Die Geographie des Himmels: Eine Untersuchung zu den Deckendekorationen in ägyptischen Tempeln der griechisch-römischen Zeit und zeitgleichen Darstellungen auf Särgen und in Gräbern 3447117958, 9783447117951

In vielen grossen und kleinen agyptischen Tempeln der griechisch-romischen Zeit finden sich Decken mit Darstellungen des

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Titelei
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
1 Die Entwicklung der astronomischen Decken
1.1 Zusammenfassung
2 Der Stern, ein banales Element der Deckendekoration?
3 Der Rahmen
3.1 Die Himmelsgöttin Nut
3.2 Das Sternenband
3.3 Ohne Rahmen
3.4 Himmelsstützen und Dekane
4 Die Ausrichtung des Himmels
4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen
4.1.1 Die Orientierung von Tempeln
4.1.1.1 Die Orientierung der Tempel in einer Nord-Südachse
4.1.1.2 Die Orientierung der Tempel in einer Ost-Westachse
4.1.1.3 Zusammenfassung erster Ergebnisse zur Orientierung der Tempel
4.1.1.3.1 Die Ausrichtung
4.1.1.3.2 Gemeinsamkeiten
4.1.1.3.3 Unterschiede
4.1.1.3.4 Ägyptische Texte zur Figur der Göttin Nut
4.1.1.3.5 Ergebnisse
4.1.1.4 Theologische versus geographische Ausrichtung
4.1.2 Die Orientierung von astronomischen Decken in Gräbern
4.1.2.1 Zusammenfassung zur Orientierung der Decken in den Gräbern
4.1.3 Die Orientierung von astronomischen Themen auf Särgen
4.1.3.1 Darstellungen der Himmelsgöttin Nut
4.1.3.1.1 Katalog der Nutdarstellungen auf der Unterseite von Särgen und Sarkophagen
4.1.3.1.2 Auswertung zum Katalog der Nutdarstellungen
4.1.3.2 Auswertung zur Orientierung von astronomischen Themen auf Särgen
4.2 Die Himmelsrichtungen
4.2.1 Die vier Winde
4.2.1.1 Die vier Winde in den Tempeln
4.2.1.1.1 Die vier Winde in den Tempeln – Zwischenresumée
4.2.1.2 Die vier Winde in Gräbern und auf Särgen
4.2.1.2.1 Die vier Winde in Gräbern und auf Särgen – Zwischenresumée
4.2.1.3 Die vier Winde – Resumée
4.2.2 Die vier Himmelsstützen
4.2.2.1 Die vier Himmelsstützen in Tempeln
4.2.2.1.1 A. Die vier Himmelsstützen in Räumen (dreidimensional)
4.2.2.1.2 B. Die vier Himmelsstützen nebeneinander stehend (zweidimensional)
4.2.2.1.3 Die vier Himmelsstützen in Tempeln – Zwischenresumée
4.2.2.2 Die vier Himmelsstützen in Gräbern und auf Särgen
4.2.3 Zusammenfassung zu den Himmelsrichtungen in Tempeln, Gräbern und auf Särgen
5 Die Anordnung der Gestirne
5.1 Tempel
5.1.1 Die Darstellungen und Texte in Philä
5.1.1.1 Die Texte des Plafond II’
5.1.1.2 Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond
5.1.2 Die Darstellungen und Texte in Kom Ombo
5.1.3 Die Darstellungen und Texte in Athribis
5.1.3.1 Die Blöcke in L 2: Der östliche Bereich
5.1.3.2 Die Blöcke in L 2: Der mittlere östliche Bereich
5.1.3.3 Die Blöcke in L 2: Der westliche Eck-Bereich
5.1.3.4 Die Blöcke in L 2: Der mittlere Abschnitt der Westhälfte
5.1.4 Die Darstellungen und Texte im Pronaos von Dendara
5.1.4.1 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 1, West
5.1.4.1 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 1, Ost
5.1.4.2 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 2, West
5.1.4.2 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 2, Ost
5.1.4.3 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 3, West
5.1.4.3 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 3, Ost
5.1.4.4 Die Decke des Pronaos im Hathortempel von Dendara, Zusammenfassung
5.1.5 Die Darstellungen und Texte im Pronaos von Esna
5.1.5.1 Die inneren Travées C und D
5.1.5.2 Die mittleren Travées B und E
5.1.5.3 Die äußeren Travées A und F
5.1.5.4 Die Decke des Pronaos von Esna, Zusammenfassung
5.2 Gräber
5.2.1 Zusammenfassung zur Anordnung der Gestirne in Gräbern
5.3 Särge
5.3.1 Zusammenfassung zur Anordnung der Gestirne auf Särgen
6 Auswertung
6.1 Wo, wie und wer mit wem?
6.2 Wo liegt der Fokus?
7 Schlussbetrachtung
Literatur- und Abkürzungsverzeichnis
Indizes
Stellenindex
Sachindex
Wortindex, Ägyptisch
Wortindex, Koptisch
Wortindex, Griechisch
Tafeln
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Die Geographie des Himmels: Eine Untersuchung zu den Deckendekorationen in ägyptischen Tempeln der griechisch-römischen Zeit und zeitgleichen Darstellungen auf Särgen und in Gräbern
 3447117958, 9783447117951

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Studien zur spätägyptischen Religion 37

Daniela Mendel

Die Geographie des Himmels Eine Untersuchung zu den Deckendekorationen in ägyptischen Tempeln der griechisch-römischen Zeit und zeitgleichen Darstellungen auf Särgen und in Gräbern

Harrassowitz Verlag

Heidelberger Akademie der Wissenschaften

© 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11795-1 — ISBN E-Book: 978-3-447-39260-0

Studien zur spätägyptischen Religion Herausgegeben von Christian Leitz Band 37

2022

Harrassowitz Verlag · Wiesbaden

© 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11795-1 — ISBN E-Book: 978-3-447-39260-0

Daniela Mendel

Die Geographie des Himmels Eine Untersuchung zu den Deckendekorationen in ägyptischen Tempeln der griechisch-römischen Zeit und zeitgleichen Darstellungen auf Särgen und in Gräbern

2022

Harrassowitz Verlag · Wiesbaden

© 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11795-1 — ISBN E-Book: 978-3-447-39260-0

Dieser Band wurde im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern im Akademieprogramm mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Baden-Württemberg erarbeitet.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available on the internet at https://dnb.de.

Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter http://www.harrassowitz-verlag.de © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2022 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Memminger MedienCentrum AG Printed in Germany ISSN 2190-3646 ISBN 978-3-447-11795-1 E ISSN 2747-4933 eISBN 978-3-447-39260-0

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To Claire, Susan, Mark, Michael, Steven, to the memory of Christina and to the memory of our colleague Ramadan Badry Hussein

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Inhalt Band 1 Vorwort .................................................................................................................................XI Einleitung ................................................................................................................................ 1 1 Die Entwicklung der astronomischen Decken ...................................................................... 11 1.1 Zusammenfassung ...................................................................................................... 14 2 Der Stern, ein banales Element der Deckendekoration? ........................................................ 17 3 Der Rahmen ........................................................................................................................ 23 3.1 Die Himmelsgöttin Nut ............................................................................................... 23 3.2 Das Sternenband ......................................................................................................... 24 3.3 Ohne Rahmen ............................................................................................................. 25 3.4 Himmelstützen und Dekane ........................................................................................ 25 4 Die Ausrichtung des Himmels ............................................................................................. 27 4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen ................................................... 27 4.1.1 Die Orientierung von Tempeln ................................................................................. 28 4.1.1.1 Die Orientierung in einer Nord-Südachse .............................................................. 28 4.1.1.2 Die Orientierung in einer Ost-Westachse ............................................................... 38 4.1.1.3 Zusammenfassung erster Ergebnisse zur Orientierung der Tempel ......................... 48 4.1.1.3.1 Die Ausrichtung ................................................................................................. 48 4.1.1.3.2 Gemeinsamkeiten ............................................................................................... 48 4.1.1.3.3 Unterschiede ....................................................................................................... 49 4.1.1.3.4 Ägyptische Texte zur Figur der Göttin Nut ......................................................... 50 4.1.1.3.5 Ergebnisse .......................................................................................................... 56 4.1.1.4 Theologische versus geographische Ausrichtung ................................................... 58 4.1.2 Die Orientierung von astronomischen Decken in Gräbern ......................................... 64 4.1.2.1 Zusammenfassung zur Orientierung der Decken in den Gräbern ............................. 87 4.1.3 Die Orientierung von astronomischen Themen auf Särgen ........................................ 91 4.1.3.1 Darstellungen der Himmelsgöttin Nut .................................................................... 91 4.1.3.1.1 Katalog der Nutdarstellungen auf der Unterseite von Särgen und Sarkophagen .................................................................................... 91 4.1.3.1.2 Auswertung zum Katalog der Nutdarstellungen ................................................ 108 4.1.3.2 Auswertung zur Orientierung von astronomischen Themen auf Särgen ............................................................................................. 116 4.2 Die Himmelsrichtungen ............................................................................................ 117 4.2.1 Die vier Winde ...................................................................................................... 117 4.2.1.1 Die vier Winde in den Tempeln ........................................................................... 120 4.2.1.1.1 Die vier Winde in den Tempeln – Zwischenresumée ......................................... 128 4.2.1.2 Die vier Winde in Gräbern und auf Särgen .......................................................... 129 4.2.1.2.1 Die vier Winde in Gräbern und auf Särgen – Zwischenresumée ......................... 144 4.2.1.3 Die vier Winde – Resumée .................................................................................. 144 4.2.2 Die vier Himmelsstützen ........................................................................................ 145 4.2.2.1 Die vier Himmelsstützen in Tempeln ................................................................... 145 4.2.2.1.1 A. Die vier Himmelsstützen in Räumen (dredimensional) ................................. 145 4.2.2.1.2 B. Die vier Himmelsstützen nebeneinanderstehend (zweidimensional) ............................................................................................ 158 4.2.2.1.3 Die vier Himmelsstützen in Tempeln – Zwischenresumée ................................. 167

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VIII

Inhalt

4.2.2.2 Die vier Himmelsstützen in Gräbern und auf Särgen ............................................ 168 4.2.3 Zusammenfassung zu den Himmelsrichtungen in Tempeln, Gräbern und auf Särgen .......................................................................................... 172 5 Die Anordnung der Gestirne ............................................................................................. 175 5.1 Tempel ..................................................................................................................... 175 5.1.1 Die Darstellungen und Texte in Philä ..................................................................... 176 5.1.1.1 Die Texte des Plafond II’ .................................................................................... 176 5.1.1.2 Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond ............................. 190 5.1.2 Die Darstellungen und Texte in Kom Ombo ........................................................... 202 5.1.3 Die Darstellungen und Texte in Athribis ................................................................ 226 5.1.3.1 Die Blöcke in L 2: Der östliche Bereich .............................................................. 231 5.1.3.2 Die Blöcke in L 2: Der mittlere östliche Bereich .................................................. 238 5.1.3.3 Die Blöcke in L 2: Der westliche Eck-Bereich ..................................................... 244 5.1.3.4 Die Blöcke in L 2: Der mittlere Abschnitt der Westhälfte .................................... 249 5.1.4 Die Darstellungen und Texte im Pronaos von Dendara ........................................... 258 5.1.4.1 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 1, West ...................................................... 258 und Ost ............................................................................................................... 295 5.1.4.2 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 2, West ...................................................... 319 und Ost ............................................................................................................... 341

Inhalt Band 2 5.1.4.3 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 3, West ...................................................... 371 und Ost ............................................................................................................... 386 5.1.4.4 Die Decke des Pronaos von Dendara, Zusammenfassung ..................................... 410 5.1.5 Die Darstellungen und Texte im Pronaos von Esna ................................................ 426 5.1.5.1 Die inneren Travées C und D .............................................................................. 427 5.1.5.2 Die mittleren Travées B und E ............................................................................ 446 5.1.5.3 Die äußeren Travées A und F .............................................................................. 474 5.1.5.4 Die Decke des Pronaos von Esna, Zusammenfassung .......................................... 507 5.2 Gräber ...................................................................................................................... 520 5.2.1 Zusammenfassung zur Anordnung der Gestirne in Gräbern .................................... 532 5.3 Särge ........................................................................................................................ 533 5.3.1 Zusammenfassung zur Anordnung der Gestirne auf Särgen .................................... 538 6 Auswertung ...................................................................................................................... 541 6.1 Wo, wie und wer mit wem? ...................................................................................... 544 6.2 Wo liegt der Fokus? ................................................................................................. 550 7 Schlußbetrachtung ............................................................................................................ 555 Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 565 Indices ................................................................................................................................ 585 Stellenindex ................................................................................................................... 585 Sachindex ...................................................................................................................... 597 Wortindex, Ägyptisch .................................................................................................... 635 Wortindex, Koptisch ...................................................................................................... 664 Wortindex, Griechisch ................................................................................................... 664

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Die Geographie des Himmels

Inhalt Band 3 – Tafeln Pläne der Decken Index der Tafeln mit einer Legende zur Farbgebung .................................................................. I Athribis, Tempel .................................................................................................................... III Athribis, Tempel, Osthälfte ...................................................................................................IV Athribis, Tempel, Westhälfte.................................................................................................IV Grab des Psenosiris, Raum I................................................................................................... V Grab des Psenosiris, Raum II ................................................................................................VI Grab des Psenosiris, Übersicht über beide Räume ................................................................ VII Zodiac Tomb .................................................................................................................... VIII Philä, Übersicht der Decke ......................................................................................................IX Philä, Übersicht zu den Architraven ....................................................................................... X Dendara, Pronaos, Übersicht der Deckendarstellungen ............................................................XI Dendara, Osiriskapellen, Übersicht der Deckendarstellungen .............................................. XII Dendara, Osiriskapellen, der Tierkreis ............................................................................... XIII Kom Ombo, Soffitten im Pronaos ....................................................................................... XIV Esna, Pronaos, Übersicht zu den Deckendarstellungen........................................................... XV Esna Nord (nach Description, EAT) ..................................................................................... XVI Stundenritual, die Stunden des Tages ..................................................................................XVII

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IX

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Vorwort Diese Untersuchung verdankt ihre Entstehung nicht zuletzt verschiedenen Projekten, an denen ich in den vergangenen Jahren arbeiten durfte und die in unterschiedlicher Form auf diese Arbeit Einfluss genommen haben. Das hier nun vorliegende Buch entstand an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Rahmen des Projekts Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens, das während des II. Rahmenthemas im Jahr 2015 begonnen wurde. Der Akademie, die mir nicht nur die Arbeit an diesem Projekt ermöglichte, sondern auch die Drucklegung finanziert hat, möchte ich besonders danken, da ohne diese Unterstützung diese Publikation nicht möglich gewesen wäre. Viele der wichtigen Quellen zu den Decken der ägyptischen Tempel der griechisch-römischen Zeit, die von Otto NEUGEBAUER und Richard A. PARKER in ihrem immer noch grundlegenden dreibändigen Werk Egyptian Astronomical Texts zusammengestellt wurden, konnten zusätzlich anhand der umfangreichen Photosammlung des Projektes überprüft und ergänzt werden. Zeitgleich wurden bei den Arbeiten im Repittempel von Athribis mehrere große Deckenblöcke geborgen, die erkennen ließen, dass dort eine neue, bislang völlig unbekannte Quelle zu den astronomischen Darstellung später ägyptischer Tempel hinzugekommen war, die zudem die Lücke zwischen den früheren und den späten Deckenbildern füllen konnte. Die Blöcke selbst werden in der Reihe der Athribispublikationen, im Band zu den Blöcken (Athribis IX) publiziert. Im Rahmen dieser Untersuchung werden sie jedoch schon eingehender besprochen und analysiert. Die zugrundeliegenden Strichzeichnungen sowie die Rekonstruktionen wurden, wenn nicht anders vermerkt, von der Autorin selbst angefertigt. Nicht weniger hilfreich waren die Ergebnisse zu den Stiersärgen von Tell Abu-Yasin, die eine einmalige und überaus umfangreiche Sammlung später funerärer Szenen und Texte lieferte, von denen hier einzelne Abschnitte in Auszügen vorgestellt werden. Die vollständige Publikation des Ensembles wird unabhängig davon in nicht allzu ferner Zukunft abgeschlossen werden. Mit diesen neuen Quellen und den Korrekturen zu dem älteren Material gelang es in Einzelfällen über das, was bisher als abschließend publiziert galt, hinauszukommen und die existierenden Belege teilweise neu zu evaluieren. Ein großes Danke geht an Holger Kockelmann, mit dem ich über die letzten Jahre das Material zu Philä besprechen konnte und der mir die Photos des Philä-Projektes zur Überprüfung der Texte und Darstellungen der Decke, der Architrave und der Soffitten des Pronaos zur Verfügung gestellt hat, sowie an Carolina Teotino, die mir Einblick in die Photographien zu einzelnen Steinsarkophagen des Museums von Kairo gewährte. Weiterer Dank geht an alle Kolleginnen und Kollegen des Projekts, mit denen ich während der Zeit, in der ich am Akademieprojekt tätig war, immer wieder einmal zu diesem Thema diskutieren konnte und die so nicht minder zum Gelingen der Arbeit beigetragen haben. Im Einzelnen sind das: Stefan Baumann, Emmanuel Jambon, Holger Kockelmann, Marcel Kühnemund, Florian Löffler, Daniel von Recklinghausen, Alexa Rickert, Jan Tattko und Bettina Ventker.

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Vorwort

XII

Zu Dank verpflichtet bin ich Mohamed Abuel-Yazid, der es mir wiederholt möglich gemacht hat, die beiden Gräber – das des Bürgermeisters sowie das Zodiac-Tomb – in Athribis zu besichtigen. Die Publikation des Bürgermeistergrabes durch ihn steht kurz bevor und zudem ist von seiner Seite aus geplant, ebenfalls das Zodiac-Tomb neu zu publizieren. Denselben Dank möchte ich auch dem Athribisteam, bestehend aus Christian Leitz und Marcus Müller, aussprechen, das noch im Dezember 2021 bis Januar 2022 ad hoc neue Aufnahmen nach einer restauratorischen Bearbeitung, sowie die Kollationierung des Blocks 8067 vor Ort durchführte. Auch sei Joachim Friedrich Quack und Alexandra von Lieven gedankt, die mit unterschiedlichen Hinweisen zu einzelnen Lesungen der Deckenblöcke aus Athribis beigetragen haben. Nicht vergessen möchte ich hier auch Dagmar Budde und Uwe Bartels, mit denen ich mich zu den Tempeln von Armant und Kom Ombo austauschen konnte und Victoria Altmann sei für die fruchtbare Diskussionsrunde zu den Monddarstellungen an der Decke des Pronaos von Dendara gedankt. Bedanken möchte ich mich auch bei Louise Gestermann, die mir im Laufe der Jahre immer wieder geduldig zugehört hat und nicht zuletzt geht ein großes Dankeschön an Christian Leitz, der die mühevolle Arbeit des Korrekturlesens auf sich genommen hat. Und auch Jens Fetkenheuer und Stephan Specht vom Harrassowitz Verlag sei für die freundliche Unterstützung bei der Vorbereitung zur Drucklegung gedankt. Reutlingen, 17. Januar 2022

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Daniela Mendel

Einleitung Diese Untersuchung soll die Gestaltung der Deckendekoration und hier insbesondere solche Dekorationen, die als astronomische Decken bezeichnet werden, in ägyptischen Tempeln der griechisch-römischen Zeit, aber auch vergleichbare Darstellungen in Gräbern und auf Särgen und Sarkophagen betrachten. Dass es sich bei diesen Deckenbildern keineswegs nur um schmückendes, aber grundsätzlich unverständliches Beiwerk handelt, ist inzwischen wohl grundsätzlich klar. Dass die Decken jedoch zum Teil auch als Abbilder tatsächlich beobachtbarer Naturphänomene betrachtet werden können, wird innerhalb der Forschung erst seit wenigen Jahrzehnten wahrgenommen. Exemplarisch sei hier z. B. VON LIEVEN1 erwähnt, die in ihrer Abhandlung Der Himmel über Esna, schon im Untertitel „Eine Fallstudie zur Religiösen Astronomie in Ägypten“, signalisiert, dass sie der allgemein gültigen Meinung widerspricht, es habe in Ägypten keine naturwissenschaftliche, auf konkreten Beobachtungen basierte Astronomie gegeben. VON LIEVEN2 führt als Hauptvertreter jenes Standpunktes, neben weiteren vor allem älteren Forschern, NEUGEBAUER und PARKER an, deren nach wie vor grundlegendes Werk Egyptian Astronomical Texts3 diese Einschätzung auch bis in die heutige Zeit tradiert. Dabei muss vorweggestellt werden, dass die Geschichte der Astronomie des Mittelmeerraumes vorwiegend aus der Sicht der antiken griechischen, lateinischen und babylonischen Astronomie betrachtet wird, die tatsächlich – auch in unserem Verständnis – rein mathematische Abhandlungen zu diesem Thema hinterlassen haben. Dass das allerdings mehr auf den Schriftträger, als auf die geistigen Möglichkeiten der Verfasser zurückgehen könnte, wurde dabei außer Acht gelassen. Tontafeln sind nun einmal deutlich haltbarer als Papyri4 und griechische und lateinische Abhandlungen wurden über die Jahrhunderte in zahlreichen Abschriften unterschiedlicher Sprachen des Mittelmeerraums weitertradiert und sind uns daher größtenteils aus Kopien der inzwischen verloren gegangenen Werke bekannt. Ein weiterer Umstand, der die tatsächliche Situation in Ägypten verunklart, ist die Sprache, die verwendet wird. Aus der römischen Zeit sind zahlreiche astronomisch-astrologische Texte in Griechisch überliefert. Bei einigen wurden auf demselben Papyrus auch demotische Texte notiert, deren ägyptische Herkunft unumstritten sein sollte und die eigentlich nur von einem ägyptischen Priester geschrieben sein können. QUACK hat hierzu anhand eines konkreten Textes (PSI Inv. D 75, aufbewahrt in Oxford, bzw. Berkeley, Yale und Kopenhagen) sehr schön ausgeführt, dass griechische Abhandlungen in Form von astronomischen Tabellen keineswegs ausschließlich aus der Hand von Griechen stammten5. Altägyptische Quellen sind nahezu alle in einen religiösen Kontext eingebunden, der sich dem heutigen Betrachter nicht leicht erschließt. Und hier besteht ein Hauptkritikpunkt verschiedener Autoren wie VON LIEVEN, LEITZ und zuletzt QUACK an der, bis vor einiger Zeit als gesetzt betrachteten Sichtweise, z. B. von dem oben schon erwähnten NEUGEBAUER, der

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VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 186–188. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 186, Anm. 554, vgl. vor allem aber 187. EAT I–III, publiziert in den Jahren 1960, 1964 und 1969. QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 70. QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 75–78.

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Einleitung

das gesamte ägyptische Material de-kontextualisierte und den religiösen Anteil als wenig beachtenswert einschätzte6. Das Ergebnis resultierte in der bekannten Meinung NEUGEBAUERs, „Egypt has no place in a work on the history of mathematical astronomy”7. Aber an dieser Stelle hat inzwischen ein Umdenken stattgefunden und die Betrachtungsweise der Forschung hat sich geändert. Jetzt wird auf die besondere, über mehrere Jahrtausende entwickelte und im Laufe der Zeit immer wieder aus- und umgebaute Formsprache astronomischer Themen im alten Ägypten Rücksicht genommen. Heute ist durch das umfassende Studium verschiedener altägyptischer Texte bekannt, dass die diversen astronomischen Decken Elemente enthalten, die auf Jahrtausende alte Beobachtungen des Himmels und anderer Naturphänomene, wie Wind- und Wetterverhältnisse, beruhen8. Sie wurden von ägyptischen Priestern in mythologische Vorstellungen transformiert und schließlich in der für die altägyptische Kultur typischen Darstellungsform verbildlicht. Zahlreiche der grundlegenden Themen wurden schon in den Pyramidentexten formuliert und über die verschiedenen religiösen Textgattungen bis in die spätesten Phasen der ägyptischen Geschichte tradiert. Hierzu zählt z. B. das Bild der Himmelsgöttin Nut. Die dazugehörenden bildlichen Darstellungen sind jedoch nicht vor dem Neuen Reich belegt. Die vorliegende Untersuchung möchte in einer knappen Übersicht die bislang bekannten astronomischen Decken in Tempeln der griechisch-römischen Zeit unter verschiedenen Gesichtspunkten miteinander vergleichen sowie inzwischen neu bekannt gewordene Quellen vorstellen. Dabei soll herausgearbeitet werden, welche Elemente überhaupt dargestellt werden, wie sie kombiniert werden, welche Rolle dabei u. a. die Orientierung des Tempels spielt, welchen Zweck diese im Gesamtrahmen der Tempeldekoration erfüllen und inwieweit Überlieferungstraditionen für einzelne Elemente eine Rolle gespielt haben. Und da sich zwischen den offiziellen Denkmälern auch immer wieder Überschneidungen zu vergleichbaren Darstellungen in Gräbern oder auf Särgen finden, sollen auch diese, meist, jedoch nicht immer, aus dem privaten Bereich stammenden Denkmäler einbezogen werden, um anhand der Gemeinsamkeiten, aber auch der Unterschiede herauszuarbeiten, welche Kriterien bei der Dekoration einer astronomischen Decke angesetzt wurden. Dabei hat sich herausgestellt, dass es für die Untersuchung unabdingbar ist, nicht streng zwischen „rein“ astronomischen Deckenbildern mit Sternen und Planeten und solchen, die sonnenbasierte Kosmographien zeigen, wie etwa das Buch vom Tage (LdJ) und das Buch von der Nacht (LdN), zu trennen, sondern letztere in derselben Weise einzubeziehen. Denn diese Themen sind Bestandteil der ausführlicheren Deckendekoration, wie sie sich z. B. im Pronaos von Dendara präsentiert und gehören damit zu den Phänomenen des Himmels. Ein weiterer Aspekt, der sich während der Untersuchung herauskristallisiert hat, ist die Einbeziehung von Darstellungen der Himmelsgöttin Nut, die häufig im oben genannten Themenkreis auftauchen. Im Gegensatz zu der in der Literatur gebräuchlichen, auf das rein astro-

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NEUGEBAUER, A History of Ancient Mathematical Astronomy 2, 559, zitiert nach QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 69, mit Anm. 2. QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 75–78. Hier sei u. A. auf die Tagewählkalender (vgl. etwa LEITZ, Tagewählerei) verwiesen, in denen für eine größere Anzahl von Tagen während eines Jahres Naturphänomene beschrieben werden, die, um einige moderne naturwissenschaftliche Fachdisziplinen aufzuführen, sowohl aus dem astronomischen, geographischen, biologischen oder medizinischen Bereich stammen. Die, in diesen Kalendern überlieferten Beobachtungen bezeugen eindrucksvoll, wie intensiv in Ägypten die Natur in ihrer Gesamtheit beobachtet haben und wie dieses Wissen über Jahrtausende tradiert wurde.

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Einleitung

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nomische Bild der Göttin Nut im Osireion beschränkten Bezeichnung Nutbild, dessen textlicher Vertreter auch kurz Nutbuch genannt wird, tendiere ich dazu, die Bezeichnung Nutbild auf alle Bilder der Göttin Nut zu beziehen, die sie als Himmelsgöttin zeigt, egal, ob sie in Tempeln, Gräbern oder auf Särgen zu finden sind, oder ob die Göttin in der Seitenansicht, wie im Prototyp des Osireion, oder frontal, wie das meist im eher privaten, funerären Kontext üblich ist, dargestellt wird. Denn allen Bildern der Nut ist gemein, dass sie, der inneren Logik der Darstellung und des damit verbundenen Themenkreises folgend, den Himmel in seiner geographisch festgelegten Orientierung wiedergeben und damit das Erklärungsmodel liefert, nach dem dieser im alten Ägypten beschrieben wurde. Ein weiterer Aspekt hat sich bei der Behandlung des Themas herauskristallisiert, zu dem jeder, der sich mit diesem Thema beschäftigt, Stellung beziehen muss: Die Frage, inwieweit astronomische Darstellungen Aussagen zu konkreten Daten machen, wie – so vorhanden – Daten in religiösen Texten verwendet werden und wie die seit den frühen Quellen immer wieder aufgeführten Mondfeste und in späten Tempeln so prominent verwendeten Monddarstellungen zu den Daten bzw. zum altägyptischen Kalender passen. Zum Forschungsstand Jeder Forscher ist dem Wissensstand seiner Zeit verpflichtet. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass BRUGSCH, einer der Pioniere der Ägyptologie und der altägyptischen Himmelskunde, den altägyptischen Kalender, entgegen der Aussagen antiker Schriftsteller wie DIODOR, STRABO und JULIANUS, dass im alten Ägypten niemals der Mond zur Messung der Zeit verwendet wurde9, zum Mondkalender erklärte, da Darstellungen des Mondzyklus in den Tempeln der griechisch-römischen Zeit einen so zentralen Raum einnahmen. Auch PARKER, der sich grundlegend und vornehmlich aus astronomischer Sicht mit dem altägyptischen Kalender beschäftigt hat, greift diese Idee wieder auf und schließt u. a., ausgehend von den Namen einzelner Mondmonatstage, die sich zum Teil mit Gottheiten der nördlichen Konstellation überschneiden, darauf, dass es sich bei dem altägyptischen Kalender um einen Mondkalender handeln muss10. Eine nicht unwesentliche Rolle nehmen dabei eine zweite Reihe altägyptischer Monatsnamen ein, die von ihm als Merkmal dieses älteren Mondkalenders betrachtet wurden. Allerdings wurde dieser Interpretation auch von prominenter Seite, wie z. B. von GARDINER11, widersprochen. Bei der Beschreibung altägyptischer, astronomisch-religiöser Darstellungen sind zwei Aspekte zu berücksichtigen, die zum einen den altägyptischen Kalender betreffen, und zum anderen die Stellung des Mondes innerhalb des Kalenderwesens. Astronomische Darstellungen in Tempeln, Gräbern, oder auf Särgen sind immer religiös eingebunden und hier nimmt, vor allem in den späteren Epochen der altägyptischen Geschichte, der Mond mit seiner überaus engen Bindung an Osiris eine zentrale Stellung ein.

9 Aufgelistet bei DEPUYDT, Calendar, 148, der wiederum IDELER zitiert. 10 PARKER, Calendars, 42–43 (§ 222). Vgl. auch die Diskussion zur Forschungsgeschichte mit der aufgelisteten Literatur bei ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 5–7. 11 GARDINER, in: RdÉ 10, 1955, 24.

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Teil 1: Datumsangaben in altägyptischen Tempeln Vor allem in Festlisten oder Angaben zu religiösen Festen werden mit Monats- und Tagesangaben Daten genannt. Hiervon sicherlich zu trennen sind „echte“ Datierungen, wie sie in profanen Texten verwendet werden. Sie weisen unter Angabe der Regierungsjahre eines Königs mit dem Monat und Tag einem Dokument ein bestimmtes Datum zu12. Grundsätzlich existieren zwei verschiedene Listen von Monatsbezeichnungen, die das Jahr in 12 gleich lange Monate zu 30 Tagen unterteilen. Die fehlenden fünf Tage (äg.: Hryw-rnpt) werden seit der 5. Dynastie am Ende des Jahres angehängt und galten als Geburtstage der Kinder der Nut, bei denen es sich um Osiris, Horus, Seth, Isis und Nephthys handelt. Ereignisse dieser Tage können als Vorzeichen für das kommende Jahr gelten, was ihnen eine besondere Bedeutung zuweist13. Von den Monatsnamen unterteilt eine landwirtschaftlich orientierte Liste das Jahr in drei Jahreszeiten (#Xt „Überschwemmung“, prt „Aussaat“ und Smw „Ernte- oder/und Trockenzeit“) zu je vier Monaten, die einfach von I. bis IV. durchgezählt wurden14. Eine zweite Reihe von Monatsnamen existiert seit der 11. Dynastie und gibt jedem Monat einen spezifischen Namen, der nach den in diesen Monat fallenden Feste oder deren Götter benannt ist15. Da der sogenannte bürgerliche Kalender (360 Tage plus die fünf zusätzlichen Tage) mit 365 Tagen gegenüber dem Sonnenjahr alle vier Jahre einen Tag kürzer war und nicht durch Schalttage korrigiert wurde, verschob sich dieser alle vier Jahre um einen Tag, um erst nach 1460 Jahren wieder mit dem Sonnenjahr übereinzustimmen. Diese Diskrepanz wird den Ägyptern spätestens nach dem ersten Jahrhundert, nachdem der Kalender in Gebrauch genommen worden ist, bewusst geworden sein, dennoch wurde nach Aussage der Urkunden keine Anstrengung unternommen, das Problem zu beheben. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass jahreszeitliche oder naturbedingte Feste, wie etwa der heliakische Siriusaufgang, Sonnenstände im Laufe des Jahres, oder der Zyklus der Landwirtschaft, der durch die jährlich einsetzende Überschwemmung bedingt war, sowie davon abhängige Feste, auch an den durch das tatsächliche Sonnenjahr vorgegebenen Tagen gefeiert und nicht starr anhand der vorgeschriebenen Daten des bürgerlichen Kalenders ausgerichtet wurden. Daran schließt sich unweigerlich die Frage an, ob Datumsangaben in Tempeltexten, die Feste nennen, auf einen Idealkalender beruhen oder, ob sie grundsätzlich immer auf Daten des bürgerlichen Kalenders referieren16. Exemplarisch kann hier die neuerlich aufgeflammte Diskussion um die Tierkreise von Dendara aufgeführt werden, die nun wieder ein konkretes Datum angeben sollen17. Als grund-

12 DRENKHAHN, in: LÄ I, 995–996, s. v. Datierung. 13 POETHKE, in: LÄ I, 1232, s. v. Epagomenen. Hier ist vor allem der pLeiden I, 346 (BOMMAS, Mythisierung) zu nennen, bei dem es sich um das „Buch der fünf Zusatztage des Jahres“ handelt. S. dazu auch LEITZ, Tagewählerei, 416–427. 14 OSING, in: LÄ IV, 191, s. v. Monat, Monatsgötter und VON BECKERATH, in: LÄ III, 298, s. v. Kalender. 15 OSING, in: LÄ IV, 191, s. v. Monat, Monatsgötter und VON BECKERATH, in: LÄ III, 299, s. v. Kalender. 16 Vgl. etwa LEITZ (Sternuhren, 68), der einen Idealkalender schon für die diagonalen Sternuhren des ausgehenden alten Reichs annimmt. 17 Vgl. hierzu im Detail die Ausführungen auf den Seiten 410–413 (Kapitel 5.1.4.4 zur Decke des Pronaos im Hathortempel von Dendara).

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sätzlicher Einwand zu den Autoren, die diese Stellung verteidigen, bei denen es sich hauptsächlich um AUBOURG18 und CAUVILLE19 und neuerlich auch PRISKIN20 handelt, die anhand von konkreten Datumsangaben des bürgerlichen Kalenders Tage des Festkalenders des Hathortempels fixieren und datieren, kann angemerkt werden, dass der Festkalender von Dendara sich kaum nach dem bürgerlichen Kalender gerichtet haben wird, bei dem dann nach den Daten, die z. B. PRISKIN postuliert hat, der Neujahrstag auf den 4. September gefallen wäre, an dem kein heliakischer Siriusaufgang zu beobachten gewesen sein kann. Und wie er auch anmerkt21, finden jährlich wiederkehrende astrale Beobachtungen immer an einem fixen Tag im Jahr statt. Sollen bestimmte Daten im Rahmen eines jährlichen Zyklus beschrieben werden, können diese nur dann mit dem Sonnenjahr korrespondieren, wenn sie in einen Idealkalender beschrieben werden, der mit dem tatsächlich beobachtbaren heliakischen Aufgang des Sirius immer am I #Xt 1 beginnt, und nicht mit dem bürgerlichen Kalender korrespondiert, der eben nicht an astrale Ereignisse gebunden war und auch nicht durch Schalttage korrigiert wurde. Dass die Datumsangaben mit den drei Jahreszeiten #Xt, prt und Smw mit je vier Monaten zu pauschalisierten 30 Tagen mit den zusätzlichen fünf Epagomenentagen neben dem bürgerlichen Kalender auch im religiösen Zusammenhang in Tempeln und im funerären Bereich im Sinne eines Idealkalenders verstanden wurden, zeigen Denkmäler, die Dekanlisten oder andere Monatseinheiten mit Daten versehen. Die ältesten Quellen sind Kalender nach dem Typ der Decke Ramses II. aus dem Ramesseum22, in der die Monate des bürgerlichen Kalenders (oben über den drei Registern) mit einer weiteren Reihe von Monatsgöttern (im untersten 3. Register) gleichgeschaltet werden. Anzumerken ist hier auch, dass die einzelnen Monate nicht vollständig mit der Dekanliste kongruieren, sondern dort nur den Jahreswechsel in der Mitte des Tableaus über Sothis markieren. Die zwölf thoërisgestaltigen Monatsgöttinnen, die zu den zwölf Monaten des sogenannten bürgerlichen Kalenders gehören und schon früh mit Dekanen der Sethos I B-Familie kombiniert wurden23, können ebenfalls in diese Liste eingereiht werden. Eine kleinere Anzahl von Denkmälern kombiniert diese Thoërisgöttinnen mit weiteren Gottheiten, bei denen es sich zum einen um Monatsgötter handelt, die den einzelnen Monaten des bürgerlichen Kalenders zugewiesen werden können24, und auch schon in den oben genannten Kalendern des Neuen Reiches vertreten sind, sowie einer Gruppe von zwölf Kindgöttern, die aus der Dekanfamilie Sethos I B stammt und dort ebenfalls als eingeschobene sogenannte Pseudodekane, immer einer thronenden Dekangöttin folgen. Letztere Quellen sind ab der 22. Dynastie nachzuweisen25. Auf dem Deckel zu einem Stiersarkophag aus Tell Abu-Yasin wird auf der linken Hälfte eine Reihe von Dekanen systematisch den zwölf Monaten des bürgerlichen Kalenders zugeordnet (vgl. Abb. 1a–b). Parallel dazu gibt es auf der rechten Hälfte eine „Stierschenkeluhr“, 18 AUBOURG, in: BIFAO 95, 1995, 1–10. 19 Zunächst in CAUVILLE, Le zodiaque d’Osiris, 1997, 11 und 76–77 (S. hier auch LEITZ, in: SAK 34, 2006, 285 mit Anm. 2) und später auch in CAUVILLE, Dendara, Le pronaos, 505–560 und besonders 539–542. 20 PRISKIN, in: ENiM 8, 2015, 133–185. 21 PRISKIN, in: ENiM 8, 2015, 180. 22 EAT III, Tf. 5. 23 MENDEL, Monatsgöttinnen, 64–65. 24 MENDEL, Monatsgöttinnen, 77–92. 25 MENDEL, Monatsgöttinnen, 45–49 (Statuensitze Kairo CG 38924, Tf. XIX und Sammlung Hornblower, Tf. XX).

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die ursprünglich die Stellung des Sternbildes MsXtyw am nördlichen Himmel während der zwölf Monate des Jahres, am Beginn, in der Mitte und am Ende der Nacht angeben. Auch wenn beide Listen unvollständig bzw. fehlerhaft sind, zeigen sie, dass sich das ursprüngliche Konzept beider „Sternuhren“ an einem Idealkalender orientiert, der mit dem I. #Xt beginnt und mit dem IV. Smw endet, wobei in beiden Fällen, gemäß der Tradition aller älteren Sternuhren, die Epagomenentage nicht berücksichtigt werden26.

(Abb. 1a, ergänztes Fußteil von JE 86723, aus: EAT III, Tf. 24)

(Abb. 1b, Ausschnitt von JE 86723, aus: MENDEL, Stiersarkophage, Kapitel zu JE 86723)

Ebenfalls zu dieser Gruppe von Denkmälern zählen alle Tierkreise, da diese jahreszeitlich durch außerägyptische Quellen in Form der Tierkreiszeichen fixiert werden können. Die astronomische Decke von Athribis kombiniert mit den Namen der Dekane der Tanisfamilie Mo-

26 Die Angabe der fünf Epagomenentage in EAT (III, 50 und Tf. 24) beruht auf einer Fehllesung des allerdings nur sehr schwach ausgearbeiteten und z. T. auch sehr zerstörten Textes. Vgl. hierzu die Abbildungen 1a und 1b. Zu den Epagomenen vgl. auch LEITZ, Studien zur ägyptischen Astronomie, 2, wo er ausführt, dass die fünf zusätzlichen Tage in astronomischen Texten keine Rolle spielen, die Textvertreter pCarlsberg I, pEbers, pCairo JE 86637 und der Taniskalender, sowie der Kalender bei Senmut, im Ramesseum und die Wasseruhr Amenhotep III, geben die Epagomenentage nicht an.

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natsangaben, die dem bürgerlichen Kalender entnommen sind. Auch hier passt das, was erhalten ist, zu einer schematischen Aufteilung der Monate, die mit dem I. #Xt (Tag 1) beginnen und dem IV. Smw (Tag 30) enden. Zusammenfassend kann mit den oben genannten Quellen, die ein breites Spektrum religiöser Kalenderbezüge enthalten, ein Idealkalender postuliert werden, der nur für Festkalender in Tempeln und im sonstigen sakralen Bereich, spätestens im Laufe des Neuen Reichs, sicherlich aber in der Folgezeit, unabhängig und parallel zum bürgerlichen Kalender verwendet wurde. Teil 2: Angaben zu Mondfesten in altägyptischen Tempeln In religiöse Texte eingestreut finden sich immer wieder Angaben zu Mondfesten. Der Mond, dessen Zyklus selbstverständlich auch in Ägypten ursprünglich der Einteilung des Monats zugrunde lag, war als gliederndes Element des altägyptischen Kalenders von enormer Wichtigkeit. Und dennoch wurde der altägyptische Kalender nicht durch den Mond, sondern durch den jährlichen Sonnenzyklus bestimmt, dessen Jahresbeginn ursprünglich durch den heliakischen Aufgang der Sothis markiert wurde. In dem Moment, in dem ein sonnenbasierter Kalender mit seinen schematischen 30 Tagen pro Monat eingeführt wurde, der sich nicht mehr an den tatsächlich zu beobachtenden Mondphasen richtet, ist der Mond nicht mehr als Basis des Kalenders anzusehen27. Unabhängig davon wurde der Mond mit seinen Phasen in Datumsangaben neben den Daten des bürgerlichen Kalenders genannt. Zudem wurde der Beginn verschiedener Feste von den Phasen des Mondes bestimmt sowie der Beginn des priesterlichen Monatsdienstes28. Grundsätzlich werden alle Festtage mit dem Determinativ der Festschale ( ) determiniert, die sich in derselben Form auch als Determinativ zu den einzelnen Mondmonatstagen (MMT) findet29. Schon im Alten Reich wurden nur bestimmte Mondmonatstage hervorgehoben und namentlich aufgelistet, an denen z. B. Totenopfer dargebracht wurden, aber auch in den folgenden Zeiten bleibt es bei einer Auswahl der zelebrierten Feste und erst in der Ptolemäerzeit finden sich vollständige Listen mit den Namen aller 30 Mondmonatstage30. In den älteren überlieferten Listen sind vor allem der 1. (psDntyw, Neumondfest), der 2. (#bd, Neulichtfest), der 6. (snwt, sis-nt, Sechster), der 7. (dnit, Halbmondfest) und der 15. (smdt, Vollmondfest) Mondmonatstag vertreten. Daneben werden aber auch die ersten sechs Tage, die Tage zur Mitte und die Tage am Ende des Mondmonats aufgeführt. Im Mondkapitel des Nutbuches wird der 28. Mondmonatstag als erster Tag genannt und ALTMANN-WENDLING kann ein überzeugendes Argument anführen, warum dies der Fall gewesen sein könnte31. Vollständige Listen beginnen immer mit dem 1. und 2. MMT (psDntyw und #bdw). Auch werden speziell die ersten Tage häufiger genannt, was ihre Bedeutung hervorhebt. Die Nennung des 28. Mondmonatstages im Nutbuch könnte jedoch aus rein praktischen Gründen geschehen sein, da das Altlicht sicher am 28. oder eventuell am 29. MMT zu 27 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 5–7 mit Auflistung der Literatur und Diskussion zur Frage eines altägyptischen Mondkalenders. 28 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 6. 29 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 799. 30 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 802 und 811. 31 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 801 und 811–812 mit Verweis auf VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 176 und LEITZ, in: Enchoria 31, 2008–2009, 15.

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beobachten ist. Je nachdem, an welchem der beiden Tage die schmale Mondsichel dann tatsächlich noch gesehen werden kann, ist es möglich zu bestimmen, wann der neue Monat beginnt. Ein überregional bedeutendes Fest, das an den Mondzyklus gebunden war, war das jährlich stattfindende Neumond- oder Behedetfest von Edfu im Monat Epiphi (III. Smw), was 15 Tage andauerte32 und auch im Festkalender von Dendara aufgeführt wird. Und nicht zuletzt: wie DERCHAIN schon zeigen konnte, liegt z. B. in der Szene „Einfangen des Mondauges mit dem Netz“ eine Vermengung lunarer und solarer Aspekte vor33, womit sich auch zeigt, dass neben konkreten Festen an bestimmten Mondmonatstagen eine absichtliche Vermengung mit Festen des Sonnenkalenders stattgefunden hat, was sicherlich in der Forschung zu Fehleinschätzungen geführt hat und führen wird. Teil 3: Astrologie, Astronomie und mythologische Elemente in altägyptischen Tempeln Das Deckenbild von Dendara ist zuletzt von AUBOURG und PRISKIN als Abbildung des Himmels an einem konkreten Tag interpretiert worden34. Ein Aspekt, der gegen diesen Ansatz spricht, ist die seit langem bekannte Konzeption der Tierkreise, bei denen die Planeten in ihren Häusern stehen, wie bei dem rechteckigen Tierkreis, oder in ihrer Erhöhung (Exaltation, Hypsoma), wie bei dem runden Zodiakus35. Eine Planetenkonstellation, wie sie dieses Idealschema der astrologischen Lehre wiedergibt, hat nie existiert und kann deshalb auch unmöglich mit irgendeinem konkreten Datum in Verbindung gebracht werden. Nach der astrologischen Lehre werden die zwei oben genannten Konzepte wie folgt erklärt: Das eine gibt die Häuser der Planeten an. Sie entsprechen den ursprünglichen Wohnstätten, als die Welt geboren wurde36. Dieses Konzept weist jedem der fünf Planeten ein Haus für den Tag und eines für die Nacht zu. Nur Sonne und Mond besitzen, lediglich ein Tagesbzw. ein Nachthaus, dabei steht die Sonne in ihrem Taghaus im Löwen und der Mond in seinem Nachthaus im Krebs37. Das zweite Konzept weist den Planeten den Ort am Himmel zu, in dem sie die stärkste Macht und den größten Einfluss hatten, was dann Erhöhung (Exaltation bzw. Hypsoma) genannt wird38. Astronomische Konzepte zu Geschehnissen am Himmel lassen sich in Ägypten kaum von mythologischen trennen. So ist der jährliche Ablauf der Jahreszeiten und ihre Zuweisung an Figuren des Tierkreises oder der Dekane, die mit diesem gekoppelt sind, nicht von den mythologischen, rein ägyptisch-religiösen Konzepten zu trennen. Dasselbe gilt für den Mondzyklus oder die Stunden des Tages. Alle naturwissenschaftlich beobachtbaren Phänomene sind in Ägypten mit mythologischen Erzählungen untrennbar verflochten39.

32 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 801. 33 DERCHAIN, in: RdÉ 15, 1963, 11–25 und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 14. 34 S. weiter oben. PRISKIN, in: ENiM 8, 2015, 136 (runder Tierkreis) und 174 (rechteckiger Tierkreis). Auf S. 174 hebt er sogar hervor, dass es sich bei diesem System um ein künstliches Konstrukt handelt. 35 Das hatte schon BOLL (Sphaera, 232–244) in seinem grundlegenden Werk über die Sternbilder der Antike von 1903 für Ägypten anhand der Deckenbilder von Dendara herausgearbeitet. 36 BOLL, Sternglaube, 58–59. 37 Vgl. die Tabelle mit Angabe der Positionen (Häuser sowie Hypsoma) bei BOLL, Sternglaube, 59. 38 BOLL, Sternglaube, 59. 39 Vgl. etwa die allgemeine Kritik zur Bewertung der altägyptischen Astrologie und den Ansatz VON LIEVENs, Der Himmel über Esna, 186–188.

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So sind bis auf wenige Ausnahmen40 altägyptische Sternbilder, die etwa den Dekanen zugrunde liegen, schwer zu identifizieren, da der passende Schlüssel für ihre sichere Identifikation nicht vorliegt, auch wenn es durchaus Ansätze in diesem Bereich gibt, die jedoch keine allgemeine Anerkennung gefunden haben41. Mythologisch verpackt wird über die Dekane und ihren jahreszeitlich bedingten Zyklus im sogenannten Nutbuch im Abschnitt zu den Dekanen berichtet42. Besser steht es um die Kenntnis des Mondzyklus, für den es aus der römischen Zeit eine ägyptische Abhandlung gibt. Der pCarlsberg 9 stellt z. B. Berechnungen zu den Mondphasen in Relation zu Sonnenjahr vor, der sich über 25 Jahre erstreckt. Der Text zeigt zwar in der Benutzung der Tierkreiszeichen griechischen Einfluss, der sonstige Inhalt ist jedoch ägyptischen Ursprungs. Nach der Interpretation von PARKER wurde der 25-Jahrezyklus im 4. Jh. v. u. Z. eingeführt. Der überlieferte Text wurde jedoch um 200 unserer Zeitrechnung geschrieben43. Abgesehen von diesen seltenen und eher technischen Handbüchern zur Bestimmung der Mondphasen, die ja auch eine wesentliche Rolle für altägyptische Festdaten oder bisweilen auch Datumsangaben spielen, gibt es daneben unzählige Texte, die die Phasen des Mondes mit Osiris verbinden. Auch die Einteilung der zwölf Tages- und Nachtstunden ist früh überliefert und praktisch ausschließlich in religiösen Kontexten überliefert, wie etwa in den diagonalen Sternuhren, den diversen Unterweltsbüchern, dem Buch vom Tage, dem Stundenritual und den Stundenwachen, wobei verschiedene Sets von Stundennamen überliefert sind, die zu den jeweiligen Texten gehören44. Der praktische Aspekt, dass sich etwa die Länge der Tages- und Nachtstunden von Jahreszeit zu Jahreszeit verändern, wurde dagegen nur höchst selten festgehalten45. Der Wechsel der Jahreszeiten mit den Sonnenwenden im Sommer und im Winter, der sich nahtlos an die Bestimmung der Länge der Tages- und Nachtstunden anschließt, war in Ägypten mindestens seit dem Neuen Reich bekannt, wurde jedoch vor allem im Mythos vom Sonnenauge überliefert46. Und schließlich lässt sich hier auch noch die Beobachtung der vier Winde einreihen, die fast immer dazu dienen, die Himmelsrichtungen anzuzeigen, deren Wirkung auf den Menschen jedoch vor allem jahreszeitlich bedingt ist und sich nahezu ausschließlich in den Epitheta zu den verschiedenen Windgöttern und Winden, die den vier Himmelsrichtungen zugeordnet werden können, wiederfindet47. In die Dekoration der astronomischen Decken, sei es in Tempeln oder Gräbern oder auf Särgen und Sarkophagen, sind im Laufe der Zeit viele verschiedene, in der Natur beobachtete 40 Wie Sothis (äg. cpdt, Sirius oder Hundsstern), Orion (äg. c#H) oder Stierschenkel (äg. MsXtyw, großer Wagen). 41 Etwa LEITZ, Sternuhren, 117–264 (mit Vorschlägen zur Identifikation von Sternbildern der ramessidischen Sternuhren), aber auch: AUBOURG, in: BIFAO 95, 1995, 1–10 (mit der Identifikation zahlreicher Sternbilder des runden Tierkreises von Dendara, jedoch ohne Angabe, worauf diese Identifikationen beruhen), oder zuletzt PRISKIN, in ENiM 12, 2019, 137–180 (ebenfalls zahlreiche Identifikationen, die jedoch in der Form, wie sie erfolgten, nicht eindeutig nachvollziehbar und daher spekulativ sind). 42 VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 78–94. 43 EAT III, 217 und 220–225. Vgl. auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 790. 44 Vgl. TEOTINO, Tages- und Nachtstunden im Tempel von Athribis, 473–491. 45 LEITZ, Studien zur ägyptischen Astronomie, 22 und ff. und HOFFMANN, in: Fs Smith, 135–153. 46 BRUNNER-TRAUT, in: LÄ IV, 279, s. v. *Mythos. Vgl. auch LEITZ, Studien zur ägyptischen Astronomie, 9 mit Anm. 12. 47 S. hierzu etwa die Zusammenstellung von GUTBUB, Die vier Winde, 349, KURTH, *Wind, in: LÄ VI, 1266– 1272, besonders 1267, SCHREIBER, Remarks on the Iconography of Wind-Gods, 86–89 und LEITZ, Tagewählerei, 17, 392 und die Tabelle 455.

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Phänomene eingeflossen und von Anfang an eng mit mythologischen Themenkreisen verflochten worden. Letztere lieferten wiederum ein aus altägyptischer Sicht verstehbares Erklärungsmuster für die entsprechenden Geschehnisse.

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1 Die Entwicklung der astronomischen Decken Astronomische Decken im eigentlichen Sinn in Gräbern bzw. Tempeln mit Darstellungen der Gestirne des nächtlichen Himmels sind de facto erst ab dem Neuen Reich fassbar. Werden jedoch frühere Särge berücksichtigt, so lässt sich mit den diagonalen Sternuhren eine Tradition für diesen Themenbereich bis in den Beginn des Mittleren Reichs zurückverfolgen. Hier, im Begräbniskontext, sei es in Räumen oder auf Sargdeckeln, lag nach Aussage der Quellen der Ursprung astronomischer Deckendekorationen im alten Ägypten48. Der Sargdeckel des Heni aus der 11. Dynastie49, der ungefähr zeitgleich mit den letzten diagonalen Sternuhren des Mittleren Reiches entstanden ist, gilt als erster fassbarer Beleg für eine Überlieferungstradition, die mit der Decke im Grab des Senmut (TT 353) in Deir elBahari aus der Zeit um Hatschepsut und Thuthmosis III. mit mehr oder weniger starken Variantenreichtum danach zu einem neuen Standard wird. Von dieser Zeit an finden sich astronomische Decken vor allem in den Königsgräbern des Neuen Reichs, aber auch in vereinzelten Privatgräbern wieder. Erst nach dem Ende des Neuen Reichs sind astronomische Decken dann auch in privaten Gräbern und auf Sargdeckeln häufiger belegt. Die Darstellungen dieser Decken folgen in gewisser Weise denen der Särge aus dem Mittleren Reich, da sie zwar in anderer Form, aber im Prinzip immer noch die beiden zentralen Himmelskonstellationen zeigen, die beide zur Messung der Nachtstunden verwendet werden können50, d. h. hier ging es vornehmlich um Zeitmessung und weniger um eine enzyklopädische Darstellung der Sterne und Sternenkonstellationen, wie das in späteren Tempeln z. T. der Fall gewesen sein wird, obwohl sicherlich die Archivierung dieses Wissens im Laufe der Zeit eine zunehmende Rolle gespielt haben wird. Die umfangreichste Himmelskonstellation ist die sogenannte südliche Konstellation. Sie behandelt Sterne bzw. Sternkonstellationen des südlichen Himmels, die alle im sogenannten Gürtel der Dekane liegen. Sie werden ab der griechischen Epoche in den Kanon der Himmelsdarstellungen in Tempeln integriert und liegen etwas unterhalb der Himmelsregion, in der die Tierkreiszeichen liegen, die aus dem antiken Mittelmeerraum in die ägyptische Vorstellungswelt aufgenommen wurde. Der Gürtel der Dekane ist die Zone am südlichen Himmel, die nahe der Ekliptikalebene zu finden ist51. Ihre markantesten Mitglieder sind Orion und Sothis, die zugleich auch das Kennzeichen dieser Gruppe von Sternen und Sternbildern sind. Hierbei handelt es sich um Dekane, die, wie bei den diagonalen Sternuhren etabliert, über das Jahr verteilt, im Abstand von 10 Tagen zum Anzeigen der einzelnen Nachtstunden dienen. In den ägyptischen Quellen werden diese Sterne auch iXmw-wrD52 „die nicht müde werden“ genannt.

48 Vgl. hier auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 177. 49 EAT III, 8–10 mit Literatur. 50 MENDEL, in: Fs Zivie-Coche, BdÉ 178, 2021, 23–52. Auf die Verbindung zwischen Sternuhren und möglichst exakte Einteilung der Nachtstunden geht PRIES (Stundenwachen, 35) ein, er schreibt: „Der Nexus zwischen Stundenwachen und Tierkreisdarstellungen steht in Zusammenhang mit den Möglichkeiten der Zeiteinteilung und -messung. Eine möglichst exakte Einteilung der Nachtstunden war für die korrekte Durchführung der in Stunden gegliederten Nachtwache und Klage für Osiris beziehungsweise den Verstorbenen unerlässlich.“ 51 EAT III, 97. 52 Vgl. LGG V, 734c * Ê.Xmw-wrD „Die die Ermüdung nicht kennen“.

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1 Die Entwicklung der astronomischen Decken

Die zweite Konstellation beinhaltet mit den Zirkumpolarsternen eine ganz andere Kategorie von Sternbildern, die in der nördlichen Himmelssphäre um den Himmelspol herum zu finden sind. Ihre Sterne und Sternbilder waren als nördliche Konstellation bekannt. Die markantesten Vertreter sind der Stierschenkel und eine thoërisgestaltige Göttin, die in den älteren diagonalen Sternuhren der Särge des Mittleren Reichs noch in rein menschlicher Gestalt als Nut, die den Himmel hochhebt, erscheint. Mit der ersten Darstellung dieser zentralen Vertreter der Konstellation auf dem Sarg des Heni aus dem Ende des Mittleren Reichs und im Grab des Senmut aus dem Anfang des Neuen Reichs wird die nördliche Konstellation um weitere Sternbilder erweitert, die dann in den Deckenbildern der königlichen Gräber und später auch auf Särgen regelmäßig erscheinen. Erst die Deckendarstellungen der Tempel der griechisch-römischen Zeit scheinen sie wieder weitestgehend auf ihre Kernvertreter, meistens das Nilpferd und der Stierschenkel, reduziert zu haben. In den ägyptischen Texten werden die Sterne und Sternkonstellationen der nördlichen Hemisphäre auch iXmw-sk53 „die nicht untergehen“ genannt. Die astronomische Decke des Osireion in Abydos, die in der Zeit von Sethos I. erbaut und etwas später unter Merenptah dekoriert wurde, gibt den Himmel in einer ganz anderen Weise wieder als die zeitgleichen Abbildungen der südlichen und nördlichen Konstellationen. Das sogenannte Nutbild ist die monumentale, bildliche Variante des Nutbuches, dessen Papyrusvertreter allesamt aus der spätesten Phase der Überlieferung altägyptischer religiöser Texte stammen54. Das Nutbild ist zugleich in einen funerären Kontext eingebaut und wird, dort, wo es erscheint (Osireion in Abydos, Grab Ramses IV. und Mutirdis), auf der Westhälfte der jeweiligen Sargkammerdecke angebracht. Die Osthälfte wird vom Buch von der Nacht eingenommen55. Das markanteste Element des Nutbildes ist die Göttin Nut, die stehend und vornübergebeugt, mit den Fingerspitzen und den Zehen den Boden berührt und damit den oberen und seitlichen Rahmen des Himmels absteckt. Dieses Bild der Nut wird im Laufe des Neuen Reiches schließlich ein wesentliches Erkennungsmerkmal der „Himmelsbücher“, das dann erst später Einzug in Tempel fand und dort sehr häufig in Verbindung mit astronomischen Decken auftaucht. Im konkreten Fall des Nutbuches oder Nutbildes wird ihr Körper von dem in der Mitte unter ihrem Bauch stehenden Gott Schu gestützt. Weitere bildhafte Elemente sind a) hinter den Beinen der Göttin ein Geier, der mit dem Rücken zu Nut auf einem Korb steht, der auf einem Pflanzenbündel mit der oberägyptischen Wappenpflanze schwebt, b) ein kleiner fliegender Skarabäus, der sich oberhalb der Knie der Göttin parallel zu ihren Beinen befindet, c) eine Sonnenscheibe mit einem Flügel, die direkt vor dem Mund der Nut mit dem Flügel nach unten angebracht ist und d) eine Scheibe, die auf den Zehen der Göttin liegt. Die Zwischenräume um die Gottheiten herum und teilweise auch der Körper der Himmelsgöttin selbst sind mit Texten verschiedenen Inhalts ausgefüllt. Inzwischen kann ein neues Dokument hinzugefügt werden, das die Darstellungen des Nutbuches mit den übrigen astronomischen Darstellungen an Tempeldecken und in Gräbern und auf Sargdeckeln mit eben diesem Nutbild aus der Zeit von Sethos I. verbindet. Im Tempel der Repit in Athribis konnten während der Grabungssaison 2015 sowie der folgenden Jahre bis 2017 Deckenblöcke aus dem hinteren Umgang (L 2, vgl. die Rekonstruktion auf Tf. III) des Tempels geborgen werden, in denen nicht nur markante Teile dieses Bildes vorhanden sind, 53 Vgl. LGG V, 734c * Ê.Xmw-sk „Die den Untergang nicht kennen“. 54 VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 15–19. 55 VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 20–21.

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1 Die Entwicklung der astronomischen Decken

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sondern auch ein Textabschnitt, der dem sogenannten Abschnitt über die Zugvögel (Text Block 8061) des Nutbildes (und damit natürlich auch des Nutbuches) entspricht56. Dieser Block gehört zu den äußeren Bereichen der westlichen Hälfte des rückwärtigen Umgangs L 2, die ursprünglich auf dem Architrav der Ecksäule (Y 17) auflag. Weitere Blöcke der Westhälfte (Blöcke 8018 und 8020–8021/22) zeigen die Figur des Schu, der den Himmel hochhebt, was ebenfalls zum Dekorationsprogramm des Nutbildes gehört. Unterhalb seiner Arme sind auf zwei Reihen Barken mit Dekanen der Tanis-Familie zu erkennen. Von den Dekanen sind sechs erhalten und über ihre Beischriften zu identifizieren. Das sind die Gottheiten mit den Nummern 28–30 (unten, hinter den Füßen des Schu) und 9– 10 (Mitte, hinter dem Schurz des Schu) der Reihe. Vor dem Schurz des Schu ist ein weiterer Gott, der als Nr. 8 der Dekanfamilie identifiziert werden kann. Damit ist weitestgehend klar, dass die 36 Dekane nur zwei Barkenreihen vor und hinter der Figur des zentral stehenden Schu eingenommen haben können. Oben, hinter dem linken Arm des Schu steht die Figur eines Nilgottes, der in seinen erhobenen Händen Vasen hält, aus denen Wasser fließt. Da es sich bei ihm nicht um einen Dekan handeln kann, muss für die Figur eine andere Erklärung gefunden werden und da offensichtlich über den Dekanen ein ganzes Register Platz ist, ist es nicht unmöglich, dass es sich bei ihm um Aquarius handelt. Wie auch immer die bisher belegten Elemente an der astronomischen Decke im rückwärtigen Umgang des Repittempels von Athribis interpretiert werden, sicher ist, dass sie mit ihrem eindeutigen Textbeleg aus dem Nutbuch ein wichtiges Bindeglied zwischen der ältesten Darstellung des Nutbildes in Abydos und den römischen Papyri darstellt. Eine Parallele zu diesem Nutbild des Tempels zeigt das Grab des Psenosiris (P#-Sry-Wsir), der Bürgermeister des Tempels und des zum Tempel gehörenden Ortes (H#ty-o m Hwt-Rpwt) um die Zeit der Dekorationsphase zwischen Tiberius (14–37 AD) bis Caligula (37–41 AD) war und der sich oberhalb des Tempels im Berg in einem Schachtgrab hat bestatten lassen57. Das Grab verfügt über zwei Räume, deren Decken jeweils mit astronomischen Darstellungen versehen sind. Die Decken wurden in EAT III publiziert58 und zeigen das Bild der Nut als Rahmen und Dekane in mehreren Reihen unter ihr, die weitestgehend ohne Beischriften, dafür jedoch in kanonischer Ikonographie aufgeführt sind. Im ersten Raum sind es die Sethos I-B Dekane (schlangen- und löwengestaltig) und im zweiten Raum die Dekane der Tanisliste, die von der Figur des Schu, der die Himmelsgöttin stützt, in zwei Teile geteilt wird. Eine vergleichbare Verteilung zeigt auch die Decke des Umgangs im Tempel, was darauf schließen lässt, dass Psenosiris die Darstellungen aus dem Tempel als Vorlagen für sein Grab verwendet haben wird. Darüber hinaus muss davon ausgegangen werden, dass die Person, die für die Texte im Tempel verantwortlich war, auch die Texte des Grabes verfasst hat, da sich hier typische Schreibungen aus dem Tempel in unterschiedlichen Texten wiederfinden. Dasselbe gilt für den Graveur und die Darstellungen. Die seit den Zeiten von EAT neue Beleglage in Athribis ist ein sehr schönes Beispiel für die gegenseitige Abhängigkeit von sakral staatlichen und privaten Quellen. 56 Zum Text des Nutbuches über die Zugvögel, vgl. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, Text, 156 (§§ 73–83). Der vorhandene Text entspricht – soweit erkennbar §§ 73–77. 57 Mehr Angaben zum Grab inklusive weiterer Literatur findet sich bei EL-FARAG, KAPLONY-HECKEL und KUHLMANN, in: MDAIK 41, 1985, 4–8 (vgl. die Deckenansichten auf Tfn III–VI). Zur Datierung vgl. hier S. 71–72 und 528 (Kapitel 4.1.2 und 5.2). 58 EAT III, 75–77: Nag’ Hamad A (56), Tf. 38; Nag’ Hamad B (57), Tf. 39.

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1 Die Entwicklung der astronomischen Decken

Weitere Elemente, das in die späten Deckendarstellungen eingeflossen ist, stammen aus anderen Büchern, die Kosmographien beinhalten, also im weitesten Sinn Geschehnisse des Himmels behandeln und daher als Himmelsbücher59 bezeichnet werden. Das geschieht in Abgrenzung zu den sogenannten Unterweltsbüchern, die entsprechend Themen der Unterwelt behandeln60. Zu den Himmelsbüchern gehören das Buch der Himmelskuh, das Nutbuch, das Buch vom Tage (LdJ) und das Buch von der Nacht (LdN). Zu den Unterweltsbüchern zählen das Amduat, das Pfortenbuch, das Höhlenbuch und das Buch der Erde. In die Dekoration der späten Decken sind in großen Bereichen Ausschnitte aus dem Buch vom Tage oder auch Livre du jour (LdJ)61 eingeflossen, was auch mit Textauszügen aus dem Stundenritual die Tages- und Nachtfahrt der Sonne thematisiert62. Aber auch entsprechende Szenen aus dem Buch von der Nacht oder Livre de la nuit (LdN)63 müssen in diesen Kreis einbezogen werden, da auch sie in den Kanon der Tempeldekoration eingeflossen ist. Umfangreiche Szenen dieser Himmelsbücher mit Texten und Darstellungen finden sich vor allem in den Königsgräbern des Neuen Reichs wieder. Neben weiteren Unterweltsbüchern, wie z. B. dem Buch von der Nacht, wurden diese Jenseitsführer in ununterbrochener Texttradierung bis in die spätesten Phasen der ägyptischen Geschichte weitertradiert, aber eben auch in überarbeiteter Form in verschiedene astronomische Deckenkompositionen eingearbeitet. 1.1 Zusammenfassung Die astronomischen Deckendarstellungen, wie sie in den Tempeln der griechisch-römischen Zeit angetroffen werden können, sind die Summe von Elementen, die sich während einer Zeit von mehr als 2000 Jahren angesammelt haben. Die Geschichte beginnt mit Vorstellungen zur Himmelsgöttin Nut, wie sie schon in den Pyramidentexten angetroffen werden können. Sie bildet den Rahmen oder auch den Raum des Firmaments, an dem sich die Gestirne befinden. Ungefähr zur selben Zeit sind auf Sargdeckeln des auslaufenden Alten Reichs und denen des Mittleren Reichs sogenannte diagonale Sternuhren überliefert, die zur Anzeige der Nachtstunden im Laufe eines Jahres dienen. Am Ende des Mittleren Reiches lässt sich mit dem leider nur sehr fragmentarisch erhaltenen Sargdeckel des Heni ein neues Konzept greifen, was ab dem Neuen Reich mit der Deckendarstellung im Grab des Senmut für einen langen Zeitraum zum Kanon altägyptischer Decken zunächst nur in Königsgräbern und später auch in Privatgräbern und auf Särgen wird. Gegenüber den zuvor bekannten diagonalen Sternuhren sind diese Uhren um ein weiteres Element bereichert, das parallel zur Sternuhr mit den Dekanen der südlichen Konstellation um 59 Das sind im Wesentlichen das Nutbuch, das Buch vom Tage und das Buch von der Nacht, aber auch das Buch von der Himmelskuh, auch Kuhbuch und das Buch von der Anbetung des Re im Westen, vgl. dazu HORNUNG, in: LÄ III, s. v. Jenseitsführer, 247–248, ROULIN, Livre de la nuit, XIV–XV, sowie VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 20 und ff. mit Anm. 46 und u. A. mit Verweis auf ASSMANN, Liturgische Lieder, 26–27, der allerdings das LdJ und das LdN dort als „Jenseitsbuch“ auffasst. Unabhängig davon ist die Frage, inwieweit diese „Bücher“ Kompositionen aus verschiedenen Elementen sind, wie QUACK in seiner Rezension zu ROULIN, Livre de la nuit (in: WdO 28, 1997, 177–181) ausführt. So gehört zu den Büchern vom Tage und von der Nacht ein kosmographisches Element, was den Raum des Geschehens beschreibt, und ein liturgisches Element, was dem Stundenritual zugrunde liegt, das in diese beiden Bücher eingeflossen ist. 60 Wie z. B. das Amduat, das Pfortenbuch, das Höhlenbuch und das Buch von der Erde, vgl. HORNUNG, Ägyptische Unterweltsbücher, 26–28 und ROULIN, Livre de la nuit, XIII–XV. 61 Dafür hat sich nach PIANKOFF die französische Bezeichnung Livre du jour (LdJ) etabliert, vgl. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 6–7. 62 Zur Frage der Tages- und Nachtstunden im Stundenritual, vgl. GRIFFIN, Toward a Better Understanding, 97. 63 Textpublikation: ROULIN, Livre du jour.

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1.1 Zusammenfassung

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eine weitere Sternuhr erweitert ist, die fortan als nördliche Konstellation der südlichen gegenübergestellt wird. Ebenfalls hinzu kommen jetzt die zu dieser Zeit bekannten fünf Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn64. Im Laufe der Zeit entwickeln sich die diversen Familien der Dekane, die u. a. die fünf Planeten umfassen, zu kanonischen Listen, wovon eine ab der 26. Dynastie als Tanisfamilie greifbar wird und schließlich in späten Tempeln und anderen Denkmälern Eingang findet. Im Laufe des frühen Neuen Reichs wird mit dem Nutbild aus dem Osireion in Abydos die Vorstellung einer Himmelsgöttin mit den früher belegten diagonalen Sternuhren in einem Bild zusammengefasst, womit sich zugleich eine völlig neue Art der Darstellung des nächtlichen Himmels präsentiert. Sie verbindet eine Sternuhr mit kosmographischen Elementen der Sonnenfahrt über den Tages- und Nachthimmel. Weitere Texte zu den Dekanen, aber auch zum Mondzyklus sind aus diesem Bild ausgegliedert und folgen in Abydos als längere zusammenhängende Texte einer schematischen Darstellung einer Schattenuhr. Letztere spiegeln sich mit dem Beginn der griechisch-römischen Zeit in den Stundengöttinnen wider. Der Mond wird schließlich ebenfalls in die astronomischen Deckendarstellungen eingearbeitet. Die mit dem Nutbild neu etablierte Dekanfamilie (Sethos I-B) findet sich auch in späteren Quellen parallel zu der der Tanisfamilie wieder. Früher als in den Tempeln lässt sich die Entwicklung der astronomischen Deckenbilder auf Särgen greifen, wo ab der 25. Dynastie die Göttin Nut und die Tages- und Nachtstunden miteinander kombiniert werden können. Etwa zur selben Zeit können beide Elemente in Gräbern zusätzlich mit den beiden Konstellationen kombiniert werden. Unter diesen Denkmälern finden sich auch die ersten Darstellungen, in denen der Mond, neben der Sonne, der Himmelsgöttin und den Tages- und Nachtstunden mit einbezogen wird. Der neu hinzugekommene Beleg aus dem Tempel der Repit in Athribis ist insofern ein wichtiges Schlüsseldokument, als dass er die Verbindung zwischen dem Nutbild des Osireion, den römerzeitlichen Papyri mit dem Nutbuch, den astronomischen Decken der Gräber und Särge und den Decken der Tempel der griechisch-römischen Zeit herstellt. Dabei werden das Bild der Göttin mit den Textpassagen des Nutbildes bzw. des Nutbuches mit Tanisdekanen kombiniert, was bisher in dieser Form nicht belegt war. Dieser neue Beleg zeigt aber auch, dass Nutdarstellungen in späten Tempeln in Grunde ebenfalls als Nutbilder verstanden werden müssen. Jedoch begnügen sich die Tempel der griechisch-römischen Zeit nicht damit, ältere ägyptische Vorstellungen (Nut, Dekanuhr, Stundeneinteilung, Planeten) wiederzugeben, sondern erweitern diese um die zu jener Zeit neu etablierte Astrologie mit ihren Sternbildern und der Häuserlehre oder die Exaltationen für die Planeten. Anders als in Tempeln, die z. B. mit dem Neujahrstag oder dem Tag des Einsetzens der Nilüberschwemmung einen bestimmten Tag eines Jahres thematisieren, dienen diese Elemente auf privaten Denkmälern dazu, mit dem Jahr der Geburt des Denkmalinhabers ein konkretes Datum anzugeben.

64 Zu den Planeten vgl. zuletzt: QUACK, The Planets in Ancient Egypt.

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2 Der Stern, ein banales Element der Deckendekoration? An dieser Stelle soll ein Einschub vorgestellt werden, der sich zum Anfang der Untersuchung zu den Decken in dieser Form noch gar nicht abzeichnete und wahrscheinlich bisher als zu banal betrachtet wurde, um ihm eine eigene Untersuchung zu widmen. Es geht um die Sterne, die sich als Dekorationselement seit den ersten dekorierten Pyramiden an den Decken verschiedener sakraler Gebäude befinden65. Neben unterschiedlichen Ornamenten, die sich jedoch hauptsächlich an Decken privater Denkmäler finden, sind an denen von Sakralbauten, aber vor allem in Tempeln, neben Schutzgeiern im Durchgangsbereich von Toren, die von außen nach innen führen, hauptsächlich gelbe Sterne auf blauem Grund zu finden66. Diese können relieffiert oder einfach nur aufgemalt sein. Dabei zeigte sich, dass sich die Ausrichtung dieser immer fünfzackigen Sterne mindestens seit dem Neuen Reich keineswegs vorrangig an der Architektur, wie der Lage der jeweiligen Räumlichkeit, orientiert, sondern an den Himmelsrichtungen.

(Abb. 2: Dendara, Hathortempel: Verteilung der Szenen der Unterseiten der Wasserspeier, Plan nach: D XII, 311 und VENTKER, Wasserspeier, 36; Strichzeichnungen aus: D XII, Tfn 179–180, 183, 193– 194, 203–205)

65 Vgl. hier VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 12 mit Anm. 15. Erstmals lässt sich das Sternendekor an der Decke eines sakralen Baus in der Stufenpyramide des Djoser in Sakkara nachweisen. 66 VILÍMKOVÁ, in: LÄ I, 1003, s. v. *Deckenornamentik.

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2 Der Stern, ein banales Element der Deckendekoration?

Die fünf Zacken der Sterne ( ) können mit Armen, Beinen und Kopf eines Menschen gleichgesetzt werden und erhalten so in ihrer Längsachse eine eindeutige Ausrichtung. Dabei sind die beiden Zacken der Grund- oder Standlinie die Beine, der einzelne Zacken, der diesen beiden gegenüberliegt, der Kopf und die beiden oft waagerecht abstehenden bilden die Arme. In der Spätzeit wird die Mitte der Sterne häufig durch einen mit roter Farbe abgesetzten Punkt gekennzeichnet (vgl. Abb. 3–8), der in den früheren Darstellungen, z. B. des Neuen Reichs noch nicht vorhanden (vgl. Abb. 9–11), aber z. B. im Tempel Sethos‘ I. in Qurna schon erkennbar ist (Abb. 12). Eine Hieroglyphe, die diese Vorstellung möglicherweise verbildlicht, ist der sogenannte sterngestaltige Mann , der prominent auf den Unterseiten der Wasserspeier auf der Außenseite des Naos des Hathortempels von Dendara zu finden ist (vgl. Abb. 2). Nach den Untersuchungen von VENTKER zu den Wasserspeiern67 befinden sich diese Figuren auf den östlich gelegenen Wasserspeiern neben einfachen Sternen (D-3), auf der südlichen Rückseite des Naos (D-4 – D-5) gibt es nur einfache Sterne und die Wasserspeier auf der Westseite (D-6 – D-8) hatten alle Sternfiguren. Die einfachen Sterne der Südseite stehen auf zwei Zacken im Osten und zeigen mit dem einzelnen Zacken nach Westen, was auch den einfachen Sternen im Osten entsprecht. Dort blickt die einzige erkennbare Sternenfigur nach Westen und hat somit den Kopf im Süden, während die beiden Zacken am Fußende im Norden stehen. Ganz regelgemäß verhalten sich die Figuren auf der Westhälfte. Ihr Kopf befindet sich im Westen, während die beiden Zacken für die Füße im Osten sind. Allerdings lässt sich diese Anordnung des Sternmotivs an Decken auch an anderen Stellen in Dendara beobachten, wie z. B. im Durchgang des Pronaos (Raum G‘, Abb. 3), im Durchgang zum östlichen Treppenhaus (Raum W, Abb. 4), in der Sokarkammer (Raum F, Abb. 5), und die Sterne an der Decke der Wabet (Raum S, Abb. 6).

(Abb. 3, Pronaos, Privatphoto, ® W)

(Abb. 4, Treppe W, Privatphoto, ® W)

67 VENTKER, Wasserspeier, 113–114. Photos und Strichzeichnungen D XII, Tfn 179–218 (1. WS-Ost: Tfn 179 und 182–184; 2. WS-Ost: Tfn 180 und 185–187; 3. WS-Ost: Tfn 183 und 189–191; 4. WS-Süd (Ost): Tfn 193 und 195–198; 5. WS-Süd (West): Tfn 194 und 199–202; 6. WS-West: Tfn 203 und 206–208; 7. WS-West: Tfn 204 und 210–213; 8. WS-West: Tfn 205 und 215–218). In den folgenden Abbildungen gibt der Pfeil die Richtung des einzelnen Zacken an. W steht für Westen.

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2 Der Stern, ein banales Element der Deckendekoration?

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Im Falle der Wabet sind die Sterne zusätzlich auf die Figur der Himmelsgöttin und den Sonnenlauf abgestimmt, was natürlich zu erwarten ist (vgl. Abb. 6).

(Abb. 5, Raum F, Privatphoto, ¯ W)

(Abb. 6, Wabet S, Privatphoto, ® W)

Aber auch die Sterne im Isistempel folgen diesem Schema, wie das Beispiel aus dem Vorraum (Raum D, wsXt-Htpw, Abb. 7) zeigt. Darüber hinaus ist diese Verteilung auch an der Decke des Sanktuars68 gut zu erkennen, wo die Sterne, sowohl in Bezug auf Nut, sowie nach der realen Ostwestachse ausgerichtet sind.

(Abb. 7, Isistempel, Privatphoto, rechts: Ausschnitt des Sternenbands, ­ W)

68 Temple d‘Isis, 133–134, Tf. 126 (Raum A, pr-wr).

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2 Der Stern, ein banales Element der Deckendekoration?

Ein weiteres Beispiel findet sich im Pronaos zum kleinen ptolemäischen Tempel von Deir el-Medineh (Abb. 869). Wie sich unschwer erkennen lässt, gilt auch hier die Regel, dass die Sterne die Ostwestachse angeben und mit dem einzelnen Zacken nach Westen zeigen.

(Abb. 8, Pronaos, Deir el-Medineh, Privatphotos, ¬ und ­ W)

Aber auch in früheren Zeiten lässt sich diese Ausrichtung nachweisen, wie ein Beispiel aus dem Achmenu in Karnak (Abb. 9), sowie eines aus dem Alexandersanktuar (Abb. 10), wo einige Sterne am hinteren östlichen Deckenrand erhalten geblieben sind, zeigt.

(Abb. 9, Achmenu, Karnak, Privatphoto, ¬ W) (Abb. 10, Achmenu, Karnak, Privatphoto, ¬ W) 69 Deir el-Medineh, 127 (Raum F, Plan), und Photos 116–117 auf S. 326–327.

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2 Der Stern, ein banales Element der Deckendekoration?

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Ebenso lässt sich das in weiteren Tempeln des Neuen Reichs in Theben West nachvollziehen. So z. B. in Deir el-Bahari, im Totentempel der Hatschepsut (Abb. 11), oder auch im Totentempel Sethos I. in Qurna (Abb. 12).

(Abb. 11, Deir el-Bahari, Tempel der Hatschepsut, 2. Terrasse, Privatphoto, ¬ W)

(Abb. 12, Sethos I., Qurna, Privatphoto, ¯ W)

Unabhängig von den hier wiedergegebenen Photos lässt sich dieses Bild durch weitere Beobachtungen in zahlreichen anderen Tempeln70, aber auch Gräbern vervollständigen und reicht sogar noch weiter in frühere Zeiten zurück. In Tempeln hat sich gezeigt, dass sich die Ausrichtung der Sterne in die Ostwestachse als durchgängiges Muster nachweisen lässt, während das in Gräbern sehr häufig, jedoch nicht unbedingt immer der Fall sein muss, da hier neben den realen Himmelsrichtungen auch die Ausrichtung von anderen Himmelsdarstellungen eine Rolle spielen kann. Eigens darauf hingewiesen hat Katrin SCHLÜTER in ihrer Arbeit zu den Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, in der sie eine Übersicht zu den insgesamt 24 noch erkennbaren und als solche identifizierbaren Decken astronomischen Inhalts gibt71. Dabei weist sie systematisch auf die Orientierung der fünfstrahligen Sterne hin72. In den folgenden Kapiteln, vor allem, dort, wo einzelne Denkmäler vorgestellt werden, wird auf dieses kleine, aber wichtige Detail hingewiesen, was das sich hier abzeichnende Bild noch vervollständigen wird.

70 Z. B. in Shanhûr I, S. 132, Nr. 80D (zur Decke der Wabet). 71 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 188–214. 72 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 175 und ff.

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3 Der Rahmen Himmelsdarstellungen können unterschiedlich präsentiert werden. Die Komposition kann mit einem einfachen Rahmen ohne Muster eingesäumt werden, von einem Band mit Sternen oder von der Himmelsgöttin Nut. Im Falle der runden Tierkreiszeichen können Himmelsstützen oder Dekane die Einrahmung bilden. 3.1 Die Himmelsgöttin Nut Nut wurde schon in den Pyramidentexten als vorübergebeugte Frau gedacht73. Erste Darstellungen sind jedoch nicht vor der 19. Dynastie belegt, wobei die erste bildliche Umsetzung im Osireion von Sethos I. in Abydos zu finden ist74. Bei Darstellungen der Nut an Tempeldecken wird sie praktisch immer von der Seite gezeigt, im Idealfall mit dem Kopf im Westen und den Beinen im Osten. Das entspricht der Vorstellung, dass die Göttin die Sonne am Abend verschluckt, um sie dann am folgenden Morgen wieder zu gebären. Je nach Ausrichtung des Tempels bzw. des Grabes liegen bei der seitlichen Darstellung Hände und Füße der Göttin im Norden und der Körper im Süden75. Das ist z. B. im Tempel und im Grab des Bürgermeisters von Athribis der Fall. Auf dem Körper der Nut ist in beiden Dokumenten jeweils der Sonnengott in den zwölf Stunden des Tages abgebildet. Damit ist der Körper der Göttin zugleich die Bahn, auf der die Sonne vom Aufgang über den Mittagslauf bis zum Untergang entlangfährt. In Dendara und Esna sind diese Szenen auf getrennten Bildstreifen wiedergegeben76. Daneben gibt es in Dendara in den Osiriskammern auf dem Dach weitere Darstellungen des Himmels in Form der Nut. Das sind die Decken der Kammer zwei auf der Ostseite, wo die Barken mit dem Sonnengott in den Tagestunden auf sieben Register verteilt mit der Nut kombiniert wurde77 und die Kammern zwei und drei auf der Westseite, in denen die Himmelsgöttin nicht mit Dekanen kombiniert wurde und daher in EAT nicht berücksichtigt wurde78. Im Inneren von Sargdeckeln ist die Figur der Nut in die Mitte gesetzt79. Sie ist meistens von vorne und mit nach oben ausgestreckten Händen wiedergegeben. Ein Beispiel für eine solche Darstellung außerhalb der Särge bzw. Sarkophage findet sich auch in der östlichen

73 MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 504 (mit Anm. 2051 und Anm. 2052, wo auf James P. ALLEN und Pyr. 802a-b und Pyr. 782e verwiesen wird). 74 MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 504. 75 Beispiele hierfür sind nach EAT III: Ramses VI D (24), Tf. 13; Dendara C (55), Tf. 36; Nag’ Hamad A (56), Tf. 38; Nag’ Hamad B (57), Tf. 39; Shanhûr (58), Tf. 40 und Shanhûr I, 80A und B (= 129–132 und Pl. 110– 113); Dendara E (60), Tf. 42 (= D X, 173–176 und Tf. 60); Esna B (62), Tf. 43; Deir el-Haggar, Decke des Sanktuars: KAPER, in: JEA 81, 1995, 175–195, Tfn XIV und XV. 76 In Dendara jeweils im ersten Bildstreifen der Ost- und Westhälfte und in Esna Bildstreifen C und D an der gleichen Stelle, vgl. hier Tfn XI und XIII. 77 D X, 165–172 und Tf. 60. 78 D X, 385–386 und Tf. 204 und D X, Tf. 260 (ohne Text), vgl. auch hier die Übersicht auf Tf. XII. 79 Beispiele hierfür sind nach EAT III: Psusennes (30), Tf. 16A; Hermopolis A (40), Tf. 26; Hornedjitef (46), Tf. 16B und Tf. 28; Kornelios Pollios (66), Tf. 46; Kleopatra (68), Tf. 48; Sensaos (69), Tf. 49; Heter (71), Tf. 50; Grab des Karakhamun, TT 223, Decke der Sargkammer: MOLINERO-POLO, Karakhamun (TT 223) and Karabasken (TT 391), 201–238; Stiersarkophagdeckel, Museum Kairo JE 86721, 86722 und 86723.

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3 Der Rahmen

2. Osiriskapelle auf dem Dach in Dendara. Hier wurde eine en face wiedergegebene Nut zwischen den Tierkreis und einer weiteren Himmelsgöttin mit Darstellungen zum Stundenritual gesetzt80. 3.2 Das Sternenband Ein Sternenband mit einer oder mehreren Reihen von Sternen, die die astronomischen Darstellungen umrahmt, ist erstmals an der Decke des Grabes von Senmut nachzuweisen81, insgesamt kommen diese Art von Belegen jedoch nicht häufig vor. Nach Senmut gibt es noch die Decke des Grabes des Karakhamun82 und die Decken der Grabkammern der Gräber des Padiamenope (TT 33)83 und des Monthuemhat (TT 34)84. Da alle drei Gräber in Theben liegen, könnte hier möglicherweise an eine thebanische Tradition gedacht werden. In Tuna el-Gebel wurden die astronomischen Decken der Korridore der Ibiskatakomben mit Sternen umrahmt85. Sehr viel später wird auf der Decke eines der Gräber von Salâmûni86, einem Ort in der Umgebung von Achmim mit der Darstellung eines Tierkreises, eine Reihe von Sternen als Einrahmung verwendet. Auch auf Deckeln von Särgen und Sarkophagen findet sich das Motiv nicht extrem häufig. Die wenigen Belege beginnen nicht vor der 30. Dynastie und reichen bis in die frühe ptolemäische Zeit. Das früheste Beispiel dürfte der Deckel des Nachtnebef87 sein, der zwischen der 30. Dynastie und der frühptolemäischen Epoche (um 340–280 BC) angefertigt wurde. Die Deckel der Sarkophage JE 86721 und 86722, die zu den Stiersarkophagen (JE 86717 und JE 86718) aus Tell Abu-Yasin gehören, dürften ebenfalls in diesen Zeitabschnitt fallen, JE 86722 könnte jedoch jünger als JE 86721 sein. Ebenfalls in die frühe ptolemäische Epoche fällt der Deckel des Sarges des Hornedjitef (Harendotes)88. Obwohl sich die Deckendarstellung im Pronaos des Isistempels von Philae in der Ausführung und Wahl der Themen deutlich von Dendara und Esna unterscheidet, sind die vorhandenen Szenen mit einem Sternenband gerahmt. Den größten Teil der Bildstreifen in Philä nehmen die Barken mit den Darstellungen der Sonne in ihren Tagesstunden (sogenanntes Stundenritual) ein; sie sind auf drei der vier Travées verteilt. Die Architrave sind mit Darstellungen der Stundenwachen mit den 12 Tag- und Nachtstunden dekoriert. Lediglich das äußerste westliche Travée zeigt Darstellungen des Himmels. Hier sind auf drei Felder aufgeteilt, oben, die beiden Sonnenbarken, in der Mitte zwei ineinander geschachtelte Figuren der Nut mit weiteren sie umgebenden Gottheiten und auf dem untersten Tableau eine sehr verkürzte Darstellung der nördlichen und der südlichen Konstellation zu sehen.

80 D X, 176, 6–13 gibt die Texte zu beiden Seiten des Körpers der Göttin wieder. Darstellungen der gesamten Deckenansicht D X, Tfn 60 und 86 (Photo). 81 EAT III, Tf. 1, Nr. 2. 82 TT 223, MOLINERO-POLO, Karakhamun (TT 223) and Karabasken (TT 391), 201–238. 83 EAT III, Tfn 18–19, Nr. 32. 84 EAT III, Tfn 20–21, Nr. 33. Vgl. dazu jetzt: GESTERMANN, TEOTINO und WAGNER, Monthemhet I, 1009–1036 und Tf. 66. 85 Decken der Korridore C und G in den Ibiskatakomben von Tuna el-Gebel: Hermopolis A, B, und C, EAT III, Tfn 26–27, Nr. 40–42. 86 Salâmûni 7, EAT III, Tf. 55, Nr 76. Datiert in das späte 2. Jahrhundert u. Z. 87 Sarkophag Berlin, Inv. Nr. 7: EAT III, Tf. 25, Nr. 39. Nachtnebef war der Großneffe von König Nektanebos I. (378–360 BC). 88 Innenseite des Deckels des Sarges des Hornedjitef, BM EA 6678 (EAT III, Tf. 16 und 28, Nr. 46).

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3.4 Himmelsstützen und Dekane

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3.3 Ohne Rahmen Einige astronomische Darstellungen sind, wohl der älteren Sargtexttradition der diagonalen Sternuhren folgend, ohne besondere Einrahmung gestaltet, wie die Decke im einst nördlichen Tempel von Esna89, der bisher als frühester Beleg für die Einbeziehung des Tierkreises mit ägyptisch-astronomischen Vorstellungen galt. Ebenfalls ohne Rahmen ist der astronomische Fries im Pronaos des Tempels von Edfu gestaltet90. Ohne Rahmen, aber mit kleinen runden Scheiben an den zwei erhaltenen Ecken des Fußendes ist auch der Deckel für einen Stiersarkophag JE 86723 dekoriert worden91. Auf der heute fehlenden rechten Hälfte, werden vermutlich ebenfalls zwei solcher Scheiben vorhanden gewesen sein. 3.4 Himmelsstützen und Dekane Die runden Tierkreise zeigen eine ganz eigene Dekoration. Im zweiten, zentralen Raum der östlichen Osiriskapelle auf dem Dach des Hathortempels von Dendara wird der gesamte Tierkreis mit den Dekanen am Rand des Kreises von zwei verschiedenen Sets von Himmelsstützen getragen92. Dabei ist der Kreis mit den Sternenkonstellationen in ein größeres Rechteck gesetzt. An die Eckpunkte dieses Rechtecks sind weibliche Himmelsstützen gesetzt, die, entgegen der sonstigen Orientierung des Tempels, in die korrekten Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. In den Bereichen zwischen ihnen sind Götter mit Falkenköpfen, die wie die Göttinnen mit ihren Armen den Kreis halten eingesetzt. Insgesamt sind es acht Figuren93. Der Tierkreis mit den übrigen Sternenkonstellationen wird von den 36 Dekanen der TanisFamilie umschlossen. Die Reihe beginnt mit dem ersten Dekan (Knmt) direkt unterhalb der in einer Barke hockenden Sothiskuh. Über Sothis ist – relativ weit in die Mitte des Kreises gerückt – das Tierkreiszeichen des Krebses gesetzt. Im sogenannten Zodiac Tomb in Athribis94 aus dem 2. Jahrhundert u. Z. werden die beiden Tierkreise von schlangengestaltigen Wesen eingerahmt, bei denen es sich möglicherweise auch um Dekane einer bislang nicht näher bestimmten Reihe handelt. Mit Sicherheit wird es sich jedoch um astrale Wesen, welcher Art auch immer, handeln, wofür auch die aufgemalten Sterne, die um sie herum angebracht sind, sprechen. Vergleichbare Gestalten gab es auch an der Decke des Nordtempels von Esna (Description, Bd. I, Tf. 87), der jedoch schon 1848 abgerissen und zum Bau eines Kanals verwendet wurde und an der Decke des heute noch existierenden Tempels von Esna (Esna IV, 443–445, Texte zu Travée E).

89 Esna A: EAT III, Tf. 29, Nr. 47. Der nördliche Tempel von Esna wurde vermutlich zwischen Ptolemaios III–V (246–180 BC) dekoriert. Die astronomische Darstellung war im Pronaos angebracht. Die Decke des Pronaos hatte fünf Deckenabschnitte. Der südliche (obere bei EAT III, Tf. 29) verlief von Westen nach Osten und der nördliche (untere) von Osten nach Westen. 90 EAT III, Tf. 30, Nr. 49. 91 EAT III, Tf. 24, Nr. 38. Dort wurde die Scheibe nicht vermerkt, da der Zeichner sie vermutlich auf dem schwach reliefierten und schwer lesbaren Deckel übersehen hat. 92 Dendara B: EAT III, Tf. 35, Nr. 54. S. auch D X, 175–176 und Tfn 60 und 86. 93 Hierbei könnte es sich um die acht (männlichen) Himmelsstützen handeln, die innschriftlich seit den Sargtexten bekannt sind (CT II, 1a, 7c, 23d, 27d und 44h) und die ebenfalls im Buch von der Himmelskuh (Himmelskuh, Abb. 1–2 (im vorderen Bereich des Buches) und 3–4 auf S. 82) jeweils zu zweit je ein Bein der Himmelskuh stützen. 94 Athribis: EAT III, Tf. 51, Nr. 72. Vgl. dazu auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 30 und 172–173.

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3 Der Rahmen

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In den römerzeitlichen Gräbern von Salâmûni aus dem späten 2. Jahrhundert u. Z., sind ebenfalls Tierkreise an den Decken angebracht. Im Grab Salâmûni 3 A95 und 3 B96 sind Himmelsstützen an den vier Ecken positioniert worden.

95 Salâmûni 3 A: EAT III, Tf. 52, Nr. 73. 96 Salâmûni 3 B: EAT III, Tf. 53, Nr. 74.

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4 Die Ausrichtung des Himmels Die Ausrichtung der Himmelsdarstellung hängt direkt von der Orientierung des Tempels oder des Grabes bzw. Sarges ab, die sowohl durch die Landschaft vorgegeben als auch durch theologisch-kulttopographische Überlegungen bedingt sein können. So sind z. B. viele Tempel mit ihrem Eingang auf den Nil ausgerichtet. Gräber hingegen können auf das Gebirge, in dem sich die jeweilige Nekropole befindet, ausgerichtet sein, sofern die Felsstruktur eine individuelle Ausrichtung überhaupt zulässt. Ebenso wird sie von der Architektur, hinsichtlich der Einbindung eines Tempels in einen Gebäudekomplex, dem Platzangebot, der Strukturierung der Decke und dem Thema des Raumes bzw. der Raumgruppe bestimmt97. Nur in wenigen Fällen gibt es schriftliche Angaben zu ihrer Orientierung, wie im Falle des Tempels von Edfu (E II2, 31, 4–5). Hier ist bekannt, dass er strikt genordet ist und nach dem prominentesten Sternbild des Nordens, dem Stierschenkel (msXtyw) ausgerichtet wurde. Im Folgenden werden die einzelnen Tempel aufgeführt, in denen sich astronomische Decken befinden. Die Reihenfolge der Tempel richtet sich dabei nach dem Datum ihrer Erbauung, die ältesten Anlagen werden zuerst genannt. Über die Tempel von Koptos und Achmim, die unter den Dokumenten mit Resten von astronomischen Decken von EAT III aufgeführt werden98, ist zu wenig bekannt, um weiterführende Aussagen machen zu können. Sie werden daher in diese Übersicht nicht mit einbezogen. 4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen Neben der Lage, den natürlichen Gegebenheiten des Geländes, auf dem ein Tempel gebaut wurde und vielleicht auch der Entfernung zum Nil, können weitere Faktoren die Ausrichtung einer Tempelanlage bestimmen. In bestimmten Gegenden spielt der Nil aber auch gar keine Rolle, wie z. B. in den Oasen oder an Orten, die sehr weit vom Niltal entfernt liegen. Ein möglicherweise nicht unwichtiger Faktor ist das Wesen der Gottheit, für den das entsprechende Haus gebaut wurde. Es könnte einen Unterschied ausmachen, ob ein Tempel für eine Göttin oder einen Gott gebaut wurde, ob es sich um ein Mammisi handelt, ob eine Anlage den König und das Königtum im Blickpunkt hat oder ob bestimmte kosmische Aspekte der Schöpfung oder auch Elemente des Totenkults im Fokus stehen. Alle diese Faktoren werden bei der Planung eines Tempels bzw. Tempelkomplexes eine Rolle gespielt haben. Ein Tempel kann nach astronomischen Phänomenen ausgerichtet werden, wie das z. B. beim Isis- und beim Hathortempel in Dendara der Fall war99, aber auch bei der großen Tempelanlage von Karnak100. In diesen Fällen lässt sich die Abweichung des Tempels von der einfachen Nordsüd- bzw. von der Ostwestachse erklären. Darüber hinaus sollte eine Messung eine exakte Orientierung auf einen bestimmten Punkt ergeben. Heutzutage ist das aber unter Umständen nicht mehr so leicht nachzuvollziehen, da entscheidende Hinweise, die sich oft nur aus Texten ergeben, nicht mehr vorhanden, oder nicht leicht zu verstehen sind und in

97 98 99 100

Vgl. dazu auch VITTMANN, *Orientierung, in: LÄ IV, 607–609. Dokument 61. Koptos: EAT III, 81–82 und Dokument 65. Achmim: EAT III, 86–89 mit Tf. 45. Vgl. LEITZ, in: ZÄS 120, 1993, 148–149. Vgl. GABOLDE, et al., in: Fs Zivie-Coche I, 309 mit einer allgemeinen Übersicht zur Literatur in Anm. 1.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Fällen wie Philä lässt sich das heutzutage kaum noch ermitteln, da sich die gesamte Tempelanlage an einem zwar nahen, aber doch anderen Standort befindet. In diesem Abschnitt soll es jedoch nur um die allgemeine geographische Lage und weniger um die Feinabstimmung hinsichtlich einer exakten Ausrichtung gehen101. Wird der Nil als Bezugspunkt genommen, ist dieser zunächst die entscheidende Vorgabe. Eine exakte Himmelsausrichtung würde in diesem Fall keine oder eine nur untergeordnete Rolle spielen. Hier gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten das Tempelhaus auszurichten: 1) Es kann längs zum Fluss hin gebaut sein; solche Tempel wären dann idealerweise NordSüd ausgerichtet, dabei kann jedoch der Eingang im Norden oder im Süden liegen. 2) Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Gebäude mit dem Eingang zum Nil hin zu orientieren, dann ist es idealerweise ostwestlich ausgerichtet. Darüber hinaus spielt in diesem Fall natürlich die Niluferseite eine wichtige Rolle. Tempel, die auf dem Westufer liegen, haben den Eingangsbereich im Osten, die auf dem Ostufer gelegenen im Westen. 4.1.1 Die Orientierung von Tempeln Die häufigste Ausrichtung von Tempeln ist die in die Ostwestachse, mit dem Eingang zum Nil hin ausgerichtet102. Andere Tempel verlaufen parallel zum Nil und sind daher von Norden nach Süden, bzw. umgekehrt von Süden nach Norden, orientiert. Eine der Grundlagen der Grammaire du temple ist, dass jeder Tempel, unabhängig von seiner tatsächlichen geographischen Ausrichtung, entlang der Achse in eine nördliche und südliche Hälfte aufzuteilen ist, wobei die nördliche Hälfte Unterägypten und die südliche Hälfte Oberägypten zugeordnet wird. Himmelsdarstellungen in Form von astronomischen Decken unterschiedlichster Art, zu denen auch solche Bilder gehören, die nur die Himmelsgöttin selbst und die Sonne in ihren unterschiedlichen Formen zeigen, sollen einen Eindruck vermitteln, wie dieser Himmel am gegebenen Ort unter den vorhandenen Bedingungen wiedergegeben wurde. Dabei soll auch gezeigt werden, inwieweit die konkreten Himmelsrichtungen bewusst in die Konzeption der Deckendekoration eingeflossen sind. 4.1.1.1 Die Orientierung der Tempel in einer Nord-Südachse Edfu: Der Horustempel von Edfu verläuft in seiner Achse von Süden nach Norden. Der Eingang liegt im Süden und das Tempelinnere im Norden. Die Tempelausrichtung erfolgte nach Aussage des Gründungstextes nach dem Großen Wagen (äg.: msXtyw „Stierschenkel“)103, sie ist daher also exakt genordet und verläuft parallel zum östlich gelegenen Nil. In Edfu ist nur in der Wabet eine Darstellung der Nut als Himmelsgöttin überliefert, wo sie sich über die 12 Barken des Sonnengottes in den 12 Stunden des Tages (Stundenritual) beugt104 (Abb. 13). Dabei wurde die allgemein übliche Ausrichtung der Göttin beibehalten: der Kopf weist nach Westen, ihre Beine sind im Osten, ihr Körper erstreckt sich über die Südhälfte und ihre Füße und Hände befinden sich im nördlichen Teil des Raumes. 101 Wie das etwa BELMONTE, SHALTOUT und FEKRI, in ihrem Aufsatz Astronomy, Landscape and Symbolism: A Study of the Orientation of Ancient Egyptian Temples, 215–250, untersucht haben. 102 Vgl. STADELMANN, *Tempel, in: LÄ VI, 356 und WILKINSON, The complete temples of Ancient Egypt, 36. Vgl. auch: CAUVILLE, in: BIFAO 83, 1983, 51–52. 103 Die Texte (E II2, 31; E VII, 44) wurden von LEITZ, Studien zur ägyptischen Astronomie, 61 besprochen und übersetzt. Der gesamte Abschnitt zur Ausrichtung des Tempels befindet sich auf den Seiten 61–65. 104 E X, Tf. 33c.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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(Abb. 13, Edfu, Decke der Wabet (P), nach: E X, Tf. 33c)

(Abb. 14, Philä, Rekonstruktionsplan, AEgArOn, 277-GP-A, Nordpfeil vergößert)

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Philä: Der Isistempel von Philä ist, mit einer nicht unwesentlichen Verschiebung nach Osten, von Süden nach Norden, mit dem Eingang im Süden, errichtet (Abb. 14). Da Philä auf einer Insel liegt, entfällt natürlich die Ausrichtung auf den Nil, die Insel selbst gab die Richtung vor. Das Tempelareal verläuft von Süden nach Norden mit dem Eingang im Süden, wobei der Haupttempel mit dem Mammisi mit einer leichteren Abweichung nach Osten dieser Richtung folgt, während ein Teil der übrigen Kapellen und kleinere Tempel des Areals ostwestlich orientiert sind. Der Grund für die geringe Verschiebung der Achse des Haupttempels geht meines Wissens aus den Inschriften nicht hervor.

(Abb. 15, Philä, Pronaosdecke, Plan (gespiegelt) nach BÉNÉDITE, Philae, Plan vor S. 73 und z. T. korrigierte Tfn XLVI–LVIII)

Der Pronaos besitzt eine Decke mit einem sehr verkürzten astronomischen Deckenabschnitt im äußersten Osten, dafür aber sehr ausführliche Tableaus an den Soffitten und den Seiten der Architrave mit Darstellungen zu den Stundenwachen105 und auf drei weiteren Deckenunterseiten solchen mit dem Stundenritual, also der Tagesfahrt der Sonne (Abb. 15 und Tfn VIII–IX). Der westlichste Abschnitt zeigt zwei Sonnenbarken, ein doppeltes Bild der Nut mit einer eingerollten Figur darunter und die beiden Himmelskonstellationen des Südens und Nordens in einem sehr verkürzten Bild vereinigt (Abb. 16). Die Texte zwischen den einzelnen Szenen geben Informationen zu deren Inhalt. Zu dem mittleren Tableau mit der ungewöhnlichen Figur am Boden, der auf den ausgestreckten Armen je eine Scheibe hält, zählt KURTH106 in seiner Studie zum Weltbild der Ägypter noch zwei weitere Belege auf: 105 Zu den Stundenwachen s. zuletzt: PRIES, Stundenwachen und zu Philä insbesondere S, 34. 106 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 49, mit einer Teilübersetzung und Interpretation des gesamten Tableaus. Die drei vergleichbaren Nutdarstellungen werden auf den Seiten 49–52 besprochen. Vgl. auch hier S. 73–74 (zu Raum I im Mayors Tomb in Athribis) und S. 186–188 (Kapitel 5.1.1, Philä).

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

(1) Dendara, 2. westl. Osiriskammer und (2) pBM 10018107. Hier müssen allerdings auch die Belege aus Deir el-Hagar (3) und aus dem Grab des Bürgermeisters Psenosiris in Athribis (4) ergänzend hinzugefügt werden, die bei KURTH nicht zitiert wurden. Deir el-Hagar108 und der Beleg aus dem Grab des Bürgermeisters in Athribis109 werden auch weiter unten noch eigens aufgeführt. KURTH weist explizit darauf hin110, dass die Belege Nut und den unter ihr liegenden bzw. aufgerollten Gott, jedoch nicht Schu zeigen, der in vielen anderen Darstellungen zwischen beiden stehend den Himmel (Nut) hochhebt und ihn so von der Erde (Geb) trennt. Auffallend scheint auch zu sein, dass die zuunterst liegende Figur in keinem der vier Belege namentlich genannt wird. Alle Argumente zusammen betrachtet legen nahe, dass die Figur den Erdboden und den mit diesem assoziierten Raum, einschließlich der unterweltlichen, bzw. jenseitigen Regionen wiedergeben soll und somit nicht allein Geb als Erdboden meint, sondern durch die Einbeziehung der Unterwelt in den osirianischen Bereich ragt, den Geb allein nicht repräsentiert. An dieser Stelle sei auch auf das Schlussbild des Pfortenbuchs hingewiesen, das ebenfalls eine aufgerollte Figur zeigt, die in der Beischrift als Osiris bezeichnet wird111. Bei dem unten ausgestreckt liegenden Gott handelt es sich andererseits jedoch in Quellen mit vergleichbaren Motiven

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(Abb. 16, Philä, Pronaosdecke (Plafond II‘), nach BÉNÉDITE, Philae, Pl. 50)

107 Der Beleg wurde schon weiter oben erwähnt. Zu pBM 10018 s. KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quelle 87. Es handelt sich dabei um einen mythologischen Papyrus aus der 21. Dynastie. Abbildungen in: LANZONE, Dizionario, Tf. 159 und NIWINSKI, Funeral Papyri, 200. 108 Publiziert von KAPER, in: JEA 81, 1995, 175–195, der diese Darstellung auch ausführlich bespricht. 109 Vgl. weiter unten, publiziert in EAT III, Pl. 38 (Nag’ Hamad A, Nr. 56). 110 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 52. 111 Vgl. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 138–139, die jedoch auf den unten stehenden Gott Nun Bezug nimmt. Zum Schlussbild des Pfortenbuch, vgl. HORNUNG, Pfortenbuch II, 290.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

nach Aussage der Beischriften um Geb112. Die Figur des aufgerollten Gottes wurde sowohl von KAPER als auch von VON LIEVEN umfänglich diskutiert und während KAPER113, wie auch nach ihm KURTH, davon ausgeht, dass es sich bei der Figur um Geb handelt, geht VON LIEVEN114 davon aus, dass es sich wegen der Aussagen des Nutbuches eher um Osiris handeln sollte. Vermutlich kombiniert das Bild in Philä (Abb. 16) das, was in den östlichen und westlichen Osiriskapellen in Dendara, getrennt nach Sternen und anderen Nachgestirnen auf der Osthälfte und Sonnenlauf und Mondzyklus auf der Westhälfte, gegenübergestellt wurde, in einer einzigen Darstellung, weswegen auch zwei unterschiedliche Nutfiguren verwendet wurden. In Philä fehlt jedoch entsprechend der älteren Tradition der Mondzyklus vollständig. Die untere Figur erweitert das Weltgebäude nicht nur um den Erdboden, auf dem Nut steht, sondern auch zusätzlich um die Duat, die in wenigen Darstellungen der Nut als Himmel berücksichtigt werden. Letzteres ist wohl nur dann nötig, wenn das Bild Geschehnisse einbindet, die in der Duat stattfinden, wie z. B. die Regeneration der Sonne durch die Verbindung von Re und Osiris. Die meisten Nutbilder thematisieren jedoch nur Geschehnisse, die am Himmel stattfinden, weswegen auch nur dieser mit der Figur der Nut dargestellt wird. Das unterste Tableau in Philä zeigt die nördliche und südliche Konstellation. Der dreizeilige Text (Zeilen 8–19) zu den Göttern der Konstellationen im untersten Bereich des Gesamttableaus ist so orientiert, als handele es sich um die Rede der Figur(en) auf der linken Seite, tatsächlich beinhaltet er jedoch die Rede der thoërisgestaltigen Isis, die ihr Gegenüber als Orion bzw. Osiris anspricht. Hier werden somit beide Konstellationen in einen direkten Zusammenhang mit den lokalen Gottheiten Isis (als Nilpferd) und Osiris (als Orion und vielleicht auch als Anu) gesetzt. Dendara, Hathortempel: Auch der große Hathortempel von Dendara zeigt eine Achse, die von Norden nach Süden ausgerichtet ist, jedoch liegt hier, anders als in Edfu, der Eingang im Norden und das Tempelinnere im Süden. Die Deckendarstellungen des Pronaos rechts vom Eingang liegen im Westen und die links vom Eingang im Osten, sie sind also genauso wie der Tempel selbst von Norden nach Süden orientiert (Abb. 17. Der Plan ist gespiegelt und zeigt die Ansicht der Decke wie sie von unten gesehen wird, vgl. auch Tf. XI, wo nur die Travées zusammengestellt sind). Der Körper der Himmelsgöttin rahmt die gesamte Deckendarstellung im Westen und Osten ein. Auf beiden Hälften stehen ihre Füße im Norden auf der Eingangsseite, während ihr Kopf und die Arme jeweils im Süden sind. Die Dekane der Tanisreihe und der Tierkreis sind auf beide Hälften so aufgeteilt, dass die Reihe auf der Westhälfte im Hochsommer beginnt, über die Herbst- und Wintermonate auf die Ostseite wechselt, um dort über den Frühling zum Sommer mit dem Sternzeichen Krebs zu enden.

112 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 49 geht davon aus, dass es sich bei der Figur um Geb und nicht um Osiris, wie VON LIEVEN und KUCHAREK (Das große Dekret und die Osiriskapellen von Dendara) favorisieren, handelt und verweist in Anm. 322 auf BEDIER, Die Rolle des Gottes Geb, 172. 113 KAPER, in: JEA 81, 1995, 180–182. 114 VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 137–138. Sie verweist an dieser Stelle auch auf CAUVILLE, Les chapelles osirienne II, 177, die auch für Osiris plädiert. Auch KUCHAREK, Das große Dekret und die Osiriskapellen von Dendara, 180 mit Anm. 29 schließt sich dieser Interpretation an und verweist ihrerseits wiederum auf die Diskussion bei KAPER und VON LIEVEN.

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(Abb. 17, Dendara, Pronaos, Plan: AkadProjekt, Graphiken aus: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tfn VI–VIII)

4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Der letzte Dekan befindet sich dann wieder auf der gegenüberliegenden westlichen Seite, wo sich der Kreislauf schließt. Auf beiden Seiten werden zwischen die verschiedenen Sternzeichen der Tierkreisreihe die Göttinnen der Nachtstunden gesetzt. Bei der zweiten Dekanreihe (Sethos I-B) ist die Verteilung etwas anders: Die Reihe beginnt mit den ersten drei Vertretern der Reihe auf der Ostseite im Norden und wechselt dann nach Westen, wo sie bis zum 20. Dekan weitergeht, um wieder auf die Ostseite zu wechseln, wo sie bis zum Ende mit neun Dekanen der Epagomenentage endet. Die Travées zur Mitte des Raumes zeigen auf der Westseite einen lunaren Osiris, eine Mondtreppe und eine Barke mit dem Mondauge. Die östliche Hälfte ist der Tagesfahrt der Sonne in ihren 12 Barken gewidmet.

(Abb. 18, Dendara, Osiriskapellen, nach Plan (gespiegelt): AkadProjekt; Strichzeichnungen aus: D X, Tfn 60, 115, 204 und 260)

Anders ist das in den Osiriskapellen auf dem Dach des Tempels. Dort gibt es je drei Räume auf der Ost- und der Westseite des Daches. Der jeweils erste Raum hat kein Dach, sondern einen offenen Hof, sodass der Himmel hier selbst die Decke bildet. Die beiden hinteren Räume haben dagegen eine Decke, die den Himmel in der mythischen Erklärung der Ägypter zeigt (Abb. 18).

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Der Eingang zu den Räumen liegt im Süden und der hinterste Raum im Norden und ist somit im Vergleich zur Ausrichtung des Haupttempels um 180° gedreht. Die beiden hintersten Räume zeigen Deckendarstellungen mit Bildern der Nut. Nach dem Dargestellten zu urteilen liegt in den östlichen Kammern der Fokus auf dem Himmel mit den Tagesstunden der Sonne (Stundenritual auf der Osthälfte, neben dem runden Tierkreis, D X, Tf. 60 und 86) und dem Sternenhimmel der Nacht mit den Dekanen und Planeten. In den Kammern der Westhälfte wird die Himmelsgöttin Nut dagegen in Bezug zur nächtlichen Sonnenfahrt und den Mondphasen gesetzt. Das entspricht dem Themenbereich, der in den innersten Travées I im Pronaos die Mondphasen auf der westlichen Hälfte sowie die begleitenden Göttergruppen der Sonnenfahrt auf der Osthälfte enthält, wohingegen das mittlere Register die Tagesfahrt der Sonne zeigt. Alle Decken sind unabhängig von ihrem jeweiligen Fokus von Westen nach Osten mit dem Körper der Göttin im Süden wiedergegeben115.

(Abb. 19a, Plan: St. BAUMANN nach CAUVILLE, Dendera, Le temple d’Isis, Tf. 2)

(Abb. 19b, Photo aus: Dendera, Le temple d’Isis, Tf. 126)

Dendara, Isistempel: Der Isistempel in Dendara zeigt eine zweifache Orientierung (vgl. Abb. 19a–b). Das ältere Sanktuar mit den beiden Nebenkammern folgt nahezu derselben Achse wie der Hathortempel mit dem Eingang im Norden und den Sanktuarräumen im Süden. 115 Zu den Decken vgl. auch CAUVILLE, Les chapelles osirienne II, 78–81, 127–129, 177, 204–205.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

In der römischen Zeit wurde jedoch ein Anbau inklusive einer Umfassungsmauer, die auch das frühere Sanktuar einbezieht, mit einer Ostwestausrichtung angebaut, der über das Osttor, das sogenannte Porte d‘Isis in der großen Umfassungsmauer erreicht werden kann. Das Bild der Nut an der Decke des Sanktuars (A) zeigt nicht die zu erwartende Ausrichtung, denn hier sind die Hände und Füße der Göttin im Süden, während der Körper sich entlang der Nordwand erstreckt. Die Beine mit der neugeborenen Sonne liegen jedoch erwartungsgemäß im Osten und die Arme und der Kopf mit der untergehenden Flügelsonne im Westen. Anders als im Pronaos des Hathortempels entspricht die Ostwestausrichtung der Himmelsgöttin, wie in den Osiriskapellen auf dem Dach, dem tatsächlichen Sonnenlauf. Die vier Himmelsstützen, die je eine unter den Füßen und Händen der Nut stehen, sind so aufgestellt, dass die nördliche (vw#yt) und die südliche (oHoyt) Himmelsstütze außen und die westliche (F#yt) und östliche (%yt) innen stehen. Athribis: Ebenfalls von Süden nach Norden verläuft die Achse des Repittempels von Athribis. Der Pronaos mit dem Haupteingang liegt im Süden, im Westen gibt es zwei Nebeneingänge, im Osten gibt es einen und ein weiterer Nebeneingang mit einem großen Portal befindet sich am rückwärtigen Teil des Tempels im Norden. Dort liegt auch der Abschnitt L 2 des Säulenumgangs, dessen Decke mit astronomischen Darstellungen dekoriert war (Abb. 20 und Tf. III).

(Abb. 20, Plan (gespiegelt), Repittempel: Athribisprojekt)

Die Verteilung und Ausrichtung der Darstellungen der Decke entspricht zu guten Teilen denen im Grab des „Bürgermeisters“116 Psenosiris, welches in den Berg oberhalb des Tempels, in den Fels, eingetieft ist (Abb. 21 und Tfn V–VI). Das Grab ist zeitgleich mit der Anbringung der Dekoration des großen Umgangs L 1 – L 3 errichtet worden und damit auch weitestgehend mit der der Deckendekoration von L 2. Die astronomischen Decken sind in beiden Dokumenten, von Details abgesehen, identisch. Im westlichen Bereich des Umgangs L 2 im Tempel sind Tanisdekane um eine Figur des Schu gruppiert, wie sie auch im Grab des Bürgermeisters im hinteren westlichen Raum zu finden sind. Im Tempel ist zusätzlich ein Text aus dem Nutbuch überliefert und das, was an Reliefs erhalten ist, lässt vermuten, dass die Darstellung eine größere Nähe zum alten Nutbild aufweist als andere astronomische Decken. Im Tempel ist zudem zusätzlich ein Tierkreis in die Darstellung integriert worden. Die östliche Hälfte des Umgangs zeigt Sethos I-B Dekane, wie sie ebenfalls im 1. östlichen Raum des Grabes belegt sind.

116 EAT III, Tfn 38 und 39, dort unter der Bezeichnung Nag’ Hamad A (56), Tf. 38 und Nag’ Hamad B (57), Tf. 39 aufgeführt.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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(Abb. 21, Athribis, Mayors Tomb, Grundriss: Plan (gespiegelt) nach FARAG, in: MDAIK 41, 1885, S. 3, Abb. 1 und EAT III, Tfn 38–39)

Die im Osten des Repittempels gelegene Wabet (E 3) wies vermutlich ebenfalls eine Decke mit astronomischen Darstellungen auf, von der jedoch nur noch Fragmente mit Resten der Namen einiger Tanisdekane erhalten geblieben sind (vgl. Athribis III, 155–157). Schenhur: Der Isistempel von Schenhur117 hatte seinem Eingang im Süden. Im Norden, Westen und Osten war das zentrale Sanktuar (Raum I) von einem schmalen Umgang (Raum III) umschlossen, der zugleich Eingänge zu drei Räumen (Raum VIII im Nordwesten, Raum VI auf der gegenüberliegenden Seite im Osten und Raum VI und V südlich von diesem) bot. Einer dieser Räume war die Wabet (Raum V), deren Eingang im Südosten und somit erwartungsgemäß auf der Ostseite des Tempels liegt. Der Eingang des deckenlosen Festhofes (Raum IV) öffnet sich im Westen in die kleine Vorhalle (Raum II). Der Eingang in die anschließende Wabet bog vom Festhof im Norden ab (Abb. 22). Von der Decke der Wabet ist nur noch die nördliche Hälfte erhalten (Abb. 22). Zu sehen sind die Arme und Beine einer Nutfigur, deren Füße auf einem Hügel (Dw) stehen. Unter einer unter ihrem Körper (nicht mehr erhalten) gerade verlaufenden Linie sind sechs Tierkreiszeichen abgebildet (von Osten nach Westen verlaufend: Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze und Steinbock), sowie unter diesen die wesentlichen Mitglieder der nördlichen Konstellation (Nilpferd, Mesechtiu, Rabe, Krokodil, Anu und o#-pHty, 1. Pfeil); bei der Figur hinter dem Nilpferd sollte es sich jedoch, nach der Beischrift zu urteilen, um Merkur handeln. Alle Figuren sind mit Sternen umgeben, die von Osten nach Westen ausgerichtet sind, d. h. die einzelne Spitze des fünfzackigen Sterns weist nach Westen. Sie geben den Weg der Sterne über den Himmel von ihrem Aufgang im Osten bis zu ihrem Untergang im Westen an.

117 Vgl. Shanhûr I. Zur Ausrichtung: S. 44 und Tfn 2–3; zur Decke der Wabet: 129–132 und Tf. 80A.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

(Abb. 22, Schenhur, Wabet, Pläne und Umzeichnung nach Shanhûr I, Tfn 2–3 und 80A)

Die nördliche Hälfte dieser astronomischen Decke, mit der nördlichen Konstellation an der zu erwartenden Position, folgt in ihrer Dekoration und Ausrichtung dem üblichen Schema mit dem Körper der Nut im Süden, ihren Händen und Füßen im Norden, dem Kopf im Westen und den Beinen im Osten. Die am oberen Rand erkennbare Trennlinie erinnert an die Darstellung der Nut, wie sie aus Gräbern bekannt ist, die das Buch von der Nacht (untere Reihe) und das Buch vom Tage (obere Reihe) unter der Figur einer Nut vereint118. Hier wäre diese Trennlinie jedoch dazu verwendet worden, den südlichen, nicht mehr erhaltenen Teil, vom nördlichen Himmel zu trennen. 4.1.1.2 Die Orientierung der Tempel in einer Ost-Westachse Abydos: Der Tempel Sethos I. in Abydos mit dem sogenannten Kenotaph hinter dem eigentlichen Tempel hat seinen Eingang ungefähr im Osten. Der Nil liegt nur wenige Kilometer 118 Typ 1 Darstellung nach MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 6–7.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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östlich der gesamten Anlage. Der hintere Teil des Tempels mit den Sanktuarräumen liegt im Westen. Von dort ist nach Süden hin der sogenannte Sokarbezirk angehängt.

(Abb. 23, aus PM VI, 28)

Hinter dem Tempelgebäude befindet sich der Kenotaph, dessen Sargkammer der Achse des Sethostempels folgt, jedoch liegt der Eingang nicht im Osten, sondern im Westen (Abb. 23). Der Eingang zur Kenotaphanlage befindet sich im Norden. Von dort führt eine lange, von Norden nach Süden verlaufende Passage in das Innere, trifft über eine Vorkammer auf die von Westen nach Osten gelagerte Achse der zentralen Pfeilerhalle und biegt im rechten Winkel in diese ein. Hinter dieser Halle liegt die Sargkammer mit einer Giebeldecke. Das große Nutbild mit den begleitenden Texten befindet sich in dieser Sarkophagkammer. Die Darstellung ist auf der westlichen Hälfte auf einem langen schmalen Band von Norden nach Süden angebracht. Das Nutbild befindet sich im Norden und die Texte zu der Schattenuhr, den Dekanen und den Mondkapiteln im südlichen Bereich119. Die östliche Hälfte der Giebeldecke ist mit der Balsamierungshalle des Osiris (nach Norden) und dem Buch von der Nacht (südlicher Teil) dekoriert, welches ebenfalls eine Nut als Himmel zeigt. Die Figuren der Nut sind beide mit dem Rücken zum spitzen Ende des Giebels hin ausgerichtet, sind aber durch andere Texte und Bilder gegeneinander verschoben, sodass sie nicht parallel Rücken an Rücken liegen, wie das an den Decken der Sargkammern der Königsgräber der Fall ist120. Esna, Nordtempel: Der heute verlorene Nordtempel von Esna, dessen astronomische Decke jedoch noch vor dessen Zerstörung in der Description (Bd. I, Tf. 87) veröffentlicht wurde, 119 Vgl. das Schema bei VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 15 und ihre Aufstellung der Belege aus den Königsgräbern, S. 20–24. 120 MÜLLER-ROTH (Das Buch vom Tage, 7) beschreibt diese Form als Typ 2-Darstellung, die jedoch durch den Beleg in Abydos, wo das Nutbuch zusammen mit dem Buch von der Nacht erscheint, älter ist als die Beispiele aus den Königsgräbern.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

war ebenso orientiert wie der noch existierende Chnumtempel von Esna, der weiter unten noch besprochen wird. Im Osten lag der Eingang in den Pronaos, während das Tempelhaus im Westen lag. Die beiden astronomischen Deckenstreifen befanden sich jeweils außen. Über die Darstellungen in den beiden inneren Deckenstreifen ist nichts überliefert (Abb. 24).

(Abb. 24, Esna, Nordtempel, gespiegelter Plan nach PM VI, 102, Strichzeichnungen: Descr. I, Tf. 87)

Die Figuren sind so angeordnet, dass ihre Köpfe nach innen und ihre Füße nach außen gerichtet sind, was ja auch der Orientierung der Figuren im Haupttempel von Esna entspricht. In beiden Streifen sind die Gottheiten in drei Register aufgeteilt (vgl. auch Tf. XVI). Dabei zeigt das äußerste Register die Sethos I-B Dekane, unter die auch einige sogenannte mythologische, meist schlangengestaltige Wesen gemischt sind. Es ist durch eine nicht überlieferte Inschriftenzeile von den beiden anderen getrennt. Die zwei weiteren Reihen mit den Tierkreiszeichen, den Planeten, diversen Konstellationen und mindestens zwei Figurengruppen mit den sieben Pfeilen der Neith (Nummern 4 und 5), die Winde (Nord- und Südwind) und die darunter befindlichen Dekane der Tanisfamilie rücken so zumindest optisch aneinander. Was die Jahreszeitenverteilung angeht, so sind alle drei Register aufeinander abgestimmt. Die Pxr-Hr-Schlange über dem Tierkreiszeichen Löwe am äußersten östlichen Ende des südlichen Streifens, gibt den Zeitpunkt der Überschwemmung, jedoch nicht den des Jahreswechsels, an. Armant: Das Mammisi von Armant, was bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts noch nahezu vollständig erhalten war, besaß – soweit bekannt – eine Ostwest-Ausrichtung. Der Eingang

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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lag im Westen und das Allerheiligste im Osten121. Die astronomische Decke befand sich im letzten von drei Räumen. Dieser wird wegen der thematischen Ausrichtung der Darstellungen an den Wänden auch als Geburtsraum bezeichnet (Abb. 25).

(Abb. 25, Plan nach RUTICA, Kleopatras vergessener Tempel, 36; Abb. aus Descr. I, Tf. 96)

Die Dekoration der Decke entspricht nicht dem üblichen Schema, da die Darstellung zum einen eine ungewöhnliche Auswahl an Motiven zeigt und zum anderen die Ausrichtung der Nut von der Regel abweicht. Bei Abb. 25 wurde der Grundriss des Geburtsraumes gegenüber dem Grundriss gespiegelt, um die Abbildung des Deckenbildes nicht spiegeln zu müssen. Zunächst zur Figur der Göttin Nut: Sie bildet den Rahmen der Decke. Nach Aussage von EAT III, 70 war sie so orientiert, dass sich ihr Kopf im Norden und die Füße im Süden befanden, was sich soweit mit den erschlossenen Himmelsrichtungen deckt. Ihr Körper soll sich über die Ostwand122 erstreckt haben, Hände und Füße sollen im Westen positioniert gewesen sein. Nun zur Auswahl der Motive: Auf dem Körper der Göttin sind vier Scheiben mit je einer Figur zu jeder Seite gezeigt, in der Scheibe unter der Brust der Göttin befindet sich eine stehende Figur mit Was-Zepter in der Hand, die auf der Zeichnung eine Art Mondsichel auf dem Kopf gehabt hatte. Auch wenn alle Bestandteile der Decke in Details etliche Ungenauigkeiten aufweisen, erinnert gerade diese Figur zum einen an die Tagesstunden des Sonnengottes, die auf dem Leib der Nut angebracht sein können123 und an die Figuren, die man in der 2. westlichen Osiriskapelle auf dem Dach in Dendara auf dem Körper der Nut findet124.

121 RUTICA, Kleopatras vergessener Tempel, 12. 122 RUTICA, Kleopatras vergessener Tempel, 61 mit Anm. 318, wo sie auf JOLLOIS und DEVILLIERS verweist, die die Decke beschrieben haben. Nach ihnen soll sich der Körper der Nut an der Außenseite des Raumes befunden haben. 123 Wie z. B. im Grab des sogenannten Bürgermeisters von Athribis (= EAT III, Dokumente 56–57, auf Seiten 75–77 mit Tfn 38 A und 39). 124 D X, 385–386 und Tf. 204.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Im Zentrum der gesamten Darstellung befindet sich Orion in der Barke und bei der kleinen Barke links unten neben Orion sollte es sich ebenfalls um eine dem Orion verwandte Darstellung handeln, also entweder Sothis, einen der Planeten oder eine weitere wichtige Himmelskonstellation. Um Orion herum befinden sich die vier Winde in ihrer theriomorphen Gestalt. Von dem Tierkreis sind alleine Taurus und Scorpio wiedergegeben, also zwei Zeichen, die in Opposition zueinander stehen, dabei befinden sich der Stier auf der geographischen Südund der Skorpion auf der Nordhälfte. Der astronomische Themenkreis wird auf der Nord- und Südwand des Raumes mit den 12 Stunden der Nacht (Nordseite) und denen des Tages (Südseite) abgerundet125. Zusammenfassend lässt sich über diese sehr komprimierte Darstellung sagen, dass ihr Hauptaugenmerk wohl auf dem Lauf der Sonne am Himmel liegt. Mit der Wiedergabe der Tierkreiszeichen Stier und Skorpion wurden zudem die Monate April (Taurus: Payni) und November (Scorpio: Tybi) einander gegenübergestellt, sie werden wohl für die örtliche Theologie eine besondere Bedeutung gehabt haben. Mit Orion als zentralem und einzig sicher identifizierbarem Sternbild in der Mitte der gesamten Komposition wird zwar seine Bedeutung herausgestellt, da jedoch sonst keine weiteren Dekane, Planeten oder sonstige Sternbilder berücksichtigt werden, wird dieser Aspekt hier vermutlich keine größere Rolle gespielt haben. Wichtig schien jedoch die Anwesenheit der vier Winde gewesen zu sein, mit deren Hilfe die genauen Himmelsrichtungen angegeben sind, die gegenüber den geographischen um 180° gedreht sind. Kom Ombo: Der Eingang des Doppeltempels vom Kom Ombo liegt im Südwesten, das Tempelinnere befindet sich entsprechend im Nordosten. Damit liegt die gesamte Anlage genau zwischen den beiden möglichen Ausrichtungen. Nach GUTBUB126 ist der Tempel theoretisch von Westen nach Osten, mit dem Eingang Richtung Nil, orientiert. Sein Eingang läge demnach also idealerweise im Westen, die nach GUTBUB rechte Hälfte, die dem Haroeris zugeordnet wird, liegt Richtung Norden und die linke dem Sobek zugewiesene Hälfte im Süden127. Haroeris wird entsprechend dem Norden und Sobek dem Süden zugeordnet. Die Anordnung der vier weiblichen Himmelsstützen, die der Decke des großen Hypostyls (vgl. Tf. XIV), in dem sich astronomische Darstellungen auf den Unterseiten der Architrave befinden, erscheint nach der Publikation von DE MORGAN128 ungewöhnlich und könnte falsch sein. Vor Ort kann heute noch verifiziert werden, dass die beiden Himmelsstützen vw#yt (Norden) und ihre Kollegin F#yt (Westen), die sich im hinteren Bereich des Hypostyls befinden, also zum Tempelinneren (Nordosten) hin, einander ansehen, wie die beiden Photos zeigen (Abb. 26a–b)129.

125 126 127 128

RUTICA, Kleopatras vergessener Tempel, 63. GUTBUB, in: LÄ III, 679. GUTBUB, Kom Ombo I, X. Jacques J. M. DE MORGAN u. a., Kom Ombos. Catalogue des monuments et inscriptions de l’Égypte antique II–III, Vienne 1895–1909. 129 Die Abbildung zu KO 326 wurde in der alten Publikation von DE MORGAN versehentlich gespiegelt, tatsächlich blickt die nördliche Himmelsstütze v#yt ihre Kollegin F#yt, die für den Westen steht, auf der gegenüberliegenden Seite an.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

Abb. 26a, KO, Pronaos: Photo DILS 266 (KO 326)

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Abb. 26b, Photo DILS 258 (KO 321)

Für die beiden anderen Himmelsstützen wäre eine vergleichbare Verteilung zu erwarten (vgl. Abb. 27). Leider scheint jedoch die südliche Göttin oHoyt zu DE MORGANs Zeiten nicht mehr vorhanden gewesen zu sein, jedoch fand er die östliche Figur %yt (KO 319) noch vor und setzt sie laut Plan unter die westliche F#yt (KO 321), woraus sich eine Verteilung ergibt, die nicht zu den natürlichen Himmelsrichtungen passen kann, da dann der Norden mit dem Süden und der Westen mit dem Osten gepaart gewesen war. Hier liegt m. E. die Vermutung nahe bzw. besteht die Möglichkeit, dass sich schon zu DE MORGANs Zeiten der Block nicht mehr an seiner ursprünglichen Stelle befand130 und im Laufe der Zeit auf die gegenüberliegende Seite der Säulenhalle bewegt wurde, wo er vermutlich lag, als die französische Gruppe von Wissenschaftlern den Ort aufsuchte, um die Texte aufzunehmen. Darüber hinaus blickt die östliche Himmelsstütze, anders als die beiden Szenen KO 321 und 320, die zum Mittelgang hin orientiert sind, in die falsche Richtung, sofern ihre Füße im Südwesten standen. Wäre sie um 180° gedreht gewesen, hätte sie also ihre Füße im Nordosten gehabt, was natürlich möglich gewesen sein könnte, würde sie wie zu erwarten zum Mittelgang sehen. Da sich bisher gezeigt hat, dass solche Elemente im Raum innerhalb der Tempelarchitektur äußerst präzise verwendet wurden, tendiere ich eher zu der Vermutung, dass KO 319 tatsächlich unter KO 326 gehört, womit die Position der Himmelsstützen den Himmelsrichtungen eher entspräche, jedoch um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht (vgl. Abb. 27 und Tf. XIV).

130 Vgl. KO I, die Photos auf S. 3–4. Sie zeigen deutlich, dass die beiden äußeren Säulen (I und V) im oberen Bereich mitsamt den Architraven und Deckenblöcken schon am Ende des 19. Jahrhunderts umgestürzt waren, d. h. beide Himmelsstützen auf der Eingangsseite waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in situ.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

(Abb. 27, Kom Ombo, Pronaos, Plan nach PM VI, 180 und KO I, S. 211 und 313–326) © 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11795-1 — ISBN E-Book: 978-3-447-39260-0

4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Tatsächlich ist der Tempel ziemlich genau Südwest (Eingang) und Nordost (Tempelinneres) positioniert und liegt somit zwischen zwei Himmelsrichtungen. Es ist durchaus denkbar, dass dies – abgesehen von der Ausrichtung auf den Nil – Absicht war. Der Verteilung der Himmelsrichtungen nach GUTBUB mit Haroeris im Norden und Sobek im Süden würde das keinesfalls widersprechen, es würde in Hinblick auf die Verteilung der Himmelsrichtungen sogar von Vorteil sein, da durch diese 90°-Drehung die West- und Südecke auf einer Hälfte stehen und die Nord- und Ostecke entsprechend auf der anderen Hälfte. Diese Verteilung würde besser zu der der beiden Hauptgötter des Tempels von Kom Ombo passen. Denn so wäre Sobek als Geb der Erdboden, auf dem Hände und Füße der Himmelsgöttin stünden – wäre sie dargestellt – und Haroeris wäre der solare Gott am Himmel, der seinen Sitz im Süden am Körper der Nut hat. Diese Verteilung wäre jedoch nur theologisch begründet, da sie natürlich nicht der Verteilung der beiden Götter zum Norden (Haroeris) und Süden (Sobek) entspräche, die genau umgekehrt ist. Die Nachtstunden wurden der südwestlichen Hälfte und die Tagesstunden der nordöstlichen Hälfte des Hypostyls zugeordnet. Beide Stundengöttinnen beginnen an der korrekten Position im Raum mit den ersten Nachtstunden in der realen Westecke und dem Beginn der Tagesstunden in der Ostecke. Ihrer Anordnung nach bilden die Stundengöttinnen einen immerwährenden Kreislauf, der jedoch nach Aussage der Dekanliste auf der Nachthälfte beginnt. Eine weitere Decke mit der Darstellung von zwei ineinander gesetzten Nutfiguren ist das Fragment eines Deckenblocks KO 983. Es wurde im Opfertischsaal D gefunden. Allerdings ist unklar, woher es tatsächlich stammt. Es könnte ursprünglich Bestandteil der Decke eines der umliegenden Räume und natürlich auch des Opfertischsaals selbst gewesen sein, doch auch die Wabet ist nicht weit von diesem Fundort entfernt. Esna, Chnumtempel: Streng genommen, liegt auch die Achse des Chnumtempels von Esna zwischen den Himmelsrichtungen Südost und Nordwest, was auch mit der Positionierung der vier Winde zum Ausdruck gebracht wird. Allgemein wird jedoch davon ausgegangen, dass die Achse von Osten nach Westen verläuft, wobei der Eingang mit dem großen Pronaos im Osten, mit der ursprünglichen Blickrichtung auf den Nil, und das Tempelinnere im Westen lag (Abb. 28 und Tf. XV). Die einzelnen Bildstreifen an der Decke sind, bis auf einen, in zwei Hälften (eine nördliche und eine südliche) unterteilt und behandeln jeweils unterschiedliche Himmelsbewohner. Die einzelnen Figuren sind dabei so angeordnet, dass sie einen in sich geschlossenen Kreislauf bilden. In die Ecken der gesamten Decke (Travées A und F) sind die vier theriomorphen Winde in ihre korrekte Himmelsrichtung gesetzt. Nur die beiden südlichen Travées fügen ein Bild der Nut, jeweils am westlichen und am östlichen Ende hinzu. Bei dem südlichsten Travée F liegen der Kopf und die Hände beider Göttinnen im Süden und die Beine im Norden, bei dem vorangehenden Travée E sind die Beine der Figuren im Süden und Kopf und Hände im Norden. Deir el-Hagar: Der Tempel von Deir el-Hagar wurde dem Amun-Re gewidmet und liegt am westlichen Ende der Oase Dachla131. Er weist im Osten den Eingang und im Westen das innere Tempelhaus mit dem Sanktuar auf. Das Bild der Nut an der Decke ist mit dem Kopf am Ende des Raumes und den Beinen zum Eingang hin orientiert (Abb. 29).

131 GUKSCH, in: LÄ I, 1028, *Deir el-Hagar.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

(Abb. 28, Esna, Chnumtempel, Plan: AkadProjekt, Strichzeichnungen: Esna IV, Abb. 1 nach S. XII) © 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11795-1 — ISBN E-Book: 978-3-447-39260-0

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Die Füße und Hände der Nut befinden sich auf der nördlichen Hälfte der Decke, ihr Körper liegt im Süden, der Kopf ist – wie schon erwähnt – im Westen und die Beine sind im Osten positioniert, was alles in allem der üblichen Orientierung der Nut an astronomischen Decken entspricht132.

(Abb. 29, Deir el-Hagar, Strichzeichnung und Plan, KAPER, in: JEA 81, 1995, 176–177)

Das Bild beinhaltet die Figur einer Nut mit einer aufgerollten Figur mit ausgestreckten Armen am Boden133, südliche und nördliche Konstellation, eine Auswahl an Dekanen, bei denen es sich wohl um Sethos I-B Dekane handelt134, die große Neunheit (16 Gottheiten) vor einem Udjatauge (Mondgremium), Sonnenbarken, eine Auswahl an Nachtstundengöttinnen und weitere Götter.

132 Die Position der Göttin mit dem Körper im Süden entspricht dabei den natürlichen Gegebenheiten, da die Dekansterne, die sich auf bzw. in ihrem Körper befinden, ja auch tatsächlich am südlichen Firmament zu beobachten sind. 133 Ähnlich auch: Nag’ Hamad A (56) in EAT III, Tf. 38 (Raum I im Grab des Bürgermeisters von Athribis); Philä, Pronaosdecke, BÉNÉDITE, Philae, Pl. L (Plafond II’) und Dendera, 2. westl. Osiriskapelle, D X, Tf. 240. 134 Die Darstellungen der Figuren entspricht allerdings nicht dem Kanon.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Was hier wiedergegeben ist, wurde in Dendara und Esna nach Themen getrennt auf sechs Deckenstreifen aufgeteilt und beinhaltet neben dem Nutbild, zu dem im Falle von Deir elHagar auch die aufgerollte Figur zwischen den Händen und Füßen der Nut gehört, die aufgehende und untergehende Sonne mit Ost- und Nord- oder Südwind (?), Dekane mit südlicher Konstellation, die nördliche Konstellation mit weiteren Gottheiten, die Tages- und Nachtfahrt der Sonne mit Stundengöttinnen und den Mondzyklus. Die Decke zeigt damit die Gesamtheit der am Himmel wirkenden Mächte in ihrer Beziehung zueinander und der Einbeziehung in ihren jeweiligen mythologischen Rahmen. 4.1.1.3 Zusammenfassung erster Ergebnisse zur Orientierung der Tempel An dieser Stelle erscheint es sinnvoll eine Art von Zwischenbilanz über die Verteilung der Orientierung der Tempel mit nennenswerten astronomischen Deckendarstellungen zu ziehen. 4.1.1.3.1 Die Ausrichtung Die Tempel, die ihre Achse nordsüdlich ausgerichtet haben, sind: 1) der Horustempel von Edfu, 2) der Isistempel von Philä, 3) der Hathortempel von Dendara und 4) die erste Bauphase mit den Sanktuarräumen des dahinterliegenden Isistempels, 5) der Repittempel von Athribis, 6) der Isistempel von Schenhur. Folgende Tempel weisen eine ostwestliche Achse auf: 1) das Osireion in Abydos, 2) der Nordtempel von Esna, 3) das Mammisi von Armant, 4) der Doppeltempel von Kom Ombo, 5) der Chnumtempel in Esna, 6) der Tempel des Amun-Re in Deir el-Hagar. Auf den ersten Blick scheint sich hier eine gewisse Tendenz anzudeuten. Abgesehen von dem Horustempel in Edfu sind alle nordsüdlich ausgerichteten Tempel für Göttinnen erbaut worden. Im Gegenzug dazu sind die Tempel mit einer ostwestlichen Orientierung für Götter erbaut worden. Diese Verteilung könnte allerdings dem Zufall geschuldet sein, da nur ein Bruchteil der einst existierenden Tempel bis in die heutige Zeit überhaupt überliefert sind. Daraus eine Regel abzuleiten erscheint mir daher keinesfalls zwingend. Jedoch ist es interessant zu verfolgen, wie es sich mit den Deckendarstellungen in diesen Tempeln verhält und ob es vielleicht einen Unterschied in der Handhabung der Deckendekoration im Vergleich zur geographischen Ausrichtung gegeben hat. 4.1.1.3.2 Gemeinsamkeiten Tempel mit einer Achse von Norden nach Süden und natürlich auch umgekehrt können ihre astronomischen Decken dort, wo sie raumbedingt auf zwei Hälften aufgeteilt werden, auf die Ost- und Westhälfte verteilen (Dendara, Athribis), wobei jeweils die gesamte astronomische

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Decke von einer Figur der Nut überspannt wird (Athribis), oder nur einzelne Abschnitte Nutbilder enthalten können (Dendara, Travée 3, Ost und West), während andere Abschnitte ganz ohne auskommen (ebenfalls Dendara, Travées 1–2, Ost und West). In Philä liegt eine besondere Situation vor, da sich hier das Tableau mit der Figur der Nut lediglich auf einem Deckenabschnitt befindet. In diesem Fall liegt der Körper der beiden Nutdarstellungen im Norden, während sich Hände und Füße sowie die Figur, die die Bodenlinie bildet, im Süden befinden. Die Texte sagen jedoch dezidiert, dass sich der Körper der Göttin im Süden, ihr Gesäß im Osten und ihr Kopf im Westen befindet (vgl. BÉNÉDITE, Philæ, 136, 19 – 137, 1–2 und Photos Berlin: 1246-1247), was darauf hindeutet, dass zumindest hinsichtlich der logischen Verteilung der textlichen Aussage gegenüber dem Bild ein gewisser Vorrang gegeben ist. Im Gegensatz dazu folgt das Bild den geographischen Gegebenheiten. Dort, wo sich astronomische Darstellungen nur über eine Decke – ohne weitere Unterteilungen – erstrecken (Edfu-Wabet (P), Dendara-Osiriskapellen, Isistempel), finden sich praktisch ausschließlich Bilder der Nut als Rahmen. Abgesehen von den Ausnahmen Armant, Philä und dem Isistempel von Dendara ist die Himmelsgöttin, unabhängig von der Orientierung des Raumes, so orientiert, dass ihr Kopf im Westen, ihr Körper im Süden, ihre Beine im Osten und ihre Hände und Füße im Norden sind. Bei Tempeln, deren Achse ostwestlich verläuft, werden die astronomischen Decken im Pronaos auf die Nord- und Südhälfte verteilt (Kom Ombo, Esna-Nord und Esna). In den übrigen Räumen gilt in Bezug auf die Göttin Nut dieselbe Verteilung der Himmelsrichtungen wie bei den nordsüdlich verlaufenden Tempeln (Abydos und Deir el-Hagar). Lediglich das Mammisi von Armant, der Pronaos von Philä und die Decke des Isistempels von Dendara sowie die hier nicht besprochene Decke der Wabet des Hathortempels von Dendara sind als Ausnahmen zu werten, da sich dort der Körper der Nut im Norden befindet (Philä, Isistempel, Wabet des Hathortempels) bzw. befand (Armant) und Hände und Füße auf der südlichen Hälfte positioniert sind, was zumindest im Falle von Philä revidiert werden kann, da der Text von der Standardausrichtung spricht. 4.1.1.3.3 Unterschiede Unterschiede in der Handhabung der Verteilung der Himmelsrichtungen auf die Figuren der Himmelsgöttin in beiden Tempeltypen zeigen sich im Pronaos (Dendara und Esna) oder anderen auf die beiden Achsenhälften aufgeteilten Räumen (Dendara, Osiriskammern), jedoch nicht in den geschlossenen Raumeinheiten der Tempel. In Dendara schließt die Göttin Nut die sechs Travées jeweils an der Außenseite ein. Dabei befinden sich in beiden Fällen der Kopf im Süden und die Beine im Norden, allerdings ist der Körper der Göttin auf der Osthälfte im Osten und auf der Westhälfte im Westen, sodass sich beide Figuren ansehen. Die Figuren unter der Göttin und in den je zwei weiteren Travées sind dagegen so orientiert, dass ihre Köpfe zum Mittelgang und ihre Füße nach außen zeigen. Bei der Konzeption scheint es in Dendara wichtig gewesen zu sein, dass Nut über alle Travées hinweg zu beiden Seiten den Rahmen der Decke bildet, dabei sind ihr jedoch die Dekane der Tanisfamilie und der Tierkreis am nächsten, während die Dekane der Sethos I-B Familie erst in den Travées danach kommen und die Barken mit dem Stundenritual bzw. den Tagesstunden des Sonnengottes (Osthälfte) und dem Mondzyklus (Westhälfte) direkt am Mittelgang folgen. Die Anbringung der Himmelsgöttin folgt damit jedoch nicht unbedingt rein pragmatischen Gründen, da ihre Orientierung mit dem Kopf im Süden und den Beinen im

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Norden so wie bei Figuren der Nut im funerären Kontext ist, wo sie dann aber en face gezeigt wird135. In Esna werden zwei Travées (E und F) jeweils an den kurzen Seiten von Figuren der Nut eingerahmt. Die Körper sind dabei auf der Ost- bzw. Westhälfte, während Hände und Füße zur Bildmitte zeigen. Das äußerste Travée zeigt größtenteils sogenannte mythologische Figuren, die südliche Konstellation (Orion, Sothis/Satis und Anuket), eine Himmelsstütze (die einzige überhaupt) und die theriomorphen Winde des Südens (bei der südlichen Konstellation in der Südecke) und des Westens (in der Westecke). Das benachbarte Travée E zeigt eine Hälfte der Sethos I-B Dekanfamilie, die 12 Figuren des Tierkreises, einige sogenannte mythologische Figuren und Gottheiten, die die sieben Pfeile der Neith wiedergeben. Die Orientierung der Figuren ist weitestgehend wie in Dendara, jedoch weniger streng. Meistens zeigen ihre Füße nach außen und die Köpfe zum Mittelgang. Die Konzeption der Decke von Esna hat zwar klare Gemeinsamkeiten mit der von Dendara, weicht jedoch in Hinblick auf die Einbeziehung der Himmelsgöttin in die Gesamtkomposition deutlich ab136. Zum einen gibt es nur auf der Südhälfte des Pronaos überhaupt Figuren der Nut. Wie in Dendara zeigt auf jedem der beiden in Frage kommenden Travées der Körper der Göttinnen nach Osten und Westen, jedoch haben die Göttinnen auf dem äußersten Streifen ihren Kopf im Süden und die Beine im Norden, was auch der Verteilung in Dendara entspricht. Im benachbarten Streifen sind die Göttinnen genau umgekehrt dargestellt. Auch sind die Figuren der Nut auf den beiden Travées unterschiedlich gestaltet. Auf dem äußersten Bild sind sie größer ebenso wie der Rest der Figuren auf dem Tableau und mit längeren Armen und Beinen und nach unten ausgestreckten Füßen wiedergegeben, während die Figuren im benachbarten Bild kleiner und mit flach aufgestellten Füßen wiedergegeben sind. Die Art und Weise, wie sie wiedergegeben sind, erinnert an die Bilder mit den gestaffelten Nutfiguren in Philä und Dendara (dritte westliche Osiriskammer). Gerade in Hinblick auf das Nutbild in der dritten westlichen Osiriskammer in Dendara und Philä mit den benachbarten Tableaus der Tagesfahrt der Sonne könnte ein näherer Bezug der dargestellten Wesen zum Sonnenlauf (Stundenritual) in Betracht kommen. Um jedoch weitere Aussagen zu treffen, ist ein Blick auf die Texte notwendig. Ohne weiterführende Inschriften ist eine Interpretation dieses Tableaus kaum möglich, da eingravierte Beischriften zu den Figuren fehlen und die immer noch vorhandenen aufgemalten Texte kaum zu lesen sind137. 4.1.1.3.4 Ägyptische Texte zur Figur der Göttin Nut Im Nutbuch gibt es am Beginn der römerzeitlichen Papyri eine umfangreiche, aber nur bruchstückhaft erhaltene Aussage zur Positionierung der Himmelsgöttin138, diese Textpassage ist jedoch in dieser Form nicht Bestandteil der Beischriften zum Nutbild und somit wohl ein Spezifikum der fortlaufend geschriebenen Papyrustexte.

135 Vgl. hier z. B. die Figur der Nut in der 2. östlichen Osiriskammer auf dem Dach in Dendara, wo ein Halbrelief der Göttin den runden Tierkreis von der Nut mit den Tagesstunden des Sonnengottes trennt. 136 Vgl. die Ausführungen bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 178–179, wo sie die beiden Decken von Esna und Dendara miteinander vergleicht. 137 VON LIEVEN (Der Himmel über Esna, 171–175 und besonders 175) hat eine Gesamtinterpretation versucht, aber die zum Teil singulären Figuren sind kaum greifbar und entziehen sich daher weitestgehend einem Zugang. 138 Vgl. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 47–48 (Übersetzung) §0 und Text S. 373.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Das Nutbild des Osireion von Abydos zeigt jedoch mehrere kürzere Beischriften, die eine Aussage zu den Himmelsrichtungen machen. Die deutlichsten Verweise beziehen sich hierbei auf den Osten und Westen. So bezeichnet eine Beischrift (Text P) die Region am Schoß der Göttin als #Xt-i#btt „östlicher Horizont“ und auf dem Gesicht der Nut (Text Q) steht: #Xt-imntt „westlicher Horizont“. Der Text an der äußersten rechten Seite hinter dem Kopf der Nut (Text Gg) präzisiert die Aussage zum Kopf der Göttin noch einmal: „ihr Kopf ist der Westhorizont, ihr Mund ist der Westen139“. Der Bezug hier ist natürlich klar: der Osten ist der Ort des Aufgangs der Sonne, der Westen der des Sonnenuntergangs, was auch dem entspricht, was in den Bildern dargestellt ist. An den Armen der Figur der Himmelsgöttin steht (Text Jj): „Ihr rechter Arm (o-wnmy) ist auf der nordwestlichen (mHty-inmty) Seite, [ihr linker Arm (o-i#bty)] ist auf der südöstlichen (rsy-i#bty) Seite“140. Die Beischrift nennt alle vier Himmelsrichtungen an den Händen der Göttin, wo eigentlich nur drei Angaben stehen sollten, nämlich eine Angabe für das Kopfende (Westen), eine für die Rechte und eine für die linke Seite, aber auf gar keinen Fall der Osten, da dieser am anderen Ende der Figur zu suchen wäre. Vermutlich kam es jedoch zu dieser zunächst irreführenden Richtungsangabe wegen der ägyptischen Bezeichnung „links (i#bty)“ in „linker Arm“ (o-i#bty). Der scheinbare Widerspruch würde sich auflösen, würden die Bezeichnungen i#bty und wnmy mit „links“ und „rechts“ beibehalten und als „links-Süden“ und „rechts-Norden“ verstanden. Der Sonnenaufgang wird in weiteren Textstellen thematisiert. Auf der linken Hälfte hinter der Göttin bezieht sich eine Beischrift (Text A), die eine Himmelsrichtung nennt, auf die Sonne: „Dieser Gott befindet sich auf ihrer südöstlichen (rsy-i#bty) Seite hinter Punt141“. Der Text vermengt damit topographisch-geographische Angaben mit dem Auf- und Untergangsort von Himmelskörpern. Auch das geschieht nicht nur an dieser Stelle. Am gegenüberliegenden rechten Rand hinter dem Kopf der Nut wird der Ort beschrieben, aus dem die Vögel kommen142 (Text Dd). Hier wird gesagt, dass sie (die Vögel) auf ihrer (der Nut) nordwestlichen (mHty-imnty) Seite bis zu ihrer nordöstlichen Seite (mHty-i#bty) sind, worin ein Hinweis auf die Herkunft der Zugvögel bei ihrer jährlichen Wanderung vom Norden in den Süden steckt143. Darauf folgt ein Abschnitt über die Lage der Unterwelt (dw#t), die sich auf der Nordseite (mHty) befindet. VON LIEVEN wertet diese Positionsangabe für die Unterwelt als inkonsequent, da sowohl vom Westen als auch vom Norden die Rede ist. Hier schließt sie sich der Argumentation von EDEL an und führt ergänzend aus, dass die Lokalisierung der Duat ohnehin nicht absolut klar ist, da diese „eine partiell himmlische Lokalisierung“ vermuten lasse144. Auch hier würde sich der Widerspruch auflösen, würde man die Angaben als i#bty „links“ und wnmy „rechts“ verstehen und nicht als Osten und Westen im Sinne festgesetzter Himmelsrichtungen. Dann bliebe als Himmelsrichtung lediglich der Norden übrig, was übertragen auf die konkrete Darstellung der Himmelsgöttin der Boden, auf dem diese mit ihren Händen und Füßen steht, sein sollte, während der Körper den Süden einnimmt. Da diese Texte sich auf die Figur der Göttin Nut beziehen, ist die Frage der weiteren Lokalisierung der Duat zudem an dieser Stelle nicht zu stellen. 139 140 141 142 143 144

Vgl. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 76 (Übersetzung) §§ 7, 53, 71 und Text S. 375, 402, 408. Vgl. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 76 (Übersetzung) §72 und Text S. 408. Vgl. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 49 (Übersetzung) §3 und Text S. 374. Vgl. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 77–78 (Übersetzung) §80–81 und Text S. 410. Bei VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 156–157 (zu §73–83) mit Literaturangaben besprochen. S. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 156–157.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Die Aussagen des Textes decken sich mit der mehrheitlichen Ausrichtung der Figur der Nut an den Decken, bei der ihr Körper häufiger im Süden als im Norden ist, während der Norden entsprechend häufig die Seite ist, auf der sich der Boden befindet. Allerdings gibt es hierzu auch einige Ausnahmen und als erste ist das Nutbild im Osireion selbst zu nennen, aber auch die Darstellung in Philä und Armant. Textliche Angaben zu den Himmelsrichtungen in Bezug zur Nutfigur existieren auch in den Unterweltsbüchern. Für das Buch vom Tage (LdJ) konnte jedoch keine Korrelation zwischen der Anbringung der Figur der Himmelsgöttin im Grab selbst und den in den Texten genannten Himmelsrichtungen gemacht werden145. Und obwohl es seit den Pyramidentexten Aussagen zu Nut als Himmelsgöttin gibt, ist ihre bildliche Umsetzung nicht vor der 19. Dynastie mit den Darstellungen im Osireion aus der Zeit von Sethos I. belegt146. Im LdJ gibt es an verschiedenen Stellen Göttergruppen, die mit konkreten Himmelsrichtungen korrelieren. So wird in den Beischriften (Ba) zu den Schakalen im ersten Abschnitt und in der ersten Tagesstunde gesagt, dass sie die b#w-i#btyw „die östlichen Bas“ sind147. Eine weitere Beischrift (J)148, die sich ebenfalls noch im ersten Abschnitt des LdJ befindet, nimmt Bezug auf die Treidelmannschaft und nennt die Göttergruppen b#w-rsyw „die südlichen Bas“ und iXmw-wrD „die Unermüdlichen“, wobei sich beide Göttergruppen im südlichen Bereich des Himmels befinden. Bei der ersten Gruppe handelt es sich um eine sehr allgemeine Gruppe, die zweite ist jedoch spezifischer. Mit iXmw-wrD werden die Dekansterne bezeichnet149. Anders als bei den östlichen Bas, die in Verbindung mit dem Sonnenaufgang als Götter des Ostens genannt werden, ist die Verbindung der beiden mit dem Süden verbundenen Göttergruppen weniger offensichtlich. Im Rahmen des Sonnenlaufs ist man an dieser Stelle noch lange nicht im Bereich des Mittags und damit tatsächlich im Süden angelangt, vielmehr dienen die Götter als Vertreter einer der vier Himmelsrichtungen. Erst in den letzten Tagesstunden werden dann wieder Himmelsrichtungen genannt, wobei natürlich der Westen auf unterschiedliche Art und Weise thematisiert wird150. Hier im letzten Bereich der Tagesfahrt des Sonnengottes wird nun auch der Norden mit seinen Gestirnen in einer Beischrift (Pa) genannt151. Es werden die vier Bas des Nordens genannt, die über MsXtyw, der als „Stierschenkel des Nordens“ (XpS-mHty) bezeichnet wird, wa-

145 So MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 500ff., vgl. besonders die Schemata auf S. 501 und S. 504. 146 MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 504–505 mit weiterer Literatur. Er führt die Ausformung der Figur der Nut auf die astronomische Decke von Senmut zurück, dessen Decke einen Einschnitt in der Mitte der Darstellung, wo der fünfzeilige Text, der die Felder der südlichen und der nördlichen Konstellation voneinander trennt, aufweist. Dieser Einschnitt liegt an der Stelle, an dem sich der Eingang in das nur aus einer Kammer bestehende Grab befindet. Die besondere Form der Deckendekoration könnte daher rein technischer Natur gewesen sein. Aber unabhängig davon wäre zu klären, inwieweit Senmut überhaupt als direkte Vorlage für alle späteren astronomischen Decken verwendet wurde, da seine ganz eigenen Überarbeitungen nicht in den späteren Quellen verwendet wurden, sondern auf eine gemeinsame Vorlage zurückzuführen sind, die ohne die Senmut-spezifischen Ergänzungen tradiert wurden. 147 Text bei MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 126. 148 Text bei MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 179–180. 149 Vgl. hierzu die Beischriften zu den beiden Konstellationen in dem heute nicht mehr existierenden Grab des Petosiris in Atfih, das von DARESSY, in: ASAE 3, 1903, 160–180 publiziert wurde (PM IV, 75–76). Die in Frage kommenden Texte finden sich bei ihm auf den Seiten 176 und 178. S. auch: EAT III, 64–67 mit Abb. 15. 150 Vgl. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 266 und 269. 151 Vgl. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 281.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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chen. Die Beischrift (Pb) fährt fort, die vier Götter, die im vorangehenden Abschnitt eingeführt wurden zu beschreiben152. Dabei werden die Sternbilder des nördlichen Firmaments sowie die kanonische Darstellung der sogenannten nördlichen Konstellation in ihrer mythologischen Ausdeutung beschrieben. Der Inhalt dieses Textes wird in späteren Texten immer wieder zitiert werden und muss wohl als eine der wichtigsten Quellen zum Ursprung dieses Themenkreises gesehen werden. Eine weitere Beischrift zu der Treidelmannschaft in diesem Abschnitt des LdJ nennt neben den b#w-mHtt die „Unvergänglichen Sterne“ (iXmw-sk) und sagt über sie aus, dass sie gemeinsam das Bugtau der Barke ergreifen 153. MÜLLER-ROTH 154 weist in diesem Zusammenhang auf die vergleichbare Beischrift J hin, in denen die südlichen Pendants der nördlichen Sterne beschrieben werden. Auch in den Registern, in denen die verschiedenen Göttergruppen gelistet sind, gibt es Gruppen, die mit den vier Himmelsrichtungen assoziiert werden155. Hier zeigt sich, dass die Bilder selbst zwar nicht unbedingt an den tatsächlichen Himmelsrichtungen orientiert sein müssen, diese wird vielmehr durch andere Faktoren bedingt (Architektur, Lage, etc.), die Bilder sind jedoch in sich stimmig gedacht, und so, dass die Himmelsrichtung bzw. die Gottheiten, die mit diesen assoziiert sind, keineswegs willkürlich sind. Die Beischriften zu Nutbildern aus späteren Tempeln thematisieren die Himmelsrichtungen ebenfalls.

(Abb. 30: BÉNÉDITE, Philæ, Tf. 50156)

152 153 154 155

Vgl. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 284–285, Text: 283–284. Vgl. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 298. Vgl. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 299. Vgl. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 345 und 347ff. Vgl. auch S. 361(südlicher Himmel), 404 (nördlicher Himmel). 156 Die Tafel 50 aus BÉNÉDITE wurde unter Zuhilfenahme der Berliner Photos 1245-1247 leicht überarbeitet.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

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Im Pronaos von Philä finden sich unter den Beischriften zu dem Bildstreifen II’ ebenfalls Aussagen zur Positionierung der Nut157 (vgl. Abb. 30): Über dem 3. Tableau (Konstellationen): a



Unter dem 3. Tableau (Konstellationen): b

c d

e

. a

Philæ, 138, 1: das Philæ, 138, 1:

bei Sps ist ausgefallen;

d

BÉNÉDITE, Philæ, 138, 1:

; c BÉNÉDITE, ;

e

BÉNÉDITE,

.

… sy m st ks

a

; b BÉNÉDITE, Philæ, 137, 19:

BÉNÉDITE, Philæ, 137, 19:

… Sie ist eine Frau, die vorübergebeugt

.ti Hr t# m rpyt Hr=s m imntt pH{n}=s m i#btt Xo s#=s m sfy Sps m ro-nb

ist über die Erde als eine Frauengestalt. Ihr Gesicht ist im Westen und sie reicht a (bis) in den Osten. Ihr Sohn erscheint als prächtiges Kind an jedem Tag.

oQ=f m r#=s m gbt pr=f m idt=s Hno b#w nw nTrw nTrwt nty m Sms=f m-Xnt irty=s

Er tritt ein in ihren Mund (und) in das Himmelsgewölbe. Er kommt heraus aus ihrer Vulva zusammen mit den Bas der Götter und Göttinnen, welche in seinem Gefolge vor ihren Augen sind.

Hier steht deutlich , weswegen das „n“ zwischen pH und s an dieser Stelle vielleicht nicht ignoriert werden sollte. Zur Beschreibung der Nut vgl. den Text im Nutbuch: VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, §84: pH=s m i#bt tp=s Ihr Hinterteil befindet sich im Osten, ihr Kopf befindet sich m imntt im Westen.

Vor allem die Sterne sind bei BÉNÉDITE sehr frei eingesetzt worden. Tatsächlich gibt es am Rand nur zwei Sternenreihen und alle Sterne in den einzelnen Feldern sind z. T. nur aufgemalt gewesen und sind von Osten nach Westen ausgerichtet, d. h. von den 5 Zacken „stehen“ die beiden Bodenzacken im Osten, während die obere Zacke nach Westen zeigt. Wie eingangs im 2. Kapitel schon beschrieben wurde, findet sich diese Anordnung bzw. Ausrichtung von Sternen relativ regelmäßig, was zeigt, dass auch bei Sternen als scheinbar reine Dekorationselemente keine Willkür herrscht, sondern der natürliche Lauf der Gestirne als Vorbild diente. 157 BÉNÉDITE, Philæ, 136, 19 – 137, 1–2 und Photos Berlin: 1246-1247. Zur Nummerierung der Zeilen 6–12, vgl. oben Abb. 29. Von KURTH (Wo Götter, Menschen und Tote leben, 49 mit Anm. 323) wurde die Passage übersetzt und kommentiert. Korrekturen gegenüber BÉNÉDITE sind in rot angegeben.

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Der älteste Text des Kenotaphs benutzt wie die späteren Texte auch diese Formulierung, weswegen die Bedeutung der Passage unstrittig ist. Der Text setzt einen klaren Akzent auf die Verteilung von Osten und Westen als Auf- und Untergangsort der Sonne. Aber auch die Figur (rpyt) der Göttin wird beschrieben und deckt sich in Hinblick auf die Ostwestverteilung mit den Darstellungen der Nut. Der Sonnengott Horus wird hier als ihr Sohn verstanden, obwohl nach der heliopolitanischen Götterlehre mit ihren vier Generationen natürlich Osiris, Seth, Isis und Nephthys die Kinder der Nut sind und Horus der Sohn von Isis und Osiris ist. Aber hier geht es um Nut als Himmel, und als solche ist sie eben auch die Mutter des Horus als Sonnengott, wie das in dem Eingangstext (Zeile 4 über dem Nutbild, nach Photos BERLIN 1245158 und LEITZ 14502–14503) explizit gesagt wird: so Nwt wrt tm#t nt Wnn-nfr m mwt nt nTrw nTrwt tm#t twy ntê tm swHt […] a

b

Die große Nut, die Mutter des Onnophris ist (hier) als Mutter der Götter und Göttinnen. Diese a Mutter, die ohne b Ei existiert, […].

Die langgezogenen Dreiecke nach der Vogelgruppe sind wahrscheinlich als einfache Striche ( ) zu werten. Vielleicht ist hier auch Itmt (weibliche Form des Atum, vgl. LGG VII, 422c) gemeint. Nach LGG VII, 431b ist tm#t-nt-vm im Opettempel (Opet I, 53) ebenfalls als Bezeichnung der Nut belegt.

In der Beschreibung spielen die Himmelsrichtungen „Norden“ und „Süden“ keine Rolle, möglicherweise, weil die Darstellung beide Himmelssphären, den Nacht- und den Tageshimmel, ohnehin einbeziehen oder weil die reale Ausrichtung der Nut hier als nebensächlich verstanden wurde. Der Fokus, der in Philä auf dem lokalen Osiriskult liegt, könnte aber auch dazu geführt haben, dass die Szenen so ausgerichtet wurden, dass der Körper der Göttin hier im Norden und nicht im häufiger belegten Süden liegt. Neben dem Stundenritual an den übrigen Tableaus der Decke gibt es immerhin ein vollständiges Set der auf Osiris bezogenen Stundenwachen unter und an den Seiten der Architrave des Pronaos. Von Interesse mag auch noch ein weiterer kosmographischer Text sein, der jedoch im Buch vom Tage (LdJ) bezeugt ist. Dort ist er in der Umgebung der 12. Tagesstunde zu finden und beschreibt die nördliche Konstellation159. Die Passage ist nach MÜLLER-ROTH (Seitenzahlen in Klammern) zitiert: Beischrift P (280–292; Text: 281 und 282–283): Der Text beinhaltet astronomische Konstellationen.

158 BEINLICH, Die Photos der Preußischen Expedition (7), B1245. 159 MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 280–292. Text (Beischrift P): 281.

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Beischrift Pb (281): Die nördlichen Bas (b#w mHtyw), das sind die vier Götter (fdw nTrw) des nördlichen Horizontes (X#swt #Xt mHtt) und diejenigen, die über dem nördlichen Schenkel sind (Hryw XpS mHtt). Beischrift Pa (281): Die vier nördlichen Bas (fdw b#w mHtyw), das sind die geleitenden Götter (nTrw pw Smsw). Sie wehren die Wut am Himmel ab (ntsn Xsfw nSny m pt) an jenem Tag des Großen Kampfes (hrw pf n oH#-o#). Sie ergreifen das Bugtau (Ssp H#tt) und führen das Hecktau (pHwt) in der Barke des Re, gemeinsam mit der Mannschaft der Unvergänglichen (ist nt iXmw-sk). Das sind die vier nördlichen Sterne des Großen Wagens (fdw sb#w mHtyw msXtyw). Sie leuchten in der Mitte des Himmels (wpS=sn m-Hryib pt) entfernt vom Süden und von Orion (m-o rsy c#H). Sie wenden sich zum westlichen Horizont um (onn=sn r #Xt imntt). Was diesen Schenkel des Seth betrifft (ir msXtyw pw n ctS), der am nördlichen Himmel ist (wnn=f m pt mHtt), festgebunden an zwei Landepflöcken aus Feuerstein (w#yw n mnty n ds), mit einem Strick aus Weißgold (m nwH n Dom): Er ist für Isis als Nilpferdweibchen bestimmt (iw n #st m rrt), damit sie ihn bewacht (Hr s#w.t=f). Diese Götter sind um ihn herum als horizontische Sterne (iw nn n nTrw H# H#=f m sb#w #Xtyw). Re hat sie hinter ihn gegeben (rdi n=st Ro m-Xt=f) zusammen mit Isis (Hno #st), sagend (r Dd): „Verhindert, dass er zu südlichen Himmel geht (s#w Sm=f r pt rsy) zu diesen Göttern (r nn n nTrw), die Gestal(en) als Osiris (Xprw m Wsir), welche im Gefolge des Orion sind (nty m-Xt c#H)“ … . Anmerkung im Kommentar (290): Bei den vier Bas handelt es sich um vier ibisköpfige Gottheiten. (291) In Tb 17 sind es nicht die nördlichen Bas, sondern die vier Horussöhne, die den Stierschenkel am nördlichen Himmel binden (LAPP, Spruch 17, 150c–155a). Beschrieben wird die nördliche Konstellation mit den sie umgebenden weiteren Sternengruppen. Untrennbar mit der Beschreibung der Sterne ist ihre mythologische Ausdeutung verbunden. Sofern die Interpretation korrekt ist, handelt es sich nach diesem Text bei den vier nördlichen Bas, die einerseits außerhalb (Hryw-XpS-mHtt) und andererseits Bestandteil des Mesechtiu (fdw sb#w mHtyw msXtyw) um den Wagen des großen Wagens sind. Sie werden in anderen Texten als die vier Horussöhne bezeichnet. Damit sind sie sowohl Bestandteil des Sternbildes als auch Schutz vor demselben. Dieser Text zeigt auf eine andere Art und Weise, dass ägyptische Texte durchaus konkrete astronomische Gegebenheiten beschreiben können, jedoch sind diese immer auch in religiöse Äußerungen eingebettet, was eine Übersetzung und Interpretation unvermeidbar macht. 4.1.1.3.5 Ergebnisse Bei den Deckendarstellungen gab es allgemeine Richtlinien, die sich in allen Quellen in der ein oder anderen Form wiederfinden. Die Verteilung des Körpers der Nut, mit dem Kopf im Westen und den Füßen im Osten, entspricht dem natürlichen Lauf aller Gestirne, die im Osten aufgehen, im Süden kulminieren und im Westen untergehen. Die Positionierung des Körpers im Süden mit den Füßen und Händen im Norden entspricht wiederum dem Lauf der Sonne von Osten über den Süden nach Westen, wobei die Sonne den Norden nicht passiert. Lediglich der Sternenhimmel zeigt im Norden die unvergänglichen Sterne (iXmw-sk) der nördlichen Konstellation, die sich wohl größtenteils um den Himmelsnordpol gruppieren, wogegen ihre südlichen Kollegen, die Dekane bzw. die unermüdlichen Sterne (iXmw-wrD) der südlichen

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Sternenkonstellation denselben Regeln wie die Sonne unterworfen sind. D. h. sie gehen im Osten auf, kulminieren im Süden und gehen im Westen unter. Dasselbe gilt mit der Einschränkung, dass sie nicht untergehen, natürlich auch für die Sterne des nördlichen Himmels, jedoch können diese zusätzlich und je nach Jahreszeit eine untere und eine obere Kulmination aufweisen. Astronomische Decken können, müssen aber keine Darstellung der Himmelsgöttin Nut beinhalten, wie im Fall des großen Hypostyls von Kom Ombo oder der Pronaosdecke des Nordtempels von Esna. Letzterer Tempel gilt zugleich als der früheste Beleg für die Einbeziehung des Tierkreises mit den alten ägyptischen Sternendarstellungen160. Die Aufteilung auf die Nord- und Südhälfte wurde in diesem Fall zudem dadurch unterstrichen, dass die beiden Konstellationen im Mittelpunkt, mit der südlichen Konstellation (Orion und Sothis) auf der Südhälfte und der nördlichen Konstellation um das Nilpferd und den Stierschenkel auf der Nordhälfte, standen. In Kom Ombo ist dagegen eine Verteilung der Szenen auf eine Tages- und eine Nachthälfte vorgenommen worden. Zugleich werden die beiden Hälften auf die Hauptgötter des Tempels und den ihnen zugewiesenen Himmelsrichtungen Norden (Haroeris) und Süden (Sobek) verteilt. Dabei werden die Gestirne Haroeris und das Weltgebäude Sobek zugewiesen. Wie verhält es sich jedoch bei den Tempeln und Einzeldarstellungen, die eine scheinbare Unregelmäßigkeiten aufweisen? Im Horustempel von Edfu, der als einziger Tempel mit einer Nordsüdachse nicht für eine Göttin erbaut wurde, gibt es keine astronomische Decke im Pronaos. Umfangreiche Darstellungen des astronomischen Themenkreises findet man hier an den Architraven und den Friesen der Wände in derselben Höhe wie die Architrave. Allerdings gibt es an der Decke der Wabet eine Darstellung der Nut, die sich über die 12 Stunden des Tages, dargestellt in 12 Barken mit der entsprechenden Mannschaft und den Erscheinungen des Sonnengottes in den jeweiligen Stunden, beugt. Hier zeigt sich also eine klare thematische Verwandtschaft zu dem, was im Pronaos dargestellt ist. Dort sind nämlich die Tableaus mit den Darstellungen des Stundenrituals ebenfalls deutlich sichtbarer als die übrigen astronomischen Themen, die so versteckt hinter der großen Hohlkehle der Fassade des Naos liegt, dass sie sowohl in der vollständigen Erstpublikation des Edfutempels161 als auch in der späteren Überarbeitung derselben unberücksichtigt blieben. Die einzige, bis heute existierende Wiedergabe des Frieses stammt auch im Jahr 2021 aus einer schwer zugänglichen Publikation von BRUGSCH aus dem Jahr 1857162, die bei PARKER (Calendars, Tf. V) reproduziert wurde und entsprechend heutzutage meistens aus dieser Publikation zitiert wird. In die großen und ausführlichen Deckendarstellungen wird auch der Mond mit seinen Phasen einbezogen und der Sonne gegenübergestellt. Hier werden beide Gestirne jeweils ihren natürlichen Tageshälften zugewiesen. In den klassischen astronomischen Decken des Neuen Reichs wird der Mond nicht thematisiert und fehlt oder erscheint nur ganz am Rande in den klassischen Himmelsdarstellungen 160 Nach QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 81 ist das jedoch unwahrscheinlich, da dieser tatsächlich gar nicht so alt, wie bislang angenommen, sein kann, weil er das Jahr mit der Jungfrau beginnen lässt, was mit dem alexandrinischen Kalender übereinstimmt. Eine Untersuchung der Kartuschen des Monuments zeigt zudem, dass auch Herrscher des 2. Jh. u. Z. erwähnt sind und die Quelle ungefähr zeitgleich mit der des Chnumtempels von Esna ist und somit in die römische Zeit fällt. 161 Bis auf den Mittelteil, der auf Tafel 74 im Tafelband (E IX, Pl. LXXIV) unter der Darstellung des zentralen Frieses wiedergegeben wurde. 162 Monuments de l’Égypte, Berlin 1857, Tfn VIII-X.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

der Jenseitsführer. In einer Inschrift wird er dagegen im Nutbuch, in einem Text, der sich im Kenotaph von Abydos dem Nutbild anschließt, abgehandelt. Diese älteren Quellen haben zudem Sterne und Sternkonstellationen sowie Planeten vom Lauf der Sonne am Tage und in der Nacht getrennt. Sie gehören ganz anderen Themenkreisen an. Während der Sonnenlauf – und zwar sowohl der des Tages als auch der der Nacht – zum Bereich der Unterweltsbücher gehört, sind solche Decken, die Dekane und nördliche und südliche Konstellation zeigen, nicht Bestandteil davon, sondern stehen für sich. Eine gewisse Ausnahme bildet lediglich der ägyptische Tierkreis. Dort werden die bekannten Planeten sowie Sonne und Mond entweder nach der damaligen Häuserlehre der Astrologie oder in ihren Exaltationen stehend gezeigt und tauchen als Bestandteil der Planeten zwischen den Tierkreiszeichen auf. 4.1.1.4 Theologische versus geographische Ausrichtung Wie im Eingang dieses Kapitels schon dargestellt, wurde jeder Tempel im alten Ägypten nach bestimmten Kriterien ausgerichtet. Einfluss auf diese Ausrichtung kann die generelle geographische Lage, das Gelände, auf dem ein Tempel gebaut wurde und vielleicht auch die Entfernung zum Nil nehmen.

(Abb. 31, Plan der Region mit dem heutigen Verlauf des Nils nach Google Maps 2019; Tempelplan nach: ZIGNANI, Temple d’Hathor à Dendara, Étude architecturale I, 32)

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Grundsätzlich ist ja jeder Tempel unabhängig von seiner tatsächlichen geographischen Ausrichtung entlang der Achse in eine nördliche und südliche Hälfte aufzuteilen, wobei die nördliche Hälfte Unterägypten und die südliche Hälfte Oberägypten zugeordnet wird. Dabei entsprechen solche Tempel, die ostwestlich ausgerichtet sind, dieser Verteilung automatisch, während solche, die ihre Achse in nordsüdlicher Richtung haben, sie entsprechend anpassen müssen. Bei Tempeln, die näher am Nil liegen, gibt dieser die Richtung automatisch vor, aber auch bei solchen Tempeln, die nicht direkt am Fluss liegen, kann das der Fall sein. Bei anderen Tempeln gibt es auffallende Diskrepanzen zwischen der Orientierung des Gebäudes und der Orientierung der Texte und der Dekoration. Für Dendara, was sicherlich eines der Beispiele ist, in denen solche Auffälligkeiten zu beobachten sind, wurde dieses Prinzip von CAUVILLE in mehreren Artikeln herausgearbeitet163. Dabei ist generell für die Lage Dendaras zu beachten (vgl. Abb. 31), dass die theologische Ausrichtung des Tempels auf den Nil bezogen ist. Der Abschnitt des Flusses, an dem die Tempelanlage liegt, macht in dieser Region eine Schlaufe und fließt von Osten nach Westen und nicht von Süden nach Norden. Daher entspricht dem theologischen Norden tatsächlich der Westen und dem theologischen Süden der Osten, d. h. alle Himmelsrichtungen sind um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht (Abb. 32).

(Abb. 32, genordeter Plan nach CAUVILLE, in: BIFAO 83, 1983, 53)

Was jedoch in den theologischen Aussagen von Bedeutung ist, wird in den astronomischen Darstellungen nicht automatisch widergespiegelt. Hier gelten die tatsächlichen Himmelsrichtungen und zwar sowohl beim runden Tierkreis als auch bei den Deckendarstellungen im Pronaos. Dort, wo Nutdarstellungen vorhanden sind (Osiriskammern und Wabet), lassen sich 163 Vgl. CAUVILLE, in: BIFAO 83, 1983, 53–54 und CAUVILLE et al., in: BIFAO 93, 1993, 79–172, besonders 157 (generell) –158 (mit einem Hinweis, dass die astronomischen Decken in die tatsächlichen Himmelsrichtungen ausgerichtet sind) und PREYS, in 7. Tempeltagung.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

die Himmelrichtungen anhand der Figur der Göttin erkennen, da sie von Rumpf bis Kopf von Osten nach Westen ausgerichtet ist, wobei ihr Körper entlang der Südwand verläuft. Eine Ausnahme bildet hier lediglich der Pronaos, da die beiden Nutdarstellungen mit dem Kopf im Süden und den Füßen im Norden liegen und jeweils mit ihrem Körper entlang der Ost- bzw. Westwand verlaufen. In diesem Fall handelt es sich um idealisierte Himmelsrichtungen, d. h. sie sind innerhalb ihres Bildes stimmig, geben aber, anders als die vier Winde, nicht die realen Himmelsrichtungen an. Kom Ombo: Der Tempel von Kom Ombo liegt auf dem östlichen Nilufer (vgl. Abb. 33). Heutzutage verläuft er nahezu parallel zum Nil, der an dieser Stelle eine kleine Schlaufe macht. GUTBUB164 ging davon aus, dass er, mit der heutigen Situation durchaus vergleichbar, ursprünglich mit dem Eingang auf den Nil, und damit idealerweise von Westen nach Osten ausgerichtet war.

(Abb. 33: Plan der Region mit dem heutigen Verlauf des Nils nach Google Maps 2019)

Tatsächlich liegt er genau zwischen den geographischen Himmelsrichtungen mit den beiden Sanktuaren im Nordosten und dem Eingang im Südwesten165. Um die von GUTBUB postulierte exakte Ausrichtung zu erreichen, müsste der Grundriss eigentlich um ca. 45° im Uhrzeigersinn gedreht werden (vgl. Abb. 33). 164 GUTBUB, in: LÄ III, 679–680, vgl. auch unten Abb. 3. 165 GUTBUB, in: LÄ III, 679. Vgl. Abb. 21 mit einer Übersicht zum heutigen Verlauf des Nils in der Region und

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Im Tempel selbst ist die rechte Hälfte166 im Norden und dem Haroeris zugeordnet, während die linke, dem Sobek zugewiesene Seite im Süden liegt (vgl. Abb. 34). Je nach gewünschter Aussage können die Himmelsrichtungen also auch leicht angepasst werden.

(Abb. 34: Plan nach PM VI, 178 und 180; Grundriss des Mammisis nach KO I, Übersichtsplan vor Seite 1 und ein ergänzter Plan des Mammisis, 28–30)

Ein weiterer Fall, in dem die theologische Ausrichtung von der geographischen zwar nicht unbedingt abweicht, bei dem es sich jedoch wegen der Insellage sicherlich um einen Sonderfall handelt, ist der Tempel der Isis auf Philä (vgl. hierzu Abb. 35). Zur Erinnerung: Der Haupttempel wurde zusammen mit dem Mammisi mit einer Verschiebung nach Osten, von Süden nach Norden, mit dem Eingang im Süden, errichtet. Weitere Tempel und Kapellen des Areals sind ostwestlich orientiert. Das könnte der Grund für die Unregelmäßigkeit in der Deckendekoration des Pronaos sein, bei dem das Bild der Nut mit dem Rücken nach Norden und den Füßen und Händen nach Süden gerichtet ist, was der allgemeinen Regel widerspricht (vgl. Tf. VIII). Die Verteilung der Tableaus des Stundenrituals, die sich in den Deckenabschnitten nach Westen hin anschließen, entspricht dagegen der zu erwartenden Verteilung mit den ersten Stunden im Osten und den letzten im Westen (vgl. Tf. VIII). Jedoch sind die Tableaus mit den Stundenwachen, die sich an den Soffitten und den Seiten der Architrave befinden, so verteilt, dass die Stunden des Tages auf der Westhälfte und die der Nacht auf der Osthälfte angebracht sind (vgl. Tf. VIII–IX)167. Diese zunächst widersprüchlich erscheinende Verteilung ist jedoch tatsächlich nach der Beleglage in Edfu und Dendara eher die Regel und ist keine Ausnahme. So sind die Tagesstunden in Edfu in der 2. Sokarkammer (Raum H, im Nordwesten des Tempels gelegen) im nördlichen und westlichen der genauen Lage des Tempels (im Ausschnitt). 166 Von der Wohnstätte des Gottes aus, was das Sanktuar wäre, gesehen. 167 So auch PRIES, Stundenwachen, 34.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Fries dargestellt168, während sich die Stunden der Nacht auf der Ost- und Südwand befinden169.

(Abb. 35: Plan nach Google Maps 2020 und Junker, Abaton, 48; Plan des Isistempels nach AEgArOn, 277-GP-A)

In Dendara sind die Szenen zu den Stundenwachen größtenteils in der 2. östlichen Osiriskammer und nur die 10. – 12. Nachtstunde und die 12. Tagesstunde noch in der 1. Kammer zu finden. Hier ist die Verteilung der Szenen zu den Tages- und Nachtstunden nicht ganz so strikt wie in Edfu, jedoch zeigt sich eine klare Präferenz der Tagesstunden zur Nord- und Westwand und der Nachtstunden zur Ost- und Südwand170. Daran ändert auch die theologische Verschiebung aufgrund der besonderen Lage Dendaras nicht allzu viel, da sich dabei nur

168 E X, 25c (oben), vgl. auch PRIES, Stundenwachen 2, Tafel 1 auf S. 124. 169 E X, 25c (unten) und PRIES, Stundenwachen 2, Tafel 2 auf S. 125. 170 Vgl. die Bildunterschriften bei PRIES, Stundenwachen 2, Tafeln 3–27 auf S. 125–132.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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eine Himmelsrichtung ändert. Die Südostseite für die Nachtstunden würden sich nach Südwest und die Nordwestseite für die Tagesstunden nach Nordost verschieben. Im Vergleich zu den Tempeln in Philä und Edfu scheint sich hier stattdessen ein unerwartetes Ergebnis zu bestätigen: Im Rahmen der Osiriswachen sind die Tagesstunden auf der Nordwesthälfte und die Nachtstunden auf der Südosthälfte verortet. Womit die Verteilung der Tableaus in Philä also der Regel entspricht171. Diese Verteilung könnte damit begründet werden, dass in diesen Fällen die Nordsüdachse betont wird, bei der der Süden dem Osiris und der Norden dem Re zugewiesen ist. Ebenfalls ein Sonderfall, der in diese Kategorie fällt, ist die Verteilung der Winde auf Särgen, wo Nord- und Südwind und Ost- und Westwind auf einer Seite gepaart sein können. Das ist z. B. bei dem Sarg des Soter (BM EA 6705)172 oder auch der Stiersarkophag JE 86718173 der Fall, wo am Kopfende im 4. Register der Nord- und der Südwind nebeneinandergesetzt sind und dabei kongruent zu den Inschriftenzeilen laufen, die ebenfalls Nord- und Südwind nebeneinander auf die Ost- und Westhälfte setzen. Darin läuft der Text parallel zu dem des Sarkophags JE 86717, die Darstellungen jenes Sarkophags benutzen jedoch „reale“ Himmelsrichtungen. Dasselbe gilt für die Textzeilen, die sich auf die theriomorphen Winde auf dem Deckeln JE 86721 und JE 86722 im 2. und 11. Register beziehen. Dort sind ebenfalls Nordund Südwind (2. Register) und Ost- und Westwind (11. Register) parallel genannt, was auch in diesem Fall nicht mit den Darstellungen übereinstimmt. Diese spezielle Gruppierung geht vermutlich auf bestimmte frühe Quellen der Pyramidentexte zurück, in denen ebenfalls Ost- und Westwind sowie Süd- und Nordwind gepaart sind174, während andere frühere Quellen175 die vier Winde jedoch auch in einer anderen Reihenfolge aufzählen. Ebenfalls in diese Kategorie gehört die Ausrichtung der Königsgräber mit den astronomischen Decken, die für diese Gräber bezeugt sind. Hier diktiert jedoch der vorhandene Platz die Ausrichtung der Anlage, wobei jedoch die Himmelsdarstellungen selbst ganz pragmatisch in die logische Richtung gesetzt werden176. Dieser zuletzt genannte Aspekt, aber auch die Orientierung von Särgen soll in den folgenden Kapiteln noch eingehender besprochen werden.

171 Das widerspricht den Aussagen von PRIES, Stundenwachen, 30, wo er jedoch in Fig. 1 (Grundriss der östlichen Osiriskammern) die Richtungen Osten und Westen vertauscht hat. Die Verteilung in Philä widerspricht also nicht der von Dendara, wie er in Anm. 141 auf S. 34 ausführt. 172 Vgl. die Abbildungen und Ausführungen hier auf den Seiten 131–133 (Kapitel 4.2.1.2 zu den vier Winden). 173 Vgl. die Abbildungen und Ausführungen auf S. 141–143 (Kapitel 4.2.1.2 zu den vier Winden). 174 Vgl. Pyr. 554 (= Spruch 340). 175 Vgl. CT II, 389 (= Spruch 162) und CT III, 288–289b (= Spruch 228), sowie Tb 70. 176 Vgl. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 500, Anm. 2042 und 2043.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

4.1.2 Die Orientierung von astronomischen Decken in Gräbern Für die Königsgräber des Neuen Reichs ist bekannt, dass sie ihre Ausrichtung vorwiegend an die Örtlichkeit anpassen, in die sie eingetieft sind. So bedingen die Gesteinsqualität, die Felskonturen und besonders für die späten Ramessiden auch das Platzangebot die Lage des Grabes177, sodass die Gräber im Tal der Könige fast jede Himmelsrichtung abdecken. Entscheidend ist hier die innere Logik der Himmelsdarstellungen, bei denen die Figur der Nut die Ostwestachse bestimmt, während die Position der südlichen und nördlichen Konstellation die Nordsüdachse angibt. Eines der früheren Privatgräber der Zeit nach dem Neuen Reich, das eine astronomische Decke zeigt, ist das Grab des Karakhamun ( ) in Theben178. Hier wurde in der Grabkammer ein Bild der Nut en face an der Decke angebracht, das von einem Rahmen eingefasst ist, an dessen äußeren Rändern zur Wand hin kleine Sterne aufgemalt wurden. Die Ausrichtung der Sterne scheint absichtlich arbiträr gehalten zu sein, sie sind gelb, mit einem kleinen roten Punkt in der Mitte, was ja auch der üblichen Darstellung der Sterne an Denkmälern der darauffolgenden Epochen entspricht. Der Hintergrund der Decke ist in einem eher hellen Blau gehalten, während Figuren und Hieroglyphen in Gelb aufgemalt sind. Die Haare der Nut sowie die Innenlinien der gelben Figuren sind schwarz. Arme und Beine der unbekleideten und ganz in Gelb gehaltenen Himmelsgöttin sind nach oben und unten ausgestreckt, ihr langes schwarzes Haar fällt zwischen den Armen bis an die Handgelenke herab. Unter ihrem Kinn und auf ihrem Schoß ist eine rote Sonnenscheibe aufgemalt. Die Brüste der Göttin stehen seitlich ab, wie das auch bei Särgen aus der Region in dieser Zeit häufig zu sehen ist179. Die Grabkammer, in dem das Bild der Nut die gesamte Decke einnimmt, ist ostwestlich orientiert und die Himmelsgöttin ist danach entsprechend mit dem Kopf im Westen und den Füßen im Osten aufgemalt worden. Auf ihrer linken Seite findet sich die nördliche und auf ihrer rechten Seite die südliche Konstellation, was entsprechend der Erwartung auch mit diesen Himmelsrichtungen kongruiert. Die Konstellationen gehören der Senmut-Familie an180. Die Darstellung der Nut und der Gestirne entspricht hier dem, was sich auf der Innenseite von Sargdeckeln wiederfindet, wo die Göttin Nut, gerne auch in Begleitung der Tages- und Nachtstunden am Rande der Deckel, etwa seit der 25. Dynastie und in der Spätzeit auch unter Einbeziehung anderer Gestirne, wiedergegeben wird. Etwas später ist in Matariya im Gebiet des heutigen Kairo in einem Gräberfeld der 26. Dynastie das Grab des Panehesi entstanden. Der Grabinhaber Panehesi ( ) wurde wohl während der Regierungszeit von Psammetich II. (Nfr-ib-Ro, 595–589 v. u. Z.) 177 Vgl. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 500, Anm. 2042 und 2043 mit Verweis auf ABITZ, Dekoration, 26–28 und HORNUNG, Tal der Könige, 21. 178 TT 223, MOLINERO-POLO, Karakhamun (TT 223) and Karabasken (TT 391), 201–238. 179 Vgl. die folgende Auswahl: Sarg Heidelberg Inv.-Nr. 1015: Ausstellungskatalog Vom Nil zum Neckar, 123 (Photo, 25. Dynastie, Theben); Sarg Turin, Inv.-Nr. 2220: Katalog Turin Das Alte Ägypten, Die religiösen Vorstellungen, 219 (Strichzeichnung, 25. Dynastie, Theben); Sarg Brüssel, Inv. E.5889a–c: Ausstellungskatalog Sarcophages sous les étoiles de Nout, 126 (Photo, Ende der 25. Dynastie, vermutlich Theben); Sarg New York, MMA, Inv.-Nr. (Old Cat.) 22a, b (26. Dynastie, Theben); Sarg Milano E 0.9.40147: GRAEFE, in: ZÄS 145, 2018, 122 (Photo, 25.–26. Dynastie, Theben) und MIATELLO, ENiM 11, 2018, 41-133. 180 MOLINERO-POLO, Karakhamun (TT 223) and Karabasken (TT 391), zur Dekan-Familie 206–207 und 209– 223, sowie 223–229 zur nördlichen Konstellation.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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geboren. Bei seinem Begräbnis handelt es sich um ein Schachtgrab mit einer Kammer, die eine gewölbte Decke hat und in der Längsachse ostwestlich ausgerichtet ist. Nut ist in der Mitte der Decke mit dem Kopf im Westen und den Beinen im Osten graviert. Nach der Beschreibung EL-SAWIs und GOMAAs ist der Hintergrund der Decke in Hellblau gehalten und mit schwach erkennbaren hellen Sternen überzogen181. Die Hautfarbe der Göttin ist nicht gelb, sondern beige-rosa, also in der Farbe heller Haut. Sie trägt eine schwarze dreigeteilte Perücke, deren vordere Strähnen eingerollt auf der Brust enden, wobei die Brüste seitlich abstehen. Zwischen den Haarlocken ist noch ein breiter Halskragen erkennbar. Ihre Arme hängen seitlich leicht abstehend herab. Es ist anzunehmen, dass sie mit einem roten Trägerkleid bekleidet ist, das ein schwach erkennbares Rautenmuster aufweist. Ihre Füße stehen mit den Fersen auf einem Schenring und legen sich mit dem Vorderfuß seitlich um den oberen Teil des Ringes an. Über dem Kopf ist der Name der Göttin ( ) geschrieben. Der Text darunter, der mehr als die Hälfte der Decke einnimmt, ist ein Nut-Spruch aus den Pyramidentexten Pyr. 638a-b und Pyr. 1607a-b mit Parallelen zu Tb 178, wobei der Text leichte Varianten aufweist182. An den Wänden unterhalb der Deckenwölbung schließt sich auf allen Seiten ein einheitliches Dekorationsmuster an. Im oberen Bereich gibt es ein Bildfeld, an das sich nach unten Textkolumnen anschließen. Bei den Texten handelt es sich um Zitate aus Totentexten, vornehmlich des Totenbuchs und entsprechenden Vorläufertexten der Sarg- und Pyramidentexte. Die Bildfelder zeigen auf der Ost- und Westwand je eine Sonnenbarke, wobei auf der Westwand die Nachtbarke und auf der Ostwand die Tagesbarke des Sonnengottes zu sehen ist183. An den Längswänden sind 12 Kobras und 12 Nachtstunden in aufgereiht184. Beide Reihen sind dem Amduat entnommen und jeweils mit entsprechenden Auszügen der Texte zum Amduat gekennzeichnet. Auf der Nordwand sind das zwölf Kobras auf Stoffzeichen ( ) mit ihrem jeweiligen Namen und auf der Südwand sind es zwölf Frauen, die einen Stern auf dem Kopf tragen. Über den Vignetten steht jeweils eine waagerechte Inschriftenzeile mit Textauszügen des Amduat. Auf der Nordwand ist es eine Passage aus dem unteren Register der 9. Stunde185 und auf der Südwand eine des unteren Registers der 7. Stunde186. Der Text der Nordwand ruft die Kobras an187: Dd mdw i nTrw ipn st.w n Worte zu rezitieren: O, diese Götter, die Feuer sprühen für Wsir Xnty dw#t m nsrt Osiris, den Vorsteher der Unterwelt, durch die Flamme, imyw r#w=sn […] welche auf ihren Mäulern ist […]. sw#=Tn kkw Hr=f Möget ihr die Dunkelheit vorübergehen lassen an ihm nsrt=Tn m Xftyw=f und eure Flammen auf seinen Feinden sein. Xsf=Tn r#w r st=f mi Möget ihr die Schlangen von seinem Platz abwehren, wie ihr 181 EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 124. S. auch GESTERMANN, Überlieferung altägyptischer Totenliteratur, 31–36, speziell zur Decke, S. 31. 182 Zur Identifikation der Texte, vgl. EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 124. 183 Vgl. EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 9 (Tagesbarke) und 20 (Nachtbarke). 184 EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 41 (Nordwand) und 74 (Südwand). 185 Der Text steht oberhalb der Uräen: EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 43. Die Namen der Uräen finden sich auf S. 41. 186 Text nach EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 43. 187 Der Text steht oberhalb der Uräen: EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 43. Die Namen sind auf S. 41 vermerkt. Eine überarbeitete Fassung dieses Textes findet sich bei HORNUNG, Texte zum Amduat III, 681 (Anfang) und 683–684. Die Namen der Uräen sind auf den Seiten 686–689 aufgelistet. Der Schlusssatz ist nicht Bestandteil des Textes zum Amduat.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

ir=Tn n nTr pw o# es getan habt für diesen Gott, den Großen und Herrn der Unnb dw#t. terwelt. Die entsprechenden Darstellungen stammen natürlich ebenso wie der Text aus dem Amduat188, wobei der Text kleinere Varianten zeigt und nicht vollständig der alten Vorlage folgt. Eindeutig als Zusatz ist der Abschluss zu werten, der die Handlung der Schutzgötter von der göttlichen Ebene (Osiris, Vorsteher der Unterwelt) auf die Ebene des Verstorbenen Panehesi bringt, indem darum gebeten wird, dass sie ihre Handlungen für ihn ebenso ausgeführt wird, wie sie es für den Gott getan haben. Der Text der Südwand ruft die Göttinnen mit dem Stern auf dem Kopf an189: Dd mdw i nTrw ipn imyw Worte zu rezitieren: O, diese Götter, die in ihren Stunden wnwt=sn nD Ro oH#.w Hr sind, die Re schützen und die kämpfen für diejenigen, die imyw #Xt […] sich im Horizont befinden […]. mi ir=Tn n nTr pw o# Wie ihr es getan habt für diesen Gott, den Großen, der sich imy #Xt im Horizont befindet. Auch hier entsprechen die dargestellten Figuren der 12 Göttinnen denen des Amduat190. Ebenfalls liegt der Text auch hier in einer Variante vor und der nahezu identische Schlusssatz ist wiederum neu hinzugekommen. Eine Besonderheit liegt bei diesem Beleg insofern vor, als dass Panehesi anstelle der in dieser Zeit auf Särgen belegten 12 Tages- und Nachtstunden mit dem Amduat auf einen älteren Textkorpus zurückgreift und die Position der Stundengöttinnen der Nacht auf der nördlichen Hälfte mit den Kobras und die des Tages auf der südlichen Hälfte mit den 12 Stundengöttinnen des Amduat ersetzt hat. Zusammenfassend kann zum Dekorationsprogramm der Decke und der an diese anschließenden Seitenwände gesagt werden, dass Panehesi eher traditionelle Texte mit der neueren, zeitgenössischen en face-Wiedergabe der Himmelsgöttin Nut kombiniert und somit diesem Programm einen historisierenden Anstrich verleiht. Im Grab des Padiamenope ( ) im Asasif, Theben West (TT 33) aus der Zeit von der 25. – 26. Dynastie gibt es eine astronomische Dekoration an der gewölbten Decke der Sargkammer, die nach EIGNER von Norden nach Süden orientiert war191. Dabei zeigt die Wölbung, dass die Decke, ähnlich wie in den königlichen Sarkophag-Hallen, als Himmelsgewölbe gedacht war192. Nach der Zeichnung in EAT III, Tafeln 18–19 gab es zwischen den beiden Hälften ein Sternenband, aus zwei Reihen der üblichen fünfzackigen Sterne, die eine nicht eindeutige Ausrichtung aufweisen. Nach den Photos in EAT III (Tf. 22A) ist die Inschriftenzeile mit einer Anrufung an Padiamenope auf der südlichen Hälfte und auf der nördlichen Hälfte das Sternenband, bei dem die Sterne so aussehen, als seien sie eher mit dem einzelnen

188 Vgl. die Abbildung zur 9. Stunde des Amduat in Amduat I, Tafel zur 9. Stunde. 189 Text nach EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 76. Die Beischrift mit den Namen der Göttinnen findet sich auf S. 74. Die Neuedition des Textes zum Amduat gibt den ursprünglichen Text wieder, vgl. HORNUNG, Texte zum Amduat II, 572. Das Zitat ist liegt in einer Variante vor. Die Namen der Göttinnen sind auf den Seiten 575–577 aufgeführt. Der Schlusssatz ist nicht Bestandteil des Textes zum Amduat. 190 Vgl. die Abbildung zur 7. Stunde des Amduat in Amduat I, Tafel zur 7. Stunde. 191 EIGNER, Monumentale Grabbauten, 139. Das Grab des Padiamenope, das des Pabasa und das der Mutirdis sind Ausnahmen zu der in der Regel gegebenen Ausrichtung von Osten nach Westen. Vgl. auch EAT III, 40– 41 und Tfn 18–19. 192 EIGNER, Monumentale Grabbauten, 140.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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oberen Zacken nach Westen, mit den beiden unteren Zacken nach Osten und den beiden getrennten Zacken nach Norden und Süden ausgerichtet gewesen. Die Reihe der Dekane, bei denen es sich auch hier um die Senmut-Familie handelt, beginnt auf der Nordhälfte und endet auf der Südhälfte, während sich das Sternbild Stierschenkel (Mesechtiu, MsXtyw) mit dem Stierkopf im Süden und dem Fußteil im Norden befindet, wobei das Nilpferd rechts von Mesechtiu steht. Die astronomische Decke in der Sargkammer des Monthuemhat ( ; TT 34, 26. Dynastie) verwendet ebenfalls die Senmut-Dekanfamilie und verlief, anders als bei Padiamenope, von Osten nach Westen, abgesehen davon entspricht die Konzeption der Decke jedoch der bei Padiamenope. Hier findet sich, erwartungsgemäß, die nördliche Konstellation auf der Nordhälfte und die südliche auf der Südhälfte. Auch diese Decke ist wie bei Padiamenope gewölbt und wird durch ein Sternenband auf der nördlichen und eine Inschriftenzeile auf der südlichen Hälfte voneinander getrennt. Nach Auskunft der Zeichnung der Decke193 waren die Sterne von Süden nach Norden (Standfläche im Süden) ausgerichtet und setzen damit die Sterne in Relation zu den beiden Konstellationen. In den Ibiskatakomben von Tuna el-Gebel wurden einzelne Deckenabschnitte und Kammern mit astronomischen Szenen bemalt194. Bei diesen Anlagen handelt es sich zwar nicht um Gräber im eigentlichen Sinn, sie fallen jedoch als Sammelbestattungen für heilige Tiere durchaus unter diese Kategorie und sollen deswegen berücksichtigt werden. Inzwischen sind zu den in EAT III aufgeführten Decken Hermopolis A–D195 weitere hinzugekommen, die von Katrin SCHLÜTER summarisch aufgelistet wurden196. Nach ihrer Liste kommen noch weitere 19 mehr oder weniger gut erhaltene Decken zu den vier bisher bekannten hinzu, die sich jedoch nur grob von frühptolemäisch bis in die römische Zeit datieren lassen. Nach SCHLÜTER197 lassen sich in den Tierkatakomben von Hermopolis drei verschiedene Typen von astronomischen Decken unterscheiden. 1. Gruppe: Decken mit einer Inschriftenzeile und einem Sternenband als Trennlinie zwischen der südlichen und nördlichen Konstellation. Sie befinden sich alle östlich des Hauptgangs und sind, soweit anhand der Dekane in Listenform erkennbar, der Senmut-Familie zuzuweisen. Die Standlinien der Figuren und Hieroglyphen korrespondieren mit der Ausrichtung der Kammern, in denen sich die jeweilige astronomische Decke befindet198. 2. Gruppe: Decken mit einer Nut als Trennung zwischen der südlichen und nördlichen Konstellation. Bei diesen Decken gehören die Dekane immer der Tanis-Familie an, die zu beiden Seiten der nördlichen und südlichen Konstellation aufgeführt sind. Wie bei dieser Familie üblich findet sich im Streifen der südlichen Konstellation figürliche Elemente wie das Schaf, eine Barke, ein Oval, die Schildkröten und Orion und Sothis in ihren Barken. Auch 193 Vgl. GESTERMANN, TEOTINO und WAGNER, Monthemhet I, 1009–1036 und Tf. 66 und die Angaben und Abbildungen bei EAT III, 41–42 mit Tf. 20–21. 194 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 167–173 (allgemein zu astronomischen Darstellungen) und 173–187 zur Decke in C-B-2. 195 EAT III, 54–56 mit Tf. 26 (Hermopolis A), 56–58 mit Abb. 14 (Hermopolis B), 58 mit Tf. 27 (Hermopolis C) und 59 (Hermopolis D). 196 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 188–189, im Detail 190–214 und Auswertung ab 215–230. 197 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 215. 198 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 215–216.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

hier richtet sich die Ausrichtung des Deckenbildes nach der der Kultnische, die z. T. fordert, dass die Nutfigur in die „falsche“ Richtung gedreht erscheint199. Die nördliche und südliche Konstellation kann an die Seiten der Nut gebunden sein, sodass sich z. B. der Südhimmel immer auf ihrer linken Seite befindet mit der Bewegungsrichtung von den Füßen der Göttin zu ihrem Kopf hin, was der logischen Ostwestrichtung entspricht. Damit liegt der Südhimmel jedoch auf der Westhälfte und die Sonnenbarken sind entsprechend – in Bezug auf die tatsächlichen Himmelsrichtungen – vertauscht. Dabei wird die Fokussierung auf Nut durch die auf sie gerichteten Sterne der Sternenbänder betont200. 3. Gruppe: Decken, die nur Sterne und Geier ohne sonstige Elemente zeigen. Sie finden sich in der Regel nur in kleineren Ibis-Nischen, wobei das einzige Element, das einen Himmelsbezug aufweist, der fünfzackige Stern ist, der, auch hier, der Ostwestrichtung folgt201. Ebenfalls in diese Kategorie gehören Dekorationen der Deckel von Paviankisten, die Nutsprüche und aufgemalte schwarze Sterne dazwischen haben können202. In der Galerie C-A der Ibiskatakomben findet sich die Kammer C-A-31 nach der Einteilung von SCHLÜTER. Die Kammer ist unter dem Namen Nutkapelle bekannt und wurde nach der jetzt gültigen korrigierten Datierung203 während der Regierung Ptolemaios II. (304–283 v. u. Z.) dekoriert. Sie ist in EAT III mit Hermopolis A bezeichnet worden204 und gehört der 2. Gruppe von Himmelsdarstellungen an, die für die Tierkatakomben beschrieben werden können. Die Galerie verläuft von Westen nach Osten. Die Mitte des Bildes nimmt die Himmelsgöttin Nut ein, deren Körper die Ostwestachse angibt. Zu ihrer rechten sind die südliche Konstellation sowie drei der fünf Planeten (Jupiter, Saturn und Venus) und zu ihrer linken die nördliche Konstellation mit den begleitenden Gottheiten wiedergegeben. Von diesem Mittelfeld durch ein Sternenband, das an den vier Ecken (davon sind jedoch nur zwei erhalten) von einer großen runden Scheibe getrennt wird, finden sich Dekane der Tanis-Familie, die zu je 18 auf beide Seiten aufgeteilt wurden. Hermopolis B nach EAT III findet sich in einer Kammer der Galerie C-C-2, datiert in die Zeit Ptolemaios I.205 Die Decke ist nur fragmentarisch erhalten. Bei den Dekanen lässt sich anhand der Orion-Dekane die Senmut-Gruppe identifizieren. Die nördliche und südliche Konstellation ist durch ein Sternenband und eine im Westen beginnende Inschriftenzeile voneinander getrennt206. Die Decke Hermopolis C nach EAT III ist im Gang C-A zu finden, ist als Kammer C-A28 vermerkt207 und befindet sich gegenüber von C-A-31 (= Hermopolis A). Die Kammer wurde unter Ptolemaios I. gefertigt. Das ebenfalls nicht gut erhaltene Deckenbild zeigte möglicherweise kein Sternenband mit Inschriftenzeile, auch wenn sich die Dekane der SenmutTradition zuordnen lassen. Denn aufgrund eines neueren Fragmentes wird hier ein Nutbild

199 200 201 202 203 204

SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 217–218. SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 219 mit Anm. 779 und 780. SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 219. SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 219–220. SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 174. SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 174–187, 188 und 198–200, Hermopolis A in EAT III, 54–56 mit Tf. 26. 205 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 205–206 und EAT III, 56–58 mit Abb. 14. 206 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 206. 207 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 196–198. EAT III, 58 mit Tf. 27.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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gewesen sein, auch wenn nach SCHLÜTER208 aufgrund der Lage der Kammer östlich des Gangs ein Sternenband mit einer Inschriftenzeile wahrscheinlicher gewesen sein sollte. Jedoch spricht dagegen, dass die Dekane ausgegliedert waren, also entlang der Seiten aufgelistet wurden, was für die Bilder mit Nutdarstellung typisch ist. Das nach EAT III unter dem Namen Hermopolis D bekannt gewordene Himmelsbild wurde ebenfalls unter Ptolemaios II. angefertigt, gehört der ersten Gruppe der Darstellungen an und befindet sich in der Galerie C-B-2209, zeigt also keine Nut, sondern eine Sternenreihe mit einer Inschrift. Zusammenfassend kann für die Tierkatakomben von Hermopolis gesagt werden, dass solche Deckenbilder, die gesichert mit Inschriftenzeile und Sternenband versehen sind, immer der Senmut-Tradition angehören, wogegen solche mit einer Darstellung der Nut in gesicherten Kontexten immer der Tanisfamilie angehören. In einigen wenigen Fällen, die nicht ganz sicher sind, könnte es jedoch auch zu Ausnahmen der Regel kommen210. Auch kann festgehalten werden, dass sich die Ausrichtung der Decken vorwiegend nach der Sichtweise der Besucher gerichtet hat und nicht nach der „logischen“ Sicht des bestatteten Tieres in der jeweiligen Kultnische211. Grundsätzlich können anhand der verwendeten Dekanfamilie zwei verschiedene Typen von astronomischen Decken unterschieden werden. Die eine Gruppe verwendet eine Inschriftenzeile und ein Sternenband als Trennlinie zwischen der nördlichen und südlichen Konstellation der Senmut-Familie. Eine zweite Gruppe zeigt ein Nutbild in der Mitte zwischen den beiden Konstellationen, wobei Dekane der Tanisfamilie entlang der Seiten aufgereiht sind. Eine zeitliche Abfolge der Darstellungstypen kann nicht festgestellt werden, wohl aber eine nach der Lage der jeweiligen Kultnische, die Kammern östlich des Haupteingangs zeigen keine Nut212. Allen Darstellungen ist gemein, dass die Sterne nach der Ostwestachse ausgerichtet sind, d. h. der einzelne Zacken weist nach Westen. Im Grab des Siamun ( ), was sich im Friedhof von Gebel el-Mota in der Oase Siwa213 befindet, gibt es ein Nutbild an der Decke im vorderen Teil des Grabes, während der hintere alternierend und in zwei Reihen aufgeteilt mit Schutzgeiern und Falken bedeckt ist214. Die Datierung des Grabes lässt sich nicht absolut bestimmen, jedoch ist nach KUHLMANN zu vermuten, dass es nach Stil und dem, was über Siamun bekannt ist, in die Zeit um 300 v. u. Z., nach LEMBKE jedoch wahrscheinlicher in der frühen Kaiserzeit angelegt wurde und damit im 1. Jahrhundert u. Z.215. 208 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 197. 209 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 174–187, das Schema auf S. 175, Abb. 12, 188, 204 und Tfn 54–55. EAT III, 59. 210 Vgl. die Tabellen bei SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 215 und 217. 211 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 217–218. 212 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 187. 213 KUHLMANN, Ammoniaca I, 13 und 83 und LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 17. 214 LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, Tfn 10–14. 215 KUHLMANN, Ammoniaca I, 84–85 und LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 17 und 56. Vergleichbare Grabtypen gab es schon ab der 26. Dynastie in der Oase Bahriya (LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 42–43). Die Architektur mit den in die Seitenwände eingelassenen Loculi, bei denen es sich um Bestattungsnischen handelt, die meist sekundär in die Wände einer Grabanlage eingelassen wurden, galten als sehr charakteristisch für Gräber des hellenistischen Alexandrias. Vergleichbare Nischen gab es jedoch auch schon früher im Bereich des Tierkults (LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 43) und, wie

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Das Grab selbst besteht aus nur einem langgestreckten Raum216 von nahezu 10 Metern Länge und einer Breite von 2,60 Metern. Die Hauptbestattung war wohl ursprünglich in einer erhöht gelegenen Kammer oder Nische an der südlichen Schmalseite gegenüber des im Norden gelegenen Eingangs untergebracht. In die östlich und westlich gelegenen Längsseiten sind weitere Nischen eingelassen, die weitere Bestattungen, die als Loculi bezeichnet werden, beherbergt haben217. Wände und Decke sind polychrom bemalt. Wie oben schon gesagt, befindet sich die Nut im vorderen Teil der Grabdecke. Die Göttin ist nackt, en face und mit nach oben und unten ausgestreckten Armen und Beinen wiedergegeben. Die schwarzen Haare schließen gerade auf den Schultern ab. Der Hintergrund ist türkisfarben. Direkt unterhalb des Schamdreiecks befindet sich eine kleine Flügelsonne, der Bereich zwischen Mund und Hals ist zerstört. Unter ihren Füßen ist der Westhorizont in Form einer hochgezogenen „Berghieroglyphe“ (in etwa so: ) mit mehreren Reihen von Punkten, in waagerecht verlaufenden Linien, wiedergegeben. In ihren Händen soll sie den Himmel mit einer Sternenreihe gehalten haben, was auf dem Photo auf Tf. 10 jedoch nicht zu erkennen ist, da dieser Bereich zerstört ist und nur einige wenige, kaum zu erkennende, Fragmente erhalten geblieben sind. Entlang ihres Körpers gibt es je zwei Reihen fünfstrahliger Sterne mit einem Kreis in der Mitte, deren Ausrichtung eher uneindeutig ist. Daran schließen sich auf beiden Hälften je drei Barken an, deren Standlinie auf der östlichen und westlichen Seite nach außen je auf einem schmalen Rechteck mit Wasserlinien liegt. In den Barken sind zwei bis vier Figuren um eine in der Mitte befindliche Sonnenscheibe bzw. einen geflügelten Skarabäus auf einem Djed-Pfeiler (?), gruppiert. Die zentralen Figuren blicken in Richtung auf den Kopf der Nut, also nach Westen, die Barken fahren von Osten nach Westen. Erhalten sind von den ursprünglich sechs Barken nur noch drei und mehr oder weniger große Teile von zwei weiteren Barken. Die Barken, die links der Nut sind und sich auf der Ostseite befinden, zeigen von oben nach unten: (1) Den Rest einer Figur in einem Schrein, hinter ihm steht ein falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe am Steuerruder218. Darunter (2) ein hockender Gott mit Sonnenscheibe und Uräus auf dem Kopf und Anch-Zeichen auf dem Knie in einer roten Scheibe, der vor ihm stehend von einem ibisköpfigen Gott gepriesen wird. Hinter der Scheibe steht wieder ein falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe am Steuerruder der Barke. (3) Die letzte Barke der Westhälfte zeigt möglicherweise einen Djed-Pfeiler, über dem ein geflügelter Skarabäus schwebt. Der Djed-Pfeiler besteht aus mehreren Teilen, die wie stilisierte Wirbelknochen aussehen, die aufeinandergesetzt sind und farblich von hell nach dunkel wechseln. Den Abschluss oben schon erwähnt, in Gräbern der Oase Bahriya. Dagegen sind die unregelmäßig in die Wände eingelassenen Grabnischen ein typisches Merkmal der griechisch-römischen Zeit, weswegen LEMBKE argumentiert, dass das Grab nicht vor dem 2. oder 1. Jahrhundert v. u. Z. entstanden sein sollte (LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 45 und 87), wahrscheinlich jedoch aufgrund der Textauswahl, Dekoration und Paläographie, eher in die frühe Kaiserzeit und damit ins 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung (LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 59–60 und 88). 216 LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 20. 217 LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 20–21 mit dem Plan Abb. 1 auf S. 21 und Abb. 2 auf S. 22. 218 LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 38, Kommentar zum 1. Boot mit Anm. 84 (Photo Tf. 11,1). Wie VON LIEVEN in Anm. 84 richtig angemerkt, handelt es sich bei dem Gott im Schrein, dessen Kopf nicht erhalten ist, sicherlich nicht um eine Form des Osiris. Der Verweis auf D X, 239, 5–6 mit Tf. 109 passt an dieser Stelle nicht. Der zitierte Text mit den Mondnamen (D X, 239, 5–6), bezieht sich auf eine Barke, die als Mandjetbarke bezeichnet wird und die wiederum einer Barke mit einem widderköpfigen Gott folgt. Bei dem Gott, dessen Kopf nicht mehr erhalten ist, handelt es sich vermutlich eher um die nächtliche Form des Sonnengottes, die widderköpfig gewesen sein könnte.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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oben bildet ein länglich ovales, rotes Objekt. Rechts und links des Pfeilers stehen Isis (rotes Gewand) und Nephthys (grünes Kleid), die mit je einer Hand den fliegenden Skarabäus stützen, während der zweite Arm entlang des Rückens herunterhängt. Links hinter Nephthys steht Thoth, der eine Hand preisend hochhält und auf der rechten Seite steht hinter Isis wieder ein falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe auf dem Kopf am Steuerruder. Die einzige Barke, die auf der westlichen Hälfte erhalten ist, ist die letzte neben den Beinen der Nut. Sie zeigt den Rest einer Strahlensonne mit einem Kind in der Sonnenscheibe. Die Scheibe wird links von einer froschköpfigen und rechts von einer schlangenköpfigen Göttin ebenfalls mit je einer Hand hochgehalten, wobei es sich bei den beiden Göttinnen vielleicht um Heket und Renenutet handeln könnte219. Auf dem zerstörten Heck der Barke sind noch zwei kleine, stehende Paviane zu erkennen die die Arme preisend erhoben haben, die in die Sonnenaufgangsthematik einzuordnen sind. Die Orientierung der Nut, die direkt hinter dem Eingangsbereich an die Decke gemalt wurde, entspricht in mehrfacher Hinsicht nicht dem, was zu erwarten wäre. Anders als bei vergleichbaren Sargdekorationen zeigt ihr Kopf nicht nach Süden, sondern nach Norden zum Eingang des Grabes hin. Auch die Besatzung der noch erhaltenen vier Barken rechts und links von ihrem Körper widerspricht den üblichen Gewohnheiten. So zeigt die einzig erhaltene Barke der Westhälfte eine Sonnenaufgangsszene mit einem Kind in einer Sonnenscheibe, was als Ikone eher in die 1. Tagesstunde gehört, wogegen der Schlangen- bzw. Froschkopf der geburtshelfenden Heket und Renenutet eher an die nächtliche Ikone der Achtheit, die typischerweise in Jenseitskontexten frosch- und schlangenköpfig wiedergegeben sind, erinnert220. Die Figuren der Osthälfte mit dem geflügelten Skarabäus auf einem Djed-Pfeiler, der mumiengestaltige hockende Gott mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf und die stehende Figur in einem Schrein gehören dagegen thematisch eher zur Westhälfte. Hier könnte eine Rolle spielen, dass der Norden gerne mit dem Westen gleichgesetzt wird und der Süden mit dem Osten, sodass die Himmelsgöttin mit ihrer ideellen Ausrichtung diese Ostwestachse wiedergibt. Ein anderer Grund könnte daneben auch die Sicht des Grabinhabers bzw. der im Grab Bestatteten sein. Die Verstorbenen nehmen vom Inneren des Grabes kommend an der Geburt der Sonne, ihrem Mittagslauf und ihrem Untergang im ideellen Westen am Kopf der Nut teil. Letzteres wird durch die Kombination der Himmelsgöttin mit den Sonnenbarken symbolisiert. Die erste Barke neben den Beinen der Nut zeigt auf beiden Seiten Figuren des Themenkreises „Sonnenaufgang“, die mittlere Barke sollte dann für den Mittag und die letzten Barken für den Abend stehen, wobei die Ost- und Westhälfte wiederum der Tages- (Osten) und Nachtfahrt der Sonne entsprechen sollte221. Abschließend könnte festgehalten werden, dass die Ausrichtung der Himmelsgöttin im Grab des Siamun ausschließlich an den Sonnenlauf gebunden ist und hier daher die Betonung der Ostwestachse entscheidend war. Auch die an der Decke aufgemalten Sterne richten sich nach dieser Achse und zeigen mit dem einzelnen Zacken in den ideellen Westen. Ganz anders ist das Grab des Psenosiris in Athribis222, was vermutlich ungefähr zeitgleich mit dem des Siamun in Siwa dekoriert wurde, gestaltet. Der Inhaber hat die Decken der 219 220 221 222

So auch VON LIEVEN im Kommentar zu diesem Boot bei LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 39. Zu den Darstellungsformen der Achtheit, s. MENDEL, in: Fs Thissen, 383–396. Ebenfalls nach einem Vorschlag VON LIEVENs in LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 47. Weitere Angaben zum Grab inklusive weiterer Literatur findet man bei EL-FARAG, KAPLONY-HECKEL und KUHLMANN, in: MDAIK 41, 1985, 4–8 (vgl. die Deckenansichten auf Tfn III–V). Die zeitliche Einordnung kann über die Dekoration der Wände des Säulenumgangs (L 1 – L 3) des Tempels

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beiden Räume des Grabes mit je einer astronomischen Decke reliefieren und ausmalen lassen, die schon in EAT III publiziert wurden223. Das Schachtgrab wird über einen Vorraum betreten, der sich im Osten befindet, während die eigentliche Bestattungskammer mit drei Bestattungsnischen an der Süd-, West- und Nordwand, in den Berg hineinführt und entsprechend im Westen liegt. Der Grabinhaber Psenosiris (P#-Sry (-n) -Wsir, ) war wohl in der Mitte des 1. Jahrhunderts u. Z. Bürgermeister des Ortes (H#ty-o m Hwt-Rpwt), dem der Tempel der Repit mit seinen umliegenden Gebäuden inklusive der Nekropole (sT#w n Hwt-Rpwt) im angrenzenden Westgebirge angeschlossen war. Das Grab kann stilistisch mit Hilfe der Inschriften und der Dekoration des Repittempels, die über Königsnamen datiert werden können, in die Zeit zwischen Tiberius (14–37 u. Z.) bis Caligula (37–41 u. Z.) datiert werden.

(Abb. 36, Athribis, Mayors Tomb, Grundriss: Plan (gespiegelt) nach FARAG, in: MDAIK 41, 1885, S. 3, Abb. 1 und EAT III, Tfn 38–39)

Die astronomischen Decken, die wohl nach denen im Tempel der Repit gestaltet waren, zeigen das Bild der Nut als Rahmen und ihr gegenüber um 180° gedreht, Dekane in mehreren Reihen unter ihr, die allerdings weitestgehend ohne Beischriften, dafür jedoch mit kanonischer Ikonographie aufgeführt sind. Im ersten Raum sind es die Sethos I-B Dekane, die schlangen- und löwengestaltig sind und im zweiten Raum die Dekane der Tanisliste, die von der Figur des Schu, der die Himmelsgöttin stützt, in zwei Teile geteilt wird (vgl. Abb. 36). der Repit in Athribis präzisiert werden. Die Art und Weise, wie Figuren und Texte dort ausgeführt sind, entsprechen bis in Details denen im Grab des Psenosiris. Zusätzlich entsprechen zahlreiche, nur in Athribis belegte Sonderschreibungen in den Hieroglyphentexten ebenfalls denen im Tempel und insbesondere in Texten aus dieser Zeit bzw. in Texten ab dieser Zeit, denn einige der eigenwilligeren lokalen Schreibungen sind z. B. nicht in den früheren ptolemäischen Texten am Ort belegt. Die Publikation des Grabes des Psenosiris wird aktuell von Mohamed ABUEL-YAZID als Promotionsprojekt vorbereitet (vgl. Vorwort). 223 EAT III: Nag’ Hamad A (56), Tf. 38; Nag’ Hamad B (57), Tf. 39.

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(Abb. 37, Athribis, Mayors Tomb, Raum 1, leicht überarbeitetes Deckenbild nach: EAT III, Pl. 38)

Beide Nutbilder sind, gemäß der Angaben des Nutbuches, ausgerichtet. Der Kopf der Göttin ist im Westen, wo sie die Sonne allabendlich verschlingt. Ihr Körper ist im Süden, wo die Sonne jeden Tag entlangfährt, was mittels runder Kreise mit der Gestalt des Sonnengottes in den Tagesstunden verbildlicht ist. Die Beine und der Schoß der Göttin sind im Osten, wo sie die Sonne jedem Morgen gebiert. Hände und Füße stehen auf dem Erdboden im Norden, der im hinteren, westlichen Raum als flache Linie und im vorderen Raum in Form eines aufgerollten, nackten Mannes mit grüner Hautfarbe gestaltet ist (Abb. 37). Letzteres ist eine von insgesamt nur drei überlieferten Darstellungen dieser Figur in Tempeln bzw. Gräbern und ist vermutlich auf das Schlussbild des Pfortenbuches zurückzuführen, wo eine vergleichbare Figur, die als Osiris bezeichnet wird, wiedergegeben ist. Das Bild des Gottes ist die letzte Szene der Nachtfahrt der Sonne durch die Unterwelt und schließt somit deren Reise ab.

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Verwandte Darstellungen sind auf Särgen und auf Papyrus überliefert224. Sie zeigen die Figur einer vorübergebeugten Nut, die von Schu hochgehoben wird und so von dem auf dem Boden liegenden Gott Geb getrennt wird. Leider ist, vermutlich durch Steinraub, der größte Teil der Figur des Gottes, der den Boden bildet, zerstört, sodass eine genaue Aussage zur Ausgestaltung der Figur nicht gegeben werden kann, aber die parallele Darstellung aus Philä lässt vermuten, dass es sich um eine nackte, männliche Figur gehandelt hat. Der Raum zwischen der Himmelsgöttin und dem Boden wird mit Darstellungen auf sechs Registern verteilt. Direkt unter dem Körper der Nut sind auf der Westseite eine Barke mit dem Mondauge und auf der Ostseite eine Barke mit dem morgendlichen Sonnengott wiedergegeben225. Das Register darüber zeigt Barken mit den Gottheiten der südlichen Konstellation und den fünf Planeten und ab dem 3. bis 6. Register sind die Sethos I. B-Dekane in elf Barken aufgeteilt zu sehen, ihre Reihe verläuft von Osten nach Westen. Die Reihe beginnt auf der linken Seite mit dem ersten Dekan Sothis und endet mit dem 36. Dekan rechts oben, neben der Hand der Nut, der als einzelner ohne Barke eingesetzt wurde. Die Dekane sind ohne die sonst üblichen sogenannten 12 Pseudodekane aufgelistet, die im Tempel vorhanden gewesen sind und die Götter der Epagomenentage fehlen hier ebenfalls. Ob die Götter der Epagomenentage im Tempel vorhanden waren, kann nicht gesagt werden, da keinerlei Hinweise erhalten geblieben sind, aber da die Pseudodekane vorhanden waren, ist das sehr wahrscheinlich. Die Gestaltung des Bodens muss hier jedoch offenbleiben, da kein Block mit diesem Bereich erhalten ist. Im zweiten Raum wird die Himmelsgöttin von dem Gott Schu hochgehoben, der zugleich die Dekane und sonstige Figuren, die auf vier Register aufgeteilt sind, in zwei Hälften teilt (Abb. 38). Auch diese Darstellung setzt das Mondauge und den Sonnengott in das dem Körper der Nut am nächsten gelegene Register mit dem Mond im Westen und dem falkengestaltigen Sonnengott im Osten. Auf der Osthälfte sind die Götter der südlichen Konstellation, auf Thronen sitzend, und auf der westlichen Hälfte der menschengestaltige Mondgott mit seinem Emblem des Mondes auf dem Kopf, der einem falkengestaltigen Sonnengott mit Sonnenscheibe auf dem Kopf die Hand reicht, wiedergegeben. Letzteres ist sicherlich als cnsn-k#wy zu lesen und steht für die Tage des Vollmonds, wenn Sonne und Mond für einen kurzen Zeitpunkt im westlichen und östlichen Horizont einander gegenüberstehen. In diesem Fall sollte es sich, wegen der Aufteilung der beiden Götter, um den Vollmondmorgen bzw. den 16. Mondmonatstag handeln, wenn der Mond am frühen Morgen dabei ist unterzugehen und die Sonne im Osten gerade aufgegangen ist, womit die zweite Hälfte des Mondzyklus eingeläutet wird226. Ab dem 2. Register sind die Gottheiten mit einer Ausnahme zunächst auf der östlichen Hälfte vom 2. bis zum 4. Register aufgereiht, um dann auf die Westhälfte zu wechseln und dann ebenfalls von 2. bis zum 4. Register fortzufahren. Die Götterreihe beginnt ganz links im Osten mit den fünf Planeten, denen die ersten beiden Tanisdekane (Nrn 1–2) folgen. Bei dem 224 Vgl. KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, S. 39–54, mit Quellen 80–81, 84, 87 und 89. Zu den Darstellungen in Philä und Dendara, vgl. den Kommentar, 47–52 und hier S. 30–32 (Kapitel 4.1.1.1 zur Ausrichtung des Himmels), sowie S. 186–188 (Kapitel 5.1.1.1). 225 Vgl. hierzu auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 74. 226 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 75. Die Gruppe hat gewisse Ähnlichkeiten zu einer Figurengruppe in Esna (Travée A, Esna IV, 401, Nr. 1), die auch an anderen Orten vorkommt. Das sind ein falkenköpfiger und ein ibisköpfiger Gott über dem sphinxgestaltigen Tutu, die einander gegenüberstehen und sich die Hand reichen (vgl. zu letzterem auch KAPER, Tutu, 238, VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 29 und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 612 mit Verweisen und Literatur zu allen Darstellungen). Vgl. dazu auch die Ausführungen auf S. 484-485 (Kapitel 5.1.5 zu Esna, Travée A Esna IV, 401, C, Figur Nr. 1).

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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schlangengestaltigen Gott mit Falkenkopf handelt es sich um den 21. Dekan der Familie, der möglicherweise auf der gegenüberliegenden Seite vergessen wurde und dann aus Platzgründen noch auf die linke Seite gewandert ist. Im dritten Register folgen die Dekane Nrn 3–11 und im Register darüber die Nrn 12–14.

(Abb. 38, Athribis, Mayors Tomb, Raum 2, leicht überarbeitete Strichzeichnung nach: EAT III, Pl. 39)

Um 180° gedreht, sind im 4. Register zusätzlich Gottheiten der nördlichen Konstellation wiedergegeben, die aus den Gruppen

,

und dem Nilpferd, das den Stierschenkel

festhält ( ), besteht. Diese Konstellation fehlt an der Decke des ersten Raumes, die ausschließlich die Götter der südlichen Konstellation, sowie die Planeten, wiedergibt. Die ersten beiden Figuren finden sich auch auf dem Sarg des Heter, wo sie dem Nilpferd mit dem Stierschenkel, der von Anu gespeert wird, gegenüberstehen (vgl. Abb. 39). Zu beachten ist sicherlich, dass auf dem Sarg des Heter die nördliche Konstellation einerseits ausführlicher wiedergegeben, aber andererseits auch anders gruppiert wurde als das üblicherweise der Fall ist. Das Nilpferd und der Stierschenkel sind beide auf der linken Seite, während sie bei Psenosiris als letzte Figur nach dem Falken und dem Pavian wiedergegeben sind. Da die Figurengruppe jedoch nur bei diesen beiden Denkmälern vorkommt, liegt es nahe, davon auszugehen, dass sie eine vergleichbare Bedeutung haben könnten. „Geb“, was natürlich technisch möglich NEUGEBAUER und PARKER lasen die Gruppe ist, da diese Zeichengruppe für den Götternamen belegt ist227 und vermuteten in dem Falken

227 Vgl. etwa Wb V, 164 oder KURTH, Einführung 1, 320, Nr. 25. mit Anm. 155 mit Verweis auf FAIRMAN, in: BIFAO 43, 1945, 107 und BEDIER, Die Rolle des Gottes Geb, 162.

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eine Lesung „Falke“ oder „Horus?“ und den hockenden Pavian als Lesung „Thoth?“. Entsprechend verwiesen sie bei der Gruppe auf dem Sargdeckel des Heter mit einer vergleichbaren Lösung, wobei in jenem Fall der Name des Geb natürlich entfällt228.

(Abb. 39, Sarg des Heter, Ausschnitt: EAT III, Pl. 50)

Da die Gruppe Pavian und Falke in beiden Fällen eindeutig mit der nördlichen Konstellation vorkommt, sollte sie auch in irgendeiner Form Bestandteil derselben sein und kein Fremdkörper, wie Thoth oder Geb, die nie Teile dieser Konstellation gewesen ist. Den Falken einfach „Horus“ zu lesen, bereitet sicherlich die wenigsten Probleme, da der Göttername in zahlreichen Kontexten erscheinen kann, zu denen auch astrale Verbindungen zählen. Schwieriger ist das Zeichen des Pavians, für den es eine größere Menge an Lesungen gibt, wovon keine wirklich zwingend erscheint. Ein Vorschlag wäre die Figuren als Zeichen zu lesen und darin keine konkreten Gottheiten zu sehen. Als Lesung wäre etwa Or-s#w „Schützender Horus“, c#w-nTr „Schutz des Gottes“ oder im Falle der Gruppe

im Grab des Psenosiris NTr-dw#y s#w „Morgendlicher Horus,

der beschützt“ möglich, da beide in Verbindung mit dem Stierschenkel, dem zentralen Sternbild der nördlichen Konstellation, denkbar wären. Die Namen stünden dann für eine Schutzmacht, die, neben dem Nilpferd, Mesechtiu daran hindert, in die Unterwelt hinabzusteigen. Eine weitere Möglichkeit wäre vielleicht auch an das Sternbild L (bestehend aus einem Pavian mit einem Falken auf dem Kopf und einem Equiden auf dem Rücken) zu denken, das zwar im eckigen Sternbild des Pronaos von Dendara zwischen dem Widder und dem Stier steht, aber im runden Tierkreis der 2. östlichen Osiriskammer in direkter Nähe zu den Figuren der nördlichen Konstellation, zwischen und oberhalb der Fische und des Widders, liegt. Da hier zwar der Pavian und der Falke, jedoch nicht der Equide vorhanden sind, ist das weniger wahrscheinlich. Zusätzlich ist die Identifikation des Sternbildes L fraglich229, jedoch würde die Lage des Sternbildes am nördlichen Sternenhimmel dafür sprechen, zumal es dem Stierschenkel praktisch gegenübersteht. Rechts neben Schu geht es im 2. Register mit den Dekanen weiter, die dann bis zur 36. Figur im 4. Register fortgeführt werden. Bei den letzten drei Figuren des obersten 4. Registers handelt es sich der Ikonographie nach um Osiris, Horus und Isis, deren Funktion allerdings nicht klar ist. Die Möglichkeit, sie als eine besondere Form der südlichen Konstellation zu betrachten, ist zwar ausgesprochen vage, könnte jedoch die Gruppe erklären. Die Zählung der Tanisdekane wurde hier gegenüber der von NEUGEBAUER und PARKER modifiziert, wobei sie sich nach den gut erkennbaren Namensschildern richtet, die erkennbar nur in drei bis fünf Fällen Zeichen bzw. Zeichenreste enthielten. Bei den Darstellungen gibt es sowohl identische als auch vollständig andere Darstellungen zwischen denen in Esna, im Pronaos von Dendara und Athribis. Auffallend sind hier in Athribis sicherlich die häufigeren Schlangendarstellungen vor allem in der zweiten Hälfte der Dekane, die sich in Esna und im 228 EAT III, 77 zu Nag‘ Hamad B (57) und 94 zu Heter (71). 229 Vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 301–302.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Pronaos von Dendara nicht finden, jedoch im runden Tierkreis in Dendara, wo es auch insgesamt mehr Gemeinsamkeiten gibt. Ein Vergleich der oben genannten Dokumente mit den Tanisdekanen legt nahe, dass die Abfolge der Figurendarstellungen weit weniger kanonisch gewesen ist oder dass ein Unterschied zwischen Grab- und Tempeldekoration vielleicht auch intendiert war. Die Deckenbilder im Grab des Bürgermeisters von Athribis müssen inzwischen im Vergleich zur astronomischen Decke des Repittempels von Athribis gesehen werden, da beide Dokumente nicht nur gleichzeitig entstanden sind230, sondern vermutlich auch von denselben Handwerkern und Priestern konzipiert und ausgeführt wurden. Von dem, was im Tempel erhalten ist, kann festgestellt werden, dass die Darstellungen sicherlich mit mehr Beischriften versehen waren und sich diese auch stark an im ganzen Niltal verbreiteten Quellen wie z. B. dem Nutbuch angelehnt waren. So zeigt der Textausschnitt aus dem Nutbuch zu den Zugvögeln, der am Kopfende der Himmelsgöttin platziert war, wo er auch schon bei Sethos I. in Abydos zu finden ist, dass am Ort eine Tradition existierte, zeitgenössische und traditionelle astronomische Texte zu verwenden. Dies zeigt sich auch darin, dass die Figur des Aquarius Bestandteil des westlichen Nutbildes war, was wiederum, wie im Grab mit den Tanisdekanen sowie Datumsangaben eines idealisierten Kalenders verbunden wurde. Darüber hinaus konnten unter den, am Ort gefundenen demotischen Ostraka astronomisch-astrologische Texte identifiziert werden, die Gemeinsamkeiten zu solchen haben, die schon von PETRIE in Umlauf gebracht wurde, allerdings seinerzeit mit vermutlich falscher Herkunftsangabe231. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die astronomischen Quellen aus Athribis innerhalb aller Quellen aus dem späten Ägypten eine Sonderstellung einnehmen, da sie das Bindeglied zwischen dem Nutbild aus dem ramessidischen Tempel des Neuen Reichs (um 1200 v. u. Z.) und den astronomischen Deckendarstellungen später und griechisch-römischer Denkmäler sind. Die Kombination von älteren, traditionell ägyptisch-astronomischen Vorstellungen mit zeitgenössischen, griechisch-babylonisch-astrologischen Konzepten wirkt – oberflächlich betrachtet – in den Tempeln von Esna, Dendara und von anderen Orten fremdartiger. Hier in Athribis sind die Darstellungen weitaus traditioneller gehalten, was durch die Zitierung des älteren Textes des Nutbuches, von dem ja auch demotische Papyri aus der römischen Epoche überliefert sind, unterstrichen wird. Dennoch werden hier neue Konzepte, wie der Tierkreis und die damit verbundene Astrologie, eingearbeitet. Letzteres wird durch neuere Funde von Ostraka gestützt, die ebenso aus dem privaten Bereich stammen wie das Grab des Psenosiris. Auch zeigt sich, dass zwischen offiziellen und privaten Dokumenten kein gravierender Unterschied bestanden hat, was die Verwendung „moderner“ Vorstellungen angeht. Die Decken im Grab des Psenosiris bleiben jedoch der traditionellen ägyptischen Astronomie verhaften und berücksichtigen die neuere Astrologie noch nicht. Psenosiris hat also in seinem Grab zwei klassische Nutbilder abbilden lassen, wie sie auch in Tempeln angetroffen werden können. Gegenüber der Version, die im Tempel am Ort vorhanden gewesen war, ist diese Version leicht gekürzt und in einer Form, die wohl für Gräber konzipiert war, wiedergegeben.

230 Der Umgang des Tempels L 1 – L 3 mit der astronomischen Decke in L 2 wurde nach Auskunft der Königskartuschen unter den Regierungszeiten Tiberius (14–37 u. Z.), Caligula (37–41 u. Z.) und Claudius (41–54 u. Z.) dekoriert, während dieser Zeit auch das Grab fertiggestellt wurde. 231 S. ESCOLANO-POVEDA, in: JHA 53, 2022, 49–87.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Aber in Athribis gibt es noch ein weiteres Grab, was in einem Abstand von ca. 100 Jahren dekoriert wurde und dieses Mal die Astrologie zum Thema hat und schließlich nach PETRIE als sogenanntes Zodiac-Tomb von Athribis bekannt wurde (vgl. Abb. 40). Es ist südlich in einer über dem Schachtgrab des Psenosiris gelegenen Terrasse in den Felsen gehauen worden232. Ursprünglich bestand es aus zwei Räumen, einer Vorkammer, die von außen durch eine Tür betreten werden konnte und eine Sargkammer, in die zwei Stufen nach unten führte. Dort liegt im westlichen Bereich, der im Grundriss kegelförmig gestalteten Sargkammer eine erhöhte Begräbnisnische und auf der gegenüberliegenden Seite ist eine in den Boden eingelassene, mumienförmige Vertiefung für eine weitere Bestattung vorhanden.

(Abb. 40: Athribis, Zodiac Tomb, Überarbeitete Graphiken aus PETRIE, Athribis, Tfn 36 und 42) 232 S. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 78–79 mit weiterer Literatur in den Anm. 295–310. Auch dieses Grab wird von Mohamed ABUEL-YAZID für eine Publikation vorbereitet (vgl. Vorwort).

