦ δεῖνος – ] . . [ . . ]ἐν Πηλουσίῳ ἀποσυσταθέντος ὑπὸ Αὐρηλίου Κατ¢[τα]βου Διο¢κλέoυς ἀπὸ κώ¢μης Σιαν [ ± 20 ἀκολούθως τ]ῷ ἀποσυστατικῷ π¢ερὶ τοῦ ἀποδ¢όσθαι τὴν ἑξῆς δούλην κε¢[χρο] ν¢ισμένω¢ εἰς¢ τὸ ἐν¢ε¢στ¢ός η¢ (ἔτος) μηνὶ Θοθ [ ± 30 ] . υμεν¢ . . [ . . . . . ] ο¢ὗ ἀ(ντίγραφον) ἐξ¢ῆς¢ ὑποτέτακται, μετὰ συνβ[ε]β¢¢α¢ι¢[ωτ]ο¢ῦ¢ Αὐ¢ρηλίου Δημετρ¢ί¢[ο]υ . ρ . ο[ . . ] . . . μητρός [τῆς δεῖνος ἀπὸ τῆς Ὀξυρυγχειτῶν πό]λ(εως), ἐν ἀγυρᾷ [τήν ὑ]πάρχου¢[σαν] τ¢ῷ Κατταβῳ ὠν¢ηθε¢ῖ¢σ[αν ὑπ᾿] α¢ὐ¢τοῦ ἐν Τά¢νει ἀρχ[αἰᾳ] κ¢α¢ὶ σεμ¢ν¢οτάτῃ [ ± 30 ]μενων τ[ . . . ] παρὰ Α¢ὐ¢[ρ]ηλίου Ζήνωνος Αβ¢[ . . ]ν¢αδ . [ . ] ἀπὸ κώμη¢ς Βα¢σρρ¢αθσοβε [ὁ]ρί¢ο¢υ ὀρίου Ἐλευθεροπό(λεως) 10 [ ± 30 ]ς αὐτῆς δο¢[ύλ]ην ὀνόματι Ζονεναν ἐπ¢ικ¢εκλημ[έ]ν¢η¢ν Ζωὴν γέν¢ει Σύραν ὡς (ἐτῶν) ιβ με[ ± 30 ] . ν ἥνπερ ἀ¢[να]κριθεῖσαν ὑπὸ τ¢οῦ τοῦ Ὀξυρυ(γχίτου) νομοῦ [σ]τ¢ρ¢ατηγοῦ Σεπτιμίου Ἀπολλωνίου τοῦ καὶ Λε21

Zur Datierung vgl. Coles, PSI Congr. XXI, S. 77–78.

406

9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

[ωνίδου καθ᾿ ἃ ἐπέδωκεν αὐτῷ ἡ ὠνουμ]ένη βιβλία, [ὧ]ν τὸ ἐπὶ ὑ¢π¢[ο]γραφῇ τοῦ στρατ(ηγοῦ) Ἀ¢ϊᾶς ἔσ¢χ¢ε¢ [π]α¢ρ᾿ ἑαυτῇ πρό[ς] ἀσφάλειαν, αὐτότι παρ[είληφεν ἡ Ἀϊᾶς παρὰ τοῦ Μαξίμου τὴν] δ¢ούλην Ζονε¢[ν]α¢ν ἐπικεκ¢λ¢ημένην Ζωὴ¢ν οὖσαν ἐ¢κ¢τὸς ἱε¢ρᾶς νό¢σου καὶ ἐπαφῆς διπλῷ [χρήματι ἀκολούθως οἷς ἀνέδωκεν αὐτῇ] ἀσφαλείοις. τ[ιμ]ῆ¢ς τῆς συμ¢[π]ε¢φωνημένης¢ πρὸς ἀλλή[λου]ς τῆς π¢ροκειμ¢ένης δούλης Ζωῆς 15 [ἀργυρίου Σεβαστοῦ νομίσματος δραχμῶν] μ¢υριάδ¢ων τ¢[ρι]ῶν καὶ τ[ρι]σ¢χ¢ιλίων, αἵ ε[ἰσι]ν¢ ἀ¢ρ¢γυ¢ρίου [τάλ]α¢ντα πέντε¢ καὶ δραχμαὶ τρισχίλ¢ια¢[ι.] [ἃ αὐτόθι ἀπέσχεν ὁ Μάξιμος παρὰ τῆ]ς¢ ὠνουμέν¢[ης] ἐ¢κ¢ π¢λ¢ή¢[ρο]υ¢ς. ἄπερ ἀπ¢[οκατα]σ¢τή[σει τ] ῇ ἰ¢[δί]α¢ α¢ὐτοῦ π¢ί¢στει τῷ προ¢τε¢ταγμ[έ[νῳ Κατταβῳ ± 27 ] . . [ . . . . . . ] . . [ . . . . . ] . . αὐτο[ . . . . . . . . ] . ω¢ . . [ . . . . . ] . η¢ . . εν . . . ω . . [ . . ] . [ – [ ± 50 ] . . . [ – .22

24) P. Mich. XI 610 28. September – 27. Oktober 282, Ort: Oxyrhynchοs; Pachtvertrag über Land zum Anbau von Flachs vom Monat Phaophi im Jahr Η des Probus; vorletzter Nachweis der Herrschaft des Probus in Ägypten und Beleg der Siegertitulatur Persicus Maximus für Probus (Zeile 44–45):

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Ἐ¢μίσθωσε¢ν Αὐρήλιος Πλούταρχος ὁ καὶ Ἀμμώνιος γυμνασιαρχήσας βουλευτὴς τῆς λαμπρᾶς καὶ λαμπροτάτης Ὀξυρυγχειτῶν πόλεως Αὐρηλίῳ Κοπρεῖ Παποντῶτος μητρὸς Θεωνίδος ἀπὸ τῆς αὐτῆς πόλεως κωμαστῇ προτομῶν τοῦ κυρίου ἡμῶν Πρόβου Σεβαστοῦ καὶ Νίκης αὐτοῦ πρὸς μόνον τὸ ἐνεστὸς η (ἔτος) ἀπὸ τῶν ὑπαρχόντων αὐτῷ περὶ τὸ Ἰσῖον Παγγᾶ τὰς ἐξ ἀπηλιώτου κτήματος Νέπωτος ἐν τόπῳ καλουμένῳ Πεκ\λ¢/βθ ἐν δυσὶ τόποις ἀρούρας [ . . . ] ἐκ γεωμετρίας ὥστ[ε ταύ-] τας καταθεῖναι ἐν λ[ινο-] καλάμῃ, φόρου κατ᾿ ἄ[ρου-] ραν ἀνὰ δραχμὰς χ[ιλί-] Dieser papyrologische Beleg fehlt bei Kreucher, Kaiser Probus, S. 82, verständlicherweise, da er erst 2010 publiziert wurde. Zur Siegertitulatur Persicus Maximus und Parthicus Maximus für Probus vgl. S. 446, Anm. 1849. Benaissa gibt als Datierung den Zeitraum von September 282 bis April 283 an, da er als terminus ante quem von P. Oxy. I 55 (Pap. 2) ausgeht, allerdings wird die Nachricht vom Herrschaftsantritt des Carus spätestens November/Dezember 282 auch Ägypten erreicht haben, so dass eine Datierung zwischen September und November 282 wahrscheinlicher sein dürfte. Zu dem Kaufvertrag gehören noch zwei weitere Fragmente, auf deren Wiedergabe hier verzichtet wurde. Zu Septimius Apollonius Leonides siehe Pap. 1, vgl. Whitehorne/Bastianini, Strategi, S. 109.

9.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Papyri

407

ας ἑξακοσίας . βεβαιο[υμέ-] 25 νης δὲ τῆς μισθώσε¢[ως] ἀκίνδυνος ὁ φόρο¢[ς] παντὸς κ¢ιν[δ]ύνου, [τῶν] τῆς γῆς δημοσίων [ὄν-] των πρὸς τὸν γεοῦχ[ον] 30 κυριεύοντα τῶν [καρ-] πῶν ἕως τὸν φόρο[ν] ἀπολάβῃ. ἐπάναγκες ἀποδότω ὁ μεμισθωμένος τὸν φόρ[ο]ν τῷ Ἐπεὶφ μη35 νὶ τοῦ ἐνεστῶτος η (ἔτους) ἀνυπερθέτως, τῆς πράξεως οὔσης παρά τε τοῦ μεμισθωμένου ὡς καθήκει. κυρία ἡ μίσθωσις περὶ 40 ἧς ἐπερωτηθεὶς ὁ μεμισθωμένος ὡμολόγησεν. (ἔτους) η [Αὐτο]κράτορος Καίσαρος Μάρκου Αὐ¢ρ¢η¢λ¢[ίου] Π¢ρ¢ό¢β¢ο¢υ Γοθεικοῦ Μεγίστου Περσικοῦ 45 Μεγίστου Γερμανικοῦ Μεγίστου Εὐσεβοῦς Εὐτυχοῦς Σεβαστ[ο]ῦ Φ¢α¢ῶ¢φι. (2. Hand) Αὐ¢ρ¢ή¢λ¢ι¢ο¢ς¢ Πλούταρχος ἔσχον¢ τ¢ούτου τὸ ἴσον.

25) P. Oxy. L 3569 28. Oktober – 26. November 282, Ort: Oasis Parva; Schreiben des Strategen Aurelius Horion an den Epistrategen Septimius Diodorus vom Monat Hathyr im Jahr H des Probus; letzter Nachweis für die Herrschaft des Probus in Ägypten: [ . . . . ιμίῳ Διοδώρ]ῳ τ¢[ῷ] κ¢ρ¢ατίστῳ ἐπιστρατήγῳ Αὐρήλιο[ς] Ὡ¢ρίων γενόμενος ὑ¢πομνηματογράφος στρατηγὸς Ὀάσεω¢[ς] Ἑ¢π¢[τὰ] Νομῶν χαίρειν. 5 τὸ¢[ν μη]ν¢ιαῖον λ¢ό¢γ¢ον ἀργυρικὸν καὶ γεν[ι]κ¢ὸ¢ν καὶ¢ τ¢ο¢ὺ¢[ς γ]εν¢ομένους ἐπ᾿ ἐμ¢ο¢ῦ¢ [ὑπ]ο¢μ¢ν¢η¢μα¢τ¢ι¢σ¢μοὺ¢ς διμήνου Θὼθ Φα¢ῶφι τοῦ ἐνεστῶτος η (ἔτους) τοῦ κυρίου ἡμῶν Μάρκου Αὐρηλίου 10 Πρόβου Σεβαστοῦ πέμψας σοι κύριέ μου καὶ οἷς ἄλλοις δέον ἐστίν, γράφω ἵν᾿ εἰδῇς. (2. Hand) [ – ἐρ]ρῶσ¢θ¢αί σε εὔχομαι [ – ] κύριέ μο¢υ. 15 (1. Hand) [(ἔτους) η τοῦ κυρίου] ἡ¢μῶν Μάρκου Αὐ¢ρηλίου [Πρόβου Σεβαστοῦ] Ἁθ[ὺρ] . [ Rückseite (1. Hand ?) [ – ]ιμίωι Δ¢ιοδώρ¢ωι.23 23

Der Stratege Aurelius Horion könnte vielleicht mit dem späteren Strategen des Nomos Oxyrhynchites Aurelius Philiarchus Horion identisch sein, siehe oben Pap. 16 und Pap. 25, vgl. Whitehorne/Bastianini, Strategi, S. 86; S. 108.

408

9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

26) P.Oxy. XII 1456 Dezember 284 – Dezember 285, Ort: Oxyrhynchοs; eidliche Versicherung vor Gericht zu erscheinen; Nachweis für den Präfekten Marcus Aurelius Diogenes und für den Strategen Aurelius Philiarchus Horion: [Αὐ]ρηλίῳ Φιλιάρχῳ τῷ καὶ Ὡρίωνι στρα(τηγῷ) Ὀξ(υρυγχίτου) [Α]ὐρήλιος Ζοϊλᾶς Θεογένους μητ(ρὸς) Ταύριος [ἀ]πὸ τῆς λαμπρᾶς καὶ λαμπροτάτης Ὀξυρυγ[χ]ειτῶν πόλεως. ὀμνύω τὴν τοῦ κυρίου 5 [ἡμ]ῶν Γαίου Οὐαλερίου Διοκλητιανοῦ [Καί]σαρος Σεβαστοῦ τύχην ἐμφανῆ ἐμαυ[τὸ]ν¢ καταστήσα¢σθαι τῷ διασημοτάτῳ [ἡ]μῶν ἡγεμόνι Μάρκῳ Αὐρηλίῳ [[Σα¢λ¢]] Δ¢ι¢ο¢γένει ἐνθάδε εὐτυχῶς ἐπιδημήσαν10 [τ]ι ἢ καὶ ἐν τῷ ἀστυγείτονει νομῷ, καὶ δικά[σ]ασθαι ἐπ᾿ αὐτοῦ πρὸς τοὺς ἀπὸ τοῦ νομοῦ [ . ] . . ι¢ ὧ¢δ¢ε¢ γενομένους κωμάρχα¢ς¢ ἐ¢π¢ι¢σ¢[ . . . . . . . . ]ς¢ ἕνεκεν ἧς¢ οὐ δ[εόντως ?] – .24

27) P. Bodl. I 166 Dezember 284 – April 286, Ort: unbekannt; Prozeßbericht; Nachweis für den Präfekten Marcus Aurelius Diogenes:

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[Μάρκος Αὐρήλιος Διογέν]ης ὁ διασημό¢[τ(ατος)] ἔ¢π¢αρχ(ος) [Αἰγύπτ(ου) εἶ(πεν)·] [ – ] . . τ¢ων . . . [ . . ]τητα ε . [ – ] [ – ] χρυσᾶ ἄλλα ε¢[ἴκο]σι ὀκτὼ [ – ] [ – ἐὰ]ν ὁμολόγ¢ητ¢α¢ι¢ ὡς ἄρα εἴκ¢[οσι ὀκτὼ χρυσᾶ – ] [ – ] γ¢αμβρὸς¢ μου ⁄ Διογ¢έ¢[νης ὁ διασημότ(ατος) ἔπαρχ(ος) εἶ(πεν)·] [ – τοῦ α]ὐτοῦ δρόμου ε¢ἰμ¢ι ⁄ Δι¢[ογένης ὁ διασημότ(ατος) ἔπαρχ(ος) εἶ(πεν)·] [ – ] . ου Σιλουαν¢[ὸ]ς εἶ(πεν)· εβ[ – ] [ – Διογένη]ς¢ ὁ διασημό¢τ¢(ατος) ἔ¢παρχ(ος) Α[ἰγύπτ(ου) εἶ(πεν)·] [ – ] ⁄ Διογένης ὁ δια¢σ¢ημότ(ατος) ἔπ¢[αρχ(ος) Αἰγύπτ(ου) εἶ(πεν)·] [ – ]ει Γ¢[ε]λ¢ασίου ἀπαιτ¢[ο]ύμενοι [ – ] [ – σπε]κου¢λάτορος ἵνα ὑπηρετήσῃς vacat (?) . . [ – ] [ – ]χομ¢εν πρᾶγμα, οὗτος πρὸ ἡμῶ¢ν ἐ¢σ¢τιν ον¢[ – ] [ – ]ι¢ς¢ εἶ (πεν)· ὑμεῖς αὐτῷ τὸ ἀργύριον [ἐ]δώ[κ]ατε α¢[ – ] [ – ἔπαρ]χ¢ο¢ς¢ Αἰγύπτ(ου) Σιλου¢[α]νῷ· εἰ Λ[ο]υκ[ . . . ] φ¢ερ¢ο[ – ] [ – ἀρ]γύριον ἀπαιτήσῃ¢; Ἀπεκρ(ίνατο)· Καὶ οὗτ¢οι ε . [ – ] [ – ] . οχῆς ἐποιοῦμ¢ε¢ν ⁄ Διογένης ὁ δια¢[σημότ(ατος) ἔπαρχ(ος) Αἰγύπτ(ου)εἶ(πεν)·] [ – ] τὸ ἀνάλωμα ἔχ¢ω ⁄ Διογένης ὁ δια¢[σημότ(ατος) ἔπαρχ(ος) Αἰγύπτ(ου)εἶ(πεν)·] [ – τ]ῷ¢ σπεκουλάτορι¢ δίδοτε ὑπὲ¢[ρ – ] [ – ἀλ]λὰ τοῦτο οὐκ ἐκ¢ κωμοδίων λ¢[ – ] [ – λαμ]β¢άνω, ἀλλ᾿ ἐξ αὐτῶ[ν] τὸ κωμόδιον . [ – ] [ – ἐπέ]τ¢αξε ἕσθαι. Αὐ[τ]ῷ εἶ(πεν)· ἐκτὸς ω¢[ – ] [ – ἀρ]γ¢ύριον ἀπαιτῆσ[α]ι¢. Ἀπεκρ(ίνατο)· οὐ [ – ] [ – ἔπαρχ(ος) Αἰγύ]πτ(ου) αὐτῷ εἶ(πεν)· ἀλλὰ νῦν α[ – ] [ – ] χρημάτων¢ καὶ μένε τα[ – ].25

Da der Eid auf Diokletian allein geleistet wird, ist das Dokument wahrscheinlich vor der Erhebung des Maximian zum Augustus zu datieren. Die Datierung ergibt sich aus der Amtszeit des Präfekten Aurelius Diogenes, vgl. P. Bodl. I, S. 299, Anm. zu Zeile 1.

9.2 Zusätzlich zu berücksichtigende Papyri

409

28) P. Panop. Beatty 2, 161–167 8. Februar 300, Ort: Panopolis; Anweisung zur Auszahlung eines Donativs an eine Abteilung berittener Bogenschützen für den dies imperii des Diokletian am 20. November (Zeile 162) und dessen Geburtstag vom 13. Mecheir im Jahr ΙΣ des Diokletian: ἄλλων β κομισθεισῶν δι(ὰ) τ¢[ῶν ἐγγεγ]ραμμένων, Μεχεὶρ κδ. μιᾶς · Αὐρήλιος Ἰσίδωρος ἐπίτροπος τῆς κατωτέρω Θηβαίδος Ἀπολιναρίῳ στρατηγῷ κ¢αὶ ἀποδέκταις¢ χ¢[ρημάτω]ν¢ Πανοπολίτου χαί(ρειν). τοῖς ὑπὸ Οὐαλέριον πραιπόσιτον [ἱππεῦσι] σαγιτταρίοις διακειμένοις ἐν κάστροις τῆς Ποτεκόπτου φροντίσατε ἐξοδιάσαι ὑπὲρ δωνατίου τῆς πρὸ δ¢ε¢κ¢α¢δύ¢ο¢ κα¢λανδ¢ῶ¢[ν Δεκε]μ¢βρίων κρατήσεως τοῦ δεσπότου ἡμῶν Διοκ[λητιανοῦ] τοῦ πρεσβυτέρου Σεβαστοῦ τῆς εὐτυχεστάτης ζ καὶ ς ὑπατείας τῶν δεσποτῶν ἡμῶν Διοκλητ¢ιαν¢οῦ¢ κ¢α¢ὶ¢ Μα¢ξιμιανοῦ¢ [Σεβαστ]ῶ¢ν δηναρίων μυριάδας τριάκοντα καὶ δισχιλίας π¢[εντακοσ]ίας¢ ἀττικάς· καὶ ὑπὲρ δ¢ωνα¢τ¢ί¢ο¢υ τῆ¢ς¢ πρὸ δέκα μιᾶς¢ κ¢α¢λανδῶν Ἰανουαρίων γε¢ν¢ε¢θ¢λίου τοῦ α¢ὐτ¢ο¢ῦ¢ [δεσ]π¢ό¢τ¢ου ἡμ¢[ῶν Διοκ]λ¢ητιανοῦ τοῦ πρεσβυτέρου

165 (Col. VII) τῆς αὐτῆ¢ς¢ ὑπα¢τείας δηναρίων μυριάδας τριάκοντα¢ λ καὶ δισχιλίας πε¢[ντακοσία]ς¢ ἀ¢τ¢τ¢ι¢κ¢ά¢ς¢, ὁ¢μοῦ τὰς συναγομένας δηναρίων μυριάδα¢[ς ἑ]ξ¢ήκοντα κα¢ὶ¢ πεντακισχιλίας ἀ¢ττικὰς καὶ ταύτ¢ας παραδοῦναι Οὐαρθαν . [ . . . . . . . ] καὶ Μαξίμῳ ἱππεῖ ὀπινιάτορσι καὶ ἄποχα δέξασθ¢αι παρ᾿ αὐτῶν ἐπὶ τῇ ἀπαρι¢θμήσ¢ει γράμματα. ἐρρῶσθαι ὑμᾶς εὔχομαι πολ¢[λοῖς χρό]νοις. ις (ἔτους) καὶ ιε (ἔτους) καὶ η (ἔτους), Μεχεὶρ ιγ.

29) P. Panop. Beatty 2, 168–175 8. Februar 300, Ort: Panopolis; Anweisung zur Auszahlung eines Donativs an die ala II Herculia dromedariorum für den dies imperii des Diokletian am 20. November (Zeile 170) und dessen Geburtstag vom 13. Mecheir im Jahr ΙΣ des Diokletian: ἄλλης. Αὐρήλι[ο]ς¢ Ἰσίδωρος¢ ἐ¢πίτροπος τῆς κατωτέρω Θηβαίδος Ἀπολιν[αρίῳ στ]ρατηγῷ καὶ ἀποδέκταις χρημάτων Πανοπολίτου χαί(ρειν). τοῖς ὑπὸ Εὐδαίμονα ἔ¢π¢αρχον ἱππεῦσιν εἴλης β Ἡρκουλίας δρομεδαρίων δι[ακειμέ]νοις ἐν Τοετὼ καὶ Ψινάβλα φροντίσατε ἐξοδιά¢σ¢αι ὑπὲρ δωνατίου 170 τῆς πρὸ ιβ¢ καλανδῶν Δεκεμβρίων κρατήσεως τοῦ δεσπότου ἡμ¢[ῶν Δι]οκλητιανοῦ τοῦ πρεσβυτέρου Σεβαστοῦ τῆς εὐτυχεστάτης ζ καὶ ς ὑπατείας τ¢ῶν δεσποτῶν ἡμῶν Διοκλητιανοῦ καὶ Μαξιμιανο[ῦ Σεβασ]τ¢ῶν¢ δηναρίων μυριάδας πέντε καὶ τρισχιλίας ἑπτακοσίας πεντήκον¢τ¢α ἀττικάς, καὶ ὑπὲρ δωνατίου τῆς πρὸ δέκα μιᾶς καλα[νδῶν Ἰ]α¢νο¢υ¢αρίων γενεθλίου τοῦ αὐτοῦ δεσπότου ἡμῶν Διοκλητια¢ν¢ο¢ῦ τοῦ πρεσβυτ¢έρου Σεβαστοῦ τῆς αὐτῆς ὑπατείας δηναρίων μυριάδας [πέντ]ε¢ καὶ τρισχιλίας ἑπτακοσίας πεντήκοντα ἀττικάς, ὁμοῦ τὰς συναγομ¢ένας δην¢α¢ρίων μυριάδας δέκα καὶ ἑπτακισχιλίας [πεντ]α¢κοσίας ἀττικάς, καὶ ταύτας παραδοῦναι Πε¢τεησίῳ¢ (δεκαδάρχῳ) ὀπι¢ν¢ι¢175 άτορι καὶ ἄπο¢χα δέξασθ[αι] παρ᾿ αὐτοῦ ἐπὶ τῇ ἀπαριθμήσει γράμματα. [ις (ἔτους) κ]α¢ὶ¢ ιε (ἔτους) καὶ η (ἔτους), Μεχεὶρ ιγ.

