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German Pages 128 [160] Year 1961
SAMMLUNG
GÖSCHEN
BAND
893
D E U T S C H E GESCHICHTE VON 1806 BIS 1890 VOM
ENDE
DES
DES
ALTEN
NEUEN
BIS
ZUR
HÖHE
REICHES
von WILHELM
TREUE
Professor Dr. phil., Hannover
WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp. BERLIN
1961
© Copyright 1961 by W a l t e r de Gruyter & Co., Berlin W 35. — Alle Redite, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien u n d Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten. — A r d i i v - N r . 11 08 93. — Satz und Druck: Saladruck, Berlin N 65. — P r i n t e d in G e r m a n y .
Die Reihe „Deutsche Geschichte von der Reformation bis zur Gegenwart" u m f a ß t folgende Bände:
Band I :
1519—1648 (Slg. Gö. Band 1105)
Band I I :
1648—1713 (Slg. Gö. Band 35)
Band I I I :
1713—1806 (Slg. Gö. Band 39)
Band I V :
1806—1890 (Slg. Gö. Band 893)
Band V :
1890 bis zur Gegenwart (Slg. Gö. Band 894)
Inhaltsverzeichnis Seite
1. Deutschland unter Napoleon 1 a) Von der Schlacht bei U l m bis zum R u ß l a n d f e l d z u g . b) Von Napoleons Krieg gegen R u ß l a n d bis zum Z u sammenbruch des napoleonischen Reiches 2. Das System Metternich a) Die Entwicklung in Österreich b) Die Entwicklung in P r e u ß e n u n d in den deutschen Staaten c) D e r Deutsche Bund
5 5 23 33 33
übrigen 36 43
3. D e r Deutsche Zollverein
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4. Die Revolution von 1848 a) In Österreich-Ungarn b) In Preußen u n d in den deutschen Mittelstaaten . c) Die F r a n k f u r t e r Nationalversammlung
49 49 53 57
.
.
5. Das Ende der preußisch-österreichischen Rivalität . . . a) Politische und wirtschaftliche Ereignisse b) Die N e u e Ä r a in Preußen . . . c) Der Heeres- und Verfassungskonflikt in Preußen — Bismarcks Ernennung d) Der Dänische u n d der Deutsche Krieg
65 65 71
6. Die Reichsgründung a) Preußen und Österreich nach 1866 b) Die spanische T h r o n k a n d i d a t u r c) Der Deutsch-Französische Krieg d) Die G r ü n d u n g des Reiches
85 85 89 90 92
7. Das Bismarckreich a) Die Außenpolitik bis 1879 b) A n f ä n g e der Kolonialpolitik c) Mitteleuropäische Zweifrontenpolitik d) Innenpolitische Aufgaben
74 79
95 95 100 101 105
8. Die Regierung der 99 T a g e und Bismarcks Entlassung . 120 a) Kaiser Friedrich I I I 120 b) Bismarcks Entlassung u n d das E n d e des Zeitalters Bismarck 121 Literaturverzeichnis
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N a m e n - u n d Sachverzeichnis
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1. Deutschland unter Napoleon I. a) Von der Schlacht bei Ulm bis zum
Rußlandfeldzug
Das Jahr 1805 war erfüllt von großen internationalen politischen Ereignissen. Am 11. 4. wurde zu Petersburg die englisch-russische Allianz abgeschlossen, der sich alsbald Schweden und Neapel, im August auch Österreich, nicht dagegen Preußen anschlössen, da der stets zögernde Friedrich Wilhelm I I I . sich einer Parteinahme entziehen wollte. Dadurch blieb in der Koalition von vornherein eine entscheidende Lücke, während Frankreich sich seit dem letzten Kriege unter Napoleons Hand konsolidiert hatte und daran ging, die süddeutschen Staaten seinem eigenen Bündnissystem einzugliedern: Bayern im April, Baden im September und Württemberg im Oktober, nachdem bereits ein neuer Krieg ausgebrochen war. Dem Sieg der Franzosen bèi Ulm folgte schnell am 13. 10. ihr Einzug in Wien. Zwar vernichtete eine Woche nach diesem schweren Schlag für die gegen Napoleon verbündeten Mächte Nelson am 21. 10. bei Trafalgar jegliche Invasionsmöglichkeit der Franzosen auf absehbare Zeit und damit für Napoleon die Aussicht, das Inselreich wirklich zu bezwingen, während Großbritannien und seine Verbündeten die Möglichkeit behielten, ja, sogar vergrößerten, die kolonialen Reichtümer der Erde, auch die der französischen Kolonien, auszubeuten, was auf die Dauer auch ohne militärische und politische Fehler die Franzosen in der großen weltpolitischen Auseinandersetzung zur Niederlage bringen, auf dem Kontinent allerdings nicht unbedingt kapitulationsreif machen mußte. Aber eine solche im wesentlichen wirtschaftliche Schwächung, deren weltpolitische Bedeutung man obendrein unter dem Einfluß der historisch bedeutungs- und eindrucksvollen Schlachtentscheidungen zu unterschätzen neigte, mußte sich über viele Jahre hinziehen, bevor sie den gleichen Effekt erzielte wie eine Begegnung großer Heere. Es kam hinzu, daß zwar England Napoleons größter Gegner und ein Sieg über die Inselmacht dessen höchstes Ziel war, andererseits aber der in seiner Position ge-
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Deutschland unter Napoleon I.
festigte Kaiser auf dem Kontinent durchaus eine nahezu unangreifbare Position aufbaute, wenn es ihm gelang, sein Bündnissystem zu erweitern und dessen Abschreckungswirkung auf die kontinentalen Gegner zu vergrößern. Jedenfalls gab er, der schon vor Trafalgar für die Invasion vorgesehene Truppen von Boulogne abgezogen hatte, nun den direkten Krieg gegen England gänzlich auf, da er als Auswirkung der Seeschlacht größere feindliche Aktivität von Österreich und Preußen erwartete. In der Tat schloß der König von Preußen zwei Wochen nach Trafalgar einen Vertrag mit dem Zaren. Doch bevor dieses Bündnis noch kriegerische Folgen haben konnte, erfocht Napoleon am 2. 12. 1805 in der Dreikaiserschlacht zu Austerlitz einen glänzenden Sieg über österreichische und russische Truppen und erreichte damit den Zusammenbruch der dritten Koalition gegen Frankreich. Da der Zar sich von seinem Bundesgenossen trennte, waren die Österreicher zum Waffenstillstand und zum Frieden — am 26. 12. in Preßburg — gezwungen, nachdem bereits am 15. 12. zu Schönbrunn ein französischpreußisches Schutz- und Trutzbündnis geschlossen worden war, in dem Preußen auf Ansbach, den rechtsrheinischen Teil von Cleve mit Wesel und das schweizerische Neuenburg verzichtet, andererseits eine sehr bedingte und vage Anwartschaft auf Hannover erhalten hatte. Schon zwei Monate später erhielt dieses Bündnis, durch das Preußen zur Aufgabe seiner Neutralitätspolitik gezwungen worden war, im Pariser Traktat eine noch wesentlich schärfere Formulierung. Durch den Preßburger Frieden kam es zu einer bedeutungsvollen territorialen Neuordnung in Süddeutschland und Italien. Österreich trat seine italienischen Besitzungen an Frankreich, Tirol und Vorarlberg an Bayern, die anderen vorderösterreichischen Gebiete an Baden und Württemberg ab — während es Salzburg gewann —•, wurde also sowohl aus Italien wie aus Deutschland verdrängt, was eine ganz neue Situation in Mitteleuropa, eine entscheidende Verschiebung der Machtverhältnisse zu Frankreichs Gunsten bedeu-
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tete. Napoleon besaß nun einstweilen faktisch die Herrschaft über Deutschland — es war nicht abzusehen, ob und w a n n sich seine Niederlage bei Trafalgar so sehr gegen ihn auswirken würde, daß dadurch die territorialen Besitz- und die Machtverhältnisse auf dem Kontinent beeinflußt wurden. Napoleon nutzte zunächst die Gunst der Lage zur Stärkung und Erweiterung der Position nicht allein seiner selbst und Frankreichs, sondern auch seiner Familie: Joseph und Ludwig wurden Könige von Neapel und Holland, Murat erhielt das Fürstentum Berg, Eugen Beauharnais heiratete die Prinzessin Auguste von Bayern, Napoleons Adoptivtochter Stephanie Beauharnais den badischen Kurprinzen Karl, sein jüngster Bruder Jerome, der spätere König von Westfalen, eine württembergische Prinzessin — sie alle zuverlässige, wenngleich im Lande unpopuläre Gefolgsleute des Kaisers, Träger des „Dritten Deutschland", das im Rheinbund organisiert und Napoleons Politik des Grand Empire eingegliedert werden konnte. Bayern und Baden, die in Verbindung mit den Gebietserwerbungen in Preßburg Königreiche geworden waren, wurden immer fester an Frankreich gebunden; das Herzogtum Berg erhielt eine ähnliche Funktion am Niederrhein — sie alle Glieder in einem Vasallitätsverhältnis, das die Auflösung des Reiches notwendig zur Folge hatte. Über mehrere Etappen, wie die A u f hebung der Souveränität von Augsburg, Nürnberg, Frankf u r t und zahlreichen, vom Reichsdeputationshauptschluß nicht ergriffenen kleineren Landesherren kam es schließlich am 16. 7. 1806 zur Unterzeichnung der Rheinbundakte durch 16 deutsche Fürsten, die sich damit vom Reiche trennten und unter dem Protektorat des französischen Kaisers eine Konföderation von staatsrechtlicher Scheinselbständigkeit bildeten. Am Rheinbund waren beteiligt: der Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg mit F r a n k f u r t — das 1810 H a u p t stadt eines gleichnamigen Großherzogtums wurde —, die Könige von Bayern und Württemberg, die wie jene im Range erhöhten Großherzöge von Baden, Hessen-Darmstadt und Berg, die Herzöge von Nassau, die Fürsten von
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Deutschland u n t e r N a p o l e o n I.
Hohenzollern, Salm, Isenburg, Liechtenstein und von der Leyen sowie etwas später Großherzog Ferdinand von Würzburg (ehemals Toskana). Dieser Rheinbund schloß mit Frankreich ein Angriffs- und Verteidigungsbündnis und stellte für jeden Krieg auf dem Kontinent seine gesamten Truppen unter Napoleons Oberbefehl. Die von Napoleon geschaffenen süddeutschen Mittelstaaten bildeten durch ihr künstlich gesteigertes Bedeutungsbewußtsein noch lange Zeit nach Napoleons Absetzung und Verbannung ein erhebliches Hindernis für die Herstellung der deutschen Einheit. Zwei Wochen nach dem Abschluß des Rheinbundes folgte konsequent am 1.8. gleichzeitig mit dem Austritt der Rheinbundfürsten aus dem Reich und nach einer ultimativen Aufforderung Napoleons an Franz II., die Krone des Deutschen Reiches niederzulegen, die Mitteilung Frankreichs an den Reichstag, daß man das Reich nicht länger anerkenne. Bereits fünf Tage später, am 6. 8., erklärte der deutsche Kaiser Franz II. (als österreichischer Kaiser Franz I.), dem nach der Schaffung des österreichischen Kaisertums und in seiner persönlichen Beschränkung auf die Fortführung des Josephinismus im engsten österreichischen Raum ein solcher Anstoß gelegen kam, das Amt des deutschen Kaisers für erloschen: er entband alle Reichsstände von ihren Pflichten gegenüber dem Reich. Dieses, seit 1648 im Grunde seiner Existenz viel umstritten, seit 1803 nach Hartungs Urteil „tatsächlich schon zerstört", büßte nun nicht allein durch Napoleons Initiative und Gewalt, sondern auch durch den dynastischen Egoismus und die Gefügigkeit der Rheinbundfürsten und des Kaisers sein Dasein ein: Das Reich galt ihnen weniger als die äußerliche Steigerung ihrer eigenen Macht, obgleich doch diese von einem sehr gestrengen und wankelmütigen Herrn abhing, die alte Situation dagegen einem deutschen Territorialherrn mehr Freiheit gelassen hatte, als sie irgendwo sonst in Europa zu finden war. Weltpolitisch wurde das tausend Jahre alte Deutsche Reich durch Napoleons Empire ersetzt, das mit nur geringen Ausnahmen Westeuropa bis zum Rhein beherrschte.
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In dieser Lage mußte Preußens Versuch, aus den Resten des Reiches einen Norddeutschen Bund zu bilden, gänzlich auf Napoleons Billigung angewiesen bleiben, zumal der Gedanke der Standeserhöhung des preußischen Königs zum Kaiser deutlich genug zeigte, daß es auch hier weniger um die Behauptung der alten Machtrelationen ging als um das Schritthaken mit der internationalen Entwertung der Fürstenkronen. Andererseits war Preußens zunehmende innenund außenpolitische Schwächung seit langer Zeit von vielen Zeitgenossen nach dem Tode Friedrichs d. Gr. mit Besorgnis beobachtet und kritisiert worden. Zwar war es seit 1789 auch in Preußen zu mancherlei Reform- und Aufbauansätzen gekommen — aber sie waren unsystematisch begonnen, nicht selten vorzeitig abgebrochen oder auf den engen Raum von Provinzen beschränkt worden, so daß sie keine tiefgreifenden, Aufsehen erregenden Wirkungen auszuüben vermochten. Eine innere Bereitschaft zur Behauptung der Unabhängigkeit gegenüber dem zunehmendem Druck Napoleons erwuchs auf diese Weise nicht. Friedrich Wilhelm III. mochte mit seinem Zögern und Zaudern vor großen politischen Entscheidungen zuweilen Schädliches vermeiden — aufs Große gesehen wirkte seine Art lähmend, überließ sie die Initiative gänzlich dem zupackenden und ausgreifenden Gegenspieler Napoleon. Dieser zwang endlich den preußischen Gesandten Haugwitz zu einem neuen Vertrag von Paris am 15.2.1806: Preußen mußte Hannover sowie die Nordseehäfen besetzen, d. h. sich mit England verfeinden. Gleichzeitig verhandelte jedoch Napoleon selbst mit England und Rußland, so daß man sich in Preußen isoliert und zum Objekt der Politik jener drei Großmächte herabgewürdigt sah. Schließlich erreichte Friedrich Wilhelm unter der Beratung durch Hardenberg noch einmal eine Annäherung an den Zaren, der nun die bereits vorbereitete Verständigung mit dem Kaiser aufgab und die Bildung einer neuen Koalition betrieb. In diesem Zusammenhang kam es zu einigen herausfordernden Efklärungen und Handlungen: Am 29.6. verlangte Friedrich Wilhelm ultimativ die Räumung Süddeutschlands bis zum 8. 10.; bereits zwei Tage später verweigerte er am 1. 7.
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D e u t s c h l a n d unter N a p o l e o n I.
Napoleon jede Unterstützung gegen Alexander, der daraufhin am 2 4 . 7 . eine Garantieerklärung für Preußen abgab; und schließlich forderte Preußen am 6. 8. auch die Räumung der von Frankreich besetzten preußischen Reichsabteien Essen, Elten und Werden, die Freigabe eines norddeutschen Bundes und die Zurückziehung der französischen Truppen von den preußischen Grenzen. Bereits drei Tage später mobilisierte Friedrich Wilhelm den größten Teil des preußischen Heeres in der Annahme, Napoleon wolle ihn angreifen. Dieser begann nun in der Tat mit Vorbereitungen für einen Einmarsch nach Preußen, was dort wiederum als Bestätigung der Vermutung empfunden wurde und endgültig den Entschluß zum Kriege veranlaßte. Als Friedrich Wilhelms Ultimatum vom Ende Juni am 8.10. abgelaufen war, wurde am nächsten Tage in Berlin das von Gentz verfaßte Kriegsmanifest veröffentlicht, dem sich Sachsen und SachsenWeimar anschlössen. Napoleon war ein vielfach bewährter großer Feldherr, Karl II. Wilhelm Ferdinand von Braunschweig dagegen, der auf Wunsch der Königin Luise zum Führer der preußischen Armee gewählte Feldherr, hatte 1792/93 seine Schwächen mehrfach bewiesen. Am 10.10. wurde die preußische Vorhut nahe Saalfeld unter Prinz Louis Ferdinand geschlagen, der dabei den Tod fand. Daraufhin verzichtete Friedrich Wilhelm auf die Offensive. Am 14. 10. erfolgte die entscheidende Niederlage der vom Fürsten Hohenlohe geführten Heeresgruppe bei Jena durch Napoleon und die der vom Herzog von Braunschweig geführten Truppen bei Auerstädt durch Davout. D a der preußische König nach des Braunschweigers Erblindung und tödlicher Verwundung nicht die Führung der preußischen Armee übernahm, fiel diese einem mit äußerster Konzentration agierenden Feind gegenüber auseinander. Am 27. 10 war Napoleon bereits in Berlin, am folgenden Tage kapitulierte Hohenlohe bei Prenzlau, am 7.10. Blücher bei Lübeck. Die großen Festungen ergaben sich zumeist; nur Kolberg, Graudenz, Pillau und Neisse hielten sich und leisteten energischen Widerstand.
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A m 27. 11. verkündete N a p o l e o n von Berlin aus die Kontinentalsperre gegen England, die nun zur H a u p t w a f f e seines K a m p f e s w ä h r e n d der nächsten sechs Jahre werden sollte — zu einer letzten Endes erfolglosen. Gleichzeitig bedrohte er R u ß l a n d , w ä h r e n d er noch mit der N e u o r d n u n g Norddeutschlands beschäftigt w a r : Braunschweig, HessenKassel u n d der eben erst gegründete Staat des Oraniers wurden aufgelöst, Sachsen dagegen zum Königreich erhoben, die G r u p p e der Ernestinischen Fürsten in Thüringen mit Bündnisverträgen gefesselt und geehrt, Preußen schließlich einem Frieden unterworfen, der es zum Verzicht auf alle Gebiete westlich der Elbe außer Magdeburg und der Altmark u n d auf jede Verbindung mit anderen deutschen Staaten sowie zur Zahlung von 100 Millionen Franken Kriegsentschädigung zwang. Friedrich Wilhelm entschloß sich unter dem Einfluß der Königin u n d Steins zur Ablehnung der Bedingungen und zur F o r t f ü h r u n g des K a m p f e s im Bunde mit dem Zaren, schloß unter Verzicht auf H a n n o v e r im J a n u a r 1807 Frieden mit England und erhielt von diesem sogar ab Juni 1807 Subsidien. Inzwischen w u r d e N a p o l e o n in Polen als Befreier umjubelt. Die russischen T r u p p e n besiegte er bei Pultusk und Golymin. Erst in der blutigen Schlacht bei Preußisch-Eylau gelang es am 7.18.2.1807 dem von Scharnhorst beratenen General L'Estocq zum erstenmal in diesem Kriege, N a p o l e o n am Siege zu hindern. Auf G r u n d dieses Erfolges gewann Preußen im April Schweden zum Verbündeten u n d schloß sich am 26.4. im Vertrag zu Bartenstein noch fester mit R u ß l a n d zusammen. Österreich zu gewinnen gelang beiden Verbündeten nicht. Aber schon wenige Wochen später wendete sich das Kriegsglück: am 2 4 . 5 . besetzte N a p o l e o n Danzig; am 14. 6. siegten die Franzosen über die Russen bei Friedland; anschließend besetzten sie den größten Teil Ostpreußens und bewogen nun durch ihre Überlegenheit den Zaren, dem Bartensteiner Vertrag zum Trotz, sich mit N a p o l e o n zu verständigen, zumal Englands H i l f e f ü r R u ß l a n d größtenteils ausblieb. D a m i t gewann N a p o l e o n die Aussicht, den Blockadekrieg gegen England wirklich dem Berliner Dekret
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D e u t s c h l a n d u n t e r N a p o l e o n I.
entsprechend zur Kontinentalsperre zu steigern. A m 7. 7. wurde von Napoleon und Alexander in Tilsit der Friedensund Bündnisvertrag unterzeichnet: Der Zar erhielt das Recht, das schwedische Finnland zu besetzen, Napoleon dasjenige, ein mit Sachsen in Personalunion verbundenes, aus den preußischen Provinzen Süd- und Neuostpreußen bestehendes Herzogtum Warschau zu bilden, also wieder einen polnischen Staat herzustellen. Preußen wurde auf Alexanders Wunsch—wenngleich bis zur Ungef ährlichkeit verkleinert— erhalten. Der von der preußischen Königin Luise auf Alexanders Veranlassung und wohl auch aus der Erkenntnis der Schwächen des preußischen Königs unternommene verzweifelte Versuch, bei den Tilsiter Verhandlungen Napoleon durch ihre Schönheit zu besänftigen, konnte die weltpolitischen Entscheidungen des Imperators nicht beeinflussen. Durch den Tilsiter Frieden vom 9. 7.1807 erlitt Preußen nun auch im Osten große Verluste. Es büßte alle Gewinne aus der zweiten und dritten polnischen Teilung sowie den Netzedistrikt und alle Gebiete links der Elbe mit Magdeburg ein. Danzig wurde als Freistadt preußisch-russischem Schutz unterstellt. Im Westen erhielt Napoleons Bruder Jerome ein neugeschaffenes Königreich Westfalen aus Gebieten, die bisher zu Preußen, Hannover, Braunschweig und Hessen gehört hatten. Die preußische Monarchie, die nur noch aus den Provinzen Brandenburg, Pommern, Preußen und Schlesien bestand und somit in die Reihe der Kleinstaaten zurückgestoßen worden war, mußte erneut England den Krieg erklären und Kriegsentschädigungen in einstweilen unbestimmter Höhe zahlen, bevor die Besatzungstruppen das Land verließen. So gehörte denn die preußische Monarchie, die mit knapper N o t ihre Existenz gerettet hatte, einstweilen zum napoleonischen Herrschaftsraum. Diese Tatsache der Unterwerfung und Besetzung trug entscheidend dazu bei, daß das bis dahin im wesentlichen literarisch bestimmte deutsche Nationalbewußtsein politisiert wurde und die Wiederherstellung eines politischen deutschen Gesamtverbandes nach der Art des alten Reiches verlangte.
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Andererseits war Napoleon bestrebt, das militärisch unterworfene Gebiet immer stärker in den Raum der Kontinentalsperre und der für Frankreich arbeitenden Völker einzubeziehen. Da jedoch mit England kein Friede geschaffen werden konnte, gelang es Napoleon auch nicht, Deutschland wirklich zu unterwerfen und als politisch-wirtschaftliche Einheit zusammenzufassen, bevor er den nächsten Feldzug zur Ausweitung des französischen Machtbereiches antrat. Der Grad der Abhängigkeit der verschiedenen Teile Deutschlands von Napoleon blieb sehr unterschiedlich: Die linksrheinischen Gebiete schritten entschieden und häufig unter Zustimmung der Bevölkerung bis zur Übernahme des französischen Verwaltungszentralismus, zur Aufhebung aller ständischen Privilegien, wirtschaftspolitischen Modernisierung und Vereinfachung sowie schließlich zur Einführung des code Napoleon. Eine zweite Gruppe bestand aus Teilen von Hannover, Erfurt, Fulda, Hanau und Bayreuth. Die Rheinbundstaaten, zu denen nach Preußens Niederlage auch das 1810 um Resthannover vergrößerte Königreich Westfalen, die kleineren norddeutschen Fürstentümer, die beiden Mecklenburg, die thüringischen Staaten, Sachsen und das Herzogtum Warschau, das Großherzogtum Frankfurt, Baden, Württemberg und das 1805 und 1809/10 erheblich vergrößerte Bayern gehörten, bildeten eine dritte Gruppe. Während also in Nord- und Mitteldeutschland eine erhebliche Zahl von Kleinstaaten bestehen blieb, kam es im Süden deutlich zu einer Konzentration auf wenige kräftige Mittelstaaten mit Bayern an der Spitze, das nach dem Frieden von Tilsit Preußen an Macht und Ausdehnung entsprach. Doch waren alle diese Staaten in ihrer Souveränität durch die Zugehörigkeit zum Rheinbund sehr stark beschränkt, da von der Rheinbundakte in erster Linie diejenigen Artikel in Kraft traten, die sich auf die feste Bindung an und die militärische Unterstützung für Napoleon bezogen. Jeder genaueren staatsrechtlichen Konstruktion des Rheinbundes widersetzte sich nicht allein dessen Protektor, sondern auch der Egoismus der größeren deutschen Staaten, wie Bayern und Württemberg, so daß eine staatsrechtliche Organisation
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Deutschland unter Napoleon I.
des Bundes im strengen Sinne niemals zustande kam. Gleichwohl erhielt der Bund politische und historische Bedeutung. „Er k n ü p f t nicht bloß, wie schon der N a m e sagt, an alte Bestrebungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten an, sich zu einer zwischen den großen Mächten stehenden Partei zusammenzuschließen, sondern er bedeutet auch eine Etappe auf dem Wege, der aus dem alten Reich hinüberleitet zu den neuen Verfassungsformen, unter denen allein eine Zusammenfassung Deutschlands möglich war. Er bricht nicht ganz mit der Tradition des alten Reiches, behält vielmehr die Formen der alten Reichsverfassung bei, soweit sie sich der neuen Zeit anpassen ließen . . . Indem der Bund aber auf eine oberste kaiserliche Gewalt verzichtet und nur aus gleichberechtigten Gliedern besteht, die sich dem im Bundestag verkörperten Gesamtwillen unterordnen, macht er endlich dem Widerspruch ein Ende, an dem das alte Reich seit dem Aufkommen der Territorien gekrankt hatte, dem Gegensatz zwischen Form und Inhalt, zwischen der jeder wirksamen staatlichen Macht entkleideten Monarchie des Kaisers und den alle staatlichen Hoheitsrechte besitzenden Einzelstaaten. Auf dem Bündnis der Staaten beruhte von nun an über ein Jahrhundert lang die Verfassungsgeschichte Gesamtdeutschlands" (Härtung). So gab es innerhalb des von Napoleon abhängigen Deutschland — während Sachsen und die beiden Mecklenburg ihre staatlich-soziale Struktur unverändert und einige mitteldeutsche Kleinstaaten ihren Stand von 1803 behaupten konnten — eine breite Skala der Verhältnisse zu N a p o leon und Frankreich, die von der Unberührtheit in Nordostdeutschland bis zur engsten Verknüpfung bei den drei süddeutschen Staaten reichte. Kam es also in vielen deutschen Staaten unter Napoleons Druck zu mehr oder weniger tiefgreifenden staatsrechtlichen und bündnispolitischen Veränderungen, so traten auch in Preußen die Reformen unter französischem Einfluß ins Leben. Durch sie wurde vielfach Überholtes und Mißgestaltetes beseitigt, der Lebensbereich der Bevölkerung erweitert, diese am politischen Geschehen interessiert, die Wirtschaft
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befreit und angeregt — was alles, da es schnell und in revolutionär geladener Atmosphäre geschah, antitraditionalistische und historische Zusammenhänge lösende Eingriffe mit sich brachte. Es kam hinzu, daß die Neuerungen zumeist nicht von den deutschen Fürsten selbst, sondern von einer bald sehr einflußreichen Bürokratie, häufig geradezu von Franzosen, in Preußen vorwiegend von deutschen „Ausländern" eingeführt wurden. Anders als z. B. in Südwestdeutschland verbanden sie „von vornherein mit dem Willen zu einer N e u f o r m u n g des Staates das Ziel der Befreiung, Wiedergeburt und Einigung Deutschlands" (Braubach). Das große auslösende Ereignis im Bereich dieser Reformen bildete die Aufforderung des preußischen Königs am 10. 7. 1807 an den Freiherrn vom Stein, die Leitung des Ministeriums zu übernehmen. Stein war 1757 in Nassau geboren worden, hatte seit 1780 in preußischen Diensten gestanden — seit 1804 als Finanzminister — und in seinen Ämtern seit langer Zeit vorsichtig Reformen geringeren Umfanges durchgeführt. Eines seiner Hauptanliegen war die Beseitigung des entscheidenden Einflusses der Kabinettsräte gewesen. Der König hatte ihn nach der Niederlage von 1806 wegen außenpolitischer Meinungsverschiedenheiten entlassen. N u n wurde er Anfang Oktober 1807 auf H a r d e n bergs Empfehlung und mit Billigung Napoleons, 50jährig, mit der Führung der preußischen Politik betraut: Ein leidenschaftlicher, o f t unpolitischer, immer aufrechter Staatsmann, in dem sich reichsritterliche Tradition, gründliche Einblicke in Preußens Schwächen und genaue Kenntnis mehr der englischen als der französischen staats- und wirtschaftswissenschaftlichen Literatur mit großer Unbefangenheit in der Beurteilung auch französisch-revolutionärer Leistungen und ungewöhnliche Energie mit der Uberzeugung verbanden, f ü r die gute und gegen die schlechte Sache der Unterdrücker zu kämpfen. Schwächer entwickelt war seine realpolitische Einsicht: er neigte zu politischer Starrheit. Bedeutende Teile seiner reformerischen Anregungen und K r ä f t e schöpfte Stein aus der Vergangenheit des deutschen
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Volkes und aus der Überzeugung, daß die Privattugend des Individuums sich zum werktätigen Gemeinsinn steigern müsse. Er erkannte die belebende Energie des Einzelnen, benutzte jedoch nicht weniger die tragende K r a f t der Gemeinschaft. Obgleich er aus dem Zeitalter absolutistischmerkantilistischer Staatsräson stammte, beherrschten doch stärker als rationalistische die ethischen Werte sein politisches Handeln. Der Staat, ein konkretes Gemeinwesen im germanischen Sinne, nicht eine abstrakte Persönlichkeit, war ihm nicht so sehr ein Komplex von Macht und Herrschaft, als die Zusammenfassung der sittlichen K r ä f t e des Volkslebens und das höchste Mittel zu ihrer Entfaltung. Das von Stein geprägte Reformwerk wurde in der kurzen Zeit eines einzigen Jahres vollbracht, in dem er sein Amt innehatte. Seine Grundkonzeption war, daß eine Befreiung von der Unterdrückung nur nach der Wiederherstellung eines neuen, innigeren Verhältnisses von Regierung und Volk gelingen konnte. Diese Staatsauffassung, erwachsen aus Steins eigener Herkunft, der Aufklärung, den Lehren Mosers und Burkes, den Beobachtungen des englischen Staatslebens, der Lektüre von Adam Smith, bildete die Grundlage für alle seine „Reformen", deren Grundkonzeption er in der „Nassauer Denkschrift" vom Juni 1807 noch vor seiner Berufung formulierte: Die notwendige Umbildung der Staatszentrale, seine Vorstellungen über Selbstverwaltung und das Ziel der „Belebung des Gemeingeistes und Bürgersinnes, die Benutzung der schlafenden und falsch geleiteten Kräfte und der zerstreut liegenden Kenntnisse, der Einklang zwischen dem Geist der Nation, ihren Ansichten und Bedürfnissen und denen der Staatsbehörden, die Wiederbelebung der Gefühle für Vaterland, Selbständigkeit und Nationalehre — ein lebendiger, fest strebender schaffender Geist an Stelle von Formenkram, und Dienstmechanismus" (Stein). Mit dieser Grundkonzeption verbanden sich später die von Hardenberg und Altenstein in der „Rigaer Denkschrift" niedergelegten Anregungen — ein Gedankenkomplex, der sowohl von Kant wie von Adam Smith, von dem Königsberger Philosophen Kraus und auch
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von Beamten wie Theodor von Schön und F. L. von Schrotter beeinflußt wurde. Stein hatte nicht die Zeit, alle seine Ideen zum vollen Ausreifen zu bringen — er hinterließ 1808 bei seiner Entlassung nur einen Anfang. Immerhin war dieser bereits so stark, daß er die Basis für den Wiederaufstieg von Staat und Volk bilden konnte — er enthielt außerdem mit der starken Betonung der Mitarbeit des Volkes und der Selbstverwaltung Elemente, die 75 Jahre später Bismarcks großen Reformplänen zu deren Nachteil fehlten. Steins Reformen reichten von der Spitze des Staates bis zu dessen Fundament. Einem Kollegium von Fachministerien sollte zunächst eine sehr ähnlich organisierte Provinzialverwaltung unterstehen. Darauf folgte die Verwirklichung der Grundsätze der Selbstverwaltung in der Städteordnung vom 19. 11. 1808, die aus den Wurzeln deutscher mittelalterlicher Erfahrung und revolutionärer französischer Munizipalverfassung stammte. Durch die Beseitigung der staatlichen Bevormundung wurde die Bürgerschaft zur politischen Mitwirkung herangezogen und die von Stein angestrebte Belebung des Gemeinsinnes erreicht. Die dritte große Tat Steins bestand in der Bauernbefreiung. Das am 9. 10. 1807 erlassene „Edikt, den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landesbewohner betreffend", bestimmte, daß am Martinitage 1810 jede persönliche Dienstleistung aufhören und im Güterverkehr fortan völlige Freiheit herrschen sollte. Die von Stein darüber hinaus vorgesehene Begünstigung für die Bildung eines kräftigen Bauernstandes ist allerdings nicht mehr zustandegekommen. Denn mitten aus der Arbeit wurde Stein, der Napoleons Kontributionsforderungen für unerträglich hoch erklärt hatte, die Aussichten der spanischen Erhebung und österreichischer Pläne allzu optimistisch beurteilte und die Stunde für reif zu einer preußischen Erhebung hielt, unter Napoleons Druck am 24. 11. 1808 entlassen. Bald mußte er, geächtet, nach Böhmen fliehen, so daß vieles von dem ErT r e u e , Deutsche Gesdiidite
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strebten nie in Angriff genommen wurde oder in Ansätzen stecken blieb. Durch die Berufung des 10 J a h r e älteren K a r l August von H a r d e n b e r g am 4. 6. 1810 an die Spitze der Regierung und am 27. 10. zum Staatskanzler mit der Macht eines Premierministers erhielt die von Stein begonnene R e f o r m von S t a a t und Gesellschaft eine neue, wesentlich verschiedene Zielsetzung. H a r d e n b e r g war so wenig ein Preuße wie Stein, stand aber seit 1791 in preußischen Diensten und hatte sich vielfach, besonders bei den Verhandlungen über den Basler Frieden sowie um die Zeit der preußischen Niederlage als Außenminister ausgezeichnet. Durch den höfischen K a v a l i e r H a r d e n b e r g erhielten Regierungsauffassungen des Ancien Regime, der französischen Revolution, des napoleonischen Frankreich und des Rheinbundes Einfluß auf das Reformwerk. Ihm ging es nicht wie Stein um die Übertragung politischer Rechte auf das Volk, sondern in erster Linie um die Anwendung der Freiheits- und Gleichheitsprinzipien im bürgerlichen und wirtschaftlichen Leben bei Stärkung der Autorität des Staates im engeren politischen Bereich, um eine R e f o r m von Absolutismus und Merkantilismus also — nicht um deren Überwindung. S o wurde im N o v e m b e r 1810 die Gewerbefreiheit, 1812 die bürgerliche und wirtschaftliche Emanzipation der J u d e n verkündet, im September 1811 die zweite Phase der A g r a r r e f o r m eingeleitet und dahin geregelt, daß der Gutsherr durch Teile des Bauernlandes entschädigt, der alte Bauernschutz der Hohenzollern also im Rahmen teils liberal-kapitalistischer, teils großgrundbesitzerlicher Überlegungen aufgehoben wurde. Diese „ R e g u l i e r u n g " wurde 1816 auf die. spannfähigen Bauern eingeschränkt, wenig später die Teilung der Gemeindeländereien angeordnet. Beide Maßnahmen standen in engster gedanklicher Verbindung mit der allmählichen Übernahme der vorwiegend durch Thaers Schriften bekannt gewordenen naturwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Fortschritte, die in der englischen landwirtschaftlichen Revolution erzielt worden waren: Verbesserung der Feldbearbeitung, Auf-
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nähme neuer Fruchtfolgen, verbesserte Viehzucht usw. Auf diese Weise wurde das sozial und wirtschaftlich radikal Neue durch Hardenberg weit stärker gefördert als durch Stein — mit dem Ergebnis, daß u. a. eine bemerkenswerte Besitzvergrößerung vieler Güter und eine entsprechende Verringerung des Bauernlandes zustande kam. Nachdem der Bauernstand 1525 in Deutschland nahezu vernichtend geschlagen und für Jahrhunderte als kulturtragende Schicht ausgeschaltet worden war, wurde er nun im Augenblick seiner Wiedererweckung zu staatsbürgerlicher Aktivität zugleich auch im Rahmen des politisch-wirtschaftlichen Liberalismus wie der Adelsreaktion nicht unerheblich geschwächt, so daß er unzufrieden, mißtrauisch und eher staats- und adelsfeindlich als staatstragend in die jüngste Phase seiner Geschichte trat — mit Auswirkungen, die bis in unsere Gegenwart zu verspüren sind. Doch fanden die Ideen und Taten der Reformer in diesen Bereichen nicht ihr Ende. Auch das Heer wurde einer großangelegten organisatorisch - technischen und moralisch-menschlichen Modernisierung unterworfen, nachdem die Niederlagen von 1806 die Schwäche der Heere des 18. Jahrhunderts gegenüber den Revolutionsarmeen im modernen Kriege schmerzlich erwiesen hatten. Gerhard Scharnhorst, ein anderer — hannoverscher — Nichtpreuße, auch er mehr als 50 Jahre alt und daher mit den unglücklichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte wohlvertraut, war der dem König sehr sympathische Träger dieses Reformabschnitts. Der fünf Jahre jüngere, aus Franken stammende Gneisenau, der sich in Kolberg ausgezeichnet hatte und aus Napoleonhaß und militärischem Denken der revolutionärste Kopf unter den Reformern war — ein radikaler Nationalist, Anhänger des Volks- und Partisanenkrieges —, sowie der erst 1780 geborene, an tiefen und systematischen Gedanken besonders reiche Clausewitz waren dabei seine bedeutendsten Gehilfen. Das neue Wehrgesetz wurde erst während des ersten Befreiungskrieges im Jahre 1814 erlassen. Die eigentliche Heeresreform bestand darin, daß der an vielen Stellen 2"
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durch Steins und Hardenbergs Maßnahmen befreite und angeregte Staatsbürger nun im Idealfall freiwillig und einsichtig die Wehrpflicht für die Gesamtheit übernahm, die gleichzeitig durch seine Leistungen im Bereich von Wirtschaft und Verwaltung belebt und intensiviert wurde. In der Zeit neuhumanistisch-literarischer Begeisterung für Bildung und Kultur war es nicht leicht, die allgemeine Wehrpflicht durchzusetzen, also auch die des Dritten Standes, des Bildungs- und Besitzbürgertums. Doch hielt Scharnhorst an seiner Grundkonzeption fest, daß es eine edite Selbständigkeit der Nationen und eine wirkliche Freiheit des einzelnen Staatsbürgers nicht geben könne, wenn dieser nicht auch die Pflicht zur Verteidigung seiner selbst und der Nation anerkenne und auf sich nähme. Dazu gehörte freilich, daß auch die Behandlung des Soldaten humanisiert wurde, daß an die Stelle von Drill, Prügelstrafe, Spießrutenlaufen usw. der Appell an Ehrgeiz, Einsicht und staatsbürgerliches Pflichtbewußtsein treten müsse. So entstand das Heer der Reformzeit und der Befreiungskriege, nachdem Napoleon durch seinen Zwang zur Verringerung der preußischen Truppenstärke auf 42 000 Mann geradezu den Anstoß zur Kurzausbildung und Modernisierung von Exerzierreglement und zur Verstärkung der Artillerie gegeben hatte. Am Ende wie am Anfang aller Reformen stand aber wieder die große Aufgabe von Volksbildung und Volkserziehung. Dabei traten die Philosophen, Dichter und Theologen in den Vordergrund, die gemeinsam mit den Staatsmännern, Beamten und Militärs den Geist der Reformen geschaffen und die Erhebung gefordert haben: Fichte mit seinen Reden an die deutsche Nation, Schleiermacher mit seinen Predigten, insbesondere aber Wilhelm von Humboldt, seit 1809 als „Minister des Geistes", als der er vom Innenministerium aus im Sinne der Weimarer Kultur- und Menschenauffassung Entscheidendes bei der schulischen Erziehung des Volkes durch Sittlichkeit und Entwicklung der Persönlichkeit leistete und an der Gründung der Berliner Universität maßgeblich beteiligt war.
