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German Pages 1210 [1212] Year 2004
Deutsches Fremdwörterbuch Band 5
Deutsches Fremdwörterbuch Begonnen von Hans Schulz, fortgeführt von Otto Basler 2. Auflage, völlig neubearbeitet im Institut für Deutsche Sprache
Band 5: Eau de Cologne — Futurismus bearbeitet von Gerhard Strauß (Leitung/Redaktion), Heidrun Kämper, Isolde Nortmeyer, Herbert Schmidt, Oda Vietze
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Walter de Gruyter · Berlin · New York
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ISBN 3 - 1 1 - 0 1 8 0 2 1 - 9 Bibliografische
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Der Deutschen
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Verzeichnis der zitierten Zweitquellen Die in den Wörterbuchartikeln verwendeten Kurztitel erscheinen eingeklammert in Versalien jeweils am Ende der bibliographischen Angaben. Althochdeutsches Wörterbuch auf Grund der von Elias Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bearb. u. hrsg. v. Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings, ab Bd. 2 hrsg. v. Rudolf Große. Bd. 1 ff. Berlin 1968 ff. (AHD.WB) Anderson, Robert R., Ulrich Goebel, Oskar Reichmann: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Bd. I f f . Berlin/New York 1989ff. (FRNHD.WB) Anglizismenwörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945, begr. v. Broder Carstensen, fortgeführt v. Ulrich Busse. Bd. 1 — 3. Berlin/New York 1 9 9 3 - 9 6 . (AWB) Bartels, Karl: Veni Vidi Vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen. Zürich/München 1989. (BARTELS) Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Hrsg. v. Hermann Paul u. Wilhelm Braune. Bd. 1 ff. Halle/S. 1874 ff., Bd. 77 ff. Tübingen 1955 ff. (PBB) Benecke, Georg Friedrich, Wilhelm Müller, Friedrich Zarncke: Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Reprograf. Nachdr. der Ausg. Leipzig 1854. Bd. 1 — 3. Hildesheim 1963. (BENECKE/MÜLLER/ZARNCKE) Berning, Cornelia: Vom „Abstammungsnachweis" zum „Zuchtwart". Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin 1964. (BERNING) Bielfeldt, Hans Holm: Die slawischen Wörter im Deutschen. Leipzig 1982. (BIELFELDT) Brandenburg-Berlinisches Wörterbuch. Hrsg. v. der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Begründet und angelegt v. Anneliese Bretschneider unter Einschluß der Sammlungen v. Hermann Teuchert, bearb. unter der Leitung v. Gerhard Ising (ab Bd. 2, Lieferung 5 unter der Leitung v. Joachim Wiese). Bd. 1 ff. Berlin 1976 ff. (BBWB) Brunner, Otto, Werner Conze, Reinhart Koselleck (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe — Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Stuttgart 1972 ff. (BRUNNER/CONZE/KOSELLECK) Brunt, Richard James: The Influence of the French Language on the German Vocabulary ( 1 6 4 9 - 1 7 3 5 ) . ( = Studia Linguistica Germanica 18). Berlin/New York 1983. (BRUNT) Büchmann, Georg: Geflügelte Worte. Berlin 1972. (BÜCHMANN) Campe, Joachim Heinrich: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Braunschweig 2. Aufl. 1813. (CAMPE) Carmesin, Dagmar: Das Fremdwort bei Johann Beer. Ein Beitrag zur deutschen Wort- und Sprachgeschichte. München 1992. (CARMESIN) Carstensen, Broder: „Babys" oder „Babies"? Zum Plural englischer Wörter im Deutschen. In: Muttersprache 92 (1982), S. 2 0 0 - 2 1 5 . (CARSTENSEN, Babys)
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Verzeichnis der zitierten Zweitquellen
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Verzeichnis der zitierten Zweitquellen
Viereck, Wolfgang (Hrsg.): Studien zum Einfluß der englischen Sprache auf das Deutsche — Studies on the Influence of the English Language on German. Tubingen 1980. (VIERECK) Volland, Birgit: Französische Entlehnungen im Deutschen. Transferenz und Integration auf phonologischer, morphologischer und lexikalisch-semantischer Ebene. Tübingen 1986. (VOLLAND) Wächtler, Johann Christian: Commodes Manual, Oder Hand-Buch. Leipzig 1709. (WÄCHTLER) Walde, Α., J. B. H o f m a n n : Lateinisches Etymologisches Wörterbuch. Heidelberg 3. Aufl. 1954 (WALDE/HOFMANN) Warnke, Ingo: Wörterbuch zu T h o m a s Müntzers deutschen Schriften und Briefen. Tübingen 1993. (WARNKE) Weber, Johann Adam: Lexicon Encyclion, Oder kurtzgefaßtes Lateinisch-Teutsches und Teutsch-Lateinisches Universal Wörter-Buch. T. 1—2. Chemnitz 1734. (WEBER) Weigand, Friedrich Ludwig Karl: Deutsches Wörterbuch, voll ständig neu bearb. v. Karl v. Bahder, Hermann Hirt u. Karl Kant, hrsg. v. Hermann Hirt. Photomechan. Nachdr. der 5. Aufl. Gießen 1 9 0 9 - 1 0 . Bd. 1 - 2 . Berlin 1968. (WEIGAND) Weimann, Karl-Heinz: Paracelsus und der deutsche Wortschatz. In: L. E. Schmitt (Hrsg.): Deutsche Wortforschung in europäischen Bezügen II. Gießen 1963, S. 360 ff. (WEIM A N N 1963) ders.: Paracelsus — Lexikographie in vier Jahrhunderten. In: Medizinhist. Journal 16 (1981), S. 1 6 7 - 1 9 5 . (WEIMANN 1981) Wis, Marjetta: Ricerche sopra gli italianismi nella lingua tedesca. Dalla meta del secolo XIV alia fine del secolo XVI. Helsinki 1955. (WIS) Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium medico-physicum oder Schatzkammer medicinisch- und natürlicher Dinge. Leipzig 1709. (WOYT) Wülfing, Wulf: Schlagworte des Jungen Deutschland. Mit einer Einführung in die Schlagwortforschung. ( = Philologische Studien und Quellen 106). Berlin 1982. (WÜLFING) Zedier, Johann Heinrich: Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste. Bd. 1 - 6 4 u. Suppl. 1 - 4 . Leipzig/Halle 1 7 3 2 - 5 4 . (ZEDLER) Zetkin/Schaldach: Wörterbuch der Medizin in drei Bänden. 5., überarb. u. erw. Aufl. Hrsg. v. Herbert Schaldach. Stuttgart 1974. (ZETKIN/SCHALDACH) Zindler, H.: Anglizismen in der deutschen Pressesprache nach 1945. Diss. Kiel 1959. (ZINDLER) Zirker, Otto: Die Bereicherung des deutschen Wortschatzes durch die spätmittelalterliche Mystik. Jena 1923. (ZIRKER)
Ε Eau de Cologne Ν., früher auch F. (-; Eaux de Cologne), Ende 18. Jh. übernommen aus frz. eau de Cologne '(Duft-)Wasser aus Köln' (aus eau 'Wasser' (< lat. aqua), de 'von, aus' (< lat. de) und Cologne 'Köln'; vgl. analoge Verbindungen wie eau de millefleurs, eau de Lavande, eau de parfum, eau de toilette), ältere Bezeichnungen wie Aqua della Regina, Eau de la Reine oder Eau admirable ersetzender, seit 1742 urkundlich belegter, vermutlich von französischen Offizieren während des Siebenjährigen Krieges in Deutschland verbreiteter Name des zuerst (seit 1709) in Köln von Johannes Maria Farina hergestellten Markenartikels; auch in Verballhornungen wie Odekoloin und mit Bindestrichschreibung Eau-de-Cologne. Bezeichnung für ein im Unterschied zum —> Parfüm in schwächerer Konzentration mit Duftessenz/ätherischen Ölen versetztes, wohlriechendes Alkohol-Wasser-Gemisch, das zunächst medizinischen und kosmetischen Zwecken diente und bis heute bes. wegen seiner belebenden und erfrischenden Wirkung aufgetragen wird, konkurrierend mit (Teil-)Lehnübersetzungen wie Eau de Köln, Kölnisches/Kölner Wasser und heute verdrängt von Kölnisch Wasser/Kölnischwasser, in Wendungen wie ein Fläschchen Eau de Cologne, nach Eau de Cologne duftend, ein zarter Duft nach/ von Eau de Cologne. Goethe 1799 Br. (WA IV 14,201) schicke ich der liebwerthen Frau Wöchnerinn ein Glas Eau de Cologne zur Erquickung; Varnhagen v. Ense 1808 Buch d. Andenkens 1 387 Niemals in Gesellschaft, niemals im Theater, nie zu Wagen; Talglichte und Branntwein anstatt eau de Cologne; Raumer 1810 Briefw. (Leben 1 225) sie ließ seine H a n d nicht los, und sagt ihm, er möge Eau-de-Cologne zwischen ihre H ä n d e gießen, weil sie an großer Hitze leide; Meisl 1820 Quodlibet (I 66) Ich bin der galanteste M a n n im ganzen Land./ Ich h a b mir einen eignen Meister gehalten,/ Der mir vertrieben die Runzeln und Falten./ Riechens mir, sie kriegen Vapeur/ Vor lauter eau de Cologne und des milles fleurs,/ Alles was Sie sehn, ist ausländisch an mir; Luden 1847 Rückblicke 91 Er [Goethe] will immer was Apartes haben. Das Schnupfen hat er sich freilich nicht angewöhnt, aber d a f ü r zieht er eau de Cologne und anderes spirituoses Zeug in die Nase hinein . . das Cölnische Gebräu; Rodenberg 1856 Bilderbuch 234 [Als] J o h a n n Maria Farina seine von der Londoner Ausstellung her bekannte Eau-de-CologneFontaine springen ließ; Langhans 1872 Orient 93 Eau-de-Cologne-Fläschchen; Wickede 1878 Leut-
nant 231 eilte er . . in sein eigenes dürftiges Quartier, um dort in größter Hast die nöthige Toilette zu machen und w o möglich durch reiche Waschungen mit Eau de Cologne den Casernen-Parfüm zu vertilgen; Th. Mann 1901 Buddenbrooks (W. I 488) ordnete seine Krawatte und sog einen Augenblick den Eau-de-Cologne-Duft seines Taschentuches ein; Heinroth 1906 Enttäuschungen I 213 indem sie ihre bleichen Wangen heftig mit Eau de Cologne rieb, um Farbe hinein zu bekommen; Hurst 1927 Mannequin 131 eine kleine Reihe von billigen zarten Dingen wie Eau de Cologne, Parfüm, nach denen man doch verlangte, hinten auf den Waschtisch zu stellen; 1948 Zwiebelturm 23 jetzt gespritzt mit Odekoloin/ Daß es duftet wunderfoin; Bild 23.5.1967 Vom Duft, der eine schöne Frau begleitet, schwärmen die Dichter von alters her. Schon im Altertum trieben Griechen, Römer und die verführerische ägyptische Königin Kleopatra reichlichen Luxus mit wohlriechenden Salben und Wässern. Und vom Toilettentisch der modernen Frau ist der Parfümflakon und die Flasche mit Eau de Cologne kaum mehr wegzudenken; ebd. Eau de Cologne und Eau de Parfum dür-
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echauffieren
fen Sie in den Handflächen verreiben. Sie dürfen . . ein wenig verschwenderisch damit umgehen; MM 21.9.1985 Viele Parfümerien werden von Trinkern umlagert, die sich flaschenweise Eau de Cologne besorgen; ebd. 1. 4. 1989 Toilettenseife, echtes Eau de Cologne, überhaupt alle zur Toilette ge-
hörigen Gegenstände; taz 17. 3. 1992 der Kindheit, in der [Holly-Jane] Rahlens . . im Gemischtwarenladen für drei Dollar eine Eau-de-Cologne-Flasche gestohlen hat; taz 20. 11. 2001 als I-Tüpfel baumelt ein Eau-de-Cologne Zerstäuber um den Hals. IN
e c h a u f f i e r e n V. t r a n s , u n d r e f l e x . , seit f r ü h e m 1 7 . J h . n a c h g e w i e s e n e E n t l e h n u n g a u s g l e i c h b e d . f r z . (s')echauffer excal(e)facere
e r h i t z e n ' , z u calidus echaufieren
( ü b e r v u l g ä r l a t . *escal(e)fare
' e r h i t z e n ' , a u s i n t e n s i v i e r e n d e m ex-
' w a r m ' ; —» C h a u f f e u r , vgl. Kalfaktor),
und eindeutschend
z u r ü c k g e h e n d a u f lat.
u n d cal(e)facere
'warm
machen,
a u c h in d e r S c h r e i b u n g
eschoffieren.
B i l d u n g s s p r . als V. t r a n s , in d e r v e r a l t e n d e n B e d . ' j m d n . in S c h w e i ß b r i n g e n , w a r m m a c h e n , p h y s i s c h a n s t r e n g e n ' (s. B e l e g e 1 6 1 6 , 1 7 8 9 ) u n d ' j m d n . p s y c h i s c h a u f r e g e n , e r r e g e n , a u f b r i n g e n , z o r n i g , u n g e d u l d i g m a c h e n ' (s. B e l e g 1 7 8 0 ) , ü b e r w i e g e n d a b e r als V. r e f l e x , v e r w e n d e t in d e r bis h e u t e d o m i n a n t e n B e d . ' s i c h ( ü b e r m ä ß i g ) e r h i t z e n , a n s t r e n g e n , ins S c h w i t z e n , a u ß e r A t e m g e r a t e n ( d u r c h k ö r p e r l i c h e A n s t r e n g u n g ) ' (s. Belege 1 7 9 4 , 1 8 0 0 , 1 8 4 5 , 1 9 0 8 , 1 9 8 6 ) und schon früh übertragen für 'sich psychisch a u f r e g e n , a u f g e r e g t , e r r e g t s e i n ' (s. B e l e g e 1 6 8 7 ,
1691,
1827,
1 9 0 1 ) , a u c h in d e r
W e n d u n g sich für e t w a s / j m d n . echauffieren 'sich übereifrig für e t w a s / j m d n . e r w ä r m e n , ins Z e u g l e g e n , a n s t r e n g e n ' (s. B e l e g e 1 8 4 0 , 1 8 7 0 ; vgl. sich
engagieren);
selten
im P a r t . P r ä s . e c h a u f f i e r e n d ' a u f r e g e n d , s p a n n e n d , i n t e r e s s a n t ' u n d h ä u f i g i m P a r t . P e r f . e c h a u f f i e r t , a t t r . u n d ö f t e r i m Z u s t a n d s p a s s i v v e r w e n d e t f ü r ' a n g e s t r e n g t , erh i t z t , a u ß e r A t e m ' (s. B e l e g e 1 7 7 9 , 1 8 0 2 , 1 8 4 1 , 1 8 9 8 , 1 9 2 4 ) u n d ' e r r e g t , a u f g e r e g t ' (s. B e l e g e 1 8 5 7 , 1 9 0 7 ; vgl.
exaltiert).
D a z u i m f r ü h e n 1 8 . J h . v e r e i n z e l t d a s V e r b a l s u b s t . E c h a u f f i e r u n g F., seit s p ä t e m 1 8 . J h . a u s g l e i c h b e d . frz. echauffement
ü b e r n o m m e n e s E c h a u f f e m e n t N . ( - s ; -s u n g e b r . )
' E r r e g u n g , A u f r e g u n g ' u n d seit M i t t e 1 9 . J h . seltenes E c h a u f f i e r t h e i t F. ( - ; o h n e PI.). (sich) echauffieren: Wallhausen 1616 Kriegss Manual (Gl.) Echaufiren erhitzen; 1687 Friedrich Wilhelm (UAS XXI312) und sich über eine so wohlbefugte Sache so echauffiert habe (BRUNT); Thomasius 1691 Ausübung d. Vernunftlehre 169 Wenn man sich fremder Wörter bedienet/ die in anderer Sprache weniger bekant sind/ . . Dieses Ding hat mich sehr echauffirt. Zu geschweigen wenn man aus Unverstand und allzugrosser affectation solche Wörter nicht einmahl recht anzubringen weil?. Als: Er hat mich überaus coeffirt (echauffirt); Sperander 1727 A la mod Sprach 220 Sich Echauffiren, (eschoffiren) i.e. sich erhitzen; Leisewitz 1780 Tagebücher I 152 Ich sprach einen Augenblick bei Boie vor, um ihm Popens Briefe abzuleihen, die mich zu dem Schreiben an den Herzog gehörig echauffiren solten; Hermes 1789 Für Töchter III 94 vom Reiten echaufirt; Varnhagen v. Ense 1794 Buch d. Andenkens 1 67 beim Schreiben und Lesen sitzen Sie krumm und echauffiren sich; Wedeil 1800 Br. 209 und nachher freue ich mich sehr aufs Bad. Denn die Wache hat mich doch etwas echau-
fiert; Heine 1827 S. W. III 157 als ich einmal in Göttingen bei Professor Saalfeld hospitierte und dieser mit seiner steifen Beweglichkeit auf dem Katheder hin und her sprang und sich echauffierte, um auf den Kaiser Napoleon recht ordentlich schimpfen zu können; Mendelssohn 1839 Br. II 131 Echauffire Dich niemals zu sehr; Gutzkow 1840 Charaktere (IX 434) Das 19. Jahrhundert, dieses klare, durchsichtige, wie Januarluft schneidende Jahrhundert hat aufgehört, sich noch für irgend etwas zu „echauffiren" (sonst nannte man dies Echauffement Schwärmerei), für irgend etwas ausgenommen Geld, Geld und Ruhm; Kohl 1845 Paris I 200 Dazu echauffiren sie sich [Tanzwut der Pariser]; Werther 1861 Kl. Deutschland 1190 Echauffiren Sie sich nicht, Monsieur, wir sind gut Freund; Schlözer 1870 Amerikan. Br. 84 Da aber kommt in Paris Republik! Und nun wähnten die Mexikaner, daß sie als wahre Republikaner sich für ihre neuen Glaubensbrüder an der Seine echauffiren müßten; Schneegans um 1890 Memoiren 273 Sie hätten sich gar nicht so echauffieren brauchen; Th.
echauffieren Mann 1901 Buddenbrooks (W. I 181) Liebste, ich bitte dich, du echauffierst dich auf eine Weise. Die Leute werden vorm Rathaus oder auf dem Markt ein bißchen spektakeln; Hermann 1908 Henriette 33 Eli hatte Minchen noch ein Schaltuch umgebunden über die schwere graue Enveloppe, denn Minchen hätte sich echauffiert und könne sich sonst leicht verkühlen; Wilhelm II. 1927 leben 287 Er hat sich wohl a bisserl echauffiert?; Brauer 1936 Im Dienste Bismarcks 162 sich . . „echauffieren"; Doderer 1951 Strudlhofstiege 230 er echauffierte sich ungern (DWB N.); Zeit 9. 5. 1986 Selbst in Wagners extensivsten Phasen scheint der Dirigent sich kaum zu echauffieren. Und dennoch klingt es aus dem Orchester prächtig, voll, lebendig; Süddtsch. Ztg. 5. 8. 1993 Einige Politiker haben sich über die richterliche Entscheidung, diesen und jenen Flüchtling vorläufig einreisen zu lassen, überflüssigerweise aufgeregt. Sie echauffieren sich, als hätten sich die höchsten deutschen Richter persönlich an der Grenze aufgestellt und Asylbewerber hereingewunken; Die Presse 13. 4. 2000 Der Artikel . . dürfte . . die Mitra-Träger wenig echauffieren; taz 14.12.2001 das Literarische Quartett echauffiert sich heute in seiner letzten Runde. echauffierend: Tb. Mann 1939 Lotte (W. II 440) Sie können sich denken, daß es keine Kleinigkeit, daß es ein wenig echauffierend ist, mit dieser Erfahrung, im Angesicht dieses Phänomens so alltäglich zu leben, — daß es eine gewisse Überanstrengung bedeutet; Bad Ztg. 29. 6. 1966 Als echauffierend kann man das bisherige Programm der Berliner Filmfestspiele nicht bezeichnen. echauffiert: Möser 1778 Phantasien III 61 sie ist ohnehin echauffirt genug, wie sie sagt . . das Echauffement ist eine Aufforderung zur Arbeit; Merck 1779 Br. 16 wir haben bißher so vil von der hize gelitten und sind so echauffirt (DWB N.); Wolf 1793 Dulder I 151 Auch sie bestetigte die Erfahrung, daß das echauffirte Frauenzimmer am zärtlichsten ist. . süße Unruhe bemächtigte sich ihrer; Mueller 1802 Briefw. 328 in solchen Stürmen, wie wir sie erlebten . . Jedermann ist exaltirt, echauffirt; Pückler-Muskau 1834 Tutti-frutti IV 119 echauffirt; Niebergall 1841 Datterich 69 Ich war von dem Eifer, meim Freind zu diene, un von eme Spaziergang . . dergestalt eschoffirt, daß ich mich e bisje gesetzt hab, um mich auszuschnaufen; Willkomm 1857 Ammer 291 du bist echauffirt, Vater, meine Mittheilung hat dich überrascht; Marlitt 1868 Geheimnis 171 nach der Versiegelung, von der sie sehr echauffiert, mit einem unglaublich grimmigen Gesicht zurückgekehrt war, warf sie hastig einige . . Zeilen auf das Papier; nürnberger 1898 Eis 5 Er ist echauffiert . . Wir drängen uns
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hier im Wagen, fahren schon so lange und du hast ihn ein wenig warm eingehüllt gegen die Aprilluft; Bierbaum 1907 Musenkrieg 51 Warum denn so echauffiert?; Th. Mann 1924 Zauberberg (W. III 23) Mich friert abscheulich, nämlich am Körper, denn im Gesicht bin ich auffallend echauffiert, — ja, fühle doch mal, wie ich brenne!; ders. 1939 Lotte (W. II 448) als falle ihr etwas ein, womit sie den echauffierten Mann zerstreuen und auf andere Gedanken bringen könnte; Nelissen-H. 1958 Häuser 251 ein tänzchen, ein wenig komisch, stark echauffiert, weil zumeist schon jenseits der fünfzig (DWB N.); Zeit 13. 3. 1987 die drei Nixen [Rheintöchter in den Nibelungen] sind . . offenbar ständig hoch echauffiert und lüpfen ihr Röckchen recht keck und verführerisch; Spiegel 1. 3. 1993 die geknechtete Seele eines echauffierten Bärenbefreiers ist dem Schauspieler [Dirk Bach] nicht fremd; Die Presse 14. 7. 2000 Echauffiert zog sie ihre Zusage zum Empfang der deutschen Botschaft . . wieder zurück. Auf die Palme gebracht hatte die Diva die ostentative Nicht-Einladung. Echauffiertheit: Storm 1846 Br. an s. Braut 204 . . die kleinste gemütsbewegung verursachen mir brennende hitze im gesicht und echauffiertheit (DWB N.); Zeit 29. 5. 1987 Auch hier die dem Sprech-Rhythmus folgenden, aber in verqueren Triolen und Sextolen notierten exaltierten, gewissermaßen aus der eigenen Echauffiertheit nicht mehr herauskommenden Vokalausbrüche. Echauffierung: 1723 Robinson 1 279 was einer von gegenwärtigen Lesern dieser Zeilen vor contenance oder echauffirung bezeigte (BRUNT). Echauffement: Möser 1778 Phantasien III 61 sie ist ohnehin echauffirt genug, wie sie sagt . . das Echauffement ist eine Aufforderung zur Arbeit; Leisewitz 1787 Tagebücher II 168 [Sophie] hat durch Zahnschmertzen, Echauffements, Halsweh und Brustbeschwerden so viel gelitten; Varnhagen v. Ense 1812 Buch d. Andenkens II 70 Schieben Sie den Anschein darauf. . daß ich heute . . jedes Wort zu sparen suche, Nervenzittern, und das größte Echauffement habe; Alexis 1852 Ruhe I 6 [der Geheimrat] erklärte die Kündigung für eine Aufwallung, ein Echauffement; Griepenkerl 1868 Novellen 217 Echauffement der Glieder; Sudermann 1893 Heimat 33 Ich bin in einem Echauffement. Ich muss erst etwas Luft schöpfen; Werfel 1924 Verdi 344 Er räusperte sich, ganz in die Wichtigkeit dieses Vorgangs versenkt, hustete, jedes Echauffement vermeidend; M M 19. 7. 1986 Kein aktueller Grund für feministisches oder machistisches Echauffement auch in der Musikabteilung der Ausstellung. IN
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Echo
Echo Ν. (-s; -s), Mitte 14. Jh. vereinzelt, seit Ende 15. Jh. kontinuierlich nachgewiesen, über gleichbed. lat. echo zurückgehend auf griech. ή χ ώ 'Wider-, Nachhall', eigentlich Name einer Nymphe der griechischen Mythologie, deren (nur noch nachklingende) Stimme ihren Tod überdauerte (personifizierend zu ή χ ή 'Schall, Ton'; vgl. Katechismus), unter antikem Einfluss bis ins 18. Jh. noch als Ε und bis Ende 17. Jh. (nach dem Vorbild von älteren Konkurrenzwörtern wie Widerhall, -schall) als M., erst seit Anfang 17. Jh. (analog zu Wörtern auf -o wie Konto, Porto, Tempo) zunehmend als N. 1 Meist als F. und vereinzelt bis in neuere Zeit bezogen auf die mythologische Figur (s.o.), selten scherzhaft übertragen für 'geschwätzige Frau' (s. Belege 1645, 1675). 2a Vereinzelt schon Mitte 14. Jh., seit früherem 16. Jh. häufiger in Bezug auf das akustische Phänomen in der Bed. 'von einem Schallwiderstand (Baumgruppe, Berg-, Felswand, Höhle, Bauwerk o. Ä.) zurückgeworfener Schall, Widerhall, Nachhall, -klang, (mehrfache) Schallreflexion' (—• brillant, —• spektakulär, vgl. sensationell), ζ. B. einen eklatanten Sieg erringen, eklatante Ehre einlegen, (entsprechend frz. vengeance iclatante) eklatante Rechtfertigung/Rehabilitation, Satisfaktion, eklatant bunte Farben, durch eine eklatante Aktion, Leistung brillieren (zu b), seit Anfang 18. Jh. auch für 'auffällig; klar, deutlich, ins Auge springend, augenfällig, offensichtlich, offenkundig; schlagend' (vgl. eminent, evident, frappant, krass, markant, publik, signifikant), ζ. B. in eklatantem Widerspruch stehen, einen eklatanten Beweis erbringen, eklatant zu Tage treten, und etwa gleichzeitig verstärkt abwertend für 'unliebsames Aufsehen erregend, unangenehm auffallend, ruchbar; äußerst peinlich, bedenklich, schwerwiegend, vernichtend, schlimm' (s. Belege 1741, 1854, 1 8 7 0 - 7 1 , 1884, 1936; - » f a t a l , vgl. gravierend, skandalös), ζ. B. eklatante Niederlage/Gefahr, ein eklatanter Fall von Irrtum/Fehlurteil, eklatanter Misserfolg/Widerspruch, ein eklatanter Verstoß gegen die Regeln, einen eklatanten Fehler begehen, eklatanter Mangel an Verantwortung (zu a); vom früheren 17. bis ins frühe 20. Jh. die verbale Ableitung eklatieren, anfangs auch esklatieren, in der meist pejorativ gebrauchten Bed. 'offen zu Tage treten, offenbar, offenkundig, sichtbar, ruchbar werden; (laut und öffentlich) Aufsehen erregen (ζ. B. von Skandalen), (unangenehm) auffallen, zum Eklat, zum Ausbruch kommen (z.B. von unterdrückten Gefühlen)', in Wendungen wie einen Exzess eklatieren lassen, eine Nachricht eklatiert, etwas eklatiert in einer Krise/Revolution, das Eklatieren seiner Antipathie, selten im positiven Sinne, z.B. als Gelehrter eklatieren (zu a). Eklat a: 1657 Friedrich Wilhelm (UAS VII 776) das Werk gar zu ruchbar machte und zu grossen Esclat von sich gebe (BRUNT); 1663 Urkunden u. Actenst. Friedrich Wilhelm v. Brandenburg X 375 weil diese mit einem so grossen esclat angesetzte commission und Verordnung so vielen leuten ein grosses aufsehen . . gebracht (DWB N.); Kahm 1679 Br. an Leibniz 11 185 dann Ihro DL. wegen deß ecclatß: nit gern ihren Nahmen darunter spendiren wolten (BRUNT); Jablonski 1699 Br. an Leibniz (II 130) wie wohl auch dieses incognito und ohne Eclat geschehen muß; Elis. Charl. 1716 Br. III 48 man sagt, daß eine englische dame d'honeur . . schwanger vom printzen von Wallis sein solle . . i. 1. . . kann doch ein solcher esclat in seinem eygenen hauß nicht gefahlen; Bengel 1751 Brüdergemeine (Zinzendorf, Materialien 11 10,516) bey der nächsten Posterität . . mit einem grossen Eclat äussern, was Göttlich oder was Menschlich; Hermes 1778 Sophiens Reise V 178 Das Eclat wäre dann vermieden worden; Mueller 1795 Briefw. 58 Ein Glück für die Schweiz, daß dieser Eclat nicht Lucern, . . sondern einen Stand traf, der wegen sei-
ner . . guten patriotischen Regierungskunst in Ansehen steht; 1816 (Ompteda 1894 Irrfahrten 322) Meine Ermittlungen sind jetzt so ziemlich abgeschlossen und der öffentliche Eclat [Scheidungsprozess] steht augenblicklich . . in naher Aussicht; Wit ν. Dörring 1830 Fragmente I 398 so war ein Eclat unvermeidlich, und der Ruf der Dame zu Grunde gerichtet; Engels 1845-46 MEW III 388 Bei diesem Versuch mußte unser ignoranter Schulmeister natürlich mit Eklat scheitern; Scheffel 1853 Italien (Br.) 85 dass die Sache [Verlobung] ohne eclat und ohne Kränkung auseinandergeht; Dingelstedt 1877 Bade-Novellen I 141 Der Eclat, der Skandal, der Escalandre war fertig: die deutsche Sprach hat dafür kein Wort; Reichenbach 1891 Ehre I 133 Sollte sie einen Eklat herbeiführen? Ein solcher war fast ebenso verderblich, wie diese „unmögliche Verbindung" selbst; Th. Mann 1901 Buddenbrooks (W. 1 313) Da gab es einen öffentlichen Eklat, einen Skandal, eine fürchterliche Auseinandersetzung, die zum sofortigen Bruch geführt haben würde, hätte nicht die Konsulin noch einmal alles vertuscht; Böhmer 1915 Sklavinnen 315 Wie
Eklat rettete er sich jetzt heraus? Ein Eklat vor der Welt? Welche Sensation für die Leute; Bad. Allg. Ztg. 20. 12. 1929 zur endlichen Demaskierung der wahren Finanzzustände gezwungen . . Man spricht von dem „Eklat", den er verschuldet habe, und gesteht nur zähneknirschend den „sehr starken Prestigeverlust" des derzeitigen Reichsfinanzministers zu; Fleissig 1930 Planeuropa 155 die politik . . wird . . die alten brücken . . ohne eklat und viel aufhebens abbrechen (DWB N.); Th. Mann 1947 Faustus (W. VI 544) die Tutti-Verherrlichung eben dieses Themas im letzten Teil des Variationensatzes bringt den Ausbruch ins offene C-Dur. Dem Eclat voran geht eine Art von kühnem Anlauf in dramatischem Parlando-Charakter; 1954 Süddtscb. Ztg. (August) Es ist nicht einmal gesagt, daß ein solcher Eklat unbedingt den Sturz von Mendes-France nach sich ziehen müßte; FAZ 8. 5. 1970 eine Auseinandersetzung darüber . . ob man die Pariser Konferenz jetzt mit einem „Eklat" beenden solle; Zeit 8. 11. 1985 gab es diesmal in Berlin keinen Reinfall, auch keinen Eklat, nicht einmal eine richtige Empörung; Spiegel 8. 3. 1993 Für einen Eklat sorgte . . Serbenführer Radovan Karadzic mit der indirekten Androhung von Terroranschlägen; Die Presse 14. 7. 2000 In Kärnten kam es wieder zu einem Eklat um eine Personalentscheidung von Landeshauptmann Jörg Haider. eklatant: 1703 Reichs-Cantzley VI 174 daß, um diese abermahlige unfreundliche invasion meiner lande desto eclatanter zu machen, . . so gar dero eigene dragoner-garde zu deren Vollstreckung commandiret worden (DWB Ν.); Τ h o m a s i u s 1707 Kl. Sehr. 428 mehr eclattanter und kundbarer zu machen; Rohr 1718 Staatsklugheit 26 daß manche Mißbräuche so eclatant und notorisch sind, daß sie einem iedweden gleich in die Augen fallen; 1736 (Buchner, D. Neueste 11 310) Was aber hierbey zu bewundern, so seynd . . keine eclatante Excesse von dem Volck gegen diese Proclamation unternommen worden; 1741 Begebenheiten 52 die Fraue Gemahlin, welcher der Umgang ihres Ehe-Herrn mit Ciarinden schon längst zu Ohren gekommen war, hatte nur auf eine Gelegenheit gewartet, ihn auf eine eclatante Art zu Stohren, und dabey ihr Müthgen zu kühlen; Bürger Ϊ773 Br. 1 140 wo er wieder etwas eclatantes begeht; Bahrdt 1791 Leben Ul 393 keinen eclatanten Schurkenstreich; Wit. ν. Dörring 1830 Fragmente l 166 einen eclatanten . . Beweis seiner Vorliebe für die Bourbonen; Zastrow 1854 Befestigung 159 Man kann sich nicht genug darüber wundern, wie ein erleuchteter, kriegserfahrener General einen so eklatanten Fehler bei vielen seiner Plätze wiederholen konnte; Kretscbman 1870— 71 Kriegsbr. 196 bei Vionville eklatanter geschlagen zu sein als . .; 1884 Grenzboten 11
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33 endete die junge Herrlichkeit schnell mit einem eklatanten Bankrott; Breuer/Freud 1909 Hysterie 65 die eklatante Psychose . . bewies, in welchem Ausmaße eben diese Produkte die psychischen Vorgänge des „normalen" Zustandes beeinflussen; 1914 Stimmen d. Zeit LXXXVl 406 Nirgends hat sich die Unhaltbarkeit der marxistischen Dogmen eklatanter erwiesen als im Agrarwesen; Textil-Ztg. 9. 10. 1936 der Mißerfolg des Hanf-Monopols ist derart eklatant geworden; Welt 2. 6. 1949 die Verurteilung des ehemaligen Reichsfinanzministers . . sei ein „eklatanter Fall rücksichtsloser Fehlentscheidung"; Münch. Stadtanz. 1. 10. 1959 Es besteht die eklatante Gefahr, daß in München in absehbarer Zeit keine Schulden mehr gemacht werden können; FAZ 5. 11. 1966 eklatanter Mangel an Verantwortung; Melchinger 1970 Polit. Theater o. S. gerade in dieser formal interessanten Aufführung schien mir Brechts Konstruktionsfehler eklatant zu Tage zu treten; Zeit 16. 8. 1985 Einer der eklatantesten Fälle ereignete sich in Hamburg . . in einem städtischen Bus brach ein Mann zusammen; Spiegel 7. 6. 1993 Dieses Gerechtigkeitsprinzip ist über zweieinhalb Jahre eklatant verletzt worden; Die Presse 19. 4. 2000 Die „unverfrorene" Reduktion der Ressourcen im Wissenschaftsbereich sei ein „eklatanter" Bruch des Versprechens, die Forschungsmittel auf europäisches Niveau anzuheben. eklatieren: Nicolai 1633 Br. an Erskein (lrmer II 268) derselbe solte weiter esclattirt haben (JONES); 1647 Friedrich Wilhelm (UAS IV 561) dannenhero vielleicht beiden Theilen eine und andere Ungelegenheit geben möchte, wann das Argumentum dieser Legation und Tractaten esclattiren und laut werden sollte (BRUNT); Thomasius 1691 (Dtsch. Lit. in Entwicklungsreihen. Auflilärung l 70) Hiezu kömmt noch ferner, daß alle Menschen bei denen Affekten, denen sie für andern ergeben sind, nur das gröbste zu verbergen suchen, im übrigen aber geringe Excesse dieser Passionen ziemlich merklich eklatieren lassen; 1701 Histor. Remarques XVI 127 und hält man dafür/ daß des erstem Anwesenheit in Pohlen . . bald eclatiren dürffte; Leibniz 1704 Dtsch. Sehr. 11 217 Dahingegen, wenn man viel Conventus anstellet, da, was geschieht, notwendig eclatiren muß, werden andere dadurch in Besorgniß gesetzet und vor den Kopf gestoßen; Lucae 1711 Helicon 38 Endlich esclatirte der Betrug (BRUNT); 1722 (1929 Festschr. a. Judeich 213) welches . . veranlasset, dass Excesse alzuleicht eclattiren, wordurch alhiesige Academie berüchtigt wird; Boltz 1731 Kurialraa. 35 Dieses oder jenes wird nechstens eclatiren (am Tag unter die Leut kommen); Justi 1741 Memoires 1 522 Ein Vorhaben im Kriege mag noch so geheim gehalten wer-
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den, so muss es doch endlich eclatiren und offenbar werden; 1766—67 Merkwürdigkeiten 363 als unser Bibliothekar seinen Muthwillen nicht länger aufhalten konnte, und laut zu eclatiren anfing; Marx 1846-48 MEW IV 513 der Klassengegensatz der modernen Gesellschaft müsse in einer schrecklichen Krise eklatieren; Hofmannsthal 1894 Briefw. 37 das eclatieren jahrelang aufgesammelter tiefer antipathie [in einer Duellforderung] (DWB N.); Borchardt um 1920 Reden 144 In Schwaben hatte sich der Kampf der Landstände mit der Krone . . so vorbereitet, daß er irgendwann einmal eklatieren mußte; Rathenau 1921 Br. II 313 inzwischen eklatierte die nachricht am montag in der zeitung, nachdem, wie du weißt, 12 tage nichts durchgesickert war (DWB N.)· Eklat b: Rachel 1677 Satyr. Gedichte 116 Was hab ich nicht erlitten, Ο Cloris, dein amour und Schönheit zu erbitten? Weil dein esclat so weit die andern übergeht,/ Als wenn ein Diamant bey einem Kiesel steht; 1684 Oesterreich 184 so wird der esclat des Hofs gewiß nicht dahinden bleiben (BRUNT); Elis. Charl. 1701 Br. 1 214 Deß jungen königs in Schweden victorie hatt einen großen esclat geben. Er hatt sich einen unsterblichen rühm erworben; 1708 Leopold d. Große I 223 etwas mehr eclat bey der Audientz des Ambassadeurs sehen zu lassen; Sophie 1709 Br. an Friedrich 1. 170 [Die Taufe] so Nun nochmer als sunsten mit so ein esclat vor gehett; 1714 Europ. Fama 664 f. [Ehe zwischen Fürstenhäusern] mit desto grösseren eclat zu vollziehen, liess er in Pariss unterschiedene kostbare Kleider verfertigen; Bürger 1773 Br. I 133 Die Sache scheint mit eclat durchzugehen; 1788 Journal d. Moden III 11 geht sie [Sonatinen-Komposition] mit Pomp und Eklat zum Überschimmern aus; Lady Morgan 1821 Reisen. Frankreich (Obers.) II 68 Ich sah in der That in Paris nichts, was sich zu dem allgemeinen eclat, der Pracht und und Eleganz des Londoner Opernhauses näherte, als das Hoftheater der Tuilerien; Beckstein 1836 Reisetage 1 112 das Stück fiel mit großem Eclat durch; Pückler-
Muskau 1840 Bildersaal 1394 daß fünf Lieutenants in Berlin mit großem eclat ihr Dienstjubiläum gefeiert haben. eklatant: 1680 Friedrich Wilhelm (VAS XIX 398) mit unser . . Armee keine eclatante Dienste leisteten; 1706 Fama IV 844 wegen seiner eclatanten Helden-Thaten (beide BRUNT); 1711 Neue Bibliothek XIV 308 daß er den weg nicht wisse in der Welt als ein gelehrter zu eclatiren; Musig 1718 Licht d. Weisheit II 767 bey einem Regenten beliebt und bekannt werden, wenn er vor vielen andern eine eclatante Verrichtung von sich hat blicken lassen; ebd. II 768 durch eine eclatante action einem Regenten bekannt zu werden; Rohr 1729 Zeremoniellwiss. II 180 bey manchen Umständen . . wird die heilige Tauffe ohne prächtige Ceremonien vollzogen . ., und alle eclatante Solennitäten dabey vermieden; Justi 1741 Memoires 1 352 Einer alten Matrone wird sehr verdacht, wenn sie noch in der Welt brilliren will, und in eclatanten bunten Farben . . aufgezogen kömmt; Bürger 1776 Br. I 284 daß ich dem teütschen Publikum eine eclatante Ehrenerklärung werde thun müssen; Goethe 1790 Br. (WA IV 9,189) Die jungen Studenten waren äußerst aufgebracht und vielleicht war es nötig sie . . durch feyerliche Zusage der eklatantesten Satisfaction . . zu begütigen; 1815 Briefw. Goethe-Zelter II 192 ein so . . eklatanter Bey fall; Müller 1822 Br. (Lohre, W. Müller 308) Die deutsche Litteratur ist . . arm an eklatanten Erscheinungen; 1863 Bilder a. Paris I 279 Eine große, eclatante Kur that aber dem neuen Doctor Noth, um Aufsehen zu machen und sich in der öffentlichen Meinung günstig festzusetzen; Goltz 1869 Weltklugheit I 255 daß man gegen Leute die sich eklatant liebenswürdig . . witzig und komplaisant darstellen; Hartmann 1869 Philosophie 143 die wunderbare Construction der Sinnesorgane, wo die Zweckmässigkeit auf das Eclatanteste hervortritt; Hopfen 1893 Elend 111 45 ich muss nach dem jüngst Erduldeten [Durchfall als Dramatiker] eine eklatante Revanche vor der Öffentlichkeit haben . . auf dass ich mich glänzend rehabilitire. IN
E k l e k t i k e r M . ( - s ; -), A n f a n g 1 8 . J h . in d e r g e l e h r t e n l a t . F o r m Eclectici
PI. a u f g e -
k o m m e n , z u r ü c k g e h e n d a u f g r i e c h . εκλεκτικοί PI. ' P h i l o s o p h e n , d i e a u s d e n L e h r s ä t zen a n d e r e r S c h u l e n e i n z e l n e a u s w ä h l e n ' ( S u b s t . zu εκλεκτικός ' a u s w ä h l e n d , a u s l e s e n d ' , zu εκλέγειν ' a u s w ä h l e n , a u s l e s e n , a u s s u c h e n ' , a u s εξ- ' a u s , h e r a u s ' u n d λ έ γ ε ι ν ' ( a u s - ) l e s e n , s a m m e l n , z ä h l e n ; e r z ä h l e n , s a g e n , v o r t r a g e n ' ; —• L o g i k ) . Gelegentlich noch
m i t B e z u g a u f die A n t i k e b i l d u n g s s p r . v e r w e n d e t in d e r
Bed.
' j m d . , bes. Philosoph, aber a u c h Wissenschaftler ( z . B . Arzt) oder Künstler, der aus verschiedenen L e h r g e b ä u d e n , T h e o r i e n ihm Z u s a g e n d e s (kritisch prüfend) a u s w ä h l t u n d zu e i n e m s c h e i n b a r n e u e n S y s t e m v e r a r b e i t e t , z u s a m m e n f ü g t ( o h n e d e n V e r s u c h ,
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wirklich Neuartiges oder Originelles zu schaffen); jmd., dessen Werk entliehene Elemente unterschiedlicher Schulen und Richtungen vereinigt, miteinander vermischt', ζ. B. die Eklektiker der römischen Antike; seit Anfang 19. J h . zunehmend auch allgemeiner und mit unterschiedlicher (meist eher negativer) Wertung gebraucht für 'jmd., der keine eigenen Ideen entwickelt, sondern nur Gedanken anderer für seine Theorie oder für sein künstlerisches Schaffen verwertet, unschöpferischer, unselbständiger Denker, Dichter', gelegentlich konnotiert mit „dilettantisch, einfallslos, aus zweiter Hand schöpfend, zweitrangig" (s. Belege 1806, 1813, 1832, 1852, 1881, 1930, 1958, 1986, 1996; —» Epigone, vgl. Kompilator), ζ. B. ein nachahmender, oberflächlicher, manieristischer, moderner Eklektiker, Epigone und Eklektiker, ein Klassik-, Stil-Eklektiker. Dazu etwa gleichzeitig die bereits in der 2. Hälfte des 17. Jhs. in der gelehrtenlat. Form eclecticus (in lat. Titeln, vgl. „Disp. de Philosophia Eclectica" von 1674, Z E D L E R ) bezeugte, auf griech εκλεκτικός (s. o.) zurückgehende adj. Ableitung eklektisch, für 'in der Art des Eklektikers verfahrend und vorhandene, verschiedenartige Lehrmeinungen in Auswahl übernehmend', z . B . die eklektischen Philosophen, und '(kritisch) auswählend, prüfend', z . B . eklektische Bibliographie 'Auswahlbibliographie', seit Anfang 19. Jh. (s. Belege 1806, 1846, 1866, 1872 — 81) auch eher abwertend 'in seiner Kunst und Wissenschaft oder in seinem Stil andere unschöpferisch, ohne eigene originelle Leistung nachahmend, ohne schöpferische Eigenart in den Stilformen, in der Manier anderer Meister und Epochen arbeitend, ohne Originalität, unselbständig' (vgl. kompilatoriscb, epigonal·, Ggs. originell, kreativ), z . B . eklektische Vorgehens-, Verfahrensweise, Imitation, Manier, eklektisches Nebeneinander, daher auch, bes. von entsprechenden Werken, für 'nicht den nötigen Zusammenhang, die nötige Einheitlichkeit aufweisend, unsystematisch, zerstückelt', z.B. ein eklektisches Programm, Werk, System, eine eklektische (Kunst-)Theorie; seit frühem 18. J h . das seltene, veraltete Verb eklektisieren '(aus vorhandenen Lehrmeinungen) auswählen, unschöpferisch aus anderen Werken zusammenstellen' (vgl. kompilieren), mit der in neuester Zeit (wohl von Eklektizismus beeinflussten) vereinzelt bezeugten Nebenform eklektizieren. Seit Anfang 19. J h . die (eventuell unter Einfluss von älterem frz. eclectisme, engl. eclecticism/eclectism aufgekommene) subst. Ableitung Eklektizismus M . (-; selten Eklektizismen) 'Philosophie des Eklektikers; wissenschaftliche Methode, Verfahrensweise des Eklektikers, des Auswählens aus verschiedenen Lehrgebäuden, Theorien, Systemen usw.', z . B . der Eklektizismus der Römer, Ciceros Eklektizismus, öfter auch abwertend 'unoriginelle geistige oder künstlerische Arbeitsweise, bei der Elemente (Ideen, Motive, Stile) anderer übernommen und zu einem scheinbar neuen System zusammengefügt werden; das Aneignen, Vermischen und Nebeneinanderstellen verschiedenster Kunst- und Stiltraditionen; unschöpferisches Denken und Schaffen' (s. Belege 1801, 1842, 1859, 1872, 1905, 1915, 1926, 1951, 1956, 1964, 1988, 1997, 2000; —» Manierismus, vgl. Kompilation, Epigonentum, Synkretismus, Dilettantismus; Ggs. Originalität, Kreativität), ζ. B. ästhetischer, historischer, seichter Eklektizismus, Eklektizismus und Montage, in Manierismus und Eklektizismus enden, der Eklektizismus von Moden und Methoden, Stil-, Querbeet-Eklektizismus, selten auch im PI. für 'aus Elementen verschiedenster Richtungen, Stile zusammengesetzte (Kunst-)Produkte; von andern entliehene und nebeneinander gestellte künstlerische Elemente, Versatzstücke, Stil- und Kunstmittel', ζ. B. architektonische, musikalische Eklektizismen; Anfang 20. J h . die adj. Ableitung eklektizistisch 'den
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Eklektiker
Eklektizismus 'durch
betreffend,
auf ihm
beruhend,
unschöpferisches Nachahmen
zu i h m g e h ö r i g ' ,
anderer gekennzeichnet,
meist
ohne
abwertend
schöpferische
Eigenart, Eigenleistung aus anderen Werken zusammengetragen, oft willkürlich neb e n e i n a n d e r g e s t e l l t ' (vgl. manieristisch),
in a d d i t i v e n A d j . w i e e k l e k t i z i s t i s c h - ü b e r -
l a d e n , e x o t i s c h - , k o n s e r v a t i v - e k l e k t i z i s t i s c h , m i t d e r in n e u e s t e r Z e i t b e z e u g t e n P e r s o n e n b e z e i c h n u n g Eklektizist M . (-en; -en) 'in der M a n i e r , im Stil des E k l e k t i z i s m u s arbeitender Künstler, Wissenschaftler o. ä.' (weitgehend gleichbed. mit s . o . , v g l . Manierist),
Eklektiker,
z . B . ein i n t e l l e k t u e l l e r E k l e k t i z i s t , ein E k l e k t i z i s t d e r P o p -
m u s i k . D a n e b e n s e i t M i t t e 1 9 . J h . d i e ( w o h l z u eklektisch
gebildete) subst. Ableitung
E k l e k t i k F. ( - ; o h n e PI.) ' A r b e i t s - , V e r f a h r e n s w e i s e d e s u n s c h ö p f e r i s c h e n E k l e k t i k e r s , e k l e k t i s c h e s P r i n z i p , e k l e k t i s c h e K u n s t ' (vgl. Eklektiker: Mencke 1706 Schertzhaffte Gedichte 40 meine Kunst besteht nur im Erwehlen,/ Die meisten rechnen mich zur Reuterey zu Fuß/ Bin Stand und Würden nach sonst ein Eclecticus; 1707 Auserles. Anm.1V 123 Denn Außwendiglerner/ Lateinische Hasen und ihrer Lehrer Affen/ Item Eclectici, dürffen sich nicht unter die Großgelehrten und Erfinder rechnen; Hübner 1712 Curieuses Lex. 443 Eclecticus, wird von denen neuen Philosophis gesagt; es muß aber ein rechtschaffen- und gründlicher Philosophus ein Eclecticus seyn, von allen Secten wissen zu judiciren; Musig 1726 Licht d. Weisheit 1 111 Wie verhält sich ein rechter Eclecticus? . . [er] philosophiret . . nicht so wohl aus Büchern, als vielmehr aus Betrachtung der Natur selbst; Zedier 1734 Universallex. VIII 158 f. Eclectici, heissen überhaupt nach dem Griechischen diejenigen/ die etwas auslesen. Dergleichen gab es in der Medicin . . Am gewöhnlichsten aber wird dieser Name einer Art Welt-Weisen gegeben, die sich an keine gewisse Secte banden, sondern aus allen das beste heraus nahmen; Winckelmann 1764 Kunst I 235 Eclectici oder Sammler, die aus Mangel eigener Kräfte das einzelne Schöne aus vielen in Eines zu vereinigen suchten; Schubart 1785 Ästhetik d. Tonkunst 62 Nach diesen großen Männern bildete sich ganz Italien; und noch heute hängt man sich entweder an einen von ihnen, oder wird Eklektiker, und setzt aus ihren Manieren eine neue zusammen; F. Schlegel 1801-02 Vorlesungen 45 Wissenschaftlichen Geist hatte Cicero durchaus nicht. Er war ein Popular-Philosoph, und Eklektiker; Seume 1806 Sommer (W. I 637) Potemkin war als Militär ein vortrefflicher Eklektiker; und seine Ordonnanz bestand aus dem besten, das er von verschiedenen Nationen zusammen gelesen hatte; Goethe 1811 Dichtung u. Wahrh. (HA IX 539) Merck war Zweifler und Eklektiker, Gotter hielt sich an solche Beispiele, die ihm am meisten zusagten; Campe 1813 Fremdwb. 277 Eclectiker, auswählende Vernunftforscher (Philosophen), d. i. solche, die keins der bekannten Lehrgebäude ganz annehmen, sondern aus allen nur diejenigen Sätze
Manier).
