Deutsches Dichten und Denken vom Mittelalter zur Neuzeit (1270–1700) 9783111365480, 9783111008295


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German Pages 159 [160] Year 1949

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Inhalt
Literaturangaben
Einleitung
Kapitel I: Der mystische Grundstrom
Kapitel II: Zerfall und Neuformung
Kapitel III: Dichtung
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Deutsches Dichten und Denken vom Mittelalter zur Neuzeit (1270–1700)
 9783111365480, 9783111008295

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Scrmmlung Göschen Band 1086

Deutsches Dichten und Denken vom Mittelalter zur Meuzett (1270—1700) Von

Br. Günther Müller o. Professor an der Universität Bonn

Zweite, durchgesehene Auflage

Walter de Grupter L La. vormals 8. y. Bvfchen'sche BerlagShandlung • 9. öuttentog, Verlags­ buchhandlung • Georg «ebner • Karl 9. Trübner • Bett & Lomp. Berlin 1949

Alle Rechte, insbesondere das übersetzung-recht von der Berlagshandlung vorbehalten

Archiv-Nr. 111086 Druck von Walter de Gruyter (1576) nach italienischem Vorbild Formverstraffung, zuspitzenden Aufbau, Bewußcheit und begriffliche Helle, in deren abgrenzendem, schillerndem Spiel mittelbar etwas von dem unmittelbar Unsäglichen erscheint. Schallenberg und Th. Hoeck („Schönes Blumenfeld" 1601) versuchen nach ihm mit verwandten Mitteln stofflich weiter zu greifen, erreichen aber den straffen Glanz der besten Regnartschen Stücke kaum je. Die geschmeidige deutsche Prosa- Odyssee Simon Schaidenreißers (1537; neu gedruckt 1538 und 1570) bleibt nur scheinbar wirkungslos. Sie stellt in die ereignisreihende Erzählweise der Zeit, ohne durch Versansprüche abzulenken, das Grundwerk perspektivischer, durch die Maße der Zeit und des Raums nach künstlerischen Gewichtforderungen sich bewegender Ge-

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schehnisentfaltung. Und sie zeigt unbeirrbare Zielstrebigkeit des Helden durch die Wogen des Fortunameers hindurch. Buntheit der Welt, Bedrohung und Beglückung in ihr, Er­ fahrungslust und eine Beständigkeit, die alle Verlockungen und Verängstigungen überwindet. 1559 erscheint die Ver­ deutschung der spätgriechischen „Odyssee" „Theagenes und Chariklea". Dies Heliodorsche Werk nimmt und bringt dem Odysseusroman, was dem Erzählwillen des 17. Jahrhunderts entspricht, behält aber das für die Erzählkuyst entscheidende freie Walten mit den Zeitzusammenhängen, wie es sich am greifbarsten zeigt am Einsatz des Erzählens bei einer Erregungs­ höhe des Gefamtverlaufs und am Nachholen der Vorgeschichte im späteren Zusammenhang des Erzählens. Es ist das durch­ sichtige Anlagegesetz noch für Wielands „Agathon", wo es sehr vereinfacht erscheint gegenüber dem kunstvoll verwickelnden Gebrauch in der Großerzählung des 17. Jahrhunderts. Was jene Heliodorverdeutschung der Erzählkunst höchst zeitgemäß übermittelt, ist, über die frei mit der Abfolge schaltende Bauart hinaus, die große Jch-Du-Spannung und Zuordnung eines Jünglings und einer Jungfrau und die Verwirklichung ihrer seinsmäßigen Zusammengehörigkeit in die Zeitwirklichkeit hinein durch alle Widerstände hindurch, die aus ungezügelter Leidenschaft des Außen und des Innen sich immer neu erheben. Eine moralisch verstraffte und verengte und zugleich platonisch erotisierte Odyssee also, die bis 1641 zehnmal gedruckt wird. Die Jsmenius-Übersetzung von 1573 wirkt mit schwächeren dichterischen Mtteln in dieselbe Richtung. 1610 werden Sprengs deutsche Aenvis und Ilias gedruckt, die nun aus der Antike das Staatliche und Kriegerische hinzubringen. Aber diese Be­ stände waren schon 40 Jahre vorher aus der abendländischen ritterlichen Dichtung wiedergewonnen worden. Spanien, von der bürgerlich-händlerischen Gesinnung der wirtschaftlichen Wandlungen wenig berührt und im Daseinskampf mit den Mauren zu religiöser und rassischer Bewußtheit und nationalem Günther Müller, Deutsches Dichten u. Denken.

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Heldentum erzogen, hat nicht nur die Stosfwelt, sondem auch das Ordnungsgesetz der Artusepik bewahrt und der neuen Zeit zugebildet und in dem Prosaroman des Montalvo, dem viel­ bändigen „Amadis von Gaula" (1508) ein Wunschbild mensch­ lichen Lebens geformt, in dem unbegrenzter heldischer Wage­ mut und geistig-sinnliche Liebesunbedingtheit die Züge be­ stimmen. Erweiterungen wuchern in Spanien bis 1602, drei Jahre vor dem Erscheinen des Cervantesschen „Don Quijote“. 1540—43 übersetzt des Essarts die vier Bände Montalvos ins Französische, verwischt den herben Emst und kämpferisch-sitt­ lichen Anspruch, bildet dafür die dazu fähigen Teile ins Schlüpf­ rig-Genießerische um. Der deutsche „Amadis" beginnt 1569, zwei Jahre nach dem englischen, zu erscheinen und kommt bis 1594 auf 24 Bände. Er beruht auf des Essarts, findet aber die Rückwendung zu dem verpflichtenden Ernst. In der Gestalt des Amadis geht Parzival in das kommende deutsche Jahrhundert ein; wieder ein Reiter der heimlichen Femsucht, wie der Reiter von Möjebro, der Reiter von Bamberg, wie Wolf­ rams reitender Parzival, und wieder heldischer in aller Nähe und Feme Widerstand suchend und das Unzulängliche zum untern Dienst zwingend als der von bürgerlichem Humanis­ mus überhauchte Dürersche Ritter zwischen Tod und Teufel. Nur scheinbar ist es eine willkürliche Abfolge von Abenteuern, die sich abrollt. In Wahrheit ist es die nicht auf nützlichen Er­ trag, sondem auf Sinnverwirklichung gerichtete, von einem strahlenden Seinsglauben bewegte Verschwendung des Da­ seins. Der heldische Mensch aus dem Tier, der im Kampf mit menschlicher Gewinnsucht und Genußsucht und mit den unter­ menschlichen magischen Mächten sein Ich, sein Wir, seine Ge­ meinschaft in die Zeit hinein verwirklicht und ins Überzeitliche hinein vereigentlicht. Wenn Amadis abenteuemd eigen­ nützige Gewalttätigkeit überwindet, wenn er seinen von zau­ berischen Mächten gefährdeten König und seine jungfräuliche Herrin Oriana mit heldisch gestraffter und liebebeschwingter

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Menschenkraft befreit; wenn er, von feindlicher Magie über­ flutet, mit der Geliebten in den Zauberstrudel der Sinne ver­ sinkt und beide in Trennung und Zweifel büßen; wenn er Oriana, die durch den Vater dem Werben des Kaisers von Rom ausgeliefert war, auf der Brautfahrt befreit und in dem abend­ ländischen Völkerkrieg über Lisuart und die Römer den Sieg ge­ winnt, so öffnen sich nicht nur immer weitere Horizonte der Gemeinschaft und ihrer Verpflichtung um das in Du-JchSpannung und -Einung schwebende Wir. Sondem es gilt auch immer den daseinswagenden Einsatz für die Durchordnung der Raumzeitlichkeit aus dem lichten und letztlich immer sieg­ haften Geistgrund des Seins mit den unerschöpflichen, seins­ gerecht gezügelten Kräften des starken, gesunden Bluts. Nicht die unendliche Bewegung pflanzlichen Werdens und Vergehens durch die Zeit, sondem das unendliche Werden des Wesens in zeitlicher Ausfaltung hat der „Amadis" verdichtet. Er läßt auch in der deutschen Dichtung dieses verworrenen Jahr­ hunderts Kühnheit und helle Sinnenfreude aufbrechen und drängt mit seinem Glanz das dumpfigere bürgerlich-ständische Schrift­ tum mehr in den Schatten, läßt auch den überraschenden An­ satz zu einem bürgerlich-moralischen Entwicklungsroman nicht zu unmittelbarer Auswirkung kommen, den I. Wickrams „Knabenspiegel" in neuer Ausbildung der Parabel vom ver­ lorenen Sohn darstellt (1554). Trotz des unaufhörlichen Widerspmchs geistlicher und ungeistlicher Moralisten entzünden über ein Jahrhundert lang immer neue Geschlechter Tatwillen und Menschenglauben am „Amadis", und 1805 schreibt Goethe über ihn an Schiller: „Es ist doch eine Schande, daß man so alt wird, ohne ein so vorzügliches Werk anders als aus dem Munde der Parodisten gekannt zu haben". In der Zeit seines deutschen Erscheinens ist der Roman auch Anzeichen und zu­ gleich Bahnbrecher der heraufkommenden höfischen Zucht und Haltung, erste große Erscheinung höfisch ausgerichteter Dich­ tung. Deren Umfang und Richtung freilich hat er nur mitbe8*

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leitet, aber nicht bestimmt. Was er an staatlicher und kirch­ licher Einordnung nur mehr allgemein einbezieht, wird im 17. Jahrhundert mit leidenschaftlicher Zuwendung verdeutlicht und besondert. Was er seinsvertrauend entfaltet, wird als Gut und Böse in strengem Gegeneinander geschieden. Was er breit ausschwingen läßt, wird richterlicher und zielstrebiger zu­ sammengestrafft, und die ungeheuerlichen kriegerischen, politi­ schen, wirtschaftlichen Mte zwingen in schärferen Argwohn gegen Mensch und Blut und Fortuna. Aber Dichtung des heldischen «Ansatzes und der vorbildhaften Steuerung bleibt fiihrend. 3. Dramatische Dichtung des 17. Jahrhunderts. Der neue Form- und Geistwille gewinnt zufrühst dichterische Darstellung und Durchhellung in dem reichen dramatischen Werk des Schwaben Jakob Bidermann (1578—1639), der als Lehrer an den bayrischen Jesuitengymnasien von Augs­ burg, München und Dillingen seine Stücke schrieb, nachdem er sich zuvor an einer epischen Dichtung über den bethlehemitischen Kindermord (4000 Hexameter; mit einem lateinischen Hexameterepos über den gleichen Gegenstand begann auch A. Gryphius, und noch Brockes gibt 1715 eine Übersetzung des 1620 entstandenen „Bethlehemitischen Kindermords" von Marino) und an einer gerahmten Schwanksammlung „Utopia" geübt hatte. Dann entsteht, aus Spannkräften des Jedermann, Theophilus und Faust geboren, der 1602 in Augsburg aus­ geführte und oft wiederholte. 1625 durch Joach. Meichel ver­ deutschte, 1636 auch in Paris und Wern gespielte „Cenodoxus“. Eine Komikotragödie nach Art des „Acolastus“ (s. S. 111), deren Wucht nun aber gerade in der sichtbaren Aussprengung des irdisch-menschlichen Raums gründet. Dieser verlorene Sohn, dieser von Eigendünkel und Ruhmsucht verzehrte große Gelehrte, der Schüler, Volk und Reich und Gott zum Spiegel seines Ich machen will, kehrt nicht reuig zum Vater zurück. Er

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stirbt aus eitler Wirkungssucht in stoischer Ruhe und wird vor den himmlischen Richter geführt. Und während auf der Erde die Freunde verehrungsvoll um seine Totenbahre in der Kirche versammelt sind, wird oben über seine Seele das unerbittliche Urteil gefällt: „Geh hin, du bist in Ewigkeit verflucht, verdammt, vermaledeit". Da erhebt sich der Leichnam in letzter Wehklage und letzter Verfluchung des Daseins, und die Seele wird von dem höllischen Hofgesinde in den Abgrund gerissen. Nicht mehr über den Jedermann, sondern über den Führenden, nicht mchr über die grobe tägliche Sünde, sondern — im Sinn des ja auch von einem Theologen verfaßten Faustbuchs (f. S. 37), das soeben 1599 stark aufgeschwellt neu herausgebracht worden war — über das eitle Wissen soll hier gerichtet werden und da­ mit zugleich über den nichtklerikalen Humanismus — zu den ein­ drucksvollsten Szenen gehört die Begegnung mit dem Besen­ binder, aus dem der Doktor Worte seines Ruhms herauslocken möchte und der nie von ihm gehört hat, auch völlig gleichgültig gegen die „Ehre" bleibt, mit ihm sprechen zu dürfen — und über die neue, innerweltliche Gelehrsamkeit. Das schwingt sich heraus aus dem possenhaften Spiel urtümlicher Lebenslust und -list zwischen Dienern und Schmarotzem und wird gesteigert im Kampf zwischen Schutzengel und Eigenliebe und Gleißnerei, zwischen denen sich Cenodoxus immer wieder zu entscheiden hat. Eine großartige Abrechnung, die sich vor allem im Gegen­ einander und Zueinander der verschiedenen Kräftevrdnungen und Raumverhältnisse und im Wechsel der Stimmischungen dichterisch aufbaut. Das hämmernde Vorspiel gewissermaßen, das in der Verneinung Raum und Haltung bereitet für ein ganz aszetifches Bild vom Menschen in der Welt, wie die nun folgenden Dramen es mannigfach ausformen. Der „Belisarius“, 1607 entstanden und aufgeführt in München, dem oberdeutschen Mittelpunkt der politischen Hochspannung vorm 30jährigen Krieg, reißt den politisch-kriegerischen Raum aus; das erste große, darstellende Staatsdrama der deutschen Dich-