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Das Grab ist für die beiden Brüder Ibpameni-Chem (Ib-p#-mny-Xm),

) und

Pamehit (P#-mHyt, ) angefertigt worden und kann nach Aussage der beiden Geburtshoroskope an der Decke in die Mitte des 2. Jahrhundert u. Z. datiert werden233. Die Darstellungen des Grabes sind in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Zum einen sind zwei Geburtshoroskope mit unterschiedlichen Daten wiedergegeben, zum anderen werden vier der fünf Planeten in der Gestalt von Vögeln gezeigt, was insgesamt nicht so häufig ist. Auch folgen die Vögel keinem festgelegten Schema. Bestandteil der Planeten sind natürlich auch Sonne und Mond, weswegen sie hier mit aufgeführt werden sollen. (1) Die Sonne erscheint in beiden Tierkreisen als rot ausgefüllte Scheibe. (2) Der Mond wird als rote Scheibe auf einer vermutlich gelben Sichel wiedergegeben. (3) Saturn ist ein stierköpfiger Vogel mit ausgebreiteten Flügeln. (4) Jupiter ist ein Falke mit einer Doppelkopfschlange ( )234 auf dem Kopf. (5) Mars ist ein Vogel mit Sethkopf und einer langen, eingerollten Schlaufe am Ende seiner angelegten Flügel. (6) Merkur ist ein Vogel mit Schlangenschnabel, ausgebreiteten Flügeln, dessen Schwanz bzw. angelegter Flügel in einer Schlange endet. (7) Venus ist ein stehender Mann mit Waszepter in der Hand und einem Januskopf, bei dem ein menschlicher Kopf nach vorne und ein Löwenkopf nach hinten blickt. Anhand neuerer Photos können inzwischen genauere Angaben zur Ikonographie von (5) Mars und (6) Merkur gemacht werden235. Mars hat in beiden Horoskopen einen Sethkopf und einen langen, am Ende aufgerollten Fortsatz der Flügel und nicht des Schwanzes, während Merkur mit einem Vogelkopf und einer Art Schlangenkopf am Ende seines Schnabels sowie einem Schlangenkopf am Flügel bzw. Schwanzende gezeigt wird. Letzteres lässt sich nicht sicher bestimmen. Diese Figur deckt sich vermutlich mit denen, die in Esna, Philä und Assuan für Merkur (als Morgenstern, NTr-dw#y-pt-cbk)236 belegt sind. Auch in EAT III, 180237 wird unter Merkur auf die zwei Aspekte des Merkur als Abend- und Morgenstern verwiesen. Dort wird ein kurzer Text zu dem Planeten zitiert: „Seth in der Abenddämmerung“ (ctS m wX(#)) und der „Gott in der Morgendämmerung“ (nTr m dw#yt238), worauf diese spezielle Variante des Namens hindeuten könnte. Der Text ist im Grab von Rames IX A (= Nr. 28, EAT III, Tf. 62) vollständig erhalten, aber auch in weiteren Belegen nachweisbar. 233 Zur Lesung der Namen vgl. EAT III, 96–97, DE MEULENNAERE, in: RdÉ 12, 1960, 71 und in: Kêmi 16, 1962, 36. Ibpameni-Chem gehört Horoskop A und Pamehit Horoskop B. Nach NEUGEBAUER und PARKER wurde das Grab nach 141 u. Z. angelegt. Nach Aussage der Horoskope wurde Ibpameni-Chem am 6. – 7. Januar 148 u. Z. und Pamehit am 26. – 27 April 141 u. Z. geboren, was in die Regierungszeit von Antoninus Pius (138–161) gefallen wäre. 234 Vermutlich eher als ein leierförmiges Gehörn. 235 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 79 mit Anm. 309. 236 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 31 mit Anm. 132. Im LGG (IV, 445c, [46]) unter NTr-dw#y „Morgenstern, Venus“ aufgenommen. 237 Die Angabe zu Athribis (72) (EAT III, 180) „Zodiac A: Falcon with serpent tail and head of Seth” und „Zodiac B: Falcon with outstretched wings, head not identifiable but not that of Seth” ist für Merkur daher nicht zutreffend. Der Vogel ist sethköpfig, jedoch muss es sich um Mars handeln. Entsprechend stimmt die Zuweisung zu Mars in EAT III, 179 zu Athribis (72) ebenfalls nicht. Bei dem dort beschriebenen Vogel handelt es sich um die eigentümliche Schlangenkopf-Vogel-Figur mit Schlangenschwanz, bei der es sich um Merkur handeln muss. 238 Vgl. den Eintrag in LGG IV, 446b.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

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Ramses IX A (28): . Alle Figuren haben ihre Standlinie im Süden und den Kopf im Norden, wobei die Figuren der Tierkreise in der ersten Reihe nach Osten und damit zum Eingang blicken, wogegen sie in der zweiten Reihe nach Westen blicken, also zusammen jeweils einen Kreislauf bilden. Um die beiden Tierkreise herum sind heute noch 32 Figuren bzw. Figurengruppen erhalten, die zum größten Teil aus Schlangengestalten bestehen. Am südlichen Ende wird diese Reihe mit je einer Sonnen- und einer Mondbarke abgeschlossen. In eine Reihe über den beiden Barken ist die südliche Konstellation mit Sothis als Kuh in einer Barke und Orion in seiner üblichen Gestalt gesetzt. Zwischen Sothis und Orion stehen die beiden Grabinhaber mit Namensbeischrift als kleine Bavögel, die nach Westen blicken. Hinter den Füßen des Orion sind drei weitere Bavögel vorhanden, die jedoch keinerlei Beischrift haben. Einige der Figuren finden sich in astronomischen Bildstreifen des Chnumtempels von Esna wieder, wieder andere in Philä239. Athribis

Esna

(Merkur)

(Osten)

Philä

(Merkur, Travée A)

(Merkur, O)

(Travée A)

(Osten)

(Süden)

(Süden)

(Travée A)

(Travée A)

(Travée A)

239 Das Material von Philä wird ausführlich auf den S. 191–197 vorgestellt (Kapitel 5.1.1.2).

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

(Westen)

(Travée A)

81

(O)

(Westen) (Travée F)

(Norden)

(Travée F)

(Westen)

(Travée F)

(W)

In die Tabelle sind nur die Beispiele eingeflossen, bei denen die Übereinstimmung in mindestens zwei Punkten gegeben ist, womit sich immer noch einige Paare finden lassen. Auch, wenn sich aus diesen Überschneidungen keine eindeutigen Schlüsse ziehen lassen, kann sicherlich festgehalten werden, dass die Figuren astrale Wesen im weitesten Sinn wiedergeben. Dafür spricht zudem, dass sie in Athribis formal die Position der Dekane im runden Tierkreis von Dendara einnehmen. Der Unterschied zwischen diesem Grab und dem um ca. 100 Jahre jüngeren Grab des Psenosiris ist frappierend. Wo die Decke bei Psenosiris noch ganz in ägyptischer Tradition stand und nur die wesentlichen astronomischen Darstellungen in altägyptischer Tradition wiedergibt, ist dieser traditionelle Anteil im Zodiac-Tomb stärker in den Hintergrund getreten und auf einige zentrale Figuren begrenzt, wie die südliche Konstellation, die Schlangenwesen, die möglicherweise für die Dekane stehen und die Sonnen- und Mondbarke. Das Zentrum bilden jedoch die beiden Horoskope. Im Felshügel von Qaret el-Muzawwaqa im Nordwesten der Oase Dachla liegen neben zahlreichen anderen die Gräber des Petubastis (P#-di-B#stt) und des Petosiris (P#-diWsir)240. Der Gräberhügel liegt nur 2,5 km nordöstlich des Tempels von Deir el-Hagar, wo das Sanktuar des Amuntempels ja ebenfalls eine kleine und sehr komprimierte astronomische Decke aufweist.

240 Denkmäler der Oase Dachla, 70–94.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Die Gräber liegen nach OSING am südlichen Hang des Hügels in unmittelbarer Nähe zueinander und sind annähernd in nordsüdlicher Richtung ausgerichtet, wobei der Eingang im Süden liegt241.

(Abb. 41, Das Grab des Petubastis, Grundriss aus: Denkmäler aus der Oase Dachla, Tf. 63a, überarbeitete Graphiken der Decken, Tfn 36–37)

Das Grab des Petubastis besteht aus einem Raum, in den der Besucher über einen nicht allzu langen Gang gelangen kann (vgl. Abb. 41). Die Bestattungen waren wohl in den Grabnischen an der östlichen und westlichen Seite des Raumes zu verorten. Die Dekoration der

241 OSING, in: Denkmäler der Oase Dachla, 71.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Wände und der Decke in polychromer Fassung wurde auf einen Putz aufgetragen, der an einien Stellen abgeplatzt ist, sodass von der Decke nicht mehr alles erhalten ist242. Die Malereinen der Wände zeigen, auf zwei bzw. drei Register aufgeteilt, hauptsächlich funeräre Szenen nach altägyptischer Tradition, jedoch im späten Stil. Dagegen wurde die Decke mit dem Tierkreis im typischen griechisch-römischen Stil ausgeführt, die auch nichtägyptische Elemente verwendet, jedoch bei einzelnen Elementen durchaus auf traditionelle ägyptische Motive zurückgreift. Der Zodiakus ist als Kreis angelegt, der in zwölf gleichmäßige Segmente eingeteilt ist. In seiner Mitte befindet sich ein kleinerer Kreis mit der Büste eines Mannes, wobei die Standfläche der Büste im Norden liegt. Diese Ausrichtung deutet darauf hin, dass die gesamte Decke wohl vom Grabinneren, also vom Grabinhaber aus „gesehen“ werden sollte. Um dieses Zentrum herum wurde der Tierkreis gegen den Uhrzeigersinn angelegt, wobei die Tierkreiszeichen von den Fischen bis zum Löwen vom Norden über den Osten zum Süden verläuft, während sich die Tierkreiszeichen von der Jungfrau bis zum Wassermann über die westliche Hälfte der Decke erstrecken. D. h. die Frühjahrszeichen liegen im Osten, die des Sommers im Süden, die des Herbstes im Westen und die des Winters im Norden. Die Bereiche, die zwischen dem Tierkreis und den Wänden des rechteckig verlaufenden Grundrisses liegen, wurden mit Geiern, kleinen, hockenden, seitlich wiedergegebenen Figuren der Himmelsstützen über einfach gestalteten Booten, in den vier Ecken des Raumes, sowie den üblichen fünfzackigen Sternen, dekoriert. Die Himmelsstützen werden hier, wie auch sonst üblich, die vier Ecken der Welt markieren243. Daneben sind auf der nördlichen Hälfte der Decke zwei Inschriften (Texte A und B) vorhanden, von denen eine in Rot (Text B), die andere in Schwarz (Text A) aufgemalt wurde244. Beide Texte richten sich an den Verstorbenen mit dem Wunsch für ein Weiterleben nach dem Tod245. Der Tierkreis ist in diesem Grab sehr einfach gehalten und ähnelt in seiner Anlage denen der Gräber in Salamuni246 bei Achmim, die hier nicht eigens besprochen werden sollen. Zusätzlich könnten einige Figuren der Südwand aus dem weiteren astralen Kreis stammen, das sind: Ein Pavian, der Pfeil und Bogen in der Hand hält, vor dem oben ein Udjatauge schwebt und darunter eine kleine Figur des Tutu steht247. OSING bezeichnet diese und weitere Figuren der Südwand als apotropäische Gottheiten248. Bemerkenswert ist wohl, dass in allen Feldern ein Udjatauge vorhanden ist, was sie alle miteinander verbindet. 242 OSING, in: Denkmäler der Oase Dachla, 71. 243 Vgl. dazu auch KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 212, wo er auch ausführlich auf die Boote eingeht, in denen er eine Verbindung zu den vier Schilfbündeln der Pyramidentexte (Pyr. 464) sieht. 244 OSING, in: Denkmäler der Oase Dachla, 80. 245 OSING, in: Denkmäler der Oase Dachla, 80–81 mit Übersetzungen zu den Texten. 246 PINGREE, in: Denkmäler der Oase Dachla, 101 mit Anm. 455, wo auf das Grab Salâmûni 3A verwiesen wird (Dok. 73). Allerdings sind die Gräber 3B, 7 und 8A in Salâmûni, soweit erkennbar, in derselben Art und Weise gestaltet. D. h. um ein unterschiedlich gestaltetes Zentrum werden die Figuren des Tierkreises in 12 gleichgroße Segmente gesetzt, ohne weitere Figuren, die die Tierkreise als Horoskope „personalisieren“ könnten. Bei der zentralen Figur handelt es sich in Salâmûni nur in 3B um eine männliche Figur (Sonnenkind), in den anderen beiden dokumentierten Gräbern (3A und 8A) ist es Isis-Sothis. Die vier Himmelsstützen sind dort ebenfalls ohne Flügel dargestellt und in einer halb frontalen (Oberkörper) und halb seitlichen (Beine) Ansicht, gezeigt. 247 Denkmäler der Oase Dachla, Tf. 20 und 74. 248 OSING, in: Denkmäler der Oase Dachla, 74 mit Anm. 338. Vgl. zu dieser Figur auch die Diskussion auf S. 484–486 (zu Esna IV, 401, C, Figur Nr. 1).

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4 Die Ausrichtung des Himmels

(Abb. 42, Das Grab des Petosiris, Grundriss aus Denkmäler aus der Oase Dachla, Tf. 63b, farblich überarbeitete Graphiken der Decken, Tfn 39 und 41)

Petosiris hat sein Grab in zwei Räume aufgeteilt (vgl. Abb. 42). Der Eingang liegt, wie bei dem benachbarten Grab des Petubastet, im Süden und nur ein sehr kurzer Gang führt hinunter in die erste Grabkammer. Die Räume, die auf einer Ostwestachse liegen, sind über einen schmalen Türdurchgang miteinander verbunden. Im ersten Raum (I) ist eine Grabnische in die Nordwand und im zweiten Raum (II) je eine in der Nord- und Ostwand eingelassen. Auch hier wurden Wände und Decken polychrom über einer Putzschicht bemalt249. Die Wände beider Räume wurden, meist auf zwei Register aufgeteilt, mit funerären Szenen geschmückt250. Im unteren Register der Südwand, links des Eingangs (westliche Hälfte), ist wiederum Tutu mit zwei Figuren über ihm wiedergegeben. Dabei handelt es sich um einem 249 OSING, in: Denkmäler der Oase Dachla, 81. 250 OSING, in: Denkmäler der Oase Dachla, 83–91.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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ibisköpfigen und einem falkenköpfigen Gott, die einander ansehen. Zwischen ihnen befindet sich ein Udjatauge251. Vor dieser Gruppe ist noch ein Falke auf einer Papyrusdolde stehend gezeigt. OSING schrieb dazu schon, dass die erste Gruppe auch in Esna und im Zodiac-Tomb von Athribis zu finden ist252. Die neuere Szene aus dem Grab des Iufaa in Abusir253 konnte er natürlich noch nicht kennen. Somit sind beide Gruppen ebenfalls in astralen Zusammenhängen belegt und werden vermutlich, so nah an der Tür, als Schutzgötter zu betrachten sein. Die Decken beider Räume sind mit Tierkreisen versehen und in beiden Fällen so orientiert, dass sie die Sichtweise des Grabinhabers einnehmen, die in diesem Grab in der Ostwestachse liegt. Dabei ist der Osten im Inneren des Grabes gelegen und grob mit dem zweiten Raum identisch, während der erste Vorraum im Westen liegt. Auch hier geben wieder die Standlinien der Büsten, die in beide Zodiakoi eingearbeitet sind und die Planeten angeben, die Ausrichtung an. In beiden Tierkreisen finden sich an den vier Ecken nackte weibliche Figuren mit ausgebreiteten Flügeln, die als Himmelsstützen den Tierkreis hochheben. Bei ihnen handelt es sich m. E. um Mischgestalten, die sowohl die Funktion der weiblichen Himmelsstützen als auch der männlichen Windgötter vereinen, da die Schwingen als ikonographisches Element nicht zu den Himmelsstützen, wohl aber zu den Windgöttern gehören. Die Funktion beider ist in Bezug auf die Ausrichtung des Himmels in die vier Himmelsrichtungen identisch254. Die Sterne sind an beiden Decken als achtstrahlige Rosetten in einem Kreis zwischen die übrigen Himmelsfiguren gesetzt, wobei es deutlich mehr Sterne im zweiten, östlich gelegenen Raum gibt255. Im ersten im Westen gelegenen Raum wird der Tierkreis von einem Kreis umschlossen, der auf der Westhälfte im Nordteil in einem Krokodil und im Südteil in einer Schlange ausläuft. Ihre beiden Schnauzen treffen sich am westlichsten Punkt des Kreises. Ihre Schwänze laufen am südlichen Ende so zusammen, sodass sie eine durchgehende Linie bilden. Rechts

251 Denkmäler der Oase Dachla, Tf. 25 und Farbtafel 33a. 252 OSING, in: Denkmäler der Oase Dachla, 85, Anm. 385, wobei er anmerkt, dass sie dort ohne das Udjatauge wiedergegeben ist. Zu der Figurengruppe mit Tutu verweist er auf Esna IV, 401, auf PETRIE, Athribis, Tfn 36 und 38 und auf EAT III, S. 96 und Tf. 51, sowie SAUNERON, in: JNES 19, 1960, 271, Nr. 8 und Tf. X A. Auch zu dem Falken auf der Papyrusdolde merkt er an, dass sich dieser ebenfalls als Schutzgott auf Horusstelen und als Sternbild bezeugt ist. 253 LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, Tf. 21, 2 und 115. Die Vignette hat als Beischrift zu den Figuren den Namen des Tutu hinter der Figur des Löwen und hinter Thoth steht In-o=f. Hier hält der ibisköpfige Gott ein Udjatauge auf der Hand. 254 Diese Interpretation erwägt auch PINGREE, in: Denkmäler der Oase Dachla, 96, unter J, was die geflügelten, nackten Frauenfiguren kennzeichnet. KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 212 bemerkt die ikonographische Besonderheit der Flügel, enthält sich hier jedoch einer Erklärung. Zu den Himmelsträgerinnen im zweiten Raum bemerkt er, dass sie paarig im Norden und Süden stehen und interpretiert daraus, dass hier aus Platzgründen nur zwei Himmelsrichtungen vertreten seien. Allerdings ist wohl eher anzunehmen, dass die vier Göttinnen wie im ersten Raum auch einfach den vier Ecken, in denen sie ja auch stehen, zuzuordnen sind. M. E. ist es nicht notwendig, hier nach komplizierten Erklärungen zu suchen. Stattdessen wurde der vorhandene Platz so verwendet, wie er sich anbot: nur an der kurzen Nord- und Südwand war reichlich Platz vorhanden, um die Figuren vollständig auszuführen. 255 Das lässt sich auch in Dendara und Athribis beobachten (vgl. hier S. 243 und S. 368 und 405), wo der Hintergrund der Decken nur in den Osthälften mit zahlreichen zusätzlichen Sternen bedeckt ist. Die zusätzlichen Sterne gehören weder zu den Namen der Sternbilder noch zu den Dekannamen, die mit einer variierenden Anzahl von kanonisch festgelegten Sternen determiniert sind. Sie sind in Dendara aufgemalt, im Gegensatz zu den im Relief angelegten Sternen und in Athribis sind sie in einer anderen Reliefierung gegenüber den Sternen, die zu den Inschriften gehören, angegeben.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

und links in den Ecken, jedoch noch vor den geflügelten Himmelsträgerinnen sind am nördlichen und am Südende der Westwand zwei Stierkopfbüsten vorhanden, die von PINGREE zwar beschrieben und mit dem Kürzel „H“ versehen werden256, für die er aber keine weitere Erklärung gibt, abgesehen davon, dass der Kopf ähnlich zu dem von Mesechtiu ist. Später führt er jedoch aus (S. 100), dass sie Bestandteil des Mithraskults sein könnten, der ein wesentlicher Bestandteil der Interpretation der beiden Tierkreise des Grabes sind. Beschränkt auf rein ägyptische Vorstellungen wäre die Deutung eines der Stierköpfe als Mesechtiu vielleicht möglich, jedoch sollte das nur für eine der Figuren gelten, zumal Mesechtiu ja auch im südlichen Bereich des inneren Kreises ebenfalls in Büstenform (Konstellation G) noch einmal vorhanden sein soll. Zu dieser Figur soll auch noch der Rest eines rückwärts blickenden Schakals gehören, was jedoch in den mitgegebenen Abbildungen nicht gut zu erkennen ist. Letzteres wird vor allem in Verbindung mit dem Sternbild B des runden Tierkreises in Dendara257 gebracht, wo ein Schakal auf einer Hacke im Umfeld der Sternbilder der nördlichen Konstellation erscheint. Allerdings muss hier auch angemerkt werden, dass PINGREE keine einschlägig gute Erklärung für die Figur hat, sodass dieser Punkt offenbleiben muss. Als störend würde ich den Aspekt sehen, dass die nördliche Konstellation zwar im inneren Kreis des Bildes, also dem Ort, an dem die Zirkumpolarsterne zu verorten wären, aber doch auf der Südhälfte desselben lokalisiert ist. Mesechtiu als einzige ägyptische Konstellation unter die Büsten der Planeten zu setzen, die damit ebenfalls in die Mitte des gesamten Bildes gesetzt sind, ist vielleicht nicht das, was in einem ägyptischen Grab zu erwarten wäre, auch wenn es unter dem Einfluss nicht-ägyptischer Vorstellungen entstanden ist. Nach PINGREE handelt es sich bei den beiden Deckenbildern um Darstellungen, die die Flucht der Seele des Verstorbenen von der materiellen zur spirituellen Welt258 wiedergibt. Hierin sollen Vorstellungen der ägyptischen und griechischen Welt, sowie höchstwahrscheinlich auch der des Mithraskultes eingeflossen sein. Dabei sollen die Tierkreiszeichen die materielle Schöpfung repräsentieren, während die Planeten dem Verstorbenen helfen sollen, dieser zu entfliehen. Im ersten Raum wird die materielle Welt zusätzlich durch den doppelköpfigen Uroboros259 (Konstellation L) wiedergegeben, wogegen im zweiten, inneren Raum dieselbe Konzeption in Form des kindlichen Horus mit Mondscheibe und Sichel auf dem Kopf (Konstellation M) im inneren Kreis des Deckenbildes zu finden ist. Nur steht hier Horus auf Krokodilen und hält Schlangen in der Hand, um sie zu bändigen. Letzteres ist natürlich ein Motiv, das von den späten Horusstelen260 bekannt ist.

256 PINGREE, in: Denkmäler der Oase Dachla, 97. 257 PINGREE, in: Denkmäler der Oase Dachla, 96 mit Verweis auf EAT III, Tf. 41 (Dendara E) und Tf. 35 (Dendara B = rechteckiger Tierkreis im Pronaos). 258 PINGREE, in: Denkmäler der Oase Dachla, 100. 259 So auch KÁKOSY, in: LÄ VI, 889, s. v. *Uroboros. 260 Vgl. KÁKOSY, in: LÄ III, 60–62, s. v. *Horusstele. Wobei in dieser Abbildung einige Elemente (wie Skorpione, Löwen und Gazellen, sowie der Beskopf, neben weiteren Objekten) fehlen. Da Horusstelen in Gräbern und Häusern entdeckt wurden, könnte hier eine Verschmelzung des Schutzaspektes, was ja die primäre Funktion dieser magischen Bilder ist, mit dem eines solaren Gottes verschmolzen sein. Dass der solare Gott hier mit dem Mondsymbol auf dem Kopf erscheint, wäre kein singuläres Vorkommen, da solche DarstellungsVerschränkungen auch auf Särgen der Spätzeit belegt sind, wo die Sonnenscheibe auch ganz oder teilweise durch das Mondsymbol ersetzt werden kann. Auf S. 61, Anm. 20 des LÄ-Eintrags wird der Beleg aus diesem Grab ebenfalls genannt.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Anders als bei den üblichen Horoskopen in Ägypten soll die Anordnung der Planeten, aber auch der Zeichen des Tierkreises nach mithraischen Vorstellungen erfolgt sein. Hervorzuheben ist auch, dass die Ausführung der Planeten in Form von Büsten mit dem Mond und Venus als Frauen definitiv nicht dem ägyptischen Kanon folgt. Abgesehen von der Beschreibung und Zuordnung der einzelnen Figuren der Deckenbilder werden von NEUGEBAUER und PARKER sonst keine weiteren Erklärungen gegeben. Von PINGREE dagegen stammt die gesamte Interpretation der Tierkreise als ägyptisch-griechische Mischdarstellung mit möglichen Einflüssen des Mithraskults. Auffallend ist auf jeden Fall die unterschiedliche Gestaltung der beiden Decken. Unabhängig davon, dass die einzelnen Zeichen des Tierkreises verschieden angeordnet sind, gibt es im hinteren Raum deutlich mehr ägyptische Motive261. Was die Verteilung der Tierkreiszeichen angeht, wurden sie im ersten Raum im Urzeigersinn kontinuierlich, mit einer Teilung zwischen Widder und Stier im Westen, angeordnet und im zweiten Raum in zwei Hälften aufgeteilt, auf der Südhälfte die Zeichen Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe und Jungfrau im Urzeigersinn, und auf der Nordhälfte, gegen den Urzeigersinn, die Zeichen Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Fische und Wassermann. D. h. die Teilung erfolgt im zweiten Raum zwischen den Fischen und dem Widder bzw. zwischen der Jungfrau und der Waage. Eine Zusammenfassung der beiden Gräber, die beide aus der Römerzeit stammen, zeigt, dass es eine thematische Übereinstimmung zu Gräbern aus Salamuni bei Achmim gibt und dass hier neben dem griechisch-römischen Tierkreis auch Elemente des Mithraskultes eine Rolle gespielt haben. 4.1.2.1 Zusammenfassung zur Orientierung der Decken in den Gräbern Von den oben aufgeführten Gräbern ist das zeitlich früheste Grab mit einer astronomischen Decke das des Karakhamun in Theben-West (TT 223). Das Zentrum dieser Decke bildet die Figur der Göttin Nut, die frontal wiedergegeben ist und zu deren beiden Seiten die Konstellationen der nördlichen und der südlichen Himmelssphäre aufgeführt sind. Die Göttin selbst gibt die Ostwestachse an. Dabei liegt ihr Kopf im Westen und ihre Füße im Osten, wo der Sonnengott alltäglich am Morgen aus ihrem Schoß wiedergeboren wird, während sie ihn am Abend wieder verschlingt. Diese besondere Art der Darstellung der Himmelsgöttin ist ansonsten nur auf Sargdeckeln belegt, dagegen entspricht die Anordnung der nördlichen und südlichen Konstellation der Tradition der Himmelsdarstellungen in Königsgräbern des Neuen Reichs. Die meisten Belege zu Darstellungen der Himmelsgöttin en face stammen aus der Zeit ab der 25. Dynastie, sind also zeitgleich mit diesem Grab, jedoch gibt es ein markantes älteres Beispiel für diesen Darstellungstyp aus dem Grab des Psusennes in Tanis (Kairo Museum JE 87297262), der einen Sarg des Merenptah usurpiert hat. Aber auch Särge der 22. Dynastie zeigen die Himmelsgöttin schon en face, auch wenn dies zu jener Zeit noch kein allgemeiner 261 Das sind: 1) die Sonnenbarke, die von acht preisenden Pavianen, die, je zu viert auf beide Seiten der Barke aufgeteilt, die Sonne in Form eines auffliegenden Skarabäus preisen (Sonne des Westens, Konstellation Q), 2) das Sonnen bzw. Mondkind (Konstellation M), im Zentrum des Kreises, was zugleich einen AmulettCharakter hat, 3) der Skarabäus mit Amunkrone und Finder am Mund (Sonne des Ostens, Konstellation O), 4) das geflügelte Udjatauge auf Beinen mit neun Kobras auf dem „Kopf“ (Konstellation P) und 5) der vierköpfige Widder (Konstellation N). 262 EAT III, 38–39 mit Tf. 16 A und MONTET, Tanis II, 119–120 und Tfn 79-80.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Standard ist. Bei dem Deckel JE 87297 ist also die Innenseite des Deckels mit der Figur der Göttin Nut, mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen, verziert, die als tiefes Halbrelief herausgearbeitet wurde. Sie trägt ein enganliegendes Kleid, das mit fünfstrahligen Sternen übersäht ist, die entlang der Ostwestachse ausgerichtet sind. Entlang der Seiten sind auf zwei Reihen aufgeteilt nach innen Sonnenbarken und nach außen Sternkonstellationen wiedergegeben. Auf der rechten Seite sind das Dekane einer nicht eindeutigen Familie mit der südlichen Konstellation und den Planeten und links der Himmelsgöttin die Gottheiten der nördlichen Konstellation, die am ehesten der Senmut-Tradition nahestehen. Die Sonnenbarken scheinen verschiedenen Unterweltsbüchern entnommen zu sein. Wenn auch mit weniger zusätzlichen Gottheiten ausgestattet reiht sich die Nutfigur, die Panehesi an die Decke seines Grabes gravieren ließ, in das entsprechende Dekorationsprogramm ein, wobei dieses eher der Tradition der sparsamer dekorierten Särge der früheren Spätzeit während der 22.–25. Dynastie entspricht. Die Himmelsgöttin ist als Beschützerin des Verstorbenen anwesend, worauf ein entsprechender Text verweist, der einen sogenannten Nutspruch beinhaltet. Weitere Elemente sind eine Tages- und Nachtbarke der Sonne, die auf den Auf- und Untergang der Sonne und damit ihre Fahrt auf und durch den Körper der Nut, verweist. Ein weiteres Element sind 12 Kobras und 12 Stundengöttinnen nach der Tradition des Amduat, welche die, in dieser Zeit sonst üblichen Stundengöttinnen der Nacht und des Tages vertreten und zu beiden Seiten entlang des Körpers der Nut platziert sind. Der Tradition der Königsgräber in Bezug auf die Wiedergabe der Sterne des nördlichen und südlichen Himmels folgen vor allem die Gräber des Padiamenope (TT 33) und des Monthuemhat (TT 34), wobei sie ohne die Figur der Himmelsgöttin konzipiert sind. Zwischen den beiden Konstellationen ist stattdessen eine Inschriftenzeile angebracht, die beide Seiten voneinander trennt. Die Sternkonstellationen folgen mit kleineren Abweichungen denen der Senmut-Familie. Einer ganz anderen Tradition folgt die Darstellung im Grab des Panehesi in Matariya auf dem Gebiet des alten Heliopolis. Hier wurden ein zeitgenössisches Element in Form der en face wiedergegebenen Nut mit Auszügen und Ikonen aus dem Amduat kombiniert. Wobei es sich bei dem Amduat immerhin um das für uns fassbare älteste Unterweltsbuch handelt. Die Textabschnitte und Bilder, die daraus entlehnt wurden, drehen sich um Stundengöttinnen, die sich in abgewandelter Form auf zeitgleichen Denkmälern als je 12 Tages- und Nachtstunden wiederfinden. Ausschnitte aus dem Amduat und anderen Jenseitsführern finden sich jedoch auch auf Särgen und Sarkophagen der 30. Dynastie bis in die griechische Zeit hinein. Der Darstellungsschiene von Padiamenope und Montuemhat folgen deutlich später auch noch die astronomischen Decken der Tiernekropole von Tuna el-Gebel. Hier finden sich zeitlich parallel, sowohl Decken mit und ohne Nut. Dabei hat sich gezeigt, dass Deckenbilder, die gesichert mit Inschriftenzeile und Sternenband versehen sind, immer der Senmut-Tradition angehören, wogegen die mit der Figur der Nut in gesicherten Kontexten immer der Tanisfamilie angehören263, einige nicht gesicherte Fälle könnten hier eine Ausnahme bilden264. Ein sicherlich interessantes Detail der Decken in Tuna el-Gebel ist, dass sich die Ausrichtung der Decken vorwiegend nach der Sichtweise der Besucher gerichtet hat und nicht nach der „logischen“ Sicht des bestatteten Tieres in der jeweiligen Kultnische265. Wichtig war auch

263 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 187. 264 Vgl. die Tabellen bei SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 215 und 217. 265 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 217–218.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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die Ausrichtung der Sterne: sie sind in der Ostwestachse ausgerichtet, d. h. der einzelne Zacken weist immer nach Westen in Richtung ihres Untergangs. Letzteres zeigt sich auch in Gräbern, wo die Ausrichtung der Sterne eindeutig ist. Das Grab des Siamun in Siwa zeigt zwar auch eine Nut en face, kombiniert diese jedoch ausschließlich mit Sonnenbarken, womit in diesem Fall sicherlich die Tradition der Bücher vom Tag und der Nacht aufgenommen wurde, die ja auch in den königlichen Gräbern des Neuen Reichs mit der Figur einer seitlich dargestellten Nut verbunden werden. Diese Form wird auch für die Figur der Nut im sogenannten Nutbild im Osireion von Abydos verwendet, was erstmals den nächtlichen Sternenhimmel mit der sich alljährlichen wiederholenden Abfolge der Dekansterne in ihren verschiedenen Phasen zeigt. Ergänzend gehört zu diesem Bild aber auch die Figur des Schu, der die Himmelsgöttin mit seinen Armen hochhält. Teil davon sind auch längere Texte, die dessen Bestandteile mythisch erklären. Aus der römischen Zeit sind Papyri überliefert, welche die Textpassagen des Nutbildes, die im sogenannten „Nutbuch“ erscheinen, zum Inhalt haben. Die kosmographischen Bücher vom Tag und der Nacht sowie das Nutbuch werden als Himmelsbücher zusammengefasst, da es darin nicht nur um eine Beschreibung der Himmelssphäre mit all seinen „Bewohnern“ geht, sondern auch um die Beschreibung der kosmischen Ordnung aus der Sicht der ägyptischen Religion266. Das Grab des Psenosiris in Athribis bei Sohag, was aus dem 1. Jahrhundert stammt, greift mit seiner Deckendekoration als bislang einziges Grab auf diese Tradition zurück. Hier wird in der zweiten westlich gelegenen Kammer des Schachtgrabes die seitlich dargestellte Nut, die von Schu hochgehoben wird, mit Dekanen der Tanis-Familie sowie den Planeten, den kurz zusammengefassten Konstellationen des Nordens und Südens und den Tagesstunden des Sonnengottes nach dem „Stundenritual“ kombiniert wiedergegeben. Erst ein neuerer Befund aus dem Repittempel am selben Ort macht unzweifelhaft klar, dass es sich bei dieser Darstellung um ein Nutbild im eigentlichen Sinne handelt. Ein Deckenblockfragment mit Resten der Figur der Nut zitiert einen der Texte, die auch schon in Abydos Bestandteil dieses Bildes sind. Andere Fragmente, die ebenfalls im westlichen Bereich des hinteren Umgangs gefunden wurden, zeigen weitere Parallelen zu Darstellungen im Grab des Psenosiris, der zu seinen Lebzeiten Bürgermeister des Ortes war, in dem auch der Repittempel steht. Dazu gehören neben der Figur des Schu auch Dekane der Tanis-Familie. Im östlichen Vorraum des Grabes ist an der Decke ebenfalls eine Nut wiedergegeben, die allerdings jetzt mit Dekanen der Sethos I BFamilie kombiniert werden und anstelle des Schu eine eingerollte Figur an der Stelle des Erdbodens wiedergibt. Letzteres geht auf eine Tradition zurück, die im Laufe der Spätzeit greifbar wird und während dieser Zeit nur auf Papyri überliefert ist267. Erst in der griechisch-römischen Zeit findet sich diese Darstellung auch in Tempeln wieder268. Vermutlich geht sie z. T. auf die 266 S. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 20. 267 Vgl. KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 49 (zu einer vergleichbaren Darstellung in Philä). Weitere vergleichbare Nutdarstellungen werden auf den Seiten 49–52 besprochen. Bei den Szenen, die ab der 21. Dynastie auf Papyri sowie auf der Außenseite von Särgen überliefert sind, handelt es sich um Darstellungen von Nut und Geb, die von Schu getrennt werden (zu diesen Quellen, vgl. wiederum KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 40–41 (Quelle 81 = pGreenfield, Tf. 106), 43–44 (Quelle 84 = PIANKOFF, Mythological Papyri I, Nr. 19), 46–52 (Quelle 87 = LANZONE, Dizionario, Tf. 159 und S. 408) und 53–4 (Quelle 89 = LANZONE, Dizionario, Tf. 158 und S. 407), vgl. ansonsten die Zusammenstellung bei LANZONE, Dizionario, Tfn 155–163). 268 Vgl. S. 30–32 mit Anm. 106–114. Zu den bislang publizierten Szenen, vgl. KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 49 (zu Philä nach: BÉNÉDITE, Philae, Pl. 50). Weitere Darstellungen sind in Dendara (2. westl. Osiriskammer, D X, 385–386 und Tf. 204) und im Tempel von Deir el-Hagar (KAPER, in: JEA 81,

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Schlussszene des Pfortenbuchs zurück, die später mit den Szenen der Papyri kombiniert wurde. Die Sethos I B-Familie der Dekane ist erstmals in Abydos in Kombination mit dem Nutbild überliefert und ebenfalls auf Deckenblöcken des östlichen Teils des hinteren Umgangs des Repittempels nachzuweisen. Damit zeigt sich, dass die Darstellungen im Grab des Psenosiris zeitgleich auf dasselbe Material zurückgegriffen hat, was auch im Tempel verwendet wurde. Bis auf ein Element sind die Darstellungen an den Decken im Bürgermeistergrab und im Tempel identisch und in beiden Fällen der Ost- und Westhälfte zugeordnet. Und bei diesem einen Element handelt es sich um die Figur des Aquarius, von dem nennenswerte Reste unter dem Arm des Schu erhalten geblieben sind und die dem System der Verteilung der Dekane nach zu urteilen auch keiner anderen Figur zugeordnet werden könnten. Ein weiteres Grab am Ort, das ca. 100 Jahre später in den Felsen eingetieft und dekoriert wurde, thematisiert nun hauptsächlich den Tierkreis, um die beiden Geburtshoroskope der Grabinhaber wiederzugeben und erweitert diese um einzelne Elemente der ägyptischen Tradition, wie Sonnen- und Mondbarken, die Götter der südlichen Konstellation Orion und Sothis sowie den Dekanen ähnliche schlangengestaltige Wesen, welche die beiden Tierkreise umgeben. Vergleichbar ist hier das römerzeitliche Grab des Petosiris in Dachla, was jedoch neben dem Tierkreis zusätzlich auf Elemente des römischen Mithraskultes zurückgreift, während ein weiteres benachbartes Grab, das des Petubastis, lediglich den Tierkreis wiedergibt. Letzteres findet sich auch in mehreren Gräbern in Salâmûni unweit von Achmim, also in relativer Nähe zu Athribis. Wo das Grab des Petosiris in Dachla noch verschiedene ägyptisch-religiöse Elemente wiedergibt und in den Tierkreis integriert, werden sie im Grab des Petubastis und in den Gräbern von Salamuni eher an den Rand, außerhalb des Tierkreises, gedrängt. Wenn in den Gräbern Dekane vorhanden sind, können sie sowohl der Senmut- als auch der Tanis-Liste angehören. Dekane der Tanis und Sethos I B-Liste sind bislang jedoch nur in Athribis belegt, wo sich dieselbe Beleglage auch im örtlichen Tempel wiederfindet. Erwähnt werden sollte hier auch noch, dass die Sethos I B-Dekane abgesehen von ihrem Erscheinen im Nutbild auch auf Statuetten mit Monatsgöttinnen aus der Spätzeit belegt sind. Dabei handelt es sich um eine ganz andere Form von Denkmälern des eher privaten Bereichs. Bislang sieht es so aus, als wurden sie parallel und unabhängig von den Darstellungen der Deckenbilder tradiert, bevor sie in den monumentalen Deckenbildern der Tempel und Gräber vereint wurden269. Hierzu gehören vor allem die sogenannten zwölf Pseudodekane, bei denen es sich um eine besondere Form von Monatsgöttern handelt, die einer voranstehenden thronenden Göttin (jeweils ein Dekan des Monatsanfangs) als „Kindgott“ folgen und in dieser Form den thoërisgestaltigen Monatsgöttinnen gleichen, die z. B. in Philä in Begleitung ihrer „Kinder“, erscheinen können. Ebenfalls Bestandteil dieser Überlieferung ist die Einbeziehung der fünf Epagomenentage, zu denen sich neben den fünf Kindern der Nut sechs schlangengestaltige Dekane gesellen270. In den Deckendarstellungen von Dendara und Esna, in die die Dekane der Sethos I BFamilie integriert sind, sind diese zusätzlichen Gottheiten vorhanden. In Athribis sind sie zwar im Tempel nachweisbar, wurden jedoch im Grab des Psenosiris weggelassen.

1995, 175–195) belegt. 269 Vgl. MENDEL, Monatsgöttinnen, 45–49 zu den Statuetten Kairo CG 38924 (Tf. XIX) und einem Statuensitz aus der Sammlung Hornblower (Tf. XX). 270 Vgl. MENDEL, Monatsgöttinnen, 92–99.

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4.1.3 Die Orientierung von astronomischen Themen auf Särgen Dekorationen mit Himmelsdarstellungen sind meistens, aber nicht ausschließlich, auf der Innenseite des Deckels zu finden, die sich wie der Himmel über die Erde, über dem Verstorbenen wölbt. Da das Material relativ umfangreich ist, sollen hier nur die für das Thema relevanten Aspekte besprochen werden. Daher wird hier, z. B. das selten belegte Bild der Himmelskuh271 und das dazugehörende „Buch von der Himmelskuh“, obwohl es auch in den Themenkreis gehört, nicht weiter berücksichtigt. Dasselbe gilt für Nut als Baumgöttin272. Abgesehen von den diagonalen Sternuhren des Mittleren Reichs, die als erste neben der nördlichen (Nut273, die den Himmel hochhebt neben Mesechtiu als Stierschenkel) und südlichen Konstellation (Orion und Sothis) die 36 Dekane, die als Sternuhr zur Messung der Nachtstunden diente, wiedergeben, sind erst nach dem Neuen Reich die nächsten Darstellungen des Himmels und seiner Gestirne auf Särgen und Sarkophagen bezeugt. Der größte Teil von ihnen zeigt Bilder der Nut, die auf den Särgen ab der 25. Dynastie fast immer en face wiedergegeben ist. 4.1.3.1 Darstellungen der Himmelsgöttin Nut Auf der Außenseite vieler Särge ist die Abbildung einer hockenden Göttin im Schutzgestus mit ausgebreiteten Flügeln zu sehen. Zusätzlich existiert parallel dazu eine Darstellung der Nut in der typischen aspektivisch-halbseitlichen Position auf der Innenseite der Särge274. Während der 22. Dynastie kann die Göttin entweder auf dem Boden oder auf der Unterseite des Sargdeckels erscheinen. Erst während der 25. Dynastie bildet sich der Kanon heraus, bei dem die Himmelsgöttin ihre festgesetzte Position auf der Deckelunterseite und auf dem Boden der Sargwanne eine Westgöttin den entsprechenden Platz einnimmt. Im Folgenden soll ein Katalog von Särgen und Sarkophagen mit Frontal- oder en faceDarstellungen der Nut auf der Unterseite von Sargdeckeln einen ersten Eindruck des möglichen Materials vermitteln, wobei die Motive, die zu diesen Darstellungen gehören können, unterschiedlich vollständig sind. Manche beschränken sich auf die Figur der Himmelsgöttin, andere sind von Sternbildern, Stundengöttinnen oder weiteren Gottheiten der Zeitrechnung begleitet. Sie werden nach Typen sortiert und berücksichtigen ausschließlich solche Belege mit publizierten Darstellungen, anhand derer das Aussehen der Himmelsgöttin bestimmt werden kann. Mögliche Belege, zu denen es lediglich unklare Beschreibungen ohne Abbildung gibt, werden in der Liste nicht berücksichtigt. 4.1.3.1.1 Katalog der Nutdarstellungen auf der Unterseite von Särgen und Sarkophagen Der folgende Katalog erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll, wie oben schon ausgeführt, lediglich eine erste Übersicht zu diesem Motiv geben. Die Belege sind der Einfachheit halber durchnummeriert, ohne dass mit dieser Nummer eine Aussage zur Positionierung des jeweiligen Sarges oder Sarkophags innerhalb des Katalogs gemacht werden soll.

271 Vgl. hierzu auch KURTH, in: LÄ IV, 536, s. v. *Nut, mit Anm. 24–26; HORNUNG, Himmelkuh, insbesondere: 96–101 (historischer Abriss zum Motiv der Himmelskuh). 272 Vgl. KURTH, in: LÄ IV, 536, s. v. *Nut, mit Anm. 21–22 und BILLING, Nut, 185–309. 273 Vgl. KURTH, in: LÄ IV, 536, s. v. *Nut, mit Anm. 17, wo er auf EAT I, Tfn 4–19 verweist. 274 Z. B.: Sarg der Taiirynefer, Vatikan, Museo gregoriano egizio aegyptiaca gregoriana, Inv. Nr. 25005.2.2 (GASSE, Les sarcophages de la troisième période intermédiaire, 180–200, Tfn 47,2–53); Sarg der Gautseschen, Kopenhagen, Ny Carlsberg.

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Angegeben wird zu jedem Stück zunächst die fortlaufende Nummer, dann das Objekt mit Angabe der Person, für die der Sarg oder Sarkophag angefertigt wurde. Darauf folgt der Ort und das Museum, in dem das Objekt aufbewahrt wird und am Schluss die Inventarnummer, sofern vorhanden. Schnell hat sich gezeigt, dass sich bei den Bildern der Nut drei verschiedene Haupttypen unterscheiden lassen, die die Körperhaltung der Himmelsgöttin betreffen. Diese weisen z. T. weitere Untertypen auf, wobei der Unterschied gegenüber dem Haupttypus darin besteht, dass ein distinktives Element hinzugefügt wurde. Das kann die Ausformung der Haare oder die Fußhaltung der Göttin sein. Zusätzliche weitere Elemente können Sonnenscheiben, Mondscheiben auf Mondsicheln oder Schenringe sein. Der erste Typ gibt die Grundhaltung der Göttin an: Sie ist „en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen“ wiedergegeben. Der zweite Typ fügt einen weiteren Aspekt hinzu: „Die Arme sind leicht angewinkelt und in ihren Händen hält sie eine große Sonnenscheibe“. Der dritte und letzte Typ variiert die Grundhaltung der Arme: „Nut wird en face mit nach unten gerade ausgestreckten Armen gezeigt“. Eine letzte Kategorie sind solche Särge, die zwar astronomische Themen verwenden, jedoch keine Nutfigur damit kombinieren. Katalog •

Typ 1 Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt.



Typ 1a Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die Haare hängen bis über die Brust gerade herab (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil nicht sichtbar ist). - 1. Sarkophag des Psusennes (Merenptah), Museum Kairo JE 87297 Fundort: Tanis Objekt: Deckel eines Sarkophags aus Granit Datierung: 21. Dynastie (1044–999 v. u. Z.), Psusennes. Usurpiert von Merenptah (19. Dynastie, reg. 1213–1204). Beschreibung: Die Göttin trägt ein enganliegendes Kleid, das mit Sternen übersäht ist und eine dreigeteilte Perücke mit geradem Abschluss. Rechts und links der Figur der Nut findet sich, jeweils außen, 1) rechts: Dekane und Götter der südl. Konstellation und 2) links: die nördliche Konstellation mit den begleitenden Gottheiten275. In der Reihe darunter finden sich Darstellungen aus Jenseitsführern. Publikation: MONTET, Tanis II, 119–120 und Tfn 79–80; EAT III, 38–39 mit Tf. 16 A; PM VIII, 596 (Cairo, Egyptian Museum).

275 EAT III, 38–39 (Nr. 30) mit Tf. 16 A

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- 2. Sarkophag der Anchnesneferibre, London, British Museum, BM EA 32 Fundort: Grab 2003, Deir el-Medineh, Luxor. Objekt: Deckel eines Sarkophags aus Grauwacke. Datierung: 26. Dynastie (usurpiert durch den Beamten Pamonth während der Regierungszeit des Augustus). Beschreibung: Die Göttin Nut ist nackt, mit nach oben ausgestreckten Armen und ausgestreckten Füßen dargestellt. Am Hals, am Schoß und zwischen den Knöcheln befindet sich je eine kleine Scheibe, die im inneren Bereich deutlich sichtbar nicht aufgeraut ist. Die Haare hängen bis oberhalb der Brust herab (dreigeteilte Perücke, wovon der dritte Teil nicht sichtbar ist). Publikation: WAGNER, Anchnesneferibre, 329 und Tf. 10.

- 3. Sargdeckel des Kornelius Pollius, London, British Museum, BM EA 6750A Fundort: Scheich Abd el-Gurna, Luxor. Objekt: Deckel eines Pfostensarges aus Holz. Datierung: 1. Jh. u. Z. (die Enkel des K-P wurden 93 und 95 u. Z. geboren) Beschreibung: Nut ist mit lang ausgestreckten Füßen und ausgestreckten, aber angewinkelten Armen gezeigt. Über ihrem Kopf ist eine Sonne mit Strahlen gesetzt. Sie trägt ein gemustertes Kleid, das den ganzen Körper bedeckt. An den Füßen sind die Riemen von Sandalen sichtbar. Rechts und links entlang des Körpers der Nut sind je sechs Tierkreiszeichen wiedergegeben, von denen nicht mehr alle erhalten sind. Die Figuren blicken in Richtung des Kopfendes (Kopf der Nut). Auf der rechten Seite sind Löwe bis Steinbock im Uhrzeigersinn wiedergegeben. Ihnen gegenüber sind es Wassermann bis Krebs ebenso im Uhrzeigersinn, aber die Zeichen dazwischen sind gegen den Uhrzeigersinn gruppiert. Über dem Kopf der Nut ist eine Strahlensonne und neben ihren Händen und Füßen sind Mischwesen aus Skarabäen und Schildkröten aufgemalt. Publikation: EAT III, 89–91 mit Tf. 46; PM I, 22, 674–676 (das vollständige Ensemble); vgl. auch STRUDWICK, and TAYLOR, The Theban necropolis, 193–195 (The Soter family group).

- 4. Sargdeckel des Soter, London, British Museum, BM EA 6705 Fundort: Scheich Adb el-Gurna, Luxor. Objekt: Deckel eines Pfostensarges aus Holz. Datierung: Römisch (um 100–120 u. Z.), 1. Jh. u. Z. (zwei seiner Kinder wurden 93 und 95 u. Z. geboren). Beschreibung: Nut ist mit lang ausgestreckten Füßen und ausgestreckten, aber angewinkelten Armen gezeigt. Auf der schulterlangen Perücke trägt sie einen Topf, der ihren Namen angibt. Sie ist mit einem gemusterten Kleid bekleidet, das unterhalb der Brust beginnt. An den ausgestreckten Füßen sind die Riemen von Sandalen sichtbar. Sechs Tierkreiszeichen sind rechts und links entlang des Körpers der Nut gezeichnet. Sie sind gegen den Uhrzeigersinn wiedergegeben. Links sind es Löwe bis Steinbock und rechts Wassermann bis Krebs. Alle Zeichen blicken in Richtung des Kopfes der Nut. Zwischen den Füßen der Göttin gibt es einen Skarabäus, zwischen Kopf und linkem Arm (über Leo) ist eine Barke mit Sonnenscheibe und auf der rechten Seite (über Cancer) gibt eine Barke mit Mondscheibe und Udjatauge darin. Über dem Kopf ist eine Sonnenscheibe zwischen dem Horizontzeichen (?) zu sehen. An den Seiten des Sarges sind die Stunden des Tages auf der rechten Seite und die der Nacht auf der linken Seite wiedergegeben. Am Kopfende ist eine Strahlensonne und am Fußende eine liegende Kuh als Abzeichen der Westgöttin auf einem Schrein wiedergegeben.

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4 Die Ausrichtung des Himmels Publikation: EAT III, 91 mit Tf. 47 A; PM I, 22, 675, Nr. 4; BM Collection Online (Photo); RIGGS, in: BIFAO 106, 2006, 315–322; ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 80–81.

- 5. Sargdeckel der Sensaos, Leiden, Rijkmuseum van Oudheden, M75 Fundort: Scheich Abd el-Gurna, Luxor. Objekt: Deckel eines Pfostensarges aus Holz. Datierung: (93–) 109 u. Z. (Tochter des Soter und Schwester von Kleopatra und Padiamenope Ammonios; starb im Alter von 16 Jahren). Beschreibung: Nut ist mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen wiedergegeben, wobei die Arme seitlich leicht angewinkelt sind. An den Füßen sind die Riemen der Sandalen zu sehen. Ihr bunt gemustertes Kleid bedeckt den gesamten Körper bis auf den Kopf, die Arme und die Füße. Die beiden Enden der Perücke enden gerade knapp unterhalb der Schulter. Sechs Tierkreiszeichen rechts und links entlang des Körpers der Nut. Die Tierkreiszeichen sind im Uhrzeigersinn wiedergegeben. Links sind es Wassermann bis Krebs und rechts Löwe bis Steinbock. Alle Zeichen blicken in Richtung des Kopfes der Nut. Zwischen Kopf und beiden Armen sind je zwei Schildkröten angebracht. Über dem Kopf ist eine Strahlensonne zu sehen. Unterschiedslos sind auf beiden Seiten des Deckels die Stunden des Tages und die der Nacht wiedergegeben. Publikation: EAT III, 92 mit Tf. 49 A; PM I, 22, 675, Nr. 9.

- 6. Sargdeckel der Kleopatra, Tochter des Soter, London, British Museum, BM EA 6706 Fundort: Scheich Abd el-Gurna, Luxor. Objekt: Deckel eines Pfostensarges aus Holz. Datierung: Frühes 2. Jh. u. Z. (Tochter des Soter und Schwester von Sensaos und Padiamenope Ammonios; starb im Alter von 11 Jahren) Beschreibung: Nut ist mit lang ausgestreckten Füßen und ausgestreckten, jedoch nur leicht angewinkelten Armen gezeigt. Über ihrem Kopf ist eine Sonne mit Strahlen gesetzt, wobei die Farbe der Strahlen von hell nach dunkel wechselt. Sie trägt ein gemustertes Kleid, das den ganzen Körper bedeckt, jedoch die Arme freilässt. An den Füßen sind die Riemen von Sandalen sichtbar. Sechs Tierkreiszeichen rechts und links entlang des Körpers der Nut. Die Tierkreiszeichen sind im Uhrzeigersinn wiedergegeben. Links sind es Wassermann bis Krebs und rechts Löwe bis Steinbock. Alle Zeichen blicken in Richtung des Kopfes der Nut. Zwischen Kopf und beiden Armen sind je zwei Schildkröten angebracht. Über dem Kopf ist eine Strahlensonne zu sehen. Links sind die Stunden des Tages und rechts die der Nacht wiedergegeben. Am Kopfende ist ein Vogel mit ausgebreiteten Flügeln und am Fußende eine liegende Kuh als Abzeichen der Westgöttin auf einem Schrein wiedergegeben. Publikation: EAT III, 91 mit Tf. 48; PM I, 22, 676, Nr. 13.

- 7. Sargdeckel des Padiamenope, Louvre E 13048 (vormals: Bibliothèque Nationale, Paris, No. 75) Fundort: Scheich Abd el-Gurna, Luxor. Objekt: Deckel eines Pfostensarges aus Holz. Datierung: (95–) 116 u. Z. (Sohn des Soter und Bruder von Kleopatra und Sensaos; starb im Alter von 21 Jahren). Beschreibung: Nut ist mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen wiedergegeben, wobei die Arme seitlich leicht angewinkelt sind. An den Füßen sind

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die Riemen der Sandalen zu sehen. Ihr bunt gemustertes Kleid bedeckt den gesamten Körper bis auf den Kopf, die Arme und die Füße. Die beiden Enden der Perücke enden gerade knapp unterhalb der Schulter. Sechs Tierkreiszeichen rechts und links entlang des Körpers der Nut. Die Tierkreiszeichen sind im Uhrzeigersinn wiedergegeben. Links sind es Wassermann bis Krebs und rechts Löwe bis Schütze. Der Steinbock ist neben Nuts rechter Hand wiedergegeben. Alle Zeichen blicken in Richtung des Kopfes der Nut. Zwischen Kopf und beiden Armen sind je zwei Skarabäen mit Schlangenköpfen (Schildkröten?) angebracht. Über dem Kopf ist eine Strahlensonne zu sehen. Unterhalb der Wölbung sind an den Längsseiten die Stundengöttinnen ohne Unterscheidung hintereinander gesetzt. Publikation: EAT III, 92–93 (N° 70), mit Tf. 47 B; PM I, 22, 674, Nr. 1; STRICKER, in: OMRO 23, 1942, 30–47. •

Typ 1a-1 Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die Haare hängen gerade herab (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil nicht sichtbar ist). Die Brüste stehen seitlich ab. - 8. Sargdeckel des Peftjauauiaset, Milano, Museo Archeologico, E 09.40147 Fundort: Luxor. Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: 26. Dynastie Beschreibung: Nut wird nackt und mit nach oben und unten ausgestreckten Armen und Füßen gezeigt. Zwischen den Armen befindet sich eine trapezförmige Fläche, um den Raum zu füllen, der keinen Text trägt. Über den Händen der Nut ist eine rote und unter den Füßen der Nut eine gelbe Scheibe zu sehen. Ihre Perücke hängt zu beiden Seiten unten gerade auf das Dekolleté herab. Die Brüste sind in Seitenansicht gezeigt. Rechts von der Figur der Himmelsgöttin sind die Stunden des Tages in Form von hockenden Göttinnen mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf und links die Stunden der Nacht als Göttinnen mit einem Stern auf dem Kopf dargestellt. Publikation: MIATELLO, in: ENiM 11, 2018, 41-133 (Texte der Deckelunterseite: 65–82).

- 9. Sargdeckel des Udja(t)ersen, New York, MMA, Old Cat. 22a, b Fundort: Deir el-Bahari, Luxor. Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: Saïtenzeit, 26. Dynastie (664–525 v. u. Z.). Beschreibung: Nackte Nut mit nach oben und unten ausgestreckten Armen und Füßen. Die Figur der Göttin bedeckt ca. 2/3 der Innenseite des Deckels im oberen Bereich. Zwischen ihren Armen und an ihrem Schoß ist jeweils eine dunkelrote Sonnenscheibe angebracht. Die Brüste stehen seitlich ab. Auch der Boden wird von einer Figur der Nut eingenommen. Im Gegensatz zum Deckel ist diese jedoch bekleidet, in der üblichen Seitenansicht, mit herabhängenden Armen und mit ihrem Namen in einer Scheibe über ihrem Kopf dargestellt. Boden und Deckel sind mit 35 bzw. 28 waagerechten Schriftzeilen, die wechselweise mit weißem, bzw. gelben Hintergrund versehen sind, bedeckt. Publikation: JANSEN-WINKELN, Inschriften der Spätzeit IV, 1034–1035.

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- 10. Sarg des Heter (heute verloren) Fundort: Theben (Luxor), 1857. Objekt: Deckel eines Pfostensarges aus Holz. Datierung: 125 u. Z. (EAT III, 93). Beschreibung: Nut hat Arme und Beine nach oben bzw. nach unten ausgestreckt, wobei die Arme seitlich abgewinkelt sind. Über ihrem Kopf befindet sich eine Strahlensonne. Sie ist mit einem gemusterten Trägerkleid bekleidet, das unter ihren seitlich abstehenden Brüsten beginnt. Zwischen Kopf und linker Seite (Norden) sind zwei Schildkröten und die Fresserin wiedergegeben, auf der rechten (Süden) Seite Orion und Sothis. Auf der nördlichen Hälfte sind die Tierkreiszeichen Krebs bis Schütze und auf der südlichen Steinbock bis Zwillinge wiedergegeben. Die Jungfrau trägt die Mondsichel auf dem Kopf. An die Ecken sind die theriomorphen vier Winde gesetzt und am Kopfende ist eine Sonnenbarke zu sehen, in der der Verstorbene den falkenköpfigen Sonnengott in einer Scheibe preist. An den Seitenwänden sind zwischen den Figuren die vier Winde, auf der rechten Seite die Planeten sowie die zwölf Stundengöttinnen mit einem Stern auf dem Kopf. Der Text über ihnen benennt sie als Nachtstunden. Ein entsprechendes Pendant findet sich gegenüber, wo die erweiterte nördliche Konstellation wiedergegeben ist, jedoch nur eine minimale Auswahl von begleitenden Göttern. Bei diesen Göttern handelt es sich, ihrer Ikonographie nach, um die vier Horussöhne. Publikation: BRUGSCH, in: ZDGM 14, 1860, 15–28 und Recueil, Tf. XVII, XXXIV und XXXV und S. 30–35; EAT III, 93–95 mit Tf. 50; PM I, 22, 647; TÖPFER, Heter, Ein tbebanischer Priester, 155–168 (zu dem Sarg: 161–163).



Typ 1a-2 Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Unter den Füßen findet sich ein Schenring, der bei Holzsärgen am Fußende aufgemalt sein kann. Die Haare hängen gerade über die Brust herab (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil zum Teil nicht sichtbar ist). Die Brüste stehen seitlich ab. - 11. Sargdeckel der Hetepamun, Heidelberg, Sammlung des Ägyptologischen Instituts, Inv.-Nr. 1015 Fundort: Theben-West, Luxor. Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: 25. Dynastie. Beschreibung: Die Göttin Nut ist mit einem roten Trägerkleid bekleidet, aus dem die Brüste seitlich abstehen. Auf dem Kopf trägt sie eine blaue dreigeteilte Perücke, die unterhalb der Brüste gerade abschließt. In ihren nach oben ausgestreckten Armen hält sie eine rote Sonnenscheibe, auf ihrem Kopf sitzt ein schmaler Aufsatz, auf dem ihr Name geschrieben steht. Die Füße umschließen einen kleinen Hügel (i#t) und unter ihnen im Fußteil des Sargdeckels ist noch ein Schenring zu erkennen. Publikation: Katalog Heidelberg, 123.

- 12. Sargdeckel der Tararo, Turin, Museo delle Antichità Egizie, Inv. C. 2220 Fundort: Theben-West, Luxor. Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: 25. Dynastie (740–700 v. u. Z.).

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Beschreibung: Die Göttin Nut ist mit einem roten Trägerkleid bekleidet, aus dem die Brüste seitlich abstehen. Auf dem Kopf trägt sie eine vermutlich ursprünglich blaue, dreigeteilte Perücke, die auf der Höhe der Brust gerade abschließt. In ihren nach oben ausgestreckten Armen hält sie eine rote Sonnenscheibe, auf ihrem Kopf sitzt ein schmaler Aufsatz auf dem ihr Name geschrieben steht. Die Füße stehen auf der kastenförmigen Aussparung für die Füße und unter ihnen im Fußteil des Sargdeckels ist noch ein Schenring zu erkennen. Publikation: Katalog Turin, 219.

- 13. Sargdeckel des Inamunnefnebu, Leiden, Rijksmuseum van Oudheden, M 30 (AMM 1) Fundort: Ägypten (sonst keine Angabe). Objekt: Deckel eines Sarges aus Holz. Datierung: 25.–26. Dynastie (700–650 v. u. Z.). Beschreibung: Die Göttin Nut ist mit einem roten Trägerkleid bekleidet, aus dem die Brüste seitlich abstehen. Auf dem Kopf trägt sie eine vermutlich ursprünglich blaue, dreigeteilte Perücke, die auf der Höhe der Brust gerade abschließt. In ihren nach oben ausgestreckten Armen hält sie eine rote Sonnenscheibe, auf ihrem Kopf sitzt ein schmaler Aufsatz, auf dem ihr Name geschrieben steht. Die Füße stehen auf der kastenförmigen Aussparung für die Füße (und unter ihnen, im Fußteil des Sargdeckels ist noch ein Schenring?). Publikation: TAYLOR, Egyptian Coffins, 58.

- 14. Sargdeckel der Schepenun, Zagreb, Archaeological Museum of Zagreb (AMZ), Inv.-Nr. E-667 (alte Sammlung Koller) Fundort: keine Angabe (nach den Kriterien von TAYLOR typischer Sarg aus Theben). Objekt: Deckel eines Sarges aus Holz. Datierung: 25.–26. Dynastie (700–650 v. u. Z. nach TAYLOR). Beschreibung: Die Göttin Nut ist mit einem roten Trägerkleid bekleidet, aus dem die Brüste seitlich abstehen. Auf dem Kopf trägt sie eine blaue, dreigeteilte Perücke mit roten Streifen, die auf der Höhe der Brust gerade abschließt. In ihren nach oben ausgestreckten Armen hält sie eine rote Sonnenscheibe, auf ihrem Kopf sitzt ein schmaler Aufsatz mit einem Udjatauge. Die Füße sind in Richtung der kastenförmigen Aussparung für die Füße ausgestreckt und halbseitlich wiedergegeben. Publikation: TOMORAD, Ancient Egyptian funerary practices, 24 und Abb. Pl. 32 auf S. 19; REZNIČEK, Artefact (Re)Contextualisation, 209–224. •

Typ 1b Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die Haare hängen herab und enden eingerollt auf dem Dekolleté (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil nicht sichtbar ist). - 15. Mumienkartonage, Würzburg, Martin von Wagner Museum, Inv.-Nr. 1314 Fundort: Nicht genannt (unbekannt). Datierung: 3. – 1. Jh. v. u. Z. Beschreibung: Die Figur befindet sich auf der Innenseite einer Mumienbrustauflage mit gelbem Hintergrund. Die Göttin ist nackt und en face mit nach oben und nach unten ausgestreckten Armen und Füßen gezeigt. Die blauen Haare hängen herab und enden eingerollt auf dem

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Dekolleté (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil nicht sichtbar ist). Ihre Haus ist rötlich-beige (Hautfarbe) gehalten. Zwischen ihren Armen sind drei rote Scheiben aufgemalt, die von unten nach oben immer größer werden. Rechts und links von ihr sind Reihen von Sternen, abwechselnd in rot und schwarz aufgemalt. Publikation: STADLER, Wege ins Jenseits, 40–41.



Typ 1b-1 Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die Haare hängen herab und enden eingerollt auf dem Dekolleté (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil nicht sichtbar ist). Die Füße sind nach unten ausgestreckt und zwischen den Armen sind weitere Schenringe dargestellt. - 16. Sarkophag des Dioskurides, Paris, Louvre D 40 (= E 83, N 353, ehemals Sammlung Clot Bey) Fundort: Unbekannt. Objekt: Deckel eines Sarkophags aus Grauwacke. Datierung: Ptolemäisch, Zeit Ptolemaios VI, Philometor (180–145 v. u. Z.). Beschreibung: Nut ist nackt und wird en face gezeigt. Die dreigeteilte Perücke endet unten eingerollt auf dem Dekolleté. Ihre Füße sind nach unten ausgestreckt. Ihre Arme reichen über den Kopf, zwischen den Händen und den Armen sind übereinander drei Schenringe wiedergegeben. Der gesamte Deckelhintergrund ist mit Sternen übersäht. Am Rand ist eine umlaufende Inschrift vorhanden (BUHL, Stone Sarcophagi, 108 mit Verweis auf eine vergleichbare Nutdarstellung mit einer entsprechenden Inschrift auf den Sarkophag der Tanethep, Louvre D 39, S. 67–68; vgl. dazu auch die teilweise Umzeichnung der Nutfigur von MIATELLO, in GM 242, 2014, 81). Publikation: BUHL, Stone Sarcophagi, 105–109 (kein Photo der Nut); ETIENNE, in: Ausstellungskatalog La mort n’est pas une fin, 114–115.

- 17. Sarkophag der Tanethep, Paris, Louvre D 39 Fundort: Unbekannt, möglicherweise Sakkara. Objekt: Deckel eines Sarkophags aus Grauwacke. Datierung: Ptolemäisch, ca. 2. Jh. Beschreibung: Nut ist nackt und wird en face gezeigt. Die dreigeteilte Perücke endet unten eingerollt auf dem Dekolleté. Ihre Füße sind nach unten, der Höhlung des Fußteils folgend, ausgestreckt. Ihre Arme sind über den Kopf ausgestreckt. Zwischen den Händen und den Armen sind übereinander drei Schenringe wiedergegeben. Der gesamte Deckelhintergrund ist mit Sternen übersäht, die parallel zur Figur der Nut von einer umlaufenden Inschrift unterbrochen wird. Publikation: BUHL, Stone Sarcophagi, D 39, S. 67–68 (kein Photo der Nut); MIATELLO, in: GM 242, 2014, 81 (Ausschnitt); Photo: Online Katalog o. Nr.



Typ 1b-2 Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die Haare hängen herab und enden gerade auf dem Dekolleté (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil nicht sichtbar ist). Die Füße sind nach unten ausgestreckt und zwischen den Armen sind weitere Schenringe dargestellt.

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- 18. Sargdeckel des Horkaui, Brüssel, Musées royaux d’Art et d’Histoire, E 7042 Fundort: Unbekannt, aber möglicherweise aus der Umgebung von Sebennytos (12. u. äg. nach Personen- und Götternamen). Datierung: Ptolemäisch. Objekt: Deckel eines Pfostensarges aus Holz. Beschreibung: Nut ist nackt dargestellt mit nach oben und unten ausgestreckten Armen und Füßen. Sie trägt eine Perücke, die unten auf dem Dekolleté gerade endet. Zwischen den Armen sind drei Schenringe übereinandergesetzt. Der Körper der Nut ist auf beiden Seiten mit eng gesetzten Sternen umgeben. Beide Seiten werden zum Rand hin von einer Inschriftenzeile abgegrenzt. Publikation: TEOTINO, in: Ausstellungskatalog Sarcophages sous les étoiles de Nout, 144–147. •

Typ 1c Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die Haare hängen in einem Stück zwischen den Armen nach oben. Am Mund oder unter dem Kinn, am Schoß und zwischen den Füßen kann je eine Sonnenscheibe dargestellt sein. - 19. Sargdeckel der Neferrenpet, Belgrad, National Museum, Reg. N° 12/VI (seit 1992 in der Archaeological Collection of the Faculty of Philosophy, University of Belgrade aufbewahrt) Fundort: Achmim. Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: 30. Dynastie (4. Jh. v. u. Z.). Beschreibung: Die Göttin Nut ist in hellen, weißlich-gelben Linien auf dem dunklen, schwarzen Untergrund aufgemalt. Sie ist mit einem engen Kleid bekleidet, wovon jedoch nur unten an den Füßen der Rand zu sehen ist. Das Kleid, inklusive der Arme und der Füße, die nicht von dem Kleid bedeckt sind, ist mit Sternen übersäht. Arme und Füße sind nach oben bzw. nach unten ausgestreckt, ihre Haare hängen zwischen den Armen nach oben und enden mit den Fingerspitzen. Unterhalb ihres Halses sieht man eine kleine Sonnenscheibe. Am Rand des Deckels sind vom Betrachter links die Nachtstunden in Form der 12 Nachtpforten aus dem Buch von der Nacht und auf der rechten Seite die Tagesstunden notiert. Über der Göttin steht eine Beischrift zu ihr (Nwt-wrt mst-nTrw). Publikation: ANĐELKOVIĆ und ELIAS, in: Issues in Ethology and Anthropology 8, 2013, 565– 584; ANĐELKOVIĆ und ELIAS, in: Issues in Ethology and Anthropology 10, 2015, 701–716.

- 20. Sarg des Hornedjitef, London, British Museum, BM EA 6678 Fundort: Theben-West (Asasiv), Luxor. Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: Nach EAT III, 61 vermutlich Ptolemaios III (246–221 v. u. Z.) Beschreibung: Dekanliste mit Planeten und nördliche Konstellation mit begleitenden Gottheiten. Die Mitte des Deckels wird von Nut eingenommen, die die Arme über ihrem Kopf erhoben hat. Zwischen den Armen hängt ihr Haar bis zu den Handgelenken herab. Auf dem Kleid der Nut steht Tb 89 und unter ihrem Kinn, in der Mitte der Figur und zwischen ihren Füßen ist eine Sonnenscheibe angebracht. Zwischen ihren Händen ist ein Segel, das wiederum über einer Sonnenscheibe mit den beiden Kronenschlangen steht. Beide Zeichen sind gegenüber

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Nut um 180° gedreht. Rechts und links der Gruppe beginnt am Kopfende ein Band aus Sternen, das sich entlang des Randes um alle Darstellungen schließt und in dem man immer wieder kleine Sonnenscheiben sehen kann, die zwischen die Sterne gesetzt sind. Auch das Fußende ist mit einem Sternenband abgeschlossen. Die Liste mit den Dekanen ist zu ihrer rechten und die nördliche Konstellation auf der linken Seite, mit dem Nilpferd Richtung Fußende. Publikation: EAT III, 61–62, Nr. 46 mit Tf. 16 B und 28; Katalog British Museum: Masterpieces of Ancient Egypt, 294–296; PM I, 22, 623–624. •

Typ 1c-1 Nut wird en face mit ausgestreckten Armen und Füßen gezeigt. Die Haare hängen in einem Stück zwischen den Armen nach oben und sie steht auf einem Schenring. Am Mund und am Schoß ist eine Sonnenscheibe dargestellt. - 21. Sargdeckel des Anchemmaat aus einer Privatsammlung in Brüssel Fundort: Abusir el-Melek (Spätzeitnekropole von Herakleopolis Magna, 20. oberäg. Gau). Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: 4. Jh. v. u. Z. Beschreibung: Darstellung einer nackten Nut mit nach oben ausgestreckten Armen. In ihren Händen umfasst sie eine Sonnenscheibe. Weitere Sonnenscheiben befinden sich direkt unterhalb ihres Mundes und unterhalb ihres Schoßes. Die eher kurzen Haare strecken sich bis auf die Ellenbogen zwischen ihren Armen empor. Der Raum zwischen dem Rand der Haare und der Sonnenscheibe zwischen den Händen ist undekoriert. Der Rand des Sargdeckels ist mit den Stunden der Nacht und des Tages beschriftet. Zum inneren Rand hin sind die Namen notiert und dahinter zum äußeren Rand hockt die dazugehörige kleine Figur der jeweiligen Stundengöttin mit einem Stern (Nachtstunden) oder einer Sonnenscheibe (Tagesstunden) auf dem Kopf. Die Füße umschließen teilweise einen Schenring. Publikation: MEFFRE, in: Ausstellungskatalog Le crépuscule des Pharaons, 76–77.

- 22. Sarkophagdeckel eines Stieres, Museum Kairo JE 86722 Fundort: Tell Abu-Yasin, Horbeit. Objekt: Deckel eines Sarkophags aus rosa Granit. Datierung: 30. Dynastie–Frühptolemäisch. Beschreibung: Nut wird en face gezeigt. Die Arme sind über den Kopf nach oben ausgestreckt und umfassen eine Sonnenscheibe, deren Strahlen nach unten scheinen. Die Göttin hat nur sehr kurze stark stilisierte Haare, die in anderen Quellen als herabhängenden Haare herunterhängen, die in diesem Darstellungstyp natürlich nach oben reichen. Darüber ist zwischen die mittleren Strahlen der Sonne, ein Topf gesetzt, der als ihr Namenszeichen Nwt zu lesen ist. Unter ihrer Oberlippe der Göttin befindet sich eine Sonnenscheibe, die die Unterlippe, das Kinn und den Hals vollständig verdeckt. Eine weitere Sonnenscheibe ist direkt unterhalb ihres Schrittes zu sehen. Die Füße stehen auf einem Sn-Ring. Auf beiden Seiten sind die drei oberen Randzeilen mit einer Anrufung an die Kobras (Langfassung) beschriftet, die sich auf die Stundengöttinnen des Tages und der Nacht beziehen, die rechts und links ihres Körpers aufgereiht sind. Die Stundengöttinnen werden von Monatsgöttern begleitet. Publikation: MENDEL, Stiersarkophage, in Vorbereitung.

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Typ 1d Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die Haare hängen in einem Stück zwischen den Armen nach oben. Am Mund ist eine Sonnenscheibe und am Schoß eine Mondsichel und -scheibe dargestellt. - 23. Sargdeckel des Peftjauauienneith, Leiden, Rijkmuseum van Oudheden, AMM 5-e Fundort: Sakkara. Nach Aussage von BRUNNER und PITSCH, in: Fs Westendorf, 1073 weisen die Titel des Sarginhabers auf Sais hin. Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: 26. Dynastie (um ca. 650 v. u. Z.) Beschreibung: Nut ist nackt mit nach oben und unten ausgestreckten Armen und Füßen wiedergegeben. Ihre Haare hängen lang zwischen ihren Armen herab. Ihr gesamter Körper ist schwarz und mit gelben Sternen übersäht. Unter ihrem Kinn liegt eine rote Sonnenscheibe und unterhalb ihres Schoßes eine gelbe Mondscheibe mit weißer Sichel. Rechts von ihr sind die Stunden des Tages und links die Stunden der Nacht, als hockende Göttinnen mit ihren jeweiligen Emblemen auf dem Kopf, wiedergegeben. Am Rand hinter den Göttinnen gibt es jeweils eine Inschriftenzeile mit einer Anrufung an die Kobras des Tages und der Nacht (Kurzfassung). Publikation: LEEMANS, Mon. Eg. III, 2, 11–13 (M.13, Pl. V–VI).

- 24. Sargdeckel des Chonsutefnacht, Brüssel, Musées royaux d’Art et d’Histoire, E 586 Fundort: El Hibe. Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: wohl 26. Dynastie Beschreibung: Nut ist mit ausgestreckten Armen und Füßen wiedergegeben. Ihre Haare hängen zwischen den Armen herab bzw. nach oben. Sie trägt ein rotes Trägerkleid mit gelben Sternen, bei dem ihre Brüste zu beiden Seiten herausstehen. Unter ihrem Mund ist eine Sonnenscheibe und unter ihrem Schoß eine Mondscheibe und -Sichel wiedergegeben. Rechts und links von ihr steht ein Inschriftenband mit einer Anrufung an die Kobras (Kurzfassung), die sich auf die Stundengöttinnen des Tages und der Nacht beziehen. Publikation: Katalog Brüssel, 90–91. Photo: LABRIQUE und STÖVESAND, in: Ausstellungskatalog Sarcophages sous les étoiles de Nout, 133–135.

- 25. Sargdeckel des Ramose, Narni (MCPE) 2007 1–3 Fundort: Friedhof von Nag’ El-Hisaja, bei Edfu (PM V, 205–206; LÄ IV, 318–319). Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: 26. Dynastie (nach Parallelen). Beschreibung: Nut ist nackt mit nach oben und unten ausgestreckten Armen und Füßen gezeigt. Ihre Haare hängen lang zwischen ihren Armen herab. Ihr gesamter Körper ist schwarz und mit gelben Sternen übersäht. Unter ihrem Kinn liegt eine rote Sonnenscheibe und unterhalb ihres Schoßes eine rote Mondscheibe mit gelber Sichel. Rechts von ihr sind die Stunden des Tages und links die Stunden der Nacht, als hockende Göttinnen mit ihren jeweiligen Emblemen auf dem Kopf, wiedergegeben. Am Rand hinter den Göttinnen gibt es jeweils eine Inschriftenzeile mit einer Anrufung an die Kobras des Tages und der Nacht (wohl Kurzfassung nach MIATELLO, in: ENiM 11, 2018, 92). Publikation: BRESCIANI et al., in: EVO 26, 2003, 41–62, Photo: Tf. III, Abb. 6b.

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- 26. Sargdeckel des Beniutehi, Privatsammlung Stuttgart Fundort: Hierakonpolis (nach Inschriften) Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: Spätzeit. Nach Aussage der Bearbeiter könnte eine Stele aus dem Louvre einen Datierungsansatz bieten, da auf dieser derselbe Personenname (Bn-iw-thi) mit der Erweiterung Or verwendet wird, die auf das 1. Jahr von Nechos II. (26. Dynastie, 610–595 v. u. Z.) datiert werden kann. Stilistisch liegt der Sarg wohl zwischen der 26. und 30. Dynastie (S. 1080). Beschreibung: Auf der Innenseite sind 50 waagerechte Textzeilen erhalten. Die relativ klein gehaltene Göttin Nut befindet sich in der oberen Hälfte der Deckelinnenseite, ist in die Mitte gesetzt und reicht über nur 18 Zeilen des Textes. Sie ist nackt und mit nach oben und unten ausgestreckten Armen und Füßen dargestellt. Ihre Haare füllen den Raum zwischen den Armen aus und reichen bis zu den Handgelenken. Die Haare zeigen ein stilisiertes Lockenmuster, das aus kleinen versetzten Rechtecken besteht. Nach Aussage der Bearbeiter (S. 1073) ist ihr Körper in Blau gehalten mit aufgemalten gelben Sternen, wobei die Sterne den gesamten Körper der Göttin bedecken. Auch die Innenzeichnungen sind mit gelben Linien gezogen. Unterhalb ihres Schoßes befindet sich ein „Englisch-roter“ Kreis mit einer gelben Sichel, während der Kreis unterhalb des Mundes rot ist, womit hier Sonne (Abend) und Mond (Morgen) wiedergegeben sind. Der sonstige Hintergrund der Innenseite des Deckels ist gelb mit blauen Hieroglyphen und Zeilentrennlinien. Bei den Texten handelt es sich um Totentexte, die mit Titel und Namenreihen unterbrochen sind (S. 1078). Am Begin steht ein sogenannter Nuttext nach Pyr. 638a/b und Pyr. 1607 (S. 1078. Die Texte sind auf den Tfn 3–5 wiedergegeben). Es folgen lange Namensreihen zum Sarginhaber, wonach sich wiederum ein Text, der von Nut gesprochen wird, anschließt (Zeilen 10–15, S. 1078). Ab Zl. 18 beginnen Texte des Totenbuches (Tb 33, 34 und 2). Publikation: BRUNNER und PITSCH, in: Fs Westendorf, 1071–1100.



Typ 1d-1 Nut wird en face mit ausgestreckten Armen und Füßen gezeigt. Die Haare hängen in einem Stück zwischen den Armen nach oben und sie steht auf einem Schenring. Am Mund ist eine Sonnenscheibe und am Schoß eine Mondsichel und -scheibe dargestellt. - 27. Sarkophagdeckel eines Stieres, Museum Kairo JE 86721 Fundort: Tell Abu-Yasin, unweit von Horbeit. Objekt: Deckel eines Sarkophags aus grauem Granit. Datierung: 30. Dynastie–Frühptolemäisch. Beschreibung: Nut wird en face gezeigt. Die Arme sind über den Kopf nach oben ausgestreckt und umfassen die Sonnenscheibe. Sie trägt lange, nach oben reichende Haare. Unter ihrem Gesicht ist eine Sonnenscheibe gezeigt, die ihren Hals bedeckt und wie eine Halskette auf dem Dekolleté der Göttin ruht. Eine weitere Scheibe bzw. Mondscheibe mit Mondsichel ist direkt unterhalb ihres Schrittes zu sehen. Die Form der Darstellung auf diesem Deckel passt zur Darstellung im 2. Register, wo der Sonnengott auf der Lotusblume ebenfalls mit Mondscheibe und Mondsichel gezeigt ist. Auf beiden Seiten sind die drei oberen Randzeilen mit einer Anrufung an die Kobras (Langfassung) beschriftet, die sich auf die Stundengöttinnen des Tages und der Nacht beziehen, die rechts und links neben weiteren Gottheiten für die Monate aufgereiht sind.

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Publikation: MENDEL, Stiersarkophage, in Vorbereitung.



Typ 2 Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und seitlich abstehenden flach aufgesetzten Füßen gezeigt. Die Arme sind leicht angewinkelt und in ihren Händen hält sie eine große Sonnenscheibe.



Typ 2a Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und seitlich abstehenden flach aufgesetzten Füßen gezeigt. Die Arme sind leicht angewinkelt und in ihren Händen hält sie eine große Sonnenscheibe. Die vorderen Haarsträhnen hängen herab und enden eingerollt auf dem Dekolleté. - 28. Sarkophag des Horemhab, Museum Kairo, JE 8390, GEM 2758 Fundort: Sakkara. Objekt: Deckel eines Sarkophags aus Grauwacke. Datierung: Ptolemäisch, 2. Hälfte (vgl. BUHL, Sarcophagi, 213). Beschreibung: Nut ist nackt und wird en face gezeigt. Ihre Füße stehen seitlich ab und stehen auf einem Schenring. Unter den Brüsten erstreckt sich ein bis auf die Knöchel reichendes breites Band, mit zwei senkrechten Textzeilen, was wie ein Kleid wirkt. Die dreigeteilte Perücke endet unten eingerollt auf dem Dekolleté. In den über ihrem Kopf ausgestreckten Armen hält sie eine Sonnenscheibe, deren Strahlen bis auf den Kopf der Göttin reichen. Publikation: LEITZ, Panehemisis, 424–426 (Texte zu Nut); Photo 9507.

- 29. Sarkophag des Djedhor, Paris, Louvre D 9 Fundort: Unbekannt (Sakkara?), 1830 von CHAMPOLLION in Ägypten erworben. Objekt: Deckel eines Sarkophags aus Grauwacke. Datierung: 30. Dynastie – Ptolemäisch. Beschreibung: Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und seitlich abstehenden flach aufgesetzten Füßen gezeigt. Die Arme sind leicht angewinkelt und in ihren Händen hält sie eine große Sonnenscheibe. Die vorderen Haarsträhnen hängen herab und enden eingerollt auf dem Dekolleté. Sie trägt ein Kleid, von dem jedoch nur oberhalb der Füße der untere Saum zu sehen ist. Publikation: ZIEGLER, in: Katalog Louvre, 80.

- 30. Sarg des Djedhor, Sohn des Padichons, Museum Kairo CG 29307 Fundort: Sakkara (1911), zusammen mit Tjahorpata (CG 29306), JE 47398. Objekt: Deckel eines Sarkophags aus Granit. Datierung: 30. Dynastie – Ptolemäisch. Beschreibung: Nackte, auf einer Bodenlinie stehende Nut mit Schneckenhaarperücke und über dem Kopf erhobenen Armen. In ihren Händen hält sie eine große Sonnenscheibe empor. Entlang des Körpers der Nut sind entlang einer parallel zum Rand verlaufenden Linie je sechs hockende Göttinnen mit Sternen auf dem Kopf (Nachtstunden) dargestellt. Publikation: CG 29307–29323, 1 und 6, mit Tf. I, Abb. 2.

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- 31. Sarkophagdeckel des Nes-Schu-Tefnut, Wien, Khm ÄS 1 Fundort: Sakkara (1851), in der Nähe eines Schachts, 1500 m nordöstlich von Djoser. Objekt: Deckel eines Sarkophags aus Granodiorit. Datierung: Frühptolemäisch (um 300 v. u. Z.). Beschreibung: Nackte, auf einer Bodenlinie stehende Nut mit Schneckenhaarperücke und über dem Kopf erhobenen, leicht angewinkelten Armen. In ihren Händen hält sie eine Sonnenscheibe empor. Entlang des Körpers der Nut sind entlang einer parallel zum Rand verlaufenden Linie je sechs hockende Göttinnen mit Sternen auf dem Kopf (Nachtstunden) dargestellt. Die Figur der Nut mit den 12 Nachtstunden wird von allen Seiten mit einem Sternenband, bestehend aus drei Reihen von Sternen übereinander, eingerahmt. Die Sterne sind von Ost nach West, also von den Füßen der Göttin bis zum Kopf hin ausgerichtet. Publikation: DE MEULENAERE, in: Fs Iversen, 81–87.



Typ 2b Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und seitlich abstehenden flach aufgesetzten Füßen gezeigt. Die Arme sind leicht angewinkelt und in ihren Händen hält sie eine große Sonnenscheibe. Die vorderen Haarsträhnen hängen herab und enden eingerollt auf dem Dekolleté. Die Brüste stehen seitlich ab. - 32. Sarkophag des Wenennefer, MMA 11.154.1a, b Fundort: Sakkara (1910 von QUIBELL wiederentdeckt), Grab des Wenennefer. Objekt: Deckel eines Sarkophags aus Granodiorit (Granit). Datierung: 30. Dynastie – 2. Perserzeit. Beschreibung: Nut ist nackt und mit nach oben gestreckten und leicht angewinkelten Armen gezeigt. In ihren Händen hält sie eine große Sonnenscheibe. Die Strähnen der Perücke enden über den Brüsten und sind am Ende eingerollt. Ihre seitlich nach außen gespreizten Füße stehen auf einer schwach erkennbaren Bodenlinie. Ihr Bauch in betont rund und die Brüste stehen seitlich ab. Publikation: ARNOLD, in: Fs Lauer, 33–36 und 44–50, Abb. 6–12.



Typ 3 Nut wird stehend en face mit nach unten gerade ausgestreckten Armen. Die vorderen Haarsträhnen hängen herab und enden gerade im Brustbereich.



Typ 3a Nut wird en face mit nach unten gerade ausgestreckten Armen und seitlich abstehenden flach aufgesetzten Füßen gezeigt. Die vorderen Haarsträhnen hängen herab und enden gerade auf dem Brustansatz. - 33. Sarkophagdeckel eines Stieres, Museum Kairo, JE 86723 Fundort: Tell Abu-Yasin Objekt: Deckel eines Sarkophags aus rotem Granit. Datierung: 30. Dynastie, Nektanebos II. Beschreibung: Die Göttin ist im kleineren eingetieften Kopfteil angebracht und frontal wiedergegeben. Ihre Arme hängen gerade seitlich herab. Die Haare sind dreigeteilt und sie enden

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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gerade auf dem Beginn der Brüste. Die Füße stehen, seitlich abgespreizt, flach auf dem Boden. Auf dem Kopf trägt sie einen nw-Topf, der zugleich ihren Namen angibt. Sie ist auf der linken Westhälfte von den 12 Nachtstunden und auf der rechten Tageshälfte von den 12 Tagesstunden in Form kniender Göttinnen begleitet. Das größere Fußende zeigt auf der rechts liegenden Ostseite die nördliche Konstellation, um eine Stierschenkeluhr erweitert und auf der linken Westseite die südliche Konstellation mit den Dekanen der Senmut-Familie, mit den Planeten und Zusatzdekanen. Publikation: MENDEL, Stiersarkophage, in Vorbereitung.

Typ 3b Nut wird en face mit seitlich ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die vorderen Haarsträhnen hängen über die Brust herab und enden gerade auf dem Brustansatz. - 34. Sarg des Panehes, Leiden, Rijkmuseum van Oudheden, M 17 Fundort: Ägypten (sonst keine Angabe, Onlinekatalog) Objekt: Holzsarg. Datierung: 22. Dynastie (um 890 v. u. Z.) Beschreibung: Bei dieser Darstellung handelt es sich möglicherweise um eine Figur, die sowohl Nut als auch die Westgöttin in einer Person vereint. Die Göttin ist auf dem Boden der Wanne en face wiedergegeben. Arme und Füße hängen gerade herab. Die Daumen zeigen nach außen. Unter der Brust der Göttin beginnt ein enganliegendes Kleid, was durch ein breites Band vorne verknotet ist. Sie trägt einen breiten Halskragen und eine dreigeteilte Perücke mit gerade in der Mitte der Brust endenden Strähnen. Auf ihrem Kopf liegt eine rechteckige Platte auf, auf der der Name der Nut mit nur einem nw-Topf geschrieben steht, oben rechts des Topfes steht Hnwt und links des Topfes Imntt. Letzterer Name deutet auf die Westgöttin hin. Publikation: SCHMIDT, Sarkophager, Nr. 958 (nach: LEEMANS, Mon. III, M 15–18, Pl. IV).

- 35. Sarg der Tachebchenem, London, British Museum, BM EA 6691 Fundort: Theben. Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: Spätzeit (25.–26. Dynastie, nach TAYLOR, in STRUDWICK und TAYLOR (Hgg.), The Theban Nekropolis, 114). Beschreibung: Die Göttin ist auf der Unterseite des Deckels en face wiedergegeben. Ihre Arme sind seitlich nach unten reichend wiedergegeben. Die Daumen sind nach innen gerichtet. Die Füße sind nach unten, leicht seitlich abstehend, ausgestreckt. Die Göttin trägt ein enganliegendes rotes Trägerkleid, was von einem breiten blauen Band unter der Brust verknotet ist. Sie hat eine dunkelblaue dreigeteilte Perücke mit gerade in der Mitte der Brust endenden Strähnen und roten Bänderungen. Ihre Brüste stehen seitlich nach unten ab. Sie trägt an Oberarmen und an den Fußknöcheln breite Reifen. Auf dem Kopf sitzt ein Aufsatz, über dem ihr Name geschrieben ist. Publikation: TAYLOR, Theban Coffins, 114, Tf. 61.

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Typ 3c Nut wird en face mit seitlich ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die vorderen Haarsträhnen hängen über die Brust herab und enden gerade auf dem Brustansatz. - 36. Sarg der Tapuscheret, Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptothek, ÆIN 299 Fundort: Unbekannt. Objekt: Deckel eines Holzsarges. Datierung: 900–750 v. u. Z. Beschreibung: Die Göttin ist auf dem Boden der Wanne en face wiedergegeben. Ihre Arme sind seitlich abstehend gezeigt, wobei die Unterarme und Hände über die Seiten der Sargwanne reichen. Die Füße sind aspektivisch-halbseitlich nach unten ausgestreckt und enden über einer Reihe von Bögen, von denen noch drei erkennbar sind. Ihre Haut ist grünlich. Unter ihrer Brust beginnt ein enganliegendes Kleid in weiß, was von einem breiten roten Band vorne verknotet ist. Sie trägt eine dunkelgrüne dreigeteilte Perücke mit gerade in der Mitte der Brust endenden Strähnen. Zwischen den Haarsträhnen ist ein breiter Halskragen erkennbar, der jedoch nicht über die Schultern reicht. Ihre Brüste stehen seitlich ab. Sie trägt an Oberarmen und an den Fußknöcheln breite Reifen in Grün mit goldenem Rand. Über ihrem Kopf ist ihr Name geschrieben ( ). Publikation: JØRGENSEN, Catalogue Egypt III, 183.

- 37. Sarg der Tachatiru, Leiden, Rijksmuseum van Oudheden, M 56 (AMM 21-c) Fundort: Nicht angegeben, jedoch wohl Theben. Objekt: Holzsarg. Datierung: 22. Dynastie (um 800 v. u. Z.). Beschreibung: Die Göttin ist auf dem Boden der Wanne en face wiedergegeben. Ihre Arme sind seitlich abstehend gezeigt, wobei die Unterarme und Hände über die Seiten der Sargwanne reichen. Die Füße sind halbseitlich nach unten ausgestreckt, wobei sie auf den Zehen zu stehen scheint. Die Zehen stehen auf einem Hwt-Zeichen (

). Ihre Haut ist weiß-

gräulich. Unter ihrer Brust beginnt ein enganliegendes Kleid in rosa, das nach unten weiß ausläuft, oder vielleicht ursprünglich ganz weiß gewesen ist. Es wird von einem breiten roten Band vorne verknotet, von hier reichen schmale Träger nach oben zur Schulter. Sie trägt eine dunkle dreigeteilte Perücke mit gerade in der Mitte der Brust endenden Strähnen. Sie trägt einen breiten Halskragen. Ihre Brüste stehen leicht seitlich nach unten ab. Sie trägt an den Fußknöcheln Reifen. Auf dem Kopf liegt ein Aufsatz auf, über dem ihr Name geschrieben ist. Publikation: RAVEN, in: OMRO 62, 1981, 12; TAYLOR, Theban Coffins, 108, Anm. 120 und 109, Anm. 143 (zum Sarg allgemein); Photo: ONLINE KATALOG.

- 38. Sarg der Iretiru, Newbury, Highclere Castle, keine Angabe zur Inv.-Nr. Fundort: Theben, Deir el-Bahari. Objekt: Holzsarg. Datierung: 22. Dynastie.

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Beschreibung: Die Göttin ist auf dem Boden der Wanne en face wiedergegeben. Ihre Arme sind seitlich abstehend gezeigt, wobei die Unterarme und Hände über die Seiten der Sargwanne reichen. Die Füße reichen über den Boden hinaus auf das Fußbrett. Unter ihrer Brust beginnt ein enganliegendes Kleid in Rot, was von einem breiten weißen Band vorne verknotet ist. Sie trägt eine dunkle dreigeteilte Perücke mit gerade in der Mitte der Brust endenden Strähnen und roten Bänderungen. Ihre Brüste stehen seitlich ab. Sie trägt an Oberarmen und an den Fußknöcheln breite Reifen. Über ihrem Kopf ist ihr Name geschrieben. Der Name der Sarginhaberin Irt-irw findet sich bei RANKE, PN I, 42, 10, jedoch ist die Schreibung

, die auf dem Sarg belegt ist, nicht aufgenommen. Unter einer mög-

lichen alternativen Lesung MAA ist bei RANKE (PN I, 143) kein Eintrag vermerkt. Publikation: CARTER in: CARNARVON und CARTER, Five Years’ Explorations at Thebes, 25 und Tf. XVI, 1B; SCHMIDT, Sarkophager, Nr. 930.

- 39. Sarg des Pasenenhor, London, British Museum, BM EA 24906 Fundort: Theben. Objekt: Holzsarg. Datierung: Spätzeit (22. Dynastie, nach TAYLOR, in STRUDWICK und TAYLOR (Hgg.), The Theban Nekropolis, 109). Beschreibung: Die Göttin ist auf dem Boden en face wiedergegeben. Ihre Arme reichen über den Rand des Bodens hinaus. Über ihre Schultern ist ein schmaler Doppelschal gelegt oder ein breites doppeltes Band, was auf dem Rücken überkreuz gelegt ist. Die Füße sind nach unten, über das Fußbrett reichend, ausgestreckt. Die Göttin trägt, in der Taille beginnend, ein enganliegendes rotes Kleid, was von einem breiten weißen Band unter der Brust verknotet ist. Sie hat eine dunkle dreigeteilte Perücke mit gerade in der Mitte der Brust endenden Strähnen und Bänderungen. Ihre Brüste hängen gerade nach unten. Über dem Kopf ist ihr Name geschrieben. Publikation: TAYLOR, in: STRUDWICK und TAYLOR (Hgg.), The Theban Nekropolis, 109, Tf. 58.

- 40. Sarg der Panesy, Leiden, Rijksmuseum van Oudheden, M 35 (L.XII.3-b) Fundort: Nicht angegeben, wohl Theben. Objekt: Holzsarg. Datierung: 22. Dynastie (900–800 v. u. Z.). Beschreibung: Die Göttin ist auf dem Boden en face wiedergegeben. Ihre Arme reichen über den Rand des Bodens hinaus. Die Füße sind nach unten ausgestreckt. Die Göttin trägt ein enganliegendes Gewand, das in Höhe der Taille beginnt und ein überkreuztes Flügelpaar zeigt. Sie hat eine gestreifte dreigeteilte Perücke mit gerade in der Mitte der Brust endenden Strähnen und Bänderungen. Ihre Brüste hängen gerade nach unten. Auf dem Kopf trägt sie einen Aufsatz, auf dem ein großer nw-Topf aufsitzt. An den Oberarmen und um die Knöchel sind Reifen gelegt. Zwischen der Perücke ist ein Halskragen erkennbar. Publikation: BOESER, Catalogus 1907, E.II.41; ONLINE KATALOG, Bild 202388.

- 41. Sarg des Hor, Leiden, Rijksmuseum van Oudheden, M 40 (AMM 3-a) Fundort: Theben. Objekt: Holzsarg. Datierung: 25. Dynastie (712–657 v. u. Z.).

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Beschreibung: Die Göttin ist auf dem Boden des Sarges en face wiedergegeben. Ihre Arme reichen über den Rand des Bodens hinaus und halten Lebenszeichen. Die Füße sind nach unten ausgestreckt, sie steht auf den Zehen. Die Göttin trägt ein enganliegendes rotes Trägerkleid, mit einem schmalen weißen Gürtel, der in der Taille verknotet ist. Sie hat eine blaue dreigeteilte Perücke mit gerade in der Mitte der Brust endenden Strähnen und Bänderungen. Ihre Brüste stehen seitlich ab. Auf dem Kopf trägt sie einen Aufsatz. Um den Hals und an den Oberarmen und den Handgelenken sind breite Bänder bzw. Reifen gelegt. Zwischen der Perücke ist ein eher schmaler Halskragen erkennbar, der bis auf die Schultern reicht. Publikation: ONLINE KATALOG, Photo 202150.



Typ unklar - 42. Sarg des Anchhapi, Sohn der Tabanet, Museum Kairo CG 29301 Fundort: Sakkara (1861); JE 17429. Objekt: Deckel eines Granitsarges. Datierung: 30. Dynastie–Ptolemäisch (nach PM III, 22, 612, Ptolemäisch). Beschreibung: Soweit vor Ort erkennbar, handelt es sich um eine ausgestreckte Nut auf der Unterseite des Deckels. Nach der Skizze in EAT III (52–53 mit Abb. 13) ist rechts des Körpers der Göttin die südliche Konstellation mit Orion und Sothis in Barken (um 90° gedreht, Füße nach außen orientiert und in Richtung ihres Kopfes blickend) und auf der linken Hälfte ist die nördliche Konstellation, bestehend aus neun Figuren (ebenfalls um 90° gedreht, Füße nach außen orientiert und in Richtung ihres Kopfes blickend) wiedergegeben. Publikation: CG 29301, 1 und 26–30; EAT III, 52–53 und Abb. 13; PM III, 22, 612.



Typ – Astronomische Themen ohne Nut - 43. Sarkophag des Nachtnebef, Museum Berlin (ÄS 7) Fundort: Unbekannt. Heute im Museum von Berlin (ÄS 7), ursprünglich aus der Sammlung Drovetti. Objekt: Deckel eines Granitsarkophags. Datierung: Dynastie 30 oder Frühptolemäisch (um 340–280 v. u. Z.). Nachtnebef war der Großneffe von König Nektanebos I. (378–360 v. u. Z.). Beschreibung: Dekanliste mit Planeten und nördliche Konstellation mit begleitenden Gottheiten. Die Darstellungen sind entsprechend der Umrisslinie des inneren Sarkophags mit zwei Reihen von Sternen umschossen, wobei am eckigen Fußende jeweils eine Scheibe die Sternenreihen unterbricht. Am ovalen Kopfende treffen sich die beiden Sternenreihen in der Mitte, ohne dass eine Trennfigur eingefügt wurde. Publikation: EAT III, 53–54 mit Tf. 25; LEPSIUS, Chronologie, 68–69, 89, 105; BRUGSCH, Thes., 132 (G) und 137–143; GUNDEL, Dekane, Tf. 9.

4.1.3.1.2 Auswertung zum Katalog der Nutdarstellungen Bevor in die eigentliche Diskussion um die verschiedenen Nutdarstellungen begonnen wird, soll eine Ausnahme herausgegriffen werden, die, obwohl sie keine Nut beinhaltet, Bestandteil der spezifischen Himmelskonzepte liefert, wie sie sich in Gräbern parallel zueinander wiederfindet. Hierbei geht es um solche Deckenbilder, die, vom Inhalt her identisch, sowohl mit als auch ohne die Himmelsgöttin wiedergegeben sein können. Daher soll hier die letzte Kategorie

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„Astronomische Themen ohne Nut“ mit dem Sarkophag des Nachtnebef aus dem Museum Berlin (ÄS 7, Nr. 43) vorweggenommen werden. •

Typ – Astronomische Themen ohne Nut

Wie auf der Abbildung, die bei EAT III (Tf. 25) publiziert wurde, erkennbar ist, entspricht die Dekoration denen der Gräber des Padiamenope (TT 33), des Montuemhat (TT 34) und der Gruppe 1 der Darstellungen in den Ibiskatakomben von Tuna el-Gebel. Diese waren dadurch gekennzeichnet, dass sie die nördlichen und die südliche Konstellation mit ihren jeweiligen Begleitern wie Dekanen und sonstige Gottheiten auf zwei Reihen aufteilen und sie ihrer geographisch korrekten Hälfte zuweisen. In der Mitte werden diese Hälften der Länge nach durch eine Inschriftenzeile und ein Band mit Sternen voneinander getrennt. Die Figuren der südlichen Konstellation blicken in den drei genannten Fällen immer zum Beginn der Dekanreihe, die im Falle von Padiamenope und Monthuemhat am östlichen Ende ist, jedoch im Beispiel der Decke C-B-2 in Tuna el-Gebel im Westen liegt. Die der nördlichen Konstellation blicken auf die Mitte mit dem Stierschenkel, wobei dieser nach Westen blickt, also gegenüber den Figuren der südlichen Konstellation genau in die entgegengesetzte Richtung, in Tuna el-Gebel wiederum blickt Mesechtiu nach Osten. Der Deckel des Nachtnebef teilt mit der Inschriftenzeile und dem Sternenband das grundsätzliche Schema der Dekoration, orientiert die Figurenreihen mitsamt ihren Inschriften jedoch auf einer Standfläche, sodass sich eine Ansichtssituation ergibt, die davon ausgeht, dass der Deckel aufgerichtet auf der Seite liegt, damit die Figuren in der richtigen Position stehen. Dabei befinden sich die Dekane und Planeten mit der südlichen Konstellation oben und die nördliche Konstellation unten. Das Inschriftenband ist waagerecht und direkt unter der südlichen Konstellation angebracht, erst darunter folgt die Sternenreihe, die jetzt jedoch an der Längsachse ausgerichtet und mit dem einzelnen Zacken in Richtung des gerundeten Kopfendes nach Osten weist. Entsprechend blickt der Stier der nördlichen Konstellation zum geraden Fußende nach Westen. Der Deckel ist irgendwann zwischen dem 4. und 3. Jahrhundert gefertigt worden, wobei der Inhaber des Sarkophags ein Großneffe von Nektanebos I. (378–360 v. u. Z.) war. Zeitlich gehört er damit gesichert in die 30. Dynastie. •

Typ 3

Die nächste, zu besprechende Gruppe ist „Typ 3“. Sie bildet ebenfalls einen relativ geschlossenen Kreis und zeigt Nut mit herabhängenden (Typ 3a) oder leicht seitlich abstehenden Armen (3b). •

Typ 3b

Dabei ist Typ 3b mit den seitlich ausgestreckten Armen, die eine Umarmung suggerieren, die älteste Darstellung der Nut in Frontalansicht und reicht bis in die 22. Dynastie zurück (um 900–800 v. u. Z., Belege 34, 36–40). Nur zwei Särge (Nrn 35 und 41) werden in die 25. Dynastie, oder später datiert. Gemein ist allen, dass die Göttin die typische Hathorperücke276 trägt, bei der die Strähnen der Haare mit breiten roten, oder weiß-roten Bändern abgeteilt sind. Auf dem Kopf trägt sie meistens einen Kronenaufsatz, der jedoch auch in manchen Fällen 276 S. dazu: TAYLOR, Theban Coffins, 109. Er nimmt an, dass die Form der Perücke eine Verbindung zu Hathor suggeriert, die in Theben-West als kuhgestaltige Westgöttin vertreten ist.

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fehlen kann. Darüber ist ihr Name, mehr oder weniger ausführlich geschrieben. Im einfachsten Fall wird er nur mit einem großen nw-Topf geschrieben (Nrn 34 und 40), der auch mit weiteren Zeichen ihres Namens kombiniert sein kann ( , Nrn 37 und 39). Die umgedrehte Himmelshieroglyphe gibt an, dass hier auch oder vor allem die Himmelsgöttin der nicht sichtbaren Gegenwelt gemeint ist oder zumindest mit genannt ist. In anderen Fällen wird der Name klassisch (Nr. 35) oder (Nr. 36) geschrieben, wobei die letzte Schreibung wieder auf die nicht sichtbare Gegenwelt referiert, da hier die Schreibung auf die wohl nahezu homophone Aussprache des die Welt im Jenseits umschließenden Nun anspielt. Die Füße der Göttin sind entweder nach unten ausgestreckt oder leicht seitlich geneigt, sodass die Fersen nach innen zeigen und sie auf den Zehen steht. Die Brüste können frontal, gerade nach unten hängend, oder seitlich abstehend gezeigt sein. Bei diesem Typ trägt sie ein enges Kleid, was in der Taille von einem langen, breiten Band gehalten wird und in der Mitte zusammengeknotet ist. Die früheren Särge zeigen keine Träger, bei zwei Särgen ist das Kleid Weiß und die Bänder Rot (Nrn 36 und 37), währen die übrigen Figuren in ein rotes Trägergewand (Nr. 35, 38, 39 und 41) mit blauen (Nr. 35) oder weißen Bändern (Nrn 38, 39 und 41) gekleidet sind. Typ 3b gibt immer nur die Himmelsgöttin wieder, wobei die Darstellung häufiger auf dem Boden des Sarges (Nrn 36, 37, 38, 39, 40 und 41) als auf der Deckelunterseite (Nr. 35) zu finden ist. Ihre Rolle ist ausschließlich darauf beschränkt, den Verstorbenen nach der Tradition, die schon in den Pyramidentexten formuliert wurde, beschützend zu umfangen. •

Typ 3a

Eine Erweiterung dieses Aspekts um die kosmische Komponente liegt bei der Göttin vor, die zugleich den Himmel repräsentiert, an dem mit Hilfe der Sonne oder der Sterne die jeweilige Stunde abgelesen werden können und diese in Form der 12 Tages- und Nachtstunden anwesend sind. Dieser Typ 3a ist mit nur einem Vertreter (Nr. 33) belegt und kann durch ein absolutes Datum in Form des Königsnamens von Nektanebos II. (360–343 v. u. Z.) in die 30. Dynastie datiert werden. Im Unterschied zu den älteren Belegen von Typ 3b zeigt er die Himmelsgöttin in einer anderen Fußstellung, bei der die Füße seitlich abstehen und flach auf den Boden gesetzt sind. Dieses Element kommt bei späteren Quellen häufiger vor und könnte das zeitlich bindende Element zu diesem Darstellungstyp liefern. Die Armhaltung im Falle von Typ 3a scheint dagegen bewusst archaisierend wiedergegeben zu sein und wirkt steifer, als das bei den tatsächlichen Vorläufern der Fall gewesen ist. Bei dem einzigen Vertreter JE 86723 (Nr. 33) des Typs 3a kommen neben den 12 Göttinnen des Tages und ihren Pendants für die Nacht noch die Dekane und die südliche Konstellation sowie die Sterne der nördlichen Konstellation hinzu, die beide den Zeitraum eines Jahres abdecken und als Sternuhren Verwendung fanden. Sie sind zwar nicht direkt im Kopf-Feld neben der Nut positioniert, sondern im größeren Fuß-Feld, was über dem Körper des Stiers lag, müssen aber sicherlich als Dekorationseinheit verstanden werden. •

Typ 1 und Typ 2

Die Typen 1 und 2 mit ihren Unterkategorien zeigen die Himmelsgöttin mit nach oben ausgestreckten Armen, wobei der Unterschied zwischen beiden in der Fußhaltung besteht. Bei Typ 1 sind die Füße, mit den fünf Zehen in anatomisch korrekter Weise, frontal gezeigt und

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gerade nach unten ausgestreckt, einige Fälle zeigen sie schräg nach unten gestellt. Dagegen sind sie bei Typ 2 seitlich abstehen und flach auf dem Boden aufgesetzt. Man sieht jeweils nur den großen Zeh, der die übrigen verdeckt. Nachweislich sind die unter Typ 1 subsummiert Belege sowohl die ältesten (Nr. 1) als auch die jüngsten (Kastensärge der Soter-Familie, Nrn 3–7). Dagegen stehen die Belege unter Typ 2 genau dazwischen, auch wenn sie mit der 30. Dynastie bis in die ptolemäische Zeit über einen größeren Zeitraum entstanden sind. Dabei könnte vermutet werden, dass die seitlich abstehenden, flach auf den Boden abgesetzten Füße ein bewusster und archaisierender Rückgriff auf die traditionelle ägyptische aperspektivische, halbseitliche Wiedergabe menschlicher Figuren darstellt, die als Kontrast zur sonstigen Frontalansicht der Göttin gewählt wurde. •

Typ 2

Aufgrund der zeitlichen Zwischenstellung sollen die Belege des 2. Typs (Nrn 28–32) daher als nächste Gruppe besprochen werden. Allen Särgen ist gemein, dass sie aus Sakkara stammen und daher nicht nur aus einem zeitlichen, sondern auch örtlich begrenzten Raum stammen, sodass bei diesen gegenüber den verbreiteteren anderen Typen an eine zeitlich und lokal begrenzte Kategorie gedacht werden kann. Natürlich ist das nicht absolut zu sehen, da aus derselben Zeit und demselben Raum auch Särge und Sarkophage des 1. Typs vertreten sind. Jedoch, und das ist entscheidend, funktioniert diese Trennung nur in eine Richtung, denn Typ 2 ist – bislang – weder deutlich früher noch an einem anderen Ort vertreten. Der Grundtyp von 2 zeigt die Himmelsgöttin en face mit nach oben ausgestreckten Armen und seitlich abstehenden und flach aufgesetzten Füßen, die auf einer – mitunter imaginären – Standlinie stehen. Die Arme sind leicht angewinkelt und halten eine große Sonnenscheibe in den Händen. Bis auf den anthropoiden Sarkophag des Horemhab JE 8390 (jetzt GEM 2758, Nr. 28) handelt es sich bei den übrigen Belegen um große Sarkophage mit rechteckigen Fußende und halbrundem Kopfende (Nrn 29–32). Bei Letzteren ist die sehr große Sonnenscheibe, die die Göttin über den Kopf hält, besonders auffallend. Zwei der Särge (Nr. 30 und 31) kombinieren die Figur der Göttin mit den 12 Nachtstunden, die in Form von kleinen hockenden Göttinnen je zu sechst auf die beiden Seiten der zentralen Figur aufgereiht sind und einen Stern als Kennzeichen auf ihrem Kopf tragen. In beiden Fällen haben die Göttinnen ihren Kopf zum westlich gedachten Kopfende hin ausgerichtet. Zwei weitere Särge (Nrn 28 und 31) setzten um die Göttin herum zahlreiche einzelne Sterne, die mit der fünften Spitze ebenfalls zum Kopfende nach Westen und orientiert sind. Ebenfalls zwei Fälle (Nrn 28 und 29) kombinieren die Figur der Himmelsgöttin mit Anrufungen an den Verstorbenen mit Rückgriffen auf Textpassagen der Pyramidentexte an den Rändern bzw. rechts und links der Göttin. Bei Horemhab (Nr. 28) ist zusätzlich ein Hymnus auf den Himmel, in zwei Kolumnen aufgeteilt, auf ihrem Körper geschrieben277. Zusammenfassend kann jedoch postuliert werden, dass dieser Darstellungstyp den Aspekt der Göttin als Auf- und Untergangsort der Gestirne, aber vor allem der Sonne, betont. Das lässt vermuten, dass die Stundengöttinnen der Nacht, die hier kombiniert werden können (Nrn 30–31), aus dem Bereich des Stundenrituals stammen werden, auch wenn ihnen zur sicheren 277 LEITZ, Panehemisis, 424 mit Photo 9507. Der Text ist wie ein Gewand über den Körper der Figur gesetzt, beginnt nach einem schmalen waagerechten Band unter den Brüsten und endet oberhalb einer vergleichbaren Linie oberhalb der Fußknöchel. Die Anrufungen an den Verstorbenen finden sich auf den Seiten 425–426.

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Identifikation die dazu nötigen Namen fehlen. Die Funktion der Göttin ist damit nicht nur den Verstorbenen zu beschirmen, sondern diesen auch, den Gestirnen gleich, an ihrem täglichen Lauf teil haben zu lassen. •

Typ 1

Die größte Abteilung bildet Typ 1 mit insgesamt 27 Belegen. Hier zeigt sich zudem eine reiche Variationsbreite, was die einzelnen Elemente betrifft. Bei diesem Typ kann die Göttin bekleidet (14 Belege, Nrn 1, 3–7, 10–14, 19–20, 24) oder nackt dargestellt sein (13 Belege, Nrn 2, 8–9, 15–18, 21–23, 24–27), wobei dieser Aspekt für keine eigene Unterkategorisierung verwendet wurde. •

Typ 1a-2

Bei Typ 1 bildet Typ 1a-2 eine relativ geschlossene Gruppe: „Nut wird en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Unter den Füßen findet sich ein Schenring, der bei Holzsärgen am Fußende angebracht sein kann. Die Haare hängen gerade auf die Brust herab (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil zum Teil nicht sichtbar ist). Die Brüste stehen seitlich ab.“ Alle in dieser Kategorie vertretenen Särge (Nrn 11–14) stammen aus der 25. bis 26. Dynastie und aller Wahrscheinlichkeit nach aus Theben. In den meisten Fällen (Nrn 11–13) sind die Füße halbseitlich wiedergegeben und schräg nach unten gestellt, in einem Fall sind sie halbgerade, also nicht vollständig seitlich, nach unten ausgestreckt (Nr. 14). Alle zeigen Nut eine große rote Sonnenscheibe zwischen den Händen halten, wobei ihre Arme leicht gebeugt sind. Ihre Brüste stehen seitlich ab, was ein typisches Merkmal der thebanischen Särge zu sein scheint und möglicherweise der traditionellen halbseitlichen Darstellung entlehnt wurde, wobei bei diesen Frontalansichten nun beide Brüste, anstelle von nur einer, der traditionellen aspektivischen Ansicht, gezeigt werden. Soweit erkennbar, trägt die Göttin immer ein rotes Kleid und eine blaue Perücke, die meistens (nur bei Nr. 11 nicht) mit roten oder rot-weißen Bändern geteilt ist. In der Regel steht zwischen der Sonnenscheibe und einem flachen Kronenaufsatz auf dem Kopf ihr Name geschrieben (

, Nrn. 12–13, bzw.

, Nr. 11), bei einem Beleg ist an diese Stelle ein Udjat-

Auge ( , Nr. 14) gesetzt. Preisende Sonnenaffen (Nrn 11 und 14), oder die Symbole für Osten und Westen (Nr. 14) rücken sie in den Umkreis der Sonnenauf- und Untergangsdarstellungen. Das Abydossymbol (Nr. 11), was nur in einem Fall erscheint, betont dagegen den osirianischen Bereich. Thematisch und von der Art der Wiedergabe der Nut stehen sie damit dem Typ 2 nah, der vielleicht auch auf diesen älteren Typ bei der Konzipierung zurückgegriffen hat. •

Typ 1a-1

Was die Darstellung der Nut betrifft, sind zwei weitere Särge, die ebenfalls aus Theben stammen, sehr ähnlich (Nrn 8–9). Beide stammen aus der 26. Dynastie und zeigen die Himmelsgöttin „en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen. Die Haare hängen gerade herab (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil nicht sichtbar ist). Die Brüste stehen seitlich ab.“ In diesen Fällen werden mit Nut mehrere Scheiben kombiniert, die nicht nur unweit ihrer Hände, sondern entweder unter ihren Füßen (Nr. 8) oder

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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unterhalb ihres Schoßes sitzen (Nr. 9). Beide Belege deuten den Schambereich der Figur überdeutlich groß an und setzen durch die dunkle Farbgebung einen deutlichen Akzent darauf. Dieses Detail findet sich auch bei der Nut auf dem Sarkophagdeckel des Anchnesneferibre (Nr. 2) wieder, der den genannten Belegen zeitlich und räumlich nah steht. Die Nutfigur vom Kastensarg des Heter (Nr. 10), der ebenfalls zu Typ 1a-1 gezählt wurde, steht jedoch in nahezu allen Aspekten bis auf die seitlich abstehenden Brüste eigentlich den Särgen der Soter Familie nahe, so dass das Element in diesem Fall vermutlich eher ein Symbol aus dem Umfeld der Ernährung und Versorgung ist und damit bewusst gewählt wurde, als dass es ein Ausdruck einer besonderen Wiedergabeweise wäre. Die Sonnenscheiben, die den Auf- und Untergangsort der Sonne andeuten und im Fall von Beleg Nr. 9 die Hinzufügung der je 12 Stundengöttinnen für die Tages- und Nachtstunden leiten über zu zwei weiteren Gruppen, nämlich Typen 1c und 1d. •

Typ 1b

Bei diesem Grundtyp ist „Nut en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die Haare hängen herab und enden eingerollt auf dem Dekolleté (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil nicht sichtbar ist).“ Für diesen Grundtyp ist mit der Mumienkartonage aus Würzburg (Nr. 15) nur ein Vertreter verzeichnet. Allerdings wird sie mit den drei übereinandergesetzten Sonnenscheiben dem folgenden Typ sehr nahestehen. Somit bildet also Typ 1b-1 eine Untergruppe, bei dem zusätzlich zwischen den Armen drei übereinander gesetzte Schenringe hinzugefügt wurden. Eine weitere untergeordnete Gruppe bildet Typ 1b-2, bei dem die eingerollten Haarsträhnen gerade ausgeformt sind. Von Typ 1b2 ist nur ein Vertreter vorhanden. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Unterabteilungen Typ 1b-1 und 1b-2 ist von der Gesamtausführung so groß, dass sie dennoch in einer Gruppe (1b) zusammengefasst werden können. Die Darstellungen sind, was die Haare betrifft, bis auf die eine Ausnahme verwandt mit Typ 2, bei denen jedoch die Figur der Nut eine andere Grundhaltung einnimmt. Außerhalb der Särge mit Nutdarstellungen existiert jedoch noch ein Beleg aus dem Grab des Panehesi aus Matariya, was aus der 26. Dynastie stammt. Damit ist gesichert, dass dieser Frisurentyp zumindest bis in die 26. Dynastie zurückreicht. Sicher ist aber auch, dass der Grundtyp dennoch nicht vor der griechischen Zeit belegt ist und somit gesichert zu den späteren Vertretern gehört. •

Typ 1c und Typ 1d

Bei Typ 1c wird „Nut en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die Haare hängen in einem Stück zwischen den Armen nach oben. Am Mund oder unter dem Kinn, am Schoß und zwischen den Füßen kann je eine Sonnenscheibe dargestellt sein.“ In Typ 1d wird „Nut en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt. Die Haare hängen in einem Stück zwischen den Armen nach oben. Am Mund ist eine Sonnenscheibe und am Schoß eine Mondsichel und -scheibe dargestellt.“ In diesen beiden Gruppen mitsamt ihren Untergruppen wird die Figur der Himmelsgöttin fast immer von den Tages- und Nachtstunden begleitet. Nur im Fall von Nr. 20 und 26 scheinen sie nicht anwesend zu sein, dafür sind im Falle des Sarges des Hornedjitef (Typ 1c, Nr.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

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20) mit den beiden Konstellationen der südlichen und nördlichen Himmelsregion andere Gottheiten der Zeitrechnung vorhanden. Dagegen sind beim Sarg des Beniutehi (Typ 1d, Nr. 26) traditionellere Texte aus dem Bereich der Pyramidentexte (Nuttext, Pyr. 638 und Pyr. 1607278) und des Totenbuchs (Tb 33–35 und 37, sowie Tb 2279), unterbrochen von Namensreihen des Sarginhabers, notiert. Vergleichbare Texte liegen wohl auch im Falle des zuvor besprochenen Sarges der Udja(t)ersen (Nr. 9) vor, wobei sich zeigt, dass einzelne Elemente der Sargkomposition immer wieder unabhängig von der räumlichen und zeitlichen Stellung variiert werden können. Die Typen 1c und 1d unterscheiden sich in nur einem Aspekt. Im Falle von 1c werden nur Sonnenscheiben mit der Göttin kombiniert, während bei Typ 1d die Sonnenscheibe am Schoß der Göttin mit einer Mondscheibe in einer Mondsichel ersetzt wird. Letzteres unterstreicht den wachsenden Einfluss der Verbindung des Mondzyklus mit Osiris auf den Totenglauben der Spätzeit Ägyptens, wobei die Datierung nicht vor der 26. Dynastie beginnt. •

Typ 1a

Eine weitere relativ geschlossene Gruppe ist Typ 1a, bei denen Nut „en face mit nach oben ausgestreckten Armen und nach unten ausgestreckten Füßen gezeigt wird. Die Haare hängen bis über die Brust gerade herab (dreigeteilte Perücke, wovon der hintere Teil nicht sichtbar ist).“ Diese Gruppe gehört, abgesehen von Nr. 1 (Psusennes) und 2 (Anchnesneferibre), der Soter Familie an. Bei den Särgen handelt es sich um einen geschlossenen Fundkomplex aus Scheich Abd-el-Gurna, im Westen des heutigen Luxors gelegen. Bei allen Särgen (Nrn 3–7) handelt es sich um hölzerne Pfostensärge, die die Figur der Nut auf der Innenseite des Deckels tragen. Sie ist mit einem gemusterten roten Trägerkleid versehen und trägt ein Stirnband, was etwas oberhalb der Stirn platziert ist. An den gerade nach unten ausgestreckten Füßen sind die Riemen von Sandalen zu sehen. Über dem Kopf und zwischen den Armen ist eine rote Strahlensonne gesetzt, die auch auf das Seitenbrett des Kopfendes wandern kann (Nr. 4). Im Prinzip müsste der Sarg des Heter (Nr. 10) auch in diese Gruppe gezählt werden, da er neben der räumlichen und zeitlichen Komponente auch eine ganze Reihe weiterer Aspekte mit diesen Särgen teilt. Dazu gehören der Tierkreis, der sich auf zwei Hälften aufgeteilt, entlang der Seiten der Figur der Nut erstreckt und – bis auf einen Aspekt – die Figur der Nut, sowie die Stundengöttinnen für den Tag und die Nacht, die auf den Seitenbrettern daneben, mit preisend erhobenen Händen stehen. Nicht bei allen Särgen existieren die Mischwesen aus Skarabäus und Schildkröte, die zwischen dem Kopf und den Armen der Nut angebracht sind. Der Sarg des Soter (Nr. 4) hat an ihrer Stelle eine Mondbarke (rechts, wo die Stunden des Tages sind) und eine Sonnenbarke (links, zusammen mit den Stunden der Nacht). Hier könnte auch argumentiert werden, dass Sonne und Mond als einzige der Planeten, nach den Lehren der Astrologie, jeweils in ihren Häusern stehen. Ein Skarabäus, das Symbol der aufgehenden Sonne wurde hier zusätzlich an das Ostende, zwischen die Füße der Nut, gesetzt, womit der solare Charakter der Symbole relativ deutlich hervorgehoben wird.

278 BRUNNER und PITSCH, in: Fs Westendorf, 1078. 279 BRUNNER und PITSCH, in: Fs Westendorf, 1079–1080.

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4.1 Zur Orientierung von Tempeln, Gräbern und Särgen

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Bei Padiamenope (Nr. 7) und Kornelius Pollius (Nr. 3) handelt es sich um je zwei Skarabäen, rechts und links des Kopfes der Nut, mit Schlangenkopfschwanz und bei dem Sargdeckel der Kleopatra (Nr. 6) sind es zwei Schildkröten, links, und zwei schildkrötenartige Mischwesen, rechts neben dem Kopf der Nut, mit Übergängen zu Skarabäen mit Schlangenköpfen. Dagegen hat der Sargdeckel des Sensaos (Nr. 5) Mischwesen aus Schildkröten und Skarabäen, auf der rechten Seite, die, soweit erkennbar, nur vier Füße haben. Die der linken Hälfte sind nur noch schemenhaft erhalten. Letztere sind auch bei Heter vorhanden, bei dem jedoch nur zwei von ihnen auf der linken Seite wiedergegeben sind und diese Orion und Sothis auf der rechten Hälfte gegenüberstellt werden. Anders als bei den Darstellungen auf dem Sargdeckel des Soter handelt es sich bei diesen Mischwesen um zusätzliche Elemente, die nicht direkt zum Tierkreis gehören und vermutlich aus dem ägyptischen Formenkreis stammen. Zu denken wäre, vor allem bei den beiden Schildkröten an den Dreiecksdekan der Senmut-Dekanliste Ctwy, dagegen sind Skarabäen eher ein Symbol der Sonne. Mitunter kann aber auch das Tierkreiszeichen Krebs ähnlich wie ein Skarabäus aussehen, jedoch ist letzterer als Tierkreiszeichen vorhanden und wird daher nicht noch einmal eigens wiedergegeben sein. Die Tierkreise sind bei allen Deckeln auf zwei Hälften aufgeteilt und unterhalb der Arme der Nut, mit einer Standlinie nach außen, zum Deckelrand und mit Blickrichtung zum Kopf der Nut hin, ausgerichtet. Bis auf Soter (Nr. 4) listen alle übrigen Deckel auf der rechten Hälfte, von oben nach unten, die Tierkreiszeichen auf: Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze und Steinbock und links, diesmal von unten nach oben, die Zeichen: Wassermann, Zwillinge, Stier, Widder, Fische und Krebs. Eine kleine Unregelmäßigkeit bietet der Deckel des Padiamenope (Nr. 7), der den Steinbock oben an den linken Rand, mit Blickrichtung gegen die übrigen Tierkreiszeichen, setzt280. Die Verteilung der einzelnen Tierkreiszeichen ist also so, dass sie einen Kreislauf bilden und die Sommerzeichen oben, die Winterzeichen unten, die Zeichen des Frühlings auf der linken und die Zeichen des Herbstes auf die rechte Hälfte verteilt sind. Bei Soter (Nr. 4) sind die beiden Hälften der Tierkreiszeichen vertauscht worden, also sind die Zeichen, die nach dem Löwen folgen, auf der linken und die Zeichen nach dem Krebs auf der rechten Hälfte. Dennoch sind sie so sortiert, dass sie wiederum einen Kreislauf bilden, wobei entsprechend die Frühjahrsmonate auf der rechten und die des Herbstes auf der linken Hälfte abgebildet sind. Bei den Tierkreisen, die auf diese Sargdeckel gemalt wurden, handelt es sich nicht – wie das zu erwarten wäre – um „echte“ Horoskope, da die dazu nötige Stellung der Planeten nicht vermerkt ist. Die Lebensdaten der Besitzer ergeben sich aus anderen Inschriften und Quellen281. Stattdessen nehmen sie die Position der Stunden nach der Tradition des Stundenrituals oder die der Sternuhren mit den beiden Konstellationen des Südens und Nordens, die ebenso wie der Tierkreis das Jahr abdecken, ein. Sie geben wie die traditionellen Sternuhren kein konkretes Datum an, sondern dienen als allgemein gültige „Sternenuhr“, mithilfe derer die Stunden der Nacht bestimmt werden können, um so die korrekte Zeit für die nächtlichen Riten der Stundenwachen für den Verstorbenen zu bestimmen. Die Trennung der Tierkreiszeichen zwischen Krebs und Löwe am oberen Ende im Sommer und Steinbock und Wassermann am unteren Ende im Winter ist hier längst als ein kanonisches Element zu betrachten und findet sich auch in anderen Darstellungen des Tierkreises wieder, sofern dieser – in welcher Form auch immer – auf zwei Hälften aufgeteilt ist. Würden hier noch die fünf Planeten sowie Sonne 280 EAT III, 93 vermuten, dass dies aus Platzgründen geschehen ist. 281 EAT III, 90–91.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

und Mond auf ihre Häuser verteilt aufgeführt, würden diese Zodiakoi nach QUACK, wie im Falle der Deckendarstellung im Pronaos des Hathortempels von Dendara, das Thema Mundi repräsentieren282. Etwas anders ordnet Heter (Nr. 10) den Zodiakus an. Hier ist die Trennung nicht zwischen Krebs und Löwe erfolgt, sondern zwischen Krebs und Zwillinge. Außerdem beginnt die Reihe jeweils oben, wobei sie auf der linken Hälfte wahrscheinlich mit dem Neujahr beginnt und über die Sommer und Herbstmonate bis zum Schützen am Fußende weiterläuft, um dann wieder nach oben zu wandern und auf der rechten Hälfte mit den Wintermonaten, während der Zeit des Steinbocks, über die Frühjahrszeichen bis zu den Zwillingen an den Füßen der Nut zu enden. Auf diese Weise stehen die Sommerzeichen Krebs, Löwe und Jungfrau auf der linken Seite den Winterzeichen Steinbock, Wassermann und Fischen rechts gegenüber, sowie die Herbstzeichen Waage, Skorpion und Schütze denen des Frühjahrs Widder, Stier und Zwillingen. Außerdem handelt es sich bei dem Zodiakus des Heter um ein echtes Horoskop, da die Stellung der Planeten, die das Geburtsdatum angeben, tatsächlich bei den einzelnen Tierkreiszeichen vermerkt ist. Damit ist dieser Sarg vergleichbar mit den Deckenbildern im Zodiac Tomb von Athribis und denen des Petosiris in Qaret el-Muzawwaka in Dachla. Abschließend kann zu den Darstellungen der Nut in Verbindung mit den Tierkreisen und weiteren Elementen wie den Tages- und Nachtstunden festgehalten werden, dass es bis auf eine Ausnahme (Sarg des Heter, Nr. 10) in der Regel nicht darum ging, dem Verstorbenen sein Horoskop mit ins Grab zu geben, sondern zum einen nach dem Muster der traditionellen Sternuhren mit den Figuren der nördlichen und südlichen Konstellationen, eine modifizierte Form der Sternuhr wiederzugeben, um die ordnungsgemäße Abfolge der Nachtstunden einteilen zu können, anhand derer die Riten der Stundenwachen durchgeführt werden können. Zum anderen kann diese Dekoration dazu dienen, die Gesamtheit des himmlischen Geschehens, sowohl in Bezug auf die Tages- und Nachtstunden als auch das gesamte Jahr abzubilden, um den Verstorbenen in den Tages- und Jahresablauf der Gestirne einzubinden, um auf diese Weise seinen Fortbestand ebenfalls zu garantieren. Die zuerst genannte Sternuhr ist dabei der osirianische Anteil, während die Teilnahme am Jahreslauf der Gestirne dem solaren Anteil angehört. Die Figur der Nut richtet den Himmel in seine korrekte Position aus, indem sie die Ostwestachse festlegt. Die Aufteilung der einzelnen Tierkreiszeichen ist weitestgehend identisch mit der Einteilung, wie sie in Dendara in beiden Tierkreisen bezeugt ist. D. h. die Hälfte mit den Herbstzeichen vom Löwen bis zum Steinbock und die mit den Frühjahrszeichen von Wasserman bis zum Krebs sind jeweils einer Hälfte zugewiesen. Dabei zeigt nur der Sarg des Soter dieselbe Verteilung, was die rechte (Frühjahr) und linke Hälfte (Herbst) des Tierkreises betrifft. Möglicherweise wurde bei den übrigen Särgen lediglich die Ansicht vertauscht, also der Blick nicht aus der Sicht des im Sarg Bestatteten gesehen, sondern aus der Sicht dessen, der den geöffneten Sarg sieht und daher mit der Innenseite nach außen gekehrt ist 4.1.3.2 Auswertung zur Orientierung von astronomischen Themen auf Särgen Der allergrößte Teil der Nutdarstellungen auf den Unterseiten von Särgen und Sarkophagen der unterschiedlichen Zeiten, Formen und Materialien setzt diese nach einer Tradition, wie sie

282 QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 91–93.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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schon in den Pyramidentexten bezeugt ist, als Beschützerin des Verstorbenen fest. Dieser Aspekt wird oft, aber keineswegs immer, mit entsprechenden Zitaten aus der Totenliteratur unterstrichen. Bei den Darstellungen zeigt sich sowohl eine zeitliche als auch eine räumliche Präferenz für bestimmte Ausformungen der Figur der Himmelsgöttin und, wo vorhanden, auch ihre Begleitgottheiten. Seit den Anfängen der Darstellungen des Himmels mit seinen diversen Bewohnern am Beginn des Neuen Reichs, beginnend mit den Sternuhren im Grab des Senmut ohne die Figur der Himmelsgöttin Nut über die älteste bezeugte Wiedergabe des Firmaments als sogenanntes Nutbild im Osireion von Abydos, das nicht nur die Himmelsgöttin zeigt, sondern auch eine modifizierte Form der bislang üblichen Sternuhr, wurden diese beiden Darstellungstypen bis in die späten Phasen der altägyptischen Religion weitertradiert und parallel zueinander verwendet. Wurde zunächst der Darstellungstyp ohne Nut hauptsächlich im privaten Bereich verwendet, so findet er sich in Kombination mit dem Nutbild und verwandten kosmologischen Himmelsdarstellungen wie dem Buch vom Tage und dem Buch von der Nacht hauptsächlich in königlichen Gräbern wieder. Erst mit dem Beginn der 25. Dynastie finden diese Bilder auch Einzug in die private Grabund Sargdekoration. Neben der seltener belegten seitlichen Wiedergabe der Göttin in den jetzt traditionell gewordenen Himmelsdarstellungen kommt die frontale Wiedergabe der Nut aus dem größtenteils privaten Kanon der Sargdekoration als innovatives Element hinzu und reichert so den Kanon der in späteren Gräbern bezeugten Himmelsdarstellungen um ein weiteres Element an. Dabei bleibt der Typ der en face gezeigten Nut jedoch stets ein Element der Grabdekoration, was sich gerade in Dendara sehr schön zeigt, wo eine solche Darstellung Bestandteil der als monumentales Osirisgrab angelegten Kapellen auf dem Dach des Hathortempels von Dendara ist. Alle übrigen Figuren, die Nut in dieser Form wiedergeben, stammen ausschließlich aus dem Bereich des privaten, aber auch offiziellen bzw. sakralen Bestattungswesens. 4.2 Die Himmelsrichtungen Bei Himmelsdarstellungen in Tempeln, Gräbern und Sargdeckeln gibt es verschiedene Möglichkeiten die in der Geographie festgelegten Himmelsrichtungen anzugeben. Astronomische Decken setzten die vier Winde gerne in die entsprechenden Ecken oder Seiten, zu der der jeweilige Wind kanonisch gehört. Eine weitere Möglichkeit, die Himmelsrichtungen anzuzeigen sind die vier Himmelsstützen in der Gestalt von vier Frauen, deren Namen ebenfalls kanonisch einer bestimmten Himmelsrichtung zugeordnet werden können. 4.2.1 Die vier Winde Hier sollen nur solche Darstellungen besprochen werden, die in Verbindung mit astronomischen Deckendarstellungen vorkommen bzw. zur geographischen oder auch nur zur theologischen Ausrichtung von Särgen oder Tempeln dienen. Das heißt, dass die hochinteressanten

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und einzigartigen Winddarstellungen aus Kom Ombo283 nicht Bestandteil dieser Betrachtungen sein werden. Zu Beginn sollen hier noch einmal die wesentlichen Punkte zusammengefasst werden, die GUTBUB in seinem grundlegenden Aufsatz284 zur Ikonographie der verschiedenen Windgötter anhand der damals von ihm verwendeten 18 Belege zusammengetragen hat. Zu beachten ist natürlich, dass er alle Winddarstellungen behandelt hat, wozu auch solche gehören, die nicht explizit in Verbindung mit astronomischen Decken vorkommen, wobei sein Hauptaugenmerk jedoch vor allem die speziellen Winddarstellungen in Kom Ombo waren. Grundlegend unterscheidet er zwischen 1) einer theriomorphen285 und 2) einer anthropomorphen Gestalt286 und beschreibt diese konkret als 1) Tiere mit Widderköpfen, die stets ein oder mehrere Flügelpaare haben und 2) Gottheiten mit unveränderten Menschenkörper und austauschbaren Tierköpfen, die ausgestreckte Arme haben, welche mit ein oder zwei Flügeln verbunden sind. Zusätzlich halten die Hände entweder ein Lebenszeichen oder ein Segel in den Händen287. Wegen der dominierenden Widdergestalt der Winde und hier vor allem der theriomorphen Gestalt geht GUTBUB davon aus, dass das Konzept aus dem thebanischen Raum stammt und von dort aus in die Darstellung der Winde auf Särgen des memphitischen Raumes gelangt ist288. Entsprechend spricht er im Folgenden vom „thebanischen System der Winde“. Im Einzelnen zeigen die theriomorphen Bilder einen Widderkopf mit den geschwungenen Hörnern des Amunwidders und den waagerecht abstehenden Hörnern der älteren Schafsrasse sowie eine Straußenfeder als Abzeichen des Luftgottes Schu, die in die Mitte des waagerechten Widdergehörns gesetzt ist289. Die Winde werden in diesem System paarweise zusammengestellt: Osten und Westen und Norden und Süden290. Das Abbild des Ostens ist ein Skarabäus, das des Westens ein Falke. Im Falle des Nord- und Südwindes kann der Körper identisch gestaltet sein, es kann sich entweder um einen Löwen und einen Widder handeln oder beides jeweils paarweise291, wohingegen der Kopf zum einen als Widder oder als vierköpfiger Widder ausgeformt sein kann. Die Zuordnung kann jedoch wechseln und ist daher nicht so deutlich kanonisiert wie bei Ostund Westwind. M. E. gehört zu dem Südwind ursprünglich der einzelne Widderkopf auf einem Löwenkörper, wobei der Löwe als Abbild des Südens gilt. Der Widder mit den vier Widderköpfen findet sich häufiger beim Nordwind, wobei die ursprüngliche Verbindung bei dem Hauptgott von Mendes Banebdjedet (B#-nb-Edt) liegen könnte. Jedoch bleibt festzuhalten, dass die jeweiligen Attribute wechseln können. So könnte es durchaus eine andere Tradition geben, die den Gott mit den vier Widderköpfen im südlich gelegenen Hermopolis verortet, wo er nach Aussage später Quellen ein Abbild des Sonnengottes ist. Bei der vollständigen

283 284 285 286 287 288 289 290

KO 217 und KO 938–939 und KO 941. GUTBUB, Die vier Winde, 328–353. GUTBUB, Die vier Winde, 329–332 mit Abbildungen der Darstellungen auf den Seiten 330–331 und 334. GUTBUB, Die vier Winde, 332 mit Abbildungen der Darstellungen auf den Seiten 335–336. GUTBUB, Die vier Winde, 338. GUTBUB, Die vier Winde, 338. GUTBUB, Die vier Winde, 339. KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quelle 34, S. 11 mit Verweis auf CT V, 1a und 3c–6c, wo diese Paare genannt werden. 291 GUTBUB, Die vier Winde, 339, wobei er schreibt, dass es sich um den identischen Körper eines Widders handelt.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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Tiergestalt lässt sich beobachten, dass sie gerne auf Sockeln stehend wiedergegeben sind292, letzteres trifft vor allem auf die Darstellungen auf Särgen zu, ist aber auch in Deckenkompositionen zu finden. Die anthropomorphen Darstellungen zeigen andere Kronen und keine einzelne Straußenfeder, sondern eine Federkrone, die sonst vorwiegend von Onuris getragen wird und aus vier dicht nebeneinandergestellten Falkenfedern besteht293. Was die Ikonographie betrifft, möchte GUTBUB keine wirklich konkrete Zuordnung geben, jedoch lässt sie sich – mit einigen Quellen mehr, die er nicht zur Verfügung hatte – durchaus bestimmen. So wird der Westwind gerne mit einem Schlangenkopf gezeigt, der Ostwind mit einem Falken- oder auch Widderkopf, der Südwind mit einem Löwen- oder Widderkopf und der Nordwind mit einem Widderkopf oder auch mit den vier Widderköpfen auf einem Hals. Allerdings gibt es bei der tendenziell seltener belegten Ikone durchaus eine gewisse Variationsbreite, was GUTBUB schließlich auch einräumt294. Die Namen werden gegenüber der Darstellung konsequenter verwendet: Der Nordwind wird als „kühler Lufthauch“ (Qb(b)295, Wb V, 22–23 und 24, 13–14) bezeichnet. Der Südwind als „sengende Glut“ (Shb296, Wb IV, 529, 9), der Ostwind als hnw-Sss (Wb II, 494, 6297) und der Westwind als HD#298 (vgl. Wb III, 214, 1–2 und eventuell auch Wb III, 212–213). Dabei sind nach GUTBUB die Bedeutung der Lemmata für den West- und den Ostwind unklar299. Die Wörter, die im Umfeld der Bezeichnung hnw-Sss (Wb II, 493–494, „jubeln“ und „Nachbarschaft“) für den Ostwind verwendet werden, deuten auf ein positiv konturiertes Wort. Der zweite Bestandteil Sss/Xss/xss300 ist in der vorliegenden Schreibung allerdings nicht zu fassen und außerhalb der Verbindung hnw-Sss zumindest nach Wörterbuch nicht belegt. LEITZ301 schlägt vor hierin konkret eine Bezeichnung für „Myrrhengefäß“ zu sehen, womit die Bezeichnung in die Kategorie „geographisch“ fiele, da Myrrhe aus den östlich von Ägypten gelegenen Gebieten kommt. Im Falle von HD# (Schmutz, Unreines) scheint die Wurzeln dagegen eher negativ zu sein. Auch der Verweis auf ein Lemma HoD# (Wb III, 43, 16–18 und 44, 1–2) liegt mit den Übersetzungen „rauben, berauben“ und „Raub, Unreines“ in diesem Spektrum. Nach LEITZ302 könnte das Wort eine Ableitung von HoD# „rauben“ sein. Dagegen ist eine Herleitung von HD# „Schmutz, Unreines“ ebenfalls möglich und deckt sich mit den natürlichen Gegebenheiten, 292 293 294 295 296 297

S. GUTBUB, Die vier Winde, 340. Vgl. GUTBUB, Die vier Winde, 343. Vgl. GUTBUB, Die vier Winde, 341–242. Vgl. LGG VII, 179a und LEITZ, Panehemisis, 295. Vgl. LGG VII, 111a–b und LEITZ, Panehemisis, 299. Dort jedoch als „Südwind“ vermerkt, da der Beleg vom Sarg des Chaef stammt und dort als Südwind bezeichnet wird, vgl. BRUGSCH, Thes., 850. Vgl. auch: LGG IV, 806a und LEITZ, Panehemisis, 300. 298 Vgl. LGG V, 610c–611a und LEITZ, Panehemisis, 297. 299 GUTBUB, Die vier Winde, 340. 300

Belege:

(Deir al-Médîna, 112, 3 = S. 106, 7);

(Sarg des Chaef, BRUGSCH,

Thes., 850); (LEITZ, Panehemisis, 300); (Sarg des Soter, BM EA 6705, eigene Abschrift nach einem Photo). 301 LEITZ, Panehemisis, 300, nach Wb III, 333, 3–4. Auch: LGG IV, 806a und LEITZ, Panehemisis, 300. 302 Nach LEITZ, Panehemisis, 297 legt das die Schreibung auf dem Sarg des Panehemisis ( nahe.

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)

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4 Die Ausrichtung des Himmels

da der Wind, so er von Westen kommt, je nach Jahreszeit eine Menge Sand und Staub mit sich bringen kann und oft nicht gerade mit angenehmen Temperaturen aufwartet. Die Eigennamen der Windgötter, die neben den Angaben der Himmelsrichtungen verwendet werden, weisen auf die in der Natur beobachtbaren Windverhältnisse hin und beschreiben die hervorstechenden Eigenschaften der Winde, je nachdem, aus welcher Region sie kommen. 4.2.1.1 Die vier Winde in den Tempeln In Armant sind die Figuren der vier Winde um Orion herum, nach NEUGEBAUER und PARKER303 mit der Verteilung (vgl. Abb. 43, beginnend oben links und dann weiter im Uhrzeigersinn) S ® W ® N ® O, gruppiert304. Diese Aufteilung passt ihrer Meinung nach besser zur Orientierung der Nut, was natürlich korrekt ist, da so der Körper der Göttin dem Süden, Hände und Füße dem Norden, der Kopf dem Westen und die Beine dem Osten zugeordnet wären. Diese Interpretation würde auch zur allgemeinen Ausrichtung des Raumes passen, der so ausgerichtet ist, dass die lange Rückwand im Osten liegt und sich der Kopf der Nut im Norden befindet.

(Abb. 43, Verteilung der Windgötter nach: EAT III, 71, Abb. 17)

Allerdings gibt es hier eine nicht ganz so klare Zuordnung, da vor allem Nord- und Südwind in ihrer Ikonographie austauschbar sein können, wobei die Löwengestalt traditionellerweise eher zum Südwind gehört und die des Widders eher zum Nordwind. Beim Versuch, die vier Winde im Bild so zu drehen, dass sie in die korrekte geographische Position passen, kommt es jedoch zu Problemen (vgl. Abb. 44), da mit der Aufteilung NEUGEBAUERs und PARKERs entweder Norden und Süden oder Osten und Westen vertauscht wären. Ein weiterer Aspekt, der dafür spricht, dass die Interpretation von BRUGSCH vielleicht doch die bessere Wahl ist, hat mit den beiden Sternzeichen zu tun, die in das Bild integriert sind. Der Stier wird im Osten im Moment des Aufgangs gezeigt, während der Skorpion dabei ist im Westen unterzugehen, was je nach gewählter Uhrzeit in verschiedenen Monaten zu beobachten wäre. Jedoch ist, unabhängig vom Monat, das Sternzeichen Stier weiter in Richtung des nördlichen Himmels und der Skorpion in Richtung des südlichen Himmels verschoben, so dass die Himmelsrichtungen in Bezug auf die beiden Tierkreiszeichen durchaus passen.

303 EAT III, 256. 304 EAT III, 256, die Ausführungen richten sich gegen die Interpretation von BRUGSCH, in: ZDMG 14, 1860, 17– 20, der für eine Reihenfolge N ® W ® S ® O plädierte.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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Insgesamt stimmen die Himmelsrichtungen so natürlich nicht in Bezug auf den Körper der Nut, da dieser dann im Norden ist und sich ihre Hände und Füße im Süden befinden. Jedoch lässt sich die unorthodoxe Verteilung vielleicht damit begründen, dass der Himmel in diesem Fall an den Sternbildern des Zodiakus orientiert ist, der in Bezug auf die Nord- und Südverteilung anders aufgebaut ist als der traditionelle ägyptische Sternenhimmel. Als Ergebnis bleibt dennoch bestehen, dass sich die Orientierung der Decke im Mammisi von Armant anders verhält als die Decken anderer Tempel.

(Abb. 44, Grundriss nach: RUTIKA, Kleopatras vergessener Tempel, 36 und EAT III, 71, Abb. 17)

Im Pronaos von Dendara gibt es zwei verschiedene Sets mit Windgöttern. Eines befindet sich auf der Decke des Pronaos im ersten Streifen auf der Osthälfte (vgl. Abb. 45a) mit einem Paar auf der Eingangsseite und ein weiteres, vollständiges Set an den Enden des ersten westlichen Streifens (vgl. Abb. 45b und 45c) Auf dem östlichen ersten Travée gibt es nur ein Paar von theriomorphen Windgöttern auf der nördlichen Eingangsseite (Abb. 45a, Travée 1, Ost, N). Im südlichen Bereich gibt es keine entsprechenden Darstellungen. Das westliche erste Travée verfügt schließlich über ein vollständiges Set an rein tiergestaltigen Windgöttern an beiden Enden: Am Südende (Travée 1, West, S) sind oben der Südwind mit Widderkörper und vier Widderköpfen und unten der Westwind mit Widderkopf und Vogelkörper sowie einer Atefkrone auf dem Widderkopf, was ein typisches Kennzeichen von Osiris ist, dargestellt (Abb. 45b). Am nördlichen Ende (Abb. 45c, Travée 1, West, N) ist der obere Windgott nur teilweise erhalten, sicher ist er jedoch vogelgestaltig wie der Westwind. Der Kopf oder eine mögliche Krone sind nicht mehr erkennbar. Bei ihm müsste es sich um den Ostwind handeln. Der Nordwind darunter ist ebenso wie sein südliches Pendant mit Widderkörper gezeigt, hat jedoch nur einen Widderkopf und ist durch die Beischrift als Nordwind ausgezeichnet. Hier sind also der Wind des Südens und Nordens und der des Ostens und des Westens annähernd gleich, jedoch mit einigen subtilen Unterschieden, dargestellt. So ist der

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4 Die Ausrichtung des Himmels

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Südwind von dem Nordwind nicht nur durch die Anzahl der Köpfe unterschieden, sondern auch durch die größere Sonnenscheibe mit Uräus darin und einer hellen Mähne, während der Nordwind eine kleinere und dunklere Sonnenscheibe ohne Uräus und eine dunkle Mähne trägt. Travée 1, Ost, N Ostwind

Travée 1, West, S Südwind

Travée 1, West, N [Ostwind]

[Westwind?]

Westwind

Nordwind

(Akademiephoto I_2592) Abb. 45a

(Akademiephoto I_2619) Abb. 45b

(Akademiephoto I_2657-8) Abb. 45c

Eine Frage bleibt noch zu klären: Warum sind auf dem östlichen Streifen mit der Darstellung der Tagesstunden des Sonnengottes mit dem Ost- und Westwind nur zwei Figuren von Winden vorhanden, während das westliche, osirianische, mit dem Mondzyklus, alle vier Winde in die Dekoration einbezieht? Vermutlich liegt die Antwort in den Gottheiten, die sich hinter Sonne und Mond verbergen. Für den Sonnenlauf wird in der religiösen Literatur praktisch immer nur der Auf- und der Untergang beschrieben, der jeweils im östlichen bzw. westlichen Horizont stattfindet. Der Sonnenstand im Süden am Mittag hat nicht denselben Stellenwert. Für den Mondzyklus gelten andere Regeln, dieser findet ja nicht täglich, sondern im Laufe eines Monats statt. Zudem verhält er sich – scheinbar – anders als die Sonne. Am Beginn des Monats, wenn der Mond nur als Sichel sichtbar ist, befindet er sich für einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum im westlichen Bereich des Horizonts. Dann wandert sein Aufgangsort von Tag zu Tag weiter nach Osten, wobei er jeden Tag in seiner Form zunimmt. In der Mitte des Mondzyklus geht er dann endgültig am Abend im Osten auf, kulminiert im Süden um Mitternacht, um dann am Morgen im westlichen Horizont unterzugehen. Osten und Westen als Auf- und Untergangsort des

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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Mondes ist also nicht in derselben Weise anwendbar wie bei der Sonne, sondern hängt zusätzlich vom Mondzyklus und einem konkreten Tag in demselben ab. Ein zweiter Aspekt kommt ebenfalls hinzu: Mit dem Mondzyklus ist Osiris als Herrscher untrennbar verbunden. Seine Erneuerungsphase beginnt in der ersten Hälfte des Mondzyklus und erreicht ihren Höhepunkt in der Mitte des Monats mit dem Vollmond. Als amtierender König regiert er über alle vier Himmelsrichtungen. D. h., es ist möglich, dass das Königtum, das in der religiösen Erklärung untrennbar mit der Person des Osiris verbunden ist, die Anwesenheit der vier Himmelsrichtungen als Gebiet seiner Herrschaft bedingt. Südhälfte

Travée 2, West, Westwind

(Abb. 46a, nach Akademiephoto I_2659)

Nordhälfte

Travée 2, West, [Nordwind]

(Abb. 46c, nach Akademiephoto I_2681)

Travée 2, Ost, Südwind

(Abb. 46b, nach Akademiephoto I_2492

Travée 2, Ost, [Ostwind]

(Abb. 46d, nach Akademiephoto I_2531)

Ein weiteres Set von Winden findet sich in den mittleren Travées der Ost- und Westhälfte (Abb. 46a-d), jeweils an den Enden. Dort sind die Windgötter mit der Gestalt eines Menschen mit verschiedenen Köpfen und einer darunter horizontal gespiegelten weiblichen Himmelsstütze dargestellt. Sie rahmen sie die schlangen- und löwengestaltigen Dekane der Sethos I BFamilie ein sowie verschiedene begleitende Gottheiten wie Stundengöttinnen, Sonnen- und

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Mondbarke, Planeten (Morgenstern, NTr-dw#y) und die Götter des Tempels mit ihren jeweiligen Begleitern. In beiden mittleren Travées sind die Kombination aus Windgott und weiblicher Himmelsstütze an ihre korrekten geographischen Positionen gesetzt. Da die vier Winde jedoch zu zweit jeweils am Süd- und am Nordende platziert sind, ist natürlich jeweils einer – nämlich der Südund Nordwind – ohnehin an der korrekten Stelle, wogegen der Ost- und Westwind eigentlich noch um 90° weitergedreht werden müssten, um dann jeweils an den Schmalseiten in seiner tatsächlichen Seite zu stehen. Dennoch ist das m. E. nur ein theoretischer Aspekt, da es auf Grund der Dekorationssystematik nicht möglich ist, die Winde – mitten in das Travée – an die „korrekte“ Stelle zu setzen. Die Aufteilung ist so gestaltet, dass die Götter der Ost- und Westhälfte jeweils Kopf an Kopf mit der Blickrichtung nach Norden bzw. Süden, stehen, so dass sich die Götter desselben Travées jeweils anblicken. Die Beischriften zu den jeweils korrespondierenden Windgöttern am nördlichen Ende sind zwar zerstört, können jedoch durch die weiblichen Himmelsstützen bestimmt werden. Die Aufteilung dieses Sets ist identisch mit der von Travée 1, West, nur mit dem Unterschied, dass die Winde mit den Körpern von Menschen, die unterschiedliche Köpfe tragen, in diesem Fall zu zweit auf die Ost- und Westhälfte aufgeteilt sind. Dennoch gilt: Auf der Westhälfte befindet sich der Westwind am südwestlichen Ende und der Nordwind ihm gegenüber am nordwestlichen Ende. Auf der Osthälfte steht der Südwind am südöstlichen und der Ostwind am nordöstlichen Ende. Wie im Falle des 1. Travées der Westhälfte ist der nördlichste Bereich des Bildstreifens nicht gut erhalten und lässt sich zudem auch schlecht fotografieren. Jedoch können die Windgötter der beiden mittleren Travées zusätzlich über die korrespondierenden Himmelsstützen bestimmt werden, was die Sachlage vereinfacht. Im Falle der zwei verschiedenen Sets von Winden an der Decke des Pronaos ließe sich die Frage stellen, inwieweit sich die beiden Typen – theriomorph, versus anthropomorph – unterscheiden. Jedoch bedarf es dazu noch weiterer Quellen. Im Nordtempel von Esna (Esna A nach EAT III, Tf. 29; Grundriss und Abb. 47, vgl. auch Tf. XVI) mit den Strichzeichnung aus der Description) ist der Südwind (Abb. 48, 1)305 in die Mitte des südlichen Streifens, vor Orion und zwischen Stier und den Zwillingen, gesetzt worden. Die Darstellung zeigt einen Widder mit einer Schu-Feder auf dem Kopf und vier Flügeln. Eine weitere Winddarstellung ist am Westende im obersten Register angebracht (Abb. 48, 3). Hierbei handelt es sich um einen widderköpfigen Vogel mit vier Flügeln. Das Pendant, was am östlichen Ende der nördlichen Seite zu erwarten gewesen wäre, ist nicht mehr erhalten. Der Nordwind (Abb. 48, 2) ist auf dem nördlichen Deckenstreifen über der nördlichen Konstellation wiedergegeben. Hinter ihm ist das Sternbild Schütze, wie im Pronaos von Dendara auch, in unmittelbarer Nähe zur nördlichen Konstellation, zu sehen, der Bereich davor ist jedoch zerstört.

305 Die verwendeten Farben dienen zur Kennzeichnung bestimmter Kategorien von Darstellungen und entsprechen nicht dem Original (vgl. hierzu auch die Auflistung der Farbgebung nach dem Inhalt zum Tafelteil).

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(Abb. 47, Plan nach PM VI, 102, re. mit der aufgeteilten Zeichnung nach Description I, Pl. 87)

4.2 Die Himmelsrichtungen

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4 Die Ausrichtung des Himmels

NEUGEBAUER und PARKER306 halten auch den krokodilköpfigen Vogel (Abb. 49a) im Nordtempel von Esna im Register über dem Südwind für eine Darstellung eines Windes, merken jedoch auch an, dass sich dieser dann an der falschen Stelle befände. Die Figur ist wohl eher eine sogenannte mythische Gestalt wie auch die anderen Figuren um sie herum und keine Darstellung eines Windes. Eine solche Figur findet sich auch im Chnumtempel von Esna auf dem mittleren, südlichen Streifen E (Abb. 49b, Esna IV, 443), auf dem ansonsten keine Winddarstellungen vorhanden sind, wieder.

(1)

(2)

(3) (Abb. 48, überarbeitete Ausschnitte aus: Description I, Pl. 87)

Nach dem, was von dieser astronomischen Decke aus dem vollständig verlorenen Tempel von Esna Nord über die Description bekannt ist, lässt sich sagen, dass die vier Winde wohl nach den traditionellen Regeln der geographischen Orientierung verteilt wurden, d. h. jeder Wind steht in der für ihn zugehörigen Richtung.

(Abb. 49a, Ausschnitt aus Description I, Pl. 87)

(Abb. 49b, Ausschnitt aus Esna IV, 443)

Im Chnumtempel von Esna (Esna B nach EAT III, Tf. 43) sind ebenfalls die vier theriomorphen Winde belegt. Darstellungen von ihnen sind in den äußersten Bildstreifen in Travée A und F (Abb. 50) jeweils an den Enden vorhanden. Bei A ist es eine Darstellung des Ostwindes (1)307 mit einem Widderkopf, Skarabäuskörper und vier Flügeln am Ostende (Esna IV, 399) und eine des Nordwindes (2) in Form eines Widders mit Schu-Feder auf dem Kopf und vier Flügeln vor der großen Schlange im Register darunter (Esna IV, 401). Auf dem südlichen Travée F sind am westlichen Ende im oberen Bereich der Westwind (3) mit einer kaum zu erkennen Beischrift als widderköpfiger Vogel mit vier Flügeln und SchuFeder auf dem Kopf und am anderen Ende im unteren südlichen Bereich der Südwind entsprechend seiner Beischrift als widderköpfiger Löwe mit vier Flügeln. Der Südwind (4) befindet sich unmittelbar in der Umgebung der südlichen Konstellation und der einzigen Himmelstütze, die auf den sechs Bildstreifen vorhanden ist. 306 EAT III, 257. 307 Die hier verwendeten Farben dienen zur Kennzeichnung bestimmter Kategorien von Darstellungen und entsprechen nicht den Farben an der Decke.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

(1)

, (2)

, (3)

127

, (4)

(Abb. 50, 1–4, Ausschnitte aus Esna IV, 399 und 401 (Travée A), sowie (Travée F) Esna IV, 451)

Auch im Chnumtempel von Esna werden die vier Winde der ursprünglichen Tradition folgend gemäß ihrer Ikonographie und Zuordnung auf die entsprechenden Himmelsrichtungen verteilt und richten den Himmel entsprechend geographisch aus. Dabei sind sie jeweils in die Ecken gesetzt, womit sie rein technisch sogar in exakt den richtigen Positionen sitzen, da sie so auch den geographischen Himmelsrichtungen entsprechen. Die astronomische Decke von Deir el-Hagar (Abb. 51) gibt zwei Figuren von Windgöttern wieder, bei denen es sich wohl um den Ost- und den Westwind handelt.

(Abb. 51, Deir el-Hagar, Strichzeichnung: KAPER, in: JEA 81, 1995, 176; die Farben wurden hinzugefügt. Die Windgötter sind hellblau)

Der Ostwind ist in Gestalt eines geflügelten Skarabäus direkt unter dem Schoß der Nut wiedergegeben und ist daher eindeutig, wogegen der Westwind, vor dem Kopf der Himmelsgöttin, lediglich durch seine Position bestimmt werden kann. Bei der Figur selbst handelt es sich eher um den Nord- oder Südwind, der gerne als Widder mit Flügeln dargestellt wird. Da

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4 Die Ausrichtung des Himmels

das Deckenbild jedoch keine weiteren Winde beinhaltet, könnte die Figur durch ihre unspezifische Ikonographie vielleicht auch den Nord- und Südwind subsummieren, was jedoch Spekulation bleiben muss. Von der entsprechenden Decke im Repittempel von Athribis ist nur der Ostwind erhalten geblieben (Abb. 52a–b). Die Figur des widderköpfigen, geflügelten Skarabäus wurde am östlichen Ende des Umgangs gefunden und war aller Wahrscheinlichkeit nach Bestandteil einer Sonnenaufgangsszene.

(Abb. 52a, Block 6023 und 52b, Rekonstruktion der nordöstlichen Ecke anhand der dort gefundenen sechs Blöcke. Rote Blocknr.: Fundort nicht gesichert)

4.2.1.1.1 Die vier Winde in den Tempeln – Zwischenresumée In die Bildkomposition astronomischer Decken in Tempel werden zwei Sets von je vier Windgöttern eingearbeitet, bei denen die Figuren aus dem Körper eines Mannes mit unterschiedlichen Tierköpfen besteht (anthropomorphe Gestalt), oder aus widderköpfigen Tieren, wobei der Tierkörper variieren kann (theriomorphe Gestalt). Auffallend ist, dass die theriomorphen Windgötter nur an der Decke des Pronaos in Dendara neben den theriomorphen Figuren des 1. Bildstreifens der Ost- und Westhälfte eingesetzt wurden. Dabei wurden die anthropomorphen Figuren im 2. Bildstreifen der Ost- und Westhälfte in Kombination mit den Himmelsstützen verwendet, um die vier Enden der Welt zu markieren, wohingegen sich die rein theriomorphen Figuren in Kontexten finden, die Geschehnisse im Himmel beschreiben wie den Lauf der Sonne am Tageshimmel (Travée 1, Ost) oder den Mondzyklus (Travée 1, West).

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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4.2.1.2 Die vier Winde in Gräbern und auf Särgen Auch außerhalb von Tempeln bilden verschiedene späte Quellen die vier Winde ab. Und auch dort ist die wesentliche Funktion dieser Gottheiten die Ausrichtung der entsprechenden Objekte in ihre reellen oder auch ideellen Himmelsrichtung. Allerdings gibt es nur wenige Särge, die Windgötter wiedergeben.

(Abb. 53, Das Grab des Petosiris, Grundriss aus Denkmäler aus der Oase Dachla, Tf. 63b, farblich überarbeitete Graphiken der Decken, Tfn 39 und 41)

In Gräbern ist bislang nur ein Beispiel für geflügelte Gottheiten belegt, die auch als Windgottheiten gewertet werden können. Und das ist im Grab des Petosiris in Dachla (Abb. 53). Dort finden sich an den vier Ecken der runden Tierkreise nackte, weibliche, geflügelte Wesen, die mit ihren Händen den Rand des Himmelskreises mit dem Zodiakus festhalten. Da die weiblichen Himmelsstützen immer ohne Flügel erscheinen, kann dieses Element als nicht zur kanonischen Ikonographie der Göttinnen gehörig identifiziert werden. Wohl aber sind die vier

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4 Die Ausrichtung des Himmels

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Windgötter mit Flügeln ausgestattet, auch finden sie sich an derselben Position wie die weiblichen Himmelsstützen. Daher wird hier vermutlich eine Mischung beider Ikonen vorliegen. Auf den Seitenbrettern, die sich an den Sargdeckel des Heter (EAT III, Plate 50, Abb. 54, 1–4)308 anschließen, sind an den vier Ecken theriomorphe Figuren der vier Winde inklusive Beischriften vorhanden gewesen. Verteilung der vier Winde an den vier Ecken des Sargdeckels: Kopfende Westwind (2)

Nordwind (1)

Südwind (3)

Ostwind (4)

Fußende (Abb. 54a–d, aus: EAT III, Tf. 59)

Die Reihenfolge ist durch die jeweiligen Beischriften gesichert. Dabei sind im Falle des Nord- und Südwindes die Beischriften in Bezug zum Bild der Figur ausgetauscht, wie das häufiger zu beobachten ist. Die Richtung verläuft im Uhrzeigersinn mit dem Beginn oben rechts: N (T#w-nDm) ® O (T#w-i#bt) ® S (T#w-rsy) ® W (Swy-m-Qbb). Die Figuren stehen 308 EAT III, 256–258. Er verweist hier auf die Abbildungen von BRUGSCH, Über ein neu entdecktes astronomisches Denkmal aus der Thebanischen Nekropolis, in: ZDMG 14, 1860, 15–28. Die vier Winde sind auf S. 17–20 zu finden.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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dabei, wie alle anderen auch, mit den Füßen in Richtung auf den Außenrand, wobei sich die beiden Windgötter der Längshälften jeweils ansehen. Auf der rechten, östlichen Hälfte sind dabei Nord- und Ostwind zwischen die südliche Konstellation und die Nachtstunden und auf der linken, westlichen Hälfte sind der West- und Südwind zwischen die nördliche Konstellation und die Tagesstunden gesetzt. So könnten die Himmelsrichtungen – bei der Ansicht auf den geöffneten Deckel – einer tatsächlichen Verteilung entsprechen, wobei jedoch das Kopfende im Norden und das Fußende im Süden läge. Sobald der Deckel als auf dem Sarg liegend gedacht wird, sind Norden und Süden oder Osten und Westen vertauscht. Außerdem wurden die Winde so gepaart, dass am Fußende die Götter mit den vier Widderköpfen und die mit dem einzelnen Kopf am Kopfende zu finden sind. Die Verteilung der Tierkreiszeichen entspricht denen des Pronaos in Dendara, mit dem Steinbock bis zu den Zwillingen auf der – von der Ansicht aus – rechten Osthälfte und dem Krebs bis zum Schützen auf der links liegenden Westhälfte. Die Tages- und Nachtstunden sind entgegen der zu erwartenden Verteilung überkreuz gesetzt, da die Nachtstunden auf der Osthälfte und die Tagesstunden auf der Westhälfte sind. Jedoch könnte das dadurch aufgelöst werden, dass damit die Situation des nächtlichen Sternenhimmels wiedergegeben wäre, womit die Nachtstunden diejenigen sind, die „sichtbar“ wären, während sich die Tagesstunden in der westlichen, „jenseitigen Hälfte“ befänden. Eine weitere, eher unerwartete Verteilung ist die zwischen Süd- und Nordwind und den Figuren der nördlichen und südlichen Konstellation. Dabei steht der Nordwind direkt neben der südlichen Konstellation, während sich der Südwind, schräg gegenüber, unterhalb der nördlichen Konstellation befindet. Letzteres findet sich auch indirekt im runden Tierkreis von Dendara wieder und kann damit erklärt werden, dass die Sternbilder des Sommers tatsächlich weiter nach Norden verschoben sind, also näher an die Sterne der nördlichen Polregion heranreichen, während die des Winterhalbjahres deutlich weiter im Süden stehen, was mit der Ekliptik zu tun hat, auf der die Sterne des Zodiakus verteilt sind. Damit entspräche die für ägyptische Verhältnisse unerwartete Zuordnung, auch bei diesem Sarg, dem damaligen Kenntnisstand, der an die Sternbilder des Zodiakus angepasst worden wäre, womit sich die verschiedenen Diskrepanzen zu traditionellen Darstellungen erklären ließen. Allerdings wurde bei der Konzeption des Deckels von dem geöffneten und nicht dem zugeklappten Sargdeckel ausgegangen, d. h. Norden und Süden oder Westen und Osten sind vertauscht. Der Sarg des Soter aus Theben (Abb. 55, 1–4, BM EA 6705309) aus der römischen Zeit (um 100–120 u. Z.) ist räumlich und zeitlich dicht an dem des Heter und zeigt vier theriomorphe Winde auf der Außenseite des gewölbten Deckels. Unterhalb des Nordwindes ist an der Längsseite eine Sonnenbarke und auf der gegenüberliegenden Seite ist unterhalb des Westwindes eine Mondbarke wiedergegeben. Über den Köpfen der Götter wurden drei oder vier Zeilen für eine Beischrift vorbereitet, die jedoch nicht mit Hieroglyphen versehen wurden. An den Seiten der Pfosten der Längsseiten sind Texte zu den Winden zu erkennen, welche die entsprechenden Himmelsrichtungen angeben und deutliche Parallelen zu den Texten der Winde bei Heter aufweisen.

309 S. auch RIGGS, in: BIFAO 106, 2006, 317–322.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

132

Danach lässt sich die Zuordnung der Winde bestätigen. Der Nordwind mit den vier Widderköpfen wird „süßer Wind des Nordens“ (

) genannt. Der Westwind in Vogel-

gestalt mit einem Widderkopf heißt „(der des) Schu mit schön-kühlem Wind“ ( ). Der Südwind wird einfach „Südwind“ ( nur kurz „Ostwind“ (

) und der Ostwind ebenfalls

) genannt. Kopfende

Nordwind (1)

(2) Westwind

Südwind (3)

(4) Ostwind Fußende

(Abb. 55: Verteilung der Winde auf dem Sarg des Soter (BM EA 6705), eigene Strichzeichnungen nach Photos)

In diesem Fall wurden an den Längsseiten Osten und Westen und Norden und Süden gepaart, wobei sich Norden und Westen am Kopfende und Süden und Osten am Fußende Kopf

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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an Kopf gegenüberstehen. Die Verteilung entspricht somit keiner geographischen Orientierung, sondern stellt die Götter entsprechend dem, was GUTBUB310 formuliert hatte, paarweise zu Osten und Westen und Norden und Süden zusammen. Der anthropoide Sarkophag des Panehemisis (Wien, KHM, ÄS 4, Abb. 56) gibt die vier Winde in menschlicher Gestalt mit verschiedenen Tierköpfen direkt über dem Randstreifen des Kopftuchs oberhalb der Stirn wieder311. Die vier Windgötter werden in der Mitte von einem Skarabäus geteilt, der rechts und links von zwei Göttinnen flankiert wird. Der Nordwind mit den vier Widderköpfen (1) findet sich an erster Position auf der rechten Seite (in der Ansicht links) und wird von dem Westwind (2) mit dem Schlangenkopf gefolgt. Auf der gegenüberliegenden linken Seite (in der Ansicht rechts) stehen ihnen zunächst der löwenköpfige Südwind (3) und hinter ihm der widderköpfige Ostwind (4) gegenüber. Kopfende (über der Stirn) Westwind

Nordwind

(2)

(1)

Südwind Zentrale Szene (Skarabäus)

(3)

Ostwind

(4)

(Abb. 56, Strichzeichnungen aus: LEITZ, Panehemisis, § 16, 296–297, 299 und 301)

Der Sarg des Panehemisis betont mit dieser Aufteilung die Ostwestachse, bei der die rechte, westliche Hälfte an der Außenseite von dem Westwind und die linke, östliche Hälfte von dem Ostwind abgeschlossen wird. Die Götter des Nordens und Südens stehen dagegen in der Mitte, zu beiden Seiten der zentralen Szene mit dem Skarabäus. Hier wurden erwartungsgemäß Westen und Norden und Süden und Osten auf je eine Seite verteilt. Die Außenseite des Deckels des Sarkophags des Wenennefer (Kairo CG 29310312) ist am Kopfende unterhalb eines geflügelten Bavogels mit vier Registern dekoriert, die durch eine Mittelszene in zwei symmetrische Hälften aufgeteilt sind (vgl. Abb. 57–58). Hier finden sich im 2. und 4. Register je an den Außenseiten Figuren von Windgöttern mit Straußenfedern auf dem Kopf, von denen jedoch eine auf der rechten Hälfte des 2. Registers fehlt. Dafür existiert im 3. Register eine zusätzliche Gruppe von rein anthropomorphen Göttern, einer trägt einen Widderkopf, mit Windsegeln in den Händen und Straußenfedern auf den Köpfen, deren Pendant auf der gegenüberliegenden rechten Seite ebenfalls verloren sind (vgl. die Details Abb. 56). Zudem ist auf diesem Deckel, als handele es sich um ein Leitthema, in der zentralen Szene und bei weiteren Figuren, ein Segel, das mit einem Anch-Zeichen kombiniert ist ( ), eingefügt. So hält der Bavogel, bei dem es sich um den Inhaber des Sarkophags Wenennefer handelt, im halbrunden Kopfteil dieses Zeichen in beiden Füßen; es findet sich unterhalb eines 310 Vgl. GUTBUB, Die vier Winde, 339. 311 LEITZ, Panehemisis, § 16, 293–301. 312 CG 29310, Texte zu den Winden: 43–45 mit Tfn XIII–XIV.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Skarabäus in der zentralen Szene des 1. Registers, sowie natürlich bei den theriomorphen Windgöttern des 2. und 4. Registers und bei den Figuren des 3. Registers wieder. Die Windgötter selbst haben keine Beischriften, sodass sie nur über ihre Ikonographie bestimmt werden können. Demnach sind im unteren 4. Register links der Ostwind und rechts der Westwind dargestellt. Im 2. Register ist auf der linken Seite der Südwind mit einem Widderkopf und einem Löwenkörper noch erhalten, während sein Partner, bei dem es sich um den Nordwind gehandelt haben muss, auf der gegenüberliegenden Seite verloren ist.

(Abb. 57, Sarkophag des Wenennefer, oberer Teil des Deckels, Außenseite, CG 29310, Tf. XIV)

Die Götter am Ende der linken Hälfte des 3. Register werden als „Götter, die den süßen Wind in die Begräbnisstätte des Gottes geben“ (nTrw Hr rdt T#w-nDm n Db#t nTr) bezeichnet. Sie gehören also keiner konkreten Himmelsrichtung an, sondern greifen das Leitthema „Versorgung mit Atemluft für den Verstorbenen“ wieder auf. Dabei sind der Ost- und Westwind in einem Zusammenhang gestellt, die als explizites solares und lunares Aufgangs-Thema bezeichnet werden muss. Dieses Thema wird in der zentralen Szene dieses Registers mit einem Heh-Gott ins Bild gesetzt, der zwei preisende Paviane auf seinen Händen stehend hochhebt,

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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die wiederum ein Udjatauge in einer Mondscheibe auf einer Sichel liegend anbeten. Rechts davon befindet sich ein Abydossymbol und rechts ein Djedpfeiler. Im 2. Register wird die zentrale Szene von einer Strahlensonne, die über einem Gebirge aufgeht und von Isis links und Nephthys rechts schützend flankiert wird. D. h., in dem Register, in dem der Süd- und Nordwind am äußeren Rand steht, wird das Thema „Sonnenaufgang“ allgemeiner und ohne eine Darstellung der lunaren Komponente angegeben. Dafür finden sich hier wie auch in anderen Registern Gottheiten, wie sie auch im Buch vom Tage vorkommen. Letztere werden später als begleitende Gottheiten der sogenannten Mondprozessionen wiederverwendet. Die Anwesenheit dieser Gottheiten könnte als Hinweis gewertet werden, dass der Nordsüdachse der nicht sichtbare jenseitige Himmel zugewiesen ist. Kopfende (1. Register) Südwind

[Nordwind] Zentrale Szenen

(2) […]

(2. Register)

(1) Zentrale Szenen

(2a) […]

(3. Register)

(1a) Zentrale Szenen (4. Register)

(3)

(4)

Ostwind

Westwind (Abb. 58, Ausschnitte des Photos aus: CG 29310, Tf. XIV)

Auch dieser Deckel teilt die Winde in Nord- und Südwind und Ost- und Westwind auf, wobei in allen Registern die Themen „Sonnenaufgang“ und die „Vereinigung von Re mit Osiris“ als Motor, der den Auf- und Untergang der Gestirne am Himmel antreibt, im Vordergrund steht. Die Stiersarkophage aus Tell Abu-Yasin zeigen die Himmelsrichtungen in einem ausgesprochen elaborierten System313. Auf den Deckeln JE 86721 und JE 86722 sind die vier rein 313 MENDEL, in: Fs Thissen, 388–391 und Stiersarkophage, dort die Kapitel zu den Deckeln JE 86721 mit den

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theriomorphen Windgestalten jeweils im zweiten und elften Register wiedergegeben (Abb. 59–60 und Abb. 61–62). Zu den jeweiligen Deckeln gehören die Sarkophage JE 86718 und JE 86717, bei denen sich die Darstellungen der Windgötter sowie weitere begleitende Gottheiten im Bereich der Ecken des vierten Registers befinden. Hier gehören der rosa-rote Sarkophag JE 86717 zum rosa bis rot farbigen Deckel JE 86722 und der schwarz-graue Sarkophag 86718 zum ebenfalls schwarz-grauen Deckel JE 86721. Zusätzlich muss beachtet werden, dass in der Systematik der Gesamtkomposition der Sarkophage das Kopfende dem Süden und das Fußende dem Norden zugeteilt ist. Alle Windgötter sind widderköpfig mit wechselnden Tierkörpern (theriomorph) wiedergegeben und tragen eine Straußenfeder als Abzeichen des Windes auf dem Kopf. Am Kopfende des Deckels JE 86722 finden sich die Windgötter des Ostens (eigentlich die linke Hälfte) und des Westens (eigentlich die rechte Hälfte, Abb. 59). Dabei muss beachtet werden, dass bei den Deckeln die Ost-und Westhälfte wegen der nicht-gespiegelten Ansicht, natürlich jeweils vertauscht sind. Läge der Deckel in seiner ursprünglichen Lage auf dem Sarkophag, wären die Seiten korrekt verteilt. Kopfende, W (Westwind–Beischrift: Westen) Kopfende, O (Ostwind–Beischrift: Ostwind) 2. Register

3. Inschriftenzeile

Inschriftenzeile: Süden (Abb. 59)

Inschriftenzeile: Norden Deckel JE 86722, 2.und 3. Register, Kopfende

Die Winde werden in der darauffolgenden Inschriftenzeile zum dritten Register noch einmal thematisiert, jedoch wird nun der Westwind (eigentlich rechts) und der Ostwind (eigentlich links) angerufen, die jeweils mit dem verstorbenen Stier (im Westen, BXnw, ) bzw. mit Hormerti (im Osten, Ip-wD#ty, ) assoziiert sind. Am Fußende ist die Verteilung so, dass auf der (eigentlich linken) Osthälfte ikonographisch der Südwind und auf der (eigentlich rechten) Westhälfte der Nordwind mit den vier Widderköpfen abgebildet sind (Abb. 60). Im Kontrast dazu, steht die obere Inschriftenzeile, die den westlichen Horizont der Westhälfte Re und dem westlichen Auge zuweist, während der östliche Horizont dem Mond und dem östlichen Auge gewidmet ist. Dafür ruft die unter dem Register stehende 12. Inschriftenzeile jeweils den West- (eigentlich rechts) bzw. den Ostwind (eigentlich links) an. Registern 2–3 und 10–11 und JE 86722, mit den Registern 2–3 und 11–12 sowie jeweils das 4. Register der Sarkophage JE 86717 und JE 86718, in Vorbereitung.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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Somit wird am Kopfende die Ostwestachse als Auf- und Untergangsort der Sonne in der diesseitigen Welt betont, während am Fußende die Nordsüdachse mit der Aufteilung der Himmelsrichtungen für Osiris (Süden) und Re (Norden) als lunare und solare Götter der jenseitigen Welt im Vordergrund stehen. Die folgenden Inschriftenzeilen, die das Thema Wind noch einmal aufgreifen, verteilen die Winde in der umgekehrten Reihenfolge, so dass im 2. Register der Ostwind dem in der 3. Inschriftenzeile angerufenen Nordwind und der Westwind (Bild, 2. Register) dem Südwind (Text, 3. Inschriftenzeile) zugeordnet wird. Fußende, W (Nordwind–Beischrift: —)

Fußende, O (Südwind–Beischrift: —) 11. Register

12. Inschriftenzeile

Inschriftenzeile: Westen (Abb. 60)

Inschriftenzeile: Osten Deckel JE 86722, 11. und 12. Register, Fußende

Im 11. und 12. Register wird dagegen der Nordwind (Abb. 50; Bild, 11. Register) dem Westwind (Text, 12. Inschriftenzeile) und der Südwind (Bild, 11. Register) dem Ostwind (Text, 12. Inschriftenzeile) gegenübergestellt. Dabei ist die Zuordnung im 2. und 3. Register die nicht zu erwartende, die im 11. und 12. die zu erwartende. Kopfende, W (Westwind–Beischrift: Südwind) Kopfende, O (Südwind–Beischrift: Nordwind) 2. Register

3. Register

(Abb. 61)

Deckel JE 86721, 2. und 3. Register

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Der Deckel JE 86721 verteilt die Windgötter anders (Abb. 61–62). Hier finden sich im 2. Register der Westwind im Bild, der in seiner Beischrift als Südwind bezeichnet wird, auf der eigentlich rechten Westhälfte und auf der eigentlich linken Osthälfte der Südwind, der inschriftlich jedoch als Nordwind betitelt wird. Die zu diesem Register gehörende 2. Inschriftenzeile greift die Beischriften auf und ist somit kongruent mit diesen (Abb. 61). Im dritten Register darunter wird das Thema „Wind“ auch auf diesem Deckel noch einmal aufgegriffen (vgl. ebenfalls Abb. 61), wobei nun der Nordwind unter dem Westwind steht. Bei dem Vogel mit dem einzelnen Widderkopf wird es sich vermutlich um den Nordwind handeln, da dieser in seiner anthropomorphen Form im 4. Register des zu diesem Deckel gehörenden Sarkophags ebenfalls mit nur einem Widderkopf wiedergegeben ist (vgl. Abb. 66, weiter unten). Auf der gegenüberliegenden Hälfte wird die vollständig als Falke wiedergegebene Figur, der Ostwind sein. Damit wird in den beiden Registern zwei und drei im Bild ein vollständiges Set von Windgöttern präsentiert. Im 11. Register (Abb. 62) sind im Bild der Ostwind mit der Beischrift „Westwind“ auf der eigentlichen rechten Westhälfte und – im Bild – Reste des Nordwindes zu sehen. Die zu diesem Register gehörende Inschriftenzeile ruft auf der Westhälfte den Westwind und auf der Osthälfte vermutlich den Ostwind an. Fußende, W (Ostwind– Beischrift: Westwind) Fußende, O (Nordwind– Beischrift: Ostwind) 10. Register

11. Register

(Abb. 62)

Deckel JE 86721, 10. und 11. Register

Auf dem Deckel JE 86721 stehen also der im Bild wiedergegebene West- (2. Register) und Ostwind (11. Register), auf der Westhälfte untereinander und auf der gegenüberliegenden Osthälfte, der ebenfalls im Bild wiedergegebene Südwind (2. Register) und der Nordwind (11. Register), am Kopf- bzw. Fußende, untereinander. Inschriftlich wird dagegen auf der Westhälfte der Südwind (oben) mit dem Westwind (unten) und auf der gegenüberliegenden Ostseite der Nordwind (oben) mit dem Ostwind (unten) untereinander gesetzt. Auffallend ist auch bei diesem Deckel, dass – entgegen der Erwartung – West- und Südwind und Ost- und Nordwind kombiniert werden. Für beide Deckel gilt jedoch, dass die Verteilung von Westen und

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4.2 Die Himmelsrichtungen

139

Osten der Systematik der Sarkophage insgesamt entspricht. Die Nordsüd-Verteilung kann wiederum durch die Kronengöttinnen Uto und Nechbet, die auf beiden Deckeln vorhanden sind, bestimmt bzw. abgesichert werden. Demnach entspricht die Westhälfte dem Süden und die Osthälfte dem Norden, was sich wiederum mit der auf den ersten Blick unorthodoxen Kombination der Windgötter deckt. Ergänzend kann auch noch hinzugefügt werden, dass die Windgötter in allen Registern Sonnenscheiben auf dem Kopf tragen, wobei der Ostwind im 3. Register und der Westwind im 10. Register eine Sonnenscheibe mit Uräus tragen, was ihren solaren Charakter unterstreichen könnte, wobei der falkenköpfige Ostwind die Sonne des Tages und der widderköpfige Westwind die nächtliche Sonne symbolisieren wird. Zusammenfassend kann die Situation auf den Deckeln JE 86721 und JE 86722 im folgenden Schema (Abb. 63) veranschaulicht werden: JE 86721 Inschrift: Süd Inschrift: Nord Beischrift: Süd Beischrift: Nord Bild: West Bild: Süd

2. Inschriftenzeile

II. Register 3. Inschriftenzeile

Beischrift: — Bild: Nordwind

Beischrift: — Bild: Ostwind

Beischrift: West Bild: Westwind Inschrift: West Beischrift: West Bild: Ost

Beischrift: Ost [Bild: ?] [Inschrift: Ost] [Beischrift: Ost] [Bild: Nord]

JE 86722 #Xt-imntt #Xt-i#btt Beischrift: West [Beischrift: Ost] Bild: West [Bild: Ost] Inschrift: Süd Inschrift: Nord

III. Register . . .

X. Register 11. Inschriftenzeile

XI. Register 12. Inschriftenzeile

m#nw Beischrift: — Bild: Nord Inschrift: West

b#xw Beischrift: — Bild: Süd Inschrift: Ost

(Abb. 63: Schema zur Verteilung der vier Winde auf den Deckeln JE 86721 und JE 86722 mit blau unterlegten Ergänzungen, aus: MENDEL, in: Fs Thissen, 389)

Bei beiden Deckeln gibt es eine Diskrepanz zwischen den Inschriftenzeilen (obere Randzeilen), den Abbildungen (Bild) der Windgötter und deren Beischriften, so vorhanden. So werden bei beiden Deckeln in den (unterschiedlichen) Inschriftenzeilen am Kopfende der Süden und Norden und am Fußende der Westen und Osten thematisiert. Der Deckel JE 86721 verwendet am Kopfende im Bild den West- bzw. den Südwind und beschriftet die Figuren in den Beischriften kongruierend mit der Inschriftenzeile. Systematisch wird das auch am Fußende gemacht, wo die Inschriftenzeile mit den Beischriften übereinstimmt und sich so West- und Ostwind gegenüberstehen. Im Bild findet sich hier jedoch Ostwind und der nur noch im Ansatz erkennbare Nordwind. Im Falle des Deckels JE 86722 geben am Kopfende das Bild und dessen Beischrift den West- und Ostwind wieder, jedoch wird in der (darunter stehenden) Inschriftenzeile der Süd-

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4 Die Ausrichtung des Himmels

und Nordwind angerufen. Ähnlich ist hier die Situation am Fußende, wo der Nord- und Südwind im Bild wiedergegeben ist, in den entsprechenden Inschriftenzeilen jedoch der Westen und Osten (Zeile 12) angerufen bzw. das West- und Ostgebirge (Zeile 11) genannt werden. Für die Verteilung der Winde scheinen die realen Himmelsrichtungen bei beiden Deckeln nebensächlich gewesen zu sein, da sie sich – sofern die Abbildungen als maßgeblich betrachtet werden – nicht ausrichten lassen. Im Falle von JE 86721 werden auf der Westhälfte im Bild der West- und der Ostwind und auf der östlichen Hälfte der Süd- und der Nordwind untereinandergestellt. Der Deckel JE 86722 stellt auf der Westhälfte den West- und den Nordwind und auf der Osthälfte den Ost- und Südwind untereinander. Nun zur Situation der Sarkophage, zu denen die zuvor vorgestellten Deckel gehören (vgl. Abb. 64–65). Im vierten Register sind Darstellungen von anthropomorphen Windgöttern mit der Gestalt von Menschen mit verschiedenen Köpfen jeweils an dem kurzen Süd- und am Nordende vorhanden. Im Falle von JE 86718 gehören zusätzlich je zwei Paviane und zwei Horussöhne zu dem jeweiligen Windgott. An den Enden der östlichen und westlichen Längsseiten sind zusätzlich 1) eine Agathodaimon-Schlange, die einer bestimmten Himmelsrichtung zugeordnet wird, 2) (nur JE 86717) ein mumienförmiger Windgott, 3) (ebenfalls nur JE 86717) eine, den Himmelsrichtungen nach unterschiedliche Form des Mondes als hockender Pavian auf einer Standarte mit unterschiedlichen Beischriften bzw. im Falle von JE 86718 einer der vier Horussöhne, 4) eine weibliche Himmelsstütze sowie 5) ein Udjatauge und ein Himmelsruder nach Tb 148 als Ensemble zusammengestellt wurden. In ihrer Gesamtheit werden die Gottheiten sicherlich für den Schutz der jeweiligen Ecke zuständig sein. Das Kopfende des Sarkophags JE 86717, was in der Systematik der Sarkophage die Südseite einnimmt, gibt auf der Osthälfte den falkenköpfigen Ostwind und auf der anschließenden östlichen Längsseite das Ensemble des Ostens wieder. Auf der Westhälfte steht der löwenköpfige Südwind vor dem Stier und in der anschließenden westlichen Längsseite folgt eine Gruppe von Gottheiten, die den Süden repräsentieren (Abb. 64). (1) Südostende, Osten

(Abb. 64)

(2) Südostende, Osten (Kopfende)

(3) Südwestende, Süden (Kopfende)

(4) Südwestende, Süden

Sarkophag JE 86717, 4. Register, Kopfende

Die, zu diesem Register gehörende 4. Inschriftenzeile ruft auf der Westhälfte den Wind des Südens ( ) und auf der Osthälfte den Nordwind ( ) an. Westund Ostwind werden in den Inschriften gar nicht erwähnt. Somit zeigt sich auch hier wieder die Kombination von West- und Südwind und Ost- und Nordwind. Am Fußende folgt der schlangenköpfige Westwind auf der Westseite einer Gruppe, die das Ende der Westseite bildet und ihrerseits wiederum den Westen repräsentieren. Gegenüber steht auf der östlichen Hälfte der Nordwind mit den vier Widderköpfen, vor dem wiederum

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4.2 Die Himmelsrichtungen

141

am Ende der langen Ostseite ein Ensemble von Gottheiten für den Norden zusammengestellt ist (Abb. 65). Damit stehen beim Sarkophag JE 86717 in der südwestlichen Ecke die Gottheiten des Südens (Kopfende—Beginn der Westseite), in der nordwestlichen Ecke, die des Westens (Ende der Westseite—Fußende), in der nordöstlichen Ecke, die des Nordens (Fußende—Ende der Ostseite), in der südöstlichen Ecke, die Gottheiten des Ostens (Kopfende—Beginn der Ostseite). Bei dieser Aufteilung stehen sich Süden und Norden und Westen und Osten schräg gegenüber, so dass der gesamte Sarg in die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet werden könnte. (1) Nordwestende, Westen

(2) Nordwestende, Westen (Fußende)

(3) Nordostende, Norden (Fußende)

(Abb. 65)

(4) Nordostende, Norden

Sarkophag JE 86717, 4. Register, Fußende

Der Sarkophag JE 86718 ist insgesamt schlechter erhalten als sein Pendant JE 86717. Daher lässt sich hier nur eine eingeschränkte Aussage zur Verteilung der Windgötter machen, die aber – m. E. – immer noch aussagekräftig genug ist. (1) Südostende, Osten

(2) Südostende, Norden (Kopfende)

(3) Südwestende, Süden (Kopfende)

(Abb. 66)

(4) Südwestende, Süden

Sarkophag JE 86718, 4. Register, Kopfende

Am Kopfende und in dem daran anschließenden Anfang der Westseite lassen sich die Götter des Südens bestimmten, wobei der Südwind am Kopfende sicher ist, sich am Anfang der Westseite jedoch nur noch die Beischrift zur südlichen Himmelsstütze erhalten ist (Abb. 66, 3–4). Die Götter der Südostecke sind dagegen erhalten (Abb. 66, 1–2). Das sind am Kopfende der Nordwind, der hier nur einen Widderkopf trägt ( ) und Kebehsenuef (

) in Begleitung von Hapi (

) sowie von zwei preisenden Pavianen (

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). An der

4 Die Ausrichtung des Himmels

142

sich daran anschließenden Ostseite zeigt sich die Situation jedoch anders. Die Agathodaimonschlange ist die erste Figur des Ensembles und wird als „schöner Agathodaimon des östlichen Himmels“ ( ) bezeichnet. Bei dem Horussohn ( ) handelt es sich um Hapi, der ja auch als Begleitung des Nordwindes am Kopfende vorkam und den Osten repräsentieren kann314. Die Himmelsstütze stimmt mit dem Windgott überein und wird als „Nördliche, die ihren Herrn, den großen Stier hochhebt“ oder: „Nördliche, die den Himmel für ihren Herrn, den großen Stier hochhebt“ (

) bezeichnet.

Auf der westlichen Hälfte ist der löwenköpfige Südwind (

) abgebildet, der in Be-

gleitung von Amseti ( ) und Duamutef ( ) ist. An der nur noch im oberen Bereich erhaltenen Westhälfte schließt sich wiederum eine Agathodaimonschlange an, deren Name nur noch ohne die Himmelsrichtung erhalten ist sowie der Name der Himmelsstütze des Südens (

).

Die Inschriftenzeile am Kopfende des 4. Registers ruft den Südwind (

)

auf der Westhälfte und den Nordwind ( ) auf der Osthälfte an. Hier passen also Text und Figuren des Kopfendes und die Himmelsstützen der anschließenden Ost- und Westseite tatsächlich zusammen. Dagegen ist anzunehmen, dass die Eckpositionen mit den vier Horussöhnen vermutlich den geographischen Himmelsrichtungen entsprochen haben. (1) Nordostende, [Osten (real: Norden)]

(Abb. 67)

(2) Nordostende, [Osten] (Fußende)

(3) Nordwestende, [Westen] (Fußende)

(4) Nordwestende, [Westen (= real)]

Sarkophag JE 86718, 4. Register, Fußende

Die übrigen Gottheiten des Fußendes und des Endes der Ost- und Westseite sind nicht mehr erhalten (vgl. Abb. 67, 1–4). Zusammenfassend lässt sich zur Verteilung der Winde im 4. Register des Sarkophags JE 86718 sagen, dass auch hier der Nordwind mit Gottheiten des Ostens kombiniert wird und es ist anzunehmen, dass der Südwind mit solchen des Südens zusammengestellt wurde. Sollte die Verteilung parallel zur Südostecke sein, wäre an dieser Stelle der Ostwind zu erwarten. Letzteres passt jedoch in beiden Fällen zu den Horussöhnen Amseti (Zeile 4) und Duamutef 314 Vgl. hier etwa LEPSIUS, Todtenbuch, Tf. LXX, zu Tb 148, wo die Himmelsruder mit den Horussöhnen kombiniert werden. In der Systematik der Stiersarkophage ist die Verteilung allerdings etwas anders. Amseti repräsentiert den Süden, Duamutef den Westen, Hapi den Osten und Kebehsenuef den Norden (vgl. MENDEL, Stiersarkophage, Kapitel zu JE 86717, Boden, die vier Horussöhne).

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4.2 Die Himmelsrichtungen

143

(Zeile 5), die unterhalb des Südwindes stehen und in der Systematik der Stiersarkophage dem Süden (Amseti) und Westen (Duamutef) zugeordnet werden können. Somit betont auch dieser Sarkophag die Kombination Norden mit Osten und Süden mit Westen, auch wenn die Windgötter am Kopfende anders angeordnet sind als im Falle des Sarkophags JE 86717. Aus dem erhaltenen Material lässt sich für den Sarkophag JE 86718 folgende Rekonstruktion erstellen. Am Kopfende stehen der Nordwind und der Südwind wahrscheinlich dem Ostund Westwind am nicht mehr erhaltenen Fußende gegenüber, womit jeweils die Nordsüdachse am Kopfende und die Ostwestachse am Fußende betont werden (vgl. das Schema in Abb. 68). Dagegen werden sich an den Enden der Längsseiten die realen Himmelsrichtungen widergespiegelt haben. Erhalten ist nur die Ecke des Ostens, die damit gesichert ist. Ihr müsste auf der gegenüberliegenden Südwestecke der Süden gegenübergestanden haben, der in diesem Fall auch mit dem Südwind übereingestimmt hätte. Am Fußende sollte auf der Nordostecke der reale Norden und in der Nordwestecke der reale und ideelle Westen repräsentiert gewesen sein. Auch hier würde dem Westwind dann der Westen als Himmelsrichtung auch tatsächlich gegenübergestanden haben. In einem schematischen Schaubild (Abb. 68) lässt sich die Situation der Sarkophage JE 86717 und JE 86718 gegenüberstellen:

O

N

JE 86717 Kopfende Ostwind Südwind

Nordwind Westwind Fußende

S

W

O

JE 867178 Kopfende Nordwind Südwind

[S]

[N] [Ostwind] [Westwind] [W] Fußende

(Abb. 68: Schema zur Verteilung der vier Winde und der Himmelsrichtungen im 4. Register der Sarkophage JE 86717 und JE 86718. Kopf- und Fußende sind grau, die Längsseiten blau unterlegt)

Für die Dekoration der Deckel und Sarkophage der heiligen Stiere von Pharbaitos scheinen zwei unterschiedliche Konzepte tragend gewesen zu sein. Im Falle der Sarkophage dienen die Windgötter, sowie die sie begleitenden Gottheiten dem Schutz der jeweiligen Ecke. Entsprechend stehen hier die Himmelsrichtungen im Vordergrund, so dass diese mit realen geographischen Richtungen übereinstimmen können. Bei der Dekoration der Deckel scheint dagegen die Opposition Re und Osiris von größerer Bedeutung gewesen zu sein. Dabei ist Osiris mit dem Westen und dem Süden und Re mit dem Osten und Norden assoziiert315. Für die Wahl der entsprechenden Ikone, anthropomorph versus theriomorph, könnte hier die Opposition Gottheit des Himmels versus Götter der sichtbaren, weltlichen Sphäre entscheidend gewesen sein. Auch sind sie in eine unmittelbare Nähe zu den vier Himmelsstützen gesetzt, was sich im Pronaos von Dendara ebenfalls findet. Dennoch ist ihre Funktion, ganz 315 Vgl. auch MENDEL, in: Fs Thissen, 389–390.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

unabhängig von der gewählten Ikone, zu schützen, seien es die mit dem Boden verbundenen vier Ecken des Sarges, seien es die Regionen des Himmels, in denen die Bewohner des Himmels ihre Bahnen ziehen. 4.2.1.2.1 Die vier Winde in Gräbern und auf Särgen – Zwischenresumée Auch bei Särgen und Sarkophagen scheint sich eine gewisse Präferenz herauszukristallisieren. Auf Deckeln dominieren die rein tiergestaltigen Formen der Windgötter (Heter, Soter, Wenennefer, JE 86721 und JE 86722), während die z. T. anthropomorphen seltener belegt sind (Panehemisis sowie JE 86717 und JE 86718) bzw. sich nicht im Deckelbereich, der dem himmlischen Geschehen gewidmet ist, finden. Mit einem gewissen Vorbehalt, da die Anzahl der Belege nicht sehr groß ist und hier auch nur eine Auswahl vorgestellt wurde, könnte jedoch festgehalten werden, dass die reinen Tiergestalten eher auf den, von der Welt der Lebenden aus nicht sichtbaren, Himmel verweisen und neben dem allgemeinen Schutzgedanken mit Themen des Auf- und Untergangs der Gestirne einherkommen. Dagegen sind die anthropomorphen Windgötter stärker allgemein mit den Himmelsrichtungen verknüpft und stehen in einem engeren Verhältnis zu solchen Gottheiten, die für den Schutz der vier Ecken des Sarges zuständig sind. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die Kombination West- mit Südwind und Ost- mit Nordwind dahingehend erklärt werden kann, dass Westen und Süden im funerären Kontext die Himmelsrichtungen für Osiris und Osten und Norden die des Re sind. In Gräbern sind die vier Winde nur indirekt vorhanden. In Qaret el-Muzawwaqa in der Oase Dachla wurde im Grab des Petosiris eine Mischgestalt aus weiblicher Himmelsstütze und Windgott in die vier Ecken beider runder Tierkreise an den Decken der beiden Räume gesetzt. 4.2.1.3 Die vier Winde – Resumée Die wesentliche Aufgabe der vier Winde ist es, die vier Himmelsrichtungen zu vertreten. Dabei sind sie jedoch in verschiedene Themenbereiche eingesetzt. Rein tiergestaltige Windgötter sind bei Themen zu finden, die den Auf- und Untergang von Sonne und Mond behandeln sowie den Lauf von Sonne und Mond am bzw. im Himmel. Decken in Tempeln geben in den meisten Fällen die reine Tiergestalt der Winde wieder (Armant, Dendara, Pronaos, Travée 1 Ost und West, Esna-Nord, Esna-Chnumtempel, Deir elHagar und Athribis). Im Pronaos von Dendara wird daneben jedoch auch die anthropomorphe Form mit den unterschiedlichen Tierköpfen verwendet. Diese Form ist jedoch nicht primär in diese Thematik eingebunden, sondern steht, parallel zu den vier weiblichen Himmelsstützen, für die vier Ecken der Welt. Bei Särgen sind sie entsprechend für den Schutz der vier Ecken des Sarges zuständig. Die Angabe der Himmelsrichtungen stimmt in den Tempeln mit den geographischen Himmelsrichtungen überein, bei Särgen kann dies auch zutreffen, muss aber nicht. So werden gerne der Nord- und Südwind und der Ost- und Westwind als Paar behandelt. Dabei werden Ost- und Westwind dort eingesetzt, wo es um den Auf- und Untergangsort von Sonne und seltener auch um den Mondzyklus geht. Die Nordsüdachse betont dagegen die Opposition zwischen Re und Osiris und ihren jeweiligen Sphären.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

145

4.2.2 Die vier Himmelsstützen Die vier Himmelsstützen, die mit den vier Kardinalpunkten identisch sind, erscheinen in den späteren Epochen als Frauen, die mit beiden Armen ein Symbol des Himmels hochheben316. Die Sammelbezeichnung für sie ist sXnwt, Sg. sXnt „“Pfosten, Stütze(n)“ (Wb III, 471–472, 472, 2) und ist schon seit den Pyramidentexten belegt, womit auch klar ist, dass ein guter Teil der damit verbundenen Vorstellungen alt ist. Ihre Namen sind für die Spätzeit bzw. griechisch-römische Zeit, bis auf einige lokale Abweichungen, kanonisiert und lauten F#yt „die Tragende“ (LGG III, 190b) für den Westen, vw#yt, „die Stützende“ (LGG VII, 372a) für den Norden, oHoyt „die Stehende“ (LGG II, 195b) für den Süden und %yt (LGG V, 640b) „die Hochhaltende“ für den Osten. Abgeleitet wurden die Namen der Göttinnen von den zugrundeliegenden Verben oHo „stehen“, Xi „aufsteigen“, f# „tragen“ und tw# „stützen“, wobei die entsprechenden Wörter einen inhaltlichen Bezug zu den jeweiligen Himmelsrichtungen haben317. 4.2.2.1 Die vier Himmelsstützen in Tempeln NEUGEBAUER und PARKER318 haben einige wenige Beispiele zu den Himmelsstützen aus dem Hathortempel von Dendara im Appendix zu den vier Winden erwähnt, die vor allem in Verbindung mit astronomischen Themen vorkommen. Eine erste ausführlichere Zusammenstellung der Göttinnen, die in der Regel als Gruppe erscheinen, hat KURTH319 im Rahmen der Besprechung zu den vw#-pt-Szenen gegeben. Noch umfangreicher und mit zwischenzeitlich neu publizierten Material hat er diese Szenen inzwischen erneut vorgestellt und summarisch als Bestandteil der Quellen – nicht nur zu den vw#-pt-Szenen – sondern als Bestandteil zu den Vorstellungen zum Weltbild zusammengetragen320. Auf Barken- und anderen Untersätzen können die weiblichen Himmelsstützen ebenfalls auftauchen, da sie jedoch keinen direkten Zusammenhang zu astronomischen Themen haben, werden sie hier nicht besprochen321. Im Folgenden werden – wie schon zuvor bei den vier Winden – die Quellen auf die astronomischen Fälle begrenzt und in zwei verschiedene Typen unterteilt: Das sind A. Belege, die in einem Raum bzw. in dessen vier Ecken verteilt sind (dreidimensional) und B., solche, die die vier Himmelsstützen, eingebunden in eine Szene, nebeneinanderstehend zeigen (zweidimensional). 4.2.2.1.1 A. Die vier Himmelsstützen in Räumen (dreidimensional) Für diese Verteilung sind mehrere Beispiele in Kom Ombo und im Hathortempel von Dendara belegt.

316 Vgl. auch die bei KURTH (Wo Götter, Menschen und Tote leben, 266–268) grundlegend zusammengetragenen Materialien. 317 Vgl. die Ausführungen von KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 267. 318 EAT III, 257–258, Zitiert werden: D III, 33 mit Tf. 176 (Raum I, Hwt-sSSt) und D X, 253, 5–16 (= Dendera C bei EAT); D XV, 20, 7 (Süden) und 10 (Osten), sowie 42, 5–6 (Norden) und 42, 11–12 (Westen) (= Dendera D bei EAT) und schließlich D X, 175, 2–176, 3 (= Dendera B bei EAT). 319 KURTH, Den Himmel stützen, 90–98. Eine Übersicht zu den verwendeten Quellen findet sich auf S. 92. 320 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quellen 135–136, 139, 141, 143–145, 147–152, 187–190, 205, 208–209 und 211. 321 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quellen 205 und 208.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Im Pronaos von Kom Ombo wurden die vier Himmelstützen je in eine Ecke der Decke, an die Enden der Soffitten, also die Unterseite der äußeren Architrave gesetzt (vgl. den Übersichtsplan Abb. 69). Zwei der ursprünglich vier Szenen sind auch heute noch an der nordöstlichen Rückwand in situ vorhanden (KO 321 und 326). Eine dritte Szene (KO 319), die ursprünglich an der südwestlich gelegenen Eingangsseite gewesen sein muss, ist in einer älteren Publikation als der von DE MORGAN322 ebenfalls notiert und scheint ursprünglich als loser Block im Pronaos gelegen zu haben. Das Pendant mit der südlichen Himmelsstütze ist auch in den älteren Publikationen nie vermerkt worden. Zur Erinnerung: Der Eingang des Doppeltempels vom Kom Ombo liegt im Südwesten, das Tempelinnere befindet sich im Nordosten. Nach GUTBUB323 ist der Tempel theoretisch oder ideell von Westen nach Osten, mit dem Eingang Richtung Nil, orientiert. Sein Eingang läge demnach also idealerweise im Westen. Die nach GUTBUB rechte Hälfte, die dem Haroeris zugeordnet wird, liegt Richtung Norden und die linke dem Sobek zugewiesene Hälfte im Süden324. Haroeris wird entsprechend dem Norden und Sobek dem Süden zugeordnet.

(Abb. 69, Ausschnitt aus Tf. X)

Die Anordnung der vier weiblichen Himmelsstützen der Decke des großen Hypostyls (vgl. oben Abb. 69), in dem sich astronomische Darstellungen auf den Unterseiten der Architrave befinden, könnte in der Publikation Kom Ombos‘ KO von DE MORGAN falsch zugeordnet worden sein. Vor Ort kann heute noch verifiziert werden, dass die beiden Himmelsstützen vw#yt (Norden) und ihre Kollegin F#yt (Westen), die sich im hinteren Bereich des Hypostyls befinden, also zum Tempelinneren (Nordosten) hin, einander ansehen, wie die beiden Photos zeigen (Abb. 70a und b und oben Abb. 26a–b) und nicht, wie in KO 326 wiedergegeben, wo sie beide nach Süden bzw. Südosten blicken325. 322 Vgl. auch S. 42–45 (Kapitel 4.1.1.2). LD Text IV, 102α (zwar mit Verweis auf CHAMPOLLION, Not. Descr. I, 237 (= CHAMPOLLION, Mon. I, 97, 4), wo vermutet wurde, dass diese Inschrift möglicherweise dazu gehören könnte, jedoch gibt CHAMPOLLION eine Textzeile von KO 326 wieder). 323 GUTBUB, in: LÄ III, 679. 324 GUTBUB, Kom Ombo I, X. 325 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quelle 141 folgt an dieser Stelle der Publikation von DE MORGAN und gibt auch das Photo gespiegelt wieder. Die Dias von DILS lassen sich anhand von späteren Digitalaufnahmen des Akademie-Projekts verifizieren, womit sichergestellt werden kann, dass die Richtung tatsächlich stimmt und nicht etwa das Dia versehentlich gespiegelt wurde.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

147

Für die beiden anderen Himmelsstützen sollte die Verteilung vergleichbar gewesen sein. Wie eingangs erwähnt, war die südliche Göttin oHoyt schon zu DE MORGANs Zeiten nicht mehr vorhanden, die östliche Figur %yt (KO 319) fand er vor und setzt sie nach seinem Plan unter die westliche F#yt (KO 321). Daraus ergibt sich eine Verteilung, die, mit der Paarung Norden und Süden für die eine, sowie Westen und Osten für die andere Hälfte, nicht zu den natürlichen Himmelsrichtungen passen kann. Kom Ombo, KO 321 und 326

Abb. 70a, KO, Pronaos: Photo DILS 266 (KO 326)

Abb. 70b, Photo DILS 258 (KO 321)

Da solche Elemente innerhalb der Tempelarchitektur genau eingesetzt wurden, ist zu vermuten, dass KO 319 unter KO 326 gehören sollte, womit die Position der Himmelsstützen den Himmelsrichtungen entspräche, sofern diese um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden (vgl. Tf. XIV). Zu beachten ist, dass der Plan gespiegelt wurde, um die einzelnen Abbildungen unverändert einfügen zu können. Im Pronaos von Dendara326 sind an den Enden der mittleren 2. Travées jeweils ein menschengestaltiger Wind mit wechselnden Tierköpfen und darunter horizontal gespiegelt eine weibliche Himmelsstütze dargestellt, wobei die beiden Himmelsstützen der nördlichen Eingangsseite nur noch teilweise erhalten sind. Durch die Spiegelung der Göttinnen gegenüber den Windgöttern stehen sie im Vergleich zu den übrigen Figuren des jeweiligen Travées kopfüber, was möglicherweise auch zu der Vorstellung passt, dass sie dem von der Erde aus nicht sichtbaren Raum angehören (vgl. Abb. 71a–d)327. Ihre Verteilung entspricht denen der vier Winde und deckt sich weitestgehend mit den tatsächlichen Himmelsrichtungen, wobei natürlich dasselbe gilt wie schon oben bei den vier

326 Dendera D nach EAT: D XV, 20, 7 und 10, sowie 42, 5–6 und 42, 11–12. 327 Vgl. KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 264.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

148

Winden: Norden und Süden sind an ihrer korrekten Position, während Osten und Westen jeweils um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden müssen (vgl. Tf. XI). Dendara Pronaos, Travée 2, West und Ost b) Süden/oHoyt

a) Westen/F#yt

c) [Norden]/vw#yt

d) [Osten]/%yt

(Abb. 71a–d: Akademiephotos I_2681, 3888, 2492 und I_2532)

Eine Übersetzung der Texte sowie ein kurzer Kommentar findet sich im entsprechenden Kapitel mit der Übersetzung der Texte328. Der sogenannte runde Tierkreis von Dendara im zweiten Raum der östlichen Osiriskapellen auf dem Dach zeigt gar keine Windgötter, sondern neben einer Gruppe von acht falkenköpfigen Himmelsträgern, die zwischen den weiblichen Himmelsstützen paarweise an den Seiten hockend wiedergegeben sind, nur weibliche Himmelsstützen in den Ecken (Abb. 72a– d, unten)329. Der runde Tierkreis wird nach Aussage der rundherum um den inneren Kreis verlaufenden Inschriftenzeile als „der Himmel aus Gold“ (t# pt nt nbw) bezeichnet und beschreibt die wesentlichen Figuren in seinem Zentrum. Text: D X, 175, 2–5 Übersetzungen: CAUVILLE, Les chapelles osirienne I, 90; KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quelle 147, 101–102; ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik, 144–145 (Ausschnitt).

328 Vgl. S. 335–336 (zum westlichen Travée) und 361–362 (zum östlichen Travée). 329 S. dazu auch KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quelle 147.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

149

Der Text beginnt hinter der südlichen Himmelsstütze und endet vor ihr: HS = Himmelsstütze; HT = Himmelsträger. (Südl. HS) t# pt nt nbw (Südl. HS) Der Himmel aus Gold a : t# (HT) pt nt nbw #st Der (HT) Himmel aus Gold, Isis, (Östl. HS) wrt mwt nTr nbt (Östl. HS) die Große, die Gottesmutter, die Herrin des (HT) I#t-dit Hryt-ib Iwnt (HT) Isistempels, inmitten von Dendara b . t# pt nt nbw (Nördl. HS) Der Himmel aus Gold (Nördl. HS), n# nTrw o#w n#y=s sb#w die großen Götter sind seine c Sterne d , Or-s#-#st (HT) p#=s NTr-dw#y Harsiese (HT) ist sein Morgenstern e , ckr p#y=s Sww (Westl. HS) Sokar ist sein Licht (Westl. HS), IHy p#y=s sb# nw Ihi ist sein sichtbarer Stern f , Wsir p#y=s ioH Osiris ist sein Mond g , (HT) c#H p#y=s nTr (HT) Orion ist sein Gott (und) cpdt t#y=s nTrt Sothis ist seine Göttin. iw ir=w oQ [m onX] Sie bereiten das Eintreten [im Leben] h , &prt\ […] das Herauskommen [im …], den Höchststand i und den [Q]#w r int Tiefststand k . a Da diese Phrase zweimal vorkommt, verstehe ich den ersten Abschnitt als Überschrift. Zu dieser speziellen Bezeichnung, die sicherlich als Name des runden ägyptischen Zodiakus diente, vgl. auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 176–177, mit Anm. 526. So auch KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 101, Anm. 795. b Interessant ist, dass der runde Tierkreis dezidiert Isis, der Herrin des kleinen Isistempels hinter dem großen Hathortempel gelegen zugeschrieben wird. c Hier und im Folgenden erscheint ein Possessivartikel (Vgl. Kopt. ⲡⲁ-/ⲡⲉϥ-, ⲧⲁ-/ⲧⲉϥ-, ⲛⲁ/ⲛⲉϥ-, TILL, Koptische Grammatik, 100, §205). Das vorausgehende Bezugswort ist immer t#-pt, weswegen das Suffixpronomen in der 1. Person Singular, Feminin (=s) erscheint. S. hierzu auch KURTH, Einführung II, 620–622, §§ 76–77. d Da es sich bei den „Göttern“ im Tierkreis fast immer um Sterne handelt, werden hier vermutlich tatsächlich auch „Sterne“ gemeint sein. e

f

g

D X, 174, 9 gibt wieder, was jedoch von CAUVILLE (Les chapelles osirienne I, 90) ohne weiteren Kommentar mit P# nTr dw#w transkribiert und als „le dieu du matin“ übersetzt wird. Möglicherweise steht dort: So nach LGG VI, 240c.

?

Die Schreibung von ioH „Mond“ wird mit angegeben, ob dort steht? ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 144 mit Anm. 68 verweist auf eine weitere Stelle mit einer vergleichbaren Schreibung (D X, 363, 3: ), bei der das sw-Zeichen jedoch das Schilfblatt und den Arm ersetzt. KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 102 mit Anm. 801 führt mit D X, 258, 5 noch eine Stelle an, bei der als Schreibung belegt ist. Hier wird auch auf KURTH, Einführung 1, 34 und 72f, Prinzip IX (Differenzierungsaufhebung bei Schriftzeichen) verwiesen, d. h.

steht für

, bzw.

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für

. In

150

h

i

j

4 Die Ausrichtung des Himmels

dem hier diskutierten Fall steht jedoch für , womit die von Kurth angeführte Regel eigentlich nicht gilt. Christian LEITZ hat mich auf darauf aufmerksam gemacht, dass diese Passage in der Description (II, 2, 4, Tf. 21) noch nicht zerstört war und hier daher vermutlich m onX ergänzt werden kann. Die folgende Übersetzung richtet sich nach seinem Vorschlag. Nach KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 101–102, mit Anm. 802. Hier könnte auch mit Wb V, 251, 1 tw# „Kulmination“ gestanden haben oder nach der möglichen Ergänzung von CAUVILLE (D X, 175, 5) Q#w „die Höhe“ mit derselben Bedeutung. Der sonst übliche Ausdruck für „kulminieren“ wäre eigentlich oHo, was hier jedoch von den Zeichenresten und dem Platzangebot her nicht passt. Die Passage mit Ergänzungen: . Nach KURTH (Wo Götter, Menschen und Tote leben, 102) handelt es sich um „Tal“ im übertragenen Sinn (vgl. Wb I, 93, 11–12) und ist wohl mit „Tiefstand“ in Opposition zum Vorangehenden „Hochstand“ zu übersetzen.

Kommentar: Der Text schreibt dieses Himmelsbild der Göttin Isis zu, die als Herrin des kleinen Isistempels gilt, der sich hinter dem großen Hathortempel befindet. Dieser Tempel gilt als Geburtsort der Isis-Sothis in Dendara, die mit dem heliakischen Aufgang der Sothis in der letzten Nacht des alten Jahres und damit in der Nacht des 5. Epagomenentages eng verbunden ist330. Die nächsten Gottheiten sind die „großen Götter“ (nTrw-o#w), die wiederum als Sterne (sb#w) des Himmelsbildes (v#-pt-n-nbw) betrachtet werden. Einige davon werden im Folgenden einzeln aufgeführt. Der Text beginnt mit Harsiese, dessen Form im Himmelsbild der Morgenstern Venus ist. Im Text ist sein Name als P#-nTr-dw#y in einer eher undeutlichen Schreibung angegeben. Darauf wird Sokar, der dort als „Licht“ (Sww) anwesend sein soll, genannt, gefolgt von Ihi, eines der Kindgötter von Dendara, der als „sichtbarer Stern“ (cb#-nw) zu sehen sei. Osiris ist als Mond (ioH), Orion als Gott (nTr) und Sothis als Göttin (nTrt) vorhanden. Sie alle treten im Leben ein (oQ [m onX]), kommen heraus (prt) und vollführen (ir) ihren Höchst- (Q#w) und Tiefststand (int). Der Abschluss ist natürlich eine Beschreibung dessen, was bei allen Gestirnen beobachtet werden kann, sie gehen auf und unter und erreichen dazwischen ihren Höchststand (obere Kulmination) und bei den nördlichen Sternen auch ihren Tiefstand (untere Kulmination) am Himmel. Interessant sind hier natürlich die Vergleiche, die nicht alle auf den ersten Blick eindeutig erscheinen. Grundsätzlich sind hier die Götter des Osiriskreises (Isis, Harsiese, Osiris) genannt, die um weitere Gottheiten, die in Dendara wichtig sind (Sokar, Ihi, Orion und Sothis), erweitert sind. Jeder der Götter übernimmt dabei einen wichtigen Bereich des Sternenhimmels. Orion und Sothis als die maßgeblichen Götter des nächtlichen Himmels und den von ihnen repräsentierten Dekanen des südlichen Himmels schlechthin werden hier einfach nur als Gott und Göttin bezeichnet, während Osiris entsprechend seiner Rolle an anderen Orten der Mond am nächtlichen Himmel ist. Nur Sokars und Ihis Vergleichssterne sind weniger

330 Dazu grundlegend: LEITZ, in: ZÄS 120, 1993, 138, sowie die Ausführungen mit der entsprechenden Literatur bei MENDEL, Monatsgöttinnen, 70–75.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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bekannt bzw. bezeugt. Hinter der Bezeichnung „sichtbarer Stern“ könnte sich nach einer Vermutung von CAUVILLE331 Kanopus verbergen. Letzterer ist immerhin als zweithellster Stern am südlichen Himmel, nach Sirius zu sehen und wäre daher ein guter Kandidat für Ihi, den Kindgott am Ort, der nicht zum Osiriskreis gehört. Möglicherweise könnte es sich dabei um die Konstellation „R“ nach EAT III, 201 handeln, die von NEUGEBAUER und PARKER nicht zugeordnet wurde. Dendara, östliche Osiriskapelle 2, der runde Tierkreis: D X, 175, 2–176, 3 a) Westen/F#yt (vw#yt Þ N) b) Süden/oHoyt

c) [Norden]/vw#yt (%yt Þ O)

d) [Osten]/%yt (F#yt Þ W) (Abb. 72a–d, Ausschnitte aus: D X, Tf. 60)

Warum Sokar hier als „Licht“ (Sww) genannt ist, wird mit der Person des Gottes zu begründen sein332, lässt sich jedoch nicht vordergründig erfassen. Sokar ist nicht nur mit einer 331 Nach der Übersetzung CAUVILLEs, Les chapelles osirienne I, 90, wo sie den Namen in Klammern setzt und mit einem „?“ versieht. Vgl. auch die Ausführungen von LEITZ, in: SAK 34, 2006, 305–306, der sich dieser Interpretation anschließt. 332 KURTH (Wo Götter, Menschen und Tote leben, 102, Anm. 799 verweist hier auf BONNET, RÄRG, *Sokaris, 723–727, und besonders 726 und 727, wo auf das Sokarfest verwiesen wird, das in der ptolemäischen Zeit mit der Wintersonnenwende zusammengefallen sein soll. Zitiert wird u. a. E VI, 139–141, Tf. 148 mit dem König vor einer Sokarbarke. In der Randzeile der Szene (E VI, 141, 6) wird Sokar als kleiner Re bezeichnet.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

eigenen Kammer in verschiedenen späten Tempeln vertreten, sondern ist auch in den Osiriskammern in Dendara präsent, ohne dass seine Funktion gegenüber der des Osiris mit einigen wenigen Worten scharf abgegrenzt werden könnte. Aber auch außerhalb der Tempel wird Sokar in funerären Bereichen anstelle oder auch neben Osiris immer wieder eingesetzt und wird auch auf Särgen prominent thematisiert. Wird die Ikonographie des Gottes im funerären Kontext als Hinweis gewertet, könnte er – ganz allgemein – eine größere Nähe zur Sonne schlechthin haben, worauf vielleicht auch seine Ikone des Falkenkopfes schon hindeutet. An dieser Stelle sollte noch ein Aspekt erwähnt werden, der sich mit der Gesamtinterpretation des runden ägyptischen Tierkreises von Dendara beschäftigt und hier vor allem der Funktion der aus dem mesopotamisch-griechischen Raum stammenden Astrologie mit ihren 12 Tierkreiszeichen, die in späten Deckenbildern mit astronomischen Vorstellungen konglomeriert werden, die zu diesem Zeitpunkt in Ägypten schon eine längere Tradition haben. Im privaten Bereich dient die Astrologie vor allem dazu, mittels eines Horoskops die genaue Position der Sterne bei der Geburt einer Person zu bestimmen. „Horoskope“ in ägyptischen Tempeln geben jedoch kein wirkliches Datum wieder, sondern eine ideale, im Grunde fiktive Planetenkonstellation, bei der alle Planeten in einer Astrologie-immanenten Stellung wiedergegeben sind. In der traditionellen Astrologie gibt es zwei verschiedene Konzepte, mit denen die Stellung der Planeten angegeben werden können. Das eine ist das Hypsoma (auch: Exaltation oder Erhöhung)333, das andere ist das der Häuser. Für die sieben Planeten wurden jedoch nicht vierzehn, sondern nur zwölf Wohnstätten festgelegt, was zu einer Asymmetrie führt, bei der Mond und Sonne jeweils nur ein Haus bekommen. Der Mond verfügt über ein Nachthaus (im Krebs) und die Sonne über ein Taghaus (im Löwen). Die restlichen fünf Planeten besitzen je ein Tag- und ein Nachthaus. Und da der Zeitpunkt für diesen Idealzustand im Krebs zum Zeitpunkt des heliakischen Aufgangs der Sothis liegt, könnte es sich bei dem Konzept der Häuser auch um ein ägyptisches Konzept handeln334. Dabei bilden nach QUACK die idealisierten Planetenhäuser den Moment der Geburt der Welt (Thema mundi) ab. Und genau dieses Konzept wurde im Deckenbild des Pronaos von Dendara verwendet. Andere offizielle Monumente wie auch der runde Tierkreis von Dendara geben die Planeten in ihrer Erhöhung (Exaltation, Hypsoma) wieder335, was die wirkmächtigste Position des jeweiligen Planets angibt und Bestandteil des anderen astrologischen Konzepts ist. D. h., obwohl die Gestirne so angeordnet sind, wie es ihrer Lage am Himmel entspricht, handelt es sich lediglich um das Model des nächtlichen Sternenhimmels und nicht um ein wirkliches Horoskop mit einer bestimmten Planetenkonstellation, die einem konkreten Datum zugewiesen werden könnte, wie die Erstellung dieses Tierkreises oder den Zeitpunkt des Baus oder der Dekoration der Osiriskapellen auf dem Dach des Tempels von Dendara.336 In der gesamten Szene sind sowohl Re- als auch Osiristhemen genannt. 333 Vgl. QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 92. Das Gegenstück zum Hypsoma ist die Tapeinoma, der Ort des niedrigsten Punktes, der sich immer exakt auf der gegenüberliegenden Seite befindet. 334 Vgl. QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 92. 335 Vgl. QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 91–92. Zur weiteren Diskussion, vgl. hier den Forschungsstand im Kapitel 5.1.4.4 zur Schlussbetrachtung der Decke des Pronaos von Dendara, wo die verschiedenen Interpretationen zu diesem Sachverhalt zusammengetragen wurden. 336 AUBOURG, in: BIFAO 95, 1995, 1–10 und in der Folge CAUVILLE, Le zodiaque d’Osiris, 1997, 11 und 76–77 und Dendara, Le pronaos, 505–560 und besonders 539–542 kamen hier zu einer anderen Interpretation. Vgl. dazu im Einzelnen auch hier auf den Seiten 410–413.

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Nun zum weiteren Aufbau des runden Tierkreises von Dendara. An die vier Seiten des Kreises sind je zwei falkenköpfige hockende Gottheiten, die einander ansehen, gesetzt, deren Arme den Himmelskreis hochheben bzw. halten. Diese Himmelsträger sind namenslos und könnten mit den in anderen Texten vertretenen acht Himmelsträgern (HHw) verwandt sein, wie auch schon KURTH ausgeführt hat337. In den vier Ecken stehen vier weibliche Himmelsstützen auf einer Linie, die diagonal über die jeweilige Ecke gezogen wurde und sicherlich den Boden als Fundament der Welt darstellt. An der Nord- und Südseite sind außerhalb des den Tierkreis umschließenden Rahmens Wasserlinien graviert, die vermutlich den Urozean angeben, der die Welt umschließt338. Die Namen der weiblichen Himmelsstützen stehen in dem mehrzeiligen Text unten vor ihren Beinen, während die Himmelsrichtungen außer bei der nördlichen Figur jeweils vor ihren Köpfen angegeben sind und stimmt nur im Falle der südlichen Göttin mit den sonst üblichen kanonischen Namen überein. a) Die westliche Himmelsstütze: Text: D X, 176, 1–3 Übersetzungen: CAUVILLE, Les chapelles osirienne I, 90; KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quelle 147, 102 (d). (1) imntt (2) vw#yt (3) f#.n=i &#rt\ (4) Hr-H#t tp=i m Hoo nn rw- (5) -i m st=i ro-nb #Xt n nb=s sQd (6) =f m-Xnt=s m c#H m-xnw mwt=f Nwt a b

(1) Westen: (2) „Die Stützende“ a . (3) (Hiermit) trage ich ⸢den Himmel⸣ b (4) über meinem Kopf im Jubel, ohne dass ich (5) weiche von meinem Platz, tagtäglich. Der Horizont gehört seinem Herrn, er (6) durchzieht ihn in ihrem Inneren als Orion in seiner Mutter Nut.

vw#yt ist eigentlich der Name der nördlichen Himmelsstütze, vgl. LGG VII, 372a. Ergänzung nach KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 102.

b) Die südliche Himmelsstütze: Text: D X, 175, 7–9 Übersetzungen: CAUVILLE, Les chapelles osirienne I, 90; KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quelle 147, 102 (a). (1) Rsy oHoyt (2) oHo.n=i xr H#y m […] (3) smn smn.ti tp owy=i #Xt n c#H cpdt m […] (4) w#w.ti iQr.ti nn wn pHw=s b#wnTrw onX.ti m (5) Xnt=s a

b

(1) Süden: „Die Stehende“ a . (2) (Hiermit) stehe ich unter dem Leuchtenden in […]. (3) Der Dauerhafte ist dauerhaft gemacht unter meinen Armen, der Horizont gehört Orion und Sothis in […], (4) indem er fern und wahrhaftig ist, ohne dass es sein Ende gibt, (während) die Bas der Götter b lebendig sind (5) an ihm.

Hier wird der Süden tatsächlich der südlichen Himmelsstütze oHoyt (vgl. LGG II, 195b) zugewiesen und auch das passende Verb verwendet. Hier käme vielleicht auch eine Lesung b#w-onXw in Frage, was eine spezifischere Bezeichnung der Sterne ist.

337 S. dazu auch KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 101 mit Anm. 789–790. 338 So auch KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 101 mit Anm. 792.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

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c) Die nördliche Himmelsstütze: Text: D X, 175, 13–15 Übersetzungen: CAUVILLE, Les chapelles osirienne I, 90; KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quelle 147, 102 (c). (1) MHty %yt (2) tw#.n=i tw#t owy=i xr (3) Dsryt Tbtyá=iñ Hr t# nn whn (4) m irw=sn dwn=i owy=i nn mnmn (5) m st oHo=i im=s k#pt Q#.ty Hr Dnn=i a

(1) Norden: „Die Hochhaltende“ a . (2) (Hiermit) stütze ich das Firmament, (während) meine Arme unter dem (3) Abgeschirmten (und) meine Sandalen auf der Erde sind, ohne dass sie schwach bei der Arbeit wären, (4) in ihrer Form. Ich habe meine Arme ausgestreckt, ohne zu wanken (5) am Ort, an dem ich stehe (und) das Himmelsgewölbe hoch unter meinem Kopfe ist.

%yt wäre eigentlich der Name für die östliche Himmelsstütze, vgl. LGG V, 640b.

d) Die östliche Himmelsstütze: Text: D X, 175, 10–12 Übersetzungen: CAUVILLE, Les chapelles osirienne I, 90; KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quelle 147, 102 (b). (1) i#btt (2) F#yt (3) Xy[n=i … … …] iSS[=i …] w#H.ti [… …] (4) rwD g#bty[=i nn …] st=f tw#. (5) n=i [… … …]t b#Q.ti xr Iwn-Hoo a

(1) Osten: (2) „Die Tragende“ a . (3) (Hiermit) halte [ich den … … …] hoch. (4) Ich habe [den … …] gesetzt. (4) [Meine] Arme sind stark [… ohne dass sie … von] seinem Sitz. Ich habe (5) gestützt [… … (und) der Himmel] ist hell unter dem „Jubelnden Pfeiler“ (= der Mond).

F#yt ist gegen die Schreibrichtung der übrigen Zeilen von rechts nach links orientiert geschrieben und wäre eigentlich der Name für die westliche Himmelsstütze, vgl. LGG III, 190b.

Kommentar: Bei allen vier Himmelsstützen sind die Namen der Himmelsrichtungen entsprechend der geographischen Verteilung korrekt gesetzt, d. h. imntt „Westen“, rsy „Süden“, mHty „Norden“ und i#btt „Osten“ stehen jeweils an der korrekten Stelle. Auch die für die jeweilige Himmelsstütze charakteristischen Verben sind mit f# für den Westen, oHo für den Süden, Xy für den Osten und tw# für den Norden den jeweiligen Himmelsrichtungen der Regel entsprechend zugeordnet. Anders verhält es sich jedoch mit den Namen der Himmelsstützen selbst, die willkürlich gesetzt erscheinen. Die nördliche Himmelsstütze wird entgegen der Regel mit dem Namen der östlichen %yt versehen. Zusätzlich ist bei der östlichen und westlichen Göttin, unten vor dem mehrzeiligen Text ein weiterer Name verzeichnet, der die westliche Himmelsstütze F#yt als vw#yt, also als nördliche Himmelsstütze bezeichnet und die östliche %yt als F#yt, was eigentlich die westliche Himmelsstütze wäre. Die einzige Göttin, bei der alle Elemente zusammenpassen, ist oHoyt im Süden. Diese gegen die Regel stehende Zuweisung wurde von NEUGEBAUER und PARKER339 als maßgeblich betrachtet und so schreiben sie, dass oHoyt im Süden, vw#yt im Westen, %yt im Norden und F#yt im Osten sei. Zwei der kurzen Beischriften vor den mehrzeiligen Texten, die 339 EAT III, 258.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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NEUGEBAUER und PARKER als alleiniges Kriterium verwendet haben, vertauschen den Namen der östlichen Himmelsstütze mit der Westlichen gegenüber den ebenfalls angegebenen Himmelsrichtungen. Bei der nördlichen besagt der kurze Begleittext oben, dass es sich um &MHty\%yt und damit um die nördliche und östliche Himmelsstütze handele. Die Textzeile ist jedoch ziemlich abgerieben, so dass die Lesungen MHty und %yt möglicherweise nicht absolut gesichert sind. Westen (F#yt Þ N)

Süden (oHoyt Þ S)

Dendara, Dach, 2. östliche Osiriskapelle

Norden (vw#yt Þ O) Osten (%yt Þ W) (Abb. 73, überarbeitete Tafel aus: D X, Tf. 60)

Wenn die beiden Himmelsstützen im Norden und Süden tatsächlich an ihren geographisch korrekten Orten ständen, wären nur noch die Göttinnen für Osten und Westen ausgetauscht worden, was beide um 180° spiegeln würde, jedoch in Hinblick auf die örtlichen Gegebenheiten keine zufriedenstellende Erklärung böte. Würden alle Göttinnen um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht, könnte die Drehung die theologische Ausrichtung Dendaras wiedergeben, aber das kann hier nicht vorliegen, da ja die Himmelsstütze des Südens unverändert bleibt. Zu dieser südlichen Himmelsstütze ist zusätzlich zu beachten, dass der umlaufende Text bei ihr beginnt und endet, was ihr eine besondere Position gibt. KURTH gibt an, dass die Göttinnen des Nordens und Ostens ihre Position um jeweils 90° verschoben haben und die Göttin des Westens ihre um 180°, da sie den Süden überspringt. Er vermutet, dass kein antiker Fehler vorliegt, da das gesamte Bild zu sorgfältig gearbeitet sei und erwägt schließlich, darin die Wanderung der Sterne von Osten nach Westen zu sehen, wobei die Gottheiten, die den Kreis mit ihren Händen halten, diesen dann von Osten nach Westen drehen340. Das erklärt aber m. E. nicht, warum nur drei der vier Göttinnen in das Wechselspiel eingebunden wurden und vor allem nicht, warum ausgerechnet der Süden ausgelassen wurde. 340 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 101.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Ein letzter Punkt sollte hier auch noch einbezogen werden, der die Dekoration der gesamten Decke des 2. Raumes der östlichen Osiriskammern betrifft. Der runde Tierkreis ist nicht die einzige Himmelsdarstellung, sondern ist in ein Bild eingebunden, das den Himmel in seiner Gesamtheit wiedergibt. Und dieses Gesamtbild besteht aus drei Teilen: 1. der Figur der Göttin Nut in der Mitte, als Personifikation des Himmels schlechthin, 2. dem nächtlichen Sternenhimmel in Form des runden ägyptischen Zodiakus auf der nordwestlichen Hälfte der Decke und 3. einer vornübergebeugten Nut auf den südöstlichen Deckenhälfte, die den Rahmen für den Tageshimmel mit den Darstellungen der 12 Stunden des Tages, also dem sogenannten Stundenrituals, bildet. Der Kopf der Nut in der Mitte der Raumdecke, der den nächtlichen Sternenhimmel von dem Tageshimmel mit dem Stundenritual trennt, befindet sich im Südwesten bzw. im Süden zum Hof hin. Die Füße weisen in die hintere Kapelle Nr. 3 und sind nach Nordosten bzw. Norden ausgestreckt (vgl. Abb. 73). Dendara, Dach, 2. östliche Osiriskapelle

Süden/oHoyt Þ S

N Ü Westen/vw#yt

Osten/F#yt Þ W

O Ü Norden/%yt

(Abb. 74, überarbeitete „durch die Decke-Sicht“ und gespiegelte Tafel aus: D X, Tf. 60)

Die Abbildung des Tierkreises in der Publikation von D X ist zugunsten der Erkennbarkeit der Figuren gegenüber dem Original vergrößert worden, so dass der Eindruck entsteht, als wäre diese Hälfte größer. Das ist jedoch nicht der Fall. Tatsächlich ist die Figur der Nut ziemlich genau in der Mitte der Raumdecke mit gleich großen Hälften zu ihrer Rechten und Linken für den Nacht- bzw. Tageshimmel. Daher wurde in Abbildung 73 der Tierkreis etwas verkleinert und die Anzahl der Wasserlinien entsprechend vermehrt, um so einen besseren Eindruck des ursprünglichen Originalzustandes zu vermitteln, wie er sich auch auf den montierten Fotos in D X, Tf. 86 präsentiert.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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Die Ausrichtung der Nut in der Mitte der Decke des Raumes findet sich auch auf der Innenseite von Särgen oder an der Decke von Gräbern, wo sie sich schützend über dem Verstorbenen ausbreitet. Dabei wird dann natürlich die Ostwestachse über den Körper der Nut definiert, bei der der Westen am Kopfende und der Osten in Richtung der Füße verläuft. Die Darstellung ist auch auf die vornübergebeugte Nut des Tageshimmels abgestimmt, deren Kopf nach Westen weist und deren Körper sich über die Südseite erstreckt, während ihr Schoß im Osten ist und Hände und Füße auf der Nordseite stehen. Das passt sich exakt in die geographischen Himmelsrichtungen ein, wie sie auch bei dem Tierkreis angegeben sind. Abbildung 74 zeigt die Decke gespiegelt, als würde durch die Decke hindurchgeschaut werden. Die Kardinalpunkte sind blau und nur die abweichenden Namen der Himmelsstützen sind in Rot angegeben. a)

b)

(Abb. 75, a–gedrehter Plan nach CAUVILLE, in: BIFAO 83, 1983, 53; b–gespiegelte Abbildung aus: D X, Tf. 60. Blau = Kardinalpunkte. Rot = abweichende Namen der Himmelsstützen)

Wird diese gespiegelte Abbildung der Lage des Tempels von Dendara gegenübergestellt (Abb. 75, a–b), so zeigt sich, dass die Verschiebung der Namen der Himmelsstützen nicht mit der Lage oder der theologischen Interpretation derselben begründet sein können, da es hier keine Übereinstimmung gibt. Was jedoch am meisten auffällt ist, dass Westen und Osten ausgetauscht sind, was ja unter den tatsächlichen Bedingungen nicht möglich ist. Ein weiterer Punkt, der hervorgehoben werden sollte, ist, dass das Bild, wird auf die Himmelsstützen fokussiert, entlang der Ostwestachse geteilt und nach oben (Süden) und unten (Norden) gespiegelt wurde, wobei sich jeweils die südliche und nördliche und die westliche und östliche Himmelsstütze ansehen.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Mit Blick auf die vornübergebeugte Himmelsgöttin, die den Tageshimmel umgibt, ergibt sich so eine gespiegelte Ansicht, bei der eine gedachte gebeugte Nut gegenüber der ersten entsprechend gespiegelt wiedergegeben wäre. Letzteres würde dann der Darstellung im Pronaos entsprechen bzw. bei älteren Darstellungen des Tages- und Nachthimmels beim Buch von Tage und der Nacht an derselben Decke. Dabei musste immer schon ein Paradoxon aufgelöst werden, was logisch nicht auflösbar ist, nämlich, dass der Untergangsort des Tages dem Aufgangsort der Nacht entspricht bzw. der Aufgangsort der Nacht dem Ort des Untergangs entspricht, die Göttin aber stets gespiegelt, Kopf an Kopf und nicht gedreht, mit dem Kopf zum Rumpfende hin, wiedergegeben wurde. Eine mögliche Erklärung für die Abweichungen der tatsächlichen Himmelsrichtungen im Vergleich zu den kanonischen Namen der Himmelsstützen könnte also sein, dass durch die Umkehrung von Osten und Westen auf die Darstellung der Himmelsgöttin referiert wird, deren nicht vorhandene Darstellung gespiegelt angedacht ist. Letzteres würde auch erklären, warum die nördliche Himmelsstütze zum Osten erklärt wird und die südliche unangetastet bleibt. Den Süden nimmt immer der Körper der Nut ein, unabhängig davon, ob es sich um den Nacht- oder Tageshimmel handelt. Der Norden ist nicht Bestandteil dieser Art von Nutbildern und wird in solchen nicht dargestellt. Eine Ausnahme dazu wird die Figur des zusammengerollten Gottes sein, der jedoch nur in bestimmten Nutbildern auftaucht. Da der Norden als Himmelsrichtung somit „frei“ wird, kann dieser von der östlichen Himmelsstütze eingenommen werden, womit Osten und Westen nun in umgekehrter Reihenfolge nebeneinander stehen und somit die Ostwestachse betonen. Die ebenfalls einander gegenüberstehenden Göttinnen des Nordens und Südens betonen dagegen ihre Achse, die zugleich mit dem Körper der Nut und dem Boden, auf dem sie steht, identisch wären. Eine solche Paarbildung steht natürlich konträr zu der dreidimensionalen Verteilung der vier Himmelsstützen, ist jedoch in Fällen, in denen die Göttinnen nebeneinanderstehend wiedergegeben sind, häufiger zu beobachten. 4.2.2.1.2 B. Die vier Himmelsstützen nebeneinander stehend (zweidimensional) Dendara, 3. östliche Osiriskapelle: Der Raum, der nach dem mit dem runden Tierkreis folgt, zeigt ebenfalls eine astronomische Decke (vgl. Abb. 75). Auch sie ist dreigeteilt. In der Mitte der Decke ist ein Fensterschacht eingelassen, der nach Norden und Süden von einer Reihe von Flügelsonnen und ober- und unterägyptischen Schutzgöttinnen eingerahmt wird. Die östliche Hälfte nimmt auch hier eine Darstellung einer vornübergebeugten Nut ein, während die westliche Hälfte auf sechs Register verteilt verschiedene Gottheiten zeigt. Formal ist diese Decke also identisch mit der des vorangehenden Raumes. An die Enden der vier Seitenwände des Lichtschachtes ist jeweils eine Mumie auf einem Löwenbett gesetzt. Die Bahren sind so angeordnet, dass die im Süden (oben) Fußende an Fußende mit der östlichen (rechts in der Abbildung) steht und die westliche (links) Kopf an Kopf mit der nördlichen Bahre (unten) steht. So ergibt sich eine Teilung, die diagonal die südliche und östliche von der westlichen und nördlichen Seite trennt341. Der Name aller vier Mumien auf den Bahren ist Osiris-Chontamenti. Er wird jeweils über dem Bett in einer zweizeiligen Inschrift angerufen, wobei die Inschrift auf allen vier Seiten immer am Fußende beginnt. 341 Gegenüber der Publikation wurden die Bahren um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht und die Zeilennummern jeweils an den Anfang der Zeile gerückt, was anhand von Photos verifiziert wurde.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

159

Die Inschrift der Südseite (in Abb. 76, oben) beginnt mit Dd-mdw, dem eine Anrufung (h#) an Osiris folgt. Alle anderen Seiten beginnen direkt mit der Anrufung (h#) an Osiris, womit die Reihe sicherlich im Süden beginnt. Die Texte bieten keine direkte bzw. eindeutige Verbindung zu den jeweiligen Himmelsrichtungen, jedoch deckt sich die Gruppierung und Reihenfolge der Felder mit denen der weiblichen Himmelsstützen unter der vornübergebeugten Nut auf der Osthälfte der Decke. Dendara 3. östliche Osiriskapelle, D X, 253–263

(Abb. 76, leicht korrigierte (Lichtschacht) Tafel aus: D X, Tf. 115)

Hier schauen sich die südliche (außen) und die östliche (innen) Himmelsstütze, die unter den Füßen der Himmelsgöttin stehen, sowie die westliche (innen) und die nördliche (außen) Himmelsstütze an. Die Reihenfolge der Göttinnen beginnt also sicherlich mit der südlichen Himmelsstütze, gefolgt von der östlichen. Bei den beiden anderen Göttinnen könnte gegen die Nummerierung der Publikation, vielleicht erwogen werden, mit der nördlichen fortzufahren und mit der westlichen zu enden, um die Paarbildung zu berücksichtigen. Auch diese Texte geben drei Elemente an, die mit den jeweiligen Himmelsrichtungen verknüpft sind. Zuerst wird der Name der Himmelsstütze genannt, dem das passende Verb folgt. Ganz am Ende des jeweiligen Textes wird schließlich die dazugehörige Himmelsrichtung genannt. Anders als in der ersten Kammer stehen hier die Himmelsstützen des Nordens (links) und des Südens (rechts) an den Außenseiten, während die beiden Himmelsstützen des Westens und Ostens jeweils Rücken an Rücken in der Mitte stehen und ihre außenstehenden Partnerinnen ansehen. D. h., in diesem Fall wird die Nordsüdachse betont.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

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Inhaltlich ist die Decke auch anders aufgebaut als im vorangehenden Raum. Die östliche Hälfte wird von Nut eingenommen, die auf einem Himmelssymbol steht und von den vier Himmelsstützen hochgehoben wird. Unter ihrem Schoß ist nur eine einfache runde Scheibe gesetzt, die die morgendliche Sonne symbolisiert, das Pendant am Kopfende ist nicht wiedergegeben. Stattdessen sind unter ihrem Körper auf vier Register eine Reihe von Gottheiten aufgereiht. Die Reihe beginnt oben mit einer kleinen stehenden Isis in einer Barke. Ihre Beischrift ist zwar nicht mehr lesbar, sie kann jedoch durch den Thron auf ihrem Kopf als Isis identifiziert werden. Hinter ihr folgen eine Barke mit einem widderköpfigen Gott mit Atefkrone in einer Scheibe, die zu beiden Seiten von je einem Uräus flankiert wird. Die Ausformung ist identisch mit dem Zeichen nsw-bity ( ). Das Element sitzt auf einem Halbkreis, der auf dem Boden der Barke liegt. Der Text, der um die Barke mit dem Schrein herum angebracht ist, identifiziert den Gott als Osiris und setzt ihn im weiteren Text in eine enge Beziehung zum Mond, aber auch zu Orion, der in einer weiteren Barke folgt342. Den Abschluss des Registers bildet die kuhgestaltige Sothis in einer eigenen Barke, über der ein sechszeiliger Text steht. Angerufen (inD-Hr) wird Sothis, sowohl als Herrin der Sterne (Hnwt-b#w-onXw) als auch als Schwester ihres Bruders Osiris (sn=s Wsir), womit eine Verbindung zu Isis hergestellt wird. Mit dem Hinweis, dass sie seine Feinde und Apophis verjagt, wird ebenfalls auf die Nachtfahrt der Sonne verwiesen, die sich vermutlich in der besonderen Form des widderköpfigen Gottes in der Barke widerspiegelt, bei dem es sich vielleicht auch um die Vereinigung von Osiris mit Re handeln könnte, denn der Gott wird im begleitenden Text ja als Osiris bezeichnet. Unter diesem ersten Register sind drei weitere mit den ersten 18 Dekanen der Tanis-Familie angebracht. Die Westhälfte ist ohne Himmelsgöttin in sechs inhaltlich z. T. separierte Register aufgeteilt, die oben und unten von Sternenreihen eingerahmt sind, die eine klare Ostwestorientierung aufweisen. Die Figuren haben alle ihre Köpfe im Süden (oben) und stehen auf den im Norden gelegenen Bodenlinien. Das erste im Süden liegende oberste Register zeigt Thoth in Anbetung hinter einem Udjatauge auf einer Papyrussäule vor einer Reihe von 14 Gottheiten, die auch in Verbindung mit der Mondtreppe im Pronaos von Dendara erscheinen und für die zunehmenden Tage des Mondmonats stehen343. Die Reihe ist als einzige der Westhälfte von rechts (Osten) nach links (Westen) gerichtet, eine Bodenlinie trennt dieses Register von den darunterliegenden. In den nächsten zwei Registern finden sich jeweils in Barken stehend die nächsten 18 Dekane und im Anschluss an diese die fünf Planeten, die auf einer eigenen Bodenlinie stehen. Die Reihe beginnt mit einem doppelköpfigen Gott für Venus (P#-nTr-dw#y), gefolgt von einem mit Sonnenscheibe und Uräus auf dem Kopf für Merkur (cbg), einem Gott mit einem Stern auf dem Kopf für Jupiter (Or-[wp]-St#), einem ohne weitere Attribute, bei dem es sich um Mars handelt (Or-dSr) und einem stierköpfigen Gott für Saturn (Or-p#-k#). In der Mondbarke stehen, nach rechts blickend und preisend Isis, Nephthys und Horus vor einem pavianköpfigen Mondgott (Iwn-[Hoo]), einem Udjatauge in einer Scheibe (D X, 258, 5: IoH, in der eigentümlichen Schreibung mit

für

) und am Steuerruder Horus-Chenticheti.