30) P. Panop. Beatty 2, 186–191 18. Februar 300, Ort: Panopolis; Anweisung zur Auszahlung eines Donativs an eine Legionsabteilung, die aus verschiedenen Einheiten der im Osten stationierten Legionen zusammengezogen worden war, für den dies imperii des Diokletian am 20. November (Zeile 187–188) vom 23. Mecheir im Jahr ΙΣ des Diokletian:

410

9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

ἄλλης. Αὐρήλιος Ἰσίδωρος ἐπίτροπος τῆς κατωτέρω Θηβαίδος Ἀπολιναρίῳ στρ¢[ατηγῷ] κ¢αὶ ἀποδέκταις χρημάτων Πανοπολ(ίτου) χαί(ρειν). τοῖς ὑπὸ Μουκιανὸν πρ¢αιπόσιτον στρατιώταις οὐιξιλλ¢α¢τίωνος λεγεώνων διαφόρων ὀριενταλίων διακειμένοις¢ [ἐν κάστρ]οις τῆς Ποτεκ¢όπτου φροντίσατε ἐξοδιάσαι ὑπὲρ στιπενδίου τῆς¢ πρὸ ιβ καλανδῶν Δεκεμβρίων κρατήσεως τοῦ δεσπότου ἡμῶν Διοκλητιαν¢οῦ τοῦ π¢ρε[σβυτέρου] Σεβα¢σ¢τ¢ο¢ῦ¢ τῆς εὐτυχεστάτης ζ καὶ ς ὑπατείας τῶν δεσπότων ἡμῶν Διοκλητιανοῦ κ¢α¢ὶ Μαξιμιανοῦ Σεβαστῶν δηναρίων μυριάδας διακοσίας τε¢σ¢σαρά¢κ[οντα ἐν] ν¢έα καὶ ἑξακισχιλίας διακοσίας πεντ¢ή¢κοντα ἀττικὰς καὶ ταύτας παραδοῦ¢ν¢α¢ι 190 (Col. VIII) Δρακοντίῳ (ἑκατοντάρχῳ) ὀρδινάτῳ καὶ Χωρικί¢[ῳ σιγνι]φέρι ὀπινιάτορσι καὶ ἄποχα δέξασθαι παρ᾿ αὐτῶν ἐπὶ τῇ ἀπαρι[θμ]ήσει γράμματα ἐπ᾿ ἐμὲ δὲ ἀνενεγκεῖν. ἐρρῶσθαι ὑμᾶς εὔχ[ομαι πο]λλοῖς χρόνοις. ις (ἔτους) ιε (ἔτους) η (ἔτους), Μεχεὶρ κγ.

31) P. Panop. Beatty 2, 197–203 25. Februar 300, Ort: Panopolis; Anweisung zur Auszahlung eines Donativs an die equites promoti der legio II Traiana für den dies imperii des Diokletian am 20. November (Zeile 199) und dessen Geburtstag vom 1. Phamenoth im Jahr ΙΣ des Diokletian: ἄλλων β κομισθ(εισῶν) διὰ τῶν ἐγγεγραμμένων, Φ[αμενὼ]θ β. Αὐρήλιος Ἰσίδωρος ἐπίτροπος τῆς κατωτέρω Θηβαίδος Ἀπολιναρίῳ στρατηγῷ καὶ ἀποδέκταις χρημάτων Πανοπολίτου χαί(ρειν). φρ[οντίσατε] ἐξοδιάσαι ἐπ᾿ αὐτῆς ὥρας ἧς ἂν δέξησθε τὰ παρ᾿ ἐμοῦ γράμματ[α κατὰ κ]έλευσιν τοῦ κυρίου μου Δόμνου τοῦ διασημοτάτου καθολικοῦ Λεοντίῳ πραιποσίτῳ ἱππέων προμώτων λεγεῶνος β Τραϊανῆς δια[κειμέν]ω¢ν ἐν Τεντύρᾳ ὑπὲρ πραιτερίτου δωνατίου τῆς μὲν πρ¢[ὸ δεκαδ]ύο καλενδῶ¢[ν] Δεκεμβρίων κρατήσεως τοῦ δεσπότου ἡμῶν Διοκλητιανοῦ τοῦ πρεσβυτέρου Σεβαστοῦ τῆς εὐτυχεστάτη¢ς¢ ζ καὶ ς ὑπα[τείας τ]ῶν δεσποτῶν 200 ἡμῶν Διοκλητιανοῦ καὶ Μαξιμιανοῦ Σ[εβαστῶν] δηνάρια δισχίλια πεντακόσια, καὶ ὑπὲρ δωνατίου τῆς πρὸ δέκα μιᾶς καλενδῶν Ἰανουαρίων γενεθλίου τοῦ αὐτοῦ δεσπότου ἡμῶν [Διοκλη]τιανοῦ Σεβαστοῦ τῆς αὐτῆς ὑπατείας δηνάρια δισχίλια [πεντακό]σια, καὶ ὑπὲρ στιπενδίου καλενδῶν Ἰανουαρίων τῆς εὐτυχεστάτης ὑπατείας τῶν δεσποτῶν ἡμῶν Κωνσταντίου καὶ Μαξιμια¢[νοῦ τ]ῶ¢ν ἐπιφανεστάτων Καισάρων δηνάρια μύρια ὀκτακισχίλια, [ὁμοῦ τὰ]ς συναγομένας δηναρίων μυριάδας δύο καὶ τρισχιλίας ἀττικὰς διὰ Μάρωνος (ἑκατοντάρχου) καὶ Ἀμμωνίου ἱππέως ὀπινιατόρων καὶ ἄπο[χα δέξασ]θαι παρ᾿ αὐτῶν ἐπὶ τῇ ἀπαριθμήσει γράμματα. ἐρρῶσ[θαι ὑμᾶς] ε¢ὔχομαι πολλοῖς χρόνοις. ις (ἔτους) καὶ ιε (ἔτους) καὶ η (ἔτους), Φαμενὼθ α.

32) P. Panop. Beatty 2, 259–265 27. Februar 300, Ort: Panopolis; Anweisung zur Auszahlung eines Donativs an eine Abteilung der legio II Traiana für den dies imperii des Diokletian am 20. November (Zeile 260) und dessen Geburtstag vom 3. Phamenoth im Jahr ΙΣ des Diokletian: ἄλλων θ κομισθ(εισῶν) Φαμενὼ[θ . . α. Αὐρ]ή¢λιος Ἰσίδ¢ωρος ἐπίτροπος τῆς κατ¢ωτέρω Θηβαίδος Ἀπολιναρίῳ στρατηγῷ καὶ ἀποδέκταις χρημάτων Πανοπολί¢τ¢ου χαί(ρειν). τοῖς ὑπ[ὸ Τίντω]ν¢α πραιπόσιτον 260 στρατιώταις λάγχιαριοις ο[ὐιξιλλατίωνο]ς λεγεῶνος β Τραιανῆς διακειμένοις ἐν Πτολεμαίδι φροντίσατε ἐξοδιάσαι ὑπὲρ δωνατίου τῆς¢ π¢ρ¢ὸ¢ ιβ¢ καλ¢ε¢ν¢δῶν Δεκεμ¢β[ρίων κρα]τ¢ήσεως τοῦ δεσπότου ἡμῶν Διοκλη¢[τιανοῦ] τ¢οῦ πρεσβυτέρου Σεβαστοῦ τῆς εὐτυχεστάτης ζ καὶ ς ὑπατείας τῶν δεσποτῶν¢ ἡμῶν Διοκλητι¢α¢νοῦ καὶ Μαξι¢μ¢ι¢α¢ν¢ο¢ῦ¢ [Σεβαστῶν δηναρ]ίων μυριάδας ἑκατονεννέα καὶ ἑπτακ¢[ισχιλίας] πεντακοσίας ἀττικάς. κα\ὶ/ ὑπὲρ δωνατίου τῆς πρὸ δέκα μιᾶς καλενδῶν Ἰανουα¢ρ¢ίων γενεθλίου τοῦ αὐτοῦ δεσπό¢τ¢ο¢υ¢ ἡμῶν Διο¢[κλητιανο]ῦ¢ τοῦ πρεσβυτέρου

9.3 Papyri und Ostraka mit unsicherer Datierung

411

Σεβαστοῦ τῆς αὐτῆς ὑπατείας [δηναρί]ω¢ν μυριάδας ἑκατὸν ἐννέα καὶ ἑπτακισχιλίας πεντακοσία¢ς¢ ἀττικάς, ὁμοῦ τὰς συναγομένα¢ς¢ δηναρ¢ίων¢ μ¢υριάδας διακ[οσίας δεκα]εννέα καὶ πεντακισχιλίας ἀττικάς, καὶ τ¢[αύτας] π¢αραδοῦναι Ἀνουβίωνι (ἑκατοντάρχῳ) σουπερνουμεραρίῳ καὶ Σαραπίωνι [ἱ]ππεῖ ὀπινιάτορσι καὶ ἄποχα δέξα¢σ¢θαι παρ᾿ αὐ¢τ¢ῶν ἐπὶ τῇ ἀπα¢[ριθμήσει] γράμματα. ἐρρῶσθαι 265 ὑμᾶς εὔχομαι πολλοῖς χρόν¢[οις. ις (ἔτους)] καὶ ι¢ε (ἔτους) καὶ η¢ (ἔτους), Φαμενὼθ γ.

33) SB XXII 15794 = ZPE 106, 1995, S. 229–230, Nr. 22 25. Februar – 26. März 301, Ort: Karanis, Papyrus; Papyrusfragment vom Monat Phamenoth im Jahr ΙΖ Diokletians, auf dem der Name des Annius Diogenes, procurator der Heptanomina, genannt wird; Nachweis für den dies imperii Diokletians am 20. November (Zeile 7–8): Spuren einer Zeile μένων ἐπὶ¢ Ἑρμο¢[ καὶ Σαραπίωνος ἀπ[ ἐπιμελητῶν ἀργυ¢[ρίου 5 χρημάτων τραπεζ¢[ Ἀννίου Διογένους [ πρὸ ιβ Καλανδῶν¢ [ Διοκλητιανοῦ τοῦ π[ ὑπατείας τῶν δε[σποτῶν ἡμῶν Κωνσταντίου καὶ Μαξιμιανοῦ τῶν] 10 ἐπιφανεστάτων [Καισάρων τὸ γ – πρὸ] ια Καλανδῶν Ἰανο[υαρίων τοῦ πρεσβυτέρου σε . [ (δηναρίων) (μυριάδας) ξ¢β¢ (δραχμάς) Ζσν α . [ ἢν καῖ δις-] σήν σ¢οι ἐξεδώκα[μεν 15 (ἔτους) ιζ ις καὶ θ Φαμε¢[νὼθ .

9.3 PAPYRI UND OSTRAKA MIT UNSICHERER DATIERUNG 34) SB VI 9037 = O. Mich. I 442 Vermutlich September – November 282, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide aus der Ernte des Jahres Ζ eines nicht genannten Herrschers durch Manes, Sohn des Maron: θη(σαυροῦ) ὁρ(ιο)δ(εικτίας) Καρ(ανίδος) γεν(ήματος) ζ (ἔτους) ὀν(όματος) Μάνον Μάρωνος δι(ὰ) κτη(νῶν) Ἰβιῶ(νος) δι(ὰ) Νειλάμμωνος ὄνοι δεκαπέντε, σάκ(κοι) ιε, πυρ(οῦ) ῥυπ(αροῦ) ἀρ(τάβαι) τεσσαράκοντα ἑπτά, 5 (πυροῦ) ῥ(υπαροῦ) μζ (ἔτους) . . . . . . κδ¢.26 26

In SB VI 9037 wird das Jahr 291/292 vorgeschlagen, doch nach der Ansicht von Bagnall/Worp, Chronological Notes, S. 224, und nach BL VIII, S. 339, ist das Dokument vor Diokletian zu datieren; hier käme nach einem Jahr Z entweder das kurze Jahr H des Probus oder das Jahr A des Carus in Betracht; nach SB könnte die fehlende Jahresangabe als ζ oder η gelesen werden. Manes, Sohn des Maron, erscheint auf einer ganzen Reihe weiterer Ostraka (Ost. 44; 47; 49; 55–56; außerdem in O. Mich. I 159; 379; 389 und 399), wobei sich nur O. Mich. I 159 durch eine exakte Jahresangabe auf 286/287 datieren lässt (γ (ἔτους)] καὶ β (ἔτους) / [Διοκλητιανοῦ]). Bei Liesker/Worp, Datings, S. 185–186, Anm. 15, wird zwar die Richtigkeit der Lesung des Namens Μ¢άν¢ η ¢ ς¢ in O. Mich. I 159 bezweifelt (vgl. BL X, S. 293), jedoch wurde dieses Dokument nach

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9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

35) P. Corn. Inv. Nr. 78 = Neugebauer/Hoesen, S. 61, Nr. 282 Nach dem 13. September 282, Ort: unbekannt, Papyrus; Fragment des Horoskops einer Person, die am 16. Thoth 282 geboren wurde: ἀγαθῇ Τύχῃ γένεσις α (ἔτους) Καρίνου Θὼθ ις (ὥρα) ἀρχὴ θ (ὥρα) Ὑδρηχόω Ζεὺς σελήνη Καρκίνῳ 5 Ἀφροδίτη Λεόντι ἥλιος Ἑρμ¢ῆς Παρθένῳ Κρ¢όν¢ος Το¢[ξό]τη – .27

36) P. Sakaon 77 = SB VI 9614 = RPh 28, 1954, S. 199 = P. Cair. IFAO 78 (non vidi) Nach Oktober 282 – August 283, Ort: Theadelphia, Papyrus; Liste über geleistete Steuerzahlungen aus den Jahren Σ und Ζ eines nicht genannten Herrschers und dem darauf folgenden Jahr Α eines ebenfalls nicht genannten Herrschers: Θεαδελφ(είας) διακόπ(ων) Διων(υσιάδος) λοι(παὶ) (δραχμαὶ) υοδ ἀννών(ης) α (καὶ) β γαρ(ηροῦ) (δραχμαὶ) σλ πλατυπηγ(ίων) ς (ἔτους) (δραχμαὶ) σ 5 τι(μῆς) θηρίων ζ (ἔτους) (δραχμαὶ) ος α (ἔτους) (δραχμαὶ) λθ δέρματα νβ δ′ η′ βὐρσα α.28

37) O. Mich. I 130 26. Januar – 24. Februar möglicherweise 283 oder 285, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Zahlung von 27 Drachmen aus dem Monat Mecheir im Jahr A eines nicht genannten Herrschers: (ἔτους) α Μεχ(εὶρ) ἀριθ(μήσεως) Τῦβι διέγρ(αψε) Γερμανὸς Γεμέλλου ὑπ(ὲρ) ἀ¢ρο¢υ¢(ρῶν) Καρ(ανίδος) (δραχμὰς) κζ.

38) O. Mich. I 401 13. Februar, möglicherweise 283, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide aus der Ernte des Jahres Z eines nicht genannten Herrschers vom 19. Mecheir: γενή(ματος) ζ (ἔτους) θησαυροῦ ὁριο-

27

28

dem Kommentar in der DDBDP o. mich. 1, 159, offenbar zwischen anderen Ostraka des Manes gefunden. Sollte die Lesung in O. Mich. I 159 richtig sein, dann wird sich die Tätigkeit des Manes auf die Regierungszeit des Probus, des Carus und seiner Söhne sowie auf die erste Hälfte der Regierungszeit Diokletians konzentriert haben, vgl. Bagnall/Worp, Chronological Notes, S. 224. Im Papyrus wird fälschlicherweise das Jahr A des Carinus angegeben, doch zählte man im September 282 noch das Jahr H des Probus, während im September 283 bereits nach dem Jahr B des Carinus und Numerianus gezählt wurde. Da das Horoskop vermutlich später erstellt wurde, dürfte es sich hier um eine Vereinfachung des Schreibers handeln, der das kurze Jahr H des Probus mit dem Jahr A des Carus bzw. des Carinus gleichgesetzt hat, vgl. auch Bureth, Titulatures impériales, S. 125. Zur Datierung vgl. Rémondon, Nouveau document, S. 199–210; Rea, Review, S. 296; BL VII, S. 176; Kreucher, Kaiser Probus, S. 59–62 mit Anm. 76; 93 und 119.

9.3 Papyri und Ostraka mit unsicherer Datierung

413

δει(κτίας) Καρανίδος Ἀπύγ’χις Κοπρῆ διὰ καμή(λων) Ψενύρεως σ¢ά¢κ(κους) τέσσαρας, 5 γ(ίνονται) δ. Μεχεὶρ ιθ.29

39) O. Mich. I 131 25. Februar – 26 März 283, 269 oder 285, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Zahlung von 16 Drachmen für die annona aus dem Monat Phamenoth im Jahr A eines nicht genannten Herrschers. (ἔτους) α Φαμενὼθ διέ¢γρ(αψαν) Νεῖλος Πτολλᾶ καὶ Σαταβοῦς υἱὸς ὑπ(ὲρ) ἀ¢ν¢ν(ώνης) α¢ (ἔτους) κ(ώμης) Καρανί(δος) δραχ¢(μὰς) δεκαέξ, γ(ίνονται) (δραχμαὶ) ις.30

40) O. Mich. I 361 22. März, möglicherweise 283, 276 oder 285, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide vom 26. Phamenoth im Jahr A eines nicht genannten Herrschers: θ¢(ησαυροῦ) ὁ¢ρι(οδεικτίας) κ(ώμης) Καρ[ανίδος] γ[ενήματος. ἔτους] ὀνό(ματος) Ἀμμωνίου Παπέειτος δι(ὰ) Πτολλαρίο¢ν¢ο¢ς¢ ὄν(ο ) [ . . . . . ] (ἔτους) α Φαμε(νὼθ) κς.31

41) O. Mich. II 888 27. März – 24. April 283 oder 276, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide aus der Ernte des Jahres Σ vom Monat Pharmouthi im Jahr A eines nicht genannten Herrschers: διὰ κτηνῶ¢ν¢ [ – ] γεν(ήματος) ς (ἔτους) σάκ[κους – ] Πτολλᾶς Σ[ωκράτους]. (ἔτους) α Φαρμ[οῦθι – ].32

42) P. Oxy. XII 1564 Nach März 283, Ort: Oxyrhynchοs, Papyrus; Horoskop einer Person namens Pichime, die am 27. Phamenoth im Jahr A des Carinus geboren wurde: Γένεσις Πιχιμέ α (ἔτους) Καρίνου Φαμενώθ κζ ὥρ(α) α ἡμέρας. ὥρα ἥλιος Κριῷ, 5 Ἅρης Ταύρῳ, σελήνη Zεὺς Καρκίνῳ, Κρόνος Αἰγόκερῳ,

29 30 31 32

Problematisch ist die Lesung der Jahresangabe in Zeile 1; falls ζ zutreffend ist, könnte dies auf das 7. ägyptische Regierungsjahr des Probus verweisen (281/282). Die Lieferung könnte dann am 13. Februar 283 erfolgt sein. Zur Datierung vgl. BL XII, S. 307; hier wird das Jahr 269 vorgeschlagen. Zur Datierung vgl. Liesker/Worp, Datings, S. 183, 188; BL X, S. 293; Zur Datierung vgl. ebd., S. 186–188; BL X, S. 295.

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9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka Ἑρμῆς Ἀφροδ(ίτη) Ἰχθύσι (ϊχθ). διευτύχι.33

43) O. Mich. I 402 13. April möglicherweise 283, Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide aus der Ernte des Jahres Z vom 18. Pharmouthi im Jahr A eines nicht genannten Herrschers: θη(σαυροῦ) κώμ(ης) Καρανίδος δι(ὰ) δημοσίων κτη(νῶν) δε(καπρώτου) Ἀμμωνίου ὀνό(ματος) Πτολεμαίου Ἰο¢υλιανοῦ γεν(ήματος) ζ (ἔτους) σάκ(κους) δεκαεννέα 5 (ἔτους) α Φαρμοῦθι ιη.34

44) O. Mich. I 403 25. April möglicherweise 283, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide aus der Ernte des Jahres Z vom 30. Pharmouthi im Jahr A eines nicht genannten Herrschers durch Herois und Manes: Ἡρωὶς καὶ Μάνης γενή(ματος) ζ (ἔτους) θησ(αυροῦ) Καρ(ανίδος) διὰ δ¢η¢(μοσίων) κτη(νῶν) σάκκοις δέκα. 5 (ἔτους) α Φαρ(μοῦθι) λ.35

45) O. Mich. I 404 30. April möglicherweise 283 oder 276, Ort Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide aus der Ernte des Jahres Σ vom 5. Pachon im Jahr A eines nicht genannten Herrschers: Σύρος δοῦλος Ὡρίωνος γενή(ματος) ς (ἔτους) θησ(αυροῦ) Καρ(ανίδος) διὰ καμήλων σάκκους τρεῖς. (ἔτους) α Παχὼ(ν) ε.36

46) O. Mich I 405 1. Mai möglicherweise 283 oder 30. April 285, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide aus der Ernte des Jahres A und H (oder B) vom 5. Pachon im Jahr A von jeweils nicht genannten Herrschern: γε(νήματος) α (ἔτους) και η¢ (ἔτους) κώ(μης) Καρανίδος δι(ὰ) κτη(νῶν) Πτολεμαίδος ὀνό(ματος) 33

34 35

36

Vgl. Neugebauer/Hoesen, Greek Horoscopes, S. 62, Nr. 283. Da das Geburtsjahr als das Jahr A des Carinus bezeichnet wird, dürfte das Horoskop nicht schon am Tag der Geburt, sondern erst später aufgestellt worden sein, da im März 283 als Jahresangabe das Jahr A des Carus zu erwarten wäre, vgl. Stein, Chronologie, S. 47; Bureth, Titulatures impériales, S. 125. Zur Datierung vgl. BL III, S. 264; Kreucher, Kaiser Probus, S. 61 mit Anm. 112. Bei Manes könnte es sich hier nach Bagnall/Worp, Chronological Notes, S. 224, um Manes, Sohn des Maron, handeln, siehe Anm. 26 zu Ost. 34; Die Jahresangabe in Zeile 2 bezieht sich auf die Ernte aus dem Jahr Z des Probus (bis August 282); die Lieferung könnte dann am 25. April 283 erfolgt sein, vgl. BL VIII, S. 527; Kreucher, Kaiser Probus, S. 61 mit Anm. 113. Allerdings ist nach Bagnall/Worp, Chronological Notes, S. 224, die Lesung der Jahresangabe in Zeile 1 nicht eindeutig gesichert. Zur Datierung vgl. Kreucher, Kaiser Probus, S. 62 mit Anm. 114. Alternativdatierung bei Liesker/Worp, Datings, S. 181: 30. April 276, vgl. BL X, S. 294.