auswählen, die ihnen gegründet zu sein scheinen . . Man spricht auch von Eclectikern in andern Fächern, ζ. B. in der Heillehre; immer aber meint man Auswähler; Goethe um 1820 Maximen u. Reflex. (WA 1 42.2,187) Ein Eklektiker aber ist ein jeder, der aus dem, was ihn umgibt, aus dem, was sich um ihn ereignet, sich dasjenige aneignet, was seiner Natur gemäß ist; Hecker 1822 Heilkunde l (Reg.) Eklektiker, s. Episynthetiker; Rumohr 1832 Reisen 45 der gemeinsame Fehler der Eclektiker [!], der Compilatoren [in der Kunst], Widersprechendes zusammenzustellen; Steffens 1840 Was ich erlebte II 157 Ueberhaupt war er in all seinem wissenschaftlichen und ästhetischen Treiben ein Eklektiker; Szarvady 1852 Paris I 334 Weil er selbst ein oberflächlicher Eklektiker ohne eigentliche staatsmännische Grundsätze ist, glaubt er auch an die Ausgleichung der entgegengesetztesten; Mommsen 1866 Rom. Gesch. III 605 Statt der rhodischen Eklektiker fing man an auf die echten Attiker . . zurückzugehen; ]usti 1872 Winckelmann II 1,45 jener [war] ein nachahmender Eklektiker, dieser strebte, wie alle Schwärmer, nach Einheit; Helmholtz 1877 Vortr. u. Reden II 176 die Eklektiker, die bei verschiedenen Krankheitsformen verschiedene Erklärungsgründe herbeiholten; Nordau 1881 Paris II 63 Kaiser Napoleon war eben ein feinsinniger Eklektiker. Er hatte seinen Antheil an allen Pariser Genüssen; Hilty 1895 Glück 248 Sie [Schrift] zeigt im ganzen den Eklektiker im Sinne des Cicero — manischen Eklektizismus gegenüber den Lehren der Stoiker; Dessoir 1902 Psychologie 1 249 Die Popularpsychologie. a) Eklektiker (Überschr.) . . jene, die im engeren Wortsinn Eklektiker heissen sollen, spalten sich mindestens in zwei Gruppen. Von den einen darf man sagen, dass sie durch ihre Beziehungen zum Ausland den nationalen Charakter . . einbüssen . . Die andern stellen sich in schroffen Gegensatz zur schulmässigen Behandlung; Bierbaum 1910 Reife Früchte 23 Religiös ist O. J . B. Eklektiker. Vom Judentum hat er die Psalmen, vom Protestantismus eine . . Anzahl Gesangbuchlieder, vom Katholizis-
Eklektiker mus die Instrumentalmusik; Werfel 1924 Verdi 481 Du bist nichts als ein Eklektiker der alten Formen; Voss. Ztg. 24. 11. 1929 dieses grundgescheite Eklektikerwerk; 1930 Handb. d. Frankreichkunde II 509 Die französische Malerei und Graphik . . ordnet sich zum größten Teil dem Impressionismus . . unter. Die große Zahl der Eklektiker sind zweitrangige Nachfahren einer heroischen Zeit; Gebauer 3932 Kulturgesch. 533 Mit den wechselnden Interessen des Tages gaben sich diese Ästhetiker und Eklektiker [Geibel, Heyse] nicht ab. Dagegen war auch das Mittelalter bei ihnen beliebt; 1958 Reallex. dtsch. Lit.-Gesch. I 865 die antikisierendromantisierenden Idyllen und Sentimentalitäten zurückgebliebener Eklektiker; Hocke 1976 Tagebücher 362 Die bedeutendsten schöpferischen Geister, die unserer Epoche das Gepräge gegeben haben, sind „moderne" Alexandriner und „manieristische" Eklektiker. James Joyce und . . Eliot gehören zu ihnen; Zeit 10.10. 1986 Wie im Bilderbuch stellt die deutsche Kunst nach 1945 unter Beweis, in welchem Maß schlechte Vorbilder einer Vielzahl fleißiger Epigonen und Eklektiker zur Orientierung dienten; Spiegel 20. 6. 1994 Auf dem Konzertpodium spielte der Starkstrom-Eklektiker . . den barocken Bonvivant; Süddtsch. Ztg. 17. 9. 1996 Dem . . Vorwurf, jeder Historismus sei nur die schwächliche Erfindung emsig destillierender Eklektiker, die ihre nachschöpfenden Kräfte im KompromisseSchließen mit Stil-Phänomenen der Vergangenheit verbrauchen; Berl. Ztg. 27. 5. 2000 Er hat die verschiedensten Musikstile auf einer Platte . . verbunden und sich dabei als passionierter Eklektiker gezeigt. Eklektik: Walter 1850 Größen 1 52 daß wir es hier nicht . . mit . . einem systematiker zu thun haben, . . sondern mit einem weitmann, der . . sich . . stets freie hand halten muß, um seine ansichten je nach den umständen in bequemer eklektik zu wechseln (DWB N.); Bernstein 1899 Voraussetzungen 174 wo die Doktrin sich zur Herrscherin aufwirft, ist es die Eklektik, die als Rebellin für die freie Wissenschaft Bresche legt; Zeit 8. 2. 1985 ist der Stadt ihr „face lifting", dessen Ergebnis ein munteres Gemisch aus Restauration, Eklektik und Vision ist, eine halbe Milliarde Mark wert; taz 14. 10. 1989 Seine Abhandlung Über das Gute von 1911 . . bietet . . aufgrund seiner unerschrockenen Eklektik wegweisende Lösungen, zum Beispiel in der Fortführung der buddhistischen und der Schopenhauerschen Mitleidsethik; ebd. 3. 2. 1996 Was ihm . . dazu [zum Thema Zeitalter des Globalismus] . . aus der Feder flöß, ist eine ärgerliche Mixtur aus Geschichtsklitterung und ökonomischer Eklektik mit dürftigen Vorschlägen, aus sozialpolitischer Unverfrorenheit und konservativen Anleihen, alles
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verpackt in grüne Rhetorik; ebd. 21. 1. 1998 Das gleichbleibende Personal ist typisch für Trondheim, seine Genre-Eklektik läßt in „Walter" erstmals ein historisches Vorbild erkennen: die „Adele"-Geschichten von Jaques Tardi. eklektisch: Thomasius 1691 Einl. z. Vernunftlehre 49 In denen consectariis . . disputirt er . . wider die Philosophiam Eclecticam . ., weil er sub nomine Philosophiae Eclecticae eine Philosophie verstehet/ die zu vertheidigen denen Philosophie Eclecticis nie in den Sinn gekommen; ders. 1710 Hofphilosophie 50 Ich nenne aber eine eclectische Philosophie eine solche, welche da erfordert, dass man von dem Munde eines eintzigen Philosophi nicht dependiren soll; Walch 1727 Philos. 231 die neuern eclectischen naturlehrer (DWB N.); Dusch 1754 Verm. W. 235 Anm. Freyherr von Verulamio, einer der größten Geister in England, war ein eclectischer Weltweise; Baumgarten 1766 Religionspartheyen 69 Anm. die meisten eclectischen oder zur Wiederherstellung alter philosophischer Lehrbegriffe geschriebenen Bücher im 16ten Jahrhundert; 1794 Illuminatenorden 63 ecklektische Maurerey; Seume 1806 Sommer (W. 1 634) Die Schauspieler waren von Petersburg gekommen. Die eklektische Musik [in frz. Oper] war ziemlich mittelmäßig; Goethe um 1820 Maximen u. Reflex. (WA I 42.2,187) Eine eklektische Philosophie kann es nicht geben, wohl aber eklektische Philosophen; Hecker 1822 Heilkunde I 453 Er behielt . . Athenäus Lehrgebäude nicht unverändert bei, sondern versuchte es mit dem . . Guten aus allen übrigen Schulen zu vereinigen, weshalb man ihn allgemein für den Stifter einer neuen Schule, der eklektischen oder episynthetischen . . ansieht; Heyse 1838 Fremdwb. I 350 eklektisch, auswählend, auslesend, prüfend; 1844 Brockhaus IV 640 f. Eine . . eklektische Philosophie ist stets in Gefahr, . . unvereinbare Sätze in einem wissenschaftlichen Ganzen zu verbinden; Candidus 1846 Gedichte 150 Die Zweiheit hat sich der ersehen./ Thät sicher aus zwei Beinen gehen!/ Scheint haltungslos und vielzersplissen/ Wechselnd eklektische Faulkissen; Falke 1866 Gesch. d. mod. Geschmacks 192 auf diesem Wege der eklektischen Imitation konnte doch kein großer, kein originaler Kunststil geschaffen werden; Brandes 1872 - 81 Essays 11 205 Die ganze eklektische Philosophie galt Renan . . privatim nur als . . „Produkt der Mittelmäßigkeiten für die Mittelmäßigkeit berechnet"; Weiss 1882 Leben Jesu I 121 Die eklektische Art, ganze Partien der Wirksamkeit Jesu durch eine einzelne typische Geschichte zu beleuchten, zeigt uns am klarsten, daß wir es hier nicht mit einer Biographie zu thun haben; Treitschke 1897 Politik 1 140 [das] eklektische Ideal; Dehio 1907-09 Kunsthist. Aufs. 16 unter den
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Eklektiker
Schulen Nordfrankreichs sind . . Champagne und Picardie . . in der romanischen Epoche . . die schwächsten. Ihr Stil ist eklektisch; Gothein 1914 Gartenkunst 11 451 mit dieser eklektischen Vielseitigkeit des regelmäßigen Gartens; 1937 ZfdA LXXIV 2 Aus beiden Hss. hat Paul Piper einen eklektischen Text hergestellt; Saarbr. Ztg. 7. 12. 1979 Daß diese eklektische Kunst nicht zufällig in Wien aus der Taufe gehoben wurde; Zeit 10. 10. 1986 Warum griffen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs viele Künstler eklektisch auf vergangene Muster schlechter Vorbilder zurück?; Frankf. Rundsch. 15. 4. 1988 Alles bestimmt. . die Choreographie des Tanzes, . . sie ist ungewiß, eklektisch, nimmt Anleihen auf; MM 11. 10. 1994 Die Verschmelzung vieler Kulturkreise sieht man Brasiliens oft eklektischer Architektur an; Zeit 30. 12. 1998 Hier artikulierte sich der Postmodernismus, jener Architekturstil aufs beste, der durch eklektisches Nebeneinander charakterisiert ist; Berl. Ztg. 25. 1. 2000 Man wollte sich das gesamte Genre [Musik] neu definieren: als eklektisches Prinzip, das die Aneignung der verschiedensten Stile erlaubte. eklektisieren: Glaser 1728 Kriegs-Bau-Kunst 25 [im Festungsbau gab es nach dem dreißigjährigen Krieg keinen einheitlichen Bauplan mehr] mit einem Wort, man hat eclectisiret, welches auch dieser Wissenschaft zu ungemeinem Vortheil ausgeschlagen; Goethe um 1810 Farbenlehre (WA 11 4,401) Sturm compilirt und eklektisirt. eklektizieren: taz 10.1. 1997 Aber was soll der Mann machen? Wer keine Gedanken hat, muß eklektizieren gehen. Eklektizismus: 1801 Eunomia 1 306 Sie sind mit den kriegführenden Mächten bloß in Rücksicht ihrer Maaßregeln gegen den anarchischen Eklekticismus (den philosophischen Jacobinismus) . . einverstanden; Fichte 1801 Nicoalis Leben (VIII 5J jene schaale Wisserei und Stümperei, Eklekticismus genannt; Puchelt 1826 System d. Med. 1 7 Der Eklekticismus [in der Medizin] erkennt das . . Einseitige dieser dogmatischen Bearbeitungen an, findet aber . . in denselben manches, was wohl begründet erscheint; Stein 1842 Soz. 311 der Eclecticismus ist an sich unwahr, weil seine Basis eine für das Wissen selbst zufällige ist. Er kann daher nicht das philosophische Bewußtsein eines Volkes bilden; Raumer 1849 Br. Frankf.-Paris II 97 Die deutschen Leute von Fach werden seinen Eklekticismus tadeln; Treitschke 1859 Gesellschaftswiss. 89 wo . . die Staatseinrichtungen jenen durch den Reichthum des socialen Lebens n o t -
wendig gebotenen Charakter der Mannigfaltigkeit tragen, den die Naturalisten mit dem Namen des Eklekticismus zu brandmarken meinen; Justi 1872 Winckelmann II 1,276 „Nachmachen" ist knechtische Folge, oder Arbeiten nach einem gewissen Formular, ans Plagiat streifender Eclecticismus; Palm 1881 Br. 147 War . . durch Meyerbeers Opern, durch seinen weltbürgerlichen Eklekticismus eine Zersetzung und Vermengung der alten klassischen Opernstyle vorbereitet; Gomperz 1905 Weltanschauungslehre I X Denn so sehr ich bemüht war, in die großen Gedankensysteme der Vergangenheit . . einzudringen, von ihnen zu lernen und das Wertvolle in ihnen aufzuspüren, . . von einem ausschließlichen Bekenntnis zu Einem derselben hoffe ich mich doch ebenso frei erhalten zu haben wie von einem unkritischen und systemlosen Eklektizismus; Oppenheimer 1915 (Ges. Reden 1 329) Was wir vor allem brauchen, ist eine klare . . theoretische Gundlage für unsere Politik in Staat ud Wirtschaft, anstatt dieses halbwissenschaftlichen Eklektizismus, der mit der Stange im Nebel herumfährt; Scheffler 1919 Gotik 20 Das Streben nach absoluter Schönheit hat zum Eklektizismus geführt; Keyserling 1926 Welt 33 charakterlose Produkte, die man . . unter die Begriffe der Barbarei, des Alexandrinismus, des Eklektizismus, Synkretismus . . bringen mag; Th. Mann 1931 Reden u. Aufs. (W. X 321) welche geistigen Werte die Menschheit außereuropäischen Kulturen . . verdankt. Der umfassende Eklektizismus, die unendliche Neugier Europas haben es immer empfänglicher gemacht für diese Werte; 1934 Süddtsch. Monatsh. XXXI 668 religiösen Eklektizismus; 1938 Festschr. a. Pinder 211 Wenn Andrea seine Vorbilder . . den Mosaiken aus dem Innern des Baptisteriums . . entlehnt, wenn seine Formensprache im einzelnen an die Portale der Kathedrale von Auxerre . . anklingt, so ist das ganz derselbe „Eklektizismus", welcher die Forscher am früheren Orvietaner Riß so sehr beunruhigt hat; Heuss 1947 Gestalten 177 Stil-Eklektizismus der vorangehenden Zeit; De Man 1951 Vermassung 124 [den] Auswüchsen des historisierenden Eklektizismus [in der Architektur]; 1956 Meisterwerke dtsch. Lit'kritik II 1 Einl. XI Ein Buchtitel wie „Zwischen Biedermeier und Bourgeoisie" zeugt nur allzu deutlich vom methodenmäßigen und auch vom politischen Eklektizismus; ND 26. 3. 1964 Einfache Übernahme zeitgebundener Mittel führt zum Eklektizismus; Deschner 1964 Talente 281 Ihre Stile werden einfühlsam reproduziert, wobei es nicht selten zu Mischungen kommt: fingerfertiger Eklektizismus, gewitzte Kompilation; Capelle 1971 Philosophie o. S. das Ergebnis der . . naturphilosophischen Spekulation, die im Eklektizismus geendet war; Meckel 1980 Suchbild
Ekstase 121 Ästhetischer Eklektizismus und Nachempfinden, der schöngeistig-kritische Nachvollzug von Gemachtem, waren ein Kapitel, das er unterschätzte; Habermas 1985 Unübersichtlichkeit 14 einer Nostalgie, die sich damals gerade des kontrastreichen Eklektizismus des 19. Jahrhunderts, des „Maskenfestes der Stile", bemächtigt hatte; MM 27. 5. 1988 Dieser aus allen erdenklichen Stilfetzen verbrochene Eklektizismus wird . . stil-los; Stiddtsch. Ztg. 24. 7. 1995 Die Vorbilder H o g a r t h , . . Wilhelm Busch oder Daumier sind jederzeit abrufbar und werden mit raffiniertem Eklektizismus dem Thema anverwandelt; ebd. 29. 10. 1997 der Pianist Shedrick Mitchell, der mühsam versuchte, mit gelernten Eklektizismen das klaffende Gestaltungsloch zu stopfen; Berl. Ztg. 8. 4. 2000 Jeder Laie weiß, dass es dabei auch bleiben und die Psychiatrie sich nie in eine harte Wissenschaft verwandeln wird, sondern sich wohl ewig mit dem Eklektizismus von Moden und Methoden herumschlagen muss.
Eklektizist: Zeit 4. 7. 1986 Bild-Banalitäten im Gefolge der Pop-Art, Photo-Rasterbilder, stereotype Formen . . Sigmar Polke ist ein Eklektizist und Manierist von hohen Graden; taz 25. 9. 1989 eine Eklektizistin feiert . . mit einer James-Last-Version seiner Werke einen großen Erfolg, der im Grunde auf dem Verlust traditioneller Kultur beruht; Süddtscb. Ztg. 13. 9. 1995 Überhaupt ist Hockney ein visueller Eklektizist, ein kultivierter Beobachter und zudem geduldiger Auswerter unzähliger Momentaufnahmen, die er . . seinem Repertoire . . einfügt; taz 2.2.1996 Da lustwandelt ein Eklektizist im Magazin der Literatur, liest Populäres wie Hochkulturelles auf; Berl. Ztg. 25. 7. 2000 Byron, der von Kindsbeinen auf mit Latin, Jazz
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und Klassik konfrontiert war, ist ein entschiedener Eklektizist. eklektizistisch: Scholz 1915 Drama 55 Hier haben wir zum ersten Male etwas Neues, das die eklektizistischen Theatervielheiten dieser zerrissenen Zeit nicht vermehrt; Scheffler 1919 Gotik 80 De Kunst der Griechen wurde übernommen, ihre Werke wurden als Beute [in Rom] aufgehäuft, eklektizistisch genutzt, unendlich vervielfältigt; Süddtsch. Ztg. 3. 4. 1948 Daß er [Bruckner] . . die wagnernahe Siebente durchaus nicht mit der eklektizistisch-brünstigen Hingabe des Bayreuther Meisters . . erklingen ließ; 1966 Studium Generale XU 724 So sind auch die Grundlagen dieser Reform eklektizistisch aus ägyptischen, römischen und orientalischen Überlieferungen . . kombiniert worden; Berger 1981 Augenblick 100 Mit uns gehen einige Burjaten aus der UdSSR durch die eklektizistische Kirchenhalle; Kultermann 1987 Kunstheorie 77 In der spätmanieristischen Kunsttheorie kam man sogar zu ausgesprochen eklektizistischen Resultaten; Spiegel 20. 6. 1994 [in Urlaubsgebiet am Strand] ein pompöses Sammelsurium von Monumentalbauten, eine eklektizistische Traumwelt voller griechischer Säulen und hellblauer Spitztürme, steingewordene Architektenphantasien; Frankf. Rundsch. 6. 5. 1997 Natürlich . . neige er zu einer eklektizistischen Arbeitsmethode nach dem Motto: sammeln und zusammensetzen; Berl. Ztg. 30. 8. 1999 die eklektizistischüberladene und konventionelle, gleichwohl vom Talent des jungen Komponisten kündende C-Dur-Sinfonie; ebd. 21. 1. 2000 Spazieren gehen im Nachtleben der 90er-Jahre, eklektizistisches Wählen von Klängen aus den 80ern . . das Electronica-Duo Milch verwöhnt bei seinem Konzert mit Geschmack und Gästen. GS
Ekstase F. (-; -n), im frühen 16. Jh. über kirchenlat. ecstasis, ex(s)tasis 'das Außersichsein (in religiöser Verzückung oder vor Schrecken, Staunen)' entlehnt aus griech. εκστασις das Aussichherausgehen, -treten (der Seele aus dem Körper); Begeisterung, Verzückung; Irresein, Rausch, Ohnmacht', eigentlich 'das Verrücken, Wegrücken, Entferntsein, die Entfernung von einer Stelle' (zu έξιστάναι 'etwas herausteilen, in einen anderen Zustand versetzen' bzw. έξίστασθαι 'herausgehen, außer sich, von Sinnen kommen'), bis Ende 18. häufig und vereinzelt noch im 20. Jh. auch in lat./ griech. (flekt.) Formen bzw. der frz. beeinflussten Form Extase. a Vom 16. bis ins 19. Jh. selten im medizinischen Bereich in der Bed. 'tiefe Ohnmacht, Bewusstlosigkeit; Irresein, Raserei, Wahn(-sinn)' (vgl. Absence, —• Absenz), b Seit frühem 16. Jh. bes. im religiös-mystizistischen Bereich für '(durch übernatürliche, religiös interpretierte Phänomene ausgelöster, durch Bewusstseinserweiterung gekennzeichneter) Ausnahmezustand visionärer Entrücktheit, des Außersichseins in
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Ekstase
religiöser Verzückung; Besessenheit' (vgl. Schamanismus, Yoga), z . B . sich/jmdn. in Extase bringen, versetzen, (ganz) in Ekstase (ver-)fallen, Visionen und Ekstasen, c Seit Mitte 17. J h . unter Einfluss von gleichbed. frz. extase in der übertragenen Bed. 'höchster Grad der freudigen Erregung, Begeisterung, des Entzückens; Überschwang; Rausch (-zustand)' (—»Emphase, —+ Enthusiasmus, —»Euphorie), bes. im Bereich von Kunst und Poesie (s. Belege 1864, 1910, 1932, 1941) weitgehend gleichbed. mit in neuerer Zeit nachgewiesenem Ekstatik Ε (-; ohne PL), vereinzelt auch 'Außersichsein vor Wut, Verzweiflung, Entsetzen, Schrecken' (s. Beleg 1911), fachspr. in der Psychologie eingeengt auf '(als Folge von Affekterlebnissen, Askese, Drogen, Musik, Tanz o. Ä. herbeigeführter) Zustand des Außersichseins als Erlebnis individueller Entpersönlichung' (s. Belege 1891, 1927, 1970, 1985, 1993), in Wendungen wie schöpferische, poetische, sexuelle Ekstase, Ekstase der Liebe, in wilder Ekstase, in höchste Ekstase geraten, selten in Zss. wie Färb-, Gefühls-, Hass-, Huldigungs-, Rache-, Schöpfer-, Traum-, Willensekstase; Ekstaseerlebnis. Dazu seit späterem 18. J h . die eventuell über engl, ecstatic auf griech. εκστατικός 'verrückend, verrückt' zurückgehende adj. Ableitung ekstatisch, auch in den Schreibungen ecstatisch, extatisch, in der Bed. 'religiöse Ekstase/Ekstatiker kennzeichnend; in religiöser Verzückung, weltentrückt; mit hypnotischen oder hellseherischen Fähigkeiten begabt' (vgl. hypnotisch, visionär, mystisch, somnambul), z . B . mit ekstatisch verklärtem Gesichtsausdruck (zu b) und 'außer sich, wild, leidenschaftlich erregt, rauschartig; verzückt/entzückt, überschwänglich, schwelgerisch, schwärmerisch, inbrünstig; begeistert' (vgl. emphatisch, enthusiastisch, exaltiert), z . B . unter ekstatischem Jubel, ekstatische Hingabe, ekstatischer Freudentaumel, ekstatischer Fanatismus, wild/verzückt und ekstatisch, auch im Bereich der Kunst (vgl. dionysisch, hymnisch), z . B . ekstatischer Gesang/Tanz (zu c); seit früherem 19. J h . die Personenbezeichnung Ekstatiker M . (-s; -) 'jmd., der sich (regelmäßig, häufig) in religiöser Ekstase befindet' (vgl. Visionär, —* visonär; zu b) und ' j m d , der zu überschwänglicher Begeisterung neigt', auch 'ekstatische Ausdrucksformen bevorzugender Künstler', z . B . Ekstatiker am Dirigentenpult (zu c), vereinzelt in der ersten Hälfte des 20. Jhs. im medizinischen Sinne 'jmd., der einem Anfall von Bewusstlosigkeit, einer O h n m a c h t unterliegt; Epileptiker' (zu a); von Mitte 17. bis Mitte 20. J h . aus gleichbed. frz. extasier übernommenes ekstasieren V. trans., auch extasieren, 'jmdn. übermäßig aufregen, in ekstatische Erregung, Entzücken versetzen', auch reflex, 'sich übermäßig, leidenschaftlich erregen, entzückt sein' (s. Belege 1834, 1948; zu c). Ekstase a: Gersdorff 1517 Wundartzney 15b Wöllicher sein bluot laßt am . . viij. kal. Julij/ der stirbt/ oder feit in extasim . . in verzuckung; Lewald 1837 Aquarelle III 235 näherte sich mit aller erforderlichen Vorsicht der Kranken die noch eine Weile in ihrer Extase verblieb; Goltz 1852 Jugendleben 224 Die Kranke erholte sich . . und erblühte sogar zu einer Schönheit, die . . durch eine zeitweise Ekstase, einen ätherischen und fast übermenschlichen Ausdruck gewonnen haben soll. Ekstatiker: Th. Mann 1924 Zauberberg (W. III 418) er war es, der . . den Ekstatiker, blau, schäu-
mend, steif und verzerrt, wie er war, aus dem Saal in die Halle schaffte, wo man die Ärzte, die Oberin und anderes Personal noch längere Zeit an dem Sinnlosen hantieren sah. Ekstase b: 1521 Karsthans 112 Merc: extasis. Studens: ein vnwiser möcht mer fragen dann der bapst selbs kindt verantworten; Wicel 1535 V. Beten g g l a [Christus] vnd sein hertz hebet er mit seinen henden vff gegen Got, wie Jeremias . . das ist gesagt von dem Ecstasi oder sapter animi, darinn der wahrhafftig betten zu Zeiten für Got ligt; Fincelius 1567 Wunderzeichen III D7b Verzückung, welche
Ekstase extasis genannt wird; Amaratithes 1715 Frauenzimmerlex. 600 eine begeisterte nonn im pabstthum, so . . viele offenbahrungen und ecstases soll vorgegeben haben; Bengel 1751 Brüdergemeine (Zinzendorf, Materialien 11 10,211) ob ers in einer Ecstasi wieder erzehlet, daß mans ihm nachgeschrieben, oder ob ers . . selbst aufgezeichnet; Meiners 1776 Sehr. III 185 f. sich unter convulsivischen Bewegungen in stundenlange Ekstasen, und Betäubungen zu versetzen; 1787 Journal v. u.f. Deutschland 11 345 Wenn eine Hexe aufgefahren ist, (quasi in extasi aus ihrem Körper heraus), so kehre man ihren Körper um; Kant 1798 Anthropologie 57 der Mensch ist, wie man sagt, außer sich, in einer Ekstasis, wenn man sich in einer Anschauung, die nicht die der Sinne ist, begriffen zu sein glaubt; Seume 1803 Spaziergang II 133 den brünstigen Franziskus mit der heiligen Klara in einer geistlichen Ekstase; Goethe 1816—17 Italien. Reise (HA XI 327) im Laufe seines Lebens entwickelten sich in ihm die höchsten Gaben des religiösen Enthusiasmus: die Gabe des unwillkürlichen Gebets, der tiefen, wortlosen Anbetung, die Gabe der Tränen, der Ekstase und zuletzt sogar des Aufsteigens vom Boden und Schwebens über demselben; 1839 Immermann (1 423) er war immer in ekstase . . wäre er kein prophet gewesen, man hätte ihn leicht für einen schelm halten können (DWB N.); Lotze 1857 Kl. Sehr. 111 329 die Erscheinungen des Somnambulismus, der Ekstase und Clairvoyance, der Stigmatisierung und . . überhaupt, was man als die Nachtseite der Natur zu bezeichnen liebt; Hartmann 1869 Philosophie 75 die . . Fähigkeit des zweiten Gesichts, wo gewisse Personen ohne Ekstase bei voller Besinnung künftige oder entfernte Begebenheiten vorhersehen; Sachsse 1884 Pietismus 203 f. tauchten an vielen Orten Freunde des Chiliasmus auf und die Visionen und Ekstasen blieben nicht aus; 1928 Handb. d. Englandkde. I 229 Alle Möglichkeiten des anglikanischen Katholizismus bis zum Äußersten ausschöpfend, ersehnt sie das Einssein mit Gott. Eine Ekstase, die sie uns in präraffaelitischem Farbenreichtum sichtbar macht; Szcesny 1958 Unglaube 27 die . . im träum oder in der ekstase erscheinenden bilder zeigen etwas von den Vorgängen im inneren des menschen (DWB N.); Dülmen 1977 Reformation 277 die Brudergemeinschaft der ersten Christen . . die gleicherweise die Ekstasen und Visionen . ., die Bücherverbrennung . . wie auch allgemein die Naherwartung begründet hatte; Spiegel 21.6. 1993 Psycho-Gurus . . die mit Sex-Tantra, Ekstase-Training, Wiedergeburtstherapien oder Kontakten mit Außerirdischen seelische Heilung versprechen. Ekstatiker/in: Heyse 1835 Fremdwb. 1 312 ekstatiker . . entzückte od. begeisterte prediger, Weissager
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(DWB N.); Wernle 1901 Anfänge 405 Alle anderen . . sind edle Moralisten . . jedoch keine Spur Ekstatiker; Werfel 1939 Himmel 21 Das Gesicht des Ekstatikers aber war jugendfrisch; Th. Mann 1947 Faustus (W. V/ 475) eine apokalyptische Kultur, die den Ekstatikern bis zu einem gewissen Grade feststehende Gesichte und Erlebnisse überliefert; Deschner 1964 Talente 161 Vor allem faszinieren ihn die imaginativen Monomanen, die Ekstatiker der Prosa (DUDEN 1993); MM 6.11.1974 die noch immer unschlagbare Gospelsängerin Marion Williams, die singende Ekstatikerin (DUDEN 1993); ebd. 5. 2. 1985 An den Hauptfeiertagen kann man Büßer und religiöse Ekstatiker sehen, die sich Eisendrähte in die Wangen stoßen und barfuß über glühende Holzscheite gehen. ekstatisch: Wieland 1766 Agathon IV 166 in dem ekstatischen Zustande, worin er zu seyn schien; Ackermann 1784 (Arnold, Beob. 1 229) alle arten enthusiastischer entzückungen, extatischer träumereyen . . und göttlicher Offenbarungen (DWB N.); Goethe 1829 Italien. Reise (2. röm. Aufenthalt) (HA XI 469) sein brünstiges ekstatisches Gebet setzte seine Umgebungen als übernatürlich in Erstaunen; Tschirschky 1861 Meran 98 Kaltem (woselbst die als ekstatisch bekannte Maria von Morl lebt) (DWB N.); Hartmann 1869 Philosophie 75 findet sich diese Fähigkeit des zweiten Gesichts in ekstatischen Zuständen, spontanem oder künstlich erzeugtem Somnambulismus von höheren Graden des Wachträumens, sowie auch in den lichten Momenten vor dem Tode ein; Preyer 1881 Hypnotismus Anm. 15 Die Derwische, deren Übungen ich in Egypten beiwohnte, versetzen sich in ekstatische, wahrscheinlich hypnotische Zustände; Windelband 1902 Präludien II 297 in den reineren Formen . . kontemplativer, ekstatischer Weltentfremdung liegt die Gefahr der Vernachlässigung irdischer Pflichten; Mühlmann 1940 Krieg 20 Sie [rituelle Übungen und Belastungsproben] haben . . andere Funktionen, unter denen die Herbeiführung ekstatischer oder visionärer Zustände obenan steht; Th. Mann 1947 Faustus (W. VI 122) [Die] liberale Theologie . . setzt . . das Religiöse zur Funktion der menschlichen Humanität herab und verwässert das Ekstatische und Paradoxe, das dem religiösen Genius wesentlich ist; Lange-Eichbaum 1956 Genie 217 abnorme Bewußtseinslagen treten auf . . Daraus entstehen dann . . visionäre, ekstatische, somnambule, konvulsive Erscheinungen, sowie automatische, motorische und geistige Produktionen; Dülmen 1977 Reformation 332 einen Anspruch, der während der politischen, sozialen und religiösen Desorientierung . . entweder in einen pazifistischen Rückzug aus der Welt oder in einen ek-
48 statisch-chiliastischen drohte.
Ekstase Ausbruch
umzuschlagen
Ekstase c: Lauremberg 1652 Scherzgedichte 47 de Damen und Signörs all in Extase seyn, Wen se considerern juw genereux maintien; Schubart 1767 Br. I 86 ein Beweiß von der Ekstase Ihrer Freundschaft gegen mich; 1771 Hall. Bibl. V 643 Die Einbildungskraft befeuert bis zur Ekstase; Musäus 1781 Physiognom. Reisen I 95 wenn nicht ein plötzlicher Zufall mich aus dieser empfindsamen Ekstase gerissen hätte; Schubart 1791 Ges. Sehr. I 72 Als ich anfing, den Plato und Aristoteles zu studieren, so nahm meine Ekstase für die Neuern in merklichen Graden ab; Heinzmann 1800 Fruehst. 192 die Franzosen bey allen ihren Extasen, haben unendlich mehr bon sens . . als diese Extreme der deutschen Barbarey; Heine 1829 S. W. III 225 ich will sobald als möglich das Land sehen, das den trokkensten Philister so sehr in Ekstase bringen kann, daß er bei dessen Erwähnung plötzlich wie eine Wachtel schlägt; Marx 1846-48 MEW IV 540 die katholischen und liberalen Zeitungen gerieten in Extase über die häuslichen Tugenden König Leopolds; Freytag 1855 Soll u. Haben 1 159 Er sprang in Ekstase von seinem Sitz auf; Raabe 1864 Hungerpastor 273 Sie schwärmte für die beseligten Künstler . . und Professor Blüthemüller stimmte ihr in Ekstase bei; Mauthner 1878 Muster 79 in den Pausen ihrer mütterlichen Extase; West 1891 Vogelhändler 34 Doch plötzlich kam er in Exstase, Er nannte eine Venus mich; Hesse 1904 Camenzind 109 brachte sich . . durch laute Chopinmusik und präraphaelitische Ekstasen systematisch um den Verstand; Lissauer 1910 Aufs. 1 18 die Ekstase des [dichterischen] Schaffens . . erscheint dem Laien als ein glücksäliger Zustand; Heym 1911 Dicht. 11 114 der oberst . . schrie wie ein wahnsinniger in einem fort, die ekstase des schreckens hatte ihn übermannt (DWB N.); 1927 Sittengesch. d. Hafens 92 Die cubanischen Freudenmädchen sind . . von einer fast wütenden Sexualität. Sinnlos berauscht in der Ekstase, beissend; Gebauer 1932 Kulturgesch. 583 die Maßlosigkeit, die Ekstase und die Hysterie, die sich in vielen expressionistischen Dichtungen störend bemerkbar machten; Bertololy 1941 Heimkehr 28 Die Sonne war untergegangen, ein paar blutrote Wolkenstreifen verglühten in stummer Ekstase über dem Horizont; Adorno 1961 Noten II 11 jüdische Mystik . . Der jüdische Tonfall der Ekstase; Nattkämper 1970 Morphologie o. S. Das Rauschhafte des Tanzes leitet . . seine Sinnenhaftigkeit und Sinnlichkeit, die zum Exhibitionismus drängt, zum Taumel, zur Ekstase. Es ist die dionysische Seite des Tanzes; MM 30. 7. 1985 Von dieser ekstatischen Gegenständlichkeit muß der Besucher in Stuttgart einen weiten Weg gehen
. . Das musikalische Erlebnis als Rausch, Ekstase, mystisches Sich-Versenken; Spiegel 27. 32. 1993 The Orb schicken mit 24stündigen Mammutkonzerten die Zuschauer in digitale Ekstasen. Auf Parties in Berlin, New York, Paris und London tanzten bis zu 40 000 Menschen im Rhythmus von Technound House-Musik. (sich) extasieren: Hille 1647 Palmenbaum 133 sein . . amoureuses Gedicht (dadurch die Gemüter der Göttinn gleichsam extasiret werden) (JONES); Pückler-Muskau 1834 Tutti-Frutti II 361 Ich extasirte mich über das herrliche Schauspiel; Hehn 1840 Reisebilder 318 doch ich will mich nicht ekstasieren, da mich in Paris wohl noch höhere Pracht erwartet; Weizsäcker 1948 Diesseits 249 er ist nüchtern, er ekstasiert sich nicht (DWB N.). Ekstatik: Bad. Ztg. 5.11. 1966 in den fugierten Schlußchören, in denen der Chor Brahms selbst an vitaler Ekstatik übertroffen hat; Kultermann 1987 Kunsttheorie 138 Vision, Mystik, Ekstatik und religiöse Verehrung sind die Kennzeichen auch der neuen modernen Kunst der Nazarener. Ekstatiker: Werfel 1924 Verdi 21 mit den pfeifenden Atemstößen von Ekstatikern tranken sie die Worte, die sie nicht verstanden; St. Zweig 1939 Br. 60 Der Maestro hatte hier phantastische Triumphe . . er war so umdrängt und von einer solchen Garde Ekstatikerinnen barrikadiert; Korrodi 1952 Literatur 26 die Zeit mag entscheiden, ob die Ekstasen Karls Stamms nicht mehr erlitten sind als die der professionellen Ekstatiker; Zeit 21. 6. 1985 den Ekstatiker des Actionpainting; Spiegel 10.5. 1993 Ohne Harvey Keitel in der Rolle des „Bad Lieutenant" wäre dieser Ekstatiker der Selbstbesudelung wohl leicht in Höllengelächter abgestürzt. ekstatisch: Wieland 1764 Don Sylvio 1 214 der ecstatische zustand, worinn sie sich damals [beim Erblicken des schlafenden Don Sylvio] befand (DWB N.); Boie 1772 Br. an Bürger 1 62 der ekstatische Liebhaber; 1894 Dtsch. Dichtung XV 222 in dem extatischen Moment der Vereinigung nimmt das Universum den Leib zurück; Th. Mann 1902 Erz. (W. VU1214) seine häßlichen Lippen waren zu dem Ausdruck eines verzweifelten Hasses verzerrt, und seine Augen, von Glut umzogen, schweiften irr und ekstatisch über den schönen Platz; ders. 1948 Reden u. Aufs. (W. IX 726) Das Verhältnis [Goethes] zu der Hofdame Frau von Stein, eine nicht ganz durchsichtige, sonderbar ekstatische und nicht recht gesunde Leidenschaft . . eine . . halb mystische Verfallenheit; Reinhold 1976 Herausfor-
elaborieren derung 137 an die stelle der alltäglichen monotonie [tritt] ein ekstatisch gesteigertes lebensgefühl, zu dem Sexualität und drogengebrauch führen sollen
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(DWB N.); MM 11.1. 1985 geballte Wucht und ekstatische Glut von Nonos Musik, die sich gern in extremen Lagen bewegt. IN
elaborieren V. trans., Anfang 17. Jh. entlehnt aus lat. elaborate '(sorgfältig) ausarbeiten' (aus e(x)- 'aus-' und laborare 'arbeiten'; —» Labor). a In der Schul- und Kanzleisprache in der veralteten Bed. '(sorgfältig, fleißig, mühsam) ausarbeiten, verfassen, verfertigen, bes. von schriftlichen, literarischen, seltener anderen künstlerischen Arbeiten (Aufsätzen, Predigten, Essays u. )', ζ. B. eine Schrift elaborieren, mit dem im 18. Jh. nachgewiesenen Verbalsubst. Elaborierung F. Dazu die im späteren 18. Jh. kanzleispr. aufgekommene, auf lat. elaboratum 'das Ausgearbeitete' (subst. Part. Perf. zu elaborate, s.o.; vgl. Attestat, Diktat, Zertifikat usw.) zurückgehende subst. Ableitung Elaborat N. (-(e)s; -e), anfangs in lat. (flekt.) Form, für 'schriftliche Ausarbeitung, Arbeit; Vorlage; Denkschrift, Hausaufgabe, Aufsatz' (vgl. Traktat), ζ. B. schriftstellerisches Elaborat, meist abwertend und allgemeiner gebraucht in der mit „langweilig, mühsam, umständlich" konnotierten Bed. 'geistlose schriftliche Arbeit; Geschreibsel, Machwerk' (s. Belege 1872, 1919, 1929, 1966, 1993), z.B. ein blumiges Elaborat, sich mit einem Elaborat blamieren, b Im 17./18. Jh auch im chemischen und medizinisch-pharmazeutischen Bereich für 'verfertigen, zubereiten (ζ. B. von Arznei durch den Apotheker, von Körpersäften durch die Verdauung o. Ä.)'. c Seit den 70er Jahren des 20. Jhs. attr. verwendet im Part. Perf. elaboriert 'differenziert ausgearbeitet, ausgefeilt; komplex ausgeprägt, strukturiert', zunächst bes. in Syntagmen wie elaborierte Sprache, Sprachform und elaborierter (Sprach-)Code/Stil (nach engl, elaborated code) als Terminus der Soziolinguistik (B. Bernstein) zur Charakterisierung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit der gebildeten Mittelschicht, die sich vom restringierten Code (nach engl, restricted code; —• Code) durch höhere Differenziertheit, größeren Wortschatz, komplexere Syntax usw. unterscheiden soll, in jüngster Zeit auch allgemeiner (s. Belege 1988, 1993); daneben die adj. Ableitung elaborativ 'in ausgearbeiteter, ausgeprägter, differenzierter (sprachlicher) Form'. Dazu seit späterem 17. Jh. die subst. Ableitung Elaboration F. (-; -en) in der veralteten Bed. 'schriftliche Ausarbeitung, sorgfältige Abfassung, Verfertigung einer Schrift, eines literarischen Werkes, einer philosophischen These o. Ä.' (zu a), vom 19. (1870 bei Heyse) bis ins 20. Jh. auch gebucht für '(Prozess der) Zubereitung, Zusammenstellung von Arznei (durch den Apotheker)', z.B. Elaborationsbuch 'Verzeichnis der Apotheker über die von ihnen selbst zubereiteten Heilmittel' (zu b), seltener im Sinne von 'künstlerische Ausgestaltung, gedankliche Ausarbeitung' und seit den 80er Jahren in der Soziolinguistik für 'Verfeinerung des Sprachhandlungsmusters' (zu c). elaborieren a: Stör 1601 Schimpff u. Ernst B8b die Schrifft . . elaborirt vnd . ./ mit meiner Hand rein abcopirt; Furttenbach 1618 Architect, civ. 36 nicht allein was weiters nachzusinnen/ sonder auch auß Lust würcklich zu elaboriren; ders. 1641 Architect, priv. 33 damit sie vorsichtig mit dergleichen Vulcanischen Mixturen vmbgehen/ dieselbige nicht in den haußhaltungen/ sondern in andern weit entle-
genen Hütten Elaboriren/ vnd außfertigen sollen; Hirsch 1661 Kirchers Musurgia (Übers.) 79 alle Music-Instrumente sind mit höchster Kunst elaborirt, mit größter Varietät zugerichtet gewesen; 1677-79 Welt-Kucker 154 dieses Papier aber/ wären scripta, welche sie biß dato elaborirt hetten (CARMESIN); Thomasius 1688 Monats-Gespräche I 181 f . Herr David sey nur so gut/ und versu-
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elaborieren
che auch seine Traum-Gesichte in Reimen zu elaboriren; 1690 Hochbeehrte Augsb. 228 mit einer unvergleichlich schönen/ nett und zierlich elaborirten Lateinischen Oration demüthigst salutirt und gehorsamst empfangen hat; Löscher 1705 Hurenregiment 221 Gewißlich es ist dieses eines der curieusesten und schwehresten Stücke in der Historia Media, welches ich von einer fähigen Feder einmahl elaboriret zu sehen wünsche; Amaranthes 1715 Frauenzimmerlex. 1050 eines Priesters gelehrtes Weib . . soll von solcher Geschicklichkeit und Klugheit gewesen seyn, daß sie ihrem Manne viel Predigten elaboriren helffen; Falckenstein 1738 Thüring. Chronicka l 2v sind dieser, und folgende Theile [eines Geschichtswerkes] in Euer ChurFürstl. Gnaden Thüringischen Haupt-Stadt elaboriret und von mir verfertiget worden; J. G. Müller 1781 Lindenberg I 161 sollte . . irgend ein mann sich . . genothsachet fühlen, eine versionem hebraeam . . libri notissimi Siegfried von Lindenberg . . zu elaboriren (DWB N.); Bremser 1802 Parömien 12 Sollte sich dann unter der großen Schaar von Büchermachern nicht einer finden, der ein solches Werk elaborierte?; 1842 Naturgesch. d. dtsch. Studenten 199 elaborirt. Elaborierung: 1704 Auserles. Anm.l Vorr. 6a da diese arbeit auf elaborirung academischer thematum nicht hauptsächlich angesehen; 1706 Braurecht 2a Weilen nun bey elaborirung dieses Wercks verschiedenes aus den alten . . Landtages Acten genomen . . so hat man dienlich befunden/ diese Beantwortung . . drucken zu lassen; Messerschmidt 1722 Sibirien I 208 Der Herr Doktor arbeitete jetzo an die Elaborierung der Vögel und anderen Sachen, so mit Kapt. Tabbert nacher Petersburg sollten gesandt werden; 1729 (1902 Jahresber. Histor. V.f. Mittelfranken XLIX 10) anbefohlene Elaborirung einer genealogiae diplomaticae der Herren Burggrafen . . Zollerschen Geschlechts aus dem hochfürstlichen Archiv; Schröder 1737 Schatzkammer 69 Dieweilen ich allhier solches nur rubricirt zu haben vermeinete, und die völlige elaborirung denen überlasse, welche darzu bestellet seyn. Elaborat: 1768 (Font. rer. Austr. II 71,311) waß von dem elaborato für ein eigentlicher Gebrauch zu machen sey?; 1771 (ebd. 11 73,215) elaboratum des hofraths von Heinke über die frage, ob . . die von dem churfürsten zu Maynz in ansehung der ordens-geistlichen kundgemachte ankehrungen auch in denen . . oesterreichischen Staaten eingeführet werden können (DWB N.); Koch-Sternfeld 1810 Salzburg 1 Vorr. VII [Eine Quelle hat ihm] einige Fragmente aus den folgenden Elaboraten geliefert; Schmeller 1836 Tagebücher II 233 den
Abend widmete ich vollends Xylander'n und der Mittheilung seiner linguistischen Elaborate; Bäuerle 1858 Memoiren l 104 Verfassen Sie mir eine umfassende Schilderung aus den Verhörsprotokollen, aber nicht wie gewöhnlich solche Auszüge gemacht werden, sondern voll Farbe und Lebendigkeit, so daß der Buchhändler Oehler in seinen „Plaisanterien für die Lesewelt" von Ihrem Elaborat sogleich Gebrauch machen könnte; Graetz 1866 Br. 526 Sie haben mein Elaborat vielfach gekürzt und haben recht daran getan; Keller 1872 Leben III 50 Auerbach hat sich anläßlich des krieges mit zu täppischen chauvinistischen elaboraten furchtbar blamiert (DWB N.); Eckstein 1876 Satir. Zeitbilder 37 ein lächerliches Elaborat Eurer Phantasie; Horix 1895 Erl. 43 der Eindruck, den seine Elaborate hervorriefen, war nur insofern ein bedeutender, als sie fast regelmäßig die unbedeutendsten von allen im Regiment gewesen; 1902 Grenzboten IV 317 An der Bezeichnung 'Elaborat' braucht man ja an und für sich keinen Anstoss zu nehmen, da das Wort nur in gehässigem Munde die Nebenbedeutung des Mühseligen und peinlich Zusammengeschleppten hat; Walther 1919 Wege dtsch. Geistes 2 Überschwemmung der Presse mit Elaboraten gesinnungstüchtiger Offiziere; 1929 ZfdPhil LIV 308 1833 hat Max von Bayern eine steifleinerne „Lucrezia Borgia" geschrieben und viele sind ihm seither gefolgt. Darauf aber kommt es hier nicht an und man kann sich die nähere Betrachtung solcher Elaborate ersparen; Rogge 1937 Kollektivsicherheit 273 Erörterungen über den Zerfall des Locarno-Paktes, der ein typisches Elaborat der Gleichgewichtspolitik war; ND 6. 10. 1949 In der heutigen Zeit ist die ideologische Klarheit oberstes Gebot . . man gewinnt sie nicht durch Studium der schriftstellerischen Elaborate des Ostbüros und der trotzkistischen Tito-Clique, man gewinnt sie durch Studium des MarxismusLeninismus; Zwerenz 1966 Casanova 424 das manuskript, das . . keinerlei ähnlichkeit mit einer dissertation . . aufwies, ein elaborat war, eine beleidigung aller Wissenschaften (DWB N.); Zeit 15. 11. 1985 eine reichlich ausgezierte Version des fis-moll-Adagios aus dem A-dur-Konzert KV 488, die, wohl als Arbeit eines Schülers, aus Mozarts Nachlaß zu stammen scheint. Obwohl die Elaborate dieser Handschrift keineswegs befriedigen, bietet sie uns ein Indiz dafür, daß hier ausgeziert werden darf; Spiegel 28. 6. 1993 Das blumige Elaborat, das Pohlmeier abfaßte, ohne der angeblichen Patientin je begegnet zu sein, gilt in Fachkreisen mittlerweile als fahrlässige Fehlleistung. Elaboration: 1675 Technolog. Interim 40 die herrliche elaboration des Textes; 1683 Polit. Grillenfänger 241 Diese Elaboration übergäbe er dem när-
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El; rischen Wirthe; Seckendorff 1691 Reden 400 Wie nun dergleichen Lexica . . in Latein schon vorhanden/ auch viel Teutsches in solchen Büchern mit untergemenget/ so wird derjenige welcher die elaboration eines solchen Wercks übernehmen sollte/ schon ohngefähr wissen . . worüber sich zu entschliessen; Weise 1702 Gedancken 11 19 Und ich weiß wol/ nach dem ich meine/ collegia poetica mehrentheils so gehalten habe/ daß ich andern ein Exempel gegeben/ daß ihnen hernach meine elaboration zur Probe nach dictiret worden; Ettner 1719 Maulaffe ISO weil ich in gemeldeten Elaborationibus wegen genauer Obsicht meiner Praxis und bed ü r f t i g e r Artzneyen Ausarbeitung noch nicht so exercirt bin; Falckenstein 1738 Thüring. Chronicka II 1342 Aus diesen vorgehenden Specificationen ist zu ersehen, wie zu völliger Ausführung und Elaboration einer so nombreusen Thüringischen Adels-Historie dieser Raum viel zu klein, sondern ein absonderlich- und aus etlichen Alphabeten bestehender Tractat hierzu erfodert wäre; Herder vor 1803 S. W. XII 52 Plutarchs moralische und philosophische Schriften sind fast nichts als themata, die noch jetzt in Schulen gebraucht werden könnten zu eigenen Elaborationen (KEHREIN); Uhland 1808 Br. (Uhlands Briefw. I105) Mayer sitzt gegenwärtig in Stuttgart über den Examens-Elaborationen; Buchner 1844 Advokat 191 daß sie . . gewiß schlechtere Relationen und Urtheile, als Verse gemacht, und es ohne ihre poetischen Elaborationen im Staatsdienste noch viel weiter gebracht hätten; Alexis 1852 Ruhe 11 286 Eine hübsche Elaboration. Wenn Sie das geschrieben hätten, könnte man's ad acta nehmen; ebd. V 32 Auch jener Minister, der ihn einst nach Karlsbad wies, würde es eine gute Elaboration genannt haben. elaborieren b: Geissler 1678 Neri 20 einen solchen crystall, . . daß man daraus allerhand schöne kostbare gefäß und zeug elaboriren möge (DWB N.); Becher 1682 Glücks-Hafen o. S. so dörffte ich nur ein kleines Register hierbey setzen und etliche Processe motiren/ die ich selbst elaborirt und gut befunden habe; Horlacher 1691 Beweiß 104 was in währendem zorn genossen wird, bringet gleichfalls solche effectus, die . . die natürliche feuchtigkeiten . . auf eine gantz verkehrte manier elaboriren (DWB N.); 1720 (1903 Mitt. G. Erz'gesch. XIII 187) den phosphoros elaboriren zuhelffen und
andre Dinge. Man würde sie balde insonderheit alle Kräutter, Würtzeln, it: alle Metalle und Mineralien . . kennen lernen. elaborieren/elaboriert c: Harnisch 1970 Sprache (Neue dtsch. Schule XII o. S.) Basil Bernstein . . bezeichnet die typische Sprache der Unterschicht als „restricted code"; die Sprache der Mittelschichten nennt er „elaborated code" . . die elaborierte Sprachform [zeichnet sich] durch laufend sich neu strukturierende Äußerungen aus . . Das Beispiel zeigt, wie sich mit dem elaborierten Sprachstil zugleich wesentlich günstigere kognitive Möglichkeiten verbinden; Zeit 8. 3. 1985 weil sie [Linguistik] auch das Vertraute (etwa den simplen Begriff „beschränkt") wörtlich übersetzt und damit fremdartig ausdrückt („restringiert"). Was wäre das Gegenteil von „beschränkt"? Für den Linguisten natürlich elaboriert. Der Bedeutungsgewinn gegenüber einfach und kompliziert ist nahe Null; Haubrichs 1988 Geschichte 383 Das Ende der Zeiten . . spielt eine große Rolle . . im elaborierten Denken des Klerus; Süddtsch. Ztg. 17. 3. 1993 elaboriertere Videopraktiken sind . . zum Schlüssel der Unterhaltungsindustrie (Popmusik) und des Pornofilms geworden. Elaboration: Hillebrand 1885 Culturgesch. 47 geistige Elaboration; Th. Mann 1947 Faustus (W. VI 316) Nimm gleich einmal den [musikalischen] Einfall . . eine Sache von drei, vier Takten, nicht wahr, mehr nicht. Alles übrige ist Elaboration, ist Sitzfleisch; Fleischer 1978 Geschichtsprozeß 183 Die Instanz der „sozialen Revolution" erfuhr bei M a r x auch keine weitere geschichtstheoretische Elaboration und Verankerung; Althaus/Henne/Wiegand 1980 Lex. d. germ. Linguistik 297 f . da ist der H a n delnde — will er sein primäres Ziel auf jeden Fall, nur nicht mit Gewalt erreichen — genötigt, die genannten Hindernisse . . durch zusätzliche k o m m u nikative Anstrengungen, durch „Elaboration" seiner H a n d l u n g zu überwinden. elaborativ: Althaus/Henne/Wiegand 1980 Lex. d. germ. Linguistik 298 Eine kommunikative H a n d lung, die darauf angelegt ist, Primärintentionen gegen antizipierte Aufnahme-, Verarbeitungs- oder Reaktionshindernisse elaborativ durchzusetzen, soll „rhetorisch" heißen. IN
Elan M . (-s; ohne PL), im früheren 19. Jh. entlehnt aus frz. elan zu s'elancer, altfrz. soi eslancier 'sich stürzen, hervorbrechen; sich bewegen, vorwärtsschnellen, sich (auf-)schwingen', zu frz. lancer, 'schleudern, werfen, in Schwung bringen' < spätlat. lanceare '(die
(Deverbativum fortschnellend altfrz. lancier Lanze) schleu-
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elastisch
d e m , s c h w i n g e n ' ; v g l . lancieren,
Lanze),
a n f a n g s n o c h in d e r f r z . S c h r e i b u n g , v e r e i n -
zelt N . u n d in f r z . S y n t a g m e n . a Z u n ä c h s t vereinzelt bezogen auf physische P h ä n o m e n e für '(Auf-)Schwung,
An-
lauf, Sprung, Satz'. b Seit M i t t e 19. J h . im übertragenen Sinne 'innerer S c h w u n g , Antriebs-, S c h w u n g - , S p a n n k r a f t ; Feuer, Eifer, Begeisterung, U n g e s t ü m ; Tat-, S t o ß - , Angriffslust; Schneid' vgl. Vitalität),
Durchsetzungskraft,
(—• D y n a m i k , —• E n e r g i e , —• O p t i m i s m u s , —• T e m p e r a m e n t ,
bes., o f t a u f frz. Verhältnisse b e z o g e n , im militärischen,
politischen
o d e r w i r t s c h a f t l i c h e n (s. B e l e g e 1 8 7 9 , 1 8 9 2 , 1 9 1 6 , 1 9 3 8 ) , s e l t e n e r i m k ü n s t l e r i s c h e n B e r e i c h (s. B e l e g 1 9 4 3 ; —• I n s p i r a t i o n , —* E s p r i t ) , ζ . B. E l a n d e r ( f r a n z ö s i s c h e n ) T r u p p e n ( b e i m A n g r i f f ) , d e r l e i d e n s c h a f t l i c h e E l a n des F r a n z o s e n , ü b e r d e n einen mitreißenden E l a n verfügen, mit jugendlichem E l a n , politischer,
nötigen,
nationaler,
revolutionärer, unternehmerischer, pädagogischer Elan, Elan und Ehrgeiz/Energie/ B e g e i s t e r u n g , i m S y n t a g m a E l a n v i t a l ( n a c h f r z . elan
vital),
a u c h E l a n d e vie,
1907
v o n H . B e r g s o n (in s e i n e r A b h a n d l u n g „ L ' e v o l u t i o n c r e a t r i c e " ) g e p r ä g t e r T e r m i n u s in d e r B e d . ' d i e b i o l o g i s c h e n P r o z e s s e s t e u e r n d e s c h ö p f e r i s c h e L e b e n s - , n u r v e r e i n z e l t a l s G r u n d w o r t in Z s s . w i e E u r o p a - , Elan a: Pückler-Muskau 1831 Br. e. Verstorbenen 263 ist noch ein Graben auf der anderen Seite [der Mauer], so überspringen sie [Pferde] auch diesen, indem sie sich auf der Höhe der Mauer, oder des Walls, einen neuen elan geben; Roland 1888 Lieutenants 147 Den Beinamen des „schneidigen" gaben ihm schöne Lippen wegen des Elans, mit dem er im Walzer die Füße wirft und wegen der elastischen Bewegung, mit der er sein bäumendes Roß zügelt. Elan b: Alexis 1852 Rube 1 18 Ich . . hatte immer gehofft, daß eine so spirituelle Frau ihm einen Elan geben würde; Scherr 1862 Blücher 1 280 mit jenem Schwung (elan), welcher die schönste Nationaleigenschaft der Franzosen ist; Scheibert 1879 Offizier-Brevier 43 oft genügt die gute Haltung, die Energie oder der Elan der Truppen, um achtbare Lorbeeren zu pflücken; Schwarz 1881 Algerien 111 So hat auch die Natur dem französischen Volke die prächtigen, schimmernden Anlagen, Esprit und elan, Geschmack und Witz, verliehen; Waldstein 1892 Erst wägen 30 das elan der Franzosen [im Angriff]; 1916 Schwed. Stimmen 125 Der Elan, mit dem die letzten Jahrgänge Frankreichs gegen die deutschen Schützungsgräben anstürmen; 1918 Deutschland u. Katholizismus 1 54 Der „Auf-
schwung des Lebens" (elan de vie) ist für den gefeierten Henri Bergson das Schlagwort, mit dem er . . seine Metaphysik aufbaut; Müller-Freienfels 1922 Psychologie 67 Im Vergleich mit der Lebhaftigkeit des Italieners, dem „Elan" des Franzosen, erscheint der Deutsche langsam, schwerfällig; Münch. N. Ν. 1. 11.1938 Im Oktober 1933 wurde der Elan der kräftigen Partei, die daran ging, das ganze Sudetendeutschtum unter dem Zeichen des Hakenkreuzes zu einen, der Prager Regierung zu gefährlich; ebd. 15. 3. 1943 Ihr [Pianistin] Elan, ihre temperamentvolle Art, sich sozusagen in eine gewisse Begeisterung hineinzuspielen; Süddtsch. Ztg. 4. 11. 1965 der Mann, der Brasilien . . mit Liberalität, Großzügigkeit und unternehmerischem Elan ins 20. Jahrhundert führte; Hocke 1976 Tagebücher 455 Neben dem elementaren Elan vital der Natur gibt es . . in der Schöpfung einen aktiven Elan d'amour des Bewußtseins, der allseitige Vollkommenheit anstrebt; Altner 1987 Überlebenskrise I I I Die Wirklichkeit des Geistes . . wird . . nicht als eine von außen einwirkende Kraft verstanden, als Elan vital; Spiegel 15.2. 1993 Ihren Elan und ihre „positive Einstellung zur Lebensumwelt" wollen die Manager . . durch eine Neufassung ihres Firmenemblems demonstrieren. IN
e l a s t i s c h A d j . , E n d e 1 7 . J h . u n t e r E i n f l u s s v o n g l e i c h b e d . f r z . 0lastique m e n e E n t l e h n u n g a u s g e l e h r t e n l a t . elasticus
Urkraft';
Revoluzzer-Elan.