342 Vgl. hierzu auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 151–152. Der Gott im Schrein ist auch im Eingangsbereich der Wabet zu finden, vgl. D IV, 217, Abb. 5 und den Text 217, 5–12. 343 Vgl. hierzu auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 152–153.

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4.2 Die Himmelsrichtungen

161

Das nächste Register darunter zeigt eine Mondbarke, die von vier schakalsköpfigen Göttern (IXmw-wrD) und vier Schakalen (IXmw-sk) gezogen wird und auf einer Kette von Anchund Waszeichen auf einem Korb schwimmt, die sich wiederum über Wasserlinien befinden. Die letzten beiden Register beginnen mit je einer Barke für den widderköpfigen Re (Ropr-m-Nnwt), der vor einem Horizontsymbol ( ) steht und einem stehenden Gott vor dem Symbol des Mondes ( ). Hinter den beiden Barken sind der Sonnen- und der Mondgott noch einmal an der Spitze von weiteren Göttern zu sehen, die auf einer flachen Bodenlinie stehen und bei denen es sich um die auch im LdJ vorhandenen Begleiter des Sonnengottes handelt (D X, 259, 4–8: Wttyw, %sttyw, Cdtyw, und Mstyw), die auch in Mondprozessionen vorkommen. Diese Göttergruppen werden im sechsten und letzten nördlichsten Register fortgeführt (D X, 259, 1–2: PsStyw und Gsptyw), und enden schließlich mit Mesechtiu in einer Barke, der an einem Strick von dem Nilpferd (D X, 259, 9: Rrt) das hinter ihm steht, festgehalten wird. Zusammengenommen geben beide Deckenhälften das Geschehen des nächtlichen Himmels wieder. Bei dem östlichen Bild mit der Himmelsgöttin könnte es sich um den sichtbaren Bestandteil des Nachthimmels am Körper der Nut handeln, muss es aber nicht unbedingt, während der westliche Teil, bis auf den Stierschenkel und das Nilpferd in der nordöstlichen Ecke, die Gottheiten zeigt, die sich im Körper der Himmelsgöttin befinden. Und hier könnte auch die Erklärung dafür liegen, warum die weiblichen Himmelsstützen bei dem Nutbild die nordsüdliche Achse betonen. Der Akzent liegt hier vorwiegend auf dem Teil des nächtlichen Himmels, der unsichtbar vor den Blicken der Bewohner der diesseitigen Welt ist und bei dem es sich um den Ort handelt, an dem die Vereinigung von Re und Osiris stattfindet und sich die Sterne regenerieren, um zu ihrer Zeit wieder am Himmel zu erscheinen. Dendara, Pronaos, 1. westliches Travée: Als Bestandteil des äußersten südlichen Tableaus sind unter einer Barke vier weibliche Himmelsstützen wiedergegeben, die ein Himmelssymbol hochhalten. Sie stützen den Himmel unter der Osirisbarke, die auf einem Kanalzeichen schwimmt und Osiris als Neumond zeigt (Abb. 77)344. Dendara Pronaos, Travée 1, West, D XV, 34, 13–14

Westen (F#yt)

Norden (vw#yt)

Süden (oHoyt)

Osten (%yt)

(Abb. 77: Akademiehoto I_2626)

Die vier Göttinnen sind in der Mitte gespiegelt, je zu zweit hintereinanderstehend gezeigt, wobei sich die beiden Paare gegenüberstehen und anblicken. Auf der linken Seite sind der 344 EAT III, Tf. 30 B.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Westen und Norden hintereinanderstehend gezeigt. Ihnen gegenüber stehen der Süden und der Osten. Im Gesamtzusammenhang der Deckenbilder des Pronaos sind die westlichen Travées an der Nut ausgerichtet, die auf dem 3. westlichen Travée wiedergegeben ist (vgl. Tf. XI). Die östliche Himmelsstütze rechts außen steht folgerichtig auf der Seite des Schoßes der Nut, während die westliche Göttin links außen die Hälfte des Kopfes der Nut einnimmt. Die nördliche und südliche Himmelsstütze wurde entgegen der Ausrichtung der Achse des Tempels, so gesetzt, dass sie sich zu ihren „theologisch logischen“ Partnerinnen gesellen. So stehen Westen und Norden und Süden und Osten jeweils hintereinander. Das gesamte Travée gibt die erste Hälfte des Mondzyklus vom Neu- bis zum Vollmond wieder, wobei der Mond sich nach dem Neumond im Westen erstmals kurz wieder mit seinem Untergang zeigt und dann endlich zum Zeitpunkt des Vollmondes am Abend im Osten aufzugehen, um Mitternacht im Süden zu kulminieren und am Morgen im Westen unterzugehen. D. h. entscheidend für dieses Travée sind Osten und Westen, weshalb sie hier an den Außenseiten stehen. Dendara, Isistempel: Das Nutbild an der Decke des Sanktuars (A) zeigt die Göttin mit den Händen und Füßen im Süden, dem Körper im Norden, den Beinen mit der neugeborenen Sonne im Osten und die Arme mit dem Kopf und der untergehenden Flügelsonne im Westen (vgl. hierzu das Photo in Abb. 79b, was die Position der Nut an der Decke mit dem erleuchteten Eingangsbereich zeigt).

(Abb. 78a, Plan: St. BAUMANN nach CAUVILLE, Dendera, Le temple d’Isis, Tf. 2)

Süden/Osten Westen/Norden (Abb. 78b, Photo aus: Dendera, Le temple d’Isis, Tf. 126)

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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Die vier Himmelsstützen, von denen je eine unter den Füßen und Händen der Nut stehen, sind so angeordnet, dass die nördliche (vw#yt) und die südliche (oHoyt) Himmelsstütze außen und die westliche (F#yt) und östliche (%yt) innen stehen, was bedeutet, dass sie mit den beiden äußeren Figuren die Nordsüdachse betonen. Dabei werden wieder Norden und Westen und Süden und Osten miteinander kombiniert, was somit der üblichen Konvention folgt.

Verteilung der Himmelsstützen: Norden / Westen Osten / Süden (Abb. 79a: In den gespiegelten und genordeten Plan eingesetztes Deckenbild)

(Abb. 79b: Blick auf die Decke und den Eingang, Privatphoto (1042), Oktober 2017)

Wird die Himmelsgöttin in die Decke eingepasst (Abb. 79a), zeigt sich, dass sich Osten und Westen nach den tatsächlichen Himmelsrichtungen richten. Die über den Raum zwischen dem Körper und den Armen und Beinen der Nut verteilten Sterne im Hintergrund stehen mit den beiden Enden im Osten und mit dem einzelnen Zacken im Westen, was also dem Lauf der Sterne mit ihrem Auf- und Untergangsort entspricht. Die Göttin wird im Text (Le temple d’Isis, 134, 9) als „Nut, die (man) nicht kennt“ (Nwt n-rX) bezeichnet, was ein Hinweis sein könnte, dass es sich bei ihr um die Himmelsgöttin handelt, die einen jenseitigen Himmel wiedergeben soll. Aber auch die Himmelsgöttin in der Wabet des Hathortempels (D IV, 271, 11–13), deren Deckenbild eine große Ähnlichkeit mit diesem aufweist, nennt die Göttin Nwt n-rX und auch sie ist mit dem Rücken zum nördlich gelegenen Eingang ausgerichtet. Der Unterschied in der Wabet ist, dass die Figur der Nut nicht von Himmelsstützen begleitet werden, sondern ohne Begleitung gezeigt wird. Ein weiteres Detail zu der Göttin in der Wabet des Hathortempels ist das Muster des Kleides, was sie trägt (vgl. Abb. 80b). Es ist mit denselben Wellenlinien verziert, die auch dazu verwendet wurden, die Wasserlinien des Bodens zu gestalten, auf dem ihre Hände und Füße

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4 Die Ausrichtung des Himmels

ruhen. Bei ihm steht zu vermuten, dass es sich um das Wasser des die Göttin umschließenden Urozeans handeln soll, der ja auch schon als obere und unter Begrenzung des runden Tierkreises verwendet wurde.

(Abb. 80a: Plan der Wabet mit Tf. C aus MARIETTE, Dendérah, Supplément)

(Abb. 80b: Privatphoto, November 2021)

Eine weitere Darstellung der Himmelsstützen ist im astronomischen Fries des Pronaos von Edfu belegt. Dort stehen sie am rechten östlichen Ende des Frieses, im Anschluss an 12 Gottheiten, die die 12 Monate des ägyptischen Kalenders repräsentieren.

(Abb 81: Photo der Akademie A 1490)

Anhand des Photos (Abb. 81) lassen sich kleinere Korrekturen der Zeichnung von BRUGSCH (vgl. Abb. 82) vornehmen. So trägt der letzte falkenköpfige Gott für den IV. Smw, dessen Name wohl Harachte ist, eine Scheibe auf dem Kopf und die obere Doppellinie endet in einem Himmelssymbol. Die letzte Göttin wurde zudem in Rot ergänzt. Auch KURTH345 345 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 80–81, Quelle 135, mit Abb. 38 und Anm. 635, wo er ein

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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hatte schon darauf hingewiesen, dass die vierte Himmelsträgerin in der älteren Publikation von BRUGSCH fehlt und vermutet, dass die Ecke aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen nicht einsehbar war. Gut erkennbar ist, dass in diesem Fall die Göttinnen in der Mitte geteilt sind und sich je zu zweit hintereinanderstehen anblicken. Da hier die Beischriften nicht überliefert sind, kann dazu allerdings keine nähere Aussage getroffen werden.

(Abb 82: Ergänztes Abschlußbild des astronomischen Frieses nach BRUGSCH, aus PARKER, Calendars, Tf. V, 5)

Weibliche Himmelsträgerinnen kommen nicht nur in Zusammenhang mit Himmelsdarstellungen vor, sondern werden auch in Szenen mit anderen Bezügen verwendet. Kurth führt hier noch weitere Szenen aus dem Hathortempel von Dendara an, wo die vier Göttinnen unterhalb einer Nische stehen. Quellen 144 (Raum I, Südwand, D III, 33, 4–10), 145 (Raum J, Südwand, D III, 86, 17 – 87, 2) und 149 (3. östl. Osiriskapelle, Nordwand, D X, 199, 5–12). Raum I (Vorraum zum Owt-sSSt), Südwand, unterhalb einer Nische, D III, 33, 4–10 mit Tf. 176 (Abb. 83): Die vier Himmelsstützen stehen unter einem Himmelssymbol, das sich unterhalb einer Nische befindet. Die Göttinnen sind je zu zweit hintereinanderstehend, mit der Blickrichtung zur Mitte hin, angeordnet.

(Abb. 83, Ausschnitt aus: D III, Tf. 176)

Auch hier wird wieder die Nordsüdachse betont. Die Göttin, die den Süden repräsentiert, wird der Osthälfte und die, die den Norden wiedergibt, dem Westen zugewiesen.

Photo einer der Göttinnen reproduziert hat. Er zitiert natürlich BRUGSCH, Monuments, Tf. X aber auch die Description (A I, 58), die jedoch beide die letzte Göttin weggelassen haben.

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Raum J (Sanktuar, Pr-wr), Südwand, D III, 86, 17 – 87, 2, mit Tf. 190 (Abb. 84): Die vier Himmelsstützen stehen unter einem Himmelssymbol, zu zweit hintereinander und mit dem Blick auf die Mitte gerichtet.

(Abb. 84, Ausschnitt aus: D III, Tf. 190)

Ebenso wie bei der Nische des Vorraums zum Owt-sSSt stehen auch hier wieder die Himmelsstützen des Südens und Nordens außen, während die des Ostens und Westens in der Mitte stehen. Dachkapellen, 3. östliche Osiriskapelle, Nordwand, D X, 199, 5–12 mit Tf. 96 (Abb. 85): Zentrale Szene, die über das Soubassement, das erste und zweite Register reicht. Die Himmelsstützen stehen im Bereich des Soubassements und halten mit ihren Händen ein schmales Rechteck, bei dem es sich um den Boden eines Sarges handelt, der als Beet der Schentait (D X, 199, 14, Zeile 1: Hsp-n-Cnt#yt) bezeichnet wird.

(Abb. 85, Kombination aus: D X, Tf. 96 und 94)

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Die Himmelsstützen sind zu je zwei gepaart und blicken sich an, dabei sind auf der Westhälfte links im Bild die Nord- und Westgöttin und auf der Osthälfte rechts im Bild die Ostund Südgöttin kombiniert. Die nördliche Himmelsstütze steht links und die südliche rechts außen. Die westliche und östliche Himmelsstütze steht jeweils in der Mitte. In allen drei Fällen sind die Himmelsstützen so verteilt, dass die nördlichen und südlichen Göttinnen außen und die östlichen und westlichen innen stehen. Nur im letzten Fall blicken sich die Nord- und Westgöttin und die Süd- und Ostgöttin an, in den beiden anderen Fällen stehen sie hintereinander. Der funeräre Charakter des letzten Bildes ist wohl klar ersichtlich, womit sich die Positionierung der nördlichen und südlichen Göttin an der Außenseite mit der bisher gefundenen Erklärung deckt, dass diese Positionierung den jenseitigen bzw. vor den Augen der Menschen verborgenen Raum beschreibt. Für die beiden anderen Bilder könnte gelten, dass die Position der Göttinnen unter dem Himmel verdeutlichen sollte, dass sie die in den Nischen verehrte Hathor als Himmelsgöttin hochheben und somit den von der Erde aus unsichtbaren und geheimnisvollen Himmel, in dem sich der Lauf der Gestirne sowie der sie begleitenden Gottheiten abspielt. 4.2.2.1.3 Die vier Himmelsstützen in Tempeln – Zwischenresumée In den Fällen, in denen die vier weiblichen Himmelstützen im Raum verteilt sind (Kom Ombo, Soffitten des Pronaos; Dendara, Pronaos und 2. östliche Osiriskapelle auf dem Dach), können sie den jeweiligen Himmelsrichtungen zugewiesen werden, in denen sie stehen. Dabei kommen sie in direkter Verbindung zu den vier Windgöttern mit derselben Funktion vor. Anders verhält es sich in solchen Fällen, in denen sie zu viert, nebeneinander stehend aufgereiht sind. Hier sind sie entweder zu zweit hintereinander stehen angeordnet und in der Mitte gespiegelt oder sie sind zu zweit zusammengestellt, wobei sich die äußeren und inneren Göttinnen jeweils anblicken. Die Aufteilung der Göttinnen erfolgt dabei nach dem allgemeinen Grundschema, bei dem Norden und Westen und Süden und Osten jeweils ein Paar bilden, was sich entweder anblicken kann oder hintereinander steht. Die überwiegende Anzahl der Beispiele zeigt die Göttinnen des Nordens und Südens auf der Außenseite, während die des Westens und Ostens in der Mitte stehen. Nur in dem Beleg, in dem sie den thronenden Osiris als Neumond hochheben, stehen die Göttinnen des Westens und Ostens an den äußeren Positionen, um die Wanderung des Mondes in der ersten Hälfte des Mondzyklus von Westen nach Osten anzudeuten. Ein weiterer, leider unvollständiger Beleg aus dem Tempel von Tod (Tôd I, 171 und 172) nennt die Göttinnen auf den vier Säulen, die nebeneinander gestellt die Decke des Hypostyls trugen. Teile der Säulen der nördlichen Hälfte sind noch erhalten und nennen die nördliche Himmelsstütze in der unteren Bandeauinschrift auf der Säule des Mittelgangs (Tôd I, 171) und die westliche an der entsprechenden Stelle der äußeren Säule (Tôd I, 172). Die Annahme von KURTH346, dass die heute fehlenden Inschriften der Säulen der südlichen Seite des Hypostyls entsprechend die südliche und östliche Himmelsstütze genannt haben, wird aller Voraussicht nach zutreffend sein. Sehr viel mehr lässt sich dazu jedoch nicht sagen.

346 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, Quelle 120, 72 und 266.

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4.2.2.2 Die vier Himmelsstützen in Gräbern und auf Särgen Auch wenn sich die weiblichen vier Himmelsstützen in Tempeln an verschiedenen Orten häufiger finden, sind sie in Gräbern oder auf Särgen seltener anzutreffen. Einige wenige Beispiele sind jedoch vorhanden. Das prägnanteste und auch ausführlichste Beispiel findet sich unter den Dekorationselementen der Stiersarkophage von Tell Abu-Yasin. Im 4. Register sind die vier weiblichen Himmelsstützen in ein System von verschiedenen Gottheiten eingebunden, die für den Schutz der Ecken dienen und weiter oben schon einmal ausführlich in Zusammenhang mit den vier Winden besprochen wurden, weswegen die nun folgende Vorstellung nur kurz ausfallen wird. (1) Südostende, Osten

(2) Südostende, Osten (Kopfende)

(3) Südwestende, Süden (Kopfende)

(4) Südwestende, Süden

(1) Nordostende, Norden

(2) Nordostende, (3) Nordwestende, (4) Nordwestende, Norden (Fußende) Westen (Fußende) Westen (Abb. 86: Verteilung der vier Himmelsstützen auf den vier Längsseiten des Sarkophags JE 86717)

Ein vollständiges Set der Himmelsstützen ist auf dem Sarkophag JE 86717 erhalten (vgl. Abb. 86).

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Die Figuren der Göttinnen weisen zudem zwei Besonderheiten auf, die sonst nicht belegt sind. Ihre Köpfe wechseln in den jeweiligen Ecken und über ihrem Körper ist ein Djedpfeiler gesetzt, der oben unter den Armen endet und unten mit der Standlinie abschließt. Eingebunden sind sie in einen komplexen Verbund von Elementen, die ebenfalls als Schutz für die Ecke, in der sie stehen, dienen. Das sind die vier Winde an den Kopfenden, die hier mit den Himmelsstützen übereinstimmen. Sie werden von einer weiteren korrespondierenden Windgestalt in Mumienform begleitet, hinter der eine Agathodaimonschlange platziert ist. Hinter der Himmelsstütze hockt ein Pavian auf einer Standarte, bei dem es sich um eine spezielle Form des Mondes für die entsprechende Himmelsrichtung handelt und vor der Göttin ist ein Himmelsruder mit dem dazugehörenden Udjatauge aus Tb 148 zu finden, was kanonisch zu den Himmelsrichtungen zugeordnet werden kann. (1) Südostende, Osten

(2) Südostende, Norden (Kopfende)

(3) Südwestende, (4) Südwestende, Westen Süden (Kopfende)

(JE 86718)

(JE 86720) (Abb. 87: Verteilung der vier Himmelsstützen auf den vier Längsseiten des Sarkophags JE 86718 und JE 86720, unten)

Ein weiteres unvollständiges Set ist auch auf dem parallelen Sarkophag JE 86718 vorhanden und auf dem dekorierten, aber weitestgehend unbeschriftet gebliebenen Sarkophag JE 86720 (Abb. 87). Schon auf den ersten Blick zeigt sich, dass die drei Belege kleinere Variationen aufweisen wie z. B. die Ausformung des Kopfes der Himmelsstütze oder die Anzahl der begleitenden

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Gottheiten, das ändert jedoch nicht den klaren Verwandtschaftsgrad der drei Quellen zueinander. In Pharbaitos bzw. Tell Abu-Yasin gab es eine vielleicht nur kurze Tradition für diese Art der Dekoration. Einige Jahrhunderte jünger ist der Befund im Grab des Petubastis, das in Qaret el-Muzawwaqa, in der Oase Dachla gelegen ist. Dort wurde an der nahezu quadratischen Decke des Grabes ein einfacher runder Tierkreis aufgemalt. An den vier Ecken der Decke hockt je eine unspezifisch gehaltene Figur, die seitlich wiedergegeben ist über einer vereinfachten Barke. Ihre nach vorne ausgestreckten Arme halten den Rand des runden Tierkreises fest (Abb. 88).

(Abb. 88, Decke im Grab des Petubastis, gespiegelter Grundriss mit den integrierten Photos und Graphiken aus: Denkmäler der Oase Dachla, Tfn 37 und 63)

Die Figuren befinden sich jeweils am südlichen und nördlichen Ende der Decke, wobei sich die beiden Figuren der Ost- und Westhälfte jeweils anblicken. In diesem Fall lässt nur die Position und Armhaltung vermuten, dass es sich bei den Figuren um Himmelsstützen handeln sollte. Eindeutiger ist die Situation im Grab des Petosiris, das sich am selben Ort befindet (Abb. 89). Auch hier wurde in die Ecken der Deckenbilder auf den Nord- und Südhälften zwei nackte, weibliche, geflügelte Figuren gesetzt. Sie sind frontal wiedergegeben, haben lange,

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gewellte Haare, die über der Brust enden und stehen auf der Grundlinie der Nord- bzw. Südwand. Im ersten Raum stehen die nordöstliche und die südwestliche Figur mehr in der Ecke zwischen den Seiten. Dabei zeigt ihre Armhaltung, dass es sich bei ihnen um die vier Himmelsstützen halten muss. Ein Flügelpaar, das alle Figuren tragen, stellt eine Verbindung zu den vier Winden her, zu denen dieses Element normalerweise gehört.

(Abb. 89, Decken im Grab des Petosiris, gespiegelter Grundriss mit den integrierten Photos und Graphiken aus: Denkmäler der Oase Dachla, Tfn 39, 41 und 63)

Auch in den Gräbern von Salamuni, nahe des heutigen Achmim sind weibliche Himmelsstützen belegt, die denen im Grab des Petubastet ähneln, jedoch zumindest im Oberkörperbereich weniger schematisch sind. NEUGEBAUER und PARKER konnten Photos einiger Gräber in Salâmûni veröffentlichen347, die allesamt einfache runde Tierkreise wiedergeben und vermutlich alle aus dem 2. Jahrhundert v. u. Z. stammen. Der Ort liegt nordöstlich von Achmim am Gebirgsrand. Von den bei NEUGEBAUER und PARKER veröffentlichten Deckendarstellungen zeigen jedoch nur die Decken im Grab Nr. 3 Figuren der Himmelsstützen in den Ecken der Decke. Die Göttinnen halten 347 NEUGEBAUER und PARKER, EAT III, Nrn 72–78, 98–102 mit Tfn 52–56. Zu den Gräbern aus römischer Zeit vgl. auch PM V, 18 (nur als Graeco-Roman Rock-Tombs erwähnt) und KUHLMANN, Materialien, 71–74.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

mit ihren nach oben ausgestreckten Armen den runden Tierkreis in beiden Räumen des Grabes (vgl. Abb. 90–91). Auch hier sind sie wieder paarweise an den Seiten so verteilt, dass sich die Figuren, die grob zwischen dem Löwen und dem Krebs und zwischen dem Steinbock und dem Wassermann ansehen bzw., da ihr Gesicht frontal abgebildet ist, zeigen ihre Knie (Abb. 91, 3 B) bzw. Beine (Abb. 90, 3 A) zueinander. Der Schakal markiert den Westen und der Falke den Osten. Der obere Teil des Tierkreises liegt im Norden und der untere im Süden, womit sich zeigt, dass dieses Himmelsbild in die korrekten Himmelsrichtungen ausgerichtet wurde.

(Abb.90, Salamuni 3 A, aus: EAT III, Tf. 52)

(Abb. 91 Salamuni 3 B, aus: EAT III, Tf. 53)

Diese wenigen Beispiele zeigen, dass die Himmelstützen im funerären Bereich nicht allzu verbreitet waren, anders als die vier Winde, die sich zumindest häufiger auf Särgen und Sarkophagen wiederfinden und von der vorptolemäischen über die ptolemäische Zeit bis in die Römerzeit belegt sind. Auch die Beispiele für die Himmelsstützen fallen in diesen zeitlichen Rahmen, wenn sich auch mehr Beispiele in der fortgeschrittenen römischen Zeit finden. Sie weisen jedoch wenig spezifische Merkmale auf, wie das bei den Belegen aus Tempeln oder auch auf den Stiersarkophagen der Fall war, wo jede Figur kanonisch mit einer ganz konkreten Himmelsrichtung verbunden ist. Bemerkenswert ist jedoch, dass sie zumindest in der römischen Zeit immer in Kombination mit runden Tierkreisen erscheinen, wobei vielleicht auch der runde Tierkreis aus Dendara, der zeitlich klar vor den übrigen Belegen liegt, als Ideen-Vorlage für diese späten Deckenbilder gedient haben könnte. 4.2.3 Zusammenfassung zu den Himmelsrichtungen in Tempeln, Gräbern und auf Särgen Himmelsrichtungen werden in altägyptischen Monumenten auf verschiedene Weisen angegeben. Deckenbilder mit Himmelsdarstellungen folgen einer bildinhärenten Logik, bei der die

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4.2 Die Himmelsrichtungen

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abgebildeten Figuren und deren Einbindung in ihren jeweiligen Gesamtkomplex die Himmelsrichtung anzeigen, die nicht unbedingt mit der tatsächlichen Ausrichtung des entsprechenden Monuments übereinstimmen muss348. Schon in Königsgräbern des Neuen Reichs gilt das insbesondere für Nutbilder und zwar sowohl für das prototypische Nutbild aus dem Osireion in Abydos, was auch in wenigen ramessidischen Gräbern zu finden ist, als auch für Nutfiguren, die in Verbindung mit den Büchern vom Tage und der Nacht belegt sind. In solchen Bildern gibt der Körper der Himmelsgöttin Nut die Ostwestachse vor. Beigefügte Inschriften unterstützen die Darstellung zusätzlich und sichern damit den bildlichen Befund. Auch gibt es schon Hinweise darauf, dass sich die Unterwelt nordwestlich und unter den Füßen und Händen der Nut befindet, während der Aufgangsort und Wirkungskreis der Sonne im östlichen bzw. südöstlichen Bereich zu suchen ist349, was sich mit der Ausrichtung der Nut in späten Tempeln deckt, bei sich der Körper der Nut im Süden und ihre Hände und Füße im Norden sind. In späten Tempeln wird auch in den wenigen Fällen, in denen diese Richtungen umgekehrt sind (Armant, Philä), die Ostwestachse beibehalten. Bei Deckenbildern, die keine Nut beinhalten, wird dagegen die Nordsüdachse durch die nördliche und südliche Konstellation festgelegt. Bei beiden Konstellationen handelt es sich ursprünglich um reine Sternbilder, mit deren Hilfe die Nachtstunden bestimmt werden konnten350. Die wiedergegebenen Deckenbilder geben also den konkreten nächtlichen Sternenhimmel mit seinen verschiedenen Sternbildern und Planeten, die sich am gesamten sichtbaren Himmel finden, wieder. Diese Aufteilung lässt sich bis in die spätesten Quellen nachverfolgen, wobei die nördliche Konstellation mit fortlaufender Zeit immer weiter reduziert wird und am Ende nur noch auf seine beiden Hauptvertreter Mesechtiu (Stierschenkel) und Nilpferd reduziert erscheint. Die südliche Konstellation wird dagegen fast immer ausführlich vorgestellt. Neben dieser gesamtkompositorischen Aufteilung werden jedoch auch weitere Elemente in die Deckengestaltung eingefügt, die konkrete geographische Himmelsrichtungen wiederspiegeln. Letztere sind nicht deutlich vor der 30. Dynastie belegt und finden sich vorwiegend in Tempeln. Das sind die vier Winde sowie die vier weiblichen Himmelsstützen, die kanonisch den vier Kardinalpunkten zugewiesen werden können. In seltenen Fällen lassen sich diese Gottheiten auch im funerären Bereich nachweisen, wobei die Windgötter jedoch tendenziell häufiger vertreten sind als die Himmelsstützen. Ihre Funktion entspricht der, die sie auch in Tempeln haben, d. h. sie geben ihre jeweilige Himmelrichtung an und sind zugleich Schutzgötter für diese. In Verbindung mit astronomischen Deckendarstellungen werden die vier Winde zur Kennzeichnung der Himmelsrichtungen eingesetzt und diesen korrekt zugewiesen. Bei Särgen und Sarkophagen lässt sich dagegen neben einer geographischen auch eine Paarung der Windgötter nach Norden und Süden und Westen und Osten beobachten, die natürlich keiner räumlichen, sondern einer theologisch begründeten Ordnung folgt. 348 Vgl. hier VITTMANN, *Orientierung, in: LÄ IV, 607–609 und vor allem in Bezug zur Ausrichtung der Königsgräber des Neuen Reichs MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 500ff., vgl. besonders die Schemata auf S. 501 und S. 504. 349 Vgl. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 49 (Übersetzung) §3 und Text S. 374 (Ort der Sonne), sowie 156–157 (Ort der Duat). 350 MENDEL, in: Fs Zivie-Coche, 23–52. Vgl. auch VON BOMHARD, in: ENiM 5, 2012, 73–102 und PRIES, Stundenwachen, 35.

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4 Die Ausrichtung des Himmels

Die Gruppierung von Norden und Süden sowie Westen und Osten zeigt sich auch bei den vier weiblichen Himmelsstützen, die sich nur dann, wenn sie den vier Himmelsrichtungen in einem räumlichen Zusammenhang zugewiesen sind, den geographischen Richtungen folgen. Wenn sie dagegen nacheinander aufgereiht sind, ist entscheidend, welches Paar an die Außenseiten gesetzt wird. Sind es die nördlichen und die südliche Himmelsstütze, wird der unsichtbare Himmel, der in der Himmelsgöttin verortet ist, betont. Sind es die östliche und westliche, steht der Lauf der Gestirne, mit ihrem Auf- und Untergangsort, am Körper der Nut, also am sichtbaren und beobachtbaren Himmel im Vordergrund. Daneben sind, vor allem auf Särgen und Sarkophagen weitere Gottheiten mit den Kardinalpunkten verbunden wie z. B. die vier Horussöhne351 und eng verwandte Göttergruppen. Auch Isis und Nephthys werden mit verschiedenen Himmelsrichtungen verbunden. Isis wird gerne der linken Seite und dem Kopfende bzw. in früheren Quellen dem Fußende zugewiesen, während Nephthys der rechten und dem Fußende bzw. in früheren Quellen dem Kopfende zugewiesen wird352. Die beiden Göttinnen erscheinen auch in Kombination mit Neith und Selket schon im Laufe des Neuen Reichs innerhalb der Sargdekoration, wo sie die vier Ecken desselben bewachen353.

351 Zu den Horussöhnen vgl. HEERMA VAN VOSS, *Horuskinder, in: LÄ III, 52–53. 352 Zu Isis und Nephthys, vgl. s. v. Sarg, in: RÄRG, 658. Dort werden auch weitere Gottheiten dieser Kategorie aufgeführt. Vgl. ebenfalls LAPP s. v. *Sarg, Särge des AR und MR, A, in: LÄ V, 430 (Isis am Kopf- und Fußende des Sarges), und NIWINSKI, s. v. *Sarg, Särge des NR-SpZt. A, in: LÄ V, 437 und 451. 353 Zu den vier Göttinnen Isis, Nephthys, Neith und Selket, in: RÄRG, 667–668 und BROVARSKI, *Sarkophag, in: LÄ V, 476.

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5 Die Anordnung der Gestirne Je nach Platzangebot und der Gottheit, für die der Tempel errichtet wurde, sind an den Decken unterschiedliche Themenkreise angesprochen. Die ausführlichsten Decken sind sicherlich die aus Dendara und Esna, wo – mit unterschiedlichen Schwerpunkten – annähernd alle Elemente vertreten sind, die an bekannten Himmelsphänomenen zu ihrer Zeit von Interesse waren. Andere astronomische Decken, vor allem in kleineren Tempeln, zeigen eine deutlich reduziertere Auswahl an Motiven. Eingehender vorgestellt werden soll hier nur eine Auswahl an Decken, die m. E. die Entwicklung der monumentalen Deckenbilder in der griechisch-römischen Epoche der ägyptischen Religionsgeschichte aufzeigt, aber auch die entscheidenden Unterschiede herausstellt. Bei den hier vorzustellenden Dekorationen sollen die Decken von Philä, Kom Ombo, dem Repittempel von Athribis bei Sohag, Dendara und Esna ausführlicher in Text, Bild und Kommentar vorgestellt werden. Im Falle von Philä und Kom Ombo handelt es sich um ptolemäerzeitliche Deckendekorationen aus der Zeit von Ptolemaios VIII. (182– 116 v. u. Z.; Philä), bzw. Ptolemaios XII. (107–51 v. u. Z.; Soffitten in Kom Ombo)354, während die Beispiele Athribis, Dendara und Esna in die römische Zeit fallen und unter den Kaisern Tiberius (14–37; Athribis), Caligula (37–41; Athribis, Dendara), Claudius (41–54; Athribis, Dendara), Vespasian (69–79; Esna), Domitian (81–96; Esna), Trajan (98–117; Esna), Commodus (180–192; Esna), und Septimus Severus (103–211; Esna) dekoriert wurden355. Quellen des privaten Bereichs werden nach den Tempeln in einer kurzen zusammenfassenden Übersicht vorgestellt. Die Dekoration unterscheidet sich in solchen Quellen gegenüber den offiziellen allerdings nicht fundamental, obwohl in den privaten Dokumenten oft nur eine Auswahl an Themen behandelt wird. Das ist besonders in späten Gräbern oder auch auf Särgen der Fall, wenn Horoskope des Grabinhabers fast ausschließlich Elemente kombinieren, die mit der aus dem Mittelmeerraum stammenden Astrologie einhergehen. In einigen Deckenbildern wurde das Repertoire jedoch auf den Tierkreis selbst, ohne die für ein Horoskop nötigen Stellungen der Planeten einzuarbeiten, reduziert. 5.1 Tempel Im Folgenden sollen Beispiele der oben genannten Decken in Bild und Text vorgestellt und besprochen werden. Wie eingangs schon erwähnt, befindet sich die älteste im Pronaos des Isistempels von Philä und stammt aus der Zeit von Ptolemaios VIII. (182–116 v. u. Z.), während die jüngsten im Pronaos des Tempels von Esna in die Zeit von Septimus Severus 103– 211 u. Z. stammen könnten. Damit wird immerhin eine Zeitspanne von annähernd vier Jahrhunderten abgedeckt, in der sicherlich auch ein gewisses Maß an Entwicklung stattgefunden haben wird.

354 Nach den Namen in den Inschriften. 355 Nach den Namen der Inschriften der Decken und der Architrave, vgl. für Dendara D XV, 21–22 und für Esna Esna IV, XVIII–XIX. Die Situation in Athribis kann über die Inschriften der Umgänge L 1 – L 3 erschlossen werden. So sind die Wände des Umgangs in der Zeit zwischen Tiberius und Claudius dekoriert worden, die Säulen in der Zeit von Caligula und die Decken mit den Geiern in L 1 und L 3 von Ptolemaios XII., Claudius, Tiberius oder Caligula. Vgl. zu der Situation in Athribis, ALTMANN, in: Athribis I, 200–205.

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5.1.1 Philä

5.1.1 Die Darstellungen und Texte in Philä Texte astronomischen Inhalts befinden sich an der Decke des Pronaos, hier konkret im äußersten östlichen Bildstreifen (1. Die Texte des Plafond II’). Die anderen drei Deckenabschnitte werden von den zwölf Stunden der nächtlichen Sonnenfahrt (Stundenritual) eingenommen, womit sie natürlich aus der altägyptischen Weltsicht ebenfalls als astronomische Szenen zu werten sind (vgl. Tafel IX). 5.1.1.1 Die Texte des Plafond II’ Weitere astronomische Texte sind auf der südlichen Innenseite des Architravs des zentralen Plafonds vorhanden (2. Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond, vgl. auch Tafel X). Hier sind verschiedene schlangengestaltige Gottheiten zusammengestellt, die auch an den Decken in Esna356 und im sogenannten Zodiac Tomb in Athribis357 bei Sohag zu finden sind.

(Abb. 92a: Original aus BÉNÉDITE, Philae, Tf. L) Abb. 92b: überarbeitete Fassung nach den Photos BERLIN 1245–1247)

Die übrigen Seiten sind im hinteren Bereich mit Ritualszenen und 32 Barken mit verschiedenen Göttern in Schreinen und dazugehörigen Texten ausgefüllt. Die Soffitten und die Seiten

356 Hauptsächlich: Esna IV, 399 A, vgl. auch: 401 C (Travée A) und 451 (Travée F). 357 PETRIE, Athribis, 12–13 (zum Grab selbst) und Tfn 36 (Übersicht der Decke) und 37–38.

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5.1.1 Philä, Die Texte des Plafond II’

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der Architrave im vorderen Bereich des Pronaos, in dem sich der Hof befindet, sind mit Szenen der Stundenwachen dekoriert. Und der große Architrav (a–a’) zeigt die Sonnenbarke mit den verschiedenen Begleitern der Tagesfahrt der Sonne (LdJ), die auch als Begleiter des Mondes anzutreffen sind. Anhand der Photos BERLIN (1245–1247) lässt sich erkennen, dass unter und über den drei Tableaus noch Sternenreihen waren, die allerdings weder LEPSIUS (LD IV, Tf. 35b) noch BÉNÉDITE (Philae, Tf. L) wiedergaben. Dafür wurden bei LEPSIUS die langen seitlichen Inschriftenzeilen, die über die drei Bildfelder hinausragen, oben und unten korrekt abgeschlossen. Auch sind an den Seiten nur zwei Sternenreihen vorhanden, die wie alle anderen Sterne auch einer Ostwestachse folgen, d. h. der einzeln stehende Zacken weist nach Westen und die beiden Zacken der Standlinie zeigen nach Osten. Des Weiteren wurden noch eine ganze Reihe kleinerer Details korrigiert, wie die Figur des eingerollten Gottes, bei dem es sich eindeutig um eine (kindliche?) männliche Figur handelt (vgl. die Gegenüberstellung der Originaltafel aus BÉNÉDITE (Abb. 92a) mit der nach den Photos Berlin (Abb. 92b) überarbeiteten). Die Texte Die Seiteninschriften, linke Hälfte: Das gesamte Tableau wird seitlich von zwei langen Inschriftenzeilen eingerahmt, die einen Hymnus an Horus als Sonnengott beinhalten. Text: LD IV, Tf. 35b; BÉNÉDITE, Philae, 136, 8–11 und Photos BERLIN 1245–1247 sowie Photos des Akademieprojeks 14502–14506 (mit Korrekturen in rot). Bearbeitungen: — .

a

b c d

. a

ist nach Photo Berlin 1245 ergänzt; Nach

BÉNÉDITE, Philæ, 136, 9: Lesung c

BÉNÉDITE, Philæ, 136, 10: gänzt nach Photo Berlin 1247.

folgt eher ein

nach Photo Berlin 1245;

als ein b

, nach

Vielleicht auch:

;

, wobei das obere Zeichen nicht gut zu erkennen ist; d Er-

Übersetzung: hy r HDDwt nHH Or Qm# wnnt Xt H#y m mnt nn b#gi nn sk=f r nHH

Jubel sei a dem Licht b der Ewigkeit, Horus, der das, was existiert tagtäglich nach dem Licht erschafft c , der nicht müde wird (und) dessen Vergehen es in Ewigkeit nicht gibt d .

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5.1.1 Philä

178 o# Xprw=f nn ky Hno=f iwo mnX tpy n msw=f iT n=f pt wbn=f m Sww S#o n=f Xpr Xpr m Xprw=f oS# Hrw nn rX.tw iwn=f mi wnm nb Xprw srs n=f t#wy iw=f nn o mi S#o sw m Xpr di onX w#s nb snb nb #wt ib nb mi Ro Dt a b

c d e

f g

Dessen Erscheinung groß ist, ohne dass jemand mit ihm ist. Der treffliche Erbe (und) erster (?) seiner Kinder. der für sich den Himmel erfaßt hat und als Licht aufgeht, der für sich das Entstehen der Existenz begonnen hat in seiner Gestalt, der Vielgesichtige, dessen Äußeres man nicht kennt e , wie die Nahrung (?). Herr der Gestalten f , der für sich die beiden Länder erweckt, während er ungeteilt g ist, wie im Anbeginn. Er ist der Entstandene, der alles Leben und Heil gibt, alle Gesundheit (und) alle Freude, wie Re ewiglich.

„Jubel“ (hy) wird eigentlich mit n und nicht mit r gebildet, vgl. Wb II, 483, 1–6. Vgl. LGG V, 611a, wo es nur einmal als Bezeichnung des Month-Re-Harachte verzeichnet ist. Übersetzung der Passage unsicher, zu m mnt „alle Tage, tagtäglich“, vgl. Wb II, 65, 9–10. Vgl. LGG III, 503c mit nur einem Beleg als Bezeichnung des Sobek-Re in Kom Ombo. Vgl. LGG III, 491c [6]. Die Passage ist auf den Berliner Photos nicht gut zu erkennen, scheint jedoch möglich zu sein. Auf jeden Fall passt so die Lesung besser als nach dem, was BÉNÉDITE wiedergegeben hatte. Aufgenommen in: LGG III, 714a [28]. Übersetzung unsicher: zu o „Portion, Stück“ oder „Teil“, vgl. Wb I, 158, 8–10.

Die Seiteninschriften, rechte Hälfte: Text: LD IV, Tf. 35b; BÉNÉDITE, Philae, 136, 12–14 und Photos BERLIN 1245–1247 sowie Photos des Akademieprojeks 14502–14506 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: — . e f

g

h

. e

BÉNÉDITE, Philæ, 136, 12

; f BÉNÉDITE, Philæ, 136, 12

noch die Füße erhalten zu sein; g BÉNÉDITE, Philæ, 136, 13 136, 13

. Von der Schwalbe scheinen ; h BÉNÉDITE, Philæ,

.

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5.1.1 Philä, Die Texte des Plafond II’

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Übersetzung: hy Or-i#bty Hr sw m b# nb pt ms.tw=f Ds=f ro-nb m-xnw nwn [w]r bs n=f Hopy m TpHt=f it pw Nnwt nb t#-onX wtT Xprw t#wy St# imy nTrw wp n=f nHH Xnp mnXt=f r mnX nb nsw-bity ^iwo-nTrwy-prwy stp-n-PtH ir-M#ot-n-Ro mryImn¿ s#-Ro ^Ptwrmys onX-Dt mry-PtH¿ a

b c

d

e f g

Jubel (sei) dem Horus des Ostens a , der sich als Ba entfernt b , der Herr des Himmels, der selbst jeden Tag geboren wird im [gro]ßen Nun (?) c , für den Hapi aus seinem Quellloch fließt d . Das ist der Vater der Himmelsgöttin, der Herr des Lebenslandes e , der die Gestalt der beiden Länder erzeugt hat f , Der Geheime unter den Göttern g , für den die Ewigkeit erschlossen (lit.: eröffnet) wurde. Der seine Trefflichkeit annimmt, mehr als jeder Treffliche. Der König von Ober- und Unterägypten: ^Der Erbe der Leuchtenden Götter, der die Maat des Re ausführt, geliebt von Amun¿, Sohn des Re: ^Ptolemaios, der ewig leben möge, geliebt von Ptah¿ (= Ptolemaios VIII, Euergetes II).

Or-i#bty nach LGG V, 241c. Vgl. aber auch Or-imntt: LGG V, 245b mit Bezug auf Horus und nur einem Beleg (E IV, 324, 14), wobei diese Lesung hier in der westlichen Textzeile eigentlich die zu erwartende wäre. Vgl. in LGG V, 462c die Einträge zu Hr sw … “der sich entfernt …”. Die Schwalbe kann auch groß ausfallen und von dem Fuß des Vogels scheint auch noch ein Rest übrig zu sein, vgl. das Akademiephoto (14503); zu dem durchaus häufigeren Götternamen, s. LGG III, 548a. Vgl. LGG II, 826c, Allerdings mit nur einem Beleg (E I2, 323, 4) in Bezug auf Horus von Edfu. Vgl. LGG III, 769b. Im LGG II, 602b unter der verkürzten Form WtT-Xprw eingetragen. Vgl. LGG VII, 133c (Ct#-r-nTrw), allerdings auch mit nur einem Beleg.

Auswertung zu den Seiteninschriften des Bildstreifens II’ Der Text der linken Seite, die zugleich die Osthälfte ist, stellt den Sonnengott (HDDwt nHH) in den Mittelpunkt, der zugleich der Erschaffer der Welt ist (o# Xprw=f nn ky Hno=f), der, der diese Welt in ihrer Form erschaffen hat (S#o n=f t#wy m Xprw=f) und sie täglich belebt (sw m Xpr di onX w#s nb) und somit erhält. In der rechten, westlichen Inschriftenzeile wird er explizit als Horus des Ostens (Or-i#bty), der sich als Ba entfernt (Hr sw m b#) und Herr des Himmels (nb-pt), der sich selbst tagtäglich im großen Nun gebiert (ms.tw=f Ds=f ro-nb m-xnw nwn-wr), angesprochen, womit er als Sonnengott bezeichnet wird, für den Hapi die Überschwemmung hervorbringt (bs n=f Hopy m TpHt=f). Er ist der Vater der Himmelsgöttin Nu(ne)t (it pw Nnwt). Zugleich ist er aber auch der Herr des Totenreiches (nb-t#-onX), womit sowohl die Region gemeint sein wird, die vom Urwasser Nun eingenommen wird, in dem sich auch das Totenreich, in dem Osiris herrscht, befindet.

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5.1.1 Philä

180

Die Texte beziehen sich neben dem mittleren Abschnitt auch auf die Darstellungen der Sonnenbarke mit der Flügelsonne darüber, die jeweils der Tagfahrt und der Nachtfahrt der Sonne zugeordnet werden können. Ein kleines, in den bisherigen Strichzeichnungen bei BÉNÉDITE (Philae, Tf. L) und LEPSIUS (LD IV, Tf. 35b) übersehenes Detail sind die Sterne, die den Rahmen zu dem gesamten Bildstreifen bilden. Sie sind auch über die jeweiligen Tableaus verstreut und zeigen ihren Lauf von Osten nach Westen an. Dabei ist der fünfzackige Stern so ausgerichtet, dass die zwei unteren Zacken im Osten stehen, die beiden seitlichen Zacken die Nordsüdrichtung angeben und der einzelne, fünfte Zacken im Westen steht. D. h. die Sterne zeigen zusätzlich die Ostwestrichtung an358. Im zweiten Tableau wird mit den beiden Himmelsgöttinnen und dem Gott, der den Boden sowie die Jenseitswelt bildet, der Raum der Welt beschrieben. Rechts oben hinter der inneren und vor den Beinen der äußeren Nut steht Isis, die eine Sonnenbarke hochhebt und rechts zwischen Kopf und Schultern der inneren und äußeren Nut steht Nephthys, die ebenfalls eine Sonnenbarke hochhält. Und da die Position der Nut die Ostwestverteilung vorgibt, ist klar, dass die Osthälfte mit Isis dem Sonnengott des Tages und die Westhälfte mit Nephthys dem entsprechenden Gott der Nacht zugewiesen werden kann. Beide Formen des Sonnengottes sind zusätzlich als geflügelter Skarabäus und als geflügelte Sonnenscheibe jeweils ihrer Hälfte zugeordnet. Insgesamt sind die Verweise auf die Tag- und Nachtfahrt der Sonne in beiden langen Texten eher subtil, so dass die Zuordnung zu den beiden Himmelsrichtungen Osten und Westen nur über wenige Anspielungen erfolgt. Zusammenfassend lässt sich jedoch sagen, dass der Sonnengott mit seiner Tages- und Nachtfahrt angesprochen wird. Dieser Gott ist zugleich ein Schöpfergott, der jeweils im Diesseits (Osten) und im Jenseits (Westen) seine Taten vollbringt. Über dem 1. Tableau (Behedeti):

(Abb. 93) 358 Holger KOCKELMANN machte mich darauf aufmerksam, dass sich diese Beobachtung auch auf die Sterne der Decke des Durchgangs der Tür CO II K (Philä III, 148) machen lässt, womit zu vermuten ist, dass dieses Prinzip auch in Philä regelmäßig Verwendung fand.

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5.1.1 Philä, Die Texte des Plafond II’

181

Text: LD IV, Tf. 35b; BÉNÉDITE, Philae, 136, 15–16 und Photo BERLIN 1245 sowie Photo 14502 des Akademieprojeks (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: — . i

j k

. i

BÉNÉDITE, Philæ, 136, 15

Philæ, 136, 16

; j BÉNÉDITE, Philæ, 136, 15

; k BÉNÉDITE,

.

Übersetzung:

a

b

c

BHdty nTr o# nb pt s#b Swt pr m #Xt Xnty itrty rsyt Xwt Xwt s#=k mr=k nsw-bity ^iwo-nTrwy-prwy stp-n-PtH ir-M#ot-n-Ro mryImn¿

Der von Edfu, der große Gott und Herr des Himmels. Der Buntgefiederte, der aus dem Horizont kommt. Vorsteher der südlichen Heiligtümer a , Das Schutz(haus) b , das deinen Sohn, den du liebst, beschützt. König von Ober- und Unterägypten: ^Der Erbe der erscheinenden Götter, der die Maat des Re ausführt, geliebt von Amun¿ (= Ptolemaios VIII, Euergetes II).

BHdty nTr o# nb msn s#b Swt pr m #Xt Xnty itrty mHw mk=k s#=k mr=k s#-Ro ^iwo-nTrwy-prwy stp-nPtH ir-M#ot-n-Ro mry-Imn¿ prwy-nTrwy

Der von Edfu, der große Gott und Herr von Mesen. Der Buntgefiederte, der aus dem Horizont kommt. Vorsteher der unterägyptischen Heiligtümer c , mögest du deinen Sohn, den du liebst, beschützen, Den Sohn des Re: ^Der Erbe der erscheinenden Götter, der die Maat des Re ausführt, geliebt von Amun¿, der der leuchtenden Götter.

Vgl. LGG V, 792a, %nty-itrty-rsty scheint bislang nicht belegt zu sein, müsste jedoch wegen der Schreibung des an dieser Stelle gelesen werden. Möglicherweise handelt es sich aber auch um eine Verschreibung für das sonst übliche Smow „Oberägypten“. Vgl. LGG V, 665a (%wt) oder 675c (%wyt), jedoch hier mit einem Hausgrundriss determiniert. Sofern die Lesung mit der geflügelten Schlange ( ) richtig ist, müsste diese Xw gelesen werden. LEITZ schlägt vor das Zeichen als Kombinationszeichen mit der Lesung Xw=k „mögest du beschützen“ zu verstehen und verweist dabei auf die entsprechende Stelle in der Zeile darunter, wo mk=k steht. Vgl. LGG V, 791c.

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5.1.1 Philä

182

Auswertung zum 1. Tableau (Behedeti) Die Flügelsonne wird in sehr knapper Form in den beiden Zeilen dem Süden (Zeile 2) und Norden (Zeile 3) zugeteilt. Zugleich wird sie um den Schutz den Königs Ptolemaios VIII. Euergetes II. gebeten. Somit wird, nachdem durch die Sterne und durch die Stellung der Nut die Ostwestausrichtung festgelegt wurde, mit den beiden Zeilen auch die Nordsüdrichtung festgelegt, die in Bezug auf die Himmelsgöttin(nen) zwar korrekt ist, jedoch nicht den tatsächlichen Gegebenheiten an der Decke entsprechen. Denn nach der Ausrichtung des gesamten Tempels sind Norden und Süden vertauscht, was dann dazu führt, dass die Himmelsgöttin(nen) scheinbar die falsche Ausrichtung haben, jedoch im Zusammenspiel von Bild und Text korrekt wiedergegeben sind. Über dem 2. Tableau (Nut):

(Abb. 94)

Text: LD IV, Tf. 35b; BÉNÉDITE, Philae, 136, 16–17 (als „anépigaphe“ bezeichnet) und Photos BERLIN 1246–1247 sowie Photos des Akademieprojeks 14502–14503 und 14505– 14506 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 49 (mit Anm. 323) ab Zeile 7 übersetzt und kommentiert. BEDIER, Die Rolle des Gottes Geb, 172 nennt diese Szene zwar, bespricht sie aber nur sehr knapp. CAUVILLE und IBRAHIM ALI, Philæ. Itinéraire du visiteur, 207–8 mit überarbeiteten Zeichnungen der Tableaus. so

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l

5.1.1 Philä, Die Texte des Plafond II’

so?

183

m

n

Über dem 3. Tableau (Konstellationen, BÉNÉDITE, Philæ, 136, 17–19):

(Abb. 95)

o

p

s

q

t

u

r v

w Unter dem 3. Tableau (Konstellationen, BÉNÉDITE, Philæ, 136, 19 – 137, 2): x

y z

aa

. l

Die gesamte Zeile 4 wurde bei BÉNÉDITE, Philæ, 136, 16 mit „anépigraphe“, wohl nach LD IV, 35b notiert. Die Abschrift erfolgte nach Photos des Akademieprojeks 14502–14503 und

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5.1.1 Philä

184 Photo BERLIN 1245; o

m

BÉNÉDITE, Philæ, 136, 17:

BÉNÉDITE, Philæ, 136, 17:

; p BÉNÉDITE, Philæ, 136, 17:

; r BÉNÉDITE, Philæ, 136, 18:

18:

; t BÉNÉDITE, Philæ, 136, 18: steht?;

w

137, 1:

;

; q BÉNÉDITE, Philæ, 136,

; s BÉNÉDITE, Philæ, 136, 18: ; u BÉNÉDITE, Philæ, 136, 18:

BÉNÉDITE, Philæ, 136, 19:

BÉNÉDITE, Philæ, 137, 1:

; n BÉNÉDITE, Philæ, 136, 17:

;

x

; v Ob hier

BÉNÉDITE, Philæ, 136, 19:

; y BÉNÉDITE, Philæ, 137, 1: ausgefallen; z BÉNÉDITE, Philæ,

; aa BÉNÉDITE, Philæ, 137, 1:

.

Übersetzung:

a

b

Nwt wrt tm#t nt Wnn-nfr m mwt nt nTrw nTrwt tm#t twy ntê tm swHt wtTt

Die große Nut, die Mutter des Onnophris ist (hier) als Mutter der Götter und Göttinnen. Diese a Mutter, die ohne b Ei existiert, die Erzeugerin

nbw cnmt nswt-bitt mwt nTrw m rn=s n nnwt mst b#ktyw m $nmt wrt Rot nt pt popot

der Herren c von Senmet d . Königin von Ober- und Unterägypten und Mutter der Götter in ihrem Namen Nenut (?) e . Die die Dekansterne als großes Sieb f gebiert. Sonne des Himmels g , die die Sonnen

Row iwr.n=s #st mst.n=s Hmt=s mi itnt-itnwt nn Tnw s# r it s#t r mwt

gebiert h . Sie hat Isis empfangen i und sie hat ihre Majestät j geboren, wie die Sonne der Sonnen k , ohne dass sich ein Sohn über den Vater oder eine Tochter über die Mutter erhebt l .

m.T ntt nbt nts pw ms=T sn m xrt-hrw ptr.n=s Xprw Nbr-Dr ib=s St# sy m st ks

Siehe doch m alles was ist, das ist sie. Du hast sie n täglich o geboren. (Wenn) sie die Gestalt des Allherrn gesehen hat, ist ihr Herz p verborgen. Sie ist eine Frau,

.ti Hr t# m rpyt Hr=s m imntt pH{.n}?=s m i#btt Xo s#=s m sfy Sps m ro-nb

die vorübergebeugt ist über die Erde als eine Frauengestalt. Ihr Gesicht ist im Westen und sie reicht q (bis) in den Osten. Ihr Sohn geht als prächtiges Kind an jedem Tag auf.

oQ=f m r#=s m gbt pr=f m idt=s Hno b#w nw nTrw nTrwt nty m Sms=f m-Xnt irty=s

Er tritt ein in ihren Mund als Himmelsgewölbe. Er kommt heraus aus ihrer Vulva zusammen mit den Bas der Götter und Göttinnen in seinem Gefolge vor ihren Augen.

Die langgezogenen Dreiecke nach der Vogelgruppe sind wohl als einfache Striche ( ) zu werten. Hierzu vgl. LGG VII, 431b. Im Opettempel ebenfalls als Bezeichnung der Nut belegt (Opet I, 53). Das Epitheton wird sich auf die Funktion der Nut als Mutter und Geburtsort der Sonne beziehen.

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5.1.1 Philä, Die Texte des Plafond II’ c

d

e

f g

h

i j k

l m

Das n über dem nbw wirkt merkwürdig deplatziert, wird hier jedoch als Komplement zu nbw verstanden. cwHt ist für gewöhnlich eine Bezeichnung männlicher Gottheiten (vgl. LGG VI, 221-222) und nur in einigen Fällen auch mit Bezug auf weibliche Gottheiten (Belege LGG VI, 221-222) belegt. Zu Senmet, bei dem es sich um das „kultivierbare Land zwischen Elephantine und Philä“ handelt, vgl. LEITZ, Geographisch-osirianische Prozessionen (Soubassementstudien II), 35–36, Anm. 19. Die Bezeichnung nbw-cnmt ist im LGG überraschenderweise nicht belegt. Zu den diversen Verbindungen mit dem Ortsnamen cnmt vgl. LGG VI, 386a–b. Allerdings sind ein nb-cnmt (LGG III, 733b) und eine nbt-cnmt (LGG IV, 129b) belegt. Diese Epitheta beziehen sich auf Isis und Hathor, Göttinnen der Augensagen und auf die Kataraktengötter (Chnum, Satis und Anuket). „Nenut“ als sogenannter „Gegenhimmel“ ist eine Alternativschreibung für Nut mit der spezifischen Bedeutung, dass es sich um den Himmel handelt, der vom Diesseits bzw. von der Erde aus nicht gesehen werden kann. Die Lesung folgt einem Vorschlag von Daniel VON RECKLINGHAUSEN, bei der es sich um eine Verschreibung des aus handeln könnte. Sofern das Lexem einen Ortsnamen bezeichnet, könnte es sich um cSn nach DG V, 63–64 handeln. GAUTHIER listet hier verschiedene Orte unklarer Lokalisierung auf, die jedoch alle eher im Delta zu finden sind. Ein Ortsname Csn ist dagegen nicht belegt. Vgl. LGG VI, 21a. Es handelt sich um ein häufiges Beiwort der Nut. Vgl. LGG IV, 645b auch als Rot-m-pt belegt. Pt erscheint hier als neutrale Bezeichnung des Himmels, oder konkreter des Himmels, an dem die Sonne des Tages (Ro) auf die Erde scheint. Vgl. LGG III, 33b nur hier belegt. Vielleicht ist hier Re in seiner Tages- und Nachtform gemeint (Dual?), oder die Bezeichnung beinhaltet eine Anspielung auf die 12 Tages- und Nachtstunden des Sonnengottes (Stundenritual), die als zwei Sätze von je 12 Scheiben auf den Körper der inneren Nut gemalt sind, wobei wegen der Reihenfolge die hellen Scheiben für die Nacht- und die dunklen Scheiben für die Tagesstunden stehen müssten. Die Schreibung wird als Fehler für iwr „schwanger sein“ gewertet. Omt=s bezieht sich auf Isis und nicht auf Nut. Einen Ausdruck wie itn-itnw oder itnt-itnwt „Sonne der Sonnen“ (o. ä.) gibt es nach LGG nicht. Vermutlich sind damit jedoch die zwölf und zwölf kleinen Sonnenscheiben am Rücken der dunkleren, inneren Nut gemeint, die möglicherweise aber auch schon zuvor als rowt bezeichnet wurden (popot-rowt) Nach Übersetzungsvorschlag LEITZ. Die Anordnung der Zeichen ist so: . Partikel mT (< mk), vgl. KURTH, Einführung 2, 787, vgl. auch 785 (zur Partikel m). Das dem Zeichen

n

185

folgende Zeichen, was sehr breit und klobig ausfällt, ist wohl eher ein

als ein . Sind mit dem Plural die Sonnen gemeint, die auf dem Körper der Nut sind?

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5.1.1 Philä

186 o

p

q

$rt-hrw wird normalerweise deutlich zusammen (

) und nicht getrennt geschrieben,

wie das hier der Fall ist ( ). Es ist wohl ib=s St# gemeint. Hier steht eindeutig , weswegen das „n“ zwischen pH und s an dieser Stelle vielleicht nicht ignoriert werden sollte, obwohl es hier nicht passt. Zur Beschreibung der Nut vgl. den Text im Nutbuch: VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, § 84: pH=s m i#bt tp=s Ihr Hinterteil befindet sich im Osten, ihr Kopf befindet sich m imntt im Westen. Der älteste Text des Kenotaphs benutzt, wie die späteren Texte, auch diese Formulierung, weswegen die Bedeutung der Passage unstrittig ist.

Auswertung: Die sechs Textzeilen beschäftigen sich mit der Himmelsgöttin Nut (Nwt) als Wohnort des Sonnengottes. Nut wird zunächst als Mutter des Osiris, der hier Onnophris heißt (Wnn-nfr), beschrieben, danach aber als uranfängliche Göttin (tm#t twy ntê tm swHt) und Erzeugerin der Herren von Philä (= Isis und Osiris, wtTt n nbw cnmt) benannt. D. h. zunächst wird ihre Position innerhalb der klassischen heliopolitanischen Neunheit vorangestellt, in der sie auf ihre genealogische Rolle als Mutter der vier Kinder Osiris, Seth, Isis und Nephthys beschränkt ist. Die nachfolgende Aussage beleuchtet jedoch ihre Rolle als kosmische Himmelsgöttin, bei der sie wie eine uranfängliche Gottheit erscheint. Als solche gebiert sie nicht nur Götter und Göttinnen, sondern auch die Dekane (als $nmt-wrt). In die Rolle der Sonne am Himmel (Rot-m-pt) gerät sie wohl über die Benennung von Göttinnen als Auge des Re359, die ikonographisch als Göttinnen mit Löwenkopf dargestellt werden können, bei denen die Schutzfunktion (z. B. als Flamme gegen die Feinde) im Vordergrund steht. Der zweite Bestandteil „die die Sonnen gebiert“ (popot-Row) könnte jedoch primär mit Nut in Verbindung stehen. Und in diesem Zusammenhang sei auch auf die 12 linken, dunklen (roten?) und 12 rechten, hellen (gelb/weißen?) Scheiben entlang des Körpers der inneren Nut des zum Text gehörenden Tableaus verwiesen, die wohl für die 12 Stunden des Tages und der Nacht stehen360 und auf die im Text in unterschiedlicher Form mehrfach verwiesen wird. Diese Sonnenscheiben (itnt) gebiert sie auf dieselbe Art und Weise wie Isis. Sie ist der Ort allen Lebens (ntt-nbt nts pw) und Ort, an dem dieses Leben täglich geboren wird (ms=T sn). Aber die Sonne hat auch eine Auswirkung auf sie, wenn gesagt wird: „(wenn) sie die Gestalt des Allherren sieht (ptr.n=s Xprw Nb-r-Dr), ist ihr Herz verborgen (ib=s St#). Vordergründig handelt es sich aber auch um eine Beschreibung der Figur der Göttin, die mit ihrem nach unten gebeugten Kopf, die Sonne an ihrem Schoß aufgehen sieht. Im Folgenden wird der Text noch konkreter und beschreibt die Himmelsgöttin weiter. Sie wird als zur Erde (Hr t#) herabgebeugte Frau (sy m st ks.ti) und als Frauenfigur (rpyt), deren Gesicht im Westen (Hr=s m imntt) und die bis in den Osten reicht (pH.n=s m i#btt), beschrieben361. Danach fährt der Text damit fort, zu beschreiben, wie ihr Sohn (s#=s), der Sonnengott 359 Vgl. hierzu etwa EL-SAYED, Neith I, 110, § 3–4. 360 So auch KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 49–50 (Anm. c1 oben). 361 Vgl. dazu VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, §84, Übersetzung: S. 78, Text: S. 411 und kurzer

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5.1.1 Philä, Die Texte des Plafond II’

187

aus ihr herauskommt (pr=f m it=s) und wieder in ihr untergeht, um in ihr die nächtliche Sonnenfahrt fortzusetzen (oQ=f m r#=s m gbt). Die Bezeichnung gbt beschreibt in diesem Text also konkret die Himmelgöttin, in der der Sonnengott die Nachtfahrt durchführt, während der zuvor genannte pt-Himmel wohl das Firmament ist, an die die Sonne (Ro) am Tag oder die Sterne (b#ktyw) in der Nacht scheinen. KURTH362 hatte sich dafür ausgesprochen, dass es sich bei den beiden Himmelsgöttinnen um eine Darstellung des nördlichen und des südlichen Himmels handelt und dass die helle, obere Figur den Nordhimmel und die untere bzw. innere, dunkle Göttin den Südhimmel repräsentiert. Seine Argumentation, dass in der größeren, äußeren Göttin der größere Himmelsbogen der Sommersonne und kleineren, inneren Figur der kleinere Himmelsbogen der Wintersonne gesehen werden kann, erscheint zunächst sehr schlüssig, lässt aber offen, warum die Tagesund Nachtstunden ausschließlich dem Winterhimmel zugeordnet werden sollten, während der Sommerhimmel zwei nahezu identische Flügelsonnen trägt. Dieser Widerspruch löst sich jedoch auf, wenn die dunklere, innere Nut den Himmel des Diesseits (pt), an dem die 12 Stunden des Tages und die 12 Stunden der Nacht, mittels einer Sonnen- oder Sternuhr363, abgelesen werden können und die äußere helle Figur der Göttin, der jenseitige von der Erde aus nicht sichtbare oder nicht erfahrbare Wohnort des Sonnengottes sowohl am Tage als auch in der Nacht ist (gbt). Von dieser Dichotomie ist jedoch nicht nur die Himmelsgöttin in ihren unterschiedlichen Formen, sondern auch der Boden in Form des aufgerollten Gottes mit den ausgebreiteten Armen betroffen. Dem mythologischen Hintergrund nach (heliopolitanische Götterlehre) handelt es sich zwar um Geb, jedoch wird dieser im Text mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen wird (sein und) ihr (Nut) Sohn Onnophris und der Sonnengott und Allherr genannt. Auch wird der am Boden ausgebreitete Gott eher mit den Geschlechtsmerkmalen eines Kindes denn als ausgewachsener Mann wiedergegeben. Keine der vergleichbaren Darstellungen in Tempeln und Gräbern (in Dendara364, Kom Ombo365, Deir el-Hagar366 und im Grab des Psenosiris in Athribis, Sohag367) geben dem Gott einen Namen, sondern binden ihn zusammen mit Nut als Rahmen für die Gestirne (Dekane, Planeten und Konstellationen) des Himmels ein. Aber nur die Darstellungen aus Philä und das Fragment aus Kom Ombo unterscheiden zwei Formen der Nut, sodass angenommen werden kann, dass beide Decken zumindest in diesem Tableau identisch gestaltet waren.

Kommentar, S. 157. 362 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 50. 363 Vgl. hierzu etwa schon die Darstellung des Nutbildes im Kenotaph Sethos I. in Abydos (VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne II, Tf. 2), wo sowohl eine Sternuhr in Form der Dekanliste als auch eine Sonnenbzw. Schattenuhr zur Bestimmung der Tagesstunden beschrieben wird. 364 Dendara, 2. westl. Osiriskammer (D X, 385–386 und Tfn 204 und 235). Zu dieser Ikone vgl. auch die Ausführungen oben, S. 30–32 und S. 36–37, sowie 73–74 (zu Raum I im Mayors Tomb in Athribis). 365 KO 983, nach Aussage der Publikation wurde das Fragment im Schutt von Raum D (salle D, Opfertischsaal) gefunden, wobei unklar ist, ob es tatsächlich von der Decke dieses Raumes stammt. Zu sehen sind der Rest von zwei Nutgöttinnen, wobei die äußere Nut wieder eine Flügelsonne und die inneren runden Scheiben auf dem Körper trägt. Zwischen den beiden Himmelsgöttinnen sind noch Teile des jeweiligen Kopfes, Reste der Flügelsonne und Nephthys, von der nur die Füße fehlen und die die Sonnenbarke hochhält, zu sehen. Der gesamte Hintergrund ist mit einem dichten Netz aus Sternen bedeckt, deren „Füße“ oben stehen und deren „Kopf“ nach unten Richtung Boden weist. 366 KAPER, in: JEA 81, 1995, 175–195. 367 EAT III, Pl. 38 (Nag’ Hamad A, Nr. 56).

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188

5.1.1 Philä

Für den Gott, der die Erde repräsentiert, sind zwei verschiedene Interpretationen vorgeschlagen worden. KURTH368 und KAPER369 gehen davon aus, dass es sich um Geb handelt, während CAUVILLE370, KUCHAREK371 und VON LIEVEN372 mit unterschiedlicher Begründung dafür argumentieren, dass es sich um Osiris handeln müsste. Das Nutbild in Philä verbindet zwei „Räume“ miteinander, eine diesseitige, vom Menschen wahrnehmbare Welt, die vom Erdboden begrenzt wird und in der die Gestirne am Himmel sichtbar Tages- und Nachtstunden anzeigen und eine vom Menschen nicht wahrnehmbare Welt, in der der Sonnengott mit seinem Gefolge durch den Körper der Nut am Tage und in der Nacht fährt, jeden Tag und Nacht aufs Neue die Feinde der Sonne vernichtet und die durch die Unterwelt begrenzt wird, die wohl durch Osiris symbolisiert wird. Beischrift zu den Göttern der Konstellationen im 3. Tableau:

(Abb. 96: Leicht überarbeitete Zeichnung aus: BÉNÉDITE, Philae, Tf. L) 368 KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 52. Er plädiert dafür, dass es sich um Geb handeln muss und führt Darstellungen auf Papyri der Spätzeit an. 369 KAPER, in: JEA 81, 1995, 180–182. Auch er sieht in dem Gott eher Geb, wobei er die Darstellung des pBM EA 10018 (LANZONE, Dizionario I, Tf. 159) neben denen der Tempel der griechisch-römischen Zeit als frühestes Beispiel aus der 21. Dynastie heranzieht, in dem der Gott auch als Geb bezeichnet ist. 370 CAUVILLE, Les chapelles osirienne II, 177. Sie spricht sich deutlich gegen Geb aus und erklärt die Figur als Osiris, der in einer fötalen Haltung unter dem Bauch seiner Mutter platziert ist. Eine weiterführende Erläuterung zu ihrer Interpretation gibt sie jedoch nicht. 371 KUCHAREK, Das große Dekret und die Osiriskapellen von Dendara, 180 mit Anm. 29, schließt sich der Interpretation CAUVILLEs an und verweist ihrerseits wiederum auf die Diskussion bei KAPER und VON LIEVEN. 372 VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 137–138 (auch mit Verweis auf VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 146–147). Sie spricht sich dezidiert gegen die Interpretation von KAPER aus, wobei sie ausführt, dass die bei ihm zitierte „akrobatische Haltung“ des Geb viel zu singulär ist, um herangezogen zu werden. Außerdem handelt es sich bei dem ebenso ithyphallisch wiedergegebenen Gott, der in der Position der Nut steht, laut Beischrift um eine Form des Osiris. Sie verweist auch auf CAUVILLE, Les chapelles osirienne II, 177, sieht jedoch den von CAUVILLE vorgeschlagenen fötalen Osiris nicht in dieser Form dargestellt und verweist hier auf drei Stellen aus dem Nutbuch, in denen der Sonnengott in Relation zu „seinem Vater“ Osiris genannt ist (§§ 18, 23 und 61). Anders als Geb, der „die Erde als den Lebensbereich alles Existierenden und den Nährboden der Pflanzen“ personifiziert, „liegt bei den Fassungen mit Osiris der Fokus auf der Duat als den unteren Durchgangsort für die Himmelskörper.“ Des Weiteren wird Osiris im Schlussbild des Pfortenbuchs als der Gott gezeigt, der die Duat umschließt. Geb erscheint jedoch als Gott der Erde nicht in astronomischen Deckendarstellungen.

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5.1.1 Philä, Die Texte des Plafond II’

189

Text: LD IV, Tf. 35b; BÉNÉDITE, Philae, 137, 2–4 und Photo BERLIN 1247 sowie das Akademiephoto 14504 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: — . ab ad

ae

af

ag

ac

ah

. ab

BÉNÉDITE, Philae, 137, 3:

137, 3: Oder ist

;

ae

;

ac

BÉNÉDITE, Philae, 137, 3:

BÉNÉDITE, Philae, 137, 3:

zu lesen?

ah

;

BÉNÉDITE, Philae, 137, 3:

af

; ad BÉNÉDITE, Philae,

BÉNÉDITE, Philae, 137, 3:

;

ag

.

Übersetzung: mk wi m Xwt=k #Xt mrt snt=k im=i #b ib nb

(Isis spricht:) Siehe, ich bin dein Schutz, die Glänzende und Beliebte, deine Schwester bin ich. Ein jedes Herz wünscht a , dass

ii=i n=k m c#H Xnt mwt=k Nwt mk pt r-gs=k m Hk#t-X#b#sw pr=k m How-nTr

ich zu dir komme b als Orion an der Spitze c deiner Mutter Nut. Siehe, der Himmel ist an deiner Seite d als Herrscher der Sterne e , der du aus den Gottesgliedern herausgekom-

m-Xnt I#t- wobt nn Hr=i r=k m eit-onX Hyá=iñ Tw s#X.ti ro-nb Xnt Irk

men bist f an der Spitze des Abaton. Ich entferne mich nicht von dir in Dit-anch (= Philä). áIchñ preise dich, (wobei) du verklärt wirst, tagtäglich, an der Spitze von Philä.

a

Oder einfach: „dein Herz ist zufrieden, wenn …“, wenn nb ein Fehler für =k wäre.

b

Bei dieser Lesung wären die Zeichen aus vertauscht. Das Zeichen ist weder auf dem neueren Photo der Akademie noch auf dem alten Photo gut zu erkennen. Die Präposition Xnt bezieht sich auf die Position des Sternbildes Orion (und des Nilpferdes) am Himmel, bei dem es sich wiederum um Nut als Mutter des Osiris (und der Isis) handelt. Die Lesung der Zeichen pt als „Himmel“ folgt einem Vorschlag von LEITZ. Vgl. LGG V, 519b (HQ#-X#b#s) als Bez. von Osiris und Orion bzw. in der weiblichen Form HQ#t-X#b#s LGG V, 547a, wo es u. a. ein Epitheton der Isis und der Sothis ist. Sofern die Lesung „Himmel“ (pt) korrekt ist, sollte es sich auf diesen beziehen. Der Text, der von Isis rezitiert wird, spricht Osiris (Suffix =k) an, der eben auch als Sternbild des Himmels in der Form des Orion erscheinen kann.

c

d e

f

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190

5.1.1 Philä

Auswertung zur Rede der Isis als Nilpferd der nördlichen Konstellation: In EAT III, 68 wurden nur die Zeilen 8–10 (nach BÉNÉDITE, Philae, 137, 2–4) besprochen. NEUGEBAUER und PARKER beschreiben die Abbildung, die sie nach BÉNÉDITE, Philae, Tf. L, wiedergegeben haben, als eine Kombination aus Orion (links) und Nilpferd mit Mesechtiu (rechts). Allerdings ist unter dem Oberflächlichen mehr verborgen. Der Text bei dem Nilpferd beschreibt dieses als Beschützerin und Schwester des Orion, d. h. es handelt sich bei dem Nilpferd um Isis und zugleich natürlich um das Nilpferd der nördlichen Konstellation. Allerdings lässt die Art und Weise, wie Orion wiedergegeben ist bzw. seine Position zu dem Nilpferd mit dem Stierschenkel, auch an eine Darstellung von Anu denken. Anu ist der falkenköpfige Gott, der für gewöhnlich Mesechtiu speert. Damit könnte die Figur auch als dritte Figur der nördlichen Konstellation betrachtet werden und man hätte hier, zusammen mit Mesechtiu, die drei wichtigsten Sternbilder des nördlichen Himmels. Der Text ist so ausgerichtet, als würde er von der linken Figur gesprochen. Auch wechselt er immer wieder zwischen der 1. und 2. Person, wobei die auf der rechten Seite stehende thoërisgestaltige Isis/Nilpferd die Sprecherin und Osiris/Orion zu ihrer Linken und ihr gegenüber der Angesprochene ist. Die Namen der Götter werden zwar nicht explizit genannt, aber der Inhalt sowie das verwendete Vokabular („deine Schwester“, „deine Mutter Nut“) macht klar, wer gemeint ist. Der Text rückt zudem die Bedeutung der lokalen Stätten wie das Abaton (I#t-wobt) und Philä selbst (eit-onX und Irk) in das Zentrum des Interesses. Wie schon bei dem Nutbild, zeugt auch dieses Tableau von dem Willen, verschiedene Bedeutungsebenen untrennbar miteinander zu verweben, denn Orion ist nicht nur Osiris, sondern eben auch Anu, während Isis als Nilpferd der nördlichen Konstellation und damit als zweifacher Schutz des Osiris/Orion erscheint. Mit den beiden Hauptfiguren Orion und Nilpferd werden die beiden wichtigsten Gottheiten der südlichen und nördlichen Konstellation gezeigt und vertreten diese, wobei jedoch m. E. die nördliche Konstellation im Bild stärker betont ist. Wird vergegenwärtigt, dass diese beiden Konstellationen in den früheren Quellen, praktisch in vergleichbarer Gewichtung, zwei unterschiedliche Sternuhren andeuten, könnte hier impliziert sein, dass die Sternuhr um die nördliche Konstellation in Philä mindestens gleichbedeutend zu der Dekansternuhr des südlichen Himmels verwendet wurde. 5.1.1.2 Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond Ein Vergleich der Berliner Photos mit den Strichzeichnungen in BÉNÉDITE, Philœ, Tf. 59 zeigt mehrere Ungenauigkeiten. Abgesehen von den Proportionen der verschiedenen Figuren und Textzeilen fehlen auch einige Details oder wurden missverstanden. Bei der oberen Gruppe links außen (Zeile 4) sind bei beiden Göttern Pavianköpfe vorhanden und die Schlangen in beiden Feldern haben lang auslaufende Schwanzenden. Bei der Gruppe davor (Zeile 3) ragt aus dem oberen Kompositvogel noch eine weitere, kleinere Schlange aus dem Kopf heraus und bei dem hockenden Pavian ganz unten endet der lange Schwanz in einem Schlangenkopf. Das merkwürdige messerartige Gebilde im Rücken der ersten Kobra (Zeile 1) scheint eine größere Störung im Stein zu sein, die nicht geglättet wurde und sich bis in die Kobra selbst hineinzieht.

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5.1.1 Philä, Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond

191

Der Kompositvogel (Zeile 4‘) im rechten, oberen äußeren Feld hat noch zwei hohe sethtierartige Ohren auf dem Kopf. Die, in der Ansicht linke Hälfte, befindet sich auf der Osthälfte und die Rechte auf der Westhälfte.

(Abb. 97, Montage der Photos BERLIN 1204–1205)

(Abb. 98, unten: BÉNÉDITE, Philœ, Tf. 59, Fig. 2)

Die oberen Randinschriften: Text: BÉNÉDITE, Philœ, 143, 12–14 und Tf. 59, Abb. 2, und Photos BERLIN 1204–1205 sowie die Akademiephotos G15283–15299 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 31 (zu Venus-Merkur), Tf. 1a. Obere Randinschrift: Links: . Rechts: a a

BÉNÉDITE, Philæ, 143, 14 hat hier am Ende noch

. , es fehlt jedoch nichts.

Übersetzung: Obere Randinschrift: (onX) ir nTrw imyw{t} i#t=sn nty(w) Hnw t# swD#{r} Dt

(Leben a ) Was diese Götter betrifft, die sich in ihrer Stätte b befinden, diejenigen, die das Land beschützen und die Ewigkeit heil sein lassen c :

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5.1.1 Philä

192

a b

c

mi=Tn r i#t=Tn Irk Ssp=Tn Snw Hr o n #st dit-onX nbt Irk

„Kommt doch zu eurer Stätte Philä (und) empfangt die Gaben von der Hand d der Isis, die Leben gibt e und Herrin von Philä.“

onX ir nTrw imyw siptyw nty(w) wbn Htp m pt ro-nb pr=Tn m TpHt=Tn Ssp=Tn mn Hr QbHt Hr sHtp Wsir nb I#t-wobt

(Leben a ) Was die Götter betrifft, die (dort) sind, diejenigen, die kontrollieren f, die auf- und untergehen g am Himmel, tagtäglich: „Möget ihr hervortreten aus eurer Höhle, möget ihr empfangen, was auf dem Libationsaltar h dauert, beim Zufriedenstellen des Osiris, des Herrn des Abaton i .”

Der Zeilentrenner, in diesem Fall ein onX-Zeichen, muss nicht immer mitgelesen werden. Der Text ist undeutlich. Im weiteren Verlauf zeigt sich, dass mit der erneuten Nennung von i#t wohl eher i#t als itn zu lesen ist. Die beiden Ausdrücke Hnw-t# (LGG V, 155c) und swD#w-Dt (LGG VI, 230b) finden sich in derselben Kombination nur noch auf den Stiersärgen von Tell Abu-Yasin als Bezeichnung der „Götter und lebenden Bas“ (

), „die sich in Pharbaitos befinden“ (

) und zwar im dritten Register der Sarkophage JE 86717 und JE 86718, zum einen am Kopfende, über den Figuren in den umlaufenden oberen Randinschriften (JE 86717, In. 3, W (re.,

swD#w-Dt) und O (li.,

Hnw-t#) und JE 86718,

In. 3, O (li., Hnw-t#), die Inschrift der Westhälfte , wo swD#w-Dt gestanden haben könnte, ist nicht erhalten) und in der Beischrift über den sieben Göttern am linken, östlichen Kopfende (JE 86717 und JE 86718, Reg. 3, S (li.,

und

Hnw-t# und swD#w-Dt). d e f g

e

i

Das ist wohl ungenau für . Zu dem häufigen Epitheton der Isis dit-onX, vgl. LGG IV, 775c. Das als Determinativ für sipty (vgl. Wb IV, 36, 5–9) ist merkwürdig und überflüssig. Der Ausdruck findet sich nicht im LGG. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um eine Bezeichnung von Sternen, jedoch ist unklar, welche Art von Sternen gemeint sind. Das Zeichen ist deutlich und lässt kaum eine andere Lesung zu. Wegen mn Hr sollte es sich um eine Art von Opfertisch handeln und weniger um ein Gefäß, in dem sich etwas befindet. Eine ausgesprochen häufige Bezeichnung für Osiris in Philä, vgl. LGG III, 568a.

Die drei Tableaus, linke Hälfte: Text: BÉNÉDITE, Philœ, 143, 15 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: — . 1. Feld, links: so

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.

5.1.1 Philä, Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond

193

Übersetzung: Worte zu rezitieren seitens der trefflichen Göttin a : Das ist die Kobra b , die trefflicher ist als die Leiterin (Schlange) der Pflanzen c , Sie befindet sich in Senmet d .

Dd mdw in NTrt-mnXt iort pw mnXt r cSmt-smw wnn=s m cnmt a

Zu dem eher unspezifischen Namen, vgl. LGG IV, 564c. S. LGG I, 140a. Die Anordnung der Zeichen entspricht der Wiedergabe und obwohl sie unkonventionell geschrieben sind, scheint die Lesung klar zu sein. Zur Lesung des ersten Wortes mit sSmt vgl. die Einträge zu dieser Götterbezeichnung in LGG VI, 636–638. S. dazu LEITZ, Geographisch-osirianische Prozessionen (Soubassementstudien II), 35, mit Anm. 19 und Verweis auf Marc GABOLDE, L’Abaton, wonach es sich um das kultivierbare Land zwischen Elephantine und Philae handelt.

b c

d

Text: BÉNÉDITE, Philœ, 143, 16 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: — . 2. Feld, links: a

?

Vor dem Pavian im 3. Register, unten: a

BÉNÉDITE, Philæ, 143, 16:

16:

b

c

.

; b BÉNÉDITE, Philæ, 143, 16:

; c BÉNÉDITE, Philæ, 143,

. Übersetzung:

Dd mdw in NTr dw#y pt cbg o# pt (m-)xnw t# Nty NHb-k#w ks-owy ks …?… …?… Xrt Xmn-nwt a

Worte zu rezitieren seitens des ‚morgendlichen Gottes des Himmels-Merkur‘ a , ‚Der Große des Himmels, der sich in der Erde befindet‘ b , ‚Der Nehebkau c ist‘, ‚Der mit gebeugten Armen‘ d und der …?… e , …?… f (des 8. Grabes?) Das achte Grab g .

Hier ist vermutlich Merkur als Morgenstern genannt. Es sieht so aus, als habe der hockende Gott einen Doppelkopf, was zu dem Namen gut passen würde, da Merkur – wie Venus – sowohl als Morgen- als auch als Abendstern bekannt war. Vgl. zu dem Gott auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 31 mit Anm. 131, wo sie diese Stelle hier bespricht, da in Esna auf dem Travée A dieselben vier Gottheiten dargestellt sind. Die inzwischen erfolgte Reinigung der Decke zeigt denselben Namen retrograd geschrieben.

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5.1.1 Philä

194

b c

d e f g

Im Zodiac Tomb in Athribis (Sohag) wird „Merkur als Morgenstern“ ebenfalls mit einem geflügelten (ein Flügelpaar) Vogel mit Schlangenschnabel und Schlangenschwanz dargestellt, was ebenfalls an diese Art der Darstellung erinnert. Lesung unsicher. Zu den Namen, vgl. LGG II, 21b und LGG I, 235c. Das Zeichen des Nehebkau ist nicht sicher, während die beiden Zeichengruppen zuvor deutlicher sind, was die Lesung jedoch nicht erleichtert. Anzumerken ist, dass das erste Tier (ein Esel?) auf einem Himmelszeichen steht, während das zweite kopflose Tier auf einem Zeichen für Erde steht. Nicht im LGG, zudem ist die Lesung unsicher. Lesung unklar. Lesung unklar. Vgl. LGG VII, 694b mit unklarer Lesung aufgenommen. Möglicherweise schließt sich der Text an Zeile 3 an. Text: BÉNÉDITE, Philœ, 143, 16–18 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: — . 3. Feld, links:

Vor dem Feld:

.

Hinter dem Feld (Randzeile): a

a

b

.

BÉNÉDITE, Philæ, 143, 18:

; b BÉNÉDITE, Philæ, 143, 18

.

Übersetzung:

a b

Dd mdw in cfg irw Qm# Df#w Boboy wnn=f ámñ I#t-wobt

Worte zu rezitieren seitens ‚Dessen mit verborgener Gestalt’ a , ‚Der die Speisen erschafft’ b und ‚Der Leuchtende’ c : Er ist áimñ Abaton.

di=áiñ n=k Xt nbt nfrt nt cti wnnw nbw bsw m Hopy r sonX pr m IrQ

áIchñ gebe dir alle guten Dinge aus Nubien (und) alles, was existiert (und) was als Nil ausfließt, um das/den, was/der aus Philä e kommt, zu beleben.

Ob anstelle des ein gemeint ist? Zu dem Namen vgl. LGG VII, 305a. Nach der Lesung in BÉNÉDITE als Öm#-Do „Der den Sturmwind erschafft“ mit nur einem Beleg aufgenommen (LGG VII, 207a), nach dem Projektphoto G15297 handelt es sich bei dem Zeichen nach dem Wurfholz jedoch eher um ein Tierfell ( ), was in der Regel den Lautwert m hat. Zu dem Götternamen vgl. LGG VII, 207b.

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5.1.1 Philä, Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond c

d

195

Unter LGG VII, 625c als EfD-bobo („die strahlende Pupille“) mit Verweis auf MEEKS, in: Fs Kasser, 197–198, aufgenommen, wo die gesamte Zeile zitiert und anders segmentiert wird. Da Boboy mit einem Stern determiniert ist, scheint „der Leuchtende“ als Bezeichnung eines Sternes durchaus treffend. Das erste Zeichen nach dem ist am ehesten ein , das könnte auch ein sein, wie von BÉNÉDITE, Philæ, 143, 18 gelesen. Das Zeichen ist nicht eindeutig ausgeführt.

Die drei Tableaus, rechte Hälfte: Text: BÉNÉDITE, Philœ, 143, 18 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: — . 1. Feld, rechts: a a

BÉNÉDITE, Philæ, 143, 18:

.

.

Übersetzung: Dd mdw iánñ In dndnyt sXm nfr i#Xw=f wnmyt=f Sod m snsn Ir t#w a

Worte zu rezitieren seiátensñ ‚Dessen, der den Zornigen bringt’ a , die vollkommene Macht (?) b , dessen Licht und dessen Feuer zerschneidet c , als der sich zu dem Erschaffer der Länder gesellt d .

Im LGG VII, 694c mit unklarer Lesung aufgenommen. Zur Lesung des stehenden Mannes ( ) mit in(i), vgl. KURTH, Einführung 1, 128 (5b), wo das Zeichen jedoch einen gehenden oder laufenden Mann zeigt. Ferner s. dort S. 133, 28 und 28d. In der Zeichenausführung

b c

d

näher kommt das Zeichen auf S. 134, 33g ( ), was jedoch wegen der Türflügel anders (wn-o#wy) gelesen wird. Sofern die Lesung so stimmt, was nicht sicher ist, ist der Name bisher nicht belegt. Ähnlich sein könnte jedoch u. U. Iry-dndn (LGG I, 413b, mit weiteren Belegen in Edfu), der auch in E I2, 525, 14, mit Tf. 36b und 633 (Photo), belegt ist. Vgl. dazu: KÁKOSY, in: MDAIK 37, 1981, 255 (mit Anm. 6). Vgl. LGG VI, 534b. Im LGG VII, 694b mit unklarer Lesung aufgenommen. Vgl. LGG VII, 694b mit unklarer Lesung und unter Einbeziehung von aufgenommen. Die Männer halten sich mit beiden Händen und nicht nur an einer, wie in der Standardhieroglyphe (A432, wurde.

) wiedergegeben, die auch in BÉNÉDITE, Philæ, 143, 18 verwendet

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5.1.1 Philä

196

Text: BÉNÉDITE, Philœ, 143, 19 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: CAUVILLE und IBRAHIM ALI, Philæ. Itinéraire du visiteur, 210. 2. Feld, rechts: a a

.

BÉNÉDITE, Philæ, 143, 19: . Übersetzung:

Dd mdw iánñ edwn mH 220 r #w=f mH 6 wsX spD=f

Worte zu rezitieren seiátensñ Dedun a (von) 220 Ellen in seiner Länge, sechs Ellen Breite, (wenn) er ausgebreitet ist b .

a

Vgl. LGG VII, 578c [44], wobei nicht absolut sicher ist, ob sich hinter tatsächlich der „nubische“ Gott Dedun verbirgt. Zu Dedun zuletzt THISSEN, in: Fs Kessler, 495– 501.

b

Im Grab des Iufaa in Abusir ist zu Dedun vermerkt (Zeilen 8–9): (vgl. LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 117 und Tf. 23, 1). Bis diese Schlangengottheit bei ihrer Reise durch Zeit und Raum in Philä ankam, hat sie offenbar eine Elle an Breite verloren. Das Wort nach wsX bereitet einige Probleme, da sowohl Iufaa als auch Philä eine Konsonantenfolge s + p + t (T, d, D), in vielleicht nicht ganz klarer Reihenfolge nahelegen, jedoch lässt sich hier kein passendes Wort finden. LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 117 übersetzen an dieser Stelle: „when he is spread“, womit sie vermutlich einen Kausativ zu pD ansetzten, dem ich mich hier aus Ermangelung an Alternativen anschließe. Text: BÉNÉDITE, Philœ, 143, 19–144, 1 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: — . 3. Feld, rechts: a

Vor dem Feld: a

BÉNÉDITE, Philæ, 143, 19:

b ; b BÉNÉDITE, Philæ, 144, 1:

.

.

Übersetzung:

Dd mdw iánñ %rp pr-m-k# Hry-Hnw …?… a

Worte zu rezitieren seiátensñ ‚des Leitenden a , der aus dem Stier hervorgekommen ist’ b , ‚dessen, der über den Henupflanzen ist’ c , und dem …?… d .

Zur Lesung vgl. LGG V, 948b (ob richtig?), was wohl nach den Hieroglyphen von BÉNÉDITE, Philæ, 143, 19 erfolgt ist. Die Ausführung des Zeichens ist eher grob, so dass hier

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5.1.1 Philä, Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond

b c

d

197

auch stehen könnte, was dann möglicherweise Qnd-sXm „der mit wütender Macht“ gelesen werden könnte und zu der nebenstehenden vogelgestaltigen Figur mit Sethohren gut passen könnte. Als Lesung käme wohl auch sXr „der zu Fall bringende“ in Frage, was in dieser Form jedoch nicht belegt ist (LGG VI, 575–583). Vgl. LGG III, 85c mit nur diesem Beleg. Vgl. LGG V, 371c mit nur diesem Beleg und entsprechend unsicherer Lesung. Sofern diese Einteilung stimmt, käme anstelle von Hnw auch smyw als Lesung in Frage. Vgl. LGG VII, 694c mit unklarer Lesung und in anderer Aufteilung aufgenommen. Das Auge hat keine Pupille. Die Aufteilung der Zeichen könnte anders sein: jedoch die Lesung nicht wirklich erleichtert.

Hinter dem Feld (Randzeile):

, was

?

. Übersetzung: di=i n=k t#wy-nbw m Htp pDw dmD m owy nsw-bit ^iwo-n-nTrwy-prwy stp-n-PtH ir-M#ot-n-Ro mr-Imn¿ nb-Qnw (p#)-nTr-mnX a

Ich gebe dir alle Länder in Frieden und die Bögen in den Armen des Königs von Ober- und Unterägypten vereinigt ^Erbe der erscheinenden Götter, Erwählt von Ptah, der die Maat des Re vollzieht und geliebter des Amun¿, Herr der Kraft, der treffliche Gott (= Ptolemaios VIII.) a .

Die Zeichenausführung am Ende der Zeile wird zunehmend undeutlich.

Auswertung zu den Texten des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond: Sowohl die Darstellungen als auch die Beischriften sind häufig obskur und nicht deutlich, was nicht nur an der Ausführung, sondern vermutlich auch an der Materie selbst liegt. Bei den Figuren handelt es sich nämlich zu einem guten Teil um Schlangengestalten, wie sie auch an der Decke des Chnumtempels von Esna erscheinen oder neuerlich auch im Grab des Iufaa in Abusir entdeckt wurden. In Esna sind sie nach den Gottheiten des zu- und abnehmenden Mondes aufgeführt, wobei die Beischriften, die seinerzeit nur aufgemalt waren, heutzutage, wenn überhaupt erkennbar, kaum noch lesbar sind. Allerdings lässt sich eine Gruppe von Figuren eindeutig identifizieren, bei der es sich um eine „Konstellation“ handelt, die sich im mittleren Feld der westlichen Hälfte befindet. Ähnliche Figuren findet man auch im römischen Zodiac Tomb in Athribis aus dem 2. Jh. AD, wobei diese um die beiden Tierkreise herum gruppiert sind und dort – im Vergleich zu dem runden Tierkreis von Dendara – die Position der 36 Dekane einnehmen.

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198

5.1.1 Philä

Eine weitere Quelle zu diesen Figuren, bei denen es sich wohl um Sternbilder handelt, ist erst 1998 in dem von tschechischen Ägyptologen entdeckten Grab des Iufaa aus der 27. Dynastie bekannt geworden und wurde teilweise in verschiedenen Aufsätzen vorgestellt373. Zu dem Grab selbst liegt inzwischen auch die erste Publikation vor, die sich vorwiegend dem baugeschichtlichen und archäologischen Material widmet374. Somit gibt es, neben den Darstellungen aus Philä noch zwei weitere direkte Quellen, die zur Identifikation der Gottheiten herangezogen werden können, nämlich Esna und die Darstellungen aus Iufaa. Bei ersteren sind die Beischriften meistens nicht mehr lesbar und im Falle des Grabes des Iufaa sind die Namen der Figuren nicht in allen Fällen überliefert und es sind auch noch nicht alle Darstellungen endgültig veröffentlicht. Allerdings ist die Situation nicht hoffnungslos, wie sie nach den vorangehenden Ausführungen zu sein scheint, da sich anhand dieser Quellen durchaus weiterführende Aussagen treffen lassen. Von den Überschriften zu den beiden Hälften der insgesamt sechs Tableaus in Philä sind die Ausdrücke Onw-t# „die die Erde beschützen“ und cwD#w-Dt „die den Leib wohlbehalten sein lassen“ die interessantesten, da sie einen Hinweis auf eine weitere Göttergruppe geben, die möglicherweise ebenfalls in den Kreis dieser Gottheiten gehören.

(Abb. 99: JE 86717, Kopfende, 3. Register)

(Abb. 100: JE 86718, Kopfende, 3. Register)

Sie sind auch im Grab des Iufaa, dort jedoch auf der Innenseite des äußeren Sarges, zu finden375 und haben eine weitere Parallele auf den Stiersarkophagen von Tell Abu-Yasin376.

373 LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, in: PES 16, 2016, 65–74; LANDGRÁFOVÁ et al., in: Abusir and Saqqara in the Year 2015, 613–626 und LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 113–124 und Tfn 21–24. 374 BAREŠ und SMOLÁRIKOVÁ, Shaft Tomb of Iufaa. Eine Zusammenstellung der sich möglicherweise überschneidenden Figuren in Abusir (nicht wiedergegeben) mit denen in Esna, Philä und dem Zodiac Tomb in Athribis findet sich auf den Seiten 80–81. 375 KAPER, Tutu, 259. 376 Sarkophage JE 86717 und JE 86718, jeweils am Kopfende des 3. Registers.

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5.1.1 Philä, Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond

199

Und auch dort finden sich die Begriffe Onw-t# und cwD#w-Dt mit Bezug auf eben diese Göttergruppe, deren weitere Bezeichnung b#w-onXw darauf hinweist, dass sie möglicherweise in einer Verbindung zu den Dekanen oder anderen Sternbildern oder Himmelserscheinungen stehen könnten. Auch sind auf den Stiersarkophagen zwei weitere Schutzschlangen, die in dieselbe Kategorie gehören, zu finden. Beide befinden sich jeweils im 2. Register des Deckels, der zu diesen Sarkophagen gehört und sind mit dem Sonnenlauf (JE 86722), bzw. Mondzyklus (JE 86721) verbunden.

(Abb. 101: JE 86721, 2. Register)

(Abb. 102: JE 86722, 2. Register)

Abgesehen davon, dass die beiden Schlangen von einem zum anderen Deckel die Seiten gewechselt haben, ist für die Schlange auf dem rosa Granitdeckel (JE 876722) eine, wenn ? ? auch schwer lesbare, Beischrift überliefert, die diese als ? „Umringlerschlange des Atum in seiner (= der Schlange) Zeit“ betiteln. Diese Schlange ist auch im Grab des Iufaa überliefert377, heißt dort kurz „Umringlerschlange“ (MHn, mit der Darstellung der Schlange als Determinativ) und wird dort als siebenköpfige Schlange wiedergegeben. Das könnte bedeuten, dass der graue Deckel JE 86721 die ursprüngliche Aufteilung wiedergibt, da zumindest bei Iufaa Mehen zur Schlange mit sieben Köpfen gehört. Grundsätzlich sind hier zwei Punkte festzuhalten: 1) Es handelt sich bei diesen Schlangen um Schutzschlangen, was eine Funktion ist, die sie mit den sieben Göttern aus dem 3. Register der Sarkophage JE 86717 und JE 86718 teilen und 2) stehen sie in einem Zusammenhang mit dem Sonnenlauf (JE 86722), bzw. Mondzyklus (JE 86721).

377 LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, in: PES 16, 2016, 70 mit Abb. 7 und LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 120–121 (Beischrift zu Mehen auf Tf. 24, 3); BAREŠ und SMOLÁRIKOVÁ, Shaft Tomb of Iufaa, Tf. 26b, S. 328 (am Kopfende des inneren Sarkophags von Iufaa) und Tf. 72 auf S. 374 (Zusammenhang von Mehen an der Wand in der Grabkammer).

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200

5.1.1 Philä

(Abb. 103: JE 86721, 11. Register)

(Abb. 104: JE 86722, 11. Register)

Das parallele 11. Register der Sarkophag-Deckel (Abb. 103–104), das den unterweltlichen Gestalten der Gottheiten gewidmet ist, zeigt keine Schlangen, sondern nur die Figuren von zwei weiteren Windgöttern (im Falle des Deckels JE 86722 anstelle der Schlangen die Kronenschlangen von Ober- und Unterägypten) neben der zentralen Figur des nächtlichen Sonnengottes und der jenseitig determinierten Darstellung der Achtheit378. Die Figuren der astralen Schutzschlangen, die gegenüber einer Darstellung eines lunaren Osiris in Kombination mit einer Mondprozession (vgl. Abb. 105) angebracht sind, bilden die Brücke zwischen den Sphären Himmel und Jenseits, da ihre Funktion zum einen natürlich der Schutz des verstorbenen Osiris in seinem Grab, zum anderen aber auch der Schutz der am Himmel zu findendem Himmelskörper sind, zu denen auch der lunare Osiris zählt. Und in eben dieser Funktion sind diese Schutzgötter in unterschiedlicher Zusammenstellung sowohl an astronomischen Decken als auch im funerären Kontexten zu finden.

(Abb. 105: nach Photos Berlin B1216–1217, überarbeitete Tafel aus BÉNÉDITE, Philae, 143, 1–10 und Tf. 59)

Es mag nicht überraschen, dass sich auch auf den Deckeln der Stiersarkophage JE 86721 und JE 86722 eine zu den Mondprozessionen verwandte Szene im 12. Register findet, was sich wiederum an das 11. Register anschließt und auch mit diesem Register verbunden ist (Abb. 106–107).

378 Vgl. dazu MENDEL, Zwei Erscheinungsformen der Achtheit, 385 und 388–391.

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5.1.1 Philä, Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond

201

(Abb. 106: JE 86721, 12. Register)

(Abb. 107: JE 86722, 12. Register)

Damit finden sich in allen Quellen, die diese Schlangen beinhalten, auch Szenen, die den Mondzyklus zum Thema haben, die wiederum eine enge Verzahnung zu solchen Szenen aufweisen, die den Sonnenlauf wiedergeben. Und so schließt sich der Kreis zu den Darstellungen in Philä. Vergegenwärtigt man sich noch einmal die Dekoration der Decke des Pronaos, so lässt sich feststellen, dass der Sonnenlauf des Tages mit den 12 Stunden des Sonnengottes als Bestandteil des sogenannten Stundenrituals vorhanden ist sowie eine Darstellung des Raumes in Form der beiden Nut, an dem dieser Sonnenlauf stattfindet, der an den Deckenabschnitten zwischen den Architraven wiedergegeben ist. Die Architrave und die Soffitten sind dagegen mit Szenen der Stundenwachen und mit lokalen Festfahrten versehen, die sicherlich in einem direkten Zusammenhang mit diesem Kultgeschehen stehen. In der Mitte des Raumes werden schließlich eine Szene zum Befüllen des Mondauges sowie die Darstellung der dazugehörenden Schutzschlangen einander gegenübergestellt. Letzteres findet sich in dieser thematischen Kombination auch auf den Stiersarkophagen von Tell Abu-Yasin und in Esna. (Travée A). D. h. die Schutzschlangen zeigen eine Affinität zum Mondzyklus und Osiris, aber auch zum Sonnenlauf.

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202

5.1.2 Kom Ombo

5.1.2 Die Darstellungen und Texte in Kom Ombo Die astronomischen Szenen befinden sich an den Soffitten der fünf Architrave im großen Hypostyl. Dabei trennt die zentrale mittlere Reihe mit den Säulen III, VIII und XIII und den Szenen KO 313 bis 315 die Komposition in zwei Hälften. In KO 313 (vgl. Abb. 108) sind im Relief (schwarze Linie) die Hauptgötter der südlichen Konstellation Orion (mit weißer Krone) und Sothis (mit Hathorkrone, bzw. Hathor- und weißer Krone) plus ein weiterer falkengestaltiger Gott dargestellt. Die roten Gitternetzlinien sind von der Vorzeichnung stehengeblieben, beziehen sich jedoch nicht auf das gravierte Relief (schwarze Linien), sondern auf die ebenfalls nur in Vorzeichnung vorhandenen blau und grün markierten Linien, die im Original natürlich auch in Rot aufgemalt sind. Sowohl die grüne als auch die blaue Linie sind zum Teil noch gut sichtbar über das Relief gemalt oder auf diesem einfach stehengeblieben. Grüne und blaue Linien zeigen jeweils eine verschiedene Version. Dabei ist von der in Grün gehaltenen Linie nur die Barke im oberen Feld auszumachen, der Rest, vor allem im unteren Feld, ist zu undeutlich. Im unteren Feld sind über der (Abb. 108: farblich überarbeitete Abbildung aus KO 313) Sothis (blau) und hinter dem falkenköpfigen Gott (schwarz) Farbreste auszumachen. Im Falle der Sothis überdecken sie die Figur der Göttin und vor allem sind einige Zeichen auf ihrem Gesicht gut sichtbar. Dabei handelt es sich um Reste eines Textes, bei dem die Umrisse der Hieroglyphen in Rot aufgemalt wurden und diese dann mit weißen und blauen Farbresten ausgefüllt wurden. Lesbar ist noch und darunter der Rest einer sitzenden Figur: . Die Leserichtung der Hieroglyphen stimmen mit der Figur des Falkengottes überein, die Reste sind jedoch zu schwach, um einen zusammenhängenden Text auszumachen. Hinter dem stehenden falkenköpfigen Gott in der Barke wird eine Randzeile gestanden haben, von der noch einzelne Zeichen und Reste von weiteren Zeichen mit roter Tinte aufgemalt erkennbar sind. Die blauen Linien drehen die Figuren im oberen und unteren Feld um 90° gegenüber dem Relief (schwarz) und der grünen Linie. Das obere Feld der blauen Linie zeigt Orion in seiner typischen Haltung mit umgewendetem Kopf und fünf Sternen um ihn herum in seiner Barke. Im unteren Feld steht Sothis, die von Orion angesehen wird, mit Pfeilen und Bogen in den

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5.1.2 Kom Ombo, Mittelreihe (KO 313–315)

203

Händen mit einer weißen Krone, die auf eine Hathorkrone aufgesetzt wurde. Über ihr wurde nur ein Stern aufgemalt. Auch sie steht in einer eigenen Barke. Bei den drei Göttern des Reliefs (schwarze Linie) könnte es sich um die Götter des Tempels handeln. U. U. könnten die oberen Figuren, die Orion und Sothis zeigen, auch Sobek und Hathor wiedergeben, was zumindest die Krone der Sothis erklären könnte. Bei dem unteren Gott könnte es sich um Haroeris handeln oder auf die Ebene der astralen Götter übertragen um den Falkengott, der Orion und Sothis gerne begleitet379. Eventuell handelt es sich aber auch um einen der Planeten oder um Kenmet als ersten der Dekangötter. Gegen letztere Möglichkeit spricht jedoch, dass Kenmet ein eigenes Feld gewidmet ist (KO 315, oben). Der Gott war in der blauen Version nicht vorhanden, könnte jedoch in der grünen Version – eventuell in einer überarbeiteten Form – eingeplant gewesen sein. Dafür spricht, dass sich die Barke ungefähr in derselben Position befindet wie die der grünen Linie. Die Texte Mittelreihe

KO 313

KO 314

KO 315

(Abb. 109, 1–3: überarbeitete und korrigierte Abbildungen nach Photos des Akademieprojekts)

Text: KO 314 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitung: GUTBUB, Textes fondamentaux, 406–411 und 418–419.

379 Das wäre Konstellation „R“ nach EAT III, 201, die mit dem zweithellsten Stern Kanopus identisch sein könnte. Vgl. dazu CAUVILLE (Les chapelles osirienne I, 90) und LEITZ (in: SAK 34, 2006, 305–306).

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5.1.2 Kom Ombo

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Übersetzung: wnn Ro wbn m #Xt wnn IoH psD m Hrt wnn OwtNbyt mn.ti r nHH Hm n Ed Sps wbn m-Xnt=s

Solange Re am Horizont aufgeht, solange leuchtet der Mond am Himmel. Solange der Tempel von Kom Ombo bis zur Ewigkeit dauerhaft ist, geht die Majestät des ‚Prächtigen Pfeilers‘ a vor ihm auf,

sn.ti r it=f snt=f nfrt m mHnyt Hr tp=f sw mi itn Hr mnwr sHD t#wy m #Xty=f Ho r=f imyw-Xt=f EHwty m-H#t iry wnmt i#bt nt Ro oD.ti

indem er seinem Vater gleicht und seine vollkommene Schwester als Umringlerschlange auf seinem Kopf ist. Er ist wie die Sonnenscheibe im Ostland, (wenn) er die Erde mit seinen beiden Augen erhellt. Seine Nachkommen jubeln über ihn (und) Thoth ist an der Spitze von ihnen allen. Das rechte und das linke Auge des Re sind wohlbehalten,

nn Xb im=s nTrw nTrwt Hr rdit Hknw tpyw-t# iwH.w m sSn m-Dr m##=sn Or-wr xnm Hno snt=f wnn=s árñ Xow m-

ohne dass etwas daran fehlt. Die Götter und Göttinnen geben Lobpreis und die, die auf Erden sind a , sind ganz mit Lotus verziert, wenn sie Haroeris beim Vereinigen mit seiner Schwester sehen. Sie (Haroeris und seine Schwester) áwerdenñ erscheinen inmitten

-xnw st-wrt mi H#yty m snsn-k#wy oQ itn wr xrt-hrw m wnt nty

des Sanktuars wie die beiden Gestirne beim Fest ‚Vereinigen der beiden Stiere’. Die große Sonnenscheibe tritt ein in der Stunde des

H#yty #wt-ib=f Hno T#wy=f m Lichts. Er ist froh mit seinen Kindern an diesem Ort, st tn nn Hr=sn r=s Dt sie werden sich nicht davon fortbewegen, ewiglich. Alle di m=sn irw nbw n nsw Sehenden sind in sie gegeben c für den König von Oberund Unterägypten, dem Herrn der beiden Länder ^Erbe -bity nb t#wy ^iwo p# nTr des Gottes, der rettet, von Ptah erwählt, der Maat des Re nty nHm stp n PtH ir ausführt, das lebende Machtbild ádesñ Amun¿ (PtoM#ot n Ro sXm-onX ánñ Imn¿ lemaios XII.). a Vermutlich ist der lunare Osiris gemeint, da es sich um eine sehr häufige Bezeichnung des Osiris aber auch des Ptah (vgl. LGG VII, 678c) handelt. b c

Die Lesung von mit tpyw-t# folgt GUTBUB, Textes fondamentaux, 406. Vorschlag LEITZ, lies möglicherweise: di{m}=sn n (…) „sie mögen jegliche Sehkraft (dem König …) geben“.

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5.1.2 Kom Ombo, Mittelreihe (KO 313–315)

205

Kommentar: Im Zentrum des Textes stehen zunächst die beiden Augen des Haroeris, Sonne und Mond, aber dann wechselt der Text auf eine andere Ebene zu den Göttern des Tempels Haroeris und seine Gemahlin, die hier nur als „seine Schwester“ bezeichnet wird. Haroeris ist in der örtlichen Theologie an Schu und seine Gemahlin Tasenetnefert an Tefnut angelehnt380. Text: KO 315 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: GUTBUB, Textes fondamentaux, 411–418. Obere Szene:

(Kenmet)

Untere Szene:

Übersetzung: KO 315, obere Szene: ir Knmt nfr-Hr pw Xnt Hwt-ioH onX tpy m onXw

Was Kenmet betrifft: Er ist der Schöngesichtige an der Spitze des Mondhauses a . Der erste Stern unter den Sternen.

nTr o# nb X#b#sw wbn m kkw psD m iXXw psDt o#t m Hpt – (Knmt) –

Der große Gott und Herr der Dekansterne, der in der Nacht aufgeht, wenn er in der Dämmerung leuchtet. Die große Neunheit wird schützend umarmt — (der Gott Kenmet) —

m b#ktyw wn=f m siw 9

von den Dekanen. Er besteht aus neun Sternen b ,

Xpr smn ánñ wD n Hnwt nTrw nTrwt Xft xnm=s Hno=f m wot nt it=s

die festgesetzt wurden áaufñ den Befehl der Gebieterin der Götter und Göttinnen, gemäß ihrer Vereinigung mit ihm als Einzige (Schlange) ihres Vaters,

r sr nfrw m t# Dr=f H#m n=f m %mw

um das Vollkommene im ganzen Land anzukündigen, nachdem (sie) für ihn in Letopolis eingefangen wurde.

380 Vgl. GUTBUB, in: LÄ III, 680.

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5.1.2 Kom Ombo

206 KO 315, untere Szene: oHt tpyt ntê Nbyt Ory-t#w n Or-wr nb Nbyt Iwn-mwt=f obS Hry-ib Nbyt win Dw sXr Xfty n Ro a

b

c

‚Der des ersten Palastes von Kom Ombo, der über den Ländern des Haroeris, des Herrn von Kom Ombo ist‘, Iunmutef c -Abesch d , der inmitten von Kom Ombo ist‘ (und) ‚Der das Böse vertreibt und den Feind des Re zu Fall bringt‘.

Das Epitheton ist bislang nicht allzu häufig und abgesehen von diesem Beleg hier sonst nur noch mit Bezug auf Min in Edfu (E VII, 311, 12) in einer Ritualszene (Udjat-Auge: w#Dt) belegt, vgl. LGG V, 828b. Durch die neu hinzugekommenen Texte aus Athribis wird sich diese Situation jedoch ändern, da das Hwt-ioH eines der primären Heiligtümer in Achmim war, was aufs Engste mit Min verbunden ist und in den Texten dort entsprechen sehr häufig auftaucht. Vgl. zur Lesung von siw „Stern“ das Koptische ⲥⲓⲟⲩ, s. dazu: Wb IV, 82 mit Verweis darauf, dass das alte sb# später in der Form sw auftauchen kann. Aufgrund der parallelen Szene in KO 468 handelt es sich möglicherweise um einen Bindestrichgott: Iunmutef-Abesch. Im LGG II, 90c wird der Name als obS „der Jähzornige“ verstanden. Letzterer wird u. a. auch im Pfortenbuch genannt, während die obS-Schlange erst in späteren Quellen erscheint, zu denen neben den Belegen zur s#-t#-nTry-Schlange auch die Stern-Konstellation gehört. In allen Fällen handelt es sich um einen Schutzgott. Zu obS s. auch die Ausführungen bei LEITZ, Gaumonographien (Soubassementstudien III), 121–123 und 275, sowie VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 174–175 (zu Esna IV, 451, Figur Nr. 48). Zur Figur vgl. KO 315, unten und KO 468, wo dieselben Gottheiten in einer Doppelszene dargestellt sind. In der oberen Szene ist obS im Text zu einer Schlange auf einem Podest belegt (vgl. Photo der Akademie KO-2012-15506). Die eigentliche Figur, die parallel zu KO 315 verwendet wird, befindet sich in der unteren Szene. Dort ist von dem Namen nur Iunmutef in der Rede des Gottes vermerkt, nicht aber Abesch: „(25) Ich gebe dir die Unendlichkeit als König der beiden Länder (di=i n=k nHH m nsw-t#wy) (26) (und) die Ewigkeit als Herrscher der Herzensweite (Dt m HQ# #wt-ib), (27) um das Böse (r win Dw) (28) des Iunmutef zu vertreiben (Iwn-mwt=f).“

Die Rede über dem ersten stierköpfigen Gott in der Barke ist ähnlich gestaltet: „(22) Ich veranlasse, dass du erscheinst, wie Re (di=i n=k Xo=k mi Ro) (23) (und) dass du befreit bist von den Unruhestiftern (ntf r Xry{n}w) (24) (und) den Rebellen, als (wie?) Re“ (sbiw m Ro).381

Bei dem letzten Gott wird dagegen am Beginn ein ähnlicher Ausdruck wie in KO 315 verwendet: „(29) ‚Der des Tores inmitten von Kom Ombo‘ (cbXt hry-ib Nbyt), (30) ‚Der über der Erde des Haroeris-Mechentienirti ist (Hry-t# n Or-wr MXnty-n-irty), (24)382 und großer Gott als Herr von Kom Ombo (nTr-o# m nb-Nbyt).“ 381 Vgl. LGG I, 481a, wo der Ausdruck *Ir-Xryt-nt-sbiw-nw-Ro als Name verstanden wurde. In beiden Übersetzungsvorschlägen müssen die Zeichen korrigiert werden. 382 Vgl. LGG III, 394c, Beleg [60]. GUTBUB, Textes fondamenteaux, 10, liest „Haroeris à la tête de deux Oudjats“ im Sinne eines Ortsnamens mit Verweis auf JUNKER, Der Sehende und der blinde Gott. In Verbindung mit Haroeris kann diese Schreibung für Or-MXnty-n-irty verwendet werden, vgl. dazu JUNKER, Der Sehende und

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5.1.2 Kom Ombo, Innere linke Reihe (KO 316–318)

d

207

Aus den Textzeilen ergibt sich, dass die Beischriften zu den einzelnen Göttern in KO 468 anders zugeordnet bzw. in einer anderen Reihenfolge präsentiert werden. Auch zeigt sich, dass obS in mindestens zwei verschiedenen Gestalten erscheinen kann, nämlich zum einen rein schlangengestaltig als s#-t#-nTry-Schlange und zum anderen mit einem menschlichen Körper und zwei Schlangenköpfen, wobei er zusätzlich in jeder Hand noch eine Schlange hochhält. Bei letzterem handelt es sich um eine Sternenkonstellation, die mit dem cbSsn oder cbxs-Dekan vor allem in der Senmut-Familie verwandt ist383. Vgl. LGG I, 197a. Iunmutef als Gottheit erscheint in unzähligen Zusammenhängen und sehr häufig in Themenbereichen mit Unterweltsbezug oder in Zusammenhang mit Zeitangaben (Chronokrat, begleitender Gott einer Stunde, etc.). Ganz allgemein zu Iunmutef in späteren Kontexten vgl. zuletzt RUMMEL, Iunmutef, 167–171.

Kommentar: Entsprechend der Darstellung, die Kenmet als falkenköpfigen Gott mit Doppelkrone zeigt, steht dieser auch in dem Text ganz im Mittelpunkt. Anzumerken ist hier sicherlich die Verbindung des Kenmet zum „Haus des Mondes“ (Owt-ioH) und seine hervorgehobene Stellung als erster Gott der Dekanreihe der Tanisliste, die als Begleiter der Stundengöttinnen aufgelistet werden. Entsprechend der Darstellung und dem Usus in anderen Listen dieser Dekanreihe ist er sowohl im Bild sowie nach dem Text von neun Sternen begleitet. Abgesehen von der Funktion des Gottes als Dekan, die hier natürlich im Vordergrund steht, schwenkt der Text am Ende noch auf das lokale Götterpaar Haroeris als Sonnengott und Tasenetnefert als seine Schwester und Gemahlin, die als Auge des Sonnengottes zugleich seine Schutzschlange ist, um. Die untere Szene ergänzt die obere und zeigt wohl drei Gottheiten, die einen Bezug zu Sternenkonstellationen haben, ohne dass sie, mit Ausnahme von obS, präzise zugeordnet werden können. Im weitesten Sinn handelt es sich um Schutzgötter des Himmels. Auswertung zu den Soffitten der mittleren Architrave Eine Monographie zu den Augen des Gottes wird von je einem Tableau mit den Hauptgöttern der südlichen Konstellation und dem ersten Dekan der Tanisliste sowie von Schutzgöttern des Tempels von Kom Ombo, die diesen Gott begleiten, flankiert. Letztere könnten Schutzgötter sein, die den Sonnengott bei seiner nächtlichen, aber auch bei seiner Tagesfahrt über den Himmel begleiten. Vordergründig fokussieren die Tableaus nur die Dekane, aber die Texte zeigen auch Verbindungen zur Nachtfahrt der Sonne nach dem Buch von der Nacht (LdN). Innere linke Reihe (zwischen den Säulen II, VII, und XII) Die 12 Stunden der Nacht sind auf die erste Reihe der südwestlichen Hälfte gesetzt (KO 316– 318). Ihre Reihe beginnt am Eingang. Die beiden Reihen mit den Stundengöttinnen sind so angebracht, dass sie auf der Südwesthälfte mit den ersten beiden Nachtstunden im Eingangsbereich beginnen (KO 316). Ihre Reihe endet an der Rückwand des Hypostyls (KO 318) und wird auf der gegenüberliegenden nordöstlichen Hälfte, ebenfalls an der Rückwand mit den

der blinde Gott, 60. 383 Vgl. die Ausführungen bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 175 mit Anm. 521 und Verweis auf EAT III, 166, Nr. 94.

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5.1.2 Kom Ombo

208

ersten beiden Stunden des Tages fortgeführt (KO 324) und endet wiederum mit den letzten beiden Stunden am Eingang zum Hypostyl (KO 322).

1.-4. Nachtstunde (KO 316)

5.-8. Nachtstunde (KO 317)

9.-12. Nachtstunde (KO 318)

(Abb. 110, 1–3: überarbeitete und korrigierte Abbildungen nach Photos des Akademieprojekts)

Als zusätzliches Element sind den Stunden Dekane der Tanisliste zugeordnet. Die Liste beginnt mit dem ersten Gott Kenmet in der 1. Nachtstunde und wird bis zur 12. Nachtstunde fortgeführt, wobei nur ein Dekan ausgefallen ist. Dann wechselt die Liste zu den Tagesstunden und wird dort der Reihe nach fortgesetzt, wobei einige Dekane (Nrn 18–19) ausfallen. Die Namen der letzten vier Tagesstunden sind nicht mehr überliefert, da die Beischriften zu den Stundengöttinnen der 9- bis 12. Stunde nicht mehr graviert wurden und die aufgemalten Farbreste nicht mehr lesbar sind. Festhalten lässt sich auf jeden Fall, dass damit die Lesereihenfolge mit den Nachtstunden auf der dem Haroeris zugewandten südwestlichen Hälfte beginnt und dann erst auf die nordöstliche Seite des Sobek übergeht. Text: KO 316 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: — Oben: ··· ··· Unten: ··· ··· Randzeile:

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5.1.2 Kom Ombo, Innere linke Reihe (KO 316–318)

209

Übersetzung: KO 316, oben: Nbt-THnw ir Knmt wnn=f m sb#w 9 wdn n=f m %mw

Die Herrin des Glanzes (1. NS). Was Kenmet a betrifft: Er besteht aus neun Sternen, man opfert ihm in Letopolis.

cort-nb=s ir $ry-knmt wnn=f m sb#w 3 wdn n=f m P

Die ihren Herrn hochhebt (2. NS). Was ‚den, der vor Kenmet ist’ b betrifft: Er besteht aus drei c Sternen, man opfert ihm in Buto (Pe).

KO 316, unten: cHrt-Dw ir O#t-D#t wnn=f m sb#w 3 wdn n=f m ep

Die das Böse vertreibt (3. NS). Was ‚der Vordere des Djat’ d betrifft: Er besteht aus drei e Sternen, man opfert ihm in Buto (Dep).

o#t-Sfyt ir E#t wnn=f m sb#w wdn n=f n (m?) …?… n Iwnw

Die mit großem Ansehen (4. NS). Was ‚Djat’ f betrifft: Er besteht aus drei g Sternen, man opfert ihm auf/im …?… h von Heliopolis.

KO 316, Randzeile: nTrw imyw=sn K#-i#Xw K#-t#wy PsS-Htp=f M#o-Hr=f Ssp=sn wi# n Ro r m#nw a b c d e

f g h

i

j

k l

Die Götter, die in ihr sind, sind: ‚Der Stier des Lichtglanzes’ i , ‚der Stier der beiden Länder’ j , ‚der sein Opfer teilt’ k und ‚der dessen Gesicht aufrichtig ist’ l . Sie empfangen die Barke des Re beim Westgebirge.

Der erste Gott der Tanisliste der Dekane. Der zweite Dekan der Tanisliste. Zahlzeichen „3“. Dem Dekan sind i. d. R. drei Sterne beigefügt (vgl. EAT III, 142, Nr. 2). Der dritte Dekan der Tanisliste. Auch diesem Dekan werden mit dem Zahlzeichen „3“ drei Sterne beigefügt (vgl. EAT III, 142, Nr. 3). Der vierte Dekan der Tanisliste. Wieder werden dem Dekan drei Sterne beigefügt (vgl. EAT III, 142, Nr. 3). Das Wort ist geschrieben, wie oben wiedergegeben. Vielleicht ein Opferstein? LGG VII, 249c, Beleg [8]. Gott der 1. Stunde im Buch von der Nacht. Im LdN geschrieben. Die Schreibung mit , die hier verwendet wurde, entspricht eher einer Lesung Ö#-i#Xw „der mit hohem Glanz“, was aber bisher nicht belegt ist. LGG VII, 275a, Beleg [6], dort umgedeutet zu Ö#-t#wy „der Hohe der beiden Länder“. Gott der 2. Stunde im Buch von der Nacht. LGG III, 116c. Gott der 3. Stunde im Buch von der Nacht. LGG III, 215b. Gott der 4. Stunde im Buch von der Nacht.

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5.1.2 Kom Ombo

210 Text: KO 317 (mit Korrekturen) Bearbeitungen: — Oben: ··· ··· Unten: ··· ··· Randzeile: -Übersetzung: KO 317, oben: [… …] siw imy=s PHwyD#t

[… …] Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Hinterteil des Djatsterns’ a .

[… … … … siw] imy=s Vm#t

[… … … … Der Stern], der in ihr ist, ist: ‚Tjemat’ b .

KO 317, unten:

siw imy=s B#-St#

Die Uräusschlange, die áfürñ ihren Herrn kämpft (7. NS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Der geheimnisvolle Ba’ c .

MHrt-nsrt siw imy=s Ipsd

Die mit schmerzhafter d Flamme (8. NS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Ipsed’ e .

Oryt-tp-oH#t-áHrñ-nb=s

KO 317, Randzeile: [… …] nr […] Sms=sn Itmw m iXX a Der 5. Dekan der Tanisliste. b Der 6. Dekan der Tanisliste. c Der 7. Dekan der Tanisliste. d

Die Lesung von

[… …] …?… […] Sie leiten Atum in der Nacht f .

mit mHr folgt QUACK, in: LingAeg 11, 2003, 113–116.

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5.1.2 Kom Ombo, Innere linke Reihe (KO 316–318) e f

211

Der 9. Dekan der Tanisliste mit dem alten Namen IpDs. Der 8. Dekan (B#-Qt) ist ausgefallen. Die 5. Nachtstunde gehört mit Sicherheit nicht mehr der Dämmerungsphase an, sondern der Nacht, obwohl iXXw nach Wb (I, 126, 2–4) mit „Dämmerung (des Morgens oder Abend)“ übersetzt wird. Text: KO 318 (mit Korrekturen) Bearbeitungen: — Oben: ··· ··· Unten: ··· ··· Randzeile:

Übersetzung: KO 318, oben: Nbt-snD siw imy=s cbxs

Die Herrin der Furcht (9. NS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Sebeches’.

Mkt-nb=s siw imy=s vpy-o-Xntt

Die ihren Herrn schützt (10. NS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Tepi-a-Chentet’.

KO 318, unten: %sft-Xmw siw imy=s Ory-ib-wi#

Die den Umstürzler abwehrt (11. NS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Der inmitten der Barke ist’.

Ptrt-nfrw-nb=s siw imy=s cpd-Xntt

Die die Vollkommenheit ihres Herrn sieht (12. NS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Seped-Chentet’.

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5.1.2 Kom Ombo

212 KO 318, Randzeile:

nTrw imyw=sn W#D-mwt=f Die Götter, die in ihr sind, sind: ‚Der, dessen Mutter Nbw-nTrw Imy=sn-wr gedeiht’ a , ‚Das Gold der Götter’ b , ‚Der in ihnen ist, der %pry Große’ c und ‚Der zu Chepri gehörende’ d . tw#=sn Xy-Sps Hr owy Sie erheben das prächtige Kind auf die Arme der beiden rHty Frauen. a Er ist der Gott, der in der 10. Stunde des LdN ist (LGG II, 260a; ROULIN, Livre de la nuit, 299; Text: 139). Vgl. auch LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 402) in einer Auflistung der Führer der Nachtstunden, Nr. 461. b Er ist der Gott, der in der 11. Stunde des LdN ist (LGG IV, 179b; ROULIN, Livre de la nuit, 317; Text: 146). Vgl. auch LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 402) in einer Auflistung der Führer der Nachtstunden, Nr. 462. c Nicht im LGG. Die Lesung ist unsicher. Zur gewählten Lesung vgl. LGG I, 224a den Eintrag: Imy.sn. d Wie unter LGG V, 718a eher als %pri (LGG V, 713c). Auswertung zu den Soffitten der ersten Reihe der südwestlichen Architrave Die Nachtstunden entsprechen denen des LdN und auch die vier Götter, die in der Randzeile genannt werden, sind dem LdN entnommen. Bei letzteren handelt es sich dort um die Begleiter der jeweiligen Nachtstunden. Nur den ersten vier Dekanen werden mit Letopolis, Pe und Dep (Buto) und Heliopolis zusätzlich wichtige Distrikte bzw. Städte aus Unterägypten genannt, in denen die Dekangötter Opfer erhalten. Den 12 Stunden der Nacht werden die ersten 12 (bis zum Dekan Nr. 13, da Nr. 8 B#-Qd ausgefallen ist) Dekane der Tanisliste zugewiesen. Äußere linke (westliche) Reihe (zwischen den Säulen I, IV, und XI)

[oHoyt]

Text (KO 320)

F#yt (KO 321)

(Abb. 111, 1–3: überarbeitete und korrigierte Abbildungen nach Photos des Akademieprojekts)

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5.1.2 Kom Ombo, Äußere linke Reihe (KO 320–321)

213

In der äußersten Reihe waren ursprünglich je eine Himmelsstütze an den Enden des Architravs angebracht, wovon jedoch auf beiden Hälften des Hypostyls nur noch die zum Tempelhaus hin erhalten geblieben sind. Die der Eingangsseite sind heute verloren. Eine davon existierte schon mindestens seit der Zeit von DE MORGAN nicht mehr, nämlich die, die ursprünglich die Südgöttin zeigte. Auf der rückwärtigen Wandseite findet an heutzutage noch die Göttin des Westens (KO 321). Zwischen der heute verlorenen Szene mit der südlichen Himmelsstütze und der des Westens wurde ein Text gesetzt, der die Gestirne anruft (KO 320). Text: KO 320 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: GUTBUB, Textes fondamentaux, 395–398; KURTH, Himmel stützen, 67– 68; KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote lebten, 93–94.

Übersetzung: KO 320:

a b

itn wr D# nnt m hrw Sn.n=f igrt m Itmw

Die große Sonnenscheibe, die den Himmel am Tage überquert, sie hat die Nekropole als Atum empfangen.

ioH sk sSp.n=f Hrt wD#t mH.ti m smdt cpdt m irw=s Hr xnm c#H

Der Mond aber, er erleuchtet den Himmel, (wenn) das Udjatauge am 15. Mondmonatstag gefüllt ist a . Sothis ist in ihrer Gestalt b , wenn (sie) sich (mit) Orion vereint.

b#ktyw psD Hr-s# Ro pxr=sn Hr idn=f ro-nb

Die Dekane leuchten nach Re und sie gehen umher (indem sie) ihn tagtäglich vertreten c .

Xo=sn m Htp=f m mSrw wnwwt pw m trw b#w-onXw nw nTrw Hr sr nfrw

Sie gehen auf bei seinem Untergang am Abend. Das sind die Stunden in den Jahreszeiten, die lebenden Bas der Götter, wenn (sie) das Vollkommene verkünden d .

di=Tn onX s#-Ro nb-Xow ^Ptwrmys onX-Dt mry-PtH-#st¿ mi onX=Tn nHm=Tn sw m-o Xt nbt Dwt

Möget ihr den Sohn des Re, dem Herrn der Kronen ^Ptolemaios, der ewig lebt, Geliebt von Ptah und Isis¿ (Ptolemaios XII.) leben lassen wie ihr lebt. Ihr möget ihn erretten vor allen bösen Dingen.

D. h. beim Vollmond. Das soll wohl heißen, sie „arbeitet“ als Dekan und gibt die Stunden an.

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5.1.2 Kom Ombo

214 c

d

GUTBUB, Textes fondamentaux, 396 mit Anm. d, übersetzte die Passage mit: „ils font leur évolution pour le remplacer chaque jour“. KURTH (in: Wo Götter, Menschen und Tote lebten, 92) hat lehnt sich mit seiner Übersetzung an GUTBUB an. Er übersetzt pxr=sn Hr idn=f mit: „[sie] kreisen tagtäglich als seine Stellvertreter“ und erklärt, dass die Dekane insofern Stellvertreter des Re sind, da sie wie der Sonnengott am Tage die Stunden in der Nacht anzeigen. Zu dieser Passage vgl. auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 23 mit Anm. 75. Die Aussage wird auf die Dekane zu beziehen sein. Anders als die 12 Tages- und Nachtstunden, die immer ihre jeweilige Stunde anzeigen, dienen sie als Stundenanzeiger im Laufe eines Jahres. Dieser Text bezeichnet sie daneben als „die lebenden Bas der Götter“ (b#w-onXw-nTrw), wenn diese den Sonnengott (nfrw) ankündigen. Nach GUTBUB, Textes fondamentaux, 397 mit Anm. f, ist sr-nfrw ein spezifischer Ausdruck für Dekane und andere Sterne.

Kommentar: Der Text beginnt mit der Sonne und wechselt dann zum Mond, womit auch die beiden Augen des Haroeris genannt sind. Im Folgenden werden dann jedoch vorwiegend die Gestirne der Nacht wie der Mond und die Dekansterne beschrieben. Der Mond erleuchtet den Himmel am stärksten, wenn er als Vollmond am Himmel steht. Der Text betont, dass die Dekane die Stunden nicht nur einfach anzeigen, wie die Stundengöttinnen, sondern ihren Dienst im Laufe eines Jahres verrichten. Text: KO 321 (mit Korrekturen) Bearbeitungen: KURTH, Himmel stützen, 66; KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote lebten, 92–93. (Himmelsträgerin)

Übersetzung: KO 321: wn F#yt Hr sQ# wTst psD m nbw pr m Xnt=s

‚Die Hochhebende’ hebt den Himmel hoch (und) ‚der unter dem Goldenen strahlt’ ist aus ihr herausgekommen.

onX nTr nfr HH tw# nnt nsw-bity nb-t#wy ^iwo p# nTr nty nHm stp n PtH ir M#ot ánñ Ro sXm-onX ánñ Imn¿

Es lebe der gute Gott, der Heh, der den (nächtlichen) Himmel hochhebt, der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder ^der Erbe des Gottes, der errettet, der von Ptah erwählte, der die Maat des Re ausführt, das lebende Abbild des Amun¿ (Ptolemaios XII.).

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5.1.2 Kom Ombo, Äußere linke Reihe (KO 322–324)

215

Auswertung zu den Soffitten der zweiten Reihe der südwestlichen Architrave In dieser Reihe ist die Himmelsstütze des Westens (KO 321) und ursprünglich vermutlich die des Südens, von der keinerlei Reste geblieben sind, an die Eckpunkte der Decke gesetzt. Ursprünglich hätten sie den Text (KO 320) über die Gestirne der Nacht eingerahmt, der die beiden Augen des Sonnengottes zum Inhalt hat. Dabei wird der Sonnengott durch einen der beiden Hauptgötter des Tempels Haroeris vertreten. Wie oben schon erwähnt, ist Haroeris in der örtlichen Theologie an Schu und seine Gemahlin Tasenetnefert an Tefnut angelehnt. Ihnen ist die rechte Hälfte des Tempels und der Norden gewidmet. In der realen Ausrichtung des Tempels entspricht das der nordwestlichen Hälfte, was nach GUTBUB die theologische Nordhälfte wäre (vgl. GUTBUB, in: LÄ III, 680). Entsprechen der Ausrichtung des hier thematisierten Hauptgottes wird wieder auf die beiden Augen des Haroeris, Sonne und Mond, verwiesen. Innere rechte Reihe (zwischen den Säulen VI, IX, und XIV) Auf die nördliche (korrigierte Version!) Seite sind die 12 Stunden des Tages (KO 322–324) gesetzt. Die Reihe endet mit der 9. bis 12. Stunde im Osten (nordöstliches Eingangstor).

9.-12. Tagesstunde (KO 322)

5.-8. Tagesstunde (KO 323)

1.-4. Tagesstunde (KO 324)

(Abb. 112, 1–3: überarbeitete und korrigierte Abbildungen nach Photos des Akademieprojekts)

Text: KO 322 (mit Korrekturen) Bearbeitungen: — Oben: Texte zu den ersten beiden Stunden des Tages wurden nicht graviert und sind lediglich in Vorzeichnung mit schwacher roter Farbe erhalten. Eine Lesung ist jedoch nicht möglich. Unten: Texte zur 3. und 4. Stunde des Tages in schwacher roter Farbe erhalten. Lesung nicht möglich. Randzeile:

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5.1.2 Kom Ombo

216 Übersetzung: KO 322, Randzeile: wn(n).in nTrw nsww Hno=sn Hr i#w Or-#Xty nTrw Htptyw mrwtyw Hr dw# Or-wr o# m imntt a

b

Die ‚zu den oberägyptischen Königen gehörenden’ a sind mit ihnen beim Lobpreisen des Harachte. ‚Die Götter, die zu den Opfern gehören’ b und beliebt sind (?) preisen Haroeris, den Großen im Westen.

Nsww nach LGG IV, 345a. Die Schreibung spricht nicht unbedingt für diese Lesung, da sie aber im Verbund mit der darauffolgenden Göttergruppe der Htptyw (LGG V, 565a) genannt sind, werden diese gemeint sein. Die Quelle für diese Göttergruppen ist das Amduat. LGG IV, 535. Vielleicht ist hier auch nur einfach Htptyw zu lesen. Text: KO 323 (mit Korrekturen in rot) Bearbeitungen: — Oben: ··· ···

Unten: ?

··· ···

Randzeile:

Übersetzung: KO 323, oben: Nsrt siw imy=s c#-srt

‚Die Flamme’ (5. TS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Der Sohn des Schafs’.

oHoyt siw imy=s crt KO 323, unten:

‚Die aufrecht Stehende’ (6. TS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Das Schaf’

Nkt siw imy=s vpy-o-#Xwy

Die Strafende (7. TS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Der Vorgänger des Hellen’.

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5.1.2 Kom Ombo, Äußere linke Reihe (KO 322–324)

Nbt-Xprw siw imy=s #Xwy

217

‚Die Herrin der Gestalt’ (8. TS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Der Helle.

KO 323, Randzeile: wnn dw#tyw Hno=sn Hr dw# sXm n nTr-o#[Ro] sbtyw mitt Hr sn-t# n H#ty-nXn[Ro] a

b c

d

Die Preisenden a sind zusammen mit ihnen (wenn sie) das Machtbild des großen Gottes[Re] b preisen. Die zum Transport gehörenden c verehren den Vorderen der Nechen-Kapelle[Re] d .

LGG VII, 521b. Herkunft dieser Götter ist wohl das Höhlenbuch. Im LGG (VII, 523c) in der Schreibung wie hier unter dw#tyw (die Lobpreisenden) aufgenommen. Der Name hat sich möglicherweise aus den dw#tyw (die Unterweltlichen, LGG VII, 513c) entwickelt, die im Amduat und Pfortenbuch erwähnt werden. Als Lesung für nTr-o# käme auch Or-o# in Frage. LGG VI, 238c. Sie sind als Gruppe nur spät belegt und begleiten die Sonnenbarke oder preisen den Mond. LGG V, 19a. Text: KO 324 (mit Korrekturen) Übersetzung: — Oben: ··· ··· Unten: ···

so

··· Randzeile:

Übersetzung: KO 324, oben: Wbnt siw imy=s cSmw

‚Die Aufgehende (1. TS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Der Leitende’.

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5.1.2 Kom Ombo

218 cSmt siw imy=s c#-sSmw

‚Die Leitende’ (2. TS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Der Sohn des Leitenden’.

KO 324, unten: Mkt-nb=s siw imy=s Knmw-sSmw

‚Die ihren Herrn schützt’ (3. TS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Kenmu-seschem’.

cSt#t siw imy=s vpy-o-smd

‚Die Geheime’ (4. TS). Der Stern, der in ihr ist, ist: ‚Der Vorgänger von Semed’.

KO 324, Randzeile: wnn cSpw Hno=sn Hr i#w itn m Hr n HD-t# Cspw Hr dit tp-rd=sn ánñ Nbt-wi# a

b c

Die Leuchtenden a sind zusammen mit ihnen (wenn sie) die Sonnenscheibe im Angesicht des Sonnenaufgangs lobpreisen. Die Empfangenden b geben ihre Dienstanweisungen áanñ die ‚Herrin der Barke c .

Vgl. LGG VI, 616c. Vielleicht ist das Wort auch estyw mit unklarer Übersetzung, wie im LGG (VII, 570b) vorgeschlagen, zu lesen. LGG VII, 116a. Die Quelle für diese Göttergruppe scheint das Höhlenbuch zu sein. LGG IV, 38c. Diese Göttin wird u. a. mehrfach im Amduat erwähnt.

Auswertung zu den Soffitten der ersten Reihe der nordöstlichen Architrave Die Tagesstunden werden von den Dekanen der Tanisliste ab dem 14. Dekan (cSmw) begleitet. D. h. die Reihe der Dekane wird auf dieser Seite ohne Unterbrechung nahtlos fortgesetzt. Die Göttergruppen, die nach Aussage der Randzeilen die Stunden begleiten, sind in verschiedenen Unterweltsbüchern (Höhlenbuch, Amduat und wohl auch Pfortenbuch) belegt. Bei ihnen handelt es sich um Göttergruppen, die den Sonnengott bei seiner Tagesfahrt in der Sonnenbarke begleiten und z. B. die Sonnenbarke ziehen oder den Sonnengott bei seiner Tagesfahrt preisen (Buch vom Tage).

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5.1.2 Kom Ombo, Äußere rechte Reihe (KO 319 und 325–326)

219

Äußere rechte (östliche) Reihe (zwischen den Säulen V, X, und XV) Außen sind die beiden Himmelsstützen vw#yt (KO 326) und vermutlich ursprünglich %yt (KO 319) in die Ecken gesetzt. Die beiden Göttinnen blicken zur Raummitte hin. In der Mitte zwischen ihnen befindet sich ein Text, der das Weltgebäude mit Himmel und Erde beschreibt.

%yt (KO 319)

Text (KO 325)

vw#yt (KO 326)

(Abb. 113, 1–3: überarbeitete und korrigierte Abbildungen nach Photos des Akademieprojekts)

Text: KO 319384 Bearbeitung: KURTH, Himmel stützen, 65; KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote lebten, 96. so so

Übersetzung: KO 319:

a

wn %yt Hr oX nnt B#-dmD wnn=s mn.ti Dt

‚Die Tragende’ hebt a den Himmel hoch, in dem der ‚Vereinigte Ba’ weilt, indem sie ewig dauert.

[… … … … …] ^Ptwrmys onX-Dt mr-PtH #st¿

[… … … … …] ^Ptolemaios, der ewig leben möge, der von Ptah und Isis geliebte¿ (= Ptolemaios XII.).

Die Grundlesung des Zeichens wäre eigentlich eher tw#, aber wahrscheinlich ist die hier gewählte wegen des Wort- bzw. Lautspiels zum Namen der Himmelsstütze eher anzunehmen.

384 Der Block befand und befindet sich nicht mehr am ursprünglichen Ort.

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5.1.2 Kom Ombo

220

Text: KO 325 Bearbeitung: Gutbub, Textes fondamentaux, 398–406; Kurth, Wo Götter, Menschen und Tote lebten, 95.

?

Übersetzung: KO 325:

a

b

wn pt mn.ti Hr sXnw=s t# smn Hr ndb=f wn mnty smn Hr st=sn

Der Himmel dauert auf seinen Stützen, während die Erde auf ihren Fundamenten dauert und die beiden Ufergebirge an ihrem Platz dauerhaft sind.

wn mHyt pr r nw=s wn Hwtirw mn.ti r nHH Dt

Der Nordwind kommt hervor zu seiner Zeit. Der Tempel der Gestalt dauert bis in alle Ewigkeit.

wn b# n Ro m rn=f n itnTr-5 wbn=f m nwn r t#

Der Ba des Re existiert in seinem Namen des Vaters der fünf Götter a , während er vom Nun zur Erde aufgeht

m sm#wy psD=f m nnt cbk-Ro ii.n=f m #Xt oQ=f st=f Ds=f Nbyt

aus der tiefsten Nacht und während er am nächtlichen Himmel leuchtet. (Denn) Sobek-Re, er ist aus dem Horizont gekommen während er seinen eigenen Platz Kom-Ombo betritt

mn=s xr=f mi pt Ro mi sb#w/nTrw[…] mi […--…] ¿ Hr nst=f Dt

und während er (der Platz) unter ihm dauert wie der Himmel des Re, wie die Sterne/Götter […] und wie […-…] ¿ auf seinem b Thron, ewiglich.

LGG I, 584a verweist auf GUTBUB, Textes fondamentaux, 398, Anm. 2 und (g) auf S. 400. Der Vater der fünf Götter ist Geb, der auch anderenorts wie Sobek hier als „Ba des Re“ bezeichnet wird. Ein typischer Titel des Geb ist auch „Vater der Götter“ (it-nTrw) mit dem hier durch die Anordnung der nTr-Zeichen gespielt wird. Zudem weist GUTBUB (Textes fondamentaux, 400, Anm. g) auf die Schreibung des Namens von Geb mit dem Stern und seinen fünf Zacken, die wiederum auf die fünf nTr-Zeichen referieren, hin. Vgl. dazu auch KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote leben, 95. Die Lesung konnte nicht überprüft werden, vielleicht steht hier tatsächlich . Das Tierfell ( ) kann normalerweise nicht f gelesen werden.

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5.1.2 Kom Ombo, Äußere rechte Reihe (KO 319 und 325–326)

221

Kommentar: Der Text thematisiert die Welt, also den Rahmen, in dem sich der Tempelgott und sein Heiligtum befinden. Stellvertretend für die vier Winde wird hier nur der Nordwind genannt. Die vier Winde sind jedoch ebenso wie die vier Himmelsstützen Anzeiger der vier Enden bzw. Ecken der Welt. Der Tempel von Kom Ombo wird zudem mit der Welt verglichen. Der Sonnengott, der auf dieser Seite mit dem zweiten Hauptgott des Tempels Sobek-Re identifiziert wird, ist der wesentliche Akteur, der diesen Raum bewohnt und mit Leben erfüllt. Text: KO 326 Bearbeitung: KURTH, Himmel stützen, 66–67; KURTH, Wo Götter, Menschen und Tote lebten, 94.

Übersetzung: KO 326:

a

wn vw#yt Hr wTs gbt H#yty wbn im=s

‚Die Erhebende’ erhebt den Himmel, an dem die beiden Leuchtenden (= Sonne und Mond) aufgegangen sind.

onX nTr nfr Ro n Kmt IoH m X#swt s#-Ro nb-Xow ^Ptwrmys onX-Dt mr PtH #st¿

Es lebe der gute Gott, der Re Ägyptens und der Mond in den Fremdländern a , der Sohn des Re und Herr der Kronen ^Ptolemaios, der ewig leben möge, der von Ptah und Isis Geliebte¿ (= Ptolemaios XII.).

KURTH (in: Wo Götter, Menschen und Tote lebten, 94 mit Anm. 744) sagt dazu, dass mit in dieser Aussage „der Vorrang Ägyptens herausgestellt“ wird, „denn die Leuchtkraft der Sonne ist ja wesentlich größer als die des Mondes“. Könnte sich hier vielleicht eine Anspielung auf die unterschiedliche Funktion von Sonne und Mond auf die verschiedenen Kalendersysteme der Region verbergen? Schließlich war Ägypten das einzige Land des Mittelmeerraumes in dieser Zeit, das über einen sonnenbasierten Kalender verfügte, was es gegenüber allen anderen Ländern (X#swt) hervorhebt, deren Kalender auf dem Mondzyklus (mit den verschiedensten Lösungen zur Angleichung an das Sonnenjahr) basierte.

Auswertung zu den Soffitten der zweiten Reihe der nordöstlichen Architrave Die nördliche (KO 326) und – vermutlich entgegen der Textpublikation – die östliche Himmelsstütze (KO 319) rahmen einen Text (KO 325) ein, der das Weltgebäude beschreibt, in dem der Sonnengott seine Bahn bei Tag und bei Nacht über den Himmel zieht. Diese Seite ist dem zweiten Hauptgott des Tempels Sobek-Re gewidmet. Sobek (-Re) ist in der örtlichen Theologie an Geb und seine Gemahlin Hathor an Nut angelehnt, wozu auch die inhaltliche Ausrichtung des mittleren Textes (KO 325) passt. Ihnen ist

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222

5.1.2 Kom Ombo

die linke Hälfte des Tempels und der Süden gewidmet385. In der realen Ausrichtung des Tempels entspricht das der südöstlichen Hälfte, was nach GUTBUB die theologische Südhälfte wäre. Zusammenfassung zur Dekoration der Soffitten des Pronaos Der Tempel von Kom Ombo liegt auf dem östlichen Nilufer (vgl. Abb. 114). Heutzutage verläuft er nahezu parallel zum Nil, der an dieser Stelle eine kleine Schlaufe macht. GUTBUB386 ging davon aus, dass er ursprünglich mit dem Eingang auf den Nil und damit idealerweise von Westen nach Osten ausgerichtet war. Tatsächlich liegt er genau zwischen den Himmelsrichtungen mit den Sanktuaren im Nordosten und dem Eingang im Südwesten387. Um die von GUTBUB postulierte exakte Ausrichtung zu erreichen, müsste der Grundriss eigentlich um ca. 45° im Uhrzeigersinn gedreht werden (vgl. Abb. 115).

(Abb. 114: Plan nach PM VI, 178 und 180; Grundriss des Mammisis nach KO I, Übersichtsplan vor Seite 1 und ein ergänzter Plan des Mammisis, 28–30)

385 Vgl. GUTBUB, in: LÄ III, 680. 386 GUTBUB, in: LÄ III, 679–680, vgl. auch unten Abb. 3. 387 GUTBUB, in: LÄ III, 679. Vgl. Abb. 2 mit einer Übersicht zum heutigen Verlauf des Nils in der Region und der genauen Lage des Tempels (im Ausschnitt).

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5.1.2 Kom Ombo, Zusammenfassung

223

Im Tempel ist die rechte Hälfte388 im Norden dem Haroeris zugeordnet, während die linke, dem Sobek zugewiesene Seite im Süden liegt (vgl. Tafel XII). Jedoch passt diese Aufteilung nicht zur Anordnung der Himmelsstützen im Hypostyl des Tempels nach dem Plan von DE MORGAN (KO I, S. 211). Außerdem ist vermutlich die östliche Himmelsstütze (KO 319) bereits zu DE MORGANs Zeiten falsch zugeordnet worden.

(Abb. 115: Plan der Region mit dem heutigen Verlauf des Nils nach Google Maps 2019)

Zudem wurde die nördliche Himmelstütze (KO 326) gespiegelt wiedergegeben. Somit hat sich nachweislich ein Fehler in die Publikation von DE MORGAN eingeschlichen. Ein weiterer könnte die fälschliche Platzierung der östlichen Himmelsstütze (KO 319) sein, die außerdem heute vor Ort nicht mehr aufzufinden ist. Positioniert man diese auf die gegenüber liegende Seite zwischen die Säulen V und X und ergänzt die komplett fehlende südliche Himmelsstütze zwischen die Säulen I und VI, befänden sich alle Himmelstützen an ihren logischen Ecken unter der Voraussetzung, dass die gesamte Decke, wie sie sich heute präsentiert um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird. Jedoch würde daraus folgen, dass die ideelle Ausrichtung des Tempels von GUTBUB nicht zur wahrscheinlichen Anordnung der Himmelsstützen passt, da sie gegenüber den realen Himmelsrichtungen dann um ganze 180° versetzt wären. GUT-

388 Vom Sanktuar aus gesehen.

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224

5.1.2 Kom Ombo

BUBs Verteilung der Nord- und Südhälfte passt jedoch durchaus zu den tatsächlichen Himmelsrichtungen, da sich ja der geographische Norden auf der rechten Seite und der Süden auf der linken Seite der Tempelanlage befindet. Ob es nötig ist, deswegen den gesamten Tempel um 90° zu drehen, um so eine exakte Ausrichtung des Tempels zu erhalten, ist jedoch eine gänzlich andere Frage. Der heutige Verlauf des Nils verläuft nahezu parallel zum Tempelhaus, was natürlich zur Zeit der Erbauung des Tempels anders gewesen sein könnte. Es wäre daher möglich, dass der Eingang des Doppeltempels ursprünglich exakt auf den Nil ausgerichtet war, genauso wahrscheinlich wäre es jedoch, dass der Tempel wie Edfu parallel zum Fluss errichtet wurde. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass er in voller Absicht so ausgerichtet wurde, dass er genau zwischen den Himmelsrichtungen liegt. Wie auch immer diese Frage zu beantworten ist, die Drehung der Himmelsstützen und damit der Himmelsrichtungen um 90° gegen den Uhrzeigersinn lässt sich mit der theologischen Zuweisung der Hauptgötter von Kom Ombo mit den Inhalten der Texte erklären. Die Tableaus der mittleren Reihe (KO 313–315) geben das Thema der Deckendarstellungen an. Im Zentrum stehen die Dekane und die Geschehnisse der Nacht, wie die Nachtfahrt der Sonne und der Mond. Rechts und links von dieser Mittelzeile schließen sich jeweils die 12 Stunden des Tages und der Nacht an. Ihre Reihe beginnt am Eingang zum Hypostyl (KO 316), was auf die realen Himmelsrichtungen übertragen im Westen wäre. Die Reihe setzt sich nach Norden hin fort. Den Stunden der Nacht auf der rechten Hälfte wird hier der Vorzug gegeben, was daran zu erkennen ist, dass mit diesen die Liste der Dekane mit dem ersten der Reihe Knmt (KO 316) beginnt. Den Stundengöttinnen und den Dekanen werden auch die einzelnen Abschnitte der nächtlichen Sonnenfahrt zugeordnet, wobei verschiedene Götter genannt werden, die mit den jeweiligen Stunden der Nacht verbunden sind. Das Thema dieser Hälfte wird in der Monographie der zweiten Reihe beleuchtet. KO 320 macht Angaben zur untergegangenen Sonne und zum Mond und deren Verbindung zu den Dekanen. Sonne und Mond verweisen ihrerseits wiederum auf Haroeris, zu dem diese beiden prominenten Gestirne in Form seiner beiden Augen gehören. Auf der gegenüberliegenden Seite sind die Stundengöttinnen des Tages dargestellt, die in der Ostecke (KO 324) beginnen und mit den letzten beiden Stunden im Süden enden (KO 322). Ihnen werden wiederum Dekane von den letzten Nachtstunden der gegenüberliegenden Seite in fortlaufender Reihenfolge beigefügt. Die Randzeilen der drei Tableaus nennen Göttergruppen, die in verschiedenen Jenseitsführern belegt sind und dort Begleiter der Sonnenbarke sind. Hier steht die Tagesfahrt der Sonne im Fokus. Das Thema dieser Hälfte ist wiederum in einem Text der zweiten Reihe zu finden. KO 325 beschreibt den Raum mit Himmel, Erde und Luft, in dem der Sonnengott seine Bahn zieht. Himmel und Erde sind dabei direkt mit Sobek verbunden, da dieser in der örtlichen Theologie als Geb und seine Gemahlin Hathor als Nut gilt. Sobek ist es schließlich auch, der als Re seine Bahn über den Himmel zieht, nachdem er aus dem unterweltlichen Nun zur Erde emporgestiegen ist. Die Reihe der Stundengöttinnen beginnt in der realen Ostecke (KO 324) und endet in der Südecke (KO 322). Sie folgen nahtlos auf die Nachtstunden und bilden somit einen Kreislauf der täglichen Sonnenfahrt, die mit dem Untergang der Sonne im Westen beginnt und über deren Nachtfahrt im Norden, dem Sonnenaufgang im Osten und der Tagfahrt im Süden endet, um darauf erneut in diesen Kreislauf einzutreten.

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5.1.2 Kom Ombo, Zusammenfassung

225

Die Drehung der Position der Himmelsstützen um 90° gegen den Uhrzeigersinn ließe sich durch zwei Aspekte erklären. Die Nacht, in der die Dekane die Stunden anzeigen, ist primär mit dem Süden verbunden (südliche Sternenkonstellation), aber die Göttin Nut, die indirekt in dem Text auf der Tagesseite thematisiert wird, kann in diesem System mit den Sternen am nördlichen Himmel assoziiert werden (nördliche Konstellation). Stünden die Himmelsstützen nun in den Ecken der realen Himmelsrichtungen, wäre die Nordecke auf die westliche Hälfte und die Südhälfte auf die östliche Hälfte verschoben worden. Diese Verteilung würde dann zwar zum Thema Sonnenlauf passen, nicht aber zu den Sternenkonstellationen des Nachthimmels. Hier ist zwar die nördliche Konstellation in Bild und Text komplett ausgefallen, aber sie ist dennoch indirekt durch die Thematik um Sobek und Hathor (Nut) anwesend. An den Schluss sei hier gestellt, dass sich eine Verteilung der Göttinnen, die eine direkte Verbindung zu den realen Himmelsrichtungen haben, in einem dreidimensionalen System, wie das hier der Fall ist, kaum mit einer Gruppierung der Ost- (KO 319) und Westgöttin (KO 321) und der Nord- (KO 326) und Südgöttin (nicht mehr vorhanden) verträgt. Zudem ist es unwahrscheinlich, dass die östliche Himmelsstütze (KO 319) zur Wand blickt, während ihre Kollegin in der Westecke (KO 321) zum Rauminneren blickt, was der Fall wäre, würde der Aufteilung DE MORGANs gefolgt. Denkbar wäre allerdings, dass die Göttinnen mit den Füßen zueinandergestanden haben, dann könnte der Block mit der östlichen Himmelsstütze dort positioniert gewesen sein, wo ihn DE MORGAN gesetzt hat, das würde sich jedoch mit der Ausrichtung aller anderen Tableaus widersprechen und der logischen Anordnung der Himmelsstützen im Raum zuwiderlaufen. Unabhängig von der Interpretation des Dargestellten zeigen die Bilder an den Soffitten zuallererst die 12 Stunden des Tages und die 12 Stunden der Nacht. Diese sind in die örtliche Theologie so eingebaut, dass zu gleichen Teilen der Bereich Sonne und damit verwandte Themen dem Haroeris als Herrn über die Gestirne jeder Art zugewiesen ist und das Weltgebäude, in dem diese sich befinden, dem Sobek.

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226

5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

5.1.3 Die Darstellungen und Texte in Athribis Am Beginn der Arbeiten im Repittempel von Athribis im Jahr 2004 lagen die tonnenschweren Deckenblöcke noch in situ, nur einige kleinere Blöcke mit gut erhaltener Farbfassung, bei denen es sich zum Teil um größere Steinsplitter handelte, waren von den Mitarbeitern der ägyptischen Missionen in den Jahren von 1980 bis 1997 in ein kleines Steinlager verbracht worden, um sie vor der fortschreitenden Verwitterung zu schützen (vgl. Abb. 116).

(Abb. 116, Projektphoto Athribis, 2005: Übersicht über den Repittempel)

Bis 2011 war der einzige Block im rückwärtigen Umgang von L 2, der auch damals schon als Block mit – möglicherweise – astronomischen Inhalt identifiziert wurde, B6032 (vgl. Abb. 117). Auf ihm ließ sich eine Barke mit preisenden Bavögeln davor und im Register darunter zwei löwenköpfige Figuren ausmachen. Weitere Hinweise auf die Dekoration der Decke gab es nicht und die zu diesem Zeitpunkt bekannten Blöcke lagen außerhalb jeden Zusammenhangs verstreut umher und konnten zu jenem Zeitpunkt nicht eingeordnet werden. Danach wurden die Blöcke, vor allem in den Jahren ab 2011/2012 bis 2019, aus dem Tempel in sieben verschiedene Steinlager verbracht, wo sie z. T. in ihrem originalen Verbund aufgestellt sind. So kamen im Laufe der Freilegung des hinteren Umgangs nach und nach mehr Blöcke zum Vorschein, die unsere ursprüngliche Annahme, dass die Deckendekoration im Abschnitt L 2 ein astronomisches Deckenbild zeigte, bestätigten. Die abschließende Situation in diesem Bereich des Umgangs, wie sie sich 2017 darstellte, kann in Abb. 118 nachvollzogen werden. Im Jahr 2017 (vgl. Abb. 118) war der gesamte Umgang L 1, L 2 und L 3 endgültig freigeräumt und aus dem Abschnitt L 2 lagen alle verstürzten Blöcke vor389, sodass nun abschließend mit der Rekonstruktion der astronomischen Decke begonnen werden konnte. Doch, bevor die einzelnen Deckenblöcke im Detail besprochen werden, soll an dieser Stelle noch einmal die grundsätzliche Deckendekoration des gesamten Umgangs im Überblick dargestellt werden sowie ein weiterer Befund aus einem spätzeitlichen Grab am Berghang von Athribis, das wesentlich zur Rekonstruktion der Decke beigetragen hat und durch eine Publikation in EAT III, Tfn 38–39 schon länger bekannt ist. 389 Die hier verwendeten Blöcke werden im Band Athribis IX publiziert, der sich z. Z. im Druck befindet. Zur Ausgrabung in L 2 s. bislang MÜLLER, in: Athribis V, 55–59 und Tf. 35–40.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der östliche Bereich

(Abb. 117, Projektphoto Athribis, 2004: Block 6032)

227

(Abb. 118, Projektphoto Athribis: Abschlussbild nach der vollständigen Entfernung der Blöcke, 2017)

Der Säulenumgang war mit einer Decke versehen, die von der Wand bis zu den Säulen reichte, während zwischen dem Naos und den Säulen ein schmaler Bereich ohne Abdeckung blieb, durch den die Sonne den Umgang erleuchten konnte390.

(Abb. 119: Plan des Athribisprojekts (2020), Grundriss des Repittempels in Athribis) 390 Vgl. hierzu den Schnitt durch den Säulenumgang L 3 von HEINDL, in: Athribis V, 369–37 und Tf. 221.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

228

In den Abschnitten L 1 und L 3 war die Decke mit einer langen Reihe von Geiern versehen (in Abb. 119 orange markiert), die von beiden Seiten von langen Inschriftenzeilen eingerahmt wurden. Der Blick der Geier war auf den Naos gerichtet, ihre Füße wiesen nach Süden und die Köpfe mit den wechselnden Kronen nach Norden. Die Reihe mitsamt der langen Inschriftenzeilen verlief vom südlichen Ende bis an die Nordwand des Umgangs über die Säulen Y 1– Y 10, bzw. Y 17–Y 26. Die eigentliche astronomische Decke befand sich zwischen den Säulen Y 11–Y 16 (in Abb. 119 blau markiert) und war wegen des rückwärtigen Eingangs, der von L 2 nach M 2 führte, in eine östliche und westliche Hälfte unterteilt. Nach der ursprünglichen Lage der Blöcke, die später als zur astronomischen Decke gehörend identifiziert werden konnten, war es möglich, ihre ursprüngliche Position zu bestimmen (vgl. in Abb. 120 den Plan mit der Lage der einzelnen Deckenblöcke, der auf einem ursprünglichen Blockplan von Jacek KOŚCIUK basiert391).

(Abb. 120: Ausschnitt aus dem Blockplan des Athribisprojekts von KOŚCIUK (Athribis I, Pl. XIX; nach der neuen Strichzeichnung von Carmen RAC) mit der Lage der Deckenböcke in L 2)

Die Deckenblöcke mit substanziell bzw. noch identifizierbaren Resten der astronomischen Reliefs sind in Orange markiert. Die Blöcke, bei denen die Dekoration nur sehr schlecht erhalten war oder die Darstellungen der Geierdecke zeigen, sind in einem helleren Ton wiedergegeben. Die drei kleinen Blöcke in der nordöstlichen Ecke mit roten Zahlen, bei denen es sich eigentlich um größere Steinsplitter handelt, stammen aus dem alten Steinlager, was während der ägyptischen Arbeiten vor Ort zwischen 1980–1997 angelegt worden war und heute wieder als Steinlager 6 (SL 6) in Verwendung ist. Die in Frage kommenden Stücke müssten ursprünglich aus diesem Bereich stammen, da sie vermutlich von einem sehr großen Dreiecksblock B6030 abgesplittert sind. In derselben Zeit, in der die Umgänge von den verstürzten Blöcken befreit wurden, hatte einer der Mitarbeiter des „ägyptischen Teams“ vor Ort, Mohamed ABUEL YAZID das sogenannte Grab des Bürgermeisters Psenosiris (P#-Sry (-n) -Wsir), zu bearbeiten begonnen. Bei dem Grab handelt es sich um ein Schachtgrab, das oberhalb des Tempels in den Felsen des westlichen Gebirges eingetieft ist. Nach unseren gemeinsamen Untersuchungen der Reliefs und einiger paläographischer Besonderheiten muss das Grab etwa zur selben Zeit angefertigt worden sein, in der auch der große Säulenumgang des Tempels dekoriert wurde (zwischen Tiberius 14–37 u. Z. und Caligula, 37–41 u. Z.). Bei PETRIE392 wurde das Grab lediglich am 391 Vgl. Athribis I, Tafel XIX. 392 PETRIE, Athribis, 13, Abschnitt 28.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der östliche Bereich

229

Rande erwähnt, jedoch wurde 1985 ein Vorbericht zu den Arbeiten am Ort publiziert, der sich auch mit dem Grab beschäftigt393. Die Decken des Grabes wurden in EAT III, 75–77 und Tfn 38–39 unter der Bezeichnung „Nag‘ Hamad“ A und B publiziert (vgl. Tfn IV–V und die Übersicht Tf. VI). Das Grab besteht aus zwei Räumen, einem im Osten gelegenen Vorraum, in den der Eingangsschacht führt und einer im Westen zum Berginneren gelegenen Begräbniskammer mit drei in die südliche, westliche und nördliche Wand eingelassene Nischen, die Vertiefungen für Särge enthielten, die bis auf das Bodenniveau der Grabkammer reichen. Wie die Bezeichnung „Bürgermeistergrab“ schon erkennen lässt, war der Inhaber des Grabes Psenosiris ( ) in der Zeit des 1. Jahrhunderts u. Z., Bürgermeister des Ortes (H#tyo m Hwt-Rpwt), zu dem der Tempel der Repit mit seinen umliegenden Gebäuden inklusive der Nekropole (sT#w n Hwt-Rpwt) im angrenzenden Westgebirge gehörte394. Psenosiris ließ die Decken beider Räume mit astronomischen Themen versehen. Beide Decken beinhalten ein Nutbild als Rahmen, das entsprechend der Angabe des Nutbuches ausgerichtet ist. Die Göttin ist jeweils mit einem roten Gewand bekleidet. Ihre Beine und ihr Schoß liegen im Osten, wo die Sonne allmorgendlich geboren wird. Ihr Körper verläuft über den südlichen Deckenrand, wo mit hellen runden Scheiben auf dem Körper der Nut die Tagesstunden des Sonnenlaufs angedeutet sind. Im ersten Raum sind es sechs oder sieben Scheiben ohne Innendekoration, die an die entsprechenden Kreise auf dem Körper der Himmelsgöttin im LdJ erinnern395, wogegen es im zweiten Raum zwölf Scheiben mit den verschiedenen Figuren des Sonnengotts nach dem Stundenritual sind, wie sie auch in entsprechenden Tableaus aus Philä, Edfu und Dendara überliefert sind396. Der Kopf und die Arme der Göttin liegen im Westen, wo die Sonne untergeht bzw. von ihr verschluckt wird. Im ersten Raum bildet eine zusammengerollte, nackte Figur mit ausgestreckten Armen und grüner Hautfarbe den Boden, von der nur noch die Arme und ein Teil des Rückens erhalten ist397. Auf ihren Händen befindet sich je eine rote Scheibe, die unter den Füßen bzw. Händen der Himmelsgöttin liegt. Im zweiten Raum steht Nut auf einer einfachen, flachen Bodenlinie. Der Raum zwischen den Armen, dem Körper und den Beinen ist mit Reihen unterschiedlicher Dekane ausgefüllt, die gegenüber der Göttin um 180° gedreht sind. Im ersten Raum sind sie in vier Register und auf elf Barken aufgeteilt sind, wozu in Richtung des Körpers der Nut noch zwei weitere Register mit den Planeten, der südlichen Konstellation, sowie dem Sonnen- und Mondauge folgen. Im zweiten Raum sind die Dekane auf drei Register verteilt, wobei hier auch noch die fünf Planeten untergebracht sind, während die südliche Konstella-

393 Vgl. EL-FARAG, KAPLONY-HECKEL und KUHLMANN, in: MDAIK 41, 1985, 4–8. Die in diesem Aufsatz (S. 5– 6) vorgeschlagene Datierung reicht von spätptolemäisch bis römisch und stimmt damit mit unserer überein. 394 Auch teilweise nachzulesen in: EL-FARAG, KAPLONY-HECKEL und KUHLMANN, in: MDAIK 41, 1985, 5. 395 Vgl. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, Tfn I–XXII. Es sind im Buch vom Tage wohl auch nicht unbedingt zwölf Kreise bzw. Sonnenscheiben. 396 Vgl. hier Tf. XVII und BRUGSCH, Thes., 57, wo er die entsprechenden Figuren aus den Tempeln von Dendara (A = Pronaos, Travée I, Ost; D XV, 9, 5–13, 4), Edfu (B = Pronaos, Architrave; E III, 213, 13–229, 3) und dem Sarg des Chaef (C = Sarg Kairo JE 49531, vgl. hier auch DARESSY, in: ASAE 17, 1917, 15–17) zusammenstellt. Die Tableaus in Philä könnten hier auch noch hinzugefügt werden: BÉNÉDITE, Philae, Tfn I, I‘ und II (vgl. dazu die kleineren Korrekturen auf Tf. VIII) sowie die aus der 2. östlichen Osiriskapelle in Dendara (D X, 165–176) und Tf. 60) und die Decke der Wabet in Edfu (E X, Tf. XXXIIIc). 397 Vgl. zu ähnlichen Darstellungen in Philä, Dendara (2. westl. Osiriskammer) und Deir el-Hagar oben S. 30– 32 und 187–188.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

tion, das Sonnen- und Mondauge sowie eine Figurengruppe, die den 15. bzw. wohl 16. Mondmonatstag präsentieren, an dem sich Sonne und Mond am Morgen gegenüberstehen, direkt unter dem Bauch der Himmelsgöttin stehen398. Die Register werden hier in der Mitte von einer großen Figur des Schu geteilt, der den Körper der Himmelsgöttin hochhebt. Die Hautfarbe des Schu ist ebenso wie die der Bodenfigur im ersten Raum grün, während die Haut der beiden Himmelsgöttinnen gelb ist. Die Dekane sind im ersten Raum gelb (meistens die Frauen) oder rot (in der Regel die männlichen Figuren), einige haben eine grüne Hautfarbe. Im zweiten Raum ist das Bild bunter: die Farben wechseln hier, unabhängig vom Geschlecht der Götter, sofern noch vorhanden, von gelb über rot, grün, schwarz und in einigen Fällen zu einem kräftigen rosa. Der Hintergrund wird im ersten Raum von einem hellen Blau eingenommen, was sich im zweiten Raum zu einem dunkleren Blau ändert. Im ersten Raum handelt es sich bei den Dekangöttern um die Reihe der Sethos I B-Familie, die aus den charakteristischen löwen- und schlangengestaltigen Figuren besteht, die jedoch ohne die sogenannten Pseudodekane und die Epagomenengötter und Dekane wiedergegeben sind. Im zweiten Raum sind dagegen die Dekane der Tanis-Familie verwendet worden. Im ersten Raum ist von den Konstellationen nur die Südliche vorhanden, während im zweiten Raum, neben den Füßen der Himmelsgöttin, zusätzlich die Nördliche eingesetzt wurde, die anders als die Dekane dieselbe Orientierung wie die Himmelsgöttin haben, also nicht um 180° gedreht sind. Auch gibt es hier noch eine zusätzliche osirianische Figurengruppe neben den Händen der Göttin. Die Sethos I B-Dekane der Vorkammer sind vom dritten bis zum letzten Register bei den Füßen und Händen aufgereiht, wobei die ersten drei cpdt, Ctwy und Knmt einen Namen beigeschrieben haben399, die übrigen jedoch nicht. Auch sind sie direkt über den Göttern der südlichen Konstellation wiedergegeben. Auch bei den Tanis-Dekanen in der Begräbniskammer sind bei einigen Göttern noch Namen lesbar, sie sind jedoch in die kleinen Namensschilder, die bei nahezu jeder Gottheit des Tableaus aufgemalt wurde, mit schwarzer Farbe geschrieben. Wahrscheinlich waren ursprünglich alle Namen vorhanden, die jedoch dann im Laufe der Zeit Stück für Stück verschwanden, bis heute nur noch drei noch lesbar sind. Bei einigen weiteren sind noch die Sterne vorhanden, die jeden einzelnen Namen determiniert hat400. Die Reihenfolge verläuft auch hier von unten nach oben bis zur Bodenlinie, ist jedoch weniger eindeutig, da die Reihe zunächst auf der linken Seite beginnt und dann auf die Rechte wechselt, wobei der schlangengestaltige falkenköpfige Gott mit der Nummer 21, wohl aus Platzmangel, noch auf die linke Seite gewandert ist. Planeten und Konstellationen wurden in beiden Bildern nach ägyptischer Tradition als abgesetzte Gruppe getrennt von den Dekanen zusammengestellt und gehen diesen in beiden Räumen voran (die Namen der fünf Planeten sind mit Kürzeln in violett angegeben). Die Sonne wird am Abend als Flügelsonne mit einem Flügel vor dem Mund der Nut und am Morgen als Kind (Raum I) bzw. Falke (Raum II) in einem Horizont-Zeichen mit Sonnenscheibe am Schoß der Göttin wiedergegeben.

398 Vgl. hierzu auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 75. 399 Vgl. hier Tf. IV, die Nummerierung (in Altrosa) gibt die Reihenfolge der Dekanfamilie an. 400 Vgl. hier Tf. V, auch hier gibt die Nummerierung (in Rosa) die Reihenfolge der Dekanfamilie an.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der östliche Bereich

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Die südliche Konstellation wurde wie in Esna (Travée F, vgl. hier Tf. XIII), Dendara, eckiger Tierkreis (Pronaos, Travée III, Osten, vgl. hier Tf. XII), sowie bei dem runden Tierkreis (2. östl. Osiriskammer, vgl. D X, Tf. 60), um die Göttin Anukis erweitert. Die nördliche Konstellation ist nur im 2. Raum vorhanden und wurde über das Nilpferd und Mesechtiu um einen Falken und einen hockenden Pavian erweitert, die sich in dieser Kombination auch auf dem Sarg des Heter finden lassen401. Nachdem also alle verwertbaren Blöcke aus dem hinteren Bereich des Repittempels vorlagen, zeigte sich sehr schnell der hohe Grad der Verwandtschaft zu den Darstellungen im Grab des Psenosiris. Im Folgenden werden die Blöcke in Gruppen unterteilt und nach Ostund Westhälfte getrennt vorgestellt. 5.1.3.1 Die Blöcke in L 2: Der östliche Bereich a) Block 6030 Der Block lag in der Ecke von L 1 und L 2 zwischen L 2 Nordwand und der Säule Y 10. Wie sich an der Form unschwer erkennen lässt, handelt es sich um einen sogenannten Dreiecksblock402, der im Verbund mit weiteren Blöcken dieser Art den Eckbereich des Säulenumgangs abgedeckt hat. Erhalten ist nur das nördliche Ende des Steins, das ursprünglich auf der Außenmauer auflag. Abgesehen von kleineren Ausbrüchen sind die Kanten des spitzen Endes erhalten, wärend die gesamte linke westliche Hälfte abgebrochen ist. Vorausgeschickt werden sollte, dass bei den Photos der hier vorgestellten Deckenblöcke, die als Vorlagen für die Zeichnungen verwendet wurden, mit einer leichten Verzerrung gerechnet werden muss, die sich jedoch nicht auf das auf ihnen dargestellte Bildprogramm auswirkt, jedoch in einigen Fällen auf die exakte Form der einzelnen Steine.

(Abb. 121a, Projektphoto Athribis: Block 6030)

(Abb. 121b, Strichzeichnung Autorin)

401 Vgl. hier S. 75, Abb. 38 (Grab des Psenosiris) mit einem Ausschnitt aus EAT III, Pl. 50. 402 Zu den Dreiecks-Steinen, die in Athribis zur Abdeckung der Ecken verwendet wurden, vgl. HEINDL, in: Athribis V, 371–372 und Tfn 223–229. Da in der nordöstlichen Ecke von L 1 – L 2 deutlich weniger Blöcke erhalten waren, hat HEINDL für diesen Bereich keine Rekonstruktion vorgeschlagen.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

Text / Publikation: Athribis IX, 10.2.1.2. Bearbeitungen / Parallelen: Decken im Grab des Psenosiris, EAT III, 75–77, Tfn 38–39; zum Block, HEINDL, in: Athribis V, 371–372 und Tfn 223–229. Der Block hat eine Dicke von 0, 95 m und ist 3, 75 m breit und 2, 80 m lang. Erhalten ist nur noch der kleinere Teil des Deckenblocks. Von der Dekoration sind sowohl die Farbfassung als auch das Relief noch gut erhalten. Die Figuren sind in flachem, versenktem Relief ausgeführt, das über eng aneinandergesetzte Reihen von Sternen in erhabenem Relief eingeritzt wurde. Zu erkennen sind zwei große, mit gelber Farbe ausgemalte Beine und Füße einer Frau. Oberhalb der Knöchel ist noch die Saumlinie eines Kleides erhalten. Vor den Füßen der großen Figur ist ein Sockel in Rot mit einer weiteren, jedoch deutlich kleineren weiblichen Figur zu erkennen, die ursprünglich ein Kleid mit einem bunten Muster trug. Der Hintergrund ist blau. An diesen Block lassen sich sicher drei weitere kleine Blöcke (B9323, B9331 und B9337) anschließen sowie vermutlich noch zwei weitere (B6023 und B6025, bzw. B9139), bei denen es sich um mehr oder weniger große Absplitterungen handelt. b) Die Blöcke 9323, 9331 und 9337 Im alten Steinlager, was heute als SL 6 in Gebrauch ist, fanden sich drei größere Steinsplitter mit zum Teil sehr guter Farbfassung. Der Fundort der Steine war, wie bei allen Blöcken aus diesem Lager, unbekannt, auch gab es zunächst keinen Hinweis darauf, dass sie zusammengehören könnten. Block 9323

(Abb. 122a, Projektphoto Athribis: Block 9323)

(Abb. 122b, Strichzeichnung Autorin)

Das erste Objekt ist der Block B9323, hat eine Dicke von nur 0, 16 m und misst 0, 48 m in der Höhe und 0, 40 m in der Breite. Bei diesem Stein sind nur Bruchkanten vorhanden. Von der Farbfassung ist hauptsächlich das Blau des Hintergrunds sowie das Gelb des Hecks einer Barke erhalten. Kleinere rote Farbreste stammen von der Vorzeichnung. Auch hier wurde das Relief flach eingetieft und über die in erhabenem Relief ausgeführten Sterne gesetzt. Zu erkennen ist der Rest einer weiblichen Figur auf der rechten Hälfte sowie das Heck einer Barke mit dem Rest eines Ruders und des weiteren ein Teil der Ruderhalterung am äußersten linken Rand.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der östliche Bereich

(Abb. 123a, Projektphoto Athribis: Block 9331)

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(Abb. 123b, Strichzeichnung Autorin)

Der zweite Steinsplitter hat die Nummer B9331. Die erhaltene Dicke beträgt 0, 30 m, er ist 0, 60 m breit und 0,71 m lang und zeigt auf allen Seiten Bruchkanten. Von der sehr gut erhaltenen Farbfassung ist der blaue Hintergrund, die gelbe Hautfarbe einer weiblichen Figur und ein kleiner Teil des Hecks einer Barke sowie das rote Kleid der Frau erhalten. Auch auf dem Schaft des Zepters sind kleinere Reste von grüner Farbe erhalten. Die gesamte Oberfläche ist wieder mit den erhabenen Sternen bedeckt, in die das vertiefte Relief flach eingeritzt ist. Zu erkennen ist eine stehende weibliche Figur, die ein rotes Kleid trägt. Sie hält in der vorderen ausgestreckten Hand ein Zepter, von dem ein Teil erhalten ist. In der hinteren Hand, die nach unten ausgestreckt ist, hält sie ein Anch-Zeichen. Hinter ihr ist ein Ruder mit Löwenkopf, das an einem Pfahl befestigt ist sowie ein kleiner Rest des Hecks der Barke zu erkennen. Das dritte Fragment B9337 ist zugleich das größte der drei. Mit 0, 28 m ist es annähernd genauso dick wie der vorangehende Block. Es ist 0, 67 m breit und 0, 63 m hoch. Der Block hat eine gerade, schräg verlaufende, bearbeitete Kante auf der rechten Seite, alle übrigen Seiten, sowie natürlich auch die Unterseite sind Bruchkanten. Die Farbe der Oberfläche ist nicht immer gut erhalten, aber es finden sich immer noch ausreichende Farbreste in gelb, grün und blau. Wieder ist das schwach eingetiefte Relief über die Sternenreihen in erhabenem Relief gearbeitet. Zu erkennen ist der Oberkörper einer Frau mit erhobenen Armen. Von ihrem Gesicht ist nur noch ein Teil erhalten, der restliche Kopf fehlt ganz. Ihre Hautfarbe wird gelb gewesen sein, während ihr Kleid ein Muster in blau und gelb mit einem grünen Rand aufwies. Die grüne Farbe am Oberarm könnte dagegen von einem Armreif stammen. Unter ihren Armen ist eine gelbe Papyrusdolde auf einem breiten Stiel zu erkennen, darüber ein kleines Rechteck, dessen Zugehörigkeit unklar ist. Möglicherweise handelt es sich um ein Schriftzeichen. Nachdem erst einmal die Vermutung aufkam, dass mindestens zwei der Fragmente zusammengehören könnten, zeigte sich bei einem virtuellen Zusammensetzungs-Versuch schnell, dass tatsächlich nicht nur alle drei Fragmente zusammengehörten, sondern dass sie sich auch an das obere Ende des großen Dreiecksblock anfügen lassen.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

(Abb. 124a, Projektphoto Athribis: Block 9337)

(Abb. 124b, Strichzeichnung Autorin)

Vor Ort wurden die drei Blöcke schließlich zusammengelegt (vgl. Abb. 125), was die anfängliche Vermutung klar bestätigt hat.

(Abb. 125a, Projektphoto Athribis)

(Abb. 125b, Strichzeichnung Autorin)

Damit konnte nun auch endlich postuliert werden, dass der ursprüngliche Fundort der drei Steinsplitter unweit des großen Eckblocks gewesen sein muss. Zu erkennen ist nun unzweifelhaft das Heck einer Barke mit Ruder, vor dem eine Göttin steht. Direkt hinter der Barke steht eine weitere Göttin mit nach oben erhobenen Armen.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der östliche Bereich

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Text / Publikation: Athribis IX, 10.2.1.5–10.2.1.7. Bearbeitungen / Parallelen: — c) Die Blöcke 6023 und 6025 (= 9139) Ebenfalls aus dem nordöstlichen Bereich stammen die Blöcke B6023 und B6025, der später die Nummer 9139 erhielt, da seine ältere Nummer so stark verblasst war, dass sie nicht mehr lesbar war und eine neue Nummer vergeben wurde. Die Blöcke, bei denen es sich um größere Fragmente handelt, wurden in situ gefunden und sind wahrscheinlich von ihrer ursprünglichen Lage kaum bewegt worden. Auch bei ihnen handelt es sich um große Splitter, die von einem weit größeren Block abgebrochen sein müssen. Der erste Block wurde zwischen L 2 Nordwand und der Säule Y 10 gefunden und ist 0, 29 m dick, 1, 37 m lang und 0, 84 m breit. Er zeigt auf allen Seiten Bruchkanten. Von der Farbe ist hauptsächlich ein sehr verblasstes Blau erhalten und nur an zwei Stellen etwas gelbe Farbe. Rote Bereiche könnten von der Vorzeichnung stammen. Die Oberfläche ist mit Sternenreihen in erhabenem Relief überzogen. Darüber wurde ein geflügelter Skarabäus mit Widderkopf und vier Flügeln eingeritzt, der wiederum über einem halbrunden Objekt schwebt, bei dem es sich um eine Sonnenscheibe handeln könnte. Über dem Kopf ist ein waagerechtes Widdergehörn mit einer, kaum zu Erkennenden, hohen Straußenfeder gesetzt.

(Abb. 126a, Projektphotos Athribis: Block 6023)

(Abb. 126b, Strichzeichnung Autorin)

Die Ikonographie zeigt eindeutig einen theriomorphen Windgott, der als Ostwind identifiziert werden kann und an anderen Orten wie in Dendara und Esna in dieser Form ebenfalls an astronomischen Decken belegt ist. In Verbindung mit dem halbrunden Objekt, könnte hier

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

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eine Sonnenaufgangsszene vorliegen, was ja mit dem Fundort im östlichen Bereich der Decke, wo sich auch die Füße der Himmelsgöttin befinden, zusammenpasst. Ein weiterer Block wurde unweit von diesem gefunden, er lag etwas westlicher, jedoch ebenfalls zwischen L 2 Nordwand und der Säule Y 10. Die linke Kante vor dem löwenköpfigen Gott ist gerade, was bedeutet, dass der Block die linke, ursprünglich westliche Kante eines größeren Blocks gebildet hat. Das Fragment ist nur 0, 27 m dick, 1, 34 m lang und 0, 91 m breit. Das vertiefte Relief wurde über die erhaben ausgearbeiteten Sternenreihen gesetzt und ist nicht immer gut zu sehen. Die Farben sind sehr verblasst, jedoch lässt sich der blaue Hintergrund noch gut erkennen. Ansonsten sind noch grüne, gelbe und blasse rote Farbreste erhalten.

(Abb. 127a, Projektphotos Athribis: Block 6025 = 9139)

(Abb. 127b, Strichzeichnung Autorin)

Auch ohne Namen lassen sich die beiden Gottheiten als Dekane der Sethos I B-Familie bestimmen, bei denen die Löwengestalt neben den Schlangen am häufigsten auftritt. Auf diesem Block sind zwei eingeritzte Sterne erhalten, die sich jeweils über den beiden Dekanen befinden und sicherlich das Determinativ zu ihren Namen gebildet haben werden. Text / Publikation: Athribis IX, 10.2.1.4 unter: 9139 (alte Blocknr.: 6025). Bearbeitungen / Parallelen: Decke von Raum I im Grab des Psenosiris, EAT III, 75–76, Tf. 38; D XV, 17, 10 – 19, 14 und D XV, 40, 4 – 41, 12. Über dem Gott:

--

, über der Göttin:

--

.

Im Vergleich zu den entsprechenden Darstellungen dieser Dekan-Familie in Dendara zeigt sich, dass eine Folge eines löwen- oder katzenköpfigen Gottes auf eine thronende löwenköpfige Göttin häufiger vorkommt. Bis auf wenige Ausnahmen wird jede Einheit von drei Dekaden, also der erste Dekan eines jeden Monats, von einer thronenden löwenköpfigen Göttin angeführt403. Auf diese folgt bei einer vollständigen Liste ein sogenannter Pseudodekan404, bei dem es sich nicht um einen Dekan, sondern um einen Monatsgott handelt, der auch im 403 Vgl. dazu die Übersicht in MENDEL, Monatsgöttinnen, 92–99. 404 Vgl. dazu die Übersicht in MENDEL, Monatsgöttinnen, 94, kenntlich gemacht durch „a“ nach der Nummer der vorangehenden Göttin, z. B. Nr. 1 ist cpdt, gefolgt von 1a In-Hrt, erst danach folgt der 2. Dekan namens Ct#.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der östliche Bereich

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Zusammenhang mit den thoërisgestaltigen Monatsgöttinnen diesen als Kindgott folgt und für einen bestimmten Monat steht405. Die sechs Blöcke des nordöstlichen Bereichs lassen sich entsprechend ihrer tatsächlichen sowie erschlossenen Fundorte zu einem einzigen großen Dreiecksblock zusammenfügen.

(Abb. 128, Rekonstruktion des östlichen Endes unter Berücksichtigung möglicher Dreiecksblöcke)

Dabei ist der große Dreiecksblock der vollständigste mit einer erhaltenen Oberfläche mit dem Relief und einer Unterseite sowie zwei erhaltenen Seitenkanten. Bei den übrigen fünf Blöcken handelt es sich um mehr oder weniger große Splitter, bei denen die Unterseite nicht mehr erhalten war. Drei der Blöcke wiesen Bruchkanten auf allen Seiten auf. Zwei der Blöcke zeigten auf der rechten (B9337) bzw. auf der linken Hälfte (B6025 = B9139) eine schräg verlaufende bearbeitete Kante, was nahelegt, dass sie von den Rändern eines größeren Blocks abgesplittert sein müssen. Damit zeigt sich die Gesamtsituation in etwa so wie in der beigefügten Skizze (Abb. 128) vorgeschlagen. 405 MENDEL, Monatsgöttinnen, 96–97. Die Kindgötter als Monatsgötter lassen sich in Philä (Philä II, 206–211 und MENDEL, Monatsgöttinnen, 3–7), Kom Ombo (KO 46–49 und MENDEL, Monatsgöttinnen, 10–14), Deir el-Bahari (Deir el-Bahari III, 40, Text 38 mit Tf. 8 und 49, Text 57 mit Tf. 12 und MENDEL, Monatsgöttinnen, 17–22) und auf der Statue CG 39147 (285–286 mit Tf. 55 und MENDEL, Monatsgöttinnen, 30–32) nachweisen.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

Da in dieser Ecke nicht wesentlich mehr Blöcke erhalten waren, kann die Rekonstruktion der ursprünglichen Situation, vor allem für die übrigen Dreiecksblöcke, hier nicht weiter ausgeführt werden. In der Übersicht fügt sich das Ensemble jedoch gut in die Gesamtrekonstruktion ein. 5.1.3.2 Die Blöcke in L 2: Der mittlere östliche Bereich a) Block 6032 Der Block B6032 wurde zwischen der Nordwand von L 2 und den Säulen Y 11 und Y 12 gefunden, wo er als letzter einer Reihe von Deckenblöcken im Boden steckend verkeilt war406.

(Abb. 129a, Projektphotos Athribis: Block 6032)

(Abb. 129b, Strichzeichnung Autorin)

Die beiden anderen Blöcke (B8001 und B8002), die sich nach Westen anschlossen, waren zwar vollständig, jedoch war die Unterseite mit der ursprünglichen Dekoration so stark beschädigt, dass sich aus den Resten kein Bild mehr ergab. Dafür sind auf diesem Block substantielle Reste der Farben und der Dekoration erhalten, wenn auch nicht immer gut erkenntlich, da – unter anderem – die ursprüngliche Decke in der Zeit der Tempelnachnutzung mit 406 Zur Fundsituation s. auch MÜLLER, in: Athribis V, 57 und Abb. 93 auf Tf. 36.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der östliche Bereich

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einer weißen Tünche überzogen wurde, die sowohl das Relief als auch die Farben weitestgehend verbarg und zunächst von den Restauratoren stellenweise mühsam entfernt werden musste, damit sich überhaupt etwas erkennen ließ. Der Block ist 0, 85 m dick, 3, 15 m lang und 1, 64 m breit. Da der benachbarte Block B8001 5, 30 m lang ist, fehlen an B6032 etwa 2 Meter, was bedeutet, dass etwas mehr als die Hälfte des Blocks erhalten sein dürfte. Das obere Drittel wird von der undekorierten Auflagefläche eingenommen, auf die ein breiter gelber Streifen folgt. In diesem Streifen sind insgesamt drei Barken mit großen runden Scheiben erhalten (Abb. 130).

(Abb. 130, B6032, Ausschnitt, Stundengötter)

Bei den linken beiden Barken ist am Heck ein doppelt ausgeführtes Ruder zu sehen und in den Scheiben sind außen links eine löwenköpfige und dahinter eine falkenköpfige Figur gesetzt. Von der dritten Barke sind nur noch der Bug und ein Teil der Sonnenscheibe vorhanden. Damit ist hier die Gestalt des Sonnengottes für zwei Tagesstunden nach dem Bildprogramm des Stundenrituals belegt (vgl. Tafel XVI). Der Vergleich zu entsprechenden Darstellungen in Philä, Edfu, Dendara und im Grab des Psenosiris in Athribis zeigt, dass die beiden erhaltenen Bilder in der hier vorliegenden Reihenfolge zur 6. und 7. Stunde passen. Letzteres fügt sich wiederum gut in die Lage des Blocks, ziemlich genau in der Mitte dieses Deckenabschnitts, ein, was die Zuweisung somit sehr wahrscheinlich macht.

(Abb. 131, B6032, Ausschnitt, Bavögel mit Barke)

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

Das unter dem gelben Streifen gelegene obere Register wird durch eine in Grün gehaltene Bodenlinie vom darunterliegenden zweiten bzw. wohl mittleren Register getrennt (Abb. 131). Im linken Abschnitt des Registers sind drei übereinanderstehende preisende Bavögel wiedergegeben, die wohl alle einen Paviankopf haben. Von den Bavögel ist ein in grün gehaltener Kopf und ein möglicherweise gelbes Gefieder noch zu erkennen. Sie stehen vor einer Barke, von der nur noch der Bug erhalten ist, der oben in einer Papyrusdolde endet. Die Barke ist gelb. Eine Beischrift über dem Bug besagt, dass es sich um die msktt-, also die Morgenbarke handelt. Die erste Figur am Bug der Barke ist ein menschenköpfiger Löwe, mit kreisrund erhobenen Schwanz, der auf einer Standarte steht. Nach der Beischrift über ihm handelt es sich um Wp-w#t, also den „Öffner des Weges“. Hinter ihm scheint ein schakalköpfiger Gott zu stehen und dahinter saß eine weitere Gottheit auf einem Thron, mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf, von der jedoch kaum noch etwas erhalten ist. Der Hintergrund ist – wie auch bei den bisherigen Blöcken – in einem leuchtenden Blau gehalten; ob hier, wie bei den Blöcken im östlichen Bereich, das vertiefte Relief mit den Figuren ebenfalls über eine Fläche aus erhabenen Sternen gearbeitet wurde, lässt sich aufgrund des Erhaltungszustandes des Blocks heute nicht mehr bestimmen. Vergleichbare Barken finden sich z. B. im Pronaos von Dendara und dort am nördlichen Ende des 2. östlichen Travées. Dort sind die lokalen Götter von Dendara in Barken gezeigt, in denen auch jeweils ein Sphinx am Bug der Barken auf einer Standarte steht.

(Abb. 132: Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost, nördliches Ende, Ausschnitt aus dem Photo I_2533 des Akademieprojekts)

Eine weitere Parallele sind sicherlich auch die drei pavianköpfigen Bavögel, die wohl mit den rein paviangestaltigen B#w-i#btt identisch sein werden, die in Dendara vor der Sonnenbarke mit Chepri stehen und den Sonnengott sowie die Morgenbarke hinter ihm mit den Göttern des Tempels von Dendara preisen. Unter diesem Register ist ein weiteres noch etwa zur Hälfte erhalten, was eine Reihe von löwen- und schlangenköpfigen Gottheiten zeigt, über denen jeweils ein Name steht.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der östliche Bereich

241

(Abb. 133, B6032, Ausschnitt, Dekane)

Der erste Gott auf der linken Seite ist ein löwenköpfiger Dekan, dessen Grundfarbe gelb mit einem grünen Arm ist. Von der Perücke sind an einer Stelle wechselnde Streifen in gelb und blau erhalten. Über ihm wird der Name mit %ntw-Hrt in gelben Hieroglyphen angegeben. Hinter ihm thront eine Göttin mit einem Papyrusdoldenzepter in der Hand. Von ihr sind nur noch grüne Farbreste an den Armen erhalten, während das Zepter gelb ist. Über ihr steht: $ry[Xpd?]-kn[mt]. Hinter der thronenden Göttin ist eine Schlangengestalt zu sehen, die aus einer senkrecht aufgestellten Schlange besteht, über die zwei weitere Schlangen gesetzt sind, deren Schwanz hinten herunterhängt. Rote Farbe ist nur noch bei der senkrecht aufgestellten Schlange und zum Teil von der ersten Schlange, die darüber liegt, erhalten. Vor der Figur steht senkrecht in gelben Hieroglyphen Knmt. Als letzte Figur ist ein stehender Gott, der ein Töpfchen vor sich ausgestreckt, hochhält. Von ihm ist nur noch der Arm, die rechte Schulter und der Körper von der Brust bis knapp unter die Gürtellinie erhalten. Erhaltene Farben sind grün, am Töpfchen und am Gürtel sowie gelb am oberen Ende des Schurzes. Über dem Arm des Gottes ist in gelben Hieroglyphen Ctwy geschrieben. Namen und Ikonographie kennzeichnen die Gottheiten als Dekane Nrn 2–3 (Ctwy und Knmt), die Dekangöttin Nr. 4 $ry-Xpd-knmt und den Pseudodekan Nr. 4a %ntw-Hrt der Sethos I B-Familie, womit sich zeigt, dass die Reihenfolge dieses Registers rechts im Osten begann und sich nach Westen fortsetzte. In Richtung Osten fehlten somit nur noch die Gottheiten Nr. 1a In-Hrt und Nr. 1 cpdt. Damit läge der Beginn der Dekanreihe in Hinblick auf die Stundengötter und die ursprüngliche Versturzstelle des Blocks ziemlich genau in der Mitte des Nutbildes. Die kleine Lücke mit dem Namen des Kenmet zwischen dem Namensträger und der darauffolgenden Göttin lässt, vor allem in Hinblick auf die Vergleichsdarstellung im Vorraum des Grabes des Psenosiris (vgl. Tf. V), darauf schließen, dass hier die Grenze zwischen zwei Barken gewesen sein könnte. Somit hätten sich vermutlich jeweils drei Dekane plus einem Pseudodekan pro Monat eine Barke geteilt. Auch ist anzunehmen, dass sich die Farbe der Barken, wie auch in Raum I des Grabes und bei den Barken der Tanisdekane der gegenüberliegenden westlichen Hälfte, von gelb nach grün wechselte.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

242

Block 6032: Übersicht zu den Beischriften Text / Publikation: Athribis IX, 10.2.1.3. Bearbeitungen / Parallelen: Decke im 2. Raum des Grabes des Psenosiris, EAT III, 76– 77, Tf. 39 (zu den Darstellungen der Stunden des Sonnengottes); vgl. auch: BÉNÉDITE, Philæ, Tfn 47–49 (Philä, Pronaos); E IX, Tfn 70–73 (Edfu, Pronaos); E X, Tf. 33c (Edfu, Wabet); Akademiephotos Dendara (Dendara, Pronaos); D X, Tfn 60 (Dendara, Osiriskapelle); Zu den Dekanen, vgl. Decke im 1. Raum des Grabes des Psenosiris, EAT III, 75–76, Tf. 38; D XV, 19, 14 und 40, 4–6; Zur Barke vgl. D XV, 17, 1–8 (oberes Register) und D XV, 19, 15 – 20, 3 (unteres Register). 1. Oberes Register: Über dem Bug der Barke:

, msktt, „Morgenbarke“.

Beischrift des Sphinx auf der Standarte: a

, Wp-w#t, „Öffner des Weges“ a .

Zu den beiden Figuren vgl. oben den Hinweis auf das nördliche Ende des 2. östlichen Travées in Dendara. 2. Unteres, ursprünglich mittleres Register:

1. Löwenköpfiger Gott: a

a

.

Die Gravur zum Himmels-Zeichen sieht wie ein Korb (

) aus.

%ntw-Hrt, „Der obere Teil des Chentu-Sternbildes“ a . a

Zu dem Sternbild, bei dem es sich um den 2. Pseudodekan und Nr. 4a der Sethos I BFamilie handelt, vgl. LGG V, 937a und EAT III, 135.

? 2. Thronende Göttin: [Hinterteil] des Ken[met]sternbildes ist“ a . a

Zu dem Sternbild, bei dem es sich um den 4. Dekan und damit den ersten des 2. Monats der Sethos I B-Familie handelt, vgl. LGG VI, 39b und EAT III, 135. Bei der Schreibung des Namens ist nicht klar, ob das Zeichen unter xr wirklich ein komplementäres r ist, oder ob darunter noch die fehlende Gruppe Xpd zu ergänzen ist.

3. Schlangengestalt: a

, $ry-[Xpd-(n-)]-kn[mt] „Die unter dem

, Knmt, „Kenmet“ a .

3. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 290a und EAT III, 135.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der östliche Bereich

4. Gott mit Töpfchen in der vorderen ausgestreckten Hand: kröten“ a . a

243

, Ctwy, „Die beiden Schild-

Schetui (> „Die beiden Schildkröten“) ist der zweite Dekan der Sethos I B-Familie (vgl. LGG VII, 147b und EAT III, 135), und hat in anderen Quellen einen Schlangenkopf.

Werden die einzelnen Punkte, die zu den Darstellungen dieses Blocks gesagt werden können, zusammengefasst, zeigt sich folgendes Bild für die Gesamtkomposition der Deckendekoration der östlichen Hälfte des rückwärtigen Umgangs L 2 (vgl. Tf. IV). Den Rahmen bildet eine vornübergebeugte Nut, die nach den Streifen in Höhe der Knöchel (B6030) ein Kleid getragen hat, aber dennoch ganz in Gelb gehalten war. Die Form des Kopfes lässt sich nicht mehr bestimmen, da entsprechende erhaltene Partien auf den noch erhaltenen Blöcken fehlen. Für die Rekonstruktion wurde an dieser Stelle daher die Form verwendet, wie sie im Grab des Psenosiris gegeben ist. Da sich die Füße am östlichen Ende fanden, muss sich der Kopf der Göttin im westlichen Bereich dieses Abschnitts befunden haben, was der üblichen Ausrichtung entsprechen würde. Der Körper verlief entlang des südlichen Randes der Decke, während Füße und Hände auf der nördlichen Seite endeten, was ebenfalls zur kanonischen Ausrichtung der Himmelsgöttin passt. Neben den sechs Blöcken des östlichen Endes, die aller Voraussicht nach zu einen einzigen großen Dreiecksstein gehörten und deren vertieftes Relief über Sternenreihen gearbeitet wurde, bildet der große Deckenblock B6032 die Mitte der Osthälfte, was sich anhand des Befundes der Lage und der Ikonographie der Stundengötter in dem gelben Band am oberen, südlichen Deckenrand bestätigen lässt. Wie oben ausgeführt, lassen sich die beiden Formen des Sonnengottes der 6. und 7. Stunde zuordnen, was dann tatsächlich die Mittagsstunden des Sonnenlaufs abdeckt. Das obere Register wird vermutlich von verschiedenen Barken eingenommen worden sein, von denen hier nur noch eine Barke zum Teil erhalten ist, bei der es sich, nach der Parallele in Dendara, um die Barke der Ortsgötter gehandelt haben könnte. Darunter sind Dekane der Sethos I B-Liste zu erkennen, bei denen es sich um die Dekane Nr. 2–4 und den Pseudodekan Nr. 4a handelt. D. h., die Reihe der Dekane beginnt in der Mitte dieser Deckenhälfte. Des Weiteren ist zu vermuten, dass die Reihe der Dekane jeweils zu viert in einer Barke mit wechselnden Farben platziert waren, somit also 12 Barken unterzubringen wären. Da diese Dekanreihe neben den 36 Dekanen zusätzlich auch die 12 Pseudodekane beinhaltete, ist anzunehmen, dass auch die Götter der Epagomenentage in die Präsentation eingebunden waren, die hier dann vor den eigentlichen Dekanen gewesen sein müssten. Der Block 6025 (bzw. 9139) bildet das östliche Ende der Dekanreihe, wobei aufgrund der gelben Barke mit der stehenden Göttin am Heck (Blöcke 9323, 9331 und 9337) ausgeschlossen sein muss, dass er sich am Ende des mittleren Registers befunden hat. Somit kann er eigentlich nur zum ersten Register vor den Füßen der Nut und dem Sockel mit der kleineren preisenden Göttin gehört haben. Insgesamt kommen von den zwölf möglichen Paaren dieser Götter neun in Frage, die aus einer löwenköpfigen Göttin und einem löwen- oder katzenköpfigen Gott gebildet werden. Das sind die Götter des 1. Monats (Nrn 1 und 1a), des 2. (Nrn 4 und 4a), des 3. (Nrn 7 und 7a), des 5. (Nrn 13 und 13a), des 6. (Nrn 16 und 16a), des 7. (Nrn 19 und 19a), des 8. (Nrn 22 und 22a), 10. (Nrn 28 und 28a) und 11. (Nrn 31 und 31a). Werden die Paare auf die reduziert, die

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244

5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

keine besonderen Attribute wie doppelte Zepter, weitere Figuren oder eine nicht-thronende Göttin, zeigen, bleiben immerhin noch mit den Nrn 1 (1 und 1a), 2 (4 und 4a), 3 (7 und 7a), 6 (16 und 16a), 8 (22 und 22a) und 11 (31 und 31a) sechs Paare übrig, wovon Nr. 1 aufgrund ihrer Position in der Mitte der Decke nicht in Frage kommt und Nr. 2 schon vorhanden ist. Auch die 11. Gruppe kommt nicht in Frage, da mit der letzten Position in der Reihe nicht der vorletzte Monat gemeint sein kann. Damit kommen der 3. Monat (Götter Nrn 7 und 7a), der 6. (Götter Nrn 16 und 16a) und 8. (Götter Nrn 22 und 22a) als Kandidaten in die engere Wahl. Das vorhandene Platzangebot, um die 12 (plus eine für die Epagomenentage) Barken unterzubringen, spricht am wahrscheinlichsten dafür, dass es sich bei den beiden vorhandenen Göttern um die mittleren Götter des 6. Monats mit den Nrn 16 und 16a gehandelt haben sollte, die in Dendara (vgl. D XV, 41, 6–7) auf dem westlichen Travée als vorletzte Gruppe zum südlichen Ende hin, aber immer noch im mittleren Drittel positioniert ist. Die Namen der Gottheiten sind Ory(t)-ib-wi# „Die inmitten der Barke ist“ und #X-nXX, „Der mit prächtiger Geißel“. Damit gäbe es im unteren Register ursprünglich sieben Barken und im mittleren sechs, was sicherlich eine mögliche Verteilung ist. Auf jeden Fall müssen die Götter für die Epagomenentage vor den Gottheiten des ersten Monats und nach denen des 12. und letzten Monats stehen, was hier so oder so der Fall wäre. 5.1.3.3 Die Blöcke in L 2: Der westliche Eck-Bereich Für diesen Bereich sieht die Fundsituation etwas besser aus als auf der gegenüberliegenden östlichen Hälfte. Vor allem sind hier von den Deckenblöcken, die die Ecke zwischen L 3 und L 2 gebildet haben, deutlich mehr erhalten, wenn auch keiner vollständig. Günter HEINDL, der sich mit den Steinbewegungen befasst hat, konnte nahezu für die gesamte Ecke die Position der Blöcke bestimmen407, wobei von den Eck-Blöcken in L 2 selbst nur zwei größere Fragmente der ursprünglichen Blöcke vorhanden sind (B8061 und B8066). Diese sind dafür aber von entscheidender Bedeutung, nicht nur für die Rekonstruktion dieser Deckenhälfte, sondern auch grundsätzlich für die Interpretation später astronomischer Darstellungen mit Nutbildern, da auf einem der beiden ein Textabschnitt aus dem sogenannten Nutbuch zitiert wird. Ein weiteres Ensemble von Blöcken (B8018, B8020–B8021), was in die Mitte dieses Deckenabschnitts zu positionieren ist, liefert mit der Darstellung des Schu, einigen Tanisdekanen, die neben ihren Namen zusätzlich mit Daten versehen sind sowie der Figur eines Nilgotts, bei dem es sich eigentlich nur um Aquarius handeln kann, einen weiteren Baustein, der diesen Befund zusätzlich stützt. a) Block 8061 Dieser Block wurde erst geborgen, als begonnen werden konnte, die nordwestliche Ecke des Umgangs freizulegen. Wie alle anderen Deckensteine war er zerbrochen, wobei allerdings das größere Anschlussstück nach Norden nicht mehr erhalten ist. Bei den fortlaufenden Bergungsarbeiten wurde schließlich auch noch die linke untere Ecke gefunden und in die Lücke eingepasst. Der gesamte Block ist 0, 86 m dick, 2, 88 m lang und 1, 55 m breit. Die Farbfassung ist größtenteils erhalten, musste aber, wie bei allen anderen Blöcken auch, zunächst von den Restauratoren von der weißen Tünche gereinigt werden, die 407 HEINDL, in: Athribis V, 369–372 und Tfn 220–229, die Rekonstruktion der Blöcke findet sich auf Tf. 229.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der westliche Bereich

245

Farben und Relief zum Teil abgedeckt haben, was die Lesbarkeit erheblich erschwerte (vgl. Abb. 134a und 134b).

(Abb. 134a, Projektphoto Athribis: Block 8061)

(Abb. 134b, Strichzeichnung Autorin)

Die Spitze, die das obere Drittel des Blocks einnimmt, ist undekoriert und war die Auflagefläche auf dem Architrav. Am äußersten linken, unteren Rand ist noch der Rest eines Dekorationsbandes erhalten, das die langen Inschriften, die links und rechts der Geier in den Abschnitten L 1 und L 3 des Säulenumgangs entlanglaufen, nach außen abschließen. Rechts davon bzw. links auf der westlichen Seite schließt sich ein Band von Sternenreihen an, die wiederum den äußeren Rand der Blöcke mit der Geierdekoration bildeten408. Der gesamte Hintergrund ist blau, während das Dekorationsband, die Sterne und die Hieroglyphen gelb ausgemalt wurden. Links von den Sternen ist der obere Teil eines Ovals zu sehen, in dem ein Bavogel mit menschlichem Kopf steht409. Das Oval wurde in Grün eingefasst und hat einen gelben Hintergrund. Der Bavogel ist wechselnd in blau, grün und gelb gehalten. Darüber steht in 5 waagerechten Zeilen der Ausschnitt über die Zugvögel410. Rechts daneben schließt sich ein gelbes Band mit blauen länglichen Rechtecken an, die auf drei Reihen aufgeteilt und gegeneinander versetzt aufgemalt wurden. Dabei handelt es sich um die Perücke der Nut, die z. B. auch bei der Nut auf der Westhälfte des Pronaos von Dendara mit diesem Muster versehen wurde (vgl. 408 Zum Aufbau der Blöcke vgl. BÖTTCHER, in: Athribis IX, Kapitel 10 mit dem Schema zu den Geierdarstellungen. 409 Vgl. EAT I, Tf. 30 mit dem entsprechenden Ausschnitt, in Abydos, rechts neben dem Kopf der Nut, wo das entsprechende Oval (Hh) waagerecht unter dem Text (Ee) zu den Zugvögeln steht. 410 Vgl. EAT I, Tf. 30, Text (Ee) zu den Zugvögeln.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

246

Abb. 135). Das Band schließt sich rechts des Textes nach oben verlaufend an und knickt am oberen Rand der Dekorationsfläche nach rechts ab, um dann ein Stück entlang der Oberkante bis zum Rand des Blocks fortzulaufen. Zwischen dem gemusterten Band und dem Steinrand scheint die Fläche weiß gewesen zu sein, jedenfalls lässt sich dort keine Farbe ausmachen. Dabei sollte es sich um die Schultern bzw. Oberarme der Nut gehandelt haben, die vielleicht ähnlich gestaltet waren wie im Grab des Psenosiris (vgl. Tfn V und VI). (Abb. 135, Kopf der Nut auf dem westlichen 3. Travée im Pronaos des Hathortempels von Dendara, Photo des Akademieprojekts I_3908)

Block 8061: Text aus dem Nutbuch Text / Publikation: Athribis IX, 10.2.2.6 und Synopse im Anhang, Kapitel 14. Bearbeitungen / Parallelen: Text des Nutbuches über die Zugvögel, vgl. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, Text, 156 (§§ 73–83). Der vorhandene Text entspricht §§ 73–78 bzw. 79, das Oval mit dem Bavogel § 83; EAT I, Tf. 30 (Ausschnitt des Nutbildes aus dem Kenotaph Sethos I. in Abydos); EAT III, Tfn 38–39 (zur Form der Nut in Athribis). Der Text hinter dem Kopf der Nut (Stand März 2018):

. a

[wn in nn] #pdw nti-iw tp=sw

[Diese] Vögel:

deren Köpfe [die von

[rmTw Qd]=sn m #pdw

Menschen sind,] ihre [Gestalt] ist die von Vögeln.

wo nb im=sn […] mdw n snnw=f m mdw rmTw ir m-Xt

Ein jeder von ihnen [sp]richt b zu seinem Nächsten mit den Worten der Menschen. Nachdem sie aber

iw=sn r wnm

gekommen sind, um Pflanzen zu essen,

smw r

sDf#w Sow nbw nty […] [… … … … …]HD pt sn [… …]

um alle über-

schwemmten Ländereien mit Nahrung zu versehen […]. [… … … … … ]leuchten des Himmel. Sie [… …] c .

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der westliche Bereich a

b

c

247

Diese und die folgenden Ergänzungen nach den Paralleltexten, vgl. VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, Text, 156, §§ 73–83. Hier fehlen wohl – nach den Paralleltexten – nur phonetische Komplemente zum folgenden mdw. Es ist unklar, ob unter der 5. Zeile vielleicht noch eng gedrängt eine weitere Textzeile stand, da der Erhaltungszustand in diesem Bereich sehr schlecht ist. Sicher ist, dass neben den blauen Farbresten an vielen Stellen auch gelbe Bereiche auszumachen sind.

b) Block 8066 Dieser Block gab mir zunächst nur Fragen auf, da die stark zerstörte Oberfläche nur sehr wenig von dem ursprünglichen Relief und der Farbfassung erkennen ließ, bis ich auf ein Photo stieß, was von Günter HEINDL kurz nach der Bergung aufgenommen wurde und den ursprünglichen Farbzustand weit aus klarer wiedergibt.

(Abb. 136a, Projektphoto Athribis: Block 8066)

(Abb. 136b, Strichzeichnung Autorin)

Hier lassen sich noch helle blaue und schwache gelbe Farbreste ausmachen, die z. T. den Hintergrund bilden und z. T. Bestandteil einer großen Figur gewesen sind. Daneben gibt es nur sehr wenige, wenn auch prägnante Relieflinien, die sich jedoch nur mit etwas Abstand zu einer Form zusammenfügen. Das obere Drittel des Steins nimmt hier wiederum die nicht dekorierte Auflagefläche ein, deren Grenze zum dekorierten Abschnitt nur noch anhand des gelb-blauen Bandes ausgemacht werden kann, was sich nach unten anschließt. Das Muster einer Perücke, deren Grundfarbe gelb ist, in die langgezogene blaue Rechtecke in drei waagerecht verlaufende Reihen

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

gesetzt sind, lässt sich noch gut erkennen. Am Ende sind nur noch schwach ausgeprägte senkrechte Linien erkennbar, deren Verlauf die Farbe folgt und die den Abschluss der Perücke einer großen Figur wiedergibt. In der linken unteren Ecke sind die Reste eines Ohres in gelber Farbe zu erkennen und davor in blau und gelb abgesetzt der Bereich der Perücke, die den Haarbereich zwischen Ohr und Gesicht bedeckt. Ein Stück schräg darüber ist die Linie des Halses zu sehen, die nach links unten in das Kinn und den Mundbereich übergeht. Diese Line geht nach rechts unten weiter und bildet den vorderen Teil der Brust der Figur, deren Ende jedoch in einer zerstörten Fläche liegt. In der rechten Hälfte wird die Linie wieder aufgenommen, bildet den unteren Teil der Brust, verläuft dann nach oben, um in eine flache waagerechte Linie auszulaufen. Der Block lässt sich ohne Probleme an den vorangehenden Block anschließen und gibt einen Teil des Kopfes und Oberkörpers der Himmelsgöttin wieder. Text / Publikation: Athribis IX, 10.2.2.7. Bearbeitungen / Parallelen: EAT III, Tfn 38–39 (zur Form der Nut in Athribis). Abschließend wurden die beiden dekorierten Blöcke noch in den von Günter HEINDL rekonstruierten Plan eingefügt und Teile des Reliefs, die den Eindruck der ursprünglichen Gesamtansicht verdeutlichen sollen, wurden ergänzt und lassen sich auf den angegebenen Blöcken nachvollziehen. Der Verlauf der vollständigen dreieckigen Deckensteine wurde durch rote Linien angegeben. Der Eckbereich von L 2 und L 3 wurde in einem hellgelben Ton hervorgehoben.

(Abb. 137, Rekonstruktion der Südwestecke des Umgangs L 2 unter Einbeziehung der Arbeit von HEINDL in: Athribis V, Tf. 229)

Nach dieser Rekonstruktion könnte der Text aus dem Nutbuch möglicherweise ein kleines Stück in den Bereich der Decke von L 3 hineinreichen, wo die Reihe der Geier entsprechend

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der westliche Bereich

249

den Graphiken von Susan BÖTTCHER411 dann jedoch bis an das Ende der abschließenden Nordwand gereicht haben müsste. Und tatsächlich ist es möglich, auf dem kleineren Block mit der Nr. B8067, der das spitze Ende des ursprünglichen Dreiecksblock bildet, noch einen Rest des oberen linken Endes der Inschrift zu erkennen, was es erlaubt, den Anfang des Textes mit einiger Sicherheit zu rekonstruieren.

(Abb. 138a, Block 8067 nach einem Photo des Athribisprojekts 2021)

(Abb. 138b, Strichzeichnung Autorin)

Direkt neben der Ecke mit dem Rest des Textes schließen sich die Sternenreihen an, daneben ist das mehrfarbige Dekorationsband zu erkennen, gefolgt von einem Abschnitt der langen östlichen Inschriftenzeile und einem Rest einer Geierdarstellung mit einer gelb unterlegten Inschriftenzeile darunter bzw. in Abb. 138 darüber. Darüber und darunter sind Reste der Geierflügel zu erkennen. 5.1.3.4 Die Blöcke in L 2: Der mittlere Abschnitt der Westhälfte Von den Blöcken des westlichen Umgangs folgen weitere, deren Relief jedoch zu zerstört ist, um konkretere Linien sicher zu bestimmen. Einer der Blöcke (B8056) könnte den Rest des Sternbildes Löwe sowie eine Sonnenscheibe auf dem Körper der Nut mit weiteren kleinen Figuren, wiedergeben412. Ein weiterer Deckenblock (B8022) ist zwar vollständig erhalten, jedoch ist das Relief so weit zerstört, dass sich nur noch vereinzelt Stellen mit Relief- und Farbresten ausmachen lassen413. Darunter ist am oberen rechten Rand eine große Hand, bei der noch grüne Farbe erhalten ist und die sich an ein Fragment anschließen lässt, das zu einer Gruppe von drei Steinen gehört, Blöcke 8018, 8020 und 8021, die ursprünglich den dazu benachbarten Deckenblock gebildet haben. 411 BÖTTCHER, in: Athribis IX, Kapitel 10. Vgl. auch oben die Rekonstruktion im ersten Abschnitt auf S. 227. 412 S. dazu: Athribis IX, 10.2.2.5. 413 Weshalb dieser auch nicht in Athribis IX aufgenommen wurde.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

a) Block 8018 Das Fragment wurde auf der nördlichen Außenmauer und westlich der Tür von M 2 nach L 2, etwa in Höhe der nicht mehr vorhandenen Säule Y 15 gefunden. Der Block ist 0, 78 m dick, hat eine Länge von 1, 91 m und ist 1, 33 m breit. Die Vorder- und Rückseite sind erhalten, aber bis auf die linke Kante sind die übrigen drei Seiten Bruchkanten.

(Abb. 139a, Projektphoto Athribis: Block 8018)

(Abb. 139b, Strichzeichnung Autorin)

Am oberen rechten Rand ist noch der Rest einer waagerechten Linie zu erkennen. Darunter sind der Kopf, die linke Schulter und ein Teil der Vorderkörpers einer großen männlichen Figur zu erkennen, deren Hautfarbe grün gewesen ist. Er trägt eine blau-gelb gestreifte Perücke bzw. ein Kopftuch und einen Götterbart, der so weit erkennbar wohl auch grün gewesen ist. Der Hintergrund des Reliefs ist blau, wovon an einigen Stellen noch Farbreste erhalten geblieben sind. Zu sehen ist der Kopf und der vordere Oberkörper des Schu, der die Himmelsgöttin hochhält. Unter dem Arm des Schu sind noch undefinierbare Reste von Linien zu sehen. Hieroglyphen sind auf diesem Block nicht erkennbar. Text / Publikation: Athribis IX, 10.2.2.1. Bearbeitungen / Parallelen: EAT III, Tf. 39 (zur Gestaltung des Schu). a) Block 8021 Dieses Fragment wurde am Rand der nördlichen Außenmauer, westlich der Tür von M 2 nach L 2, ebenfalls in Höhe der nicht mehr vorhandenen Säule Y 15 gefunden. Der Block ist 0, 74

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der westliche Bereich

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m dick, hat eine Länge von 1, 72 m und ist 1, 40 m breit. Die Vorder- und Rückseite sind erhalten sowie rechts die Außenseite, jedoch sind oben, links und unten Bruchkanten. In der unteren Mitte ist zudem ein Pfostenloch eingetieft worden.

(Abb. 140a, Projektphoto Athribis: Block 8021)

(Abb. 140b, Strichzeichnung Autorin)

Im oberen Bereich verläuft eine gerade waagerechte Linie, die auf der rechten Seite von einer Hand gestützt wird. Der Bereich oberhalb der Linie weist an einigen Stellen Reste gelber Farbe auf. Zu der Hand gehört der Arm einer großen Figur, der zunächst nach unten senkrecht hochsteht, am Ellenbogen nach links abknickt, dann weiter in die Schulter übergeht und schließlich in der nach unten weiterlaufenden Rückenlinie endet. Die Haut der Figur ist grün. Am Handgelenk und am Oberarm sind noch je ein gelber Streifen von Armreifen erkennbar. Über und unter der Schulter sind die gelben und blauen Streifen eines Kopftuchs bzw. einer Perücke auszumachen. Rechts unter der Hand und dem Oberarm der großen Figur steht eine deutlich kleinere Figur eines Nilgottes, der in beiden Händen Wasserkrüge hält, aus denen Wasser läuft. Das Wasser ist grün, während die Krüge gelb sind. Der Nilgott weist gelbe (Perücke) und grüne (Bein) Farbreste auf. Am unteren Rand sind etwa in der Mitte zwischen Unterkante und dem Oberarm der großen Figur Hieroglyphen eingraviert und in Gelb ausgemalt. Text / Publikation: Athribis IX, 10.2.2.2. Bearbeitungen / Parallelen: EAT III, Tf. 39 (zur Gestaltung des Schu und des Aquarius); Esna 445, Nr. 62 (zu Aquarius).

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

Text: . Im linken Bereich wäre noch Platz für einen weiteren Strich, sodass die Lesung hier dann #bd-4 „4. Monat“ wäre. a) Block 8020 Das große Bruchstück eines Deckenblocks wurde zwischen der nördlichen Außenmauer, westlich der Tür von M 2 nach L 2, und der nicht mehr vorhandenen Säule Y 15 gefunden. Der Block ist 0, 74 m dick, hat eine Länge von 2, 90 m und ist 2, 10 m breit und bildet mehr als die Hälfte des unteren Deckenblocks. Die Vorder- und Rückseite sowie die Seitenkanten – bis auf einige Absplitterungen – sind erhalten. Die obere Bruchkante schließt an die Blöcke 8018 und 8021 an, die untere Kante mit der Auflagefläche weist Zerstörungen auf.

(Abb. 141a, Projektphoto Athribis: Block 8020)

(Abb. 141b, Strichzeichnung Autorin)

Farben und Relief sind verhältnismäßig gut erhalten und zeigen nur wenige Zerstörungen. Zu sehen ist der untere Bereich einer großen stehenden, männlichen Figur, deren Beine grün sind. Sie trägt ein Schuppenhemd mit gelb umrandeten Linien, dessen Schuppen vermutlich zwischen blau und grün wechseln. Das Schuppenmuster wird im vorderen Teil des Schurzes wieder aufgenommen, wechselt aber im hinteren Bereich in ein gelb-blaues Streifenmuster. Auf der Rückseite trägt die Figur einen gelben Stierschwanz. Links vor dem vorderen Unterschenkel ist das Heck einer Barke in gelber Farbe erkennbar, die auf einer in grün gehaltenen Bodenlinie steht. Darüber ist wiederum eine grüne Bodenlinie zu sehen, über der eine weitere Barke liegt, die jedoch diesmal ebenfalls grün ist. Am Heck ist ein einfaches Ruder an seiner Halterung zusehen, das rot ausgemalt wurde. In dem Boot

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der westliche Bereich

253

steht eine kleine männliche Figur mit gelber Hautfarbe, einem Gewand mit weißer Grundfarbe und einem grünen Bereich am hinteren Schurzteil. Die Figur hält ein grünes Anch-Zeichen in der hinteren Hand und weist am Oberarm und am Handgelenk Linien für Armreifen auf. Ein breiter Halskragen ist grün und die darüber liegenden beiden Strähnen der Perücke haben gelbe und grüne Streifen im Wechsel. Die Form des Halses lässt auf eine tierköpfige Gottheit schließen. Rechts des hinteren Beines ist wiederum auf einer Bodenlinie der Bug einer Barke zu sehen, wobei Bodenlinie und Barke grün sind. In der Barke steht vorne eine ptahgestaltige Figur in einem Schrein, deren Umrisslinien gelb sind und die einen roten Hintergrund hat. Die Figur des Gottes hat eine grüne Hautfarbe, die Mumienhülle ist ebenfalls grün, die Kappe ist blau und das Kombinationszepter aus Was- und Anchzeichen auf einem Djedpfeiler, der unten in einem gegabelten Ende ausläuft, ist vollständig gelb. Vor dieser Figur ist eine Textzeile angebracht, die aussagt: #bd-2 Smw Öd, 2 bzw. 3 Sterne „2. Monat der Trockenzeit, Ked (zwei oder auch drei Sterne)“, wobei es sich um den 28. Dekan der Tanisfamilie handelt414, der tatsächlich auch in einem Idealkalender in der ersten Dekade des 2. Monats der Trockenzeit angesiedelt wäre. Hinter dem ptahgestaltigen Gott im Schrein folgt ein rein menschlich ausgeführter Gott mit der Beischrift c#(wy)-Qd „Die Flanke (auch s#: der Sohn) des Ked-Sternbildes“, der mit drei Sternen determiniert ist. Über den beiden Dekanen sind noch zwei Figuren vollständig und eine weitere zum Teil erhalten. Sie stehen in einer grünen Barke, die ihrerseits auf einer grünen Bodenlinie entlangfährt. Der erste Gott am Bug ist falkenköpfig und trägt eine Doppelkrone auf dem Kopf, von der die unterägyptische Krone gelb und die oberägyptische Krone grün ist. Die Haut des Gottes ist gelb, das Gesicht und das Gewand sind weiß. Armreifen an Ober- und Unterarmen sind mit schwarzen Linien markiert und seine Perücke ist mit breiten gelben und schwarzen Streifen versehen. In der nach vorne ausgestreckten Hand hält er ein Was-Zepter und in der hinteren Hand ein Anch-Zeichen. Von der Beischrift ist nur noch die Monatsangabe erhalten, deren Beginn auf dem Anschlussblock 8021 steht. Sie nennt den Monat mit: #bd-4 […] #Xt „4. Monat der Überschwemmungsjahreszeit“. Der Name des Gottes wird vermutlich in der vorangehenden Lücke gestanden haben. Hinter diesem steht ein Gott mit der Ikonographie des Osiris, der bis auf die blauen Hände von grüner Grundfarbe ist. Nur der breite Halskragen ist gelb, sowie die oberägyptische Krone und das Kombinationszepter. Die beiden Straußenfedern an der Krone sind grün. Sein Name ist cbxt „Das Sebechet-Sternbild“, es ist mit zwei Sternen determiniert. Als letzten Dekan der Reihe ist noch eine krokodilköpfige Büste mit Widdergehörn auf dem Kopf, die auf einem Podest steht, zu erkennen. Von ihr ist nur noch der Anfang der Beischrift erhalten, die sich vermutlich zu vpy[-o-Xntt] „Der Vorläufer des Chentet-Sternbildes“ ergänzen lässt. Bei den drei Dekanen handelt es sich um die Götter neu bis elf der Tanisdekane, deren Namen und Ikonographie z. B. mit den entsprechenden Darstellungen in Esna (Travée B, Esna IV, 407 und 409) übereinstimmt.

414 Zu dem Dekan, vgl. EAT III, 146. Eine Parallele zu dieser Figur bietet Esna IV, 409, Nr. 31.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

254

Block 8020: Übersicht zu den Beischriften Text / Publikation: Athribis IX, 10.2.2.2. Bearbeitungen / Parallelen: EAT III, Tf. 39 (zur Gestaltung des Schu und der Tanisdekane); Esna IV, 407 (Nrn 11, 12 und 13) und 409 (Nr. 31; zur Gestaltung der Tanisdekane).

Rechts des Schu, oben, 1. falkenköpfiger Gott: Überschwemmungszeit“ a . a

, [… …] #Xt „[… …] der

Der Text kann durch Block 8021 vervollständigt werden: #bd-4 […] #Xt „4. Monat der Überschwemmungsjahreszeit“. a

Dahinter der osirisgestaltige Gott: Sterne) a . a a

Das flache Zeichen (

a

, cbxt „Das Sebechet-Sternbild“ (2

) sieht aus wie eine Augenbraue (

).

10. Dekan der Tanisfamilie (vgl. EAT III, 143).

Der krokodilköpfige Gott am rechten Rand: des Chentet-Sternbildes“ a . b

,

Anstelle des Kopfes könnte hier auch

b

, vpy[-o-Xntt] „Der Vorläufer

stehen.

11. Dekan der Tanisfamilie (vgl. EAT III, 143).

Unten, vor dem ptahgestaltigen Gott im Schrein: , #bd-2 Smw – kurzer Abstand – Öd „2. Monat der Trockenzeit“ und nach dem kurzen Abstand: „Das Ked-Sternbild“, mit drei Sternen. a

28. Dekan der Tanisfamilie, nach anderen Quellen sollte der Dekan mit drei Sternen determiniert sein (vgl. EAT III, 146).

Unten, hinter dem Gott im Schrein: mit zwei, oder drei Sternen a . a

, c#(wy)-Qd „Die Flanke des Ked-Sternbildes“,

29. Dekan der Tanisfamilie (vgl. EAT III, 143).

Die virtuelle Zusammensetzung der drei Steine fügt sich zur Figur des Schu zusammen (vgl. Abb. 142), von der es eine parallele Darstellung im Grab des Psenosiris am Ort gibt (vgl. Tf. VI).

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der westliche Bereich

255

(Abb. 142, Zusammenstellung der Blöcke 8018, 8021 und 8020 sowie Berücksichtigung des Blocks 8022)

Bei der Figur gibt es bis in Details zahlreiche Parallelen wie die Hautfarbe oder die Gestaltung des Gewandes und der Perücke, aber es gibt auch Unterschiede. So trägt der Gott im Tempel nichts auf dem Kopf.

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256

5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2

Bei den Dekanen gibt es dagegen deutlichere Unterschiede. So sind im Grab keine Barken bei den Tanisdekanen verwendet worden, aber auch die Ausgestaltung der Figuren unterscheidet sich von denen im Tempel. Die des Grabes zeigen, was die Ikonographie der Gottheiten angeht, klarere Parallelen zum runden Tierkreis von Dendara, während die Darstellungen aus dem Tempel eher Verbindungen zur Gestaltung der Figuren in Esna haben. Von besonderem Interesse aber sind die Daten, die bei zwei der Dekane vorhanden sind, und die in dieser Form in Verbindung mit Dekanen ungewöhnlich sind. Entfernt ähnlich sind hier eventuell noch die Fragmente aus Tanis415 auf einem Stiersarkophag aus Tell AbuYasin416 oder die dreigeteilten Wasseruhren aus dem Neuen Reich417, die Parallelen in den königlichen Denkmälern wie dem Ramesseum418 oder Medinet Habu419 aufweisen. Zur Erklärung der zuletzt genannten Denkmäler soll hier ein kurzer Exkurs folgen. Diese Denkmäler sind dreigeteilt. Im obersten Register ist eine Dekansternuhr mit den Namen der einzelnen Dekane und ihrer göttlichen Begleiter sowie weiteren Sternbildern notiert. Die Liste der Dekane (Untergruppe der Senmut-Reihe) beginnt mit Nr. 1 vpy-o-Knmt und endet mit Nr. 36 cpdt. Nach Sothis folgen zunächst die drei Planeten Jupiter, Saturn und Mars, gefolgt von sieben Dreiecksdekanen, dem Planet Merkur und am Ende Venus. Über der Liste mit den Dekanen und Planeten sind in gleichmäßig aufgeteilten Feldern die Monate vom I. #Xt bis zum IV. Smw aufgeführt, wobei die Reihe rechts mit dem III. prt beginnt, in der Mitte über Orion mit seinen Dekanen mit dem IV. Smw endet, um dann hinter Sothis mit dem I. #Xt wieder zu beginnen und mit dem II. prt zu schließen. Die Aufteilung der Liste der 36 Dekane mit den Planeten und den Dreiecksdekanen macht deutlich, dass die Daten sich nicht darauf beziehen können. Im mittleren Register ist die nördliche Konstellation mit der Zentralgruppe in der Mitte und einer erweiterten Gruppe, wobei das Nilpferd rechts steht und nach links blickt; Mesechtiu befindet sich mit derselben Ausrichtung links des Nilpferdes. Die zentrale Gruppe wird von den üblichen Gottheiten begleitet: Es sind acht (plus der König) auf der rechten Hälfte und zehn (plus der König) auf der linken Hälfte. Das unterste Register gibt die zwölf Monatsgötter für die einzelnen Monate des sogenannten bürgerlichen Kalenders wieder420, wobei die Reihe in der Mitte mit einem Pavian auf einem Djedpfeiler geteilt wird, bei dem es sich in den Wasseruhren um die Auslaufstelle für das Wasser handelt. Links davon stehen von rechts nach links die ersten Monate vom I. #Xt (vXy) bis zum II. prt (RQH-wr bzw. (P#-n) MXr) und rechts davon, von rechts nach links, die Monate III. prt (RQH-nDs bzw. P#-n-Imn-Htp) bis zum IV. Smw (Mswt-Ro bzw. Wpt-rnpt).

415 Vgl. EAT III, 44–48 und Tf. 23. 416 Vgl. EAT III, 49–52 und Tf. 24 und MENDEL, Stiersarkophage, Kapitel zum Deckel JE 86723, Reihe I und vor allem II. Auf dem Deckel JE 86723 werden Daten in Verbindung mit einer Dekanuhr (Senmut Gruppe) der südlichen Konstellation verwendet. Der Kalender beginnt ebenso wie bei der Stierschenkel-Uhr der nördlichen Konstellation mit dem ersten Monat der Überschwemmungszeit (I. #Xt) und sollte dann mit jeder Dekade und von Dekan zu Dekan um 10 Tage voranschreiten. Es werden dann zwar alle zwölf Monate der Reihe nach genannt, jedoch sind die erhaltenen Angaben zu den Dekaden unregelmäßig und nicht alle Dekane notiert. 417 Zu den Wasseruhren vgl. EAT III, 12–14 und Tf. 2; aber auch: EAT III, 42–44 und Tf. 22 B mit einer anderen Einteilung); EAT III, 60 und Tf. 22 C; EAT III, 60–61 und Tf. 22 D. 418 Zur Decke im Ramesseum vgl. EAT III, 17–18 und Tf. 5. 419 Zur Decke in Medinet Habu vgl. EAT III, 27–28 mit Tf. 11. 420 Zu den Monaten und den Gottheiten vgl. MENDEL, Monatsgöttinnen, 81–92, mit der Decke im Ramesseum (R) und der Wasseruhr Kairo CG 37525 (W) sowie weiteren Quellen.

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5.1.3 Athribis, Die Blöcke in L 2, der westliche Bereich

257

Die Monatsangaben über der Reihe der Dekane kongruieren also mit den Monaten in der unteren Reihe und nicht direkt mit den beiden Sternuhren. Letztere stehen lediglich für den Ablauf eines Jahres mit der entsprechenden idealen Reihenfolge der Monate, wie es für ein rein religiöses Dokument zu erwarten ist. Eine tatsächliche Schnittmenge besteht für alle in der Mitte der drei Register, die den Beginn des neuen Jahres mit dem heliakischen Aufgang der Sothis und einer bestimmten Position des Mesechtiu angibt. In der späten griechischen bis zur frühen römischen Zeit wird der Tierkreis in Ägypten eingeführt und spätestens in der römischen Zeit in den religiösen Kanon der astronomischen Darstellungen eingebunden. Vor allem in den Tempeln lässt sich die Verknüpfung der traditionellen Dekane mit den neueren Tierkreiszeichen beobachten, wobei die Dekan-Liste, die hier verwendet wird, in der Regel die Tanis-Liste der Dekane ist, vielleicht, weil sie aus nur 36 Mitgliedern besteht und keine eingeschobenen Gottheiten oder zusätzliche Götter für die Epagomenentage beinhalten, was sich deutlich schlechter in Übereinstimmung bringen ließe. Hier in Athribis wurde also der Tierkreis mit den Dekanen der Tanis-Familie sowie einer Zuweisung der Dekane zu den zwölf Monaten kombiniert, was dieses Dokument gegenüber den übrigen Tierkreisen in Ägypten hervorhebt. Auch wenn viele Details zur Aufteilung des gesamten Bildes offenbleiben muss, lässt sich dennoch die Reihenfolge und ungefähre Anordnung der einzelnen Gottheiten rekonstruieren. Die in situ-Lage der Steine B8018, B8020–B8021 macht deutlich, dass Schu ziemlich genau in der Mitte des Deckenbildes stand und dass der Kopf der Nut (B8061 und B8066) oberhalb der Ecksäule Y 17 lokalisiert war. Der Block B8020 führt im mittleren Register die Dekane Nr. 8 und 9–11 auf, wobei nur Nr. 10 cbxt namentlich gesichert ist, die drei anderen jedoch durch die Ikonographie, Reihenfolge und eine Datumsangabe (IV. #Xt); im unteren Register ist eine Datumsangabe (II. Smw) und die Dekane Nr. 28 Öd und Nr. 29 c#wy-Qd aufgeführt. Daraus folgt, dass die Dekane vermutlich auf diese zwei Register aufgeteilt wurden. Die Liste dürfte mit den ersten Dekanen für die ersten drei Monate vom I. bis zum III. #Xt begonnen haben. Im oberen Register sind keine Dekane, sondern die zwölf Tierkreiszeichen aufgeführt worden, wobei rechts des Schu mit Aquarius ein Zeichen des Winters steht, woraus folgt, dass die Reihe nach Osten mit Cancer enden wird und nach Westen von Capricorn bis Leo zu ergänzen ist. Das ist eine häufige Aufteilung, die auch in anderen Tempeln wie z. B. in Dendara vorliegt. Hinzu kamen sicherlich noch die Götter der südlichen Konstellation, eventuell die der Nördlichen, die Planeten könnten zweimal vorgekommen sein und am Schoß bzw. am Kopf der Nut wird die Morgen- bzw. Abendsonne gewesen sein. Entsprechend dem, was im Grab des Psenosiris zusammengestellt war, könnte auch noch eine Barke für den Mond vorhanden gewesen sein. Eine Übersicht zu dem, was in diesem Deckenbild zu erwarten gewesen sein könnte, ist auf Tf. VI gegeben, eine Gesamtansicht der beiden Deckenbilder von L 2 findet sich auf Tf. III.