Von der Schlacht bei U l m bis zum Rußlandfeldzug
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Diesen Reformen, die vielfach mehr Neuschöpfungen als Modernisierungen bildeten, lief die Entwicklung einer im engeren Sinne politisch-nationalen Bildung parallel, die sich mit der Napoleonbegeisterung und den zuweilen starken Sympathien für die Errungenschaften der französischen Revolution auseinandersetzen mußte. Die nationale deutsche Bewegung suchte dagegen, in Verbindung mit der romantischen Geschichtsschreibung die mittelalterliche Reichsvorstellung wiederzubeleben, die nationalen Werte gegenüber der macht- und expansionspolitisch entarteten Französischen Revolution hervorzukehren. Das geschah im wesentlichen unter Anknüpfung an die Werke von Schiller und Kant, von Herder, Brentano und Görres, Eichendorff und A. v. Arnim, Fichte und Adam Müller, Arndt und Jahn. In diesen Männern sowie in manchen Gruppen und Salons vereinigten sich zwar vielfach zum ersten Male Weltbürgerliches, Kontinentaleuropäisches und Nationales. Aber von Arndt, Fichte, Jahn und anderen her sowie aus der Befreiungs- und Widerstandsatmosphäre ergab sich auch die Möglichkeit einer Überschätzung der eigenen Werte und der Überspitzung des Patriotismus, die z. B. in Kleists „Hermannschlacht" mit der Wendung zu leidenschaftlichem H a ß Ausdruck fand. Im Extrem lagen dort „Ansätze zu einer Huldigung für Machtpolitik und Staatsallmacht im Dienste der Nation" (Braubach) besonders in den Großstaaten Österreich und Preußen. Betrachtet man die Reformen als Gesamtheit, so erscheinen sie, wie Meinecke geurteilt hat, „höchst fragmentarisch und vielfach disharmonisch . . . Um sie recht zu würdigen, wird man sich nicht mit der Entschuldigung begnügen dürfen, daß alles menschliche Schaffen Stückwerk ist. Man muß sich klar machen, daß es die höchste, aber auch die schwerste Aufgabe der modernen Gesamtkultur ist, die unveräußerlichen Rechte des Individuums und die sittlichgeistigen Ideale der Menschheit mit den harten und unbiegsamen Ansprüchen des von Natur egoistischen und herrischen Staates in Einklang zu bringen. Wenn Frank-
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reich z u Beginn der R e v o l u t i o n es versucht hatte, dies P r o blem z u lösen durch U n t e r w e r f u n g des Staates unter die P o s t u l a t e der Menschenrechte, so erfuhr es gar b a l d den furchtbarsten Rückschlag, u n d die Wiederaufrichtung einer noch despoterischen S t a a t s g e w a l t vernichtete einen großen Teil der I d e a l e v o n 1789. Auch dem preußischen R e f o r m werke sind Rückschläge nicht e r s p a r t geblieben, aber vielleicht w a r die B e r ü h r u n g zwischen S t a a t u n d Geist in ihm eben deswegen intensiver u n d d a u e r h a f t e r , weil keiner es vermochte, den anderen auch nur v o r ü b e r g e h e n d g a n z z u bezwingen. Z w e i S t a r k e rangen miteinander, keiner siegte ganz, aber jeder n a h m v o m anderen dabei so viel in sich auf u n d steigerte sich selbst dadurch in einem Maße, d a ß er wünschen durfte, den Versuch der Ausgleichung u n d V e r s ö h n u n g zu erneuern." Inzwischen w a r die spanische E r h e b u n g v o n 1808 f ü r N a p o l e o n z u einem höchst lästigen A u s m a ß e angewachsen u n d in Wien seit dem E n d e des alten Reiches schnell eine ungeduldige n a t i o n a l e B e w e g u n g entstanden, die außer nach R e f o r m e n auch sehr b a l d nach B e f r e i u n g sowie nach der V e r b i n d u n g eines neuen gesamtösterreichischen S t a a t e s mit der deutschen N a t i o n verlangte. D i e R e f o r m e n , die v o n vornherein enger angelegt w a r e n als die preußischen und in dem komplizierten österreichischen S t a a t s w e s e n auch auf mehr W i d e r s t a n d stießen als in Preußen, w a r e n längst noch nicht so weit gediehen wie die preußischen, als m a n sich 1809 zur E r h e b u n g gegen N a p o l e o n entschloß, d a m a n der britischen U n t e r s t ü t z u n g sicher zu sein u n d eine allgemeine deutsche E r h e b u n g — insbesondere eine k r ä f t i g e preußische — auslösen zu können glaubte. Doch überschätzte m a n sowohl die G e s a m t b e d e u t u n g des spanischen Widerstandes wie Preußens Bereitschaft, zu einem so frühen Z e i t p u n k t loszuschlagen, w ä h r e n d andererseits offenblieb, ob m a n den Z a r e n mehr fürchten müsse als N a p o l e o n oder ihn als Bundesgenossen gewinnen sollte. D e r im A p r i l 1809 begonnene K r i e g brach nach k u r z e m K a m p f z u s a m m e n , d a N a p o l e o n s Stellung in Frankreich nicht so erschüttert w a r , wie der österreichische G e s a n d t e
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in Paris, Metternich, gemeldet hatte, die britisch-russische Hilfe mit einer Landung in Holland praktisch unbedeutend blieb und Preußen sich, von patriotischen, aber undisziplinierten Einzelaktionen, z. B. des Majors von Schill, abgesehen, dem Unternehmen ganz fernhielt. Heftig, schließlich verzweifelt, aber natürlich ohne dauernde Erfolge kämpften die Tiroler aus Anhänglichkeit an die Habsburger, die katholische Kirche und die alte Verfassung Tirols unter ihren Volksführern, von denen Andreas H o f e r den dauernden Ruhm des charakterstarken, tragischen Freiheitskämpfers gewann. Napoleons militärische Führung war nach einer unbedeutenden Schlappe bei Aspern der österreichischen weit überlegen und gelangte über den Sieg bei Wagram am 12. 7. zum Waffenstillstand von Znaim und am 14. 10. zum Frieden von Schönbrunn: Österreich verlor Westgalizien an Warschau, einen Teil Ostgaliziens an Rußland, Salzburg und das Innviertel an Bayern, Istrien mit Triest und Fiume, Krain und den Villacher Kreis als „Illyrien" an Napoleon selbst und wurde so — vom Meere gänzlich abgeschnitten — wie Preußen ein Staat zweiter Ordnung, der seine K r a f t weit übersteigende Kontributionen zahlen sollte. Der in seiner reformerischen Zielsetzung Stein nahestehende Stadion mußte wie jener aus der Regierung ausscheiden; er wurde durch Metternich ersetzt, der wiederum in seiner politischen Grundauffassung Hardenberg nahestand; er war diesem zwar staatsmännisch weit überlegen, hat aber, obwohl ein Vierteljahrhundert jünger als Hardenberg, sein Leben weit mehr als jener der Erhaltung von K r ä f t e n des 18. Jahrhunderts gewidmet. b) Von Napoleons bis zum Zusammenbruch
Krieg gegen Rußland des napoleonischen Reiches
Während dieser Ereignisse in Österreich und Deutschland hatte Napoleons Regime auf dem Kontinent sich politisch wie durch seine ausgedehnte Heiratspolitik — er selbst heiratete 1810 die österreichische Kaisertochter Marie
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Louise — sich so sehr gefestigt, daß er sich erneut mit allem Nachdruck den alten Gegnern England und Rußland zuwenden konnte, wo deutsche Emigranten wie Stein, Boyen und Clausewitz die Abneigung des Zaren gegen den Korsen so wirkungsvoll förderten, daß dieser Ende 1810 für Rußlands Grenzen die Kontinentalsperre aufgab und damit seinen politischen Frontwechsel andeutete, zumal er auch Schweden unter Bernadotte, einem ehemaligen Kameraden Napoleons, auf seine Seite zog. Österreich und Preußen dagegen, die bei einem französischrussischen Zusammenstoß zum Schlachtfeld werden mußten, bemühten sich, unter Anwendung aller diplomatischen Finessen, eine eindeutige Stellungnahme zu vermeiden, wobei Metternich vergeblich bestrebt war, über die französische Kaiserin Einfluß auf Napoleon auszuüben. Aber Anfang 1812 sicherte Napoleon sich österreichische und preußische Hilfskorps; im Frühjahr hatte er mehr als 500 000 Mann — davon über ein Drittel deutsche Truppen — ungetarnt für einen unprovozierten Einfall nach Rußland bereit. Vor dieser mächtigen Kriegsmaschine zogen die Russen sich systematisch, wenngleich wenig geordnet, in das Innere ihres Landes zurück. Schlachten bei Smolensk im August, Borodino im September und die Besetzung Moskaus am 14. 9. brachten keine Entscheidung, entfernten vielmehr Napoleon immer weiter von seiner Basis, verlängerten die ständig stärker gefährdeten Nachschubwege, verringerten die Einsatzstärke der kämpfenden Spitzen und bereiteten so die Katastrophe vor, die mit dem Brand Moskaus begann und sich während des winterlichen Rückzuges insbesondere beim Überschreiten von Beresina und Njemen vollendete. Nun hielt man auch in Preußen die Zeit für gekommen zu einer Erhebung. Auf Grund eines von Stein und dem aus dem Rheinland stammenden russischen Kanzler Nesselrode beeinflußten Zarenbriefes, der die Fortführung des Krieges bis zur Befreiung zusicherte, schloß der preußische General Hans David von York in der Poscheruner Mühle bei Tauroggen am 30.12. 1812 mit dem von dem emigrier-
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ten preußischen Offizier von Clausewitz beratenen russischen General deutscher Herkunft von Diebitsch eine Konvention über die vorläufige Neutralisierung seiner Truppen. Damit zog er sein Korps aus der allgemeinen Vernichtung und Auflösung heraus, gab den Russen den Weg zur Ostsee frei und führte mit seiner selbständigen Entscheidung zu dem Bruch Preußens mit Frankreich, der sich allerdings über viele von Y o r k nicht kontrollierte Phasen hinzog. Yorks persönlich schwierige selbständige Entscheidung, die gesamthistorisch wenig bedeutend gewesen ist und am Ausgang der napoleonischen Ära keinen entscheidenden, sondern nur einen auslösenden Anteil gehabt hat, gehört bis in die Gegenwart zu den historischen Fakten, die in der politischen und militärischen Diskussion immer wieder neu beurteilt worden sind. Es steht fest, daß Y o r k seinen Schritt nach langem Zögern nicht aus der Haltung eines modernisierten Offiziers nach der Art der Reformer getan hat, sondern aus dem Franzosenhaß eines friederizianische Traditionen pflegenden Militärs. Ostpreußen erhob sich unter Steins und Yorks Einfluß als erste preußische Provinz aktiv gegen Napoleon. Schnell zog die allgemeine patriotische Begeisterung und Erhebung den preußischen König mit, obwohl er einer solchen Volkserhebung mit der ihr notwendig anhängenden Unordnung grundsätzlich mißtrauisch gegenüberstand und voraussah, daß das Volk nach dem Siege die Erweiterung der politischen Freiheit im Innern anstreben werde. Von dem freien Breslau aus verkündete Friedrich Wilhelm I I I . am 2. 2. die Mobilmachung. Dort wurde auch zwei Wochen später mit dem im Auftrage des Zaren verhandelnden Stein eine neue Teilung Polens sowie die territoriale Neubildung Preußens nach dem Siege über Napoleon verabredet. Endlich kam es am letzten Februartage zu einem in Kaiisch abgeschlossenen preußisch-russischen Kriegsbündnis mit dem Ziel der Befreiung Europas, worauf Preußen nun am 15. 3. Frankreich den Krieg erklärte und Friedrich Wilhelm am 17. 3. den Aufruf „An mein V o l k " erließ, in dem der Staatsrat
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von Hippel sehr gewandt die Ziele von Fürst und Volk miteinander zu verbinden suchte. Damit begann Preußens Befreiungskrieg, dem sich zunächst nur der Herzog von Mecklenburg anschloß. Nicht allein der Rheinbund hielt zu Napoleon, sondern auch in Österreich zögerte nun Metternich die Entscheidung in der Parteinahme für Napoleon oder Alexander so lange wie möglich hinaus. Schweden dagegen, wo Bernadotte Norwegen gewinnen wollte, stellte der preußisch-russischen Allianz 30000 Mann zur Verfügung, und England zahlte bedeutende Subsidien, nachdem die Wiederherstellung und Vergrößerung Hannovers vertraglich gesichert worden war. Der Frühjahrsfeldzug von 1813 brachte nicht den vielfach erwarteten schnellen und endgültigen Sieg über N a p o leon, sondern eine Folge von Siegen und Niederlagen, die Napoleons Genie und Stärke und nicht allein die Schwächen jeder Koalition, sondern auch die gefährliche Neigung, aus höchster Begeisterung in Entmutigung und Pessimismus zurückzufallen, unter den Patrioten sichtbar werden ließen. Am 4. 4. kam es auf Napoleons Wunsch zu einem sechswöchigen Waffenstillstand, während dessen die Koalition wichtige und folgenreiche Reorganisationsmaßnahmen durchführen konnte. Auch trat nun Österreich dem Bündnis gegen Napoleon bei; Metternich übernahm sogar nach einer dramatischen Begegnung mit Napoleon in Dresden am 26. 6. auf der Basis der Konvention von Reichenbach am 27. 7. die Führung im Bunde. Das war um so bedeutungsvoller, als die mitteleuropäisch-deutschen Fragen immer stärker in den Vordergrund traten und Metternich fest entschlossen war, bei deren Lösung für Österreich die entscheidende Rolle zu spielen. Ein von Napoleon angeregter Friedenskongreß zu Prag scheiterte an Napoleons großen Ansprüchen, sein Versuch, weitere Zeit zu gewinnen, an Metternichs Ultimatum vom 8. 8. und Österreichs Kriegserklärung vom 11. 8., womit Napoleon nun wirklich der größten Koalition gegenüberstand, deren zahlenmäßige Stärke nur durch die Vielzahl
V o m R u ß l a n d f e l d z u g bis z u m Zusammenbruch
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der ihr zu Grunde liegenden politischen Wünsche und Ziele und militärischen Auffassungen und Pläne beeinträchtigt wurden. Der militärische, durch den klugen Fürsten Schwarzenberg geführte Krieg litt unter der ständigen Einmischung der drei in seinem Hauptquartier befindlichen Monarchen. Auf der preußischen Seite war am bedeutendsten der Führer der schlesischen Armee, Feldmarschall Blücher, der beraten und gewandt gelenkt wurde von dem großartigen Strategen Gneisenau. Bernadotte von Schweden führte die Nordarmee. Die Schlachten und Gefechte bei Großbeeren (23. 8.), an der Katzbach (Blücher 26. 8), bei Dresden (Napoleon 26./27. 8), Kulm und Nollendorf (30. 8.) und Dennewitz (Bülow 6. 9.) führten nicht allein zu einer wichtigen Festigung der Koalition in den Teplitzer Verträgen vom 9. 9., sondern auch zum Anschluß Bayerns als der ersten süddeutschen Macht des Rheinbundes an Österreich. Inzwischen verdichteten die militärischen Ereignisse sich zur ersten großen Entscheidungsschlacht, die Trafalgar nach den Ereignissen in Rußland kontinental ergänzte, als sie vom 16. bis zum 19. 10. bei Leipzig ausgefochten wurde und dank zahlenmäßiger Überlegenheit und glücklicher Umstände mit dem Siege der Koalition endete. Der Rheinbund löste sich nun schnell auf: Seine bedeutendsten Mitglieder folgten dem bayrischen Entschluß und banden sich vertraglich an Österreich. Westfalen, Berg und das Großherzogtum F r a n k f u r t fielen auseinander — ihre Teile gerieten zumeist wieder an ihre alten Herren. Ende 1813 war das rechtsrheinische Deutschland bis auf Hamburg und einige Festungen wieder frei; f ü r den N o r d e n konnte am 14. 1. 1814 bereits der Kieler Frieden geschlossen werden, der Norwegen und Schwedisch-Pommern zwischen Dänemark und Schweden austauschte und damit deutlich machte, daß die Zeit der polnischen, italienischen und deutschen Gebietsaufteilungen und -Verschiebungen ohne Rücksicht auf die Empfindungen der Bevölkerung auch nach der napoleonischen Ära keineswegs vorüber sein sollte.
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In der Nacht der Jahreswendel813/14 überschritt Blücher bei Kaub den Rhein und begann damit die zweite Phase des Krieges, in der sowohl militärische Ereignisse wie politische Maßnahmen innerhalb der Koalition entscheidende Bedeutung erhielten. Die Kämpfe beiBrienne (20.9.) undRothiere (Blücher 1.2.), Champaubert, Montmirail und Vauchamps (10.—14. 2.), Bar-Sur-Aube (27. 2.) und Laon (9.—10. 3.) festigten die erneut gelockerte Koalition bis zum Vertrag von Chaumont (9. 3.), in dem Österreich, Rußland, Preußen und England sich durch Castlereaghs Initiative zur energischen Fortführung des Krieges und Reduktion Frankreichs auf die Grenzen von 1792 vereinigten. Am 20. bis 21. 3. bei Arcis-Sur-Aube, am 23.3. bei Fere Champenoise unterlegen, mußten die Franzosen Paris räumen. Nachdem am 31.3. Alexander und Friedrich Wilhelm in Paris eingezogen waren, mußte Napoleon am 6. 4. in Fontainebleau abdanken. Ihm wurde außer einem von Frankreich zu zahlenden Jahresgeld die Herrschaft über Elba zugestanden, während nach Frankreich der Bruder des hingerichteten Ludwig XVI. als Ludwig XVIII. zurückkehrte. Um seine vom Volke wenig begrüßte Erhebung auf den Thron zu stützen, gewährte man ihm am 30. 5. in Paris einen außerordentlich großzügigen Friedensvertrag. Frankreich behielt das Elsaß, die Gebiete an der Saar mit Saarlouis und Saarbrücken sowie Landau; es brauchte die vielen, aus allen unterworfenen Ländern entführten Kunstschätze nicht zurückzugeben und keine Kontributionen zu zahlen. Deutschland sollte auf einem nach Wien einzuberufenden Kongreß eine Föderation unabhängiger Staaten werden. Einem Monarchentreffen in London im Herbst folgte vom Oktober 1814 bis zum Juni 1815 der große Wiener Kongreß. In seiner Aufgabe der Neuordnung nach einem Vierteljahrhundert von Revolution und Krieg, Unterdrückung und Befreiung hatte er eine ähnliche Bedeutung wie die Friedenskongresse zu Münster-Osnabrück und Utrecht. Die Monarchen selbst bemühten sich, mit großen diplomatischen und militärischen Entouragen nach dem Sieg über den großen Korsen Größe und Bedeutung ihrer Auf-
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gaben zu repräsentieren. Hauptfiguren des Kongresses — und f ü r die nächsten Jahrzehnte auch Kontinentaleuropas — waren Fürst Metternich und Zar Alexander, daneben der britische Vertreter Castlereagh sowie f ü r das besiegte Frankreich der außerordentlich gewandte und nimmermüde ehemalige Minister Napoleons Talleyrand. D a hinter standen Hardenberg und W. von H u m b o l d t als Vertreter Preußens so sehr zurück wie der preußische König hinter dem Zaren. Die europäischen Ziele Metternichs und des Zaren waren im Grunde unvereinbar: Metternich wollte, im allgemeinen im Einverständnis mit Castlereagh, die Idealkonstruktion des europäischen Gleichgewichts, wie man es 1713 in Utrecht herzustellen versucht hatte, noch einmal in Angriif nehmen, zugleich aber dem österreichisch geführten, föderativ aufgebauten Mitteleuropa genug K r a f t zur Selbständigkeit gegenüber den Flankenmächten im Osten und Westen sichern. Der Zar zielte auf den Besitz ganz Polens, w o er eine konstitutionelle Monarchie unter seiner absolutistischen Kontrolle errichten wollte. Talleyrand schließlich erstrebte die volle Gleichberechtigung des wieder bourbonischen Frankreichs, möglichst weit nach Osten vorgeschobene Grenzen und die Dezentralisierung Deutschlands im Sinne von Münster/Osnabrück. So waren also bei den Hauptmächten die Zielsetzungen die alten aus d e m l 7 . u n d l 8 . Jahrhundert, während Hardenberg und H u m b o l d t einen von vornherein aussichtslosen Kampf f ü r die Stärkung Preußens und f ü r die straffende Zusammenfassung Deutschlands ohne Österreichs Übergewicht wenig eindrucksvoll führten. Entscheidend war schließlich die allgemeine, bei Metternich wie bei Ludwig X V I I I . vorherrschende Neigung zur Restauration — insbesondere der alten kontinentaleuropäischen Struktur und der innenpolitischen gesellschaftlichen Ordnung der Völker. D a m i t war z. B. den Reformen in Preußen und Deutschland ein Ende gesetzt. Die freiheitlichnationalen Bestrebungen gerieten wieder in die Opposition, die in England deutlich bemerkbaren sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der industriellen Revolution
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blieben einstweilen auf das Inselreich beschränkt. Talleyrand gewann auf der Jahreswende 1814/15 mit seinen Bemühungen um Frankreichs Rückkehr in den Kreis der Großmächte einen vollen Erfolg. Das war wenige Monate nach Napoleons Sturz eine Entscheidung von größter Bedeutung f ü r die Entwicklung Europas im 19. Jahrhundert. Die territoriale Neuordnung erbrachte die vierte Teilung Polens, indem dessen größerer Teil als Kongreß-Polen mit Warschau an Rußland, Galizien dagegen an Österreich fiel, während aus K r a k a u mit Umgebung ein Freistaat unter dem Schutz der drei angrenzenden Großmächte gebildet wurde. Österreich erhielt Illyrien, die Lombardei und Venezien sowie Modena und Toskana als Sekundogenituren und damit eine bedeutendere Stellung in Ober- und Mittelitalien als selbst vor 1797. Dagegen wurde seine alte Machtstellung am Oberrhein nicht wieder hergestellt und das Gebiet der österreichischen Niederlande mit H o l l a n d zum Königreich der Vereinigten Niederlande zusammengeschlossen. W ä h rend Österreich sich also von Deutschlands Westgrenze zurückzog, erhielt Preußen als Entschädigung f ü r den Verlust seines Anteils bei der dritten Teilung Polens die nördliche H ä l f t e des Königreichs Sachsen, außerdem Jülich, Berg, Kurtrier, Kurköln, Aachen, eine erhebliche Vergrößerung Westfalens durch Paderborn und die westlichen und südlichen Teile von Münster — also Rheinland-Westfalen. D a mit kam es zu einer politisch, sozial und stammesmäßig bedeutungsvollen Verschiebung des Staates von Osten nach Westen: Preußen gewann so wirtschaftlich und dadurch auch innenpolitisch eine Machtstellung in Deutschland, die in ihrer vollen Stärke zunächst noch gar nicht übersehen werden konnte. Nach der Eroberung Schlesiens und den Erwerbungen anläßlich der Teilungen Polens stand Preußen, dessen Ausdehnung nach Osten 1807 abgeschnitten worden w a r und das sich nun noch stärker nach Westen wandte, schon wieder vor der Aufgabe, neu gewonnene Gebiete zu assimilieren und zu integrieren. U n d obendrein bestand der Staat stärker als je zuvor aus zwei nicht einmal durch einen Korridor ver-
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bundenen Blöcken. Doch sollte gerade diese Ungunst der territorialen Gestaltung bald einen wesentlichen Antrieb für Preußens Zollreform und -vereinigungsaktivität bilden. Über ein kompliziertes Tauschverfahren erhielt Preußen schließlich Schwedisch-Pommern mit Stralsund, Greifswald und Rügen. Luxemburg wurde als Großherzogtum verselbständigt, Mainz nach langen Verhandlungen an HessenDarmstadt gegeben, für die Festung aber eine Sonderregelung geschaffen. Hannover, ein deutscher Staat des Königs von Großbritannien und Irland, wurde wie die Niederlande zum Königreich erhoben und um Hildesheim, Goslar, Ostfriesland, das nördliche Münsterland und Teile von Lingen vergrößert. Bayern gewann für Tirol und Salzburg ganz Franken einschließlich des von Preußen beanspruchten Ansbach-Bayreuth sowie die Gebiete von Würzburg und Aschaffenburg und die linksrheinische Pfalz. Damit bestand Bayern fortan wie Preußen aus zwei separaten Territorialkomplexen. Baden und Württemberg blieben unverändert, ebenso die meisten übrigen ehemaligen Rheinbundstaaten; einige kleinere wurden jetzt mediatisiert, andere dagegen als souveräne Staaten wieder ins Leben gerufen: Braunschweig, Oldenburg, Hessen-Kassel, Hamburg, Bremen, Lübeck und Frankfurt. Und da allen Protesten der Medianisierten zum Trotz die sonstigen, also die bei weitem meisten Säkularisationen und Mediatisationen der napoleonischen Zeit nicht rückgängig gemacht wurden, erbrachte dieser Abschluß der seit mehr als einem Jahrzehnt im Gange befindlichen Neuordnung einen wesentlichen, für die Entwicklung im 19. Jahrhundert bedeutungsvollen Fortschritt gegenüber der territorialen Zersplitterung im 18. Jahrhundert. Nach dieser territorialen Umordnung bildete die politische Neugestaltung Deutschlands das große, für die Zukunft wichtigste Problem. D a die Wiederherstellung des alten Reiches nicht erwogen und die von den Patrioten gewünschte Bildung eines neuen Reiches aus den noch existierenden 38 deutschen Staaten von den Fürsten — insbesondere von Österreich und Preußen — abgelehnt wurde, schu-
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Deutschland unter Napoleon I.
fen schließlich „die souverainen Fürsten und Freien Städte Deutschlands" am 8. 6. 1815 durch die Unterzeichnung der Bundesakte die „Grundzüge" einer Bundesverfassung für den „Deutschen Bund" mit dem Zweck „der Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands und der Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit der einzelnen deutschen Staaten"; er bildete also eine lockere völkerrechtliche Vereinigung, nicht einen festgefügten Bundesstaat. Sie schufen zugleich im „Bundestag" einen ständigen Gesandtenkongreß, nicht eine deutsche Zentralregierung. „Verglichen mit den großen Hoffnungen, mit denen die deutsche Nation den Beratungen des Wiener Kongresses über ihre Verfassung entgegengesehen hatte, war die Bundesakte gewiß ein dürftiges Ergebnis, und der Spott über diese ,Zangen- und Notgeburt' ist durchaus begreiflich. Aber dieser Vergleichsmaßstab ist falsch. Gemessen an der Verfassung des alten Reiches bedeutete die Bundesakte entschieden einen Schritt zur Besserung. Nicht bloß war die Grenzlinie des Bundes gegenüber dem Auslande klar und deutlich gezogen, sondern der Bund trat überhaupt nach außen hin viel fester geschlossen auf als das Reich. . . Und wenn die Bundesakte auch nur von den Staaten abgeschlossen war und der Gesamtnation keinerlei Gesamtvertretung zubilligte, so sicherte sie doch wenigstens dem Deutschen zum Unterschiede von den Fremden einige Rechte in ganz Deutschland zu, die man immerhin als ein allgemeines Bürgerrecht' bezeichnen durfte" (Härtung). Am 1. 3.1815 landete Napoleon von Elba kommend an der französischen Küste, um mit Hilfe seines noch immer großen Ansehens beim französischen Volk die Macht zurückzugewinnen. Ludwig XVIII. floh vor ihm, die Bevölkerung an seinen Vormarschstraßen jubelte ihm zu; aber die Siegermächte waren entschlossen, ihn sofort und endgültig wieder zu vertreiben. Er wurde geächtet und mit allen zur Verfügung stehenden, vielfach auf dem Rückmarsch befindlichen Truppen angegriffen, so daß seine Hoffnung auf die alte Strategie der Blitzsiege fehlschlug. Bei Waterloo—BelleAlliance vermochte am 18.6. Wellington sich ihm gegen-
Die Entwicklung in Österreich
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über zu behaupten, mit Blüchers von Gneisenau h e r a n geführten T r u p p e n zu vereinigen u n d das französische H e e r so schwer zu schlagen, d a ß es sich auflöste. N a p o l e o n m u ß t e ein zweites Mal abdanken. Sehr viel erniedrigender behandelt als 1814, w u r d e er nach St. H e l e n a verbannt, w o er 1821 starb, w ä h r e n d L u d w i g X V I I I . — viel verspottet — nach Paris zurückkehrte. Die H o f f n u n g der deutschen Patrioten, d a ß durch den zweiten siegreichen Feldzug der nationale G e d a n k e auch in Wien eine Belebung erhalten hätte, erwies sich als unberechtigt. Z w a r w u r d e n die Bedingungen des Zweiten Pariser Friedens v o m 20. 11. 1815 verschärft, indem Frankreich Kriegsentschädigungen zahlen, L a n d a u u n d das Saargebiet an Preußen abtreten sowie die geraubten Kunstschätze zurückerstatten u n d einige Besatzungstruppen ertragen m u ß t e — das Elsaß blieb ihm erhalten. Aber f ü r die deutsche Z u k u n f t w a r es wichtiger, d a ß nicht ein neues Deutsches Reich gegründet, sondern v o n den Monarchen R u ß l a n d s , Österreichs u n d Preußens die „Heilige A l l i a n z " geschlossen wurde, eine romantisch-christlich-mystisch motivierte, allerdings sehr lockere u n d politisch unbedeutende, den Zeitgenossen jedoch repräsentativ erscheinende Organisation, welche international die restaurativen Tendenzen repräsentierte, die in den Staaten der drei Gründer-Fürsten die nächsten J a h r z e h n t e bestimmten. 2. Das System Metternich a) Die Entwicklung
in
Österreich
Schon in den letzten napoleonischen J a h r e n hatte sich in Österreich allmählich das System Metternich entwickelt — der Versuch einer rationalistischen Vereinigung von alter O r d n u n g u n d Auswirkungen neuer G e d a n k e n u n d Ereignisse in einem d a u e r h a f t e n wie innerstaatlich sozialen Gleichgewicht alter A r t , in dem also die Verwirklichung revolutionärer Begriffe wie Volkssouveränität, Nationalismus, konstitutionelle Monarchie u n d D e m o k r a t i e verhindert werden sollte. Metternich, der sehr kluge, diplomatisch Treue, Deutsdie Geschidite
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Das System Metternich
außerordentlich gewandte und listenreiche, staatsmännisch unoriginelle Leiter der gesamten österreichischen Politik, erreichte damit freilich nur eine Verzögerung, nicht die wirkliche Verhinderung der natürlichen Entwicklung Mitteleuropas zu den politischen Lebensformen, die sich in Westeuropa während der letzten Jahrzehnte herausgebildet hatten. Er fing den Josephinismus u n d Liberalismus ab und förderte den Katholizismus mehr als eine konservative Macht, die dem Absolutismus gelegen kam, denn als Religion; er übersteigerte die Restauration nicht selten bis zur Reaktion, die bald seine Gegner immer stärker herausforderte. Doch vermochte er nicht, den neuen A u f b a u des allerdings sehr komplizierten österreichischen Staates modernisierend zu straffen und zu beleben. Sein Versuch, die Energien des politisch interessierten Bürgertums auf Betätigung und Erfolg in der Wirtschaft abzulenken, scheiterte sowohl an der Ungunst der geographischen Lage des Landes wie am Kapitalmangel wie insbesondere an der Stärke des politischen Interesses dieser Bevölkerungsschicht sowie an den nationalen Bewegungen innerhalb des Habsburgerreiches. Darüber hinaus war mit der territorialen Neuordnung Mitteleuropas seit 1805 durch Napoleon und dem Wiener Kongreß ein die Entwicklung seit dem 17. Jahrhundert fortsetzender Schritt Österreichs aus Deutschland heraus, eine neue Etappe auf dem Wege zur kleindeutschen Lösung verbunden. Das trat allerdings durch Metternichs zentrale Position und Österreichs starken Einfluß im Deutschen Bund zunächst nicht recht in Erscheinung. D a jedoch ein Kampf gegen den Islam nicht mehr nötig war, entfiel f ü r Österreich auch der traditionelle Hauptteil seiner großen südosteuropäischen Aufgabe f ü r das christliche Abendland, so daß es in den folgenden Jahrzehnten zu einer Großmacht am Rande der weltpolitischen Entscheidungen und mit vorwiegend innenpolitischen Problemen wurde, die von Metternichs anationalem Kampf gegen die nationale Bewegung bis zu solchen des Nationalitätenstaates und der Emanzipation der slawischen Völker anwuchsen. Ihnen gegenüber wurde vom Kaiserhaus im Jahrhundert des Nationalstaates
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Die Entwicklung in Österreich
immer stärker, aber auch angesichts des wachsenden N a t i o nalismus in den Volksgruppen immer unfruchtbarer und hilfsloser der übernationale Charakter des habsburgischen Staates hervorgehoben. Bei der Bewältigung der im Vordergrund stehenden innenpolitischen Aufgaben stieß Metternich dauernd auf den Widerstand des der nationalen Bewegung zuneigenden Staats- und Konferenzministers Franz A. Kolowrat-Liebsteinsky, der seit 1826 fast allein die österreichische Innenpolitik leitete und auch nach dem Regierungsantritt Ferdinand I. im Jahre 1835 diese Position behauptete. Unter dem Gegensatz dieser beiden Männer stagnierte das geistige Leben, entwickelte sich langsam eine von der bürgerlichen Intelligenz geführte Opposition, in der sich allmählich immer deutlicher revolutionäre Tendenzen bemerkbar machten, wobei sich auch der Kleinadel dem Protest dagegen anschloß, daß die Regierung die produktiven K r ä f t e sowohl im Hinblick auf die nationale Politik wie auf die wirtschaftlich-soziale Entwicklung unterdrücke. Damit geriet der Staat der Habsburger, der weder vom Bürgertum noch vom Adel mit Hingabe getragen wurde, immer stärker in die Gefahren, die durch den slawischen Nationalismus heranwuchsen. Aus dem literarisch-aesthetischen Bereich griff die von H e r d e r und der Romantik stark beeinflußte tschechische Nationalbewegung über Palacky bald in die eigentliche Politik ein. Die alte ungarische Selbständigkeits- und Nationalbewegung fühlte sich durch diese Ereignisse angeregt: Ungarn verweigerte eine angemessene Finanzhilfe f ü r den Gesamtstaat sowie die zollpolitische Vereinigung mit diesem, führte das Magyarische als Amtssprache ein und erzwang 1844 das erste der vielen Sprachengesetze im Habsburgerstaat. So vollzog sich in diesem Jahrzehnt die Wiedergeburt der ungarischen Nation. Ihr Hauptvertreter war Graf Stefan Szecheny, der in Erinnerung an die nationale politische Bedeutung der französischen Akademie im Jahre 1825 die Ungarische Akademie der Wissenschaften zur Pflege der magyarischen Sprache und Literatur gründete. Ihm trat seit dem A n f a n g der 40er 3*
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Das System Metternich
Jahre L. Kosuth als Führer der Massen teils zur Seite, mehr aber noch entgegen. Noch schwieriger wurden die Verhältnisse in Italien, wo eine alte antiösterreichische Opposition die Form der Geheimbündelei annahm, als Metternich auch hier jede Modernisierung der Regierungsweise verweigerte. Allein der scharfen Zensur und der Unzulänglichkeit des Nachrichtenwesens war es zuzuschreiben, daß die innere Schwäche des Habsburgerstaates nicht allgemein bekannt wurde und Metternich mit Österreich die prestigemäßig führende Rolle auf dem Kontinent behaupten konnte. Unangefochten aber war Metternich der Träger der großen Politik auf dem Kontinent. Fast vier Jahrzehnte hindurch leitete er nach der Niederlage von 1809 die österreichische Außenpolitik im anationalen Sinne und mit dem Wunsch, als Berater der europäischen Fürsten in Österreichs Interesse das Gleichgewicht zu erhalten. Sein Versuch freilich, die Gefahren für das restaurierte Ancien Regime zu bannen, indem er sich der zur Demokratie drängenden Massenbewegung entgegenstellte, statt diese in einer der preußischen Reform ähnlichen Weise aufzufangen und dem Staate zuzuleiten, zeigt die Begrenztheit seines Verständnisses für die Stärke politischer Bewegungen.
b) Die Entwicklung in Preußen und in den übrigen Staaten
deutschen
So ergab sich das paradoxe Bild, daß Preußen den Wünschen der Bevölkerung weiter entgegenkam, aber dennoch ein disziplinierteres Staatsleben behauptete als Österreich. Während die von Stein begonnenen Reformen allerdings nur zögernd fortgesetzt und in ihrem Geist vielfach modifiziert wurden, erwies sich als die Hauptaufgabe die Eingliederung von vier Millionen neuen Einwohnern in ein Volk, das im Jahre 1814 kaum sechs Millionen Menschen zählte. Das grenzenreiche Preußen vereinigte außerdem in sich erhebliche Gegensätze: industrialisiertes, stark französisch bestimmtes Großbürgertum am Rhein und alt-
D i e E n t w i c k l u n g in den d e u t s c h e n Staaten
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adlige ostpreußische, pommersche und märkische Großgrundbesitzer, liberale, demokratische und altkonservative Staats- und Wirtschaftsauffassungen, katholische und protestantische Volksteile, preußische Staatsgesinnung in den alten und deutsche Einheitsbestrebungen am stärksten in den neuen Provinzen. Österreich gegenüber genoß Preußen den Ruf der Fortschrittlichkeit und Reformneigung sowie das Prestige des gewichtigsten Staates in Deutschland, von dessen Maßnahmen und wirtschaftlich-sozialer Entwicklung sehr stark auch die Existenz der kleineren Territorien abhing. Aus diesem Grunde wurden die Verlangsamung und Beendigung der Reformen unter Hardenberg zu einer Enttäuschung für viele Menschen auch außerhalb Preußens, stärkte die preußische Reaktion, die Verdächtigung und Verfolgung von Männern wie Stein, Geisenau und Arndt, ähnliche Neigungen auch bei den anderen Regierungen in Deutschland. Die Städteordnung trat in den neugewonnenen Gebieten nicht in K r a f t , die Bauernbefreiung führte in reduzierter Form zum Verlust vieler Bauernstellen an den Großgrundbesitz. Patrimonialgerichtsbarkeit, Polizeigewalt und Steuerfreiheit des Gutsherrn blieben erhalten. N u r dort, wo fortschrittliche Oberpräsidenten unabhängig und furchtlos eigene Politik trieben, konnte der Geist des wirtschaftlichen und politischen Fortschritts in Anknüpfung an Steins Anfänge fortleben. Der preußische König, der Metternich bewunderte, spielte bei all diesem Geschehen eine nicht bedeutendere Rolle als der österreichische Kaiser. Als Hardenberg 1822 gestorben war, wurde seine Stellung nicht wieder besetzt, vielmehr trat nun an den Platz des Premierminister-Absolutismus ein solcher der Bürokratie. Eine weit über die ursprünglichen Intentionen hinausreichende Wirkung erhielt das Preußische Zollgesetz vom 26. 5. 1818, das alle Binnenzölle sowie die Akzise aufhob und ein dem Merkantilismus gegenüber stark liberalisiertes Grenzzollsystem schuf, seine H a u p t a u f g a b e aber in der wirtschaftlichen Zusammenfassung der Monarchie
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Das System Metternich
einerseits, in der Freisetzung individueller Wirtschaftsk r ä f t e der Untertanen andererseits haben sollte und f ü r die Entwicklung auf den Deutschen Zollverein hin grundlegende Bedeutung hatte. Diesem Gesetz schlössen sich 1819/20 weitere zentralisierende und egalisierende Steuerreformen an. Durch solche Maßnahmen wurden nun doch zwei große Ergebnisse der kurzen Reformzeit gesichert: die Einheit des Staates in politischer und wirtschaftlicher Beziehung, die einer restaurativen Regierung ebenso nützlich sein mußte wie einer fortschrittlicheren, sowie die rechtliche und wirtschaftliche Befreiung des Individuums. Beides bewährte sich in der Folge nicht zuletzt bei der schnellen Assimilierung der neuen Landesteile und bei der günstigen wirtschaftlichen Entwicklung. Zu einer großen Enttäuschung f ü r das Volk wurde das Problem der Verfassung. Nachdem die preußische Regierung 1815 in Wien f ü r die Gewährung von Verfassungen eingetreten war und der preußische König selbst seinen Untertanen eine solche versprochen, 1815 in einer Verordnung und 1820 im Staatsschuldenedikt der „preußischen N a t i o n " eine schriftliche Verfassungsurkunde und eine reichsständische Versammlung in Aussicht gestellt hatte, ist doch ernstlich niemals ein Ansatz zur Verwirklichung dieser Versprechungen gemacht worden. Vielmehr erstarkte zusehends die Reaktionsbewegung, die auf C. L. von Hallers Werk über die „Restauration der Staatswissenschaften" basierte, so daß im Juni 1821 der Erlaß der versprochenen Verfassung auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben und im Jahre 1823 an ihrer Stelle die Errichtung von Provinzialständen beschlossen wurde. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms III. im Jahre 1840 geriet die Verfassungsbewegung aus der Initiative des rheinischen Wirtschafts- und Bildungsbürgertums erneut in Bewegung, da die industrielle Revolution insbesondere im Rheinland das allgemeine Interesse über die Wirtschaft hinaus an politischen Fragen lebhaft angeregt hatte. Insbesondere strebte dieses Bürgertum angesichts der günstigen Entwicklung in Frankreich nach der verfassungsmäßi-
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gen Sicherung seiner Rechte gegenüber dem Zweiten Stande. Es traf sich günstig, daß in Ostpreußen, noch immer die kantisch-smithianische Tradition lebte, von der ähnliche, wenngleich anders begründete Forderungen erhoben wurden. Doch Friedrich Wilhelm IV., obschon aktiver als sein Vorgänger, war so sehr im romantischen Absolutismus befangen und so schwer beweglich, daß es vor 1848 nicht mehr zu entscheidenden, die öffentliche Meinung gewinnenden Maßnahmen kam. Der im Jahre 1847 nach Berlin einberufene Vereinigte Landtag genügte den Forderungen des Volkes nun nicht mehr, zumal in der Thronrede des Königs jede geschriebene Verfassung verweigert wurde. In Preußen trat wie in Frankreich und auch in Österreich der Zwiespalt zwischen der Mehrheit des Volkes und einem schwachen König immer offener zutage. Während noch die Auseinandersetzungen um die Verfassung, die zutiefst auch Preußens Vorrang in Deutschland betrafen, die Öffentlichkeit bewegten, machte sich ein weiteres Problem bemerkbar: die Kirchenfrage. Seitdem durch die polnischen Teilungen und insbesondere durch die Erwerbung von Rheinland und Westfalen große katholische Minoritäten zum vorwiegend protestantischen Staatsvolk getreten waren, verschärften sich die früher unbedeutenden konfessionellen Gegensätze, zumal die restaurative wie die romantische Bewegung die Beschäftigung mit religiösen Fragen intensivierte. Obgleich schon im Jahre 1814 der Jesuitenorden wiederhergestellt worden war, kam allerdings ein Konkordat mit dem Deutschen Bunde als Gesamtheit nicht zustande. Nachdem die katholische Kirche während der 20er Jahre eine ganze Reihe neuer Bistümer und Erzbistümer in Preußen eingerichtet hatte, trat 1825/30 ein Bruch zwischen der Staatsregierung und der katholischen Kirche über die Frage der Mischehe ein. Nach dem Tode des versöhnlichen und vermittelnden Erzbischofs Graf Spiegel von Köln im Jahre 1835 vertiefte sich der Gegensatz im Streit um den aufklärerischen deutsch-katholischen Theologen Hermes zum „Kölner Kirchenstreit" und schließlich zu einer prinzipiellen
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Das System
Metternich
Auseinandersetzung zwischen Kirche und Staat. Die Verhaftung des Nachfolgers von Graf Spiegel, Erzbischof von Droste-Vischering, und die Verurteilung des Erzbischofs von Posen zu 6 Monaten Gefängnis verursachten größte Empörung im Rheinland und die Belebung des Ultramontanismus in der Form einer heftigen Reaktion gegen den Polizeistaat. In Verbindung mit alten Erinnerungen und Tendenzen kam es nun erneut allgemein zur Belebung der antipreußischen Stimmung, die bereits in der Auseinandersetzung um die Zollpolitik manchen neuen Stoff erhalten hatte. Erst Friedrich Wilhelm I V . gelang 1841/42 die Beilegung des Streites, in dem die Kirche siegte und der politische Katholizismus in Deutschland insbesondere im Rheinland und gegen Preußen neu begründet wurde, ja, selbst der bis dahin liberale süddeutsche Partikularismus eine antipreußische und prokatholische, groß deutsche Wendung erhielt. Trotz dieser unglücklichen Erfahrung, an die z . B . 1866 hier und da politisch erinnert wurde, nahm Bismarck ein Menschenalter später den K a m p f gegen die katholische Kirche unter noch sehr viel ungünstigeren Vorbedingungen erneut auf. Zugleich wandte sich die weltlichstaatliche Orthodoxie in Preußen, indem sie sich auch mit der protestantischen Orthodoxie um Hengstenberg verband, gemeinsam mit einer durch die Kriege vertieften Gläubigkeit gegen den Liberalismus in der protestantischen Theologie — gegen Feuerbach und insbesondere gegen David Strauß. Zu den bedeutungsvollsten Ergebnissen der Neuordnung Deutschlands auf dem Wiener Kongreß gehörte die Beibehaltung der Trennung der norddeutschen Staaten, die im allgemeinen ihre Existenz wenig verändert über die napoleonische Zeit bewahrt hatten, von den süddeutschen, wo die seit 1805 eingetretenen Veränderungen erhalten blieben, durch eine mitteldeutsche Gruppe. D a aber mit Napoleon der Vater und Protektor des modernen Absolutismus im Süden verschwunden war, machten sich nun dort immer stärker revolutionäre Ten-
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denzen bemerkbar: Bereits 1819 begann die konstitutionelle Periode, die Nassau, Baden, Bayern und schließlich 1820 Hessen-Darmstadt Verfassungen nach dem Vorbild der französischen Charta von 1814 brachte — absolutistisch-oktroyierte Verfassungen mit sehr beschränktem Wahlrecht, die gleichwohl den norddeutschen Verhältnissen gegenüber einen großen Fortschritt bedeuteten, da sie z. B. Staats- und fürstlichen Privatbesitz unterschieden, das Zweikammersystem, Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit der Person, des Gewissens und der Religion, Sicherheit des Eigentums und Schutz vor willkürlicher Verhaftung grundsätzlich anerkannten, wenngleich durchaus nicht immer praktisch sicherten. In Württemberg ging man, alter Tradition entsprechend, noch einen Schritt weiter und vereinbarte 1819 zwischen Regierung und Landständen die Verfassung wie einen Vertrag. Wichtiger war freilich, daß nun überall im Süden die liberale Partei erstarkte und die von Rotteck und Welter mit ihrem nach Lists Plan 1834 bis 1843 herausgegebenen Staatslexikon und mit Rottecks „Allgemeiner Weltgeschichte f ü r alle Stände" (1835) geistig bestimmte liberale Partei die öffentliche Meinung auf eine ähnliche A r t formte wie einst in Frankreich die Enzyklopädisten. Das Lexikon sollte „die Grundsätze, die Richtungen, die Interessen der konstitutionellen Monarchie als der nach unseren historischen Verhältnissen vollkommensten Form des Staatslebens, oder, wenn man will, die billigen Friedensbedingungen zwischen dem vernünftigen und dem historischen Recht aufstellen und ohne Rücksicht oder geheime Vorbehalte aussprechen, was die mit dem N a m e n der liberalen oder konstitutionellen bezeichnete Partei eigentlich will, wünscht, ausspricht und f o r d e r t . . . " (Vorwort zum ersten Band, 1834). Durch solche Auseinandersetzungen wurde in Süddeutschland die Teilnahme des Volkes am politischen Leben intensiviert, das Staatsbewußtsein gestärkt, das Gefühl politischer Überlegenheit und Fortschrittlichkeit gegenüber dem N o r d e n so befestigt, wie es etwa in dem „Manuskript aus Süddeutschland" zum Ausdruck kam.