' t r e i b e n d ' (vgl. virtus/vis
m a l s 1 6 5 1 v o n P e c q u e t in s e i n e r A b h a n d l u n g „ D i s s e r t a t i o A n a t o m i c a "
aufgekomelastica,
erst-
verwendeter
Terminus zur Bezeichnung der Ausdehnungs- und Treibkraft der Luft bzw. des Luftd r u c k s ) , e i n e r B i l d u n g zu g r i e c h . ε λ α σ τ ό ξ ' g e t r i e b e n ; d e h n b a r ' (zu έ λ α ύ ν ε ι ν ' ( a n - ) t r e i b e n , in B e w e g u n g s e t z e n , s t o ß e n , z i e h e n ' ) , f r ü h e r a u c h in l a t . ( f l e k t . ) F o r m .
elastisch
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l a Zunächst im physikalisch-technischen Bereich zur Charakterisierung fester und gasförmiger Materie und Materialien in der Bed. '(aus-)dehnbar, nachgebend, biegsam, weich; federnd, prall', ζ. B. elastische Bewegung, Feder, Sehne/Saite, Binde/ Bindung, Flüssigkeit, (Kompressions- und Expansions-)Kraft, Luft, Materie, Aufhängung, Kupplung, Reifen, elastisches Gewebe, Seil, elastischer Körper, Widerstand, elastisch gelagert, stabil/weich und elastisch, vereinzelt als Grundwort in Zss. wie dauer-, zäh-, hoch-, reinelastisch. Daneben vereinzelt in der Sprache der Werbung als erster Bestandteil elasto- in neoklassischen Bildungen wie Elastophan, Elastomechanik. Dazu die im frühen 20. J h . gebuchten, nur im PI. nachgewiesenen Produktbezeichnungen der Textilbranche Elastiques ( < frz. elastiques-, 1911 bei Petri) und Elastiks ( < engl, elastics) für 'dehnbares, gummiartiges Gewebe'; in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. latinisierend gebildetes Elastikum als Grundwort in der Zs. Gummi-Elastikum, für ein Lederreinigungsmittel, und in den 50er Jahren des 20. Jhs. die neoklassische Bildung Elaston, für einen widerstandsfähigen und vielseitig verwendbaren Kunststoff, ζ. B. Elaston-Werk, -Produktion. b Seit frühem 18. J h . im biologischen und medizinischen Bereich bezogen auf die Beschaffenheit von organischem Gewebe, dann auch auf die physische Konstitution (bes. Gang, Haltung, Körperbau) von Personen in der Bed. 'geschmeidig, straff; federnd, schwungvoll', z . B . elastische Arterienwände, Muskelfasern, elastischer Gang, elastischen Schrittes, elastische Figur/Gestalt, frei/lebhaft/fest und elastisch ausschreiten, straff/beweglich/weich und elastisch, auch allgemeiner verwendet (s. Belege 1772, 1855); dazu seit späterem 19. Jh. die bis heute gebuchte neoklassische Bildung Elastin 'Grundstoff der elastischen tierischen Fasern'. 2 Seit Mitte 18. J h . übertragen auf geistige Haltungen/Einstellungen für 'nicht starr an einer Ansicht oder Meinung festhaltend, nachgiebig' und insbes. auf militärische, politische, wirtschaftliche, geistes- und sozialwissenschaftliche Verhältnisse, Methoden, Systeme, Institutionen o. Ä. im Sinne von 'veränderlich, beweglich, anpassungs-, entwicklungsfähig; dehnbar, weit (gefasst), locker, großzügig, offen' (gleichbed. mit —• flexibel), z . B . elastische Kampf-/Kriegsführung/Verteidigung, elastische Definition, Methode, Politik, Lösung, elastischer Begriff, Unterricht, das elastische Eingehen auf die Arbeitsmarktbewegungen, selten auf Sprache, poetische und musikalische Vermittlung bezogen (s. Belege 1930, 1967, 1994). Dazu seit spätem 18. J h . die antonyme Präfixbildung unelastisch (zu l b und 2); seit Ende 17. J h . die über gleichbed. frz. elasticite aus gelehrtenlat. elasticitas (Abstraktum zu elasticus, s.o.) übernommene subst. Ableitung Elastizität F. (-; -en ungebr.), anfangs vereinzelt in lat. (flekt.) Form, in der Bed. 'Fähigkeit eines festen oder flüssigen Körpers, durch äußere Einwirkung hervorgerufene Form- und Volumenänderungen selbsttätig rückgängig zu machen, (Aus-)Dehnbarkeit, Expansions-, Sprung-, Spann-, Schnellkraft', ζ. B. Elastizität der Luft, einer Saite, gummiartige Elastizität; Elastizitätskoeffizient, -konstante, -lehre, -messer/-zeiger, -verlust; Wandelastizität (zu l a ) ; seit Mitte 18. Jh., zunächst biologisch mit Bezug auf organische Gewebe, dann auch auf die physische Konstitution des Menschen (s. Beleg 1836) '(körperliche) Beweglichkeit, Spannkraft, Biegsamkeit, Geschmeidigkeit; Schwung', ζ. B. Elastizität der Muskeln, des jugendlichen Körpers, des Handgelenks (zu l b ) ; seit spätem 18. J h . übertragen verwendet bes. im politischen, wirtschaftlichen und soziologischen Bereich für '(geistige) Beweglichkeit, Offenheit, Nachgiebigkeit, Veränderlich-
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elastisch
keit, Anpassungsvermögen' (vgl. Flexibilität), auch auf Sprache bezogen (s. Beleg 1892), z.B. Elastizität des menschlichen Geistes/Charakters, einer Institution, der Tarifverträge, der Volkswirtschaft; die Elastizität gesellschaftlicher Strukturen, die logische Elastizität der Sprache (zu 2); seit den 30er Jahren des 20. Jhs. die wohl nach —• Gymnastik gebildete subst. Ableitung Elastik Ε (-; -en ungebr.) als Bezeichnung für eine turnerische Disziplin, z.B. Elastik-Akt, -Mädchen (zu lb), im späten 19. Jh. auch 'geistige Beweglichkeit' (zu 2) und in jüngster Zeit auf Materialien bezogen (zu la). elastisch l a : Beselin 1692 Feuer-Sprützen 90 weil die luft wegen ihrer elastischen krafft sich ausdehnet (DWB N.); Scbeuchzer 1711 Physica 1 56 Eine besondere Schnell- oder Treibkraft oder Eigenschaft, so die heutigen Natur-Weise Elasticitatem, virtutem Elasticam . . heissen; Sturm 1717 Matbesis 97a vim elasticam, und auff gut Teutsch, die Stemm-Krafft, oder Stemmung (oder auch SchnellKraft, und Treib-Gewalt) nennet; Sulzer 1745 Kurzer Begriff aller Wiss. 87 aller flüssigen nicht elastischen Körpern; Herder 1769 S.W. IV 97 Schall und Ton sind in Absicht auf den ersten Grund der Physischen Entstehung sich gleich; denn beide werden in Elastischen Körpern, durch Schwingung ihrer Theile; Lichtenberg 1777 Br. I 286 denn sobald alle elastische Materie entwickelt ist und die Kugel alle die Geschwindigkeit hat, die ihr die Materie mittheilen kann; Beckmann 1783 — 86 Erfindungen l 416 wer hat zuerst den kühnen Gedanken gehabt, den ganzen Wagenkasten [der Kutsche] in elastische Riemen zu henken; ders. 1800—1805 Erfindungen V 156 w a r u m Sachen, die wie Strümpfe gestrickt sind, sich, ohne zu zerreißen, ausdehnen lassen, und sich, wie elastische Körper, wieder zusammenziehen, sobald die Kraft nachläßt; Poppe 1837 Erfindungen 473 an den Nähten mit einem elastischen Firniß . . luftdicht gemachte Ballons; Cotta 1842 Geognosie 360 drei wesentlich verschiedene Aggregatzustände . . den festen, den t r o p f b a r flüssigen und den elastisch flüssigen; Lipps 1903 Ästhetik I 242 einer Wechselwirkung zwischen dieser geradlinigen Bewegung und der elastischen Gegenwirkung der gekrümmten Linie; Ponten 1926 Siebenquellen 44 Töpfererde, weich, fettig, elastisch . . Irdenes G u m m i . . zum Kneten und Formen herausfordernd; 1933 Siemens-Zschr. 1 o. S. so kann die starre Rückführung durch eine „elastische" Rückführung ersetzt werden; Tb. Mann 1954 Krull (W. Vll 616) Ich ließ den Ball auf dem elastisch bespannten Schläger tanzen; Kuske 1970 Spannungsoptik o. S. daß sich das Material . . im erwärmten Zustand rein elastisch verhält und beim Abkühlen keine weiteren Formänderungen . . eintreten; M M 26.1.1985 So gilt . . Bambus, der sich elastisch im Sturmwind biegt, als
Symbol der Widerstandskraft; Spiegel 20. 12. 1994 nach dem Kontakt mit . . elastischen Binden oder Beatmungsmasken rötet sich bei vielen die H a u t [Gummiallergie]. elasto-: Münch. Ν. N. 5. 3. 1940 Bei der Herstellung von Badetaschen, Schuhbeuteln . . verarbeitet man heute in dem sogenannten „Elastophan" einen neuen Werkstoff, der lichtecht ist; Biezeno/Grammel 1939 Technische Dynamik . . Grundlagen — Allgemeine Theoreme der Elastomecbanik (Titel). Elastik: M M 20. 10. 1995 Plastik, Elastik und Synthetik stehen für den sogenannten dynamischen „Youngster-Look". Hier ist so gut wie alles erlaubt, solange knallige Lackfarben, quietschige Bonbontöne und durchsichtige Kunststoffe verwendet werden. Elastikum: Werther 1861 Kl. Deutschland II 78 nachdem sie [Glieder] bereits vor dem Geständniß . . wie Gummielasticum in die Länge gezogen worden waren; Rüstige um 1895 Maler 82 Er hatte . . das beste Paar zusammengesucht und mit GummiElastikum dem armen Leder die Epidermis so gründlich als möglich abgerieben. Elastizität: Τhomasius 1696 Ausübung d. Sittenlehre 380 f . die hypotheses Cartesianas . . die . . nothwendig sich vieler absurden und einander selbst widersprechenden chimaeren von elasticitatibus, vacuitatibus, qvalitatibus occultis die Nichtigkeit ihrer Lehrsätze. . zu bemänteln herfür suchen müssen; Scbeuchzer 1711 Physica l 56 Eine besondere Schnell- oder Treibkraft oder Eigenschaft, so die heutigen Natur-Weise Elasticitatem, virtutem Elasticam . . heissen, da nämlich etwelche Cörper so die getruckt oder gekrümmt werden, alsobald zurückschnellen, ebd. 11 21 auch ist mit dieser Zusammentruckbarkeit vereinigt die Elasticitet oder gewaltige Ausdehnungskraft der Luft — d a ß die Elasticitet oder Treibkraft der Luft zunimmt nach der mehrern Schwere des aufliegenden Gewichts; Breitinger 1740 Dichtkunst II 86 was von
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ihrer [Luft] Zusammendrückung und Elasticität gesagt wird; 1768 Schauplatz d. Künste 264 Der Volante hat bey weitem nicht soviel Elasticität, als der Ball; seine Aufsprünge gehen nicht auf eben die Seiten, und erheben sich auch nicht so hoch; Hechtenberg 1777 Br. 1 287 Denn das Flüssige . . bekommt durch die Hitze . . eine Elasticität; Beckmann 1784—88 Erfindungen II 472 Kork ist ein Körper, der sehr leicht ist, sich ohne Mühe zusamen drücken läßt, und der durch seine Elasticität sich wieder ausdehnet, sobald der Druck nachläßt; ders. 1800-05 Erfindungen V 77 [Stahl] nimt einen hellen weissen Glanz an, ist einer größern Elasticität fähig; Hoyer 1816 Kriegsbaukunst 11 239 ist hier überall der Erdboden als unpreßbar vorausgesetzt worden, welches er doch eigentlich nicht ist; denn der Zusammenhang und die Elasticität scheinen in einer Art Verhältniß zueinander zu stehen; Schubler 1830 Agricultur-Chemie 1 Die Fähigkeit, Schwere, Elasticität der atmosphärischen Luft; Bobrik 1848 Handb. d. Seefahrtskunde II 1,1443 so wird vor Allem die Elastizität der Unruhfeder geändert; Hermann 1896 Physiologie 520 wenn sie [Töne ] auf einen Körper von unsymmetrischer Elasticität . . einwirken; Lipps 1903 Ästhetik 254 [durch] die Elastizität der Kräfte wird die zusammenhaltende Kraft stetig überwunden; Matting 1971 Kunststoffe o. S. Die . . den glasfaserverstärkten Kunststoffen innenwohnende Elastizität wird .. Gummi-Elastizität genannt; MM 2. 4. 1986 läßt sich dieser Saab sehr schaltfaul fahren, die Elastizität . . ist hervorragend; Spiegel 20. 12. 1994 Erst ein spezielles Fertigungsverfahren („Vulkanisation") gibt dem Kautschuk dauerhafte Elastizität.
als jemahls von einem emir gedrückt worden seyn mag (DWB N.); Bahrdt 1790 Leben I 42 seine elastische Leibeskonstitution; 1811 Corres (IV 71) die nase nicht zart, sondern deutsch gebildet, das gesicht elastisch und braun (DWB N.); Szarvady 1852 Paris I 126 [Man] muß Augenzeuge gewesen sein von der elastischen Unermüdlichkeit der Pariserinnen, um einen Begriff von dem Stück Arbeit zu haben, das sie in einer Nacht des Opernballes zuwege bringen; Valentin 1855 Physiologie 139 Die elastischen Röhren führen . . zu einer momentanen Abnahme des Druckes und der Geschwindigkeit; Meissner 1866 Schwarzgelb 202 der Arm der schönen Frau . . mit seiner vollen, elastischen Rundung; Saltarino um 1880 Alfredo 87 Gehobener war ihre Gestalt, elastischer ihr Gang, blitzender ihr Auge geworden; Eckstein 1889 Camilla 160 Ottokar sprang elastisch heraus und eilte beglückten Lächelns auf die Gesellschaft zu; Boruttau 1898 Physiologie 74 Reichthum an elastischen Elementen [befähigt] die Arterien als elastische Schläuche zu der wichtigsten Function, die Flüssigkeitsströmung in eine continuirliche zu verwandeln; Woldeck um 1900 N. 39 eine jugendlich-elastische Figur; Stratz 1929 Lill 53 Lill betrat elastisch den Kampfplatz; Welt 11.12. 1954 Die Ascorbin-Säure (Vitamin C) . . fördert die Erneuerung der Gewebe. Nur dieser Erneuerung danken Sie die elastischen Glieder und die frische Hautfarbe; Boll 1963 Clown 248 Tennis . . hält schlank, elastisch und attraktiv; Schlißke 1971 F.vang. Altenbuch o. S. diese Faktoren erhalten uns in besonderer Weise beweglich und elastisch bis zum Eintritt in das eigentliche Alter; Zeit 8. 2. 1985 Damit die Blutgefäße elastisch bleiben — „regelmäßig und vernünftig" Alkohol.
Elaston: Siiddtsch. Ztg. 20. 4. 1950 eine Stadt von Flüchtlingsbetrieben. Der größte von ihnen . . ist das Elaston-Werk . . Hier wird die Elastonfolie, ein Kunststoff in verschiedenen Stärken ausgewalzt. Diese Folie ist der stärksten Beanspruchung gewachsen und so vielseitig verwendbar, daß die Weiterentwicklung der Elaston-Produktion noch gar nicht abzusehen ist.
unelastisch: Abel 1786 Seelenlehre 13 Das unter der Hirnschaale eingeschlossene Hirn ist ein markigtes . . unelastisches Eingeweide.
elastisch l b : Petit 1725 Kranckheiten II 386 es contribuiren auch diese Lebens-Geister nicht weiter zur Nahrung derer weichen Theile als daß sie ihnen nur eine elastische und spannende Kraft geben; Krüger 1751 Diät 235 daß sich auch aus ihnen [Rettich und Zwiebel] in dem Magen Luft und elastische Dünste erzeugen; Kant 1755 Naturgesch. 185 eine Zerrüttung seiner Natur erleiden, die von der Zerstreuung und Austrocknung der Säfte und einer gewaltsamen Spannung seiner elastischen Form entstehen würde; 1772 Wieland (I 9,51) eine so weiche, so elastische, so wollüstige Ottomane . .
Elastik: N. Berl. Ztg. 6.1.1931 Den 8 Superbs, einstens Girls genannt, jetzt „Schule der Elastik"; D. Montag 11.4.1932 Die niedlichen ElastikMädchen. . sind eine Spezialität für sich; Thüring. Tagesztg. 19. 10. 1934 die bildhübsche Künstlerin mit ihrem einzigartigen „Elastik-Akt". So etwas von Geschmeidigkeit und federnder Behendigkeit eines schlanken Körpers. Elastin: Hermann 1896 Physiologie 37 Elastin . . der Rückstand des Bindegewebes nach Extraction alles Löslichen, die Substanz der elastischen Einlagerungen; Verworn 1907 Physiolog. Prakt. 175 Elastin im Muskel. Elastizität: Kant 1755 Naturgesch. 185 die Elasticität der Fasern; Neumayr 1761 Machine 9 dass sich
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die Bewegungen der Pflanzen . . durch einen Mechanismus mittels des Gleichgewichts, der Schwäre, und der Elasticität kommentlich erklären lassen; Grasmeyer 1790 Abhdlg. v. Eiter 49 Und Abscesse mit kleinen Oeffnungen, ziehen die äussere Luft, durch die Elasticität ihrer Bedeckungen so in sich hinein, als die Blasen vom elastischen Harz es thun, wenn man den Druck nachläßt; Dießkau 1794 Gaertnerey 143 Mit dem Anfang der Reife . . erhält . . die dickre Haut des Saamenstaubs ihre gehörige Festigkeit und Elasticität; 1836 Grillparzer (II 10,61) Fanny hat nicht das ätherische, luftige, das mir den tanz allein zu einem genuße macht . . die füße mehr kraft als elastizität (DWB N.); Valentin 1855 Physiologie 138 Die Wände der Röhrenleitungen unseres Körpers bestehen nicht aus starrem Material . . sie besitzen vielmehr einen bedeutenden Grad von Elasticität; Falke 1866 Gesch. d. mod. Geschmacks 233 Dass . . durch die Steifheit des eisernen und fischbeinernen Schnürpanzers an Stelle der freien, anmutigen Bewegung, an Stelle der Elasticität ein geziertes, steifes . . Drehen und Wenden trat; Hergsell 1881 Fechtkunst 213 in der . . grösseren Schnelligkeit der Hand und Elasticität des Handgelenks; Boruttau 1898 Physiologie 74 Man hat diese Rolle der Wandelasticität der Arterien verglichen mit derjenigen, welche die elastische Luft im Windkessel einer Feuerspritze spielt; Meerheimb 1910 Modell 99 Die ganze Gestalt zeigt die Spannkraft und Elastizität der ersten Jugend; Berl. Illustr. Nachtausg. 15. 6. 1933 daß er . . seine jugendliche Elastizität dadurch bewies, daß er das eine Bein auf den Nakken legte; Süddtsch. Ztg. 10.8.1951 Der Alterungsprozeß . . führt gleichzeitig zu einem weitgehenden Elastizitätsverlust; Hausenstein 1964 Reisetagebuch 233 der straffen Elastizität eines jungen und gesunden Körpers; M M 6.2. 1987 Die erste Komponente gewährleistet die Stabilität der Bakterienhülle, die andere ihre Elastizität; ebd. 27. 10. 1995 Mit einem Tänzer von so ursprünglicher Ausdruckskraft sollte sich Cristina Hoyos, deren Elastizität und Biegsamkeit nur noch Erinnerung sind, wirklich nicht . . messen. elastisch 2: Moser 1759 Herr 233 die hof-kleider seynd enger und kürzer und die hof-gewissen weiter und elastischer geworden (DWB N.); Geliert 1770 S. Sehr. VI 57 Noch schlimmer philosophiert Xenophanes, der Stifter der elastischen Sekte, von der Gottheit; Schlegel 1797-1800 Fragmente (Baxa, Gesellschaft 57) Der revolutionäre Wunsch, das Reich Gottes zu realisieren, ist der elastische Punkt der progressiven Bildung, und der Anfang der modernen Geschichte; Schiller vor 1805 Br. III 398 Bei dieser schrecklichen Witterung ist es wirklich schwer, sein Gemüth elastisch zu erhalten
(KEHREIN); Müller 1816 München I 124 Anm. Elastischer Arbeiter, wie er sich auf seinem Schilde nennt; Häusser 1857 Dtsch. Gesch. IV 680 sein elastischer geist und . . sein . . gewandtes Wesen . . mußte ihm . . in dieser gesellschaft eine ueberlegenheit schaffen (DWB N.); 1863 Bilder a. Paris I 331 so ist . . das „tägliche Brot" ein weiter elastischer Begriff, in den unendlich viel hineingeht; Bismarck 1876 (Klemm 1924 Bismarck 1 203) daß dadurch die solideste und elastischste Arbeitskraft aufgerieben wurde; Walther 1919 Wege dtsch. Geistes 16 Jeder Reformgedanke wird elastisch abgefangen von dem Common sense; 1930 Elsass-Lothringen VIII 701 Das Badische ist „deutsch" in jedem psychologischen Sinn: hell, elastisch, etwas singend; Münch. Ν. N. 23. 1. 1940 die Methode in den übrigen Frontabschnitten, die man als „elastische Verteidigung" bezeichnen kann; Lange-Eichbaum 1959 Genie 59 Werden also Ich und ratio schwächer, so federt das Archaische elastisch herauf; dumpfe Triebfedern drücken es aus seiner Unterwelt nach oben; Böschenstein 1967 Idylle 34 der sensitiven Grazie einer Sprache, deren neuer Rhythmus, der elastische Hexameter mit Auftakt, literarische Formeln und neue Wahrnehmung zu verschmelzen vermag; Zeit 29. 3. 1985 die Partei muß elastisch gemacht werden für so viele Modernisierungszwänge; MM 18.11.1994 unter der elastisch zwischen Orchester und Bühne vermittelnden Führung Schneiders. unelastisch: Tritsch 1954 Erben 240 die abendländische Zivilisation, die uns immer weiter von allen natürlichen Bindungen befreit, das heißt losreißt, um dem Einzelmenschen dann desto unelastischere künstliche Bindungen aufzuerlegen. Elastik: Freytag-Herzog Ernst v. Gotha 1880 Briefw. 291 Jetzt weiß ich nicht, ob mir noch das Elastik geblieben ist, um eine andere Form der Poesie zu gebrauchen, ζ. B. ein Theaterstück zu schreiben. Elastizität: Wezel 1777 Erz. 1 162 dass ein gelungener Versuch allen unsern übrigen Projekten . . eine Elasticität gibt; Goethe 1786 Tagebücher (WA III 1,176) giebt mir diese wenige Tage . . eine ganz andre Elasticität des Geistes; Schlegel 1797 Griechen 86 Jene frische Blüthe der jugendlichen Phantasie, jene mächtige und schnelle Elasticität, jene höhere Gesundheit des Gefühls könne nicht erkünstelt werden; Lady Morgan 1821 Reisen. Frankreich (Übers.) 1 131 kein guter Einfall geht verloren; alles ist Elasticität. Die Gesellschaft ist . . glänzend und genial; Brinkmann 1807 Br. (1925 Histor. Zschr. CXXX1I 71) von der sittlichen und
Eldorado geistigen Elasticität eines k r a f t l o s e n , n u r u n t e r drückten, nicht gebrochenen N a t i o n a k h a r a k t e r s ; Steffens 1842 Was ich erlebte VI 20 N u r meine Studien . . geben m e i n e m Leben einige Elasticität, die s o n s t in d e r S t u m p f h e i t des e l e n d e n D a s e i n s g a n z v e r s c h w u n d e n w ä r e ; Brinkmann 1862 Studien 1 17 jene G e w a n d h e i t u n d Elastizität, w e l c h e sich leicht a n F r e m d e s a n s c h m i e g t u n d d a s s e l b e sich zu assimiliren weiss; Lindau 1877 Br. 275 D a s P u b l i k u m , d a s n u n ü b e r vier S t u n d e n S t a n d g e h a l t e n , verlor . . a l l m ä h l i c h seine Elasticität; Kleinpaul 1892 Sprache 271 die logische Elastizität d e r S p r a c h e ; Franke-Schievelbein 1894 Rotdorn 187 des Weibes l e i d e n s g e w o h n t e Elastizität h a t t e besser zu d u l d e n v e r s t a n d e n ; Caspary 1902 Camphausen 266 G e s u n d h e i t , K r a f t u n d Elastizität u n s e r e r militärischen I n s t i t u t i o n e n ; Ebertin um 1910 Alles verstehen 89 ihre g r o ß e Elastizität u n d ihr A n p a s s u n g s v e r m ö g e n a n g e g e b e n e Verhältnisse; Münch. Ν . N .
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13. 7. 1937 jene Elastizität . ., den w e c h s e l n d e n A n f o r d e r u n g e n , die die F ü h r u n g d e r N a t i o n stellt, jederzeit n a c h k o m m e n zu k ö n n e n ; ebd. 4J 5.3.1944 Die G e g e n w a r t liefert d e n s t ä r k s t e n Beweis f ü r die Elastizität d e r Klein- u n d M i t t e l b e triebe; Süddtsch. Ztg. 6. 12. 1950 diese L ö s u n g . . e r f o r d e r t . . Elastizität; FAZ 29. 6. 1971 An H o n e k kers Elastizität g e g l a u b t (Überschr.); Böckle 1970 Interview o. S. Diese Elastizität, dieses Eingehen auf die individuelle G l a u b e n s s i t u a t i o n ; Lohmann 1978 Evolution 416 die Z e i t e l a s t i z i t ä t v o n System e n , u n d b e s o n d e r s G e s e l l s c h a f t e n . . zu begreifen; M M 11. 5. 1985 a u c h w e n n G e r i n g a s d u r c h a p a r t e Tempo-Übergänge und einem H ö c h s t m a ß an r h y t h m i s c h e r Elastizität dieser quirligen M u s i k witzigen Elan verlieh; Spiegel 8. 3. 1993 I r g e n d w a s scheint z u r Z e i t s c h i e f z u l a u f e n mit d e r zweiten d e u t s c h e n R e p u b l i k . . i h r e r b e n e i d e n s w e r t e n sozialen Elastizität. IN
Eldorado, auch Dorado Ν. (-s; -s), seit spätem 16. Jh. nachgewiesene, auf span. El (pais) Dorado 'das vergoldete (Land)' (zu dorado 'vergoldet' < lat. deauratum, Intensivbildung neben gleichbed. auratum, Part. Perf. N. von (de)aurare 'vergolden', zu aurum 'Gold') zurückgehende Bezeichnung für das sagenhafte, von den Konquistadoren (in Venezuela, Kolumbien, Guyana) gesuchte Land oder die Stadt, wahrscheinlich benannt nach einem kulturellen Ritual, bei welchem der Kazike (Priesterkönig) mit Goldstaub eingepudert im heiligen See badete, also eigentlich El (pais del cacique) Dorado bzw. El (cacique) Dorado (vgl. entsprechend El Salvador 'der Erretter, Erlöser'), auch (wie im Span.) in Getrenntschreibung El Dorado. a Zunächst bezogen auf die Zeit der Entdeckung und Eroberung Südamerikas als Name für ein legendäres, reiches Land mit sagenhaften Goldschätzen, b Seit spätem 18. Jh. als Appellativum, mit neu hinzugefügtem neutralem Artikel, allgemeiner und bildlich verwendet in Bezug auf ideale Landschaften und Lebensräume (für Menschen und Tiere) im Sinne von 'Wunder-, Wunsch-, Traumland (-schaft); idealer Aufenthaltsort; Schlaraffenland, Garten Eden' (—* Elysium, —» Paradies), bevorzugt von bestimmten Ländern (Amerika, Kalifornien) und landschaftlichen Regionen (Alpen), gelegentlich auch als Name von Lokalitäten und Etablissements (s. Beleg 1931), von daher auch in metaphorischer Übertragung auf nichträumliche Bereiche ausgedehnt im Sinne von 'bevorzugtes, ideales Betätigungsfeld, Gebiet, das ideale Gegebenheiten oder Voraussetzungen für jmdn. bietet (bes. in Bezug auf eine bestimmte Betätigung); Bereich, in dem sich jmd. seinen ureigenen Wünschen gemäß entfalten kann', auch abgeflacht und eher ironisch 'Tummelplatz' (s. Belege 1845, 1854, 1911, 1993; vgl. Mekka), z.B. sie fanden ein/ihr Eldorado, ein Eldorado seiner Seele (finden), Eldorado der Poesie/Kunst/Freiheit/Liebe, ein/ das Eldorado des Proletariats, der Aristokratie, ein wahres Eldorado für Bergsteiger/ Wintersportler/Fotoamateure, Monaco, das Eldorado der Spieler und Steuerflüchtigen, sprichwörtliches, ländliches, sozialistisches, wirtschaftliches Eldorado, selten als Grundwort in Zss. wie Computer-, Erfinder-, Minderheiten-, Sozialhilfe-, Steuer-, Touristen-, Wintersport-Eldorado.
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Eldorado a: Benzoni 1579 Der Newen Weld iii Provintz welche die Einwohner Nautal, die Spanier Dorado, das ist/ Güldene nennen/ mit welchem Wort sie eyn Hoffnung machen der großen Reichtum so darin zuobekommen (PALMER); Hulsius 1612 5. Schiff art 5 Die Hauptstadt dieses Königreichs Guiana ist Manoa, so auch El Dorado genennet; Ens 1618 Lustgart 246 von wegen des unglaublichen uberflusses Goldes/ so Martinus ein Spanier daselbst gesehen/ dann alle ihre Bilder in ihren Kirchen/ unnd alle ihre Rüstung/ die sie im Krieg brauchen/ seind von klaren [!] Gold/ nennet er sie El Dorado (PALMER); Münster 1628 Cosmographia 1722 Die hauptstatt darinnen [in Guyana] wirdt Manoa genennt, welche ettliche Spanier gesehen, vnd sie El Dorado, die güldene statt geheissen (DWB N.); Keye 1672 Entwurff v. NeuNiederland 72 Insonderheit aber zu finden das Goldreiche El d'orado, welches so viel vornehme und unruhige Sucher gehabt/ sonder daß es iemahlen recht gefunden gewesen (PALMER); DuVal 1681 Geogr. univ. 170 Es hat dieser Strich Landes bey denen Europaeern verschiedene Namen. Von etlichen wird er genennet die Cüste der Wilden; Von andern/ das Land der Amazonen: Und auch Eldorado/ doch ist der Name Guyana der gemeinste (PALMER); Wieland 1782 Gespr. (S. W. XXXI 333) warum wünschen wir nicht lieber gleich mit Einem großen Zauberwunsche das ganze Geschlecht Adams nach Eldorado oder ins Severambenland; Campe 1801 Grundsätze (Wb. 5) von allen andern Völkern der Erde, gleich dem Feenlande Eldorado, durch unübersteigliche Vormauern abgesondert; Wagner-Scherzer 1854 Reisen in Nordamerika l 6 der Eldoradoruf des grossen Eilandes der südlichen Hemisphäre [Südamerika]; Grimm 1897 Beitr. 410 Im Jahrhundert der Entdeckung Amerikas hatte sich bei den schifffahrenden Völkern der Mythos des Eldorados gebildet; Sombart 1913 Bourgeois 94 nachdem Columbus seine entdeckungen gemacht hatte, . . war das goldland El Dorado das ausgesprochene oder stillschweigende ziel aller dieser expeditionen (DWB N.); Röthlisberger 1929 El Dorado. Reise- und Kulturbilder aus dem südamerikanischen Columbien (Titel); Süddtsch. Ztg. 9. 8. 1962 Schätze vom Eldorado (Überschr.) Eine Kölner Ausstellung zeigt Kunst aus Kolumbien . . Eldorado, wovon die Abenteuerlustigen und armen Schlucker träumen, ist nicht der Name eines Landes oder eines Landstriches, sondern so wurde ein Priesterkönig, der Kazike von Guatavita auf dem Hochland von Bogota, genannt.
Eldorado b: 1787 Journal d. Moden 354 Eldorado der Moden [Frankreich]; Wölfling 1795 Reise I 24
Frankreich ist das Eldorado der Gastwirthe; Hebel 1800 Br. I 85 also sind sie wirklich in ihrem eldorado angekommen? (DWB N.); Koch-Sternfeld 1805 Nahrung 315 Anm. Berlin verdankt seine schnelle Bevölkerung seinem zum Theile unbegründeten Ruf eines Eldorado; Goethe 1812 Dichtung u. Wahrh. (HA X 166) Amerika war damals vielleicht noch mehr als jetzt das Eldorado derjenigen, die in ihrer augenblicklichen Lage sich bedrängt fanden; Ε. T. A. Hoffmann 1815-16 Elixiere (S. W. 11 139) die vier durch geheime Bande verknüpften Personen waren glücklich in dem Eldorado der Liebe, das sie sich gebildet; Schottky 1834 Alpenwelt 66 [Etschthal] ein Garten . ., ein Eldorado, wo Myrthen und Jasmin, der Granatapfel und der Öhlbaum, die Cypresse und die Pignole und feuriger Wein gedeihen; Kohl 1845 Paris III 273 Paris ist das Eldorado der Franzosen, ihr Mexiko, ihr Utopien; Eichendorff 1854 Drama 204 daß sie das neue Eldorado der Poesie, das sie suchen, schon gefunden, oder jemals selbst finden würden; Rasch 1863 London II 40 die deutschen Gothaer und Liberalen, die in einer englischen Verfassung das Eldorado aller ihrer Wünsche sehen; Gutzkow 1875 (46) Säkularbilder (Vlll 256) ein irdisches Eldorado der Freiheit und der Philosophie; Dingelstedt 1877 Wanderbuch (V 161) Don Quixote hätte ein Eldorado in Holland finden können; Einsiedel 1884 Gouvernantenwesen 40 Man sieht, dass es kein Eldorado ist, wohin die tausend und aber tausend deutschen Mädchen . . ziehen [als Gouvernanten nach England]; Wolff 1894 Novellen 7 nach dem Eldorado der Kunst — nach Italien!; Heinroth 1906 Enttäuschungen II 118 [Erinnerung an] die sonnedurchglühten Weinlaubgänge ihres süditalischen Eldorados; Kaiser 1911 Lebenserinn. 302 Das Eldorado aller dieser Leute [1848] war die Revolution; Dürck-Kaulbach 1918 Erinn. 18. Violinen, Zithern und Ziehharmonika, alte Puppenspiele . . vervollständigten das Eldorado, in das ich mich so ganz vergraben und verlieren konnte; 1924 Alpenländ. Monatsh. 648 welches Maß von Freiheit den anderen Nationen, insbesondere uns Deutschen, in diesem Eldorado der Demokratie [ironisch über die Slowakei]; 1931 Tempo Nr. 56 Prozeß um „Eldorado" (Überschr.) Seit einiger Zeit gab es in Berlin zwei „Eldorados". Ursprünglich war das Eldorado in der Motzstraße gegründet worden; Süddtsch. Ztg. 15. 1. 1949 hat das Justizministerium der Vereinigten Staaten . . die Frist für die Einwanderung ausländischer Bräute von Amerikanern . . verlängert, so daß noch einige mehr ihr Eldorado (Traumland) erreichen konnten; ebd. 21. 11. 1952 dieses Bild vom Eldorado der Entwurzelten, der Desperados und Mi-
elegant lieugeschädigten; Behrmann 1965 Wunder 129 weil verlandungszonen mit sumpfvegetation ein vogelparadies, leider auch ein eldorado für mücken . . geschaffen haben (DWB N.); Offenburger Tagebl. 19. 8. 1971 Eldorado ausländischer Arbeitnehmer (Überschr.) In Baden-Württemberg wirken und lernen Menschen vieler Rassen und Nationen; M M
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7. 1. 1987 Der heiße Sommer heizte die prekäre Situation in den Eldorados noch an: Ganze Blechlawinen strömten Richtung grüner Süden; Spiegel 14. 6. 1993 „Hollywood", sagt Eichinger, „ist für einen kreativen Filmemacher das, was früher Paris für die Maler gewesen ist: ein Eldorado, in dem sich die Besten die Köpfe einschlagen.". IN
elegant Adj., seit spätem 15. Jh. selten in der lat. Adv.-Form eleganter nachgewiesen, seit Anfang 18. Jh. kontinuierlich belegte Entlehnung aus gleichbed. frz. iligant (< (fielet. Form von) lat. elegans, Nebenform von eligens 'auswählend, unterscheidend; wählerisch, fein, geschmackvoll', Part. Präs. von eligere 'auslesen, auswählen', aus e(x)- '(her-)aus' und legere 'sammeln, lesen'; —» Legende, -* Elite), a Zunächst im geistig-kulturellen Bereich vor allem als Wort der literarischen Kritik bezogen auf sprachliche und künstlerische Ausdrucksfähigkeit und Darstellung in der Bed. 'gewählt, feinsinnig, geistreich, geschliffen; kunstfertig, zierlich; wohlgesetzt, formvollendet, stilistisch gekonnt, technisch vollkommen' (—• brillant, vgl. perfekt, virtuos; s. Belege 1 5 7 9 - 1 6 1 0 , 1705, 1776, 1785, 1811, 1868, 1929, 1947, 1962, 1972), seltener von Personen für 'kultiviert, tadellos, stil-, geschmackvoll (schreibend, singend o. Ä.)' (s. Belege 1765, 1797), z.B. sich elegant ausdrücken, in elegantem Deutsch/Latein, elegant geschriebener Roman, elegant ziselierte Dialoge, elegantes Klavierspiel, eleganter Boxer; geistig-, rednerisch-elegant, seit früherem 20. Jh. auch allgemeiner und abgeflacht verwendet im Sinne von 'einfach, glatt, schlüssig, bündig; geschickt, schlau' (vgl. intelligent, stringent·, s. Belege 1933, 1950), ζ. B. elegantes mathematisches Verfahren, elegante Lösung/Theorie, etwas elegant schaffen, lösen, umgehen/vermeiden, überbrücken, ein Problem auf elegante Art aus dem Weg räumen. b Seit späterem 18. Jh. vor allem in Bezug auf die materielle Kultur, die äußere Aufmachung, Erscheinung von Personen und Dingen (ζ. B. Bekleidung, Wohnung u. Ä.) für '(aus-)erlesen, ausgesucht, vollkommen; vornehm, fein, nach der neuesten Mode, modisch/modebewusst; sehr gepflegt, sich durch erlesenen Geschmack auszeichnend, geschmackvoll; zurückhaltend; stilsicher, gediegen, von edler Schlichtheit' (—»dezent, vgl. raffiniert, mondän, modisch, chic, —* Chic), z.B. elegante Erscheinung, Frau, Welt/Gesellschaft, elegant gekleidet, dekoriert, gearbeitet/geschnitten, in eleganter Garderobe/Toilette, elegant eingerichteter Salon, elegant möbliertes Zimmer, das elegante Berlin, elegante Manieren, eleganter Villenvorort/Kurort, öfter auch übertragen auf körperliche Eigenschaften und Bewegungen für 'feingliedrig; leicht, sicher, gewandt/geschickt', ζ. B. elegante Proportionen, mit einem eleganten Sprung (s. Belege 1791, 1896, 1901, 1962, 1973), und bes. in Bezug auf Lebensart und Umgangsformen 'in gewandt und harmonisch wirkender Weise ausgeführt, der feinen Gesellschaft angehörend/entsprechend, höflich, ritterlich, artig, formvollendet (bes. Frauen gegenüber)' (s. Belege 1785, 1858, 1883, 1949; — Beau, —» Dandy), z.B. Pariser, Wiener Elegant; Dorfelegant, auch im Sinne von 'Verehrer' (s. Belege 1862, 1894, 1912; —• Galan; zu b) und vereinzelt 'Könner, Perfektionist' (zu a). Dazu die seit spätem 18. Jh. nachgewiesenen adj. Ableitungen unelegant 'plump, spießig; unanständig' (zu b), in jüngster Zeit auch 'ungeschickt, umständlich' (zu a), und (intensivierendes) hochelegant (zu b). Seit früherem 16. Jh. auf lat. elegantia 'feiner Anstand, Feinheit, Gewähltheit (der Darstellung, des Ausdrucks)' zurückgehendes Eleganz F. (-; selten -en), zunächst in der Literatur- und Kunstkritik, bes. als rhetorischer Fachausdruck in der Bed. 'Feinheit, Schliff, formale Gewandtheit, Glätte; Gewähltheit im Vortrag; Stimmigkeit, Richtigkeit; Anstand' (vgl. Brillanz, —*• brillant, vgl. Prägnanz, Raffinesse, Stringenz), z.B. Eleganz des Vortrags; Geistes-, Sprach-, Streicher-, Tenoreleganz (zu a); seit spätem 17. Jh. unter Einfluss von gleichbed. frz. elägance allgemeiner verwendet in Bezug auf Gegenstände und Personen im Sinne von 'gewählte, der Mode entsprechende Form, erlesene Beschaffenheit; gepflegte äußere Erscheinung, vornehme Aufmachung, Anmut, Geschmeidigkeit, Schönheit' (—» Chic, —• Raffinement, vgl. Dezenz, —» dezent, Mondänität, —» mondän), und 'von auserlesenem, feinem Geschmack zeugende Lebensart/-stil, vornehme geschliffene Umgangsformen, gesellschaftliche Gewandtheit' (—» Noblesse; s. Belege 1771, 1910, 1975), z.B. eine gewisse vornehme Eleganz besitzen/bewahren, mit höfischer, weltmännischer, unauffälliger/dezenter, lässiger, verstaubter Eleganz, Spuren früherer Eleganz, die verschwenderische Eleganz der Jahrhundertwende, die geschniegelte Eleganz spanischer Offiziere, selten als Grundwort in Zss. wie Kultur-, Mittelklasse-, Nachtclub-, Stadt-, Herreneleganz, als Kollektivum, auch im PI., im Sinne von 'Gruppe/Gesamtheit eleganter Personen, Dinge; elegante Welt', (s. Belege 1893, 1909, 1918, 1954) (zu b). Vom 16. bis ins 19. Jh. daneben die lat. Form Elegantia, eingedeutscht Elegantie, meist im PI. Elegantiae bzw. Elegantien '(sprachliche) Zierlichkeiten, Artigkeiten (in der Rede)' (zu a), vereinzelt auch allgemeiner (zu b). elegant a: Μ elber 1481 Voc. o. S. Eleganter . . vßgelesne ding sagen; Ernstinger 1579—1610 Raisbuch 140 nit allain des studierens sondern auch erlernung der französischen sprach (so alda guet und eleganter geredet wiert); Elis. Charl. 1705 Br. I 382 Daß endt von Ewerm brieff daß heist man hir vne belle cheutte de fin. Ohne vexiren, es ist elegant; Boltz 1731 Redensarten 3 einen eleganten Stylum und Schreibart acquiriren; 1765 Allg. dtsch. Bibl. I 20 der erhabenste und eleganteste unter allen Rednern; Lessing 1767—68 Dramaturgie (S. Sehr. X 211) Ich hatte weder Lust, meine Didaskalien so kurz, noch so elegant zu schreiben; Schmid 1775 Chronologie d. dtsch. Theaters 101 der eleganten Sprache der Franzosen; Lavater 1776 Physiognom. Fragmente 11 53 wer sieht . . nicht . . in Spalding den . . sanften, eleganten, empfindsamen denker? (DWB N.); Schubart 1785 Ästhetik
d. Tonkunst 143 Sie war . . eine elegante Clavierspielerin; Schiller 1797 Br. V 275 von einem sehr eleganten französischen Schriftsteller; Goethe 1811 Dichtung u. Wahrh. (WA I 26,38) Er besaß die schönen holländischen Ausgaben der lateinischen Schriftsteller . . sodann vieles was sich auf die römischen Antiquitäten und die elegantere Jurisprudenz bezieht; ders. 1821 Wanderjahre (HA VIII 308) Der Mathematiker ist nur insofern vollkommen, als er ein vollkommener Mensch ist, als er das Schöne des Wahren in sich empfindet; dann erst wird er gründlich, durchsichtig, umsichtig, rein, klar, anmutig, ja elegant wirken . . Nicht die Sprache an und für sich ist richtig, tüchtig, zierlich, sondern der Geist ist es der sich darin verkörpert; Marlitt 1868 Geheimnis 275 Man hörte . . eine männliche Stimme mit vornehmer Ruhe in elegantem Deutsch sprechen; Wuttke 1875 Zeitschriften
elegant 6 4 „Elegante Plauderei" sollte fesseln und zur Bewunderung des „geistreichen A u t o r s " hinreissen; Baum
52 E r k a m mit den eleganten
1929 Menschen
Sätzen, die er sich zurechtgelegt hatte, nicht aus; Lokal-Anz.
Die
12.3.1933
„elegante"
Theorie
(Überschr.) Eddington geht dem Problem . . mit dem Rüstzeug der M a t h e m a t i k zu Leibe; mer
1947
148 Elegant, d . h .
Gegenref.
ist
1950
Ökon.
208 das mathematische verfahren ist sehr elegant ( D W B N . ) ; Bollnow
1962
Maß
208
Es ist eine
schöne und elegante Einleitung, die den Leser sogleich in ihren Bann schlägt; Kempowski geht's immer
ja noch so
gold
1972
Uns
193 am klavier Jürgen H a u t ,
elegante
laufe
(DWB
N.);
Zeit
4. 10. 1985 vielleicht ergeben sich demnächst M ö g lichkeiten, bisher ursächlich
nicht
behandelbare
Leiden wie eben die soliden T u m o r e elegant zu kurieren; ebd.
20. 8. 1993
Ich glaube nicht, d a ß Ein-
stein . . 1905 begriffen hat, wie einfach und elegant die neue Relativitätstheorie war. unelegant: Stern
3. 6. 1987
Weil aber „die B r ü s t e "
(lateinisch: m a m m a e ) für einen Kultgegenstand irgendwie unelegant klingt, haben wir uns den leichter hingesagten, ästhetisch klingenden „ B u s e n " angewöhnt; MM
18. 10. 1989
auch hier kann unter
Umständen die vermeintlich unelegantere Lösung die bessere sein; Spiegel
31. 5. 1993
II 10,84) W i r d das leztere [Geschwätz] durch die Anmuth der musicalischen C o m p o s i t i o n bedecket, und zu Elegantien gemachet; Müller 1773 — 79 Br. 193 bestehet die Elegantia in der Kürze, in den Verbindungen und Redensarten, in der Klarheit, und besonders in der Wahl des Ausdruckes.
Hanka-
richtig
das Wort, dessen begrifflicher Inhalt eindeutig ist und das G e d a c h t e klar umreißt; Peter
61
Er spielte mit
Alternativen, die er selbst als „unelegant" und wenig praktikabel empfand. Elegant: Zeit 19. 11. 1993 nun übertrifft er sie alle an Perfektion, an Präzision, aber auch an Glätte. Er ist der Virtuose unter ihnen, der Elegant. Elegantia, Elegantie(n): Spangenberg 1563 Formularbüchlein 84 D a s Latein k o m m t auch aus Epicuri Schule, da lernet man solche schöne Elegantias; Neander 1583 Bedencken 18a das ein Knabe, weil er noch jung, von jugend auff, zu einer guten Schrifft gewehret werde, D e n n wie Elegantia in omni vita zu loben, Also ist sie fürnemlich auch hier nicht zu schelten, Sondern zu wündschen; 1693 Wohlgemeyntes Bedenken 29 was Wunder ist es dann/ daß in stylo so schlechte profectus sind/ und w o man allbereit desselben elegantiam und copiam treiben solte; 1702 Evang. Schulordn. III 85 zeiget die Idiotismos, wie sie von der teutschen Sprache abgehen, und die v o r k o m e n d e Elegantien, und erkläert, was in der Geographie, . . etc. läufft; Wächtler 1709 Manual 117 Elegantien/ Zierligkeiten/ ζ. E. viel Elegantien in Reden brauchen; Bengel 1751 Brüdergemeine (Zinzendorf, Materialien
Eleganz: Witzel 1536 Annotationes 1 27b mann vnd ross [Luthers Übersetzung von equum et ascensorem ex. 15,1] solcher deüdtschen elegantz lasse ich viel vngerurt, sonst hies es, ross vn der drauff reitt ( D W B N . ) ; Spangenberg 1563 Formularbüchlein 43 Aber gleichwol lässet sich die Adamsart fein hören in itztgedachter Eleganz und schönen R e d e n ; Opitz 1624 Poeterey 27 die worte bestehen . . inn der elegantz oder ziehrligkeit . . vnd in der dignitet vnd ansehen; Vischer 1709 Informator 127 Die Zierlichkeit in äusserlichem S c h m u c k und Auffputz. Diss heist in Latein die Eleganz, netter Stylus, herrliche Feder; Lessing 1754 S. Sehr. V 386 Wenn man den alten Schriftstellern die schönen Gedanken eben so leicht ablernen könnte, als die schönen Worte, so würde mancher mehr recht haben, sich a u f die Eleganz seines Stils etwas einzubilden; Dusch 1764 Br. I 82 in seiner Mahlerey, in der Eleganz seiner Schreibart; ebd. 1 142 D i e Eleganz, die nette Sprache, und der leichte Vers sind seine größten Schönheiten; 1772 Frankf. gel. Anz. 280 was ein Deutscher Englisch geschrieben hat . . mit so viel Eleganz, als . . in Cursiv Noten statt finden k a n n ; Lichtenberg 1795 Hogarth II 307 mit Eleganz demonstriren; 1887 Ausland Nr. 5 o. S. nur k o m m t antike anmut leicht in den fall, sich unter modernen händen in b l o ß e eleganz zu verwandeln ( H E Y N E 1 8 9 0 ) ; Dombrowski 1920 System 11 166 M i t einer gewissen säubern Eleganz führte er seine Prozesse; Th. Mann 1945 Reden u. Aufs. (W. XII 161) mit Advokatenkunst, Geist, Antithesen, Witz, Verve, Eleganz, dialektischen Paraden; Hankamer 1947 Gegenref. 146 Die Grundwerte humanistischer Sprachlehre sind Richtigkeit und Schönheit. Die Richtigkeit (Eleganz) ist einmal formal grammatisch und zielt auf eine klassische Sprache als eine Form, die . . jenseits des Lebens als Schriftsprache feststeht; ebd. 148 Die Werte der Eleganz und der Dignität als Richtigkeit und Erhabenheit wirken auch ähnlich auf Begriff und G e b r a u c h des Einzelwortes; Krbek 1952 Unendlich 28 B o l t z m a n n befindet sich im unrecht, wenn er behauptet, die eleganz sei sache der schuster und Schneider, nicht aber der mathematiker ( D W B N.); Th. Mann 1953 Reden u. Aufs. (W. XU 975) D a ß . . der soziale R o m a n dort auf sehr hoher Stufe steht und die literarische Kritik an Eleganz und Sensibilität sich oft mit der französischen messen kann.
62
elegant
elegant b: Sonnenfels 1768 Schaubühne 66 wenn ein Kleid einem Höcker gerecht ist; so kann es nicht eben einen eleganten Zuschnitt haben; Goethe 1775 Br. (WA IV 2,285) Sehen Sie sich in der Messe um, nach was — für Uli!!!! Galanterie bijouterie, das Neueste, Eleganteste; List 1785 Statistik 203 [die] feineren arten [des Spiels] die gegenwärtig beynahe mit zu der galanten oder eleganten lebensart gerechnet werden (DWB N.); 1791 Forster (IX 301) der ganze körper ist gewöhnlich sehr robust, und man wird selten eine figur von feinen, eleganten proportionen und zartem knochenbau gewahr (DWB N.); Schopenhauer 1803-04 Reisetagebücher 134 Wenn das Wetter es erlaubt, sieht man hier die ganze elegante Welt von Montpellier; Radziwill 1825 Br. 11 die Hofdamen . . hatten sehr elegante grauseidene Kleider an; 1832 Magazin d. Ausld. 1 264 die Möbel sind, was man in Amerika „elegant" in Grossbritannien „anständig" nennt; Carus 1845 England u. Schottland l 204 besonders zierlich steckten in weißen Papierdüten die elegantesten Bouquets zusammen, jedem Dandy die netteste Morgengabe für seine Gebieterin gern gewährend; 1858 Kunst u. Handwerk I 111 an Huldigungen aller Art, elegante Haltung und geistreiches Geschwätz gewöhnt; Landsteiner 1860 Leben 85 vom elegantesten Stutzer und der nach der neuesten Pariser Mode gekleideten deutschen Dame bis zum zerlumpten Gassenjungen; Eckstein 1876 Satir. Zeitbilder 63 ein Zeichen von geistiger Rohheit . . selbst wenn sie sich hinter den eleganten Manieren eines Gentleman zu verbergen sucht; Lindenberg 1883 Berlin 36 machte den lustwandelnden Damen in elegantester französischer Manier den Hof; Liliencron 1896 Poggfred (XII 183) Und „elegant" nimmt er die Gartensteige; Th. Mann 1901 Buddenbrooks (W. 1 660) dieser abgenutzte Mann, der seinen Körper mit Mühe und Kunst elegant, korrekt und aufrecht erhielt; Fleischer 1911 Wendelin 97 die neuen breiten Straßen mit . . den eleganten glänzenden Schaufenstern und den geschäftigen Menschen; Wahlendorf 1936 Erinn. 9 an der Ecke zweier der elegantesten Straßen Berlins; Welt 9. 8. 1949 Der Mann, der diese Mission übernommen hatte, war elegant, weltgewandt, charmant und entgegenkommend; Kesten 1952 Casanova 71 Don Antonio Casanova . . ließ . . bei seinem Schneider elegante Anzüge und einen blauen Überrock mit goldgestickten Knopflöchern machen; Grass 1962 Blechtrommel 317 nun steht er gutgebaut und potent auf dem Brett . . löst sich mit elegantem Beckenschwung vom Geländer; Frankenpost-Tagesztg. 11.9. 1973 was eine Kunstturnerin vom Ballett braucht, um sich im Turnen elegant bewegen zu können; Fruttero 1986 Palio (Übers.) 49 umgeben von lächelnden, eleganten, feinen Leuten verschiedenen Alters in einem schicken Am-
biente; Spiegel 27. 12. 1993 Die graue, elegant gestylte Kühle . . des Leipziger Opernhauses paßt zur Lage der Nation; Zeit 8. 8. 1997 Der Brillant ist nicht elegant, sondern die Fassung. hochelegant: Eckstein 1876 Satir. Zeitbilder 12 Sie [Prüderie] gehört vorzugsweise der hocheleganten Welt an; Fendrich 1911 Schauinsland 111 sah ich sie wieder, hochelegant gekleidet, mit einem sehr patenten Herrn; Th. Mann 1946 Reden u. Aufs. (W. XII 728) Hochelegant, englisch, grau in grau, Perle . . Künstlich onduliertes Haar. Seidenfutter, goldener Dolch; ND 13. 6. 1969 Die Freifläche am Alex muß zum 20. Jahrestag der Maßanzug des Zentrums sein, hochelegant und sauber im Sitz. unelegant: 1786 Journal d. Moden I 344 in ihren sehr uneleganten Jacken und Nachtmützen; Schmitz 1911 Brevier 91 Nichts ist für einen Mann uneleganter, als intime, körperliche Vorzüge hervorzuheben; Schlegel 1928 Kulturgrotesken 84 des Onkels unelegante Handtasche; Süßkind 1981 Kontrabaß 49 Der Kontrabaß ist das scheußlichste, plumpeste, uneleganteste Instrument; Zeit 8. 11. 1985 Alle Tresen in der Bibliothek, im Eingang, in der Philharmonie: ein bißchen spießig, unelegant, fremd; Spiegel 11.4. 1994 Sie geht auf der Straße, greift sich recht unelegant an den Po und zupft die Unterwäsche zurecht. Elegant: 1786 Journal d. Moden I 322 Alle unsere Elegants sind jetzt in Trauer; 1800 Athenaeum III 127 Sie werden den Engländer, den Gentleman, . . den Hagestolzen, den Elegant vom guten Ton in seiner ganzen zierlichen Lächerlichkeit . . so klar vor Augen sehn, wie Sie nur immer wünschen können; Görres 1810 Ges. Sehr. IV 37 in Taille douce wird gar übel der Kleiderpracht des altfränischen Eleganten mitgespielt; 1824 Schinkels Nachlass I 241 Die Menschenhaufen auf der Strasse, aus Lumpengesindel, Geistlichen, Fuhrleuten, einer Art von Elegants und Strassenjungen zusammengesetzt; Mendelssohn-Bartoldy 1830 Br. 1 19 dazwischen Wiener Elegants mit Brillen und Handschuhen; 1841 Histor.-polit. Bl. VII 260 Der Italiener . . Er ist mit seinem Aufzuge eben so zufrieden, wie der erste Pariser Elegant; Holtei 1862 Erz. XXXI 150 wie Hunderte unserer Elegants mit und ohne Bart sich ihr aufdrängten oder bescheiden zu nähern suchten; 1894 Dtsch. Dichtung X V 156 ein paar junge Elegants, von denen sie sich aus Verlegenheit um Verehrer auf Tod und Leben den Hof machen liess; Janitschek 1912 Ehen 45 alle die Elegants, die in ihrem Hause aus- und eingingen, vermochten nicht seine Eifersucht zu wecken; Werfel 1928 Abituriententag 25 Obgleich er die Mode angab,
Elegie konnte man ihn weniger einen Elegant als einen Genußmenschen nennen; Voss. Ztg. 30. 3. 1930 berühmte Elegants wie ζ. B. der Fürst von PücklerMuskau; Welt 18. 9. 1954 Die Griechen der vorangegangenen Epoche ähnelten mit ihren sorgfältig gelegten Locken, ihrem Haarschmuck und ihren Parfüms vielmehr einem Elegant des Rokokos oder einem Dandy des 19. Jahrhunderts; Niebelschütz 1961 Spiel 528 Metternich, der überfeinerte Elegant, eine Porzellan-Natur; Zeit 5.4.1985 Zugleich täuscht er die Welt, behält er die Maske des blasierten Dandys bei, ein Blick auf die schlecht gebundene Krawatte des anderen Elegants, Schnitzler, vernichtete diesen für lange Zeit. Elegante: 1786 Journal d. Moden III 64 unsre Eleganten [Damen]; 1797 ebd. XII 43 feiert Paris täglich seine 30 Bälle, und hier ist der Tummelplatz unserer Elegants und Elegantes; Imhoff 1799 Br. 39 haben die Elegantes und Elegans in ihren Boudoires sich schon dergleichen Suportes und Wandverzierungen angeschafft?; Varnbagen v. Ense 1814 Buch d. Andenkens I 559 wie er . . gar sich nicht hätte zu lieben unterstanden, wenn es nicht eine berühmte Elegante war; ebd. II 232 Eine Breslauer Elegante ist hier, die ich von Berlin kenne, die mich sehr liebt; 1887 Salon I 692 die Wagen der elegantes verdoppeln sich hier und „sie reiten schnelle". Elegantin: 1800 Journal d. Moden XIV 652 Elegantinnen; ebd. X V 430 die Majorität der Elegantinnen; Hauff 1826 Memoiren I 54 Elegantinnen. Elegantien: Mommsen 1866 Rom. Gesch. III 510 Kein Naturforscher kann eifriger die Länder und Meere nach neuen Thieren und Pflanzen durchsuchen als es von den Eßkünstlern jener Zeit wegen neuer Küchenelegantien geschah. Eleganz: Ertel 1685 Relationes 56b Itha . . ein kleinod . . der weiblichen Schönheit, und gleichsam ein zarte blum der irrdischen elegantz (DWB N.); La Roche 1771 Sternheim 124 mit aller der Eleganz, die . . mir eigen ist, . . zu verschönern; 1788 Journal d. Moden 11 Mühsam ausgesuchte Eleganz, die vergebens zu gefallen strebt . . Sie hält . . auf eine freundliche Aussenseite, und liebt bescheidene Eleganz; 1799 Athenaeum II 21 Poesie allein kann dieser Eleganz wenigstens einen Schimmer
63
von Seele leihen und auch den Geist elegant erhalten; Schlegel 1802 Vorlesungen 1 202 Eleganz der Formen und harmonische Anordnung; Goethe 1814 WA I 28,182 schlank und zart gebaut. . hatte sie bis in ihre höheren Jahre eine gewisse Eleganz der Gestalt . . zu erhalten gewußt; 1840 DVjS III 273 auf etwas mehr oder weniger Eleganz und Anstand, auf mehr oder weniger reinliche Wäsche und Handschuhe kommt wenig an; Szarvady 1852 Paris I 145 sie, die eigens dafür geschaffen scheint, dem Luxus und der Eleganz zur Verkörperung zu dienen; Rutenberg 1877 Zinne 38 durch hofmännische Eleganz und Arroganz; Diringer 1889 Tanzkunst 56 Die Eleganz dieses Tanzes rühmte selbst der große Plato; Bahr 1893 Liebe 61 in dem kleinen, traulichen Salon, dessen wissentlich getönte Farben gleich zu delikaten Eleganzen stimmten; Mamroth 1907 Leben 139 dass die Eleganz [von Karlsbad] in den ungeheuerlichsten raffinements zutage trifft [!], und dass die Mode von gestern hier bereits prähistorisch ist; Huret 1909 Berlin 72 Einige Frauen tanzen unter sich . . Neben diesen „Eleganzen" dreht sich ein biederer Spießbürger mit genialem Haarschopf; Wassermann 1910 Masken 165 sie suchte ihn zur Eleganz, zu einem weltmännischen Gehaben zu erziehen; Th. Mann 1918 Reden u. Aufs. (W. XII 80) eingesprengt in das banal genießende Gewimmel internationaler Eleganz stand der ärmliche und halb verwahrloste Junge zu Füßen des Podiums; ebd. XII 116 Mein Sinn für Eleganz ist Urbanen Ursprungs, er ist Kultur und nicht internationale Zivilisation, wie im Falle des eleganten Bourgeois; Heilborn 1929 Revolutionen II 183 Eleganz; Voss. Zig. 29.3.1932 ihm fehlte völlig die „Wiener Eleganz"; Bettex 1954 Spiegelungen 64 Soldaten riefen sich zu. Ausbündige Eleganz grüßte „Salü!"; Stuttgarter Ztg. 26. 3. 1968 Wenn wir Eleganz sagen, wissen wir sehr genau, was wir damit meinen: Kleidung mit zurückhaltenden, aber sicher gesetzten Akzenten. Stil, Material, Verarbeitung müssen im einzelnen unseren hohen Anorderungen genügen, zusammen aber mehr sein als nur die Summe des Einzelnen; Studnitz 1975 Seitensprünge 39 er verband eleganz und weltgewandtheit des Hanseaten . . mit der freude am sportlichen einsatz; ebd. 143 phantastische frisuren, nackenlinien von einmaliger eleganz (beide D W B N.); Zeit 8.8.1997 Eleganz und Distanz [sind] Synonyme. Die Sache selber ist nie elegant. IN
Elegie F. (-; -n), im frühen 16. Jh. über gleichbed. lat. elegia entlehnt aus griech. ελεγεία Mm Versmaß des Distichon abgefasstes Gedicht', später auch '(zwischen Epik und Lyrik angesiedeltes) Klagelied' (zu griech. ελεγος 'Klage(-lied); Trauergesang (mit Flötenbegleitung)'), anfangs oft in lat. Form.