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tung, das für das hohe Kunstdrama des Jahrhunderts den Grund legt. Der bewährte Feldherr des oströmischen Kaisers Justinian, Belisar, kehrt an der Spitze seiner Soldaten vom siegreichen Feldzug gegen die Perser heim, erstattet dem Herr­ scher Bericht und gibt in der anschließenden Sitzung des Staatsrats den Ausschlag dafür, daß der Kampf gegen den herausfordemden Vandalenfürsten Gelimer in Nordafrika aufgenommen wird. Im zweiten und dritten Akt gibt der Tri­ umph des treuen, zuchtvoll-mächtigen, an rechter Stelle die­ nenden und gehorchenden Belisar über den tapferen, aber zügellosen Gelimer doch zugleich schon ein Vorspiel für Belisars eigenen Sturz von der Höhe. 90t 4 bringt Belisars Ver­ fehlung. Um die Ungnade der Kaiserin zu vermeiden, schickt er den unschuldigen Papst in die Verbannung. Es gehört zu Bidermanns Baukunst, daß zwischen diesem Abfall von der unbeirrbaren Richtung des reinen Helden und dem im fünften Akt vollzogenen Sturz in Absetzung, Blendung, Bettlertum kein unmittelbarer Begründungszusammenhang, aber ein viel­ sagendes „Darauf" gezeigt wird. Entdeckte Palastrevolutionäre bezichtigen vor ihrer Hinrichtung den Feldherrn als Mitver­ schworenen, und er vermag seine Unschuld nicht darzutun. In einer machtvollen Szene steht der Triumphator vor seinem kaiserlichen Herm, der als Verkörperung unberührbaren Rechts und unbeurteilbarer Macht thront und das Urteil fällt. Der staatliche Raum mit seinem Kräftespiel wird in diesem dichten und herben Werk entfaltet als Lebensraum des belangvollen Menschen, als Raum der großen sittlichen Tatentscheidung und des unberechenbaren Spiels der geschichtlichen Mächte in Glanz und Elend. Ganz als öffentlicher Vertreter einer Auf­ gabe erscheint der Mensch. Wenn in der letzten Szene der Feld­ herr als blinder Bettler am Rand der Triumphstraße hockt, über die er im Siegeszug aus Afrika in die Hauptstadt eingezogen war, den gefesselten Gelimer hinter sich, so erscheint da nicht nur die furchtbare Macht der Fortuna, sondern auch der Glanz der

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mit allen Mtteln überlegen arbeitenden Ordensrhetorik. Und so erscheint die Fortunalenkung der Geschichte und der Geschicke im Dienst der göttlichen Vorsehung. Es erscheint das Wesent­ liche der Bewährung und das Zufällige des Glücks. Mes int Licht der ignatianischeü Exercitia spiritualia von einem höchst begabten Dramatiker ins Spiel gesetzt. Und bei aller Ein­ prägung der Vergänglichkeit alles Zeitlichen doch keine Ver­ neinung, sondem eine Überwältigung des Zeitlichen durch das jesuüische Kirchendogma. 16 Führer des staatlichen Lebens Bayerns und Österreichs waren Zuschauer und erschütterte Zustimmer der Erstausführung. Bidermanns folgendes Münch­ ner Werk, der „Joseph" (1615) entbürgerlicht nicht nur seinen Helden, sondern formt in ihm den Menschen, der sich im selben Raum wie Belisar nun bewährt; hin- und hergerissen wie jener von Unglücks- und Glücksfällen, wahrt er unablenkbar die Richtung und steigt auf zu herrscherlicher Würde. Freilich auch dies kein Stück fröhlichen Menschenglaubens trotz der possen­ haften Szenen — die Treulosigkeit der Josephsbrüder, die Tücke des Puttphar-Weibes sind mit vollem Gewicht in die Welt des Werks hereingenommen. Aber um so mehr ein Werk des willenspomenden Glaubens an die Fähigkeit des Menschen zur Fühmng des Lebens im Blick auf den Gott, den Loyola gepredigt hatte. In betn Parabelspiel „Cosmarchia“ wird am Beispiel der rücksichtslosen und sinnvollen politischen Willensentscheidung der Sinn religiöser Heilsentscheidung veranschau­ licht; ein Bezug, der für den Orden und das Jahrhundert der Leidenschaft zum Staat bezeichnend ist. Der „Philemon martyr“ behandelt die Legende eines römischen Komödianten, der von einem furchtsamen Christen während einer Christen­ verfolgung gedungen wird, das heidnische Opfer statt seiner darzubringen, der dann beim Spiel dieser Komödie plötzlich die innere Bekehrung erfährt und nun das Opfer verweigert und den Märtyrertod stirbt. In sinntiefem Durcheinander­ spielen von Spaß und Ernst, Theater und Wirklichkeit wird die

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Hintergründigkeit und Vielschichtigkeit des Menschenlebens als eines bewußten und unbewußten Schauspiels aufgeblättert und so durcheinandergewirbelt, daß Lachen und Weinen einander überstürzen und verstummen und das helldunkle Geheimnis der Vorsehung ausscheint. Im „Jacobus Uswarius“ wird das Leben eines Geizigen durch burleske und geistreiche Komik im Widerspiel mit dem verschwenderischen Sohn zum Tod und zum Gericht hingeführt. Anders als im „Cenodoxus“ rettet hier die Fürbitte der Mutter Gottes, und in lyrisch durchwärmte Marienverehmng steigt das Stück aus scharf umrissenen Wirklichkeitsbildem auf. In Bidermanns letztem Drama, dem „Johannes Calybita“ (1618), bricht die Weltzweiung, Welt­ absage, der Willensmoralismus der ignatianischen Exerzitien ganz durch. Der zu allen irdischen Würden und Freuden berufene Sohn eines großen römischen Hauses zerreißt, vom Gesetz des Sterbens und von den evangelischen Räten erschüttert, alle natürlichen Bindungen, wird in der Wüste Büßer, kehrt zur völligen Abtötung ins Elternhaus als uner­ kannter Bettler zurück und stirbt dort in einem Winkel. Noch einmal bewährt sich des Dichters Kunst der Ereignisflechtung und der Enthüllung menschlicher Grundkräfte in diesem Spiel vom Werden eines weltabgewandten Heiligen. Und Calybita ist eben nicht Jedermann. Aber die Steigerung der Eindringlichkeit ist um den Preis einer Verengung des Sehfeldes gewonnen, und die Verstärkung des moralischen Aufrufs beeinträchtigt die dichterische Formung der Figuren, wenn auch bei dem Dichter Bidermann noch nicht, wie in den Parabelspielen des Schulmanns Masen S. I. um die Jahr­ hundertmitte, die Beschwingung erst mit den Schlußversen über Exerzitiengedanken einsetzt. Wenn trotzdem der „Caly­ bita" im 17. Jahrhundert besonders erfolgreich war und fast wie ein Volksspiel zerspielt wurde, so ist zu bedenken, daß im Jahr seiner Erstaufführung der Krieg begann, der 30 Jahre hindurch wüten sollte, und daß die Zeiten sich von einem starken

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Dichter nicht die Gesamtschau, sondem die verwertbarsten Einzeldeutungen anzueignen Pflegen. Bidermann selbst wandte sich in der Folge ganz der Theologie zu, und sein dra­ matisches Werk blieb schon wegen der lateinischen Sprache für die deutsche Dichtung unfruchtbar. Die Verdüsterung des Weltbildes durch die Verheerungen des europäischen Kriegs auf deutschem Boden kommt zur Er­ scheinung im Trauerspiel des Schlesiers Andreas Gryphius (1616—1664). Opitz hatte zwar in seiner „Teutschen Poeterey" (1624) die humanistische Kunstlehre, die schon Bidermann über­ wunden hatte, auch für ein kommendes deutschsprachliches Drama geltend gemacht. Aber seine Übertragung der Senecaschen „Trojanerinnen" (1625) und der Sophokleischen „Anti­ gone" (1636) in deutsche Alexandriner war wenig geeignet, neben den vorhandenen lateinsprachlichen deutschen Dramen­ leistungen eine verbindliche Ausgangsebene zu bilden. Eher mochte das sein, Rinuccini nachgebildetes. Spielbuch „Davbne" (1627), das der große H. Schütz vertonte. Auch Rists Dramen vom gwßen Krieg mit ihrem Wechsel vonMegorie u.Naturalismus sind trotz gelungener Szenen nicht zwingend. Das deutschsprach­ liche Trauerspiel hat Gryphius unabhängig von Opitz begründet, geschult an Seneea, dem zeitgenössischen Holländer Bondel und der Tragödie (durchaus nicht Bidermmms Komikotragödie) der Jesuiten, wie er denn Bondels „Gibeoniter" und die „Felicitas" des Caussinus, eines französischen Jesuiten, übersetzte, ehe er eigene Trauerspiele zu schreiben begann. Sie bewegen sich wieder durchaus im Raum des Staatlichen, und wie die führenden Dich­ ter des Jahrhunderts überhaupt, so ist auch Gryphius im politi­ schen Leben tätig; er vertritt seit 1650 als Syndikus die protestan­ tischen Landstände des Herzogtums Glogau und steht damit in den politischen Umformungen. Das Ineinander des Schicksal­ haften und des Sittlichen in der Geschichte, das Mt- und Gegeneinander des Machtstrebens und des Rechtstrebens, die Hinfälligkeit aller irdischen Gefüge int Ringen der mensch-

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lichen und magischen Mächte, das Toben der Leidenschaften und die trotz allem unbedingte Freiheit der moralischen Ent­ scheidung sind die großen Gegenstände seiner Trauerspiele. Gerade nicht um innerseelische Tragik geht es darin, fottbem um Beispiele, „Fälle" menschlicher Entscheidungen mit ihren Folgen in der zeiträumlichen und in der gültigen Welt; Werke also durchaus öffentlichen Tons und Anspruchs, die nicht seelische Besonderheit, sondem menschliches Gesetz in den Be­ gebenheiten sichtbar machen wollen. Das Persönliche in ihnen ist die Deutung des irdischen Lebens als Bewährungsprobe in Qualen, ist das Aufklingen der Erschütterung durch die unaufhaltsame Unbeständigkeit aller Zustände in den ge­ schwungenen, von schmerzhaftem Wissen dicht gefüllten Versen, in denen scheinbar ganz gefühlsjenseitig Grundsatz gegen Grundsatz kämpft und sinnschweres Beispiel sich an Beispiel reiht. Für den Glauben an die erlösende Macht der Geistwirklichkeit bietet die christliche Begriffs- und Vorstellungswelt noch weit­ gehend die Aussprache-Mittel. Aber die letzte zeitüberlegene Wirklichkeit erscheint trotzdem zunehmend als abgelöste morali­ sche Gültigkeit. Wenn bei Bidermann über Weltzweiung und Moralismus weg die Seinsvollendung in der übernatürlichen Wirklichkeit Richtpunkt bleibt, so ist für das Erlösungsverlangen in den Gryphschen Trauerspielen die Wirklichkeitsgewißheit int Glauben an die willentliche Leistbarkeit des Menschenrich­ tigen verankert. Und mit dieser stoischen Selbstvollendung im richtigen, nämlich moralgemäßen Verhalten dreht sich die Steuerung fast unmerklich von der himmlischen Ewigkeit auf den kategorischen Imperativ. Im letzten und geschlossensten Trauerspiel, dem „Aemilius Paulus Papinianus" (1658), wird diese Drehung am sichtbarsten. Der Erstling „Leo Armenius oder Fürstenmord" (1646) stellt mit bitterer Gefaßt­ heit ein Willkürspiel unbändiger Machttriebe dar, in dem kein andrer Sinn als der einer Tatsächlichkeit gefunden werden kann. Der oströmische Kaiser Leo Armenins, durch ungerechte

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Gewalttat zur Herrschaft gestiegen, wird von seinem Feldherrn Michael Balbus bedroht — eine Wallensteingestalt wie Belisar, aber in andrer Beleuchtung und Ordnung. — Der 1. Akt beginnt mit der Aufstachelung der Verschworenen zur Tat durch Michael und dem Schwur, „des Fürsten grimme Macht in leichten Staub zu kehren", dann Einleitung von Gegenmaßnahmen durch den Kaiser, Verhör Michaels durch einen nach Ausgleich suchenden Diplomaten. Das Gespräch steigert sich in Schlag gegen Schlag setzenden Versen, bis Michael sich zu dem Aus­ bruch hinreißen läßt: „Sein Szepter, Krön und Blut bemht auf' diesem Degen,/Der mächtig, seine Leich ins kalte Grab zu legen, / Der, nun er ein Tyrann und schwarzen Argwohns voll, / Ihm durch den grimmen Brunn der Adem dringen soll". In diesem Augenblick tritt der Hauptmann der Leibwache ein und nimmt Michael trotz dessen Empörung gefangen, die sich moralisch verbrämt in die Schlußverse des Akts: „Ich will dies, stünd ich gleich in lichtem Schwefel, melden, / Daß dies der Tugend Lohn und letzte Dank der Helden". Akt 2 bringt die Gerichtsverhandlung mit großer Anklagerede Leos, Ver­ teidigungsrede Michaels, Beratung des Kaisers mit den Richtem, Urteilsfindung, die der Kaiser zusammenfaßt: „Doch Ihr, dies Reich, das Recht und unser Blut und Leben, / Die zwingen uns, den Mann den Flammen hinzugeben". Michael erfleht eine Stunde Aufschub der Vollstreckung. Des Kaisers Sieges­ gefühl und Sorge entfaltet sich in ausgreifendem Selbstgespräch. Die Kaiserin erscheint, kurzes, dichtes Zwischenspiel der Liebes­ huldigung, sie sucht Leo zur Nachsicht zu bewegen, Michael wird zum Scheiterhaufen geführt, der Kaiser hält den Zug auf und ordnet, der Kaiserin zuliebe, Aufschub der Hinrichtung an bis nach dem unmittelbar bevorstehenden Weihnachtsfest. Aber vorahnend spricht er es zur Kaiserin aus: „Pu wirst die Stunde noch, du wirst die Gunst verfluchen / Und schelten, was Wir tun auf Dein so hoch Ersuchen". Der 3. Akt führt den Kaiser vor, von untergangdrohendem Traum gepeinigt und geweckt.