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Diesen V o r z ü g e n der E n t w i c k l u n g in S ü d d e u t s c h l a n d standen freilich auch Nachteile gegenüber: die r e a k t i o n ä r e H a l t u n g ihrer Regierungen a m B u n d e s t a g sowie ihre politische Machtlosigkeit u n d U n s e l b s t ä n d i g k e i t zwischen Preußen u n d Österreich einerseits, dem wachsenden D o k trinarismus der „ L i b e r a l e n " andererseits. Auch im nördlicheren D e u t s c h l a n d g a b es nach 1813 eine Reihe v o n V e r f a s s u n g e n : in Waldeck 1 8 1 4 / 1 6 , W e i m a r , R u d o l s t a d t u n d S c h a u m b u r g - L i p p e 1816, H i l d b u r g h a u s e n 1818, wobei v o n Seiten der Fürsten freilich meist mit E r f o l g mehr die E r h a l t u n g des alten S t a a t e s als die Berücksichtigung der neuen wirtschaftlichen u n d sozialen P r o bleme betrieben w u r d e . Infolgedessen wuchs insbesondere beim B ü r g e r t u m die Verbitterung, die a m deutlichsten 1821 in Kurhessen gegen den K u r f ü r s t e n Wilhelm I. u n d in der R e v o l u t i o n v o n 1830 durch die V e r t r e i b u n g H e r z o g K a r l s v o n Braunschweig z u m Ausdruck k a m . I m Königreich Sachsen richtete sie sich weniger gegen die Fürsten als gegen die oligarchischen S t a d t r ä t e in L e i p z i g u n d D r e s den — m i t dem E r g e b n i s einer neuen V e r f a s s u n g im J a h r e 1831, die freilich die jüngste industriestaatliche E n t wicklung nicht berücksichtigte. In H a n n o v e r erhielten die R e f o r m e n ihren besonderen A k z e n t durch die V e r b i n d u n g des L a n d e s mit dem K ö n i g in L o n d o n , der nun über dem Adelsregiment einen V i z e k ö n i g einsetzte u n d 1833 mit d e m G r u n d g e s e t z eine m o d e r n e V e r f a s s u n g schuf. S o besaßen denn 15 bis 20 J a h r e nach den süddeutschen auch die bedeutenderen norddeutschen M i t t e l s t a a t e n ihre V e r f a s s u n g e n , auf deren G r u n d l a g e R e f o r m e n mancher A r t , besonders solche m i t dem Ziel der Steuergleichheit u n d der B a u e r n b e f r e i u n g durchgeführt w e r d e n konnten. D a b e i k a m es freilich zu manchen Erschütterungen: In H a n n o v e r hob 1837 K ö n i g E r n s t A u g u s t d a s G r u n d g e s e t z v o n 1833 mit einer B e g r ü n d u n g wieder a u f , die den S t a a t noch immer wie ein F a m i l i e n g u t behandelte. D e r P r o t e s t der „ G ö t t i n g e r S i e b e n " P r o f e s s o r e n erregte weithin A u f sehen u n d B e w u n d e r u n g u n d zeigte, d a ß der liberale P r o -
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test u m diese Zeit nicht mehr auf den Süden beschränkt, sondern eine über ganz Deutschland sich ausdehnende Bewegung w a r . c) Der Deutsche
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O b e r h a l b der Einzelstaaten u n d dennoch an Bedeutung weit hinter diesen zurück stand der Deutsche B u n d — ä h n lich dem Reich im 18. J a h r h u n d e r t —, der weder politisch noch wirtschaftlich noch sozial eine wirksame Initiative entwickeln sollte oder gar konnte, da diese ganz bei P r e u ßen u n d Österreich lag. Bedeutungslos blieben die Bundesakte, ein reaktionäres Instrument in Metternichs H a n d , und der Bundestag, der z . B . 1819 nach der E r m o r d u n g des russischen Staatsrats Kotzebues durch den Burschenschaftler Sand in M a n n h e i m die Karlsbader Beschlüsse ann a h m u n d damit die Demagogenverfolgungen, d. h. die Unterdrückung der nationalen u n d demokratischen A n sätze in der akademischen deutschen Jugend z u m P r o gramm erhob. Über die scharfe Bewachung der akademischen Bevölkerungschichten hinaus schuf der Bundestag den Zentraluntersuchungsausschuß in Mainz gegenüber etwa v o r h a n d e n e n revolutionären Verbindungen in den Einzelstaaten. Selbst die süddeutschen Verfassungen h ä t t e Gentz am liebsten bei dieser Gelegenheit aufgehoben; doch scheiterte er an den betroffenen Mittelstaaten. Die Karlsbader Beschlüsse, die v o m Bundestag f ü r fünf J a h r e angenommen u n d 1824 nach der Entdeckung geheimer Burschentage sowie eines revolutionären Jünglings 1 bundes unter der Leitung Follens um die gleiche Frist verlängert wurden, griffen also tief u n d ganz reaktionär in das Leben der Einzelstaaten ein. Sie erst ermöglichten die Demagogenverfolgungen, die M a ß n a h m e n gegen T u r n bewegung u n d patriotische Vereine; sie d r ä n g t e n die deutsche Einheitsbewegung aus den Staaten hinaus in eine gegen diese gerichtete revolutionäre Position, nachdem a n fangs nur die studentische u n d die aus den Befreiungskriegen erfolgreich zurückgekehrte militärische J u g e n d h a t t e getroffen werden sollen. J a h n w u r d e sechs J a h r e ge-
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fangen gehalten, das Verfahren gegen Arndt dauerte drei Jahre, Görres mußte Preußen verlassen, die Brüder Welcker, Schleiermacher und Eichhorn wurden überwacht. Nicht wenige Verfolgte wanderten nach den U S A aus und wurden dort zur Führungsschicht der Amerikadeutschen. Durch solche Maßnahmen gelang es Metternich, die nationale Einheitsbewegung für ein Jahrzehnt zu unterdrücken. Erst nach der Juli-Revolution erstarkte die politische Erregung in Deutschland wieder: Neben vielen Volksversammlungen in der Pfalz, in Unterfranken und Oberhessen f a n d sie im Hambacher Fest mit etwa 25 000 Bauern, H a n d w e r kern und Intellektuellen am 27. 5. 1832, dem Jahrestag der bayrischen Verfassung, ihren zahlenmäßig stärksten, im Frankfurter Wachensturm ihren energischsten Ausdruck. Ihre Ziele waren Volkssouveränität und Republik, nationale Einheit, deutscher und republikanischer Staatenbund in Europa. Das Ergebnis waren freilich zunächst die Bundestagsbeschlüsse vom 28. 6. 1832, durch die die Presse-, Vereins- und Versammlungsfreiheit über die Karlsbader Beschlüsse hinaus völlig aufgehoben wurden. Der Frankfurter Wachensturm vom 3. 4. 1833, eine dilettantische Erhebung von etwa 50 Radikalen, führte zur Bildung einer neuen Zentraluntersuchungskommission, die insbesondere die Burschenschaften verfolgte und etwa 1800 Personen verhaftete. Uber eine Bundesreform wurde verschiedentlich diskutiert — ins Leben trat sie nach langem Zögern nicht einmal im Bereich der Kriegsverfassung von Preußen. Als Friedrich Wilhelm IV. im Februar 1848 diesen Plan noch einmal beraten lassen wollte, w a r es nun für derartige halbe M a ß nahmen zu spät. 3. Der Deutsche Zollverein Die in der Bundesakte vorgesehene, vom Bund zu schaffende deutsche Handelseinheit ist nicht aus der Initiative des Bundes, sondern in der Form des Deutschen Zollvereins geschaffen worden und w a r Preußens bedeutendste Leistung zwischen 1815 und 1848. Neben einem solchen Urteil darf freilich nicht vergessen werden, daß Friedrich von Motz,
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ein anderer, aus Kassel stammender, „ausländischer" Reformer in Preußen, durch seine Reform der preußischen Staatsfinanzen und die Wiedervereinigung des Handels- mit dem Finanzministerium die Voraussetzung f ü r den 1828 von ihm selbst geschlossenen Zollvertrag zwischen Preußen und Hessen-Darmstadt, die erste Stufe zum Zollverein schuf. Er nahm die Verhandlungen mit Bayern und Württemberg auf und erreichte 1829 den Abschluß eines Handelsvertrages, durch den der mitteldeutsche Handelsverein lahmgelegt wurde. Sein weniger schöpferischer Nachfolger Karl G. Maaßen aus Cleve, der 1803 in den preußischen Dienst getreten war, führte die Verhandlungen mit Kurhessen und den süddeutschen Staaten f o r t und brachte damit die Bildung des Zollvereins zum Abschluß. U n d schließlich hatte auch Bayern einen bedeutenden Anteil an dem Zustandekommen dieses nicht allein wirtschaftlich, sondern auch politisch wichtigen Werkes. Dagegen ist die Leistung Lists, der von Anfang an einen mitteleuropäischen Handelsverein empfahl und sich damit über alle politischen Gegebenheiten hinwegsetzte, f ü r diese ganz von den Staaten und Regierungen vorgenommene handelspolitische Einigung unbedeutend gewesen. Ausgangspunkt der Entwicklung, doch f ü r diese nicht ausdrücklich geschaffen, war das preußische Zollgesetz von 1818, das die Zollerhebung an die Staatsgrenzen legte, die Zollgrenzen erheblich verkürzte, aber auch verschiedene Kleinstaaten, die als Enklaven vom preußischen Staatsgebiet umschlossen waren, schwer belastete. Ihrer allmählichen Einbeziehung durch eine gewandte Mischung von Druck und Gewährung von Vorteilen folgte 1828 der genannte Vertrag Preußens mit Hessen-Darmstadt als dem ersten größeren Mittelstaat. Fast gleichzeitig schufen Bayern und Württemberg einen Zollverein, andererseits die mitteldeutschen Staaten unter der Führung von Kurhessen, H a n nover und Sachsen einen Mittelverein — den Handelsverein — zur Bekämpfung der preußischen Zollpolitik. Als die preußisch-hessischen und bayrisch-württembergischen Vereine sich 1829 durch einen dem späteren Zollvereins-
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vertrag bereits sehr ähnlichen H a n d e l s v e r t r a g einigten, geriet der mitteldeutsche Verein so sehr in die Enge, d a ß ein Teil seiner Mitglieder ihn sehr bald, ein anderer Teil später verließ u n d sich der größeren Einheit z u w a n d t e : A m 1 . 1 . 1834 konnte der Deutsche Zollverein ins Leben treten. Schon ein J a h r später f u h r in Deutschland die erste Eisenbahn auf der kurzen Strecke zwischen N ü r n b e r g u n d F ü r t h . U m die gleiche Zeit entwickelte Friedrich List bereits den P l a n eines Reichseisenbahnnetzes, das also ganz Deutschl a n d überziehen sollte. Nach den englischen E r f a h r u n g e n w a r es nicht zweifelhaft, d a ß durch die Eisenbahnen der G ü t e r t r a n s p o r t sehr beschleunigt u n d verbilligt w e r d e n würde. Es schien, als stünde hier neben dem Ende des alten Handelsterritorialismus auch der des alten Verkehrswesens bevor, als w ü r d e über die Zollpolitik hinaus ü b e r h a u p t durch Dampfschiff u n d -eisenbahn auch P r o d u k t i o n u n d Konsumtion, schließlich die Einstellung des Menschen .zu H e i m a t , Staat u n d N a t i o n , zu Krieg u n d Frieden aufs Tiefste beeinflußt u n d prinzipiell v e r ä n d e r t . Erst jetzt, so konnte man mit G r u n d behaupten, hatte das Mittelalter sein Ende erreicht, die Neuzeit begonnen. Doch darf m a n bei all diesem Aufschwung nicht übersehen, d a ß der Zollverein noch auf viele J a h r e ein rein binnenstaatliches Gebilde blieb, in dem Probleme des Seeu n d Überseeverkehrs k a u m auftauchten. H a n n o v e r u n d O l d e n b u r g traten ihm erst 1854, Schleswig, H o l s t e i n ' u n d Mecklenburg 1867 bei. H a m b u r g u n d Bremen — die seewirtschaftlich wichtigsten Stadtstaaten — ordneten sich sogar erst in den 80er Jahren, also lange nach der politischen Reichsgründung, offiziell in die kleindeutsche W i r t schaftsgemeinschaft ein. U n d außerdem bildete der Zollverein von seinem A n f a n g bis z u m Ende nur eine praktisch von P r e u ß e n geführte Vereinigung der bedeutendsten Teile des nichtösterreichischen Deutschland, aus dem also die habsburgischen Länder auch schon vor 1866 ausgeschlossen waren. Wichtigste preußisch-österreichische Auseinandersetzungen um die wirtschaftspolitische F ü h r u n g in u n d über
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Deutschland hinaus spielten sich neben ihm ab. Sie gipfelten in dem großen preußischen Erfolg des liberalen H a n delsvertrages mit Frankreich im Jahre 1862, der dem f r a n zösisch-englischen Cobden-Vertrag von 1860 nachgebildet war und im Jahrhundert der Wirtschaft und Technik die kleindeutsche Einigung den Ergebnissen von Königgrätz und Nikolsburg unabänderlich, aber zunächst so unbemerkt vorwegnahm, wie Nelsons Sieg im Jahre 1805 den Anfang von Napoleons Ende bedeutet hatte. Seit den Auswirkungen des Gesetzes von 1818 im Zollverein von 1834 verschwand der Gedanke der preußischen Führung in Deutschland, der in Verbindung mit Friedrich dem Großen, den Reformern und den Leistungen der Preußen im Befreiungskampf mehrfach aufgetaucht war, nicht mehr aus der politischen Diskussion. Während der napoleonischen Zeit hatte Deutschland mehr unter der industriellen Revolution gelitten als an ihr teilgenommen. Auch die Kontinentalsperre war für Deutschland eher ungünstig als vorteilhaft gewesen. Weiter hatten die Reformen sich, soweit sie die Wirtschaft unmittelbar betrafen, überall auf das Gebiet der Landwirtschaft beschränkt. U n d schließlich hatten Besatzung, Kontributionen, Durchmärsche und die Kriege seit 1812 die Finanz- und Wirtschaftskraft des deutschen Volkes außerordentlich geschwächt. Wie nun mit der Franzosenzeit die politische Fremdherrschaft nicht wirklich aufhörte, so wurde auch die wirtschaftliche Entwicklung in den Jahrzehnten nach 1813, ja, während des 19. Jahrhunderts überhaupt unmittelbar oder mittelbar sehr stark vom Auslande, insbesondere von Großbritannien her beeinflußt. Die Inselmacht hatte nicht allein politisch, sondern auch wirtschaftlich die Welt-Vorherrschaft erlangt, den Verlust weiter nordamerikanischer Räume verschmerzt und in Indien sowie mit der Anerkennung der Unabhängigkeit der spanischen Kolonien seit 1825 in Mittel- und Südamerika f ü r seinen Handels- und Geldverkehr reichen Ersatz gefunden, während der Wirtschaftsaustausch auch mit den USA im 19. Jahrhundert ständig stieg.
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Grundlegende Bedeutung f ü r die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland erhielt der Umstand, daß nach 1815 in Deutschland nicht ein starkes Reich gegründet, sondern der Territorialismus in kaum eingeschränkter Form erhalten worden war. So mußte die Auseinandersetzung um Freihandel und Schutzzoll, die Abwehr des nahezu übermächtigen britischen Importdrucks wie die soziale Integration einer jungen Schicht von Unternehmern, Erfindern und Technikern in jedem Territorium einzeln, wenngleich in erster Linie in Preußen durchgeführt werden. Der Wiederaufstieg, die technische Modernisierung und die finanzielle Kräftigung der Industrien in Deutschland hat bis über die Jahrhundertmitte hinaus gedauert. Dabei wurde die wirtschaftliche Freiheit und Macht des Bürgertums energischer angestrebt, f ü r bedeutungsvoller eingeschätzt und früher erreicht als die politische und soziale Freiheit. Die Problematik der nun entstehenden Industriearbeiterschaft wurde erst allmählich erkannt und in Verbindung mit dem A u f kommen des Kommunismus einerseits, des radikalen, den uneingeschränkten Kampf ums Dasein vertretenden „Manchester"-Liberalismus anderseits erörtert. Doch wurde ihre Lösung um so langsamer in Angriff genommen, als gerade in jenen Jahrzehnten keine wirkliche Klarheit über die Trennung der Aufgaben und Pflichten von Staat, unternehmerischem Bürgertum und Industriearbeiterschaft bestand, die Auffassung vielmehr von der überholten Praxis des friderizianisch verstandenen Staatssozialismus bis zu den noch sehr jungen Theorien des Liberalismus und des Kommunistischen Manifestes reichten. In allen diesen Fragen mußte Preußen als der größte, der industrie- und verkehrsreichste, in die werdende Weltwirtschaft am schnellsten hineinwachsende Staat in Deutschland die Führung übernehmen. Allmählich gesundete in den 30er und 40er Jahren die deutsche Wirtschaft nach den schweren Zeiten der Kriegsnöte und Nachkriegsprobleme. Wie Albrecht Thaer und seine Schüler und Nachfolger im Agrarwesen, so haben Beuth, H a r k o r t und andere sowie eine wachsende, von ihnen angeregte, unterrichtete und aus-
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gebildete Schar von mittleren Tedinikern und Unternehmern den Industrie wirtschaftlichen Abstand gegenüber England aufzuholen sich bemüht. Deutschlands Seeverkehr ging in erster Linie von H a m burg aus, das nach dem Brande von 1842 bald größer und prächtiger wieder aufgebaut wurde. Er nahm einen schnellen Aufstieg, der im Jahre vor dem Ausbruch der Revolution von 1848 durch die Gründung der „ H a p a g " symbolisiert wurde. Das Finanzwesen erstarkte über die alte Gruppe der Hoffaktoren hinaus in einer breiteren Schicht, löste sich aus der traditionellen Verbindung mit dem K a u f mannsgeschäft und führte zur Gründung moderner Banken. Am Vorabend der Revolution von 1848 hatte die deutsche Wirtschaft nach einem Menschenalter emsigster Tätigkeit einen Stand erreicht, von dem in der zweiten Jahrhunderthälfte die eigentliche Industrialisierung im weitesten Sinne ihren Ausgang nehmen könnte. Daraus ergaben sich nicht allein schwierige soziale Probleme im Rahmen einer tiefgreifenden Umschichtung der Gesellschaft, sondern die Entwicklung akzentuierte auch die schon von der Aufklärung her übernommene Auseinandersetzung z w i schen der traditionellen Bildungsauffassung humanistischklassischer Prägung und der kulturellen Zielsetzung aus dem realistisch-technischen Bereich. Die Industrialisierung trug schließlich nicht wenig bei zur Verstärkung des Verlangens nach politischer Einheit — auch als Grundlage für die Bildung eines großen geschlossenen Wirtschaftsraumes. 4. Die Revolution von 1848
a) In
Österreich-Ungarn
Die Revolution, die im Februar 1848 in Paris ausbrach und schnell die meisten Völker und Staaten Europas ergriff, hatte einen kaum übersehbaren Komplex von Ursachen. Die wichtigsten und einflußreichsten von ihnen waren: die um die Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzenden technischindustriellen Evolutionen, die Maschinisierung und Technisierung, die Bildung vieler großer und einflußreicher KapiTreue,
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talien, der wirtschaftlichen Machtballung in den bürgerlichen Schichten; im Jahre 1789 hatte dann mit dem Sturm auf die Bastille neben der wirtschaftlich-technisch-sozialen Evolution ein Zeitraum politisch-sozialer Revolutionen eingesetzt, die gleichfalls, obschon langsamer, die meisten Nationen ergriffen haben und letzten Endes nie wirklich zur Ruhe gekommen sind. Ihr Zeitraum dauerte über die napoleonische Expansion, über die wie eine Gegenrevolution wirkenden Jahrzehnte der Restauration und Reaktion, über die Revolutionen von 1830 und 1848, über die russische Bauern- und die nordamerikanische Negeremanzipation bis 1917/18 und bis in unsere Gegenwart; auch er schuf ungezählte neue Möglichkeiten und Aufgaben. Von Revolutionen im eigentlichen Sinne kann also kaum, vielmehr muß von einem seit etwa 200 Jahren ablaufenden Zeitalter einer gelegentlich revolutionär vorschnellenden Evolution gesprochen werden, die so tiefgreifend war und ist, wie die abendländische Menschheit es nur im Jahrhundert von Humanismus, Renaissance, Reformation und Gegenreformation, Entdeckung des Seewegs nach Indien und der amerikanischen Kotinente erlebt hat. Unter den deutschen Staaten wurde im Jahre 1848 Österreich als erster von der Revolution erfaßt. Das System Metternich war im Grunde seit langem überholt, die Opposition dagegen immer stärker von der deutschen Bevölkerung zu den nichtdeutschen Nationalitäten hinübergewachsen, so daß neben dem Problem der Erhebung gegen Metternich unversehens auch das der nationalen Auseinandersetzung im Nationalitätenstaat entstanden war. An dieser Stelle beschritt die ungarische Revolution ihren eigenen Weg: sie war fast ausschließlich eine nationale, antihabsburgische und antideutsche, nicht aber eine soziale Erhebung. Wie überall begann die Revolution auch in Österreich in der Hauptstadt. Sie forderte den Rücktritt Metternichs, der nach blutigen Unruhen vom Kaiser am 13. 3. fallengelassen wurde und nach London floh. Damit brach sein System zusammen. Da die Regierung sich nicht im An-
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In Österreich-Ungarn
Schluß an dieses Ende zu einem neuen politischen Anfang entschließen konnte, kam es zur Radikalisierung der Revolution, deren Führung an Arbeiter und Studenten überging. Während die Regierung zwei Tage nach Metternichs Sturz eine Verfassung und im Mai die Einberufung eines konstitutionellen Reichstages zusagte, verband die politischsoziale Revolution sich mit der Erhebung der Nationalitäten und bedrohte nun wirklich den Fortbestand des Habsburgerreiches. Wieder einmal brach Habsburgs Macht in den Außenbezirken des Reiches zusammen: zuerst in Italien, wo am 18. bzw. 22. 3. die österreichischen Truppen aus Mailand und Venedig vertrieben und provisorische Regierungen eingesetzt wurden und schließlich Albert von Sardinien als „Befreier Italiens" in die Lombardei einmarschierte, während die österreichischen Truppen sich nach Verona zurückzogen. Audi die Ungarn erzwangen die Einrichtung einer eigenen Regierung; das Land schied aus der Gesamtmonarchie aus und blieb nur noch in Personalunion mit Österreich verbunden. Als die Wiener Regierung anschließend die Ansprüche des slawischen Volksteils gegen die Vorherrschaft der Magyaren unterstützte, legte der zum Paladin ernannte Erzherzog Stephan sein Amt nieder. Auf der anderen Seite forderten die Tschechen ein föderalistisches Österreich mit Gleichberechtigung der deutschen und slawischen Bevölkerungsteile. Auch erwies sich sehr bald, daß die Forderungen der Slawen innerhalb des Habsburgerreiches eng mit den Zielsetzungen der großen slawischen Nationen verbunden waren, so daß aus den „nationalen" Problemen des Völkerstaates also leicht internationale Konflikte erwachsen konnten. Unter diesen Umständen, da also die Gesamtmonarchie zu zerfallen schien, tauchte im deutschen Teil ihrer Bevölkerung für kurze Zeit der Gedanke der Vereinigung mit dem übrigen Deutschland zu einem Großdeutschen Reich auf — ähnlich wie später erneut in den Nöten der Jahre um 1918 und, reduziert, im Jahre 1931. Aber der Habsburgerstaat überwand diese Krisis, insbesondere weil die ländlichen 4*
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Die R e v o l u t i o n von 1848
Bevölkerungskreise eine zuverlässige Basis bildeten, auf der die Monarchie nach der Verkündung der Verfassung am 25. 4., den Siegen der Italiener, dem Aufstand der Liberalen in Wien am 15. und der Flucht des Hofes nach Innsbruck am 17. 5. sich wieder zu stabilisieren vermochte. In den Monaten Juni und Juli stellte Radetzki mit dem Einsatz des Militärs gegenrevolutionär die Macht der Habsburger wieder her: Am 17. 6. wurde ein Aufstand in Prag niedergeschlagen, einen Monat später kehrte der Hof nach Wien zurück, wo am 22. 7. der österreichische Reichstag eröffnet wurde. Er verhandelte in erster Linie das Verhältnis der Nationalitäten zueinander, führte aber auch die Bauernbefreiung zum Abschluß und beendete damit die Revolutionsneigung der breiten Volksmasse. N u r in Ungarn kam es im September unter Kossuths Diktatur zu einem völligen Bruch mit Österreich und zum Anwachsen der nationalen Freiheitsbewegung. Da begann am 6. 10. in Wien mit einer Meuterei des Militärs in Verbindung mit den Ungarn der Oktoberaufstand als zweite Phase der Revolution: die Schreckensherrschaft des Pöbels, die den Hof erneut zur Flucht (nach Olmütz) zwang. Fürst Schwarzenberg wurde Ministerpräsident — ein anderer energischer Gegenrevolutionär, der sich klug auf das deutsche Element der Beamten und Militärs mehr verließ als auf den Hochadel. Am 31. 10. wurde Wien mit kroatischer H i l f e den Aufständischen entrissen und ein konterrevolutionäres Schreckensregiment errichtet. Doch erst, als am 2. 12. an die Stelle des schwachsinnigen Ferdinands I. sein N e f f e Franz Joseph 18jährig den Thron bestieg, konnte die Ruhe endlich wieder hergestellt werden. Dieser Thronwechsel bildete die Voraussetzung f ü r die Neubegründung der kaiserlichen Macht. Franz Joseph regierte die Habsburger Monarchie bis 1916. Weder so einfach noch so schnell konnte die Erhebung der Ungarn niedergeschlagen werden, die f ü r sich selbst Freiheit forderten, ihrerseits aber Minderheiten unterdrückten. Nach Erfolgen in blutigen Kämpfen ließ der Revolutionär Kossuth, ein unerbittlicher Gegner der Habs-
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burger, im April 1849 diese durch den ungarischen Reichstag absetzen und das Land f ü r unabhängig erklären. D a r aufhin bat Franz Joseph den Zaren um Hilfe, so daß nach dem Einmarsch einer starken russischen Armee die Ungarn im August 1849 kapitulieren mußten. Damit lag also noch in der Niederlage der Ungarn eine Demütigung f ü r die österreichische Monarchie, die sich anschließend durch Blutherrschaft, Aufhebung der historischen Rechte und A u f teilung des Landes auch hier kurzfristig rächte, ohne zu beachten, daß der H a ß der Ungarn auf diese Weise nur verschärft würde. Während dieser Vorgänge hatte der nach Kremsier ausgewichene österreichische Reichstag eine Verfassung beraten, die den Gesamtstaat modernisierend zusammenfassen sollte. Doch löste die Regierung ihn auf und oktroyierte am 4. 3. 1849 eine Verfassung auf der Grundlage der Wiederherstellung ihrer Macht: Ungarn erhielt nicht die Selbständigkeit, das nationale Prinzip wurde nicht anerkannt, vielmehr die Wiederherstellung des zentralistischen Einheitsstaates erneut angestrebt — eine deutliche Absage auch an die Nationalversammlung in F r a n k f u r t . Noch einmal gelangte in Österreich eine Richtung zur Macht, die im Prinzip dem gestürzten und außer Landes lebenden Metternich sehr nahestand. Hinter dieser zweiten Restauration aber, die auch jetzt f ü r Österreich das Faktum der europäischen Revolution nicht anerkennen wollte, blieb fortan das Problem des Nationalitätenstaates akut. b) In Preußen
und in den deutschen
Mittelstaaten
Die Revolution in Frankreich und das Ende des Systems Metternichs führten sofort auch zum Ausbruch der Revolution in Deutschland, die zwar entsprechend der staatlichen Struktur hier das Bild mehrerer Territorialrevolutionen und dabei auch einige lokal oder landschaftlich verursachte Züge zeigte, aber in ihren wesentlichen Ursachen, Forderungen und Ergebnissen doch eine Einheit bildete. Die Revolution in den Mittel- und Kleinstaaten brach sogar früher aus als die in Österreich: In Protesten und
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Petitionen f o r d e r t e m a n u. a. Pressefreiheit, deutsches Recht, Volksbewaffnung, Schwurgericht sowie ein deutsches P a r l a ment u n d erreichte vielfach die A u f n a h m e v o n Oppositionsvertretern in die Regierungen, so d a ß Mitte M ä r z 1848 fast allgemein die Verfassungspartei gesiegt hatte. D a m i t saßen die Vertreter des Einheitsgedankens auch in den Regierungen, wodurch sich die Zusammensetzung des Bundestages entsprechend verschob. Wie die deutsche Einheit, so f o r derte m a n auch einen deutschen Bundesstaat mit einem unmittelbar v o m Volke gewählten P a r l a m e n t u n d einem Bundesoberhaupt. U n t e r diesem Druck hob der Bundestag die Zensur auf u n d rief 17 Vertrauensmänner der n a t i o n a len Bewegung nach F r a n k f u r t , w o sie über eine deutsche Verfassung beraten sollten. U n a b h ä n g i g d a v o n bereiteten gleichzeitig in Heidelberg südwestdeutsche Liberale die Bildung eines deutschen P a r l a ments u n d die Ü b e r n a h m e der F ü h r u n g Deutschlands durch Preußen vor, ohne d a ß Österreich, das mit eigenen Schwierigkeiten beschäftigt w a r , dagegen Einspruch erheben konnte. U n t e r solchen U m s t ä n d e n hing das Ergebnis ganz von der Stellungnahme des preußischen Königs Friedrich Wilhelms IV. ab, auf den sich alle fortschrittlichen H o f f nungen richteten. Aber seine politischen Anschauungen waren romantisch-historisch-restaurativ; sie w u r d e n nicht durch E r f a h r u n g e n aus der Geschichte zu vorsichtiger R e f o r m in F o r t f ü h r u n g der Ansätze nach 1806 angeregt. U n d schließlich vermochte er nicht, den allerdings sehr bedeutenden Schritt v o m preußischen König z u m deutschen Kaiser, v o n der geschichtserfüllten preußischen Monarchie in ein neu zu gründendes, revolutionär veranlaßtes Deutsches Reich zu tun. Die Erinnerungen an das J a h r 1789, an das Ende des alten Deutschen Reiches, an die G r ü n d u n g des österreichischen Kaisertums u n d an das E n d e v o n N a p o leons I m p e r i u m w a r e n noch zu jung, als d a ß der fest in seiner unrealistischen Geschichtsauffassung w u r z e l n d e und z u m Zögern eher als zur A k t i o n geneigte, v o n einer sehr ähnlich gestimmten Umgebung beratene K ö n i g dem revolutionären D r ä n g e n nach schneller positiver Entscheidung
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sich zu beugen bereit w a r . U n d vollends hörte diese M ö g lichkeit der Lösung der deutschen Frage auf, sobald die Revolution nach P r e u ß e n übergriff. D a m i t erhielten die innenpolitischen Vorgänge in P r e u ß e n f ü r diese deutsche Frage eine entscheidende Bedeutung. U n t e r dem Druck der Opposition rief Friedrich Wilhelm den Vereinigten L a n d t a g , der k ü n f t i g regelmäßig tagen sollte, am 18. 3. f ü r A n f a n g April nach Berlin zusammen. Gleichzeitig e m p f a h l er die Bildung eines deutschen Bundesstaates, eine deutsche N a t i o n a l v e r s a m m l u n g , Wehrverfassung, Flotte u n d Handelseinheit u n d schloß sich damit in wichtigen P u n k t e n der deutschen Einheitsbewegung an. Dieses „ P a t e n t " v o m 18. 3., mit dem also Preußens Übergang z u m konstitutionellen System zugesichert wurde, verursachte in Berlin allgmeinen Jubel u n d eine D a n k k u n d gebung vor dem Schloß. Als das Militär den Schloßplatz räumen wollte, entluden sich aus ungeklärten Ursachen zwei Gewehre, ohne Schaden anzurichten. Diese beiden v e r m u t lich unbeabsichtigten Schüsse lösten die Revolution aus, f ü r die natürlich längst eine sehr starke Neigung, wenngleich keine planmäßige Vorbereitung bestand. Die Opposition, die auch f r ü h e r das Offizierkorps als ein Z e n t r u m politischer Reaktion betrachtet hatte, w a n d t e sich n u n in Straßenk ä m p f e n mit E r b i t t e r u n g gegen das Militär, das zugleich v o m König im Stich gelassen w u r d e . Er befahl ihm die Einstellung des K a m p f e s , b a t in einem A u f r u f „An meine lieben Berliner", die Barrikaden zu räumen, u n d erkannte durch die E h r u n g der gefallenen B a r r i k a d e n k ä m p f e r den Sieg der Revolution an. An die Spitze des von ihm zugesagten liberalen Ministeriums t r a t der rheinische K a u f m a n n Ludolf Camphausen. Doch geriet dieser gemäßigte Liberale bald in Konflikt mit der demokratischen Mehrheit der preußischen N a t i o n a l v e r s a m m l u n g u n d w u r d e am 20. 7. durch Auersw a l d ersetzt. In beiden Regierungen w a r die stärkste P e r sönlichkeit D a v i d H a n s e m a n n , ein aus H a m b u r g stammender Aachener, politisch u n d sozial seit langem stark interessierter u n d tätiger G r o ß k a u f m a n n , der nun F i n a n z minister wurde. Für die kurze Zeit, in der Friedrich Wilhelm
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die V e r b i n d u n g zu C a m p h a u s e n - H a n s e m a n n aufrecht erhielt, regierten z u m ersten Male die M ä n n e r aus der westlichen H ä l f t e Preußens über die östliche. Bald aber n a h m der K ö n i g an dieser äußerlichen „Verfinsterung" der Stellung des Monarchen durch K a u f l e u t e Anstoß u n d ergab sich immer stärker der K a m a r i l l a , die sich am 30. 3., am Tage nach der E r n e n n u n g des Ministeriums C a m p h a u s e n - H a n s e m a n n , als „ministère occulte" u n d Gegenministerium formiert hatte. Diese „kleine, aber mächtige P a r t e i " verhinderte die Rückkehr des Königs nach Berlin u n d erreichte Ende O k t o b e r den Sturz des Ministeriums sowie den Bruch mit der N a t i o n a l v e r s a m m l u n g . D i e K a m a r i l l a blieb bis z u m E n d e der Regierung Friedrich Wilhelms IV. als die V e r t r e t u n g der feudal-aristokratischen Kreise in P r e u ß e n bestehen u n d übte u. a. durch unmittelbare Korrespondenz mit den Vertretern Preußens im Auslande erheblichen Einfluß auf die Außenpolitik im Z u s a m menhang mit O l m ü t z u n d dem K r i m k r i e g im Sinne einer A n n ä h e r u n g an R u ß l a n d aus. Die im M a i tagende preußische N a t i o n a l v e r s a m m l u n g stützte die W i e d e r a u f n a h m e u n d F o r t f ü h r u n g der R e f o r men aus der Zeit Steins u n d H a r d e n b e r g s , die in erster Linie den Abschluß der Bauernbefreiung bedeuteten, u m die gleiche Zeit, in der diese auch in Österreich ihr Ende erreichte. Bei diesen u n d anderen Entscheidungen k a m es in Berlin schnell zu einer scharfen Zuspitzung der Gegensätze, wobei die Reaktion, die sich durch die G e f a h r neuer Erhebungen herausgefordert fühlte, an Boden gewann. I m September 1848 wurden die liberalen Minister entlassen. Mit dem General Wrangel t r a t die Gegenrevolution a n die Spitze des Heeres, u n d mit dem G r a f e n Brandenburg, einem n a t ü r lichen Sohn Friedrich Wilhelms IV., am 1. 11. a n die des Ministeriums. Die am 27. 11. nach B r a n d e n b u r g verlegte N a t i o n a l v e r s a m m l u n g w u r d e am 5. 12. durch Militär gew a l t s a m aufgelöst; am gleichen Tage oktroyierte der König eine Verfassung mit dem N o t v e r o r d n u n g s p a r a g r a p h e n 105. Mit einem Wahlgesetz f ü r die Erste u n d Zweite K a m m e r
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wurde schließlich die Revolution auf eine ähnliche Weise abgeschlossen wie gleichzeitig in Wien. Aber während Österreich noch im Kampf gegen die Ungarn gebunden war, hatte Preußen nun freie Hand gegenüber der deutschen Nationalversammlung, die inzwischen in Frankfurt zusammengetreten war. Erst mehr als ein Jahr später, am 3 1 . 1 . 1 8 5 0 , wurde die königliche Verfassung verkündet und am 6. 2. nach der Streichung einiger Vorrechte des Königs von diesem und den beiden Kammern beschworen. Der preußischen Entwicklung folgte im großen und ganzen diejenige in den Mittel- und Kleinstaaten: Auch dort konnte die Reaktion noch einmal die politische Macht gewinnen, nachdem wirtschaftlich-soziale Reformen die im Grunde unpolitischen, staatserhaltenden, d. h. konservativen Bauern befriedigt hatten. Wieder bedeutete, wie nach 1815, das Vordringen der Reaktion eine Stärkung des vorwiegend fürstlichen Partikularismus von Preußen über Bayern und Hannover bis zu den thüringischen Kleinstaaten. Zwar mußte am 19. 3. in Bayern König Ludwig I. unter dem Druck der Unruhen zugunsten seines Sohnes Maximilian I I . abdanken; aber eine republikanische Erhebung in Süddeutschland unter Führung von Hecker, Struve und Herwegh wurde im April durch Bundestruppen niedergeschlagen. c) Die Frankfurter
Nationalversammlung
Über und zugleich hinter den Einzelschicksalen Österreichs und Preußens stand die Zukunft Deutschlands. Seit fast einem halben Jahrhundert erwartete das deutsche Volk eine umfassende deutsche Lösung mit Konstitution und Volksvertretung. Nun, im März 1848, wurde das deutsche Parlament zum Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung der Fürsten untereinander und den Fürsten mit dem Volke. Das mit Zustimmung des Bundesrates von Heidelberg aus einberufene, vom 31. 3. bis zum 3. 4. in Frankfurt tagende Vorparlament, eine Versammlung von etwa 500 fortschrittlichen Mitgliedern der deutschen Stände-
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Versammlungen, w a r zunächst in erster Linie eine A r t liberalbürgerlicher A k a d e m i k e r - u n d Parteitag, durch das Kollektiv- u n d Individualansehen seiner Mitglieder u n d durch die politische Gunst des Augenblickes jedoch mächtig genug, das eigentliche P a r l a m e n t , eine gesamtdeutsche N a t i o n a l versammlung, nach F r a n k f u r t einzuberufen. D o r t sollte die deutsche Verfassung entworfen, beraten u n d beschlossen werden. Vergeblich versuchte der Bundestag zunächst, sich an die Spitze der nationalen Bewegung zu setzen u n d diese mit einer Revison der Bundesverfassung abzuspeisen; er m u ß t e vielmehr bald seine Rechte dem Reichsverweser übertragen. Schließlich w u r d e je ein Abgeordneter auf 5 0 0 0 0 E i n w o h n e r f ü r die „Deutsche verfassunggebende N a t i o n a l v e r s a m m lung" gewählt, die d a n n am 18. 5. ihr Präsident H . v o n G a gern in der lutherischen Paulskirche als die „berufene u n d bevollmächtigte V e r t r e t u n g des souveränen deutschen Volkes" eröffnete. Auch hier lag das Schwergewicht bei den Vertretern des Bürgertums von Bildung u n d Besitz, das mehr als jede andere Bevölkerungsschicht nach dem Einfluß auf den Staat strebte. Das F r a n k f u r t e r A k a d e m i k e r p a r l a ment, dessen etwa 600 Mitglieder sich in kurzer Zeit in eine Reihe allerdings nicht festgefügter G r u p p e n u n d Clubs gliederte, h a t t e erhebliche Schwächen. I h m fehlte zunächst p a r lamentarische E r f a h r u n g u n d häufig die Bereitschaft, über die bedeutenden K a p a z i t ä t e n vieler einzelner Abgeordneter hinweg aus der Diskussion zu Kompromißbereitschaft und Entscheidung zu gelangen. Ein fester Verfassungsplan als Grundlage u n d Leitfaden der Beratungen w a r nicht v o r h a n den, wohl aber eine ganze Reihe v o n E n t w u r f s v a r i a n t e n , die insgesamt keine allgemein a n n e h m b a r e Synthese von nationaler Einheit u n d einzelstaatlicher Sonderexistenz zu empfehlen vermochten — , ganz abgesehen v o n der Problematik, die in der F o r d e r u n g einer Z e n t r a l g e w a l t gegenüber der Stellung der beiden Großmächte zueinander u n d im Reich unlösbar enthalten w a r . A n dieser Ü b e r f ü l l e objektiver Schwierigkeiten m u ß t e n alle Verfassungsvorschläge scheitern.