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258

5.1.4 Dendara, Pronaos

5.1.4 Die Darstellungen und Texte im Pronaos von Dendara Bei der Reihenfolge Westen vs. Osten bei den Travées wird die Westhälfte gegenüber der Osthälfte vorangestellt, da fortlaufende Göttergruppen, die auf beide Hälften verteilt sind (Dekane), mit der Zählung mehrheitlich auf der Westhälfte beginnen. 5.1.4.1 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 1, West421

(Abb. 143: Schematisierte Abbildungen nach Strichzeichnung aus: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VI; Zeilenzählung nach: D XV, 27–37) 421 Eine Übersicht findet sich bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, XX–XXI.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

259

Text: D XV, 27–37 (Text) Bearbeitungen: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 36–53 (Gesamtübersetzung); CAUVILLE, Dendara, Le pronaos, 508–527 (Analyse des westlichen, inneren Travées, Nr. 1); ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 35–62 und 95–127 (Übersetzung und Analyse der Texte) I. Tableau, Nordhälfte: Die vier Schakale rechts der Mondbarke422

(Abb. 144, schematisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VI; Zeilenzählung: D XV, 27–28)

Diese Göttergruppe ist auch als Begleitung des Mondes belegt423. D XV, 27, 5–6: (1) %sttyw nhm=n … (1) Die Schakalgestaltigen a : wir jubeln b , [… … …] [… … …] (2) #ms Hr ndb Dd=s(n) Ames c hört, was sie d sagen und sQ# b#w=f m tpyw-r#=sw erhebt seine Bas mit ihrem d Ausspruch. a

b

Bezeichnung von schakalköpfigen bzw. schakalgestaltigen Wesen, vgl. LGG V, 965–966. Diese Bezeichnung findet sich unter: LGG V, 966a. Die Göttergruppe ist Bestandteil der Mondbegleiter. Die Schreibung hier ist: , wobei der Schakalkopf nicht gut zu erkennen ist, die Pluralstriche sind jedoch scher. Hier ist noch etwas mehr zu erkennen und es fehlen mehr Gruppen bis zum Zeilenende als in D XV, 27, 5 angegeben. . S. auch ALTMondSymbolik I, 39, Anm. 37. Eine Bezeichnung des Osiris, vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 45 mit 94. MANN-WENDLING,

c

422 Eine farbige Abbildung des gesamten Tableaus findet sich bei VANNINI, Tutanchamun, 358–359. Angaben zum Bild Nr. 31, S. 382 sowie bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 68. 423 Vgl. dazu: LABRIQUE, L’escorte de la lune, 116.

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260 d

5.1.4 Dendara, Pronaos

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 39 und 40 mit Anm. 40 und 41 liest =s und bezieht das Singularpronomen auf Isis, die im folgenden Tableau erscheint.

Der Text über der Mondbarke Die Mondbarke zeigt drei preisende Gottheiten am Bug und einen Gott am Heckruder. Der Mond ist eine weißgrundige einfache Scheibe (ohne Sichel) mit einem Udjatauge in der Mitte, in dessen Pupille ein Kind in Sitzhaltung dargestellt ist. Über und unter dem Udjatauge sind je sieben hockende Götter mit unterschiedlich gefärbten Gewändern abgebildet424. D XV, 27, 8 – 28, 3: (3) Xo=k psD=k Wsir m (3) Mögest du erscheinen, mögest du leuchten, Osiris am Hrt wbn=k m #Xt nt pt Himmel a , mögest du aufgehen im Horizont des ir.tw n=k (4) hrw Himmels b . Man hat für dich den (4) Tag c gemacht, S#o.tw n=k #bdw nXb.tw die Monate begonnen und die Jahre in deinem Namen rnpwt n rn=k festgelegt. pr T#w m fnD=k (5) Sww m Die Luft kommt aus deiner Nase, das (5) Licht aus Htyt=k bnbn Hopy m fdt nt deiner Kehle, Hapi fließt aus dem Schweiß deiner GlieHow=k (6) m##=k s#=k Or m der (6). Mögest du deinen Sohn Horus als Herrn dieses nb m t# pn Ssp ib=k mw (7) Landes sehen. Möge dein Herz tagtäglich frisches Wasrnp ro-nb noy n=k Hopy Hr ser, (7) empfangen. Möge Hapi zu dir an deinen Standort st-rdwy=k (8) boH.tw m kommen d , (8) (indem) er überfließt in deiner Gestalt sSmw=k rnp s#=k (9) m Hwt(und) deinen Sohn verjüngt (9) im e Benbenhaus. bnbn (10) Sm=k r Edw (11) (10) Du gelangst nach Busiris, (11) (indem) du dauerhaft iw=k mn.tw r (12) nHH Dt bist auf (12) immer und ewig. Wsir nTr-o# (13) HQ#-Dt Xnt (O) Osiris, großer Gott (13) (und) Herrscher der Unendimntt (14) m m#o-Xrw lichkeit im Westen (14) als Gerechtfertigter. pt Hoo.tw (15) xr sSt#=k Der Himmel jubelt (15) unter deiner Gestalt, (wenn) das i#bt Ssp n (16) wnmt linke Auge das (16) rechte Auge empfangen hat. ioH áiiñ r sw=f nn (17) Der Mond áistñ zu seiner Zeit ágekommenñ f , ohne in nt-o=k nb ámnñ das (17) Holen-Fest g . Alle deine Vorschriften h ásind m (18) wbn Htp ntk dauerhaftñ i beim (18) Auf- und Untergang. (Denn) du Sww wbn m pt t# bist das Licht, das am Himmel und auf der Erde leuchtet. Ro Hoo.tw Hr m## ir.n=k (19) Re jubelt, wenn er sieht, was du gemacht hast. (19) #Xtyw ib=sn nDm Die Horizontbewohner, ihre Herzen sind erfreut und das Hwt-bnbn m Hoo hy (20) pxr Benbenhaus ist im Jubel. (20) Jauchzen geht umher im m Hwt-o#t hn m Hwt-sr Großen Tempel, Preisung ist im Tempel des Fürsten und Xmnyw m #wt-ib (21) EHwty die Achtheit ist im Glück j . (21) Thoth tritt heraus als pr m m#o-Xrw sHtp=f wD#t Gerechtfertigter, wenn er das Udjatauge zufriedenstellt, mH.tw m dbHw=s Htm.n=f was gefüllt ist mit seinen Bestandteilen, nachdem er es sy (22) m #bd=s versehen hat (22) mit seiner Mondsichel k . ity nb-nTrw rn=k mn r (O) Fürst und Herr der Götter, dein Name dauere bis in nHH Htp Hr=k nfr Ewigkeit und dein vollkommenes Antlitz sei zufrieden n ^ NN ¿ mit ^ NN ¿. 424 Vgl. zu dieser Szene auch E III, 212–213 und Tf. 69 und die Ausführungen von CAUVILLE in: Dendara, Le pronaos, 512–514. Eine Synopse zu den Paralleltexten liefert HERBIN, in: BIFAO 82, 1982, 237–282.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West a

b

Die Gruppe Hrt ist so geschrieben, worauf auch CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 36, Anm. 6 hinweist. Hier schließe ich mich der Lesung von ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 40 an.

TEMPLE DE DENDARA . c

!rw ist geschrieben:

d e f

17 g

261

.

Hr st-rdwy=k: . 16 So auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 40 mit Anm. 44. Die Ergänzung folgt CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 38–39. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 41 mit Anm. 47 verweist zu dieser Phrase zusätzlich auf D XV, 370, 6. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 38–39 transkribiert n áiTñ in Hb nt-o.k nb m wbn-Htp und übersetzt: „il n’est pas d’irrégularité dans tout ton rituel du matin au soir.“ Sie bezieht sich bei dem Verb (áiTñ in) auf die übertragene Bedeutung der Wortkombination „fortnehmen und hinbringen“ (iT in) zu „unregelmäßig sein“ (nach Wb I, 149, 22), was in Hinblick auf den Mond sinnvoller erscheint als das allein geschriebene in „bringen“. Eine Teilparallele in Edfu (E III, 213, 5) zeigt allerdings nur das alleinstehende in, sodass der Text auch ohne Ergänzung auskommen sollte. Dennoch bleibt die Passage mit der Gruppe

uneindeutig. Dabei können die Zeichen

auch allein für Hb stehen (vgl. Wb III, 57). ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 41 mit Anm. 48 verweist hier nochmals auf D XV, 370, 6–7, wo diese Phrase, sowie das Fest ebenfalls genannt ist und übersetzt „das (Fest) ‚Holen’“. Vgl. zu diesem Fest noch einmal ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 115–116 mit 23 Verweisen auf WESPI (Anm. 202) und WAITKUS (Anm. 204). Demnach gibt es gute Argumente dafür, dass dieses Fest benötigt wurde, wenn der Mond am Beginn des neuen Monats über den erwarteten Zeitraum noch nicht gesichtet wurde, wobei der Grund dafür sein kann, 24 wenn das Altlicht z. B. wegen schlechter Witterung nicht beobachtet werden konnte. h

i

j

Die Gruppierung ist: (vgl. auch CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 38, Anm. 25 7). Ergänzung nach ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 41 mit Anm. 49 und Verweis auf D XV, 370, 7. 26 Die Passage nennt hintereinander drei Tempel: 1) Hwt-bnbn, 2) Hwt-o#t und 3) das Hwt-sr. Bei diesen Tempeln handelt es sich ursprünglich um zentrale Heiligtümer in Heliopolis (später werden auch in anderen Kultzentren Tempelanlagen so benannt), die alle drei eng mit dem Kult um Re und Osiris verbunden sind (vgl. RAUE, Heliopolis, 15). Dabei steht Hwt-o#t für die Residenz, oder das Hauptsanktuar des Re bzw. des Atum in Heliopolis oder eines Gottes an einem gegebenen Ort. Das Hwt-bnbn ist wohl schon ab dem NR in Heliopolis der Ort, an dem der Leichnam des Osiris verborgen war (RAUE, Heliopolis, 107) und das Hwt-sr wird als „Fürsten- oder Richterhaus“ verstanden (vgl. KAPLONY, in: LÄ II, 352–356, *Fürstenhaus), in dem der gerechtfertigte König/Fürst seinen Sitz hat.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

262

k

Der Titel ist ursprünglich an Osiris gebunden und wird durch die enge Verbindung von Osiris und Re auch auf diesen übertragen. Alle drei Heiligtümer zusammengenommen unterstreichen die enge Verbindung des Re mit Osiris sowie die Übergabe des Königtums vom Vater auf den Sohn, wie es in der göttlichen Herrschaftsfolge zwischen Osiris und Horus festgelegt ist. In Dendara ist die Achtheit zudem eng mit der Übergabe der Herrschaftsinsignien vom Vater auf den Sohn verbunden, was vermutlich der Grund ist, warum sie in diesem Tableau an der Decke erscheint. Gut sichtbar wird dieser Aspekt in den folgenden Szenen: 1) Im Pronaos des Hathortempels, wo die acht Götter auf acht Ritualszenen des 4. Registers der Façade des Naos aufgeteilt sind: (rechte Reihe, Osten) D XIV, 32, 6 – 33, 11; 33, 13 – 34, 15; 35, 2 – 36, 3 und 36, 5 – 37, 3; (linke Reihe, Westen) D XIV, 75, 4 – 76, l0; 76, 12 – 77, 15; 78, 2 – 79, 3 und 79, 5 – 80, 2. 2) Dendara, Isistempel, wo die Götter über dem Eingang in den Vorraum symmetrisch auf zwei Szenen aufgeteilt sind: Temple d'Isis, 2l8, 14 – 219, 11 und 219, 15 – 220, 14 (mit Tf. 199). #bd im Sinne von Monat lässt sich hier schlecht greifen, wohingegen die „Mondsichel“ (#bd wird ja auch mit einer Mondsichel geschrieben, vgl. Wb I, 65) mit ihren unterschiedlichen Füllständen die unterschiedlichen Tage klar unterscheiden, für die die Götter stehen. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 41 mit Anm. 55 verweist darauf, dass das Determinativ ( ) eher für den Zeitbegriff (hier „Monat“), als für eine Lesung „Mondsichel“ steht und verweist zusätzlich darauf, dass der Begriff „#bd“ in anderen Quellen durch „dbHw“ ersetzt wird.

Die Götter in der Barke Der pavianköpfige Thoth, Isis und Horus stehen auf einem Podest am Bug der Barke vor dem Mondauge, während Horus-Chentechtai auf einem Podest am Heckruder steht. Die Götter findet man in nahezu derselben Zusammensetzung auch in E III, 213, 3 und 7 (vgl. auch Tf. 69). In Edfu kommt der Mond ( ) als eigenständiger Gott, der vor der großen Mondscheibe steht, hinzu. D XV, 28, 5–6: (23) EHwty (24) #st (25) Or (23) Thoth, (24) Isis, (25) Horus, (26) Horus-Chentechtai. (26) Or-Xnty-xty Die vier Bavögel links der Mondbarke Sie sind das Pendant zu den vier schakalsköpfigen Göttern der rechten Seite425. D XV, 28, 8–9: (27) B#w-snwt nTrw (27) Die Bas des sechsten Mondmonatstages, die Götter, ntyw s#X.w wD#t wHm=s welche das Udjatauge erglänzen lassen, wenn es den UmSnw m smdt kreis a wiederholt, am 15. Mondmonatstag,

425 Vgl. hierzu LABRIQUE, L’escorte de la lune, 114 und LABRIQUE, in: RdÉ 49, 1998, 129.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

(28) Smsw nTr m irw=f n Xy Sps opr.n=f wD#t m nfrw=s a

263

(28) die dem Gott folgen in seiner Gestalt des prächtigen Kindes, nachdem er das Udjatauge mit seiner Vollkommenheit ausgestattet hat.

Cnw „Umkreis“ wird hier im Sinne von „Kreislauf“ verwendet, wobei anzumerken ist, dass die zweite Hälfte des Mondzyklus, bei der der Mond kontinuierlich abnimmt, sonst, außer in Esna (vgl. Travée A, Esna IV, 399 und bes. 401) nicht explizit dargestellt wird. VON LIEVEN426 schreibt zu dieser Passage, dass der Ausdruck wHm-Snw „den Kreislauf wiederholen“, nicht als Wiederholen des „Kreislaufes“, sondern als Wiederholen des „Kreises“ zu verstehen ist, was sich allein auf die Scheibe des Vollmondes bezöge. Hier wendet sie sich zudem konkret gegen eine Interpretation von BRUGSCH (Thes. 34), der in diesem Tableau die Phase des abnehmenden Mondes gesehen hat. Sie interpretiert diese Szene dagegen als „Resultat des Götterzuges in den Mond“, wobei sie die Darstellung des Udjatauges selbst als Vollmond sieht427. Auch führt sie an: „Die Erwähnung des Festes des fünfzehnten Tages und die Bezeichnung des Mondes als „Jüngling“ lassen an der Richtigkeit dieser Auffassung keinen Zweifel.“428 D. h. VON LIEVEN interpretiert die Darstellung des ersten Tableaus als den Abschnitt des zunehmenden Mondes.

Auswertung Tableau I: A – Götter und Göttergruppen Die zwei Göttergruppen, die vor und hinter der Mondbarke je zu zweit übereinanderstehen, sind auch Bestandteil der Göttergruppen, die als Begleiter des Mondes erscheinen können429. Stellvertretend für die Gesamtheit dieser Göttergruppen sind hier nur jeweils eine Gruppe für jede der beiden Seiten gewählt worden. Die Götter, die in der Barke stehen, sind ein pavianköpfiger Thoth als Vertreter des Mondgottes schlechthin in Begleitung von Isis und Horus, die wiederum zur Familientriade OsirisIsis-Horus gehören, wobei Osiris natürlich das Mond- und Udjatauge selbst ist. Horus-Chentechtai ist der Gott, der z. B. in den Büchern vom Tage und von der Nacht am Heckruder steht. Anzumerken ist hier sicherlich, dass Thoth mit einem Paviankopf wiedergegeben ist, was zu den selteneren Darstellungsoptionen des Gottes gehört430. Schließlich gibt es noch die 14 namenlosen und unspezifisch gehaltenen Götter, die zu siebt, über und unter dem Udjatauge in der Mondscheibe hocken und sicherlich als Vertreter der Götter zu bewerten sind, die für das Füllen des Mondauges zuständig sind und damit für insgesamt 14 Tage des Mondmonats stehen. Das Kind in der Pupille des Udjatauges symbolisiert den 15. Tag und wiederum den verjüngten Osiris. ALTMANN-WENDLING431 weist darauf hin, dass der Iris-Pupillen-Bereich, in dem sich das Kind befindet (Abb. 146), hell ist und der es umgebene Augapfel, der normalerweise weiß wäre, hier dunkel gehalten ist, was sie als den weißen Mond vor dunklem Nachthimmel interpretiert. 426 Im Kommentar zu Esna 435 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 127–128. 427 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 128 mit Anm. 363. 428 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 128, Anm. 363. 429 Vgl. hierzu LABRIQUE, L’escorte de la lune, 91–121 und besonders 116 (%sttyw) und 114 (B#w-snwt). ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 45 merkt an, dass es sich bei dieser Göttergruppe normalerweise um drei Figuren handelt, die häufig im Kontext „Vollmond“ erscheinen. 430 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 37 und 707. 431 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 36–37.

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264

5.1.4 Dendara, Pronaos

Die Farbwahl hier steht im Kontrast zu der des Udjatauges vor der Mondtreppe (Abb. 145) im übernächsten Feld, wo der Iris-Pupillen-Bereich dunkel und der Augapfel-Bereich hell ist, wogegen die übrige Farbwahl der beiden Udjataugen nur auf den ersten Blick gleich erscheinen, denn einige Teile des Auges in der Barke des ersten Feldes sind in Rot gehalten (das titZeichen, die Spitze des Dreiecks zwischen tit-Zeichen und Auge und die Streifen zwischen Auge und Augenbraue), während die Farbgebung des Udjatauges im Mondspiegel nur Blautöne, Weiß und Schwarz zeigt432. Deswegen vermute ich, dass die zum Teil andere Farbwahl dieselbe Relevanz hat wie die unterschiedliche Gestaltung des Augeninneren.

(Abb. 145: Akademie-Photo I 2645)

(Abb. 146: Akademie-Photo I 2652) 433

Der Interpretation ALTMANN-WENDLINGs , dass dieses erste Feld eigentlich den Abschluss des Travées bildet, da der Mond in seinen ersten 15 Tagen von Neu- bis Vollmond, scheinbar eine, dem üblichen Lauf der Sterne entgegengesetzte Bahn von Westen nach Osten vollzieht434, möchte ich mich hier anschließen, da hierzu ein weiteres Detail passt, was nur bei genauerem Hinsehen auffällt. Bei den Gottheiten, die im ersten Feld über und unter dem Udjatauge mit dem Kind darin hocken, fällt auf, dass die Figuren der oberen Reihe dunkler wirken als die untere Reihe, obwohl sich die Gottheiten, die jeweils untereinander hocken, in der allgemeinen Farbwahl einander entsprechen. Der Unterschied zwischen beiden scheint jedoch zu sein, dass die oberen Gottheiten in allen Farben etwas dunkler zu sein scheinen, was wohl nicht nur an der Restaurierung liegt. Dieses Detail könnte dahingehend zu deuten sein, dass der Mond in seiner Leuchtkraft kontinuierlich abnimmt, was den, von unten nach oben, immer dunkler werdenden Figuren entsprechen würde435. 432 Die Scheiben, in der sich die Udjataugen befinden, könnten, den erkennbaren Farbspuren nach zu urteilen, vielleicht rot gewesen sein, wobei das Auge in der Barke des ersten Feldes insgesamt einen dunkleren Eindruck macht. 433 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 70–71 und Farbtafel III. Dabei wendet sie sich gegen die Leserichtung von CAUVILLE, Dendara, Le pronaos (du temple d’Hathor: Analyse de la décoration), 509 und führt hier vorwiegend die Leserichtung der Travées von links nach rechts an, was so für die Darstellungen der Westseite sicherlich zutrifft. 434 Vgl. dazu die anschaulichen Schemata bei ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, Farbtafel II. 435 Vgl. auch den Ausschnitt zu den beiden Götterreihen bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara,

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

265

Auswertung Tableau I: B – Größere zusammenhängende Text Der Text über der Mondbarke spricht Osiris, der als Mond am Himmel leuchtet, an. Danach werden nacheinander verschiedene Themen abgehandelt. Das erste Thema definiert den Zeitrahmen genauer, beginnend mit dem Tag über den Monat bis hin zum Jahr. Ihm wird der Tag erschaffen, damit der Mond überhaupt den Monat mit den einzelnen (Mondmonats-) Tagen beginnen kann und die Jahreszählung über die Regierungsjahre des Königs festgelegt werden können. Damit wird wohl auf die kalendarische Ordnung des bürgerlichen Kalenders, der sich immer auf den regierenden König bezieht, hingewiesen, wobei in dem jugendlichen Osiris der amtierende König gesehen werden muss. Als nächstes werden die drei wichtigsten Elemente des Lebens, Luft, Licht und (Überschwemmungs-) Wasser genannt, die aus Osiris herauskommen, womit gleichzeitig betont wird, dass dieser als lebender Gott gesehen wird. Erst danach wird der jenseitige Aspekt des Gottes genannt, der mit seinem legitimierten Sohn einen Nachfolger haben wird. Als Verstorbener wiederum wird er genauso versorgt wie zu Lebzeiten, wobei auf die Wasserversorgung und die Überschwemmung durch Hapi, die ja auch thematisch mit Osiris eng verbunden sind, großer Wert gelegt wird. Die Überschwemmung wirkt jedoch nicht nur lebensspendend für Osiris, sondern auch für seinen Sohn Horus, wenn sich dieser im Benbenhaus in Heliopolis als Sonnengott verjüngt. Dieser Abschnitt schließt dann damit, dass Osiris nach Busiris gelangt und als Herrscher der Unendlichkeit (HQ#-Dt) gerechtfertigt ist. Der folgende Teil beschäftigt sich wiederum mit dem Mond, oder vielleicht genauer mit dem Vollmond, denn nur um diese Mondphase herum sind linkes und rechtes Auge gleichzeitig sichtbar. Es wird betont, dass der Mondzyklus der Regel nach verläuft, was wiederum alle Himmelsbewohner zufriedenstellt. Dabei werden die drei wichtigen Heiligtümer Hwtbnbn, Hwt-o#t und Hwt-sr in Heliopolis genannt, die sowohl für die legitime Herrscherübergabe vom Vater Osiris auf den Sohn Horus als auch für die tägliche Regeneration der Sonne durch Osiris und damit für den Fortbestand der kosmischen Ordnung stehen. Den Abschluss bildet eine Aussage zu Thoth, der für das korrekte Füllen des Mondauges zuständig ist, sodass jeder Tag des Mondmonats seine vorgesehene Form der Mondsichel bzw. -scheibe trägt. Tableau II: Isis und Thoth preisen fünf Falken436

(Abb. 147, schematisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VI; Zeilenzählung: D XV, 27–28) 70. Leider lässt sich diese Beobachtung anhand der parallelen Darstellung in Edfu nicht verifizieren, da entsprechende Photos nicht publiziert sind. 436 Eine große farbige Abbildung findet sich bei VANNINI, Tutanchamun, 200.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

266

Isis (Ü) und Thoth (Ü) stehen preisend untereinander vor fünf Falken (Þ). Der vierzeilige Text hinter den beiden preisenden Göttern, ist eine Fortsetzung der Textzeile über Isis. Übersetzung des Textes bei CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 38–41 und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 42–45. D XV, 28, 12437: (1) EHwty o#-o#-wr nb-%mnw (1) Thoth, der überaus große und Herr von Aschmunein. D XV, 28, 13–29, 12: (2) wn #st …?… b# Sms ib=f m t#-nTr (3) m bik Hno msw-Or iw.n=f r m##=s ii.n=f Hno mr(t)=sn psDnty #bd 3 Smw Ipt rn n #st wd Ro nst=f HQ#=f n s#=f Or s#-Wsir r snDm ib n mwt=f #st Dd.tw #bd 3 Smw (4) r #bd 3 Smw ipt m rn n #st sXwn Hmt=s Hno nTrw r Ts Wsir m wD#t m-Xt Dd.n nTrw r=s wD#t mH.tw nn grH nb im=s Hsb.n=s ipt gm.n=s nTr sp 5 im=s Qm# ib=s sH mnX m dbdb n #X=s iw n=s Hbo&t\ (5) m owy=s m Hsb Hno nTrw ir.n=s 3 r-gs 2 Ts=s Wsir Hno msw-Or #st tn Dsá=sñ m rn=s nb Hb n=s nty m snw r=f nn pw Dd r Hbot Dd nTrw r=s Hwnt pw si# ib=s r=w o#=s r=w m sH imn sXpr Xndw m rn=s Hbot (6) XntS ibw imyw wD#t wn.n=s xr spw 14 a

(2) Es ist Isis, die …?… den Ba … (?), der seinem Herzen im Gottesland folgt a (3) als Falke b zusammen mit den Horuskindern. Er ist gekommen, um sie c zu sehen und er kam zusammen d mit denen, die sie lieben. Neumondfest e des 3. Monats der Trockenzeit, (in dem) Ipet f der Name der Isis ist. Re gibt seinen Thron und seine Herrschaft seinem Sohn Horus, dem Sohn des Osiris, um das Herz seiner Mutter Isis zu erfreuen g . Man sagt 3. Monat der Trocken-/Erntezeit (= Epiphi) h (4) zum 3. Monat der Trocken-/Erntezeit (weil) „Messscheffel“ i der Name der Isis ist. Ihre Majestät stritt j mit den Göttern, um Osiris an das Udjatauge anzufügen k , nachdem die Götter zu ihr gesagt l haben: „das Udjatauge ist (doch) gefüllt, ohne irgendeine Fehlstelle darin“. Sie berechnete das Messscheffel m und fand den Gott n (und) fünf Bestandteile darin o . (So) erschuf ihr Herz den trefflichen Plan durch die Schlagfertigkeit p ihres Geistes. Sie hat ein Gewicht q (5) auf ihren Armen beim Rechnen mit den Göttern. (Nachdem) sie die drei neben den zwei (Teilen) schuf, verband sie Osiris mit den Horuskindern r . „Jene Isis selbst ist das, in jedem ihrer Namen. Das Fest ist für sie, was ihm (dem Namen?) ähnlich s ist. – Dies ist es, was zu dem Hbot-Gewicht t gesagt wird,“ sagen die Götter über sie. Das ist das Mädchen u , dessen Herz mehr weiß als sie (und) das größer ist als sie v durch dem verborgenen Plan. So geschah es, dass der Thron in ihrem Namen Hbot-Gewicht entsteht w . (6) Die Herzen derer, die sich im Udjatauge befinden x , sind in Freude, (wenn) es die 14 Bestandteile y trägt.

Die Passage ist sehr zerstört und stellenweise kaum zu erkennen und das, was zu erkennen ist, deckt sich nicht vollständig mit dem, was CAUVILLE (in: D XV, 28, 13) wiedergegeben hat (vgl. hierzu den Ausschnitt aus dem Photo der Akademie I_2647). M. E. steht dort:

.

437 Vgl. zu dieser Zeile: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 38–39, mit Anm. 9.

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Quatre oiseaux-âmes à tête humaine 27

25

28

5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

267

te humaine 28

10

TABLEAU II

Der Kopf und die Umrisse des Hasen sind gerade noch zu erkennen. Der Name der Isis ist Cinq faucons adorés par Isis et par Thot weitestgehend vorhanden, das Zeichen, was diesem folgt, könnte sehr wohl ein Vogel sein, jedoch keine Eule, da diese anders aussehen und vor allem einen anders geformten Schwanz haben (vgl. Photo I_2619). Das, Thot non gravé was zu erkennen ist, sieht am ehesten wie: der Schwanz eines Geiers aus. Der Bavogel, der daraufolgt, ist wieder klar, jedoch nicht, was in der obe2

: gibt CAUVILLE (D XV, 28, 13) mit ren rechten Ecke war. Die folgendeIsis Stelle wieder, was jedoch sehr merkwürdig erscheint, da die umliegenden Texte Zeichenverdrehungen dieser Art nicht zeigen. Auch wäre die Gruppe sehr schmal für den Namen des

Isis et par Thot

Osiris. M. E. sehen die Zeichenreste eher wie aus. Was dann zwischen dem Sms und dem „s“ stand, ist nicht mehr erkennbar, aber der Rest ist wieder gut zu sehen. Der Ausdruck: Sms ib=f m t#-nTr „der seinem Herzen im Gottesland folgt“ (LGG VII, 84a) ist als Bezeichnung für Osiris sowie für solare Götter belegt und passt daher problemlos in den Kontext. (?)

gravé

3

b

c

d

Der Ba kommt als Falke (bik, ) und nicht als Horus, wie CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 38–39) transkribiert und übersetzt. Die Rede ist von dem Ba, der zu Isis und den Horussöhnen kommt, das =s bezieht sich in beiden Fällen auf Isis. Die Gruppe taucht (so mit den Zeichen nebeneinandergestellt) in dem Textabschnitt drei Mal auf (D XV, 28, 13 und 14, und 29, 5) und je einmal in den Schreibvarianten und (D XV, 29, 2 und 5). CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 38 und 40) transkribiert das in allen Fällen mit Hr, was technisch natürlich möglich ist. Da die Gruppe

e

jedoch meistens mit Hno transkribiert wird (vgl. etwa die Schreibungen in Wb III, 110), erscheint mir diese Lesung passender. In der Übersetzung ist der Unterschied jedoch nicht allzu groß. Der Ba (zugleich der erste der fünf dargestellten Falken) ist in Begleitung der vier Horussöhne („die sie (Isis) lieben“; vier der fünf dargestellten Falken). CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 39 übersetzt die Passage: „il est venu pour la (= Isis) voir, il est venu avec ceux (= les enfants d’Horus) qu’ils (= Horus et Isis) aiment“. Da von Horus hier nicht die Rede ist, kann die zweite Person (neben Isis) nur Osiris (der „Ba“) sein, der von den Horussöhnen

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3

Thot :

non gravé 2

Isis :

268

(?)

3

5.1.4 Dendara, Pronaos

geliebt wird, sofern in mr ( ) ein Plural steckt. Mr könnte sich jedoch auch auf Isis allein beziehen. Der 1. Mondmonatstag kann natürlich auch mit Neumondfest übersetzt werden, s. dazu ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 42. Anzumerken sei noch, dass das hier angegebene Datum (Neumondfest des 3. Monats der Erntezeit, #bd III, Smw) der Tag ist, an dem Hathor jedes Jahr nach Edfu fährt, wie ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 70, Anm. 240 mit Verweis (und Übersetzung) auf D I, 20, 6–8 ausführt. f

Geschrieben: , wie der Name des Monats Epiphi und dessen Göttin „die Gezählte“, vgl. LGG I, 217c.

g

Lies mit CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 40–41, mit Anm. 10) anstelle von . Der Name des Monats erscheint hier doppelt, wobei es sich bei einer der Wiederholungen aber auch um eine Fehlschreibung für „Epiphi“ (Ipip) handeln könnte. Nach QUACK (vgl. hierzu ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 43, mit Anm. 64) soll die erste Schreibung „Epiphi“ zu lesen sein, jedoch nicht die identisch geschriebene zweite Nennung des Monatsnamens.

h

i

Geschrieben: , vgl. auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 44 mit Anm. 65. Zu ipt „Scheffel“, vgl. POMMERENING, Hohlmaße, 52–62. In der Lehre des Amenemope wird ein wD#t-Scheffel im Austausch für ipt verwendet, womit sich die Verbindung dieser beiden Begriffe zeigt (vgl. POMMERENING, Hohlmaße, 66–67). Als Begriff gehört dbH ebenfalls hierher. Als Bestandteile der Maße ipt, wD#t und dbH gelten r#w und iryw (POMMERENING, Hohlmaße, 66).

j

Das Zeichen nach dem „s“ ist zwar leicht beschädigt, jedoch erhalten: . Lies mit ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 43 mit Anm. 69 sXwn „streiten“ (Wb IV, 238, 9 mit Hno „streiten mit“). Das Zeichen sieht eher wie aus. Die Übersetzung folgt hier generell ALTMANNWENDLING, MondSymbolik I, 43 mit Anm. 70. Eine Übersetzung des Ts mit „knoten, anknüpfen; anfügen an (mit m)“ erscheint mir hier aussagekräftiger, da die Verbindung von Udjatauge und Osiris so enger wäre als bei einer Übersetzung mit „erheben“. Zudem würde es m. E. besser erklären, warum Isis mit den Göttern darüber streiten musste. Mit dem Hinzufügen des Osiris als ein weiteres Element stimmt das Maß nicht mehr, was zu dem Streit führt und eine Neuberechnung der Maßeinheit nötig macht.

k

l

Lies mit CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 40–41, mit Anm. 11)

m

Auch in diesem Fall ist das Wort mit dem Zeichen für das Kornmaß determiniert ( ). Oder auch Qm# „erschaffen“, wie von CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 40–41) vorgeschlagen. Die Lesung hier folgt ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 43.

n

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.

(?)

4

PRONAOS G' .

29

5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

269 (?)

o

4

p

Der Arm in sieht eher wie aus, was die Lesung aber nicht unbedingt ändert. Zur Einführung I, 174, Zeichen Nr. 70. Lesung des Arms mit sp vgl. KURTH, (?) Nicht klar ist außerdem die Lesung des Sterns über dem Arm. Die Übersetzung folgt hier CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 40–41); vgl. auch unten Anm. q. Das Wort dbdb erscheint in diesem Zusammenhang ungewöhnlich. Am ehesten scheint Wb V, 442,15 „jmdn. mit Worten angreifen; sticheln“ mit einer etwas freieren Übersetzung „schlagfertig sein“ zu passen. (?)

q

5

5

PRONAOS G' .

5

2

6

Dort steht: und nicht , wie in D XV,G'29, PRONAOS . 4 angegeben. Das Wort, was nicht im Wörterbuch zu finden ist, wird in diesem Text zwei weitere Male verwendet und

29

7

wird dann und geschrieben; so auch ALTMANN-W5ENDLING, MondSymbolik I, 44 mit Anm. 78. 4Grundsätzlich könnte eine Verbindung zu Hob („ein Spiel spie(?) len“, Wb III, 42, 6–8) und Hbo („schlechte Handlung beim Kornmessen“, Wb III, 62, 17)8 bestehen. CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 40–41) transkribiert Hbot und übersetzt (?) „poids“. Sie 4schreibt dazu einen kurzen Kommentar in ihrem Analyseband zum Pronaos (CAUVILLE, Dendara, 6 Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 517) und sagt, dass es sich um ein ihr unbekanntes Wort handelt, bei dem es sich um ein (Eich-) Maß (étalon) handelt, was (?)

10

5

7

9 im=s)

aus insgesamt 5 Teilen ( , sp 5 besteht. Im folgenden Satz wird das noch spezifiziert, indem gesagt

(?)

5

(?)

8) bewird, dass es aus drei neben zwei Teilen ( steht, was im Original anders als in der Textpublikation

LEAU III 1

gruppiert ist ( ). 10 Irritierend ist an dieser Stelle, dass das zugrundeliegende Messsystem der Oipe (HQ#t) die 6 Bestandteile des Udjatauges sind, von denen es eigentlich sechs (1/2 , 1/4 , 1/8 , 9 1/16 , 1/32 und 1/64 ) und nicht fünf gibt, jedoch sind im Bild von Tableau II fünf TABLEAU III vorhanden. und nicht etwa sechs Falken 6 (?) Allerdings entstehen bei der7 Umrechnung des alten Oipe-Maßes in persische Artaben (grie2 chisch: ἀρτάβη;1 Demotisch: rtb. (EG, 259; CDD R (01.1): 83, vielleicht das hier genannte und sonst nicht belegte Hbot-Maß?) fünf neue Einheiten (1/3, 1/6, 1/12, 1/24 und 1/48; POM7 MERENING, Hohlmaße, 173). Was das Volumen betrifft, sind die Artabe-Einheiten kleiner als das altägyptische Oipe-Maß, was zu gewissen Anpassungsproblemen geführt hat und eine neue Berechnungsgrundlage notwendig machte. 8 Möglicherweise ist es das, was der Text hier versucht zu beschreiben. Isis trickst, indem sie zu den ursprünglichen zwei Teilen, aus der alten Reihe auf 1/2 basierend, einen Teil addiert und so auf eine neue Reihe auf drei basierend (1/3) kommt (ir.n=s 3 r-gs 2 Ts=s Wsir 9 Hno msw-Or: „Nachdem sie die drei neben den zwei (Teilen) schuf, verband sie Osiris mit 2 den Horuskindern.“). Die 1/2-Reihe hat sechs Bestandteile (die des Udjatauges), während die neue Reihe fünf Bestandteile aufweist (vgl. dazu detailliert: POMMERENING, Hohlmaße, 9 169–173). (?)

TABLEAU III © 2022, 1 Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden

TABLEAUISBN IIIPrint: 978-3-447-11795-1 — ISBN E-Book: 978-3-447-39260-0

2

5

8

10 (?)

5.1.4 Dendara, Pronaos

270 r

s

t

u

v w

x

y

Zur Lesung der Maßeinheiten s. o., Anm. q. Osiris und die vier Horussöhne sind zusammen vermutlich die fünf Bestandteile, von denen hier die Rede ist, wobei die vier Horussöhne allein zu der alten Oipe Berechnung gehören, während die neue Berechnungseinheit dann um Osiris erweitert wäre. Hb „Fest“ weist auch dieselben Konsonantenfolge auf, wie das Hb(ot)-Maß, was das Wortspiel hier erklären würde. Der letzte Satz ist eine Glosse und erklärt den Namen des Hbot-Maßes, die „Rede“ der Götter könnte aber schon zuvor mit „jene Isis …“ beginnen. Die Übersetzung folgt hier ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 44. Ein häufigeres Beiwort für Göttinnen wie Hathor und Isis, vgl. LGG V, 101c und die Einträge zu Hwnt „Pupille“ (nach Wb III, 53, 21–24) in LGG V, 106. Mit „sie“ (=w) müssten die Götter gemeint sein. Dieser glossenartige Einschub baut eine Verbindung zwischen Xndw „Thron“ (zusammen mit sXpr wie folgt gruppiert: ) und dem Hbot-Gewicht auf. CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 518 und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 46 verstehen anstelle von Xndwt „Thron“ XntS „Freude“, was sich inhaltlich besser an den nachfolgenden Satz anschließen ließe. Mit ‚die sich im Udjatauge befinden’ müssen die in Tableau I über und unter dem Udjatauge hockenden Götter gemeint sein. So auch: ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 46 mit Anm. 85. Die Zahl „14“ ist unmissverständlich geschrieben. CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 40–41) transkribiert den Abschnitt zuvor mit wn.s xr iw sp und übersetzt „il (= l’œil-oudjat) contient quatorze éléments“, was aber nicht gut nachzuvollziehen ist. Die Übersetzung hier folgt ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 46 mit der Erklärung in Anm. 85.

Der Text hinter den fünf Falken

(Abb. 148, schematisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VI; Zeilenzählung: D XV, 28–29)

D XV, 29, 8–12: (7) Wsir nb onX onX.tw n m##=f ms.tw=f tp rnpt r sonX B#Qt r srwD mnw

(7) Osiris, der Herr des Lebens, man lebt, wenn man ihn sieht. Er wird am Beginn des Jahres geboren a , um Ägypten zu beleben und um die Denkmäler der Götter

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

nw nTrw Xpr=f m k#-ps m #bd Dd# (8) #Xwt Ts=f prt n nTrw rmTw Hwnw nfr Sm r nw=f ity Hopy HwysÓ wr nn #b Xy nfr (9) iwr idt rnp sw onX B#Qt iwn-Hoo m X#wy onX t#-Dr=f m pr=f Xpr t#w nbw m Htp a

b c d

e

f

g h

i

j

271

stark sein zu lassen. Seine Gestalt ist die des „brennenden Stieres“ am Neulichtfest b . Reif sind (8) die Felder c , (weil er) das Saatgut für Götter und Menschen erzeugt hat. Vollkommener Jüngling, der zu seiner Zeit kommt. Fürst des Nils d (und) große Flut e ohne Unterlass. Das vollkommene Kind, (9) was die Kuh f trächtig sein lässt g , (und) sich verjüngt h , so dass Ägypten i lebt. Der Mond in der Nacht j , der das ganze Land belebt, wenn er hervorkommt, (sodass) alle Länder in Frieden existieren.

Der Ausdruck ms.tw=f-tp-rnpt, bezieht sich auf die Nilüberschwemmung, die nach dem altägyptischen Kalender nach dem neuen Jahr einsetzt, wie der folgende Text deutlich macht. So nach ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 45, s. auch Anm. 91. So nach ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 45. Zur Übersetzung s. CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 40–41) und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 45, s. auch Anm. 92. Bei dem Wort fehlt eine Wasserlinie und zwischen ihm und dem folgenden Wort gibt es eine kleine Lücke. Das Wort idt ist mit einer Kuh determiniert, vgl. das Akademie Photo I_2648: Damit entfällt natürlich die Möglichkeit, es k# „Stier“ zu lesen und es mit dem darauffolgenden Ausdruck zu verbinden (anders: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 40). Vgl. dazu LGG I, 201a (in dem Beleg E V, 49, 5–6 ist idt jedoch als Plural geschrieben). Die Reste der sw-Pflanze sind noch zu erkennen, was auch für das folgende onX gilt (vgl. den Ausschnitt aus dem Photo der Akademie I_2648 und CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 40 mit Anm. 12). Die Schreibung von B#Qt entspricht nicht dem Standard, ist aber möglich (vgl. etwa die verschiedenen Schreibungen in Wb I, 425,18). Gegenüber der Textpublikation (D XV, 29, 11) gibt es zudem kleinere Korrekturen: so . Die Wiedergabe des Wortes mit einer anderen Gruppierung der Hieroglyphen, wie sie ja auch im Originaltext stehen, als wäre vielleicht weniger irreführend, da die Sonnenscheibe mit dem Ideogrammstrich Determinativ zu X#wy (vgl. Wb III, 225–226) ist und nicht etwa eigens zu lesen wäre.

Auswertung Tableau II: A – Götter und Göttergruppen Thoth und Isis, an deren Name sich eine längere Inschrift anschließt, preisen fünf Falken, bei denen es sich laut des Textes, den Isis rezitiert, um den Ba (b#) des Osiris, wie der Text im Folgenden sagt, und die vier Horuskinder (msw-Or) handelt.

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272

5.1.4 Dendara, Pronaos

In der parallelen Szene in Edfu438 gibt es diese fünf Falken ebenfalls. Dort sind sie in die Friesdekoration der Ostwand eingebunden. Diese zeigt den König jeweils vor einer Sonnenbarke und einer Mondbarke mit verschiedenen begleitenden Gottheiten. Die Falken sind in der Mondbarke hinter der vollen Mondscheibe mit dem Udjatauge und den 14 Göttern darin, die das Mondauge vollmachen, zu sehen. Sie sind in zwei Reihen, zunächst zu zweit und dann zu dritt übereinandergesetzt, was an die Passage mit den zwei und drei Teilen in Dendara erinnert (D XV, 29, 5). Über der Mondscheibe steht ein zweizeiliger Text, der sich auf diese bezieht, jedoch gibt es zu den Falken selbst keine Beischrift. Eine weitere Darstellung auf dem 2. Travée im Pronaos von Dendara West zeigt nach der Sonnenbarke eine Barke mit dem Udjatauge inmitten eines Mondes auf einem Podest, das von Thoth gepriesen wird und schließlich eine Barke mit Osiris, vor dem fünf Sterne zu sehen sind, bei denen es sich vielleicht auch um dasselbe Motiv handeln könnte. Auswertung Tableau II: B – Größere zusammenhängende Texte In dem zweiten Tableau sind zwei zusammenhängende Texte genannt. Der erste beschäftigt sich mit einer ägyptischen Maßeinheit, die in einer engen Beziehung zu den Bestandteilen des Udjatauges steht und befindet sich hinter Thoth und Isis, wobei im Text die Beischrift zu Isis fortgeführt wird. Der Text beschreibt zunächst eine ägyptische Maßeinheit. Dabei werden Wortspiele und mythologische Anspielungen verwendet. Der Text nennt mit psDntyw den ersten Mondmonatstag bzw. den Tag des Neumondfestes zusammen mit dem 3. Monat der Smw-Jahreszeit (vorletzter Monat des Jahres in einem Idealkalender), der auch Epiphi (äg.: Ipip; Kopt. ⲉⲡⲏⲡ) heißt. Das mythologische Geschehen, das damit verbunden wird, ist die Übergabe des Thrones von Re an den Sohn des Osiris Horus. Der genannte Tag (Neumondfest im Epiphi) ist zudem der Tag, an dem die Ankunft der Hathor in Edfu stattfindet439. Schließlich wird der Name des Monats Epiphi mit dem Namen einer Maßeinheit für Getreide, das Oipe-Maß (äg.: HQ#t), sowie den Namen der Monatsgöttin Opet (Ipt oder ausführlich Ipt-Hmt), in deren Rolle auch Isis schlüpfen kann, spielerisch erklärt. Die sich daran anschließende Geschichte erläutert, wie Isis durch einen Trick das Maß, welches über die Bestandteile des Udjatauges gemessen wird, geändert hat, um Osiris als fünften Bestandteil hinzuzufügen. Das so entstandene neue Maß wird im Text als Hbot-Maß bezeichnet und ist, abgesehen von diesem Text hier, bisher weder hieroglyphisch noch hieratisch belegt. Im Weiteren wird dann dieses Maß mit dem Wort für Thron Xndw in Verbindung gebracht, oder ein Wortspiel mit XntS „Freude“ verwendet, womit der Text dann schließt. Möglicherweise wird in diesem Text die Umstellung des alten ägyptischen Oipe-Maßes in persische Artaben erklärt, die während der Ptolemäerzeit als neue Maßeinheit eingeführt wurde und zunächst zu Umrechnungsproblemen geführt hat. Die weiteren Fixpunkte, die im Text genannt werden, sind der Monatsbeginn und die Thronübergabe von Vater auf den Sohn. ALTMANN-WENDLING440 verweist an dieser Stelle darauf, dass hier ein Verweis auf das fehlende Fünftel des Udjatauges, das von Seth fortgenommen worden war vorliegt, was die 438 E III, 211, 3 – 213, 9 und E IX, Tf. 69. 439 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 48 mit Anm. 111, wo die entsprechende Literatur genannt wird. Sie erklärt weiter, dass der Rahmen des Festes von 15 Tagen den engen Zusammenhang zum Vollmond zeigt, der zudem am 15. Mondmonatstag mit einem eigenen Vollmondritual begangen wird. Danach ergänzt sie weiter (auf S. 49), dass die Füllung des Mondauges auch als Heilung des Udjatauges gedeutet werden kann. 440 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 50, s. auch Anm. 124 (mit dem Verweis auf Urk. VI, 121, 18–20 =

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

273

mythologische Erklärung zur Umstellung des Kornmaßes sein kann, wobei diese natürlich älter ist als die Einführung des neuen Kornmaßes. Der zweite Text steht hinter den fünf Falken und nimmt Osiris und die lebensspendende Überschwemmung, die ja wiederum mit Osiris eng verbunden ist, sowie den lunaren Aspekt des Gottes in den Fokus, wobei der Mondzyklus in diesem Kontext als Garant des Fortbestands des Lebens zu sehen ist. Genannt wird der Beginn des Jahres, mit dem die Nilflut einsetzt, die die Vegetation erneut wachsen lässt und der immerwährende Anfang des Mondmonats, in dem der sich erneuerte Mond nach etwa zwei Tagen der Unsichtbarkeit als Sichel am nächtlichen Himmel zeigt. Dabei wird die Fähigkeit des Osiris zur Regeneration auf den Mond übertragen, womit der Zyklus des Mondes dieselbe regenerative Wirkung entfaltet. Damit das aber geschehen kann, muss Osiris dem Udjatauge als korrekte Maßeinheit hinzugefügt werden, was in dem Text erklärt wird. Tableau III: Der Mond und die Mondtreppe441

(Abb. 149, schematisierter Ausschnitt nach CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VI; Zeilenzählung: D XV, 29–34)

Thoth steht (Ü) rechts vor dem Mond in Form eines Spiegels mit einem Udjatauge in der Scheibe (Þ). Links des „Mondspiegels“ schließt sich die Mondtreppe mit 14 Gottheiten an. Jede der Gottheiten (Þ) steht auf einer eigenen Treppenstufe, die nach hinten immer weiter abnimmt. Übersetzung des Textes bei CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 42–43 und ALTMANNWENDLING, MondSymbolik I, 95–104 und Kommentar, 104–127. Thoth (D XV, 29, 15): (1) EHwty o# o# wr nb %mnw nTr o# sHtp nTrw

(7) Thoth, der überaus große und Herr von Aschmunein, der große Gott, der die Götter zufriedenstellt.

Rede des Thoth (D XV, 29, 15 – 30, 1): (2) hy n=k i#w n k#=k (2) Jubel sei dir (und) Lobpreis sei deinem Ka,

ALTMANN, Kultfrevel des Seth, 86–88) und 125 (mit Verweis auf CT II, 294c–298c). 441 Eine farbige Abbildung findet sich bei ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, Farbtafel V d und CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 72.

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274 wpS Nnwt t#

5.1.4 Dendara, Pronaos

der du Himmel und Erde erleuchtest.

Über und neben dem „Mondspiegel“ und den Göttern auf der Treppe (D XV, 30, 2–14): (3) Nwt m Ho xr sSt# n i#bt b#w (3) Nut a jubelt unter dem Abbild des Mondauges, die nTrw Xo.tw m-Xnt=s (4) Wsir Bas der Götter b erscheinen vor ihm, (wenn) (4) Osiris als Mond an ihr aufgegangen ist. (5) Thoth ist der Netzfänwbn m ioH im=s (5) EHwty m ger c , wenn er seinen (des Auges) Schutz bereitet. iHy Hr irt s#w=s ii.n nTrw ipn m Htp m (6) wo Diese Götter sind in Frieden gekommen, als (6) Einzelne Sm r=s MnTw (7) tpy #bd ib=f gehen sie zu ihm d . Month (7) ist der erste des Monats e , indem sein Herz erfreut ist. (8) Atum nun, ist zufrieden. nDm (8) Itmw sk m Htp (9) Cw vfnwt wbn.tw (10) m(9) Schu und Tefnut gehen nach ihm (10) auf, (wenn) der Xt=s b# m How=sn (12) XntS Ba in ihren Gliedern sich (12) freut. Gb Nwt (13) wn.tw m #wt-ib Geb und Nut f (13) sind in Freude. %nty-mks (14) xnm.n=f wD#t Der Vorsteher des Mekes g (14), er hat sich mit dem Ud(15) Wsir psD m nTr im=s jatauge vereinigt. (15) Osiris leuchtet als Gott in ihm h . (16) %prr Sps Hr (17) mH Xb=s (16) Der prächtige Skarabäus i ist beim (17) Füllen seines Hrt wTs.tw (18) Hr.tw Xr Hm=f Fehlbestandes j . Der Himmel ist erhoben (18) und oben (19) wpS.n=f t#wy m (20) iwn- (bleibend) unter seiner Majestät k , nachdem er die beiden Länder erleuchtet hat als (20) Mond. Hoo #st (21) nTrt ii.tw m h#y Hr (22) Isis (21), die Göttliche, (sie) ist gekommen in Freude irt mkt m irw=s beim (22) Bereiten des Schutzes in ihrer Gestalt. wHm.n=f (23) Snw Or m Hoo Hr Er hat den Umkreis (23) wiederholt, Horus ist in Jubel dit (24) tp-rd opr.tw ir=f (25) beim Geben des (24) Rechts, indem es ausgestattet ist m nfrw=s (25) mit ihrer Vollkommenheit. Nbt-Hwt m rS (26) Hr swD# Nephthys ist in Freude (26) beim Heil sein lassen ihres Dt=s Hr (27) Db# r#w=s m Leibes und beim (27) Versehen ihrer Aussprüche mit ih#Xw=s rer Glanzmacht. (28) Owt-Hr nbt-Iwnt Xo.tw Xnt (28) Hathor, die Herrin von Dendara ist erschienen inmit#Xt (29) i#btt ten des Horizonts (29) des Ostens. Or-BHdt nTr o# nb pt wbn.tw Horus von Edfu, der große Gott und Herr des Himmels, m-Xt=s er geht nach ihr auf l . Vnnt Iwnyt (30) ii.tw Hr-s# iry Tjenenet und Iunit (30) kommen danach, (und) ein (31) wo nb im=s Hr mH hrw=f jeder Einzelne (31) ist darin beim Füllen seines Tages. (32) EHwty wr pr m m#o-Xrw (32) Thoth, der Große kommt als Gerechtfertigter, (nachsip.n=f wD#t sSp.tw (33) n dem) er das Udjatauge geprüft hat, (damit) es für seinen nb=s Herrn (33) leuchtet. opr.n=f sw m (34) dbHw=s m#o- (Nachdem) er es ausgestattet hat mit (34) seinen BestandXrw Ro m itn=f sr nTrw r teilen, ist Re in seiner Sonnenscheibe gerechtfertigt, der Xftyw=f Fürst der Götter gegen seine Feinde. a

Entsprechend der Darstellung wird das Mondauge, was hier genau genommen als linkes Auge bezeichnet wird, als Udjatauge beschrieben. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 95 liest Hrt und verweist in Anm. 71 darauf, dass hier auch pt oder gbt gelesen werden könnte.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West b

c

d e

f

g

h

i

j

k l

275

Die Bas der Götter sind wohl die 14 auf der Mondtreppe wiedergegebenen Gottheiten. In anderen Texten kann es sich dabei aber auch um die Sterne handeln, vgl. LGG II, 726a (*b#w-nTrw), die Einträge, die unter E. Lokalisierung am Himmel, a–k, zusammengestellt sind. Eine Anspielung auf eine Szene, bei der Thoth mit dem Netz das Mondauge einfängt, die hier jedoch nicht dargestellt ist. Das meint wohl, dass jeder der 14 Gottheiten jeweils für einen einzelnen Tag steht. Month ist der erste in der Reihe, womit er die Reihe der Götter, die für die Mondmonatstage stehen, als erster anführt. Der hier verwendete Ausdruck „der erste des Monats“ (tp #bd) gehört entsprechend nicht in die Reihe der Namen der Mondmonatstage, die später noch aufgezählt werden (D XV, 32, 6–34, 9). Das Zeichen des Himmels ( ) im Namen der Nut ist in diesem Fall wie S ( ) geschrieben: . „Vorsteher des Mekes“ ist eine häufige Bezeichnung für Osiris, vgl. LGG V, 818c. Zu dieser Passage vgl. auch DERCHAIN, in: RdÉ 15, 1963, 24, wo er diese Stelle noch nach BRUGSCH, Thes., 36 (Zeile 11) zitiert. Hier wird die Verbindung zwischen Osiris, dem Gott, als Teil der Götter der Mondtreppe und dem Udjatauge als Bild des Mondes, erklärt, wobei gesagt wird, dass beide identisch sind. Das kann ein Beiwort für lunare und solare Götter sein, vgl. LGG V, 720b, da der Gott jedoch eine der 14 Positionen einnimmt, wird es sich eher um Horus als um Osiris handeln, da sonst die Anzahl der Götter nicht aufgeht. DERCHAIN, in: RdÉ 15, 1963, 24, hatte das Beiwort als Bezeichnung des Osiris verstanden und darin den solaren Charakter des Gottes gesehen. Die Position des Namens nach Osiris (Xnty-mks, Nr. 7) und vor den beiden Göttinnen Isis und Nephthys als Abschluss der Götter der Neunheit sprechen jedoch eher dafür, dass Horus an dieser Stelle die ursprüngliche Position des Seth eingenommen hat bzw. wie im Bild, wo Harsiese auf Isis folgt, in der näheren Umgebung von Osiris und Isis zu finden sein sollte. Mit dem „Füllen des Fehlbestandes“ sind wohl die Mondmonatstage gemeint, die hier einer nach dem anderen für die ersten 14 Tage bis zum Vollmond stehen. Zur Übersetzung vgl. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 42–43. Wenn Horus als Verkörperung der Sonne nach Hathor aufgeht, bedeutet das wohl, dass sie hier für Sothis steht.

Die senkrechten langen Zeilen am Ende des Textes (D XV, 30, 15 – 31, 1–3): (38) Iwnt m Hb I#t-dit (Hr) Hoo Pr-ms-n-Nwt m [#wt ib] Wort Xpr x#t Xpr.tw m XntS Hwt-mnit p[w] m rS Hwt-IHy (39) m hy

(38) Dendara (Hathortempel) ist im Fest, Iat-dit (= Isistempel) jubelt, ‚das Geburtshaus der Nut’ a ist [froh] b , ‚Das Bein, das den Leichnam erschaffen hat’ c ist in Freude, d[ies]es Menithaus d ist in Freude, das Haus des Ihi ist in Jubel,

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5.1.4 Dendara, Pronaos

276 Hwt-nhm m nhmt st pw nt #st m THHw v#-rrt iT m mk Itmw pw Hno Wsir b#-Sps n Wsir rnp.tw tp hrw #bd r mH wD#t a

b

c

das Haus des Jauchzens e ist als ‚Jauchzendes’, das ist der Ort der Isis in Freude (und) Dendara ist im Fest. Atum ist das, zusammen mit f Osiris, der prächtige Ba des Osiris, der sich verjüngt an jedem Tag vom Neulichtfest g bis zum (wieder-) gefüllten Udjatauge.

Das Toponym, bei dem es sich um einen Raum oder um die Bezeichnung des Hathortempels von Dendara handelt, ist daneben auch als Bezeichnung der Nut in D X, 362, 6–7 belegt (vgl. LGG V, 904b). Auf dem Photo (I_2628) sind noch der Unterteil einer Linie, die wohl zu der Buchrolle gehört, zu erkennen. Der Rest der Schlaufe am rechten Rand lässt sich gut zu #wt-ib ergänzen, wie CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 44–45 vorgeschlagen hat. Nach LGG II, 295c (mit Verweis auf CAUVILLE, in: BIFAO 90, 1990, 100–101) Bezeichnung des Raumes D (= D II, 63–93) im Hathortempel von Dendara oder auch des gesamten Tempels. Das Toponym ist, abgesehen von dem Determinativ und der t-Endung, spielerisch geschrieben, also etwas anders als in D XV, 30, 15–31, 1 wiedergegeben (

d e

f

g

). Vgl. Photo I_2628.

In Wb II, 285, 18 als häufiger Name für Dendara angegeben. Der Mann steht mit beiden Beinen auf der Grundlinie (vgl. Photo I_2630). Auch, wenn das an der Übersetzung nichts ändert, die Konjunktion ist geschrieben. Oder auch: 2. Mondmonatstag. Also von der ersten Sichtbarkeit der Mondsichel bis zum Vollmond.

Über dem 1. Gott (40) und unten vor ihm (41; D XV, 31, 4): (40) Dd mdw in MnTw (40) Worte zu rezitieren durch Month: (41) mHá=iñ wD#t m (41) “áIchñ a fülle das Udjatauge mit seinen BestandteidbHw=s len.” a Eventuell steht hier und im Folgenden auch nur ein Partizip wie von CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 44–45 übersetzt.

Über dem 2. Gott (42) und unten vor ihm (43; D XV, 31, 5): (42) Dd mdw in Itmw (43) (42) Worte zu rezitieren durch Atum: (43) mHá=iñ irt-Or m “áIchñ fülle das Horusauge mit seiner Beschriftung sS=s (?) a .” a Das erste Zeichen sieht nicht wie ein Milchkrug, sondern eher wie eine Situla ( ) aus (vgl. den Ausschnitt aus dem Photo des Akademieprojekts I_2640). Die Transliteration folgt CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 44.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

277

Über dem 3. Gott (44) und unten vor ihm (45; D XV, 31, 6): (44) Dd mdw in Cw (44) Worte zu rezitieren durch Schu: (45) mHá=iñ #Xt m i#Xw=s (45) “áIchñ fülle das Glanzauge mit seinen Strahlen.” PRONAOS G' .

31

Über der 4. Gottheit (46) und unten vor ihr (47; D XV, 31, 7): (46) Dd mdw in vfnwt (47) mHá=iñ onXt (sic)m onX

39

(46) Worte zu rezitieren durch Tefnut: (47) “áIchñ fülle das Lebensauge mit Leben.”

Über dem 5. Gott (48) und unten vor ihm (49; D XV, 31, 8): (48) Dd mdw (i)n Gb (48) Worte zu rezitieren durch Geb: (49) mHá=iñ nTryt m Db#w=s (49) “áIchñ fülle das Gottesauge mit seinem Äquivalent.” (sic)

Über der 6. Gottheit (50) und unten vor ihr (51; D XV, 31, 9): (50) Worte zu rezitieren durch Nut: (51) 41(50) Dd mdw in Nwt (51) mHá=iñ wrt m “áIchñ fülle das Große Auge mit seiner Vollkommennfrw=s heit.”

40

42

43

5

Über dem 7. Gott (52) und unten vor ihm (53; D XV, 31, 10): (52) Dd mdw in Wsir (52) Worte zu rezitieren durch Osiris: 45 (53) mHá=iñ i#bt m #bwt=s (53) “áIchñ fülle das Ostauge mit seiner Gestalt a .”

44

a

46

48

50

52

54

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik, 99, liest: m #b=s „mit dem, was es wünscht.“

47

51

53

Über der 8. Gottheit (54) und unten vor ihr (55; D XV, 31, 11): 49 (54) Dd mdw in #st-wrt (54) Worte zu rezitieren durch die große Isis, mwt-nTr die Gottesmutter: (51) mHá=iñ mrt m mr=s (51) “áIchñ fülle das Auge mit dem, was es liebt.”

Über dem 9. Gott (56) und unten vor ihm (57; D XV, 31, 12): 10 durch Horus, Sohn der Isis und (56) Dd mdw in Or-s#-#st (56) Worte zu rezitieren s#-Wsir Sohn des Osiris: (57) mHá=iñ (57) “áIchñ fülle das Funkelnde mit seiner Pupille aus.” 55 sbQt m DfD=s a

Die Gruppe ist m. E. eher DfD (

56

), vgl. Photo I_2639) zu lesen und

57

nicht Dt wie in D XV, 31, 12 (

) notiert wurde. Vgl. auch CAUVILLE,

Dendara XV, Traduction, 44–45. 58

60

62

59

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64

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Über der 10. Gottheit (58) und unten vor ihr (59; D XV, 31, 13): (58) Dd mdw in Nbt-Hwt (58) Worte zu rezitieren durch Nephthys: (59) mHá=iñ sSmt m (59) “áIchñ fülle das Leitende (Auge) mit seiner GesSmw=s stalt a .” a ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 100 mit Anm. 104–105.

Über der 11. Gottheit (60) und unten vor ihr (61; D XV, 31, 14): (60) Dd mdw in Owt-Hr (60) Worte zu rezitieren durch Hathor, nbt Iwnt die Herrin von Dendara: (61) mHá=iñ irt m nDw=s (61) “áIchñ fülle das Auge mit seinem Schutz (?) a .” a

Nach Wb II, 375, 9. Der Beleg Wb II, 357, 10 lässt die Übersetzung mit Verweis auf diese Stelle offen. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 44–45 transkribiert nT (aus nTrw?) und übersetzt frei: „éléments divins“. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 101 mit Anm. 108 liest nach Wb II, 357, 10: nt „Stück; Teile“.

Über dem 12. Gott (62–63) und unten vor ihm (64; D XV, 31, 15): (62) Dd mdw in Or-BHdt (62) Worte zu rezitieren durch Horus von Edfu, (63) nTr-o# nb-pt (63) den großen Gott und Herrn des Himmels: (64) mHá=iñ xnmt m (64) “áIchñ fülle das ‚vereinte Auge’ a mit seinem ‚sich zu xnmw=s Vereinigendem’ b aus.” a

Vgl. Wb III, 381, 13 verweist auf diese Stelle. S. auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 101 mit Anm. 110, wo sie auf eine alternative Lesung von AUFÈRE (in: L’univers minéral, 235) verweist.

Über der 13. Gottheit (65) und unten vor ihr (66; D XV, 32, 1): (65) Dd mdw in Vnnt (65) Worte zu rezitieren durch Tjenenet: (66) mHá=iñ Dsrt m (66) “áIchñ fülle das ‚heilige Auge’ a mit seinen beiden brwy=s Augen b aus.” a b

Wb V, 617, 6 gibt diesen Beleg an. Unter der Konsonantenfolge br wird in Wb I, 465, 7 ein unklares Wort mit diesem Beleg und im Eintrag darunter („außen“) wird ein Verweis auf die Konsonantenfolge bnr gegeben. Unter bnr wiederum würde sich ein Wort wie „Süßigkeiten“ (Wb I, 463, 8) anbieten. Mit der Konsonantenfolge br werden jedoch nur zwei weitere Einträge aufgeführt: 1) Beleg 5– br „die beiden Augen“ (nur im Dual; Kopt. (Sg.) ⲃⲁⲗ) und Beleg 6 – „sehen, erblicken“. Beide Wörter sind nur griechisch überliefert.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

279

Über der 14. Gottheit (67) und unten vor ihr (68; D XV, 32, 2): (67) Dd mdw in Iwnyt (67) Worte zu rezitieren durch Iunit: (68) mHá=iñ irt-i#bt m (68) “áIchñ fülle das linke Auge am 15. Mondmonatssmdt tag a aus.” a

Die 14. Gottheit schenkt dem Udjatauge mit dem 15. Mondmonatstag, dem Tag des Vollmonds, der durch die 14 Gottheiten nicht repräsentiert wird. In der Mondphasenliste in Esna wird der 15. Tag ebenfalls nicht durch die 14 Gottheiten angegeben, sondern durch das Udjatauge in der Mondscheibe repräsentiert, das sich über der Sonnenscheibe in einer Barke vor den Göttern befindet. Hier in Dendara ist das der Mondspiegel.

Der Text unter dem Mondspiegel (D XV, 32, 3–5): (69) Hoo r=Tn wnyw nw t# (69) Jubel sei euch, die ihr auf Erden seid! ioH (70) sSp.tw m wbn=f Der Mond (70) leuchtet bei seinem Aufgang. wTs nfrw=f Xr tpyw-t# Seine Vollkommenheit ist erhöht vor denen auf Erden. (71) wD#t wD#.tw opr.tw Das Udjatauge ist heil und ausgestattet mit seiner Vollm nfrw=f kommenheit. r#w=s (72) oD.tw rnp.tw tp Seine Bestandteile (72) sind wohlbehalten a und verjün#bd gen sich am Neulichtfest. a

Bei dem Zeichen (vgl. Photo I_2642) handelt es sich klar um Dendara XV, Traduction, 44, mit Anm. 15.

. Vgl. auch CAUVILLE,

Der Text unter den Göttern der Mondtreppe. Die Mondmonatstage (D XV, 32, 6 – 34, 9): Vgl. hierzu auch die vergleichende Liste bei BRUGSCH, Thes., 46–48 und PARKER, Calenders, 11–12, sowie zuletzt: ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 818–832. Überschrift (D XV, 32, 6): (73) rnw n 30 nw ioH (73) Die Namen der 30 des Mondes. 1. Tag (D XV, 32, 7): (74) psDntyw EHwty[Hb] a

Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 818–819. 2. Tag (D XV, 32, 8): (75) #bd Or-nD-it=f [Hb]

a

(74) Neumondfest (1. Mondmonatstag = MMT) a , Fest des Thoth.

(75) Neulichtfest (Mondsichel, MMT) a , Fest des Harendotes.

Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 819–820.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

280 3. Tag (D XV, 32, 9): (76) mspr hrw n Wsir a

Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 820. 4. Tag (D XV, 32, 10): (77) prt-stm Imsty[Hb]

a

(81) 8. Mondmonatstag (der Achte a ), Fest dessen, ‚Der seinen Vater sieht‘.

Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 823. 9. Tag (D XV, 32, 15): (82) k#p Ir-Dt=f [Hb]

a

(80) Halbmondfest (der Anteil; 7. MMT) a , Fest des Kebehsenuef.

Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 823. 8. Tag (D XV, 32, 14): (81) Xmnw M##-it=f [Hb]

a

(79) 6. Mondmonatstag (der Sechste) a , Fest des Duamutef.

Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 821–822. 7. Tag (D XV, 32, 13): (80) dnit ÖbH-snw=f [Hb]

a

(78) 5. Mondmonatstag (Opfer auf dem Altar) a , Fest des Hapi.

Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 821. 6. Tag (D XV, 32, 12): (79) sis-nt / snwt ew#-mwt=f [Hb]

a

(77) 4. Mondmonatstag (Herauskommen des Sempriesters) a , Fest des Amseti.

Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 821. 5. Tag (D XV, 32, 11): (78) iXwt Hr X#wt Opy[Hb]

a

(76) Ankunftsfest (erster Tag der Ankunft a , 3. MMT), Tag des Osiris.

(82) 9. Mondmonatstag (Räucherung) a , Fest dessen, ‚Der seinen Köper erschafft’.

Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 823. 10. Tag (D XV, 33, 1): (83) sif Ir-rn=f-Ds=f [Hb]

(83) 10. Mondmonatstag (das Ausgießen(?)) a , Fest dessen, ‚Der seinen Namen selbst erschafft’.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West a

281

Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 823–824. Anstelle des spuckenden ist es nur der seitliche Mund ( ) und die Zeichenanordnung bei Ds=f ist anders:

. Vgl. die Ausschnitte

auf dem Photo des Akademieprojekts I_2635. 11. Tag (D XV, 33, 2): (84) sTit ND-wr [Hb] a b

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 824. So nach LGG IV, 583a. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 46–47 liest OD-wr und übersetzt „Hedjour“. 12. Tag (D XV, 33, 3): (85) sm#ty-stwt hrw n ND-snoo

a b

a

(85) 12. Mondmonatstag (Wege der Strahlen a ), Tag des Feinmahlens b .

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 824. Zur Lesung, s. Wb II, 370, 10. 13. Tag (D XV, 33, 4): (86) m##-stwt vknw-n-Ro [Hb]

a

(84) 11. Mondmonatstag (der Leuchtende) a , Fest des Großen Retters b .

(86) 13. Mondmonatstag (Sehen der Strahlen) a , Fest des, ‚Tekenu des Re’ a .

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 824–825. S. LGG VII, 446a. 14. Tag (D XV, 33, 5): (87) si#w Om-n-b#[Hb]

(87) 14. Mondmonatstag (Erkenntnis) a , Fest der Majestät des Bas b .

a

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 825.

b

Vermutlich ist die Reihenfolge der Zeichen eher: führt. 15. Tag (D XV, 33, 6): (88) smdt Ir-m-ow#[Hb]

, was zur Reihenfolge

(88) Vollmondfest (Vollmondfest, der Fünfzehnte) a , Fest dessen, ‚Der gewaltsam handelt’ b .

a

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 825–827.

b

Die Zeichenreste sprechen für die Zeichen: , was zur Lesung des Götternamens Ir-m-ow# besser passen würde. Das Udjatauge wird als Determinativ zu smdt gehören (Photo I_2738).

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5.1.4 Dendara, Pronaos

282 16. Tag (D XV, 33, 7): (89) mspr-sn-nw hrw Cd-Xrw a

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 827. 17. Tag (D XV, 33, 8): (90) si#w Or-Hry-w#D=f [Hb]

a b

(92) 19. Mondmonatstag (Hören seiner Worte) a , Tag des Iunmutef.

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 828. 20. Tag (D XV, 33, 11): (93) stpw hrw nw Wp-w#t

a

(91) 18. Mondmonatstag (der Mond) a , das Kind[Ihi].

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 828. 19. Tag (D XV, 33, 10): (92) sDm-mdw=f hrw nw Iwn-mwt=f

a

(90) 17. Mondmonatstag (Erkenntnis) a , Fest des ‚Horus, der über seinem Papyruszepter ist’ b .

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 827. Zu dieser Form des Horus s. LGG V, 360b. 18. Tag (D XV, 33, 9): (91) IoH Nww[IHy]

a

(89) 16. Mondmonatstag (der zweite Tag der Ankunft) a , Tag des Störenfrieds.

(93) 20. Mondmonatstag (Auserlesenes) a , Tag des Wegeöffners.

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 828.

21. Tag (D XV, 33, 12): (94) oprw (94) 21. Mondmonatstag (Ausstattung) a , Inpw[Hb] Fest des Anubis. a ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 828. 22. Tag (D XV, 33, 13): (95) pHt-spdt Now[Hb] a b

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 829. S. LGG III, 530c. 23. Tag (D XV, 33, 14): (96) dnit Now-wr[Hb]

a

(95) 22. Mondmonatstag (Erreichen des Gerüstetseins(?)/ spitzes Ende) a , Fest der glatten Schlange b .

(96) 23. MMT, Halbmondfest (Anteil) a , Fest des großen Glatten.

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 829.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

24. Tag (D XV, 33, 15): (97) knHw Now-nDs[Hb] a b

a b

25. Tag (D XV, 34, 1): (98) stwt hrw-n-Cm#yw

(98) 25. Mondmonatstag (der Strahlende) a , Tag des Wanderers.

26. Tag (D XV, 34, 2): (99) prt / prw M##-mr-it=f [Hb]

(99) 26. Mondmonatstag (Herauskommen/Trauer(?)) a , Tag dessen, ‚der den sieht, der seinen Vater liebt b ’.

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 830. So auch in LGG III, 201a aufgenommen. CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 46–47) ignoriert bei der Lesung den Kanal ( ) und liest M##-it=f.

(100) 27. Mondmonatstag (Antworten/wnSb-Symbol) a , Fest des Dunanui.

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 830–831. 28. Tag (D XV, 34, 4): (101) Hb n pt hrw n $nmw

a

(97) 24. Mondmonatstag (Finsternis) a , Fest des kleinen Glatten b .

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 829–830. S. LGG III, 531. Der Name der Schlange ist wie zuvor geschrieben (vgl. Photo A_2735), was von BRUGSCH (Thes., 48) und infolgedessen ebenfalls vom LGG übersehen wurde. Vgl. jedoch CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 46 mit Anm. 16.

27. Tag (D XV, 34, 3): (100) wSb / w(n)Sb / Sbw ewn-onwy[Hb] a

283

(101) 28. Mondmonatstag (Fest des Himmels) a , Tag des Chnum.

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 831. 29. Tag (D XV, 34, 5): (102) oHo iry WtT-it=f [Hb]

(102) 29. MMT (Aufstellen/Lebenszeit des Genossen (?)) a , Fest dessen, ‚Der seinen Vater erzeugt hat’ b .

a

ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 831–832.

b

Eigentlich so geschrieben: (das Brot ist deutlich von dem Näpfchen getrennt und leicht versetzt geschrieben, vgl. Photo A_2733). 30. und letzter Tag (D XV, 34, 6): (103) Hb-n-pt (103) 30. Mondmonatstag (Fest des Himmels) a , [Hb] Or-nD-it=f Fest des Harendotes b .

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284

5.1.4 Dendara, Pronaos

a

In den anderen Quellen zu dieser Liste steht an dieser Stelle ein anderes Wort, hier wurde wohl der 27. Tag doppelt geschrieben. Zu dem eigentlichen MMT, vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 832.

b

Diesmal tatsächlich so geschrieben:

.

Abschlussformel, Zeile 1 (D XV, 34, 7): (104) onX nb Xr=sn (104) Alles Leben (möge) vor ihnen sein. Abschlussformel, Zeile 2 (D XV, 34, 8): (105) Dd nb Xr=sn (105) Alle Dauer (möge) vor ihnen sein. Abschlussformel, Zeile 3 (D XV, 34, 9): (105) w#s nb Xr=sn (105) Alle Macht (möge) vor ihnen sein.

Auswertung Tableau III: A – Götter und Göttergruppen Das dritte Tableau zeigt den Mondgott Thoth preisend vor dem Udjatauge im Mondspiegel, das für den Vollmond steht mit den 14 Göttern der sogenannten Mondtreppe, die für die ersten 14 Mondmonatstage stehen. Ergänzt wird diese Göttergruppe durch die Hinzufügung der 30 Namen der Mondmonatstage. Thoth trägt in seiner Beischrift seine üblichen Epitheta und als spezifischeres Beiwort noch sHtp-nTrw. Die 14 Götter der Mondtreppe sind: 1) Month, 2) Atum, 3) Schu, 4) Tefnut, 5) Geb, 6) Nut, 7) Osiris, 8) Isis, 9) Harsiese, 10) Nephthys, 11) Hathor von Dendara, 12) Horus von Edfu, 13) Tjenenet und 14) Iunit. In ihren Reden, die jeweils unten vor ihren Beinen stehen, erklären sie, dass sie das Mondauge (Terminus wechselt von Gott zu Gott) füllen (mH).

(Abb. 150: Überarbeitete Strichzeichnung nach Esna IV, Abb. 1; korrigierte und ergänzte Mondphasen nach aktuellen Photos der letzten Restaurierung 2019)

Bei den Gottheiten, die hier dargestellt sind, handelt es sich um die Götter der ersten 14 Tage des Mondzyklus, wie das in Esna IV, 401 B (Travée A) gut nachzuvollziehen ist. SAUNERON konnte die nur aufgemalte Beischrift nicht bei allen Göttern lesen, aber die Reihe ist

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

285

nahezu identisch mit der in Dendara. Als zusätzliche Information wird in Esna noch der Mondstand zu jedem einzelnen Gott angegeben, indem die Mondscheibe, die sich unter jedem einzelnen Gott befindet, die Form des Mondes an dem jeweiligen Tag zeigt. Dabei ist die Sichel auf der linken Seite. In Esna sind aber nicht nur die Götter der ersten 14 Tage zu sehen, sondern auch die der letzten 14 Tage (Esna IV, 399 B) und auch hier sind die Phasen des Mondes unter den jeweiligen Gottheiten in den Mondscheiben darunter aufgemalt, wobei der Mond vom ersten bis zum letzten Gott immer mehr abnimmt. Die Sichel befindet sich bei dieser Reihe auf der rechten Seite. Auswertung Tableau III: B – Größere zusammenhängende Texte Der erste Text wird wohl von Thoth rezitiert und ist ein Hymnus an Osiris als Mondauge. Bestandteil dieses Textes ist die Aufzählung der Namen der Götter der Mondtreppe zusammen mit der jeweiligen Position, also dem Mondmonatstag, den sie einnehmen. Dabei wird der Mond als Mondauge oder linkes Auge (i#bt) bezeichnet und die Götter der Mondtreppe als Bas der Götter (b#w-nTrw). Thoth, der eine eigene Position vor dem Mondspiegel hat, wird als „Netzfänger“ (iHy) bezeichnet, der das Udjatauge beschützt. Hier zeigt sich, dass die Szenen zum „Einfangen des Mondauges im Netz“ ebenfalls zu den Mondtreppen gehören und einen eng verwandten Inhalt vermitteln sollen442, wobei m. E. bei den Szenen mit den Mondtreppen das Resultat, nämlich der Vollmond im Fokus steht, während die Szenen des ‚Einfangens des Mondauges’ den Prozess bzw. die Aktion zeigen, die im Resultat ‚Vollmond’ endet443. Nach Thoth werden die Götter aufgezählt, wobei betont wird, dass sie tatsächlich einzeln zu dem Auge kommen (wo Sm r=s). Die Reihe beginnt mit Month (1), dem dann die Götter der Neunheit folgen. Das sind Atum (2), Schu (3) und Tefnut (4), Geb (5) und Nut (6), der ‚Vorsteher des Mekes’, (= Osiris, 7) ‚der prächtige Skarabäus’ (= Horus, 8), Isis (9) und Nephthys (10), womit die Reihe der engeren Neunheit endet. Darauf folgen noch als erweitere Neunheit Hathor von Dendara (11), Horus von Edfu (12), sowie Tjenenet (13) und Iunit (14). Am Ende wird noch einmal Thoth genannt, der das Udjatauge als „Gerechtfertigter“ (m#oXrw) gefüllt hat. Und nachdem dieses mit seinen Bestandteilen (m dbHw=s) ausgestattet ist, ist auch Re in seiner Sonnenscheibe als „Fürst der Götter (sr-nTrw) gerechtfertigt (m#o-Xrw). Ein zweiter kürzerer Text am Ende der gesamten Szene (Zeilen 38–39) erklärt abschließend, dass alle Heiligtümer von Dendara (genannt sind: Iwnyt, I#t-dit, Pr-ms-n-Nwt, Wort-Xprx#t, Hwt-mnit, Hwt-IHy, Hwt-nhm und am Ende noch einmal v#-rrt) feiern, weil Atum mit Osiris zusammen ist (Itmw pw Hno Wsir) und der prächtige Ba des Osiris (b#-Sps-n-Wsir = der Mond) sich vom Neulichttag (2. Mondmonatstag, tp hrw #bd) bis zum Vollmond (r mH wD#t) verjüngt (rnp). Hier ist zu beachten, dass die Vereinigung von Atum mit Osiris natürlich Bestandteil der nächtlichen Sonnenfahrt ist, wohingegen sich das Füllen des Mondauges auf den Mondzyklus bezieht. Aber zu beachten ist auch, dass der Mond in der Mitte seines Zyklus nicht nur voll ist, sondern auch die längste Phase der Sichtbarkeit hat und in der Mitte der Nacht seinen

442 Vgl. dazu ausführlich ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 85–127. 443 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 181–192 und besonders 192 betont die Schutzfunktion des Netzes und dass sich die Szenen und dazugehörenden Texte vorwiegend mit dem Einsammeln des Lichtes und dem Erhalt des Mondes in seiner vollen Form beschäftigen „Es handelt sich demnach um eine mythische Darstellung des Prozesses sowie Endpunktes des Ersten und Zweiten Viertels der Lunation“.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

286

höchsten Stand aufweist, hier also die Nacht im Mittelpunkt steht, in der sich der nächtliche Sonnengott Atum mit Osiris vereinigt (Itmw pw Hno Wsir) und so verjüngt444. Ein dritter Text steht unter dem Mondspiegel und preist den Mond bei seinem Aufgang, wobei betont wird, dass er (bzw. „es“ nämlich das Udjatauge) heil und ausgestattet ist und dass seine Bestandteile (r#w) wohlbehalten (oD) sind und er am 2. Mondmonatstag (tp-#bd) verjüngt (rnp) wird. An diese kurze Einleitung folgen „die Namen der 30 Monde“ (rnw nw 30 ioH), bei denen es sich um die 30 Mondmonatstage handelt. Tableau IV: Osiris in der Barke445 Im Zentrum steht eine Barke, in der Osiris thront und von Isis (rechts) und Nephthys (links), ebenfalls thronend flankiert wird. Auf der Papyrusdolde am Bug hockt die Figur eines Pavians. Hinter Isis preist eine kleine Figur der Maat und hinter Nephthys steht ein falkenköpfiger Gott am Heckruder. Rechts der Barke sind drei übereinandergesetzte Bas von Buto (nördliche Hälfte) und links drei Bas von Hierakonpolis (südliche Hälfte) im Henu-Gestus zu sehen. Über der Barke schwebt ein geflügelter Skarabäus, dessen Hinterbeine auf einem Schenring enden. Über seinem Kopf ist eine Sonnenscheibe mit je einer Uräusschlange rechts und links. Die Barke schwimmt auf einem Kanalzeichen, das wiederum auf einem Himmelszeichen ruht, welches von vier Himmelsstützen hochgehoben wird. Der Reihenfolge nach stehen von rechts nach links (1) %yt-i#btt, (2) oHoyt-rsy, (3) vw#yt-mHtt und (4) F#yt-imntt. Mit %yt-i#btt auf der rechten und F#yt-imntt auf der linken Seite wird die Ostwestachse betont.

(Abb. 151, schematisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VI; Zeilenzählung: D XV, 34–35)

Links hinter der Barke und den Bas von Hierakonpolis ist die schlangen- und froschköpfige Achtheit auf zwei Reihen übereinander aufgeteilt zu sehen.

444 S. hierzu die Ausführungen bei ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 63. 445 Eine farbige Abbildung mit dem Ausschnitt der Barke mit den beiden Ba-Gruppen findet sich bei VANNINI, Tutanchamun, 238–239. Ein weiterer Ausschnitt mit der Achtheit und den Winden ist auf S. 360–361 zu finden (Angaben zu letztem Bild Nr. 33 auf S. 382). Eine Gesamtübersicht findet sich bei ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, Farbtafel IV b.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

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Den Abschluss der Szene und des gesamten Travées bilden der Wind des Südens (oben) und des Westens (unten). Die Bas von Buto und Hierakonpolis (D XV, 34, 11): (1) b#w P (2) b#w NXn

(1) Die Bas von Buto. (2) Die Bas von Hierakonpolis.

Die vier Himmelsstützen (D XV, 34, 13–14): (3) oHoyt rsy (3) Die Stehende des Südens. (4) %yt i#btt (4) Die Erhebende des Ostens. (5) vw#yt mHtt (5) Die Hochhebende des Nordens. (6) F#yt imntt (6) Die Tragende des Westens. Die Schutzgeier über der Barke (D XV, 35, 2): (7) NXbt (7) Nechbet. (8) W#Dyt (8) Uto. Die Götter in der Barke (D XV, 35, 3–7): (9) M#ot wrt s#t Ro (9) Die große Maat, die Tochter des Re. (10) Or-xnty-xty (10) Horus-Chentechtai. (11) #st wrt mwt nTr nbt (11) Die große Isis, die Gottesmutter und Herrin des pt (12) irt s#w sn=s Himmels, (12) die den Schutz ihres Bruders im m Hrt Oberen (Himmel) bereitet. (13) Wsir ^Wnn-nfr m#o Xrw¼ (13) Osiris ^Onnophris, gerechtfertigt¼ ist hervorgekompr (14) .tw m i#bt m smdt men (14) aus dem Ostauge zum 15. Mondmonatstag. (15) Nbt-Hwt wrt snt nTr irt s# (15) Die große Nephthys, die Schwester des Gottes, die (16) n Wsir m Iwn-Hoo den Schutz bereitet (16) für Osiris als ‚Jubelnder Pfeiler’. Hinter der Barke, die Achtheit (D XV, 35, 8–11): (17) Dd mdw in Nwn (17) Worte zu sprechen durch Nun. (18) Dd mdw in Nwnt (18) Worte zu sprechen durch Naunet. (19) Dd mdw in Ow (19) Worte zu sprechen durch Hu. (20) Dd mdw in Owt (20) Worte zu sprechen durch Hut. (21) Dd mdw in Kkw (21) Worte zu sprechen durch Keku. (22) Dd mdw in Kkt (22) Worte zu sprechen durch Keket. (23) Dd mdw in Niw (23) Worte zu sprechen durch Niu. (24) Dd mdw in Niwt (24) Worte zu sprechen durch Niut.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Auswertung Tableau IV: A – Götter und Göttergruppen Eine Barke mit dem thronenden Osiris und weiteren Gottheiten bildet den Mittelpunkt des Tableaus. Dieser wird als Osiris-Onnophris (Wsir ^Wnn-nfr m#o-Xrw¼) am 15. Mondmonatstag (smdt = Vollmondtag) bezeichnet und später als Iwn-Hoo (Zl. 16 bei Nephthys), was ebenfalls eine Bezeichnung des Vollmonds ist. Osiris wird von den ebenfalls thronenden Göttinnen Isis zu seiner rechten und Nephthys zu seiner linken beschützt, was in dieser Form auch in funerären Szenen vorkommt. Am Bug der Barke steht eine kleine Figur der Maat und hinter ihr auf der Dolde des Bugs selbst hockt ein kleiner Pavian. Die kleine Figur der Maat ist eine Reminiszenz an die Nachtfahrt der Sonne, bei der Maat regelmäßig als Figur der Sonnenbarke vorkommt, während der Pavian am Bug der Barke wohl als Anspielung an die Szenen des „Einfangens des Udjatauges“ betrachtet werden kann, wo die Pavianfigur (für den Osten) ebenfalls vorkommt. Hinter Nephthys steht Horus-Chentechtai am Heckruder, was wiederum ein Verweis auf die nächtliche Sonnenfahrt beinhaltet. Der geflügelte Skarabäus mit der Sonnenscheibe und je eine Uräusschlange rechts und links über der Barke, die von den Geiergöttinnen Nechbet auf der rechten Seite und links von Wadjet als Schutzgöttinnen flankiert werden, sind ebenfalls Schutzgottheiten solarer Gottheiten. Hierbei befindet sich Uto auf der nördlichen Seite, während Nechbet der südlichen zugewiesen ist. Die Barke, die auf einem Kanalzeichen liegt, das wiederum auf einer Himmelshieroglyphe aufliegt, die von den vier Himmelsstützen, von rechts nach links: (Zl. 4) %yt-i#btt (Ü), (Zl. 3) oHoyt-rsy (Ü), (Zl. 5) vw#yt-mHtt (Þ) und (Zl. 6) F#yt-imntt (Þ), getragen wird, versetzt die gesamte Szene an das Firmament. Dabei betonen %yt-i#btt am rechten und F#yt-imntt am linken Ende die Ostwestachse, während mit den südlichen (oHoyt-rsy) und nördlichen (vw#t-mHtt) Himmelsstützen die Nordsüdachse in die Mitte gesetzt ist. Hierbei stehen die Göttinnen des Ostens und des Südens und die des Westens und Nordens nebeneinander. Die Bas von Buto (die drei falkenköpfigen Götter vor der Barke und dem Himmel) und die Bas von Hierakonpolis (die drei schakalköpfigen Figuren hinter der Barke) sowie die Achtheit in ihrer jenseitigen Gestalt präzisieren, dass diese Szene nicht in der von der Erde aus sichtbaren Welt stattfindet, sondern eher im Körper der Himmelsgöttin, wie etwa die tägliche Sonnenfahrt des Re, und zwar sowohl die Tages- als auch die Nachtfahrt. CAUVILLE446 hat diese letzte Szene als Phase des Vollmonds interpretiert und sich hier wohl u. a. durch das Beiwort des Osiris als „Osiris-^Onnophris, gerechtfertigt¼, indem er am 15. Mondmonatstag in das linke Auge eingetreten ist“ (Zeilen 13–14) leiten lassen, das ja tatsächlich eine Anspielung auf den Vollmond ist. Ebenso scheint die Bezeichnung „Jubelnder Pfeiler“ (Zeile 15–16) in der Beischrift zu Nephthys in diese Richtung zu deuten. Jedoch führt ALTMANN-WENDLING447 aus, dass sich die Art der Wiedergabe nicht zu den typischen Vollmond-Darstellungen passe, sondern eher zu solchen, die die abnehmenden Mondmonatstage zum Inhalt haben.

446 CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor, 509 und 524–526. 447 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 54–56.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

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Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Bewegungsrichtung der beiden Barken im gesamten Travée, von Westen nach Osten. Das entspricht auch der Richtung der Mondtreppe und nach ALTMANN-WENDLING448 gibt das die scheinbare retrograde Bewegung des Mondes während des Mondzyklus wieder. Auswertung Tableau IV: B – Größere zusammenhängende Texte Das letzte Tableau der Reihe beinhaltet keine längeren Texte. Die theriomorphen Windgötter am Anfang und am Ende des Travées (D XV, 35, 13–36, 2):

(nördliches Ende)

(südliches Ende)

(Abb. 152a, Schematsisierter Ausschnitt nach: (Abb. 152b, Schematsisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VI; Zei- CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VI; Zeilenzählung: D XV, 36, 2) lenzählung: D XV, 35, 13)

Nordende: (1) [… …] (2) T#w-nfr-n-mHyt

(1) [Ostwind]. (2) Der vollkommene Windes Nordens.

Südende: (1) T#w-nfr-n-rsy (2) T#w-nfr-n-imntt

(1) Der vollkommene Wind des Südens. (2) Der vollkommene Wind des Westens.

Auswertung die Windgötter: A – Götter und Göttergruppen Die rein tiergestaltigen Windgötter sind so an die Enden dieses Travées gesetzt, dass sie den Bildstreifen in die tatsächlichen Himmelsrichtungen ausrichten. Mit dem Nordwind auf der Seite des Eingangs und dem Südwind zum Tempelinneren und diagonal gegenüber von jenem wird die Achse des Tempels angegeben, wogegen Ost- und Westwind den Lauf des Mondes über den Himmel vom Aufgang bis zum Untergang anzeigen. Zugleich markiert die Ostwestachse jedoch auch die Mondphasen, vom verjüngten Mond am südlichen Beginn des Travées 448 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 55–56.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

bis hin zu den ersten 14 Tagen und zum Vollmond in der Mitte und zur letzten Phase des Mondzyklus am Ende des Bildstreifens. Auswertung die Windgötter: B – Größere zusammenhängende Texte Zu den Windgöttern gibt es keine längeren Texte. Die Inschriftenzeilen Die langen Textbänder des Travées sind jeweils über und unter den Szenen angebracht. Die Leserichtung verläuft vom Eingang (Norden) zum Tempelinneren (Süden). Übersetzung: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 50–53. Die östliche Inschrift über den Szenen (D XV, 36, 4–14) (1) [… … … … …] Hr swD# (1) [… … … … …] lässt seinen a Körper heil sein. Der Dt=s pt wob.tw t# m THn Himmel ist rein (und) die Erde leuchtet b . Die Unterdw#t ihb.tw m w#D-Smo welt tanzt im Lichtglanz (oberägyptischen Grünstein) c . Xrw m Iwnt spr.n=f Hrt (Man) rezitiert in Dendara, was bis zum Himmel gelangt. nTrw #Xtyw ib=sn nDm Hoo Die Götter der Horizonte, ihr Herz ist süß, Jubel entsteht Xpr i#w Q# pr-wr m (und) lauter Lobpreis. Das große Haus ist H[n]=k [… …] m #wt-ib dein Schutz (?) d , das [… …] ist in Freude (und) imyw-sn-nw (Hr) XntS die, die sich im Fest des 6. MMT befinden e freuen sich. Das Haus der Flamme ist mit Freude umgeben. pr-nsr pxr m rS pr-nw m THHw nTrw m h# Das Nu-Haus ist im Jubel, die Götter preisen und nTrwt m hnw die Göttinnen bereiten den Henu-Gestus, itrty m nDm-ib iw=sn iryw die beiden Heiligtümer sind in Freude, (indem) sie alle n Hm ^Wnn(-nfr) m#o-Xrw¼ der Majestät des ^Onnophris, gerechtfertigt¼ gehören, rnp.tw Xnt i#bt-nt-Ro wenn er sich verjüngt im linken Auge des Re. inD Hr=k IoH-nTrw Sei gegrüßt ‚Mond der Götter’ f , Xftyw=k Xr xr=k deine Feinde sind vor dir niedergefallen, Hoo pt xr irt-Or (während) der Himmel unter dem Horusauge jubelt Xpr wD#t m ioH (und) das Udjatauge (?) g zum Mond wird. mH wD#t m Hwt-o#t Das Udjatauge wird im großen Tempel h gefüllt, sSp.tw n nb=s wo es für seinen Herrn i leuchtet. Hoo.tw m Sms=s (Möge) man jubeln, wenn man ihm folgt. so mk sw iw mH.tw wD#.tw (Siehe so) es ist gekommen, (indem es) gefüllt, heil, o#.tw Db#.tw Hs.tw mr.tw groß, geschmückt, gelobt und beliebt ist. EHwty xr=s ib=f nDm Thoth trägt es (indem) sein Herzen angenehm ist. irt-Or sSp.tw n nb=s m Das Horusauge leuchtet für seinen Herrn in der Nacht grH m hrw Ts.n=s Snwt=f und am Tage, (nachdem) es seinen Hofstaat ganz und gar H#=f sp-2 hinter sich erhoben hat. Wsir Ts.tw im=k wrD „Osiris, erhebe dich, du sollst nicht müde werden! irt-Or oH# Hr nb=s (Möge) das Horusauge für seinen Herrn kämpfen, an jepsDntyw sp-2 dem Neumondtag! Xr Hr Hr=k sbi=k (Möge er) auf sein j Gesicht fallen (und möge auch) dein

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es

2

5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

Xr.tw r trw m#o-Xrw Ro r o#pp sp-3 a

b c

d

e

f

sic) g

291

Feind gefallen sein zu den Zeiten. (Möge) Re dreimal k über Apophis triumphieren!

Nach ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 56 mit Bezug auf das Udjatauge. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 56 übersetzt THn mit „Freude“. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 56 weist darauf hin, dass w#D-Smo in der übertragenen Bedeutung „Lichtglanz“ verwendet wird. ? Auf dem Photo I_2647 lässt sich an dieser Stelle noch erkennen, wobei die hinteren Zeichen nicht absolut sicher sind. Die Gruppe sieht eher wie aus (vgl. Photo I_2642, was imywsn-nwt „diejenigen, die sich im Fest des 6. Mondmonatstag befinden“ gelesen werden könnte. Vgl. dazu LGG IV, 466b *NTrw-imyw-snwt. Der Ausdruck ist nach LGG I, 150a ansonsten nur noch einmal im demoti(sic)Papyrus London und Leiden (pMag LL (dem.), rto VII, 29) in der schen Form IoH-n-nTrw belegt. Die Reste des Zeichens nach Xpr sehen wie ein Udjatauge aus (vgl. Photo A_2733).

h

Bei dem Zeichen

i

(x) und nicht um (nD). Nach der tw-Endung von „Ssp“ kann nach dem Photo I_2733 zusätzlich ein „n“ ( ) ergänzt werden. Derselbe Ausdruck mit dem doppelten „n“ folgt ein weiteres Mal weiter unten in

j k

in

handelt es sich um eine Variante zu

der Form: . „Dein“ Gesicht für „sein“ (=f) Gesicht? Vgl. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 50–51. Das zu erwartende Formular wäre vier Mal, was hier aber nicht steht.

Die westliche Inschrift unter den Szenen (D XV, 37, 1–11) (2) [… … … … pt] m Htp xr (2) [… … … … der Himmel a ] ist zufrieden unter ihrem nb=s wbn Wsir Xnt i#bt-nt-Ro Herrn, (denn) Osiris geht im linken Auge des Re auf b . oH.n sy EHwty m IoH Thoth hat es als Mond eingefangen c . pxr nhm m t# rS wy sw m Nwt Jubel geht umher auf Erden, wie froh ist er im Himmel. nTrw-dw#t m #wt-ib Die Götter der Unterwelt sind in Freude, niwwt m sw#S ib#w m sp#wt die Stätten sind in Lobpreis, Tanz ist in den Distrikten, gsw-prw m hy xr nb=sn die Tempel sind in Ehrerbietung unter ihrem Herrn. i#wt nw t# wd hy r r#-o Die heiligen Hügel der Erde senden Ehrerbietung bis in nnt nTr=s m nb-nTrw den Gegenhimmel (und) sein Gott ist als Herr der Götter.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

292 Hrt m o=f t#wy m Xfo=f imnt-sXrw xr wD=f nTrw m-Xt=f nTrwt m-iry=f #Xtyw mwtw Hr Sms Hm=f X#tyw Sm#yw m sin Xf(t) Dd=f ir.tw Sod m wD.n=f Db#tyw-wrw Hr nD iXwt m-o=f k# nTrw? fdw xr st-r#=f nTrw dmDw Hr sn-t# m Hr=f onXw sd#d# n Hryt=f nsw-bity rn=f m m#ot #st m Hb Nbt-Hwt (Hr) XntS Wsir rnp.tw ro-nb s#=f Or m nsw iwty wHm.ty=fy Hk#.n=f nHH r km Dt a b

c

d e

f

g

h

Der Himmel ist in seiner Hand, die beiden Länder in seiner Faust (und) die mit verborgenem Plan d ist unter seinem Befehl. Die Götter sind in seinem Gefolge, (während) die Göttinnen zu ihm gehören. Die Achs und die Toten folgen seiner Majestät. Die Messerdämonen e und die Herumirrenden f sind in Eile entsprechend dem, was er sagt und richten ein Gemetzel auf seinen Befehl hin an. Die ‚zum Sarg gehörenden Großen’ g erlangen Rat von ihm. Der Ka der vier Götter (?) h ist ihm unterstellt. Die versammelten Götter küssen vor ihm den Boden. Die Lebenden erzittern vor seinem Schrecken. König von Ober- und Unterägypten, dessen Name wahrhaftig ist, Isis ist festlich, Nephthys ist in Freude, (denn) Osiris verjüngt sich tagtäglich. Sein Sohn Horus ist ein König ohne seinesgleichen, er herrscht auf immer bis zur Vollendung der Ewigkeit.

Dem Sinn nach ergänzt. In Bezug auf das linke Auge wird der Ausdruck mit der Präposition Xnt anstelle des in vergleichbaren Aussagen häufiger benutzten m gebildet. Vgl. auch oben D XV, 36, 8 (Wnnnfr […] rnp.tw Xnt i#bt-nt-Ro). Thoth, der das Mondauge einfängt (oHy.n sy EHwty m ioH) ist eine Anspielung auf die Szene, „Einfangen des Mondauges mit dem Netz“ (vgl. D II, 150, 10 – 151, 2, Tf. CXXVII), die mit den Szenen zu den sogenannten Mondtreppen, wie hier in Tableau III dargestellt, verwandt sind. Der Unterschied zwischen beiden könnte der Bezug zu Themen der Darstellungen der Ost- oder Westhälfte sein, wobei die Szenen, in den das Einfangen des Udjatauges mit dem Netz einen Jenseitsbezug aufweisen und der Westhälfte zugeordnet werden können. Der Westen bzw. die Westgöttin (Imntt), die diesen repräsentiert. Vgl. LGG V, 635c. Eine Gruppe von messerbewaffneten gefährlichen Göttern, die auch als Schutzgötter und als Bewohner des Himmels erscheinen können. Dargestellt sind sie zum Beispiel in Esna (Travée E, Esna IV, 443 und 445), sowie im nicht mehr existierenden Tempel von Esna Nord (Descr. I, Tf. 87 und Text I, 187). Oft zusammen mit den %#tyw-Dämonen genannt und ebenso wie diese eine Gruppe von gefährlichen Dämonen aber auch Schutzgöttern (vgl. LGG VII, 78b). In dieser Form nicht im LGG, vgl. aber den Eintrag bzw. die Einträge unter Eb#tyw in LGG VII, 618–619. In dieser Schreibung sind vermutlich die Eb#tyw gemeint, die den Sarg bewachen, bei der es sich ebenfalls um eine Gruppe von Schutzgöttern handelt. Zur Lesung des mit fdw, vgl. KURTH, Einführung I, 343, Nr. 70 und Anm. 154 mit Verweis auf E VII, 9, 3 und JUNKER, Schriftsystem, 31. Der Ausdruck ist ebenfalls nicht im LGG belegt, vgl. jedoch die Einträge zu k# im LGG VII, 232c und Verbindungen mit k# im LGG VII, 238a–b, die häufig mit Bezug auf den Schöpfergott verwendet werden. Jedoch ist nicht eindeutig, wer die vier Götter sind. Es

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, West

293

könnte sich dabei um die vier Kas des Ptah handeln449 oder auch um die vier Kas des Re: Re, Atum, Geb und Osiris (10. Register mit Bezug auf die Götter der Unterwelt), die parallel zu den vier Bas des Re, Schu, Geb und Osiris (3. Register mit Bezug zu den Göttern des Himmels) auf dem Sarkophag-Deckel eines Stieres zu finden sind450.

Auswertung der Inschriftenzeilen an den Rändern des gesamten Travées Das erste westliche Travée wird am West- und am Ostrand von einer langen Inschriftenzeile abgeschlossen, sodass sich eine westliche und eine östliche Zeile ergibt. Beide Texte beginnen auf der nördlichen Seite am Eingang und enden zum südlich gelegenen Tempelinneren hin und sind auf die Darstellungen des Bildstreifens ausgerichtet. Beide Inschriften, deren Anfang verloren ist, sind als Hymnen gestaltet. Die zweite Hälfte der Inschriftenzeile der Ostseite ist auch auf dem Papyrus des Iry-iry451 als Ritual „Buch vom Neumondfest“ (mD#t nt psDntyw) belegt und überliefert als einziger die Aktivitäten, die bei einem Mondfest stattfanden452. Zunächst fokussiert sich der Text der Osthälfte auf das Rezitieren von Hymnen in den Tempeln Ägyptens für den Mond in seinen Phasen. Es wird konstatiert, dass das linke Auge des Re (i#bt-nt-Ro) der sich verjüngende Mond im Auge des Re ist (rnp.tw Xnt i#bt-nt-Ro). Dann wird das Füllen des Mondauges mit dem Osiris-Horus-Mythos verglichen, wobei die Füllung des Mondauges im großen Tempel (Hwt-o#t) in Heliopolis stattfindet453, bei dem Osiris als gerechtfertigter (m#o-Xrw) und somit legitimierter Herrscher von seinem Sohn Horus verteidigt wird, der dessen Feinde niedergeworfen hat. Hier referiert der Text auf Tableau I. der Reihe. Im weiteren Verlauf wechselt die Thematik und Horus wird selbst zum legitimen Herrscher und Sonnengott, für den das Udjatauge leuchtet (mH wD#t m Hwt-o#t sSp.tw n nb=s). Möglicherweise wird mit der Aussage „das Udjatauge (?) wird zum Mond“ (Xpr &wD#t\ m ioH) auf die Szene des II. Tableaus angespielt, in der es darum geht, mit der Hinzufügung des Osiris in das Maßsystem des Udjatauges, die Fähigkeit des Osiris zur Regeneration (Nilflut) mit dem Mondzyklus zu verbinden. 449 Vgl. MEEKS, in: in: RdÉ 15, 35–47. 450 MENDEL, in: Fs Thissen, 386 und Tf. 76 und Stiersarkophage, Abschnitt zum Sarkophag-Deckel Kairo JE 86722, und dort die Register drei und zehn (in Vorbereitung). 451 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 56, Anm. 156: pCairo JE 97249/3 + pColon.Aeg. vgl. BURKHARD, Osiris-Liturgien, 86f und 92–93 (aus dem 4. Jh. v. u. Z.) und eine weitere Parallele in VUILLEUMIER, Rituel osirien, 176–221 (pPrinceton Pharaonic Roll 10, ptolemäerzeitlich, vermutlich aus dem 3. Jh.). Eine Synopse des Textes findet sich bei ALTMANN-WENDLING auf den Seiten 59–61. In Dendara wurde der Beginn des Textes, bei dem es vorwiegend um die Feindabwehr geht, nicht zitiert, sondern setzt erst mit dem zweiten Teil, in dem die Festfreude in Ägypten beschrieben wird, ein. 452 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 58ff. 453 Im Text über der Mondbarke (D XV, 27, 7 – 28, 3) des I. Tableaus werden drei Heiligtümer aus Heliopolis genannt: 1) Hwt-bnbn, 2) Hwt-o#t und 3) das Hwt-sr. Bei ihnen handelt es sich ursprünglich um zentrale Heiligtümer in Heliopolis, die eng mit dem Kult um Re und Osiris verbunden sind (vgl. RAUE, Heliopolis, 15). Owt-o#t steht dabei für das Hauptsanktuar des Re bzw. des Atum in Heliopolis. Das Hwt-bnbn ist wohl schon ab dem NR in Heliopolis der Ort, an dem der Leichnam des Osiris verborgen war (RAUE, Heliopolis, 107) und das Hwt-sr wird als „Fürsten- oder Richterhaus verstanden (vgl. KAPLONY, in: LÄ II, 352–356, *Fürstenhaus), in dem der gerechtfertigte König/Fürst seinen Sitz hat. Der Titel ist ursprünglich an Osiris gebunden und wird durch die enge Verbindung von Osiris und Re auch diesen übertragen. Alle drei Heiligtümer zusammengenommen unterstreichen die enge Verbindung des Re mit Osiris sowie die Übergabe des Königtums vom Vater auf den Sohn, wie es in der göttlichen Herrschaftsfolge zwischen Osiris und Horus festgelegt ist.

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294

5.1.4 Dendara, Pronaos

Schließlich wird die Szene des III. Tableaus erwähnt, in der Thoth vor dem Mondspiegel mit dem Udjatauge darin die Füllung des Mondauges übernimmt (mH wD#t m Hwt-o#t sSp.tw n nb=s), wobei er von den 14 Göttern begleitet wird, die für die ersten 14 Tage des Mondzyklus stehen. Zu diesem Abschnitt gehört auch eine Liste aller 30 Namen der Mondmonatstage (D XV, 32, 6: rnw n 30 nw ioH, „die Namen der 30 Monde“). Zum Abschluss wird das IV. und letzte Tableau abgehandelt, in dem Osiris als Herrscher in seiner Barke thront. Nun ist es jedoch das Horusauge selbst, was für seinen Herrn an jedem Neumondtag (psDntyw sp-2) kämpft (irt-Or oH# Hr nb=s), was bedeuten könnte, dass Osiris hier als regierender Herrscher genannt wird454, was wiederum zu dessen Ikonographie als König passen könnte. Die westliche Inschrift ist ähnlich aufgebaut wie die östliche und beginnt mit einem Hymnenabschnitt an den Mond. Jedoch verlagert sich jetzt der Blickwinkel von den Mondphasen, die am Himmel beobachtet werden können, hin zu den Bewohnern und Göttern des Jenseits. Hier werden u. a. die Achs, die Toten, die %#tyw und Cm#yw-Dämonen, die als auch Schutzgötter dienen und an den astronomischen Decken der Tempel von Esna auftauchen455 und die Götter, die den Sarg bewachen (Eb#tyw-wrw), genannt. Relativ am Anfang der Inschrift wird auch Thoth, der das Mondauge einfängt, erwähnt (oHy.n sy EHwty m ioH). Diese Aussage beinhaltet eine Anspielung an die Szene „Einfangen des Mondauges mit dem Netz“, von denen es nur wenige gibt456. Sie ist mit der Mondtreppe, die hier in Tableau III dargestellt ist, verwandt. Der Unterschied zwischen den beiden Szenen könnte im Bezug der Darstellungen zu Themen der Ost- oder Westhälfte liegen, wobei die Szenen, in den das Einfangen des Udjatauges mit dem Netz dargestellt ist, einen stärkeren Jenseitsbezug aufweisen und der Westhälfte zugeordnet werden können, während Darstellungen der Mondtreppe mit den Mondmonatstagen dem Osten zuzuordnen sind. Der Text schließt mit der Nennung des Königs (Osiris) ab, der von Isis und Nephthys begleitet wird und dessen Sohn Horus als König auf Erden herrscht. Damit wird Osiris aber auch als Herrscher über das Jenseits ausgewiesen, dessen Sohn und Nachfolger im Diesseits regiert.

454 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 59 mit Anm. 181 bezieht diese Aussage als eine Handlung des Mondauges für Osiris, die am Neumondtag (psDntyw) stattfindet. 455 Esna, Chnumtempel: Esna IV, 443 und 445, Travée E zwischen den Figuren des Tierkreises und den Dekanen der Sethos I B-Familie, sowie für Esna Nord: Descr. I, Tf. 87 und Text I, 187. 456 Neben der Szene in der Sokarkapelle (D II, 150, 10 – 151, 2, Tf. CXXVII), existiert noch eine im Pronaos von Edfu (Fries Westwand: E III, 209–210 mit Abb. E IX, 69) und eine bislang unpublizierte Szene aus dem Repittempel von Athribis, wo sie wohl im Fries über der im Norden gelegenen Fassade des Naos angebracht war (Athribis IX (i.Dr.), Blöcke 7196, 7199, 7195 und 7191). Ebenfalls noch unpubliziert sind zwei parallel aufgebaute Szenen der Stiersarkophage aus Tell Abu-Yasin (JE 86721 und JE 86722, Register 12, vgl. MENDEL, in: Fs Thissen, 391 und Tf. 75–76 und Die Stiersärge von Tell Abu-Yasin, Abschnitt zu den SarkophagDeckeln Kairo JE 86721–86722, und dort Register 12 (in Vorbereitung), wo ein Udjatauge im Netz von je sieben Göttern zur rechten und sieben zur linken Seite begleitet werden, die auf dem Deckel JE 86722 als nTrw-14 bezeichnet werden. Alle genannten Szenen sind entweder auf der Westseite ihrer Raumeinheit angebracht oder haben einen deutlichen Jenseitsbezug. Nur in Athribis war die Szene vermutlich auf der Nordwand zu finden, sodass sie in eine westliche und östliche Hälfte zerfällt.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

295

5.1.4.1 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 1, Ost457

(Abb. 153, schematisierte Strichzeichnung nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VI; Zeilenzählung nach: D XV, 8–15)

Text: D XV, 8–15 (Text) Übersetzung: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 10–19 (Gesamtübersetzung); CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 506–508 (Analyse des östlichen, inneren Travées, Nr. 1) Travée 1, Ost, 1. (unteres) Register In diesem Register gibt es insgesamt 14 verschiedene Göttergruppen zu drei oder vier Mitgliedern458. Die Reihe beginnt nach der Ausrichtung der Figuren im Süden, die Barken mit den zwölf Stunden des Sonnengottes zählen jedoch von der ersten bis zur zwölften Stunde von Norden nach Süden. Die erste Gruppe (vier schakalköpfige Bavögel)459 D XV, 8, 4: (1) B#w imntt (1) Die Bas des Westens a , Sspw Ro m Htp die Re beim Untergang empfangen b .

457 Eine farbige Übersicht findet sich bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, XVIII–XIX und 4–5. 458 Zu den Göttergruppen im 1. und 3. Register vgl. die Artikel von LABRIQUE, L’escorde de la lune und DIES. in: RdÉ 49, 1998, 107–134 und Tfn XIV–XXI. 459 Vgl. die Abbildung bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 9.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

296 a

b

Nach LGG II, 716a ist eine Quelle für diese Göttergruppe das Pfb. Allerdings sind unter dem verwandten Begriff „B#w-imntyw“ (LGG II, 715c) weitere Belege aus den Sargtexten, dem LdN, und der Sonnenlitanei aufgeführt. Noch nicht ins LGG eingeflossen war das Material aus dem Buch vom Tage (MÜLLER-ROTH, LdJ, 81). Nach LGG VII, 117a ist dieser Ausdruck in Bezug auf die „B#w-imntt“ vorwiegend in ptolemäischen Tempeln belegt (Edfu, Karnak, Esna).

Die zweite Gruppe (vier hockende Götter) D XV, 8, 5: (2) vwtw m D#w ntê w#Dw tpw sT#w Ro a

b

(2) Die vollständig sind in der Nacht derer mit frischem Haupt a , die Re ziehen b .

Die Bezeichnung dieser Gruppe ist möglicherweise mit der folgenden vertauscht, da es normalerweise die Aufgabe der Schakale ist, die Barke zu ziehen. Der Ausdruck ist so nicht im LGG belegt. „D#w“ ist nach Wb V, 520, 1–2 ein Wort für „Abend“ oder „Nacht“. Es könnte sich dabei jedoch um eine Variante des Ausdrucks „Die zum Anteil gehörigen in der Nacht“ (dnityw-m-D#t) handeln, vgl. LGG VII, 549b. Diese Göttergruppe taucht in demselben Kontext in Karnak (Euergetestor), Edfu und Philä auf. Nach LGG VI, 704a Bezeichnung von Göttern und Schakalen, die die Sonnenbarke ziehen.

Die dritte Gruppe (vier Schakale) D XV, 8, 6: (3) IXmw-sk ist wi# (3) Die Unvergänglichen a , die Mannschaft der Barke b . a

b

Die Bezeichnung dieser Gruppe ist möglicherweise mit der vorangehenden vertauscht. Vgl. LGG V, 736a. Von den Pyramidentexten über die Sargtexte und die Jenseitsführer des Neuen Reichs bis in die griechisch-römische Zeit als Bezeichnung der Zirkumpolarsterne belegt. Auch dieser Ausdruck ist im Umfeld der Unterweltsbücher anzusiedeln, vgl. LGG I, 551– 552, besonders 551a.

Die vierte Gruppe (drei Bavögel mit unterschiedlichen Köpfen) D XV, 8, 7: (4) B#w psDntyw (4) Die Bas des Neumondtages a . a

Nach LGG II, 723a schon in den Sargtexten belegt, aber auch auf dem Euergetestor in Karnak.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

297

Die fünfte Gruppe (drei ibisköpfige Götter) D XV, 8, 8: (5) Gsptyw (5) Die Gespetiu a , Dsrw dnit die die Bestandteile (des Mondes) erhaben machen b . a

b

Bezeichnung einer Göttergruppe unklarer Bedeutung, vgl. LGG VII, 329a. Göttergruppe, die ab der Spätzeit in Zusammenhang mit Jenseitsführern und als Begleiter des Mondes belegt sind. Vgl. LGG VII, 669b, am Euergetestor in einer Mondprozession belegt.

Die sechste Gruppe (drei widderköpfige Götter) D XV, 8, 9: (6) Mstyw (6) Die zum Herbeibringen gehören, Hr wn tp-rd=sn deren Vorschriften existieren a . a

Sie sind erst ab der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG III, 398c) und erscheinen in Zusammenhang mit Mondprozessionen und Sonnenbarken. In exakt dieser Kombination ist die Göttergruppe auch in Edfu, Karnak (Euergetestor) und in D X, 259, 7 (Tf. 115) belegt.

Die siebte Gruppe (drei pavianköpfige hockende Götter) D XV, 8, 10: (7) Wortyw (7) Die zur Stelle gehörigen a , welche die Barke emporsorw wi# heben b . a

b

LGG II, 296a. Eine Göttergruppe, die im Umfeld von Sonnenbarken und Mondprozessionen in Tempeln der griechisch-römischen Zeit anzutreffen ist. Der Orthographie nach so zu übersetzen und in dieser Form nicht im LGG, andere Texte lesen „die die Barke leiten“ (srw-wi#), LGG VI, 427b.

Die achte Gruppe (drei falkenköpfige Götter im Henu-Gestus) D XV, 8, 11: (8) B#w P (8) Die Bas von Buto (Pe) a . a

Von den Pyramidentexten an belegte Göttergruppe, die in verschiedenen Kontexten erscheinen kann (LGG II, 721a).

Die neunte Gruppe (vier preisende Ba-Vögel) D XV, 8, 12: (9) B#w dmDw sDmw sprw n (9) Die vereinten Bas a , die die Bitten der Millionen höHH wDow mdw n Hfn ren b und für Hunderttausende Recht sprechen c .

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298 a

b c

5.1.4 Dendara, Pronaos

LGG II, 732a. Göttergruppe, die erst ab der Spätzeit belegt ist und in den Kontexten Sonnenbarken und Mondprozessionen erscheint. So nach CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 10–11. Zu sDmw-sprw vgl. LGG VI, 740a. LGG II, 655a.

Die zehnte Gruppe (vier Götter mit Ruder) D XV, 8, 13: (10) %mow Hmw (10) Die das Ruder ergreifen a . a

In dieser Form nicht im LGG. CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 10–11) liest XmowHmw „die das Ruder erfassen = die Piloten“

Die elfte Gruppe (drei Schlangen mit Beinen und preisend erhobenen Armen) D XV, 8, 14: (11) Csptyw dmw Xt di(w) tp(11) Die Empfangenden a , die die Dinge aussprechen b und Ordnung in die Sonnenbarke gibt c . rd m ms[ktt] a

b c

Vgl. den Eintrag in LGG VII, 120c (ohne Übersetzung). Die Belege stammen aus vergleichbaren Texten. Zur Übersetzung vgl. LGG VII, 116c (und ff.), hier stammen die Belege aus Jenseitsführern. LGG VII, 538b mit Verweis auf LABRIQUE, L’escorte de la lune, 94, Anm. 16. Vgl. LGG IV, 766c und ff. In dieser Form nicht im LGG. Die Ergänzung von msktt folgt CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 10–11).

Die zwölfte Gruppe (drei stehende Götter) D XV, 8, 15: (12) [G]s[ptyw st#]=sn wi# n pt (12) Die Ausstattenden a , die die Barke des Himmels b tagtäglich ziehen. m xrt-hrw a b

Im LGG (VII, 329a) nicht übersetzt, bzw. mit gsp „ausstatten (?)“, so auch TLA s. v. gsp. Vgl. LGG VI, 703c und zu m-xrt-hrw: Wb III, 391, 14.

Die dreizehnte Gruppe (drei preisende Paviane) D XV, 9, 1: (13) B#w i#btt hTt(w) n k#=f (13) Die Bas des Ostens a , die für seinen Ka jubeln b . Sie sind die, die Re Lobpreis geben c . nt=sánñ iá#wñ {o} n Ro ? a b c

LGG II, 713a. Vgl. LGG IV, 814c. Nicht im LGG erfasst. Vielleicht auch ntyw sorw n Ro: „Sie sind die, die Re aufsteigen lassen“ (Wb IV, 32, 9).

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

299

Die vierzehnte Gruppe (vier falkenköpfige Ba-Vögel) D XV, 9, 2: (14) B#w hTtw snfr(w) Xt pr=sn (14) Die Bas des Jubelns a , die die Dinge vervollkommm-xnw msktt nen, wenn sie aus der Sonnenbarke hervorkommen b . a b

LGG II, 728b. Vgl. LGG VI, 384b.

Der Windgott Von dem Windgott am Ende der Reihe sind nur noch ein Rest der Flügel am hinteren oberen Rand erhalten, die vermuten lassen, dass es sich um den Westwind gehandelt haben könnte. Auswertung zum unteren Register der Osthälfte In diesem Register gibt es insgesamt 14 verschiedene Göttergruppen zu drei oder vier Mitgliedern. Dieselben Gruppen können in anderen Tempeln auch als Begleiter des Mondes erscheinen, weswegen die Anzahl 14 sicherlich nicht zufällig ist. Viele der hier genannten Göttergruppen lassen sich in frühere Zeiten und dort insbesondere auf verschiedene Unterweltsbücher des Neuen Reichs (LdN, LdJ, Pfortenbuch und andere), die primär dem Sonnenlauf thematisieren, zurückverfolgen460. Travée 1, Ost, 2. (mittleres) Register Das mittlere Register ist ganz den Tagesstunden des Sonnengottes vorbehalten. Dabei beginnen die Stunden auf der Eingangsseite im Norden und enden zum Tempelinneren im Süden. Der Sonnengott wird in seinen Erscheinungsformen zu den 12 Stunden des Tages in einer Sonnenscheibe inmitten einer Barke gezeigt, die von verschiedenen Gottheiten begleitet wird. Vor jeder Barke steht die dazugehörige Stundengöttin, die sich zur jeweiligen Barke umdreht und den Sonnengott darin preist. Als ursprüngliche Quelle für die Stundengöttinnen diente hier das Stundenritual und entsprechend das Buch vom Tage (LdJ). Die 12. Stunde Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 9, 4): $nmt onX Die sich mit dem Leben verbindet a . a

LGG VI, 20a. Bezeichnung der 12. Tagesstunde im Stundenritual, auf Särgen und in Tempeln. Über der Barke (D XV, 9, 5): (1) inD Hr=k wbn.ti m #Xt ii.n=f (1) Sei gegrüßt, der du im Horizont aufgehst, nachdem du m pt m i#w an den Himmel in Jubel kommst.

460 Zu diesen Göttergruppen vgl. zuletzt QUACK, in: 6. Ägyptologische Tempeltagung, KSG 3, 1, 227–235 (mit einer Synopse der Namen).

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300

5.1.4 Dendara, Pronaos

Am Bug der Barke (D XV, 9, 6): (2) MnTw (2) Month. In der Barke, rechts des Sonnengottes (D XV, 9, 7): (3) EHwty (3) Thoth. In der Barke, hinter Thoth (D XV, 9, 7): (4) W#Dyt (4) Uto. In der Barke, der Sonnengott (D XV, 9, 8): (5) NXX-wr (5) Der große Alte a . a

LGG VI, 20a. Name des Sonnengottes in der 12. Stunde (in der Verbindung NXX-wr *Itmw). In der Barke, der widderköpfige Gott hinter dem Sonnengott (D XV, 9, 8): (6) Itmw (6) Atum. Am Heckruder der Barke (D XV, 9, 9): (7) cpdw (7) Sopdu.

Die 11. Stunde461 Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 9, 10): Nsbyt-Xprw Die mit flammender Gestalt a . a

LGG IV, 351a. Bezeichnung der 11. Tagesstunde. Geschrieben wie „die Chepri gesund sein lässt“ (cnbt-%pri). Belegt im Stundenritual, auf späten Särgen und in Tempeln. Über der Barke (D XV, 9, 11): (1) wn w#wt pt n Ro (1) Geöffnet seien die Wege des Himmels für Re, sS itrty t#wy aufgetan seien die beiden Heiligtümer der beiden Länder n Itmw für Atum. Am Bug der Barke steht ein Schakal ohne Beischrift. In der Barke, rechts des Sonnengottes (D XV, 9, 12): (2) EHwty (2) Thoth. In der Barke, hinter Thoth (D XV, 9, 12): (3) B#stt (3) Bastet.

461 Vgl. die Abbildung bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 7.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

301

In der Barke, hinter Bastet (D XV, 9, 12): (4) Ow (4) Hu. In der Barke, der Sonnengott (D XV, 9, 13): (5) Itmw (5) Atum. Am Heckruder der Barke (D XV, 9, 14): (4) O# (4) Ha (Westgott).

Die 10. Stunde Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 10, 1): Ct#t irw Die mit geheimer Gestalt a . a

LGG VII, 142a. Bezeichnung der 10. Tagesstunde im Höhlenbuch, Pfortenbuch, Stundenritual, auf späten Särgen und in Tempeln. Über der Barke (D XV, 10, 2): (1) inD-Hr=Tn nTrw ipw tpyw-o (1) Seid gegrüßt, o ihr Götter und Vorzeitliche! Am Bug der Barke steht eine Mumie ohne Beischrift. Hinter der Bugfigur harpuniert ein widderköpfiger Gott einen Esel. In der Barke, rechts des Sonnengottes (D XV, 10, 3): (2) EHwty (2) Thoth. In der Barke, hinter Thoth (D XV, 10, 3): (3) B#stt (3) Bastet.

B# a

In der Barke, der Sonnengott (D XV, 10, 4): Ba a .

.

Beischrift nur aufgemalt, vgl. LGG II, 658c. Hier Name des Sonnengottes in der 10. Stunde. Gott am Heckruder der Barke ohne Namen.

Die 9. Stunde Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 10, 5): Ohne Beischrift.

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302

5.1.4 Dendara, Pronaos

Über der Barke (D XV, 10, 6): (1) inD-Hr=k Npr wn.ti Xw.ti (1) Sei gegrüßt, o Korngott, indem du bist, geschützt bist, Xo.ti spd.ti m#w.ti rnp.ti erschienen bist, tüchtig bist, dich erneuerst und verjüngst! Am Bug der Barke hockt ein Pavian ohne Beischrift. In der Barke, hinter der Bugfigur: Horus, der einen Feind speert (D XV, 10, 7): (2) Or (2) Horus. In der Barke, rechts des Sonnengottes (D XV, 10, 8): (3) EHwty (3) Thoth. In der Barke, hinter Thoth (D XV, 10, 8): (4) B#stt (4) Bastet. In der Barke, hinter Bastet (D XV, 10, 8): (5) Csmtt (5) Schesemtet. In der Barke. Der löwenköpfige Sonnengott halt einen Pavian in der Hand. Keine Beischrift (D XV, 10, 9). Das Udjatauge auf dem Kopf der Göttin, könnte Determinativ zum Namen sein (vgl. Photo I_2556). Der Name ist somit ben.

, oder

geschrie-

Am Heckruder der Barke (D XV, 10, 10): (6) Or (6) Horus.

Die 8. Stunde462 Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 10, 11): Ohne Beischrift. Über der Barke (D XV, 10, 12): (1) Xo Ro xnm.n=f nst=f (1) Re ist erschienen, nachdem er sich mit seinem Thron m##.n.f irt=f wrrt=f vereint hat und sein Auge gesehen hat. Seine WereretHQ#.n=f t#wy nbw im=s Krone, er regiert alle Länder durch sie. Am Bug der Barke hockt ein Kind mit dem Daumen im Mund, ohne Beischrift. In der Barke, hinter der Bugfigur. Horus speert einen gebundenen Feind (D XV, 10, 13): (2) Or (2) Horus.

462 Vgl. die Abbildung bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 6.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

303

In der Barke, rechts des Sonnengottes (D XV, 10, 14): (Reihenfolge?) (4) EHwty (4) Thoth. In der Barke, der pavian- oder ichneumonköpfige Sonnengott (D XV, 10, 15): (5) Ro (5) Re. Am Heck der Barke, die Ruder haltend, hinter dem Sonnengott (D XV, 10, 15): (6) Or (6) Horus.

Die 7. Stunde Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 11, 1): Ohne Beischrift. Über der Barke (D XV, 11, 2): (1) Xo Ro sXm n pt (1) Re ist erschienen, das Machtbild des Himmels ist mit Hno wo spd dem Einzigen und Trefflichen zusammen, der aus Nut pr m Nwt nb Xo m-xnw k#r hervorgegangen ist, Herr der Erscheinung im Heiligtum. Am Bug der Barke (D XV, 11, 3): (2) MnTw (2) Month. In der Barke, rechts des Sonnengottes (D XV, 11, 5): (Reihenfolge!) (4) EHwty (4) Thoth. In der Barke, hinter Thoth (D XV, 11, 4): (Reihenfolge!) (3) Imn (3) Amun. In der Barke, der paviangestaltige Sonnengott mit Pfeil und Bogen (D XV, 11, 6): (5) Ro (5) Re. Am Heck der Barke, die Ruder haltend, hinter dem Sonnengott (D XV, 11, 7): (6) Or (6) Horus. Die 6. Stunde463 Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 11, 8): oHoyt Die (im Zenit) Stehende (Kulminierende) a . a

LGG II, 201a. Bezeichnung der 6. Tagesstunde (manchmal auch 5. Stunde) im Stundenritual, auf späten Särgen und in Tempeln.

463 Vgl. die Abbildung bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 6.

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304

5.1.4 Dendara, Pronaos

Über der Barke (D XV, 11, 9): (1) inD-Hr=k %pri Xpr wow (1) Sei gegrüßt Chepri, der als Einzelner entstanden ist, ir pt Qm# t# der den Himmel machte und die Erde erschuf, der die S#o nHH ir Dt Ewigkeit begonnen hat und die Unendlichkeit machte. Sphinx mit Menschenkopf und Tatenenkrone als Bugfigur ohne Beischrift. In der Barke, rechts der Sonnenscheibe mit der Widdergestalt (D XV, 11, 10): (2) EHwty (2) Thoth. In der Barke, hinter Thoth (D XV, 11, 10): (2) B#stt (2) Bastet. In der Barke, der widdergestaltige Sonnengott mit vier Widderköpfen in der Sonnenscheibe (D XV, 11, 11, als nicht graviert notiert): Ro Re.

.

Am Heck der Barke steht hinter dem Sonnengott ein falkenköpfiger Gott, der die Ruder hält. Ohne Beischrift. Die 5. Stunde464 Vor der Barke, die Stundengöttin ohne Beischrift (D XV, 11, 12). Über der Barke (D XV, 11, 13): (1) Xo Ro nb nTrw wn.n=f Qrty- (1) Re ist aufgegangen, der Herr der Götter, nachdem er St#ty die verborgenen Höhlen aufgemacht hat. Auf dem Bugschild steht ein schwarzer Stier ohne Beischrift. Hinter der Bugfigur steht Month und harpuniert eine Schildkröte (D XV, 11, 14): (2) MnTw (2) Month. In der Barke, rechts der Sonnenscheibe mit dem Sonnengott (D XV, 11, 15): (3) EHwty (3) Thoth. In der Barke, der falkenköpfige Sonnengott in der Sonnenscheibe (D XV, 12, 1): (4) Ro (4) Re. In der Barke, links der Sonnenscheibe mit dem Sonnengott (D XV, 12, 2): (5) #st (5) Isis. 464 Vgl. die Abbildung bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 5.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

305

In der Barke, hinter Isis (D XV, 12, 2): (5) B#stt (5) Bastet. Am Heck der Barke steht ein Gott ohne Beischrift, der die Ruder hält. Die 4. Stunde Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 12, 3): cSt#t Die Geheime (Verbergende) a . a

LGG VI, 649b. Bezeichnung der 4. Tagesstunde auf späten Särgen und in Tempeln. Über der Barke (D XV, 12, 4): (1) dw# wbnw wbn m (1) Gepriesen sei der Aufgehende, der mit seiner UmmHn=f wbn m Hoo ringlerschlange aufgeht, der im Jubel aufgehen möge, der Xt r tr=f stromab zu seiner Zeit und stromauf in seinem Moment Xnt r nw=f fährt. Auf dem Bugschild steht ein Ba-Vogel ohne Beischrift. In der Barke, rechts der Sonnenscheibe, steht Thoth und preist den Sonnengott (D XV, 12,

5). In der Barke, in der Sonnenscheibe, steht der widderköpfige Sonnengott (D XV, 12, 5). In der Barke, links der Sonnenscheibe, steht Bastet und preist den Sonnengott (D XV, 12, 5). Am Heck der Barke steht ein falkenköpfiger Gott ohne Beischrift, der die Ruder hält. Die 3. Stunde Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 12, 6): Mkt-nb=s Die ihren Herren schützt. a

LGG III, 453c. Bezeichnung der 3. Tagesstunde auf späten Särgen und in Tempeln. Auch als 10. Nachtstunde (und 10. Tor der Unterwelt) belegt im Amduat (9. Stunde), LdN, auf späten Särgen und in Tempeln. Über der Barke (D XV, 12, 7): (1) rs.tw m Htp (1) Mögest du in Frieden erwachen, der du aus dem Feld pr m sXt-rwty Ho m der beiden Löwen herauskommst a , jubelnd b mit seiner Umringlerschlange c , wenn er aufgeht im Horizont. mHnyt=f wbn=f m-Xnt #Xt

a

In dieser Form mehrfach in identischen Kontexten belegt (vgl. LGG II, 83a). Ob identisch mit dem Binsengefilde (sXt-i#rw)? (ebenfalls LGG II, 83a)

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306 b

5.1.4 Dendara, Pronaos

Der Mann mit den erhobenen Armen hat ein Töpfchen auf dem Kopf ( ) und ist deswegen wohl eher Ho(o) als Q# zu lesen. Möglicherweise ein Stativ und daher nicht im LGG berücksichtigt, vgl. dennoch: LGG V, 644c.

c

Auf dem Bugschild hockt ein Kind mit dem Finger im Mund ohne Beischrift. Hinter dem Bugschild harpuniert ein widderköpfiger Gott mit Tatenenkrone eine Schildkröte. Ohne Beischrift. In der Barke rechts der Sonnenscheibe, steht Thoth und preist den Sonnengott (D XV, 12, 8). In der Barke in der Sonnenscheibe liegt ein Sphinx mit Falkenkopf auf einer Lotusblume (D XV, 12, 8). In der Barke links der Sonnenscheibe steht Hatmehit (mit Fisch auf dem Kopf) und preist den Sonnengott (D XV, 12, 8). Am Heck der Barke steht ein falkenköpfiger Gott mit Tatenenkrone ohne Beischrift, der die Ruder hält. Die 2. Stunde Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 12, 9): cSmt Die Leitende a . a

LGG VI, 631c. Bezeichnung der 2. Tagesstunde im Stundenritual, auf späten Särgen und in Tempeln. Über der Barke (D XV, 12, 10): (1) dw# wbnw wbn (1) Gepriesen sei der Aufgehende, der mit seiner Umm mHnyt=f i#Xw r=k ringlerschlange aufgeht a , der du leuchtest, der du erstrahlst, o Chepri b . sHD=k %pri

a b

LGG V, 644c. Die Schreibung des Götternamens ist ungewöhnlich. Auf dem Bugschild hockt ein Kind mit der Hand am Mund. Ohne Beischrift.

In der Barke, hinter der Bugfigur harpuniert ein Gott mit Tatenenkrone eine Schildkröte. Ohne Beischrift. In der Barke, rechts der Sonnenscheibe (D XV, 12, 11): (3) EHwty (3) Thoth.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

307

In der Barke, hinter Thoth (D XV, 12, 11): (2) Nt (2) Neith. In der Barke, der Sonnengott als thronendes Kind in einer Sonnenscheibe (D XV, 12, 12): (4) Ro m nwn (4) Re im Nun. In der Barke, links der Sonnenscheibe (D XV, 12, 13): (5) #st (5) Isis. In der Barke, hinter Isis (D XV, 12, 13): (6) Nbt-Hwt (6) Nephthys. In der Barke, hinter Nephthys am Ruder stehend (D XV, 12, 13): (7) cpdw (7) Sopdu a . a

Die Zeichen sind anders gruppiert:

.

Die 1. Stunde Vor der Barke, die Stundengöttin (D XV, 12, 14): Wbnt Die Aufgehende a a

Bezeichnung der 1. Stunde des Tages im Stundenritual, auf Särgen und in Tempeln (LGG II, 326b).

Über der Barke (D XV, 12, 15): (1) wbn r=k Ro Xpr r=k (1) Gehe doch auf Re, entstehe doch Chepri a , (wenn) du pr m nwn r nnt m sSmw=k nfr aus dem Nun zum Himmel aufsteigst in seiner vollkomm Wnbt menen Gestalt b in der Stunde des Aufgehens c . a

Das Götterdeterminativ ist nach Photos ohne Sonnenscheibe geschrieben (

b

Die Gruppe ist so geschrieben. Die Gruppe am Ende der Zeile ist nach Photos (I_2590) gut zu erkennen und nicht zerstört:

c

).

. Die Attribute der Götterfigur sind nicht mit absoluter Sicherheit zu bestimmen, sie sieht jedoch eher wie eine weibliche löwenköpfige Figur mit einem Papyruszepter auf dem Knie aus.

a)

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5.1.4 Dendara, Pronaos

308

b) (Photo I_2590)

Am Bug der Barke hockt ein Kind mit der Hand am Mund und einer Uräusschlange an der Stirn. Hinter der Bugfigur steht ein falkenköpfiger Gott mit Doppelfederkrone, der die Zeichengruppe

unten vor der Barke harpuniert.

Hinter dem harpunierenden Gott (D XV, 13, 1): (2) M#ot (2) Maat a . a

Der Name ist so

geschrieben.

In der Barke, rechts von der Sonnenscheibe (D XV, 13, 2): (4) #st (4) Isis In der Barke, hinter Isis (D XV, 13, 2): (3) EHwty (3) Thoth. In der Barke, der Sonnengott als stehendes Kind in einer Sonnenscheibe (D XV, 13, 3): (3) Ro Or-i#bty (3) Re und Horus, der Östliche. In der Barke, links von der Sonnenscheibe (D XV, 13, 4): (6) Nbt-Hwt (6) Nephthys. In der Barke, hinter Nephthys am Ruder stehend (D XV, 13, 4): (7) MnTw (7) Month.

Auswertung zum mittleren Register der Osthälfte Im mittleren Register sind die Tagesstunden des Sonnengottes aufgelistet. Die Stunden beginnen auf der Eingangsseite im Norden und enden zum Tempelinneren im Süden. Der Sonnengott befindet sich in seinen Erscheinungsformen zu den 12 Stunden des Tages in einer Sonnenscheibe inmitten einer Barke, die von verschiedenen Gottheiten begleitet wird. Als Besatzung der Sonnenbarke sind neben dem Sonnengott häufig Thoth, Isis, Nephthys und Maat anwesend. Am Heckruder stehen Month, Sopdu, Horus, Ha (Westgott) oder ein anonymer Gott. Vor jeder Barke steht die dazugehörige Stundengöttin, die sich zur jeweiligen Barke

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

309

umdreht und den Sonnengott darin preist und mit einem kurzen Text, der über der Barke steht, anruft. Als ursprüngliche Quelle für einen guten Teil der Namen der Stundengöttinnen diente das Stundenritual sowie das Buch vom Tage (LdJ), in das die Stundennamen des Stundenrituals eingeflossen sind. Von dort aus gelangten sie in die Reihen der Stundennamen auf späten Särgen und in die Tempel465. Travée 1, Ost, 3. (oberes) Register Wie das untere, östliche Register ist das obere, westliche Register verschiedenen Göttergruppen vorbehalten. Die erste Göttergruppe (vier Schakale)466 D XV, 13, 6: (1) B#w imntt (1) Die westlichen Bas a , sprw Ro r dmit m imntt die Re zu seinem Ort im Westen begleiten b . a

Nach LGG II, 716a ist eine Quelle für diese Göttergruppe das Pfb. Allerdings sind unter dem verwandten Begriff „B#w-imntyw“ (LGG II, 715c) weitere Belege aus den Sargtexten, dem LdN, und der Sonnenlitanei aufgeführt. Noch nicht ins LGG eingeflossen war das Material aus dem Buch vom Tage (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 81).

Die zweite Göttergruppe (vier hockende löwenköpfige Götter) D XV, 13, 7: (2) M#otyw (2) Die zur Wahrheit gehörenden a , Sspw H#tt m xrt-nTr die das Bugtau in der Nekropole ergreifen b . a

b

LGG III, 230b. Göttergruppe, die in diesem Kontext in den späten Tempeln häufiger auftauchen. In der kürzeren Form Sspw-H#tt vertreten im LdJ und im Stundenritual (vgl. LGG VII, 117b). Auch in Verbindung zu den Sonnenbarken, vgl. weitere Einträge in: LGG VII, 117b.

Die dritte Göttergruppe (vier schakalsköpfige Götter in unterschiedlicher Färbung) D XV, 13, 8: (3) IXmw-wrD (3) Die Unermüdlichen a . a

Abgesehen von den ältesten Texten vor allem in vergleichbaren Kontexten, im LdN, LdJ oder im Stundenritual belegt (vgl. LGG V, 734c).

465 Zu den Stundennamen vgl. zuletzt GRAEFE, in: ZÄS 145, 2018, 111–135 und 112 wo er auch auf den Artikel *Stundengötter im LÄ VI, 101–103 von SOUKIASSIAN verweist. S. auch TEOTINO, Tages- und Nachtstunden im Tempel von Athribis. 466 Vgl. die Abbildung bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 9.

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310

5.1.4 Dendara, Pronaos

Die vierte Göttergruppe (drei preisende Bavögel mit menschlichem Kopf) D XV, 13, 9: (4) b#w snwt (4) Die Bas des Festes des 6. Mondmonatstages a . a

Hauptsächlich in vergleichbaren Quellen belegte Göttergruppe (vgl. LGG II, 730b).

Die fünfte Göttergruppe (drei stehende Götter) D XV, 13, 10: (5) WD(D)yw m D#w (5) Die Zuweisenden in der Nacht a . a

Die Belege des Eintrages Wttyw zu dieser Göttergruppe im LGG (II, 597a) Nr. [1] (E II2, 2, 17: ) und [3] (D X, 259, 4: ) weisen auf eine andere Wurzeln wie wd (Wb I, 384–387) oder wD (Wb I, 394–395) hin. Die Doppelschreibung des zweiten Konsonanten, der sich in unterschiedlichen Weisen in allen Schreibungen widerspiegelt, findet sich z. B. auch in bestimmten Formen von wD wieder und eine Göttergruppe mit der Bedeutung „zuweisen“ (die Zuweisenden) würde in diesen Bereich passen. Die anderen beiden Wurzeln bzw. Verben (wt und wd) zeigen die Doppelschreibung nicht und kämen daher eigentlich nicht als Lesung in Frage. Von CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 17 und LABRIQUE, L’escorte de la lune, 111 Wttyw (ohne Übersetzung) gelesen. Zu dieser Lesung, vgl. die Wurzel wt vgl. Wb I, 378– 380, und 380, 6. Bei der Grundform könnte es sich um ein Wort aus dem Bereich „balsamieren“ (wt), u. ä. handeln. Vgl. hierzu die aufgeführten Belege in LGG II, 597a (Lesung Wttyw ohne Übersetzung): Beleg 2 (E III, 53, 10: ähnliche Schreibung wie D XV, 13, 10.

) zeigt hier eine

Die sechste Göttergruppe (drei ibisköpfige Götter) D XV, 13, 11: (6) Gsptyw sT#w wi# (6) Die Gespetiu a , die die Barke ziehen b . a

Bezeichnung einer Göttergruppe, das zugrundeliegende Lemma ist in seiner Bedeutung unklar, vgl. LGG VII, 329a. Göttergruppe, die ab der Spätzeit in Zusammenhang mit Jenseitsführern und als Begleiter des Mondes belegt sind.

b

Das Verb sT# ist als eine Gruppe geschrieben: . Zu dem gesamten Ausdruck s. auch LGG VI, 703c mit zwei Belegen 1) auf dem Euergetestor (CLÈRE, Évergète, Tf. 35 = Urk VIII, 55d) und 2) auf dem Sarg Kairo Ch./N. 6051b (= alt: CG 6066): NIWIŃSKY, Sarcophages, 87.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

311

Die siebte Göttergruppe (Pavianköpfige Mumien mit unten ausgestelltem Mantel und Krummstab und Geißel in den gekreuzten Armen) D XV, 13, 12: (7) Nstyw [… …] (7) Die zu den Thronen gehörigen a [… …]. a

Die Zeichen stimmen am Ende nicht ganz mit den Hieroglyphen überein: . Zur Göttergruppe vgl. LGG IV, 320b.

Die achte Göttergruppe (drei schakalköpfige stehende Götter im Henu-Gestus) D XV, 13, 13: (8) B#w NXn (8) Die Bas von Hierakonpolis a . a LGG II, 724b.

Die neunte Göttergruppe (drei schlangenköpfige Bavögel mit zum Preisen erhobenen Händen)467 D XV, 13, 14: (9) B#w rsf (9) Die Bas des Fisch und Vogelfangs a , wDw Hk#w die den Zauber anordnen b . a

b

Vgl auch den Eintrag von LABRIQUE, L’escorte de la lune, 113, Nr. 6: . LGG II, 728a. LGG II, 637a.

Die zehnte Göttergruppe (vier stehende Männer mit einem Ruder in den Händen) D XV, 14, 1: (10) IXmw-Hpwt a

(10) Die den Kurs nicht kennen a .

Nicht im LGG. CAUVILLE in Dendara XV, Traduction, 17 übersetzt den zusammengesetzten Ausdruck mit „Les Rameurs“.

Die elfte Göttergruppe (drei Schlangen mit menschlichen Beinen und Armen, die zum Preisen erhoben sind) D XV, 14, 2: (11) cbtyw wDw (11) Die zum Transport gehörenden a , wi# n pt die die Barke des Himmels befehligen b . a

LGG VI, 238c.

467 Vgl. die Abbildung bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 8.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

312 b

LGG II, 637a.

Die zwölfte Göttergruppe (drei schakalköpfige Götter) D XV, 14, 3: (12) WDDyw Hr-gs m#wy (12) Die Zuweisenden neben den Sonnenstrahlen der n itn Sonnenscheibe a . a

LGG II, 597a. Zur Einordnung und Übersetzung hier vgl. oben die fünfte Gruppe und LABRIQUE, L’escorte de la lune, 111.

Die dreizehnte Göttergruppe (vier preisende männliche Paviane) D XV, 14, 4: (13) B#w hTtw (13) Die jubelnden Bas a : ntsn dw#w Ro m i#btt nwt Sie sind die, die Re im Osten des Himmels preisen b . a b

LGG II, 728b. Vgl. die kürzere Variante (dw#w-Ro) in: LGG VII, 521c.

Die vierzehnte Göttergruppe (drei pavianköpfige Bavögel mit zum Preisen erhobenen Händen) D XV, 14, 5: (14) B#w i#btt (Hr) irt i#w m dw#w ntê ro-nb a

(14) Die östlichen Bas a , die Lobpreis am Morgen eines jeden Tages geben.

LGG II, 713a.

Der Ostwind Von dem Windgott am Ende der Reihe ist die Beischrift nicht mehr erhalten, aber die Reste des geflügelten Skarabäus legen nahe, dass hier der Ostwind gemeint ist. Auswertung zu den beiden Winddarstellungen Im westlich gelegenen 3., oben gelegenen Register ist der Ikonographie nach, der Ostwind dargestellt und im 1., unten verlaufenden, östlichen Register handelt es sich – ebenfalls nach dem Rest der Ikonographie zu urteilen – um den Westwind. Zu keinem der beiden Darstellungen ist eine Beischrift erhalten, falls sie je vorhanden war. Klar scheint jedoch, dass die Ikonen mit den Himmelsrichtungen überkreuz sind.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

313

Auswertung zum oberen Register der Osthälfte Wie im unteren, östlichen Register können im oberen, westlichen Register Göttergruppen angetroffen werden, die in späten Tempeln den Mond begleiten und ursprünglich aus verschiedenen Unterweltsbüchern des Neuen Reichs (LdJ und LdN) stammen, wo sie den Sonnenlauf begleiten. Die Inschriftenzeilen Die langen Textbänder des Travées sind zu beiden Seiten des Mittelregisters angebracht und teilen die Register so in drei klar voneinander getrennte Abschnitte. Sie beginnen am nördlichen Ende der Decke und enden im Süden. Die westliche Inschrift (D XV, 14, 7–13) (1) itn wr wbn.ti tp dw#w (1) O du große Sonne, die du am Morgen aufgehst! b#w htTw Hr dw#=f m Xprw=f Die jubelnden Bas preisen sie in ihrer Gestalt des Aufgewbn oS#-Hrw sHD t#wy m henden, der mit zahlreichen Gesichtern, der die beiden stwt=f Länder mit seinen Sonnenstrahlen erleuchtet, #bX m#wy=f s#t Ro m dessen Strahlen sich (mit) der Tochter des Re im Hause Hwt-sSSt des Sistrums vereint. gsptyw sT#w wi#=f m pt Die Gespetiugötter ziehen seine Barke am Himmel, di=f sw r-r#-o=f n sf (wenn) er sich an seiner gestrigen Stelle zeigt. dw#w sw nTrw nTrwt m wbn=f Die Götter und Göttinnen, sie preisen ihn, wenn er aufgeht Hnmmt Hr nHp=f ro-nb (und) die Henememut loben ihn, tagtäglich. ir wD#wt wb# onXw Der die Udjataugen erschafft und die Ohren öffnet, wn fnD srQ Htyt der die Nase öffnet und die Kehle atmen lässt. nb nTry sSm imy st-o Der Herr des göttlichen Herzens, der das Herz führt a , nb mkt swD# How der Herr des Schutzes b , der den Leib heil sein lässt. oS# onXw sDm sprw n HHw Mit zahlreichen Ohren, der die Bitten der Millionen erhört. C#y Rrt xr st-r#=f Dem Schicksal und Erziehung unterstellt sind c . pr T#w n fnD=f r sonX Aus dessen Nase die Atemluft kommt, um damit dieses t# pn Dt Land auf ewig zu beleben. a b

b

LGG VI, 622a. LGG III, 652b. LGG VII, 7b. Bei dem Zeichen variante des

handelt es sich nicht um nD, sondern um eine Zeichen-

(> ) mit der Lesung xr.

Die östliche Inschrift (D XV, 14, 14 – 15, 7) (2) itn wr di sw m wi#=f (2) Große Sonne, die sich zeigt in seiner Barke, nachdem sHD.n=f t#wy m #Xt i#btt er die beiden Länder erhellt hat im östlichen Horizont. Xy nfr ir HDDwt Der vollkommene Jüngling, der das Licht erschafft, rHty Hr tw#=f r nnt (wenn) die beiden Frauen ihn an den Himmel heben.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

314 EHwty wr Hr dw# nTr n k#=f M#ot sXn.tw r H#t wi#=f b#w i#btt irw hnw n b#w=f Xft Xo=f m nhp nXn nfr Sd.n #ht sánñXn How r Snwso n itn Xy m dw#w Hwnw m oHoy Itmw is m mSrw spr r igrt r wD sXrw=f monDt r-r#-o=s n{t} sf %prr r I#Xw %pri m xt wbn m b#xw tp dw#w D# pt ro-nb nn wrD n=f sQd n=f nnt m #wt-ib Htp ib=f m Dt=f xt=f ity n nHH Hno Dt a

So nach LGG VI, 622a. CAUVILLE in Dendara XV, Traduction, 19 versteht die Passage anders: sie transkribiert: nXn nfr Sdy n #ht snXX Ho r nw.s und übersetzt: „le bel enfant nourri par la vache qui rajeunit (son) corps quand il convient“. Dabei versteht sie die Gruppe jüngen“.

b

Der große Thoth stimmt ein Gottesgebet für seinen Ka an, Maat ist an den Bug seiner Barke gesetzt, die Bas des Ostens geben seiner Macht lobpreis, wenn er am frühen Morgen erscheint. Das vollkommene Kind, welches die Himmelskuh aufzieht. Der die Glieder bis zum Umkreis der Sonne a jung sein lässt. Kind am Morgen, Jüngling am Mittag und Atum aber, am Abend, der zur Begräbnisstätte gelangt und seine Anordnungen trifft. Die Mandjetbarke zeigt sich an ihrer gestrigen Stelle, der Sonnenkäfer wird zum Leuchtenden b und Chepri ist am Leib (der Himmelsgöttin). Der am Morgen im Ostgebirge aufgeht und den Himmel tagtäglich überquert c , ohne dass er ermüdet d , Der den Himmel für sich in Freude befährt e , Dessen Herz am Tag und in der Nacht zufrieden ist. Der Herrscher der Ewigkeit und der Unendlichkeit f .

nach Wb IV, 170, 2–3 snXX „verjüngen, den Leib ver-

Die Zeichenanordnung ist im Original ein wenig anders: Zu

vgl. LGG V, 718b, Beleg [36]; zu

.

vgl. LGG I, 107c, Beleg [87]; und zu

vgl. LGG V, 717c (in: %pri-m-xt). CAUVILLE (in Dendara XV, Traduction, 19 hat die Passage ähnlich verstanden, sie transkribiert: %prÏ r Ê#Xw, %prÏ m xt.f und übersetzt: „de Khepri au Lumineux, Khepri au matin“.

c d

e f

Zur Übersetzung: Die Schreibungen unterscheiden die zwei Formen und klar voneinander, sodass hier wohl auch von unterschiedlichen Lemmata ausgegangen werden sollte. Dabei sollen vermutlich die verschiedenen Stadien des morgendlichen Sonnengottes benannt werden, der vom noch nächtlichen Sonnenkäfer %prr zum leuchtenden Sonnenkäfer I#Xw und Chepri (%pri) nach dem Sonnenaufgang am Tageshimmel wird. Vgl. LGG VII, 586c. Vgl. LGG VII, 586c. Vgl. LGG VI, 657c. Zu #wt-ib ( ) gehört das Determinativ ( ). Vgl. LGG I, 597c. Von CAUVILLE (in Dendara XV, Traduction, 18–19) etwas anders verstanden, jedoch identisch übersetzt.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

315

Auswertung zu den Inschriftenzeilen Die langen Textbänder des Travées sind zu beiden Seiten des Mittelregisters angebracht und teilen die drei Register so in klar voneinander getrennte Abschnitte. Sie beginnen auf der nördlich gelegenen Eingangsseite der Decke und enden am südlichen Ende und sind auf das Mittelregister ausgerichtet, dessen Leserichtung sie in Bezug auf die Barken mit den Tagesstunden folgen. Die Barken überqueren zudem den Himmel von Osten nach Westen, womit sie der theologischen Ostwestachse folgen468. In der westlichen Inschrift wird die große Sonnenscheibe (itn-wr), die am Morgen aufgeht, angerufen, wobei sie von den jubelnden Bas (b#w-hTtw) gepriesen wird. Sie erleuchtet die beiden Länder mit ihren Strahlen (stwt) und vereint (#bX) ihre Sonnenstrahlen (m#wy=f) mit der Tochter des Re (s#t-Ro), womit Hathor gemeint ist, im Hause des Sistrums (Hwt-sSSt), bei dem es sich hier möglicherweise um den Pronaos selbst mit seinen 24 Sistrumkapitellen handeln könnte469. Im weiteren Verlauf des Textes werden schließlich noch andere Göttergruppen genannt, die auch im 1. und 3. Register erscheinen und danach geht es hauptsächlich um den Sonnengott, der in der Tradition der Sonnenhymnen, in denen die Wohltaten des Gottes in Bezug auf das Leben auf der Erde, gepriesen wird. Auch die östliche Inschrift preist die große Sonnenscheibe (itn-wr), jedoch wird dieses Mal die Sonnenbarke (wi#=f) genannt, in der er über den Himmel zieht. Es wird die Szene genannt, in der Isis und Nephthys (rHty genannt) den nach der Nachtfahrt der Sonne wieder verjüngten Sonnengott (als Xy-nfr) an den Himmel (nnt) heben (tw#). Dann wird kurz die Besatzung der Sonnenbarke erwähnt: Thoth stimmt ein Gebet an und Maat befindet sich am Bug der Barke. Es folgen die verschiedenen Stadien der Sonne, sie ist das Kind am Morgen (Xy m dw#w), der Jüngling am Mittag (Hwnw m oHoy) und Atum am Abend (Itmw is m mSrw), wenn er wieder zur Begräbnisstätte (des Westens) hinabsteigt (spr r igrt). In diesem Sinne fährt der Text jedoch auch fort, indem er noch einmal den täglichen Sonnenlauf thematisiert (wbn m b#xw tp dw#w D# pt ro-nb). Die beiden Texte unterscheiden sich dahingehend, dass in der westlichen Inschrift der Sonnenaufgang in Relation zu den Auswirkungen auf alles Leben auf der Erde hat, während die östliche Inschrift den Sonnenlauf selbst in den Fokus setzt. Auswertung zum 1. Travée der West- und Ostseite Das 1 Travée der Westseite zeigt den Mond während seines monatlichen Zyklus in den verschiedenen Stadien, während die parallele Ostseite den Sonnengott in den 12 Stunden des Tages wiedergibt. In diesen ist der Sonnengott als Schöpfergott zugleich der Erschaffer allen Lebens, während der Mond in einer engen Beziehung zu Osiris steht. 468 Vgl. CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 506. 469 Das Sistrumhaus ist eigentlich die hinterste südöstliche Kammer, die nur über Raum H (Pr-nw) erreicht werden kann. In einigen Fällen kann es sich jedoch auch um einen allgemeineren Ausdruck für den Tempel von Dendara im Allgemeinen handeln. Da es im Pronoas mit seinen 24 Säulen ebenso viele monumentale Sistren gibt, könnte durchaus angenommen werden, dass an dieser Stelle der Pronaos gemeint sein könnte. Zudem findet sich dieser Name häufiger als Bezeichnung der Hathor in den Inschriften des Pronaos und könnte hier sowohl den Tempel als Ganzen oder auch nur den Pronaos meinen. Z. B.: D XIII, 4, 3; 14, 2; 20, 4; 24, 9 und passim. D XIV, 3, 15; 5, 15; 6, 6; 9, 5 und passim. D XV, 56, 7; 67, 1; 84, 11; 117, 7; 156, 11; 165, 9; 174, 5; 175, 5; 180, 1; 183, 11 und passim.

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316

5.1.4 Dendara, Pronaos

Beide Hälften ergänzen sich dabei in zweifacher Hinsicht: 1) Die Sonne ist das größte Gestirn am Tage, der Mond in der Nacht, weswegen beide jeweils auf „ihren“ Hälften untergebracht sind. 2) Es wird zwar die Fahrt des Sonnengotts am Tage gezeigt, die Göttergruppen, die den Sonnengott dabei begleiten, gehören jedoch ursprünglich sowohl zur Tages- als auch zur Nachtfahrt der Sonne, was ein wenig relativiert, dass hier ausschließlich die Tagesfahrt der Sonne thematisiert wird oder anders gesagt: dargestellt ist zwar die Tagesfahrt, jedoch impliziert sie auch die Nachtfahrt der Sonne (die Göttergruppen stammen aus dem Buch vom Tage, LdJ und dem Buch von der Nacht, LdN). Das ist der Aspekt, in dem sich wohl auch die entscheidende Verbindung zur westlichen „Mondhälfte“ zeigt, denn der Mond mit seiner unlösbaren Verbindung zu Osiris verfügt über die Regenerationsfähigkeit, mit der die Sonne allnächtlich verjüngt wird, um am nächsten Morgen ihre Tagesfahrt wieder aufnehmen zu können. D. h. beide Hälften bilden einen Kreislauf, wobei die eine ohne die andere Seite nicht existieren kann. Der westliche Bildstreifen ist an beiden Enden mit Darstellungen der theriomorphen Windgötter eingerahmt, die die vier Himmelsrichtungen in geographisch korrekter Weise angeben, wobei sie eher den Ecken des Tempels zugewiesen sind, da sich jeweils der West- und Südwind auf der Südseite und der Nord- und Ostwind auf der Nordseite befinden. Dagegen wurden die Himmelsrichtungen des Bildstreifens der Osthälfte vermutlich, da sehr schlecht erhalten, auf den – ebenfalls theriomorphen – Ost und Westwind beschränkt. Letzteres könnte damit begründet werden, dass Osten und Westen für den Sonnenlauf die Schlüssel-Himmelsrichtungen sind. Für die Erklärung der Wiedergabe aller vier Himmelsrichtungen auf der Westseite mussen das Textmaterial berücksichtigt werden, da sie sich nicht ausschließlich aus der Wanderbewegung des Mondes am Himmel ableitet. Der Mond wird nicht nur an Osiris gebunden, sondern Osiris wird in den Texten auch als König angesprochen, wobei der Osirismythos die religiöse Erklärung für den Übergang des verstorbenen Königs Osiris auf den legitimierten Nachfolger und lebenden König Horus, dient. Die Phasen des Mondes, die hier wiedergegeben sind, beinhalten (1) den verjüngten Mond/Osiris als Kind im Udjatauge und das gefüllte Udjatauge (i#bt), das zugleich das linke Auge des Sonnengottes ist (Tableau I). Es folgt ein Exkurs zu den Bestandteilen des Auges, die wiederum dessen Füllstand angeben, wobei erklärt wird, wie Osiris durch eine List der Isis in dieses System einbezogen wird (Tableau II). Das Zentrum des gesamten Travées bildet die Mondtreppe mit den Göttern der ersten 14 Tage des Mondmonats (Tableau III), der 15. Mondmonatstag ist hier in Form des vollständig gefüllten Mondauges am Ende der Treppe vertreten. Das ist die Phase des Mondes (2), deren Höhepunkt der Vollmond in der Mitte des Monats ist. Begleitet wird diese Szene durch Hymnen an Osiris, in denen auch auf die Vereinigung des Osiris mit Atum, also der gealterten, nächtlichen Form des Sonnengottes verwiesen wird. Thoth wird am Ende des Textes als „Gerechtfertigter“ (m#o-Xrw) genannt, der das Udjatauge gefüllt hat. Dadurch, so wird in dem begleitenden Text erklärt, ist auch Re in seiner Sonnenscheibe als „Fürst der Götter (sr-nTrw) gerechtfertigt (m#o-Xrw). D. h. Der gesamte Vorgang der Verjüngung der Sonne und der Regeneration des Mondes, ist mit der Legitimation des amtierenden Königs verbunden, der wiederum als Herrscher über die vier Ecken der Welt regiert.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 1, Ost

317

Das letzte IV. Tableau zeigt (3) eine weitere Phase des Mondzyklus, wobei nach Aussage der Beischriften zu den Göttern die Phase des Vollmonds betont wird470. Osiris thront wie ein König in einer Barke, die wiederum von den vier Himmelsstützen getragen werden, womit also auch hier die enge Verbindung zu allen vier Himmelsrichtungen unterstrichen wird. Dabei sind die vier Himmelsrichtungen als der Raum der Welt zu verstehen, in dem der amtierende König Osiris herrscht. Hier liegt möglicherweise auch die Verbindung zur Wiedergabe aller vier Himmelsrichtungen in Form der vier theriomorphen Windgötter, die die vier Enden der Welt zeigen, in der der König herrscht. Aber Osiris ist amtierender Herrscher im Jenseits, worauf die Darstellung der Achtheit in ihrer jenseitigen Ikonographie hinweist471 und das wiederum passt nicht zum Vollmond und seiner Darstellung. BRUGSCH472, der nicht nur Texte und Darstellungen der Decke in Dendara vollständig veröffentlichte, übersetzte und kommentierte, versteht die Abfolge von Osten nach Westen mit Bild I–III so, dass das 1. Bild mit der Mondbarke die Tage des abnehmenden Mondes zeigen, das mittlere 2. Bild mit der Mondtreppe und Mondspiegel die Tage des zunehmenden Mondes473 und das letzte Tableau, das 3. Bild mit dem thronenden Osiris, die Apotheose des Osiris als Mond474 wiedergibt, was diesen aus der eigentlichen Darstellung des Mondzyklus herausnimmt. LABRIQUE, die sich umfassend mit dem Themenbereich Mondprozessionen in späten Tempeln beschäftigt hat475, teilt den Bildstreifen in vier Abschnitte ein und versteht diese als eine Abfolge von drei Phasen, die von links nach rechts zu lesen sind. Die erste Phase zeigt den thronenden Osiris als Vollmond, gefolgt von der Mondtreppe mit der Phase der Mondzunahme. Eine dritte Szene zeigt die fünf Falken, die sich auch in Edfu finden und die letzte Szene mit der Mondbarke zeigt den abnehmenden Mond. Dabei wird der Mondmonat in umgekehrter Reihung von Westen nach Osten der täglichen Fahrt der Sonne von Osten nach Westen gleichgesetzt. VON LIEVEN476 schreibt zu Esna IV, 435, bei dem es sich um das „Mond-Travée“ (D) an der Decke des Pronaos in Esna handelt, dass das Füllen des Mondauges entweder in Form einer Mondtreppe wie in Dendara dargestellt ist oder in Form einer Prozession von Gottheiten, die sich zu beiden Seiten auf den Mond im Zentrum zubewegt, was der Anordnung in Esna entspricht. Ihre Ausführungen beschreiben damit nur das zentrale Bild. In Bezug auf Dendara interpretiert sie die erste Szene von Tableau I dagegen als „Resultat des Götterzuges in den Mond“, wobei sie die Darstellung des Udjatauges selbst als Vollmond sieht477. Dabei wendet sie sich direkt gegen die Interpretation von BRUGSCH, in dem Tableau die Phase des abneh-

470 Osiris-Onnophris (Wsir ^Wnn-nfr m#o-Xrw¼) wird in eine enge Beziehung zum 15. Mondmonatstag (smdt = Vollmondtag) gesetzt. Später folgt mit Iwn-Hoo (Zl. 16 bei Nephthys) ein weiterer Name, bei dem es sich ebenfalls um eine Bezeichnung des Vollmonds handelt. 471 Worauf auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 54–55 mit Anm. 145 und 150 hinweist. 472 BRUGSCH, Thes. I, 33–54. Bei ihm handelt es sich um den Bildstreifen C’. 473 BRUGSCH, Thes. I, 34. 474 BRUGSCH, Thes. I, 54. 475 Vgl. die Auswertung von LABRIQUE, in: RdÉ 49, 1998, 127–129 und zu ihrer Vorstellung der Quellen: L’escorte de la lune, 91–121. 476 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 127–132, hierzu besonders 127. Dendara wird auf den Seiten 127–128 behandelt. 477 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 128 mit Anm. 363.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

menden Mondes zu sehen und führt als Argument an, dass der Ausdruck wHm-Snw „den Kreislauf wiederholen“478, der in der Beischrift zu den Bas des 6. Mondmonatstages zu finden ist, nicht als Wiederholen des „Kreislaufes“, sondern als Wiederholen des „Kreises“ zu verstehen ist, was sich allein auf die Scheibe des Vollmondes bezöge. Auch führt sie an: „Die Erwähnung des Festes des fünfzehnten Tages und die Bezeichnung des Mondes als „Jüngling“ lassen an der Richtigkeit dieser Auffassung keinen Zweifel.“479 D. h. VON LIEVEN interpretiert die Darstellung des mittleren Tableaus als den Abschnitt des zunehmenden Mondes und die des ersten als Vollmond. Auf die Szene mit dem thronenden Osiris geht sie in diesem Zusammenhang nicht ein. CAUVILLE480 hatte die Nummerierung und Abfolge der Tableaus so verstanden, dass das letzte (Tableau IV in der Graphik, CAUVILLEs III) mit dem thronenden Osiris den Vollmond, das mittlere (III in der Graphik, CAUVILLEs II) den neuen Mond bis zum Vollmond und das erste Tableau (I) den Neumond wiedergibt, d. h. die Phase des abnehmenden Mondes ist nach ihrer Interpretation gar nicht vertreten. Als Begründung gab sie an, dass Travée I und I’ parallel gesetzt seien und die 1. Tagestunde gegenüber der Phase des zunehmenden Mondes, der zunehmende und der Vollmond gegenüber dem mittäglichen Höchststad der Sonne und ein weiteres Mal der Vollmond anstelle des abnehmenden Mondes parallel zur 12. und letzten Tagesstunde steht. Sonne und Mond beschreiben somit den üblichen Weg aller Gestirne von Aufgang im Osten zum Untergang im Westen. ALTMANN-WENDLING481 liest die Tableaus in einer dreigeteilten Abfolge von links nach rechts und gibt als entscheidendes Kriterium an, dass der Mond während seines Zyklus den Himmel scheinbar von Westen nach Osten passiert. D. h. nach Neumond (1. MMT) ist das Neulicht (2. MMT) kurz vor Sonnenuntergang erstmals wieder im Westen sichtbar und wandert dann mit jedem weiteren Tag weiter nach Osten, wo er bei Vollmond am 15. Mondmonatstag schließlich auch aufgeht. Entsprechend beginnt die Verteilung im ideellen Westen (reale Südseite) mit dem Neumond und dem thronenden Osiris in einer deutlich jenseitsbezogenen Ikonographie und Komposition, gefolgt von der Mondtreppe und dem Udjatauge im Spiegel (das zu füllende Mondauge) mit den ersten 14 Mondmonatstagen bzw. der ersten Hälfte des Mondzyklus, bis zur dritten und letzten Phase, dem Vollmond, mit dem vollständig gefüllten Udjatauge in der Scheibe (mit den 14 Göttern, die den Füllstand in der Scheibe anzeigen) in der Mondbarke auf der ideellen Ostseite (Eingang im realen Norden). Dieses letzte Tableau impliziert damit zwar die abnehmende Phase des Mondes, gibt sie aber nicht explizit wieder. Die begleitenden langen Inschriftenzeilen beginnen auf der Nordhälfte und enden im südlichen Abschnitt des Travées. Entsprechend ihrer Ausrichtung handeln sie zudem thematisch die einzelnen Themen der Tableaus von Norden nach Süden ab, so dass wiederum die Reihenfolge parallel zu der des östlichen Travées mit den Tagesstunden des Sonnengottes verläuft. D. h. die Reihung der Szenen ist retrograd zum Mondzyklus und beginnt eigentlich mit dem Vollmond und endet mit dem Neumond.

478 Text bei BRUGSCH, Thes. I, 34 und D XV, 28, 8–9. 479 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 128, Anm. 363. 480 Vgl. die Graphik bei CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 509. Sie liest die einzelnen Szenen von rechts nach links, entsprechend dem, wie sie die Szenen numeriert hat. 481 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 70–73 und die Farbtafel III mit der Übersicht zu den Travées in Dendera.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West

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5.1.4.2 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 2, West482

(Abb. 154, schematisierte Strichzeichnung nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VII; Zeilenzählung nach: D XV, 38–44)

Text: D XV, 38–44 (Text) Bearbeitung: JUNKER, Auszug der Hathor-Tefnut, 18 (Text nach DÜMICHEN, Hist. In. II, 57d) und Übersetzung der Randinschrift, Zeile 2); CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 54– 63 (Gesamtübersetzung); CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 528–534 (Analyse der beiden mittleren Travées, Nr. 2); ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 62–63 (Auszug D XV, 39, 5–8). Travée 2, West, 1. (unteres) Register Stundengöttinnen und ihre Begleiter Bei den Stundengöttinnen handelt es sich um die 12 Nachtstunden. Die Reihe beginnt auf der im Norden gelegenen Seite, auf der sich der Eingang befindet, mit der 12. Nachtstunde. Die Göttinnen stehen, haben herabhängende Arme und sind mit einem Stern auf dem Kopf versehen. Hinter jeder Nachtstunde folgt ein Gott in unterschiedlicher Ikonographie. Zu jedem Gott gehört ein kleiner geschlossener Schrein (vgl. den Ausschnitt des Photos I_3892), der zwischen ihm und der Stundengöttin steht, mit einer den Stunden entsprechenden abnehmenden Anzahl von Sternen darüber. 482 Eine farbige Photographie findet sich bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, XX–XXI und 20–21.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Die zwölfte Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 4: (1) Ptrt-nfrw-n-nb=s (1) ‚Die die Vollkommenheit ihres Herrn sieht’ a . (2) %pri (2) Chepri. a

Bezeichnung der 12. Stunde der Nacht, vgl. LGG III, 168a. Der begleitende Gott gehört zur Tradition des LdN. Über dem Schrein sind 12 Sterne wiedergegeben.

Die elfte Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 5: (3) %sft-Xmw (3) ‚Die den Umstürzenden abwehrt’ a . (4) Wb# Dw=f (4) ‚Der, der in seinem Berg bohrt’ b . a b

Bezeichnung der 11. Stunde der Nacht, vgl. LGG V, 960b. Der Schutzgott der 11. Nachtstunde (vgl. LGG II, 300a), der ursprünglich zur Tradition des LdN gehört. Über dem Schrein und dem Gott sind 11 Sterne angebracht.

Die zehnte Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 6: (5) Mkt-nb=s (6) Nb nTrw a b

(5) ‚Die ihren Herrn schützt’ a . (6) ‚Der Herr der Götter’ b .

Bezeichnung der 10. Stunde der Nacht, vgl. LGG III, 453c. Der Schutzgott der 10. Nachtstunde (LGG III, 675c), der ebenfalls aus dem LdN stammt. Ihn begleiten zehn Sterne.

Die neunte Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 7: (7) Nb-snD (7) ‚Die Herrin der Furcht’ a . (8) Iwn-mwt=f (8) ‚Der Pfeiler seiner Mutter’. a

Bezeichnung der 9. Stunde der Nacht (vgl. LGG IV, 130b) mit ihrem Begleiter, der ursprünglich dem LdN entnommen war. Über dem kleinen Schrein und vor dem Gott befinden sich neun Sterne.

Die achte Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 8: (9) MHrt-nsrt (9) ‚Die mit schmerzhafter Flamme’ a . (10) B# pfy (10) ‚Jener Ba’ b . a b

Bezeichnung der 8. Stunde der Nacht, vgl. LGG III, 326c. Schutzgott der 8. Nachtstunde, vgl. LGG II, 680a, der von acht Sternen begleitet wird.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West

321

Die siebte Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 9: (11) Oryt-tp-oH#t-Hr-nb=s (11) ‚Die Vorsteherin, die für ihren Herrn kämpft’ a . (12) Or-dw#ty (12) ‚Der unterweltliche Horus’ b . a b

Bezeichnung der 7. Stunde der Nacht, vgl. LGG V, 447a. Schutzgott der 7. Nachtstunde, vgl. LGG V, 680a, den sieben Sterne begleiten.

Die sechste Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 10: (13) (Nbt) Esrt-St#w (13) ‚Die mit erhabenem Geheimnis’ a . (14) ckr (14) ‚Sokar’ b . a

b

Hier Bezeichnung der 6. Stunde der Nacht, in anderen Listen handelt es sich bei dieser Stundengöttin um die neunte Tagesstunde, vgl. LGG VII, 674a (auch mit Verweis auf EsrtsSt#). Der Name der 6. Nachtstunde ist eigentlich Nbt-Dsrw-St#w (vgl. LGG IV, 172a), jedoch kommt diese Verkürzung auch auf dem Sarg des Panehemisis vor (LGG IV, 172a, Belege [9] und [19]. Dieser Beleg hier wurde dort unter dem Beleg [15] aufgenommen). Der falkengestaltige Begleiter der Nachtstunde Sokar wird von sechs Sternen begleitet.

Die fünfte Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 11: (15) Nbt-onX (15) ‚Die Herrin des Lebens’ a . (16) Or Hry Xt (16) ‚Horus, der auf dem Baum ist’ b . a b

Bezeichnung der 5. Stunde der Nacht, vgl. LGG IV, 28a. Schutzgott der 5. Nachtstunde, vgl. LGG V, 276b. Ihn begleiten fünf Sterne.

Die vierte Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 12: (17) o#t-Sfyt (17) ‚Die mit großem Ansehen’ a . (18) M#o Hr (18) ‚Der mit aufrichtigem Gesicht’ b . a b

Bezeichnung der 4. Stunde der Nacht, vgl. LGG II, 66c. Schutzgott der 4. Nachtstunde, vgl. LGG III, 215b, der von vier Sternen begleitet wird.

Die dritte Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 13: (19) cHrt-Dwt (19) ‚Die das Böse fernhält’ a . (20) PsS Htpw (20) ‚Der die Opfer zuteilt’ b . a

Bezeichnung der 3. Stunde der Nacht, vgl. LGG VI, 461c.

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322 b

5.1.4 Dendara, Pronaos

Schutzgott der 3. Nachtstunde, vgl. LGG III, 116c (s. v. PsS-Htpw=f). Über seinem Schrein sind drei Sterne wiedergegeben.

Die zweite Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 14: (21) cort-nb=s (21) ‚Die ihren Herrn erhebt’ a . (22) K#-t#wy (22) ‚Der Stier der beiden Länder’ b . a b

Bezeichnung der 2. Stunde der Nacht, vgl. LGG VI, 193c. Schutzgott der 2. Nachtstunde (vgl. LGG VII, 275a), der in Begleitung von zwei Sternen ist.

Die erste Nachtstunde und ihr Begleiter D XV, 38, 15: (23) Nbt-THnw (24) K#-i#Xw a b

(23) ‚Die Herrin des Glanzes’ a . (24) ‚Der Stier des Lichtglanzes’ b .

Bezeichnung der 1. Stunde der Nacht, vgl. LGG IV, 165a. Schutzgott der 1. Nachtstunde (vgl. LGG VII, 249c). Der kleine Schrein und der Stern darüber sind kaum noch zu erkennen, aber das, was erhalten ist, lässt auf einen Stern schließen.

Auswertung zu den Stundengöttinnen und ihren Begleitern (1. Register) Die untere Reihe beginnt direkt mit den Stundengöttinnen der Nacht und ihren Begleitern, bei denen es sich um Schutzgötter für die jeweilige Stunde handelt, die in verschiedenen Listen der späten Tempel auftauchen und ursprünglich aus dem Buch von der Nacht (LdN) stammen, in dem der jeweilige Gott eine zur entsprechenden Stunde gehörende Treidelmannschaft anführt. Die Reihe beginnt mit am nördlichen Ende mit der 12. Nachtstunde und endet etwa in der Mitte des Travées mit der ersten Stunde der Nacht. Die erste Barke Vor der Barke stehen drei Götter, die die Barke preisen. Die Barke wird von drei weiteren Göttern an einem Seil, das in einem großen Kobrakopf endet, gezogen. In der Barke befindet sich ein Schrein, in dem der widderköpfige Atum steht. Auf der Dolde des Bugs sitzt ein Falke mit Sonnenscheibe auf dem Kopf. Thoth, Sia und Hu treten dem Schrein in der Barke entgegen und am Heckruder steht ein kleiner falkenköpfiger Gott. Die preisenden Götter (Ü) vor der 1. Barke (Þ) D XV, 39, 1–2: (25) b#w imntt {ir} irw hTt (25) Die westlichen Bas, die Jubel bereiten a , die Re in

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West

Sspw Ro m #Xt=f dw#w Ro Htp=f m onXt a

b c

323

seinem Horizont empfangen b und Re preisen, wenn er im Land des Lebens untergeht c .

Nach LGG I, 510a, anders CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 56–57, sie transkribiert M##-r-htT. Vgl. LGG VII, 117a. Vgl. LGG VII, 521c.

Die Götter, die die 1. Barke ziehen D XV, 39, 3: (25) IXmw-sk Smsw Ro m pt (25) Die Unvergänglichen a , das Gefolge des Re im mHtyt nördlichen Himmel b . a b

Die Zirkumpolarsterne, vgl. LGG V, 736a. Vgl. LGG VII, 91a.

Die Götter vor dem Schrein in der 1. Barke D XV, 39, 4: (27) EHwty (27) Thoth. (28) ci# (28) Sia. (29) Ow (29) Hu.

Der Gott im Schrein D XV, 39, 4: (30) Itmw (31) onX.ti m#i.ti Dt a

(30) Atum, (hinter dem Schrein:) (31) (indem) er lebt und verjüngt ist, ewiglich.

Vgl. zur Übersetzung ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 63.

Auswertung zur ersten Barke (1. Register)

(Abb. 155, Westhälfte, unten, 1. Gruppe; schematisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VII)

Im unteren Register der Westhälfte gibt es nur am Ende der Stundengöttinnen der Nacht mit ihren Begleitern eine Reihe von weiteren Gottheiten, die sich zum Teil in Barken befinden. Die Götter, die vor der Barke stehen und diese preisen sind die ‚westlichen Bas’ (Zeile 25), die Re in seinem Horizont empfangen und ihn preisen, wenn er untergeht.

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324

5.1.4 Dendara, Pronaos

Vor jenen ziehen die ‚Unvergänglichen’ (IXmw-sk, Zeile 26) die Sonnenbarke, bei denen es sich um das Gefolge des Re im nördlichen Horizont handelt. Der Name IXmw-sk wird als Bezeichnung der Zirkumpolarsterne des nördlichen Himmels verwendet. Die Besatzung der Barke (Thoth, Sia und Hu), die von den IXmw-sk gezogen wird, entstammt wiederum dem Buch von der Nacht (LdN) mit dem widderköpfigen Sonnengott, der hier Atum genannt wird. Die Art der Darstellung sowie die Götter entsprechen denen des LdN. Die zweite Barke Thoth preist in einer Barke stehend ein Udjatauge in einer Mondscheibe auf einer Mondsichel auf einem Podest. D XV, 39, 6: (32) ioH ii.w r st=f Der Mond ist zu seinem Platz gekommen (und) das i#bt opr.tw m nfrw=s linke Auge ist mit seiner Vollkommenheit ausgestattet a . a

Vgl. zur Übersetzung ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 63. Die Phrase opr.tw m nfrw=s ist wohl als eine Bezeichnung für den Vollmond zu verstehen.

Die dritte Barke Osiris thront in einer Barke, vor ihm sind fünf Sterne abgebildet. D XV, 39, 7–8: (33) Wsir ^Wnn-nfr m#o Xrw¿ (33) Osiris ^Onnophris, gerechtfertigt¿, (34) xnm n=f i#bt (34) für den das linke Auge vereinigt ist. (35) wHm.n=s Snw (35) Es wiederholt a den Umkreis b , sHD. (36) n=f pt t# (nachdem) er (36) Himmel und Erde mit seiner m nfrw=f Vollkommenheit erleuchtet hat, a

b

Hier steht: wHm.n=s Snw (s) ( ) „es (mit Bezug auf das Udjatauge) wiederholt den Umkreis“, vgl. den Ausschnitt des Photos der Akademie I_2665. Vgl. hier auch die nahezu identische Aussage in D XV, 28, 8, wo die Aussage (in der Form: wHm=s Snw m smdt) ebenfalls verwendet wurde. Ist damit die zweite Hälfte des Mondzyklus gemeint, die abgesehen von der Decke in Esna (Travée A) nicht explizit gezeigt wird? Beide Satzteile stehen in einem Bezug zueinander, wobei der zweite Bestandteil Osiris als Vollmond bezeichnet bzw. mit der sDm.n=f-Form den Prozess nach dem Vollmond zur Sprache bringt. Also „nachdem“ er als Vollmond Himmel und Erde beschienen hat, wiederholt das Udjatauge den Umkreis (= Mondzyklus). BRUGSCH483 sah in dem parallelen Ausdruck der Stelle von Travée I (D XV, 28, 8) eine Anspielung auf den abnehmenden Mond und interpretierte die Szene der Mondbarke mit dem Udjatauge und den 14 Göttern in der Mondscheibe im 1. Bildstreifen-West, Tableau I als abnehmenden Mond, wogegen sich VON LIEVEN484 explizit wendet und argumentiert,

483 BRUGSCH, Thes. I, 34 (= D XV, 28, 8–9). Er bezieht sich dabei auf die parallele Szene in Travée I-West, was bei ihm Bildstreifen C’ ist. Er versteht die Szene mit dem thronenden Osiris dort als Apotheose des Gottes als Mond und weist der Szene keine Mondphase zu. 484 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 128.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West

325

dass nicht „den Kreislauf wiederholen“, sondern den „Kreis wiederholen“ gemeint sei. Letzteres bezöge sich ausschließlich auf die Form der vollen Mondscheibe im Gegensatz zur Mondsichel und nicht auf den gesamten Mondzyklus. Die Interpretation jener Szene hängt jedoch nicht allein an dieser einzelnen Passage und Snw „Umkreis“ wird eigentlich auch sonst, z. B. in der äußerst häufigen Phrase Snw-n-itn „Umkreis der Sonne“ im Sinne der Bahn verstanden, die die Sonne am Himmel durchzieht. Entsprechend wird mit wHm(.n)=s Snw „es wiederholt den Umkreis“ ebenfalls die Bahn des Mondes gemeint sein, die dieser im Laufe des Mondmonats am Himmel beschreibt. ALTMANN-WENDLING (MondSymbolik I, 63) übersetzt: „ Osiris […] er hat sich mit dem Linken (Auge) vereinigt (xnm.n=f i#bt), er hat den (Um-)Kreis wiederholt (wHm.n=f Snw), er hat Himmel und Erde erhellt mit seiner Vollkommenheit (sHD.n=f pt t# m nfrw=f)“ und setzt damit drei sDm.n=f-Formen gleichwertig nebeneinander, was passen würde, wenn die zweite Verbindung wHm.n=s Snw in der 3. Person maskulin (=f) geschrieben wäre. Hinter Osiris (D XV, 39, 9): (37) oD.ti m Htp Dt a

(37) indem er wohlbehalten ist a beim Untergang, ewiglich.

Anstelle von oD.ti „wohlbehalten sein“, könnte auch monDt „Abendbarke“ gemeint sein, vgl. hierzu CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 56–57 und auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 62.

Auswertung zur zweiten und dritten Barke (1. Register)

(Abb. 156, Westhälfte, unten, 2. – 3. Gruppe; schematisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VII)

Der ersten Barke mit dem nächtlichen Sonnengott folgt eine zweite Barke mit einem Mondsymbol (Mondscheibe auf Sichel mit Udjatauge darin) auf einem Podest, das von Thoth gepriesen wird. Die Beischrift (Zeile 32) besagt, dass der Mond (IoH) als Vollmond (i#bt opr.tw m nfrw=s) zu seinem Platz gekommen ist. Der lunare (xnm n=f wD#t) Osiris-Onnophris (Wsir^Wnn-nfr¿) als gerechtfertigter Herrscher (m#o-Xrw, Zeilen 33–36) erhält noch einmal eine eigene Barke. Wie schon im ersten Bildstreifen ist Osiris hier als Neumond und Herrscher der Unterwelt gemeint, womit sowohl der Vollmond in der vorangegangenen Barke als auch der Neumond nebeneinandergestellt sind. Wenn dann von dem linken Mondauge (i#bt) gesagt wird, dass es seinen Zyklus wiederholt (wHm.n=s Snw=s), nachdem Osiris als Vollmond Himmel und Erde mit seiner Vollkommenheit erhellt hat (sHD.n=f pt t# m nfrw=f), wird sicherlich auf den gesamten Mondzyklus verwiesen. Anzumerken ist, dass die beiden Mondbarken der Reihenfolge im ersten Travée entsprechen und sie der Sonnenbarke folgen. Die fünf Sterne vor Osiris möchte ich als Variante zu

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326

5.1.4 Dendara, Pronaos

den fünf Falken verstehen, die im I. Travée-West, Tableau II die Verbindung zwischen Osiris und dem Udjatauge symbolisieren485. ALTMANN-WENDLING486 weist darauf hin, dass das gesamte Travée den nächtlichen Himmel abhandelt, worauf die Barke mit Atum im Moment des Sonnenuntergangs hinweist, die von den Bas des Westens begrüßt wird. Die drei Barken bewegen sich wie die Barken aller drei westlichen Bildstreifen von Westen nach Osten, was mit der Nachtfahrt der Sonne korrespondiert. Die Reihenfolge der drei Barken könnte in diesem Zusammenhang so gedeutet werden, dass sie den Moment zeigen, der in ägyptischen Texten als snsn-k#wy (15. MMT) bezeichnet wird, was dem Tag des Mondzyklus entspricht, an dem die Sonne im Westen dabei ist unterzugehen, während der Mond gerade aufgegangen ist. Zusätzlich schlägt sie vor, darin die Vereinigung von Atum und Osiris zu sehen, die dann zusammen den Vollmond bilden. Hier verweist sie auf die Aussage in D XV, 31, 2, wo gesagt wird: „Atum ist das, zusammen mit Osiris“ (Itmw pw Hno Wsir). Die Passage lautet im Zusammenhang (D XV, 31, 2–3): Itmw pw Hno Wsir b# Sps n „Atum ist das, zusammen mit Osiris, der prächtige Ba Wsir rnp.tw tp hrw #bd des Osiris, der sich verjüngt an jedem Tag vom Neur mH wD#t lichtfest um das Udjatauge zu füllen.“ Im Opettempel von Karnak wird diese Vereinigung als B#-dmD bezeichnet und kann dort in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet werden. Grundsätzlich ist damit jedoch die Vereinigung von solarem und lunarem Gott487 gemeint, die je nach Kontext Akzentverschiebungen aufweisen kann. Hier ist jedoch zu vermuten, dass auf die ursprüngliche Phrase „Re ist das mit Osiris“ (Ro pw Hno Wsir) referiert wird, welche die – im ursprünglichen Konzept tägliche – temporale Vereinigung der beiden Himmelskörper in der Nacht anspricht, bei der es um die Regeneration der Sonne geht. Mit der Verschiebung vom Totengott Osiris hin zum lunaren Osiris mit Betonung auf den Himmelskörper und den damit verbundenen Mondzyklus rückt der Vollmond als Moment dieser Vereinigung stärker in den Vordergrund und wird entsprechend theologisch damit verknüpft. Die Verjüngung des „prächtigen Bas des Osiris“ ereignet sich – wie bei der Sonne – tagtäglich, nur dass hier die Tage des Mondzyklus gemeint sind. Die Götter hinter der Osirisbarke Hinter der Barke des Osiris stehen drei Götter, ein Kindgott, ein Gott ohne besondere Attribute und ein schlangenköpfiger Gott. D XV, 39, 10: (38) NTr imy pt (38) ‚Der Gott im Himmel’ a . a

Vgl. LGG IV, 393a mit einem Verweis auf NTr-m-pt (LGG IV, 423c). D XV, 39, 11: (39) RX Hr imy mw

(39) ‚Der mit wissendem Gesicht’ a , der sich im Wasser befindet.

485 Vgl. hierzu Travée I, Tableau II der Text zu den fünf Falken, die von Isis und Thoth gepriesen werden. 486 MondSymbolik I, 62–63. 487 Der Ausdruck geht schon auf Texte des Neuen Reichs zurück, wo er die Vereinigung von Re mit Osiris in der 6. Nachtstunde bezeichnet, vgl. dazu ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 486 mit Anm. 187.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West a

Vgl. LGG IV, 707a mit dieser Stelle. D XV, 39, 12: (40) oHoy n (41) sp#t

a

327

(40) Der Agathodaimon des (41) Distrikts a .

Vgl. LGG II, 198c mit dieser Stelle.

Auswertung zur letzten Göttergruppe hinter der Osirisbarke (1. Register)

(Abb. 157, Westhälfte, unten, die drei Götter hinter den Barken; schematisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VII)

Den Abschluss der Reihe bilden drei Götter, deren Name auf Schlangengottheiten hinweisen (Zeilen 38–41), hinter denen vielleicht astrale Schutzschlangen stecken könnten, wie sie vor allem in Esna vorhanden sind. Bei dem letzten handelt es sich um die Agathodaimonschlange des Distrikts von Dendara (oHoy-n-sp#t). Travée 2, West, 2. (oberes) Register Der ersten Hälfte der Sethos I B-Dekane gehen vier Gottheiten voran, dann folgen 26 Dekane und das Ende der Reihe bilden weitere vier Gottheiten. Die Gottheiten vor der Reihe der Dekane488 1. Gottheit (D XV, 39, 14): (1) M#ot wrt s#t Ro (1) Die große Maat und Tochter des Re. 2. Gottheit (D XV, 40, 2): (2) Or-BHdt nTr o# nb pt (3) Ro pr m Nwt

(2) Horus von Edfu, der große Gott (und) Herr des Himmels (3), Re, der aus Nut hervorkommt.

3. Gottheit (D XV, 40, 2): (4) Nwt mst Ro

(4) Nut, die Re gebiert.

4. Gottheit (D XV, 40, 3): (5) K# n Ro Hry (6) Db#t xnty #Xt

(5) Der Ka des Re a , der über (6) dem Sarg b und an der Spitze des Horizonts ist c .

488 Eine Abbildung zu den Gottheiten nach Maat findet sich bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 27.

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328 a b c

5.1.4 Dendara, Pronaos

Vgl. LGG VII, 238b. Vgl. LGG V, 403c. Vgl. LGG V, 774c.

Die Dekane der Sethos I B-Familie (Nrn 3 – 20) Die Reihe der Sethos I B-Familie wird hier mit den Göttern ab dem 3. Dekan der Liste fortgesetzt, da die ersten zwei (bzw. drei, wird der 1. Pseudodekan mitgezählt), nach den Dekanen der Epagomenentage auf der Osthälfte der Decke folgen und mit dem 20. Dekan dieser Reihe (cmd) enden. Diese Liste der Sethos I B-Familie ist in Dendara die zweite Liste, in der die Dekane mit Mineralien kombiniert sind. Die andere Liste ist die in der Schatzkammer (Trésor, Raum Q), die in D IV, 162–163 und 175–178 mit Tfn 289–292 publiziert ist. Zu den Mineralien vgl. zuletzt BAUMANN, Schatzkammern, 628–630 (rechte Raumhälfte) und 643–650 (linke Raumhälfte). Zu ihrer Bedeutung als mögliche Farben von Sternen vgl. LEITZ, Sternuhren, 91–92. Der 3. Dekan (helle aufgerichtete Schlange mit drei dunkleren Schlangen übereinander quer darüber gesetzt) D XV, 40, 4: (7) Knm(t) (7) Kenmet a , (8) Hm#g (8) (aus) Granat b . a b

3. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 290a und EAT III, 135. Im Wörterbuch (Wb III, 95, 1) als kostbarer Edelstein aus Nubien von roter Farbe übersetzt. Es handelt sich um Granat, s. BAUMANN, Schatzkammern, 444.

Der 4. Dekan (thronende löwenköpfige Göttin) D XV, 40, 5: (9) $ry-Xpd-knm(t) (9) Die unter dem Hinterteil des Kenmettieres ist a , (10) THn Hr nbw (10) (aus) natürlichem Glas b , das Gesicht (aus) Gold. a b

4. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VI, 39b und EAT III, 135. Im Wörterbuch (Wb V, 390–391) mit „(grün - blaue) Fayence“ und „(buntes) Glas“ übersetzt. Unter kostbaren Mineralien genannt, handelt es sich wohl um „natürliches Glas“ von eher grünlicher Farbe, s. BAUMANN, Schatzkammern, 531–532 (mit Anm. 3236 und 3237, wo weiterführende Literatur zitiert wird).

Der 2. Pseudodekan (Nr. 4a der Liste, löwenköpfiger Gott, der ein Udjatauge hochhält) D XV, 40, 6: (11) %ntw-Hrt (11) Der obere Teil des Chentu-Sternbildes a ,

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West

(12) mfk#t Hr nbw a b

329

(12) (aus) Türkis b , das Gesicht (aus) Gold.

2. Pseudodekan und Nr. 4a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG V, 937a und EAT III, 135. Zu dem Mineral s. zuletzt BAUMANN, Schatzkammern, 414–422 (mit Anm. 3236 und 3237, wo weiterführende Literatur zitiert wird).

Der 5. Dekan (Schlange mit vierfacher Faltung auf Podest) D XV, 40, 7: (13) O#t-D#t (13) Der Anfang des Djat-Sternbildes a , (14) THn Hr nbw (14) (aus) natürlichem Glas, das Gesicht (aus) Gold. a

5. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG V, 17b und EAT III, 135.

Der 6. Dekan (Schlange mit vierfacher Faltung auf Podest) D XV, 40, 8: (15) PHwy-D#t (15) Das Ende des Djat-Sternbildes a . (16) msdmt Hr nbw (16) (aus) Galenit b , das Gesicht (aus) Gold. a b

6. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG III, 99b und EAT III, 135. Grundstoff für schwarze Augenschminke, vgl. dazu BAUMANN, Schatzkammern, 424–431.

Der 7. Dekan (Schlange mit vierfacher Faltung auf Podest) D XV, 40, 9: (17) Vm#t (17) Das Tjemat-Sternbild a . (18) nbw (18) (aus) Gold. a

7. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 465c und EAT III, 135.

Der 3. Pseudodekan (Nr. 7a der Liste, katzenköpfiger Gott mit Flagellum) D XV, 40, 10: (19) ct-rhn-pt (19) Der Leuchtende, der sich auf den Himmel stützt a , (20) bi# Hr nbw (20) (aus) Metall b , das Gesicht (aus) Gold. a b

3. Pseudodekan und Nr. 7a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VI, 685b und EAT III, 135. Zu dem Mineral zuletzt BAUMANN, Schatzkammern, 408–411 (mit Anm. 3236 und 3237, wo weiterführende Literatur zitiert wird).

Der 8. Dekan (schlangenköpfiger stehender Pavian, der zwei Töpfchen hochhält) D XV, 40, 11: (21) WSt-bk#t (21) Das Uschet-Bekati-Sternbild a .

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330

5.1.4 Dendara, Pronaos

(22) mfk#t a

(22) (aus) Türkis.

8. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG II, 591a und EAT III, 135.

Der 9. Dekan (aufgerichtete Schlange) D XV, 40, 12: (23) IpDs (24) bi# pt Hr nbw a b

(23) Das Ipdjes-Sternbild a . (24) (aus) Meteoreisen b , das Gesicht (aus) Gold.

9. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG I, 222b und EAT III, 136. Vgl. BAUMANN, Schatzkammern, 409.

Der 10. Dekan (thronende löwenköpfige Göttin mit Flagellum) D XV, 40, 13: (25) cbxs (25) Das Sebeches-Sternbild a . (26) THn Hr nbw (26) (aus) natürlichen Glas, das Gesicht (aus) Gold. a

10. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VI, 256a (s. v. cbSsn) und EAT III, 136.

Der 4. Pseudodekan (Nr. 10a der Liste, Kindgott mit Flagellum und Uräus auf dem Kopf) D XV, 40, 14: (27) o#- pHty-rhn (27) Der mit großer Kraft, der sich auf den Himmel pt stützt a , (28) shr Hr nbw (28) (aus) grünem Jaspis b , das Gesicht (aus) Gold. a

b

4. Pseudodekan und Nr. 10a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG II, 25b und EAT III, 136. Der Name des Pseudodekans lautet vollständig: o#-pHty-rhn-pt-t#. Es handelt sich um einen grünen Stein, vgl. BAUMANN, Schatzkammern, 531 (mit Anm. 3234, wo weitere Literatur zitiert wird, die Übersetzung oben folgt ALTENMÜLLER, in: Fs Assfalg, 1–8).

Der 11. Dekan (schreitende Figur mit ausgebreiteten Armen und einer Straußenfeder als Kopf) D XV, 40, 15: (29) vpy-o-Xntt (29) Der Vorgänger des Chentet-Sternbildes a . (30) Qs (30) (aus) Hämatit b , das Gesicht (aus) Gold. a b

11. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 401b (s. v. vpy-o-Xntt) und EAT III, 136. Kurzschreibung für bi#-Qs-onX, vgl. BAUMANN, Schatzkammern, 645 (mit Anm. 3894, mit Verweis auf HARRIS, Minerals, 233–234).

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West

331

Der 12. Dekan (aufgerichtete Schlange) D XV, 41, 1: (31) %ntt-Hryt (31) Der obere Teil des Chentet-Sternbildes a . (32) mnw Hr nbw (32) (aus) Quarz, das Gesicht (aus) Gold. a

12. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG V, 937b und EAT III, 136.

Der 13. Dekan (thronende löwenköpfige Göttin mit Flagellum und Sistrum in den Händen) ? D XV, 41, 2: . (33) %ntt-xryt (33) Der untere Teil des Chentet-Sternbildes a . (34) Xnm Hr nbw (34) (aus) rotem Jaspis, das Gesicht (aus) Gold. a

13. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG V, 937b und EAT III, 136. Lesung der teilzerstörten Passage nach Photo I_2677. Von allen Zeichen sind Reste erhalten, xryt ist eventuell

geschrieben.

Der 5. Pseudodekan (Nr. 13a der Liste, löwenköpfiger Gott mit je einem Pavian unter seinen ausgestreckten Händen) D XV, 41, 3: (35) Imsty-#m-ibw (36) Hrst a

. (35) Amseti, der die Herzen verbrennt a , (36) (aus) Karneol.

5. Pseudodekan und Nr. 13a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG I, 370b und EAT III, 136. Die Lesung des Namens ist nicht sicher, aber das, was sich auf dem Photo (I_2677) erkennen lässt, deckt sich nicht mit dem, was in D XV, 41, 3 notiert wurde. Der letzte Bestanteil des Namens entspricht mit dem, was die Paralleltexte zu dem Namen geschrieben haben. Bei dem ersten Wort nach Amseti könnte es sich um handeln, allerdings ist die Gruppe nicht sehr deutlich. Betrachtet man die Schreibvarianten für Wörter mit der Konsonantenfolge # und m (Wb I, 10–11), kann häufiger ein Wechsel oder Austausch von und beobachtet werden, womit die Lesung des Götternamens in EAT III, 136 einerseits überdacht werden sollte, sie sich andererseits aber auch besser in die Schreibung einpassen würde, die dort wiedergegeben wurde (

) und wohl aus D IV, 177, 3 (43) stammt.

Der 14. Dekan (löwenköpfiger Gott mit zwei Töpfchen in den Händen) D XV, 41, 4:

.

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332 (37) Vms-Xntt (38) THn Hr nbw a

5.1.4 Dendara, Pronaos

(37) Der Rote des Chentet-Sternbildes a . (38) (aus) natürliches Glas, das Gesicht (aus) Gold.

14. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 466c und EAT III, 136. Lesung der teilzerstörten Passage nach Photo I_2677. Von sind deutliche Reste erhalten.

Der 15. Dekan (aufgerichtete Schlange, die auf ihrem Schwanz steht) D XV, 41, 5: (39) cpty-Xnwy (39) Die Lippen der beiden Chen-Fische a . (40) ds (40) (aus) Feuerstein. a

15. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VI, 268b und EAT III, 136.

Der 16. Dekan (thronende, löwenköpfige Göttin mit Kobra auf dem Kopf) D XV, 41, 6: (39) Ory(t)-ib-wi# (39) Die inmitten der Barke ist a . (40) XsbD Hr nbw (40) (aus) Lapislazuli b , das Gesicht (aus) Gold. a b

16. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG V, 322c und EAT III, 136. Zu Lapislazuli vgl. zuletzt BAUMANN, Schatzkammern, 461–469.

Der 6. Pseudodekan (Nr. 16a der Liste, katzenköpfiger Gott) D XV, 41, 7: (43) #X-nXX (43) Der mit prächtiger Geißel a , (44) THn Hr nbw (44) (aus) natürlichem Glas, das Gesicht (aus) Gold. a

6. Pseudodekan und Nr. 16a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG I, 25a und EAT III, 137.

Der 17. Dekan (aufgerichtete Schlange, die auf menschlichen Armen zwei Töpfchen hochhält) D XV, 41, 8: (45) Csmw (46) THn Hr nbw a

(45) Schesemu a . (46) (aus) natürlichem Glas, das Gesicht (aus) Gold.

17. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 121a und EAT III, 137.

Der 18. Dekan (geringelte, hoch aufgerichtete Kobra) D XV, 41, 9: (47) Knmw (47) Das Kenem-Sternbild a . (48) Hrst Hr nbw (48) (aus) Karneol, das Gesicht (aus) Gold. a

18. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 290a und EAT III, 137.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West

333

Der 19. Dekan (thronende, löwenköpfige Göttin mit Kobra auf dem Kopf) D XV, 41, 10: (48) vpy-o-smdso (48) Der Vorläufer der Augenbraueso a . (50) nbw (50) (aus) Gold. a

18. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 401c und EAT III, 137. Bei dem zweiten Bestandteil des Namens ist das m in smd ausgefallen.

Der 7. Pseudodekan (Nr. 19a der Liste, löwenköpfiger, mumienförmiger Gott mit Flagellum) D XV, 41, 11: (51) Ö#-mr-mwt=f (51) Der Hohe, der seine Mutter liebt a , (52) nbw (52) (aus) Gold. a

7. Pseudodekan und Nr. 19a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 165b und EAT III, 137.

Der 20. Dekan (aufgerichtete Schlange mit einer weiteren Schlage waagerecht über sie gesetzt) D XV, 41, 12: (48) cmd (48) Die Augenbraue a . (50) bi# Hr nbw (50) (aus) Metall, das Gesicht (aus) Gold. a

18. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VI, 359b und EAT III, 137.

Auswertung zu den Dekanen (2. Register) Die Reihe der Dekane beginnt auf der Westseite mit dem 3. Dekan Knmt am Nordende, geht dort bis zum 20. Dekan cmd am Südende der Reihe, um dann auf die Ostseite zu wechseln. Dort fährt die Liste mit dem 21. Dekan crt auf der Südseite fort und endet auf der Nordseite nach den elf Dekanen der Epagomenentage mit den ersten drei Sterngöttern der Sethos I BFamilie. Neben den elf Göttern der Epagomenentage sind in diese Liste auch die 12 Pseudodekane einbezogen, bei denen es sich um eine spezielle Form von Monatsgöttern handelt, die auch in Verbindung mit Monatsgöttinnen nachweisbar sind489. Auffallend ist hier, dass der Westhälfte, auf der die Liste der Dekane beginnt, der Vorzug gegeben wird, wobei sie entgegen der sonst üblichen kanonischen Reihenfolge, die Sothis als ersten Dekan vorschreibt, mit dem 3. Dekan Knmt beginnt.

489 Vgl. MENDEL, Monatsgöttinnen, 92–99 insbesondere 96–97.

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334

5.1.4 Dendara, Pronaos

Die Gottheiten hinter der Reihe der Dekane490 1. Gottheit (D XV, 41, 14): (55) Ro-Or-#Xty pwy (55) Jener Re-Harachte Sww m (56) grH ist das Licht in der (56) Nacht a . a

Nach LGG VII, 42b nicht allzu häufige Bezeichnung solarer und lunarer Götter.

2. Gottheit (D XV, 41, 14): (57) Itmw-Ro-Or#Xty a S. LGG VII, 419b.

(57) Atum-ReHarachte a .

3. Gottheit (D XV, 41, 15): (58) k# n (58) Der Ka des Itmw it Atum a , Vater der nTrw Götter b . a S. LGG VII, 241a. Diese Bezeichnung ist bislang nur in Dendara belegt. Zusätzlich zu den im LGG aufgeführten drei Belegen gibt es einen weiteren (Abb. 158, Stiersarkophag JE 86717, Beleg auf einem Stiersarkophag aus Tell Abu-Yasin, W, 4. Register, II. Gruppe; Auswo ein falkenköpfiger Sphinx mit Doppelkrone, der schnitt: MENDEL, Stiersarkophage, auf einem Podest liegt, so bezeichnet wird (JE Tf. II) 86717, Reg. 4, W, Zl. 21). Als Beischrift zu der Figur in Zl. 21 steht: . Ähnlich wie in Dendara ist auch dieser Beleg in ein ungewöhnliches Ensemble eingefügt, wobei nicht klar ist, wie viele der Figuren dort zu dieser Göttergruppe gehören, während die Situation in Dendara deutlicher ist. b

Das Zeichen mit dem it „Vater“ geschrieben ist besteht tatsächlich aus zwei Zeichen ( Zu dem überaus häufigen Epitheton vgl. LGG I, 580b. 4. Gottheit (D XV, 42, 1): (57) Pt mwt mst Itmw

a

(57) Der Himmel, die Mutter, die Atum gebiert a .

S. LGG III, 421b. 5. Gottheit (D XV, 42, 2): (60) Itmw

(60) Atum.

490 Eine Abbildung zu den Gottheiten findet sich bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 26.

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).

5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West

335

Auswertung zu den Gottheiten am Anfang und am Ende der Dekane (2. Register)

(Abb. 159a–b, Westhälfte, oben, erste und letzte Göttergruppe; schematisierte Ausschnitte nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VII)

Jeweils am Ende des oberen Registers der Westhälfte ist eine Gruppe von vier bzw. fünf Göttern gesetzt, die starke Gemeinsamkeiten aufweisen. Die Reihe wird von Maat (Zeile 1) eröffnet, der Horus von Edfu (Zeile 2–3) folgt. Bei der kleinen auf dem Podest hockenden Göttin handelt es sich um ‚N(en)ut, die Re gebiert’ (Zeile 4) und der Sphinx auf dem Podest ist der ‚Ka des Re, der auf seinem Schrein ist’ (Zeilen 5–6). Am Ende der Reihe steht der falkenköpfige und mumiengestaltige Re-Harachte (Zeile 55– 56), gefolgt von Atum-Re-Harachte (Zeile 57) mit dem Köper eines Vogels. Auf dem Podest liegt wiederum ein Sphinx, bei dem es sich erneut um einen Ka handelt: Es ist ‚der Ka des Atum, dem Vater der Götter’ (Zeile 58). Dahinter ist auf dem Podest erneut Nut (Zeile 59) wiedergegeben. Den Abschluss bildet der thronende Atum (Zeile 60). Die Zusammenstellung der Gottheiten gibt an, wo diese zu verorten sind. Maat, als erste Göttin in der Sonnenbarke am Tag und ‚Nenut, die Re gebiert’ (Nnwt mst-Ro) geben an, dass hier der nicht erfahrbare Himmel gemeint ist, der im Buch vom Tage (LdJ) wiedergegeben wird, wogegen das Ende des Registers mit Atum (immerhin ist er dreimal genannt) die Situation am Abend bzw. in der Nacht, zeigt. D. h. diese Götterkonstellationen geben die Ostwestachse mit den Hauptakteuren des unsichtbaren Sonnenzyklus an. Die Windgötter und Himmelsstützen Das Nordende, der […]wind (1. Register) D XV, 42, 4: [… …] [… …]

Das Nordende, die nördliche Himmelsstütze (1. Register) D XV, 42, 5–6: (1) nwi tw#t (2) pt n nbt=s (1) Ich bin die, die den (2) Himmel für ihre Herrin, die Owt-Hr wrt nbt Iwnt (3) große Hathor, die Herrin von Dendara stützt. (3) wD#t wD#.tw Xnt v#-Itmw Der Heile (= Himmel) ist heil über dem ‚Land des Atum’ (4) irt Ro wbn (= Dendara) (4), das Auge des Re geht vor ihm m-Xnt=s roá-nbñ tagátäglich a ñ auf.

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336 a

5.1.4 Dendara, Pronaos

Nach der Sonnenscheibe mit dem Uräus folgt tatsächlich nicht der zu erwartende Korb, sondern nur noch der blaue Hintergrund, der außerhalb des Schriftrechtecks liegt. Vgl. Photo I_3905.

Das Südende, der Westwind (2. Register)491 D XV, 42, 8–9: (1) T#w nfr ipy (2) n imntt (1) Jener vollkommene Wind des (2) Westens. (3) ii.n=f sk r (4) v#-n-Itmw (3) Er ist also nach (4) Dendara gekommen als m mHyt nfrt vollkommener (kühler) Nordwind a . a

Ikonographie und Beischrift zu dem Windgott passen zum Westwind, der hier jedoch genannte Nordwind ist der zerstörte Windgott am anderen Ende dieses Bildstreifens.

Das Südende, die südliche Himmelsstütze mit dem geflügelten Skarabäus darüber (2. Register) D XV, 42, 10 (Der Skarabäus über dem Himmel): (1) sHD n=f (2) msXo m onX (1) Der für sich (2) den Glanz mit Leben erstrahlen lässt. D XV, 42, 10 (Die Himmelsstütze): (3) nwi F#yt Xi.tw (3) Ich bin die Tragende a , indem sie hochhält unter dem xr pt (4) tw#á=iñ Nwt Himmel. (4) áIchñ erhebe Nut n nb Nnwt soHo.n=i für den Herrn des Jenseitshimmels b (und) ich stelle den Hrt (5) n THnt Hr Himmel auf c (5) für die mit glänzendem Gesicht d , das Auge des Re, das im Horizont aufgeht. irt Ro wbnt m #Xt a

b c d

F#yt ist die Bezeichnung für die westliche Himmelsstütze (vgl. LGG III, 190b), die hier an ihrer korrekten Stelle direkt unterhalb des Westwindes steht. Die darauffolgenden Verben Xi und oHo, verweisen dagegen auf die östliche (vgl. LGG V, 640b) und die südliche Himmelsstütze (vgl. LGG II, 195b). S. LGG III, 664a, u. a. als Beiwort des Horus von Edfu belegt. Die Figur der Göttin für =i und die rote Krone für n in n=i sind vertauscht. Vgl. LGG VII, 486c, so eher als die maskuline Form, da sich die Epitheta so besser an die darauffolgenden Phrasen anpassen.

Die Inschriftenzeilen Die vier Inschriftenzeilen des 2. westlichen Travées sind so angebracht, dass sie jeweils über und unter den beiden Registern stehen. Alle Inschriften beginnen auf der Südhälfte, wobei drei der vier Textzeilen dieselbe Ausrichtung (Þ) haben, die erste, westlichste Inschrift blickt diesen jedoch entgegen (Ü). 491 Vgl. die Photographie bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 34.

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337

5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West

Die östlichste Inschrift, D XV, 43, 2–7: (1) Owt-Hr nbt pt ii.ti r (1) Hathor, die Herrin des Himmels ist zu ihrem Haus gepr=s iw=s r xnm [m] st=s kommen, weil sie sich [mit] ihrem Platz vereinigen will a , m Htp nfr wy Hr=T m in Frieden. Wie schön ist dein Gesicht, wenn du hervorprt=T m Iwnw m prt=T m kommst aus Heliopolis, wenn du hervorkommst aus b dem großen Tempel c , wenn du hervorkommst aus dem BenHwt-o#t m prt=T m Hwtbentempel d . Die Beschützerin von Dendara, [… … … bnbn Xwt Iwnt [… … … …] m I#t-dit Iwnt m hy sp-sn-nw …], im Isistempel. Dendara e ist in sehr großem Jubel. st-wrt m Htp sp-sn-nw n nTr=s Das Sanktuar ist in großem Frieden wegen seines Gottes. nfr wy Nbwt ii.tw Htp.tw Wie schön ist doch die Goldene, wenn sie friedlich zu r st=s m Hwt-o#t ihrem Platz kommt in den großen Tempel f . Der nTr Iwnw wn=s irw r-gs Ro Gott von Heliopolis (und) sie gehören an die Seite des Re, xnm.n=s ot-nTrw nachdem sie die Kammer der Götter g vereinigt hat. Hy Htp n=T Wsrt Jubel und Frieden sei dir, Mächtige, Htp n=T Nbwt m=T n ^pr-o#¿ Friede sei dir, Goldene, siehe doch den ^Pharao¿, ii Xr=T m Htp Dt er ist vor dich getreten, in Frieden, auf ewig. a

Bei der Gruppe xnm sind die Zeichen ineinander gesetzt (

), es handelt sich

also nicht um das Kombinationszeichen , bei dem die Zeichen konkret übereinandergesetzt sind. Danach gibt es eine schmale Lücke, die Platz für ein breiteres flaches (

) oder zwei schmalere flache Zeichen (

) bietet,

wobei Reste eines

noch erkennbar zu sein scheinen. Der gesamte so Ausdruck wäre demnach wie folgt zu umschreiben: . b

c

d

e

Die Zeichengruppe , die in den insgesamt drei identisch aufgebauten, aufeinanderfolgenden Ausdrücken verwendet wurde und jeweils nach der twEndung und vor dem Ortsnamen steht, scheint für die Präposition m zu stehen (vgl. dazu Wb II, 194, 8). so CAUVILLE in Dendara XV, Traduction, 60 mit Anm. 18 korrigiert zu . Der zweite Vogel ist ohne Brustfeder geschrieben ( ), was die Lesung jedoch nicht verändert. Nach Xwt-Iwnt sind vier Gruppen zerstört, aber die letzten zwei Gruppen sind lesbar (vgl. Photo I_2677), vor Iwnt ist die Gruppe noch lesbar. Somit wäre die Passage wie folgt zu lesen: .

f

Diese Lesung war ursprünglich unsicher. CAUVILLE in Dendara XV, Traduction, 60–61 mit Anm. 19 liest Ht-W#Dyt, was hier eigentlich nicht wirklich passt. Abgesehen davon ist nach LGG (V, 68b) ist ein solcher Tempel- bzw. Ortsname nicht bekannt und auch GAUTHIER, DG IV, 56 nennt zu dem Toponym ausschließlich einen Beleg mit Bezug auf Buto. Die nun wiedergegebene Lesung bereitet dagegen keine Probleme.

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338

g

5.1.4 Dendara, Pronaos

Was den Anschluss des folgenden betrifft, würde ich anstelle von „Horus“ eine neutralere Gottheit (nTr) vorziehen (anders CAUVILLE in Dendara XV, Traduction, 60–61). Zu dieser Raumbezeichnung gibt es nur zwei Belege (1) Ro-vm-m-ot-nTrw, LGG IV, 640c, E VI, 45, 14 als Bezeichnung des Tempelgottes in einer Gaugötterprozession. 2) NTrw-mot-nTrw, LGG IV, 472c, Würfelhocker aus Madrid), die beide wenig preisgeben.

Die östliche mittlere Inschrift, D XV, 43, 8–14: (2) inD Hr=T Owt-Hr nbt Iwnt (2) Sei gegrüßt Hathor, Herrin von Dendara, Hnwt wrt oS# Xprw große Gebieterin, mit zahlreichen Gestalten, nbt rnw m-Xt t#wy Herrin der Namen überall in den beiden Ländern, nn rX.tw sSmw=s ohne dass man ihre Gestalten kennt, imnt sXrw m t#-Xnt mit verborgenen Plänen im Südland a , nbt nSny ámñ %nt-Hn-nfr Herrin des Wütens áinñ Nubien b , Iwnyt wDt mdw m Wtnt die Pfeilerartige c , die in Utenet befiehlt d . nbt hh wbdt NHs Dr Die Herrin des Gluthauchs e , die Nubien verbrennt f , seit nH sy Itmw m rn=T pfy NHst Atum sie gebeten hat, in jenem deinem Namen Neheset g . nbt Qfdnww m-xnw bntyw m Die Herrin der Kefdenu-Affen unter den Pavianen h , in rn=T pfy n WtTt sXmt m-xnw diesem deinen Namen der Erzeugenden i . Die Mächtige Knst Dr Qnd=s Xr it=s Ro in Kenset j , seit sie wütend war durch ihrem Vater Re, m rn=T pfy n cXmt in jenem deinem Namen der Sachmet. h#b n=T Ro ib=f m-Xt=f Re sendet nach dir sein Herz, welches hinter ihm ist k , m rn=T pfy n !b in jenem deinem Namen, Ibis. a

b

c

d

e f g

Vgl. zu t#-Xnt, wörtlich „das vordere Land“, „Südland“, Bezeichnung für Nubien GAUTHIER, DG VI, 29–30. Wohl eine unorthodoxe Schreibung für %nt-Hn-nfr „Nubien“ (vgl. dazu LGG V, 773a mit Verweis auf GAUTHIER, DG IV, 182–183 und GOEDICKE, in: Kush 13, 1965, 102–111). Anstelle des m könnte Xnt auch zweimal gelesen werden. Vgl. LGG I, 190a, wo die Belege aus Dendara unter „die von Armant“ subsummiert wurden. Nicht ins LGG aufgenommen. Vgl. zu Wtnt als Teilgebiet von Punt die Literaturverweise in LGG II, 597b. Vgl. LGG IV, 93a. Vgl. LGG II, 337c. Vgl. LGG IV, 290b „die Nubierin”. Dort als Beleg [5] mit unklarer Etymologie eingetragen, mit Verweis auf JUNKER, Auszug der Hathor-Tefnut, 18. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 60 mit Anm. 22 transkribiert nHs, schlägt aber vor, dass Verschreibung für nH „bitten“ ( Übersetzung oben, wobei die Zeichen

eine

) sein könnte. Daran orientiert sich die aus

vertauscht wurden.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, West h

i j k

Zu dem Epitheton vgl. LGG IV, 147a mit dieser Stelle. Der Thronsockel (

339 ) unter m-

xnw könnte hier eine Variante zu dem häufiger geschriebenen n ( ) sein, welches ebenfalls nicht mitgelesen wird. Vgl. LGG II, 606a. S. LGG VI, 565c mit diesem Eintrag. Vgl. LGG IV, 798a, Beleg [46]. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 60–61 transkribiert hb n.t Ro |b.f m-Xt.f (m rn.t pfy n !b) und übersetzt: „Rê t’a envoyé son cœur après cela (en ce tien nom d’Ibis femelle)“. JUNKER, Auszug der Hathor-Tefnut, 18 notiert den Abschnitt mit und übersetzt: „Es sandte dir Re sein Herz nach dir“. Problematisch ist hier m-Xt=f, da „senden nach dir“ schon durch h#b n=T abgedeckt ist, womit m-Xt=f allein dasteht und sich ohne Korrektur nur auf „sein Herz“ beziehen kann. Da das Herz des Re Thoth ist, würde damit ein weiterer Akteur aufgeführt und betont.

Die westliche mittlere Inschrift, D XV, 43, 15 – 44, 5: (3) inD Hr=T cXmt nbt pt Hnwt t#wy irt Ro m tp=f nbt Xprw m-H#t irt=s Kyt nbt nSny iort nbt snD nTrt nbt #Xt wbnt m tp n #Xty m Xprw=s nbw=s MHnyt Hr tp n pr.n=s m-Xnt=f m irw=s n oS#t-Hrw Wbnt psD.tw sXmt Htp.n=T imy nbt onX wDt n=s sm# onX mwt xr st-r#=s nbt Hwy irt k#w onX Hr nb im=s Nt nty wb#t Qrrty mHyt sSt o#wy nw pt mw T#w Ho=T pw a b c d e f g

(3) Sei gegrüßt Sachmet, Herrin des Himmels, Gebieterin der beiden Länder, Auge des Re auf seinem Kopf, Herrin der Gestalten des Anbeginns, die sie gemacht hat. Die Äffin, Herrin des Wütens, Kobra, Herrin der Furcht, die Göttin, Herrin des Horizonts, die am Kopf des Horizontischen aufgeht, in allen ihren Gestalten. Die Stirnschlange a auf dem Kopf dessen, vor dem sie herauskam, in ihrer Gestalt derer mit vielen Gesichtern. Aufgehende b , die du leuchtest, Mächtige c , nachdem du dort ruhst. Herrin des Lebens d , die ihrerseits das Töten befiehlt e , der Leben und Tod unterstellt sind f . Die Herrin der Nahrung, die die Lebensmittel erschafft, durch die jedes Gesicht lebt. Flutgöttin der Flut g , die die Quelllöcher öffnet h , Nordwind i , der die Torflügel des Himmels öffnet j , (denn) Wasser und Wind k sind dein Leib.

LGG III, 385b. LGG II, 326b. LGG VI, 556b oder 556c. LGG IV, 28a. LGG II, 641c. LGG II, 146a. Vgl. LGG III, 516c, Beleg [9], dort als „Neith, die Flut“ verstanden.

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340 h i j j

5.1.4 Dendara, Pronaos

LGG II, 300b. LGG III, 379c. LGG VI, 605c. Vgl. LGG III, 250b, wo mehrere Epitheta mit „Wasser und Wind“ in dieser knappen Schreibung belegt sind.

Die westliche Inschrift, D XV, 44, 6–11: (4) Sei gegrüßt Goldene in Frieden a , wir bereiten dir Jubel in deinem Schrein, Jubel sei dir, Goldene in Frieden, den dein Vater Re für dich gemacht hat, die Bas von Heliopolis stellen dich zufrieden b , die östlichen Bas preisen dich, die Bas von Buto beten dich an, die Bas von Hierakonpolis preisen dich, Jubel und Verehrung sei für dich, Re ist zufrieden am Morgen der Eröffnung des Jahres. Duft strömt in dein Haar c , Duft von Myrrhe ist an deinem Haar. Jubel und Verehrung sei für dich, Re ist zufrieden mit d der großen Neunheit, die Bas von Heliopolis preisen dich an den Toren e des großen Tempels ewiglich.

(4) inD-Hr=T Nbwt m Htp ir=n n=T hy m k#r=T hy n=T Nbwt m Htp irr n=T it=T Ro sHtp.tw=T in b#w Iwnw dw# Tn b#w i#btt sw#S Tn b#w P dw# Tn b#w NXn hy hn n=T Ro m Htp m dw#w nty wp-rnpt sTi sTy r Sny=T sTy ontyw m Sny=T hy hn n=T Ro m Htp Hno psDt-o#t hnw n=T b#w Iwnw m sb#w nw Hwt-o#t Dt a b

c

Vorschlag LEITZ: ob nbt-Htp? D XV, 44, 7 notiert hier eine Zerstörung mit „?“. Nach der Restaurierung der Decke ist die Gruppe zweifelsfrei erkennbar. Am Anfang ist sTy sp-2 geschrieben. Vgl. zu der Passage auch CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 62–63.

d

Hier steht nicht , sondern (Hr oder Hno) sein könnte.

e

cb#w “Tore“ (

, was möglicherweise ein Fehler für

) ist ungewöhnlich geschrieben.

Auswertung zu den vier Inschriftenzeilen des westlichen Travées Die erste Inschriftenzeile, die im östlichsten Abschnitt des Bildstreifens liegt, ruft Hathor als Herrin des Himmels (Owt-Hr nbt-pt) an und Dendara wird mit Heliopolis, dem wichtigsten religiösen Zentrum des alten Ägypten, und der Tempel von Dendara mit dem großen Tempel und dem Benbenhaus in Heliopolis verglichen. Der gesamte Text betont den Sonnenkult und die Gegenwart der Göttin und den Lobpreis und Frieden, der damit einhergeht.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

341

Die zweite, ebenfalls noch in der östlichen Hälfte liegende Inschriftenzeile begrüßt Hathor als Herrin von Dendara mit zahlreichen Gestalten (oS#t-Xprw) und Herrin der Namen (nbt-rnw m-Xt t#wy). Der weitere Verlauf der Inschrift breitet ihre Bedeutung als Göttin der Augensage aus, deren Inhalt das jährliche Kommen und Gehen der Sonne ist, bei der sie, nachdem sie in Wut geraten war, durch Thoth, das Herz des Re, wieder besänftigt wird. Auch die dritte Textzeile, die sich jetzt auf der westlichen Hälfte des Travées befindet, ruft wieder die gefährliche Göttin an, die diesmal direkt als Sachmet bezeichnet wird. Der Text geht im Folgenden jedoch dann hauptsächlich auf die Uräusschlange des Re ein als Gebieterin über Leben und Tod, die die Nahrung erschafft (nbt-Hw irt-k#w) und Göttin der Flut (Nt-nty) ist, die die Quellöcher öffnet (wb#t-Qrrty) und die als Nordwind (mHyt) die Torflügel des Himmels öffnet (sSt-o#wy-nw-pt). Letzteres wird dann mit der Aussage, „Wasser und Wind sind dein Leib“ (mw T#w Ho=T pw) beendet, was auch diese Textzeile abschließt. Die vierte, westlichste und letzte Inschriftenzeile listet die Göttergruppen auf, die die Goldene (nbwt) in Dendara anbeten, und sagt schließlich, dass auch Re zufrieden ist „am Morgen der Eröffnung des Jahres“ (Ro m Htp m dw#w nty wp-rnpt), d. h., wenn die jährliche Flut wiederkommt und die Äcker überflutet. Hierbei wird es sich die zentrale Aussage des gesamten Travées handeln, wobei vermutlich davon ausgegangen werden kann, dass die Darstellungen dieses Ereignis auch wiedergeben. 5.1.4.2 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 2, Ost492

(Abb. 160, schematisierte Strichzeichnung nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VII; Zeilenzählung nach: D XV, 15–22)

492 Eine farbige Photographie findet sich bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, XVIII–XIX und 20–21.

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342

5.1.4 Dendara, Pronaos

Text: D XV, 15–22 (Text) Übersetzung: JUNKER, Auszug der Hathor-Tefnut, 18 (Text nach DÜMICHEN, Hist. In. II, 57d) und Übersetzung der Randinschrift, Zeile 2); CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 18– 29 (Gesamtübersetzung); CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 528–534 (Analyse der beiden mittleren Travées, Nr. 2) Travée 2, Ost, 1. (unteres) Register Die Reihe beginnt mit der Göttin der 12. Stunde des Tages und verläuft dann bis zur ersten Tagesstunde, wobei jeder Göttin ein Begleiter beigefügt ist. Nach weniger als der Hälfte des Registers folgen dann vier Barken mit verschiedenen Gestirnen der Nacht und darauf drei weitere Barken mit solarem Bezug. Die erste Gottheit (12. Tagesstunde) D XV, 15, 11: (1) O#pt-Dsrt-nb (1) Die das Erhabene des Herrn verbirgt a . a

Vgl. LGG V, 26a. Der Name der Göttin ist jedoch in der Regel O#pt-Dsrt „Die das Erhabene verbirgt“. Hier liegt offensichtlich eine Erweiterung des Namens vor, vgl. dazu vielleicht auch LGG V, 24c O#pt-nb=s „Die ihren Herrn verbirgt“, wobei es sich jedoch um die Bezeichnung der Nekropolen von Memphis, Abydos und Theben handelt. Die Göttin erscheint als Stundengöttin der 12. Tagesstunde auf verschiedenen Särgen, in Tempeln und im Stundenritual.

Die zweite Gottheit (der Begleiter der 12. Tagesstunde) a D XV, 15, 11: . (2) Nbi-m-iXXw (2) Der Beschützer in der Nacht b . a

b

Nach Photo I_2495 kann die Lesung vervollständigt werden: . CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 19 ergänzt zu Xo am Anfang und schlägt als Lesung „[Celui qui apparaît] dans la pénombre“ vor. Bei dem ersten Zeichen kann es sich jedoch nicht um ein handeln, da deutlich die Umrisse eines oder eines zu erkennen sind. Das Zeichen darunter sieht zwar weitestgehend wie ein Arm ( ) aus, jedoch ist es blau, was für das Zeichen ungewöhnlich ist. Der Name dieses Schutzgottes ist normalerweise „Der den Schutz in der Nacht bewirkt“ (Rdi-s#-m-iXXw, vgl. LGG IV, 756a). Die wenigsten Korrekturen ergäbe die Lesung des Anfangs mit nbi „der Schützer jmds.“ (Wb II, 245,1–2), wobei es sich bei dem Arm nicht um den einfachen Arm, sondern um den schlagenden Arm ( ) handeln sollte. Der Gott erscheint als Schutzgott der 12. Tagesstunde im LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 270), im Stundenritual und in den späten Tempeln.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

343

Die dritte Gottheit (11. Tagesstunde) D XV, 15, 12: (3) cnbt-%pri (3) Die Chepri gesund sein lässt a . a

Der Name der Göttin ist jedoch in der Regel Nsbyt-Xprw „Die mit flammender Gestalt“ (vgl. LGG IV, 351a). Hier liegt jedoch eine Variante vor, die bisher so nicht belegt war. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 19 versteht den Namen etwas anders und übersetzt „Celle dont la manifestation est saine“. Da Xpr jedoch mit einem Gottesdeterminativ versehen ist, ziehe ich die Lesung „Chepri“ hier vor. Die Namen der Göttinnen enden normalerweise immer mit , was hier wegen des Götternamens Chepri dann weggefallen wäre. Die Göttin erscheint als Stundengöttin der 11. Tagestunde auf verschiedenen Särgen, in Tempeln und im Stundenritual.

Die vierte Gottheit (der Begleiter der 11. Tagesstunde) D XV, 15, 12: (4) M#o-nwH-m-wi# (4) Der das Tau in der Barke begradigt a . a

Die Anordnung der Zeichen ist etwas anders: . Zur Lesung, vgl. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 18–19. Zur Lesung des Schutzgottes der 11. Stunde, vgl. LGG III, 232a, 1) M#o-nwH-n-wi#-n-Ro „der das Seil in der Barke des Re gerade macht“ und 2) M#o-nwHw-imy-wi# „der die Taue gerade macht, der in der Barke ist“. Bei dem ersten Eintrag kann auch wi#-Ro gelesen werden, da das Zeichen für Re in die Barke gesetzt wurde. Vermutlich kann bei dem zweiten Eintrag anstelle des imy „befindlich in“ auch ein einfaches m „in“ gelesen werden. Im letzteren Fall handelt es sich um ein Tau, das sich irgendwo in der Barke befindet. Der Gott erscheint als Schutzgott der 11. Tagesstunde im LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 265), im Stundenritual und in den späten Tempeln.

Die fünfte Gottheit (10. Tagesstunde) D XV, 15, 13: (5) ctt-irw a

(5) Die mit strahlender Gestalt a .

Bei der Mumie in irw handelt es sich nach Photo I_2495 um eine falkenköpfige Mumie: . Vgl. LGG VI, 686a zur Stundengöttin. Die Göttin erscheint als Stundengöttin der 10. Tagestunde auf verschiedenen Särgen und in Tempeln.

Die sechste Gottheit (der Begleiter der 10. Tagesstunde) D XV, 15, 13: (6) Ok#-wr

(6) Der große Heka (Zauberer) a .

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344 a

5.1.4 Dendara, Pronaos

Zu dem Schutzgott der 10. Stunde vgl. LGG V, 554c. Der Gott erscheint als Schutzgott der 10. Tagesstunde im Stundenritual und in den späten Tempeln. Im LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 262) ist er in der Variante Ok#smsw „der älteste Zauberer“ ( 10. Tagesstunde belegt.

;

) als Begleiter der

Die siebte Gottheit (9. Tagesstunde) D XV, 15, 14: (7) Esrt-sSt# (7) Die mit erhabener Gestalt a . a

Zur Göttin vgl. LGG VII, 673b. Sie erscheint als Stundengöttin der 9. Tagesstunde hauptsächlich in Tempeln der griechisch-römischen Zeit.

Die achte Gottheit (die Begleiterin der 9. Tagesstunde) D XV, 15, 14: (8) #st (8) Isis a . a

Als Schutzgottheit der 9. Tagesstunde erscheint sie im LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 234) und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit, vgl. LGG I, 61b, (62c: Mitglied in Göttergruppen, B., v) Beleg [155].

Die neunte Gottheit (8. Tagesstunde) D XV, 16, 1: (9) %prwt (9) Die Entstandene a . a

Vgl. zu dieser Stundengöttin LGG V, 713b. Neben Belegen in Tempeln und auf Särgen ist sie im Stundenritual und im LdJ als Stundengöttin der 8. Tagesstunde belegt.

Die zehnte Gottheit (der Begleiter der 8. Tagesstunde) D XV, 16, 1: (10) %nsw (10) Chonsu a . a

Zu Chons als Schutzgott der 8. Tagesstunde im Stundenritual, im LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 230) und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit (vgl. LGG V, 761b, Belege [21], Stundenritual und [64], Dendara).

Die elfte Gottheit (7. Tagesstunde) D XV, 16, 2: (11) Nkt (11) Die zu Bestrafende a .

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost a

345

Übersetzung Vorschlag LEITZ. Als Göttin der 7. Tagesstunde ist sie auf verschiedenen Särgen und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG IV, 363b).

Die 12. Gottheit (der Begleiter der 7. Tagesstunde) D XV, 16, 2: (12) Horus in ‚Der, die sich erfreut‘ (= 7. Tagesstunde) a . (12) Or-m-ásñ#wt-ib a

In der Form Or-m-#wt-ib nicht im LGG. Vgl. aber den Eintrag zu Or-m-s#wt-ib. In Tempeln der griechisch-römischen Zeit als Schutzgott der 7. Tagestunde belegt (LGG V, 286c). In der kürzeren Form als Horus ist er im LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 226) als Begleiter der 7. Tagesstunde belegt.

Die 13. Gottheit (6. Tagesstunde) D XV, 16, 3: (13) oHoyt (13) Die Kulminierende a . a

Die Sonne ( ) als Determinativ zu oHoyt ist mit einem anderen Zeichen geschrieben: . Sie ist die Stundengöttin der 6. Tagesstunde und als solche belegt auf Särgen, im Stundenritual und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit (vgl. LGG II, 201a).

Die 14. Gottheit (der Begleiter der 6. Tagesstunde) D XV, 16, 3: (14) EHwty (14) Thoth a . a

Thoth ist als Schutzgott der 6. Stunde in Tempeln der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG VII, 639c, Beleg [213]).

Die 15. Gottheit (5. Tagesstunde) D XV, 16, 4: (15) Nsbyt a

(15) Die Flammende a .

Die Göttin ist als Stundengöttin der 5. Tagesstunde auf verschiedenen Särgen und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG IV, 351a).

Die 16. Gottheit (der Begleiter der 5. Tagesstunde) D XV, 16, 4: (16) Inrt (16) Ineret a . a

Die schlangengestaltige Ineret ist als Schutzgöttin der 5. Stunde in Tempeln der griechischrömischen Zeit belegt (vgl. LGG I, 399c).

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Die 17. Gottheit (4. Tagesstunde) D XV, 16, 5: (17) cSt#t (17) Die Geheime a . a

Die Göttin ist als Stundengöttin der 4. Tagesstunde auf verschiedenen Särgen und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG VI, 649b).

Die 18. Gottheit (der Begleiter der 4. Tagesstunde) D XV, 16, 5: (18) #sbt (18) Die Brennende a . a

Asebet ist als Schutzgöttin der 4. Stunde im Stundenritual, im LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 191, als Plural geschrieben) und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG I, 80b).

Die 19. Gottheit (3. Tagesstunde) D XV, 16, 6: (19) Mkt-nb=s (19) Die ihren Herrn schützt a . a

Als Stundengöttin der 3. Tagesstunde auf verschiedenen Särgen und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG III, 453c). Mit diesem Namen ist sie auch als Göttin der 10. Nachtstunde belegt.

Die 20. Gottheit (der Begleiter der 3. Tagesstunde) D XV, 16, 6: (20) ci# (20) Die Einsicht a . a

Sia ist als Schutzgott der 3. Stunde (mit Kobra auf dem Kopf) im Stundenritual, im LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 114) und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG VI, 163c, Belege [118], [146] und [152]).

Die 21. Gottheit (2. Tagesstunde) D XV, 16, 7: (21) cSmt (21) Die Leiterin a . a

Als Stundengöttin der 2. Tagesstunde im Stundenritual, auf verschiedenen Särgen und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG VI, 631c).

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

Die 22. Gottheit (der Begleiter der 2. Tagesstunde) D XV, 16, 7: (22) Ow (22) Der Ausspruch a . a

Vielleicht sollte anstelle des Sandhügels ( ) eher der Zahn (

) im Namen des Gottes

verwendet werden: . Die Zeichen sind im Aussehen sehr ähnlich. Hu ist als Schutzgott der 2. Stunde (mit Kobra auf dem Kopf) im Stundenritual, im LdJ (MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 109) und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG V, 51c, Belege [58] und [117]).

Die 23. Gottheit (1. Tagesstunde) D XV, 16, 8: (23) Wbnt (23) Die Aufgehende a . a

Als Stundengöttin der 1. Tagesstunde im Stundenritual, auf verschiedenen Särgen und in Tempeln der griechisch-römischen Zeit belegt (vgl. LGG II, 326b).

Die 24. Gottheit (der Begleiter der 1. Tagesstunde) D XV, 16, 8: (24) Cw (24) Schu a . a

Schu ist als Schutzgott der 1. Stunde in den Stundenwachen und in Tempeln der griechischrömischen Zeit belegt (vgl. LGG VII, 34a, Belege [93] und [163]).

Auswertung zu den Stundengöttinnen (1. Register) Die Stundengöttinnen beginnen im südlichen Abschnitt des Travées mit der 12. Tagesstunde und werden je von einer Gottheit begleitet, deren Ursprung im LdJ und im Stundenritual liegt und die schon dort als Schutzgötter belegt sind. Die Barken In den Barken, die alle identisch sind, steht neben den Hauptfiguren am Heck ein kleinerer anonymer falkenköpfiger Gott, der das Seil für die Ruder festhält. In der 1. Barke (falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe und Uräus) D XV, 16, 9: (25) NTr-dw#y (24) Der morgendliche Gott a . a

Vgl. LGG IV, 445b „Der morgendliche Gott, der Morgenstern (= Venus)“. Hier ist wohl Venus als Morgenstern gemeint und vermutlich als 1. Vertreter der südlichen Konstellation zu bewerten, da er in astronomischen Decken häufiger mit Orion und Sothis zusammen auftaucht. Zu dieser Frage vgl. die Aussage in OCKINGA und EL-MASRI, El Mashayikh I,

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Tf. 64 (vgl. LGG VI, 152a *c#H, Beleg [67]): „Der (Stern) Horus ist vor Orion, Sothis ist hinter Orion“ (Eintrag auf S. 153a unter E., e). Vgl. dazu auch oben S. 76.

In der 2. Barke (Gott mit weißer Krone und Flagellum und Krummstabzepter in den Händen) D XV, 16, 10: (26) c#H (26) Orion a . a

Das Sternbild Orion ist hier wohl als 2. Vertreter der südlichen Konstellation zu sehen (LGG VI, 152a, vor allem die Einträge unter „E. Zusammen mit Sothis“ auf S. 153).

In der 3. Barke (Göttin mit Vierfederkrone) D XV, 16, 11: (27) cpdt (27) Sothis a . a

Die Schreibung des Dreiecks, mit dem der Name geschrieben wird, sieht eher so aus, was der Form der Sternenkonstellation am Himmel entspricht. Das Sternbild Sothis ist hier als 3. Vertreter der südlichen Konstellation zu sehen (LGG VI, 291c).

In der 4. Barke (Thoth überreicht ein Udjatauge an den Mond) D XV, 16, 12: (28) EHwti (28) Thoth. (29) IoH (29) Der Mond a . a

In der Barke stehen sich mit Thoth und Iah zwei Mondgötter gegenüber, wobei der ibisköpfige Mondgott Thoth dem Mondgott Iah ein Udjatauge überreicht, was seinerseits wiederum ein Symbol des Mondes ist.

Auswertung zu den ersten vier Barken (1. Register)493 (Abb. 161, Osthälfte, unten, 1. Gruppe; schematisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VII)

Bei der ersten Gruppe handelt es sich um die verschiedenen Gestirne des nächtlichen bzw. des früh morgendlichen494 Himmels, wie „Der morgendliche Gott“ (NTr-dw#y = Venus, Zeile 25), Orion (Zeile 26), Sothis (Zeile 27) und der Mond, vertreten durch Thoth (EHwty, Zeile 28) in 493 Ein Ausschnitt der Szene findet sich bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 23. 494 So nach CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 528. S. dazu auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik, 63 mit Anm. 198.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

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Anbetung vor dem Mondgott (IoH, Zeile 29). D. h., Thoth als der, der den Mondzyklus kontrolliert und zugleich beschützt (vgl. EHwty m oHy Hr ir s#w=s, D XV, 30, 3), überreicht dem Mondgott IoH das Udjatauge als Symbol des Füllens sowie des Vollmondes. Vor der 5. Barke zieht eine Treidelmannschaft (drei Götter) die Sonnenbarke D XV, 16, 13: (30) IXmw-wrD Smsw Ro m pt rsyt a

b

(30) Die Unermüdlichen a , die Re am südlichen Himmel leiten b .

Bezeichnung der Dekansterne, deren Heimat der südliche Himmel ist und die zu den Göttern der südlichen Konstellation gehören (LGG V, 734c). Vgl. LGG VII, 91a.