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Er geht geheim in den Kerker und findet Michael, mit Purpur angetan, ruhig schlummem. Als Michael erwachend von diesem kaiserlichen Besuch erfährt, entschließt er sich, das Äußerste zu wagen, und findet ein Mittel, den Verschworenen Nachricht zukommen zu lassen. Akt 4 ist ganz dem Gegenspiel der Ver­ schworenen gewidmet, die aus Unschlüssigkeit und inneren Ge­ gensätzen durch Michaels Brief zum Tatentschluß zusammen­ gezwungen werden: sie wollen als Priester verkleidet zur Weih­ nachtsfeier mit in die Burg dringen und Leo im Tempel er­ schlagen. Es ist für die scheinbar kühl feststellende Haltung deS Dramas bezeichnend, daß auf diesen Aktschluß ein Chorlied folgt, in dem Jungfrauen und Priester einen „Rehen" fingen auf „Die freudenreiche Nacht, / In der das wahre Licht selb­ ständig uns erschienen...". In Akt 5 erwacht die Kaiserin aus einem Drohtraum; ein Priester, dann ein Bote meldet die Ermordung Leos. Die Verschworenen dringen siegjauchzend ein, noch einmal steigern sich int Gegeneinander mit der Kai­ serin die beiderseitigen Rechtsansprüche zur Höhe. Die Leiche des Kaisers soll fortgeschleift werden, Theodosia wirft sich über sie und sieht in einem Wahnsinnsanfall den Gemahl wieder im Leben — in dieser für das Handlungsgewebe nur durch ihren unzuständigen Eingriff bedeutsamen Figur findet das Weltöntsetzen des Dichters verhältnismäßig unmittelbar Aus­ druck. Aber das Trauerspiel ist nicht das seelenvemichtende Erlebnis dieser Frau, sondern das unerbittliche Willkürspiel der Mächte. Und das Stück schließt denn auch nicht mit Theodosias Erlösung aus der Qual durch den Wahnsinn, sondern mit Michaels ersten Regierungsmaßnahmen und mit dem Ruf aller ehemals Verschworenen „Der Kaiser herrsch und lebe!". Erst in den folgenden Dramen taucht aus der Tragik der Tatsächlichkeiteit ein Trotzdem des Sinns auf. „Catharina von Georgien oder Bewehrete Beständigkeit" gibt mit dem 2. Titel das Stichwort. Die verwitwete christliche Königin wahrt ihrem treuen Volk und ihrem Christenglauben die Treue

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gegen das leidenschaftliche Werben und Begehren des heid­ nischen Perserkönigs und stirbt den Märtyrertod. Die Handlung setzt damit ein, daß die gefangene Königin von heimlichen Ab­ gesandten ihres Volks hoffnungsvolle Kunde erhält und daß Chach Abbas, von Catharina erneut zurückgewiesen, sich unter dem Druck des russischen Gesandten zur Freilassung seiner Gefangenen entschließt. Akt 3 läßt die von Beginn an dräuende Aufspaltung erfolgen: der russische Gesandte kündigt der Königin die bevorstehende Freilassung an — Chach entschließt sich, der Königin „sein Ehebett und die persische Krone oder den grimmigsten Tod vorzuschlagen". Die Schlußakte führen die Bewährung der Beständigkeit bis an die Grenze des Aus­ denkbaren und das Toben der zuchtlosen Unbeständigkeit zu verzweifeltem Schmerz. Ein Märtyrerdrama ist im Gmnd auch „Ermordete Majestät oder Karolus Stuardus", 1649, im Jahr der Hinrichtung Karls I. durch Cromwell, aus stürmi­ scher Anteilnahme entstanden und später auf Grund der „Wundergeschichte Karls II." (1661) Philipps v. Zesen um­ gearbeitet. In diesen beiden Werken herrscht wirklich die nur leidende Standhaftigkeit des Helden, die man irrigerweise dem Trauerspiel des Jahrhunderts überhaupt zuschreibt. Die dramatische Spannung waltet hier vor allem in der sprachlichen Entfaltung der gegenteiligen Rechtsansprüche. Den Angel­ punkt des englischen Trauerspiels spricht Karolus aus in den Worten an seine Tochter: „Du schaust, mein Kind, wie ich dies lange Leiden schließ, / Indem ich freudenvoll fürs Recht mein Blut vergieß". Das ist dann auch Leben und Glaube dereifsten dramatischen Werks. Papinian, Reichshofmeister des Kaisers Caracalla (also politischer Jurist wie Gryphius selbst), soll den Brudermord des Kaisers rechtlich entschuldigen. Weder Versprechungen noch Drohungen, aber auch nicht die Auf­ forderung des Heers zur Machtergreifung vermögen den „groß­ mütigen Rechtsgelehrten" vom Eintreten „fürs Recht" dbzubringen, und so sieht er gefaßt den Sohn unterm Beil fallen

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und bietet selbst dem Schergen Hals und Brust. Um diesen gradlinigen Zug ist ein Netz hösischer Treibereien, eigensüchtiger Ränke, schwellender Kraftspiele gewoben, das den unbeweglich festen Glanz des Helden nur noch eindringlicher hervortreten läßt. Wenn Gryphs Zeitgenosse I. Masen S. I. in seiner Drama­ turgie, die Lessing in manchem überraschend nahesteht mit der Forderung der innerseelischen Wahrscheinlichkeit und der Ab­ lehnung des Deus ex machina, auf die Verwandtschaft des Dramas mit der Bauform des Epigramms hinweist, so trifft das gerade auf das Gryphiussche Trauerspiel zu. Ja dessen Epigramm auf die Beständigkeit kann geradezu als der themati­ sche Bestand seiner reifen Tramen bezeichnet werden: Beständigkeit wird stehn, will gleich der Freund Betriegen, Pocht gleich der tolle Feind. Ihr wird kein Glimpf obsiegen. Sie acht't kein glänzend Schwert, sie schätzt kein' Ehrenkron, Kein Arbeit macht sie matt, sie fragt nach keinem Hohn. Nichts gilt der Worte Pracht, nichts wilder Löwen Rachen. Dräu ihr mit Rad und Spieß, laß Glut und Flammen krachen, Erläng ihr Lebensziel, heiß sie in Angst vergehn, Ja wirf den Himmel ein! Isis sie, so wird sie stehn.

Denn auch in der bürgerlichen Liebestragödie „Cardenio und Celinde", deren Stoff Harsdörffer in seiner Sammlung von übersetzten Kurzgeschichten, dem „Großen Schauplatz jämmer­ licher Mordgeschichte" (1652), erzählt, wird die tugendhafte Beständigkeit der durch viel Mißgeschick mit bem, ungeliebten Mann vermählten Olympia in ihrer Ehe zum Sieg geführt, und die tobenden Leidenschaften des zunächst von ihr geliebten Cardenio und seiner Buhlerin Celinde werden durch grauen­ haften magischen Spuk in die Bahn der Lustentsagung gelenkt. Wichtig ist das Werk, aus dem Amim später sein „Halle und Jemsalem" herausspinnt, auch darum, weil es mit der dramati- • scheu Sprache der großen öffentlichen Darstellung aus dem Staatlichen, wo die einzelne Person Stellvertreter ist, hinüber­ leitet in den Raum selbstwertigen Erlebens und persönlicher

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Schicksalsfrage, der im Scherzspiel „Horribilicribrifax" mit heiterer Laune von der Beständigkeitsseste her durchspielt wird int Hin und Her der scheinhaften und echten Neigungen und Ehewerbungen Die dichterische Größe des Dramatikers Gryphius beruht vor allem in der spannungsfähigen, ober­ und untertonreichen, dichten Sprache. Seine geistesgeschicht­ liche Stellung ist dadurch bezeichnet, daß im innersten Kern seines hochgeschwungenen Tugendglaubens eine Ahnung von der Bürgermoral der Aufklämng sich regt. Der Wiener Jesuitenprovinzial Nicolaus Avancinus aus Südtirol (1612—1686) und der Breslauer Stadtsyndikus Daniel Caspar v. Lohenstein (1635—1683) sind die letzten großen Dramatiker des Jahrhunderts; beide weit aufgeschlossen für Pracht und Rausch sinnlicher Schönheit und staatlicher Macht, beide in Wort und Spielbewegung von unerhörter Farbigkeit. Avancinis Größe liegt in seiner Habsburgischen Festspieldichtung, den Glanzstücken der neuen Wiener Ordens­ bühne, die es noch einmal mit der vordringenden italienischen Oper aufnimmt, völlig unnahbar für das klassizistische Theater des feindlichen „Sonnenkönigs". Auch Avancinus glaubt an das Recht als die menschliche und staatliche Aufgabe, aber er glaubt auch an den Staat und an den wahren Herrscher als den Beauftragten Gottes. In weitgriffigen Bühnenbildern werden die Gegensätze entfaltet: der Herrscher als Diener Gottes, Lenker des Reichs und Führer des Volks; verantwor­ tungsbewußt, streng und gerecht in gehaltener Selbstzucht, ganz der öffentlichen Aufgabe hingegeben — der Tyrann als Diener seiner eigenen Begierden und willkürlicher Ausnutzer von Reich und Volk; stark-auch er und klug in zweckmäßigen Einzelentschlüssen, aber zuchtlos und blind gegen das um­ fassende Gesetz des unendlichen Raums: den Zusammenhang von dauerhaftem Bestand und seinsgemäßer Richtung auf Gott. Bon da her führt der noch so bedrohliche Kampf, in dem der Herrscher Reich und Leben für die rechte Ordnung einsetzt und

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in den die Mächte der Unter- und Oberwelt eingreifen, zum Triumph der rechten Ordnung. Ein rationaler Glaube an die Kraft des guten Mllens, an den Dienst des grossen Einzelnen in dem Gottesstaat und an den ewigen Sinn irdischer Auf­ gabe, irdischen Menschenlebens beschwingt die großen Spiele dieses Dichters, verleiht ihnen den türmenden Bau und macht ihre Verse licht und straff. So bilden unter den 27 Avancinischen Dramen die darstellenden Großdramen zu öffentlichen Feiern den Höhepunkt: „Curae Caesarum pro Deo et pro populo sive Theodosius Magnus“ (1654 zur Krönung Ferdi­ nands IV.), „Pietas victrix sive Constantinus Magnus de Maxentio victor“ (1659 für Kaiser Leopold), „Cyrus“ (1673, zur Hochzeit Leopolds mit der Erzherzogin Claudia). — Auch nach Avancinus wird das Ordensdrama weiter gepflegt. Aber nur der Kremsmünsterer Benediktiner Simon Rettenbacher (1634—1706) ist mit seinen feierlich strengen, zu schmucklos klassizistischer Führung hinüberbiegenden Stücken bemerkens­ werter. Für den bei ihm herrschenden dunkeln Schickungs­ glauben ist der Nebentitel seines „Atys" (1673) bezeichnend: „Ineluctabilis vis fatorum“. Dem späteren Jesuitendrama geht die richtungbestimmende Kraft verloren, uüd es beanspmcht Beachtung vornehmlich noch mit seinem Einlenken in den Klassizismus Gottschedscher Prägung. Lohensteins fünf eigenständige Trauerspiele (der von dem Fünfzehnjährigen nach Scudsry-Zesens Roman verfaßte „Ibrahim Bassa" steht ganz unter Gryphs Einfluß) bewegen sich mit Ausnahme des letzten („Ibrahim Sultan" 1673; tobende Sinnengier des türkischen Tyrannen, der zum Schluß abgesetzt und erwürgt wird) im staatlichen Raum des alten Rom. Unwiderstehliche Ausdehnung der römischen Macht über die angrenzenden Staaten, deren Leitung durch eigennützige Leidenschaften der Führenden geschwächt ist, in „Kleopatra" (1661) und „Sophonisbe" (1669); innere Selbstzersetzung des Reichs bei einstweiligem Fortbestand seines äußeren Gefüges

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in den Nerodramen „Agrippina" und „Epicharis" (1665). Während Gryphius aus Zeit und Staat ins Reich der persön­ lichen Tugend flüchtet, ist bei Lohenstein Zeit und Staat die eigentliche menschliche Wirklichkeit, hinter der ein Reich der Vergeltung mit einer erhofften besseren Zukunft sich unbe­ stimmt vermischt. Mer die als int Grund unentrinnbar durch­ grübelte und in grellen Abfolgen aufgefaßte Zeitlichkeit ist gesehen als unlenkbarer Strom des Schicksals. Me großen Sieger Augustus (in „Cleopatra") und Scipio (in „Sophonisbe") sind unwiderstehlich, nicht weil sie letzte Gesetze menschlichen Seins verwirklichen, sondern einmal, weil sie unmenschlich zielstrebig berechnen und die Menschen wie Schachfiguren bewegen, und zum anbetn, weil sich das Gefälle des Schicksal­ stroms in ihnen gleichsam zusammendrängt. Und der tobende Tyrann Nero bleibt unüberwindlich für den rasenden, kein noch so widematürliches Laster scheuenden Machchunger Agrippinens wie für die brennende, alle Marter ertragende Vater­ landsliebe der Epicharis, weil das äußere Gerüst seiner un­ würdigen Macht noch zu stark ist und weil das Verhängnis seinen Untergang noch nicht bestimmt hat. In dem Reyen, der den 2. M der „Epicharis" schließt, streiten Klugheit, Glück, Zeit und Verhängnis, die Hauptmächte des Lohensteinschen Wirklichkeitsbildes, um den Vorrang, und Verhängnis siegt, denn die andem sind seine „Mägde". Noch wird der Name Gottes mit dem Verhängnis in Verbindung gebracht, aber der Gottesbegriff ist ebenso wie der Zeitbegriff erfüllt vom Berhängnissmn. So wird Lohensteins Trauerspiel ein Schau­ spiel menschlichen Ringens und Schwingens, menschlicher Begierden und Geistgaben, Wagnisse, Einsätze und Zusammen­ brüche in dem alles umfassenden und in seinem Bewegungs­ zug bestimmenden Berhängnisstrom; ein Schauspiel auch der Auflösung aller Selbstwerte und Seinsordnungen in Bezüge. Me entsetzte Trauer aber erhäll ihren Ausgleich in dem ästhe­ tischen Rausch, den dies Schauspiel gibt. Und für das, über Günther Müller, Deutsches Dichten u. Denken.