9.3 Papyri und Ostraka mit unsicherer Datierung

415

Ναᾶς Διοσκόρου ὄνους τέσσαρας. 5 (ἔτους) α Παχὼν ς.37

47) O. Mich. I 363 16. Mai möglicherweise 283, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide vom 21. Pachon im Jahr A eines nicht genannten Herrschers durch Manes, Sohn des Maron: θη(σαυροῦ) ὁριοδ(εικτίας) Καρ(ανίδος) ὀνό(ματος) Μάνης Μάρωνος δι(ὰ) κτη(νῶν) Ἀρσι(νοΐτου) ὄν(ους) τέσσαρας, γί(νονται) δ. α (ἔτους) Παχὼ(ν) κα.38

48) O. Mich. I 26 17. Juni möglicherweise 283, Ort: Theadelphia, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide vom 23. Pauni: [ἔτους x Κάρου καὶ] Κ¢α νου Παῦνι κγ [ – Ὀνν]ώφρι Μάρωνος διὰ [ – ] ἀδ(ελφοῦ) Δωρίων [ – Πτολ]λᾶ(τος) (ἀρτάβας) β.39

49) O. Mich. I 160 13. Juli möglicherweise 283, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide vom 19. Epeiph im Jahr A eines nicht genannten Herrschers durch Manes, Sohn des Maron: (ἔτους) α Ἐπὶφ ιθ Μάνης Μάρωνος Καρανίδος κριθῆς (ἀρτάβας) δ∫.40

37

38 39

40

Zur Datierung ins Jahr 283 vgl. BL III, S. 264; Kreucher, Kaiser Probus, S. 62 mit Anm. 115. In Zeile 1 kann als Jahresangabe statt η auch β gelesen werden; im diesem Fall wäre das Dokument ins Jahr A Diokletians zu datieren. Da es ungewöhnlich erscheint, dass Getreide der Ernte des Jahres A bereits am 1. Mai desselben Jahres geliefert worden wäre, ist eher von einer Datierung ins erste Jahr Diokletians auszugehen und die Jahresangabe in Zeile 1 folglich mit β zu korrigieren, vgl. Liesker/Worp, Datings, S. 181; S. 188; BL X, S. 294. Bagnall/Worp, Chronological Notes, S. 224, datieren das Ostrakon zeitlich vor Diokletian, weshalb das genannte Jahr A durchaus das erste Jahr des Carus und seiner Söhne sein könnte, vgl. BL VIII, S. 526; zu Manes, Sohn des Maron, siehe Anm. 26 zu Ost. 34. Bei dem in der Edition in Zeile 1 angegebenen Jahr x des Carus und Carinus kann es sich an einem 17. Juni nur um das Jahr A handeln; zur Datierung vgl. BL VII, S. 287, BL VIII, S. 526 und BL X, S. 292. Rathbone, Dates, S. 128, bezweifelt die Rekonstruktion in Zeile 1 und schlägt statt dessen unter Vorbehalt das Jahr B des Carinus vor. Nach Liesker/Worp, Datings, S. 177–178, kann in Zeile 1 statt ]καειρνου auch ]ατρεου oder ]ατινου gelesen werden, wodurch das Dokument lediglich noch pauschal ins späte dritte Jahrhundert datiert werden kann, vgl. ebd., S. 188, vgl. außerdem Bureth, Titulatures impériales, S. 125. Bei Bagnall/Worp, Chronological Notes, S. 224, wird eine Datierung vor Diokletian vorgeschlagen, vgl. BL VIII, S. 526; das angegebene Jahr A könnte sich dann folglich auf das erste Regierungsjahr des Carus und seiner Söhne beziehen. Zu Manes, Sohn des Maron, siehe Anm. 26 zu Ost. 34.

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9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

50) P. Narm. 2006, 144 Möglicherweise zwischen 283–284 oder 276–277, Ort: Narmuthis, Ostrakon; Quittung für den Empfang eines Huhns als Pächtergabe aus dem Jahr B eines nicht genannten Herrschers: Αὐρ¢ήλ(ιος) Δ¢ί¢δ¢υμος Ἀκῆτι κ¢α¢ὶ¢ [ . . . . ] . [ . . . ] Ν¢ε¢ίλου καὶ Ἀμμωνίῳ καὶ Νείλῳ Ὡρίωνος κ[αὶ . . . ]ι¢κ¢ῳ 5 [ . . . . . . . . . . . . ]ω¢ς ἔ¢σ¢χο¢ν παρ’ ὑμῶν ὑπὲρ τ¢οῦ β (ἔτους) ὀρνίθιον α.

51) O. Mich. I 381 Möglicherweise zwischen 283–284 oder 285–286, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide im Jahr B eines nicht genannten Herrschers: θη(σαυροῦ) ὁ¢ρ(ιοδεικτίας) Κ¢(αρανίδος) γενή(ματος) β (ἔτους) δεκ(απρώτου) Ἑρμείου Ἀμμώνιος Παπέιτος δι(ὰ) Νίλου δι(ὰ) κτη(νῶν) Κ¢υ¢ν¢ο¢π¢(ολίτου) δι(ὰ) Φαυῆ 5 ὄν(ους) τέσσαρα¢ς, ὄν(οι) δ. κα(ὶ) διὰ κτη(νῶν) Πανο¢π¢ο¢λείτ¢(ου) η – .41

52) P. Oxy. XIX 2228, Col. II, 27–30 September 283 oder 285, Ort: Oxyrhynchοs, Papyrus; Brief des Aurelius Mercurius vom Monat Thoth im Jahr B eines nicht genannten Herrschers, der als Abschrift in den Kopien der Korrespondenz eines Strategen enthalten ist: Αὐρήλιος Μ¢ερκούριος στρατηγῷ Ὀξυ¢[ρ]υ¢γ’χί¢του χαίρ[ει]ν. [ – ] ἣ¢ν¢ [ . . . . . . . . . ] σ¢τ¢[ρ]α¢τη[γὸς .................] λης ἵ[ν᾿] ε¢ἰδείης ὑποταγῆναι ἐκέλευσα καὶ φροντί¢σῃς κ¢ατὰ τάχος τὴν¢ [? τῶν βουρδώνω]ν χ[ρ] ε¢ί¢[αν ἐπὶ τέλος ἀχθῆναι ὑπὲρ] τοῦ μηδεμίαν ἐποχὴν περὶ τὴν χ¢[ρεί]α¢ν τῶν βουρδώ¢νων γενέσ[θ]α¢[ι. ἐὰν γὰρ μὴ κατ]ὰ τ¢άχ[ος ἀνύσῃς, αἴτιος ἔσῃ τῆς] 30 περὶ τὴν τηλικαύτην χρείαν ἐνέδρας. (6. Hand) ἐρρῶσθαί σε ε¢[ὔ]χ¢ομαι. (ἔτους) β [Θὼθ . .

53) P. Oxy. XIX 2228, Col. II, 37–41 7. September 283 oder 6. September 285, Ort: Oxyrhynchοs, Papyrus; Brief des Aurelius Mercurius vom 9. Thoth im Jahr B eines nicht genannten Herrschers, der als Abschrift in den Kopien der Korrespondenz eines Strategen enthalten ist: Αὐρήλιος Μερκούριος στρατηγῷ Ὀξυρυγχείτου χαίρε[ιν. ὃ ἐ]μοὶ ἀνήνε¢γ’καν Εὐγράφ[ιος καὶ] Ἀγαθὸς Δαίμων ὀφικιάλιοι τῆς οὐσιακῆς ἐπιτροπῆς, ἵν᾿ εἰδείης, ὑπο¢[ταγῆνα]ι¢ ἐκέλευσα καὶ φροντίσῃ[ς τὸν] ἑξῆς ἐνγεγραμμένον ἑκάστῃ κώμῃ ἀριθμὸν θρεμμάτων τεθ¢ρ¢[αμ]μ¢έ¢νων ἐν ἀσφαλεῖ ἔχειν [καὶ πρό-] 40 νοιαν ποιήσῃ τοῦ ἐκτενῶς αὐτὰ τρέφεσθαι, ἐμοί τε δηλῶσαι ὡς ἔχ¢[εις] π¢εποιηκώς. ἐρρῶσθαί σε ε[ὔχομαι.] (ἔτους) β Θὼθ θ.

41

Vgl. dazu Liesker/Worp, Datings, S. 182–183, S. 183; BL X, S. 293; als weitere Möglichkeit wird hier auch das Jahr 297/298 angegeben.

9.3 Papyri und Ostraka mit unsicherer Datierung

417

54) P. Laur. IV 155 Zwischen 283–292, Ort: Oxyrhynchοs, Papyrus; Aufforderung zur Bezahlung von Leistungen für die Reparaturen an einer Therme: Αὐρηλίῳ Ἀπολλωνίῳ τῷ καὶ Διονυσίῳ¢ [γενομένῳ] ὑπομνη(ματογράφῳ) τῆς λαμπρο(τάτης) π¢ό¢[λε]ω¢[ς] τ¢ῶ¢ν¢ Ἀ[λεξανδρέων] γυμ(νασιαρχήσαντι) βουλευτῇ κ¢α¢ὶ ὡ¢[ς] χ¢ρη¢μ¢(ατίζει) [τῆς λαμπρᾶς καὶ] λαμπ[ρ]ο¢(τάτης) Ὀξ(υρυγχιτῶν) π[όλ]ε¢ως ἐνάρχῳ πρυτάνει. 5 παρὰ τοῦ κοινοῦ τῶν χαλκέων τῆ[ς λαμπρᾶς καὶ λαμ-] προτάτης Ὀξ(υρυγχιτῶν) πόλεως δι᾿ Αὐρηλίων Ἑρμογ . [ . . . καὶ . . . ] ρου καὶ Σαραπιάδους Δι¢δ¢ύμου αἰ[τού]μεθα [ἐπι-] σταλῆναι ἐξοδιασθῆναι ἡμε¢ῖν λεω . [ – ] αμ . [ ± 4 ]ξ¢ . ς κ¢α¢ὶ¢ ι¢ . . . [ – ] . [ – ] 10 (γίνονται) (δραχμαὶ) ′E¢υ, χωρούντων εἰς ἐπισ¢κ¢ε¢[υὴν τοῦ ἐπισκευα-] ζομένου βαλανείου τῆ[ς αὐτῆς πόλεως] λεγομ(ένου) ὁλκῆς μ(νῶν) ιδ ὡς [ . . . γίνονται ἐπὶ] τὸ αὐτὸ τῆς τιμῆς (τάλαντον) α (δραχμαὶ) ′Eυ¢ κ¢[αὶ ἀξιοῦμεν ἐπιστεῖ-] λαί σε τῷ ταμιείᾳ τ¢ῶ¢ν¢ π¢ο¢[λιτικῶν χρημάτων] 15 [τὸν ἐξοδ]ι¢α¢σ¢μ¢ὸ¢ν¢ ἡ¢με¢ῖ¢ν¢ π¢ο¢[ιήσασθαι κατὰ τὸ ἔθος] [–]..[–] – .42

55) O. Mich. I 365 5. Februar möglicherweise 284, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide vom 11. Mecheir im Jahr B eines nicht genannten Herrschers durch Manes, Sohn des Maron: θησ(αυροῦ) ὁρι(οδεικτίας) Καρ(ανίδος) α (ἔτους) Μά¢νης Μάρωνος Ἡρακλεοπ(ολίτου) ὄν(ους) δεκαεπτά, γ(ίνονται) ιζ. (ἔτους) β Μεχεὶρ ια¢.43

56) SB VI 9031 = O. Mich. I 369 27. März 284 oder 277, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide vom 1. Pharmouthi im Jahr B eines nicht genannten Herrschers durch Manes, Sohn des Maron: (ἔτους) β Φαρμοῦθι α Κερ(ανίδος) σιτολογίας ὁριοδι(κτίας) Μάνης Μάρωνος σά(κκους) δεκαέξ, γ(ίνονται) ις.44

57) O. Mich. I 370 27. März möglicherweise 284, Ort. Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide vom 1. Pharmouthi im Jahr B eines nicht genannten Herrschers: 42 43

44

Zur Datierung vgl. BL VIII, S. 167. Da bei Bagnall/Worp, Chronological Notes, S. 224, von einer Datierung vor der Zeit Diokletians ausgegangen wird, würde die in Zeile 1 genannte Ernte des Jahres A und die erfolgte Lieferung im Jahr B sehr gut zum ersten und zweiten Regierungsjahr des Carus bzw. des Carinus und Numerianus passen, vgl. BL VIII, S. 365. Zu Manes, Sohn des Maron, siehe Anm. 26 zu Ost. 34. Auch dieses Ostrakon, das ebenfalls wieder eine Getreidelieferung durch Manes, Sohn des Maron, bestätigt, wird bei Bagnall/Worp, Chronological Notes, S. 224, und BL VIII, S. 338, in die Zeit vor Diokletian datiert, wobei dann entweder das Jahr B des Probus oder des Carinus und Numerianus in Betracht kommen können.

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9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

θη(σαυροῦ) Καραν(ίδος) δι(ὰ) κτη(νῶν) Ν¢αρμ¢ο¢ύ¢ θ¢ε¢ω¢ς¢ ὀ¢ν¢ό¢(ματος) Ν¢α¢ᾶ¢ς¢ Διοσκόρου ὄνους 5 δέκα, γ(ίνονται) ὄ¢ν¢(οι) ι¢. (ἔτους) β¢ Φ¢α¢ρμο¢ῦ¢θι α¢.45

58) O. Mich. I 447 6. April 284 oder 277, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide vom 11. Pharmouthi im Jahr B eines nicht genannten Herrschers: θη(σαυροῦ) Καρ(ανίδος) δεκαπ(ρώτου) Ἥ¢ρ¢ω¢ν¢ο¢ς¢ ὀνό(ματος) Ἀμμωνίου Παπέει σάκκους ἕξ, γ(ίνονται) ς. (ἔτους) β¢ Φαρ(μοῦθι) ια.46

59) PSI VII 765 Nach dem 10. November 284, Ort: unbekannt, Papyrus; Horoskop einer nicht genannten Person, die am 14. Hathyr im Jahr A Diokletians geboren wurde:

5

10

15

20

45 46

47

Ἀγαθῇ τύχη. κατὰ τόν ἀναδοθέντα μοι χρόνον ὑπό ση, φιλ¢τάτη, ἐγενήθης τῆς εὐτυχηστάτης Διοκλητιανοῦ βασιλίας μινὶ κατ᾿ Ἕλληνας Ἁθὺρ ιδ ὥρ(α) ς νυκτός οὕτως ἔχουσιν οἱ ἀστέραις˙ ἐστὶ δέ˙ ἥλιος Σκορπίῳ μοιρῶν ιθ Σελήνη Ταύρῳ μοιρῶν ι Κρόνος Αἰγόκερῳ μοιρῶν . Ζεὺς Παρθένῳ μοιρῶν η Ἄγης Ἰχθύσι μοιρῶν ιθ Ἀφροδίτη Σκορπίῳ μοιρῶν Ἑρμῆς Κρε¢ι¢ῷ¢ μοιρῶν ὡρ¢[ος]κ¢[όπος – ] .[–] .[–] (ἔτους) α¢ Διοκ¢[λ]η¢τ¢ι¢α¢ν¢ο¢ῦ¢ [Ἁθ]ὺρ ι¢δ¢ ὥρ(α) ς νυκτός.47

Zwar wären hier auch die Jahre 277 oder 286 möglich, doch Liesker/Worp, Datings, S. 178– 179, S. 188, datieren aus prosopographischen Gründen das Dokument ins Jahr 284, vgl. BL X, S. 293. In der Edition wird in Zeile 4 das Jahr I angegeben; Liesker/Worp, Datings, S. 182–183, halten die Lesung β für wahrscheinlicher und schlagen eine Datierung in die Regierungszeit des Probus oder des Carinus und Numerianus vor, vgl. auch Bagnall/Worp, Chronological Notes, S. 225; BL VIII, S. 527; X, S. 294. In der Edition wird in Zeile 20 ἔτους λα gelesen und der Papyrus mit Vorbehalt ins Jahr 314 datiert, was sehr zweifelhaft sein dürfte; Neugebauer/Hoesen, Greek Horoscopes, S. 62, Nr. 284, lesen statt dessen ἔτους α und gehen von einer Datierung ins Jahr 284 aus. Allerdings ist der 20. November als der dies imperii des Diokletian belegt, so dass am 10. November richtigerweise

9.3 Papyri und Ostraka mit unsicherer Datierung

419

60) O. Mich. I 374 27. November 284 oder 277, Ort: Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide vom 1. Choiak im Jahr Γ eines nicht genannten Herrschers: γενή(ματος) α (ἔτους) ἐν θησαυρῷ κώ(μης) Καρανίδος ὀνόματος Πτολλᾶ 5 Σωκράτους Κανα/ίαθος διὰ Σαλάκου ὄνους δώδεκα. ἔτους γ Χοί(ακ) α.48

61) O. Mich I 406 1. Mai oder 31. Mai 285, Ort. Karanis, Ostrakon; Quittung für die Lieferung von Getreide aus der Ernte der Jahre A und B vom 9. Pachon oder Pauni im Jahr A eines nicht genannten Herrschers: γενή(ματος) α¢ (ἔτους) β¢ (ἔτους) κώ(μης) Καρανίδος δι(ὰ) κτη(νῶν) Ἑ¢ρμενίδου δι(ὰ) Π¢α¢ι¢ᾶ¢ς¢ ὀνό(ματος) Ναᾶ¢ς¢ Διοσκόρου ὄνους β, γ(ίνονται) β. (ἔτους) α Πα[χ(ών)] ς.49

62) P. Dop. XI 9a Nach August 286, Ort: Kellis (Ismant el-Kharab), Papyrus; Quittung über die Entrichtung des Pachtzinses für mehrere Grundstücke innerhalb von drei Jahren beginnend mit dem Jahr B des Carinus und Numerianus: β (ἔτους) τῶν κυρίων Καρίνο¢υ¢ [καὶ Νουμεριανοῦ Σεβαστῶν˙ ] ἔδωκεν Τεπνάχθης μισθωτὴ . . [ ἀργυρίου δραχμὰς] ἕκατον, γ(ίν.) (δρ.) ρ′. Ἰμούθης σεσημείωμ(αι). [ ὁμοί(ως) δραχμὰς] τεσσεράκοντα, ὁμοί(ως) δραχμὰς ἑξή[κοντα, ὁμοί(ως) δραχμὰς] 5 ἕκατον τεσσεράκοντα, γ(ίν.) ἐπὶ τὸ [αὐτὸ (δρ.) σμ˙ ˙ὁμοί(ως)] ἀργ(υρίου) δραχμὰς τριακοσίας˙ ὑδρ¢[εύματος Ν. Ν., καθὼς] ἐστάθη. Ἰμούθης σεσημείωμαι˙ [ ὁ αὐτὸς ἔδωκεν ὑπὲρ] φόρου ὑπὲρ τοῦ Ἱέρακος Φιλοσαρ[άπιδος δραχμὰς n,˙ ] α (ἔτους) τοῦ κυρίου Διοκλητιανοῦ ὁμ[οί(ως) δραχμὰς γ(ίν.) (δρ.) n ] 10 ὑπὲρ τοῦ αὐτοῦ φόρου Περριτου [ δ ραχμὰς n˙ ὁμοί(ως)] ἀργ(υρίου) δραχμὰς διακοσίας ἑξήκο[ντα, γ(ίν.) ἐπὶ τὸ αὐτὸ (δρ.) n ] Ἰμούθης σεσημείωμαι˙ vacat [ β (ἔτους)˙ ὁμοίως ὁ αὐτὸς ἔδωκεν ὑπὲρ . [ ἀργ(υρίου) δραχμὰς ἕκα¢τον ἐνενήκον[τα, γ(ίν.) (δρ.) n . Ἰμούθης] 15 σεσημείω(μαι).50

48

49

50

noch die Zählung nach dem kurzen Jahr Γ des Carinus und Numerianus zu erwarten wäre. Vermutlich wurde aber auch dieses Horoskop erst später erstellt und das Geburtsjahr nachträglich schon am 14. Hathyr als das erste ägyptische Regierungsjahr Diokletians gezählt. Da am 27. November die Nachricht vom Tod des Numerianus Ägypten sicherlich noch nicht erreicht haben wird, ist eine Datierung ins Jahr 284 sehr gut möglich; folglich könnte dieses Dokument als der letzte Beleg für die Herrschaft des Numerianus in Ägypten betrachtet werden. Zur Datierung vgl. Liesker/Worp, Datings, S. 180, S. 188; BL X, S. 293. Korrektur der ersten Zeile und der Datumsangabe bei Liesker/Worp, Datings, S. 179, Anm. 6; als Monat wäre alternativ auch Πα[ῦ(νι)] ς möglich; in der Edition wird in der ersten Zeile α¢ (ἔτους) und als Datum Θὼθ θ angegeben und das Dokument auf den 6. September 284 datiert, vgl. BL X, S. 294; Kreucher, S. 62 mit Anm. 117. Vgl. Mitthof, Urkundenreferat, S. 280.