64
Elegie
Terminus der Poetik und Literaturwissenschaft, zunächst meist formal, nach dem Versmaß bestimmt, für 'in Distichen, auch (bes. im 17. Jh.) in Alexandrinern gereimtes Gedicht', dann zunehmend inhaltlich definiert im Sinne von 'wehmütiges Klage-, Liebeslied' (schon früh verdeutscht mit Trauergedicht·, vgl. Ekloge, Ode), in Wendungen wie epische Elegie, (in Verbindung mit Eigennamen) Klopstocks Elegie, Marienbader Elegie/Römische Elegien (Goethes), Duineser Elegien (Rilkes), vereinzelt in Zss. wie Elegiendichter, -Sänger; Alexandriner-Elegie; seit spätem 19. Jh. auch übertragen für 'Schwermut, Trauer' (s. Belege 1889, 1934). Dazu im früheren 17. Jh. vereinzelt, seit früherem 18. Jh. häufiger die auf gleichbed. lat. elegiacus/griech. ελεγειακός zurückgehende adj. Ableitung elegisch 'die Elegie betreffend, in der Art, Form einer Elegie verfasst; klagend, wehmütig', ζ. B. elegische Klage, Gedichte, Gesänge, Verse in elegischer Form, auch 'Elegien verfassend', ζ. B. elegischer Dichter; seit spätem 18. Jh. vor allem übertragen für 'wehmuts-, stimmungs-, gefühlvoll, schwermütig, traurig; verklärt, schwärmerisch' (s. Belege 1779,
1795, 1810, 1852, 1924; vgl. idyllisch,
melancholisch,
pathetisch,
poetisch,
roman-
tisch), ζ. B. elegischer Tonfall, elegische Empfindungen, Stimmung, Trauer, gelegentlich negativ oder leicht ironisch konnotiert mit „zu Weltschmerz-, Weltuntergangs-, Endzeitstimmung neigend, kraftlos, passiv, langweilig" (s. Belege 1863, 1924, 1932, 1993; vgl. apathisch, dekadent), häufig in additiven Adj. wie elegisch-trauernd, -empfindsam, -klagend, -melancholisch, -pathetisch, -poetisch-, -sanft, -schön, -weinerlich und heroisch-, lyrisch-, romantisch-, traurig-, weich-, zart-elegisch; seit Anfang 19. Jh. die Personenbezeichnung Elegiker M. (-s; -) '(antiker) Elegiendichter; jmd., der elegische Gedichte, Kunstwerke, Filme o. Ä. schafft' (vgl. Poet), auch übertragen 'zu elegischen Stimmungen neigender Mensch' (s. Beleg 1926). Elegie: 1517 Voc. pro juventute 23d elegi (WEIGAND); lrenaeus 1584 De monstris N2b von welchem wunder [dem Weinen eines zu frühem Tode bestimmten Kindes im Mutterleib] ein elegia . . gedruckt (DWB N.); Opitz 1624 Poeterey 21 In den Elegien hatt man erstlich nur trawrige sachen; ders. 1624 Poemata 49 Elegie. Von abwesen seiner Liebsten; ebd. 147 Beschluß Elegie (Gedichtüberschr.); Martin-Scbnüffis 1682 Flötlein 6b Dises Flötlein bestehet in 30. Elegien, ein jede Elegia in 20. Gesätzlein; Hübner 1712 Poet. Handb. 126 Sonderlich werden viel Elegien geschrieben, die die männlichen und weiblichen Reime so abwechseln, als wenn es Hexametri und Pentametri wären; Bodmer 1746 Mahler 1 153 Unsere Elegien sind in ihrer Art nicht geschickter nach dem Charakter, den Boileau davon entworffen hat, eingerichtet; Lessing 1760 Literaturbr. (S. Sehr. Vlll 270) hatte er in seiner zärtlichen Elegie seine Liebe . . erklären lassen; Sulzer 1771 Theorie 1 78 Die Arie ist von der Ode und der Elegie nur darin unterschieden, daß sie die Empfindung kürzer und gleichsam nur auf einen Punkt zusammengedrängt schildert; Herder 1789 Urspr. d. Sprache (S. W. V 10) In ihren [der ältesten morgenländischen Sprachen] Elegien tönen . . jene Heul- und Klagetöne, eine fortgesetzte Interjektion der Natursprache; Goethe 1799
Br. (WA IV 14,186) der Elegie, die sich allen Regionen, also auch der höhern Satyre . . nähern darf; Mutius 1812 Br. 133 Wäre ich ein Poet, der so leicht Verse schreibt als andere Leute Prosa, so würde ich jetzt meine Trauergefühle in Elegie ergießen und Euch bis zu Tränen rühren; Goethe 1822 Campagne (HA X 380) Die „Römischen Elegien", die „Venetianischen Epigramme" fallen in diese Zeit; ders. 1829 Zweiter röm. Aufenthalt (HA XI 555) Dieses, in aufgeregter Seele tief und groß empfunden, erregte eine Stimmung, die ich heroisch-elegisch nennen darf, woraus sich in poetischer Form eine Elegie zusammenbilden wollte . . und wie sollte mir gerade in solchen Augenblicken Ovids Elegie nicht ins Gedächtnis zurückkehren; Wagner-Liszt 1849 Briefw. 1 15 jene Elegien, die man einzig dem Abendsterne singt; Eckstein 1889 Camilla 203 Dann aber schalt sie sich, daß sie so fassungslos dem Ansturm einer unklaren Elegie nachgebe, daß sie weine und seufze, wo sie doch jauchzen und lachen sollte; 1923 DVjSf. Literaturwiss. I 244 Von Opitzens ersten Alexandriner-Elegien und jugendlichen Oden; Jacob 1934 Kaffee 177 die Elegie und Weite der russischen Ebene (DUDEN 1993); Kayser 1948 Kunstwerk 346 das, was heute gewöhnlich als Elegie bezeichnet wird, ist wohl eine solche Verbindung mehrerer lyrischer
elektrisch Grundphänomene; Welt 30. 11. 1959 der süßen und trauernden Elegie um das elende Ende des jungen Dichters; ebd. 10.3. 1964 Henze dirigiert in der Deutschen Oper . . seine . . „Elegie für junge Liebende"; Zeit 29. 3. 1985 dahinzufluten im breiten, nur selten durch einen Einschnitt gedämmten Text-Strom der Elegie. Elegiker: 1800 Athenaeum 111 74 Propertius . . darf uns über den Verlust hellenischer elegiker trösten (DWB N.); Ponten 1926 Siebenquellen 199 Der Morgen den pathetischen Schwärmern! Und der Abend, ach, für die stilllächelnden Elegiker; Schröder 1948 Ges. W.II 110 seit den tagen . . der elegiker, der Sappho und des Alkaios (DWB N.); Welt 22. 4. 1974 seine [Truffauts] Entwicklung vom Anführer der französischen Cineastenrebellen der sechziger Jahre und Begründer der damals Neuen Welle bis zum heutigen, wehmütig zurückblickenden Kino-Elegiker. elegisch: Titz 1642 Hochdtsch. Verse A5 Zweifund Dreyzehen-sylbige oder Alexandrinische/ Heroische/ und Elegeische; Philippi 1743 Reimschmiedekunst 95 der abschnitt des verses kann auch wegbleiben, wie es die Lateiner bey elegischen versen oft thun (DWB N.); 1766 - 67 Merkwürdigkeiten 315 Das alexandrinische Sylbenmaaß in elegischen abwechselnden Reimen wird Ihnen misfallen; ebd. 496 seine Unterredungen mit Lavinia sehr rührend, wiewohl mehr elegisch als tragisch rührend; Sturz 1779 Sehr. 1 36 man . . geräth unversehens in die sanfte elegische laune der künstlerin (DWB N.); Goethe 1795 Br. (WA IV 10,255) Die Sendung der Elegien hat mich in elegischen Umständen nach dem gewöhnlichen Sinne, das heißt in erbärmlichen angetroffen; 1810 Almanack a. Rom l 75 zu ernsten Gedanken . . zu sanft elegischen Empfindungen; ebd. 1 115 die letzte Flamme eines melancholisch-zarten Jugendgefühls, welches . . allein der höchsten elegischen Stimmung fähig
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ist; Goethe 1812 Dichtung u. Wahrh. (HA IX 545) auch hier fanden wir unsern ehrlichen Wakefield wieder . . als Schatten, zurückgerufen durch des elegischen Dichters leise Klagetöne; Heine 1835 Romant. Schule 193 Der elegische Dichter, der die katholisch feudalistische Vergangenheit in so schönen Balladen und Romanzen zu besingen wußte; 1852 Prutz' Museum 11 246 als Clärchen und Thekla elegisch zusammenknicken oder als sinniges Gretchen Blumen zerpflücken; Mahler 1860 Milit. Bilderbuch 188 auf einer alten Guitarre, die wir profan genug waren „Sehnsuchtsbratpfanne" zu benennen, allerhand schöne, aber recht weiche, elegische Molllieder, auf wahrhaft herzzerreißende Weise . . einzuüben; Holtet 1863 Letzte Komödiant III 14 elegisch-krankhaft; Schmidt 1871 Bilder II 424 Die romantische Schule wußte, daß sie gegen den Zeitgeist war, und liebte daher die Formen der Ironie oder auch der elegischen Klage; Th. Mann 1924 Zauberberg (W. III 135) Der Italiener sah gelb aus und befand sich ersichtlich in elegischer Stimmung; 1932 Deutschlands Erneuerung XVI 18 Eine Art elegischer sozialer Hysterie verblieb als Bodensatz der Reste des antiken Kaiserreichs in den bevölkerten Gebieten Europas; Th. Mann 1947 faustus (W. VI 417) hatte sie doch die elegische Gewohnheit, beim Sprechen all ihre Sätze mit „Ach!" anzufangen; 1958 Reallex. dtsch. Literaturgesch. I 332a liebe gilt als elegisches motiv seit Antimachos und Kalimachos (DWB N.); Pörtner 1964 Erben 417 ein ebenso sensationelles wie beklemmendes Ergebnis, das seinerzeit großes Aufsehen erregt und manche elegische Betrachtung über die Vergänglichkeit alles Irdischen ausgelöst hat; Hocke 1976 Tagebücher 123 Es folgt ein „Jahr der Liebe" . . und darüber ein elegisch-schöner Bericht; Zeit 29.3. 1985 Geblieben ist die schwermütige Ironie, etwas Elegisches und zugleich Heiteres; Spiegel 12. 7. 1993 spielen sie ihren Fans, vornehmlich Grufties, elegische Melodien vom morbiden Leben und Sterben. IN
elektrisch Adj. (ohne Steigerung), Anfang 18. Jh. entlehnt aus gelehrtenlat. electricus '(durch elektrische Ladung) magnetisch', einer um 1600 von dem engl. Physiker W. Gilbert in seiner Schrift „De Magnete" geprägten Bildung zu lat. electrum/griech. ήλεκτρου, ήλεκτρος 'Bernstein' (da Reibungselektrizität zuerst an ihm beobachtet wurde), anfangs in lat. (flekt.) Form und bereits im 17. Jh. in lat. Syntagmen wie corpora/vis/attractio electrica. Anfangs in der Physik in der Bed. 'Anziehungskraft auf Grund von Reibung habend, auf Anziehungskraft beruhend' gebraucht, mit zunehmender wissenschaftlicher Erkenntnis seit Mitte 19. Jh. für 'auf dem Vorhandensein geladener Teilchen oder Körper beruhend, durch Elektrizität, d. h. die Anziehungs- bzw. Abstoßungskraft geladener Teilchen verursacht', in Wendungen wie elektrischer Körper, Funke, Wi-
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elektrisch
derstand, Leiter, elektrische Leitung, Kraft, Experimente, Erscheinung, Spannung, Auf-, Entladung, Wellen, elektrischer Impuls, Schlag, elektrisch wirken, elektrisch (auf-)geladen, oft bildlich und übertragen gebraucht (s. Belege 1770, 1795 — 96, 1799, 1835, 1860, 1869, um 1875, 1908, 1924, 1994). Mit der Möglichkeit wirtschaftlicher Nutzung seit Mitte 19. Jh. vor allem im Sinn von 'mit Elektrizität betrieben' (s. Belege 1852, 1857, 1863, 1883, 1940, 1970, 1985), in Verbindungen wie elektrische Energie, Uhr, Batterie, Beleuchtung und elektrische Eisenbahn, seit Anfang 20. Jh. dafür subst. Elektrische F. (-n; -n), ugs. auch 'Straßenbahn' (s. Belege 1902, 1915, 1929, 1931), elektrisches Licht, elektrischer Webstuhl, Telegraph, Aufzug, Strom, elektrische Glühlampen, Schreibmaschine, Geräte, elektrisch verstärkte Gitarre, elektrischer Stuhl 'Vorrichtung zur Vollstreckung der Todesstrafe in einigen Staaten der USA' (1920), elektrisch beleuchtet, betrieben, angetrieben, aufheizbar, verstellbar; als Grundwort in der Ableitung vollelektrisch (wie automatisch, —• Automat), vgl. eine Wendung wie vollelektrische Küche. Seit Mitte 18. Jh. die vereinzelt belegte Verbableitung elektrifizieren, zunächst für 'elektrisch aufladen, mit elektrischem Strom behandeln' (s. u. elektrisieren; s. Belege 1744, 1757), seit frühem 20. Jh. kontinuierlich nachgewiesen in der Bed. 'mit elektrischem Strom versehen, auf elektrischen Betrieb umstellen', zumeist im Transportwesen, vgl. Wendungen wie die Bahn, Strecke, den Verkehr elektrifizieren; dazu seit Anfang 20. Jh. das Verbalsubst. Elektrifizierung F. (-; -en), in Verbindungen wie Elektrifizierung der Bahn, der Strecke, auch im Sinn von 'Versorgung mit elektrischem Strom' (s. Belege 1933, 1944), in Wendungen wie Elektrifizierung von Wohnungen, von Berggegenden, gleichbed. mit seit früherem 20. Jh. (bes. Schweiz.) bezeugtem Elektrifikation F. (-; -en). Seit Mitte 18. Jh. das eventuell unter Einfluss von seit Mitte 17. Jh. belegtem engl. electricity bzw. gelehrtenlat. electricitas (1734) aufgekommene Subst. Elektrizität F. (-; -en ungebr.), zunächst in der Physik in der Bed. 'auf der Wirkung elektrisch geladener Teilchen beruhendes Phänomen elektrischer Ladung, elektrischer und magnetischer Felder und Kraftwirkungen', vgl. Verbindungen und Zss. wie Wirkungen, Erscheinungen der Elektrizität, positive, negative Elektrizität, mit Elektrizität geladen, Umwandlung (von Wärme, Licht) in Elektrizität, Reibungselektrizität, gelegentlich auch übertragen verwendet (s. Belege 1901, 1929); seit Mitte 19. Jh. im Sinn von 'elektrische Energie, elektrischer Strom' (s. Belege 1889, 1912, 1954, 1962, 1994), vgl. Wendungen und Zss. wie Wärme, Gas und Elektrizität, Erzeugung von Elektrizität, solare Elektrizität, Elektrizität erzeugen, produzieren, nutzen, liefern; Elektrizitätswerke, -wesen, -unternehmen, -erzeugung, -gewinnung, -Industrie, -konzern, -verbrauch, -Versorgung, -Wirtschaft; Starkstrom-, Atomelektrizität. Gleichzeitig das nach frz. electriser gebildete Verb elektrisieren 'elektrisch aufladen', attr. verwendet im Part. Perf. und Präs., vgl. Verbindungen wie elektrisierte Körper, elektrisierende Wirkung, im frühen 20. Jh. gelegentlich gleichbed. mit elektrifizieren (s.o.; s. Belege 1909, 1912, 1929); häufig übertragen verwendet im Sinn von 'an-, erregen, heftig wirken' (s. Belege 1751, 1797, 1 8 0 6 - 0 7 , 1809, 1835, 1850, 1862, 1896, 1919, 1947, 1950, 1978, 1985, 1989, 1992, 1994), in Wendungen wie er fuhr wie elektrisiert in die Höhe, die Nachricht wirkte elektrisierend; in der Medizin für 'mit elektrischem Strom behandeln' (s. Belege 1772, 1790, 1903, 1912, 1936); gleichzeitig als Bestimmungswort Elektrisier- 'elektrischen Strom erzeugend' in Zss. wie Elektrisiermaschine, -stuhl, -kur, -apparat, -gerät; dazu seit Mitte 18. Jh. das
elektrisch
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selten belegte Verbalsubst. Elektrisierung F. (-; -en), in der Medizin im Sinn von 'Behandlung mit elektrischem S t r o m ' (s. Beleg 1756), übertragen verwendet für 'Anregung' (s. Beleg 1806—07), auch im Sinn von 'elektrische Aufladung' (s. Beleg 1817), seit Anfang 20. J h . gleichbed. mit Elektrifizierung (s. o.; s. Belege 1912, 1927, 1933, 1935). Seit späterem 18. J h . das (Zss. mit Elektrizität bzw. Verbindungen mit elektrisch ersetzende) Bestimmungswort Elektro-/elektro- 'durch Elektrizität bewirkt, auf Elektrizität bezogen, elektrisch', zuerst in meist fachspr. gebrauchten Entlehnungen wie aus ital. elettroforo übernommenem Elektrophor M . (-s; -e) 'zur Aufladung eines elektrischen Leiters dienende Vorrichtung' (s. Belege 1777, 1781, 1801, 1803, 1808), seit Mitte 19. J h . aus gleichbed. engl, electrolysis übernommenem Elektrolyse F. (-; -n) 'durch elektrischen Strom bewirkte Zersetzung chemischer Verbindungen' (s. Beleg 1855), gleichzeitig aus gleichbed. engl, electromagnetism entlehntem Elektromagnetismus M . (-; ohne PI.) 'durch elektrischen Strom erzeugter Magnetismus' (s. Belege 1837, 1845, 1987); dann auch in kompositionsähnlichen Bildungen wie seit Mitte 19. J h . belegtem Elektrotechnik F. (-; -en) 'Technik der Erzeugung und Anwendung von Elektrizität' (s. Beleg 1890); vgl. außerdem Elektrometer, -motor, -therapie, -chemie, -kardiogramm, -Industrie, -ofen, -herd, -gerät, -schock, -medizin; elektrochemisch, -magnetisch, -technisch, -statisch. Seit späterem 18. J h . die Personenbezeichnung Elektriker M . (-s; -), anfangs selten 'jmd., der sich mit Elektrizitätslehre befasst' (s. Belege 1782, 1905), seit spätem 19. J h . als Berufsbezeichnung verwendet für 'Facharbeiter der Elektroindustrie und des Elektrohandwerks'; seit Anfang 19. J h . die Sammelbezeichnung Elektrik F. (-; -en) 'Lehre von der Elektrizität' (s. Belege 1805, 1912, 1964), heute vor allem für 'Gesamtheit einer elektrischen Installation, Ausstattung', vgl. Wendungen und Zss. wie die Elektrik eines P K W s , die Elektrik war defekt, Autoelektrik. Seit Ende 19. J h . (PFEIFER) das aus gleichbed. engl, electron übernommene Subst. Elektron N. (-s; -en) 'negativ geladenes Elementarteilchen', als Bestimmungswort Elektronen- in Zss. wie Elektronenmikroskop, -rechner, -gehirn, ugs. für ' C o m p u ter'; dazu gleichzeitig die aus engl, electronics entlehnte subst. Ableitung Elektronik F. (-; -en) 'Elektronen und die damit zusammenhängenden Erscheinungen erforschendes Teilgebiet der Physik und Elektrotechnik', vgl. eine Wendung wie Studierende der Elektronik; seit Mitte 20. J h . vor allem Sammelbezeichnung für 'elektronische Ausstattung von Geräten, Anlagen u. Ä . ' , in Wendungen wie mit Elektronik ausstatten, ausrüsten, bestücken, versehen, empfindliche, aufwendige, modernste, hochkomplizierte Elektronik, die Elektronik eines Autos, die Elektronik versagte, Einsatz von Elektronik, Technik und Elektronik, Elektronik und Computer; als Grund- und Bestimmungswort in Zss. wie Informations-, Kommunikations-, M i k r o - , Nachrichten-, Unterhaltungselektronik; Elektronikindustrie, -abteilung, -ingenieur, -konzern, -unternehmen, -branche, -markt, -Spielzeug, -schrott, -spiel, -firma, -hersteiler; dazu die vereinzelt im frühen 20., kontinuierlich seit Mitte 20. J h . belegte adj. Ableitung elektronisch 'auf der Elektronik beruhend, Elektronik benutzend', häufig auch 'auf Computertechnik beruhend, computer-', vgl. Wendungen wie elektronisch gesteuert, erfasst, ausgerüstet, anzeigen, speichern, kontrollieren, erzeugen, überwachen, vernetzen, auf elektronischem Weg, elektronische Datenverarbeitung (Abk. E D V ) , Musik, Kamera, Geräte, Anlagen, Zeitung, Informationsverarbeitung, Medien, Spiele, Kontoführung, Steuerung, Textverarbeitung,
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elektrisch
Kommunikation, Bausteine, Zahlung, Sicherheitssysteme, elektronischer Rechner, elektronisches (Wörter-)Buch, Gehirn, Zeitalter; dazu in neuerer Zeit die Berufsbezeichnung Elektroniker M . (-s; -) 'Techniker der Elektronik' und in jüngster Zeit die selten belegte subst. Ableitung Elektronisierung F. (-; -en) 'Ausstattung mit elektronischen Geräten bzw. Einrichtung elektronisch gesteuerter Arbeitsabläufe'. elektrisch: Scheuchzer 1711 Physica 1 139 des Magneten und anderer electrischen Cörpern Anzeuchkraft; Sperander 1727 A la mod Sprach 223 f. Electrische Cörper, Electrische Krafft, ist die Eigenschafft gewisser Cörper, wodurch sie allerhand leichte Dinge, als Spreu, Schapsel u.d.gl. an sich ziehen, wann beyde Cörper gegeneinander recht gestellet, die anzuziehende Dinge nicht zu schwehr, die anziehende Cörper aber starck gerieben und erhitzet werden; Zedier 1734 Uttwersallex. VIII 70S Electrische Krafft, . . heisset diejenige Krafft, derer Cörper, vermöge welcher sie, wenn sie starck gerieben worden, leichte Sachen an sich ziehen; 1739 D. neu-erfundene curieuse Flot-Falle 32 Das Fett von einem Schwein Igel soll eine electrische und Floeh-anziehende Kraft haben; R abener 1744 S. Sehr. II 92 An der Betrachtung dieses Grundsatzes finde ich mehr Vergnügen, als an allen elektrischen Experimenten; 1750 Vergnügte Abendstunden III 229 Der elektrische Kuss (Überschr.); 1758 Leipz. Samml. XIII 875 Versuchs der electrischen Kraft; Herder 1767 Dtsch. Literatur (S. W. I 315) elektrischer Funke; 1770 Br. v. u. an Merck 4 ich sehe die ganze rührende Scene, einsylbig wie der Blitz in den Wolken und die elektrische Empfindung im menschlichen Herzen; Michaelis 1772 Je unnatürlicher (W. III 99) [Salamander:] Mein Feuer, das aus Wassern glüht,/ Mein Funke, der elektrisch sprüht,/ Mein Phosphor, der unbrennbar brennt,/ Macht mich zum Wunderelement; Eberhard 1776 Theorie 30 alle die verschieden scheinenden Gesetze und Erscheinungen der Körperwelt . ., in der Chymie, Astronomie, Vegetation, Mineralogie, an der magnetischen, elektrischen und kometischen Materie; Lessing 1778 Axiomata (S. Sehr. XIII 134) Wenn der Paralyticus die wohlthätigen Schläge des elektrischen Funken erfährt; Goethe 1786 Br. (WA IV 6,385) Sehr willkommen ist mir der Strahl des Lichtes den du mir sendest. Der Tag ist nichts weniger als elecktrisch und meine Beschäftigungen dazu, die . . alle natürliche Wärme einsperren; Bretzner 1788 Leben III 223 Aber freilich hielt man damals diese magischen, magnetischen, elektrischen und chymischen Prozesse für Hexenwerk und Teufelskünste; Hippel 1793 Kreuz- u. Querzüge II 250 So gern ich diese Aufschlüsse besäße, so wenig weiß ich mir sie und die Materie zu erklären, die in elektrischen Erscheinungen Wunder thut an uns und allen Enden, ohne daß man den Apostelgrad der Natur zu er-
schleichen im Stande ist; Goethe 1795 — 96 Lehrjahre (WA I 21,321) So oft er die Gräfin anblickte, schien es ihm, als wenn ein elektrischer Funke sich vor seinen Augen zeige; Archenholz 1799 Siebenj. Krieg 219 Das Wort: „der König kommt" war wie ein elektrischer Schlag, der durch alle feindliche Armeen fuhr; Fischer 1804 Bergreisen I 179 Jetzt folgen Lager von Dolomit, dann von gewöhnlichem Glimmerschiefer, dann wieder von porphyrartigem Gestein, dann von Glimmerschiefer mit Mandel- und Hornstein, und endlich wieder Granit mit elektrischem Schörl; Goethe 1805-06 Z. Naturwissenschaft (WA U 11,194) Die der geriebenen Seite eines dünnen Glases entgegenstehende Seite wird sogleich entgegengesetzt elektrisch; 1819 Handb. d. Sehiffahrtskunde 358 Der Gang gewöhnlicher Uhren ist Veränderungen und Stöhrungen von Wärme, Kälte, Feuchtigkeit, Säuren und vielleicht noch von andern electrischen, magnetischen Materien . . unterworfen; Hufeland 1822 Sympathie 28 die sogenannten elektrischen Wirkungen mancher Fische . ., durch welche es ihnen gelingt, den elektrischen ähnliche Erschütterungen hervorzubringen; Goethe 1826 Br. (WA IV 40,265) Beschaut man die Krystallographie, stöchiometrische und elektrische Chemie, so findet man diese in einander greifenden Regionen gränzenlos unübersehbar; 1835 Europa l 211 eine elektrische Spannung theilt sich der ganzen Versammlung mit; 1839 Unterhaltungen ü. d. Chemie 121 Einige der vorzüglichsten Köpfe sind . . ernstlich beschäftigt, diesen Gegenstand aufzuklären, und das, was sie schon gefunden haben, macht es äußerst wahrscheinlich, daß das elektrische Fluidum und das magnetische identisch . . sind; Kohl 1841 Petersburg I 128 So bemerkt man z.B. mitten im Gedränge auf den Köpfen hohe Pyramiden von Eiern, lose auf einem einfachen Brete aufgehäuft, und doch so still liegend, als wenn jedes durch eine unsichtbare elektrische Kraft an seinem Platze gehalten würde; A. v. Humboldt 1845 Kosmos 31 Der Kreis glänzender Entdeckungen ist hier noch nicht durchlaufen, ob sich gleich in der Voltaischen Säule schon ein bewundernswürdiger Zusammenhang der electrischen, magnetischen und chemischen Erscheinungen offenbart hat; 1852 Prutz' Museum II 57 jedenfalls steht so viel fest, daß in der Zeit der Eisenbahnen und des elektrischen Blitzschreibens die Lebendigen noch schneller reiten als die Todten; Knies 1857 Telegraph 194 so-
elektrisch gen. elektrischen oder elektro-magnetischen Uhren; Mahler 1860 Milit. Bilderbuch 169 Das Wort „Geld" wirkte electrisch auf den Alten; 1863 Bilder a. Paris 1 13 Man macht uns hier in Paris seit langem Hoffnung auf eine regelmäßige Straßenbeleuchtung durch elektrische Batterieen . . Wer seit Langem in Paris wohnt, erinnert sich noch sehr wohl, wie die Bauten des großen Hotel du Louvre . . Tag und Nacht Statt fanden und zwar Nachts bei elektrischem Licht . . Meines Wissens war dies der einzige Fall, wo die elektrische Beleuchtung praktisch verwerthet wurde; Hartmann 1869 Philosophie 179 Die Liebe ist ein Gewitter; sie entlädt sich nicht in einem Blitze, aber nach und nach in mehreren ihrer electrischen Materie; König um 1875 Hum. 11 51 der junge Mann, den der leise Druck ihrer Hand elektrisch durchzuckte; Lindenberg 1883 Berlin 56 Fabrication electrischer Waaren; 1883 Brockhaus VI 6 Elektrischer Aufzug oder Elektrischer Elevator . ., eine Anwendung der elektrischen Kraftübertragung . um in großen Hotels, Geschäftslokalen u.s.w. Personen in die einzelnen Etagen zu befördern; 1890 Unsere Zeit 1 475 Unter allen Arten der elektrischen Kraftübertragung dürfte wol „die elektrische Eisenbahn" . . die höchste Bewunderung erregt haben; Dunger 1899 Engländerei 59 Die in der elektrischen Beleuchtung neuerdings eingeführten Osram-Lampen; 1902 Rad-Wanderer 245 Die „Elektrische"; 1908 Zukunft LX1V 105 der alle Meinungen und Werthe in sich ein- und ausschalten konnte wie elektrische Ströme; Böhmer 1915 Sklavinnen 55 Ein Ruck der Elektrischen! Herta erwachte aus ihren Träumen. Das Ziel war erreicht; Becher 1920 Aufruhr 16 daß die verurteilten getröstet umarmen ihren brutalen henker/ im elektrischen stuhl (DWB N.); Werfel 1924 Verdi 92 ging von ihm ungebrochen erotische Strahlung aus, jener elektrische Strom aus Anziehung und Abstoßung, der alle Formen von unglücklicher Liebe erzeugt; Döblin 1929 Alexanderplatz 282 Muß der Mann Elektrische fahren. Kommen die Bullen, . . in Reinickendorf-West, holen ihn runter von der Elektrischen, und aus ists mit der Erholung; 1930 Forsch, u. Technik 21 glühelektrisch und lichtelektrisch wirksame Oberfläche; 1931 Technik XXII 6 Die „Elektrische" feiert ihr 50jähriges Jubiläum! Die erste von Werner v. Siemens erbaute elektr. Straßenbahn wurde am 16. Mai 1881 in Berlin-Lichterfelde eröffnet; LokalAnz. 25. 4. 1934 wird die Bewag allen ihren verheirateten Arbeitnehmern kostenlos vollelektrische Küchen einrichten, damit sie auf Grund eigener Erfahrungen Auskünfte geben können; Münch. N. N. 7. 7. 1940 Elektrische Beleuchtung war damals [1890] noch eine „Attraktion" ersten Ranges; Heisenberg 1947 Wandlungen 83 Tatsächlich sind in den letzten hundert Jahren ganz außerordentliche
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Fortschritte in der physikalisch-chemischen Erklärung der Vorgänge im Organismus erzielt worden. Ich erwähne etwa die Frage des Wärmehaushalts im Organismus, die elektrischen Vorgänge im Nervensystem; Revue 27. 1. 1951 Mit diesem Spitzwort [elektrische Nase] bezeichnet man in der Schweiz neuartige elektrische Feuermelder, die einen Feuerausbruch gewissermaßen riechen; Süddtsch. Ztg. 27. 1. 1954 Ein vollelektrisches Musterdorf (Überschrift); Frisch 1957 Homo faber 66 Es wunderte mich, woher sein Radio, das wir sofort abstellten, den elektrischen Strom bezieht, aber das war jetzt nicht das Wichtigste; Stuttgarter Ztg. 26. 10. 1963 Als er [Paul Reißer] im Jahre 1881 auf einer großen elektrischen Ausstellung in Paris die ersten elektrischen Glühlampen gesehen hatte, nahm er im Jahr darauf den Bau elektrischer Beleuchtungsanlagen in Stuttgart auf; Späth 1970 Unschlecht 136 Hinter der Gartenwirtschaft schellen die Kühe am elektrisch geladenen Weidedraht entlang; Welt 22. 4. 1974 Bei derart elektrisch eingeschläferten Kaninchen wurde der Blutkreislauf mit anderen — nicht elektrisch behandelten — Tieren verbunden; Zeit 14. 6. 1985 Was man alles mit einer elektrisch verstärkten Gitarre und diversen Elektronik-Geräten anfangen kann, weiß Joe Walsh schon lange; 1988 Brockhaus VI 263 elektrische Fische, Bez. für systematisch unterschiedliche Fischarten mit stromerzeugenden, elektrischen Organen aus vielen nebeneinanderliegenden Säulen flacher, scheibenartig übereinandergeschichteter Muskelzellen, die ihre Fähigkeit zur Kontraktion verloren haben; Spiegel 21. 3. 1994 Vor allem aber prickelt um Wolfgang Schäuble eine elektrisch aufgeladene Atmosphäre von Aggressivität und gebändigter Wut, die sich jederzeit in verletzender Schärfe entladen kann. Elektrifikation: Hürlimann 1931 Schweiz Vorr. XX Elektrifikation der Bundesbahnen; Ν. Ζ. Z. 17.11.1942 Elektrifikationsdarlehen; ebd. 14.5. 1943 Beim Dampfbetrieb . . ist die Lage trostlos. Hier gibt es nur ein Mittel, und das heißt: schleunige Elektrifikation; ebd. 19. 4. 1944 Die Bundesbahnen machen . . darauf aufmerksam, daß „vom rein kaufmännischen Standpunkt gesehen, die Elektrifikation weiterer Linien vielleicht nicht mehr voll gerechtfertigt wäre . ."; NZ. (Basel) 28. 4. 1950 In Anbetracht der grossen Elektrifikationsprogramme sollen keine Dampflokomotiven mehr angeschafft . . werden. elektrifizieren: Krüger 1744 Zuschr. 11 in dem ersten falle besitzt der geriebene cörper selbst eine electricität, im andern aber ist sie ihm von einem electrischen cörper mitgetheilt, und er folglich electrificiret worden; Zinzendorf 1757 Predigten II 327
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[Jesus] hat . . ein feuer angezündet, das . . alles electrificiret, was ihm in den weg kommt (beide DWB N.); Voss. Ztg. 12. 7. 1928 Derselbe Berliner . . lehnt sich gegen den neuen Wagen der elektrifizierten Stadtbahn mit Entschiedenheit auf; ebd. 1.1. 1931 Sonst tut man viel für Verkehr und Fortschritt. Die letzten Reste großer Strecken auch noch elektrifiziert; Lokal-Anz. 27. 1. 1933 Wie verlautet, soll die Strecke . . im Rahmen des Arbeitsbeschaffungsprogramms elektrifiziert werden; Dtsch. AZ. 31. 7. 1935 In London sind umfangreiche Pläne in Angriff genommen worden, bis 1940 das städtische Bahnnetz zu elektrifizieren; Münch. Ν. N. 3. 5. 1938 Außerdem wird der gesamte Vorortverkehr . . zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert; Ν. Ζ. Z. 19. 4. 1944 Die heute noch mit Dampf betriebenen und daher in den kommenden Jahren noch zu elektrifizierenden Bundesbahnlinien; Süddtsch. Ztg. 22. 12. 1949 Seine besten Zeiten waren während des Krieges und vor der Währungsreform. Er konnte damals seinen Hof elektrifizieren; Münch. Stadtanz. 10. 9. 1954 Seit 1925 ist die Strecke elektrifiziert; 1965 Welt Nr. 265 auf einer unserer modernen und weitgehend elektrifizierten zechen (DWB N.); Zeit 29. 8. 1986 also stehen wir vor der Alternative, das gesamte Schienennetz zu elektrifizieren oder mit Wasserstoff zu fahren; Spiegel 17. 10. 1994 Neuerdings aber hat sich gezeigt, was diese Öde wert ist, wenn man sie elektrifiziert. Also gibt es fast 30 Skilifte. Elektrifizierung: 1908 Zukunft Llll 340 Elektrifizierung der Vollbahnen; Schwab. Merkur 21.8. 1925 Die Frage der elektrischen Zugförderung auf den Eisenbahnen, auch Elektrifizierung oder sprachlich unrichtig Elektrisierung genannt, beschäftigt in jüngster Zeit sehr heftig die Gemüter; Voss. Ztg. 16. 2. 1929 daß die Elektrifizierung in England im Rückstand geblieben ist; Lokal-Anz. 30. 8. 1933 Die Elektrizitätswerke führen eine umfangreiche Elektrifizierung von Wohnungen . . durch; Münch. Ν. N. 5. 11.1938 Im Jahre 1935 war von der Deutschen Reichsbahn die Elektrifizierung der Strecke Nürnberg-Halle in Angriff genommen worden; Ν. Ζ. Z. 11.5.1944 Die Anstrengungen der Leitung, den behördlichen Wünschen auf Elektrifizierung abgelegener Berggegenden bestmöglich Rechnung zu tragen, waren von Erfolg begleitet; Süddtsch. Ztg. 19. 3. 1949 Die höhere Stromerzeugung wird durch die verstärkte Elektrifizierung und die Stromausfuhren gerechtfertigt; ebd. 6. 5. 1955 Kredite, die das Land für . . die Elektrifizierung der Strecke Bruchsal-Heidelberg . . zur Verfügung gestellt habe; ND 26. 1. 1959 Die Sowjetjugend wird . . an der Elektrifizierung von über 20000 Kilometern Eisenbahnlinien . . beteiligt sein; Stuttgarter Ztg. 26. 10. 1963
Im Frühjahr 1895 . . erfolgte die Elektrifizierung der Pferde-Eisenbahn; Offenburger Tagebl. 28. 4. 1971 Selbst im kommenden Jahr . . wird es . . voraussichtlich nicht gelingen, die Elektrifizierungsarbeiten an der Schwarzwaldbahn aufzunehmen; Zeit 9. 2. 1990 Der Maxime des Genossen Lenin folgend („Kommunismus, das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes"), legen sich mehrere tausend Werktätige ins Zeug; Spiegel 23.5. 1994 Elektrifizierung und der Aufbau von Telekommunikationsnetzen in Asien und Lateinamerika verstärken die Nachfrage. Elektrik: 1805 Beytr. Kenntniss Galvanismus II 3 — 4,354 die electrik als kunst, . . von der leidner Hasche (DWB N.); lamprecht 1912 DGjV. 1 94 Entfaltung der modernen Elektrik; Hiller 1964 Kaum 155 Newtons axiome gelten nur in der mechanik, das Induktionsgesetz gilt in der elektrik (DWB N.); 1979 Frankf. Rundsch. Nr. 153 die . . brandursache: ein kurzschluß in der elektrik (DWB N.); MM 16. 3. 1985 Außerdem halte die Dichtung des Implantats mit geschätzten 20 Jahren länger als andere Systeme, die schon nach etwa drei Jahren ausgewechselt werden müßten, weil eindringende Körperflüssigkeiten die Elektrik ruinieren; Spiegel 3. 10. 1994 Nach dem Ausfall der Elektrik und der Maschinen drehte sich das hochgetürmte Gefährt in den Wind und war damit der heranrollenden See preisgegeben. Elektriker: Lichtenberg 1782 Br. II 33 wenn nur ein elecktriker einmal etwas erfände die lufft abzutrocknen (DWB N.); 1883 Brockhaus VI 6 Elektriker ist die Bezeichnung für jemand, der sich, sei es wissenschaftlich, sei es technisch, insbesondere mit der Elektricität beschäftigt, in letzterer Hinsicht also gleichbedeutend mit Elektrotechniker; Boltzmann 1905 Sehr. 78 die namen Ohm, Ampere usw. . . vielleicht ist die zeit nicht mehr ferne, in der jede haushaltungsrechnung jene großen elektriker verherrlichen wird (DWB N.); 1912 Hauptmann 1 7,155 aus den . . abgebrochenen Sätzen des langen herrn entnahmen die anderen, daß er . . als elektriker auf einem dampfer gewesen war (DWB N.); 1928 Querschnitt 816 Wie ist das Bild? . . Ein „Elektrikerjunge, der mit Händen den Zauberring der Romantik berührte", ein Mann, der dem Zweck verfallen war, sucht die Zwecklosigkeit der Seele; Asch 1929 Firma 151 Und dann kam der Kerl herein. Der dumme Elektriker von der Tickerfabrik. Der Mann mit dem Dorflümmelgesicht, den sie alle geneckt hatten, als er den Ticker montiert hatte; Lokal-Anz. 29. 9. 1934 Zwei Elektriker sprechen ebenfalls über die ersten Augenblicke des Brandausbruchs; Bieler 1968 Roth 29 ich bin ein elektriker. ich sollte . . eine leitung verlegen (DWB
elektrisch Ν.); Spiegel 17.1.1994 über 14 Jahre saß der gelernte Elektriker im Gefängnis und in Straflagern, die meiste Zeit in Einzelhaft. elektrisieren: Gordon 1744 Versuch e. Erklärung d. Electricität 5 So einem solchen Körper die durch Reiben eines electrischen Körpers erregte Electricität mitgetheilet wird, heißet man ihn electrisirt; Henrici 1751 Gedichte V 178 will einen keine liebe rühren,/ so gebet ihm ein schönes kind,/ das wird ihn schon electrisiren (DWB N.); Kant 1757 Vorkrit. Sehr. II (Ges. Sehr. 1 2,185) Allein der berühmte Prof. Äpinius reigte in einer Abhandlung von der Ähnlichkeit der elektrischen Kraft mit der magnetischen: daß elektrisirte Körper bei einer gewissen Behandlung eben so wohl zwei Pole an sich zeigen, deren einen er den positiven, den andern den negativen Pol nennt, und wovon der eine dasjenige anzieht, was der andre zurückstößt; Marcard 1772 Med. Vers. Π 32 bäder und electrisiren habe ich bey meinen wenigen kranken nicht nöthig gehabt (DWB N.); Zimmermann 1784 Einsamkeit 1 89 wo alle Weiber über ihn herfielen, um auszumachen, ob er ein Weib sey. Nichts blieb unversucht, um ihn zu elektrisiren; Blumauer 1784 — 94 Virgils Aeneis (Ges. W. I 210) Electrisirt durch diesen Schmatz/ Vom Kopf bis zu den Zehen; Müller 1789 Briefw. 13 Was du von der Magnetisirenden oder elektrisirenden Krafft der Wissenschaften sagst; 1790 Göttinger Taschencalender 167 Ein Mann der über Schmerzen in der Seite klagte wurde vermittelst einer Glasröhre elektrisirt, worin man Peruvianischen Balsam eingeschlossen hatte; 1797 Journal d. Moden XU 114 Es ist ausgemacht, dass Freude auf zartere Organisationen stärker wirkt, und dass das Tanzen das weibliche Nervensystem heftiger elektrisirt, folglich im Übermaasse auch schädlicher wirkt; Seume 1806—07 Apokryphen (W. 11 111) Man hätte die Franzosen den Franzosen überlassen sollen; . . Elektrisiert nur eine Nation, wenn ihr ihre ganz furchtbare Kraft wecken wollt; Brun 1809 Episoden 11 3 sahen und hörten wir nichts, bis . . die Höhe . . der Ruinen . . uns electrisirten; Gutzkow 1835 Charaktere (IX 96) der feurige, leidenschaftliche Creole wurde elektrisirt von Rousseau's retournons ä la nature; Talma 1850 Mem. (Übers.) I 161 und sie mit der Melodie des Ca ira elektrisirten; Köhler 1862 Erinn. 1 152 Der Funke hatte die Menge elektrisirt; Croissant-Rust 1896 Feierabend 112 Die alte Aristokratin aber dreht sich plötzlich wie elektrisiert nach der Seite des Graubarts. . . „Waren Sie wirklich bei Seiner Königlichen Hoheit . ., guter Mann?"; Th. Mann 1903 Erz. (W. Vlll 217) ungestört nimmt das Treiben . . seinen Fortgang, das Massieren, Elektrisieren und Injizieren, das Duschen, Baden, Turnen, Schwitzen und Inhalieren in
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den verschiedenen mit allen Errungenschaften der Neuzeit ausgestatteten Räumlichkeiten; Reich 1909 Lehen 500 Wann wird endlich die Wiener Stadtbahn elektrisiert und tiefer in die Stadt hineingeleitet?; Lichtwark 1912 Br. an Mannhardt 107 das Elektrisieren hat sie . . von allen ihren Schmerzen befreit; Th. Mann 1919 Erz. (W. Vlll 560) Meist sage ich ihm seinen Namen vor, den Laut, der ihn unter allen am meisten angeht, weil er ihn selbst bezeichnet, und der darum auf sein ganzes Wesen elektrisierend wirkt; 1927 Technik 11 547 Wir fahren auf dieser Strecke mit, da sie fahrtechnisch wegen ihrer vielen Steigungen, Gefälle und Krümmungen die interessanteste Strecke der bisher elektrisierten Linien ist; Remarque 1929 "Westen 160 Mittelstaedt hat eine Neuigkeit parat, die mich sofort elektrisiert; Lokal-Anz. 23.5. 1934 Hier kann man sich photographieren und elektrisieren lassen, hier ist ein Riesenrad und ein Fußballplatz; Wahlendorf 1936 Erinn. 25 Ich fiel in ein Glasfenster und zerschnitt mir den linken Zeigefinger, der steif blieb. . . elektrisierende Ärzte haben den Finger lange behandelt; Th. Mann 1947 Reden u. Aufs. (W. X 519) Unvergeßlich ist die elektrisierende Wirkung, welche gleich nach dem Ersten Weltkrieg der „Demian" jenes mysteriösen Sinclair hervorrief; Süddtsch. Ztg. 23. 11. 1950 die impulsive Kundgebung der Zustimmung oder Ablehnung wird als ein belebendes Moment empfunden, das die Atmosphäre elektrisiert; Hilsenrath 1978 Nacht 100 Ranek fuhr wie elektrisiert auf. Er lief verzweifelt im Zimmer auf und ab; M M 6. 3. 1985 Es fehlte jenes Aufregende, Elektrisierende, das eben auch schon zum 21jährigen „Vorklassiker" gehört; 1989 Geo Wissen II 36 Diese erweiterte Transformationsgrammatik elektrisierte die Sprachwissenschaftler; Spiegel 7. 12. 1992 neuerdings elektrisieren die im Labor angezüchteten Diamant-Dünnschichten Wissenschaftler in Japan, Amerika und Deutschland; ebd. 12. 9. 1994 Wenn man ein begnadetes Pferd zum erstenmal sieht, ist das genauso elektrisierend, als wenn man auf einer Probebühne einen Unbekannten namens Dustin Hoffman entdeckt. Elektrisier-: 1746 Moser I 133 ich habe oft hinten in den Zeitungen . . gelesen, daß . . Zahnpulver, elektrisiermaschinen, bären . . und andre sieben Sachen bei diesen und jenen in kommission zu haben oder zu sehen wären (DWB N.); Schiller 1769 Ökonom. Beytr. I 418 die erfundene Electrisir-Machine; Schummel 1771 Reisen I 121 Elektrisirmaschine; Hess 1775 Gedanken 473 Mode geworden, sich die Langeweile mit der Electrisirmaschine zu vertreiben; Erxleben 1784 Naturlehre 447 Elektrisirmaschinen; Goethe 1786 Br. (WA IV 8,92) der Elecktrisir Fisch, der wenn man ihn anrührt einen
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Schlag wie die Elecktricität giebt; Adelung 1808 Grammat.-krit. Wb. I 1787 die Elektrisir-Maschine, wodurch dieses [andere Körper an sich zu ziehen, und leuchtende und stechende Funken von sich zu geben] geschieh«; Poppe 1837 Technolog. Universalhandb.l 35 zum Bestreichen des Reibzeugs der Elektrisirmaschinen; Gutzkow 1838 Blasedow I 495 Elektrisirstuhl; Hartmann 1869 Philosophie 133 als ob durch seine Berührung die Kette eines schwachen Inductionsstromes oder einer gleichmässig gedrehten Electrisirmaschine geschlossen würde; Chamberlain 1915 Br. 1 331 Elektrisierkur; Döblin 1929 Alexanderplatz 383 Als das nicht recht geht, setzt ein Volontär es durch, daß man von der Anstalt herüber einen Elektrisierapparat bringt, und daß man Franz Biberkopf faradasiert, und zwar am Oberkörper; Hiller 1964 Raum 141 mit den „galvanischen" elementen konnten nun . . große, dauernd fließende elektrische ströme erzeugt werden gegenüber den nur geringen elektrizitätsmengen, die die elektrisiermaschine lieferte (DWB N.); Bild 24. 6. 1967 Jedesmal, wenn er an einen Autodiebstahl denkt, muß er dem behandelnden Arzt ein Zeichen geben und bekommt dann einen Stromschlag. Später darf der Patient mit seinem Elektrisiergerät Spazierengehen; 1988 Brockhaus VI 266 Elektrisiermaschine, Vorrichtung zur Erzeugung hoher elektr. Spannungen durch Ladungstrennung. Elektrisierung: Griesbach 1756 V. d. Fingern 96 die heut zu Tage so viele Wunder beweisende Elektrisirung bey Hand und Finger; Seume 1806—07 Apokryphen (W. II 111) Elektrisiert nur eine Nation, wenn ihr ihre ganz furchtbare Kraft wecken wollt. Bei den Deutschen ist nur wenig Elektrisierung möglich, weil keine Nationalität da ist; Goethe 1817 Tagebücher (WA 111 6,110) Abschrift über Electrisirung der Pflanzen; 1912 Pan II 812 von der {durch schlechte Zeitungsschreiber so benamsten) „Elektrisierung" der Stadtbahn; Lokal-Anz. 28. 1. 1927 Fortgang der Stadtbahn-Elektrisierung; Berl. Illustr. Nachtausg. IS. 5. 1933 denn schließlich bedeutet ja die Elektrisierung der Strecke für Wannsee noch mehr als für Berlin; Dtsch. AZ. 8. 9. 1935 des gesamten Elektrisierungsprogramms der Reichsbahn. Elektrizität: Schilling 1734 Misc. Berol. IV 334 electricitas; Winkler 1744 Gedanken 7 Indem nun das Glas und viele andere Körper mit dem Electro darinnen übereinkommen, das sich durch das Reiben eine Wirkung an ihnen erregen lasset, wodurch leichte Sachen sowohl an sie anfliegen, als auch von ihnen wegstossen werden: so hat man diese Bewegung die Electricität . . genennet; 1750 Neue Beytr. (Bremen) I 59 Electricität; Kant 1757 Vor-