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alles Wirklichkeitsentsetzen entrückende, Zauberspiel der ala­ basterweißen und blutroten Farben und der in Wollust und Qual taumelnden Gebärden ist Lohensteins Blick in die Welt ebenso aufgeschlossen wie für das Witzspiel des Räderwerks, mit dem das Verhängnis arbeitet. Diese Zweiung gibt seinen Dramen die geschlossene Widersprüchlichkeit der Gestalt. Im Aufbau des gradlinigen Geschehens aus den hin- und her­ zuckenden Willenseinsätzen, den sich jagenden Erfolgen und Fehlschlügen, der scharfsinnigen Verzahnung gleichläufiger und gegensätzlicher Drehungen, in diesem Aufbau wirkt sich der sonderbar rechenhafte Verhängnisglaube aus. In der Formung der Figuren mit ihrem höchst persönlichen Triebgesetz und in der Ausbildung der Untergruppen des Geschehens und ihrer jäh wechselnden Abfolge, in der gereckten Cndgebärde der durch eignen Trieb und Verhängnis Vernichteten glänzt der ästhetische Reiz als ausgleichender Wert sinnverwirrend auf. In der Sprache der Verse lodert und wühlt Schaudem und Entzücken über die sinnenhafte Körperlichkeit und bohrt tüfteln­ des Grübeln über verbindliche Satzungen und widersprüchliche Setzungen; ein Grübeln, das dann doch durch triebhafte Willens­ entscheidung abgelöst wird. Was leuchtend bleibt in diesem Wogen, ist die Schönheit und der heldische Todesmut: „Der Rose bleibt ihr Wert, entseelt sie einen gleich" und „Ein be­ herzter Tod löscht alle Flecken aus" („Sophonisbe" IV 224 und V 324). So zersetzt sich in dem Flammenspiel von Lohensteins beherzter Sinnverzweiflung der menschliche, der wellhafte Bestand, aus dem die Dramendichtung des Jahrhunderts ge­ worden war. Der unendliche Raum bietet nicht mehr die Stelle und Aufgabe der ewigkeitshaltigen menschlichen Entscheidung — er ist zum endlosen Weiterströmen der Verhängnisgeschichte geworden. Das große Welttheater vor dem Schöpfer hat sich verwandelt in ein unabsehbares Gewirr triebhafter Kräfte, das beiläufig dem menschlichen Betrachter ein unheimlich erregendes Schauspiel bietet. Wenn Hallmann (1640—1704) und Haug-

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Witz (1647—1706) stärker auf Gryphius zurückgreifen und Hall­ mann überdies opernhafte Einschläge bringt, so vermögen sie damit neuen Bestand nicht zu schaffen. Und auch Chr. Günthers dramatischer Versuch „Die von Theodosio bereute Eifersucht" (1715) ist trotz gelungener lyrischer Stellen keine Dichtung. Gottsched trifft nur noch auf die abgesunkene Haupt- und Staatsaktion der Wanderbühnen. 4. Lyrische Dichtung des 17. Jahrhunderts. Nach innen gewandte Zeiten werden in der lyrischen Ge­ staltung vorstoßenden Erlebens die künstlerische Erhellung des Seins besonders gemäß leisten. Das 17. Jahrhundert, auf öffentliche Darstellung und staatliche Bedeutsamkeit mit führenden Kräften gerichtet, hat in der Lyrik nicht sein Gewich­ tigstes gegeben, obwohl ihm mehrere bedeutende Lyriker entstanden sind. Mit den ganzen geschichtlichen und erlebnis­ typischen Bedingungen hängt es zusammen, daß auch dieser Lyrik eine mehr oder weniger öffentliche Art der Darstellung und der Gegenständlichkeit eignet. Für die Dichtungsgeschichte ist es wichtig, daß lyrische Aussprache persönlichen Fühlens fast ausschließlich int religiösen Lied anhebt. Staatlicher Darstellung und öffentlicher Grundsätzlichkeit bietet sich die Ode als die zugewiesene Form dar. Die neu­ lateinische Dichtung des 16. Jahrhunderts hat manche Voraus­ setzungen bereitet. Trotzdem ist Odendichtung großen öffent­ lichen Anspmchs nur von wenigen Lyrikem verwirklicht. Georg Rudolf Weckherlin (1584—1653), als Sohn eines geadelten Beamten in Stuttgart geboren, selber politischer Beamter ünd schließlich englischer Parlamentssekretär mit dem Ver­ trauender Könige Jakob I. und Karl I., hat von der ftanzösischen Lyrik des späten 16. Jahrhunderts her eine deutschsprachliche Feier- und Lehrode zu erstellen versucht. Aber sein, form­ geschichtlich höchst bedeutsamer, Versuch führt nicht zu ausgeglichenen, durchgeformten, gültigen Gebilden, weil die Sprache 9»

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betn Willen nicht gefügig ist und den angestrebten hohen "Ton und Gang nicht zustande kommen läßt. Bezeichnend schon, daß die umfangreichen Strophen doch keine weitfassenden Gefüge ergeben, sondern meist durch Zusammenzählen kleiner Einheiten entstehen. Erst die strophische Bearbeitung der Psalmen, die sich an musikalischen Formen geschult hat, gewinnt die Möglichkeit, größere Zusammenhänge zu bauen, und die Opitzsche Grundlegung eines deutschen Versbaus beschwingt die sprachliche Ausdrucksfähigkeit, so daß die Gesamtausgabe von 1648 („Gaistliche und Weltliche Gedichte") auch die Früh­ werke („Oden und Gesänge" 1618/19) in sprechender Gestalt zeigt. Doch ist auch hier noch der !£on weder ganz rein der der hohen Ode, noch der des innigen Liedes, und selbst das großartig 'geplante Klaggedicht auf Gustav Adolf (101 sechszeilige Alexandrinerstrophen) bleibt brüchig. Wie weit die lateinische und die deutsche Sprechmoglichkeit zunächst auseinanderliegen, zeigt Jakob Balde S. I. (1603—1668). Seine deutschen Verse besitzen von dichterischer Kraft ebensowenig wie von geistiger Form. Seine Oden und Epoden dagegen verwandeln die horazischen Stwphenformen dem staatlichen und vaterländischen Sinnen und Wollen an. Sie geben gewiß nicht persörüiche Schau. Mer den sittlichen Gmndbestand der Zeit, die Lehre vom Menschen als verantwortlichem staallichen Wesen, formen sie in den gebändigten Schwung der gliedemden Maße. Mcht seelischer Glanz und Schimmer macht diese Gebilde größeren und kleineren Umfangs zu echten Gedichten, sondem die Aus­ formung der männlich-menschlichen Forderung in eine Aus­ sprache sicher schreitender Gewichtsverteilung; einen Gang der sprachlichen Begriffsabsolge, der schon als Gang den An­ spruch der Lehre verwirklicht. Me Herbigkeit des Tons mildert sich nur in den Marienoden. Herders Baldeverdeutschung in seiner „Terpsichore" (1796) entfernt nicht nur die Bestände geformten Wissens, sondem stimmt auch das Ganze auf Er­ griffenheit des Gefühls um, während Baldes Oden selbst die

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Forderungen und Gegenstände im Vordergrund zeigen, durch die sein Gefühl ergriffen ist. So sind die Alexandrinerver­ deutschungen, die Gryphius in seinen „Kirchhofsgedanken" zwei Oden Baldes zuteil werden läßt, trotz des Verzichts auf die Strophenform treuer. Aber allerdings lassen sie auch er­ kennen, wie die Baldesche Formgebung gerade für die Bän­ digung des Gehalts bedeutsam ist. Denn die dort geordnete und fast stoisch überblickte Welt der Vergänglichkeit wogt und wallt bei Gryphius als ein unübersehbares Meer des Grauens. Derselbe stürmende Überschwang des Leidentsetzens gibt aber Gryphs eigener, ausschließlich religiöser Odendichtung nicht nur die Kraft der Aufstellung, sondem auch den großen Atem, der die Liedstrophen zu weiter geschwungenen Gebilden aus­ weitet, wenn auch seine „pindarischen Oden" die eigentlichen Formen Pindars nicht fassen und sich mit der Verwendung verschiedener Strophenformen in einem Gedicht begnügen. Balde ebenbürtig ist als Odendichter Simon Rettenbacher (j. S. 128). Kaiserhuldigung, Sittenlehre, Kampf gegen Frarckreich und den Türken, religiöse Erwägung sind die Gegenstände seiner horazischen Oden. Ihr Gang ist nicht ganz so streng, ihre Linienführung etwas weicher als bei Balde. In seinen deutschsprachlichen Liedem zeigt sich eine Treuherzigkeit und Unbeholfenheit, die gewisser Reize nicht entbehrt. Um 1700 gerät die öffentliche Lyrik ins Absinken: die sogenannten Hof­ dichter Besser und König schreiben ihre HuLigungsgedichte nicht mehr als Sprecher einer staaüich-sittlichen Wrfgabe, sondem als private Angestellte. Und sie führen die feierlich geschwungene Dichtsprache der stellvertretenden Kundgebung hinüber in einen leeren, steifen Pmnk. Die von sitllichem und religiösem Nachdmck etfättte Begrifflichkeit wird bei ihnen zu leeren Förmlichkeiten. Den übrigen Gebilden gibt der öffenlliche Grundzug eine gesellschaftliche Haltung. Auch das Zarte, Innige wird so dargebracht, daß es. auf jeweils verschiedener gesellschaftlicher

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Stufe, sich sehen, besprechen, bewundern, belachen lassen kann. Das Verfertigen von Reimen und Gedichten mit bestimmten Sonderausgaben in Gegenstand und Form als Gesellschafts­ spiel ist zwar nicht für die Höhenlage bezeichnend, auf der diese ganze Lyrik sich bewegt, wohl aber für den Raum, in dem sie sich bewegt und den sie, selbst unbewußt, voraussetzt. Das Sonett mit seiner Forderung einer geistig gegründeten oder zielenden Anlage (zwei gleichartig reimende vierzeilige Gruppen und eine sechszeilige Schlußgruppe mit beweglicher Untergliedemng) eignet sich für das Dichten eines einzelnen in der Gesellschaft offenbar sehr gut. Nachdem Schede und Weckherlin sich darin versucht hatten, führt Opitz es als beträcht­ liche Gattung in seiner „Poeterey" (1624) ein. Er erklärt den Alexandriner zum dafür schicklichsten Vers und spornt mit eigenen, formal erstaunlich gelungenen Beispielen die Nach eiferungsfreude. Wieder ist es Gryphius, der mit religiösen Sonetten die Gattung gewichtig macht und Gebilde formt, in denen das stürmende Wogen sich an den festen Wänden emporstaut und das Hell-Dunkel von Tugend und Tatsächlich­ keit, Ewigkeit und Vergänglichkeit lastet und schwebt („Sonnund Feiertags-Sonette", zuerst 1639): Nacht, mehr denn lichte Nacht! Nacht, lichter als der Tag! Nacht, heller als die Sonn, in der das Licht geboren, Das Gott, der Licht in Licht wohnhaftig, ihm erkoren! O Nacht, die alle Nacht und Tage trotzen mag! O freudenreiche Nacht, in welcher Ach und Klag Und Finsternis, und was sich auf die Welt, verschworen, Und Furcht und Höllenangst und Schrecken war verloren! Der Himmel bricht, doch fällt nunmehr kein Donnerschlag. Der Zeit und Nächte schuf, ist diese Nacht ankommen Und hat das Recht der Zeit und Fleisch an sich genommen Und unser Fleisch und Zeit der Ewigkeit vermacht. Die jammertrübe Nacht, die schwarze Nacht der Sünden, Des Grabes Dunkelheit muß durch die Nacht verschwinden. Nacht, lichter als der Tag! Nacht, mehr denn lichte Nacht!

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Gryphius hat auch die Opitzsche Bindung an den Alexandriner zerbrochen und mehrmals Sonette in anderen, zum Teil sogar ungleichen Versen gebaut. Während bei ihm die gedankliche Zuspitzung des Sonetts sich durch die sprachliche Fülle und Last durchringt, glitzern Hofmannswaldaus Sonette in geschlissener Glätte. Wie zwanglos spielt die Fühmng der Gedanken- und Bildfolge von einer Stufe zur andern, bis die letzten Zeilen die verblüffende Wendung bringen, für die alles vorher doch nur den Anlauf bildet. In Harsdörffers Lyrik dagegen wird die Möglichkeit des straffen geistreichen Aufbaus nicht ausgenutzt, und auch die kunstreichen äußeren Form­ verhältnisse verschwimmen in weichen Klängen. Ein versuchs­ freudiger Dichter wie D. Schirmer (1623—1683) zeigt in seinem Jugendwerk, den 60 „Marnia-Sonetten" (1649), mit einzelnen Zufallstreffern zwischen der Großzahl der nicht durchgeformten Stücke die Unsicherheit der Lyriker seiner Zeit auf diesem glatten Boden. Nur Paul Fleming hat es ver­ mocht, in seinen 198 Sonetten, von denen 102 Liebessonette sind, die Form so zu erfüllen, daß von Opitz fort, gegenüber Gryphius hier und Hofmannswaldau dort, eine eigene Art durchgebildet ist, liedhaft sanglich im Ton, aber gehalten, jugend­ lich entschieden zusammengefaßt bei aller Zärtlichkeit und von einer selten begegnenden Ausgewogenheit von Verstand und Gefühl. Dabei schwingt ein Unterton mit aus dem Widerstreit zwischen dem bewußten stoischen Mllen und dem schmerz­ empfindlichen Gemüt: Sei dennoch unverzagt. Gib dennoch unverloren. Weich keinem Glücke nicht. Steh höher als der Neid. Vergnüge dich an dir, und acht es für kein Leid, Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen. Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren. Nimm dein Verhängnis an. Laß alles unbereut. Tu, was getan muß sein, und eh man dirs gebeut. Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.

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Dichtung. Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke Ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an. Dies alles ist in dir. Laß deinen eitlen Wahn, Und eh du färbet gehst, so geh in dich zurücke. Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann, Dem ist die weite Welt und alles untertan.

Das Sonett des 17. Jahrhunderts kann fast als ein Epi­ gramm in vorgeschriebener schwieriger Form angesprochen werden. Aber ein epigrammatischer Zug eignet der Dichtung dieser Zeit überhaupt. Das hängt mit ihrer Einstellung auf begriffliche Klarheit und Willensbestimmung zusammen. Eine begriffliche Klarheit, die in den dichterisch stärksten Gebilden durch überraschende Zuordnung und Trennung von Begriffen überbegriffliche Wirklichkeit aufleuchten läßt. Die Mittelbarkeit der Selbstaussprache, der eigentümliche Abstand zwischen dem Dichter als Person und seiner Dichtung bleibt ja, aufs ganze gesehen, durch das Jahrhundert hindurch kennzeichnend und bestimmt das Feld seiner besonderen Möglichkeiten. SRui in „unzeitgemäßen" Ausnahmefällen ist die Inbrunst persönlicher Ergriffenheit der Trag- und Schwerpunkt dieser dichterischen Gebilde, so sehr sie auch aus einer derartigen Ergriffenheit geformt sein mögen. Ihr Eigengewicht besteht im Glauben, Urteilen, Wollen einer Gemeinschaft, deren Wissen um sich selbst vom Dichter vervollkommnet werden mag. In diesem Sinn haben auch die Huldigungs- und Glückwünschungsgedichte ihre Bedeutung als abgehobene, gesetzlich bewegte Aussprache von Gedanken über eine begrifflich willensmäßige Aufstellung. Opitzens „Vielgut", „Zlatna oder von der Ruhe des Gemüts", „Lob des Kriegsgottes" gehören ebenso hierher wie der „Deutsche Phoenix" (1626) des humanistischen Vielwissers und Verskünstlers Casp. v. Barth, Czepkos „Coridon und Phyllis" und Schefflers Altersdichtung „Sinnliche Beschreibung der vier letzten Dinge" (1675). Wer nur wenige Dichter besitzen freilich Umfassungskraft und inneren Reichtum genug, um Gebiwe großen Umfangs mit der durchgeformten Dichte des Epigramms