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9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

63) P. Oxy. XIV 1744 Vermutlich zwischen 287 und 288, Ort: Oxyrhynchοs, Papyrus; Liste über geleistete Pachtzahlungen in Geld und Naturalien; in Zeile 9 und 11 werden Zahlungen aus dem Jahr A und in Zeile 6 aus dem Jahr B des Carus aufgeführt: [ – ] . . . . . . . . . . . , ἄρτ¢(ων) (ἀρτάβαι) λ, ἐλαιῶν [ . ] . [ – ] [ – ἔλατ(τον) – ] . , δέλφ(ακες) β, ἄρτ(ων) (ἀρτάβη) α . . [ – δ (ἔτει)] κα[ὶ] γ (ἔτει) φοι(νίκων) ἀ¢θ . ι( ) μετὰ τὰς προστεθ(είσας) σπονδ¢[ῆς – ] [ – ] . . . . ἔ¢λα¢τ(τον) . . [ . ] . ( ) (ἀρτάβαι) ζ¢ δ´, ἐλαιῶν (ἀρτάβη) α, δέλφ(ακες) β, ἄρτ¢(ων) [(ἀρτάβαι) – ] 5 [ – ] . . φοι(νίκων) (ἀρτάβ ) . , ἐ¢λ¢α¢ι¢[ῶ]ν (ἀρτάβη) α, δέλφ(ακες) β, ἔλατ(τον) ἀργ(υρίου) (δραχμαὶ) [ – ] [ – ] . . . . [ . . ] . . . . . . . [ . ] . . . . [ . ] β (ἔτει) Κάρου φοι(νίκων) (ἀρτάβαι) β, ἐλαιῶ[ν (ἀρτάβ ) – ] [ – ] . [ . . ] . . . . φ¢ . . [ . . . ] [ – ] . . . υ¢ ὁμοίως ἐν χέρσῳ φοι(νίκων) θαλ(λόντων ?) (ἀρτάβη) α¢, [ – ] [ – ] . . . . δ (ἔτει) καὶ γ (ἔτει) ἕως α (ἔτους) Κάρου ἐνια[υ]σίως (ἀρτάβαι) . [.].[ – ] 10 [ – ] α¢ (ἔτει) (πρότερον) Ἀμ[όιτ]ο¢ς Ποκωοῦτος ἐν χέρσῳ [ – ] [ – εν?]εχθ( ) δ [(ἔτει) καὶ] γ (ἔτει) ἕως α (ἔτους) Κάρου ἐτησίως (ἀρτάβη) α [ – ] [ – ] (γίνονται) ιβ . [ – ].51

64) P. Oxy. XXII 2338, Col. II–III Nach 289, Ort: Oxyrhynchοs, Papyrus; Auflistung der Personalien von Dichtern, Trompetern und Herolden für fiskalische Zwecke mit verschiedenen Datumsangaben bis 289; in Zeile 79 wird das Jahr A des Carinus, in den Zeilen 57 und 72 das Jahr B und in Zeile 52 das Jahr Γ des Carinus und Numerianus genannt: 40

45

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55

51

Col. II ζ Α¢ὐ¢ρ¢ηλιανοῦ Ῥηγινειανὸν τὸν καὶ Διονύσιον ποιητής γ Πρ¢όβου Νικείας Πoεῖτος σαλπικτής ὁμοί(ως) [Ζ]ώιλον Ζωίλου τοῦ Θαυσίου μητ(ρὸς) Ταναήσιος (ἐτῶν) ιε κῆρυξ (am Seitenrand) υἱοὶ Ἐλείωνος ἰδι εύσα¢ν¢[τε]ς¢ β ὁμοί(ως) Πρόβου Σιλβανὸς ἀδελφὸς γονέων τῶ(ν) αὐτῶ(ν) (ἐτῶν) ιθ γράμματα μανθάνοντες ποιητής (am Seitenrand) ἐτελεύσεν β Πρόβου Ἀλέξανδρος ὁ καὶ Θέων υἱὸς Θέωνος τοῦ καὶ Ζωίλου σαλπικ(τής) ὁμοί(ως) Φιλέαν Διογένους διὰ Σαραπίωνος γρα(μματέως) μητρο(πόλεως) σαλπικ(τής) ὁμοί(ως) Πασίων Ζωίλου ποιητής (ἔτους) ε Πρόβου Ὡρείων Διονυσίου π¢[οι]ητής (am Seitenrand) υἱὸν¢ Σ .\κ/. ρ¢χ¢ . . ρων Ἐπιμάχ(ου) ἀπὸ Τακόνα (ἔτους) α Διοκλητιανοῦ Τειβερεῖν¢[ο]ς ὁ καὶ Πολυδεύκους οἰκοδό¢μ¢(ου) ποιητής (ἔτους) β Διοκλητιανοῦ Σαραπίων Σ¢ε¢ρήνου Ἡρᾶτος [[ . . ]] κῆρυξ Ἀλέξανδρος ἀδελφός (ἔτους) γ Καρείνου καὶ Νουμεριανοῦ Πασίων Ἀμόιτος Διογένους κῆρυξ (am Seitenrand) Πα¢μᾶνος Παύλ(ου) Ζο[ . . . ] υἱὸ\ν/ δι(ὰ) Μ¢έ¢λ¢α¢(νος) ὁμοί(ως) Ποτάμωνα τὸν καὶ Σαραπίωνα Διονυσίου τοῦ καὶ Αὐρη[λίο]υ σ[αλ]πικτής (ἔτους) ε Πρόβου Θῶνις ὁ καὶ Σαραπίων Διδύμου κῆ[ρυ]ξ β Καρείνου καὶ Νουμεριανοῦ

Da für Carus kein ägyptisches Jahr B gezählt wurde, ist von einer Vereinfachung in der erst später verfassten Liste auszugehen; gemeint war wohl das Jahr B des Carinus und Numerianus, vgl. Bureth, Titulatures impériales, S. 125.

9.3 Papyri und Ostraka mit unsicherer Datierung

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(am Seitenrand) ἐτελ(εύτησεν) Διάδελφος Πνεφερῶτος ποιητής ὁμοί(ως) Χιχόιν Δημητρείου σαλπικ[τ]ής (ἔτους) ζ Πρόβου Εὐδαίμων Βησαρείωνος τοῦ καὶ Ὡρείωνος τοῦ καὶ Σαραπίωνος ποιητ(ής) ὁμοί(ως) Ἀπολλώνιος Πέτρου κῆρυξ β [[Κάρου]] Διοκλητιανοῦ (am Seitenrand) ζ(ήτησον) π¢ρ[ . . ] . . . ὁμοί(ως) Ὡρείων Σερήνου υἱὸς [Σ]ερήνου ὁ¢ κ¢(αὶ) Ἡ¢ρα ¢ ¢κ¢λῆς [[ε . φ]] Παμμεω( ) ποιητής ζ Πρόβου Κορνήλιος Σιλβανοῦ σαλπικτής ὁμοί(ως) Σαραπίων Σαραπίωνος Εὐτ¢α¢λάρο¢υ υἱὸν τοῦ φαλαγροῦ ποιητῶ(ν) γ Διοκλητιανοῦ Ἡρακλῆς Ἰσιδώρου Τραια¢ν(οῦ) τῶ(ν) καταλ(ογιστῶν) ποιητής δ Πρόβου Βησαρείων Ἑρμείου τοῦ Ἑρμείου κῆρυξ γ Διοκλητιανοῦ Ἀθηνόδωρος Θώνιος τοῦ καὶ Χαιρήμονος σαλπικ(τής) β Καρείνου καὶ Νουμεριανοῦ Σερῆνος Σατορνίλου τοῦ κ(αὶ) Δημητρειανοῦ Βησαρείωνος κῆρυξ γ Διοκλητιανοῦ Διογένης Ὡρείωνος τοῦ Ὡρείωνος κῆρ[υ]ξ ζ Πρόβου Πεκωῦς Ὡρείωνος τοῦ Διογένους σαλπικτή(ς) Col. III δ Διοκλητανοῦ [ . ] . . ικιο[ς] . . [ . . . ] κ¢ῆ¢ρ¢υ¢[ξ] (am Seitenrand) ¢η Φανα . [ . ὁ]κ(αὶ) π¢[ . . ]ση¢σ¢ε . [ . . ]ς¢ . [ – ] ὁμοί(ως) Θῶνιν Ἡρακλῆος Χρ¢ . [ . . . ]λ¢ι¢ου . [ – ] ὁμοί(ως) Ἠλίαν Ἑρμείνου π¢[οιητής] (am Seitenrand) ἐτελεύτ(ησεν) (ἔτους) α Καρείνου Διάνγελλος Πλ¢[ . . . . . ]υ π¢[οιητής] ὁμοί(ως) Βησάμμων Σαραπάμ¢μ¢ω¢[νος] τοῦ κ(αὶ) Σερήνου γρα(μματέως) Ἄρων ῥή(τωρ) κ[ῆρυξ] ὁμοί(ως) Δίδυμος υἱὸν Διδύμου τ[οῦ κ(αὶ)] Ἰσιδώρου ὁμοί(ως) Σιλβανὸς Θώνιος τοῦ Ἰ . . [ . . ] τοῦ κ(αὶ) Θέωνος ὁμοί(ως) Ἀμμώνιον Σαραπίωνο¢ς¢ σ[αλπικτής] ε Διοκλητιανοῦ Σαρμάτης¢ [ . ] . . Σιλβανὸς ὁ καὶ Ἀπολλοθέων . .\σις/ ὁμοί(ως) Λούκιον Ἡρα¢κ¢λ¢ᾶτος Λούκ[ι]ο(ν) υἱὸ(ν) Ἡρακλᾶς ὁμοί(ως) Πατερμοῦθι¢[ς] Μαξ¢ί¢μου κ[ῆρυξ] γ Διοκλητανοῦ Δ¢ι¢ο¢γ¢έ¢ν¢η¢ς¢ ὁ κ(αὶ) Φαναφῆ[ς] Ἑρμείου τοῦ κ(αὶ) Ἀνδρομά[χ(ου)] ὁμοί(ως) Φιβῖωιν Πτολαιμαίου υἱ[ὸ]ς Ὀφελλί(ου) τ¢ο¢ῦ¢ κ¢(αὶ) Φιλικ[ο]ῦ¢ δι(ὰ) Διοσκ[ο]υ¢ρ¢ί¢δ[ου] Διοσκόρ(ου) ὁμοί(ως) Ἡλιόδωρον [[ . ]] Δ¢ι¢ο¢ν¢υ¢σ¢ί¢(ου) υἱὸν \τ¢ο¢ῦ¢/ Πο¢π¢ . . . . λα δι(ὰ) Γεσσίου Διόσκορος ὁ κ(αὶ) Θεόφιλος υ¢ἱ¢ο¢ὶ¢ Ὡρ[είωνο]ς Διο¢σ¢κ¢ό¢ρ¢ου ἀγορανό(μου) [ἀ]πὸ Τόκα Ὡρ[ι]γένης Πολυδ¢ε¢ύ¢κ¢ο¢υ¢ς¢ . . [ . . ] α¢ι¢ μη¢τ(ρὸς) Τακώσιος υἱὸς Πολυδεύκ[ους].52

65) ChLA XI 504 Zwischen 283–308, Ort: unbekannt, Papyrus; Fragment einer Liste mit den Namen von Soldaten, bei denen in Zeile 1, 3 und 7 als Jahresangabe das zweite Konsulat des Carus genannt wird: Ca[ro II co(n)s(ule) – ] Aurel( ) Cal . . . . [ – ] 52

Das Dokument wurde nach der Edition wiedergegeben; bei Coles, Naucratites, S. 199–204, und in der DDBDP p. oxy. 22, 2338 finden sich hierzu allerdings eine Reihe von Korrekturvorschlägen. Zur Datierung vgl. Rathbone, Dates, S. 128. Vgl. auch Bureth, Titulatures impériales, S. 125–126.

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9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

Caro II co(n)s(ule) [ – ] Aurel( ) Sabinus [ – ] 5 ṾỊỊII Harpoc[ration ? – ] Fl(avius) Germa[nus – ] Caro II cọ(n)[s(ule) – ] Aurel( ) Leonti[u]s [ – ] Aurel( ) . [ . ] . . [ – .

66) ChLA XI 499, Col. II Zwischen 285–302, Ort: unbekannt, Papyrus; Fragment einer Liste mit den Namen von Soldaten und der Angabe der Dienstzeiten einer berittenen Einheit, auf der bei der Jahresangabe nach Konsulaten die Namen der Kaiser Probus (Zeile 4; 13) sowie Carinus und Numerianus oder Carus und Carinus (Zeile 6) ausgelassen wurden:

5

10

15

20

Ạ[u]r[el(ius) – ] Aurẹl[(ius) – ] Aurẹl(ius) . [ . ] . . [ – ] V ẹt Vị[ctor(ino) – ] Aurel(ius) Colluṭ[es [ – ] II ẹṭ [I – ] Aurel(ius) Ares Aurel(ius) Paesis Aurel(ius) Anubion Aurel(ius) Anub . [ . . ]el (turma) Ḥorigenei arcelil [ – ] Horigenes dec(urio) [ – ] V eṭ Ṿịctor(ino) [ – ] . on [ – Is]idorus [ – ]nius [–]..[–] Aurel(ius) Ammonius cor( ) Aurel(ius) Potamon Aurel(ius) Anuf Aurel(ius) Filadelfus ̣ Aurel(ius) Mat[t]eus.53

67) APF 54, 2008, S. 18–28, Fragment A, Col. I–II Um 300, Ort: unbekannt, Papyrus; Fragment einer Liste mit den Namen von Soldaten und der Angabe der Dienstzeiten einer berittenen Einheit, auf der bei der Jahresangabe nach Konsulaten die Namen der Kaiser Aurelian, Probus sowie Carinus und Numerianus oder Carus und Carinus (Zeile I, 20; II, 5; 13) ausgelassen wurden: Col. I ] . d[e]c [III et Mar]celino cos 53

In Col. I dieses Papyrus wurde außer dem Namen des Probus (Zeile 13; 16) auch Aurelians Name (Zeile 11) ausgelassen; in der Edition wird für Zeile 6 das Jahr 284 angenommen (Carino II et Numeriano I), doch ist dies recht vage; anstelle dessen könnte auch das Jahr 283 gemeint sein (Caro II et Carino I); unklar ist, wie die Bürokratie mit der Mehrdeutigkeit einer solchen Jahresangabe umging, vgl. Kraft, Reitermatrikel, S. 38–39.

9.3 Papyri und Ostraka mit unsicherer Datierung

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20

25

5

10

15

20

25

] Ḍioscorus K⁄ Is]idorus [IIII et Ti]beriano cos ] Dius [dn Ma]x.imiano Augs II et [Ianuar]iano cos He]rmas K⁄ Nu]ṃerianus K⁄ . . ]sumamon [Basso I]I et Quintiano cos [E]lpidi[u]s K⁄ [dd n]n Diocletiano Ạugs V et Ṃaximiano Augs IIII cos ] Lycarion dd. nn Constanti(o) Caesare et [Ma]x.imiano Caesare III cos Ṿa[ler 4–5]irius [T⁄ Dio]nisi II et I cos ] Dionisius dec [II]I ẹt Marcelino c ̣os [A]urel Caesaṛion ] Victorino cos Vale]r [1–2]a[ . ]rmi[u]s K⁄ [d n] Ḍiocleṭiano Ạụg ̣ II [co]s [Vale]r Apolinaṛ[ius] – Col. II I[ [dd nn Constan]ti(o) Caesare et M[ax]im[ia]no Caesare cos Valer Sarto[rian]us T⁄ Theophiri. / I et III cos (2. Hand) Lato (1. Hand) Aurel Theophirus dec (2. Hand) Ptol (1. Hand) Aụṛẹḷ Heron IỊIỊ ẹt Ṭibẹri[a]no cos Aurel Lyc ̣[ar]ion Aurel Coḷuthus Victorino cos (2. Hand) Ptol(emaidos) (1. Hand) Fl Daemẹptianus II et I cos Vaḷer Heron K⁄ Basso II et Q[u]ịntiano cos (2. Hand) Θ Hiponos (1. Hand) [[Valer Arc ̣atamon]] K⁄ Valer Psaius K⁄ Valer Apollon K⁄ Tiḅeriano II ẹt ̣Dịon(e) cos Ṿ[al]ẹr Artemidoros dd nn Coṇṣṭanti(o) Caesaṛe et Maximiano Caesare III cos Valer Domitius Ṭ⁄ Eudaẹmi ⁄ Victor[i]ṇo cos Aurel Eudaemius dec III et Ṃarcelino cos

423

424

9 Die ägyptischen Papyri und Ostraka

Ạurel Ḥorion [] He]ron 30 2–3]saries Spuren P̣ierius vic H]orion Ca]sṭorios 35 Spuren Rand.54

54

Col. II, 5, wird von Kraft, Reitermatrikel, S. 19, als Jahr 283 gedeutet, doch scheint die Angabe I et III cos wohl mehr auf das dritte Konsulat des Carinus und auf das erste des Aristobulus im Jahr 285 hinzuweisen.

10 ZEITTAFEL 282 September Oktober November Dezember

Carus wird in den Provinzen Noricum und Raetia zum Kaiser ausgerufen. Ermordung des Probus bei Sirmium. Treffen des Carus mit seinen Söhnen in Mediolanum. Carinus wird zum Caesar erhoben. Ankunft des Carus und Numerianus in Siscia: Feldzug gegen die Sarmaten. Ankunft des Carinus in Lugdunum: Beginn der Kämpfe gegen die Germanen in Gallien und am Rhein. Siegesfeier in Siscia. Erhebung des Numerianus zum Caesar.

283 Januar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

Aufbruch des Carus und Numerianus in den Osten. Abschluss der Kämpfe in Gallien und am Rhein. Ankunft des Carus und Numerianus in Antiochia. Carus und Carinus nehmen die Siegertitulatur Germanicus Maximus an. Erhebung des Carinus zum Augustus. Beginn des Feldzugs gegen die Perser. Einnahme der Städte Meinas Sabatha und Coche. Ankunft des Carinus in Mediolanum. Carus erobert Ctesiphon. Carinus heiratet Magnia Urbica, die zur Augusta erhoben wird. Carus nimmt den Siegerbeinamen Persicus an. Plötzlicher Tod des Carus in Mesopotamien. Die Proklamation des Numerianus zum Augustus wird in Mediolanum bekanntgegeben. Carinus und Magnia Urbica besuchen die Stadt Rom. Numerianus führt die römischen Truppen nach Nordsyrien zurück. Konsekration des Carus. Ankunft des Carinus in Siscia. Feldzug des Carinus gegen die Quaden. Numerianus erreicht Emesa. Siegesfeier des Carinus in Siscia.

284 Januar

Carinus tritt sein zweites und Numerianus sein erstes Konsulat an. Numerianus nimmt den Siegerbeinamen Germanicus Maximus und beide Augusti die Siegertitulatur Persicus Maximus an. Aufenthalt des Carinus an der Donau bis zum Herbst. Möglicherweise weitere Kämpfe an der Donau und Grenzinspektionen.

426

März April Juni Juli August September Oktober November Dezember

10 Zeittafel

Numerianus begibt sich wieder zu den römischen Truppen in Nordsyrien. Wiederaufnahme des Perserkrieges durch Numerianus. Möglicherweise Kämpfe in Armenien. Konflikt in Britannien: Carinus und Numerianus nehmen die Siegertitulatur Britannicus Maximus an. Geburt des Nigrinianus, der wenig später stirbt. Abschluss der Kämpfe gegen die Perser. Aufenthalt des Numerianus in Antiochia. Aufbruch des vermutlich bereits erkrankten Numerianus in Antiochia. Vorbereitung des Treffens der beiden Augusti in Siscia und Cyzicus. Konsekration des Nigrinianus. Numerianus stirbt in der Nähe von Chalcedon. Diokletian wird am 20. November in Nicomedia zum Kaiser ausgerufen. Aufbruch des Carinus nach Gallien. Usurpation des Sabinus Iulianus in Pannonien. Konsekration des Numerianus. 285

Januar März April Mai Juni Juli September

Aufenthalt des Carinus in Lugdunum: Am Hochrhein werden Truppen für die Auseinandersetzung mit den beiden Usurpatoren zusammengezogen. Beginn des Feldzugs gegen Sabinus Iulianus. Schlacht bei Verona: Tod des Sabinus Iulianus. Carinus erreicht Siscia. Beginn der Kämpfe gegen Diokletian. Mehrere erfolgreiche Gefechte des Carinus in Pannonien, unter anderem bei Cornacum. Schlacht am Margus: Carinus wird nach dem Sieg seiner Truppen über das Heer Diokletians ermordet.

11 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Die Abkürzungen der genannten antiken Autoren und literarischen Quellen sind weitgehend nach dem Abkürzungsverzeichnis in Der Neue Pauly 1, XXXIX–XLVII, wiedergegeben. Die Auflösungen der Abkürzungen der verwendeten Inschriften- und Papyruseditionen finden sich im Quellenverzeichnis. Das von Klaus-Peter Johne herausgegebene Handbuch ‚Die Zeit der Soldatenkaiser. Krise und Transformation des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. (235–284), 2 Bd., Berlin 2008‘ wurde im Literaturverzeichnis mit dem Kurztitel ‚Johne, Soldatenkaiser‘ abgekürzt. Die weiteren im Literaturverzeichnis angegebenen Abkürzungen altertumswissenschaftlicher Zeitschriften und Schriftreihen entsprechen in der Regel den Vorgaben der Année philologique oder des Deutschen Archäologischen Instituts und sind hier zur leichteren Handhabung nochmals aufgelistet: AAN = Atti della Accademia di Scienze morali e politiche della Società nazionale di Scienze, Lettere ed Arti di Napoli AArchSlov = Acta archaeologica. Arheološki vestnik. Slovenska Akademija Znanosti in Umetnosti, Institut za Arheologijo A&A = Antike und Abendland AC = L’antiquité classique ACD = Acta classica Universitatis scientiarum Debreceniensis AD = Archaiologikon deltion AEHE = Annuaire de l’École pratique des Hautes Études AFLM = Annali della Facoltà di Lettere e Filosofia dell’Università di Macerata AHB = Ancient History Bulletin AJA = American Journal of Archaeology AJPh = The American Journal of Philology AKG = Archiv für Kulturgeschichte AncSoc = Ancient Society AncW = The Ancient World ANRW = Aufstieg und Niedergang der römischen Welt AntAfr = Antiquités africaines AntTard = Antiquité tardive APF = Archiv für Papyrusforschung ArchCl = Archeologia classica ArchS = Archäologie in der Schweiz AS = Anatolian Studies AW = Antike Welt BAAlger = Bulletin d’archéologie algérienne BASP = Bulletin of the American Society of Papyrologists BCTH = Bulletin archéologique du Comité des travaux historiques et scientifiques BHAC = Bonner Historia-Augusta-Colloquium BIFAO = Bulletin de l’Institut français d’archéologie orientale BMQ = The British Museum Quarterly BSAF = Bulletin de la Société nationale des antiquaires de France BSFN = Bulletin de la Société française de numismatique BRGK = Bericht der Römisch-Germanischen Kommission

428

11 Abkürzungsverzeichnis

BudReg = Budapest Régiségei ByzHb = Byzantinisches Handbuch ByzZ = Byzantinische Zeitschrift CA = Classical Antiquity CAH = The Cambridge Ancient History CCG = Cahiers du Centre Gustave-Glotz CE = Chronique d’Égypte CEN = Cercle d’études numismatiques. Bulletin, Bruxelles CN = Cahiers numismatiques CPh = Classical Philology CQ = The Classical Quarterly CR = The Classical Review CRAI = Comptes-rendus des séances de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres DHA = Dialogues d’histoire ancienne DNP = Der Neue Pauly DOP = Dumbarton Oaks Papers EA = Epigraphica Anatolica EMC = Échos du monde classique/Classical Views G & R = Greece and Rome GFA = Göttinger Forum für Altertumswissenschaft GGN = Geldgeschichtliche Nachrichten GNS = Gazette numismatique suisse GRBS = Greek, Roman and Byzantine Studies GWU = Geschichte in Wissenschaft und Unterricht HAC = Historiae Augustae Colloquium HdAW = Handbuch der Altertumswissenschaft HLL = Handbuch der lateinischen Literatur der Antike IA = Iranica Antiqua InvLuc = Invigilata lucernis JbAC = Jahrbuch für Antike und Christentum JEA = Journal of Egyptian Archaeology JHS = Journal of Hellenic Studies JNG = Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte JRA = Journal of Roman Archaeology JRomMilSt = Journal of Roman Equipment Studies JRS = Journal of Roman Studies JS = Journal des savants JSAS = Journal of the Society for Armenian Studies JThS = Journal of Theological Studies JWaltersArtGal = Journal of the Walters Art Gallery LACL = Lexikon der antiken christlichen Literatur LF = Listy filologické LTUR = Lexicon topographicum urbis Romae MAAR = Memoirs of the American Academy in Rome Maia = Rivista di letterature classiche MBAH = Münstersche Beiträge zur antiken Handelsgeschichte MDAI R = Mitteilung des deutschen archäologischen Instituts, römische Abteilung MEFRA = Mélanges de l’École française de Rome. Antiquité MH = Museum Helveticum MusNotAmNumSoc = Museum Notes. The American Numismatic Society NAC = Numismatica e antichità classiche NC = The Numismatic Chronicle NCirc = Numismatic Circular