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Gagerns erste große Leistung war die Einsetzung eines Reichsverwesers als provisorischer Zentralgewalt in der Person des Erzherzogs Johann von Österreich. Dieser hatte in Österreich Metternichs Entlassung und die Vorbereitung einer Verfassung durchgesetzt, war im Mai zum Stellvertreter Ferdinands I. ernannt worden und akzeptierte nun nach der am 27. 6. auf Gagerns Betreiben vollzogenen Wahl die wichtige Positon des Reichsverwesers, um Österreichs historische Verbindung mit dem Reich aufrecht zu erhalten. Allerdings zeigte sich bald, daß weder der Reichsverweser, der sich damit keineswegs entschieden f ü r das deutsche Verfassungswerk einsetzte, noch das ihm beigeordnete Reichsministerium über Macht und Entscheidungsgewalt sowie Militär und Geld verfügten. Auch wurden sie von den deutschen Staaten praktisch ebenso wenig anerkannt wie vom Ausland. Am 27.12.1848 wurden unabhängig von der eigentlichen Verfassung die „Grundrechte des deutschen Volkes" als Gesetz erlassen. Die Verfassungsberatungen selbst wurden um so schwieriger, je mehr sie sich den wirklich zentralen Fragen zuwandten. U n d weiter erhielt entscheidende Bedeutung der Umstand, daß die Beratungen im Frankfurter Parlament noch andauerten, als die Habsburgermonarchie ihre Krisis bereits überwunden hatte. So konnte Schwarzenberg nun mit Gewicht gegen die Bildung eines starken deutschen Staates protestieren, der nicht Österreich unterstehen und sogar diesem ausdrücklich entzogen sein sollte. Österreichs Widerstand stärkte nun auch den der Mittelstaaten, die in der Fortdauer des Dualismus seit alters die beste Garantie ihrer Selbständigkeit sahen. Die Schwäche der „Paulskirche" in allen Fragen der praktischen Politik, ihre Ohnmacht gegenüber den deutschen wie den ausländischen Mächten zeigte sich zum ersten Male deutlich, als der Streit zwischen Dänemark einerseits und Schleswig und Holstein arfdererseits ausbrach. Seit langem war die dänische Krone bestrebt, den seit 1665 verfassungsmäßig bestehenden Absolutismus auch auf die beiden Herzogtümer auszudehnen. Im Jahre 1806 hatte ein erster Schritt auf
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dieses Ziel hin durch die Vereinigung Holsteins mit dem dänischen Staatskörper stattgefunden. Als der Historiker Dahlmann in Kiel 1846 den Widerstand gegen den „Offenen Brief" Christians V I I I . aufnahm, in dem der König das Erbfolgerecht des dänischen Königsgesetzes auf Schleswig ausdehnen wollte, nahm die Auseinandersetzung immer schärfere Formen an •— und noch mehr, als Friedrich V I I . bald nach seiner Thronbesteigung im Januar 1848 die Herzogtümer dem Gesamtstaat einfach einverleiben wollte. Revolutionären Forderungen der Einwohner gegenüber verkündete der König am 31. 3. diese Inkorporierung und ließ Truppen einmarschieren, gegen die das Land sich unter einer provisorischen Regierung erhob. Am 12. 4. wurde andererseits Schleswig in den Deutschen Bund aufgenommen und dem Herzog Christian von Augustenburg, der seit langem das Thronfolgerecht für sein Haus beanspruchte, Hilfe aus Berlin zugesagt; preußische Truppen marschierten unter General Wrangel nach Jütland ein, und der Bundestag erkannte die provisorische Regierung an. Doch unter englischer Vermittlung und russischer Drohung wurde am 26. 8. 1848 zwischen Preußen und Dänemark der Waffenstillstand zu Malmö geschlossen, der in ganz Deutschland Empörung auslöste, da Preußen darin die Herzogtümer preisgab. Die Friedensverhandlungen in London gipfelten in Palmerstons Vorschlag, Schleswig die Unabhängigkeit zu gewähren. Preußen und das Reichsministerium stimmten zu; Dänemark, gestützt auf Rußland, Frankreich und Österreich, lehnte ab, kündigte den Waffenstillstand und begann Anfang April 1849 erneut den K a m p f , der bis zu dem zweiten Waffenstillstand im Juli dauerte. Erst ein Jahr später kam es am 2. 7. 1850 zum Frieden von Berlin, der Schleswig an Dänemark auslieferte, während Holstein von ihm getrennt werden sollte. Die Herzogtümer aber kämpften auch nach der Niederlage bei Idstedt am 24./25. 7. 1851 weiter, bis im folgenden Jahre Holstein durch Bundesexekution zur Unterwerfung gezwungen wurde. Preußen räumte die Herzogtümer auf Grund des Vertrages von Olmütz, so daß sie, da auch die Österreicher
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das Land verließen, sich am 18. 2. 1852 einem harten dänischen Strafgericht ausgeliefert sahen. Die „Paulskirche" trat 1848 trotz der allgemeinen Empörung nicht dem preußischen Entschluß entgegen, verwarf am 5. 9. den Waffenstillstand nur mit schwacher Mehrheit und nahm ihn am 16. 9. sogar an. Damit erlitt das Ansehen der Nationalversammlung einen schweren Schlag. Für die Parteibildung in der Nationalversammlung entscheidend wurde Anfang 1849 die Frage des Verhältnisses zu Österreich. „Während die Erbkaiserlichen oder, wie die Gegner sie nannten, die Kleindeutschen für einen Einheitsstaat mit einem erblichen, dem preußischen König zustehenden Kaisertum eintraten, verlangten die Großdeutschen eine Umgestaltung der Verfassung, damit Österreich in Deutschland bleiben könne. Bei dieser tief in die einzelnen Staaten hineinreichenden Spaltung der Ansichten spielten sehr verschiedene Motive eine mitentscheidende Rolle: politische, vaterländische, konfessionelle und historisch-bildungsmäßige. Doch waren nicht sie entscheidend, sondern die realpolitisch vollendeten Tatsachen in Österreich, die es Schwarzenberg erlaubten, auf Grund der gefestigten Macht den Frankfurter Entwurf abzulehnen und f ü r ganz Österreich die Aufnahme, d. h. das Übergewicht in Deutschland zu fordern. Hier zum ersten Male tauchte die Vorstellung eines geeinten, von Österreich beherrschten 70-Millionen-Volkes und mitteleuropäischen Wirtschaftsgebietes auf, dessen Bildung K. L. v. Bruck später nach dem Scheitern der Nationalversammlung empfahl. Die Gegner der österreichischen Forderungen waren außerdem untereinander uneinig. Am 27. 3. 1849 entschieden sich 267 Abgeordnete für, aber 263 gegen das Erbkaisertum; am folgenden Tage wurde Friedrich Wilhelm IV. mit 290 Stimmen bei 248 Stimmenthaltungen zum deutschen Kaiser gewählt. Gegen den Rat seiner Minister lehnte er Wahl, Krone und parlamentarisches Kaisertum der Paulskirchen-Deputation gegenüber am 3. 4. ab — noch einmal und endgültig am 28. 4., nachdem zwar 28 der 35 souveränen Bundesstaaten, nicht aber Österreich, Bayern, Württem-
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berg, Hannover und Sachsen die Zustimmung gegeben hatten. Die Volkssouveränität war nicht die Instanz, von der der Romantiker sich gekrönt wissen wollte. Ein Aufstand in Dresden, der die Einführung der Reichsverfassung erzwingen wollte, wurde im Mai mit preußischer Hilfe niedergeschlagen; ebenso eine neue Erhebung in Baden und der bayerischen Pfalz, unter deren Druck der Großherzog von Baden vorübergehend das Land verlassen mußte. Die Nationalversammlung war nicht mächtig genug, um die Einzelstaaten zur Anerkennung der Verfassung zu zwingen, und damit am Ende ihrer Möglichkeiten — mit Ausnahme einer auch von ihr selbst nicht gewollten Revolution. Infolgedessen löste sie sich praktisch auf — bis auf ein Rumpfparlament mit etwa 100 Abgeordneten, das nach einer kurzen Zeit machtloser Parlamentsarbeit in Stuttgart am 18. 9. 1849 durch die württembergische Regierung aufgelöst wurde. Audi die kurzen, untereinander nicht zusammenhängenden Aufstände in Baden, der Pfalz und Sachsen, konnten nichts daran ändern, daß der Versuch der Staatsbildung aus der Macht des Volkes gescheitert war — freilich nicht allein am Widerstand der deutschen Regierungen. Auch England und Frankreich hätten sich in einem fortgeschritteneren Stadium volksherrschaftlicher Erfolge ohne Zweifel gegen diese gewandt. Nach dem Abschluß dieser Gefährdung der traditionellen Fürstenherrschaft begann nun Friedrich Wilhelm IV. als preußischer Souverän, eine Reform des Deutschen Bundes zu betreiben. Am 28. 4. 1849 lud Preußen in diesem Sinne zu Konferenzen ein. Am 15. 5. erließ der König eine Proklamation, in der er die Ablegung der Kaiserkrone und die Abberufung der preußischen Abgeordneten aus Frankfurt begründete, die Schaffung einer deutschen Verfassung versprach sowie die Einheit der deutschen Nation und deren Freiheit verkündete. Er machte also den Versuch, auf dem Wege über die deutschen Fürsten zu erreichen, was dem Parlament mißlungen war. Verhandlungen mit Österreich über eine Union, bei der Friedrich Wilhelm IV. weit entgegenkommen wollte, um einen Bundesstaat zustande zu
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bringen, scheiterten. Die Konferenzen, die am 17. 5. begannen und im wesentlichen von der Abneigung der deutschen Mittelstaaten gegen jeden preußischen Vorrang bestimmt waren, führten zu keinem positiven Ergebnis. Das Resultat war ein Dreikönigsbündnis vom 26. 5. 1849 zwischen Preußen, Sachsen und Hannover zum Zwecke der „Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands und der Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit der einzelnen deutschen Staaten" unter preußischer Oberleitung und mit dem Ziel einer Verfassung für ganz Deutschland, aber ohne Österreich. Einen Monat später trat in Gotha die Kaiserpartei zusammen und stimmte Preußens Vorgehen fast geschlossen zu. Der Beitritt der meisten kleineren Staaten führte zur Bildung des Erfurter Parlaments am 20. 3 . 1 8 5 0 , das die Beratung über eine Verfassung der deutschen Union schnell abschloß. Es folgte ein ergebnisloser Fürstenkongreß in Berlin. Bayern und Württemberg ließen sich nicht für die Union gewinnen; Österreich aber arbeitete in Verbindung mit Rußland offen gegen Preußens Pläne. So kam es am 30. 9. mit Österreich zum Abschluß des „Interims", das „die Vollmachten der Bundeskommission auf die Zeit bis zum 1 . 5 . 1 8 5 0 " beschränkte, da man hoffte, dann eine endgültige Verfassung für ganz Deutschland zu haben. Hannover und Sachsen traten auf Österreichs Drängen aus der Union aus, so daß diese gesprengt war: Der Bundestag wurde am 14.5. wieder hergestellt und von Österreich auf den 2 . 9 . 1 8 5 0 erneut einberufen. Sofort setzte er einen „Reaktionsausschuß" zur Kontrolle der Kleinstaaten ein. Rußlands starkes Gewicht in allen Fragen der deutschen Einigung kam in dem Besuch des Prinzen von Preußen bei Kaiser Nikolaus in Warschau am 2 8 . 5 . 1 8 4 9 zum Ausdruck, wo der Zar sich gegen die Union und für den Bundestag einsetzte. Im Oktober/November fügte der preußische König sich der von Rußland gegen ihn gestützten Kriegsdrohung Österreichs, Bayerns und Württembergs anläßlich des kurhessischen Verfassungsstreits: In Olmütz gab Preußen am 28. 11. 1850 nach und zog sich aus der hessischen
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wie aus der holsteinischen Frage zurück. Noch einmal w a r das österreichische Übergewicht in Deutschland gesichert worden u n d die Bemühung um die deutsche Einheit a n den Habsburgern, mehr noch am Z a r e n gescheitert. Infolgedessen w a n d t e P r e u ß e n sich f o r t a n , wie nach 1806, wieder innenpolitischen Modernisierungen zu: der Vorbereitung einer Heeresreform sowie der Verwaltungskonzentration. Blickt m a n auf die „deutsche R e v o l u t i o n " als Gesamtkomplex zurück, so bleibt festzuhalten, d a ß sie nicht zuletzt an der unrealistischen Einstellung ihrer T r ä g e r scheiterte. Eine andere Frage als die nach den Ursachen f ü r den augenblicklichen totalen M i ß e r f o l g ist die nach den D a u e r w i r k u n gen der Revolution. Ein J a h r h u n d e r t später erinnerte unter dem Eindruck der unglücklichsten u n d schwersten J a h r e der neueren deutschen Geschichte über die Revolution von 1848 der Historiker K a r l G r i e w a n k : „. . . a n die Bedeutung, die sie f ü r den Einheitsgedanken in der N a t i o n , f ü r die Durchsetzung der liberalen Rechtsstaatstheorie in vielen Bereichen, auch f ü r die Entwicklung des Sinnes f ü r staatsbürgerliche Freiheit u n d soziale Gerechtigkeit gehabt hat. D a ß auf den Vorarbeiten der F r a n k f u r t e r N a t i o n a l v e r sammlung auch die Reichsverfassung v o n 1871 f u ß t e u n d d a ß seither jeder Versuch demokratischer Neugestaltung von den Traditionen von 1848 zehrte, braucht nicht näher ausgeführt zu werden. Das Geschehen v o n 1848 w a r f ü r Deutschland zugleich die erste, im ganzen noch sehr unklare A n k ü n d i g u n g der sozialen Revolution, deren H e r a u f k o m men das Leben der k o m m e n d e n Generation beschäftigen sollte . . . Verstehen wir unter Revolution mehr als einen bloßen A u f s t a n d der U n z u f r i e d e n e n , d a n n w a r es eine R e v o lution: eine politische Bewegung, die das deutsche Volk doch in seinen Tiefen a u f g e r ü h r t hat, die neuen u n d unterdrückten K r ä f t e n einen weithin sichtbaren R a u m verschaffte, wenn diese ihnen auch von den Gegnern wieder streitig gemacht werden konnte. Z w a r nicht eine Revolution als N e u beginn oder als mutationsartiger Sprung in eine neue E n t wicklungsreihe, aber eine Revolution als Ereignis mit weiten u n d u n w ä g b a r e n Ausstrahlungen des Erlebens und
Politische und wirtschaftliche Ereignisse
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Opferns, des Hoffens und der Erfahrungen eines trotz aller Schwächen großartigen und weiter wirkenden Wollens und Vorwärtsdrängens zur nationalen Einheit, zum bürgerlichen Rechtsstaat und auch zu den darüber hinausweisenden sozialen Gestaltungen." 5. Das Ende der preußisch-österreichischen Rivalität a) Politische
und wirtschaftliche
Ereignisse
D e r Versuch einer Reform der Bundesverfassung unter Österreichs Leitung schlug nicht weniger fehl als Preußens Bemühungen. Die Dresdener Ministerkonferenz, zu der 1848 noch von Metternich eingeladen worden war und die nun im Dezember 1850 von Schwarzenberg eröffnet wurde, ließ zwar Österreichs Vormachtstellung unangetastet, ermöglichte jedoch nicht die Aufnahme des ganzen Habsburger Reiches in den Deutschen Bund: Die von Schwarzenberg und Bruck betriebene Bildung eines deutsch genannten, aber österreichisch geführten 70-Millionen-Reiches, die natürlich auch zur Auflösung des Zollvereins geführt hätte, scheiterte letzten Endes ebenso deutlich am Widerstand der europäischen Großmächte wie die Bestrebungen der Paulskirche. Infolgedessen setzte der seit Mai 1851 wieder vollzählig versammelte Bundestag die Tradition von 1815 fort und bemühte sich, die Revolutionen von 1830 und 1848 zu ignorieren, indem er u. a. die Grundrechte und die deutsche Flotte beseitigte und die konstitutionellen Ansätze in den Einzelstaaten einengte. Andererseits versuchten die Mittelstaaten unter der Führung Bayerns und Sachsens, den österreich-preußischen Gegensatz zur Einflußsteigerung ihrer dritten Partei auszunutzen. I m ganzen verhinderte der Bundestag außenpolitisch sowohl während des Krimkrieges wie während des Krieges von 1859 eine wirklich deutsche Politik, während es innenpolitisch zu einer preußisch-österreichischen Machtprobe im Rahmen der Zollvereinskrisis von 1850/52 kam. Dadurch, daß es Preußen insgeheim und überraschend gelang, Hannover und den Steuerverein mit Braunschweig, Oldenburg und Bückeburg zum Anschluß an T r e u e , Deutsdie Gesdiidite
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Das E n d e der preußisch-österreichischcn
Rivalität
den Zollverein zu bewegen und diesen so u. a. durch die Gewinnung der Nordseeküste erheblich zu stärken sowie die eigene politisch-wirtschaftliche Stellung in Norddeutschland zu festigen, wurde die Möglichkeit f ü r einen Eintritt Gesamtösterreichs in den freihändlerisch bestimmten Zollverein immer geringer. Anschließend kündigte Preußen die Zollvereinsverträge zum 1. 11. 1854, die nach manchen Schwierigkeiten erneuert wurden, während fast gleichzeitig 1853 ein preußisch-österreichischer Handelsvertrag zustande kam. Darin lag ein voller Erfolg Preußens: Nicht das österreichische 70-Millionen-Reich, sondern der preußisch geführte Zollverein mit 35 Millionen Menschen w a r zustandegekommen. Gewiß wurde der Gegensatz der politischen Interessen damit eher verstärkt als verringert. Doch zeigte sich sehr bald, daß die Bedeutung wirtschaftlicher Entscheidungen und Entwicklungen weit stärker , war, als man bisher angenommen hatte. Bereits die nächste Etappe der Entwicklung, der preußisch-französische Handelsvertrag von 1862, konnte das erweisen und stellte eine wichtige Vorentscheidung f ü r 1866 dar. Inzwischen durchlief der Deutsche Bund den letzten Abschnitt seiner Existenz. Der im Herbst 1859 gegründete Nationalverein von Liberalen und gemäßigten Demokraten unter dem Protektorat des Herzogs Ernst von Coburg und der Führung des Hannoveraners von Bennigsen griff das P r o gramm der erbkaiserlichen Partei und der Gothaer wieder auf und betrieb eine Einigung Deutschlands unter preußischer Führung. Doch unter dem Eindruck des preußischen Heereskonflikts erhielten im N o r d e n die antipreußischen Elemente das Übergewicht, so daß der National verein 1864 in der Schleswig-Holsteinischen Frage mit seinem Gegner, dem österreichisch-katholischen Deutschen Reformverein, unter Gagerns Leitung gegen Preußen zusammenging und die Entscheidung über den Träger der Zentralgewalt erneut einem künftigen Parlament überlassen wollte. Die Mittelstaaten versuchten auch ihrerseits, die politische Entwicklung Deutschlands zu beeinflussen: am stärksten Beust in dem industrie- und handelsreichen Sachsen, das
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Ereignisse
gleichwohl der wirtschaftlichen Anziehungskraft Preußens keine wirkliche Alternativlösung entgegenzusetzen vermochte. Schießlich machte Preußen während seiner handelspolitisch und auch darüber hinaus sehr wichtigen Verhandlungen mit Frankreich nach 1861 den Vorschlag eines engeren und eines weiteren Bundes, womit es den Unionsgedanken von 1849 wieder aufgriff und seine kleindeutschen Aspirationen mit verstärktem Nachdruck betonte, woran die „Identischen N o t e n " Österreichs, Bayerns, Württembergs, Hannovers, Darmstadts, Sachsens, schließlich auch N a s s a u s und Meiningens A n f a n g 1862 nichts zu ändern vermochten. Z w a r verhinderten sie eine R e f o r m im preußischen Sinne, doch gelang es auch Österreich nicht, 1863 auf dem Frankfurter Fürstentag sein eigenes Projekt gegen Preußens Willen durchzusetzen. Unter diesen Umständen, die den Deutschen B u n d lahmlegten, beantragte Preußen am 9 . 4 . 1866 die Einberufung eines deutschen Parlaments, um dadurch Österreich aus dem Bunde zu drängen. Österreich forderte darauf die Mobilmachung des Bundesheeres. Schließlich erklärte Preußen am 14. 6. den lebensunfähigen Bund für erloschen. Sechs J a h r zehnte nach der Auflösung des Reiches, ein halbes J a h r hundert nach ihrer eigenen Geburt w a r auch diese restaurative Ersatzgründung am Ende. Deutschland b e f a n d sich am Vorabend einer neuen Reichsgründung, deren „Verf a s s u n g " im weitesten Sinne die innen-, außen- und wirtschaftspolitischen Ereignisse von 1818, 1834, 1848/49, 1853, 1862 und 1864 in Aktion und Reaktion allmählich vorbereitet hatten und die nun 1866 ihre letzte Zwischenstufe erreichte. Grundlage der innenpolitsichen Entwicklung Preußens zwischen 1848 und dem Ende der preußischen Monarchie im J a h r e 1918 bildete die am 5. 12. 1848 oktroyierte liberale, anschließend konservativ revidierte und polizeistaatlich eingeengte Verfassung, auf die schließlich auch der K ö n i g , widerstrebend, im J a n u a r 1850 einen E i d ablegte. Ihr Charakteristikum war das Dreiklassenwahlrecht für die Zweite K a m m e r . Die Erste K a m m e r , das „ H e r r e n h a u s " , 5*
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Das Ende der preußisch-österreichischen Rivalität
wurde vollständig durch den Einfluß des „alten und befestigten Grundbesitzes" adliger Art bestimmt, demgegenüber das bürgerliche Element, das sich auch in der Zweiten Kammer in der Minderheit befand, keine Möglichkeit besaß, seine Auffassungen und Bedürfnisse zur Geltung zu bringen. Diese O r d n u n g wurde ergänzt durch die verfassungsmäßig nicht vorgesehene Kamarilla, der die koordinierende und regierende starke Persönlichkeit der Majestät fehlte, so daß es zu einer ständigen Rivalität von bürokratischer Regierung und feudaler Reaktion unter dem bestimmenden Einfluß des Alt- oder Ultrakonservativen Leopold Ludwig von Gerlach kam. Daneben bildete sich eine vorwiegend in Westdeuschland beheimatete Wochenblattspartei unter Bethmann-Hollweg, die gemäßigt liberale Gesichtspunkte vertrat. In Österreich dagegen begann man nach der Revolution damit, d a ß die Verfassung von 1849, die mehr gegen die Paulskirche als f ü r den eigenen Staat oktroyiert worden war, im Jahre 1851 durch das sogenannte Silvesterpatent geradezu aufgehoben und der Absolutismus wieder hergestellt wurde, zumal auch das Bestreben der Bürokratie stärker als in Preußen dahin ging, die einzelnen Gebiete zu einem Großstaat zusammenzufassen. Schwarzenberg selbst war ein vom Staats- und Machtgedanken erfüllter Großösterreicher mit bedeutender organisatorischer Begabung. Allerdings verengte sich nach Schwarzenbergs Tod 1852 unter Franz Joseph die Regierungsweise ganz auf die Bedürfnisse des sehr formal verstandenen Staates. Neben dem Deutschtum sollte die zweite entscheidend wichtige Klammer f ü r das Gesamtreich das Heer unter Radetzky bilden, die dritte das K o n k o r d a t von 1855, das mit aller Fortentwicklung des Josephinismus Schluß machte, der katholischen Kirche im Staate vielmehr eine sehr starke Machtstellung gab und sie zur Unterstützung des autoritären Staates heranzog: Der Katholizismus wurde in der cisleithanischen Reichshälfte zur Staatsreligion, von welcher Schule und Hochschule, Forschung und Lehre abhängig waren.
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D a m i t drohte Österreich die Trennung von der freiheitlicheren und.toleranteren Geistesentwicklung nicht allein in Deutschland, sondern auch im übrigen E u r o p a — und das um so mehr, als man die Wirtschaftsoolitik sowie den Bau von Eisenbahnen und Straßen, die Belebung der Seeschiffahrt und die Einrichtung von Handelsorganisationen mehr zur Ablenkung des Bürgertums von seinen politischen Interessen betrieb, als daß man sie aus wirklicher Einsicht in die auch militärische und soziale Bedeutung der Wirtschaft förderte. D i e Entwicklung der Mittelstaaten folgte den Einflüssen Österreichs und Preußens. D a b e i w a r am bemerkenswertesten die Auseinandersetzung im Kurfürstentum Hessen, die 1850 zur Gehorsamsverweigerung der Beamten, zur Wendung der Gerichte gegen die von K u r f ü r s t Friedrich Wilhelm I. mehrfach verfügte Auflösung der L a n d s t ä n d e und zum Abschiedsgesuch der meisten O f f i z i e r e führte, die nur mit H i l f e österreichischer und baverische- Truppen unterdrückt werden konnte. In Mecklenburg-Schwerin wurde die Verfassung von 1849 abgeschafft, die alte Undständische Vertretung von 1755 wieder hergestellt und bis 1918 beibehalten; in Sachsen wurde 1850 die Verfassung von 1848 aufgehoben, und die von 1831 wieder eingeführt sowie allgemein der Adel begünstigt. In H a n n o v e r stellte die Verfassung von 1855 einen Rückgriff auf die des J a h res 1840 dar, freilich ohne die Wiederherstellung des früheren Adelsprivilegs im hohen Beamtentum. Baden dagegen war in der jüngsten Zeit bereits so verbürgerlicht, daß es trotz der Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Revolution auch in den 50er und 60er Jahren das Ansehen einer Hochburg des Liberalismus genoß. Eine Sonderstellung behauotete Bayern, wo der Frhr. v. d. Pforten nach 1849 10 Tahre lang eine umsichtige F o r t f ü h r u n g der liberalen Reformpolitik gegen alle Ermahnungen und Proteste von Schwarzenberg und der österreichischen Regierung ermöglichte. D i e politische Entwicklung in Deutschland wurde also nidit wenig durch das Scheitern der Revolution von 1848
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Das Ende der preußisch-österreichischen
Rivalität
belastet. Dieses J a h r hat in allen deutschen Staateil viele traditionelle Positionen tief erschüttert. Es k a m hinzu, d a ß eine Reihe großer außenpolitischer Ereignisse die deutschen Mächte zu Stellungnahme und eigener A k t i v i t ä t zwangen. Zunächst stießen im R ä u m e des Osmanischen Reiches die Westmächte mit der großen Ostmacht R u ß l a n d zusammen. Der Deutsche Bund lag auf dem Kontinent wie ein großer W a l l zwischen den kriegführenden Parteien: Die diplomatische Auseinandersetzung um seine Unterstützung oder die H i l f e wenigstens seiner bedeutendsten Mitglieder bildet daher einen erheblichen Teil der politischen Geschichte des .Krimkrieges. Z w a r ließ kein deutscher S t a a t sich in diesen weitgespannten Krieg der großen europäischen Flügelmächte hineinziehen; aber der deutsche Lebensbereich hatte gleichwohl seinen Anteil an den vielerlei Spannungen im Zusammenhang mit ihm. Nicht ohne innere Erschütterungen, in denen führende preußische Politiker ihre Stellung verloren, konnte Preußen über einen Bündnisvertrag mit Österreich vom 2 0 . 4 . 1854 hinweg seine strikte N e u t r a l i tät behaupten. Es konnte sich damit zugleich Kredit bei den Mittelstaaten erwerben, da Bismarck die Möglichkeit ergriff, beim Bundestag ihre Interessen gegen die österreichische Präsidialmacht zu vertreten. Im Februar 1855 beschloß der Bundestag auf Bismarcks Veranlassung eine erhöhte Kriegsbereitschaft „in jeder Richtung" und w a n d t e sich damit eindeutig gegen Österreichs Versuch, Preußen auf R u ß l a n d s Seite in den Krieg zu ziehen. Durch diese H a l t u n g Österreichs zerbrach endgültig die Heilige A l l i a n z , die Grundlage der österreichischen Politik seit vier J a h r zehnten. Außerdem mußte Österreich den Aufstieg Italiens hinnehmen. Preußen dagegen schuf sich durch die realpolitische Betonung seines Desinteressements am Orient eine günstigere Ausgangsstellung für den Krieg gegen Österreich, dessen U n a b w e n d b a r k e i t Bismarck zu erkennen begann. Der Pariser Friedensvertrag vom 30. 3. 1856 löste die traditionellen Fronten in Europa a u f : England festigte seine 1815 geschaffene Position, Frankreich und R u ß l a n d
D i e N e u e Ä r a in P r e u ß e n
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näherten sich einander auf Österreichs Kosten, das erheblich an Bedeutung verlor, aber auch in den folgenden Jahren mit Erfolg bemüht war, seinen Prestigeverlust bei den Mittelmächten wieder auszugleichen und die politische Interessengemeinschaft mit dem „Dritten Deutschland" zu betonen. b) Die Neue Ära in Preußen Seit dem Jahre 1856 machten sich bei Friedrich Wilhelm von Preußen immer deutlicher die Anzeichen geistiger Umnachtung bemerkbar. Doch die Kamarilla, deren Macht durch das Leiden des Königs stieg, verhinderte lange Zeit, daß des Königs Bruder Prinz Wilhelm über die jeweils befristigte „Stellvertretung" hinaus, die keine selbständige Politik gestattete, die Regentschaft übernehmen konnte. So begann die „Neue Ära' des Prinzregenten erst im Oktober 1858. Prinz Wilhelm mißbilligte das Alte System, obgleich er selbst ein Konservativer war, und bildete sofort ein im wesentlichen liberalkonservatives Ministerium. Wieder einmal knüpften sich — wie 1740, 1786 und 1840 — alle H o f f n u n g e n der politisch und gesellschaftlich interessierten Kreise in Preußen an einen Regierungswechsel, von dem man auch außerhalb des Landes und selbst in der vom Großherzog von Baden geführten Fürstengruppe Modernisierungen, Lockerungen und schließlich die Lösung der deutschen Frage erwartete. Allgemein wurde der Wandel in Preußen als ein verheißungsvoller A n f a n g f ü r Deutschland beurteilt. Mißverständnisse und Enttäuschungen traten jedoch sehr bald ein, nachdem der Prinzregent in seinem Regierungsprogramm vom 8.11.1858 die konservativen Akzente gesetzt, der Liberalismus aber aus ihm die Anerkennung seiner Ideale herausgehört hatte. Obendrein stand die Entwicklung in Deutschland schon nach kurzer Zeit ganz im Schatten der österreichischitalienischen Krisis. Auch die italienische Nationalbewegung war im Jahre 1848 gescheitert. Zwischen ihr und der deutschen Nationalbewegung bestand jedoch auch in der neueren Zeit
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eine innere Wechselbeziehung, die immer stärker in Erscheinung trat. In Deutschland ergab sich angesichts der militärischen und politischen Isolierung, in der Österreich im Frühjahr 1859 den Krieg begann, die Frage der Bundeshilfe für die Präsidialmacht, für Preußen nach Moltkes Wort die Möglichkeit des „Nationalkrieges" gegen Frankreich „nicht für, aber mit Österreich". Bismarck dagegen sah aus dem österreichisch-französischen Konflikt für Preußen Chancen für die Zusammenfassung Deutschlands und war umgekehrt bereit, gleichzeitig mit Napoleons Krieg — und zwar gegen Österreich — die „Deutsche Frage" gewaltsam zu lösen. Aber der Prinzregent folgte solchen Überlegungen nicht; und in Süddeutschland nahm die öffentliche Meinung für Österreich, d. h. gegen Frankreich Partei, so daß sie — weniger opportunistisch und „realpolitisch" — eine Wendung Preußens gegen Österreich zu diesem Zeitpunkt als Verrat an Deutschland empfunden und verurteilt hätte. So kam es zu paradoxen Regungen: während man der italienischen Freiheitsbewegung Erfolg wünschte, hielt man doch Österreichs Herrschaft in Italien für richtig und nötig. Die preußische Regierung versuchte, ihre Unterstützung Habsburgs in Italien gegen österreichische Zugeständnisse einzuhandeln, stieß dabei jedoch auf die entschiedenste Ablehnung, da Franz Joseph wohl — wie 1854 — Deutschland in den Kampf hineinziehen und die Hilfe Preußens und des Bundes in Anspruch nehmen, von Österreichs Vorherrschaft in Italien aber nicht ablassen wollte. Eine solche Haltung konnte sich nur aus militärischen Erfolgen herleiten, womit die Frage entstand, ob der Anspruch auf politische Führung durch den inneren Aufbau und die lebendige Leistungskraft des Kaiserstaates gerechtfertigt war. Hier aber versagte Österreich aus finanzieller Schwäche, unzureichender Ausrüstung und Bewaffnung des Heeres sowie infolge der Unfähigkeit in den militärischen Kommandostellen. Den unglücklichen Gefechten bei Monte Bello und Palestro folgten am 4. 6. die Niederlage bei Magenta, der Rückzug in das „Festungsviereck", die Preis-
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gäbe der Lombardei sowie der Abzug der habsburgischen Fürsten aus Toskana, Modena und Parma. Anschließend übernahm Kaiser Franz Joseph selbst den Oberbefehl des Heeres, wurde aber bei Solferino schwer geschlagen und nur durch Napoleons Sorge um Preußens Eingreifen in den Krieg vor weiteren Niederlagen bewahrt: Am 8. 7. kam es, da Franz Joseph seine Stellung in Deutschland bedroht sah, zum Waffenstillstand von Villafranca, am 11.7. zu einer Begegnung der beiden Kaiser und zum Vorfrieden, am 10. 11. zum Frieden von Zürich: Österreich trat die Lombardei ohne Mantua und Peschiere an Frankreich ab, das sie an Sardinien weitergab; Napoleon verzichtete einstweilen auf die Einigung Italiens sowie auf die Unterstützung Kossuths und der Ungarn, die sich wieder einmal als potentielle Bundesgenossen für Österreichs Gegner erwiesen. Damit befand sich Österreichs Stellung in Italien in der Auflösung, nachdem sie schon mehrfach bedroht gewesen war: Nach 1859 vermochte man weder Modena noch Parma und Toscana gegen die Volksabstimmungen zu behaupten. Das alles beeinträchtigte natürlich das österreichische Ansehen und stärkte im Volke die Bereitschaft zur kleindeutschen Lösung, die etwa in der Gründung des Deutschen Nationalvereins im September 1859 zum Ausdruck kam. Gleichzeitig wuchsen die Spannungen zwischen den Regierungen der beiden führenden deutschen Staaten trotz der Verständigung Franz Josephs mit dem preußischen Prinzregenten zu Teplitz im Sommer 1860. Schon im Sommer 1862 erkannte Preußen das Königreich Italien an und distanzierte sich damit öffentlich von der österreichischen Politik. Noch einmal folgten Bundesreformpläne; doch schneller wirkte der wirtschaftliche Zwang: daß Preußens wirtschaftliche Stellung in Deutschland während der 40er und 50er Jahre weit stärker gewesen war als die Österreichs, daß Preußen für die Teilnahme an der Weltwirtschaft geographisch sehr viel günstiger gelegen war als die habsburgische Monarchie, stand außer Frage. Nun bot Napo-
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D a s E n d e der p r e u ß i s c h - ö s t e r r e i c h i s c h e n
Rivalität
leon nach dem Abschluß des englisch-französischen CobdenVertrages vom 23. 1. 1 8 6 0 Preußen auf der gleichen freihändlerischen Basis einen Handelsvertrag mit dem Z o l l verein an. Durch einen V e r t r a g dieser Grundkonzeption konnte Preußen die freihändlerische Partei im Zollverein so sehr stärken, daß von einer wirtschaftlichen Einigung mit Österreich ehrlich nicht mehr die R e d e sein durfte. Allen österreichischen Protesten zum T r o t z wurde E n d e M ä r z 1862 der Handelsvertrag mit Frankreich paraphiert — ein „handelspolitisches V i l l a f r a n c a für Österreich". D i e preußischen Staatsmänner schätzten das wirtschaftliche G e wicht der Hohenzollernmonarchie in Deutschland richtig ein: Es kam zu einer Krisis iih Zollverein, nicht aber zu dessen Auflösung, vielmehr 1 8 6 5 unter dem Beifall der Wirtschaft zu seiner Verlängerung. Wirtschaftlich hatte Preußen Österreich bereits aus Deutschland verdrängt. c) Der Heeres-
und Verfassungskonflikt Bismarcks Ernennung
in Preußen
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Preußen hatte jedoch auch innere Schwierigkeiten zu überwinden. D i e Neue Ä r a brachte für die Liberalen in vieler Hinsicht nicht weniger Enttäuschungen als die ersten Zeiten nach einem Regierungswechsel bei früheren Generationen auch: Liberale oder zum Liberalismus neigende T h r o n f o l g e r haben sich fast immer sehr schnell nach der K r ö n u n g als konservative H e r r e n erwiesen. So auch W i l helm I. als Prinzregent und seit dem 2. 1. 1861 als K ö n i g , der darauf bestand, sich in Königsberg a m 18. 10. 1861 demonstrativ selbst zu krönen wie sein erster Vorgänger. E r erkannte nicht, daß Friedrich I. sich damit gegen den Kaiser gewandt hatte, er selbst aber nur das Gottesgnadentum gegenüber dem Geist der Zeit betonen wollte. U n m i t t e l b a r nach der Thronbesteigung ergab sich das P r o b l e m der Heeresreform. Diese w a r nach den unbefriedigenden Erfahrungen mit dem Wehrsystem von 1 8 1 4 / 1 5 im Grunde seit langem fällig. V o n einer allgemeinen W e h r pflicht konnte längst keine R e d e mehr sein, da jährlich höchstens zwei D r i t t e l aller diensttauglichen M ä n n e r als R e k r u -
H e e r e s - u. V e r f a s s u n g s k o n f l i k t — Bismarcks E r n e n n u n g
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ten eingestellt wurden, so d a ß im Kriegsfall auf gediente ältere Familienväter zurückgegriffen werden mußte, w ä h rend ungediente J ü n g l i n g e zu Hause blieben. Der badische Feldzug von 1849 und die Mobilmachung von 1859 offenbarten außerdem den bedeutenden Qualitätsunterschied zwischen L a n d w e h r und aktiven Einheiten, die jedoch in geschlossenen Verbänden zusammenwirken sollten. So b e f a n d man sich seit 1857 in der Diskussion von Reformen, die auf die Beseitigung der Selbständigkeit der Landwehr, die dreijährige a k t i v e Dienstzeit und die Steigerung der Rekrutenaushebung um 55 % ab 1860 hinzielten. Im ersten dieser Punkte lag der Stoff für eine grundsätzliche erregte Debatte, indem das liberale Bürgertum die L a n d w e h r als ein Vermächtnis der Reform- und Befreiungszeit betrachtete und insbesondere ihr bürgerliches Offizierkorps bewahren wollte. Die Zeit w a r aber überall, nicht allein in Preußen, über die Anforderungen hinausgegangen, welchen die L a n d w e h r entsprechen konnte, w ä h r e n d die gewissermaßen konstitutionelle-Funktion der L a n d w e h r von 1813 inzwischen durch das Wahlrecht in andere Bereiche übertragen worden w a r — w i e unbefriedigend auch immer den Liberalen das geltende Wahlrecht erscheinen mochte. So vereinten sich auf der Seite der Reformer von 1860 monarchisch-konservative und militärtechnische Motive, w ä h r e n d ihre Gegner als Enkel der Reformer bürgerlichliberale Traditionen ohne Rücksicht auf die inzwischen eingetretenen militärtechnischen W a n d l u n g e n pflegten und die dann tatsächlich später erfolgende Refeudalisierung der preußischen Armee fürchteten. Beide Seiten waren also auf ihre A r t ehrlich besorgt um Preußens Zukunft. Doch verlagerte die Diskussion sich sehr schnell von dieser Prinzipienfrage auf die der zwei- oder dreijährigen Dienstzeit, wobei es dem König und vielen seiner Gefolgsleute um die bestmögliche Ausbildung der Truppe, den Liberalen um die Begrenzung der Heereskosten durch eine zweijährige Dienstzeit ging, w ä h r e n d sie zur Erreichung ihrer deutschen Ziele fast energischer als die Regierung für die Heeresvergrößerung eintraten. Z w a r gelangte man in