Die 5. Barke Auf dem Bug der Barke in Form einer Papyrusdolde sitzt ein Pavian auf einem Brett. Hinter ihm speert ein falkenköpfiger Gott Apophis in Form seines Namens ( ). Hinter ihm stehen in gleicher Blickrichtung Maat und Hathor oder Isis (Hathorkrone, ohne Beischrift). In der Mitte der Barke steht der falkenköpfige Re-Harachte in einem Naos, mit Hu und Sia davor und einem falkenköpfigen Gott am Heckruder. D XV, 16, 14: (31) dw#w Ro m xrt-hrw (31) Die Re als täglichen Bedarf preisen a . a

Vermutlich die Bezeichnung der Gottheiten in der Sonnenbarke. D XV, 16, 15: (32) Ro-Or-#Xty

a

(32) Re-Harachte a .

Der Sonnengott.

Auswertung zur fünften Barke mit dem Sonnengott (1. Register)495

(Abb. 162, Osthälfte, unten, 2. Gruppe, schematisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VII)

Den Himmelsgestirnen folgt eine Barke mit einer Treidelmannschaft vorweg, bei denen es sich um die Unermüdlichen Götter (IXmw-wrD) handelt (Zeile 30), die Re am südlichen Himmel leiten. IXmw-wrD ist wiederum eine ältere Bezeichnung der Dekane, die schon in den Pyramidentexten (Pyr.) verwendet wird (vgl. LGG V, 734c). Die gesamte Ikonographie der 495 Eine Photographie der Szene findet sich bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 22 und 35.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Götter und der Barke mit dem Sonnengott inklusive der Barkenbesatzung stammt jedoch aus dem LdJ, was seinerzeit natürlich auf ältere Quellen zurückgegriffen hat und u. a. die zwölf Abschnitte des Stundenrituals, das im 1. Travée thematisiert worden war, integriert hatte. Die 6. Barke Vor ihr treten vier Paviane und preisen den Sonnengott in der Sonnenbarke (Zl. 33), die ihnen entgegenkommt und von drei Schakalen gezogen wird (Zln 34–37). Am Bug der Sonnenbarke sitzt auf dem Treidelbrett ein Kind mit einer Hand am Mund. Die restliche Mannschaft (Beischrift Zl. 38) ist identisch mit der vorangehenden Barke, bei dem Sonnengott handelt es sich diesmal jedoch um Chepri. D XV, 17, 1–2: (33) B#w i#btyw (33) Die Bas des Ostens. dw#w %pri m Dt=f Die Chepri in seiner Verkörperung preisen, wbn=f m #Xt i#btt wenn er im östlichen Horizont aufgeht. D XV, 17, 3–4: (34) M#otyw (34) Die Gerechtfertigten a , (35) Sspw H#tt nt (35) die das Vordertau der (36) wi# m i#bt (36) Barke b im Osten des (37) nt pt (37) Himmels empfangen. a

So und nicht als m#ow „Treidelmannschaft“ (?), wegen der Schreibung mit der Maatfeder. Bezeichnung der drei Schakale, die die Sonnenbarke ziehen, vgl. LGG III, 230b. Bei dem Vogel in m#otyw handelt es sich um ein Perlhuhn:

b

, wie ein Ausschnitt aus dem Photo I_2523 zeigt.

Die Sonnenbarken in den Texten zeigen immer ein Heckruder ( den Abbildungen gut zu erkennen sind. D XV, 17, 5: (38) inD-Hr=k Xpr m %pri itn nfr m mfk#t

a b

), wie sie ja auch in

(38) Sei gegrüßt, der als Chepri entstanden ist a , vollkommene Sonnenscheibe aus Türkis b .

Bezeichnung des Sonnengottes, vgl. LGG V, 698b. Bezeichnung des Sonnengottes bzw. solarer Götter, vgl. LGG I, 617a.

Die 7. Barke Barke mit Naos, in dem Hathor von Dendara (Zln 40–41) und Horus von Behedet (Zln 42–43) thronen. Vor dem Naos steht ein Sphinx auf einer Standarte (darüber Zl. 39). D XV, 17, 6: (39) Onwt msktt (39) Die Herrin der Sonnenbarke a . a

In Dendara häufiger als Bezeichnung der Hathor belegt, vgl. LGG V, 184b. Ob das hier eine Bezeichnung des Sphinx am Bug der Barke, über dem die Beischrift ja steht, ist? Oder handelt es sich um eine Bezeichnung der Hathor im Schrein (Zl. 40)?

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

351

D XV, 17, 7: (40) Dd mdw in Owt-Or nbt (41) Iwnt irt Ro nbt pt

(40) Worte zu rezitieren seitens Hathor, die Herrin (41) von Dendara, Auge des Re und Herrin des Himmels.

D XV, 17, 8: (42) Dd mdw in Or (43) BHdt nTr o# nb pt

(42) Worte zu rezitieren seitens Horus (43) von Edfu, dem großen Gott und Herrn des Himmels.

Auswertung zur sechsten und siebten Barke (1. Register)496

(Abb. 163, Osthälfte, unten, 2. – 3. Gruppe, schematisierter Ausschnitt nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VII)

Nach der Sonnenbarke sind die vier paviangestaltigen Bas des Ostens, die Chepri preisen (Zeile 33) wiedergegeben, die die kleine Gruppe aus zwei Barken vor ihnen anbeten. Diese wird angeführt von den Gerechtfertigten (M#otyw, Zeile 34), die den Bug der Barke im östlichen Himmel ziehen (Zeilen 35–37). Auch diese Gottheiten, wie auch die Barke, in der Chepri in seinem Schrein steht, entstammen dem LdJ. Den Abschluss der Götterkonstellation bildet die Barke der Herren des Tempels von Dendara. Das sind Hathor (Zeilen 40–41) und Horus von Edfu (Zeilen 42–43). Travée 2, Ost, 2. (oberes) Register Die Dekane der Sethos I B-Familie (Nrn 21 – 36 und die Dekane der Epagomenentage) Die Liste auf dieser Hälfte beginnt mit den Dekanen ab Nr. 21 und endet regulär mit Nr. 36, worauf die neun Götter der Epagomenentage folgen. Nach diesen schließen sich dann mit Sothis, dem 1. Pseudodekan und Schetu die Dekane der 1. und 2. Dekade an. Wie oben auf der Westhälfte werden den Dekanen auch hier wieder Mineralien zugewiesen. Der 21. Dekan (aufgerichtete Schlange) D XV, 17, 10: (1) crt (2) ds km Hr nbw a

(1) Das Schaf a . (2) (aus) schwarzem Feuerstein, das Gesicht (aus) Gold.

21. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VI, 413a und EAT III, 137.

496 Eine Photographie der Szene findet sich bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 22.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Der 22. Dekan (thronende löwenköpfige Göttin) D XV, 17, 11: (3) c#wy-srt (3) Die Flanken des Schafes a . (4) Hrst Hr nbw (4) (aus) Karneol, das Gesicht (aus) Gold. a

22. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VI, 141b und EAT III, 137.

Der 8. Pseudodekan (Nr. 22a der Liste, löwenköpfiger Gott) D XV, 17, 12: (5) WtT-imy-wDo=f (5) Der den erzeugt, der in seinem Urteil ist a . (6) HDt (6) (aus) Silber. a

8. Pseudodekan und Nr. 22a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG II, 598b und EAT III, 137.

Der 23. Dekan (aufgerichtete Schlange mit ausgebreiteten Flügeln) D XV, 17, 13: (7) $ry-Xpd-srt (7) Der unter dem Hinterteil des Schafes ist a . (8) HDt (8) (aus) Silber. a

Die Zeichenanordnung ist so: ( ) ; . 23. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VI, 39a und EAT III, 137.

Der 24. Dekan (Schlange mit Beinen und Armen, die zwei Töpfchen hochhält) D XV, 17, 14: (9) vpy-o-#Xwy (9) Der Vorläufer der beiden Achs a . (10) Hm#g Hr nbw (10) (aus) Granat b , das Gesicht aus Gold . a b

24. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 401a und EAT III, 137. Im Wörterbuch (Wb III, 95, 1) noch als kostbarer Edelstein aus Nubien von roter Farbe übersetzt. Es handelt sich um Granat, s. BAUMANN, Schatzkammern, 444.

Der 25. Dekan (thronende Göttin mit Atefkrone) D XV, 18, 1: (11) #Xwy (11) Die beiden Achs a . (12) nbw (12) (aus) Gold. a

24. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG I, 40b und EAT III, 138.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

353

Der 9. Pseudodekan (Nr. 25a der Liste, löwenköpfiger Gott) D XV, 18, 2: (13) Wp-w#t (13) Der den Weg öffnet a . (14) Hrst Hr nbw (14) (aus) Karneol, das Gesicht (aus) Gold (15) Hrst (?) (15) (und aus) Karneolrot (?) b . a b

9. Pseudodekan und Nr. 25a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG II, 342a und EAT III, 138. Die Zeichengruppe steht isoliert, zwischen dem Knie und dem Stab des Gottes. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 22 transkribiert cior und übersetzt „(Étoile) montante“. Das wäre in dieser Form singulär. Zudem ist fraglich, worauf sich die Gruppe bezieht. Handelt es sich um eine Ergänzung zum Namen des Gottes, um eine Ergänzung zu den Mineralien (Ergänzung zu Gold, ® Rotgold?) oder um eine alleinstehende Gruppe, wie CAUVILLE es wohl aufgefasst hat? Als Lesung der Gruppe käme neben Hrst – was nicht gerade die normale Schreibung für das Mineral wäre – ors oder auch or sw in Frage. Die Abbildung ist ein Ausschnitt aus dem Photo I_2501.

Der 26. Dekan (Gott mit nach unten spitz zulaufenden Ende anstelle der Füße) D XV, 18, 3: (16) vpy-o-b#wy (16) Der Vorläufer der Bas a . (17) nbw (17) (aus) Gold. a

26. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 401a und EAT III, 138.

Der 27. Dekan (aufgerichtete Schlange) D XV, 18, 4: (18) B#wy (18) Der der Bas a . (19) Tsmt nbw (19) (aus) Tjesmet b (und aus) Gold. a b

27. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG II, 710c und EAT III, 138. Das Mineral wurde auch bei EAT III, 138 unübersetzt gelassen. CAUVILLE (Dendara XV, Traduction, 22–23) ignoriert das am Beginn des Wortes, transkribiert smyt und übersetzt „Pierre rouge“ Möglicherweise auch Tms zu lesen, wobei es sich dann um ein Mineral von roter Farbe handeln könnte, vgl. zu Tms Wb V, 369, 7–15. BAUMANN, Schatzkammern, 647, mit Anm. 3900 (mit Verweis auf HARRIS, Minerals, 182) und 650 mit Anm. 3927 muss die Bestimmung offenlassen.

Der 28. Dekan (Göttin mit Kobra auf dem Kopf) D XV, 18, 5: (20) %ntw-Hry

(20) Der obere Teil des Chentu-Sternbildes a .

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354

5.1.4 Dendara, Pronaos

(21) nbw a

(21) (aus) Gold.

28. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG V, 937a und EAT III, 138.

Der 10. Pseudodekan (Nr. 28a der Liste, löwenköpfiger Gott) D XV, 18, 6: (22) Or-tp-nfr (22) Horus der richtigen Ordnung a . (23) THn Hr nbw (23) (aus) natürlichem Glas, das Gesicht (aus) Gold a

10. Pseudodekan und Nr. 28a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG V, 294b und EAT III, 138.

Der 29. Dekan (löwenköpfiger Gott, der zwei Töpfchen hochhält) D XV, 18, 7: (24) %ntw-xry (25) Xnm Hr nbw a b

(24) Der untere Teil des Chentu-Sternbildes a . (25) (aus) rotem Jaspis b , das Gesicht (aus) Gold.

29. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG V, 937a und EAT III, 138. Nach den Ausführungen von BAUMANN, Schatzkammern, 459–460 handelt es sich möglicherweise eher um Karneol, wobei es in der Namensgebung wegen der roten Farbe auch zu Ungenauigkeiten kommen kann. Entscheidend ist aber, dass das Mineral rot ist.

Der 30. Dekan (Schlange mit Beinen und Armen, die zwei Töpfchen hochhält) D XV, 18, 8: (26) c#wy-Qd (26) Die Flanke des Ked-Sternbildes a . (27) THn Hr nbw (27) (aus) natürlichem Glas, das Gesicht (aus) Gold. a

30. Dekan der Sethos I B-Familie, im LGG vergessen, EAT III, 138.

Der 31. Dekan (thronende löwenköpfige Göttin mit Schlange auf dem Kopf) D XV, 18, 9: (28) %#w (28) Tausende (eine Sternhaufen) a . (29) Hrst Hr nbw (29) (aus) Karneol, das Gesicht (aus) Gold. a

31. Dekan der Sethos I B-Familie, im LGG vergessen, EAT III, 138.

Der 11. Pseudodekan (Nr. 31a der Liste, löwenköpfiger Gott) D XV, 18, 10: (30) cm#-nb-#Xw (30) Der sich mit dem Herrn des Glanzes vereint a . (31) THn Hr nbw (31) (aus) Glas, das Gesicht (aus) Gold. a

11. Pseudodekan und Nr. 31a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VI, 311a und EAT III, 138.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

355

Der 32. Dekan (löwenköpfiger Gott, der zwei Töpfchen hochhält) D XV, 18, 11: (32) oryt (32) Das Arit-Sternbild a . (33) m#T Hr nbw (33) (aus) Granit b , das Gesicht (aus) Gold. a

b

32. Dekan der Sethos I B-Familie aus dem Umfeld des Orion-Sternbildes, vgl. LGG II, 178b und EAT III, 139. Zu m#T „Granit“, vgl. zuletzt und zusammenfassend BAUMANN, Schatzkammern, 412–414. Das Lemma bezeichnet sowohl den roten (Rosengranit) wie den schwarzen (grauen) Granit.

Der 33. Dekan (Schlange mit Beinen und Armen, die zwei Töpfchen hochhält) D XV, 18, 12: (34) Rmn-Hry (34) Der obere Arm a . (35) mnw Hr nbw (35) (aus) Quarz b , das Gesicht (aus) Gold. a

b

33. Dekan der Sethos I B-Familie aus dem Umfeld des Orion-Sternbildes, vgl. LGG IV, 669b und EAT III, 139. Zur Übersetzung des Gesteins s. MENDEL, Monatsgöttinnen, 11 mit Verweis auf HARRIS, Minerals, 110–111 und zuletzt BAUMANN, Schatzkammern, 629 (Anm. 3810).

Der 34. Dekan (thronende löwenköpfige Göttin mit Sistrum in der Hand) D XV, 18, 13: (36) Vs-orQ (36) Das Tjes-arek-Sternbild a . (37) THn Hr nbw (37) (aus) natürlichem Glas, das Gesicht (aus) Gold. a

34. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 499b und EAT III, 139.

Der 12. Pseudodekan (Nr. 34a der Liste, Gott mit Flagellum und Hekastab) D XV, 18, 14: (38) Ro-m-Htp (38) Re beim Untergang a . (39) mnw Hr nbw (39) (aus) Quarz, das Gesicht (aus) Gold. a

12. Pseudodekan und Nr. 34a der Sethos I B-Familie, vgl. LGG IV, 635b und EAT III, 139.

Der 35. Dekan (schlangenköpfiger Gott, der zwei Töpfchen in den Händen hochhält) D XV, 18, 15: (40) Worty (40) Das Bein a . (41) nbw (41) (aus) Gold. a

35. Dekan der Sethos I B-Familie aus dem Umfeld des Orion, vgl. LGG II, 295b und EAT III, 139.

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356

5.1.4 Dendara, Pronaos

Der 36. Dekan (Schlange mit Beinen und Armen, die zwei Töpfchen hochhält) D XV, 19, 1: (42) vpy-o-cpdt (42) Der Vorgänger der Sothis a . (43) hbny Hr nbw (43) (aus) Ebenholz, Gesicht (aus) Gold. a

36. Dekan der Sethos I B-Familie, vgl. LGG VII, 401c und EAT III, 139.

Der 1. Dekan der Epagomenentage (Schlange auf Podest) D XV, 19, 2: (44) WS#ty-bk#ty-n …?… o# (44) Uschati-Bekati a , …?… b , der Große c m imntt Hry-ib t#-onXt im Westen, der inmitten des Lebenslandes ist d . (45) hbny Hr nbw (45) (aus) Ebenholz, Gesicht (aus) Gold. a

b

c

d

Anordnung der Zeichen (s. u.): . 1. Dekan der Epagomenentage der Sethos I B-Familie, vgl. LGG II, 591a und EAT III, 139. Zu diesen Dekanen s. pTebt. H (II, A 26) = OSING, Hieratische Papyri aus Tebtunis I, 223224 und Tf. 23, Abschnitt A, wo die Dekane ohne ihre begleitenden Götter aufgeführt werden. Dort sind es dann 1) wS#ty-bk#ty, 2) wS#ty, 3) b#-Qd, 4) onX-m-Xrww und 5) snn. Dieselbe Reihenfolge ist auch in der Schatzkammer in Dendara (D IV, 162, 12 – 163, 5) belegt: 1) wS#ty (für wS#ty-bk#ty; D IV, 163, 5), 2) wS#ty (D IV, 163, 4), 3) b#-Qd (D IV, 163, 4), 4) onX-m-Xrww (D IV, 163, 1) und zuletzt 5) snn (D IV, 162, 12). In vollständigen Listen kann der Dekan wS#ty für Seth wiederholt werden, wodurch sich die folgenden Götter um eine Position nach hinten verschieben und snn am Ende ohne Tagesbezug erscheint. Hier in Dendara wird Seth und sein Dekan (b#-Qd) jedoch gar nicht genannt, sodass man hier wohl davon ausgehen kann, dass die fünf gelisteten Dekane jeweils für einen Epagomenentag stehen sollen. Zu dieser Problematik und zur möglichen Zählung der Dekane der Epagomenentage vgl. auch LEITZ, in: ZÄS 120, 1993, 159–160. Sieht aus wie Nsr „der Brennende“ als Bezeichnung eines Sternbildes (vgl. LGG IV, 351c), es könnte sich jedoch möglicherweise um eine Verschreibung für cSry (LGG VII, 127a, Belege [6] und [8]) handeln. Anstelle des wie bei CAUVILLE wiedergegeben, steht eine Holzsäule ( ), vgl. den Ausschnitt aus dem Photo I_2512 mit der Beischrift zu dem Dekan. Vgl. Hry-ib-t#-onXt „inmitten der Nekropole“ in LGG V, 351c als Bezeichnung einer Schlange cSry mit Verweis auf das Sargfragment aus Marseille und auf pTebt. H (II, A 21–22) = Tf. 23 und S. 223.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

357

Der Gott des 1. Epagomenentages (Osiris) D XV, 19, 3: (46) Wsir (46) Osiris a . a

Osiris ist der Gott des 1. Epagomenentages (EAT III, 140).

Der 2. Dekan der Epagomenentage (aufgerichtete Schlange) D XV, 19, 4: (47) WS#ty (47) Uschati a . (48) hbny Hr nbw (48) (aus) Ebenholz, Gesicht (aus) Gold. a

2. Dekan der Epagomenentage der Sethos I B-Familie, vgl. LGG II, 591c und EAT III, 140.

Der Gott des 2. Epagomenentages (Horus) D XV, 19, 5: (49) Or a

(49) Horus a .

Horus ist der Gott des 2. Epagomenentages.

Der 3. Dekan der Epagomenentage (aufgerichtete Schlange) D XV, 19, 6: (50) WS#ty (50) Uschati a . (51) hbny Hr nbw (51) (aus) Ebenholz, Gesicht (aus) Gold. a

Verdoppelung des 2. Dekans der Epagomenentage der Sethos I B-Familie, vgl. LGG II, 591c und EAT III, 140. Der Dekan, der Horus begleitet, wurde wohl wiederholt und steht allein für den 3. Epagomenentag, da sein Begleiter Seth an dieser Stelle entfallen ist. Im Folgenden verändert sich dadurch die Reihenfolge der Gottheiten.

Die Göttin des 4. Epagomenentages (Isis) D XV, 19, 7: (52) #st (52) Isis a . a

Isis ist die Gottheit des 4. Epagomenentages. Ihr Vorgänger Seth als eigentlicher Vertreter des 3. Epagomenentages ist hier natürlich entfallen, was die Reihenfolge der Gottheiten scheinbar durcheinanderwürfelt (EAT III, 140).

Der 4. Dekan der Epagomenentage (Mann mit Kappe, der zwei Töpfchen trägt) D XV, 19, 8: (53) onX-m-Xrww (53) Der von den Feinden lebt a .

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358

5.1.4 Dendara, Pronaos

(54) mnw Hr nbw a

(54) (aus) Quarz, Gesicht (aus) Gold.

Er folgt hier als 4. Dekan der Epagomenentage der Sethos I B-Familie (vgl. LGG II, 158b und EAT III, 140) und ist der Begleiter für Isis.

Die Göttin des 5. Epagomenentages (Nephthys) D XV, 19, 9: (55) Nbt-Hwt (55) Nephthys a . a

Nephthys ist die Göttin des 5. Epagomenentages (EAT III, 140).

Der 5. Dekan der Epagomenentage (löwenköpfiger Gott, der zwei Töpfchen trägt) D XV, 19, 10: (56) cnn (56) Der von den Feinden lebt a . (57) b#Q Hr nbw (57) (aus) Ölbaumholz b , Gesicht (aus) Gold. a

b

Hier als 5. Dekan der Epagomenentage verwendet. In anderen Quellen ist er ein zusätzlicher Dekan der Sethos I B-Familie am Ende der Dekanreihe (vgl. LGG VI, 390b und EAT III, 140). Hier begleitet er Nephthys und schließt zugleich die Reihe der Sethos I B Dekanfamilie. Die Reihe der Epagomenentage besteht hier aus 9 Göttern, davon sind vier Kinder der Nut (Osiris, Horus, Isis und Nephthys) und 5 Dekane (1. WS#ty-bk#ty, 2. WS#ty, 3. W#Sty, 4. onXm-Xrww und 5. cnn). Zur Übersetzung der Holzart s. QUACK, in: Fs Spalinger, 275–290 und besonders 281.

Der 1. Dekan (thronende, löwenköpfige Göttin) D XV, 19, 11: (58) cpdt (58) Sothis a . a

Sothis ist der erste Dekan der Sethos I B-Familie (vgl. LGG VI, 291c, Beleg [51] und EAT III, 134). D XV, 19, 12: (59) H#t?

a

(59) Die Leuchtende (?) a .

Über die Papyruspflanze ist eine Kobra gesetzt ( ), die u. U. mitgelesen werden könnte, jedoch bei CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 22–23 weder angemerkt noch transkribiert noch übersetzt wird. Auch bei den folgenden zwei Dekanen sind schlangengestaltige Wesen über den Figuren wiedergegeben, die dann jedoch ohne Beischrift bleiben. Zu der ersten Kobra, vgl. Photo I_2535:

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

359

Die Lesung der Gruppe ist allerdings nicht einfach, da eine ganze Reihe von Lesungen hier möglich wäre. O#t „Leuchten“ (LGG V, 5b) scheint als Bezeichnung eines hellen Sterns vielleicht passend, die Kobra wäre dann eher als Determinativ zu verstehen.

Nr. 1a: Der 1. sogenannte Pseudodekan (stehender, löwenköpfiger Gott mit einem Waszepter in jeder Hand) D XV, 19, 13: (60) In-Hrt-m#T-T#y (60) Onuris, der …?… a . a

Onnuris ist der erste Pseudodekan der Sethos I B-Familie (vgl. LGG I, 380a und EAT III, 135). Bei diesen Göttern handelt es sich um eingeschobene Götter, die immer den thronenden Göttinnen folgen, die jeweils eine Dreiergruppe von Dekanen anführen. Als Kindgötter erscheinen sie auch in Verbindung mit den thoërisgestaltigen Monatsgöttinnen und werden wie diese konkreten Monaten zugewiesen. Vgl. dazu MENDEL, Monatsgöttinnen, 92–97. Über dem Gott ist eine kobragestaltige Schlange mit menschlichem Kopf wiedergegeben.

Der 2. Dekan (stehender, schlangenköpfiger Gott, der zwei Töpfchen hochhält) D XV, 19, 14: (61) Ctwy (61) Die beiden Schildkröten a . a

Schetui ist der zweite Dekan der Sethos I B-Familie (vgl. LGG VII, 147b und EAT III, 135). Über dem Gott ist eine kobragestaltige, doppelköpfige Schlange mit Falkenköpfen wiedergegeben.

Auswertung zu den Dekanen (2. Register) Nachdem auf der Westhälfte die Dekane vom 3. Dekan Knmt am Nordende bis zum 20. Dekan cmd aufgelistet sind, wird ihre Reihe auf der Ostseite fortgeführt. Die Liste fährt mit dem 21. Dekan crt bis zum 36. Dekan vpy-o-cpdt auf der Südseite fort und endet auf der Nordseite nach den Göttern und Dekanen der Epagomenentage mit den ersten drei Sterngöttern der Sethos I B-Familie, bei denen es sich um Sothis (cpdt), In-Hrt-m#T-T#y und Ctwy handelt. Neben den elf Göttern der Epagomenentage sind in diese Liste auch die 12 Pseudodekane, bei denen es sich um eine spezielle Form von Monatsgöttern handelt, einbezogen. Zu den Gottheiten der Epagomenentage muss hier noch angemerkt werden, dass nur neun anstelle der kanonischen elf Gottheiten vertreten sind. Das liegt daran, dass bei vollständigen Listen der zweite Dekan WS#ty für Seth wiederholt wird und sich dadurch die folgenden Götter um je eine Position nach hinten verschieben. Der Dekan cnn erscheint somit am Ende der Reihe ohne eigenen Tages- bzw. Götterbezug. Hier in Dendara ist jedoch Seth mitsamt seinem Dekan (B#-Qd) ausgefallen, sodass die fünf gelisteten Dekane, zwischen denen sich die vier

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5.1.4 Dendara, Pronaos

verbleibenden Kinder der Nut, als Tagesgötter für die einzelnen Epagomenentage (Osiris, Horus, Isis und Nephthys) befinden, jeweils für einen Epagomenentag stehen sollten497. Erste Barke498 Barke mit Ruder auf einem Kanalzeichen. Am Bug der Barke steht ein Sphinx mit Menschenkopf und Tjenenkrone auf einer Standarte, gefolgt von Maat mit einer Feder auf dem Kopf. Dahinter thronen in einem Schrein zwei Horsemataui-Götter. D XV, 19, 15: (62) Or-sm#-t#wy nTr o# (62) Harsomtus, der große Gott, (63) Hry-ib Iwnt (63) der inmitten von Dendara ist. D XV, 20, 1: (64) Or-sm#-t#wy nb %#di-nTr a

(64) Harsomtus, der Herr von Chadinetjer (die Lotusblüte, die den Gott gibt) a .

Chadinetjer ist die Bezeichnung der Nekropole von Dendara (Wb III, 220, 10), dessen Hauptgott Harsomtus ist. Zum Ortsnamen und seiner Übersetzung s. LEITZ, Gaumonographien (Soubassementstudien III), 65–66.

Zweite Barke Barke mit Ruder auf einem Kanalzeichen. Am Bug der Barke steht ein Sphinx mit Menschenkopf und Tjenenkrone auf einer Standarte, dahinter thronen Hathor und Horus in einem Schrein. D XV, 20, 2: (65) #st wrt (65) Isis, die Große, (66) mwt nTr (66) die Gottesmutter nbt I#t-dit und Herrin von Iat-dit a . a

Lesung nach Photo I_2525 (s. o.): . D XV, 20, 3: (65) Wsir nTr o# (66) wr r nTrw

(65) Osiris, der große Gott (66) größer als die Götter.

497 Zu dieser Problematik und zur möglichen Zählung der Dekane der Epagomenentage vgl. LEITZ, in: ZÄS 120, 1993, 159–160. 498 Vgl. die Photographie bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 35.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

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Auswertung zu den beiden letzten Barken (2. Register) Den Abschluss dieses Registers bilden zwei Barken mit je zwei Gottheiten darin. In der ersten Barke thronen in einem Schrein der Gott Horus-Semataui, der auch als Götterkind von Dendara auftauchen kann. Er ist zunächst als falkenköpfiger, großer Gott in Dendara und schließlich in reiner Menschengestalt als Herr von Chadinetjer vertreten. Bei dem ersten Gott handelt es sich um die solare Form des Gottes in Dendara und bei dem zweiten um den Gott als Herrn der Nekropole von Dendara. Die zweite Barke beherbergt Isis und Osiris, ebenfalls in einem Schrein thronend, die jeweils für sich eigene Kulträume bzw. Tempel in Dendara besitzen. Dabei sind die Osiriskapellen auf dem Dach des Hathortempels, neben dem Pronaos eine wesentliche Quelle für diverse Himmelsdarstellungen. Aber auch der kleine Isistempel, der hinter dem Hathortempel liegt, enthält eine Himmelsdarstellung, die dort jedoch weitestgehend auf die Himmelsgöttin reduziert ist. Die Windgötter und Himmelsstützen Das Südende, der Südwind (2. Register)499 D XV, 20, 5: (1) T#w nfr n rsy (1) Der vollkommene Wind des Südens, (2) snsn T#w r Hwt-nTr (2) der den Wind im Gotteshaus vereinigt a .

a

Lesung nach Photo I_2497 (

):

so

.

Das Südende, die südliche Himmelsstütze (1. Register) D XV, 20, 6 (über dem Himmel, die Flügelsonne): BHdty, BHdty Der von Behedet, der von Behedet. D XV, 20, 7 (die Himmelsstütze): (3) nwi {n} oHoyt (3) Ich bin Ahait, (4) tw#.n=i Hrt n Hmt=s (4) ich habe den Himmel für ihre Majestät erhoben. a

S. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 24, Anm. 4 und Photo I_2492: . Auch hier wird wieder das neutrale Verb tw# verwendet, um die Tätigkeit der Göttin zu beschreiben.

499 Vgl. die Abbildung bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, 33.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Das Nordende, der Nordwind (2. Register) D XV, 20, 9: (1) […--…] (1) […--…]

Das Nordende, die nördliche Himmelsstütze (1. Register) Die Flügelsonne und ihre Beischrift über dem Himmel sind zerstört. D XV, 20, 10 (die Himmelsstütze): (2) nwi %yt rmnt pt n (2) Ich bin Chit und trage den Himmel für (3) Hryt-tp Owt-Hr nbt Iwnt (3) die Uräusschlange, Hathor, Herrin von Dendera.

Auswertung zu den Winddarstellungen und den Himmelsstützen auf der Ost- und Westhälfte Die Windgötter, die in diesen beiden Travées auf der Ost- und Westseite die Enden besetzen, sind alle mit menschlichem Körper, ausgebreiteten Armen mit doppelten Flügelpaar, die je ein Anch- als auch ein Windzeichen in den Händen halten, und mit ihren kanonisch festgelegten Köpfen ausgestattet.

Westen

W Ý N

(Tempelinneres) Süden Þ Ü Norden (Eingangsseite)

S ß O

Osten

Die Himmelsrichtungen, die sie verkörpern, entsprechen den tatsächlichen Himmelsrichtungen. Dabei steht der Südwind (V#w-nfr-n-rsy, Südseite, östliches Travée, Zeile 1) in der südöstlichen Ecke des Pronaos, der Ostwind ([…--…], Nordseite, östliches Travée, Zeile 1) in der nordöstlichen Ecke, der Nordwind ([…--…], Nordseite, westliches Travée, Zeile 1) in der nordwestlichen Ecke und der Westwind (V#w-nfr-ipy-n-imntt, Südseite, östliches Travée, Zeilen 1–2) in der südwestlichen Ecke. Die zerstörten Namen der beiden Windgötter lassen sich über die mit ihnen gepaarten Himmelstützen problemlos zuordnen bzw. ergänzen. Dabei hebt die südliche Himmelstütze oHoyt (Zeilen 1–2) den Himmel in der Südostecke hoch, die des Ostens %yt (Zeilen 2–3) in der Nordostecke, die des Nordens vw#yt (Zeilen 1–4) in der Nordwestecke und die des Westens F#yt (Zeilen 3–5) in der Südwestecke. Die Inschriftenzeilen Die vier Inschriftenzeilen dieses Travées sind so angebracht, dass sie jeweils über und unter den beiden Registern stehen. Die vier langen Textzeilen haben alle dieselbe Ausrichtung und beginnen auf der Nordhälfte. Die westlichste Inschrift, D XV, 20, 12 – 21, 5: (1) inD-Hr=T cXmt-cpdt oS#t (1) Sei gegrüßt Sachmet-Sothis a , mit zahlreichen

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

irww nbt pt Hnwt i#dt nbt X#tyw h#bt wpwtyw b#ktyw m-Xt=s r nmtt=s sTt t#wy nbt nsrt sd#d#=sn m prt=s nbt bi#w srt Xprw sonX sm# r mrr=s psDt m Hrt Hr nmtt n c#H Xsft mwtw n sn=s ro-nb #Xt wrt Hnwt b#w onXw dbn=sn m-Xt=s Hr irt b#k=sánñ stt Hopy r tr=f boH.n=f t#wy nb tp rnpt nbt wp rnpt onQt onQ=f r siwr sXt sXpr wnnt nbt im=s wbná=Tñ m i#bt Htp=T m onXt nHmt=T ^Pr-o#¿ m-o iXwt nbwt a b c d e f

g h i

j k l m n n o p q

363

Gestalten, Herrin des Himmels, Gebieterin des Unheils b Herrin der Messerdämonen c , die die Boten aussendet d , die Dekane sind in ihrem Gefolge in ihrer Bahn e , die die beiden Länder erleuchtet f , Herrin der Flamme g , sie zittern, wenn sie herbeikommt h . Herrin der Vorzeichen, die das vorhersagt, was geschehen wird i . Leben lassen und Töten richtet sich nach ihrem Wunsch j . Die am Himmel leuchtet in der Bahn des Orion k (und) die Toten täglich von ihrem Bruder abwehrt l . Die große Glänzende, die Gebieterin der lebenden Bas m , (wenn) sie hinter ihr herziehen, um ihre Arbeit zu tun. Die den Nil zu seiner Zeit ausgießt n , auf dass er alle Länder flutet am Beginn des Jahres. Herrin des Neujahrsfestes o , Anukis p , wenn er (der Nil) herbeigeführt wird, um das Feld zu befruchten (und) darauf alles entstehen zu lassen q . Du mögest im Osten aufgehen, im „Lebensland” (= Westen) untergehen (und) du mögest den ^Pharao¿ vor allen Dingen retten r .

S. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 26, Anm. 5: . Gemeint ist die „Seuche des Jahres“ (i#dt-rnpt). S. LGG IV, 116b. S. LGG IV, 794b. S. LGG II, 747a. Vgl. LGG VI, 686b. Dort jedoch unter ctt-t#wy-nbw aufgenommen. Das folgende Epitheton wurde entsprechend als Nsrt „die Feurige“ (LGG VI, 353a) aufgefasst. S. LGG II, 747a. Sind mit „sie“ die Dekane gemeint? Lesung und Übersetzung nach CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 26–27. Sie transkribiert die beiden Ausdrücke: nbt bÏ#wt sr.tÏ Xpr.s und übersetzt „la maîtresse des prodiges annonçant ce qui va arriver“. Die Passage ist wohl nicht ins LGG aufgenommen worden. Zur Lesung vgl. Wb IV, 122, 7. Vgl. LGG III, 129c als Stativform (PsDw-m-Hrt-Hr-nmtt-c#H) aufgenommen. Vgl. LGG V, 959a, ebenfalls als Stativ aufgenommen. S. LGG V, 175b. S. LGG VI, 683a. S. LGG VI, 683a. S. LGG IV, 40a. S. LGG IV, 40a. Vgl. LGG VI, 505b, immer noch mit Bezug auf den Nil. Diese Stelle wurde jedoch mit femininen Bezug auf Sothis in LGG VI, 519b aufgenommen.

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364

5.1.4 Dendara, Pronaos PRONAOS G' .

r

Die Lesung folgt einem Vorschlag von LEITZ.

Die westlichste mittlere Inschrift, D XV, 21, 6–12: (2) wbn nbwt wsrt m msktt (2) Die Goldene a geht auf b , die Mächtige in der TagesSpst wr.ti m monDt barke c , die Prächtige, die in der Abendbarke groß ist. s#t-Ro prt m-Xnt=f Die Tochter des Re, die vor ihm herauskommt. Hmt nTr mwt nTr Die Gottesgemahlin d , die Gottesmutter, die die Götter mst nTrw Rpwt Xo.ti m H#t wi# gebiert e . Repit f , die am Bug der Barke erscheint, dit o n nTr Hr wi#=f B#stt die den Arm dem Gott in seiner Barke gibt g . Bastet, nbt xkrwt dw# tw=T Or nbt Herrin des Schmucks h , Horus preist dich i , Herrin (sic) sXmw nbt mnit Hnwt der Mächte j und Herrin des Menits k , Gebieterin des sSSt sw#St nTr m Xo=f Sistrums l , die den Gott bei seinem Erscheinen preist m , wrt nt psDntyw die Große des Neumondfestes n , oprt Htpw die mit Opfergaben ausgestattete o , Smst o#bt n nTrw die den Göttern ein großes Speiseopfer darbringt p . Wrt-Hk#w nbt #rt Die Zauberreiche, die Herrin des Kopftuches q , Hnwt wpt itnt Gebieterin des Kuhgehörns r , Sonnengöttin s (und) 2 sn-nwt nt itn Begleiterin der Sonnenscheibe t . BHdtyt m wTst-Or Die von Edfu am ‚Thronsitz des Horus’ u , nachdem die w ii.n nfrt r xnw k#rá=sñ Kobra v zum Inneren áihresñ PRONAOS G' . Schreins gekommen ist. cpdt mn.ti Hr st=s Or BHdty Sothis ist dauerhaft an ihrem Platz, Horus von Edfu, nTr o# nb pt Htp.w Hr der große Gott und Herr des Himmels ist zufrieden wegen [#X]t=f Owt-Hr wrt nbt seines [Glanz]auges x , Hathor, die Große, die Herrin von Iwnt irt Ro nbt pt Dendara, das Auge des Re, die Herrin des Himmels und Hnwt nTrw nbw ii.tw m Htp Gebieterin aller Götter ist willkommen in Frieden. Möge Htp Hr=T nfr n ^Pr-o#¿ dein vollkommenes Gesicht dem ^Pharao¿ gnädig sein. (sic) a

b

Das Zeichen wird in Dendara häufig als Schreibung für Hathor verwendet, vgl. etwa CAUVILLE, Dendara, le fonds hiéroglyphique, 34 (C9A), KURTH, Einführung 1, 144 (Nr. 88) und LGG V, 75b. Es wird an dieser Stelle jedoch vermutlich ein Determinativ zu nbwt sein, vgl. LGG IV, 180c). Bemerkenswert ist auch die Färbung der beiden (sic) hockenden Hathorfiguren (vgl. das Photo I_2532 unten), die rechte hat ein blaues Gesicht, während die linke ein helles hat, obwohl das für die Lesung des Zeichens vermutlich keinerlei Auswirkung hat. Das Zeichen am Beginn der beiden Zeilen ist nicht absolut identisch. CAUVILLE (D XV, 21, 6 und 13) 2

21

5

3

gibt es mit und in abgekürzter Form wieder, was sicherlich korrekt ist. Jedoch sieht es so aus, als ob die Farbfassung der beiden nicht gleich ist, wobei diese mit der Farbgebung der hockenden Göttinnen zu korrespondieren scheinen. Beide Zeichen (rechts auf dem Photo I_2532) könnten auch mit

wiedergegeben werden und sind möglicherweise wbn zu

(sic)

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

c

d e f g h i j k l m n o

p q

r s t u v

w

x

365

lesen, wie auch bei CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 28–29 wiedergegeben. Bei dem ersten Zeichen in Zeile zwei ist von der Farbe kaum etwas erhalten. Jedoch ist eine vergleichbare Lesung zu wbn wie z. B. psD ebenso gut möglich. Grundsätzlich kommen aber auch opy oder nswt-bitt in Frage. S. LGG II, 583b (dieser Beleg). Wegen des Determinativs ( ) ist wohl eher die „Tagesbarke“ bzw. „Morgenbarke“ gemeint. Vgl. hierzu im Kontrast die Abend- bzw. Nachtbarke (monDt, ) weiter unten im Text. Zur Umkehrung der Bedeutung von msktt und monDt in der Spätzeit vgl. schon Wb II, 150, 15 und LGG III, 442b mit Literaturangaben. S. LGG V, 136b. S. LGG III, 417c. S. LGG IV, 662c. S. LGG IV, 775b mit diesem Beleg. S. LGG IV, 122b. Nach einem Vorschlag von LEITZ. S. LGG IV, 133b. S. LGG IV, 63c. S. LGG V, 206b. S. LGG VI, 209c. LGG II, 487c. Das Epitheton ist mehrfach für Hathor in Dendara belegt. LGG II, 104c. Das Epitheton ist zusammen mit dem zuvor genannten in denselben Texten für Hathor in Dendara belegt. LGG VII, 85c. Auch dieses Epitheton ist in zwei Texten für Hathor in Dendara belegt. S. LGG IV, 3b. Eine Bezeichnung für Isis und Hathor, wobei die Belege für Hathor einen Zusammenhang mit astronomischen Konzepten vermuten lassen. S. LGG V, 173a. Die Reihe der Epitheta entspricht der Darstellung am Beginn dieser Zeile. S. LGG I, 619c. Sehr häufig für Hathor belegt. S. LGG VI, 619c. In Dendara für Hathor in Kombination zum vorangehenden Wort belegt. LGG II, 817a. In Edfu und Dendara vorwiegend mit Bezug auf Hathor belegt. S. LGG IV, 236a. Wegen des Determinativs so verstanden. Es könnte sich jedoch auch um nfrt „oberägyptische Krone“ (LGG IV, 236a) oder auch allgemeiner nfrt „die Schöne“ (LGG IV, 225c) handeln. Da hier sicherlich nicht irgendein Schrein, sondern der Schrein der Hathor gemeint ist, wird an dieser Stelle das entsprechende besitzanzeigende Suffix wegen des darauffolgenden Namens der Sothis, der ebenfalls mit s beginnt, ausgefallen sein. CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 26–27 ergänzt hier ohne weitere Begründung „Maat“. Jedoch habe ich den Eindruck, dass auf dem Photo I_2500 vielleicht der Rest eines Vogelschnabels, eines Vogelfußes und eines erkennen wären, was sich u. U. zu #Xt „Glanzauge“ (LGG I, 46c) ergänzen ließe.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Die östlichste mittlere Inschrift, D XV, 21, 13 – 22, 5: (3) wbn nbwt m-Xnt #Xt (3) Die Goldene geht vor dem Horizont auf, die Hathorkuh psD #Xt k#r=s twt wrt Hnwt erleuchtet ihren Schrein, du bist die Große, die Gebieterin ir sy iTt n=s t#wy dessen, der sie erschaffen hat a . Die für sich die beiden m nfrw=s Hnsktyt Länder mit ihrer Vollkommenheit ergreift b , die mit der nbt mrwt Haarlocke c und Herrin der Liebe d . w#D wy Hr=T im# m dg#.tw=T Wie frisch ist dein Gesicht, angenehm ist dein Anblick, nbt wD#ty nbt xkrwt Herrin der Udjataugen e und Herrin des Schmucks f . ir.tw n=T sXm sSSt mHnyt Für dich spielt man die beiden Sistren, o Uräusschlange g , nbt wrrt iort Herrin der oberägyptischen Krone h , die Kobra i , o#t nbit nbwt pw mit großer Flamme j , das ist die Goldene, Hnwt m Dt=s die Gebieterin in ihrem Leib k , nn sn.tw im=s durch die es kein Leid gibt l . psD Ro sHD.n=f t#wy Re leuchtet, nachdem er die beiden Länder aufgehellt hat, iT.n=f t#wy m nbw rdi.n=f er die beiden Länder mit Gold erfasst (und) er dieses nn r soS# inm=s r veranlasst hat, um ihr Wesen zu vermehren (und) um boH t#wy m inm=s die beiden Länder mit ihrem Wesen zu überfluten. nTr nb so#=sn im nn Jeder Gott, den sie dort vergrößern, ohne dass inm=s irf m nfrw=s ihr Äußeres aber in ihrer Vollkommenheit ist, wenn die sbi irf #bwt r Qd=s nn inm=s Gestalt und ihr Wesen zu ihm gehen (?). Nicht existiert ihr stwt n=f sy m Xprw=s m Wesen, indem es ihr gleicht in ihrer Gestalt mit dem Hr n pot m irt-Or onXt Antlitz eines Menschen als lebendes Horusauge. a

b c d e f g h i j k l

Vgl. LGG V, 168b. So auch CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 28–29 versteht Hnwt-irsy „la souveraine qui s’est créée“. S. LGG I, 638c. S. LGG V, 223c. S. LGG IV, 65a. S. LGG IV, 44b. S. LGG IV, 122b. S. LGG III, 385b. S. LGG IV, 42b. S. LGG I, 140c. S. LGG II, 60c. S. LGG V, 217a. Vgl. LGG III, 502a, wo Nn-sn.tw-im=s „Der man nicht nacheifern kann” gelesen wurde.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

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Die östlichste Inschrift, D XV, 22, 6–13: (4) wbn wsrt m pt m h#w (4) Die Mächtige geht am Himmel auf in der Nähe niwt=s Hs Ro r=s m #wt-ib ihrer Stätte. Re begibt sich zu ihr in Freude. nhm.tw n=s m xrt-hrw Man jubelt ihr zu als täglicher Bedarf (und es gibt) ib#w Hknw nn #b Ssp sy wi# o# Tanz und Jubel ohne Unterlass. Die große Barke empfängt Hoo it=s m dg#.tw=s Xn=s sie (und) ihr Vater jubelt, (wenn er) sie sieht. Sie lässt r-gs=f xnm=s How=f sich an seiner Seite nieder (und) sie vereinigt sich mit rwi=s Dw H# ib=f seinem Leib. Sie vertreibt das Böse auf seinem Herzen. di=f n=s pr=f nst=f i#wt=f Er gibt ihr sein Haus, seinen Thron, sein Amt, seine HerrHQ#=f nswyt=f m pt t# schaft und sein Königtum im Himmel und auf Erden. di=f n=s rsyt m i#w n Hr=s Er gibt ihr den Süden in Jubel wegen ihres Antlitzes mHty Hr hn n k#=s (und) den Norden in Anbetung wegen ihres Kas. di=f n=s i#btt r wbn m itn Er gibt ihr den Osten, um aufzugehen mit der Sonnenimntt r Htp=f di=f scheibe und den Westen, dass er untergehe. Er gibt m## nb n #Xty=f jegliche Sehkraft seinen Glanzaugen, (wenn) seine ikH.n stwt=f r=s di=f n=s Sonnenstrahlen zu ihr gelangen. Er gibt ihr t# nb dmD xr snD=s alle Länder vereinigt in der Furcht vor ihr. idbw Hs n k#=s Die Uferlande loben ihren Ka und Hs=f Ro r=s Dt er loben Re für sie auf ewiglich.

Auswertung zu den vier Inschriftenzeilen des östlichen Travées Die erste, westliche Inschriftenzeile ruft mit Sachmet-Sothis die Herrin der meist löwenköpfigen und schlangengestaltigen Dekane an. Weitere Epitheta, die sie als Gebieterin des Unheils (Hnwt-i#dt) und Herrin der Messerdämonen (nbt-X#tyw), die die Boten aussendet (h#bt-wpwtyw) benennt, kennzeichnen diese gefahrvolle Seite. Dabei werden zwei verschiedene Traditionen miteinander verbunden, zum einen ist das Sachmet, die mit den sogenannten Messerdämonen verbunden ist, zum anderen ist das Sothis als Anführerin der Dekane. Bei den Messerdämonen handelt es sich um Bringer von Krankheiten, die zu bestimmten Jahreszeiten vermehrt auftreten können und mit der Überschwemmung zusammenhängen, während es sich bei den Dekanen lediglich um eine Sternuhr handelt, deren Reihe von Sothis angeführt wird. Entsprechend wird im Laufe des Textes auch die Überschwemmung genannt, die mit der ansteigenden Nilflut am Beginn des Jahres einsetzt. Sie hat neben den negativen Folgen für die Gesundheit jedoch einen wichtigen positiven Aspekt, da mit ihr die Fruchtbarkeit der Felder einhergeht. Die zweite und dritte Zeile in der Mitte zwischen den beiden Registern beschäftigt sich mit der Herrin des Tempels Hathor. Dabei fokussiert die westliche Inschrift die leuchtende Scheibe itnt, bei der es sich je nach Kontext um die Sonne oder um die Scheibe, in dem das Mondauge erscheinen kann, oder auch um einen Stern handelt. Entsprechend wird die Göttin am Beginn als Sonne gepriesen, dann aber im weiteren Verlauf wird eine Verbindung zum Mond hergestellt und am Ende wird schließlich noch Sothis genannt. Die östliche der mittleren Inschriftenzeilen preist Hathor als Herrin von Dendara, Herrin dessen, was sie erschaffen hat (Hnwt-irt=s) und Herrin der Liebe (nbt-mrwt). Im weiteren Verlauf des Hymnus wird sie Umringlerschlange (mHnyt), Herrin der oberägyptischen Krone

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5.1.4 Dendara, Pronaos

(nbt-wrrt) und die Kobra mit großer Flamme (iort o#t-nbit) genannt. Im zweiten Teil dieser Inschrift wechselt der Fokus auf Re, der mit ihrem Wesen die Welt erleuchtet. Die vierte, östliche Textzeile preist Hathor als Mächtige (wsrt) und Herrscherin, die am Himmel aufgeht und zu der ihr Vater Re in Freude kommt, um sich mit ihr zu vereinen. Er überträgt ihr die Herrschaft in allen vier Himmelsrichtungen, sowohl im Himmel wie auf Erden. Diese letzte Textzeile setzt Hathor also in Beziehung zu ihrem Vater Re und der Herrschaft über die Welt. Auswertung zum 2. Travée der Ost- und Westseite Die vier Windgötter und die Himmelsstützen an den Enden der beiden mittleren Travées geben die tatsächlichen Himmelsrichtungen an und richten damit die Decke aus. Diese Ausrichtung stimmt im Übrigen mit der des runden Tierkreises in der zweiten östlichen Osiriskammer auf dem Dach überein, sofern den mehrzeiligen Beischriften zu jenen Göttinnen sowie den korrespondierenden Himmelsrichtungen gefolgt wird und die zusätzlich hinzugefügten, die eine andere Bedeutung haben, zunächst außer Acht gelassen werden500. Im Pronaos sind die Windgötter und Himmelsstützen des Ostens und Südens auf dem östlichen und die des Westens und Nordens auf dem westlichen Travée zu finden. Auffallend ist, dass das östliche Travée mit aufgemalten Sternen zwischen den einzelnen Gottheiten in beiden Registern übersät ist, die nicht nur zu den einzelnen Gottheiten gehören. Auf der Westhälfte fehlen sie in dieser Form, wobei die dort wiedergegebenen ausschließlich auf reliefierte Sterne reduziert sind, die zur Anzahl der Stunden zwischen den Stundengöttinnen und ihren Begleitgöttern gehören. Dieser sicherlich bewusst eingesetzte Kontrast wird kein Zufall sein und könnte vielleicht den Unterscheid zwischen dem von der Erde aus sichtbaren Himmel, der mit Sternen übersät ist und dem unsichtbaren Raum des Jenseits, der für Menschen nicht einsehbar ist, zeigen. Dazu könnte passen, dass die Tagesstunden auf der Ostseite das Diesseits implizieren, während die Nachtstunden der Westseite auf das Jenseits Bezug nehmen. Die Reihe der Dekane der Sethos I B-Familie beginnt, entgegen der für diese Familie üblichen Tradition, in der Nordwestecke mit dem dritten Dekan Knmt (Zeile 7) nach einer Gruppe von vier Göttern, die nicht zu den Dekanen zählen. Sie wird sodann auf dem westlichen Travée bis zum 20. Dekan (Zeile 53) fortgeführt, wobei nach jeweils drei Dekangöttern, die immer von einer thronenden löwenköpfigen Göttin angeführt werden, ein sogenannter Pseudodekan eingeschoben ist, der zu einem bestimmten Monat des Jahres gehört, jedoch kein Sternbild im Sinne der Dekane darstellt501. Mit dem 21. Dekan wird die Reihe am südlichen Ende der Osthälfte fortgeführt. Den 36 regulären Dekanen schließen sich nun neun Gottheiten der Epagomenentage an, bei denen es sich um die vier Götter Osiris, Horus, Isis und Nephthys und fünf Dekane handelt. Nach diesen sind schließlich noch die drei ersten Götter der Sethos I B-Familie mit Sothis (cpdt), dem Pseudodekan In-Hrt-m#T-T#y und dem zweiten Dekan der Liste Ctwy angegliedert, womit die Reihe eigentlich in der Nordostecke der gesamten Decke 500 Vgl. dazu oben S. 148–158 und insbesondere 154 (Kapitel 4.2.2.1.1). 501 In Kombination mit den thoërisgestaltigen Monatsgöttinnen handelt es sich bei den Dekanen um Kindgötter, die – ebenso wie sie dort bei den Dekanen nach den thronenden Löwengöttinen stehen – den Monatsgöttinnen folgen und wie diese für einen bestimmten Monat stehen. Vgl. dazu MENDEL, Monatsgöttinnen, 80–81, 92– 99 und besonders 96–97.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 2, Ost

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beginnt. Diese zwei ersten Dekane der Liste sowie der eingeschobene Pseudodekan werden zudem hervorgehoben, indem bei ihren Namen jeweils eine, bzw. zwei – im Falle von Ctwy – kleine aufgerichtete Kobras mit unterschiedlichen Köpfen beigefügt sind, die bei allen anderen Dekanen fehlt. Vergleichbare Schlangendarstellungen finden sich auch im sogenannten Zodiac Tomb in Athribis, wo eine Reihe solcher Gestalten die beiden Tierkreise umrahmt502, oder auch als astrale Schutzschlangen an der Decke des Chnumtempels in Esna503. Bei der Verteilung der Dekane mit Sothis als eigentlich ersten Dekan dieser Dekanfamilie am Ende des östlichen Travées wird auf die Aufteilung der Tierkreiszeichen mit dem Krebs am östlichsten Ende und der Wiedergabe des heliakischen Aufgangs der Sothis unter den Füßen der Nut Rücksicht genommen. Würde die Reihe dem Kanon folgend mit Sothis auf der Westhälfte beginnen, wären beide Bildstreifen nicht mehr aufeinander abgestimmt. Genauso wie die beiden äußeren Travées bilden auch die mittleren einen Jahreszeitenablauf, der in ununterbrochener Reihenfolge die jeweiligen Wochen des ägyptischen Jahres, eine nach der anderen, repräsentiert durch die Dekane, abdeckt. Hierbei sind die Monate des Frühjahrs auf der Osthälfte, gefolgt von denen des Sommers zu beiden Hälften des Pronaos auf der Nordseite über die Herbstmonate in der Westhälfte und den Wintermonaten wiederrum zu beiden Enden der Südseite. Die Verteilung der Stunden entspricht dem, was zu erwarten ist. Das Travée der Osthälfte gibt die Tagesstunden und das des Westens die Nachtstunden wieder. Beide Reihen beginnen mit der 12. und letzten Stunde, wobei die Stundengöttinnen der beiden Bildstreifen zusammen genommen einen Kreislauf bilden, bei der der letzten Nachtstunde die erste Tagesstunde folgt usw. Auffallend ist auch, dass die Enden der Reihen ungefähr auf der gleichen Linie liegen, d. h. der Platz, der auf der Ostseite mit den Tagesstunden fehlt bzw. mit anderen Göttern gefüllt ist, wird von den Nachtstunden auf der Westseite eingenommen. Die Barken mit den verschiedenen Gestirnen des Himmels sind auf die nächtlichen und morgendlichen bzw. am Ende der Nacht stehenden Himmelsbewohner unterteilt. Auf der Westseite bewegen sich die Barken von Westen nach Osten (auf die Darstellung der Göttin Nut im äußeren Travée bezogen). Hier finden sich, neben der zu erwartenden Barke des nächtlichen Sonnengottes die Barke des Vollmondes (der Mond mit dem Udjatauge darin) und die Barke des Osiris504, wobei die Darstellung der Barken auf die Vereinigung des nächtlichen Sonnengottes mit Osiris verweist. Die Ausrichtung der Barken, die von Westen nach Osten fahren, korrelliert mit der nächtlichen Fahrt der Sonne, was jedoch für alle Barken der Westhälfte gilt, egal in welchem der drei Travées sie erscheinen. Auf der Ostseite bewegen sich die Barken, in Bezug auf die Ausrichtung des Tempels, vom Norden nach Süden, oder auf die Darstellung der Nut bezogen, von Osten nach Westen, was dem sichtbaren Lauf der Gestirne entspricht. Auch auf dieser Hälfte der Decke sind in allen drei Travées die Barken in dieser Orientierung gezeigt. Hier sind zwar die Gestirne wiedergegeben, die in der Nacht sichtbar sind, aber auch die des frühen Morgens, kurz bevor die Nacht endet. Dazu gehören selbstverständlich der morgendliche Horus, das ist der Planet Venus als Morgenstern, die Stern(bilder) Orion und Sothis505 in ihren Barken, der Mond als 502 Vgl. EAT III, Tf. 51. 503 Vgl. Esna IV, Travée A und wohl auch F. 504 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 62–63. Der Mond in der Ikonographie des thronenden Osiris stand im I. Travée-West, Tableau IV für den Neumond. 505 S. dazu ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 63–64 mit Anm. 198, wo auf CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 528 verwiesen wird. Orion und Sothis können je nach

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Altlicht506, die Tagesbarke des Re und des morgendlichen Sonnengottes Chepri sowie die Barke der Hausherrin des Temples, die explizit als Tagesbarke (msktt) bezeichnet wird. Spezifisch für den Tempel von Dendara ist Hathor, für die der Tempel vor allem errichtet worden ist. Über ihre Einbindung in das Himmelsbild geben die langen Textzeilen jeweils an den Rändern der Bildstreifen Auskunft. Sie ist als Herrin des Tempels nicht nur die lokale Hauptgöttin am Ort, sondern auch als wichtigste Gottheit des gesamten 6. oberägyptischen Distrikts von überregionaler Bedeutung. Das zeigt sich in zweierlei Hinsicht: Zum einen erhält sie als weibliche Gottheit Aspekte der Sachmet und gebietet in dieser Gestalt über gefährliche Dämonen, die jedoch unter ihrer Führung als Schutzgötter erscheinen („Gebieterin des Unheils“ – Hnwt-i#dt, „Herrin der Messerdämonen“ – nbt-X#tyw, „die die Boten aussendet“ – h#bt-wpwtyw). Zum anderen ist sie, wie ihr Name Hathor – Owt-Or „Haus des Horus“ schon sagt, der Wohnort des Sonnengottes in Form der kuhgestaltigen Himmelsgöttin und der Scheibe Itnt, in der sich der Sonnengott, aber auch der Mondgott zeigen und in der sie Sothis verkörpern kann. Zudem hat sie als allumfassende Himmelsgöttin und Tochter des Re Anspruch auf den Thron ihres Vaters und ist daher direkt mit der Herrschaft und dem Königtum verbunden. Alle drei Aspekte werden in den Inschriftenzeilen thematisiert, wenn sie als Sachmet angerufen wird (Zeile 1), als Scheibe (Itnt) am Himmel leuchtet (Zeilen 2–3) und als mächtige Himmelsgöttin und Herrscherin der vier Himmelsrichtungen (Zeile 4) gepriesen wird.

Jahreszeit auch früh am morgendlichen Himmel erscheinen, wobei hier anzumerken ist, dass sich Sothis als 1. Dekan der Sethos I B-Familie im Register darüber unweit der Sothis-Barke befindet. 506 Vgl. die Ausführungen bei ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 64–65. Hier würde der Mond direkt vor der Sonne am Morgen aufgehen, was auch der Anordnung der Barken entspräche. Das Altlicht stellt dabei den Endpunkt des abnehmenden Mondes dar. Bei dieser Szene handelt es sich zudem wohl um eine verkürzte Darstellung einer Szene der Ostwand des Pronaos von Edfu (E III, 207–213, die Beischriften zur fraglichen Szene: E III, 213, 3, Abbildung: E IX, Tf. 69), die ebenfalls inhaltliche Parallelen zu den Szenen des 1. Travées, West in Dendara hat (ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 202–203 und 223 mit Tf. 8b).

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, West

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5.1.4.3 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 3, West507

(Abb. 164, schematisierte Strichzeichnung nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VIII; Zeilenzählung nach: D XV, 45–48)

Text: D XV, 45–48 (Text) Übersetzung: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 62–69 (Gesamtübersetzung); CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 534–560 (Analyse der beiden äußeren Travées, Nr. 3); LEITZ, in: SAK 34, 2006, 285–318 (zu den beiden Travées (Nr. 3) mit dem Tierkreis). Travée 3, West, 1. (unteres) Register Im unteren 1. Register, direkt unter dem Körper der Nut fahren die Dekane der Tanisfamilie in ihren Barken. Hier finden sich der Dekan Nr. 36 (PHwy-Hry), gefolgt von Ihy in Begleitung einer Schlange, über der nur ein Stern steht (neben dem Namen des Ihi), bei dem es sich nicht um einen Dekan handelt und dann der Beginn der Reihe von Nr. 1 ([Knmt]) bis 17 (vpy-osmd).

507 Vgl. die farbige Photographie bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, XX–XXI und 44.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Die Dekane der Tanis-Familie in ihren Barken (Nrn 36 und 1–17) Der 36. Dekan (falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe mit Uräus auf dem Kopf und einem Stern vor und zwei über ihm) D XV, 45, 4: (1) PHwy-Hry (1) Das Ende des Oberen a . a

Vgl. LGG III, 99a, mit Verweis auf EAT III, 147, nur als Dekan der Tanisfamilie belegt. Abgesehen von dem Stern unterhalb des Namensfeldes sind über ihm noch zwei weitere Sterne vorhanden.

Ihy mit einer aufgerichteten Schlange in einer Barke D XV, 45, 4: (2) IHy a

(2) Ihi a .

Der Name des Kindgottes wird nicht mit einem Stern determiniert. Der in D XV, 45, 4 wiedergegebene Stern steht außerhalb des Namensfeldes, oben vor dem Namen des Ihi und über der Schlange.

Der 1. und 2. Dekan sind vollständig zerstört D XV, 45, 5: (3–4) [… …] (3–4) [… …] a . a

Hier hätten die Dekane Knmt und $ry-(Xpd-)knmt stehen sollen, vgl. EAT III, 141–142.

Der 3. Dekan (Gott mit Onuris-Federkrone auf dem Kopf) D XV, 45, 6: (5) O#t-D#t (5) Der Anfang des Djat-Sternbildes a . a

Vgl. LGG V, 17b und EAT III, 142. Abgesehen von dem Stern unterhalb des Namensfeldes sind über dem Gott noch drei weitere Sterne zu sehen.

Der 4. Dekan (Gott mit weißer Krone auf dem Kopf) D XV, 45, 6: (6) E#t (6) Das Djat-Sternbild a . a

Vgl. LGG VII, 591a und EAT III, 142. Nur als Dekan der Tanisfamilie belegt. Ohne den Stern nach dem Namen sind über dem Dekan drei Sterne wiedergegeben.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, West

373

Der 5. Dekan (Gott mit Straußenfederkrone auf dem Kopf) D XV, 45, 7: (7) PHwy-D#t a

. (7) Das Ende des Djat-Sternbildes a .

Vgl. LGG III, 99b und EAT III, 142. Der Name ist unvollständig wiedergegeben (vgl. Photo I_3926). Abgesehen von dem Stern unterhalb des Namensfeldes sind um die Krone des Gottes herum noch drei weitere Sterne zu sehen.

Der 6. Dekan (falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe und Uräus auf einem Widdergehörn auf dem Kopf) D XV, 45, 7: (8) Vm#(t) (8) Das Tjemat-Sternbild a . a

Vgl. LGG VII, 465c und EAT III, 142. Ohne den Stern nach dem Namen sind über dem Dekan drei Sterne wiedergegeben.

Der 7. Dekan (falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe und Uräus auf einem Widdergehörn auf dem Kopf) D XV, 45, 8: (9) WS#ty a

. (9) Das Uschati-Sternbild a .

Vgl. LGG II, 591c und EAT III, 142. Handelt es sich bei dem Vogel es sich um einen b#-Vogel oder um eine Gans oder Ente ohne Brustfeder (vgl. Photo I_3925)? Zwischen dem Namen des Dekans und der Sonnenscheibe ist ein Stern wiedergegeben.

Der 8. Dekan (Gott mit Gebkrone auf dem Kopf) D XV, 45, 8: (10) Bk#ty a

. (10) Das Bekati-Sternbild a .

Vgl. LGG II, 840a und EAT III, 143. Wohl derselbe Vogel wie zuvor, nur dieses Mal mit Brustfeder wiedergegeben (vgl. Photo I_3922). Zwischen dem Namen und der Sonnenscheibe ist ein Stern wiedergegeben.

Der 9. Dekan (falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe und Uräus auf dem Kopf) D XV, 45, 9: (11) IpDs a

(11) Das Ipdjes-Sternbild a .

Vgl. LGG I, 222b und EAT III, 143. Zwischen dem Namen und der Krone ist ein Stern wiedergegeben. Der Stern außerhalb des Namensfeldes ist wohl als Determinativ zu werten.

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374

5.1.4 Dendara, Pronaos

Der 10. Dekan (falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe und Uräus auf dem Kopf) D XV, 45, 9: (12) cbxs (12) Das Sebeches-Sternbild a . a

Vgl. LGG VI, 256a und EAT III, 143. Über dem Gott sind zwei Sterne wiedergegeben.

Der 11. Dekan (Kopf über Arm auf Amphorenständer – ) D XV, 45, 10: (13) vpy-o-Xntt (13) Der Vorläufer des Chentet-Sternbildes a . a

Vgl. LGG VII, 401b und EAT III, 143. Über der Figur des Dekans sind vier Sterne wiedergegeben. Auf dem runden Tierkreis (Tf. 13), im Grab des Psenosiris in Athribis (Tf. VI) oder in Esna (Tf. 15) ist dieser Dekan als krokodilköpfige Büste wiedergegeben. Die hier gewählte Darstellung mit den einzelnen Hieroglyphen könnte als spielerische Beschreibung dieser Büste verstanden gewesen sein.

Der 12. Dekan (hockender Pavian in einer Scheibe) D XV, 45, 10: (14) Ory-ib-wi# (14) Der sich inmitten der Barke befindet a . a

Vgl. LGG V, 322c und EAT III, 143. Über dem Dekan sind drei Sterne wiedergegeben.

Der 13. Dekan (schlangenköpfiger Gott) D XV, 45, 11: (15) cpty-Xnwy (15) Die Lippen der beiden Chen-Fische a . a

Vgl. LGG VI, 268b und EAT III, 143. Über dem Dekan sind zwei Sterne wiedergegeben.

Der 14. Dekan (falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe mit Uräus auf dem Kopf) D XV, 45, 11: (16) cSmw (16) Das Seschemu-Sternbild a . a

Vgl. LGG VII, 121a (unter Schesemsu – Csmw aufgenommen) und EAT III, 144. Über dem Dekan sind vier Sterne wiedergegeben.

Der 15. Dekan (Gott mit Kobra auf dem Kopf) D XV, 45, 12: (17) c#wy-Ssm (17) Die Flanken des Seschem-Sternbildes a . a

Vgl. LGG VI, 95b (unter c#-sSm aufgenommen) und EAT III, 144. Über dem Dekan sind zwei Sterne wiedergegeben.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, West

375

Der 16. Dekan (Gott mit Scheibe anstelle des Kopfes) D XV, 45, 12: (18) Knmw-sSmw (18) Der Dunkle des Seschem-Sternbildes a . a

Vgl. LGG VII, 290a (unter Knm aufgenommen) und EAT III, 144 (ebenfalls unter Knm gelistet). Über dem Dekan sind drei Sterne wiedergegeben.

Der 17. Dekan (falkenköpfiger Gott mit Doppelkrone) D XV, 45, 13: (19) vpy-o-smd (19) Der Vorgänger der Augenbraue (= des Sternbildes des Schafs) a . a

Vgl. LGG VII, 401c und EAT III, 144. Über dem Dekan sind zwei Sterne wiedergegeben.

Auswertung zu den Dekanen der Tanis-Familie (1. Register) Die Reihe der Dekane beginnt hier nicht mit dem ersten zu erwartenden Dekan der TanisFamilie Knmt, sondern mit dem letzten Dekan Nr. 36 PHwy-Hry. Ihm folgt das Götterkind von Dendara Ihi in Begleitung einer namentlich nicht genannten Schlange in einer Barke und erst danach wird der erste Dekan der Tanis-Liste aufgeführt, dessen Name und Darstellung allerdings vollständig verloren ist. Über der Schlange wurde neben den Namen des Ihi noch ein einzelner Stern gesetzt, der diese möglicherweise als astrale Schlange ausweisen soll. Die Reihe der Tanisdekane wird auf dieser Seite bis zum 17. Dekan vpy-o-smd fortgeführt. Travée 3, West, 2. (oberes) Register Im oberen Register sind die Tierkreiszeichen des Winters, mit dem Löwen auf der Nordseite beginnend und dem Steinbock auf der Südseite endet, wiedergegeben. Zwischen den Sternzeichen befinden sich weitere ägyptische oder griechische Sterne und Sterngruppen sowie die Stunden der Nacht, von der 12. Stunde vor dem Löwen bis zur 1. Stunde am Ende der Reihe nach Capricorn. Über einzelnen Tierkreiszeichen sind die fünf Planeten in Vogelgestalt in ihren Taghäusern gezeigt. Die Tierkreiszeichen, weitere Sternkonstellationen, Planeten und Stundengöttinnen Die erste Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 12. Nachtstunde) D XV, 46, 2: (1) Ptrt-nfrw-n-nb=s (1) Die die Vollkommenheit ihres Herrn schaut a . a

S. LGG III, 168a. Bezeichnung der zwölften Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in Dendara und auf Särgen.

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376

5.1.4 Dendara, Pronaos

Die zweite Gottheit, bzw. Gruppierung von Göttern (schreitender Löwe (1) über einer Schlange (2), hinter ihm steht eine Göttin mit Flagellum in der Hand, die den Löwen am Schwanz hält (3). Vor der Göttin steht ein Vogel (4), von dem nur noch der Kopf erhalten ist) Figur des Tierkreises (1), Löwe (Leo, Symbol: ♌, 23. Juli – 23. August; 120-150°) EAT III (79–80 mit Tf. 42). Sternbild Ab (2), die Schlange unter dem Löwen: griechisches Sternbild Hydra, s. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 311 und 314. Sternbild Ac (3), die Frau, die den Schwanz des Löwen hält: Sternbild, das bei Teukros und im Liber Hermetis genannt ist (das Mädchen, das über dem Schwanz der Hydra steht). S. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 311–313 und 314. Sternbild Ad (4), der Vogel auf der Schlange, in der Nähe des Löwenschwanzes: griechisches Sternbild Corvus (der Rabe), s. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 313 und 314. Die dritte Gottheit (preisende Göttin mit sitzendem Kindgott, der ihr entgegenblickt. Von der Göttin ist nur noch der Kopf und eine Hand erhalten, von dem Kind der Kopf und Oberkörper) Sternbild V bei EAT III (81 mit Tf. 42). Sternbild, das bei Teukros und im Liber Hermetis genannt ist, zur Identifikation vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 307 und die Liste auf S. 315. Zum Vergleich s. den Ausschnitt der entsprechend erhaltenen Figur (V) aus dem runden Tierkreis.

Die vierte Gottheit (vierfach gewundene Schlange mit Geierkopf in einem Rechteck) Sternbild Aa bei EAT III (81 mit Tf. 42). Ägyptisches Sternbild, zur Identifikation vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 311 (Anm. 141, mit Verweis auf LGG III, 110a; es handelt sich um Pxr-Hr, der als Herbeibringer der Überschwemmung gilt, die dann beginnt, wenn die Sonne im Zeichen des Löwen steht) und die Liste auf S. 314. Die fünfte Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 11. Nachtstunde) D XV, 46, 2: (2) %sft-Xmw a

(2) Die den Umstürzenden abwehrt a .

S. LGG V, 960b. Bezeichnung der elften Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in Dendara und auf Särgen.

Die sechste Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 10. Nachtstunde) D XV, 46, 3: (3) Mkt-nb=s (3) Die ihren Herrn schützt a . a

S. LGG III, 453c. Bezeichnung der zehnten Nachtstunde der Stundengöttinnen im Amduat, LdN, in Dendara und auf Särgen.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, West

377

Die siebte Gottheit (Göttin, die eine große Kornähre vor sich hält) Figur des Tierkreises, Jungfrau (Virgo, Symbol: ♍, 24. August – 23. September; 150-180°) EAT III (80 mit Tf. 42). Die achte Gottheit (stierköpfiger Gott, der einen Pflug in beiden Händen hält) Sternbild W bei EAT III (81 mit Tf. 42). Sternbild, das bei Teukros und im Liber Hermetis genannt ist, zur Identifikation vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 307–309 und die Liste auf S. 315. Die neunte Gottheit (pavianköpfiger Vogel) D XV, 46, 3: (4) cbg (4) (Der Planet) Merkur a . a

S. LGG VI, 266b. Zur Position des Planeten Merkur vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286. Merkur befindet sich hinter der Jungfrau und damit in seinem Taghaus.

Die zehnte Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 9. Nachtstunde) D XV, 46, 4: (5) Nbt-snD (5) Die Herrin der Furcht a . a

S. LGG IV, 130b. Bezeichnung der neunten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in Dendara und auf Särgen.

Die elfte Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 8. Nachtstunde) D XV, 46, 4: (6) M(H)rt-nsrt (6) Die mit schmerzhafter Flamme a . a

S. LGG III, 326c. Bezeichnung der achten Nachtstunde der Stundengöttinnen im Amduat, LdN, in Dendara und auf Särgen.

Die zwölfte Gottheit (Waage über einem Horizontzeichen, in dem ein Kind sitzt) Figur des Tierkreises, Waage (Libra, Symbol: ♎, 24. September – 23. Oktober; 180-210°) EAT III 80 mit Tf. 42). Die 13. Gottheit (schreitende Frau vor Scheibe, mit weißer Krone, in Mantel gehüllt, die ein Zepter mit Widderkopf in den Händen hält) Sternbild Z bei EAT III (81 mit Tf. 42). Unklares Sternbild, zur (Nicht-) Identifikation vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 311 und die Liste auf S. 315.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Die 14. Gottheit (Falke mit weißer Krone) D XV, 46, 5: (7) P#-nTr-dw#y (7) (Der Planet) Venus a . a

S. LGG VI, 445b. Zur Position des Planeten Venus vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286. Venus befindet sich hinter der Waage und damit in ihrem Taghaus.

Die 15. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 7. Nachtstunde) D XV, 46, 5: (8) [Oryt-tp-oH#t]-Hr-nb=s (8) [Die Vorsteherin], die für ihren Herrn [kämpft] a . a

S. LGG V, 447a. Bezeichnung der siebten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in Dendara und auf Särgen.

Die 16. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 6. Nachtstunde) D XV, 46, 6: Erg.: (9) [Esrw-St#w] a

. (9) [Die mit erhabener Gestalt] a .

S. LGG VII, 673b. Bezeichnung der sechsten Nachtstunde der Stundengöttinnen in Dendara.

Die 17. Gottheit (schreitende Kompositfigur mit Löwenfüßen, Nilpferdkörper, Skorpionsschwanz, menschlichen Armen und Kopf, die eine weiße Krone trägt und ein Weihrauchtöpfchen darrreicht) Sternbild Y bei EAT III (81 mit Tf. 42). ägyptisches Sternbild (das Nilpferd (rrt) der ramessidischen Sternuhren), zur Identifikation vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 310 und die Liste auf S. 314. Die 18. Gottheit (Skorpion) Figur des Tierkreises, Skorpion (Scorpio, Symbol: ♏, 24. Oktober – 22. November; 210-240°) EAT III (80 mit Tf. 42). Die 19. Gottheit (Falke mit weißer Krone) Zur Position des Planeten Mars vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286. Mars befindet sich hinter dem Skorpion und damit in seinem Taghaus. Die 20. Gottheit (Schakal auf Pflug, beide sind leicht schräggestellt) Sternbild B bei EAT III (81 mit Tf. 42). Unklares Sternbild, zur (Nicht-) Identifikation vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 294 und die Liste auf S. 315.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, West

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Die 21. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 5. Nachtstunde) D XV, 46, 6: (10) Nbt-onX (10) Die Herrin des Lebens a . a S. LGG IV, 28a. Bezeichnung der fünften Nachtstunde der Stundengöttinnen in Dendara und auf Särgen.

Die 22. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 4. Nachtstunde) D XV, 46, 7: (10) o#t-Sfyt (10) Die mit großem Ansehen a . a S. LGG II, 66c. Bezeichnung der vierten Nachtstunde der Stundengöttinnen in Dendara und auf Särgen.

Die 23. Gottheit (doppelköpfiger (Löwen- und Menschenkopf) Zentaur mit Flügeln und einem Skorpionsschwanz mit Osiriskrone (weiße Krone mit Straußenfedern), der einen Pfeil mit dem Bogen abschießt. Unter den Vorderfüßen befindet sich eine Barke (Ae)) Figur des Tierkreises, Schütze (Sagittarius, Symbol: ♐, 23. November – 21. Dezember; 240270°) EAT III (80 mit Tf. 42). Sternbild Ae, Barke unter den Vorderfüßen des Schützen: griechisches Sternbild Corona Australis, zur Identifikation vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 313 und die Liste auf S. 314. Die 24. Gottheit (Falke mit Krone aus Kuhgehörn, Sonnenscheibe und zwei Federn auf dem Kopf) Zur Position des Planeten Jupiter vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286. Jupiter befindet sich über dem Schützen und damit in seinem Taghaus. Die 25. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 3. Nachtstunde) D XV, 46, 7: (12) cHrt-Dwt (12) Die das Böse entfernt a . a

S. LGG VI, 461c. Bezeichnung der dritten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in Dendara und auf Särgen.

Die 26. Gottheit (Gott mit Falkenkopf, der eine Harpune auf Mesechtiu richtet) D XV, 46, 8: (12) Or-Hw-sbiw (12) Horus, der die Rebellen schlägt a . a

S. LGG V, 461c. Bezeichnung des Gottes Anu (Teil der nördlichen Konstellation). Zur Identifikation vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 292–294 (Nilpferd (A, a) und der falkenköpfige Gott (A, b)).

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Die 27. Gottheit (Stierschenkel mit Stierkopf und sieben Sternen um sich herum) Der große Wagen, Stierschenkel (msXtyw), vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 294–295 (nach EAT III, 200, Sternbild C). Zentrales Sternbild der nördlichen Konstellation. Die 28. Gottheit (thoërisgestaltige Gottheit, die sich auf eine s#-Schlaufe stützt und ein Seil um das Bein des Stierschenkels geschlungen hat) Sternbild A bei EAT III, 200. Zweites zentrales Sternbild der nördlichen Konstellation, das zusammen mit dem Stierschenkel (msXtyw) vorkommt, zu Lage und weiterer Identifikation s. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 292–294 (A, a). Die 29. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 2. Nachtstunde) D XV, 46, 8: (14) cort-nb=s (14) Die ihren Herrn aufsteigen lässt a . a

S. LGG VI, 193c. Bezeichnung der zweiten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in Dendara und auf Särgen.

Die 30. Gottheit (Falke mit Stierkopf) Zur Position des Planeten Saturn vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286. Saturn befindet sich vorne über dem Steinbock und damit in seinem Taghaus. Die 31. Gottheit (Kompositfigur aus Fischkörper in Aufsicht und Ziegenkopf mit Vorderfüßen) Figur des Tierkreises, Steinbock (Capricornus, Symbol: ♑, 22. Dezember – 20. Januar; 270300°) EAT III (80 mit Tf. 42). Die 32. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 1. Nachtstunde) D XV, 46, 9: (15) Nbt-Hryw a

. (15) Die Herrin der Sterne a .

Die Anordnung der Pluralstriche ist anders als in D XV, 46, 9. Zu dieser Stundengöttin vgl. LGG IV, 108a. Bezeichnung der ersten Nachtstunde der Stundengöttinnen in Dendara und auf Särgen.

Auswertung zu den Stundengöttinnen, Tierkreiszeichen mitsamt weiteren Sternbildern und Planeten (2. Register) Die Reihe der Stundengöttinnen wird durch die Göttin der 12. Nachtstunde am nördlichen Ende eröffnet und durch die der 1. Nachtstunde im Süden abgeschlossen. Die Göttinnen werden durch einen Stern auf dem Kopf gekennzeichnet und sind in unregelmäßiger Reihenfolge,

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, West

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zum Teil einzeln, zum Teil aber auch paarweise zwischen die Sternenkonstellationen gesetzt. Ihre Abfolge entspricht dem logischen Ablauf der Stunden im Körper der Nut vom Sonnenuntergang am Kopfende der Göttin bis zum Sonnenaufgang am Fußende der Himmelsgöttin. Die Tierkreiszeichen werden in der für Ägypten kanonischen Form gezeigt und sind – wie ebenfalls üblich – nicht durch Beischriften gekennzeichnet. Die Reihe wird mit dem Löwen begonnen, der von weiteren Sternbildern umgeben ist (Hydra, Mädchen und Corvus508), dem wiederum eine Sternenkonstellation (V in EAT III, 81 mit Tf. 42)509 sowie die Pxr-HrSchlange folgt510. Letztere kennzeichnet den Zeitpunkt des Beginns der Überschwemmung, die einsetzt, wenn die Sonne im Zeichen des Löwen steht. Das Tierkreiszeichen Jungfrau wird ebenfalls von einem weiteren Sternbild begleitet (W in EAT III, 80 mit Tf. 42)511. Der Waage folgt das Sternbild einer schreitenden Frau in einer Scheibe (Z in EAT III, 81 mit Tf. 42)512. Vor dem Skorpion ist das Sternbild Y513 und nach dem Tierkreiszeichen das Bild B514 (beide: EAT III, 81 mit Tf. 42) zu sehen. Dem Schützen folgt die nördliche Konstellation, die auf das Nilpferd, Mesechtiu und den speerenden Anu reduziert ist und am Ende der Reihe ist noch der Steinbock vorhanden. Auf dem westlichen Travée sind also die Tierkreiszeichen vom Sommer (die Sonne steht im – oder präziser vor – dem Löwen am Nordende, auf die Figur der Nut bezogen, im Osten), über den Herbst bis zum Winter (Südende) wiedergegeben. Die Planeten sind, bis auf die Sonne, als Vögel wiedergegeben und befinden sich der Häuserlehre der antiken Astrologie folgend in ihren Taghäusern in der Umgebung der jeweiligen Tierkreiszeichen515. Dabei steht die Sonne in Form des morgendlichen Skarabäus vor dem Löwen, der pavianköpfige Merkur (cbg) hinter der Jungfrau und Sternbild W, die rein falkengestaltige Venus (P#-nTr-dw#y) mit weißer Krone auf dem Kopf hinter der Waage und Sternbild Z. Der Mars (ohne Beischrift), in derselben Ikonographie wie Venus, folgt auf die Sternbilder Y und Skorpion. Jupiter (ebenfalls ohne Beischrift) wird als Falke mit einer Krone aus Kuhgehörn mit einer Scheibe darin, auf die zwei hohe Federn gesetzt sind, gezeigt. Den Schlusspunkt setzt ein Falke mit Stierkopf, bei dem es sich um Saturn handelt und der über dem Kopf des Steinbocks steht. Nordwestecke: Die Beischriften zur Himmelsgöttin Nut und den verschiedenen Sonnendarstellungen Auf der Nordseite sind die Füße der Himmelsgöttin Nut auf einem schräg gestellten Bergzeichen (Dw) platziert. Aus ihrem Schoß ist gerade der morgendliche Sonnengott in Form eines Skarabäus mit einem Flügel herausgekommen, bei dem es sich laut Beischrift um Horus von Edfu handelt.

508 509 510 511 512 513 514 515

Zu diesen Sternbildern vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 311–314. Zum Sternbild V vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 307 und die Liste auf S. 315. Zur Pxr-Hr-Schlange vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 311 mit Anm. 141. Zum Sternbild W vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 307–309 und die Liste auf S. 315. Zum Sternbild Z vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 311 und die Liste auf S. 315. Zum Sternbild Y vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 310 und die Liste auf S. 314. Zum Sternbild B vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 294 und die Liste auf S. 315. Zur Stellung der Planeten vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286.

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382

5.1.4 Dendara, Pronaos

Beischrift zu dem Skarabäus mit einem Flügel, neben den Beinen und unter Schoß der Nut (D XV, 46, 11–13): (1) xnm Or-BHdt nTr o# (1) Horus von Edfu, der große Gott und Herr des Himnb pt m #Xt imntt mels, (indem) er sich im westlichen Horizont vereinigt, Ssp=f (2) Hwt-mnit er empfängt (2) das Haus des Menits, seinem Lieblingsst-ib=f Htp=f m onXt spr=f platz. Er geht unter im Lebensland, (indem) er zu seinem r dmit=f p#wty(t) tpy(t) Ort, gelangt. Der erste Urzeitliche a , (3) Qm#.n Itmw st s#t=f (3) den Atum erschaffen hat. Der Platz seiner Tochter, Wsrt Hryw-s# n Gb der Mächtigen und derer, die nach Geb kommen b . sDr=f im=s (4) r sHD t# Er schläft in ihm (4) bis zum Morgengrauen, Xpr=f m %pri di=f sw er wird zu Chepri, (wenn) er sich im Ostgebirge zeigt, m b#xw sHD pt t# m nfrw=f leuchten Himmel und Erde durch seine Vollkommenheit. a

b

Das Bezugswort ist wohl „der Ort“ (dmit) und nicht Horus von Edfu, da der nachfolgende Text weiter auf den Ort verweist. Bezeichnung einer kontextspezifischen Göttergruppe, vgl. LGG V, 408b.

Südwestecke: Die Beischriften zur Himmelsgöttin Nut und den verschiedenen Sonnendarstellungen Neben den Händen der Nut, die auf einem Bergzeichen (Dw) enden und unter der geflügelten Sonne am Mund der Nut (D XV, 47, 2): (1) opy-Sps sXd=f (2) m (1) Der prächtige Flügelskarabäus a , er sinkt herab (2) X#wy spr=f m#nw m Itmw zum Abend b und er erreicht das Westgebirge als Atum. a b

Zu dieser häufigen Bezeichnung des Flügelskarabäus, vgl. LGG II, 97b. Gemeint ist der Abend als Zeitpunkt des Sonnenuntergangs, vgl. Wb III, 225, 17.

Auswertung zur Himmelsgöttin Der Körper der Nut ist vom Eingang im Norden, wo ihre Füße fest auf einem schrägen, nach hinten aufsteigenden Bergsymbol stehen über die gesamte westliche Seite bis zu ihren Armen und ihrem Kopf, der sich im südlichen inneren Teil des Pronaos befindet, ausgestreckt. Vor dem Mund der Nut befindet sich eine Sonnenscheibe mit einem Flügel, die die abendliche Sonne zeigt. Sie wird in der kurzen Beischrift als prächtiger Skarabäus (opy-Sps) bezeichnet, der zur Zeit des Abends (X#wy) herabsinkt (sXd) und das Westgebirge (m#nw) als Atum erreicht (spr). Die Sonne befindet an Schoß der Himmelsgöttin in Form eines einflügeligen Skarabäus. Hier wird sie in einem vierzeiligen Text beschrieben, in dem sie als Horus von Edfu (Or-BHdt) bezeichnet wird. Dass die Sonne dann aber als im Westhorizont befindlich bezeichnet wird, verwundert zunächst, löst sich jedoch auf, wenn bedacht wird, dass sich die gesamte Darstellung auf der Westhälfte befindet und daher auch den Aufgang der Sonne im Westen beschreiben könnte. Auch im folgenden Text wird weiterhin mehrfach auf die Abend- und Nachtsonne neben Osiris referiert. Erst am Ende des Textes wird dann tatsächlich auf den Sonnenaufgang Bezug genommen.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, West

383

Die Inschriftenzeilen Die beiden Register sind durch je eine Inschriftenzeile getrennt, sodass unter dem ersten Register (zum Körper der Nut hin, Zeile 3), zwischen den beiden Registern (Zeile 2) und über dem zweiten Register (Zeile 1) je eine Zeile steht. Alle drei Inschriften sind von links nach rechts ausgerichtet, beginnen an den Armen der Nut und enden an ihren Beinen, womit die Nachtfahrt der Sonne in den Fokus rückt. Die östliche Inschrift, D XV, 47, 4–9: (1) inD Hr=T Owt-Hr nbt Iwnt (1) Sei gegrüßt, Hathor, Herrin von Dendara, nbt pt Hnwt-nTrw-nbw Herrin des Himmels und Gebieterin aller Götter, sDtyt prt m Itmw das Mädchen a , das aus Atum hervorgegangen ist b , itnt nbt #Xt nfrt Hr Scheibe und Herrin des Horizonts, die mit vollkommenpt t# sHD m nbw em Gesicht; Himmel und Erde leuchten mit Gold, (wähb#Q t#wy m stwt=s rend) die beiden Länder durch ihre Strahlen erglänzen. inD-Hr=T Owt-Hr nbt-Iwnt Sei gegrüßt, Hathor (und) Herrin von Dendara, [… … … … … … … …] [… … … … … … … …] [XsbDt] tp rdi ib n Ro die mit lapislazuliblauem Kopf c , die das Herz des Re d m Hoo wsrt f#w in Jubel versetzt, die mit mächtigem Ansehen e oH# Hr s#=s irt mkt n kämpft für ihren Sohn. Die den Schutz für den bereitet, imy-wty wpt=s #mst ib der zwischen ihren Hörnern ist f , die sich freut (und) dr rQw=f stnmmt seine Widersacher vertreibt g , die den Rebellen auf h sbi Hr mTn ^Pr-o#¿ iiw Xr=T dem Weg des ^Pharao¿ in die Irre führt, die vor dich m hrw pn drt Dwt nbwt an diesem Tag gekommen sind und alles dazugehörige iry=f Htp {=T} Hr=T nfr Böse vertreibt. Möge dein vollkommenes Gesicht n ^Pr-o#¿ gnädig sein mit dem ^Pharao¿. a b c

d e f

g

h

Häufige Bezeichnung der Hathor, vgl. LGG VI, 727c. Seltenere Bezeichnung der Hathor, vgl. LGG III, 96c. Nicht allzu seltene Bezeichnung der Hathor in Dendara, vgl. LGG V, 953c. Allerdings ist von dem ersten Lemma kaum mehr, als die drei kleinen Punkte zu erkennen, die als Determinativ zu sehr vielen und ganz unterschiedlichen Materialien dienen können. Der Bezugspunkt könnte hier die blau wiedergegebenen Haare der Perücke sein, die die Himmelsgöttin auf dem Kopf trägt. Nach Übersetzungsvorschlag LEITZ. So auch CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 66–67. Als Bezeichnung der Hathor belegt, vgl. LGG II, 583a. Der Ausdruck ist ähnlich zu solchen, die im LGG I, 518–519 zusammengestellt sind und spielt wohl auf die Kuh an, zwischen deren Hörnern das Sonnenkind sitzt. S. LGG I, 21a, s. v. #mst-ib. Vgl. Aber auch den folgenden Eintrag (#mst-ib-Hr-sDm-spr), der mit einer vergleichbaren Konstruktion arbeitet. Das in ist wohl nicht mitzulesen.

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384

5.1.4 Dendara, Pronaos

Die mittlere Inschrift, D XV, 47, 10 –48, 2: Paralleltexte: 1) D Mammisis, 160, 15 – 161, 5 (Römisches Mammisi von Dendara, Saal der Neunheit (Vorraum), Obere Friesinschrift, linke Nordhälfte); 2) D XV, 371, 2–9 (= DÜMICHEN, Baugeschichte, Tf. 39, 4–7; Außenseite Pronaos, Westhälfte, Dach, Bandeau de la frise). (2) Owt-Hr nbt pt ii.ti (2) Hathor, Herrin des Himmels, ist in ihr Haus gekomr pr=s is r xnm sSm=s men, um sich mit ihrer Statue zu vereinen, (möge) ihre im#w=s boH m Hrw mi Ro Beliebtheit die Gesichter überflutet, wie Re, di=f sw m dw#w sDm n=t (wenn) er sich am Morgen zeigt. Höre du doch o#i nb sp-sn-nw m WTst den ganzen Jubel in Edfu, (wenn) EXTÉRIEUR DU PRONAOS hy hn m Iwnt Preis und Jubel angestimmt wird in Dendara, i#w Q# m r# Owt-k#-PtH großer Preis ist am Tor371 von Memphis, EXTÉRIEUR DU PRONAOS I' . hrw pfy n wD#w r sXmw an jenem Tag des Gangs(?) zu den Heiligtümern. EXTÉRIEUR DU PRONAOS I' . 371 nTrw Hr sn-t# nTrwt Hr Die Götter küssen den Boden, die Göttinnen sind auf Bandeau de la frise xwt=sn Hr nbw mitt irw ihren Bäuchen, ein jedes Antlitz, ganz genauso (und) D#mw sxs n mr owy=sn mH m die Jugend läuft zum Mer-Heiligtum, ihre Arme angefüllt Bandeau de la frise Dsr w#t Hr m## #Xt mit ‚dem, was den Weg freihält’ a , (wenn sie) die Bandeau de la frise Glänzende sehen, [die aus Atum hervorkam (und) [pr m Itmw swD.n=s Ro psSty=f n=s für sich Re seine beiden Anteile überwies, welche sich imy Snw n] irt=f im Umkreis] b seines Auges [befinden]. iwtt Xsf=s m nTrw Deren Abwehr es unter den Göttern nicht gibt c , nach sT# n=s Dww r nmtt der sich die beiden Berge zugewenden d , um auszur Htp m oHt=s schreiten und zur Ruhe zu gehen in ihrem Palast m BHdt in Edfu. a b

Zu Dsr-w#t, vgl. Wb V, 609, 11 –610, 12 „den Weg freimachen, trennen“. Vgl. hierzu die Parallelen, nach denen es möglich ist, die Lücke zu schließen. 1) D Mammisis, 161, 3–4:

5 5

. 2) D XV, 371, 6–7:

c d

. Le pronaos du temple d’Hathor: Zur Ergänzung und Übersetzung, s.: CAUVILLE, Dendara, (sic) Analyse de la décoration, 429. In Dendara Bezeichnung der Hathor und des „Auges des Re“ (irt-Ro), vgl. LGG I, 168c. Aufgenommen über den Paralleltext in D XV, 371, 7 (= DÜMICHEN, Baugeschichte, Tf. 39, 7), vgl. LGG VI, 703a. Vgl. auch den folgenden Eintrag aus Kom Ombo mit Bezug auf Tasenetneferet (cT#-n.s-Dwwy-m-nmtt.sn, „der sich die beiden Bergzüge mit ihren Schritten zuwenden“). Frise

Frise

Frise

10 TABLEAU

U I'. Toit s. partie médiane fr. (pl. 207). Toit s. partie médiane fr. (pl. 207).

10

I'. Toit s. partie médiane fr. (pl.

Moitié est

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, West

385

Die westliche Inschrift, D XV, 48, 3–9: Paralleltext: D XV, 321, 10 – 322, 1 (die Passage am Schluss ist nicht mehr parallel, da dieser Text, wohl aus Platzgründen, abrupt endet). (3) inD-Hr=T irt Ro Hnwt (3) Sei gegrüßt, Auge des Re, Gebieterin der beiden t#wy wot nt psDt dSrt irty Länder, Einzige der Neunheit a , die mit roten Augen b , sXm=s m HH (indem) sie mächtig ist über Millionen c , dndnyt nbt nrw die Wütende (und) Herrin des Schreckens, Wrt-Hk#w Xwt t#wy die groß an Zauber ist (und) die beiden Länder schützt, die für sich die beiden Länder mit ihrer Macht ergreift d , iTyw n=s t#wy m ánñXt=s nn ir.tw sXrw m Xm=s ohne deren Wissen keine Pläne gemacht werden e , S#ot pt t# dw#t die Himmel, Erde und Unterwelt begonnen hat f . Owt-Hr nbt Iwnt tpyt nt Ro Hathor, Herrin von Dendara, Kobra des Re g , mwt nTr Xnt wi#=s die Gottesmutter in ihrer Barke h , pxrt dw#t nt it=s Ro die die Unterwelt ihres Vaters Re durchzieht, wD#t #Xt nt %pri das glänzende Udjatauge des Chepri, HQ#t m HDt nswt m dSrt Herrscherin mit der weißen und Königin mit der roten Hnwt m Swty nbt sSSt Krone, Gebieterin mit der Federkrone, Herrin des Hnwt [sXmw sHtp ib n] Sistrums, Gebieterin der [Rasseln, die das Herz dessen] i Imn-rn=f wrt nt pt mit verborgenem Namen [zufriedenstellt]. Die Große des sHDt t#wy m stwt=s Himmels j , die die beiden Länder mit ihren Strahlen erhellt k . Jene Göttin, ohne ihresgleichen l , in Frieden, nTrt tn wsrt nn sn-nwt=s auf ewiglich. m Htp Dt a b c d

e f g h

i

j k l

Vgl. LGG II, 287c. Vgl. LGG VII, 573a. Vgl. LGG VI, 565a, (ohne Suffix unter cXmt-m-HH aufgenommen). Vgl. LGG I, 639a, mit einem Beleg aus Edfu (E VI, 57, 11), bei dem es sich um eine Bezeichnung der Hathor handelt. S. LGG III, 479b. S. LGG VII, 21c. Als Bezeichnung von Isis, Neith und Hathor belegt. LGG VII, 399a. Neben Hathor auch als Bezeichnung von weiteren Göttinnen belegt. Vgl. LGG V, 898c als Bezeichnung der Hathor in einer Ritualszene (Udjat-Auge: wD#t) in D V, 23, 16. Die Ergänzung folgt dem Paralleltext D XV, 321, 14–15. S. auch CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 548–549. S. LGG II, 486b (als Wrt-m-pt aufgenommen). Vgl. LGG VI, 494b. Vgl. LGG III, 502b.

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386

5.1.4 Dendara, Pronaos

Auswertung zu den Inschriftenzeilen der Westhälfte Die erste, östlichste Inschriftenzeile, die sich auf der Höhe der Hände und Füße der Göttin befindet, beziehen sich ganz auf Hathor, die hier zugleich als Himmelsgöttin Nut angesprochen wird. Sie wird als Kind, das aus Atum hervorgegangen ist (sDtyt-prt-m-Itmw), was sie eigentlich in die Position der löwengestaltigen Tefnut erhebt, sowie als Scheibe (Itnt) bezeichnet, die Himmel, Erde und Welt erstrahlen lässt (pt t# sHD m nbw b#Q t#wy m stwt=s). Als Mutter der Sonne beschützt sie darüber hinaus noch ihren Sohn und vernichtet seine Widersacher. Auch die zweite Inschrift, die zwischen den beiden Registern steht, richtet sich an Hathor. In ihr wird die Göttin aufgefordert, in ihr Haus (pr=s) zu kommen um sich dort mit ihrer Statue (sSm) zu vereinigen (xnm). Der weitere Hymnus beschäftigt sich dann hauptsächlich mit dem Kult der Göttin und wie sie von jedermann bejubelt und gepriesen wird. In der letzten Inschrift, die sich unterhalb der Dekane und des Körpers der Himmelsgöttin befindet, wird die Göttin als Auge des Re (irt-Ro) angerufen, bei der es sich wieder um die gefahrvolle, Schrecken verbreitende Göttin handelt, die als Löwin oder Kobra beschützt und über die Kronen als Herrscherin verfügt, wobei zu ihren Abzeichen auch die Sistren gehören, die überall im Tempel als Kultgerät präsent sind. Die langen Inschriftenzeilen der Westhälfte beziehen sich ausschließlich auf die Herrin des Tempels Hathor, die zugleich als Himmelsgöttin Nut und Tochter des Sonnengottes Re Tefnut gedacht ist und in diesen beiden Eigenschaften sowohl den Himmel verkörpert als auch als Stirnschlange des Re (vpyt-nt-Ro) diesen beschützt und als Eigentümerin der Kronen seinen Herrschaftsanspruch auf Erden verteidigt. 5.1.4.3 Dendara, Decke des Pronaos, Travée 3, Ost516

516 Vgl. die farbige Photographie bei CAUVILLE und POLLIN, La Renaissance de Dendara, XVIII–XIX (das Photo ist gespiegelt wiedergegeben! In der Montage sollten die Figuren in allen drei Travées mit den Füßen zur Außenwand stehen) und 44 (beide Bilder sind gespiegelt wiedergegeben!).

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost

387

(Abb. 165, schematisierte Strichzeichnung nach: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tf. VIII; Zeilenzählung nach: D XV, 23–26)

Text: D XV, 23–26 (Text) Übersetzung: CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 30–37 (Gesamtübersetzung); CAUVILLE, Dendara, Le pronaos du temple d’Hathor: Analyse de la décoration, 534–560 (Analyse der beiden äußeren Travées, Nr. 3); LEITZ, Die Sternbilder auf dem rechteckigen und runden Tierkreis von Dendara, in: SAK 34, 2006, 285–318 (zu den beiden Travées (Nr. 3) mit dem Tierkreis) Travée 3, Ost, 1. (unteres) Register Direkt unterhalb des Körpers der Nut fährt die zweite Hälfte der Dekane von Nr. 18 bis 35 der Tanisfamilie in ihren Barken. Am Ende folgen zwei Barken mit den Göttern von Dendara. Die Dekane der Tanis-Familie in ihren Barken (Nrn 18 – 35) Der 18. Dekan (falkenköpfiger Gott mit einem Stern vor ihm) D XV, 23, 4: (1) P#-sb#-woty (1) Der einzelne Stern a . a

Vgl. LGG VI, 240a dort als „der einzigartige Stern“ übersetzt und auf EAT III, 144 verwiesen (Beleg [12]).

Der 19. Dekan (ibisköpfiger Gott mit drei Sternen) D XV, 23, 4: (2) cmd (2) Die Augenbraue a . a

S. LGG VI, 359b mit Verweis auf EAT III, 144 (Beleg [1]).

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388

5.1.4 Dendara, Pronaos

Der 21.(so) Dekan (Göttin mit 12 Sternen vor und über ihr) D XV, 23, 5: (3) c#wy-srt (3) Die Flanken des Schafes a . a S. LGG VI, 141b mit Verweis auf EAT III, 145. Vor diesem Dekan hätte eigentlich noch crt (vgl. LGG VI, 413a) stehen sollen, deswegen der Bruch in der Zählung.

Der 22. Dekan (Gott mit einem Stern über ihm) D XV, 23, 5: (4) vpy-o-#Xwy (4) Der Vorgänger der beiden Achs a . a

S. LGG VII, 401a mit Verweis auf EAT III, 150. Die Anordnung und Ausführung der Zeichen ist so:

(Photo I_2445).

Der 23. Dekan (schakalsköpfiger Gott mit einem Stern über ihm) D XV, 23, 6: (5) #Xwy (5) Die beiden Achs a . a

S. LGG I, 40b mit Verweis auf EAT III, 150.

Der 24. Dekan (ibisköpfiger517 Gott mit vier Sternen vor und über ihm) D XV, 23, 6: (6) vpy-o-b#wy (6) Der Vorläufer der beiden Bas a . a

S. LGG VII, 401a mit Verweis auf EAT III, 145. Anordnung der Zeichen: (Photo I_2459).

Der 25. Dekan (Gott mit vier Widderköpfen und einem Stern über ihm) D XV, 23, 7: (7) b#wy (7) Die beiden Bas a . a

S. LGG II, 710c mit Verweis auf EAT III, 150.

Der 24. (so) Dekan (widderköpfiger Gott mit vier Sternen über und vor ihm) D XV, 23, 7: (8) vpy-o-b#wy (8) Der Vorläufer der beiden Bas a .

517 Eigentlich sollte der Gott einen Widderkopf haben, wie das bei der Wiederholung dieses Dekans zwei Positionen weiter der Fall ist.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost a

389

S. LGG VII, 401a mit Verweis auf EAT III, 145. Anordnung der Zeichen: (Photo I_2463). Der 24. Dekan wurde hier noch einmal in der kanonischeren Ikonographie wiederholt.

Der 26. Dekan (thronendes Kind auf Lotusblüte518 mit zwei Sternen über ihm) D XV, 23, 8: (9) %ntw-Hry (9) Der obere Teil des Chentu-Sternbildes a . a

S. LGG V, 937a mit Verweis auf EAT III, 145. Vgl. auch den Eintrag LGG V, 937b (%nttHryt).

Der 27. Dekan (hockendes Kind mit Mondscheibe auf Sichel auf Lotusblüte mit zwei Sternen über ihm) D XV, 23, 8: (10) %ntw-xry (10) Der untere Teil des Chentu-Sternbildes a . a

S. LGG V, 937a mit Verweis auf EAT III, 153. Vgl. auch den Eintrag LGG V, 937b (%nttxryt).

Der 28. Dekan (stehender Mann mit Nefertem-Krone und drei Sternen vor und hinter ihm) D XV, 23, 9: (11) Öd (11) Ked a . a

Die Schreibung ist irregulär. Zu dem Dekan s. LGG VII, 230c mit Verweis auf EAT III, 153.

Der 29. Dekan (stehender Mann mit Nefertem-Krone und drei Sternen vor und über ihm) D XV, 23, 9: (12) c#wy-Qd (12) Die Flanken des Ked-Dekans a . a

S. LGG VI, 100c mit Verweis auf EAT III, 153.

Der 30. Dekan (stehender falkenköpfiger Gott mit Doppelkrone und acht Sternen vor und über ihm) D XV, 23, 10: (13) %#w (13) Die Tausende a . a

S. LGG V, 624b mit Verweis auf EAT III, 153.

518 Ein Dekan mit dieser Ikonographie steht in anderen Listen an Position 27.

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390

5.1.4 Dendara, Pronaos

Der 31. Dekan (stehender Gott mit weißer Krone auf dem Kopf 14 Sternen vor und über ihm) D XV, 23, 10: (14) oryt (14) Arit a . a

S. LGG II, 178b mit Verweis auf EAT III, 153.

Der 32. Dekan (stehende katzenköpfige Göttin mit Kobra auf dem Kopf und einem Stern über ihr) D XV, 23, 11: (15) Rmnt-Hryt (15) Der obere Arm (des Orion) a . a

Vgl. die maskuline Form Rmn-Hry in LGG IV, 669b (mit Verweis auf EAT III, 153).

Der 33. Dekan (thronender Gott mit Atefkrone und drei Sternen über ihm) D XV, 23, 11: (16) Vs-orQ (16) Tjesarek a . a

S. LGG VII, 499b mit Verweis auf EAT III, 146–147.

Der 34. Dekan (stehender ibisköpfiger Gott mit Atefkrone und zwei Sternen über ihm) D XV, 23, 12: (17) Rmn-xry (17) Der untere Arm (des Orion) a . a

S. LGG IV, 669b mit Verweis auf EAT III, 146–147.

Der 35. Dekan (stehender falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe und Uräus auf dem Kopf und zwei Sternen über ihm) D XV, 23, 12: (18) Worty (18) Das Bein (des Orion) a . a

S. LGG IV, 669b mit Verweis auf EAT III, 146–147. Nominell gibt es in dieser Reihe zwar 18 Dekane, jedoch ist die Reihe schon bei Nr. 17 gestartet, ein Dekan an Position 20 (crt) ist ausgefallen, einer wurde wiederholt (Nr. 24 an Position 26, vpy-o-b#wy) und am Ende fehlt der letzte Dekan, Nr. 36 (PHwy-Hry), mit dem dann aber die Reihe auf der Westhälfte (Travée III, West) beginnt.

Auswertung zu den Dekanen der Tanis-Familie (1. Register) Die Reihe der Dekane wird mit dem 18. Dekan der Tanisfamilie P#-sb#-woty fortgeführt und unter Auslassung des 20. (crt) und 26. Dekans (%ntw-Hry), anstelle dessen der 24. Dekan (vpyo-b#wy) wiederholt wurde, bis zum vorletzten 35. Dekan der Reihe (Worty) weitergeführt.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost

391

Mit den Tierkreiszeichen synchronisiert sind hier die Dekane des Winters am Beginn der Reihe über die Frühjahrsdekane bis zu den Sommerdekanen am Ende der Reihe aufgelistet. Alle Dekane sind in Barken stehend wiedergegeben und von der zu ihnen kanonisch gehörenden Anzahl von relieffierten Sternen begleitet. In der direkten Umgebung der Dekane sind keine weiteren Sterne aufgemalt. Die erste Barke Am Bug steht Ihy als Kind, hinter ihm thronen Hathor und Isis. D XV, 23, 13: (19) IHy wr s# Owt-Hr (19) Der große Ihi, der Sohn der Hathor, (20) oHoy nfr m v#-rrt (20) der Agathodaimon in Dendara a . a

S. LGG II, 198c mit diesem Beleg hier und einem weiteren aus Dendara. D XV, 23, 14: (21) Owt-Hr wrt nbt Iwnt (22) irt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw

(21) Hathor, die Große, die Herrin von Dendara, (22) das Auge des Re, Herrin des Himmels und Gebieterin aller Götter.

D XV, 23, 15: (23) #st wrt mwt nTr nbt (24) pt Hnwt nTrw nTrwt

(23) Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin des (24) Himmels, Gebieterin der Götter und Göttinnen.

Die zweite Barke In einer deutlich kleineren Barke folgt Re-Somtus als aufgerichtete Schlange auf einem Lotus der ersten Barke. D XV, 24, 1: (25) Ro-cm#-t#wy Hry-ib (25) Re-Somtus, inmitten von (26) Iwnt (26) Dendara. Auswertung zu den beiden Barken, die den Dekanen folgen (1. Register) Nach den Dekanen folgen zwei weitere Barken, um die herum je zwei aufgemalte Sterne gesetzt sind. In der ersten, größeren Barke steht vorne Ihi als Kindgott mit der thronenden Hathor und Isis. Beide Göttinnen, die jede über einen Tempel in Dendara verfügen, tragen eher allgemeine Titel. In einer deutlich kleineren und etwas anders gestalteten Barke wird die Reihe schließlich durch Re-Somtus abgeschlossen, der als aufgerichtete Kobra, die aus einer Lotusblüte emporsteigt, dargestellt wird. Mit ihm wird sicherlich die Sonne zu sehen sein, die direkt hinter seiner Figur aus dem Schoß der Himmelsgöttin geboren wird.

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392

5.1.4 Dendara, Pronaos

Travée 3, Ost, 2. (oberes) Register Die Tierkreiszeichen, weitere Sternkonstellationen, Planeten und Stundengöttinnen Die erste Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 1. Nachtstunde) D XV, 24, 3: (1) Nbt-Hryw (1) Die Herrin der Sterne a . a

S. LGG IV, 108a. Bezeichnung der ersten Nachtstunde der Stundengöttinnen in Dendara und auf Särgen.

Die zweite Gottheit (stierköpfiger Gott, der Planet Saturn) D XV, 24, 3: (2) Or-k# (2) Horus, der Stier (= Saturn) a . a

Vgl. LGG V, 293c, Kurzform von Or-k#-pt „Horus, der Stier des Himmels“. Bezeichnung des Planeten Saturn (Symbol: ♄). S. auch EAT III, 178–179 mit Tfn 59–60.

Die dritte Gottheit (falkenköpfiger Gott, der auf einer hockenden Gans steht) Sternbild H bei EAT III (79–81 mit Tf. 42). Griechisches Sternbild, zur Identifikation vgl. die Diskussion bei LEITZ, in: SAK 34, 2006, 298–299 und die Liste auf S. 314. Die vierte Gottheit (stehender Gott, der einen kleinen Equiden an den Ohren hält) Sternbild K bei EAT III (79–81 mit Tf. 42). Griechisches Sternbild, zur Identifikation s. die Diskussion bei LEITZ, in: SAK 34, 2006, 300–301 und die Liste auf S. 314. Die fünfte Gottheit (stehender kopfloser Gott, der die Arme nach unten ausstreckt) Sternbild J bei EAT III (79–81 mit Tf. 42). Antikes Sternbild, zur Identifikation s. die Diskussion bei LEITZ, in: SAK 34, 2006, 299–300 und die Liste auf S. 315. Die sechste Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 2. Nachtstunde) D XV, 24, 4: (3) cort-nb=s (3) Die ihren Herrn erhebt a . a

S. LGG VI, 193c. Bezeichnung der zweiten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in späten Tempeln und auf Särgen.

Die siebte Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 3. Nachtstunde) D XV, 24, 4: (4) cHrt-Dw (4) Die das Böse entfernt a .

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost a

393

S. LGG VI, 461c. Bezeichnung der dritten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in späten Tempeln und auf Särgen.

Die achte Gottheit (Nilgott mit Papyruspflanzen auf dem Kopf, der zwei Wasserkrüge hochhält, aus denen Wasser fließt) Figur des Tierkreises, Wassermann (Aquarius, Symbol: ♒, 21. Januar – 19. Februar; 300-330°) EAT III (79–81 mit Tf. 42). Die neunte Gottheit (falkenköpfiger Gott, der Planet Mars) D XV, 24, 5: (5) Or-dSr (5) Horus, der Rote (= Mars) a . a

Vgl. LGG V, 296c. Bezeichnung des Planeten Mars (Symbol: ♂). S. auch EAT III, 179 mit Tfn 61–62.

Die zehnte Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 4. Nachtstunde) D XV, 24, 5: (6) o#t-Sfyt (6) Die mit großem Ansehen a . a

S. LGG II, 66c. Bezeichnung der vierten Nachtstunde der Stundengöttinnen in späten Tempeln und auf Särgen.

Die elfte Gottheit (je ein Fisch über und unter einem Wasserbecken) Figur des Tierkreises, Fische (Pisces, Symbol: ♓, 20. Februar – 20. März; 330-360°) EAT III (79–81 mit Tf. 42). Die zwölfte Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 5. Nachtstunde) D XV, 24, 6: (7) Nbt-onX (7) Die Herrin des Lebens a . a

S. LGG II, 66c. Bezeichnung der fünften Nachtstunde der Stundengöttinnen in späten Tempeln und auf Särgen.

Die 13. Gottheit (stehender Gott in einer Scheibe, der ein Schwein an den Hinterläufen hält) Sternbild N bei EAT III (79–81 mit Tf. 42). Antikes Sternbild, zur Identifikation s. die Diskussion bei LEITZ, in: SAK 34, 2006, 302–304 und die Liste auf S. 315. Vgl. an dieser Stelle auch die Ausführungen von ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 65–69.

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394

5.1.4 Dendara, Pronaos

Die 14. Gottheit (falkenköpfiger Gott, der Planet Jupiter) D XV, 24, 6: (5) Or-wpS-t# (5) Horus, der die Erde erleuchtet (= Jupiter) a . a

Vgl. LGG V, 249a. Bezeichnung des Planeten Jupiter (Symbol: ♃). S. auch EAT III, 177– 178 mit Tfn 58–59.

Die 15. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 6. Nachtstunde) D XV, 24, 7: (9) Nbt-Dsrw-St# (9) Die Herrin der abgegrenzten und geheimen Orte a . a

S. LGG IV, 172a. Bezeichnung der sechsten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in späten Tempeln und auf Särgen.

Die 16. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 7. Nachtstunde) D XV, 24, 7: (10) Oryt-tp-oH#t-Hr nb=s (10) Die Vorsteherin, die für ihren Herrn kämpft a . a

S. LGG V, 447a. Bezeichnung der siebten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in späten Tempeln und auf Särgen.

Die 17. Gottheit (springender Widder, der den Kopf nach hinten dreht) Figur des Tierkreises, Widder (Aries, Symbol: ♈, 21. März – 20. April; 0-30°) EAT III (79–81 mit Tf. 42). Die 18. und 19. Gottheit (löwenköpfiger Gott und Gott mit Stern auf dem Kopf) Sternbild O bei EAT III (79–81 mit Tf. 42). Sternbild unklarer Zuordnung, vgl. dazu die Diskussion bei LEITZ, in: SAK 34, 2006, 304 und die Liste auf S. 315. Die 20. Gottheit (Kombination aus drei verschiedenen Figuren: Pavian und Gazelle, die Rücken an Rücken sitzen und Falke mit Doppelkrone, der auf den beiden anderen Figuren steht) Sternbild L bei EAT III (79–81 mit Tf. 42). Antikes Sternbild, zur Teilidentifikation vgl. die Diskussion bei LEITZ, in: SAK 34, 2006, 301–302 und die Liste auf S. 315. Die 21. Gottheit (Gott mit Falken- und Menschenkopf, der Planet Venus) D XV, 24, 8: (11) P#-nTr-dw#y (11) Der morgendliche Gott (= Venus) a .

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost a

395

Vgl. LGG IV, 445b. Bezeichnung des Planeten Venus (Symbol: ♀). S. auch EAT III, 180– 181 mit Tfn 63–64.

Die 22. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 8. Nachtstunde) D XV, 24, 8: (12) Die mit schmerzhafter Flamme a . (12) MáHñrt-nsrt a

S. LGG III, 326c. Bezeichnung der achten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in späten Tempeln und auf Särgen.

Die 23. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 9. Nachtstunde) D XV, 24, 9: (13) Nbt-snD (13) Die Herrin der Furcht a . a

S. LGG IV, 130b. Bezeichnung der neunten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in späten Tempeln und auf Särgen.

Die 24. Gottheit (stampfender schwarzer Stier mit gesenktem Kopf und Mondscheibe mit Mondsichel über ihm) Figur des Tierkreises mit dem Mond in seiner Erhöhung, Stier (Taurus, Symbol: ♉, 21. April – 20. Mai; 30-60°) EAT III (79–81 mit Tf. 42). Zu der Position des Mondes vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 287 mit Anm. 9. Dazu zuletzt auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 65–69. Die 25. Gottheit (Gott mit Doppelfeder auf dem Kopf, der mit beiden Händen einen Stab aus Schlangenkörper mit Widderkopfbüste hochhält) Sternbild E bei EAT III (79–81 mit Tf. 42). Griechisches Sternbild, vgl. die Diskussion bei LEITZ, in: SAK 34, 2006, 301–302 und die Liste auf S. 315. Die 26. Gottheit (Gott mit Stern auf dem Kopf, der Planet Merkur) D XV, 24, 9: (14) cbg (14) Merkur a . a

Vgl. LGG VI, 266b. Bezeichnung des Planeten Merkur (Symbol: ☿). S. auch EAT III, 180 mit Tfn 62–63.

Die 27. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 10. Nachtstunde) D XV, 24, 10: (15) Mkt-nb=s

(15) Die ihren Herrn schützt a .

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5.1.4 Dendara, Pronaos

S. LGG III, 453c. Bezeichnung der zehnten Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in späten Tempeln und auf Särgen.

Die 28. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 11. Nachtstunde) D XV, 24, 10: (16) %sft-Xmw (16) Die die Umstürzenden abwehrt a . a

S. LGG V, 453c. Bezeichnung der elften Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in späten Tempeln und auf Särgen.

Die 29. und 30. Gottheit (löwenköpfige Göttin mit Sonnenscheibe und Uräus und Gott mit Straußenfeder, die sich ansehen und einander die Hand reichen) Figur des Tierkreises in ägyptisierender Form als Schu und Tefnut, Zwillinge (Gemini, Symbol: ♊, 21. Mai – 21. Juni; 60-90°) EAT III (79–81 mit Tf. 42). Die 31. Gottheit (Göttin mit Stern auf dem Kopf, 12. Nachtstunde) D XV, 24, 11: (17) Ptrt-nfrw-n-ánbñ=s (17) Die die Vollkommenheit ihres áHerrnñ schaut a . a

S. LGG III, 168a. Bezeichnung der zwölften Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in späten Tempeln und auf Särgen. Die letzte Stundengöttin blickt Orion in seiner Barke an und ist die einzige der Stundengöttinnen, die in die entgegengesetzte Richtung blickt.

Die erste Barke (Gott mit oberägyptischer Krone in Laufhaltung, der auf seinen rechten Arm blickt, den er hinter sich erhoben hält, Orion) Orion (Sternbild P nach NEUGEBAUER und PARKER) steht in einer Barke, die zwar ein Ruder hat, aber keine Stange zur Befestigung des Ruders. Vor, über und hinter dem Gott sind sieben (vielleicht auch nur sechs, da der siebte sich auf den Falken beziehen könnte, vor dem dieser sich befindet) Sterne angebracht. D XV, 24, 12: (17) c#H b# Sps n Wsir (17) Orion, der prächtige Ba des Osiris a . a

S. LGG III, 168a. Bezeichnung der zwölften Nachtstunde der Stundengöttinnen im LdN, in späten Tempeln und auf Särgen.

Zwischen der ersten und zweiten Barke (mit Orion und Sothis) Horusfalke mit Doppelkrone auf Papyruszepter, bei dem es sich um die Sternbild „R“ nach NEUGEBAUER und PARKER (EAT III, 201) handelt. Möglicherweise wird er von einem Stern begleitet.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost

397

Die zweite Barke (liegende Kuh mit Stern zwischen den Hörnern) Sothis (Konstellation S nach NEUGEBAUER und PARKER) ist hier als Kuh mit einem Stern zwischen den Hörnern gezeigt, die in einer Barke liegt. Auch diese Barke verfügt nur über ein Ruder ohne die Stange zur Befestigung. Über ihr ist ein dreizeiliger Text angebracht. D XV, 24, 13–14: (19) cpdt wrt nbt X#b#s (19) Sothis, die Große, Herrin der Sterne a , #st nbt pt (20) wbnt m rnpt Isis, Herrin des Himmels, (20) die als Jahr aufgeht, r wpt rnpt nfrt sQd m Htp um ein schönes Jahr zu eröffnen b . Sie fährt in Frieden m-Xt (20) sn=s m c#H hinter (21) ihrem Bruder als Orion c , (während) s#=s Or m nsw-bity Dt ihr Sohn Horus d als o. äg und u. äg. König auf ewig ist. a

b c

d

Die Passage weist mehr Zerstörungen auf: . Zu dem Epitheton vgl. LGG IV, 114c. Es handelt sich um kein allzu häufiges Beiwort und ist sowohl von Hathor als auch von Isis belegt. Die hier vorliegende Stelle wurde nicht aufgenommen. LGG II, 331b mit dieser Stelle. Damit ist ihre Position am Himmel gemeint, wo sie nach Orion steht. Die zuvor genannte Bezeichnung „ihr Bruder“ bezieht sich auf „Isis“ als Beiwort für Sothis. Der Bruder der Isis ist natürlich Osiris, der hier als Orion erscheint. Womit die Triade um Isis, Osiris und Horus vollständig ist. Der genannte Horus erscheint als Sternbild „R“ zwischen den Barken von Orion und Sothis.

Die dritte Barke (Satis in der Schreibung der Sothis und Anukis, die aus zwei Krügen Wasser ausgießt) In der letzten Barke stehen die beiden Kataraktengöttinnen Satis und Anukis (Sternbilder T und U), die mit der Überschwemmung assoziiert werden. Die Göttinnen erscheinen in ihrer typischen Ikonographie, wobei Satis wie Sothis geschrieben wird. D XV, 25, 1: (22) cpdt / cTt (22) Sothis = Satis a . (23) onQt (23) Anukis. a

Der Name der Göttin ist wie Sothis geschrieben, dennoch wird Satis gemeint sein. Vgl. dazu LGG VI, 291c (zu Sothis) und LGG VI, 700b (zu Satis). Die Funktion von Satis und Sothis als Bringerin der Überschwemmung überschneiden sich hier, was das Spiel zwischen ikonographisch dargestellter Satis und beigeschriebener Sothis wohl aussagen soll.

Südostecke: Die Beischriften unter der Flügelsonne Neben den Händen der Nut und unter der geflügelten Sonne am Mund der Nut D XV, 25, 3: (1) Or-BHdt nTr o# nb pt (1) Horus von Edfu, der große Gott, Herr des Himmels, op Nnwt (2) HQ# jpty der den Gegenhimmel durchfliegt a , (2) Herrscher der Xpr=f m %pri tp dw#w nb beiden Himmel b , der jedem Morgen zu Chepri wird c .

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b

c

5.1.4 Dendara, Pronaos

Die Schreibung ist ein wenig anders, anstelle der geflügelten Sonne ist nur ein Flügel erkennbar (vgl. Photo I_2489). LGG II, 92c, s. unter op-r-nnt. LGG V, 505c mit nur einer Stelle in Edfu (E III, 205, 3) als Bezeichnung des Horus von Edfu (Or-BHdt). Vgl. zu dem Ausdruck „an jedem Morgen“ (tp dw#it nbt) Wb V, 425, 1. Das kürzere tp dw#it bedeutet „am Morgen“ (Wb V, 424, 14). Zur Lesung des Mondes als nb vgl. etwa KURTH, Einführung 1, 320, Zeichen Nr. 20 mit Anm. 113 (S. 329 mit Verweis auf D X, 106, 11). Im Tempel der Repit in Athribis wird der Mond häufiger mit der Lesung nb verwendet.

Nordostecke: Die Beischriften neben der Strahlensonne (vor Inschrift 3) Oben, am Beginn der 3. Textzeile und vor der Strahlensonne, die auf den Tempel mit dem Hathorgesicht scheint. D XV, 25, 5: (1) Or-BHdty (1) Horus von Edfu a , der gronTr o# nb pt ße Gott, Herr des Himmels. a Die Anordnung der Zeichen ist spielerisch gestaltet (vgl. den Ausschnitt aus dem Photo I_2479).

Die letzte Figur des Tierkreises der Osthälfte, der Skarabäus unterhalb der Knie der Nut (Krebs) Figur des Tierkreises, Krebs (Cancer, Symbol: ♋, 22. Juni – 22. Juli; 90-120°) EAT III (79–81 mit Tf. 42). Zur Position des Krebses vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 288. Der Schlüssel zum Verständnis des Travées ist die Verteilung der 12 Nachtstunden zwischen den sechs Tierkreiszeichen. Auswertung zu den Stundengöttinnen, Planeten, Sternenkonstellationen und Tierkreiszeichen (2. Register) Die Stundengöttinnen beginnen mit der ersten Nachtstunde als erste Figur des 2. Registers und zeigen der üblichen Ikonographie folgend jeweils eine Göttin mit einem Stern auf dem Kopf. Es mag überraschend sein, dass hier auf der Osthälfte die Nachtstundengöttinnen anstelle der zu erwartenden Stundengöttinnen des Tages stehen, bei Betrachtung der gesamten Komposition des Bildes zeigt sich jedoch, dass dies mit Bedacht gewählt wurde, um einen konkreten Zeitpunkt anzugeben, worauf in der abschließenden Zusammenfassung noch eingegangen werden soll. Auch diese Stundengöttinnen sind unregelmäßig allein oder zu zweit zwischen den Tierkreiszeichen und Sternbildern verteilt. Die zwölfte Stundengöttin steht entgegen der Ausrichtung aller anderen Nachtstunden vor der Barke des Orion und blickt diesen an. Die Reihenfolge der Nachtstunden entspricht dem Ablauf der Stunden, die am Himmel in der Nacht beobachtet und anhand der Sterne abgelesen werden kann. Mit Saturn (hier in der Kurzform Or-k#) als erste Figur nach der Stundengöttin der ersten Nachtstunde beginnt die Reihe der Planeten. Er steht vor dem Wassermann und drei weiteren

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost

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Sternbildern. Bei ihm handelt es sich um einen stehenden Gott mit Stierkopf, was der üblichen Form der Darstellung entspricht. Mars (Or-dSr) ist direkt nach dem Wassermann als falkenköpfiger Gott mit einem Stern auf dem Kopf wiedergegeben. Jupiter (Or-wpS-t#) steht nach den Fischen, der 5. Nachtstunde und dem auffallenden Sternbild eines Mannes, der in einer großen Scheibe stehend, einen Eber an den Hinterläufen festhält (Sternbild N bei EAT III, 79– 81 mit Tf. 42). Auch er ist falkenköpfig wiedergegeben. Venus (P#-nTr-dw#y) ist als doppelköpfiger Gott gezeigt, der vorne einen Falkenkopf und hinten den Kopf eines Menschen hat. Dabei könnte der Januskopf die duale Eigenschaft des Planeten, sowohl als Morgen- als auch als Abendstern zu leuchten, anzeigen519. Als letzter Planet ist Merkur (cbg) als Gott ohne besondere Attribute wiedergegeben. Er folgt dem Tierkreiszeichen Stier und einem weiteren Sternbild („E“ bei EAT III, 79–81 mit Tf. 42). Zuletzt muss auch noch der Mond genannt werden, der nach der astrologischen Lehre ebenso wie die Sonne in die Reihe der Planeten gehört. Er befindet sich auf den Schultern des Tierkreiszeichens Stier und ist damit entgegen der Position der übrigen Planeten, die sich allesamt in ihren Nachthäusern befinden, in seiner Erhöhung gezeigt. Stünde er in seinem Nachthaus, müsste er beim Krebs stehen, was nicht möglich ist, da sich dieser außerhalb der Reihe der Sternbilder unterhalb der Knie der Nut befindet. Die Sternbilder oder auch Konstellationen sind ebenso wie die Tierkreiszeichen ohne Beischriften wiedergegeben, da es sich bei dem Tierkreis, aber auch bei den verschiedenen Sternbildern, wird von den eindeutig ägyptischen abgesehen520, größtenteils um nicht-ägyptische Sternbilder handelt521. Auf diesem Travée sind das von Norden (Eingangsbereich) nach Süden (Tempelinneres) die antiken Sternbilder H522, K und J, die nach Saturn folgen; das auffallende Sternbild N, das nach den Fischen und der 5. Nachtstunde kommt, die Sternbilder O und L nach dem Widder, E nach dem Stier und der 8.–9. Nachtstunde und am Ende der Reihe sind noch die ägyptischen Sternbilder der südlichen Konstellation Orion (c#H, P), Falke (R), Sothis (S) und die Göttinnen Satis mit Anukis (Sternbilder T und U) als Erweiterung der südlichen Konstellation gesetzt. Die Sternbilder des Tierkreises sind ebenfalls in der Reihenfolge von Nord nach Süd, beginnend mit dem Sternbild Wassermann als achte und den Fischen als elfte Figur am nördlichen Ende der Reihe, die noch zum Winter gehören, über die Frühjahrszeichen Widder, Stier und den Zwillingen am südlichen Ende des Bildstreifens. Der Krebs, der den Sommer einleitet, ist außerhalb des eigentlichen Travées in Form eines Skarabäus an die Beine der Nut gesetzt. Und nun zur Interpretation dieser Sternbilder: Diese Deckenhälfte umfasst die Tierkreiszeichen des Winters über das Frühjahr bis zum Beginn des Sommers, von Wassermann (Aquarius) bis Krebs (Cancer). Die erste Nachtstunde steht vor Aquarius, während die 12. Nachstunde zwischen Gemini und Cancer steht. Diese Situation ergibt sich in der Zeit und insbesondere in der Nacht vor dem altägyptischen Neujahrstag, wo die Tierkreiszeichen, eines nach dem anderen, im Laufe der Nacht aufgehen und nur der Krebs am Morgen von der Sonne 519 520 521 522

Vgl. EAT III, 182. Vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 314. Vgl. noch einmal LEITZ, in: SAK 34, 2006, 314–316. Die Buchstabenkennzeichnung ist wie zuvor schon aus EAT III, 79–81, und Tf. 42 entnommen. Hier kann angemerkt werden, dass die Gans, die Bestandteil dieses Bildes ist, ebenfalls als Abbild des 20. Dekans der Tanisfamilie verwendet wird, allerdings ist ausgerechnet (?) dieser Dekan im Register darunter ausgefallen, wodurch es bei den darauffolgenden Darstellungen und Namen zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

überstrahlt wird, weswegen er nicht in dieser Reihe steht, sondern hinter der neugeborenen Sonne mit ihren Strahlen wiedergegeben ist523. Die Inschriftenzeilen Die beiden Register sind durch je eine Inschriftenzeile getrennt, sodass über dem zweiten Register (zwischen Händen und Füßen der Nut, Zeile 1) zwischen den beiden Registern (Zeile 2) und unter dem ersten Register (zum Körper der Nut hin, Zeile 3) eine Zeile steht. Alle drei Inschriften sind von rechts nach links ausgerichtet; sie beginnen an den Beinen der Nut und enden an ihren Händen, womit der Tageslauf der Sonne betont wird. Eine Übersetzung der östlichen Inschrift (Zeile 1) findet sich bei LEITZ, in: SAK 34, 2006, 288 und bei CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 34–35. Die östliche Inschrift, D XV, 25, 7 – 26, 1 (Namen in Wortspielen hervorgehoben): (1) inD-Hr=T cpdt inD-Hr=T #st (1) Sei gegrüßt, Sothis, sei gegrüßt Isis! nbt pt Hnwt b#w onXw Herrin des Himmels und Gebieterin der lebenden Bas nw nTrw psDt m Hrt m-Xt der Götter a , die am Himmel hinter ihrem Bruder sn=s Wsir Osiris leuchtet b . Sm=s Hr nmtt=f ro-nb Hr sHr Sie läuft auf seiner Bahn c , tagtäglich, vertreibt seine sbiw=f Hno sm#yw=f Hr Xsf Rebellen und seine Bande und wehrt Apophis ab o#pp m #Xw tpyw r#=s mit den Zaubersprüchen auf ihrem Mund d . #Xt m pt Xr Ro m rn=T pfy Die Wirksame am Himmel bei Re e in jenem deinem n #Xt wsrt m t# Xr Namen der Glänzenden. Die Macht hat auf Erden bei Gb m rn=T pfy wsrt Geb f in jenem deinem Namen der Machtvollen. Vnt m dw#t Xr Wsir Die Erhabene in der Unterwelt bei Osiris g m rn=T pfy n Vnnt in jenem deinem Namen der Tjenenet. st=T Hopy boH=T t#wy Du sollst Hapi ausgießen und du sollst die beiden Länder m rn=T pfy n cpdt überfluten in jenem deinem Namen der Sothis h . inQ=T siwr Du sollst (das Wasser) zurückdrängen i und machst (so) sXt m rn=T pfy onQt das Feld trächtig, in jenem deinem Namen der Anukis. sXprt wnnt nbt sonXt Hr nb Die alles entstehen läßt j und Jedermann damit leben im m rn=T pfy n onXt lässt k , in jenem deinem Namen der Lebenden l . sQd=T m-Xt c#H wbn=T Hr Du mögest hinter Orion herfahren, du mögest im i#btt nt pt Htp=T m onX Osten des Himmels aufgehen (und) du mögest im Leben Hr imntt nt pt untergehen im Westen des Himmels. a

b c

Vgl. LGG II, 720a, in Esna ist dieses Beiwort mehrfach für Sterne und Dekansterne verwendet worden. Vgl. LGG II, 132c mit dieser Stelle. Sothis folgt Orion am Himmel auf demselben Weg wie dieser. Das Suffix =f referiert auf Orion.

523 Vgl. auch die Ausführungen von LEITZ, in: SAK 34, 2006, 287.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost d

e f g h i

j k l

401

Vgl. LGG V, 960a in der Variante %sft-o#pp-m-s#Xw-tp-r#=s Bezeichnung von Isis und Hathor. LGG I, 31a. Bezeichnung von Isis und Sothis in Dendara, Philä und Debod. LGG II, 585c. Vgl. auch den vorangehenden Eintrag Wsrt-m-t#. LGG VII, 473b mit dieser Stelle. Mit dem heliakischen Aufgang der Sothis beginnt auch die Nilüberschwemmung. Zur Übersetzung vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 288 mit Anm. 16 und Verweis auf VALBELLE, Satis et Anukis, 140–141. Vgl. LGG VI, 519b mit dieser Stelle. Vgl. LGG VI, 188a mit dieser Stelle. Es wurde im weggelassen. Vgl. LGG II, 166b.

Die mittlere Inschrift, D XV, 26, 2–8: (2) Xo wrt m-Xnt #Xt (2) Die Große ist im Horizont erschienen, wbn=s Hr wpt nt it=s sie ist aufgegangen auf dem Scheitel ihres Vaters. nmt.n=T m st-ib=T Nachdem du an deinen Lieblingsort gegangen bist, pHrr=T r nTrw nbw bist du zu allen Göttern gelaufen. Dd=T m oHt k#=T m-Xt Du dauerst in deinem Palast, dein Ka ist dahinter. Ow ci# m Sms=T Hu und Sia sind in deinem Gefolge, wp n=T EHwty w#wt Thoth öffnet dir die Wege (und) sXn Tn Ro m owy=fy Re umarmt dich mit seinen Armen. iw=T sXnt m oHt Spst (Wenn) du im Palast der Prächtigen vorn bist, Xo=T m-Xnt #Xt erscheinst du im Horizont. twt Nbt-Dr imnt sSt# Du bist die Allherrin mit verborgener Gestalt a , Xsrt Dw Hr nb k#r die das Übel vom Herrn des Schreins vertreibt b , wTst sXmty m pr-wr die die Doppelkrone im Perwer trägt c , sHDt f#wt m wbnt die das Angesehene d als Aufgehende erhellt e . iw nfrw=T Xr Ro (Wenn) deine Vollkommenheit bei Re ist, psD=T onX rXyt erstrahlst du (und) die Rechit leben. iw #Xt m w#D st r Hb=T Dt Der Horizont gedeit, der Ort ist bei deinem ewigen Fest. wrt n p#wty-tpy Xwt Or n ^Pr- Die Große des Urzeitlichen, die Horus den ^Pharao¿ o#¿ ntf Ro pr.n=T im=f schützt. Er ist Re, aus dem du hervogekommen bist. a b

c d

Vgl. LGG I, 356b. Vgl. LGG V, 965b. Hier gibt es eine kurze Parallele zu einem Text aus der Ramessidenzeit (pChester-Beatty VIII, vs. 10, 1–8 = GARDINER, HPBM, 75 und Tf. 47), der auch in Philä (Philä I, 56–58, Abb. 28), Edfu (E III, 290–291) und El-Kab (Elkab I, Text: III. A 6, *16, Übersetzung: 58) überliefert ist. Vgl. dazu VANDIER, in: ZÄS 93, 1966, 135 (Zeile I). Vgl. LGG II, 615c, als Bezeichnung der Hathor in Dendara belegt. In LGG III, 190c nur einmal auf einem späten Sarg als Bezeichnung einer Gottheit belegt, hier jedoch wegen des Determinativs mit Bezug auf ein Gebäude bzw. mit Bezug auf den Tempel von Dendara. Die Übersetzung so auch bei CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 34–35.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Vgl. LGG VI, 491b unter „die den mit der Atefkrone als Aufgehende erhellt“ (cHDt-#tfy-mwbnt) aufgenommen. Der Ausdruck ist mehrfach in Dendara als Bezeichnung der Hathor belegt.

Die westliche Inschrift, D XV, 26, 9–14: (3) itn psD H#ty (3) (O) leuchtende Sonnenscheibe a , die Finsternis ist Xsrw bi#t b#Q.ti nn Sno vertrieben, der Himmel ist klar (und) ohne Wolken. Or-BHdt wbn=f m nnt Horus von Edfu, er geht auf im Gegenhimmel. opy Sps di=f sw m Der prächtige Flügelskarabäus b , er zeigt sich am Hrt pr m nwn Himmel, der aus dem Nun auf den Armen Hr owy snty der beiden Schwestern herauskommt c . Hfd r Hrt m %pri Der als Chepri zum Himmel aufsteigt d . wbn #Xt sSpt t#wy (Wenn) die Himmelskuh aufgeht e , erleuchtet sie die boH v#-rrt m nQr beiden Länder (und) überflutet Dendara mit Goldstaub. wp [… … … …] Hwt […] nt … [… … … …]-Tempel […] des Auges des Re, irt Ro st-ib=f mr=f oQ.n=f sein Lieblingsplatz, den er liebt. Er ist in den Horizont #Xt nt Hmt=s m Hoo ihrer Majestät eingetreten in Jubel. st Ro Dd.tw xr nfrw=f Der Sitz des Re ist dauerhaft unter seiner VollkommennHH sp sn-nw heit, auf ewig, zwei Mal. wbn m bi#t r Ssp HwtDer am Himmel aufgeht f , um den Tempel des cm#-t#wy m ok Somtus in Festfreude zu begrüßen (und) Htp.tw m HD=f r-gs in seiner Kapelle untergeht, an der Seite seiner s#t=f wsrt Owt-Hr wrt Tochter, der Mächtigen, der großen Hathor, nbt Iwnt der Herrin von Dendara. a

b c

d

Vgl. KURTH, Grammatik 1, 145, Zeichen Nr. 84. Zur Transliteration und Übersetzung s. auch CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, 36–37. Itn-psD ist bislang nur einmal als Bezeichnung des Ptah-Tatenen belegt, vgl. LGG I, 616a (pBerlin 3048, II, 8). Vgl. LGG II, 97b. Vgl. LGG III, 67b mit nur einem Beleg in E2 II, 231, 9–10 als Bezeichnung des Horus von Edfu. Vgl. LGG V, 132a.

e

Das Zeichen sieht eher so

f

Vgl. die Einträge in LGG II, 309c–310a, wobei die Schreibung unter diesen Belegen ausschließlich in Dendara auftaucht.

aus als

. für „Himmel“ (bi#)

Auswertung zu den Inschriftenzeilen der Osthälfte Die drei Inschriftenzeilen beginnen alle an den Beinen der Nut im Norden, womit sich in Bezug auf Nut der Osten befindet. Die erste Zeile beginnt in Höhe der Arme und Füße, die zweite Zeile zwischen den beiden Registern und die dritte Zeile verläuft direkt entlang des Körpers

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost

403

der Himmelsgöttin. Die Hieroglyphen blicken, wie auch bei dem westlichen Pendant, zum Mittelgang. In der ersten Zeile werden Sothis und Isis angerufen, die als Gebieterin der Dekansterne (Hnwt-b#w-onXw-nw-nTrw) bezeichnet werden und als solche nach Osiris, bzw. Orion am Himmel leuchten (psDt-m-Hrt-m-Xt-sn=s-Wsir). Die hier angerufene Göttin hat mehrere Funktionen. Sie läuft jeden Tag auf seiner (des Orion) Bahn (Sm=s Hr nmtt=f ro-nb) und wehrt die Feinde des Osiris/Orion ab (Hr sHr sbiw=f), aber mit Apophis auch die des Sonnengottes (Hr Xsf o#pp) durch ihre Wirksprüche (m #Xw tpyw r#=T). Darauf wird ihre Wirksamkeit über verschiedene Wortspiele hervorgehoben (#Xw „wirksam“ oder „glänzend“ mit #Xt „Glänzende“; wsr „mächtig“ mit Wsrt „Mächtige“; Tnw „erheben“ mit Vnnt „Erhabene (GN)“; st „ausgießen“ mit cpdt „Sothis“; inQ „zurückdrängen“ mit onQt „Zurückdrängende (GN)“ und sonXt „beleben“ mit onXt „Lebende“), von denen die mit dem Wortspiel zu den Kataraktengöttinnen Satis/Sothis und Anukis, den Personifikationen der kommenden und gehenden Nilflut hervorzuheben sind, da beide Göttinnen mehrfach in Begleitung der südlichen Konstellation in Himmelsdarstellungen auftauchen können und somit den Fokus klar auf die Verbindung ‚Kommen der Sothis’ mit der jährlich wiederkehrenden Überflutung des Nils legen, worauf die gesamte Komposition des Travées ausgerichtet ist, da sie mit dem kleinen roten Punkt unter den Füßen der Nut, der Anordnung der Nachtstunden, der Dekane und der Tierkreiszeichen exakt den Moment des heliakischen Aufgangs der Sothis festhält. Die mittlere Zeile dreht sich um ein rein solares Thema. Vermutlich wird hier die Scheibe, in der sich u. a. der Sonnengott manifestiert, gemeint sein (Xo wrt m-Xt #Xt, wbnt), wobei dieser Aspekt wiederum mit der Herrschaft der Göttin über die Welt verbunden ist (wTst sXmty m prwr). Die letzte Zeile ruft die Göttin direkt als leuchtende Sonnenscheibe (itnt-psDt) an, nachdem diese aufgegangen ist (Xsr.w bi#t b#Q.ti nn Sno) und mit ihr der Sonnengott Horus von Edfu selbst am Himmel aufgegangen ist (Or-BHdt wbn=f m nnt), als prächtige Flügelsonne (opySps), die auf den Armen der beiden Schwestern Isis und Nephthys aus dem Nut, d. h. aus der Unterwelt emporgehoben wurde (pr-m-nwn-Hr-owy-snty), um als Chepri zum Himmel aufzusteigen (Hfd-r-Hrt-m-%pri). Danach wird sie als Himmelsgöttin in Form der Himmelskuh angesprochen (#Xt), die die Welt (t#wy), sowie Dendara (v#-rrt) erleuchtet (sSpt t#wy boHt v#-rrt m nQr) und danach (nach einer Lücke im Text) als Auge des Re (irt-Ro) bezeichnet, was sodann als Lieblingsplatz des Re benannt wird (st-ib=f mr=f). D. h., dass hier wohl wieder die Sonnenscheibe itn gemeint sein könnte. Das darauffolgende Epitheton ‚Sitz des Re’ (st Ro) könnte dabei sowohl auf die Sonnenscheibe als auch auf den Himmel referieren, in der bzw. an dem sich der Sonnengott zeigt. Der Abschluss der Textzeile bezieht sich schließlich deutlicher auf die Himmelsgöttin und den durch diese verkörperten Himmel, wenn gesagt wird, dass der Sonnengott an diesem aufgeht (wbn-m-bi#t) und untergeht (Htp.tw) an der Seite seiner Tochter Hathor (r-gs s#t=f wsrt Owt-Hr-wrt), der Herrin von Dendara (nbt-Iwnt). Alle drei Zeilen zusammengenommen heben drei Aspekte, die mit der Göttin Hathor von Dendara verbunden sind, hervor: Zum einen den Zeitpunkt des heliakischen Aufgangs der Sothis, mit dem beim darauffolgenden Sonnenaufgang das neue Jahr eingeleitet wird, zum anderen den Himmel als Wohnort des Sonnengottes und nicht zuletzt, die Sonnenscheibe itn(t), deren Verkörperung Hathor ebenfalls ist.

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404

5.1.4 Dendara, Pronaos

Auswertung zur Himmelsgöttin und der Sonne Die Füße der Nut befinden sich im Norden, ihr Körper erstreckt sich über die Ostseite des Pronaos und ihr Kopf mit den Armen sind am südlichen Ende positioniert. Die Darstellung der an ihrem Kopf im Westen stehenden Sonne entspricht derjenigen der Westhälfte und ist als Flügelsonne mit nur einem Flügel gestaltet. Am Ostende sieht die Sonne jedoch anders aus. Hier auf der Osthälfte geht sie als Strahlensonne über dem Tempel von Dendara aus dem Körper der Nut auf. Die Position der Füße der Nut sollte in Hinsicht der Gesamtinterpretation dieses Bildstreifens genauer betrachtet werden. Sie schweben über dem hinteren Horizonthügel (Abb. 166a– b). Die Horizonthügel sind beide gleich hoch gestaltet, die Ebene dazwischen verläuft gerade wie bei der Hieroglyphe (vgl. die detailliertere Ansicht in Abb. 166b). Die Füße der Nut sind so gestaltet, dass deren Zehen den unteren Rand des vorderen Hügels berühren und dann aber nach oben auf einer schrägen Bahn über den Hügel hinaus verlaufen. Zwischen den Fersen und dem hinteren Hügel liegt ein offener Spalt und am linken oberen Rand des Hügels ist eine kleine rote Scheibe zu sehen.

(Abb. 166a, Photo DML 1133 und Abb. 166b mit einem Ausschnitt Akademiephoto Q 134)

Ein Vergleich zu den Füßen der Nut auf der Westhälfte (Abb. 167a–b) zeigt, dass diese ein wenig höher über dem Bergende hinausstehen und die kleine rote Scheibe am Ende des hinteren Horizonthügels auf der Westhälfte nicht vorhanden ist (vgl. Abb. 166b und 167b). Auf der Westhälfte stehen ihre Füße dagegen vorne und hinten innerhalb der beiden Hügel auf einer schiefen Ebene, wobei die Bergenden deutlich unterschiedlich hoch sind. Eine mögliche Erklärung zu diesem ungewöhnlichen Detail könnte sein, dass es sich bei der kleinen dunkelroten524 Scheibe auf der Osthälfte am Rand des rechten Horizontberges unter den Füßen der Nut um Sothis bei ihrem heliakischen Aufgang, kurz vor Sonnenaufgang und dem Neujahrstag handeln könnte.

524 Vgl. zu der Farbe der Sothis LEITZ, in: ZÄS 120, 1993, 150–156.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost

405

Auf der Osthälfte sind ebenso wie auf der Westhälfte Beischriften zu den Darstellungen der Sonne vorhanden.

(Abb. 167a, Photo I 3911 mit einer Übersicht und Abb. 167b mit einem Ausschnitt)

Auswertung zum 3. Travée der Ost und Westseite Die Himmelsgöttin: Nut ist sowohl auf dem westlichen als auch auf dem östlichen Travée so dargestellt, dass ihre Füße im Bereich des Eingangs auf der Nordseite auf einer leicht unterschiedlich geformten Hieroglyphe des Horizonts stehen und ihre Hände auf einem identisch ausgeführten Horizont-Zeichen unterhalb ihres Kopfes im Süden enden525. Die Göttin blickt zum Mittelgang, sodass sich ihr Körper auf der Osthälfte über die östliche Wand und auf der Westhälfte über die Westwand erstreckt. Letzteres ist insofern programmatisch, als dass die Westhälfte den jenseitigen Himmel mit den dargestellten Gestirnen im Körper der Nut, der von der Erde aus nicht sichtbar ist, darstellt. Die Osthälfte zeigt dagegen konkret den östlichen Himmel zum Zeitpunkt des heliakischen Aufgangs der Sothis am Ende der Nacht des letzten und fünften Epagomenentags kurz vor dem Neujahrstag526. Letzteres wird durch die Wiedergabe der aufgemalten Sterne unterstrichen, die sich ausschließlich auf dem 2. und 3. Travée der Ostwand befinden, jedoch nicht auf den entsprechenden Bildstreifen der Westwand527. 525 Vgl. oben die Photos 1133, Q 134 und I 3911 der Abbildungen 166a–b und 167a–b. 526 Vgl. hierzu auch die Ausführungen von LEITZ, in: SAK 34, 2006, 287–288. 527 Dafür hatte LEITZ, in: SAK 34, 2006, 289 eine andere Erklärung gefunden und vermutet einen Fehler, der durch die Darstellung der Nut bedingt ist. Betrachtet man jedoch die Verteilung der Stunden auf den beiden Hälften, zeigt sich, dass hier wahrscheinlich eine andere Aussage intendiert war. Auf der Osthälfte wird die erste Nachtstunde im Westen begonnen und endet im Osten mit dem Sonnenaufgang am Tag. Auf der Westhälfte bildet die erste Nachtstunde das Ende der zwölf Stunden, die mit der 12. Stunde im Osten beginnt und als deren Ergebnis die Sonne im Jenseits aufgeht, um sich dann im Körper der Nut zu verjüngen. Letzteres wird dadurch gestützt, dass die Sonne in Form des Skarabäus als „der prächtige Flügelskarabäus, er sinkt herab zum Abend und er erreicht das Westgebirge als Atum“ (D XV, 47, 2) bezeichnet wird, also keineswegs als Sonne, die am Morgen aufgeht, sondern als Sonne, die im Westen oder

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Ebenfalls unterstrichen wird die Situation auf der Osthälfte durch den kleinen roten Punkt unter den Fersen der Nut, der Sothis als Stern bei ihrem heliakischen Aufgang zeigt. D. h. am Ende der Nacht erscheint sie nach einer Phase der Unsichtbarkeit das erste Mal wieder am Horizont, bevor die Sonne aufgeht. Dabei steigt sie zu diesem Zeitpunkt nur ein kleines Stück über den Horizont, was hier durch die Position des Sterns am oberen Rand des Berghügels angedeutet wird, bevor sie wegen der aufkommenden Morgendämmerung schnell verblasst und schließlich ganz verschwindet. Die Westseite zeigt dagegen die Sonne in dem Moment, in dem sie im Westen als Atum aufgeht, wie in D XV, 47, 2 gesagt wird: „Der prächtige Flügelskarabäus, er sinkt herab zum Abend und er erreicht das Westgebirge als Atum“. Obwohl auf beiden Hälften die 1. Stunde jeweils im Westen und die 12. Stunde im Osten steht, ist die Leserichtung der Stunden unterschiedlich. Was auf der Ostseite als Endpunkt erscheint, ist auf der Westhälfte als Beginn der Reihe der Stundengöttinnen gedacht, um den Aufgangsort der Sonne im Osten beizubehalten. Daher wurde die Reihenfolge der Nachtstunden entgegen der Westost-Abfolge retrograd gesetzt, um diesen logischen Widerspruch aufzulösen. Abgesehen vom täglichen Sonnenaufgang, der in der Darstellung eines jeden Nutbildes impliziert ist und dem spezifischen Zeitpunkt des heliakischen Aufgangs der Sothis, der hier auf der Ostseite wiedergegeben ist, deckt die Himmelsdarstellung durch die 36 Dekane sowie die 12 Tierkreiszeichen natürlich auch das ganze Jahr ab. Hierbei ist der Osthälfte das Frühjahr und der Westhälfte der Herbst zugeordnet, wohingegen auf beiden Hälften die Tierkreiszeichen und Dekane des Sommers am Kopfende und die des Winters am Fußende der Nut zu finden sind. Die Inschriftenzeilen: Die langen Inschriftenzeilen der Westhälfte beziehen sich ausschließlich auf die Herrin des Tempels Hathor, die zugleich als Himmelsgöttin Nut und als Tefnut, Tochter des Sonnengottes Re gedacht ist und in diesen beiden Eigenschaften sowohl den Himmel verkörpert als auch als Stirnschlange des Re (vpyt-nt-Ro) diesen beschützt und als Eigentümerin der Kronen seinen Herrschaftsanspruch auf Erden verteidigt. Die Inschriftenzeilen der Osthälfte heben zwei bzw. drei Aspekte, die mit der Göttin Hathor von Dendara als Himmelsgöttin verbunden sind, hervor: Zum einen den Zeitpunkt des heliakischen Aufgangs der Sothis, mit dem beim darauffolgenden Sonnenaufgang das neue Jahr eingeleitet wird und zum anderen den Himmel als Wohnort des Sonnengottes. Aber auch die Sonnenscheibe itn(t) gehört zu den Aspekten der Göttin, deren Verkörperung sie ist. Die Stundengöttinnen: Wie oben schon beschrieben, sind die Nachtstunden auf den beiden Hälften zwar in derselben Reihenfolge von Westen nach Osten aufgereiht, jedoch in entgegengesetzter Leserichtung angeordnet. Wo im Osten die Sonne am Neujahrstag nach dem Ende der 12. Nachtstunde aufgeht, geht sie im Körper der Nut als Atum ebenfalls auf, jedoch retrograd, da ein Sonnenaufgang ja nicht auf der tatsächlichen Westseite beginnen kann, wo die erste Nachtstunde der inneren Logik dieses Systems folgend lokalisiert wäre.

Jenseits im Körper der Nut aufgeht. D. h. die beiden Nutbilder auf der Decke des Pronaos zeigen zwei Sonnenaufgänge, einen im Osten, mit dem der Tag beginnt und einen im Westen mit dem die Nacht eingeläutet wird und bei dem sich die Sonne beim Lauf durch den Körper der Nut von Stunde zu Stunde verjüngt.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost

407

Die Dekane: Die Dekane der Tanis-Familie sind nicht in der üblichen Reihenfolge aufgelistet, bei der mit dem ersten Dekan Knmt begonnen wird und mit dem 36. PHwy-Hry als letzten Dekan die Liste beendet wird. Stattdessen beginnt die Verteilung so, dass der 36. und der 1. Dekan auf der Westhälfte unterhalb des Löwen stehen. Der 17. und letzte Dekan der westlichen Hälfte vpy-o-smd steht unter dem Steinbock und dann wird die Liste erst auf der Osthälfte mit dem 18. Dekan P#-sb#-woty noch vor dem Wassermann weitergeführt und mit dem 35. Gott Worty schließlich nach den Zwillingen und direkt unterhalb der Sothiskuh in ihrer Barke auf der Osthälfte beendet. Wie schon bei den Dekanen der Sethos I B-Reihe des 2. Travées ist diese unerwartete Verteilung, die jeweils letzte und erste Götter der Liste nebeneinanderstellt, kaum zufällig oder einfach fehlerhaft gesetzt, sondern wird synchron zu den Tierkreiszeichen gesetzt und durch deren Verteilung bedingt sein528. Leider ist die Auswahl an Vergleichsobjekten sehr beschränkt, bei denen sich die Kombination von Dekanen mit dem Tierkreis findet und tatsächlich gibt es sie nur in Esna-Nord (nördl. und südl. Travée), Esna-Chnumtempel (Travée E und B), Dendara-Pronaos (3. Travée Ost und West), Dendara, 2. östliche Dachkapelle (runder Tierkreis) und höchstwahrscheinlich in Athribis (Westhälfte). Für alle Fälle gilt, dass der Tierkreis in unterschiedlicher Aufteilung mit den Tanisdekanen kombiniert wird, wobei sich die beiden Tempel in Esna nicht ganz so eindeutig verhalten. Während der Tierkreis in Dendara (Dach und Pronaos) und in Athribis (Westhälfte) eindeutig mit den Tanisdekanen kombiniert wird, ist im Chnumtempel von Esna der vollständige Tierkreis auf zwei Register aufgeteilt, mit nur einem Teil der Sethos I B-Dekane inklusive der eingeschobenen Monatsgötter oder Pseudodekane (identifizieren lassen sich 11.–18. und 25.– 34. bzw. 34a.) auf einem Travée untergebracht, an deren kurzem Ende jeweils ein Nutbild steht. Die Tanisdekane sind auf der gegenüberliegenden Seite der Säulenhalle, ebenfalls im mittleren Bildstreifen B angebracht und können daher nur indirekt mit dem Tierkreis verbunden werden, da beide Travées auf die jeweilige Hälfte der Säulenhalle verteilt sind. In Esna-Nord finden sich alle drei Elemente, also Sethos I B-Dekane, Tierkreis und TanisDekane auf einem Streifen vereint. Dabei sind die ophiomorphen und Löwenkopfgötter der Sethos I B-Reihe oberhalb des Zodiakus und die Tanisdekane unterhalb von diesem zu finden. So zeigt sich, dass obwohl der Tierkreis im Chnumtempel von Esna nicht direkt mit den Tanisdekanen kombiniert wird, sie dennoch parallel zum Tierkreis zu finden sind, womit diese Ausnahme weniger als solche erscheint. Der Tierkreis mit den verschiedenen Sternenkonstellationen: Die Tierkreiszeichen sind so auf die beiden Hälften verteilt, dass sie auf der Westhälfte mit dem Sommerzeichen Löwe beginnen, während der Krebs noch vor diesem als Flügelskarabäus zugleich für die aufgehende Sonne steht. Die Tierkreiszeichen gehen dann mit Jungfrau, Waage und Skorpion in den Herbst und mit dem Schützen und Steinbock in den Winter am Ende des Travées über. Dann wird die Seite gewechselt und die Zeichen werden mit dem Wassermann am südlichen Ende immer noch im Winter fortgeführt. Ihm folgen die Fische, der Widder, Stier und die Zwillinge, welche die Zeit des Frühlings kennzeichnen. Und ganz am Ende ist der Krebs, mit dem der Sommer beginnt, bei Sonnenaufgang nicht mehr sichtbar, weswegen er sich hinter der Sonne an den Beinen der Nut befindet. Aus dieser Verteilung ergibt sich eine Korrelation der Jahreszeiten mit dem Sonnenzyklus, bei dem der Sommer dem Sonnenaufgang und 528 Vgl. an dieser Stelle auch den Kommentar bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 152, in dem sie das Auftreten von zwei Dekanen der Tanis-Liste unter den Tierkreiszeichen von Esna (Esna IV, 443) erläutert.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

der Winter dem Ort des Sonnenuntergangs entspricht. Das Frühjahr befindet sich auf der Ostseite, wo die Sonne ihren Tageslauf bestreitet, und die Jahreszeit des Herbstes ist auf der Westhälfte, wo zugleich die Nachtfahrt der Sonne beschrieben wird. Zwischen den Tierkreiszeichen sind in wechselnden Abständen weitere Sternbilder gesetzt, die sich zu einem guten Teil mit griechischen und ägyptischen Sternbildern identifizieren lassen529, nur für einzelne dieser Figuren lässt sich keine eindeutigere Identifizierung finden. Die Planeten: Im Pronaos von Dendara werden die für die altägyptische Astronomie kanonisch überlieferten fünf Planeten in einer traditionellen Weise und auf den beiden Deckenhälften tatsächlich einander gegenüberstehend, jedoch in unterschiedlicher Lesereihenfolge dargestellt. Das westliche Travée zeigt alle Planeten in Vogelgestalt530. Die Reihe der Planeten beginnt hier nach der Lesereihenfolge, in der die Figuren angebracht sind, retrograd, mit dem pavianköpfigen Merkur (cbg) nach erst zehn Figuren, die Sternbilder und Stundengöttinnen zeigen, als ersten Planeten. Nach vier weiteren Figuren findet sich in kompletter Falkengestalt mit weißer Krone auf dem Kopf Venus (P#-nTr-dw#y), nach weiteren vier Figuren folgt in derselben Ikonographie Mars ohne Beischrift wie auch die beiden noch folgenden Planeten, ebenfalls nach vier Figuren Jupiter mit einem Gehörn mit einer Scheibe dazwischen und schließlich am Ende der Reihe noch Saturn mit einem Stierkopf. Zusätzlich steht die Sonne in Form des morgendlichen Skarabäus vor dem Löwen. Die klassischen fünf Planeten befinden sich der Häuserlehre der antiken Astrologie folgend in ihren Taghäusern in der Umgebung der jeweiligen Tierkreiszeichen531. Im östlichen Bildstreifen sind die fünf Planeten menschengestaltig mit unterschiedlichen Köpfen gezeigt. Die Reihe beginnt mit dem stierköpfigen Saturn (Or-k#), ihm folgt nach sechs Figuren der falkenköpfige Mars (Or-dSr) mit einem Stern auf dem Kopf, nach vier weiteren Figuren steht der ebenfalls falkenköpfige Jupiter (Or-wpS-t#) mit einer Atef-Krone auf dem Kopf, wiederrum nach sechs Gottheiten ist es die doppelköpfige (Falken- und Menschenkopf) Venus und zum Schluss, erneut nach vier Figuren der rein menschengestaltige Merkur (cbg). Außerhalb dieser Reihe findet sich noch der Mond, als Mondsichel mit Mondscheibe darin, auf der Schulter des Tierkreiszeichens Stier. Er ist als weiterer Planet nach der griechischen Astrologie und anders als die fünf altägyptischen Planeten in seiner Erhöhung wiedergegeben. Die Verteilung der übrigen fünf Planeten zwischen den Tierkreiszeichen entspricht der der Häuserlehre der griechischen Astrologie, d. h. sie stehen in ihren Nachthäusern532. 529 So nach LEITZ, in: SAK 34, 2006, 314–315 (Zusammenfassung). 530 Die Vogelgestalt in Opposition zur Menschengestalt findet sich auch auf den Stiersarkophagen aus Tell AbuYasin. Hier kann bei der Dekoration der Deckelunterseiten ein (nicht sichtbarer) Himmelsraum, der (sichtbare) Himmel über der Erde, an dem die Sterne stehen und ein (unsichtbarer) Jenseits- oder Unterweltsraum unterschieden werden. Die Gottheiten des Himmels sind mit Vogelkörper, die der Unterwelt mit menschlichem Körper wiedergegeben. Die Gottheiten des sichtbaren Himmels sind ebenfalls alle in der üblichen Ikonographie, also in Menschengestalt wiedergegeben. D. h., die Opposition besteht eher in der unsichtbaren Gestalt, die zwar im Jenseits, jedoch auch im Himmel verortet ist als in Himmel versus Unterwelt. Die klassischen Nutbilder zeigen die Welt jedoch nur auf Nut beschränkt, unter Ausklammerung der Unterwelt, die außerhalb des Körpers der Nut liegt. Eine Ausnahme dazu sind jedoch die Nutbilder, welche die Erde mit der darunterliegenden Unterwelt in Form einer zusammengerollten Figur zeigen, bei der es sich wohl um eine Kombination von Geb und Osiris handelt (vgl. dazu die Diskussion auf den Seiten 30–32). 531 Zur Stellung der Planeten vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286. 532 S. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286, wobei er anmerkt, dass die Position von Mars und Jupiter vertauscht sind.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Travée 3, Ost

409

Anders als bei astrologischen Darstellungen des Tierkreises im privaten Bereich kann der hier wiedergegebene Tierkreis nicht als Horoskop im eigentlichen Sinne gewertet werden, bei dem die Stellung der Planeten in den jeweiligen Tierkreiszeichen einen spezifischen Zeitpunkt, in der Regel die Geburt der Person, für die das Horoskop erstellt wurde, angibt. Dennoch wird ein astrologisches Konzept wiedergegeben. Als singulär muss die bildliche Wiedergabe des heliakischen Aufgangs der Sothis in der letzten Nachtstunde vor dem Neujahrstag gewertet werden, bei dem es sich sowohl um ein tatsächliches Ereignis der altägyptischen Astronomie als auch um einen Topos handelt. Aber ebenso wie bei dem Konzept der Tagund Nachthäuser für die Planeten in der griechischen Astrologie war auch mit dem jährlich wiederkehrenden heliakischen Aufgang der Sothis kein spezifisches Jahr impliziert oder hätte aus der Stellung der Gestirne errechnet werden können. Die nördliche und die südliche Konstellation: Nördliche und südliche Konstellation sind anders verteilt, als das nach älteren Himmelsdarstellungen zu erwarten gewesen wäre, da sich die nördliche Konstellation zwischen Schütze und Steinbock und über dem 15.–16. Dekan in der südwestlichen und die südliche zwischen den Zwillingen und dem Krebs mit Orion über dem 34. Dekan in der nordöstlichen Ecke befindet. Diese Verteilung entspricht exakt der Verteilung, wie sie sich auch auf dem runden Tierkreis findet, was bedeutet, dass hier sicherlich kein Fehler vorliegt. In dem runden Tierkreis finden sich die Tierkreiszeichen Schütze und Steinbock in der südwestlichen Hälfte. Zwischen ihnen steht in der Reihe darunter der 15.–16. Dekan. Diametral gegenüber sind die Zwillinge und der Krebs in die nordöstliche Hälfte gesetzt, unter denen sich die Figuren der südlichen Konstellation erstrecken. Und dort findet sich unterhalb von Orion der 34. Dekan. Eine weitere Auffälligkeit des runden Tierkreises ist der Abstand der verschiedenen Sternbilder von der im Mittelpunkt des Himmelsbildes befindlichen nördlichen Konstellation. Während die in der südlichen Ecke des Kreises befindlichen Sternbilder des Winters, Schütze und Steinbock durch eine Reihe von weiteren Sternbildern vom Mittelpunkt getrennt sind, liegen auf der gegenüberliegenden Nordhälfte das Tierkreiszeichen Zwillinge und Krebs direkt unterhalb des Stierschenkels, unter denen sich wiederum die Figuren der südlichen Konstellation erstrecken. Eine ausführliche Erklärung zu dieser, nach ägyptischen Maßstäben unerwarteten Verteilung, findet sich im folgenden Abschnitt.

Letzteres trifft sowohl nach der Lehre der griechischen Astrologie als auch nach der üblichen Reihenfolge der Planeten in der altägyptischen Tradition zu, bei der zuerst die äußeren Planeten Saturn und Jupiter vor Mars aufgereiht sein sollten. Handelt es sich dabei vielleicht um eine Hyperkorrektur?

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5.1.4 Dendara, Pronaos

5.1.4.4 Die Decke des Pronaos im Hathortempel von Dendara, Zusammenfassung In die Komposition der Decke im Pronaos des Hathortempels von Dendara sind zwei grundsätzlich verschiedene Traditionen zur Darstellung des Himmels zusammengekommen, die aus verschiedenen Kulturkreisen stammen. Zum einen sind das Elemente, die zur griechisch geprägten antiken Welt gehören, zum anderen handelt es sich um altägyptische, zeitlich zum Teil weit zurückreichende Traditionen, die tief in den religiösen Vorstellungen des alten Ägypten verwurzelt sind. Aus dem griechischen Kulturraum, der besonders im Bereich der Astrologie auch babylonische Einflüsse aufweist533, stammt der Tierkreis, aber auch ein Teil der Sternbilder, die zwischen die einzelnen Tierkreiszeichen gesetzt sind, während Dekane, Stundengöttinnen, einige der Sternkonstellationen sowie Darstellungen zum Sonnenlauf und Mondzyklus auf altägyptische astronomisch-religiöse Konzepte zurückgreifen. Forschungsstand Vorweg sei hier eine kurze Zusammenstellung der Interpretationen zu dieser Decke, mit einer Auswahl der wesentlichsten Akteure in diesem eher randständigen Gebiet des Faches, gegeben. BRUGSCH534 hat als erster eine vollständige Zusammenstellung der Texte und Abbildungen mit einer Übersetzung und einem kurzen Kommentar veröffentlicht. Was die eigentlichen Darstellungen betrifft, greift er hauptsächlich auf die Description, Bd. IV zurück und gibt wo nötig Korrekturen an. Eine summarische Übersicht zu den Darstellungen gibt er auf den Seiten 2–3. Als einleitende Interpretation stellt er heraus535, dass „die auf der Südseite [geographische Osthälfte] befindlichen Streifen A. B. C. mit ihren Figuren und Texten dem Sonnenlaufe und den Sternbildern des südlichen Himmels angehören, während die drei auf der nördlichen Seite [geographische Westhälfte] mit Darstellungen und Inschriften A’. B’. C’. sich auf die Mondsphäre und die Sternbilder des nördlichen Himmels beziehen.“ Er stellt heraus, dass der „Urheber“ der Deckendekoration „die astronomisch-kalendarischen Vorstellungen und Kenntnisse seiner Zeit“, unter Einbeziehung „griechisch-römischer Anschauungen“, vor allem in Bezug auf den Tierkreis wiedergegeben habe536. BOLL537, der aus dem Umfeld der klassischen Philologie kam, hat sich nur zwei Dekaden später, am Ende des 19. Jahrhunderts mit unbekannteren griechischen, astrologischen Texten der Antike beschäftigt und bespricht in diesem Zusammenhang auch die beiden Tierkreise von Dendara. Dabei kommt er zu dem Ergebnis538, dass vor allem die Planeten in einer „unmöglichen, lediglich astrologische[n] Theorie dargestellten Position eingetragen sind“. D. h., dass in der Stellung der Planeten in keinem der beiden Tierkreise von Dendara ein tatsächliches Datum vorliegt oder beabsichtigt war, sondern lediglich ein astrologisches Konzept wiedergegeben ist.

533 534 535 536 537 538

EAT III, 203–204. BRUGSCH, Thes I, 1–59. BRUGSCH, Thes I, 3–4. BRUGSCH, Thes I, 4. BOLL, Sphaera, 232–244. BOLL, Sphaera, 244.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Zusammenfassung

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NEUGEBAUER und PARKER haben in den Egyptian Astronomical Texts III539 vor allem die babylonisch-griechische Herkunft der astrologischen Vorstellungen herausgestellt, die den beiden Tierkreisen von Dendara zugrunde liegen. Weiterhin geben sie an, dass die Planeten des runden Tierkreises in der östlichen Osiriskapelle des Daches von Dendara (Dendera B) in ihren Exaltationen angegeben sind, während die im Pronaos (Dendera E) in ihren jeweiligen Häusern stehen. Sie diskutieren die zugrundeliegende Bedeutung jedoch nicht weiter. AUBOURG540 hat dann 1995 die Diskussion neu aufgerollt und möchte nun, unter Ignorierung der Ergebnisse BOLLs aber auch NEUGEBAUERs und PARKERs, im runden Tierkreis die Wiedergabe eines konkreten Datums erkennen, was er schließlich nach der Stellung der Planeten zwischen Juli und August 50 v. u. Z. ansetzt541 und daneben gibt er für die einzelnen Figuren, die für Sternkonstellationen stehen, konkrete Identifikationen an542. Als zusätzliches Kriterium für das Datum führt er eine Sonnenfinsternis an, die er bei dem runden Tierkreis in der Darstellung der Frau in einer Scheibe (Konstellation „N“ nach EAT III, Tf. 35) erkennen möchte. Nach ihm hält diese Figur einen Pavian fest, bei dem es sich um einen lunaren Thoth handele. Ein Udjatauge in der Scheibe (Konstellation „M“ nach EAT III, Tf. 35) stellt nach ihm dagegen eine Mondfinsternis dar543. CAUVILLE folgt AUBOURG in ihrer Interpretation544. Auch sie diskutiert die Mond- und Sonnenfinsternis, die auch sie in diesen beiden Bildern erkennen möchte545. VON LIEVEN546 hat in ihrer Arbeit über die Decke des Chnumtempels von Esna diesen Abschnitt ebenfalls kurz gestreift und widerspricht deutlich der Interpretationen von AUBOURG und CAUVILLE. Sie wendet sich vor allem gegen die Neuinterpretation der beiden Elemente „M“ und „N“ als Mond- und Sonnenfinsternis. Dabei betont sie, dass vor allem der angebliche Pavian im Sternbild „N“ tatsächlich ein Schwein sei, was in dem rechteckigen Tierkreis ganz unzweifelhaft der Fall ist, auch wenn das Tier im runden Tierkreis eher undeutlich ausfällt. Auch stellt sie heraus, dass viele der Sternbildidentifikationen von AUBOURG fraglich sind und weist zusätzlich auf antike Schriftsteller wie Teukros von Babylon hin und zitiert außerdem die oben genannte Arbeit von BOLL. LEITZ547 greift die ältere Arbeit von BOLL548 auf und stellt entsprechend heraus, dass die Tierkreise von Dendara „Ausdruck einer spezifischen griechisch-ägyptischen Mischkultur“ sind und deswegen in zwei sehr unterschiedliche Fachdisziplinen, nämlich der Ägyptologie wie der klassischen Philologie fallen, was den wechselseitigen Zugang zu den jeweiligen Ergebnissen nicht unbedingt erleichtert, da Forscher beider Seiten die Erkenntnisse, der jeweils anderen Seite, nicht immer berücksichtigen. Er stellt mit den Ergebnissen von BOLL anschaulich dar549, dass die Planeten im Pronaos von Dendara nach der Häuserlehre der klassischen 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549

EAT III, 203, zu Dendera B, vgl. 72–73 und Dendera E 79–81. AUBOURG, in: BIFAO 95, 1995, 1–10. AUBOURG, in: BIFAO 95, 1995, 10. AUBOURG, in: BIFAO 95, 1995, 5. AUBOURG, in: BIFAO 95, 1995, 10. Zunächst in CAUVILLE, Le zodiaque d’Osiris, 1997, 11 und 76–77 (S. hier auch LEITZ, in: SAK 34, 2006, 285 mit Anm. 2) und später auch in CAUVILLE, Dendara, Le pronaos, 505–560 und besonders 539–542. CAUVILLE, Le zodiaque d’Osiris, 1997, 12–13. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 157 mit Anm. 458 (vgl. hier auch LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286 mit Anm. 6). LEITZ, in: SAK 34, 2006, 285–318, u. a. mit Verweis auf GUNDEL, Zodiakus, 83 und 88. BOLL, Sphaera, 232–244. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

astrologischen Lehre aufgeteilt sind und die des runden Tierkreis im Hypsoma stehen, was zwei verschiedenen Konzepten der antiken Astrologie entspricht. Daraus folgt, dass beide Tierkreise nach astrologischen Konzepten zusammengestellt sind und nicht den beobachtbaren Himmel an irgendeinem bestimmten Tag wiedergeben. Zudem wendet er sich gegen die klaren Identifikationen der Sternbilder bei AUBOURG und kann zeigen, dass ein guter Teil der in Dendera dargestellten Sternbilder griechischen Ursprungs sind und Bestandteil der 48 Sternbilder, die u. a. im Sternkatalog des Ptolemaios aufgeführt sind. Dabei identifiziert er auch solche, die zwar in antiken Schriften (z. B. Teukros und Liber Hermetis) genannt sind, deren eigentliche Herkunft jedoch unklar ist550. PRISKIN551, der sich ebenfalls mit den beiden Tierkreisen in Dendara beschäftigt hat, übernimmt den Ansatz AUBOURGs552, dass vor allem der runde Tierkreis mit der Stellung der Planeten ein exaktes Datum abbildet. Und obwohl PRISKIN herausstellt553, dass die Stellung der Planeten des runden Zodiakus den Hypsomata bzw. die des rechteckigen den Häusern der klassischen astrologischen Lehre entsprechen und somit eher ein astrales Konzept als eine Karte des Himmels zu einem bestimmten Zeitpunkt darstellen, hält er an letzterem fest. Sein Hauptargument ist dabei, dass ein ägyptischer Tempel, der fest in der Tradition steht, nichtägyptische astrologische Konzepte und damit meint er präzise „the Hellenic connections of the zodiac“554 nicht so exponiert wiedergegeben würde bzw. eingearbeitet hätte. Stattdessen möchte er beide Tierkreise als narrative Himmelsphänomene sehen, die entscheidende Ereignisse der Familie des Osiris beschreiben. In diesem Zusammenhang stellt er die schon bei AUBOURG postulierten und von CAUVILLE wieder aufgegriffenen Mond- und Sonnenfinsternisse, die tatsächlich während des „größeren“ Zeitraumes der Errichtung des Hathortempels von Dendara bzw. der Osiriskapellen stattgefunden haben, heraus. Diese seien in den Konstellationen „M“ und „N“555 nach EAT wiedergegeben556. Darüber hinaus verbindet er mythologische Datumsangaben mit dem bürgerlichen Kalender und verknüpft diese mit der Tagund Nachtgleiche im Herbst, Ereignissen des Mondzyklus und einer Mond- und Sonnenfinsternis. Alle diese Ereignisse, die sich zwischen dem 25. September 52 v. u. Z. und dem 7. März 51 v. u. Z. nachweisen lassen, seien in den Darstellungen der Tierkreise von Dendara festgehalten557. Zuletzt hat sich Victoria ALTMANN-WENDLING558 mit Schwerpunktsetzung auf den Mond intensiver mit den Darstellungen der astronomischen Decken in Dendara beschäftigt. Neben dem Hinweis auf das „astrologische Konzept“, das in den Tempeln wiedergegeben wird, führt sie zusätzlich die Ergebnisse der architektonischen Arbeiten Pierre ZIGNANIs559 an, der 550 551 552 553 554 555

556 557 558 559

LEITZ, in: SAK 34, 2006, 290. PRISKIN, in: ENiM 8, 2015, 133–185. AUBOURG, in: BIFAO 95, 1995, 1–10, besonders 10. PRISKIN, in: ENiM 8, 2015, 136 (in Bezug auf den runden Tierkreis) und 174 (zum rechteckigen Tierkreis im Pronaos). PRISKIN, in: ENiM 8, 2015, 136. Nach EAT III, 73, 201 Konstellation M (nur im runden Tierkreis) und N (beide Tierkreise in unterschiedlicher Ikonographie. Beim runden Tierkreis ist es eine Frau in einer großen Scheibe, die ein Schwein an den Hinterläufen festhält und beim rechteckigen Tierkreis ein Mann in einer Scheibe, der ebenfalls ein Schwein an den Hinterläufen hält) Tf. 35 und 42. PRISKIN, in: ENiM 8, 2015, 137. PRISKIN, in: ENiM 8, 2015, 141. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 35–73 (Pronaos) und 135–179 (östliche und westliche Osiriskapellen auf dem Dach). ZIGNANI, Temple d’Hathor, 35–41.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Zusammenfassung

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ausführt, dass die von AUBOURG und CAUVILLE angesetzte Zeitspanne für die Errichtung der Dachkapellen viel zu kurz sei560. Grundsätzlich vertritt sie die Ansicht, dass die Decken in Dendara ein astrologisches Konzept wiedergeben, was in das übergeordnete Thema der „Geburt der Welt“ und in den Neujahrszeitpunkt, den die Decke des Pronaos darstellt, eingebunden ist561. Die Decke des Pronaos von Dendara Travée III, Ost und West: Den Rahmen der gesamten Decke bildet je ein Nutbild, das auf der Ost- und Westhälfte des Pronaos die sechs Bildstreifen, ohne den des Mittelgangs, mit ihren unterschiedlichen Darstellungen umschließt (vgl. Abb. 169). Die Hände und der Kopf beider Göttinnen befinden sich im Süden, die Füße im Norden.

(Abb. 169, Übersicht zu den sechs Travées des Pronaos in Dendara nach CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tfn VI–VIII)

Auf der westlichen Hälfte, wo ihr Körper auch zum Westen hin ausgerichtet ist, wird der Teil der Sternbilder wiedergegeben, der in dem Zeitpunkt, in dem die übrigen sechs auf der Osthälfte sichtbar sind, nicht mehr zu sehen sind, weshalb sie auf der gegenüberliegenden Seite untergebracht sind. Letzteres wird der Grund sein, warum die dargestellten Planeten hier 560 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 143. 561 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 69.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

in ihren Taghäusern562 stehen und mit Vogelkörpern ausgestattet sind. Auch sind die Stunden der Nacht retrograd gesetzt, sodass sie an den Füßen der Himmelsgöttin im Osten mit der zwölften Nachstunde mit dem Aufgang der Sonne im Westen beginnen und am eigentlichen westlichen Kopfende mit der ersten Nachtstunde enden. Das entspräche dem Ablauf des Tages und der Nacht, der als Kreislauf gedacht ist. Am Tag vergehen die Stunden, in denen der Sonnengott am Körper der Nut entlangfährt, von Osten (Sonnenaufgang, 1. Tagesstunde) nach Westen (Sonnenuntergang, 12. Tagesstunde). In der darauffolgenden Nacht fährt die Sonne im Körper der Nut dann von Westen nach Osten, also von der 1. Nachtstunde bis zur 12. und letzten Nachtstunde, bis sie dann wieder im Osten aufgehen kann, um den Kreislauf zu wiederholen. Die Sonne, die hier als Skarabäus wiedergegeben ist, wird in der Beischrift dezidiert als Nachtsonne beschrieben, was darauf hindeutet, dass es hier auf der Westhälfte um Geschehnisse geht, die sich während der Nacht, von der Erde aus unsichtbar, im Körper der Himmelsgöttin Nut ereignen. Bei der Himmelsgöttin der östlichen Hälfte läuft ihr Körper an der östlichen Außenwand entlang, gibt jedoch den Sternenhimmel der Nacht wieder und hierbei wiederum eine spezifische Nacht. Dabei handelt es sich um die Nacht, an deren Ende Sothis nach einer Phase der Unsichtbarkeit für einen kurzen Moment am frühen Morgen erstmals wieder erscheint und damit den darauffolgenden Neujahrstag ankündigt, was als heliakischer Aufgang der Sothis bezeichnet wird. Der Nachthimmel der Osthälfte wird zusätzlich durch die aufgemalten Sterne zwischen den einzelnen Sternbildern verbildlicht, die wiederum auf der Westhälfte fehlen, da diese ja am Tage nicht sichtbar sind bzw. in der jenseitigen Welt des Westens nicht in derselben Art und Weise wie im Diesseits vorhanden sind. Der Zeitpunkt der Wende vom alten Jahr zu Neujahr auf der Osthälfte wird durch verschiedene Elemente gestützt: 1) Durch die Wiedergabe der Sothis als kleiner roter Punkt unter den leicht angehobenen Füßen der Nut, der ihren heliakischen Aufgang zeigt, bei dem sie in der letzten Nachtstunde nur für einen kurzen Moment sichtbar ist, was durch ihre Position am oberen Rand des Berghügels angedeutet wird. 2) Durch die Wiedergabe der Nachtstunden anstelle der auf der Ostseite zu erwartenden Stunden des Tages, die zwischen den einzelnen Sternbildern stehen. 3) Durch die Tierkreiszeichen, die eines nach dem anderen in dieser Nacht am Himmel zu sehen sind, wobei sich der Krebs an den Beinen der Himmelsgöttin und hinter der aufgegangenen Sonne befindet, da dieses Tierkreiszeichen zu dieser Jahreszeit in der Nacht bzw. am Ende der Nacht tatsächlich nicht mehr sichtbar ist563. 4) Durch die fünf Planeten, die auf dieser Seite in ihren Nachthäusern stehen. Die Art und Weise, in der die Sternbilder gesetzt sind, deutet zwar einerseits eine bestimmte Nacht an, jedoch geben sie in ihrer Gesamtheit auch das Jahr wieder564. Dabei ist die Verteilung so, dass Tierkreiszeichen sowie Dekane des Winters am südlich gelegenen Kopfende der Nut stehen, die des Sommers im Norden an den Beinen der Nut, die des Frühjahrs auf der Osthälfte und die des Herbstes auf der Westhälfte. Frühjahr und Herbst jeweils im Osten bzw. 562 Zu den Tag- und Nachthäusern der Planeten in der Astrologie vgl. BOLL, Sternglaube, 58–59 und EAT III, 203–204. 563 LEITZ, in: SAK 34, 2006, 288. 564 Vgl. hierzu QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 91–92, der darin eine Verbildlichung des Thema Mundi sieht, womit der Moment der Geburt der Welt, bei dem die Planeten in ihren Häusern stehen, gemeint ist.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Zusammenfassung

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im Westen zu positionieren entspricht dem, was nach ägyptischen Vorstellungen zu erwarten wäre, was jedoch nicht für die Verteilung von Sommer und Winter gilt. Und um letzteres noch zu unterstreichen, findet sich die nördliche Konstellation in der Südwestecke des Pronaos, während die südliche Konstellation diametral gegenüber in die nordöstliche Ecke gesetzt wurde.

(Abb. 170, farblich beschriftet nach D X, Tf. 60)

Um diese Verteilung zu verstehen, die tatsächlich nicht allein mit der geographischen Lage des Tempels von Dendara erklärt werden muss, ist es sinnvoll, einen Blick auf den runden

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Tierkreis zu werfen (Abb. 170–171), der sich weitestgehend an dieselbe Aufteilung der Sternbilder hält, aber diese in einer leicht variierten Anordnung und zum Teil auch mit modifizierter Ikonographie zeigt.

(Abb. 171: farblich beschriftet, unter Markierung der Tag und Nachthäuser nach D X, Tf. 60)

Bei dem runden Tierkreis sollte auch nicht außer Acht gelassen werden, dass ein halbplastisches Bild einer Nut en face mit ausgestreckten Armen und Beinen rechts neben dem Tierkreis angebracht ist, und zwar so, dass ihre Arme im Süden (was nach der Logik der Nutfigur dem Westen entspricht) und ihre Füße im Norden (was dem Osten entspricht) sind, was ja ebenfalls der Ausrichtung der Himmelsgöttinnen im Pronaos entspricht. Rechts neben der Göttin befindet sich ein weiteres Nutbild, was die Göttin seitlich stehend und vornübergebeugt zeigt und die zwölf Tagesstunden des Sonnengottes (Stundenritual) wiedergibt. Insofern zeigt also die gesamte Decke der 2. östlichen Osiriskammer auf dem Dach des Hathortempels von Dendara auf der einen Hälfte den nächtlichen Sternenhimmel und auf

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Zusammenfassung

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der anderen die Sonne in den zwölf Stunden des Tages. Der Mondzyklus wird dagegen, wie schon in den älteren Himmelsdarstellungen üblich, nicht mit einbezogen. NEUGEBAUER und PARKER565 gaben an, dass der Beginn der Dekanreihe des runden Tierkreises in der Deckenachse liegt und damit unterhalb der Mitglieder der südlichen Konstellation bei den Dekanen Nr. 34 (Rmn-xry), der unter Orion und Nr. 35 (Worty), der unterhalb des Falken auf der Papyrusdolde steht, beginnt. Der letzte und erste Dekan der Tanisfamilie Nr. 36 (PHwy-Hry) und Nr. 1 (Knmt) befinden sich direkt unter der Sothiskuh in der Barke. Anders als bei dem rechteckigen Tierkreis lässt sich dieses Himmelsbild nicht einfach in zwei gleich große Abschnitte teilen, vielmehr mäandert die Trennlinie quer durch den Kreis (vgl. Abb. 171). Die hellblau unterlegte Zone gibt dabei den Bereich wieder, in der im Pronaos Dekane, Tierkreiszeichen und Sternkonstellationen der Osthälfte zu finden sind und die dort nach der astrologischen Lehre dem Nachthaus entspricht.

(Abb. 172, Ausschnitt aus dem Akademiephoto I 2484)

(Abb. 173, Ausschnitt des runden Zodiakus nach D X, Tf. 60)

Ebenfalls anders als im Pronaos stehen die fünf Planeten in ihrer Erhöhung (Exaltation oder Hypsoma)566. Mond und Sonne, die in diesem astrologischen Konzept im Stier bzw. Widder wiedergegeben sein sollten, wurden hier anders behandelt als das zu erwarten gewesen wäre. Die Sonne wurde in diesem Rundbild gar nicht berücksichtigt, da es sich ja um das

565 EAT III, 72. 566 Vgl. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286. In Esna sind sowohl Sonne (Widder) als auch Mond (Stier), neben drei weiteren Planeten angegeben. Und gegen CAUVILLE und AUBOURG sollte hier auch noch einmal angemerkt werden, dass es keine Situation am Sternenhimmel gab, in der alle Planeten in ihrer Erhöhung gestanden haben (vgl. hierzu, was BOLL schon 1903 (Sphaera, 234–235) angemerkt hatte und bei VON LIEVEN (Der Himmel über Esna, 157, mit Anm. 458), sowie LEITZ (in: SAK 34, 2006, 286–287) zitiert wurde).

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Idealbild eines nächtlichen Sternenhimmels handelt, dafür ist aber der Mond integriert worden. NEUGEBAUER und PARKER567 merkten an, dass das Sternbild M, was ein Udjatauge in einer Scheibe zeigt, möglicherweise den Mond wiedergeben könnte. Es war ihnen jedoch nicht eindeutig genug und so, wie sie die Position beschreiben (als zwischen den Fischen und dem Widder stehend), passt es in kein astrologisches Konzept. Dennoch kann es sich bei diesem Element eigentlich nur um den Mond handeln568, der direkt über dem Stier stehen sollte, was dann der Situation im rechteckigen Tierkreis des Pronaos entspräche. Im Pronaos war der Mond ja gegen die Häuserlehre auf die Schulter des Stiers gesetzt worden (vgl. Abb. 172) und ist somit als in seiner Erhöhung stehend gezeigt. Wäre der Mond in seinem Haus wiedergegeben worden, befände er sich außerhalb des Bildes beim Krebs, was im Falle der Deckendekoration von Dendara als nicht darstellbar gegolten haben mag. Im Pronaos wiederum befindet sich das Sternbild L nach der Einteilung von NEUGEBAUER und PARKER569, bei dem es sich um eine Kombination aus drei Elementen (Falke, Pavian und Ziege570, vgl. Abb. 172) handelt, genau zwischen Widder und Stier und der Mond als Mondscheibe in der Sichel liegend, entgegen der Häuserlehre, auf dem Stier in seiner Erhöhung. Auf dem runden Tierkreis (Abb. 173) befindet sich Sternbild L jedoch oberhalb dieser beiden Sternbilder mit dem Udjatauge in der Scheibe (Sternbild M) direkt darunter und der Blickrichtung nach zu urteilen mit diesem synchronisiert, womit es sich ebenfalls über dem Stier, aber eben auch über dem Widder befindet, was bedeuten würde, dass die Position nicht vollständig irrig wenn auch leicht abweichend wäre. Allein die Tatsache, dass der runde Tierkreis alle Sternbilder, Tierkreiszeichen, sowie Dekane in einer Darstellung vereint wiedergibt, zeigt schon, dass es sich – nach heutiger Sicht – um keine wissenschaftlich korrekte Wiedergabe des nächtlichen Sternenhimmels in einer bestimmten Nacht handeln kann. Dennoch kann angenommen werden, dass die Verteilung nicht willkürlich erfolgte, sondern der Abfolge der einzelnen Sterne und Konstellationen im Laufe eines Jahres entsprach. Das wird sicherlich genauso für den rechteckigen Tierkreis im Pronaos gelten, da die Verteilung der einzelnen Elemente zu den Himmelsrichtungen ebenfalls zu denen des runden Tierkreises passt. Das für die Zuordnung zu den Himmelsrichtungen zugrundeliegende Element ist der Tierkreis und die Position der einzelnen Tierkreiszeichen zum himmlischen Koordinatensystem. Dieses gibt vor, welche Tierkreiszeichen zu welchen Himmelsrichtungen gehören. Der runde Tierkreis bildet diese Zugehörigkeit ab und da dieser ebenfalls mit den ägyptischen Sternbildern (verschiedene Sternkonstellationen und Dekane) synchronisiert wurde, folgt daraus zwingend, dass bestimmte Sternbilder wie eben die südliche Konstellation entgegen der altägyptischen Sichtweise in die nördliche Ecke wandern. Daher befindet sich also die südliche Konstellation mit Orion, dem Falken auf der Papyrusdolde, der Sothiskuh in ihrer Barke und den erweiterten Göttinnen Satis und Anukis als Symbole für die Nilflut in der nördlichen Ecke, wogegen südlich davon die nördliche Konstellation im Zentrum des Kreises steht. Wird von dieser die Achse nach Süden verlängert, steht sie genau oberhalb der Tierkreiszeichen 567 EAT III, 201, zu Konstellation M: „The wD#t-eye in a disk. It appears only in Dendera B, between Pisces and Aries. If it represents the full moon its appearance near these signs is inexplicable to us.” 568 Das entspräche zudem exakt der zu erwartenden ägyptischen Ikonographie. Vgl. Leitz, in: SAK 34, 2006, 302, wo er auch auf VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 157, Anm. 458 verweist. 569 EAT III, 201. 570 Vgl. Leitz, in: SAK 34, 2006, 301, Anm. 84 mit Verweis auf EAT III, 201, wo die Ziege als Oryx bezeichnet wurde.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Zusammenfassung

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Schütze und Steinbock. D. h. wie im Pronaos befinden sich beide Konstellationen, konträr zur kanonischen Verteilung der rein ägyptischen Himmelsdarstellungen, bei der die südliche immer dem Süden und die nördliche immer dem Norden zugeordnet wird, in den entsprechend entgegengesetzten Himmelsrichtungen. Letzteres wiederum ist abhängig von der griechischen Zuweisung der Tierkreiszeichen in ihre jeweiligen Himmelsrichtungen, woraus gefolgert werden kann, dass die spezifische Einteilung im Pronaos von Dendara mitsamt den ägyptischen Sternbildern dazwischen ebenfalls den Prinzipien, die in der griechisch-babylonischen Astrologie festgelegt wurden, folgen. Im Pronaos bilden beide Hälften einen Kreislauf, wobei die Gottheiten auf dem westlichen Travée von Süden nach Norden blicken, also nordsüdlich ausgerichtet sind, während die des östlichen Travées nach Süden blicken und demnach vom Süden zum Norden hin ausgerichtet sind. Die Tanisdekane werden um eine Figur verschoben auf beide Hälften aufgeteilt. Sie beginnen eigentlich auf der Westhälfte mit den ersten 17 Dekanen, denen jedoch der letzte Dekan PHwy-Hry vorangestellt wurde. Dafür sind auf der Osthälfte die Dekane Nr. 18 (P#-sb#woty) – Nr. 35 (Worty) wiedergegeben, auch hier bilden beide Hälften in Ausrichtung und Reihenfolge einen Kreislauf. Zusammenfassend kann zu den beiden äußeren Bildstreifen gesagt werden, dass sie religiöse ägyptische und griechisch astrologische Vorstellungen so kombinieren und synchronisieren, dass sie den astronomischen Himmel beider Welten mitsamt aller relevanten Sternbilder in einer auf das Jahr verteilten Zusammenschau zeigen, der ebenfalls als Kreislauf präsentiert wird. Die Stellung der Planeten, die in ihren Tag- und Nachthäusern stehen, folgen dem zugrundeliegenden griechisch-vorderasiatischen astrologischen Konzept, während die zeitliche Feinabstimmung mit der Verteilung der Dekane und Stundengöttinnen sowie der Stellung der Sonne in Korrelation zu den Tierkreiszeichen mit dem jährlich wiederkehrenden heliakischen Aufgang der Sothis einen exakten Punkt des ägyptischen astronomisch-religiös determinierten Kalenders wiedergeben, bei dem es sich um eines der zentralen Feste des Tempels von Dendara handelt. Travée II, Ost und West: Die beiden mittleren Bildstreifen erscheinen gegenüber den äußeren in einer rein ägyptischen Tradition. Sie werden durch Windgötter und HimmelsstützenGöttinnen in ihre tatsächlichen Himmelsrichtungen ausgerichtet. Die Figuren sind in derselben Weise orientiert wie in den äußeren, dritten Travées, d. h. im Osten blicken sie in den Süden und im Westen in den Norden, sodass sie genauso wie in den dritten äußeren Travées einen Kreislauf bilden. Die dominante Göttergruppe befindet sich jeweils im 1. Register (das Register, das zum Mittelgang weist). Hierbei handelt es sich um ein vollständiges Set der Sethos I B-Dekane, die sowohl Pseudodekane bzw. Monatsgötter als auch die Götter der Epagomenentage mit den Kindern der Nut sowie den dazugehörenden Sterngöttern einschließt. Und wie schon im äußeren Register ist auch hier eine Unregelmäßigkeit in der Anordnung der ersten Mitglieder der Dekan-Familie zu beobachten. Von diesen stehen die ersten Götter mit 1. Sothis, dem 1. Pseudodekan (1a. In-Hrt-m#T-T#y) und dem 2. Dekan (Ctwy) nach den neun Göttern der fünf Epagomenentage auf der östlichen Hälfte, die mit dem 21. Dekan (crt) beginnt. Die westliche Hälfte beginnt mit dem 3. Dekan (Knmt) und endet mit dem 20. Dekan (cmd). Diese Reihe von Dekanen besteht aus mehr als 36 Gottheiten, nämlich aus zusätzlichen 12 Göttern für die einzelnen Monate und hier nur neun Göttern für die Epagomenentage, da Seth und sein Dekan

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5.1.4 Dendara, Pronaos

ausgefallen sind, was zusammen 57 Götterfiguren ausmacht. D. h. hier müssen auf demselben Raum, vor allem am Ende, mehr Gottheiten verteilt werden, weshalb die Verteilung in Bezug auf die Tanisdekane der äußeren Bildstreifen nicht absolut synchron laufen kann. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass der Anfang und das Ende der Sethos I B-Dekane mit dem vorletzten Dekan der Tanisfamilie auf der Osthälfte parallel gesetzt ist, während auf der Westhälfte der dritte Dekan der Sethos I B-Familie mit dem letzten und ersten Dekan der Tanis-Familie einhergeht. Auch die Verteilung der Anzahl der Figuren ist auf den ersten Blick ungleichmäßig. So sind auf der Westhälfte nur 24 Götterfiguren (18 ohne die Monatsgötter), gegenüber 33 Figuren (ebenfalls 18 Dekane ohne Monatsgötter und Epagomenengötter) auf der Osthälfte. Vermutlich wurde so das Ungleichgewicht der zusätzlichen neun Epagomenengötter ausgeglichen, während sich die 12 Monatsgötter ja gleichmäßig auf das gesamte Set verteilen. Tatsächlich finden sich aber auf beiden Hälften genau 18 Dekangötter, also jeweils auf die gesamte Anzahl von 36 Dekanen bezogen, die exakte Hälfte. Damit zeigt sich, dass die Verteilung der Gottheiten eigentlich absolut regelmäßig erfolgt ist, wenn auch gegenüber der Tanisreihe um vier Dekane nach vorne verschoben. Die Stundengöttinnen wurden rein mechanisch aufgezählt und jeweils an den Anfang des ersten Registers (das Register, das nach Außen weist) gesetzt. Auf der Ostseite sind es die zu erwartenden 12 Tagesstunden, jedoch sind sie retrograd angeordnet, mit der Göttin der 12. Tagesstunde an erster Position, womit sie mit den durch die Himmelsgöttin vorgegebenen Ostwestverteilung korrelieren, da sich die 12. Tagesstunde so ganz im Westen befindet. Auf der Westhälfte stehen die 12 Nachtstunden ebenfalls retrograd, mit der 12. Stunde am Beginn der Reihe, angeordnet. Hier widerspricht die Anordnung der Stunden jedoch der Ostwestverteilung, wie das auch schon im benachbarten 3. Travée der Fall war. D. h. die 12. Nachtstunde steht im Prinzip im Osten, während sich die 1. im Westen befindet. Dabei kann vielleicht auch dieselbe Erklärung Anwendung finden, die darin liegt, dass die hier wiedergegebenen Nachtstunden deshalb in umgekehrter Reihenfolge sind, weil sie im Körper der Nut nach erfolgtem Sonnenuntergang im Westen mit der ersten Stunde der Nacht nahtlos in einem Kreislauf ihren Lauf nehmen, um dann mit dem Ende der 12. Stunde und der Geburt der Sonne im Osten wieder in die Tagesstunden zu wechseln. Beide Hälften zusammengenommen bilden die Tages- und Nachtstunden jedoch tatsächlich einen Kreislauf, bei dem der 12. Nachstunde des Westens die 1. Tagesstunde im Osten, nach den sieben Barken, folgt.

(Abb. 174, Ausschnitt des 2. Travées, West, nach Akademiefoto I 2659 und I 2677)

Auf der Westhälfte findet sich eine Sonnenbarke mit dem widderköpfigen Atum in einem Schrein stehend, nach der Tradition des Buches von der Nacht (LdN, die Barke wird von drei B#w-imntt gepriesen und drei IXmw-sk gezogen), nach den Nachtstunden mit ihren Begleitern, bei denen es sich ebenfalls um Gottheiten des LdN handelt, die dort mit den jeweiligen Stunden assoziiert sind (vgl. Abb. 174). Danach folgen eine Mondbarke mit dem Udjatauge in einer Scheibe auf einer Mondsichel, vor dem ein preisender Thoth steht und darauf eine Barke

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Zusammenfassung

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mit einem thronenden Osiris, vor den fünf Sterne gesetzt sind. Unzweifelhaft sind hier also Gottheiten, die mit dem Westen verbunden sind, wiedergegeben. Atum als nächtlicher Sonnengott in seiner Barke führt die Reihe an, die von dem Mondauge als Abbild des Vollmonds gefolgt wird. Den Abschluss dieser Dreiergruppe bildet ein lunarer Osiris mit fünf Sternen davor. Nach ALTMANN-WENDLING571 handelt es sich um eine Darstellung, bei der sich Sonne und Mond einander gegenüberstehen, d. h. in diesem Fall, der Moment, in dem die Sonne noch im Westen und der Vollmond schon im östlichen Horizont stehen, was der Situation am Abend des Vollmondes entspräche. Würde die Ausrichtung der Nut als Maßstab gesehen, müsste die Verteilung jedoch umgekehrt sein. Der Mond stünde im Westen, während die Sonne im Osten aufgegangen ist, was dann dem Tag nach dem Vollmond, d. h. der Phase des abnehmenden Mondes entspräche. Die Darstellung der Sonne ist jedoch sicherlich als unterweltlich zu betrachten, was Ikone und Beischrift mehr als deutlich machen, während der Mond in seinen entgegengesetzten Formen zum einen als Vollmond und zum anderen als Neumond wiedergegeben ist. Sofern die fünf Sterne vor dem thronenden Osiris für die fünf Falken stehen, die im II. Tableau des 1. Travées thematisiert wurden, könnte damit auf die Bestandteile des Udjatauges und der Fähigkeit des Osiris für dessen Füllung vom Neumond bis zum Vollmond Bezug genommen werden. Zudem ist die Farbgestaltung der Barken vermutlich nicht als Zufall zu betrachten. Die Sonnenbarke sowie die Barke mit dem thronenden Osiris sind hell, während die des Mondes mit dem Udjatauge und Thoth davor rötlich und dunkel ist. Das wiederum entspricht auch der Verteilung der Barken im ersten westlichen Travée, in dem die erste Barke mit dem Udjatauge im Mond ebenfalls dunkel-rötlich war, während die letzte Barke mit dem thronenden Osiris hell gehalten ist. Hierin könnte noch einmal auf die jeweils unterschiedlichen Phasen des Mondes angesprochen werden, die in beiden Registern parallel gesetzt ist.

Abb. 175, Ausschnitt des 2. Travées, Ost (nach Akademiefotos I 2536 und I 2533)

Die Barken auf der Osthälfte (vgl. Abb. 175) sind bis auf die letzten beiden wie alle anderen Götter des Travées von zahlreichen Sternen umgeben und stehen für die Gestirne des Morgens572, wobei die Barken von Osten nach Westen orientiert sind573. Die erste Gottheit

571 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 63. 572 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 63. 573 Mit der Ausrichtung der Göttin Nut verglichen. Bei ALTMANN-WENDLING (MondSymbolik I, 63) entspricht das der ideellen Ausrichtung bzw. der realen von Norden nach Süden.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

nach den Stunden des Tages mit ihren Begleitern ist Venus als Morgenstern mit dem allgemeinen Namen NTr-dw#y ( ), der die Bedeutung des Morgens besonders hervorhebt. Ihm folgen die Götter der südlichen Konstellation Orion und Sothis und der Mond, der IoH heißt, in vollständig anthropomorpher Gestalt und der von dem vor ihm stehenden Thoth ein Udjatauge überreicht bekommt. Erst danach folgt die Sonnenbarke mit Re-Harachte in einem Schrein, mitsamt Schiffsbesatzung und Treidelmannschaft vorweg. Für die Stellung des Mondes vor der Sonne als Morgengestirn kommt nach ALTMANNWENDLING574 nur das Altlicht in Frage, bei dem der Mond direkt vor der Sonne aufgeht, was sich auch gut mit der Reihenfolge der Barken decken würde. Damit wäre hier die letzte Phase des abnehmenden Mondes wiedergegeben, bei der der Mond kurz vor seinem vollständigen Verschwinden noch einmal im Osten aufgeht. Travée I, Ost und West: Die beiden inneren Streifen sind den beiden größten Gestirnen am Himmel gewidmet. Auf der Westhälfte ist das der Mond und auf der Osthälfte die Sonne. Dabei zeigt die östliche Seite die 12 Stunden der Sonne am Tag, während die westliche Seite die Phasen des Mondes, vom Neumond bis zum Vollmond wiedergibt. Beide Hälften integrieren theriomorphe Windgötter in die Darstellungen. Soweit erhalten und identifizierbar zeigt die Mondhälfte alle vier Windgötter den jeweils korrekten Himmelsrichtungen zugeteilt, wie das ja auch schon in den mittleren Bildstreifen der Fall war. Auf der Sonnenseite sind sie jedoch auf zwei Götter reduziert, bei denen es sich möglicherweise um die Götter des Ostens und Westens handelt, die beide am nördlichen Ende platziert wurden, was auf die Himmelsgöttinnen bezogen der Osten wäre. Bezogen auf die Ostwestachse sind die Windgötter dabei überkreuz gesetzt. Im dreigeteilten westlichen Register des gesamten Travées ist der Ostwind eindeutig anhand seiner Ikonographie erkennbar, die einen geflügelten Skarabäus zeigt. Von dem möglichen Westwind sind nur noch die Flügel und vielleicht auch der Rest eines Vogelkörpers erkennbar. Die 12 Stunden des Tages sind im mittleren Register von Osten nach Westen, mit der ersten Stunde im Osten und der 12. Stunde im Westen der Reihe nach sortiert. Der Sonnengott sitzt in seiner Barke mit der Besatzung, die aus dem Buch vom Tage bekannt ist, mit der jeweils dazugehörenden Tagesstunde in Form einer Göttin vorweg. Auch sie sind dem LdJ bzw. dem Stundenritual entnommen. Über und unter der mittleren Reihe mit den Sonnenbarken sind Gottheiten aufgelistet, die aus früheren Unterweltsbüchern des Neuen Reichs bekannt sind. Dazu zählen das Buch vom Tage und der Nacht (LdN, LdJ), das Pfortenbuch, aber auch andere, die primär dem Sonnenlauf thematisieren575. Im unteren 1. Register, was sich auf der Osthälfte befindet, sind insgesamt 14 verschiedene Göttergruppen zu drei oder vier Mitgliedern wiedergegeben. Dieselben Gruppen können in anderen Tempeln auch als Begleiter des Mondes erscheinen. Auch das nach Westen gerichtete 3. Register zeigt 14 Göttergruppen zu jeweils drei oder vier Göttern, deren Herkunft und Funktion denen des 1. Registers entsprechen. Die westliche Hälfte mit den Darstellungen zum Mond ist vollständig anders aufgebaut. Hier lassen sich drei größere und eine kleinere Einheit unterscheiden (Tableau I–IV nach CAUVILLE), die den Mond in seinen unterschiedlichen Phasen zeigen. Jedoch ist die Lesereihenfolge hier von Westen nach Osten zu verstehen, was mit dem Mondzyklus kongruiert, der 574 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 65. 575 Zu den Göttergruppen vgl. QUACK, in: 6. Ägyptologische Tempeltagung, KSG 3, 1, 227–235.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Zusammenfassung

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den Himmel dabei scheinbar von Westen nach Osten passiert576. Ganz im Westen repräsentiert Osiris in der Barke (Tableau IV) den Neumond und das mittlere Tableau (Tableau III) mit der Mondtreppe und dem Mondspiegel die Phase des zunehmenden Mondes. Die Erklärung für diese Reihenfolge ist folgendermaßen: Nach Neumond, was dem 1. Mondmonatstag (MMT) entspricht, ist das Neulicht (2. MMT) kurz vor Sonnenuntergang erstmals wieder im Westen sichtbar. Danach wandert der Mond mit jedem weiteren Tag in seinem Aufgang weiter nach Osten, wo er bei Vollmond am 15. Mondmonatstag schließlich auch aufgeht. Ein kleines zwischengeschaltetes Feld (Tabeau II), das Isis und Thoth in Anbetung vor fünf Falken zeigt, die neben Osiris, für die vier Horussöhne stehen, erklärt die Einbeziehung des Osiris in das System der Bestandteile des Udjatauges, was durch seine Füllung bzw. Addition der Bestandteile des Udjatauges die Tage des Mondstandes angibt, wie das z. B. in Travée A in Esna (Esna IV, 399–401) sehr anschaulich wiedergegeben ist577. Das letzte Tableau (Nr. I nach der Zählung von CAUVILLE) zeigt wiederum den Vollmond als große Scheibe in einer Barke. In der Scheibe ist ein Udjatauge mit je sieben hockenden Göttern darüber und darunter zu sehen, was das vollständig gefüllte Mondauge wiedergibt. Entgegen der Verteilung der übrigen seitlichen langen Inschriften, die die Bildstreifen zu beiden Seiten einrahmen, verläuft nur in diesem westlichen Travée die Inschrift von Osten nach Westen (mit Bezug auf die Himmelsgöttin) bzw. eigentlich entlang der Tempelachse von Norden nach Süden. Die Inschriften der beiden anderen Travées der Westhälfte verlaufen dagegen von Süden nach Norden (oder von Westen nach Osten, wiederum auf die Himmelsgöttin bezogen). Dabei blicken alle Figuren nach Norden, sind jedoch in ihrer Reihenfolge unterschiedlich angeordnet. Die Stundengöttinnen in Travée zwei und drei sind retrograd von Westen nach Osten, mit der 1. Stunde im Westen und der 12. Stunde im Osten angeordnet, während sowohl die Tanis- als auch die Sethos I B-Dekane von Osten nach Westen aufeinanderfolgen. Das Mondtravée wiederum zeigt die Phasen des Mondes von Westen nach Osten, vom Neumond zum Vollmond und impliziert auch die Phase des abnehmenden Mondes, aufeinanderfolgend mit den Gottheiten in derselben Richtung (nach Osten blickend). Jedoch verlaufen, wie oben schon gesagt, die langen Inschriftenzeilen genau andersherum, was der Anordnung der übrigen Göttergruppen entspricht, die von Osten (Norden) nach Westen (Süden) in ihrer Reihenfolge aufsteigen. Nicht beachtet wurde der Mittelgang mit den Schutzgeiern, die vom Eingang ins Tempelinnere weisen. Ein weiteres kleines Detail soll hier jedoch noch Erwähnung finden. Dabei handelt es sich um die Sterne, die als Dekorationselement als Streifen neben den Schutzgeiern in mehreren Reihen angebracht sind. Sie sind, entsprechend der allgemeinen Regel, von Osten nach Westen, mit zwei Standfüßen im Osten, dem einzelnen Zacken im Westen und den beiden letzten waagerecht verlaufenden Armen nordsüdlich ausgerichtet.

576 Vgl. hierzu ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 70–73, sowie die Farbtafel III mit der Übersicht zu allen Travées im Pronaos von Dendera. 577 Dazu ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 606–615, Tf. 25a sowie die Farbtafel VI mit einem Ausschnitt der Mondscheiben mit je zwei Tagen des zu- bzw. abnehmenden Mondes.

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5.1.4 Dendara, Pronaos

Zusammenfassung Die Decke des Pronaos des Hathortempels von Dendara zeigt in den zweimal drei Abschnitten der Decke: 1) die Abfolge der Tierkreiszeichen in einer bestimmten Nacht an der Grenze zum Morgen nach der astrologischen Lehre (Travée III, Ost und West), 2) die Abfolge der altägyptischen Dekan-Sternbilder während eines Jahres mit den dazugehörenden Monats- und Tagesgöttern (Travée II, Ost und West) und 3) den Sonnengott in den Tagesstunden nach dem ägyptischen Stundenritual auf der Osthälfte und den Mondzyklus mit seiner Verflechtung zu Osiris auf der Westhälfte (Travée I, Ost und West). Im Einzelnen gehören dazu noch weitere Details, die sich jeweils der Tages- und Nachtseite, bzw. dem Osten und Westen zuordnen lassen. So zeigt das III. Travée der Ostseite den Moment des heliakischen Aufgangs der Sothis mit dem nicht mehr sichtbaren Tierkreiszeichen Krebs sowie sechs weitere Tierkreiszeichen, die zuvor untergegangen sind. Da es sich um die letzte Nacht des Jahres handelt, finden sich die Planeten in ihren Nachthäusern stehend. Einzige Ausnahme bildet hier der Mond, der im Krebs stehen sollte, jedoch aufgrund der möglichen Nicht-Darstellbarkeit im Hypsoma über dem Stier abgebildet wurde. Die Bilder des Tierkreises wurden nach der griechisch-babylonisch-astrologischen Lehre, die auch der Sichtbarkeit der Sternbilder am Himmel entspricht, in eine südliche und nördliche Hälfte eingeteilt. Dazu schrieb GUNDEL578: „Bei den erhaltenen Hemisphären ist das Himmelsbild in zwei kreisförmige Hälften getrennt. Der Zodiakos bildet dabei einen Ring, der im oberen – nördlichen – Gürtel nach oben, im unteren nach unten gewölbt ist. Jeder Bogen zeigt 6 Bilder, oben Widder bis Jungfrau (= Sommerhalbjahr), unten Waage bis Fische (= Winterhalbjahr)“.

Die Bilder des „nördlichen Gürtels“ mit dem Sommerhalbjahr sind in dieser Darstellungsweise näher am Großen Bären, die des „südlichen Gürtels“ mit dem Winterhalbjahr sind deutlich weiter davon entfernt, was der Darstellung in Dendara entspräche und konträr zur gewohnten traditionellen ägyptischen Sichtweise steht, bei der die südliche Konstellation im Süden und die nördliche im Norden stehen sollte. Auf der Osthälfte sind in Travée I und II die Stundengöttinnen des Tages wiedergegeben. Nur im Falle von Travée III wurden die Nachtstunden zwischen die einzelnen Tierkreiszeichen gesetzt, da sie ja die letzte Nacht des Jahres anzeigen. Entsprechend finden sich auf der Westhälfte die Nachtstunden auf den Travées II und III, während im Travée I stattdessen der Mondzyklus zu finden ist. Dieser ist gemäß seinem monatlichen Verlauf vom Westen mit dem Neumond kommend dargestellt, um über den Vollmond in der Mitte des Streifens schließlich am Ende im Osten wieder abzunehmen. Weitere Darstellungen des Mondes finden sich, jeweils in den mittleren Travées, auch auf der östlichen und westlichen Hälfte. Auf der Westhälfte ist es wieder Osiris als Neumond, der den Anfang des Mondzyklus kennzeichnet, während der Mond mit dem Udjatauge darin, der vor ihm in der Barke mit Thoth steht, den Vollmond präsentiert. Angeführt werden die drei Barken von dem abendlichen Sonnengott. Diese Situation zeigt sich nach ALTMANNWENDLING579 in dem Moment, in dem die Sonne noch im Westen und der Vollmond schon 578 GUNDEL, Zodiacus, 93–94. Vgl. zum Zodiakus im Pronaos von Dendara aber auch S. 87–88. 579 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 63.

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5.1.4 Dendara, Pronaos, Zusammenfassung

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im östlichen Horizont stehen, was der Situation am Abend nach dem Vollmond entspräche und den zweiten Teil des Mondzyklus einleitet. Auf der Osthälfte wird der Mond in seiner abnehmenden Phase gezeigt, wobei wiederum nach ALTMANN-WENDLING580 nur das Altlicht in Frage kommt. Dabei geht der Mond direkt vor der Sonne auf, was sich ebenfalls mit der Reihenfolge der Barken decken würde, bei der die Sonnenbarke im Westen und die Mondbarke im Osten steht. Somit liegt die letzte Phase des abnehmenden Mondes vor, in der der Mond kurz vor seinem vollständigen Verschwinden noch einmal im Osten aufgeht. Angeführt werden die Barken von der morgendlichen Venus, die als Morgenstern am Himmel zu sehen ist. Synchronisiert mit dem Tierkreis wurden die Tanisdekane, wobei der 35. Dekan Worty, der als erster in der Reihe steht, eigentlich zur 2. Dekade des IV. Smw gehört. Auf dem runden Tierkreis in der östlichen Osiriskapelle steht er ziemlich genau in der Mitte der nordöstlichen Achse zwischen den beiden hockenden, falkenköpfigen Himmelsträgern. Dagegen steht der 36. PHwy-Hry und 1. Dekan Knmt nach Norden versetzt und eher unterhalb der Sothiskuh in ihrer Barke. Im Gegenzug dazu sind die Sethos I B Dekane der mittleren Travées, die auf der östlichen Hälfte mit dem 2. Dekan Ctwy enden, der zum I. #Xt, 2 gehört, um vier Dekaden nach vorne verschoben. Der Grund ist mir nicht klar, wird aber vermutlich in der Funktion dieser beiden Dekanreihen zu suchen sein. Alles zusammen betrachtet zeigt sich, dass der Schwerpunkt der Deckendarstellung im Pronaos des Hathortempels von Dendara in der Ostwestachse liegt, die um den Lauf der Sterne, die im Osten auf und im Westen untergehen, zentriert ist. Dieser Schwerpunkt deckt sich auch mit der Ausrichtung des Tempelgebäudes.

580 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 65.

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5.1.5 Esna

5.1.5 Die Darstellungen und Texte im Pronaos von Esna Die astronomische Decke im Pronaos des Chnumtempels von Esna zeigt sowohl klare Gemeinsamkeiten als auch deutliche Unterschiede zu der im Pronaos des Hathortempels von Dendara. Identisch ist sicherlich die Aufteilung der Themen auf sechs bzw. zweimal drei Travées. Diese sind hier jedoch nicht auf eine Ost- und Westhälfte wie in Dendara, sondern auf die Nord- und Südseite aufgeteilt. Der Eingang zum Pronaos liegt im Osten, während der tempelinnere Naos im Westen lag, von dem heute nur noch Reste der Grundmauern auf der außen liegenden Rückseite des Pronaos erhalten geblieben sind. Wie in Dendara erstrecken sich sieben Bildstreifen in den Deckenabschnitten zwischen den Architraven, die auf den 24 Säulen, zu je 12 auf jeder Hälfte, ruhen. Davon stehen wiederum je drei zwischen den Schranken der Tempelfront und neun auf jeder Hälfte der großen Halle. Von den sieben Bildstreifen ist, der des Mittelgangs mit Geierdarstellungen dekoriert, während die drei Travées jeder Seite mit astronomischen Themen ausgestaltet sind. Die dem Mittelgang nächsten Abschnitte C und D zeigen Szenen des Stundenrituals im nördlichen Bereich (Travée C) und eine Mondprozession mit drei Sonnenbarken (Travée D) im südlichen Teil. Die mittleren Travées B und E zeigen im Norden die Tanisdekane mit der nördlichen und südlichen Konstellation (Travée B) sowie im Süden den Tierkreis mit den sieben Pfeilen der Neith, einer Reihe von Sethos I B-Dekanen und verschiedene sogenannte mythologische Figuren, die von je einer Figur der Nut an den kurzen Enden eingerahmt werden (Travée E). Die beiden äußeren Bildstreifen widmen sich Himmelsphänomenen wie dem Mondzyklus und einer ganzen Reihe von astralen Figuren, von denen einige in der nordwestlichen Ecke der nördlichen Konstellation zugeordnet werden können (Travée A). Das südliche Travée F, was wiederum von je einer Himmelsgöttin an den kurzen Seiten eingerahmt wird, zeigt in der südöstlichen Ecke Gottheiten der südlichen Konstellation, sowie eine ganze Reihe mythologischer Figuren. Darüber hinaus beinhalten die beiden äußeren Travées auch die theriomorphen Windgötter, die die gesamte Decke in ihre korrekten Himmelsrichtungen ausrichten. Der Ostwind findet sich am östlichen Ende des nördlichen Bildstreifens A und am gegenüberliegenden Ende ist der Nordwind wiedergegeben. Der Südwind ist unter die südliche Konstellation gesetzt und der Westwind steht diesem gegenüber am westlichen Ende von Travée F. Die Position der Windgötter deckt sich, wie schon erwähnt, mit den tatsächlichen geographischen Himmelsrichtungen. Die folgende Besprechung der einzelnen Travées orientiert sich an der Übersetzung Alexandra VON LIEVENs, Der Himmel über Esna, die die Basis für den Zugang zu diesem hochkomplexen Material gelegt hat. Das Material kann zudem durch verschiedene Photoserien des Akademieprojekts ergänzt werden, wovon eine, mit vereinzelten Auszügen, von den Restaurierungskampanien der Jahre 2018–2019 stammen. Hieroglyphen in Rot kennzeichnen neue Lesungen gegenüber der Textausgabe SAUNERONs nach den Photos des Akademieprojekts. Die Aufteilung, die Travées vom Mittelgang nach außen abzuhandeln, richtet sich nach der Einteilung in Dendara581, obwohl die verschiedenen Göttergruppen nicht auf die beiden Hälften im Süden und Norden aufgeteilt sind, weswegen keine der beiden Seiten bevorzugt abzuhandeln wäre.

581 Vgl. hierzu auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 180, wo sie auf die weniger strikte Symmetrie der Travées zueinander im Vergleich mit denen aus dem Pronaos des Hathortempels von Dendara eingeht.

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5.1.5 Esna, Travée C

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Die Inschriften der Seiten der Architrave werden aus Platzgründen nur in Zusammenfassung nach den Übersetzungen VON LIEVENs und nur in Ausnahmefällen weiter kommentiert betrachtet, auch wenn mir bewusst ist, dass sie inhaltlich der Deckendekoration – nicht nur räumlich – sehr nahestehen. Die Datierung der einzelnen Bereiche der Decke reicht von Vespasian (69–79 u. Z.) im Mittelgang, an dem auch Domitian (81–96 u. Z.) dekorieren ließ, über Trajan (98–117 u. Z.), der im Umfeld von Travée A nachweisbar ist, Commodus (180–192 u. Z.), unter dessen Regierungszeit die Travées C, D und E dekoriert wurden, bis zu Severus (193–211 u. Z., Travée F) und Geta (209–212 u. Z. Travée A), die jeweils an den Travées F und A ihre Namen hinterlassen haben582. 5.1.5.1 Die inneren Travées C und D Travée C Der erste Bildstreifen der Nordhälfte zeigt auf zwei Register aufgeteilt sechs Barken, wobei diese im oberen Register (Esna IV, 416) von der Eingangsseite im Osten in Richtung des Tempelinneren im Westen fahren, während sie im unteren Register (Esna IV, 418) vom westlichen Tempelinneren zum östlichen Eingang fahren. Aufgrund kleiner subtiler Unterschiede lassen sich die sechs Barken in drei Gruppen zu zwei Barken aufteilen, die jeweils hintereinander – auch beim Wechsel vom oberen auf das untere Register – aufgereiht sind. Bei den ersten beiden Barken in Esna IV, 416 mit dem thronenden Kind und dem töpfernden Chnum sind die Enden von Bug und Heck spitzwinklig gestaltet. Die letzte Barke im oberen Register mit dem alten gebeugten Mann und die erste Barke im unteren Register mit dem Skarabäus haben das Ende des Bugs in Form einer Lotusblume gestaltet, während das Heck zunächst eckig mit einer rund-geschwungenen oberen Linie ausgeformt ist. Die letzten beiden Barken mit dem hockenden widderköpfigen Gott und dem hockenden Osiris am Ende des unteren Registers von Esna IV, 418 zeigen sowohl am Bug wie am Heck eine rundliche geschwungene Form, die an eine Mondsichel erinnert.

582 Vgl. die Übersicht von SAUNERON in Esna IV, 1, S. XVIII. Die Datierung von Travée E erfolgt über den Namen von Commodus, der in der nicht gravierten Inschrift Esna IV, 444 lesbar ist. S. dazu VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 154.

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5.1.5 Esna

(Abb. 176: Esna, Pronaos, Esna 415–418, nach Esna IV, Tafel zwischen S. 26 und 27)

Diese Barken-Paare lassen sich auch bei den Figuren in der Sonnenscheibe nachvollziehen. Das erste Paar – das Kind und der töpfernde Chnum – ist auf Thronen sitzend gezeigt, das zweite Paar – der alte Mann und der Skarabäus – gibt den abendlichen und den morgendlichen Sonnengott wieder und das dritte Paar – die beiden hockenden Figuren – zeigt den nächtlichen Sonnengott und Osiris. Ergänzt werden die Abschnitte durch weitere Figuren, die Bestandteil des Tageslaufs der Sonne im oberen Register und der nächtlichen Fahrt derselben im unteren Register sind und ihren Ursprung im Buch vom Tage (LdJ) und dem Buch von der Nacht (LdN) haben, sowie die zwölf Tagesstunden im oberen Register und die zwölf Nachtstunden im unteren Register583. Hinter der letzten Barke mit dem hockenden Osiris bildet zudem eine aufrechtgestellte Mondsichel den Abschluss des Registers nach Westen. Texte: Esna IV, 415–418 Bearbeitungen: ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 620–624 (Esna IV, 417, Auszug); VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 78–88; SERVAJEAN, in: Fs Grenier, 710 (zu Esna IV, 416, 4). Anmerkungen zu Esna IV, 415: Die lange Inschriftenzeile steht über dem oberen Register und wird dieses kommentieren. Sie beginnt mit einem Vergleich zwischen der Bebilderung des Tempels von Esna, der hier als V#wy584 bezeichnet wird und dem Horizont (#Xt) bzw. dem Himmel (Nnwt geschrieben). Genannt werden in diesem Zusammenhang die beiden Scheiben (itnty) als Bezeichnung für Sonne und Mond. Der Text fährt fort mit der Benennung der Sterne (gnxwt585), die der Sonne wohl nach ihrem Tageslauf folgen und nennt dann dezidiert die Dekane, die ihre Aufgabe am Nachthimmel verrichten (X#b#sw m pxr=f Hr ir n=f b#k=sn). Vor allem letzteres könnte auch ein Hinweis auf die Tages- und Nachtstunden sein, die in dem Text nicht genannt sind, jedoch als Begleiter

583 Erkennen lassen sich letztere nur anhand von Photos, die in der Scheibe auf den Köpfen zusätzlich einen aufgemalten Stern zeigen, der jedoch nur schwach zu erkennen ist. 584 Lesung nach einem Vorschlag von LEITZ. 585 Vgl. zu dieser Bezeichnung für Sterne, die schon seit dem mittleren Reich belegt ist, LGG VII, 315c–316a.

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5.1.5 Esna, Travée C

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der beiden mittleren Barken anwesend sind und die wie die Dekane die einzelnen Stunden anzeigen. Es folgen die beiden Schutzschlangen Rmnt-Hryt „die obere Trägerin“586, die mit Menhit, und Rmnt-xryt „die untere Trägerin“587, die wiederum mit Nebetuu identifiziert wird. VON LIEVEN weist in diesem Zusammenhang auch auf die beiden Dekane Rmn-Hry und Rmn-xry hin588, die zur Orion-Gruppe gehören. Sie beziehen sich auf jeden Fall auf die beiden Uräusschlangen, die am Kopf eines Gottes oder auch des Königs als Bestandteil der Kronen und sonstiger Aufsätze wie die Sonnenscheibe die Person schützen sollen. Damit werden die lokalen Gefährtinnen des Chnum Menhit und Nebetuu in diesen theologischen Rahmen eingebunden. Am Ende wird noch einmal betont, dass der lokale Chnum als Sonnengott darin (meint wohl in diesem Travée und natürlich am Himmel) auf- und untergeht (wbn=k Htp=k im ro-nb), bevor der Text mit einem Königsnamen endet. Die lange Inschriftenzeile thematisiert die Gestirne des Himmels mit einer Betonung auf den Sonnengott, der hier in Esna durch Chnum-Re vertreten ist. Anmerkungen zu Esna IV, 416, 1. Szene: Die Beschreibung des oberen Registers beginnt an der Eingangsseite im Osten (vgl. Abb. 177). Hier gibt es zu der Barke mit dem thronenden Kindgott eine Überschrift (Esna 416, Zl. 1) und ein senkrechter Text vor den Rechit-Vögeln (Esna 416, Zl. 2).

(Abb. 177, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 26 und 27; Zeilenangaben hinzugefügt)

Die Besatzung der Sonnenbarke besteht aus einer Form des Horus (Name aufgemalt und nicht lesbar) am Ruder stehend und eine weiteren Horusform sowie Thoth, die dem Sonnengott preisend gegenüberstehen. Die erste Textzeile über der Barke benennt den neugeborenen Sonnengott im Moment seines Erscheinens als:

586 S. LGG IV, 672c. 587 S. LGG IV, 673a. Das Verb sSd (

) bedeutet hier wohl „umbinden“ (vgl. Wb IV, 301, 13) und

das darauffolgende Nomen, das ebenso dw#t ( ) geschrieben ist wie dw#t in der darunter stehenden Zeile der Beischrift zur letzten Barke der Reihe (Esna IV, 416, Zeile 2) wird vermutlich D#D#t, verkürzt zu Dt (vgl. Kopt. Status Pronominalis Ϫⲱ= von Ϫⲱϫ „Kopf“) zu verstehen sein. D. h. die Passage würde gelesen: Rmnt-xryt sSd m D#D#t=k m #sbt-wrt m rn=s n Nbt-ww, „Die untere Trägerin windet sich um deinen Kopf wie die große Flamme in deinem Namen der Nebetuu“. 588 S. dazu LGG IV, 669b und VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 80.

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5.1.5 Esna

430

„Vollkommener Flügelskarabäus (opy-nfr)589 beim Erscheinen auf seiner Palastfassade (Hr Xo Hr srX), mit leuchtenden Strahlen (bd stwt)590, nachdem er hervorgekommen ist“ (m-Xt pr=f).

Die Sonnenbarke wird von einer Gruppe von sechs Kiebitzen (RXyt) auf Körben mit menschlichen Armen, die zum Gruß erhoben sind, begrüßt. Vor ihnen steht eine senkrechte Textzeile (Zeile 2): „Alle Rechit gleichermaßen (rXyt nbw my) sind vor deinem Antlitz und preisen dich, tagtäglich“ (m Hr=k Hr dw#=k ro-nb)591.

Anmerkungen zu Esna IV, 416, 2. Szene: Die folgende Szene zeigt einen thronenden Chnum als Töpfer in einer Sonnenscheibe mit derselben Barkenbesatzung wie in der ersten Szene. Über den Göttern in der Barke ist eine waagerechte Textzeile (Esna IV, 416, Zl. 3), die durch die Sonnenscheibe getrennt wird, gesetzt (Abb. 178). Hinter der Barke stehen die ersten sechs Stundengöttinnen des Tages, deren Namen nur aufgemalt sind. Der Barke treten drei hintereinanderstehende falkenköpfige Götter entgegen, deren waagerechte Textzeile ebenfalls nur aufgemalt wurde und vor jedem einzelnen Gott steht unten noch ein senkrechtes Textfeld mit aufgemaltem Text. Der Text über der Barke spricht den thronenden und töpfernden Chnum an: „Der Wind des Lebens“ (swH n onX)592, der vom Himmel zur Erde kommt“ (ii m pt r t#), „und in seinem Leib verweilt“ (mn m xt=f)593.

(Abb. 178, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 26 und 27; Zeilenangaben und Nummern hinzugefügt)

Die Bezeichnung und der größte Teil des Textes über den drei falkenköpfigen preisenden Göttern ist kaum zu lesen, aber VON LIEVEN wird sicherlich recht haben, wenn sie davon ausgeht, dass es sich um die Bas von Buto (b#w-P) handelt. An mehreren Stellen lässt sich sowohl in der Überschrift zu den Göttern als auch in den Reden die Gruppe chen. In der Überschrift mit

dw# ausma-

davor.

589 Vgl. hier LGG II, 96b. Zur Schreibung von opy mit der Sonnenscheibe und den beiden Uräen vgl. ebenda die Schreibungen von opy in LGG II, 93–97. Zur Übersetzung s. auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 81, wo sie neben nsw-bity auch Row als Lesung in Erwägung zieht. 590 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 81. Sie liest psD stwt, wobei die Schreibung auf jeden Fall irregulär ist. Zur hier verwendeten Lesung vgl. KURTH, in: OLZ 99, 2004, 27. 591 Zur Übersetzung, s. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 81. 592 Der Ausdruck swH ist nach dem Akademiefoto L 281 nicht mit einem einfachen hockenden Mann mit WasZepter auf dem Knie, sondern mit einem hockenden widderköpfigen Gott determiniert ( ). 593 Anders als VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 81 denke ich, dass das Fleischzeichen nicht nur Determinativ zu xt „Leib“ ist, sondern auch als Suffixpronomen gelesen werden sollte.

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5.1.5 Esna, Travée C

431

Von den Namen der sechs Göttinnen sind ebenfalls noch einige Passagen lesbar: Bei der ersten steht Zeichen unklar sind.

, orwt, „die Zupackende“594, wobei die letzten beiden Gruppen bzw.

Die darauffolgende heißt vermutlich nächsten könnte es sich um

, IQrt, „die Treffliche“595. Bei der

, cSpt-Xow, „die mit leuchtender Erscheinung“596 handeln.

Die nächste ist nicht mehr lesbar. Die Göttin danach könnte

, %srt-kkw, „die

, cXot-nfrw, „die die Vollkommendie Dunkelheit vertreibt“597 sein. Am Ende steht heit erscheinen lässt“598. Nachweisbar sind damit die Göttinnen der ersten und zweiten, sowie der 4. – 6. Tagesstunde, die von rechts nach links aufgeführt sind. Anmerkungen zu Esna IV, 416, 3. Szene: Die letzte Szene dieses Registers zeigt einen gebeugten Mann, der in der großen Sonnenscheibe am Stock geht und bei dem es sich sicherlich um die letzte Tagesstunde des Sonnengottes handelt. Die Barke, in der er fährt, zeigt jedoch nun am Bug eine Lotusblüte und am Heck einen eckigen Abschluss, der am oberen Ende rund ausgeformt ist (Abb. 179).

(Abb. 179, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 26 und 27; Zeilenangaben und Nummern hinzugefügt)

Am Ruder steht wie üblich ein falkenköpfiger Gott und am Bug, vor dem abendlichen Sonnengott, ein falken- und ein ibisköpfiger Gott599. Über den Göttern und vor und hinter der Sonnenscheibe mit dem gealterten Sonnengott steht wieder eine waagerechte Textzeile (Esna IV, 416, Zl. 4). Die Szene wird mit drei schakalsköpfigen Göttern abgeschlossen, die vor der Barke auf kleinen Podesten stehen und die Barke preisen. Über ihnen ist ein Feld mit aufgemaltem Text angebracht, der sich an einigen Stellen noch gut erkennen lässt. Hinter der Barke steht die zweite Hälfte der zwölf Stundengöttinnen. 594 595 596 597 598 599

Vgl. LGG II, 178c, in der vollständigen Form: orwt-nDr, Bezeichnung der sechsten Tagesstunde. Vgl. LGG I, 566b, Bezeichnung der fünften Tagesstunde. Vgl. LGG VI, 618, Bezeichnung der vierten Tagesstunde. Vgl. LGG V, 964c , Bezeichnung der zweiten Tagesstunde. Vgl. LGG VI, 503b, vollständig: cXot-nfrw-Ro, Bezeichnung der ersten Tagesstunde. Als Besatzung der Sonnenbarke ist z. B. Thoth im 1. östlichen Travée des Pronaos von Dendara in jeder Sonnenbarke vorhanden, wogegen eine weitere Gottheit, die häufiger am Bug steht und einen Feind speert, von unterschiedlicher Gestalt sein kann.

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5.1.5 Esna

432 Der Text über der Sonnenbarke nennt:

„Chepri, der verjüngte Greis (%pri i#w-rnp)600, der durch die Dt-Ewigkeit geht (sbb-Dt)601 (und) untergeht in die Unterwelt an den Leib der Himmelsgöttin“ (Htp-m-dw#t-r-xt-N(n)wt)602.

Der Text über den drei Bas von Hierakonpolis (Esna 416, Nr. 8) lautet soweit erkennbar603: ?

.

„[… …] … stromab fahren zur Nekropole ([… …] Xnt n xrt-nTr), beim Bereiten von Lobpreis (Hr irt i#w) für …?… in der geheimen Unterwelt (?)“ (n …?… m dw#t-St#t?).

Anmerkungen zu Esna IV, 417: Die zweite lange Inschriftenzeile in diesem Bildstreifen bezieht sich auf das untere Register. Der Text beginnt mit einer Bemerkung zum rechten (wnmt) und linken Auge (i#bt), die beide vollständig sind. Dabei wird das rechte Auge als gefüllt (mH)604 und das linke Auge als geregelt oder geordnet (gsgs)605 bezeichnet, was eigentlich beides Aussagen sind, die sich sonst eher auf das linke Auge, also den Mond, beziehen. Der Text fährt mit einer Aussage zu den beiden Augen fort, die nun als Glanzaugen, die glänzen (#Xty #X.ti), bezeichnet werden, während der Himmel, an dem sie sind, ohne Wolken ist (nn Sno im=s). Jetzt werden sie mit dem ersten Gott in Verbindung gesetzt. Er ist: „Der hitzige Stier (k#-ps), der den Bedarf des Udjatauges (dbHw wD#t) in seiner Korrektheit (oQ#=f) gezählt hat“ (ip), eingeführt606.

Darauf folgt eine weitere Bezeichnung, diesmal ist er: „Der starke Stier (k#-nXt), der exakt (r mtr) zum 15. Mondmonatstag (smdt)607 leuchtet“ (psD).

Die beiden Stiernamen beziehen sich zum einen auf den Mond (k#-ps) und zum anderen auf die Sonne (k#-nXt), die sich schließlich in der Mitte des Mondzyklus in den beiden Horizonten am Abend einander gegenüberstehen. Dabei ist k#-ps eine spezifische Bezeichnung für den Vollmond, wogegen k#-nXt eher ein Epitheton des Sonnengottes ist, aber auch für den Mond verwendet wird608. 600 601 602 603

Vgl. LGG I, 100a. Text auch bei: MINAS-NERPEL, Chepri, 444. Vgl. LGG VI, 237b.S. auch SERVAJEAN, in: Fs Grenier, 710 (Doc. 12). Vgl. LGG V, 582c. Nach VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 82 als Bas von Hierakonpolis identifiziert. Lesung des Textes nach den Akademiefotos L 257 – L258. 604 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 907 unter 3.8.2 Gefüllt mit den Bestandteilen und S. 910. 605 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 906 unter 3.8.1 Gezählt, berechnet, geprüft und geordnet und S. 909. 606 Sowohl VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 84–85 als auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 622, verstehen die Zeichenfolge als ip dbHw wD#t (vgl. LGG I, 217b). Da ip „zählen“, sehr häufig gerade in Verbindung mit dem Abwiegen der Bestandteile des Udjatauges verwendet wird, könnte auch einfach Determinativ zu ip sein und als Ip-wD#t „der das Udjatauge abwiegt“ (vgl. LGG I, 216c) zu verstehen sein. Letzterer Ausdruck wird – mit dem Dual wD#ty – sehr häufig als Bezeichnung des solaren Hormerti auf den Stiersarkophagen von Tell Abu-Yasin verwendet. 607 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 84, mit Anm. a und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 622 und Anm. 138. 608 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 622–623. S. auch LGG VII, 256a (k#-ps) und LGG VII, 263a (k#-nXt).

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5.1.5 Esna, Travée C

433

Das „Fest der beiden Stiere“ (cnsn-k#wy), an dem sich am 15. Mondmonatstag beide Himmelsgestirne gegenüberstehen, wird dann auch im Anschluss genannt. Die beiden Götter werden kurz als Re (für die Sonne) und Osiris (für den Mond) bezeichnet, die an diesem Mondmonatstag jeweils für sich zugegen sind (Ro Wsir Xpr.tw m cnsn-k#wy n=sn m Hb)609. Die Beschreibung kulminiert in der Aussage, dass jedes Antlitz (Hr-nb) leuchtet (ob#) in seiner Helligkeit (m wbXt=sn610) immerdar (Dt) und Tag und Nacht (Dt=f xt=f). Die nächste Passage ist verloren (sie beginnt mit itn und endet mit Ro). Re ist dann wohl das Bezugswort zum folgenden „der die Geburten wiederholt“ (wHm n=f mswt) und „der einund austritt bis heute“ (pr oQ r min), was beides Aussagen sind, die sich auf die Wiederholung des Tageszyklus der Sonne mit ihrem Auf- und Untergang beziehen. Der letzte Abschnitt beschreibt eine Szene, die sowohl bei Sonnenaufgangs-611 als auch bei funerären Szenen vorkommen kann, bei denen Isis und Nephthys zu beiden Seiten der Sonnenscheibe oder der Totenbahre hocken oder stehen und ihre Arme preisend bzw. helfend oder zur Trauer erhoben haben. Es wird gesagt: „Isis ist auf der rechten und Nephthys ist auf der linken Seite (#st Hr wnmt Nbt-Hwt Hr i#btt), die beiden Schwestern sind beim Heil sein lassen bis in Ewigkeit“ (snty áHr?ñ rs wD# r Hnty)612.

Den Abschluss der langen Zeile bildet der Name des Königs Commodus. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass auf diesem Travée weder Isis noch Nephthys in der zuletzt beschriebenen Szene gezeigt sind. Diese zweite Inschriftenzeile fokussiert sich ganz auf Sonne und Mond und nennt das Fest des 15. Mondmonatstages, an dem sich beide Gestirne am Abend gegenüberstehen, wobei der Mond gerade aufgegangen ist und die Sonne kurz vor dem Untergang steht. Des Weiteren geht es um den Tageszyklus der Sonne, bei dem die Schwestern Isis und Nephthys der Sonne sowohl bei ihrer Geburt am Morgen helfen als auch diese am Abend im Jenseits in Empfang nehmen. Anmerkungen zu Esna IV, 418, 4. Szene: Die erste Szene des unteren Registers zeigt eine Barke ohne Besatzung mit einem Skarabäus in einer großen Sonnenscheibe. Rechts vor der Barke stehen vier preisende Paviane. Über der Barke steht, durch die Sonnenscheibe mit dem Skarabäus unterbrochen, ein waagerecht verlaufender aufgemalter Text, von dem SAUNERON (Esna IV, 418, Nr. 7) kaum noch etwas erkennen konnte und über den vier preisenden Pavianen vor der Barke ist eine weitere aufgemalte Zeile vorhanden (Esna IV, 418, Nr. 8), die ebenfalls nur lückenhaft lesbar war. Für beide Inschriften können mithilfe der Akademiephotos Teile der Lücken gefüllt werden.

609 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 622, mit Anm. 141. anders aufgefasst, weshalb sowohl VON LIEVEN, Der 610 SAUNERON, Esna IV, S. 24, Zl. 1 hat die Gruppe Himmel über Esna (84–87) als auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I (622–624) die Passage anders verstehen und lesen. Nach einer Diskussion mit Daniel VON RECKLINGHAUSEN zu dieser Stelle ist nicht nur die Lesung des ersten Zeichens anders (vgl. Akademiephoto L 282), sondern auch die Reihenfolge zu korrigieren, sodass hier eine Lesung wbX, bxbx oder wie oben vorgeschlagen m wbXt vorliegen könnte. Dabei ist das erste Gefäß eher ein Salbentopf (Lesung b#s oder mrHt > m) als ein Weihrauchtöpfchen. WbXt wird hier als „Klarheit, Helligkeit nach Wb I 296, 1 verstanden. 611 Hierzu VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 87. 612 Von VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 84–85 und 88 mit Anm. 310, sowie ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 622 mit Anm. 145 als „der heil Erwachende“ (Rs-wD#), eine Bezeichnung des Osiris aufgefasst.