11 Abkürzungsverzeichnis

429

NZ = Numismatische Zeitschrift ORom = Opuscula romana PEQ = Palestine Exploration Quarterly QCCCM = Quaderni Catanesi di cultura classica e medievale QCSCM = Quaderni Catanesi di studi classici e medievali OJA = Oxford Journal of Archaeology QT = Quaderni ticinesi RAL = Rendiconti della classe di scienze morali, storiche e filologiche dell’Academia dei Lincei RD = Revue historique de droit français et étranger RE = Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaften REA = Revue des études anciennes REArm = Revue des études arméniennes REAug = Revue des Études Augustiniennes RD = Revue historique de droit français et étranger RFIC = Rivista di filologia e di istruzione classica RFS = Roman Frontier Studies RHD = The Legal History Review RhM = Rheinisches Museum RIDA = Revue internationale des droits de l’antiquité RItNum = Rivista italiana di numismatica RN = Revue numismatique RPAA = Rendiconti. Atti della Pontificia accademia romana di archeologia RPh = Revue de philologie de littérature et d’histoire anciennes SDHI = Studia et documenta historiae et iuris SIFC = Studi italiani di filologia classica SJ = Saalburg-Jahrbuch SKAWW = Sitzungsberichte der Philosophisch-historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien SNR = Schweizerische Numismatische Rundschau TAPhA = Transactions and Proceedings of the American Philological Association TulLRev = Tulane Law Review VAHD = Vjesnik za arheologiju i historiju dalmatinsku VChr = Vigiliae Christianae WS = Wiener Studien WZUH = Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ŽAnt = Živa Antika ZDPV = Zeitschrift des deutschen Palästina-Vereins ZPE = Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik ZRG RA = Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung ZwTh = Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie

12 VERZEICHNIS DER VERWENDETEN QUELLENAUSGABEN 12.1 LITERARISCHE QUELLEN Agathias Keydell, Rudolf: Agathiae Myrinaei historiarum libri quinque (Corpus Fontium Historiae Byzantinae 2), Berlin 1967. Frendo, Joseph D.: Agathias. The Histories (Corpus Fontium Historiae Byzantinae, Series Berolinensis 2a), Berlin 1975. Ammianus Marcellinus Seyfarth, Wolfgang: Ammiani Marcellini Rerum gestarum libri qui supersunt, 2 Bd.(Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Leipzig 1978. Anonymus Valesianus König, Ingemar: Origo Constantini. Anonymus Valesianus. Teil 1, Text und Kommentar (Trierer historische Forschungen 11), Trier 1987. Aurelius Victor, Sextus Bird, Harold W.: Liber de Caesaribus of Sextus Aurelius Victor. Translated with an Introduction and Commentary (Translated Texts for Historians 17), Liverpool 1994. Groß-Albenhausen, Kirsten / Fuhrmann, Manfred: S. Aurelius Victor. Die römischen Kaiser. Liber de Caesaribus. Lateinisch-deutsch (Sammlung Tusculum), Zürich u. a. 2002². Caesar, Gaius Iulius Schönberger, Otto: C. Iulius Caesar. Der gallische Krieg. Lateinisch-deutsch (Sammlung Tusculum), München u. a. 1990. Cassiodor Mommsen, Theodor: Cassidori Senatoris Chronica, Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII. (Vol. II), MGH Auct. ant. 11, Berlin 1894, S. 163–184. Cassius Dio, Lucius Cassius Cary, Earnest: Dio’s Roman History. In Nine Volumes (Loeb Classical Library), London u. a. 1961– 1970². Veh, Otto: Dio Cassius. Römische Geschichte, 5 Bd.(Die Bibliothek der Alten Welt, Griechische Reihe), Zürich u. a. 1985–1987. Chronicon paschale Dindorf, Ludwig August: Chronicon paschale. Ad ex. Vaticanum rec, Vol 1 (Corpus scriptorum Historiae Byzantinae 3, 1), Bonn 1832. Chronographus anni 354 Mommsen, Theodor: Chronographus anni CCCLIIII, Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII. (Vol. I), MGH Auct. ant. 9, Berlin 1892, S. 13–192. Chrysostomos, Iohannes Schatkin, Margaret Amy: De sancto Babyla contra Iulianum et gentiles. Critical Edition of, and Introduction to St. John Chrysostom’s De sancto Babyla, contra Iulianum et gentiles, Fordham 1968. Codex Gregorianus Krüger, Paul: Fragmenta vaticana. Mosaicarum et romanarum legum collatio. Consultatio veteris cuiusdam iurisconsulti. Codices Gregorianus et Hermogenianus. Alia minora (Collectio librorum iuris anteiustiniani 3), Berolini 1890. Riccobono, Salvatore / Baviera, Giovanni / Arangio-Ruiz, Vincenzo: Fontes iuris Romani anteiustiniani, Vol. 3, Negotia, Florentiae 1943. Codex Iustinianus Haloander, Gregor: Codex Iustiniani, Norimberga 1530. Krüger, Paul: Codicis Iustiniani fragmenta Veronensia, Berlin 1874.

432

12 Verzeichnis der verwendeten Quellenausgaben

Krüger, Paul: Corpus Iuris Civilis. Editio stereotypa sexta, volumen secundum. Codex Iustinianus, Berlin 1895. Codex Theodosianus Krüger, Paul / Mommsen, Theodor / Meyer, Paul Martin: Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis et leges novellae ad Theodosianum pertinentes, 3. Bd., Berolini 1905. Pharr, Clyde / Davidson, Theresa S. / Pharr, Mary B.: The Theodosian Code and Novels and the Sirmondian Constitutions (The Corpus of Roman Law 1), New York 1969². Consularia Constantinopolitana Mommsen, Theodor: Consularia Constantinopolitana, Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII. (Vol. I), MGH Auct. ant. 9, Berlin 1892, S. 197–247. Continuator Dionis Müller, Karl: Dionis Continuator, FHG IV, Paris 1851, S. 191–199. Edictum Diocletiani de pretiis rerum venalium Lauffer, Siegfried: Diokletians Preisedikt (Texte und Kommentare 5), Berlin 1971. Giacchero, Marta: Edictum Diocletiani et collegarum de pretiis rerum venalium. In integrum fere restitutum e Latinis Graecisque fragmentis, 2 Bd.(Istituto di Storia Antica e Scienze Ausiliare Genova 8, 1–2), Genova 1974. Epitome de Caesaribus Festy, Michel: Pseudo-Aurélius Victor. Abrégé des Césars. Texte établi, traduit et commenté (Collection des universités de France, Série latine 353), Paris 1999. Eunapios von Sardes Blockley, Roger C.: The Fragmentary Classicising Historians of the Later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus, Bd. 2, Text, Translation and Historical Notes (Arca 10), Liverpool 1983. Eusebios von Caesarea Heikel, Ivar A.: Über das Leben Constantins. Constantins Rede an die heilige Versammlung. Tricennatsrede an Constantin, Eusebius Werke, Bd. 1 (Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte 7), Hildesheim 1902. Karst, Josef: Die Chronik. Aus dem Armenischen übersetzt, Eusebius Werke, Bd. 5. (Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte 20), Leipzig 1911. Lake, Kirsopp / Oulton, John E.: Eusebius. The Ecclesiastical History. In Two Volumes (The Loeb Classical Library 153; 265), London 1965–1973². Kraft, Heinrich (Hrsg.): Eusebius von Caesarea. Kirchengeschichte. Eingeleitet von Heinrich Kraft, übers. von Philipp Haeuser, durchges. von Hans Armin Gärtner, unveränd. Nachdr. der 3. Aufl., Darmstadt 1997. Eutropius Müller, Friedhelm L.: Eutropii Breviarium ab urbe condita. Eutropius, Kurze Geschichte Roms seit Gründung (753 v. Chr.–364 n. Chr.). Einleitung, Text und Übersetzung (Palingenesia 56), Stuttgart 1995. Fasti Philocali Mommsen, Theodor: Fasti Philocali et Polemii Silvii, CIL² I.1, Berlin 1893, S. 254–279. Faustus Byzantius Garsoïan, Nina G.: The Epic Histories Attributed to P’awstos Buzand (Harvard Armenian Texts and Studies 8), Cambridge, Mass. 1989. Festus, Rufius Eadie, John W.: The Breviarium of Festus. A Critical Edition with Historical Commentary (University of London Classical Studies 5), London 1967. Georgios Monachos Boor, Carl de: Georgii Monachi Chronicon. Ed. stereotypa ed. anni 1904 corr. cur. Peter Wirth, Bd. 2 (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Stuttgart 1978. Gregor von Nazianz Sieben, Hermann Josef: Gregor von Nazianz. Orationes theologicae (Fontes Christiani 22), Freiburg u. a. 1996.

12.1 Literarische Quellen

433

Herodian Müller, Friedhelm L.: Herodianus. Geschichte des Kaisertums nach Marc Aurel. Griechisch-deutsch, Stuttgart 1996. Lucarini, Carlo M.: Herodianus. Regnum post Marcum (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), München u. a. 2005. Hieronymus, Sophronius Eusebius Helm, Rudolf: Die Chronik des Hieronymus. Hieronymi Chronicon (Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte 47), Berlin 1956². Brugnoli, Giorgio: Curiosissimus excerptor. Gli „Additamenta“ di Girolamo ai „Chronica“ di Eusebio (Testi e studi di cultura classica 12), Pisa 1995. Hipponax Masson, Olivier: Les fragments du poète Hipponax (Études et commentaires 43), Paris 1962. Historia Augusta Hohl, Ernst: Historia Augusta. Römische Herrschergestalten. Band II. Von Maximinus Thrax bis Carinus. Übersetzt von Ernst Hohl. Bearbeitet und erläutert von Elke Merten, Alfons Rösger und Nicole Ziegler mit einem Vorwort von Johannes Straub (Die Bibliothek der Alten Welt, römische Reihe), Zürich/München 1985. Hohl, Ernst: Scriptores historiae Augustae. Vol. II, addenda et corrigenda adiecerunt Ch. Samberger et W. Seyfarth. Ed. ster. editionis tertiae (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Leipzig 1997. Paschoud, François: Vies d’Aurélien, Tacite. Texte établi, traduit et commenté. Histoire Auguste 5, 1 (Collection des universités de France, Série latine 335), Paris 1996. Paschoud, François: Vies de Probus, Firmus, Saturnin, Proculus et Bonose, Carus, Numérien et Carin. Texte établi, traduit et commenté. Histoire Auguste 5, 2 (Collection des universités de France, Série latine 365), Paris 2002. Turcan, Robert: Vies de Macrin, Diaduménien, Héliogabale. Texte établi, traduit et commenté. Histoire Auguste 3, 1 (Collection des universités de France, Série latine 311), Paris 1993. Homer West, Martin L.: Homeri Ilias (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), 2 Bd., München/Leipzig 1998–2000. Iohannes Antiochenos Mariev, Sergei: Ioannis Antiocheni fragmenta quae supersunt omnia. Recensuit Anglice vertit indicibus instruxit (Corpus Fontium Historiae Byzantinae 47, Series Berolinensis), Berlin 2008. Iohannes Lydos Wünsch, Richard: Ioannis Lydi liber de mensibus. Ed. stereotypa editionis primae (1898) (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Stuttgart 1967. Iordanes Mommsen, Theodor: Iordanis. Romana et Getica, MGH Auct. ant. 5, 1, Berlin 1892. Itinerarium Burdigalense Cuntz, Otto: Itinerarium Burdigalense (Itinerarium Hierosolymitanum). Accedit tabula geographica, in: ders.: Itineraria Romana, Bd. 1, Lipsiae 1929, S. 86–102. Iulianus Augustus Wright, Wilmer Cave: The Works of the Emperor Julian. In Three Volumes (The Loeb Classical Library 13), Bd. 1, Cambridge, Mass. 1913. Müller, Friedhelm L.: Die beiden Satiren des Kaisers Julianus Apostata (Symposion oder Caesares und Antiochikos oder Misopogon) (Palingenesia 66), Stuttgart 1998. Kedrenos, Georgios Scylitza, Johannes / Bekker, Immanuel: Georgius Cedrenus, Bd. 1 (Corpus scriptorum Historiae Byzantinae 20, 1), Bonn 1838. Lactantius, Lucius Caecilius Firmianus Städele, Alfons: Laktanz. De mortibus persecutorum – Die Todesarten der Verfolger (Fontes Christiani 43), Turnhout 2003.

434

12 Verzeichnis der verwendeten Quellenausgaben

Laterculus Veronensis Seeck, Otto: Notitia Dignitatum. Accedunt Notitia urbis Constantinopolitanae et Latercula provinciarum, unveränd. Nachdr. Berlin 1876, Frankfurt am Main 1962, S. 247–251. Leo Grammaticus Bekker, Immanuel: Leonis Grammatici Chronographia. Accedit Eustathii De capta Thessalonica liber (Corpus scriptorum Historiae Byzantinae 26), Bonn 1842. Libanios Foerster, Richard: Libanii Opera. Vol. II. Orationes XII–XXV (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Lipsiae 1904. Foerster, Richard: Libanii Opera. Vol. XI. Epistulae 840–1544 cum pseudoepigraphis et Basilii cum Libanio commercio epistolico, fragmenta (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Lipsiae 1922. Norman, Albert F.: Libanius. Selected Works. In Two Volumes, Bd. 2 (The Loeb Classical Library 452), Cambridge, Mass. 1977. Malalas, Iohannes Thurn, Hans: Ioannis Malalae Chronographia. Rec. Ioannes Thurn (Corpus Fontium Historiae Byzantinae 35, Series Berolinensis), Berlin u. a. 2000. Thurn, Hans / Drosihn, Claudia: Johannes Malalas. Weltchronik (Bibliothek der griechischen Literatur 69, Abteilung Byzantinistik), Stuttgart 2009. Moses von Chorene Thomson, Robert W.: Moses Khorenats’i. History of the Armenians. Translation and Commentary on the Literary Sources by Robert W. Thomson (Harvard Armenian Texts and Studies 4), Cambridge, Mass./London 1978. Mahé, Annie / Mahé, Jean-Pierre: Moïse de Khorène. Histoire de l’Arménie. Nouvelle trad. de l’arménien classique par Annie et Jean-Pierre Mahé (d’après Victor Langlois) avec une introd. et des notes (L’aube des peuples), Paris 1993. Nemesianus, Marcus Aurelius Olympius Wernsdorf, Johann Christian: Poetae Latini Minores, Bd. 1, Altenburgi 1780. Duff, John Wight / Duff, Arnold Mackay: Minor Latin Poets (The Loeb Classical Library 284), London 1934. Williams, Heather J.: The Eclogues and Cynegetica of Nemesianus. Edited with an Introduction and Commentary (Mnemosyne Supplementum 88), Leiden 1986. Nikolaos von Damaskus Malitz, Jürgen: Nikolaos von Damaskus, Leben des Kaisers Augustus (Texte zur Forschung 80), Darmstadt 2003. Notitia dignitatum Seeck, Otto: Notitia Dignitatum. Accedunt Notitia urbis Constantinopolitanae et Latercula provinciarum, unveränd. Nachdr. Berlin 1876, Frankfurt am Main 1962. Orosius, Paulus Zangemeister, Karl: Pauli Orosii historiarum adversum paganos libri VII (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Leipzig 1889. Arnaud-Lindet, Marie-Pierre: Orose. Histoires (contre les Païens), Bd. 3 (Collection des universités de France, Série latine 297), Paris 1991. Panegyrici Latini Nixon, Charles E. / Rodgers, Barbara Saylor: In Praise of Later Roman Emperors. The Panegyrici Latini. Introd., Transl., and Historical Commentary with the Latin Text of R. A. B. Mynors (The Transformation of the Classical Heritage 21), Berkeley u. a. 1994. Parastaseis Cameron, Averil / Herrin, Judith: Constantinople in the Early Eighth Century. The Parastaseis Syntomoi Chronikai (Columbia Studies in the Classical Tradition 10), Leiden 1984. Petros Patrikios Müller, Karl: Petrus Patricius, FHG IV, Paris 1851, S. 183–191.

12.1 Literarische Quellen

435

Philostorgios Bidez, Joseph: Philostorgius. Kirchengeschichte. Mit dem Leben des Lucian von Antiochien und den Fragmenten eines arianischen Historiographen, 3. überarbeitete Auflage besorgt von Friedhelm Winkelmann (Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte 21), Berlin 1981³. Amidon, Philip R.: Philostorgius. Church History. Translated with an Introduction and Notes by Philip R. Amidon (Writings from the Greco-Roman World 23), Leiden u. a. 2007. Photios Bekker, Immanuel: Photii Bibliotheca, Bd. 1, Berolini 1824. Henry, René: Photius Bibliothèque. Codices 84–185 (Collection byzantine), Bd. 2, Paris 1960. Plinius, Gaius Secundus Jan, Ludwig von / Mayhoff, Karl / Semi, Francisco: C. Plini Secundi Naturalis historiae, post Ludovici Jani obitum recogn. et scripturae discrepantia adiecta. Ed. Carolus Mayhoff. Ed. stereotypa ed. prioris 1909, 6 Bd. (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Stuttgart 1967–1980. Polemius Silvius Mommsen, Theodor: Polemii Silvii Laterculus, Chronica Minora saec. IV. V. VI. VII. (Vol. I), MGH Auct. ant. 9, Berlin 1892, S. 511–551. Prokopios Veh, Otto: Prokop. Werke (griech.-deut.), 5. Bde. (Sammlung Tusculum), München 1961–1977. Res Gestae Divi Saporis Maricq, André: Classica et Orientalia 5. Res Gestae Divi Saporis, Syria 35, 1958, S. 295–360 (ND in: ders.: Classica et Orientalia, Paris 1965, S. 37–101). Huyse, Philip: Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Ka’ba-i Zardušt (ŠKZ) (Corpus inscriptionum Iranicarum 3, 1, 1), 2 Bd., London 1999. Sidonius, Gaius Sollius Apollinaris Loyen, André: Sidoine Apollinaire, Bd. 1, Poèmes (Collection des universités de France), Paris 1960. Sozomenos, Salamanes Hermeias Hansen, Günther Christian: Sozomenos. Historia ecclesiastica. Griechisch-deutsch, 4 Bd.(Fontes christiani 73), Turnhout 2004. Strabon Radt, Stefan: Strabons Geographika. Buch XIV–XVII, Text und Übersetzung, Göttingen 2005. Suda Adler, Ada: Suidae lexicon. Ed. stereotypa ed. primae (Leipzig 1928–1938), 5. Bd. (Lexicographi Graeci 1, 1–1, 5), Stuttgart 1989–1994. Symeon Magister Wahlgren, Staffan: Symeonis Magistri et Logothetae Chronicon (Corpus Fontium Historiae Byzantinae 44, 1, Series Berolinensis), Berlin 2006. Synesios von Kyrene Garzya, Antonio: Opere di Sinesio di Cirene. Epistole Operette Inni (Classici UTET, Classici greci), Torino 1989. Synkellos, Georgios Mosshammer, Alden A.: Georgii Syncelli Ecloga chronographica (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Leipzig 1984. Adler, William: The Chronography of George Synkellos. A Byzantine Chronicle of Universal History from the Creation, Oxford u. a. 2002. Tacitus, Publius Cornelius Moore, Clifford H. / Jackson, John: The Histories. With an English Translation by Clifford H. Moore. In 2 Volumes. Includes the Annals I–III with an English Translation by John Jackson, Bd. 1, The Histories. Book I–III (The Loeb classical library 111), London, New York 19625. Vegetius, Flavius Renatus Wille, Fritz: Flavius Renatus Vegetius, Epitoma rei militaris (Wissenschaftliche Reihe Klassiker der Militärgeschichte), Aarau u. a. 1986.

436

12 Verzeichnis der verwendeten Quellenausgaben

Reeve, Michael D.: Vegetius. Epitoma rei militaris (Scriptorum classicorum Bibliotheca Oxoniensis), Oxford 2004 Zonaras, Iohannes Dindorf, Ludwig August: Ioannis Zonarae Epitome historiarum. Cum Caroli Ducangii suisque annot. Vol. III (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana), Leipzig 1870. Banchich, Thomas M. / Lane, Eugene N.: The History of Zonaras. From Alexander Severus to the Death of Theodosius the Great (Routledge Classical Translations), London/New York 2009. Zosimos Paschoud, François: Zosime. Histoire nouvelle. Texte établi et traduit (Collection des universités de France, les Belles Lettres 95), Paris 2000². Veh, Otto: Zosimos. Neue Geschichte. Übersetzt und eingeleitet von Otto Veh. Durchgesehen und erläutert von Stefan Rebenich (Bibliothek der griechischen Literatur 31), Stuttgart 1990.

12.2 EPIGRAPHISCHE QUELLEN AAES III Prentice, William Kelly: Greek and Latin Inscriptions. Publications of an American Archaeological Expedition to Syria in 1899–1900. Part 3, London 1908. AArchSlov Acta archaeologica. Arheološki vestnik. Slovenska Akademija Znanosti in Umetnosti, Institut za Arheologijo, Ljubljana 1950 ff. AE L’Année Épigraphique. Revue des publications épigraphiques relatives à l’antiquité Romaine, publ. avec le concours du Centre National de la Recherche Scientifique. Paris 1888 ff. AIJ Hoffiller, Viktor / Saria, Balduin: Antike Inschriften aus Jugoslawien, Bd. 1, Noricum und Pannonia superior, Zagreb 1938. AJA American Journal of Archaeology, Boston 1885 ff. Akoris Bernand, Étienne: Inscriptions grecques et latines d’Akôris (Institut Français d’Archéologie Orientale al-Qāhira, Bibliothèque d’étude 103), Caire 1988. AntAfr Antiquités africaines. L’Afrique du Nord de la protohistoire à la conquête arabe, Paris 1967 ff. AquaeFlaviae Colmenero, Antonio Rodríguez: Aquae Flaviae I, Fontes epigráficas, Chaves 1987; 1997². Axioti Axioti, Cornelia: Roman roads in Aitoloakarnania, AD 35, 1980, S. 186–205. Ballance/Roueché Ballance, Michael / Roueché, Charlotte: Three Inscriptions from Ovacık, in: R. Martin Harrison, Wendy Dennis Young (Hrsg.): Mountain and Plain. From the Lycian Coast to the Phrygian Plateau in the Late Roman and Early Byzantine Period, Ann Arbor Michigan 2001, S. 87–112. BAM Bulletin archéologie marocaine, Casablanca 1956 ff. BCTH Bulletin archéologique du Comité des travaux historiques et scientifiques, Paris 1883 ff. Bölcske Beszédes, J. / Mráv, Z. / Tóth, E: Die Steindenkmäler von Bölcske. Inschriften und Skulpturen. Katalog, in: A. Szabó, E. Tóth (Hrsg.): Bölcske, Römische Inschriften und Funde, Budapest, 2003, S. 103–218. BRGK Bericht der Römisch-Germanischen Kommission, Darmstadt/Mainz 1908 ff.