krit. Sehr. II (Ges. Sehr. I 2,187) Demnach hört der Unterschied der Wärmepole alsbald auf, wenn die Mittheilung oder Beraubung Zeit genug gehabt hat sich durch die ganze Materie gleichförmig zu verbreiten, gleichwie die Röhre des Herren Professor Äpinius nur einerlei Elektricität zeigt, so bald sie den Funken gezogen hat; 1758 Leipz. Samml. Χ1Π 877 Gesetzt aber, daß die Electricität ein sicheres Mittel wider hartnäckige und fast unheilbare Krankheiten wäre, wie die Lähmungen unstreitig sind; 1766 Allg. dtsch. Bibl. II 1,127 Gewitterelektricität; Krünitz 1769 Verzeichniss der vornehmsten Schriften von der Electricität und den elektrischen Curen (Titel); Hess 1775 Gedanken 458 Anm. Electricität der Haare; Beckmann 1783 — 86 Erfindungen 1 256 Was Linne nur vermuthet hatte, das hat Hr. Aepinus im J. 1757 zu Berlin durch genaue Untersuchungen und Versuche bewiesen, als er . . das Verhalten der entgegengesetzten Elektricitäten zu erforschen bemühet war; 1784 Göttinger Taschencalender 77 dem Körper . ., an dem man schon 600 Jahre vor Christi Geburt, die Würkungen der Elektricität bemerkt hat; Jenisch 1789 Menschenbildung 13 Naturerscheinungen der Elektrizität und des Magnetismus; 1794 Göttinger Taschenb. 184 Das Neueste von der sogenannten thierischen Electricität; Goethe 1805-06 Z. Naturwissenschaft (WA 11 11,193) An dem Glase wird eine Elektricität erregt, wenn es gerieben wird; in dem Körper, an dem es gerieben wird, auch; 1808 Heidelb. Jahrb. III 144 Daher entsprechen diesen drey Potenzen des All in der anorganischen Natur: Magnetismus, Electricität, chemischer Proceß; Steffens 1821 Sehr. I 1 Das Phänomen dieser absoluten Flüssigkeit ist die Wärme; das Phänomen ihrer Decomposition die mit der Wärme so nahe verwandte Elektricität; Hufeland 1836 Ench. med. 16 Beschaffenheit der Luftelektricität; Cotta 1842 Geognosie 363 Man muss aber wohl bedenken, dass alle diese Bewegungen nur durch sogenannte physikalische Kräfte — wie Schwere, Elektricität, Ausdehnung durch Wärme u.s.w. — hervorgebracht . . werden können; 1844 Brockhaus IV 651 Hieraus folgt also, daß es zwei entgegengesetzte Zustände gibt, von denen der eine, die positive Elektricität, beim Reiben von Glas mit Wolle, der andere aber, die negative Elektricität, beim Reiben von Harz mit Wolle entsteht; 1852 Prutz' Museum II 629 Ohne erst auf die Rolle hinzuweisen, welche Elektricität und Magnetismus, Galvanismus und Mesmerismus in letzter Zeit spielen; Arbeitgeber 15. 4. 1857 Jedem, der sich nur einigermaßen mit dem Wesen und den Gesetzen der Contakt-Elektrizität beschäftigt hat, wird bei allen Nachrichten über derartige Erscheinungen ein mehr als gelinder Zweifel über deren Richtigkeit aufgestiegen sein; 1861 Allg. Mil.-Enc. IV 397 Die Zündungsarten
elektrisch aber, welche bei Minen und Sprengungen angewendet wurden, sind durch die Electricitätsleitung überflüssig geworden; Kürnberger 1877 Herzenssachen 16 Wir leugnen . . nicht, daß manches in die Geschichte getreten ist, was wol unberechenbar heißen kann, ζ. B. das Pulver, die Buchdruckerkunst, die Entdeckung von Amerika, die Reformation, die Encyklopädie, die Elektricität, der Dampf; Büchner 1882 Licht 194 Wenn man z . B . Wasser mit Hülfe der Elektricität in seine Bestandt e i l e Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt; 1883 Brockhaus VI 8 Wenn ein elektrischer Körper seine freie Elektricität verliert, so sagt man, er wird elektrisch entladen; Diringer 1889 Tanzkunst 140 Das schönste Licht wird jetzt durch die Elektricität geboten und sind zu diesem Behufe Glasglocken mit weißen Glühlichtern vor Allem zu empfehlen; 1896 Kirchenpolit. Br. CL 8 Das Wasser- und Elektricitätswerk Romanshorn gibt . . folgende Erklärung ab; Brandt 1901 Ost-Asien 1 127 So war die Luft mit Elektrizität geladen und es schien nur eines Funkens zu bedürfen, um einen Konflikt hervorzurufen, der für die . . internationalen Beziehungen verderblich werden mußte; 1908 Zukunft Uli 339 Elektrizitätaktien; 1912 Pan 11 653 die preussische Elektrizitätspolitik; 1919 Dtsch. Nation I 55 Als zweiten Gegenstand ihrer Beratungen hat die Sozialisierungskommission die Vergesellschaftlichung des Energiewesens, der Elektrizität und der Wasserkraft aufgestellt; Heilborn 1929 Revolutionen 11 83 Es ist, als riefe etwas in seinem Innern, ohne daß er darum wüßte, nach ihr. Oder als bestünde zwischen ihm und ihr eine magische Verbindung. Als sammelte er die Elektrizitäten um sich; Arnholds Wochenber. 31. 1. 1931 Starkstromelektrizitätsbranche; Gebauer 1932 Kulturgesch. 356 Reibungselektrizität; Lokal-Anz. 7. 10. 1934 Während im Kraftwerk durch geniale Einrichtungen die Naturkraft „Elektrizität" dem Menschen dienstbar gemacht wird; Münch. Ν. N. 22. 1. 1941 die Große Internationale Elektrizitätsaustellung, die im Jahr 1882 im Glaspalast veranstaltet wurde; NZ. (Basel) 22. 3. 1949 Ist die Elektrizitätsmisere unvermeidlich?; ND 18.3.1954 Das volkseigene Handelsunternehmen . . wird Geräte, Instrumente und Anlagen aller Art für die Gebiete Bergbau, Metallurgie, Maschinenbau und industrielle Elektrizität ausstellen; Frisch 1957 Homo faber 47 Manchmal ging er mir auf die Nerven wie alle Künstler, die sich für höhere oder tiefere Wesen halten, bloß weil sie nicht wissen, was Elektrizität ist; 1962 Europa-Archiv XVII 2 doch haben sie es in den letzten jähren geschafft, die erzeugung von stahl und elektrizität um jeweils über 130 prozent zu steigern (DWB N.); Welt 1. 10. 1969 Die Hochschule . . zählt heute fast 3000 Studenten. Ihre Fachbereiche sind Mechanik, Elektrizität, Chemie
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und Erdöl; MM 26. 7. 1986 Dieser Stromverkauf wird aber zusehends schwieriger, da die EDF die Saar-Preise mit billiger Atom-Elektrizität unterbieten kann; ebd. 15. 4. 1988 um mit Wasserstoff die gleiche Energiemenge zu produzieren, die gegenwärtig durch die Erdgasproduktion gedeckt wird, braucht man . . dreimal soviel Elektrizität wie heute erzeugt wird; Frankf. Rundsch. 25.5. 1990 Während die DDR-Industrie schon in der Vergangenheit die Elektrizität mit rund 23 Pfennigen pro Kilowattstunde relativ teuer bezahlen mußte, gilt für die Haushalte ein Billig-Tarif von acht Pfennigen; Spiegel 16. 5. 1994 Die beteiligten Wissenschaftler geben zu, daß dieser solare Wasserstoff erst wirtschaftlich interessant werden könne, wenn die solare Elektrizität sich wesentlich billiger gewinnen ließe. Elektro-/elektro-: Lichtenberg 1777 Br. 1 281 meine Untersuchungen über den elecktrophor (DWB N.); 1781 Dtsch. Museum I 417 Die Hände sind ein geheimer Elektrophor, der sich bei Annäherung der Metalle in Bewegung setzt; Nicolai 1783 Reise I 92 Elektrometer; 1784 Göttinger Taschencalender 76 Elektrometer . . Elektricitätsmesser. Ein Instrument die Art sowohl als die Stärke der Elektricität zu bestimmen; Küttner 1801 Reise III 169 ein sehr großes Elektrofort, eine Harmonica, ein schönes Pianoforte und andere Gegenstände der Kunst; Haschka 1803 Br. an Reinhold (Wiener Freunde 79) Lichtenberg . . mit dem Elektrophor seines Witzes; 1804 Br. v. d. Univ. 137 Elektrometrie; Goethe 1806 Tagebücher (WA III 3,125) Electroscope und Electrometers; Adelung 1808 Grammat.-krit. Wb. 1 1787 der Elektrometer . . eine Veranstaltung, die Stärke oder Beschaffenheit der Elektricität zu bestimmen; der Elektrophor . . ein von Volta 1775 erfundenes Instrument, vermittelst dessen man lange Zeit elektrisiren kann, ohne die Elektricität aufs neue erregen zu dürfen; Goethe 1812 Br. (WA IV 23,210) Verläßt man nie den herrlichen elektro-chemischen Leitfaden, so kann uns das Übrige auch nicht entgehen; ders. 1822 Br. (WA IV 36,197) elektromagnetischen Versuche; Fechner 1831 Elementarbuch der Elektromagnetik (Titel); Poppe 1837 Erfindungen 491 Electro-Magnetismus; A. v. Humboldt 1845 Kosmos 31 Diese Art der Erwartungen erregt der Zustand der Meteorologie, der neueren Optik und besonders, seit Melloni's und Farady's herrlichen Arbeiten, der Lehre von der Wärmestrahlung und vom Electro-Magnetismus; Normann um 1850 Erinn. 73 Wäre die Eisenbahnlinie . . vollständig fertig, so könnten sie, . ., ja ich sogar selbst, in 24 Stunden bei Euch sein, des elektro-magnetischen Telegraphen nicht zu gedenken; Valentin 1855 Physiologie 476 Elektromotoren; ebd. 483 Elektrolyse;
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Hartmann 1866 Erlebn. 165 durch elektro-ballistische Zeitmesser ersetzt; Werther 1861 Kl. Deutschland II 35 ein Produkt der elektro-chemischen Wechselwirkung von Muskel und Nerv; Heyse 1870 Fremdwb. 300 Elektrotherapie. . die Krankenbehandlung vermittelst der Elektricität; 1876 Monatsber. Akademie d. Wiss. Berlin 400 elektromotorischen; Fodor 1885 Glühlicht 3 Elektrotechniker; Hallier 1889 Kulturgesch. 222 elektrotechnischen Arbeiten; 1890 Unsere Zeit I 471 Entwickelung der Elektrotechnik; ebd. 1 475 haben sich . . neue Industriezweige entwickelt, . . an erster Stelle die Elektrochemie; Siemens 1892 Lebenserinn. 74 Meine Theorie der elektrostatischen Ladung; 1900 ZDSprachver. III 76 den Vertretern der elektrotechnischen Wissenschaften; Moll 1902 Ärztl. Ethik 146 Elektrotherapeut; ebd. Elektrodiagnostik; Frey 1904 Physiologie 66 Elektrokardiogramm; Zander 1904 Neue Welt 219 Im Elektroautomobil, wie sie in der Strassen Newyorks zu Hunderten verkehren; 1909 Technik u. Wirtsch. II 193 Das Elektroeisen und seine wirtschaftliche Bedeutung (Titel); 1914 ebd. VII 256 Zukunftsmöglichkeiten der englischen Elektroindustrie; Bebel 1922 Frau 421 Anm. Elektrokultur; 1930 Handb. d. Frankreichkunde 11 46 Elektro-Ofen; Lokal-Anz. 26. 8. 1934 Elektroherd neueste Form preiswert gesucht (Anzeige); ebd. 11.9. 1934 Zur Hebung des Stromverbrauches gewährte die Gesellschaft den Verbrauchern Darlehen für Installationen und Beschaffung von Elektrogeräten und Rundfunkapparaten; Münch. Ν. N. 2. 12.1938 Das Dorf Schmorda wurde von dem Saale-Elektrizitätswerk als nunmehr bereits drittes Elektro-Musterdorf eingerichtet; ebd. 20. 5. 1940 Erfolgreiche Versuche mit Elektroakustik; 1941 Allg. Zs. Psychiatrie CXVII1 357 derzeit, da therapeutische erfordernisse die vornähme von elektroschocks bedingen (DWB N.); Münch. Ν. N. 25. 5. 1943 Elektrozaun; Süddtsch. Ztg. 15. 9. 1949 Als vor 60 Jahren in München die erste deutsche Elektromesse eröffnet wurde; Gail 1958 Weltraumfahrt 115 Wo früher durch Zahnstangen oder Elektromagneten Schaltklinken in Bewegung gesetzt wurden, genügt heute das Zwinkern einer Vakuumröhre; Süddtsch. Ztg. 22. 6. 1968 Bei Elektroschock-Behandlung ist . . die Einwilligung des Patienten grundsätzlich erforderlich; FAZ 8. 4. 1971 Die Auswertung dieser Daten soll zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Elektromedizin führen; Schädlich 1977 Nähe 62 Es ist ein empfindliches Mikrofon, dafür haben die Mitarbeiter der anderen Kreisbehörde gesorgt, im Nebenraum wird Erleichterung und Bereitwilligkeit elektromagnetisch konserviert; Fruttero 1986 Palio (Übers.) 121 An Kinn und Backen zeigt sich ein erster Schimmer von Abendstoppeln (man müßte noch mal mit dem
Elektrorasierer drübergehen); MM 20.2. 1987 Diese Bindungskräfte sind Ausdruck der starken Wechselwirkung oder Kernkraft, einer Naturerscheinung ähnlich dem Elektromagnetismus oder der Schwerkraft; ebd. 22. 6. 1988 Fahrzeugseitig angebrachte Elektromagnete bewirken . . das Anheben und damit Tragen des Fahrzeugs gegenüber dem Eisen der Träger; Zeit 25. 2. 1994 Aus der „Irrenanstalt" . . wurde . . eine halbe Geisterstadt . . Da und dort übt eine Rockband in Behandlungsräumen, in denen früher Elektroschocks verabreicht wurden. Elektron: Wien 1905 Elektronen 4 das . . elementarquantum der elektrizität wollen wir nach dem vorschlage von Johnstone Stoney mit dem namen elektron belegen; ebd. 5 so hat man mit elektronen . . auch geladene massenteilchen, die nicht die gewöhnlichen chemischen moleküle oder atome sind [bezeichnet] (beide DWB N.); Döblin 1929 Alexanderplatz 87 Die Schwingungen breiten sich kugelschalenartig aus. Und dann ist noch eine Elektronenröhre da aus Glas und ein Mikrophon, dessen Scheibe bald mehr, bald weniger schwingt; 1935 Wehrtechn. Monatsh. 443 Die Wissenschaft kam aber auf drei verschiedenen anderen Wegen ans Ziel, über die Bogenlampe, über die Hochfrequenzmaschine und endlich über die Elektronenröhre; ebd. 445 ein Elektron ist die kleinste Menge Elektrizität und stets „negativ"; Münch. Ν. N. 14. 1. 1938 Hier mußten . . physikalische Hilfsmittel eingesetzt werden. Sie wurden auch vor einigen Jahren erfunden, als die beiden deutschen Physiker Knoll und Ruska das Elektronenmikroskop bauten; Bavink 1950 Weltsch. 80 Man hat festgestellt, daß gelegentlich mitten im freien Luftraum der Kammer ein sog. Elektronenzwillingspaar auftritt, d. h. zwei im Magnetfeld gabelförmig auseinander gehende Elektronen entgegengesetzten Vorzeichens; Jungk 1952 Zukunft 304 Elektronengehirn (DWB N.); Goodfellow 1954 Grundzüge (Übers.) 38 Diese hypothetischen Entitäten entsprechen grob gesehen etwa solchen Gegenständen der Physik, wie Atom oder Elektron; Stuttgarter Ztg. 18. 12. 1963 Unser Bild . . zeigt . . die Schönheit einer Blitzentladung von 18 Millionen Elektronenvolt; 1965 Welt Nr. 250 elektronenrechner (DWB N.); Stuttgarter Ztg. 26. 9. 1967 Die Gesellschaft für Elektronenmikroskopie befaßt sich . . mit den Fortschritten der Präparation in Biologie und Technik; Offenburger Tagebl. 7.5. 1968 Elektronenorgel; FAZ 10.4.1971 Verstärkung der zentralen Planung durch weitgehende Benutzung von Elektronenrechnern. Elektronik: 1905 Jahrbuch der Radioaktivität und Elektronik (Titel); Brüche 1941 Elektronengeräte 4
elektrisch technische elektronik ist für uns die technik des freien elektrons (DWB N.); Piccard 1954 Wolken 44 mit dem aufkommen der modernen elektronik hat sich das Zeitalter des Stratosphärenballons überlebt (DWB N.); Gail 1958 Weltraumfahrt 35 Von der Meldung einer Sonneneruption bis zum Abheben der Rakete verging jedesmal genau eine Minute: 30 Sekunden für die Radar-Kontrolle . . und 30 Sekunden für das Anwärmen der Elektronik; Stuttgarter Ztg. 6. 10. 1964 Am Montag ist . . die Tages-Technikerschule für Elektronik eröffnet worden, . . Die bestandene^Abschlußprüfung nach zwei Semestern berechtigt zur Führung der Berufsbezeichnung „Staatlich geprüfter Elektroniktechniker"; ND 5. 3. 1969 Die Gäste wurden begleitet . . vom Minister für Elektronik und Elektrotechnik; FAZ 18. 1.1972 Die schweren Tage für die Elektronikindustrie mit immer dürftigeren Auftragsbüchern, Betriebsstillegungen und Entlassungen sind noch nicht vorüber; Welt 11.3. 1974 Wie in allen vergangenen Jahren konzentriert sich auch diesmal die Leipziger Messe auf die Bereiche Maschinenbau, Metallverarbeitung, Elektronik und wissenschaftliche Ausrüstungen; Zeit 7.3.1986 Elektronik-Chips werden verschiedene Chemikalien gleichsam riechen können; MM 21.2.1990 Mit den Geldern seien Südfruchtimporte, japanische Elektronik und Parteitage finanziert worden; M M 7. 7. 2995 Viele traditionelle Berufe sind bereits oder werden in Zukunft in der Druckindustrie aufgrund des Einzuges der Elektronik und der Automatisierung wegfallen. Elektroniker: N D 12.11.1969 Aus dem Kumpel von einst sind Techniker, Mechaniker, Elektriker, Elektroniker geworden; Zeit 24. 5. 1985 wer Elektroniker, Bauingenieure oder Mannequins suche, nähme keine ehemaligen Bauhilfsarbeiter oder Stahlkocher; ebd. 27.3. 1987 Schon heute gibt es Berufsbezeichnungen, die uns vor wenigen Jahren noch wie aus dem Vokabular eines anderen Sterns vorgekommen wären. Der „Maschloniker" etwa gehört dazu, eine Mischung aus Maschinenschlosser und Elektroniker, der sich im offiziellen Sprachgebrauch nicht weniger nebulös „HybridFacharbeiter" nennt; MM 26. 5. 1988 Die Hoffnungen, die der kalifornische Elektroniker in den Namen seiner Firma legte, hatten sich schnell erfüllt; ebd. 22. 12. 1995 Gitarrist Hans Katzenmeier verdient seine Brötchen als Elektroniker. elektronisch: Boruttau 1922 E. du Bois-Reymond 35 „elektronischen Ströme"; Welt 22. 7. 1954 dieses Prinzip beruht auf den jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die bei der Entwicklung der sogenannten „Transistoren" gewonnen wurden, jener modernen Kristalldetektoren, die neuerdings in
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steigendem Umfang bei den verschiedenartigsten elektronischen Geräten an Stelle von Radioröhren eingesetzt werden; Gail 1958 Weltraumfahrt 62 In solchen Fällen müssen die Ergebnisse binnen weniger Minuten vorliegen. Deshalb gehören elektronische Rechengeräte zur Grundausrüstung jedes bemannten Raumschiffes; ND 8. 7. 1959 So sind die modernen elektronischen und optischen Geräte, die ihm ermöglichen, das Wahrnehmungsvermögen und die Reaktionsschnelligkeit wesentlich zu erhöhen, von unschätzbarem Wert; Stuttgarter Ztg. 15.5. 1962 der „elektronischen Krankenschwester" . . In dem Krankenhaus der Zukunft werden zwölf Kranke auf einmal von einer Kreislauf-Ueberwachungszentrale aus überwacht werden; ND 29. 4. 1964 VEB Messelektronik Berlin liefert elektronische Meßgeräte für Nieder-, Hochund Höchstfrequenztechnik; 1966 Urania XI 10 Neue Geräte für die Registrierung kosmischer Strahlen, die ihre Daten auf Lochstreifen für eine elektronische Auswertung oder als gedruckte Ziffernstreifen ausgeben, werden in der Sowjetunion erprobt; Stuttgarter Ztg. 22. 9. 1967 Die Festnahme des 26jährigen . . ist der . . jüngste Erfolg einer neuen Waffe gegen Verbrechen, die — hinter dem Amtskürzel „ E D V " versteckt — ihre ersten Eignungsproben . . liefert. Die EDV (Elektronische Datenverarbeitung) hatte seit wenigen Tagen für ein Teilstück des Jungfernstiegs eine merkliche Zunahme der Einbruchsdelikte ausgewiesen; 1970 Forschungsber. d. IDS V 69 Letzten Endes aber ist die damit verbundene Arbeit . . mit konventionellen Mitteln überhaupt nicht zu bewältigen, hier müßte vielmehr die elektronische Datenverarbeitung einen legitimen Platz in der Linguistik finden; FAZ 1. 7. 1972 Ein elektronisches Gerät, das auch von Luftverkehrsgesellschaften zur Verhütung von Flugzeugentführungen benutzt wird, soll künftig zur Entlastung der sechs weiblichen Polizeibeamten von Belfast eingesetzt werden; Welt 10. 1. 1974 elektronisch gelenkte Verkehrsregelung, die auch Witterungseinflüsse, Unfälle und „Unvorhergesehenes" mitberücksichtigen kann; MM 2. 9. 1985 Zusammen mit der Bildschirmtext Südwest GmbH . . will der Duden-Verlag sein dreibändiges Meyers Lexikon über Bildschirmtext elektronisch verbreiten; Fruttero 1986 Palio (Übers.) 23 Und es war, als wären sie in eine Bildstörung, in einen wildgewordenen Fernseher eingedrungen, als bahnten sie sich einen Weg . . mitten durch einen elektronischen Wirbelsturm; Zeit 8. 5. 1987 Er ermöglicht eine rechnergestützte Kommunikation zwischen Sehenden und Blinden mittels elektronisch gespeicherter Texte und Graphiken; Rhein. Merkur 29. 6. 1990 elektronisch gesteuerte Backöfen; Zeit 19. 11. 1993 Der elektronische Flügelaltar gehört in die Sammlung des Karlsruher „Zentrums für
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Element
Kunst- und Medientechnologie" (ZKM), das wieder einmal über seine verborgene Arbeit Rechenschaft gab; MM 27.12. 1995 Sichern Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung durch mechanische oder durch elektrische/elektronische Schutzvorkehrungen. Elektronisierung: Zeit 8. 11. 1985 Wir wollen . . besonders auch die neuen Entwicklungen in der AV-Kommunikation bis hin zum Computer einbeziehen. Diese Elektronisierung der Kommunika-
tion braucht neue medienpädagogische Konzepte; ebd. 21.3. 1986 Zudem reichte sämtliche Miniaturisierung und Elektronisierung nicht aus, sämtliche Funktionen einschließlich des Antriebs im Brustkorb unterzubringen; M M 11.5.1988 Die Elektronisierung der Pkw macht auch vor dem Tacho nicht halt; ebd. 22. 7. 1995 Den immer mehr an Bedeutung gewinnenden Zahlungsverkehr betrachtet die Sparkasse Mannheim als Kundendienst. Auf diesem Feld nimmt die Elektronisierung ständig zu. HK
Element N . (-(e)s; -e, früher auch -en), im frühen 11. Jh. entlehnt aus lat. elementum 'Grund-, U r s t o f f , PI. elementa 'Buchstaben, Anfangsgründe (in Wissenschaft und Kunst)', anfangs in lat. (flekt.) Form und in den Schreibvarianten el(l)iment, ellement. a Zunächst in der Bed. 'jeder der vier Urstoffe bzw. Grundbestandteile der Welt (Feuer, Wasser, Erde, Luft)', zumeist im PI. verwendet, vgl. die veraltete Wendung die Elementa spekulieren und Verbindungen wie alle Elemente, die vier Elemente (der Welt) (vgl. lat. quattuor elementa), Element des Wassers, des Feuers, Geister der vier Elemente, Scheidung, Kampf der Elemente, den Elementen trotzen und die Zs. Elementenlehre; seit spätem 17. Jh. metaphorisch das nasse Element für 'Wasser' (s. Belege 1685, 1964, 1994). Seit Mitte 18. Jh. mit Possessivpron. er/sie ist in seinem/ihrem Element 'fühlt sich vollkommen zufrieden, hat ideale Bedingungen' (s. Belege 1739, 1797, 1930, 1985), etwas ist jmds. Element 'ist jmdm. ganz zu eigen' (s. Belege 1770, 1789, 1809, 1900, 1988); seit Anfang 19. auch im Sinn von 'Grundlage, (notwendiger, idealer) Lebensraum' (s. Belege 1810, 1812, 1824), vgl. die Zs. Lebenselement. b Anfang 14. Jh. selten, seit Anfang 18. Jh. kontinuierlich belegt in der Bed. 'Teil, (Grund-)Bestandteil, Wesensmerkmal (von etwas)', ζ. B. die Elemente eines Körpers, eines Begriffs, das erste/zweite Element eines Satzes, das Element einer Epoche, etwas besteht aus drei Elementen, sittliches, belebendes, tragendes, stabilisierendes, notwendiges, unverzichtbares, entscheidendes, wesentliches, wichtiges, zentrales, beherrschendes, bestimmendes, neuartiges, kritisches, weibliches/männliches, negatives/positives, politisches, konstitutives, konstruktives, fremdes, religiöses, störendes Element, einzelne, verschiedene Elemente, das beste Element von etwas, (k)ein neues Element, ein Element der Spannung, Unsicherheit, Stabilität, Zukunft, Demokratie, vgl. die Zss. Haupt-, Zahlen-, Bildungs-, Grundelement; seit Mitte 18. Jh. speziell in der Chemie im Sinn von 'Grundsubstanz, -Stoff (s. Belege 1749, 1817, 1837, 1846, 1851, 1875, 1926, 1986), vgl. Wendungen und Zss. wie Umwandlung der Elemente, Zerlegung in Elemente, chemische, radioaktive, künstliche Elemente, das Element Wasserstoff, Bor, Kadmium, Spurenelemente; seit spätem 18. Jh. in zahlreichen Nuancen, im Sinn von 'Grundlage, Ursprung' (s. Belege 1789, 1821, 1824), vgl. die Ableitung Urelement; auf eine Gruppe von Menschen bezogen, ζ. B. zur Bezeichnung nationaler Eigenschaften, Besonderheiten oder politischer Richtungen (s. Belege 1850, 1861, 1944, 1964), vgl. Wendungen wie das französische, germanische, demokratische, sozialistische Element; zur Beschreibung künstlerischer Ausdrucksmittel (s. Belege 1870, 1903, 1947, 1995), in Wendungen wie ästhetisches,
Element
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gestalterisches, komisches, erzählerisches, kompositorisches, künstlerisches, tänzerisches Element, Element des Schönen, und in Zss. wie Stil-, Jazz-, Form-, Klangelement, im Sinn von ' A s p e k t ' (s. Belege 1955, 1956); in der Mathematik in neuerer Zeit Ausdruck der Mengenlehre (s. Beleg 1970), in der Wendung Element aus, Klasse von Elementen; im Ingenieurwesen für 'Konstruktionsteil' (s. Beleg 1974), vgl. die Zs. Wandelement; im Bereich des Atomenergiewesens im Sinn von 'Bündel von Brennstäben' (s. Beleg 1986), vgl. die Zss. Brenn-, Reaktorelement, c Seit frühem 16. J h . als Fluch bzw. Beteuerung gebraucht, in Verbindungen wie potz (tausend) Element!, beim/zum Element! und in Zss. wie Kreuz-, Mohrenelement. d Gleichzeitig in der Bed. 'Anfang, Anfangsgründe, Grundbegriffe', in Wendungen wie die Elemente der M a t h e m a t i k , die ersten Elemente, Kenntnisse in den Elementen (der G r a m m a t i k , der Chemie). e Seit späterem 18. J h . auf Menschen bezogen, zumeist im PI., abwertend (—• Individuum, — Subjekt 3; s. Belege 1767, 1849, 1880, 1956, 1990, 1995), in Verbindungen wie Elemente der Straße, kriminelle, asoziale, verkommene, aufrührerische, extremistische Elemente, auch ohne Wertung bzw. positiv konnotiert (s. Belege 1812, 1814, 1908, 1963, 1977), vgl. Wendungen wie gute, tüchtige, bürgerliche Elemente. Dazu seit Mitte 14. J h . die bis ins frühere 18. J h . , vereinzelt bis Anfang 20. J h . selten belegte adj. Ableitung elementisch ' a u f die vier Urstoffe bezogen, aus ihnen bestehend', auch im Sinn von 'materiell', vgl. das Gegensatzpaar elementisch und himmlisch (s. Beleg 1537 — 38), vereinzelt übertragen 'ungestüm' (s. Beleg 1711) (zu a); von Mitte 16. bis Anfang 20. J h . selten belegt für ' a u f den Grundbestandteil von etwas bezogen, stofflich' (zu b); gleichzeitig bis Ende 18. J h . für 'verdammt, verflucht' (zu c). Vom späten 16. bis Mitte 18. J h . die aus gleichbed. mlat. elementalis entlehnte, selten belegte adj. Ableitung elementalisch, weitgehend gleichbed. mit elementarfisch) (zu a, b und d). Seit spätem 16. J h . die aus gleichbed. lat. elementarius entlehnte adj. Ableitung elementarisch, seit Ende 18. J h . in der heute dominierenden Form elementar 'auf die vier Urstoffe bezogen, aus ihnen bestehend', vgl. die Verbindungen elementarisches Feuer, elementarische Welt, seit Ende 18. J h . auch allgemeiner, vereinzelt für 'naturhaft, materiell, stofflich' (s. Beleg 1799), vor allem im Sinn von 'kräftig, ungebändigt, ungestüm' (s. Belege 1817, 1846, 1901, 1934, 1950), in Wendungen wie elementar(isch)e (Ur-)Kräfte, Gewalt, auch auf Menschen, bes. den Ausbruch von Gefühlen und Stimmungen bezogen (s. Belege 1873, 1877, 1884, 1887, 1895, 1911, 1917, 1979), in Wendungen wie die elementar(isch)e Natur der Frau, die elementare Volkskraft, Wut, elementarer Ausbruch, Lebenstrieb (zu a); seit früherem 17. J h . in der Bed. 'ursprünglich, urtümlich' (s. Belege 1614, 1796, 1933), in Wendungen wie elementarische Naturen, Verstandeskräfte, elementare Lebensfreude; vor allem im Sinn von ' a u f einen Teil, Grundbestandteil, ein Wesensmerkmal von etwas bezogen, wesentlich, charakteristisch' (s. Belege 1691, 1716, 1823, 1837, 1853, 1909, 1918, 1924, 1954), vgl. Wendungen wie elementare Ursachen, Faktoren, häufig subst. das Elementar(isch)e, Idee des Elementar(isch)en; seit Ende 17. J h . in der Chemie 'auf die Grundsubstanz bezogen' (s. Belege 1691, 1737, 1755, 1776, 1778, 1858, 1985), vgl. die Verbindungen elementarische Teilchen, elementare Stoffe; seit Anfang 19. J h . in der Bed. 'grundsätzlich, grundlegend' (s. Belege 1810, 1832, 1964, 1972), vgl.
78
Element
Wendungen
wie
elementare
Begriffe,
Fehler,
Grundsätze,
Tatsachen,
Funktion,
Rolle, Bedeutung, Gerechtigkeit, Interessen, auf elementare Weise, subst. im Elem e n t a r e n ' i m G r u n d s ä t z l i c h e n ' , a u c h f ü r ' u n v e r z i c h t b a r , u n u m g ä n g l i c h ' (s. B e l e g e 1867,
1888,
1930,
1995),
in V e r b i n d u n g e n
wie elementare Aufgabe,
Forderung,
P f l i c h t e n , B e d ü r f n i s s e , M e n s c h e n r e c h t e , V o r a u s s e t z u n g e n , B e d i n g u n g , R e g e l n , elem e n t a r w i c h t i g ; bes. z u r B e z e i c h n u n g k ü n s t l e r i s c h e r A u s d r u c k s m i t t e l i m Sinn v o n 'einfach, ungekünstelt'
(s. B e l e g e 1 9 4 9 ,
1 9 8 6 ) , in W e n d u n g e n w i e e l e m e n t a r
und
e i n f a c h , e l e m e n t a r e E i n f a c h h e i t (zu b ) ; seit f r ü h e m 1 8 . J h . , a n f a n g s i m l a t . S y n t a g m a Geometria
elementaris,
i m Sinn v o n ' d i e G r u n d l a g e n , d i e A n f ä n g e (eines
Fachs,
e i n e r W i s s e n s c h a f t ) b e t r e f f e n d ' , in V e r b i n d u n g e n w i e e l e m e n t a r e K e n n t n i s s e , S c h u l a u s b i l d u n g (zu d ) . Seit f r ü h e m 1 8 . J h . als B e s t i m m u n g s w o r t e l e m e n t a r - f ü r ' d i e G r u n d k e n n t n i s s e , d i e A n f ä n g e , G r u n d b e g r i f f e (eines F a c h s , e i n e r W i s s e n s c h a f t ) b e t r e f f e n d ' , in s u b s t . Z s s . w i e E l e m e n t a r b e g r i f f , - b u c h , - g e o m e t r i e , - g r a m m a t i k , - k e n n t n i s s e , bes. i m B e r e i c h d e r s c h u l i s c h e n G r u n d a u s b i l d u n g , vgl. E l e m e n t a r w e r k , - U n t e r r i c h t , - s c h u l e , - l e h r e r , - f ä c h e r (zu d ) ; seit M i t t e 1 8 . J h . in d e r C h e m i e für ' a u f d i e G r u n d s u b s t a n z b e z o g e n ' , vgl. die Z s . E l e m e n t a r t e i l c h e n , a l l g e m e i n e r für ' w e s e n t l i c h , G r u n d - ' , vgl. Z s s . w i e E l e m e n t a r g r u n d s a t z , -gedanke, -gesetz, -fehler, -frage, -funktion, -bestandteil, -bed ü r f n i s , - f ä r b e n (zu b ) ; seit s p ä t e r e m 1 8 . J h . in d e r B e d . ' a u f die vier
Elemente
b e z o g e n ' , in d e n Z s s . E l e m e n t a r g e i s t e r , - w e s e n , a l l g e m e i n e r i m Sinn v o n ' u n g e s t ü m , N a t u r - , U r - ' , in Z s s . w i e E l e m e n t a r k r ä f t e , - g e w a l t , - e r e i g n i s (zu a ) . Element a: vor 1022 Notker 11 82 fone allen elementis; vor 1150 Hartmann XXIII 3 die vier elementa; Lamprecht 1160-70 Alexander B414 die ellimenten verkerten sich (alle DWB N.); um 1300 Main. Naturlehre 8 daz mensche uzer vier elementen gemachet; Konrad v. Megenberg 1349—50 Buch d. Natur 203 er swimmet in dem wasser und fleuget in dem luft und ist sein glust in paiden dementen; um 1400 Ackermann 46 der erden kloß bawer; des meres starm temmer; der luft vnstetigkeit mischer; des feures hitze kreftiger; aller elemente tirmer . . aller barmherzigister schepfer, erbarme vnd erhöre mich!; Volkslied 1414—18 (Liliencron I 238) all elementen kraft ist vier; lngold 1432 Goldene Spiegel 77 vier elementen: für, luft, wasser, ertrich; Eyb 1472 Ehebüchlein 42 nach dem von got vier element der weit beschaffen sein als feuer. Lufft. Wasser vnd erden; Öheim um 1500 Chronik 6 elementen; Luther 1520 W. (WA VI 57) Darumb steht bey mir alle die fahr, die solch arbeyt des zynßmanß hyndernn mügen, ßo ferne sie an seyn schult und vorseumniß geschieht, es sey durch die elementen, tieren, menschen, kranckheyten odder wie es genent und kummen mag; 1523 Eberlin v, Günzburg (III 17) weltlich element; Emser 1525 Annotat. 15b Dann die otter an eim element nit allein gesettiget, sonder itzo im wasser itzo auff der erden sein wonung hat; Paracelsus 1527 S. W. 1 3,33 Nun auf solchs hat got gefallen, das er ein element wasser machte; ders. 1530—35
S. W. II 2,75 Aber was von den elementen an uns kompt, in dem sorget gott unser vatter. Der nu gott ist, kan aus den elementen allerlei herfur bringen, der kan uns auch den feiertag wol erstatten und die frücht mehren; 1534 New weit 15b das er yetz auff dem land, vnd dann jm wasser lebt, vnd gebraucht sich beyder Element gleich; Ruf 1545 Passion 05a Gwüss warlich ist der Gottes son Diewyl jms erdtrich, delement; Rivius 1548 Vitruv. 246b welcher Crocodil . . ein ser böß schedlich thier/ beides Element gewonet/ dann er erhelt sich auff dem Land vnd im Wasser; Mithobius 1552 Pestilentz Blb vnser Herre Gott, der da wircket ohne enderung, vnd ohne zuthun der Element, . . mit seiner Allmechtigkeit; Franck 1558 Paradoxa 359 Elementen vnd Creaturen; Paracelsus 1566 S. W. 1 13,133 Dan vom feur sollent ir wissen, das es für ein element gerechnet ist worden, der vieren eins zu sein, das nicht sein mag; Brentz 1570 Wider d. Hagel BIVb Es seind deren vil, die mit bösen künsten vmbgehn, die die Element betrüben vnnd vergifften; Fayser 1573 Bericht ü. d. Pferdt 3 vnd wirt eigentlich daraus die Galle hitzig vnd drucken. Derhalben mit dem Element des Fewrs verglichen/ vnd seiner aigenschafft; Toxites 1574 Onomastica 477 Geister der vier element; Fischart 1578 Ehzuchtbüchlin (W. III 273) Darauff mußt die Braut feur vnd Wasser berüren, die empfängnus, so mit disen zweyen Elementen gschicht und zubereit wird, anzuzeygen; 1587 Faustbuch 19 Nach dem
Element ich mir fürgenommen die Elementa zu speculieren; Privatus 1598 Remigius Daemonolatria 56 Element deß Feuers; Fioravanti 1604 Krön d. Artzney 59 Den Menschen belangendt, ist derselbige gleichfalls auss den vier vorgemelten Elementen erschaffen; Carrichter 1614 Speisskammer 1 Fewr vnd Wasser als fürnembste Element, können ohn Lufft nicht seyn; Fioravanti 1618 Physica 144 Wie die Elementen aller Elementalischen Dinge ein Vrsach seyen vnd dieselbige gleichsam gebähren; Perez 1626 Landstörtzerin 1 29 vnd hat demnach der Erden gegeben/ daß sie muß schwer vnd das vnterste Element seyn; Duez 1652 Nomencl. 13 die vier elementen/ das fewr/ die lufft/ das wasser/ vnd die erd; Grossgebauer 1661 Presarvatif 6 daß die Menschen . . auß den vier Elementen zusammen gesetzte Cörper; 1668 Ratio Status 28 wo denckstu hen? Dar waren jo nich hundert dusend Elemente wesen, dat weht ick noch wohl, wo vehl er sind; Grimmelshausen 1672 Vogelnest (III 423) flöhe . . in den freyen Lufft, sein eigen Element; Becher 1682 Glücks-Hafen 20 f. die wahre und rechte Philosophische Scheidung der Elementen; Ahr. a S. Clara 1685 Gack 60 das wasser . . diß nasse dement; Thomasius 1688 Monats-Gespräche 578 Es sind vier Elemente: das Feuer/ die Lufft/ das Wasser und meine alten Schue; Elis. Charl. 1697 Br. 1 89 Mich wirdt sehr verlangen, zu vernehmen, daß Ihr glücklich in Hollandt werdet ahngekommen sein; den daß meer ist ein ellement, von welchem ich gar nichts halte; Wächtler 1709 Manual 117 Elementa, seynd 4. Feuer/ Wasser/ Lufft und Erde; Uffenbach 1733 Neben-Arbeit 392 Anm. Nach der gemeinen Meynung hat es von Alters her immer vier Elementen gegeben; Liscow 1739 Satir. Sehr. 121 so will ich hinfort in meinem Elemente bleiben, und alle meine Weisheit auf der Canzel auskramen; 1744 Belustigungen d. Verstandes 95 Die Weisheit . . zeigt, wie jedes Element,/ Von unsrer Fläche bis zun Sternen,/ Des weisen Schöpfers Macht bekennt; Schreger 1753 Zeit-Vertreiber 297 Cosmographia, wann nicht nur der blosse ErdenKreiß, sondern auch Himmel, Elementen etc. beschrieben werden; Michaelis 1766 Phänomenogonie (W. I 145) Wie wanderten die Wünsche aus dem Himmel, Und stürzten in die Luft, ihr wahres Element!; Batteux 1770 Künste 125 Grammatik war sein Element, darinnen er lebte; Herder 1789 Urspr. d. Sprache (S. W. V 93) Da ist kein dunkler, angebohrner Trieb, der ihn in sein Element, und in seinen Würkungskreis, zu seinem Unterhalt und an sein Geschäfte zeucht; Bürger 1797 S. Sehr. III 162 In dieser [der griechischen Sprache], als in seinem Urelement, lebt und webt er, wie der Fisch im Wasser; Hölderlin 1797-99 Hyperion (S. W. III 59) Meine Seele ist, wie ein Fisch aus ihrem Elemente auf den Ufersand geworfen; Goethe 1809 Wahlver-
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wandtschaften (WA 1 20,10) Da das Zusammenhängende . . eigentlich euer Element ist; 1810 Almanach a. Rom l 158 In diesen Systemen dachten ihre Weltweisen, sangen ihre Dichter, bildeten ihre Künstler. Sie waren das Element, in dem sich alles Denkende und geistig Thätige bewegte; Troxler 1812 Blicke 166 Aber jenes Athmen, dessen Atmosphäre der Odem des Lebens ist, . . das vom Geist ausströmende Lebenselement — dieses allein ist das wahrhaft Beseelende und Beleibende; Neumann 1822 Vorstellungsvermögen 101 die . . alte elementenlehre (DWB N.); Wolff 1823 Preciosa (I 109) Und beim Krieg der Elemente/ Stehn wir fest und zittern nicht; Holtei 1824 Wiener in Berlin (Jahrb. Dtsch. Bühnenspiele IV 230) Überhaupt du weisst zu leben, hier in Deinem Berliner Elemente; A. v. Humboldt 1845 Kosmos 7 Bald ergreift uns die Größe der Naturmassen im wilden Kampfe der entzweiten Elemente; 1850 (Wander V 1228) In Bayern ist das Bier gleichsam das fünfte Element; Gutzkow 1875 Säkularbilder (Vlll 452) Die alte Lehre von den vier Elementen ist eine Fabel geworden; Senden 1900 Ehen 6 So'n bischen Koketterie ist nun mal ihr Element; Rilke 1913 — 14 S. W. II 412 Ach es brach aus allen Elementen. Und, ganz hoch, der Flug der wilden Enten, der durch ihre Himmel ging; Fendrich 1922 Mainberg 70 das Lebenselement, die Luft . . , die ihn mit jedem Atemzug neu erhält; Wilke 1930 Erinn. 224 Bei Borchardt, der noch dem „Zug nach dem Westen" trotzte, war das alte, vornehme Preussentum in seinem eigenen Element; Gail 1958 Weltraumfahrt 60 sobald das Raumschiff in seinem Element ist, bewegt es sich als Stern unter Sternen; ND 26. 6. 1964 Die Rostocker Werftarbeiter erfüllten . . ihre Verpflichtung, dieses Schiff noch vor Beginn der Ostseewoche dem nassen Element zu übergeben; Andersch 1971 Kirschen 85 Was uns umgibt, ist die Luft der Stimmung, die als ätherisches Element zugleich das ästhetische ist; MM 26. 4. 1985 Kontakte sucht ein 70jähriges Ehepaar . . Hier war Thelen in seinem Element; Reich-Ranicki 1988 Th. Mann 33 Die kunstvolle Selbststilisierung — das war sein Element (DUDEN 1993); Spiegel 14. 2. 1994 Die Nase der Maschine nimmt der Flugzeugführer beim Anflug aufs nasse Element hoch; MM 27.5. 1995 Danach prasselte . . ein so stürmischer Regen auf das Glasdach, daß . . dem Gastgeber . . Bayreuther Assoziationen in den Sinn kamen, zumal die Stimmgewalt des Diplomaten den Elementen trotzte.
elementalisch: Federmann 1580 Niderlands Beschr. 33 vnnd das es [Ebbe und Flut] demnach, wie etlich woellen, kein bewegung, Elementalischer vnd naturlicher lauffe des Wassers ist (SCHOPPE);
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Element
Pope 1739 Lockenraub (Übers.) 4 und trincken mit denen Nymphen den elementalischen Thee. elementar(isch): Fischart 1581 Dämonomania 129 Gott hab . . vnzalige Welte geschaffen/ vnd wann es jm gefallen/ diselbigen widerum abgeschafft . Als nämlich die Elementarische Welt von siben zu siben Tausent Jaren: Vnd die Himlische Welt von neun vnd viertzig Tausent Jaren; Porta 1612 Magia D2b die Elementarischen Naturen vnnd Kräfften; Harsdörffer 1653 (Gombert 1897 Progr. GrossStrehlitz 16) das elementarische Feuer; Stieler 1691 Stammbaum 375 Das elementarische Feuer; Arnd 1736 Christentum 438b Dass die Wasser eine gedoppelte Kraft haben, eine himmlische und eine elementarische. Durch die elementarische werde es unterwerts beweget; Goethe 1799 Diderot's Vers, ü. d. Mahlerei (WA 1 45,308) durch eine solche Behandlung verliert sich freilich alles Stoffartige, Elementare, Rohe, Materielle; Steffens 1817 Gegenwärtige Zeit II 760 elementarischen Urkräfte; de Wette 1846 Glaube 140 das ineinandergreifen und sich-bedingen von elementarischen kräften {DWB N.); Heyse 1873 Kinder d. Welt II 84 Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich die elementare Macht eines Weibes erfahren; Rutenberg 1877 Zinne 54 der Natur des Weibes . ., die mehr elementarisch, mehr auf die Erfüllung instinctiven Berufs gerichtet ist, als der Charakter des mehr der Allgemeinheit angehörenden Mannes; Ihering 1884 Zweck im Recht 319 Als zweites Moment, auf dem das Uebergewicht des Staats über die elementare Volkskraft beruht, ward . . die moralische Macht des Staatsgedankens genannt; Kretzer 1887 Timpe 315 Die elementare Wut eines Menschen, der jahrelang schweigen mußte, packte ihn; Telmann 1895 Hagar 59 Sie stand immer noch wie betäubt durch den elementaren Ausbruch dieser gewaltsamen, unbeherrschten Natur; Brandt 1901 OstAsien II 241 Der Berg ist nach außen hin furchtbar zerklüftet und zerrissen und legt Zeugnis ab für die elementare Gewalt der Erscheinungen, die ihn so zugerichtet haben; Grabein 1911 Hans 60 Sie wußte selbst nicht, wie es geschah. Was hatte er denn mit diesem elementaren Sehnen ihrer Natur zu tun?; Wildenbruch 1917 Neid 4 mit der gleichen elementaren Gewalt des bösen Antriebs; 1929 Handb. d. Englandkunde II 349 elementarsten Lebenstrieb; Werfel 1931 Geschwister 68 Seither wagte es Lauro nicht mehr zu läuten, aus Angst vor dieser beseeligenden Ruhe, die ihn elementar anlockte; Lokal-Anz. 22. 7. 1934 das Unwetter . ., das stundenlang mit elementarer Gewalt über der Reichshauptstadt tobte; Münch. Ν. N. 28. 10. 1942 Mussolinis nie verlassener Ursprung ist die Erde; die Erde nicht nur im Sinne der Heimat, sondern des sinnbildlich Elementaren; 1950 Wort u. Wabrh.