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5.1.5 Esna

434

(Abb. 180, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 26 und 27; Zeilenangaben hinzugefügt)

Der Text vor der Barke (Esna IV, 418, Nr. 7) beginnt mit „Flügelsonne“ (opy) oder „König von Ober- und Unterägypten“ (nsw-bity), „Chepri“ (%pri). Der darauffolgende Text ist nicht erkennbar. Hinter der Sonnenscheibe beginnt die Textzeile mit , wobei das w am Anfang zum vorangehenden Text gehören könnte und das darauffolgende Word Msktt „Morgenbarke“ sein könnte. Am Ende der Zeile können die Zeichen bestätigt werden613. Der Text über den Pavianen ist besser lesbar: . „Es ist der große Thoth (is EHwty-wr), (wenn) er das Udjatauge wiegt (ip=f wD#t) in seiner Form (m Xprw=f) und er seinen Vater Re preist (dw#=f it=f Ro) in seiner Gestalt des freudig kreischenden Pavians (m irw=f n hTt)“.614

Die erste Barke des unteren Registers vermischt Motive des Sonnenaufgangs (die Barke mit dem Skarabäus in der Sonnenscheibe) mit Mondattributen (Thoth als „der das Udjatauge wiegt“). Anmerkungen zu Esna IV, 418, 5. Szene: Die mittlere Barke zeigt einen hockenden widderköpfigen Gott in einer großen Sonnenescheibe, die sich wiederum in einer Barke ohne Besatzung befindet. Über der Barke ist auch hier zu beiden Seiten der Sonnenscheibe eine aufgemalte Textzeile vorhanden (Esna IV, 418, Nr. 5). Vor und hinter der Barke stehen je sechs Frauen mit herabhängenden Armen und einer Scheibe auf dem Kopf, in die ein großer Stern aufgemalt ist, womit diese als Nachtstunden gekennzeichnet sind. Vor jeder Figur ist rechts oben vor ihrem Kopf ein Textfeld stehengeblieben, in dem ihr Name mit Farbe geschrieben ist. Von den Beischriften sind jedoch nur vereinzelte Zeichen erkennbar. Der Text über der Barke (Esna IV, 418, Nr. 5) beginnt wieder mit einem , von den darauffolgenden Zeichen ist jedoch nichts mehr erkennbar.

613 Szene auch bei MINAS-NERPEL, Chepri, 444 erwähnt. 614 Lesung nach den Akademiephotos C 5314, L 306 und L 310. Zu dem „freudig kreischenden Pavian“, der die Sonne am Morgen begrüßt, vgl. die zahlreichen Einträge in LGG IV, 813a.

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5.1.5 Esna, Travée C

Von den Namen der Nachtstunden lassen sich die 2. (

435 ), die 4. (

)

und die 7.–9. ( , , ) noch halbwegs erkennen (Esna IV, 418, Nr. 6), womit auch klar ist, dass es sich bei ihnen eindeutig um Nachtstunden handelt.

(Abb. 181, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 26 und 27; Zeilenausrichtung und Nummern hinzugefügt)

Der Sonnengott mit Widderkopf ist typischerweise die nächtliche Ikone, die auch durch die Anwesenheit der Nachtstunden bestätigt wird. Anmerkungen zu Esna IV, 418, 6. Szene: Den Abschluss des unteren Registers bildet die Barke des Osiris mit drei aufrechtstehenden Mumien am Bug, die von drei Schakalen gezogen wird und der drei Götter voranschreiten. Hinter der Barke wird die Szene durch eine aufrechtstehende Mondsichel beendet.

(Abb. 182, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 26 und 27; Zeilenausrichtung hinzugefügt)

Über den drei Göttern sind je drei Felder für die Namen vorhanden, sowie jeweils über den Schakalen und der Barke mit dem hockenden Osiris in der großen runden Scheibe. In allen Fällen sind Spuren einer aufgemalten Inschrift zu erkennen. Die Beischriften zu den drei voranschreitenden Göttern und die über den drei Schakalen sind nicht lesbar, außer am Ende der Zeile. Solche Schakale sind im LdJ sowohl als Adoranten als auch Zugtiere der Sonnenbarke belegt und werden dort als B#w-imntyw bezeichnet. Vergleichbar der Situation in diesem Travée in Esna stehen ihnen die B#w-i#btyw am anderen Ende der Reihe als Paviane gegenüber615. Schakale als Zugtiere der Sonnenbarke sind jedoch auch in anderen Himmels- und Jenseitsbüchern belegt und auch auf dem südlichen Travée D in Esna vor der östlichen Sonnenbarke mit der kindlichen Figur in einer kleineren Scheibe, die über einer größeren mit einem geflügelten Skarabäus sitzt. Von der Inschrift über der Barke sind Spuren identifizierbar. Der Text beginnt über den drei kleinen stehenden Mumien und wird hinter der Scheibe mit Osiris darin fortgeführt: 615 MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage, 83.

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436

5.1.5 Esna

, . Der Anfang ist nicht gut zu erkennen und es ist möglich, dass auch nur eine einfache große Scheibe geschrieben ist, aber dieser Text beginnt vielleicht nicht mit einer Sonnenscheibe mit einer Kobra zu beiden Seiten ( ), da das Zeichen dazu eigentlich zu schmal ist. Der Rest ist leider zu fragmentarisch, um eine sinnvolle Übersetzung vorzuschlagen, aber es kann angenommen werden, dass es um den lunaren Osiris geht, was ja auch mit der Mondsichel am Ende des Tableaus herausgestellt wird. Die Position dieser Mondsichel ganz im Westen, die Ausrichtung und Form der nach links geöffneten Sichel spricht nach ALTMANN-WENDLING616 dafür, dass hier der die schmale Mondsichel am Beginn des Mondzyklus abgebildet ist, die für eine kurze Zeit im Westen aufgeht, bevor sie gleich wieder verschwindet. Zusammenfassend kann damit gesagt werden, dass das gesamte Travée zwar die Sonne und den täglichen Sonnenlauf ins Zentrum setzt, jedoch unter Einbeziehung des Mondes bzw. des Mondzyklus mit dessen wichtigsten Phasen, dem Vollmond (im Text thematisiert) und der neuen Mondsichel am Beginn des Mondmonats. Dieses Travée befindet sich auf der Nordhälfte des Pronaos, womit die hervorgehobene Rolle der Sonne erklärt werden kann. Mindestens seit dem neuen Reich werden in Tempelanlagen, die als Millionenjahrhäuser bezeichnet werden und später auch in Gräbern und auf Särgen, Re und Osiris den Himmelsrichtungen Norden und Süden zugeordnet. Und hier wird im oberen Register der tägliche Sonnenlauf und im unteren Register der nächtliche Sonnenlauf unter Einbeziehung des Mondzyklus wiedergegeben617. Das wird auch in den Architravinschriften zu diesem Travée genannt. Der Architravtext der Südhälfte (Esna IV, 414) beschäftigt sich vorwiegend mit dem Mond und dem Themenkreis, der historisch aus dem LdJ und LdN entstanden ist. Der der Nordhälfte (Esna IV, 422) thematisiert Chnum-Re als Erschaffer des Lebens und Sonnengott am Nordhimmel, d. h. als Sonnengott, der den nördlichen Himmel während der Nacht durchfährt618. Travée D Der erste Bildstreifen der Südhälfte ist zweigeteilt und zeigt im oberen Register eine Mondprozession mit 22 Gottheiten zu beiden Seiten der großen Mondsichel mit der Vollmondscheibe mit einem Udjatauge darin (Esna IV, 435). Darüber steht eine lange Inschriftenzeile (Esna IV, 434), die im Osten beginnt. Das Register darunter (Esna IV, 437) wird ebenfalls von einer im Osten beginnenden Inschriftenzeile nach oben begrenzt (Esna IV, 436). Hier stehen drei Sonnenbarken mit drei Formen des Sonnengottes im Zentrum, die von verschiedenen Göttergruppen begleitet werden. Alle drei Barken sind anders gestaltet. Die erste, westlichste (Esna IV, 437, Nr. 8), zeigt eine Papyrusdolde am Bug, auf der ein kleiner widderköpfiger Gott hockt. Dahinter steht, leicht nach vorne gebeugt, ein löwenköpfiger Gott, der in jeder Hand ein Ruder hält. Dahinter 616 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 621. 617 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 620. 618 Vgl. die Übersetzung von VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 72–73 (zu Esna IV, 414) und 90–91 (zu Esna IV, 422).

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5.1.5 Esna, Travée D

437

sind, mit dem Rücken zur Figur am Bug, zuerst Maat und vor ihr Thoth wiedergegeben, die den widderköpfigen, ebenfalls leicht vorgebeugten Sonnengott in einer großen Scheibe anbeten. Am Heck der Barke steht Ha am eigentlichen Doppelruder der Barke.

(Abb. 183: Esna, Pronaos, Esna 435–437, nach Esna IV, Tafel zwischen S. 54 und 55)

Die mittlere Barke zeigt sowohl am Bug als auch am Heck einen Widderkopf auf einem breiten Halskragen mit Sonnenscheibe auf dem Kopf (Esna IV, 437, Nr. 6). Hier steht ein falkenköpfiger Gott am Bug und speert eine Schildkröte, gefolgt von Thoth, der Rücken an Rücken zu diesem steht. Thoth trägt als Kopfschmuck eine Mondscheibe auf der Sichel und hält die Hände zum Lobpreis erhoben. Das Zentrum der Barke wird von dem widdergestaltigen Sonnengott mit vier Widderköpfen, die mit einer Atefkrone bekrönt sind, eingenommen. Er steht in einer großen Sonnenscheibe. Am Heck des Schiffs hält ein falkenköpfiger Gott das Seil des Doppelruders, dessen Ruderblätter jedoch nicht ausgeführt sind. Die letzte Barke zeigt ein Boot mit einer Treibtafel am Bug, auf der ein kindlicher Gott mit Jugendlocke, einer Hand am Mund und in der zweiten das Flagellum und den Herrschaftsstab haltend (Esna IV, 437, Nr. 2). Dieselbe Figur befindet sich auch in der Mitte der Barke in einer Scheibe, die über einem geflügelten Skarabäus schwebt. Beide werden auf der rechten, westlichen Hälfte von Isis und auf der linken, östlichen Hälfte von Nephthys gehalten. Hinter Isis stehen Maat und Thoth, die jeweils eine Hand zum Gruß hochhalten und hinter

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438

5.1.5 Esna

Nephthys hält ein falkenköpfiger Gott das Seil des Heckruders. Die Szene wird mit einer hochgestellten Horizont-Hieroglyphe ( ) beendet. Text: Esna IV, 434–437. Bearbeitungen: ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 232 (Auszug zu Esna IV, 437, 2–3), 575 (Auszug zu Esna IV, 434), 626–629 (Auszüge zu Esna IV, 434 und 436); VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 124–139; SERVAJEAN, in: Fs Grenier, 710 (Auszug zu Esna IV, 437, 6). Anmerkungen zu Esna IV, 434: Die obere Inschriftenzeile bezieht sich auf die Mondprozession des oberen Registers zu diesem Travée. Sie beginnt mit der Einleitung „Geöffnet sind die Torflügel des Himmels“ (wn{n} o#w pt), „aufgetan sind die Torflügel der Nut“ (wn o#w Nnwt), deren Ursprung bis in die Pyramidentexte zurückreicht und dort eine Reinigungslitanei einleitet, die in den folgenden Abschnitten mehrfach wiederholt wird619. Es folgt ein Abschnitt, der sich ganz auf den Mond bezieht. „Das Udjatauge leuchtet (psD WD#t)620 für alle, die Re erschaffen hat (n irw Ro nbw). Osiris lebt in ihm als Mond (onX Wsir im=s m ioH)621 am Beginn des Mondmonats“ (tp #bd).

An dieser Stelle wird eine Verbindung zwischen dem Register darunter hergestellt, in dem ein großes Udjatauge im Zentrum einer Mondscheibe, die auf einer Sichel liegt, steht, obwohl es sich gerade bei diesem Symbol natürlich um den Vollmond handelt. Dann wird gesagt, dass „jeder Gott, tagtäglich, die Nacht wie Re erleuchtet“ (nTr nb Hr sHD grH mi Ro ro-nb)622.

„Jeder Gott“ könnte sich dabei auf die je 22 Götter beziehen, die für die verschiedenen Phasen des Mondes stehen. Allerdings ist auch eine Lesung 15. Mondmonatstag möglich. Die nächste Aussage bezieht sich wieder auf den lunaren Osiris und die Götter der Mondmonatstage, die in verschiedenen Prozessionen auch mit Mineralien verbunden sein können, die Bestandteil des Füllens des Mondauges sind. Er heißt: „Herr der Wunder“ oder „Herr des Orakels (nb-bi#w)623, der alles Kommende voraussieht (sr ii nbw). Seine Strahlen, sie dringen in jede Stelle ein“ (m#wy=f bs=sn Hr o nb).

619 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 126 mit Verweis auf GUGLIELMI und BUROH, in: Fs te Velde, 122– 124, die wiederum auf Pyr. 525, 526, 528 und 529 (= Spruch 325) etc. verweisen und die Formel als „Eröffnungsspruch eines chorischen Kultliedes“ identifizieren. Der Kommentar zu den Pyramidentexten (Pyr. Üb. 409) benennt den darauffolgenden Text als Reinigungslitanei. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 627 mit Anm. 183 verweist ebenfalls auf GUGLIELMI und BUROH. 620 Nach dem Akademiephoto L 243 ist „Udjatauge“ wohl

geschrieben.

621 Die Schreibung von IoH als soll hier sicherlich tatsächlich als „Mondsichel“ verstanden werden, was ja auch die Form des Mondes am Beginn des Monats ist. 622 Nach dem Akademiephoto L 245 ist die Gruppe am Beginn vielleicht eher als oder zu verstehen. Bei dem Vogel handelt es sich um dasselbe Zeichen wie im Namen des Hu (Esna IV, 435, Nr. 14), wiedergegeben hat. Dennoch erscheint mir die Übersetzung als „jeder Gott“ nach wo SAUNERON es mit VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 124–125 gemeint zu sein. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 626 übersetzt hier: „und am 15. MMT (?)“ mit Anm. 173, wo sie auf KURTH, in: OLZ 99, 2004, 31 verweist. 623 Vgl. LGG III, 620a, meistens in Verbindung mit solaren Kindgöttern verwendet.

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5.1.5 Esna, Travée D

439

Diese Aussage bezieht sich auf das Licht des Himmelskörpers. Danach folgt eine Passage, die die zeiteinteilende Funktion des Mondes bzw. seiner Phasen unterstreicht: „der die Zeit verbringt (wrS ro-nb) beim Entstehen lassen der Tage und Stunden „(áHrñ sXpr hrw wnwwt) und der die Monate und Jahre macht“ (ir #bdw rnpwt).

Die darauffolgende Aussage ist unvollständig, jedoch könnte sich das „Ein- und Austreten“ (oQ pr) auf das Kommen und Gehen des Mondes beziehen und da es sich um einen pwSatz handelt, wird es sich um einen erklärenden Zusatz zur vorausgehenden Aussage handeln624. Jetzt wird auf Isden (Isdn-wr) eingegangen: „der die Abgaben zählt (Hr Hsb i[nw]), (damit) das Udjatauge geheilt wird (WD#t wD#.tw) mit seinen Bestandteilen“ (m dbHw).

Womit vermutlich wieder bzw. immer noch die Mondphasen gemeint sind. Er ist das „Kind der Unendlichkeit (Xy n nHH) und der Jüngling der Ewigkeit (rnp n Dt), seine Pupille (Dfn?=f, oder ähnliches) erschafft sie für sich“ (Hr nb=sn r=f)625.

Diese Phrase sollte wiederum mit der Dt- und nHH-Ewigkeit identisch sein (Dt nHH pw). Ein neuer Abschnitt geht nun auf weitere Gestirne ein: „(wnn=f:) die Unermüdlichen Sterne (IXmw-wrD) machen ihre Gestalt für ihn (Hr ir n=f irw=sn) und die den Untergang nicht kennenden Sterne (IXmw-sk) tun etwas, was sich auf die Unterwelt (dw#t) bezieht, jedoch unklar ist. Die Zeile wird schließlich mit dem Namen des Commodus abgeschlossen. Die Inschrift fokussiert nahezu vollständig auf den Mond und seine Phasen und die Implikationen, die damit verbunden werden. Anmerkungen zu Esna IV, 435: Das obere Register zeigt eine Mondprozession mit je zwei nahezu identischen Prozessionen von Gottheiten.

(Abb. 184, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 54 und 55; Zeilen in Rot hinzugefügt)

Die Namen der Götter auf der linken Seite sind im Relief ausgeführt, während die Namen derjenigen, die auf der rechten Seite stehen, nur aufgemalt und entsprechen kaum lesbar sind. Die linke Hälfte beginnt mit dem Herrn des Tempels Chnum-Re, dem Herrn von Esna ($nmw-Ro nb-v#-sny), worauf die Götter der Neunheit Atum, Schu, Tefnut, Geb, Nut, Osiris, Isis und Nephthys nacheinander stehen. Es folgen mit Thoth, Horus, Hathor, Sobek, Hu und 624 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 124–125 und 126 verbindet das mit Isden, während ALTMANNWENDLING, MondSymbolik I, 627 mit Anm. 177 den Abschnitt wie oben einteilt und vorschlägt, dass es sich allgemein auf die Gestirne oder spezieller auf die Mondphasen bezieht, bei den ja auch vom „Ein- und Austreten“ gesprochen wird. 625 S. hierzu VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 124 mit Anm. b. Die Übersetzung ist und bleibt wohl unklar bzw. unsicher.

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5.1.5 Esna

440

Sia Götter, die die 15 Götter des Mondzyklus vervollständigen. Die letzten sieben Götter gehören einer Gruppe an, die in Esna VI, 546 als Adoranten der Sonne im zentralen Fries über dem Eingangstor zum Tempelinneren erscheinen und damit in den Kreis der Sonnenanbeter gehören. Dort werden sie durch Thoth ergänzt, um auf eine gerade Summe von acht Figuren zu kommen. In Esna VII, 564 erscheinen sie als Empfänger eines Räucher- und Libationsopfers, werden von Chnum-Ptah-Schu angeführt und thronen in zwei Reihen aufgeteilt vor dem König. In beiden Fällen wird die Göttergruppe leider nicht näher umrissen626. Der erste dieser Götter heißt „der Bindende“ (Vsw)627, der zweite ist „der Aufsässige“ (BQbQ)628, der dritte „der Herr der Gesichter“ (Nb-Hrw)629, der vierte „der als Wind weht“ (Cmm-nfy)630, der fünfte „der Wind, der zum Falken wird“ (cwH-Xpr-m-bik)631, der sechste „Herr der Unendlichkeit“ (Nb-nHH)632 und der letzte ist „der die Ewigkeit erschafft“ (Ir-Dt)633. Die gegenüberliegende Reihe wird durch Atum angeführt, dem Chepri an zweiter Stelle folgt. Danach werden mit Schu (

), Tefnut (

), Osiris ( aufgeführt.

) und Nephthys (

), Isis (

Schließlich wird wieder Thoth ( ), Hu (

) und Sia (

), Horus (

), Geb (

), Nut (

) die Götter der Neunheit ), Hathor (

), Sobek (

) aufgeführt.

Von den letzten sieben Göttern sind mit Vsw ( ) und BQbQ ( ) nur noch die ersten beiden Götter lesbar, die Namen der letzten fünf sind unter einer dicken Rußschicht verschwunden. Die hier dargestellte Prozession gehört zu einer von dreien, die die Zu- und Abnahme des Mondes thematisieren634 und jeweils durch eine weitere Gruppe von Gottheiten ergänzt wird, die über die eigentlichen 30 Mondmonatstage hinausreichen. Diese letzten sieben Götter sind entsprechend auch nur schematisch, alternierend als Mann mit einer Doppel- oder oberägyptischen Krone wiedergegeben und sind an einer recht prominenten Stelle in Esna auch in einer Gruppe von acht Göttern vertreten, die Chnum als Sonne preisen (Esna VI, 546).

626 Vgl. hier auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 129–132. 627 Vgl. LGG VII, 490a. Dieser Gott ist u. a. auch im Amduat (731, Nr. 743), als einer der 77 Götter von Pharbaitos und einer von acht Göttern, die Chnum preisen (Esna VI, 546, 8), belegt. 628 Vgl. LGG II, 838a. Zur Übersetzung vgl. LEITZ, Panehemisis, 103 mit Anm. 165. BQbQ ist aber nicht nur Mitglied einer zweiten Reihe von E#isw, sondern auch einer der Götter, die Osiris in der Balsamierungshalle bewachen. 629 Vgl. LGG III, 701b. Auch dieser Gott ist in der Gruppe von acht Göttern belegt, die Chnum preisen (Esna VI, 546, 14). 630 Vgl. LGG VII, 75b, auch als einer von acht Göttern belegt, die Chnum preisen (Esna VI, 546, 17). 631 Vgl. LGG VI, 221a, ein weiterer der acht Götter, die Chnum preisen (Esna VI, 546, 20). 632 Vgl. LGG III, 667a. Der vorletzte Gott in Esna VI, 546, Zl. 23 heißt Nb-nHH-ir-Dt und fasst die letzten beiden Götter in einem zusammen. 633 Vgl. LGG I, 506a. Der letzte Gott in Esna VI, 546, Zl. 26 heißt Cw-m-Hryt „der frei von Schrecken ist“ (LGG VII, 33b) und weicht damit von dieser Reihe ab. 634 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 628–629 und 732. Neben der Darstellung in Esna gehören hier noch zwei weitere Mondprozessionen vom Euergetestor dazu. Im Text von Esna IV, 434 werden sie mit der Phrase oQ pr paraphrasiert.

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5.1.5 Esna, Travée D

441

Anmerkungen zu Esna IV, 436: Die mittlere Inschriftenzeile steht über dem unteren Register dieses Travées und wird sich, wie bei den vorangehenden Fällen, auf dieses Register beziehen. Der Text beginnt mit dem häufigen Einleitungswort wnn und benennt als erstes den Tempel von Esna, der als „der der beiden Bas“ (B#wy) bezeichnet wird, der dem Plan des Himmels entspricht (r sXrw n h#yt), in dessen Mitte sich der Sonnenlauf vollzieht (ir wHmw m-Hry-ib=s) und der mit dem Goldenen aufleuchtet (psD.n=s m nbw). Die Einleitung bezieht sich also vollständig auf den Tempel, auf den das Suffixpronomen =s mehrfach verweist. Die zusammengesetzte Präposition m-Hry-ib könnte hier auch speziell die beiden Streifen rechts und links des Mittelgangs benennen, deren Themen Mondzyklus und Sonnenlauf betreffen. Dabei wird sich der Ausdruck nbw sowohl auf die Sonne als auch auf den Mond beziehen. Jetzt wechselt die Person kurzzeitig auf den Sonnengott, bevor wieder auf den Tempel Bezug genommen wird: „Bevor er leuchtet (tp-o bx=f) und er untergeht (Htp=f) in seinem Antlitz (m s{n}ty=s)635 am Beginn der Nacht“ (tp wX#).

Auch ist das der Platz, an dem sich das rechte und linke Auge vereinen (wnmt i#bt xnmw imy-wty=s)636. Der nun folgende Abschnitt erklärt einen Aspekt des Sonnenlaufs: „Die Sonnenscheibe des Atum (itn Itmw) lebt (m onX), (wenn) der Ba mit abgeschirmter Gestalt zu vier Bas wird (b# Dsr-Xprw Xpr m b#w-fdw637), sie kommen heraus und sie steigen herab im Namen seiner Majestät“ (pr=sn hr=sn m rn n Hm=f). „Er ist es (ntf pw), der vom Himmel zur Erde kommt“ (ii m pt r t#).

Mit den vier Bas könnte hier konkret die Gestalt des Sonnengottes in der mittleren Barke des unteren Registers (Esna VI, 437, Nr. 6) gemeint sein, der unter dem Mondsymbol mit dem Udjatauge des ersten Registers (Esna VI, 435) steht, dessen Vereinigung mit dem Mond um Mitternacht den Fortbestand des Sonnenzyklus ermöglicht638. Die Gestalt des Widders mit vier Widderköpfen ist auch in der 6. Stunde des Stundenrituals vertreten, womit eine Überschneidung der beiden Motive Tages- und Nachtfahrt der Sonne vorliegt. Ein Verweis auf die vier Bas des Sonnengottes wäre allerdings auch möglich. Sie sind in Esna II, 140 wiedergegeben und werden als Ba des Schu, des Re, des Geb und des Osiris bezeichnet639. Der so beschriebene Sonnengott wird auch als Schu bezeichnet (Cw pw). „Er erhebt den Himmel (tw#=f pt) und er geht unter im Westgebirge (Htp=f m m#nw), beim Umrunden von ihm (den Tempel)“ (m pxr=s).

Bei diesem Gott handelt es sich nun um Tatenen, denn der Satz schließt mit: 635 Zu sty vgl. Wb IV, 332, 7–10. Sowohl von ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 629 als auch in VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 134–135 entsprechend übersetzt. 636 Die Aussage wird von VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 136 mit Verweis auf Esna IV, 433 (S. 46, Zeile 5–6 des Textes) mit Bezug auf den Sonnengott selbst verstanden. In Esna IV, 433 ist der Bezug nicht der Tempel (=s), sondern die Heiligtümer (=sn), ansonsten sind die beiden Sätze „das rechte und das linke Auge sind vereinigt inmitten von ihnen“ und „die Sonnenscheibe des Atum lebt …“ identisch. 637 Vgl. LGG V, 689a mit dieser Stelle. 638 Worauf auch schon im Satz zuvor mit der Bemerkung zur Vereinigung der beiden Augen Bezug genommen wurde. 639 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 136, wo sie auf diese Szene verweist. Abgebildet finden sich die vier Bas auch auf dem Deckel eines Stiersarkophags, Museum Kairo JE 86722 und dort im 3. Register auf beide Hälften aufgeteilt. Sie stehen als Bewohner des Himmels den vier Kas in derselben Verbindung im 10. Register gegenüber, die wiederum mit dem jenseitigen Raum verbunden sind.

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442

5.1.5 Esna

„in seinem Namen Tatenen“ (m rn=f v#-Tnn).

Nun beginnt ein neuer Abschnitt, in dem das Verhältnis des Sonnengottes zu weiteren Göttern des Himmels beleuchtet wird. Es wird gesagt: „Die Götter[Sterne] gehen vor ihrem Herrn auf (nTrw[sb#w] wbn r-Hr nb=sn) und die Messerdämonen sind tagtäglich in seinem Gefolge (X#tyw m Sms=f ro-nb), während die Arbeitssterne nach ihm kommen (b#ktyw m-Xt=f) und die Sterne insgesamt bei ihrer Arbeit dahinfahren“ (sQdw sb#w irw Hr b#k=sn)640.

In diesem letzten Abschnitt werden abgesehen von Sonne und Mond weitere Himmelsbewohner genannt, die sich am Himmel beobachten lassen, jedoch nicht Bestandteil dieses Travées, sondern der benachbarten sind. Da werden die Messerdämonen (%#tyw) aufgeführt, die sich in Form der sieben Pfeile, von denen sich alle bis auf Nr. 3 in Travée E, identifizieren lassen. Des Weiteren werden die Dekansterne (b#ktyw) erwähnt, die im selben Bildstreifen ausschließlich in der westlichen Hälfte vorhanden sind und dort auch nur die Götter mit den Nummern 11–18 und 25–34 inklusive der dazugehörenden Pseudodekane, auflistet. Alle übrigen dargestellten Sterne, aber auch die Planeten, Tierkreiszeichen und die reptiliengestaltigen, z. T. geflügelten Figuren könnten sich hinter der allgemeinen Bezeichnung „Sterne“ (sb#w) verbergen. Die Textzeile schließt wieder mit dem üblichen Königsnamen, der diesmal mit AutokratorKaisaros allgemeiner ausfällt. Der Text beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Sonnenlauf, wie er sich z. B. in den Büchern vom Tage und der Nacht darstellt und bildhaft an der Decke des Tempels von Esna dargestellt ist, worauf immer wieder hingewiesen wird. Der Sonnengott befährt den Himmel in der Himmelsgöttin Nut und wird dabei von allen Himmelsbewohnern begleitet. Anmerkungen zu Esna IV, 437, Nrn 1–4: Am äußersten linken Rand befindet sich eine hochkant gestellte Horizonthieroglyphe (Esna IV, 437, Nr. 1), die das Ostgebirge wiedergibt641. Aus diesem fährt eine Sonnenbarke mit Treibtafel am Bug, auf dem ein Kind hockt. In die Mitte der Sonnenbarke ist ebenfalls ein hockendes Kind in einer Sonnenscheibe über einem geflügelten Skarabäus gesetzt die links von Nephthys und rechts von Isis gehalten wird. Die weitere Besatzung der Barke besteht aus einem falkenköpfigen Gott am Heckruder und Thoth und Maat am Heck. Die Barke wird von drei Schakalen gezogen, vor denen drei preisende Paviane stehen.

(Abb. 185, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 54 und 55; Zeilen in Rot hinzugefügt)

Über der Barke steht jeweils vor und hinter den beiden mittleren Figuren (Esna IV, 437, Zl. 1): 640 So auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 134–135 und 136–137. In Frage käme auch anstelle des Verbs ein Nomen „die Dahinfahrenden“ (vgl. die verschiedenen Einträge in LGG VI, 658). 641 Vgl. auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 137.

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5.1.5 Esna, Travée D

443

„König von Ober- und Unterägypten“ (nsw-bity)

Oder: „Flügelsonne“ (opy)

Oder eine einfache nicht zu lesende Zeileneröffnung: „das vollkommene Kind (nXn-nfr), das aus dem Ostgebirge hervorkommt (pr m b#xw) und alle Länder erhellt (sHD-t#w-irw), wenn es hervorkommt (m prt=f) und jedes Antlitz mit seinen Strahlen belebt“ (sonX Hr-nb m stwt=f).

Damit ist die Barke klar als morgendliche Sonnenbarke gekennzeichnet. Die Beischrift zu den Göttern in der Barke ist, von rechts nach links gelesen: Thoth und Maat ( , die Beischrift ist in der Steingrenze teilweise zerstört, jedoch vorhanden), Isis, Nephthys und am Ruder stehend Horus-[Mechenti]enirti. Über den Schakalen, die die Barke ziehen, steht (Esna IV, 437, Nr. 3 und Zl. 2–3): „(2) Die Schakale (s#bw)642, die Re ziehen (sT#w Ro), die die Fahrten (3) des Re am Himmel bewirken (irw-sQd-Ro-m-pt)643, beim Geleiten ihres Herrn in ihrer Gestalt“ (Hr Sms nb=sn m irw=sn).

Solche Schakale werden in dieser Funktion auch schon in der letzten Stunde des LdN, nicht aber im LdJ wiedergegeben644. Über den drei preisenden Pavianen steht (Esna IV, 437, Nr. 4 und Zl. 4): „Die Bas des Ostens empfangen Re beim Untergang (b#w-i#btt Sspw Ro m Htp) und die Bas des Westens jubilieren für seinen Ka“ (b#w-imntt hTtw n k#=f).

Die Paviane, die nach ihrer Beischrift die Eigenschaften sowohl der Bas des Ostens als auch der des Westens vereinigen, werden sicherlich absichtlich in ihrem Epitheton überkreuz qualifiziert. So empfangen die östlichen Bas den Gott am Abend, während die westlichen seinen Ka (= den Mond!) jubelnd begrüßen. Damit werden auch hier wieder die Tages- und Nachtfahrt der Sonne miteinander verzahnt. Anmerkungen zu Esna IV, 437, Nrn 5–7: Die zentrale Barke zeigt den Sonnengott in Form eines Widders mit vier Widderköpfen in einer Sonnenscheibe, die sich in einer Barke befindet, die am Bug und Heck je einen Widderkopf mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf auf einem breiten Halskragen hat (Esna IV, 437, Nr. 6). Hinter der Sonnenscheibe steht ein falkenköpfiger Gott am Heckruder, am Bug steht ein weiterer falkenköpfiger Gott und speert eine kleine Schildkröte, die unter dem vorderen Teil des Schiffs schwimmt und direkt vor dem Sonnengott steht Thoth mit seinem Mondsymbol auf dem Kopf mit preisend erhobenen Händen. Über der Barke (Abb. 186) und vor und hinter der Scheibe mit dem widdergestaltigen Sonnengott steht wieder eine waagerechte Textzeile (Esna IV, 437, Zl. 5): „König von Ober- und Unterägypten“ (nsw-bity)

Oder: „Flügelsonne“ (opy) 642 Vgl. LGG VI, 144a, bzw. 145a in genau dieser Verbindung (s#bw-sT#w-Ro). 643 Vgl. LGG I, 511c mit dieser Stelle. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 138 übersetzt freier: „die den Sonnenlauf am Himmel durchführen“. 644 Vgl. hier z. B. MÜLLER-ROTH, Das Buch vom Tage mit den Tafeln im Anhang und ROULIN, Livre de la nuit II, Tf. XIX.

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5.1.5 Esna

444

Oder eine einfache nicht zu lesende Zeileneröffnung: „der große Ba (b#-wr)645, er durchzieht646 den Himmel als Widder647 (D#.n=f pt m sr), der gerechtfertigt ist, tagtäglich648 (m#o-Xrw ro-nb) und als Widder mit vier Köpfen auf einem Hals (dasteht)649 (m sr Hrw fdw Hr nHbt wot)“.

(Abb. 186, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 54 und 55; Zeilen und Nummern hinzugefügt)

Nach der üblichen Einleitung wird in dieser Beischrift der in der Sonnenbarke dargestellte Sonnengott als Widder mit vier Widderköpfen beschrieben. Im Rahmen des Stundenrituals handelt es sich dabei um die sechste Tagesstunde (vgl. hier Tf. XVII). Bei den Göttern, die in der Barke stehen, könnten noch aufgemalte Beischriften vorhanden sein. Vor und hinter der Barke stehen je sechs Stundengöttinnen (Esna IV, 437, Nrn 5 und 7) mit einem Feld für ihren Namen vor ihren Köpfen. In einzelnen Fällen lassen sich noch Spuren der Namen lesen. 1) Esna IV, 437, Nr. 5: 1. Tagesstunde Tagesstunde stunde

; 4. Tagesstunde

; 5. Tagesstunde

; 3. und 6. Tages-

.

2) Esna IV, 437, Nr. 7: 7. Tagesstunde stunde

; 2. Tagesstunde

; 10. Tagesstunde

; 8. Tagesstunde ; 11. Tagesstunde

; 9. Tagesund 12.

Tagesstunde . Die Göttinnen der ersten Hälfte wurden – soweit erkennbar – mit determiniert, während die letzten sechs, die vor der Barke stehen, nur einen einfachen großen Stern als Determinativ aufweisen. Abgesehen davon wurden hier auch wieder die kurzen Namen für die Stundengöttinnen verwendet.

645 LGG II, 674c, Beleg 47. 646 Im LGG I, 374a mit dieser Stelle als In-n.f-pt-m-b# aufgenommen, so auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 139. Zu D#-pt vgl. LGG VII, 585c, wo der Ausdruck auch in Esna in Bezug auf Chnum-Re belegt ist und zu Verbindungen mit m vgl. LGG VII, 586–587. Zur Lesung vgl. auch KURTH, in: OLZ 99, 2004, 28 mit Anm. 31. 647 Im LGG (I, 374a mit dieser Stelle) mit Ba übersetzt (so auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 139). Das Word wird hier – anders als zuvor – ohne phonetisches Komplement geschrieben, die Bezeichnung „Widder“ ist für Chnum in Esna mehrfach belegt (vgl. LGG VI, 411b, Belege 17–20) und die Form des Sonnengottes hier ist konkret ein Widder, der im Folgenden noch spezifiziert wird. 648 Vgl. zu diesem Ausdruck LGG III, 219a, u. a. mit dieser Stelle. 649 Vgl. auch den Eintrag in LGG V, 307b.

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5.1.5 Esna, Travée D

445

Anmerkungen zu Esna IV, 437, Nrn 8–9: Die letzte, am äußersten westlichen Ende befindliche Barke (Esna IV, 437, Nr. 8) ist mit einem Doppelruder am Heck, das von Ha bedient wird und zwei Rudern am Bug ausgestattet, die von einem falkenköpfigen Gott mit Uräusschlange auf dem Kopf, gesteuert werden. Auf dem als Papyrusdolde endenden Bug hockt ein kleiner widderköpfiger Gott mit einem Was-Zepter auf dem Knie.

(Abb. 187, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 54 und 55; Zeilen in Rot hinzugefügt)

Hinter dem Gott an den Bug-Rudern steht, Rücken an Rücken zu diesem, Maat und vor ihr Thoth im Anbetungsgestus vor dem widderköpfigen, leicht vorgebeugten Sonnengott mit vorgestreckten Händen, als hielte er etwas. Die Figur steht in einer großen Sonnenscheibe. Vor der Barke preisen drei schakalsköpfige Ba-Vögel mit erhobenen menschlichen Händen, die jeder auf einem eigenen Podest stehen, die Sonnenbarke (Esna IV, 437, Nr. 9). Über den Figuren in der Sonnenbarke steht, getrennt durch die große Sonnenscheibe, eine waagerechte Inschriftenzeile (Esna IV, 437, Zl. 6): „König von Ober- und Unterägypten“ (nsw-bity).

Oder: „Flügelsonne“ (opy).

Oder eine einfache nicht zu lesende Zeileneröffnung650: „Der sich verjüngende Alte (i#w-rnp), der die Ewigkeit durchschreitet651 (sbb-Dt), das ist Atum im Westhorizont652 (Itmw pw m #Xt-imntt). Re lässt sich aufziehen von der Unterwelt (sSd Ro sw m dw#t) bis an den Leib der Nut, tagtäglich“ (r xt Nwt ro-nb).

Entsprechend der Darstellung wird der Sonnengott als Greis bezeichnet, bei dem es sich zugleich um Atum, den gealterten Gott handelt. Als solcher durchläuft er die Stadien der Verjüngung in der Unterwelt, bis er am nächsten Morgen wieder am Himmel aufgeht. Dieses Travée beinhaltet zwei voneinander getrennte, wenn auch miteinander verwobene Ebenen bzw. Register. Das obere Register mitsamt der langen Inschriftenzeile darüber beschäftigt sich ganz mit dem Mond. Dargestellt ist eine sogenannte Mondprozession mit den Göttern der 30 Mondmonatstage plus einer Reihe von sieben weiteren lokalen Gottheiten auf jeder Hälfte. Damit repräsentieren sie einen vollen Monat bzw. Mondzyklus von 30 Tagen. Das untere Register ist dagegen ganz dem Sonnenlauf am Tage, vom Sonnenaufgang über den Mittag bis zum Sonnenuntergang gewidmet. Der Abschnitt des Tages wird, neben den

650 Zur Übersetzung s. auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 81, wo sie für das Zeichen neben nswbity auch Row als Lesung in Erwägung zieht. KURTH, Einführung 1, 286, Nr. 53 mit den Anm. 185–188 gibt als Lesung für das Zeichen (mit Varianten) opi, nswt-bity, und Dd mdw, nicht aber Ro an. 651 Vgl. LGG VI, 237b. Zur Textzeile s. auch SERVAJEAN, in: Fs Grenier, 710 (Doc. 13). 652 Vgl. LGG VII, 416c.

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5.1.5 Esna

446

spezifischen Figuren des Sonnengottes in seinen Barken, zusätzlich durch die Anwesenheit der 12 Göttinnen der Tagesstunden angegeben. Auf dieser Deckenhälfte ist zu beachten, dass sie sich im Süden befindet und damit im Bereich des Osiris. Auch hier wird die Thematik in den seitlichen Architravinschriften, nach Nord- und Südhälfte aufgeteilt, angesprochen. Der Architrav der Südhälfte (Esna IV, 433) beschäftigt sich mit der Vereinigung des rechten mit dem linken Auge, also der Verjüngung der Sonne durch die Regenerationskraft des Mondes/Osiris, während der Text der Nordhälfte (Esna IV, 441) wiederum den Sonnengott in seiner Form als Atum in den Mittelpunkt stellt, der die Welt des Jenseits durchfährt653. Werden die beiden inneren Travées zusammen betrachten, so zeigt sich, dass beide in unterschiedlichen Gewichtungen den Sonnenlauf sowie den Mondzyklus und deren theologische Abhängigkeit zueinander thematisieren. Dabei rückt auf der Nordhälfte der Sonnenlauf am Tage und vor allem in der Nacht und in kleinerem Umfang auch der Mondzyklus ins Zentrum, während auf der Südhälfte mit der Anwesenheit der Mondprozession der Mondzyklus, aber auch der Tageslauf der Sonne wiedergegeben sind. So ergibt sich eine chiastische Anordnung, bei der die jeweiligen Himmelsrichtungen Norden und Süden mit dem Lauf der Gestirne am Himmel überkreuz angeordnet sind. Der Norden, der dem Re gewidmet ist, wird nicht nur mit der Tagesfahrt, sondern eben auch mit der Nachtfahrt der Sonne im Jenseits ausgestaltet. Der Süden hingegen, der mit dem Reich des Osiris im Jenseits einhergeht, zeigt den Sonnengott am Anfang, in der Mitte und am Ende des Tages. 5.1.5.2 Die mittleren Travées B und E Travée B Dieses Travée zeigt die 36 Dekane der Tanisliste (Esna IV, 407 und 409) jeweils in einer Barke befindlich auf zwei Registern, die von einer langen Inschriftenzeile (Esna IV, 408) getrennt sind. Am östlichen Ende sind im oberen, südlichen Register (Esna IV, 407, Nr. 1) in einem eigenen Boot Orion und Sothis abgebildet, während unter diesen im unteren, nördlichen Register das Nilpferd und Mesechtiu (Esna IV, 409, Nr. 40) stehen. Die Blickrichtung aller Figuren geht nach Westen. Bei der Farbgebung der Figuren herrschen gelb und rot vor, in einzelnen Fällen weisen die Figuren eine grüne Hautfarbe auf (Nr. 1 – Orion; Nr. 14 – Bereiche der Figur des Pavians; Nr. 27 – der Nilgott; das Gesicht bei Nr. 31 und 33), der Hintergrund wird ursprünglich durchgehend hellblau gewesen sein. Da, wo es erkennbar ist, sind die Barken alternierend weißlich und gelb gehalten und die Bug- und Heckdolden sind ebenfalls alternierend pro Barke einmal mit und einmal ohne senkrecht verlaufenden Streifen gestaltet.

653 Vgl. die Übersetzung von VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 120–121 (zu Esna IV, 433) und 140–141 (zu Esna IV, 441).

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5.1.5 Esna, Travée B

447

(Abb. 188: Esna, Pronaos, Esna 407–409, nach Esna IV, Tafel zwischen S. 16 und 17)

Text: Esna IV, 407–409 Bearbeitungen: EAT III, 84 (Nr. 63, Esna C) und Tf. 44; GASSE, in: BIFAO 84, 1984, 189–227 (E III, 35, 7–9); VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 56–65; QUACK, Anrufungen an Osiris, 169 (Üb.) und besonders 173–174 und Tf. 3 (Parallelen zu Esna IV, 408: pBerlin 23026, 3, Zln 1–3). Anmerkungen zu Esna IV, 407, Nrn 1–18: Die Reihe der Tanisdekane beginnt im Osten, wobei diesen die Götter der südlichen Konstellation Orion und Sothis vorangehen. Bei Orion, im Laufschritt, rückwärts blickend und mit nach vorne und hinten ausgebreiteten Armen, steht als Beischrift „Osiris“ (

).

Bei Sothis, mit dem Kopfschmuck der Seschat steht: „Sothis-Isis“ ( )654. Eine Erklärung für die ungewöhnliche Ikonographie von Sothis scheint es nicht zu geben. BUDDE655 654 Nach Akademiephoto L 376. 655 BUDDE, Seschat, 179, vgl. 260 mit Dok. 120 und 304.

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5.1.5 Esna

448

subsummiert den Eintrag unter Verbindungen der Seschat mit Osiris und liest die Gruppe nach SAUNERON „Tochter des Osiris?“. Im Folgenden geht sie aber auf die ungewöhnliche Ikonographie nicht weiter ein. Auch bei VON LIEVEN656 ist im entsprechenden Abschnitt hierzu nichts vermerkt, außer dass sie angibt, dass Orion und Sothis als Osiris und Isis identifiziert werden. Nach den beiden Hauptakteuren der südlichen Konstellation werden die Dekane der Tanisliste aufgeführt, die hier ordnungsgemäß mit 1. Kenmet (Knmt) beginnen (Esna IV, 407, Nr. 3). Ihm sind neun Sterne zugeordnet. Die Schreibung ist insoweit vereinfacht, als anstelle des n an zweiter Stelle in der Konsonantenreihenfolge ein einfacher waagerechter Strich geschrieben ist. Ihm folgt 2. $ry-knmt, dessen Name eine Konsonantenverdrehung beinhaltet (n und k wurden vertauscht). Ihm werden drei Sterne beigefügt. Nun wird die Djat-Gruppe aufgelistet, zunächst mit 3. O#t-D#t (Esna IV, 407, Nr. 5), dem wieder drei Sterne beigefügt werden, gefolgt von 4. E#t, der von zwei weiblichen Figuren flankiert wird und dem über jede Figur gesetzt, ebenfalls drei Sterne beigefügt werden. Der letzte Gott der Gruppe ist 5. PHwy-D#t (Esna IV, 407, Nr. 7), der noch einmal drei Sterne zugewiesen bekommt. Nr. 6. ist Vm#t (Esna IV, 407, Nr. 8), sein Name ist wie der des Atum geschrieben und er wird auch so dargestellt. Er ist von sechs Sternen begleitet. Der nächste Gott ist falkenköpfig mit Sonnenscheibe und Uräus auf dem Kopf. Bei ihm wird es sich um 7. WS#ty (Esna IV, 407, Nr. 9) handeln, von dem Namen sind nur noch wenige Reste zu erkennen. Er ist vielleicht von einem Stern begleitet, der zwischen dem Namen und dem Kopf des Gottes gewesen sein könnte und von dem m. E. auch noch Spuren erkennbar sind. Ihm folgt 8. Bk#ty (Esna IV, 407, Nr. 10), bei dem nur ein Stern wiedergegeben ist. Er wird als Kindgott mit einer Atefkrone und Umhang wiedergegeben. Darauf folgt Ipst (Esna IV, 407, Nr. 11), er ist Nr. 9. der Tanisliste und wird Ipnt geschrieben. Er ist wieder als falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe und Uräus gezeigt. Auch ihm wird ein Stern zugewiesen. Der Name des nächsten Gottes (Esna IV, 407, Nr. 12), Nr. 10 der Tanisliste, weist denselben Fehler auf wie sein Vorgänger, bei dem ein s/x Laut durch ein n ausgetauscht wurde und dessen Name mit cbnt anstelle von cbxs(t) wiedergegeben ist. Das Sternbild besteht aus zwei Figuren, einem falkenköpfigen Gott mit Doppelkrone und einem osirisgestaltigen Gott, auch bei ihm steht nur ein weiterer Stern. Bei 11. vpy-o-Xntt (Esna IV, 407, Nr. 13) handelt es sich um eine krokodilsköpfige Büste, die auf einem Sockel steht und bei dem drei weitere Sterne hinzugefügt wurden. Der 12. Dekan der Tanisliste Ory-ib-wi# (Esna IV, 407, Nr. 14) ist ein hockender Pavian in einer Sonnenscheibe, über dem drei Sterne zu sehen sind. Bei dem 13. Dekan (Esna IV, 407, Nr. 15), dessen Name eigentlich cpty-Xnwy lauten sollte, scheint die ursprüngliche Schreibung missverstanden worden zu sein. Im Original sieht das Zeichen aus wie ein seitlicher Mund ( ) aus dem eine lange gebogene Zunge herauskommt ( ), die aussieht wie der lange gebogene Stiel eines geschlossenen Lotus ( ). Letzteres entspricht dem Zeichen, was von SAUNERON wiedergegeben wurde. Das Zeichen könnte u. U. eine Verlesung aus den beiden Lippen sein. Bei dem darauffolgenden Wort Xnwy ist zudem das n ausgefallen. Der Dekan ist als stehender Gott mit einer Onuriskrone wiedergegeben und wird von zwei Sternen begleitet. 656 S. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 56.

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5.1.5 Esna, Travée B

449

Die nächste Figur ist falkenköpfig mit einer Sonnenscheibe und einer Uräusschlange auf dem Kopf. Von dem Namen des 14. Dekans cSmw (Esna IV, 407, Nr. 16) ist das erste Zeichen ( ) nur noch schemenhaft erkennbar, wird aber durch das komplementäre m darunter gesichert. Ihn begleiten vier Sterne. Der 15. Dekan c#wy-sSmw (Esna IV, 407, Nr. 17) wird mit zwei Figuren wiedergegeben, einem Mann mit Onuriskrone und einer löwenköpfigen Frau mit Atefkrone. Sie werden von zwei Sternen begleitet. Mit dem 16. Dekan Knmw-sSmw (Esna IV, 407, Nr. 18) endet das Register. Der Dekan wird als Mann mit einer weißen Krone gezeigt. Ihn begleiten drei Sterne. Anmerkungen zu Esna IV, 408: Zu diesem Text gibt es Parallelen in einem Papyrus aus Elephantine (pBerlin 23026) und im Pronaos von Edfu (E III, 35, 7–9), aber auch weiteren Texten657 zu den zwölf Namen des Sonnengottes. Der hier verwendete Abschnitt steht gegen Ende des Textes in Edfu. Der Text beginnt auch hier mit einem einleitenden wnn und führt dann den wesentlichsten Akteur ein: „Es ist der große Orion (c#H-wr), der das Obere befährt (sQd m Hrt), wenn er sich dem Himmel und der Erde genähert hat (s#H.n=f pt t#) in Freude, tagtäglich (m #wt-ib ro-nb)“.

Die nun folgende Passage lässt den ursprünglichen Charakter des Textes als Anrufung der zwölf Namen des Sonnengottes erkennen: „Seine Strahlen leuchten als Messer (psD m#wy=f m nsp), sein Herz ist machtvoll (sXm ib=f) ábeimñ Niederwerfen seines Feindes, welche áamñ Himmel sind (áHrñ sXr Xfty=f p# nty ámñ pt)“.

Bei der nun folgenden Phrase „sein Ba ist dahinter“ (b#=f m-Xt) ist unklar, ob sie zum vorangehenden =f, zum genannten Feind, oder vielleicht zum darauffolgenden gehört bzw. daran angeschlossen werden sollte („sein Ba ist dahinter und Sothis …“658). Der jetzt folgende Abschnitt verwebt die Ebenen zwischen der Osiris-Isis Erzählung mit der von Orion und Sothis: „Die Schwester, die Leuchtende ist seine Schützerin (snt-#Xt m nDtyt=f)659, als Sothis, Herrin der Sterne (m cpdt Hnwt-X#b#sw)“.

Jetzt werden auch die Dekane genannt: „Die Dekane allesamt fahren hinter ihm her (b#ktyw irw sQd m-s#=f), die onXw-Sterne sind in seinem Gefolge, tagtäglich (onXw m Sms=f ro-nb)“.

657 S. zu den Paralleltexten pBerlin 23026, 3, Zln 1–3 und E III, 35, 7–9 sowie weitere Literatur und zusätzliche Parallelen (darunter auch ein Text am Euergetestor in Karnak: CLÈRE, Porte d’Évergete, Tf. 72–73 = Urk. VIII, 115) vgl. Quack, Anrufungen an Osiris, 171–174 und GASSE, in: BIFAO 84, 1984, 189–193. 658 Vgl. auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 62, wo sie sich fragt, wer mit dem Ba gemeint sein könnte. Im runden Tierkreis von Dendara käme als Kandidat auch die Konstellation R in Frage, die zwischen Orion und Sothis befindlich häufig dargestellt wird und bei der es sich um einen Falken auf einer Papyrusdoldensäule handelt. 659 Nach den Parallelen (vgl. auch LGG VI, 369b) handelt es sich vielleicht eher zwei verschiedene Namen, da ja auch hier in Esna beide Namen jeweils mit einer sitzenden Frau determiniert sind, wobei der zweite Name eine Bezeichnung des ersten sein kann.

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5.1.5 Esna

450

An dieser Stelle muss offenbleiben, ob es sich bei den onXw-Sternen um eine eigene Gruppe von Sternen oder Planeten handelt, wie QUACK in seiner Übersetzung denkt660. VON LIEVEN661 unterscheiden die X#b#s-Sterne, die sie als Sammelbegriff für alle Dekane sieht und die b#ktywSterne, bei denen es sich um die gerade sichtbaren Dekane handelt, die wohl auch als onXwSterne bezeichnet werden können. Der Text schwenkt jetzt wieder um auf den ursprünglichen Akteur vom Anfang der Textzeile: „– Derjenige welcher662 bis zu seinem Untergang in der Unterwelt in seinem (?663) Abbild ruht (p#-nty r Htp=f m dw#t m sSm=f)“.

Von dem letzten Teil des Textes sind nur noch die ersten beiden Zeichengruppen relieffiert, der Rest wurde aufgemalt und ist nur noch in wenigen Resten erkennbar. Danach nahm den größten Part eine lange Königskartusche ein, so dass von dem eigentlichen Text kaum mehr als eine weitere Aussage übrigbleibt. Die Passage beginnt mit: „Du lebst (wnn=k onX)“, es fehlt nur noch „bis zur Ewigkeit“ (r nHH) um diese Aussage abzuschließen, was in einer ausführlichen Schreibung noch gut vor der Kartusche gestanden haben kann. Im Wesentlichen enthält dieser Text eine Anrufung an Orion, der den Himmel überquert. Des Weiteren werden Sothis und die Dekansterne genannt und am Ende wird eine kurze Aussage zum Untergang des Orion in die Unterwelt gemacht. Da der ursprüngliche Text weitaus länger war und eigentlich eine Anrufung des Sonnengottes in den zwölf Stunden des Tages thematisierte, sind auch Passagen wie etwa die Feindvernichtung in den Auszug eingeflossen. Gut erkennbar ist auch die Vermengung der Themen Osiris und Isis mit Orion und Sothis. Anmerkungen zu Esna IV, 409, Nrn 19–40: Die Reihe der Dekane wird im Westen mit dem 17. Dekan vpy-o-smd fortgeführt (Esna IV, 409, Nr. 19), wobei alle Figuren dieselbe Ausrichtung wie im oberen Register zeigen. vpy-o-smd wird von zwei Sternen begleitet und wird als falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe und Kobra auf dem Kopf wiedergegeben. Ihm folgt mit P#-sb#-woty der 18. Gott der Liste (Esna IV, 409, Nr. 20), der ebenfalls falkenköpfig, jedoch mit einer Doppelkrone auf dem Kopf dargestellt ist. Seinem Namen folgend wird er von nur einem Stern begleitet. Der 19. Dekan ist cmd (Esna IV, 409, Nr. 21) und wird als ibisköpfiger Gott mit einer Atefkrone zusammen mit drei Sternen dargestellt. Bei dem folgenden 20. Gott crt (Esna IV, 409, Nr. 22), der als Gans mit Messern wiedergegeben ist, handelte es sich ursprünglich um ein Schaf, was jedoch bei der Neueinrichtung der Liste der Tanisdekane zu einer Gans uminterpretiert wurde. Anklänge an diese Neuinterpretation zeigen sich z. B. im runden Tierkreis 660 QUACK, Anrufungen an Osiris, 169, vgl. auch Anm. e) auf S. 170. 661 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 62. 662 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 60, Anm. c. Der Ausdruck wurde eingeschoben, die Paralleltexte zeigen diesen Einschub nicht. 663 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 60, Anm. d. Der Paralleltext aus Edfu (E III, 35, 9) legt nahe, dass hier sSm mit Suffixpronomen =f vorliegen sollte. Bei dem Papyrus aus Elephantine fehlt das Suffixpronomen, vgl. QUACK, Anrufungen an Osiris, 169 mit Anm. f auf S. 170, wo auf den Edfutext verwiesen wird. Ob es sich bei dem preisenden Mann um eine Variante zu

handelt? Die beiden nach vorne erhobenen Arme sehen

so aus als hielten sie etwas. Das Lexem sSm wird sowohl mit einem Stern als auch mit einer roten Scheibe determiniert, wie sie auch bei Wörtern verwendet wird, die mit einer Sonnenscheibe versehen werden. Beide Determinative könnten den Hauptakteur dieser Inschrift kennzeichnen, bei dem es sich einerseits um Orion als Stern, aber auch um den Sonnengott nach der Herkunft des Gesamttextes handelt.

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5.1.5 Esna, Travée B

451

von Dendara (D X, 173, 13–14, Nrn 20–21), wo sowohl eine Gans als auch ein Schaf mit verdrehten Namen wiedergegeben sind. Das Sternbild wird von zwölf Sternen begleitet. Ihm folgt eine Figur, die aus einem Kreis mit acht enthaupteten und gefesselten Gefangenen darin besteht (Esna IV, 409, Nr. 23). Der Kreis ist von außen mit Messern bespickt, bei ihm handelt es sich um den 21. Dekan c#wy-srt, der ursprünglich wohl Bestandteil seines Vorgängers war. Ihm wird nur ein Stern hinzugefügt. Darauf folgt, ebenfalls von nur einem Stern begleitet, der 22. Dekan vpy-o-#Xwy (Esna IV, 409, Nr. 24), der als schakalsköpfiger Gott gezeigt wird. Nun folgt folgerichtig 23. #Xwy (Esna IV, 409, Nr. 25), bei dem es sich um einen ibisköpfigen Gott mit Atefkrone auf dem Kopf handelt. Ihn begleiten fünf Sterne. Der nächste Gott, dessen Schreibung seinen Vorgängern ähnelt, ist 24. vpy-o-b#wy (Esna IV, 409, Nr. 26), er wird als widderköpfiger Gott mit Atefkrone wiedergegeben und wird von einem Stern begleitet. Darauf wird ein Nilgott wiedergegeben, bei dem es sich um 25. B#wy handelt (Esna IV, 409, Nr. 27). Er wird von drei Sternen begleitet. Bei dem nun folgenden Gott 26. %ntw-Hry (Esna IV, 409, Nr. 29) ist die Schreibung von Hrt ungewöhnlich. Er wird als Mumie gezeigt, der ein Kombinationszepter in den Händen hält und ein Mondsymbol auf dem Kopf trägt, bei ihm ist ein Stern wiedergegeben. Nach ihm kommt, ebenfalls mit einem Mondsymbol auf dem Kopf, ein kleines Kind, was auf einer Lotusblume hockt. Sein Name ist 27. %ntw-xry (Esna IV, 409, Nr. 30) und auch er wird von nur einem Stern begleitet. Eine ptahgestaltige Figur in einem Schrein wird als 28. c#wy-Qd (Esna IV, 409, Nr. 31) bezeichnet, wobei von dem ersten Zeichen noch Reste erhalten sind: . In Athribis wird diese Figur als Öd (Tf. IV, unten) bezeichnet, wobei der darauffolgende Gott, der in Esna ausgefallen ist, mit Namen c#wy-Qd ohne besondere Attribute als Mann wiedergegeben wird. In diesem Zusammenhang sollte hier vielleicht auch auf die neun Ptahgestalten in Schreinen im Travée F (Esna IV, 451, Nr. 33–41) hingewiesen werden. Die nächste Gruppe besteht aus zwei Barken, die übereinander wiedergegeben sind (Esna IV, 409, Nrn 33–34). Die obere Barke zeigt eine liegende Mumie auf einem langgestreckten Podest mit sieben Sternen darüber und die Barke darunter zeigt zwei einander gegenüberstehende Udjataugen mit 14 Sternen darüber. Als Beischrift steht neben der unteren Barke , was m. E. für die Namen der beiden Sternkonstellationen 30–31 steht. Dabei ist zu beachten, dass das erste Zeichen, was somit %#w zu lesen wäre, exakt mit sieben kleinen Punkten um den größeren zentralen Punkt geschrieben ist, wie als Sternbegleiter auch über der oberen Barke vorhanden sind. Die zweite Gruppe lässt sich problemlos oryt lesen, was folglich den beiden Udjataugen zuzuordnen wäre. Dieser Gruppe folgen nun vier weibliche Gestalten, die alle zu den sogenannten OrionDekanen zählen. Die erste ist löwenköpfig und hat eine aufgerichtete Kobra mit Sonnenscheibe auf dem Kopf. Ihr Name ist 32. Rmnt-Hryt (Esna IV, 409, Nr. 35), ihr ist ein weiterer Stern zugeordnet. Danach kommt 33. Vs-orQ (Esna IV, 409, Nr. 36). Sie wird als Frau mit Hathorkrone auf dem Kopf und einem zusätzlichen Uräus um die Sonnenscheibe zwischen dem hohen Gehörn wiedergegeben. Sie wird von drei Sternen begleitet. Die darauffolgende Göttin entspricht in ihrer Ausführung Nr. 35 und tatsächlich deutet ihr Name eine vergleichbare Bedeutung an. Sie heißt 34. Rmnt-xryt (Esna IV, 409, Nr. 37) und wird von zwei Sternen begleitet. Die letzte Göttin der Gruppe ist 35. Worty (Esna IV, 409, Nr.

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452

5.1.5 Esna

38). Auch sie ist löwenköpfig, jedoch diesmal mit einer Sonnenscheibe mit Uräus daran dargestellt. Sie wird von zwei Sternen begleitet. Die Reihe der Dekane wird von einer Doppelgottheit abgeschlossen, die den Dekan 36. PHwy-Hry (Esna IV, 409, Nr. 39) wiedergibt. Es handelt sich um zwei falkenköpfige Götter mit einer Doppel- und einer weißen Krone auf dem Kopf. Als letzte Figur des Registers ist hier 40. die nördliche Konstellation Stierschenkel (MsXtyw) mit dem Nilpferd, was hier einfach als Wrt bezeichnet (Esna IV, 409, Nr. 40) wird. Wie auch andernorts üblich, wird Mesechtiu von sieben Sternen begleitet und als Stierschenkel mit einem Stierkopf wiedergegeben. Über das Nilpferd ist ein Stern gesetzt, wobei letzterer auch als Kopfbedeckung gemeint sein kann. Irregulär sind auch die Füße der Weret, bei denen es sich eher um die Füße einer Sau als um Löwentatzen handelt, wie sie bei thoërisgestaltigen Göttinnen üblich wären. Travée B ist in seiner Gesamtheit den Dekanen der Tanis-Familie gewidmet. Diese werden in zwei Abschnitte geteilt und jeweils der südlichen bzw. nördlichen Hälfte zugewiesen. Dabei wird die südliche Hälfte von den beiden Vertretern der südlichen Konstellation Orion (als Osiris bezeichnet) und Sothis (als Sothis-Isis bezeichnet) am östlichen Ende angeführt, während das Nilpferd mit Mesechtiu die Göttergruppe – ebenfalls am östlichen Ende – abschließt. Alle Figuren sind von Osten nach Westen gerichtet, wobei ihre Reihenfolge vom oberen zum unteren Register einen Kreis bildet. So sind im oberen, südlich gelegenen Register die ersten 16 Dekane von Osten nach Westen wiedergegeben, während im unteren nach Norden weisenden Register die Dekane 17 bis 36 von Westen nach Osten aufgereiht sind. Die Darstellung der Dekane umfasst nicht nur positiv besetzte Gottheiten bzw. Sterne, sondern auch feindliche Bilder, wie die beiden mit Messern „in Schach“ gehaltenen Figuren crt (die Gans) und c#wy-srt (die Gruppe der kopflosen Gefangenen)664, die in dieser Form nicht typisch für diese Dekanfamilie sind. Orion, der mit Sothis als südliche Konstellation die Reihe anführt, wird als Hauptakteur der Textzeile eingeführt, wobei die Beischriften zu den Figuren diese als Osiris und SothisIsis bezeichnen und sie somit in den Osiris-Isis-Umkreis einfügt. Die Dekansterne, die hier dargestellt sind, werden ebenfalls im Text als im „Gefolge des Orion“ stehend bezeichnet. Der ursprüngliche Textabschnitt um den im Bild dargestellten Mesechtiu, der von dem Nilpferd gebunden wird, um ihn am Abstieg in die Unterwelt zu hindern, wird vermutlich aus Platzgründen gar nicht mehr Bestandteil der Inschrift gewesen sein, womit das Bild als einziges „Zitat“ dieses Themas in diesem Abschnitt der Decke gelten muss und vermutlich auch als hinreichend erachtet wurde. Der Text, der die Figuren begleitet, widmet sich entsprechend fast nur der Göttergruppe der Dekane (b#ktyw und onXw genannt) sowie den Vertretern der südlichen Konstellation, die untrennbar zu diesen gehören. Die Textvertreter, von denen es neben den in den Tempeln von Edfu (E III, 10–11 und 34–35) und dem Euergetestor in Karnak (CLÈRE, Porte d’Évergete, Tf. 72–73 = Urk. VIII, 115) auch eine Reihe von Papyrusversionen gibt, wurden sowohl im Rahmen des täglichen Stundenrituals für den Sonnengott als auch – vermutlich – für ein nächtliches Stundenritual konzipiert. Im Falle des Textes für das Euergetestor in Karnak wurde der Text zudem lunar angepasst665. Hier in Esna wurde er für Osiris/Orion adaptiert. Gerade in 664 Vgl. dazu die Ausführungen von VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 64. 665 QUACK, Anrufungen an Osiris, 172–173.

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5.1.5 Esna, Travée B

453

Zusammenhang mit diesem Text sollte auch beachtet werden, dass Dekane generell dazu dienen, die Nachtstunden zu bestimmen, hier also durchaus ein Zusammenhang zwischen der ursprünglichen Konzeption des Textes „Anrufung des Sonnengottes in seinen Stunden“ und der hiesigen Adaption an Orion und sein Umfeld besteht. Die seitlichen Architravinschriften (Esna IV, 406 im Süden und Esna IV, 413 im Norden) greifen die Thematik des Travées auf und spezifizieren sie zusätzlich. Auf der Südhälfte (Esna IV, 406) werden die Dekane als b#w-onXw und b#ktyw angesprochen und als Sterne am Nachthimmel bezeichnet. Von ihnen wird gesagt, dass sie auch eine bestrafende Funktion haben und dass es sich um die Wpwtyw in den Städten und Gauen handelt. Ihr erster Dekan ist Knmt, der die Reihe der Götter ja auch anführt. Am Ende wird noch einmal betont, dass die b#ktyw-onXw ihre Arbeit in der Nacht vollziehen, d. h. sie fungieren als Stundenanzeiger666. Auf der Nordhälfte (Esna IV, 413) wird Orion ins Zentrum gestellt, dessen Verbindung zu Osiris aber auch immer wieder betont wird, wenn von ihm z. B. gesagt wird, dass er gegen seine Feinde verteidigt wird oder sich mit dem linken Auge vereinigt. Daneben gibt es aber auch eine starke Anlehnung an die Sonne, wenn von ihm gesagt wird, dass er wie Re am Sonnenlauf teilnimmt. Travée E Das parallele Tableau zu den Dekanen und den Konstellationen auf der nördlichen Hälfte ist Travée E (Esna IV, 443–445) auf der südlichen Hälfte. Formal unterscheidet sich dieses sowie das folgende Travée F (Esna IV, 451) von allen übrigen Bildstreifen dadurch, dass Bilder der Himmelsgöttin Nut an die kurzen Enden gesetzt sind, womit das gesamte Travée an beiden Enden eingerahmt wird. Der Körper der Göttin verläuft entsprechend entlang des Ostens und Westens, mit den Händen auf der Nordseite und den Füßen im Süden. Ähnlich wie im Fall von Travée B gehören beide Register, die ebenfalls durch eine lange, jedoch nicht gravierte Inschrift getrennt sind (Esna IV, 444), zusammen und bilden einen abgeschlossenen Kreislauf. Anders als jedoch bei den Tanisdekanen in Travée B blicken die Figuren von Travée E im oberen Register (Esna IV, 443) nach Westen und im unteren Register (Esna IV, 445) nach Osten. Auch sind hier mehrere verschiedene Göttergruppen bzw. Sternkonstellationen zusammengestellt: das sind zum einen am westlichen Ende eine Auswahl an Sethos I B-Dekanen, denen im mittleren und zum östlichen Ende hin die Tierkreiszeichen mit Planeten in Hypsoma-Stellung folgen. Am östlichen Ende finden sich im oberen und unteren Register jeweils Darstellungen von zwei der sieben Pfeile der Neith. Weitere dieser Pfeilgötter sind über beide Abschnitte, zwischen den Sternkonstellationen und sonstigen Göttern, verteilt. Neben den sieben Pfeilen der Neith finden sich zusätzliche sogenannte mythologische Figurengruppen, bei denen die Schlangen- und Krokodilgestalt dominiert, wie sie auch im heute nicht mehr existierenden Nordtempel von Esna bezeugt sind (vgl. Tf. XVI). Bei etlichen der Figuren lassen sich noch aufgemalte Beischriften erkennen bzw. auch anhand der angelegten, aber nicht gravierten Schriftfelder vermuten, die jedoch erst nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten in den nächsten Jahren vollständig lesbar sein werden.

666 Vgl. die Übersetzung bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 42–45 (zu Esna IV, 406) und 66–67 (zu Esna IV, 413). Zu Esna IV, 406 vgl. auch GESTERMANN, TEOTINO und WAGNER, Monthemhet (TT 34), 1023-1024.

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5.1.5 Esna

(Abb. 189: Esna, Pronaos, Esna 443–445, nach Esna IV, Tafel zwischen S. 66 und 67)

Im Bereich der Tierkreiszeichen sind zahlreiche Sterne im Relief ausgearbeitet, die sowohl bei den Figurengruppen der sieben Pfeile als auch bei den mythologischen Figuren nicht vorhanden sind. Text: Esna IV, 443–445 Bearbeitungen: EAT III, 82–84 (Nr. 62, Esna B) und Tf. 43; VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 148–158. Anmerkungen zu Esna IV, 443, Nrn 1–37: SAUNERON beginnt die Zählung der Figuren im oberen Register am Westende. Das entspricht der Blickrichtung der Gottheiten zum Anfang der Zeile hin. Hier sind die Dekane zunächst in drei Gruppen zu je vier Göttern aufgeführt. Dabei steht jeder Gruppe eine löwenköpfige Göttin vor, deren Stern jeweils am Beginn eines Monats steht. Ihr folgt ein männlicher Begleiter, bei dem es sich um den entsprechenden Monatsgott dieses Monats handelt. Danach folgen noch zwei weitere Dekane, die den jeweiligen Monat beenden. Die erste Gruppe besteht aus vier Figuren. Bei Figur Nr. 1 handelt es sich um eine Göttin der Sethos I B-Dekane, die an der 25. Position steht und den Namen #Xwy tragen sollte, für

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5.1.5 Esna, Travée E

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den noch Platz vor ihrem Gesicht wäre. Ihr folgt an 2. Stelle ein löwenköpfiger Pseudodekan (25a in der Reihe der Dekane) mit Namen Wp-w#t, bei dem es sich um den 9. Gott der Reihe dieser Monatsgötter handelt. Die darauffolgende Figur Nr. 3, die mit dem spitz zulaufenden Fußende eindeutig identifiziert werden kann, ist vpy-o-b#wy. Sie ist der 26. Dekan der Reihe. Bei der auf dem Schwanz stehenden Schlange dahinter handelt es sich um den 27. Dekan, der B#wy heißt. Jetzt folgt die zweite Gruppe von vier Gottheiten. Dabei sollte die stehende Göttin Nr. 5 der 28. Dekan mit Namen %ntw-Hry sein. Hinter ihr steht der 10. Gott der Monatsgötter bzw. 28a der Sethos I B-Dekane mit Namen Or-tp-nfr. Der löwenköpfige Gott Nr. 7 mit den zwei Töpfchen in der Hand müsste der 29. Dekan mit Namen %ntw-xry sein und die Schlange mit menschlichen Armen und Beinen, die ebenfalls zwei Töpfchen hält (Nr. 8) ist der 30. Dekan mit Namen c#-Qd. Nun folgte die dritte Dekangruppe, wieder aus vier Gottheiten bestehend. Die erste thronende Göttin Nr. 9 ist wohl %#w, sie ist der 31. Dekan der Sethos I B-Familie. Hinter ihr steht wieder ein Pseudodekan cm#-nb-#Xw, bei dem es sich um den 11. Monatsgott und 31a der Dekanliste handelt. Der löwenköpfige Gott Nr. 11 ist der 32. Dekan oryt und Nr. 12 ist der 33. Dekan mit Namen Rmn-Hry. Bei der nun folgenden Gruppe handelt es sich um Gottheiten der sogenannten Pfeile, die mit verschiedenen Göttinnen verbunden sein können667. Die beiden stierköpfigen Götter, die sich die Hand reichen sind anderenorts als 2. Pfeil bekannt, der den Namen %np-ib-*Mrr=fwo trägt668. Von dem Namen lassen sich noch einzelne Zeichen in den Namensschildern über dem Götterpaar erkennen (rechtes Feld: ; linkes Feld: ). Von dem krokodilsköpfigen o#-pHty ist im Namensfeld nichts mehr zu erkennen, bei ihm handelt es sich um den 1. Gott der Gruppe669. Nach diesem Einschub folgen zwei weitere Dekane. Der Ikonographie nach, handelt es sich bei der thronenden löwenköpfigen Göttin mit dem Sistrum in der Hand – Figur Nr. 15 – um den 34. Dekan mit Namen Vs-orQ, dahinter folgt (Nr. 16) ein Gott mit Sonnenscheibe auf dem Kopf, der der letzte Monatsgott Nr. 12 ist und der Pseudodekan 34a Ro-m-Htp. Von seinem Namen lässt sich noch erkennen: . Damit sind im oberen Abschnitt des Travées die Dekane beendet und es folgen die Tierkreiszeichen, die von zahlreichen gravierten Sternen umgeben sind. Nr. 17: Pisces, Fische. Nr. 18: Aries, Widder mit der Sonne im Hypsoma. Nr. 19: ist eine kleine mumiengestaltige Figur, bei der es sich nach VON LIEVEN höchstwahrscheinlich um %#w handelt670. 667 Die wichtigsten Quellen dazu sind: Krypte in Elkab: CAPART, in: CdÉ 15, 1940, 21–29; Türsturz Kairo: DARESSY, in: ASAE 21, 1921, 1–5 und Tf. 1; Edfu, Kammer S, die zur westlichen Treppe führt: E I, 511–512 und Tf. 35b; Dendara, Hathortempel, 2. westl. Osiriskapelle: D X, 357–359 und Tf. 196–197; Esna, Pronaos, Travée E: Esna IV 443 und die Decke in Esna-Nord: Description I, Tf. 87. Daneben gibt es noch weitere unvollständige, oder unklare Listen, die unter den jeweiligen Namen der sieben Pfeile zu finden sind. 668 Vgl. zum zweiten Pfeil: LGG V, 749b. 669 Vgl. zum ersten Pfeil: LGG II, 22a. 670 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 150–151. Der Dekan %#w, nach der Tanisliste an Position 30, steht auch im runden Zodiakus von Dendara direkt unterhalb von Stier und Widder und auch hier natürlich aus der Sicht der Tierkreisbilder kopfüber. Bei der Figur handelt es sich um eine hockende Frau mit – soweit in der Strichzeichnung erkennbar – vier Kobras auf dem Kopf.

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5.1.5 Esna

Nr. 20: Taurus, Stier mit dem Mond im Hypsoma. Nr. 21: Der Hirte (Worty) ist der hellste Stern im Bereich der Zwillinge671. Eine Beischrift ist hier zu erkennen, jedoch nicht lesbar. Nrn 22–23: Gemini, Zwillinge, wobei wie bei ägyptischen Tierkreisen üblich eine der Figuren männlich und eine weiblich ist. Hier sind nun wieder nach einer kurzen Unterbrechung im Bereich der Figur mit dem Stab und dem Schaf gravierte Sterne vorhanden. Nrn 24–27: Figurengruppe, die aus zwei Schlangen mit je einem Flügelpaar, die sich in unterschiedliche Richtungen bewegen (24–25), einem Vogel mit Krokodilkopf, einem Doppelflügelpaar mit einem langgezogenen Schwanz, der in einem Schlangenkopf endet (26672) und einer Schlange mit Widderkopf und waagerechtem Widdergehörn auf dem Kopf (27) besteht. Die Gruppe ist auch im Nordtempel von Esna vorhanden, wenn auch in einer etwas anderen Anordnung und zwischen den Dekanen Nrn 33 und 34 der Sethos I B-Gruppe und oberhalb des Südwindes. Auch hier sind auf den Akademie-Photos Beischriften zu erkennen, die jedoch nicht gelesen werden können. Ob hier auch eine Verbindung zu den Schlangenfiguren in Philä besteht, die auf der rückwärtigen Seite des Architravs (Westhälfte) des Mittelgangs dargestellt sind, lässt sich nur schwer entscheiden, da die Darstellungen zwischen diesen und denen in Esna als nur ungefähr ähnlich bezeichnet werden kann. In Esna sind sie jedoch auch Bestandteil der östlichen Hälfte des Bildstreifens. Nrn 28–29: Zwei weitere Schlangen, die obere ist eine Kobra und windet sich um eine Papyruspflanze (28), bei der unteren handelt es sich um eine Schlange mit zwei Kobraköpfen. Auch sie sind Bestandteil der oberen Gruppe von Schlangenfiguren im Nordtempel von Esna und u. U. ebenfalls in Philä abgebildet. Nrn. 30–32: Letzte Gruppe von schlangengestaltigen Gottheiten. Bei der obersten handelt es sich um eine Schlange mit Tjenenkrone (

, 30), eine Schlange mit vier Windungen, an

deren rechtem Ende ein Löwen- und am linken Ende ein Schlangenkopf ist (31). Über ihr ist eine Aufschrift mit Tinte geschrieben erkennbar: . Bei der untersten Gestalt handelt es sich um eine einfache Schlange ohne besondere Merkmale (32). Nr. 33: Cancer, Krebs. Nr. 34–35: Unten – Leo, Löwe mit der Frau, die seinen Schwanz hält (35), und darüber, um 45° gedreht und mit dem Gesicht nach Norden, aber in derselben Ausrichtung wie der Krebs – Jupiter, in der Gestalt eines Mannes mit langem Gewand, der Pfeil und Bogen und ein Messer in den Händen hält. In Esna-Nord ist er ähnlich dargestellt, jedoch mit einer oberägyptischen (?) Krone auf dem Kopf673. Seine erhöhte Stellung (Hypsoma) wäre eigentlich über dem Krebs, wovon er allerdings auch nicht allzu weit entfernt ist. Leo schreitet in anderen Fällen wie in den beiden Tierkreisen von Dendara auf einer Schlange (Konstellation „Ab“674), die in beiden Himmelsdarstellungen von Esna nicht wiedergegeben ist.

671 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 152. Der Dekan Worty, nach der Tanisliste an Position 35, steht im runden Tierkreis von Dendara zwischen Orion und Sothis und unterhalb der Konstellation R. Er gehört zu den sogenannten Orion-Dekanen. Bei der Figur handelt es sich um einen falkenköpfigen Gott. 672 S. hier die Ausführungen bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 150, Anm. 426. 673 Vgl. die Ausführungen VON LIEVENs, Der Himmel über Esna, 158. 674 Konstellation „Ab“ nach EAT III, 209. Von LEITZ, in: SAK 34, 2006, 311 als Hydra der antiken Quellen identifiziert.

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5.1.5 Esna, Travée E

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Damit endet die erste Hälfte der Tierkreiszeichen, die den Abschnitt von den Fischen (ab dem 20. Februar) bis zum Löwen (endet am 23. August) umfasst, die Frühjahrs- und Sommermonate abdeckt und die sich leicht nach Norden verschoben am tatsächlichen Nachthimmel finden. Dementsprechend sind diese Tierkreiszeichen auf der nördlichen Seite des Bildstreifens verortet. Die letzte Figurengruppe besteht aus vier Göttern und befindet sich im westlichen Bereich der Nut, die das Ende des Travées einnimmt. Nrn 36–37: Einer der sieben Pfeile, der den Namen Or=f-Tms-*#xo-m-ont=f trägt675. Die Gruppe besteht aus zwei Einzelgruppen, die erste sind zwei einander gegenüberstehende löwenköpfige Götter (Nr. 36), die sich die Hand reichen und die in anderen Belegen auf einer Schlange stehen, die zweite dahinter besteht aus zwei auf allen Vieren laufenden Pavianen (Nr. 37). Im Bereich zwischen dem Körper und den Armen und Beinen der Nut sind keine Sterne graviert. Am Mund der Nut schwebt eine kleine geflügelte Sonnenscheibe. Die Göttin trägt ein Kleid mit aufgemaltem Muster, was unter der Brust endet und an Ober- und Unterarmen breite Armreifen. Die Füße stehen flach auf. Auffallend ist, dass sowohl bei Leo als auch beim 4. Pfeil die Schlange, die zu den Gruppen gehört, jeweils fehlt, wobei in unmittelbarer Nähe jedoch verschiedene Schlangengestalten dargestellt sind. Anmerkungen zu Esna IV, 444: Die mittlere lange Textzeile wurde ebenso wie die Beischriften zu den Figuren nur aufgemalt und wurde vermutlich aufgrund der schlechten Lesbarkeit in der Textedition von SAUNERON (Esna IV, 444) nicht aufgenommen676. Anhand neuerer Farbphotos verschiedener Serien, die von WILLEITNER und LEITZ stammen, konnte VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 153 und Tf. 7 eine Abschrift erstellen, die jedoch aufgrund der immer noch erheblichen Lücken von ihr nicht übersetzt wurde. Der Text von Esna IV, 444 nach verschiedenen Photoserien des Photoarchivs des Akademieprojekts: ?

?

. wnn cSmwt … dw#t … … …nt-nfrt Xntyt-sXt Wsrt wsr.ti m t# nbtpt … … … … wrt-mrwt

a

Es sind die Führenden , die … Unterwelt … … . Die vollkommene …?… an der Spitze des Feldes b . Die Mächtige c , die mächtig ist auf der Erde d , Herrin des Himmels, … … … …, die mit großer Beliebtheit e ,

675 Vgl. zum vierten Pfeil: LGG V, 305c. 676 Vgl. hierzu auch die Ausführungen zu Esna IV, 444 von VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 152.

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5.1.5 Esna

458 Hnwt-Hmwt nTrw nTrwt? m i#w n … … … … tp-nfr iorwt … … … n mrwt Hr-nb áHrñ ftft … … … … … … r m## … … … … m prt … s#-Ro nb-Xow ^Mrg[w]s …?…¿ … … onX … … … … a

b

c d e f g

h

die Herrin der Frauen f , Götter und Göttinnen g sind im Jubel wegen … … … … rechte Ordnung, die Kobras h … … … wegen der Beliebtheit. Jedermann áist beimñ springen … … … … … … um zu sehen … … … … beim Herauskommen … Sohn des Re und Herr der Kronen ^Commodus …?…¿ … … Leben … … … … … .

Vgl. LGG VI, 636c. Im Singular Bezeichnung verschiedener Göttinnen, die auch in Schlangengestalt erscheinen können. Vgl. LGG V, 929c, ausschließlich in Esna als Bezeichnung der Göttinnen Menhit, Nebetuu und Isis belegt, wobei die Bezeichnung häufiger für Nebetuu in der Verbindung „große Göttin an der Spitze des Feldes“ (nTrt-o#t Xntyt-sXt) aufgeführt wird. Vgl. LGG II, 579b. Ein überaus häufiges Beiwort für Göttinnen. Vgl. LGG II, 585a und auch, u. a., für die Göttinnen Nebetuu und Neith in Esna gebraucht. Vgl. LGG II, 488b auch für die Göttinnen Nebetuu in Esna gebraucht. Vgl. LGG V, 196b. Lesung fraglich. Von der ersten Figur ist nur der untere Teil zu sehen und von der zweiten nur der obere Teil, sodass über den jeweils fehlenden Part rein gar nichts ausgesagt werden kann. Vgl. LGG I, 144c.

Auch wenn sich gegenüber VON LIEVEN einige Zeichengruppen mehr lesen lassen, kann zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aus den Resten des Textes herausgearbeitet werden. Grundsätzlich wird ihrer Interpretation gefolgt, dass es sich um einen Hymnus auf die machtvolle Göttin (Wsrt) handelt677, die sich als Schlange manifestiert. In dieser Form verfügt sie über die Boten (Wpwtyw) bzw. die sieben Pfeile, die ja auch im Tableau dargestellt sind. Des Weiteren wird sie eine Verbindung zu den meist schlangengestaltigen mythologischen Figuren haben, die zwischen den Pfeilen, den Tierkreiszeichen und den Sethos I B-Dekanen stehen, sowie zu den Dekanen selbst, die als Sethos I B-Dekane ebenfalls schlangen- aber auch löwengestaltig sind. Auffallend sind zweifellos die zahlreichen Kobras, die über den größten Teil des Textes verstreut sind und sowohl Gruppen von Gottheiten als auch als Determinativ für einzelne Namen von Göttinnen stehen werden. Sie unterstreichen deutlich die Verbindung von den Bildern zum Text. Bei dem Königsnamen wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Commodus handeln, auch wenn das Ende der Kartusche unklar ist678. Anmerkungen zu Esna IV, 445, Nrn 38–77: Im unteren Register hat SAUNERON die Zählung der Figuren auf der Ostseite, vom oberen Register fortlaufend, der Blickrichtung der Figuren folgend nach Westen hin fortgesetzt.

677 Vgl. dazu die Ausführungen bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 154. 678 S. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 154 mit Anm. 444.

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5.1.5 Esna, Travée E

459

Nrn 38–41: Figurengruppe des 5. Pfeils, die aus einem Gott mit Doppelkrone (38), einem schakalsköpfigen Gott (39), einem Gott mit Scheibe als Kopf (40) und einem thronenden hasen- oder eselsköpfigen Gott (41) besteht. Auch für diese Gruppe ist in anderen Quellen eine lange Schlange belegt, auf der die Gruppe als Gesamtheit steht. Eine solche Schlange könnte bei Figur Nr. 43 (unter Tutu, Nr. 42) vorliegen. In Esna Nord ist diese Schlange vorhanden, aber der erste Gott mit der Doppelkrone fehlt. Nrn 42–44: Oben ist Tutu als menschenköpfiger Sphinx mit Sonnenscheibe und Uräus auf dem Kopf (42) wiedergegeben. Der Schwanz des Löwen läuft in einem Schlangenkopf aus. In seinem Namensschild ist die Aufschrift „großer Tutu, Sohn der Neith“ ( ) erkenn679 bar . Die Darstellung des Tutu erinnert an die zweite Figur der Herren von Schedenu auf den Stiersarkophagen von Tell Abu-Yasin, wo sie am Kopfende der Wannen JE 86717 und JE 86718, im 3. Register gespiegelt, jeweils auf der West- und Osthälfte wiedergegeben sind680. Da diese Göttergruppe auch Verbindungen zu vergleichbaren Darstellungen hier in Esna681 und Philä682 hat, werden sie vermutlich auch in das Umfeld dieser Sternbilder gehören. Darüber hinaus hat Tutu auch eine enge Beziehung zu den sieben Pfeilen, als dessen Herr er gelten kann683. Unter Tutu ist eine unspezifische Schlange (43), die eine Verbindung zu den Göttern des 5. Pfeils haben könnte und darunter eine Schlange, an deren Enden jeweils der Kopf einer aufgerichteten Kobra mit zwei schützend ausgebreiteten Flügeln und einem kleinen Skarabäus dazwischen befindet (44). Diese Figur findet sich auch in Esna-Nord im südlichen Travée, am westlichen Ende über den Sethos I B-Dekanen (vgl. Tf. XVI). Nr. 45: Virgo, Jungfrau mit der üblichen Ähre in der Hand. Nr. 46: Saturn mit dem charakteristischen Stierkopf. Nr. 47: Libra, Waage, als Frau, die eine Waage in der Hand hält, wobei der vor ihr stehende Saturn in ihrer Umgebung im Hypsoma steht. Nr. 48: Scorpio, Skorpion. Der Bereich von der Jungfrau bis zum Skorpion ist wieder mit eingravierten Sternen oberhalb der Tierkreiszeichen dekoriert. Nach dem Skorpion wird erneut eine Gruppe von Schlangenwesen und ein Vertreter der Pfeile eingeschoben, bevor die Reihe des Zodiakus fortgesetzt wird. Nrn 49–51: Krokodil, dessen Schanz in den Kopf einer Schlange ausläuft (49). Darüber ist eine Beischrift zu erahnen, die jedoch nicht lesbar ist. Dasselbe gilt für die Schlange mit jeweils einem Schlangenkopf an ihren Enden (50). Bei der Schlange mit den beiden ausgebreiteten Flügeln (51) lässt sich keine Beischrift ausmachen. Nrn 52–53: Zwei identische eselsköpfige Götter, die auf einer Schlange mit kleinen Flügeln am vorderen Ende des Körpers, stehen, die Schlange sieht genauso aus wie bei Nr. 51, sie ist jedoch um 180° gedreht. Von der Beischrift in den Textfeldern vor den Köpfen der Götter ist noch im zweiten Feld zu erkennen:

, was als Name des 7. Pfeils K#-

679 So weitestgehend auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 154, Anm. 445. Das Neith-Zeichen, was VON LIEVEN anders wiedergegeben hatte, ist deutlich erkennbar. 680 GOURLAY, in: Hommages Sauneron I, 369, Abb. 1a und b; MENDEL, Stiersarkophage, Kapitel I–2.2.1, 3. Register (zu JE 86717), Kopfende und I–2.2.2, 3. Register, Kopfende (zu JE 86718; Publikation in Vorbereitung). 681 Travée A, Figuren Nrn 1–6. 682 Vgl. oben Kapitel 5.1.1.2 zum Architrav im Pronaos von Philä, zu BÉNÉDITE, Philæ, 143, 16 (Tf. 59). 683 Vgl. KAPER, Tutu, 60–63.

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5.1.5 Esna

dSr-*Ms-xnnw identifiziert werden kann684. Die Art der Darstellung mit der geflügelten Schlange lässt jedoch auf den 6. Pfeil schließen. Vermutlich wurden die ohnehin nur aufgemalten Beischriften vertauscht oder vielleicht sogar absichtlich ausgewechselt. Zusätzlich ist die Beischrift auf das zweite Feld begrenzt, wobei unklar ist, was im ersten Feld steht. Nrn 54–58: Nach dem 6. bzw. 7. Pfeil sind fünf Schlangen zusammengestellt. Bei der obersten handelt es sich um eine einfache Kobra mit drei Windungen (54), darunter eine einfache, flache Schlange (55), unter ihr: eine flache Schlange mit Tjenen-Federkrone (

, 56),

unten links: eine aufgerichtete Kobra mit einer Windung auf einem Podest (57) und hinter ihr noch einmal eine weitere Kobra mit demselben Aussehen (58). Über bzw. vor den Schlangen sind Tintenaufschriften erkennbar, die jedoch meist zu schwach sind, um gelesen werden zu können. Über Figur 54 ist gerade noch zu erkennen: . Nr. 59: Sagittarius, Schütze, übliches Kompositwesen (janusköpfige, zentaurgestaltige Figur mit Skorpionschwanz, der dabei ist, einen Pfeil abzuschießen; unter den zum Sprung hochgezogenen Vorderläufen befindet sich normalerweise eine kleine Barke), bei dem die kleine barkenartige Figur unter der Vorderläufen fehlt und was gegenüber den übrigen Tierkreiszeichen dieses Registers um 180° gedreht ist. Das Sternbild Sagittarius ist das südlichste aller Sternbilder des Tierkreises, das jedoch gegenüber den übrigen Sternbildern in seiner Umgebung in anderen Zodiakus-Darstellungen nicht um 180° gedreht ist. Warum das hier der Fall ist, muss offenbleiben. Sagittarius ist wie auch die folgenden beiden Tierkreiszeichen von zahlreichen Sternen umgeben. Nrn 60–61: Unten ist Capricorn (Steinbock) mit Fischkörper und Ziegenvorderteil mit Kopf und Hörnern abgebildet. Über ihm steht im Hypsoma Mars. Mars wird mit Pfeil und Bogen in der einen und eine kurze Lanze in der zweiten Hand haltend gezeigt. Auf dem Kopf trägt er eine Bedeckung, die nicht ägyptisch aussieht und möglicherweise einen griechischen Helm wiedergibt685. Nr. 62: Aquarius, Wassermann. In traditionell ägyptischer Weise als Nilgott, der aus zwei Vasen Wasser ausgießt, wiedergegeben. Mit dieser letzten Figur enden auch die eingravierten Sterne, die die Tierkreiszeichen umgeben. Nr. 63: Die Dekangöttin ist eindeutig auszumachen, es sollte vpy-o-Xntt sein, der 11. Dekan der Sethos I B-Gruppe. Nr. 64: Vermutlich der 12. Dekan dieser Reihe, bei dem es sich um %ntt-Hryt handeln sollte. Nr. 65: Bei der nun folgenden Figurengruppe handelt es sich um den Pseudodekan 13a mit Namen Imsty-#m-ibw. Er ist der 5. Gott in der Reihe der Monatsgötter. Nrn 66–68: Oben – Figur aus zwei Löwenvorderteilen mit Krokodilköpfen (66), die noch lesbare Beischrift benennt ihn als Imy-mw […] ( ). In Dendara (D XV, 39, 11) ist Imy-mw (LGG I, 237a) in der Verbindung RX-Hr-*Imy-mw (LGG IV, 707a) als Gottheit am Ende des Travées mit den Sethos I B-Dekanen und nach der Barke eines lunaren Osiris anwesend. 684 So auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 155, Anm. 448, wo er jedoch als 6. Pfeil identifiziert ist. Die Reihenfolge der Zeichengruppen in den aufgemalten Beischriften ist wie häufig nachzuweisen gruppenweise retrograd. 685 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 158, Anm. 461.

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5.1.5 Esna, Travée E

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Unter dieser Figur liegt ein Krokodil, dessen Schwanz in einen Schlangenkopf ausläuft (67)686, darüber ist vermutlich eine Beischrift vorhanden, von der jedoch nichts lesbar ist. Zuunterst windet sich eine Schlange auf einem schmalen Podest (68), vor ihr scheint wiederum eine Inschrift vorhanden zu sein. Nrn 69–70: Bei den beiden hintereinanderstehenden eselsköpfigen Göttern handelt es sich um einen weiteren Pfeil, dessen Beischrift ihn im zweiten Textfeld als Cd-Xrw-m-xnw-Tmsw=f ( ) und damit 6. Pfeil auszeichnet. Von der Beschriftung des ersten Feldes ist nichts lesbar. Der Ikonographie nach, die hier jedoch sehr unspezifisch wirkt, könnte es sich vielleicht um den 7. Pfeil handeln. Nr. 71: Der löwenköpfige Gott, der zwei Töpfchen hochhält, sollte der 14. Dekan VmsXntt sein. Über ihm ist vage ein aufgemaltes Textfeld erkennbar. Die Anwesenheit des Pfeils direkt vor ihm, dessen Name ebenfalls Tms im Namen beinhaltet, ist möglicherweise kein Zufall und könnte u. U. auch der Grund für den Austausch der Namen der beiden Pfeile gewesen sein. Nr. 72: Die aufrecht auf ihrem Schwanz stehende Schlange müsste der 15. Dekan mit Namen cpty-Xnwy sein. In dem nicht gut lesbaren Textfeld steht jedoch nach VON LIEVEN687 , was sie als 9-nt Xt versteht, jedoch räumt sie ein, dass die Cluster nach EAT III, 2f. eigentlich nur bis zum 6. Cluster reichen. Es könnte sich bei den erkennbaren Zeichenresten jedoch auch um eine wie auch immer geartete Schreibung für cpty-Xnwy handeln. Nr. 73: Mehrfach gewundene Schlange mit Krokodilkopf und Federkrone (

) auf dem

Kopf. Unter ihr ist reichlich Platz für ein Podest, was dann jedoch nicht graviert, sondern aufgemalt gewesen sein könnte. Über ihr lassen sich in dem Textfeld noch aufgemalte Zeichen erkennen , die möglicherweise Pg#-Hr „der mit geöffnetem Gesicht“ (LGG III, 164c) gelesen werden könnten. Eine Lesung Pxr-Hr (LGG III, 110a) wäre vielleicht auch möglich, deckt sich aber weniger gut mit dem, was erkennbar ist und wäre zudem nicht an der zu erwartenden Position in der Umgebung des Tierkreiszeichens Leo oder am Ende der Sethos I B-Dekane. Nr. 74: Die thronende löwenköpfige Göttin ist wieder die erste einer Gruppe von vier zusammengehörenden Dekanen (Nrn 16–18). Bei ihr sollte es sich um die 16. Dekangöttin mit Namen Ory-ib-wi# handeln, was möglicherweise auch in dem über ihr befindlichen Textfeld gestanden haben könnte. Hier sind Zeichen erkennbar, die jedoch nicht sicher zu identifizieren sind. Nr. 75: Der Göttin Ory-ib-wi#, die den Monat eröffnet, folgt ein Monatsgott 16a, bei dem es sich um den 6. Monatsgott #X-nXX handeln sollte. Auf Photos ist deutlich zu erkennen, dass der Gott zwei spitz nach oben reichende Katzenohren hat, die in der Zeichnung ergänzt wurden und auch in anderen Quellen deutlich zu erkennen sind. Nr. 76: Der Schlangengott mit menschlichen Beinen und Armen, die in ihren Händen zwei Töpfchen hochhält, wird der 17. Dekan Csmw sein.

686 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 155 und 173 verweist bei dieser Figur auf Darstellungen in dem Grab einer Hesatkuh in Atfih (PETRIE und MACKAY, Heliopolis, Kafr Ammar and Shurafa, Tf. 41, Nr. 1). 687 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 155, Anm. 449.

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5.1.5 Esna

Nr. 77: Die letzte Figur ist eine einfache aufrechtstehende Schlange, bei der es sich um die letzte der Gruppe und zugleich um den letzten Sethos I B-Dekan an der 18. Position KnmwsSmw handeln sollte. Wie eingangs erwähnt, wurden bei diesem Travée Bilder der Himmelsgöttin Nut an die kurzen Enden gesetzt. Dabei verläuft der Körper der Göttin entlang der Ost- und Westenden, so dass ihre Hände im Norden und ihre Füße im Süden sind. Diese Nutbilder verbindet hier also den Westen mit dem Norden und den Osten mit dem Süden, was der üblichen Ausrichtung entspricht. Gemessen an der Ausrichtung des Körpers der beiden Nutfiguren, sollte der südliche Bereich hierbei den Aufgang beinhalten, während der nördliche den Untergang der Sterne thematisiert. Nur die Nut auf der Ostseite hat eine kleine Flügelsonne vor ihrem Mund, die die untergehende Sonne kennzeichnet. Bei der westlichen Nutfigur wurde keine Sonne wiedergegeben. SAUNERON beginnt die Zählung der Figuren in der Nordwestecke im oberen Register, auf der rechten Seite vor der Brust der westlich gelegenen Himmelsgöttin (vgl. Esna IV, 443 auf S. 60 und die Tafel mit der Übersicht des gesamten Travées zwischen S. 66 und 67). Da an dieser Position jedoch schon die zweite Hälfte der Sethos I B-Dekane beginnt, während die erste Hälfte darunter rechts der Mitte beginnt, sollte eventuell auch in Erwägung gezogen werden, dass die Zählung in der südöstlichen Ecke beginnen könnte. Dafür kann angeführt werden, dass Virgo die Tierkreiszeichen eröffnet, was auch der Einteilung im ehemaligen Nordtempel von Esna entspricht. D. h. die südliche, untere Hälfte zeigt weitestgehend die Herbst- und Wintermonate und die nördliche, obere die Frühjahrs- und Sommermonate688. Diese Splittung ist eine mögliche, jedoch nicht die häufigste Version. Werden hier z. B. die privaten Särge aus dem 1.–2. Jahrhundert u. Z. aus Theben verglichen689, so zeigt sich, dass bei diesen die Trennung bei den Solstitien um ein Tierkreiszeichen früher, zwischen Krebs (Sommersonnenwende) und Löwe und zwischen Steinbock (Wintersonnenwende) und Wassermann liegt, was der Einteilung des Pronaos in Dendara und wohl auch des runden Tierkreises dort entspricht, wo ebenfalls – im Falle des rechteckigen – auf dem östlichen Travée die Reihenfolge Aquarius, Pisces, Aries, Taurus, Gemini und Cancer und auf dem westlichen Travée die Reihung Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius und Capricornus ist690. Die Aufteilung des Tierkreises mit Aquarius bzw. Leo als letztes Sternzeichen der jeweiligen Hälfte ist wohl auch im Repittempel von Athribis gewählt worden und gibt somit eine alternative Verteilung des Zodiakus in Tempeln wieder. Hier wird weder bei den Solstitien noch bei den Äquinoktien getrennt, stattdessen wird das Jahr stärker in die Jahreszeiten Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter eingeteilt. Die eigentlichen Äquinoktien wären um zwei Monate weiter im Jahr vorzuschieben, zum Widder bzw. zur Waage hin. 688 Nach QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 81–82, Anm. 78 könnte das für die Benutzung des alexandrinischen Kalenders sprechen, bei dem der Tierkreis am Jahresende mit Virgo beginnt, was in etwa den letzten Tagen von Mesore gleichkäme. 689 Vgl. hierzu die Auswertung zu dem Katalog der Nutdarstellungen auf Särgen, Typ 1a, Nr. 4. (Soter), Nr. 5. (Sensaos), Nr. 6. (Kleopatra) und Nr. 7 (Padiamenope). Diese Särge teilen die Tierkreiszeichen des Sommers zwischen Krebs und Löwe und die des Winters zwischen Schütze und Steinbock auf, was der Verteilung im Pronaos von Dendara entspricht und nach QUACK (Egypt as an astronomical-astrological center, 91–93) dem Thema Mundi entspräche, bei dem der Tierkreis die ideale Stellung der Sternbilder zur Geburt der Welt wiedergibt. 690 Zur Einteilung anhand der Solstitien in Dendara, s. GUNDEL, Zodiakos, 88. Zur Einteilung in Esna, direkt im Anschluss an den rechteckigen Tierkreis von Dendara, äußert er sich diesbezüglich nicht.

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5.1.5 Esna, Travée E

463

Ausschließlich bei den Zodiakus-Zeichen werden gravierte Sterne um diese herumgesetzt, nicht aber bei den sieben Pfeilen, den sogenannten mythologischen Figuren und den Sethos I B-Dekanen. Zudem sind die Tierkreiszeichen auf die östliche Hälfte des Bildstreifens beschränkt. Eine vergleichbare Situation, in Hinblick auf die Sterndekoration lässt sich im östlichen Travée im Pronaos von Dendara und dort ausschließlich auf der Osthälfte und im Repittempel von Athribis beobachten, wo das Relief mit den Sethos I B-Dekanen und den sonstigen Elementen in das schon vorhandene Relief aus erhabenen Sternreihen eingraviert wurde. Im Falle von Dendara konnte gezeigt werden, dass die Sternkonstellationen der Ostseite die sind, die sich tatsächlich am nächtlichen Himmel beobachten lassen und dass diese solchen Geschehnissen gegenüberstehen, die sich im Körper der Nut abspielen und die damit nicht am realen Himmel zu sehen sind. Das könnte für Esna eine mögliche Erklärung sein, warum nicht alle Sternkonstellationen, die in diesem Travée wiedergegeben sind, mit Sternen umgeben wurden. Sie könnten verschiedenen Kategorien angehören und eine Mischung aus tatsächlich sichtbaren und verborgenen Gestirnen eines nicht sichtbaren Raumes wiedergeben. Von der vollständigen Liste der Sethos I B-Dekane mit ursprünglich 59 einzelnen Gottheiten691 sind hier nur 23 Dekane ausschließlich im westlichen Bereich des Travées abgebildet, wobei es sich tatsächlich um 17 Dekane und sechs Pseudodekane handelt, was also weniger als die Hälfte ist. Im Einzelnen wurden diese auf den IX.–XII. Monat (Smw-Jahreszeit) und IV. bzw. V.–VI. Monat (#Xt bzw. prt-Jahreszeit) beschränkt. Dabei listet nur der IX.–XI. und der VI. Monat alle Dekane mit den dazugehörenden Pseudodekanen (= Monatsgötter) auf. Und von dem XII. Monat sind nur der 1. Dekan und der Monatsgott vorhanden (es fehlen die beiden letzten Dekane). Vom IV.–V. Monat sind mit den Dekangöttern 11–12 nur zwei Dekane und für den V. Monat sind mit dem Pseudodekan 13a und den regulären Dekanen 14– 15 nur drei Figuren gegeben. Somit fehlen die Dekane 1–10 inklusive der Pseudodekane 1a, 4a, 7a und 10a für die Monate I–IV (also nahezu die gesamte #Xt-Jahreszeit) sowie der 13. und der 19.–24. Dekan und die Pseudodekane 19a und 22a für die Monate VI–VIII, was einem guten Teil der prt-Jahreszeit entspricht. Und, es fehlen natürlich alle Gottheiten für die fünf Epagomenentage am Jahresende, die zudem typisch für diese Dekanfamilie sind. Zwischen dem ersten und zweiten Register fehlen sechs Dekane und zwei Pseudodekane, die irgendwo im Bereich des Körpers der Nut verschwunden sind und vielleicht zu den „toten“ Dekanen gerechnet werden könnten. Das erklärt jedoch nicht die Abwesenheit der übrigen Dekane und das kann an dieser Stelle auch nicht geklärt werden. Alle vorhandenen Planeten (Sonne/über dem Widder, Mond/über dem Stier, Jupiter/links über dem Krebs, Saturn/vor der Waage und Mars/über dem Steinbock) sind bei ihren Sternzeichen im Hypsoma stehend gezeigt, was ihren wirkmächtigsten Punkt bzw. Höchststand am Himmel angibt. Es fehlen allerdings die inneren Planeten Merkur und Venus, die eigentlich bei den Fischen (Venus) bzw. bei der Jungfrau (Merkur) zu erwarten gewesen wären692, wobei beide Planeten schon im Neuen Reich sowohl als Morgen- als auch als Abendstern betrachtet wurden, die sich auch in den späten Ikonen widerspiegeln693. 691 Das sind: 36 reguläre Dekane plus 12 Monatsgötter plus 11 Götter für die zusätzlichen fünf Epagomenentage (sechs Dekangötter und die fünf „Kinder der Nut“), macht zusammen 59 Figuren. In den späteren Quellen fehlen jedoch Seth für den 3. Epagomenentag, sowie der zu ihm gehörende Dekan WS#ty bzw. B#-Qd. Vgl. die Auflistung in EAT III, 134–140. 692 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 156 mit Anm. 456. 693 Vgl. hierzu die Ausführungen zu Figur Nr. 2 (Pelikan mit je zwei ausgebreiteten Flügeln, einem doppelten

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5.1.5 Esna

464

Da die Darstellungen im Nordtempel von Esna nicht eigens vorgestellt werden, soll an dieser Stelle ein erster Vergleich (A) mit denen des Chnumtempels von Esna erfolgen. Die Reihenfolge richtet sich nach dem Chnumtempel von Esna, wobei im oberen Register am östlichen Ende begonnen wird und dann in der Mitte des Travées, am Ende der Tierkreiszeichen, in das untere Register gewechselt wird, um dann vom Westen nach Osten fortzufahren. Dazu wird angegeben, ob sich die Darstellung auf dem südlichen oder nördlichen Travée befindet (nur interessant für den Nordtempel) und welche Figuren in ihrer Umgebung stehen. Insgesamt ähneln sich die dargestellten Figuren in beiden Tempeln so stark, dass ihre Verwandtschaft deutlich zu Tage tritt, auch wenn kleinere Details unterschiedlich sind und im Nordtempel vermutlich – anders als im Chnumtempel – ein vollständiger Satz von Planeten vorhanden war. A Parallelen zu den Planetendarstellungen (Abb. 190–195) Planet

Esna, Chnumtempel, südl. Travée (nördliches und südliches Register)

Esna Nordtempel, südl. & nördl. Tr. (zwischen den Zodiakus-Zeichen)

Jupiter

N, über Leo und Cancer (Pfeil 4)

S, zwischen Cancer und Leo (vielleicht Pfeile 1 und 2)

Mond

N, über Taurus (dahinter: der Hirte und myth. Wesen)

S, über Taurus (vielleicht Pfeil 6)

Sonne

N, über Aries (davor: Dekane und Pfeile 1 und 2)

S, über Aries (vielleicht Pfeil 6)

Venus



(Umgebung von Pisces: Dekane und Pfeile 1 und 2)

S, vor Pisces (—, Venus hält eine Schlange in der Hand)

Merkur



(Umgebung [///] Virgo: Myth. Wesen und Pfeil 5)

vermutlich: N, über Virgo ([///])

Paar Beine und einem Schwanz und Schnabel, der in einem Schlangenkopf ausläuft) auf Travée A.

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5.1.5 Esna, Travée E

465

Mars

S, über Capricorn (davor: Myth. Wesen und Pfeil 6, dahinter: Myth. Wesen, Dekane und Pfeil 7)

N, vor Capricorn (davor: Pfeil 4, dahinter Pfeil 5)

Saturn

S, zwischen Virgo [///] und Libra (davor myth. Wesen und Pfeil 5)

vermutlich: N, über Libra ([///])

In beiden Tempeln werden die Planeten, so sie vorhanden sind, mit nur unwesentlichen Abweichungen in ihren Hypsomata stehend wiedergegeben. Auffallend ist ihre Nähe zu den Pfeilen und im Chnumtempel von Esna auch zu den mythologischen Wesen. Letztere sind im Nordtempel von Esna auf den oberen Bereich des jeweiligen Travées beschränkt, wo sie sich zusammen bzw. über den Sethos I B Dekanen tummeln, weshalb sie vielleicht im Vergleich beider Tempel zueinander eine geringere Rolle spielen. Die Pfeile sind dagegen in beiden Tempeln auf dieselbe Ebene wie die Planeten gesetzt und es ist auffallend, dass Mitglieder beider Göttergruppen selten weit voneinander entfernt sind. Allerdings sind die Nummern der Pfeile nicht konstant, was dafür spricht, dass hier sicherlich keine Identität von Pfeilen und Planeten vorliegen kann. Möglich ist hingegen, dass ihre Anwesenheit auf eine – wie auch immer geartete – Schutzfunktion oder andere Verbindung hinweist. Von den Pfeilen sind bis auf den 3. Pfeil alle vorhanden. Wie schon bei VON LIEVEN ausgeführt694 kann diese Göttergruppe mit Göttinnen wie Neith, Nechbet oder Sachmet bzw. in Esna mit der ebenfalls löwenköpfigen Göttin Menhyt verbunden werden. Die Einbeziehung der Pfeile in die Deckendekoration ist sicherlich typisch für den Tempel von Esna bzw. für Esna generell, da diese Göttergruppe auch an der Decke des Nordtempels von Esna vorhanden war und findet sich auf kaum einem anderen Denkmal in Kombination mit Sternbildern wieder695. Unabhängig davon taucht diese Göttergruppe jedoch in späten Denkmälern häufiger in Form von Schutzgöttern auf und findet sich entsprechend, neben vereinzelten Objekten, auch gerne im Umfeld von Türen und sonstigen monumentalen Eingangsbereichen wieder696. Wegen der parallelen Figuren lohnt sich an dieser Stelle ebenfalls ein Vergleich zwischen den Darstellungen im Chnumtempel und im Nordtempel von Esna (B). Im Nordtempel von Esna sind die gesicherten Pfeile auf das nördliche Travée beschränkt und befinden sich auf derselben Ebene wie die Tierkreiszeichen, während sie im Chnumtempel von Esna dazwischen und zusätzlich neben den sogenannten mythologischen Figuren und den Dekanen stehen können. Die Abweichungen der Figuren in beiden Tempeln ist sicherlich größer als bei den Planeten, wobei hier jedoch auch mit einer gewissen Ungenauigkeit der Darstellungen gerechnet werden muss, die sich ja nicht mehr am Original überprüfen lässt. 694 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 156 mit Anm. 451. Vgl. auch die Zusammenstellung bei RONDOT, in: BIFAO 89, 1989, 267. 695 Mit der Ausnahme von dem Beleg in Schenhur, wo sich der erste Pfeil o#-pHty an der Decke wiederfindet. Vgl. Shanhûr I, Tf. 80A (s. auch oben, im Kapitel 4.1.1.1 im Abschnitt zu Schenhur, Abb. 21). 696 S. die Zusammenstellung der insgesamt 20 Quellen bei RONDOT, in: BIFAO 89, 1989, 264–265.

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5.1.5 Esna

466

Die Reihenfolge erfolgt numerisch vom ersten bis zum siebten Pfeil. Auch hier wird wieder die Stellung der einzelnen Gottheiten im Tierkreis berücksichtigt sowie die in der näheren Umgebung vorhandenen Planeten und ihre Stellung im nördlichen oder südlichen Bereich des Himmelskomposition. Die gesicherten Pfeile befinden sich im Nordtempel von Esna ausschließlich auf der nördlichen Hälfte. Die drei Pfeile, die hier auf dem südlichen Travée identifiziert wurden, sind nur Vorschläge und müssen daher mit einem Fragezeichen versehen werden. Es zeigt sich, dass es zwischen beiden Tempeln keine feste Position der sieben Pfeile im Tierkreis gibt, da sie fast immer mehrere Zodiakus-Zeichen voneinander abweichen. Eine tendenzielle Konstante sind die Planeten, die sich augenscheinlich gerne in der Umgebung der Pfeile aufhalten, auch wenn sie – wie oben schon herausgearbeitet wurde – keine etablierten Paare bilden. Zudem scheint die Position der Pfeile am nördlichen oder südlichen Himmel nicht festgesetzt zu sein, da sich auch in diesem Fall keine Gemeinsamkeit feststellen lässt. Sofern es sich hierbei dennoch um Himmelsphänomene handelt, könnte die Erklärung ähnlich sein wie bei den mythologischen Figuren (C), d. h., es könnte sich um Meteor- oder Sternschnuppenschauer handeln, die sich ja im Wechsel der Jahreszeiten in verschiedenen Bereichen des Himmels beobachten lassen (s. u.). B Parallelen zu den Pfeilen (Abb. 196–202) Nr. Esna, Chnumtempel, südl. Travée (nördliches und südliches Register) 1.

N, nach Pisces (Sonne)

2.

S, (?)

N, nach Pisces

3.

Esna Nordtempel, nördl. & südl. Travée (nur über den Sethos I B Dekanen)

zwischen Taurus und Cancer (Mond) S,

(?)



zwischen Taurus und Cancer N, zwischen Capricorn und Aquarius

4.

N,

N,

vor Leo

zwischen Capricorn und Sagittarius

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5.1.5 Esna, Travée E

5.

6.

7.

467

S,

N,

vor Virgo

zwischen Aquarius und Capricorn

S,

S,

zwischen Scorpio und Sagittarius

zwischen Taurus und Aries (?)

S,

N,

nach Aquarius

nach Capricorn

Zwei Aspekte fallen darüber hinaus ins Auge, wobei diese Beobachtungen jedoch u. U. dem Zufall geschuldet sein könnten, da sie jeweils nur einmal im jeweiligen Dokument vorhanden sind: 1) Im Chnumtempel von Esna wurden zwischen dem 6. und dem 7. Pfeil beigeschriebener Name und Ikonographie gegeneinander ausgetauscht. Der Grund hierfür könnte sein, dass nach dem 7. Pfeil ein Dekan mit dem Namen Vms-Xntt (14. Dekan) folgt, was dann dazu geführt haben könnte, den Namen des 6. Pfeils (Cd-Xrw-m-xnw-Tmsw=f) als passender zu erachten. 2) Im Nordtempel von Esna sind die Pfeile 3, 5 und 7 direkt oberhalb der als gefährlich gekennzeichneten Dekane Nrn 20–21 (Tanisfamilie: Nr. 20 crt und Nr. 21 c#wy-srt) positioniert, womit sie gleichsam einen Schutzwall gegen diese „gefahrvollen“ Dekane bilden. Einen konkreteren Bezug der Pfeile zu den Sethos I B-Dekanen ist bei dieser Beleglage nur schwer zu treffen, da sich im Chnumtempel von Esna nur eine Auswahl davon befindet und diese im Nordtempel in einem eigenen Register getrennt von den Pfeilen angeordnet sind. Auch lässt sich keine eindeutige Querbeziehung zu den Tanisdekanen ziehen, da auch in diesem Bereich die Pfeile gegenüber bzw. über den jeweiligen Dekanen zu finden sind. Die mythologischen Figuren sind sowohl auf das nördliche, obere, als auch auf das untere südliche Register verteilt und stehen zwischen den Tierkreiszeichen, den Pfeilen und den Dekanen. Die meisten sind in Gruppen arrangiert und finden sich auch im Nordtempel von Esna wieder, wo sie ebenfalls gruppiert vorhanden sind. Da sie jedoch dort ausschließlich auf dem südlichen Travée auf den oberen Bereich über die Sethos I B-Dekane gesetzt wurden, gibt es für einige Figuren kein Pendant. Unklar muss bleiben, ob nicht ein Teil der fehlenden Gestalten vielleicht in dem zerstörten Bereich der Nordhälfte vorhanden gewesen ist. In der folgenden Tabelle C sind die Figuren im Vergleich der beiden Tempel zueinander abgebildet. Zusätzlich findet sich als Information, ob sie im südlichen oder nördlichen Register des Chnumtempels von Esna und in welcher Umgebung in Bezug auf den Tierkreis sie in beiden Tempeln zu finden sind. Die Numerierung richtet sich nach dem Travée des Chnumtempels registerübergreifend von Osten nach Westen.

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5.1.5 Esna

468

C Parallelen zu den sogenannten mythologischen Gestalten (Abb. 203–223) Nr.

Esna, Chnumtempel, südl. Travée (nördliches und südliches Register)

Esna Nordtempel, südl. Travée (nur über den Sethos I B Dekanen)

1.

S, vor Virgo

S, über Pisces

2. S, vor Virgo

S, über Aries

N, vor Cancer

S, über Gemini

N, vor Cancer

S, über Taurus

N, vor Cancer

S, über Taurus

3.

4.

5.

6.

N, vor Cancer

S, zwischen Taurus und Gemini

7.

N, vor Cancer

S, hinter Taurus

N, hinter Gemini

S, hinter Taurus

8.

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5.1.5 Esna, Travée E

469

9.

N, hinter Gemini

S, zwischen Taurus und Gemini

N, hinter Gemini

S, zwischen Taurus und Gemini

10.

11.

,

,



– 13. S, nach Scorpio 14. –

— ,

,

17. , S, vor Sagittarius 18. –

— ,

,

20. S, nach Aquarius 21.



S, nach Aquarius Hier zeigt sich sehr schnell, dass neben den Gemeinsamkeiten in der Ikonographie der beiden Quellen zueinander kaum eine verbindliche Position der Figuren vorhanden ist. Außer bei den Figuren 6 – 10, die an beiden Decken weitestgehend im selben Bereich um Gemini herum, stehen. Allerdings fehlt im Nordtempel von Esna auch ein Teil der nördlichen Decke, so dass dazu gar keine Aussage getroffen werden kann. Aber es gibt noch eine andere auffallende Abweichung im Nordtempel von Esna: zumindest im ersten, westlichen Abschnitt der Sethos I B-Dekane scheinen die Pseudodekane gänzlich zu fehlen und da diese auf dem nördlichen Travée eindeutig identifiziert werden können, könnte die Möglichkeit bestehen, hier

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470

5.1.5 Esna

eine Korrelation der mythologischen Figuren zu den Pseudodekanen zu sehen und dass deswegen auf dem nördlichen Travée möglicherweise gar keine mythologischen Figuren waren. Da allerdings die Sethos I B-Dekane wiederum parallel zu den Tanisdekanen angeordnet sind, beide ebenfalls an den Tierkreis angegliedert sind und die in Frage kommenden Figuren im Chnumtempel an ganz anderen Positionen stehen, erscheint diese Erklärung dennoch weniger gut. In jedem Fall wäre eine Korrelation der mythologischen Figuren mit den Pseudodekanen bedenklich, da ihre Anzahl mit 21 größer ist als die zwölf Monatsgötter erfordern würden. Und das gilt auch, wenn die potenziellen sechs Figuren für die Epagomenentage hinzugerechnet würden. Würde ein vollständiger Satz von neun bis elf Göttern für die Epagomenentage angesetzt, könnte die Anzahl dagegen passen. Zunächst kann wohl festgehalten werden, dass die wechselnde Position der mythologischen Figuren mit der Ausnahme der Figuren sechs bis zehn gegen eine konkrete Identifikation mit astralen Gottheiten spricht, da diese sich in festgesetzten Bereichen des Himmels befinden sollten, und zwar an beiden Decken, wie das ja auch der Fall zwischen den beiden Dekanreihen und den Tierkreiszeichen ist. Am wahrscheinlichsten wird es sich bei ihnen um Schutzgötter handeln, die in unterschiedlichen und nach Bedarf wechselnden Bereichen des Himmels ihre Arbeit verrichten sollen. Damit könnten sie auch eine ähnliche Aufgabe wie die Pfeile haben, die – wie es aussieht – das Umfeld der Planeten oder anderer als gefährlich erachteten Himmelskörper bewachen. Offen bleibt die Gruppe der sechs Figuren um den geflügelten krokodilsköpfigen Vogel mit Schlangenschwanz, sie befindet sich an beiden Decken in Bezug auf den Tierkreis etwa an derselben Position. Zu bedenken wäre in Bezug auf die mythologischen Figuren, ähnlich wie bei den sieben Pfeilen (s. o.), ob sie möglicherweise Sternschnuppen bzw. Meteore oder Meteorschauer repräsentieren, die ja in verschiedenen Monaten an bestimmten Positionen verstärkt beobachtet werden können, wie etwa die Geminiden (im Umfeld von Gemini, Anfang bis Mitte Dezember), die Perseiden (Umfeld von Aries und Taurus, August), die Quadrantiden (auch Bootiden, zwischen Libra und Virgo, Ende Dezember) und die Leoniden (Leo, November)697. Grundsätzlich könnte für die Bestimmung entweder der Ort oder der Zeitraum, an dem sie auftreten, bestimmend sein. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, fallen hier natürlich diejenigen im Bereich von Gemini auf, wo es an beiden Decken eine gewisse Häufung derselben mythologischer Figuren gibt. Andere Figurengruppen scheinen uneindeutiger zu sein, was allerdings auch am unterschiedlichen Aufbau beider Deckenbilder liegen kann. Im Nordtempel von Esna wurden die mythologischen Figuren auf eine Ebene mit den ähnlich gestalteten Sethos I B-Dekanen gesetzt, während sie im Chnumtempel eher von diesen getrennt zwischen den Zodiakus-Zeichen stehen. In Abgrenzung zu diesen Gestalten sind dort jedoch die Pfeile konsequent auf derselben Ebene mit dem Tierkreis zu finden, was im Chnumtempel ebenfalls anders gehandhabt wurde, wo die Ost- Westaufteilung (Tierkreis vs. Sethos I B-Dekane) augenfälliger ist. Travée E gibt in der östlichen Hälfte die Tierkreiszeichen eines Jahres zusammen mit den äußeren Planeten sowie Sonne und Mond jeweils in ihrem Höchststand wieder, was zu dem damaligen Zeitpunkt astrologisches Basiswissen war. Der Bereich des Zodiakus wird von zahlreichen Sternen umgeben, was ihre tatsächliche Sichtbarkeit am nächtlichen Sternhimmel unterstreicht. Unterbrochen werden die Sternzeichen von verschiedenen Gruppen von Göttern, 697 SLAVIK und REICHERT, Atlas der Sternbilder, 159 mit einer Tabelle zu weiteren Meteorströmen.

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5.1.5 Esna, Travée E

471

die zum einen als Pfeile als auch als sogenannte mythologische Figuren bezeichnet werden und in anderen Quellen als Schutzgötter dienen. Sie werden sicherlich auch hier die Bereiche des Himmels bewachen, in denen sie stehen. Ihre unregelmäßige Verteilung im Vergleich zwischen den beiden Tempeln von Esna, die sich nicht an den Tierkreiszeichen oder anderen Fixsternen richtet, spricht dafür, dass es sich bei ihnen eher um Schutzgötter und nicht um Sterne handelt, die u. U. aber andere Himmelsphänomene als Fixsterne wiedergeben. Am westlichen Ende des Travées E ist eine Auswahl an Sethos I B-Dekanen dargestellt, die nicht in die Tierkreiszeichen eingebettet sind, jedoch wie diese von den Pfeilen und einigen mythologischen Schlangengestalten unterbrochen werden. Eingerahmt werden die Sternzeichen sowie die übrigen Gottheiten an den kurzen Enden von einer Figur der Nut im Osten und im Westen. Dabei ist das Ostende mit den Tierkreiszeichen durch eine untergehende Sonne am Mund der Himmelsgöttin Nut gekennzeichnet, während am westlichen Ende die Sethos I B-Dekane mit einer weiteren Figur der Nut abgeschlossen werden. Vermutlich sollen diese beiden Himmelsgöttinnen zum einen den sichtbaren Nachthimmel im Osten und den unsichtbaren Himmel des westlichen Jenseits wiedergeben, in dem die Sterne existieren, die gerade nicht sichtbar sind. Letzteres würde dann auch der Situation entsprechen, die im Pronaos von Dendara vorliegt. Von den seitlichen Architravinschriften konzentriert sich die nördliche Inschrift (Esna ). Der Text beginnt mit der Wirkung, die die Sonne IV, 442698) ganz auf den Himmel (gbt, (itn) auf die Himmelsgöttin (Nnwt) hat und auf die Verbindung zwischen der Person der Nut mit den lokalen Göttinnen Neith, genannt Rst-Hwwt=s ( ) in Esna. Kurz wird das Thema der uranfänglichen Kuh zitiert, die als Himmelsgöttin auch die Mutter des Sonnengottes ist. Dann wird auf die übrigen Gestirne übergeleitet und vermutlich eine Verbindung zu Sothis geschlagen, hinter der Orion am Nachthimmel fährt. Aber sie verkörpert auch das Nilpferd, was am Nordhimmel Mesechtiu, den Feind des Orion-Osiris fesselt, damit dieser nicht in die Unterwelt hinabsteigen kann. In ihrer Form als Nechbet lässt sie die X#b#s-Sterne ihren Sitz betreten, befliegt den Himmel und lässt die Gaben des Gotteslandes in die Tempel bringen. Sie schützt Ägypten gegen die Asiaten. Die X#tyw-Dämonen (

) sind in ihrem Gefolge

und die Boten der Götter/Sterne ( ) umrunden sie (m pxr=s), wenn sie ein- und austreten aus ihrem Inneren (Hr oQ pr m-xnw=s). ), der Die südliche Inschrift (Esna IV, 449699) beginnt auch mit dem Himmel (pt/gbt als gereinigt (io.tw) bezeichnet wird. Danach schwenkt der Text jedoch auf den Sonnengott um und beschreibt dessen Wirkung auf alles Seiende. Es folgen Aussagen zur Rechtfertigung und Feindvernichtung. Schließlich wird die Sonne mit seinem rechten Auge identifiziert, während Osiris/der Mond sein linkes Auge ist. Entsprechend werden sie als erschienen (Xo.tw) und als gefüllt (mH.tw) bezeichnet. Das Ende der Zeile ist nicht mehr graviert. Die beiden Travées B und E geben Sterne wieder, die im Ablauf eines Jahres in Verbindung mit Sternuhren verwendet werden können.

698 Paraphrasiert nach der Übersetzung bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 144–145. 699 Zusammengefasst nach der Übersetzung bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 160–161.

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472

5.1.5 Esna

Travée B ist dabei ganz den Tanisdekanen gewidmet, die mit den Hauptvertretern der nördlichen (Mesechtiu und Nilpferd) und der südlichen Konstellation (Sothis-Isis und Osiris/Orion) in eine nördliche und eine südliche Hälfte zu je 16 Gottheiten eingeteilt werden können. Im runden Tierkreis von Dendara sind diese Dekane dazu verwendet worden, den unteren Rand des Gesamtkreises zu bilden, wobei sie den Kreis in 36 mehr oder weniger gleich große Abschnitte einteilen, womit sie parallel zum Tierkreis als Vertreter der sichtbaren Fixsterne des Himmels stehen und damit ähnlich wie im benachbarten Travée A den sichtbaren Sternenhimmel abbilden. Die Textzeile, welche die beiden Register in der Mitte teilt, beschreibt die Funktion der Dekane, die als b#w-onXw, einfach nur onXw und b#ktyw bezeichnet werden. Bei dem verwendeten Text handelt es sich vermutlich um einen Ausschnitt aus den solar konnotierten Stundenritual, was hier entsprechend an Orion/Osiris angepasst wurde. Die seitlichen Architravinschriften (Esna IV, 406 im Süden und Esna IV, 413 im Norden) spezifizieren die Thematik des Deckenanschnitts und sprechen die Dekane in der südlichen Inschrift als b#w-onXw und b#ktyw an und beschreiben sie als Sterne am Nachthimmel. Sie werden aber ebenfalls als strafende Götter und als Wpwtyw in den Städten und Gauen bezeichnet. Auf der Nordhälfte ist Orion der Hauptakteur. Seine Verbindung zu Osiris wird betont, wenn von ihm z. B. gesagt wird, dass er gegen seine Feinde verteidigt wird oder sich mit dem linken Auge vereinigt. Daneben gibt es eine Anlehnung an den Sonnengott, wenn es heißt, dass er wie Re am Sonnenlauf teilnimmt. Travée E ist mehreren Göttergruppen gewidmet und wird zusätzlich von zwei Figuren der Himmelsgöttin eingerahmt, was ihm den Charakter eines doppelten „Nutbildes“ verleiht. Im östlichen Bereich bis über die Mitte hinaus, stehen die Tierkreiszeichen, die im unteren südlich gerichteten Register mit Virgo anfangen und bis zu Aquarius reichen. Dann wird das Register gewechselt und im oberen, nördlichen Abschnitt werden die Zodiakus-Zeichen mit Pisces fortgeführt, um dann unterhalb der Hände der Nutfigur mit Leo zu enden. Gut erkennbar sind die vielen Sterne, die diese Figuren umgeben. Entsprechend der astrologischen Lehre sind die äußeren Planeten Jupiter, Saturn und Mars im Hypsoma stehend in die Sternbilder des Zodiakus einbezogen. Auch Sonne und Mond werden an den entsprechenden Positionen wiedergegeben. Nur die beiden inneren Planeten Venus und Merkur, die sowohl als Morgenals auch als Abendsterne bekannt waren, fehlen. Das westliche Ende, was ja auch mit einer Nutfigur abgeschlossen wird, ist mit einer Auswahl von Sethos I B-Dekanen besetzt. Über das gesamte Travée sind verschiedene Gruppen von mythologischen Wesen verstreut, die meistens in Schlangengestalt erscheinen, sowie sechs der sieben Pfeile. Ihr Umfeld wie das der Sethos I B-Dekane ist nicht mit Sternen versehen. Ein Vergleich mit dem Deckenbild im Nordtempel von Esna zeigt, dass – bis auf eine Gruppe von Schlangenwesen (Tabelle C, Figuren 6–10) – weder die mythologischen Figuren noch die Figurengruppen der Pfeile, astrale Gottheiten, im Sinne von Fixsternen, darstellen können, da sie nicht einheitlich an derselben Stelle zwischen den Tierkreiszeichen bzw. den dazu parallel verlaufenden Dekanen stehen. Ob sich dahinter temporäre und lokal weniger gebundene Himmelsphänomene wie Sternschnuppen verbergen, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden, könnte aber für die oben schon erwähnte Gruppe von fünf Gestalten zutreffen, die an beiden Decken ungefähr an derselben Position zu finden sind. Auffallend ist ebenfalls, dass die Pfeilgötter tendenziell in der Umgebung der Planeten oder in der der als „Feindbilder“ gestalteten Dekane zu stehen scheinen. In beiden Fällen wird

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5.1.5 Esna, Travée E

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es sich um Gottheiten oder auch Dämonen handeln, deren Aufgabe es ist, ihr Umfeld abzusichern. Besonders auffallend ist die Nut am Ostende, wo sowohl der Sonnenaufgangs- wie der Sonnenuntergangsbereich – auf die Himmelsgöttin bezogen – von je einer Figurengruppe der Pfeile gesichert wird. Die westliche Himmelsgöttin wird dagegen von den Sethos I B-Dekanen besetzt, die mit ihren Schlangen- und Löwengestalten selbst eine Schutzfunktion haben. Die seitlichen Architrav-Inschriften widmen sich der Himmelsgöttin, ihrer Beziehung zur lokalen Neith und ihrer Funktion als Geiergöttin Nechbet, die dafür zuständig ist, dass die X#b#s-Sterne ihren Sitz betreten. Sie beschützt Ägypten und ist für seine Versorgung zuständig, wobei ihr die X#tyw-Dämonen beistehen, die in ihrem Gefolge sind, während die wpwtywBoten sie umkreisen und aus ihrem Inneren ein- und austreten. Letzteres spricht stark dafür, dass die wpwtyw-Boten mit den abgebildeten schlangen- und löwengestaltigen Dekanen identisch sind bzw. einen Aspekt von Dekanen schlechthin abdecken. Die gegenüberliegende Architrav-Inschrift beginnt zunächst auch mit der Himmelsgöttin, beschäftigt sich dann aber eher mit der Sonne, bzw. dem Sonnengott und den beiden Hauptgestirnen Sonne und Mond, bei denen es sich um die beiden Augen des Gottes handelt. Nut ist in dieser Inschrift lediglich der Rahmen für den solaren Gott, der tagtäglich seine Bahn am Himmel zieht, während sie in der nördlichen Inschrift über ihre Verbindung zu Neith und Nechbet als handelnde Person auftritt. Die Funktion der Dekane wird auf beiden Travées etwas unterschiedlich beschrieben. Während sie auf dem nördlichen Travée B als b#w-onXw, einfach nur onXw und b#ktyw bezeichnet werden, was ihre Funktion als Anzeiger der Nachtstunden beschreibt, wird ihre Rolle als wpwtyw-Boten nur am Rande erwähnt. Dagegen sieht es so aus, als stünden die wpwtywBoten und X#tyw-Dämonen auf Travée E eher im Vordergrund und bestimmten dort den Charakter der Gottheiten. Hier wird also ihr Schutzaspekt deutlich stärker herausgestellt und weniger ihre Funktion als Stundenanzeiger in der Nacht. Die in Esna vorgenommene Aufteilung in ein Himmelsbild mit Himmelsgöttin und eines ohne diese erinnert an die vergleichbare Darstellung in der zweiten östlichen Osiriskammer in Dendara. Dort zeigt das östliche Feld den runden Zodiakus mit den Tanis-Dekanen am Rand, die den Kreis in 36 Abschnitte einteilen und das westliche Feld eine Figur der Himmelsgöttin, die über die Erde gebeugt ist und in deren Mitte die Tagesstunden des Sonnengottes abgebildet sind. In Dendara können diese beiden Bereiche als das, was am Körper der Nut in der Nacht zu sehen ist, versus das, was sich im Körper der Nut am Tage abspielt, betrachtet werden. Eine ähnliche Interpretation ist in Esna auch möglich, wobei jedoch beide Bereiche die Geschehnisse der Nacht wiedergeben. Der Unterschied zu Travée B besteht jedoch hauptsächlich darin, dass die in Travée E vereinten Gottheiten nicht nur Himmelsbewohner des tatsächlichen Nachthimmels wiedergeben, sondern zusätzlich weitere Figuren, von denen, z. B. die Sethos I B-Dekane, möglicherweise aber auch einige der „mythologischen“ Figuren, die zwischen den Sternbildern des Zodiakus stehen, den nicht sichtbaren Teil des Himmels beinhalten. Dagegen gibt Travée B nur die am Nachthimmel sichtbaren Dekane sowie die sichtbaren Kernmitglieder der beiden Konstellationen wieder.

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5.1.5 Esna

474 5.1.5.3 Die äußeren Travées A und F Travée A

(Abb. 224: Esna, Pronaos, Esna IV, 399–401, nach Esna IV, Tafel zwischen S. 6 und 7 mit ergänzten Mondphasen nach der Restaurierung 2019; rote Zahlen: Numerierung nach VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 15–16 und 29–30)

Das ganz im Norden gelegene Travée A zeigt im oberen Register (Esna IV, 401) am westlichen Ende eine nach Westen gerichtete Sonnenbarke mit einem Skarabäus in einer großen Sonnenscheibe in der Mitte, die links von Thoth und rechts von einer Form des Horus am

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5.1.5 Esna, Travée A

475

Steuerruder flankiert wird. Am Schiffsbug steht ein Schakal auf einer Standarte. Die Textzeile darüber ist aufgemalt (Esna IV, 401 A) und konnte deswegen von SAUNERON700 nicht mehr gelesen werden. Dahinter folgen die 14 Götter des zunehmenden Mondes (Esna IV, 401 B), die jeweils auf einer Mondscheibe stehen, die von Tag zu Tag ein Stück mehr des Udjatauges freigibt, das den Mond symbolisiert. Im Anschluss an diese Götter sind verschiedene Sternenkonstellationen und sonstige Wesen wiedergegeben, die sich zu mehreren Einheiten gruppieren lassen und auch in anderen Monumenten nachgewiesen werden können. Sie sind von zahlreichen großen, aufgemalten Sternen umgeben. Am östlichen Ende des Registers bildet der Ostwind in seiner typischen Ikonographie den Abschluss. Alle Figuren blicken nach Westen. In der Mitte wird das Travée von einer langen Inschriftenzeile geteilt (Esna IV, 400), die am Ostende beginnt. Das untere Register beginnt am westlichen Ende mit verschiedenen Sternenkonstellationen und schlangengestaltigen Wesen, die ebenfalls von aufgemalten Sternen umgeben sind. Sie werden an ihrem östlichen Ende, zum mittleren Bereich des Travées hin, von der Figur des Nordwindes angeführt (Esna IV, 399 A). Vor ihnen sind die 14 Tage des abnehmenden Mondes wiedergegeben (Esna IV, 399 B), die mit den darüberstehenden Tagen des zunehmenden Mondes (Esna IV, 401 B) gleichgeschaltet sind. D. h., ihre Reihe endet mit dem nahezu unsichtbaren Mond und beginnt im Osten des Registers mit dem nahezu vollen Mond des 16. Mondmonatstages, dabei wird das Udjatauge in der Mondscheibe von einer weiteren runden Scheibe von Tag zu Tag mehr abgedeckt. Am östlichen Ende des unteren Registers befindet sich wiederum eine Sonnenbarke, die mit dem Bug nach Westen zeigt und insgesamt größer als die Barke am anderen Ende des Travées im oberen Register ist (Esna IV, 399, C). In ihrer Mitte steht der widderköpfige nächtliche Sonnengott in einer großen Scheibe und darüber liegt ein Udjatauge in einer kleineren Scheibe, das – wie auch die Udjataugen der 28 Mondmonatstage – nach Osten schaut. Vor und hinter der zentralen Szene mit dem nächtlichen Sonnengott und dem Vollmond stehen insgesamt neun Gottheiten. Am vorderen Ende steht ein Schakal auf einer Standarte, dahinter folgen Maat, Hathor, Thoth und Isis. Hinter der zentralen Sonnen- und Mondscheibe sind aufgereiht: Nephthys, zwei paviangestaltige Götter (Amseti und Hapi) und schließlich Horus am Heckruder. Über der Sonnenbarke ist eine waagerechte Textzeile aufgemalt, von der SAUNERON noch etliche Zeichen erkennen konnte (Esna IV, 399, 1). Die Figuren in diesem Register blicken nach Osten, während die in der Sonnenbarke nach Westen sehen. Text: Esna IV, 399–401 Bearbeitungen: ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 227 (zu Esna IV, 400, Auszug) und 612–613); BOMMAS, Mythisierung, 36 (zu Esna IV, 400, Auszug); KURTH, Späte Blüten, 45–46; KURTH, in: Mélanges Gutbub, 135–144 (zu Esna IV, 400 und 405); LABRIQUE, in: RdÉ 49, 1998, 130; VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 15–33. Anmerkungen zu Esna IV, 399, A: Von den hier dargestellten 14 Figuren bzw. Figurengruppen des westlichen Endes, die größtenteils mit aufgemalten Sternen umgeben sind, lässt sich nur ein Teil halbwegs sicher bestimmen. Unproblematisch ist der Nordwind (Nr. 14), der 700 Vgl. Esna IV, S. 4 zur Barke A.

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5.1.5 Esna

nach seiner Position und Ikonographie auch ohne Beischrift klar zu identifizieren ist. Er scheint aufgrund seiner leicht zur Mitte des Travées vorgerückten Position alle Gottheiten anzuführen. Die gesamte Gruppe ist das Pendant zu dem gegenüberliegenden Travée F, in dem am östlichen Ende die südliche Konstellation dargestellt ist. VON LIEVEN hatte schon ausgeführt701, dass einige der Figuren Ähnlichkeiten zu solchen haben, die in den Vignetten zu Tb 149 in den Papyri pRyerson und pMilbank702 zu sehen sind, die in zumindest einem Fall Hinweise auf die nördliche Konstellation geben. Tb 149–150 beschäftigt sich mit den 14 Hügeln (i#t) des Totenreichs und zeigt etliche messerbewehrte Dämonen neben Schlangengestalten, Krokodilen und anderen Figuren.

(Abb. 225, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 6 und 7; Nummern nach VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 15–16 hinzugefügt)

Weitere Parallelen, die wohl thematisch näher sind, jedoch auch verschiedene Anklänge zum oben genannten Spruch des Totenbuchs aufweisen, liefern sicherlich die Darstellungen der nördlichen Konstellation, wie sie in den ramessidischen Königsgräbern erscheinen, wo mehrfach Krokodile neben anderen Mischwesen sowie das Nilpferd in abgewandelter Gestalt und weitere Figuren dargestellt sind703. Eine andere Kategorie von Gottheiten bilden die Figuren 10–13, bei denen es sich ausnahmslos um Schlangen handelt, die ja in Zusammenhang mit der nördlichen Konstellation sonst nicht belegt sind. Zwei davon finden sich z. T. auf den Deckeln zu zwei Stiersarkophagen aus Tell Abu Yasin (JE 86721 und JE 86722, jeweils im 2. Register)704 sowie andere ähnlich gestaltete Schlangen-Wesen im Grab des Iufaa in Abusir705. Während die Funktion der Schlangen auf den Stiersarkophagen die von Schutzgöttern im Zusammenhang mit dem Sonnenlauf zu sein scheint706, deren konkrete Bedeutung in den Texten nicht näher spezifiziert wird, werden sie im Grab des Iufaa von längeren Texten begleitet, die ihre Bedeutung weiter ausführen. Ein gemeinsames Thema im Grab des Iufaa ist, dass sie alle im Umfeld des Sonnengottes erscheinen, es sich um uranfängliche Wesen handelt (nTr-o# m sp-tpy), deren Platz zugleich das Jenseits ist. Außerdem sind sie mit dem ersten Tag des 701 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 16–17. 702 ALLEN, Book of the Dead, 258–272 (Üb. zu Tb 149) bzw. 272–274 (Tb 150, Vignetten zu Tb 149) und Tf. XLVII–XLVIII (= pRyerson, OIM 9787) und XCIII–XCIV (= pMilbank, OIM 10486). 703 Vgl. die Übersicht bei EAT III, 183–194. 704 Insbesondere die Nummern 10–11. S. oben die Auswertung zu den Darstellungen auf einem der Architrave im Pronaos von Philä, S. 199 und Abb. 101–102. 705 LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 113–124 und Tfn 21–24. 706 Zur Funktion des 2. Registers der beiden Sarkophagdeckel Kairo JE 86721 und JE 86722, in dem diese Schlangen dargestellt sind und deren Verbindung zum Sonnenlauf vgl. MENDEL, in: Fs Thissen, 388.

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5.1.5 Esna, Travée A

477

neuen Jahres verknüpft707. Jedoch wird für keine der Schlangen ein konkreter astraler Zusammenhang beschrieben, was wohl auch bedeutet, dass es sich nicht um sichtbare Himmelsphänomene, sondern tatsächlich um mythologische Wesen handelt, die mit der unsichtbaren Welt der großen Gestirne, also Sonne und Mond, verbunden sind. Ihre Funktion könnte dabei auch der Schutz der Ecken sein, die mit den vier Himmelsrichtungen verbunden sind und die ja in Form der vier Winde auf Travée A und F prominent vertreten sind. Eine – wenn auch vage – Ähnlichkeit zwischen Esna und einer Schlange im Grab des Iufaa könnte es bei der aufgerollten Schlange mit den acht Köpfen (Nr. 10) und dem um 90° gedrehten stehenden Gott mit Atefkrone (Nr. 7) geben. LANDGRÁFOVÁ (et al.)708 beschreiben eine Schlange, die sie als „snake 4 – 9-headed cobra“ betiteln und deren Beischrift sie mit Imy-obw oHo=f-pw-nwn „der in der Reinheit ist (und) sich in Nun manifestiert“ ( ) angeben und deren mehrzeiliger Text von einem schreitenden Mann mit einem Messer in der Hand und Atefkrone gefolgt wird. Der Text setzt ihren Namen in einen Zusammenhang mit der uranfänglichen Reinigung des Re im Urozean. Damit zeigt der erste Abschnitt von Esna IV, 399, A zum einen Gottheiten der nördlichen Konstellation sowie unterschiedliche Schutzgötter in Schlangengestalt, die diesen Bereich des Himmels besonders bewachen. Anmerkungen zu Esna IV, 399, B: Zu sehen sind 14 Gottheiten auf Mondscheiben. In den Scheiben ist ein Udjatauge abgebildet, über das sich von Osten nach Westen auf der linken Seite kontinuierlich eine weitere Scheibe schiebt, bis es am letzten Tag vollständig davon abgedeckt ist709. Die Reihe der Figuren beginnt – ebenso wie die Architravinschrift (Esna IV, 405) – im Osten, was vermutlich auch die gedachte Lese-Reihenfolge des gesamten Registers ist. Die erste Figur (B 1) ist ein thronender Thoth, der ein Udjatauge hochhält710. Nach ihm folgen dreizehn weitere Gottheiten, die alle stehend wiedergegeben sind. Vor den Füßen dieser dreizehn Götter ist jeweils ein kleiner Baum mit einem Pflanzenbüschel abgebildet, die in Hinblick auf die häufig genannte Tätigkeit dieser Götter als mH „füllen“ gelesen werden könnte711. Nach Thoth, dessen Name von SAUNERON noch gelesen werden konnte (Esna IV, 399, B 1), folgt Min (Esna IV, 399, B 2). Die Beischrift zu Osiris, der ikonographisch leicht erkennbar ist, war dagegen nicht mehr zu lesen (B 3). Darauf sind die ersten vier Horussöhne Amseti (B 4), Hapi (B 5), Duamutef (B 6) und Kebehsenuef (B 7) in ihrer üblichen Darstellungsweise mitsamt der Beischrift gut zu erkennen. Alle diese Götter halten in ihren nach vorne ausgestreckten Händen ein Lebenszeichen.

707 LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 122. 708 LANDGRÁFOVÁ, et al., Myth and Ritual, 621–622. 709 Zu den Figuren und insbesondere zu den Mondscheiben s. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 606–615, Tf. 25a (sowie die Farbtafel VI mit einem Ausschnitt der Mondscheiben mit je zwei Tagen des zu- bzw. abnehmenden Mondes) mit Verweis auf LABRIQUE, in: RdÉ 49, 1998, 130 und VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 17–18. 710 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 17 mit Anm. 55; LABRIQUE, in: RdÉ 49, 1998, 130 mit Anm. 118 und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 606. 711 Vgl. hierzu ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 606 mit Anm. 11, wo sie verschiedene Lesungen vorschlägt. Mein Vorschlag wäre mH „füllen“ zu lesen (m (< im) für den Baum und H# für die Pflanze).

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478

5.1.5 Esna

Nach diesen sind dann jedoch vier unspezifische Götter mit herabhängenden Armen, mal mit einfacher Kappe, mal mit Langhaarperücke gezeigt. Sie alle scheinen die Beischrift mswOr zu haben (B 8–12), was tatsächlich sehr an die Schutzgötter erinnert, die in einigen Dekanfamilien den einzelnen Dekanen beigefügt sind712.

(Abb. 226, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 6 und 7 mit ergänzter Mond-Abdeckung nach der Restaurierung 2019)

Auch die Beischrift zu den letzten drei Göttern sieht den Beischriften ihrer Vorgänger sehr ähnlich, ist jedoch nicht identisch (B 13–14). Von ihnen wird nur der erste wie seine Vorgänger als Mensch mit herabhängenden Armen und Langhaarperücke gezeigt, während die letzten beiden als Mumien mit einer Kappe und vor der Brust hochgehobenen Armen, die in Fäusten enden, als hielten ihre Hände ein Zepter, wiedergegeben ist. Bei diesen beiden Göttern ist von dem Udjatauge gar nichts mehr zu erkennen und bei dem vorletzten ist nur noch die Linie der überdeckenden Scheibe am rechten Rand zu sehen, was also dem Neumond entsprechen sollte. Nach ALTMANN-WENDLING sind diese Genien, bei denen es sich um die Schutzgötter der Tage 1–14 des Mondzyklus handelt, seltener als die entsprechenden Gottheiten, die zur ersten Hälfte des Mondzyklus gehören713. Eine weitere Darstellung findet sich im astronomischen Fries im Pronaos von Edfu714, wo sie nach den Göttern der ersten Hälfte folgen. In Edfu folgen erst nach diesen Schutzgöttern die Tage 15–30 des Mondmonats. In Esna wurden diese Schutzgötter somit für die zweite Hälfte des Mondzyklus verwendet, wobei sie jedoch tatsächlich bzw. ursprünglich zu den Göttern der ersten Hälfte gehören. Anmerkungen zu Esna IV, 399, C: Den Abschluss des Registers bildet eine Sonnenbarke, in deren Zentrum ein Abbild des nächtlichen Sonnengottes in einer großen Scheibe, über der eine weitere, kleinere Scheibe mit einem Udjatauge darin für den Mond dargestellt ist. Vor dem zentralen Bild stehen am Bug ein Schakal auf einer Standarte, gefolgt von Maat, Hathor, Thoth und Isis.

712 So auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 608–609. 713 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 608. 714 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 608 verweist hier auf PARKER, Calendars, Tf. V (Kopie aus: BRUGSCH, Monumens de l’Égypte, Tfn VII–X (gesamter Fries).

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5.1.5 Esna, Travée A

479

Nach der Sonnen- und Mondscheibe stehen Nephthys, Amseti und Hapi, beide pavianköpfig. Am Heckruder bildet schließlich „Horus der Steuermann“ (Or-Hmy, )715 das Ende der Götterreihe. Die Besatzung ist eine Mischung aus verschiedenen Jenseitsführern. So ist z. B. „Horus der Steuermann“ bislang nur für das LdN belegt716, während Upuaut, Maat, Thoth, Isis und Nephthys vor allem in späten Tempeln in diesem Zusammenhang öfter vorkommen717.

(Abb. 227, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 6 und 7)

Über der Barke ist von rechts nach links ein Text aufgemalt, den Sauneron z. T. lesen konnte (Esna IV, 399, C, Zl. 1). Der Anfang lässt sich auch auf den älteren Photos der Akademie noch gerade erkennen und kann zu „der große Chepri“ (%pri-wr) zu ergänzt werden, sodass der Text wie folgt gelesen werden kann: „Der große/ältere Chepri am Morgen (%pri-wr m dw#w), der die Verjüngung in Nut wiederholt (wHm rnp m N(n)wt) und die beiden Länder in seiner Gestalt des Atum erhellt“ (sHD-t#wy m irw=f n Itmw).

Danach wird es kryptischer und die Zeile endet mit der Bezeichnung des jenseitigen Landes onXt. Erwartet werden sollte noch eine Aussage zu dem Udjatauge, was aber noch zu klären wäre718. Die Kombination aus der Ikone des nächtlichen, widderköpfigen Sonnengottes mit dem Udjatauge lässt an die ebenfalls nächtliche Vereinigung des Mondes mit der Sonne denken, mit deren Hilfe sich beide Gestirne verjüngen719.

715 So und nicht wie bei SAUNERON in Esna IV, 399 C, 9 mit angegeben. 716 Vgl. hierzu den Eintrag im LGG (V, 274b), wo für diese Form des Horus nur das LdN als Quelle angegeben wird. 717 Vgl. BÉNÉDITE, Philae, 130, 3 oder die Besatzungen im mittleren Register des 1. östlichen Travées in Dendara (D XV, 9–13). 718 Zur Übersetzung und weiteren Diskussion s. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 19. 719 Vgl. hierzu auch die Erklärung ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 611, die sich auf die Komposition des gesamten Travées bezieht. Dabei steht die Barke mit dem Skarabäus am westlichen Ende des oberen Registers für den Neumond und die untere Barke für den Vollmond, nachdem der Mond nach den ersten 14 Tagen des Mondmonats, die ebenfalls im oberen Register dargestellt sind, gefüllt ist.

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5.1.5 Esna

480

Anmerkungen zu Esna IV, 400: Die lange Textzeile, die das Travée in ein oberes und unteres Register teilt, beginnt mit der üblichen Einleitungsformel wnn im Osten. Die Ausrichtung der einzelnen Hieroglyphen entspricht denen der Figuren, d. h. sie blicken in den Mittelgang des Pronaos. Der Text beginnt mit dem üblichen wnn als Einleitung und adressiert die sich am Himmel (pt) befinden:

, die

„Der Himmel existiert mit den großen Udjataugen/Göttlichen“ (wnn pt m wD#wt-wrwt/nTrywwrw).

Das Udjatauge ist – m. E. – in diesem Fall mehrdeutig. Vordergründig kann es die Mondscheiben mit den Udjataugen darin (Lesung der Gruppe: wD#wt-wrwt) nennen oder die Götter der einzelnen Mondmonatstage. Möglich sind aber auch die Sterne (Lesung der Gruppe: nTryw-wrw), die ebenfalls Bestandteil des Travées sind und vor (Esna IV, 401, C), aber auch nach (Esna IV, 399, A) den Göttern der Mondphasen stehen720. Sie sind als Sternbilder oder Himmelsbewohner durch die zahlreichen aufgemalten Sterne gekennzeichnet. Summarisch könnten allerdings auch alle zusammen angesprochen sein. Direkt an den Satz angeschlossen folgt: „Das Mondkind721 (p#-o) leuchtet zwischen ihnen (psD imy-wty=sn) und neben der Sonnenscheibe (r-gs itn), wie Osiris und Re in der Flammenstätte (= der Horizont722; mi Wsir Ro m i#t/iw-nsrsr).“

Ebenfalls ergänzend folgt: „Diese Götter sind dabei (wnn nn-n-nTrw) Götter und Göttinnen (nTrw-nTrwt), Kleinvieh und Vögel (owt #pdw), Fische (rmw) und Schlangen (Hryw-xt) und alles, was auf der Erde existiert (wnnt-nbt tp t#) aus ihrem Leib (m How=sn) entstehen zu lassen (Hr sXpr).“

Dieser Aspekt trifft ursprünglich hauptsächlich auf den Sonnengott zu und könnte hier auf die übrigen Gottheiten erweiterten worden sein. Darauf wird ein neues Thema eingeführt: „Sie sind es, die im ganzen Land richten (ntsn wDo mdw m-t#-Dr=f) und sie berechnen723 (Hsb=sn) alle Dinge im Himmel und auf der Erde an der Seite von Re und dem Mond (iXwt-nbwt m pt t# r-gs Ro IoH).“

720 Zur Übersetzung mit nTryw s. KURTH, in: Fs Gutbub, 136 und DERS., Späte Blüten, 45, VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 20–22 (Kommentar, S. 22) und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 612. 721 Zur Lesung „Mondkind“ (das Determinativ sieht aus wie ein hockendes Kind mit der Hand am Mund mit der Lesung o) anstelle von „Mond“ (ioH), vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 613 mit Anm. 59. Die Gruppe könnte vielleicht auch psD p#-o aufgelöst werden, wobei dann jedoch psD ohne Determinativ bliebe, was unüblich wäre. Jedoch müsste der Text dann nicht korrigiert werden. Zu dem Mond (ioH) mit Artikel vgl. die Einträge in LGG I, 146c. 722 Die Flammenstätte ist der Ort, an dem die Sonne aufgeht, vgl. hier ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 613 mit Anm. 62 (Verweis auf VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 23). 723 Zur Übersetzung von „berechnen“ (Hsb) anstelle von „bestimmen“ (S#o) wie bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 20–21 und KURTH, in: Fs Gutbub, 136 und DERS., Späte Blüten, 45 vorgeschlagen wurde, vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 613 mit Anm. 64.

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5.1.5 Esna, Travée A

481

Das Thema „Richten“ gehört zum Aufgabenbereich von Thoth als Mondgott, aber auch zu Re und zu bestimmten astralen Gottheiten, wie sie auch auf verschiedenen anderen Denkmälern erscheinen724. Gemeint sein könnten hier aber hauptsächlich (wegen Hsb „berechnen“) die einzelnen Götter der Mondmonatstage. Im Text folgt jetzt eine kurze Beschreibung einiger der dargestellten Figuren: „Die beiden Leuchtenden (H#yty) und die lebenden Bas (b#w-onXw) der Sterne/Götter (nw nTrw/ sb#w) durchziehen den Sitz des Re (pxr st-Ro = Himmel725), ábeimñ Durchwandern726 beider727 Himmel, tagtäglich (áHrñ nbnb h#yt ro-nb).“

Wiederum wird eine besondere Kategorie von Himmelsbewohnern vorgestellt: „Die Boten (wpwtyw) in den Städten und Gauen (m niwwt sp#wt) ásind dabeiñ Pfeile áausñ ihren Mündern zu schießen (áHrñ st Ssrw ámñ r#=sn) auf jeden, den sie von ferne sehen (r gmH=sn nb w#w#), an diesem Tag (m hrw pn), in diesem Monat (m #bd pn), in diesem Jahr (m rnpt tn) und in allen ihren Stunden (m wnwwt=sn nb)“ 728.

Das sollte wohl bedeuten, dass sich unter den hier wiedergegebenen Gottheiten auch Pfeilgötter und Dekane (die zuvor genannten b#w-onXw) befinden729. An dieser Stelle erfolgt ein weiterer Themenbruch, bei dem wohl auf die Gottheiten der nordwestlichen Ecke Bezug genommen wird: „Das ist Isis (#st pw) als Nilpferd (rrt) beim Festbinden (Hr spH) des Stierschenkels (MsXtyw) am nördlichen Himmel (m pt mHtt), damit er nicht in das Jenseits hinabsinke (r tm rdit sXd=f r dw#t). Er ist unter ihrer Aufsicht (wnn730=f m-o=s) als Ipet am Himmel (m Ipt m pt), ohne dass sich ihr Arm von ihm löst, auf immer und ewig (nn fX o=s im=f Dt nHH).“

Dieser Text fasst möglicherweise die im ersten Abschnitt dieses Travée wiedergegebenen Gottheiten zusammen. Erwähnt werden neben Sonne und Mond, die zum einen in den Barken anwesend sind, auch die verschiedenen astralen Gottheiten, die das obere Register nach Osten abschließen. Im mittleren Bereich der Inschriftenzeile wird die schöpferische und richtende Funktion der Gottheiten genannt, die in Verbindung mit einigen der dargestellten Figuren auch in anderen Denkmälern thematisiert werden, zu denen aber auch die Schutzgötter der einzelnen Mondmonatstage gehören könnten. Der letzte Abschnitt der Inschrift beschäftigt sich mit den Gottheiten der nördlichen Konstellation, von denen sich zumindest die Nilpferdgöttin Ipt (Nr. 5 in Esna IV, 399, A) in der 724 S. hierzu die Figuren 2–4 in Esna IV, 401, B sowie Philä (BÉNÉDITE, Philœ, 143, 16, s. dazu oben Kap. 5.1.1.2) und die Gruppe der sieben „Herren von Schedenu“ auf den Sarkophagen JE 86717 und JE 86718 (3. Register, Kopfende, vgl. MENDEL, Stiersarkophage, Kapitel zum 3. Register der entsprechenden Wannen, iVb) und im Grab des Iufaa in Abusir, KAPER, Tutu, 259. 725 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 613 mit Anm. 65. S. aber auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 20–22, Anm. c und KURTH, in: Fs Gutbub, 137 und DERS., Späte Blüten, 46. 726 Vgl. hier ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 613 mit Anm. 66. 727 Der Dual sollte hier wörtlich genommen werden, da zwischen dem sichtbaren Himmel am Leib der Nut, an dem die Gestirne entlangziehen, und dem unsichtbaren Himmel im Leib der Nut, in dem die Himmelskörper in ihren Barken fahren, unterschieden wird, wie das ja auch in Travée E mit den beiden Himmelsgöttinnen angegeben wird. 728 S. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 613 mit Anm. 67 und einem Verweis auf Esna IV, 406, 2 (nördl. Architravinschrift zu Travée B), wo diese Passage ebenfalls zitiert wird. 729 Nach VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 24, kämen hier auch Planeten in Frage, von denen mindestens einer, nämlich Merkur als Morgenstern (Esna IV, 401, Nr. 2) im oberen Register des Travées vertreten ist. 730 Zur Schreibung von wnn s. KURTH, in: Fs Gutbub, 136–137 mit Anm. 29.

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5.1.5 Esna

nordwestlichen Ecke nachweisen lässt. Zudem steht der Name der Göttin praktisch direkt neben der genannten Figur, wobei ihre Schutzfunktion im Vordergrund steht, die im Text dezidiert ausgeführt wird. Sie besteht darin, dafür zu sorgen, dass Mesechtiu (MsXtyw „der Stierschenkel“) sich nicht von seinem Platz am nördlichen Firmament fortbewegt, um in die Unterwelt hinabzusteigen und Osiris/Orion zu schädigen. Anmerkungen zu Esna IV, 401, A: Das Register wird am Westende mit einer Sonnenbarke eröffnet, in deren Mitte ein Skarabäus in einer großen Scheibe abgebildet ist731. Links davon steht Thoth, nach rechts blickend und preist die Sonne. Hinter ihm am Bug steht ein Schakal auf einer Standarte. Links der zentralen Sonnendarstellung steht ein falkenköpfiger Gott am Heckruder. Der Gott am Doppelruder wird in dem aufgemalten Textfeld als „Horus, der Steuermann“ (Or-Hmy, ) bezeichnet. Bei dem Schakal auf der Standarte und dem ibisköpfigen Gott ist keine Beischrift mehr erkennbar. Von der aufgemalten Inschrift konnte SAUNERON (Esna IV, 401, A) nichts mehr lesen. Sie beginnt mit der Aussage, „Empfangen des vollkommenen Bas“ (Ssp b#-nfr), der Text danach ist jedoch nicht mehr lesbar.

(Abb. 230, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 6 und 7)

Dargestellt ist eine Sonnenbarke, die VON LIEVEN (Der Himmel über Esna, 29) als Morgenbarke bezeichnet hat, obwohl sie am westlichen Rand des Registers steht. Letzteres spricht eher dafür, dass hier die Sonne in Form eines Skarabäus im Land des Westens aufgeht, ähnlich wie das ja auch schon auf dem westlichen dritten Travée im Pronaos von Dendara der Fall ist732. Zugleich ist symbolisch aber auch der verjüngte Mond am Monatsanfang impliziert, was wiederum die Position ganz im Westen erklärt, da die neue Mondsichel im Westhorizont erstmalig und für eine kurze Zeit sichtbar wird. Anmerkungen zu Esna IV, 401, B: Dieser Abschnitt thematisiert klar die ersten Tage des Mondzyklus und gibt die Götter der Tage 1–14 wieder, wie sie mehrfach auch in Dendara und auf dem Euergetestor belegt sind733.

731 Erwähnt bei: MINAS-NERPEL, Chepri, 444. 732 S. hierzu den Text in D XV, 46, 11–13 (oben Kapitel 5.1.4.3, die Inschrift der Nordwestecke). 733 S. die Tabelle in: VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, Tf. 5 und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 740–741; zu den einzelnen Göttern s. auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 607 mit Anm. 22.

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5.1.5 Esna, Travée A

483

In diesem Register wird der Mond in Form des Udjatauges nach Osten immer weiter von einer zweiten Scheibe freigegeben, wobei im Falle des ersten Gottes die Sichelgrenze so schmal ist, dass sie nicht mehr zu erkennen ist. Bei den letzten beiden Göttinnen Tjenenet und Iunet, die für die Tage 13–14 stehen, ist der Mond bzw. das Udjatauge schließlich fast vollständig sichtbar. An dieser Stelle soll hier nur kurz auf die besondere Art der Darstellung des Mondzyklus eingegangen werden. Klar ist, dass im Falle von Esna IV, 401, B die erste Hälfte des Mondzyklus mit den Tagen 1–14 wiedergegeben sind und in Esna IV, 399, B die zweite Hälfte mit den Tagen 15/16–30, obwohl es sich bei den Göttern eigentlich um die Schutzgötter der ersten 14 Tage handelt734.

(Abb. 229, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 6 und 7 mit ergänzten Mondphasen nach der Restaurierung 2019)

ALTMANN-WENDLING hält dazu fest, dass in beiden Fällen, in denen das Udjatauge vollständig von der Scheibe abgedeckt ist, der Neumond dargestellt ist, was dazu führt, dass bei der westlichen Sonnenbarke auch kein Mond vorhanden ist, da er als Neumond ja unsichtbar ist. Nach unserer Vorstellung würde eine volle weiße Mondscheibe eher als Vollmond interpretiert, was jedoch der Bedeutung des Udjatauges im alten Ägypten konträr gegenübersteht.735 Der scheinbare Widerspruch in dieser Darstellungsweise ist allerdings, dass eine nach rechts geöffnete Sichel (☾), wie sie in Esna IV, 401, B gezeigt wird, die Abnahme des Mondes zeigt, während eine nach links geöffnete Seite (☽), wie sie in Esna IV, 399, B wiedergegeben ist, auf den zunehmenden Mond deutet. Das wiederum stünde der oben genannten Interpretation entgegen, bei der die Phasen also genau umgekehrt ablaufen würden. Jedoch müssen hier die Himmelrichtungen mit einbezogen werden, bei denen links außen der Westen und rechts außen der Osten zu lokalisieren ist. Der zunehmende Mond wird an seiner westlichen Seite beschienen, wo sich entsprechend die Sichel zeigt und der abnehmende Mond an seiner östlichen Hälfte. Als Lichtquelle sind hier aber die Sonnenscheiben am Ende des jeweiligen Registers gedacht, d. h., die entsprechend beschienene Seite ist korrekt wiedergegeben, lediglich die Mondsichel ist verdreht.736

734 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 608 und 610. 735 ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 610. 736 Die Erklärung folgt ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 610. Sie führt am Ende ihrer Ausführungen aus, dass das alles Spekulation bleiben muss, wogegen m. E. jedoch die nahezu zwingende Logik der Interpretation spricht.

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5.1.5 Esna

Anmerkungen zu Esna IV, 401, C: Den Abschluss des oberen Registers bilden 24 Figuren, die z. T. gruppiert werden können und die alle von aufgemalten Sternen umgeben sind. Die erste Gruppe Nr. 1 bilden Tutu, über dem links ein ibisköpfiger und rechts ein falkenköpfiger Gott sich die Hand reichen (1)737. Im Anschluss daran folgen fünf weitere Wesen (2– 5), die sich aufgrund ihres Vorkommens in Philä zu einer weiteren Gruppe zusammenfassen lassen, auch wenn sie unterschiedlichen Himmelsbewohnern zugeordnet werden könnten738. Bei den darauffolgenden (6–14) kann über die Zusammengehörigkeit nur spekuliert werden, da sie ansonsten in keinem weiteren Kontext als zusammengehörig identifiziert werden können. Dagegen werden der auf einer Schlange doppelt wiedergegebene Löwe zu einer Figur zusammenzufassen sein (15), sowie die vier krokodil- und löwenköpfigen Götter (16), die direkt hintereinanderstehen. Das Ende des Registers bildet der Ostwind (18) und eine aufgerichtete Kobra auf einer Papyruspflanze (17), mit derselben Ausrichtung wie der Ostwind.

(Abb. 228, Ausschnitt aus Esna IV, Tafel zwischen S. 6 und 7; Nummern nach VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 29–30 hinzugefügt)

Die erste Gruppe von Göttern (1) ist in verschiedenen Monumenten und unterschiedlichen Zusammenhängen belegt739. Der früheste Beleg dürfte aus dem Grab des Iufaa in der saitischpersischen Nekropole in Abusir stammen. Dieses Grab wurde während der 26. Dynastie angelegt. Es zeigt die drei Götter ähnlich wie in Esna: unten schreitet der löwengestaltige Tutu (mit Namen vwtw) und darüber stehen Thoth (mit Namen In-o=f), der ein Udjatauge an einen falkenköpfigen Gott (ohne Name) mit einem Stab oder einer kleinen Keule in der linken, erhobenen Hand überreicht. Die beiden Götter sehen einander an. Über den drei Figuren stehen die Namen der Dekane cmd, Ipsd und %#w, die vermutlich den jeweiligen Figuren zuzuordnen sind. Unter den Dreien steht ein Text zu Tutu, der nicht nur die Szene selbst beschreibt, sondern auch seine enge Beziehung zu den sieben Pfeilen behandelt. Die drei Dekane sind möglicherweise nicht zufällig zusammengestellt, wenn ihre Position innerhalb der Liste der Dekane betrachtet wird. Dazu werden hier die häufigsten Vertreter Sethos I B und Tanis-Familie herangezogen. Ipsd ist sowohl in der Sethos I B als auch in der Tanis-Liste an 9. Position, cmd ist in der Sethos I B-Liste an 20. und in der Tanis-Liste an 19.

737 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 29 mit Anm. 123 und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 611–612. 738 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 29–31. 739 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 29; ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 611–612 mit Anm. 45, wo sie auf KAPER, Tutu, Seiten 41; 47; 67–75 und besonders 71 verweist. Die Szene selbst ist im Katalog unter R-13 aufgeführt (KAPER, Tutu, 238). Ein weiterer recht fragmentarischer Beleg aus der Römerzeit existiert auch im Mammisi von Kellis (KAPER, Tutu, 140–147 und besonders R-70 auf den S. 238–289).

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5.1.5 Esna, Travée A

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Position und %#w ist in der Sethos I B-Liste an 31. und in der Tanis-Liste an 30. Position, d. h. sie stehen jeweils zehn bis elf Dekaden oder ca. 100–110 Tage voneinander entfernt. In den Tagewählkalendern wird die 9. Dekade (III. #Xt 21–30) als tendenziell positiv bewertet und scheint als eine Zeit der Stabilität betrachtet worden zu sein740. Für den ersten Tag (III. #Xt 21) wird ein Fest des Schu (Hb-Cw) erwähnt, was mit den Sonnenbarken bzw. der msktt-Barke und vielleicht mit der herbstlichen Tagundnachtgleiche zusammenhängt741. Die 19. Dekade (III. prt 1–10)742 verzeichnet das „Fest am Himmel und auf der Erde“ (Hbm-pt-m-t#), was auch noch im Esna-Kalender genannt wird und dort auf den IV. prt 1 fällt. Es scheint eine Verbindung zum Mond, Osiris und dem Eintreten des Osiris in den Mond zu geben743. Für die folgenden Tage wird noch ein Fest der Neith in Sais genannt (III. prt 5) und die „Rückholung des Sonnenauges“ (III. prt 8 und 10). Die 20. Dekade (III. prt 11–20)744 gilt zunächst als wechselhaft und verzeichnet ebenfalls ein Fest, was als „Fest der Nut, die die Zeit berechnet“ (Hb-Nwt ip sw), bezeichnet wird, dessen Bedeutung jedoch unklar ist745. Die 30. Dekade (II. Smw 21–30)746 beginnt mit der Erwähnung der Kinder der Nut (mswNwt), bei denen es einen Zusammenhang mit den Epagomenentagen, der Unsichtbarkeit der Dekansterne, während der 70 Tage, in denen sie im Land des Geb (= Duat) verweilen und der Vorstellung der Nut als „Sau, die ihre Ferkel verschlingt“, was auf den Auf- und Untergang der Sterne verweist, geben könnte747. Für den II. Smw 26 ist der Auszug der Neith zu ihren Xndt-Dämonen genannt. In den folgenden Tagen wird die Feindvernichtung (II. Smw 27), das Opfern in Busiris (II. Smw 28) und den Auszug des Schu, um das Udjatauge zurückzubringen (II. Smw 29), genannt. Die 31. Dekade (III. Smw 1–10)748 beginnt mit einem „großen Fest am südlichen Himmel“ (Hb-o# m pt-rsyt). Es handelt sich wohl um die Zeit, in der das Sternbild eines Nilpferdes das beherrschende Sternbild am südlichen Himmel ist749. Die darauffolgenden Tage sind dann wechselhaft bis gefahrvoll und scheinen mit dem Zorn des Sonnenauges einherzugehen750. Zusammengefasst kann – mit einiger Vorsicht – an dieser Stelle wohl festgehalten werden, dass die drei Dekane für eine bestimmte Dekade im Jahr stehen können, wobei diese jeweils 10–11 Dekaden Abstand zueinander haben. In den jeweiligen Dekaden fanden entscheidende Feste, die mit den hier dargestellten Gestirnen Sonne und Mond zusammenhängen, statt. Diese Feste drehen sich um den jährlichen Sonnenlauf, den Mondzyklus und den Schutz der entsprechenden Gottheiten. Zeitlich am nächsten folgt zu dieser Figurengruppe ein weiterer Beleg in Philä. Dort gehen die drei Gottheiten den sieben Pfeilen voran751, wobei Horus und Thoth hier vor Tutu stehen. Über den Figuren befindet sich eine Textzeile, in der die Namen verzeichnet sind („Horus, 740 741 742 743 744 745 746 747 748 749 750 751

Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 136–146. Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 136 mit Anm. 1. Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 267–278. Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 267–268. Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 279–290. Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 287–288. Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 366–374. Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 366–368. Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 375–380. Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 375 mit Anm. 3. Vgl. LEITZ, Tagewählerei, 380. Philä, Pronaos, Pilaster, nördl. Seite: Photo Berlin 1362 (PM VI, 234, Nr. 279); s. hierzu mit weiterer Literatur: KAPER, Tutu, 232 (R-3).

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5.1.5 Esna

Thoth, Tutu, mit großer Kraft, Sohn der Neith“). Ein Textfeld darunter gibt weitere Informationen zum Hauptgott der Gruppe Tutu, wobei auch seine Verbindung zu den X#tyw-Dämonen hervorgehoben wird. Letzteres ist vergleichbar zu dem Beleg aus Abusir. Die Dekane werden jedoch nicht aufgeführt. Auf einer ungefähr ähnlichen zeitlichen Ebene dürften die Belege aus dem Grab des Petosiris in Dachla752 und aus dem „Zodiac Tomb“ in Athribis753 stehen, die beide ohne Beischriften verwendet wurden und in unterschiedlichen Zusammenhängen stehen werden. Im Grab des Petosiris in Dachla sind sie – neben weiteren Figuren, die möglicherweise aus demselben Kontext stammen – zwischen diverse Bestattungsszenen gesetzt und im Zodiac Tomb von Athribis wurden sie verwendet, um die beiden Tierkreise zum Rand hin abzugrenzen. In beiden Fällen könnten sie daher als Schutzgötter verwendet worden sein. Zeitlich nah zu den beiden Gräbern steht die Darstellung in Esna, die eine ganze Reihe von unterschiedlichen Astralwesen anführen. Sie könnten in Verbindung zu besonderen jahreszeitlichen Abschnitten stehen, worauf möglicherweise die Dekane hinweisen, in denen vor allem Tutu als Schutzgott tätig werden soll. Die nächste Figur (2) ist ein Mischwesen mit Vogelkörper, vier Vogelbeinen, einem doppelten Flügelpaar, dem Kopf eines Pelikans, dessen Schnabel in einer Kobra ausläuft und einem Schwanz, der ebenfalls in einer Schlange endet. Zu diesem Wesen gibt es weitere Parallelen im Pronaos des Isistempels von Philä und im Isistempel von Assuan (Abb. 231–232)754.

Abb. 231: BÉNÉDITE, Philæ, 143, 16 und Tf. 59 (Ausschnitt)

Abb. 232: PERNIGIOTTO, in: BRESCIANI, Assuan, 278–279, Abb. 53

Auch wenn der Beleg aus dem Isistempel in Assuan (Abb. 232) unvollständig ist, zeigt die Einzigartigkeit der Darstellung in Kombination mit der übereinstimmenden Beischrift NTrdw#y-pt-cbk755, dass dieselbe Gottheit gemeint sein muss. VON LIEVEN756 sieht hierin eine Kombination der Planetennamen Venus und Merkur, die in diesem Kompositwesen wiedergegeben seien und sich in einen Pelikan und eine Schlange aufspalten ließen. Ebenfalls eindeutig ist wohl die Identität dieser beiden Darstellungen aus der Region des 1. Katarakts mit der in Esna, bei der nach den Restaurierungsarbeiten 2020 derselbe Name – 752 753 754 755

Vgl. Denkmäler der Oase Dachla, Tf. 25. Vgl. PETRIE, Athribis, Tf. XXXVIII. Vgl. zu den beiden Quellen VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 31. Vgl. hier im Kapitel zu Philä (5.1.1.2 Die Texte des rückwärtigen Architravs zum zentralen Plafond) den Kommentar zum Text BÉNÉDITE, Philœ, 143, 16, Anm. a. Nach dem Photo Berlin B1204 scheint dem Vogel noch ein weiterer kleiner Schlangenkopf aus dem Kopf zu wachsen. 756 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 31 und mit Anm. 131 (Diskussion der Namensschreibung).

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5.1.5 Esna, Travée A

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retrograd geschrieben – zum Vorschein kam, der bis dato von einer dicken Rußschicht überdeckt war. Merkur als Morgenstern ist in Esna in der östlichen Ecke der Decke angebracht und deren Figuren vom Ostwind am Rand des Travées begrenzt werden. Das deckt sich im Übrigen auch mit der Position, die er in Philä hat. Ein weiterer Beleg zu dieser Darstellungsweise könnte sich auch im Zodiac Tomb in Athribis befinden, wo Merkur ebenfalls in Vogelgestalt erscheint und als geflügelter (ein Flügelpaar) Vogel mit Schlangenschnabel und Schlangenschwanz wiedergegeben ist757. Venus wird gerne janusköpfig, mit dem Gesicht eines Menschen und dem eines Löwen gezeigt, was möglicherweise damit zusammenhängen könnte, dass für Venus zwei verschiedene Namen belegt sind. Der ältere Name E# „der Überquerer“ und ein weiterer, jüngerer Name NTr-dw#y „der morgendliche Gott“. Letzterer bezeichnet ihn klar als Morgenstern, während der ältere und vielleicht allgemeinere Name ihn sowohl generell und in späterer Zeit vielleicht eher als Abendstern benennt758. Weniger bekannt sind die duale Darstellungsweise und Bezeichnung des Merkur759. Der Name für Merkur lautet in der Regel cbg und benennt diesen ohne weitere Spezifizierung. In einigen Fällen ist er aber auch unter dem Namen NTr-dw#y, also mit demselben Namen wie die morgendliche Venus, bekannt. Daneben gibt es jedoch – wie oben beschrieben – einen weiteren Namen mit einer sehr eigenen Ikonographie, unter der Merkur als Morgenstern betrachtet worden sein könnte: NTr-dw#y-pt-cbk „der morgendliche Gott des Himmels-Merkur“ oder kurz „der morgendliche Merkur“. Das wäre dann ein Name, der diesen besser von der Venus als Morgenstern NTr-dw#y absetzt und ihm – ähnlich wie dem janusköpfigen Planeten Venus – eine spezifische Ikonographie gibt. Aufgrund der oben schon genannten Parallele in Philä ist klar, dass der „morgendliche Merkur“ mit den folgenden Figuren (3–4) eine eigene Gruppe bildet760, die in nahezu derselben Positionierung auch auf der östlichen Hälfte des Architravs in Philä erscheint (vgl. Abb. 233–234). Die gesamte Gruppe ist gegenüber Esna lediglich spiegelverkehrt und mit kleineren abweichenden Details ausgestattet. Allerdings ist die Inschriftenzeile, die den Feldern in Philä mit den Figuren voransteht, singulär und lässt sich an keine andere Quelle in irgendeiner Weise anbinden, sodass der gesamte Kontext an dieser Stelle offenbleiben muss. Festgehalten werden kann am Ende aber noch, dass Tutu, der mit Thoth und Horus (1) in Philä auf den Pilastern im Pronaos eine Hälfte der sieben Pfeile anführt761, belegt sind. Diese Gruppe scheint auf Travée E in Esna wiederum eine gewisse Nähe zu den Planeten zu haben. Das wäre ein Aspekt, der dann in der direkten Nachbarschaft von Merkur (2) zum Tragen käme. Die Schlange (5) mit Falken- und Schlangenkopf an den Enden könnte nach VON LIEVEN762 eine Parallele im Zodiac Tomb in Athribis haben. Sie gehört vermutlich nicht zu der zuvor besprochenen Gruppe (1–4). 757 Vgl. hier die ausführliche Aufstellung der Planeten im Zodiac Tomb von Athribis auf S. 78–80 und insbesondere 79 (Kapitel 4.1.2). 758 Vgl. QUACK, The Planets in Ancient Egypt, 7 und 17. S. auch EAT III, 180–181. 759 Vgl. QUACK, The Planets in Ancient Egypt, 7 mit Verweis auf EAT III, 180. 760 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 31 und BÉNÉDITE, Philæ, 143, 16 und Tf. 59 761 Philä, Pronaos, Pilaster, nördl. Seite: Photo Berlin 1362 (PM VI, 234, Nr. 279) mit weiterer Literatur bei KAPER, Tutu, 232 (R-3) und oben die Ausführungen zu Travée E und dort den Abschnitt zu den Pfeilen kurz vor Tabelle B „Parallelen zu den Pfeilen“. 762 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 32 (Westseite, vor dem Gott mit den vier Widderköpfen, wobei

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5.1.5 Esna

Abb. 233: Esna IV, 401, Tafel zwischen S. 6 und 7 (Ausschnitt)

Abb. 234: BÉNÉDITE, Philæ, 143 und Tf. 59 (Ausschnitt)

Die gedoppelten Protome (6), die jeweils den Vorderteil einer Gazelle mit einem Bein wiedergibt, sind mit einer Beischrift versehen ( ), die sich u. U. zu %ns-wr „der große Wanderer“ (o. ä.) ergänzen ließe. Die thronende, löwenköpfige (8) und die stehende, gazellenköpfige Göttin (7) haben nicht mehr lesbare Beischriften und erinnern stark an die – meist löwenköpfigen – Göttinnen, die in der Sethos I B-Familie der Dekane jeweils einen neuen Monat einleitet. Die aufgerichtete Kobra auf dem Korb in einem Schrein (9), könnte wiederum ein Pendant in Athribis haben763, während der liegende Löwe (10) relativ unspezifisch ist. Der Doppellöwe mit der Schlange, die von seinem Bauch herabhängt (11) und auch die falkenköpfige Schlange mit der Sonnenscheibe mit Uräus auf dem Kopf, deren Körper einen Kreis bildet und deren Schwanz an der Sonnenscheibe endet (12), haben wohl keine bekannte Parallele. Dagegen finden sich für das Mischwesen (13) aus Skarabäus (Vorderteil) und Krokodil (Hinterteil mit Hinterfuß) weitere Belege, auf die VON LIEVEN hinweist764, die vielleicht einen astrologischen Zusammenhang bezeugen könnten. Da sowohl falkenköpfige Götter mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf als auch Skarabäusdarstellungen in der Regel einen solaren Bezug aufweisen, wäre ein entsprechender Zusammenhang auch hier denkbar. Für die folgenden Figuren (14–16) lassen sich keine weiteren Anschlüsse finden, sodass erst wieder der Ostwind (18), der gegenüber den zuvor genannten Göttern um 90° gedreht ist, als gesichert gelten kann. Die Kobra auf der Papyruspflanze (17), die diesem vorangeht, könnte eine Schutzschlange für diese Ecke sein. Die Position der Gottheiten nach den 14 Göttern, die für die Mondmonatstage 1–14 stehen und dem Ostwind, der das gesamte Register zur östlichen Ecke hin abschließt, lässt schon vermuten, dass sie in einem Zusammenhang mit dieser Himmelsrichtung stehen könnten. Die Sterne, die um sie herumstehen, kennzeichnen sie gleichzeitig als astrale Wesen im weitesten Sinn. Relativ deutlich trifft das auf Merkur als Morgenstern zu (Esna IV, 401, Nr. 2). Bei die Figur keinen Falkenkopf hat, sondern zwei Schlangenköpfe, wovon einer größer ist und den Kopf einer Kobra mit aufgespreizten Brustschild zeigt). 763 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 32 (Nordseite). 764 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 32–33 mit Tf. 1b, unten rechts mit den Ausschnitten aus El-Qal’a I, 47 und der Tunika Kairo JE 59117 aus Saqqara. Das Hinterteil des Krokodils ist um 180° gedreht worden, was den Gesamteindruck der Figur fremdartig erscheinen lässt.

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5.1.5 Esna, Travée A

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einigen weiteren Figuren (1–4) könnte es einen Zusammenhang mit den sieben Pfeilen und wichtigen jahreszeitlichen Festen, die zu Sonne und Mond gehören, geben. Ein letzter Aspekt, der bei diesen Gottheiten ins Auge fällt, ist ihre Ausrichtung, die sowohl nach Osten als auch nach Westen gerichtet ist. Auf Travée A werden nach Aussage der Bilder, die auf zwei Register aufgeteilt sind, zwei zentrale Themen abgehandelt: Das eine ist der Sonnenlauf, der durch die beiden Barken repräsentiert wird und das zweite ist der Mondzyklus der mit 28 Mondsymbolen, die für 28 einzelne aufeinanderfolgende Mondmonatstage stehen, wobei die einzelnen Tage von ihren Schutzgöttern repräsentiert werden. Die Komposition ist so aufgebaut, dass das untere Register in der nordwestlichen Ecke einzelne Sternbilder aus dem Umfeld der nördlichen Konstellation zeigt (Esna IV, 399, A 1– 5), was wiederum im Rahmen der Gesamtkomposition der Decke den nördlichen Sternenhimmel wiedergibt. Bei den übrigen Figuren handelt es sich um andere astrale Wesen, die im Zusammenhang mit dem Schutz des Sonnenlauf bzw. des Mondzyklus stehen könnten (Esna IV, 399, A 10–11). Eingeleitet werden alle diese Gottheiten von einer Figur des Nordwindes (Esna IV, 399, A 14), der die tatsächliche Himmelsrichtung angibt. Ihnen voran stehen die Mondmonatstage 16–29, die den abnehmenden Mond und somit die zweite Hälfte des Mondzyklus zeigen. Die Sonnenbarke am östlichen Ende (Esna IV, 399, C), die den Göttern der Mondprozession entgegenfährt, zeigt, obwohl es sich um die Morgenbarke handelt, den nächtlichen, nach Westen blickenden, widderköpfigen Sonnengott im Zentrum anstelle der morgendlichen Sonne, die bei dieser Position der Barke zu erwarten wäre. Das in einer kleineren Scheibe darüber befindliche Udjatauge, was den Vollmond des 15. Mondmonatstages symbolisiert und nach Osten schaut, zeigt den Mond, der am Abend dieses Mondmonatstages am Abend aufgeht, während die Sonne am gegenüberliegenden Horizont untergeht, womit hier sicherlich eine weitere Darstellung des cnsn-k#wy vorliegt. Damit hätte die Einbindung der Sonne in den Mondzyklus die Art und Weise der Darstellung der Sonne stärker beeinflusst, als das zu erwarten gewesen wäre. Dasselbe Grundmuster liegt auch bei der Barke im oberen Register vor, bei der es sich am westlichen Ende des Travées um die Abendbarke handeln muss, obwohl ein Skarabäus in der großen Sonnenscheibe in der Mitte des Bootes eigentlich die Morgensonne symbolisiert. Der Skarabäus kann hier einerseits als Zeichen für den Sonnenaufgang im Westen gesehen werden wie in Dendara als Euphemismus anstelle des abendlichen Sonnengottes765 oder auf den Mondzyklus angewandt symbolisiert er den erneuerten Mond, der sich nach Neumond am Anfang des Mondzyklus kurzzeitig ganz im Westen als dünne Mondsichel erstmals wieder zeigt, um dann von Tag zu Tag voller zu werden und bei seinem Aufgang immer weiter nach Osten wandert766. Der hier nicht vorhandene Mond steht bei dieser Barke somit für den Neumond und der Skarabäus für den Beginn der Regeneration des Mondes. D. h., obwohl der Skarabäus hauptsächlich ein Symbol für die morgendliche Sonne ist, kennzeichnet er hier vielmehr den erneuerten Mond am Beginn des Mondzyklus.

765 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 606 mit Anm. 13, wo sie auf das „Perpetuum-Mobile“-Prinzip verweist, was DERCHAIN (in: Fs Vergote, 153–161) etabliert hatte und recht häufig im Bildprogramm ägyptischer Tempel Anwendung findet. 766 S. auch die Beschreibung bei ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 606.

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5.1.5 Esna

Die Tage 1–14 des Mondzyklus (Esna IV, 401, B) folgen der Abendbarke, wobei der Mond, symbolisiert durch das Udjatauge in einer Scheibe, jeden Tag etwas weniger verdeckt ist, bis er am Ende der Reihe praktisch vollständig sichtbar ist und mit dem Ende des 14. Mondmonatstag am östlichen Horizont als Vollmond aufgeht, wobei er ja eine scheinbare Bewegung von Westen nach Osten vollzieht767. Die 18 Götter bzw. Göttergruppen (Esna IV, 401, C), die der ersten Hälfte des Mondzyklus folgen – oder je nach Perspektive, diesen vorangehen –, stehen möglicherweise für astrale Schutzgötter unterschiedlichster Art, die im östlichen Horizont den Lauf von Sonne und Mond bewachen und beschützen. Zu ihnen gehört ebenfalls die Darstellung des Merkur als Morgenstern, womit also mindestens einer der inneren Planeten in das Tableau mit einbezogen ist. Zu überlegen wäre, ob sich hinter %ns-wr der auch als E# bekannte Planet Venus verbergen könnte. Zu Travée A gibt es nur eine seitliche Architravinschrift (Esna IV, 405768) auf der Südhälfte, deren Thema der Sonnenaufgang bzw. der Lauf der Sonne am Tage, aber wohl auch in der Nacht ist. Der Text ist von Westen nach Osten orientiert, was u. U. als Hinweis auf den nächtlichen Sonnenlauf gewertet werden kann769. Chnum als Sonnengott überquert den Himmel in verschiedenen Gestalten und wehrt dabei seine Feinde ab, was er im „Buch vom Tage“ (LdJ), aber auch im „Buch von der Nacht“ (LdN) tut. Nach dem Sonnenlauf wird vom Mond und seinen Phasen gesprochen, die ebenfalls wie der Lauf der Sonne auf ewig anhält. Herausgestellt wird der volle Mond in Form des Iwn-Hoo, der mit dem 15. Mondmonatstag verbunden ist770. Ganz am Schluss werden Schutzgötter (c#w-n=sn) genannt, bevor der gravierte Text abbricht. Die Inschrift beschreibt also mit einem anderen Schwerpunkt als die Mittelzeile (Esna IV, 400), was auf dem Tableau der Decke abgebildet ist, nämlich Sonnenlauf und Mondzyklus und die Schutzgottheiten, die dazu gehören. Travée F Das Pendant zum äußeren Travée A am nördlichen Rand bildet der Bildstreifen F am gegenüberliegenden südlichen Rand der Decke. Wie bei jenem finden sich hier wieder Darstellungen der theriomorphen Winde, bei denen es sich um den Wind des Südens und des Westens handelt. Durch die Himmelsgöttin Nut, die das gesamte Bild an den beiden schmalen Enden einrahmt, wird zudem eine inhaltliche Anknüpfung an das benachbarte Travée E mit dem Tierkreis nahegelegt. Anders als bei allen anderen Travées der Decke ist dieser Deckenabschnitt nicht in zwei Register aufgeteilt und weist daher auch keine lange Textzeile auf, die ihn teilt und zugleich Informationen über die Darstellungen liefern könnte. Am östlichen Ende ist, entlang des Körpers der Himmelsgöttin die südliche Konstellation mit drei Göttern in eigenen Barken wiedergegeben (Esna IV, 451, Nrn 1–3). Davor stehen –

767 Vgl. noch einmal die Ausführungen von ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 606. 768 Zur Orientierung s. auch KURTH, in: Mélanges Gutbub, 140. 769 Übersetzungen: KURTH, in: Mélanges Gutbub, 137–140 und VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 34–37 und 38–40 (Kommentar). 770 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik, 615–616.

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5.1.5 Esna, Travée F

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um 90° gedreht – assoziierte Gottheiten (Esna IV, 451, Nr. 4) sowie der Südwind in Tiergestalt und eine weibliche Himmelstütze (Esna IV, 451, Nrn 5 und 7). Sie sind auf zwei Reihen aufgeteilt.

(Abb. 235: Esna, Pronaos, Esna IV, 451, nach Esna IV, Tafel zwischen S. 74 und 75)

Es folgen eine ganze Reihe weiterer Einzelgötter und kleinerer Göttergruppen, die nach Platzangebot grob auf zwei Reihen verteilt zu sein scheinen und deren Standlinie in den meisten Fällen der südliche Rand der Decke ist. Das westliche Ende wird von einer Figur der Nut eingenommen, die wiederum den Westwind (Esna IV, 451, Nr. 53), der auch die übrigen Figuren nach Westen hin beendet und dieselbe Orientierung wie die Himmelsgöttin hat, umschließt. Zwischen den Armen und Beinen der Göttin befinden sich weitere Figurengruppen, deren Standfläche ebenfalls der südliche Rand ist und die wie diejenigen zuvor auch schon in zwei Reihen übereinander angeordnet wurden.

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5.1.5 Esna

Von der Dekoration des Hintergrundes ist nichts mehr erkennbar, aber es scheint, dass er mit einer durchgehenden Farbe, vermutlich blau, eingefärbt war. Wie auch immer geartete aufgemalte Sterne lassen sich nicht erkennen. Bei den meisten Figuren sind noch Spuren von aufgemalten Hieroglyphen zu erkennen, bei anderen lassen sich die ursprünglichen Textfelder erkennen oder erahnen. Auch sind auf den Photos der Akademie von 2015 und auf den z. T. zehn Jahre älteren Photoabzügen von der ursprünglich kräftigen und detailreichen Bemalung der Figuren noch deutliche Spuren erkennbar. Text: Esna IV, 451 Bearbeitungen: VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 164–165 (Übersetzung) und 166– 171 (Kommentar); DERCHAIN, Portrait d’un divin crocodile, 86 (zu Nrn 20–21 und 28–30); GUTBUB, in: Hommages Sauneron I, 393 (ebenfalls zu Nrn 20–21 und 28–30); LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 118–119 (zu Nrn 33–41) und GUNN, in: ASAE 29, 1929, 130–132 und Tf. XXIX; LANDGRÁFOVÁ, et al., Myth and ritual, 620–621 (zu Nrn 42–44) und BAREŠ, JANÁK und LANDGRÁFOVÁ, Iconography, 119–121 und Fig. 1 (ebenfalls zu Nrn 42–44). Anmerkungen zu Esna IV, 451: Dieser Deckenabschnitt wird ebenso wie das vorangehende Travée E von je einer Himmelsgöttin an den kurzen Enden eingerahmt. Der Körper der Göttinnen befindet sich entsprechend im Osten bzw. Westen, wobei sich ihre Arme im Süden und ihre Beine im Norden befinden. Anders als bei Travée E sind die Arme und Beine der Göttin länger und stärker in die Bildmitte gezogen, sodass die Göttinnen etwa Zweidrittel des Bildes einnehmen. Zudem stehen die Füße nicht flach auf, sondern sind mit nach unten ausgestreckten Zehen wiedergegeben und von keiner imaginären Bodenlinie begrenzt, außerdem sind die Beine auch etwas länger als die ausgestreckten Arme, was sich jedoch bei der östlichen Göttin stärker, als bei der westlichen zeigt. An dieser Stelle ergibt sich unweigerlich die Frage, ob es bei den nach unten ausgestreckten Zehen der Göttin einen Zusammenhang zu vergleichbaren Darstellungen auf der Unterseite von Särgen und Sarkophagen gibt771. Travée F ist wie der Abschnitt A, also sein Pendant im Norden, etwas breiter gestaltet als jene, die sich zur Raummitte hin befinden und bietet daher mehr Platz für die Figuren. Auch die Himmelsgöttinnen sind etwas größer wiedergegeben. Da hier keine Mittelinschrift eingeplant war, erscheinen die Figuren freier in ihrer Anbringung, was bei genauerer Betrachtung jedoch nicht zutrifft, da sie de facto auf zwei Reihen aufgeteilt wurden. Am östlichen Ende befindet sich die erste Figurengruppe entlang des Körpers der Himmelsgöttin aufgereiht. Sie sind gegenüber den sonstigen Figuren in diesem Bildstreifen um 90° gedreht, mit den Füßen im Westen und den Köpfen im Osten, wobei ihr Blick nach Süden gerichtet ist. Unter der Brust der Nut steht Orion (1), bekrönt mit der weißen Krone, in der ersten Barke, auf deren Bug ein Falke sitzt772. Orion hat die Arme seitlich ausgestreckt und blickt rückwärts zu der ihm folgenden Sothis (2). Diese ist, in einer Barke stehend, mit einem enganliegenden Kleid und der Krone der Anukis auf dem Kopf dargestellt. Den rechten Arm 771 Vgl. hier z. B. im Katalog der Nutdarstellungen, S. 92–108: Nr. 1 (Sarkophag des Psusennes); Nr. 2 (Sarkophag der Anchnesneferibre); Nr. 3 (Sargdeckel des Kornelius Pollius); Nr. 4 (Sargdeckel des Soter); Nr. 5 (Sargdeckel der Sensaos); Nr. 6 (Sargdeckel der Kleopatra); Nr. 7 (Sargdeckel des Padiamenope) und passim. 772 Zu dem Falken vgl. die Ausführungen bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 171 mit Anm. 495 und 496.

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5.1.5 Esna, Travée F

493

hält sie nach hinten und oben in Henu-Gestus und den linken mit der Handfläche nach oben nach unten und vom Körper weg ausgestreckt. Ihr folgt eine thronende Göttin (3) in einer weiteren Barke, die je eine Vase in den seitlich, leicht angewinkelten und erhobenen Armen hält. Auch sie trägt ein enganliegendes Kleid und hat die typische Krone der Anukis auf dem Kopf, wobei die Vasen in ihren Händen jedoch dafür sprechen, dass hier nicht Anukis, sondern Satis gemeint ist, die eigentlich eine weiße Krone mit seitlichen, hohen Kuhhörnern kombiniert trägt773. Die Göttin ist auch in beiden Tierkreisen in Dendara und im Bürgermeistergrab in Athribis vertreten774. Bug und Heck der Barken von Orion und Sothis überschneiden sich deutlich, während die Barke der Satis lediglich dicht auf die der Sothis folgt. Mit Orion und Sothis sind natürlich die Hauptvertreter der südlichen Konstellation wiedergegeben, die in der südlichen Ecke der Gesamtdekoration der Decke, den Gottheiten der nördlichen Konstellation von Travée A, diagonal gegenüberstehen. Die drei Figuren in ihren Barken werden von vier weiteren Figuren, deren Standfläche jedoch die südliche Außenwand ist, abgeschirmt. Die Basis dieser Figurengruppe bilden ein theriomorpher Windgott (7)775 und eine hinter ihm stehende weibliche Himmelsstütze (5). Der Windgott ist als Widder mit Löwenkörper und einer Straußenfeder auf dem Kopf wiedergegeben. Seine Position, Ikonographie und in Ansätzen erkennbare Beischrift ( ) bestätigen, dass es sich bei ihm um den Südwind handelt. Bei der Himmelstütze – eine Frau, die einen Himmel mit einer Reihe von aufgemalten Sternen hochhält – wird es sich wohl um oHoyt handeln. Da sie jedoch als einzige Himmelsstütze wiedergegeben ist, könnte sie auch stellvertretend für die Gruppe der vier Himmelsstützen anwesend sein, die normalerweise wie die vier Winde die vier Himmelsrichtungen repräsentieren776. Zu bedenken ist an dieser Stelle auch ein Hinweis von KURTH777, der anmerkt, dass die Überschwemmung aus dem Süden kommt und dass sowohl die Himmelsstütze als auch der Südwind diesen Umstand betonen. Aber auch mindestens eine weitere Figur ist ein Indikator für die Überschwemmung: die PxrHr-Schlange (4), die sich direkt über dem Himmel schlängelt778. Ihre charakteristische Gestalt, ein Geierkopf mit gewundenem Amunswidderhorn und der drei Schlaufen bildende Schlangenkörper, kennzeichnen ihn deutlich. Zu Pxr-Hr wird auch die über ihm befindliche Figur 773 Vgl. VALBELLE, Satis et Anukis, 95 mit Abb. 1, 114 mit Abb. 4 auf S. 113 und 136 mit Abb. 9 auf S. 137 und die weiteren Erklärungen bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 172 (mit Verweis auf VALBELLE). 774 So auch bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 172 mit Anm. 499. In Dendara ist sie im 3. östlichen Travée nach Orion und der Sothiskuh zusammen mit Anukis in einer Barke wiedergegeben und in Athribis (= Nag Hamad, vgl. Tf. VI und VII) ist sie in jedem der beiden Himmelsbilder vorhanden. In Raum I thront sie in einer eigenen Barke vor Orion und Sothis als Kuh. Sie ist falkenköpfig und mit einer hohen Federkrone dargestellt, über die eine große Sonnenscheibe gesetzt zu sein scheint (klar vorhanden, aber nur oberflächlich ausgearbeitet, sodass es sich um eine Korrektur handeln könnte). In den seitlich abstehenden Armen hält sie zwei Hes-Vasen aus denen Wasser ausfließt. In Raum II ist sie als einfache Frau mit einer Federkrone auf einem Kronenuntersatz ebenfalls wie Orion und Sothis hinter ihr thronend wiedergegeben. 775 Vgl. auch hier S. 126–127 (Kapitel 4.2.1.1), wo die vier Winddarstellungen abgehandelt werden. 776 Vgl. hier die Ausführungen VON LIEVENs (Der Himmel über Esna, 172). Ihre Erwähnung der nur drei Himmelsstützen in Edfu basiert auf dem – auch im Jahr 2021 – noch gültigen Publikationsstand von BRUGSCH (Monumens de l’Égypte, Tf. X) 1857 zum astronomischen Fries im Pronaos von Edfu, der nur drei Himmelsstützen wiedergab. Der Einwand von KURTH, in: OLZ, 99, 2004, 32 basiert auf Material, was nicht allgemein zugänglich ist und daher auch nicht als bekannt vorausgesetzt werden kann. 777 Vgl. KURTH, in: OLZ, 99, 2004, 32, Anm. 75. 778 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 172 mit Verweis auf KÁKOSY, in: MDAIK 37, 1981, 255–260, vgl. zu Esna, S. 259.

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5.1.5 Esna

gezählt, die um 180° gedreht erscheint und aus zwei ineinander verschlungenen, widderköpfigen Schlangen besteht. Zu dieser Doppelschlange gibt es Parallelen auf der astronomischen Decke im Zodiac Tomb in Athribis am südlichen Ende der Westseite (vgl. Tf. VIII) und auf dem Deckel des Sarkophags des Petamenope im Museum von Kairo und dort auf der Außenseite des südlichen Fußendes (CG 29318, S. 116 und Tf. 35)779. Auf letzterem Sarkophagdeckel wird diese Doppelschlange als cgry ( ) „die Schweigenden“ bezeichnet und hat die Funktion einer Schutzschlange für den Sarg (c#w-nTry Db#t). Im Zodiac Tomb in Athribis befindet sie sich auf der Westseite als letzte Figur am südlichen Ende in dem äußeren Randstreifen, der die beiden Tierkreise einrahmt. Eine Konstante scheint für diese Doppelschlange die Südseite zu sein, auf der sich alle drei Belege befinden. Als Schutzschlange wird sie dann vermutlich für diesen Bereich zuständig und daher im Umfeld der Gottheiten der südlichen Konstellation zu finden sein. Augenfällig ist aber auch ihr Bezug zu jenseitigen Themen. Auch der nächste Gott (6) mit den vier Widderköpfen, der ein Anch-Zeichen und ein Waszepter in den Händen hält, findet sich in Athribis wieder. Dort ist er die letzte Gottheit der Nordseite am westlichen Ende. Ein weiterer Beleg findet sich in Dachla, an der Decke des zweiten Raumes im Grab des Petosiris, direkt vor Virgo und Leo, bei denen es sich um die letzten beiden Tierkreiszeichen ihrer Hälfte handelt780. In Hinblick auf die beiden weiteren Belege ist die Zuweisung zu einer bestimmten Himmelsrichtung nicht mehr so eindeutig, wobei es natürlich auch unterschiedliche Traditionen geben kann, die je nach Kontext die Position des Gottes bestimmt. Ein interessantes Detail, was aber nicht zwangsweise bedeutend sein muss, sind die vier Widderköpfe des Gottes, der direkt über einem theriomorphen Windgott steht. Hier könnte daran gedacht werden, dass bei den tiergestaltigen Winden der Kopf immer widderköpfig ist, wogegen der Tierkörper von einem Löwen, einem Vogel, einem Widder und einem Skarabäus stammt. Bei vier Kardinalpunkten sind zusammen genommen vier Widderköpfe, einen für jeden Windgott, vorhanden. Diesem Gott mit vier Widderköpfen folgt eine kleine Gruppe aus drei Gottheiten (8–10), einem liegenden, falkenköpfigen Sphinx, dessen Schwanz in einem Schlangenkopf ausläuft (8)781, einem stehenden, widderköpfigen Gott, dessen rechte Hand zum Gruß nach vorne ausgestreckt ist (9) und ein weiterer stehender, krokodilköpfiger Gott mit herabhängenden Armen (10). Darunter sind – in einer vergleichbaren Anordnung und Haltung der Figuren – zwei weitere Figuren gruppiert: ein thoërisgestaltiges Nilpferd (12), was die eine sichtbare Hand im Schutzgestus über den Kopf einer Kobra hält. Diese Kobra bildet das Ende des Schwanzes 779 Vgl. MYŚLIWIEC, Der Gott Atum I, 162–163 und 197–204 (Katalog, Nr. 42) sowie die Photos auf S. 288, Tf. XLVIII; VON LIEVEN (Der Himmel über Esna, 172 mit Anm. 504), die diese Quelle ebenfalls nennt, verweist zusätzlich auf die Beischrift zu Ptah in den kosmogonischen Inschriften im Chonstempel von Karnak (MENDEL, Kosmogonische Inschriften, 53–57 und Tf. 4, Zl. 17), wo eine vergleichbare Schlange beschrieben wird. Der Text zu Ptah ist eine Art Glosse zu dem Anfang der kosmogonischen Inschrift, die über zwei Schlangen berichtet, die am Anbeginn der Welt entstanden sind. Bei ihnen handelt es sich um den uranfänglichen Schöpfergott und seinen aus ihm entstandenen Sohn, die jedoch als Einheit verstanden werden. 780 Beide Quellen werden auch bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 173 mit Anm. 509 aufgeführt. 781 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 173 mit Anm. 510 verweist hier auf pLeiden I 348, 14, 32 – 15, 5 (= DE CENIVAL, Le mythe de l’oeil du soleil, 42–45), wo ein Sphinx mit Falkenkopf und Schlangenschwanz beschrieben wird.

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5.1.5 Esna, Travée F

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einer weiteren Figur, bei der es sich wiederum um einen liegenden Löwen handelt, der diesmal jedoch einen Krokodilskopf trägt (11). Hier könnte an die Hauptvertreter der nördlichen Konstellation gedacht werden, bei der die Nilpferdgöttin Mesechtiu daran hindert, bei der unteren Kulmination über den Rand des Horizonts in die Unterwelt hinabzusteigen. Als Beischrift ? lässt sich bei dem krokodilsköpfigen Sphinx noch ausmachen. Sofern Os#-Hr die richtige Lesung ist, wäre er als Name und Epitheton für verschiedene Gottheiten belegt, worunter der löwengestaltige M#i-Hs#, ein Wasserspeier, aber auch Götter wie Horus, Sobek, Schu und Chnum gehören782. Die nun folgenden Figuren bilden den Mittelteil des Travées und befinden sich in dem Bereich, der nicht von den Himmelsgöttinnen eingerahmt wird. Die erste Gruppe im nördlichen Abschnitt besteht aus fünf Figuren, die alle schlangengestaltig sind, jedoch verschiedene Köpfe haben (13–17). Die ersten beiden sind aufrechtstehend wiedergegeben, wobei die erste (13) einen Falken- und die zweite (14) einen Kobrakopf hat. Bei der zweiten Schlange sind zusätzlich zwei nach vorne ausgestreckte, zu Fäusten geballte Hände vorhanden. Die Handhaltung entspricht der von mumiengestaltigen Gottheiten, die in ihren nach vorne ausgestreckten Händen, die aus dem Mumienkörper herausragen, Zepter o. ä. halten, allerdings hält diese Schlange nichts in den Händen. Hinter diesen beiden sind übereinander drei Schlangen abgebildet. Die oberste erinnert stark an Esna IV, 399, A 12. Bei letzterer ist der Schulterbereich jedoch nicht wie bei einer Kobra verdickt wiedergegeben, sondern geht genauso breit wie der übrige Schlangenkörper in den Kopf über. Dagegen ist bei dieser hier die breite Schulter von einer Perücke eingerahmt, die die Verbindung zwischen Schlangenkörper und Krokodilskopf bildet. Darunter sind zwei flache Schlangen mit leicht erhöhten Köpfen dargestellt (16–17). Bei der oberen (16) ragt am Hinterkopf noch ein kleiner Katzenkopf heraus und bei der unteren (17) trägt die Schlange ein schraubenförmig gedrehtes, seitlich abstehendes Chnum-Widdergehörn auf dem Kopf. Die Gruppe des südlichen Abschnitts besteht aus zwei Schlangen (18–19), die jeweils einen Baum ohne im Relief ausgearbeitete Blätter zeigen. Die obere (18) hat zwei Köpfe von Menschen mit einer kurzhaarigen Perücke oder einer Ptah-Kappe auf dem Kopf, die jeweils Hinterkopf an Hinterkopf so angebracht sind, dass einer nach vorne und einer nach hinten schaut783. Die untere (19) ist als Schlange mit einem gespaltenen Schwanz bzw. zwei Schwänzen wiedergegeben. VON LIEVEN784 verweist in diesem Zusammenhang auf eine Stelle bei CLEMENS VON ALEXANDRIA (Stromata V 4, 21, 2), der schrieb, dass die Ägypter die Sterne in Gestalt von Schlangen, aufgrund ihres krummen Laufs, darstellen; eine Aussage, die besonders auf die Decken in Esna (Chnumtempel und Nordtempel) zutreffen, aber auch für die von Schlangen dominierten Sethos I B-Dekane, die sich auch in Deckenbildern anderer Orte finden785. Im Zodiac-Tomb von Athribis findet sich ebenfalls die Darstellung einer Schlange mit einem Baum im Bereich des Schwanzendes, dort hat sie jedoch vier Kobraköpfe, die in einem 782 783 784 785

Vgl. dazu LGG V, 479a. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 173. Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 173, s. auch ihre Anm. 511. In Bezug auf die menschenköpfige Schlange verweist VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 173 auch auf eine Darstellung im Grab einer Hesat-Kuh in Atfih, vgl. hierzu: PETRIE und MACKAY, Heliopolis, Kafr Ammar and Shurafa, Tf. 41 oben links, Nr. 1.

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5.1.5 Esna

Schwanz enden. Die Figur findet sich dort auf der Ostseite in der, nach Süden gelegenen Ecke (vgl. Tf. VIII). Im Anschluss an diese beiden Gruppen folgen zwei weitere, die aus einer Fünfergruppe mit einer Zentralfigur (24 und 28) besteht, die von vier identischen Elementen umringt ist (20–21 und 29–30 und 22–23 und 25–26). Ihr folgt jeweils eine weitere schlangenförmige Gestalt (42 und 31), der wiederum Wesen in Menschengestalt folgen (43–44, 45–52 und 33– 41). Unter jeder Fünfergruppe ist dann noch eine weitere schlangengestaltige Figur abgebildet (27 und 32). Die obere Gruppe besteht aus einem Falken (24), der zu beiden Seiten von vier liegenden Löwen (22–23 und 25–26) umrahmt wird. Unter ihr schlängelt sich mit drei Windungen eine falkenköpfige Kobra mit einer Straußenfeder auf dem Kopf (27). Unter dieser Gruppe befindet sich eine Schildkröte (28), die wiederum in den vier Ecken und vor jedem Fuß von jeweils einer roten Krone (20–21 und 29–30) flankiert wird. Darunter läuft eine Schlange mit dem Kopf einer Schildkröte auf den vier Beinen eines Löwen, die eine rote Krone auf dem Kopf trägt (32). Zu der zentralen Fünfergruppe mit der Schildkröte und den vier Kronen vor den Füßen der Schildkröte existiert tatsächlich ein Beleg, der eine unerwartete Erklärung zu diesem Bild liefert786. In Kom Ombo erscheint in einem umfangreichen Hymnus an Sobek (KO 59, 13) ein Zeichen ( ), das dem Bild in Esna ( ) sehr ähnlich ist, lediglich die Kronen sind etwas unterschiedlich angeordnet. Das Zeichen in KO 59, 13 dient als Determinativ von t#Hnkt ( ), bei dem es sich um eine Bezeichnung für die Schildkröte handelt, die auch in weiteren Texten in Kom Ombo vorkommt und dann eine Bezeichnung des Sobek bzw. Sobek-Re als Geb ist787. Der Text KO 59, 13 beschreibt das Zeichen in einer Glosse: „Das ist das Lebensland (onXt pw), was auf seinen Ufern dauert (mn xr idbw), (mit je) einem Wüstengebiet auf seinen Armen und seinen Beinen (dSrt Hr owy=f rdwy=f), der große Gott[Geb], dessen Götterbild die Schildkröte ist (nTr-o#[Gb] sDD=f m t#-HnQt). Wenn er Hapi zu seiner Zeit ergießt (isd.n=f hopy r tr=f), befruchtet er den Acker mit seinem Phallus (sD#m #Xt m wtT=f)788.

Der Text verbindet die Erde (Geb) mit der Schildkröte, die die Nilüberschwemmung ausspuckt und so für die Fruchtbarkeit der Erde sorgt. D. h. die Schildkröte steht für den Fluss und dessen Überschwemmung, die sich zwischen seinen trockenen Ufergebirgen zur Zeit der Überschwemmung auf die Felder ergießt789. VON LIEVEN zitiert in diesem Zusammenhang auch PORPHYRIUS790, der sagt, dass der Nil aus dem Himmel käme, was sicherlich gut zu einem solchen Sternbild passen würde. 786 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 173 mit Verweis auf GUTBUB, in: Hommages Sauneron I, 391– 435. Diese Stelle wurde später von DERCHAIN (Portrait d’un divin crocodile, 86) noch einmal in Zusammenhang der Übersetzung der Texte KO 58–60 besprochen. 787 Zu dem Ausdruck t#-Hnkt vgl. LGG VII, 331a. Als Bezeichnung für die Schildkröte als Feind des Sonnengottes ist er in Dendara, Edfu, Kom Ombo und Philä belegt. Hier ist der Ausdruck jedoch als Bezeichnung der Erde bzw. Geb gemeint, wie er in KO 59, 13, KO 491 (Zl. 4 der Beischrift zu Sobek) und KO 695 (= GUTBUB, KO, 287, 8) belegt ist. Die Belege sind bei GUTBUB, in: Hommages Sauneron I, 393–394 zusammengestellt. 788 Zu isd.n=f hopy r tr=f vgl. LGG I, 558b mit dieser Stelle, vgl. aber auch die beiden vorangehenden Belege isd-m-Hopy und isd Hopy-m-oo.f. Die Belege unter isd-m-Hopy stammen aus Esna (Esna II, 9, 13–14, Esna II, 23, 13 und Esna II, 31, 41). Zu sD#m #Xt m wtT=f, vgl. LGG VI, 729c, ebenfalls mit dieser Stelle. 789 Oder nach VON LIEVEN (Der Himmel über Esna, 174) für die Welt mit einem ägyptozentrischen Weltbild. 790 De cultu simulacrorum, überliefert über EUSEBIUS, Praeparatio Evangelica III, 11, 51 nach VON LIEVEN, Der

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5.1.5 Esna, Travée F

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Bei der parallelen Darstellung darüber, mit dem Falken und den vier liegenden Löwen um ihn herum (22–26), könnte es sich um ein wie auch immer geartetes himmlisches Pendant zur Schildkröte handeln, wobei es sich bei dem Falken um den Himmelsbewohner par excellence handelt und es sich bei den vier Löwen um die Horizontlöwen handeln könnte, von denen je zwei den Ost- bzw. den Westhorizont bilden oder bewachen791. Passend scheint hier auch, dass die Schlangengestalten unter den jeweiligen Gruppen (27 und 32), die Köpfe der Hauptfigur zu tragen scheinen. Eindeutig ist das bei der oberen Figur mit dem Falkenkopf (27), etwas unklarer bei der unteren (32), da für den direkten Vergleich der Kopf der Zentralfigur der Schildkröte (28) nicht gut erhalten ist und solche nicht immer eindeutig von Schlangenköpfen zu trennen sind. Die begleitenden Götterfiguren zur oberen Fünfergruppe (22–26), bei denen es sich um eine gewundene Schlange mit vier menschlichen Köpfen handelt und zwei anthropomorphe Götter mit Pavianköpfen und einer Krone aus einem Kuhgehörn mit einer Sonnenscheibe dazwischen, sind ebenfalls im Grab des Iufaa bezeugt und dort von einem zehnzeiligen Text begleitet792. Als Beischrift wird die Göttergruppe mit „Der Nun verklärt und der den Großen verklärt“ (c#X-Nwn-s#X-wr) betitelt. Der Name wird in dem, die Gruppe begleitenden Text noch einmal, eingeleitet mit „der Gott“ (nTr), genannt und mit einem zweiten Namen erweitert: (1) „Er ist im Nun zufrieden, ist sein Name“ (!r=f-m-Nwn rn=f).

Von ihm wird weiterhin gesagt: „Er ist Re (Ro pw), der aus dem Nun herauskommt (pr=f m Nwn) in seiner Gestalt (m Xprw=f), (2) als er in der Mehetweret-Kuh war (is sw m MHt-wrt). (Und) Nun hat seine Arme hinter ihm (wn.in owy Nwn H#=f), zweimal (sp sn-nw). Sie sehen (m##=sn) diese Gestalt (Xprw iptn), die im großen Tempel (Hwt-o#t), (3) der Götterwohnung (nt iwit) in Heliopolis (m Iwnw), im Tempel der Iusaas (m-xnw Hwt Iw=s-o#=s) ist, (4) in diesen Worten, die als Schrift im Tor des Nun sind (m mdw pn ntt m sS m-xnw sbXt-Nwn).

Darauf wird seine Gestalt beschrieben: (5) Sein Kopf ist aus Gold (iw tp=f m nbw) mit vier Vorderteilen als Köpfe von Menschen auf seinem Rücken (m H#t 4 m Hr n pot Hr s#=f). Seine Windung ist unter ihm (Q#b=f xr=f), (6) in zwei Schlaufen (?) (m wtm(?)wy)793 (und) sein Körper ist aus Metall“ (How=f m bi#).

Jetzt folgen die beiden Gestalten, die hinter ihm stehen: „Die beiden Götter hinter ihm (iw nTrwy m-Xt=f) sind (7) sein Gefolge (m Sms=f), was Leben und Macht in Heliopolis bereitet (ir onX w#s m Iwnw). Sie fahren vor der Scheibe des Re (sQdd=sn Xft itn n Ro), wenn sie (die Scheibe) stromab fährt (8) vor Re (Xd=f Xft Ro) und sie stromauf fährt vor Re (Xnt=f Xft Ro), als Glänzende zum Neumond- und Vollmondtag (m i#Xw r psDntyw smdt). Diese beiden lebenden Bas (b#wy ipn (9) onX) (9) des Re (nw Ro), sie bringen die Nacht heran (ntsn in grH) (und) lassen den Tag aufsteigen (sor hrw) als Beschützer vor jedem, der als Fiesling

Himmel über Esna, 174 mit Anm. 513, wo sie VAN DER HORST, Chaeremon, 28–29 mit Anm. 12 (auf S. 66) zitiert. In dem zitierten Abschnitt geht es um Osiris, der über die Macht des Nils verfügt. Geht es um den Boden (terrestrial earth), verfügt Osiris über die Fruchtbarkeit, doch mit Bezug auf den Himmel (celestial earth) ist Osiris der Nil, von dem angenommen wird, dass er aus dem Himmel komme. 791 So auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 174 mit Anm. 514, wo sie zusätzlich auf Esna IV, 424, 3 verweist. 792 S. BAREŠ, JANÁK und LANDGRÁFOVÁ, Iconography, 119–121, Übersetzung des Textes auf S. 119–120. 793 S. BAREŠ, JANÁK und LANDGRÁFOVÁ, Iconography, 120 mit Anm. 37, wo wTm als Hapax verzeichnet wird. Ist eventuell wmt „Dicke“ gemeint?

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5.1.5 Esna

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kommt (m nhp nty ii Xrww (10) nbw) (10) am Neumond- und am Vollmondtag in Form eines jeden Wildtieres (m psDntyw smdt m owt nbt).

Der Text schließt mit den Worten: „Sein Abscheu ist es, sie zu essen“ (bwt=f pw wnm=sn).

Die hier vorliegende Schlangengestalt ist also eine besondere Form des Re im Urozean und die beiden pavianköpfigen Götter mit der Hörnerkrone und den Scheiben darin stehen für den Neumond und den Vollmond als Bas des Sonnengottes und sind zugleich der Schutz gegen diejenigen, die den Mondzyklus in den genannten Phasen zu stören beabsichtigen. Mit diesen beiden Göttern wird möglicherweise eine Brücke zu Travée A geschlagen, wo in den beiden Registern oben der Anfang des Mondzyklus mit dem Neumond an erster Position und die zweite Hälfte des Mondzyklus mit dem Vollmond am Beginn der unteren Reihe dargestellt ist. Zu den sieben Göttern, die diesen beiden folgen und die von der Figur der Nut umschlossen werden, kann – ohne erläuternde Parallelen – nur wenig gesagt werden, aber die Gottheit mit den zwei Schlangenköpfen (48), die in jeder Hand eine Schlange hält, findet sich in zwei weiteren Belegen in Kom Ombo wieder. In KO 315794 ist an den Soffitten am Ende des Mittelgangs mit der Standfläche zum Tempelinneren hin ein Tableau angebracht, das oben den ersten Dekan der Tanis-Reihe Kenmet zeigt und darunter den König auf der Nordseite stehend mit der unterägyptischen Krone auf dem Kopf, der den Bug einer Barke mit einem stierköpfigen Gott darin festhält. Hinter der Barke steht ein Gott mit zwei Schlangenköpfen als Kopf, der in jeder Hand eine Schlange festhält. Dahinter steht ein weiterer Gott ohne besondere Attribute in einer weiteren Barke. Die gerade herabhängenden Schlangen des mittleren Gottes überschneiden sich mit dem Heck der vorderen und dem Bug der hinteren Barke, so dass alle drei Figuren miteinander verbunden erscheinen. Eine waagerechte Beischrift über den drei Göttern zählt mehrere Namen auf, ohne dass sich einer der Namen mit Sicherheit einer bestimmten Gottheit zuordnen ließe. Diese Szene findet sich in identischer Aufreihung der Figuren ebenfalls in KO 468. Auch hier steht sie im Verbund mit einer weiteren darüber befindlichen und es ist der König mit einer Geb-Krone auf dem Kopf, der Brote einer Schlange auf einem Podest und einem schlangenköpfigen thronenden Gott dahinter opfert. Die königliche und die göttliche Randzeile umschließen beide Szenen an den Seiten. Die Reden der Götter stehen in beiden Szenen ihren Beischriften über ihren Köpfen voran oder anstelle ihrer Namen. Oben wird die Schlange auf dem Podest als erstes „Herr der beiden Länder“ (nb-t#wy) genannt795 und eine Zeile weiter als „[…] Gestalt im Himmel ([…]-irw imy pt), Gott/Horus in der Unterwelt (nTr/Or imy-dw#t)796, ‚Derjenige, der ertrunken/müde ist (p#-nty-b#g)797 (und) Nehebkau“ (NHb-k#w) bezeichnet. Im nächsten Textblock folgt in den Zeilen, die hinten, über der Schlange stehen, schließlich „Abesch, die heilige Schlange in Kom Ombo“ (obS s#-t#-nTrym-Nbyt)798. Danach folgen noch weitere Schlangenbezeichnungen.

794 795 796 797

S. auch die Ausführungen in Kapitel 5.1.2 (Kom Ombo) zu den Tableaus der Mittelreihe (KO 313–315). Vgl. LGG III, 777c mit Verweis auf diese Szene und GUTBUB, Textes fondamentaux, 51–52. Vgl. LGG I, 256c [32] mit Verweis GUTBUB, Textes fondamentaux, 36 mit Anm. 3, sowie LGG I, 256c [33]. Vgl. LGG III, 13a mit Verweis auf KO 424, 6 und KO 468 oben sowie GUTBUB, Textes fondamentaux, 36 mit Anm. 3. 798 Zu obS s. LGG II, 90c [13] und zu s#-t#-nTry-m-Nbyt vgl. LGG VI, 98c mit Verweis GUTBUB, Textes fondamentaux, 10 mit Anm. ab.

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5.1.5 Esna, Travée F

499

In der unteren Szene stehen über den ersten beiden Göttern nur ihre Reden. Über dem Gott mit den beiden Schlangenköpfen und den Schlangen in den Händen steht: „Ich gebe dir die Unendlichkeit als König der beiden Länder (di=i n=k nHH m nsw-t#wy) (und) die Ewigkeit als Herrscher der Herzensweite (Dt m HQ# #wt-ib), um das Böse (r win Dw) des Iunmutef zu vertreiben“ (Iwn-mwt=f)799.

Über der stierköpfigen Gottheit in der Barke vor Abesch steht: „Ich veranlasse, dass du erscheinst wie Re (di=i n=k Xo=k mi Ro) (und) dass du befreit bist von den Unruhestiftern (ntf r Xry{n}w) (und) den Rebellen als (wie?) Re“ (sbyw m Ro)800.

In KO 315 erscheinen die Ausdrücke win-Dw und sXr-sbi-n-Ro als attributive Verbindungen, wie sie in der Regel für Götternamen verwendet werden, während die Bestimmung in KO 468 unten m. E. nicht so eindeutig erscheint, in jedem Fall kann es sich jedoch um Namen derselben Schutzgötter handeln. Klarer und näher an der Beischrift zu KO 315 ist der Name, der über der dritten Gottheit, rechts des Schlangenköpfigen, steht: „‚Der des Tores inmitten von Kom Ombo‘ (cbXt hry-ib Nbyt), ‚Der über der Erde des HaroerisMechentienirti (Hry-t# n Or-wr MXnty-n-irty)801 und des großen Gottes als Herr von Kom Ombo ist‘ (nTr-o# m nb-Nbyt).“

Zwischen den beiden Szenen sind die Positionen der Bezeichnungen am Anfang und am Ende vertauscht worden, während diejenigen der mittleren Figur unter Auslassung des Namen obS stehengeblieben ist. Die Belege aus Kom Ombo zeigen, dass derselbe Göttername in unterschiedlichen Bezugssystemen erscheinen kann und diese jeweils für sich stehen. Gemeinsam ist beiden die Funktion des Schützens, was vermutlich sowohl für die heilige Schlange (s#-t#-nTry) als auch für die Konstellation obS gelten könnte. Von besonderem Interesse ist hier, dass obS als Name für den cbSsn oder cbxs-Dekan vor allem in der Senmut-Familie verwendet werden kann. Daher besteht für Figur 48 der starke Verdacht, dass es sich bei ihm um eine Sternenkonstellation handelt, die mit einem Dekan verwandt ist802 und deren Funktion es ist zu schützen. Der Schildkrötengruppe im unteren, südlichen Bereich, folgt eine Schlangengestalt mit einem menschlichen Kopf, der am Hinterkopf von 12 aufgebäumten, kleinen Kobras umschlossen wird und auf zwei menschlichen Beinen geht (31). VON LIEVEN schreibt, dass es sich um elf Kobras handelt803, das wäre aber eine ungebräuchliche Anzahl und bei genauerer Betrachtung scheinen es tatsächlich eher zwölf Kobraköpfe zu sein. Mehr lässt sich dann aber auch nicht zu der nur hier belegten Figur sagen. An diese Gottheit schließen sich neun Ptahfiguren in Schreinen an, die auf einer langen Kobra stehen (33–41) und die von den Armen der Nut zum größten Teil umschlossen werden. Auch zu dieser ungewöhnlichen Gruppe gibt es weitere Parallelen. Eine davon hatte VON LIEVEN schon selbst aufgespürt und bald nachgeliefert804. Bei dem Stück handelt es sich um 799 Zu Win-Dw, vgl. LGG II, 279b. 800 In LGG I, 481a wurde der Ausdruck *Ir-Xryt-nt-sbiw-nw-Ro als Name verstanden. 801 Zu dieser Schreibung vgl. LGG III, 394c, Beleg [60]. GUTBUB, Textes fondamentaux, 10, liest „Haroëris à la tête de deux Oudjats“ im Sinne eines Ortsnamens mit einem sehr allgemeinen Verweis auf JUNKER, Der sehende und der blinde Gott. In Verbindung mit Haroëris kann diese Schreibung für Or-MXnty-n-irty verwendet werden, vgl. dazu JUNKER, Der sehende und der blinde Gott, 60. 802 Vgl. die Ausführungen bei VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 175 mit Anm. 521 und Verweis auf EAT III, 166, Nr. 94. 803 VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 174. 804 VON LIEVEN, in: GM 184, 2001, 111–112.

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5.1.5 Esna

ein Amulett aus der 19. Dynastie, was in der 22. Dynastie usurpiert wurde und im Museum von Kairo unter JE 3894 inventarisiert ist805. Hier ist eben jene Gruppe mit den neun Ptah in Schreinen, die auf einer langen Schlange aufgereiht sind auf der flachen Rückseite über einer 5-zeiligen Inschrift angebracht. Auf der Vorderseite ist ein Skarabäus herausgearbeitet, an dessen Kopfende eine Öse für eine Schnur durchgebohrt wurde. Das Amulett war also zum Tragen gedacht. Rechts und links des Skarabäus sind in jeweils einer Zeile die Namen des Trägers in einer überarbeiteten Gravur neu eingeritzt worden. Vor dem Skarabäus steht: . Rechte Hälfte: „Ein Opfer, was Osiris gewähren möge“ (Htp di Wsir) und nach links: „Ein Opfer, was Re-Harachte gewähren möge“ (Htp di Ro-Or-#Xty). Auf der Rückseite ist oben ein Bildfeld und unten eine fünfzeilige Inschrift zu sehen. In diesem Bildfeld sind wiederum zwei verschiedene Schlangen dargestellt. Oben findet sich eine Schlange mit je vier Schlangenköpfen an den Enden, die jeweils nach außen ausgerichtet sind. Am rechten Rand steht über den Köpfen Iwnw und am linken R#-sT#w. Wird das Amulett herumgedreht, korrespondiert Re-Harachte mit Heliopolis und Osiris mit Ra-Setau, was sicherlich nicht verwundern wird, da hiermit die zu erwartende Verbindung genannt ist. Würden diese Städte wiederum auf die Landkarte Ägyptens übertragen, ergäbe sich eine Nordsüdachse, bei der Heliopolis nördlich der Region um Memphis/Sakkara liegt, wo Ra-Setau zu lokalisieren wäre und damit steckt in diesem Amulett die Jenseits-konnotierte Nordsüdachse, wie sie auch in den Millionenjahrhäusern des Neuen Reichs etabliert wurde. Die Schlange und die Ptahfiguren in den Schreinen darunter blicken nach rechts. Der untenstehende Text ist eine Anrufung an Ptah-Tatenen: „(1) Sei gegrüßt, o Ptah-Tatenen (inD-Hr=k PtH-v#-Tnn), Herr der Opfer, die sich in Tjenenet befinden (nb-Htpw imyw Vnnt), der die Himmel ernährt (sDf#w-pwt) (2) und der Erde den Bedarf bereitet (ir-xrwt-t#), lebender Ka, der in Memphis ist (k#-onX imy Owt-k#-PtH). Das Wort ist in seinem Mund (Hw m r#=f), seine beiden Arme tragen die Opfergaben (3), die prächtig sind (owy=f m Df#w (3) Sps), der die Menschen und Götter freundlich stimmt (ssf rmTw nTrw) (und) hervorquillt mit allen guten Dingen (bss m bw-nb nfr) zu allen seinen Zeiten des (4) Aufgehens (r tr=f nb n (4) wbn). Man bringt dir Lobpreis dar in Frieden (ir.tw di=k i#w m Htp) (und) küsst die Erde (sn-t#), (wenn) Brote herbeigebracht werden (áHrñ in t#w?). Die (geheimen) Gestalten der Duat (5) sind in Jubel und sind zufrieden mit dem Osiris Horus“ (bsw-dw#t (5) m Hoow Htp=sn ánñ Wsir Or).

Ein weiterer Beleg ist in Karnak belegt und fand sich dort als Wanddekoration der Osiriskatakomben806. Dazu lässt sich jedoch in Ermangelung eines Kontextes keine weiterführende Aussage machen. Inzwischen ist noch ein 4. Beleg aus dem schon mehrfach genannten Grab des Iufaa in Abusir hinzugekommen, der nicht nur einen begleitenden 11-zeiligen Text, sondern auch ein doppeltes Namensset zu den Ptahfiguren bietet807.

805 Erstpublikation: GUNN, in: ASAE 29, 1929, 130–132 und SCHLÖGL, Der Gott Tatenen, 19, 107, 153 (Katalogeintrag), 171 (Name des Tatenen). 806 S. COULON, LECLÈRE und MARCHAND, « Catacombes » osiriennes, 216–217, auch zitiert bei VON LIEVEN, in: GM 184, 2001, 111, Anm. 1. 807 S. LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 118–119 (Snake IV), mit Tf. 23, 2.

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5.1.5 Esna, Travée F

501

Die Namen stehen jeweils unter den Ptahfiguren in den Schreinen und über und unter dem Körper der großen, langen Kobra, deren Kopf sich vor den Schreinen hoch aufbäumt. Bei Iufaa ist zudem die Schlange deutlich größer dargestellt als in Esna808. Genannt werden neun Namen, die auch an anderer Stelle mit Ptah in Verbindung gebracht werden können. Das sind: 1. $ry-b#Q=f809, 2. Ed-Sps810, 3. Nb-M#ot811, 4. Nb-onX-w#s812, 5. Nfr-Hr813, 6. ckr814, 7. Rsy-inb=f815, 8. Nb-nbw816 und 9. Wr817. Parallel zu diesen Namen stehen darunter u. a. die Namen der männlichen Götter der Neunheit um weitere Götternamen erweitert: 1. Thoth818, 2. der Falke (bik) oder der Gott (nTr) oder der Herr (nb)819, 3. Schu, 4. Seth, 5. Horus, 6. Osiris, 7. Geb, 808 Vgl. LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 118, besonders mit Anm. 41, wo auch auf die Unterschiede in der Darstellung hingewiesen wird. 809 Vgl. LGG VI, 36a. Es handelt sich um ein häufiges Epitheton des Ptah und des Osiris, kommt aber auch als Göttername allein vor. Zur Übersetzung des Baumtyps (b#Q) mit „Ölbaum“ s. LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 118 mit Anm. 42 und Verweis auf QUACK, in: Fs Spalinger, 275–281. 810 Vgl. LGG VII, 678c. Ebenfalls ein häufiges Epitheton des Ptah und des Osiris. 811 Vgl. LGG III, 639a. Ein Epitheton verschiedener Götter, u. a. auch des Ptah und des Osiris. 812 Vgl. LGG III, 599c. Ein seltenes Epitheton, u. a. des Osiris und des Horus. 813 Vgl. LGG IV, 214c. Ein häufiges Epitheton verschiedener Götter, wie auch des Ptah und des Osiris. 814 Vgl. LGG VI, 664b. Gott, dessen Name auch als Epitheton des Ptah, des Osiris, aber auch anderer Götter dient. 815 Vgl. LGG IV, 722a. Vor allem ein Epitheton des Ptah. 816 Vgl. LGG III, 658b. Selteneres Epitheton verschiedener Götter, u. a. auch des Osiris und des Ptah. Zu ergänzen sind hier zwei Belege, bei denen der Name allein steht, Deckel eines Stiersarkophags Kairo, JE 86721, im 5. Register, wo der Name in Kombination mit Ptah als Bezeichnung eines Monatsgottes erscheint. Der parallele Deckel JE 86722 hat an dieser Stelle nur Ptah (ebenfalls 5. Register; vgl. MENDEL, Stiersarkophage, bei den jeweiligen Kapiteln, in Vorbereitung). 817 Vgl. LGG II, 420b. Allein als Göttername und häufiger als Beiwort verschiedenster Götter belegt, u. a. des Osiris. 818 LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 118 lesen Atum/Tatennen, was vielleicht eher zu erwarten wäre, jedoch nicht in dieser Schreibung belegt ist. Zur Schreibung des Thoth mit dem Brot vgl. LGG VII, 639c mit Verweis S. 643a, Nr. (51) auf PARLEBAS, in: GM 15, 1975, 39–43, auch mit den frühen Belegen sowie KURTH, Einführung 1, 434, Nr. 13. 819 LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 118 lesen hier Re-Harachte, was vielleicht wiederum eher zu erwarten gewesen wäre, jedoch in dieser knappen Schreibung problematisch ist oder fehlerhaft wäre. Vgl. zur möglichen Lesung: KURTH, Einführung 1, 246, Nr. 11. Vgl. dagegen die Schreibung für Re-Harachte auf S. 247, Nr. 15.

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5.1.5 Esna

8. die Zunge des Re (ns-Ro)820 und 9. das Herz des Re (ib-Ro)821. Der größte Teil der oberen Namen findet sich auch zusammen mit Ptah wieder und könnte auch für diesen als typisch betrachtet werden, während die Götternamen darunter das gesamte Spektrum der männlichen Götter einer erweiterten Neunheit und über verschiedene Generationen, mit einem Schwerpunkt der erweiterten Gottheiten auf solche mit Mondaspekt, abdeckt. Funktionsüberschneidungen von Ptah und Thoth könnten über die Verbindung von Herz und Zunge laufen, die auf dem Schabakastein direkt formuliert wurde822. Der 11-zeilige Text darunter spezifiziert diese Schlange weiter: „(1) Was diese Schlange betrifft (ir Hf#w pn): Sie ist ein Gott, trefflich an Leib (nTr pw mnX n xt) (und) ebenbürtig zu Re (sn-nw n Ro). Sie ist gänzlich aus (2) Gold (iw=f m (2) nbw r-Dr=f), während ihr Bauch schwarz (xt km.ti) (und) ihre Schwanzspitze aus (3) echtem Lapislazuli ist (iw wSm=f m (3) XsbD-m#o). Ihre „auf dem Land befindliche Form“ ist der erste in (4) der Umgebung von Memphis (iw Hry-t#=f m Hry m (4) h#w Owt-k#-PtH). Was jedes Gotteshaus betrifft, was (ihm) nachfolgt (ir Hwt-nTr nb ntt wDb) (und) in dem diese Agathodaimonschlange (5) ist (ntt oHoy pn (5) im), sie ist im Gotteshaus des Sokar, des Herrn des Schetitheiligtums (wnn=f m HwtnTr nt ckr nb-STyt), sein Vorderteil (6) ist in Rasetau und sein Hinterteil ist in Heliopolis (iw H#t=f (6) m R#-sT#w pH=f m Iwnw). Die Kultstätte eines jeden Gottes (7) ist trefflich zu seinen Füßen (iw moHot nt nTr-nb (7) mnX xr rdwy=f) und in der Hand dessen, der an der Seite über dieser Bahre ist (m-o ntt=f m-gs Hry #Tt tw), (8) die sich in Rasetau befindet ((8) nty m R#-sT#w) (und) auf der Osiris gereinigt wurde (wob Wsir Hr=s) (und) auch jeder Gott von diesen trefflichen Göttern (9) (wob rf nTr-nb nn n nTrw-mnX- (9) -w). Gereinigt sei der Sem-Priester des Ptah (wob sm-n-PtH), wenn er das Gesicht öffnet (Hr wn=f Hr) und ihre Statuen, welche unter (10) diesen Göttern sind (Hr twt=sn r-xry-r (10) nn n nTrw), die sich in Memphis befinden (imyw Owt-k#-PtH) und diese Götter, die sich im Schetschitheiligtum befinden (nn n nTrw imyw STyt). (11) (Ihr) Abscheu ist jeder Kadaver (bwt pw mwtw-nb), jedes Seth-Tier (S#y-nb), jedes männliche Wild (owt-T#y-nb), jeder Fisch (rmw-nb) und jeder Vogel (#pdw-nb)“.

Der Text hebt verschiedene Aspekte hervor: Die Schlange wird mit Re verglichen und wird in Memphis oder genauer in der Nekropole von Memphis verortet, aber ein Teil von ihr gehört nach Heliopolis. Ferner ist sie mit dem Totenkult und der Reinigung assoziiert. Interessant ist, dass hier auch wieder die Orte Rasetau und Heliopolis genannt sind, die ja auch auf dem Amulett des Neuen Reichs zu finden waren und auch dort mit den beiden Enden einer weiteren Schlangengestalt verbunden waren. Dabei sollte in Erinnerung gebracht werden, dass Rasetau ein bedeutender Sokarkultort war und Heliopolis als das Zentrum um den Sonnengott Re galt. Bei den beiden oben genannten Schlangengestalten auf dem Amulett ist unklar, ob es sich um zwei verschiedene oder um dieselbe Schlange in verschiedenen Bezugssystemen handelt. Letzteres lässt sich gut anhand der vier Winde nachvollziehen, die als Himmelsbewohner rein theriomorph und ansonsten anthropomorph mit verschiedenen Köpfen erscheinen können823. 820 Ebenfalls LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 118, vgl. LGG IV, 317c. Eine Bezeichnung, die vor allem in Verbindung mit Mondgöttern erscheint. 821 So auch LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, The Book of Snakes, 118, vgl. hierzu LGG I, 208b. Häufigere Bezeichnung von Mondgöttern, aber auch von Ptah. 822 Vgl. SANDMAN-HOLMBERG, The God Ptah, 42–45 und 120–121. 823 Vgl. oben S. 117–144 und besonders S. 128 und 144 (Kapitel 4.2.1 zu den vier Winden).