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der Finanzfrage zu einem K o m p r o m i ß , doch ergab sich hierbei zugleich auch ein bedeutungsvolles Mißverständnis: D e r Regent glaubte, nun die volle Zustimmung des Parlaments für seine gesamte Heeresreform zu besitzen; die Abgeordneten dagegen hatten nur eine einmalige Bewilligung gemeint und wähnten, auch künftig ein Mitbestimmungsrecht bei der R e f o r m zu besitzen, die freilich, einmal begonnen, allein schon im Interesse der Sicherheit des Staates gar nicht angehalten oder rückgängig gemacht werden konnte. J e deutlicher man diesen selbstverständlichen Kausalzusammenhang erkannte, desto mehr wurden die Meinungsverschiedenheiten zu prinzipiellen Unterschieden der Staatsauffassungen. Als im Frühjahr 1861 die Mehrausgaben vom Parlament erst nach Abstrichen und auch nur als E x t r a ordinarien bewilligt wurden, drängte die Entwicklung dem Höhepunkt zu. Bei den Wahlen im Dezember errangen die entschiedenen Liberalen, die sich in der Deutschen F o r t schrittspartei verselbständigt hatten, einen großartigen Sieg. Aber selbst in stärkster Position wagten sie jetzt nicht den Bruch mit der Regierung, sondern verblieben einfach in gewissermaßen bürokratischer Opposition, während der König sich auf einen Bürgerkrieg vorbereitete, im M ä r z 1862 aus belanglosem A n l a ß das Abgeordnetenhaus auflöste und damit nicht allein die prinzipielle Auseinandersetzung zwischen K r o n e und Parlament erzwang, sondern auch die in ihrem Grundgehalt längst veränderte Neue A n abschloß. Z w a r brachten die Neuwahlen im M a i der Opposition einen neuen Sieg — als jedoch im Hochsommer die Budgetkommission des Abgeordnetenhauses alle Mehrausgaben für die Reorganisation strich, mußte der Konflikt bis zum Ende durchgefochten werden. D i e offiziöse „Sternzeitung" erfand in dieser Situation die „Lückentheorie": Sie behauptete, die Verfassung habe eine Lücke, indem sie keine Anweisung für den F a l l enthalte, daß der E t a t nicht oder nicht rechtzeitig zustande käme. T r ä t e ein solcher Zustand ohne Staatshaushaltsgesetz ein, dann müsse die Regierung die ihr notwendig erscheinenden Maßnahmen, also auch die Heeresreform, durchführen. „Diese Verfassungsinterpretation, die von
Heeres- u. Verfassungskonflikt — Bismarcks Ernennung
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Bismarck übernommen wurde, verletzte den Liberalismus im Kern seines Staats- und Rechtsgefühls" (Bußmann). In dieser Situation wurde Bismarck vom König zum Ministerpräsidenten ernannt, da der preußische Herrscher nach manchem Schwanken entschlossen war, nicht zurückzutreten, sondern seinen königlichen Willen durchzusetzen. In der berühmten Unterredung am 22. 9. in Babelsberg, die Bismarck in seinen „Gedanken und Erinnerungen" überliefert hat, fanden die beiden Männer zueinander — und zwar für mehr als ein Vierteljahrhundert. Bismarck versprach, für die Militär-Reorganisation mit dreijähriger Dienstzeit einzutreten sowie notfalls gegen die Majorität des Landtags zu regieren und auf ein ordentliches Budget zu verzichten. Der König schloß den wichtigsten Teil dieser Unterredung mit den Worten: „Dann ist es meine Pflicht, mit Ihnen die Weiterführung des Kampfes zu versuchen, und ich abdicire nicht." Die öffentliche Meinung, die in der Auseinandersetzung von 1860/62 die Fortführung der Kämpfe von 1848/49 erblickte, lehnte Bismarck aus solcher Sicht empört ab, da sie in ihm einen alten Erzkonservativen, neuerdings einen Bewunderer Napoleons und seit seiner Budgetrede vom 30. 9. einen zynischen Gewaltpolitker erblickte, in der er erklärt hatte: „Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden — das ist der Fehler von 1848 und 1849 gewesen —, sondern durch Eisen und Blut." Indem nun Bismarck im Sinne der Babelsberger Unterhaltung gegen den Willen der Volksvertretung regierte, stieß er auf die Ablehnung des Kronprinzen, der 1863 aus Protest gegen das Vorgehen des Ministerpräsidenten vorübergehend nach England reiste. Damit begann sich neben dem Verfassungskonflikt im Kronprinzenkonflikt für die Reformer und Fortschrittlichen in der Geschichte Preußens die nächste Hoffnung abzuzeichnen. Während aber das Bürgertum zunächst einmal Bismarcks Regierungsweise ohne wirklichen energischen Widerstand bei den Wahlen und im Parlament hinnahm, fing um diese
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Zeit das Arbeitertum an, sich zusammenzuschließen — nicht in Standes-, sondern in Klassenorganisationen. Von England aus legten Karl M a r x und Friedrich Engels die gedankliche Grundlage f ü r die Arbeiterbewegung der folgenden Jahrzehnte — im Mai 1867 erschien der erste Band von Marx' „Kapital" —; um die gleiche Zeit gründete in Deutschland selbst Ferdinand Lassalle den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein. Lassalle war ein außerordentlich intelligenter, aus der Wissenschaft in die Politik getriebener, von Marx durch die Anerkennung des existierenden Staates prinzipiell getrennter, durch die adlig-bürgerliche Gesellschaftsverfassung jedoch schwer behinderter Jude aus Schlesien. In seiner Gegnerschaft zum Manchester-Bürgertum f a n d er sich 1864 vorübergehend mit Bismarck verbunden. Die beiden ungewöhnlichen Männer versuchten sich in oberflächlich verwandten staatssozialistischen Gedankengängen, waren aber durch H e r k u n f t , Erziehung, Aufstieg und Tradition zu verschieden, als daß sie zu einer fruchtbaren Verständigung gelangen konnten. Lassalle verspürte die wesentlichen sozial- und wirtschaftspolitischen Linien, die in die Z u k u n f t führten, weit deutlicher als der in diesem Bereich Zeit seines Lebens unsichere und auch nicht wirklich interessierte Bismarck. So war ein Bündnis von Arbeitertum und Krone gegen das liberale Bürgertum in den Personen dieser beiden anspruchsvollen Männer schließlich doch nicht möglich. Aber auch f ü r die schicksalstiefe Entfremdung der Arbeiter vom Staate der 60iger Jahre wie vom Bismarckreich war damit bereits die Entscheidung gefallen. Weder Liebknecht noch Bebel zeigten sich bereit, nach Lassalles Tod im Jahre 1864 dessen Bemühungen fortzusetzen: sie blieben mit Karl M a r x bei der bedingungslosen Ablehnung des existierenden Staates und bei der Forderung seiner Beseitigung und wiesen Bernsteins später erhobene revisionistische Forderung zurück, den Sozialismus als das erscheinen zu lassen, „was er heute ist: eine demokratisch-sozialistische Reform". Bismarcks nächste Auseinandersetzung mit dem Liberalismus ereignete sich im Zusammenhang mit dem polnischen
Der Dänische und der Deutsche Krieg
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Aufstand, als die antiliberale preußisch-russische Alvenslebensche Konvention vom 8. 2. 1863 dem Zaren Preußens H i l f e sicherte und den Grund legte für eine das Jahrzehnt der Reichsgründung charakterisierende Freundschaft der Dynastien und Regierungen. Bismarck erreichte das ohne einen Bruch Preußens mit den Westmächten, aber allerdings um den Preis, daß er selbst in der öffentlichen Meinung als ein zur Gewaltherrschaft neigender „politischer Seiltänzer" galt, der Preußens moralische Stellung in Deutschland schwächte, während die wirtschaftlich-politische sich ohne sein Dazutun stärkte. Als gleichzeitig Österreich 1863 noch ein letztes M a l einen Bundesreformplan in einem Überrumpelungsversuch gegen Preußen zur Diskussion stellte, der energischer als je zuvor den Bundesgedanken vertrat, bestand kein Zweifel, daß weder der König noch Bismarck einem solchen Unternehmen, das im Rahmen eines Fürstenkongresses angenommen werden sollte, Preußens Zustimmung geben würden. D e r Frankfurter Fürstentag, der im August 1863 stattfand, wurde daher ein absoluter Mißerfolg und brachte Österreichs Politik im Bunde endgültig zum Scheitern, während Bismarck unmittelbar vor dem Dänischen und dem Deutschen Krieg Preußens Stellung in Deutschland noch einmal sichtbar gestärkt hatte. d) Der Dänische
und der Deutsche
Krieg
Das Londoner Protokoll von 1852 hatte die SchleswigHolsteinische Frage provisorisch dahin geregelt, daß die beiden Herzogtümer unter der dänischen Krone blieben und für das bevorstehende Aussterben des regierenden Hauses die Thronfolge der Glücksburger Linie für den Gesamtstaat anerkannt wurde. Gegen eine Geldentschädigung verzichtete der Herzog von Augustenburg auf seine Rechte. Die eng miteinander verbundenen Herzogtümer erhielten im Rahmen des Gesamtstaates eigene Landstände und eine eigene Verwaltung. Doch schon drei J a h r e nach dieser Regelung begannen die Versuche, die dänischen Rechte in dem zum Deutschen Bund gehörenden Schleswig, möglichst auch
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Das Ende der preußisch-österreichischen Rivalität
in Holstein zu erweitern, vor allem beide Verwaltungen dem dänischen Staat unterzuordnen. Tatsächlich wurde Schleswig durch die Eiderdänische Verfassung Dänemark eingegliedert; und als 1865 der Glücksburger als Christian IX. den dänischen Thron bestieg, nahm auch er unter dem Drude des dänischen Nationalismus diese Regelung in der Hoffnung hin, die großen Mächte würden durch die polnischen Wirren abgelenkt. Im November 1863 wurde Schleswig dem dänischen Staat durch eine neue Verfassung förmlich inkorporiert, was vom Deutschen Bund und vom deutschen Nationalbewußtsein als Herausforderung angesehen werden mußte. Im Rahmen der Bundesexekution wurde Holstein von hannoverschen und sächsischen Truppen besetzt, während Prinz Friedrich von Augustenburg, der den Erbverzicht seines Vaters nicht anerkannte, die Herzogtümer als sein Erbe beanspruchte. Ein als Liberaler in ganz Deutschland populärer Fürst, richtete er in den Herzogtümern seine eigene Regierung ein, was die Stellungnahme des Bundes erschwerte, die allgemein als eine exemplarische Entscheidung für die nationale Frage schlechthin gewertet werden mußte. Für Deutschland als Gesamtheit war am wichtigsten, daß dieses Schleswig-Holsteinische Problem, in den territorial- und erbrechtlichen Differenzen mit nationalen Gegensätzen unglücklich verknüpft wurden, die beiden deutschen Rivalen Österreich und Preußen noch einmal eng zusammenführte, obgleich auch in Deutschland die Meinungen in bezug auf die Möglichkeit für die Erledigung dieses Komplexes geteilt blieben: sie reichten von der Verselbständigung bis zum Anschluß an Preußen. Bismarck wünschte wie Österreich ein europäisches Vertragswerk. Er hat später mehrfach die Lösung dieser Frage als die schwierigste und gelungenste Leistung seiner Ministerpräsidentschaft bezeichnet. Überaus gewandt lavierte er zwischen den Forderungen der nationalen Gefühle, den Wünschen des Augustenburgers und der Stellungnahme Wilhelms I.; er hielt Napoleon III. hin, der Preußen seine Hilfe anbot, nutzte Rußland aus, das sich für Preußens Polenpolitik dankbar er-
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weisen mußte, betonte die verpflichtende K r a f t des Londoner Protokolls und band damit auch Österreich, das dem preußischen Rivalen einen deutschen Erfolg nicht gestatten wollte, aber durch sein von Bismarck erzwungenes Mitgehen nun gerade ermöglidite. Englands Bemühungen, Preußen und Rußland vom Sund und Belt fernzuhalten, fand keine ausreichende internationale Unterstützung. Mit der Punktation vom 16. 1. 1864 stellten Österreich und Preußen der dänischen Regierung ein 48stündiges Ultimatum, in dem sie die Aufhebung der Eiderdänischen Verfassung forderten. Nach der Ablehnung marschierten Truppen der beiden Mächte unter Wrangel sdinell tief in das Land ein: Am 18. 4. stürmte man die Düppeler Schanzen, am 12. 5. wurde nach der Besetzung Jutlands ein Waffenstillstand geschlossen. Während vom 25. 4. bis 25. 6. eine Londoner Konferenz keine Lösung brachte, machte Bismarck sehr geschickt die Kandidatur des Augustenburgers unmöglich. Damit hatte das Londoner Protokoll aufgehört, die deutschen Mächte zu binden. Am letzten Tage der Londoner Konferenz begann mit dem Übergang nach Alsen noch die Bedrohung der dänischen Inseln, worauf Dänemark sich bereit erklärte, die Herzogtümer an die beiden Siegermächte abzutreten. Auf dieser Basis wurde am 30. 10. der Friede geschlossen. Die Herzogtümer waren aus der Verbindung mit einer fremden Nation befreit. Bismarck hatte für Preußen und für sich selbst einen großen Erfolg errungen, das modernisierte preußische Heer eine erste K r a f t probe gut bestanden. Doch alsbald stellte sich ein neues, keineswegs einfacheres Problem: die Einverleibung der beiden Herzogtümer in Deutschland. Diese Aufgabe führte schließlich zu dem endgültigen, viel tiefer verursachten Bruch zwischen den beiden größten deutschen Mächten. Die Schönbrunner Konferenz legte im August 1864 das Kondominium der beiden Alliierten offiziell fest, ließ damit den benachbarten Preußen die Vorhand und bereitete so die preußische Annektion bereits vor. Infolgedessen verlegte Preußen sofort seine Marinestation von Danzig nach Kiel, obgleich Bismarck einen Krieg gegen Treue, Deutsche Gesdiidite
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Das Ende der preußisch-österreichischen
Rivalität
Österreich um Schleswig-Holstein ablehnte. In der Konvention von Gastein kam es am 14. 8. 1865 noch einmal zu einer preußisch-österreichischen Verständigung — allerdings in Verbindung mit einem preußischen Vorteil, indem das Kondominium durch zwei getrennte Verwaltungen Österreichs in Holstein und Preußens in Schleswig ersetzt wurde, beide Herzogtümer aber in dem immer wichtigeren Zollverein eintraten, wo Preußen die entscheidende Stimme besaß. Preußen erwarb außerdem das Herzogtum Lauenburg. Auch jetzt bildete — wie 1848 — die deutsche Frage zugleich ein europäisches Problem. England hielt sich allerdings nach dem Mißerfolg der Londoner Konferenz ganz zurück; Rußland unterstützte weiterhin Preußen gegen Österreich, mit dem es auf dem Balkan konkurrierte; Italien stand wegen Venedig immer gegen die Habsburger und wurde dabei von Napoleon gefördert, der mit dem Ziel der Größe Frankreichs die jungen K r ä f t e und Mächte protegierte, aber auch durch einen preußisch-österreichischen Krieg die deutsche Einigung hinausschieben zu können hoffte. Unter solchen weit verzweigten und komplizierten Beziehungen und Spannungen kündigte Bismarck im Februar 1866 das Bündnis mit Österreich; im gleichen Monat kamen der Ministerrat in Wien und der K r o n r a t in Berlin zu dem Entschluß, dem unvermeidbar erscheinenden Kriege nicht mehr aus dem Wege zu gehen, ihn jedoch auch nicht zu erklären. Während Bismarck mit Napoleon sehr diffizile, nicht immer ganz ehrliche Verhandlungen führte, in denen er gegen vage Zusagen "über die Begrenzung des preußischen Ehrgeizes auf die Gebiete nördlich des Mains und unter Vermeidung von Kompensationsversprechungen das Gefühl eintauschte, Frankreich werde sich mindestens zunächst neutral halten, kam es unter Napoleons Förderung Anfang April 1866 mit Italien zu einem auf drei Monate befristeten Hilfsversprechen und Bündnis: Damit hatte Bismarck die Entscheidung über Krieg und Frieden innerhalb eines eng begrenzten Zeitraumes in der H a n d . Dagegen mußte Österreich Napoleons Zugeständnisse teurer bezahlen als Preu-
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D e r Dänische und der Deutsche Krieg
ßen: Im Geheimvertrag vom 12. 6. versprach Franz Joseph ihm nach dem Siege Venetien und einen „unabhängigen deutschen Staat" links des Rheins, w o f ü r er selbst die Möglichkeit erhalten sollte, Deutschland in Österreichs Interesse umzugliedern, d. h. die Mittelstaaten auf Preußens Kosten zu vergrößern — was zugleich auch in Napoleons Interesse lag. Angesichts dieser diplomatischen Verhältnisse beantragte Bismarck überraschend am 9. 4. in F r a n k f u r t die sofortige Einberufung eines deutschen Parlaments auf Grund allgemeiner gleicher Wahlen und ließ am 14. 6. preußische Truppen nach Holstein einmarschieren — damit begann der deutsche Krieg. In dem kurzen eigentlichen Kriegsgeschehen war am auffälligsten die Überlegenheit der preußischen Truppen durch Führung, Ausbildung, Organisation und die Bewaffnung mit dem Zündnadelgewehr über einen Gegner, der nie zu Initiative und geschlossenen Unternehmungen gelangte, da die mit ihm verbündeten Mittelstaaten mit Ausnahme von Sachsen ihre Truppen ausschließlich zur Verteidigung ihrer eigenen Territorien benutzten. Auf dem Hauptkriegsschauplatz siegten nach einem Feldzug von drei Wochen die getrennt herangeführten drei preußischen Armeen gemeinsam unter Moltke bei Königgrätz am 3 . 7 . 1866 über die österreichischen Truppen unter Benedek. Bismarcks Diplomatie, die Militärreform Wilhelms I. und Roons sowie am Ende Moltkes Strategie erhielten so durch einen kriegsentscheidenden Erfolg eine nachträgliche Rechtfertigung, Napoleons Pläne dagegen erwiesen sich als überholt, wenngleich unmittelbar nach Königgrätz die Möglichkeit einer französischen Intervention zur Verhinderung der deutschen Einheit eher stärker drohte als vor der Schlachtentscheidung, da Österreich sich nun ganz auf die französische Seite warf. Doch war Preußens Stellung entschieden die stärkere; gleichwohl verzichtete es auf die vollständige kleindeutsche Einigung und beschränkte diese auf die Gebiete nördlich des Mains. Damit gewann Bismarck den Kaiser der Franzosen und erreichte, daß auch die österreichischen Unterhändler zum Präliminarfrieden von Nikols6*
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bürg am 26. 7. auf dieser Basis bereit waren: Österreich blieb erhalten, der deutsche Bund aber wurde aufgelöst. Schwieriger war es für Bismarck, im eigenen Lager die Beschränkung der Ziele auf Norddeutschland durchzusetzen und ihr eine für Österreich möglichst wenig verletzende Form zu geben, im übrigen aber ohne Rücksicht auf mittelstaatliche Dynastien Preußen zu vergrößern. Mit Unterstützung des Kronprinzen wurden schließlich Schleswig und Holstein, aber auch Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt der preußischen Monarchie einverleibt, Österreich und seine übrigen Verbündeten allerdings — auch mit Rücksicht auf den Zaren — territorial nicht verändert. Gleichwohl versuchte Rußland einen Tag nach dem Abschluß des Präliminarfriedens, die Lösung der deutschen Frage noch einmal durch die Verweisung an einen europäischen Kongreß zu verzögern. Bismarck fing diesen Vorstoß durch die Zusage der preußischen Hilfe beim Streben nach der Wiederherstellung der russischen Freiheit im Schwarzen Meer auf. Als unmittelbar darauf Frankreich die bayerische Pfalz und Rhein-Hessen mit Mainz forderte, erwiderte Bismarck, daß ein solches Opfer nur die Folge eines verlorenen Krieges sein könne; er lehnte nun überhaupt jede Kompensation ab. Indem Preußen, das nun zum ersten Male in seiner Geschichte über ein vom Rhein bis nach Ostpreußen reichendes geschlossenes Staatsgebiet verfügte, sich so zum Beschützer nichtpreußischer deutscher Territorien machte, tat es den Schritt in die Verantwortung der nationalen Führung. Bismarck war bereit, notfalls die nationale Bewegung in ganz Europa gegen Frankreich und dessen Bundesgenossen zu entfesseln. Vor solchen Möglichkeiten schreckte Napoleon zurück: der Prager Friede beendete den Krieg auf der Grundlage des Nikolsburger Vorfriedens. Bismarck aber ergänzte ihn unter Benutzung der unvergessenen napoleonischen Forderung und Drohung sogleich durch die Vorbereitung des nächsten und letzten Schrittes, indem er für Preußen mit den süddeutschen Staaten geheime Schutz- und Trutzbündnisse abschloß — ohne Rücksicht darauf, daß so bereits die eben erst vertraglich zugesicherte Unabhängig-
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keit Süddeutsdüands im strengen Sinne eingeschränkt wurde. Dreimal war Preußen — und zwar „vor den Augen Europas" (Ranke) — entstanden bzw. zu bedeutungsvoller Stellung angewachsen: in Friedrichs des Großen schlesischen Kriegen, in den Befreiungskriegen 1813/15 und nun schließlich durch den Krieg von 1866 und die anschließenden Annektionen. Jetzt erst, nicht schon in der friderizianisdien Zeit, war Preußen wirklich eine Großmacht geworden, nachdem ihm diese Qualität selbst noch auf dem Wiener Kongreß nur zögernd und eingeschränkt zuerkannt worden war. 6. Die Reichsgründung a) Preußen und Österreich nach 1866 Die Geschehnisse von 1864 und 1866 trugen sowohl durch die Bewunderung für den erfolgreichen Staatsmann wie infolge einer gründlicheren Betrachtung der Motive und Zusammenhänge wesentlich zur Anerkennung Bismarcks durch die meisten Liberalen bei. Bismarck kam dieser Bewegung entgegen, indem er beim Landtag für die von der Regierung seit 1862 ohne Staatshaushaltsgesetz geführte Verwaltung den Antrag auf Erteilung der Indemnität, der nachträglichen Genehmigung also, stellte und damit zugleich prinzipiell das Recht des Landtags auf Geldbewilligung anerkannte. Diesem Wandel auf beiden Seiten entsprach unter Spaltung der Liberalen und Bildung der Nationalliberalen Partei eine Verschiebung des innenpolitischen Schwerpunkts nach rechts. Bedeutungsvoller als diese innenpolitische Entwicklung war jedoch die Gründung des Norddeutschen Bundes nach dem Abschluß des Bündnisvertrages zwischen Preußen und den norddeutschen Kleinstaaten auf dem Fundament einer Verfassung, die im wesentlichen aus Bismarcks Geist, aus seinem Entwurf vom 15. 12. 1866 stammte, aber auch Einflüsse von 1848 und dadurch selbst solche aus der Verfassung der U S A erkennen ließ; mit der Anerkennung des Reichswahlgesetzes von 1849 kam es den Liberalen entgegen. Auch Sachsen und — für seine nördlich des Mains
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gelegenen Landesteile — das Großherzogtum Hessen traten dem Bunde bei. Jetzt wurde auch eine innere Entwicklungslinie von der Entstehung des Zollvereins über dessen Anwachsen und den Entscheidungskampf um die wirtschaftspolitische Führung in Deutschland sichtbar. Wenngleich die politische Gemeinschaft nicht etwa unmittelbar aus der wirtschaftlichen hervorwuchs und der Zollverein das Bündnis der Mittelstaaten mit Österreich 1866 nicht hatte verhindern können, bildete die Einigung auf diesem einen Gebiet doch eine wichtige Vorstufe für den Norddeutschen Bund und das Reich. Die neue Verfassung, die die Bundesakte und die Frankfurter Reichsverfassung miteinander zu verschmelzen suchte, übertrug die Souveränität der Gesamtheit den „Verbündeten Regierungen" und ließ damit die Frage der Einzelsouveränität vorsichtig unberührt. Die historisch belastete Bezeichnung Bundestag wurde durch die Bezeichnung Bundesrat ersetzt, dessen Plenum 43 Stimmen, darunter 17 preußische, zählte. Das Bundespräsidium, das an Preußen fiel, erhielt von der Entscheidung über Krieg und Frieden bis zur Bundesexekution und zum Oberbefehl über die Kriegsmacht des Bundes sehr beträchtliche Rechte. Gegenüber dem Partikularismus der Staatsregierungen vertrat ein „Reichstag" die Einheit des „deutschen Volkes" im Bereich des Norddeutschen Bundes. Ein Reichsministerium wurde nicht geschaffen, da dieses nach Bismarcks Auffassung das Wesen des Bundesstaates zum Einheitsstaat hin verschoben hätte und weil Bismarck eine innere Abneigung gegen eine solche Institution hatte. Ein gewisser Ersatz lag darin, daß der Reichstag durch § 17 der Verfassung den dem Bundespräsidium beigeordneten Bundeskanzler für verantwortlich erklärte. Am 24. 2. nahm der verfassungsberatende Norddeutsche Reichstag Bismarcks Entwurf an; am 1 . 7 . 1867 trat die Verfassung in Kraft. Sie bewährte sich in Friedensund Kriegszeiten so gut, daß in den Novemberverträgen 1870 Baden, Hessen, Bayern und Württemberg dem Bund beitraten, ohne mehr als einige „Reservatrechte" zu beanspruchen, die nur im bayrischen Falle große Bedeutung
Preußen u n d Österreich nach 1866
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hatten. Daher konnte auch die Verfassung des Deutschen Reiches, nachdem dieses am 1.1.1871 —also vor der Kaiserkrönung — ins Leben getreten war, bereits am 16. 4. 1871 in ihrer endgültigen, gegenüber 1866 kaum veränderten Form erlassen werden. Auch das aus Deutschland ausgeschiedene Österreich bedurfte einer verfassungsmäßigen Neuordnung. Ihren wesentlichen Inhalt bildete der „Ausgleich" mit Ungarn, der diesem im Februar 1867 ein eigenes Ministerium und einen Reichstag gab. Ungarn und danach auch Österreich nahmen das „Gesetz über die zwischen den Ländern der ungarischen Krone und den unter der Herrschaft Seiner Majestät stehenden übrigen Ländern obwaltenden Verhältnisse von gemeinsamem Interesse und über den Modus ihrer Erledigung" an, womit sie eine über das Dynastische hinausgehende Verbindung der beiden Reichshälften anerkannten. Diesem Akte folgte die Krönung Franz Josephs zum König von Ungarn. Das Kaiserreich von 1804 wurde damit als „Österreichisch-Ungarische Monarchie" in eine Doppelmonarchie gleichberechtigter Staaten umgewandelt, die durch die Person des „Kaisers von Österreich und Königs von U n g a r n " und durch die Verwaltung der gemeinsamen Angelegenheiten — wie Außenpolitik, Verteidigung und Teile der Finanzverwaltung — miteinander in Verbindung standen. Die Ministerien bzw. Behörden in Cisleithanien hießen „kaiserlich-königlich" (k.k.), die ungarischen „Königlich" (Kgl.), die gemeinsamen „Kaiserlich und königlich" k.u.k.). Napoleons Versuche, Deutschland gegenüber ohne Krieg größere Erfolge zu erzielen und durch „Kompensationen" auch innenpolitisch seine Position zu befestigen, erreichten einen H ö h e p u n k t im Jahre 1867 in der Luxemburgischen Krisis. Bismarck selbst hatte Napoleon zur Vermeidung jeder Beeinträchtigung deutschen Territoriums auf die Möglichkeit der Expansion nach Belgien und dem zu Holland gehörigen, aber einen Teil des Bundes bildenden Luxemburg verwiesen — in einer Zeit, da die industriewirtschaftlichen Möglichkeiten dieser Gebiete noch nicht erkannt werden
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Die Reichsgründung
konnten. Im August 1866 erklärte er, daß in Belgien und Luxemburg „dernatürlicheMachtzuwachs Frankreichs liege, wie er sowohl durch Nationalität und Sprache, als" durch das defensive System Frankreichs vorgezeichnet •werde"." Auf einer solchen Basis hielt er sogar ein deutsch-französisches Bündnis für moelich. Als Jedoch Napoleon die Initiative bei der Einverleibung Luxemburgs in Frankreich Bismarck zuschieben wollte, zog dieser sich vom Plan zurück. Bei ihm trat ietzt das Bedürfnis wieder stärker in den Vordergrund, sich selbst und Preußen nicht vor dem deutschen Nationalgefühl zu kompromittieren und Preußens Stellung in Norddeutschland sowie gegenüber Süddeutschland zu befestigen. Unter solchen Gesichtspunkten brach er die Verhandlungen mit Napoleon ab und entsprach damit dem Wunsch der deutschen Öffentlichkeit. Zugleich nutzte er freilich auch die national erregte öffentliche Meinung zum beschleunigten Ausbau des Norddeutschen Bundes aus. Nach vielen Verhandlungen, die auch England und selbst Wien mit einbezogen, gelangte man zu einer gemeinsamen Garantie der Großmächte für die Integrität und Neutralität Luxemburgs, zur Schleifung der Festungsanlagen, zu Preußens Verzicht auf Besatzungsrecht und Garnison, zu Luxemburgs Verbleiben im Zollverein und zu einer kaum verhüllten neuen Niederlage Napoleons nach dem Fehlschlag von Kaiser Maximilians mexikanischem Abenteuer. Der Ausgang der Luxemburgischen Krisis schuf für die deutsch-französischen Beziehungen der Folgezeit ein ungünstiges Klima. In dem Maße, in dem Napoleon eine Annäherung an Österreich anstrebte — mit den Höhepunkten bei den Kaiserbegegnungen in Salzburg und Paris 1867 —, verschlechterte sich das preußisch-französische Verhältnis. Allerdings konnte Preußen der russischen Hilfe, die im März 1868 die Form eines von Bismarck abgelehnten Bündnisvorschlages annahm, gegen Österreich-französische Pressionen unter Einbeziehung etwa auch Italiens gewiß sein. Vergeblich strebte Bismarck dagegen nach einer Entente mit England.
Die spanische Thronkandidatur
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b) Die spanische Thronkandidatur Die Gruppenbildungen und Spannungen der Jahre nach 1866 erhielten ihren besonderen Akzent durch die spanische Thronkandidatur, die .Bismarck 18/0 als eine diplomatische Gegenoffensive gegen .Napoleons preußenfeindüche Uemüiiungen betrieD. Aus diesem Gesamtkomplex entstand der deutsch-französische Konflikt und Krieg, den Bismarck nicht gesucht oder angestrebt hat, dem er aber auch nicht ausweichen wollte — während Napoleon mit dem Ziel, die deutsche Einigung aus Gründen außenpolitischer Sicherheit zu verhindern, auch den Wunsch nach Ablenkung des französischen Volkes von seinen innenpolitischen Schwierigkeiten verband. Nach der Vertreibung von Königin Isabella von Spanien hatte es eine ganze Keine von Thronkandidaturen gegeben — als letzte die des mit den preußischen Hohenzollern nur sehr weitläufig, enger dagegen über Murat und Beauharnais mit Napoleon 1. verwandten katholischen Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, des älteren Bruders des seit 1866 regierenden turnen Carl von Rumänien. In Frankreich allerdings galt der Kandidat einfach als „Hohenzoller" und damit als unerwünscht auf dem spanischen Thron. Auf eine vorsichtige Anfrage des französischen Gesandten Benedetti im Mai 1869 über die Kandidatur, die von Bismarck dilatorisch beantwortet wurde, folgte Anfang 1870 ein stärkeres Interesse des Kanzlers an der Benutzung des Komplexes gegen eine französisch-österreichische Verständigung. So leitete Bismarck eine kunstvolle Aktion vor allem der Geheimhaltung seiner wirklichen Pläne ein, die am vorzeitigen Bekanntwerden scheiterte und zu französischen Gegenaktionen und schließlich zur Kriegsdrohung führte. Die französische Regierung erklärte unter Erinnerung an das Reich Kaiser Karl V. die Kandidatur für nicht annehmbar. Der Botschafter Benedetti suchte in Bad Ems den preußischen König auf, während der Sigmaringer auch auf Wunsch Wilhelm I. auf den spanischen Thron verzichtete. Nach dieser ersten Niederlage Preußens kam es zu
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Die Reichsgriindung
einer neuen Zuspitzung des Konflikts durch Napoleons Verlangen, Wilhelm I. solle den Verzicht öffentlich billigen und für alle Zukunft Hohenzollern-Kandidaturen im Ausland untersagen. Benedetti stellte diese ihm selbst peinliche Garantieforderung am 1 3 . 7 . auf der Kurpromenade in Ems, wurde abgewiesen, wiederholte aber am gleichen Tage mehrfach das ihm aufgetragene Verlangen und stieß stets auf die gleiche höfliche Ablehnung-, König Wilhelm unterrichtete Bismarck über diese Vorgänge in der von Abeken formulierten „Emser Depesche" mit der Ermächtigung, „die neue Forderung Benedettis und ihre Zurückweisung" zu veröffentlichen. Die von Bismarck daraufhin vorgenommene publizistisch wirkungsvollere, allerdings auch politisch-kriegerische Akzente setzende Umformulierung war zwar keine „Fälschung" im strengen Sinne, gab aber ohne Zweifel der Entwicklung endgültig die seit längerer Zeit auf beiden Seiten für die Zukunft vorgesehene Wendung zum Kriege. Nun erwies sich sofort, daß ganz Deutschland hinter Bismarcks Entschluß und Preußens Führung stand. Mit einem Schlage wuchs infolge der Pressewirksamkeit der zweiten Formulierung der Emser Depesche aus der fast rein dynastischen Angelegenheit der spanischen Erbfolge wieder einmal und stärker als je die deutsche Frage hervor. Am 1 9 . 7 . 1 8 7 0 erklärte Napoleon, politisch und militärisch isoliert, Preußen den Krieg. c) Der Deutsch-Französische
Krieg
Während das preußische Heer der allgemeinen Wehrpflicht sich nach den Reformen bereits bewährt hatte, befand das französische Berufsheer sich bei Kriegsausbruch in einer Reorganisation. Doch auch in Deutschland gab es nicht eine umfassende Einheit des Heeresaufbaues, da die Anpassung und Einordnung von Preußens neuen Provinzen noch im Gange war und in Süddeutschland sehr verschiedene Heerestypen existierten. Auf der deutschen Seite standen anfangs etwa 500 000 Soldaten den 240 000, mit Reserven fast 300 000 Franzosen gegenüber. Im Laufe der Zeit wuchsen
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beide Heere zum ersten Male in der Kriegsgeschichte über die Millionengrenze hinaus. Das gab der Kriegsführung zwar gemeinsam mit der starken Benutzung der Eisenbahn ein neues Gesicht, doch war der eigentlich moderne Krieg, derjenige, der die meisten Anregungen f ü r Kriegsdenken und -führung im Ersten Weltkrieg bieten sollte, wenige Jahre zuvor in Nordamerika ausgetragen worden: der Sezessionskrieg 1861 bis 1865. Nach einer gewissen Anlaufzeit fügte sich das zunächst von Unterführern bestimmte Kriegsgeschehen Moltkes Planungen. Über nationalpolitisch und nach außen hin propagandistisch wertvolle Siege bei Weißenburg, Wörth und Spichern, über die blutigsten und verlustreichsten Schlachten des Krieges bei Vionville — Mars la Tour und Gravelotte — Saint-Privat sowie Bazaines Einschließung in Metz kam es zur planmäßigen Einkreisung der kaiserlichen Feldarmee in Sedan und zu deren Kapitulation am 2. 9. 1870. Das bedeutete das Ende des ersten Kriegsabschnitts mit einer großen symbolischen Entscheidung: dem Thronverzicht Napoleons, während die Vorbereitungen f ü r die deutsche Einigung und die 1815 unterbliebene Bildung eines Deutschen Reiches begannen. Von einer Ausweitung des Krieges auf Österreich und Italien war nun keine Rede mehr; England blieb wenig freundlich neutral; Rußland nutzte die Situation zur Streichung der seine Souveränität im Schwarzen Meer beschränkenden Bestimmungen des Pariser Friedens von 1856. Die Proklamation der französischen Republik in Paris am 4. 9. und ihre Formen erweckten Erinnerungen an 1789, die Levee en masse und 1848 und ließen die Steigerung der K ä m p f e zu höchster Erbitterung befürchten, da man auf der deutschen Seite die Annektion von Elsaß und Lothringen teils als altem Volksboden, teils — wie vor allem bei Bismarck — unter militärischen Gesichtspunkten anstrebte. Der zweite Abschnitt des sich nun lange hinziehenden Kampfes in der Form des Volkskrieges bestand in einer großen Zahl unübersichtlich nebeneinander herlaufender, mehr aus Gelegenheit als aus echter Initiative und Planung
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sich ergebender Kampfhandlungen. Paris kapitulierte am 28. 1. 1871; am gleichen Tage wurde der Waffenstillstandsvertrag, am 26. 2. 1871 in Versailles ein Präliminarfriede abgeschlossen. Am 1 . 3 . 1 8 7 1 marschierten für 24 Stunden deutsche Truppen in Paris ein. Bei der Formulierung der Friedensbedingungen beugte sich nach monatelangen Differenzen über Sinn und Ziel von Kriegen und Friedensschlüssen der klügere Staatsmann Bismarck dem energischeren Militär Moltke, der Metz forderte, da diese Festung eine Armee von 120000 Mann wert sei. Am 10. 5. 1871 wurde in Frankfurt der Friedensvertrag unterzeichnet, in dem Frankreich die künftigen „Reichslande" Elsaß und Lothringen abtrat und sich zur Zahlung von 5 Milliarden Francs Kriegsentschädigung verpflichtete. Die in dieser Reparationsforderung zum Ausdruck kommenden Überlegungen sollten sich als falsch erweisen: Frankreich wurde durch die Zahlung nicht auf ein Jahrzehnt geschwächt und an Revancheplänen gehindert; und in Deutschland sollten die Verluste durch den Gründerkrach größer werden, als die Gewinne durch die Kriegsentschädigungen gewesen waren. Allerdings gingen durch die Veräußerung französischer Auslandswerte zur Aufbringung der Milliarden einige französische Bergwerks- und Industrieinteressen an Rhein und Ruhr in deutschen Besitz über.