V 880 eine Verwechslung . ., die auch außerhalb von Dada und Surrealismus geläufig ist: das Mißverständnis, elementar und chaotisch, ursprünglich und primitiv, kindlich und infantil; Welt 8. 8. 1974 das elementare Naturerlebnis von Meer, Wind, Wolken und Abendsonne; Loest 1979 Pistole 153 elementare Ausbrüche waren nicht seine Art (DUDEN 1993); MM 7. 7. 1987 So könnte . . diese . . Ausstellung dabei helfen, die Chagall-Rezeption . . in der . . Öffentlichkeit von der Gefühligkeit und dem Sentiment der Spätbilder zu lösen und ihnen die elementare Kraft des Frühwerks . . entgegenzustellen. elementar-: 1781 Merkur (W.) II 226 Gespenster, Elementargeister, Mittelwesen zwischen Engeln und Menschen; 1781 Gotting. Magazin d. Wiss. III 34 Feuermaterie, Elementarfeuer nenne ich die Materie des reinen Feuers, ein sehr flüssiges, feines Wesen, das einen Bestandtheil aller Körper ausmacht; Bretzner 1788 Leben III 316 Elementarwesen; Richter 1793 Stöchiometrie II 243 so verbindet sich die Salz-Säure mit dem Elementar-Feuer der angebrachten Hitze; Schlesinger 1852 London I 248 Elementarschäden; Eichendorff 1854 Drama 158 Elementarkräften; Springer 1868 Berlin 117 zu den Dämonen und Elementargeistern, die den armen Bücherregistrator in seinen Träumen quälen; Nordau um 1880 Kreml 11 308 Hunger ist eine der wenigen Elementargewalten, gegen welche auf die Dauer weder Drohung noch Überredung hilft; Henne-am Rhyn 1897 Kulturgesch. VII 333 die Natur- oder Elementargeister (Feen, Nixen, Elfen, Kobolde, Satyre, Faune, Gnomen u.s.w.); Lingg 1899 Lebensreise 139 Spuren der zerstörenden Elementarkraft; Bloem 1910 Sommerlt. 219 einer Entscheidung, die sie über sich ergehen lassen würde wie ein unabwendbares Elementarereignis, wie einen Wirbelsturm, wie ein erlösendes Gewitter; Th. Mann 1918 Reden u. Aufs. (W. XII 83) in dieser Eigenschaft und Willensmeinung kam sein Deutschtum zu einem Elementarausbruch wie in sonst keiner andern; Zeit 8.11. 1985 ein Kampf der kosmischen Elementargewalten in dieser Seele; MM 25.2.1987 das Aufeinanderprallen zweier Elementarkräfte. elementisch: Konrad v. Megenberg 1349—50 Spbaera 8 umb das elementisch reich ist daz himelisch leuhtend reich (DWB N.); Folz um 1480 Meisterlieder 12,149 von keym elementischen ruff ( M Ö L L E R ) ; Paracelsus um 1520 S. W. I 1,250 die geburt der vulcanischen Völker, so in dem vierten teil der weit wonen unter seim elementischen feuer; ders. 1528 S. W. 1 6,200 Also haben sie die elementische kunst der edlen archei der lausigen speculation unterworfen und sich der experienz,
Element der Wahrheit, der bewertung, des grunds entschlagen und veracht; ders. 1537-38 S. W. / 12,39 also ist der mensch gesezt in zwen leib, das ist in den sichtbaren und unsichtbaren, das ist in den elementischen und himlischen. . . der leib komet aus den dementen, der geist aus dem gestirn; Rivius 1548 Vitruv. 54b Als sie aber hernach weiter vermerckten/ das alle ding jren vrsprung haben/ von den Elementen vnd Elementischer krafft/ haben sie die Elemente fur jre Götter angebet; Thurneisser 1575 Archidoxa Titeibl. o. S. aller Natürlichen Elementischen vnd Menschlichen Sachen Hantierung; Fischart 1581 Dämonomania 18 Elementischen Geystern; 3593 Wagnerbuch 51 du solt wissen, das wir Geister [der Hölle], nach dem wir auss dem Paradeiss Verstössen, alle in die vnterste elementische Welt kommen sein, vnd müssen vns allda auffhalten; Hildebrand 1625 Magia 1 26 Die vierdte/ Mundus elementalis, die Elementische Welt/ darinnen sind die vier Elementa; Dürer 1668 Lauf d. Welt 171 Daß es aber solten Elementische geister seyn/ welche aus denen Elementen durch diese oder jene gebährende Ursache gezeuget werden; Marhof 1682 Gedichte 359 Elementsche Liebe; Stranitzky 1711 Ollapatrida 248 Die elementische Lieb plagt mich; Wolfskehl 1912 Ges. W. 11 240 das im dichter elementisch quillende (DWB N.). Element b: Anfang 14. Jh. Erlösung IX 39 der meister sprach „die element [Brot und Wein ] gab uns got zem urkunde" (DWB N.); 1523 Eberlin v. Günzburg (111 17) Wan mann aber will ynnerliche synn odder eusserlichen wandel alleyn sitlich vndterweisen, soll man gar eygentlich außtrucken, das diß nit gottis wort sey, nit ein weg zu der selikkeit, aber allein ein weltlich element, eyn menschliche vnterweisung; Rivius 1548 Vitruv. 169b Phthongis [Klängen], welche in der Music kunst die ersten Element sind; Waldis 1555 Päpstisch R e y c h XI α Die Tauff ist ein schlecht Element Jedoch ein heilig Sacrament; Naude 1706 Meßkunst 201 zwei cörper zu vergleichen, vermittelst ihrer dementen (DWB N.); Crusius 1749 Anl. I 121 wir nennen elemente die kleinsten substanzen, daraus die körper bestehen (DWB N.); Kant 1757 Vorkrit. Sehr. 11 (Ges. Sehr. I 2,287) Hieraus folgt, daß ein jeder einfache Theil (Element) im Körper einen Raum einnehme; Bonnet 1770 Seelenkräfte 1 4 Ich will mich bemühen, meine Begriffe bis auf ihre kleinsten Elemente zurückzuführen; Eberhard 1776 Theorie 34 Haben wir uns aber erst einmahl des Hauptelementes versichert, . . so haben wir alles gethan, was die Wissenschaft von uns fodern kann; Lavater 1781 Verm. Sehr. 11 186 Wenn Sie . . so billig sind, sich nun in meine . . Denkungsart hineinzudenken, . . So werden Sie leicht finden daß mir ein Mensch, oder ein Engel, der mich aus die-
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sem Elemente der Menschheit herausheben will, nicht das günstigste Vorurtheil für sich beybringen muß; Herder 1789 Urspr. d. Sprache (S.W. V 15) Da unsere Töne der Natur zum Ausdrucke der Leidenschaft bestimmt sind: so ists natürlich, daß sie auch die Elemente aller Rührung werden!; Smith 1794 Nationalreichtum (Übers.) I 93 Es bleibt indess richtig, dass der Preis jeder Waare, . . aus einem oder mehreren jener drey Elemente besteht; Bouterwek 1806 Ästhetik 100 und doch begegnen sich beide einander in ihren ästhetischen Elementen; Matthisson 1808 Wallfahrt (Sehr. VI 320) Hauptelement; Goethe 1817 Tagebücher (WA III 6,42) Zerlegung der Körper, ja der Metalle in Elemente; Lötz 1821 Staatswirthschaftslehre 1 101 des Geldes, als dem vermeintlichen Urelemente alles menschlichen Wohlstandes; Goethe 1824 Br. (WA III 38,249) was du vor einem Jahr als den Grund meiner Krankheit erkanntest, nun . . sich als das Element meines Wohlbefindens manifestiren wird; Schleiermacher 1832 Ästhetik 16 Wir finden, wenn wir auf das gesellige Leben sehen, daß es von Anfang an schon aus Kunstelementen besteht, welche zusammengeordnet werden müssen; Poppe 1837 Erfindungen 501 einfache Stoffe, Urstoffe oder Elemente; Heyse 1838 Grammatik 138 das . . Verhältnis . . des Wortes zu seinen Laut-Elementen; Gutzkow 1842 Br. a. Paris 1 103 da er sein Land bilden will, so kann er das einzige Mittel dazu, die leichten, mundgerechten französischen Elemente, nicht gänzlich unterdrücken; Valentin 1846 Physiologie 55 Die organischen Theile, welche aus verschiedenartigen feinen mikroskopischen Elementen bestehen; Stein 1850 Königthum 270 das Element, welches mit langsamer aber unwiderstehlicher Arbeit sich das Verschiedene unterworfen . . und dadurch die gegenwärtige Einheit des französischen Lebens hervorgerufen hat, ist von jeher die Staatsgewalt gewesen; Liebig 1851 Chem. Br. 161 aus seinen Elementen ist eine reichliche Menge Milchsäure, und . . ein dem Gummi völlig gleicher Körper und . . eine krystallinische Substanz gebildet worden; 1861 Staatswb. VI 718 Um so mächtiger, und wenn einmal in Bewegung gebracht, unwiderstehlicher waren in Frankreich die demokratischen Elemente. In der Deputirtenkammer waren sie freilich nur sehr ungenügend vertreten; Hartmann 1869 Philosophie 244 alle Grundsätze der Mathematik . . auf den Satz vom Widerspruche in Anwendung auf gegebene Raum- und Zahlenelemente zurückzuführen; Schröer 1870 Br. 129 Stilelemente aller Zeiten und Völker; Gutzkow 1875 Säkularbilder (VIII 452) Element nennt der Naturkundige nur noch das, was im Schmelztiegel der Chemie den äussersten Potenzen der Hitze und Neutralisation widersteht und als untheilbar zurückbleibt; Rosen 1879 Bulgar. Volksdichtungen 5
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Element
christlichen Bildungselementen; Nordau 1881 Paris 1 62 Gefühlselement; Perfall 1887 Verhältnis 178 dass sie in die Gesellschaft ein belebendes Element brachte und manch heiterer Abend vor Allem ihr zu danken war; Bismarck 1898 (Klemm 1924 Bismarck 1 232) Es sind nicht Stammesunterschiede, sondern dynastische Beziehungen, auf denen die centrifugalen Elemente ursprünglich beruhn; Lipps 1903 Ästhetik I 488 Klangelemente; Cassirer 1916 Freiheit 99 Gewißheit geworden, daß es [das Denken) das Sein bis in seine letzten Elemente zu durchschauen und zu formen vermag; Szarvady 1922 Kultur 55 alle sind Repräsentanten des besten Elementes im Stolz des Menschlichen; Frankf. Ztg. 1. 6. 1926 Ein Element ist ein Stoff, dessen Atome alle die gleichen Elektronenhüllen haben; Döblin 1929 Alexanderplatz 373 unbewegt zieht dieses Leben hin, — wo sich Franz Biberkopf beugt und zuletzt wie ein Element, das von gewissen Strahlen getroffen wird, in ein anderes Element übergeht; Steinhausen 1933 Gesch. d. dtsch. Kultur 98 waren sie [die Kreuzzüge] . . für das Rittertum der Anstoß zu kräftiger Entwickelung, ein belebendes Element; Th. Mann 1944 Erz. (W. VIII 827) die letzte zehnte Plage über die Kinder Ägyptens, oder doch einen Teil von ihnen, das ägyptische Element unter den Bewohnern von Gosen . . verhängte; Bersin 1944 Vitamine o. S. Vitamine und Spurenelemente; Th. Mann 1947 Faustus (W. VI 104) Bei Brahms . . demonstrierte er ihm die Bezugnahme auf Archaisches, auf alte Kirchentonarten, und wie dies asketische Element bei ihm zum Mittel eines düsteren Reichtums und dunkler Fülle werde; Boll 1953 Clown 245 Marie war immer ganz in diesen Geschichten drin, . mich ermüdete das Element der Wiederholung in dieser Form; Heisenberg 1955 Naturbild 28 Planck hatte zunächst in seiner Arbeit über die Strahlungstheorie nur ein Element von Unstetigkeit in den Strahlungserscheinungen gefunden; 1956 Akzente 525 verkörperte [der Harlekin der Mysterienspiele] aber das komische Element; Pörtner 1964 Erben 30 Im übrigen war das germanische Element stets stark genug, die Führung zu behaupten, nicht zuletzt dank der ständigen Schwerpunktverlagerung, die schon Chlodwig . . praktizierte; Fuchs 1970 Mathematik o.S. Die Produktmenge zweier Mengen Α und Β wird . . als Menge aller geordneten Paare erklärt, deren erste Koordinate ein Element aus Α und deren zweite Koordinate ein Element aus Β ist; ND 22. 4. 1974 Bei einem Element für eine Zwischenwand muß . . die Aussparung für eine Tür herausgeschnitten werden; Zeit 10.1.1986 vor 30 Jahren . ., als Transistoren noch aus dem seltenen Element Germanium gemacht wurden; ebd. 30. 5. 1986 Frankreich und England boten sich an, die abgebrannten Elemente zu übernehmen und aufzuarbeiten; MM
20. 4. 1988 Puristen werden ihm vorwerfen, daß er ein Grund-Element des Jazz, die unbedingte Einhaltung des Rhythmus . . vernachläßigt; Rhein. Merkur 2. 3. 1990 Kernwaffen als Element der Abschreckung; Spiegel 3. 1. 1994 Wir mußten verzichten, ein Element der Selbstbeteiligung bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einzuführen; MM 3. 7. 1995 Auch Shakespeares burleskes Element stellte die Ladenburger nicht vor Probleme. elementalisch: Uffenbach 1603 Anatomia II 2 [Pferde] . . so mit der proportion vnd elementalischen qualitet fein zustimmen; Koschwitz 1685 Apotheke I/IV 15a zu denen elementalischen beschaffenheiten satzte . . Schröder auch die natur (beide DWB N.). elementar(isch): 1614 Fama fraternitatis 6 den (wie man sie zu nennen pfleget) elementarischen inwohnern (DWB N.); Stieler 1691 Stammbaum 375 Elementarische Eigenschaften . . Die elementarische Vermischung; Marperger 1716 Küchendict. 161b dessen . . Zäserlein eine elementarische Eigenschafft an sich hatten; 1737 Geheimnisse 29 Vitriolinische und Sulphurische Cörperlein, welche Cartesius elementarische Kügelein nennet; Kant 1755 Naturgesch. 54 elementarische Theilchen; Eberhard 1776 Theorie 130 f. die . . leise Bewegung jedes Blutkügelchens, jeder elementarischen Fiber; Gruner 1778 Helvetien II 151 Paracelsus allein hat dasselbe [Wasser] für ein elementarisches höchst reines wasser gehalten (DWB N.); Goethe 1796 Br. (WA IV 11,143) Ich werde ihn [den Grundsatz der Stetigkeit] jetzt auch an elementarischen und geistigen Naturen probiren; ders. 1810 Materialien z. Farbenlehre (WA II 3,152) Was in ihnen eigent ü m l i c h , fundamental und elementar gewiß ist, erkennt er nicht an; ders. 1823 Nachtr. z. Farbenlehre (WA II 5.1,415) Ein Ziegelstein . . trifft die Schultern eines Vorübergehenden . . Die zerrissenen Lebensgefäße geben sogleich ihre Function auf, im Augenblick wirken die Säfte chemisch, die elementaren Eigenschaften treten hervor; Schleiermacher 1832 Ästhetik 20 daß in diesen Betrachtungen zugleich die allgemeinen elementaren Begriffe vorkommen müssen, weshalb etwas als ein Kunstwerk angesehen werden kann; Hegel 1837 Ästhetik X 26 daß er [der Geist] über das Elementarische der Natur und seine verworrene Darstellung in demselben siege; Knies 1853 Eisenbahnen 9 nachdem wir die elementaren Ursachen . . beobachtet haben; Dittmann 1858 Landw. 1 207 ob die elementaren Stoffe, welche im Gebilde der Gewächse angetroffen werden, auch von diesen erzeugt werden können; 1867 Grenzboten III 115 und der deutsche Liberalismus ist an der elementarsten der Aufgaben, welche das Jahr 1866 ihm gebracht hat, zu Schan-
Element den geworden; 1888 Unsere Zeit I 300 eine elementare Forderung des gesellschaftlichen Lebens; Weber 1909 Industrien 40 Die allerelementarsten Faktoren, welche die Transportkosten bestimmen; Th. Mann 1918 Reden u. Aufs. (W. XII 37) die Überzeugung . . ist hier elementar, wesenhaft, ein Grundbestandteil des nationalen Ethos; ders. 1924 Zauberberg (W. III 393) Man schritt also vom angeblich Kleinsten zum abermals Kleineren vor, man löste notgedrungen das Elementare in Unterelemente auf; 1930 Geopolitik X 749 elementarsten Anstandspflichten; Lokal-Anz. 18. 8. 1933 eine so elementare völkische Bewegung wie den Nationalsozialismus; Süddtsch. Ztg. 17.3.1949 Das Elementare in der Baukunst . . Formen einer Frühzeit, die in ihrer äußeren Erscheinung relativ einfach sind, aber die Möglichkeiten einer Entfaltung zu größerem Reichtum latent enthalten; Goodfellow 1954 Grundzüge (Übers.) 38 Sind einmal die primären Objekte oder elementaren Fakten der sozialen Welt festgelegt, dann muß der Forscher sehen, ob es notwendig ist, die Existenz weiterer Fakten anzunehmen; Partner 1964 Erben 376 Der geniale Taktiker und Stratege . . machte . . elementare Fehler; FAZ 21. 2. 1972 den Stab über ihn . . zu brechen, widerspräche . . „elementaren rechtsstaatlichen Grundsätzen"; Zeit 22.2.1985 Deutsche Produzenten gewinnen aus Naturphosphat . . elementaren Phosphor; ebd. 3. 1. 1986 und schließlich kann primitiv auch heißen: elementar und einfach; Spiegel 15.2.1993 Das Fundament der zivilen Gesellschaft beruht. . vor allem auf diesem Elementaren; M M 1. 9. 1995 Zu den elementar wichtigen Fragen der Friedensinitiative habe man kaum noch Zeit. elementar-: Kant 1757 Vorkrit. Sehr. U (Ges. Sehr. I 2,321) Elementartheilchen; Eberhard 1776 Theorie 52 Elementar-Vorstellungen, die sich zu Einer starken Empfindung oder Gemüthsbewegung in der Seele vereinigen; Beckmann 1790—92 Erfindungen III 446 Walze . . wie sie Martineiii unter dem Namen der Elementaruhr beschrieben habe; Dalberg 1806 Einfluss 59 die Elementargrundsätze der Nachahmung für Bildner und Mahler; Lang 1817 Reise I 30 Elementargedanke; Pucbelt 1826 System d. Med. I Vorr. XIV Lehre von den Grundoder den sog. Elementar-Krankheiten; Koch-Sternfeld 1833 Beytr. HI 241 Zur Elementar- und politischen Geschichte der Glaubensspaltung; LavergnePeguilhen 1838 Grundzüge I 38 Elementargesetze des Staats; Rümelin 1875 Reden II 12 Elementarfragen der Psychologie; Nordau 1884 Lügen 31 unsere Weltanschauung . . ist ein Elementarbestandtheil unserer Kultur geworden; 1901 Stimmen d. Zeit LXl 399 Elementarorganismen; 1911 Grenzboten IV 333 Elementargesetz der Natur; Eulen-
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burg 1916 Weltwirtschaft!. Möglichkeiten 15 Elementarbedürfnisse der grossen Masse der Bevölkerung; Rütimeyer 1924 Ur-Ethnographie d. Schweiz Einl. XIII gemeinsamer menschlicher Elemente, die man . . als menschliche Elementargedanken bezeichnet; Tränkle 1985 Statist. Methoden 116 aus den Wahrscheinlichkeiten der Elementarereignisse (einelementige Mengen) die Wahrscheinlichkeiten nichtelementarer Ereignisse zu gewinnen, weil sich diese immer als Vereinigungen von Elementarereignissen darstellen lassen und weil Elementarereignisse ihrer Definition nach disjunkte Ereignisse sind; M M 23. 4. 1988 seinen Bildern . ., durch Felder in den Elementarfarben Rot, Blau und Gelb besetzt. elementisch: Pictorius 1560 Badenfartbüchlein A2b die heilsamen Elementischen vnd mineralischen wildbäder; Mattbeson 1719 Organisten-Probe 51 das einzige elementische hemitonium majus, der . . harmonische Zaunkönig (DWB N.); Wolfskehl 1912 Ges. W. II 247 darum sind die ausserordentlichsten erscheinungen der musik triumphe menschlicher geistigkeit über das elementische (DWB N.). Element c: Murner 1522 Dtsch. Sehr. IX 163 gotz ludas vnd fier elament! (DWB N.); Roth 1585 Kauffungen 106 Dos dich Potz tausend Element Aller schelm und Diebe schendt; 1620 (Weller, Lieder 62) Botz Element; Rist 1647 Friedewünschendes Teutschland 49 Nein, ihr Herren, ich habe, bei dem Element, die Welt ein wenig besser durchgetrampet; Gryphius 1663 Peter Squenz 9 beym Element!; 1683 Klatschmaul 73 Dannenhero sie meinem Herrn alle Elemente auf den Hals flucheten; Stieler 1691 Stammbaum 375 Daß dich Gotts Element schände . . Potz tausend Element/ was machst du da; Weise 1693 Näscher 112 von allen Henckern und Elementen nacheinander fluchte; Ayrenhoff 1771 Postzug 11 Vor allem aber hätte ich gerne, dass Er in Eil eine Tafelmusik zusammenbrächte. — Element! Auch eine Tafelmusik?; Lenz 1776 Soldaten (NL LXXX 126) zum tausend Element; Meissner 1789 Erz. III 129 zum Element; Wezel 1790 H. u.U. II 183 Kreuz-Wetter-BlitzDonner-Hagel-Element! Das ist ja der Eselskinnbacken, der die Briefe hier geschrieben hat!; Körner 1813 Heyderich (III 263) Element! schweigen Sie doch!; Goethe vor 1832 Faust (WA 1 14,138) Bei aller veschmähten Liebe! Bei'm höllischen Elemente!/ Ich wollt' ich wüßte was Ärgers, daß ich's fluchen könnte; Klabund 1915 Soldatenlied 103 Kreuzelement; Schworm 1938 Christoffelstrunk 81 Mohrenelement, ist das ein Wetter heut! elementisch: Miliehius 1567 Schrap Teufel 3a man schilt sie Schelmen vnd vnflötter, rotzichte, sacra-
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Element
mentische, elementische wundesen bauren (DWB Ν.); Spangenberg 1613 Wie gewonnen C8b du Elementisch Bawr; 1614 Leben Lazaril 60 wegen der Elementischen stinckenden Ehre, wie mans nennet, solche noth leiden; Pickelhäring 1685 Kleideraffe 1 die elementische Mode lean einen Bauern in einen Freyherrn verwandeln; Stieler 1691 Stammbaum 375 Eine elementische böse Sache; Stranitzky 1711 Ollapatrida 134 Wollet ihr wetten/ daß die Elementische Liebe Ursache ist/ warum sie sich auf den Weg gemacht hat?; Wezel 1790 H. u. V. IV 11 elementscher Wechselbalg; Heynatz 1796 Antibarbarus 1 2,352 Es ist ein elementischer Kerl mit seinen Kunststücken! Element d: Luther 1522 W. (WA X 1,1,349) das element ßo viel sey alß die ersten grobisten, kindischen weyß ynn gottisdienst (DWB N.); Rot 1571 Diet. 307 Element, Anfang eins jeden dings/ als die Buchstaben/ vnd dergleichen anfeng; Wallhausen 1616 Ritterkunst 4 erste Elementa, Buchstaben oder ABC; Thomasius 1701 Kl. Sehr. 400 Als er anfänglich sein Vorhaben Methodo Mathematica in seinen Elementis überhaupt entworffe; Wächtler 1709 Manual 117 Elementa . . der Anfang eines Dinges/ z.E. er hat die Prima Elementa noch nicht begriffen; Schreger 1753 Zeit-Vertreiber 297 In der Geometrie werden die 5. Bücher des Euclidis, darinn die Geometrische Anfangs-Gründe gewiesen werden, Elementa genennt; weilen sie gleichsam das A, B, C, der Geometrie in sich enthalten; Laukhard 1792 Leben II 293 in der Orthographie und den ersten Elementen der Litteratur; Goethe 1806 Br. (JbGG 15,8) Sie belehren uns über die Elemente des Nationalreichthums, und wahrhaftig, wir sind bald wieder bei den Elementen, beym A B C , und es ist also recht gut, daß man uns an die Quellen hinweist (GWB); Schopenhauer 1840 Moral 113 der ist noch philosophisch roh und nicht in den Elementen der philosophischen Erkenntnis unterrichtet; Kaufmann 1888 Gesch. d. dtsch. Univ. 305 Es genügte eine gewisse Fertigkeit in den Elementen der Grammatik und in der üblichen lateinischen Umgangssprache. elementalisch: Fuglinus 1586 Daemonum 342a welche ding vnnd andere mehr dergleichen nicht von natur etwas wirken, sondern sind nicht mehr, denn also zu reden, eine Elementalische vnderweisung vnnd Abc (SCHOPPE). elementar(isch): Schlözer 1777 Reise-Collegium 28 Dogmatik, Anatomie, Physiologie, abgekürzt und elementarisch für alle Facultisten zu lesen; Riehl 1861 Vortr. I 275 elementaren politischen Volksbildung; Röse 1884 Revanche 174 elementarsten
Kenntnisse zu entbehren; Bülow 1916 Dtsch. Politik 341 Die Unkenntnis der allerelementarsten Dinge des Staatslebens ist oft erstaunlich; Keyserling 1926 Welt 14 elementare Einsicht; Steinhausen 1933 Gesch. d. dtsch. Kultur 81 Gewisse elementare Seiten dieser Fächer mußten auch von dem Durchschnittsgeistlichen beherrscht werden; M M 9. 8. 1986 elementare Lese- und Schreibkenntnisse werden zweimal wöchentlich gelehrt; ebd. 30. 8. 1995 jenen afrikanischen Kindern, die selbst die elementarste Schulausbildung verpassen. elementar-: Wolff 1716 Math. Lex. 667 Geometria elementaris, die gemeine Geometrie (SCHIRMER, Mathematik); Kant 1757 Vorkrit. Sehr. II (Ges. Sehr. I 2,280) bei Begriffen von so verschiedener Art müssen wohl unterschiedliche Elementarbegriffe zum Grunde liegen; Basedow 1768 Vorstellung 72 Elementarbuche der menschlichen Erkenntniss; Batteux 1770 Künste 123 Itzt müssen wir erwarten, was in dieser Absicht Herrn Basedows Elementarbuch . . leisten werde; Moritz 1783 Reisen 149 daß man hier in London keines Elementarwerks und keiner Kupfertafeln zum Unterricht für Kinder bedürfte; 1790 Journal v. u.f. Deutschland 11 532 Anm. Wie man sonst bei pädagogischen Schriften das Wort Elementarwerk brauchte, so ist jetzt der Titel Katechismus beliebt; Voigi 1791 Math. 6 in der niedern oder Elementargeometrie (SCHIRMER, Mathematik); Hippel 1793 Kreuz- u. Querzüge 11 187 Elementarunterricht; Vierthaler 1794 Entwurf 61 in allen Elementarrechnungsarten; Abicht 1795 System der Elementarphilosophie (Titel); Weerth 1810 Über die Elementarschulen im Fürstenthum Lippe (Titel); 1832 jahrb. d. Gesch. II 4 Elementar- und Realschullehrer; Herbart 1841 Vorlesungen 51 wenn der Unterricht gründlich ist . gewinnen die Elementarkenntnisse allmählich hinreichende Festigkeit im Geiste des Schülers; Lindau 1877 Br. 54 über die bescheidene Höhe der Elementarschulbildung herauszuragen; Nordau 1881 Kreml 1 85 England, dessen Kultur zu hoch über der Fassungskraft der Asiaten steht, und das sich darum zum Civilisator so wenig eignet wie Virchow oder DuboisReymond zum Elementarlehrer; Hoffmann 1894 Stolpenburg 83 die gesamte griechische Elementargrammatik; Haeckel 1913 Lebenswunder 105 die Zellenlehre oder Cytologie, als die anatomische Elementar-Disciplin; 1929 Handb. d. Englandkunde II 286 Zu dem Ausbau eines höheren Schulwesens aus öffentlichen Mitteln war die Zeit bei dem damaligen Stand der Elementarschulbildung natürlich noch nicht reif; Dtsch. AZ. 21.5. 1944 Das handwerkliche Elementarkönnen soll vielseitig sein; Münch. Stadtanz. 12. 8. 1955 Vor der Einstellung ist . . eine Elementarprüfung in Rechnen und
Eleve Rechtschreiben . . abzulegen; Welt 4. 7. 1964 Wer ist . . der Meinung, daß zum Unterricht innerhalb bestimmter Bereiche der Elementarfächer akademische Ausbildung . . nötig ist?; MM 19. 2. 1986 Nur knapp jedes zweite ausländische Kind . . genießt eine Elementarerziehung; Frankf. Rundsch. 6. 9. 1990 wird Polytechnik in der D D R als primär technische Elementarbildung mit inhaltlichem Bezug auf den Produktionsbereich verstanden. Element e; Lessing 1767 Dramaturgie (S. Sehr. IX 379) Gleichwohl schreyen die französischen Kunstrichter alle so; . . Was für ein Aufhebens machen sie von der Regelmäßigkeit, die sie sich so unendlich erleichtert haben! — Doch mir eckelt, mich bey diesen Elementen länger aufzuhalten; Mutius 1812 Br. 186 bei Tisch . . welche Gesellschaft aus sehr guten, aber dabei lustigen Elementen besteht; 1814 Nemesis 1 223 so lange noch eine sonderung der elemente möglich bleibt, so lange ist das volk noch nicht geworden ( D W B N.); 1849 Rückblicke 10 Ein wesentlicher Umstand bei dieser Partei . . war . . ihre vertrauliche Verbindung mit den Elementen der Straße; Oppenheim 1880 Stökker u. Treitschke 17 Aber an solchen verwilderten und verkommenen Elementen mag es auch heutzutage . . nicht fehlen; Jodl 1898 V. Lehenswege Π 549 unter dem massenhaften Schülermaterial, wel-
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ches heute den Gymnasien zuströmt, eine große Menge ganz ungeeigneter Elemente; Hegeler 1908 Ärgernis 190 die besten Elemente der Stadt; Grandel 1929 Menschheit 55 [ziehen] die Städte . . die tüchtigsten Elemente der Landbevölkerung an sich; Heimpel 1956 Kapitulation 14 Die Gegenseite überzeugt nicht, wenn sie die sattsam bekannten kriminellen Elemente, die bei solchen Anlässen ans Licht kommen, als die wahren Akteure hinstellt; Strittmatter 1963 Ole Bienkopp 320 Das einzelbäuerliche Element muß sich mittels zu leistender Dorfharmonie bei der gründlich zu durchdenkenden Erntefestgestaltung an die Genossenschaft herangezogen fühlen; Dülmen 1977 Reformation 44 Doch trotz dieser Berührungen mit bürgerlichen Elementen bestand allgemein eine fast unüberbrückbare Distanz zwischen Städtern und Aufständischen; Bieler 1983 Bär 259 einigen kapitalistischen Elementen sei es gelungen, die Versorgung . . zu stören ( D U D E N 1993); Zeit 21.6.1985 Der Erzähler Deng Youmei . . hatte den Hotelanbau . . Stein für Stein mitaufbauen müssen — einer Liebesgeschichte wegen, die ihn als „bürgerliches Element" entlarvte; Stern 21. 6. 1990 Wer mit seinem Kochlöffel gegen den Einheitsbrei rührte, wurde nicht als Held der Küche mit Sternen ausgezeichnet, sondern als verdächtiges Element kujoniert und kurzgehalten; MM 4. 8. 1995 Da müsse er sich gegen kriminelle Elemente schützen können. HK
Eleve M. (-n; -n), Anfang 18. Jh. entlehnt aus gleichbed. frz. eleve (zu elever, altfrz. eslever 'auf-, emporheben; (Kinder) großziehen', wohl zurückgehend auf lat. elevare 'auf-, emporheben'), seit früherem 19. Jh. in der movierten Form Elevin F. (-; -nen). In der Bed. 'Schüler, Student, Zögling (einer Akademie, Universität, Schule)' verwendet, speziell im Bereich der Forstwirtschaft, vgl. die Zs. Forsteleve, der Musik und des Gesangs (s. Belege 1863, 1936, 1985), vgl. die Zs. Gesangselevin, sowie des Theaters, vor allem Balletts (s. Belege 1854, 1911, 1995), vgl. die Zss. Ballett-, Tanzeleve. 1702 Monatl. Auszug Mai 46 hat der König eine eigne Academie . . gestifftet/ daß es eine öffentliche Schule dieser Künste seyn solle. . . damit die Eleves oder Anhänger/ . . sich weiter üben und vollkommen machen könten/ hat er . . eine gleiche Academie zu Rom . . gestifftet; Wezel 1774 Tob. Knaut Π 39 die Philosophie . . lehrt ihre Eleven über jede Sache ganz allerliebst plaudern; Michaelis 1760 Raisonnement II 193 Der Professor wird sein Vorsprecher, er sucht die Sache ins Feine zu bringen, daß sein Eleve ungestraft . . durchkommt; Lichtenberg 1764 Aphorismen l 10 viele Eselstreiber gehen deswegen mit ihren Eleven so fürchterlich um, weil es Esel, nicht weil es träge und lang-
same Thiere sind; Wagner 1776 Kindermörderin 26 So würd' ich . . in diesen Jahren meinen Eleven auf eine Manier behandeln, die der gewöhnlichen grad entgegengesetzt ist; Salzmann 1787 V. d. heimlichen Sünden 21 Die Eleven haben den reichlichsten Tisch; Laukhard 1792 Leben u. Schicksale 1 28 Seine Eleven waren meistentheils übelgezogene Jungen; Matthisson 1793 Feier (Sehr. III 14) Elevenzimmer; Goethe 1796 Br. (WA IV 2,76) unsere Franzosen . ., die . . ihren Eleven eine ziemliche Summe abzunehmen gedenken, glauben . . gemachte Männer . . herbei . . ziehen zu müssen; Mayr 1809 Gen.-lndex Baiern 121 militärisches Eleven-Korp; Lami 1828 Mixpickel 1 22 Ein Schu-
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ster-Eleve, ein feiner Junge; Piickler-Muskau 1834 Tutti-Frutti I 22 das soupe zeigte sich der Elevin eines berühmten Gutschmeclcers und Bonvivants würdiger; Kurz 1843 Schillers Heimatjahre II 36 mit Empörung aber war er in einzelnen Fällen Zeuge, wie ein Eleve . . in der Akademie festgehalten wurde; Laube 1847 Karlsschüler 59 solch eine Zungenbeize . ., welche durch die Eleven der Karls-Akademie nobilitirt worden ist; Holtei 1854 Schneider 11 280 dem streng-geschultesten Eleven eines Hofballets; ders. 1863 Letzte Komödiant II 39 Dieser bestand darauf, die reizende GesangsElevin habe fürs erste im weiblichen Chore mitzuwirken; Nordau 1881 Paris II 143 Erst wenn der Eleve . . das Conservatorium mit der Bühne vertauscht hat, darf er sich erlauben, der Tradition den Handschuh in's Gesicht zu schleudern; Polenz 1899 Wald 38 Er hatte in früheren Jahren so manchen Eleven gehabt, aber das waren junge, unerfahrene Menschen gewesen; 1911 Grenzboten LXX 404 Er beobachtet die Elevinnen bei ihren
langwierigen geisttötenden Übungen unter der Leitung des Tanzmeisters; Werfel 1928 Abituriententag 31 Und es waren von den siebenundzwanzig Eleven des Jahrgangs doch nur fünfzehn erschienen; Wahlendorf 1936 Erinn. 50 Frau de Padilla, . . war die erste Gesanglehrerin Berlins, zu der auch vom Ausland viele Elevinnen kamen; Stuttgarter Ztg. 14.3.1963 Die Leiche der Elevin wurde von einer Opernfriseuse entdeckt, die sofort in die Räume der Geschäftsleitung des Opernhauses rannte; Moosburger 1970 Ideologie o.S. und noch einmal zitiert der Redner seinen Herrscher aus einer Ansprache zu den Eleven der CentralTurnanstalt in Berlin; Zeit 7. 6. 1985 Seit Anfang der siebziger Jahre hat sich die Zahl der Eleven an bundesdeutschen Musikschulen mehr als verdoppelt; Spiegel 15. 2. 1993 Seit einem knappen Jahr nun pinseln zwei Tübke-Eleven in den Bonner Opernwerkstätten an den Monster-Idyllen; M M 18.7.1995 Die Elevinnen der Ballett-Schule.
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eliminieren V. trans., Mitte 17. Jh. entlehnt aus gleichbed. frz. eliminer ( < lat. eliminare 'über die Schwelle setzen, aus dem Haus treiben, entfernen', zu limen '(Tür-)Schwelle'). In der Bed. 'entfernen, fortschaffen, beseitigen, aussondern' bildungsspr. gebraucht, auf Sachen bezogen, vgl. Wendungen wie etwas aus etwas eliminieren, eine Gefahr eliminieren, auf Menschen bezogen im Sinn von 'ausschließen', in Verbindungen wie einen Verbrecher aus der Gesellschaft eliminieren; selten auch für 'zunichte machen' (s. Beleg 1931), auf Menschen bezogen für 'töten' (gleichbed. mit —• liquidieren; s. Beleg 1986); speziell seit früherem 18. Jh. in der Medizin für 'ausscheiden' (s. Belege 1730, 1985). Dazu seit spätem 19. Jh. das Verbalsubst. Eliminierung F. (-; -en), bildungsspr. im Sinn von 'Beseitigung, Entfernung, Ausschließung', vgl. Wendungen wie Eliminierung einer Gefahr, Bedrohung, Krankheit; schon seit Anfang 19. Jh. die nach gleichbed. frz. elimination gebildete subst. Ableitung Elimination Ε (-; -en), zunächst in der Mathematik für 'Entfernung einer Unbekannten aus einem System von Gleichungen mit mehreren Unbekannten', dann auch allgemeiner bildungsspr., weitgehend gleichbed. mit Eliminierung (s.o.). eliminieren: Schorer 1644 Sprachverderber o. S. Eliminiren, Lands verweisen/ außschaffen; Kuhnau 1691 Präcedenz-Streit 38 daß unbefugte kläger mit ihrer ungegründeten klage und begehren gäntzlich zu eliminiren und abzuweisen . . seyn (DWB N.); Fritsch 1730 Theol. Gesch. 1 93 daß . . schädliche theile aus dem leibe durch verschiedene wege, und gänge eliminiret, und ausgetrieben werden müssen (DWB N.); Campe 1813 Fremdwb. 283 Eliminieren, ausstreichen, austilgen; Schopenhauer 1844 Sprache (1856-60 Nachlass II 119) Sie eliminiren die liquida; was man nicht sollte: denn die liquidae können zu andern Konsonanten ge-
setzt werden; Hartmann 1869 Philosophie 27 es wird doch häufig gelingen, wenigstens einige . . der Umstände n. n. zu eliminiren, und je weniger von den Umständen n. n. . . betrachtet werden müssen, . . desto leichter wird die Bestimmung der Wahrscheinlichkeit; Ranke 1877 Erhebung Preussens 205 Da wurde nun auch der skandinavische Einfluß auf Deutschland möglichst eliminiert; Hillebrand 1885 Culturgesch. 175 Die Kunst . . eliminirt das Allgemeine, um das Besondere besser zu fassen; 1889 Briefw. Burckhardt-Wölfflin 54 Begriffe, die sich genau an gleicher Stelle bei Corneille und Descartes wiederfinden, während das
Elite Hauptwort der Renaissance . . hier überall eliminiert ist; Stinde 1893 Torfmoor 51 Der Pastor — bequem wie alle aus der Societät zu eliminierenden Prälaten — fragt . . Frau Quärkersen nach einem kürzeren Weg zur Stadt; Eilenberger 1910 Pennälerspr. Gl. 55 eliminieren: strafweise entlassen; B. Z. am Mittag 9. 1. 1931 Hier erzielte der BlauWeiße . . einen bemerkenswerten Fünfsatz-Erfolg . ., während der Steglitzer . . den Blau-Weißen Sprung in vier Sätzen nach schönem Spiel eliminierte; Th. Mann 1946 Reden u. Aufs. (W. XII 761) daß nicht ein Mitglied der europäischen Völkergesellschaft einer rein naturhaft-bösen Auffassung der Politik huldigen und die humanen Bestandteile daraus eliminieren kann; Weizsäcker 1950 Ε rinn. 300 er möge doch die Beamten . . eliminieren, die zu Mißtrauen Anlaß gäben; Adorno 1952 Reden 102 Virtuell eliminiert ist alles, worüber ein ordentlicher Mensch sich nicht den Kopf zerbricht, und belassen nur, was zur sozialen Anpassung ermutigt; Welt 16. 4. 1969 Eliminiert man einmal den betonten Optimismus der Verwaltung, so gibt den freien Frisia-Aktionären vorerst nur eines Hoffnung; 1970 Forschungsber. d. IDS V 74 Solche Verbzusätze zu de facto eliminierten Hauptverben sind offensichtlich vorfeldfähig; Ziegler 1975 Konsequenz 221 daß jeder Rechtsbrecher . . aus der Gesellschaft eliminiert werden müsse (DUDEN 1993); Zeit 22.11.1985 Das Abwehrsystem von EV-Patienten . . schafft es nicht, die Papillom-Viren im Körper zu eliminieren; ebd. 10. 1. 1986 Unsere revolutionären Kräfte werden die Verfolgung der Feinde fortsetzen und sie im Fall ihrer Schuld eliminieren; MM 23. 6. 1995 Diese Gefahren sollten von vornherein eliminiert werden. Elimination: Klügel 1805 Math. Wb. II 59 Elimination . . ist das Verfahren, da eine Größe, welche in zwey oder mehrern wesentlich verschiedenen und unabhängigen Gleichungen vorkommt, herausgeschafft wird ( S C H I R M E R , Mathematik); Heyse 1829 Fremdwb. 1 256 Elimination . . die Ausstreichung aus Verzeichnissen, bes. der Besoldeten od. Verbannten; Schopenhauer 1840 Moral 137 Infolge der . . Elimination der vorgeblichen Pflichten gegen uns selbst, kann die moralische Bedeutsamkeit einer Handlung nur liegen in ihrer Beziehung auf andere; 1844 Brockhaus IV 666 Die Elimination ist
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. . von der größten Wichtigkeit für das ganze Gebiet der Mathematik; Hartmann 1869 Philosophie 262 dass, wenn man durch . . Elimination der begleitenden Differenzen aus dem Versuche die reinen Sinneswahrnehmungen ausscheidet, diese nicht mehr im Stande sind, Unterschiede des Ortes zum Bewusstsein zu bringen; Waetzold 1905 Kunstwerk 35 Selbstelimination des Unzweckmässigen; Benjamin 1914 Br. 1 127 die kristallreine Elimination des Unsagbaren in der Sprache; 1915 Stimmen d. Zeit LXXXIX 115 Elimination des Zufalls; Osborn 1930 Ursprung 140 umweltveränderungen spielen eine so große und offenkundige rolle bei der Selektion und elimination der wirbellosen (DWB N.); 1988 Brockhaus VI 310 Elimination . . Mathematik: jedes Verfahren, durch das man eine Unbekannte aus einem System von Gleichungen mit mehreren Unbekannten entfernt Eliminierung: Reinhold 1884 Volkstum 161 Die Eliminirung des Affekts aus der geordneten Staatsthätigkeit ist eine Aufgabe des Verfassungslebens; 1929 Nord u. Süd LH 1090 Eliminierung dieser Gefahr; Jerusalem 1935 Stadt 190 Sie [die Staatsgewalt] findet an dem Ungehorsamen und dem Verbrecher die Grenzen ihrer Wirkungsmöglichkeit. Gegen diese ist schließlich nur körperliche Gewalt möglich, und das bedeutet . . Eliminierung; NZ. (Basel) 29.130.4.1950 die grundlegenden Bemühungen der Vereinigten Staaten in Deutschland, die sich zu Beginn der Besetzung auf die Eliminierung des Nationalsozialismus und der materialistischen Doktrin gerichtet hätten; 1956 Europa Septemberh. o. S. seiner politischen Zielsetzung — Eliminierung jeglichen ausländischen Einflusses, Schaffung eines arabischen Großraumes; Stuttgarter Ztg. 29. 7. 1969 Nach Eliminierung der Umsatzsteuer stieg der Konzernaußenumsatz; Zeit 1.11. 1985 Nicht dem Verbot von Texten, der Eliminierung unerwünschter Literatur wird hier das Wort geredet, sondern dem richtigen Lesen; MM 15. 6. 1988 Es sollen Finanzierungshilfen zum Bau von Anlagen zur Eliminierung von Stickstoffen und Phosphor gegeben werden; ebd. 29. 8. 1995 einigten sich . . die NATO- und UN-Spitzen . . darauf, „Angriffe und drohende Angriffe auf die Schutzzonen abzuwehren". Dies schließe auch „Operationen zur Eliminierung derartiger Bedrohungen" ein. HK
E l i t e F. ( - ; - n ) , i m f r ü h e r e n 1 7 . J h . e n t l e h n t a u s g l e i c h b e d . f r z . elite ' W a h l ' , s u b s t . P a r t . P e r f . z u eslire
'auswählen'
Elite), häufig in Wendungen wie das politische, akademische, westliche Establishment, zum Establishment gehören, sich dem Establishment anpassen, ins Establishment aufsteigen, auch als Sammelbezeichnung für Personen, die Karriere gemacht haben, in der Gesellschaft aufgestiegen und etabliert sind (s. Beleg 1968; vgl. Etablierter, —• etabliert, Arrivierter, —» arriviert), häufig als Grund- und Bestimmungswort in Zss. wie Ärzte-, Börsen-, Business-, Finanz-, Fußball-, Kultur-, Kunst-, Militär-, Partei-, Polit-, Sport-, Wirtschaftsestablishment; Establishmenterfahrung, -konzept, -medien, -sprössling, -propagandisten, auch als Bestimmungswort in adj. Zss. wie establishmentnah, -orientiert, -kritisch, -hassend, -fixiert; bes.
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Estrade
in den späten 6 0 e r J a h r e n a b w e r t e n d verwendet als gesellschaftspolitisches Schlagw o r t , mit dem die etablierte bürgerliche Gesellschaft, ihre Ideologie und Institutionen kritisiert werden, bes. mit Bezug a u f Personen, die a u f die Erhaltung der gegenwärtigen O r d n u n g mit ihren M a c h t - und Einflussstrukturen bedacht sind, meist k o n n o t i e r t mit „autoritär, repressiv, reaktionär, saturiert, festgefahren, privilegiert, e l i t ä r " (s. Belege 1 9 6 9 , 1 9 8 7 ) , häufig in Wendungen wie gegen das Establishment rebellieren, sich gegen das Establishment auflehnen, das Establishment kritisieren. Welt 1.12.1962 Die Legende vom „Establishment", einer geheimen Machtelite der High Society; Spiegel 22. 7. 1968 Denn allzuoft hatte Student Baethge, Mitglied der Satzungskommission des Senats, das professorale Establishment attakkiert (AWB); Welt 4.1.1969 in einer Stellungnahme des Führungsstabes der Streitkräfte heißt es, „daß das Problem der Kriegsdienstverweigerung nicht nur eine Nebenerscheinung unserer heutigen Gesellschaft und der sich gegen das 'Establishment' auflehnenden 'unruhigen Jugend' ist, . ."; ebd. 20. 12. 1974 es gilt im progressiven Establishment nicht mehr als fein, mit Großaktionären, Wirtschaftskapitänen und Generalen zu verkehren; Zeit 15. 11. 1985 mit Zügen, die der 22jährige neue Weltmeister Garri Kasparow selbst als irregulär charakterisiert, hat er nicht nur seinen Gegner aus dem Konzept gebracht, sondern auch die Winkelzüge der von ihm so genannten „Karpow-Clique" im sowjetischen und internationalen Schachestablishment entlarvt; taz 11.2. 1987 Als das vorwiegend linke Publikum am Ende den Saal verließ, erinnerten sich einige wehmütig an die gu-
ten alten Zeiten, als die BBC mit ihrer einseitigen, establishment-orientierten Berichterstattung noch bevorzugte Zielscheibe linker Kritik war; ebd. 19. 3. 1994 Das militärische Establishment ist in beunruhigendem Maße zu einer eigenständigen Macht geworden — auch dies ist ein Hinweis auf eine unvollkommene Demokratie; ebd. 29. 7. 1995 Die Medienfigur Baumann, „Deutschlands Vorzeigesportler" (Sport Bild), den stets strahlenden und dennoch establishmentkritischen Vorzeigeschwaben; Zeit 24. 11. 1995 Anstatt den erstickenden Konventionen des britischen Establishments zu folgen, denen sich sonst jedermann anbequemt, entrinnt Diana in aller Heimlichkeit der Palasttyrannei; taz 7.11. 1996 Ein Interview- und ArchivStreifzug durch jenes Asien, das in den jungen Hippie-Träumen die Establishment-hassenden Aussteiger als Land der Glückseligkeit anzog; Züricher Tagesanz. 8. 4. 2000 Eine gesunde Distanz zum Establishment kann für einen Chefredaktor aber nur gut sein. OV
Estrade F. (-; -n), Ende 17. J h . entlehnt aus gleichbed. frz. estrade (über span. estrado ' T r i t t , erhöhter (mit einem Teppich belegter) Platz, Sitz, E m p f a n g s z i m m e r ' zurückgehend auf lat. Stratum ' d a s Hingebreitete; D e c k e , Lager, Sattel, Pflaster, E s t r i c h ' , subst. N . des Part. Perf. von sternere 'hinbreiten, streuen, e b n e n , bedecken'). 1 Z u n ä c h s t in der Bed. ' E r h ö h u n g (vor dem H a u s ) , e r h ö h t e r Platz in einem Z i m m e r (oft an Fenstern), (um eine oder mehrere Stufen) erhöhter Teil des F u ß b o d e n s , meist zur A u f n a h m e eines bevorzugten Sitzes, T h r o n e s , A l t a r s ' (— Hierarchie), als Grundwort in Zss. wie Manager-, Chef-, Vorstands-, Führungsetage, Top-Etage, ironisierendem Schlipsetage, in Wendungen wie die Etagen ('Ränge, Stufen') des Parteiapparates, in den höheren Etagen der Gesellschaft verkehren, Etagenbewusstsein haben. Dazu seit dem 18./19. Jh. die adj. Ableitungen etagenweise, -mäßig, -förmig, -hoch, 'in der Form von übereinanderliegenden Stufen', ζ. B. etagenförmig angelegte Felder, Gärten, etagenartig 'in Form von Terrassen, Stufen (verlaufend, angeordnet)'. Im 19. Jh. vereinzelt die verbale Ableitung etagieren 'abstufen, stockweise machen, stufenweise anordnen' mit dem Verbalsubst. Etagierung F. Etage: Brantzius 1603 Artifices 176 vier estages oder gaden ewerer Bariquade (JONES); 1708 Leopold d. Große I 69 Diese sind drey Etagen hoch, und präsentiret eine iedwede etage innwendig einen runden Tempel, in welche eine Reihe Säulen in die Runde gesetzet; Rohr 1729 Zeremoniellwiss. II 71 In der untern Etage sind gemeiniglich die Dienst-Gemächer; Penther 1743 Baukunst 13a vor dem mittelsten Fenster der zweyten Etage; Boltz 1752 Amts-Actuarius 12 hingegen die alte T h ü r und ein anderes Fenster vermauern, damit es der untern Etage gleich komme; Eggers 1757 Kriegslex. 1 826 Fahrstuhl, Fahrsessel, ist ein Stuhl, der aus einer Etage in die andere durch geöffnete Dekken herunter geht; 1764 Beschr. e. Kriegs-Platzes 14 In der hinteren Cammer ist abermal ein Koch bis in die darunter hingehende Gallerie, und eine Treppe um auf die oberste Etage zu gelangen; Lichtenberg 1775 Br. 1 205 Dann sehen Sie ein Lustfeuer von Hobelspänen Etagen hoch [!] auflodern in einem Kreis von jubilirenden Betteljungen, Matrosen und Spitzbuben; Hirschfeld 1779 Gartenkunst l 18 Wenn die Häuser in der Stadt gewöhnlich nur von zwey Stockwerken waren, so hatten insgemein die Villen nur eine Etage; Sulzer 1792 Theorie 11 402 Geschoß. So nennt man in einem Gebäude, das aus mehrern über einander liegenden Abtheilungen besteht, die oberen Abtheilungen, zu denen man durch Treppen hinaufsteiget. Sie werden auch Stokwerke, und itzt schon vielfältig mit dem französischen Namen Etages genannt; Goethe 1798 Br. (WA IV 13,132) las sie in allen Etagen unsers Geschmacks- und Gesellschaftshauses vor; Rouvroy 1809 Batteriebau 105 Bildet aber der Horizont, auf dem eine Batterie erbaut werden soll, ober- und unterwärts ein oder mehrere Bogen, so legt man Etagenbatterien an; Aster 1812 Angriff l 274 Ist das Terrain eines Abhanges so beschaffen, daß man die Stücke einer Batterie nicht neben sondern über einander stellen muß, so entstehen die so genannten Etagen-Batterien; 1813 — 15 Prinzenbr. 163 der Tisch mit dem Zodiak steht unter dem Fenster — Mein großer
Mahagoni ä 2 etages aber, steht unter meiner hohen Person in diesem Augenblick; Goethe 1825 Naturwiss. Sehr. {WA II 12,88) d a ß die verschiedenen atmosphärischen Etagen auf Wasserbildung . . auf Wolkengestaltung, auf das Niedergehen derselben als Regen . . einen verschiedenen Bezug haben; Blesson 1830 Befestigungskunst Π 378 Alle diese Feuer, die gewöhnlich in der Absicht zusammengestellt werden, um gleichzeitig zusammenwirken zu können, begreift man unter dem Kollektiv-Namen der Etagen-Feuer; 1840 Militär. Taschen-Fremdwb. 81 Etage . . Stockwerk der Minen, Casematten und Flanken, zeigt das mehrfache Übereinanderlegen derselben an; Kohl 1845 Paris I 118 Das Dach der sieben und neun Etagen hohen Häuser nähert sich dem Himmel schon so sehr; Görtz 1852 Reise I 26 die eine Etage . in welcher sich die Privatkajüten und kleinere d u m p f e Salon . . befinden; Willkomm 1857 Ammer 597 die Tritte der Brüder auf der knarrenden Wendeltreppe, welche in die oberste Etage des Thurmes führte; 1861 Allg. Mil.-Enc. III 276 Deck, auch Verdeck, ist die Höhentheilung eines Schiffes durch ebene durchgehende Böden, aus welchen sie Etagen bilden; Prittwitz u. Gaffron 1865 Befestigung 525 Man hat den Mangel an Ausdehnung der mit Geschütz zu besetzenden Linien früher vielfach durch Etagenfeuer zu ersetzen gesucht; ebd. 571 Mehrere in verschiedenen Tiefen unter einander liegende Gallerien heißen Etagenoder Stockwerksminen. Vermittelst derselben soll ein und dasselbe Terrain mehrere Male nach einander gesprengt . . werden; Müller 1893 Feldartillerie I 40 Breithaupt . . trat 1857 mit einem Z ü n d e r mit großer Satzlänge und mit einem sogenannten „Etagenzünder" hervor; Hilse 1893 Strassenbahnkunde II 285 [Straßenbahnwagen] mit Deckplätzen . . werden Etagenwagen genannt; 1905 Naturwiss. Wochenschr. XX 8 Schilfstengel zeigen oft an den übereinander liegenden Knoten, den verschiedenen Etagen, Wurzeln. Dieser Etagenbau ist vielen Moorpflanzen eigentümlich; Wahle 1906 Mechanismus 271 Die Ursachen der Produktion der Vorkommnisse [im Gehirn] liegen viele Etagen tiefer;
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Etage
Ebertin um 1910 Alles verstehen 162 die Geräusche . ., die vom oberen Stockwerk ihrer Etagenwohnung . . zu ihr drangen; Voss. Ztg. 6. 10. 1926 der Etagenkellner, der das Abendessen gebracht hatte; Kesser 1928 Musik 167 Er schob sich an die Etagentür und sah durch das Guckloch hinaus; 1929 Handwb. Staatswiss. Erg.bd. 1116 Diese besonders für Deutschland . . charakteristische Erscheinung des Vorherrschens der Etagenhäuser auch in den Außenbezirken der großen Städte; Voss. Ztg. 29.3. 1932 Zehn Minuten später verläßt Besahn das Etagenhaus, in dem seine Braut die stillste und bescheidenste Mieterin ist; Simoneit 1933 Wehrpsychologie 24 in der etagengeordneten Grossstadt wird Nachbarschaft so zu einem leeren Begriff; Süddtsch. Ztg. 1.4.1954 Verhandlungspartner auf dieser Etage stellen unbequeme Forderungen hinsichtlich der Einstufung des Balletts im inneren Betrieb und bei der Planung im Gesamtbetrieb; Th. Mann 1954 Krull (W. VH 344) ein offener Balkon der Bel-Etage des großen Hotels zum Frankfurter Hof; Münch. Stadtanz. 14.10. 1960 Die moderne werbewirksame Beleuchtungstechnik sorgt dafür, daß die Etagengeschäfte nicht übersehen werden; Wilhelm 1965 Fernsehen 112 man mußte quasi eine etage höher suchen, bei den ernsthaften leuten mit humor, die gerne einmal zu ihrem (gut bezahlten) vergnügen aus den Sphären ihrer sonstigen tätigkeit zur Unterhaltung niedersteigen würden (DWB N.); FAZ 18. 4. 1969 Ihren Etagensprung im Besoldungsgefüge wollten die Richter weiter ausgebaut sehen; Welt 18. 1. 1974 bei diesem Wahlverfahren sei auch gesichert, daß die leitenden Angestellten im Aufsichtsrat nicht nur aus der untersten Etage dieser Gruppe entstammen; taz 10. 10. 1986 die meisten verdienten viel Geld in den Chef-Etagen der Weimarer Wirtschaft; ebd. 8. 7. 1988 Polizei wollte die besetzten Etagen in der Luckauer Straße 3 räumen, aber es war niemand drin; FAZ 5. 10. 1990 in zu vielen Betrieben der fünf neuen Bundesländer geht die Herrschaft der alten Führungsriege so gut wie ungebrochen weiter . . ständig stößt man auf Menschen, die darauf hinweisen, wer von den verhaßten Betriebsleitern wo noch immer in der Chefetage sitzt und sich von dort nicht vertreiben läßt; Frankf. Rundsch. 1.3.1997 Etagenprimeln befruchten sich gegenseitig; Zeit 10.6.1998 So selbstsicher und unverrückbar der schwere Mann mit dem Etagenkinn in seinem Ledersessel ruht, so fest hat sich sein Konzern in Zentralasien etabliert; Berl. Ztg. 31.7.1999 Neuere Vorbilder solcher Raumschöpfungen . . waren vollständige Durchdringungen von Grund- und Aufriß mit mäandrierenden, etagengroßen Promenaden durch die gesamten Gebäude.