12.2 Epigraphische Quellen

437

BSAF Bulletin de la Société nationale des antiquaires de France, Paris 1857 ff. CAG Carte archéologique de la Gaule, ed. Michel Provost et al., Paris 1988 ff. Chiron Chiron. Mitteilungen der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts, Berlin/New York 1971 ff. CIBalear Veny, Cristobal: Corpus de las inscripciones baleáricas hasta la dominación árabe (Biblioteca de la Escuela española de historia y arqueología en Roma 15), Madrid 1965. CIG Corpus inscriptionum graecarum, ed. Augustus Boeckhius et al., 4 Bd. Berlin 1828–1877. CIL Corpus Inscriptionum Latinarum, consilio et auctoritate Academiae Litterarum Borussicae, ed. Theodor Mommsen et al., Berlin 1863 ff. CILA Corpus de Inscripciones Latinas de Andalucia, ed. González Fernández, Julián et al., Sevilla 1991 ff. CIMRM Vermaseren, Maarten J.: Corpus Inscriptionum et Monumentorum Religionis Mithriacae, 2. Bd., Hagae Comitis 1956–1960. CRAI Comptes-rendus des séances de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, Paris 1857 ff. EA Epigraphica Anatolica. Zeitschrift für Epigraphik und historische Geographie Anatoliens, Bonn 1983 ff. Eck Eck, Werner: Die Statthalter der germanischen Provinzen vom 1.–3. Jahrhundert (Epigraphische Studien 14), Köln 1985. EE Ephemeris Epigraphica. Corporis inscriptionum Latinarum supplementum, edita iussu Instituti Archeologici Romani, 9 Bd., Rom/Berlin 1872–1913. ELST Beltrán Lloris, Miguel: Epigrafia latina de Saguntum y su territorium (Servicio de investigacion prehistorica 3, 67), Valencia 1980. Epigraphai Paci, Gianfranco (Hrsg.): ΕΠΙΓΡΑΦΑΙ. Miscellanea epigrafica in onore di Lidio Gasperini, 2. Bd. (Ichnia 5), Tivoli (Roma) 2000. Epigraphica Epigraphica. Periodico internazionale di epigrafia, Faenza 1939 ff. ERAsturias Diego Santos, Francisco: Epigrafía Romana de Asturias, Oviedo 1959. ERCantab Iglesias, José Manuel / Ruiz, Alicia: Epigrafía romana de Cantabria (Petrae Hispaniarum 2), Bordeaux 1998. EREb Castelló, Jaime J.: Epigrafía romana de Ebusus (Trabajos del Museo Arqueológico de Ibiza 20), Eivissa, Baleares 1988. ERPLeon Rabanal Alonso, Manuel Abilio / García Martínez, Sonia Maria: Epigrafía romana de la provincia de León. Revisión y actualización (León historia y sociedad 8), León 2001. ERPSoria Jimeno, Martinez Alfredo: Epigrafía romana de la provincia de Soria (Colección Temas sorianos 2), Soria 1980.

438

12 Verzeichnis der verwendeten Quellenausgaben

ERRioja Espinosa, Ruiz Urbano: Epigrafía Romana de La Rioja (Biblioteca de temas Riojanos 62), Logroño 1986. FPA Fontes Pannoniae Antiquae, Budapest 2003 ff. Germania Germania. Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Darmstadt 1918 ff. GLIBurdur Horsley, G. H. R.: The Greek and Latin Inscriptions in the Burdur Archaeological Museum (Regional Epigraphic Catalogues of Asia Minor 5), London 2007. GLICMar Lehmann, Clayton Miles / Holum, Kenneth G.: The Greek and Latin Inscriptions of Caesarea Maritima (The Joint Expedition to Caesarea Maritima 5), Boston 2000. HEp Hispania epigraphica, Madrid 1989 ff. Hermes Hermes. Zeitschrift für klassische Philologie, Stuttgart 1866 ff. Horos Horos. Ena archaiognōstiko periodiko, Athēna 1983 ff. IAM II Galand, Lionel / Euzennat, Maurice / Marion, Jean / Gascou, Jacques: Inscriptions antiques du Maroc II. Inscriptions latines (Études d’Antiquités Africaines), Paris 1982. IAM-S Euzennat, Maurice / Labory, Nadine: Inscriptions antiques du Maroc. Inscriptions latines supplément (Études d’Antiquités Africaines), Paris 2003. IDRE Petolescu, Constantin C.: Inscriptiones Daciae Romanae. Inscriptiones extra fines Daciae repertae, Bukarest 1996. IG Inscriptiones Graecae, consilio et auctoritate Academiae Scientiarum Berolinensis et Brandenburgensis editae, Berolini u. a. 1873 ff. IGBulg Inscriptiones Graecae in Bulgaria repertae, ed. Georgius Mihailov (Academia Litterarum Bulgarica. Institutum Archaeologicum. Series Epigraphica), Sofia 1956–1997. IGLS Inscriptions grecques et latines de la Syrie, ed. L. Jalabert, R. Mouterde, M. Sartre et al. (Bibliothèque archéologique et historique), Paris 1929 ff. IGR Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes, auctoritate et impensis Academiae Inscriptionum et Litterarum Humaniorum collectae et editae, ed. R. Cagnat, Paris 1906–1927. IIulian Conti, Stefano: Die Inschriften Kaiser Julians (Altertumswissenschaftliches Kolloquium 10), Stuttgart 2004. IK Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Bonn 1972 ff. ILAfr Cagnat, René: Inscriptions latines d’Afrique. Tripolitaine, Tunisie, Maroc, Paris 1923. ILAlg Inscriptions latines de Algérie, ed. Stéphane Gsell et al., Paris 1922 ff. ILAlp Rémy, Bernard: Inscriptions Latines des Alpes, Bd. 1, Alpes Graies (Sources antiques 1), CambéryGrenoble 1998.

12.2 Epigraphische Quellen

439

ILBulg Gerov, Boris V.: Inscriptiones Latinae in Bulgaria repertae, Serdicae 1989. ILCV Inscriptiones Latinae Christianae Veteres, ed. Ernst Diehl et al., Berolini 1925–1967. ILJug III Šašel, Anna: Inscriptiones latinae quae in Iugoslavia inter annos MCMII et MCMXL repertae et editae sunt Inscriptiones Latinae quae in Iugoslavia, Ljubljana 1986. ILM Chatelain, Louis: Inscriptions Latines du Maroc, Paris 1942. ILN Inscriptions Latines de Narbonnaise, ed. Jacques Gascou (Gallia Supplément), Paris, 1985 ff. ILPGranada Pastor Muñoz, Mauricio / Mendoza Eguaras, Angela: Inscripciones Latinas de la Provincia de Granada, Granada 1987. ILPSbeitla Duval, Noël: Inventaire des inscriptions païenne de Sbeitla, MEFRA 101, 1989, S. 403–488. ILS Dessau, Hermann: Inscriptiones Latinae Selectae, 5 Bd., Berlin 1892–1916. ILTG Wuilleumier, Pierre: Inscriptions Latines des trois Gaules (Gallia Supplément 17), Paris 1984². ILTun Merlin, Alfred: Inscriptions Latines de la Tunisie, Paris 1944. InsBaliares Zucca, Raimondo: Insulae Baliares. Le Isole Baleari sotto il dominio romano (Collana del Dipartimento di Storia dell’Università degli Studi di Sassari Nuova serie), Roma 1998. InscrIt Inscriptiones Italiae, ed. Albino Garzetti et al., Roma 1931 ff. IR Itinera Romana. Beiträge zur Straßengeschichte des Römischen Reiches, Bern 1967 ff. IRC Inscriptions romaines de Catalogne, ed. Georges Fabre, Marc Mayer, Isabel Rodà (Maison des Pays Ibériques Talence), Paris 1984 ff. IRG Inscripciones Romanas de Galicia, ed. Fermín Bouza Brey, 4 Bd., Santiago de Compostela 1949– 1968. IRMusNav Castillo, Carmen / Gomez-Pantoja, J. / Mauleón, M. Dolores: Inscripciones Romanas del Museo de Navarra, Pamplona 1981. IRPLeon Santos, Francisco D.: Inscripciones Romanas de la Provincia de León, Léon 1986. IRT Reynolds, Joyce M. / Aurigemma, Salvatore: The Inscriptions of Roman Tripolitania, Rome 1952. IRValent Corell, Josep: Inscripcions romanes de Valentia i el seu territori, Valéncia 1997. IThesp Roesch, Paul: Les Inscriptions de Thespies. Édition électronique mise en forme par G. Argoud, A. Schachter et G. Vottéro, Lyon 2007–2009, http://www.hisoma.mom.fr/thespies.html (letzter Aufruf am 01.08.2013). Klio Klio. Beiträge zur alten Geschichte, Berlin 1901 ff. Kolbe Kolbe, Hans-Georg: Die Statthalter Numidiens von Gallien bis Konstantin. 268–320 (Vestigia 4), München 1962.

440

12 Verzeichnis der verwendeten Quellenausgaben

Lajtar Łajtar, Adam: Deir el-Bahari in the Hellenistic and Roman Periods. A Study of an Egyptian Temple Based on Greek Sources (The Journal of Juristic Papyrology Supplement 4), Warsaw 2006. Lehner Lehner, Hans: Die antiken Steindenkmäler des Provinzialmuseums in Bonn, Bonn 1918. MAMA Monumenta Asiae Minoris Antiqua, ed. W. M. Calder, W. H. Buckler et al. (American Society for Archaeological Research in Asia Minor), Manchester u. a. 1928 ff. MEFRA Mélanges de l’Ecole française de Rome. Antiquité, Rome 1971 ff. MiliariHisp Colmenero, Antonio Rodríguez / Sierra, Santiago Ferrer / Asorey, Rubén D. Alvarez: Miliarios e outras inscricións viarias romanas do noroeste hispánico (conventos bracarense, lucense e asturicense), Santiago de Compostela 2004. MiliariTarrac Lostal Pros, Joaquín: Los miliarios de la provincia Tarraconense. Conventos Tarraconense, Caesaraugustano, Cluniense y Cartaginense, Zaragoza 1992. MSNAF Mémoires de la Société nationale des antiquaires de France, Paris 1852–1968. OGIS Dittenberger, Wilhelm: Orientis Graeci inscriptiones selectae. Supplementum sylloges inscriptionum Graecarum, 2 Bd., Lipsiae 1903–1905. OJA Oxford Journal of Archeology, Oxford 1985 ff. Patras Rizakēs, Athanasios D.: Achaie II. La cité de Patras. Épigraphie et histoire (Meletēmata 25), Paris 1998. PdD Bernand, André: Les Portes du désert. Recueil des inscriptions grecques d’Antinooupolis, Tentyris, Koptos, Apollonopolis Parva et Apollonopolis Magna, Paris 1984. Philippi Pilhofer, Peter: Philippi. Band II. Katalog der Inschriften von Philippi (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 119), Tübingen 2000. Philologus Philologus. Zeitschrift für antike Literatur und ihre Rezeption, Berlin 1846 ff. PPUAES Butler, Howard Crosby: Hauran Plain and Djebel Hauran, Publications of the Princeton University Archaeological Expeditions to Syria in 1904–1905 and 1909, Division II, Ancient Architecture in Syria, Section A, Southern Syria, Part 5, Leiden 1915, S. 297–363. REA Revue des études anciennes, Talence 1899 ff. RIB The Roman Inscriptions of Britain, ed. by R. G. Collingwood, R. P. Wright, Bd. 1, Inscriptions on Stone, Oxford 1995². RISch Walser, Gerold: Römische Inschriften in der Schweiz, Bern 1980. RIT Alföldy, Géza: Die Römischen Inschriften von Tarraco (Madrider Forschungen 10), 2 Bd., Berlin 1975. RPAA Rendiconti della Pontificia Accademia Romana di Archeologia, Roma 1921 ff. Salona Salona IV. Inscriptions de Salone chrétienne IVe–VIIe siècles. Projet coordonné par Emilio Marin, 2 Bd.(Salona 12), Rome/Split 2010.

12.3 Papyrologische Quellen

441

SB Sammelbuch griechischer Urkunden aus Aegypten, begonnen von Friedrich Preisigke, Straßburg/ Berlin u. a. 1915 ff. SEG Supplementum Epigraphicum Graecum, ed. J. J. E. Hondius, A. G. Woodhead et al., Leiden u. a. 1923 ff. St. Pont. III Anderson, John George Clark / Cumont, Franz / Grégoire, Henri: Studia Pontica III. Recueil des inscriptions grecques et latines du Pont et de l’Arménie, Bruxelles 1910. Syll.³ Sylloge inscriptionum graecarum, ed. Wilhelm Dittenberger et al., condita et aucta, nunc tertium edita., 4. Bd., Lipsiae 1915–1924. Syria Syria. Revue d’art oriental et d’archéologie. Institut français d’archéologie du Proche-Orient, Beyrouth 1920 ff. TAM Tituli Asiae Minoris, coll. et ed. auspiciis Acad. Litterarum Austriacae, Vindobonae 1901 ff. TAPhA Transactions and Proceedings of the American Philological Association, Oxford 1869–1972. TitAq Kovács, Peter / Borhy, László: Tituli Aquincenses, 2. Bd., Budapest 2009–2010. Walser Walser, Gerold: Studien zur Alpengeschichte in antiker Zeit (Historia, Einzelschriften 86), Stuttgart 1994.

12.3 PAPYROLOGISCHE QUELLEN APF Archiv für Papyrusforschung, Berlin/New York 1901 ff. BGU Aegyptische Urkunden aus den Königlichen (später Staatlichen) Museen zu Berlin, Griechische Urkunden, Berlin 1895 ff. BL Berichtigungsliste der griechischen Papyrusurkunden aus Ägypten, Leiden/New York/Köln 1913 ff. ChLA Chartae Latinae Antiquiores. Facsimile-Edition of the Latin Charters Prior to the Ninth Century, Edited by Albert Bruckner and Robert Marichal, Basel/Dietikon/Zürich 1954 ff. Neugebauer/Hoesen Neugebauer, Otto / Hoesen, Henry B. van: Greek Horoscopes (Memoirs of the American Philosophical Society 48), Philadelphia 1959. O. Mich. Greek Ostraca in the University of Michigan Collection, ed. Leiv Amundsen et al. (Michigan Ostraca), Ann Arbor, Michigan 1935 ff. P. Athen. Petropoulos, Georgios A.: Papyri Societatis Archaeologicae Atheniensis (Pragmateiai tês Akademias Athênôn 10), Athēnai 1939. P. Bodl. Salomons, Robert P.: Papyri Bodleianae I. An Appendix Inventories Part of the Greek Papyri in the Bodleian (Studia Amstelodamensia ad epigraphicam, ius antiquum et papyrologicam pertinentia 34), Amsterdam 1996.

442

12 Verzeichnis der verwendeten Quellenausgaben

P. Cair. IFAO Papyrus grecs de l’Institut français d’archéologie orientale, ed. Jacques Schwartz et al. (Institut Français d’Archéologie Orientale du Caire. Bibliothèque d’Étude), Caire 1971 ff. P. Cair. Isid. Youtie, Herbert Chayyim / Boak, Arthur Edward Romilly: The Archive of Aurelius Isidorus in the Egyptian Museum, Cairo, and the University of Michigan, Ann Arbor, Michigan 1960. P. Col. Columbia Papyri, ed. W. L. Westermann et al., New York u. a. 1929 ff. P. Dop. Worp, Klaas Anthony: Short Texts from the Main Temple, in: Colin A. Hope, Gillian E. Bowen (Hrsg.): Dakhleh Oasis Project. Preliminary Reports on the 1994–1995 and 1998–1999 Field Seasons (Dakhleh Oasis Project Monograph 11), Oxford u. a. 2002, S. 333–349. P. Erl. Schubart, Wilhelm: Die Papyri der Universitätsbibliothek Erlangen (Katalog der Handschriften Neubearbeitung 3,1), Leipzig 1942. P. Fuad I Univ. Crawford, David Stewart: Fuad I. University Papyri (Publications de la Société Fouad I. de papyrologie, Textes et documents 8), Alexandrie 1949. P. Laur. Dai Papiri della Biblioteca Medicea Laurenziana, ed. Rosario Pintaudi et al. (Papyrologica Florentina), Firenze 1976–1984. P. Lond. Greek Papyri in the British Museum, publ. for the British Library Board. A. Catalogue with Texts, ed. by F. G. Kenyon, H. J. Bell et al., London 1893–1974. P. Mich. Michigan Papyri, ed. C. C. Edgar et al. (University of Michigan Studies, Humanistic series), Ann Arbor, Michigan et al. 1931 ff. P. Narm. 2006 Documents et objects découverts à Médinet Madi en 2006, ed. Edda Bresciani, Alain Delattre, Paul Heilporn, Alain Martin, Angiolo Menchetti, Georges Nachtergael, Rosario Pintaudi et Flora Silvano (Egitto e Vicino Oriente II), Pisa 2010. P. Oxy. The Oxyrhynchus Papyri, ed. Bernard P. Grenfell, A. S. Hunt et al. (Egypt Exploration Fund, GraecoRoman Branch), London 1898 ff. P. Oxy. Hels. Fifty Oxyrhynchus Papyri, ed. H. Zilliacus, J. Frösén, P. Hohti, J. Kaimio and M. Kaimio (Societas Scientiarum Fennica, Commentationes Humanarum Litterarum 63) Helsinki 1979. P. Panop. Beatty Skeat, Theodore C.: Papyri from Panopolis in the Chester Beatty Library Dublin (Chester Beatty Monographs 10), Dublin 1964. P. Sakaon Parássoglou, Georgios M.: The Archive of Aurelius Sakaon. Papers of an Egyptian Farmer in the Last Century of Theadelphia (Papyrologische Texte und Abhandlungen. 23), Bonn 1978. P. Sarap. Schwartz, Jacques: Les archives de Sarapion et de ses fils. Une exploitation agricole aux environs d’Hermoupolis Magna (de 90 à 133 p. C.) (Institut Français d’Archéologie Orientale, Bibliothèque d’Étude 29), Caire 1961. PSI Papiri greci et latini, ed. G. Vitelli, M. Norsa et al. (Pubblicazioni della Società Italiana per la Ricerca dei Papiri Greci e Latini in Egitto), Florenz 1912 ff. PSI Congr. XXI Dai papiri della Società Italiana. Omaggio al XXI Congresso Internazionale di Papirologia, Berlino, 13–19 agosto 1995, Firenze 1995.

12.4 Numismatische Quellen

443

P. Stras. Griechische Papyri der kaiserlichen Universitäts- und Landesbibliothek zu Strassburg, ed. F. Preisigke et al., Leipzig 1912 ff. P. Thead. Jouguét, Pierre: Papyrus de Théadelphie, Paris 1911. RPh Revue de philologie de littérature et d’histoire anciennes, Paris 1845 ff. SB Sammelbuch griechischer Urkunden aus Aegypten, begonnen von Friedrich Preisigke, Straßburg/ Berlin u. a. 1915 ff. Sel. Pap. Hunt, Arthur S. / Edgar, C. C.: Select Papyri, 3 Bd.(The Loeb Classical Library 266, 282, 360), London 1932–1950. ZPE Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Bonn 1967 ff.

12.4 NUMISMATISCHE QUELLEN BMC Hill, George Francis: British Museum Catalogue of Greek Coins. Catalogue of Greek Coins of Arabia, Mesopotamia and Persia (Nabataea, Arabia Provincia, S. Arabia, Mesopotamia, Babylonia, Assyria, Persia, Alexandrine Empire of the East, Persis, Elymais, Characene), London 1922. Cohen Cohen, Henry: Description historique des monnaies frappées sous l’Empire Romain communément appelées médailles impériales, Bd. 6, Paris 1886². Gnecchi Gnecchi, Francesco: I medaglioni Romani. Opera in tre volumi corredata da n. 162 tavole dal vero, Mailand 1912. Milne Milne, Joseph Grafton: Catalogue of Alexandrian Coins, Oxford 1933. RIC The Roman Imperial Coinage, Vol. V., Valerian to the Reform of Diocletian, by Percy H. Webb, edited by Harold Mattingly and Edward Allen Sydenham, reprinted, 2 Bd., London 1998. RN Revue numismatique, Paris 1836 ff.

13 LITERATURVERZEICHNIS Abdy, Richard A.: The Second-Known Specimen of a Coin of Domitian II Recorded in a Hoard from Oxfordshire, RN 160, 2004, S. 219–221. Abdy, Richard A. / Harling, Nicholas: Two Important New Roman Coins, NC 165, 2005, S. 175– 178. Afinogenov, Dimitry: The Date of Georgios Monachos Reconsidered, ByzZ 92, 1999, S. 437–447. Aichinger, Anna: Die Reichsbeamten der römischen Provinz Macedonia der Prinzipatsepoche, AArchSlov 30, 1979, S. 603–691. Alföldi, Andreas: Studien zur Geschichte der Weltkrise des 3. Jahrhunderts nach Christus, Darmstadt 1967. Alföldi, Andreas: Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche. Mit Register von Elisabeth Alföldi-Rosenbaum, Darmstadt 1970. Alföldi, Maria R.: Zu den Militärreformen des Kaisers Gallienus, in: Heinz Bellen, Hans-Markus von Kaenel (Hrsg.): Gloria Romanorum. Schriften zur Spätantike, zum 75. Geburtstag der Verfasserin am 6. Juni 2001 (Historia Einzelschriften 153), Stuttgart 2001, S. 173–177. Alföldy, Géza: Ein Bellum Sarmaticum und ein Ludus Sarmaticum in der Historia Augusta, BHAC 1964/1965, 1966, S. 21–34 (ND mit Nachträgen in: ders.: Die Krise des Römischen Reiches. Geschichte, Geschichtsschreibung und Geschichtsbetrachtung. Ausgewählte Beiträge, Stuttgart 1989, S. 390–404). Alföldy, Géza: Fasti Hispanienses. Senatorische Reichsbeamte und Offiziere in den spanischen Provinzen des römischen Reiches von Augustus bis Diokletian, Wiesbaden 1969. Alföldy, Géza: Rezension zu A. H. M. Jones, J. R. Martindale, J. Morris, The Prosopography of the Later Roman Empire I (1971), Byzantinoslavica 34, 1973, S. 234–243. Alföldy, Géza: Die Stellung der Ritter in der Führungsschicht des Imperium Romanum, Chiron 11, 1981, S. 169–215. Alföldy, Géza: Die Ortsnamen in der Historia Augusta, BHAC 1979/1981, 1983, S. 1–42 (ND in: ders.: Die Krise des Römischen Reiches. Geschichte, Geschichtsschreibung und Geschichtsbetrachtung. Ausgewählte Beiträge, Stuttgart 1989, S. 419–461). Alföldy, Géza: Der Status der Provinz Baetica um die Mitte des 3. Jahrhunderts, in: R. Frei-Stolba, M. A. Speidel (Hrsg.): Römische Inschriften – Neufunde, Neulesungen und Neuinterpretationen. Festschrift für Hans Lieb. Zum 65. Geburtstag dargebracht von seinen Freunden und Kollegen (Arbeiten zur römischen Epigraphik und Altertumskunde 2), Basel 1995, S. 29–42. Alföldy, Géza: Römische Sozialgeschichte, Wiesbaden 20114. Alonso-Núñez, José Miguel: Die Auslegung des Orosius zur Geschichte bei Paulus Orosius. Die Abfolge der Weltreiche, die Idee der Roma Aeterna und die Goten, WS 106, 1993, S. 197–213. Altmayer, Klaus: Zeittafel, in: Kay Ehling, Gregor Weber (Hrsg.): Konstantin der Große zwischen Sol und Christus (Antike Welt, Sonderband), Darmstadt/Mainz 2011, S. 142–143. Amandry, Michel: Deux aurei du médaillier municipal de Bordeaux, BSFN 42, 1987, S. 220–221. Amandry, Michel / Estiot, Sylviane / Gautier, Georges: Le monnayage de l’atelier de Lyon (43 av. J.-C.–413 apr. J.-C.). Supplément II (Numismatique romaine 21), Wetteren 2003. Amory, Patrick: Ethnographic Rhetoric, Aristocratic Attitudes and Political Allegiance in Post-Roman Gaul, Klio 76, 1994, S. 438–453. Antonopulos, Panagiotes: Πέτρος Πατρίκιος. Ὁ βυζαντινός διπλωμάτης, ἀξιωματοῦχος καὶ συγγραφέας (Historikes monographies 7), Athen 1990. Arjava, Antti: Paternal Power in Late Antiquity, JRS 88, 1998, S. 147–165. Arnheim, Michael T. W.: Third Century Praetorian Prefects’ of Senatorial Origin: Fact or Fiction?, Athenaeum 49, 1971, S. 74–88. Arnheim, Michael T. W.: The Senatorial Aristocracy in the Later Roman Empire, Oxford 1972.