d) Die Gründung des Reiches Inzwischen war das Deutsche Reich gegründet worden — nicht vom deutschen Volk, sondern auf Grund von Verhandlungen der deutschen Fürsten und damit im entscheidenden Gegensatz sowohl zur Paulskirche wie zur italienischen Einigung. Das Hauptproblem bildete die taktvolle Gewinnung der süddeutschen Bundesgenossen Preußens für die Erhebung des preußischen Königs zum deutschen Kaiser und damit für die Anerkennung der Vorrangstellung Preußens in Deutschland sowie schließlich für die kleindeutsche Lösung der Reichsgründung. Bei den langen, komplizierten, von Bismarck mit größtem Takt geführten Verhandlungen bereitete ihm die dynastische Empfindlichkeit
Die Gründung des Reiches
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des preußischen Kronprinzen erhebliche Schwierigkeiten. Indem Bismarck vor allem Bayern eine Reihe von Sonderund Ehrenrechten wie den Vorsitz im Bundesratsausschuß für auswärtige Angelegenheiten zubilligte und ihm die Militärhoheit im Frieden, die Staatshoheit über Eisenbahn, Post und Telegraphie, Bier- und Branntweinsteuer und ähnliches überließ, sowie über Verträge mit den anderen süddeutschen Staaten kam es schließlich unter Eingliederung Süddeutschlands zur Umbenennung des Norddeutschen Bundes und seines Präsidiums in Deutsches Reich und — unter großer Mühe — Deutscher Kaiser. Der preußische König war 74 Jahre alt, als ihm, anders als 1848 seinem Bruder, die Kaiserkrone angetragen wurde. Hatte jener sie als Krone eines Volkskaisers abgelehnt, so empfand auch dieser sie jetzt und für den Rest seines Lebens nur als sekundäre Krone, ja, als Beeinträchtigung der historisch bedeutenderen preußischen Königskrone, zumal der Titel „Deutscher Kaiser" und nicht „Kaiser von Deutschland" lautete, weil dieser der Staatsform nicht entsprochen hätte. Auch die Scheu des Greises vor der neuen großen Aufgabe trat hinzu. Weder das seit 170 Jahren gewachsene und viel erprobte preußische Staats-, noch das Hohenzollerisch-Dynastische Herrscherbewußtsein ergaben sich willig dem volkstümlichen Rausch der Reichsgründungsatmosphäre. Wichtiger wurde freilich bald auch für Wilhelm I., daß der DeutschFranzösische Krieg nach der Kapitulation bei Sedan, also bereits vor dem eigentlichen Friedensschluß und weit über diesen hinaus, durch die Reichsgründung seinen machtvollen, die Erstarrung der deutschen Verhältnisse im Zustand von 1867 verhindernden Abschluß fand und damit zugleich einen neuen großartigen Anfang bildete. Zum ersten Male seit dem Mittelalter, mindestens seit 1648, konnte und sollte Deutschland als Reich, als eine einheitliche, wenngleich als eine kleindeütsche Großmacht wieder in Erscheinung treten. Das war im Zeitalter der geschlossenen National- und Volksstaaten, des Neomerkantilismus und der wehrpolitischen Konzentration eine Tatsache von
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Die
Reichsgründung
allergrößter Bedeutung •— ganz abgesehen davon, daß es sich im Prinzip um die Erfüllung eines alten Wunsches des deutschen Volkes handelte und dieses damit aus einer psychologischen Befangenheit gegenüber den anderen europäischen Großmächten befreit wurde. Schließlich wurde Bismarck nach 1871 sehr schnell f ü r fast zwei Jahrzehnte der einflußreichste und bedeutendste Staatsmann der Erde, ohne daß Deutschland, wie etwa England und in gewissem Umfange auch Frankreich, eine „Weltmacht" im eigentlichen Sinne war oder wurde. Bismarck war als Persönlichkeit der „Reichsgründer" gewesen — bedeutendster Träger der Reichsgründung und später des Reiches selbst aber war das deutsche Bürgertum, insbesondere in seinen politisch vorwiegend konservativ, wirtschaftlich hauptsächlich liberal gesinnten Schichten. Dagegen wurde die Reichsgründung nicht mit Hilfe der Arbeiterbewegung durchgeführt, die zu jener Zeit f ü r eine solche Leistung viel zu schwach war und später nicht, wie die französische und englische, „in die nationale Lebensordnung hinein, sondern an ihr vorbeigewachsen" (Winnig) ist. Schließlich wurde die Reichsgründung nicht durchgeführt mit wesentlicher Hilfe der agrarischen, vorwiegend territorial gebundenen Schichten. Die Träger des wirtschaftlichen Fortschritts standen also Bismarck, manchen Differenzen im einzelnen zum Trotz, bei Gründung und Aufbau des Reiches sachlich mit dem größten Verständnis zur Seite und blieben ihm in Verbindung mit eigenen Interessen auch stets am engsten verbunden. Bismarck hat das immer berücksichtigt und nicht übersehen, daß auf diese Weise bei der Schaffung und Formung des Reiches durch ihn adlige und bürgerliche, republikanisch-konstitutionelle und monarchisch-absolutistische Fundamentaltendenzen zu einer auch f ü r die Z u k u n f t fruchtbaren Berührung miteinander gelangten. Innenpolitisch aber stand Deutschlands Z u k u n f t , seitdem Bismarck, wie er selbst ein Vierteljahr nach dem Friedensschluß gestand, mit der territorialen Forderung den „größten politischen Fehler" gemacht u n d „das Selbst-
Die Außenpolitik bis 1879
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gefühl der Besiegten tödlich verwundet" (Ritter) hatte, unter dem „Albdruck der Koalitionen" (Bismarck). Bismarcks „kunstvolle Außenpolitik mit ihrem verschlungenen System von Bündnissen und Ententen, Gewichten und Gegengewichten ist in der Grundlage und Zielrichtung durch die Entscheidung von 1871 bestimmt" (BeckerScharff). 7. Das Bismarckreich a) Die Außenpolitik
bis
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Aber auch die Einstellung der Nachbarn -zum jungen Deutschen Reich mußte dessen Außenpolitik stark beeinflussen. Krieg und Reichsgründung hatten das traditionelle Gleichgewicht auf dem Kontinent völlig zerstört und damit auch Englands Position beeinflußt. Rußland befreite sich von der 1856 in Großbritanniens Interesse geschaffenen Pontusklausel des Pariser Vertrages, während im erwachenden slawischen Sendungsbewußtsein der Gegenpol zum angelsächsischen Auserwähltheitsgedanken heranwuchs. Dieses Rußland war einstweilen mit dem preußisch geführten Deutschland durch Dienst und Gegendienst wie auch dynastisch verbunden. Die österreichische Doppelmonarchie suchte, nachdem sie aus Deutschland verdrängt worden war, über Monarchenzusammenkünfte eine freundschaftliche Annäherung an Berlin. Das Gesamtergebnis dieser Entwicklungen bildete nach der Dreikaiserzusammenkunft im September 1872 das Dreikaiserabkommen vom 22. 10. 1873 mit der gegenseitigen Zusicherung der Monarchen, „den gegenwärtig in Europa herrschenden Friedenszustand zu befestigen" und „auf dem Gebiet der Grundsätze" gemeinsame Sache zu machen — keine säkularisierte Erneuerung der Heiligen Allianz also, aber doch ein Übereinkommen von größter Bedeutung. Denn hier wurde nun im Herbst 1873 die Grundlage für Bismarcks Kontinentalpolitik geschaffen. Sie bewährte sich, als Frankreich nach schneller Erholung von Niederlage, Okkupation und Kriegsentschädigung dem deutschen General-
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Das Bismarckreich
stab so sehr zur Revanche entschlossen schien, daß 1875 ein Krieg drohte. Bismarck freilich war entschlossen, ihn nach Möglichkeit zu vermeiden; aber der russische Ministerpräsident Gortschakoff, der den Zaren im Mai 1875 nach Deutschland begleitete, hielt es doch im Interesse des russischen Ansehens in Europa für angezeigt, ein gar nicht vorhandenes spezielles russisches Verdienst um die Erhaltung des Friedens zu betonen und damit den Anschein einer gemeinsamen russisch-britischen Intervention zu erwecken. Statt der von Bismarck und Moltke angestrebten Isolierung Frankreichs ergab sich plötzlich eine solche Deutschlands. In dem mit diesen Geschehnissen verbundenen Zerwürfnis Bismarck—Gortschakoff, dem Übergang von Freundschaft zu Feindschaft Bismarcks gegenüber Rußland lagen tiefgreifende und dauerhafte Ursachen für die Entwicklung des deutsch-russischen Verhältnisses in der Folgezeit überhaupt. Noch im gleichen Jahre 1875 begann die Entwicklung einer neuen Konstellation von dauernder Bedeutung. Im Zuge des allmählichen Verfalls im Osmanischen Reich bis auf einen territorialen Umfang, der dem Verhältnis seines militärischen und wirtschaftlich-finanziellen Potentials sowie des Formats seiner Herrscher gegenüber den hauptsächlich interessierten europäischen Mächten entsprach, kam es zu Erhebungen in seinen Randgebieten Herzegowina, Bosnien und Bulgarien, schließlich zum Krieg Serbiens und Montenegros gegen die Pforte. Rußland mischte sich im Vertrauen auf Deutschlands wohlwollende Neutralität in diese Auseinandersetzung ein. Da Gortschakoff darüber hinaus trotz des Dreikaiserabkommens auch einen Angriff auf Österreich plante, mußte v Bismarck seine ganze Geschicklichkeit aufbieten, um einen Krieg zu vermeiden. Nach einem russisch-österreichischen Vertrag vom 15. 1. 1877 in Budapest, in dem bereits die österreichische Verwaltung Bosniens und der Herzegowina nach einem russischen Sieg über die Türken vorgesehen war, kam es im April zu einem Krieg, der nach wenigen Monaten die Russen bis vor Konstantinopel führte und zunächst am 3. 3. 1878
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Die Außenpolitik bis 1879
mit dem für Rußland sehr günstigen Frieden von San Stefano endete. Doch protestierte nun England gegen den russischen Druck auf die Meerengen, und zur Beilegung des Gegensatzes wurde der Berliner Kongreß vom 13. 6. bis zum 13. 7. 1878 einberufen, auf dem Bismarck die Rolle des „ehrlichen Maklers" übernahm, zugleich aber auch mit der Möglichkeit rechnete, daß die von dem Ausgang des Kongresses Unbefriedigten Deutschland mit diesem Ergebnis belasten würden. Unter Bismarcks Vorsitz nahmen am Kongreß die führenden Staatsmänner der fünf Signatarmächte des Pariser Vertrages von 1856 und der Pontuskonferenz von 1871 sowie die Türkei teil. Bismarcks Ziel war die Schaffung einer neuen Ordnung Europas, mit der Deutschlands Sicherheit verknüpft werden sollte. Dazu mußte die Erfüllung der russischen Wünsche ohne Englands und Österreichs Verärgerung angestrebt werden — ein praktisch unlösbares Vorhaben. Tatsächlich mußte denn auch Rußland seine Ansprüche einschränken, was einen großen und bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauernden Erfolg Großbritanniens bedeutete. Im Berliner Frieden vom 13. 7. 1878 verzichtete Rußland auf ein Großbulgarien und begnügte sich damit, daß das nördliche Bulgarien ein tributpflichtiges Fürstentum mit einem christlichen Herrscher unter türkischer Oberhoheit, Ostrumelien dagegen unter einem christlichen Gouverneur eine autonome Provinz wurde und die Fürstentümer Rumänien, Serbien und Montenegro als souveräne Staaten gegründet wurden. An die Stelle der russischen Vorherrschaft auf dem Balkan trat damit die Möglichkeit eines russisch-österreichischen Gleichgewichts. Zwar gewann Rußland die türkischen Gebiete von Ardahan, Kars und Batum, und Österreich erhielt auf britischem Vorschlag das Verwaltungs- und Besatzungsrecht in Bosnien und der Herzegowina; aber England erzielte für etwa 75 Jahre den größten Gewinn, indem es nicht allein die russische Flotte vom Mittelmeer fernhielt, sondern sich auch von der Pforte die Verwaltung Zyperns „übertragen" ließ und damit sowie mit der Besetzung Ägyptens im Jahre 1882 seine Stellung T r e u e , Deutsche Gesdiidite
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im östlichen Mittelmeer entscheidend stärkte. Für Deutschland aber ergab sich, was Bismarck seit langem befürchtet hatte: Das Dreikaiserbündnis war zusammengebrochen, und Deutschland mußte sich angesichts der russischen Verstimmung allein für Österreich entscheiden. Die unmittelbare Folge w a r der Abschluß des Zweibundes, der die deutsche Außenpolitik der 80er Jahre charakterisieren sollte. Bismarcks Bemühung, unter Preisgabe des trotz dynastischer Bindungen unsicheren Bündnisses mit Rußland ein engeres Verhältnis zu Österreich und hinter diesem auch zu England aufzubauen, wurde wesentlich durch die gefühlsmäßig begründete Haltung des 80jährigen Wilhelm I. erschwert, die ihn mit Rußland gegen Österreich verband. Erst als auch der Kronprinz, Moltke und andere für das Bündnis mit Österreich eintraten, dem die historische, sprachliche und kulturelle Gemeinschaft zugrunde liegen würde, fügte sich der Kaiser. Damit konnte am 7. 10. 1879 der auf fünf Jahre befristete Zweibund unterzeichnet werden, der sich sowohl gegen Rußland wie gegen ein mit diesem etwa verbündetes Frankreich richtete, also die Möglichkeit eines Zweifrontenkrieges vorsah. Der Vertrag wurde dem Zaren nicht mitgeteilt, doch ließ Bismarck auch fortan die Möglichkeit einer neuen freundschaftlichen Verständigung mit Rußland nicht aus dem Auge, zumal ein engerer Kontakt mit England nicht zustande kam, weil Disraeli das kontinentale Gleichgewicht und die ausschlaggebende Position Englands gegenüber dem Festland behaupten wollte. Unter solchen Umständen kam es seit dem Herbst 1879 zu einer neuen deutsch-russischen Annäherung und zu dem am 18. 6. 1881 abgeschlossenen geheimen Dreikaiservertrag, in dem die drei großen Monarchen Mittel- und Osteuropas sich auf drei Jahre zu wohlwollender Neutralität im Falle eines Krieges mit einer vierten Großmacht verabredeten. Außerdem war die Annektion von Bosnien und der Herzegowina durch Österreich und die Vereinigung Bulgariens mit Ostrumelien vorgesehen. Dieser Vertrag, dessen Zuverlässigkeit Bismarck nie über-, aber auch nicht unter-
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Die A u ß e n p o l i t i k bis 1879
schätzte, wurde 1884 erneuert. Inzwischen war aber im März 1882 aus dem deutsch-österreichischen Zweibund durch den Anschluß Italiens an ihn der Dreibund hervorgegangen. In diesem suchte Italien Beistand für seine imperialen Bestrebungen, die durch Frankreich von Tunis her gefährdet wurden, während es andererseits seine freilich nicht sehr starke Waffenhilfe für einen deutschen Verteidigungskrieg gegen Frankreich zur Verfügung stellte. Hier begann die Zeit der eigenartigen deutschen Vorliebe für schwache Mächte als Koalitionspartner, während gleichzeitig die eigene Macht immer anspruchsvoller demonstriert wurde — mit dem Ende dieser Kombination von überbetonter eigener Stärke und unterschätzter Schwäche der Verbündeten im Jahre 1945. Bismarck schätzte freilich 1882 den Bündniswert Italiens noch nicht sehr hoch ein, sondern hatte in erster Linie die Entlastung der österreichischen Südgrenze, d. h. indirekt die Steigerung des Bündniswertes dieses Zweibundpartners im Auge. Und außerdem zeichnete sich dahinter eine lockere Annäherung an die Mittelmeermacht England sowie schließlich eine gewisse Zusammenfassung ganz Mitteleuropas an einen Friedensblock ab. In diese Konzeption gehörte auch der 1883 vollzogene Anschluß Rumäniens an die Mittelmächte, der sich eindeutig gegen die Gefahr eines russischen Angriffes wandte. Außerdem bestanden recht gute Beziehungen zu Spanien und der Türkei. Zweibund, Dreibund und Dreikaiservertrag bildeten also eine von Bismarck sehr geschickt gehandhabte Gruppe von Bündnissen, Zusagen und Vorbehalten, die nicht an allen Stellen zu vollem Einklang gebracht werden konnten, jedoch weit mehr als nur ein diplomatisch kunstvoll um seiner selbst willen aufgebautes System bildeten. Während das „Zeitalter des Imperialismus" sich seit 1870 immer stärker in Expansionen und Rivalitäten der Großmächte in Afrika und Asien abzeichnete, gelang es dem großen, von Deutschland und Mitteleuropa aus weltpolitisch verantwortlich empfindenden Diplomaten Bismarck, der hier auch seine gedankliche Herkunft aus dem 18. Jahrhundert bezeugte, 7*
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den Frieden auf dem Kontinent zu stärken und damit die Position des jungen Deutschen Reiches zu festigen. Zugleich erkannte er immer klarer, daß Deutschland sich auf die Dauer nicht aus jenen größeren internationalen Verflechtungen und Konfliktmöglichkeiten maritimer und überseeischer, neomerkantilistischer und imperialer Art werde heraushalten können. b) Anfänge
der
Kolonialpolitik
Über Notwendigkeit und Berechtigung einer deutschen Kolonialpolitik wurde seit der Reichsgründung vielfach diskutiert. Dabei handelte es sich freilich nicht um eine freie Entscheidung, sondern um schicksalhafte Entwicklungen, denen ein Großstaat sich nicht zu entziehen vermochte. Infolgedessen hatten auch die Argumente für und gegen den Erwerb von Kolonien und den Eintritt in den Kreis der damit zusammenhängenden Probleme nur begrenzte Bedeutung und Auswirkung. Sobald die größere Einheit des Reiches gebildet war, ergaben sich als Selbstverständlichkeit auch die Lebensbedürfnisse und -formen einer Großmacht — sie hatten sich selbst in der kurzen Zeit der Reichsträume von 1848/49 angedeutet. In dem 1882 gegründeten Deutschen Kolonial verein neigte man anfangs ausschließlich zur Gründung von Siedlungskolonien in Afrika. Doch erhielt der ganze Komplex größere Dimensionen, sobald Bismarck ihn politisch aufgriff. Das geschah, als er gegen britischen Druck im April 1884 das durch Lüderitz erworbene Territorium an der westafrikanischen Küste unter den Schutz des Reiches stellte. Dazu traten bald die Gebiete von Togo und Kamerun, weiter aus der Initiative von Carl Peters solche in Ostafrika und unter der Führung von Adolf von Hansemann Teile von Neuguinea. Als im Dezember 1884 in Berlin die große Konferenz zur Regelung des völkerrechtlichen Status des Kongogebietes unter der Regierung Leopolds II. von Belgien stattfand, war die erste, wesentliche, weil richtungweisende und den Charakter bestimmende Phase der deutschen Kolonialpolitik abgeschlossen, und
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zwar unter Vermeidung einer englisch-französischen Allianz gegen diesen neuen Konkurrenten in kolonialen Fragen. Ende 1884 stand fest, daß es keine Möglichkeit mehr gab, Deutschland ohne Krieg aus der Reihe der Kolonialmächte wieder zu verdrängen — es stand andererseits auch fest, daß bei normaler Entwicklung die Flottenfrage der Kolonialfrage folgen mußte, da beide seit eh und je auf die natürlichste Weise miteinander zusammenhängen. Und es war endlich gewiß, daß die Kolonialpolitik über Bismarcks fundamentale Europapolitik hinausdrängen und den Reichskanzler auf Wege zwingen mußte, die der politischen K o n zeption von der Gründung und dem Aufbau des Reiches zuwiderliefen. Als Bismarck Deutschland in den Kreis der Kolonial- und Seemächte eintreten ließ, gab er sofort und im Laufe der Zeit in schnell sich verstärkendem U m fange den Vorteil der mitteleuropäischen Position Deutschlands, d. h. des Ausbalancierens von Ost und West auf. Das kunstvolle Gebäude der Bündnisse, das unter europäischen Gesichtspunkten errichtet worden war, geriet naturnotwendig in die viel heftigeren Stürme der weltpolitischen Zusammenhänge: Bismarcks Reichs- und Europapolitik war überholt und veraltet, seitdem er 1884 Deutschland in wirklich weltpolitische Zusammenhänge gestellt hatte — mochte er selbst auch mit manchen eindrucksvollen Formulierungen einstweilen noch diese Tatsachen zu leugnen oder wenigstens abzuschwächen versuchen. c) Mitteleuropäische
Zweifrontenpolitik
Die ersten Kolonialgebiete waren kaum erworben und in den Schutz des Reiches genommen, da trat der Balkan wieder in den Vordergrund der deutschen Politik. Nach dem Berliner Kogreß war in Bulgarien, dem russischen Wunsch entsprechend, 1879 Alexander von Battenberg zum Fürsten gewählt worden — ein Mann, der, wie auch früher und später mancher russische Protege in ähnlicher Stellung, eigene Wege ging, sobald er sich im Besitz der Macht fühlte. Bei seinem Versuch, großbulgarisdie Politik zu treiben, fand er die britische, nicht aber die russische Zustim-
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mung. Österreich wurde als Balkaninteressent naturgemäß in diesen Gegensatz hineingezogen, zumal das mit ihm verbündete Serbien Ende 1885 in einen Krieg mit Bulgarien geriet. So drohte die Gefahr der Auflösung des eben erst erneuerten Dreikaiserbündnisses. Bismarcks Absichten zielten in den sehr komplizierten Verhältnissen auf die Vermeidung von Deutschlands Teilnahme an einem Balkankrieg und auf die Verhinderung des Zerfalls der österreichisch-russischen Beziehungen. Schließlich mußte der Battenberger zurücktreten; an seine Stelle trat, den russischen Wünschen entgegen, Ferdinand von Coburg-Cohary, so daß in Rußland erneut eine Zunahme der deutschfeindlichen Empfindungen zu verzeichnen war. Die Verhältnisse im Osten, bei denen immer mehr panslawistisch-deutschfeindliche Momente eine Rolle spielten, erhielten in Deutschland noch besondere Bedeutung, weil gleichzeitig in Frankreich ein Jahrzehnt nach der „Krieg-in-Sicht-Krisis" von 1875 plötzlich das Verlangen nach Rache aufloderte, das durch den abenteuernden, an Napoleon III. orientierten Kriegsminister Boulanger, den „General Revanche", geschürt wurde. Erst als im Frühjahr 1887 Regierung und Kammer dieser Bewegung ihre Unterstützung versagten, war die Kriegsgefahr beseitigt. Immerhin mußte sich aus solchen gleichzeitigen und gleichgerichteten politischen Erscheinungen im Osten und im Westen für Deutschland immer stärker die Gefahr einer russisch-französischen Verständigung abzeichnen, zumal in Rußland das Dreikaiserbündnis vielfach angegriffen wurde. Hier zeichneten sich Gefahren ab, die selbst Bismarck in den letzten Jahren seiner Kanzlerschaft nur mit größtem Geschick abfangen, nicht aber vom Grunde her beseitigen konnte, da sie aus ihm unerreichbaren Wurzeln erwuchsen. Bedrängt von dem „Cauchemar des Coalitions", konnte er wohl Deutschlands Rüstung verstärken sowie kleinere und größere, in ihrer Wirkung oberflächliche und zeitlich begrenzte diplomatische Aktionen durchführen, doch befreite ihn all dies nicht von der Unruhe über Deutschlands Schick-
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sal angesichts von dessen wachsender Abhängigkeit von den anderen Großmächten. Immer waren diese Sorge und das Empfinden der engen Begrenzung seiner eigenen diplomatischen Möglichkeiten viel stärker als die Befriedigung über die Beherrschung eines überaus kunstvollen Bündnissystems. Aus diesem Grunde, zutiefst freilich aus äußerstem Verantwortungsbewußtsein, wollte er jeden Krieg im Osten und im Westen vermeiden. Deshalb betonte er Deutschlands Desinteressement an Bulgarien und damit den Wert guter Beziehungen zu Rußland. Den Gedanken an einen Präventivkrieg gegen Frankreich lehnte er mit allem Nachdruck ab. In solcher Auffassung wurde 1887 der Dreibund erneuert und zugleich erweitert, indem Deutschland seine Bündnisverpflichtungen gegenüber Italien ebenfalls auf dessen Kolonien ausdehnte und Österreich Italiens Interesse an Gebietserweiterungen auf dem Balkan und im Bereich der Türkei grundsätzlich anerkannte. Darüber hinaus kam es im Frühj a h r l 8 8 7 z u e i n e r auch von Bismarck vorbereiteten und sehr begrüßten Verständigung in der Form eines Notenaustausches zwischen England, Österreich und Italien im Sinne der Erhaltung des Status quo im Mittelmeer und Schwarzen Meer. Sie verdichtete sich gegen Ende des Jahres zu dem sogenannten Orient-Dreibund mit dem Ziel einer Erhaltung der Intregität der Türkei und der Freiheit der Meerengen. Das bildete eine gewisse Entlastung Deutschlands und Österreichs gegenüber Frankreich und Rußland und unterstrich die Ernsthaftigkeit von Bismarcks Friedenspolitik. Unter den veränderten politischen Verhältnissen konnte allerdings das immer bedeutungslosere Dreikaiserabkommen nicht mehr befriedigen. Bismarck suchte nach einer zuverlässigeren deutsch-russischen Verbindung und erreichte diese im sogenannten Rückversidierungsvertrag vom 18. 7. 1887 — einem gewissen Höhepunkt seiner Bündnispolitik, die er nun für Preußen und Deutschland seit einem Vierteljahrhundert betrieb. Dieser geheime Vertrag war grundsätzlich nicht verschieden von dem Notenwechsel, durch den die britische Regierung fast gleichzeitig ihre Mittelmeerpolitik vor dem Parlament geheimhielt. Auch bestand keine Un-
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klarheit darüber, daß Bismarck Deutschlands Bündnisverpflichtungen gegenüber seinen Dreibundpartnern nach wie vor anerkannte und von seiner traditionellen Balkanpolitik nicht abweichen wollte. Anders stand es um das „ganz geheime Zusatzprotokoll", in dem das Reich Rußland seine moralische und diplomatische Unterstützung für den Fall zusagte, daß der Zar im Kriege den Zugang zu den Dardanellen verteidigte oder die Meerengen besetzte. Diese Verpflichtung war mit derjenigen nicht mehr vereinbar, welche Deutschland in Verbindung mit den österreichisch-britischitalienischen Mittelmeerverabredungen übernommen hatte. Das eine Abkommen erkannte Rußlands Streben nach Konstantinopel an, das andere stellte sich diesem im Sinne des Status quo entgegen. Und alle aus der Situation der Zeit und aus dem historischen Ergebnis geschöpften Erklärungen für diese Doppelzüngigkeit kommen nicht daran vorbei, daß es sich um eine solche handelte, daß Bismarcks Bündnispolitik hier also zu einer Übersteigerung gelangt war, welche vom „ehrlichen Makler" nichts mehr bewahrte und sich letzten Endes in einer Sackgasse befand, aus der sie ohne moralische Einbußen nicht mehr hinauskonnte. Das zeigte zugleich deutlich, daß mit dieser übergeschickten, komplizierten Bündnispolitik alter Art die Probleme der Gegenwart nicht mehr bewältigt werden konnten: Den historischen Vorteilen der Mitteleuropa-Lage Deutschlands standen nun erhebliche Schwierigkeiten und Belastungen gegenüber, die aller Balancierkunst zum Trotz eine klare Stellungnahme erzwangen, wenn die diplomatische Ehrlichkeit gewahrt bleiben sollte. Und obendrein wurde klar, daß Deutschland und Bismarck seit den 70er Jahren die diplomatische Initiative und Vorrangstellung entglitten war — selbst den Bündnisfühler England gegenüber im Januar 1889 vermochte sie nicht zurückzugewinnen: England versuchte, seine splendid isolation zu behaupten und war nicht bereit, Deutschlands europäische Position zu verbessern, da sich daraus nur eine gesteigerte weltpolitische Aktivität ergeben hätte. Deutlich, aber erfolglos, empfand Bismarck in jenen Jahren, dem Sog der Kolonial- und Seepolitik nachgebend, den Drang zu
Innenpolitische Aufgaben
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einer gesamtpolitischen Neuorientierung, die fraglos zu einer gewissen diplomatischen Beunruhigung in Europa geführt hätte. d) Innenpolitische
Aufgaben
Zwar lagen Bismarcks Hauptinteressen und -fähigkeiten im Bereich der Außenpolitik. Doch stellten sich ihm bereits in den 70er Jahren über den engeren Bereich der Reichsgründung hinaus einige ganz neue innenpolitische Aufgaben von großer Bedeutung: die prinzipiell ähnlichen Auseinandersetzungen mit der katholischen Kirche und mit dem Sozialismus, die Sozialpolitik und die Entwicklung zum Parlamentarismus. Alle diese Komplexe führten zu tiefen und langdauernden Erschütterungen, die nicht durch eine beide Seiten voll befriedigende Lösung, sondern nur in zeitlich mehr oder weniger begrenzten Kompromissen beruhigt und in ihrer Dringlichkeit verringert oder revolutionär radikal beseitigt werden konnten. Der „Kulturkampf" — diese Bezeichnung wurde 1873 von Virchow in einem Wahlaufruf der Fortschrittspartei geprägt — entstammte Ursprüngen, die weit vor der Reichsgründung in der alten Auseinandersetzung zwischen Staat und christlicher Kirche lagen und durch die politischen Auswirkungen von Luthers Reformation für die katholische Gegenreformation an Bedeutung noch gewonnen hatten. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum ökumenischen Konzil des Jahres 1870, das am 18.7. das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit beschloß, erreichte dieser Gegensatz, der durch die Stärkung des politischen Liberalismus und des kulturellen Individualismus weitere Akzente erhielt, einen seiner Höhepunkte. Gerade in der Frage der Infallibilität achtete Bismarck auf strenge Zurückhaltung und Neutralität — nicht zuletzt mit Rücksicht auf die acht Millionen Katholiken in Norddeutschland. Unter der Führung von Ignaz von Döllinger, der seit 1848 zum Gedanken der Nationalkirche neigte, 1861 verschiedentlich die Aufhebung des K i r chenstaates für wünschenswert erklärt hatte und schließlich 1871 nach seinen „Römischen Briefen vom Konzil" exkom-
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muniziert worden war, lehnte dann eine Gruppe deutscher Katholiken als „altkatholische" Bewegung das Unfehlbarkeitsdogma ab. Die preußische Regierung nahm in dem darauf einsetzenden Streit gegen die katholische Kirche Stellung — am gleichen Tage, an dem die Kurie in Italien ihren letzten weltlichen Besitz einbüßte, den Kirchenstaat. Doch verhielt Bismarck sich in Kirchenfragen, die er als Politica ersten Ranges betrachtete, lange Zeit vorsichtig — nicht zuletzt, weil 1866/71 das Zahlen- und Machtverhältnis der beiden Konfessionen wesentlich verschoben worden war: Im kleindeutschen, von den protestantischen Hohenzollernkaisern regierten Reich hatten im Gegensatz zum Deutschen Bund die Protestanten die Majorität. Der politische Katholizismus großdcutscher Gesinnung gehörte also zu den Unterlegenen von 1866/71; und die nationalliberalen Kräfte und Bestrebungen, die im werdenden Reich sich immer stärker durchsetzen, galten dem Katholizismus als ärgste Feinde. Unter solchen Umständen und aus solchen Motiven heraus wurde 1870 die Zentrumspartei gegründet. Sie stand stets in enger Verbindung mit den Gesamtvorgängen und politischen Zielsetzungen der päpstlichen Politik und hatte infolgedessen nicht allein kirchlich-kulturelle, sondern auch hochpolitische Anliegen. Katholisch und föderalistisch, bildete diese Partei bald den Kristallisationspunkt auch für manche rein politischen Gegner Bismarcks und der preußisch-kleindeutschen Einigung: für die protestantischen Weifen, die katholischen Polen und die katholischen Elsässer. Von dieser Zentrumspartei gingen 1871 die ersten Schwierigkeiten aus, als sie vergeblich beantragte, die Grundrechtsartikel der preußischen Verfassung in die Reichsverfassung zu übernehmen. Schnell folgte eine intensive Annäherung weit über kirchliche Fragen hinaus von seiten des Zentrums, der polnischen Bevölkerung und der polnischen Nationalbewegung in den preußischen Ostprovinzen. Der eigentliche Kulturkampf trat in sein Vorstadium ein, als im Sommer 1871 die katholische Abteilung im preußischen Kultusministerium aufgelöst wurde. Im Zuge der Trennung von Staat und Kirche folgte das Schulaufsichtsgesetz vom De-
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zember 1871/März 1872, das die geistliche durch die staatliche Schulaufsicht ersetzte und den polnischen und klerikalen Einfluß in den Schulen des Ostens zurückdrängen sollte. Bei solchen Zielsetzungen stieß Bismarck auf starken protestantischen Widerstand, der sich auf das Einverständnis des preußischen Königs verlassen konnte. Andererseits war Bismarck bis 1872 bestrebt, einen „Kampf mit der Kurie" zu vermeiden und diese sogargegen das Zentrum einzunehmen. Der eigentliche Kulturkampf, der sich hauptsächlich in Preußen, sehr viel milder in Baden und Bayern, weniger in Hessen und Württemberg abspielte, begann mit dem A u f t r a g an den preußischen Kultusminister Adalbert Falk, „die Rechte des Staates gegenüber der Kirche wieder herzustellen, und zwar mit möglichst wenig Geräusch" (Bismarck). Der Kanzelparagraph 130 a, der im Dezember 1871 dem Deutschen Strafgesetzbuch hinzugefügt wurde und den Geistlichen verbot, in Ausübung ihres Amtes Angelegenheiten des Staates „in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise" zu erörtern, sowie das Gesetz, das alle Niederlassungen auf Reichsgebiet verbot, den Angehörigen des Jesuitenordens Aufenthaltsbeschränkungen auferlegte und die Möglichkeit zur Ausweisung ausländischer Jesuiten schuf, beruhte noch auf bayrischen Anträgen, und die Einzelstaaten erließen f ü r das Jesuitengesetz zum Teil auch verschärfende Ausführungsbestimmungen. Gerade dieses Gesetz erzielte die geringsten Wirkungen, trug aber wesentlich zum Zusammenschluß der deutschen Katholiken unter der Führung des sehr geschickt vorgehenden Papstes bei. Mit den Maigesetzen von 1873 folgte das Hauptstück des Kulturkampfes, dessen Schwergewicht fortan in Preußen lag. Dabei handelte es sich um 1. das Gesetz über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen, das wirkungslos ein Kulturexamen forderte und die Anzeigepflicht bei der Übertragung eines kirchlichen Amtes sowie das Einspracherecht des Staates festsetzte; 2. das Gesetz über die kirchliche Disziplinargewalt und die Errichtung des königlichen Gerichtshofes f ü r kirchliche Angelegenheiten, das die Disziplinargewalt auf deutsche kirchliche Behörden beschränkte, auch bei diesen
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einengte und ihnen eine Mitteilungspflicht auferlegte; 3. das Gesetz über die Grenzen des Rechtes zum Gebrauch kirchlicher Straf- und Zuchtmittel, das u. a. die Veröffentlichung der verhängten Strafen verbot; 4. das Gesetz über den Austritt aus der Kirche, das diesen erleichterte und besonders den Altkatholiken, die seit 1873 eine eigene, staatlich zumeist anerkannte bischöfliche Kirche bildeten, zugute kommen sollte. Ergänzend wurde 1874 in Preußen, ein Jahr danach im Reich die obligatorische Zivilehe und die Beurkundung des Personenstandes durch die Standesämter eingeführt. Für konservative Katholiken bildeten diese Gesetze revolutionäre Neuerungen. Aber auch die protestantischen Konservativen konnten Bismarcks Kulturkampf nicht zustimmen, so daß also viele protestantische Geistliche und Laien von Bismarck abrückten. Der katholische Widerstand richtete sich, von der Fuldaer Bischofskonferenz geführt, mit aller Energie gegen die Gesetze, die absichtlich übertreten wurden, womit man die Bestrafung von mehr als 20 % aller Geistlichen jeden Ranges durch den Staat erzwang — d. h. die Schaffung von Märtyrern. Außerdem führte die Behinderung der Seelsorge zur Empörung der Laienschaft. Das Endergebnis konnte also nur die — wenn auch erst nach Jahren erfolgende — Bankrotterklärung einer Gesetzgebung sein, für die es bis dahin in einem christlichen Staat kein Beispiel gab. Bereits im Herbst 1873 kam es zu einem Briefwechsel zwischen Pius I X . und Wilhelm I., in dem der Papst den Gesamtanspruch des Katholizismus umfassend formulierte, der Kaiser dagegen die Identifizierung der päpstlich geführten katholischen Kirche mit dem Christentum zurückwies. So verlief die Korrespondenz zunächst ergebnislos, ja, sie verhinderte nicht einmal das Expatriierungsgesctz gegen Geistliche im Reich und das preußische Gesetz über die Verwaltung erledigter katholischer Bistümer. Der Papst beantwortete diese staatlichen Maßnahmen im Februar 1875 mit der Erklärung, daß die gesamte preußische Kirchengesetzgebung ungültig sei; er bedrohte ihre Befolgung mit Ex-
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kommunikation, wodurch nun die liberal-kulturellen Vertreter der Staatsautorität sich zu neuen Maßnahmen herausgefordert fühlten: mit schärfsten Strafgesetzen ließ Preußen die Lebensform eines christlichen Staates hinter sich, als es im April 1875 das Gesetz „betr. die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch-katholischen Bistümer und Geistlichen" — das sogenannte „Sperr- oder Brotkorbgesetz" — veröffentlichte; ihm folgten das „Klostergesetz" vom 31. 5. 1875, das alle Orden und ordensähnlichen Kongregationen aus Preußen ausschloß und auflöste, und schließlich der Versuch der preußischen Regierung, durch ein Gesetz vom 20.5.1875 die Vermögensverwaltung in den katholischen Kirchengemeinden entgegen der katholischen Auffassung neu zu regeln. Dieser Gesetzeskomplex der Jahre 1873/75 brachte dem Staat kurzfristige, dem Katholizismus aber langdauernde Erfolge: Daß diese Gesetzgebung eines Tages modifiziert werden mußte, stand ebenso außer Frage wie die Behauptung des engen Zusammenschlusses der Katholiken durch Kirche, Partei, Presse und viele Vereine. Die Wahlen in Preußen 1873 und im Reich 1874 bezeugten nicht allein diese religiöspolitische Konzentration auf der einen Seite; sie führten auch im mächtigen Ansteigen der Sozialdemokratischen Partei sowie der weifischen, elsässischen und polnischen Gruppen zu einer tiefen Spaltung und zunehmenden unglücklichen Radikalisierung gegenüber anderen Fragen der inneren Politik. Bismarck erkannte im Laufe der Jahre selbst, daß man nicht eine geistige Macht wie die katholische Kirche —• und auf die Dauer überhaupt keine echte geistige Bewegung — mit Polizeimaßnahmen besiegen kann, mochte er selbst 1875 auch das Verhalten des katholischen Klerus als „revolutionär" bezeichnen und damit in die Nachbarschaft zum Sozialismus rücken. Aber auch diesen konnte er wenige Jahre später nicht auf dem Wege der Gesetzgebung besiegen, ja, nicht einmal durch die großartigen, im Sinne der Revolution aber höchstens halben Maßnahmen der Sozialgesetzgebung als gefährlichen Gegner ausschalten. Die katholische Kirche
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dagegen als prinzipielle Verbündete eines jeden christlichen Staates zeigte unter Leo XIII., dem Nachfolger Pius' IX., Kompromißbereitschaft und bot nach einigen Jahren Bismarck die Möglichkeit, die Sackgasse einer wirkungslosen und damit den Staat selbst gefährdenden Kampfgesetzgebung zu verlassen. Daß Bismarck im Bereich der Auseinandersetzung zwischen Gesetzgebung und Polizei einerseits und geistiger Macht andererseits die uns heute so vertraute, zwar nur oberflächliche, aber gleichwohl sehr bedeutsame Ähnlichkeit von Religion und sozialistischer Ideologie nicht erkannte oder verspürte, verschuldete eine zweite Kampfmaßnahme und Niederlage. Die Entwicklung des Sozialismus hing naturgemäß aufs engste zusammen mit derjenigen der Wirtschaft. Ihr Aufstieg und ihre Ausbreitung nach 1815, vollends seit der Jahrhundertmitte, hatten das Leben der Menschen von Grund auf verändert, erweitert und bereichert, aber auch erschwert. Dieser „Aufstieg" und „Fortschritt" hatte nämlich seine Kehrseite in der immer stärkeren Beanspruchung der Menschen, Männer wie Frauen und Kinder, im Arbeitstempo der vielen Maschinen. Dieser Prozeß immer nachdrücklicheren Ausnutzung der menschlichen Arbeitskraft ohne Rücksicht auf Sinn und Wert des menschlichen Lebens spielte sich in einer Zeit ab, die wirtschaftstheoretisch vom Liberalismus, nach der Jahrhundertmitte vom radikalsten Manchesterliberalismus bestimmt wurde. Gleichzeitig erwies sich — insbesondere seit den Weltwirtschaftskrisen von 1857 und 1873 — immer deutlicher, daß ein echter wirtschaftlicher Wettstreit im Sinne des Liberalismus gar nicht mehr möglich war, während das Elend der „industriellen Reservearmee", der Arbeits- und Wohnungslosen, in deren Kreisen die alten Bande von Familie und Religion, von Moral und Tradition zu reißeti begannen, bald unerträglich wurde. Unter solchen Umständen griff die kommunistisch-sozialistische Protest- und Umsturzbewegung auch nach Deutschland über. Das „Kommunistische Manifest" von Karl Marx, das 1848 veröffentlicht, aber noch ein Jahrzehnt später von
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den „Proletariern" weder gelesen noch gar in seiner komplizierten Ausdrucksweise verstanden wurde, bildete unter vielen Schriften nur eine, die sich anklagend und revoltierend mit der „sozialen Frage" im weitesten Sinne beschäftigte; aber es wurde auf die Dauer zum wirkungsvollsten Appell, übersprang die nationalen Grenzen, rüttelte die „Proletarier aller Länder" auf und bildete die ideologische Grundlage der „Internationale". Von dieser Kampfschrift aus machte die Industriearbeiter-Bewegung unter der Führung von August Bebel und Wilhelm Liebknecht eine Entwicklung durch, die aus der Feindschaft gegen das Manchestertum und aus den kulturellen Bemühungen der Arbeiterbildungsvereine Schritt um Schritt in den „wissenschaftlichen Sozialismus" hineinführte. Der Weg verlief nach Lassalles „Allgemeinem Deutschen Arbeiterverein" von 1863 über die Gründung der sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1869 mit dem Eisenacher Programm, einem für die Zeit charakteristischen Nebeneinander marxistischer Gesellschaftsforderungen und demokratisch-evolutionärer Grundsätze, sowie über den daran anschließenden Gothaer Kongreß von 1875, auf dem die marxistische Richtung sich die lassallische einverleibte, zu einer ständig fortschreitenden Radikalisierung. Lassalle hatte vom Staate soziale Maßnahmen für die Arbeiter gefordert und eine Parteibildung und -entwicklung im Auge gehabt, die auf die Dauer wohl derjenigen der britischen Arbeiterpartei ähnlich gewesen wäre. Marx dagegen setzte in langen und erbitterten Kämpfen seine radikalrevolutionäre Klassenkampfauffassung und -lehre über viele persönliche und parteiliche Krisen hinweg als sozialistisches Bekenntnis und Programm durch. Unter dem Gothaer Programm erstrebte „die sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands mit allen gesetzlichen Mitteln den freien Staat und die sozialistische Gesellschaft", d. h. die Beseitigung der bestehenden Gesellschafts- und Staatsordnung. Bismarck, der in erster Linie ein Außenpolitiker war, hat nie versucht, die Sozialdemokratie aus ihren anfangs nicht sehr fest gefügten internationalen Beziehungen zu lösen und
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zu einer rein deutschen Partei zu machen — während er doch andererseits für kurze Zeit den schwachen Altkatholizismus gegen die Papstkirche ausspielen wollte. Zwar beunruhigte ihn das schnelle Ansteigen der Wählerzahl der SPD und die darin zum Ausdrude kommende wachsende Entfremdung der deutschen Industriearbeiter vom monarchischkonservativen und bürgerlich-liberalkapitalistischen Staat. Doch versagte seine große diplomatische Begabung, die sich lange Zeit in der Außenpolitik glänzend bewährte, vor diesem anfangs noch nicht allzu schwierigen innenpolitischen Problem, so daß er es bei der antisozialistischen Verstärkung der Vereins- und Pressegesetze und nach den beiden Attentaten vom 11.5. und 2.6.1878 auf Kaiser Wilhelm — beide zweifelsfrei nicht aus sozialistischen Motiven und nicht von Sozialisten verübt —, unter Schwierigkeiten im Reichstag beim sogenannten Sozialistengesetz, also einer weiteren radikal negativen Gesetzesmaßnahme bewenden ließ, wie sie wenige Jahre zuvor gegenüber der katholischen Kirche sich als absoluter Fehlgriff und Mißerfolg erwiesen hatte. Das Gesetz „gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" vom 21. 10. 1878 verbot alle sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Vereine, Versammlungen, Druckschriften, Feste und Demonstrationen und ermöglichte Aufenthalts- und Gewerbe-beschränkungen und -verböte zunächst bis zum 31. 3. 1881, durch Verlängerungen schließlich bis 1887. Bismarck hielt das Gesetz für nicht scharf genug und wollte es zeitweise gegen Beamte und insbesondere dahin erweitert sehen, daß eindeutigen Sozialisten das aktive und passive Wahlrecht genommen werden sollte. Eine internationale Verabredung zum Kampf gegen die Sozialisten brachte er auch nach der Ermordung des Zaren Alexander II. im März 1882 nicht zustande. Unter Bismarcks Verfolgungsmaßnahmen ist die Sozialdemokratie trotz der Zerschlagung der öffentlichen Organisationen erstarkt, gereift, von den Gewerkschaften aufgefangen und dort wie in Geheimbünden radikalisiert, sind ihre internationalen Verbindungen intensiviert worden. Be-
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zeichnender weise strebte die S P D seit 1880 ihre Ziele nicht mehr „mit allen gesetzlichen", sondern „mit allen" Mitteln an. Aus der Reichstagswahl von 1890, unmittelbar vor Bismarcks Sturz, ging die S P D als stärkste aller Parteien hervor und bewies damit sowohl die Anziehungskraft ihres Programms wie die Erfolglosigkeit von Bismarcks Maßnahmen. Mit der Einstellung des Reichskanzlers zum Parlamentarismus, aber auch mit der allgemeinen Tendenz zur politischen und wirtschaftlichen Stärkung des Staates im Sinne eines modernisierten Merkantilismus hing nicht allein die Verfolgung der Sozialisten, sondern auch das vorwiegend am Widerstand des Partikularismus scheiternde Streben nach finanzieller Verselbständigung des Reiches durch den Reichseisenplan von 1876 sowie die 1876/79 vorbereitete große handelspolitische Wendung vom Freihandel zum Schutzzoll zusammen. Dem auch wirtschaftspolitisch energischen Handeln Bismarcks vor 1871 mit dem Ziel der Reichsbildung entsprach gemäß dem wirtschaftsliberalen „Laisser faire, laisser aller" nach der Reichsgründung zunächst keine zielbewußte Aktivität im Sinne einer Wirtschaftseinheit und Wirtschaftspolitik des Reiches. Die Schwächen der Freihandelspolitik Preußens und des Zollvereins bei wachsender nationalwirtschaftlicher Rivalität in Europa traten seit 1873 immer deutlicher in Erscheinung. Bismarck wurde durch seinen Landwirtschafts- und Industriebesitz selbst zum Leidtragenden des von keinen Zöllen aufgehaltenen Konjunktur- und Marktverfalls. Auf Grund dieses Erlebnisses und unter dem Einfluß des „Centraivereins deutscher Industrieller" befreite er sich seit 1874/75 mehr und mehr von der freihändlerischen Auffassung seiner ersten Amtszeit und begann 1876 eine Wendung zum schützenden nationalen Wirtschaftsstaat vorzubereiten. Dieser Auf fassungswandel stand außerdem auch in engster Verbindung mit der gleichzeitig betriebenen Sozialpolitik und mit dem Kulturkampf, mit der Eisenbahn- und mit der Kartellpolitik, später auch mit der Kolonial- und der Subventionspolitik. Das alles bildete eine große GesamtTreue,
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konzeption, wobei auch jetzt wieder Preußen mit dem Übergewicht der ostelbischen Landwirtschaft sowie des Bergbaues und der Industrie in Schlesien, in Mitteldeutschland, an Rhein und Ruhr und in Lothringen den Vorrang gegenüber den betont internationalen Interessen des Handels besonders in Hamburg und Bremen und gegenüber den industrieärmeren Ländern wie Bayern behauptete. Seit 1873 war im Zusammenhang mit der Wirtschaftsdepression eine Abkehr auch der öffentlichen Meinung vom Liberalismus zu verspüren. Adam Smith verlor an Geltung, während Friedrich List schnell steigendes Ansehen gewann. In diesem Milieu bezeichnete Bismarck es als Aufgabe der Wirtschaftspolitik, „die gesamte nationale Produktion zu heben", während vorher die internationalen und weltwirtschaftlichen Gesichtspunkte des Liberalismus gegolten hatten. Wie auf der militärischen und diplomatischen Seite, so zeichnete sich auch im Bereich der Wirtschaft immer stärker ein Kampf aller gegen alle ab, der sich von den internationalen Harmonievorstellungen der Liberalen, durch die Hervorkehrung des Nationalen und Gegensätzlichen grundlegend unterschied. Die ersten deutschen Schutzzölle für Landwirtschaft und Industrie wurden 1879 eingeführt. Auf ihnen, aber auch auf dem allgemeinen Wirtschaftsaufschwung Europas, Amerikas sowie ihrer afrikanischen, asiatischen und australischen Handelspartner beruhten das Aufblühen der deutschen Wirtschaft, die Steigerung von Nationaleinkommen und -vermögen in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten. Mit der antisozialistischen Verbotspolitik sowie mit der handels- und wirtschaftspolitischen Wendung zur Protektion eng verbunden war Bismarcks Sozialpolitik, die 1881 einsetzte. Schon ein Jahrzehnt zuvor hatten Übertreibungen des Manchesterliberalismus und Besorgnis über die Zunahme der sozialen Spannungen zur Gründung des „Vereins für Sozialpolitik" geführt, der vom Staate ein Eingreifen in die Einkommensverteilung, d. h. in die Entwicklung der Sozialverhältnisse, sowie Verhinderung liberaler Auswüchse, wirksamere Fabrikgesetzgebung, stärkeren Einfluß der Arbeit-
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nehmer auf den Arbeitsvertrag, Verbesserung der Wohnungsverhältnisse, höhere Volksbildung und ähnliche Neuerungen forderte. Damit empfahl er also grundsätzlich den Weg vom Liberalismus zur Staatsintervention, den Bismarck wenig später betrat. Dabei war der Reichskanzler deutlich vom Auftreten dieses Vereins beeindruckt, der Staat und Wissenschaft auf drängende Probleme hinwies und durch Enqueten und Forschungsarbeiten gesetzgeberische Aktionen anregte und vorbereiten half. Die Tätigkeit dieser „Kathedersozialisten" und die 1875 von Schmoller und Treitschke geführte Diskussion um den „Sozialismus und seine Gönner" — den Titel einer Schrift von Treitschke —, also um Grundfragen der Sozialpolitik, trugen viel dazu bei, daß man sich überhaupt dem Problemkreis zuwandte, aus dem schließlich die sozialpolitische Gesetzgebung erwuchs. Die konservativen, handwerkerfreundlichen und börsenfeindlichen Steuerund Wirtschaftsreformer arbeiteten grundsätzlich in der gleichen Richtung. Auf katholischer Seite ging die Bewegung, religiös bestimmt und unter Betonung des Genossenschaftsgedankens, vom Mainzer Erzbischof Frhr. v. Ketteier aus; auf der protestantischen Seitewurdesieanfangs von Wichern und Huber repräsentiert, später geriet sie zeitweise unter den Einfluß von A. Stöcker und Fr. Naumann. Die Bedeutung aller dieser Menschen und Gruppen lag vornehmlich darin, daß sie Bismarck immer stärker von der Notwendigkeit einer Sozialpolitik überzeugten, die der modernen Industriegesellschaft angepaßt war, soziale Spannungen verringerte, vom Verantwortungsbewußtsein des Volkes und der Regierung getragen wurde und versuchte, die vom Sozialismus umworbene Arbeiterschaft dem Staate und der Volksgemeinschaft wieder zuzuführen. Nachdem Napoleon seit 1848/49 Sozialpolitik zur Gewinnung der Arbeiter gegen Bourgeoisie und Klerus zu treiben begonnen und der niedersächsische Unternehmer Egestorf? 1866 in Hannover ein modernes sozialpolitisches Programm entwickelt hatte, schuf nun Bismarck fast zwei Jahrzehnte nach seinen Gesprächen mit Lassalle in der Gesetzgebung der 80er Jahre das erste große sozialpolitische 8*
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Gesamtwerk der modernen industriekapitalistischen Gesellschaft. Es entstammte sowohl Bismarcks Persönlichkeit wie der absolutistisch-sozialpolitischen Tradition der friderizianischen Monarchie, dagegen nidit den damals „unmodernen" liberalen, aber dodi auch nationalen und die Verantwortung des Staates für seine Bürger berücksichtigenden Denken der Reformer aus Steins Ära. Es wirkte anregend auf die Sozialpolitik in ganz Europa — in Deutschland fand es seine Fortsetzung in der Arbeitslosenversicherung der Weimarer Republik. Den Anfang von Bismarcks Sozialpolitik bildete die Kaiserliche Botschaft vom 17. 11. 1881, die die drei großen Versicherungsgesetze der folgenden acht Jahre ankündigte: 1883 wurden unter Anknüpfung an bereits Vorhandenes die Krankenkassen geschaffen, 1884 die Unfallversicherung. Unter Friedrich III. und Wilhelm II. folgten die Gesetze über Alters- und Invalidenversorgung. Mit diesem Gesetzeskomplex erhielt die 1879 begonnene neue Wirtschaftspolitik ihre organische sozialpolitische Ergänzung und logische Abrundung. Zugleich wurde damit die negative antisozialistische Verbotspolitik positiv ergänzt, soweit die Staats-und Gesellschaftspolitik der Regierung und des adligbürgerlichen Reichstages es ermöglichte. Das Hauptziel der Grundkonzeption dieser Sozialpolitik, nämlich die Rückgewinnung und Wiedereinordnung der Industriearbeiterschaft in Staat und Volk verlor allerdings die Bürokratie bei der Beschäftigung mit dem fürsorgerischen Detail bei der gesetzgeberischen Einzelarbeit aus den Augen: Die Arbeiterschaft, die ihrerseits freilich in Partei und Gewerkschaft wenig Bereitschaft zur Mitarbeit zeigte, wurde zum Objekt sozialpolitischer Institutionen, nicht aber durch eine ihrer Bedeutung angemessene Mitarbeit am Staate interessiert und zu mitverantwortlich sich fühlenden Staatsbürgern herangebildet. Hier fehlte, wie bereits angedeutet, der Sozialgesetzgebung vom Ende des 19. Jahrhunderts der Geist staatsbürgerlicher Erweckung, der an seinem Anfang so Großes geleistet hatte.