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5.1.5 Esna, Travée F

503

An dieser Stelle zeigt sich also, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass einzelne Gottheiten auf den Travées auch doppelt vorhanden sein könnten und zu unterschiedlichen Bereichen des Himmels gehören könnten, was sich jedoch bei dem momentanen Stand der Forschung bzw. Publikationslage nicht nachweisen lässt. Ein Aspekt lässt sich in Bezug auf die Schlange mit den neun Ptahfiguren jedoch jetzt schon festhalten: Auf dem Amulett werden die Orte R#-sT#w und Iwnw genannt. Diese konnten auch durch den Text im Grab des Iufaa bestätigt werden und nach ihrer geographischen Lage mit dem Süden bzw. Norden verbunden werden. Letzteres deckt sich wiederum mit der geographischen Ausrichtung des Re zum Norden und des Osiris zum Süden. Und damit wird die Achse beschrieben, bei der es um die jenseitige Welt geht, die Geschehnisse im Himmel beschreibt, die von unserer diesseitigen Welt nicht einsehbar sind. Somit lässt sich zeigen, dass zwei verschiedene Figurengruppen (20–21 und 28–32 sowie 33–41) des unteren „Registers“ des Travées den unterweltlichen, erdverbundenen oder chthonischen Elementen, die der westlichen Himmelsregion angehören, zuzuordnen sind. Das letzte Element dieses Registers ist der Westwind, der in seiner kanonischen Form als Vogel mit Widderkopf erscheint (53). Seine Füße stehen am westlichen Rand, direkt unter dem Körper der Himmelsgöttin und in Bezug auf diese am östlichen Ende. Travée F ist ähnlich wie sein Pendant am gegenüberliegenden nördlichen Ende des Pronaos etwas breiter gestaltet als die inneren Bildstreifen. Es wird an den kurzen Enden von je einer Himmelsgöttin eingenommen, deren Beine sich auf beiden Seiten über ein Drittel entlang der nördlichen Hälfte erststrecken. Arme und Kopf der Göttin verlaufen entsprechen über die südliche Hälfte und nehmen etwas weniger Platz ein. Die beiden Göttinnen stehen gegenüber dem benachbarten Travée E horizontal gespiegelt, sodass jeweils die Beine und Füße der Göttinnen nebeneinanderstehen. Wo dort die logische Kombination Norden (Tempelausrichtung) mit Westen (Kopf der Himmelsgöttin) und Süden (Tempelausrichtung) mit Osten (Schoß und Beine der Himmelsgöttin) den natürlichen Lauf der Gestirne am Körper der Nut beschrieb, ist die Kombination in Travée F eine andere. Hier kommen der Süden (Tempelausrichtung) mit dem Westen bzw. Kopf der Himmelsgöttin und der Norden (Tempelausrichtung) mit dem Osten und dem Schoß und den Beinen der Himmelsgöttinnen zusammen, was wiederum typisch ist für den jenseitigen, von der Erde aus unsichtbaren Raum, in dem die Gestirne im Körper der Himmelsgöttin existieren. Das entspricht im Übrigen auch der Verteilung der beiden Nutfiguren im Pronaos von Dendara, wo der Kopf (Westen) beider Göttinnen am Südende und der Schoß (Osten) auf der nördlichen Eingangsseite sind. Die Verbindung des Westens mit dem Süden und des Ostens mit dem Norden, was nicht der zu erwartenden Verteilung der Himmelsrichtungen entspricht824, ist auch in der Szene der sogenannten „Balsamierungshalle“ vorhanden, die in Kombination mit dem „Buch von der Nacht“ und dem Nutbild in Abydos an der Decke abgebildet ist825. Die „Balsamierungshalle“ zeigt ein oberes Register mit Darstellungen des Himmels unter einer Himmelshieroglyphe. Das Himmelszeichen hat an den Enden zwei Kreise (Sonnenscheiben) positioniert. Die spitzen Enden der Himmelshieroglyphe ruhen jeweils auf einer West- bzw. Osthieroglyphe, die aus dem Kopfschmuck einer kleinen Nilgottfigur, die auf dem

824 Vgl. hierzu etwa ASSMANN, Mutirdis, 92. 825 FRANKFORT, The Cenotaph of Seti I at Abydos, Tf. LXXIV.

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5.1.5 Esna

Boden der oberen Szene hockt, herauskommen. Die breiter als gewöhnlich dargestellte Bodenlinie wird mit Wasserlinien ausgefüllt. Auf der Westhälfte sind 12 Götter des Südens und auf der Osthälfte 12 Götter des Nordens wiedergegeben, die in vier Reihen zu je drei Göttern angeordnet sind. Die Mitte wird von zwei einander gegenüberstehenden Sonnenbarken (Morgen- und Abendbarke) eingenommen, die von einer Flügelsonne überspannt werden. Das untere Register zeigt in der Mitte ein Bett mit Osiris, der von Horus erweckt wird. Unter dem Bett sind Kronen und andere Dinge abgebildet. Hier sind rechts und links daneben auf der Westhälfte 20 und auf der Osthälfte 16 Gottheiten dargestellt, die wohl dem Schutz des Osiris dienen. Mitbestandteil dieser Szene können weitere Schutzgötter der Osiris-Nachtwache sein, die aus Tb 151 und 182 stammen bzw. sich auch dort wiederfinden826. Im oberen Bereich der Gesamtszene werden somit die Götter des Südens mit der Westseite und gegenüber die Götter des Nordens mit der Ostseite kombiniert827. Unabhängig von der Frage, worum es sich bei diesen Göttern im Einzelnen handelt, kann sicherlich postuliert werden, dass der obere Bereich sowie die dort gezeigten Götter den Himmel und der untere Bereich sowie dessen Gottheiten die Unterwelt wiedergibt, die jeweils für die Sphären des Sonnengottes Re bzw. des Herrschers der Unterwelt Osiris stehen dürften. Die gesamte Szene ist sicherlich als Kombination der „solaren Auferstehung“ mit der „osirianischen Auferweckung“828 zu bewerten und zeigt eine Variante der Abhängigkeit beider Sphären zueinander. Die Positionierung der beiden Himmelsgöttinnen mit den auf zwei Reihen aufgeteilten Götterfiguren könnte damit eine weitere Interpretation dieses Themenkomplexes darstellen. Die südliche Konstellation mit den Kernfiguren Orion und Sothis sind zusammen mit Anukis, die zwei Vasen in der Hand hält, entlang des Körpers der östlichen Himmelsgöttin aufgereiht. In der Systematik der gesamten Deckendekoration befinden sich diese Konstellation in der südlichen Ecke, wo sie zu erwarten ist. Bei Orion sitzt noch ein Falke am Bug seiner Barke, bei dem es sich vielleicht um den Gott handelt, der an anderen Orten unter der Bezeichnung Konstellation „R“ (nach EAT III, 201) belegt ist. Die an die südliche Konstellation angeschlossene Pxr-Hr-Schlange (4) und weitere assoziierte Gottheiten (die doppelte Widderkopfschlange 4 und der Gott mit den vier Widderköpfen 6) stehen vermutlich nicht nur für den Jahreswechsel, sondern auch für den Beginn der Überschwemmung, die mit dem neuen Jahr einhergeht. Ein weiteres gliederndes Element sind die Himmelsstütze und die beiden Windgötter. Der Südwind bildet zusammen mit der südlichen Himmelsstütze (oHoyt) einen Verbund, wobei beide ihre Standfläche am südlichen Rand der Decke haben und nach Westen blicken. Im Gegenzug steht der Westwind diagonal gegenüber mit seinen Füßen am westlichen Rand und schaut nach Norden. Von den verschiedenen Figurengruppen im östlichen, mittleren und westlichen Abschnitt lassen sich einige der unteren einer irdischen, unterirdischen oder chthonischen Sphäre zuordnen (die Gruppe um die Schildkröte 20–21 und 28–32 sowie die Schlange mit den Ptahfiguren in Schreinen 33–41), während andere, insbesondere die Schlange mit den vier Köpfen (42) und den beiden pavianköpfigen Göttern (43–44) dahinter, eher der Welt der Gestirne zuzuordnen sind. Letzteres lässt sich auch für den Gott mit den beiden Schlangenköpfen (48) aufzeigen, bei dem es sich um die besondere Figur eines Dekans handeln kann, sodass die 826 Vgl. hierzu etwa ASSMANN, Mutirdis, 14, mit Anm. 19. 827 QUACK (in: SudArch 83, 1999, 212–223) vermutet, dass sich hinter diesen Göttern die Vorläufer der in antiken Quellen genannten Paranatellonta verbergen könnten (212–213). 828 Zu den Begriffen s. das Schaubild bei ASSMANN, Mutirdis, 15.

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5.1.5 Esna, Travée F

505

beiden Ebenen, auf denen die Götter angeordnet sind, jeweils der Erde und dem Himmel zugeordnet werden können, obwohl es sich natürlich immer um himmlische Gottheiten handelt, die in einem jenseitigen Himmel zu verorten sind, der jedoch dennoch über diese beiden Ebenen verfügt. Auch zu diesem Travée existiert nur eine Architravinschrift (Esna IV, 450), die sich auf der nördlichen Seite von Architrav F befindet. Nach der Übersetzung VON LIEVENS829 beginnt diese Inschrift zunächst mit einer einleitenden wnn-Phrase und einem Text, der sich an Orion (wnn nfrw s#H m pt-rsyt) richtet. Der Text fährt dann fort mit einem Rezitationsvermerk (Dd mdw)830 und erstreckt sich über zwei der drei langen Inschriftenzeilen, die z. T. nicht bis zum Zeilenende graviert wurden. Angesprochen wird Orion am südlichen Himmel, der als Osiris erscheint, was die folgenden Phrasen deutlich machen. So wird er z. B. von seinem Sohn Horus beschützt831 und er vereinigt sich mit dem linken Auge des Atum (= der Mond)832, gefolgt von weiteren Aussagen, die eher zu Osiris passen. Ein kurzer Ausschnitt des Textes (Esna IV, 450, 1–2) lässt sich in pBM EA 10188 (= pBremner-Rhind), 10, 9–13833 nachweisen, wobei es sich um ein Klagelied handelt, das sich eindeutig auf Osiris bezieht. Gegen Ende des gravierten Textes wird mit „Re ist das“ (Ro pw) noch eine Glosse eingeschoben, die wiederum das Augenmerk auf den Sonnengott verschiebt. Die unterste Zeile fokussiert dagegen auf den Himmel und die Sterne, wobei verschiedene weibliche Gottheiten wie der Himmel selbst, Sothis-Menhit bzw. Sothis im Text namentlich aufgeführt werden. Die Sterne werden dagegen allgemein als Sterne (gnxwt) oder auch als konkrete Sternbilder wie Orion oder Mesechtiu genannt. Die dritte Zeile wird wie die erste ebenfalls mit wnn eingeleitet und benennt den Himmel (Hrt) als Akteur, der in dem Travée jeweils an den kurzen Enden in Form der Himmelsgöttin anwesend ist und der dann vermutlich auch in der folgenden Aussage als die beiden Himmel (h#yty) genannt werden. Diese Himmel bereiten die Wiederholung (des Laufs der Gestirne) gemäß dessen, was sie sagt834. Und dieser Befehl kommt von Sothis (Satis)-Menhit, wobei der Name sehr ausführlich und zudem verschlüsselt in der Tradition der Esnatexte geschrieben ist (

)835.

829 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 164–165 und Kommentar 166–171. 830 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 166, wo sie auf den „recht unmotivierten Einschub eines Rezitationsvermerks“ hinweist, der darauf hinweist, dass es sich um einen Text handelt, der ursprünglich für einen anderen Zweck angefertigt wurde, um hier adaptiert zu werden. 831 Vgl. dazu im Bild den Falken am Bug der Barke des Orion. 832 Beides Esna IV, 450, Zl. 1. 833 KUCHAREK, Klagelieder, 210, Anm. zu 10, 9–12. 834 Der Dual in ir-wHm.y wird sich vermutlich eher auf die zuvor genannten Himmel beziehen und nicht auf die Himmelskörper Sonne und Mond, wie KURTH, in: OLZ 99, 2004, 29 mit Anm. 45 argumentiert. Für seine Interpretation spricht, dass sich der Ausdruck Ir-wHmw in den Belegen, die in LGG I, 451c (mit Verweis auf Wb I, 345, 1–2 und den Belegen Philä II, 77, 2 und Urk. VIII, 90C = CLÈRE, Porte d’Évergète, Tf. 67) genannt werden, auf Re bezieht. Jedoch ist der leicht unklar geschriebene Ausdruck in der zur Diskussion stehenden Stelle in Esna mit einem Himmel determiniert und der in dieser Zeile bislang eingeführte Akteur ist ebenfalls der Himmel. 835 Geschrieben eher wie Satis (cTt). Zur Schreibung des Namens vgl. KURTH, in: OLZ 99, 2004, 29 mit Anm. 47.

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5.1.5 Esna

Sie ist dann diejenige, „die die Sterne/Götter hell macht (?)“ (cb#Qt?-sb#w/nTrw) (und) die Herrscherin des Erdbodens836 in seiner Gänze“ (HQ#t pw nt? bnw r-#w=f). Und sie ist „die, die den Himmel erstrahlen lässt und erleuchtet, was in ihr ist“ (wpSt Hrt sHD imy=s). Sie erhebt (sH#t) Orion (c#H)837 an den südlichen Himmel (m n(n)wt-rsyt), teilt ihm den Himmel mit Re auf (psSt n=f n(n)wt Hno Ro) und fährt (daran) mit ihm (sQdt=s Hno=f), ohne sich von ihm zu entfernen (nn Hrt=s r=f) als Sothis (m cpdt), Gebieterin der Schmuckteilchen (= Sterne, Hnwt-oprw)838.

Dann wird ein weiteres Thema eingeführt: „Sie fesselt den Stierschenkel am nördlichen Himmel (spHt MsXtyw m pt-mHyt), um nicht zuzulassen, dass er hinabsteigt in die Unterwelt“ (tm rdit sXd=f r dw#t).

Der Gesamttext kann in zwei Abschnitte aufgeteilt werden. Zwei der drei Zeilen befassen sich mit Orion und beinhalten Bestandteile eines Hymnus und Ausschnitte eines Klageliedes an Osiris und dessen Dasein im Jenseits. Thematisch ist auch die regenerative Kraft des Mondes genannt, sowie seine Vereinigung mit der Sonne im Jenseits. Relativ deutlich zeigt sich in dem Text eine Verbindung zu jenseitigen und westlichen Themen. Die unterste dritte Zeile ist in Ergänzung zu Orion Sothis gewidmet, die hier nach lokaler Tradition als Sothis-Menhit erscheint. Tatsächlich aber werden drei verschiedene Göttinnen in dem Text eingeführt. Zunächst wird mit der Himmelsgöttin (Hrt) der Rahmen abgesteckt, an dem sich die Akteure in Form der verschiedenen Gestirne aufhalten. Sie setzt Orion an seinen Platz am südlichen Himmel und teilt zudem den Himmel in einen Tages- und Nachthimmel oder auch in einen diesseitigen und einen jenseitigen Himmel ein, an dem die Sterne leuchten und in dem Re bei seiner Nachtfahrt entlangfährt. Als Sothis begleitet sie Orion und ist die Herrin der Sterne. Am Ende des Textes wird sie noch als Nilpferd, das Mesechtiu am nördlichen Himmel fesselt, genannt. In dem zu dieser Architravinschrift gehörenden Deckenabschnitt, werden die genannten Gottheiten aufgeführt: Orion in seiner Barke mit Horus am Bug, Sothis, die Himmelsgöttinnen sowie diverse Sternbilder, unter denen sich vermutlich auch Mesechtiu und das Nilpferd verbergen (möglicherweise 11–12). Die beiden Travées A und F bilden nicht nur eine zusammengehörende Einheit, weil sie sich jeweils am äußeren Rand der Decke befinden, sie werden auch durch die vier theriomorphen Windgötter miteinander verbunden. Letztere geben die Himmelsrichtungen an und sind mit verschiedenen Gottheiten, die zu den jeweiligen Himmelsrichtungen gehören, vergemeinschaftet. Dabei stehen die Götter so, dass ihre Füße in Richtung der Außenwand stehen und jeder von ihnen von seinem Standort aus betrachtet nach rechts blickt, womit alle vier eine identische Ausrichtung aufweisen und über die Travées hinweg einen Kreis bilden. Das Thema der beiden Travées sind die Gestirne des Himmels mit einem jeweils unterschiedlichen Fokus.

836 Zu bnw „Erdboden“ vgl. den Eintrag Bnw-Xw-Xt-nbt-Hr-s#.f in LGG II, 799a. 837 Handelt es sich bei dem Zeichen um eine Variante zu ? 838 Sicherlich ist oprw eine Bezeichnung der Sterne, ob es sich jedoch um „die mit einem Schiff ausgestatteten“ Dekansterne nach dem Vorschlag KURTHs, in: OLZ 99, 2004, 30 mit Anm. 55 (Wb I, 180, 16, 181, 6f) handelt oder um die kleinen funkelnden Schmuckstückchen am Himmel (vgl. Wb I, 181, 2–4), kann nicht einfach geklärt werden, da der Stern als Determinativ zu allgemein ist.

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5.1.5 Esna, Travée F

507

Der nördliche Bildstreifen A zeigt die Gestirne des Ostens (Esna IV, 401, C) und die des Nordens (Esna IV, 399, A), deren Figuren von aufgemalten Sternen umgeben sind. Außerdem sind die Morgen- und Abendbarke der Sonne (Esna IV, 401, A und Esna IV, 399, C) sowie ganz zentral die Phasen des Mondes (Esna IV, 401, B und Esna IV, 399, B) im Laufe eines Monats abgebildet, wie sie sich am Himmel beobachten lassen. Auch bei den übrigen Elementen handelt es sich um Gestirne, die von der Erde aus konkret beobachtbar sind. Travée F zeigt ebenfalls Sterne, sowie verwandte Himmelsbewohner, die jedoch nicht mit aufgemalten Sternen umgeben sind und nach dem Befund aus Dendara (Travée III, West) als solche auch nicht von der Erde aus beobachtet werden können. Dennoch handelt es sich um Himmelsbewohner, die jedoch in einer anderen Sphäre existieren. Letzteres wird durch die Orientierung der beiden Himmelsgöttinnen und die Abwesenheit der aufgemalten Sterne impliziert. Zudem zeigen einige der identifizierbaren Sternbilder einen deutlichen Jenseitsbezug839. Dieser zeigt sich auch in der seitlichen Architravinschrift, in der Orion als Osiris mit jenseitigem Bezug im Zentrum steht und die Himmelsgöttin u. a. für seinen Schutz zuständig ist. Da sich dieses Travée auf der südlichen Hälfte befindet, kann angenommen werden, dass hier die Tagseite des Himmels wiedergegeben ist, bei der die Bewohner des Himmels, von der Sonne überstrahlt, in einem jenseitigen Raum im Körper der Nut existieren. Bemerkenswert ist, dass die Sterne des Ostens und Nordens auf Travée A anders behandelt werden als die des Südens und des Westens auf dem südlichen Bildstreifen, was durch die An- bzw. Abwesenheit der aufgemalten Sterne zum Ausdruck gebracht wird. Das Thema dieses Travées sind die jenseitigen, von der Erde aus nicht sichtbaren Gestirne des Himmels, die in Opposition zu denen vom Diesseits aus sichtbaren des nördlichen Bildstreifens A stehen. 5.1.5.4 Die Decke des Pronaos von Esna, Zusammenfassung In die Ausgestaltung der astronomischen Deckengestaltung von Esna sind ebenso wie in Dendara Traditionen aus unterschiedlichen Regionen eingeflossen. Eine starke Wurzel bildet die aus der altägyptischen Religion über einen langen Zeitraum entstandenen Astronomie mit ihrer besonderen und integralen Verbindungen in die Götterwelt. Dabei handelt es sich um nichts anderes als um den Versuch, die Welt und ihre Phänomene zu beschreiben und so erfahrbar und nachvollziehbar zu machen. In das Deckenbild von Esna wurden Vorstellungen eingearbeitet, die mit dem Sonnenlauf, dem Mondzyklus, den Sternen, die der Bestimmung der Nachtstunden dienten, den Stundengöttinnen, weiteren Sternbildern des Himmels, der selbst in die vier Himmelsrichtungen eingeteilt werden kann, sowie besonderen Himmelsbewohnern, die möglicherweise dem mythologischen Spektrum angehören und den diesseitigen wie den jenseitigen Raum des Himmels beschützen. Vergesellschaftet mit diesen rein ägyptischen Vorstellungen sind die Bilder des Zodiakus, die in der griechisch, aber auch babylonisch geprägten Welt des Mittelmeerraumes entstanden sind und in den Anrainerstaaten weiterverbreitet wurde. Dabei hat sich mit der Zunahme der ägyptischen Quellen inzwischen gezeigt, dass die Astrologie, die mit dem Zodiakus einhergeht, in Ägypten auf erstaunlich breite Resonanz gestoßen ist und die Ägypter keineswegs nur passive Anwender dieser neuen Wissensrichtung waren, sondern auch aktiv an ihrer Ausgestaltung mitgewirkt haben. Und hier muss sicherlich die Decke des Chnumtempels von Esna 839 So z. B. die Ptahfiguren in den Schreinen (33–41).

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5.1.5 Esna

sowie die heute nicht mehr existierende Decke des Nordtempels als eine dieser Etappen betrachtet werden. Forschungsstand Der Stand der Forschung zur Ausgestaltung der Decke von Esna ist im Gegensatz zu der von Dendara deutlich übersichtlicher. Das liegt sicherlich vor allem an der schweren Lesbarkeit der Inschriften, die den Zugang zu dem Material des Esnatempels nicht erleichtert, vermutlich aber auch daran, dass sich hier neben typisch gehaltenen Darstellungen, die Verbindungen zu bekannteren Denkmälern zeigen, auch solche finden, die einen reicheren Formenschatz vermuten lassen und weniger Parallelen aufweisen. BRUGSCH hat in seinem ersten Band des Thesaurus inscriptionum aegyptiacarum, in dem er zahlreiche Fehler älterer Publikationen wie der „Description“ und „LD“ vor allem in Hinblick auf die Decke des Pronaos des Hathortempels von Dendara korrigieren konnte, die Decke des Tempels von Esna nur vereinzelt herangezogen (vgl. etwa die unter D‘‘ eingetragenen Dekane auf den Seiten 18–23). Dabei konnte er sich auf neueres und selbst vor Ort überprüftes Material stützen und der Kritik LEPSIUSs an dem Artikel LETRONNEs, Analyse critique des représentations zodiacales de Dendéra et d‘Esné, anschließen840. Zu dem besonderen Material von Esna macht er jedoch nur wenige Aussagen. Intensiver haben sich NEUGEBAUER und PARKER in EAT (III, 82–85, Nr. 62 Esna B und 63 Esna C) mit der Deckendekoration beschäftigt, wobei sie jedoch ausschließlich die Bildstreifen B und E mit den Dekanen und dem Zodiakus ausführlicher besprochen haben. Hier stellen sie heraus, dass die Planeten im Nordtempel (Esna A) und im Chnumtempel (Esna B) in ihren Exaltationen stehen (EAT III, 176). Andere Identifikationen, die sie in Erwägung ziehen, sind nach dem, was jetzt bekannt ist, nicht korrekt, wie z. B., dass sie Merkur in einer Sphinx mit Sonnenscheibe und Uräus auf dem Kopf (Esna IV, 445, Nr. 42) oder der thronende sethköpfige (eselsköpfige) Gott mit zusammengeballten Fäusten vor der Brust (Esna IV, 445, Nr. 41) sehen, auch wenn sie einschränkend sagen, dass das unwahrscheinlich sei. Ein weiterer Irrtum ist ihre Identifikation des geflügelten krokodilköpfigen Vogels mit einem Windgott, der sowohl im Chnumtempel (Esna IV, 445, Nr. 26) als auch im Nordtempel vorkommt (vgl. Tf. XVI, südliches Travée, im Register über dem Südwind) und bei dem es sich um eine der sogenannten mythologischen Figuren handelt (EAT III, 257). Die Figuren der Windgötter sind dagegen in beiden Deckenbildern eindeutig identifizierbar in den Bereichen bzw. auf den Travées abgebildet, die von ihnen nicht weiter beachtet wurden. Auch SAUNERON hat in seinem Vorwort zu Esna IV Informationen zu der Decke gegeben. So stellt er heraus, dass die Travées C und D, B und E und irgendwie auch A und F zusammengehören, auch wenn das letzte Paar schwer zu greifen ist (S. XI–XIII). Des Weiteren gibt er eine Übersicht zu den zwölf Tierkreiszeichen (Esna IV, XIV, Abb. 2) und zu den „phantastischen“ Figuren an (Esna IV, XVII, Abb. 3), die hier und anderenorts auch als mythologische Figuren bezeichnet werden. Er teilt diese in vier verschiedene Gruppen ein (A–D): A – Verlängerung einer natürlichen Form B – Mischung zweier Tiere, wobei einem Schlangen- oder Krokodilkörper ein oder mehrere andere Köpfe aufgesetzt werden C – einem Schlangenkörper werden zusätzliche Beine, Arme und Köpfe beigefügt

840 Vgl. BRUGSCH, Thes., Einleitung, I–V, mit Bezug auf LEPSIUS, Chronologie, von 1849, S. 66ff.

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5.1.5 Esna, Forschungsstand

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D – Mischung verschiedener Lebensformen wie Schlange und Baum oder Kompositfiguren aus mehr als drei Elementen. Die ausführlichste Bearbeitung ist neueren Datums und stammt von Alexandra VON LIEVEN. In ihrer ersten und vollständigen Bearbeitung Der Himmel über Esna untersucht sie am Ende der Übersetzungen zunächst (1) die Stellung der Decke von Esna im Rahmen der Tradition astronomischer Decken841, (2) die Bezüge der Travées zueinander842 und (3) das Verhältnis von Bildern und Texten843. Danach widmet sie auch dem Textmaterial weitere zusammenfassende Kapitel, bevor sie ihre Untersuchung mit dem Kapitel „Entwurf einer Religiösen Astronomie“ beendet. Sie stellt in Bezug zum Bildprogramm (1) heraus, dass unter allen erhaltenen Deckenbildern der griechisch-römischen Zeit sich tatsächlich nur drei aufgrund ihrer vergleichbaren Architektur mit der von Esna vergleichen lassen. Das sind die Decken der Pronaoi in Dendara und in Philä, wobei die Decke des Pronaos des Tempels von Esna-Nord aufgrund seiner vollständigen Zerstörung nicht mehr mit einbezogen werden kann. Das Programm in Philä folgt jedoch mit seinem Schwerpunkt auf dem Stundenritual, auf die Stundenwachen und einem sehr verkürzten Bildstreifen zu astronomischen Themen (Plafond II‘) einer ganz anderen Zielsetzung und entfällt für diese Betrachtung. Somit bleibt nur die Decke des Pronaos von Dendara übrig, zu der sich allerdings deutliche Parallelen feststellen lassen844. Nach VON LIEVEN zeigen beide Decken einen gewissen „Drang zur Symmetrie“, der jedoch unterschiedlich gelöst wird. Daneben verwenden aber beide Orte auch lokaltypische astrale und sonstige Gottheiten. Auffallend sei jedoch, dass die Figuren in Dendara „restriktiver in Symmetrie und Planung“ eingesetzt wurden als in Esna, wo die einzelnen Figuren weniger „in Reih und Glied auf der Grundlinie stehen“. Da sich dieses Prinzip auch auf der Decke des Tempels von Esna-Nord wiederfindet, könnte hier „eine möglichst getreue Wiedergabe tatsächlicher Positionen von Sternbildern angestrebt“ gewesen sein845. Was die Bezüge der einzelnen Tableaus zueinander (2) betrifft, weist sie auf das Prinzip der thematischen Symmetrie der „Grammaire du temple“ hin. Auch wenn diese Symmetrie in Esna weniger stark ausgeprägt sei als in Dendara, sind die Travées doch klar aufeinander bezogen. Die Bildstreifen A und F weisen beide etliche ungewöhnliche Wesen auf, bei denen es sich zum Teil um unidentifizierte Sternbilder handelt846. Die Travées B und E geben die anthropo- und ophiomorphen Dekane wieder, ohne dass endgültig geklärt werden kann, worin der Unterschied zwischen beiden liegt. Als Lösungsvorschlag bietet sie an, dass die Schlangengestalt die „eigentliche“ Form des Dekans darstellt, während die anthropomorphe den Gott wiedergibt, mit dem die jeweiligen Dekane identifiziert werden847. Hier weist sie auf die Belege in Hermopolis A und B (EAT III, 54–56, Nr. 40 mit Tf. 26 und 56–58, Nr. 41), wo sich neben den Dekannamen auch solche von assoziierten Gottheiten finden lassen, aber auch auf die in Dendara belegten Darstellungen von schlangen-

841 842 843 844 845 846 847

Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 176–179. Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 180–181. Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 181–182. Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 178. Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 178–179. Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 180. S. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 180, auch mit Verweis auf Anm. 541.

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5.1.5 Esna

gestaltigen Dekanen mit Angabe des Materials und der Größe der Statuen, die sie repräsentieren. Auch sei die ophiomorphe Gestalt als die „gefährlichere“ betrachtet worden, wobei sie auf Amulette verweist, die Bestandteil der gräko-ägyptischen Astrologie sind848. Zudem weist sie auf einem möglichen Zusammenhang zwischen den Pfeilgöttern und den Sethos I B-Dekanen hin, die beide in enger Beziehung zu Sachmet stehen. Dabei soll es sich bei den Krügen, die einige Mitglieder der Gruppe tragen und die zur festen Ikonographie dieser Dekangruppe gehören, um Weinkrüge handeln, die einen Hinweis auf die Besänftigung der blutrünstigen Göttin Sachmet geben, welche mit ihrem Inhalt betrunken gemacht werden soll849. Hier komme den Dekanen eine schicksalhafte Funktion zu, die sich mit dem, was auch für die Astrologie zentral ist, deckt und insofern passen der Tierkreis und die schlangengestaltigen Dekane besonders gut zusammen850. Außerdem lässt sich mit dem „Hirten“ und dem „Tod“ unter den Zodiakalzeichen eine dritte Reihe von Dekanen nachweisen, die parallel zu den Tanis- und Sethos I B-Dekanen verwendet wurden und dazu gedient hat, die einzelnen Zodiakuszeichen „gradgenau“ in je drei Abschnitte einzuteilen851. Das letzte Paar zeigt sich in den Tableaus C und D, deren Bezug zum Sonnenlauf und Mondzyklus „keiner weiteren Erläuterung“ bedarf. Am Schluss ihrer Darlegung zu den Bezügen der einzelnen Bildtableaus zueinander weist sie noch auf die enge Verknüpfung von E und F hin, die außerhalb der eigentlichen Symmetrie steht und Darstellungen der Himmelsgöttinnen beinhalten. Hier schlägt sie vor, dass die Figuren von Travée F die Segnungen und die „Fürsorge des Himmels und damit der das Glück garantierenden kosmischen Ordnung“ repräsentieren, wohingegen im Falle von Travée E die Schicksalsthematik auch mit den gefahrvollen Aspekten im Zentrum stehen könnte852. Sie fügt hinzu, dass eine Verbindung von Schicksal (S#y, Travée E) und Glück (rnnt, Travée F) als die beiden im Leben vorhandenen gegensätzlichen Möglichkeiten zu sehen und verweist dazu auf den Text Esna IV, 424853, in dem beschrieben wird, dass beides in der Faust des Chnum, des Herren von Esna, liegt. Im Abschnitt „Verhältnis der Bilder und Texte zueinander“ (3), zeigt sie auf, dass Bilder und Texte eindeutig aufeinander Bezug nehmen und einzelne Abschnitte miteinander verbinden, wozu auch die Decke des Mittelgangs mit den Geiern zählt854. Die Decke des Pronaos von Esna Eingangs wurde schon darauf hingewiesen, dass auch die Gestaltung der einzelnen Bildstreifen der Decke des Pronaos von Esna, ähnlich wie die Decke des Pronaos von Dendara einer symmetrischen Anordnung folgt. Auch VON LIEVEN weist – wie oben schon ausgeführt – auf diese „thematische Symmetrie“ hin855. Unumstritten sollte in diesem Zusammenhang sein, 848 849 850 851 852 853 854 855

S. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 180. S. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 180–181. S. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 181. S. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 181. Hier wird auf die Tafeln von Grand verwiesen, auf der diese dritte Dekanreihe abgebildet ist (vgl. dazu die Publikation von GOYON, in: ABRY, Les tablettes astrologiques de Grand (Vosges), 63–76). S. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 181. Bei dem Text handelt es sich um die nördliche Architravinschrift des mittleren Travées, auf dem die Geier dargestellt sind. Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 181–182. Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 180.

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5.1.5 Esna, Gesamtübersicht

511

dass die Komposition einer solchen Dekoration das Resultat einer durchdachten und in sich logischen Planung war, die einem festgelegten Entwurf folgte. Ein solcher Entwurf wurde sicherlich auch schriftlich fixiert und in der örtlichen Tempelbibliothek aufbewahrt856. An dieser Stelle folgt nun eine Übersicht zu den jeweils korrespondierenden Travées der Deckendekoration des Pronaos von Esna, die –wie in Dendara – von innen nach außen erfolgt. Die beiden inneren Travées C und D geben, in unterschiedlichen Gewichtungen, den Sonnenlauf und den Mondzyklus wieder857. Dabei zeigt sich, wie ihre gegenseitige Abhängigkeit theologisch interpretiert wird. Zum Ausdruck gebracht wird das, indem auf der Nordhälfte (Travée C) der Sonnenlauf am Tage und vor allem in der Nacht und in kleinerem Umfang auch der Mondzyklus dargestellt wird. Dagegen wird auf der Südhälfte (Travée D) mit der Mondprozession der Mondzyklus, aber auch der Tageslauf der Sonne nach dem alten Vorbild des Stundenrituals aufgezeigt. Um die Verteilung der Themen auf die Nord- bzw. Südseite verstehen zu können, muss berücksichtigt werden, dass mit der Errichtung von Millionenjahrhäusern im Neuen Reich besondere Tempelanlagen errichtet wurden, die der kosmischen Ostwestachse eine theologisch begründete Nordsüdachse hinzufügen. Hierbei widmet sich die Ostwestachse dem Lauf der Gestirne von ihrem Aufgang bis zum Untergang und integriert diesen Lauf in unterschiedlicher Art und Weise in die Achse des Tempelgebäudes. Die Nordsüdachse ist dagegen ein theologisches Konstrukt, was mit der Vereinigung von Re und Osiris während der nächtlichen Sonnenfahrt die Aufgabe hat, das an Osiris geknüpfte Königtum zu erneuern und damit zu legitimieren. Sie thematisiert den jenseitigen Raum, in dem Re mit dem Norden verbunden ist, also dem Ort, in dem die nächtliche Sonnenfahrt lokalisiert ist und Osiris mit dem Süden, wo er als Orion am südlichen Nachthimmel präsent ist oder als Vollmond am 15. Mondmonatstag den Höhepunkt seiner Macht besitzt. In diesem theologischen Umfeld ist somit der Norden Re gewidmet, wo die Nachtfahrt der Sonne im Jenseits dargestellt wird. Der Süden hingegen, der zum Reich des Osiris im Jenseits gehört, zeigt neben dem Mondzyklus den Sonnengott am Anfang, in der Mitte und am Ende des Tages, also während der Tagesfahrt der Sonne. Die beiden mittleren Travées B und E geben Sterne und insbesondere Dekane858 wieder, die im Ablauf eines Jahres in Verbindung mit Sternuhren und zusätzlich unter Einbeziehung weiterer Sternenkonstellationen wie des Tierkreises und anderer Himmelsphänomene, das Jahr einteilen. Das nördliche Travée B ist dabei ganz den Tanisdekanen und einer rein mechanischen Wiedergabe der nördlichen und südlichen Konstellation gewidmet, wie sie, anders formuliert, auch schon auf den Unterseiten der Sargdeckel des Mittleren Reichs, in Kombination mit diagonalen Sternuhren, zu finden waren. Die Tanisdekane werden an den Tierkreis gebunden, und sind anders als andere Listen altägyptischer Dekane ohne jegliche Zusatztage in 36 Dekaden zu je drei pro Tierkreiszeichen aufgeteilt.

856 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 180, mit Anm. 540 und einem Verweis auf einen Papyrus aus Tebtynis, der vermutlich eine Wanddekoration eines Tempels und dezidiert auch die hieroglyphische Schreibung für diese notiert. 857 So auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 181. 858 Vgl. VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 180, mit Anm. 541 nennt die beiden verschiedenen Dekan-Familien zusammenfassend ophiomorph für die Sethos I B-Familie und anthropomorph für die Familie der Tanisdekane.

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5.1.5 Esna

Die Texte, die sich auf die bildlichen Darstellungen beziehen, bezeichnen die Dekane als b#w-onXw, einfach nur onXw und b#ktyw, wobei es sich bei dem Text vermutlich um einen Ausschnitt aus dem solar konnotierten Stundenritual handelt, der in Esna an Orion/Osiris angepasst wurde (Esna IV, 408). Die seitlichen Architravinschriften (Esna IV, 406 im Süden und Esna IV, 413 im Norden) sprechen die Dekane in der südlichen Inschrift als b#w-onXw und b#ktyw an und beschreibt sie als Sterne am Nachthimmel. Zusätzlich werden sie als strafende Götter und als wpwtyw in den Städten und Gauen bezeichnet, was auf ihre Rolle als Schutzgottheiten referiert, die sich schon generell für Dekane auf kleinen Statuen der 22. Dynastie wiederfinden859. Die Nordhälfte dagegen beschäftigt sich hauptsächlich mit Orion. Die Inschrift betont seine Verbindung zu Osiris, aber auch seine Teilnahme am Sonnenlauf. Travée E ist, neben den Sethos I B-Dekanen, mehreren Göttergruppen gewidmet und wird von zwei Figuren der Himmelsgöttin an den kurzen Enden eingerahmt. Dabei stehen im östlichen Abschnitt die Tierkreiszeichen. Sie fangen im unteren, südlich gelegenen Register mit Virgo an und reichen bis zu Aquarius. Im oberen, nördlichen Abschnitt werden die ZodiakusZeichen mit Pisces fortgeführt, um dann unterhalb der Hände der östlichen Nutfigur mit Leo zu enden. Die Figuren des Tierkreises werden von zahlreichen Sternen umgeben, die den nächtlichen Sternenhimmel andeuten. Dabei entspricht die Nordsüdverteilung weitestgehend der Lage der Sternzeichen im Koordinatensystem des nächtlichen Himmels. Die äußeren Planeten Jupiter, Saturn und Mars wurden in die Zodiakus-Zeichen nach der astrologischen Lehre eingebunden und stehen im Hypsoma. Dazu gehören auch Sonne und Mond, die nach dieser Lehre im Widder und Stier stehen. Nur die beiden inneren Planeten Venus und Merkur, die sowohl als Morgen- als auch als Abendsterne bekannt waren, fehlen oder sind nicht identifizierbar. Am westlichen Ende, das ja auch mit einer Nutfigur abgeschlossen wird, ist eine Auswahl von Sethos I B-Dekanen wiedergegeben. Des Weiteren sind über das gesamte Travée verschiedene Gruppen von mythologischen Wesen verstreut, die in Schlangen- oder Krokodilgestalt erscheinen. Dazu gehören neben verschiedenen sogenannten mythologischen Figuren sechs der sieben Pfeile. Ihr Hintergrund ist wie der der Sethos I B-Dekane nicht mit Sternen versehen. Bei den sogenannten mythologischen Wesen sowie bei den sieben Pfeilen hat sich im Vergleich mit dem Deckenbild im Nordtempel von Esna gezeigt, dass – bis auf eine Gruppe von Krokodil- bzw. Schlangenwesen – weder die mythologischen Figuren noch die Figurengruppen der Pfeile astrale Gottheiten im Sinne von Fixsternen darstellen können, da sie nicht einheitlich an derselben Stelle zwischen den Tierkreiszeichen bzw. den dazu parallel verlaufenden Dekanen stehen. Möglicherweise handelt es sich bei ihnen um temporäre und lokal weniger gebundene Himmelsphänomene wie z. B. Sternschnuppen. Auffallend ist, dass die Pfeilgötter tendenziell in der Umgebung der Planeten oder in der als „Feindbilder“ gestalteten Dekane stehen, womit ihre Aufgabe sein wird, ihr Umfeld schützend abzusichern. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Nut am Ostende, bei der sowohl der Sonnenaufgangs- wie der Sonnenuntergangsbereich von je einer Figurengruppe der Pfeile gesichert wird. Der Raum bei der westlichen Himmelsgöttin ist dagegen von den Sethos I B Dekanen besetzt, die mit ihren Schlangen- und Löwengestalten selbst eine Schutzfunktion haben. 859 Vgl. MENDEL, Monatsgöttinnen, 45–48 (Statuensitz Kairo CG 38924) und 48–49 (Statuensitz Sammlung Hornblower). Auf diesen beiden Denkmälern sind auf dem Sitz zu einer weiblichen Gottheit (Mut im Falle von CG 38924) die Monatsgöttinnen zusammen mit den Dekanen der Sethos I B-Familie sowie den Pseudodekanen (= Monatsgötter) abgebildet, wobei sich die Figuren der Dekane und der Monatsgötter relativ sicher durch ihre distinktive Ikonographie bestimmen lassen.

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5.1.5 Esna, Gesamtübersicht

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Die zu Travée E gehörenden seitlichen Architrav-Inschriften (Esna IV, 442 im Norden und Esna IV, 449 im Süden) widmen sich hauptsächlich der Himmelsgöttin mit ihrer Beziehung zur lokalen Neith und ihrer Funktion als Geiergöttin Nechbet, die dafür zuständig ist, dass die X#b#s-Sterne ihren Sitz betreten (Esna IV, 442). Sie beschützt Ägypten und ist für seine Versorgung zuständig, wobei ihr die X#tyw-Dämonen beistehen, die in ihrem Gefolge sind, während die wpwtyw-Boten sie umkreisen und aus ihrem Inneren ein- und austreten. Letzteres spricht stark dafür, dass die wpwtyw-Boten mit den abgebildeten schlangen- und löwengestaltigen Dekanen identisch sein können, bzw. jede Art von Dekanen bezeichnen (vgl. Esna IV, 406). Die gegenüberliegende Architrav-Inschrift (Esna IV, 449) beginnt zunächst ebenfalls mit der Himmelsgöttin, beschäftigt sich dann aber eher mit der Sonne bzw. dem Sonnengott und den beiden Hauptgestirnen Sonne und Mond, bei denen es sich um die beiden Augen des Gottes handelt. Nut ist in dieser Inschrift lediglich der Rahmen für den solaren Gott, der tagtäglich seine Bahn am Himmel zieht. Hervorzuheben ist, dass die Funktion der Dekane auf beiden Travées etwas unterschiedlich beschrieben wird. Auf dem nördlichen Travée B werden sie als b#w-onXw, einfach nur onXw und b#ktyw bezeichnet, und ihre Rolle als wpwtyw-Boten wird nur am Rande erwähnt. Dagegen stehen die wpwtyw-Boten und X#tyw-Dämonen auf Travée E eher im Vordergrund, bei denen der Schutzaspekt deutlich stärker betont wird und weniger ihre Funktion als Stundenanzeiger in der Nacht. Die beiden äußeren Travées A und F rahmen das gesamte Deckenbild ein und richten es über die Positionierung der vier Windgötter geographisch aus. Dabei steht jeder der theriomorph gestalteten Windgötter mit seinen Füßen an dem Rand, zu dem seine Himmelsrichtung gehört. Sie blicken alle nach rechts und erwecken so, auf die gesamte Decke bezogen, den Eindruck eines Kreislaufs. Beide Travées geben Gestirne am Himmel wieder, die einer bestimmten Himmelsrichtung zugewiesen werden können. Um dies zu unterstreichen, werden auf dem nördlichen Bildstreifen in der nördlichen und östlichen Ecke um die einzelnen Figuren herum aufgemalte Sterne gesetzt, die jedoch auf dem südlichen Travée nach dem, was heute erkennbar ist, gänzlich fehlen. Das nördliche Travée A gibt neben den Sternbildern des Nordens und Ostens Sonnenbarken und die sichtbaren Phasen des Mondes wieder. Travée F zeigt dagegen, neben den mythologischen Sternbildern des Südens und Westens, weitere Himmelsbewohner, die jedoch nicht dem von der Erde aus sichtbaren Himmel angehören, womit das Thema dieser beiden Travées die sichtbaren versus nicht sichtbaren Gestirne am Himmel sind. Das am südlichen Rand befindliche äußere Travée F zeigt wiederum je eine Figur der Himmelsgöttin an den kurzen Enden. Ihre Füße stehen nicht wie bei den benachbarten Göttinnen von Travée E gerade auf einer gedachten Bodenlinie, sondern ragen mit den ausgestreckten Zehen in einen leeren Raum hinein. Auch stehen sie jeweils mit den Beinen zueinander und gespiegelt zu denen von Bildstreifen E. Darin könnte sich die Opposition sichtbarer nächtlicher Sternenhimmel versus nicht-sichtbarer, jenseitiger Himmel zeigen, wobei die Sterne von Travée E am und die von Travée F im Körper der Nut verortet würden. In der südlichen Ecke des Travées finden sich die Sternbilder der südlichen Konstellation. Sie werden um zusätzliche Gottheiten erweitert, die mit der südlichen Konstellation verwandt sind und für den Beginn der Überschwemmung stehen. Zu ihnen gesellen sich noch andere Elemente, die den Süden repräsentieren (Westwind und südliche Himmelsstütze sowie weitere Gottheiten), was ihre Zugehörigkeit zum Süden noch einmal unterstreicht.

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514

5.1.5 Esna

Im mittleren Bereich des Travées zeigt sich eine Aufteilung der Bildkomposition in zwei Hälften, die sich in eine irdische oder chthonische und in eine himmlische Ebene unterscheiden lassen, obwohl beide natürlich immer noch einer entfernten Himmelssphäre angehören. Am Ende des Bildstreifens befinden sich Sternbilder, die wohl in einer stärkeren Verbindung zum Westen stehen, was dann durch die Anwesenheit des Westwindes noch einmal betont wird. Zusammenfassung Die Decken des Pronaos von Esna und Dendara zeigen auch aufgrund von Gemeinsamkeiten in der Architektur eine vergleichbare Einteilung, aber auch deutliche Unterschiede. Die vorhandenen Gemeinsamkeiten erklären sich dabei nicht ausschließlich durch die Architektur wie die grundlegende Einteilung von zwei mal drei Travées zu beiden Seiten eines Mittelgangs, der selbst mit einer Geierdecke dekoriert ist. Nach dem Vorbild VON LIEVENs wurde (Abb. 236–237) jeweils ein Schema der Decke von Esna und eines der Decke von Dendara erstellt, in dem die Positionen der Himmelsgöttinnen angezeigt wurden. Zu beachten ist, dass die Schemata gegenüber VON LIEVEN um 180° gedreht sind. Das Tempelinnere und der Eingang wurden synchronisiert und die einzelnen Gottheiten und Göttergruppen summarisch nach dem Farbschema der Tafeln angepasst (s. hier die Legende unterhalb des Inhaltsverzeichnisses zu den Tafeln), um sie optisch leichter zu unterscheiden, aber auch vergleichen zu können. Obwohl die Gemeinsamkeit in der Architektur augenfällig ist, wird darin nicht begründet sein, warum die Themen Sonnenlauf und Mondzyklus im mittleren Bereich der Decke liegen müssten. Stattdessen wird eine theologische Konvention vorliegen, die sowohl in Esna als auch in Dendara durch den äußeren Rahmen bestimmt wird. Dieser ist im Falle von Esna mit der Festlegung der Himmelsrichtungen und den dazugehörenden Gestirnen und in Dendara durch die abschließenden Bilder der Himmelsgöttin gegeben. Aufgrund der Orientierung des gesamten Tempels, der in Esna bestimmt, dass die beiden Hälften der Nordsüdachse zugewiesen werden, sind auch die abgehandelten Themen stärker an diese Ausrichtung angepasst. Diese Nordsüdachse beinhaltet eine theologische Konstruktion, bei der die Vereinigung von Re und Osiris während der nächtlichen Sonnenfahrt im Zentrum steht und mit ihr die Erneuerung und Legitimierung des Königtums. In diesem System, das in einem jenseitigen Raum zu lokalisieren ist, findet die nächtliche Fahrt der Sonne im Norden statt, während Osiris im Süden residiert, wo er als Orion am südlichen Nachthimmel zu sehen ist oder als Vollmond am 15. Mondmonatstag den Höhepunkt seiner Macht als herrschender König besitzt. In den Travées in Esna zeigt sich nun diese Aufteilung dadurch, dass – vor allem auf der Südhälfte – Jenseitsthemen bzw. Themen des unsichtbaren Raumes stärker mit solchen verwoben sind und sich überlappen, die auch den sichtbaren Himmel betreffen. Hier sind u. a. die verschiedenen Sonnenbarken der Tages-, aber auch Nachtstunden nach dem Vorbild des Stundenrituals (Travée C, aber auch D und A) und sicherlich auch zumindest z. T. die verschiedenen Sternenkonstellationen der vier Himmelsrichtungen zu nennen (Travée A und F), die sich in den jeweiligen Ecken in der Umgebung der vier theriomorphen Winde befinden. Aber auch der Tierkreis und die Dekane der Sethos I B-Familie auf Travée E. Auch zählen die Texte, in denen sich verschiedene Adaptionen solar konnotierter Erzählungen finden, die an Orion oder den Mond angepasst wurden (vgl. Esna IV, 408 zu Travée B) zu diesem Themenkreis.

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5.1.5 Esna, Zusammenfassung

515

Die Position der beiden Himmelsgöttinnen in Travée E kombiniert die Himmelsrichtungen Westen (Kopf der Göttinnen) mit Norden (Tempelausrichtung) und Osten (Schoß der Göttinnen) mit Süden (Tempelausrichtung), was der zu erwartenden Verteilung der Kardinalpunkte entspricht und sich mit dem Lauf der Gestirne am Himmel korrelieren lässt. Außerdem stehen die Zodiakuszeichen der südlichen Hemisphäre (das sind Waage, Skorpion, Schütze und Steinbock) im Süden und die der nördlichen (Stier, Zwillinge, Krebs und Löwe) entsprechend im Norden, was sicherlich nicht dem Zufall geschuldet ist. Im Falle von Travée F ist die Kombination eine andere: Hier werden durch die Stellung der Himmelsgöttinnen der Osten (Schoß der Göttinnen) mit dem Norden (Tempelausrichtung) und der Westen (Kopf der Göttinnen) mit dem Süden (Tempelausrichtung) verknüpft. Und genau diese Verknüpfung findet sich auch in den Quellen zur sogenannten „Balsamierungshalle“ wieder860. Diese ist in zwei Felder aufgeteilt: ein oberes und ein unteres Feld. Das obere Feld ist oben von einer Flügelsonne, rechts von einem West- und links von einem Ostzeichen begrenzt. Unter der Flügelsonne ist auf der unteren Standlinie rechts eine Abendbarke mit Atum und links eine Morgenbarke mit Re dargestellt, wobei beide Barken mit dem Bug zueinanderstehen. Auf der rechten, westlichen Hälfte steht eine Gruppe von zwölf Göttern des Südens, während links eine weitere Gruppe von zwölf Göttern des Nordens vor dem Zeichen des Ostens stehen. Das Feld darunter zeigt den auf dem Bauch liegenden Osiris in einem Schrein, der auf einer Löwenbahre steht, die zu beiden Seiten von Schutzgöttern bewacht wird. Unter der Bahre sind verschiedene Kronen und Herrschaftsinsignien abgebildet. Die in den beiden Bereichen zusammengestellten Götter werden, von Detailfragen abgesehen, oben die Götter des Himmels und unten die Götter der Unterwelt wiedergeben. Sie stehen jeweils für die Sphären des Sonnengottes Re, bzw. des Herrschers der Unterwelt Osiris und kombinieren nach ASSMANN861 die Themen „solare Auferstehung“ und „osirianische Auferweckung“. In Esna wurde dieses Thema in Travée F variiert und mit Gottheiten besetzt, die zu einer oberen, himmlischen und einer unteren, chthonischen Ebene gehören. Wenn auch das vorherrschende Thema der Decke in Esna der Sonnenlauf mit seiner engen Verflechtung zum osirianischen Mondzyklus ist (vorwiegend Travées C und D, aber auch A), so gehören zur Welt des Himmels noch weitere Themen, die in den übrigen Bildstreifen abgehandelt werden. Die mittleren Travées B und E geben jeweils mit unterschiedlichen Götterkreisen je ein vollständiges Set von Sternenkonstellationen wieder, die im Laufe eines Jahres am Himmel sichtbar sind und im Falle der Dekane dazu verwendet werden können, die Nachtstunden im Laufe des Jahres anzuzeigen. Der Unterschied zwischen beiden ist, dass Travée B ausschließlich die sichtbaren Fixsterne des Nachthimmels zeigt, während Travée E auch solche beinhaltet und durch die Abwesenheit von dazwischen gestellten Sternen markiert, die nicht dazu gehören.

860 Vgl. Sethos I. in Abydos: FRANKFORT, The Cenotaph of Seti I at Abydos, Tf. LXXIV; Ramses VI: PIANKOFF, The Tomb of Ramses VI, 438, Abb. 142 und Tfn 183–185; Ramses IX: PIANKOFF, in: BIFAO 46, 1946, 87, Anm. 1 (mit Verweis auf: GUILMANT, Le tombeau de Ramsès IX, pl. XCIII); Scheschonk, Tanis: MONTET, La nécropole royale de Tanis III, Tf. 30ff, S. 67–69; Grab des Padiamenope in Theben-West: PIANKOFF, in: BIFAO 46, 1946, 87; Mutirdis: ASSMANN, Mutirdis, 91, Abb. 41 und Pabasa: ASSMANN, Mutirdis, S. 90, mit Anm. 73. 861 Vgl. ASSMANN, Mutirdis, 15.

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5.1.5 Esna

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Abb. 236: Schema der gesamten Decke von Esna, angelehnt an: VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, Tf. 8a © 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11795-1 — ISBN E-Book: 978-3-447-39260-0

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Abb. 237: Schema der gesamten Decke von Dendara, angelehnt an: VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, Tf. 8b

5.1.5 Esna, Zusammenfassung

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5.1.5 Esna

Die klassischen fünf Planeten, von denen jedoch tatsächlich nur drei eindeutig bestimmbar sind, werden ausschließlich in den Tierkreis eingebunden. Dabei werden nach der astrologischen Lehre neben Mond und Sonne nur die äußeren Planeten Jupiter, Saturn und Mars im Hypsoma stehend integriert und erhalten zudem Attribute, die nicht ägyptischen Ursprungs sind. Letzteres unterstreicht vielleicht die „ausländische“ Herkunft der Astrologie, die jedoch zugleich problemlos in das existierende ägyptische Weltgebäude eingepasst und adaptiert worden ist. Zu diesem Umstand könnte auch zählen, dass die inneren Planeten Merkur und Venus, die zugleich vom Neuen Reich an als Morgen- und Abendstern bekannt warten, aus diesem System herausgenommen wurden und sicher im Falle von Merkur in einer eigenen Ikonographie, auf einem ganz anderen Travée abgebildet wurden. Ob sich beide Planeten doch noch hinter einzelnen mythologischen Figuren von Travée E verbergen (m. E. weniger wahrscheinlich) oder ob sich Venus in anderer Gestalt unter den Sternbildern des östlichen Horizonts befindet (m. E. sehr gut möglich und wenn dann möglicherweise in der Umgebung des morgendlichen Merkur), kann zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht geklärt werden. Die äußeren Travées A und F, die – wie oben schon erwähnt wurde – den Rahmen der gesamten Deckenkompositon bilden, geben schließlich die Gestirne wieder, die den einzelnen Himmelsrichtungen zugeordnet werden können. Dabei sind auf dem nördlichen Travée solche Sternenkonstellationen vorhanden, die sich am nächtlichen bzw. morgendlichen Sternenhimmel finden lassen und auf dem südlichen solche, die in der dargestellten Form eher in einem jenseits orientierten Himmel existieren. Den offensichtlichsten Unterschied zeigen im Falle von Travée A die Mondphasen, die den Mondstand im Laufe eines Monats wiedergeben sollen und tatsächlich auch am Himmel beobachtet werden können. Dabei könnte es allein der Grammatik der Dekoration862 geschuldet sein, dass aufgrund der Stellung der Sonne in den Sonnenbarken am westlichen bzw. am östlichen Ende des jeweiligen Registers und vor den Mondphasen die sichtbare Mondsichel auf die dargestellte Sonne und nicht auf den real sichtbaren Mond am Himmel ausgerichtet ist. Im Falle von Travée F ist der Bezug zum jenseitigen Raum deutlich subtiler, da über die dargestellten Wesen und deren Stellung innerhalb der späten ägyptischen Religion kaum etwas bekannt ist. Den wesentlichen Unterschied sehe ich in der Stellung der Himmelsgöttinnen, die Art, wie ihre Füße in den bodenlosen Raum hineinragen und die Abwesenheit der Sterne, die sich bei den Gestirnen des Nordens und des Ostens, aber auch beim benachbarten Travée E im Umfeld der Tierkreiszeichen finden. Diese zuletzt genannte Beobachtung ließ sich auch in Dendara und in Athribis machen. In Dendara sind auf den östlichen Travées II und III um die Gottheiten herum Sterne aufgemalt und in Athribis ist unter dem vertieften Relief mit den Darstellungen ein Teppich aus Sternenreihen in erhabenem Relief erkennbar. Im Chnumtempel sowie im Nordtempel von Esna wurden für die verschiedenen Götterreihen wie die Tanis- und die Sethos I B-Dekane (Esna-Nord) und die Tierkreiszeichen die im ägyptischen Raum etablierten Anfänge verwendet. Entsprechend beginnt die Reihe der TanisDekane mit dem 1. Dekan (Knmt) bei der südlichen Konstellation und endet bei Nr. 36 (PHwy-

862 Der Begriff ist angelehnt an die „Grammaire du temple“, der von DERCHAIN (in: CdÉ 37, 1962, 31–65) für die Tempel der griechisch-römischen Zeit etabliert wurde. Der erweiterte Begriff soll unterstreichen, dass sich diese „Grammatik“ nicht nur auf Tempel, sondern auch auf alle übrigen Denkmäler bezieht.

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5.1.5 Esna, Zusammenfassung

519

Hry) vor der nördlichen Konstellation863. Die Tierkreiszeichen beginnen bei Leo (letztes Zeichen im oberen Register) und enden bei Virgo (erstes Zeichen im unteren Register), was synchron zur Abfolge der Tanis-Dekane in Travée B verläuft864. Hierzu zählen ebenfalls die Sonnenbarken des Tages, die mit der ersten Stunde im Osten beginnen und bis zur letzten Stunde ganz im Westen, aufgereiht sind (Travée C, Esna IV, 415 und Travée D, Esna IV, 434), sowie die der Nacht, die von Westen nach Osten verlaufen (Travée C, Esna IV, 418), oder auch der Mond, der mit dem Neumond im oberen Register ganz im Westen beginnt, mit jedem Tag voller wird, bis er dann im Osten als Vollmond leuchtet, dann ins untere Register wechselt, um damit seine Reise wieder von Osten nach Westen abzuschließen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der entscheidende Unterschied der Deckendekoration zwischen Dendara und Esna (inklusive Esna-Nord) darin besteht, dass die Decke in Dendara an der Ostwestachse und die von Esna an der Nordsüdachse ausgerichtet wurde. Dabei wurden in Esna die Gestirne des Himmels nach den Kardinalpunkten angeordnet und gleichzeitig in eine nordöstliche, dem sichtbaren Himmel und eine südwestliche, dem unsichtbaren Himmel, zugehörige Ebene unterschieden, bei denen es sich in Einzelfällen auch um die Opposition Tag und Nacht handeln kann. Dagegen steht in der Dekoration der Decke von Dendara der heliakische Aufgang der Sothis kurz vor dem ägyptischen Neujahrstag im Vordergrund. Dazu sind die eine Hälfte der Tierkreiszeichen, die in dieser Nacht nacheinander aufgehen und am Nachthimmel noch sichtbar sind (Wassermann bis Krebs, wobei der Krebs von der Sonne am Morgen überstrahlt wird), mit den Nachtstunden von der ersten bis zur letzten am östlichen Himmel wiedergegeben und parallel dazu die zweite Hälfte der Tierkreiszeichen, die nicht mehr sichtbar sind, am westlichen Himmel (Löwe bis Steinbock), wiederum mit den Nachtstunden von der letzten bis zur ersten Stunde. Auch in Dendara ergab sich für die beiden Hälften der Decke eine Opposition zwischen sichtbaren versus unsichtbaren Sphären des Himmels und seinen Bewohnern, die in eine Tages- und Nachtseite aufgespalten ist, wie es die Tages- und Nachthäuser der Planeten ausdrücken. Den letzten Punkt haben also wieder beide Decken gemeinsam, nicht aber den jeweiligen Fokus, der in Dendara den heliakischen Aufgang der Sothis in monumentaler Weise verewigt, während in Esna der regenerative Erneuerungsprozess der Himmelsbewohner zwischen dem nördlichen und südlichen Himmel stattfindet.

863 Vgl. hierzu EAT III, 141–147. 864 Vgl. hierzu EAT III, 206, wo NEUGEBAUER und PARKER anmerken, dass in den attestierten Belegen eine Tendenz besteht, die Tierkreise entlang der Solstitien zu teilen. LEITZ, in: SAK 34, 2006, 287 vertritt die Meinung, dass hier nicht nur eine Tendenz besteht. So auch QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 81.

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5 Die Anordnung der Gestirne

5.2 Gräber An dieser Stelle soll nun noch einmal eine kurze Übersicht zu den astronomischen Decken im weitesten Sinn gegeben werden, die z. T. zuvor schon einmal in Zusammenhang mit der Orientierung von Denkmälern865 aufgeführt worden sind. Dabei liegt der Schwerpunkt bei den privaten Gräbern, die bestimmte Darstellungen aus königlichen Gräbern übernommen und an die eigenen Bedürfnisse angepasst haben. Ein wichtiger Abschnitt der Entwicklung der astronomischen Darstellungen an Decken wurde im Grab des Senmut in Deir el-Bahari gesetzt. Die Dekoration hat allerdings einen älteren Vorläufer auf dem Sargdeckel des Heni aus der 11. Dynastie, der jedoch aufgrund seines fragmentarischen Zustandes nicht für weiterführende Untersuchungen verwendet werden kann866. Der Sarg wurde in derselben Zeit dekoriert, in der auch die diagonalen Sternuhren noch in Gebrauch waren, womit dieser in der Tradition letzterer stehen wird. Somit ist es die Decke im Grab des Senmut, die erstmals eine vollständige und vor allem abgewandelte Liste von Dekanen eingeführt. Diese haben zusammen mit ihren göttlichen Begleitern, der erweiterten Darstellung der südlichen Konstellation um Sothis und Orion, den Planeten und den Dreiecksdekanen einen neuen Standard setzt. Parallel zur südlichen Konstellation wird gleichberechtigt auch die nördliche um Mesechtiu, das Nilpferd, weiteren Gottheiten, die ebenfalls zur Zentralgruppe gehören sowie den begleitenden Göttern, die sich rechts und links der Zentralgruppe anschließen, neu aufgestellt und gegenüber den Särgen des mittleren Reiches erheblich erweitert. Beide Konstellationen stellen m. E. je eine Sternenuhr für den südlichen um die Dekane und eine für den nördlichen Himmel um die Zirkumpolarsterne herum867 dar. Die Liste der Senmut-Dekane und die beiden Sternuhren mit der nördlichen und südlichen Konstellation lassen sich danach in den Deckendekorationen der Königsgräber des Neuen Reichs mit neuen Varianten weiterverfolgen. Dazu gesellen sich ab der 18. Dynastie auch die Wasseruhren868, auf deren Außenseiten im obersten Register Dekane, im mittleren Register die nördliche Konstellation und im untersten Register schließlich Monatsgötter aufgelistet werden. Synchronisiert werden diese drei Register mit den zwölf Monatsangaben des bürgerlichen Kalenders. Monumental wird dieser Typ auch an der Decke des Hypostyls im Ramesseum869 und an der Decke im Osirisbezirk (Raum 25) des Totentempels Ramses III.870 umgesetzt. Die senkrechte Mittelachse wird, unten von einem Pavian, der auf einem Djedpfeiler

865 Vgl. auch oben S. 64–90. 866 EAT III, 8–10 mit weiterer Literatur. 867 Vgl. MENDEL, in: Fs Zivie-Coche, BdÉ 178, 2021, 23–52. Eine dezidiert andere Meinung vertreten hier maßgeblich NEUGEBAUER und PARKER, in: EAT I, 3–4 (mit Verweis auf PARKER, Calendars, § 222). Sie gehen davon aus, dass die nördliche Konstellation lediglich Sterne des nördlichen Himmels wiedergeben. Die Gottheiten, die sich rechts und links der zentralen Gruppe anschließen, identifizieren sie als eine Auswahl von Vertretern der Mondmonatstage, von denen einzelne Namen in der griechisch-römischen Zeit belegt sind. Diese Götter der Mondmonatstage sollen eine Verbindung zu den zwölf Scheiben bei Senmut haben, die wiederum wegen ihrer Namen Mondmonate wiedergeben und die ausschließlich bei Senmut Bestandteil der nördlichen Konstellation sind. Eine weiterführende Diskussion mit Literatur zu dem Thema bespricht LEITZ, Studien zur ägyptischen Astronomie, 28–34 . Eine neuere Zusammenstellung der Diskussion findet sich bei ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 5–7 (und 7–13 zu weiteren verwandten Aspekten des Kalenderwesens). 868 Vgl. EAT III, 12–14 mit der Wasseruhr aus Karnak (Kairo CG 37525) und einer aus Tanis, 42–44 mit Tf. 22 B. 869 Vgl. EAT III, 17–18 mit Tf. 5. 870 Vgl. EAT III, 26–27 und Tf. 11.

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5.2 Gräber

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hockt, bestimmt. Darüber ist die Zentralgruppe der nördlichen Konstellation abgebildet und im obersten Register liegt hier die Grenze zwischen Orion und der Isis-Sothis in ihren Barken. Über der Reihe der Dekane, Planeten und Zusatzdekane (sogenannte Dreiecksdekane) sind die Namen der zwölf Monate notiert, die sich jedoch offensichtlich nur zu einem kleinen Teil auf die Dekanliste bezieht. Davon schließen sich nach links – synchron zum 1. Register mit den Monatsgöttern – innen beginnend und von rechts nach links, die Monate 1. – 6. und nach rechts, außen beginnend von rechts nach links, die Monate 7. – 12. an. D. h. die Mittellinie ist zugleich die Grenze zwischen zwei Jahren, die mit dem 12. Monat endet und mit dem 1. Monat des neuen Jahres beginnt. Dabei kann in den Monaten 1. (Juli) – 6. (November/Dezember), also vom Sommer bis in den Winter hinein, die untere Kulmination des Stierschenkels Mesechtiu beobachtet werden und vom Winter bis in den Sommer, mit den Monaten 7. (Januar) – 12. (Mai/Juni) die obere Kulmination. Nur in den Monaten Dezember und Juni kann aufgrund der nahenden Dämmerung keine Kulmination beobachtet werden. Dabei liegt die Vermutung nahe, dass dieser Umstand Bestandteil der Planung gewesen ist871. Diese Art der astronomischen Decke ist aber auch deswegen bemerkenswert, weil sie die südliche und nördliche Konstellation in der Darstellung gleich gewichtet und mit den einzelnen Monaten des Kalenders wie bei Senmut in eine Korrelation bringt. Damit handelt es sich nicht nur um eine mögliche Variante zu Senmut, sondern wirft auch ein neues Bild auf die etwas später belegte erweiterte Liste der Sethos I B-Dekane, bei der die 36 Dekane um zwölf Monatsgötter, die fünf Epagomenentage und weitere Zusatzdekane für diese Tage erweitert wurden. Ungefähr zeitgleich ist eine weitere Entwicklungslinie anzusetzen, welche die Göttin Nut als tatsächliche Figur mit dem nächtlichen Sternenhimmel kombiniert. Sie ist erstmals im Osireion in Abydos belegt, was in der Zeit von Sethos I. angelegt und unter Merenptah fertig dekoriert wurde872. Auch wenn das Gebäude eher Bestandteil einer größeren Tempelanlage ist, handelt es sich um ein Grab, das für einen Gott angelegt wurde. Außerdem ist die gesamte Tempelanlage ein Millionenjahrhaus, was konzeptuell an der Grenze zwischen Götterhaus, Stätte für den Königskult und Totentempel liegt. Mit diesem sogenannten Nutbild erscheint das erste Mal eine neue Liste der Dekane, die Sethos I B-Familie, die wenig später in privaten Denkmälern, als Schlangen- und Löwengestalten erscheinen873, mit der Ausnahme, dass sie im Nutbild zunächst noch auf den Kern der 36 Dekane beschränkt sind. Wiederum parallel zu den bisher genannten astronomischen Deckenbildern entstehen die Himmelsbücher. Von besonderem Interesse sind hier das Buch vom Tage (LdJ) und das Buch von der Nacht (LdN). Beide Bücher sind untrennbar mit Darstellungen der Göttin Nut verbunden und zeigen am Tag und in der Nacht die Reise der Sonne und aller anderen Gestirne im aber auch am von der Erde aus unsichtbaren Körper der Nut. Integraler Bestandteil dieser Bücher ist auch das sogenannte Stundenritual, in dem dezidiert vorgestellt wird, welche Akteure um den Sonnengott herum sich in den zwölf Stunden des Tages und der Nacht wie aktiv 871 Vgl. MENDEL, in: Fs Zivie-Coche, 40–41. Zur Verbindung der Kreise bei Senmut mit den Wasseruhren und den vergleichbaren Deckendarstellungen von Ramses II. und III. in deren Totentempeln vgl. auch SHEIKHOLESLAMI, Night and Day Hours, 379. 872 VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 15, vgl. aber auch die weiteren Vertreter im Grab Ramses IV. (KV 2), dem der Mutirdis (TT 410), S. 16, sowie die reinen Textvertreter auf den folgenden Seiten 16–19. 873 Vgl. MENDEL, Monatsgöttinnen, 45–48 (Statuensitz Kairo CG 38924) und 48–49 (Statuensitz Sammlung Hornblower).

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5 Die Anordnung der Gestirne

zeigen, womit mit den Stundengöttinnen eine weitere Gruppe von Zeitgottheiten belegt sind. In den Gräbern spiegelt sich diese Entwicklung wider, wobei dort ganz unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden und sowohl auf ältere Traditionen zurückgegriffen wird als auch mit dem Beginn der griechisch-römischen Zeit neue Strömungen integriert sein können. Ein weiteres Element, was in diesem Zusammenhang, vor allem in späten Quellen, eine Rolle spielt, sind die verschiedenen Schlangen, bei denen es sich um die besondere Form eines Gottes bzw. um Schutzgötter handelt, wie sie gehäuft im Grab des Iufaa in Abusir belegt sind874. Auch sie finden sich vereinzelt in Tempeln, Gräbern und auf Särgen wieder875. Das zeitlich früheste Grab, auf dessen Decke Sethos I B-Dekane abgebildet sind, ist sicherlich das von Osorkon II. in Tanis876. Leider ist diese Decke nur sehr fragmentarisch erhalten, jedoch sind die Dekane sicher bestimmbar. Vom Stil her erinnern die Figuren stark an jene, die sich auf den oben erwähnten Sockeln für kleine Statuen einer Göttin aus Kairo und der Sammlung Hornblower befinden. An der Decke der ostwestlich orientierten Grabkammer im Grab des Karakhamun (TT 223) in Theben-West aus der 25. Dynastie ist in der Mitte eine Figur der Göttin Nut wiedergegeben, die den Himmel entlang ihres Körpers in eine südliche und eine nördliche Hälfte teilt, während ihr Kopf im Westen und ihre Beine im Osten liegen. Links findet sich die nördliche und rechts die südliche Konstellation, was mit den korrekten Himmelsrichtungen kongruiert. Die verwendeten Konstellationen gehören der Senmut-Familie an877, wobei die Liste zum Ende hin lückenhaft wird. Der Namensliste folgen die Götter Orion und Isis-Sothis der südlichen Konstellation in Barken und danach die üblichen Dreiecksdekane und Planeten878. Auf der Nordhälfte ist die nördliche Konstellation mit den üblichen Begleitern dargestellt879. Karakhamun ist das erste Grab, in dem Nut mit astronomischen Themen der älteren SenmutTradition gemeinsam auftreten. Etwas später, während der 26. Dynastie wurde das Grab des Panehesi in Matariya angefertigt880. Die gewölbte Decke wird nur von der Figur der Göttin Nut eingenommen und zitiert zusätzlich einen Nutspruch aus den Pyramidentexten (Pyr. 638a–b und Pyr. 1607a–b)881. Die sich seitlich anschließenden Wände zeigen Sonnenbarken und Stundengöttinnen nach Texten des Amduat882. Damit greift Panehesi auf ältere Texte aus dem Bereich der Unterweltsbücher zurück, die er mit einer Darstellung der Nut sowie den dazugehörigen Pyramidentextstellen dekoriert. Das Grab des Padiamenope im Asasif (TT 33), nun wieder in Theben-West, stammt aus der Zeit zwischen der 25.–26. Dynastie. Die Grabkammer weist eine gewölbte Decke auf, die 874 Vgl. LANDGRÁFOVÁ und JANÁK, in: PES 16, 2016, 65-74 und The Book of Snakes, 113–124 und Tfn 21–24; LANDGRÁFOVÁ, et al., Myth and Ritual, 613–626; BAREŠ, JANÁK und LANDGRÁFOVÁ, Iconography, 113–124 und MÍCK ̌ OVÁ, in: CRE 2017, 116–125. 875 So z. B. in Esna (Travée A und F), in Philä (BÉNÉDITE, Philae, 143, 12 – 144, 1 und Tf. 59), auf den Stiersarkophagen JE 86717 und JE 86718 (die Herren von Schedenu) und auf ihren Deckeln JE 86721 und JE 86722 (Schlangen im 2.Register); Zodiac Tomb in Athribis (einzelne Figuren am Rand der Tierkreise). 876 MONTET, Tanis I, 74, 76 und Tf. 29; EAT III, 39–40 (Nr. 31) mit Tf. 17. 877 Vgl. hier Kapitel 4.1.2 und MOLINERO-POLO, Karakhamun (TT 223) and Karabasken (TT 391), zur DekanFamilie 206–207 und 209–223, sowie 223–229 zur nördlichen Konstellation. 878 MOLINERO-POLO, Karakhamun (TT 223) and Karabasken (TT 391), 219–223. 879 MOLINERO-POLO, Karakhamun (TT 223) and Karabasken (TT 391), 223–229. 880 Vgl. hier Kapitel 4.1.2 und EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 9 (Tagesbarke) und 20 (Nachtbarke), 41 (Nordwand) und 74 (Südwand), 124 (zur Nutfigur und den Texten). 881 EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 124. 882 EL-SAWI und GOMAA, Das Grab des Panehesi, 9, 20, 74 und 76.

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5.2 Gräber

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von Norden nach Süden dekoriert war883. Die Dekoration zeigt je einen Streifen mit den Gestirnen der südlichen und einen mit denen der nördlichen Konstellation, die in der Mitte von einem Sternenband und einer langen Inschrift getrennt waren884. Die Textzeile beginnt im Süden und endet im Norden, während die Liste der südlichen Konstellation im Norden beginnt. Bei den Dekanen handelt es sich um die Senmut-Liste. Bei der nördlichen Konstellation ist der Kopf des Stierschenkels im Süden und der Fuß bzw. Schwanz im Norden, mit dem Nilpferd rechts von Mesechtiu. Bei der Textzeile handelt es sich um einen Text, bei dem Padiamenope Nut um Schutz für sich und sein Grab zu gewähren, womit der Text in gewissem Maße die Figur der Göttin Nut ersetzt. Die Dekoration in diesem Grab greift also auf die ältere Senmut-Tradition zurück und integriert die Himmelsgöttin lediglich über eine Textzeile. Das Grab des Monthuemhat, ebenfalls im Asasif (TT 34) und somit in Theben-West gelegen, ist wohl etwas später, aber immer noch zwischen der 25. und 26. Dynastie entstanden885 und steht ebenfalls in der Tradition der Deckendekoration im Grab des Senmut886. Die Dekoration der Decke ist deutlich verwandt zu der von Padiamenope (TT 33)887. Sie beinhaltet eine Liste der Dekane, Planeten und Dreiecksdekane, sowie die Götter der südlichen Konstellation Orion und Isis-Sothis888, auf der südlichen Hälfte und die nördliche Konstellation mit den üblichen Begleitern auf der Nordhälfte889. Die lange Textzeile (Zl. 54) beginnt im Osten (rechts) und endet am westlichen Ende (links). Die Dekane beginnen ebenfalls ganz im Osten und enden im Westen. Das Nilpferd steht auf der Osthälfte und ihm gegenüber steht Mesechtiu, von dem nicht mehr viel erhalten geblieben ist. Da Monthuemhat in derselben Tradition wie Padiamenope steht, kombiniert auch er die Himmelsgöttin nur über den Text, während die astronomischen Darstellungen stärker im Vordergrund stehen. In den Ibiskatakomben von Tuna el-Gebel sind drei verschiedene Typen von Deckendarstellungen überliefert, wobei nur die ersten beiden hier von Interesse sind. Die dritte Gruppe zeigt Decken, die nur Sterne und Geier ohne sonstige Elemente aufweisen. Die relevanten Deckendekorationen stammen hauptsächlich aus der früheren ptolemäischen Epoche (Ptolemaios I.–II.). 1) Decken mit einer Inschriftenzeile und einem Sternenband als Trennlinie zwischen der südlichen und nördlichen Konstellation, wie sie auch in den oben aufgeführten Gräbern von Padiamenope und Monthuemhat vorhanden sind. Zu dieser ersten Gruppe zählt der Beleg Hermopolis B (EAT III, 56–58 mit Abb. 14). Er befindet sich in einer Kammer der Galerie C-C-2 und datiert in die Zeit Ptolemaios I.890 Die Decke ist nur fragmentarisch erhalten. Bei den Dekanen lässt sich anhand der Orion-Dekane

883 EIGNER, Monumentale Grabbauten, 139. Das Grab des Padiamenope, das des Pabasa und das der Mutirdis sind Ausnahmen zu der in der Regel gegebenen Ausrichtung von Osten nach Westen. 884 EAT III, 40–41 und Tfn 18–19 und 22 (Inschriftenzeile). 885 Vgl. hier Kapitel 4.1.2 und GESTERMANN, TEOTINO und WAGNER, Monthemhet (TT 34), 10–11. 886 GESTERMANN, TEOTINO und WAGNER, Monthemhet I, 1009–1036 und Tf. 66. Die neuere Textabschrift und Bearbeitung weist zahlreiche Ergänzungen gegenüber der von NEUGEBAUER und PARKER (EAT III, 41 und Tfn 20–21) auf. 887 GESTERMANN, TEOTINO und WAGNER, Monthemhet I, 1010 mit Anm. 95 und verweis auf EAT III, Tfn 18– 19. 888 Texte: GESTERMANN, TEOTINO und WAGNER, Monthemhet I, 1012–1019. 889 Texte: GESTERMANN, TEOTINO und WAGNER, Monthemhet I, 1026–1029. 890 Vgl. oben S. 67–69 und SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 205–206.

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5 Die Anordnung der Gestirne

die Senmut-Gruppe identifizieren. Die nördliche und südliche Konstellation ist durch ein Sternenband und eine im Westen beginnende Inschriftenzeile voneinander getrennt891. Ebenfalls in diese Gruppe (Sternenreihe mit einer Inschrift in der Mitte) fällt Hermopolis D (EAT III, 59). Es wurde auch unter Ptolemaios II. angefertigt und befindet sich in der Galerie C-B-2892. 2) Decken mit Nut als Trennung zwischen der südlichen und nördlichen Konstellation. Bei den hier vorhandenen Dekanen handelt es sich immer um die Tanis-Familie, die an den beiden Seiten nach der nördlichen und südlichen Konstellation aufgelistet sind. Wie bei dieser Familie üblich, findet sich im Streifen der südlichen Konstellation figürliche Elemente wie das Schaf, eine Barke, ein Oval, die Schildkröten und Orion und Sothis in ihren Barken. Hierzu zählt Hermopolis A (EAT III, 54–56 mit Tf. 26)893, das in die Zeit von Ptolemaios II. fällt. Die Galerie C-A mit der Kammer C-A-31 mit dieser Decke verläuft von Westen nach Osten. Die Bildmitte nimmt die Himmelsgöttin Nut ein, deren Körper die Ostwestachse angibt. Auf ihrer rechten Seite sind die südliche Konstellation sowie drei der fünf Planeten (Jupiter, Saturn und Venus) und auf der linken die nördliche Konstellation mit den begleitenden Gottheiten wiedergegeben. Von diesem Mittelfeld, das durch ein Sternenband, welches an den vier Ecken (davon sind jedoch nur zwei erhalten) von einer großen runden Scheibe getrennt wird, sind die Dekane der Tanis-Familie zu je 18 auf beide Seiten aufgeteilt worden. Die Decke Hermopolis C (EAT III, 58 mit Tf. 27) ist im Gang C-A und dort in Kammer C-A-28 lokalisiert894. Sie befindet sich gegenüber von C-A-31 (= Hermopolis A). Die Kammer wurde unter Ptolemaios I. gefertigt. Das nicht gut erhaltene Deckenbild zeigte möglicherweise kein Sternenband mit Inschriftenzeile, auch wenn sich die Dekane der Senmut-Tradition zuordnen lassen. Denn aufgrund eines neueren Fragmentes wird hier ein Nutbild die Bildmitte gebildet haben, auch wenn nach SCHLÜTER895 aufgrund der Lage der Kammer östlich des Ganges ein Sternenband mit einer Inschriftenzeile wahrscheinlicher gewesen sein sollte. Dagegen spricht jedoch, dass die Dekane entlang der Seiten aufgelistet wurden, was für die Bilder mit Nutdarstellung typisch ist. Interessant ist, dass gleichzeitig zwei verschiedene Darstellungstypen sowie zwei verschiedene Gruppen von Dekan-Familien scheinbar ohne besondere Priorisierung auch zeitlich nebeneinander verwendet wurden. Eine besondere Situation zeigte sich im heute verlorenen Familiengrab des Petosiris in Atfih (EAT III, 64–67 mit einer Skizze, Abb. 15896). Das Grab ist wohl um 150 v. u. Z. entstanden. Neben funerären Texten befanden sich an den Wänden der beiden Räume noch die Stunden des Tages und der Nacht. Die rekonstruierbare astronomische Decke befand sich auf der gewölbten Decke der ersten Kammer des Grabes897 und zeigte eine vornübergebeugte Nut in der Mitte der Decke. Ihr Körper war erwartungsgemäß ostwestlich ausgerichtet, mit dem Kopf im Westen und den Händen 891 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 206. 892 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 174–187, das Schema auf S. 175, Abb. 12, 188, 204 und Tfn 54–55. EAT III, 59. 893 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 174–187, 188 und 198–200. 894 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 196–198. 895 SCHLÜTER, Die Kultstellen im Tierfriedhof von Tuna el-Gebel, 197. 896 Der Ort, in dem sich die Nekropole befindet, heißt Minschat Suliman und liegt östlich von Atfih. Die Angaben von EAT III wurden nach DARESSY, in: ASAE 3, 1903, 175–179 rekonstruiert, vgl. auch PM IV, 75–76. 897 Vgl. den Plan der Anlage bei DARESSY, in: ASAE 3, 1903, 161, demnach besaß jede der beiden Kammern eine solche Decke, jedoch war die Decke der zweiten Kammer weitestgehend zerstört, sodass sich die

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und Füßen im Norden. Vor dem Mund und unterhalb des Schoßes gab es je eine Sonnenscheibe und der Raum zwischen Armen und Beinen war mit dem sechszeiligen Text eines Nutspruches ausgefüllt898. Nördlich der Nut sind die Gottheiten der nördlichen Konstellation auf drei Register aufgeteilt, mit den Göttern der eigentlichen, erweiterten Gruppe in der Mitte, wobei Nilpferd und Mesechtiu sich ansehen und gegenüber den anderen Figuren der Zentralgruppe um 90° gedreht sind. Beide Figuren stehen mit ihren Füßen im Westen, während die Köpfe entsprechend im Osten sind. Hinter dem Stierschenkel, von Osten nach Westen aufgereiht, stehen neun Götter: Isis, die vier Horussöhne (Amseti, Hapi, Duamutef und Kebehsenuef) und die vier Söhne des Chenticheti (Maaenitef, Irdjesef, Irrenefdjesef und Haqu899). Hinter dem Nilpferd stehen von Westen nach Osten zehn Götter, die von Iremawa angeführt werden und als elfte, zusätzliche Figur am Ende der Sohn des Verstorbenen. Über den Göttern und hinter Mesechtiu steht ein waagerechter Text: so ii n=s iXmw-s[k] Derjenige, der zu ihr und zu den Unvergänglichen kommt wnn m Hr=s iw msXtiw ist vor ihrem Angesicht, wenn Mesechtiu tagtäglich ro-nb kommt. Die Götter der südlichen Konstellation sind wie die der nördlichen Konstellation auf drei Reihen verteilt. Die zentrale Gruppe steht mit den Füßen im Norden, auch hier in der Mitte und z. T. in Barken. In der ersten Barke sind die Orion Dekane nach der Sethos I A-Familie900 platziert, in der zweiten steht Sothis, gefolgt von den drei Planeten Jupiter, Saturn und Mars ebenfalls in je einer Barke. Dann folgen die Zusatzdekane und am Ende der Reihe Merkur und Venus. Unter dieser Reihe sind mit derselben Ausrichtung sechs weitere Götter nach einem kurzen einleitenden Text aufgeführt. Der Text lautet:

iiw ny iXmw-wrD Diejenigen, die kommen, gehören zu den Unermüdwn=sn m s#w c#H ro-nb lichen. Sie sind der Schutz des Orion, tagtäglich. Danach folgen die ersten sechs von insgesamt zwölf Gottheiten, jede mit einem Stern auf dem Kopf, von Westen nach Osten: 1) cb#w-Xrw, “Die gefallenen Sterne(?)”. Lesung? 2) Nb-onX, “Der Herr des Lebens”, vgl. LGG III, 596a. 3) ew# [-…], “Der preist […]”. 4) Nbi-wr, “Der große Brennende”, vgl. LGG IV, 194a. 5) Nsrt-wrt, “Die große Flamme”, vgl. LGG IV, 355a; vgl. auch LGG IV, 351c–352b. 6) vpy-t#, “Der auf der Erde ist”, vgl. LGG VII, 393a. Und in der Reihe über der Mitte mit den Göttern der südlichen Konstellation folgen die nächsten sechs Gottheiten: Rekonstruktion auf die Decke der ersten Kammer bezieht. 898 S. DARESSY, in: ASAE 3, 1902, 176. 899 Vgl. BONNET, RÄRG 316, s. v. Horuskinder, mit Verweis auf CHASSINAT, in: RecTrav 19, 1897, 23, vgl. aber auch S. 25ff. Im Folgenden führt CHASSINAT auch die Belege aus dem Umfeld der nördlichen Konstellation auf, die meistens aus den thebanischen Königsgräbern stammen. Diese Götter können Bestandteil einer Neunheit, der sieben Achs und der Kinder des Chenticheti sein. 900 Vgl. EAT III, 66.

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5 Die Anordnung der Gestirne

7) cm#-k#, “Der den Stier vereinigt(?)”. 8) Or=f-m-sDt-irty=fy-m-tk#, “Dessen Gesicht eine Flamme ist und dessen Augen Feuer sind”, so in LGG V, 304c [20]. 9) Rmnwy-Hrt, „Die beiden Stützen des Himmels“, so in LGG IV, 669c. 10) Bdn, vgl. LGG II, 844b. 11) o#-pHty, „Der mit großer Kraft“, so in LGG II, 22a [119]. 12) Imyw-Xt-cXmt, “Die im Gefolge der Sachmet sind”, so in LGG I, 278b. Um welche Götter es sich bei diesen zwölf im Einzelnen handelt, ließ sich nicht bestimmen, aber sie gehören in das Umfeld der „Unermüdlichen Sterne“ (iXmw-wrD), wie das ja auch im Text steht und bei denen es sich wiederum um die Dekane des südlichen Sternenhimmels handelt. Das besondere dieser Deckendekoration ist die Verwendung von nur einer vornübergebeugten Nut, die mit einem Schutzspruch nach der Tradition der Pyramidentexte versehen ist und die schließlich mit den Göttern der südlichen und nördlichen Konstellation kombiniert wird. Darin zeigt sich eine mögliche Weiterentwicklung der Deckenbilder aus den Königsgräbern des Neuen Reichs, bei denen Himmelsbücher wie das Buch vom Tage und der Nacht mit solchen Darstellungen der Himmelsgöttin kombiniert werden. Außerdem werden die Konstellationen vielleicht wegen des Platzangebots in einer ungewöhnlichen Aufteilung präsentiert. Im Grab des Siamun, das im Friedhof von Gebel el-Mota in der Oase Siwa angelegt wur901 de , befindet sich ein Nutbild im vorderen Abschnitt der Kammer in der Deckenmitte. Der hintere Abschnitt der Decke ist alternierend und auf zwei Reihen aufgeteilt, mit Schutzgeiern und Falken bedeckt902. Das Grab besteht aus nur einem langgestreckten Raum, mit Beschattungsnischen entlang der Wände, die als Loculi bezeichnet werden. Die Hauptbestattung befand sich dem Eingang gegenüber an der südlichen Schmalseite903. Die Datierung des Grabes schwankt zwischen 300 v. u. Z. und dem 1. Jahrhundert u. Z.904. Die Dekoration des Grabes ist polychrom. Die Göttin ist nackt, en face und mit nach oben und unten ausgestreckten Armen und Beinen wiedergegeben. Die schwarzen Haare schließen gerade auf den Schultern ab. Der Hintergrund ist türkisfarben. Unterhalb des Schamdreiecks befindet sich eine kleine Flügelsonne, der Bereich zwischen Mund und Hals ist jedoch zerstört. Unter ihren Füßen ist der Westhorizont in Form einer hochgezogenen Berghieroglyphe mit mehreren Reihen von Punkten in waagerecht verlaufenden Linien wiedergegeben. Entlang ihres Körpers gibt es je zwei Reihen fünfstrahliger Sterne mit einem Kreis in der Mitte, deren Ausrichtung nicht eindeutig ist. Daran schließen sich auf beiden Hälften je drei Barken an, deren Standlinie nach außen auf der östlichen und westlichen Seite auf einem schmalen Rechteck mit Wasserlinien liegt. In den Barken sind zwei bis vier Figuren um eine in der Mitte befindliche Sonnenscheibe bzw. einen geflügelten Skarabäus auf einem Djed-Pfeiler gruppiert. Die zentralen Figuren blicken in Richtung auf den Kopf der Nut und somit nach Westen, die Barken fahren entsprechend von Osten nach Westen. Erhalten sind von den ursprünglich sechs Barken nur noch drei und mehr oder weniger große Teile von zwei weiteren Barken.

901 Vgl. hier Kapitel 4.1.2 und KUHLMANN, Ammoniaca I, 13 und 83 und LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 17. 902 LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, Tfn 10–14. 903 LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 20–21 mit dem Plan Abb. 1 auf S. 21 und Abb. 2 auf S. 22. 904 KUHLMANN, Ammoniaca I, 84–85 und LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 17 und 56.

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5.2 Gräber

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Die Barken links der Nut sind befinden sich auf der Ostseite und zeigen von oben nach unten: (1) Den Rest einer Figur in einem Schrein, hinter ihm steht ein falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe am Steuerruder905. Darunter (2) ein hockender Gott mit Sonnenscheibe und Uräus auf dem Kopf sowie Anch-Zeichen auf dem Knie in einer roten Scheibe, der von einem ibisköpfigen Gott, der vor ihm steht, gepriesen wird. Hinter der Scheibe steht dann ein falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe am Steuerruder der Barke. (3) Die letzte Barke der Westhälfte zeigt möglicherweise einen Djed-Pfeiler, über dem ein geflügelter Skarabäus schwebt. Der Djed-Pfeiler besteht aus mehreren aufeinandergesetzten Teilen, die farblich von hell nach dunkel wechseln. Den Abschluss bildet oben ein länglich ovales, rotes Objekt. Rechts und links des Pfeilers stehen Isis (rotes Gewand) und Nephthys (grünes Kleid), die mit je einer Hand den fliegenden Skarabäus stützen, während der zweite Arm entlang des Rückens herunterhängt. Links hinter Nephthys steht Thoth, der eine Hand preisend hochhält und auf der rechten Seite steht hinter Isis wieder ein falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe auf dem Kopf am Steuerruder. Die einzige erhaltene Barke der westlichen Hälfte ist die letzte neben den Beinen der Nut. Sie zeigt den Rest einer Strahlensonne mit einem Kind in der Sonnenscheibe. Die Scheibe wird links von einer froschköpfigen und rechts von einer schlangenköpfigen Göttin mit je einer Hand hochgehalten. Bei den beiden Göttinnen könnte es sich um Heket und Renenutet handeln906. Auf dem zerstörten Heck der Barke sind zwei kleine, stehende Paviane zu erkennen die die Arme preisend zum Sonnenaufgang erhoben haben. Die Orientierung der Nut an der Decke entspricht nicht dem, was zu erwarten wäre. Anders als bei vergleichbaren Dekorationen auf Särgen, zeigt ihr Kopf nicht in den Süden, sondern in den Norden zum Eingang des Grabes hin. Dasselbe gilt für die Barken. Die einzig erhaltene Barke der Westhälfte zeigt eine Sonnenaufgangsszene mit einem Kind in einer Sonnenscheibe, was normalerweise zur 1. Tagesstunde gehört, wogegen der Schlangen- bzw. Froschkopf der geburtshelfenden Göttinnen eher an die nächtliche Ikone der Achtheit erinnert, die typischerweise in Jenseitskontexten frosch- und schlangenköpfig wiedergegeben sind907. Die Figuren der Osthälfte mit dem geflügelten Skarabäus auf einem Djed-Pfeiler, der mumiengestaltige hockende Gott mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf und die stehende Figur in einem Schrein, gehören dagegen thematisch in Westhälfte. Eine Erklärung für diese Aufteilung könnte sein, dass der Norden gerne mit dem Westen gleichgesetzt wird und der Süden mit dem Osten, sodass die Himmelsgöttin mit ihrer ideellen Ausrichtung diese Ostwestachse wiedergibt. Ein anderer Grund könnte daneben auch die Sicht des Grabinhabers sein. Der Verstorbene nimmt vom Inneren des Grabes kommend an der Geburt der Sonne, ihrem Mittagslauf und ihrem Untergang im ideellen Westen am Kopf der Nut teil. Letzteres wird durch die Kombination der Himmelsgöttin mit den Sonnenbarken symbolisiert. Die erste Barke neben den Beinen der Nut zeigt auf beiden Seiten Figuren des Themenkreises „Sonnenaufgang“, die mittlere Barke sollte dann für den Mittag und die letzten 905 LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 38, Kommentar zum 1. Boot mit Anm. 84 (Photo Tf. 11,1). Wie VON LIEVEN in Anm. 84 richtig angemerkt, handelt es sich bei dem Gott im Schrein, dessen Kopf nicht erhalten ist, sicherlich nicht um eine Form des Osiris. Der Verweis auf D X, 239, 5–6 mit Tf. 109 passt an dieser Stelle nicht. Der zitierte Text mit den Mondnamen (D X, 239, 5–6), bezieht sich auf eine Barke, die als Mandjetbarke bezeichnet wird und die wiederum einer Barke mit einem widderköpfigen Gott folgt. Bei dem Gott, dessen Kopf nicht mehr erhalten ist, handelt es sich vermutlich eher um die nächtliche Form des Sonnengottes, die widderköpfig gewesen sein könnte. 906 So auch VON LIEVEN im Kommentar zu diesem Boot bei LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 39. 907 Zu den Darstellungsformen der Achtheit, s. MENDEL, in: Fs Thissen, 383–396.

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5 Die Anordnung der Gestirne

Barken für den Abend stehen, wobei die Ost- und Westhälfte wiederum der Tages- (Osten) und Nachtfahrt der Sonne entsprechen sollte908. Das Grab des Psenosiris in Athribis909 verfügt über zwei astronomische Decken910. Beide Decken sind polychrom bemalt und darunter relativ grob reliefiert. Die erste Decke befindet sich im östlich gelegenen Vorraum und die zweite Decke im dahinterliegenden Bestattungsraum. Das Grab wird durch einen im Osten gelegenen Schacht betreten und führt über eine kleine Treppe in die Vorkammer (Raum I). In den dahinterliegenden Bestattungsraum (Raum II) gelangt man über eine kleine Türöffnung in der Westwand von Raum I. Der Bestattungsraum hat an der Süd-, West- und Nordwand je eine halbhoch gesetzte Grabnische mit bodentiefen Aushöhlungen für die nicht mehr existierenden Särge. Die astronomischen Decken, die große Ähnlichkeiten zu denen im Tempel der Repit haben, die nur auf einzelnen Blöcken erhaltenen sind, beinhalten ein Bild der Nut als Rahmen und um 180° gedreht deutlich kleinere Dekangötter in mehreren Reihen zwischen ihrem Körper. Die Figuren sind weitestgehend ohne Beischriften geblieben, jedoch mit kanonischer Ikonographie aufgelistet. Im ersten Raum handelt es sich um die schlangen- und löwengestaltigen Sethos I-B Dekane und im zweiten Raum um die Dekane der Tanisliste, die von der Figur des Schu, der die Himmelsgöttin stützt, in zwei Hälften aufgeteilt werden. Bei beiden Nutbildern sind der Kopf mit den Armen im Westen, der Körper im Süden und die Beine im Osten, während die Füße und Arme in den Norden reichen. Im ersten Raum wird die Bodenlinie von der Figur eines Mannes gebildet, dessen Rumpf und Beine in eine Schlaufe aufgerollt ist und dessen Hände jeweils unter den Händen und Füßen der Himmelsgöttin eine runde Scheibe halten. Im zweiten Raum wird der Boden durch eine einfache schmale Linie angegeben. Im ersten Raum sind auf dem Körper der Nut sechs, vielleicht auch mehr kleine Scheiben gemalt und im zweiten Raum befinden sich dort die zwölf Tagesstunden des Sonnengottes nach dem Stundenritual911. Die Dekane der Sethos I B-Familie sind im ersten Raum jeweils zu dritt in alternierenden grünen und gelben Barken wiedergegeben und zusammen mit weiteren Gottheiten auf sechs Register aufgeteilt. Im zweiten Raum stehen die Tanisdekane, ebenfalls mit weiteren Gottheiten kombiniert, in vier Reihen aufgeteilt. Beide Decken geben die zusätzlichen Gottheiten unterhalb des Körpers der Nut wieder, während die Dekane in den folgenden Registern stehen. Im Vorraum (Raum I) sind direkt unter dem Körper der Nut, auf der Westseite eine Barke mit dem Mondauge und auf der Ostseite eine Barke mit dem morgendlichen Sonnengott wiedergegeben912. Im Register darüber sind Barken mit den Gottheiten der südlichen Konstellation und den fünf Planeten und ab dem 3. bis 6. Register sind die Sethos I. B-Dekane in elf Barken aufgeteilt zu sehen. Ihre Reihe verläuft von Osten nach Westen. Sie beginnt auf der linken Seite mit dem ersten Dekan Sothis und endet mit dem 36. Dekan rechts oben neben der Hand der Nut, der als einzelner ohne Barke eingesetzt wurde. Die Dekane erscheinen hier allein, ohne die sogenannten 12 Pseudodekane oder die Götter der Epagomenentage. 908 Ebenfalls nach einem Vorschlag VON LIEVENs in LEMBKE, Ammoniaca II, Das Grab des Siamun, 47. 909 Vgl. hier auch S. 13 (Kapitel 1) und S. 71–77 (Kapitel 4.1.2) und Tfn V–VII. Weitere Angaben zum Grab inklusive weiterer Literatur findet man bei EL-FARAG, KAPLONY-HECKEL und KUHLMANN, in: MDAIK 41, 1985, 4–8 (vgl. die Deckenansichten auf Tfn III–V). Die zeitliche Einordnung kann stilistisch über die Dekoration der Wände des Säulenumgangs (L 1 – L 3) des Tempels der Repit in Athribis präzisiert werden und wird um die Zeit zwischen Tiberius (14–37 u. Z.) und Caligula (37–41 u. Z.) anzusetzen sein. 910 Publiziert in: EAT III: Nag’ Hamad A (56), Tf. 38; Nag’ Hamad B (57), Tf. 39. 911 Vgl. hierzu auch Tf. 17. 912 Vgl. hierzu auch ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 74.

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Im Bestattungsraum (Raum II) wird die Himmelsgöttin von Schu in der Tradition des Nutbildes aus dem Kenotaph von Sethos I. in Abydos hochgehoben. Er steht als große Figur unter dem Bauch der Nut, wodurch die sich rechts und links anschließenden Register in zwei Hälften aufgeteilt werden. Direkt unter dem Körper der Nut ist am Ostende die Sonne als Falke in einer Horizonthieroglyphe und am westlichen Ende ein Udjatauge für den Mond in einer Horizonthieroglyphe wiedergegeben, was von Details abgesehen den Darstellungen im I. Raum ähnelt. Zusätzlich ist am Mund der Himmelsgöttin eine kleine Flügelsonne mit nur einem Flügel wiedergegeben. Sie steht für die abendliche Sonne. Ebenfalls Bestandteil dieses Registers ist einer Dreiergruppe von Göttern, die vor dem Falken auf der Ostseite thronen. Bei der ersten Figur vor der Hand des Schu handelt es sich dem Kopfschmuck nach zu urteilen um Anukis, dahinter thront eine Osirisfigur, die vermutlich mit Orion identisch sein wird und am Ende sitzt eine löwenköpfige Göttin mit einer Kobra auf dem Kopf, die Ähnlichkeit zur örtlichen Repit hat. Bei ihr dürfte es sich jedoch um Sothis handeln. Gegenüber und vor dem Udjatauge steht ein Götterpaar, was sich die Hände reicht. Der auf der linken Seite stehende Gott trägt einen Falkenkopf und eine Sonnenscheibe auf dem Kopf, der rechte ist vollständig anthropomorph und trägt eine Mondsichel mit einer Mondscheibe auf dem Kopf. Diese Gruppe steht aller Wahrscheinlichkeit nach für cnsn-k#wy, den Tag, an dem die Sonne und der Vollmond für einen kurzen Zeitpunkt im östlichen und westlichen Horizont, wie hier wiedergegeben, einander gegenüberstehen. Dabei sollte es sich um den Vollmondmorgen bzw. den 16. Mondmonatstag handeln, wenn der Mond am frühen Morgen dabei ist unterzugehen und die Sonne im Osten gerade aufgegangen ist, womit die zweite Hälfte des Mondzyklus eingeläutet wird913. Im folgenden 2. Register sind die Gottheiten mit einer Ausnahme zunächst auf der östlichen Hälfte vom 2. bis zum 4. Register aufgereiht. Danach wechseln sie auf die Westhälfte, um nun ebenfalls von 2. bis zum 4. Register fortzufahren. Die Reihe beginnt links im Osten mit den fünf Planeten, denen sodann die ersten beiden Tanisdekane (Nrn 1–2) folgen. Bei dem schlangengestaltigen Gott mit Falkenkopf, unter der Achsel des Schu handelt es sich der Ikonographie nach um den 21. Dekan der Familie, der möglicherweise auf der gegenüberliegenden Seite vergessen und deshalb auf der linken Seite nachgetragen wurde. Im dritten Register stehen die Dekane Nrn 3–11 und im Register darüber die Nrn 12–14. Im untersten Register, in der nordöstlichen Ecke sind Gottheiten der nördlichen Konstellation um 180° gedreht aufgeführt, bei denen es sich um die Kerngruppe Nilpferd, Mesechtiu und eine weitere Schutzgottheit handelt, wie sie sich auch auf dem Sarg des Heter nachweisen lässt (vgl. EAT III, Pl. 50). Neben Schu geht es im zweiten Register rechts mit den Dekanen weiter, die bis zur 36. und letzten Figur im 4. Register fortgeführt werden. Die letzten drei Figuren des 4. Registers am südwestlichen Ende sind der Ikonographie nach Osiris, Horus und Isis und damit als osirianischer Kreis identifizierbar, aber es könnte sich dabei auch um eine besondere Form der südlichen Konstellation handeln. Die Dekane der Tanisreihe wurden gegenüber NEUGEBAUER und PARKER leicht verändert (vgl. die Zählung auf Tf. VI) und zeigen alles in allem größere Ähnlichkeiten zu denen, die im runden Tierkreis von Dendara (vgl. Tf. XIII) verwendet wurden, wobei das verbindende Glied der funeräre Kontext sein könnte. Sie unterscheiden sich ikonographisch auch klar von

913 Vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 75.

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5 Die Anordnung der Gestirne

denen, die auf den Deckendarstellungen im Repittempel von Athribis (vgl. hier Kapitel 5.1.3 und Tfn III–IV) vorhanden sind. Das besondere an diesem Grab ist die Kombination mehrerer Themenkreise, die aus unterschiedlichen Quellen stammen und sonst nur in Tempeln nachweisbar sind. 1) Mit der Göttin Nut wird auf die Tradition der Nutbilder und des Nutbuches zurückgegriffen, was durch den Befund im Tempel von Athribis abgesichert wird (s. o.). 2) Die beiden verschiedenen Dekanreihen und hier muss wieder auf den Befund im Tempel verwiesen werden, lassen aber auch vermuten, dass, sowohl die Tradition des Nutbuches aufgegriffen wird als auch der Aufteilung der neueren Astrologie Rechnung getragen wird, auch wenn der Tierkreis selbst hier nicht integriert wurde. 3) Die Nutbilder kombinieren in einer verkürzten Darstellung ebenfalls Himmelsbücher wie das LdJ und das LdN mit dem Nutbuch (Stundenritual). Das sogenannte Zodiac-Tomb, das sich unweit des Grabes von Psenosiris im Westgebirge von Athribis befindet, wurde etwa 100 Jahre später angelegt und zeigt auf der Decke zu einer relativ kleinen Grabkammer zwei Geburtshoroskope für die beiden Brüder Ibpameni-Chem (Ib-p#-mny-Xm) und Pamehit (P#-mHyt)914. Die beiden Horoskope werden von einem Kranz aus verschiedenen, oft schlangengestaltigen, Gottheiten umgeben, in die am südlichen Ende sowohl eine Mond- als auch eine Sonnenbarke dazwischengesetzt ist. Diese Gottheiten stehen an der Stelle, wo z. B. im runden Tierkreis von Dendara die Tanisdekane aufgelistet sind. Oberhalb der Sonnen- und Mondbarke ist in einer Barke eine Sothiskuh und vor ihr befindet sich Orion in seiner typischen Armhaltung. Zwischen den Barken und den Göttern der südlichen Konstellation Orion und Sothis sind Bavögel der beiden Brüder sowie eine weitere Ba-Gruppe gesetzt. Das Zentrum der Decke bilden die beiden Tierkreise mit den Geburtshoroskopen für die Brüder Ibpameni und Pamehit. Die Figuren beider Tierkreise haben ihre Standfläche im Süden, die Planeten sind je nach Datum um die Tierkreiszeichen herumgesetzt. Das Horoskop des Ibpameni ist das südliche und das des Pamehit das nördliche Horoskop. Bis auf Sonne, Mond und Venus sind die übrigen Planeten als Vögel mit distinktiven Köpfen gestaltet. Auffallend sind hier die Vögel, die Mars und Merkur wiedergeben. Mars wird mit einem Sethkopf wiedergegeben, was wohl auf seine rote Farbe hindeutet und Merkur mit einem Schlangenschnabel, ausgebreiteten Flügeln und einem Schwanz bzw. einem zusätzlichen Flügelende, das in einer Schlange endet. Letzteres erinnert an eine besondere Gestalt, in der Merkur als Morgenstern auch in Esna, Assuan und Philä nachweisbar ist915. Dieses Grab setzt ganz auf die astrologischen Darstellungen und kombiniert mit diesen Elemente der älteren Traditionen, wie die Götter der südlichen Konstellation, die Sonnen- und Mondbarke sowie die Gottheiten, die an der Stelle stehen, in der auch Dekane aufgelistet sein könnten. Unweit von Athribis, bei Achmim, liegen auf dem Ostufer des Nils die Gräber von Salamuni. Die Decken einzelner Gräber sind mit Photos und Strichzeichnungen in EAT III (Nrn 914 Zu den Namen vgl. EAT III, 96–97 nach DE MEULENAERE, in: RdÉ 12, 1960, 71 und in: Kêmi 16, 1962, 36. Ibpameni-Chem gehört Horoskop A und Pamehit Horoskop B. Nach NEUGEBAUER und PARKER wurde das Grab nach 141 u. Z. angelegt. Nach den Horoskopen wurde Ibpameni am 6. – 7. Januar 148 u. Z. und Pamehit am 26. – 27 April 141 u. Z. geboren, was in die Regierungszeit von Antoninus Pius (138–161) gefallen wäre. 915 Vgl. dazu VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 31 mit Anm. 132. Im LGG (IV, 445c, [46]) unter NTr-dw#y „Morgenstern, Venus“ aufgenommen. Das Material aus Philä wird im Abschnitt zu den Texten aus Philä besprochen (S. 193–194).

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5.2 Gräber

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72–78, 98–102 mit Tfn 52–56) publiziert916. Sie stammen aus dem 2. Jahrhundert v. u. Z. und zeigen einfach gestaltete runde Tierkreise. Bei diesen Decken wurden die Figuren des Tierkreises in zwölf gleichgroße Segmente geteilt und um ein unterschiedlich gestaltetes Zentrum gesetzt. Die Planeten, welche die Tierkreise als Horoskope „personalisiert“ hätten, wurden nicht hinzugefügt. Bei der zentralen Figur in der Mitte der Tierkreise handelt es sich um ein Sonnenkind (Grab 3 B, Tf. 53 und 6 (originale Dekoration) ,Tf. 54) und in den anderen dokumentierten Gräbern (3 A, Tf. 52 und 8 A, Tf. 55) um die Figur der Isis-Sothis. Im Grab 8 B (Tf. 56) gab es Figuren, die auf zwei Register angeordnet sind, wobei das untere Gottheiten in einer Sonnenbarke zeigt mit dem Sonnenkind in der Mitte. An den Rändern finden sich die vier Himmelsstützen in den Ecken, schematisch wiedergegebene Sterne und in einem Fall ein Falke am westlichen und ein liegender Schakal am östlichen Ende (Grab 3 B, Tf. 53). In den Gräbern von Salamuni finden sich einfache Tierkreise an den Decken, die jedoch nicht durch die Planetenstellung als Horoskope dienten. Im Felshügel von Qaret el-Muzawwaqa im Nordwesten der Oase Dachla liegen die Gräber des Petubastis (P#-di-B#stt) und des Petosiris (P#-di-Wsir)917. Das Grab des Petubastis918 zeigt einen einfach gestalteten Tierkreis mit der Büste eines Mannes in der Mitte und ist denen von Salâmûni recht ähnlich. Die Abschnitte des Tierkreises sind in zwölf gleichgroße Segmente eingeteilt mit der Ausrichtung bzw. Standfläche der Figuren zur Mitte hin. Die Büste des Mannes in der Mitte steht mit ihrer Standfläche auf der Nordhälfte. Dier Tierkreis verläuft gegen den Uhrzeigersinn, wobei die Tierkreiszeichen von den Fischen bis zum Löwen vom Norden, über den Osten zum Süden verläuft, während sich die Tierkreiszeichen von der Jungfrau bis zum Wassermann über die westliche Hälfte der Decke erstrecken. So liegen die Zeichen des Frühjahrs im Osten und die des Winters im Norden. In den Ecken sind die vier Himmelsstützen und in die Abschnitte dazwischen zeigen einen Geier, Sonnenbarken und die üblichen fünfzackigen Sterne. Das Grab des Petosiris919 besteht aus zwei Räumen, die jeweils eine eigene astrologische Deckendekoration aufweisen, bei denen es sich aber nur bedingt um Horoskope handelt. Im ersten Raum sind die Tierkreiszeichen wieder um einen größeren Kreis in der Mitte gruppiert, der von einem uroborosartigen Wesen umschlossen wird, der im Westen von je einem Schlangen- und einem Krokodilkopf begonnen wird. Die Schlange bildet die südliche und das Krokodil die nördliche Hälfte, wobei ihre Enden ineinander übergehen. Dieser äußere Kreis ist in zwei Hälften geteilt, die von der weiblichen Büste der Luna im Westen in zwei Hälften geteilt sind. Luna trägt ein Udjatauge auf dem Kopf, wobei die Büste auf einer Mondsichel steht, was sie eindeutig als Mond kennzeichnet. Die Standfläche der Tierkreiszeichen ist der äußere Rand und links der Luna stehen der Stier und rechts der Widder, wobei sich beide Tiere von ihr wegbewegen. Der zentrale Kreis zeigt fünf verschiedene Figuren, von denen vier – noch erkennbare – Büsten der Planeten im römischen Stil sind. Bei den Planeten handelt es sich um Saturn (männliche Büste), Venus (weibliche Büste), Jupiter (männliche Büste) und 916 Vgl. auch S. 171–172 (Kapitel 4.2.2.2). Zu den Gräbern aus römischer Zeit vgl. auch PM V, 18 (nur als Graeco-Roman Rock-Tombs erwähnt), sowie KUHLMANN, Materialien, 71–74. 917 Vgl. hierzu S. 81–87 (Kapitel 4.1.2) und Denkmäler der Oase Dachla, 70–94. 918 OSING, in: Denkmäler der Oase Dachla, 71–81. Die Texte der Decke sind auf den Seiten 80–81 publiziert. Die Decken wurden von NEUGEBAUER, PARKER und vor allem von PINGREE, in: Denkmäler der Oase Dachla, 100–101 kommentiert. 919 OSING, in: Denkmäler der Oase Dachla, 81–88 (Raum I) und 88–94 (Raum II). Die Bearbeitung der Decken stammt auch hier von NEUGEBAUER, PARKER und vor allem von PINGREE, in: Denkmäler der Oase Dachla, 96 (Raum I) – 97–98 (Raum II).

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5 Die Anordnung der Gestirne

Merkur (janusköpfige (?) männliche Büste). Ihre Standflächen sowie die der Luna sind im Osten. Eine weitere Figur, von der eigentlich nicht mehr als ein Stierkopf auszumachen ist, könnte Mesechtiu bzw. die Repräsentation der nördlichen Konstellation sein. Um den Tierkreis herum sind noch weitere Figuren gruppiert. Neben einzelnen ägyptischen Elementen und der im Mittelmeerraum verbreiteten Astrologie sind nach PINGREE Symbole des Mithraskultes zu erkennen920, was sich vor allem durch die Stellung der Planeten, aber auch weiterer Elemente zeigt. Die Ränder außerhalb des Tierkreises sind mit Himmelsstützen in den Ecken, einigen wenigen Rosetten für die Sterne, einem Vogel und zwei Stierbüsten ausgefüllt. Im inneren II. Raum ist das Deckengemälde aufgrund der Form der Decke, etwas größer, aber auch schmaler als im I. Raum ausgefallen, sodass der Tierkreis stärker als Oval erscheint. Auch hier wird der Tierkreis in zwei Teile aufgeteilt, die dieses Mal jedoch von mehreren rein ägyptischen Elementen, sowohl am östlichen als auch am westlichen Ende, geteilt werden. Auch ist die Aufteilung der Tierkreise nicht vollständig gleich und zudem gegenläufig angeordnet, sodass in der südlichen Hälfte, am südöstlichen Ende ein diagonaler Wechsel zur nördlichen Hälfte und der nordwestlichen Ecke getätigt werden muss. Die Büsten der Planeten sind hier größtenteils Bestandteil des äußeren Tierkreisringes, während der zentrale, innere Kreis zwar auch von zwei Planetenbüsten eingenommen wird, aber von einer größeren en face Figur eines nackten Jungen, mit Mondscheibe- und Sichel auf dem Kopf, der je eine Schlange in der rechten und linken ausgestreckten Hand hält und breitbeinig auf zwei hintereinander folgenden Krokodilen, steht, worin sicherlich der jugendliche Sonnengott Horus zu sehen sein wird. Die Standfläche der inneren Figuren liegt im Osten. Zwischen den Figuren sind eine ganze Reihe der rosettenartigen Sterne gemalt. Auch hier finden sich außerhalb des Tierkreises die weiblichen und geflügelten Himmelsstützen in den Ecken sowie eine Reihe von Ibissen und anderer Vögel. Und auch hier lässt sich der Einfluss des Mithraskultes auf die Gestaltung der Decke wieder deutlich erkennen921. Während es sich bei dem Deckengemälde im Grab des Petubastis um einen einfachen Tierkreis handelt, der kein Geburtshoroskop wiedergibt, wurde im Grab des Petosiris ein ganz anderes Konzept verwendet. Dort steht der Tierkreis mit den Planeten und sonstigen Figuren ganz im Zeichen des Mithraskultes und seiner besonderen Ausprägung zum Verstorbenen. 5.2.1 Zusammenfassung zur Anordnung der Gestirne in Gräbern Die astronomischen Deckenbilder in Gräbern stehen sowohl in der Tradition der diagonalen Sternuhren des Mittleren Reichs als auch einer Phase der Innovation und geben so mit dem Beginn des Neuen Reichs eine neue Liste von Dekansternen (Senmut-Liste), Planeten sowie eine deutliche erweiterte Gruppe sowohl um die nördliche als auch um die südliche Konstellation, wieder (Gräber des Padiamenope, des Monthuemhat, Ibiskatakomben von Tuna el-Gebel, Gruppe 1 – Hermopolis B und D). Beide Konstellationen, sowohl die südliche mit den Dekansternen als auch die nördliche mit ihren Sternbegleitern, geben vermutlich zwei unabhängig voneinander funktionierende Sternuhren wieder, wovon jedoch die südliche mit ihren Dekanen präsenter ist und im Laufe der Zeit die nördliche mehr und mehr verdrängt. Letzteres hängt mit theologischen Auslegungen zusammen, die dem zentralen Sternbild Mesechtiu, unserem Großen Wagen, einen dem Osiris feindlichen Aspekt zuschreiben. Das 920 PINGREE, in: Denkmäler der Oase Dachla, 100. 921 PINGREE, in: Denkmäler der Oase Dachla, 100.

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5.2 Särge

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wiederum geht auf die Beobachtung des nördlichen Himmels zurück, bei der sich im Laufe der Jahrhunderte Mesechtiu immer weiter vom Himmelspol entfernte, so dass er in der griechisch-römischen Zeit zumindest in Oberägypten zum Zeitpunkt der unteren Kulmination tatsächlich in die Unterwelt eindringen konnte. Die Tradition der Sternuhren nach dem Vorbild von Senmut wird in privaten Gräbern um die 25. Dynastie mit en face Darstellungen der Himmelsgöttin Nut erweitert (Karakhamun, Panehesi, Ibiskatakomben von Tuna el-Gebel, Gruppe 2 – Hermopolis A und C und Siamun). Von da an gibt es bis in die griechisch-römische Zeit Himmelsbilder mit und ohne Himmelsgöttin zeitlich parallel zueinander. Diese kombinierten Dekorationen verbinden den Schutzaspekt, den die Himmelsgöttin seit den Pyramidentexten mitbringt und der durch Zitate aus dem entsprechenden Textkorpus begleitet werden kann, mit denen der Sternuhren, deren Aufgabe es ist, die Stunden der Nacht anzuzeigen, an denen bestimmte festgesetzte Riten für den Verstorbenen abgehalten werden sollen. In einzelnen Fällen kann die Himmelsgöttin auch allein, ohne Sternuhr(en) die Decke schmücken (Panehesi und Siamun), dann ist sie aber direkt oder indirekt in den Sonnenlauf eingebunden. Ein neuer Typ von Deckenbildern entsteht mit dem Auftauchen des Tierkreises und der damit verbundenen Astrologie in Ägypten. In dieser Zeit lassen sich auch Weiterentwicklungen traditioneller Elemente nachweisen. In etwa zeitgleich entsteht eine neue Dekanliste, die sich erstmals auf einem Monument aus Tanis nachweisen lässt und neben den älteren verwendet werden kann. Die Hauptgruppen der Dekane, die hier von Interesse sind, wären: 1) die Senmut-Familie, die sich in allen älteren Denkmälern findet, aber auch bis in die späteste Zeit verwendet wird. Zu ihr gehören die fünf Planeten und sogenannte Dreiecksdekane (Gräber des Padiamenope, des Monthuemhat, Ibiskatakomben von Tuna el-Gebel, Gruppe 1 – Hermopolis B und D). 2) Die Gruppe der Sethos I B-Dekane, aber auch weiterer verwandter Gruppen (Grab des Petosiris in Atfih), die namentlich erstmals im Osireion in Abydos auftauchen, um schon bald darauf auf privaten Denkmälern (Statuensitze) um die Gruppe der zwölf Pseudodekane und der Epagomenentage erweitert zu werden (Osorkon II. in Tanis, soweit erkennbar mit Erweiterungen; ohne Erweiterungen, aber mit Konstellationen und Planeten bei Psenosiris, Raum I, Athribis). 3) Die Tanisdekane, bei denen es sich um eine Gruppe handelt, die strikt und ausschließlich 36 Dekaden wiedergeben. Sie können mit Darstellungen der Nut und den Planeten kombiniert werden (Ibiskatakomben von Tuna el-Gebel, Gruppe 2 – Hermopolis A und C, Psenosiris, Raum II, Athribis). Parallel dazu lassen sich mit dem Beginn der römischen Zeit Tierkreise nachweisen, zu denen die Darstellung der Planeten gehören können und die mit Darstellungen der nördlichen und südlichen Konstellation, aber auch anderer Elemente erweitert sein können (Zodiac-Tomb in Athribis, Gräber von Salamuni bei Achmim, Gräber des Petubastis und des Petosiris in Dachla). Hier lassen sich reine Darstellungen des Tierkreises (Salâmûni, Petubastis) sowie echte Horoskope unterscheiden (Zodiac-Tomb). Ein Sonderfall ist das Grab des Petosiris in Dachla, in dem beide Deckenbilder den Tierkreis unter dem Einfluss des Mithraskultes zeigen. 5.3 Särge Die frühesten Särge mit astronomischen Themen stellen solche dar, deren Deckelunterseite mit den diagonalen Sternuhren dekoriert sind. Und hier zeigt sich, dass astronomische Themen

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5 Die Anordnung der Gestirne

sich in der Regel auf der Innenseite von Sargdeckeln und monumentalen Sarkophagen finden. Meistens, aber keineswegs immer, sind sie mit Darstellungen der Göttin Nut verbunden922. Frühere Särge aus der 22. und den folgenden Dynastien zeigen nur die Figur der Göttin auf der Innenseite des Deckels und stehen ganz in der Linie, wie sie sich in Texten seit den Pyramidentexten präsentiert und bei denen sich alles um die Schutzfunktion der Göttin dreht. Aber im Laufe der Zeit wird das Bild mit weiteren Himmelsbewohnern ergänzt. Dabei können die Sonne, Sonne und Mond, südliche und nördliche Konstellation (verschiedene Familien), Monatsgötter, Tages- und Nachtstunden923 und der Tierkreis mit abgebildet sein. Der früheste Sarg, der die Figur der Nut mit weiteren astronomischen Themen verbindet, ist der Sarkophag des Psusennes (Kairo, JE 87297) aus Tanis und datiert in die 21. Dynastie (1044–999 v. u. Z.). Tatsächlich stammt er jedoch ursprünglich von Merenptah (19. Dynastie, reg. 1213–1204)924. Die Göttin wird im Halbrelief en face gezeigt. Ihre Arme und Füße sind nach oben bzw. unten ausgestreckt und die Haare sind wie bei einer dreigeteilten Perücke wiedergegeben, wobei die beiden vorderen Strähnen bis auf die Brust reichen. Sie trägt ein langärmeliges, hoch geschlossenes und enganliegendes Kleid, was mit Sternen übersät ist. Auf den beiden Längsseiten neben der Figur findet sich auf zwei Reihen aufgeteilt, jeweils außen, rechts: eine verkürzte Liste der Dekane und Götter der südlichen Konstellation (Sethos I A–C-Familie) und links: die nördliche Konstellation in der Mitte mit den begleitenden Gottheiten zu beiden Seiten. In der Reihe darunter, direkt neben dem Körper der Himmelsgöttin, finden sich weitere Barken mit Darstellungen aus Jenseitsführern. Der Deckel eines Stiersarkophags aus Tell Abu-Yasin (Kairo, JE 86723) wurde unter Nektanebos II. (359–341 v. u. Z.) angefertigt und stellt zwei Sternuhren einander gegenüber925. Auf der linken, südlichen Hälfte die südliche Konstellation mit einer Dekansternuhr nach Senmut und ihr gleichberechtigt gegenüber, eine Uhr, die sich am Stierschenkel Mesechtiu orientiert. Beide Uhren beinhalten Datumsangaben für die zwölf Monate des Jahres nach dem sogenannten bürgerlichen Kalender. Die Stierschenkeluhr listet alle Monate auf (I. #Xt– IV. Smw) und für jeden Monat ein Feld für den Beginn, die Mitte und das Ende der Nacht, während bei der Dekansternuhr sowohl die Monate als auch die einzelnen Dekaden angegeben sind. Dabei sind jedoch einige Dekaden absichtlich ausgelassen worden und für andere zusätzliche Tagesangaben hinzugefügt worden. Und hinter Sothis wird der Neujahrstag in Kombination mit dem Königsnamen genannt („Herauskommen der Sothis, Eröffnung des neuen Jahres“, prt cpdt wp rnpt), also eine Datumsangabe, die in anderen Sternuhren durch eine Linie markiert sein kann (vgl. etwa Senmut, aber auch Ramses II. oben). Die Figur der Himmelsgöttin ist getrennt von den beiden Sternuhren in das Kopffeld des Deckels graviert und von den Göttinnen der Tages- und Nachtstunden begleitet. Dabei sind die Nachtstunden, erkennbar an dem Stern auf dem Kopf, links der Göttin und oberhalb der südlichen Konstellation und die des Tages, mit einem Kreis auf dem Kopf, auf der rechten Hälfte über der nördlichen Konstellation dargestellt.

922 Vgl. den Katalog zu den Nutdarstellungen S. 92–108 (Kapitel 4.1.3.1). 923 Zu den Stundengöttinnen, vgl. SHEIKHOLESLAMI, Night and Day Hours, 376–395, vor allem aber 381–383. 924 Im Katalog Nr. 1 (S. 92). MONTET, Tanis II, 119–120 und Tfn 79-80; EAT III, 38–39 (Nr. 30) mit Tf. 16 A; PM VIII, 596 (Kairo, Egyptian Museum). 925 Im Katalog Nr. 33 (S. 104–105). EAT III, 49–52 (Nr. 37) mit Tf. 24 und MENDEL, in: Fs Zivie-Coche, 24– 25, Abb. 1–2.

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5.3 Särge

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Das nächste Objekt ist der Deckel des Sarkophags des Anchhapi (Kairo, CG 29301) aus Sakkara926. Der Sarkophag datiert in die 30. Dynastie bzw. in die frühptolemäische Zeit. Soweit vor Ort erkennbar, ist eine ausgestreckte Nut auf der Unterseite des Deckels zu sehen. Nach der Skizze in EAT III ist rechts des Körpers der Göttin die südliche Konstellation mit Orion und Sothis in Barken (um 90° gedreht, Füße nach außen orientiert und in Richtung ihres Kopfes blickend) und auf der linken Hälfte ist die nördliche Konstellation, bestehend aus neun Figuren (ebenfalls um 90° gedreht, Füße nach außen orientiert und in Richtung ihres Kopfes blickend) wiedergegeben. Als nächstes ist der Deckel des Sarkophags des Nachtnebef (Berlin, ÄS 7)927 zu nennen. Der Sarkophag stammt aus dem Ende der 30. Dynastie und zeigt eine Liste von Dekanen (Sethos I A-Familie) mit Planeten sowie die nördliche Konstellation mit begleitenden Gottheiten. Die Darstellungen sind nach der Umrisslinie des inneren Sarkophags mit zwei Reihen von Sternen umschossen, wobei am eckigen Fußende jeweils eine Scheibe die Sternenreihen unterbricht. Am ovalen Kopfende treffen sich die beiden Sternenreihen in der Mitte, ohne dass eine Trennfigur eingefügt wurde. Auf den Deckeln der Stiersarkophage (Kairo, JE 86721 und JE 86722) aus Tell AbuYasin lassen sich verschiedene Gottheiten der Zeitrechnung nachweisen928. Die Sarkophage sind vermutlich zwischen bzw. nach der 30. Dynastie und der frühen Ptolemäerzeit entstanden. Auf dem Deckel JE 86722 sind, in einem Rahmen zu beiden Seiten, in einer senkrechten Zeile die Namen von 35 Dekanen der Tanis-Familie sowie der dazugehörenden kanonischen Anzahl von Sternen niedergeschrieben. Zusätzlich wird der Name der Sothis in der Mitte des Kopfendes je einmal geschrieben, worauf, auf drei Reihen aufgeteilt, waagerecht zahlreiche Sterne folgen, die am Ende der Reihe von je einer Scheibe unterbrochen werden, woran sich dann die senkrechten Zeilen mit den Namen der Dekane anschließen. Auf beiden Deckeln ist im Mittelfeld der zwölf Register, also in den Registern fünf bis acht, eine Himmelsgöttin dargestellt, die zu beiden Seiten von Stundengöttinnen sowie jeweils einer begleitenden Gottheit flankiert wird. Die Himmelsgöttin hat in den Händen über ihrem Kopf, unter ihrem Kinn und an ihrem Schoß jeweils eine Scheibe, wobei es sich im Falle des Deckels JE 86721 um ein Mondsymbol, d. h. um eine Mondscheibe, die auf eine Mondsichel gesetzt wurde, und bei JE 86722 um eine Sonnenscheibe handelt. Auf der linken, westlichen Hälfte sind das die Nachtstunden und auf der rechten, östlichen Hälfte handelt es sich um die Tagesstunden, wobei sich links und rechts auf die Ansicht des Betrachters bezieht, der vor dem aufgerichteten Sarkophagdeckel steht. Bei den Gottheiten, welche die Stundengöttinnen begleiten, handelt es sich um Monatsgötter, wie sie auch in weiteren Quellen belegt sind929. Es sind zwei verschiedene Listen dieser Monatsgötter belegt, die in den jeweiligen Texten im Zusammenhang mit den Messerdämonen (X#tyw) angerufen

926 Nr. 42 des Katalogs (S. 108). Publikation: CG 29301, 1 und 26–30; EAT III, 52–53 und Abb. 13. 927 Nr. 43 des Katalogs (S. 108). Publikation: EAT III, 53–54 mit Tf. 25; LEPSIUS, Chronologie, 68–69, 89, 105; BRUGSCH, Thes., 132 (G) und 137–143; GUNDEL, Dekane, Tf. 9. 928 Nr. 27 = JE 86721 und Nr. 22 = JE 86722. Bislang unpubliziert, jedoch in Vorbereitung zur Publikation: MENDEL, Stiersarkophage, mit den jeweiligen Kapiteln zu den Deckeln. Eine einfache Skizze zu beiden Deckeln findet sich in MENDEL, in: Fs Thissen, 384–391 und Tfn 75–76. 929 Belegt in: Kom Ombo (MENDEL, Monatsgöttinnen, 82–85 und 121–122); im pLeiden I, 346 (BORGHOUTS, Ancient Egyptian Magical Texts, 12–14, Text Nr. 13 und Abb. bei BOMMAS, Mythisierung, Klapptafel, unter Kol. III); auf Leinenbinden aus dem RMO (RAVEN, in: Fs te Velde, 275-291).

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5 Die Anordnung der Gestirne

werden und die sich auch in den Listen der Monatsgötter wiederfinden930. Damit sind auf den Deckeln ein bis zwei verschiedene Sets von Göttern aufgeführt, die die Stundengöttinnen mit Monatsgöttern kombinieren und im Fall des Deckels JE 86722 kommen zusätzlich die Dekane hinzu, die ja ebenso wie die Götter der zwölf Monate ein vollständiges Jahr abdecken. In diesem konkreten Beispiel entfallen, wie bei der Tanis-Liste üblich, die Gottheiten der Epagomenentage, die bei anderen Belegen hinzukommen können931. Ein fortlaufender Text, der über den Tages- bzw. Nachtstunden und ihren Begleitern steht, richtet sich tatsächlich nur an die Stundengöttinnen und findet sich in einer kürzeren Form auch auf anderen Särgen der 26. Dynastie wieder932. Eine vergleichbare Gruppe von Darstellungen findet sich auf Sargdeckeln, die in der Zeit zwischen der 25.–26. Dynastie bis in die griechisch-römische Zeit entstanden sind. Hier wird die Himmelsgöttin mit Tages- und Nachtstunden kombiniert933. Der Sargdeckel des Hornedjitef aus Theben (London, BM EA 6678)934 wurde in der Zeit von Ptolemaios III. (246–221 v. u. Z.) angefertigt. Abgebildet ist in der Mitte die Himmelsgöttin mit nach unten und oben ausgestreckten Armen und Füßen. Ihre Haare hängen zwischen den Armen herab. Sie trägt ein Kleid, das unter der Brust abschließt und mit Vignetten aus Unterweltsbüchern und dem Text aus Tb 89 dekoriert ist. Unter dem Kinn, am Schoß und zwischen den Füßen ist jeweils eine rot ausgemalte Sonnenscheibe zu sehen. Rechts der Figur ist eine Dekanliste, wohl nach Senmut, zusammen mit den Göttern der südlichen Konstellation und den Planeten und links findet sich die nördliche Konstellation mit den üblichen Gottheiten rechts und links der erweiterten Kerngruppe. Damit gehört er auch mit zu den späteren Vertretern, der die nördliche Konstellation in einer erweiterten Gruppe zeigt. Der Sargdeckel des Heter aus Theben datiert nach dem Geburtshoroskop des Inhabers auf 125 u. Z. und ist anders als die in etwa zeitgleichen Särge der Soterfamilie (s. u.), die ja auch aus Theben stammen, tatsächlich mit einem Horoskop versehen worden935. Das Zentrum der Innenseite des gewölbten Deckels wird von der Figur der Himmelsgöttin Nut eingenommen. Nut hat Arme und Beine nach oben und unten ausgestreckt, wobei die 930 Vgl. hierzu MENDEL, Monatsgöttinnen, 77–78. Sie sind z. T. in Auszügen belegt in Philä (Philä II, 206–211), Kom Ombo (KO 46–49 und MENDEL, Monatsgöttinnen, Tfn IV–VII) und Deir el-Bahari (Deir el-Bahari III, 40, Text 38 mit Tf. 8 und 49, Text 57 mit Tf. 12). 931 Vgl. hierzu MENDEL, Monatsgöttinnen, 78–80. Die Epagomenentage sind hinzugefügt in: Philä (Philä II, 206–211), Kom Ombo (KO 46–49 und MENDEL, Monatsgöttinnen, Tfn IV–VII) und der Kiosk auf dem Dach in Dendara (D VIII, 44–70 und Tfn 728–731 und 737). 932 Vgl. Sarg des Peftjauauienneith, Leiden, Inv. AMM 5-e (LEEMANS, Mon. Eg. III, 2, 11–13, S. 1–3 und Pl. V– VI) und Sarg des Chonsutefnacht, Brüssel E 586 (SPELEERS, Recueil, Nr. 337, 53 und 54, S. 90, sowie Abbildung im Ausstellungskatalog Sarcophages sous les étoiles de Nout, 135). Ebenso vermutlich auf dem Sarg des Ramose in Narni (BRESCIANI et. al., in: EVO 26, 2003, 41–53, vgl. insbesondere Tf. II, Abb. 5a und Tf. III, Abb. 6b). 933 Vgl. Sargdeckel der Neferrenpet aus Achmim (Belgrad, National Museum, Reg. N° 12/VI), Nr. 19 des Katalogs; ähnlich auch Sargdeckel des Anchemmaat aus Abusir el-Melek, Kat. Nr. 21; Sargdeckel des Peftjauauienneith (Leiden, RMO, AMM 5-e), Nr. 23 des Kat.; Sargdeckel des Chonsutefnacht (Brüssel, MRAH E 586), Nr. 23 des Kat.; Sargdeckel des Ramose (Narni, MCPE 2007 1–3), Nr. 25 des Kat.; ebenfalls vergleichbar ist auch der Deckel des Sarkophags des Nes-Schu-Tefnut (Wien, Khm ÄS 1), Kat. Nr. 31. 934 Nr. 20 des Katalogs (S. 99–100). Alle Angaben EAT III, 61–62 mit Tf. 16 B und 28. Eine schöne Abbildung der farbigen Innenseite findet sich im Ausstellungskatalog Masterpieces of Ancient Egypt, 295 (294–297 mit dem Ensemble, das zum Sarg gehört). 935 Nr. 10 des Katalogs (S. 96). Angaben nach: EAT III, 93–95 mit Tf. 50; PM I, 22, 647; nach der Erstpublikation von BRUGSCH, in: ZDMG14, 1860, 15–28 und Recueil, Tf. XVII, XXXIV und XXXV und S. 30–35; TÖPFER, Heter, Ein thebanischer Priester, 155–168 (zu dem Sarg: 161–163).

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5.3 Särge

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Arme leicht angewinkelt sind. Über ihrem Kopf befindet sich eine Strahlensonne. Sie trägt ein gemustertes Trägerkleid, das unter ihren seitlich abstehenden Brüsten beginnt. Zwischen Kopf und linker, nördlicher Hälfte sind zwei Schildkröten und die Figur der Fresserin wiedergegeben936 und auf der rechten, südlichen Seite finden sich Orion und Sothis. Auf der nördlichen Hälfte sind die Tierkreiszeichen Krebs bis Schütze und auf der südlichen Steinbock bis Zwillinge wiedergegeben. Die Jungfrau trägt die Mondsichel auf dem Kopf. An die Ecken sind die theriomorphen vier Winde gesetzt937 und am Kopfende ist eine Sonnenbarke zu sehen, in der der Verstorbene den falkenköpfigen Sonnengott in einer Scheibe preist. An den Seitenwänden sind unterhalb der Tierkreiszeichen und zwischen den Figuren der vier Winde auf der rechten Seite die Planeten sowie die zwölf Stundengöttinnen mit einem Stern auf dem Kopf. Der Text über ihnen benennt sie als Nachtstunden. Ein entsprechendes Pendant findet sich gegenüber, wo eine, ähnlich wie beim Sarg des Hornedjitef (BM EA 6678) oben, erweiterte nördliche Konstellation wiedergegeben ist, jedoch nur eine minimale Auswahl von begleitenden Göttern. Bei diesen Göttern handelt es sich, ihrer Ikonographie nach, um die vier Horussöhne, die nicht wie üblich, hinter dem Nilpferd, sondern auf der Seite von Mesechtiu stehen und von einem Falken angeführt werden, wie er auch im Grab des Psenosiris in Athribis (vgl. Tf. VI) abgebildet ist938. Der Sargdeckel des Heter ist eine der wenigen Tierkreise, bei denen es sich um ein echtes Geburtshoroskop handelt. Einmalig ist auch die Art, wie die nördliche und südliche Konstellation wiedergegeben ist, wobei die südliche hauptsächlich von den Planeten dominiert wird. Auch die Darstellung der vier Winde, die den Himmelsbewohnern ihre Position am Himmel zuweist, ist auf privaten Denkmälern selten anzutreffen. Eine weitere Gruppe von Sargdeckeln zeigt Tierkreise, die jedoch nicht personalisiert sind und von Details abgesehen mehr oder weniger identisch ausstaffiert wurden. Die Särge gehören alle der sogenannten Soterfamilie aus Theben an. Zu ihnen gehören der Sargdeckel des Kornelius Pollius, der des Soter, der Sensaos, der Kleopatra und der Sargdeckel des Padiamenope939. Sie zeigen alle eine Nut in der Mitte der Sargdeckel, die zu beiden Seiten von den Tierkreiszeichen umgeben ist. Die Aufteilung wird bei allen zwischen Krebs und Löwe unter den Armen der Nut gemacht. Auf der südlichen, linken Hälfte neben der Himmelsgöttin sind dann (von unten nach oben) Wassermann, Fische, Widder, Stier, Zwillinge und Krebs aufgelistet. Auf der nördlichen, rechten Hälfte sind das (von oben nach unten) Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze und Steinbock. Bei Padiamenope ist der Steinbock links oben über die Hand der Nut gesetzt und Soter vertauscht die Hälften der südlichen und nördlichen Tierkreiszeichen, d. h. die Hälfte zwischen dem Wassermann und dem Krebs sind im Norden und die zwischen Löwe und Steinbock auf der südlichen Hälfte. Die Särge des Soter, der Sensaos, der Kleopatra und des Padiamenope haben, soweit erkennbar, auf den Seitenbrettern die Göttinnen der Tages- und Nachtstunden. Der Sargdeckel 936 Könnte es sich bei diesen Figuren um eine besondere Darstellung der nördlichen Konstellation handeln? Die Position gegenüber den Barken von Orion und Sothis würde passen. 937 Zu den vier Winden vgl. oben den Abschnitt zum Sarg des Heter in Kapitel 4.2.1.2 (Die vier Winde in Gräbern und auf Särgen). 938 Vgl. dazu den Abschnitt zum Grab des Psenosiris in Kapitel 4.2.1.2 (S. 75–76). 939 Sargdeckel des Kornelius Pollius (London, BM EA 6750A), Nr. 3 des Katalogs; Sargdeckel des Soter (London, BM EA 6705), Nr. 4 des Katalogs; Sargdeckel der Sensaos (Leiden, RMO, M75), Nr. 5 des Katalogs; Sargdeckel der Kleopatra (London, BM EA 6786), Nr. 6 des Katalogs; Sargdeckel des Padiamenope, (Paris, Louvre E 13048, vormals: Bibliothèque Nationale, Paris, No. 75), Nr. 7 des Katalogs (Seiten 93–95).

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5 Die Anordnung der Gestirne

des Kornelius Pollius verfügt nicht mehr über die Seitenteile, so dass darüber keine Aussage getroffen werden kann. Die Darstellung der Nut in Kombination mit den Tierkreiszeichen und den Tages- und Nachtstunden gibt vermutlich den nächtlichen Sternenhimmel wieder, wie er schon in den älteren Himmelsdarstellungen mit den Sternuhren der südlichen und nördlichen Konstellation dargestellt wurden. Der Zodiakus zeigt dabei statisch den Lauf der Sterne während eines Jahres und die Stundengöttinnen geben die Stunden eines jeden Tages an. 5.3.1 Zusammenfassung zur Anordnung der Gestirne auf Särgen Mit dem Aufkommen der diagonalen Sternuhren im Laufe des Mittleren Reichs beginnt im funerären Bereich die Tradition, den Verstorbenen einen Teil des nächtlichen Sternenhimmels zur Bestimmung der Nachtstunden im Verlauf eines Jahres mit ins Grab zu geben. Neben den eigentlichen Dekansternen, die zur Bestimmung dieser Stunden Verwendung fanden, wird ebenfalls als Teil dieser Uhren die südliche Konstellation, deren einzelne Sterne bzw. Sterngruppen Bestandteil der Dekane sind, in einer Vignette eigens hervorgehoben. Der südlichen Konstellation wird dann die nördliche mit den Hauptvertretern Stierschenkel oder Mesechtiu (MsXtyw) und Nut, in Form einer Frau, die den Himmel hochhebt, gegenübergestellt. Auch sie sind Bestandteil dieses Bildabschnitts, der die diagonale Sternuhr auf der Mitte der Längsachse in zwei Teile teilt. Gegen Ende des Mittleren Reichs kann auf dem Sarg des Heni aus Assiut940 das erste Mal eine neue Art der Darstellung nachgewiesen werden, die im Grab des Senmut (TT 353) in Deir el-Bahari, der zur Zeit von Hatschepsut und Thuthmosis III. lebte, zu einem neuen Standard wird. Von da an lassen sich vergleichbare Darstellungen in nahezu allen Königsgräbern und – später auch in Privatgräbern – nachweisen. Entsprechende Dekorationen auf Särgen verschwinden jedoch zunächst und wandern stattdessen an die Decken der Gräber. Im Laufe des Neuen Reichs entsteht parallel dazu jedoch eine neue Tradition, bei der die Innenseite der Särge mit der Figur der Himmelsgöttin Nut verziert wird, die sich über der Mumie des Verstorbenen schützend ausbreitet. Thematisch lassen sich diese Darstellungen auf Textpassagen der Pyramidentexte zurückführen und sind ganz auf den Schutz des Verstorbenen ausgerichtet. Die Kombination der Himmelsgöttin mit dem nächtlichen Sternenhimmel, bei dem es inhärent um die Messung der Stunden geht, kombiniert zwei Darstellungstypen, die zunächst aus unterschiedlichen Bereichen stammen: nämlich die der Himmelsbücher mit dem Lauf der Gestirne durch und am Körper der Himmelsgöttin mit der tabellenförmigen Wiedergabe von Sternkonstellationen des südlichen Himmels, die im Verlauf eines Jahres die Nachtstunden anzeigen. Die erste Quelle, bei der das ganz konkret ausformuliert wurde, ist das Nutbild im Osireion von Abydos, was sich ja auch in ramessidischen Königsgräbern und im privaten Bereich wiederfindet. Dabei steht das Osireion selbst an der Grenze zwischen Grab und Tempel, da es einerseits als Grab angelegt wurde, jedoch andererseits für den Gott Osiris und eben nicht für den verstorbenen König gedacht war sowie Bestandteil einer größeren Tempelanlage ist. Kurz danach lässt sich mit dem Sarkophagdeckel des Psusennes (Kairo, JE 87297, 1044– 999 v. u. Z.), der wiederum von Merenptah (19. Dynastie, reg. 1213–1204) usurpiert wurde,

940 EAT III, 8–10 mit weiterer Literatur.

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5.3 Särge

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eine Kombination beider Themen, Himmelsgöttin und Sternuhren, sowie Auszüge aus Himmelsbüchern, nachweisen. Jedoch findet sich die Verschmelzung beider Quellen erst mit der 25. Dynastie häufiger auch auf Särgen und Sarkophagen wieder, wobei ein Schwerpunkt in der Kombination von Nut und Stundengöttinnen liegt. Nur wenige Quellen fügen, nachweisbar erst in der Zeit zwischen der 30. Dynastie und der frühen Ptolemäerzeit, Dekane oder eine Darstellung der südlichen und nördlichen Konstellation hinzu (Sarkophag des Anchhapi, Kairo, CG 29301; Stiersarkophag JE 86722; Sargdeckel des Hornedjitef, London, BM EA 6678) oder geben nur die beiden Konstellationen mit einer Dekanliste wieder (Sarkophag des Nachtnebef, Berlin, ÄS 7). Noch später, aber in der Tradition der vorangehenden Quellen, stehen Särge aus der römischen Zeit, die rechts und links neben dem Körper der Nut den Tierkreis wiedergeben (Sargdeckel des Heter; Sargdeckel der Soterfamilie), wobei der des Heter auch ein Geburtshoroskop und zusätzlich Felder für die beiden Konstellationen sowie die Planeten beinhaltet. Soweit erkennbar, sind alle diese Särge ebenfalls mit Stundengöttinnen dekoriert.

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6 Auswertung In den vorangehenden fünf Kapiteln wurden Himmelsdarstellungen an Decken in den griechisch-römischen Tempeln unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet. Nach einer kurzen Übersicht zur Entwicklung von astronomischen Decken in Ägypten im Allgemeinen zeichnen sich schon die verschiedenen Themenkreise, die in diese Darstellungen eingeflossen sind, ab. Auffallend ist, dass gerade im Falle der frühesten Denkmäler nur private Särge und Gräber überhaupt komplexere Sternenkonstellationen und diese zunächst nur in Form von Sternuhren wiedergeben, während die königlichen Anlagen hier erst später nachziehen, so dass sich im Laufe des Neuen Reichs eine parallele Entwicklung zwischen diesen beiden Typen von Denkmälern nachverfolgen lassen. Das kann auch am Inhalt liegen, denn im Falle der privaten Särge muss alles auf begrenzten Raum zusammengefasst werden. Im Gegensatz dazu verfügt ein königliches Grab nicht nur über einen ausführlicheren Satz an traditionellem Textmaterial, sondern auch über umfangreiche monumentale Baudenkmäler, die jeden Aspekt der Versorgung des Verstorbenen abdeckt, wozu sicherlich auch eine priesterliche Besetzung gehörte, die dafür sorgte, dass bestimmte Riten auch während der verschiedenen Tages- und Nachtstunden zur korrekten Zeit abgehalten werden konnten. Möglicherweise lassen sind daher entsprechende Deckendekorationen erst später auch in Tempeln nachweisen. Unabhängig davon sind als eine der ersten Abbildungen des nächtlichen Himmels überhaupt solche Decken zu nennen, die zahlreiche Reihen von Sternen wiedergeben und tatsächlich sind solche auch schon an Decken von Räumlichkeiten in Pyramiden zu finden941. Bei genauerer Betrachtung dieses Sternendekors wurde klar, dass die als fünfzackig gestalteten Sterne in nahezu allen Fällen an den Kardinalpunkten ausgerichtet sind. Werden diese fünf Zacken mit Beinen, Armen und dem Kopf eines Menschen gleichgesetzt, kristallisiert sich die Regel heraus, dass der einzeln stehende Zacken am oberen Ende den Kopf, die zwei Zacken am unteren Ende die Beine und die beiden waagerecht durchgezogenen mit den Armen gleichgesetzt werden können. In dieser Form steht der Stern mit seinen beiden Beinen im Osten, seine Arme geben die Nordsüdachse an und der Kopf weist nach Westen. Entsprechend lassen sich in vielen Tempeln anhand dieses Dekors auch die Himmelsrichtungen bestimmen. In einzelnen Fällen können sich Sterne vor allem in Gräbern aber auch an dem Dargestellten orientieren. An der Decke im Pronaos von Dendara ist in den äußeren Travées mit den Himmelsgöttinnen parallel beides vertreten. Die aufgemalten Sterne zwischen den Armen und Beinen der Göttin finden sich sowohl auf der West- als auch auf der Osthälfte, wobei jene der Westhälfte bei identischer Größe schmalere Zacken haben. Ein Teil der Sterne sind mit denen der Figuren in den Registern unterhalb des Körpers der Nut kongruent, während ein anderer Teil der Ostwestrichtung folgt. Auf der Osthälfte ist das weniger deutlich zu erkennen als auf der Westhälfte.

941 Vgl. Kapitel 2, S. 17–21 und insbesondere S. 17 und VON LIEVEN, Der Himmel über Esna, 12 mit Anm. 15, wonach sich das Sternendekor erstmals an der Decke eines sakralen Baus in der Stufenpyramide des Djoser in Sakkara nachweisen lässt.

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6 Auswertung

Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit dem Rahmen, in den die entsprechenden Darstellungen eingefügt sind942. Hier lassen sich vier verschiedene Typen unterscheiden: 1) Rahmen mit der Himmelsgöttin Nut, 2) mit einem Sternenband, 3) solche ganz ohne Rahmen und 4) Himmelsstützen und Dekane. Der offensichtlichste Rahmen wird durch die Himmelsgöttin Nut (1) gebildet. Sie ist von der Seite als stehende Frau, die vornübergebeugt ist, abgebildet, wobei sie auf einer Bodenlinie steht und mit ihren Fingerspitzen den Boden unter ihrem Kopf berührt. In der Regel gibt ihr Körper die Ostwestachse an. Dabei befindet sich ihr Kopf im Westen, die Beine im Osten, ihr Körper im Süden und die Bodenlinie, auf der sie steht, liegt im Norden. Dieser Typ ist erstmals in den Himmelsbüchern vertreten wie dem Nutbild, was erstmals im Osireion des Tempels Sethos I. in Abydos belegt ist, dem Buch vom Tage und dem Buch von der Nacht. Alle drei Himmelsbücher lassen sich in etwa zur selben Zeit im Laufe des Neuen Reichs nachweisen, wobei die ausführlichsten Deckenbilder in den späten Tempeln Elemente aus allen drei Büchern kombinieren. Elementarer Unterschied zwischen ihnen ist das, was dargestellt wird. Während das Nutbild mit einer Sternuhr einhergeht, die ähnlich wie die älteren Sternuhren auf Särgen und in Gräbern, die zwölf Nachtstunden im Verlauf eines Jahres angeben und damit das, was am Körper der Nut sichtbar ist, bilden die Bücher vom Tage (LdJ) und der Nacht (LdN) die Fahrt der Sonne und anderer Gestirne im Körper der Nut ab. Beide Bücher, LdJ und LdN, geben eine umfangreiche Götterwelt wieder, die, anders als die Dekansterne, Tierkreiszeichen oder andere Sternbilder nicht Bestandteil dessen ist, was von der Erde aus beobachtet werden kann. Darin unterscheiden sich diese letzten beiden Himmelsbücher in keiner Weise von den Unterweltsbüchern wie dem Amduat, dem Pfortenbuch, dem Höhlenbuch oder allen übrigen Kompositionen, die sich mit der Götterwelt des verborgenen Raumes befassen. Der Unterschied ist lediglich die Verortung: Unterweltsbücher lokalisieren die Unterwelt dw#t im unterirdischen Raum, während ein vergleichbarer unsichtbarer Raum in den Himmelsbüchern am bzw. im Himmel zu finden ist. Ein weiterer Rahmen wird mittels einer Reihe von Sternen (2) gebildet. Er ist von der 18. Dynastie an zunächst hauptsächlich im thebanischen Raum in privaten Gräbern (Senmut943) vertreten. Später lässt sich dieser Typ jedoch auch in Grabanlagen und auf monumentalen Sarkophagen finden (Padiamenope, Monthuemhat944 und Nachtnebef945, sowie die beiden Deckel der Stiersarkophage Kairo JE 86721 und JE 86722). Ganz ohne Rahmen (3) bzw. mit einer einfachen breiten Abschlusslinie können einzelne Abschnitte umfangreicher Deckendekorationen gestaltet sein oder auch komplexere Bilder, wo das entsprechende Platzangebot wenig Spielraum lässt946. Eine besondere Situation zeigt sich bei runden Tierkreisen, wo in die äußersten Ecken der Decken weibliche Himmelsstützen (4) gesetzt werden947. Daneben finden sich hier Dekane am Rand des eigentlichen Tierkreises oder dieser Rand wird durch vergleichbare Figuren gebildet948. 942 Vgl. oben S. 23–26 (Kapitel 3). 943 Senmut (TT 353), EAT I, Tf. 24–25 (Übersicht und südliche Konstellation) und EAT III, Tf. 1 (nördliche Konstellation). 944 Padiamenope (TT 33), EAT III, Tf. 18–19 und Monthuemhat (TT 34), EAT III, Tf. 20–21. 945 Sarkophag des Nachtnebef, Berlin ÄS 7, EAT III, Tf. 25. 946 Verschiedene Königsgräber im Tal der Könige (Sethos I, KV 17, EAT III, Tf. 3; Merenptah, KV 8, EAT III, Tf. 8; Tauseret, KV 14, EAT III, Tf. 9, u. a.). 947 Der runde Tierkreis in Dendara: EAT III, Tf. 35, Nr. 54 (Dendara B) und D X, 175–176 und Tfn 60 und 86. 948 Das Zodiac Tomb in Athribis: EAT III, Tf. 51, Nr. 72. Vgl. dazu auch VON LIEVEN, Der Himmel über Esna,

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6 Auswertung

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Bei der Wiedergabe des nächtlichen Himmels spielt die Orientierung der Anlage, in der sich eine entsprechende Deckendekoration befindet, eine wichtige Rolle949. Eine Ausnahme ist lediglich im Falle der Gräber gegeben, bei der diese Orientierung auch anhand der Figur der Himmelsgöttin nachvollzogen werden kann, da sie durch ihren Körper die logischen Himmelsrichtungen festlegt. Dasselbe gilt, wenn auch im Detail verschieden, für Särge. In großen Tempelanlagen hingegen scheint die Ausrichtung eine größere Rolle gespielt zu haben. Hier sind grundsätzlich zwei Typen zu unterscheiden: 1) Tempel mit einer Nordsüdachse und 2) solche mit einer Ostwestachse. Allgemein wird davon ausgegangen, dass sich die Lage der Tempel am Nil orientiert, weswegen solche Tempel mit einer Ostwestachse in der Regel mit dem Eingang auf den Nil ausgerichtet sind und solche mit einer Nordsüdachse parallel zum Nil errichtet wurden. Unberücksichtigt bleibt hier die mögliche Feinabstimmung von Tempelanlagen nach bestimmten Sternen oder auch Sonnenständen. In den Tempeln wiederum sind astronomische Decken im weitesten Sinn in bestimmten Räumen vertreten: a) in Pronaoi, b) in der Wabet und c) in osirianischen Bereichen. Nur der hintere Umgang im Tempel von Athribis, das Sanktuar im Amun-Re Tempel in Deir el-Hagar und das im Isistempel von Dendara stellen Ausnahmen zu dieser Regel dar. Grundsätzlich gilt jedoch für alle Tempelanlagen, dass die Ausgestaltung der Decken auf die vorhandenen geographischen Gegebenheiten sowie die Raumsituation Rücksicht nimmt. So sind zweigeteilte Deckenbilder nur in Pronaoi (Dendara und Esna) oder vergleichbaren Bereichen (Athribis), die eine solche Zweiteilung zulässt, anzutreffen. Auch können sie sich über mehrere Räume, die wiederum in zwei Hälften aufgeteilt sind (Dendara, Osiriskammern der Ost- und Westseite) erstrecken. In den übrigen Räumen bestehen die Darstellungen nur aus einem Bild, unter dem die Himmelsbewohner vereint werden. Als wichtiges Kriterium zur Anordnung der Decken, die neben dem Platzangebot wiederum von der geographischen Ausrichtung des Tempels abhängt, hat sich der Bezug der Bilder zur Nordsüd- bzw. Ostwestachse herausgestellt. Sind sie auf zwei Hälften und dabei auf die Ostwestachse aufgeteilt, wird diese betont und der Akzent des Dargestellten liegt auf dem Lauf der Sterne in Bezug auf deren Auf- und Untergang (Athribis; Dendara, Pronaos). Sind diese beiden Hälften jedoch auf die Nordsüdachse verteilt, liegt der Schwerpunkt bei der nächtlichen Regeneration der Gestirne, bei der die Vereinigung von Re und Osiris im Zentrum steht (Kom Ombo, Esna Nord- und Chnumtempel). In dem System wird Re der Norden und Osiris der Süden zugewiesen. Diese Einteilung spiegelt sich schon im Neuen Reich mit dem Auftauchen der Millionenjahrhäuser wider, von denen etliche, jedoch nicht alle, zugleich Totentempel sind. Gemeinsam ist dem Tempeltyp, dass sie über einen Rebezirk im Norden und einen Osirisbezirk im Süden der Anlagen verfügen, in dessen Mitte der König und das Königtum stehen. Eine weitere Unregelmäßigkeit, die ebenfalls dazu gehören könnte, ist die Verteilung der Tages- und Nachtstunden der Stundenwachen950, die im Pronaos von Philä Bestandteil der Deckengestaltung neben Tableaus zum Stundenritual und der stark komprimierten Darstellung des Himmels sind. Hier, und in weiteren Fällen, ohne direkten Bezug zu astronomischen Decken, zeigte sich, dass die Nachtstunden regelhaft auf den südöstlichen Wänden oder Seiten

30 und 172–173. 949 Vgl. oben S. 27–174 (Kapitel 4), insbesondere S. 28–38 und 38–48 (Kapitel 4.1.1.1 und 4.1.1.2). 950 Vgl. zu Philä, PRIES, Stundenwachen, 34.

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6 Auswertung

zu finden sind und die Tagesstunden eher auf den nordwestlichen Wänden und Seiten untergebracht sind951. Zum Themenkreis der beiden Achsen zählt auch die Anordnung der Winde, die in einigen Fällen als Paare in Norden und Süden sowie Osten und Westen aufgeteilt sein können952. Auch die Himmelsstützen können diesem Muster folgen. Die Göttinnen sind grundsätzlich in zwei verschiedenen Zusammenhängen belegt. Im Raum sind sie dreidimensional953 und auf Flächen zweidimensional954 angeordnet. Bei der zweidimensionalen Anordnung stehen die vier Göttinnen nebeneinander, wobei unterschiedliche Paare einander anblicken können. Während Göttinnen in einem Raum in allen heute nachvollziehbaren Belegen auf die geographischen Kardinalpunkte verteilt sind, können solche an Wandflächen in zwei unterschiedliche Kategorien unterschieden werden. Bei der einen Gruppe stehen Osten und Westen außen und betonen den Auf- und Untergangsort der Gestirne bzw. der Sonne. In diesen Fällen stehen der Norden und Süden in der Mitte zwischen diesen beiden. Dort, wo die südliche und die nördliche Himmelsstütze außen stehen, geht es in der Regel um funeräre Aspekte oder um den jenseitigen Himmel. In solchen Gruppen stehen die Himmelsstütze des Ostens und Westens in der Mitte zwischen den beiden anderen. 6.1 Wo, wie und wer mit wem? Wo sind sie zu finden? — Da es bei diesen Darstellungen nahezu ausschließlich um Deckenbilder handelt, sind Decken bestimmter Räumlichkeiten, sei es in Tempeln, in Gräbern oder die Unterseite von Sargdeckeln der Ort, an dem sich astronomische Darstellungen im weitesten Sinne befinden. Aber auch deckennahe Bereiche wie Friese und Soffitten gehören dazu. Näher betrachtet, d. h. in Übersetzung und Kommentar vorgestellt, wurden für die weiteren Untersuchungen die astronomischen Decken in Philä (Pronaos, Decke), Kom Ombo (Soffitten), Athribis (rückwärtiger Umgang, Decke), Dendara (Pronaos, Decke) und Esna (Pronaos, Decke), wobei die Decke von Athribis als bislang neue und unpublizierte Quelle, hinzukommt. Während sich in allen Tempeln in einzelnen Bereichen auch lokale Elemente widerspiegeln, lassen sich, vor allem bei den umfangreicheren Deckenbildern, daneben auch deutliche Gemeinsamkeiten feststellen. Letzteres gilt ebenso für Gräber und die Gestaltung von Sargdeckeln.

951 Z. B. Edfu (2. Sokarkammer, Raum H): E X, 25c (oben), vgl. auch PRIES, Stundenwachen 2, Tafel 1 auf S. 124 aber auch Dendara (2. östlichen Osiriskammer): vgl. hierzu die Bildunterschriften bei PRIES, Stundenwachen 2, Tafeln 3–27 auf S. 125–132 (weniger eindeutig als in Edfu, aber vorhandene Präferenz). 952 Z. B. Sarg des Soter (BM EA 6705, vgl. RIGGS, in: BIFAO 106, 2006, 317–322) oder auch der Stiersarkophag JE 86718 (vgl. hierzu MENDEL, in: Fs Thissen, 388–391 und Stiersarkophage, dort die Kapitel zu den Deckeln JE 86721 mit den Registern 2–3 und 10–11 und JE 86722, mit den Registern 2–3 und 11–12 sowie jeweils das 4. Register der Sarkophage JE 86717 und JE 86718, in Vorbereitung). 953 Belegt im Pronaos von Kom Ombo und dort auf die vier Soffitten in den Ecken verteilt (vgl. hierzu Tf. XIV, KO 319, 321 und 326) sowie im Pronaos von Dendara Travées 2, Ost und West (D XV, 20, 7 und 10 sowie 42, 5–6 und 42, 11–12) sowie in einem Sonderfall in Kombination mit dem runden Tierkreis von Dendara (D X, 175, 2–5). Zu den Belegen vgl. auch oben S. 145–158 (Kapitel 4.2.2.1.1 A). 954 Auf Flächen an Wänden oder auch an Decken. Mehrere Belege finden sich in Dendara (vgl. oben Abb. 76 zu D X, 253–263 und Tf. 115; Abb. 77 zu D XV, 34, 13–14; Abb. 78a–b, sowie 79a–b zu Dendera, Le temple d’Isis, 134, 9; Abb. 80a–b, MARIETTE, Dendérah, Supplément, Tf. C); Abb. 83, D III, 33, 4–10 mit Tf. 176; Abb. 84, D III, 86, 17 – 87, 2, mit Tf. 190; Abb. 85, D X, 199, 5–12 mit Tf. 96) sowie Edfu (Abb. 81–82). Zu den Belegen vgl. auch oben S. 158–167 (Kapitel 4.2.2.1.1 B).

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6.1 Wo, wie und wer mit wem?

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Wie sind sie ausgestaltet? — Astronomische Decken können, müssen aber keine Himmelsgöttin wiedergeben. Sofern sie vorhanden ist, legt ihr Körper die logische Ostwestachse, für die Götter, die unter ihr versammelt sind, fest955. Diese wiederum kann956, muss aber nicht mit den geographischen Bedingungen957 übereinstimmen. Eine Sonderform bildet hier der Chnumtempel von Esna, wo nur in den Travées E und F je eine Himmelsgöttin an die kurzen Enden gesetzt wurde und so auch nur einen Bezug zu diesen beiden Travées hat, wogegen die übrigen mit einem einfachen Rahmen umgeben sind. Bei den großen und umfangreichen Decken ist die Standfläche der Figuren über alle Abschnitte hinweg immer der äußere Rand958 und sofern die Decke – über einen Mittelgang hinweg – in zwei Hälften aufgespalten ist, sind diese gespiegelt wiedergegeben959. Im Falle von Dendara (Pronaos, vgl. Tf. XI) und im Grab des Psensosiris (Athribis, vgl. Tfn V–VII) sind die Gottheiten gegenüber dem Körper der Göttin um 180° gedreht. Im Falle der Decken in einzelnen Räumen sind sie jedoch in derselben Richtung angeordnet wie die Himmelsgöttin (Dendara, Osiriskapellen, vgl. Tf. XII). Zu letzterem gehört auch die Decke im hinteren Umgang von Athribis, bei der es sich um den Sonderfall einer zweigeteilten Deckengestaltung handelt (vgl. Tfn III–IV). Die Reihenfolge der Himmelsbewohner ist an der Ostwestachse ausgerichtet, wobei im Osten der Aufgangsort aller Gestirne ist, in dem die Reihen logischerweise beginnen sollten. Offensichtlich kann die Reihenfolge bei den Dekanreihen aber nach Bedarf angepasst bzw. variiert werden. So sind sowohl Listen, die von Westen nach Osten960 als auch von Osten nach Westen961 verlaufen, belegt. Entsprechend können auch die mit den Dekanlisten synchronisierten Tierkreise sowohl in die eine als auch in die andere Richtung verlaufen. Hier mag vielleicht der Standpunkt des Betrachters eine Rolle gespielt haben. Die ausführlichen Deckenbilder in Dendara und Esna ordnen die Abfolge der Monate in einem Jahreszyklus an, wobei die Tierkreise mit den Dekanen synchronisiert sind. Dabei sind die Gottheiten der einzelnen Monate entweder im Uhrzeigersinn962 oder gegen den Uhrzeigersinn963 angeordnet. Wer wird mit wem zusammengebracht? — Die ältesten Quellen, die diagonalen Sternuhren, geben nur eine Sternuhr wieder und kombinieren diese mit der nördlichen und südlichen Konstellation in einer sehr kurzen Form mit je zwei Figuren. Mit den Deckenbild nach dem Muster von Senmut wird dieser Götterkreis deutlich erweitert und es werden neben den 36 Dekanen, begleitende Götter für jeden einzelnen Dekan, Sternenhaufen (Cluster), größere Sternbilder, die sich wiederum in einzelne Dekane aufteilen lassen wie z. B. das Schaf oder Orion sowie die Planeten und einige Zusatzdekane mit den Dekanen kombiniert.

955 956 957 958 959 960 961 962 963

Dendara, Athribis, Esna. Athribis. Dendara. Athribis, Tfn 3–4; Dendara, Pronaos, Tf. XI–XII; Esna-Chnumtempel, Pronaos, Tf. XV und Esna-Nord, Pronaos, Tf. XVI. Dendara und Esna-Chnum- und Nordtempel Dendara, 2. östl. Osiriskammer; Athribistempel, Westhälfte; Esna, Chnum- und Nordtempel. Dendara, Pronaos; Athribistempel, Osthälfte. Dendara, Pronaos und 2. östl. Osiriskapelle; Athribis, Osthälfte. Vgl. hierzu auch die Ausführungen in EAT III, 205–206. Esna, Chnum- und Nordtempel; Athribis, Osthälfte.

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6 Auswertung

Zusätzlich wird auch die nördliche Konstellation stark erweitert und zu den beiden Kernfiguren Mesechtiu und Nut, die mit den Deckenbildern des Neuen Reichs als Nilpferd erscheint, kommen im Kernbereich weitere Figuren hinzu, wie der falkenköpfige Anu, die Göttin Serket, der Löwe, das Krokodil (c#Q), der Vogel und der Landepflock zwischen dem Nilpferd und Mesechtiu. Zusätzlich folgen jeweils hinter dem Nilpferd und dem ihm gegenüberliegenden Mesechtiu eine Reihe von kanonisch angeordneten Göttern. Das sind hinter dem Nilpferd – je nach Liste – neun Götter: Isis, die vier Horussöhne (Amseti, Hapi, Duamutef und Kebehsenuef) sowie die vier Söhne des Chentechtai (M##-n-it=f, Ir-n-Dt=f, Ir-rn=f-Ds=f und O#Qw) und sieben Götter hinter Mesechtiu: Ir-m-ow#, vknw, Cd-Xrw, Nhs, o#-nrw, Imy-sHnTr und Or-Hknw. Erst in der Spätzeit und dort vor allem in Tempeln wird die nördliche Konstellation dann wieder auf ihre zwei, bisweilen auch drei Kernmitglieder reduziert. Die Gottheiten, die sich rechts und links der zentralen Hauptgruppe anschließen, finden sich nun in anderen, vermutlich inhaltlich verwandten Götterlisten der Zeiteinteilung, wie den Stundenwachen oder den Mondmonatstagen wieder964. Bislang ist in zwei Darstellungen965, die der römischen Zeit angehören, neben dem Nilpferd und Mesechtiu eine Göttergruppe belegt, bei der es sich möglicherweise um eine weitere Figur der älteren Zentralgruppe handeln könnte: das sind ein hockender Pavian und ein Falke. Von der eigentlichen südlichen Konstellation, zu der im erweiterten Sinn natürlich auch die Dekansterne zählen, wird Orion und Sothis wiedergegeben. Auf Särgen werden sie in der Regel am Ende der Dekane aufgeführt. In Tempeln stehen sie immer noch im Umfeld, aber doch getrennt von diesen in einem eigenen Abschnitt. In Dendara und in beiden Tempeln von Esna wird die Kerngruppe Orion und Sothis um weitere Götter erweitert. So kann hier Anukis (Dendara, runder Tierkreis; Esna, Travée F; Esna Nord, südl. Hälfte nach Sothis?) und seltener auch Satis (Dendara, Travée III, Ost, 2. Register) den beiden Göttern folgen. Aber auch in Gräbern kann das der Fall sein (Athribis, Psenosiris, Raum I und II). Zusätzlich tritt zwischen Orion und Sothis noch eine Falkengottheit, die auf einer Papyrusdolde sitzt, auf, die von NEUGEBAUER und PARKER als Konstellation R (EAT III, 201) kategorisiert wurde. Sie findet sich in Dendara, sowohl im runden wie im rechteckigen Tierkreis als auch in Esna auf Travée F, bei dem es sich nach einer Vermutung von CAUVILLE966 um Kanopus handeln könnte. Er ist immerhin nach Sirius als zweithellster Stern am südlichen Himmel zu sehen. Bei den fünf Planeten, die ab Senmut den 36 regulären Dekanen angehängt werden, ist auffällig, dass die drei äußeren Planeten Mars, Jupiter und Saturn von den beiden inneren Merkur und Venus durch eine mehr oder weniger große Anzahl von Zusatzdekanen voneinander getrennt werden. Letzteres könnte mit ihrer Bewegung am Himmel zusammenhängen, 964 Zur Interpretation dieser Götter als Vertreter der Mondmonatstage nach PARKER, Calendars, 42 vgl. zuletzt VON LIEVEN, Astronomie und Zeit, 204. Sofern es sich bei diesen Göttern jedoch um Sterne bzw. Sternbilder des nördlichen Himmels handelt, was die roten Scheiben auf ihren Köpfen und z. T. auch auf den Körpern in den ramessidischen Gräbern nahelegt, wäre die Frage zu klären, ob diese im Rahmen einer Sternuhr des nördlichen Himmels konkrete Stunden oder auch Stunden an bestimmten Tagen eines schematisierten Monats von 30 Tagen angeben, was erklären könnte, warum sie in späteren Quellen sowohl in den Stundenwachen als Stundengötter und auch als Vertreter bzw. Bezeichnung der Mondmonatstage, eingesetzt wurden. 965 Athribis, Grab des Psenosiris, Raum II, vgl. hier Tf. VI und Abb. 38, sowie Sargdeckel des Heter, vgl. Abb. 39 (Kapitel 4.1.2). 966 Vgl. CAUVILLE, Les chapelles osirienne I, 90. Sie setzt den Namen in Klammern und versieht ihn mit einem „?“. S. aber auch LEITZ, in: SAK 34, 2006, 305–306, der sich dieser Interpretation anschließt.

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6.1 Wo, wie und wer mit wem?

547

da sowohl Mars als auch Jupiter und Saturn, im Laufe von mehreren Wochen oder Monaten über den gesamten Himmel von Osten nach Süden und Westen wandern, jedoch Merkur und Venus jeweils nur als Abend- bzw. Morgenstern beobachtet werden können. Dabei ist die Sichtbarkeit, bzw. die Bahn, die beide am Himmel zurücklegen, von Merkur gegenüber Venus noch geringer und weniger lichtstark, weswegen dieser möglicherweise in der Regel auch deutlich kleiner wiedergegeben wird. In Verbindung mit Tierkreisen werden die Planeten nicht mehr nach dem ägyptischen System wiedergegeben, sondern nach der astrologischen Lehre. Hier werden zwei verschiedene Typen unterschieden: die Planeten stehen in ihren Häusern oder sie werden im Hypsoma (Exaltation oder Erhöhung) stehend angegeben. Weder die eine noch die andere Konstellation lässt sich jemals am realen Nachthimmel beobachten. Bei den Häusern handelt es sich um die Wohnstätten der fünf Planeten967, von denen jeder Planet je ein Tages- und ein Nachthaus besitzt. Sonne und Mond haben jeder nur ein Haus. Somit sind für die zwölf Tierkreiszeichen jeweils auch zwölf Planetenpositionen vertreten. Der Sonne gehört das Taghaus und dem Mond das Nachthaus. Die Positionen werden durch die Lehre festgelegt. Die Variante um die Häuser wurde im Pronaos von Dendara umgesetzt, wobei sich jedoch kleinere Unregelmäßigkeiten ergaben968. Der Mond, dessen Nachthaus eigentlich im Krebs liegt, hätte vielleicht nicht dargestellt werden können, da der Krebs von der Sonne überstrahlt, nicht mehr am Himmel zu sehen ist, weswegen er in diesem Fall im Hypsoma auf dem Stier steht. Die zweite Möglichkeit zeigt die Planeten am Punkt ihrer höchsten Wirksamkeit in der sogenannten Erhöhung (Hypsoma oder Exaltation)969, wovon jeder Planet nur einen besitzt. Dieses Konzept wurde im runden Tierkreis von Dendara und in den beiden Decken von Esna angewandt970. Die folgende Tabelle nach LEITZ971 soll einen Überblick über die Positionen der Planeten in ihren Tages- und Nachthäusern und in ihren Hypsomata (Erhöhungen) bieten. Taghaus Nachthaus Erhöhung Planet Sonne

Löwe



Widder

Mond



Krebs

Stier

Merkur

Jungfrau

Zwillinge

Jungfrau

Venus

Waage

Stier

Fische

Mars

Skorpion

Widder

Steinbock

Jupiter

Schütze

Fische

Krebs

Saturn

Steinbock

Wassermann

Waage

967 Vgl. die Erklärung von BOLL, Sphaera, 233–234. Eine kurze Diskussion zur Herkunft findet sich in EAT III, 203 und eine Wiedergabe der Positionen auf S. 204 (Abb. 32). S. aber auch QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 92. 968 Vgl. BOLL, Sphaera, 233–234 sowie LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286 mit Anm. 5. 969 Vgl. auch hier wieder die Erklärung von BOLL, Sphaera, 235 und zuletzt QUACK, Egypt as an astronomicalastrological center, 92 970 Vgl. BOLL, Sphaera, 235 sowie LEITZ, in: SAK 34, 2006, 286 mit Anm. 6. 971 In: SAK 34, 2006, 286. Nach den Angaben der Schemata in EAT III, 204, Abb. 32.

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6 Auswertung

Davon zu trennen sind natürlich „echte“ Horoskope, die einen Geburtstag angeben, wie das etwa im Falle des Sargdeckels des Heter der Fall ist. Zu ergänzen wäre in diesem Kontext aber auch das Thema mundi, bei dem es sich um das „Geburtshoroskop“ der Welt nach der astrologischen Lehre handelt972. Da im Pronaos des Tempels von Dendara mit dem Neujahrstag ein einzelner Tag des ägyptischen Jahres im absoluten Fokus steht, wird das Thema mundi dort vielleicht nicht zum Ausdruck gebracht, sondern höchstwahrscheinlich eher im runden Tierkreis von Dendara, in dem die Planeten im Hypsoma stehen. Während in Gräbern und auf Särgen für ein Deckenbild immer nur eine bestimmte Dekanreihe, bei der es sich in den meisten Fällen um die Senmut-Familie handelt, Verwendung findet, sind auf den Decken in Dendara und den beiden von Esna sowohl die Sethos I B als auch die Tanis-Familie vertreten. Dabei ist der äußerliche Unterschied zwischen beiden klar: Die Tanisdekane werden wie die Bilder des Zodiakus an einem 360° Kreis ausgerichtet, während die Dekane der Sethos I B-Familie neben den 36 Dekanen für die 36 Dekaden ergänzend sechs Sternengötter für die Epagomenengötter beinhalten. Zusätzlich gehören zu dieser Liste aber auch noch für jeden Monat ein Gott (sogenannte Pseudodekane) sowie je eine Gottheit für jeden Epagomenentag (die fünf Kinder der Nut). D. h. bei den Gottheiten der Sethos I BListe, wie sie ab der 22. Dynastie auf Denkmälern anzutreffen sind, handelt es sich eher um eine Götterliste, welche die einzelnen Abschnitte des altägyptischen Jahres personifiziert als um eine Sternuhr im ursprünglichen Sinn. Eine weitere Kategorie von Gottheiten sind die Stundengöttinnen, die am Beginn der 25. Dynastie auf Särgen auftreten973 und ebenfalls in den großen Deckenbildern zu finden sind. Sie treten daneben aber auch in Verbindung mit den Stundenwachen und dem Stundenritual auf. In letzterem Zusammenhang lassen sie sich sogar bis in den Beginn des Neuen Reichs nachweisen974. Auf Särgen sind sie häufig in Kombination mit Nutdarstellungen belegt975. In Dendara begleiten sie in den einzelnen Travées je nach Zusammenhang die vorhandenen Gottheiten und sind nur auf dem Bildstreifen mit den Monddarstellungen nicht vorhanden. In Esna sind sie dagegen ausschließlich auf den inneren Travées C und D und nur in Kombination mit den Sonnenbarken wiedergegeben.

972 S. QUACK, The Planets in Ancient Egypt, 8 (mit unklarer Zuordnung zur Häuserlehre oder den Hypsomata) und Egypt as an astronomical-astrological center, 91–92, wobei er die Häuserlehre mit dem Thema mundi verbindet, was nach BOLL, Sphaera, 234 (gegen BRUGSCH, Die Ägyptologie, 337) definitiv nicht der Fall sein soll, da in jedem Horoskop jeder Planet nur einen Platz zugewiesen bekommen sollte. 973 S. SHEIKHOLESLAMI, Night and Day Hours, 376–395. Vgl. auch GRIFFIN, Toward a Better Understanding, 221. 974 Vgl. GRIFFIN, Toward a Better Understanding, 222. 975 Vgl. den Katalog der Nutdarstellungen S. 92–108 (Kapitel 4.1.3.1.1): Nr. 4 (Sargdeckel des Soter), 5 (Sargdeckel der Sensaos), 6 (Sargdeckel der Kleopatra), 8 (Sargdeckel des Peftjauauiaset), 10 (Sargdeckel des Heter), 19 (Sargdeckel der Neferrenpet), 21 (Sargdeckel des Anchemmaat), 22 (Deckel eines Stiersarkophags, JE 86722), 23 (Sargdeckel des Peftjauauienneith), 24 (Sargdeckel des Chonsutefnacht), 25 (Sargdeckel des Ramose), 27 (Deckel eines Stiersarkophags, JE 86721), 30 (Deckel des Sarkophags des Djedhor), 31 (Deckel des Sarkophags des Nes-Schu-Tefnut), 33 (Deckel eines Stiersarkophags, JE 86723).

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6.1 Wo, wie und wer mit wem?

549

In Belegen, welche die Tagesstunden des Sonnenlaufs nach der Tradition des Stundenrituals wiedergeben, sind die Stundengöttinnen direkt oder indirekt vertreten976. Aber auch solche Belege, die die Stundenwachen stärker thematisieren, verfügen über entsprechende Sets von Stundengöttinnen977. Nicht zuletzt ist in den ausführlicheren späten Deckenbildern auch der Mond mit seinem Zyklus prominent vertreten978. Wiedergegeben ist der Mondzyklus mit seinen Phasen und Darstellungen zum Befüllen des Udjatauges mittels eines Göttergremiums von in der Regel 14 Gottheiten. Eine besondere, fast schon naturalistische Darstellung der Mondphasen ist in Esna belegt (Travée A). Daneben existiert aber auch an derselben Decke eine Mondprozession als weitere Umsetzung dieses Themas (Travée D). In Dendara (Travée I, West) wird das mithilfe dreier verschiedener Abschnitte des Mondzyklus: (1) Osiris als Neumond, (2) eine Mondtreppe mit dem Vollmond und (3) das gefüllte Mondauge mit den 14 Tagen des abnehmenden Mondes zum Ausdruck gebracht. Mondtreppen und Prozessionen sind jedoch nicht nur im Zusammenhang mit Deckenbildern belegt, sondern finden sich auch in weiteren Umfeldern979. Die frühesten Ansätze zur Integration des Mondes findet sich im Deckenbild des Osireion von Abydos im Nutbild und vor allem in den begleitenden Texten980. Ab der 25. Dynastie lässt sich dieser Themenkreis in Verbindung mit Nutbildern in einer Variante beobachten981. Parallel zum Mondzyklus werden die Tagesstunden der Sonne nach der älteren Tradition des Stundenrituals wiedergegeben982. Tableaus dazu finden sich in Philä (Plafonds I–II und I‘, vgl. Tf. IX), in Athribis (östliche Hälfte, Tfn III–IV), in Dendara (Travée I, Ost und 2. östliche Osiriskammer, rechter Deckenabschnitt) und in Esna (Travée C sowie D, Tf. XV). Ebenfalls integriert wurde dieser Aspekt im Deckenbild in Deir el-Hagar (Abb. 29), in Edfu in der Wabet (Abb. 13) und auf den Architraven im Pronaos und in Athribis im Grab des Psenosiris (Tf. VI). 976 Vgl. die Darstellung in der Wabet von Edfu (E X, Tf. 33c), Philä, Pronaos, Deckenabschnitte (vgl. hier Tf. IX), Dendara Pronaos, Travée I, Ost (Tf. XI), Dendara, 2. östl. Osiriskapelle, Decke (D X, Tf. 60), Athribis, Umgang des Temples, Ostseite (Tf. IV), Tempel von Armant, Sanktuar (RUTICA, Kleopatras vergessener Tempel, 63), Kom Ombo, Pronaos, Soffitten (KO 316–318 und KO 322–324), Esna, Chnumtempel, Travées C und D (Tf. XV), Deir el Hagar (KAPER, in: JEA 81, 1995, 176–177). 977 Vgl. Philä, Pronaos, Architrave (Tf. X). Im Umfeld der Decken der Osiriskapellen auf dem Dach in Dendara sind natürlich auch Stundengöttinnen vertreten (vgl. Tf. XII). 978 Dendara, Pronaos, Travée I, West (Tf. XI), Esna, Pronaos, Travée D, aber auch C (vgl. Tf. XV). Des Weiteren auch in Dendara in den Osiriskapellen: 3. östliche Kapelle (D X, 253–263 und Tf. 115) und 3. westl. Kapelle (D X, Tf. 260). Und natürlich Esna, Pronaos, Decke, Travée A (Tf. XV). 979 S. hierzu ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, Dendara: 85–125, 158–169, 193–200 (Mondtreppen und Prozessionen), 181–192 (Einfangen des Udjatauges mit dem Netz). Edfu: 201–277 (Edfu, Pronaos, Fries), 279–291 (Mondtreppe des astronomischen Frieses), 293–305 (Füllen des Mondauges). Philä: 306–338 (Füllen des Mondauges). Karnak: 351–403 (Mondprozessionen). Neu hinzu kommt ein Beleg aus Athribis. Auf mehreren Blöcken ist eine Mondprozession in Kombination mit einer Szene zum Einfangen des Udjatauges mit dem Netz dargestellt (Blöcke 7196, 7199, 7195 und 7191). Die Blöcke sollen in Athribis IX publiziert werden. 980 S. hierzu VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne, 94–122 (Übersetzung), 174–201 (Kommentar) und ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik I, 257, Anm. 442 (zur kleinen Mondsichel auf dem Oberschenkel der Nut im Osireion) und 653–679 (zum Mond- und Planetenkapitel). 981 Vgl. im Katalog der Nutdarstellungen S. 101–103 (Kapitel 4.1.3.1.1): Nr. 23 (Sargdeckel des Peftjauneith), Nr. 24 (Sargdeckel des Chonsutefnacht), Nr. 25 (Sargdeckel des Ramose), Nr. 26 (Sargdeckel des Beniutehi) und Nr. 27 (Deckel eines Stiersarkophags, JE 86721). 982 Vgl. hier die Darstellungen des Sonnengottes in den einzelnen Stunden des Tages in der Übersicht auf Tf. XVII.

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550

6 Auswertung

6.2 Wo liegt der Fokus? Auffallend ist, dass die ausführlicheren Decken zwei Themenkreise deutlich auseinanderhalten und an verschiedenen Positionen unterbringen. Das sind zum einen die Dekane sowie der Tierkreis und die Stundengöttinnen, die in einem Jahreszyklus kombiniert werden und zum anderen der tägliche Sonnenlauf mit dem Sonnengott in seinen Stunden und der Mondzyklus mit den 30 Mondmonatstagen. Weder Sonnenlauf noch Mondzyklus sind direkt in den Jahreszyklus eingebunden. Die Funktion der Ostwestachse ist in diesem Zusammenhang hinlänglich bekannt und bedarf als Ort des Auf- und Untergangs der Gestirne eigentlich keiner weiteren Erklärung. Daher ist auch nicht überraschend, dass die meisten Decken diesen Aspekt mithilfe der Figur der Himmelsgöttin oder mittels Reihenfolge der Gottheiten berücksichtigen oder herausstellen. Auch der Mondzyklus mit seinem scheinbar gegenläufigen Kurs von Westen nach Osten wird in dieses System eingebunden. Je nach Tempel existiert ein besonderer Schwerpunkt, der an den Decken in unterschiedlicher Art und Weise zum Ausdruck gebracht wird. In den meisten Fällen wird dieser auf die Ostwestachse gelegt. Das zeigt sich in der Ausgestaltung der Himmelslandschaft, die mittels einer oder mehrerer Himmelsgöttinnen, der Windgötter oder der Himmelstützen festgelegt wird. Meistens ist so der Sonnenlauf oder die Bewegung der Sterne am Himmel angegeben, wie z. B. in Philä mit den Tableaus zum Stundenritual und dem komprimierten Himmelsbild. Auch im Repittempel von Athribis steht die Achse von Osten nach Westen im Fokus, was sich daran zeigt, dass der Himmel in zwei Teile aufgespalten wurde und im Osten ein „traditionelleres“ Himmelsbild mit einer Himmelsgöttin, den Barken des Sonnengottes in seinen zwölf Stunden des Tages, mindestens einer weiteren großen Sonnenbarke sowie den Sethos I B-Dekanen wiedergegeben wurde. Dieses wird auf der Westhälfte einer Himmelsgöttin mit einem Tierkreis, den Tanis-Dekanen, die mit Daten des Kalenders bzw. Monatsangaben korreliert waren, der Figur des Gottes Schu und einem Ausschnitt aus dem Nutbuch gegenübergestellt, womit ganz klar unterstrichen wird, dass auch der Tierkreis mit allem was dazugehört seinen festen Platz in den ägyptischen Vorstellungen des Himmels gefunden hatte und vollständig in diese integriert war. In Kom Ombo gab es in einem der Räume ein ähnliches Deckenbild wie in Philä, was in äußerst komprimierter Weise den Himmel repräsentiert hat (KO 983). Leider ist davon nur ein Fragment erhalten geblieben, was im Opfersaal (Raum D) gefunden wurde, jedoch nicht mit absoluter Sicherheit einem bestimmten Raum zugewiesen werden kann. Dafür geben die Soffitten im Pronaos in Form von 24 Stundengöttinnen in Kombination mit Namen von Tanisdekanen, die formal den zwölf Stunden des Tages und der Nacht zugeordnet werden, Gottheiten der Zeitrechnung wieder. In diesem Fall handelt es sich um die Wiedergabe eines Tages, der nach Tages- und Nachtstunden auf die beiden Hälften des Raumes aufgeteilt wurde. Lediglich die Soffitten des Mittelgangs geben Sternbilder wieder (KO 313 und 315). Von Interesse ist in diesen Tableaus somit der Tagesablauf der Himmelsbewohner und die Beziehung der beiden Hauptgötter dazu, wobei die gesamte Komposition in die vier Himmelsrichtungen eingepasst war. Aber auch im Pronaos von Dendara ist die Bewegung der Gestirne am Himmel wiedergegeben, wobei in den Tableaus mit dem Tierkreis dann aber der Moment des heliakischen Aufgangs der Sothis und damit der Übergang zum Neujahrstag monumental festgehalten und explizit betont wird. Dazu werden in den einzelnen Abschnitten Auf- und Untergang der Himmelsbewohner im östlichen und westlichen Horizont unterschiedlich thematisiert.

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6.2 Wo liegt der Fokus?

551

Der östliche Abschnitt unter dem Körper der Nut (Travée III, Ost) mit dem Tierkreis gibt die Nacht zum Zeitpunkt des heliakischen Aufgangs der Sothis wieder und zeigt die fünf Zodiakuszeichen, die zu diesem Zeitpunkt, noch am Himmel zu sehen sind, wobei die Planeten passend in ihren Nachthäusern stehen. Auf der gegenüberliegenden westlichen Seite sind, unter dem Körper einer weiteren Himmelsgöttin, die Tierkreiszeichen zu sehen, die schon untergegangen sind, die Planeten stehen in diesem Abschnitt in ihren Taghäusern inklusive der Sonne, die als geflügelter Skarabäus vor dem Löwen aufgeht. Im Rahmen des Tierkreises handelt es sich damit um die Tageshälfte, was jedoch nach Texten und anwesenden Gottheiten wie den Stundengöttinnen der Nacht, der nächtliche, westliche Himmel im Körper der Nut ist. Die mittleren Travées (II, Ost und West) geben mit den Sethos I B-Dekanen die (nahezu, da natürlich Seth und sein Dekan fehlen) vollständige Liste der Personifikationen des ägyptischen Kalenders wieder. Sie sind an den Tierkreis und die Tanis-Dekane angepasst. Zusätzlich geben sie im Osten die Stundengöttinnen des Tages, im Westen die der Nacht wieder, was, anders als das System, in das der Tierkreis eingepasst ist, der ägyptischen Tradition folgt. Auf der Westhälfte ist ebenfalls Osiris als Neumond neben dem Vollmond als Udjatauge – beide in Barken – wiedergegeben, vor dem eine Barke mit dem nächtlichen Sonnengott fährt. Dabei handelt es sich um eine Konstellation, die am 15. Mondmonatstag zu beobachten wäre, wenn der Mond dabei ist aufzugehen und die Sonne gerade untergeht und die als snsnk#wy bezeichnet wird. Auf der Osthälfte wird der Mond dagegen in seiner abnehmenden Phase im Moment des Altlichts gezeigt, wo er vor der Sonne aufgeht. Das deckt sich auch dort mit der Reihenfolge der dargestellten Barken, bei der die Sonnenbarke im Westen, hinter dem Mond und die Mondbarke im Osten, vor der Sonne, steht. Damit läge die letzte Phase des abnehmenden Mondes vor, in der der Mond kurz vor seinem vollständigen Verschwinden noch einmal im Osten aufgeht. Zusätzlich ist vor dem Mond, Orion und Sothis in ihren Barken noch die morgendliche Venus als falkenköpfiger Gott integriert. Die inneren Travées (I, Ost und West) sind jeweils den 12 Tagesstunden des Sonnengottes auf der Osthälfte und dem Mondzyklus auf der Westhälfte gewidmet. Damit wird auf der Ostseite mit dem Tageslauf der Sonne der Tag und auf der Westseite mit dem Mondzyklus das größte Gestirn der Nacht dargestellt. Insgesamt wird erwartungsgemäß im I. und II. Travée auf der Osthälfte der Tag und auf der Westhälfte die Nacht thematisiert. Die beiden Deckenbilder aus Esna, die nach der bekannten Quellenlage wohl vermutlich ungefähr zeitgleich entstanden sind983, teilen die Bildstreifen an der Nordsüdachse, d. h. die eine Hälfte der Travées befinden sich auf der südlichen und die andere auf der nördlichen Hälfte der Decke des Pronaos. Während jedoch die Decke des Tempels in Esna-Nord verschiedene Sternbilder wie die beiden damals gebräuchlichen Reihe der Dekane (Tanis und Sethos I B Listen) sowie den Tierkreis auf einem einzigen Travée vereint, wiedergibt und damit in den Fokus nimmt, wird die Teilung im Chnumtempel von Esna in vollkommen anderer Form ausgestaltet. Dort liegt der Schwerpunkt auf einem Aspekt, der sich in unterschiedlicher Form auch in den einzelnen Travées widerspiegelt. An die Enden der äußeren Bildstreifen A und F ist jeweils ein Windgott gesetzt, der den geographisch korrekten Kardinalpunkt angibt. Dieser wird von Sternbildern begleitet, die in den entsprechenden Himmelsgegenden beheimatet sind. Beim nördlich gelegenen Travée A

983 Vgl. QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 81.

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6 Auswertung

ist das in der nördlichen Ecke der Nordwind mit wohl verschiedenen Gottheiten der nördlichen Konstellation. Am gegenüberliegenden östlichen Ende ist der Ostwind zu sehen, um den herum Gestirne des östlichen Himmels gruppiert sind. Zwischen diesen beiden Abschnitten wird der Mond mit seinen am Himmel sichtbaren Phasen wiedergegeben. D. h. in diesem Abschnitt werden die tatsächlich am Himmel sichtbaren Himmelsbewohner der nordöstlichen Himmelsregion gezeigt. Das südliche Travée F gibt am südlichen Ende, unweit des Südwindes, die Götter der südlichen Konstellation und am westlichen Ende neben dem Westwind verschiedene Himmelsbewohner der entsprechenden Region wieder. Dieses Bild wird am östlichen und westlichen Ende von einer Himmelsgöttin eingerahmt, deren Ausrichtung darauf hinweist, dass der hier wiedergegebene Raum in einer von der Erde aus unsichtbaren Welt zu lokalisieren ist. D. h. die dort dargestellten Gestirne existieren passend zur Südseite am Tag und im Körper der Nut. Der benachbarte Tierkreis auf Travée E, mit den gespiegelt wiedergegebenen Nutfiguren am östlichen und westlichen Ende, gibt den nächtlichen Sternenhimmel im Ablauf eines Jahres wieder. Unterstrichen wird das durch die Ab- bzw. Anwesenheit von Sternen, die am realen Nachthimmel in Travée E, zwischen den Tierkreiszeichen und sonstigen Himmelsbewohnern, zu sehen sind und die im Falle von Travée F nicht vorhanden sind. Ähnlich kann das auch zwischen den beiden mittleren Travées B und E beobachtet werden, wo in Travée B nur die 36 Tanisdekane zusammen mit den Kernvertretern der nördlichen und südlichen Konstellation vorhanden sind, während Travée E neben den zwölf Zodiakuszeichen auch weitere Figuren wiedergibt, die dem nicht sichtbaren Bereich des Himmels angehören. Lediglich die beiden inneren Travées C und D zeigen aufgrund der Natur des jeweils Dargestellten teilweise eine Mischung aus beiden Ebenen. Der Sonnenlauf am Tag mit den Barken des Sonnengottes ist mit den verschiedenen begleitenden Gottheiten in der Form, wie er dargestellt wird, nicht zu sehen, wohl aber der Sonnenstand am Himmel, wobei die Mondsichel ganz im Westen bei der letzten Sonnenbarke den am Abendhimmel konkret sichtbaren Beginn des neuen Mondzyklus anzeigt. Dem steht auf Travée D der schematisierte Mondzyklus in Form einer Mondprozession gegenüber, der von drei Barken der Sonne während der Nachtfahrt begleitet wird und die in dieser Form am abendlichen Himmel nicht beobachtet werden können. Als Ergebnis zeigt sich, dass Tempel, aber auch andere zeitgleiche Denkmäler unterschiedliche Schwerpunkte mit demselben Ausgangsmaterial setzten. Grundsätzlich wäre denkbar, dass die zu erziehlende Aussage entscheidend wäre, jedoch hat sich gezeigt, dass gerade in diesem Punkt die Übergänge fließender sind als erwartet. Einfache Tierkreise auf späten Särgen (z. B. die Särge der Soter-Gruppe) oder in Gräbern (die verschiedenen Decken der Gräber in Salâmûni oder das Grab des Petubastis in Dachla), die nicht durch den Stand der Planeten individualisiert wurden, können in der Aussage so allgemein sein wie die schematischen Zodiakoi in Tempeln, die die Planeten in einer Idealposition (Thema mundi) wiedergeben (z. B. der runde Tierkreis von Dendara, aber auch der entsprechende Abschnitt in Esna im Travée E). Im Pronaos von Dendara wurde mittels eines speziellen Schemas, in dem die Planeten in ihren Häusern stehen, der heliakische Aufgang der Sothis auf einen spezifischen Punkt im Jahreskreis ausgerichtet, was vergleichbar ist mit individuellen Horoskopen in Gräbern oder auf Särgen, die diesen spezifischen Moment mittels des tatsächlichen Planetenstandes wiedergeben. Für die Aussage dieser Deckengestaltung ist tatsächlich entscheidender, welche Elemente miteinander kombiniert werden und wie sie in einer möglichen, dominanten Ostwest- oder

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6.2 Wo liegt der Fokus?

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Nordsüdachse angeordnet werden. Letzteres hängt natürlich auch an der Orientierung des entsprechenden Tempels und dort an der Räumlichkeit, in der sich die entsprechende Decke befindet.

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7 Schlussbetrachtung In dieser Abhandlung wurden Himmelsdarstellungen in späten ägyptischen Tempeln und vergleichbare Deckenbilder auf Särgen und Gräbern untersucht. Da für die Untersuchung versucht wurde, ein möglichst breites Spektrum von Denkmälern einzubeziehen, war es notwendig, das Material auf Decken zu beschränken und verwandte, deckennahe Bereiche, die thematisch Verwandtes beinhalten wie z. B. die Seiten von Architraven nur sehr am Rande zu erwähnen. Lediglich im Falle von Esna, wo das Material gut aufbereitet ist, wurde der Inhalt der seitlichen Architravinschriften mit einbezogen. Eine besondere Schlüsselrolle bei dieser Betrachtung spielt die, neu hinzugekommene Decke des Repittempels von Athribis. Unter den Blöcken, aus denen ein guter Teil der Gesamtdecke rekonstruiert werden kann, zitiert einer einen Abschnitt aus dem Nutbuch und kombiniert diesen mit einer Nutfigur, der Figur des Schu, der diese hochhebt, einigen Tanisdekanen und aller Wahrscheinlichkeit nach der Figur des Aquarius. Damit zeigt sich, dass im Grunde alle Nutfiguren in späten Tempeln in diese Tradition einzupassen sind bzw. als deren direkte Nachfolger anzusehen sind. Bei der Aufnahme der in Frage kommenden Denkmäler zeigte sich sehr schnell, dass die Himmelsrichtungen für diese Darstellungen von entscheidender Bedeutung sind, da sie die Deckenbilder nicht nur geographisch ausrichten, sondern auch einen Schlüssel zur Lesung und zum Verständnis der verschiedenen Decken liefern können. In die Landschaft des Himmels, zu der die Himmelsgöttin als Personifikation des Himmels schlechthin, die vier Himmelsstützen und die vier Winde wiederum als Personifikationen der vier Himmelsrichtungen zählen, werden Götter der Zeitmessung gesetzt. Zu diesen zählen Sternuhren mit Dekanen als ihre Kernvertreter. Als Sternuhren werden die älteren diagonalen Sternuhren sowie die des Neuen Reichs (Senmut, Sethos I-Listen), deren Vertreter nach QUACK als „klassisches Himmelsbild“ gelten984, bezeichnet. Später gehört auch der Tierkreis indirekt in dieses Umfeld, auch wenn es sich bei ihm natürlich nicht um eine Sternuhr handelt. Jedoch können bei umfangreicheren Decken die Tanisdekane als eine neue, auf den Tierkreis abgestimmte Dekanliste hinzukommen. Die ältere, diagonale Sternuhr ist nur auf Särgen des Mittleren Reichs belegt und wurde nach allen bekannten Quellen zu urteilen nie auf die Tempeldekoration übertragen. Aber auch die klassischen Himmelsbilder finden sich bis in die Spätzeit hinein ausschließlich in Gräbern, auf Särgen, bzw. Sarkophagen oder in verwandten Kontexten (Osireion in Abydos und weitere Decken in Totentempeln). Erst in den späten Tempeln finden sich solche Deckenbilder in Bereichen wie den Pronaoi, die nicht primär funerär sind und geben dort eine Himmelslandschaft wieder, die lokal abgestimmt die komplexen Vorstellungen der altägyptischen Himmelskunde wiedergeben. Diese ist zugleich untrennbar mit dem ägyptischen Kalenderwesen verbunden, da die Beobachtung des Himmels mit seinen diversen Bewohnern in Ägypten, wie überall auf der Welt, mit dem Kalender verflochten ist.

984 QUACK, Beiträge zu den ägyptischen Dekanen, zitiert nach VON LIEVEN, Zeit ist Macht, 200.

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7 Schlussbetrachtung

Eine eigene Stellung haben in den späten astronomischen Decken die Dekane der Sethos I B-Familie985. Sie fallen nicht nur durch ihren streng symmetrischen Aufbau in der Ikonographie, sondern auch durch ihre formal wirkende Ordnung auf. Dort, wo sie dargestellt ist, lässt sich diese Familie leicht identifizieren, da sie von Schlangen- und Löwengestalten dominiert wird. Zu ihnen gehören insgesamt 36 eigentliche Dekane, 12 Monatsgötter, sechs Dekane für die Epagomenentage sowie die sie begleitenden fünf Götter, Osiris, Horus, Seth, der aus offensichtlichen Gründen oft ausfällt, Isis und Nephthys. Die Hauptgruppe ist in Untergruppen von vier Göttern aufgeteilt. Bei der ersten Figur handelt es sich immer um eine thronende löwenköpfige Göttin, bei der es sich um den ersten Dekan eines jeden Monats handelt. Ihr folgt ein sogenannter Pseudodekan, bei dem es sich tatsächlich um einen eingeschobenen Monatsgott handelt. Danach treten zwei weitere Dekane hinzu, die meistens schlangengestaltig sind und zwei Töpfchen in den Händen halten. Sie stehen für die zweite und dritte Dekade eines Monats. Erst nach den 36 Dekanen der Hauptgruppe mit den zwölf Monatsgöttern folgen die Dekane und Götter der Epagomenentage, die aus sechs schlangengestaltigen Dekanen und den oben schon aufgeführten fünf „Kindern der Nut“ bestehen. Der Liste können in späten Quellen die fünf Planeten und die Götter der südlichen Konstellation hinzugefügt werden, jedoch keine Vertreter des nördlichen Pendants. Dass die Dekane dieser Liste ursprünglich tatsächlich im Rahmen einer Sternuhr verwendet wurden, zeigt schon ihr erstmaliges Erscheinen im Nutbild des Osireions. Jedoch scheint es, dass sie früh, ab der 22. Dynastie greifbar986, als Personifikationen der südlichen Konstellation gegolten haben und mit zwölf Monatsgöttern sowie den Kindern der Nut als Ergänzung zu den eigentlichen Dekanen angereichert wurden. In dieser Form reihen sie sich allgemein in die Gottheiten der altägyptischen Zeitrechnung ein wie z. B. die zwölf thoërisgestaltigen Monatsgöttinnen oder die Chronokraten, bei denen es sich um Tagesgottheiten handelt und die ebenfalls im Umfeld später Decken zu finden sind. Letztere wurden auch schon im Neuen Reich als Sitzstatuen von Löwengöttinnen in monumentaler Weise umgesetzt, womit sich zeigt, dass gerade solche Löwenfiguren schon sehr früh verwendet wurden, um Gottheiten der Zeitrechnung eine distinktive Gestalt zu geben. Unabhängig vom Gebrauch der Sethos I B- und der Tanisdekane an späten Tempeldecken wird auf die Funktion der verschiedenen Dekanfamilien in eigentlichen Sternuhren oder gar die Berechnungen von Planetenbahnen nicht eingegangen. Das ist nicht der Inhalt dieser Untersuchung und bedarf neben einem detaillierten Quellenstudium zwingend einer mathematisch basierten Herangehensweise, wie sie in der modernen Astronomie üblich ist. Getrennt von dem oben beschriebenen System der Dekane, möglicher weiterer stundenanzeigender Gottheiten der nördlichen Gruppe und den beiden Konstellationen zeigt sich über einen langen Zeitraum die Quellenlage zum Mond. Mit den frühesten Inschriften in Ägypten sind Feste überliefert, die Mondphasen in Form von Mondmonatstagen nennen, an denen Opfer für Verstorbene gegeben werden sollten987. Auch der priesterliche Dienst war, nach Aussage der Illahunpapyri, wohl an den Mondzyklus angelehnt988 und nicht zuletzt gehen die im 985 Nach EAT III, 14 ist diese Familie erstmals im Nutbild des Osireion belegt und umfasst ausschließlich elf Dekane, anhand derer ein Muster aufgestellt wird, nach dem die Sternuhr funktioniert. In Übersicht vorgestellt sind diese Dekane in EAT III, 133–140. 986 Vgl. den Statuensitz Kairo CG 38924 (MENDEL, Monatsgöttinnen, 45–48) und den Statuensitz aus der Sammlung Hornblower (auf S. 48–49). 987 Zu den verschiedenen Mondmonatstagen und deren Quellen, vgl. ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 811–832. 988 Vgl. QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 73 mit Anm. 23. Vgl. auch zu einer späteren

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7 Schlussbetrachtung

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ägyptischen Kalender festgelegten, aber offensichtlich sehr früh schematisierten dreißig Tage des altägyptischen Monats auf den Mondzyklus zurück989. Dennoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass der Mond und mit ihm der Mondzyklus, dort, wo er auftaucht, leicht erkennbar an dem Mondsymbol ( ), nicht zum klassischen Himmelsbild der astronomischen Decken gehört, da diese ausschließlich Sternuhren der südlichen und vermutlich auch nördlichen Himmelssphäre wiedergeben. Wohl aber ist er in verschiedenen Jenseitsführern und Himmelsbüchern in Barken, neben der Sonne fahrend, vorhanden. Auch im Nutbild des Osireion, bei dem es sich ja ebenfalls um ein Himmelsbuch handelt, ist er, wenn auch nur sehr dezent, dargestellt. Zudem widmet sich ihm ein langer Textabschnitt, der Bestandteil der Gesamtkomposition ist. An dieser Stelle soll nur ein kurzer Einschub zu den Göttern der nördlichen Konstellation, die sich im klassischen Himmelsbild, links und rechts der zentralen Mittelgruppe befinden, gegeben werden. PARKER (Calendars, 42, § 222) hatte diese Gottheiten als Vertreter der Mondmonatsgötter interpretiert, da immerhin elf von ihnen auch in den späten Namenslisten der Mondmonatstage als Schutzgötter erscheinen können. Die untenstehende Tabelle führt die Namen der entsprechenden Gottheiten auf und ergänzt die Verwendung eines Teils derselben Göttergruppe auch als Schutzgötter in den Stundenwachen, wobei sie in diesem Zusammenhang sowohl als Tages- als auch als Nachtstunden vorkommen990. Dort sind von den insgesamt 16 Gottheiten der nördlichen Konstellation acht belegt. Zu beachten ist, dass die Anzahl der Götter auf beiden Seiten, je nach Denkmälertyp, variieren bzw. erweitert werden kann. Nr.

Links der zentralen Gruppe Name

MMT

Stunde

Zentralgruppe Links

Rechts Nil-

Rechts der zentralen Gruppe Name

MMT

Stunde

1. Gott: Ir-m-ow# 15. MMT 6. TS + NS

Stier-

#st





2. Gott: vknw

13. MMT —

schenkel

pferd

Imsty

4. MMT

1. TS + NS

3. Gott: Cd-Xrw

16. MMT —

(MsXtyw)

(Rrt)

Opy

5. MMT

2. TS + NS

4. Gott: Nhs

30. MMT —

ew#-mwt=f

6. MMT

3. TS + NS

5. Gott: o#-nrw





KbH-snw=f

7. MMT

5. TS + NS

6. Gott: Imy-sH-nTr —



M##-it=f

8. MMT

7. TS + NS

7. Gott: Or-Hknw —



Ir-Dt=f

9. MMT



8. Gott: —





Ir-rn=f-Ds=f

10. MMT

8. TS + NS

9. Gott: —





O#Qw (Ok#)



5. TS + NS

Diese kurze Übersicht zeigt, dass sich in beiden Göttergruppen, sowohl denen der Mondmonatsnamen als auch der Stundenwachen, Lücken zeigen und Unregelmäßigkeiten in Zahl und Reihung auftreten. Keine der beiden Gruppen enthält eine zufriedenstellende oder gar regelmäßige Abfolge. Erschwerend kommt hinzu, dass die Gottheiten, die sich hinter dem Nilpferd befinden, in zahlreichen verschiedenen Götterlisten verwendet werden. Bei ihnen handelt es sich zum einen um die Horussöhne, die ja auch als Schutzgötter in den Reihen der Quelle, die eindeutig belegt, dass der reale Mondmonat verwendet wurde, ALTMANN-WENDLING, MondSymbolik II, 789. 989 Vgl. zur Frage des Mondes im Kalenderwesen die kurze Übersicht bei ALTMANN-WENDLING, Q 9 – Die 30 Tage des Mondmonats, 73 mit Anm. 23. 990 Zusammengestellt nach PRIES, Stundenwachen, Teil II, Tafeln 124–156.

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7 Schlussbetrachtung

Dekane auftauchen, als auch um die Söhne des Chenticheti, die wiederum im Bereich der Schutzgötter öfter vertreten sind991. Auch hätten Mondmonatstage keinerlei Bezug zur nördlichen Konstellation noch zeigt irgendeiner der Götter ein Mondattribut, was ihn in einen unzweifelhaften Zusammenhang mit dem Mondzyklus setzen würde. M. E. handelt es sich bei den Göttern ähnlich wie bei den Dekanen der südlichen Konstellation um Stundengötter, die die Nachstunden anzeigen, je nachdem, ob der Stierschenkel nach Jahreshälfte im oberen oder unteren Bereich des Himmels zu sehen ist. Letzteres würde die kanonische Verteilung hinter den zentralen Sternbildern erklären und vor allem, warum sie überhaupt Bestandteil der nördlichen Gruppe sind. Der Mond findet erst im Laufe der Zeit und bislang nicht früher als auf Denkmälern der 25. Dynastie, wirklich Einzug in die Himmelsbilder. Auf der Unterseite von Särgen und Sarkophagen kann er parallel zu Darstellungen der Sonne und dort an der Position der aufgehenden Sonne in Kombination mit Nutfiguren auftreten. Zeitgleich können solche Darstellungen auch nur Sonnenscheiben wiedergeben. Nicht zuletzt aufgrund dieser Kompositionen ergab sich, dass ein bislang fehlender typologischer Überblick zu Nutfiguren auf Särgen und Sarkophagen eine hilfreiche Ergänzung zu der vorliegenden Untersuchung wäre. Dabei entstand ein Katalog, der die typologischen Unterschiede der Nutfiguren sowohl zeitlich als auch räumlich sichtbar gemacht und den engen Zusammenhang zwischen Nutbildern der verschiedenen Denkmäler herausgestellt hat. Letzteres ist vor allem dahingehend von Interesse, da die Figur der Nut mit ihrem Körper auch die Himmelsrichtungen festlegt, in die wiederum die übrigen Himmelsbewohner eingepasst werden. Nicht nur, aber auch in Hinblick auf die Himmelsgöttin hat sich gezeigt, dass die beiden Hauptachsen des Himmels, zum einen die Ostwestachse und zum anderen die Nordsüdachse, in den Deckenbildern unterschiedlich herausgestellt und eingesetzt werden können. Und gerade in diesem Zusammenhang lässt sich eine Brücke zu den „Millionenjahrhäusern“ des Neuen Reichs schlagen, in der diese beiden Achsen integraler Bestandteil der zugrundeliegenden Theologie waren, bei der das Königtum und sein Erhalt im Zentrum standen. Die nächsten beiden Schemata geben eine Übersicht zu den verschiedenen Möglichkeiten, mit der die beiden Achsen miteinander kombiniert werden. Ausgangspunkt ist dabei immer die reale geographische Verteilung der Himmelsrichtungen. Im ersten Schema (Abb. 238) wird der Fokus auf die Nordsüdachse gelegt, in welche die Ostwestachse einmal im Uhrzeigersinn und ein anderes Mal gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird, wie das z. B. bei rechteckigen Decken der Fall ist, bei denen zwei Himmelsrichtungen nebeneinanderstehend, angeordnet werden. Bei der Drehung im Uhrzeigersinn werden die erwarteten Himmelsrichtungen Westen mit Norden und Osten mit Süden kombiniert. Wird jedoch gegen den Uhrzeigersinn gedreht, ergibt sich eine unerwartete Kombination, bei der der Westen mit dem Süden und der Osten mit dem Norden zusammenkommen.

991 Vgl. PRIES, Stundenwachen, 32, 34, 43–44 und passim.

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7 Schlussbetrachtung

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Abb. 238: Schema zur Kombination der Himmelsrichtung entlang der Nordsüdachse

Dieselbe Verteilung ergibt sich natürlich, wenn der Fokus auf die Ostwestachse gelegt wird (Abb. 239). Auch in dem Fall wird einmal mit und einmal gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Das Ergebnis ist praktisch identisch mit der im vorangehenden Fall, nur dass sich die Reihenfolge ändert.

Abb. 239: Schema zur Kombination der Himmelsrichtung entlang der Ostwestachse

Tatsächlich ist das, was in diesen Schemata bildlich wiedergegeben ist, ausgesprochen banal, vor allem, wenn berücksichtigt wird, welch einfacher Mechanismus zu diesem Ergebnis führt. Interessant ist das Resultat jedoch in Hinblick auf zwei verschiedene „unorthodoxe“ Zuweisung von Himmelsrichtungen, die sich aus den altägyptischen Quellen herauskristallisieren lassen. Das ist zum einen die Kombination der Himmelsrichtungen Norden mit Osten und Süden mit Westen in den Darstellungen zur Balsamierungshalle sowie in den Millionenjahrhäusern in Bezug auf die kanonische Verteilung des Re- und Osirisbezirks, wo die Räumlichkeiten des Osiris im Süden und die des Re im Norden zu finden sind. In beiden Fällen werden Götterkreise wiedergegeben, die jeweils dem Reich des Sonnengottes im Himmel bzw. dem des Totengottes Osiris in der Unterwelt angehören. Nach ASSMANN992 handelt es 992 Vgl. ASSMANN, Mutirdis, 15.

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7 Schlussbetrachtung

sich um die Themen „solare Auferstehung“ und „osirianische Auferweckung“, die sich in den speziellen Darstellungen der Balsamierungshalle widerspiegeln und die vermutlich auch hinter der Aufteilung der verschiedenen Bezirke der Millionenjahrhäuser steckt, wenn auch mit anderem Schwerpunkt, da dort Erhalt und Kontinuität des Königtums im Fokus steht. Vor allem im Falle des Pronaos von Esna ließ sich diese unübliche Zuweisung der Himmelsrichtungen nachweisen und dort zusätzlich in der Aufteilung des südlichsten Travées F. In der Tendenz gehört dort die Nordhälfte dem solaren Chnum-Re (Travée C) und die Südhälfte dem lunaren Osiris (Travée D). Das wird umgesetzt, indem der Nachthimmel mit dem sichtbaren Sternenhimmel im Norden liegt, während sich der Tageshimmel, mit den am Tag unsichtbaren Sternen, im Süden befindet, wobei sich diese Sternbilder dann in einem jenseitigen, von der Erde aus unsichtbaren Raum aufhalten. Dabei ist dieser Raum selbst wiederum in eine Himmels- und eine Unterweltsregion aufgeteilt. In dieses Gesamtbild fügt sich die Himmelsgöttin ein, bei der sich gezeigt hat, dass auch ihre Darstellungen dieser unerwarteten Verteilung der Himmelsrichtungen folgen. Im Falle von Dendara wird der Kopfbereich in den Süden und die Beine in den Norden gestellt, was sich auch bei Nutbildern im funerären Bereich findet. In Esna zeigt sich diese Verteilung modifiziert, da beide Göttinnen zwischen den Travées E und F entlang der Nordsüdachse aufgespalten wurden. In beiden Fällen zeigt sich dennoch, dass die Positionierung der Göttin angibt, um welche Art der Darstellung es sich handelt. In Dendara wird das umgesetzt, indem bei der Göttin am östlichen Ende der sichtbare Nachthimmel wiedergegeben wird und auf der Westhälfte, wo der Körper der Nut auf der Westseite verläuft, der verborgene, westliche Raum beschrieben ist. Die Aufteilung erfolgt in Dendara an der Ostwestachse. In Esna wird durch die gedoppelten und anders orientierten Himmelsgöttinnen diese Trennung entlang der Nordsüdachse vollzogen, die sich wiederum nur zwischen den Travées E und F zeigt. Dort sind die Göttinnen einerseits auf den Osten und Westen aufgeteilt, aber andererseits sind sie zwischen den beiden Bildstreiften gespiegelt dargestellt. Dabei geben die Göttinnen im Travée E den Nachthimmel wieder, der in eine östliche und westliche Hälfte aufgeteilt ist und im Osten den Tierkreis zeigt, wo im Westen eine Auswahl der Sethos I BDekane abgebildet ist. Sichtbare und nicht sichtbare Sternbilder oder Himmelsphänomene werden durch die An- bzw. Abwesenheit von Sternen markiert. Die beiden Nutfiguren weisen in diesem Fall jedoch mit ihren Armen nach Norden und mit den Beinen nach Süden. Bei Travée F ist die Verteilung der Göttin auf die Ost- und Westhälfte identisch, jedoch sind bei den entlang der Nordsüdachse gespiegelten Figuren die Arme im Süden und die Beine im Norden, was in diesem Fall den jenseitigen Charakter des Gesamttravées unterstreichen wird. Der Einzug der Zodiakoi in die Deckengestaltung der späten Tempel, Gräber und Särge bringt auch in Hinblick auf die Verteilung der Himmelsrichtungen eine neue Komponente mit sich, die wiederum eine Neuordnung dessen, was und wie es dargestellt wird, erfordert. In Tempeln der griechischen Zeit werden im Deckenbereich zunächst Tableaus zum Stundenritual wie in Philä und Edfu oder Tableaus zum Ablauf eines Tages wie in Kom Ombo wiedergegeben. In Philä kommt noch ein sehr kurzes schematisiertes Tableau mit der Himmelsgöttin, den Sonnenbarken und in sehr verkürzter Form den beiden Konstellationen des Himmels hinzu, was in Kom Ombo ebenfalls vorhanden war. In Edfu wird zusätzlich der Mondzyklus sowie alle Vertreter des altägyptischen Kalenderwesens in schematisierter Form im Fries versammelt. Damit greifen diese Tempel auf älteres ägyptisches Material der Himmelsbücher

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7 Schlussbetrachtung

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zurück und fassen im Falle von Edfu alles listenförmig zusammen, was zu den Himmelsbewohnern bekannt war. Mit der Integrierung des Tierkreises explodieren die Darstellungsmöglichkeiten schließlich. Es entstehen neue hochkomplexe Himmelsbilder, die praktisch alle Bereiche des ägyptischen Kalenderwesens umfassen und im privaten Bereich löst der Tierkreis das klassische Himmelsbild mit den Dekanen, Planeten und der nördlichen und südlichen Konstellation zunehmend ab. Und dennoch handelt es sich bei diesen Darstellungen um eine ägyptische Sichtweise auf das, was dargestellt ist. In den Tempeln wird das Material praktisch vollständig in die ägyptische Himmelslandschaft eingepasst, was sich darin zeigt, dass die altägyptischen Dekane, die Stundengöttinnen, die Himmelsgöttin mit den Himmelsstützen und Windgöttern problemlos und vollständig integriert werden. In diesen Bereich gehört eine scheinbare Unregelmäßigkeit, bei der sich die Götter der südlichen Konstellation im nordöstlichen und die der nördlichen Konstellation im südwestlichen Abschnitt der Decke befinden. Ein Blick auf den runden Tierkreis in Dendara zeigt wiederum, dass diese Aufteilung mit der Zuweisung der einzelnen Tierkreiszeichen zu den Himmelsrichtungen zusammenhängt, bei der die Zeichen des Winters in den südlichen und die des Sommers in den nördlichen Bereich des Himmels verschoben sind. Letzteres ist auch für die Stellung der Sternbilder Sothis und Orion, die den Kernbereich der südlichen Konstellation bilden, und die entsprechenden Figuren, die zur nördlichen Konstellation gehören, beobachtbar. Sothis und Orion befinden sich im Norden neben bzw. unterhalb der Sternbilder des Sommers und Mesechtiu und das Nilpferd befinden sich südlich davon im Umfeld bzw. oberhalb der Wintersternbilder. D. h. die Position der jeweiligen Konstellationen erfolgte im Pronaos nach den Regeln des Tierkreises und nicht nach dem Kanon ägyptischer Prägung. Letzteres ist in Travée B in Esna verwirklicht worden, dort befindet sich am Anfang und Ende der Tanisdekane die südliche Konstellation auf der südlichen und die nördliche Konstellation auf der nördlichen Hälfte des Bildstreifens. Grundsätzlich lassen sich in ägyptischen Quellen zwei verschiedene Formen der Tierkreise unterscheiden, tatsächlich runde Tierkreise und solche, die in zwei rechteckige Hälften aufgeteilt werden. Runde Zodiakoi müssen entsprechend ihrer Natur die Tierkreiszeichen nicht aufteilen. Trotzdem werden sie durchaus den korrekten Himmelsrichtungen zugewiesen, wie das im Falle des runden Tierkreises von Dendara beobachtet werden kann (vgl. Tf. XIII). Bei den zweigeteilten oder rechteckigen Tierkreisen verhält sich die Situation jedoch anders. Alle Belege, die in diese Kategorie fallen, müssen die Tierkreiszeichen in zwei Hälften aufteilen und das geschieht, indem an den Solstitien und in den allermeisten Fällen zwischen den Winterzeichen Capricorn und Aquarius und den Sommerzeichen Leo und Cancer getrennt wird, sodass die eine Hälfte des Tierkreises die Frühjahrszeichen und die andere die Herbstzeichen beinhaltet. Die folgende Tabelle soll die Verteilung des Tierkreises in den unterschiedlichen Denkmälern veranschaulichen. Unterteilt wird nach den beiden Hälften, die je nach Denkmal bestimmten Himmelsrichtungen zugewiesen sind. Die Abfolge richtet sich nach der Reihenfolge der Tierkreiszeichen im Jahresablauf. Nach der Verteilung der einzelnen Tierkreiszeichen erfolgt die Einteilung nach den Jahreszeiten Sommer, Frühjahr, Herbst und Winter, wobei nur die dominanteste(n) angegeben wird (werden). Zusätzlich werden, wenn vorhanden, die Konstellationen (nördl. K und südl. K) und die Göttinnen der Tages- (TS) und Nachstunden (NS) aufgeführt. Dort, wo es relevant ist, wird zusätzlich angegeben, ob sich eine abweichende Himmelsrichtung in Bezug auf die Himmelsgöttin Nut (Nut-Norden, etc.) ergibt.

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7 Schlussbetrachtung

562 Denkmal Athribis, Tempel (Westhälfte) Dendara, Pronaos

1. Hälfte

West, Herbst [Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn] (Nördl. K im Nut-Süden, NS) West, Herbst Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn Esna, Chnum- Süd, Herbst tempel Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn, Aquarius Esna, Nordtem- Nord, Herbst pel Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn, Aquarius Schenhur Süd (Nut-Norden), Herbst Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn Athribis, Süd, Herbst-Winter Zodiac Tomb Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn, Zodiakus A: Aquarius, Pisces Süd, Winter-Frühjahr Zodiakus B: Capricorn, Aquarius, Pisces, Aries, Taurus, Gemini Heter Rechts (Südl. K, NS), Süd, Winter-Frühjahr Capricorn, Aquarius, Pisces, Aries, Taurus, Gemini Kornelius Pol- Rechts, Süd, Herbst lius Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn Soter Rechts (Mondbarke, TS), Süd, Frühjahr Aquarius, Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Cancer Sensaos Rechts (Stunden), Süd, Frühjahr Aquarius, Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Cancer Kleopatra Rechts (NS), Süd, Herbst Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn Padiamenope Rechts (Stunden), Süd, Herbst Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn

2. Hälfte Ost, Frühjahr Aquarius, [Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Cancer] (Südl. K im Nut-Norden, NS) Ost, Frühjahr Aquarius, Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Cancer Nord, Frühjahr Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Cancer, Leo Süd, Frühjahr Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Cancer, Leo Nord (Nut-Süden), Frühjahr [Aquarius, Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Cancer] Nord, Frühjahr-Sommer Aries, Taurus, Gemini, Cancer, Leo, Virgo Nord, Sommer-Herbst Cancer, Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius Links (Nördl. K, TS), Nord, Sommer-Herbst Cancer, Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius Links, Nord, Frühjahr Aquarius, Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Cancer Links (Sonnenbarke, NS), Nord, Herbst Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn Links (Stunden), Nord, Herbst Leo, Virgo, Libra, Scorpio, Sagittarius, Capricorn Links (TS), Nord, Frühjahr Aquarius, Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Cancer Links (Stunden), Nord, Frühjahr Aquarius, Pisces, Aries, Taurus, Gemini, Cancer

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7 Schlussbetrachtung

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Um die Verteilung der einzelnen Zodiakuszeichen optisch besser erfassen zu können, wurde das Sommerzeichen Cancer und das Winterzeichen Capricorn farblich hervorgehoben. Das Sommersolstitium liegt im Krebs (Cancer) und das des Winters im Steinbock (Capricorn)993. Damit bestätigt sich erwartungsgemäß, dass nahezu alle rechteckigen Tierkreise an den Solstitien teilen. Nur die beiden Zodiakoi aus Esna trennen im Sommer zwischen Leo und Virgo und im Winter zwischen Aquarius und Pisces und schieben damit den Trennpunkt um einen Monat nach vorne, was wohl daran liegt, dass beide den alexandrinischen Kalender als Grundlage für die Deckengestaltung verwendet haben994. Als Ausnahme zu diesem System stehen hier nur die Horoskope von Heter und die aus dem Zweibrüdergrab in Athribis, da es sich in allen drei Fällen um ein individualisiertes Tierkreisbild, was gemeinhin als Horoskop bezeichnet wird, handelt. Die Tierkreise auf den Särgen der Soterfamilie aus Theben geben dagegen wieder idealisierte Zodiakoi wieder, wie sie im Grunde mit der idealisierten Stellung der Planeten auch in Tempeln zu finden sind. Betrachtet man jedoch in Hinblick auf die Aufteilung der Tierkreise die älteren Darstellungen der in Ägypten klassischen Himmelsbilder, so zeigt sich, dass auch sie eine Zäsur an exakt diesen Wendepunkten machen, die vermutlich auf ältere Himmelsbilder in Ägypten zurückgreift. Wasseruhren (EAT III, Tf. 2, Nr. 3) und verwandte Bilder wie die im Ramesseum (EAT III, Tf. 5, Nr. 8) betonen im mittleren Abschnitt, wo sich im untersten Register der Pavian befindet, den Bereich der Jahreswende. Auf der linken Hälfte befinden sich die Monate 1–6, auf der rechten die Monate 7–12, so dass in der Mitte der letzte und erste aneinanderstoßen und an den Rändern bzw. gegenüber die beiden Wintermonate. Bei genauerer Betrachtung, z. B. bei Senmut, zeigt sich, dass die Einteilung identisch ist. Somit läge auch hier eine Aufteilung vor, die altägyptischen Ursprungs sein wird. Innovation und Tradition zeigen sich in den Denkmälern der griechisch-römischen Zeit Seite an Seite und wurden dazu verwendet, den bestehenden Kanon zu erweitern. Das spiegelt sich exemplarisch in den Decken von Tempeln, Gräbern und Särgen wider, wo sie als Abbild des Himmels betrachtet wurden, die jedoch je nach Zeit und Gattung des Denkmals ganz unterschiedlichen Zwecken diente. In Gräbern und auf Särgen oder ganz allgemein in funerären Kontexten stehen die Einteilung der Stunden im Laufe eines Jahres im Vordergrund, die mit den Riten der Versorgung des Verstorbenen zusammenhängt. Dagegen dienen die komplexen Deckenbilder der späteren Tempel auch dazu, den Himmel mit all seinen Bewohnern im Kontext des Jahreszyklus wiederzugeben. Beide Bildtypen sind jedoch untrennbar mit dem altägyptischen Kalenderwesen verbunden und aus diesem entstanden.

993 Vgl. dazu GUNDEL, Zodiacus, 26. Er schreibt: „Durch diesen Lauf [den Lauf der Sonne] werden die vier die Jahreszeiten eröffnenden Jahrpunkte festgelegt: die Frühlingsnachtgleiche (Frühlings-Äquinoktium) gewöhnlich auf den 1. Grad des Widders, die Sommersonnenwende (Sommer-Solstitium) auf den 1. Grad des Krebses, die Herbstnachtgleiche auf den der Waage und die Wintersonnenwende auf den des Steinbocks, wo die Sonne – wie es in einem antiken Text heißt –, » in ihrem niedrigsten Stand über dem Horizont angelangt, einen südlichen Kreis beschreibt und die längste Nacht im Jahre mit dem kürzesten Tag bewirkt «.“ 994 Vgl. QUACK, Egypt as an astronomical-astrological center, 81.

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Häufiger verwendete Abkürzungen CT

Coffin Texts (Sargtexte)

LdJ

Livre du jour

LdN

Livre de la nuit

MMT

Mondmonatstag

Tb

Totenbuch

v. u. Z.

vor unserer Zeit

u. Z.

unsere Zeit

Abgekürzt zitierte Zeitschriften und Reihen (nicht im LÄ aufgeführt) ÄOP

Ägyptische und Orientalische Papyri und Handschriften des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung Berlin, Bd. 1 (2012) ff.

ENiM

Égypte nilotique et méditerranéenne, Bd. 1 (2008) ff.

CENiM

Les Cahiers Égypte Nilotique et Méditérranéenne, Bd. 1 (2008) ff.

CNI

Carsten Niebuhr Institute Publications, Bd. 1 (1986) ff.

MVCAE

Material and Visual Culture of Ancient Egypt, Bd. 1 (2015) ff.

PES

Pražské Egyptologické Studie (Prague Egyptological Studies), Bd. 1 (2002) ff.

RRE

Revue Roumaine d‘Ègyptologie, Bd. 1 (1997) ff.

SRat

Studien zu den Ritualszenen altägyptischer Tempel, Bd 1 (2007)

SSR

Studien zur spätägyptischen Religion, Bd. 1 (2010) ff.

Literatur- und Abkürzungsverzeichnis A ABITZ, Dekoration = Friedrich ABITZ, Baugeschichte und Dekoration des Grabes Ramses‘ VI, OBO 89, Freiburg und Göttingen 1989 Josèphe-Henriette ABRY, Les tablettes astrologiques de Grand (Vosges) et l’astrologie en Gaule romaine, Lyon 1993 ALLEN, Book of the Dead = Thomas George ALLEN, The Egyptian Book of the Dead. Documents in the Oriental Institute Museum at the University of Chicago, OIP 82, Chicago 1960 Hartwig ALTENMÜLLER, Ein Edelstein: Einmal um die Ecke gedacht, in: Fs Assfalg, 1–8

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Literaturverzeichnis

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Stellenindex

PETRIE, Athribis, Tf. 36 PETRIE, Athribis, Tf. 37 PETRIE, Athribis, Tf. 38

Ägyptische Quellen

B

(* Übersetzter Text)

Blöcke (Athribis) B 6023 *235 B 6025 (= 9139) *236–237, 243 B 6030 *231–*232 B 6032 238–244 (Text: *242–*243) B 7191 B 7195 B 7196 B 7199 B 8001 B 8002 B 8018 250, 252, 255, 257 B 8020 249, 252–*254, 255, 257 B 8021 249–250, *251–255, 257 B 8022 255 B 8056 B 8061 247, *246–*247, 257 B 8066 248–249, 257 B 8067 B 9323 243 B 9331 234, 243 B 9337 237, 243

Vorbemerkung: Für alle Indices gilt, dass jedes Stichwort nur einmal aufgeführt wird. Mehrfachnennungen werden nicht eigens vermerkt. Alle Kronen sind s. v. „Krone(n)“ zusammengestellt.