etagenartig: 1886 Buch d. Erfindungen V 328 man läßt jetzt das gas durch hürden ziehen, die man etagenartig übereinander bringt und auf denen sich die reinigungsmasse in ganz leicht gepulvertem zustande befindet (DWB N.); Frankf. Rundsch. 7.5. 1997 wo der etagenartige Topfpflanzenständer für den Gummibaum steht. etagenförmig: Fontane 1878 Sturm III 85 da die etagenförmig aufgestellten Rhododendron- und Magnolientöpfe, zu denen sich als äußerste Seltenheit auch noch einige Kamelien gesellten; Smithanders 1926 Nordamerika 140 eine, Dutzende von Metern lange Tischfront, etagenförmig beladen mit Speisen, Früchten, Kuchen, Getränken; Süddtsch. Ztg. 29. 11. 1997 Etagenförmig steigen die Lesesäle in streng rechtwinkligen Formen übereinander auf; MM 2.5.1998 Die hellkarmin oder purpur und dunkelrosa gefärbten Blüten sitzen etagenförmig in vielblütigen Scheinquirlen rund um den Stengel. etagenhoch: Meerheimb 1888 Psychodramen I 9 die Menschenköpfe, fahl beleuchtet, etagenhoch wie Kürbis an Kürbis aufgetürmt [Publikum]; Berl. Ztg. 6. 11.1998 Die fast etagenhohen Fensteröffnungen liegen bündig in der spiegelblanken schwarzen Granitfassade und reflektieren so heftig die Tiergartenbäume ringsum, daß der Bau im Lichtflimmer sonniger Tage fast wegzufliegen scheint. etagenmäßig: Campe 1813 Fremdwb. 295 Etagenmäßig . ., stufenartig oder abgestuft; 1883 Brockhaus VI 392 etagieren, abstufen, etagenmäßig abteilen, namentlich das Haar so verschneiden. etagenweise: 1786 Straßenbau 6 Mehrenteils sind die Berge so beschaffen, daß sie gleichsam Etagenweise übereinander liegen, und, wo diese Etagen anfangen, mit horizontalen oder gelinde abhängenden Flächen versehen sind; Fischer 1804 Bergreisen 1 190 Einige dieser Seen sind gleichsam etagenweis über einander befindlich und erhalten einer des andern Ueberfluß; Goethe 1805 Tag- u. Jahresh. (WA I 35,204) Auf alle Weise war die Gallische Entfaltung des Gehirns in einem höheren Sinne als jene in der Schule hergebrachte, wo man etagen- oder segmentweise von oben herein, durch bestimmten Messerschnitt von gewissen unter einander folgenden Theilen Anblick und Namen erhielt; MM 13. 4. 1985 die Wohnungseigentümer einer größeren Wohnungseigentumsanlage hatten sich darauf geeinigt, den Winterdienst etagenweise durchzu-
Etagere führen; taz 15. 2. 1992 Die Heizung, die manchmal tagelang etagenweise ausfällt, funktioniert derzeit wieder; Süddtsch. Ztg. 10.5.1995 Das Gebäude wird aus Sicherheitsgründen nicht gesprengt, sondern nach der Entkernung für zwölf Millionen Mark etagenweise abgetragen; M M 7. 10. 2000 Auch in kleineren Gärtchen kann man eine lang anhaltende Farbenpracht zaubern, indem man verschiedene Blumenzwiebelarten einfach etagenweise übereinander in Blumentrögen in die Erde gibt. etagieren: Campe 1813 Fremdwb. 295 etagiren . ., abstufen; 1861 Allg. Mil.-Enc. IV 56 Maximilians-
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thurm . . ist eine etagirte Batterie, die entweder der Form des Gebäudes nach kreisrund, oder im Halbkreis erbaut ist; ebd. IV 75 Er . . machte sich durch Einführung der runden etagirten Thürme . . berühmt; 1883 Brockhaus VI 392 etagieren, abstufen. Etagierung: Hailbronner 1837 Cartons II 341 Unentschlossenheit über die Eintheilung während des mit unglaublich geringen Mitteln vollführten Baues hat einige Fehler in der Etagirung erzeugt; 1861 Allg. Mil.-Enc. IV 298 Diese Thürme sind daher auch nur durch Etagirung vervielfältigte casemattirte Batterien. OV
Etagere F., früher vereinzelt N. (-; -n), im frühen 19. Jh. entlehnt aus frz. etagere 'Stufengestell' (zu etage; —• Etage). Bildungsspr. in der Bed. 'leichtgebautes, meist aus Holz bestehendes Stufengestell für Bücher, Bücherbrett, Wandbrett; Tischaufsatz, Gestell für Geschirr', dann auch 'Schale aus drei verschieden großen, übereinander angeordneten Tellern, die durch einen durch ihre Mitte verlaufenden Stab verbunden sind, meist mit Lebensmitteln (ζ. B. auf einem Büfett)', öfters als Grundwort in Zss. wie Glas-, Jugendstil-, Pyramiden·, Schokoladen-, Spiegel-, Zuckeretagere. Hauff 1826 Mann im Mond I 69 die geschmackvolle etagere dort haben sie gewiß selbst erst aus der residenz geschickt (DWB N.); 1836 Album d. Boudoirs 22 Die Etageren werden in Form eines Tisches beliebt; Gutzkow 1852 Ritter v. Geiste III 208 Die Etagere für die Damenbibliothek (SANDERS 1871); Niendorf 1854 Paris 219 wo ich . . ihm selbst einen winzigen eisernen Etageren-Bonaparte schenkte; Gutzkow 1858 Zauberer VII 187 Auf einer hängenden Etagere blinkten Trinkkannen (SANDERS 1871); Max. v. Mex. 1867 Leben 1 155 als mich plötzlich der Umsturz meiner BücherEtagere mit Allem was sie trug weckte; ebd. IV 36 einzelne Etageren und Tische mit kostbaren und interessanten Nippes vollendeten das traulich wohnliche Ganze; Dingelstedt 1868 Amazone (VI 41) Etagere mit grossen Mappen von Kupferstichen; vor 1871 Gartenlaube XVII 19b Diese geschnitzte Palissander-Etagere (SANDERS 1871); Hackländer vor 1871 Eign. Welt I 224 Ein höchst elegantes, halbrundes Etagere, in dem die schönsten Fächer ausgestellt waren (SANDERS 1871); Schweiger-Lerchenfeld 1880 Frauenleben 559 die Etageres mit den kostbaren Porzellanvasen und Nippes; Hertz 1883 Elternhaus 65 Etagere mit runden, drehbaren Borten, auf denen die Bücher lagen, die gerade gelesen wurden; Fontane 1897 Stechlin 20 eine Etagere, auf deren oberem Brettchen eine Meißner Figur stand, ihr ohnehin kurzes
Röckchen lüpfend; Schnitzler 1899 Vermächtnis 7 ein Schreibtisch, gleich daneben eine Etagere; R. Walser 1908 Gehülfe 14 Auf einer Etagere befanden sich einige alte und moderne Bücher (DUDEN 1993); zur Megede 1911 Quitt 45 ein schon verblaßtes Daguerreotyp auf der Etagere darunter; Werfel 1924 Verdi 421 Ungleichen Formats, dicht gedrängt, widerlich standen sie auf der Bücheretagere; Smithanders 1926 Nordamerika 140 Jeder nimmt von der hohen Etagere das, was ihm und seinem Geldbeutel zusagt; Hurst 1927 Mannequin 10 Kannelierungen aus Mahagoni und Etageren aus Nußholz; Schröder 1931 Wanderer 66 Die schönste von ihren Nippsachen hatte sie denn auch auf der Etagere in dem einen hellen Zimmer aufgestellt (DUDEN 1993); Th. Mann 1953 Erz. (W. VIII 884) und immer standen, solange die Glorie nur währte, auf den Etageren und Tischchen ihres Boudoirs Sträuße von wohlerquickten Rosen; 1966 Zeit Nr. 12 alte bierkrüge, kristallgläser mit hohen stielen schmücken die etageren (DWB N.); Stern 25. 6. 1987 das gute alte kleinbürgerliche Spargelkraut, in Massen über eine Jugendstil-Etagere drapiert, kann sich durchaus wieder sehen lassen; taz 28. 2. 1997 Fischli: Das ist kleines, goldgelbes Salzgebäck in Fischform, welches in den 60er Jahren gern in sogenannten Etageren gereicht wurde; MM 13. 4. 2000 dünnbeinige Etageren mit Säulenstutzuhren standen an den Wänden. OV
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Etappe
Etappe F. (-; -n), Anfang 17. J h . entlehnt aus frz. etape 'Warenlager, Verkaufsplatz; Rastplatz, Tagesmarsch, Wegstrecke' ( < altfrz. estaple < mittelniederl. Stapel '(geschichteter) Haufen, Warenlager, Verkaufsplatz'), bis ins 19. J h . häufig in frz. Schreibung Etape, itappe. 1 Zunächst als militärischer Terminus in der Bed. O r t e entlang einer Heerstraße, wo Vorräte für die durchziehenden Truppen bereitgehalten werden, Lebensmittelmagazin für die Truppe, Verpflegungsstätte, Rastplatz' (s. Belege 1610, 1680, 1700, 1757, 1797, 1824; vgl. 2a), gelegentlich auch 'Proviant' (s. Belege 1695, 1727, 1757, 1820), bes. seit dem 1. Weltkrieg 'besetztes Hinterland, Versorgungsgebiet hinter der Front, von Kampfhandlungen nicht berührtes Nachschubgebiet zwischen Kampfzone und Heimat, in dem sich Versorgungsdienste, Lazarette, Ausbildungs-, Ersatz- und Sicherungstruppen befanden', häufig als Bestimmungswort in Zss. wie Etappentruppen 'Truppen älterer Jahrgänge, die Sicherung und Verwaltung der Etappen durchführten', Etappengebiet, -linie, -Soldaten, -offizier, -Straße 'Heerstraße', -kommandant, -arzt, -lazarett, -Verpflegung, in Wendungen wie die Verwundeten in die Etappe abtransportieren, die Etappe wurde von feindlichen Flugzeugen bombardiert, auch abwertend für 'Gebiet, wo man fern von der Front ist, bequem und sicher leben und sich von der Front drücken kann', z . B . in der Etappe sitzen, sich in der Etappe herumdrücken, vgl. dazu die pejorativ konnotierten Personenbezeichnungen Etappenhengst, -hase, -schwein (als Ggs. zu Frontschwein, —• Front), -sau, -sack 'Truppenangehöriger, der sich meist in der (ungefährlicheren) Etappe aufhält, sich vor der Front drückt'. Dazu seit früherem 18. J h . die Personenbezeichnung Etapier M . (-s; -e) 'jmd., der sich um den Proviant und das Quartier für die Armee kümmert, Proviantverwalter, Quartiermeister' sowie im früheren 20. J h . die verbale Gelegenheitsbildung etappisieren. 2 Seit Mitte 19. Jh. in der Bed. '(in einzelne Stationen gegliederter) Abschnitt, Teil einer Strecke': a Zunächst für '(Zwischen-)Station, Haltepunkt (auf einer zu bewältigenden Strecke, Marschroute)', oft militärisch (s. Belege 1861, 1870, 1871, 1882), aber auch nichtmilitärisch, bes. in Bezug auf Reiserouten 'Aufenthalt, Quartier' (s. Belege 1855, 1968). b Dann, da die Versorgungsdepots (vgl. 1) in Abständen von Tagesmärschen angelegt waren, in der Bed. 'Tagesmarsch' und insbes. '(der dem Tagespensum entsprechende) Streckenabschnitt, (räumliche) Teilstrecke, Abschnitt (größerer Wegstrekken)', als Grund- und Bestimmungswort in Zss. wie Reiseetappe, Etappenflug 'Flug mit Zwischenlandungen', Etappenhalt 'Unterbrechung, Aufenthalt zwischen zwei Etappen', sehr häufig als Terminus des Sports 'zu bewältigender Abschnitt, Teilstrecke, nach der eine Ruhepause eingelegt wird', ζ. B. im Radsport 'Abschnitt eines mehrere Tage dauernden Straßenradrennens', als Bestimmungs- und Grundwort in Zss. wie Etappenrennen, -sieg 'Sieg in einer Teilstrecke eines Etappenlaufes oder -rennens', -route, -sieger, -fahrer, -jäger, -erster, -erfolg, -profil, -wertung 'Wertung der einzelnen Etappen eines Radrennens'; Achtelfinal-, Alpen-, Berg-, Königs-, Tages-, Touretappe, in der Leichtathletik Etappenlauf 'Rennen über mehrere Etappen', häufig in Wendungen wie eine (größere) Strecke in (mehreren) Etappen zurücklegen, die letzte Etappe beträgt 150 Kilometer, eine schwere, bergige Etappe, die
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Fahrer wurden am Etappenziel stürmisch begrüßt, Sieger der dritten Etappe sein, in der fünften Etappe ausscheiden. 3 Seit späterem 19. J h . auch übertragen verwendet für 'Zeit-, Entwicklungsabschnitt, (zu durchlaufendes) Stadium; Stufe(nfolge), Schritt', häufig als Grund- und Bestimmungswort in Zss. wie Ausbildungs-, Bau-, Behandlungs-, Einführungs-, End-, Entwicklungs-, Erschließungs-, Forschungs-, Geschichts-, Reifungs-, Schluss-, Umbau-, Zwischenetappe; Etappenlösung, -schritte, -sieg, -theorie und in Syntagmen wie Etappen eines Prozesses, des Lebens, die Entwicklung durchläuft viele Etappen, eine wichtige Etappe auf dem Weg zum Erfolg, eine Etappe auf dem Weg zu etwas darstellen, in einer einzigen Etappe 'auf einmal', etwas in Etappen durchführen, etwas erfolgt in mehreren Etappen, die wirtschaftlichen Ziele für eine längere Etappe festlegen, der Vertrag leitet eine neue Etappe ein, etwas ist der Beginn einer neuen Etappe (z.B. in der politischen Entwicklung). Dazu seit Ende 17. J h . die adj. Ableitung etappenmäßig 'rastgemäß', z . B . etappenmäßige Verpflegung 'vorschriftsmäßige tägliche Verpflegung der marschierenden Soldaten' (zu 1), 'in Abschnitte gegliedert' (zu 2b und 3), gleichbed. mit seit frühem 20. J h . belegtem etappenweise 'in Abschnitte aufgegliedert', in Wendungen wie etwas etappenweise befördern (zu 2b) und eine Umgestaltung etappenweise vornehmen, eine etappenweise Modernisierung (zu 3) und etappenreich 'reich an Abschnitten' (zu 2b und 3). Im 20. Jh. vorwiegend Schweiz, gebräuchliches etappieren mit dem dazugehörigen Verbalsubst. Etappierung F. (-; -en) 'Einteilung, Gliederung in Abschnitte', z . B . die Etappierung der Baustelle (zu 2b), als Bestimmungs- und Grundwort in Zss. wie Etappierungskonzept, -plan, -Vorschlag, -frage, -möglichkeit, -entscheid, Bau-, Sanierungs-, Scheinetappierung (zu 3) und den Ableitungen etappierbar (zu 2b) und Etappierbarkeit (zu 3). Etappe 1: Ernstinger 1610 Raisbuch 180 L'estape oder weinmarckht bey S. Georgkirchen; ebd. 248 Es ist in diser statt der estape allerlay getraits von manch arten, damit sy grosse gewerbschafft allda treiben, wie auch mit anderen handtierung (beide J O N E S ) ; 1680 Wochentl. Friedens- u. Kriegs-Currier X 7 massen auch die Estappes auff der Route . . mit groessern Proviant vermehret werden (BRUNT); Scheibner 1695 Avisen-Curier o.S. etappes, Lebens-Mittel vor die Militz (BRUNT); 1700 Europ. Ztg. (Schöne 292) die abgedanckte Soldaten auff denen sogenannten Etappes verkostet (BRUNT); 1705 Bauernaufstand (Riezler l 11) keinem darf . . ein Quartier, wenn es nicht solcher Marsch- und Etappenzettel ausdrücklich weist, verstattet werden (BRUNT); Sperander 1727 A la mod Sprach 237 Etape . . wird auch dasjenige also genennet, was man einem Soldaten zu Fuß zu seinem Unterhalt, einem Reuter vor sich und sein Pferd an Proviant und Fourage gibt; Schropfius 1728 Robinson 86 Das allerschlimmste aber, so wir auf unserm Marche hatten, war der Frantzoesische Tappen [!], indem wir nur etwas Geld, aber alle Mittage Wein, Fleisch und Brod bekamen
(BRUNT); 1732 — 33 (1903 Hess. Blätter f. Volkskunde 11 135) Das Etappen Geld so von den Welzeck eingegangen; Eggers 1757 Kriegslex. 1 804 Etappe . . ein Ort, wo für durchziehendes Kriegsvolk Proviant- und Fourage-Magazine angelegt sind, und auch die tägliche Lieferung, welche aus selbigem jedem Soldaten und Reuter geschiehet; ebd. Etape wird dasjenige genennet, was man einem Soldaten zu Fuße zu seinem Unterhalt und einem Reuter für sich und sein Pferd, auf Märschen und Zügen im Lande aus den herrschaftlichen Magazins reichet, oder von den Wirthen in jedem Nachtlager gegen richtige Quittungen der Compagnie-Commandanten reichen läßt; Laukhard 1797 Leben u. Schicksale IV 1,335 Seit der Revolution hat man aus allen Gegenden des innern Frankreichs nach den Gränzen zu gewisse Stationen angelegt, welche ein reisender Soldat täglich bequem zurücklegen kann. Auf diesen Stationen muss er allemal seinen Pass zeigen . . Dann bekömmt er frey Quartier, 1 Vi Pfund Brot, Vi Pfund Fleisch und eine Bouteille Wein. Solche Stationen heissen Etapes; Cancrin 1820 Militairökonomie 11 195 wie man aus der natürlichen Ortsverpflegung, den
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Kantonnements, ohne bedeutende künstliche Anstalten, zu der natürlichen Reiseverpflegung, den Etappen übergehen könne; Martens 1824 Militärverpflegung 22 Etappen . . sind dauernde oder vorübergehende Stationen; 1835 Ζ Krieges XXX/V 254 die Truppe war also, laut Marschroute, auf der Etappenstraße, wo sich an allen Etappenorten französische oder baiersche Platzkommandanten befanden; 1852 Prutz' Museum 11 335 Zum Struvezug gab ihnen die Ptäfectur nicht nur Pässe, sondern selbst Etappengelder; 1861 Allg. Mil.-Enc. III 375 Etapenconvention, eine Convention zweier Staaten, nach welcher der eine dem andern nicht nur den Truppendurchzug gestattet, sondern ihm auch durch Gestattung von Etapeneinrichtung erleichtert; Martens 1864 Militärverpflegung 1 86 in den Plätzen . . , welche grössere Verpflegungsanstalten in sich schliessen und Etappen im Rücken der Armee bilden; Hartmann 1885 Erlebtes 160 waren Theile der 4ten Reserve-Division herangezogen worden, die nach Rückkehr der entsandten Kolonnen die lange Etappenlinie, gegen welche abermals von Besan^on aus die Unternehmungen des Feindes sich richteten, wieder stärker besetzen mußten; Hefele 1918 Psychologie d. Etappe 5 zumeist ist es der Frontkämpfer in den Tagen der wohlverdienten Ruhe, der Erholung und Ausspannung, nicht der „Etappenmensch", sondern der „Etappenurlauber"; 1922 Deutschlands Erneuerung 625 Jeder Bureauarbeiter des Arbeitsdienstes müßte wissen, daß er bei ungenügenden Leistungen oder bei versuchen, „Etappenschweinerei" zu treiben, auch ganz gut für den Rest seines Dienstjahres zum Torfgraben kommandiert werden könnte; Unruh 1925 Opfergang 34 zweihundert Wolldecken, die ein Kraftautomobil aus dem Etappengebiet der Front zuführte; Balla 1926 Im Yorckschen Geist 9 Die rasierten Gesichter der Kameraden aus der Etappe . . betrachtete er nur mit grenzenlosem Hohn; Beumelburg 1930 B. 265 vollgefresssene Etappensäue; Kisch 1930 Ges. W. / 421 Bei unserem Decrescendo konnte ich ein Crescendo der allgemeinen Sorglosigkeit konstatieren, man spürte den Etappenraum, den Weg in das Hinterland; Münch. Ν. N. 5. 10. 1938 Hier, in der „Etappe" herrscht Mars merkbar und vernehmlich mit Motorengeknatter und Raupengerassel; wenn anderswo die Uniform auffällt, so hier das Zivil; ebd. 22. 8. 1944 Front und „Etappe". Probleme des fünften Kriegsjahres (Überschr.); Härtling 1978 Hubert 339 unsere kompanie lag in Meseritsch, in der etappe (DWB N.); Zeit 11.10.1996 Wehrpflichtige Angehörige jüdischen Glaubens, behaupteten die Denunzianten, würden in großer Zahl Geld und Beziehungen nutzen, um in Schreibstuben und in Etappenkommandos bequem durch den Krieg zu kommen; Berl. Ztg. 24. 12. 1998 Am er-
sten Februar 1915 wurde der Historiker Friedrich Wolters eingezogen und fuhr in den folgenden Monaten mit dem Kaiserlichen Autocorps der Etappeninspektion der fünften Armee; Frankf. Rundsch. 31. 12. 1999 Seine Kindheit verbringt Sterne in den Heerlagern und Etappenquartieren der Armee. Etapier: Zedier 1734 Universallex. VIII 2020 Etapier . . heisset derjenige, so hierzu bestellet ist, oder welcher vermöge einer gewissen Summe Geldes, die man ihm giebt, sich verbündlich macht, den Soldaten, sowol zu Roß als zu Fuß, in währenden March durch eine Provintz, das Proviant und die Fourages . . zu liefern; Eggers 1757 Kriegslex. I 804 Etapier, oder entrepreneur des Etapes wird in Frankreich derjenige genennet, welcher vermittelst einer gewissen Summe Geldes . . sich verbindlich macht, dem durch eine Provinz ziehenden Kriegsvolke den gehörigen Proviant und Fourage zu reichen; Laukhard 1797 Leben u. Schicksale IV 1,378 Der Etapier versicherte uns, dass er kein Brod im Vorrath habe; Heyse 1838 Fremdwb. 1 383 Etapier . . ein Proviantmeister, Pachter oder Verwalter einer Etape. etappenmäßig: 1691 Acta publica XVIU 165a von der marchirenden Soldatesca . . Estappen-mässig gelebet; 1705 Bauernaufstand (Rtezler I 25) Es gebührt ihm, so lang er im Marsch ist, die etappenmäßige Verpflegung (beide BRUNT); Cleander 1710 Cabinet 11 21 Wir wollen dahin bedacht seyn, dass, so lange die leute in unserm Territorio steh, selbige etappenmässig, gegen erleidliche Bezahlung mit Bier, Brodt, und Fourage, versehen werden; Crome 1791 Wahlcaptt. 60 etappenmässige Verpflegung; Cogniaczo 1794 Gestaendn. III 61 Anm. die Zeiten, wo etappenmässig marschirt wurde; Rühle v. Lilienstein 1809 Bericht 1 50 etappenmässige Verpflegung; Sanders 1871 Fremdwb. 346 Etappenmäßige Verpflegung, vorschriftsmäßige der Truppen auf dem Marsch. etappisieren: Gröber 1935 Weltkrieg 155 auf unserem Rückzug doch noch in einige nicht etappisierte Dörfer ins Quartier kamen. Etappe 2a: Burckhardt 1855 Cicerone 184 leider kann der von Rom abreisende . . nur mit unverhältnismässigen opfern seine etappen selber bestimmen (DWB N.); 1861 Allg. Mil.-Enc. 111 374 Etapen, Marschstationen; Gildemeister 1870 Aus d. Tagen Bismarcks 36 Darum ist Metz nur eine Etappe des Marsches; das Ziel heißt Paris; Fontane 1871 Kriegsgef. 45 Besan^n . . erschien mir lediglich als Etappe zurück in die Freiheit; 1882 Gegen-
Etappe wart XXII 36b endlich taucht in der ferne ein rohes blockhaus auf, es ist die etappe (DWB N.); 1968 N. Zürcher Ztg. 113,4 die insel im indischen ozean, einst menschenleere etappe der portugiesischen und der holländischen Seefahrer auf dem weg nach osten (DWB N.). Etappe 2b: Detlefsen 1862 Briefw. 65 mein weg ging über Perugia nach Pesaro und von da in kleinen etappen bis Faenza (DWB N.); Fontane 1882 L'Adultera 172 In kurzen Etappen ging es durch Umbrien; Suttner 1896 High-life 131 Es freut mich, Ihrem heutigen Telegramm zu entnehmen, dal? Sie auf der zweiten Etape Ihrer Reise glücklich angekommen sind; 1910 Buch d. Sports Nr. 110 der Erfolg, den der Herrenfahrerklub jüngst mit seiner Etappenfahrt Berlin-München hatte; Lokal-Anz. 10.8. 1933 Das Geschwader . . rechnet für diese letzte Etappe des großen Fluges mit einer zehnstündigen Flugdauer; ebd. 30. 8. 1934 Nur noch 43 Fahrer traten . . zur 235,4 Kilometer langen vierten Etappe der Schweizer Radrundfahrt in Luzern an; Süddtsch. Ztg. 18. 7. 1950 Das Ziel der fünften Etappe der „Tour de France" von Rouen nach Dinard; N D 11.2.1959 Sieger der 8. Etappe der Ägyptenradrundfahrt von Port Said nach Sagasig; ebd. 15. 5. 1964 die Teilnahme an diesem großen Amateur-Etappenrennen; Wolf 1971 Wander mal wieder o. S. die Etappenwanderung ist schon ein Urlaub für sich, denn sie dauert mehrere Tage und geht von Ort zu Ort, von Jugendherberge zu Jugendherberge; taz 3. 7. 1987 Beim Einzelzeitfahren und der 1. Etappe dominieren nicht die Stars; ebd. 24. 7. 1989 Trotz seiner Aufholjagd glückte Delgado als Gesamtdrittem kein Etappenerfolg und nur teilweise die sportliche Rehabilitation; Süddtsch. Ztg. 14. 9. 1999 Die Königs-Etappe der 54. Spanien-Rundfahrt hat im noch verbliebenen 164köpfigen Fahrerfeld deutliche Spuren hinterlassen; taz 24. 9. 1999 allgemein wurde erwartet, dass Jimenez, der schon am extrem steilen Angliru-Pass gesiegt hatte, diese 18. Etappe der Spanien-Radrundfahrt für sich entscheiden würde.
etappenmäßig: 1824 Ζ Krieges 1185 Die Schweden setzten ihre Reise etappenmäßig fort; taz 16. 5. 1988 Wenn der etappenmäßige Abzug logistische Gründe haben sollte, wie behauptet wird, dann hätte eine unparteiische militärische Kommission darüber entscheiden müssen, wie lange die Sowjetunion für den Abzug ihrer Truppen benötigt. etappenreich: Süddtsch. Ztg. 22. 7. 1999 zunächst mußten die inzwischen teilweise stark beschädigten Gemälde und Ikonen identifiziert werden; denn
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die Inventarverzeichnisse waren auf der etappenreichen Reise verlorengegangen. etappenweise: Thurnwald 1931 Ges. 143 sie waren gezwungen, ihre Sachen etappenweise zu befördern; taz 22. 3. 1991 Der Nord-Süd-Tunnel der SBahn (S1 und S2) zwischen Humboldthain und Anhalter Bahnhof wird in dieser Zeit etappenweise völlig gesperrt und saniert. etappierbar: Züricher Tagesanz. 14. 6. 1996 Nicht die Vorinvestition in die grosse Platte über den Gleisen bestimme die Mietflächen, sondern der etappierbare Stadtturm. Etappierung: St. Galler Tagbl. 22.3.2000 So schrieb jemand, die Baustelle sei zu lang, mit einer Etappierung hätten die Kosten reduziert, die Unfallgefahr verringert werden können. Etappe 3: 1865 Qu. dtsch. Politik Österreich V 1,10 darüber besteht kein zweifei, daß die preußische regierung gegenwärtig nicht im entferntesten daran denkt, den prinzen von Augustenburg jemals als herzog von Schleswig-Holstein anzuerkennen, für sie ist das neue provisorium nur eine etappe für annexion (DWB N.); Lagarde 1876 Gegenwärtige Lage 26 das jetzige deutsche Reich als das anzusehen, was es ist, als eine etappe auf dem Wege zu vollkommenerem, eine etappe, die sich zu dem endgültigen mitteleuropäischen Staate so verhält, wie sich der einst bestandene norddeutsche Bund zum jetzigen deutschen Reiche verhalten hat; Schick 1903 Bierbaum 33 Zwischendurch lernt unser Willibald Alkohol, Nikotin und die Liebe in den naturbedingten Etappen kennen; Negelein 1903 Pferd. Einl. XVIII die einzelnen Etappen [in der Zähmung des Pferdes] . Wildstand — Jagd und Gefangennahme — Zähmung — Domestikation; 1914 Stimmen d. Zeit 407 Der Parteitag in Jena war . . eine weitere Etappe in dem Prozeß der sozialdemokratischen Kräfteverschiebung von links nach rechts; 1928 Handb. d. Englandkunde I 287 Etappen der irischen Freiheitsbewegung; Berl. Illustr. Nachtausg. 11.8.1933 In dieser Etappe sind hier bei uns wieder rund 300 000 Arbeitslose in den Arbeitsprozeß eingeschaltet worden; Münch. Ν. N. 27. 5. 1939 Die Ausbildung erfolgt in drei großen Etappen, den Kreis-, Gau- und Reichssportlehrgängen; Ungern-Sternberg 1943 Frankreich 31 Die geschichtlichen Etappen; 1941 Reich u. Reichsfeinde 1 36 Der Historiker kennt die Etappen unserer bisherigen Reichswerdung; Weizsäcker 1950 Erinn. 102 Eine wichtige diplomatische Etappe war erreicht; Offenburger Tagebl. 26.10.62 Die erste Etappe dieses Weges scheint
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friedlich bewältigt; ND 9. 7. 1969 diese Beratung leitete eine neue Etappe bei der Festigung der Einheit und Geschlossenheit der kommunistischen und Arbeiterparteien ein; FAZ 30. 11. 1971 Zehnerklub-Tagung bedeutsame Etappe (Überschr.); N D 5. 2. 1974 dal? die kubanische Revolution in eine neue Etappe ihrer Entwicklung getreten ist; taz 3. 8. 1988 im Rahmen der sogenannten Etappentheorie wurde für ein als feudal gekennzeichnetes Lateinamerika zunächst eine Etappe der national-kapitalistischen Entwicklung vorausgesehen und propagiert; ebd. 29. 6. 1989 Auch die Formen der politischen Organisation und des Revoltierens erinnern an diese Geschichtsetappe; ebd. 9. 2. 1991 Auf Französisch liegen alle fünf Bände schon vor, und mit ihren Etappengrenzen werden sie auch den konservativsten Studienrat für sich einnehmen, weil er sie aus dem Schulbuch kennt: 1. Vom Römischen zum Byzantinischen Reich; Süddtsch. Ztg. 18. 6. 1997 Bereits vor dem abrupten Ende der Verhandlungen . . hatte Netanjahu vorgeschlagen, anstatt über Etappenlösungen gleich über eine endgültige Regelung zu verhandeln; ebd. 7. 10. 1998 die Ausstellung übergeht die Dramen des 20. Jahrhunderts in hastigen Etappensprüngen; ebd. 27. 2. 1999 Der reguläre Hotelbetrieb kann jedoch wegen eines durchdachten Etappen-Bauplanes während der gesamten Umbauphase aufrechterhalten werden. etappenmäßig: St. Galler Tagbl. 24. 6. 1998 Das etappenmässige Bauen ist einiges teurer als das zuerst vorgesehene „Gesamtpaket". etappenreich: Züricher Tagesanz. 22. 10. 1996 Seit heute Dienstag ist das neue Servicezentrum im Nordtrakt des Hauptbahnhofs Zürich in Betrieb . . Ein wichtiger Schritt in der etappenreichen Geschichte des HB. etappenweise: Voss. Ztg. 24. 4. 1929 Als die Regierung zur etappenweisen Umstellung des Vogelsberges l'/i Million Mark in Aussicht stellte; Lokal-
Anz. 17.3. 1933 überdies verwies der Engländer Deutschland auf eine „etappenweise" Durchführung der Gleichberechtigung; Welt 6. 7. 1949 der etappenweise Abbau der staatlichen Kontrollen auf dem Gebiete der Wirtschaft und des Handels ist eine Forderung, deren Erfüllung sich die Regierung wohl kaum mehr entziehen kann; Süddtsch. 12. 5. 1950 These von der etappenweisen Weltrevolution ohne neuen Weltkrieg; FAZ 3. 1. 1972 Die finnische Volksfront . . zerbrach etappenweise im vergangenen Jahr, nachdem sich unaufhörlich Krise an Krise gereiht hatte; Zeit 9. 5. 1986 erstens eine etappenweise Abschaffung aller nuklearen Waffen bis zum Jahr 2000; Züricher Tagesanz. 1. 3. 2000 Beide Bauprojekte sind für etappenweise Erweiterungen konzipiert. Etappierbarkeit: St. Galler Tagbl. 9. 5. 1998 Bereits im ersten Durchgang wurden fünf Projekte aufgrund ihrer ortsbaulichen Gestaltung und ihres architektonischen Ausdrucks ausgeschieden, im zweiten kamen aufgrund der Etappierbarkeit und der gezeigten Siedlungsmuster drei weitere dazu; Züricher Tagesanz. 18. 9. 1999 Die von einer Jury einstimmig ausgewählte Vision des Zürcher Architekturbüros von Axel Fickert und Katharina Knapkiewicz trifft das städtische Leitbild der Urbanen Verdichtung, der gemischten Nutzung und der Etappierbarkeit genau. etappieren: Züricher Tagesanz. 25. 4. 1996 Angesichts der knappen Finanzen habe der Berner Regierungsrat Verständnis für einen etappierten Bau der Lötschbergbasislinie; St. Galler Tagbl. 29. 4. 1997 Bedenken wurden lediglich wegen der sehr langen etappierten Bauzeit bis ins Jahr 2001 geäussert. Etappierung: Züricher Tagesanz. 12. 4. 1996 Am 9. Januar hatte der Spitzenverband der Schweizer Wirtschaft dem Bundesrat ein radikales Etappierungskonzept für die Grossprojekte der Bahn vorgelegt. OV
Etat M . (-s; -s), im früheren 17. Jh. entlehnt aus frz. etat '(Zu-)Stand, Beschaffenheit; soziale Stellung; Staat; Staatshaushalt; schriftliche Fixierung des gegenwärtigen, finanziellen Standes, (Vermögens-)Aufstellung, Inventarliste' (zurückgehend auf lat. status 'das Stehen, Stand, Wuchs, Zustand, Lage; soziale Stellung, fester Bestand, Wohlstand', vgl. mlat. status 'Hofhaltung, Haushalt, Einkünfte, Inventar, Rechnungslegung', zu stare 'stehen'; vgl. Staat, Status, Etage), früher auch in den Formen Esta(a)t, Etaat (vgl. 1). l a Zunächst in der veralteten Bed. 'politisches System, Staat, Herrschaft, Reich' bes. in den veralteten Zss. Etatsminister/-rat 'Staatsminister/-rat', auch in der über-
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tragenen Wendung Etat machen '(großen) Aufwand treiben'; dazu seit frühem 20. Jh. aus gleichbed. frz. etatisme übernommenes Etatismus M. (-; ohne PI.), kritisch wertende Bezeichnung für Bestrebungen und Tendenzen, den staatlichen Machtbereich und die staatliche Verwaltungskompetenz auf Kosten der Eigenständigkeit von Wirtschaft und der Gesellschaft auszudehnen, die individuelle Rechtssphäre einzuengen sowie auch bundesstaatliche Befugnisse gegenüber den Rechten von Gliedstaaten zu erweitern (vgl. Bürokratismus, Zentralismus), z.B. das System des kommunistischen Etatismus, seit früherem 20. die adj. Ableitung etatistisch, z.B. etatistische Tendenz; etatistisch-elitär, -merkantilistisch, -republikanisch, -sozial, b Etwa gleichzeitig ebenfalls veraltet für 'gesellschaftliche Gruppe, Stand', c Im 17. Jh. vereinzelt 'Zustand, (Geistes-, Gemüts-)Verfassung, Lebensweise'. 2 Seit Mitte 17. Jh. in der heute dominanten Bed. 'Aufstellung, Liste; Rechnung, Vermögensstand', speziell im wirtschaftlichen Sinne bezogen auf Staats- und militärische Ausgaben '(Staats-)Haushaltsplan; Berechnung/Veranschlagung/Voranschlag der Einnahmen und Ausgaben, Vermögensstand' (—> Budget), in Wendungen wie Etat der Kompagnie, (außer-)ordentlicher Etat, mit einem anfänglichen Etat von 1 Million DM, der jährliche Etat des Hospitals beträgt 30 Millionen Mark, den öffentlichen Etat belasten, den Etat überschreiten, im Etat klafft eine Lücke, im Etat sind alle Kosten enthalten, als Bestimmungswort meist in der Form Etats- in zum Teil veralteten Zss. wie Etat(s)ausgleich, -beratung, -einschränkung, -gesetz, -jähr, -mittel, -politik(er), -runde, -stärke, -Überschreitung, -vorläge, -Vorschlag, (in der Form Etat-) Etatamt, -posten, häufiger als Grundwort, ζ. B. Finanz-, General-, Kriegs-, Haus(-halts)-, Hof-, Kolonial-, Marine-, Militär-, Not-, Schul-, Ziviletat; schon früh allgemeiner verwendet (s. Belege 1789, 1837, 1895), z.B. das geht über meinen Etat; seit frühem 18. Jh. auch in der Bed. 'in einem Haushaltsplan veranschlagter, ausgewiesener Betrag', (s. Belege 1717, 1793, 1908, 1932, 1973, 1987). Dazu seit Anfang 19. Jh. die adj. Ableitung etat(s)mäßig 'ein im Etat verankertes Amt innehabend' (vgl. außeretat(s)mäßig), auch subst. (s. Beleg 1939); seit früherem 20. Jh. etatisieren V. trans. 'Einnahmen und Ausgaben veranschlagen; im Finanzplan verankern'. Etat l a : Oxenstierna 1633 Br. an Bernhard v. Weimar (Gaedeke 198) die allgemeine Wolfarth des ganzen Evangelischen Estats . . das ganze Euangelische weßen (JONES); 1656 (Frauenholz 1935 f f . Heerwesen IV 130) befehlen diesem nach allen und jeden uns vorerwehnten angehörigen, . . unsern officierern . . in allem, so zu unserm dienst und beständigen Sicherheit unsern etats und daraus erfolgender beruhigung länder und leute gerichtet, schuldigster maßen getreulich an die hand zu gehen (DWB N.); Winckler vor 1686 Edelmann 529 sind sie [Bürger von Amsterdam] mit ihrer siegenden armee in dieses estaats herzen, so wird sich die furcht von daraus desto grösser ausbreiten (DWB N.); Ziegler 1697 Staats-Phantasien 17 Als nun Apollo seine Hartnäckigkeit verspürete/ wurde ihm/ auf Gutbefinden der Etaats-Räthe/ folgende Straffe auferleget; Wächtler 1709 Manual 123 Etat . . Staat/ ζ. E. er macht einen grossen Etat von sich;
Marperger 1717 Beschr. d. Banken 38 [Es ist] in unserm tractat . . auch anleitung gegeben worden, wie ein in geld-nöthen steckender etaat noch leichter in seinem eigenen lande zu auffrichtung solcher leib-renten . . gelangen könte (DWB N.); Sperander 1727 A la mod Sprach 238 Etat, die Beschaffenheit einer Sache, ζ. E. der Gesundheit oder eines andern Dinges; it. der Stand, darinnen man lebet. Ingleichen ein Staat, Herrschaft, Reich. Etatismus: Naumann 1915 Mitteleur. 12 Etatismus; Th. Mann 1920 Reden u. Aufs. (W. XU 603) Möge 'Demokratie' das letzte Wort der Stunde sein, — das letzte Wort Deutschlands ist es bestimmt nicht, so wenig wie sozialistischer Etatismus sein letztes Wort sein kann; 1926 Zges. Staatswiss. LXXXI 246 Gesellschaftsideal des Etatismus; Basler Nachr. 21. 12. 1934 öffentliche Betriebe . . von der Regierung übernommen; aber weder in
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diesen noch in anderen Fällen wird Privatbesitz ohne entsprechende Entschädigung enteignet — und darin unterscheidet sich der Etatismus grundsätzlich vom Bolschewismus; 1936 Weiße Blätter 93 Etatismus: . . der Anspruch des Staates in dem letzten, grundlegend wichtigen Programmpunkt der türkischen Staatspartei . . im Verhältnis von Staat und Wirtschaft; Lagiader 1945 Zürich II 347 der grossen Gefahren bewusst zu sein, welche eine konsequente Weiterentwicklung des Etatismus zur Folge haben musste; Th. Mann 1950 Reden u. Aufs. (W. XI 308) anerkannte er in der Sozialdemokratie eine Partei des Etatismus und der Staatsdisziplin; Röpke 1950 Mass 123 Kollektivismus bedeutet hundertprozentigen Etatismus; Hocke 1976 Tagebücher 230 f. Doch schauderte er [Andre Gide] vor der Reduzierung des Menschen zur bloßen Produktionskraft in einem neuen Massen-Etatismus zurück; Zeit 27. 9. 1985 „die konsequenteste Art des autoritären Staates" — der Stalinismus als die Zukunft des Faschismus. Dieser integrale Etatismus verzichtet auf die Praxis des Rassenhasses; taz 21. 2. 1992 hat sie [Sozialdemokratie] im Verlauf der Geschichte etatistischen Charakter angenommen und konnte dann schwer verstehen, daß es querliegende Bewegungen gibt, die den Etatismus kritisieren und ablehnen; Berl. Ztg. 23. 6. 2000 Für mich ist Grün im Kern eine Kombination aus Ökologie und Demokratie, ein dritter Weg zwischen Marktradikalismus und Etatismus.
etatistisch: 1932—33 Schweizer. Rundsch. XXXII 2,1123 etatistische System; 1933 Volk u. Reich 168 etatistisch [rein staatlich]; Münch. Ν. N. 3. 4. 1938 so war ihre Seelenhaltung etatistisch-übernational; ebd. 22. 6. 1938 während die nationale Seite in jenen Tagen eines etatistischen Denkens als treibende Kraft noch nicht in Erscheinung treten konnte; Stoye 1940 Umbruch 89 ist dieser neue spanische Staat [nach 1939] ein patriarchalischer, wenn man will „etatistischer" Staat, wie Suarez vorschlägt, dass man sich ausdrücken solle; Gall 1945 Bismarck-Problem o.S. im Zeichen einer ganz etatistisch verstandenen Staatsidee und in eigentümlicher Pervertierung des nationalen Gedankens in seiner ursprünglichen Form; Zeit 3. 10. 1986 Der konservative, im etatistischen Denken befangene Erlanger Staatsrechtslehrer; taz 17.4.1991 Auch in der Sozialistischen Tradition gibt es eine Denkweise, die von Lassalle über Marx bis zu den Sozialisten in Brüssel von dieser Angst geprägt ist und etatistische Vorstellungen nicht zu relativieren vermag; Berl. Ztg. 21. 9. 1998 Fischer quält die Fundis, den Parteivorstand, die etatistische Linke, ja die Deutschen an sich; Züricher Tagesanz. 15. 3. 2000 Jedwede angeblich etatisti-
sche Neigung wird sozusagen unter Faschismusverdacht gestellt. Etat lb: Gaedeke 1633 Wallensteins Verh. 205 haben e[ure] ch[urfürstl.] d[urchlaucht] . . selbst zu ermeßen, in waß äußerste gefahr nicht nur die schlesische und angrenzende länder sondern auch der ganze evangelische estat de novo begriffen sey; 1764 N. Corp. Constitutionum pruss.-brand. Ill 384 auch wollen wir unsern bedienten, sowohl des militair- als auch des civil- und geistlichen etats . . pensiones . . auszahlen lassen (beide D W B N.). Etat l c : Hille 1647 Palmenbaum 125 Meinen jetzigen estat concernirend: so ist derselbe/ rebus sie stantibus, entre deux; Schottel 1648 Friedens Sieg 79 ein Cavalier ist, welcher . . mainteniret seine estat; ebd. 84 lest sich in seinem estat micht despectiren (alle J O N E S ) . Etat 2: 1658 Acta publica XI 496b den Kriegs-Etat seines Königs unterhalten (BRUNT); 1678 Gesch. brand. Finanzen I 402 die relationes, so aus andern landen einkommen und den ökonomischen estat concernieren, sollen ihm jedesmal zugestellet werden (DWB N.); 1682 Preußen Br. (Schuck 128) Es soll auch jährlich ein Etat der Compagnie . . gemachet werden (BRUNT); Happe 1717 Accise 46 die meisten . . halten sich vor die gröste ehre, . . wann sie . . das einkommen des fürstens vermehren, den etat erhöhen, alle post-tage brave säcke voll geld nach hofe senden, und sich dadurch insinuiren können (DWB N.); Fleming 1726 Soldat 93 Wie sehr der letzthin verstorbene Rußische Monarche den Krieges-Etat in seinem Reiche verbessert; Dithmar 1731 Einl. 283 Gleichwie auch ein jeder HausWirth einen Überschlag seiner jährlichen Einnahme und Ausgaben machen muß, so hat auch die Landes-Fürstliche Cammer einen jährlichen Etat der Landes-Fürstl. Einnahme einzusenden; 1748 (1902 Jahresber. d. Hist. Ver. zu Mittelfranken XLIX 21) Etats-Verbesserung. Kirchen-Reparationes zu Gartenfelden; Justi 1758 Staatswirtsch. 11 508 Von der gerechten Eintheilung der Ausgaben oder dem allgemeinen Wirtschafts-Etat; Schiller 1769 Ökonom. Beytr. I 517 auf dieser Seite wird das Militaire wohl niemals betrachtet, und vielweniger denkt man, daß ein nombreuser Etat desselben denen Gewerben des Bürgers und Landmanns eben so vortheilhaft seye; Moser 1775 Phantasien 1 78 In der Stadt London sind die Almosen von jedem Hause fixirt und zum Etat gebracht; Knigge 1789 Umgang I 147 man mache sich einen genauen Etat, wie man dem Haushalte wieder aufhelfen will; Goethe 1793 Br. (WA IV 10,49) du erhältst heute nur einen Etat für Maxens nothwendigste Ausgaben; Lavater 1798 Br. an Bre-
Ethik mer Freunde 77 Ein neuer Etat aller anwesenden Bürger wurde gedruckt; Mayr 1809 Gen.-Index Baiern 287 daß . . erst in allen folgenden Etatsjahren der volle Jahres-Betrag nach dem laufenden Normalpreise eines jeden Jahres gegen den Schluß desselben eingebracht und verrechnet werden sollte; Lötz 1822 Staatswirthschaftslehre III 455 dass der Staatsfinanzhaushalt überall auf richtigen Voranschlägen oder Etats ruhe; Laube 1837 Reisenovellen VI 37 [der Spießbürger] faßt sich ein Herz und giebt einen Groschen über den Etat aus; 1861 Allg. Mil.-Enc. III 375 Etat, die Normalbestimmung für Stände und Ausstattung der Truppen; König um 1875 Hum. I 161 Ich hab' noch vor einigen tagen über den Etat meiner künftigen Haushaltung nachgedacht; Lichtwark 1881—86 Studien II 104 Die Kunst im preussischen Etat; Krobne 1889 Gefängniskunde. 383 alljährlich ist über die neubeschaffung und den verbrauch rechnung zu legen und nachzuweisen, daß nicht mehr als nach dem etat zulässig, verbraucht ist (DWB N.); Fontane 1895 Poggenpuhls 273 das ist mir zu viel, das geht nicht, das ist über meinen Etat; 1908 Zukunft LXII 288 Die Budgetkommission des Reichstages hat erst neulich im Etat für Deutsch-Ostafrika einen Unterzahlmeister gestrichen; Tb. Mann 1909 Hoheit (W. II 291) man . . hatte die klaffenden Löcher im Etat mit neuen Anleihen und Schatzscheinen notdürftig gestopft; Voss. Ztg. 8. 12. 1929 Eine umfangreiche Druckschrift. . f ü h r t . . den Laien in die Geheimnisse des Etats und der Etatbalancierung ein; Edschmid 1932 Schicksal 82 es gab so viel geld . ., daß von Amerika sogar expeditionsschiffe mit einem etat von hunderttausenden von dollar starteten (DWB N.); Welt 2. 9. 1949 Die amerikanische Außen- und Rüstungspolitik kostet nämlich bei einem Etat von 42 Mrd. Dollar immerhin 25 Mrd.; ND 13. 4. 1954 Ein Zusatzantrag der Fraktion der Kommunistischen Partei Italiens, den Etat der Ministerpräsidentschaft auf die Hälfte zu kürzen; FAZ 8. 1.1966 Um 12,8 Millionen wurde der Etat des Bundeskanzleramtes auf 168,3 Millio-
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nen erhöht; Frankenpost-Tagesztg. 11. 9. 1973 die Mittel in Höhe von 80000 Mark, die im diesjährigen Etat schon eingeplant sind; taz 8. 1. 1987 Auf runde 17 Millionen Mark beläuft sich allein der Etat für 1987; 1992 Spiegel Nr. 49 Neun Monate vor der Eröffnung klafft nun aber im Etat eine Lücke von über 20 Millionen Mark; Berl. Ztg. 7. 1. 2000 Der Kreml verwaltet einen Etat, der größer ist als der vom Parlament verabschiedete Staatshaushalt. etat(s)mäßig: 1801 Parole-Buch 5 Jedes Regiment und jede Compagnie hat eine etatmässige Zahl von Ein- und Ausländern; Blücher 1811 Br. 148 Der Kapitän v. Budritzki wünscht mit dem etatsmäßigen Premierkapitänsgehalt auszuscheiden; Cancrin 1823 Militärökonomie III 379 Der äussere Befehl ist entweder ein allgemeiner bestimmter, für etatsmäsige Ausgaben (Gehalte), oder ein unbestimmter normalmäsiger; Reinhard 1917 Gesch. d. Heeressanitätswesens 55 die an einer Universität approbierten Ärzte, die, nach Ableistung einer 1oder 3jährigen Dienstzeit mit der Waffe, als Militärärzte beim Heere verbleiben, d. h. in einer etatsmäßigen Stelle fortdienen wollen; Schütte! 1925 Humor 141 den etatsmässigen Feldwebel; Brauer 1936 Im Dienste Bismarcks 29 „etatsmässig"; 1939 Jagderlebnis 151 den Etatsmässigen der 11. Komp. etatisieren: 1931 Deutschlands Erneuerung XV 327 Etatisieren; taz 17. 9. 1986 über die etatisierten Mittel und damit über die Dienstaufsicht im Projekt verfügen; ebd. Somit ist das Projekt seit geraumer Zeit an Noltes Professur an der FU Berlin etatisiert; Spiegel 14.3. 1994 1996/1997 werden bei den Steuereinnahmen sechs Milliarden Mark als zusätzliche Einnahmen im Verkehrsbereich etatisiert, so der Vermerk im Finanzplan; Frankf. Rundsch. 3.9. 1997 Kämmerer Claus Kaminsky sagte auf FR-Nachfrage, die Ausgaben für den Bau seien noch zu etatisieren. IN
Ethik F. (-; selten -en), im früheren 16. Jh. entlehnt aus lat. (res) ethica, ethice 'Moralphilosophie' ( < gleichbed. griech. ήθικά, ηθική, Subst. zu ήθικός 'den Charakter betreffend, sittlich', zu ήθος, —• Ethos), früher auch in lat./griech. beeinflussten Formen wie Ethica, Ethice. In der (Religions-)Philosophie für '(in der Antike, bes. von Piaton, Aristoteles begründete) Lehre, Wissenschaft vom Sittlichen, von den Prinzipien des sittlichen Lebens, vom moralischen Bewusstsein, moralisch richtigen Verhalten und Handeln der Menschen (nach selbstgesetzten Maximen oder gesellschaftlich vorgegebenen Normen); Sitten-, Moral-, Tugendlehre' (im Unterschied zur —• Ästhetik und —• Logik Teil der praktischen Philosophie; —• Moral), von Personen auch 'auf sittlichen Normen beruhende Einstellung, Anschauung, moralische Verhaltens- und Hand-
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lungsweise' (s. Belege 1616, 1795, 1920, 1927), selten für 'philosophisches Lehrwerk über die sittlichen Grundsätze, Verhaltenskodex' (s. Belege 1794, 1832, 1876), speziell auch 'Universitätsfach, -disziplin' (s. Beleg 1947) und in neuerer Zeit 'Unterrichtsfach für Schüler, die nicht am konfessionellen Unterricht teilnehmen', vgl. Ethikkurs, -lehrer, -seminar, -Unterricht (s. Belege 1985, 1995), in Wendungen wie religiöse, theologische, christliche Ethik, philosophische, ärztliche, medizinische, juristische, politische, individuelle/soziale, deskriptive/normative Ethik, Professor der Ethik, vom Standpunkt der Ethik handeln, Religion und Ethik, gegen die Ethik seines Berufsstandes verstoßen, in Zss. wie Bioethik 'biomedizinische Ethik', Computer·, Friedens-, Gesinnungs-, Erfolgs-, Medien-, Individual-/Privat-, Sexual-, Sozial-, Umwelt-, Wirtschafts-, Wissenschafts-, Zivilisations-, Zukunftsethik; Ethikdebatte/-diskurs, -kodex, -Verständnis, -kommission 'unabhängiges Gutachtergremium bei medizinwissenschaftlichen Forschungsvorhaben in den USA'. Dazu seit dem 16. Jh. selten, erst seit späterem 18. Jh. häufiger das auf gleichbed. lat. ethicus/griech. ήθικός zurückgehende Adj. ethisch 'zur Sittenlehre gehörig, sie betreffend; auf sittliche Normen bezogen, von sittlichem Verhalten bestimmt, sittlich' (vgl. moralisch, sozial; Ggs. unethisch), in Wendungen wie aus ethischen Motiven, vom ethischen Standpunkt, ethische Entscheidungen treffen, ethische Kultur, Schule, ethische Werte/Normen vermitteln, aus ethischem Bewusstsein handeln, ethische Indikation 'rechtlich anerkannter Grund für den Schwangerschaftsabbruch', ethisch einwandfrei, fragwürdig, sauber, vertretbar, verwerflich; in Zss. wie gesinnungs-, sozial-, umweltethisch; ethisch-ästhetisch, -humanitär, -moralisch, -ökologisch, -philosophisch, -politisch, -rechtlich, -religiös; gesellschaftlich-, humanistisch-, moralisch-, praktisch-ethisch; daneben speziell als grammatischer Terminus im Syntagma ethischer Dativ (lat. dativus ethicus) für eine bestimmte Verwendung des Dativs des Personalpronomens; Anfang 18. Jh. vereinzelt, erst seit frühem 19. Jh. häufiger die auf gleichbed. lat. ethicus/griech. ήθικός zurückgehende Personenbezeichnung Ethiker M. (-s; -), anfangs auch in der lat. Form, in der Bed. 'Tugend-, Sittenlehrer; Moralphilosph', ζ. B. Gesellschafts-, Medizin-, Sozialethiker; seit späterem 19. Jh. die verbale Ableitung ethisieren V. trans, 'etwas in Übereinstimmung mit ethischen Grundsätzen gestalten', mit dem seit Anfang 20. Jh. nachgewiesenen Verbalsubst. Ethisierung F. (-; selten -en); in der ersten Hälfte des 20. Jhs. vereinzelt die analog zu Historismus, Ästhetismus, Demokratismus o. Ä. eher okkasionell gebildete subst. Ableitung Ethismus M. (-; PI. ungebr.). Als erster Bestandteil Ethiko-/ethiko- in meist (seit dem 19. Jh.) nur gebuchten Kombinationen wie Ethikotheologie 'auf Sittlichkeit gegründete Gotteslehre; Moraltheologie' mit ethikotheologisch (vgl. Etho-/etho-, —> Ethos). Ethik: 1536 Urkunden Tübingen 190 Für die so Magistri wollen werden zulesen Physica vnd Ethica nach anschickung der Vniuersitet vnd Superattendenten gemeine Lection zuhalten; Sarcerius 1556 Dtsciplin 61b wir christen aber haben vnsere ethicam, das ist die lere von den guten sitten, nirgend besser vnd kürtzer verfasset als eben in den taffein der zehen gebotte (DWB N.); Golius 1579 Onomasticon 156 Ethica, die kunst von güten sitten/ vnd den tugenden; Neander 1583 Bedencken 36b Ethica, doctrina de moribus singuloreum et universorum continet, das ist, Ethica saget, vnd leret; Fa-
bricius 1588 Surius' Chronik 60a Es hatt Luter im buch zu dem Deutschen Adel geschrieben/ daß man Aristotelis Physica, Metaphysica, vnd Ethica gar solt abstellen; Selenus 1616 Schach-Sp. 4 fürnehmlich aber hat sie [Schachkunst] ihr fundament, auß der ethic, der sitten-politic (DWB N.); Comenius 1658 Orbis 222 Ethica: Die Sittenlehre; Hirsch 1662 Kirchers Musurgia Philosophischer Extract . . Darinnen die gantze Philosophische Lehr und Kunst-Wissenschaft . . absonderlich in der Philosophi/ Rhetoric/ Poetik . . Ethic/ . . vor Augen gestellet wird (Titel); Thomasius 1688 Mo-
Ethik nats-Gespräche 340 In der Ethic aber hat er sich angelegen seyn lassen/ seinen Gifft mit mathematischen demonstrationibus zu verzuckern; ders. 1701 Kl. Sehr. 96 Nemlich es ist denen Gelehrten bekam/ daß in den Benedicti Spinosae seinen operibus Posthumis gleich fornen an eine Ethic enthalten/ in welcher zugleich dieser scharffsinnige Jude bald Anfangs die fundamenta seiner gantzen Philosophie, oder vielmehr seines Atheismi gesetzet; Lucae 1711 Helicon 690 die Ethica ist vor einen jungen Cavalier ein sehr nöthiges Studium. Auff der einen Seite wird sie ihn abschrecken von dem Laster· Weg, und auff der andern Seite anweisen auff den Tugend Steg; 1717 Fama IX 984 auff die übrigen [Regeln] fundirte sich die Ethica und die prineipia honesti et decori; Crusius 1722 Portrait aller Wiss. 58 Die Ethica oder Morale, teutsch die Sitten-Lehre; Wieland 1757 Gesch. d. Gelehrtheit 80 Lambinus . . ist durch seine Commentarios . . und durch eine lateinische Uebersetzung der Ethik und Politik des Aristoteles und der reden des Demosthenes berühmt; Erdt 1786 Anl. 72 f. den Schriften von der Ethik, Politik, dem Naturrechte, Staatsrechte; Jacobi 1794 Waldemar II 209 Woldemar . . lieh mir nachher die italiänische uebersetzung der ethik, von Bernardo Segni, die ich mit begierde las (DWB N.); Kant 1795 Z. ew. Frieden (Ges. Sehr. I 8,386) Mit der Moral im ersteren Sinne (als Ethik) ist die Politik leicht einverstanden, um das Recht der Menschen ihren Oberen preiszugeben; Fries 1818 Philosophie I 12 Ethik, praktische Naturlehre, Lehre von der Lebensweisheit des Menschen, von dem Werth und Zweck menschlicher Handlungen; Krause 1826 System d. Philosophie 271 Demnach nannte man . . die Wissenschaft von der Sittlichkeit, die Ethik, und die Wissenschaft vom Denken, die Logik; 1832 Magazin d. Ausld. XXXIV 425a Daß der Autor anstatt der Ethik, die er ankündigt, eine Moral geschrieben (SANDERS 1871); Engels 1845-46 MEW III 123 wenn man gegenüber dieser Gymnasiastenweisheit . . die sehr verwickelte und widerspruchsvolle Ethik der Stoiker entwickeln sollte; 1865 Staatswb. IX 545 ethischen Politismus oder eine politische Ethik; Hartmann 1876 Ges. Stud. 35 um seinen . . vortrag zu halten, nimmt sich ein professor ein halbes dutzend ethiken und aesthetiken seiner collegen vor (DWB N.); Windelband 1883 Präludien 135 Am größten ist der Umfang des Allgemeingiltigen . . zweifellos in der Logik: er ist schon wesentlich geringer in der Ethik, und er ist am geringsten in der Ästhetik; Jodl 1893 V. Lebenswege II 199 ist die Ethik nicht nur als Kathederwissenschaft gründlich reformiert, sondern auch mit dem Leben wieder in engere Fühlung gebracht worden; Moll 1902 Ärztl. Ethik 55 dass viele Aerzte zwar ihre Rückkunft . . anzeigen . . sich aber hüten, auch ihre Abreise be-
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kannt zu machen. Wenn das eine angezeigt wird, sollte vom Standpunkt der Ethik auch das andere angezeigt werden; Franken 1913 Schneide 45 diese schwarzen und kupferroten Männer . . trugen in sich auch die Keime einer Kultur, einer Ethik; Hoek 1920 Berge 45 Jede soziale menschliche Tätigkeit . . untersteht. . den Werturteilen, der Ethik; Strasser 1927 Psychiatrie 66 zwischen der ethik eines amts- und der eines Privatarztes aber von vorneherein einen unterschied zu machen, ist die folge bureaukratischen denkens (DWB N.); Gebauer 1932 Kulturgesch. 478 Häckel hat . . eine monistische Ethik aufgestellt, in der er lehrt, daß die Pflichten des Menschen gegen andere nur in der eigenen Wohlfahrt begründet seien. Dieser ethische Monismus ist ein reiner Egoismus; Th. Mann 1947 Faustus (W. VI 128) Im Studienplan eines Theologie-Studenten liegt [in den mittleren Jahren] das Schwergewicht auf . . der Dogmatik, Ethik und Apologetik; Middendorf 1959 Soziologie 319 Italien . . ein „Land ohne Ethik"; Mühlmann 1966 Weber 8 die Ethik des „passiven" geduldigen Ertragens [Bergpredigt]; Meier 1978 Prozesse 62 an weiteren Konsequenzen bis hin zur Anthropologie und Ethik; M M 15. 6. 1985 Ohne Religion weniger Schule? (Überschr.) Ethik ist ein Fach, das wie die Religionslehre für die Versetzung wichtig ist; Altner 1991 Naturvergessenheit 66 f. nach diesem Muster sind . . die Ethiken aufgebaut, die heute um des Menschen willen die Biosphäre retten sollen; Zeit 14.4. 1995 Öffnung des Fachs Religionswissenschaft beim Aufbau eines Lehramtsstudiengangs Ethik/Philosophie. Ethiker: Beer 1700 Blau-Mantel 22 der ist ein Ethicus, der ist ein Moralist (CARMESIN); Goethe 1814-19 Noten z. Divan (WA 1 7,22) nicht lügen, keine Schulden machen, nicht undankbar sein! die Fruchtbarkeit dieser Lehren wird sich jeder Ethiker und Ascete leicht entwickeln; Heyse 1838 Fremdwb. I 383 Ethiker . . ein Tugend- oder Sittenlehrer; 1840 Schopenhauer (1V.I1 186) Ich muß daher den Ethikern den paradoxen Rath ertheilen, sich erst ein wenig im Menschenleben umzusehn (PAUL); Eucken 1879 Phil. Term. 17 Zu diesem Streben des speculativen Denkers nach einem kosmischen Begriffsystem gesellte sich das des Ethikers; 1909 Stimmen d. Zeit LXXVI 551 Die außer dem Christentum stehenden Ethiker leiden alle an dem Fehler, daß man nach ihnen nicht leben kann; Dombrowski 1920 System 11 77 der Oberstleutnant a. D. und begeisternde Ethiker; Rundt 1929 RevueGirl 85 Gesellschaftsethiker; Man 1932 Massen 37 Zu diesen . . außerordentlich wertvollen Tugenden gehört das, was der Geschäftsmann Solidität, der Ethiker Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit nennt; Th. Mann 1945 Reden u. Aufs. (W. XII 146) den Ethi-
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ker in Nietzsche zu erkennen; Lorenz 1966 Wirkungsgefüge 170 auf dem . . ritualisations-symposion hat sich eine . . unfruchtbare diskussion zwischen philosophischen anthropologen und ethikern entwickelt (DWB N.); Utz 1970 Ethik o. S. Er muß sich vom Ethiker sagen lassen, daß die Ethik nur die Methode der Wertschöpfung, nicht aber schon konkret anzustrebende Ziele bieten kann; Zeit 27. 9. 1985 Ob es in Deutschland notwendig wird, von Thomas Mann als Ethiker und Politiker Abschied zu nehmen; Spiegel 29. 3. 1993 Nun, da jedermann die ihm genehme Bildschirmwirklichkeit auswählen kann, schlagen auch Ethiker und Philosophen Alarm; ebd. 18. 4. 1994 der hannoversche Transplantationschirurg und Medizinethiker. Ethiko-Zethiko-: Euchen 1904 Strömungen 159 „ethiko-logischen [Gesetze] der Seelen"; 1944 ZfGeistesu. Glaubensgesch. 23 daß wohl eine Physiko- und Ethikotheologie, nicht aber eine theologische Physik oder auch eine theologische Ethik möglich sei. Eine theologische Ethik ist deshalb unmöglich, weil nicht von der Vernunft selbst gegebene Gesetze nicht moralisch zu sein vermögen. ethisch: Dasypodius 1536 Diet. 65a Ethicus . . Sitlich/ das zuo den sitten gehört; Praetorius 1669 Glückstopf 260 wil einer durchs gantze jähr keinen mangel und unvermögenheit leyden, der muß es im anfang nicht miteinander herdurch bringen . ., sondern nach seiner natürlichen vergnügsamkeit, ethischen mässigkeit und sparsamkeit (DWB N.); Thomasius um 1700 Philosophia aulica 126 ethisch (WEIGAND); 1766- 67 Merkwürdigkeiten 361 Ein eben so unerwarteter, als burlesker Einfall, der in dieses Lied gar nicht hineinpaßt. Ethischer und charakteristischer so: . .; Kant 1795 Z. ew. Frieden (Ges. Sehr. I 8,381) Diese Princip ist nicht bloß als ethisch (zur Tugendlehre gehörig), sondern auch als juridisch (das Recht der Menschen angehend) zu betrachten; Schiller vor 1805 S. W. XVII 284 Fehlt es ihr [der Darstellung] an einem Ausdruck der ethischen Anlage; ebd. XVIll 160 Wenn er sich ihm [der Mensch dem Menschen] in dem ethischen Staat der Pflichten mit der Majestät des Gesetzes entgegenstellt (KEHREIN); Soden 1805 National-Ökonomie I 143 Die Kraft-Äußerung muß aber in das allgemeine ethische Prinzip der Nazional-Oekonomie einpassen; Schopenhauer 1818 Welt II 427 Hieraus entsprangen nun die ethischen Systeme, sowohl philosophische, als auch auf Glaubenslehren gestützte. Beide suchten stets die Glücksäligkeit mit der Tugend irgendwie in Verbindung zu setzen (PAUL); Schleiermacher 1832 Ästhetik 12 die ethische Bedeutung des Kunststrebens [ist] unsere Hauptuntersuchung;
Freytag 1848 Aufs. I 21 das Resultat eines feinen ethischen Taktes und weiser Überlegungen; Stahl 1856 Staatslehre 87 das Volk hat die Aufforderung, seine Rechte und seine ethische Ordnung zu sichern; Vischer 1861 Krit. Gänge 11 77 daß er [Hamlet] aus einem ethischen Motive, einer Anwendung der Idee der Gerechtigkeit anfänglich zögert; Schmidt 1871 Bilder II 424 Die stärkste aller ethischen Mächte der Wirklichkeit, den Staat, ließ sie [romantische Schule] ganz aus dem Spiel; Oppenheim 1880 Stöcker u. Treitschke 19 Alles, was der Mensch schafft und leistet, hat seine ethische Seite; Blume 1899 Wehrkraft 83 die deutschen Arbeiter stehen . . nicht auf so niedriger Bildungsstufe, daß sie nicht auch geistige, ethische Bedürfnisse hätten; Reich 1901 Leben 209 die sog. ethische Schule, die . . die Wiederanknüpfung der Beziehungen zwischen Nationalökonomie und Philosophie versuchte; Walter 1919 Wege dtsch. Geistes 16 es ist ein umfassendes politisch-philosophischethisch-religiöses Glaubens- und Weltanschauungssystem; Barth 1922 Philos. d. Gesch. 1 560 Die Intoleranz [der Juden] sei. . nur diejenige Intoleranz, die jeder ethischen Propagandareligion notwendig innewohne; Gebauer 1932 Kulturgesch. 527 Praktisch verfolgt sie gewisse ethische, weltbürgerliche Ziele, die Menschheitsverbrüderung ohne Unterschied von rasse und religiösem Glauben; Sedlmayr 1948 Verlust 80 Die verschiedenen Gebiete des Kunstschaffens streben danach . . sich in völliger „Reinheit" darzustellen, einer „Reinheit", die man geradezu als ethisches Postulat empfindet; Bergsträsser 1952 Gesch. 179 aus der Anschauung, daß nur Verteidigungskriege gerechtfertigt sind, muß bei einer rein ethischen Betrachtung gefolgert werden, daß Eroberungen nicht zulässig sein können; Jaspers 1958 Atombombe 277 in bezug auf die Frage des Gebrauchs der Atomwaffen überhaupt wäre sachlich die Erörterung, die sonst ethisch, theologisch und philosophisch heißt; Frye 1964 Analyse (Übers.) 269 Im allgemeinen ist Dekorum die ethische Stimme des Dichters, die Anpassung seiner eigenen Stimme an die Stimme eines Charakters; Korff 1970 Heiligenverehrung o. S. Diese religiöse Neutralität und ethisch-moralische Anspruchslosigkeit; MM 28. 9. 1985 Dieser Vorgang sei „ethisch ein Schwangerschaftsabbruch zum frühest möglichen Zeitpunkt", auch wenn die Verwendung des Präparats rechtlich nicht den Tatbestand eines Schwangerschaftsabbruchs im Sinne des Sprachgesetzbuches erfülle; Spiegel 5.4. 1993 Ist es überhaupt ethisch vertretbar, Kranken ein Medikament zu verabreichen, dessen Risiken ungeklärt sind? unethisch: 1911-12 Pan II 549 Wedekinds Franziska . . fühlt Gewissensbisse, nicht unethischer
ethnisch Handlungen, sondern ihrer Natur wegen; Colerus 1929 Kaufherr 60 Eine sehr unethische Regung ließ mich einen kleinen Wortstreit der beiden hoffen und wünschen; Zeit 11. 10. 1985 So sei es „unethisch", Retorten-Embryonen zu implantieren, wenn sie Anomalien aufweisen; Spiegel 8. 3. 1993 Alles, was Scientology nützt, ist ethisch, alles was ihr schadet, ist unethisch; ebd. 1.11. 1993 Auch dieses einfache Bilden von identischen Mehrlingen ist sinnlos und unethisch. ethisieren: vor 1871 Grenzboten XXV 2,48 Bei Laertes die Übung der natürlichen, dort bei Hamlet die der erst zu ethisirenden Blutrache (SANDERS 1871); Sanders 1871 Fremdwb. 1 347 ethisieren . . der Ethik gemäß gestalten, damit in Übereinstimmung setzen; Hartmann 1891 Pessimismus 163 er wird seine natürlichen Triebe und instinctiven Neigungen ethisiren; Hauptmann 1924 Insel 19 einen ästhetisierenden, ethisierenden oder politisierenden Aufsatz; taz 26. 7. 1989 Das Stück . . kennt keine Klassen mehr, sondern nur noch gleiche Schafe und gleiche Erlösung und ethisiert, indem es verhimmelt; ebd. 31. 3. 1999 die Realpolitik ist bitte vom selbstgefälligen Ethisieren freizuhalten.