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zu bilden. Und noch eins kommt hinzu, was vom Epigramm aus Einblick in die ganze Dichtung dieser Zeit gewährt: die Zerbröckelung des Wirllichkeitsbildes in Einzelheiten war über­ wunden worden durch zusammenfassenden Tatwillen im Kampf mit der Fortunawillkür. Nicht eine unmittelbare Aufdeckung der Seinszusammenhänge in der Schöpfungsordnung, sondern der wagende Einsatz für zusammenordnende Moralforderungen hatte die Zusammenfassung zu größeren Einheiten angebahnt. So bleibt denn der Wirklichkeitsblick auf die einzelnen Tat­ sächlichkeiten und „Fälle" gerichtet, und die Sehform der Zeit ist weitgehend kasuistisch. Die „HaMung" faßt die Fälle zu­ sammen als Räderwerk aus Wille und Widerständen. In der „Handlung" bewährt sich das Grundsätzliche auf weite Sicht; es leuchtet am Einzelfall auf beim Nahblick. Das spiegelt sich in der Dichtung der Zeit, die in Drama und Epos Handlungs­ zusammenhänge auf das Grundsätzliche bezieht, im Epigramm den Einzelfall anleuchtet. So eignet aber auch dem Drama und Epos etwas Epigrammatisches. Und so versteht sich der epigrammatische Zug in der ganzen Lyrik von der Sehform her. Er entdeckt sich zugleich als der Lebensnerv der Begrifslichkeit auch der lyrischen Sprache. Im Epigramm haben sich denn auch gerade die großen Achter des Jahrhunderts bewährt. Bid ermann und Gr yphius geben hier Sem und Auszug ihres menschlich-dichte­ rischen Bestandes, Aufbrechen aus der ZeiÜichkeit in die Ewig­ keit und Zeitlosigkeit. Opitz übt die deutsche Dichtsprache in zahlreichen, der Sache eng anliegenden Übersetzungen, die seinen kühlen Sprachwitz zur Geltung kommen lassen. In seiner „Poeterey" rückt er das Epigramm nah zur Satire und lehrt „Die Kürze ist seine Eigenschaft, und die Spitzfindigkeit gleich­ sam seine Seele und Gestalt; die sonderlich an dem Ende er­ scheinet, das allezeit anders, als wir verhoffet hätten, gefallen soll: in welchem auch die Spitzfindigkeit vornehmlich bestehet". Damit und mit seinen Musterbeispielen weist er die Richtung,

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und die meisten seiner zahlreichen Schüler haben ernste und scherzhafte „Überschriften", „Sinngedichte" geschrieben. An volkstümlicher Frische gewinnt die Gattung viel aus Sprich­ wort und Spruchweisheit — Opitz har ja auch die mittelalter­ lichen „Disticha Catonis“ übersetzt. — Dazu kommt stoffliche und formale Bereicherung durch den englischen Neulateiner Owenus, dessen Epigrammsammlung (1606) auch verschiedent­ lich verdeutscht wurde. Ihr dichterisches Lebenswerk geben zwei Lyriker in Epigrammform: Friedrich v. Logau (1604 bis 1655) mit „Salomons von Golaw deutscher Sinngedichte drei Tausend" (1654; 1. Sammlung von 200 „Reimsprüchen" 1638) und Johannes Scheffler (1624—1677) mit der Samm­ lung „Geistreiche Sinn- und Schlußreime" (1657; in der 2., um ein 6. Buch vermehrten Ausgabe von 1675 als „Cheru­ binischer Wandersmann"). Beide Werke ergänzen sich in ge­ wisser Weise als moralische Durchformung der irdischen Wirk­ lichkeit und paradoxe Ausformung der mystischen llberwirklichkeit. Dabei ist Logaus Sammlung, ganz angemessen, in Formen und Gegenständen abwechslungsreicher. Er baut mit den ver­ schiedensten Versen knappe und ausgesponnene Gebilde. Ge­ faßte Redlichkeit und Treue im Dienst vor Gott, dem Fürsten, dem Volk, der Familie ist seine Grundhaltung, mit der er die mannigfachen Bereiche des Lebens mahnend, rügend, spottend, tröstend durchschreitet. Entschlossen zur Erfüllung seiner Auf­ gabe im tapferen Trotzdem, aber im tiefsten der Zeitwirklichkeit abgewandt und bei gewiß leichterem und schmalerem Gang doch in seinem Moralismus Gryphius verwandt. Logaus Abwandlung der Gryphschen Grundanfstellung ist: Wer die Zeit verklagen will, daß so zeitlich sie verraucht, Der verklage sich nur selbst, daß er sie nicht zeitlich braucht.

Scheffler aber kündet die strenge Aszese als seelische Voraus­ setzung für die Schau des Grundes, in dem keine Sonderheit ist: Man red't von Zeit und Ort und Nun und Ewigkeit. Was ist dann Zeit und Ort und Nun und Ewigkeit?

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Das Alexandriner-Reimpaar ist mit verschwindenden Aus­ nahmen seine einzige Bersform, der Ausgang aus der Zeit und Ichheit in den Grund sein einziger Gegenstand. Es sind Einzellehren der großen Mystiker, die er dichterisch formt; ein Nachverstehen der mystischen Wahrheiten wohl mehr als ein Selbsterfahren. Aber er vermag diese Lehren nun im „Widersinnischen" Spiel der Begriffe, der Satzgewichte, der Bildwörter, im Gleiten und endlichen Süllstand der Waag­ schalen oft so zu formen, daß jenes schönheitliche Leuchten ent­ steht, in dem Sein aufglänzt und Entrückung sich entzünden kann. Das mystische Woher und Wohin des geistigen Eros ist nirgends sonst in der Dichtung des Zeitalters so sichtbar ge­ worden (Joh. Grobs Epigramme 1678 stehen Logau nahe). In der Lieddichtung, die zahlenmäßig den beträchtlichsten Bestand der Lyrik ausmacht, ist selbst Schesfler nicht zu gleichem fähig gewesen. Seine „Heilige Seelenlust oder geistliche Hirten­ lieder der in ihren Jesum verliebten Psyche" (1657) steht zwischen den sehnsüchtig schluchzenden, die Natur wehmütig überschimmernden geistlichen Liebesliedem der „Trutznachtigall" Friedrichs v. Spee (1591—1635) und den inbrünstig empfundenen Liedern G. Arnolds (s. S. 41 ). Die Strahl­ kraft des rein geistigen Eros ist hier vom Gefühl farbig umflort im Sinn des Goetheschen: „Du aber halte dich mit Liebe / An das Durchscheinende, das Trübe. / Denn steht das Trübste vor der Sonne, / Da siehst die herrlichste Purpur-Wonne". Und in der Tat führt der Weg aus der cpigrammartigen Dich­ tung zur Lyrik des bewegten unbegrifslichen Gefühls über die genannten Drei. Paul Gerhardt (1607—1667), dessen Lieder seit 1647 in Joh. Crügers „Praxis pietatis melica“ erscheinen und 1666,120 an der Zahl, von I. G. Ebeling mit Vertonungen als „P. Gerhardts Geistliche Andachten" herausgegeben werden, erreicht einen dichterischen Ausgleich von Gefühlsinnigkeit, gedanklicher Klarheit und Willensfestigkeit, der im Grunde außerhalb des Jahrhundertrahmens liegt. Es ist das Ich der

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gläubigen, leidbereiten Gemeinde, des ,Hauskirchleins" — wie Gerhardts Vorgänger I. Heermann sagt —, das hier zur Selbstbestimmung durch den Mund eines Dichters kommt; dem Bild Gryphs und Logaus vom Menschen in der Welt verwandt, aber milder getönt und von Jesusliebe und luthe­ rischer Gnadenzuversicht bestimmt. Dem weltlichen Gesell­ schaftslied prägt Opitz mit seinen Umbildungen holländischer, französischer, neulateinischer Muster die Grundform, vorbei an den Gewinnen der Dichterkomponisten, die gleichzeitig mit dem Hervortreten der Opitzschen „Teutschen Poemata" (1624) in Joch. Herrn. Scheins „Waldliederlein" eine eigenständige Höhe anmutig-inniger, zärüich-leidenschafllicher Spielkunst gewonnen hatten. Die begriffliche Ausdrücklichkeit des Lyrikers Opitz stellt die brauchbarsten Triebkerne und Gegenstandskreise fest und strebt mit Erfolg einen abhebenden Ton und Gang der geselligen „Fröhlichkeit" an, den er auch in seinem Lehr­ buch fordert; eine frisch weltlich humanistische Verbindung der Genußtriebe und der Selbstsicherungstriebe, die er als Epikuräismus und Stoizismus versteht. Seine entscheidende dichtungsgeschichtliche Leistung ist auch hier die Überführung der dichterischen Kräfte aus dem Feld der lateinischen Sprache in das der deutschen. Das lyrische Ergebnis seines Strebens ist der Grundriß des hellen, vordergründigen Odenlieds, das „mit schönen Sprüchen und Lehren häufig gezieret" ist. Das Spiel der begrifflichen Aufspiegelung ins Uberbegrisfliche gelingt ihm nur selten, etwa in seinem „Komm, Liebste, laß uns eilen", der Formung des „Carpe diem“ seiner Zeit mit ihrem Wissen um die Einmaligkeit und Unwiderbringlichkeit des Augenblicks. Dies Lied ist denn auch in der Folge immer wieder abgewandelt worden und hat bald brennendere Farben, bald reichere Untertöne, bald innigere Klänge erhalten. Büch­ ners Lehre und Beispiel hat der Lyrik dann zu den jambischen und trochäischen Versen Opitzens daktylische Maße hinzuge­ bracht. Tscherning gewinnt dem Lied Opitzens mehr Ge-

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schmeidigkeit. Rist macht es lebhafter und bürgerlicher, Dach und die Königsberger geben ihm Innigkeit und Gefühlsweich­ heit der Todesahnungen. Selbst die derberen Unterhaltungs­ sänger Finckelthaus, Greflinger, Boigtländer vergröbem zwar die Begnfflichkeit und Gegenständlichkeit und bringen tanz­ artige Bewegung, verlassen aber den Opitzschen Grundriß nicht. Das Carpe diem im Sinn eines starken geschlechtlichen Begehrens, das sich auch Verstand und Witz zu Dienem macht, ist der Gegenstand von Kasp. Stielers „Geharnschter Venus" (1660), einer Liedersammlung von spielend überlegener Treff­ sicherheit in Wort, Satz und körperhafter Bewegung. Um dieselbe Zeit entstehen Hofmannswaldaus erst nach seinem Tod (t 1679) gedruckte „galante" Lieder; höchst könnerhafte Gebilde, deren verführerischer Reiz im Gegeneinander der überlegen witzhellen, unverbindlichen Form und des dunkel besessenen, dabei todbewußten sinnlichen Verlangens nach endloser Lust besteht. So hat dieser Dichter wollustsüchtigster Begierde als letzter Erfahrungswirklichkeit doch auch in andern Stücken Mit kalt leuchtender Schwingungskraft die gänzliche Unzulänglichkeit alles Sinnenhaften ausgeformt als eine andre letzte Erfahrungswirklichkeit und eine Geistwirklichkeit aufge­ rufen, wo „Ewigkeit und Schönheit sich umfaßt". Dav. Schir­ mer und besonders PH. v. Zesen (1610—1680), dieser im Zusammenhang mit spiritualistischen Kreisen Hollands und Mitteldeutschlands, bilden die Opitzsche Liedart zu sinnlich­ seelischer Ergriffenheit um, und im Fluß ihrer wohllautenden, beweglichen Verse werden die „Sprüche und Lehren" zer­ schmolzen. Unmittelbare Ausdruckskraft der Bilder und Klänge tritt an ihre Stelle, noch gehalten von gesellschaftlicher Gebärde. Bei Harsdörffer (1607—1658) und Birken gewinnt die Klangmalerei Selbstwert, die Formen werden warm und trau­ lich. Abschatz ist in Lied und Madrigal anmutig und lauter. Paul Fleming (1609—1640) kommt von streng Opitzschen Anfängen zur Eigenform in persönlich wahrhaftigem, innig

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kräftigem Ton und neuer Gegenständlichkeit: Treue zur leib­ seelischen Person (nicht mehr zum Gesetz oder zum Men­ schen als Stellvertreter). So ist er, obgleich gehaltener und anmutiger, doch in der neuen Haltung verwandt mit Joh. Christian Günther (1695—1723), dessen Lyrik den Formenertrag eines Jahrhunderts mit leidenschaftlich ausbrechen­ dem Bekenntnisdrang füllt und sprengt und für den lyri, sches Dichten nicht mehr Nebenstundenwerk ist und als Gesellschaftsspiel sich überformt, sondern Lebenssinn wird. Seine Gedichte wurden erst 1735 vollständig gedruckt, dann aber bis 1764 noch sechsmal aufgelegt, so daß er bis zum Sturm und Drang hin, den er ja in gewisser Weise vorahnt, einer der gelesensten Lyriker bleibt. Und erst seine Kunst läßt sich mit der goethezeitlichen unmittelbar vergleichen, weil ihr Wille und Sinn wie dort Aufhellung der innerseelischen Wirklichkeiten ist, die in der Lyrik des 17. Jahrhunderts weder das Sein noch den Sinn tragen. 5. Epische Dichtung des 17. Jahrhunderts. Die große Verserzählung wird durch D. v. d. Werders schmiegsame und anschauliche Versübersetzungen von Tassos „Gottfried oder erlösetem Jerusalem" (1626) und Ariosts „Rasendem Roland" (1632) verheißungsvoll eingeleitet. Aber ein deutsches Versepos bildet sich nicht heraus — der „Habs­ burgische Ottobert" (1664) W. H. v. Hohenbergs mit 40000 Alexandrinem zeigt sich völlig unfähig, das Angestrebte sprach­ lich zu fassen. Der „Amadis" mit seiner Verwebung mensch­ licher „Fälle" um leuchtendes Heldentum und strahlende geistig­ sinnliche Liebe zum farbigen Bild menschlichen Lebens bleibt richtungsbestimmend, und I. Masens „Sarcotis", ein latei­ nisches Epos vom Paradies und vom Sündensall (4500 Hexa­ meter), erhebt sich einsam in der Mitte des Jahrhunderts. Was die Shakespeare-Eindeutschung der Romantiker den folgenden Geschlechtern bedeutete, das etwa ist seiner Zeit Opitzens Über-