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Zutiefst mit der Sozialpolitik verbunden war der Abbau des Kulturkampfes, der nach mehr als einem Jahrzehnt unglücklichster Gegensätze diese zwar nicht beseitigen konnte, da das Mißtrauen sowohl beim Katholizismus wie bei der protestantisch bestimmten Ministerialbürokratie insbesondere Preußens seitdem immer stark und wach geblieben ist, doch aber das Verhältnis zwischen Staat, katholischen Staatsbürgern und innen- wie außenpolitischer Repräsentation der römisch-katholischen Kirche zu befrieden und zu normalisieren vermochte. Man hat die allmähliche Wiederherstellung des kirchenpolitischen Friedens nächst der Sozialversicherung zu den bleibenden Leistungen in Bismarcks Innenpolitik während der 80er Jahre gerechnet. Doch ist zu bedenken, daß beide Aktionen nur einen hinter der Absicht zurückbleibenden Erfolg gehabt haben; es ist weiter nicht zu vergessen, daß Bismarcks Maßnahmen in den 70er Jahren die Härte des Kulturkampfes heraufbeschworen hatten, den er nun ein Jahrzehnt später — nicht zuletzt infolge des Entgegenkommens Leos X I I I . — unter einer erheblichen Einbuße an Ansehen und durchaus nicht vollständigen Wiederherstellung des Friedens beendete. Innenpolitisch war im Laufe der Jahre eine Zusammenarbeit des Zentrums mit der Regierung entstanden, wodurch sich die Möglichkeit ergab, nun auch die Probleme des Kulturkampfes nicht ohne Aussicht auf Beilegung wieder aufzugreifen. J e deutlicher der neue Konservatismus des Staates sich über den Liberalismus früherer Jahrzehnte erhob, um so lebhafter mußte sein Verlangen werden, ein besonderes Verhältnis zu den Kirchen herzustellen. Bereits im September 1875 hatten erste tastende, die grundsätzlichen Positionen und Ziele andeutende Besprechungen zwischen Bismarck und dem Kardinal Jacobini stattgefunden. Nach dem Sozialistengesetz intensivierte Bismarck seine Bemühungen, so daß es seit dem Frühjahr 1879 kleine gegenseitige Zugeständnisse gab: Im Mai legte die preußische Regierung dem Abgeordnetenhaus einen Gesetzentwurf über „Abänderung der kirchenpolitischen Gesetze" vor, das einerseits die „unveräußerlichen Rechte des Staates" betonte und die souveräne
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Landesgesetzgebung dem Wesen eines zweiseitigen Vertrages scharf gegenüberstellte, andererseits aber eben doch praktisch mit dem Abbau der „Maigesetze" begann. Nun konnten etwa 1000 vakante (von insgesamt 4600) katholische Pfarreien sowie im Einverständnis von Kurie und Staat mehrere Bistümer wieder besetzt werden. Anschließend folgte im Jahre 1882 die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Preußen und der Kurie. In den Jahren 1882 und 1883 erreichte das Zentrum, zum Teil im Zusammenwirken mit den Konservativen, weitere Milderungsgesetze, so daß staatlich abgesetzte Bischöfe begnadigt wurden und zurückkehren konnten, das Kulturexamen praktisch fortfiel und alle Rechte der Kirche wieder hergestellt wurden. Den Abschluß des Kulturkampfes erreichte Bismarcks diplomatische Geschicklichkeit auf eine unerwartete Weise, indem er Ende 1885 vorschlug, den Papst zum Schiedsrichter in dem zwischen Deutschland und Spanien schwebenden Konflikt über die Besitzrechte an den Karolinen- und Palau-Inseln zu wählen. Das kam einer Anerkennung der souveränen Position des Papstes in höflichsten Formen gleich. Einem weiteren entgegenkommenden preußischen Gesetz vom Mai 1886, das die Freiheit des theologischen Studiums wieder herstellte, folgte eine päpstliche Konzession: Die Bischöfe mußten fortan die neu einzustellenden Geistlichen dem Staate anzeigen. Das letzte „Friedensgesetz" vom April 1887, das die Anzeigepflicht auf die dauernde Besetzung von Pfarrstellen beschränkte, bewies noch einmal, wie sehr der Kulturkampf und sein Abbau schließlich in andere Bereiche hineinwirkten: Obgleich Papst Leo X I I I . dem Zentrum nahelegte, in der deutschen Wehrpolitik — „Septennat" — den Wünschen der Regierung zu entsprechen, lehnte die Partei die von Bismarck geforderte Festlegung der erhöhten Friedensstärke des Heeres ab. Bismarck löste daraufhin den Reichstag auf, schuf für die Neuwahlen das Kartell genannte Wahlbündnis der Konservativen, Freikonservativen und Nationalliberalen und brachte das Zentrum in eine schwierige Situation, als er im Wahlkampf er-
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wähnen konnte, daß die preußische Regierung zur Zeit bessere Beziehungen zur Kurie unterhielt als die Zentrumspartei. Die Neuwahl am 21.2.1887 brachte im wesentlichen unter dem Druck der außenpolitischen Lage und mit Hilfe der Stichwahltaktik den Kartellparteien auf Kosten der Sozialdemokraten und des Freisinns eine sichere BismarckMehrheit für Heeresverstärkung und verlängerte Wehrpflicht. Damit erhielt Bismarck für die letzten Jahre seiner Kanzlerschaft und für die Zeit des Thronwechsels wieder einen sicheren parlamentarischen Rückhalt; das Kartell zerbrach erst nach dem Regierungsantritt Wilhelms II. Die von Bismarck sehr gewandt herbeigeführte Versöhnung der katholischen Preußen mit dem Staat führte naturgemäß auch zur Steigerung des deutschen Ansehens in der Welt, zugleich aber auch zu mancher protestantischen Kritik an den Konzessionen des Kanzlers gegenüber dem Papst. Ob es auf weite Sicht für Deutschland gut war, daß Bismarck den Liberalismus überspielte und hier wie in der Wirtschaft so schwer traf und diskreditierte, daß er bis auf unsere Tage nie wieder als Träger großer politischer Entscheidungen aufzutreten vermochte, ist eine fast mehr politische als historische Frage. Ohne Zweifel aber hat Bismarck den politischen Katholizismus eher gestärkt als geschwächt; und obendrein erhielt durch den Kulturkampf das konfessionelle, nicht so sehr das religiöse Denken und Entscheiden im Reich eine Bedeutung, die dem jungen, mit vielen innen- und außenpolitischen Problemen belasteten Staatswesen nur nachteilig sein konnte. Schließlich aber zeigte der katholische Erfolg dem die geistig-seelischen Kräfte unterschätzenden Bismarckstaat die Stärke einer religiösen, insbesondere die der katholisch-kirchlichen Idee. Aber auch der Protestantismus gewann durch den Kirchenkampf und die damit verbundene Besinnung auf sein Verhältnis zum Staat. Hatte die Reformation die Gegenreformation mit ausgelöst und dadurch starke Kräfte im Katholizismus freigemacht, so übte jetzt der Widerstand des Katholizismus gegen die Übergriffe des Staates in dem freilich sehr viel kleineren Rahmen des Kulturkampfes eine ähn-
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liehe Wirkung auf den Protestantismus aus. Und endlich kam es in beiden Konfessionen zu organisatorischen K o n zentrationen: Den vielen großen und kleinen sozialen, kulturellen, beruflichen und anderen Vereinen, der GörresGesellschaft, dem Borromäusverein, den studentischen K o r porationen usw., die in Verbindung mit dem Kulturkampf und im Anschluß daran auf der katholischen Seite gegründet worden waren, entsprachen auf der protestantischen insbesondere der Evangelische Bund und manche sozialpolitische Initiative. 8. Die Regierung der 99 Tage und Bismarcks Entlassung a) Kaiser Friedrich
III.
Kaiser Wilhelm I. starb am 9. 3. 1888 im Alter von 91 Jahren. E r hatte die preußische Erhebung mit 15 Jahren, die Revolution von 1848/49 als Fünfzigjähriger miterlebt, war als alter Mann zur Regierung gelangt und als 65jähriger das Bündnis mit Bismarck eingegangen, das wider alle menschliche Erwartung 26 Jahre gedauert hatte. Im Alter von fast 75 Jahren war er als Kaiser an die Spitze des Reiches getreten. Sein Sohn, der ihm nun auf den Thron folgte, war nicht allein todkrank und damit in seiner und seiner britischen Gemahlin politischen Bedeutung von vornherein auf ein Minimum reduziert, sondern bei der Thronbesteigung auch schon 56 Jahre alt. Beide Umstände bedeuteten, daß er nicht mehr in der Lage war, mit der Schaffung einer „neuen Ä r a " den Hoffnungen und Erwartungen der politisch jungen Kräfte zu entsprechen. Bismarck, dessen politische Bedeutung und Ansehen unter solchen Umständen einstweilen nur wachsen konnte, stand im 74. Lebensjahr — hinter diesen beiden Kranken bzw. sehr alten Regierenden wartete ein Neunundzwanzigjähriger auf den für die allernächste Zeit bevorstehenden Thron- und Kanzlerwechsel. Deutlich wurde durch diese Zusammenhänge eine Generation von Hohenzollern und ihnen loyal ergebenen hohen Offizieren, Verwaltungsbeamten und Diplomaten an echter politischer Arbeit verhindert. Das schuf eine ohne Zweifel
Bismarcks Entlassung
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für die Gesamtheit, aber auch für Wilhelm I I . tragische Situation. Mochten die „ 4 8 e r " seit 1871 ihre Reichsträume mehr oder weniger vollständig verwirklicht sehen — dieser jüngeren Generation ging es doch nicht allein um die Gründung, sondern auch um die Formung eines Reiches, das ohne ihr volles Zutun geschaffen und mehr von Bismarck als vom deutschen V o l k auf seinen Weg gebracht worden w a r : er hatte das deutsche V o l k in dem von ihm für richtig gehaltenen Sattel gesetzt. Während der 99 Tage, die Kaiser Friedrich regierte, konnte nichts von all den liberalen Reformplänen verwirklicht werden, die in den Jahrzehnten der Kronprinzenschaft und häufig äußerst heftigen Opposition gegen Bismarck unter dem Einfluß der für die deutsche Eigenart wenig aufgeschlossenen Kronprinzessin V i k t o r i a entwickelt worden waren. Am 15. 6 . 1 8 8 8 bestieg Wilhelm I I . den preußischen und den deutschen Thron — bei aller Bewunderung für Bismarck ein stark zur K r i t i k neigender und von Vorbehalten gegenüber seiner verwitweten Mutter und deren Anhängern sowie von hoher Selbsteinschätzung und einem nur wenig gezügelten Tatendrang erfüllter, von seinem Gottesgnadentum überzeugter Hohenzoller. b) Bismarcks Entlassung und das Ende des Bismarcks
Zeitalters
Für Bismarck wurde es unter solchen Umständen bald sehr schwierig, seine de facto-Herrscherstellung gegenüber dem um fast ein halbes Jahrhundert Jüngeren einzuschränken, sich Zurückhaltung aufzuerlegen und nicht schlimmste Folgen zu befürchten, wo der junge Kaiser unberaten eine Ungeschicklichkeit beging. I m Gegensatz zu Bismarck neigte Wilhelm I I . dem Gedanken des Präventivkrieges zu; auch beabsichtigte er, die alles beherrschende Stellung des K a n z lers allmählich zu seinen eigenen Gunsten einzuschränken. E r zeigte dabei nicht selten Ungeduld und Ungeschicklichkeit, was seinem Tun häufig eine verletzende Schärfe gab. Andererseits befand der junge Kaiser selbst sich in einer nicht beneidenswerten Lage, wenn man seine W o r t e und
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Die Regierung der 99 Tage u n d Bismarcks Entlassung
Taten ständig an den auf jahrzehntelanger Übung beruhenden Maßahmen und Formulierungen eines Mannes aus der Metternichzeit maß. Er konnte das Argument nicht anerkennen, daß ihm seiner Jugend wegen nicht erlaubt sein sollte, was man an Bismarck bewunderte: energisches Auftreten gegenüber Parlamenten und Ministern. Obendrein erhob sich schließlich das alte Problem der Generationen: Weite Kreise würden, wie Wilhelm II. voraussah, Bismarcks Entlassung und den Anfang eines jungen, von jungen Beratern umgebenen Fürsten und damit eine „neue Ära", wie man sie schon so oft vergeblich erhofft hatte, begrüßen — nicht zuletzt alte Gegner Bismarcks und Ehrgeizige, die für sich selbst einen Aufstieg erhofften. Bismarck verhielt sich in dieser Auseinandersetzung, die im Interesse Deutschlands mit seiner Niederlage und nicht mit einer Kanzlerdiktatur enden mußte, ungeduldig und ungeschickt. Er schritt gegen die Veröffentlichung der Tagebücher Kaiser Friedrich III. ein, schadete damit dem monarchischen Gedanken und schuf sich selbst viele neue Feinde. Er war bereit, den Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet 1889 künstlich in die Länge zu ziehen, um damit dem Volke die „Rote Gefahr" zu demonstrieren, während der Kaiser eine friedlidie Beilegung für richtiger hielt. Solche Meinungsverschiedenheiten erweiterten sich zu einem Konflikt, als Wilhelm II. auf Grund seines Erfolges die Arbeiterschutzgesetzgebung fortführen wollte, während der Kanzler für die unbegrenzte Verlängerung des Sozialistengesetzes eintrat, die auch der Reichstag ablehnte. Auf dieser Grundlage offenbarte schließlich der Kronrat vom 24. 1. 1890 den heftigen Gegensatz von Kaiser und Kanzler: der eine wollte als Volksfreund seine Regierung beginnen, der andere neigte starr zur Gewalt gegenüber dem Sozialismus, der seine Unbesiegbarkeit seit 1878 nachdrücklich bewiesen hatte. Der Kanzler drohte zur Unterstützung seiner Argumente mit dem Rücktritt und fand damit die Unterstützung der meisten Minister, was den Kaiser erst recht in eine Zwangslage versetzte: der „irreparrable Bruch" mit Bis-
Bismarcks Entlassung
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marck war unvermeidbar, wenn Wilhelm II. nicht in eine Schattenrolle gedrängt werden sollte. Während Bismarck in den nächsten Wochen voller Selbstvertrauen mit erstaunlicher Offenheit seine Geringschätzung gegenüber dem Monarchen erkennen ließ, fand der wesentlich gewandter operierende Kaiser allmählich immer mehr Zustimmung: In der Frage der künftigen Sozialpolitik trat der Staatsrat auf seine Seite; die Reichstagswahlen brachten am 20. 2. den Kartellparteien und damit Bismarcks innenpolitischer Konzeption eine schwere Niederlage. Bismarck zog starrköpfig keinerlei Konsequenzen aus solchen Ereignissen, überspielte den Kaiser mit dem Ergebnis der sogenannten Verständigung am 25. 2. und entwickelte am 2. 3. in der Sitzung des preußischen Staatsministeriums ein Kampfprogramm gegen den Reichstag, das in der Möglichkeit des Staatsstreiches gipfelte: Er sprach in diesem Zusammenhang davon, daß das Reich wieder aufgelöst werden könne, da es nur von den Fürsten und Senaten, nicht von den Staaten gegründet worden sei; auf diese Art würde man sich vom Reichstag befreien können, wenn die Wahlen fortgesetzt schlecht ausfallen sollten. Wilhelm II. ist keinen Augenblick dieser Verlockung verfallen: Er hat das Werk von 1871 über die ganz unrealistische Aussicht auf einen neuen Absolutismus gestellt. Ja, er verzichtete nun gerade am 4. 3. — nicht zuletzt wegen der Reichstagswahlergebnisse — auf das längst überholte und von den Sozialdemokraten unterwanderte Sozialistengesetz. Es bedurfte kaum noch Bismarcks Rückgriffes auf die seit langem nicht mehr angewandte Kabinettsorder vom 8. 9. 1852 mit seinem Ersuchen an die preußischen Minister, dem Ministerpräsidenten über Immediatvorträge im voraus zu informieren, bei denen die allgemeine Verantwortlichkeit des Ministerpräsidenten für die Gesamtpolitik des Ministeriums „mit im Spiele sei". Immerhin führte dieser Schritt Bismarcks die Krisis auf ihren Höhepunkt in der berühmten Aussprache vom 15. 3.: der Kaiser, der nicht unnatürlich erregt war, verlangte u. a. die Aufhebung dieser Kabinettsorder und lehnte die Auflösung des Reichstages ab; Bismarck ver-
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suchte unüberlegt, sich zu rächen, indem er dem Kaiser Geheimberichte aus London mit abfälligen Bemerkungen des Zaren über Wilhelm II. vorlegte. Hatte Bismarcks berühmte Begegnung mit Wilhelm I. 1862 im Park von Babelsberg zu seinem Amtsantritt geführt, so fand seine Tätigkeit durch diese Aussprache mit dem dritten der Hohenzollern, denen er gedient hatte, praktisch ihr Ende. Bismarcks baldiges Ausscheiden aus dem Dienst durch Rücktritt oder Entlassung war nun unumgänglich geworden, und alles, was inzwischen geschah, mündete in ein für beide Beteiligten unwürdiges Gezänk in der Schlußphase eines Lebens voller Hingabe und Leistungen für die Hohenzollern, Preußen und Deutschland. Unheilvoll für Deutschland war es, daß gerade auf diesem Höhepunkt der Krise von Rußland her die Verlängerung des Rückversicherungsvertrages angeregt wurde. Damit geriet diese für Deutschland so wichtige Entscheidung in eine ihr nicht angemessene Atmosphäre von Kleinlichkeit, von UnsachlichPersönlichem und von Intrige. Nach zweimaliger Aufforderung durch den Kaiser reichte Bismarck am 18. 3. sein Rücktrittsgesuch ein, das er mit einer — allerdings verständlichen — Anklage gegen Wilhelm II. schloß. Am folgenden Tage wurde das Gesuch genehmigt; am 20. 3. erhielt Bismarck die beiden kaiserlichen Entlassungsorders: Die eine verlieh ihm die Würde eines Herzogs von Lauenburg, die andere ernannte ihn zum Generalobersten der Kavallerie mit dem Range eines Generalfeldmarschalls. Von den beiden Kontrahenten hatte der Kaiser die würdigere Form des Abschlusses gefunden. Hier, am 18.3.1890, setzten die Zeitgenossen den Schlußpunkt hinter ein Zeitalter. Dem „Zeitalter Bismarcks" — eine national und international gleichermaßen zulässige und treffende Bezeichnung — folgte kein „Zeitalter Wilhelm II.". Die Formulierung schließt nicht aus, daß Bismarcks bedeutendste Leistungen in den Jahren zwischen 1862 und 1871 gelegen haben dürften. Allerdings wird man beim Urteil über Bismarck sorgfältig nicht allein Außen- und Innenpolitik zu trennen, sondern auch sein
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Verhalten in den letzten Monaten seiner Amtstätigkeit von seinen großen Leistungen in dem davorliegenden Vierteljahrhundert abzulösen haben. Freilich, die Persönlichkeit umfaßt alles: Großes und Kleines, Erfolge und Mißerfolge. Das Urteil über Bismarck hat naturgemäß wie das über alle historisch wichtigen Personen geschwankt. Ein Jahrzehnt nach seiner Verabschiedung erschien der Altreichskanzler vielen Zeitgenossen 'ausschließlich als der ideale Reichsgründer, als der große deutsche Realpolitiker — im Gegensatz zu Wilhelm II. Erst später kam es immer häufiger zu unterschiedlichen Gewichtsverteilungen, zu anderen Nuancen und selbst zu krassen Divergenzen in der Färbung der Urteile. Doch je mehr diese aus ihrer zeitgeschichtlichen, gegenwartsnahen Stellung hineinwuchsen in den großen Strom der Geschichte, um so stärker schliffen sich solche Differenzen der Bewertung im einzelnen ab, kam es zu einer Läuterung unter Begrenzung auf das für den geschichtlichen Ablauf Wesentliche. Vor diesem Weltgericht verdunkelt die Gestalt Bismarcks allerdings die drei Hohenzollern, denen er gedient hat.
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127 Namen- und Sachverzeichnis A b s o l u t i s m u s 18, 39, 123 A g r a r r e f o r m 17—19, 37, 42, 52 Alvenslebensche K o n v e n tion 79 Austerlitz 6 A u s w a n d e r u n g 44
E i n h e i t s b e w e g u n g 43 f . , 54, 64 E i s e n b a h n 46, 91 E l b a 28, 32^ E l s a ß - L o t h r i n g e n 91f. E m s e r Depesche 90 E n g e l s , Friedrich 78 E r f u r t e r P a r l a m e n t 63
B a l k a n s t a a t e n 96—99, 101 f . B a u e r n b e f r e i u n g s. A g r a r reform B a y e r n 31, 45, 93 B e b e l , A u g u s t 111 B e f r e i u n g s k r i e g e 24—28 B e n e d e k , L u d w i g v o n 83 Benedetti, f r a n z . B o t schafter 89 f. Bennigsen, R u d o l f v o n 66 Berlin 55 f . Berliner K o n g r e ß 97, 101 B e r n a d o t t e , Marschall 24, 26 f . Beuth, Peter Christian W i l h e l m 48 Bismarck, Otto Fürst von 70, 72, 77—125 Blücher, Leberecht v . 2 7 , 3 3 Boulanger, franz. Kriegsminister 102 B o y e n , H e r m a n n v o n 24 B r a u n s c h w e i g , H e r z o g t . 42 B u n d e s t a g 54, 58, 63, 70
Ferdinand I., Kaiser v o n Österreich 35, 52 Fichte, J o h . G o t t l . 20 f. F l o t t e n p o l i t i k 101 F o l i e n , K a r l 43 F r a n k f u r t e r F ü r s t e n t a g 79 F r a n k f u r t e r Wachensturm 44 Frankreich 47, 60, 67, 72, 82, 92, 99, 102 f. Franz II., Kaiser v o n Österreich 8 F r a n z J o s e p h I . , K a i s e r v. ö s t e r r . 52 f . , 68, 72, 87 F r e i h a n d e l 48, 113 Friedrich I I I . , Deutscher K a i s e r 120—121 Friedrich W i l h e l m I I I . , K ö n i g v o n Preußen 9, 25, 38 Friedrich W i l h e l m I V . , K ö n i g v o n Preußen 39, 54—56, 6 1 f . , 71
C a m p h a u s e n , L u d o l f 55 f C l a u s e w i t z , C . v . 19, 2 4 f . D ä n e m a r k s. SchleswigHolstein D a h l m a n n , Friedrich C h r i s t i a n 60 Danzig l l f . D e m a g o g e n v e r f o l g . 43 Deutscher B u n d 32, 43 f . , 62, 6 5 — 6 7 , 7 0 , 7 3 , 7 9 , 8 4 D ö l l i n g e r , I g n a z v o n 105 D r e i b u n d 99 Dreikaiserabkommen von 1873 95 f . , 98 Dreikaiservertrag von 1881 98 f . , 102 f . D r e i k ö n i g s b ü n d n i s 63 Dritte Koalition 6
G a g e r n , Heinrich v o n 58 f . , 66 Gneisenau, Neithart Graf 19, 27, 33, 37 „ G ö t t i n g e r S i e b e n " 42 f . G o t h a e r K o n g r e ß 111 G r o ß b r i t a n n i e n 11, 29, 47, 70, 82, 95—97, 99 „ G r o ß d e u t s c h " 51, 61
! H e e r e s r e f o r m 19 f . , 74, i 77 \ H e i d e l b e r g 54, 57 I H e i l i g e A l l i a n z 33, 70, I 95 1 H o f e r , A n d r e a s 23 i H o f f a k t o r e n 49 i H u m b o l d t , Wilhelm von | 20, 29 i I m p e r i a l i s m u s 99 i I t a l i e n 5 1 f . , 71—73, 91, 99, 103 |
j J e n a - A u e r s t ä d t 10 Johann, Erzherzog ! v o n Österreich 59 j J o s e p h i n i s m u s 68 ! j u d e n e m a n z i p a t i o n 18 J u l i - R e v o l u t i o n 44 K a i i s c h 25 K a m a r i l l a in Preußen 56, 68, 71 K a r l s b a d e r Beschlüsse 43 „ K a r t e l l " 118 f . Kathedersozialisten s. Verein f ü r S o z i a l politik K a t h o l i z i s m u s 39 f . , 105 f . , 108 f . , 115, 117, 119 Ketteier, Fr. von, Erzbischof v o n M a i n z 115 „ K l e i n d e u t s d i " 61, 67, 73 K ö l n e r Kirchenstreit 39 f. K ö n i g g r ä t z 83 K o l o n i a l p o l i t i k 100 f . , 104 K o n s e r v a t i s m u s 117 f. K o n t i n e n t a l s p e r r e 11 f . , 47 K o s s u t h , L u d w i g , 36, 52, 73 K o t z e b u e , A u g u s t v o n 43 K r i e g - i n - S i c h t - K r i s i s 102 K r i m k r i e g 56, 65, 70 K u l t u r k a m p f 105—110, 113, 117—119 K u r h e s s e n 42, 69
H a l l e r , C a r l L u d w . v . 38 H a m b a c h e r F e s t 44 H a m b u r g 49 H a n n o v e r , Königreich 31, 42, 69 H a n s e m a n n , A d o l f v . 100 H a n s e m a n n , D a v i d 55 f. Hardenberg, K a r l August v o n 9, 15, 18, 29, 37 L a s s a l l e , F e r d i n a n d 78, H a r k o r t , Friedrich 48 111, 115 H e e r e s k o n f l i k t 66 i L a u e n b u r g , H e r z o g t u m 82
128
Namen- und Sachverzeichnis
L e i p z i g 27 Leopold, P r i n z v o n Hohenzollern-Sigmaringen 89 Liebknecht, W i l h e l m 111 L i b e r a l i s m u s 40—42, 48, 52, 64, 69, 74 f . , 78, 85, 105, 110, 114 f . , 117, 119, 121 List, Friedrich 45 f . , 114 Londoner P r o t o k o l l 79, 81 L u d w i g X V I I I . , König v . Frankreich 28 f . , 32 f . L ü d e r i t z , A d o l f 100 M a n u s k r i p t aus Süddeutschland 41 M a r x , Karl 78, l l O f . M e d i a t i s i e r u n g e n 6, 31 Menschenrechte 22 Merkantilismus 8 Metternich, Clemens Fürst 24, 26, 29, 33—36, 43, 50 f . , 59, 65 M o l t k e , H e l m u t h Graf v o n 72, 83, 91f., 98 M o t z , Friedrich von 44 f . N a p o l e o n I. 5—15, 22—28, 32 f . N a p o l e o n I I I . 73 f . , 77, 80, 82—84, 87 f . , 90 N a t i o n a l b e w u ß t s e i n 12, 21, 80 N a t i o n a l i s m u s 35 N a t i o n a l i t ä t e n 34, 50, 52 f . N a t i o n a l v e r e i n 73 Nationalversammlung, Deutsche 53, 57 f . , 61—64 N a u m a n n , Friedrich 115 Norddeutscher Bund 85 f., 88
Osterreich 5 f . , 22—24, 30, 33—36, 49—54, 59 f . , 62 f . , 65—71, 73 f . , 79—84, 87 f . , 91, 95—99, 102 O l m ü t z 56, 60, 63 O r i e n t - D r e i b u n d 103 P a l a c k y , F r a n z 35 Peters, C a r l 100 Pius I X . 108
Polen 30, 78 f . , 106 P r a g 26 Preßburg 6 P r e u ß e n 5 f . , 9—12, 14—22, 24—33, 36—40, 44—49, 53—57, 60—63, 65—68, 70—75, 79—85, 88, 90—93, 107 P r e u ß i s c h - E y l a u 11 Protestantismus 40, 119 f. R a d e t z k i , J o s e p h "Wenzel 52, 68 R e a k t i o n 41f. R e f o r m e n 14—22, 29, 37, 42, 47, 56 Reichenbach 26 Reichsverweser 58 f . R e s t a u r a t i o n 29, 33 f . , 38, 53 R h e i n b u n d 6 f . , 13 f., 26 f . Rotteck, K a r l v o n 41 Rückversidierungs v e r t r a g 103 f . R u ß l a n d 11, 24, 29, 53, 56, 60, 63, 70, 80, 82, 84, 91, 95—98, 102—104 Sachsen, K ö n i g r . 30, 42 S ä k u l a r i s a t i o n e n 31 S a n d , K a r l L u d w i g 43 San S t e f a n o 97 Scharnhorst, G e r h a r d von 19 Schill, F e r d i n a n d von 23 Schleiermacher, Friedrich 20, 44 Schleswig-Holstein 59—61, 66, 79—83 Schön, T h e o d o r von 17 Schönbrunn 23 Schutzzoll, 48, 113 Schwarzenberg, Felix Fürst 52, 59, 65, 68 S m i t h , A d a m 114 S o l f e r i n o 73 Sozialdemokratie l l l f . , 119 Sozialistengesetze 112 f . , 122 f . S o z i a l i s m u s 105, 110, 112 f . , 115 S o z i a l p o l i t i k 105, 112—114, 115, 116 f . S p a n i e n 89 f . , 99 Stein, K a r l Freiherr vom und z u m 15—17, 24, 37
S t e u e r v e r e i n 65 S t . H e l e n a 33 Stödser, A d o l f 115 Talleyrand, franz. A u ß e n m i n i s t e r 29 f . T a u r o g g e n 24 T h a e r , Albrecht v . 18, 40 Trafalgar 5 Tschechen 35, 51 TUrkei 96 f . , 99, 103 f . T u r n b e w e g u n g 43 Ulm 5 U n g a r n 35, 5 0 f . , 53, 73, 87 „ U n i o n " von 1849/50 62 f . , 67 Verein für Sozialpolitik 114 f . Vereinigte Niederlande 30 V e r e i n i g t e r L a n d t a g 55 V e r f a s s u n g , Preußische 57, 67 V e r f a s s u n g s f r a g e 38, 42 Verfassungskonflikt 75—77, 85 V e r s a i l l e s 92 V o r p a r l a m e n t 57 W a t e r l o o 32 f . Welcker, Karl Theodor 41, 44 W e s t f a l e n , Königreich 12 f . , 27 W i e n e r K o n g r e ß 28—32 "Wilhelm I . , Deutscher K a i s e r 74, 77, 89 f . , 93, | 98, 108, 112, 120 W i l h e l m I I . , Deutscher K a i s e r 121—125 "Wirtschaftspolitik 113 f . "Wochenblattspartei 68 "Wrangel, F r i e d r . Graf 56 Y o r k von "Wartenburg, J o h a n n D a v i d Graf 24 f. I Z e n t r u m s p a r t e i 106, 117, 119 i ; Z o l l g e s e t z v . 1818 3 7 f . , 45 1 Z o l l p o l i t i k 40 j Z o l l v e r e i n , Deutscher 38, 44—47, 66, 86 Z o l l v e r e i n e 45 f . | Z w e i b u n d 98 f .
SAMMLUNG GÖSCHEN GESAMTVERZEICHNIS
Jeder Band D M 3,60 - Doppelband D M 5,80 Dreifachband D M 7,80
Frühjahr 1966
WALTER
DE G R U Y T E R & C O • B E R L I N 30
Inhaltsübersicht Biologie Botanik Chemie Deutsche Sprache u. Literatur Elektrotechnik Englisch Erd- u. Länderkunde . . . . Geologie Germanisch Geschichte Griechisch Hoch- u. Tiefbau Indogermanisch Kartographie Kristallographie Kunst Land- u. Forstwirtschaft . . Lateinisch Maschinenbau Mathematik Mineralogie
16 17 15 7 20 8 10 18 8
5 y
23 8 10 18
b 18 9
20 12 18
Musik Orientalistik Pädagogik Philosophie Physik Psychologie Publizistik Religion Romanisch Slavische Sprachen Soziologie Statistik Technik Technologie Volkswirtschaft . . Vermessungswesen . Wasserbau Zoologie Autorenregister . Bandnummernfolge
. .
. .
. . . . . .
9
. 3 . 14 . 3 . 10 . 4 . 8
. . 9
. . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . .