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14 ABBILDUNGSNACHWEIS Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19: Abb. 20: Abb. 21: Abb. 22: Abb. 23: Abb. 24: Abb. 25: Abb. 26: Abb. 27: Abb. 28:

Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner. Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner. Numismatische Bilddatenbank Eichstätt (NBE). Nach Bastien, Le monnayage, Pl. XLVII, Nr. 443a–b, Foto: Nicolai Kästner. Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner. Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner. Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner. Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner. British Museum, AN00659408, © Trustees of the British Museum. Nach Gnecchi I, Tav. 4, Nr. 8, Foto: Nicolai Kästner. British Museum, AN00923574, AN00925407, © Trustees of the British Museum. Numismatische Bilddatenbank Eichstätt (NBE). Nach Gnecchi I, Tav. 4, Nr. 4–5, Foto: Nicolai Kästner. British Museum, AN00659416, © Trustees of the British Museum. British Museum, AN00924599, AN00925432, © Trustees of the British Museum. British Museum, AN00924619, AN00925452, © Trustees of the British Museum. Numismatische Bilddatenbank Eichstätt (NBE). Nach Gnecchi I, Tav. 4, Nr. 7, Foto: Nicolai Kästner. Nach Gnecchi II, Tav. 123, Nr. 8, Foto: Nicolai Kästner. Nach Gnecchi II, Tav. 123, Nr. 2, Foto: Nicolai Kästner. British Museum, AN00924622, AN00925455, © Trustees of the British Museum. Numismatische Bilddatenbank Eichstätt (NBE). Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner. Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner. Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner. Numismatische Bilddatenbank Eichstätt (NBE). Staatliche Münzsammlung München, Foto: Nicolai Kästner. Numismatische Bilddatenbank Eichstätt (NBE).

15 REGISTER Es wurden Personennamen, Orte und Provinzen aufgenommen sowie Sachbegriffe, die als besonders wichtig erachtet wurden. Abgesehen von den gebräuchlichen Namen der römischen Kaiser wurden die Personennamen weitgehend nach dem Cognomen geordnet. Nicht aufgenommen wurden antike Autoren, soweit sie nicht in der Regierungszeit des Carus und seiner Söhne wirkten. Acci (Guadix) 152, 353 Achaia 40–41, 204, 341 Acoris 343 Adraha (Dera) 377–378 Adventus (M. Oclatinius) 310 Ägypten 43–47, 62, 76, 101, 107, 128, 137–138, 149, 188, 196, 199, 201–202, 207, 244, 250–254, 257, 268, 270, 277, 280, 282, 287, 289–290, 298, 300, 303, 308, 313–314, 316, 334, 336–337, 399, 401, 404, 406–407, 419 Aegyptus 41, 92, 247, 342 Aelianus (Aelius) 246–247, 383 Aelianus (Flavius) 246, 377–378 Aemilianus (Aemilius) 249, 317, 332, 335, 347 Africa proconsularis 40–41, 65, 149, 196, 229, 247, 252–254, 315–316, 332–333, 336, 338, 343, 377 Aguntum 365 ala Celerum Philippiana 288 ala I Pannoniorum 208, 291, 368 ala II Herculia dromedariorum 409 ala nova firma catafractaria milliaria 288 Alamannen 142–144, 188, 261–262, 300, 305 Alexandria 26, 45, 50, 101, 117, 128–131, 201, 276, 278, 282, 298, 401, 403 Alpes Poeninae Graiae Atrectinae 40–41, 60, 249, 253, 337, 345 Alta Ripa (Altrip) 351 Amandus 177–178 Amida 303 Antinoopolis 46, 106, 148, 199, 329–330, 343, 394 Antiochia 28, 34, 50, 87–88, 92, 99–104, 117, 128–132, 137, 149–150, 166, 180–181, 189, 191, 194–195, 200, 205, 217, 230, 232, 242–244, 262–263, 267, 270–271, 277–278, 322, 425–426 Antiochos IV. 221 Antonius (Lucius) 18

Antonius (Marcus) 18, 97 Apamea Cibotus 196, 374, 388 Aper (Lucius Flavius) 11, 14, 23, 32, 75, 80, 122, 124, 132–136, 138–142, 168, 181, 208, 253, 294, 297, 332–333, 386 Aphrodite 77 Apollinaris (Aurelius) 75 Apronianus (Severinius) 247, 385 Aquae Flaviae 199, 354–358, 390–391 Aquae Flavianae (Henchir el-Hammam) 385 Aquae Mattiacorum (Wiesbaden) 305 Aquae Tarbellicae (Dax) 385 Aquileia 64, 153, 158, 172, 202, 296 Aquila (P. Iulius Aemilius) 293 Aquilinus 293, 382 Aquincum (Budapest) 134, 169, 252, 292, 311, 338, 374, 385–386 Aquitania 41, 258, 347 Arabia 41, 92–93, 246, 249, 253, 292, 299, 307–308, 317, 332, 335, 347, 377 Arcadius 68, 113, 228 Ardaŝīr I. 91, 114, 122 Argentoratum (Straßburg) 306 Aristobulus (Claudius Aurelius) 72, 168, 172, 176, 182, 315–316, 328, 333, 338, 377, 424 Armenicus Maximus 115 Armenien 88, 93–96, 98, 110, 113–116, 125, 181, 319, 426 Artabasdes 95 Asclepiodotus (praeses) 196, 248, 333, 374 Asclepiodotus 314–315 Asia 29, 40, 191, 212, 245, 248, 254, 333, 347, 378 Attalus 300 Augusta Asturica (Astorga) 380 Augusta Bagiennorum 359 Augusta Raurica (Augst) 171–172 Augusta Treverorum (Trier) 236, 259, 306

486

15 Register

Augusta Vindelicorum (Augsburg) 53, 64, 144, 151, 172, 245, 306, 387 Augustus 11, 29, 45, 77, 97 Aurelian 12–13, 15–16, 19, 22, 39, 43, 48–49, 52–53, 64, 69, 73, 75, 80, 83–84, 92, 98, 107, 130, 134, 142, 150, 152, 181–182, 187–188, 198, 209–212, 215, 220–223, 225–227, 232, 235, 238, 240–241, 243, 245, 247, 253, 256–258, 268–270, 272–277, 280, 284, 287, 295–296, 299–300, 303–305, 307, 310–311, 313, 319, 321–323, 329, 333, 337, 364, 377–378, 386, 422 Aureolus 64, 90 Aventicum (Avenches) 351 Babylas 118, 242–243 Babylon 27, 106, 123 Baetica 41, 213, 246, 254, 327, 348, 378 Bagacum (Bavay) 305 Bagauden 177–179, 185, 298 Balbinus 207 Balbus (Quintus Flavius) 292, 369 Ballista 90–91 Banasa (Sidi Ali bou Djenoun) 363 Baquaten 188, 255 Barcino (Barcelona) 307, 351–352 Bassus (L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus) 172, 214, 219, 247, 315, 381 Bastarner 262, 279 Batnae 89, 384 Bedriacum 220 Belgica 305 Bingium (Bingen) 305 Bithus 283 Blemmyer 188, 303 Bostra (Bosra) 93–94, 292, 307, 347, 378 Bracara (Braga) 353, 357 Branodunum (Brancaster) 307 Brigantio (Briançon) 145, 151 Brigantium (Bregenz) 306 Brigetio 169 Britannia inferior 40, 348 Britannia superior 40–41, 246, 253, 348, 379 Britannicus Maximus 14, 117, 148, 160, 182, 203, 330–331, 361, 371, 426 Britannien 40, 147, 160–162, 182, 185, 202, 279, 299–300, 303–304, 309, 319, 331, 426 Brittenburg 307 Brixia (Brescia) 169, 336, 389 Brundisium (Brindisi) 18 Burdigala (Bordeaux) 305 Burgunder 144

Caenophrurium 98, 142, 209, 295 Caesar (Gaius Iulius) 18, 65, 205, 221 Caesarea Maritima (Horbat Qesari) 387–388 Caistor 307 Calama (Guelma) 197, 204, 256, 316, 338, 366, 377 Calceus Herculis (el-Kantara) 372 Caligula 15, 70, 222 Calpurnianus (Valerius) 387 Calpurnius (Iulius) 122, 333 Cambillonum (Chalon-sur-Saone) 305 Cambodunum/Cambidano (Kempten) 306 Cappadocia 88 Capua 214, 315, 381 Caracalla 62, 73, 129, 190, 205, 207–208, 272–273, 277, 282 Carausius 185, 195 Carenses (Santacara) 353, 355 Carnuntum (Petronell) 169 Carrhae 52, 89, 91, 103, 111, 114, 133, 147, 307–308 Carsulae 360 Cartenna (Renault) 244 Carthago 27, 107, 148, 256, 266, 329, 331, 336, 344 Castellum Mattiacorum (Kastel) 305 Castra Regina (Regensburg) 144 Cecropius 314 Celeia (Celje) 242–243, 364 Celerina 127, 251 Celerinus 251–252, 334 Centelles (Moli de les Canes) 354, 357 Ceryllianus (Fabius) 66 Cesettianus (Aelius) 209–210 Chalcedon 132, 135, 137, 181, 297, 426 Chanar 89 Chul (Beni Khalled) 344 Cilicia 68, 88, 242, 258 Circesium 89, 110 Cirta (Constantine) 148, 250, 330, 370 Civitas Dobunnorum (Kenchester) 349 Civitas Remorum (Reims) 306 Clarus (Acilius) 247–248, 278, 316, 385 Claudius II. Gothicus 39, 92, 187, 267, 284, 312–313, 315, 322 Cleobulus (Acilius) 247, 387 Coche 104–106, 180, 319, 425 Codex Gregorianus 283–286, 317, 335 Codex Iustinianus 16, 34, 38, 109, 282, 284–286, 317, 322, 335 cohors I Flavia Numidarum 292–293 Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) 305–306

15 Register comitatus (Feldheer) 12, 99, 132, 173, 227, 290, 295, 299 comites Seniores 291 Commodus 73, 260, 268, 382 Condate (Rennes) 305 Consentius 67, 179 Constantinopel (Byzantium) 33, 35–36, 52, 100, 219, 259 Constantius I. Chlorus 15, 73, 161, 177, 185–186, 206, 236, 248, 310, 314, 334, 349 Constantius II. 29, 106, 172, 240, 266 Constitutio Antoniniana 277 Corinium (Cirencester) 379 Cornacum (Sotin) 114, 173–174, 426 Cosmas 243 Crassus (Marcus Licinius) 97 Cremna (Çamlık) 255, 292–293, 381 Crispinus (Rutilius) 229, 256, 334, 360 Ctesiphon 27, 91, 98, 102, 104–110, 114–115, 119–121, 123–124, 128–130, 155, 180–181, 196, 253, 319, 425 Cyrrhus 103 Cyzicus 50–51, 132, 143, 158, 163, 191, 194, 223, 226, 230–232, 234, 236, 261, 263, 265, 270, 277, 426 Dacia ripensis et Dacia mediterranea 41, 173, 198, 249, 253, 258, 335, 349 Dalmatia 40–41, 65, 136, 177, 196, 246, 248, 253, 255, 294, 310, 334, 349, 379 Dalmatien 24, 39–40, 65, 78, 109, 193, 279 Damianus 243 Dasius (Aurelius) 384 Decimus (Aurelius) 41–42, 53–54, 148, 160, 228, 237, 249–250, 279, 334, 367–371 Decius 170, 220, 242–243, 258, 273, 386 Delphi 341 Demetrias 341 Derbe (Losta) 416 Dertosa (Tortosa) 380 deus et dominus 16, 81–82, 212, 215, 220–221, 223, 225–227, 230, 271, 321 Diana (Mergueb ez-Zana) 369 Diodorus (Septimius) 407 Diogenes (Annius) 411 Diogenes (Aurelius) 44, 251–252, 408 Diokletian 11–17, 19–21, 25, 28, 31–33, 39, 42–46, 52, 62, 71, 73–74, 79, 82, 84, 90, 114–115, 119, 123–124, 126–128, 131, 135–142, 156, 163–178, 181–183, 185–186, 188, 195, 206, 214, 218–219, 221–222, 228–229, 232, 235–236, 238, 240–243, 249, 251, 253–254, 257–260,

487

265–267, 269, 274–278, 280–281, 283, 285–291, 297–303, 307, 309–310, 314–317, 319–323, 325–328, 332–333, 335–336, 364, 377, 389–390, 396, 408–412, 415, 417–419, 426 Domitian 15–16, 222 Domitianus II. 48 Domitius Alexander 316, 339 Dura Europos 89, 91, 302, 308 Durostorum (Silistra) 384 Ebusus (Ibiza) 327, 352 Edessa 89–91, 103, 303 el-Gorraiia 344 Elagabal 70, 73, 240 Emesa (Homs) 95, 114–117, 158, 181, 220, 234, 264, 267, 285, 296, 322, 425 Ephesus 378 equites Dalmatae 288, 296 equites Marcomanni 300 equites Mauri 288, 296 equites Promoti 288, 291, 410 equites Scutarii 288, 291, 297 equites singulares Augusti 176, 288, 296–298 equites Stablesiani 288 Euethius (Valerius) 255, 294–295, 335, 362 Fanum Martis (Famar) 305 Felicissimus (rationalis ) 267 Felicissimus 243 Feltria (Feltre) 389 Festus (Geminius) 77, 164, 229, 317, 335, 331, 381 Florianus 16–17, 23, 39–40, 52, 92, 142–143, 159, 187–188, 210, 213, 215, 218, 223–224, 246, 254, 260, 270–271, 274–275, 279, 295, 312, 314, 322, 378 Fortunatianus (Caius Manius Felix) 344 Forum Claudii Ceutronum (Aime) 145, 327, 346 Forum Traiani (Fordongianus) 376 fossatum Africae 303 Franken 142–144, 188, 261–262, 279, 305 frumentarii 249–250, 334 Fulvia 18 Gaianus 198, 249, 335, 349 Galatia 41, 196, 258, 350, 386 Galerius 11, 15, 114–116, 121, 136, 185–186, 228, 238, 243, 259, 287, 300, 310–311 Gallia Lugdunensis 305 Gallia Narbonensis 40–41, 80, 179, 212, 350 Gallien 33, 38, 53, 58, 65, 67, 80, 83, 86, 90, 120, 141–146, 150, 162–164, 166, 169–171, 177–182, 185, 188, 193–194,

488

15 Register

198, 206, 210, 217, 224, 261–262, 264–266, 295, 298, 304–305, 309, 314–315, 319, 425–426 Gallienus 12, 16, 18–19, 69, 73, 90, 99, 134, 152, 187, 190, 193, 205, 208, 212, 216, 220, 235, 238, 240, 244–245, 247, 260, 268, 284, 286–288, 291, 294–297, 299–301, 303, 309, 313–314, 317, 320–321, 323, 333, 364, 386 Gaudiosus 314 Gemellae 291 Genava (Genf) 305 Genialis (Marcus Simplicinius) 245, 387 Germanen 53, 57, 65, 74, 98, 102, 144, 146–150, 153, 155, 158, 161–162, 166, 169, 178–181, 183, 186, 188, 192–193, 197–198, 207, 213, 224, 240, 261, 264, 279, 295–296, 298, 300–301, 303, 306, 309, 319–320, 332, 357, 360, 425 Germania superior 40, 246, 253, 351, 380 Germanicus Maximus 14, 46, 102, 144, 147–149, 160, 192, 199, 203, 264, 329–332, 344, 357, 360–361, 370–373, 393–394, 397, 403, 425 Gesoriacum 185 Geta 190, 205 Gibba (Ksar Kalaba) 372–373 Gordian III. 69, 87, 99, 103, 112, 225–226, 232, 242, 258, 273, 300, 380 Gordianus (Velius Cornificius) 209 Goten 57, 83, 98, 143, 188, 211–212, 270, 295 Gothicus Maximus 143, 149, 330, 372–373 Gregorius/Gregorianus 285–286, 317, 335 Gythium 341 Hadrianswall 160, 303 Halabyia 91 Hannibalianus 314–315 Hathor 76, 342 Hatra 88 Helianus 177 Heracleopolis 397 Heraclitus (Iulius) 249, 335, 377 Hercules 15, 159, 221, 224–225, 233–236, 238, 241–242, 321 Herculius 15, 222, 235, 241 Herennianus 314 Hermaios 293–294, 362, 382 Hermogenianus 283 Hermopolis 128, 148, 330, 397 Herois 414 Heruler 98, 211, 295 Hindestān 95

Hispania citerior (Tarraconensis) 39–41, 65, 152, 199, 218, 247, 252–253, 256, 327, 329, 332, 338, 351, 380, 390–391 Histria 307 Honoratianus (Valerius Gallianus) 148, 256, 331, 335, 344 Horion (Aurelius Philiarchus) 400, 408 Horion (Aurelius) 407 Hormezd 96, 105, 113, 115–116 Hormezd-Ardaŝīr 94–95, 115 Hunnen 84, 121, 123, 158 Iader (Zadar) 349 Ianuarianus (Pomponius) 44, 247, 250–252, 316, 336, 398, 400, 404 Iesso (Guisona) 352 Igillus 144 Illyrien 82, 166, 193, 262, 265, 310–311, 313–314 Interamna 311 Iovius 15, 221, 232, 235, 241, 321 Isauria 258, 380 Isis 76–77 Italia 65, 82, 166, 170, 218, 257, 265, 316–317, 339, 359, 380–381, 389 Italica 348, 378–379 Italien 16, 41, 59–60, 63, 78, 82, 130, 145, 152, 164, 166–167, 170–172, 182, 193, 218, 245, 256–258, 262–263, 265–266, 276, 298, 311, 316, 334 Iulianus (Marcus Aurelius Sabinus) 25, 50, 72, 115, 164–173, 175, 177–178, 182–183, 265–266, 298, 319, 336, 389, 426 Iulius (Aurelius) 213, 246, 378–379 Iuthungen 245, 300, 387 Jovian 29 Julian 38, 60, 97–98, 101–103, 106, 108–110, 119, 121, 128, 132, 172, 180–181, 202, 219, 246, 266, 323, 379 Juno 238, 369–370, 384 Jupiter 11, 14–15, 18, 121, 124, 126–128, 131, 136, 181, 221, 223–225, 231–236, 238, 241–242, 321 Jupiter Bazosenus 250, 368–369 Kalybe 93, 378 Kampanien 209–210, 214 Karanis 137–138, 398, 400, 411–419 Kellis (Ismant el-Kharab) 128, 201, 395, 419 Kiliortes (Marcus Aurelius) 294, 362 Konstantin der Große 17, 31, 127, 176, 206, 244, 257, 259, 289, 301, 313, 316, 339 Kornak 114, 122, 173 Kūšān 96, 105 Kyrrhestike 111

15 Register Laconia 342 Lamasba (Ksar Belezma) 366–367 Lambaesis (Tazoult-Lambèse) 41, 54, 148, 152, 160, 229, 237, 250, 279, 291–292, 330–331, 366–371, 373, 385 Lambiridi (Kherbet Ouled Arif) 291, 368 Laodicea Combusta 196, 350 Laurentum 279 Lavatrae (Bowes) 348 legio I Adiutrix 169, 288 legio I Illyricorum 299, 302 legio I Iovia 290 legio I Isaura 300 legio I Italica 54, 173, 287 legio I Iulia Alexandria 289 legio I Parthica 89–90, 207 legio II Adiutrix 169, 292, 311, 338, 374, 386 legio II Herculia 290 legio II Isaura 300 legio II Italica 59, 288, 296–297 legio II Parthica 207, 288, 290, 294–295, 297–298 legio II Traiana 101–102, 137, 288, 298, 410 legio III Augusta 250, 291, 367 legio III Cyrenaica 292 legio III Diocletiana 302–303 legio III Gallica 220 legio III Herculia 290 legio III Isaura 300 legio III Italica 59, 172–173, 296–297, 306 legio III Parthica 89–90, 207 legio IV Iovia 290 legio V Herculia 290 legio V Macedonia 134, 173, 208, 294, 332, 386 legio VI Iovia 290 legio VI Martia 299 legio VII Augusta 288 legio VII Claudia 174 legio X Gemina 169, 314 legio XI Claudia 173, 288 legio XIII Gemina 134, 173, 208, 287, 294, 332, 386 legio XIV Gemina 169 legiones Britanniciana 287, 298 legiones Germaniciana 287, 298 legiones Moesiaca 296–297 legiones Pannoniciana 296–297 Leonides (Septimius Apollonius) 393, 405–406 Leonides 314 Leptis Magna (Labdah) 344 Liberchies 305

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Licinius I. 17–18, 29, 114, 122 limes Arabicus 303 litus Saxonicum 303, 306–307 Livia 77 Longinus (Claudius) 40, 192, 195, 249, 336, 374–375 Longionen 144 Lucius Verus 15, 119, 123, 186, 206, 320, 323 Lucus Augusti (Lugo) 356 ludus Sarmaticus 24, 84–85, 155 Lugdunum (Lyon) 26, 50, 52, 64, 82, 107, 118, 131, 143, 145–146, 150, 160–165, 171–172, 180, 191, 194, 197–198, 200, 202, 204, 210, 226, 230–231, 236, 238, 262, 264, 266–267, 270–272, 276–277, 298, 322, 425–426 Lugdunum Convenarum (Saint-Bertrand-deComminges) 347 Lugier 144 Luna 148, 152, 192, 329, 360 Lupus (Virius) 187, 256 Lusitania 39, 249, 317, 332, 361 Luxor 302, 342–343 Lycia et Pamphylia 41, 246, 253, 255, 292, 294, 300–301, 362, 381 Lydios 292–293 Macedonia 41, 192, 218, 245, 248, 253, 337, 362, 383 Macrianus (Junior) 90 Macrianus (Senior) 90 Macrinus 208, 310 Malaca (Malaga) 327, 348 Manes 411–412, 414–415, 417 Marcellinus (Aurelius) 92, 187–188 Marcellinus (Clementius Valerius) 255, 383–384 Marcianus (Lucius Aurelius) 246, 255, 294, 301, 379, 383 Marcianus (Terentius) 255, 292–293, 381– 382 Marcus Aurelius 15, 73, 77, 123, 186, 190, 206, 309, 320 Margus 14, 32, 123, 174–176, 178, 182, 185, 298, 316, 319, 426 Marmariden 313 Mars 64, 222–224, 236–237 Martinianus (Latinius) 41, 59–60, 249, 327, 337, 346 mater castrorum 75, 134, 152, 353, 360, 367, 370 Matronianus 72, 168, 337 Mauretania Caesariensis 40–41, 244, 246, 253, 257, 363, 382