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setzuug der „Argenis" (1626). In diesem lateinischen Roman des Schotten John Barclay ist das schweifende Reiten des „AmaLis" staatlich straff gefaßt. Die Erzählmittel Heliodors sind weitblickend ausgenutzt. Die geschichtliche Welt ist als die eigentlich menschliche Welt verstanden. Und die Geschichte ist aufgefaßt als Bewährungsfeld der staatlich belangvollen Men­ schen im Kampf mit der Fortuna und mit den eigenen Leiden­ schaften. Es gilt, die Aufgaben zu erfüllen, die das Ja zum eignen Staat und das Ja zu einem Menschen stellt. In der Erfüllung dieser Aufgaben vereigentlicht der Mensch sein Ich und das staatliche und menschliche Du. Solche Vereigentlichung fordert den vollen Einsatz des irdischen Lebens, der leiblichen, willentlichen und geistigen Kräfte, aber sie ist möglich und nötig; das ist der stahlharte und kristallhelle Glaube dieses Werks, ist sein Grundbestand und seine Formkrast. Mit aller mög­ lichen Deutlichkeit ist die Bedrohung des Menschen durch die Leidenschaften gesehen, nicht minder deutlich aber das Gegen­ bild, daß gerade die großen Leidenschaftskräfte, vom ver­ standerhellten Willen richtig gesteuert, daß gerade die wallenden Lebenskräfte des Bluts, die jene Zeit in unerhört stürmischer Fülle besitzt, daß gerade sie die Vereigentlichung emporzu­ zwingen vermögen. So geht es denn nicht um eine Wieder­ gabe des Sichtbaren mit all seinen tatsächlichen Unzulänglich­ keiten. Es geht um ein Sichtbarmachen der Norm durch alle Unzulänglichkeiten hindurch, geht um das Erhellen eines menschlichen Wunschbilds, das nicht nur durch die dunkeln und normwidrigen Kräfte und Mächte in Raum und Zeit hindurch­ dringt, sondern sich eben im Kampf mit ihnen ausformt und ver­ wirklicht. Und diese Jcherfüllung und Duerfüllung in der unab­ lenkbaren Richtung auf das seinsmäßig Zuständige und durch eine unermüdbare Selbstzucht ist gesehen als die eigentliche Sittlichkeit. Gehalten und gerichtet wird diese Welt durch geistig-sinnlichen Liebeswillen des Mannes zum Staat und zu der einen Frau und durch deren ebenso wagnishaft beständige

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Hinwendung zu betn einen Helden. In der Figur der Argenis ist die Vertreterin des Staats, die Thronerbin, und die Zungfrau unlöslich eins, und um sie, um ihr Ja gehen die Ktmpfe. Ihr alternder Vater, der König Siziliens, hat die vorbLdlichen Herrschertugenden Milde und Freigebigkeit zu humanistisch geübt und dadurch einem seiner Großen Raum gelassen, seinen Thron zu unterwühlen und die Hand nach der Prinzessin und nach dem Reich auszustrecken. Unter dessen Druck wird der Vertrauenwürdigste des königlichen Gefolges verbannt, und der Prätendent Lycogenes sucht einen Vertrag mit dem König zu erzwingen. Aber Argenis, die jenem Verbannten, Poliarch, heimlich ihr Ja gegeben hat, hintertreibt den Vertrag und ermutigt mit ihrer kühnen Entschlossenheit den Vater, so daß dieser endlich den gefährlichen Kampf wagt und mit Hilfe des überraschend herbeieilenden sardinischen Königs Radirobanes gewinnt. Die entscheidende Schlacht und der Kampf­ tod des Lycogenes durch den jugendlichen Gefolgsmann des Königs, Archombrotos, einen Freund des Poliarch, eröffnen das dritte Buch. So hängen das Ende des ersten Geschehnis­ ablaufs und der Beginn des zweiten ineinander. Denn der Sieg wird Anlaß für den Radirobanes, sich um die Hand der Thronerbin zu bewerben. Meder schwankt der König Siziliens; diesmal mit besserem Grund, denn der Sardinier ist ein mäch­ tiger und kühner, wenn auch zügelloser Herr. Meder steuert Argenis durch und wagt die Ablehnung. Radirobanes ver­ sucht nun bei einem Fest, Argenis und ihren Vater auf einem Schiff zu entführen. Im letzten Augenblick wird das Vor­ haben von Archombrotos entdeckt. Argenis spielt eine Ohn­ macht. Radirobanes denkt an Gewalt, aber des Siziliers herrscherliche Ruhe und des Archombrotos tätiget ^Beistand lassen ihn davon abstehn. Er begibt sich mit seiner Flotte in sein Reich zurück, nachdem er die Vorgeschichte der Argenis und des Poliarch, die ihm durch der Argenis Kammerfrau verraten war, in einem Brief an den Vater entstellend berichtet und

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einen Schadenersatz von 300 Talenten für seine Hilfe gefordert hat. Sein Ansinnen wird abgelehnt, eine ständige kriegerische Sicherung Siziliens in die Wege geleitet, und die Verheiratung der Argenis mit dem vielfach bewährten Archombrotos be­ schlossen, den seine Leidenschaft für die schöne Jungfrau die Pflicht gegen den Freund Poliarch vergessen läßt. Argenis fügt sich scheinbar dem gebundenen väterlichen Befehl und er­ reicht mit politischer Begründung einen Aufschub der Hochzeit von zwei Monaten, entschlossen „auf die Freiheit des Todes sehend", falls bis dahin Poliarch nicht zurückgekehrt wäre. Damit beginnt das vierte Buch, das nun im weiteren die Suche nach Poliarch, dessen königliche Vorgeschichte, sein Verschlagen­ werden durch einen Seesturm nach Afrika ins Reich der Königin Hyanisbe, seinen siegreichen Kampf für diese Königin gegen Radirobanes entfaltet und mit dem heldenhaften Sieg des schwer verwundeten Poliarch über den kühnen Gegner endet. Das fünfte Puch nimmt die Fäden zusammen. Archombrotos kommt auf den Ruf der Hyanisbe, die ihn als Sohn aufgezogen und nach Sizilien geschickt hat, nach Afrika. Der Haß der ehe­ maligen Freunde und jetzigen Nebenbuhler droht schwerstes Unheil, das Hyanisbe mit Mühe verhindert. Beide fahren endlich nach Poliarchs Genesung gleichzeitig nach Sizilien, werden gleichzeitig von Argenis und ihrem Vater empfangen. Während Poliarch allein steht und in seiner rasenden Eifer­ sucht zu Mord und Selbstmord sich entschließt, übergibt Archom­ brotos dem König ein Schreiben der Hyanisbe, aus dem hervor­ geht, daß er, Archombrotos, ein Sohn des Königs und der Schwester Hyanisbes ist. Nun ist der Fortunakampf als Be­ währung und helle Verwirklichung der rechten Ordnung ent­ hüllt. Poliarch wird mit Argenis verbunden, die seinem Reich Sardinien zubringt. Archombrotos folgt dem Vater auf den sizilischen Thron. Dies beispielhafte Großgeschehen wird dar­ gestellt in seinem Vollzug durch naturhafte Anlagen, Über­ legung, Entscheidung, Tat und Zufall. Es gibt den Menschen SüntherMüller, Deutsches Dichten u. Denken.

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freilich nicht in seiner seinsmäßigen Fülle, sondem nur in seinen willentlichen Fähigkeiten, und es läßt auch die rechte Ordnung und Zuordnung als willensmäßig gegründet erscheinen. Es ist ein Spiel des „Zufalls", daß die Entscheidung der Argenis für Poliarch und gegen Archombtotos nicht zufällig und will­ kürlich ist, daß ihre Beständigkeit sich schließlich als Entscheidung für das Richtige und Zuständige bewährt. Aber die Fortuna ist auch hier Dienerin der Vorsehung, und eben darin, daß der Zufall die Nichtigkeit verwirklichen hilft und das endliche „Glück" die spürsichere Richtigkeit des Menschen bewährt, eben darin liegt der hintergründige Glaubensausgleich dieser vordergründig teilt voluntaristischen Welt, liegt auch eine gewisse Verwandt­ schaft mit Leibnizens „prästabilierter Harmonie". Opitz hat in seiner Übersetzung eine helle Festigkeit und Treffsicherheit der Sprache entwickelt wie sonst kaum je, und in diesem Sinn ist die „Argenis" seine stärkste dichterische Leistung. Als selbständiges Erzählwerk verfaßte er 1630 die „Schäfe­ rei von der Nimfen Hercinie", in der er nach allem Über­ setzen und Bearbeiten einmal selbst zu Worte kommt. Es ist ein Werk des bürgerlichen Humanismus. An einem kühlen Spätherbstmorgen begegnet der Dichter am Fuß des Riesen­ gebirges unverhofft den „berühmten Hirten" Nüszler, Büchner und Venator. Man unterhält sich mit kleinen rednerischen und poetischen Leistungen. Dann wird eine Wanderung begonnen, die bald zu einer Grotte führt. Am Eingang steht die Quell­ nymphe Hercinie, geleitet die Freunde in die Höhle, die in weiter Erstreckung unter der Erde viel Wunderbares der Natur und der Sage birgt. An den Wänden sind Gemälde und In­ schriften angebracht, und die Nymphe erklärt an ihnen die Geschichte des adligen Hauses Schaffgotsch — einem Mitglied der Familie ist die „Schäferei" gewidmet. — Nach weiterer Wanderung treten die Freunde aus den Höhlen heraus, die Nymphe verabschiedet sich, während des Heimwegs wendet sich das Gespräch, von Gedichtproben unterbrochen, auf Rübe-

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zahl, die Kriegsläufte und die Not des Vaterlands, Hexenwesen, die Anmut der Naturansicht. Mends gelangen die Wanderer in ein Dorf, bewundem dort einen Brunnen und trennen sich bei einbrechender Nacht. Ein alltagnahes und naturnahes Bild also eher als eine epische Dichtung, von einem panorama­ haften Wirklichkeitswillen geführt und der höftschen Huldi­ gung von außen her zugeordnet. So sehr das kleine Werk im Versuch stecken bleibt, es hat doch Nachfolge gefunden, so in dem „Pegnesischen Schäfergedicht" von Harsdörffer und Klaj (1644), wo die Huldigung Nürnberger Patrizierfamilien gilt, und Birkens „Guelfis oder niedersächsischer Lorbeerhain" (1669) zum Ruhm der Braunschweiger Welfen. Schon vorher aber wird, offenbar in Kreisen des unhöfischen Landadels, der Schäferroman als Gestaltung persönlichen Liebeserfahrens ausgebildet. 1632 erschien ohne Verfassemamen die „Jüngst erbauete Schäferei, oder keusche Liebesbeschreibung von der verliebten Nimfen Amoena und dem lobwürdigen Schäfer Amandus". Bis 1669 fünfzehnmal gedruckt, ist diese kleine Erzählung von der Frühlingsneigung zweier reifender Menschen aus demAdelsstand wohl der gelesenste Roman desJahrhunderts. Dem Vorgang, der biographisch erlebt wirkt, ist das Schäferliche nur sehr lose übergeworfen. „Die verwüstete und ver­ ödete Schäferei" (1642), die Geschichte von der unglücklichen Neigung eines Landadligen zu einem spielerisch-lustigen, viel umworbenen Mädchen aus gutem Bürgerhaus, zeigt noch deut­ licher, daß die schrifttümlichen Formkräfte noch nicht gefunden sind, um die Lebens- und Menschensicht dichterisch darzustellen, die hier zugrunde liegt: ein Leben mit dem Wellengang der persönlichen Gefühle (in beiden Fällen ausschließlich vom Mann her gesehen). Und wie bei Fleming und Günther ist es in der „verwüsteteten Schäferei" die seelische Treue zum leib­ seelischen Menschen, die Antrieb gibt und die hier zu einem Schlußbild führt, das an „Manon Lescaut" gemahnt: bei einem feindlichen Überfall gefangen, wird Leoriander an der Geliebten

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vorbeigeführt, die er als Buhlerin verachtet und haßt, der er zunicken muß, deren Weinen ihn erschüttert, weil sein innerstes Fühlen ttotz allem nicht von ihr lassen kann. 1645 gibt in dieser Bahn Zesen seine „Adriatische Rosemund", wieder die Ge­ schichte zweier verliebter Seelen; der Mann stark von Eitel­ keit und von Freude an den mannigfachen frohen und schmerz­ lichen Formen der Begegnungen geführt, das Mädchen aus adligem Haus ganz empfindsam hingegeben. Die eheliche Ver­ einigung wird durch die Verschiedenheit der Glaubensbekennt­ nisse verhindert; nicht gerade zum Kummer Markholds (hinter dem sich der Dichter nur halb verbirgt), aber zum lebenzehrenden Schmerz Rosemunds. Die sittlichen Erwägungen, die Be­ schreibungen von Gebäuden und Gartenanlagen, die Aus­ breitung gelehrter Kenntnisse erscheinen in diesem Werk, anders als auf der Ebene der „Argenis", nur als Verbrämungen. Die Innenbahn des Lebens ist das seelische Umeinander. Und Zesen entfaltet reich den schmeichlerisch-lyrischen Reiz seiner Sprache, ihre Schmiegsamkeit und Farbigkeit. Im selben Jahr veröffentlicht er eine Übersetzung des Scuderyschen Staats-, Gesellschafts- und Liebesromans „Ibra­ hims, des durchleuchttgen Bassa oder türkischen Statthalters und der beständigen Isabellen Wundergeschichten"; eine Aus­ weitung des strengen Argenisbaus ins Umschweifig-Geschwungene und östlich Abenteuerliche. 1647 läßt er de Gerzans „Afrikanische Sophonisbe" in deutscher Übersetzung folgen; eine Großerzählung, die Heliodors Abenteuer, Schicksalsschläge, Tugendprüfungen, Sadismen ins Unabsehbare erstreckt und häuft, und zugleich ein „Apollonius v. Tyrland" in neuem Gewand. Dabei als Ganzes doch ein atemberaubendes Büd von der Gettiebenheit des Menschen in den Fortunastürmen und von der Beständigkeitskraft des Menschen. Auch hier tut Zesens Sprache das ihre, um den dunkeln zauberhaften Schim­ mer aus dem Grund der sich überstürzenden Ereignisse auf­ steigen zu lassen. „Herkules und Valiska" (1659) von Andr.