A Abydos, Tempelanlage Sethos I: Kenotaph

515

Amduat 731, Nr. 743

440

Amulett Kairo JE 3894

500

Armant Mammisi: Description I, Tf. 96 EAT III, 71, Abb. 17

41 120–121

Assuan BRESCIANI, Assuan, 278–279, Abb. 53

486

Athribis Athribis I, Tf. XIX Athribis IX, 10.2.1.1 Athribis IX, 10.2.1.2 *254 Athribis IX, 10.2.1.3 Athribis IX, 10.2.1.5 Athribis IX, 10.2.1.6 *246–*247 Athribis IX, 10.2.1.7 248–249

228 250 232, 242 235, 249 235, 235,

PETRIE, Athribis, 13, Abschnitt 28

228

176 176 176

128, 232, 228, 226–227, 294, 549 294, 549 294, 549 294, 549 238 238 13, 244, 13, 244, 13, 244, 13, 249, 249 13, 244– 244, 248–249 232, 234, 232– 233, 232– 234,

Buch vom Tage (LdJ), zitiert nach MÜLLERROTH, Das Buch vom Tage, S. Beischrift (Ba), 126 52 Beischrift (J), 179–180 52–53 Beischrift (Pa), 281 52, 56

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Indices

586 Beischrift (P), 280–292 Beischrift (Pb), 281–285 Tfn I–XXII

55 53, 56 229

C Catalogue général (Museum Kairo) CG 37525 (Band nicht existent) 256, 520 CG 38924, 231–234, Tf. 46 5, 90, 512, 521, 556 CG 39147, 285–286, Tf. 55 237 CT II, 1a CT II, 7c CT II, 23d CT II, 27d CT II, 44h CT II, 288–289b CT II, 294 c–298c CT II, 389 CT V, 1a CT V, 3c–6c

25 25 25 25 25 63 273 63 118 118

D Description I, Tf. 87

125–126

Deir el-Hagar (Amuntempel) KAPER, in: JEA 81, 1995, 175–195, Tfn XIV–XV (Decke) 23, 31, 47, 127–128, 187, 549 Deir el-Bahari Deir el-Bahari III, 40, Text 48, Tf. 8 Deir el-Bahari III, 49, Text 57, Tf. 12

237, 536 237, 536

Dendara, Hathortempel D I, 20, 6–8 D II, 63–93 D II, 150, 10 – 151, 2 D III, 89, 17 – 87, 2, Tf. 190 D IV, 162, 12 – 163, 5 D IV, 162, 12 D IV, 163, 1 D IV, 163, 4

268 276 292, 294 166, 544 356 356 356 356

D IV, 163, 5 D IV, 217, 5–12 (Abb.5) D V, 23, 16 D VI, 162–163 D VI, 175–178 D VIII, 44–70 D X, 106, 11 D X, 165–176, Tf. 60 D X, 173–176 542 D X, 173, 13–14 D X, 175, 2–5 D X, 175, 7–9 D X, 175, 10–12 D X, 175, 13–15 D X, 176, 1–3 D X, 176, 6–13 D X, 199, 5–12, Tf. 96 D X, 199, 14 D X, 253–263, Tf. 115 549 D X, 259, 1–2 D X, 259, 4–8 D X, 259, 7, Tf. 115 D X, 259, 9 D X, 262, 6–7 D X, 357–359, Tfn 196–197 D X, 385–386 187 D X, Tf. 60 D X, Tf. 60 und 86 157, 542 D X, Tf. 115 D X, Tf. 240 D X, Tf. 260 D X, 175, 2–5 149 D XII, Tfn 179–218 D XIII, 4, 3 D XIII, 14, 2 D XIII, 20, 4 D XIII, 34, 9 D XIV, 3, 15 D XIV, 5, 15 D XIV, 6, 6 D XIV, 9, 5

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356 160 385 328 328 536 398 229 23, 25, 450 544 153 154 154 153 24 166, 544 166 159, 544, 161 161, 310 297 161 276 455 41, 89, 242, 549 35, 156– 159 47 23, 549 *148– 18 315 315 315 315 315 315 315 315

Stellenindex D XIV, 32, 6 – 33, 11 D XIV, 33, 13 – 34, 15 D XIV, 35, 2 – 36, 3 D XIV, 36, 5 – 37, 3 D XIV, 75, 4 – 76, 10 D XIV, 76, 12 – 77, 15 D XIV, 78, 2 – 79, 3 D XIV, 79, 5 – 80, 2 D XV, 8–15 D XV, 8, 4 D XV, 8, 5–7 D XV, 8, 8–12 D XV, 8, 13–15 D XV, 9–13 D XV, 9, 1 D XV, 9, 2–5 D XV, 9, 6–12 D XV, 9, 13–14 D XV, 10, 1–5 D XV, 10, 6–13 D XV, 10, 14–15 D XV, 11, 1–8 D XV, 11, 9–15 D XV, 12, 1 D XV, 12, 2 *305 D XV, 12, 3–7 D XV, 12, 8–10 D XV, 12, 11 *307 D XV, 12, 12–15 D XV, 13, 1–4 D XV, 13, 6–8 D XV, 13, 9–11 D XV, 13, 12–14 D XV, 14, 1–2 D XV, 14, 3–5 D XV, 14, 7–13 D XV, 14, 14 – 15, 7 D XV, 15–22 D XV, 15, 11 D XV, 15, 12–13 D XV, 15, 14 D XV, 16, 1–2 D XV, 16, 2–4 D XV, 16, 5–7

262 262 262 262 262 262 262 262 295 *295 *296 *297 *298 479 *298 *299 *300 *301 *301 *302 *303 *303 *304 *304 *304– *305 *306 *306– *307 *308 *309 *310 *311 *311 *312 *313 *313 341–342 *342 *343 *344 *344 *345 *346

587 D XV, 16, 7–9 D XV, 16, 10–12 D XV, 16, 13–15 D XV, 17, 1–6 D XV, 17, 1–8 D XV, 17, 7–10 D XV, 17, 10 – 19, 14 D XV, 17, 11–14 D XV, 18, 1 D XV, 18, 2–5 D XV, 18, 6–10 D XV, 18, 11–15 D XV, 19, 1–2 D XV, 19, 3–8 D XV, 19, 9–12 D XV, 19, 13–14 D XV, 19, 14 – 40, 4–6 D XV, 19, 15 D XV, 19, 15 – 20, 3 D XV, 20, 7 und 10 D XV, 20, 1–3 D XV, 20, 5–7 D XV, 20, 9–10 D XV, 20, 12 – 21, 5 *363 D XV, 21, 6–12 D XV, 21, 13 – 22, 5 D XV, 22, 6–13 D XV, 23–26 D XV, 23, 4 D XV, 23, 5–7 D XV, 23, 8–10 D XV, 23, 10–12 D XV, 23, 13–15 D XV, 24, 1 D XV, 24, 3–4 D XV, 24, 5–6 D XV, 24, 6–8 D XV, 24, 8–10 D XV, 24, 10–12 D XV, 24, 13–14 D XV, 25, 1–3 D XV, 25, 5 D XV, 25, 7 – 26, 1 D XV, 26, 2–8 D XV, 26, 9–14

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*347 *348 *349 *350 242 *351 236 *352 *352 *353 *354 *355 *356 *357 *358 *359 242 *360 242 147, 544 *360 *361 *362 *362– *364 *366 *367 387 *387 *388 *389 *390 *391 *391 *392 *393 *394 *395 *396 *397 *397 *398 *400 *401 *402

Indices

588 D XV, 27–37 D XV, 27–28 D XV, 27, 5–6 D XV, 27, 7 – 28, 3 D XV, 27, 8 – 28, 3 D XV, 28–29 D XV, 28, 5–6 D XV, 28, 8–9 318, 324 D XV, 28, 12 D XV, 28, 13 D XV, 28, 13 – 29, 12 D XV, 28, 14 D XV, 29–34 D XV, 29, 2 D XV, 29, 4 D XV, 29, 5 D XV, 29, 8–12 *271 D XV, 29, 11 D XV, 29, 15 D XV, 29, 15 –30, 1 *274 D XV, 30, 2–14 D XV, 30, 3 D XV, 30, 15 – 31, 1–3 *276 D XV, 31, 2–3 D XV, 31, 4–5 D XV, 31, 6–12 D XV, 31, 13–14 D XV, 32, 1 D XV, 32, 2 D XV, 32, 3–5 D XV, 32, 6 D XV, 32, 6 – 34, 9 D XV, 32, 6–8 D XV, 32, 9–15 D XV, 33, 1 D XV, 33, 2–6 D XV, 33, 7–14 D XV, 33, 15 D XV, 34–35 D XV, 34, 1–6 D XV, 34, 7–9 D XV, 34, 11

258–259 265 *259 293 *260 270 *262 *262, *265 267 *265 267 273 267 269 267, 272 *270– 271 *273 *273– *274 349 *275– *326 *276 *277 *278 *278 *279 *279 294 279 *279 *280 *280 *281 *282 *283 286 *283 *284 *287

D XV, 34, 13–14 544 D XV, 35, 2 D XV, 35, 3–7 D XV, 35, 8–11 D XV, 35, 13 – 36, 2 D XV, 35, 13 D XV, 36, 2 D XV, 36, 4–14 D XV, 36, 8 D XV, 37, 1–11 D XV, 38–44 D XV, 38, 4–8 D XV, 38, 9–13 D XV, 38, 14–15 D XV, 39, 1–2 D XV, 39, 3–4 D XV, 39, 5–8 D XV, 39, 6–8 D XV, 39, 9 D XV, 39, 10–11 460 D XV, 39, 12–14 D XV, 40, 2–3 D XV, 40, 4–6 D XV, 40, 7–11 D XV, 40, 12–15 D XV, 40, 4 – 41, 12 D XV, 41, 1–4 *332 D XV, 41, 5–9 D XV, 41, 6–7 D XV, 41, 10–12 D XV, 41, 14–15 D XV, 42, 1–2 D XV, 42, 5–6 *335, 544 D XV, 42, 8–10 D XV, 42, 11–12 D XV, 43, 2–7 D XV, 43, 8–14 D XV, 43, 15 – 44, 5 D XV, 44, 6–11 D XV, 45–48 D XV, 45, 4–6 D XV, 45, 7–9

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*287, *287 *287 *287 289 *289 *289 *290 292 *291 319 *320 *321 *322 *322 *323 319 *324 *325 *326, *327 *327 *328 *329 *330 236 *331– *332 244 *333 *334 *334 147, *336 147, 544 *337 *338 *339 *340 *371 *372 *373

Stellenindex D XV, 45, 9–12 D XV, 45, 12–13 D XV, 46, 2 D XV, 46, 2–3 D XV, 46, 3–4 D XV, 46, 5–6 D XV, 46, 6–8 D XV, 46, 8–9 D XV, 46, 11–13 482 D XV, 47, 2 405–406 D XV, 47, 4–9 D XV, 48, 3–9 D XV, 56, 7 D XV, 66, 1 D XV, 84, 11 D XV, 117, 7 D XV, 156, 11 D XV, 165, 11 D XV, 165, 9 D XV, 174, 5 D XV, 175, 5 D XV, 180, 1 D XV, 183, 11 D XV, 321, 10 – 322, 1 D XV, 321, 14–15 D XV, 370, 6 D XV, 370, 6–7 *384 D XV, 371, 2–7 D XV, 371, 7

*374 *375 *375 *376 *377 *378 *379 *380 *382,

384 384

DÜMICHEN, Baugeschichte, Tf. 39 (= D XV, 371, 2–9)

384

*382, *383 *385 315 315 315 315 315 315 315 315 315 315 315 385 385 261 261,

Dendara, Isistempel Temple d’Isis, 134, 9 Temple d’Isis, 218, 14 – 219, 11 Temple d’Isis, 219, 15 – 220, 14

163, 544 262 262

Dendara, Mammisis D Mammisis, 160, 15 – 161, 5 D Mammisis, 161, 3–4

384 *384

589 Euergetestor CLÈRE, Évergète, Tf. 35 (= Urk VIII, 55d) CLÈRE, Évergète, Tf. 67 (= Urk VIII, 90C) CLÈRE, Évergète, Tfn 72–73 (= Urk VIII, 115)

310 505 449, 452

EAT I und III Zitierte Abbildungen und Tafeln aus EAT I und III, Text, bzw. Tafeln: EAT I, Tf. 24–25 EAT III, 57, Abb. 14 67–68, 523 EAT III, 59 524 EAT III, 65, Abb. 15 52, 524 EAT III, 68, Abb. 16 190 EAT III, 71, Abb. 17 52 EAT III, 201 203 EAT III, Tf. 1 542 EAT III, Tf. 2 256, 520 EAT III, Tf. 3 542 EAT III, Tf. 5 5, 256, 520 EAT III, Tf. 8 542 EAT III, Tf. 9 542 EAT III, Tf. 11 256, 520 EAT III, Tf. 13 23 EAT III, Tf. 16 A 23, 87, 534 EAT III, Tf. 16 B 23–24, 536 EAT III, Tf. 18–19 24, 542 EAT III, Tf. 20–21 24, 542 EAT III, Tf. 22 B 256, 520 EAT III, Tf. 22 C 256 EAT III, Tf. 22 D 256 EAT III, Tf. 23 256 EAT III, Tf. 24 5, 25, 256, 534 EAT III, Tf. 25 24, 109, 542 EAT III, Tf. 26 23, 24, 67–68, 524 EAT III, Tf. 27 24, 68, 524

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Indices

590 EAT III, Tf. 28 23–24, 536 EAT III, Tf. 29 25, 124 EAT III, Tf. 30 25, 245 EAT III, Tf. 30 B 161 EAT III, Tf. 35 25, 542 EAT III, Tf. 36 23 EAT III, Tf. 38 13, 23, 31, 36–37, 41, 47, 72–73, 187, 226, 229, 232, 236, 242, 248, 528 EAT III, Tf. 39 13, 23, 36–37, 41, 72, 75, 226, 229, 232, 242, 248, 250, 254, 528 EAT III, Tf. 40 23 EAT III, Tf. 42 23 EAT III, Tf. 43 23, 126 EAT III, Tf. 45 27 EAT III, Tf. 46 23 EAT III, Tf. 48 23 EAT III, Tf. 49 23 EAT III, Tf. 50 23, 76, 130, 231, 536 EAT III, Tf. 51 25, 369, 542 EAT III, Tf. 52 26, 171– 172, 531 EAT III, Tf. 53 26, 171– 172, 531 EAT III, Tf. 54 531 EAT III, Tf. 55 24, 171, 531 EAT III, Tf. 56 171 EAT III, Tf. 59 67, 69 EAT III, Tf. 62 79–80

E II2, 31, 4–5 E II2, 231, 9–10 E III, 10–11 E III, 34–35 E III, 35, 7–9 E III, 35, 9 E III, 53, 10 E III, 205, 3 E III, 207–213 E III, 209–210 E III, 211, 3 – 213, 9 E III, 212–213 E III, 213, 3 E III, 213, 3 und 7 E III, 213, 15 E V, 49, 5–6 E VI, 57, 11 E VII, 44 E VII, 9, 3 E VII, 311, 12 E IX, Tf. 69 370 E IX, Tf. 70–73 E X, Tf. 25c E X, Tf. 33c 229, 242, 549

Astronomischer Fries: PARKER, Calendars, Tf. V (= BRUGSCH, (= BRUGSCH, Monuments, Tf. X) 165, 493 E I2, 323, 4 E I2, 324, 14 E I2, 511–512, Tf. 35b E I2, 525, 14, Tf. 36b und 633 E II2, 2, 17

179 179 455 195 310

242 544 28–29,

El-Kab Elkab I, Text III. A 6, *16

401

Krypte in El-Kab (CAPART, in: CdÉ 15, 1940, 21–29)

455

Esna Chnumtempel EAT III, Tf. 43

Edfu

27–28 402 452 452 447, 449 450 310 398 370 294 272 260 370 262 261 271 385 28 292 206 272, 294,

Textbände Esna II–VII Esna II, 9, 13–14 Esna II, 23, 13 Esna II, 31, 41 Esna II, 140 Esna IV, 399 Esna IV, 399–401 Esna IV, 399, 1

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126

496 496 496 440 263 474 475

Stellenindex Esna IV, 399, A *475–*477, 480, 489 Esna IV, 399, A (Figur 12) Esna IV, 399, A (Figur 14) Esna IV, 399, B *477–*478, 483, 507 Esna IV, 399, C *478–*479, 489, 507 Esna IV, 400 *480–*482, 490 Esna IV, 401 Esna IV, 401, Nr. 2 Esna IV, 401, A *482, 507 Esna IV, 401, B 481, *482–*483, 490, 507 Esna IV, 401, C *484–*489, 490, 507 Esna IV, 401, C (Figur 1) Esna IV, 401, C (Figur 18) Esna IV, 405 Esna IV, 406 512–513 Esna IV, 406, 2 und Figur 2 Esna IV, 407–409 Esna IV, 407 Esna IV, 407, Nrn 1–18 Esna IV, 407, Nrn 1–2 Esna IV, 407, Nrn 3–15 Esna IV, 407 (Nr. 1) Esna IV, 407 (Figur 11) Esna IV, 407 (Figur 12) Esna IV, 407 (Figur 13) Esna IV, 407, Nrn 16–18 Esna IV, 408 514 Esna IV, 409 Esna IV, 409, Nrn 19–40 Esna IV, 409, Nrn 19–22 Esna IV, 409, Nrn 23–38 *451 Esna IV, 409 (Figur 31) Esna IV, 409, Nr. 39 Esna IV, 409, Nr. 40 *452

176, 495 127 285, 475, 475, 263, 474 488 475, 284, 475, 176, 480, 83, 85 126 477, 490 453, 472, 481 447 253, 446 447 *447 *448 446 254 254 254 449 449, 512, 253, 446 450 *450 *451– 253–254 *452 254, 446,

591 Esna IV, 413 512 Esna IV, 414 Esna IV, 415–418 Esna IV, 415 *429, 519 Esna IV, 416 *429–*432 Esna IV, 417 *433 Esna IV, 418 *433–*436, 519 Esna IV, 422 Esna IV, 424 Esna IV, 424, 3 Esna IV, 433 Esna IV, 434 *438–*439, 440, 519 Esna IV, 434–437 Esna IV, 435 *439–*440, 441 Esna IV, 435, Nr. 14 Esna IV, 436 *441 Esna IV, 437 *442–*446 Esna IV, 441 Esna IV, 442 Esna IV, 443 294, 407, 453, 462 Esna IV, 443–445 454 Esna IV, 443, Nrn 1–37 Esna IV, 443, Nrn 2–19 Esna IV, 443, Nrn 20–35 Esna IV, 443, Nr. 1 Esna IV, 443, Nrn 36–37 Esna IV, 443 (Figur 26) Esna IV, 444 *457–*458 Esna IV, 445 294 Esna IV, 445, Nrn 26, 41–42 Esna IV, 445, Nrn 38–77 Esna IV, 445, Nrn 38–53 Esna IV, 445, Nrn 54–68

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453, 472, 436 428 *428– 427, *432– 427, 436 510 497 440, 446 436, 438 317, 438 436, 436, 441, 446 471, 513 126, 292, 25, 453– 454 455 *456 *454 *457 126 25, 427, 25, 292, 508 458 *459 *460

Indices

592 Esna IV, 445, Nrn 67–76 Esna IV, 445, Nr. 77 Esna IV, 449 513 Esna IV, 450 *506 Esna IV, 450, 1–2 Esna IV, 451 *492–*503 Esna IV, 451, Nrn 1–3 Esna IV, 451, Nr. 4 Esna IV, 451, Nr. 5 und 7 Esna IV, 451, Figur Nr. 48 Esna IV, 451, Nr. 53 Esna VI, 546 Esna VI, 564 Nordtempel Description I, Tf. 87 125–126, 202, 294, 455 EAT III, Tf. 29

*461 *462 471–472, *505– *505 453, 490 491 491 206 491 440 440

25, 39, 124

Gräber Iufaa (Abusir) 85, 196, 476–477, 481, 496, *497–*498, 500, *501–*502, 503, 522 Hesatkuh, Atfih (PETRIE und MACKAY, Heliopolis, Tf. 41, Nr 1) 461, 495 Karakhamun (TT 223) 23–24, 64, 522 Monthuemhat (TT 34) 23–24, 88, 109, 523 Mutirdis (TT 410) 503–504, 515, 521 Nag’ Hamad A (= Athribis) 23, 31, 36, 47 Nag’ Hamad B (= Athribis) 23, 36 Osorkon II. (Tanis) 522 Pabasa (TT 279) 515 Panehesi (Matariya) 64, 88, 113, 522 Padiamenope (TT 33) 24, 66, 88, 109, 515, 522–523 Petosiris (Atfih), DARESSY, in: ASAE 3, 1903, 160–180 52, 524

Petorisis (Dachla) 81, 129, 170–171, 486, 494, 531 Petubastis (Dachla) 82–83, 170, 531 Psenosiris (Athribis) 13, 41, 71, 77, 81, 89–90, 528–530, 537, 546 Psusennes (Tanis) 87 Ramses IV (KV 2) 521 Ramses VI (KV 9) 515 Ramses IX (KV 6) 79, 515 Salâmûni (Gräber von) 24, 87, 530 Grab Nr. 3 A–B 26, 83, 531 Grab Nr. 7 24, 83 Grab Nr. 8 A–B 83, 531 Scheschonk (Tanis) 515 Senmut (TT 353) 6, 11–12, 14, 24, 520, 523, 538 Siamun (Siwa) 69–71, 89, 526–528 Tuna el-Gebel (Ibiskatakomben) Hermopolis A (EAT III, Tf. 26) 24, 67– 68 Hermopolis B (EAT III, 57, Abb. 14) 24, 67– 68 Hermopolis C (EAT III, Tf. 27) 23, 67– 68 Hermopolis D (EAT III, Tf. 59) 67–68 Zodiac Tomb (Athribis) 25, 78, 486, 522, 530 H Himmelskuh (Buch von der) Hermopolis A (nach EAT III, 54–56, Tf. 26) 523–524, 533 Hermopolis B (nach EAT III, 56–58, Abb. 14) 532 Hermopolis C (nach EAT III, 58, Tf. 27) Hermopolis D (nach EAT III, 59) Hermopolis, Ibiskatakomben

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25

509,

509, 523,

524, 533 524, 532

Stellenindex (= Tuna el-Gebel) 523–524, 533

67–69,

K Karnak, Chonstempel: MENDEL, Kosmogonische Inschriften, 53–57, Tf. 4, Zl. 17

494

Karnak, Osiriskatakomben

500

Kellis, Mammisi

484

Kom Ombo LD Text IV, 102α (= CHAMPOLLION, Not. Descr. I, 237 und Mon. I, 97, 4) = KO 319 146 KO 46–49 237, 536 KO 58–60 496 KO 59, 13 *496 KO 313 *202– *203, 224, 550 KO 314 202– *204, 224 KO 315 202– 203, *205–*206, 224, 498–*499, 550 KO 316 207– *209, 224, 549 KO 317 118, 207–208, *210, 549 KO 318 207–208, *211–*212, 549 KO 319 43, 146– 147, *219–221, 223, 225, 544 KO 320 212– *213, 215, 224 KO 321 43, 146– 147, 212–213, *214–215, 225, 544 KO 322 208, 215–*216, 224, 549 KO 323 215, *216–*217, 549 KO 324 208, *217–*218, 224, 549 KO 325 219– *220–221, 224

593 KO 326 42–43, 146–147, 219–*221, 223, 225, 544 KO 468 *206– 207, *498–*499 KO 491, 4 496 496 KO 695 (= GUTBUB, KO, 287, 8) KO 938–939 118 KO 941 118 KO 983 45, 187, 550 M Mumienkartonage Würzburg (Martin von Wagner Museum, Inv.-Nr. 1314) 113

97–98,

N Nutbild / Nutbuch, nach VON LIEVEN, Grundriss des Laufes der Sterne (§§) Text A (§3, S. 374) 51 Text P (§7, S. 375) 51 Text Q (§53, S. 402) 51 Text Dd (§81, S. 410) 51 Text Gg (§71, S. 408) 51 Text Jj (§72, S. 408) 51 Text Dd (§84, S. 411) 186 Papyri pBM 10018 31, 188 pBM 10188 (= pBremner-Rhind), 10, 9–11 505 pBerlin 3048, II, 8 402 pBerlin 23026, 3, Zln 1–3 447, 449 pCairo JE 86637 6 pCairo JE 97249/3 + pColon.Aeg. 293 pCarlsberg I (pEbers) 9 pChester-Beatty VIII, vs. 10, 1–8 401 (= GARDINER, HPBM, 75) pLeiden I, 346 4, 535 pLeiden I, 348, 14, 32 – 15, 5 494 pMag LL (dem.), rto VII, 29 291 pMilbank, OIM 10486 476 pPrinceton Pharaonic Roll 10 293 pRyerson, OIM 9787 476

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Indices

594 PSI Inv. D 75 pTebt. H (II, A 221–22) pTebt. H (II, A 26)

1 356 356

Photo Berlin 1247 54, 176–179, 183–184, 189 Photo Berlin 1362

49, 53–

479 *177–

Philä I, 56–58 Philä II, 77, 2 Philä II, 206–211 Philä III, 148

401 505 237, 536 180

Pfortenbuch II, 290

31

Pyr. 464 Pyr. 525–526 Pyr. 528–529 Pyr. 554 Pyr. 638 (a–b) Pyr. 782e Pyr. 802a-b Pyr. 1607 (a–b) 522

83 438 438 63 102, 114 23 23 102, 114,

Philä BÉNÉDITE, Philae, 130, 3 BÉNÉDITE, Philae, 136, 8–11 *178 BÉNÉDITE, Philae, 136, 12–14 *179 BÉNÉDITE, Philae, 136, 15–16 BÉNÉDITE, Philae, 136, 16–17 *184 BÉNÉDITE, Philae, 136, 17–19 *184 BÉNÉDITE, Philae, 137, 2–4 190 BÉNÉDITE, Philae, 136, 19 – 137, 1–249, *54, *183– BÉNÉDITE, Philae, 143, 12–14 *192 BÉNÉDITE, Philae, 143, 1–10 BÉNÉDITE, Philae, 143, 12 – 144, 1 BÉNÉDITE, Philae, 143, 15 BÉNÉDITE, Philae, 143, 16 459, 481, 486–488 BÉNÉDITE, Philae, 143, 16–18 BÉNÉDITE, Philae, 143, 18 BÉNÉDITE, Philae, 143, 19 BÉNÉDITE, Philae, 143, 19–144, 1 BÉNÉDITE, Philae, Tf. 47–49 BÉNÉDITE, Philae, Tf. 50 176–190 BÉNÉDITE, Philae, Tf. 59 200, 486–488, 522

*178– *181 *182– *183– *189–

*184 *191– 200 522 *192 *193, *194 *195 *196 *196 242 47, 53, 190–191,

LD IV, Tf. 35b

177–190

Photo Berlin 1204 Photo Berlin 1204–1205 Photo Berlin 1216–1217 Photo Berlin 1245 176–179 Photo Berlin 1246 54, 176–179, 183–184

486 191–197 200 53, 55, 49, 53–

485, 487

El-Qal’a El-Qal’a I, 47

488

R Ramesseum (Decke des Hypostyls) 5–6, 520, 521 S Shanhûr I, 132, Nr. 80D 37–38

21, 23,

Sarg, Särge Anchemmaat (Privatsammlung Brüssel) 548 Beniutehi (Privatsammlung Stuttgart) 549 Chaef (Mus. Kairo) Chonsutefnacht (MRAH, E 586) 548–549 Gautseschen (Ny Karlsberg) Hetepamun (Heidelberg, Inv.Nr. 1015)

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100, 536,

102, 114, 119 101, 536, 91 64, 96

Stellenindex Heni (EAT III, 8–10, Abb. 1) 11–12, 14, 520, 538 Heter (EAT III, Tf. 50) 23, 75– 76, 96, 113, 115, 130, 144, 231, 529, 537, 539, 546, 548 Hor (RMO, M 40, AMM 3-a) 107–108 Horkaui (MRAH, E 7042) 99 Hornedjitef (= Harendotes, 23–24, BM EA 6678) 99–100, 113, 537, 539 Inamunnefbebu (RMO, M 30, AMM 1) 97 Iretiru (Newbury, Highclere Castle) 106–107 Kleopatra (BM EA 6706) 23, 94, 115, 462, 492, 537, 548 Kornelius Pollios (BM EA 6750A) 23, 93, 115, 492, 537 Neferrenpet (Belgrad, National Museum, Reg. N° 12/VI) 99, 536, 548 Padiamenope (Louvre, E 13048) 94–95, 109, 115, 462, 492, 537 Panehes (RMO, M 17) 105 Panesy (RMO M35, L.XII.3-b) 107 Pasenenhor (BM EA 24906) 107 Peftjauauiaset (Milano E 09.40148) 64, 95, 548 Peftjauauienneith (RMO, AMM 5-e) 101, 536, 548 Psusennes (Kairo, JE 87297) 23 Ramose (Narni, MCPE 2007 1–3) 101, 536, 549 Schepenun (Zagreb, AMZ, Inv.-Nr. E-667) 97 Sensaos (RMO, M75) 23, 94, 115, 462, 492, 537, 548 Soter (BM EA 6705) 63, 119, 131–133, 144, 462, 492, 537, 544, 548 Tachatiru (RMO M 56, AMM 21-c) 106 Tachebchenem (BM EA 6691) 105 Taiirynefer (Turin, Inv.-Nr. 25005.2.2) 91 Tapuscheret (Ny Carlsberg, ÆIN 299) 106 Udja(t)ersen (New York, MMA,

595 Old Cat. 22a, b) 114

64, 95,

Sarg Brüssel (Inv. E.5889a–c) 64 Sarg Kairo Ch./N. 6051b (= alt: CG 6066): NIWIŃSKY, Sarcophages, 87 Sarg Turin (Inv.-Nr. 2220) 64 Sarkophage Anchhapi (CG 29301) 539 Anchnesneferibre (BM EA 32) 114, 492 Dioskurides (Louvre D 40) Djedhor (Louvre D 9) Djedhor (Kairo CG 29307) Horemhab (Kairo JE 8390, GEM 2758) Nachtnebef (Berlin ÄS 7) 109, 535, 539 Nes-Schu-Tefnut (Wien Khm ÄS 1) 548 Panehemisis (Wien Khm 7) 144, 321 Petamenope (Kairo CG 29318) Psusennes (Kairo JE 87297) 88, 92, 114, 492, 534, 538 Tanethep (Louvre, D 39)

108, 535, 93, 113– 98 103 103, 548 103, 111 24, 108– 104, 536, 119, 133, 494 23, 87– 98

Stiersarkophage (Tell Abu-Yasin) 5–6 Kairo JE 86717 24, 63, 136, 140–144, 168, 192, 198–199, 334, 459, 522, 544 Kairo JE 86718 24, 63, 136, 140–144, 169, 192, 198–199, 459, 522, 544 Kairo JE 86720 169 Kairo JE 86721 23–24, 63, 102, 135–139, 144, 199–201, 294, 476, 481, 501, 522, 535, 542, 544, 548–549 Kairo JE 86722 23–24, 63, 100, 135–139, 144, 199–201, 294, 440, 476, 481, 501, 522, 535, 539, 542, 544, 548

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Indices

596 Kairo JE 86723 5–6, 23, 25, 104–105, 110–112, 256, 534, 548 Wenennefer (Kairo, CG 29310) 133–135 Wenennefer (MMA 11.154.1a, b) 104

Tb 37 Tb 70 Tb 89 Tb 148 169 Tb 149–150 Tb 151 Tb 182

Schenhur Shanhûr I, Tf. 80A 465 Shanhûr I, Tf. 80A–B Shanhûr I, 132, Tf. 80D

37–38, 23 21

114 63 99, 536 140, 142, 476 504 504

Türsturz Museum Kairo (DARESSY, in: ASAE 21, 1921, Tf. 1) 455

Statuen, Statuetten Kairo CG 38924 521, 556 Sammlung Hornblower 521, 556

90, 512, 90, 512,

Totentempel Ramses III. (Medinet Habu, Raum 25)

520–521

Tunika Kairo JE 59117

488

U

T Tafeln von Grand Taniskalender

510 6

Tod (Tempel von) Tôd I, 171 und 172 Totenbuch (Tb) Tb 2 102, 114 Tb 17 (nach: LAPP, Spruch 17, 150c–155a) Tb 33 Tb 34

167

Urk. VI, 121, 18–20 Urk VIII, 55d (= CLÈRE, Évergète, Tf. 35) Urk VIII, 90C (= CLÈRE, Évergète, Tf. 67) Urk VIII, 115 (= CLÈRE, Évergète, Tfn 72–73)

272 310 505 449, 452

W 56 102, 114 102, 114

Wasseruhr Kairo CG 37525 256, 520 Wasseruhr Tanis (EAT III, Tf. 20 B) 520

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Sachindex

Sachindex Abkürzungen im Index Ep. = Epagomenentage FN = Festname GN = Götter-, Göttinnenname GM = Gottesgemahlin ON = Ortsname KN = Königsname NS = Nachtstunden PN = Personenname Pl. = Plural TS = Tagesstunden

A Abaton (ON unweit Philä) 190, 194 Abydos (ON) 13, 38, 58, 77, 90, 117, 503, 528, 533, 538 Osireion (Tempelbezirk in A.) 48–49, 51, 89, 521, 542, 549, 555 Abydossymbol 112 Abend 213, 296, 315, 335, 382, 405, 489 Abendbarke 364–365, 489–490, 504, 507, 515 Abenddämmerung 79 Abendhimmel 552 Abendsonne 257, 382 Abendstern 79, 399, 463, 472, 487, 512, 518, 547 Abesch (GN) 206, 498–499 Abhandlung(en) 1 griechische A. 1 lateinische A. 1 Abusir (ON) 85, 196– 197, 476, 484, 486, 500, 522 Abweichung 30 Achmenu (Karnak, ON) 20 Achmim (ON) 24, 27, 87, 90, 171, 206, 530 Achse(n) 28, 30, 32, 36, 39, 45, 48–49, 59, 503, 511, 544, 550, 558 Achs (GN, Göttergruppe) 525

597

Achsenhälften 49 Achtheit (GN) 71, 200, 260, 262, 286, 288, 317, 527 Äquinoktien 462 Agathodaimon (GN) 142, 327, 391 Agathodaimonschlange (GN) 142, 169, 327, 502 Alexandersanktuar (ON) 20 Allherr (GN) 184, 186–187 Allherrin (GN) 401 Altes Reich 7, 14 Altlicht 7, 370, 422, 425, 551 Amduat 14, 65– 66, 88, 216–218, 305, 376–377, 522, 542 Amseti (GN, Horussohn) 142–143, 475, 477, 479, 525, 546 im Namen des 5. Pseudodekans 331 Amun (GN) 303 Amun-Re (GN) 45, 48, 543 Amuntempel (Deir el-Hagar) 81, 543 Amunwidder 118 Amunswidderhorn 493 Anchemmaat (PN) 100, 536 Anchhapi (PN) 108, 535, 539 Anchnesneferibre (PN, GM) 93, 113– 114 Anch-Zeichen (Anchzeichen) 133, 161, 253, 362, 494, 527 Anordnung 54, 87 anthropomorph(e) 118–119, 138, 140, 144, 422, 497, 502, 509, 529 a. Gestalt 128 Antoninus-Pius (KN) 79 Anu (GN, Sternbild) 32, 37, 75, 190, 379, 381, 546 Anuket, Anukis (GN) 50, 363, 397, 399–400, 403, 418, 492–493, 504, 529, 546 Anzeigen (d. Nachtstunden) 14

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Indices

598 Apophis (GN) 291, 308, 349, 400, 403 Apotheose 317 apotropäische Gottheiten 83 April 42 Aquarius (Tierkreiszeichen) 13, 77, 90, 244, 251, 257, 393, 399, 460, 462, 466, 468, 472, 512, 555, 561–563 Architektur 17, 27, 53, 514 Architrav(e) 30, 42– 43, 55, 57, 61, 146, 176–177, 201, 212–213, 215, 218, 245, 426, 446, 456, 476, 487, 509, 555 Architravinschriften 436, 446, 453, 471–473, 477, 490, 505–507, 512–513, 555 Aries (Tierkreiszeichen) 394, 418, 455, 462, 464, 468, 470, 562 Armant (ON) 40, 48– 49, 52, 120–121, 144, 173, 549 Artabe, persische (Maßeinheit) 269 Asasif (ON) 66, 523 Aschmunein (ON) 266, 273 Aspekte, kosmische 27 aspektivisch 91, 111 Assiut (ON) 538 Assuan (ON) 79, 486, 530 astral 76, 83, 375, 426, 470, 472, 477, 481, 488–490, 509, 512 Astralwesen 486 Astrologie, astrologisch 1, 8, 15, 58, 77, 114, 152, 175, 408–410, 414, 470, 488, 507, 518, 530–533 antike A. 381, 408, 412 a. Konzept 410, 412 a. Lehre 8, 399, 412, 417, 423, 472, 512, 518, 547–548 gräko-ägyptische A. 510 griechische A. 408–409 griechisch-babylonische A. 419, 424 Astronomie, astronomisch 1–3, 11– 12, 15, 24–25, 27, 30, 36–37, 40, 42,

48–49, 59, 66, 77, 80–81, 117, 146, 152, 202, 228, 257, 408, 410–412, 419, 494, 507, 509, 520–521, 523–524, 528, 532, 541, 543–545, 556–557 a. Fries 25, 164, 478, 493 A. im Mittelmeerraum 1 a. Texte 1, 77, 176 a. Themen 92, 109, 145, 229, 533–534 a. Themenkreis 42, 57 babylonische, griechische und lateinische A. 1 (traditionelle) ägyptische A. 77, 408– 409 mathematische A. 2 Atfih (ON) 52, 495, 524, 533 Athribis (ON) 6, 12, 15, 48–49, 71–73, 76–79, 81, 85, 89–90, 197, 206, 226–257, 294, 369, 407, 451, 493, 518, 522, 530, 533, 537, 543–545, 549–550, 555, 562–563 Grab des Psenosiris (auch: Mayors Tomb) 30–31, 47, 73, 75, 374, 528, 546 Zodiac Tomb 25, 116, 486, 495 Repittempel 12, 36, 128, 144, 175, 226–257, 398, 407, 562 Atum (GN) 199, 210, 213, 261, 274, 276, 284–286, 293, 301, 314–316, 322–324, 326, 334–335, 338, 382–384, 386, 405–406, 420–421, 439, 441, 445–446, 448, 479, 501, 505, 515 Atum-Re-Harachte (GN) 334–335 Aufgang (meistens v. d. Sonne) 37, 48, 51, 88, 122, 144, 260, 279, 286, 289, 318, 382, 414, 423, 433, 485, 511, 543, 550 Aufgangsort 51, 55, 122, 137, 158, 163, 173, 406, 544–545 Aufgangs-Thema 134 aufgerollt (Figur, Gott) 31–32, 47–48, 73, 187

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Sachindex Auge(n) 384 die beiden A. 204–205, 214–215, 441, 473 linkes A. 260, 265, 279, 285, 288, 293, 316, 324–325, 432, 441, 446, 471–472, 505 östliches 136, 204 rechtes A. 260, 265, 432, 441, 446, 471 westliches 136, 204 A. des Re 186, 204, 290–291, 293, 335, 339, 351, 364, 385–386, 391, 402–403 Augensage 341 Ausrichtung 17–18, 20–21, 27–28, 30, 35, 38, 42, 45, 52, 54–55, 58–61, 63, 66–71, 74, 85, 89, 117, 155, 173, 215, 222, 224, 243, 368–369, 419, 450, 456, 462, 484, 489, 503, 506, 514, 523, 526, 543 ideelle A. 71, 527 Autokrator Kaisaros (KN) 442 B Ba

179, 210, 220, 266–267, 274, 276, 285, 301, 320, 326, 396, 441, 444, 449, 482 Bas (Pl.) von Buto 286–288, 340, 430 Bas (Pl.) der Götter (Bez. von Sternen) 153, 213–214, 400 Bas von Heliopolis 340 Bas (Pl.) von Hierakonpolis 286–288, 311, 340, 432 Bas (Pl.), nördliche 56 Bas (Pl.), östliche (des Ostens) 52, 298, 312, 314, 340, 350–351, 443 Bas (Pl.), südliche 52 Bavogel, -vögel 80, 133, 226, 239–240, 245, 262, 267, 295–297, 299, 305, 310, 312, 530 die vier Bas (GN) 293 Bas (Pl.), westliche 295, 309, 322–323, 326 Bahre(n) 158, 502

599

Balsamierungshalle 39, 440, 503, 515, 560 Banebdjedef (GN) 118 Barke(n) 13, 24– 25, 28, 34, 42, 49, 53, 57, 67, 70–71, 74, 80, 87, 108, 160, 170, 202–203, 218, 226, 229, 232–233, 239–241, 243–244, 252–253, 256, 262, 264, 279, 286–289, 294–296, 298–309, 311, 314–315, 322–326, 342–343, 347–351, 360–361, 364, 367, 369, 371–372, 379, 385, 387, 391, 397–398, 407, 418, 421–437, 441–443, 445–446, 460, 479, 481, 489–490, 492–493, 498, 504–506, 521, 525–528, 530, 534, 550–552, 557 Barke (Sternbild) 67, 524 Barkenuntersatz 145 Bastet (GN) 301, 304–305, 364 Baum 495, 509 Baumgöttin 91 Baum und Pflanzenbüschel (Lesung als mH) 477 Begräbnis Begräbniskammer 229–230 Begräbniskontext 11 Begräbnisnische 77 Begräbnisstätte 134, 314–315 Behedetfest (Neumondfest) 8 Behedeti (GN) 180–182, 361 Benbenhaus, -tempel (ON) 260, 265, 337, 340 Beniutehi (PN) 102, 114 Berg Bergende 404 Berghieroglyphe 70, 526 Berghügel 406 Bergsymbol 382 Bergzeichen (Dw) 381, 404 Besatzung (Schiff) 71 Beskopf 86 Bestattung(en) 78, 82 Bestattungskammer 72 Bestattungsnischen 72, 526

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Indices

600 Bestattungsraum 528–529 Bestattungsszenen 486 Besucher 69 Bewegungsrichtung 68 Bezugspunkt 28 Bild(er) 30, 35, 47, 49–50, 61, 64, 68, 72, 91 ff. Bildfeld(er) 65, 177 Bildprogramm 231, 239, 489 astronomisches B. 80 Bindeglied 77 Boden 30, 51– 52, 74, 77, 187, 229, 238, 497, 504 Bodenlinie 49, 104, 160–161, 230, 240, 252–253, 492, 504, 513, 528, 542 Bootiden 470 Boten (GN, wpwtyw) 363, 367, 370, 458, 471, 473, 513 Buch, Bücher Buch von der Anbetung des Re im Westen 14 Buch von der Erde 14 Buch von der Himmelskuh 14, 91 Buch von der Nacht (LdN) 2, 12, 14, 38–39, 88, 99, 158, 173, 207, 209, 212, 263, 296, 299, 305, 309, 313, 316, 320, 322, 324, 375–380, 392–396, 420, 422, 428, 442–443, 479, 490, 503, 521, 526, 530, 542 Buch vom Neumondfest 293 Buch vom Tage (LdJ) 2, 9, 14, 38, 52–53, 55, 88, 135, 158, 161, 173, 212, 218, 263, 296, 299, 309, 313, 316, 335, 342–347, 350–351, 422, 428, 435, 442–443, 490, 521, 526, 530, 542 Nutbuch 7, 9, 12– 15, 89 Büste(n) 86–87, 374, 448, 531–532 Stierkopfbüste(n) 86, 532 Bürgermeister 72, 77, 228 Bürgermeistergrab (Athribis) 36, 41, 77, 89–90, 228–229, 493

Bugtau Busiris (ON) 485 Buto (ON, Pe und Dep) 286, 337

53 260, 265, 209, 212,

C Chaeremon (PN) 497 Caligula (KN) 13, 72, 77, 175, 228 Cancer (Tierkreiszeichen) 93, 257, 398–399, 456, 462, 464, 466, 468, 561–563 Capricorn (Tierkreiszeichen) 257, 375, 380, 460, 462, 465–466, 561, 562–563 Chadinetjer (ON, %#-di-nTr, Nekropole bei Dendara) 360–361 Chenticheti (GN, auch Chentechtai) 525, 546, 558 vier Söhne des Ch. 525, 546 Chepri (GN) 212, 240, 304, 306–307, 314, 320, 343, 350–351, 370, 382, 385, 397, 402–403, 432, 434, 479 Chentu-Sternbild (GN) 242 Chnum (GN) 427–430, 440, 444, 490, 495, 510 Chnum-Ptah-Schu (GN) 440 Chnum-Re (GN) 429, 439, 444, 560 Chnumtempel (Esna) 25, 40, 45–46, 48–49, 57, 80, 127, 144, 175, 197, 369, 407, 411, 426–519, 543, 545, 551, 562 Chnum-Widder-Gehörn 495 Chons(u) (GN) 344 Chonstempel (ON, Karnak) 494 Chonsutefnacht (PN) 101, 536 Chronokrat(en) 207, 556 chthonisch 503–504, 514 Claudius (KN) 77, 175 Clemens von Alexandria (PN) 495 Cluster (Sternenhaufen) 461, 545 Commodus (KN) 175, 427, 433, 439, 458

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Sachindex Corona Australis (griech. Sternbild) 379 Corvus (griech. Sternbild) 376, 381 D Dachkapellen (Dendara) 166, 413 Dachla (Oase) 45, 81, 116, 144, 170, 486, 494, 531, 533, 552 Darstellungen astronomische D. 3, 11–12, 24, 37, 59 astronomisch-religiöse D. 3 Darstellungstypen 69, 524, 538 enzyklopädische D. 11 kanonische D. 53 traditionelle D. 131 Datierung 4, 69, 427 Datum, Daten 3–5, 7–8, 15, 27, 79, 256, 411, 550 Datumsangaben 4–5, 7, 9, 77, 412, 534 Debod (ON) 401 Deckel (Särge, Sarkophage) 5, 24–25, 63–64, 68, 88, 91–106, 108, 114–115, 131, 133–140, 143, ff. Deckelunterseite 91, 408, 533 Decke(n) Deckenabschnitt(e) 25, 30, 49, 506 Deckenbild(er) 1–2, 8, 68–69, 73, 77, 86–88, 90, 108, 128, 152, 162–163, 172–173, 175, 257, 472, 495, 507, 512–513, 524, 533, 542–546, 548–551, 555, 558, 563 Deckenblock, -blöcke 12, 43, 226, 228, 243–244, 249, 252 Deckendarstellungen 14–15, 17, 24, 32, 35–36, 48, 56, 59, 90, 171, 173, 224, 425, 530 Deckendekoration 2, 11, 28, 36, 48, 52, 61, 89, 175, 226, 243, 427, 465, 504, 508, 511, 519–520, 523, 526, 531, 542–543 Deckenhälften 161

601

Deckenkomposition(en) 14, 119, 518 Deckenornamentik 17 Deckenrand 20 Deckenstreifen 40, 48, 124 Deckenwölbung 65 Dedun (GN) 196 Deir el-Bahari (ON) 11, 21, 536, 538 Totentempel der Hatschepsut 21 Deir el-Hagar (ON) 47–49, 81, 89, 127–128, 144, 187, 543, 549 Amuntempel 23, 31, 45, 47–49 Deir el-Medineh (ON) Ptol. Tempel 20 Dekade(n) 548 Dekan(e) 5–6, 9, 11, 13–15, 25 ff., 205–218, 236, 241– 243, 253–254, 328–333, 351–359, 446–463, ff., 542, 545–546, 548, 550– 551, 555–556, 558, 561 Dekanfamilie(n) 5, 13, 50, 69, 369, 419, 452, 463, 478, 511, 524, 556 Dekangott, -götter 203, 212, 230, 241, 368, 420, 460, 463, 528 Dekangöttin 461 Dekangruppe 510 Dekanliste(n) 5, 45, 99, 108, 257, 455, 533, 536, 545, 555 Dekannamen 85 Dekanreihe(n) 34, 109, 207, 241, 417, 425, 470, 530, 545, 548 Dekansterne 52, 89, 184, 205, 214, 349, 400, 403, 442, 452, 485, 506, 532, 538, 542, 546 Dekan-Sternbilder 424 Dekansternuhr 190, 256, 534 Dekanuhr(en) 15, 256 Gürtel der D. 11 Dekoration 66, 82, 143, 156, 170, 175 Dekorationsband 245, 249

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Indices

602 Dekorationselement(e) 17, 54 Dekorationsfläche 246 Dekorationsmuster 65 Dekorationsprogramm 66, 88 Dekorationssystematik 124 Dendara (ON) 4, 8–9, 17, 31–32 ff., 187, 197, 229, 231, 239, 242–244, 256–257, 426, 456, 472–473, 479, 482, 489, 493, 507–508, 518–519, 529–530, 536, 544–546, 549–550, 552, 560–562 Hathortempel 4–5, 17– 18, 24–25, 27, 32–33, 48, 116, 124, 128, 131, 144, 175, 258–425, 455 Isistempel 19, 27, 35, 48, 162, 543 Denkmäler 21 Dep (ON, Buto) 209, 212 Diesseits 294, 368, 507 diesseitig 503 Dioskurides (PN) 98 Dit-anch (ON, Philä) 189 Djat-Gruppe (Dekane, Tanis) 448 Djedhor (PN, 1. Louvre D 9) 103 Djed-Pfeiler (Djedpfeiler) 70–71, 169, 253, 256, 520, 526–527 Djoser (KN) 17, 541 Dokumente offizielle D. 77 private D. 77 doppel(t) doppelköpfig 379, 399, 408 Doppelschlange 494 Doppeltempel (Kom Ombo) 42, 48, 224 Domitian (KN) 175, 427 dreidimensional 145, 544 dreidimensionales System 225 Dreieck Dreiecksblock, -blöcke 231, 233, 237–238, 248–249 Dreiecksdekan(e) 115, 256, 520–521, 523, 533 Dreiecks-Steine 231, 243

Duamutef (GN, Horussohn) 477, 525, 546 Duat 188, 500 Durchgangsbereich

142–143, 32, 51, 17

Dynastie(n) 5. Dynastie 4 11. Dynastie. 11, 520 18. Dynastie 520, 542 19. Dynastie 52, 92, 500, 534, 538 21. Dynastie 92, 188, 534 22. Dynastie 5, 87, 91, 105–107, 109, 500, 512, 534, 548, 556 25. Dynastie 15, 64, 87, 91, 96, 107, 109, 112, 117, 533, 539, 548–549 25.–26. Dynastie 66, 97, 522–523, 536, 558 26. Dynastie 15, 64, 93, 95, 101, 112–114, 484, 536 27. Dynastie 198 30. Dynastie 24, 88, 99–100, 103–104, 108–109, 173, 535, 539 E Ebenholz 356–357 Edfu (ON) 8, 27, 29, 32, 57, 63, 164, 181, 206, 224, 229, 239, 261, 272, 296–297, 364–365, 384, 398, 449–450, 452, 455, 478, 493, 549, 560–561 Horustempel 27–28, 48–49, 57 Einfangen des Mondauges im Netz 8, 285, 292, 294 Einfangen des Udjatauges 288 Eingang 27, 30, 32, 35, 37–40, 42, 60–61, 70–71, 80, 82, 84, 146, 163, 207–208, 222, 289– 290, 293, 318–319, 423, 426, 514, 516–517, 527, 543

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Sachindex Eingangsbereich 71, 162, 399, 465 Eingangsseite 43, 121, 213, 299, 308, 315, 427, 429, 503 Eingangstor 215, 440 Ekliptikalebene 11 Elephanine (ON) 449–450 El-Kab (ON) 401 en face 24, 50, 64, 70, 87–89, 92–117, 416, 526, 532– 534 Epagomenen, -tage 4–6, 34, 74, 90, 243–244, 257, 328, 333, 356– 360, 368, 419, 463, 470, 485, 521, 528, 533, 536, 548, 556 1. Epagomenentag (Osiris) 357 2. Epagomenentag (Horus) 357 4. Epagomenentag (Isis) 357 5. Epagomenentag (Nephthys) 150, 358, 405 Epagomenengötter 230, 420, 548 Epiphi (11. Monat = III. Smw) 8, 266, 268, 272 Equide (Sternbild) 76 Erdboden 31–32, 45, 73, 89 Erde 31, 91, 188, 219–220 Erhöhung 8, 152, 408, 417–418, 547 Erklärung, mythische 34 Erzählung(en), mythologische 8 Esel 301 eselsköpfig 459, 461, 508 Esna (ON) 48, 50, 57, 74, 77, 79–80, 90, 176, 198, 201, 231, 256, 279, 294, 296, 324, 327, 369, 374, 400, 417, 423, 426–519, 522, 530, 543–547, 549, 551–552, 560–563 Chnumtempel 25, 40, 45–46, 48–49, 57, 80, 127, 144, 175, 197, 369, 407, 411, 426–519, 543, 545, 551, 562

603

Nordtempel 25, 39– 40, 48–49, 57, 124, 126, 144, 407, 453, 455–456, 459, 462, 464–470, 472, 495, 508, 512, 518–519, 543, 545, 551, 562 Euergestestor (ON in Karnak) 296–297, 452, 482 Eusebius (PN) 496 Exaltation(en) 8, 15, 152, 411, 417, 508, 547 F Falke(n) 69, 75– 76, 172, 230–231, 265–267, 271–273, 315, 322, 326, 378–381, 394, 396, 417–418, 421, 423, 449, 492, 496–497, 501, 504–505, 526, 529, 531, 537, 546 Falkengestalt 408 falkengestaltig 202, 381 Falkengott(heit) 202, 546 Falkenfedern 119 Falkenkopf, -köpfe 119, 152, 306, 359, 379, 394, 399, 408, 487, 495, 497, 529 falkenköpfig 70–71, 74, 85, 96, 139–140, 148, 153, 164, 190, 202, 207, 230, 239, 253, 286, 288, 297, 299, 304–306, 308, 322, 334–335, 347, 349, 359, 361, 372–375, 387, 389–390, 392–394, 399, 408, 430–431, 437–438, 442–443, 445, 448–450, 452, 456, 482, 484, 488, 493–494, 496, 527, 546, 551 Familientriade (Osiris-Isis-Horus) 263 Federkrone 119 Felsstruktur 27 Fest(e) 4, 7–8, 204, 419, 485, 489, 556 F. am Himmel und auf der Erde 485 F. der Neith in Sais 485 F. der Nut, die die Zeit berechnet 485 F. des Schu 485 F. der beiden Stiere (Vollmondf.) 433 Großes F. am südl. Himmel 485 Festdaten 9 Festfahrten 201

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Indices

604 Festhof 37 das Fest ‚Holen’ 260–261 Festkalender 5, 7–8 Festlisten 4 Festtage 7 Festschale 7 Feuerstein 56, 332 Figur(en) 19, 24 ff. eingerollte F. 89 Figurendarstellungen 77 Figurengruppe(n) 40, 75, 80, 85, 230, 453–454, 456–457, 459, 470, 472–473, 475, 485, 491–493, 503–504, 512 Figurenreihen 109 mythologische F. 426 zentrale F. 200 Firmament 117, 288, 482 nördliches F. 53 südliches F. 47 Fische 480, 502 Fische (als Tierkreiszeichen) 76, 83, 87, 116, 393, 399, 407, 418, 424, 455, 457, 463, 531, 537, 547 Fixsterne 471–472, 512, 515 Flammenstätte (myth. ON) 480 Flügelskarabäus 382, 402, 405–406, 407, 430, 434 Flügelsonne 70, 158, 162, 180, 182, 230, 397, 404, 443, 445, 462, 504, 515, 526, 529 Fluss 28, 59 Frau(en) 54 Frauenfigur(en) 85, 186 Frauengestalt 54 Fresserin (Gottheit) 96, 537 Friedhof 69 Fries, astronomischer 25, 57, 62, 164, 544, 560 Friesdekoration 272 froschköpfig 71, 286, 527 Froschkopf 527

Frühjahr 116, 369, 399, 406, 408, 414, 462, 531, 561–562 Frühjahrsdekane 391 Frühjahrsmonate 115, 457, 462 Frühjahrszeichen 116, 399, 561 Frühling 32, 115, 407 Frühlings-Äquinoktium 563 Frühlingsnachtgleiche 563 frühptolemäisch (Zeitangabe) 24, 67, 100, 102, 102, 104, 108, 535 fünfzackiger, -strahliger Stern 37, 66, (und ähnlich) 68, 70, 83, 88, 110, 526, 531, 541 funerär 50, 83, 167, 172 Fundament 220 Fußende 18, 25, 93, 100, 111–112, 116, 131–132, 136– 137, 139, 141–143, 168, 174, 381, 406, 535 G Galenit (Mineral) 329 Gans (Sternbild) 450–452 Gazelle 86, 394, 488 gazellenköpfig 488 Geb (GN) 31–32, 45, 74–75, 187–188, 220–221, 224, 274, 277, 284–285, 293, 382, 400, 408, 439–441, 485, 496, 501 Gebäudekomplex 27 Gebel el-Mota (ON in Siwa) 69, 526 Gebirge 27 Geburt 15, 71, 152, 409, 420, 433, 527 Geburtsdatum 116 Geburtshoroskop(e) 79, 90, 530, 532, 536–537, 539, 548 Geburtsort 150 Geburtsraum (im Mammisi) 41 Geburtstag(e) 4, 548 G. der Kinder der Nut 4

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Sachindex G. der Welt (Thema Mundi) 413–414, 462 Gegenhimmel (GN) 291, 397, 402 Geier 68, 228, 245, 248, 510, 523, 531 Geierdecke 228, 510, 514 Geierdarstellung 249, 426 Geierkopf 376, 493 Geierdekoration 245 Geiergöttin(nen) 288, 513 Gemini (Tierkreiszeichen) 396, 456, 462, 468–470, 562 Geminiden 470 geographisch 28, 48– 49, 58–61, 316, 415, 426, 503, 513, 543–545, 551, 555, 558 Gesamtkomposition 50, 136 Gestirne 11, 52, 57, 64, 144, 150, 187–188, 204, 214– 215, 318, 369, 405, 439, 463, 471, 479, 485, 503–504, 506–507, 515, 518, 523, 544–545, 550–552 Lauf der G., Sterne 56, 505, 511, 538, 543 Geta (KN) 427 Gitternetzlinien 202 Glas, natürliches (Mineral) 328–330, 332, 354 Glosse 505 Glück (rnnt) 510 Gold 328–333, 352–358, 366, 383, 497, 502 Götter, vier 56 Götterfiguren 504 Göttergremium 549 Göttergruppe(n) 35, 52– 53, 161, 218, 224, 258–259, 263, 271, 284, 288, 295–299, 309–313, 315–316, 327, 334, 341, 382, 419, 422, 426, 436, 452–453, 459, 465, 472, 490–491, 497, 512, 514, 557 Götterkind 361, 375 Götterkonstellation(en) 335, 351 Götterlehre, heliopolitanische 55

605

Götterlisten 546, 548, 557 Göttername 76 Götterreihe(n) 74, 264, 479, 518 Grab, Gräber 1–3, 13, 21 ff., 520–533, 541–552, 555, 560, 563 Grabanlagen 542 Grabdecke 70 Grabdekoration 77, 117 Gräberfeld 64 Grabinhaber 80, 527 Grabkammer 64, 84, 229, 522, 530 Grabnische 70, 82, 528 Grammaire du temple 28, 509, 518 Grammatik der Dekoration 518 Granit (m#T) 355 Granat (Mineral) 328, 352 Graveur 13 griechisch (Zeitangabe) 257, 560 griechisch-römisch (Zeitangabe) 3, 70, 89, 145, 175, 257, 296–297, 344–347, 509, 518, 520, 522, 533, 536, 541, 563 Große Neunheit 47 Großer Bär, -Wagen 9, 28, 56, 424, 532 Gründungstext 28 Grundlinie 18, 509 Gürtel der Dekane 11 H Ha (GN, Westgott) 301, 308, 437, 445 Hämatit 330 Haus, Häuser(lehre) 8, 15, 58, 114, 116, 152, 381, 408, 411–412, 414, 418, 547, 552 Halbmondfest (7. MMT, dnit) 280 Handbücher 9 Handwerker 77 Hapi (GN, Horussohn) 141–142, 475, 477, 479, 525, 546

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Indices

606 Hapi (GN, Nilgott) 179, 260, 265, 400 Harachte (GN) 164, 216 Haroeris (GN) 42, 45, 57, 61, 146, 203–208, 214–216, 223– 224 Haroeris-Mechentienirti (GN) 499 Harsiese (GN) 149–150, 275, 284 Harsomtus (GN, Horsemataui) 360 Hathor (GN) 167, 203, 221, 224–225, 270, 272, 274, 278, 315, 335, 337–338, 340, 349, 362, 365, 367–368, 370, 383–386, 391, 397, 401–403, 406, 439–440, 475, 478 Hathor von Dendara 284–285, 350–351 Hathorgesicht 398 Hathorkrone 202–203, 349 Hathorkuh 366 Hathortempel (Dendara) 4–5, 17– 18, 25, 27, 35, 48, 117, 145, 149–150, 163, 165, 361, 416 Hatmehit (GN) 306 Hatschepsut (KN) 11, 538 Hauptbestattung 70, 526 Haupteingang 69 Hauptgott, -götter 45, 57, 202, 207, 215, 221, 224, 550 Hauptgöttin 370 Hauptgruppe 556 Haupttempel 30, 35, 40, 61 Hauptsanktuar 261, 293 Hauptachse(n) 558 Hautfarbe 65 Halbmondfest 7 Harendotes (GN, vgl. PN Hornedjitef) 279 hasenköpfig 459 Haupteingang 36 Heh (-Gott, GN) 134, 214 Heket (GN) 71, 527

heliakischer Aufgang 7, 150, 152, 257, 369, 401, 403, 406, 409, 414, 419, 424, 519, 550–552 Heliopolis (ON) 88, 209, 212, 261, 265, 293, 337, 341, 497, 500, 502 heliopolitanisch h. Neunheit 186 h. Götterlehre 187 Heni (PN) 11–12, 14, 538 Henu-Gestus 297, 311, 493 Herbst 115–116, 381, 408, 412, 414, 462, 561–562 herbstlich 485 Herbstmonate 32, 116, 369, 462 Herbstnachtgleiche 563 Herbstzeichen 561 Hermopolis (ON) 23, 67– 69, 118, 509, 523–524, 532–533 Herrschaftsinsignien 262, 515 Herumirrende (GN) 292 Hesatkuh (GN, Hesat-Kuh) 461, 495 Hetepamun (PN) 96 Heter (PN) 23, 75– 76, 96, 113, 115–116, 130–131, 144, 231, 529, 536–537, 539, 548, 562–563 Himmel Himmelsausrichtung(en) 28, 42 Himmelsbewohner 45, 369, 473, 480, 484, 497, 502, 507, 513, 519, 534, 537, 543, 545, 550, 552, 558, 561 Himmelsbild(er) 69, 150, 172, 370, 409, 417, 424, 473, 493, 533, 550, 558, 561, 563 klassisches Himmelsbild 555, 557, 561, 563 Himmelsbogen 187 Himmelsbücher 12, 14, 89, 435, 521, 526, 530, 538–539, 542, 557, 560 Himmelsdarstellungen 11, 21, 27–28, 63–64, 68, 87, 91, 117, 156,

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Sachindex 165, 361, 403, 406, 409, 417, 419, 456, 538, 555 klassische H. 57 Himmelsfiguren 85 Himmelsgestirne 349, 433 Himmelsgewölbe 66, 184 Himmelsgöttin 2–3, 12 ff., 92–117, 127, 157, 160–161, 167, 174, 179, 186–187, 230, 236, 243, 248, 250, 288, 314, 361, 370, 381, 383, 386, 403, 405–406, 414, 420, 423, 426, 432, 442, 453, 462, 471–473, 490–491, 503, 505, 507, 512–513, 523–524, 527–529, 533–536, 538–539, 542–543, 545, 550–552, 555, 558, 560–561 Himmelsgöttinnen 180, 182, 416, 422, 471, 492, 495, 504, 506–507, 510, 514–515, 518, 541, 550, 560 Himmelskörper 51, 188, 200, 326, 439, 470, 505 Himmelskuh 91, 314, 402–403 Himmelskunde 3, 555 Himmelskonstellation(en) 11, 30, 42 Himmelsphänomene 175, 412, 426, 466, 471–472, 477, 511–512, 560 Himmelspol 533 Himmelsraum 408 Himmelsregion 11, 503, 552, 560 Himmelsrichtungen 9, 17, 21, 25, 41 ff., 117 ff., 222–225, 289, 312, 316–317, 362, 368, 370, 418–419, 426, 436, 446, 477, 483, 488–489, 493, 494, 503, 506–507, 513–515, 518, 541, 543, 550, 555, 558–561 Himmelsruder 140, 169 Himmelssphäre(n) 55, 87, 89, 557 Himmelsstütze(n) 25, 42, 50, 83, 85, 117, 123–124, 129–130, 140–142, 144, 145–172, 213, 215, 219, 221, 223–225, 286–288, 317, 335–336, 361–362, 368, 419, 491, 493, 504, 513, 531–532, 542, 544, 550, 555, 561

607

Himmelsträger 148–149 Himmelsträgerinnen 85–86 Himmelssymbol 160, 164, 166 Himmelszeichen 503 nördlicher H. 6, 56–57, 120, 190, 410, 557 südlicher H. 11, 56, 120, 190, 349, 410, 557 Hierakonpolis (ON) 286 Hirte (Sternbild) 456, 464, 510 Hochsommer 32 Hoch-, Höchststand 149–150 Höhlenbuch 14, 217– 218, 301, 542 Holen-Fest (FN) 260 Hor (PN) 107 Horemhab (PN) 103 Horizont 122, 153, 204, 220, 260, 274, 290, 305, 313, 323–324, 327, 339, 366, 382–383, 401–402, 406, 421, 425, 432, 480, 489–490, 495, 518, 529, 550, 563 Horizontbewohner 260 Horizont-Hieroglyphe 438, 442, 529 Horizonthügel (Bezug zu Nut) 404 Horizontlöwen 497 Horizontsymbol 161 Horizontzeichen 93, 230, 377, 405 nördlicher H. 56 östlicher H. 51, 74, 122, 136 westlicher H. 51, 56, 74, 122, 136 Horkaui (PN) 99 Hormerti GN) 432 Hornedjitef (PN, vgl. GN Harendotes) 23–24, 99, 113, 536–537, 539 Horoskop(e) 79, 81, 83, 87, 115–116, 152, 175, 409, 530– 531, 536, 548, 552, 563

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Indices

608 Horus (GN) 4, 55, 76, 86, 160, 177, 260, 262–263, 265–267, 272, 274–277, 285, 292–293, 302–303, 308, 316, 321, 338, 354, 364, 397, 401, 429, 439–440, 475, 479, 482, 485–487, 495, 498, 500–501, 504–506, 529, 532 als 2. Gott der Ep. (Sethos I B) 357–358, 360, 368, 556 als Bestandteil der Planetennamen 392–396 Horusauge 276, 290, 294, 366 Horus-Chenticheti (Chentechtai) 160, 262–263, 287–288 Horus von Edfu 274, 278, 284–285, 327, 335, 350–351, 364, 381–382, 397–398, 402–403 Horusfalke 396 Horusform 429 Horuskind(er) 266, 525 Horus-Mechentienirti (GN) 443 Horus des Ostens 179, 308 Horussohn, -söhne (vier) 56, 96, 140, 142, 267, 270, 423, 477, 525, 537, 546, 557 Horusstelen 86 Horustempel (Edfu) 28, 48, 57 morgendlicher H. (Venus) 369 Horsemataui (GN, Harsomtus) 360–361 Hu (GN) 287, 301, 322–324, 349, 401, 438–439 Hut (GN) 287 Hydra (griech. Sternbild) 376, 381, 456 Hymnus, Hymnen 293, 367, 386, 458, 496, 506 Hypostyl 42, 45, 57, 146, 167, 207–208, 213, 223–224 Hypsoma 8, 152, 412, 417, 424, 453, 455–456, 459–460, 463, 465, 472, 518, 547–548 I Iat-dit (ON, Isistempel in Dendara) 360 Ibis(e) 338, 532

Ibiskatakomben (Tuna el-Gebel) 24, 523– 524, 532–533 ibisköpfig 56, 70, 74, 85, 297, 348, 387–388, 390, 431, 450–451, 482, 484, 527 Ibis-Nischen 68 Ibpameni-Chem (PN) 79, 530 ichneumonköpfig 303 Ideal Idealbild 418 Idealkalender 4–7, 253, 272 Idealposition 552 Idealschema 8 Ihi (GN) 149–151, 371, 391 Ikone 119, 143–144, 152, 312, 421, 435, 463, 479, 527 Ikonographie 119, 126, 128–129, 134, 152, 241, 243, 253, 256, 294, 312, 317–318, 336, 381, 389, 398, 408, 416, 418, 422, 447–448, 455, 461, 467, 469, 475–476, 487, 493, 510, 512, 518, 528–529, 537, 556 Illahunpapyri 556 Inamunnefnebu (PN) 9 Inschrift 58 Insel 30 Insellage 61 Ipet (GN) 266 Iretiru (PN) 106 Isden (GN) 439 Isis (GN) 4, 32, 71, 76, 135, 149–150, 160, 174, 180, 184, 186, 189–190, 260, 262–263, 266–267, 30, 35, 37, 48–49, 55, 149–150, 175, 270–272, 274–277, 284–288, 292, 294, 304–305, 307–308, 315–316, 344, 349, 358, 360–361, 365, 385, 391, 397, 400–401, 403, 423, 433, 437, 439–440, 442–443, 448, 450, 458, 475, 478–479, 481, 525, 527, 529, 546 als Göttin des 4. Ep. (Sethos I B) 357–358, 360, 368, 556

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Sachindex Isis-Sothis (GN) 83, 150, 521, 523, 531 Isistempel (in Dendara) 337, 361, 543 Isistempel (in Assuan) 486 Iufaa (PN) 85, 196– 198–199, 476–477, 497, 500–501, 522 Iunit (GN) 274, 279, 284–285, 483 Iunmutef (GN) 206–207, 499

609

Jenseitsraum 408 Jenseitswelt 180 Jenseitsthemen 514 Jungfrau (Tierkreiszeichen) 37, 57, 83, 87, 96, 115–116, 377, 381, 407, 424, 459, 463, 531, 537, 547 Jupiter (Planet) 15, 68, 79, 160, 256, 379, 381, 394, 399, 408, 456, 463–464, 472, 512, 518, 524–525, 531, 546–546 K

J Jahr(e)

4, 6, 15, 57, 265, 273, 369, 397, 403, 406, 409, 424, 439, 477, 485, 504, 515, 521, 534, 536, 538, 542, 548, 552, 563 Jahresbeginn 7 Jahreskreis 552 Jahreswechsel 5, 40, 504 Jahreszählung 265 Jahreszeit(en) 5, 9, 57, 120, 213, 407–408, 561, 563 Jahreszeitenablauf 369 jahreszeitlich 9, 489 Jahreszeitenverteilung 40 Jahreszyklus (Monate) 545, 550, 563 (Mond, 25 Jahre) 9 Januskopf 79, 399 janusköpfig 460, 487 Jaspis grüner J. (shr) 330 roter J. (Xnm) 331, 354 Jenseits 200, 294, 317, 368, 408, 446, 471, 476, 481, 500, 506, 511 Jenseitsbezug 292, 507 Jenseitsbuch, -bücher 14, 435 Jenseitsführer 14, 58, 88, 92, 224, 296–298, 310, 479, 534, 557 jenseitig 479, 503, 507, 513–514, 544, 560 Jenseitskontext 71, 527

Ka (GN, der Ka) 292, 298, 314, 327, 334, 335, 401, 443 Kas (GN, Pl.) 293, 367, 441 Kalender 2–5, 7, 419, 521, 550, 555 ägyptischer K. 164, 551, 557 Alexandrinischer K. 57, 462, 563 bürgerlicher K. 4–5, 7, 256, 265, 412, 520, 534 Esna-Kalender 485 idealisierter K. 77 kalendarisch 265 Kalenderbezüge 7 Kalendersysteme 221 Kalenderwesen, ägypt. 555, 557, 560–561, 563 sonnenbasierter K. 221 Kanon 11, 14, 47, 87, 91, 117, 257, 369, 561, 563 kanonisch 77, 85, 129, 158, 172–173, 243, 333, 362, 382, 389, 391, 408, 419, 503, 528, 535, 546, 558–559 kanonisiert 145 k. Darstellungen 53 k. Listen 15 Kanopus (Sternbild) 151, 203, 546 Karakhamun (PN) 23–24, 87, 522, 533

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Indices

610 Kardinalpunkte 145, 157, 494, 515, 519, 541, 544, 551 Karnak (ON) 27, 296, 326, 494, 500 Karneol (Mineral) 331–332, 352–353 Kastensarg, -särge 111, 113 Katze Katzenkopf 495 katzenköpfig 236, 243, 329, 332, 390 Katzenohren 461 Kebehsenuef (GN, Horussohn) 141–142, 477, 525, 546 Kek (GN) 287 Keket (GN) 287 Kenmet (GN, Dekan) 203, 205, 207–209, 241–242, 328, 448, 498 Kenotaph 38–39, 55, 58, 529 Kenset (ON) 338 Kernfiguren 546 Kerngruppe 536, 546 Kernvertreter 552, 555 Kind(er) 71, 260, 350, 377, 386, 389, 427, 439, 442–443, 451, 527 Kinder des Chenticheti 525 Kinder der Nut 4, 55, 358, 360, 419, 463, 485, 548, 556 Kindgott, -götter 151, 237, 326, 330, 368, 372, 376, 391, 429, 438, 448 kindlich 435, 437 Klagelied(er) 505–506 Kleopatra (PN) 23, 94, 115, 537, 562 Kobra(s) 66, 88, 100–102, 193, 332–333, 339, 346, 353, 358–359, 364, 366, 368–369, 374, 385–386, 391, 436, 450, 456–460, 484, 486, 488, 494–496, 499, 501, 529 kobragestaltig 359 Kobrakopf, -köpfe 322, 456, 495, 499

König

4, 27, 123, 265, 294, 316–317, 370, 433–434, 443, 445, 498, 514, 538, 542–543 Königsgräber 11, 14, 39, 63–64, 87–88, 173, 476, 520, 525– 526, 538, 542 Königskartusche 450 Königskult 521 Königsname(n) 72, 442, 458, 534 Königtum 27, 123, 262, 293, 367, 511, 514, 543, 558, 560 Kom Ombo (ON) 44–45, 48–49, 57, 60, 118, 145–147, 167, 175, 178, 187, 202–225, 384, 496, 498, 535–536, 543–544, 549–550, 560 Doppeltempel 42 Komponente 135 Komposition 42, 202, 558 Kompositfigur(en) 378, 509 Kompositvogel 190–191 Kompositwesen 460, 486 Konstellation(en) 32, 40, 52, 54, 57, 64, 69, 87–89, 114, 173, 183, 187, 197, 230, 418–419, 453, 473, 520, 526, 532–533, 539, 542, 547, 556, 560–561 Konstellationen A–Z und Aa nach EAT III, s. v. Sternbilder astronomische K. 55 nördliche K. 3, 12, 15, 32, 37–38, 47–48, 52–53, 55–58, 64, 68–69, 75–76, 86–88, 91–92, 99–100, 105, 108–109, 116, 124, 131, 173, 190, 225, 231, 256–257, 379–381, 409, 415, 418, 424, 426, 452, 472, 476–477, 481, 489, 493, 495, 511, 519–521, 523–526, 529, 532–539, 545–546, 552, 557–558, 561–562 südliche K. 11–12, 14–15, 32, 47–48, 50, 52, 57–58, 68– 69, 74–76, 80–81, 87–88, 90–91–92, 105, 108–109, 116, 131, 173, 190, 202, 207, 225, 229–231, 256–257, 348, 399, 403, 409, 415, 417–418, 422, 424, 426,

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Sachindex 447–448, 452, 472, 476, 490, 493–494, 504, 511, 513, 518, 520–521, 523–526, 528–530, 532–539, 545, 546, 552, 556, 558, 561–562 Kontext 76 funerärer 50, 152 religiöser 1 Konzepte 77 astrologisches K. 412–413, 417–418 astronomische K. 8 griechisch-babylonischastrologisch 77 Konzeption 49–50 Koordinatensystem 418, 512 Kopf Kopfende 51, 63, 93, 96, 111, 114, 131–132, 136–137, 139–143, 157, 160, 168–169, 174, 381, 406, 414, 459, 535, 537 kopflos(er Gott) 392 Kopfteil 133 Koptos (ON) 27 Kornähre 377 Kornelius Pollios (PN) 23, 93, 115, 537–538, 562 Korngott (GN) 302 Kornmaß 268, 273 Korn messen 269 kosmisch 511 k. Aspekte 27 k. Komponente 110 k. Ordnung 89, 265 k. Himmelsgöttin 186 Kosmographie(n) 2, 14 kosmographisch 15, 55 k. Bücher Krebs (Tierkreiszeichen) 8, 25, 32, 87, 93–96, 115–116, 131, 152, 172, 369, 398–399, 407, 409, 418, 424, 456, 462–463, 515, 519, 537, 547, 563 Kreislauf 34, 45, 80, 115, 224, 263, 316, 318, 325, 414, 419–420, 453, 513 Krokodil(e) 85–86, 459, 461, 476, 488, 531–532

611

K. als nördl. Sternbild 37, 546 Krokodilgestalt 453, 512 krokodilköpfig 253–254, 374, 455, 484, 494–495, 508 krokodilköpfige Büste 448 krokodilköpfiger Vogel 124, 126, 470 Krokodilkopf 461, 495, 531 Krokodilkörper 508 Krokodilwesen 512 Krone(n) 228, 253, 366–367, 373, 381, 386, 406, 429, 458, 493, 497, 515 Atefkrone (Atef-Krone) 160, 390, 402, 408, 437, 448–451, 477 Doppelfederkrone 308 Doppelkrone 253, 334, 375, 389, 394, 396, 401, 440, 448, 450, 452, 459 Federkrone 385, 461, 493 Gebkrone 373, 498 Hathorkrone 451 Kronengöttin(nen) 139 Kronenschlange(n) 99, 200 Nefertem-Krone 389 oberägyptische K. 253, 365–367, 396, 440, 456 Onnuris-Federkrone 372 Onnuriskrone 448–449 rote K. 385, 496 unterägyptische K. 253, 498 weiße K. 202–203, 372, 377–378, 385, 390, 408, 449, 452, 492, 493 Wereretkrone 302 Tatenenkrone (Tjenenkrone) 304, 306, 360, 456 Tjenen-Federkrone 460 Kuh 93–94, 397, 493 kuhgestaltig 370 Kuhgehörn 497 Kuhhörner 493 Kulmination 150

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Indices

612 kulminieren obere K. 521 untere K. 495, 521, 533 Kult Kultnische 88 Kultlied

57 57, 150, 57, 150,

68–69, 438

L Länge der Tages- und Nachtstunden 9 Längsachse 65 Landepflock (Teil des nördl. Sternbildes) 56, 546 Landschaft 27 Landwirtschaft 4 Lapislazuli 332, 502 Lauf der Sonne 42, 58 Lauf der Sterne, Gestirne 369, 543 LdJ (Livre du jour, Buch vom Tage) 161 Lebenszeichen 118, 477 Leitthema 133–134 Leo (Tierkreiszeichen) 93, 257, 376, 456–457, 461–462, 464, 466, 470, 472, 494, 512, 519, 561–562 Leoniden 470 Lesungen: Mond als nb 398 Letopolis (ON) 205, 209, 212 Liber Hermetis (Hermes Trismegistos) 376–377, 412 Libra (Waage, Tierkreiszeichen) 377, 459, 462, 465, 470, 562 Lichtschacht 158 links 51 Livre du jour (LdJ, s. Buch vom Tage) 14 Livre de la nuit (LdN, s. Buch von der Nacht) 14 Loculi (röm. Bestattungsnischen) 70, 526 Löwe(n) 85–86, 240, 305, 376, 459, 484, 487, 494–497

als Tierkreiszeichen 8, 37, 40, 83, 87, 93–95, 115–116, 152, 172, 375, 376, 381, 407–408, 456–457, 462, 515, 519, 531, 537, 547, 551 als nördl. Sternbild 546 Löwenbahre 515 Löwengestalt(en) 120, 473, 512, 521, 556 löwengestaltig 72, 123, 230, 386, 458, 484, 495, 513, 528 Löwenkopf 186, 456 Löwenkopfgötter 407 Löwen- und Menschenkopf 379 löwenköpfig 133, 140, 142, 236, 239–241, 243, 302, 307, 330, 332–333, 352–355, 367–368, 394, 396, 436, 449, 451–452, 454–455, 457, 461, 484, 488, 529, 556 Löwenkörper 118, 134, 493 Löwengöttinnen 556 Löwin 386 logische Sicht 69, 88 Lotusblume 102, 306, 427, 451 Lotusblüte (X#) 360, 389, 391, 431 Luftgott 118 Luna (Mondgöttin) 531–531 Lunation 285 lunar 8, 34, 134–135, 137, 200, 273, 275, 326, 334, 411, 421, 436, 438, 452, 460, 560 M Maat (GN) 286–288, 308, 314–315, 327, 335, 349, 360, 365, 437, 442–443, 445, 475, 478–479 Mammisi(s) 27 Mammisi, Armant 40, 48– 49, 121 Mammisis, Dendara 384 Mammisi, Philä 30, 61 Mammisi, Kom Ombo 222 Mandjetbarke 70, 314, 527

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Sachindex Mars (Planet) 15, 79, 160, 256, 378, 381, 393, 399, 408–409, 460, 463, 472, 512, 518, 525, 530, 546–547 Maßeinheit 270, 272–273 Maßsystem 293 Matariya (ON in Kairo) 64, 88, 113, 522 Mayors Tomb (Grab d. Psenosiris, Athribis) 30, 72 Medinet Habu (ON) 256 Mehetweret (GN) 497 Mekes (Symbol, im GN) 274–275 Memphis (ON) 384, 500, 502 memphitisch 118 Mendes (ON) 118 Menhit (GN) 429, 458, 465 Mensch(en) 399, 487, 495, 497 Menschengestalt 361, 496 menschengestaltig 147, 408 menschenköpfig 240, 459 Menschenkopf 304, 360, 394, 408 menschlich 245, 253, 310–311, 332, 455, 461, 499 Merenptah (KN) 12, 92, 521, 534, 538, 542 Merkur (Planet) 15, 79– 80, 160, 256, 377, 381, 395, 399, 408, 463–464, 472, 486–487, 512, 518, 525, 530, 532, 546–546 Merkur als Morgenstern 193–194, 487–488, 490, 512, 530 Mesechtiu (Stierschenkel) 37, 56, 76, 86, 109, 161, 173, 190, 231, 256– 257, 379, 381, 446, 452, 471–472, 482, 495, 505–506, 520, 523, 525, 532–534, 538, 546, 561 Mesen (ON) 181 Mesore (12. Monat) 462 Messerdämonen (GN) 292, 363, 367, 370, 442, 535

613

Messscheffel 266 Messung (Zeit, Stunden) 11, 27, 91, 538 Metall (bi#) 329, 333, 497 Meteore 470 Meteoreisen (bi#-pt) 330 Meteorschauer 466, 470 Millionenjahrhaus, -häuser 436, 500, 511, 521, 543, 558, 560 Min (GN) 206, 477 Mineral(ien) 328–329, 353, 438 Minschat-Suliman (ON) 524 Mischdarstellungen ägyptisch-griechische M. 87 Mischgestalt 144 Mischkultur, griech.-ägyt. 411 Mischwesen 93, 114– 115, 476, 486, 488 Mithraskult 86–87, 90, 532–533 mithraische Vorstellungen 87 Mittag 52, 71, 314–315, 445 Mittagslauf 71, 527 Mittagsstunden 243 Mittelgang 43, 49– 50, 167, 403, 405, 413, 419, 423, 426–427, 441, 498, 510, 514, 545, 550 Mittelmeerraum 11, 507 Mittelszene 133 Mittleres Reich 11, 14, 91, 511, 532, 538, 555 Monat(e) 4–8, 123, 164, 236–237, 241, 256–257, 260–262, 265, 268, 274, 316, 359, 368–369, 419, 438–439, 445, 454, 488, 507, 518, 521, 534–536, 545, 547, 556–557, 563 1. Monat 243, 256, 521 2. Monat 243, 253, 521 3. Monat 243–244, 521 4. Monat 521

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Indices

614 5. Monat 243, 521 6. Monat 243–244, 256, 521 7. Monat 243, 256, 521 8. Monat 243–244, 521 9. Monat 521 10. Monat 243, 521 11. Monat 243, 266, 272, 521 12. Monat 244, 256, 521 Monatsanfang 482 Monatsangaben 4, 6–7, 257, 520, 550 Monatsdienst, priesterlich 7 Monatsgott, -götter 4–5, 90, 100, 236, 256, 333, 407, 419–420, 424, 454–455, 460–461, 470, 501, 512, 520–521, 534–536, 556 Monatsgöttin(en) 5, 90, 237, 272, 333, 359, 368, 512, 556 Monatsnamen 3–4 Mond 3, 7–8, 15, 57–58, 74, 79, 87, 114, 116, 122– 123, 136, 140, 144, 149–150, 152, 161–162, 167, 169, 197, 204–205, 213–215, 217, 221, 224, 260–265, 271, 273–275, 285–286, 289–291, 293–294, 297, 299, 310, 313, 315–318, 324–326, 348, 369–370, 395, 398–399, 408, 412, 417–418, 421–425, 428, 432–433, 436, 438–443, 445–446, 456, 463, 466, 472–473, 475, 477, 479–483, 485, 489–490, 505–507, 512–514, 518, 529, 534, 547, 549, 551–552, 556–558 Mondaspekt 502 Mondattribut(e) 434, 558 Mondauge 8, 34, 74, 201, 229–230, 262–263, 265, 274–275, 284–285, 292–294, 316–318, 325, 367, 421, 423, 438, 528, 549 Mondbarke 80–81, 90, 114, 124, 131, 160–161, 260, 262–

26, 265, 272, 317–318, 325, 420, 425, 530, 551 Mondbegleiter 259 Monddarstellungen 3, 548 Mondfest(e) 3, 7, 293 Mondfinsternis 411–412 Mondgott, -götter 74, 160– 161, 263, 284, 348–349, 370, 463, 502 Mondgremium 47 Mondhaus 205 Mondkalender 3, 7 Mondkapitel 7, 39 Mondkind 480 Mondmonat 160, 265, 273, 316–317, 436, 438, 478–479, 520, 557 Mondmonatstag(e, MMT) 3, 7–8, 74, 262, 268, 272, 275, 279–284, 286, 288, 294, 316, 318, 423, 433, 438, 440, 445, 475, 480–481, 488–489, 520, 546, 550, 556–558 1. MMT (psDntyw) 268, 279, 318, 423 2. MMT (#bd) 276, 279, 286, 318, 423 3. MMT (mspr) 280 4. MMT (prt-stm) 280, 557 5. MMT (iXwt-Hr-X#wt) 280, 557 6. MMT (snwt / sis-nt) 262, 290, 310, 318, 557 7. MMT (dnit) 280, 557 8. MMT (Xnmw) 280, 557 9. MMT (k#p) 280, 557 10. MMT (sif) 280, 557 11. MMT (sTit) 281 12. MMT (sm#ty-stwt) 281 13. MMT (m##-stwt) 281, 483, 557 14. MMT (si#w) 281, 483, 490 15. MMT (smdt) 213, 230, 262–263, 272, 279, 287–288, 316–317, 326, 423, 432–433, 438, 489–490, 511, 514, 551, 557 16. MMT (mspr-sn-nw) 230, 282, 475, 529, 557

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Sachindex 17. MMT (si#w) 282 18. MMT (ioH) 282 19. MMT (sDm-mdw=f) 282 20. MMT (stpw) 282 21. MMT (oprw) 282 22. MMT (pHt-spdt) 282 23. MMT (dnit) 282 24. MMT (knHw) 283 25. MMT (stwt) 283 26. MMT (prt / prw) 283 27. MMT (w(n)Sb / Sbw) 283 28. MMT (Hb-n-pt) 283 29. MMT (oHo-iry) 283 30. MMT (Hb-n-pt) 283, 557 Mondmonatsgötter 557 Mondnamen 527 Mondphasen 7, 9, 35, 265, 289, 294, 316, 439, 480, 483, 518, 549, 556 Mondphasenliste 279 Mondprozession 135, 161, 200, 297–298, 317, 426, 436, 438–439, 445–446, 489, 511, 549, 552 Mondscheibe(n) 262–263, 272, 279, 284, 325, 438, 475, 477, 479–480, 483 Mondscheibe u. Mondsichel 92, 101– 102, 113–114, 135, 265, 324, 389, 395, 408, 418, 420, 437–438, 529, 532, 535 Mondsichel 8, 41, 96, 260, 262, 276, 279, 325, 427–428, 436, 482–483, 489, 518, 531, 537, 552 Mondspiegel 264, 273, 279, 284–286, 317, 423 Mondstand 285, 423, 518 Mondsymbol 86, 325, 441, 443, 451, 489, 557 Mondtreppe 34, 264, 273, 275, 284–285, 289, 294, 316–318, 423, 549 Mondzyklus 3, 8–9, 15, 32, 48–49, 74, 114, 122–123, 144, 167, 199, 201, 221, 263, 265, 273, 284–285, 289–290, 293–294, 317–318, 324–326, 349, 410, 412, 417, 422,

615

424–426, 432, 436, 440–441, 445–446, 478, 482–483, 485, 489–490, 498, 507, 510–511, 514–515, 529, 535, 549–552, 556–558 Month (GN) 274–276, 284–285, 300, 303–304, 308 Month-Re-Harachte (GN) 178 Monthuemhat (PN) 24, 109, 523, 532–533, 542 Morgen 312, 314–316, 397–398, 405, 414, 421–422, 424, 434, 445, 479, 519, 529 Morgenbarke 240, 242, 434, 482, 489, 504, 507, 515 Morgendämmerung 79, 382, 406 Morgensonne 257, 489 Morgenstern 79, 150, 347, 369, 399, 422, 463, 472, 487, 512, 518, 530, 547 Motiv(e) 434 ägyptische M. 87 Mumie(n) 451, 478, 538 mumiengestaltig 71, 335, 455, 495, 527 Mumienform 169 mumienförmig 140, 333 Mumienkartonage 97 Mumienkörper 495 Mumienmaske 113 Mut (GN) 512 Mutter 55 Mutirdis (PN) 12, 66, 523 mythologisch 34, 40, 48, 50, 53, 56, 187, 272–273, 426, 453–454, 458, 463–465, 467–473, 507–508, 512–513, 518 Mythos vom Sonnenauge 9 N Nacht

35, 88, 114, 150, 186, 207, 212, 214–215, 221, 224–225, 271, 296, 314, 316, 322–323, 326, 334–335, 399, 406, 414, 418, 420,

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Indices

616 423, 433, 441, 446, 453, 473, 490, 511, 513, 519, 521, 533–534, 550–551, 563 Nachtbarke 65, 88, 365, 522 Nachtfahrt (der Sonne) 48, 71, 73, 180, 207, 224, 288, 315–316, 326, 408, 441, 443, 446, 506, 528 Nachtgestirn 32 Nachthälfte 57 Nachthaus, -häuser 8, 152, 399, 408–409, 414, 417, 419, 424, 519, 547, 551 Nachthimmel 15, 55, 156, 158, 161, 263, 414, 428, 453, 457, 471–473, 506, 511–512, 514–515, 519, 547, 552, 560 Nachtpforten 99 Nachtsonne 382, 414 Nachtstunde(n), (NS) 9, 11, 14–15, 24, 34, 42, 45, 62–66, 88, 91, 99, 100, 103–105, 111, 113, 116, 131, 173, 187–188, 207–208, 212, 214, 224, 319, 368–369, 375–380, 392–396, 398, 405–406, 409, 414, 420, 424, 428, 434–435, 473, 507, 514–515, 519, 534–538, 541–543, 550, 557–558, 561 1. Nachtstunde 208–209, 322, 375, 380, 392, 399, 405–406, 414, 420, 423, 557 2. Nachtstunde 209, 322, 380, 392, 435, 557 3. Nachtstunde 209, 321–322, 379, 392, 557 4. Nachtstunde 209, 321, 379, 393, 435 5. Nachtstunde 211, 321, 379, 392, 399, 557 6. Nachtstunde 321, 326, 378, 394 7. Nachtstunde 210, 321, 378, 394, 435, 557 8. Nachtstunde 210, 320, 377, 395, 435, 557 9. Nachtstunde 211, 320, 377, 395, 435

10. Nachtstunde 211–212, 320, 346, 376, 395 11. Nachtstunde 211–212, 320, 376, 395 12. Nachtstunde 208, 211, 319–320, 322, 369, 375, 395, 399, 406, 414, 420, 423 Nachtstundengöttinnen 47, 398 Nachtwache 11 Nachtnebef (PN) 24, 108– 109, 539, 542 Nag‘ Hamad (= Athribis) 23, 229 Naos 18, 57, 227–228 Naturphänomene 1–2 Naunet (GN) 287 Nebetuu (GN) 429, 458 Nechbet (GN) 139, 287, 465, 471, 473, 513 Neferrenpet (PN) 99, 536 Nehebkau (GN) 193–194, 498 Neith (GN) 40, 50, 174, 307, 385, 426, 458–459, 465, 471, 473, 486, 513 Nekropole 27, 72, 432, 484 Nektanebos I. (KN) 24, 108 Nektanebos II. (KN) 104, 110, 534 Nenut / N(en)ut (GN) 184–185, 335 Nephthys (GN) 4, 55, 71, 135, 160, 174, 180, 186, 274–275, 278, 284–288, 292, 294, 307–308, 315, 403, 433, 437–440, 442–443, 475, 479, 527, 556 als Göttin des 5. Ep. (Sethos I B) 358, 360, 368 Nes-Schu-Tefnut (PN) 104, 536 Netz (Einfangen des Mondauges) 8 Netzfänger (GN, Bez. des Thoth) 274 Neues Reich 2, 5, 7, 9, 11–12, 14–15, 17–18, 21, 57, 64, 87, 89, 91, 173–174, 256, 296, 299, 313,

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Sachindex 326, 463, 500, 502, 511, 520, 526, 532, 538, 541–542, 546, 548, 556, 558 Neujahr (das neue Jahr) 403, 414 Neujahrsfest 363 Neujahrstag 15, 399, 405–406, 409, 414, 519, 534, 548, 550 Neujahrszeitpunkt 413 Neulicht (Erste Sichtung des Mondes, 2. MMT) 318, 423 Neulichtfest 7, 271, 276, 279, 326 Neulichttag 285 Neumond 161–162, 167, 264, 318, 325, 421–424, 478–479, 483, 489, 498, 519, 549, 551 Neumondfest 7–8, 266, 268, 272, 279, 364 Neumondtag (psDntyw) 290, 294, 296, 497–498 Neunheit (GN) 186, 275, 285, 385, 501–502, 525 große N. 47, 205, 340 Nil 27–28, 30, 38, 45, 58–60, 146, 222, 224, 271, 363, 403, 496–497, 543 Nilflut 273, 293, 367, 403, 418 Nilgott 13, 244, 251, 393, 446, 451, 460 Nilgottfigur 503 Nilpferd 32, 37, 57, 76, 100, 161, 173, 189–190, 256, 378, 381, 446, 452, 471–472, 476, 485, 494, 506, 520, 523, 525, 546, 557, 561 Nilpferdgöttin (Ipt) 481, 495 Nilpferdweibchen (rrt) 56, 481 Niltal 27, 77 Nilüberschwemmung 15, 271, 401 Nilufer 60, 222 Niluferseite 28 Niu (GN) 287 Niut (GN) 287 Norden Nordhimmel 471

617

Nordsüdachse 27, 57, 64, 135, 137, 143, 159, 163, 173, 288, 500, 511, 514, 519, 541, 543, 551, 553, 558–560 Nordsüdrichtung 182 Nordsüd-Verteilung 139, 512 Nordtempel (Esna) 25, 39– 40, 48–49, 57, 124, 126, 144, 407, 453, 455–456, 459, 462, 464–470, 472, 495, 508, 512, 518–519, 543, 545, 551, 562 Nordverteilung 121 Nordwind 40, 48, 63, 118, 121–124, 126–128, 130–138, 140–144, 220–221, 289, 316, 336, 339, 362, 426, 475, 489 Nubien (ON) 194, 338, 352 die Nubierin (NHst) 338 Nun (GN) 179, 287, 307, 402, 497 Nut (GN) 2–3, ff. 92–117, ff., 274, 277, 284–285, 303, 327, 336, 369, 371, ff., 404–406, 414 ff., 439–440, 453, 462, 473, 479, 485, 491–492, 521–530, 533–538, 542, 546, 551–552, 561 Nutbild 3, 12–13, 15, 32, 39, 48, 50, 52, 55, 68, 73, 77, 89–90, 117, 161–162, 188, 190, 229, 241, 246, 406–408, 413, 416, 472, 503, 521, 524, 526, 538, 542, 549, 556–557 Nutbilder 15, 53, 173, 244, 462, 528, 530, 549, 560 klassische N. 77 Nutbuch 7, 9, 12– 15, 32, 36, 50, 54, 58, 73, 77, 229, 244, 248, 530, 550, 555 Nutdarstellungen 15, 30, 49, 59–60, 89, 108, 116, 534, 548 Nutfigur(en) 32, 37, 45, 50, 52, 68, 88, 92, 416, 462, 472, 503, 512, 522, 552, 555, 558, 560 Nutkapelle 68 Nutspruch 88, 522, 525 Nuttext 102, 114

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Indices

618 O Oase(n) 27, 45 Oase Bahariya 70 Oase Dachla 81, 170, 531 Oase Siwa 69, 526 Oberägypten 28, 59 Ölbaumholz 358 Oipe (Maßeinheit) 269, 272 Onnophris (GN) 55, 184, 186–187, 287–288, 290, 317, 324–325 Onuris (GN) (im Namen des 1. Pseudodekans (1a), Sethos I B) 359 Opet (GN) 272 Opettempel (Tempel in Karnak) 184, 326 Opfer(tisch)saal 45, 550 ophiomorph 407, 509–510 Orientierung 2, 21, 25, 27, 35, 40, 47–50, 59, 63, 71, 120–121, 133, 230, 491, 507, 514, 520, 528, 543, 553 Orion (GN, Sternbild) 11, 32, 42, 50, 56–57, 67, 80, 90–91, 96, 108, 115, 120, 149–150, 153, 160, 189–190, 202–203, 213, 347–348, 363, 369, 396–397, 399–400, 403, 409, 418, 422, 446–450, 452–453, 456, 471–472, 482, 492–493, 504–507, 512, 514, 520–521, 523–524, 529–530, 537, 545–546, 551, 561 Orion-Dekane 451, 456, 523, 525 Orion-Gruppe 429, 545 Orion-Sternbild 355 Ornament(e) 17 Ortsgötter 243 Oryx(antilope) 418 Osireion (ON, in Abydos) 3, 12, 15, 48, 51–52, 89, 117, 173, 521, 533, 538, 542, 549, 555–557 Osiris (GN) 3–4, 9, 11, 31–32, 34, 39, 55–56, 63, 65–66, 70, 73, 76, 114, 121, 123, 137, 143– 144, 149–152, 159–161, 167, 179, 186,

188–189, 200–201, 253, 260–263, 265–277, 280, 284–285, 287–288, 290–294, 316–318, 324–326, 360–361, 382, 396, 400, 403, 408, 412, 417, 421, 423–424, 426, 428, 433, 435–436, 438–441, 446–448, 450, 452–453, 460, 471–472, 477, 480, 482, 485, 497, 500–507, 511–512, 514–515, 527, 529, 538, 543, 549, 551, 559–560 als Gott des 1. Ep. (Sethos I B) 357–358, 360, 368, 556 osirianische Auferweckung 504, 560 osirianischer Kreis 529 Osirisbarke 161, 326–327 Osirisbezirk 520, 543, 559 Osiris-Chontamenti (GN) 158 Osirisfigur 529 Osirisgrab 117 osirisgestaltig 254, 448 Osiris-Horus-Mythos 293 Osiriskammer(n) (Dendara) 31, 49– 50, 59, 62, 76, 89, 152, 156, 368, 416, 543, 545, 549 Osiriskapelle(n) (Dendara) 25, 32, 34, 41, 47, 49, 148, 152, 166–167, 361, 407, 411, 473, 545 Osiriskreis 150–151, 529 Osiriskrone 379 Osiriskult 55 Osirismythos 316 Osiris-Nachtwache 504 Osiriswachen 63 osirianisch 31, 230, 515, 543 Osorkon II. (KN) 522, 533 Ostrakon, Ostraka 77 demotische O. 77 Osten Ostauge 287 Ostgebirge 140, 314, 382, 443 Osthorizont 497 Ostland 204

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Sachindex Ostwestachse 19–21, 27–28, 64, 68–69, 71, 84–85, 87–89, 116, 133, 137, 143, 157, 173, 177, 286, 288–289, 315, 335, 425, 511, 519, 524, 527, 542–543, 545, 550, 552, 558–560 Ostwest(aus)richtung 40, 182, 541 Ostwestorientierung 160 Ostwestverteilung 55, 180 Ostwind 48, 63, 119, 121–124, 126–128, 131, 133–134, 137–138, 140, 143–144, 289, 312, 316, 362, 426, 475, 484, 487, 552 Oval (Sternbild) 67, 524 P Pabasa (PN) 66, 523 Padiamenope (PN) 94, 109, 115, 523, 532–533, 537, 542, 562 Pamehit (PN) 79, 530 Panehemisis (PN) 133, 144 Panehes (PN) 105 Panehesi (PN) 64, 88, 113, 522, 533 Panesy (PN) 107 Papyrus, Papyri 1, 74, 89–90 demotische P. 77 Papyrustexte 50 römerzeitliche P. 50 Papyrusdolde 85, 233, 240, 286, 349, 417–418, 436, 445, 546 Papyrusdoldensäule 449 Papyrusdoldenzepter 241 Papyruszepter 307 Paranatellonta 504 Pasenenhor (PN) 107 Pavian(e) 71, 75– 76, 83, 87, 134, 140, 169, 190, 231, 256, 286, 288, 302, 312, 329, 331, 338, 349, 374, 394, 411, 418, 433–435, 442–443, 446, 448, 457, 520, 527, 546, 563 Pavianfigur 288 paviangestaltig 240, 303, 351, 475

619

Paviankisten 68 pavianköpfig 160, 190, 240, 262–263, 297, 303, 311–312, 381, 408, 479, 498, 504 Paviankopf, -köpfe 240, 263, 497 Payni (10. Monat, II. Smw) 42 Pe (ON, Buto) 212 Peftjauauaset (PN) 95 Peftjauauienneith (PN) 101, 536 Pelikan 486 Perpetuum-Mobile-Prinzip 489 Perseiden 470 Perserzeit, 2. (Zeitangabe) 104 Personifikation(en) 156, 548, 551, 555–556 Petamenope (PN) 24 Petosiris (PN, 1. aus Atfih) 52, 524, 533 Petosiris (PN, 2. aus Dachla) 81, 83, 90, 116, 129, 144, 170, 494, 531–533 Petubastis (PN) 81–82, 84, 90, 170, 531–533, 552 Pfeil(e, sieben, Gottheiten) 40, 50, 426, 442, 453–455, 457–459, 463–467, 470–473, 484–485, 487, 489, 512 1. Pfeil 37, 455, 464, 466 2. Pfeil 455, 464, 466 3. Pfeil 442, 465, 467 4. Pfeil 40, 457, 464–466 5. Pfeil 40, 459, 464–465, 467 6. Pfeil 460–461, 464–465, 467 7. Pfeil 459–461, 465, 467 Pfeilgötter 481, 510, 512 Pfortenbuch (Pfb.) 14, 31, 73, 90, 188, 217–218, 296, 299, 301, 309, 542 Pfostensärge (vgl. Kastensärge) 114

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Indices

620 Phänomene (astronomische) 8, 27 Pharao (KN) 363–364, 401 Pharbeitos (ON) 143, 170, 440 Philä (ON) 28–29, 32, 48–50, 52, 55, 63, 74, 79–80, 89, 173, 175–201, 229, 239, 296, 401, 456, 484–485, 487, 522, 530, 536, 543–544, 549–550, 560 Isistempel 30, 61 Mammisi 30 Pisces (Tierkreiszeichen) 393, 418, 455, 462, 464, 466, 468, 472, 512, 562–563 Planet(en) 2, 8, 15, 35, 40, 42, 58, 68, 74–75, 79, 85–89, 99, 105, 108–109, 115–116, 124, 152, 160, 173, 175, 187, 203, 229–230, 256–257, 369, 375–381, 392–395, 398–399, 408, 410–414, 417, 419, 424, 442, 450, 453, 460, 464–466, 486–487, 508, 518–521, 523–525, 528–533, 537, 539, 545–548, 550, 552, 556, 561, 563 äußere P. 409, 470, 472, 512, 518, 546 innere P. 463, 472, 490, 512, 518, 546 Planetenbüsten 532 Planetenkonstellation 8, 152 Planetenpositionen 547 Planetenstellung, -stand 531, 552 Planung 27 Platzangebot 27 Polregion 131 Porphyrius (PN) 496 Position(en) 47, 64, 127, 148, 162, 170, 180, 203, 225, 244, 257, 275, 399, 410, 426, 466, 472, 476, 482, 484, 493–494, 509, 514–515, 537, 547, 550, 558, 561 geographische P. 124 Positionierung 45, 50, 54, 167, 223, 504, 513, 560 Positionsangabe 51, 56 Priester 1–2, 77

private Denkmäler 17 Privatgräber 11, 14, 64, 538 Pronaos, -naoi 18, 20, 24, 30, 32, 45, 49, 55, 59–60, 315, 404, 543, 550–551, 555 im Chnumtempel, Esna 24, 40, 45, 175, 317, 407, 426–519, 544, 560 im Doppeltempel, Kom Ombo 44, 146, 167, 544, 549 im Edfu, Horustempel 25, 164, 370, 449, 478, 493, 549 im Hathortempel, Dendara 2, 4, 18, 24, 76–77, 121, 124, 128, 131, 143– 144, 148, 152, 162, 167, 240, 245, 406–407, 410, 416–419, 424–426, 462–463, 482, 509–510, 514, 544–545, 547–548, 550, 552, 562 im Isistempel, Philä 24, 30, 47, 54, 61, 175–201, 476, 486, 509 im Nordtempel, Esna 40, 407, 509 im ptol. Tempel von Deir el-Medineh 20 Pronaosdecke 57 Prototyp 3 Prozession 438–440 Psammetich II. (KN) 64 Psenosiris (PN) 13, 31, 36, 71–72, 75, 78, 90, 187, 228–229, 231–232, 236, 239, 241, 243, 246, 254, 257, 374, 528, 530, 533, 537, 545–546, 549 Pseudodekan(e) 74, 90, 230, 236, 241–243, 328–333, 352–356, 359, 368–369, 407, 419, 442, 455, 460, 463, 469–470, 512, 528, 533 Psusennes (PN) 23, 87– 88, 92, 114, 534, 538 Ptah (GN) 293, 494, 500–502 Ptahfiguren 499–501, 503–504, 507 Ptahgestalten 451 ptahgestaltig 253–254, 451

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Sachindex Ptah-Kappe 495 Ptah-Tatenen (GN) 402, 500 Ptolemäerzeit 7, 272, 535, 539 ptolemäisch (Zeitangabe) 24, 72, 98–99, 108, 151, 172, 296 Ptolemaios I. (KN) 68, 523– 524 Ptolemaios II. (KN) 68–69, 523–524 Ptolemaios III. (KN) 536 Ptolemaios VIII. (KN) 175, 197 (Ptolemaios VIII. Euergetes II.) 179, 181–182 Ptolemaios XII. (KN) 175, 204, 213, 219, 221 Punt (ON) 51, 338 Pyramide 17, 541 Pyramidentexte 2, 14, 52, 63, 65, 83, 110–111, 114, 145, 296– 297, 349, 438, 522, 526, 533–534, 538 Q Quadrantiden Qaret el-Muzawwaqa (ON) 144, 170, 531 Quarz (Mineral) 358 Qurna (ON) Totentempel Sethos’ I.

470 81, 116, 331, 355, 21 21

R Rabe (Sternzeichen) 37 Ramses II. (KN) 534 Ramses VI. (KN) 12 Ramesseum (ON) 5–6, 256, 563 Ramessiden 64 ramessidische Königsgräber 173, 476, 538, 546 Ramose (PN) 101, 536 Rasetau (ON bei Memphis) 500, 502 Re (GN) 32, 63, 136–137, 143–144, 160–161, 204, 206, 213, 221, 260–262, 266, 272, 274, 285, 287–288, 293, 295–296, 298, 300,

621

302–303, 307–309, 312–313, 315, 322–324, 327, 335, 337–341, 349, 364, 366–368, 370, 383–386, 400–402, 406, 433–434, 436, 438, 441, 443, 446, 453, 458, 472, 477, 480, 497–498, 502–506, 511, 515, 543 Rebezirk 543, 559 Re-Harachte (GN) 334–335, 349, 422, 500–501 Re-Somtus (GN) 391 Rechit-Vögel 429 rechts 51 Regeneration 32, 273, 293, 316, 326, 489, 543 Regenerationskraft 446 regenerativer Erneuerungsprozess 519 Regierungsjahre 4 Renenutet (GN) 70, 527 Repit (GN) 15, 72, 364, 528–529 Repittempel (Athribis) 13, 15, 36–37, 48, 72, 77, 89–90, 226–257, 462–463, 528, 530, 550, 555 reptiliengestaltig 442 retrograd 289, 318, 408, 414, 487 Richtung(en) 30, 143, 146 Richtungsangabe 51 Römerzeit 87 römisch (Zeitangabe) 67, 93– 94, 97, 172, 257, 533, 539 römisch(e Zeit) 67, 546 Rosengranit 355 Rundbild 417 S Sachmet (GN) 339, 341, 367, 370, 465, 510, 526 Sachmet-Sothis (GN) 362, 367 Sagittarius (Tierkreiszeichen) 379, 460, 462, 466, 469, 562 saitisch-persisch 484 Sakkara 17, 98, 101, 103–104, 108, 111, 500, 535, 541

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Indices

622 Sakralbau(ten) 17 sakrale Gebäude 17 Salâmûni (ON, Gräber von) 24, 26, 90, 171, 531, 533, 552 Sanktuar(e) 19, 35, 37, 60, 81, 204, 222, 543 Sanktuarräume 35, 39, 48 Sarg, Särge 1–3, 11, 14, 27, 63, 66, 74, 88, 91, 111–113, 116, 118–119, 129, 144, 156, 168, 173–174, 231, 300–301, 303, 305–307, 309, 342–347, 375–380, 392–396, 401, 436, 462, 492, 520, 527, 533–539, 541–552, 555, 558, 560, 563 Sargdeckel 14, 87, 91, 130, 511, 534, 537, 544, 548 Sargdekoration 71, 117, 174 Sargtexte 65, 296, 309 Sargtexttradition 25 Sargkammer 39, 66, 78 Sargwanne 91 Sarkophag(e) 1, 63, 88, 91, 111, 116, 136–137, 139–140, 143– 144, 173–174, 492, 534–535, 539, 542, 555, 558 Sarkophag-Deckel 200, 293, 494, 535, 538 Sarkophag-Hallen 66 Sarkophagkammer 39 Satis (GN) 50, 397, 399, 403, 418, 493, 505 Saturn (Planet) 15, 68, 79, 160, 256, 380, 392, 398–399, 408– 409, 459, 463, 472, 512, 518, 524–525, 531, 546–547 Säulenhalle 43, 407 Säulenumgang 36, 227, 231, 528 Schabakastein 502 Schacht 528 Schachtgrab 228

Schaf (Sternbild) 67, 388, 450–451, 524, 545 Schakal(e) 86, 161, 172, 259, 296, 300, 309, 350, 378, 435, 442–443, 475, 478, 482, 531 schakalgestaltig 259 schakalsköpfig 161, 240, 259, 262, 288, 295, 309, 311–312, 388, 431, 445, 451 Schakalkopf 259 Schalttage 4 Schattenuhr 39 Schedenu (ON, Tell Abu-Yasin) 459 Scheffel 268 Scheibe(n) 25, 30, 41, 70, 79, 93, 96, 98, 229, 260, 264, 367, 370, 375, 377, 381, 386, 393, 399, 403–404, 408, 423, 435–437, 459, 475, 477–478, 482–483, 489–490, 498, 520, 524, 527–528, 535, 537, 546 Schema 19, 79 Schenhur (ON) 21, 37– 38, 48, 465, 562 Schenring 65, 92, 96–100, 112 Schepenun (PN) 97 Schesemtet (GN) 302 Schetitheiligtum (ON) 502 Schicksal (S#y) 510 Schildkröte 304, 306, 437, 443, 496–497, 504 Schildkröten (Sternbild) 67, 93, 95–96, 114, 243, 359, 524, 537 Schildkrötengruppe 499 Schlange(n) 65, 85– 86, 126, 193, 199–201, 205, 207, 236, 241, 298, 311, 329–333, 352–357, 359, 371, 375, 455–462, 476–477, 480, 484, 486–488, 494–495, 498–504, 509, 522, 530–532 Schlangendarstellungen 76, 369 Schlangenfiguren 456 Schlangengestalt(en) 197, 241, 453, 457–458, 471–473, 476–477, 497–499, 502 Schlangengott 461

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Sachindex Schlangengestalt(en) 509, 512, 521, 556 schlangengestaltig 25, 40, 72, 80, 123, 176, 207, 230, 345, 367, 456, 458, 475, 495–496, 509–510, 513, 528–530, 556 Schlangenkopf, -köpfe 79, 95, 115, 119, 133, 190, 243, 456, 459, 461, 486–488, 494, 498–500, 504, 527, 531 schlangenköpfig 71, 75, 240, 286, 326, 329, 355, 359, 374, 498–499, 527 Schlangenkopfschwanz 115 Schlangenkörper 395, 493, 495, 508 Schlangenschnabel 79, 194, 487, 530 Schlangenschwanz 79, 194, 470, 487, 494 Schlangenwesen 81, 459, 472, 476, 512 Schlussbild 31, 73, 188 Schlusssatz 66 Schlussszene im Pfortenbuch 90 Schöpfung 27 materielle Sch. 86 Schöpfergott 180, 292, 315, 494 Schrein(e) 319–324 Schu (GN) 12–13, 31, 36, 72, 74, 76, 89–90, 118, 205, 215, 244, 250, 254, 257, 274, 277, 284–285, 293, 347, 396, 439–441, 485, 495, 501, 528–529, 550 Schu-Feder 126 Schütze (Tierkreiszeichen) 37, 87, 95–96, 115–116, 124, 131, 379, 407, 409, 419, 460, 515, 537, 547 Schutz 489, 499, 504, 507, 538 Schutzaspekt 513, 533 Sch. der vier Ecken 144, 477 Schutzfunktion 465, 473, 482, 512, 534

623

Schutzgeier 17, 69, 287, 423, 526 Schutzgestus 91, 494 Schutzgöttin(nen) 158, 288, 346 Schutzgott, Schutzgötter 66, 85, 85, 173, 200, 292, 294, 320–322, 342– 347, 370, 465, 470–471, 476–478, 481, 483, 486, 486, 489–490, 504, 515, 522, 557–558 Schutzgottheiten 288, 490, 512 Schutzschlange(n) 199, 201, 207, 327, 369, 429, 488, 494 Schutzspruch 526 Schwein 393, 411 Scorpio (Tierkreiszeichen) 42, 378, 459, 462, 469, 562 Segel 99, 118, 133 Seitenansicht 3, 95 Selket (GN) 174 Sem-Priester (Priestertitel) 502 Senmet (ON) 184–185, 193 Senmut (PN) 6, 11, 14, 52, 520–521, 533–534, 536, 538, 542, 546, 555, 563 Senmut-Familie (Dekane) 64, 88, 105, 115, 207, 520, 548 Senmut-Gruppe 68, 256, 524 Senmut-Liste 90, 523, 532 Senmut-Reihe 256 Senmut-Tradition 68–69, 88, 523–524 Sensaos (PN) 23, 94, 115, 537, 562 Septimus Severus (KN) 175 Serket (GN, Sternbild) 546 Seschat (GN) 447–448 Seth (GN) 4, 55–56, 186, 275, 356–357, 359, 419, 501 als 3. Gott der Epagomenentage 556 Sethkopf 79, 530

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Indices

624 sethköpfig 508 Seth-Tier 502 sethtierartig 191 Sethos I. (KN) 12, 38, 52, 77, 521, 529, 542 Sethos I-Listen (Dekane) 555 Sethos I A, -Familie (Dekane) 525, 535 Sethos I A–C-Familie (Dekane) 534 Sethos I B, -Familie (Dekane) 5, 13, 34, 36, 40, 47, 49–50, 72, 74, 90, 123, 230, 236, 241–243, 327–333, 351–359, 368, 407, 419–420, 423, 425–426, 453–456, 458–463, 465, 467–473, 484, 488, 495, 510–512, 514, 518, 521–522, 528, 533, 548, 550–551, 556, 560 Sethos I B-Gruppe 460 Sethos I B-Liste 90, 243, 407, 485 Sethostempel (Abydos) 39 Severus (KN) 427 Sia (GN) 322–324, 349, 401, 440 Siamun (PN) 69, 71, 526, 533 Silber (Metall) 352 Sirius 151, 546 Siriusaufgang, heliakischer 4 Sistrumkapitelle 315 Sitzstatuen (vgl. Statuensitz) 556 Siwa (ON, Oase) 69–71, 89, 526 Skarabäus , Skarabäen 70–71, 87, 93, 95, 114–115, 127–128, 133– 134, 180, 274, 285–286, 288, 312, 336, 381–382, 398–399, 405, 408, 414, 422, 427, 433–435, 437, 442, 459, 474, 479, 482, 488–489, 494, 500, 526–527, 551 Skarabäuskörper 126 Skorpion 86 als Tierkreiszeichen 37, 42, 87, 115–116, 120, 378, 381, 407, 459, 462, 515, 537, 547 Skorpionschwanz 460 Sobek (GN) 42, 45, 57, 61, 146, 203, 208, 223–225, 439– 440, 495–496

Sobek-Re (GN) 178, 220–221, 496 Soffitten 61, 146, 201, 207, 212, 215, 218, 498, 544, 549–550 Sokar (GN) 149–152, 321, 502 Sokarbezirk 39 Sokarfest 151 Sokarkammer 18, 61 solar 8, 288, 342, 350, 361, 488, 512, 515, 560 solare Auferstehung 504, 560 solarer Gott 45, 86, 137, 275, 326, 473, 513 Solstitien 462, 519, 561, 563 Sommer 9, 32, 115–116, 131, 369, 381, 399, 407, 414–415, 462, 521, 561–562 Sommerhalbjahr 424 Sommerhimmel 187 Sommermonate 457, 462 Sommersolstitium 563 Sommersonne 187 Sommersonnenwende 462, 563 Sommerzeichen 115–116, 407, 561, 563 Somtus (GN) 402 Sonne 15, 24 ff. nächtliche S. 139 Sonnenaufgang 51–52, 71, 135, 218, 224, 381–382, 403, 405– 407, 414, 434, 445, 489–490, 527 Sonnenaufgangsbereich 473, 512 Sonnenaufgangsdarstellungen 112 Sonnenaufgangsszene 71, 128, 236, 433, 527 Sonnenaufgangsthematik 71 Sonnenauge 9, 229– 230, 485 Sonnenbarke(n) 24, 30, 47, 65, 68, 71, 80–81, 87–90, 96, 114, 123, 131, 177, 180, 217–218, 224, 240, 272, 288, 296–298, 308, 315, 324–325, 335, 349–351, 420–422, 425–426, 429,

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Sachindex 432, 435–436, 442–445, 474–475, 478, 482–483, 485, 489, 504, 513–514, 518–519, 522, 527, 530–531, 537, 548, 552, 560 Sonnendarstellungen 381–382, 482 Sonnenfahrt 15, 35, 224, 285, 288 nächtliche S. 35, 511, 514 Sonnenfinsternis 411–412 Sonnengöttin 364 Sonnengott 28, 41, 49–50, 52, 55, 57, 70, 73, 89, 96, 102, 118, 122, 161, 177, 179–180, 186, 188, 200–201, 207, 214–215, 218, 221, 224, 229, 239–240, 243, 286, 293, 295, 299–309, 315–316, 318, 324–325, 349–350, 369–370, 381, 386, 403, 406, 416, 422, 424, 428–429, 431–432, 435, 437, 441–446, 449–450, 452–453, 471–474, 480, 489–490, 498, 504–505, 511, 513, 515, 521, 527–528, 532, 537, 549–552, 559 morgendlicher S. 74, 314, 370 nächtlicher S. 139, 200, 286, 316, 325, 369, 421, 428, 475, 478–479, 551 Sonnenhymnen 315 Sonnenjahr 4–5, 9, 221 Sonnenkäfer 314 Sonnenkalender 8 Sonnenkind 531 Sonnenkult 340 Sonnenlauf 19, 32, 42, 50, 52, 58, 71, 122, 199, 201, 229, 299, 313, 315–316, 410, 422, 436, 441–442, 445–446, 453, 472, 476, 485, 489–490, 507, 510–512, 514–515, 533, 549–550, 552 Sonnenlitanei 296, 309 Sonnenscheibe(n) 12, 64, 70–71, 74, 86, 92, 95–97, 99–103, 111–114, 122, 160, 180, 186, 204, 213,

625

218, 230, 239–240, 274, 279, 285–286, 288, 299, 304–308, 312, 315–316, 322, 336, 347, 364, 367, 372–374, 379, 382, 402–403, 406, 428–431, 433–434, 436–437, 441–443, 445, 448–452, 455, 457, 459, 475, 479–480, 483, 488–489, 493, 497, 503, 508, 525–527, 529, 535–536, 558 Sonnenstand, -stände 4, 543, 552 Sonnenuntergang 51, 318, 326, 381, 408, 414, 420, 423, 445 Sonnenuntergangsbereich 472, 512 Sonnenuntergangsdarstellungen 112 Sonnenwende 9 Sonnenzyklus 7, 335, 407, 441 Sopdu (GN) 300, 307–308 Soter (PN) 93, 115, 131, 144, 537, 562 Soter-Familie, -Gruppe 111, 113–114, 536–537, 539, 552, 563 Sothis (GN, Sternbild) 5, 7, 9, 11, 25, 42, 50, 57, 67, 74, 80, 90–91, 96, 108, 115, 149–150, 152–153, 160, 189, 202–203, 213, 256–257, 275, 333, 347–348, 356, 358, 364–365, 367–370, 396–397, 400–401, 403–406, 409, 414, 419, 422, 424, 446, 449–450, 452, 456, 492–493, 504–506, 519–520, 524–525, 528–530, 534–535, 537, 546, 550–552, 561 als 1. Dekan (Sethos I B) 370 Sothis-Barke 370 Sothis-Isis (GN) 447, 452, 472 Sothis-Menhit (GN) 505–506 Sothiskuh 25, 407, 418, 493, 530 Spätzeit (Zeitangabe) 18, 64, 102, 105, 145, 297–298, 555 Sphinx 240, 242, 304, 306, 334–335, 350, 459, 494–495, 508 Stand

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Indices

626 Standlinie 18, 67, 70, 80, 115, 491, 526 Standfläche 109, 493, 498, 530–532, 545 Standpunkt 545 Statuensitze (Kairo CG 38924, Sammlung Hornblower) 5, 90, 512, 521, 533, 556 Steinbewegungen (Athribis) 244 Steinbock (Tierkreiszeichen) 37, 87, 93–96, 115–116, 131, 172, 375, 380– 381, 407, 409, 419, 460, 462–463, 515, 519, 537, 547, 563 Stern(e) aufgemalte St. 368, 391, 405, 414, 475, 480, 484, 492–493, 507, 518, 541 horizontische St. 56 nördliche St. 53 reliefierte St. 368, 391 Sternenband, -bänder 19, 24, 66–69, 88, 100, 104, 523–524, 542 Sternbegleiter 532 Sternbild(er) 5, 8–9, 11, 15, 27, 42, 53, 56, 76, 85, 91, 121, 131, 173, 189–190, 198, 242, 256, 328–332, 353–355, 368–369, 372–375, 380–381, 389, 394, 398–399, 408–410, 412–414, 416, 418–419, 459–460, 462, 465, 472–473, 480, 485, 489, 496, 505–507, 509, 513–514, 518, 542, 545–546, 550–551, 558, 560–561 ägyptische(s) St. 376, 408, 418 antike(s) St. 392–394, 399 griechische(s) St. 376, 392, 395, 408 Sternbild A (EAT III, 200) 379–380 Sternbild Aa (EAT III, 202) 376 Sternbild Ab (LEITZ, S. 3111) 376, 380, 456 Sternbild Ac (LEITZ, S. 311–3) 376 Sternbild Ad (LEITZ, S. 313) 376 1

Sternbild Ae (LEITZ, S. 313) 379 Sternbild B (EAT III, 200) 86, 378, 381 Sternbild C (EAT III, 200) 380 Sternbild E (EAT III, 200) 395, 399 Sternbild G 86 Sternbild H (EAT III, 200) 392, 399 Sternbild J (EAT III, 200) 392, 399 Sternbild K (EAT III, 200) 392, 399 Sternbild L (EAT III, 201) 76, 86, 394, 399, 418 Sternbild M 86–87, 411–412, 418 Sternbild N (EAT III, 201) 87, 393, 399, 411–412 Sternbild O (EAT III, 201) 87, 394, 399 Sternbild P (EAT III, 201) 87, 396– 397 Sternbild Q 87 Sternbild R (EAT III, 201) 151, 203, 396, 399, 449, 456, 504, 546 Sternbild S (EAT III, 201) 397, 399 Sternbild T (EAT III, 201) 397, 399 Sternbild U (EAT III, 201) 397, 399 Sternbild V (EAT III, 202) 376, 381 Sternbild W (EAT III, 202) 377, 381 Sternbild Y (EAT III, 202) 378, 381 Sternbild Z (EAT III, 202) 377, 381 Sternendarstellungen 57 Sternendekor 17, 541 Stern(en)götter 333, 419, 548 Sternengruppe(n) 56, 375, 538 Sternenhimmel 35, 56, 76, 89, 131, 152, 156, 173, 414, 416– 418, 470, 489, 512–513, 518, 521, 526, 538, 552, 560 Stern(en)konstellation(en) 11, 25, 57–58, 88, 207, 225, 348, 375, 381, 392, 398–399, 407, 410–411, 417–418, 453, 463, 475, 499, 511, 514–515, 518, 538, 541

Vgl. dazu: LEITZ, in: SAK 34, 2006, 311–314.

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Sachindex Sternenreihe(n) 69–70, 108, 160, 177, 233, 236, 245, 249, 463, 518, 535 Sternfigur 18 sterngestaltiger Mann 18 Sternmotiv 18 Sternschnuppen 466, 470, 472, 512 Sternzeichen 32, 34, 120, 375, 462–463, 470, 512 Sternuhr(en) 6, 11, 15, 91, 116–117, 190, 256–257, 367, 471, 511, 520, 532–534, 538–539, 541–542, 545, 546, 548, 555–557 diagonale St. 4, 9, 11, 14–15, 25, 91, 511, 520, 532–533, 538, 545, 555 ramessidische St. 9 Steuerruder 70–71 Stier (Tierkreiszeichen) 42, 87, 115–116, 120, 395, 399, 407, 417–418, 424, 456, 463, 512, 515, 531, 537, 547 Stierbüste 532 Stierkopf, -köpfe 86, 380– 381, 399, 408, 452, 459, 532 stierköpfig 160, 377, 392, 408, 498 Stiersarkophage 6, 24, 100, 103, 105, 135, 142–143, 168, 172, 198–201, 256, 334, 408, 432, 459, 476, 535, 539, 542 Stierschenkel 27–28, 52, 56–57, 161, 173, 190, 380, 409, 452, 481–482, 506, 523, 525, 534, 538, 558 Stierschenkeluhr 5, 105, 256, 534 Stirnschlange 339, 406 Strahlensonne 71, 93– 94, 135, 398, 404, 527, 537 Straußenfeder(n) 118–119, 133, 136, 330, 379, 396, 493, 496 Strick 56 Stufenpyramide 17 Stunde(n) 8, 57, 61–62, 66, 95, 101, 156, 186, 201, 204,

627

207–208, 212, 214, 224–225, 295, 299, 308, 315, 319, 321–322, 368–369, 375, 398, 406, 417, 420, 422, 439, 411, 450, 453, 521, 533, 538, 550, 563 Stundenanzeiger 214, 453, 473, 513, 556 Stundeneinteilung 15 Stundengötter 239, 241, 243, 309, 546, 558 Stundengöttin(en) 45, 48, 66, 88, 91, 95–96, 100–102, 111, 113–114, 123, 207–208, 214, 224, 299–309, 319, 322–323, 342–347, 368–369, 375–380, 392–396, 398, 406–408, 410, 419–420, 423–424, 430–431, 444, 507, 522, 534–539, 548–551, 561 Stundennamen 9, 309 Stundenritual 9, 24, 28, 30, 35, 49–50, 55, 57, 61, 89, 111, 156, 201, 229, 239, 299–301, 303, 306–307, 309, 342–347, 350, 416, 422, 424, 426, 441, 452, 472, 511–512, 514, 521, 528, 530, 543, 548–550, 560 Stundenwachen 9, 11, 24, 30, 55, 61–62, 116, 177, 201, 543, 546, 548–549, 557 Südhimmel 68 Südverteilung 121 Südwind 40, 48, 63, 118, 120–124, 126–128, 130–131, 133–138, 140, 142–144, 289, 316, 361–362, 426, 456, 491, 493, 504, 508, 552 T Tabellen, astronomische 1 Tachatiru (PN) 106 Tachebchenem (PN) 105 Tafeln von Grand 510 Tag(e) 4–5, 7–8, 15, 57–58, 88, 114, 123, 139, 156, 186, 214–215, 221, 225, 262, 265, 274, 290, 299, 314, 316, 318, 326, 335, 342, 398, 405–406, 417, 424, 430, 433, 439, 446,

© 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11795-1 — ISBN E-Book: 978-3-447-39260-0

Indices

628 450, 475, 479, 485, 489–490, 511, 519, 521, 538, 546, 549–550, 552, 563 Tagesangaben 4 Tagesbarke 65, 88, 370, 522 Tag(es)fahrt 30, 34, 48, 50, 52, 180, 207, 218, 288, 316, 441, 443, 446, 511 Tagesgötter (Epagomenentage) 360, 424 Tagesgottheiten (Chronokraten) 556 Tageshimmel 15, 55, 156–158, 506, 560 Tageslauf (der Sonne) 400, 408, 428, 446, 551 Tagesstunde(n), (TS) 9, 15, 24, 28, 35, 41, 45, 49–50, 52, 55, 61–64, 66, 71, 73, 88–89, 99, 100, 105, 110, 113, 122, 131, 187–188, 201, 214, 218, 239, 299, 308, 315, 318, 342–347, 368–369, 416, 420, 422, 424, 428, 446, 473, 514, 528, 534–538, 541, 543–544, 549–551, 557, 561 1. Tagesstunde 217, 307, 318, 414, 420, 431, 444, 527, 557 2. Tagesstunde 218, 306, 346, 431, 444, 557 3. Tagesstunde 218, 305, 346, 444, 557 4. Tagesstunde 218, 305, 346, 431, 444 5. Tagesstunde 216, 304, 345, 431, 444, 557 6. Tagesstunde 216, 239, 243, 303, 345, 431, 444, 557 7. Tagesstunde 216, 239, 243, 303, 344–345, 444, 557 8. Tagesstunde 217, 302, 344, 444, 557 9. Tagesstunde 208, 301, 344, 444 10. Tagesstunde 301, 343–344, 444 11. Tagesstunde 300, 343, 444 12. Tagesstunde 208, 299, 318, 342, 347, 414, 420, 444

Tag(es)haus, -häuser 8, 152, 375, 377–381, 519, 547, 551 Tagesstunden 24, 42, 116, 131 Tageszyklus 433 Tagewählkalender 2, 485 Taghaus, -häuser 408–409, 414, 419 Tagseite 507 Tagundnachtgleiche (Tag- und Nachtgleiche) 412, 485 Tal der Könige 64 Tanethep (PN) 98 Tanis (ON) 87, 256, 533 Tanisdekane (Tanis-Dekane) 36–37, 76–77, 230, 241, 244, 253–254, 256, 407, 419–420, 423, 425–426, 447, 450, 453, 467, 470, 472–473, 510–511, 518–519, 529–530, 533, 550–552, 555–556, 561 Tanisfamilie (Dekane, auch: Tanis-Familie) 6, 13, 15, 25, 40, 49, 67–69, 88–89, 160, 230, 253–254, 371–372, 375, 387–390, 399, 407, 417, 420, 452, 467, 484, 524, 535, 548 Taniskalender 6 Tanisliste (Tanis-Liste) 13, 90, 207–211, 218, 257, 446, 448, 485, 528 Tanisreihe 32, 34, 74, 498, 529 Tapuscheret (PN) 106 Tasenetneferet (GN) 205, 207, 215, 384 Tatenen (GN) 441–442, 501 Taurus (Tierkreiszeichen) 42, 395, 456, 462, 464, 466, 468–470, 562 Tauseret (KN) 542 Tefnut (GN) 205, 215, 274, 277, 284–285, 386, 396, 406, 439–440 Tell Abu-Yasin (ON) 24, 135, 168, 170, 198, 201, 256, 334, 408, 432, 459, 476, 535

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Sachindex Tempel griechisch-römische T. 1–2 Tempelanlage(n) 27–28, 59, 224, 511, 521, 543 Tempelarchitektur 43, 147 Tempelareal 30 Tempelausrichtung 28, 503, 515 Tempelbibliothek 511 Tempeldecken 12, 556 Tempeldekoration 14, 77, 555 Tempelgott 221, 338 Tempelhaus 28, 40, 45, 224 Tempelinneres 28, 32, 42, 45, 146, 289–290, 293, 299, 308, 399, 423, 426, 427, 440, 498, 514, 516–517 Tempelkomplex 27 Tempelnachnutzung 238 Tempelplan 58 Tempeltexte 4, 13 Tempeltyp(en) 49, 543 T. der Isis (Philä) 61 T. der Repit (Athribis) 12–13, 15 Tebtynis (ON) 511 Teukros (PN, T. von Babylon) 376–377, 411–412 Text(e) astronomische T. 6 astronomisch-astrologische T. 1, 77 demotische T. 1 Textausschnitt 77 Textgattung 2 Textkorpus 66, 533 Theben (West) 21, 64, 66, 87, 112, 462, 522–523, 536, 563 thebanisch 118, 542 Thema, Themen 10, 48, 57, 135, 137, 144, 265, 318, 450, 471, 489, 494, 506, 509, 513–515, 539, 549 Thema Mundi 116, 152, 414, 462, 548, 552 Themenbereiche 144

629

Themenkomplex 504 Themenkreis(e) 53, 57– 58, 71, 91, 514, 527, 530, 541, 544, 549–550 Theologie 224, 558 örtliche Th. 42, 205, 215, 221 theologisch-kulttopographische Überlegungen 27 theologisch 45, 59, 62, 155, 162, 173, 222, 224, 315, 429, 446, 511, 514, 532 theriomorph(e) 42, 45, 50, 63, 96, 118, 121, 131, 134, 136, 289, 316–317, 422, 426, 490, 494, 502, 506, 513–514, 537 th. Gestalt 128 Thoëris (GN) thoërisgestaltig 5, 32, 90, 237, 359, 368, 380, 452, 494, 556 Thoërisgöttin(nen) 5 Thoth (GN) 71, 76, 85, 160, 260, 262–263, 265–266, 271– 275, 284–285, 290–292, 294, 300–301, 303–308, 314–316, 322–325, 339, 341, 348–349, 401, 411, 421–424, 429, 434, 437, 439–440, 442–443, 445, 474, 475, 477–479, 482, 484–487, 501–502, 527 Thutmosis III. (KN) 11, 538 Tiberius (KN) 13, 72, 77, 175, 228 Tiefststand 149–150 Tier(e) 69, 88, 118 Tiergestalt 119, 144, 491 tiergestaltig 144 Tierkatakomben 67–69 Tierköpfe 118, 128, 144, 147 tierköpfig 253 Tierkörper 128, 136, 494 Tierkreis(e) 4, 6, 8, 24–26, 32, 34, 36, 42, 49–50, 57–59, 76–77, 79–80, 85–87, 90, 114–115,

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Indices

630 129, 152–153, 156, 164, 172, 175, 197, 257, 369, 376–380, 393–396, 398–399, 407, 409–412, 416, 424–426, 456, 460, 462, 466, 470, 486, 490, 493–494, 510–512, 514, 518–519, 530–534, 537, 539, 542, 545, 547, 550–552, 555, 560–561, 563 rechteckiger T. 8, 231, 411, 417–418, 462, 546, 552, 561, 563 runder T. 8–9, 35, 50, 81, 86, 131, 144, 148–149, 156, 170–172, 231, 256, 368, 374, 376, 407, 409, 411–412, 416–418, 450, 456, 462, 472, 529–531, 542, 546–548, 561 Tierkreisdarstellungen 11 Tierkreisring 532 Tierkreiszeichen 6, 9, 11, 25, 37, 40, 42, 58, 86–87, 93–96, 115– 116, 120, 131, 152, 257, 369, 375, 380–381, 391–392, 398–399, 403, 406–410, 414, 417–419, 423–424, 453–455, 457–465, 467, 470–472, 494, 508, 511–512, 518–519, 530–531, 537–538, 542, 547, 551–552, 561 Tiernekropole 88 Tjenenet (GN) 274, 278, 284–285, 400, 483 Tjenenet (ON) 500 Tontafeln 1 topographisch-geographische Angaben 51 Tor(e) 17 Tod, Tote 363, 510 Totenbahre 433 Totenbuch 65, 476 Totenglauben 114 Totengott 326, 559 Totenkult 27, 502 Totenopfer 7 Totenreich 476 Totentempel 521, 543, 555 Totentexte 65, 102 Tradition(en) 32, 87– 89, 110, 116, 118, 126, 320, 367, 410,

420, 494, 505, 507, 509, 522, 526, 532–533, 538, 549, 551, 555, 563 ägyptische T. 81, 83, 90, 111, 409 thebanische T. 24 traditionell 120, 131, 257, 408, 424, 541, 550 t. Motive 83 t. Sternuhren 116 t. Sternenhimmel 121 t. Texte 66, 77 Trägerkleid 65 Trajan (KN) 175, 427 Treidelmannschaft 52–53, 349–350, 422 Trennlinie 38, 67, 69 Türkis 330, 350 Tuna el-Gebel (ON) 21, 24, 67–69, 88, 109, 523–524, 532–533 Tutu (GN) 74, 83– 84–85, 459, 484–487 Tybi (5. Monat, I. prt) 42 typologisch 558 U Udjatauge (auch: Udjat-Auge) 47, 83, 85, 97, 112, 135, 140, 160, 169, 206, 213, 260, 262–264, 266, 268–270, 272–276, 279, 281, 284–286, 290, 292–293, 302, 313, 316–318, 324–326, 348, 366, 369, 385, 418, 420–424, 432, 434, 436, 438–439, 441, 451, 475, 477–480, 483–485, 489–490, 529, 531, 549, 551 Überschwemmung 4, 40, 265, 273, 367, 376, 381, 397, 493, 496, 504, 513 Udja(t)ersen (PN) 64, 95, 114 Ufergebirge 220, 496 Umgang L 2, Repittempel von Athribis 12–13, 36, 226–257, 543–545 Isistempel von Schenhur 37

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Sachindex Umkreis 112, 263, 324–325 Umringlerschlange 305–306 Unermüdliche (Sterne) 11, 52– 53, 309, 349, 439, 525–526 Umringlerschlange 199, 204, 367 Unterägypten 28, 59, 212 Untergang 37, 71, 88–89, 122, 144, 158, 162, 213, 224, 260, 289, 295, 318, 325, 433, 450, 462, 485, 511, 527, 543, 550 Untergangsort 51, 55, 122, 137, 158, 163, 544 untergehende Sonne 48 Unterwelt 14, 31, 51, 65–66, 73, 76, 173, 188, 290–291, 293, 408, 432, 439, 445, 450, 452, 457, 471, 482, 495, 498, 504, 506, 515, 533, 542, 559 unterweltlich 421, 503 Unterweltsbezug 207 Unterweltsbücher 9, 14, 52, 58, 88, 218, 296, 299, 313, 522, 536, 542 Unterweltsraum 408 Unterweltsregion 560 Unvergängliche (Sterne) 12, 53, 56, 296, 323–324, 439, 525 Upuaut (GN) 479 Uräus, Uräen 65, 70, 139, 160, 330, 336, 347, 372–374, 396, 430, 448, 451–452, 459, 508, 527 Uräusschlange 210, 286, 288, 308, 341, 362, 366, 429, 445, 449 Uroboros (Doppelköpfiger) 86 uroborosartig 531 Urozean 153, 164, 477, 498 Utenet (ON) 338 Uto (GN, auch: Wadjet) 139, 287, 300 V Varianten

66

631

Variantenreichtum 11 Venus (Planet) 15, 68, 79, 87, 149–150, 160, 256, 347, 369, 381, 394–395, 399, 408, 422, 463–464, 472, 486–487, 512, 518, 524–525, 530–531, 546–547 als Morgenstern 79, 150, 193, 347–348, 369, 378, 394, 422, 425, 487, 490, 512, 551 Vereinigung Vereinigen der beiden Stiere 204 Vereinigung von Re u. Osiris 511, 514, 543 Verschiebung 30, 62 Vespasian (KN) 175, 427 Verstorbene(r) 1, 66, 71, 83, 86, 88, 91, 96, 110–112, 115–117, 134, 136, 157, 200, 265, 316, 525, 527, 532–533, 538, 541, 556, 563 Verteilung 45, 55, 56–57, 61, 63, 131, 133, 136, 138, 147, 224, 398, 421 Virgo (Sternkreiszeichen) 377, 459, 462, 465, 468, 470, 472, 494, 512, 519, 562–563 Vogel, Vögel 51, 79, 94, 335, 376, 381, 438, 480, 494, 502– 503, 508, 530, 532 als nördl. Sternbild 546 krokodilköpfiger V. 126, 456, 470 pavianköpfiger V. 377 stierköpfiger V. 79 Vogelbeine 486 Vogelgestalt 375, 408, 487 vogelgestaltig 121 Vogelkörper 121, 414, 422, 486 Vogelkopf 79 V. mit Schlangenschnabel 79 V. mit Sethkopf 79 widderköpfiger V. 126 Vollmond 74, 123, 162, 263–265, 272, 276, 279, 285, 288, 290, 316–318, 324, 326, 349, 369,

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Indices

632 421–423, 432, 438, 475, 479, 483, 489–490, 498, 511, 514, 519, 529, 549, 551 Vollmondfest 7, 281 Vollmondmorgen 74, 529 Vollmondscheibe 436 Vollmondtag 288, 497–498 Vorkammer 78 Vorhalle 37 Vorlage(n) 13 vornübergebeugt(e Frau, etc.) 54, 156– 159, 243, 416, 524, 542 vorptolemäisch (Zeitangabe) 172 Vorsteher des Mekes (GN) 274, 284 Vorstellungen astronomische V. 25 astronomisch-astrologische V. 77 Vorzeichnung 202 W Waage (Tierkreiszeichen) 37, 87, 115–116, 377, 381, 407, 424, 459, 462–463, 515, 537, 547, 563 Wabet 18–19, 28–29, 37–38, 45, 49, 57, 59, 160, 163, 543, 549 Wadjet (GN, auch: Uto) 288 Wanderung, jährliche 51 Wasser 393 Wasserbecken 393 Wasserkrüge 393 Wassermann (Tierkreiszeichen) 83, 87, 93–95, 115–116, 172, 393, 398–399, 407, 460, 462, 519, 531, 537, 547 Wasserspeier 17–18, 495 Wasseruhr(en) 256, 520–521, 563 W. Amenhotep III. 6 Waszeichen 161, 253 Waszepter 494 weibliche Himmelsstützen 25, 42 Weißgold 56 Welt 494 griechisch u. babylonische W. 507

Weltbild 145 Weltgebäude 32, 57, 219, 518 Weltsicht 176 Wenennefer (PN, 1. CG 29310) 133, 144 Wenennefer (PN, 2. MMA 11.154.1a, b) 104 Wesen 27, 50 astrale W. 25, 81 mythologische W. 40 schlangengestaltige W. 25, 40 Westen Westgebirge 72, 140, 209, 382, 405–406, 530 Westgöttin 91, 93– 94, 292 Westhorizont 51, 70, 382, 445, 482, 497, 526 Westwind 63, 119, 121–124, 126–127, 131, 133–134, 137–138, 140, 143–144, 299, 312, 316, 336, 362, 422, 426, 491, 503–504, 514, 552 Wetterverhältnisse 2 Widder 118, 120, 126–127, 399, 417, 441, 443–444, 493–494 als Tierkreiszeichen 87, 115– 116, 394, 407, 418, 424, 455, 462–463, 512, 531, 537, 547, 563 Widdergehörn 118, 253 Widdergestalt 118, 304 widdergestaltig 304, 437, 443 Widderkopf, -köpfe 118–119, 121, 124, 126, 131–134, 136, 138, 140–141, 304, 322, 377, 388, 435, 437, 441, 443–444, 456, 494, 503–504 widderköpfig 128, 133, 70, 136, 139, 160–161, 300–301, 305– 306, 324, 388, 420, 427, 430, 436–437, 445, 451, 475, 479, 489, 494, 527 Widderkopfbüste 395 Widderkopfschlange 504 Wild(tiere) 502

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Sachindex Wind(e, vier) 9, 40, 42, 45, 48, 60, 63, 96, 117–144–145, 147, 168–173, 221, 286–287, 336, 477, 490, 493–494, 502, 514, 537, 544 anthropomorphe W. 118 theriomorphe W. 42, 45, 50, 118, 490 Winddarstellungen 118–119, 362, 493 Windgestalt 169 Windgott, -götter 9, 85, 118, 120–121, 123–124, 127–131, 133–134, 136, 138–140, 143–144, 148, 167, 173, 200, 289–290, 299, 312, 316–317, 335–336, 361–362, 368, 419, 422, 426, 493–494e, 504, 506, 508, 513, 550–551, 561 Windsegel 133 Wind- und Wetterverhältnisse 2 Windzeichen (Segel) 362 Winter 9, 115, 257, 375, 381, 391, 399, 406–409, 414–415, 462, 521, 531, 561–563 Winterhalbjahr 131, 424 Winterhimmel 187 Wintermonate 32, 116, 369, 462, 563 Wintersonne 187 Wintersonnenwende 151, 462, 563 Wintersternbilder 561 Winterzeichen 115–116, 561, 563 Wirbelknochen 70 Wohnstätte(n) 547 Z Zacken, fünfstrahlige Sterne 17–18, 20, 37, 54, 66, 70–71, 89, 163, 180, 423 Zeit 3, 20–21, 260 Messung der Z., Zeitmessung 3, 11, 555 Zeitangabe 207 Zeitbegriff 262

633

Zeiteinteilung 11, 546 Zeitgottheiten 522 Zeitmessung 11 Zeitrechnung 91, 114, 535, 550, 556 Zentaur (doppelköpfige Figur) 379 zentaurgestaltig 460 Zentralgruppe 256, 520–521, 525, 546 Ziege (Teil eines Sternbildes) 418 Zirkumpolarsterne (= unvergängliche Sterne) 12, 53, 86, 296, 324, 520 Zodiac Tomb (Athribis) 25, 78, 81, 116, 176, 194, 197–198, 369, 487, 494–495, 533, 542, 562 Zodiakus, Zodiakoi 8, 83, 85, 116, 121, 129, 131, 156, 407, 424, 459, 470, 472, 507–508, 538, 548, 552, 560, 563 runder Z. 8, 473, 561 Zodiakus-Darsetellungen 460 Zodiakus-Zeichen 462–464, 466, 470, 472, 510, 512, 515, 551–552, 563 Zugvögel 51, 77, 245–246 Zweibrüdergrab (Athribis) 563 zweidimensional 145, 544 Zwillinge (Tierkreiszeichen) 87, 96, 115–116, 131, 396, 399, 407, 409, 456, 515, 537, 547 Zuordnung 131–132 Zusatzdekane 105, 521, 525, 545–546 Zusatztage 511 Zyklus 4, 9, 273, 285, 315, 318 jährlicher Z. 5 Zahlen „1“ (eins) 451–452 „2“ (zwei) 452

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448, 448–450,

Indices

634 „3“ (drei) 295–298, 310, 312, 435, 448–451 „4“ (vier) 292–293, 295, 298, 309, 312, 327, 422–423, 433, 441, 443–444, 449, 500, 556 „5“ (fünf) 266, 272–273, 317, 325–326, 368, 375, 408, 414, 417, 419, 421, 451, 518, 521, 524, 528–529, 533, 546–548, 556 „6“ (sechs) 398, 448 „7“ (sieben) 294, 423, 426, 440, 445, 451–452, 459, 498 „8“ (acht) 451, 477 „9“ (neun) 448, 499 „11“ (elf) 463 „12“ (zwölf) 295, 299, 308, 319, 333, 359, 398, 406, 416–417, 419–420, 422, 426, 428, 446, 449–451, 463, 470, 499, 508, 520–521, 526, 528, 533–534, 536–537, 542, 547, 550–552, 556 „14“ 263, 266, 270, 272–273, 275, 279, 284–285, 290, 294–295, 299, 316, 318, 324, 422, 475, 477, 488, 549 „15“ 272, 440 „22“ 436, 438 „24“ 315, 426, 550 „28“ 475, 489 „30“ 279, 286, 294, 440, 445, 546, 550 „36“ 368, 406, 419, 446, 463, 472, 511, 521, 533, 546, 548, 552, 556 „48“ 412 „57“ 420 „59“ 463 „70“ 485 „77“ 440

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Wortindex, Ägyptisch Wortindex, Ägyptisch Grammatische Abkürzungen: Art.

Artikel

Poss. Art.

Possessivartikel

unab. Art.

unabhängiger Artikel

Dem. Pron.

Demonstrativpronomen

fem.

feminin

Gen.

Genitiv

Imp.

Imperativ

Konj.

Konjuntion

mask.

maskulin

Neg.

Negation(swort)

Part.

Partikel

Pl.

Plural

PP

Personalpronomen

aPP

abhängiges Personalpronomen

uPP

unabhängiges Personalpronomen

Präp.

Präposition

Pron.

Pronomen

Sg.

Singular

zus.

zusammengesetzt

# #w (Länge) 196 #w (weit sein) #wt-ib (weitherzig, freudig) 178, 204, 206, 260, 274–275, 290–291, 314, 367, 449, 499 #b (wünschen) 189 #b (aufhören) 271, 367 #bwt (Gestalt) 277, 366 #bX (vereinen) 313, 315 #bd (Monat) 253–254, 260, 262, 266, 274–276, 285–286, 326, 438, 481 #bdw (Monate, Pl.) 260, 439 #bd (Neulichtfest) 7, 271, 279 #pdw (Vögel) 246, 502 #ms (GN) 259 #ms (freuen) 383 #rt (Himmel) 153 #rt (Kopftuch) 364 #X (Geist) 266 #Xtyw (die Achs, Pl.) 292

635

#Xwy (GN, der Glänzende, 23. Dekan, Tanis) 217, 388, 451 #Xwy (GN, die beiden Achs, 25. Dekan, Sethos I B) 352, 454 #X (glänzen) 385, 403 #X-nXX (GN, 6. Pseudodekan (16a), Sethos I B) 244, 332, 461 #Xw (GN, 23. Dekan, Tanis) 217 #Xt (die Glänzende) 363, 384, 300, 403, 449 #Xw (wirksam) 403 #Xt (die Wirksame) 400 #Xt (das Glanzauge) 204, 277, 364–365 #Xty (die beiden Glanzaugen) 204, 367 #Xw (Glanzmacht) 274 #Xw (Zaubersprüche, Pl.) 400, 403 #Xt (Horizont) 51, 56, 66, 181, 189, 204, 220, 260, 274, 299, 313, 323, 327, 336, 339, 350, 382–383, 428, 445 #Xty (horizontisch) 56, 339 #Xtyw (horizontische, Pl.) 290 #Xtyw (Horizontbewohner) 260 #Xt (Überschwemmungszeit) 4–6, 253–254, 256–257, 425, 463, 485, 534 #Xt (Feld) 496 #Xwt (Felder, Pl.) 271 #Xt (Hathor-, Himmelskuh) 314, 366, 401–403 #st (GN, Isis) 56, 149, 184, 192, 262, 266, 274, 276, 292, 304, 307–308, 397, 400, 433, 440, 481, 557 (als Göttin des 4. Ep., Sethos I B) 357 (als Begleiterin der 9. TS) 344 #st-wrt (GN, die große Isis) 277, 287, 360, 391 #sbt (GN, die Brennende, Begleiterin der 4. TS) 346 #sbt-wrt (GN, große Brennende) 429 #tfy (GN, der mit der Atefkrone) 402 #tT (Bahre) 502

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Indices

636 i i#t (Hügel) 191–192, 476 I#t-wobt (ON, Abaton) 189–190, 192, 194 i#t-nsrsr (Var. ON, Flammenhügel) 480 I#t-dit (Hügel, ON, Isistempel von Dendara) 149, 275, 285, 337, 360 i#wt (Hügel, Pl.) 291 i#w (preisen) 216, 218, 273, 290, 298–299, 432, 458 i#w (Lobpreis) 312, 367, 384, 500 i#w (Greis) 432, 445 i#wt (Amt) 367 i#bty (links) 51 i#bt (Osten) 54, 186, 274, 350, 363, 441 i#bt (das linke Auge, Mondauge) 204, 260, 274, 277, 285, 287, 316, 324–325 i#bt-nt-Ro (Auge des Re) 290–293 i#bt (links) 279 i#btt (Osten) 154, 184, 312–313, 367, 400, 433 i#btt (östlich) 51, 350 i#X (leuchten) 306, 497 i#Xw (Licht, Strahlen) 195, 277, 314 i#dt (Unheil, Seuche) 363, 367, 370 ii (kommen) 189, 220, 260, 266, 274, 299, 324, 336–337, 364, 383–384, 430, 438, 441, 498, 525 io (reinigen, waschen) 471 iort (Kobra) 193, 339, 366, 368 iorwt (Kobras, Pl.) 458 ioH / IoH (Mond, GN) 149, 160, 204, 213, 221, 260, 274, 279, 286, 290–294, 324–325, 348–349, 422, 438, 480 ioH (Mond, 18. MMT) 282 IoH-nTrw (Mond der Götter) 290–291

iw (Part.) 149, 178, 246, 260, 266, 337, 401, 497, 502, 525 iw (kommen) 266, 290 Iw=s-o#=s (GN, Iusaas) 497 iw-nsrsr (ON, Flammeninsel) 480 iwit (Wohnung) 497 iwo (Erbe) 178 iwo-p#-nTr-nty-nHm (Erbe der Götter, die retten) 204, 214 iwo-n-nTrwy-prwy (Erbe der erleuchteten Götter) 179, 181 iwn / inm (Äußeres, Farbe) 178, 366 Iwn-mwt=f (GN) 206, 499 (als Schutzgott des 19. MMT) 282 (als Schutzgott der 9. NS) 320 iwn-Hoo (GN, jubelnder Pfeiler) 154, 160, 271, 274, 287–288, 317, 490 Iwnw (ON, Heliopolis) 209, 337, 497, 500, 502–503 Iwnt (ON, Dendara) 149, 275, 290, 337, 360, 384 Iwnyt (GN, Iunit) 274, 279, 285, 338 iwr (empfangen) 184, 271 iwH (verzieren) 204 iwty (der nicht existiert, Neg.) 292 iwtt (nicht sein, fem.) 384 ib (Herz) 184, 189, 260, 266–266, 274, 290, 314, 338, 367, 383, 385, 449, 502 ibw (Herzen, Pl.) 266 Ib-p#-mny-Xm (PN) 79, 530 ib#w (Tanz) 291, 367 ip (zählen, abmessen) 432, 434 ip-wD#t (der das Udjatauge abmisst) 432 Ip-wD#ty (der die Udjataugen (Dual) abmisst) 136 ipw (diese, Dem. Pron.) 301 ipy (dieser, Dem. Pron.) 336, 362 ipt (Messscheffel) 266, 268 Ipt (GN) 266, 272, 481 Ipt-Hmt (GN) 272 Ipip (Epiphi) 268, 272

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Wortindex, Ägyptisch ipn (diese, Dem. Pron.) 65–66, 274, 497 Ipsd / IpDs / Ipnt (GN, Sternbild, 9. Dekan, Tanis) 210–211, 373, 448, 484 IpDs (GN, 9. Dekan, Sethos I B) 330, 484 iptn (diese, Dem. Pron.) 497 im (darin, daran, davon) 189, 204, 221, 246, 266, 269, 274, 290, 302, 339, 363, 382, 400–401, 429, 438, 481, 502 imy (befindlich in) 210–212, 217–218, 313, 326, 339, 384, 498, 500, 506 Imy-obw-oHo=f-pw-nwn (GN, der in der Reinheit ist und sich in Nun manifestiert) 477 Imy=sn-wr (GN, Der in ihnen ist, der Große) 212 imy-wty (befindlich in sein) 383, 441, 480 Imy-mw (GN, der im Wasser ist) 460 Imy-sH-nTr (GN, der in der Gotteskapelle ist) 546, 557 imyw (befindlich in, Pl.) 65–66, 191–192, 209, 212, 266, 290–291, 500, 502 imyw-Xt (das Gefolge) 204 Imyw-Xt-cXmt (GN, die im Gefolge der Sachmet sind) 526 imyw-Cdnw (die sich in Pharbaitos befinden) 192 im# (angenehm sein) 366 im#w (Beliebtheit) 384 Imn (GN, Amun) 303 imn (verbergen) 266, 292, 338, 401 Imn-rn=f (GN, der, dessen Name verborgen ist) 385 imntt (Westen) 54, 105, 153–154, 184, 186, 216, 260, 295, 309, 336, 356, 367, 382, 400, 445 Imntt (GN, Westgöttin) 292 imnty (westlich) 51, 56 Imsty (GN, Amseti, Horussohn) 142, 557 Imsty[Hb] (Amsetifest, 4. MMT) 280 Imsty-#m-ibw (GN, Amseti, der

637

die Herzen verbrennt, 5. Pseudodekan (13a), Sethos I B) 331, 460 in (Part., durch, seitens) 193–195, 276–279, 287, 340, 351 in (bringen, holen) 195, 444, 497, 500 in (FN, Holen-Fest) 260, 261 In-o=f (GN) 85, 484 In-Hrt(-m#T-T#y) (GN, 1. Pseudodekan (1a), Sethos I B) 236, 241, 359, 368, 419 inw (Abgaben) 439 int (Tiefstand) 149–150 [Hb] 282 Inpw (Anubis-Fest, 21. MMT) inm / iwn (Äußeres) 366 Inrt (GN, Begleiterin der 5. TS) 345 inQ (zurückdrängen) 400, 403 inD-Hr (Anrufungsformel: gegrüßt sei …) 160, 290, 299, 301–302, 304, 338–340, 350, 362, 385, 400, 500 ir (Part., was betrifft) 191–192, 205, 209, 502 ir (Part.) 246 ir (machen, tun, handeln) 66, 149, 154, 195, 206, 260, 266, 269, 274, 287, 292, 304, 312–314, 322, 339–341, 349, 363, 366–367, 383, 385, 428, 432, 438–439, 441, 443, 497, 500 Ir-m-ow# (GN, der gewaltsam handelt) 525, 546, 557 Ir-m-ow# [Hb] (Iremawa-Fest, 15. MMT) 281 Ir-rn=f-Ds=f (GN, der seinen eigenen Namen erschafft) 525, 546 [Hb] (Irrenefdjeseffest, Ir-rn=f-Ds=f 10. MMT) 280, 557 ir-M#ot-n-Ro (im KN: der die Maat des Re ausführt) 179, 181, 204, 214 Ir-Dt=f [Hb] (Irdjeteffest, 9. MMT) 280 Ir-Dt (GN, der die Ewigkeit erschafft) 440 Ir-(n-)Dt=f (GN, der seinen Leib erschaffen hat) 525, 546, 557

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Indices

638 iry (alle, dazugehörig) 204, 274, 337, 383–384, 442–443, 449 iryw (Messanteil) 268 Irt-irw (PN) 10 irwt (die Sehenden) 204 irt (Auge) 279, 302, 384 irt-Ro (Auge des Re) 335–336, 339, 351, 364, 385–386, 391, 402–403 irt-Or (Horusauge) 276, 290, 294, 366 irty (Augen, Dual) 54, 184, 385 irw (Gestalt) 194, 213, 263, 274, 339, 363, 366, 434, 439, 443, 479, 498 irf (aber, Part.) 366 Irk (ON, Philä) 189–190, 192, 194 ihb (tanzen) 290 IHy (GN, Ihi) 149, 372 IHy-wr (GN, Großer Ihi) 391 iHy (der Netzfänger) 274, 285 iXt (Sache, vgl. Xt) iXwt (Sachen, Dinge, Pl.) 363 iXwt-nbwt (alle Sachen) 480 iXwt-Hr-X#wt (Opfer auf dem Altar, 5. MMT) 280 iXmw-wrD (Unermüdliche Sterne) 11, 52, 56, 161, 349, 439, 525–526 iXmw-Hpwt (GN, die den Kurs nicht kennen) 311 iXmw-sk (Unvergängliche Sterne, Zirkumpolarsterne) 12, 53, 56, 161, 296, 309, 323–324, 420, 439, 525 iXXw (Dämmerung, Nacht) 205, 210–211 is (aber, Part.) 314–315, 384, 434, 497 ist (Mannschaft) 56, 296 isd (ergießen) 496 Isdn-wr (GN) 439 iQr (trefflich, wahrhaftig) 153 IQrt (GN, Treffliche, 5. TS) 431 igrt (Nekropole) 213–315

it (Vater) 179, 184, 204–205, 334, 340, 367, 385, 401, 434 it-nTr (GN, Gottesvater) 220 ity (Fürst) 260, 271, 314 Itmw (GN, Atum) 199, 210, 213, 274, 276, 285–286, 300–301, 314–315, 323, 326, 334, 338, 382–384, 386, 441, 445, 479 Itmw-Ro-Or-#Xty (GN) 334 itn (Sonnenscheibe, mask.) 204, 213, 218, 274, 312, 313–315, 350, 364, 367, 402, 433, 441, 471, 480, 497 itnt (Sonnenscheibe, fem.) 184, 186, 364, 367, 370, 383, 386, 403, 406 itnty (Sonnenscheiben, Dual) 428 itrt (Heiligtum) itrty (die beiden Heiligtümer) 181, 290, 300 iT (erfassen, ergreifen) 178, 261, 366, 385 idt (Vulva) 54, 184 idt (Kuh) 271 idb (Uferland) idbw (Uferländer, Pl.) 367, 496 idn (vertreten) 213–214

o o (Portion, Stück, Teil) 178, 438 o (Arm) 51, 192, 292, 364, 481 owy (die beiden Arme, Dual) 153– 154, 193, 212, 266, 384, 401–403, 496–497, 500 o (GN, Mondkind) 480 ot-nTrw (ON, Kammer der Götter) 337 o# (groß) 56, 66, 178, 181, 193, 216, 266, 290, 367 o#-o#-wr (Bez. des Thoth) 273 o#-nrw (GN, Groß an Schrecken) 546, 557 o#-pHty (GN, Groß an Macht) 37, 525 o#-pHty (GN, 1. Pfeil) 455, 465 o#-pHty-rhn-pt (-t#) (GN, Groß an Macht, der sich auf Himmel (und Erde) stützt, 4. Pseudodekan (10a), Sethos I B) 330

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Wortindex, Ägyptisch o#w (große) 149 o#t (groß, fem.) 366, 368, 458 o#t-Sfyt (GN, Die mit großem Ansehen, 4, NS) 209, 321, 379, 393, 435 o#i (groß sein) 384 o# (Torflügel) o#w (Torflügel, Pl.) 438 o#wy (Torflügel, Dual) 339, 341 o#bt (Speiseopfer) 364 o#pp (GN, Apophis) 291, 308, 349, 400, 403 owt (Wildtiere) 498, 502 ob# (leuchten) 433 obS (GN, Abesch) 206–207, 498–499 op (durchfliegen) 397–398 opy (Flügelskarabäus) 365, 382, 402–403, 430, 434, 443, 445 opr (ausstatten) 263, 274, 279, 324–325, 364 oprw (Ausstattung, 21. MMT) 282 oprw (Schmuckteilchen) 506 onn (umwenden) 56 onX (leben) 153, 178, 191–192, 213, 270–271, 277, 323, 339, 366, 401, 438, 441, 450, 458, 497, 500 onX nTr nfr (Einleitungsformel: Es lebe der gute Gott) 214, 221 onX-m-Xrww (GN, der von den Feinden lebt, 4. Dekan der Ep., Sethos I B) 356–358 onX-Dt (Im KN: der ewig leben möge) 213, 219, 221 onX (Leben) 270, 284, 336, 400, 430, 497 onXw (die Lebenden, Pl.) 292 onXt (GN, die Lebende) 400, 403 onXt (Lebensauge) 277 onXt (Lebensland) 323, 363, 382, 479, 496 onX (Stern) 205, 449–450, 452, 472–473, 512–513 onX (Ohr) 313

639

onQ (herbeiführen) 363 onQt (GN, Anukis) 363, 397, 400, 403 ontyw (Weihrauch) 340 orwt (GN, Zupackende, 6. TS) 431 orwt-nDr (GN, Var. zu orwt) 431 oryt (GN, das Arit-Sternbild, 32. Dekan, Sethos I B) 355, 455 (als 31. Dekan, Tanis) 390, 451 oH (hochheben) 219 oH (einfangen) 291 oHy (GN, der Fänger) 292, 294, 349 oHt (Palast) 206, 384, 401 oH# (kämpfen) 290, 294, 383 oH# (Kampf) 56, 66 oHoy (GN, Agathodaimon) 142 oHo (stehen) 153–154, 336 oHo-iry (Aufstellen / Lebenszeit des Genossen, 29. MMT) 283 oHoy (Mittag) 314–315 oHoyt (GN, die Stehende) 36, 43, 145, 147, 151, 153–157, 161, 163, 361, 362, 493, 504 oHoyt-rsy (GN, die Stehende des Südens) 286–288 oHoyt (GN, die Stehende, 5. TS) 216, 303, 444 (als Göttin der 6. TS) 345 oHoy (GN, Agathodaimon) 327, 391, 502 oS# (zahlreich, viel) 178, 313, 338, 341, 362 oS#-Hrw (GN, der mit vielen Gesichtern) 313 oS#t-Hrw (GN, die mit vielen Gesichtern) 339 oQ (eintreten) 54, 149, 184, 204, 220, 402, 433, 439, 471 oQ# (Korrektheit) 432 ok (Festfreude) 402 oD (wohlbehalten) 204, 279, 286, 325

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Indices

640 w w# (festbinden) 56 w#w (fern sein) 153 w#t (der Weg) w#wt (Wege, Pl.) 300, 401 w#w# (die Ferne) 481 w#H (festsetzen) 154 w#s (Heil) 178, 284, 497 w#D (frisch sein, gedeihen) 296, 366, 401 W#D-mwt=f (GN, Dessen Mutter gedeiht) 212 w#D-Smo (oberäg. Grünstein) 290–291 W#Dyt (GN, Uto) 287, 300 wi (aPP, ich) 189 wy (wie, Part.) 291, 337, 366 wi# (Barke) 296–298, 310–311, 313–315, 350, 364, 367, 385 wi#-(n-)Ro (Barke des Re) 209, 343 win (vertreiben) 206, 499 wo (alleine) 274, 285, 303–304 wo (eins) 444 wot (Einzige) 205, 385 wo-nb (jeder Einzelne) 246, 274 wob (reinigen, rein sein) 290, 502 wor (herbeibringen) Wortyw (GN, Göttergruppe) 297 wort (Bein) Worty (GN, der des Beines, 35. Dekan, Sethos I B) 355, 456 (als 35. Dekan, Tanis) 390, 407, 417, 419, 425, 451 Wort-Xpr-x#t (ON in Dendara) 275, 285 wp (öffnen) 397, 401 Wp-w#t (GN, der Wegeöffner) 240, 242 (als Schutzgott des 20. MMT) 282 (als 9. Pseudodekan (25a), Sethos I B) 353, 455 Wpt-rnpt (12. Monat) 256 wp-rnpt (Jahreseröffnung) 340–341, 363, 534 wpt (Gehörn) 364, 383, 401

wpwtyw (Boten) 363, 367, 370, 453, 458, 472–473, 481, 512–513 wpS (leuchten) 56, 274 wb# (öffnen) 313, 339, 341 Wb#-Dw=f (der in seinen Berg bohrt, Schutzgott 11. NS) 320 wbn (aufgehen) 178, 192, 204–205, 220–221, 260, 274, 279, 291, 299, 306–307, 313–315, 335–336, 350, 363–367, 400–403, 429, 442, 500 Wbnt (GN, die Aufgehende) 339, 397, 401, 403 (GN, als 1. TS) 217, 307, 347 wbd (verbrennen) 338 wbX (hell sein) 433 wbXt (Helligkeit) 433 wmt (Dicke) 497 wn (öffnen) 438, 502 wnwt (Stunden) 66, 204 wnwwt (Stunden, Pl.) 213, 439, 481 wnm (essen) 246, 498 wnm (Nahrung) 178 wnmt (rechte Seite) 433 wnmt (das rechte Auge) 204, 260, 441 wnmty (rechts) 51 wnmyt (Licht) 195 wn(n) (sein) 56, 153, 193–194, 204–205, 209, 214, 216–221, 246, 266, 270, 274, 279, 297, 300, 302, 304, 313, 439, 441, 450, 457, 480–481, 497, 502, 505, 525 Wnn-nfr (GN, Onnophris) 55, 184, 287–288, 290, 292, 317, 324–325 wnnt (das, was ist) 177, 363, 400 wnnt-nbt (alles, was ist) 480 wr (groß) 55, 99, 179, 204, 213, 271, 274, 313–315, 360, 364, 459, 480 Wr (GN, der Große) 501 wrt (groß, fem.) 149, 287, 338, 363, 366, 401, 403, 457, 480

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Wortindex, Ägyptisch Wrt (GN, Große) 452 wrt (das Große Auge) 277 Wrt-Hk#w (GN, Zauberreiche) 364, 385 wrrt (Wereret-Krone) 302, 366, 368 wrS (Zeit verbringen) 439 wrD (müde sein) 290, 314 whn (schwach sein) 154 wHm (wiederholen) 262–263, 274, 292, 318, 324–325, 433, 441, 479 wX# (Abenddämmerung) 79, 441 Wsir (GN, Osiris) 56, 65, 149, 160, 192, 260, 266, 269–270, 274, 276–277, 280, 285–288, 290–292, 317, 324–326, 357, 360, 396, 400, 403, 433, 438, 440, 480, 500, 502 Wsir p#-k# (GN, Osiris, der Stier) 142 wsr (groß) 383, 403, 457 Wsrt (GN, die Große) 337, 367–368, 382, 400, 402–403, 457–458 wsX (Breite) 196 wsXt-Htpw (Opferhalle) 19 w(n)Sb / Sbw (Antworten/ wnSbSymbol, 27. MMT) 283 WS#ty (GN, Name eines Sternbildes) 2./3. Dekan der Ep., Sethos I B) 356–359, 463 (als 7. Dekan, Tanis) 373, 448 WS#ty-bk#ty (GN, 1. Dekan der Ep., Sethos I B) 356, 358 wSm (Schwanzspitze) 502 WSt-bk#t (8. Dekan, Sethos I B) 329 wt (balsamieren) 310 wtm (Schlaufe?) 497 Wtnt (ON Utenet) 338 Wttyw (s. WDDyw, Göttergruppe) 161, 310 wtT (erzeugen) 179, 184, 338, 496 WtT-it=f [Hb] (Fest dessen, der seinen Vater erzeugt hat, 29. MMT) 283 WtT-imy-wDo=f (GN, der den erzeugt, der in seinem Urteil ist, 8. Pseudodekan (22a), Sethos I B) 352

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wTm (Windung?) 497 wTs (hochheben, tragen) 221, 274, 279, 401, 403 wTst (der Hochgehobene, Himmel) 214 wTst-Or (ON, Tron des Horus, Edfu) 364 WTst (ON, Tron, Edfu) 384 wd (geben) 266, 291, 310 wdn (opfern) 209 wD (befehlen, zuweisen) 310, 311, 314, 338–339 wD (Befehl) 205, 292 WDDyw (GN, Göttergruppe) 312 WDDyw-m-D#w (GN, die Zuweisenden in der Nacht) 310 wD# (heil sein) 279, 290, 335, 439 wD#t (Udjatauge) 213, 260, 262–263, 266, 274, 276, 279, 285, 290, 293–295, 326, 385, 432, 434, 438–439 wD#ty (Udjataugen, Dual) 366 wD#wt (Udjataugen, Pl.) 313, 480 wD#t (Scheffel) 268 wD#t (Himmel) 335 wD# (sich begeben) wD#w (Gang) 384 wDo (richten) 297, 480 wDb (nachfolgen) 502

b b# (der Ba) 179, 220, 266, 271, 274, 301, 441, 449, 482 b#-wr (GN, der große Ba) 444 B#-pfy (Jener Ba, Schutzgott 8. NS) 320 B#-nb-Edt (GN) 118 b#-Sps (der prächtige Ba) 276, 285, 326, 396 B#-St# (GN, 7. Dekan, Tanis) 210 B#-Qd (GN, 3. Dekan der Ep., Sethos I B) 356, 359 B#-dmD (GN, der vereinigte Ba) 219, 326 b#wy (die beiden Bas, Dual) 497 B#wy (ON, Bez. für Esna) 441

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Indices

642 B#wy (GN, der der beiden Bas, 27. Dekan, Sethos I B) 353, 455 (als 25. Dekan, Tanis) 388, 451 b#w (Bas) 54, 184, 259, 274–275, 285, 311, 314 b#w-i#btt (Bas des Ostens) 240, 298, 312, 314, 340, 443 b#w-i#btyw (östliche Bas) 52, 350, 435 b#w-Iwnw (heliopolit. Bas) 340 b#w-imntt (die Bas des Westens) 295–296, 309, 322, 420, 443 b#w-imntyw (die westlichen Bas) 296, 435 b#w-onXw (die lebenden Bas) 153, 160, 199, 363, 453, 472–473, 512–513 b#w-onXw-(nw-)nTrw (die lebenden Bas der Götter) 213–214, 400, 403, 481 b#w-P (Bas von Buto) 287, 297, 340 b#w-psDntyw (Bas des Neumondtages) 296 b#w-fdw (GN, die vier Bas) 441 b#w-mHtt (mHtyw) (nördliche Bas) 53, 56 b#w-NXn (Bas von Hierakonpolis) 287, 311, 340 b#w-rsyw (südliche Bas) 52 B#w-hTtw (GN, Göttergruppe) 299, 312, 313, 315 B#w-snwt (die Bas des 6. MMT) 262–263, 310 B#w-dmDw (Vereinte Bas) 297 b#xw (Ostgebirge) 314–315, 382, 443 b#s (Salbgefäß) 433 B#stt (GN, Bastet) 300–302, 304, 305, 364 b#Q (hell sein, erglänzen) 154, 383, 386, 402–403 b#Q (Ölbaum, Ölbaumholz) 358, 501 B#Qt (Ägypten) 270–271 B#-Qt (s. auch: Bk#ty, GN, Sternbild) als 8. Dekan, Tanis 211–212

als Dekan des 3. Epagomenentages, Sethos I B 463 b#k (Arbeit) 363, 428, 442 b#ktyw (stundenanzeigende Sterne) 187, 205, 213, 363, 442, 449–450, 452–453, 472–473, 512–513 b#ktyw-onXw (GN, lebende Sterne) 453 b#g(i) (müde sein) 177, 498 bi# (Metall) 329, 333, 497 bi#-pt (Meteoreisen) 330 bi#w (Vorzeichen, Orakel) 363, 438 bi#t (Himmel) 402–403 bik (Falke) 266–267 bobo (leuchten, strahlen) 195 Boboy (GN, der Leuchtende) 194–195 boH (überfließen) 260, 363, 366, 384, 400, 402 bw (Dinge) 500 bwt (Abscheu) 498, 502 Bn-iw-thi (PN) 102 bnw (Erdboden) 506 bnbn (hervorquellen) 260 bnr (Süßigkeit) 278 bntyw (Paviane, Pl.) 338 br (Auge) 278 brwy (Augen, Dual) 278 BHdt (ON, Edfu) 384 BHdty (GN, der von Behedet) 181, 361 BHdtyt (GN, die von Behedet) 364 BXnw (Bez. des Stieres von Tell Abu-Yasin) 136 bx (leuchten) 441 bxbx (Hochmut, Frechheit) 433 bs (hervorquellen) 179, 194, 438, 500 bs (Gestalt, Kultbild) 500 BQbQ (GN, der Aufsässige) 440 Bk#ty (s. auch: B#-Qd, GN, Sternbild, 8. Dekan, Tanis) 373, 448 bd (leuchten) 430 bdn (GN) 526

p P (ON, Buto)

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209

Wortindex, Ägyptisch pt (Himmel) 56, 149, 178–179, 181, 184, 189, 192–193, 220, 246, 260, 290–291, 298–300, 303–304, 311, 313–315, 323–326, 334–336, 339, 341, 349–350, 362, 367, 382–383, 385–386, 397, 400, 430, 438, 441, 443–444, 449, 471, 480–481, 498, 505–506 pty (die beiden Himmel) 397 pwt (Himmel, Pl.) 500 p# (Atrikel, mask., Sg.) 449–450, 498 P#-n-Imn-Htp (7. Monat) 256 P#-o (GN, das Mondkind) 480 P#-mHyt (PN) 79, 530 (P#-n-) MXr (6. Monat) 256 P#-nTr-dw#y (GN, der morgendliche Gott, z. T. Planet Venus) 160, 378, 381, 394, 399, 408 P#-di-Wsir (Petosiris, PN) 81, 531 P#-di-B#stt (Padibastet, PN) 81, 531 P#-sb#-woty (GN, der einzelne Stern, 18. Dekan, Tanis) 387, 407, 419, 450 P#-Sry-(n-)Wsir (Psenosiris, PN) 13, 72, 228 p#-k# (GN, der Stier) 142 p#y= (Poss. Art., mask., Sg.) 149 p#wty (urzeitlich) 382 p#wty-tpy (erster Urzeitlicher) 401 popo (gebären) 184 pot (Menschen) 366, 497 pw (Part.) 66, 179, 184, 193, 205, 213, 266, 276, 285–286, 326, 339, 341, 366, 439, 441, 445, 481, 497–498, 502, 506 pwy (jener, Dem. Pron.) 334 pf (jener, Dem. Pron.) 56 pfy (jener, Dem. Präp.) 338, 384, 400 pn (dieser, Dem. Pron.) 260, 313, 383, 481, 497, 502 pr (Haus) 384, 386 Pr-o# (Pharao) 337, 363–364, 383 Pr-wr (ON, großes Haus,

643

Dendara, Raum J) 166, 290, 401, 403 Pr-ms-n-Nwt (ON, Geburtshaus der Nut, Dendara) 275, 285 Pr-nw (ON, Nuhaus, Dendara, Raum H) 290, 315 Pr-nsr (ON, Haus der Flamme, Dendara, Raum M ) 290 pr (herauskommen, erscheinen) 4–5, 54, 149, 161, 181, 184, 189, 192, 194, 196, 214, 220, 260, 271, 287, 299, 303, 305, 307, 313, 327, 337, 339, 363–364, 367, 383, 386, 401–402, 433, 439, 441, 443, 458, 471, 497, 534 prt / prw (Herauskommen / Trauer, 26. MMT) 283 prwy-nTrwy (Bez. in KN, Epiphanes) 181 prt-stm (Herauskommen des Sempriesters, 4. MMT) 280 prt (Saatgut) 271 prt (Aussaat, Jahreszeit) 256, 463, 485 pH (Hinterteil) 54, 184, 186, 502 PHwy-Hry (GN, Ende des Oberen, 36. Dekan, Tanis) 372, 375, 390, 407, 417, 419, 425, 452, 518–519 PHwy-D#t (GN, Hinterteil des Djatsterns, 5. Dekan, Tanis) 210, 448 (als 6. Dekan, Sethos I B) 329 pHw (hinten sein) 153 pH (erreichen) pHt-spdt (Erreichen des Gerüstetseins, 22. MMT) 282 pHwt (Hecktau) 56 pHrr (laufen) 401 pxr (umhergehen, Umgang) 213–214, 260, 290–291, 385, 428, 441, 471 Pxr-Hr (GN, Der das Gesicht umwendet, Schlangengottheit) 40, 376, 381, 461, 493, 504 psS (teilen) 506 PsS-Htpw(=f) (GN, Der seine Opfer zuteilt, Schutzgott 3. NS) 209, 321–322

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Indices

644 psSty (Anteil, Dual) 384 PsStyw (GN, Göttergruppe) 161 psD (leuchten) 204–205, 213–214, 220, 260, 274, 339, 363, 365, 401–403, 430, 432, 438, 441, 449, 480 psDt (GN, Neuheit) 385, 400 psDt-o#t (GN, große Neunheit) 205, 340 psDntyw (Neumondfest) 7, 266, 272, 279, 290, 293–294, 364, 497–498 Pg#-Hr (GN, der mit geöffnetem Gesicht) 461 Ptwrmys (KN, Ptolemaios) 179, 213, 219, 221 ptr (sehen) 184 Ptrt-nfrw-(n-)nb=s (GN, Die die Vollkommenheit ihres Herrn sieht, 12. NS) 211, 320, 375, 396 PtH (GN, Ptah) 502 PtH-v#-Tnn (GN, Ptah-Tatenen) 500

f f# (tragen) 145, 153 F#yt (GN, die Tragende) 36, 42– 43, 145–147, 151, 154–157, 161, 163, 214, 336, 362 F#yt-imntt (GN, die Tragende des Westens) 286–288 f#w (Ansehen) 383 f#wt (das Angesehene) 401 fnD (Nase) 260, 313 fX (sich lösen) 481 ftft (springen) 458 fdt (Schweiß) 260 fdw (vier) 56, 292, 444

m m (Präp., in) 54, 178– 179, 184, 186, 189, 192, 195–196, 199, 204, 209–210, 213–214, 218, 220–221, 229, 246, 259–260, 262–263, 266–268, 274–275, 277, 279, 285, 287, 290–296, 298–299, 303, 305–307, 309, 312–315, 323–325, 327, 334, 336–341, 349–350, 356, 363–363, 366–367, 382–386, 391,

400–403, 428–430, 432–434, 438–439, 441–445, 449–450, 457–458, 471, 479–481, 496–500, 502, 505–506, 525 m-iry (gehören zu) 292 m-o (vor, entfernt, unter Aufsicht von) 56, 213, 292, 363, 481, 502 m mnt (tagtäglich) 177 m-H#t (Präp., an der Spitze sein) 204, 339 m-Hry-ib (Präp., in der Mitte) 56, 441 m-Xnt (Präp., in, darin, vor) 153, 184, 189, 204, 274, 335, 339, 364, 366, 401 m-Xt (Präp., nach) 274, 292, 338, 341, 363, 397, 400–401, 403, 442, 449, 497 m-Xt (Konj., nachdem) 246, 266 m-xnw (Präp., in) 153, 179, 193, 204, 299, 303, 338, 471, 497 m-s# (danach, Präp.) 449 m-gs (neben) 502 m-Dr (Konj., wenn) 204 m Dt=f xt=f (am Tag und in der Nacht) 314 m (Neg. Part.) 385 mk / mT (Partikel) 184–185, 189, 290 m## (sehen) 107, 204, 260, 266, 270, 302, 367, 384, 458, 497 M##(-n)-it=f (GN, Der seinen Vater sieht) 525, 546, 557 M##(-n)-it=f [Hb] (Fest des Der seinen Vater sieht, 8. MMT) 280 [Hb] (Fest dessen, der M##-mr-it=f den sieht, der seinen Vater liebt, 26. MMT) 283 m##-stwt (Sehen der Strahlen, 13. MMT) 281 m#i (erneuern, verjüngen) 323 M#i-Hs# (GN, der grimmige Löwe) 495 m#o (aufrichtig, echt sein) 292, 502 M#o-nwH-m-wi# (GN, der das Tau in der Barke begradigt, Begleiter der 11. Tagesstunde) 343 M#o-Hr(=f) (GN, Dessen Gesicht aufrichtig ist, Schutzgott 4. NS) 209, 321

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Wortindex, Ägyptisch m#o-Xrw (gerechtfertigt) 260, 274, 285, 287–288, 290–291, 293, 316–317, 324–325, 444 M#ot (GN, Maat) 287, 308, 314 M#ot-wrt (GN, die große Maat) 327 M#otyw (GN, Göttergruppe) 309, 350 m#w (erneuern) 302 m#wy (Sonnenstrahlen) 312–313, 315, 438, 449 m#nw (Westgebirge) 209, 382, 441 m#T (Granit) 355 mi (Imp. komm!) 192 mi (Konj., wie) 65–66, 178, 184, 204, 206, 213, 220, 384, 438, 480, 499 mitt (Konj., desgleichen) 217, 384 my (gleichermaßen) 430 monDt (Abendbarke) 314, 325, 364–365 moHot (ON, Kultstätte) 502 mw (Wasser) 260, 326, 339, 341 mwt (Mutter) 55, 149, 153, 184, 189, 266, 334, 339 mwt-nTr (Gottesmutter) 277, 287, 360, 364, 385, 391 mwt (Toter, Leichnam, Kadaver) mwtw (Tote, Pl.) 292, 363, 502 mfk#t (Türkis) 329–330, 350 mn (andauern) 192, 204, 219–220, 260, 364, 430, 496 mnit (Menit) 364 mnw (Quarz) 331, 355, 358 mnt (Landepflock) 56 mnty (Ufergebirge, Dual) 220 mnwr (Ostland) 204 mnmn (wanken) 154 mnX (trefflich sein) 178–179, 193, 266, 502 mnXt (Trefflichkeit) 179

645

MnTw (GN, Month) 274, 276, 300, 303–304, 308 mr (lieben, wünschen) 181, 189, 266, 268, 290, 363, 402–403 mr-Imn (im KN) 179, 181 mr-PtH (im KN) 179 mr-PtH-#st (im KN) 213, 219, 221 mrwt (Liebe) 366–367, 457–458 mrwtyw (GN, die Beliebten) 216 mr (ON, Gebäude, Heiligtum) 384 mrHt (Salbgefäß) 433 Mrgws (KN, Marcus, im Namen von Commodus) 458 mH (Elle) 196 mH (füllen) 213, 260, 266, 274, 276–279, 284–285, 290, 293–294, 326, 384, 471, 477 MHt-wrt (GN, Große Flut) 497 mHn (Umringlerschlange) 199, 305 mHnyt (Umringlerschlange, fem.) 204, 306, 339, 366–367 mHty (Norden) 52, 56, 141, 154, 367 mHw (nördlich) 181 mHty (nördlich) 51, 56, 323, 481, 506 mHtyw (Nördliche, Pl.) 56 mHyt (Nordwind) 220, 336, 339, 341 MHtt (GN, die Nördliche) 142 mHr (schmerzhaft) 210 MHrt-nsrt (GN, Die mit schmerzhafter Flamme, 8. NS) 210, 320, 377, 395, 435 MXnty-n-irty (GN) 206, 499 (P#-n-) MXr (6. Monat) 256 ms (gebären) 99, 179, 184, 270–271, 327, 334–335, 364 msw (Kinder, Pl.) 178 msw-Nwt (Kinder der Nut) 485 msw-Or (GN, Horuskinder) 266, 269, 271, 478 Mswt-Ro (12. Monat) 256 mswt (Geburten, Pl.) 433

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Indices

646 mspr (Ankunftsfest, 3. MMT) 280 mspr sn-nw (Zweites Ankunftsfest, 16. MMT) 282 Msn (ON, Mesen) 181 msXo (Glanz) 336 MsXtyw (GN, Stierschenkel) 6, 9, 28, 52, 56, 380, 452, 481–482, 506, 525, 538 msktt-Barke (Morgenbarke) 240, 242, 298–299, 350, 364–365, 370, 434 Mstyw (GN, Göttergruppe) 161, 297 msdmt (Galenit, Mineral) 329 mSrw (Abend) 213–315 mk (Fest) 276 mk (schützen) 181, 274 Mkt-nb=s (GN, Die ihren Herrn schützt, 10. NS) 211, 320, 376, 395 (GN, als 3. TS) 218, 305, 346 mkt (Schutz) 313, 383 mks (Mekes, Herrschaftsinsignie) 274 mTn (Weg) 383 mdw (sprechen) 246 md(w) (Worte) 65–66, 159, 193–195, 246, 276–279, 287, 297, 338, 351, 445, 480, 497, 505 mD#t-nt-psDntyw (Buch vom Neumondfest) 293

n n (Präp., für, zu) 194 nn (Neg. Part.) 153–154, 177–178, 184, 189, 204, 260, 266, 271, 314, 338, 366–367, 385, 402–403, 481, 506 n# (unab. Art., Pl.) 149 n#y= (Poss. Art., Pl.) 149 ny (zugehörig zu, Part.) 525 Niw (GN, Niu, Urgott) 287 Niwt (GN, Niut, Urgöttin) 287 niwt (Stadt, Stätte) 367 niwwt (Städte, Pl.) 291, 481 noy (kommen) 260 [Hb] Now (der Glatte-Fest, 22. MMT) 282 Now-wr[Hb] (der große Glatte-Fest,

23. MMT) 282 Now-nDs[Hb] (der kleine Glatte-Fest, 24. MMT) 283 nw-Topf (Symbol) 105, 110 nw (sichtbar) 149–150 nw (Zeit) 199, 220, 271, 305, 314 nwi (ich, PP, 1. Sg.) 335–336, 361–362 282 Nww[Hb] (Kind-Fest, 18. MMT) Nwt / nwt (GN, Nut, Himmel) 55, 99, 110, 153, 184, 189, 274, 277, 291, 303, 312, 327, 336, 440, 445 Nwt n rX (GN, Nut, die man nicht kennt) 163 nwn (GN, Nun, Urozean) 179, 220, 307, 402–403, 497 Nwn (GN, Nun, Urgott) 287 Nwnt (GN, Naunet, Urgöttin) 287, 336 nwH (Strick) 56 nb (Herr) 66, 178– 179, 181, 192, 205–206, 260, 270, 274, 290–291 (zur Schreibung mit n), 293– 294, 303, 313, 336, 360, 401, 438, 442–443, 499–500 Nb-onX (GN, Herr des Lebens) 525 Nb-onX-w#s (GN, Herr von Leben und Heil) 501 nb-pt (Herr des Himmels) 274, 278, 327, 351, 364, 382, 397–398 Nb-M#ot (GN, Herr der Maat) 501 Nb-nbw (GN, Herr der Herren) 501 nb-nTrw (Herr der Götter) 260, 291 (als Schutzgott, 10. NS) 320 nb-Xow (im KN: Herr der Kronen) 213, 221, 458 nb-%mnw (Herr von Aschmunein) 273 nb-v#-sny (Herr von Esna) 439 nb-t#wy (im KN: Herr der beiden Länder) 204, 214 nb-t#wy (Herr der beiden Länder) 498 Nb-r-Dr (GN, Allherr) 184, 186 nbw (Herren, Pl.) 184–185

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Wortindex, Ägyptisch nb (jeder, alle, mask.) 179, 189, 194, 204, 246, 260, 266, 271, 302, 339, 363–364, 366–367, 383, 391, 397–398, 400–401, 430, 438, 481, 498, 500, 502 nbt (Herrin) 149, 192, 335, 338, 341, 360, 364, 366, 368, 370, 383, 385, 397 nbt-Iwnt (ON, Herrin von Dendara) 274, 278, 335, 338, 351, 362, 364, 383, 385, 391, 402–403 Nbt-onX (GN, Herrin des Lebens, 5. NS) 321, 379, 393 Nbt-wi# (GN, Herrin der Barke) 218 Nbt-ww (GN) 429 nbt-pt (GN, Herrin des Himmels) 287, 337, 339, 351, 363–364, 383–384, 391, 400, 457 Nb-nHH (GN, Herr der Unendlichkeit) 440 Nbt-Hwt (GN, Nephthys) 274, 278, 287, 292, 307–308, 358, 433, 440 Nb-Hrw (GN, Herr der Gesichter) 440 Nbt-Hryw (GN, Herrin der Sterne, 1. NS) 380, 392 Nbt-Xprw (GN, Herrin der Gestalt, 8. TS) 217 Nbt-snD (GN, Herrin der Furcht, 9. NS) 211, 320, 377, 395, 435 Nbt-THnw (Herrin des Glanzes, 1. NS) 209, 322 Nbt-Dr (Allherrin) 401 Nbt-Dsrw-St# (GN, Herrin der abgegrenzten Orte, 6. NS) 394 nbt (jede, alle, fem.) 184, 213, 363, 398, 400, 498 Nbi-wr (GN, Große Flamme) 525 nbit (Flamme) 366, 367 nbi (schützen) Nbi-m-iXX (Beschützer in der Nacht, Begleiter 12. TS) 342 nbw (Gold) 149, 214, 328–333, 351–358, 366, 383, 386, 441, 497, 502

647

Nbwt (GN, Goldene) 337, 340–341, 364, 366 Nbw-nTrw (GN, Gold der Götter) 212 Nbyt (ON, Kom Ombo) 206, 220, 498–499 nbnb (durchwandern) 481 Npr (GN, Korngott) 302 nfr (schön, vollkommen) 194–195, 204, 213–214, 260, 263, 271, 307, 313–315, 336–337, 350, 364–366, 383, 391, 430, 443, 457, 482, 500 Nfr-Hr (GN, Schöngesichtiger) 205, 501 Nfr-ib-Ro (KN, Psammetich II.) 64 nfrw (Vollkommenheit) 274, 277, 279, 324–325, 366, 382, 401–402, 505 nfrt-Hr (GN, Schöngesichtige) 383 nmt (ausschreiten) 384, 401 nmtt (Bahn) 363, 400, 403 nn (Dem. Part., Pl., diese) 246, 266 nn-n-nTrw (Dem. Part., Pl., diese Götter) 480, 502 Nnwt (GN, Nenut) 161, 179, 274, 335, 397, 428, 432, 438, 479 nnt ((Gegen-) Himmel) 213–214, 219–220, 291, 307, 313–315, 402–403, 506 nrw (Schrecken) 385 nhp (Beschützer) 498 nhp (früher Morgen) 314 nhm (jubeln) 259, 291, 367 nhmt (Jubel) 276 Nhs (GN, Erwachender) 546, 557 nH (bitten) 338 nHp (loben) 313 nHbt (Hals) 444 NHb-k#w (GN, Nehebkau) 193, 498 nHm (retten) 213, 363 nHH (Ewigkeit) 177, 204, 206, 220, 260, 292, 304, 314, 402, 439, 450, 481, 499 NHs (ON, Nubien) 338 NHst (GN, Nubierin) 338 nXb (festlegen) 260 NXbt (GN, Nechbet) 287

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Indices

648 nXn (das Kind) 314, 443 NXX-wr (GN, der große Alte) 300 nXt (Macht, Stärke) 385 ns (Zunge) 502 nst (Thron) 220, 266, 302, 367 Nstyw (GN, Göttergruppe) 311 nsw (König) 292 nsw-bity (König von Ober- und Unterägypten) 160, 179, 181, 204, 206, 214, 292, 397, 430, 434, 443, 445 nsw-t#wy (König der beiden Länder) 499 nsww (Könige, Pl.) 216 nswt (Königin) 385 nswt-bitt (Königin von Ober- und Unterägypten) 184, 365 nswyt (Königtum) 367 Nsbyt (GN, die Flammende, 5. TS) 345 Nsbyt-Xprw (GN, die mit flammender Gestalt. 11. TS) 300 nsp (Messer) 449 Nsr (GN, der Brennende) 356 nsrt (Flamme) 65, 363 Nsrt (GN, die Flamme, 5. TS) 216 Nsrt-wrt (GN, Große Flamme) 525 nSny (Wut) 56, 338– 339 nQr (Goldstaub) 402–403 Nkt (GN, die Strafende, 7. TS) 216, 344 Nt (GN, Flutgöttin) 339, 341 nty (Flut) 339, 341 Nt (GN, Neith) 307, 459 nt-o (Vorschriften) 260 nty (welche) 54, 56, 191–193, 204, 246, 266, 339–341, 449–450, 498, 502 ntyw (welche, Pl.) 262, 298 ntt (welche, fem.) 184, 497, 502 ntê (Gen. Part.) 55, 184, 206, 296, 312 ntf (uPP, er) 206, 260, 401, 441, 499 nts (uPP, sie) 184

ntsn (uPP, sie) 56, 298, 312, 480, 497 nTr (Gott) 66, 79, 134, 149, 181, 263, 266, 274, 287, 291, 314, 326, 338, 364, 366, 384, 438, 497–498, 502 nTr-o# (GN, großer Gott) 205–206, 217, 260, 273–274, 278, 327, 351, 360, 364, 382, 397–398, 496, 499 nTr-o#-m-sp-tpy (GN, der große Gott am Uranfang) 476 NTr-dw#y (GN, der morgendliche Gott; Venus) 79, 124, 149–150, 347–348, 378, 422, 487, 530 NTr-dw#y-s#w (GN, der morgendliche Horus, der beschützt) 76 NTr-dw#y-pt-cbk (GN, der Morgendliche des Himmels-Merkur; Merkur als Morgenstern) 79, 193, 486 nTrwy (die beiden Götter, Dual) 497 nTrw (Götter) 54–56, 65–66, 99, 134, 184, 191–192, 204– 205, 209, 212, 216, 262, 266, 271, 273–275, 284–285, 290–292, 301, 304, 313, 316, 334, 360, 364, 383–384, 391, 401, 458, 500, 506 nTrw-b#w-onXw (die Götter, die lebenden Bas) 192 nTry (göttliches Herz) 313 nTryw (die Göttlichen, Pl.) 480 nTrt (Göttin) 149, 193, 274, 339, 385, 458 nTryt (Gottesauge) 277 nTrwt (Göttinnen) 54–55, 184, 204–205, 292, 313, 458, 480 ndb (hören) 259 ndb (Fundament) 220 nD-iXwt (Rat erlangen) 292 nD (schützen, retten) 66, 291 ND-wr [Hb] (Nedjwerfest, 10. MMT) 279 nDw (Schutz?) 278 nDtyt (die Schützende) 449 nD-snoo (das Feinmahlen, 12. MMT) 281

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Wortindex, Ägyptisch nDm (angenehm, süß) 290

260, 274,

r r (Präp., nach, zu, über) 184, 189, 191, 194–196, 204–205, 209, 220, 246, 260, 266, 270–271, 274, 276, 279, 285, 291, 305–307, 309, 313–315, 324, 326, 336–337, 340, 360–362, 366–367, 382, 384, 397, 402–403, 430, 432–433, 439, 441, 445, 450, 481, 496, 499–500, 506 r-#w (gänzlich) 506 r-r#-o (bis hin zu, Präp.) 291, 313–314 r-min (bis heute) 433 r-Hr (vor, zus. Präp.) 442 r-xry-r (befindlich unter) 502 r-gs (Präp., neben) 189, 266, 337, 367, 402–403, 480 r-Dr=f (gänzlich) 502 r (Konj.) 193 r# (Mund) 54, 65, 184, 400, 403, 481, 500 r#w (Aussprüche) 274 r#w (Bestandteile, Pl.) 279, 286 r# (Tor, Eingang) 384 R#-sT#w (ON, Nekropole von Memphis) 500, 502–503 r#w (Messanteil) 268 Ro (GN, Re) 56, 66, 160–161, 178, 204, 206, 209, 213, 220–221, 260, 266, 291, 295–296, 298, 300, 302–304, 307–309, 312–313, 323, 327, 335, 337, 340–341, 349, 366–367, 383–386, 400–403, 406, 430, 433, 438, 443, 445, 480, 497, 499, 502, 506 Ro-Or-#Xty (GN) 334, 349, 500 Ro-m-Htp (GN, Re beim Untergang, 12. Pseudodekan (34a), Sethos I B) 355, 455 Ro-cm#-t#wy (GN, Re-Somtus) 391 Row (Pl. die Sonnen) 184 Rot (GN, fem., Rat) 184

649

ro-nb (täglich) 54, 153, 179, 184, 189, 192, 213, 260, 292, 312–315, 335, 363, 400, 403, 429–430, 438–439, 442, 444–445, 449, 481, 525 rwi (vertreiben) 153, 367 rwD (stark sein) 154 rpyt (Frauengestalt) 54–55, 184, 186 Rpwt (GN, Repit) 229, 364 rmw (Fische, Pl.) 502 rmn (tragen) 362 rmn (Arm) Rmn-Hry (GN, der obere Arm, 33. Dekan, Sethos I B) 355, 429, 455 Rmnt-Hryt (GN, die des oberen Arms, 32. Dekan, Tanis) 390, 429, 451 Rmn-xry (GN, Unterer Arm, 34. Dekan, Tanis) 390, 417, 429 Rmnt-xryt (GN, Unterer Arm, 34. Dekan, Tanis) 429 Rmnwy-Hrt (GN, die beiden Stützen des Himmels, Dual) 526 rmTw (Menschen) 246, 271, 500 rn (Name) 184, 220, 260, 266, 292, 338, 400, 429, 441–442 rnw (Namen, Pl.) 279, 286, 294, 338, 341 rnp (frisch, jung) 260, 271, 276, 279, 285–286, 290, 292–293, 302, 326, 432, 439, 445, 479 rnpt (Jahr) 270–271, 397, 481 rnpt-nfrt (das schöne Jahr) 397 rnpwt (Jahre, Pl.) 260, 439 Rnnt (Glück, auch als GN) 510 rrt (Nilpferdweibchen) 56, 161, 378, 481 Rrt (Erziehung, auch GN) 313 rHty (die beiden Frauen) 212, 313 rX (wissen) 178, 326, 338, 460 rXyt (Rechit, Bevölkerungsgruppe) 401, 430

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Indices

650 rsf (der Fisch- und Vogelfang) 311 rs (erwachen) 305 rs-wD# (heil erwachen, -sein) 433 Rst-Hwwt=s (GN, die ihre Häuser bewacht) 471 Rsy (Süden) 153–154 rsy (südlich) 51–52, 56, 181, 349, 505–506 Rsy-inb=f (GN, der südlich seiner Mauer ist) 501 Rsw (GN, der Südwind) 142 rsyt (ON, der Süden) 367 Rswt (GN, die Südliche) 142 rS (Freude) 274–275, 290–291 rQw (Widersacher) 383 RQH-wr (6. Monat) 256 RQH-nDs (7. Monat) 256 rtb (Demot. Artabe-Maß) 269 rd (Beine) rdwy (Beine, Dual) 496, 502 rdi (geben) 56, 134, 204, 366, 383, 481, 506 in der Form: di (geben) 178, 194, 204, 206, 213, 218, 274, 298, 313, 364, 367, 382, 384, 402, 499–500 eit-onX (ON, Philä) 189–190, 192 h h# (Part. der Anrufung) 159 h# (preisen) 290 h#y (Freude) 274 h#yt (Himmelsgewölbe) 441, 481 h#yty (Himmelsgewölbe, Dual) 505 h#w (Umgebung) 367, 502 h#b (aussenden) 338, 363, 367, 370 hy (Part. der Anrufung) 177, 179, 273 hy (Jauchzen, Ehrerbietung) 260, 275, 291, 337, 340, 384 !b (GN, Ibis) 338 hbny (Ebenholz) 356–357 hn (Jubel) 260, 314, 340, 367, 384

hnw (Henu-Gestus, preisen) 290, 340 hnw-Sss (Myrrhengefäß) 119 !r=f-m-Nwn-rn=f (GN, der im Nun zufrieden ist, ist sein Name) 497 hr (herabsteigen) 441 hrw (Tag) 56, 213, 260–261, 274, 276, 280–282, 285, 290, 326, 383–384, 439, 481, 497 hh (Gluthauch) 338 hTt (kreischen, jauchzen) 298, 322, 443 hTtw (GN, die Kreischenden) 141

H O# (GN, Westgott) 301 H# (hinter, Präp.) 290, 367, 497 H#y (Licht, der Leuchtende) 153, 177 H#yty (die beiden Leuchtenden) 204, 221, 481 H#t (GN, die Leuchtende?) 358–359 H#t (Präp., vor) H#ty-o (Bürgermeister) 13, 72 H#ty-o m Hwt-Rpwt (Titel) 229 H#ty-nXn (GN, die Vorderen der Nechen-Kapelle) 217 H#t (Vorderteil) 497, 502 O#t-D#t (GN, Vorderer des Djat-, Sternbildes, 3. Dekan, Tanis) 209, 372, 448 (als 5. Dekan, Sethos I B) 329 H#t (Bug) 314, 364 H#tt (Bugtau) 56, 309, 350 H#ty (Verdunkelung) 402 O#pt-Dsrt-nb (GN, die das Erhabene ihres Herrn verbirgt, 12. TS) 342 H#m (einfangen) 205 O#Qw (GN, Beutemacher) 525, 546, 557 Hy (preisen) 189 Ho(o) (jubeln) 153, 204, 260, 274–275, 279, 290, 305–306, 367, 383, 402, 500 Ooot (GN, Jubelde, 8. TS) 444

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Wortindex, Ägyptisch Ho (Körperglied) 189, 313, 339, 341 How (Glieder, Pl., Leib) 260, 274, 314, 367, 480, 497 How-nTr (Gottesglieder) 189 Hob (ein Spiel spielen) 269 Hopy (GN, Nilgott) 179, 194, 260, 271, 363, 400, 496 HoD# (rauben, berauben) 119 Hwy (Flut) 271, 339 Hw (Nahrung) 341, 500 Ow (GN, Ausspruch) 301, 323, 401, 440 (als Begleiter der 2. TS) 347 Ow (GN, Hu, Urgott) 287 Owt (GN, Hut, Urgöttin) 287 Hwt (Haus, Tempel) 402, 497 Hwt-ioH (Mondhaus) 205–207 Hwt-irw (ON, Tempel der Gestalt) 220 Hwt-IHy (Haus des Ihi) 275, 285 Hwt-o#t (ON, Großes Haus) 260–261, 265, 290, 293–294, 337, 340, 497 Hwt-bnbn (ON, Benbenhaus) 260–261, 265, 293, 337 Hwt-mnit (Haus des Menits, auch: Raum D in Dendara) 275, 285, 382 Owt-Nbyt (Tempel von Kom Ombo) 204 Hwt-nhm (Haus des Jauchzens) 276, 285 Hwt-nTr (Gotteshaus, Tempel) 361, 502 Hwt-Rpwt (ON, Athribis) 13, 72, 229 Owt-Hr (GN, Hathor) 274, 278, 337–338, 351, 362, 370, 383–385, 391, 440 Owt-Hr-wrt (GN, Große H.) 335, 364, 391, 402–403 Hwt-sr (ON, Fürstenhaus) 260–261, 265, 293 Hwt-cm#-t#wy (ON, Tempel des Somtus) 402 Hwt-sSSt (Sistrumhaus, Dendara, Raum I) 145, 165–166, 313, 315

651

Owt-k#-PtH (ON, Memphis) 384, 500, 502 Hwt-Zeichen (Symbol) 106 Hwnw (Jüngling) 271, 314–315 Hwnt (Pupille) 270 Hb (Fest) 261, 266, 270, 275, 292, 401, 433 Hb-o#-m-pt-rsyt (großes Fest am südlichen Himmel) 485 Hb-n-pt (Fest des Himmels, 28. / 30. MMT) 283 Hb-m-pt-m-t# (Fest am Himmel und in der Erde) 485 Hb-Nwt-ip-sw (Fest der Nut, die die Zeit berechnet) 485 Hb-Cw (Fest des Schu) 485 Hbo (beim Kornmessen schummeln) 269 Hbot (ein Gewicht) 266, 270, 272 Opy (GN, Hapi, Horussohn) 141–142, 557 280 Opy[Hb] (Hapifest, 5. MMT) Hpt (umarmen) 205 Hf#w (Schlange) 502 Hfn (Hunderttausend) 297 Hfd (aufsteigen) 402–403 Hm (Majestät, mask.) 204, 274, 290, 292, 441 Hm-n-b# [Hb] (Majestät des Ba-Fest, 14. MMT) 281 Hmt (Majestät, fem.) 184, 266, 361, 402 Hmt (Gemahlin, Frauen) 458 Hmt-nTr (Gottesgemahlin) 364 Hmwt (Frauen, Pl.) 458 Hm#g (Granat) 328, 352 Hmw (Ruder) 298 Hn (Schutz) 290 Hnty (Ewigkeit) 433 Hno (Präp., mit) 178, 184, 204–205, 216–218, 266–269, 276, 285–286, 303, 314, 326, 340, 400, 506 Hnw (die Henupflanze) 196

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Indices

652 Hnw-t# (GN, die das Land beschützen) 191–192, 198–199 Hnwt (Gebieterin) 105, 160, 205, 266, 338–339, 350, 363–364, 366–367, 370, 383, 385, 391, 400, 403, 449, 458, 506 Hnmmt (Gruppe von Menschen) 313 Hnsktyt (GN, die mit der Haarlocke) 366 Or (GN, Horus) 102, 177, 206, 260, 262, 266, 274, 292, 302–303, 364, 397, 440, 498, 500 (als PN) (als Gott des 2. Ep., Sethos I B) 357 Or-#Xty (GN, Harachte) 216 Or-i#bty (GN, H. des Ostens) 179, 308 Or-o# (GN, der große Horus) 217 Or-wp-St# (GN, Jupiter) 160 Or-wpS-t# (GN, Var., H., der die Erde erleuchtet, Jupiter) 394, 399, 408 Or-wr (GN, Haroeris) 204, 216 Or-wr-MXnty-n-irty (GN) 206, 499 Or-BHdt (H. von Edfu) 274, 278, 327, 351, 364, 382, 397–398, 402–403 Or-p#-k# (GN, H. der Stier, Saturn) 160 Or-n-^Pr-o#¿ (GN, Horus des ^Pharao¿) 401 Or-nD-it=f [Hb] (Fest des Harendotes, 30. MMT) 283 Or-Hw-sbiw (GN, H., der die Rebellen schlägt, Sternbild Ab, Anu) 379 Or-Hmy (GN, Horus der Steuermann) 479, 482 Or-Hry-w#D=f [Hb] (Horus über seinem Papyruszepter-Fest, 17. MMT) 282 Or-Hry-Xt (GN, H., der auf seinem Baum ist, Schutzgott 5. NS) 321 Or-Hknw (GN) 546, 557 Or-Xnty-xty (GN, HorusChentechtai) 262, 287 Or-nD-it=f [Hb] (Harendotesfest, 2. MMT) 279

Or-s#-#st (GN, Harsiese) 149 Or-s#-#st-s#-Wsir (GN, H., Sohn der Isis und Sohn des Osiris) 277 Or-s#w (GN, der schützende H.) 76 Or-m-s#wt-ib (GN, H. in Diesich-erfreut, Begleiter der 7. TS) 345 Or-sm#-t#wy (GN, Harsomtus) 360 Or-k#(-pt) (GN, H., der Stier (des Himmels), Saturn) 392, 398, 408 Or-tp-nfr (GN, H. der richtigen Ordnung, 10. Pseudodekan (28a), Sethos I B 354, 455 Or-dw#ty (GN, der unterweltliche Horus, Schutzgott 7. NS) 321 Or-dSr (GN, der rote H., Mars) 160, 393, 399, 408 Hr (Gesicht) 54, 178, 184, 260, 290, 292, 326, 328–333, 336–337, 339, 351–358, 364, 366–367, 383, 400, 430, 444, 460, 497, 502, 525 Hr-nb (jedermann) 384, 433, 443, 458 Or=f-m-sDt-irty=fy-m-tk# (GN, Dessen Gesicht eine Flamme ist und dessen Augen Feuer sind) 526 Or=f-Tsm-#xo-m-ont=f (GN, dessen Gesicht rot ist und mit seiner Kralle schlitzt, 4. Pfeil) 457 Hr (sich entfernen) 189, 204, 274, 506 Hr (Präp., über) 154, 179, 184, 192, 204, 212–214, 216–221, 259, 267, 274, 275, 290, 292, 294, 297, 313–314, 339, 349, 363–364, 367, 383–384, 400–403, 428, 430, 432–433, 438–439, 442, 444, 449, 471, 480–481, 496–497, 502 Hr-H#t (zus. Präp., über) 153 Hr-s# (zus. Präp., nach) 213, 274 Hr-gs (zus. Päp., neben) 312 Hr (und, Konj.) 502 Hrt (Himmel) 204, 213, 260–261, 274, 287, 290, 292, 336, 361, 363, 400, 402–403, 449, 505

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Wortindex, Ägyptisch Hry (über sein) 327, 502 Hry-ib (inmitten, wohnhaft) 356, 360 Ory-ib-wi# (GN, der inmitten der Barke, 12. Dekan, Tanis) 448 Ory(t)-ib-wi# (GN, 16. Dekan, Sethos I B) 461 Hry-s# (nach, zus. Präp.) Hry-t# (GN, der über der Erde) Ory-t#w (GN, der über den Ländern ist) Hryw-rnpt (die oberen Fünf) Hryt-tp (GN, Uräusschlange) Oryt-tp-oH#t-Hr-nb=s (GN, Die Uräusschlange, die für ihren Herrn kämpft, 7. NS) 378, 394, 435 Hryt (der Schrecken) Hrst (Karneol) 352–354 HH (Himmelsstütze) HH (Millionen) 385 Hs (loben, preisen) Os#-Hr (GN, der mit grimmigen Gesicht) Hsb (berechnen) 480 Hsp-n-Cnt#yt (Beet der Schentait) HQ# (Herrscher) 397 HQ#-Dt (Herrscher der Ewigkeit) HQ#t (Herrscherin) HQ# (herrschen) 302, 499 HQ# (Herrschaft) Hk# (Zauberer) Ok#-wr (GN, Großer Zauberer, Begleiter der 10. NS) Hk#w (Zauber) HQ#t (Herrscherin) HQ#t (Oipe, Kornmaß) Ok# (GN, Var. zu O#Qw)

56, 196, 149, 206,

211, 374,

244, 332, 382 499, 502 206 4 362

210, 321, 292 331–332, 214 297, 313, 290, 367 495 266, 439, 166 189, 206, 260, 265 189, 506 266, 292, 367 344 343 311 385 269, 272 557

653

Hknw (Lobpreis) 204, 367 Htyt (Kehle) 260, 313 Htp (der Friede, zufrieden sein) 271, 274, 314, 337, 339, 341, 383, 397, 500 Htp (untergehen, ruhen) 192, 213, 260, 291, 295, 305, 323, 325, 340, 363–364, 367, 382, 384–385, 400, 402–403, 429, 432, 441, 443, 450 Htp (Opfer) 500 Htpw (Opfergaben) 364, 500 Htptyw (GN, die Opfernden) 216 Htm (versehen sein) 260 HTt („freudig kreischender“ Pavian) 434 HD# (Schmutz, Unreines) 119 HD (leuchten) 246 HD (Kapelle) 402 HD-t# (Sonnenaufgang) 218 HDt (Silber) 352 HDt (Weiße Krone) 385 HDDwt (Licht) 177, 313

X Xt (Ding, Sache) 194, 213, 298–299 %#-di-nTr (ON, die Lotusblüte, die den Gott gibt) 360 %#w (GN, Tausende, 31. Dekan, Sethos I B) 354, 455, 484–485 (als 30. Dekan, Tanis) 389, 451, 484–485 X#wy (Nacht) 271, 382 X#b#s (Sterne) 189, 205, 397, 428, 449–450, 471, 473, 513 X#st (Fremdland) X#swt (Fremdländer, Pl.) 221 X#tyw (GN, Messerdämonen, Pl.) 292, 294, 363, 367, 370, 442, 471, 473, 486, 513, 535 Xi (hochhalten, aufsteigen) 54, 154, 336 %yt (GN, die Hochhaltende) 36, 42, 145, 147, 151, 154–157, 161, 163, 219, 362 %yt-i#btt (GN, die Hochhaltende des Ostens) 286–288

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Indices

654 Xy (Kind, Jüngling) 212, 263, 271, 313–315, 439 Xo (erscheinen) 54, 184, 204, 206, 213, 260, 303–304, 314, 364, 401, 403, 430, 471, 499 Xw (schützen) 181, 189, 302, 385, 401 Xwt (Schutzhaus) 181 Xp (fehlen, Fehlbestand) 204, 274 Xpr (werden) 178, 205, 271, 275, 290–291, 293, 304, 307, 350, 363, 382, 397, 433 Xpr(w) (Gestalt) 56, 178– 179, 184, 271, 313, 338–339, 341, 366, 434, 441, 497 %prwt (GN, die Entstandene, 8. TS) 344 %pri (GN) 212, 304, 306, 314, 350, 382, 385, 397, 402–403, 432, 434 %pri-wr (GN, Chepri, der Große) 479 (als Schutzgott der 12. NS) 320 %prr (GN, Skarabäus) 274, 314 XpS (Stierschenkel) 52, 56 XpS-mHty (Stierschenkel des Nordens) 52 Xfo (Faust) 292 Xft (Präp., gemäß) 205, 292, 314, 497 Xfty(w) (Feind(e)) 65, 206, 274, 290, 449 Xm (wissen) 385 Xmo (ergreifen, leiten) 298 %mow-Hmw (GN, Göttergruppe) 298 %mw (ON, Letopolis) 205, 209 Xn (sich niederlassen) 367 Xnwy (Chenfische, Dual) 448 Xmn (acht) Xmnw-nwt (8., Kardinalzahl) 193 Xmnw (der Achte, 8. MMT) 280 Xmnyw (GN, Achtheit) 260 Xnm (roter Jaspis) 331, 354 Xnp (annehmen) 179 %np-ib-mrr=f-wo (GN, der das Herz raubt und das Alleinsein liebt, 2. Pfeil) 455

%ns-wr (GN, Großer Wanderer) 488, 490 %nsw (GN, Chons) (als Begleiter der 8. TS) 344 Xnt (stromab fahren) 432 Xnt (Präp., vor, in) 189, 205, 214, 260, 274, 290–293, 305, 335, 385 %nt-Hn-nfr (ON, Nubien) 338 Xnty (Vorsteher) 65, 181, 327 %nty-mks (GN, Vorsteher des Mekes) 274–275 %nty-xty (GN, Chenticheti) 525 Xntyt (Vorsteherin, fem.) 457–458 %ntw-Hrt (GN, 2. Pseudodekan (4a), Sethos I B) 241–242, 328 %ntw-Hry (GN, Oberer Teil des Chentu-Sternbildes, 28. Dekan, Sethos I B) 353, 455 (als 26. Dekan, Tanis) 389–390, 451 %ntw-xry (GN, Unterer Teil des Chentu-Sternbildes, 29. Dekan, Sethos I B) 354, 455 (als 27. Dekan, Tanis) 389, 451 %ntt-Hryt (GN, Oberer des Chentet-Sternbildes, 12. Dekan, Sethos I B) 331, 460 %ntt-xryt (GN, Unterer des Chentet-Sternbildes, 13. Dekan, Sethos I B) 331 XntS (Freude) 266, 270, 272, 274–275, 290, 292 Xndw (Thron) 266, 270, 272 Xndt (GN, Gruppe von Dämonen) 485 Xr (Präp., vor, unter) 274, 279, 284, 337, 338, 383, 400–401 Xr (fallen) 290 Xryw (Unruhestifter, Pl.) 499 Xrw (rezitieren) 290 Xrww (der Fiesling, Pl.) 498 XsbD (Lapislazuli) 332, 502 Xsbdt (lapislazulifarbig, fem.) 383 Xrp (leiten) 196

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Wortindex, Ägyptisch Xsf (abwehren) 56, 65, 363, 384, 400, 403 %sft-Xmw (GN, Die den Umstürzler abwehrt, 11. NS) 211, 320, 376, 396 Xsr (vertreiben) 401–403 %srt-kkw (GN, die die Dunkelheit vertreibt) 431 %sttyw (GN, die Schakalgestaltigen) 161, 259, 263 Xt (Präp., nach) 177, 305

x xt (Bauch, Leib) 314, 384, 430, 432, 445, 502 x#t (Leichnam) 275 xnw (Inneres) 364 xnm (vereinigen) 204–205, 213, 274, 278, 302, 324, 325, 337, 367, 382, 384, 386, 441 xnmt (das vereinte Auge) 278 $nmt-onX (GN, die sich mit dem Leben verbindet, 12. TS) 299 $nmt-wrt (GN, großes Sieb) 184, 186 $nmw (GN, Chnum) $nmw[Hb] (Fest des Chnum, 28. MMT) 283 $nmw-Ro (GN, Chnum-Re) 439 xr (Präp., unter) 154, 220, 260, 266, 270, 274, 290–292, 313, 336, 339, 367, 402, 496–497, 502 xry (befindlich unter) $ry-b#Q=f (GN, der unter seinem Ölbaum ist) 501 $ry-Xpd-knmt (GN, der unter dem Hinterteil des Kenmettieres ist, 4. Dekan, Sethos I B) 241–242, 328 $ry-Xpd-srt (GN, der unter dem Hinterteil des Schafes ist, 23. Dekan, Sethos I B) 352 $ry-knmt (GN, 2. Dekan, Tanis) 209, 448 xrt-nTr (Nekropole) 309, 432 xrt-hrw (täglicher Bedarf) 184, 186, 204, 298, 349, 367

xrt (Bedarf) xrt (Grab) xkrwt (Schmuck)

655 500 193 364, 366

s st (Frau) 54, 184 st (Platz) 65, 153– 154, 204, 220, 276, 324, 337, 364, 382, 401–403 st-ib (Lieblingsplatz) 382, 401–403 st-o (unterstellt sein) 313 st-wrt (Sanktuar) 204, 337 st-r# (mit xr, unterstellt sein) 292, 313, 339 st-rdwy (Standort) 260–261 s# (Rücken) 497 s# (Sohn) 54, 181, 184, 260, 266, 292, 383, 391, 397, 459 s#-Wsir (GN, Sohn des Osiris) 266 s#-Ro (im KN: Sohn des Re) 179, 181, 213, 221, 458 c#(wy)-srt (GN, 21. Dekan, Tanis) 216, 253–254, 388, 451–452, 467 c#wy-srt (GN, 22. Dekan, Sethos I B) 352 c#(wy)-sSmw (GN, 15. Dekan, Tanis) 217, 374, 449 c#(wy)-Qd (GN, 29. Dekan, Tanis) 253–254, 257, 451 (28. Dekan) c#(wy)-Qd (GN, Flanke des KedSternbildes, 30. Dekan, Sethos I B) 354, 455 s#-t#-nTry (GN, eine Schlange) 206–207, 498–499 s#t (Tochter) 184, 382, 402–403 s#t-Ro (GN, Tochter des Re) 287, 313, 315, 327, 364 c#wy (Flanke, in Namen von Sternbildern, vgl. unter c#, Sohn) s#w (bewachen) 56 c#w-n=sn (GN, Schutzgötter) 490 c#w-nTr (GN, Schutz d. Gottes) 76

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Indices

656 c#w-nTry-Db#t (GN, Schutzschlange des Sarges 494 s#w (Schutz) 274, 287, 349, 525 s#b (bunt sein) 181 s#bw (Schakale, Pl.) 443 s#H (sich nähern) 449, 505 c#H (GN, Orion) 9, 56, 149, 189, 213, 348, 363, 396–397, 399–400, 506, 525 c#H-wr (GN, Großer Orion) 449 s#X (erleuchten) 262 s#X (verklären) 189 c#X-Nwn-s#X-wr (GN, der Nun verklärt und der den Großen verklärt) 497 c#Q (GN, Sternbild Krokodil) 546 sy (uPP, fem., sie) 54, 184, 260, 291–292, 294, 338, 366–367 si# (wissen, erkennen) 266 ci# (GN) 323, 401, 440 (als Begleiter der 3. TS) 346 si#w (Erkenntnis, 14. MMT) 281 si#w (Erkenntnis, 17. MMT) 282 siw (Stern) 206, 210–211, 216–218 siwr (befruchten) 363, 400 sip (prüfen) 274 sipt (kontrolieren) 192 sif (Ausgießen (?), 10. MMT) 280 sin (eilen) 292 sis (sechs) 205 so# (vergrößern) 366 sonX (beleben) 194, 270, 313, 363, 400, 403, 443 sor (erheben) 297–298, 497 cort-nb=s (GN, Die ihren Herrn erhebt, 2. NS) 209, 322, 380, 392, 435 soHo (aufstellen) 336 soS# (vermehren) 366 sw (Zeitpunkt) 260

sw (aPP, mask., er) 178–179, 204, 213, 271, 274, 290–291, 313, 382, 384, 402, 445, 497 sw#w (vorübergehen) 65 sw#S (Lobpreis, preisen) 291, 340, 364 swH (Wind) 430 cwH-Xpr-m-bik (GN, der Wind, der zum Falken wird) 440 swHt (Ei) 55, 184– 185 swD (überweisen) 384 swD# (heilen) 274, 290, 313 swD#w-Dt (GN, die die Ewigkeit heil sein lassen) 191–192, 198–199 sb (geleiten) sbtyw (GN, die Begleitenden) 217, 311 sb# (Stern) 56, 149, 206 sb#w (Sterne) 149, 209, 220, 442, 506 cb#w-Xrw (GN, gefallene Sterne) 525 sb#Q (erhellen) 506 sb#w (Tore, Pl.) 340 sbi / sbb (gehen) 366, 432, 445 sbi (Rebell, Feind) 206, 290, 383 sbiw (Rebellen, Feinde, Pl.) 400, 403, 499 sbXt (Tor) 499 sbXt-Nwn (Tor des Nun) 497 cbxs / cbxt / cbxd (GN, Sternbild 10. Dekan, Tanis) 207, 211, 253–254, 257, 374, 448 (10. Dekan, Sethos I B) 330 cbxs (GN, Sternbild, Dekan, Senmut-Familie) 499 cbSsn (GN, 10. Dekan, Tanis) 207, 211 (10. Dekan Sethos I B) 330 cbSsn (GN, Sternbild, Dekan, Senmut-Familie) 499 sbQt (Funkelauge) 277

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Wortindex, Ägyptisch cbk (GN, Sobek) 440 cbk-Ro (GN) 220 cbk / cbg (Merkur) 79, 160, 377, 381, 395, 408, 487 sp (Bestandteil) 266, 269–270 sp-2 / sn-nw (zwei Mal) 290, 294, 337, 384, 402, 497 sp-3 (drei Mal) 291 spw (Bestandteile, Pl.) 266 sp#t (Distrikt, Gau) 327 sp#wt (Distrikte, Pl.) 291, 481 spr (gelangen, begleiten) 290, 309, 314–315, 382 sprw (die Bitten, Pl.) 297–298, 313 spH (festbinden) 481, 506 cpty-Xnwy (GN, Lippen der beiden Chen-Fische, 15. Dekan, Sethos I B) 332, 461 (als 13. Dekan, Tanis) 374, 448 cpdw (GN, Sopdu) 300, 307 cpdt (GN, Sothis) 9, 149, 153, 213, 348, 364, 400, 403, 449, 506, 534 (als 1. Dekan, Sethos I B) 230, 236, 241, 358–359, 368 (als 36. Dekan, Senmut) 256 cpdt-wrt (große Sothis) 397 spd (trefflich, tüchtig sein) 302–303 cpd-Xntt (GN, 12. Dekan, Tanis) 211 spD (ausbreiten) 196 sf (gestern) 313–314 sfy (Kind) 54, 184 sfg (verbergen) 194 sm (Sem-Priester) 502 sm# (vereinigen) cm#-nb-#Xw (GN, der sich mit dem Herrn des Glanzes vereint, 11. Pseudodekan (31a), Sethos I B) 354, 455 cm#-k# (GN, der den Stier vereinigt) 526 sm#yw (Bande, Feinde, Pl.) 400 sm# (töten) 339, 363 sm#t (Weg)

657

sm#ty-stwt (Wege der Strahlen, 12. MMT) 281 sm#wy (tiefste Nacht) 220 smw (Pflanzen) 193, 246 smn (dauerhaft sein) 153, 205, 220 smsw (ältester) 344 smd (Augenbraue) 333 cmd (GN, Augenbraue, 19. / 20. Dekan, Sethos I B) 333, 359, 387, 419, 484 (als 19. Dekan, Tanis) 450, 484 smdt (Vollmondfest, 15. MMT) 7, 213, 262, 279, 281, 287–288, 317, 324, 432, 497–498 sn-t# (verehren) 217, 292, 384, 500 sn (gleichen) 204, 266 sn (erlösen) 366 sn (Bruder) 160, 287, 363, 397, 400, 403 snt (Schwester) 189, 204, 287, 449 snty (die Schwestern, Dual) 402–403, 433 sn (aPP, sie) 184 sn-nw (zweiter, gleichen) 246, 290–291, 364, 385, 502 snwt / sis-nt (6. MMT) 7, 280 snb (gesunden) 178 cnbt-%pri (GN, die Chepri gesund sein lässt, 11. TS, Var. zu NsbytXprw) 300, 343 snfr (vollkommen machen) 299 cnmt (ON) 184–185, 193 cnn (GN, 5. Dekan der Ep., Sethos I B) 356, 358–359 snXn (verjüngen) 314 snXX (verjüngen) 314 snsn (sich gesellen zu, vereinen) 195, 361 snsn-k#wy (Vollmondfest) 74, 204, 326, 433, 489, 529, 551 snD (Furcht) 339, 367 snDm (erfreuen) 266

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Indices

658 sr (Widder) 444 crt (GN, das Schaf, als 20. Dekan, Tanis) 216, 390, 450, 452, 467 (als 21. Dekan, Sethos I B) 333, 351, 359, 419 sr (Fürst) 274, 285, 316 sr (leiten) srw-wi# (GN, Leiter der Barke) 297 sr (ankündigen) 205, 213–214, 363, 438 srwD (stark sein lassen) 270 srX (Palastfassade) 430 srs (erwecken) 178 srQ (atmen lassen) 313 shr (grüner Jaspis) 330 sH (Plan) 266 sH#t (erheben) 506 sHr (vertreiben) 400, 403 cHrt-Dw (GN, Die das Böse vertreibt, 3. NS) 209, 379, 392, 444 sHtp (zufrieden sein lassen) 192, 260, 273, 284, 340, 385 sHD (erleuchten) 204, 306, 313, 324–325, 336, 366, 382–383, 385–386, 401–402, 438, 443, 479 sXt (Feld) 363, 400, 457–458 sXt-i#rw (Binsengefilde) 305 sXt-rwty (Feld der beiden Löwen)305 cXot-nfrw (GN, die die Vollkommenheit erscheinen lässt, 1. TS) 431, 444 cXot-nfrw-Ro (GN., Var. zu cXot-nfrw, 1. TS) 431 sXwn (streiten) 266, 268 sXwn + Hno (streiten mit) 268 sXpr (enstehen lassen) 266, 363, 400, 439, 480 sXm (Macht, Machtbild) 195, 217, 303 sXm (mächtig sein) 385, 449 sXm-onX n Imn (im KN: das lebende Machtbild des Amun) 204, 214 sXmw (Mächte) 364

sXmt (GN, die Mächtige) sXmty (Doppelkrone) cXmt (GN, Sachmet) cXmt-cpdt (GN, SachmetSothis) sXm (Sistrum) sXm (Heiligtum) sXn (setzen, positioniert) sXn (Stütze) sXn (vorne sein) sXn (umarmen) sXr (zu Fall bringen) sXrw (Pläne, Pl.) 338, 385, 441 sXd (herabsinken) 506 sxs (laufen) ssf (freundlich stimmen) sS (aufmachen) 341 sS (Beschriftung) sSp (leuchten) 290, 293–294, 402 cSpw (GN, die Leuchtenden) cSpt-Xow (GN, mit leuchtender Erscheinung, 4. TS) cSmw (GN, 14. Dekan, Tanis) 374, 449 sSm (führen) sSm (Statue, Abbild) 450 cSmt (GN, die Leiterin) cSmt (GN, die Leiterin, 2. TS) 346 cSmwt (GN, Führerinnen) sSmt (das Leitauge) sSmw (Gestalt) 307, 338 sSn (Lotus) cSry (GN, Sternbild) sSSt (Sistrum) 385 sSt# (Abbild, Gestalt) 401 cSt#t (GN, die Geheime, 4. TS) 346

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338–339 401, 403 338–339 362 366, 385 384 314 220 401 401 206, 449 292, 314, 382, 481, 384 500 300, 339, 276, 497 274, 279, 218 431, 444 217–218, 313 384, 386, 193 217, 306, 457 278 260, 278, 204 356 364, 366, 260, 274, 218, 305,

Wortindex, Ägyptisch sSd (umbinden) sSdi (retten / aufziehen) sQ# (hochheben) sQd(d) (befahren) 400, 442–443, 449, 497, 506 sk (vergehen) sk (Part., aber, nun) 336 ckr (GN, Sokar) 501–502 (als Schutzgott der 6. NS) cgry (GN, die Schweigenden, Dual) ct-rhn-pt (GN, der Leuchtende, der sich auf den Himmel stützt, 3. Pseudodekan (7a), Sethos I B) st (sprühen, ausgießen, schießen) 400, 403, 481 ctt-irw (GN, die mit strahlender Gestalt, 10. TS) cti (ON, Nubien) sty (sich hinwenden) m sty (angesichts, gegenüber von) stwt (gleichen) stwt (Strahlen) 383, 385–386, 430, 443 stwt (der Strahlende, 25. MMT) stnm (verwirren) stp (auserwählen) stp-n-PtH (Bestandteil von KN) 204, 214 stpw (Auserlesenes, 20. MMT) ctS (GN, Seth) sT (erleuchten) sT# (ziehen, zuwenden) 310, 313, 384, 443 sT#w (Nekropole) cTt (GN, Satis) sTi (verströmen) sTy (Duft) sTit (der Leuchtende, 11. MMT) sd#d# (zittern) sD#m (befruchten) sDf# (ernähren) sDf#w (Nahrung)

429 444 214, 259 314, 397, 177 213, 274,

sDm (hören) 313, 384 sDm-mdw=f (Hören seiner Worte, 19. MMT) sDr (schlafen) sDtyt (Mädchen) sDD (Götterbild)

149,

S

321 494

329 65, 363,

343 194 441 441 366 313, 315, 283 383 179, 181, 282 56, 79 363 296, 298, 72, 229 397, 505 340 340 281 292, 363 496 500 246

659 297–298,

282 382 383, 386 496

C#y (Schicksal, auch GN) 313, 510 S#y (Seth-Tier) 502 S#o (beginnen) 178, 260, 304, 385 Sow (Ländereien) 246 Sod (schneiden) 195 Sod (Gemetzel) 292 Swy-m-Qbb (Westwind) 130, 132 Cw (GN, Schu) 274, 277, 440–441 (als Begleiter der 1. TS) 347 Sww (Licht) 149, 178, 260, 334 Swt (gefiedert) 181 Swty (Federkrone) 385 Sps (prächtig) 54, 212, 263, 274, 364, 382, 401–403, 500 Sm (gehen) 56, 260, 271, 274, 285, 400, 403 Cm-m-nfy (GN, der als Wind weht) 440 Sm#yw (GN, Umherirrende, Pl.) 292, 294 Cm#yw[Hb] (Wanderer-Fest, 25. MMT) 283 Smw (Ernte-/Trockenzeit) 4–6, 8, 253–254, 256, 266, 272, 463, 485, 534 IV. Smw (4. Monat der Trockenzeit) 164 Sms (leiten, folgen, übergeben) 210, 263, 266–267, 290, 292, 323, 349, 364, 443, 449 Sms (Gefolge) 54, 184, 401, 442, 497 Sn-Ring (Symbol) 100 Sn (empfangen) 213 Sny (Haar) 340 Sno (Wolken) 402–403

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Indices

660 Snw (Umkreis) 192, 262–263, 274, 314, 318, 324–325, 384 Snw-n-itn (Umkreis der Sonne) 325 Snwt (Hofstaat) 290 Shb (sengende Glut) 119 Ssp (ergreifen, empfangen) 56, 192, 209, 260, 295, 309, 323, 350, 367, 382, 402, 443, 482 Cspw (GN, die Empfangenden) 218 Sspw-H#tt (GN, die das Bugtau ergreifen) 309 Csptyw (GN, Göttergruppe) 298 Csmw (GN, 17. Dekan, Sethos I B) 332, 461 Csmtt (GN) 302 Ssrw (Pfeile, Pl.) 481 St# (verborgen sein) 184, 432 Ct#t-irw (GN, die mit geheimer Gestalt, 10. TS) 301 Ctwy (GN, die beiden Schildkröten, 2. Dekan, Sethos I B) 230, 236, 241, 243, 359, 367, 369, 419, 425 STyt (ON, ein Heiligtum) 502 Sd (aufziehen) 314 Cd-Xrw (Störenfried, 16. MMT) 282, 557 Cd-Xrw (GN) 546 Cd-Xrw-m-xnw-Tmsw=f (GN, der Störenfried inmitten seiner Wut, 6. Pfeil) 461, 467 Cdtyw (GN, Göttergruppe) 161

Q Q# (hoch, groß sein) 306, 384 Ö#-mr-mwt=f (GN, Hoher, der seine Mutter liebt, 7. Pseudodekan (19a), Sethos I B) Q#w (Höhe, Hochstand) Q#b (Windung) Qb, kbb (kühler Lufthauch) QbH (kühlen) ÖbH-snw=f (GN, Kebehsenuef Horussohn) ÖbH-snw=f [Hb] (Kebehsenueffest, 7. MMT) QbHt (Libationsaltar) Qfdnww (Kefdenu-Affen, Pl.)

154, 290,

333 149–150 497 119

141, 557 280 192 338

Qm# (erschaffen) 266, 268, 382 Qnd (wütend sein) Qrrty (Quelllöcher, Dual) Qrty-St#ty (verborgene Höhlen) Qs (Kurzform von bi#-Qs-onX, Hämatit) Qd (Wesen) Öd (GN, 28. Dekan, Tanis) 451 Qd (Gestalt)

177, 194, 338 339, 341 304 330 366 253, 389, 246

k k# (Stier) 196, 271, 334 K#-i#Xw (GN, Stier des Lichtglanzes, Schutzgott 1. NS) 209, 322 k#-ps (GN, der brennende Stier) 271, 432 k#-nXt (GN, der starke Stier) 432 K#-t#wy (GN, Stier der beiden Länder, Schutzgott 2. NS) 209, 322 K#-dSr-ms-xnnw (GN, der rote Stier, der den Aufruhr verursacht, 7. Pfeil) 459–460 k# (Ka) 273, 292, 298, 314, 327, 367, 401, 443, 500 k#w (Nahrung) 339, 341 k#p (Räucherung, 9. MMT) 280 k#pt (Himmelsgewölbe) 154 k#r (Heiligtum, Schrein) 303, 340, 364, 366, 401 ky (anderer) 178 Kyt (GN, Äffin) 339 km (vollenden) 292 km (schwarz sein) 351, 502 km# (erschaffen) 304 Kmt (Ägypten) 221 Knmw-sSmw (GN, der Dunkle von Seschem, 16. Dekan, Tanis) 218, 375, 449 (als 18. Dekan, Sethos I B) 332, 462 Knmt (GN, 1. Dekan, Tanis) 25, 205, 209, 224, 371, 407, 417, 425, 448, 518 (GN, 3. Dekan, Sethos I B) 230, 341–242, 328, 333, 359, 368, 419 knHw (Finsternis, 24. MMT) 283

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Wortindex, Ägyptisch Knst (ON, Kenset) ks (gebeugt) 193 kkw (Nacht) Kkw (GN, Kek, Urgott) Kkt (GN, Keket, Urgöttin) c#(wy)-Qd (GN, 29. Dekan, Tanis)

338 54, 184, 65, 205 287 287 253, 389

g g#bt (Arm) Gb (GN, Geb) 382, 400, 440 gbt (Himmelsgewölbe) 187, 221, 471 gm (finden) gmH (sehen) gnxwt (Sterne, Pl.) grH (Nacht) 438, 497 grH (Fehlstelle) gsw-prw (Tempel, Pl.) gsp (ausstatten) Gsptyw (GN, Göttergruppe) 297–298, 310, 313

154 274, 277, 54, 184, 266 481 428, 505 290, 334, 266 291 298 161,

t t# (Brot) 500 t# (unab. Art., fem., Sg.) 149 t#y= (Poss. Art., fem., Sg.) 149 t# (Erde, Land) 54, 154, 184, 193, 195, 220, 260, 274, 279, 290–291, 304, 313, 324–325, 367, 382–383, 385–386, 400, 430, 441, 449, 457, 480, 500 v#-(n-)Itmw (ON, Hathortempel, Dendara) 335–336 t#-onX (ON, Lebensland) 179, 356 t#-nTr (ON, Gottesland) 266–267 v#-rrt (ON, Dendara) 276, 285, 391, 402–403 t#-Hnkt (GN, Bez. für Geb in Form einer Schildkröte) 496 t#-Xnt (ON, Südland) 338 v#-sny (ON, Esna) 439 v#-Tnn (GN, Tatenen) 441

661

t#-Dr=f (im ganzen Land) 205, 271, 480 t#wy (Länder, Dual) 178, 204, 274, 292, 300, 302, 313, 338–339, 341, 363, 366, 383, 385–386, 400, 402–403, 479 t#w (Länder, Pl.) 271, 443 tit-Zeichen (Symbol) 264 tw (diese, Dem. Pron.) 502 tw# (stützen, hochheben) 145, 154, 212, 214, 219, 313, 315, 335–336, 361, 441 tw#-pt-Szenen (Himmel stützen) 145 tw# (Kulmination) 150 vw#yt (GN, die Stützende) 36, 42, 146, 151, 153–157, 161, 163, 219, 221, 362 vw#yt-mHtt (GN, die Stützende des Nordens) 286–288 tw#t-nb=s (GN, die ihren Herrn hochhebt) 142 tw#t (Firmament) 154 twy (diese, Dem. Pron.) 55, 184 twt (du, PP, fem.) 366, 401 twt (Gestalt, Statue) 502 twt (vollständig sein) vwtw (GN, Vollstänige, Pl.) 296 vwtw (GN) 459, 484 tp (Kopf) 54, 153, 186, 204, 246, 296, 339, 383, 497 tp (Präp., auf, an) 153, 270–271, 275–276, 279, 285–286, 313–315, 326, 397–398, 438, 441, 480 tp-o (bevor, Konj.) 441 tp-nfr (gute Ordnung) 458 tp-rnpt (Jahresbeginn) 363 tp-rd (Dienstanweisung, Recht, Vorschriften) 218, 274, 297–298 tpyw-o (Vorzeitliche, Pl.) 301 tpyw-t# (die auf der Erde, Pl.) 204 tpy (erster, mask.) 178, 205, 274 tpyw (befindlich auf, Pl.) 400, 403 tpyt (erste, fem.) 206, 382

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Indices

662 tpyt (Stirnschlange, Uräus) 406 tpy-o (Vorgänger) vpy-o-#Xwy (GN, der Vorgänger des Hellen, 22. Dekan, Tanis) vpy-o-#Xwy (GN, der Vorläufer der beiden Achs, 22. Dekan, Sethos I B) vpy-o-b#wy (GN, Vorläufer der Bas, 26. Dekan, Sethos I B) (als 24./26. Dekan (2x), Tanis) 451 (24.) vpy-o-Xntt (GN, Vorläufer von Chentet, 11. Dekan, Tanis) 253–254, 374, 448 (als 11. Dekan, Sethos I B) vpy-o-cpdt (GN, Vorgänger von Sothis, 36. Dekan, Sethos I B) vpy-o-smd (GN, Vorgänger der Augenbraue, 17. Dekan, Tanis) 375, 407, 450 (als 18. Dekan, Sethos I B) vpy-o-Knmt (GN, 1. Dekan, Senmut) vpy-t# (GN, der auf der Erde ist) tpyw-r# (Ausspruch) tpyw-t# (Erdenbewohner) vfnwt (GN, Tefnut) 440 tm (Neg. Part.) 481, 506 tm#t (Mutter) tn (Dem. Pron., fem., diese) 385 tr (Jahreszeit) 496, 500 trw (Jahreszeiten, Pl.) vXy (1. Monat) tknw (nahen, sich nähern) vknw (GN) vknw-n-Ro [Hb] (Tekenu des ReFest, 12. MMT)

385–386,

216, 451

352, 388 353, 455 388, 390,

211, 330, 460 356, 359 218, 371, 333 256 525 259 279 274, 277, 55, 184, 55, 184 204, 266, 305, 363, 213 256 546, 557 281

T T# (Kind) T#wy (die beiden Kinder)

204

V#wy (Name des Chnumtempels von Esna) 428 T#y (männliches Kind) 502 T#w (Wind) 260, 313, 339, 341 T#w-i#bt (Ostwind) 130, 132 T#w-nfr (schöner Wind) 336 T#w-nfr-n-imntt (der schöne Westwind) 336, 362 T#w-nfr-n-mHtt (der schöne Nordwind) 140, 142 T#w-nfr-n-rsy (der schöne Südwind) 140, 142, 361–362, 493 T#w-nDm (Nordwind) 130, 132, 134 T#w-rsy (Südwind) 130, 132 Tw (aPP, du) 189 Tbty (die beiden Sandalen) 154 TpHt (Quellloch) 179, 192 Vm#t (GN, 6. Dekan, Tanis) 210, 373, 448 (als 7. Dekan, Sethos I B) 329 Tms (rot) 461 Vms-Xntt (GN, Roter des Chentet, 14. Dekan, Sethos I B) 332, 461, 467 Tn (dich, aPP, 2. Sg.) 401 Tn (euch, aPP, 2. Pl.) 340 Tnw (erheben) 184 Vnt (GN, die Erhabene) 400,403 Vnnt (GN, Tjenenet) 274, 278, 400, 403 Vnnt (ON bei Memphis) 500 THn (leuchten) 290–291, 336 THn (natürliches Glas) 328–330, 332, 354–355 THHw (Freude, Jubel) 276, 290 Ts (anfügen, knüpfen) 266, 268–269, 271, 290 Vsw (GN, der Bindende) 440 Vs-orQ (GN, Tjes-arek-Sternbild, 34. Dekan, Sethos I B) 355, 455 (als 33. Dekan, Tanis) 390, 451 Tsmt (Mineral von roter Farbe?) 353

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Wortindex, Ägyptisch

663

d

D

dw# (preisen) 216–217, 305–306, 312–314, 323, 340, 349–350, 364, 430, 434 ew#-mwt=f (GN, Duamutef, Horussohn) 142, 557 [Hb] (Duamutefew#-mwt=f fest, 6. MMT) 280 dw#w-Ro (GN, die Re preisen) 312 dw#tyw (GN, die Preisenden) 217 dw#t (Duat, Unterwelt) 51, 65– 66, 290–291, 385, 400, 429, 432, 439, 445, 450, 457, 481, 498, 500, 506, 542 dw#w (Morgen) 312, 313–315, 340–341, 384, 397, 398, 479 dw#y (morgendlich) 79, 124, 149–150 dw#yt (Morgendämmerung) 79 dwn (ausstrecken) 154 ewn-onwy[Hb] (Fest von Dunaui, 27. MMT) 283 dbn (ziehen, herumgehen) 363 dbH (Bestandteil) 268 dbHw (Bestandteile, Pl.) 260, 262, 274, 276, 285, 432, 439 dbdb (Schlagfertigkeit) 266 dm (aussprechen) 298 dmit (Ortschaft) 309, 382 dmD (versammeln, vereinen) 292, 367 dnit (Anteil) 297 dnit (Anteil, 7. MMT, Halbmondfest) 7, 280 dnit (Anteil, 23. MMT) 282 dnityw-m-D#t (GN, die zum Anteil gehörenden in der Nacht) 296 dndnyt (der / die Zornige) 195, 385 dr (vertreiben) 383 ds (Feuerstein) 56, 332, 351 dSr (rot) 385 dSrt (Rote Krone) 385 dSrt (ON, Wüstengebiet) 496 dg# (sehen, Anblick) 366–367 edwn (GN, Dedun) 196

Dt (Ewigkeit) 178, 204, 219–220, 260, 292, 304, 313–314, 323, 325, 337, 340, 367, 385, 397, 401, 429, 432–433, 445, 481, 499 Dt=f-xt=f (Tag und Nacht) 433 Dt (Körper, Leib) 274, 290, 350, 366 D# (überqueren, fahren) 213–315, 444 E# (GN, Überquerer, Venus) 487, 490 D#isw (GN, Aussprüche) 440 D#w (Nacht) 296 D#mw (die Jugend) 384 E#t (GN, 4. Dekan, Tanis) 209, 372, 448 D#D#t (Kopf) 429 Dw (Berg, Hügel) 37, 384 Dw-Zeichen 381 Dw(t) (das Böse) 206, 213, 367, 383, 401, 499 Dom (Weißgold) 56 Db# (versehen, ausstatten) 274, 290 Db#w (Äquivalent) 277 Db#t (Begräbnisstätte, Sarg) 134, 327 Db#tyw-wrw (GN, Die zum Sarg gehörenden Großen) 292, 294 ep (ON, Buto) 209 Df#w (Speisen, Nahrung) 194, 500 DfD (Pupille) 195, 277 Dnn (Kopf) 154 Dr (seitdem, Konj.) 338 EHwty (GN, Thoth) 204, 260, 262, 273–274, 290–292, 294, 300–304, 306, 308, 314, 323, 348–349, 401 EHwty-wr (GN, großer Thoth) 434 (als Begleiter der 6. TS) 345 EHwty[Hb] (Thothfest, 1. MMT) 279 Ds (selbst) 179, 220, 266 Dsr (heilig, abgeschirmt) 297, 441 Dsr-w#t (den Weg freimachen) 384 Dsrt (das heilige Auge) 278 Dsryt (Abgeschirmtes) 154 Esrt-sSt# (GN, die mit erhabener Gestalt, 9. TS) 344

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Indices

664 Esrt-St#w (GN, die mit erhabener Gestalt, 6. NS) 378 Dd (sagen) 56, 65– 66, 159, 193–196, 259, 266, 276–279, 287, 292, 351, 445, 505 Dd (Dauer) 284 Dd (dauern) 401–402 Dd (Pfeiler) 204 Ed-Sps (pärächtiger Pfeiler) 204, 501 Dd# (reif sein) 271 Edw (ON, Busiris) 260

Wortindex, Griechisch ἀρτάβη (Artabe, Maßeinheit)

Zahlen 2 3 4 5 6 9 9-nt Xt (9. Cluster) 14 30 220

266, 269 209, 266, 269 497 220, 266, 269 196 205, 209 461 266 279, 286, 294 196

Unklares iSS (…?…) wp[… …] (…?…) N…?…-o# (GN, Großer …?…) ew# [-…--…] (GN, Der preisende [-…--…])

154 402 356 525

Wortindex, Koptisch Grammatische Abkürzungen: Poss. Art.

Possessivartikel

ⲃⲁⲗ (Auge) ⲉⲡⲏⲡ (Epiphi, Monatsname) ⲡⲁ-/ⲡⲉϥ- (Poss. Art., mask. Sg.) ⲛⲁ-/ⲛⲉϥ- (Poss. Art., Pl.) ⲥⲓⲟⲩ (Stern) ⲧⲁ-/ⲧⲉϥ- (Poss. Art., fem. Sg.) Ϫⲱ=, Ϫⲱϫ (Kopf)

278 272 149 149 206 149 429

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269

Inhalt Band 3 Tafeln* Athribis Repittempel, Rekonstruktion des rückwärtigen Umgangs L 2, Übersicht .......................... Tafel III Repittempel, Rekonstruktion L 2, Osthälfte ...................................................................... Tafel IV Repittempel, Rekonstruktion L 2, Westhälfte ................................................................... Tafel IV Das Grab des Bürgermeisters Psenosiris, Raum I .............................................................. Tafel V Das Grab des Bürgermeisters Psenosiris, Raum II ............................................................ Tafel VI Das Grab des Bürgermeisters Psenosiris, Übersicht ......................................................... Tafel VII Zodiac Tomb, Übersicht der Decke des Grabes ..............................................................Tafel VIII Philä, Isistempel Die Deckendarstellungen des Pronaos .............................................................................. Tafel IX Die Seiten der Architrave des Pronaos .............................................................................. Tafel X Dendara, Hatortempel Übersicht zur Decke des Pronaos ..................................................................................... Tafel XI Übersicht zu den Decken der Osiriskapellen auf dem Dach ............................................. Tafel XII Runder Zodiakus in der 2. östl. Osiriskapelle .................................................................Tafel XIII Kom Ombo Übersicht zu den Soffitten im Pronaos (Hypostyl) ......................................................... Tafel XIV Esna Chnumtempel, Übersicht zur Decke des Pronaos ............................................................. Tafel XV Esna-Nord, Übersicht der beiden Bildstreifen der Decke des Pronaos ............................ Tafel XVI Die Stunden des Stundenrituals: Darstellungen des Sonnengottes ...................................... Tafel XVII

*

Bei allen Tafeln ist zu beachten, dass die für die Deckenansicht zugrundeliegenden Grundrisse gespiegelt wurden, um die einzelnen Abbildungen und Photos in der Originalansicht wiedergeben zu können.

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Tafeln

Legende, Farbgebung:

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II

Tafel

III

Athribis, Repittempel: Rekonstruktion der Decke des rückwärtigen Umgangs L 2 (Gesamtübersicht)

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Tafel

Athribis, Repittempel: Rekonstruktion der Decke des Umgangs L 2 (Osthälfte)

Athribis, Repittempel: Rekonstruktion der Decke des Umgangs L 2 (Westhälfte)

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IV

Tafel

V

Athribis, Das Grab des Bürgermeisters Psenosiris, Decke im Raum I, überarbeitete und erweiterte Strichzeichnung aus EAT III, Tf. 38

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Tafel

VI

Athribis, Das Grab des Bürgermeisters Psenosiris, Decke im Raum II, überarbeitete und erweiterte Strichzeichnung aus EAT III, Tf. 39

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Tafel

VII

Athribis, Mayors Tomb: Überarbeitete Tafeln aus EAT III, Tf. 38 und 39, eingepasst in den Grundriss des Plans nach FARAG, in MDAIK 41, 1985, 7

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Tafel

Athribis, Zodiac Tomb: Überarbeitete Tafel aus PETRIE, Athribis, Tfn 36 und 42, eingefügt in einen aktuellen Plan (E-Science-Center, Tübingen)

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VIII

Tafel

IX

Philä, Pronaos: Montage der z. T. leicht überarbeiteten Tafeln zu den Soffitten und den Decken aus BÉNÉDITE, Philæ, Tfn 46–58

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Tafel

X

Philä, Pronaos, Seitenansichten der Architrave: Montage der z. T. leicht überarbeiteten Tafeln aus BÉNÉDITE, Philæ, Tfn 43–44 und 59–65

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Tafel

XI

Dendara, Hathortempel, Übersicht der Decke des Pronaos mit farblich überarbeiteten Strichzeichnungen aus CAUVILLE, Dendara XV, Traduction, Tfn VI–VIII

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Tafel

XII

Dendara, Hathortempel, Übersicht der Decken der Osiriskapellen auf dem Dach mit Tafeln aus D X, Tfn 60, 115, 204 und 260 (Plan: Akademieprojekt)

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Tafel

XIII

Dendara, Hathortempel, Runder Zodiakus an der Decke der 2. östl. Osiriskapelle, nach D X, Tf. 60

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Tafel

Kom Ombo, Decke des Hypostyls: Montage der überarbeiteten Strichzeichnungen aus KO 313–326 in den Grundriss nach PM VI, 180

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XIV

Tafel

XV

Esna, Chnumtempel, Decke: Überarbeitete Tafeln aus Esna IV, Abb. 1 zwischen S. XII und XIII

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Tafel

XVI

Esna, Nordtempel, Decke des Pronaos: Überarbeitete Tafel nach: Description I, Tf. 87 und EAT III, Tf. 29

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Tafel

XVII

Kopien aus: BÉNÉDITE, Philæ, Tfn 47–49 (Philä, Pronaos); E IX, Tfn 70–73 (Edfu, Pronaos); E X, Tf. 33c (Edfu, Wabet); Akademiephotos Dendara (Dendara, Pronaos); D X, Tfn 60 (Dendara, Osiriskapelle); überarbeitete Tafel aus EAT III, Tf. 38 (Athribis, Psenosiris); Ausschnitt aus Block B6032 (eigene Zeichnung)

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