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Ethisierung: 1902 Stimmen d. Zeit LXUl 49 „Ethisierung" des Handelnden; Schmitz 1926 Dämon 275 „Ethisierung" der freien Liebe; Lokal-Anz. 8. 1. 1933 ob der Mensch der Technik oder ob die Technik des Menschen Herr werden wird, womit weiter die tiefere Ethisierung der Technik zusammenhängt; 1943 Geopolitik 288 Ethisierung und Kultivierung alter Stammesreligion [in Japan]; Hofer 1956 Gesch. 28 Heroisierung und Ethisierung des Krieges; Zeit 29.3. 1985 So stehen wir denn vor dem Dilemma, einerseits die ethische Blindheit der Verfassung angesichts neuer gesellschaftlicher Herausforderungen beklagen zu müssen, andererseits ihre Ethisierung' nicht wünschen zu können; taz 29. 12. 1997 Die „Ethisierung der Politik" war für Ossietzky die Zukunftsaufgabe schlechthin.
Ethismus: Jakowenko 1928 Pluralismus 37 das Seiende in den Terminen des Materialismus, des Biologismus, des Psychologismus, des Mathematismus, des Historismus, des Ökonomismus, des Ethismus, des Ästhetismus oder der religiösen Philosophie zu denken. IN
ethnisch Adj., seit früherem 16. J h . selten nachgewiesene Entlehnung aus kirchenlat. ethnicus ( < griech. εθνικός) in der Bed. 'heidnisch' (vgl. 1), etwa Mitte 19. J h . neuentlehnt aus griech. εθνικός in seiner Bed. "zum (fremden) Volk gehörig, ausländisch; volkstümlich' (zu έθνος 'Gruppe, Menge, Schar von (zusammenlebenden) Menschen gemeinsamer Abkunft und Kultur; Stamm(-eshaufen), Volk', —• Ethn(o)-, ethn(o)-). 1 Zunächst in der heute veralteten, auf die Kirchenschriftsteller zurückgehenden Bed. 'heidnisch, abgöttisch (im Unterschied zu christlich; jüdisch)' (vgl. paganisch). Dazu die gleichzeitig nachgewiesene, auf gleichbed. lat. ethnicus zurückgehende veraltete Personenbezeichnung Ethnikus, auch in der eingedeutschten Form Ethniker, in der Bed. ' H e i d e ' 2 Seit Mitte 19. J h . als zentraler Begriff der Geschichtswissenschaft/Völkerkunde in der Bed. 'zu einer durch gemeinsame historische, religiöse, kulturelle, sprachliche, politische und soziale Menkmale geprägte, verstreut oder zusammenlebende größere Menschengruppe, Volksgemeinschaft gehörend, diese betreffend, dadurch bedingt, charakterisiert', häufig adv. gebraucht in Wendungen wie ethnisch zusammengehörige Volksgruppe, ethnisch gemischte Ehe, ethnisch differenzierte Gesellschaft, ethnisch motivierter Hass, ethnisch, kulturell und religiös eng verbunden, ethnisch homogen/heterogen organisiert, ethnisch getrennte Schulsysteme, und attr. in ethnische Abstammung, Assimilierung, Auseinandersetzung, Diskriminierung, Minderheit, Schicht, Zugehörigkeit und insbes. ethnische Säuberung (vgl. ethnisch rein, gesäubert) als im Nationalsozialismus verwendete euphemistische Bezeichnung für die planmäßige Eliminierung bestimmter ethnischer Gruppen (bes. Juden) durch Vertreibung, M o r d und andere Greueltaten, in jüngster Zeit im Zusammenhang mit
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ethnisch
dem Bürgerkrieg auf dem Balkan als stark diffamierender Begriff gebraucht (vgl. engl, ethnic cleansing), in Doppelformeln wie ethnisch und kulturell/rassisch/religiös/sozial/ politisch und additiven Zss. wie ethnisch-kulturell, -national, -politisch, -religiös, -sozial, -territorial; links-, kulturell-, politisch-ethnisch. Dazu seit früherem 18. J h . die subst. Ableitung Ethnizismus M . (-; ohne PI.), zunächst, auch in der lat. (flekt.) Form Ethnicismo, in der veralteten Bed. 'Glaube an mehrere göttliche Wesen, Heidentum (im Unterschied zu Christentum und Judentum)' (zu 1), in jüngster Zeit bes. im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg auf dem Balkan 'das Im-Vordergund-Stehen, Betonung der Belange und Interessen des eigenen Volkes' (—» Rassismus, —» Nationalismus) (zu 2), gleichzeitig die subst. Ableitung Ethnizität F. (-; ohne PI.) (vgl. engl.-amerikan. ethnicity) 'ethnische Zugehörigkeit' (vgl. Ethnie) und das Adj. ethnizistisch (vgl. rassistisch, nationalistisch) (zu 2); Ende 19. J h . vereinzelt, in jüngster Zeit häufiger die verbale Ableitung ethnisieren V. trans, 'etwas unter dem Gesichtspunkt des Ethnischen betrachten, mit ethnischen Belangen in Verbindung bringen', ζ. B. ein Problem, einen Konflikt ethnisieren, mit dem Verbalsubst. Ethnisierung F. (-; -en); seit Mitte 20. J h . gräzisierendes Ethnikon N. (-; Ethnika), gleichbed. mit in jüngster Zeit nachgewiesenem latinisierendem Ethnikum N. (-(s); Ethnika) in der Bed. 'Volksgruppe und die für sie charakteristische Eigentümlichkeit', auch 'Name eines Volkes, einer Volksgruppe', auch auf sprachliche Phänomene bezogen (s. Beleg 1998); seit den 60er Jahren Ethnie F. (-; -n) (aus gelehrtenlat. ethnia, zu griech. εθυος, s. o.), von W. E. Mühlmann eingeführter Begriff für die größte, selbstgewählte, souveräne Gruppe von Menschen, die kulturell, sozial, historisch und genetisch eine Einheit bilden, ζ. B. das Überleben als Ethnie sichern, Menschen verschiedener Ethnien, Nationalität, Rasse und Ethnie; in allerjüngster Zeit schlagwortartige Neologismen wie Ethnik F. (-; PI. ungebr.) 'ethnische Identität, Zugehörigkeit', ethnifizieren V. trans, mit Ethnifizierung F. (-; -en), z . B . multikulturelle Ethnifizierung der Gesellschaft (alle zu 2). ethnisch 1: Paracelsus um 1530 S. W. 114,68 domit er [Teufel] nit die gemein verderbt, so ist er besser bei den ethnischen, dan in der kirchen; Weber 1734 Enc. I 472 Ethnicus . . heydnisch; Goethe 1821 Wanderjabre (HA Vlll 156) Die Religion, welche auf Ehrfurcht vor dem, was über uns ist, beruht, nennen wir die ethnische, es ist die Religion der Völker; ebd. VIII 159 Vor dem ethnischen Richterstuhle, vor dem Richterstuhle des Gottes der Völker, wird nicht gefragt, ob es die beste, die vortrefflichste Nation sei; Tb. Mann 1921 Reden u. Aufs. (W. IX 120) Das Wort ethnisch faßt zusammen, was man gemeinhin nicht zusammenzudenken gewohnt ist: die Begriffe des Heidnischen und des Völkischen . . Das angeblich dezidierte Heidentum Goethe's (der in den Wanderjahren das Judentum zu den ethnisch-heidnischen, den Volksreligionen rechnet) sollte also logisch eine antihumane, völkisch-nationale Grundverfassung gewärtigen lassen; ders. 1932 Reden u. Aufs. (W. IX 352) betrachtet er [Goethe] das Ethnisch-Barbarische als einen Exotismus, der Neugier errege, aber im tiefsten nicht zu befriedigen vermöge.
Ethnicus/Ethniker: Paracelsus um 1530 S. W. II 2,90 wie ein hur am graben . . die weder gott noch den menschen förchtet, für ein ethnica gehalten muß werden; ders. um 1531 S. W. 11 3,195 die unvernunftigen taufer, Hussiten, picarden . . nur aus der kirchen geworfen als ein ethnicum; Beilin 1657 Rechtschreibung 29 Heyde Ethnicus; Weber 1734 Enc. I 472 Ethnicus . . Heyde; Wieland vor 1813 S. W. XXXV 393 Um es den Ethnikern durch die Menge und den Pomp ihrer Feste zuvorzuthun (KEHREIN); Oertel 1831 Fremdwb. I 297 Ethnicus . . ein Heide; 1883 Brockhaus VI 397 Ethniker, Heide. Ethnizismus: Weber 1734 Enc. I 472 Ethnicismus . . Heydenthum; Goethe vor 1832 (Ruppert 199 Bern, zu Nr. 1409) Die Christen haben immer die unsinnigen Irrthümer der Heiden angefaßt und sich daran hinaufgeschwungen. Es sind Protestantische Bücher da von dem Ethnicismo der Catholiken (GWB); Heyse 1838 Fremdwb. I 384 Ethnicismus . . der Glauben an mehre [!], einander gleiche oder auch untergeordnete göttliche Wesen, das
ethnisch Heidentum; 1852 Prutz' Museum II 36 der Ethnicismus läßt den Geist mehr oder weniger in die Natur aufgehen; 1883 Brockhaus VI 397 Ethnicismus, Glaube an mehrere göttliche Wesen, Heidentum. ethnisch 2: Andree 1859 Wanderungen I 56 die ethnische eigenthümlichkeit erklärt vieles in der französischen geschichte (DWB N.); Lenormant 1875 Anf. d. Kultur I 56 einem Menschen . . der zuerst diese Kunst der Bearbeitung der Metalle trieb, — obgleich die in Frage stehende Person eher den Charakter einer ethnischen Personification, als den eines Individuums an sich trägt; Nordau 1883 Lügen 3 die unerfüllbare Forderung nicht blos politischer Einheit des deutschen Vaterlandes, sondern auch ethnischer Einheit des deutschen Volkes; Woltmann 1903 Anthrop. 64 blaue Augen . . sind . . höchstwahrscheinlich Ergebnisse uralter ethnischer Beimischungen; Th. Mann 1929 Reden u. Aufs. (W. X 461) einer Kunst, die äußerste Verfeinerung mit urepischer Einfalt mischt und bei letzter Zivilisiertheit ethnische Kulturüberlieferung, älteste Elemente nordischer Volksdichtung, SagaSangesgeist, aristokratisch wahrt; Ortega y Gasset 1931 Aufstand 149 So liegt in Moskau eine dünne Haut europäischer Ideen . . über einem Volk, das sich nicht nur als ethnischer Stoff, sondern . . in bezug auf sein Alter von uns unterscheidet; Welt 21. 12. 1954 Die Griechen haben die ethnischen Argumente für sich . . Es beständen keine historischen . . aber auch keine geopolitischen Beziehungen [Zyperns] zu Griechenland; ND 20. 1. 1964 die Abschaffung jeder Diskriminierung aus rassischen, religiösen, nationalen oder ethnischen Gründen; Zöllner 1970 Gesch. d. Franken o. S. Der fränkische Stammesbund — von einem solchen ist unbedingt zu sprechen, nicht von einem politisch oder ethnisch von Anfang an einheitlich organisierten Stammesverband; Zeit 26. 4. 1985 Bevölkerungsgruppen, deren Zusammenfassung in einem Staatsverband trotz ethnischer, religiöser sowie politischer Unverträglichkeiten ein Spannungsund Konfliktspotential bildet; ebd. 18. 12. 1993 sieht die Hauptgefahr für Deutschland in der „Türkisierung". „Ethnische und kulturelle Assimilierung führt zur Zerstörung des deutschen Geistes." Deutschland drohe die „Auslöschung der nationalen Identität und Staatlichkeit durch Überfremdung."; Süddtsch. Ztg. 23. 12. 1993 Dabei gehe es um Regionen, die vor dem Krieg von Moslems bewohnt waren und die besonders stark von der sogenannten ethnischen Säuberung betroffen seien. Ethnie: Mühlmann 1964 Rassen, Ethnien, Kulturen (Titel); ders. 1966 Weber 8 eine Art von „Paria"-Existenz minderen Rechtes am Rande eta-
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blierter Ethnien; taz 19. 5. 1988 Der Anteil „fremder" Ethnien in den alten Stadtteilen und modernen Vorstadtsiedlungen dieser Ballungsgebiete beträgt nahezu 50 Prozent; ebd. 13.2.1990 Die kulturellen Schranken zwischen den Ethnien sind offenbar unüberwindlich; Süddtsch. Ztg. 4./ 5.9.1993 das Gefühl der Überlegenheit des eigenen Volkes . . pflanzt sich hier fort: Frauen anderer Ethnie sollen höherwertige Kinder gebären; Spiegel 17.4. 1995 Lösung des Problems halbwegs friedfertigen Zusammenlebens von unterschiedlichen Ethnien, Sprach- und Kulturgemeinschaften, Wirtschafts- und Gesellschaftsformen. ethnifizieren: taz 3. 12. 1992 Der politische Diskurs wird sich weiter ethnifizieren und gerade für die rechten und rechtspopulistischen Parteien gefundenes Fressen sein . . dabei wird es nicht nur um die „Kulturverträglichkeit" der Fremden gehen, sondern um die leidige Frage nach der eigenen „Identität"; ebd. 29. 1. 1994 Der verlogene Kern von Folklore wird hier von dem Künstlerpaar vorgeführt. Sie machen die ethnifizierenden Festlegungen lächerlich, indem sie diese annehmen. Naiv sind nicht die „natives", sondern die, die sie dazu erklären. Ethnifizierung: taz 4. 11. 1994 ich frage mich, inwieweit „Identität" an Pässe gebunden ist und ob mit diesem Argument nicht einer statistischen Ethnifizierung Vorschub geleistet wird. Ethnik: taz 2. 9. 1992 egal unter welchem Deckmantel einer Ideologie, Ethnik, Religion, Institution; ebd. 12. 5. 1995 So vielfältig wie die Ethnik sind auch ihre musikalischen Einflüsse, das Ergebnis nannte die Süddeutsche Zeitung „imaginäre Folklore". Ethnikum/Ethnikon: 1943 Geopolitik 307 Die fälschlich oft als eigenes Ethnikon aufgefaßte Häuptlingskaste der Hova rechnet eigentlich nicht zu den Naturvölkern, läßt sich aber zahlenmäßig nicht isolieren; taz 25. 11. 1991 es gibt keine dritte Nation in der CSFR. Mähren und Schlesien, das sind Ethnika; Schweickard 1992 Deonomastik 65 Entsprechend dem deutschen Terminus 'Ethnika' (bzw. Ethnica . .; sg. 'Ethnikon', 'Ethnicon'); Hoppe 1998 Herausbildung und Integration des Submusters ETHNIKA + -(o)phone/-(ojphonie im Französischen und Stellung des analogen Musters im Lehnwortbildungssystem des Deutschen (Titel); Berl. Ztg. 6. 4. 1999 Man vergaß, daß in dem Moment, da ein Bundesstaat mit seinem disziplinierenden Rahmen zerfällt, das ethnische Zugehörigkeitsgefühl zum obersten Ordnungsprinzip für den
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Ethn(o)
einzelnen wird, und daß eben dieses Prinzip in Regionen mit gemischtem Ethnikum die zuvor friedlich zusammenlebenden Nachbarn gegeneinander aufbringt und zu Feinden werden läßt; ebd. So wurden die Angehörigen des anderen Ethnikums zum Fremdkörper, was das Schicksal von Hunderttausenden besiegelte. ethnisieren: Achelis 1891 Theologie II 37 Erst im Zeitalter Augustins . . hat sich der neue judaisierende und ethnisierende Sprachgebrauch eingebürgert; taz 23.6. 1993 Serbien hat diesen Konflikt ethnisiert und der Westen hat diese Rhetorik übernommen; ebd. 30. 6. 1993 Nichts wirkt so ethnisierend wie rassistische Gewalt; Zeit 1. 10. 1998 Es ist brandgefählich, Konflikte auf dem Arbeitsmarkt zu ethnisieren, und das ist im Wahlkampf mehrmals geschehen. Ethnisierung: taz 5. 6. 1991 der Bielefelder Pädagoge Frank-Olaf Radtke bekämpfte den „Multikulturalismus" als „Ethnisierung der Gesellschaft" im Bremer Forum entwicklungspolitischer Aktionsgruppen; Berl. Ztg. 1. 10. 1998 Der amerikanische Kulturanthropologe Marc Howard sprach im Rahmen einer Tagung mit dem Titel „Vereint entzweit?" von einer Ethnisierung der Ostdeutschen: Er hatte „ethnische Gruppe" unter Umgehung von Sprache und Rasse definiert; ebd. 10. 4. 1999 Erstaunlich bleibt, daß Konrad, der die Ursache für die jugoslawische Katastrophe stets in der „Ethnisierung" sieht, die Teilung der ungarischen Minderheit durch die Abtrennung Sloweniens und Kroatiens beklagt. Ethnizismus: taz 5. 5. 1994 Die Verwandtschaft mit anderen stereotypen Denkmustern, etwa dem
Rassismus oder dem Ethnizismus — auch dem nationalistischen Kollektivismus („Wir Deutsche . ."), nicht zuletzt in Teilen der Friedensbewegung, ist übrigens auffällig; Spiegel 20. 3. 1995 Manche aufgeklärten Geister wittern eine Vermischung politischer und völkischer Gedanken, „Ethnizismus im multikulturellen Gewand"; taz 1. 6. 1995 Ethnizismus und Nationalismus, Desintegration und Partikularismus . . nur ein Problem zu wenig entwickelter, zu wenig moderner Gesellschaften. ethnizistisch: taz 8. 1. 1993 Ausgegrenzt aus der feministischen Kritik waren Herrschaftsformen, die nicht sexistisch, sondern rassistisch und ethnizistisch sind und somit die weiße westliche Frau nicht treffen; ebd. Immigrantinnen, schwarze und jüdische Frauen, konfrontierten weiße Feministinnen seit Ende der achtziger Jahre mit ihren ethnizistischen Sichtweisen und ihrem rassistischen Verhalten; ebd. 23.8.1995 Nationalismus ist dabei nicht immer ethnizistisch begründet, sondern kann auch auf einer Staatsideologie beruhen. Ethnizität: taz 7. 8. 1992 angesichts dessen, was in Bosnien geschieht, bleibt wichtigster Wunsch hier, daß Kooperation und Antirassismus und nicht Ethnizität und die ihr inhärente Gewalt das Fundament der Zukunft bilden; ebd. 8.11.1997 [Die] polemischen Anmerkungen zu Identität, Ethnizität, Exotismus, Rassismus, Sexismus; Berl. Ztg. 16.5. 1998 daß alle Angehörigen der Staaten des ehemaligen Deutschen Bundes als Bürger des künftigen deutschen Staates gelten sollten, unbeschadet ihrer Ethnizität oder ihrer kulturellen Orientierung. IN
Ethn(o)-, ethn(o)-, seit früherem 18. Jh. nachgewiesen als erster Bestandteil in Entlehnungen aus dem Griech. oder in gelehrtenlat. Bildungen bzw. international gebildeten Kombinationen, deren zweite Bestandteile zunächst aus dem Griech./Lat. stammende gebundene Wortbildungseinheiten, im Laufe des 19. und 20. Jhs. aber zunehmend selbständige, häufig auch indigene Lexeme darstellen. Zurückgehend auf das griech. Kompositionsglied εθυο- in subst. und adj. Komposita, zu έθνος 'Gruppe von zusammenlebenden Menschen gemeinsamer Herkunft und Kultur; Volk, Stammeshaufen' (—• ethnisch) (wohl abgeleitet von εθος 'durch Gewohnheit verbundene Menge, Schar; Sitte', also eigentlich 'Gemeinschaft gleicher Sitte'; — Charakter, —* Moral), in Wendungen wie ärztliches, christliches, journalistisches, menschliches, nationales, soldatisches, sozialistisches, wissenschaftliches Ethos, Glauben und Ethos, von hohem humanem Ethos getragen, Ethos des Krieges, der Marktwirtschaft, und in Zss. wie Arbeits-, Aufklärungs-, Berufs-, Bildungs-, Kriegs-, Sozial-, Standes-, Wirtschaftsethos; Ethospolitiker. Seit Anfang 2 0 . J h . als erster Bestandteil Etho-/etho-, ζ. B. in Ethographie mit ethographisch, und (unter engl. Einfluss, vgl. ethologies) Ethologie 'Beschreibung und Darstellung der Sitten und Gebräuche in der Verhaltensforschung; Milieutheorie', mit Ethologe, ethologisch, vgl. auch Ethogramm 'Katalogisierung der Verhaltensweisen und Instinkthandlungen einer T i e r a r t ' , Ethokratie 'Regierungsverfassung, in der die Moralität dominiert', veraltete Kombinationen wie Ethogenie, Ethognosie, Ethopöe und in jüngster Zeit okkasionelle Bildungen wie Ethoökologie, -moralist (vgl. Ethiko-fethiko-, —• Ethik). Ethos: Schiller um 1795 S.W. XVII 239 Würde wird mehr im Leiden (pathos), Anmuth mehr im Betragen (ethos) gefordert u. gezeigt (KEHREIN); A. W. Schlegel 1809 S. W. V 105 diese verfaßung der tragödie ist weder der Schilderung eigenthümlicher gemüthsart, noch der rührung durch leidenschaften, nach der griechischen kunstsprache weder dem ethos noch dem pathos günstig (DWB N.); Wieland vor 1813 S. W. XXXV 393 Eines Dichters,
dem es in seinen Dramen . . weniger um künstliche Erfindung . . der Fabel, als um das Ethos u. Pathos der Personen . . zu thun war (KEHREIN); Stahl 1830 Philos. d. Rechts l 159 die rechtliche freyheit folgt bey ihm [Kant] nicht aus dem ethos [der praktischen Vernunft], sondern aus dem reellen daseyn des ich (DWB N.); Harden 1892 Apostata N. F. 24 so kann auch die Monarchie heute neues Lebens nur aus der Berührung mit den gedrängten
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Etikett
Armeen der Noth ziehen. Geld hat ihr, Gewalt und Festigkeit Bismarck verschafft; eine Kleinigkeit fehlt noch: Ethos und Mitleiden; 'Walther 1919 Wege dtsch. Geistes 29 der Gegensatz der Wirklichkeit zu jenem hochgespannten Ethos der Massenideen; Tillich 1926 Religiöse Lage 39 eine heroische, von starkem Ethos getragene Philosophie; Scheler 1929 Weltansch. 106 Ein jeder Mensch, auch eine jede Gruppe, ein jeder Beruf . . hat seine besondere typische Triebstruktur . . sein eigentümliches Ethos; Lokal-Anz. 20. 5. 1934 das Ethos des neuen Deutschland auch auf dem Wirtschaftsgebiet . . der erhabene Gedanke der Zusammenschweißung von Führer und Gefolgschaft zum gemeinsamen Wohl; Siemens 1947 Leben 81 die ungeschriebenen Gesetze, die man mit dem Wort „Ethos" meint; Kindermann 1959 Theatergesch. III 59 dann sollte auch hier [in einem Drama] ein warnendes beispiel für die führenden Englands aufgerichtet werden . . und nicht nur dem ethos und pathos nach, sondern auch in der art der motiv-kausalität (DWB N.); Schnurre 1964 Schreibtisch 19 mein Verhalten während der zweiten Hälfte des Krieges . . ein verschwommenes Front-Ethos; Offenburger Tagebl. 10. 9. 1971 „Dienst nach Ethos" in den staatlichen Krankenhäusern (Überschr.); Zeit 15. 3. 1985 Der Geltungsbereich . . des Ethos bleibt offen, verschiebt sich mit landsmannschaft-
Etikett N .
lichen Bräuchen, mit religiösen Grundmotiven, und wird um so problematischer, je 'pluralistischer' sich eine gesellschaft empfindet; Spiegel 12. 7. 1993 Die Entscheidung für das himmlische Reich mag für andere Fiktion sein, bei unserem Volk gehört das untrennbar zum Ethos. Etho-/etho-: Haeckel 1913 Lebenswunder 107 Dahin gehört. . die Oekologie oder Bionomie (neuerdings auch Ethologie genannt), die Wissenschaft vom Haushalt der Organismen, von ihren Lebensbedürfnissen und ihren Verhältnissen zu den übrigen Organismen; Ritsehl 1939 Ethologie des sozialen und des persönlichen Menschenlebens (Titel); 1944 Dtsch. Literaturztg. Xl/Xll 61 'Gegenstand der ethologischen Wissenschaft . . sind sowohl die sozialen wie die persönlichen Erscheinungen des sittlichen Lebens innerhalb der Menschheit.' Als Tatsachenwissenschaft, die sich freilich der Wertbetonung nicht entzieht, unterscheidet sie sich von der Normenwissenschaft der Ethik im engeren Sinne; Welt 1.3. 1974 Agression . . ist ein ethologisches, psychologisches und soziologisches Problem; taz 24. 8. 1988 Für unseren Ethomoralisten ist eben eine Droge eine Droge; Spiegel 17. 1. 1994 Konrad Lorenz, der Nestor der Verhaltensforschung (Ethologie). IN
( - s ; - e n , f r ü h e r a u c h v e r e i n z e l t - s ) , A n f a n g 1 8 . J h . , z u e r s t in e i n e m
b a y e r . G e n e r a l m a n d a t ( 1 7 0 1 ) in d e r Z s . Arznei-Etiquetten n u n g a u s f r z . itiquette
aufgekommene
Entleh-
F. ' V e r z e i c h n i s , A u f s t e l l u n g ; a n g e h e f t e t e s Z e t t e l c h e n ,
s c h r i f t ' ( ü b e r ä l t e r e s m u n d a r t l i c h e s ( n o r d - ) a l t f r z . estique(t)te
Auf-
'in die E r d e gesteckter
(Ziel-)Pfahl, daran befestigte M a r k i e r u n g ; zugespitztes H ö l z c h e n , Stift zum Anheft e n e i n e s Z e t t e l s ' , z u estiqu(i)er, t e l n i e d e r l . / f l ä m . stikken
'hineinstecken, -stechen; feststecken', dia-
estequier
l e k t a l e N e b e n f o r m e n v o n estichier,
estechier
'hineinstechen', zurückgehend auf mit-
' h i n e i n s t e c h e n ; f e s t s t e c k e n ; s t i c k e n ' , I n t e n s i v u m zu
' s t e c h e n , s t o ß e n ' ; v g l . stecken,
stechen,
f l u s s t e n S c h r e i b u n g e n w i e Etiquet(t),
sticken; Etiquette
steken
—• T i c k e t ) , f r ü h e r a u c h in f r z . b e e i n u n d in d e r (seit A n f a n g 1 9 . J h . v o m
N . v e r d r ä n g t e n , h e u t e n u r n o c h ö s t e r r . , S c h w e i z , ü b l i c h e n ) F o r m —» E t i k e t t e F. In d e r k a u f m a n n s s p r . B e d . ' a n e i n e m G e g e n s t a n d b e f e s t i g t e r Z e t t e l ,
beschriftetes
Papierschildchen, an einer W a r e a n g e b r a c h t e Aufschrift zur Auszeichnung des Preises, K e n n z e i c h n u n g des I n h a l t s , der M a r k e , A r t i k e l n u m m e r , des H e r s t e l l e r s u. ä. I n f o r m a t i o n e n ; W a r e n - , Preiszettel, - a u f k l e b e r , A u s z e i c h n u n g s z e t t e l ' , speziell
auch
' G e b r a u c h s z e t t e l , - a n w e i s u n g b e i A r z n e i m i t t e l n ' , in W e n d u n g e n w i e a u f d e n W e i n f l a s c h e n k l e b e n E t i k e t t e n , ein i m R e v e r s e i n g e n ä h t e s E t i k e t t , die F a r b e d e r E t i k e t t e n ist v o r g e s c h r i e b e n , d a s V e r f a l l s d a t u m a u f d e m E t i k e t t , E t i k e t t e n e n t f e r n e n , a n b r i n g e n , in Z s s . w i e E t i k e t t e n f ä l s c h u n g ; A d r e s s - , B r a n c h e n - , P r o d u k t - , W a r e n e t i k e t t ; s e i t E n d e 1 8 . J h . a u c h in d e r v o r a l l e m i m p o l i t i s c h e n B e r e i c h b i l d l i c h u n d ü b e r t r a g e n verwendeten Bed. 'typisierende, oft oberflächliche, pauschale oder vorschnelle Kategorisierung von jmdm.; typische Bezeichnung, Kenn-, Markenzeichen'
(—• R u b r i k ,
Etikett
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— Klischee, — Siegel; s. Belege 1 7 9 2 - 9 7 , 1 8 6 4 - 7 0 , 1885, 1896, 1917, 1927, 1931, 1993, 1995), in oft negativ konnotierten Wendungen wie ζ. B. unter ein Etikett fallen, jmdn./etwas mit einem Etikett versehen, jmdm./etwas ein Etikett verleihen, aufkleben, unter Etiketten wie „Menschheit"/„Humanität", unter den neuen Etiketten weht der alte Geist; falsches, betrügerisches Etikett, unter dem Etikett von . . 'unter dem (falschen) Vorwand von . .', und insbes. in der Zs. Etikettenwechsel, -Schwindel 'Täuschung über den wahren Sachverhalt; irreführende Benennung durch die Verwendung einer bekannten, positiv wertenden Bezeichnung für eine minderwertige Sache, Angelegenheit'. Dazu seit frühem 19. Jh. aus gleichbed. frz. etiqueter entlehntes etikettieren V. trans., früher auch etiquettieren, in der Bed. '(Waren) mit Aufschrift(-szettel) versehen, beschildern, auszeichnen', auch allgemeiner und ironisierend auf Menschen bezogen (s. Beleg 1928), seit spätem 19. Jh. metaphorisch verwendet im pejorativen Sinne von 'jmdn./etwas (oberflächlich) kennzeichnen, in eine bestimmte Kategorie, ein Klischee einordnen, in eine Schublade stecken, ihm (vorschnell) einen Stempel aufdrücken' (vgl. typisieren; s. Belege 1885, 1911, 1954, 1963, 1975, 1987); seit Anfang 20. Jh. das Verbalsubst. Ettikettierung F. (-; -en), in der abwertenden, übertragenen Bed. 'pauschal, oberflächlich kategorisierende Be-, Kennzeichnung' (vgl. Typisierung) und speziell als Fachausdruck der Soziologie für 'Einordnung des (abweichenden) Sozialverhaltens oder (negativen) Erscheinungsbildes eines Menschen unter einem bestimmten Etikett, in eine bestimmte Schublade; Ausgrenzung, Abstempelung als Außenseiter', vgl. die Zs. Ettikettierungstheorie (vgl. engl.-amerikan. labeling approach). Etikett: 1743 Scbatzk. V 1069 Etikette; 1796 Berghaus I 240 Etiquette . . das an die Waare geheftete Zettelchen, worauf der Ein- und Verkaufspreis verzeichnet worden (beide S C H I R M E R , Kaufmannssprache); 1765 N. Corp. Constitutionum pruss.-brand. 111 988 ferner soll aller im lande fabricirter toback, wenn er einmahl ausser landes gesandt worden, nicht wieder . . im lande eingeführet werden dürfen, wenn er auch mit den petschaften, stempeln, zeichen, etiqueten etc. der general-pachtungs-compagnie versehen seyn möchte (DWB N.); Herder 1792-97 Br. Anhang (S. W. XVlll 333) das Etiquette des Heiligthums [Schild, Zeichen, Kennzeichen]; Hegel 1807 Phänomenologie 35 eine tabelle, die einem skelette mit angeklebten zettelchen oder den reihen verschlossener büchsen mit ihren aufgehefteten etiketten in einer gewürzkrämerbude gleicht (DWB N.); Goethe 1821 Tagebücher (WA 111 8,6) Etiquetten auf die Steinschränke genagelt; ders. um 1825 WA 1 49.2,135 so finden wir neuerlich den Buchbinder, sich entweder bescheiden inwendig auf kleiner Etikette, oder zuversichtlicher außen am unteren Rande des Rückens mit goldenen Buchstaben anmeldend; Glassbrenner 1836 Berlin Vlll 5 auf jeder [Flasche] ein Etiquett; Gutzkow 1838 Blasedow I 311 wenn die Arznei nur wirkt, dann ist die Etikette darauf eben bloß - Etikette; Marx 1845-46 MEW III 17
wurde das Geschäft . . verdorben durch fabrikmäßige und Scheinproduktion, Verschlechterung der Qualität . . Verfälschung der Etiketten, Scheinkäufe, Wechselreiterei; ebd. III 404 das Kapitel vom Selbstgenuß könnte . . unter einer neuen Etikette dieselben Phrasen und Sentenzen wiederbringen; 1857 Bazar 69a müssen die Töpfe auch mit einem Etikett bezeichnet werden; Grabowski 1863 Off. 139 den . . Koffer . . nach X . schicken . ., da dieser Bestimmungsort ja auf dem Etiquet verzeichnet war; Marx 1864-70 MEW XVI 428 Arbeiterprügeleien unter der Etikette von „Prinzipienkämpfen"; Springer 1868 Berlin 189 gefälschten Wein unter eleganten Etiketts; Berlepsch 1875 Schweizerkunde 399 viel einheimischer [Wein wird] unter dieser Etiquette [als ob er Badischer Wein sei] verkauft; Gottschall 1885 Totenkl. 223 moralisches Etikett; Lubliner 1896 Riviera 114 die prächtige Umgebung, welche der Stadt den Weltruf bereitete und sich den Namen Nizza sozusagen als Etiquette aufkleben ließ; Haarhaus um 1900 Blattschüsse 1 21 als ich nun nach der Etikette sah, erkannte ich . daß es derselbe „Menzenberger" [Rotwein] war, den mir die Firma . . seit Jahren für meinen häuslichen Tisch liefert; Th. Mann 1901 Buddenbrooks (W. 1 25) Er faßte . . vorsichtig und elegant den Hals seiner Weißwein-Bouteille . . legte sie ein wenig auf die Seite und prüfte aufmerksam
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Etikett
die Etikette; Europa 19.1. 1905 jene Natur- und Kunstwissenschaft, der es auf schöne Ordnungen, Schubfächer und Etiketten ankommt Kjellen 1917 Studien 31 diese Frage zwingt man in ein Klischee und klebt ein Schlagwort als Etikette darauf und glaubt sie dann mit einer einfachen Geste abfertigen zu können, die noch dazu mit einem logischen Saltomortale endet; Friedeil 1927 Kulturgesch. 1 191 Wir kleben jedem [Menschen] ein bestimmtes Etikett auf und sind erstaunt . . wenn er sich nicht an dieses Etikett hält; ders. 1931 Kulturgesch. 111 516 Es ist für einen Dichter immer schädlich, wenn er von . . Anfang an unter eine Rubrik gebracht wird. Für Shaw lautete das Etikett: er ist ein Ironiker; 1936 Meyers Nachr. XI o. S. Alle großen Gepäckstücke wie Schis, Rodelschlitten und Handkoffer wurden . . durch aufgeklebte Etiketten kenntlich gemacht; 1961 Histor. Jahrb. LXXX 159 Etikette „Deutscher Spätabsolutismus"; N D 12. 12. 1974 an die Wand des kleinen Restaurants gebannt, lustige Verschen mit alter Etikette dazu geschrieben; Zeit 20. 12. 1985 mit solchen Etiketten belegt Rau dann Bonn; Sanders 1992 Sprachkritikastereien 3 der Sprachkritik seiner Zeit, die er unter dem Etikett „Sprachpedanten" faßte; Spiegel 1.11. 1993 bietet die Partei dem Wähler einen Etikettenschwindel an und wirbt für Positionen, die den Wahltag nicht überdauern; Zeit 6. 1.1995 läßt sich die Massenware kistenweise stapeln und mit kleinen Etiketten Markenflair aufkleben.
ettikettieren: Goethe 1818 Tagebücher (WA HI 6,182) Mawische Mineralien etikettirt und eingepackt; ders. 1829 Br. (WA IV 45,294) den Reichtum nordischer Mineralien abschließlich zu ordnen und der Sammlung gemäß zu etiquettiren; 1836 Courtin 293 etikettieren [mit Etiketten versehen] (SCHIRMER, Kaufmannssprache]; Hillebrand 1874 Wälsches 389 was je weit seiner ersten Jugend bis in sein hohes Alter aus seiner fruchtbaren Feder geflossen war, Alles . . wohl numerirt und etiquettirt; Nordau 1885 Paradoxe 13 jene Exzentrizität des Charakters, die der Psychiater . . als Psychose etikettirt; Justi 1908 Ciorgione I 157 dies bild landete dann nach langer odyssee, schwer havariert, in Glasgow; dort ist es . . immer noch als Giorgione etikettiert (DWB N.); Lange 1911 Kampfzeiten 11 71 der dogmatisch festgelegten . . sogenannten weiblichen eigenart, dieser etikettierten, eingeschnürten kunstfigur (DWB N.); Moreck 1928 Liebe 185 die offen ettikettierenden Fleischmärkte [Bordelle]; Lokal-Anz. 24. 2. 1933 Eines aber möchte man zu dieser Monogramm-Mode empfehlen: nämlich die Initialen nicht mehr als einmal für den Anzug zu verwenden; die Trägerin wirkt sonst gar zu „etikettiert", und die Etikette
will, daß wir nicht zuviel Reklame für uns machen; 1935 „Duden"-Sammlung o. S. modern sind überall die Maschinen, mit denen die Flaschen gefüllt, etikettiert und gekapselt werden; Hartmann 1954 Begegnungen 24 Man hat ihn etikettiert, zum Teil mit seinen eigenen Worten . . als Reformator der protestantischen Kirche; Frisch 1963 Stiller 380 Wir etikettieren sie [unsere unwürdigen Gefühle] nach dem Wunsch unseres Bewußtseins (DUDEN 1993); Spiegel 1975 Nr. 35 so würden ihn „die deutschen Kritiker" als „einen . . Trivialautor etikettieren" (DUDEN 1993); Wuketits 1987 Darwin 34 dessen als „Lamarckismus" etikettierte Lehre; 1995 FAZ Nr. 88 über die frage, wie eine solche begründung des mechanistischen programms philosophisch zu etikettieren wäre, sind sich die autoren des bandes uneinig (DWB N.). Ettikettierung: 1909 Preuß. Jahrb. CXXXV1 152 dieser [Abhandlung] die Ettikettierung „Janssensche Schule" gegeben; 1924 Kunstwissenschaft 56 Er hat . . gegen die reklamehaft modische Ettikettierung und Empfehlung nordischer Kulturen als „deutsche Renaissance" . . Protest erhoben; Burdach 1930 Eindrücke 28 eine Warnung vor 'Etikettierungen' und 'Formeln'; Ziersch 1936 Ludwig Thoma 64 Ettikettierungen literarischer Zirkel; Münch. Ν. N. 18. 10. 1936 Aufschluß über die richtige Behandlung, Pflege und Lagerung des deutschen Weines . . die richtige Etikettierung und Bezeichnung nach den neuesten Vorschriften; Süddtsch. Ztg. 20. 10. 1950 ist die Vorsilbe „groß" aus dem Namen der Stadt [Berlin] getilgt. Versteht man hier überall, daß es geschehen ist, um mit den Spuren einer aufgezwungenen Verfassung eine totalitäre Etikettierung zu beseitigen, nicht aber, um den Ostsektor abzuschreiben?; ebd. 22. 8. 1951 Ettikettierung und Überbewertung des „Akademikers"; Th. Mann 1954 Krull I 40 daß Etikettierungen wie etwa „ein Trunkenbold", „ein Spieler" oder auch „ein Wüstling" den lebendigen Einzelfall . . nicht einmal ernstlich zu berühren imstande sind (DUDEN 1993); Hartmann 1954 Begegnung 24 alle Etikettierungen versagen bei diesem geistig beweglichen Manne, der mit staunenswertem Fleiß die so reiche theologische Literatur durchforscht; Becher 1965 Prosa 8 Einige gelehrte Literaturbehandler haben dafür [für das neue Weltgefühl] auch alsbald eine Etkettierung gefunden, und zwar Simultanismus (DUDEN 1993); Meier 1978 Prozesse 27 Kategorien . . mit deren Hilfe sich Zusammenhänge . . empirisch aufweisen lassen, welche sonst allzu leicht im Ungefähr vager Beschreibungen oder Etikettierungen verbleiben; Süddtsch. Ztg. 12.113.2.1994 Jede schnelle psychologische Etikettierung verkennt die ganz persönliche Geschichte eines Menschen. IN
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Etikette F. (-; -n ungebr.), Anfang 18. Jh. entlehnt aus gleichbed. frz. etiquette '(Zettel mit der) Hofrangordnung' (—•Etikett), früher auch in der frz. Form Etiquette F. und (bes. im 18. Jh.) N. Mit der Übernahme der durch Philipp den Guten von Burgund eingeführten, bald von den Höfen in Madrid und bes. Wien nachgeahmten französischen Hofsitten aufgekommen in der Bed. '(ursprünglich auf einem Zettel genau festgelegtes und beschriebenes) Verzeichnis, Aufstellung, strenge Regelung der bei Hofe vorgeschriebenen/verbindlichen Gepflogenheiten sowie der Rangordnung, -folge (der Bediensteten, Militärs ο. A. nach ihrer Stellung), (zur Förmlichkeit erstarrtes) höfisches Zeremoniell, Hofsitte, -Ordnung, -zwang' (—• Protokoll, —• Kodex, —• Ritual), ζ. B. Wiener, militärische, gesellschaftliche Etikette, einer strengen Etikette unterworfen sein, die Etikette ist aufgehoben, unter dem Zwang/dem Joch der Etikette, auf (die) Etikette bedacht sein, die Etikette beachten, einhalten, es ist gegen die Etikette, als Bestimmungswort in der Form Etikette(n)- in Zss. wie Etikettenangelegenheit, -fehler, -frage, -kodex, -pflicht, -visite, -Vorschrift, -streit; etiketteliebend, -beherrscht, als Grundwort ζ. B. in Begräbnis-, Haus-, Hof-, Staats-, Standes-, Tischetikette, bes. in Bezug auf despotische Herrschaftsstrukturen abwertend konnotiert mit „Zwang, Hierarchie" sowie gelegentlich ironisierend mit „oberflächlich, lächerlich, steif" (s. Belege 1838, 1922), z.B. im personifizierenden Syntagma Madame/Frau Etikette (von Marie Antoinette geprägte scherzhafte Bezeichnung für eine Hofdame; s. Beleg 1791) und vereinzelt in Zss. wie Etikettenverdruss. Seit Mitte 18. Jh. auf andere Bereiche ausgedehnt für 'Gesamtheit der gesellschaftlichen Anstandsregeln, Umgangsformen, Normen höflichen Benehmens; guter Ton, gutes Benehmen, Höflichkeit, Anstand' (— Konvention; s. Belege 1748, 1754, 1885, 1995), ζ. B. Höflichkeit/ Anstand/guter Ton und Etikette, gegen die Regeln der Etikette verstoßen, Mangel an Etikette, und allgemeiner verwendet im Sinne von 'Regel, Vorschrift' (s. Belege 1942, 1971). Dazu im frühen 20. Jh. vereinzelt das Verbalsubst. Etikettierung F. (-; -en) 'Auferlegung, Einführung gesellschaftlicher Ordnungen und Zwänge', und im 20. Jh. die adj. Ableitungen etikettelos, -widrig. Etikette: 1705 Fama III 699 die Etiquette des Päbstlichen Hofes ( B R U N T ) ; 1708 Leopold d. Große I 114 Von der Österreichischen Etiquete oder Ceremoniel hier etwas zu erinnern . . erforderte ein gantz besonderes Buch; Lünig 1719 Theatrum cerem. 1 3a an dem Ceremoniel des R o m . Hofes, der in dem Hause Oesterreich so wohl in Teutschland als Spanien eingeführten Burgundischen Hof-Ordnung, oder so genannten Etiquete des Wienerischen Hofes; ebd. I 6a Am kayserlichen Hofe war man zu Zeiten des grossen Käysers Leopoldi in der Etiquete oder Ceremoniel so singulier und pointilleux, als an keinem Hofe in Europa; Kücbelbecker 1730 Hof 220 die Etiquette, oder das hiesige HofCeremoniel ( B R U N T ) ; Zinzendorf 1748 Augsp. Konfession 179 da hält man im Geistlichen ebenso ernstlich über seinen Ordnungen in den Chören, als man die weltlichen natürlichen Jungfern und Junggesellen über ihre natürlichen Ordnungen hal-
ten sieht, da gewiß einer, der der Ordnung und Etikette seines Orts im geringsten ungemäß handelt, sich aller seiner Lands-Leute Gelächter auf den Hals zieht; Schönaich 1754 Aesthetik 274 Man sollte es nicht denken, was für eine Ordnung in Würden oder Etiquette, die . . Meistersinger bey ihren Höfen halten; Sterne 1763 Tristram Shandy (Übers.) VII 124 In aller andern Absicht war das Etikett heilig; Denis 1777 Einl. I 246 unter dem Joche des bon ton, der Etikette und Asiancen; Sturz 1779 Sehr. (I 202) Wenn es auf Rang unter Wissenschaften, auf die Etikette vor der Welt ankommt; Schiller 1787 Br. I 346 Sie als König Philipp sind gebeten, auf das spanische Etikett Ihrer Vasallen zu sehen; 1789 Privatleben d. Marie Antoinette 19 Die Französische von dem Wienerhofe so ganz verschiedene Etikette; 1791 Journal v.u. f. Deutschland II 781 Daß auch wir nicht davon befreit waren, daß Frau Etikette auch über unsere
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Nacken tyrannisirte, wie nie Premierminister über der Menschen Vernunft und Geldbeutel; Dalberg 1799 Armetzpolizei (1912 Archiv Histor. Ver. v. Unterfranken LIV 205) und ihr Leben auf diese weiß weit angenehmer sein wird . . als das trauriche etiquette so vieler Fürsten; Laukhard 1800 Erz. I 60 die Etikette hindert sie, das Weib eines simplen Edelmanns zu werden. Und die Etikette muss man ehren!; 1807 Miscellen f. d. neueste Weltkunde I 21 Etikette am französisch-kaiserlichen Hofe; Athenstädt 1823 Eur. I 193 Die Fürsten . . sind . . stets dem lästigsten Zwang, der Etikette, unterworfen; Jochmann 1838 Naturgesch. d. Adels 116 Im alten Frankreich . . streifte die Etikette oft in's Lächerliche über . . Selbst der religiöse Kultus mußte sich dem Despotismus der Hofetikette . . unterwerfen; Cams 1845 England u. Schottland l 242 überall macadamisirte Wege, rasirter rasen und jene Etiquette der Natur, welche mich im Grünen immer doppelt belästigt; Wickede 1854 Sotdatenleben 111 47 selbst die Franzosen im Norden von Lothringen fanden in jener Zeit dies noch gegen die Etiquette; 1863 Bilder a. Paris II 309 überreichte er dem Kaiser zu höchsteigenen Händen (so will es . . die Etikette: keine fremde Hand zwischen den beiden Monarchen, als die des Gesandten); Wickede 1878 Leutnant 47 die beiden Fähnriche, die . . am Officierstische immer so steif und stramm . . dasaßen und den Mund gegen einen Officier nur aufthaten, um eine an sie gerichtete Frage kurz zu beantworten, wie dies die militärische Etiquette streng vorschrieb; Karpeles 1885 Heine's Biographie 4 fühle ich . . die Kraft, mich über die Chimären: Vorurtheil, Convenienz und Etikette hinauszuschwingen und . . mich alsdan freiwillig unter den Schutz der Religion und Tugend zu begeben; Brandt 1901 Ost-Asien I 1S9 daß das . . eine grobe Verletzung der Etikette sein und . . einen sehr schlechten Eindruck hervorbringen würde; Auffarth 1910 Offizier 139 Etikette ist der Inbe-
E t ü d e F. ( - ; - n ) , i m s p ä t e r e n
griff der auf verfeinertem Geschmack beruhenden herkömmlichen Sitten und Formen; Th. Mann 1922 Reden u. Aufs. (W. XI 843) Etikette ist der Tod der freien Humanität, eine Mischung asiatischer Sklavenkleinlichkeit und Despotenhochmuts mit christlicher Demut; Münch. Ν. N. 11. 6. 1942 Auch der Zirkus hat seine „Etikette". Aus alten Bräuchen erwuchs . . ein sportverwandter Adel der Gesinnung wie der Aufmachung; 1960 Durch d. schöne Welt Nr. 5 Die vielzitierte Frau Erica Pappritz . . Mitarbeiterin am „Buch der Etikette"; 1971 Handelsbl. X X X V 34 Vom Kneipenamüsement distanzieren sich die Billardsportler durch betont ernste Etikette; Birnbaum 1974 Achtzig Jahre 51 mein freund von den technikern . . durfte sich indes nach der höfischen etikette nicht etwa selbst mit seinem richtigen namen vorstellen (DWB N.); MM 21. 5. 1985 in einem streng bewachten Reservat, wo jede natürliche Gefühlsregung als Verstoß gegen die gesellschaftliche und philosophische Etikette betrachtet wird; Spiegel 14. 6. 1993 Francois Mitterand . . auf Etikette bedachter französischer Staatspräsident, ließ sich zum Erstaunen seiner Landsleute einmal richtig gehen; Zeit 7. 4. 1995 wir legen zuviel Wert auf Höflichkeit und Etikette. etikettelos: Ludwig 1922 Goethe 1 186 verzeiht man ihm die etikettelose Art, mit der er . . plötzlich im Rokoko-Salon eines Frankfurter Bankiers erscheint. etikettewidrig: 1971 Stern Nr. 21 Alexandra Prinzessin von Kent. . geriet auf einem Wohltätigkeitsball . . in etikettewidrige Stimmung. Mit Zurufen ermunterte sie die Band, nicht so zimperlich zu sein. Etikettierung: Goldmann 1915 Militär. 38 alle Grenzpfähle, Ordnungsschranken, Etikettierungen des bisherigen [Gesellschafts-]Systems. IN
1 8 . J h . v e r e i n z e l t , seit f r ü h e r e m
19. Jh.
häufiger
nachgewiesene, erstmals von J . B. C r a m e r ( 1 8 0 4 und 1 8 1 0 ) anstelle von
Exercice
v e r w e n d e t e E n t l e h n u n g a u s frz. etude
altfrz.
' S t u d i u m , Studie; Ü b u n g s s t ü c k '
( d u r c h M e t a t h e s e a u s estudie)
estu(i)de
r ü c k g e h e n d a u f l a t . Studium
(