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Heim. Buchholtz (1607—1671), Superintendent in Braun­ schweig, ist der erste Staatsroman eines deutschen Verfassers; ungeschlacht in der Ausfühmng und von moralisierenden und „erbaulichen" Einschüben durchwuchert, aber schon groß im Entwurf, der das verschlungene Geschehen um den deutschen Fürsten Herkules, seinen böhmischen Freund Baliska und dessen Schwester Ladisla, Herkules' Geliebte, in Entführungen, Menteuerfahrten und Kriegen bis nach Tyrus, Ekbatana und Charas führt. Der Sturz des Arsacidenreichs durch die Sassaniden während der Regi'erungszeit des römischen Kaisers Alexander Severus bildet den geschichtlichen Raum des Werts, das 1665 in dem Roman „Herkuliskus und Hertuladisla" eine Fortsetzung erhält. Bald daraus erlangt der deutsche Roman des Jahrhunderts seine Vollendungen und damit die deutsche Dichtung des Jahr­ hunderts ihre Höhe. „Dämon und Lisillen keuscher Liebes­ wandel" (1672) bildet die innersten Antriebe des Schäserromans, der inzwischen auch zum Bürgertum hinübergekommen war, so völlig heraus, daß die Rückstände höfischer Gesellschaftsform, höfisch unpersönlicher Zucht, höfischer StaaÜichkeit und Willentlichkeit ausgeschieden sind. Auch von dem rednerisch verstandesmässigen Zug, der begrifflichen Sittlichkeit ist kaum mehr etwas geblieben. Mit schlichter Zartheit wird das Aufkeimen einer herzlichen Liebe, das erste, halb zaghafte Begegnen und Werben, wird die fröhliche Hochzeit und der trotz Krankheit, kleiner Ver­ leumdung, Tod eines Kindes unveränderlich glückliche Gang der Ehe erzählt. Die geistige Spannung und Spannkraft, die gewattige Willensbewähmng ist ganz aufgegeben, dafür der menschliche Angleich in rückhaltlosem leib-seelischem Ja zweier Menschen gefunden, die sich ineinander erfüllen auf der Erde, in ihrem Dorf, ungefährdet von den Gegenkräften der Leidenschaften und der gebieterischen Norm. Das Hell-Dunkel, der stmhlende Glanz ist geschwunden. Ein ruhig-freundliches Licht leuchtet ins 18. Jahrhundert hinüber. In seinen WterS»

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romanen „Assenat" (1670) und „Simson" (1679) bildet Zesen mit vollendeter sprachlicher und baulicher Könnerschaft das Gefüge des Staats- und Liebesromans, ins Seelenkundliche um und aufgeklärter Tugend und Nützlichkeit zu. Der Aufbau ist betont klassizistisch. Innerhalb dieser bemhigten Außen» form bietet aber namentlich der „Josef" Gemütsbewegung und farbige, klangvolle Gesamtbilder von starker sinnlicher Ein­ dringlichkeit. Der deutsche Großepiker des Jahrhunderts ist der Herzog Anton Ulrich v. Braunschweig (1633—1714). In seinen gewaltigen Prosaepen „Die durchleuchtige Syrerin Aramena" (1669—73) und „Die römische Octavia" (1679—1707) kommt Glanz und Glut, Finsternis und Kälte, vernichtende Unend­ lichkeit der Räume und Mächte, vereigentlichende Unwider­ stehlichkeit des wahrhaft menschlichen Geistwillens zur Norm, Rausch der Macht und Beben der Ohnmacht, Schweben des Geistes, Strahlen der Zucht, Toben und Schwelen der Begier­ den, kommt das Jagen und Gejagtwerden von Augenblick zu Augenblick, von Aufschwung zu Mederbruch und neuem An­ stieg, von Lustentzückung zu pressender Qual und zu todent­ schlossenem Griff und Mtt des Dennoch, kommt die Entzückung des Lebens über Abgründen und des Steuerns in Stürmen und Bränden, kommt der schrankenlose, alles in Schwingung versetzende, aus den tiefsten Blutkräften gespeiste und zeitlich verwirklichte Geisteros in seinem immer neu einsetzenden Auf­ flug zum eigentlichen, wesentlichen, göttlichen, ewigen Sein zu einer einzigartigen dichterischen Gestaltung und Ausfaltung, die im Weltlichsten noch den mystischen Gmnd auffunkeln läßt und in der Sinnerfüllung des scheinbar sinnlosen Ereignissturzes die geschöpfliche Seinsordnung spiegeln will. Ein tn seinem unergründlichen Reichtum an Figuren, Lebensläufen, Zuständen, Gesamtbewegungen, Lichtem, Farben, Tönen, Linien verwirrend blendendes und doch ganz tief erhellendes Werk, das alle Räume der öffentlichen darstellenden Dichtung

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seiner Zeit umgreift. Gegenüber dem sparsamen Aufbau der „Argenis" mit Vater, Tochter, Bruder, Bewerber als Trägem des Hauptgeschehens durch die Verwicklungen hindurch hat Anton Mrich nicht nur, wie de Gerzan-Zesens „Sophonisbe", die Reihe der sich überstürzenden Begebenheiten verdichtet und verlängert. Er bewegt auch eine geradezu verschwenderi­ sche Fülle von Hauptpersonen und gewinnt dadurch eine Aus­ weitung seiner immer wechselnd ineinander gruppierten Hand­ lungsgeflechte in die Breite und Tiefe. Während die „Argenis" mit einer Hochzeit ausklingt, endet die „Aramena" mit 17 hochfürstlichen Hochzeiten, und die „Octavia" setzt den ganzen Kreis politisch belangvoller Personen aus der Kaiserzeit Neros, Galbas, Othos und Bitellius' in Gang und verwebt sie in die umstürzenden Vorgänge der parthischen und medischen Staaten­ geschichte. Die „Aramena" stellt die Umgliedemng des baby­ lonisch-assyrischen Reichs zur Zeit der alttestamentlichen Patri­ archen dar — Esau erscheint als abenteuer- und frauensroher Ritter, Jakob als still-frommer Hirt und Hausvater, Melchisedech als Priester des wahren Gottesglaubens in der Wirrsal heidnischer Greuel — und greift dabei hinüber bis ins Land der „Kelten", deren Fürst, der große Zimber, als der größte Held in kriegerischer Tat und liebender Beständigkeit die „große Aramena" heimführt. Octavia ist die Gemahlin Neros, die der Kaiser zum Tod vemrteilt, die aber bei Anton Mrich von dem Partherkönig Tyridates gerettet wird, wie sie auf einer Insel von kaiserlichen Soldaten qualvoll hingerichtet werden soll. Als Christin will Octavia die Werbung des Tyridates — er ist noch Heide — nicht erhören, da ihr Gatte ja noch lebt. Nach Neros Tod gehen die politischen Wirren und die Liebeswirren weiter; eine Schwester des Nero, die den Tyridates liebt, spiell verkleidet dessen Rolle fort, bis endlich unter der Frie­ densherrschast des Bespasian eine sinnvolle Ordnung der Staatenwell, die auch für Teutschland glücklich ist, und eine dauernde Verbindung der in ihrer lauteren Liebe beständigen

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Paare eintritt. Thridates beherrscht mit seiner Octavia Parchien und Medien, und sie erreichen ein ruhiges gewünschtes Mer, „da ihnen der Himmel verliehe, sich bis ins vierte Glied beerbet zu sehen, wodurch alle dasjenige tausendfach ersetzt wurde, was sie in der Blüte ihrer Jahre ausstehen und erdulden müssen". Beispielhafte Bilder der Menschenwelt sind es, die in den beiden riesigen Prvsaepen durch Geschehnisse entfaltet werden. Me einseitige Willentlichkeit der „Argenis-"Welt ist Ausgeglichen. Me Menschen sind nicht mehr nur Stellvertreter, fonbem zugleich eigenwertige Geschöpfe. Sie ordnen die Kräfte der Sinne, der Triebe, der Fühlseele, des rechnenden Berstandeswillens, des Schaugeistes in den mannigfachsten Weisen, stellen sich demgemäß ganz verschieden zu den äußeren Kräftespielen und den oberen und unteren Mächten, veran­ schaulichen in wirkender Selbstbestimmung und -Verwirklichung die Fülle der menschlichen Möglichkeiten und stellen sich eben damit selbst an die zukommende Stelle im „unendlichen Raum". Me Führung der Geschehnisse ist in den Einzelvorgängen ver­ wirrend bunt. Mer aus den zahllosen Wendungen und Ver­ zahnungen steigt ein großzügig geschwungenes Gesamtgeschehen auf, wie es in der „Aramena" ausgesprochen wird: „Ich kann nicht genug die wunderbare Regierung des Höchsten betrachten, die derselbe hiernieden auf Erden bei den Hohen dieser Welt und in ihren Königreichen erscheinen läßt: da deren Glücks­ wechsel so seltsam und die Fürsorge vor deren Erhaltung öfters so verborgen und weislich waltet, daß man sattsam daraus abnehmen kann, wie nichts allhier von ungefähr geschehe und dieser weise Regent alles zuvor wohl geordnet und versehen habe". Vorklänge der Aufklärung sind unverkennbar. Neben diesen beiden Dichtungen von großem epischem Atem tritt selbst die epische Kraft Lohensteins zurück. Sein „Großmütiger Feldherr Arminius oder Herrmann als ein tapferer Beschirmer der deutschen Freiheit nebst seiner durch­ lauchtigen Thusnelda, in einer sinnreichen Staats-Liebes- und

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Helden Geschichte betn Vaterlande zu Liebe, betn deutschen Adel aber zu Ehren und rühmlichen Nachfolge vorgestellet" (1689/90) bringt im ersten Buch die Teutoburger Schlacht, in den folgenden Gespräche zwischen edlen Gefangenen und Siegern bis zur Hochzeit Herrmanns mit Thusnelda int achten und neunten Buch. Diese Gespräche entwickeln nicht nur grundsätzliche Fragen nach den verschiedensten Seiten, sondern geben auch eine große Zahl von spannungsreichen Vor- und Neben­ geschichten. Aber ein Gesamtzug wie bei Anton Ulrich ergibt sich nicht. Mit dem zweiten Buch des zweiten Teils setzt die Haupthandlung neuerlich ein: der Kneg zwischen Deutschen und Römern ist wieder ansgebrochen, der über den Tod des Augustus, die verräterische Gefangennahme Thusneldens, eine neue siegreiche Schlacht int Deutschburger Wald zur Rück­ kehr Thusneldens und zur Königsherrschaft Herrmanns bei den Markmännern führt. Doch ist auch hier der vieldeutige Bezug des tapferen Fragers und Zweiflers Lohenstein, die bunte Strahlenbrechung, die farbige und gebärdenstarke Emzelszene wichtiger als der Gesamtzug des Geschehens. Die auseinanderstrebenden Vielheiten werden nicht zur Einheit überformt. Die „Welt", mit ungeheuer reichem und scharf­ sichtigen Mssen durchblickt, scheint wieder aus den Fugen zu gehn wie int 14. Jahrhundert. Und an Stelle der Schönheits­ entzückung in den Lohensteinschen Dramen tritt hier herber Emst in reichem Faltenwurf. „Die asiatische Banise oder blutiges, doch mutiges Pegu" von Heim. Anshelm v. Zigler und Kliphausen (1688) mit ihrem grob gezimmerten Bau — Balacm befreit unter schrecklichen Gefahren seine Banise aus der Macht des blutdürstigen Tyrannen Chaumigrem und übernimmt mit ihr in Pegu die Herrschaft — und ihren übertrieben wirken­ den Greuelszenen geht auf Quellenberichte der Geschichte Hinterindiens im 16. Jahrhundert zurück. Der zu Beginn des Jahrhunderts eingedeutschte Schelmen­ roman erfährt durch Grimmelshausen (1625—1676) eine

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Vertiefung und Umbildung, die fern von höfischer Gesinnung und höfisch gerichtetem Leserkreis das Mld des Menschen im Gewirr der Welt mit unbewußter Sicherheit neu formt und die abgesunkenen Krusten aus neuem Sinn ausfüllt und ver­ wandelt. Grimmelshausens Versuche im Staats- und Liebes­ roman sind unbeträchtlich, sein „Josef" ist eine hübsche, treu­ herzige Erzählung, die den Vergleich mit' Zesens „Assenat" als Kunstwerk nicht aushält. Das „Wunderbarliche Vogelnest" ist im Grund eine fabulierfrohe Schwanksammlung um den Be­ sitzer des zauberisch unsichtbar machenden Vogelnests, der als Unsichtbarer vieles tun und sehen kann, was anderen ver­ schlossen ist. Selbst die Lebensbeschreibungen des Springinsfeld, der Landstörzerin Courasche (1670) bleiben wirkungsvolle Picaw-Geschichten. Wer der „Wenteuerliche Simplizissimus Teutsch" (1669) gibt einen Menschen, der in wilden Ereignissen und unberechenbarem Auf und Ab der Glückssälle aus sich heraus lebt; gewiß im großen geschichtlichen Raum des 30jährigen Kriegs, aber in ihm nun in einer Weise und in einer Lebensschicht, wie das vorher noch keine erzählerische Ent­ faltung erfahren hatte. Nicht nur die höfische Welt bleibt ganz fern, auch die staatlichen Ordnungen werden so wenig voll­ zogen, daß sie in dem Landsknechtsleben des Helden nirgends bedeutsam hervortreten. Wer auch die Ansichten des Scheünenromans geben nicht den Ausschlag, so ersichllich auch dessen Aufriß zugrunde liegt (s. S. 93). Das Kind Simplicius wird beim Mehhüten von verirrten Kürassieren überrascht, sieht die Plünderung des väterlichen Hofs mit an, flieht in den Wald, wird dort von einem Einsiedler aufgezogen, wandert nach dessen Tod in die nächste Stadt, Hanau, wird dort durch Zufälle Page und Narr. Nach einiger Zeit entführen ihn Kroaten, und von ihnen fort kommt er nach manchen Zwischenfällen in das Lager vor Magdeburg und beginnt nun nach neuerlichen Zwischen­ fällen sein Landsknechtsleben. Als „Jäger von Soest" gewinnt er bei Patrouilleführungen und kleinen kecken Untemehmungen