490

15 Register

Mauretania Tingitana 41, 246, 253, 255, 303, 363, 383 Maxentius 18, 176, 206, 316, 339 Maximian 15, 136, 177–178, 185–186, 195, 221, 233, 235, 241–242, 251, 259, 285, 310, 316–317, 335–336, 408 Maximilianus von Celeia 242–243 Maximinus 188, 254, 312 Maximinus Daia 11, 18, 116, 136, 244, 291 Maximinus Thrax 207–208, 260, 288, 310 Maximus (Allius) 247, 380 Maximus (Aurelius) 248, 388 Mediolanum (Mailand) 26, 63–66, 74–75, 80, 129, 145, 150–153, 158, 166, 180–181, 190, 201–202, 217, 237, 239, 259, 263–264, 267, 287, 322, 425 Meinas Sabatha 104, 425 Mercurius (Aurelius) 44, 252, 337, 416 Merkur 237, 241 Mesopotamia 52, 87–94, 96, 98, 103–105, 119, 187, 207, 254, 258, 380, 384, 387 Mesopotamia et Osrhoena 87, 90, 244, 258, 380, 384, 387 Mesopotamien 11, 14, 87, 89, 92, 104–105, 109–110, 114, 116, 120, 123, 125, 128–130, 153, 158, 180–182, 201–202, 217, 234–235, 296–297, 303, 307, 320, 425 Moesia inferior 41, 54, 107, 173, 248, 253, 329, 331, 337, 364, 384 Moesia superior 58, 174 Mösien 58, 66, 99, 123, 136, 173–174, 182, 255, 296, 334 Montana (Michailovgrad) 303 Mutina (Modena) 359 Naqš-i Rustam 14, 55, 112–113, 181 Narbo 66–67, 79, 162, 178–180, 315 Narmalcha (Königskanal) 103–104, 110 Narmuthis 416 Narona (Vid) 24, 66–67, 379 Narseh 93, 95, 114–116 Narseus 93, 95, 115 Natalianus (Claudius) 248, 253, 337, 364 Neapolis (Nabeul) 343 Nedinum (Skabrnje) 196, 350 Nemesianus (Marcus Aurelius Olympius) 27–28, 38, 75, 97, 106, 117, 119, 147, 161, 181, 229, 266 Neoclaudiopolis (Vezirköprü) 192, 375 Nestor (Aurelius) 192, 248, 337, 362–363 Neve (Nawa) 378 Nicomachus (Maecius Faltonius) 210

Nicomedia 11, 119, 127, 134–137, 221, 259, 277, 297, 332, 426 Nicopolis ad Istrum (Nikup) 107, 253, 329, 331, 364 Nigrinianus 50, 52, 54, 70, 77–78, 80, 131, 141, 157, 161–165, 182, 217, 228–229, 238, 265, 317, 361, 426 Niphates 113 Nisibis 88–89, 91, 303 nobilissimus Caesar 46, 51, 64–65, 79, 86, 102, 145, 148–149, 191–200, 205, 320, 329, 342, 344–345, 347, 350–353, 355–361, 363, 365, 372, 375–376, 380 nobilissimus Caesar Augustus 148, 192, 196–197, 199, 204, 332, 344, 346, 366, 372–373 Nomos Arsinoites (Fayum) 45, 62, 129, 282, 395, 401 Nomos Hermopolites 128, 201, 395 Nomos Oxyrhynchites 396, 407 Nora (Pula) 192, 375 Noricum 39–41, 59, 61, 67, 164, 168, 180, 189, 192, 242, 255, 266, 296–297, 364, 389, 425 Novae (Svištov) 54 Novatianus 243 Novempopulana 258, 385 Noviomagus (Nijmegen) 305 Numerius 80, 179 Numidia 40–41, 54, 148, 152, 160, 197, 229, 237, 247–249, 253, 257, 279, 291, 316, 330, 334, 338, 365, 368–369, 385, 390 Numidien 39, 149, 199, 205, 249–250, 256, 313, 316 Oasis Magna 128, 404 Oasis Parva 62, 407 Odaenathus 89–91, 95, 103, 301, 308 Oktavian 18 Onesimus 66 ordo equester 12, 67, 69, 208, 211, 213, 216, 248–249, 254, 259, 309–310, 312, 314, 316, 322 ordo senatorius 17, 218–219, 253, 292, 309, 312, 321, 327 Ormies 96 Osiris 76–77 Osrhoena 87, 90, 258, 380, 384, 387 Ostia 54, 68, 148, 160, 279, 330, 361 Ovacık 293–294, 362, 382 Oxyrhynchos 45, 62–63, 138, 147, 149, 280, 329–331, 393, 396, 400–401, 403–406, 408, 413, 416–417, 420 Pāikūlī 95, 114

15 Register Palfuerius 293 Palladius 251 Palmyra 91–92, 110, 296, 299, 302–303 Pannonia inferior 41, 83, 134, 174, 218, 252–253, 333, 338, 374, 385 Pannonia superior 134, 277, 386 Pannonien 57–59, 64, 66, 78, 81, 83–84, 86, 98–99, 115, 162–167, 169–171, 174, 182, 227, 263, 265–266, 295–296, 298, 310, 319, 321, 336, 426 Panopolis 137, 409–410 Parther 14, 97, 102, 119, 123, 207, 226, 323 Parthicus 107, 117, 123, 130–131, 156, 159, 164, 253, 329, 331 Parthicus Maximus 92–93, 180, 253, 329, 331, 364, 404, 406 Passenianus (Clodius) 247, 388 Paternianus (Aelius) 208, 292, 294, 338, 374 Patrae (Patras) 342 Patroklos 127 Paulina 13, 76–78, 80, 342 Paulinus (Lucius Iulius) 252, 338, 344 Perge 270, 292 Perser 11, 13–15, 31, 34, 38, 46, 55, 57, 59–60, 67, 74, 81, 83–84, 87–106, 108–109, 111–119, 121, 123–124, 126–127, 129, 132–133, 136–140, 142, 146–147, 149, 155–156, 158, 161, 169, 173, 180, 193, 197, 200, 202, 205–206, 226–228, 230, 235, 243, 263–264, 287, 295–296, 298, 300, 308, 310, 319, 323, 331, 334–335, 425–426 Persicus 106–107, 130, 180, 253, 329, 331, 343, 425 Persicus Maximus 44, 92–93, 95, 106–107, 116–117, 130, 148, 160, 180, 203, 253, 329–331, 344, 360–361, 364, 371, 401, 403–406, 426 Persien 11, 94, 97, 99, 113, 121, 132, 180–182, 205, 217, 227–228, 298, 343 Perusia (Perugia) 18 Petrus (Marcus Aurelius) 93–94, 307, 378 Petuaria (Brough-on-Humber) 307 Philadelphia 129, 395 Philippi (Krenides) 192, 362 Philippopolis (Plovdiv) 303 Philippus I. Arabs 69, 87–88, 107, 112, 130, 187, 190, 242, 288, 325, 329, 337, 364 Philippus II. 88, 190, 229 Phrygia et Caria 40, 196, 218, 248, 253, 333, 374, 388 Pichime 413 Pikten 160

491

Pipa 300 Pirisabora 103 Pisidien 188, 246, 255, 292–295, 335, 382 Pisonianus 314 Placidianus (Iulius) 310–312 pleps urbana 17 Poetovio (Ptuj) 134, 386 Pompeianus 260 Pontus 40, 192, 195, 213, 246, 248, 253, 258, 336, 374, 388 Pontus et Bithynia 41, 192, 258, 375 Pontus et Galatia 258, 386 Portus Namentum (Nantes) 305 Postumus 187 Pratorianergarde 142, 176, 207, 210, 287–288, 290–291, 296–298, 301 Priscus (Flaminius) 218, 252, 256, 338, 352, 380 Priscus (Iulius) 88, 187 Probus (Tenagino) 313 Probus 15–18, 22–23, 31–35, 38–39, 42, 44, 46, 50–51, 53, 57–65, 67–69, 74, 79–84, 92–95, 98–100, 107, 115, 130, 134, 142–145, 168, 179–182, 188–189, 193, 207–208, 210, 212–218, 224–227, 240–241, 243, 246–252, 254–256, 258, 260–264, 270–271, 276–280, 284, 292–297, 299–301, 304–307, 309–310, 312–317, 319–323, 325, 329, 337–339, 354, 364, 377–385, 387–389, 393, 400, 403–407, 411–414, 417–418, 422, 425 Proculus (Iulius) 212, 245, 378 promoti domini nostri 297 Pupienus 207 Puteoli (Pozzuoli) 229, 256, 334, 359–360, 380 Putj 307 Qasr el-Hallabat 308 Qasr Qarun 308 Quaden 49, 74, 83, 118, 147, 151, 157–158, 162, 166, 182, 202, 265, 298, 319, 331, 425 Quietus 90–91 Raetia 39, 59, 61, 67, 151, 164, 168, 180, 189, 218, 246, 249, 253, 255, 387, 425 Rätien 64, 144, 172–173, 189, 245, 255, 261–262, 264, 266, 296, 298, 300, 306, 309 rector Orientis 187 Regulbium (Reculver) 307 restitutor provinciarum 53, 57, 144, 306, 387 Rhesaena 89–90 Rigomagus (Remagen) 305 Roburrus (Titucius) 71–72, 338

492

15 Register

Rom 13, 16–17, 25–28, 32, 41, 45, 50–52, 54, 57, 62–64, 66, 70–72, 74, 77–81, 83–84, 98, 107, 109, 118, 121–122, 128, 130–131, 141, 143, 150–166, 168–169, 171, 176, 182, 191, 194–195, 199, 201–202, 209–210, 217, 219, 223, 229–230, 235–238, 240, 249, 257, 259–268, 270–271, 273, 276–278, 288, 297, 304, 309, 315–317, 322, 325, 328, 330–332, 335, 360–361, 380–381, 425 Rostrum Nemaeviae (Goldberg) 53, 306 Rucuma (Rekoub) 229, 345 Saepinum (Sepino) 359 Sagalassus 382 Saguntum (Sagunto) 352 Sakastān 95–96, 105 Sallustius (Hadrianus) 44, 247, 250, 278, 403–404 Salona (Solin) 109, 136, 310, 349, 379 Salonina (Cornelia) 152, 238 Saloninus 187 Šāpūr I. 88–91, 94–95, 97, 112, 115, 187, 308 Šāpūr II. 97, 103 Sardinia 40, 248, 253, 336, 339, 376 Sardinien 39–40, 192, 199 Sarmaten 13, 24, 31, 57, 66, 78, 80, 82–86, 96, 98–100, 106, 121, 123, 142, 149, 157, 180, 182–183, 192–193, 195, 226, 233, 263, 295, 313, 319, 331–332, 425 Sarmaticus Maximus 80, 86, 106, 331 Sāsāniden 11, 13, 57, 86–87, 91–101, 104, 106, 108, 114, 116, 119, 121, 124, 132, 183, 185–186, 188–189, 196, 226, 263, 285, 302, 307, 331 Sassina (Sarsina) 359 Saturninus 186, 189, 248, 255, 278 Savaria (Szombathely) 307 scholae scutariorum 291 Scrabantia (Sopron) 307 Sebennytes 396 Seeia (Sî) 377 Segustero (Sisteron) 350 Semnonen 245 Septimius (Lucius) 246, 379 Septimius Severus 14, 43, 73, 100, 102, 119, 190, 205, 207, 221, 256, 282, 288, 297–298, 323, 401 Serapis 76–77 Serdica (Sofia) 82, 143, 198, 225–226, 262, 270, 276, 303, 349 Severina (Ulpia) 152, 210–211, 238 Severus 11, 136

Severus Alexander 100, 207–208, 248, 281, 302, 364 Sicca Veneria (Le Kef) 343 Silvanus (Silvius) 384 Singara 89–90, 104, 303 Sinope 374, 388–389 Sirmium 57–61, 64, 100, 143, 174, 180, 261–263, 265, 267, 295–297, 307, 310, 314, 322, 425 Siscia 26, 49–52, 65–66, 74, 80–82, 85–87, 107, 118, 130, 143, 146, 155–160, 162–163, 167–168, 170–172, 180, 182, 191, 193–195, 202–203, 217–218, 226–227, 230–239, 241, 261–263, 265, 267, 270–272, 276–277, 320–322, 328, 425–426 Sitifis (Setif) 363 Skythen 143, 211, 213 Sol 15, 48, 82, 159, 220, 222–226, 229–231, 233–235, 238, 242, 271, 321, 369, 381 Sol Mithras 134, 369 Sopianae (Pecs) 307 Sossianus (Macrinius) 197, 204, 256, 316, 338, 366, 377 strata Diocletiana 303 Sufetula (Sbeitla) 65, 344 Sugarus (Postumius) 210 Susa 98 Syria Coele 88, 89, 92, 245, 248, 254 Syria Palaestina 92, 247, 253, 387 Syria Phoenice 90, 92, 254 Syrien 89–90, 101, 110–111, 128–129, 143, 181, 202, 234, 254, 264, 277, 297, 308, 314, 319, 425–426 Tacitus 16–17, 19, 22–23, 31–32, 39, 48–49, 52, 142–143, 159, 187–188, 209–216, 218, 220, 222–224, 232, 245–246, 254–255, 260, 270–271, 274–276, 280, 284, 295, 311–312, 314, 320, 322, 325, 364, 378, 386, 389 Tacitus (Aulus Caecina) 311 Tacitus (Publius Cornelius) 311 Tarneiae Nuntuatium (Saint-Maurice) 346 Tarraco (Tarragona) 65, 192, 252, 352 Tarsus 143 Taviers 305 Tebtynis 282, 401 Tentyra (Dendara) 76–77, 342 Teridates 94, 115 Teriola (Zirl) 306 Termessus 293–294, 362, 381–383 Terranova Pausania (Rotili Pioni) 199, 376 Tetricus 304–305

15 Register Teurnia (Lendorf) 389 Thagaste (Souk Ahras) 366 Thagora (Taura) 365 Thalelaios/Thallelaeus 242 Thamugadi (Timgad) 41, 152, 365–366, 373, 390 Theadelphia 412, 415 Thebaische Legion 299 Theodora 186 Thessalonica (Thessaloniki) 259, 383 Thisbae 341 Thracia 82, 262 Thrakien 82–83, 98–99, 136–137, 142, 182, 209–211, 255, 262, 279, 295, 303 Thraso 398–399, 442 Thuburbo Maius (Henchir el-Kasba) 149, 192, 332, 344 Tiberianus (M. Aurelius) 246, 379 Tiberius 77 Ticinum (Pavia) 25–26, 50, 63–65, 75, 81, 85–86, 126–127, 129–130, 143, 145–146, 150–153, 158, 180, 182, 191, 194, 201, 204, 217, 223, 230, 236–238, 262, 264, 276 Tirdād 114–116, 122 Tiridates III. (IV.) 94, 114–115 totius orientis dux 188, 255, 295, 301, 314 Trajan 28, 100, 119, 288, 323, 325 Trebenna 382 Tripolis 50, 101–102, 117, 130–131, 149, 194–195, 198, 232, 270–271, 277 Troezen 341 Tūrān 95 Tyana 142 Umm iz-Zetun 93, 378 Urbica (Magnia) 25, 52, 72, 74–75, 77–78, 80, 107, 134, 140, 151–155, 161–164, 166, 181–182, 201, 217, 237–240, 264, 267, 321, 330–331, 353, 360, 367, 370, 425 Ursinianus 314 Ursio (Marcus Aurelius) 255, 293–294, 301, 382

493

Uxama (San Esteban de Gormaz) 391 Valentia (Valencia) 380 Valentinianus (Marcus Aurelius) 192, 218, 252–253, 327, 338, 352, 385 Valentinus (Aurelius) 245, 283 Valeria 186, 238 Valerian I. 73, 88–91, 95, 97, 101, 107, 111–112, 132–133, 146, 187, 190, 193, 205, 220, 242–243, 313, 364 Valerian II. 187 Vandalen 80, 144 Varus (Ceionius) 71–72, 339 Vemania (Isny) 53, 306 Venetia et Histria 170 Venus 77, 151–152, 154, 161–162, 237–238, 241, 267 Verecunda (Markouna) 54, 228, 250, 279, 365, 367, 370, 372 Verona 166, 171–172, 182, 265–266, 298, 303, 336, 426 Vettona (Bettona) 152, 360 Via Claudia 151, 172 Victoria 49, 86, 118, 157, 194, 203 Viminacium 174 Vindobona (Wien) 169 Vitalis (Aurelius) 40, 192, 248, 339, 376 Volubilis 383–384 Volusianus (C. Ceionius Rufius) 218, 257, 316, 339, 359, 381 Volusianus (L. Petronius Taurus) 310 Wahrām II. 14, 55, 93–96, 105, 112–116, 180–181 Wahrām III. 95 Zabdas (Septimius) 313 Zarai (Zraia) 54, 250, 279, 369 Zebennus 242 Zenobia 91–92, 95, 296 Zeugma 103, 110 Zonena 63, 405 Zuccabar (Khemis-Miliana) 383

16 ABBILDUNGEN

Abb. 1: Carus, Antoninian, RIC V 2, S. 139, Nr. 38 Avers: IMP C M AVR CARVS P F AVG, Revers: IOVI VICTORI / BKA

Abb. 2: Carus, Antoninian, RIC V 2, S. 144, Nr. 82 Avers: IMP CARVS P F AVG, Revers: SPES PVBLICA / SXXI

498

16 Abbildungen

Abb. 3: Carus, Doppelantoninian, RIC V 2, S. 146, Nr. 99 Avers: DEO ET DOMINO CARO INVIC AVG, Revers: FELICITAS REI PVBLICAE / X·I·I

Abb. 4: Carus, Doppelantoninian, RIC V 2, S. 135, Nr. 5 Avers: IMP C M AVR CARVS P F AVG, Revers: ABVNDANTIA AVG / X ET I

Abb. 5: Carus, Antoninian, RIC V 2, S. 150, Nr. 125 Avers: IMP C M AVR CARVS P F AVG, Revers: VIRTVS AVGGG / Γ / XXI

16 Abbildungen

Abb. 6: Carus, Tetradrachme, Milne, S. 112, Nr. 4672 Avers: Α Κ Μ Α ΚΑΡOC CΕΒ, Revers: L A

Abb. 7: Carus, Antoninian, RIC V 2, S. 147, Nr. 111 Avers: DIVO CARO PARTHICO, Revers: CONSECRATIO AVG / SMSXXI

Abb. 8: Carus, Tetradrachme, Milne, S. 113, Nr. 4733 Avers: ΘΕω ΚΑΡω CΕΒ, Revers: ΑΦΙΕΡωCIC

499

500

16 Abbildungen

Abb. 9: Carus, Aureus, RIC V 2, S. 152, Nr. 134 Avers: IMP C M AVR KARVS AVG, Revers: KARINVS NOBIL CAES

Abb. 10: Carus und Carinus, Goldmedaillon, Gnecchi I, S. 11, Caro e Carino, Nr. 1 Avers: IMPP CARVS ET CARINVS AVGG, Revers: VICTORIAE AVGVSTT / VOTIS X / SIS

Abb. 11: Carus und Carinus, Antoninian, RIC V 2, S. 152, Nr. 139 Avers: CARVS ET CARINVS AVGG, Revers: PAX AVG

16 Abbildungen

Abb. 12: Carinus, Antoninian, RIC V 2, S. 163, Nr. 202 Avers: M AVR CARINVS NOB CAES, Revers: CLEMENTIA TEMP / Γ / XXI

Abb. 13: Carinus, Goldmedaillon, Gnecchi I, S. 10, Carino, Nr. 1 Avers: IMP C M AVR CARINVS P F AVG, Revers: VIRTVS AVGVSTOR

Abb. 14: Carinus, Aureus, RIC V 2, S. 169, Nr. 234 Avers: IMP C M AVR CARINVS AVG, Revers: VIRTVS AVGG

501

502

16 Abbildungen

Abb. 15: Carinus, Antoninian, RIC V 2, S. 175, Nr. 294 Avers: IMP CARINVS P F AVG, Revers: ADVENTVS AVG / T / QXXI

Abb. 16: Carinus, Antoninian, RIC V 2, S. 177, Nr. 314 Avers: IMP C M AVR CARINVS P F AVG, Revers: IOVI CONSER / Γ / SMSXXI

Abb. 17: Carus und Numerianus, Aureus, RIC V 2, S. 180, Nr. 330 Avers: CARINVS ET NVMERIANVS AVGG, Revers: VICTORIA AVGG

16 Abbildungen

Abb. 18: Numerianus, Goldmedaillon, Gnecchi I, S. 11, Numeriano, Nr. 1 Avers: IMP NVMERIANVS AVG, Revers: VIRTVS AVGVSTORVM

Abb. 19: Numerianus, Silbermedaillon, Gnecchi II, S. 123, Numeriano, Nr. 11 Avers: IMP NVMERIANVS P F AVG, Revers: TRIVNFV QVADOR

Abb. 20: Numerianus, Silbermedaillon, Gnecchi II, S. 122, Numeriano, Nr. 1 Avers: IMP C NVMERIANO P F AVG COS, Revers: ADLOCVTIO AVGG

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504

16 Abbildungen

Abb. 21: Numerianus, Antoninian, RIC V 2, S. 191, Nr. 377 Avers: M AVR NVMERIANVS NOB C, Revers: VIRTVS AVGG / Γ / XXI

Abb. 22: Numerianus, Aureus, RIC V 2, S. 201, Nr. 462 Avers: IMP C NVMERIANVS P F AVG, Revers: ADVENTVS AVGG N N / C

Abb. 23: Numerianus, Antoninian, RIC V 2, S. 195, Nr. 412 Avers: IMP NVMERIANVS AVG, Revers: ORIENS AVGG / KAΓ

16 Abbildungen

Abb. 24: Numerianus, Tetradrachme, Milne, S. 113, Nr. 4747 Avers: A K M A NOVMEΡIANOC CEB, Revers: ΛΕΓ Β ΤΡΑΙ / Γ

Abb. 25: Numerianus, Antoninian, RIC V 2, S. 196, Nr. 424 Avers: DIVO NVMERIANO, Revers: CONSECRATIO / KAᴗA

Abb. 26: Magnia Urbica, Aureus, RIC V 2, S. 184, Nr. 340 Avers: MAGNIA VRBICA AVG, Revers: VENERI VICTRICI

505

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16 Abbildungen

Abb. 27: Magnia Urbica, Aureus, RIC V 2, S. 185, Nr. 348 Avers: MAGNIAE VRBICAE AVG, Revers: CONCORDIA AVGG

Abb. 28: Nigrinianus, Aureus, RIC V 2, S. 202, Nr. 471 Avers: DIVO NIGRINIANO, Revers: CONSECRATIO

Am 20. November 284 wurde Diokletian vor den Toren der Stadt Nicomedia zum Kaiser ausgerufen. Dieses Ereignis gilt als die große Zäsur in der Geschichte der römischen Kaiserzeit und als Beginn der Spätantike, da die diokletianischen Reformen das römische Reich grundlegend veränderten. Die nur kurze Zeit regierende Dynastie des Carus (282–283) und seiner beiden Söhne Carinus (283–285) und Numerianus (283–284) wurde hingegen bisher kaum beachtet. Klaus Altmayer wertet nun epigraphische, papyrologische und vor allem numismatische Quellen aus und zeigt, dass eine Reihe von Inno-

vationen dieses Herrscherhauses – wie in der kaiserlichen Selbstdarstellung oder hinsichtlich des Mehrherrschersystems – für Diokletian richtungsweisend waren. Viele Transformationsprozesse, die aus der Krise des dritten Jahrhunderts resultierten, fanden während ihrer Regierung ihren Abschluss. Die Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus ist folglich das Bindeglied zwischen der von Veränderungen geprägten Zeit der Soldatenkaiser und der Epoche Diokletians und muss deshalb zu Recht als Vorläufer der Tetrarchie bezeichnet werden.

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isbn 978-3-515-10621-4

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