16 10 22 23 17 31 24
Geisteswissenschaften Philosophie
Einführung In die Philosophie von H. Leisegang f . 5. Auflage. 146 Seiten. 1963. (281) Hauptprobleme der Philosophie von G. Simmel f . 8., unveränderte Auflage. 177 Seiten. 1964. (500) Geschichte der Philosophie I: D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W.Capelle. l . T e i l . Von Thaies bis Leukippos. 3., erweiterte Auflage. Etwa 13S Seiten. 1966. (857) I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W.Capelle. 2. Teil. Von der Sophistik bis zum Tode Piatons. 3., stark erweiterte Auflage. ELwa 144 Seiten. 1966. In Vorbereitung (858) I I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W.Capelle. 3. Teil. Vom Tode Piatons bis zur Alten Stoa 2., stark erweiterte Auflage. 132 Seiten. 1954. (859) I V : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W.Capelle. 4. Teil. Von der Alten Stoa bis zum Eklektizismus im 1. J h . v. Chr. 2., stark erweiterte Auflage. 132 Seiten 1954. (863) V : D i e P h i l o s o p h i e des M i t t e l a l t e r s von J.Koch. In Vorbereitung. (826) V I : Von d e r R e n a i s s a n c e b i s K a n t von K. Schilling. 234 Seiten. 1954. (394/394a) V I I : I m m a n u e l K a n t von G. Lehmann. In Vorbereitung. (536) V I I I : D i e P h i l o s o p h i e des 19. J a h r h u n d e r t s von G.Lehmann. 1. Teil. 15 Seiten. 1953. (571) I X : D i e P h i l o s o p h i e des 19. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. 2. Teil. 168 Seiten. 1953. (709) X : D i e P h i l o s o p h i e im e r s t e n D r i t t e l des 20. J a h r h u n d e r t s 1. Teil von G. Lehmann. 128 Selten. 1957. (845) X I : D i e P h i l o s o p h i e im e r s t e n D r i t t e l des 20. J a h r h u n d e r t s 2. Teil von G. Lehmann. 114 Seiten. 1960. (850) Die geistige Situation der Zeit (1931) von K. Jaspers. 6. Abdruck der im Sommer 1932 bearbeiteten 5. Auflage. 211 Seiten. 1965. (1000) Erkenntnistheorie von G. Kropp. l . T e i l : A l l g e m e i n e G r u n d l e g u n g . 143 Seiten. 1950. (807) Formale Logik von P. Lorenzen. 3.. verbesserte Auflage. Etwa 165 Seiten. 1966. (1176/1176a) Philosophisches Wörterbuch von M. Apel t. 5., völlig neu bearbeitete Auflage von P. Ludz. 315 Seiten. 1958. (1031/1031a) Philosophische Anthropologie. Menschliche Selbstdeutung in Geschichte und Gegenwart von M. Landmann. 2., durchgesehene Auflage. 223 Seiten. 1964. (156/156a)
Pädagogik, Psychologie, Soziologie
Geschichte der Pädagogik von Herrn. Weimer 17. Auflage von Heinz Weimer. 184 Seiten. 1966. (145,145a) Therapeutische Psychologie. Ihr Weg durch die Psychoanalyse von W. M. Kranefeldt. Mit einer Einführung von C. G. Jung. 3. Auflage. 152 Seiten. 1956. (1034)
3
GEISTESWISSENSCHAFTEN Allgemeine Psychologie von TA. Erismann f . 4 Bände. I: G r u n d p r o b l e m e . 3. Auflage. 146 Seiten. 1965. (831) II: G r u n d a r t e n des p s y c h i s c h e n Geschehens. 2., neubearbeitete Auflage. 248 Seiten. 1959. (832/832a) III: E x p e r i m e n t e l l e P s y c h o l o g i e und ihre G r u n d l a g e n . 1. Teil. 2., neubearbeitete Auflage. 112 Seiten, 7 Abbildungen. 1962.(833) IV: E x p e r i m e n t e l l e P s y c h o l o g i e und ihre G r u n d l a g e n . 2. Teil. 2., neubearbeitete Auflage. 199 Seiten, 20 Abbildungen. 1962. (834/834a) Soziologie. Geschichte und Hauptprobleme von L. von Wiese. 7. Auflage. 176 Seiten. 1964. (101) Ideengeschichte der sozialen Bewegung des 19. und 20. Jh. von W. Hofmann. 243 Seiten. 1962. (1205/1205a) Sozialpsychologie von P R. Hofstätter. 2. Auflage. 191 Seiten, 18 Abbildungen. 1964. (104/104a) Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens von W. Moede f . 190 Selten, 48 Abbildungen. 1958. (851/851 a) Industrie- und Betriebssoziologie von R. Dahrendorf. 3. Auflage. 142 Seiten. 3 Figuren. 1965. (103) Wirtschaftssoziologie von F. Fürsienberg. 122 Seiten. 1961. (1193) Einführung In die Sozialethik von H.-D. Wendland. 144 S. 1963. (1203)
Religion Jesus von M. Dlbelias f . 3. Auflage, mit einem Nachtrag von W. Q. Kümmel. 140 Selten. 1960. (1130) Paulus von M. Dibelius t. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben und zu Ende geführt von W. G. Kümmel. 3., durchgesehene Auflage. 156 Seiten. 1964. (1160) Luther von F Um 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Etwa 170 Selten. 1966. (1187) Melanchthon von R. Sturperich. 139 Seiten. 1960. (1190) Zwingll von F. Schmtdt-Clausing. 119 Seiten. 1965. (1219) Sören Kierkegaard. Leben u. Werk von H.Gerd«. 134 Seiten. 1966.(1221) Einführung In die Konfessionskunde der orthodoxen Kirchen von ' K.Onasch. 291 Selten. 1962. (1197/1197 a) Geschichte des christlichen Gottesdienstes von W. Nagel. 215 Seiten. 1962. (1202/1202a) Geschichte Israels. Von den Anfängen bis zur Zerstörung des Tempels (70n.Chr.)von E.L. EhrHcfc. 2. Auf1.1966. InVorbereitung. (231/231a) Römische Religionsgeschichte von F. Auheim. 2 Bände. 2., umgearbei-. tete Auflage. I: G r u n d l a g e n und G r u n d b e g r i f f e . 116 Seiten. 1956. (1035) II: Der g e s c h i c h t l i c h e A b l a u f . 164 Seiten. 1956.(1052) Die Religion des Buddhismus von D. Schlingloff. 2 Bände. I: Der H e i l s w e g d e s M ö n c h s t u m s . 122 Selten, 11 Abbildungen, 1 Karte. 1962. (174) II: Der Hellsweg f ü r die W e l t . 129Selten, 9 Abbildungen, 1 Karte. 1963. (770)
GEISTESWISSENSCHAFTEN
Musik Musikästhetik von H. J. Moser. 180 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1953. (344) Systematische Modulation von R. Hernried. 2. Auflage. 136 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1950. (1094) Der polyphone Satz von E. Pepping. 2 Bände. I: D e r c a n t u s - f i r m u s - S a t z . 2. Auflage. 233 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1950. (1148) II: Ü b u n g e n im d o p p e l t e n K o n t r a p u n k t u n d im K a n o n . 137 Seiten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1957. (1164/1164a) Allgemeine Musiklehre von H. J. Moser. 2., durchgesehene Auflage. 155 Selten. Mit zahlreichen Notenbeispielen. 1955. (220/220a) Harmonielehre von H. J. Moser. 2 Bände. I: 109 Selten. Mit 120 Notenbeispielen. 1954. (809) II: In Vorbereitung. (810) Die Musik des 19. Jahrhunderts von W. Oehlmann. 180 Seiten. 1953. (1T0) Die Musik des 20. Jahrhunderts von W. Oehlmann. 312 Seiten. 1961. (171/171 a) Technik der deutschen Gesangskunst von H. J. Moser. 3., durchgesehene und verbesserte Auflage. 144 Seiten, 5 Figuren sowie Tabellen und Notenbeispiele. 1954. (576/576a) Die Kunst des Dirlglerens von H. W. von Waltershausen f . 2., vermehrte Auflage. 138 Seiten. Mit 19 Notenbeispielen 1954. (1147) Die Technik des Klavierspiels aus dem Qeiste des musikalischen Kunstwerkes von K. Schubert f . 3. Auflage. 110 Seiten. Mit Notenbeispielen. 1954. (1045)
Kunst
Stilkunde von H. Weigert. 2 Bände. 3., durchgesehene und ergänzte Auflage. I: V o r z e i t , A n t i k e . M i t t e l a l t e r . 136 Seiten, 94 Abbildungen. 1958. (80) II: S p ä t m i t t e l a l t e r u n d N e u z e i t . 150Seiten, 88Abbildungen. 1958. (781) Archäologie von A. Rumpf. 3 Bände. I: E i n l e i t u n g , h i s t o r i s c h e r Ü b e r b l i c k . 143 Seiten, 6 Abbildungen, 12 Tafeln. 1953. (538) II: D i e A r c h ä o l o g e n s p r a c h e . Die antiken Reproduktionen. 136 Seiten. 7 Abbildungen, 12 Tafeln. 1956. (539) III: In Vorbereitung. (540)
Geschichte EinfQhrungIn die Geschichtswissenschaft von P. Kirn. 4., durchgesehene . Auflage. 127 Seiten. 1963. (270) Einführung In die Zeitgeschichte von B. Scheurig. 101 Seiten. 1962. (1204) 5
GEISTESWISSENSCHAFTEN Zeitrechnung der römischen Kaiserzelt, des Mittelalters und der Neuzelt für die Jahre 1—2000 n. Chr. v o n H. Lietzmann t. 3. A u f l a g e , durchgesehen v o n K.Aland. 130 Seiten. 1956. (1085) Kultur der Urzeit v o n F. Behn. Bände. 4. A u f l a g e der K u l t u r der Urzeit Bd. 1—3 v o n M. Hoernes. I : D i e v o r m e t a l l i s c h e n K u l t u r e n . ( D i e Steinzeiten Europas. Gleichartige Kulturen i# anderen Erdteilen.) 172 Seiten, 48 A b bildungen. 1950. (564) I I : D i e ä l t e r e n M e t a l l k u l t u r e n . ( D e r Beginn der M e t a l l benutzung, K u p f e r - und Bronzezeit in Europa, im Orient und in A m e r i k a . ) 160 Seiten, 67 A b b i l d u n g e n . 1950. (565) I I I : D i e j ü n g e r e n M e t a l l k u i t u r e n . ( D a s Eisen als K u l t u r metall, H a l l s t a t t - L a t e n e - K u l t u r in Europa. Das erste A u f treten des Eisens in den anderen W e l t t e i l e n . ) 149 Seiten, 60 A b b i l d u n g e n . 1950. (566) Vorgeschichte Europas v o n F. Behn. V ö l l i g neue Bearbeitung der 7. A u f l a g e der „ U r g e s c h i c h t e der M e n s c h h e i t " v o n M. Hoernes. 125 Seiten, 47 A b b i l d u n g e n . 1949. (42) Der Eintritt der Germanen In die Geschichte v o n J. Haller f . 3. A u f l a g e , durchgesehen v o n H. Dannenbauer. 120 Seiten, 6 K a r t e n s k i z z e n . 1957.(1117) Von
den Karolingern zu den Staufern. Die altdeutsche Kaiserzeit ( 9 0 0 — 1 2 5 0 ) v o n J. Haller f . 4., durchgesehene A u f l a g e v o n H. Dannenbauer. 142 Seiten, 4 K a r t e n . 1958. (1065) Von den Staufern zu den Habsbürgern. A u f l ö s u n g des Reichs und E m p o r k o m m e n der Landesstaaten (1250 — 1 5 1 9 ) v o n J. Haller t. 2.. durchgesehene A u f l a g e v o n H. Dannenbauer. 118 Seiten, 6 K a r t e n s k i z z e n . 1960. ( 1 0 7 7 ) Deutsche Geschichte im Z e i t a l t e r der R e f o r m a t i o n , der G e g e n r e f o r m a tion und des dreißigjährigen Krieges v o n F. Härtung. 2., durchgesehene A u f l a g e . 128 Selten. 1963 (1105) Deutsche Geschichte von 1648—1740. Politischer und geistiger W i e d e r au! bau v o n W. Treue. 120 Seiten. 1956. ( 3 5 ) Deutsche Geschichte von 1713—1806. Von der S c h a f f u n g des europäischen Gleichgewichts bis zu Napoleons Herrschaft v o n W . Treue. 168 Seiten. 1957. ( 3 9 ) Deutsche Geschichte von 1606—1890. V o m E n d e des alten bis zur H ö h e des neuen Reiches v o n IV. Treue. 128 Seiten. 1961. (893) Deutsche Geschichte von 1890 bis zur Gegenwart v o n W. Treue. I n Vorbereitung. ( 8 9 4 ) Quellenkunde der Deutschen Geschichte Im Mittelalter (bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts) v o n K. Jacob f . 3 B ä n d e . I: E i n l e i t u n g . A l l g e m e i n e r Teil. Die Z e i t der K a r o l i n g e r . 6. A u f l a g e , bearbeitet v o n H. Hohenleutner. 127 Seiten. 1959. (279) I I : D i e K a i s e r z e i t (911—1250). 5. A u f l a g e , neubearbeitet v o n H. Hohenleutner. 141 Seiten. 1961. (280) I I I : D a s S n ä t m i t t e l a l t e r ( v o m Interregnum bis 1500). Herausgegeben von F. Weden. 152 Seiten. 1952. (284)
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GEISTESWISSENSCHAFTEN Geschichte Englands von H. Preller. 2 Bände. I : b i s 1815. 3., stark umgearbeitete Auflage. 135 Seiten, 7 Stammtafeln, 2 Karten. 1952. (375) I I : V o n 1815 b i s 1910.2., völlig umgearbeitete Auflage. 118 Seiten, 1 Stammtafel, 7 Karten. 1954. (1088) Römische Geschichte von F. Altheim. 4 Bände. 2., verbesserte Auflage. I : B i s z u r S c h l a c h t bei P y d n a (168 v. Chr.). 124 Seiten. 1956.(19) I I : B i s z u r S c h l a c h t bei A c t i u m (31 v. Chr.). 129 Seiten, 1956.(677) I I I : B i s zur S c h l a c h t an d e r M i l v i s c h e n B r ü c k e (312 n. Chr.). 148 Seiten. 1958. (679) I V : B i s z u r S c h l a c h t am Y a r m u k (636 n. Chr.). In Vorbereitung. (684) Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika von O. Graf zu StolbergWemigerode. 192 Seiten, 10 Karten. 1956. (1051/1051a)
Deutsche Sprache und Literatur
Geschichte der Deutschen Sprache von H. Sperber. 5., neubearbeitete Auflage von P. von Polenz. 136 Seiten. 1966. (915) Deutsches Rechtschreibungswörterbuch von M. Gottschald f . 2., verbesserte Auflage. 219 Selten. 1953. (200/200a) Deutsche Wortkunde. Kulturgeschichte des deutschen Wortschatzes von A. Schirmer. 5. Auflage von W. Mitzka. 125 Seiten. 1965. (929) 10. Auflage. Völlige UmDeutsche Sprachlehre von IV. Hofstaetter. arbeitung der 8. Auflage. 150 Seiten. 1960. (20) Stimmkunde für Beruf, Kunst und Heilzwecke von H. Biehle. 111 Seiten. 1955. (60) Redetechnik. Einführung in die Rhetorik von H. Biehle. 2., erweiterte Auflage. 151 Seiten. 1961. (61) Sprechen und Sprachpflege (Die Kunst des Sprechens) von H. Feist. 3. Aufl. E t w a 9 9 Seiten, 25 Abbildungen. 1966 In Vorberettung(l 122) Deutsches Dichten und Denken \ on der germanischen bis zur staufischen Zeit von H. Naumann f . (Deutsche Literaturgeschichte vom 5.—13. Jahrhundert.) 3., verbesserte Auflage. 1966 (1121) Deutsches Dichten und Denken vom Mittelalter zur Neuzelt von Q. Müller (1270 bis 1700). 3., durchgesehene Auflage. 159 Seiten. In Vorbereitung. (1086) Deutsches Dichten und Denken von der Aufklärung bis zum Realismus (Deutsche Literaturgeschichte von 1700—1890) von K. Vietor f . 3., durchgesehene Auflage. 159 Seiten. 1958. (1096) Deutsche Heldensage von H. Schneider. 2. Auflage, bearbeitet von R. Wisniewski. 148 Seiten. 1964. (32) Der Nibelunge N5t in Auswahl mit kurzem Wörterbuch von K. Langosch. 11., durchgesenene Auflage. 166 Seiten. 1966. (1) Kudrun und Dietrich-Epen in Auswahl mit Wörterbuch von O. L. Jiriczek. 6. Auflage, bearbeitet von R. Wisniewski. 173 Seiten. 1957. (10) Wolfram von Eschenbach. Parzlfal. Eine Auswahl mit Anmerkungen und Wörterbuch von H. Jantzen. 3. Auflage, bearbeitet von H. Kolb. 128 Seiten. 1966. (921) 7
GEISTESWISSENSCHAFTEN Hartmann von Aue. Der arme Heinrich nebst einer Auswahl aus der „Klage" dem „Gregorius" und den Liedern (mit einem Wörterverzeichnis) herausgegeben von F. Maurer. 96 Seiten. 1958. (18) Gottfried von StraBburg. Tristan und Isolde in Auswahl herausgegeben von F. Maurer. 2. Auflage. 142 Seiten. 1965. (22) Die deutschen Personennamen von M. Gottschald f . 2., verbesserte Auflage. 151 Seiten. 1955. (422) Althochdeutsches Elementarbuch. Grammatik und Texte von H. Naumann t und W. Betz. 4., verbesserte und vermehrte Auflage. 183 Seiten. 1966. In Vorbereitung. (1111/1111 a) Mittelhochdeutsche Grammatik von H. de Boor und R. Wisniewski. 4., verbesserte und ergänzte Auflage. 150 Seiten. 1965. (1108)
Indogermanisch, Germanisch Indogermanische Sprachwissenschaft von H. Krähe. 2 Bände. 4., überarbeitete Auflage. I: E i n l e i t u n g u n d L a u t l e h r e . 110 Seiten. 1962. (59) I I : F o r m e n l e h r e . 100 Seiten. 1963. (64) Sanskrit-Grammatik mit sprachvergleichenden Erläuterungen von M. Mayrhcfer. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. 110 Seiten. 1965. (1158/1158a) Gotisches Elementarbuch. Grammatik. Texte mit Übersetzung und Erläuterungen v.on H. Hempel. 4., neubearbeitete Auflage. 166 Seiten. 1966. (79/79a) Altnordisches Elementarbuch. Einführung, Grammatik, Texte (zum Teil mit Übersetzung) und Wörterbuch von F. Ranke. 3., völlig umgearb. Auflage von D. Hofmann. Etwa 180 Seiten. 1966. Im Druck. (1115/1115a) Germanische Sprachwissenschaft von H. Krähe. 3 Bände. I: E i n l e i t u n g u n d L a u t l e h r e . 5 V überarbeitete Auflage. 147 Seiten. 1963. (238) I I : F o r m e n l e h r e . 5., verbesserte Auflage. 149 Seiten. 1965. (780) I I I : W o r t b i l d u n g s l e h r e von W. Meid. Etwa 240 Seiten. 1966. (1218/1218a/1218b)
Englisch, Romanisch Altenglisches Elementarbuch. Einführung, Grammatik, Texte mit Übersetzung und Wörterbuch von M. Lehnert. 6., verbesserte Auflage. 178 Seiten. 1965. (1125) Historische neuenglische Laut- und Formenlehre von E. Ekwall. 4., verbesserte Auflage. 150 Seiten. 1965. (735) Englische Phonetik von H. Mutschmann f . 2. Auflage, bearbeitet von G. Scherer. 127 Seiten. 1963. (601) Englische Literaturgeschichte von F. Schubel. 4 Bände. I: Die a l t - u n d m i t t e l e n g l i s c h e P e r i o d e . 163 Selten. 1954. (1114) I I : Von d e r R e n a i s s a n c e b i s z u r A u f k l ä r u n g . 160 Selten. 1956.(1116) I I I : R o m a n t i k u n d V i k t o r i a n i s m u s . 160Seiten. i960. (1124)
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GEISTESWISSENSCHAFTEN Beowulf von M. Lehrtert. Eine Auswahl mit Einführung, teilweiser Übersetzung, Anmerkungen und etymologischem Wörterbuch. 3., verbesserte Auflage. 135 Seiten. 1959. (1135) Shakespeare von P. Meißner f . 2. Auflage, neubearbeitet von M. Lehnen. 136 Seiten. 1954. (1142) Romanische Sprachwissenschaft von H. Lausberg. 4 Bände. I : E i n l e i t u n g und V o k a l i s m u s . 2., durchgesehene Auflage. 211 Seiten. 1963. (128/128a) I I : K o n s o n a n t i s m u s . 2. Auflage. In Vorbereitung. (250) I I I : F o r m e n l e h r e . 1. Teil. 99 Seiten. 1962. (1199) I I I : F o r m e n l e h r e . 2. Teil. S. 99—260. 1962. (1200/1200a) I V : W o r t l e h r e . In Vorbereitung. (1208)
Griechisch, Lateinisch Griechische Sprachwissenschaft von W. Brandenstein. 3 Bände. I : E i n l e i t u n g , L a u t s y s t e m , E t y m o l o g i e . 160 Seiten. 1954. (117) I I : W o r t b i l d u n g und F o r m e n l e h r e . 192Seiten. 1959. (118/ 118a) I I I : S y n t a x I.Einleitung. Die Flexibilien. 145 Seiten. 1966. (924/ 924a) Geschichte der griechischen Sprache. 2 Bände I : B i s zum A u s g a n g d e r k l a s s i s c h e n Z e i t von O. Hoffmann f . 3. Auflage, bearbeitet von A. Debrunner f . 156 Seiten. 1953. (111) I I : G r u n d f r a g e n und G r u n d z ü g e des n a c h k l a s s i s c h e n G r i e c h i s c h von A. Debrunner f . 144 Seiten. 1954. (114) Geschichte der griechischen Literatur von W. Nestle. 2 Bände. 3. Auflage, bearbeitet von W. Liebich. I : 144 Seiten. 1961. (70) I I : 149 Seiten. 1963. (557) Grammatik der neugriechischen Volkssprache von J. Kalitsunakis. 3., wesentlich erweiterte und verbesserte Auflage. 196 Seiten. 1963. (756/756a) Neugriechisch-deutsches Gesprächsbuch von J. Kalitsunakis. 2. Auflage, bearbeitet von A. Steinmetz. 99 Seiten. 1960. (587) Geschichte der lateinischen Sprache von F. Stolz und A. Debrunner t. 4. Auflage, bearbeitet von W. P.Schmid. 1966. In Vorbereitung. (492/492a/708b) Geschichte der römischen Literatur von L. Bieler. 2., verbesserte Auflage. 2 Bände. I : D i e L i t e r a t u r d e r R e p u b l i k . 160 Seiten. 1965. (52) I I : D i e L i t e r a t u r d e r K a i s e r z e i t . 133 Seiten. 1965. (866)
Orientalistik, Slavische Sprachen Die Keilschrift von B. Meissner. 3. Auflage, neubearbeitet von K. Oberhuber. Etwa 150 Seiten. 1966. (708/708a/708b) Die Hieroglyphen von A. Erman. 3. Auflage, neu bearbeitet von O. Krückmann. 1966. In Vorbereitung. (608/608a/608b)
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GEISTESWISSENSCHAFTEN Hebräische Grammatik von R. Meyer. 3 Bände. I: Einleitung,Schrift-undLautlehre.3..neubearbeiteteAuflage. 120 Seiten. 1966. (763/763a/763b) I I : F o r m e n l e h r e und F l e x i o n s t a b e l l e n . 3. Auflage. In Vorbereitung. (764/764a/764b) I I I : S a t z l e h r e . In Vorbereitung (765/765a/765b) Hebräisches Textbuch zu G. Beer-R. Meyer, Hebräische Grammatik von R. Meyer. 170 Seiten. 1960. (769/769a) Slavische Sprachwissenschaft von H. Bräuer. 2 Bände. I : E i n l e i t u n g , L a u t l e h r e . 221 Seiten. 1961. (1191/1191 a ) Vergleichende Geschichte der slavlschen Literaturen von D. Tschilewskij. 2 Bände. 1966. In Vorbereitung. I : E i n f ü h r u n g . Anfänge des slavischen Schrifttums bis zum Klassizismus. (1222) I I : R o m a n t i k b i s z u r M o d e r n e . (1223) Russische Grammatik von E. Berneker f. 6., verbesserte Auflage von M. Vasmer f . 155 Seiten. 1961. (66) Polnische Grammatik von N. Dameraa. Etwa 140 Seiten. 1966. (942/ 942a)
Erd- und Länderkunde, Kartographie Afrika von F. Jaeger. Ein geographischer Überblick. 2 Bände. 3. Auflage. I : D e r L e b e n s r a u m . 179 Seiten, 18 Abbildungen. In Vorbereitung. (910) I I : M e n s c h und K u l t u r . 155 Seiten, 6 Abbildungen. In Vorbereitung. (911) Australien und Ozeanien von H. J. Krug. 176 Seiten, 46 Skizzen. 1953. (319) Kartographie von V. Heissler. 2. Auflage. 213 Seiten, 125 Abb., 8 Anlagen. 1966. (30/30 a)
Volkswirtschaft, Statistik, Publizistik Allgemeine Betriebswirtschaftslehre von K.Mellerowicz. 4 Bände. 11. und 12., durchgesehene Auflage. I: 224 Seiten. 1964. (1008/1008 a) I I : 188 Seiten. 1966. (1153/1153a) I I I : 260 Seiten. 1963. (1154/1154a) I V : 209 Seiten. 1963. (1186/1186a) Allgemeine Volkswirtschaftslehre von A. Paulsen. 4 Bände. I: G r u n d l e g u n g , W i r t s c h a f t s k r e i s l a u f . 7. Auflage. 159 Seiten. 11 Abbildungen. 1966. (1169) I I : H a u s h a l t e , U n t e r n e h m u n g e n , M a r k t f o r m e n . 7. Auflage. 172 Seiten. 31 Abbildungen. 1966. (1170) I I I : P r o d u k t i o n s f a k t o r e n . 4. Auflage. 198 Seiten, 24 Abbildungen. 1965. (1171) I V : G e s a m t b e s c h ä f t i g u n g , K o n j u n k t u r e n , W a c h s t u m . 4., neubearbeitete und ergänzte Auflage. 188 Seiten. 1966.(1172) 10
GEISTESWISSENSCHAFTEN Geschichte der Volkswirtschaftslehre von S . Wendt. 182 S. 1961. (1194) Allgemeine Volkswirtschaftspolitik von H. Ohm. 2 Bände. I : S y s t e m a t i s c h - T h e o r e t i s c h e G r u n d l e g u n g . 2., verbesserte und ergänzte Auflage. 137 Seiten, 6 Abbildungen. 1965. (1195) I I : Der v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e G e s a m t o r g a n i s m u s a l s O b j e k t d e r . W i r t s c h a f t s p o l i t i k . In Vorbereitung. (1196) Finanzwissenschaft von H. Kolms. 4 Bände. I : G r u n d l e g u n g , ö f f e n t l i c h e A u s g a b e n . 3., verbesserte Auflage. 159 Seiten. 1966. (148) I I : E r w e r b s e i n k ü n f t e , G e b ü h r e n und B e i t r ä g e , A l l g e m e i n e S t e u e r l e h r e . 3., verbesserte Auflage. 148 Seiten. 1966. In Vorbereitung (391) I I I : B e s o n d e r e S t e u e r l e h r e . 178 Seiten. 1962. (776) IV: Öffentlicher Kredit, ö f f e n t l i c h e r Haushalt. Finanza u s g l e i c h . 191 Seiten. 1964. (782/782a) Finanzmathematik von M.Nicolas. 192 Seiten, 11 Tafeln, 8 Tabellen und 72 Beispiele. 1959. (1183/1183a) Buchhaltung und Bilanz von E. Kosiol. 170 Seiten. 1964. (1213/1213a) Industrie- und Betriebssoziologie von R. Dahrendorf. 3. Auflage. 142 . Seiten, 3 Figuren. 1965. (103) Wirtschaftssoz!olog!e von F. Fürstenberg. 122 Seiten. 1961. (1193) Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens von W. Moedef. 190 Seiten, 48 Abbildungen. 1958. (851/851a) Einfahrung In die Arbeitswissenschaft von H. H. Hilf. 169 Seiten, 57 Abbildungen. 1964. (1212/1212a) Allgemeine Methodenlehre der Statistik von J. Pfanzagl. 2 Bände. I: E . e m e n t a r e Methoden unter besonderer Berücksicht i g u n g d e r A n w e n d u n g e n in den W i r t s c h a f t s - u n d S o z i a l w i s s e n s c h a f t e n . 3., neubearbeitete Auflage.266Seiten, 50 Abbildungen. 1966. (746/746 a) II: Höhere Methoden unter besonderer Berücksichtigung d e r A n w e n d u n g e n in N a t u r w i s s e n s c h a f t e n , M e d i z i n und T e c h n i k . 2., verbesserte Auflage. 315 Seiten, 41 Abbildungen. 1966. (747/747 a) Zeltungslehre von E. Dovifat. 2 Bände. 4., neubearbeitete Auflage. I: T h e o r e t i s c h e und r e c h t l i c h e G r u n d l a g e n — N a c h r i c h t und M e i n u n g — S p r a c h e und F o r m . 149 Seiten. 1962. (1039) I I : R e d a k t i o n — D i e S p a r t e n : V e r l a g und V e r t r i e b , W i r t s c h a f t und T e c h n i k — S i c h e r u n g d e r ö f f e n t l i c h e n A u f g a b e . 168 Seiten. 1962. (1040)
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Naturwissenschaften Mathematik Geschichte der Mathematik von J. E. Hofmann. 4 Bände. I: Von d e n A n f ä n g e n b i s z u m A u f t r e t e n v o n F e r m a t u n d D e s c a r t e s . 2., verbesserte und vermehrte Auflage. 251 Seiten. 1963. (226/226 a) I I : Von F e r m a t u n d D e s c a r t e s b i s z u r E r f i n d u n g d e s C a l c u l u s und bis z u m A u s b a u der n e u e n M e t h o d e n . 109 Seiten. 1957. (875) I I I : Von d e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n u m d e n C a l c u l u s b i s z u r f r a n z ö s i s c h e n R e v o l u t i o n . 107 Seiten. 1957. (882) IV: G e s c h i c h t e d e r M a t h e m a t i k d e r n e u e s t e n Z e i t von N. Stuloff. In Vorbereitung. (883) Mathematische Formelsammlung von F. O. Ringleb. 8., erweiterte Auflage. Etwa 320 Seiten. 40 Figuren. 1966. (51/51 a) Vierstellige Tafeln und Gegentafeln für logarithmisches und trigonometrisches Rechnen in zwei Farben zusammengestellt von H. Schubert und R. Haussner. 3;, neubearbeitete Auflage von J, Erlebach. 158 Seiten. 1960. (81) Fünfstellige Logarithmen mit mehreren graphischen Rechentafeln und häufig vorkommenden Zahlenwerten von A. Adler. 4. Auflage, überarbeitet von J. Erlebach. 127 Seiten, 1 Tafel. 1962. (423) Arithmetik von P. B. Fischer f . 3. Auflage von H. Rohrbach. 152 Seiten, 19 Abbildungen. 1958. (47) Höhere Algebra von H. Hasse. 2 Bände. I: L i n e a r e G l e i c h u n g e n . 5., neubearbeitete Auflage. 150 Seiten. 1963.(931) I I : G l e i c h u n g e n h ö h e r e n G r a d e s . 4., durchgesehene Auflage. 158 Seiten, 5 Figuren. 1958. (932) Aufgabensammlung zur höheren Algebra von H. Hasse und W. Klobe. 3., verbesserte Auflage. 183 Seiten. 1961. (1082) Elementare und klassische Algebra vom modernen Standpunkt von W. Krull. 2 Bände. I: 3., erweiterte Auflage. 148 Seiten. 1963. (930) I I : 132 Seiten. 1959. (933) Lineare Programmierung von H. Langen. Etwa 200 Seiten. (1206/1206a) Algebraische Kurven und Flächen von W. Burau. 2 Bände. I: A l g e b r a i s c h e K u r v e n d e r E b e n e . 153 Seiten, 28 Abbildungen. 1962. (435) I I : A l g e b r a i s c h e F l ä c h e n 3. G r a d e s und Raumkurven 3. und 4. Grades. 162 Seiten, 17 Abbildungen. 1962. (436/436a) Einführung in die Zahlentheorie von A.Scholzt. Uberarbeitet und herausgegeben von B. Schoeneberg. 4. Auflage. Etwa 128 Seiten. 1966. (1131) Formale Logik von P. Lorenzen. 2., verbesserte Auflage. Etwa 165 Seiten. 1962. (1176/1176a) 12
NATURWISSENSCHAFTEN Topologle von W. Franz. 2 Bände. ' I : A l l g e m e i n e T o p o l o g i e . 2., verbesserte Auflage. 144 Seiten, 9 Figuren.1965.(1181) I I : A l g e b r a i s c h e T o p o l o g i e . 153 Seiten. 1965. (1182/1182a) Elemente der Funktionenttleorie von K. Knopp f . 7. Auflage. 144 Seiten, 23 Figuren. 1966. (1109) Funktionentheorie von K. Knopp f . 2 Bände. 11. Auflage. I: G r u n d l a g e n d e r a l l g e m e i n e n T h e o r i e d e r a n a l y t i s c h e n F u n k t i o n e n . 144 Seiten, 8 Figuren. 1965. (668) II: A n w e n d u n g e n u n d W e i t e r f ü h r u n g d e r a l l g e m e i n e n T h e o r i e . 130 Selten, 7 Figuren. 1965. (703) Aufgabensammlung zur Funktionentheorie von K. Knopp f . 2 Bände. I: A u f g a b e n z u r e l e m e n t a r e n F u n k t i o n e n t h e o r i e . 7. Auflage. 135 Seiten. 1965. (877) II: A u f g a b e n z u r h ö h e r e n F u n k t i o n e n t h e o r i e . 6 . Auflage 151 Seiten. 1964. (878) Differential- und Integralrechnung von M. Barner. (Früher Witting). 4 Bände. I : O r e n z w e r t b e g r i f f , D i f f e r e n t i a l r e c h n u n g . 2., durchgesehene Auflage. 176 Seiten, 39 Figuren. 1963. (86) Gewöhnliche Differentialgleichungen von O. Hoheisel. 7., neubearbeitete und erweiterte Auflage. 142 Seiten. 1965. (920/920a) Partielle Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 4., durchgesehene Auflage. 128 Seiten. 1960. (1003) Aufgabensammlung zu den gewöhnlichen und partiellen Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 4., neubearbeitete Auflage. 153 Seiten. 1964. (1059/1059a) Integralgleichungen von G. Hoheisel. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. 112 Seiten. 1963. (1099) Mengenlehre von E. Kamke. 5. Auflage. 194 Seiten, 6 Figuren. 1965. (999/999 a) Gruppentheorie von L. Baumgartner. 4., erweiterte Auflage. 190 Seiten, 3 Tafeln. 1964. (837/837 a) Ebene und sphärische Trigonometrie von G. Hessenbergt. 5. Auflage, durchgesehen von H. Kneser. 172 Seiten, 60 Figuren. 1957. (99) Darstellende Geometrie von W. Haack. 3 Bände. I: Die w i c h t i g s t e n D a r s t e l l u n g s m e t h o d e n . G r u n d - und A u f r i ß e b e n f l ä c h i g e r K ö r p e r . 5. Auflage. 113 Seiten, 120 Abbildungen. 1965. (142) II: K ö r p e r m i t k r u m m e n B e g r e n z u n g s f l ä c h e n . K o t i e r t e P r o j e k t i o n e n . 4., durchgesehene Auflage. 129 Seiten, 86 Abbildungen. 1965. (143) III: A x o n o m e t r i e und P e r s p e k t i v e . 3. Auflage. 129 Seiten, 100 Abbildungen. 1965. (144) Analytische Geometrie von K. P. Orotemeyer. 3., neubearbeitete Auflage. 218 Seiten, 73 Abbildungen. 1964. (65/65a) Nichteuklidische Geometrie. Hyperbolische Geometrie der Ebene von R. Baldust. 4. Auflage, bearbeitet und ergänzt von F. Löbell. 158 Seiten, 75 Figuren. 1964. (970/970a) 13
NATURWISSENSCHAFTEN Differentialgeometrie von K. Strubecker. 3 Bände. I : K u r v e n t h e o r i e d e r E b e n e und des R a u m e s . 2., erweiterte Auflage. 253 Seiten, 45 Figuren. 1964. (1113/1113a) I I : T h e o r i e d e r F l ä c h e n m e t r i k . 195 Seiten, 14 Figuren. 1958. (1179/1179a) I I I : T h e o r i e d e r F l ä c h e n k r ü m m u n g . 254 Seiten, 38 Figuren. 1959. (1180/1180a) Variationsrechnung von L. Koschmieder. 2 Bände. 2., neubearbeitete Auflage. I : D a s f r e i e und g e b u n d e n e E x t r e m e i n f a c h e r Q r u n d i n t e g r a l e . 128 Seiten, 23 Figuren. 1962. (1074) II: Anwendung klassischer Verfahren auf allgemeine F r a g e n des E x t r e m s . — N e u e r e u n m i t t e l b a r e V e r f a h r e n . In Vorbereitung. (1075) Einführung In die konforme Abbildung von L. Bieberbach. 6. Auflage. Etwa 180 Seiten, 42 Figuren. 1966. In Vorbereitung. (768/768a) Vektoren und Matrizen von S. Valentiner. 3. Auflage. (10., erweiterte Auflage der „Vektoranalysis"). Mit Anhang: Aufgaben zur Vektorrechnung von H. König. 206 Seiten, 35 Figuren. 1963. (354/354a) Wahrscheinlichkeitstheorie und Grundzüge der Maßtheorie von H. Bauer. 2 Bände. I : 154 Seiten. 1964. (1216/1216a) I I : In Vorbereitung. (1217) Versicherungsmathematik von F. Böhm. 2 Bände. I : E l e m e n t e d e r V e r s i c h e r u n g s r e c h n u n g . 3., vermehrte und verbesserte Auflage. Durchgesehener Neudruck. 151 Seiten. 1953. (180) II: Lebens' ersicherungsmathematlk. Einführung in die technischen Grundlagen der Sozialversicherung. 2., verbesserte und vermehrte Auflage. 205 Seiten. 1953. (917/917 a) Finanzmathematik von M.Nicolas. 192 Seiten, 11 Tafeln, 8 Tabellen und 72 Beispiele. 1959. (1183/1183a) Kinematik von H. R. MülUr. 171 Seiten, 75 Figuren. 1963. (584/584a)
Physik Einführung In die theoretische Physik von IV. Döring. 5 Bände. I : M e c h a n i k . 3., verbesserte Aufl. 125 Seiten, 23 Abb. 1965.(76) I I : D a s e l e k t r o m a g n e t i s c h e F e l d . 2., verbesserte Auflage. 132 Seiten, 15 Abbildungen. 1962. (77) I I I : O p t i k . 2., verbesserte Auflage. 117 Seiten, 32 Abbildungen. 1963. (78) I V : T h e r m o d y n a m i k . 2., verbesserte Auflage. 107 Seiten, 9 Abbildungen. 1964. (374) V : S t a t i s t i s c h e M e c h a n i k . 2., verbesserte Auflage. 114 Seiten, 12 Abbildungen. 1966. (1017) Mechanik deformierbarer Körper von M. Päsler. 199 Seiten, 48 Abbildungen. 1960. (1189/1189a) 14
NATURWISSENSCHAFTEN Atomphysik von K. Bechert, Ch. Gerthsen t und A. Flammersfeld. 7 Bände. 4., durchgesehene Auflage. I: A l l g e m e i n e G r u n d l a g e n . l . T e l l von A.Flammersfeld. 124 Seiten, 35 Abbildungen. 1959. (1009) I I : A l l g e m e i n e G r u n d l a g e n . 2. Teil von A. Flammersfeld. 112 Seiten, 47 Abbildungen. 1963. (1033) I I I : T h e o r i e d e s A t o m b a u s . l . T e i l von K. Bechert. 148 Seiten, 16 Abbildungen. 1963. (1123/1123a) IV: T h e o r i e d e s A t o m b a u s . 2. Teil von K. Bechert. 170 Seiten, 14 Abbildungen. 1963. (1165/1165a) Differentialgleichungen der Physik von F. Sauter. 4., durchgesehene und ergänzte Auflage. 148 Seiten, 16 Figuren. 1966. (1070) Physikalische Formelsammlung von G. Mahler. t. Fortgeführt von K. Mahler. Neubearbeitet von H. Graewe. 11. Auflage. 167 Seiten, 69 Figuren. 1963. (136) Physikalische Aufgabensammlung mit Ergebnissen von G. Mahler t. Fortgeführt von K. Mahler. Neubearbeitet von H. Graewe. 12. Auflage. 141 Seiten. 1964. (243)
Chemie Geschichte der Chemie in kurzgefaßter Darstellung von G. Lockemann. 2 Bände. 2. Auflage. I: Vom A l t e r t u m bis zur E n t d e c k u n g des S a u e r s t o f f s . 142 Seiten, 8 Bildnisse. In Vorbereitung. (264) II: Von der E n t d e c k u n g des S a u e r s t o f f s bis zur G e g e n w a r t . 151 Seiten, 16 Bildnisse. In Vorbereitung (265/265a) Anorganische Chemie von W. Klemm. 13. Auflage. 255 Seiten, 34 Abbildungen. 1964. (37/37 a) Organische Chemie von IV. Schlenk Jun. 10., erweiterte Auflage. 273 Seiten, 16 Abbildungen. 1965. (38/38a) Physikalische Methoden In der Organischen Chemie von G. Kresze. 2 Bände. I: 119 Seiten, 65 Abbildungen. 1962. (44) I I : 164 Seiten. 1962. (45/45a) Allgemeine und physikalische Chemie von W. Schulze. 2 Bände. I: 6., verbesserte Auflage. 139 Seiten, 10 Figuren. 1964. (71) I I : 6., verbesserte Auflage. 178 Seiten, 37 Figuren. 1966. (698/698a) Molekülbau. Theoretische Grundlagen und Methoden der Strukturermittlung von W. Schulze. 123 Seiten, 43 Figuren. 1958. (786) Einfache Versuche zur allgemeinen und physikalischen Chemie von E. Dehn. 371 Versuche mit 40 Abbildungen. 272 Seiten. 1962. (1201/1201a) Physikalisch-chemische Rechenaufgaben von E. Asmus. 3., verbesserte Auflage. 96 Seiten. 1958. (445) Maßanalyse. Theorie und Praxis der klassischen und der elektrochemischen Titrierverfahren von G. Jander und K. F. Jahr. 10., erweiterte Auflage, mitbearbeitet von H. Knoll. 358 Seiten, 56 Figuren. 1963. (221/221 a) 15
NATURWISSENSCHAFTEN Qualitative Analyse v o n H. Hofmann u. G. Jander. 2., durchgesehene und verbesserte A u f l a g e . 308 Seiten, 5 A b b i l d u n g e n . 1963. (247/247 a ) Stöchlometrlsche Aufgabensammlung v o n W. Bahrdt t und R. Scheer. M i t den Ergebnissen. 8., durchgesehene A u f l a g e . 119 Seiten. 1964. (452) Elektrochemie v o n K. Vetter. 2 Bände. I : I n Vorbereitung. (252) I I : In Vorbereitung. (253) Kristallchemie v o n J. Zemann. E t w a 160 Selten, 90 A b b i l d u n g e n . 1966. I n V o r b e r e i t u n g . (1220/1220a)
Technologie Die Chemie der Kunststoffe v o n K . Hamann, unter M i t a r b e i t v o n W. Funke und H. D. Hermann. 2. A u f l . 143 Seiten. 1966. In V o r bereitung. (1173/1173a) Warenkunde v o n K. Hassak und E. Beutelt. 2 Bände. I: A n o r g a n i s c h e W a r e n s o w i e K o h l e und E r d ö l . S . A u f lage. N e u b e a r b e i t e t v o n A. Kutzelnigg. 119 Seiten, 18 Figuren. 1958. (222) I I : O r g a n i s c h e W a r e n . 8. A u f l a g e . V o l l s t ä n d i g neu b e a r b e i t e t v o n A. Kutzelnigg. 157 Seiten, 32 Figuren. 1959. (223) Die Fette und ö l e v o n Th. Klug. 6., verbesserte A u f l a g e . 143 Seiten. 1961. (335) Die Seifenfabrikation v o n K. Braun f . 3., neubearbeitete und v e r besserte A u f l a g e v o n Th. Klug. 116 Seiten, 18 A b b i l d u n g e n . 1953. (336) Thermische Verfahrenstechnik v o n H. Bock. 3 Bände. I : E i g e n s c h a f t e n und V e r h a l t e n d e r r e a l e n S t o f f e . 164 Seiten, 28 A b b i l d u n g e n . 1963. (1209/1209a) I I : F u n k t i o n und B e r e c h n u n g der e l e m e n t a r e n Geräte. 195 Seiten, 54 A b b i l d u n g e n . 1964. (1210/1210a) I I I : F i i e ß b i l d e r , ihre F u n k t i o n und ihr Z u s a m m e n b a u aus G e r ä t e n . 224 Seiten. 67 A b b i l d u n g e n . 1965. (1211/1211 a ) Textilindustrie v o n A. Blümcke. I : S p i n n e r e i u n d Z w i r n e r e i . 111 Seiten, 43 A b b i l d u n g e n . 1954. (184)
Biologie Einführung In die allgemeine Biologie und ihre philosophischen Grund* und Grenzfragen v o n M. Hartmann. 2., u n v e r ä n d e r t e A u f l a g e 132 Seiten, 2 A b b i l d u n g e n . 1965. ( 9 6 ) Hormone v o n G. Koller. 2.. neubearbeitete und e r w e i t e r t e A u f l a g e . 187 Seiten, 60 A b b i l d u n g e n , 19 T a b e l l e n . 1949. (1141) Fortpflanzung im Tier- und Pflanzenreich v o n J. Hämmerling. 2„, ergänzte A u f l a g e . 135 Seiten. 101 A b b i l d u n g e n . 1951. ( 1 1 3 8 ) Geschlecht und Geschlechtsbestimmung Im Tier- und P f l a n z e n r e i c h v o n VW. Hartmann. 2., verbesserte A u f l a g e . 116 Seiten, 61 A b b i l d u n g e n , 7 T a b e l l e n . 1951. (1127)
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NATURWISSENSCHAFTEN Symbiose der Tiere mit pflanzlichen Mikroorganismen von P. Buchner. 2.. verbesserte und vermehrte Auflage. 130 Seiten, 121 Abbildungen. 1949. (1128) GrundrlQ der allgemeinen Mikrobiologie von W. u. A. Schwartz. 2 Bände. 2., verbesserte und ergänzte Auflage. I : 147 Selten, 25 Abbildungen. 1960. (1155) II: 142 Seiten, 29 Abbildungen. 1961. (1157)
Botanik
Entwicklungsgeschichte des Pflanzenreiches von H. Heil. 2. Auflage. 138 Seiten, 94 Abbildungen, 1 Tabelle. 1950. (1137) Morphologie der Pflanzen von L. Geitler. 3., umgearbeitete Auflage. 126 Seiten, 114 Abbildungen. 1953. (141) Pflanzengeographie von L. Dielst. 5., völlig neu bearbeitete Auflage von F. Mattick. 195 Seiten, 2 Karten. 1958. (389/389a) Die Laubhölzer. Kurzgefaßte Beschreibung der in Mitteleuropa gedeihenden Laubbäume und Sträucher von F. W. Neger f und E. Münch t. 3., durchgesehene Auflage, herausgegeben von B. Huber. 143 Seiten, 63 Figuren, 7 Tabellen. 1950. (718) Die Nadelhölzer (Koniferen) und übrigen Gymnospermen von F. W. Neger t und E. Münch f . 4. Auflage, durchgesehen und erfänzt von B. Huber. 140 Seiten, 75 Figuren, 4 Tabellen, 3 Karten. 1952. (355) PflanzenzQchtung von H. Kuckuck. 2 Bände. I : G r u n d z ü g e d e r P f l a n z e n z ü c h t u n g . 3., völlig umgearbeitete und erweiterte Auflage. 132 Seiten, 22 Abbildungen. 1952. (1134) I I : S p e z i e l l e g a r t e n b a u l i c h e P f l a n z e n z ü c h t u n g (Züchtung von Gemüse, Obst und Blumen). 178 Seiten, 27 Abbildungen. 1957. (1178/1178a)
Zoologie
Entwicklungsphysiologie der Tiere von F. Seidel. 2 Bände. I : Ei und F u r c h u n g . 2. Auflage. Etwa 160Seiten, 61 Abbildungen. 1966. (1162) I I : K ö r p e r g r u n d g e s t a l t und O r g a n b i l d u n g . 2. Auflage. In Vorbereitung (1163) Vergleichende Physiologie der Tiere von K. Herier. 2 Bände. 4. Auflage der „Tierphysiologie". I : S t o f f - u n d E n e r g i e w e c h s e l . Neu bearbeitet von K. Urich. 158 Seiten, 81 Abbildungen. 1966. (972/972a) I I : B e w e g u n g und R e i z e r s c h e i n u n g e n . Neu bearbeitet von G. Birukow. In Vorbereitung. (973) Das Tierreich I : E i n z e l l e r , P r o t o z o e n von E. Reichenow. 115 Seiten. 59 Abbildungen. 1956. (444) I I : S c h w ä m m e und H o h l t i e r e von H. J. Hannemann. 95 Seiten, 80 Abbildungen. 1956. (442)
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NATURWISSENSCHAFTEN I I I : W ü r m e r . Platt-, Hohl-, Schnurwürmer, Kamptozoen, Ringelwürmer, Protracheaten, Bärtierchen, Zungenwürmer von S. Jaeckel. 114 Seiten, 36 Abbildungen. 1955. (439) IV, 1: K r e b s e von H. E. Gruner und K. Deckert. 114 Seiten, 43 Abbildungen. 1956. (443) IV, 2: S p i n n e n t i e r e (Trilobitomorphen, Fühlerlose) u n d T a u s e n d f ü ß l e r von A.Kaestner. 96 Seiten, 55 Abbildungen. 1955.(1161) IV, 3: I n s e k t e n von H. von Lengerken. 2., verbesserte Auflage. 140 Seiten. 59 Abbildungen. 1966. (594) V: W e i c h t i e r e . Urmollusken, Schnecken, Muscheln und Kopffüßer von S. Jaeckel. 92 Seiten. 34 Figuren. 1954. (440) VI: S t a c h e l h ä u t e r . Tentakulaten, Binnenatmer und Pfeilwürmer von S. Jaeckel. 100 Selten, 46 Abbildungen. 1955. (441) VII, 1: M a n t e l t i e r e , Schädellose, Rundmäuler von Th. Haltenorth. In Vorbereitung. (448) VII, 2: F i s c h e von D. Lüdemann. 130 Selten, 65 Abbildungen. 1955. (356) VII, 3: L u r c h e (Chordatiere) von K.Herter. 143 Seiten, 129 Abbildungen. 1955.(847) VII, 4: K r i e c h t i e r e (Chordatiere) von K. Her/er. 200 Seiten, 142 Abbildungen. 1960. (447/447 a) VII, 5: V ö g e l (Chordatiere) von H.-A. Freye. 156 Seiten, 69 Figuren. 1960. (869) VII, 6: S ä u g e t i e r e (Chordatiere) von Th. Haltenorth. In Vorbereitung. (282)
Land- und Forstwirtschaft Landwirtschaftliche Tierzucht. Die Züchtung und Haltung der landwirtschaftlichen Nutztiere von H. Vogel. 139 Seiten, 11 Abbildungen. 1952. (228) Kulturtechnische Bodenverbesserungen von O. Fauser. 2 Bände. 5., verbesserte und vermehrte Auflage. I : A l l g e m e i n e s , E n t w ä s s e r u n g . 127 Seiten, 49 Abbildungen. 1959. (691) I I : B e w ä s s e r u n g , ö d l a n d k u l t u r , F l u r b e r e i n i g u n g . 159 Seiten, 71 Abbildungen. 1961. (692) Agrikulturchemie von K. Scharrer. 2 Bände. I: P f l a n z e n e r n ä h r u n g . 143 Seiten. 1953. (329) I I : F u t t e r m i t t e l k u n d e . 192 Seiten. 1956. (330/330a)
Geologie, Mineralogie, Kristallographie Geologie von F. Lotze. 3., verbesserte Auflage. 179 Selten, 80 Abbildungen. 1965. (13/13a) Mineral- und Erzlagerstättenkunde von H. Huttenlocher t. 2 Bände. 2., neubearbeitete Auflage von P. Ramäohr. I: 137 Seiten, 40 Abbildungen, 2 Tabellen. 1965. (1014/1014a) I I : 135 Selten, 41 Abbildungen. 1965. (1015/1015a) 18
NATURWISSENSCHAFTEN Allgemeine Mineralogie. 11., erweiterte Auflage der „Mineralogie" von R. Brauns t. neubearbeitet von K. F. Chudoba. 152 Seiten, 143 Textfiguren, 1 Tafel, 3 Tabellen. 1963. (29/29a) Spezielle Mineralogie. 11., erweiterte Auflage der „Mineralogie" von R. Brauns t, bearbeitet von K. F. Chudoba. 193 Seiten, 127 Textfiguren, 6 Tabellen. 1964. (31/31 a) Petrographle (Gesteinskunde) von W. Bruhns t. Neubearbeitet von P. Ramdohr 6., erweiterte Auflage. Etwa 141 Seiten, 21 Figuren. 1966. (173) Kristallchemie von J. Zemann. Etwa 160 Selten, 90 Abbildungen. 1966. (1220/1220a) Kristallographie von W. Bruhns f . 6. Auflage, neubearbeitet von P. Ramdohr. 115 Seiten, 164 Abbildungen. 1965. (210) Einfahrung In die Kristalloptik von E. Buchwald. 5., verbesserte Auflage. 128 Seiten, 117 Figuren. 1963. (619/619a) Lötrohrprobierkunde. Mineraldiagnose mit Lötrohr und Tüpfelreaktion von M. Hmglein. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. 108 Seiten, 12 Figuren. 1962. (483)
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Technik Graphische Darstellung In Wissenschaft und Technik von M. Pirani. 3., erweiterte Auflage bearbeitet von J. Fischer unter Benutzung der von I. Runge besorgten 2. Auflage. 216 Seiten, 104 Abbildungen. 1957. (728/728 a) Technische Tabellen und Formeln von W. Müller. 5., verbesserte und erweiterte Auflage von E.Schulze. 165 Seiten, 114 Abbildungen, 99 Tafeln. 1962. (579) Einfahrung In die Arbeitswissenschaft von H. H. Hilf. 164 Seiten, 57 Abbildungen. 1964. (1212/1212a) Grundlagen der Straßenverkehrstechnik. Theorie der Leistungsfähigkeit von E. Engel. 101 Seiten, 55 Abbildungen. 1962. (1198)
Elektrotechnik Grundlagen der allgemeinen Elektrotechnik von 0. Mohr. 3. Auflage. 260 Seiten, 136 Bilder, 14 Tafeln. 1965. (196/196a) Die Glelchstrommaschlne von K. Humburg. 2 Bände. 2., durchgesehene Auflage. I: 102 Seiten, 59 Abbildungen. 1956. (257) II: 101 Seiten, 38 Abbildungen. 1956. (881) Die Synchronmaschine von W. Putz. 92 Seiten, 64 Bilder. 1962. (1146) Induktionsmaschinen von F. Unger. 2., erweiterte Auflage. 142 Seiten, 49 Abbildungen. 1954. (1140) Die komplexe Berechnung von Wechselstromschaltungen von H. H. Meinke. 3., neubearb. Aufl. 185 S., 126 Abb. 1965. (1156/1156a) Theoretische Grundlagen zur Berechnung der Schaltgeräte von F. Kesselring. 4. Auflage. In Vorbereitung. (711) Einführung In die Technik selbsttätiger Regelungen von W. zur Megede. 3., durchgesehene Aufl. 180 S., 86 Abb. 1966. In Vorb. (714/714a) Elektromotorische Antriebe (Grundlagen für die Berechnung) von A. Schwaiger. 4., neubearbeitete Auflage. In Vorbereitung. (827) Überspannungen und Überspannungsschutz von Q. Frühauf. Durchgesehener Neudruck. 122 Seiten, 98 Abbildungen. 1950. (1132) Elektrische Höchstspannungs-Schaltanlagen. Für Freiluft und Innenanordnung von G. Meiners und /