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einen Namen, erlangt durch Glücksfunde Reichtum, wird ge­ fangen, fängt an „zu buhlen", heiratet die Tochter des Obristen, die er verführt hatte, geht in geschäftlichen Angelegenheiten nach Köln und weiter nach Paris, dient dort, zuerst selbst ver­ führt, um Geld schönen Frauen. Auf dem Rückweg nach Deutschland erkrankt er, verliert all seine Habe, wird Merode­ bruder, Geselle des schlimmen Olivier. Der fällt, Simplizissimus erbt dessen erlaubtes Geld, trifft seinen Freund Herz­ bruder in großen Nöten, macht mit ihm eine Wallfahrt nach Ein­ siedeln, wird wieder für kurze Zeit Soldat, heiratet zum zweiten­ mal (die Cvurasche), kommt zum Mummelsee und erfährt wunderliche Geheimnisse der Tiefe, vergeudet sein Vermögen, geht nach Rußland, kehrt auf abenteuerreichen Wegen zurück in den Schwarzwald und sagt der Welt ab. Nicht die Welt­ deutung ist an diesem Werk das Bedeutende. Die Stücke dieses Weltbilds sind vielmehr von verschiedenen Stellen her zu Grimmelshausen abgesunken und dabei vergröbert. Die kräftige, gefüllte Art des Erzählens und seine triebhafte Ge­ sundheit ist das Starke, Bedeutende. Und sie quillt aus einem neuen Lebensgefühl. Hier bewegt sich durch die bekannte Fortunawelt mit ihren Härten und handgreiflichen Freuden ein Mensch, der wohl gelegentlich von Reuegefühlen zu morali­ schem Selbstgericht veranlaßt wird, dessen Weg aber weder von einer moralischen Norm, noch von zügellosen Begierden bestimmt wird, der auch nicht nach seiner geistigen Stelle im unendlichen Raum der Dinge oder der sittlichen Ordnungen fragt, dem nicht das Oben oder Unten wichtig ist, der vielmehr im Zusammenwirken seiner Lebenskraft mit der beständigen Unbeständigkeit sich selbst erfährt. Es ist noch keine eigentliche „Entwicklung", die sich da abspielt. Aber die Verlagerung des sinnhaften Schwergewichts in die Selbsterfahrung bei allen, oft unzusammenhängenden, Begegnungen int Innen und Außen bricht sich hier im Erzählen eines Einzellebens Bahn. Die Einzelabläufe, namentlich das Kinderleben des „tumben",

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rührenden Eintretens in eine Umwell und das fast erstaunt lachende, kecke Jägerleben, haben eine Eigenwertigkeit erfahren, wie sie den Staatsromanen und -dramen fremd ist. Und gegen­ über dem Schäferroman besitzt der „Simplizissimus" eine ganz andre Bewegtheit und Weite der Kräfte und Ereignisse. Auf­ fallend, welch geringes Gewicht die „Mächte" im Simpli­ zissimus haben, verglichen mit „Aramena" und „Octavia". In dem Gestalter überpersönlicher Ordnungen Anton Ulrich und in dem Bahnbrecher persönlicher Selbsterfahrung Grimmels­ hausen besitzt das 17. Jahrhundert die erzählenden Darsteller zweier deutscher Gmndformen. Grimmelshausens Borstoß wird in den zahlreichen „Simpliziaden" derFolgezeit verwässert, aber auch dem aufsteigenden bewußt bürgerlichen Moralis­ mus angeglichen und durch des Österreichers Joh. Beer (1655—1700) fabulierfreudige Erzählkunst in Richtung auf körperliches Erfassen der Umwelt ergänzt. Anton Ulrich hat keine Nachfolge gefunden. In Grimmelshausen faßt sich das naturhafte Verlangen nach dem letzten Seinsgrund zu neuer Gestalt und neuer Richtung. In Anton Ulrich ver­ dichtet sich, wie in Leibniz, die verlangende Schau der vorher­ gehenden Jahrhunderte und damit des Barock.

Register. Abraham a S. Tiara 76. Abschatz, H. v. 141 Agrippa v. Nettesheim 36. «lberttmis, Aegidius 76,94

Dämon und Lisille 149 Daniel v. Soest 69. Dante 109. David v. Augsburg 7. Albertus Magnus 6, 18. Debs 50. Dietrich v. Freiberg 6. Mberus, Erasmus 55. Amadis H4ff., 142. Dionysius Areopagita 6. Dionysius Ryckel 26, 31, Andreae, Joh. Bal. 36. 41. Andreas Capellanus 86. Anton Ulrich von Braun­ Don Quichote 94, 114. schweig 150 ff., 156. Drexel, Jeremias 75 f. Dürer, Albrecht 47, 79, 85. Argonis 143, 148, 151. Ariost 142. Arndt, Johann 36. Eberhard v. Zersne 86. Arnim, Aduin v. 108,126. Ebner, Margarete 20. Arnold, Gottfried 41, 69, Eck 68. 139. Eckhart, Meister 16ff. 30. Avaneinus 76, 80, I27f. Elisabeth v. Nassau-Saar­ Ayrer 82, 94. brücken 88. Emser 68. Enca Silvio 60, 99, 107. Balde, Jakob 132. Baldemar v. Peterswil 49. Englische Komödianten 81. Epistolae obscurorum viBarclay, John 143. rorum 63 f. Barth, Caspar v. 136. Bebel, Heinrich 91. Erasmus 11,64, 70ff.,83f., 91. Beer, Joh. 156. Berthold v. Regensburg 6. Erlösung 8. Besser 133. Euriolus u. Lucrecia 107f. Bidermann, Jakob 116ff., Eyb, Albrecht v. 60. 137. Faust 31, 37, 116. Boccaccio 60, 89, 107. Böhme, Jakob 12, 38ff., Fischatt, Joh. 74, 93. 42, 43. Fleming, Paul 135, 141, 147. Boner, Ulrich 53. Brant, Sebastian 62, 87. Folz, HanS 82, 93, 94. Brocke- 116. Försters Liederbücher 101. Brülow, Caspar 73. Franck, Sebastian 33, 42, Buchholtz, Andr. Heinr. 91. 149. Franckenberg, Abraham v. 40. Bullinger 79. Frankfutter, der 25, 36. Cajetan- 71. Frauenlob 8. Castiglione 60, 74, 109. Freidank 62. Celte-, Konrad 62, 84. Frifchlin, Nicod. 79,81,91. Colin, Philipp 84. Geiler v. Kaisersberg 87. CrotuS RubeanuS 63. Czepko, Daniel v. 40,136. Geißlerlieder 98. Gerhard v. Minden 54. Dach, Simon 114. Gerhardt, Paul 189.

Gertrud die Große 13, 31. Gesta Romanorum 87. Gnaphäus Ulf., 116. Goethe, Joh. Wolfg. 41, 55, 115, 139, 142. Gottsched 54f., 78, 131. Gracian 75. Graszliedlein 101. Greiser, Jak. 81. Gttmmelshausen 75, 84, 94, 153 ff. Griseldis 107. Grob, Joh. 139. Groote, Gerhard 23. Grotius, Hu;o 77. Gryphius, Andr. 95, 107, 116, 121ff., 133, 134, 135, 137,140. Günther, Christian 131 142, 147. Guevara 75. Hadamar v. Lader 86. Hadlaub 8. Hätzlettn 101. Hallmann 130. Harsdörffer 55, 75, 126, 135, 141, 147. Hattlieb 88. Haugwitz 130. Heermann, Joh. 69, 140. Heinttch v. Hesler 87. Heinrich v. Langenstein 57. Heinttch v.Laufenberg 105. Heinttch v. Neustadt 8. Heinttch v. Nördlingen 14, 20.

Heinttch Julius v. Braun­ schweig 81. Heldenbücher 85. Heliodor 113, 143, 148. Herder 132. Hermann v. Ftttzlar 61. Hermann v. Sachsenheim 86.

Herzog Ernst 88. Hexenhammer 68. Hildegard v. Bingen 12. Hoeck, Theobald 112. Hosmannswaldau 135,141

158 Hohenberg, W. H. v. 142. Hugo v. Trimberg 8. Hugo v. St. Viktor 13. Hutten, Ulrich v. 64.

Register Möller, Martin 36, 68. Roswitha v. Gandersheim Moscherofch, Joh. M. 73. 62. Muskatblnt 83. Ruysbroeck, Jan von 22ff., 31, 42. Murner, Thom. 63, 69.

Naogeorg 74. Sachs, Hans 69, 80,83,95, Nas, Joh. 74. 110, 141. Neidhart 98. Salat, Hans 69, 80. Jacobus de Cessolis 55. Neidhart Fuchs 92. Sandäus, Maximilian 32. Jacobus de Boragine 51. Netz, des Teufels.59. Schäfereien 146??. Jedermann 80. Nibelungenlied 89. Schaidenreiher, Simon Johann v. Neumarlt 56 f., Nicolai, Philipp 68. 112. 105. Nider, Joh. 58, 87. Schede, Melissus 112,134. Johannes v. Kastl 25. Niklas von Wyle 60 , 99, Scheffler, Joh. 32, 40, 41, Johannes v. Saaz 105ff. 107. 76, 136, 138, 139. Nikolaus von Kues 27ff., Schein, Joh. Herrn. 140. Karl IV. 56. 37, 43, 44. Schelmenroman 93. Karlmeinei 84. OberammergauerPassions- Schernberg 50. Klaj 147. Schildbürger 93. Knorr v. Rosenroth 35, 40. spiel 50 f. Schirmer, David 136,141. König 133. Odyssee 112. Schottel 77. Konrad v. Ammenhausen Opitz, Martin 62, 77, 83, Schwankbücher 92. 84, 121, 132, 134, 135, Kaspar 33, 136, 137, 138, 140, 141, Schwenckfeld, Konrad v. Würzburg 15. 42. 142??., 146. Kuen, Albert 68. Kuhlmann, Quirinus 41. Oswald v. Wolkenstein Scriver, Christian 76. Seneca 121. 101??. Seuse 20?., 31, 47. Lalebuch 93. Otto v. Passau 57. Shakespeare 142. Lauremberg 73. Owenus 138. Sophokles 121. Laurentius von Schniffis Spee, Friedr. v. 58, 68, Paracelsus 12, 33??., 43. Leibniz 12, 42ff., 75,156. Passional 8. Spener, Jakob 41. Limburger Chronik 98. Pauli, Joh. 90. Sprachgesellschaften 77. Lochamers Liederbuch 101. Peter v. Arberg 98. Spreng 113. Logau, Friedr. v. 138,140. Petrarca 56. Stagel, Elsbet 21. Lohenstein, Daniel Caspar Petrus Canisius 52. Staudacher 52. V. 127 ff., 152f. Pfaffe v. Kalenberg 92. Plautus 61, 81, 111. ' Steinhöwel 64, 60, 88, 91. Lotichius, Petrus 112. Steinmar 8. Lucidarius 88. Poiret, Peter 42. Stieler, Kaspar 141. Ludolf v. Sachsen 21, 47. Pontan, Jak. 81. Sturm, Joh. 73. Luther, Martin 32, 55, 56, 64ff., 72. Raber, Virgil 50. Tannhäuser 103. Rachel 73. Macropedius 80. Tasso 142. Rebhuhn 79, 80. Manon Lescaut 147. Redentiner Osterspiel 50. Tauler 20, 31, 40, 42. Manuel, Niklas 69. Terenz 61, 81, 111. Regenbogen 8. Marcus v. Lindau 24. Regnart, Jak. 112. Tersteegen, Gerhard 41. Martin v. Cochem 52,107. Reitenbacher, Simon 128, Thomas v. Aquino 6, 18, Masen, Jakob 95,120,126, 27, 71. Reuchiin, Joh. 63, 110. 142. Thomas v. Kempen 25,26, 37. Maximilian I. 85. Reuter, Christian 95. Mechthild v. Magdeburg Reynke de Botz 54 f. Thomasius 75?« 14?., 40. Rheinisches Osterspiel 109?. Till Eulenspiegel 93. Meichel, Jo ach. 116. Titurel (Jüngerer) 8. Rienzo 56. Meier Helmbrecht 8. Tristan 89, 107?. Rist,Soh. 121,141. MerSwin, Rulmann 19. Rollenhagen 55. Trithemius, Job. 81. Moliöre 82, 95. Rostocker Liederbuch 101.« Tscherning 140. Jmmessen, Arnold 50. Jngolt, Meister 56.

Register Uhlenhorst 04. Badian 69. Bäterbuch 8. Beahe, Joh. 31. Behe 68. Belthen 82. Benusgärtlein 101. Volkslied 97ff. Bondel 121. Waldis, Burkhart 55,

159

Walther u. b. Bogelweide Witzlaw v. Rügen 8. Wolfram v. Efchenhach 84, 86, 114. Wunderhorn, des Kimben 101.

WeÄerlin, Rud. 131,134. Weigel, Valentin 36, 42. Weife, Christian 75f., 95. Werder, Dietrich von dem 142. Wickram, Jörg 92,95,115. Wieland 113. Wimpfeling 63. Wisse, Claus 84. Wittenweiler 84, 103ff.

Zehnjungfrauenspiel 49. Zefen, Phil. v. 78, 125, 128, 141, 148, 150. Zigler, Heinr. AnShelnr v. 153. Zinzendorf 69.

BUim, H*9 Goethe. Grundzüge seines Lebens und Werkes. Mit 8 Bildern. 3. Ausl. 1944. IX, 280 S.................... 4,50 Haller, J., Von den Karolingern zu den Staufern. Die alt­ deutsche Kaiserzeit (900—1250). Mit 4 Karten. 3. Ausl. 1944. 141 S............................................................................2,40 (Sammlung Göschen, Bd. 1065) Leibniz. Z,u seinem 300. Geburtstage 1646—1946. herausgegeben von E. Hochstetter. 1. Lfg.: Leibniz als Metaphysiker von Nicolai Hartmann. 1946. 28 S.................................................................................. 1,50 2. Lfg.: Leibniz und Peter der Große von E. Benz. 1947. 88 8........................................................................................... 3,50 3. Lfg.: Zu Leibniz1 Gedächtnis. Eine Einleitung von E. Hochstetter. 1948. 82 S................................................3,— 4. Lfg.: Leibniz1 mathematische Studien in Paris. Von Joseph E. Hofmann. 1948. 70 8..................................... 4,80 5. Lfg.: Leibniz1 Forschungen auf dem Gebiete der Logik von Karl Dürr. Etwa 50 8.......................................ca. 4,50 6. Lfg.: Von der Seele von Ilse Döhl. Etwa 50 8. ca. 4,50 Levinstein, K., Goethes Faust und die Vollendung des Menschen. 1948. 132 S...................................................... 3,80 Philosophen Lexikon. Handwörterbuch der Philosophie nach Personen. Unter Mitwirkung von Gertrud Jung verfaßt und herausgegeben von Werner Ziegenfuß. 2 Bde. 1400 8. Bd. I (A—K) 1949. 640 8........................ Ganzleinen 30,— Bd. II erscheint noch im Laufe des Jahres 1949. Victor, K., Deutsches Dichten und Denken. Von der Auf­ klärung bis zum Realismus (1700—1890). 2. Ausl. 1949. 156 S.........................................................................................2,40 (Sammlung Göschen, Bd. 1096) Walther von der Vogelweide. Die Gedichte Walthers von der Vogelweide. Urtext mit Prosaübersetzung von Hans Böhm. 1944. 293 8............................................................................ 4,80 Wentzlaff-Fggebert, F. W., Deutsche Mystik zwischen Mittelalter und Neuzeit. Einheit und Wandlung ihrer Erschei­ nungsformen. 2. durchgesehene Ausl. 1947. 339 8. . 12,— VERLAG WALTER DE GRUYTER & CO. / BERLIN W 35